Ïðèõîäèò íî÷íàÿ ìãëà,  ß âèæó òåáÿ âî ñíå.  Îáíÿòü ÿ õî÷ó òåáÿ  Ïîêðåï÷å ïðèæàòü ê ñåáå.  Îêóòàëà âñ¸ âîêðóã - çèìà  È êðóæèòñÿ ñíåã.  Ìîðîç - êàê õóäîæíèê,   íî÷ü, ðèñóåò óçîð íà ñòåêëå...  Åäâà îòñòóïàåò òüìà  Â ðàññâåòå õîëîäíîãî äíÿ, Èñ÷åçíåò òâîé ñèëóýò,  Íî, ãðååò ëþáîâü òâîÿ...

Atropos

Atropos Federico Betti Was verbindet eine Serie von Morden in Bologna und seiner Provinz? Sind es Serienm?rder oder etwas anderes? Das herauszufinden, wird die Aufgabe von Polizeikommissar Stefano Zamagni und seinen M?nnern sein. Eine Frau wird tot aufgefunden und man h?lt es f?r Mord. Die Ermittlungen beginnen, aber die Polizei scheint in einer Sackgasse zu sein. Kurz darauf ereilt andere Menschen das gleiche Schicksal, und so werden gemeinsame Details entdeckt. Die Ermittler denken sofort an einen Serienm?rder, bis selbst der vermutliche T?ter erschossen aufgefunden wird. Kommissar Zamagni und der Polizist Finocchi tappen im Dunkeln, bis sie ein Gest?ndnis erhalten, das den Fall in ein neues Licht r?ckt. Ein Thriller voller Wendungen, der den Leser bis zu einem unerwarteten Ende in Atem halten wird. Atropos-Der Chrysanthemen-Fall. titel: Atropos-Der Chrysanthemen-Fall autor: Federico Betti ?bersetzer: Cornelia Mercuri F?r alle, die es gar nicht erwarten k?nnen, diese Geschichten zu lesen Der Mann stieg an der Piazza Bracci in San Lazzaro di Savena aus dem Bus der Linie 19, ging bis zum Zeitungskiosk, kaufte eine Ausgabe des Il Resto Del Carlino und begann, in den Seiten zu bl?ttern. Er setzte sich auf eine der B?nke an den Seiten des Platzes, um die Zeitung zu lesen, fand aber keine wichtigen Neuigkeiten: die ersten Seiten waren mit Nachrichten gef?llt, w?hrend die mittleren Seiten der Wirtschaft vorbehalten waren, gefolgt von den Seiten mit den Lokalnachrichten aus der Umgebung Bolognas, der Stadt selbst und der gesamten Provinz. Er warf auch einen Blick auf die Werbeanzeigen, ohne jedoch irgendetwas Interessantes zu finden. Er faltete die Zeitung zusammen, schob sie sich unter den Arm und ging auf der Via Emilia Richtung Imola entlang. Am Eingang der Bank angekommen, ein paar hundert Meter hinter der Kreuzung mit der Via Jussi, dr?ckte er die erste schwere T?r mit dem Metallrahmen auf, dann die zweite, und trat ein. Zu dieser Morgenstunde waren nur sehr wenige Kunden anwesend, und nur ein paar Minuten, nachdem er eingetreten war, wurde er an dem ersten freien der drei ge?ffneten Kassenschalter bedient. „Guten Tag“, begr??te ihn die Angestellte, „was kann ich f?r Sie tun?“ „Ich w?rde gerne mit dem Direktor sprechen, wenn er gerade frei ist.“ „Ganz wie Sie w?nschen. Stimmt etwas nicht?“, fragte die Frau, die ein fruchtiges, schweres Parf?m verstr?mte, so dass einem schon fast ?bel werden konnte. „Nein, machen Sie sich keine Sorgen. Ich war nur am ?berlegen, wie ich mein Geld besser investieren k?nnte und wollte gerne mit ihm oder ihr, falls es eine Frau ist, dar?ber reden, bevor ich eine Entscheidung treffe.“ „Daf?r stehen unsere Finanzberater zur Verf?gung. Ich glaube, Sie k?nnen genauso gut mit einem von ihnen reden: sie sind alle sehr kompetent. Es sei denn, Sie w?nschen ausdr?cklich ein Gespr?ch mit dem Direktor oder haben besondere Gr?nde, um direkt mit ihm zu sprechen“, erkl?rte die Frau. „Ich w?nsche ausdr?cklich, mit dem Direktor zu sprechen.“ I An diesem Tag kehrte Davide Pagliarini gerade aus dem Fitnessstudio zur?ck, wo er jeden Nachmittag der Woche, au?er am Wochenende, eine oder zwei Stunden verbrachte. Er lebte allein in einer Eigentumswohnung in der Via Venezia in San Lazzaro di Savena. Er hatte diese Entscheidung getroffen, nachdem er ein Jahr mit seiner Partnerin verlobt und ein weiteres Jahr mit ihr zusammengelebt hatte. Sie hatten sich darauf geeinigt, dass sie doch nicht f?r immer zusammenleben konnten, weil sie, entgegen ihrer urspr?nglichen Vorstellung, wahrscheinlich nicht wirklich f?reinander bestimmt waren. Ihre Lebensrhythmen und Standpunkte waren, wenn es um den Tagesablauf und den Umgang mit Geld ging, einfach zu unterschiedlich. Am Ende hatten sie sich voneinander getrennt und jeder w?rde seinen eigenen Weg gehen. An der Haust?r des Geb?udes angekommen, stieg er die Treppe hinauf und betrat das Haus. Seine Wohnung befand sich im ersten Stock eines eher niedrigen Geb?udes und lag mitten in einem privaten Garten mit verschiedenen Pflanzen und B?umen sowie einer Hecke, die das Grundst?ck umgab. Dieser Garten bot mindestens drei Vorteile: den Schatten der B?ume und somit Schutz vor der sommerlichen Hitze, er verlieh dem Haus einen Hauch von Vornehmheit und au?erdem wurden in einer Eigentumswohnanlage mit Innengarten nicht so oft Werbeflyer verteilt. Er stellte die Sporttasche, die er f?r das Fitnessstudio benutzte und die in der Regel Kleidung zum Wechseln und seine Duschutensilien enthielt, auf den Boden, ?ffnete sie, um sie f?r den n?chsten Tag vorzubereiten, und entschloss sich dann, ein wenig zu lesen. Er liebte Abenteuerromane von Autoren wie Clive Cussler, auch wenn er bis vor einigen Monaten noch Thriller und generell spannungsgeladene Geschichten gelesen hatte. Aber nach dem Autounfall, in den er verwickelt gewesen war, hatte er sich entschlossen, bis auf unbestimmte Zeit auf sie zu verzichten. Es war unbestreitbar seine Schuld gewesen und er konnte es sich einfach nicht verzeihen: dieses Ereignis hatte zweifellos seine Spuren in seiner Psyche hinterlassen. Er versuchte in jeder Hinsicht, nicht mehr daran zu denken, und oft gelang es ihm auch, aber wenn er es am wenigsten erwartete, kam die Erinnerung zur?ck und hielt ihn gefangen. H?tte er nur nicht diese Tablette genommen... Aber er wurde von allem Neuen magisch angezogen. „Du wirst sehen, wie toll du dich dann f?hlst.“ hatten sie ihm gesagt. „Du wirst im siebten Himmel sein. Versuche es mal: Du kannst sie auch mit einem Rabatt bekommen.” Und so hatte er es ausprobiert, wobei er sich jedoch gesagt hatte, dass er es nie wieder tun w?rde. Es war reine Neugier gewesen, um zu sehen, wie es sich mit diesem Zeug anf?hlen w?rde. Nachdem er die Disco verlassen hatte, die er gelegentlich aufsuchte, um Abwechslung in seine Samstagabende zu bringen, und in der Hoffnung, vielleicht neue Freunde zu treffen oder sogar die Frau seines Lebens, obwohl er wusste, dass es Zeit brauchen w?rde, eine solche Beziehung aufzubauen, ging er zu seinem Auto und machte sich auf den Heimweg. Nach der Einnahme dieser Brausetablette (nimm doch einen Schluck, wurde ihm zugeredet) war mindestens eine Stunde vergangen, als Davide auf den Alleen der Umgehungsstra?e von Bologna Richtung Heimat unterwegs war und begann, richtig aufzudrehen und geradezu euphorisch wurde. Er trat das Gaspedal durch, weil er dieser Euphorie irgendwie Luft machen musste, wobei er auch das gew?nschte Ergebnis erreichte. Allerdings hatte er die M?glichkeit irgendwelcher unvorhergesehener Ereignisse aufgrund der zu hohen Geschwindigkeit nicht mit einkalkuliert. Als er den kleinen Jungen bemerkte, der auf dem Fu?g?nger?berweg die Stra?e ?berquerte, war es schon zu sp?t. Er erwischte ihn an der linken Seite, warf ihn zu Boden und riss ihn einige hundert Meter mit sich. Er hatte ?berhaupt nicht auf die Eltern geachtet und hatte, den K?rper noch voller Adrenalin, ohne stehenzubleiben die Flucht ergriffen. Jedes Mal, wenn er sich daran erinnerte, schloss Davide Pagliarini die Augen, in der Hoffnung, diese furchtbaren Erinnerungen auszuschlie?en und oftmals, aber nicht immer, schaffte er es auch. Als er merkte, dass es bereits Zeit zum Abendbrot war, schloss er den Roman, den er gerade las, legte ihn auf den Wohnzimmertisch und bereitete sich einen Teller Nudeln zu. Der Abend verlief ruhig und vor Mitternacht lag er bereits in tiefem Schlaf. II Als er fr?h am Morgen aufwachte, um vor dem Weg zur Arbeit in aller Ruhe fr?hst?cken zu k?nnen, wusste Stefano Zamagni noch nicht, dass ihn ein ?u?erst grauenvoller Tag erwartete. Zuerst duschte er, dann bereitete er sich eine Tasse Kaffee zu, zu der er ein paar Scheiben Toast a?, und verlie? dann das Haus. Nach etwa einer halben Stunde Fahrt im dichten Verkehr der Via Emilia auf der Strecke, die San Lazzaro di Savena, wo er wohnte, mit Bologna verband, traf er um halb neun auf dem Polizeirevier ein. Er hasste Staus, besonders wenn sie von einer Masse von Menschen verursacht wurden, die es eilig hatten, zur Arbeit zu kommen. Wieso fahren sie nicht ein wenig fr?her los, fragte er sich manchmal, ohne jedoch jemals eine vern?nftige Antwort zu finden. Als er im B?ro ankam, erwarteten ihn verschiedene Nachrichten, die auf diverse Zettel gekritzelt waren und seinen Schreibtisch f?llten, von denen er einige am Vorabend zur Erinnerung selbst geschrieben hatte. Er ?berflog sie schnell und warf sie dann in den Papierkorb. „Wie geht‘s Ispettore?“, fragte ihn ein Polizeibeamter im Vor?bergehen. „Gut, danke“, antwortete er h?flich. „Und selbst? Alles in Ordnung? „ „Ja, danke.“ „Perfekt. Dann w?nsche ich Ihnen einen guten Tag und hoffen wir mal, dass es bis heute Abend weiterhin so ruhig bleibt.“ „Ja, hoffentlich“, nickte der Polizist und ging fort. Ein paar Minuten sp?ter tauchte der Polizeihauptkommissar der Mordabteilung in Zamagnis B?ro auf und so wie es aussah, schien es kein H?flichkeitsbesuch zu sein. „Guten Tag Zamagni, ich brauche Sie.“ erkl?rte er ohne Umschweife. „Muss ich mich auf das Schlimmste gefasst machen?“, fragte der Ispettore. „Ich hoffe, es ist nichts Kompliziertes, aber es wird sicher etwas Unangenehmes sein. Wir haben einen Anruf von jemandem erhalten, der sagt, dass er bei seiner Tochter angekommen ist und sie leblos in ihrer Wohnung vorgefunden hat." „Ich h?tte den Tag lieber anders begonnen.“ meinte Zamagni, „Gibt es ein paar Informationen mehr?“ Ich meine, zu dem Anrufer.“ „Die Dame sagte, dass sie bei ihrer Tochter ankam und die die T?r nicht aufmachte, obwohl sie mehrmals geklingelt hatte. Also ist die Dame, die anscheinend die Schl?ssel zur Wohnung hat, nach Hause gegangen, um die Schl?ssel zu holen, und als sie die T?r ge?ffnet hatte, hat sie ihre Tochter auf dem Wohnzimmerboden liegend gefunden.“ „Ich verstehe.“ sagte Zamagni, und f?gte nach einer kurzen Pause hinzu: „Warum sollte es ein Mord sein? K?nnte sie nicht eines nat?rlichen Todes gestorben sein? Ein Unfall?“ „Keine Ahnung.“ antwortete der Hauptkommissar, „Ich denke, es ist das Beste, hinzufahren und zu versuchen, mehr dar?ber herauszufinden... Die Dame, die den Anruf get?tigt hat, wartet auf uns und ich sagte ihr, sie solle sich zur Verf?gung halten." „In Ordnung.“ stimmte Zamagni zu. „Dann gehe ich mal kontrollieren.“ Das M?dchen lag noch genauso da, wie sie die Mutter gefunden hatte, und zwar auf dem Fu?boden. „Ich versichere Ihnen, dass ich nichts angefasst habe.“ beteuerte die Dame, nachdem sie den Polizeiausweis gesehen hatte, so als wolle sie sich sofort f?r irgendetwas rechtfertigen, was sie gar nicht getan hatte. „Das haben Sie richtig gemacht.“ lobte Zamagni. „Darf ich Ihren Namen wissen?“ „Chiara. Chiara Balzani.“ stellte sie sich vor. „Und das ist meine Tochter.“ f?gte sie hinzu, wobei sie sich dem K?rper ihrer Tochter zuwandte, als ob sie noch leben w?rde. „Ich verstehe. K?nnten Sie mir bitte auch den Namen Ihrer Tochter nennen?“ „Oh...aber sicher. Entschuldigen Sie bitte. Ich stehe immer noch unter Schock wegen dem, was passiert ist. Sie hei?t... hie?... Lucia Mistroni.” „Vielen Dank.“ sagte Zamagni, dann f?gt er hinzu: „Darf ich wissen, weshalb Sie ohne zu z?gern die Polizei gerufen haben? Ich meine, es k?nnte sich ja auch um einen Infarkt oder eine andere nat?rliche Ursache gehandelt haben, oder?“ Er wandte sich an den Polizisten Marco Finocchi, der ihn begleitete: „Notiere alles.“ Der Polizist nickte. „Ihre Frage ist berechtigt, aber es scheint, dass meine Tochter seit einiger Zeit Drohanrufe erhalten hat. Deshalb dachte ich sofort an einen unnat?rlichen Tod und habe Sie gerufen.“ „Drohanrufe? Und wei? man, wer der Anrufer war?“ „Nein, obwohl ich immer den Verdacht hatte, oder vielmehr ?berzeugt war, wenn Ihnen das lieber ist, wie auch meine Tochter, dass es ein Ex-Freund von ihr war.“ erkl?rte die Frau. „Ihre Beziehung ist recht heftig auseinandergegangen, sie hatten einen gro?en Streit gehabt. In der letzten Zeit ihrer Beziehung haben sie sich oft gestritten." „Ich verstehe.“ nickte Zamagni. „Wir m?ssen alles ?ber Ihre Tochter wissen. Alter, Beruf, Hobbies, Adressen und Namen ihrer Freunde. Und dieser Ex-Freund? K?nnen Sie uns sagen, wie er hei?t? Alles, was Sie ?ber ihn wissen. Und... noch etwas: war Ihre Tochter zurzeit verheiratet? Verlobt? Alleinstehend? Wissen Sie, wir k?nnen keine Spur ausschlie?en." „Soweit ich wei?, war Lucia momentan Single.“ Der Ispettore legte eine kurze Pause ein, um sich ein wenig umzusehen. Die Wohnung, die sich im ersten Stock eines neu errichteten Geb?udes am Stadtrand von Bologna befand, war elegant, modern, mit einer eher minimalistischen Einrichtung und dazu passenden Accessoires. Es gab keine Vorh?nge an den Fenstern und tags?ber wurde jeder Raum perfekt vom Sonnenlicht erhellt. „Geh?rte die Wohnung Ihrer Tochter?“ fragte der Polizist Finocchi. „Ja, sicher.“ Es schien, als ob Frau Balzani diese Frage als ?berfl?ssig empfand. Die Wohnung war vollst?ndig von der Tochter bezahlt, hatte die Mutter erkl?rt. Sie hatte auch erkl?rt, dass Lucia Mistroni eine ziemlich wichtige Rolle in der Firma inne hatte, in der sie arbeitete, obwohl ihre Tochter ihr nie wirklich gesagt hatte, um was es sich dabei handelte. „Also? K?nnen Sie uns den Namen des Ex-Freundes Ihrer Tochter nennen?" fragte Zamagni. „Ja, entschuldigen Sie.“ sagte Frau Balzani, „Die Person, die Sie suchen, hei?t Paolo Carnevali. Wenn er nicht umgezogen ist, wohnt er in der Via Cracovia, neben dem Parco dei Cedri, Hausnummer... 10 glaube ich.“ „Perfekt. Also erst einmal vielen Dank. Denken Sie daran, dass jede Information, die Sie uns geben k?nnen, f?r die Ermittlung n?tzlich sein k?nnte. Und noch etwas: Die Spurensicherung wird jeden Zentimeter dieser Wohnung ?berpr?fen m?ssen, in der Hoffnung, dass dies dazu beitr?gt, den T?ter dieses Verbrechens zu finden, so dass es in den n?chsten Tagen absolut nicht m?glich sein wird, die Wohnung zu betreten. Wir werden sie gleich versiegeln.“ Die Frau nickte verst?ndnisvoll. „Ich werde mein M?glichstes tun, um den M?rder zu finden.“ Sie verabschiedeten sich und, wieder auf der Stra?e, kehrten Ispettore Zamagni und der Polizist Finocchi in die B?ror?ume der Einsatzzentrale zur?ck. III Viel war es nicht, aber vielleicht hatten sie jetzt eine Spur gefunden, der sie folgen konnten, w?hrend sie auf die Ergebnisse aus der Wohnung von Lucia Mistroni warteten. Gegen Mittag suchte Ispettore Zamagni in Begleitung von Marco Finocchi das Haus in der Via Cracovia Nr. 10 auf, um mit Paolo Carnevali zu sprechen. Sie l?uteten an der T?r, ohne eine Antwort zu erhalten, warteten ein paar Minuten und schafften es, zusammen mit einer alten Dame, die von einem Spaziergang mit ihrem Hund zur?ckkam, das Geb?ude zu betreten. „D?rfen wir eintreten?“ fragte Zamagni. „Hausierer sind hier unerw?nscht, tut mir leid. Wenn Sie Beide also zu dieser Sorte geh?ren, k?nnen Sie sich die M?he sparen und lieber woanders Ihr Gl?ck versuchen.“ „Wir suchen Herrn Carnevali. Kennen Sie ihn?“ „Und wer sind Sie?“ wollte die Frau wissen, die offensichtlich nicht viel von Fremden hielt. „Wir m?ssen mit ihm reden. Es ist nicht unsere Absicht, ihn zu bel?stigen oder ihm k?rperlich zu schaden“, erkl?rte der Ispettore und zeigte seinen Ausweis. „Oh, um Himmels willen...“ war die Reaktion der alten Dame, „Was hat der junge Mann denn angestellt? Er scheint mir eine anst?ndige Person zu sein.” „Keine Sorge“, beruhigte sie Finocchi, „wir wollen nur mit ihm reden.“ „Jedenfalls glaube ich, dass er um diese Zeit bei der Arbeit ist.“ erkl?rte die Frau. „Und wann k?nnen wir ihn antreffen? Wissen Sie, wann er zur?ckkommt?“ „Wenn er keine besonderen Verpflichtungen nach der Arbeit hat, begegne ich ihm normalerweise t?glich zwischen sechs und viertel nach sechs. Ich gehe f?r meinen Abendspaziergang mit Toby aus, und wenn ich zur?ckkomme, parkt er oder steigt die Treppe hoch.“ „K?nnen Sie uns sagen, was Herr Carnevali f?r ein Auto hat?“ Damit h?tte Sie keine Erfahrung, erkl?rte die Dame, denn sie sei absolut keine Autoexpertin. Die einzigen Verkehrsmittel, die sie gut kennen w?rde, seien die Busse, mit denen sie sonntagnachmittags in die Innenstadt fahren w?rde. „Trotzdem vielen Dank.“ sagte Zamagni, „Wir werden heute Abend nochmal vorbeischauen.“ Die beiden verabschiedeten sich von der Dame und Toby, der ihr erst folgen wollte, nachdem er wenigstens von einem der beiden M?nner gestreichelt worden war, und kehrten dann zu ihrem Auto zur?ck. Es h?tte keinen Sinn gehabt, so viele Stunden auf Paolo Carnevali zu warten, weshalb sie beschlossen, in die Einsatzzentrale zur?ck zu gehen und Zamagni die Zeit nutzen w?rde, um alle Neuigkeiten von der Spurensuche und dem mit der Autopsie beauftragten Pathologen in Erfahrung zu bringen. Seine Eltern hatten sich sehr f?r ihn gefreut, sie sahen, dass er gl?cklich war und bei Verwandten und Freunden der Familie waren sie sehr stolz auf ihn. Neben der Schule w?rde er auch etwas N?tzliches tun und sich ein wenig dazu verdienen. Es mag zwar nicht viel sein, aber f?r einen Jungen, der studiert, war es immerhin besser als nichts. So sprachen sie von der Arbeit, die ihr Sohn gefunden hatte. Anscheinend ist er nicht der einzige, und so hat er auch andere Gleichaltrige getroffen, mit denen er manchmal spazieren geht. Sie treffen sich am Samstagnachmittag im Park Giardini Margherita oder auf der Piazza Maggiore, haben Spa?, und manchmal gehen sie sogar zusammen zum Abendessen. Mit dem bisschen, das er verdient, kann er es sich sogar leisten, ohne dass wir ihm Geld geben m?ssen. Es war eine einfache Arbeit, bei der er Werbung austragen musste Und wer h?tte nicht gewusst, wie man so etwas macht? Es gen?gte, Flugbl?tter zu verteilen. In Eigentumswohnungen, auf ?ffentlichen Pl?tzen oder auch nur auf der Stra?e, und das war's. Es war sonst nichts weiter erforderlich, also keinerlei Verpflichtungen. Ein Kinderspiel. Und das tat er nun jeden Nachmittag, h?chstens ein oder zwei Stunden pro Tag und nur an Wochentagen, wenn er aus der Schule kam und seine Hausaufgaben gemacht hatte. Am Wochenende w?rde er sich ausruhen, sich am?sieren und einen kleinen Teil des verdienten Geldes ausgeben. Flei?ig wie er war, hatte er mit seinen Eltern vereinbart, dass sie die H?lfte behalten sollten; nun, da er die M?glichkeit hatte, wollte er zum Haushaltsgeld beitragen und so viel geben, wie er konnte. So setzte er seine Arbeit mit der f?r sein Alter typischen Leichtigkeit fort, ohne sich zu fragen, wof?r er ?berhaupt warb. IV Am Abend desselben Tages, um 18.30 Uhr, kehrten Ispettore Zamagni und Finocchi in die Via Cracovia zur?ck, um mit Paolo Carnevali zu sprechen. Sie dr?ckten die Klingel und standen wenige Minuten sp?ter in seiner Wohnung. „Mir wurde gerade gesagt, dass Sie kommen w?rden.“ erkl?rte der Mann. „Ich habe Sie erwartet. Kommen Sie doch bitte ins Wohnzimmer.“ Sie setzten sich an einen mittelgro?en rechteckigen Tisch, und, nachdem sie sich vorgestellt hatten, begann Zamagni zu sprechen. „Sie m?ssen uns f?r die sp?te Stunde entschuldigen. Ich wei? nicht, ob Sie normalerweise fr?h zu Abend essen, aber wir haben vor, Ihnen ein wenig Zeit zu rauben." „Ach, machen Sie sich keine Sorgen.“ entgegnete Carnevali. „Vielmehr w?rde ich gerne den Grund f?r Ihren Besuch erfahren.“ „Wir m?chten ?ber Lucia Mistroni reden.“ „Was hat sie angestellt? Ist ihr etwas passiert?“ Anscheinend wusste er nicht, was mit seiner Ex-Freundin passiert war, oder wenn doch, dann wusste er es gut zu verbergen. „Ihre Mutter hat sie heute Morgen tot in ihrer Wohnung gefunden." Paolo Carnevali schloss f?r einen Moment die Augen, ?ffnete sie dann wieder und sagte: „Das tut mir sehr leid. Wie ist es passiert? Haben Sie schon etwas entdeckt? Ich sch?tze, wenn Sie hier sind, haben Sie noch nicht herausfinden k?nnen, wer der Schuldige ist." „Wir arbeiten daran.“ erkl?rte Zamagni, „Bis jetzt wissen wir nur, dass ihre Mutter zu ihr nach Hause gegangen ist und, als sie keine Antwort bekam, zur?ckging, um ihren Zweitschl?ssel zu holen. Als sie die Wohnungst?r ?ffnete, lag Lucia Mistroni auf dem Boden.“ ?ber die Drohanrufe wollte er zumindest vorerst nichts sagen. „Ich hoffe, dass Sie den Schuldigen bald finden werden. Weshalb wollten Sie mich sprechen? Ich habe Lucia nicht mehr gesehen, seit wir uns vor ein paar Monaten getrennt haben.“ „Wir m?ssen jeder Spur folgen, und die des Ex-Freundes ist eine.“ „Wie ich schon sagte, ich wei? nichts dar?ber. Ich habe Lucia seit ein paar Monaten nicht mehr gesehen.“ „Wir wissen, dass Sie in letzter Zeit viel miteinander gestritten haben.“ stellte der Kommissar fest. „Hat Ihnen das die Mutter gesagt?“ „Ja.“ „Ich verstehe. Gut, in der letzten Zeit unserer Verlobung haben wir viel gestritten, aber das bedeutet noch lange nicht, dass ich der Schuldige bin." „Das wollten wir auch nicht sagen. Wie ich schon sagte, m?ssen wir allen Spuren nachgehen, die uns zu dem Schuldigen in dieser Sache f?hren k?nnen. Warum stritten Sie?“ Es gab eine kurze Pause, in der Paolo Carnevali ?berlegte, bevor er antwortete: „Man k?nnte sagen, dass jeder Vorwand gut genug war, um eine lebhafte Diskussion zwischen uns zu beginnen. Aus irgendeinem Grund hatte die Beziehung in den letzten Monaten diese Wendung genommen. Wir haben selbst ?ber die banalsten Dinge gestritten.“ Finocchi machte sich Notizen und schrieb jede Kleinigkeit auf. „Verstehe.“ sagte der Kommissar. „Frau Mistroni scheint seit einiger Zeit Drohanrufe erhalten zu haben. Haben Sie eine Ahnung, wer das getan haben k?nnte? Gibt es, soweit Sie wissen, jemanden, der so weit gehen kann? Jemand, der Lucia kannte und mit dem etwas besonders Unangenehmes passiert war.“ „Da kann ich Ihnen nicht helfen. Tut mir leid.“ So wie es aussah, w?rden sie nichts aus Herrn Carnevali herausbekommen, zumindest noch nicht. „Gut. Falls Ihnen noch irgendetwas zu Fr?ulein Mistroni einfallen sollten, rufen Sie uns bitte an und fragen Sie nach mir.“ Der Mann nickte. „Ah, noch eine letzte Sache." sagte Ispettore Zamagni, kurz vor der Treppe. „Halten Sie sich zur Verf?gung.“ V „Kann ich mit Karte bezahlen?“ fragte die Frau. „Aber nat?rlich.“ antwortete die Angestellte des Fitnessstudios. „Perfekt. Welches Formular muss ich ausf?llen, um mich anzumelden?" „Das hier. F?llen Sie es bitte vollst?ndig aus und fragen Sie, wenn Sie Zweifel haben.“ empfahl die Blondine hinter dem Tresen. „Schreiben Sie in Blockschrift.“ Die andere Frau nickte und griff nach dem Stift, der mit einer Schnur festgebunden war. „Mariolina Spaggesi? Ist das richtig?“ fragte die Angestellte. „Ja.“ „Und Sie wohnen in der via San Vitale Nummer 12, ja?” „Genau.“ „Gut. Ich w?rde sagen, es ist alles perfekt lesbar.“ Dann gab sie ihr ein Blatt Papier, auf dem die Regeln des Fitnessstudios aufgef?hrt waren. Mariolina Spaggesi faltete es zusammen, steckte es in ihre Tasche und verabschiedete sich von der anderen Frau, um nach Hause zu gehen. Sie konnte es kaum erwarten, anzufangen: sie hatte sich schon lange vorgenommen, ein Fitnessstudio zu besuchen, ohne sich nach bestimmten Uhrzeiten richten zu m?ssen, und an diesem Tag hatte sie sich endlich dazu entschieden, sich einzutragen. Da das Fitnessstudio auf dem Weg zwischen ihrer Wohnung und ihrem Arbeitsplatz lag und sie oft lieber zu Fu? ging, als die ?ffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen, lief sie fast t?glich daran vorbei. Sie meinte, dass man sich in den ?ffentlichen Verkehrsmitteln alle m?glichen Grippeviren einfangen konnte und schlie?lich war das Laufen, wie man ihr immer gesagt hatte, gut f?r ihre Gesundheit. An diesem Abend kam sie nach Hause, holte die Post ab und nahm ein schnelles Abendessen in Form einer Pizza zu sich, die sie sich nach Hause bringen lie?, um dann um 21.00 Uhr zu Bett zu gehen: todm?de von dem schweren Arbeitstag, schlief sie in k?rzester Zeit ein. Am n?chsten Morgen kontrollierte sie beim Fr?hst?ck die Post, die sie am Abend zuvor nur auf den kleinen Tisch im Wohnzimmer gelegt hatte. Einige Werbebrosch?ren, eine Postkarte von einer Freundin, die in Nordeuropa Urlaub machte, und ein wei?er frankierter Umschlag mit der Aufschrift F?R MARIOLINA SPAGGESI und der Adresse in Gro?buchstaben. Sie wusste nicht, wer der Absender war, weil der offensichtlich nicht erkannt werden wollte oder weil er sich irgendwie im Inneren des Umschlags zu erkennen geben w?rde, oder aus einem anderen Grund, den Mariolina nicht kannte. Sie stellte die Tasse Milchkaffee auf den kleinen Tisch und ?ffnete neugierig den Umschlag. Der war sehr leicht und schien auf den ersten Blick leer zu sein. Aber sie fand doch etwas darin, und zwar eine Visitenkarte. Darauf stand: MASSIMO TROVAIOLI Marketingleiter Tecno Italia S.r.l. Am unteren Ende der Visitenkarte befanden sich ein Firmentelefon, ein Mobiltelefon, vermutlich auch ein Firmentelefon, und eine pers?nliche E-Mail-Adresse. Mariolinas H?nde fingen an zu zittern, der Umschlag fiel auf den Boden, und die Visitenkarte schwebte einen Moment in der Luft, bevor sie sanft auf den Boden flatterte. Sie las das Ganze ein zweites Mal und musste sich danach erst einmal hinsetzen, um sich ?ber ihre Gef?hle klar zu werden. VI Die Untersuchungsergebnisse der Gerichtspolizei aus der Wohnung von Lucia Mistroni und die Autopsie ihrer Leiche kamen ziemlich schnell und fast zur gleichen Zeit. In der Wohnung des M?dchens war anscheinend nichts Interessantes gefunden worden, zumindest auf den ersten Blick. Wir lassen die Siegel aber noch bis zum Ende dieser Geschichte dran, hatte Zamagni jedoch angeordnet, weil er wusste, dass die Ermittlungen durch die Verschmutzung eines Tatorts sehr gut in die Irre gef?hrt werden und die L?sung des Falls hinausz?gern konnten. Au?erdem konnte es auch m?glich sein, dass sie f?r weitere Kontrollen nochmals in die Wohnung zur?ckgehen mussten. Die Wohnung wirkte v?llig aufger?umt und alles schien an seinem Platz zu sein. Das konnte bedeuten, dass der T?ter nichts Konkretes gesucht hatte, als er in Lucias Haus war. Au?erdem war das Schloss an der Haust?r in Ordnung und zeigte keine Anzeichen f?r ein gewaltsames Eindringen. Demzufolge hatte Lucia Mistroni ihren M?rder h?chstwahrscheinlich gekannt. Die Autopsie hatte keine deutlichen Anzeichen eines Kampfes ergeben. Die Frau hatte sich den Kopf angeschlagen, vielleicht t?dlich, und war infolgedessen wahrscheinlich zu Boden gefallen. „Das, was wir bis jetzt haben, f?hrt zu nichts.“ sagte Ispettore Zamagni im Gespr?ch mit Hauptkommissar Luzzi in seinem B?ro. „Ich schlage vor, dass wir ihre Verwandten, Freunde und Bekannten genauer unter die Lupe nehmen.“ meinte der Hauptkommissar. „Zumindest werden wir etwas mehr ?ber das M?dchen in Erfahrung bringen.“ „Ja, das denke ich auch.“ „Lassen Sie sich von Finocchi helfen. Teilen Sie sich die Aufgaben, dann sind Sie eher damit durch. Schauen Sie zusammen noch einmal bei der Mutter vorbei und sprechen Sie dann je nachdem, was Sie in Erfahrung gebracht haben, mit den Leuten, die ihre Tochter gekannt haben.“ Nach dem Gespr?ch gingen Zamagni und Finocchi hinaus, um noch einmal mit Lucia Mistronis Mutter zu sprechen. Der Stra?enverkehr an diesem Morgen war einfach unertr?glich, aber sie schafften es dennoch, in einer noch angemessenen Zeit ihr Ziel zu erreichen. Die Dame hatte ihnen, kurz bevor sie am Vortag die Wohnung ihrer Tochter verlie?, noch ihre Adresse gegeben. Als die Frau die beiden Polizisten sah, kam sie gerade vom Gem?seh?ndler zur?ck. Sie bat sie hinein und bot ihnen etwas zu Trinken an. „Sehr freundlich.“ bedankte sich der Ispettore, „Ich nehme gerne ein Glas Wasser.“ „Auch f?r mich bitte, vielen Dank.“ sagte Marco Finocchi. Die Frau goss das Wasser in zwei ziemlich gro?e Gl?ser und reichte sie ihren G?sten. „Wir brauchen nochmals Ihre Hilfe.“ erkl?rte der Kommissar, nachdem er einen Schluck Wasser genommen hatte. „Bitte sehr.“ „K?nnen Sie uns eine Liste aller Personen geben, die Ihre Tochter kannte? Ich meine Verwandte, Freunde und Bekannte. Was das Arbeitsumfeld betrifft, brauchen Sie uns einfach nur den Namen des Unternehmens nennen.“ Die Frau nahm sich ein St?ck Papier und begann zu schreiben. Als sie fertig war wurde den beiden Polizisten klar, dass sie sich ziemlich beeilen m?ssten, wenn sie so schnell wie m?glich mit allen sprechen wollten. Zamagni nahm das Blatt, faltete es und steckte es in seine Tasche. „Ist Ihnen seit unserer letzten Begegnung irgendetwas eingefallen, was uns Ihrer Meinung nach bei unseren Ermittlungen weiterhelfen k?nnte?“ fragte er dann. „Noch nicht, aber ich habe es nicht vergessen. Sobald ich etwas f?r Sie habe, werde ich Sie umgehend benachrichtigen.“ „Vielen Dank.“ sagte Marco Finocchi. „Ich glaube, wir gehen jetzt besser. Es gibt noch viel f?r uns zu tun.“ Diesmal war es Ispettore Zamagni, der das Wort ergriffen hatte. Die beiden Polizisten erhoben sich fast gleichzeitig, verabschiedeten sich von der Frau und gingen hinaus. Sie bemerkten, dass das Blatt, das die Frau ihnen gegeben hatte, sehr detailliert war: f?r jeden Namen auf der Liste wurde angegeben, ob es sich um einen Bekannten oder einen Verwandten handelte sowie der Verwandtschaftsgrad und, wenn sie es wusste, auch die Adresse. Zamagni beschloss, dass sie mit den Namen beginnen w?rden, von denen sie die vollst?ndigen Angaben hatten, und es den Beamten im B?ro ?berlassen w?rden, die Liste mit den fehlenden Daten zu vervollst?ndigen. Der Ispettore w?rde sich die Verwandten vornehmen und Finocchi w?rde sich um die Freunde k?mmern. Doch bevor sie mit der m?hsamen Suche nach Informationen anfingen, gingen sie noch einmal an der Polizeistation vorbei und Zamagni nutzte die Gelegenheit, um die von der Frau angefertigten Liste zu fotokopieren: eine Kopie behielt Finocchi, die andere wurde dem Beamten ?bergeben, der mit der Suche nach den fehlenden Daten beauftragt war. Anschlie?en steckte Zamagni das Original wieder in seine Tasche. VII Der Bus war zu dieser Zeit am Morgen ziemlich voll: viele Sch?ler gingen zur Schule und hatten die meisten Pl?tze besetzt. Dem Mann machte es allerdings nichts aus, dass er stehen musste, denn er wusste, dass er nur eine recht kurze Strecke vor sich hatte. Als er die seinem Ziel n?chstgelegene Haltestelle erreichte, stieg er aus und ging den B?rgersteig entlang. Er ?berquerte die Umgehungsstra?e und lief dann auf der Strada Maggiore in Richtung Stadtzentrum. Nach etwa f?nfhundert Metern bog er rechts ab, um in die Via San Vitale zu gelangen, und betrat einen unter den Arkaden befindlichen Blumenladen. „Guten Tag.“ gr??te er. „Ich w?rde gerne ein paar Blumen kaufen. Sie bringen sie auch nach Hause, nicht wahr?“ „Aber sicher.“ entgegnete das M?dchen. „Gut.“ An welche Blumen hatten Sie denn gedacht?“ „Chrysanthemen.“ antwortete der Mann. „Ein gro?er Strau? Chrysanthemen.“ Dem M?dchen verschlug es einen Moment die Sprache und wahrscheinlich dachte sie sich ihren Teil, dann begann sie, den Strau? zusammenzustellen. „Ist es m?glich, den Besitzer zu sprechen?“ „Der ist gerade nicht da.“ „Wann kann ich ihn sprechen?“ „Er kommt normalerweise sp?tnachmittags in den Laden.“ „Jeden Tag?“ „Normalerweise ja, es sei denn, er hat eine besondere Verpflichtung, die ihn daran hindert.“ „Vielen Dank f?r die Auskunft und f?r die Blumen. Kann ich sie bis heute Abend hier lassen?“ „Nat?rlich.“ „Gut. Also dann, bis heute Abend.“ „Kennen Sie sich?“ fragte das M?dchen, wobei sie sich auf den Besitzer und den Mann bezog, der ihn suchte. „Wenn er sich meldet, kann ich ihm ja sagen, dass Sie hier gewesen sind und heute Abend wieder vorbeikommen werden.“ „Nein, bem?hen Sie sich nicht, es ist nicht so wichtig. Ich kann auch vorbeikommen, ohne dass sie ihm etwas sagen.“ Das M?dchen nickte, und erst als der Mann den Laden schon seit einigen Minuten verlassen hatte, dachte sie ?ber sein merkw?rdiges Verhalten nach. An diesem Abend, ohne dass das M?dchen den morgendlichen Besuch des Mannes irgendwie erw?hnt hatte, unterhielten sich dieser und der Besitzer des Blumenladens etwa eine Stunde lang in der Bar nebenan. Als die beiden sich verabschiedeten, ging der Blumenh?ndler zur?ck in den Laden, nahm den Chrysanthemenstrau? und stellte ihn in den kleinen Raum am Ende des Ladens. VIII Ispettore Zamagni und Finocchi teilten sich die Aufgaben: der eine kontaktierte die Freunde von Lucia Mistroni, w?hrend der andere mit den Verwandten sprechen w?rde. Das Wichtigste war im Moment, Informationen ?ber das M?dchen und die Menschen zu finden, mit denen sie den meisten Kontakt gehabt hatte. Alle Entwicklungen w?rden sich sp?ter als logische Konsequenz ergeben. Sie begannen am fr?hen Morgen und riefen alle Personen an, um die Termine mit ihnen zu vereinbaren: Dies w?rde nicht nur n?tzliche Informationen liefern, sondern auch dazu dienen, diese Leute kennen zu lernen und sich einen ersten Eindruck von ihnen zu verschaffen. Stefano Zamagni schaffte es, sich am selben Tag mit Dario Bagnara und Luna Paltrinieri zu treffen. Beide, so sagten sie ihm, waren langj?hrige Freunde des toten M?dchens, und beide waren sprachlos, als sie die Nachricht erhielten. Herr Bagnara war ein Immobilienmakler, der in einer Filiale in der Via Della Barca arbeitete. Er und der Kommissar trafen sich in seinem B?ro, in dem Zamagni trotz des Verkehrs p?nktlich eintraf. „Guten Tag, sind Sie Dario Bagnara?“ begann Zamagni. „Ja, der bin ich.“ „Sch?n, Sie kennenzulernen. Ich hei?e Zamagni... Stefano.” „Guten Tag. Was kann ich f?r Sie tun?“ fragte der Makler. „Das war ein harter Schlag f?r mich. Ich bin immer noch ersch?ttert. Wenn ich kann, helfe ich Ihnen gerne.“ „Danke.“ sagte Zamagni. „K?nnten Sie mir in der Zwischenzeit sagen, woher und wie lange Sie Lucia Mistroni kennen?“ „Schon lange.“ antwortete Bagnara. „ Wir waren Schulkameraden am Gymnasium.“ „Ich verstehe. Dann kann ich also davon ausgehen, dass Sie sich ziemlich gut kannten.“ „Ja, auf jeden Fall.“ „Und nach dem Gymnasium? Haben Sie sich weiterhin regelm??ig getroffen?“ „Ja, allerdings nicht st?ndig. Wir haben einige gemeinsame Abende verbracht, unter Freunden. Sie, ich und Luna, eine weitere Schulfreundin von uns vom Gymnasium. Damit, dass wir uns nicht besonders h?ufig getroffen haben, meinte ich, dass es, seitdem sie sich mit Paolo verlobt hatte, oft geschah, dass die beiden alleine ausgingen". „Wann haben Sie sich das letzte Mal getroffen?“ „Letzte Woche. Nur wir drei. Wenn wir uns trafen, war Paolo normalerweise nicht mit dabei.“ „Warum?“ fragte der Kommissar. „Das haben wir zusammen entschieden. Wir wollten einen Abend unter Freunden verbringen, ohne Partner oder Partnerinnen.“ „Auch Paolo... Meinen Sie Carnevali? Teilte er diesen Entschluss auch?” „Ja, ihn meinte ich. Zuerst war er nicht wirklich damit einverstanden, dass wir drei uns allein sehen wollten, vielleicht aus Eifersucht... ich kann es Ihnen nicht sagen. Aber dann, in letzter Zeit schien er keine Probleme mehr damit zu haben.“ „Ich verstehe. Vorhin haben Sie... Luna erw?hnt?“ „Ja, Luna Paltrinieri. Haben Sie auch mit ihr gesprochen?“ „Noch nicht, aber in einer Stunde habe ich einen Termin in der Bar, in der sie arbeitet.“ Dario Bagnara nickte. „Auch sie ist ein anst?ndiges M?dchen.“ In diesem Moment kam eine interessierte Kundin herein und fragte, ob sie mit jemandem von der Immobilienagentur sprechen k?nne. Sie sei auf der Suche nach einer Wohnung, die zum Verkauf stand. „Nur einen Moment, ich bin gleich bei Ihnen.“ antwortete Bagnara und wandte sich an Zamagni: „Wenn Sie m?chten, kann ich die Dame bitten, sp?ter wiederzukommen.“ „Nein, das brauchen Sie nicht. Gehen Sie nur ruhig wieder an Ihre Arbeit. Ich melde mich bald wieder.“ Der Immobilienmakler bedankte sich bei Zamagni und noch w?hrend der Ispettore die Agentur verlie? bat er die Kundin, Platz zu nehmen. Zur geplanten Zeit traf Stefano Zamagni in der Bar von Luna Patrinieri in der Via Andrea Costa ein, die sich in der N?he der Immobilienagentur befand, in dem Herr Bagnara arbeitete. „Guten Tag, sind Sie Luna?“ fragte Zamagni, als keine Kunden mehr da waren. „Ja, die bin ich.“ „Ispettore Zamagni.“ „Sch?n, Sie kennenzulernen. M?chten Sie einen Espresso?“ „Gerne, danke.“ Das M?dchen bereitete den Espresso zu und servierte ihn mit einer Auswahl von wei?em Zucker, Rohrohrzucker und einer kleinen T?te mit Honig. W?hrend er den schwarzen Espresso trank sagte Zamagni: „Ich m?chte mit Ihnen ?ber Lucia Mistroni sprechen.“ „Ich werde alles tun, was ich kann, um Ihnen zu helfen.“ „Danke. K?nnten Sie mir schon mal erz?hlen, wie Ihre Beziehung zu dem M?dchen aussah? Ich wei?, dass Sie auf dem Gymnasium Schulfreundinnen waren.“ „Ja, stimmt. Darf ich fragen, von wem Sie das erfahren haben?“ „Ich habe eben mit Herrn Bagnara gesprochen. Er hat mir erz?hlt hat, dass Sie alle drei zusammen in der Schule waren. Ich hoffe, das ist kein Problem.“ „Ich verstehe. Wie auch immer, nein, das ist in Ordnung.” Zamagni trank den letzten Schluck Espresso und nachdem das M?dchen die kleine Tasse, die Untertasse und den Teel?ffel in den Korb des Geschirrsp?lers gestellt hatte, erz?hlte sie dem Ispettore, dass sie alle drei wirklich Schulkameraden waren, sich gleich zu Beginn des ersten Schuljahres angefreundet hatten und dass diese Freundschaft auch noch nach dem Abitur bestanden h?tte. Mit ihren verschiedenen Berufen schafften sie es dennoch, sich mindestens einmal pro Woche, am Wochenende, zu sehen. „Apropos Arbeit, k?nnen Sie mir sagen, wo Frau Mistroni gearbeitet hat? Ihre Mutter konnte da keine genauen Angaben machen.“ Sie nannte ihm den Namen des Unternehmens und dass sie als Leiterin der Abteilung f?r Auslandsmarketing t?tig gewesen war, dann f?gte sie hinzu: „Sie m?ssen mich entschuldigen, aber es macht mich sehr traurig, jetzt ?ber sie zu sprechen." Und sie fing an, zu weinen. „Ich kann Sie gut verstehen und es tut mir nat?rlich leid, was passiert ist. Aber trotzdem m?ssen wir unsere Arbeit tun und den Schuldigen finden". „Ich wei?.“ stimmte das M?dchen zu und nickte. „Ich hoffe, dass Sie ihn bald finden.“ „Das verspreche ich.“ „Danke.“ „Keine Ursache“, sagte Zamagni. „K?nnen wir jederzeit auf Ihre Hilfe z?hlen?“ „Nat?rlich.“ „Sehr gut“, bedankte sich der Ispettore. „Ich denke, das ist genug f?r den Moment. Ich werde vorbeikommen, falls ich wieder mit Ihnen sprechen muss.“ „Ich bin ja hier.“ Zamagni verabschiedete sich mit einem L?cheln von dem M?dchen und verlie? die Bar in der Hoffnung, den Fall bald zu l?sen. Er musste noch zwei von Lucia Mistronis Freunden vernehmen, und in der Zwischenzeit hatte er eine weitere neue Information erfahren: Sie w?rden bald auch ihrem Arbeitgeber einem Besuch abstatten. Auf der Fahrt zu seinem B?ro fragte sich Stefano Zamagni, was Finocchi auf seiner Suche nach Informationen wohl herausbekommen h?tte. IX Finocchi hatte mit den Angeh?rigen von Lucia Mistroni gesprochen. Die Mutter hatte nur ihren Bruder Atos, einen Onkel und eine Cousine genannt. Es stellte sich heraus, dass alle bereits von Frau Balzani ?ber das Ungl?ck informiert worden waren, und als es dem Polizisten gelang, mit dem Bruder zu sprechen, fing dieser an zu weinen und sagte, dass er seit dem Moment, in dem er von dem Ungl?ck erfahren hatte, nicht mehr damit aufgeh?rt h?tte. Er lebte allein in der Via San Felice, in einer kleinen, aber zweckm??igen Wohnung. „Kann ich mit Ihnen ?ber Ihre Schwester Lucia sprechen?", fragte Marco Finocchi, nachdem er sich vorgestellt hatte. „Sicher, setzen Sie sich.“ Sie sa?en im Wohnzimmer, wobei das Morgenlicht durch die Fensterscheiben hindurch den Raum erhellte. „Wie lief es zwischen Ihnen beiden?", wollte der Polizist wissen. „Ich w?rde sagen, gro?artig, auch wenn wir uns in letzter Zeit nicht viel gesehen haben, weil ich h?ufig aus beruflichen Gr?nden unterwegs war". „Ich verstehe. Was machen Sie beruflich, wenn ich fragen darf?" „Ich installiere Automaten. Ich bin oft gesch?ftlich unterwegs und bleibe dann jedes Mal mindestens eine Woche von zu Hause weg". „Muss eine interessante Arbeit sein, zumindest was das Reisen betrifft und dass man immer neue Orte kennenlernt. „Das w?re es, wenn man etwas mehr Zeit h?tte, um sich ein wenig umzusehen, anstatt in einer Firma eingesperrt zu sein und dort von morgens bis abends einen Automaten zu montieren. Die einzige wirkliche Unterhaltung, die wir haben, ist am Abend, wenn wir zum Abendessen gehen und die lokale K?che probieren". „Sicherlich eine anspruchsvolle Arbeit." nickte Finocchi. „Wann haben Sie und Ihre Schwester sich das letzte Mal gesehen?“ „Vor etwa zwei Wochen." „Zu einem bestimmten Anlass?" „Nein. Ich war gerade von einer Reise zur?ckgekommen, und wir beschlossen, am Sonntag zusammen zu Abend zu essen. Eine Pizza, um uns ein paar Dinge zu erz?hlen". „Und wie kam sie Ihnen an diesem Tag vor? Ruhig, oder stimmte etwas nicht mit ihr? Hat sie sich ?ber etwas Sorgen gemacht?" „Sie erz?hlte mir von den Anrufen, die sie erhielt. Sie haben ihr Angst gemacht, nicht zuletzt, weil sie nicht wusste, von wem sie kamen". „Sie hatten keine Ahnung, wer es gewesen sein k?nnte?" „Nein." „Hat sie keine Anzeige bei der Polizei gemacht?" „Das kann ich Ihnen nicht sagen." „Ich verstehe." „Darf ich Sie fragen, warum Sie um diese Zeit zu Hause sind? Um diese Stunde ist man doch normalerweise auf der Arbeit". „Dies ist eine ziemlich ruhige Woche, keine Reisen, und wenn ich hier arbeite, arbeite ich in Schichten. Bis Freitag werde ich von zwei Uhr nachmittags bis zehn Uhr nachts arbeiten." „Gut. Ich bitte Sie, sich zur Verf?gung zu halten, falls wir Ihre Hilfe noch ben?tigen sollten." „Ich werde alles tun, um Ihnen zu helfen, den Schuldigen zu finden." „Ich danke Ihnen." Finocchi verabschiedete sich von Lucia Mistronis Bruder und trat wieder auf die Stra?e hinaus. Am Abend wollte er sich noch mit dem Onkel und dem Cousin des M?dchens treffen. Sie machten einen Termin im Polizeipr?sidium aus. Luigi Mistroni, die Tochter Laura und seine Frau Antonia Cipolla wurden in einen Warteraum gebracht, und sobald Finocchi von drau?en zur?ckkam, begannen sie zu reden. „Es tut mir leid, Sie um die Essenszeit gest?rt zu haben. Ich hoffe, dass es schnell geht." sagte der Polizist. „Kein Problem.“ versicherte Lucias Onkel. „Wir sprechen mit all den Menschen, die Ihrer Nichte am n?chsten standen." erkl?rte Marco Finocchi dem Ehepaar. „Wir beabsichtigen, so viele Informationen wie m?glich zu finden, die uns so helfen k?nnten, den Fall zu l?sen. „Wir stehen Ihnen mit dem Wenigen, das wir wissen, gerne zur Verf?gung, um Ihnen zu helfen.“ „Daf?r danken wir Ihnen." sagte Finocchi, machte dann eine Pause und fragte alle drei, ob sie etwas trinken wollten, Wasser oder einen Kaffee, aber sie lehnten ab und sagten, dass sie, nachdem sie hier bei der Polizei fertig sein w?rden, zum Abendessen gehen wollten. „In Ordnung. K?nnten Sie mir zun?chst sagen, wie Ihre Beziehung zu Lucia war?" Es war die Tante, die f?r alle antwortete: „Gut, auch wenn wir uns nicht jede Woche gesehen haben. Wissen Sie... wir alle haben unsere eigenen Verpflichtungen. Lucia war beruflich sehr eingespannt, so dass wir eher miteinander telefoniert oder uns am Wochenende gesehen haben.“ Ihr Ehemann und ihre Tochter nickten und best?tigten dem Polizisten somit, dass das von Frau Antonia Gesagte stimmte. Eine andere M?glichkeit war, falls einer der drei der Schuldige w?re, dass sie sich abgesprochen h?tten um sich gegenseitig zu sch?tzen. „Wie lange haben Sie Lucia nicht mehr gesehen?" „Ich... seit ein paar Wochen", sagte die Cousine Laura. „Wir waren an einem Samstagnachmittag in die Innenstadt von Bologna gefahren, nur um ein wenig Spa? zu haben und weil sie uns von den Anrufen erz?hlt hatte, die sie erhielt, sodass sie mit jemandem zusammen sein wollte, dem sie vertraute.“ „Sie hat Ihnen also auch von den Telefonaten erz?hlt." „Sie hat uns bei einem Familienessen vor etwa zwei oder drei Wochen davon erz?hlt", erkl?rte der Onkel. „Ich verstehe", nickte Finocchi. „Wissen Sie, ob es jemanden gab, der Ihnen bekannt ist, der eine Meinungsverschiedenheit mit Lucia gehabt haben k?nnte? Oder mit dem sie sich irgendwie gestritten hat?" „Dazu f?llt mir nichts ein.“ sagte Frau Cipolla, nachdem sie sich einige Augenblicke lang leise fl?sternd beraten hatten. „Vielen Dank. Das reicht f?rs Erste. Ich bitte Sie, sich zur Verf?gung zu halten. Dann lasse ich Sie jetzt zum Abendessen gehen.“ Sie verabschiedeten sich. Kurz nachdem die Verwandten von Lucia Mistroni das Polizeipr?sidium verlassen hatten, macht sich Finocchi fertig, um nach Hause zu gehen. X Am n?chsten Morgen bat Hauptkommissar Luzzi Zamagni und Finocchi in sein B?ro, um in dem Fall Lucia Mistroni auf den neuesten Stand gebracht zu werden. „Wir befragen Freunde und Verwandte", erkl?rte der Ispettore, „dann m?ssen wir auch noch mit dem Arbeitgeber des M?dchens sprechen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass der T?ter ein Kollege ist.“ „Die Verwandten, mit denen ich gesprochen habe", f?gte Finocchi hinzu, „haben immer wieder das Thema der Drohanrufe zur Sprache gebracht, die das M?dchen anscheinend erhalten hat. Anscheinend war sie ziemlich ver?ngstigt, zumindest nach dem, was ihre Cousine mir erz?hlt hat". „Nun, schauen wir weiter und geht gleich zu den Leuten, mit denen ihr noch nicht gesprochen habt", schloss Luzzi. Zamagni und Finocchi nickten und gingen dann hinaus, um mit dem Arbeitgeber und den beiden Freunden zu sprechen, die noch auf der Liste standen, die sie von Lucia Mistronis Mutter bekommen hatten. Der Ispettore begann mit Beatrice Santini, die ein Tabakgesch?ft in der Via San Felice betrieb. Als er ankam, war niemand im Gesch?ft. „St?re ich?" „Kann ich Ihnen helfen?" fragte die Tabakh?ndlerin. Zamagni zeigte ihr seinen Dienstausweis und f?gte dann hinzu, dass er mit ihr ?ber Lucia Mistroni sprechen wolle. „Es war ein schwer zu verdauender Schlag f?r mich. Ihre Mutter hatte es mir gesagt.“ berichtete Beatrice Santini, die ?ber den Besuch eines PolizeiIspettores nicht ?berrascht zu sein schien. „Ich verstehe. K?nnen Sie erkl?ren, wie genau Sie es erfahren haben?" „Ich habe zuf?llig davon geh?rt. Ich ging zum Haus ihrer Tochter, weil ich mich ein wenig mit ihr unterhalten wollte. Aber ich habe sie nicht angetroffen und w?hrend ich noch vor ihrer Haust?r ?berlegte, ob sie wirklich nicht zu Hause war oder ob sie sich nur Zeit lie?, sah ich ihre Mutter vorbeigehen. Sie fragte mich, warum ich dort sei, ob ich nach Lucia suche und ob ich noch nicht w?sste, was ihr passiert sei. Ich bin aus allen Wolken gefallen, denn ich wusste ja von nichts. Ich war wirklich best?rzt und als sie mir mitteilte, dass die Polizei in dieser Angelegenheit ermittelte, f?gte sie auch hinzu, dass sie Ihnen eine Liste mit Personen gegeben habe, die Lucia kannten, mit Verwandten und engen Freunden, so dass ich mir bereits gedacht hatte, dass Sie mich aufsuchen w?rden". „Ich verstehe. Wie war Ihr Verh?ltnis zu Lucia?" „Wir haben uns sehr gut verstanden. Lucia hat sich im Allgemeinen nie mit jemandem gestritten. Sie war ein Mensch mit einem wunderbaren Temperament". Zamagni nickte. „Wissen Sie zuf?llig, ob ihr in letzter Zeit etwas passiert ist, das ihr Privatleben beeinflusst haben k?nnte? „Nein. Nicht, dass ich w?sste." Ein Kunde kam herein, fragte nach einer Schachtel Zigaretten, und als er ging, verabschiedete sich Zamagni ebenfalls von dem M?dchen. „Ich denke, das reicht f?rs Erste. Ich bitte Sie, sich zur Verf?gung zu halten. Falls Ihnen noch irgendwelche Einzelheiten einfallen, die Ihnen wichtig erscheinen, lassen Sie es uns wissen. Als das M?dchen nickte, hinterlie? er ihr die Telefonnummer der Polizeistation. „Sie k?nnen direkt nach mir fragen. Ich bin Ispettore Zamagni". „In Ordnung." Der letzte Kontakt, den die Mutter von Lucia Mistroni notiert hatte, war der von Fulvio Costello, einem Mitarbeiter des Postamtes in der Via Emilia im Bezirk Mazzini. Als Ispettore Zamagni an seinem Ziel eintraf, waren nur wenige Leute anwesend, so dass er ohne Probleme fragen konnte, wer das B?ro leitete, und anschlie?end, ob er einen Moment mit seinem Mitarbeiter sprechen konnte. Der Leiter sprach einen Moment lang mit dem Mann, um die Situation zu erkl?ren, dann entfernte sich Fulvio Costello vom Schalter und ging nach hinten, um mit Zamagni zu sprechen. „Bitte entschuldigen Sie die St?rung. Ich bin Ispettore Zamagni... Ich w?rde gerne mit Ihnen ?ber Lucia Mistroni sprechen." „Oh Gott, was ist mit ihr geschehen?" fragte der Mann, der nichts von den Ereignissen der letzten Stunden mitbekommen hatte. „Sie ist gestorben. Es tut mir leid, es Ihnen sagen zu m?ssen. Wir meinen zudem, dass es kein nat?rlicher Tod gewesen ist.“ Der Postbeamte schwieg einen Moment lang, dann fragte er, ob sie sich schon ein Bild von dem T?ter gemacht h?tten. „Leider noch nicht, aber wir arbeiten hart daran, ihn so schnell wie m?glich zu finden". „Ich verstehe. Ich hoffe, dass Sie ihn bald finden werden." „Das hoffen wir auch." sagte Zamagni. „Jetzt m?chte ich Ihnen ein paar Fragen stellen, wenn es Ihnen nichts ausmacht. „Nur zu." „Vielen Dank. Zuerst m?chte ich wissen, wie Sie und Lucia sich kennen gelernt haben". „Das war ganz zuf?llig auf einer Reise nach Kanada." „Ich verstehe. Und Sie sind in Verbindung geblieben." Costello nickte. „Hatten Sie oft Kontakt miteinander?" fragte der Ispettore. „Nicht gerade jede Woche, aber wir haben oft miteinander gesprochen." „Wie lange ist es her, dass Sie sich kennengelernt haben?" „Zwei Jahre." „Und darf ich fragen, ob es jemals etwas anderes als eine Freundschaft zwischen Ihnen beiden gegeben hat? „Warum fragen Sie mich das?" „Wir brauchen Informationen, um einen Fall wie diesen zu l?sen, und wir suchen ?berall danach". „Ich verstehe. Nein". „Gut. Und k?nnen Sie sich jemanden vorstellen, der einen Grund gehabt haben k?nnte, sie zu t?ten? Oder einen Vorfall, der dazu gef?hrt haben k?nnte"? „Nein", antwortete der Mann, nachdem er eine Minute nachgedacht hatte. „Leider kann ich Ihnen da nicht weiter helfen. Wenn mir noch etwas einf?llt, lasse ich es Sie wissen." „Ich danke Ihnen." Der Leiter des Postamtes sp?hte durch die Hintert?r hinein. „Fulvio?" Der Mann drehte sich um und sagte: „Ich denke, ich sollte jetzt wieder auf meinen Platz zur?ckgehen". „In Ordnung", sagte Zamagni, der Verst?ndnis f?r die Lage hatte. „Ich bitte Sie nur darum, sich zur Verf?gung zu halten und uns umgehend anzurufen, wenn Ihnen noch etwas einfallen sollte. „Ja nat?rlich.“", sagte die Postangestellte. Der Ispettore nickte, verabschiedete sich dann und ging wieder hinaus. Nun blieb nur noch zu h?ren, was der Arbeitgeber von Frau Mistroni sagen w?rde, dann h?tten sie vielleicht genug Material, um einige Vermutungen und ?berlegungen anzustellen. XI Davide Pagliarini hatte M?he, den Unfall aus seinem Kopf zu bekommen. Er tr?umte nachts davon, wie von einem wiederkehrenden Alptraum, und er h?tte alles darum gegeben, den Vorfall ungeschehen zu machen. Idiot, wiederholte er immer wieder, ich bin ein Idiot, ich habe einen Jungen get?tet! Er wartete auf das Gerichtsurteil, in der Hoffnung, durch einen guten Anwalt zumindest seine Strafe mildern zu k?nnen. W?hrenddessen lebte er mit Gewissensbissen. Am sp?ten Vormittag klingelte es an der T?r. „Wer ist da?", fragte er durch die Gegensprechanlage. „Ein Einschreiben. Sie m?ssen unterschreiben". Der Brieftr?ger. Pagliarini ging zum Eingang des Geb?udes hinunter, unterschrieb, nahm den Umschlag und kehrte in seine Wohnung zur?ck. Der Absender war der Gerichtshof von Bologna. Thema: Vorladung vor Gericht. Er ?ffnete den Umschlag und stellte fest, dass er nach genau zwei Wochen um zehn Uhr erscheinen sollte und dass er, falls er nicht pers?nlich einen Verteidiger finden w?rde, einen Pflichtverteidiger bekommen w?rde. Er legte den Umschlag auf den Couchtisch im Wohnzimmer und w?hlte dann die Telefonnummer seines Anwalts. „Es ist endlich soweit." sagte Pagliarini, nachdem die Sekret?rin den Anruf in das B?ro des Anwalts durchgestellt hatte. „Bewahren Sie die Ruhe und Sie werden sehen, dass wir hier rauskommen." Der Anwalt kannte bereits die ganze Geschichte, die ihm Pagliarini selbst am Tag nach dem Unfall telefonisch mitgeteilt hatte. Sie werden mich verurteilen, hatte er gesagt, ich habe keinen Trumpf in der Hand, um mich da rauszuwinden. Der Anwalt hatte auch damals noch versucht, seinen Mandanten zu beruhigen, indem er ihm sagte, dass sie etwas finden w?rden, das ihm zumindest zu einer Strafminderung, wenn nicht sogar zur Zahlung einer Geldstrafe verhelfen w?rde. Obwohl ihm klar war, dass es bestimmt unangenehm werden w?rden, wenn die Angeh?rigen des Opfers davon erfuhren. Wir werden es schaffen, sagte ihm der Anwalt noch einmal, Sie werden sehen, dass wir es schaffen werden. Sie w?rden es bald herausfinden: dieser Tag w?rde kommen, und Davide Pagliarini war trotz der beruhigenden Worte seines Anwalts sehr besorgt. Sie kamen ?berein, sich am n?chsten Tag zu treffen und besser von Angesicht zu Angesicht dar?ber zu sprechen. Als sich Pagliarini und der Anwalt in dessen B?ro trafen, fassten sie die Angelegenheit zun?chst noch einmal zusammen. „Ich kam aus der Diskothek heraus. Als ich auf den Umgehungsstra?en von Bologna war, war ich richtig euphorisch, ich dr?ckte das Gaspedal ganz durch, ohne zu merken, wie schnell ich fuhr. Als ich an einer Kreuzung ankam, die Ampel stand auf gr?n, habe ich den Jungen erfasst, der auf dem Fu?g?nger?berweg die Stra?e ?berquerte". „Diese Person ?berquerte die Stra?e, obwohl sie wusste, dass sie es in diesem Augenblick nicht h?tte tun sollen. Die Fu?g?ngerampel stand auf Rot, denke ich". Pagliarini nickte, in der Hoffnung, dass seine Erinnerung echt und nicht durch Drogen getr?bt war. „Nun, sehen Sie, da haben wir bereits einen Punkt zu unserem Vorteil gefunden. „In Ordnung", sagte Pagliarini, „aber was ist mit der Tatsache, dass ich gefahren bin, nachdem ich eine dieser verdammten Pillen genommen hatte? Verdammt, ich hatte noch nie welche genommen, ich wurde von dem Typen da drin abgezockt, der sie mir gegeben hat. Er sagte ‚Du wirst dich besser f?hlen', und ich habe mich ?berreden lassen. Der Anwalt dachte einen Moment nach. „Die Sache mit der Pille wirkt sich nicht zu unseren Gunsten aus", sagte er, „aber wir werden es irgendwie schaffen. Sie m?ssen mir vertrauen." „Hoffentlich. Und was muss ich in diesen Tagen tun? Irgendwas Bestimmtes? Brauchen Sie eine Erkl?rung von mir?" „Im Moment nicht. Sie werden alles dem Gericht erz?hlen. Versuchen Sie, ruhig zu bleiben, und alles wird sich kl?ren." „Ich z?hle auf Ihre Erfahrung." „Gro?artig. Gehen Sie jetzt nach Hause und entspannen Sie sich. Ich werde mich wieder melden." „Ich danke Ihnen vielmals." „Gern geschehen. Das ist schlie?lich mein Job." Nachdem sie sich voneinander verabschiedet hatten, begann der Anwalt dar?ber nachzudenken, wie er vor Gericht vorgehen k?nnte, und Davide Pagliarini kehrte nach Hause zur?ck. Er w?rde den Rat befolgen, den man ihm gegeben hatte: absolute Entspannung bis zum Tag der Anh?rung. XII Am fr?hen Morgen desselben Tages klingelte es bei Mariolina Spaggesi und sie fragte durch die Gegensprechanlage, wer es sei. „Da sind Blumen f?r Sie, Signora", war die Antwort. „Bitte, kommen Sie hoch", sagte die Frau und begann, ?ber den m?glichen Absender dieses willkommenen Geschenks zu spekulieren. Als sie den Boten mit dem Blumenstrau? in der Hand sah, ?nderte sich ihr Gesichtsausdruck. „K... k... kommen Sie rein", forderte sie den Mann vor sich stammelnd auf. Sie meinte, ihn bereits gesehen zu haben, vielleicht war es der Blumenh?ndler, der nicht weit von ihrem Haus entfernt in der gleichen Stra?e seinen Laden hatte. „Legen Sie sie einfach hier ab." Der Mann ?berquerte die Schwelle der Wohnung, folgte den ihm gegebenen Anweisungen und verabschiedete sich gleich darauf wieder mit der Bemerkung, er m?sse schnell zum Gesch?ft zur?ck, da er allein sei und nur einen Zettel an der Eingangst?r hinterlassen habe, um m?gliche Kunden wissen zu lassen, dass er in wenigen Minuten zur?ck sein w?rde. Mariolina Spaggesi schloss die T?r und ging schnell auf den Blumenstrau? zu, der ihr gerade geliefert worden war. Ein Strau? Chrysanthemen?, ?berlegte sie. Sie sah, dass ein Papierumschlag mit der Aufschrift F?R MARIOLINA an der Folie befestigt worden war, mit der die Blumen eingeschlagen waren. Sie ?ffnete den Umschlag und stie? auf eine Visitenkarte. MASSIMO TROVAIOILI Marketingleiter Tecno Italia S.r.l. Die Frau hatte das Gef?hl, sie w?rde ohnm?chtig werden und musste sich hinsetzen. Sie drehte die Karte um und sah, dass auf der R?ckseite mit einem Kugelschreiber BIS BALD! geschrieben worden war. Nach einigen Minuten stand sie von ihrem Stuhl auf, nahm ein Glas und f?llte es zweimal mit Wasser. Sie musste etwas trinken. Sie sp?lte das Glas ab und ging dann ins Bad, um sich ihr Gesicht zu k?hlen. Wie konnte das sein? Der Tradition gem?? wurden Chrysanthemen immer mit Toten in Verbindung gebracht, und Massimo Trovaioli... Sie nahm den H?rer ab und w?hlte die Notrufnummer 113 der Polizei. „Ich werde... verfolgt..." sie konnte kaum sprechen, als ihr jemand auf der anderen Seite antwortete. „Bleiben Sie ruhig, Signora“, sagte der Beamte am Telefon, „und erz?hlen Sie, was passiert ist." „Ich... werde heimgesucht... von einem Toten!" „Das ist unm?glich. Sind Sie sicher, dass es Ihnen gut geht?" „Ja. Ja, es geht mir gut." sagte sie. „Ich werde heimgesucht... von einem toten Mann!", schrie sie. „Wo wohnen Sie?", fragte der Beamte schlie?lich und versuchte, sie schnell wieder los zu werden, „Ich schicke jemanden vorbei". Die Frau gab ihre Adresse an und beendete den Anruf mit der Bitte, sich zu beeilen. Als zwei Streifenpolizisten eintrafen, fanden sie Mariolina Spaggesi in Panik vor. „Versuchen Sie, sich zu beruhigen Signora. Bitte erz?hlen Sie uns, was hier vor sich geht", bat einer der beiden Polizisten. Die Frau erz?hlte ihnen von dem Umschlag, den sie ein paar Tage zuvor erhalten hatte, und von den Blumen, die sie am Morgen bekommen hatte. „Wer ist Massimo Trovaioli?", fragte ein Polizist. „Meine letzter Exmann." „Und er k?nnte etwas gegen sie haben? Sind Sie im Streit auseinander gegangen?" „Er ist... tot!", schrie die Frau. „Er ist der... Tote... der mich heimsucht!" Spaggesi h?rte gar nicht mehr auf, zu schreien, wobei sie das Wot tot jedes Mal besonders betonte. „Entschuldigen Sie," sagte der andere Polizist, „wir wussten das nicht. Bitte entschuldigen Sie uns. Es tut uns leid." „Das macht nichts", antwortete die Frau nach einer Schweigeminute, in der sie versuchte, ihre Nerven zu beruhigen. „Haben Sie gesehen, wer Ihnen diese Blumen gebracht hat?" wurde sie gefragt. „Ich... es sah aus wie... der Blumenh?ndler... der hier unten, in der Via San Vitale, aber ich bin mir nicht sicher. Ich laufe immer sehr schnell und achte nicht so sehr auf die Gesch?fte". „Wir werden das ?berpr?fen", versicherte ihr einer der beiden Streifenpolizisten und wandte sich dann mit vielsagendem Blick an seinen Kollegen. „Sie m?ssen in der Zwischenzeit ruhig bleiben. Versprechen Sie es?" „Ich werde es versuchen", antwortete die Frau. „Ich werde es versuchen." „Gut. Wir werden uns bem?hen, diese Angelegenheit sofort zu kl?ren. Es wird wahrscheinlich ein Missverst?ndnis sein". „Ich habe Angst", sagte Spaggesi, „Bitte tun Sie etwas", flehte sie, als h?tte sie die letzten Worte der beiden Polizisten nicht geh?rt. „Beruhigen Sie sich einfach und trinken Sie ein Glas kaltes Wasser." Der Polizist, der dem Wasserhahn am n?chsten stand, nahm das dort befindliche Glas, f?llte es mit Wasser und reichte es der Frau. „Trinken Sie in kleinen Schlucken, das wird Ihnen helfen, sich besser zu f?hlen. Die Frau trank wie ihr gehei?en und fragte die beiden Polizisten im Sitzen, ob es ihnen was ausmachen w?rde, wenn sie sie nicht bis zur T?r begleiten w?rde. „Kein Problem, Signaora." Mariolina Spaggesi blieb allein sitzen und dachte reglos ?ber das Geschehene nach, beruhigt durch die Worte der beiden Polizisten: sie w?rden sich mit dem Problem befassen, in der Hoffnung, es zu l?sen. Als die beiden Agenten, den Anweisungen Spaggesis folgend, im Blumenladen eintrafen, fanden sie einen Zettel an der T?r: KOMME GLEICH ZUR?CK. Der vermutliche Eigent?mer n?herte sich schnellen Schritts, den er auf den letzten Metern noch beschleunigte, als er die beiden wartenden Polizisten sah. „Suchen Sie mich?", fragte er, „Ist etwas passiert? Kann ich Ihnen irgendwie helfen? „K?nnen wir reinkommen?", fragte einer der beiden Polizisten. „Nat?rlich, bitte sehr, treten Sie ein." Der Mann ?ffnete die Glast?r und lie? die beiden Beamten hinein. „Bitte, was ist passiert? Ich habe Sie nicht gerufen. Mir ist nichts gestohlen worden". „Darum sind wir nicht hier", schnitt ihm der Beamte das Wort ab. „Dann erkl?ren Sie es mir." „Eine Person sagt, sie habe einen Blumenstrau? von einem Toten erhalten", begann der dienst?ltere der beiden Beamten. „Unm?glich", sagte der Blumenh?ndler, „Tote schicken niemandem Blumen." „ Sie sagt auch, dass sie ihr von Ihnen oder einem Ihrer Mitarbeiter gebracht wurden. Der Blick des Mannes wurde ?rgerlich. „Ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen." „Wir wollen nur nachvollziehen k?nnen, was passiert ist", erkl?rte der j?ngere Beamte. „Diese Person ist ziemlich ver?ngstigt." „Wann soll das gewesen sein?" „Vor einer Weile... sagen wir, vor zwei Stunden?" „Lassen Sie mich kurz nachdenken." Der Blumenh?ndler machte eine kurze Pause, dann begann er wieder zu sprechen. „Ich arbeite allein, es gibt hier keine Mitarbeiter oder ?hnliches. Das kann ich mir nicht leisten. Ich mache alles alleine: Ich begr??e die Kunden, bediene sie und liefere, wenn n?tig, nach Hause". „Als wir hier ankamen, waren Sie nicht da. Haben sie eine Lieferung gemacht?" „Nat?rlich." „In unserem Beruf ist nichts offensichtlich", sagte ein Beamter, als wolle er andeuten, dass es sich nicht um einen H?flichkeitsbesuch handele. „Entschuldigen Sie", sagte der Mann, „Ja, ich war vielleicht zehn, f?nfzehn Minuten weg, um eine Lieferung zu machen". „In Ordnung. K?nnen Sie uns jetzt sagen, ob Sie vor etwa zwei Stunden eine Lieferung gemacht haben?" Nach einer kurzen Pause antwortete der Blumenh?ndler: „Ich glaube schon. Es war eine Dame, vielleicht eine junge Dame. Das kann ich nicht genau sagen. Ich schn?ffle ja nicht in dem Privatleben meiner Kunden herum. Auf jeden Fall war es eine Frau." „Erinnern Sie sich an den Namen?" „Nein, tut mir leid." „?berlegen Sie noch einmal. Denken Sie noch einmal nach. Diese Informationen k?nnten f?r uns n?tzlich sein". „Ich best?tige, dass ich mich nicht erinnern kann", sagte er nach einer Minute. „Leider sehe ich t?glich viele Leute und kann mir ja schlie?lich nicht alle Namen merken. „Nun gut ", beruhigte ihn einer der Beamten. „Wissen Sie zumindest, wer die Lieferung bestellt hat?" „Ein Mann. Ja, es war ein Mann." „K?nnten Sie uns weitere Einzelheiten mitteilen?" „?hm... kultiviert. Er war ein kultivierter Herr". „Weitere Einzelheiten?" „Da muss ich nachdenken. Wissen Sie, diese Person kam gestern Abend herein, als ich den Laden schloss, es ist also schon eine Weile her". „Machen Sie sich keine Sorgen, Sie haben alle Zeit der Welt. Wenn Ihnen etwas einf?llt, z?gern Sie nicht, es uns mitzuteilen". „Da k?nnen Sie sicher sein", sagte der Mann. „Nun, wenn es Ihnen nichts ausmacht, ich bin besch?ftigt", f?gte er hinzu, als er eine Frau den Laden betreten sah. „Nur zu, Kunden haben Vorrang. Entschuldigen Sie die St?rung." Die beiden Beamten verlie?en den Blumenladen und gingen unter den Arkaden in Richtung der Due Torri. „Der Kerl verschweigt uns was ", meinte der rangh?here Polizist, „ich glaube, er verbirgt etwas vor uns. „Ja, das denke ich auch", stimmte der andere zu, „aber ich w?sste nicht, was". XIII Die erste Anh?rung, an der Davide Pagliarini teilnahm, weil er den Jungen auf den Alleen der Umgehungsstra?e von Bologna ?berfahren hatte, war f?r ihn ziemlich peinlich. Die Tatsachen wurden dargelegt, und anschlie?end wurde der Schuldige vor dem Richter verh?rt. Nach den Fragen des Staatsanwalts und der Verteidigung ert?nte ein schrilles „Sch?men Sie sich!“ aus dem Publikum. Pagliarini erbleichte und sa? wie festgenagelt auf seinem Stuhl, ohne zu wissen, wo er hingucken sollte. Er h?tte sich liebend gerne in Luft aufgel?st und h?tte jeden anderen Ort dem Gericht vorgezogen. Nach einigen Augenblicken wandte er sich an seinen Anwalt und sein stummer Blick schickte ein flehendes ‚was soll ich tun?‘ Der andere antwortete ebenfalls stumm mit einem fragenden Blick, da er selbst nicht wusste, was besser gewesen w?re: Sicherlich w?re es wesentlich unproblematischer, ?berhaupt nicht auf diesen Vorfall zu reagieren, als die Scham zu zeigen, die von dieser Person mutig und mit lauter Stimme ?ffentlich in einem Gerichtssaal gefordert wurde. Am Ende stand Pagliarini von dem Stuhl auf, der f?r die Verh?re benutzt wurde, und ging relativ langsam neben seinem Anwalt her, ohne jedoch irgendwelche Anzeichen zu zeigen, die den anonymen Zwischenrufer glauben lie?en, er h?tte ins Schwarze getroffen. Die Anh?rung endete mit nichts Endg?ltigem, da eine sp?tere Anh?rung noch ausstand. Der Anwalt eskortierte seinen Mandanten buchst?blich zum Ausgang, um unangenehme Episoden wie die im Gerichtssaal zu vermeiden, und teilte ihm dann mit, dass sie sich in K?rze wieder treffen w?rden, um zu entscheiden, welcher Linie bei der n?chsten Anh?rung zu folgen sei. Ispettore Zamagni und der Polizeibeamte Finocchi gingen gemeinsam zu dem Arbeitgeber von Lucia Mistroni, um mit ihm zu sprechen. Das M?dchen war bei Piazzi & Co. als B?roangestellte besch?ftigt und in der Buchhaltung t?tig gewesen. Als sie beim Empfang vorsprachen, wurden sie gebeten, auf den Ledersesseln vor dem Tresen Platz zu nehmen, und nur wenige Minuten sp?ter wurden sie vom Besitzer des Unternehmens begr??t. Er war ein Mann in den F?nfzigern, mit einer sehr einfachen Erscheinung und nicht aufdringlichen oder arroganten Manieren, der den Polizeibeamten bei ihrer Arbeit gerne behilflich war. „Mit was genau besch?ftigen Sie sich hier eigentlich?", fragte Zamagni. „Import und Export von verschiedenen Artikeln", sagte der Mann. „Und hat Fr?ulein Mistroni schon lange mit Ihnen zusammengearbeitet?" „Ich erinnere mich nicht genau, aber ungef?hr ein paar Jahre". Zamagni und Finocchi nickten. „Wissen Sie, ob das M?dchen gut mit den anderen Kollegen auskam? „Soweit ich mich erinnern kann, ja. Unter diesem Gesichtspunkt sch?tze ich mich gl?cklich: Anscheinend verstehen sich alle Mitarbeiter dieses Unternehmens gut, es herrscht immer eine entspannte Atmosph?re". „Ich verstehe", sagte der Ispettore. „Und k?nnen Sie uns sagen, ob Frau Mistroni au?erhalb des Unternehmens irgendwelche Probleme hatte?", fragte Finocchi, „Ich meine irgendwelche fr?heren Vorf?lle, ?ber die das M?dchen mit Ihnen oder jemand anderem gesprochen haben k?nnte". „Sie war ein sehr reservierter Mensch." „Und es gibt unter den Kollegen niemanden, dem sie sich eher anvertraute?" „Mir wurde gesagt, dass sie mit einem ehemaligen Mitarbeiter von uns verlobt war, der bis vor einem Monat noch hier gearbeitet hat. Mir ist nicht bekannt, dass sie sich irgendjemand anderen anvertraut hat". Zamagni und Finocchi tauschten einen Blick miteinander: Paolo Carnevali hatte ihnen nichts davon gesagt, und vielleicht w?re es angebracht, das Thema zu vertiefen. Da sie merkten, dass das Gespr?ch sie anscheinend nicht weiterbrachte dankten sie dem Mann, mit dem Zamagni die Visitenkarten austauschte, und verlie?en das Geb?ude. XIV Am n?chsten Morgen erhielt Zamagni einen Anruf der Spurensicherung, die ihn weitere Informationen ?ber Lucia Mistroni geben wollte: Eine eingehendere Analyse hatte eine nicht vernachl?ssigbare Menge an Melatonin ergeben, und als der Ispettore um Erkl?rungen bat, teilte ihm sein Gespr?chspartner mit, dass es sich um ein Beruhigungsmittel handelte, welches das Einschlafen erleichtern w?rde, aber in zu hohen Dosen zu bestimmten Kontraindikationen, darunter Schwindel, f?hren k?nne. „Das M?dchen hat also m?glicherweise absichtlich zu viele Tabletten dieser Substanz genommen, sich den Kopf gesto?en und ist gestorben", sagte Zamagni. „Ja. Eigentlich gibt es aber vielleicht noch eine andere M?glichkeit." „Welche?" „Es gibt auch Melatonin in Tropfen. Wenn Fr?ulein Mistroni ihren M?rder wirklich gekannt hat, h?tte dieser, da das M?dchen v?llig ahnungslos war, vielleicht zu viele Tropfen in ein Getr?nk geben k?nnen, das M?dchen hat getrunken und... schwupps -schon war es geschehen". „Diese M?glichkeit kann nicht ausgeschlossen werden. Wir werden es in Betracht ziehen, vielen Dank." Nach dem Telefongespr?ch begab sich Zamagni auf die Suche nach Marco Finocchi, um ihm die letzten Neuigkeiten mitzuteilen. „Es scheint mir, dass es immer komplizierter wird", sagte der Polizist. Der Ispettore nickte. „Was, wenn das M?dchen aus irgendeinem Grund nicht mehr damit fertig wurde, wie die Dinge f?r sie liefen? Aus irgendeinem uns unbekannten Grund w?nschte sie sich vielleicht..." „Selbstmord?" „Ja." „Ohne auch nur eine Notiz mit irgendeiner Erkl?rung zu hinterlassen?" Beide dachten dar?ber nach, bis Zamagni, wenn auch widerwillig, erkl?rte: „Vielleicht m?ssen wir noch einmal ganz von vorne anfangen". „Wie meinen Sie das?" „Noch einmal alles neu aufrollen, alle noch einmal befragen und versuchen, jedes Element neu zu bewerten, wo wir jetzt von dem Melatonin wissen". „Ich verstehe", sagte Finocchi. „Wir haben keine Zeit zu verlieren", dr?ngte ihn der Ispettore, „Lassen Sie uns noch einmal bei Null anfangen". „Kann ich Ihnen das geben?", sagte das kleine M?dchen zu einer Dame, die sie auf dem Heimweg traf. Die Dame bedankte sich und steckte das Flugblatt in ihre Tasche. Auch an diesem Tag hatte das M?dchen seine Pflicht getan und war gl?cklich, denn der Mann, mit dem es gesprochen und der ihr die Aufgabe ?bertragen hatte, hatte ihr erkl?rt, dass sie etwas Geld verdienen k?nne, indem sie etwas N?tzliches f?r die Gesellschaft tue, wof?r ihr viele Menschen danken k?nnten, wenn sie ihr auf der Stra?e begegneten. Als sie nach Hause kam, erkl?rte sie ihren Eltern, dass sie nicht einmal mehr ein Flugblatt ?brig hatte und dass sie nur ein Glas Saft trinken wollte, um dann ganz schnelle ihre Hausaufgaben f?r den n?chsten Tag zu erledigen. Sie waren stolz auf sie, als sie sahen, wie gl?cklich sie war. Êîíåö îçíàêîìèòåëüíîãî ôðàãìåíòà. Òåêñò ïðåäîñòàâëåí ÎÎÎ «ËèòÐåñ». Ïðî÷èòàéòå ýòó êíèãó öåëèêîì, êóïèâ ïîëíóþ ëåãàëüíóþ âåðñèþ (https://www.litres.ru/pages/biblio_book/?art=63375778&lfrom=688855901) íà ËèòÐåñ. Áåçîïàñíî îïëàòèòü êíèãó ìîæíî áàíêîâñêîé êàðòîé Visa, MasterCard, Maestro, ñî ñ÷åòà ìîáèëüíîãî òåëåôîíà, ñ ïëàòåæíîãî òåðìèíàëà, â ñàëîíå ÌÒÑ èëè Ñâÿçíîé, ÷åðåç PayPal, WebMoney, ßíäåêñ.Äåíüãè, QIWI Êîøåëåê, áîíóñíûìè êàðòàìè èëè äðóãèì óäîáíûì Âàì ñïîñîáîì.
Íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë Ëó÷øåå ìåñòî äëÿ ðàçìåùåíèÿ ñâîèõ ïðîèçâåäåíèé ìîëîäûìè àâòîðàìè, ïîýòàìè; äëÿ ðåàëèçàöèè ñâîèõ òâîð÷åñêèõ èäåé è äëÿ òîãî, ÷òîáû âàøè ïðîèçâåäåíèÿ ñòàëè ïîïóëÿðíûìè è ÷èòàåìûìè. Åñëè âû, íåèçâåñòíûé ñîâðåìåííûé ïîýò èëè çàèíòåðåñîâàííûé ÷èòàòåëü - Âàñ æä¸ò íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë.