«ß õî÷ó áûòü ñ òîáîé, ÿ õî÷ó ñòàòü ïîñëåäíåé òâîåþ, ×òîáû, êðîìå ìåíÿ, íèêîãî òû íå ñìîã ïîëþáèòü. Çàìåíþ òåáå âñåõ è ðàññòðîþ ëþáûå çàòåè, ×òîá íå ñìîã òû ñ äðóãîþ ìåíÿ õîòü íà ìèã ïîçàáûòü». Ëó÷øå á òû íè÷åãî ìíå òîãäà íå ñêàçàëà, Ìîæåò, ÿ á íèêîãäà íå ðàññòàëñÿ ñ òîáîé. Òû ïëîõóþ óñëóãó îáîèì òîãäà îêàçàëà: ß ñâîáîäó ëþáëþ, è îñòàëñÿ çàòåì ñà

Daddy ?bernimmt Die Z?gel

Daddy ?bernimmt Die Z?gel Kelly Dawson Ein Jockey in der Ausbildung mit Tourettesyndrom. Ein sexy Stallmanager, der zuf?llig ihr Chef ist. Eine sterbende Schwester. Ein misshandeltes Pferd. Kann sie ihre ?ngste ?berwinden und die Liebe dieses Mannes zulassen? Schafft sie es zu glauben, dass er f?r immer an ihrer Seite stehen wird? Als sie eine Stelle als Jockey in Ausbildung in einem Rennstall bekommt, will Bianca nicht zulassen, dass ihr Tourettesyndrom verhindert, dass sie ihren Traumjob bekommt. Sie gibt ihr bestes, ihre gelegentlichen Ticks vor ihrem neuen, wahnsinnig gut aussehenden Chef zu verbergen. Doch Clay Lewis l?sst sich nicht leicht hinters Licht f?hren. Schnell l?ftet er ihr Geheimnis, und als er dann auch noch ganz nebenbei sagt, dass jemand sie f?r ihre T?uschung ?bers Knie legen sollte, rast Biancas Herz wie nie zuvor. Ihre Gef?hle f?r Clay wachsen von Tag zu Tag, doch w?hrend sie versucht, ihn bei der Arbeit zu beeindrucken, muss Bianca mit einer tragischen Entwicklung in ihrem Privatleben fertig werden. Der t?dliche Krebs hat ihre j?ngere Schwester und zeitlebens beste Freundin fest in den Krallen, sodass diese immer abh?ngiger von der Pflege und Zuwendung ihrer Schwester wird. Schon bald l?sst sie Mahlzeiten und Schlaf ausfallen. Clay kann sehen, unter welchem Stress Bianca steht und wie ihr dieser zusetzt. Als sie dann auch noch vor Ersch?pfung im Stall zusammenbricht, ist es an Zeit, dass er einschreitet – doch nicht als Boss oder Freund. Was sie braucht, ist ein liebevoller Daddy, der sie tr?stet, wenn sie traurig ist und ihr den nackten Hintern versohlt, wie es bei b?sen kleinen M?dchen n?tig ist, die sich nicht richtig um sich selbst k?mmern. Bianca liebt die Aufmerksamkeit, die Clay ihr schenkt, und als er sie in seine Arme nimmt und sie sein macht, versp?rt sie eine Befriedigung wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Doch gleichzeitig macht sie sich Sorgen, dass er ihre Seite verlassen k?nnte, wenn ihre Ticks am schlimmsten sind. Schafft sie es, Clay zu vertrauen, ihm ihr Herz zu schenken und ihren Daddy die Z?gel zu ?bernehmen zu lassen? Hinweis des Verlags: Daddy ?bernimmt die Z?gel ist ein in sich geschlossener Roman und der erste Teil der Serie Daddys aus Neuseeland. Darin enthalten sind Spanking, Sexszenen und Age Play. Wenn Ihnen diese Themen unangenehm sind, kaufen Sie dieses Buch bitte nicht. Daddy ?bernimmt die Z?gel –––––––– Von Kelly Dawson Copyright © 2016 Stormy Night Publications und Kelly Dawson ?bersetzt von Christina Bergmann Copyright © 2016 Stormy Night Publications und Kelly Dawson Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Art oder auf irgendeine Weise (elektronisch oder mechanisch, einschlie?lich Fotokopie, Aufzeichnung oder andere Verfahren) ohne die vorherige schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert, in einer Datenbank gespeichert oder ?bertragen werden. Ver?ffentlicht durch Stormy Night Publications und Design, LLC. www.StormyNightPublications.com –––––––– Dawson, Kelly Daddy ?bernimmt die Z?gel Cover-Design von Oliviaprodesign –––––––– Dieses Buch ist nur f?r Erwachsene geeignet. Spanking und andere sexuelle Aktivit?ten in diesem Buch sind nur Fantasien f?r Erwachsene. Inhaltsverzeichnis Copyright-Seite (#u1e9a29bb-5e77-5762-b93f-d8354086e8aa) Copyright-Seite (#u0ee5df16-cd18-50df-a6c5-f23f547ca135) Kapitel Eins (#uaee5dea9-7f42-5928-a84e-34e99f32b230) Kapitel Zwei (#u563061e7-4c8e-51c4-b47c-aaa33d8bd7dd) Kapitel Drei (#u61477846-8c42-5d4a-9e8e-74b28c78ff5a) Kapitel Vier (#u20d1a8ea-a390-556e-b18a-12cd3ae2cfb0) Kapitel F?nf (#u2e7bb0fa-9f60-5e07-a559-8793ba28823e) Kapitel Sechs (#ua4bf84b7-ebe9-5ace-b5ea-f0c1df1e8530) Kapitel Sieben (#u3204a160-bb1a-5b22-96d2-a7ca3d234f91) Kapitel Acht (#u1243d114-fe4c-5759-995a-cfe44c0db731) Kapitel Neun (#uc7998c2a-aff3-56b4-94dc-c1d96dbf823a) Kapitel Zehn (#u03ef1de1-2a64-5007-9b8b-8d6e95968272) Kapitel Elf (#ubc27ea85-7675-545b-ae51-fb6e5c4bb8ce) Mehr B?cher von Kelly Dawson bei Stormy Night: (#ud918ca08-274c-5d7d-9624-49a8b2e67db5) Links von Kelly Dawson (#ua49be8c7-d8f4-5713-959f-699e9cdcfc51) Kapitel Eins „Ich hab den Job, Annie!“, rief Bianca triumphierend und stie? die Faust in die Luft, als sie ins Wohnzimmer ihres Elternhauses kam. Dort sa? ihre Schwester im ledernen La-Z-Boy-Sessel, eine bunte Strickdecke ?ber den Knien und eine aufgeschlagene Zeitschrift neben sich auf dem Couchtisch. „Ich fange morgen an.“ Annie l?chelte zu ihr auf. „Das freut mich“, sagte sie. „Ich wusste, du schaffst es.“ „Ich hab schon gemerkt, dass Mr. Lewis – Tom – mich nur ungern nehmen wollte, wo ich doch ein M?dchen bin und so. Aber er wollte mir wenigstens eine Chance geben, nicht wie die anderen St?lle.“ „Du wirst tolle Arbeit leisten, Bee“, murmelte Annie. „Du hast eine Gabe im Umgang mit Pferden. Denk immer daran. Lass nicht zu, dass dein Tourette dich von deinen Tr?umen fernh?lt.“ Sie seufzte leise und sank zur?ck in den Stuhl; das Sprechen hatte sie erm?det. „Sie wissen nichts von meinem Tourette“, gab Bianca zu. Annie setzte sich abrupt auf. „Was? Du hast es ihnen nicht erz?hlt? Warum nicht?“ Bianca zuckte mit den Schultern. „Du wei?t doch, wie es ist“, sagte sie. „Niemand macht sich die M?he, mich zu fragen, wie es bei mir ist. Sie denken, sie w?ssten schon alles, weil es die Medien so breit treten.“ Annie nickte leicht. „Das stimmt vermutlich. Aber du musst es ihnen sagen, Bee. Erz?hl ihnen, wie es bei dir ist. Sorg daf?r, dass sie deine Tics verstehen, dass du unruhig wirst. Vielleicht bemerken sie deine Tics nicht, Bee, aber du musst ihnen davon erz?hlen.“ In Annies Stimme lag ein dr?ngender Unterton und Bianca wusste, dass sie recht hatte. Es war schon lange her, dass ihr Tourette-Syndrom ihr das Leben schwer gemacht hatte, aber sie wusste auch, wie schnell sich das wieder ?ndern konnte. Sie seufzte. „Okay Annie“, stimmte sie zu. „Ich erz?hl's ihnen.“ Dann l?chelte sie. „Wei?t du, ist schon lustig. Du bist doch hier die Kranke und trotzdem besch?tzt du mich.“ Bianca griff nach der Hand ihrer Schwester und dr?ckte sie sanft. Annies Griff war leicht; sie f?hlte sich so zerbrechlich an. Aber ihr L?cheln war warm. „Wir haben uns immer gegenseitig besch?tzt, Bee; wir waren schon immer f?reinander da.“ „Ich wei? nicht, was ich ohne dich machen soll, Annie“, murmelte Bianca leise und in ihrer Stimme lag Traurigkeit. „Ich werde dich so sehr vermissen.“ „Noch bin ich nicht tot, Bee“, sagte Annie entschlossen. Doch beide wussten, dass es nur eine Frage der Zeit war – Annies Prognose war nicht gut. Vor drei Jahren war bei ihr Krebs im Endstadium diagnostiziert worden, und obwohl sie tapfer gek?mpft hatte, lief ihr doch die Zeit davon. Mit gerade mal f?nfundzwanzig, und nur f?nfzehn Monate j?nger als Bianca, war sie nur noch ein Schatten ihres fr?heren Selbst. Die fr?her so lebhafte junge Frau war jetzt kaum mehr als ein kahlk?pfiges Skelett. Die unwirksame Chemo hatte ihr erst die Haare geraubt und dann die Kraft, um mehr als ein paar Schritte am St?ck zu machen, bevor Schw?che und ?belkeit sie ?berw?ltigten. Bianca legte sich auf das Sofa neben Annies Sessel und machte es sich bequem, um so den Abend mit ihrer Schwester zu verbringen. Jetzt, da die Krankheit schon so weit und so schnell fortgeschritten war, blieb Annie nicht gerne allein und ihr Vater war ein Workaholic, der zweifellos gerade in der Kneipe sa? und dort seine ?ngste in Alkohol ertr?nkte. Ihre Mutter hatte sie als Kinder verlassen und hatte halbherzige Versuche gestartet, wieder Teil ihres Lebens zu werden, nachdem sie von Annies Krankheit erfahren hatte, doch Bianca hatte ihre Ann?herungsversuche zur?ckgewiesen. Sie f?hlte nur Bitterkeit gegen?ber der Frau, die sie als kleine Kinder verlassen und sie bei ihrem Vater gelassen hatte, um ein neues Leben mit einem Yogi zu beginnen, mit dem sie sich angefreundet hatte. Sie wollte sich in Indien ‚selbst finden‘, wie sie es ausdr?ckte. Bianca hatte keine Ahnung, ob sie ihre Mission erf?llt hatte, doch was sie wusste, war, dass sie dabei ihre zwei T?chter verloren hatte. Annie war vers?hnlicher als Bianca, doch auch ihre Toleranz f?r die alberne, nutzlose Frau hatte ihre Grenzen. Da ihr Vater so lange arbeitete, war Annies Pflege abends Bianca zugefallen. Verschiedene Damen aus Annies Kirche kamen stundenweise tags?ber vorbei, doch das war alles. Bianca ?bernahm den Rest. Doch das machte ihr nichts aus – gar nichts. Annie war ihre Schwester, ihre beste Freundin, die wichtigste Person der Welt f?r sie. Doch manchmal war es anstrengend und sie wusste, dass Annie eher fr?her als sp?ter Hospizpflege brauchte. Nachdem sie Abendessen gekocht und die K?che aufger?umt hatte, legte sich Bianca mit Annie in das gro?e Doppelbett in Annies Zimmer. Sie wollte nicht immer bei ihr schlafen, doch heute Nacht, wo sie doch morgen ganz fr?h losgehen w?rde, wollte sie die ruhige, gelassene Schwester neben sich f?hlen. * * * Sie erreichte die St?lle um genau sechs Uhr fr?h, wie es Mr. Lewis verlangt hatte. Schon zu so fr?her Stunde war der Stallbereich hell erleuchtet und viele Leute waren unterwegs. „Morgen, ich bin Clay. Du musst Bianca sein? Dad sagte mir, dass du kommst.“ Der Mann, der in der offenen Doppelt?r zu den St?llen stand, l?chelte und hielt ihr die Hand hin. Was f?r ein Kerl! Sein Griff war fest, als er ihre Hand sch?ttelte. Sie lie? ihren Blick schnell ?ber seinen K?rper wandern, versuchte aber, ihn m?glichst unauff?llig abzuchecken. Lange, schlanke Beine, die in Bluejeans steckten und in schwarzen Stiefeln endeten. Er war gro? gewachsen, hatte breite Schultern und schlanke H?ften. Die ?rmel seines blau karierten Hemdes hatte er bis zu den Ellbogen hochgekrempelt, sodass seine muskul?sen Unterarme zum Vorschein kamen. Doch das Beste an ihm waren die freundlichsten, blauesten Augen, die sie je gesehen hatte, umrahmt vom aschblonden, zotteligen Haar, das ihm ins Gesicht fiel und an seinem Kinn sah sie den Schatten eines Ziegenbartes. Lachf?ltchen lagen um seine Augen und er war braun gebrannt. Sie sch?tzte ihn auf Ende zwanzig. Der Job als Auszubildende zum Jockey in Tom Lewis‘ Stall war schon f?r sich allein genommen toll, doch dieser perfekte Mann, der in der T?r stand und immer noch ihre Hand hielt, w?rde die Arbeit noch besser machen. „?h, ja“, stammelte sie und unterdr?ckte einen Tic. „Ich bin Bianca.“ Nervosit?t machte ihre Tics schlimmer und der Druck, der sich in ihrem Gesicht, hinter ihren Augen und in ihrem Kiefer ausbreitete, wollte unbedingt raus. Sie konzentrierte sich darauf, sich zu beherrschen. Sie war noch nicht bereit daf?r, dass dieser gut aussehende Fremde jetzt schon diese besondere Seite von ihr zu sehen bekam. Daf?r war sp?ter noch genug Zeit. „Also, komm mit. Dad hat mich gebeten, dir zu zeigen, wie hier alles abl?uft. Er kommt sp?ter dazu.“ Sobald sich Clay von ihr abgewandt hatte, lie? Bianca ihrem Tic, den sie so lange zur?ckgehalten hatte, freien Lauf: Sie knackte mit ihrem Nacken und Kiefer und hielt die H?nde vors Gesicht, als sie die Augen weit aufriss und sie wild in den H?hlen rotierten. Dann rollte sie mit den Schultern im Versuch, die Muskeln wieder zu entspannen, denn sie wusste, dass Ruhe der Schl?ssel dazu war, die Tics zu minimieren. Bianca lie? ihre Tics weiterhin nur zu, solange Clay nicht zu ihr sah, w?hrend er ihr die Boxen zeigte, sie den Pferden und dem Personal vorstellte, ihr die morgendliche Routine erkl?rte und ihr das Schwarze Brett mit den Informationen f?r die Ritte des Tages zeigte, das vor der Sattelkammer hing. „Du wirst morgen auf der Reiterliste stehen“, versicherte er ihr. „Wir werden dich heute langsam anfangen lassen. Du kannst die Pferde striegeln und f?ttern und sie so erst mal kennenlernen.“ „Aha“, murmelte Bianca geistesabwesend. Er hatte einen weit ausgreifenden Schritt und wenn sie so leicht hinter ihm stand, stellte sie fest, wie gut sein fester Hintern seine Jeans ausf?llte. Sogar von hinten sah er gut aus. Sein zotteliges Haar fiel ihm bis in den Nacken und sie wollte ihre H?nde ausstrecken und mit den Fingern hindurchfahren. „Und hier“, er blieb stehen und ?ffnete eine T?r am Ende des Geb?udes hinter den Boxen. „Das hier ist der Lagerraum f?r das Futter.“ Mit einem Arm zeigte er auf die Futters?cke, die in einer Ecke aufgestapelt lagen, die F?sser mit vorgemischtem Getreidefutter und die Vitaminerg?nzungspulver, die an der hinteren Wand aufgereiht standen. Heunetze hingen ?ber den F?ssern und ein halbes Dutzend Heuballen war entlang der Seitenwand unordentlich aufeinandergestapelt. Jemand hatte achtlos ein Heunetz auf den Boden geworfen. Wie es so dalag, wirkte es vollkommen fehl am Platz im sonst so akribisch organisierten Raum und Clay beugte sich hinunter, um es aufzuheben. Er war ihr so nah, dass sie sein Deo riechen konnte und ein Schauer der Erregung durchfuhr sie, als seine Schulter ihren Brustkorb ber?hrte. Sie hielt den Atem an, als der Blitz durch ihren K?rper schoss, ihr Herz schneller schlagen und ihre Nippel hart werden lie?. Hatte er es auch gesp?rt? Sie konnte den Blick nicht von ihm abwenden, war vollkommen hypnotisiert, als er das Netz auf den Haken h?ngte, an den es geh?rte. Sie war fasziniert davon, wie anmutig er sich bewegte, wie sein Haar seinen Kragen ber?hrte. Als er sich wieder zu ihr umdrehte, sch?ttelte sie den Kopf, um wieder klar denken zu k?nnen, und zwang sich, aufzupassen. Kein Mann hatte je einen solchen Effekt auf sie gehabt. Was hatte Clay nur an sich? Warum hatte eine einfache Ber?hrung eine solche Wirkung? Die Tour ging weiter und Bianca war beeindruckt von der Art und Weise, wie der Komplex gef?hrt wurde. W?hrend Clay sie herumf?hrte, stellte er sie auch den anderen Stallburschen vor, denen sie begegneten und die Kameraderie zwischen ihnen war offensichtlich. Die Arbeitsatmosph?re war unbeschwert, fr?hlich und witzig und Bianca wusste, dass sie hier gut hineinpassen w?rde. Sie folgte ihm den Gang entlang und wich den Schubkarren aus, die am Ende vor den Boxen standen. Ein paar junge Leute waren gerade dabei, die St?lle auszumisten, und Bianca konnte nicht anders, als sich auszumalen, wie Clay wohl beim Schaufeln von S?gemehl aussah. Sie sah das Bild vor sich, wie sich seine Muskeln mit jeder Bewegung des Rechens anspannten und er sich anmutig ?ber den Stallboden bewegte. „Du kannst hier anfangen und dann zur n?chsten gehen.“ Clay nahm den Rechen von der Wand und reichte ihn ihr. „Du hast schon mal eine Box ausgemistet, oder?“, fragte er sie. K?nnte sie denn? Sie sch?ttelte den Kopf und schaffte es, keine Miene zu verziehen, obwohl sich ein L?cheln auf ihre Lippen schleichen wollte. „Nein“, sagte sie. „Du musst mir zeigen, wie das geht.“ Sie behielt ihr Pokerface bei, als er sie einen Moment lang pr?fend ansah. Er glaubte ihr doch nicht wirklich? Nur weil sie zuvor woanders gearbeitet hatte ... Sie hatte schon w?hrend ihrer Schulzeit im Stall mitgeholfen und konnte ihn blind ausmisten! Sie sp?rte, wie sich ein Tic vordr?ngeln wollte, doch sie zwang ihn zur?ck, wodurch sie, wie sie wusste, nur noch ernster wirkte. Sie konnte Clay noch nichts von ihrem Tourette-Syndrom erz?hlen; er w?rde sie sicherlich feuern lassen. Das war schon fr?her passiert. Sie konzentrierte sich darauf, ihr L?cheln zu verbergen, als er die Box betrat und ihr zeigte, wie sie das schmutzige, nasse S?gemehl aufnehmen und es in den Schubkarren werfen musste. Sobald er ihr den R?cken zuwandte, lie? sie den Tic zu, den sie zur?ckgehalten hatte und ihr Gesicht zuckte und verzerrte sich zu einer Grimasse. Ihr Nacken knackte befriedigend und sie zuckte zusammen, als der scharfe Schmerz vom Nacken in die Schultern schoss. Doch der kurze Stich war besser als der Druck der aufgestauten Tics. Sie rollte mit den Schultern und versuchte, die brennenden Muskeln zu entspannen. Es funktionierte. Sobald sich ihr Gesicht wieder entspannte, beobachtete sie fasziniert, wie sich Clays geschmeidiger, muskul?ser K?rper in der gro?en, luftigen Box bewegte und er mit Leichtigkeit das S?gemehl zur Seite schob, um die feuchten Flecken auf dem Betonboden trocknen zu lassen. Er ist schon ein verdammt gut aussehender Mann! Sie l?chelte zufrieden. Es war schon eine ganze Weile her, seit sie etwas so sch?nes wie Clay gesehen hatte. Sie unterdr?ckte ein Kichern, als Clay die letzten Reste des feuchten S?gemehls entfernte und sich dann zu ihr umdrehte. „Glaubst du, du schaffst die N?chste?“ Er hielt ihr wieder den Rechen hin. Sie sch?ttelte wieder ihren Kopf, konnte aber ihr Lachen nicht verstecken. „Ich kann nicht glauben, dass du darauf reingefallen bist!“, rief sie. „Ich hab schon im Stall geholfen, als ich noch in der Schule war, bevor ich meine Ausbildung zum Jockey angefangen habe. Nat?rlich kann ich einen Stall ausmisten!“ Sie l?chelte ihn frech an. „Ich wollte nur dir dabei zusehen!“ Er sah sie einen Moment sprachlos an und lachte dann ebenfalls ein tiefes, polterndes Lachen, das von tief drinnen zu kommen schien und sie noch st?rker kichern lie?. „Dir sollte der Hintern versohlt werden!“, schimpfte er sie immer noch lachend. Einen Moment lang war sie schockiert und starrte ihn mit offenem Mund an. Hatte sie das richtig verstanden? Erregung durchfuhr sie. Ihr ganzes Leben lang hatte sie darauf gewartet, dass ein Mann das zu ihr sagte. Sie stand noch immer da, sprachlos, aber aufgeregt, als er sie angrinste, zwinkerte und ihr den Rechen in die Hand dr?ckte. W?hrend sie ihm nachsah, fragte sie sich, woher die schmerzende Hitze zwischen ihren Schenkeln kam. Klar war er sexy, aber keiner der anderen M?nner, denen sie bisher begegnet war, hatte eine derartige Wirkung auf sie gehabt. Es war die Androhung der Schl?ge auf den Hintern. Ganz klar! * * * „Er ist so toll, Annie!“, erz?hlte Bianca ihrer Schwester. Sie war zum Mittagessen nach Hause gekommen. Wie in jedem Rennstall waren es der fr?he Morgen und der sp?te Nachmittag und Abend, wo am meisten los war, sodass sie mittags ein paar Stunden f?r sich hatte, was ihr gut passte, da sie sich so um Annie k?mmern konnte. Annie l?chelte schwach zu ihr auf. „Das freut mich“, sagte sie leise. „Ich hoffe, er ist auch nett; du verdienst einen guten Mann.“ „Also noch ist er ja nicht mein Mann“, stellte Bianca fest. Dann dr?ckte sie Annies Hand. „Aber er scheint nett zu sein. Und er liebt Pferde, also f?ngt das schon gut an.“ Dann l?chelte sie und beugte sich n?her zu ihrer Schwester. „Und ich glaube, er ist ein Spanker.“ Annies L?cheln erhellte ihr ganzes Gesicht. „Oh, Schwesterherz, ich freu mich so f?r dich!“, rief sie. „Jetzt kann ich gl?cklich sterben, wo ich wei?, dass du den perfekten Mann gefunden hast.“ Sie dr?ckte sanft die Hand, die sie hielt und auch diese kleine Anstrengung schien ihre ganze Kraft zu kosten. „Du kannst mich noch nicht alleine lassen“, flehte Bianca und eine einsame Tr?ne rann ihr ?bers Gesicht. „Ich kann dich noch nicht gehen lassen.“ Sie griff beide H?nde und hielt sie fest in ihren Eigenen. „Noch nicht“, stimmte Annie zu. „Aber bald. Es wird eine Erleichterung sein, Schwesterchen. Ein Ende der Schmerzen.“ Bianca streckte sich neben ihrer Schwester auf dem Bett aus. Mit Annies Gesundheit ging es schnell bergab. Der Krebs zerst?rte ihren K?rper; es war eine brutale Art zu sterben. Viel zu fr?h schon waren die wenigen Stunden ihrer Pause vorbei und sie musste zur?ck an die Arbeit. Annie schlief schon fast, l?chelte jedoch, als sich Bianca hinunterbeugte und sie sanft auf die Wange k?sste, ehe sie leise das Zimmer verlie?. * * * Clay sah ihr seit einer Viertelstunde bei der Arbeit zu. Er hatte ihr geschickt einen Heuballen aus dem Stapel im Futterlager geholt, der gr??er war als sie und beobachtete jetzt von der T?r seines B?ros aus, wie sie durch den Stall ging und die Heunetze auff?llte. Die einfache, mond?ne Arbeit konnte ihre Gedanken nicht fesseln, sodass sie wieder an ihre Schwester dachte. Das Leben war so unfair! Annie war die wundervollste Person, die sie kannte – sch?n von innen und au?en – und sie starb. Sie verdiente es nicht zu sterben. „Was machst du da mit deinem Gesicht?“ Sie zuckte zusammen. Sie hatte seine n?herkommenden Schritte nicht geh?rt. Dann st?hnte sie. Er hatte es fr?her bemerkt, als sie gehofft hatte. Ihre Tics mussten schlimmer sein, als sie dachte, dass er sie an ihrem ersten Arbeitstag schon bemerkte. „Und?“, dr?ngte Clay und klang w?tend. Sie seufzte und senkte den Blick. „Warum?“, fragte sie. Clay sah sie finster an. „Als dein Vorarbeiter hier im Stall habe ich das Recht, Bescheid zu wissen. Nimmst du Drogen?“ „Nein!“, rief sie aus. „Es hat nichts damit zu tun.“ Mit einem Seitenblick auf ihn stellte sie fest, dass er nicht lockerlassen w?rde. Sie seufzte. Nicht schon wieder. Ihr ganzes Leben lang hatte sie gegen das Klischee gearbeitet, das die Medien ?ber das Tourette-Syndrom verbreiteten. Sie hatte gek?mpft, um zu beweisen, dass sie so gut wie alle anderen war, auch wenn ihr Gesicht willk?rliche, seltsame Verrenkungen machte. „Also? Ich warte“, knurrte er. „Ich habe Tourette.“ „Also hast du gelogen.“ „Nein.“ Sie sch?ttelte heftig ihren Kopf. „Auf dem Bewerbungsformular wird gefragt, ob du medizinische Beschwerden hast. Du hast ‚nein‘ angekreuzt – ich habs gelesen.“ „Nein, ich wurde gefragt, ob ich medizinische Beschwerden habe, die mich daran hindern w?rden, meinen Job zu machen“, korrigierte sie ihn. „Hab ich nicht. Ich kann trotzdem meine Arbeit machen.“ Sie sprach mit fester Stimme, leidenschaftlich und hoffentlich klang sie auch ?berzeugend. „Also das ganze Herump?beln, die Tics, die den ganzen K?rper betreffen und einen quasi au?er Gefecht setzen und das Wiederholen von Worten ... Das ist alles falsch?“, fragte er zweifelnd und wusste offensichtlich nicht, ob er ihr glauben sollte oder nicht. Sie sch?ttelte ihren Kopf. „Nein, das stimmt schon ... bei manchen Leuten. Die Sache ist die, dass Tourette jeden anders trifft. Die Medien nutzen gerne die extremen F?lle, weil sie sensationsgeil sind, doch die Realit?t ist, dass nichts davon auf mich zutrifft. Ich habe nur, was du schon gesehen hast: die Gesichtsticks. Ich hatte ein paar vokale Tics als Kind, aber die hatte ich schon seit Jahren nicht mehr. Was du gesehen hast, ist alles.“ „Warum hast du dann nichts zu Paps im Bewerbungsgespr?ch gesagt?“, fragte er und klang immer noch genervt. „Weil er mir dann den Job nicht gegeben h?tte!“, rief sie. „Schau mal, ich hab das schon erlebt. Die Diskriminierungsgesetze des Landes helfen nicht. Kein Arbeitgeber w?rde jemanden mit Tourette-Syndrom einstellen, wenn sie noch andere Kandidaten haben. Sie verstehen nicht genug davon, wissen nur das, was sie in den Medien h?ren und da wird eben nur von den seltenen, extremen F?llen berichtet. Also werde ich nur aufgrund eines Klischees verurteilt.“ Clay kratzte sich am Kinn und schien nachdenklich. „Und was ist, wenn du das machst, w?hrend du reitest? Wenn du dein Gesicht so verziehst – das ist eine ganz sch?n heftige Bewegung. Wenn das passiert, w?hrend du gerade ?ber die Bahn galoppierst, k?nntest du ohne Weiteres das Gleichgewicht verlieren, herunterfallen und dich verletzen – oder sogar sterben. Wei?t du, wie viel Papierkram heutzutage bei so einem Arbeitsunfall anf?llt?“ Er zwinkerte ihr zu und l?chelte leicht ?ber seinen schlechten Witz, doch sie l?chelte nicht zur?ck. Sie konnte nicht – er hatte recht und sie wusste es auch. Einige der Gesichtsticks waren heftige Bewegungen und oft wurden sie von einer Kopfdrehung begleitet, die ihre gesamte Wahrnehmung ver?nderte und sie aus dem Gleichgewicht brachte. „Es passiert nicht, wenn ich reite. Oder wenn ich auch nur mit Pferden arbeite. F?r mich ist es die beste Therapie. Im Sattel f?hle ich mich normal.“ Hinterm R?cken dr?ckte sie fest die Daumen und hoffte, dass er ihr noch eine Chance geben w?rde. Er w?re nicht der Erste, der sie wegen ihres Tourettes feuerte und ganz sicher w?re er nicht der Letzte. „Wenn du mir eine Chance gibst, verspreche ich, dass du es nicht bereust“, bettelte sie. Sie wollte nicht so verzweifelt klingen, wie sie wirklich war. Kein anderer Stall hatte sie anstellen wollen; die meisten Trainer wollten immer noch m?nnliche Jockeys ausbilden, obwohl heutzutage jeder die gleichen Rechte haben sollte. Und sie brauchte einen Job. Am besten einen mit Arbeitszeiten, die ihr bei Annies Pflege halfen. Clay sah sie noch einen Moment lang ernst an, bevor sich sein Ausdruck entspannte und sich ein winziges L?cheln auf sein Gesicht stahl. „Du hast Gl?ck – es ist nicht meine Aufgabe, Personal anzustellen oder zu feuern, also bist du erst mal sicher. Ich rede mit Paps und erkl?rs ihm.“ Dann zwinkerte er ihr zu. „Aber wenn du zu mir geh?rtest, w?rde ich dich ?bers Knie legen und dir f?r deine T?uschung den Hintern versohlen!“ „Oh, vielen Dank, Sir!“ Sie war so erleichtert, dass sie sich kaum davon abhalten konnte, vor Freude ihre Arme um ihn zu schlingen. Erst sp?ter, viel sp?ter, als sie schon im Bett lag, erinnerte sie sich an den anderen Teil seiner Aussage. Den ‚ich leg dich ?ber mein Knie und versohl dir den Hintern‘-Teil und ein Blitz der Erregung schoss durch sie hindurch, w?hrend sie sich erinnerte, wie seine tiefe Stimme diese Worte gesprochen hatte. Davon hatte sie Annie noch nichts erz?hlt, aber sie wusste, dass Annie es verstehen w?rde. Sie war einer der wenigen Menschen, die von ihrer Besessenheit mit Spanking wusste. Annie wusste alles ?ber die Webseiten, die sie sp?t nachts besuchte, um ihre W?nsche zu befriedigen. Und vielleicht w?rde Annie auch wissen, ob sie zu viel in Clays Worte hinein interpretierte. Immer noch in Gedanken daran schlief sie ein und fragte sich, wie es sich anf?hlen w?rde, von ihm den Hintern versohlt zu bekommen. Er sah immerhin gut aus und hatte gro?e, starke H?nde, die gro? genug waren, um ihren Hintern vollkommen abzudecken. Sie stellte sich vor, wie sie auf dem Bauch auf seinem Scho? lag und seine gro?e Handfl?che ihren Hintern rot verf?rbte, w?hrend sie seiner tiefen Stimme zuh?rte, die sie wegen irgendeines erfundenen Vergehens schalt. Sie schlief mit einem L?cheln auf dem Gesicht ein und freute sich auf den Morgen, wenn sie den attraktiven Vorarbeiter wieder sehen w?rde. Kapitel Zwei In den St?llen war wieder viel los, als sie kurz vor sechs Uhr ankam und sich auf einen Tag voller Arbeit freute. Clay war schon da; seine alte, weiche, zerrissene Jeans hing tief auf seinen H?ften und umfing sexy seine langen, schlanken Beine. Er trug ein schwarzes T-Shirt, das seine breiten Schultern betonte. Die Muskeln seiner Arme arbeiteten, als er einen blauen Plastikeimer voller Wasser in jeder Hand trug. Zusammen mit dem Rest des Teams stand sie vor dem Schwarzen Brett bei der Sattelkammer und schaute nach, welches Pferd sie heute Morgen als erstes reiten w?rde – sie hatte Big Red bekommen, einen riesigen, kastanienbraunen Wallach, der mit seinen siebzehn H?nden vor ihr aufragte; er war mit Leichtigkeit das gr??te und st?rkste Pferd im Stall. Offensichtlich wollten Clay und sein Vater sie testen, nachdem sie ihr Big Red als ihren ersten Ritt in der Ausbildung zum Jockey unter Tom Lewis gaben. Das konnte sie ihnen nicht verdenken – sie wusste schon lange, dass sie sich beweisen musste und dass sie klein war, selbst f?r eine Frau. Also machte es nur Sinn, dass sie ihr das st?rkste Pferd am Anfang gaben. Doch sie brauchte nicht nur physische St?rke, um als Jockey Erfolg zu haben; Mut und mentale St?rke waren ebenfalls notwendig, zusammen mit einer Verbindung mit dem Pferd. Und davon hatte sie jede Menge. Deshalb machte ihr die Herausforderung, das gr??te, st?rkste Pferd zu reiten, ?berhaupt keine Angst. Sie nahm, was sie brauchte, um die Box auszumisten, f?hrte den Wallach heraus und band ihn am Putzplatz an. Der sanfte Riese rieb seine Nase freundlich an ihrer Schulter, w?hrend sie leise mit ihm sprach und seinen Nacken streichelte, bevor sie den Schubkarren an die Boxent?r stellte. „Ich bin Darren.“ Der junge Mann, der die Box neben ihrer s?uberte, hielt ihr seine schmutzige Hand hin und obwohl sie voller Dreck und Staub war, sch?ttelte sie sie und l?chelte sch?chtern. Ein bisschen Dreck hatte ihr noch nie etwas ausgemacht. Er war nicht gro?; selbst f?r einen Jockey war er klein. Seine Hand war kaum gr??er als ihre, doch sein Griff war stark, mit dem er seine schwieligen Finger um ihre schloss. „Bianca.“ Sie sah ihn an. Er wirkte freundlich, doch leider sah er nicht besonders gut aus, besonders, wenn man ihn mit Clay verglich. „Wie lang arbeitest du schon hier?“, fragte sie ihn. „Mittlerweile mehr als f?nf Jahre. Tom hat mich als Auszubildenden angenommen.“ „Und du bist jetzt ein lizenzierter Jockey?“ „Jup.“ Das Nicken war klein, aber voller Stolz. „Ich reite heute ein Rennen auf einem meiner Lieblingspferde. Noch ein Gewinner, hoffe ich! Luke bereitet da dr?ben gerade das Fohlen vor.“ Er zeigte in die Richtung und Bianca sah die Stallgasse hinunter, wo ein Mann, der Clay sehr ?hnlich war, eine wundersch?ne braune Stute striegelte. „Luke?“ „Clays Bruder. Von den drei Lewis-Jungs ist Luke der ?lteste. Dann Clay und Cody. Du wirst sie noch kennenlernen; sie arbeiten alle hier, obwohl Cody auch viel auf der Farm arbeitet.“ „Clay wirkt nett.“ Das war nur eine Feststellung, doch Darrens Gesicht verdunkelte sich. „Ja.“ Dann l?chelte er. „Was hast du heute Abend vor? Willst du mit mir was trinken gehen? Hier ums Eck bekommt man ein geniales Rippchen-Sandwich.“ „Nein!“ Ihre Absage klang wesentlich entsetzter, als sie geplant hatte; Darrens niedergeschlagener Ausdruck sagte ihr, dass er die Zur?ckweisung nicht gut aufnahm. „Es tut mir leid. Ich hab nur ...“ Sie hielt inne. Sie konnte ihm nicht von Annie erz?hlen und dass sie jede freie Minute mit ihrer sterbenden Schwester verbringen wollte. Noch nicht. „Ich hab schon was vor, das ist alles.“ „Egal.“ Sein m?rrischer Ausdruck sagte ihr auch, dass er ihr das nicht glaubte. Pech gehabt. Er wandte sich wieder der Arbeit zu, doch sie stand immer noch da auf den Rechen gelehnt und f?hlte sich unbehaglich und schuldig. Der Job lief nicht gut. Ihr Tourette hatten sie schon fr?h erkannt und jetzt hatte sie auch noch jemanden beleidigt. Sie war nicht hier, um sich Feinde zu machen, doch offenbar war das trotzdem der Fall. Sie sah auf und schob die Gedanken beiseite, als sie Schritte h?rte, die auf sie zukamen, bemerkte jedoch nur am Rande, dass es Clay war. Er klopfte geistesabwesend mit der Reitgerte gegen seine Handfl?che, als er die breite Stallgasse entlangging. Er blieb stehen und sah sie an. Dann zeigte er als stille Warnung mit der Gerte auf sie. „Du bist zum Arbeiten hier, nicht zum Tr?umen.“ Er sah sie streng an; sein wirres Haar fiel ihm ins Gesicht und eine Augenbraue hatte er streng hochgezogen. Ein Au?enstehender h?tte hier keine Drohung in seiner Anweisung geh?rt. Doch ihr lief ein Schauer ?ber den R?cken. Sie nickte verlegen, nahm ihren Rechen und machte sich an die Arbeit und schaute ihm verstohlen nach. Sogar auf die Entfernung konnte sie erkennen, dass er gut gebaut war. Er schien kein Gramm Fett an sich zu haben; er war schlank und muskul?s und wirkte unglaublich fit. W?hrend er sich weiter von ihr entfernte, fragte sie sich, wie es sich wohl anf?hlte, wenn er sie mit der Gerte schlug. W?rde er nur die kleine Lederlasche an der Spitze verwenden, um ihr einen kleinen, wundervollen Stich zu versetzen? Oder w?rde er den Stab wie einen Stock schwingen und Striemen auf ihrem Hintern erzeugen? Da sie seinem Zorn entgehen wollte, mistete sie die Box in Rekordzeit aus und schaffte es, die Schubkarre auf dem Misthaufen auszuleeren, noch bevor Darren fertig war. Big Red stampfte mit den Hufen auf und machte einen Schritt zur Seite, als sie ihn putzte, doch alles in allem schien er relativ gelassen. Obwohl er ihr so nahe war, ignorierte Darren sie ganz bewusst und sah nicht einmal in ihre Richtung. Den Sattel auf Big Reds R?cken richtig zu platzieren war nicht ganz einfach, da er so gro? war, doch sie schaffte es. Als die anderen Reiter aufgesessen waren und auf dem Weg zur Bahn waren, erschien Tom, Clays Vater und Stallbesitzer, neben ihr, um ihr in den Sattel zu helfen. Big Red bewegte sich wundervoll. Seine langen Beine streckten sich und sie flogen nur so ?ber die Bahn mit seinen geschmeidigen, fl?ssigen Schritten. Noch hatten sie die H?chstgeschwindigkeit nicht erreicht und die schiere Kraft dieses Pferdes nahm ihr den Atem. Sie konnte sp?ren, wie sich jeder Muskel in seinem K?rper zusammenzog, als seine kraftvollen Hinterbeine sie vorw?rtstrieben. Genau deshalb habe ich so hart f?r diesen Job gek?mpft!, jubelte ihre innere Stimme. Das ist so gro?artig! Reiten, und besonders schnell reiten, war ihre Lieblingsbesch?ftigung. Es war einfach nat?rlich f?r sie wieder im Sattel zu sitzen, und w?hrend sie sich im Takt mit den Schritten des Wallachs bewegte, entspannte sie sich und genoss die Freiheit, dass sie nicht ticcte. Der Wind rauschte an ihr vorbei und sie warf ihren Kopf zur?ck und lachte, gl?cklich dar?ber, dass sie wieder reiten und das tun konnte, was sie liebte. Zum Ende des Trainings versuchte sie, Big Red zu bremsen, doch das gro?e Pferd ignorierte sie und galoppierte weiter. Mist, dachte sie. Ich wette, Clay wusste, dass das passieren w?rde und versucht damit zu beweisen, dass er recht hat! Doch das machte sie nur noch entschlossener. Sie hatte es noch nie ausstehen k?nnen, wenn Leute ihr gesagt hatten, dass sie etwas nicht tun konnte, und das war ihr schon einige Male in der Vergangenheit passiert – entweder wegen ihres Tourettes oder weil sie eine kleine Frau war. Sie zog wieder an den Z?geln. Sie hatte schon fr?her gesehen, wenn Pferde durchgegangen waren, Z?une besch?digt, sich selbst und ihre Reiter verletzt hatten, und das gab ihr die Kraft, die sie brauchte, um das gro?e, starke Pferd zu kontrollieren. „Ho, mein Gro?er“, rief sie. „Du musst mir hier schon helfen!“ Sie machte sie schwer in den Steigb?geln, lehnte sich im Sattel zur?ck und zog so stark sie konnte an den Z?geln, w?hrend sie im Wechsel den linken und rechten Z?gel zog und mit dem Wallach redete. Langsam begann das gro?e Pferd auf ihre F?hrung anzusprechen und fiel zuerst in einen leichten Galopp und dann in Trab. „Guter Junge“, lobte sie ihn und streichelte ihm sanft den Nacken, w?hrend sie immer noch tief im Sattel sa?, um ihm zu zeigen, dass er noch langsamer werden musste. Er schnaubte laut und machte einen Schritt zur Seite. Im Schritt brachte ihn sie ihn zur?ck zum Stall. Ha ha, Clay, ich habs geschafft! Ich habe deinen Test bestanden – ich habe Big Red unter Kontrolle bekommen!, rief ihre innere Stimme triumphierend. Ich habs geschafft! * * * Die Arbeit auf der Bahn war wesentlich anstrengender als sie in Erinnerung hatte. Entweder das oder sie war durch die Pause, die sie eingelegt hatte, schlechter in Form, als sie gedacht hatte. Egal wie, sie freute sich auf eine kurze Pause im Aufenthaltsraum mit einer Tasse Kaffee, bevor sie weiter ausmistete. „Wir bekommen ein neues Pferd“, informierte Clay sie. „Ein Stutfohlen. Sie wurde f?rchterlich misshandelt und l?sst niemanden an sich heran, aber Paps hat sie trotzdem aufgenommen, um zu sehen, ob wir ihr helfen k?nnen. Sie hat einen guten Stammbaum und sollte auch Rennen laufen k?nnen, doch das geht nur, wenn wir sie dazu bekommen, ihre Angst zu ?berwinden. Komm und schau zu, wenn du magst.“ „Wie hei?t sie?“ „Rose. Sapphire Rose.“ Sie folgte Clay nach drau?en und lehnte sich gegen die h?lzerne Umrandung des Round Pens und sah zu, wie Tom den Anh?nger dirigierte, um ihn so nah wie m?glich an das Tor heranzubekommen. Ihr lief ein Schauer den R?cken hinunter, als sie das Ger?usch von Hufen h?rte, die gegen die Seite des Anh?ngers schlugen und das schrille Wiehern des Pferdes. Das arme Pferd klang vollkommen ver?ngstigt! „Ich dachte, du h?ttest gesagt, sie w?re ruhig gestellt?“ Clays tiefe Stimme erklang direkt hinter ihr. „Es hat nicht gehalten“, schnaubte einer der Fahrer. „Sie ist gef?hrlich. Ihr seid verr?ckt, wenn ihr sie aufnehmen wollt. Sie h?tte eingeschl?fert werden sollen.“ „Hmmm“, machte Clay und es klang wie Zustimmung, als er sich gegen die Umrandung neben ihr lehnte. „Nein!“, keuchte Bianca. „Sie ist nur ver?ngstigt. Bitte gebt ihr eine Chance!“ Clay klopfte ihr leicht auf die Schulter und zwang ein L?cheln auf seine Lippen. „Werden wir.“ Bianca sah mit vor Schreck geweiteten Augen zu, wie einer der M?nner sich mit einem gro?en Stock in den Anh?nger beugte und das Fohlen die Rampe hinunter und ihn den Round Pen scheuchte. Es kostete sie ihre gesamte Willenskraft, den Mund zu halten, statt ihn anzuschreien; und es war ein Kampf, nicht ?ber den Zaun zu steigen und sich auf ihn zu st?rzen. Was war falsch daran, freundlich zu sein? Doch sie zwang sich, ruhig zu bleiben und nichts zu sagen. Sie konnte nichts sagen, nicht, wenn Tom und Clay zusahen. Die Stute war wundersch?n. Obwohl sie f?rchterlich aussah – bis auf die Knochen abgemagert, gebrochen und misshandelt – hielt sie ihren Kopf und Schweif hoch, als sie durch den kleinen Pen stolzierte und laut durch gebl?hte N?stern schnaubte. Sie war hellbraun, hatte eine wei?e Bl?sse und drei wei?e Socken; sie wirkte kaum ?lter als zwei Jahre. Als sie an ihnen vorbeigaloppierte, entdeckte Bianca eine blutende, offene Wunde unter ihrer Stirnlocke und Peitschenstriemen auf ihrem ganzen K?rper, von der Flanke bis zur Schulter. Sie keuchte und sp?rte, wie sich Clay neben ihr versteifte. Sie beobachtete von au?en, wie Tom mit ausgestreckter Hand zwischen ihnen durchschl?pfte, doch die Stute lie? ihn nicht an sich heran. Sobald er den Round Pen betrat, legte sie die Ohren an, zeigte die Z?hne und st?rmte auf ihn zu und schlug mit den Vorderhufen aus, als sie nahe genug vor ihm war. Sie h?rte Clay leise fluchen, als Tom sich wegduckte und geradeso einem Treffer auswich, bevor er sich hinter der Absperrung in Sicherheit brachte. „Sie wurde brutal behandelt“, bemerkte Clay. Bianca war ?bel. Was hatte das arme Pferd nur durchmachen m?ssen, dass es so reagierte? Wenn man von der Wunde an seinem Kopf ausging, war es offenbar mit einer Art Kn?ppel geschlagen worden, doch was hatten sie noch mit ihm gemacht? Sie k?mpfte eine Welle der ?belkeit nieder, die in ihr aufwallte, als sie daran dachte, was dieses Pferd alles hatte ertragen m?ssen. Tom sch?ttelte traurig den Kopf. „Sie ist noch schlimmer dran, als ich dachte“, stellte er fest. „Ich gehe und rufe jetzt die Besitzer an und dann bestelle ich den Tierarzt f?r heute Nachmittag, damit er sie einschl?fert. Wir k?nnen hier kein solches Pferd brauchen; sie k?nnte jemanden umbringen.“ „Nein!“, rief Bianca. „Bitte, lassen Sie es mich versuchen.“ Tom nickte, doch Clay sch?ttelte den Kopf. „Auf keinen Fall! Das ist viel zu gef?hrlich! Du hast doch gesehen, was sie gerade mit Paps gemacht hat!“ Bianca ignorierte Clay, kletterte in den Pen und hielt den Atem an, als sie sich in die Mitte des Round Pens stellte und sich dann nicht mehr bewegte. Sie war sich sehr genau bewusst, was das Fohlen macht, doch sie konzentrierte sich darauf, dass ihre K?rpersprache einladend wirkte und hielt den Blick gesenkt, als sie eine Hand nach dem Pferd ausstreckte. Das Fohlen kam langsam, vorsichtig auf sie zu; es schnaubte laut und bl?hte die N?stern. Bianca blieb stehen. Behutsam streckte die Stute ihre Nase aus und Bianca rieb sanft die samtweiche Nase. „Hallo, meine Sch?ne“, gurrte sie. Die Stute sah sie mit Augen voller Misstrauen an. Ihre Ohren drehten sich st?ndig vor und zur?ck und sie zitterte, doch als Bianca weiter mit dem Fohlen sprach und ihre Hand ausgestreckt hielt, entspannte sie sich ein wenig. Sie konnte sowohl Toms als auch Clays Blicke auf sich f?hlen, als sie mit der Stute im Round Pen stand und ihr Herz schwoll an vor Stolz. Annie hatte ihr immer gesagt, dass sie eine Gabe im Umgang mit Pferden hatte, doch bisher hatte sie noch nie die M?glichkeit gehabt zu sehen, wie viel sie wirklich konnte. „Ruhig, mein M?dchen. Ruhig, Rose.“ Bianca sprach leise, versuchte, das Pferd zu beruhigen, w?hrend sie n?her kam und ihre H?nde ?ber den gebrochenen K?rper gleiten lie?. Sie in diesem Zustand zu sehen, den Schrecken, den sie f?hlte, brach ihr das Herz. Ihre Ohren bewegten sich unabl?ssig, das Wei?e ihrer Augen war zu sehen und sie zitterte noch immer. Wut durchfuhr sie, als sie das Ausma? des Missbrauchs erkannte, den die Stute erfahren hatte. Statt in den ruhigen Stunden nach Hause zu fahren, um mehr wertvolle Zeit mit Annie zu verbringen, blieb Bianca mit dem Fohlen im Round Pen, wo sie mit ihr arbeitete, ihr Vertrauen gewann und ein Band mit ihr kn?pfte. Als es am Nachmittag Zeit f?r ihre Stallpflichten wurde, lief die Stute nerv?s neben Bianca die breite Stallgasse hinunter, bis sie eine der Boxen ganz am Ende erreichten. Bianca blieb eine Weile bei ihr, lehnte sich ?ber die halbe T?r und beobachtete, wie sich das Fohlen eingew?hnte. Sie sah auf, als sie n?her kommende Schritte h?rte, und blickte direkt in das Gesicht eines gro? gewachsenen, blonden Mannes, der genau wie Clay aussah. Er schien ein oder zwei Jahre j?nger zu sein als Clay, doch es war offensichtlich, dass sie Br?der waren. Wie Clay hatte er einen Bartschatten, freundliche Augen und sein Haar war zu lang und wirr und k?nnte einen Schnitt vertragen. Doch er roch anders als Clay, stellte sie fest, als er n?her trat. Er hatte nicht diesen berauschenden Pferdeduft an sich; er roch mehr nach Gras, Getreide, Erde, Hund und noch etwas anderes, das sie nicht identifizieren konnte. Er roch wie ein Farmer. „Cody.“ Er hielt ihr eine dreckige Hand hin und sie sch?ttelte sie sch?chtern, als seine riesige Hand ihre umfasste. Er war sogar noch gr??er als Clay und wirkte noch autorit?rer, falls das ?berhaupt m?glich war. Sie kannte ihn gar nicht und trotzdem f?hlte sie sich zu ihm, zu seiner autorit?ren Art hingezogen. Er zeigte in Richtung Pferd. „Wer ist das?“ „Das ist Rose. Sie kam heute an. Sie h?tte ruhig gestellt sein sollen, aber es hat nicht lange genug angehalten. Als sie hier ankam, k?mpfte sie und trat um sich.“ Bianca l?chelte stolz bei der Erinnerung. Sie mochte temperamentvolle Pferde. Doch ihr L?cheln verschwand schnell, als sie sich daran erinnerte, warum die Stute hier war. „Sie ist furchtbar missbraucht worden.“ Cody nickte und trat n?her und stellte sich neben sie an die T?r. Sofort legte die Stute die Ohren an und raste mit gebleckten Z?hnen auf ihn zu. Dieses b?sartige, angsteinfl??ende Verhalten lie? Cody hastig einen Schritt zur?cktreten, dann pfiff er leise. „Sie hat nur Angst“, sagte Bianca sanft. „Alles okay, mein M?dchen“, sagte sie leise zum Pferd, das jetzt ruhig dastand, zitternd und mit bebenden N?stern. „Ist sie verr?ckt?“, fragte Cody. Bianca sch?ttelte den Kopf. „Nur ver?ngstigt. Sie ist furchtbar missbraucht worden.“ Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn von oben bis unten an. „Kennen Sie sich nicht mit Pferden aus? Ist es denn nicht offensichtlich, was sie durchgemacht hat?“ „N?.“ Cody sch?ttelte den Kopf. „Ich bin ein Farmer. Wir haben Schafe und K?he hier, bauen etwas Getreide an und trainieren auch Pferde. Paps k?mmert sich um die Pferde, Mas Bruder war immer schon der Farmer – es ist ein Familienbetrieb. Doch seit Onkel Max gestorben ist, k?mmere ich mich um die Farm. Mich bekommt man nicht auf eines dieser verr?ckten Biester – da sind mir Motorr?der viel lieber!“ „Oh.” Bianca l?chelte, als sie sich fragte, ob Luke, der dritte Bruder, genauso gut aussah wie die beiden, die sie schon getroffen hatte. Und ob er auch nett war ... Es war schon eine ganze Weile her, seit ein gut aussehender Mann ihr Beachtung geschenkt hatte – normalerweise waren sie nicht mehr interessiert, sobald sie von ihren Tics erfuhren. „L?sst Paps sie bleiben?“ Cody klang skeptisch. Bianca nickte. „Vorerst.“ Obwohl sie wusste, dass das nicht wirklich stimmte – denn noch hatte Tom seine Meinung noch nicht ge?ndert, das Pferd einschl?fern zu lassen. Zumindest nicht so weit sie wusste. Cody blieb noch ein paar Minuten und beobachtete das Pferd und sie aus dem Augenwinkel. Es war offensichtlich, dass er sie abcheckte, obwohl er versuchte, es zu verstecken, und ein kleiner Schauer der Erregung durchfuhr sie im gleichen Moment wie eine Welle der Panik – ein Tic wollte raus. Der Druck baute sich hinter ihren Augen auf und es wurde schwerer und schwerer, ihn zur?ckzuhalten. Sie konnte ihn nicht l?nger unterdr?cken. Sie wandte sich von ihm ab und versuchte, den Tic so gering wie m?glich zu halten, doch sie wusste auch, dass er die Bewegung mitbekommen w?rde, falls er sie beobachtete. W?re er dann immer noch freundlich zu ihr? „Alles okay bei dir?“ Sie nickte. „Mir gehts gut.“ „Aber dein Gesicht ...“ Er verstummte, als er ihre Gesichtsverrenkungen kommentierte. „Es hei?t Tourette-Syndrom“, schnappte sie. „Frag Clay danach. Oder noch besser, google es doch einfach. Die Medien erz?hlen dir alles dar?ber, was sie glauben, das du wissen musst.“ Ihr Ton war bitter, als sie ihm die Worte entgegenschleuderte, doch das war ihr egal. Die Lewis-Br?der hatten schon genug Gelegenheit, ihr Tourette zu verurteilen. Cody trat einen Schritt zur?ck und sein Gesicht war schmerzverzerrt. „Dann lass ich dich mal allein.“ „Tu das.“ Ihr Herz brannte bei diesen Worten. Sie war schon so oft zur?ckgewiesen worden, doch jede neue Abfuhr tat wieder weh. W?rde sie jemals einen Mann finden, der sie einfach akzeptierte, wie sie war? * * * „Schau mal!“ In Annies Stimme klangen Stolz und Aufregung mit, als sie den hellblauen Babybody hochhielt, den sie gerade gestrickt hatte. Bianca l?chelte, doch sie war viel zu m?de, um viel zu sp?ren. Die Ersch?pfung war nicht nur k?rperlich, sie war auch mental vollkommen fertig. Das Fohlen in so einem furchtbaren Zustand zu sehen, war schwierig und ihr Vertrauen zu gewinnen, nicht einfacher gewesen. Und nach all ihrer Arbeit hatte Tom ihre Zukunft nicht garantieren k?nnen. Es wollte ihr das Herz zerrei?en. Ihre Augen f?llten sich mit Tr?nen, als sie sich neben Annie setzte, um ihr von ihrem Tag zu erz?hlen. „Du kannst ihr helfen, Bee; du hast eine Gabe.“ Bianca nickte. „Ich habe schon einiges geschafft heute. Ich hoffe nur, es ist genug.“ Annie l?chelte nur. „Das hoffe ich auch.“ * * * Obwohl sie vollkommen ersch?pft ins Bett ging, w?lzte sich Bianca die ganze Nacht hin und her. Sie bekam das Bild der traumatisierten Stute nicht aus dem Kopf, konnte ihre entsetzten Schreie nicht vergessen, als sie im Anh?nger um sich trat. Das Bild, wie die M?nner sie mit einem gro?en Stock aus dem Anh?nger scheuchten, hatte sich eingebrannt. Und sie konnte Annie nicht vergessen, und wie schnell es mit ihr bergab ging. Jeden Tag wurde sie schw?cher. Wie viel Zeit hatte sie noch? Kapitel Drei Die morgendlichen Ritte und Stallarbeiten waren schnell erledigt und Bianca war im Stall, wo sie dem Stutfohlen getrocknetes Blut aus dem Fell b?rstete, als sie Schritte auf sich zukommen h?rte. Ihr Herz machte einen Sprung. Sie hatte ein schlechtes Gef?hl im Magen. Das war nicht gut. Einige Sekunden sp?ter erschien Tom mit zwei gut gekleideten, professionell aussehenden P?rchen vor der Box, die hier im Stall f?rchterlich fehl am Platz wirkten. Doch als sie den Ausdruck auf ihren Gesichtern sah – den schieren Horror, wusste sie sofort, wer sie waren. Offensichtlich waren sie Roses Besitzer. Die Stute begann in der Gegenwart der M?nner zu zittern. Sie schnaubte laut durch gebl?hte N?stern und stampfte mit den Vorderhufen. Bianca legte ihr beruhigend eine Hand auf den Hals, um sie zu tr?sten, ihr zu versichern, dass diese Menschen ihr nicht wehtun w?rden und sie hier sicher war. Sie sah, wie sich die Augen der beiden Frauen mit Tr?nen f?llten. „Armes Ding“, rief die eine. „Sie ist furchtbar missbraucht worden. Das beste w?re wohl, sie zu erl?sen!“ Bianca beobachtete erschrocken, wie alle zustimmend nickten. „Roger wird daf?r bezahlen“, knurrte einer der M?nner. „Wie kann er es wagen, einem Pferd so etwas anzutun?“ Er versuchte, die Box zu betreten, doch Rose wollte davon nichts wissen: Sie legte die Ohren an, zeigte ihre Z?hne und mit der Schulter schubste sie Bianca zu Boden. „Alles okay, Bianca?“, fragte Tom, der es nicht wagte, ihr zu Hilfe zu kommen. „Ich habe noch nie so ein traumatisiertes Pferd gesehen“, sagte er traurig. „Ich glaube, sie einzuschl?fern w?re das Beste.“ „Nein!“, rief Bianca. „Ihr m?sst ihr eine Chance geben! Bitte!“ „Ich glaube nicht, S??e“, sagte die andere Frau. „So ist es besser.“ Sie sprang auf die F??e und klopfte sich umst?ndlich das S?gemehl von der Jeans, bevor sie zur Stute sprang, die sich zur?ckgezogen hatte und jetzt zitternd in der Ecke der Box stand. Sie stand am Widerrist und streichelte ihr den Hals, sprach sanft mit ihr und langsam entspannte sich Rose. „Schaut doch!“, argumentierte sie und wusste, dass dies ihre einzige Chance war, um f?r das Pferd zu k?mpfen. „Sie vertraut mir schon!“ Doch sie sp?rte, dass sie auf verlorenem Posten k?mpfte – der Zweifel stand den Besitzern deutlich ins Gesicht geschrieben. Clay brachte dann die Tier?rztin herein und Bianca blieb mit Rose in der Box, um sie zu beruhigen, damit die ?rztin sie untersuchen konnte. Tom hatte extra nach einer Tier?rztin gefragt und Rose hielt still, war jedoch angespannt und zitterte, obwohl Bianca bei ihr stand und sie beruhigte. Der Gesichtsausdruck der ?rztin war finster, als sie das Pferd untersuchte, und als sie aus der Box trat, sch?ttelte sie noch immer den Kopf. „Sie ist sehr schwer misshandelt worden“, sagte die Tier?rztin. „Sie ist sowohl physisch als auch psychisch verletzt“, sagte sie traurig, als sie die Verletzungen der Stute an den Fingern abz?hlte. „Ich bin mir nicht sicher, ob sie wiederhergestellt werden kann. Man k?nnte es versuchen, aber ich kann nicht garantieren, dass es funktioniert. Das beste w?re wohl, sie einzuschl?fern.“ „Nein!“, protestierte Bianca und schlang ihre Arme sch?tzend um die Stute. Erschrocken b?umte sich das Fohlen auf und zog Bianca mit sich in die Luft. „Ja!“, antwortete einer der M?nner. „Sie ist gef?hrlich. Ein gef?hrliches Pferd hilft doch niemandem.“ Er wandte sich seinen Begleitern zu, und obwohl sie nicht ausmachen konnte, was sie leise zueinander sagten, wusste sie doch, dass sie beschlossen, das Pferd einzuschl?fern. „Clay!“, rief sie und klang jetzt verzweifelt. Tr?nen liefen ihr ?bers Gesicht, als sie wieder vom harten, frisch gefegten Betonboden aufstand. „Sie hat doch nur Angst! Sag es ihnen! Sag ihnen, dass sie sie retten m?ssen! Ich werde sie in meiner Freizeit trainieren, nur bitte, gebt ihr eine Chance!“ Doch schon als sie die Worte aussprach und sich dieser Sache verschrieb, sp?rte sie einen Stich im Herz. W?rde sie wirklich die Zeit mit ihrer Schwester daf?r opfern? W?rde Annie es denn verstehen? Clay stand vor der Boxent?r und winkte sie zu sich. Es kostete sie gr??te ?berwindung, sich umzudrehen und von dem Pferd wegzugehen, sie allein ihrem Schicksal zu ?berlassen, doch sie folgte Clay ein paar Meter weiter in eine leere Box, wo sie relativ ungest?rt reden konnten. „Warum willst du sie unbedingt behalten?“, fragte er. „Sie ist gebrochen. Es w?re wohl das beste, sie von ihrem Elend zu erl?sen.“ Er lehnte sich l?ssig gegen die Wand, einen Fu? gegen den anderen Kn?chel gelehnt und die Arme vor der Brust verschr?nkt. Wenn sie nicht so aufgebracht w?re, h?tte sie ihn nur zu gerne beobachtet, so wie er hier vor ihr stand. Er sah so autorit?r aus, als h?tte er alles unter Kontrolle und sah dabei so unglaublich gut aus. „Ich kann es nicht erkl?ren“, antwortete sie. „Ich wei? nur, dass ich sie brauche. Es ist so, als ob wir aus einem bestimmten Grund hier sind. Wir sind beide gebrochen. Wir m?ssen beide heilen und wir beide brauchen eine Chance.“ Sie sah ihn mit gro?en, runden Augen an und hoffte, dass er sie verstand. „Du hast mir eine Chance gegeben, Clay, bitte gib ihr auch eine!“ Clay sah sie ein paar Minuten lang stumm, gedankenverloren an und nickte dann einmal. „Okay“, sagte er. „Ich versuche es. Ich kann nichts versprechen, aber ich werde es versuchen.“ Als Bianca zur?ck in die Box trat, um noch etwas mehr Zeit mit dem Fohlen zu verbringen, sprach Clay leise mit seinem Vater und f?hrte dann die Besitzer ins B?ro im Halbgeschoss. Sie nahm die B?rste auf und machte sich wieder daran, das Blut aus dem Fell zu b?rsten und dr?ckte die Daumen, dass alles gut wurde. * * * Annie lag im Bett, als Bianca am Abend nach Hause kam; sie hatte nicht einmal die Kraft gehabt, aufzustehen. Tr?nen stiegen ihr in die Augen, als Bianca von Rose erz?hlte und das Schicksal, das sie vermutlich erwartete. „Du kannst sie retten, Bee“, versicherte Annie ihr. „Wenn irgendjemand dem Pferd helfen kann, dann bist du es.“ „Aber das hei?t, dass ich weniger Zeit mit dir verbringen kann“, fl?sterte Bianca und die Schuld drohte sie zu ersticken. Annie l?chelte nur schwach. „Ich bin immer bei dir“, fl?sterte sie. „In jeder Sekunde eines jeden Tages bin ich an deiner Seite, genau hier, in deinem Herz.“ Der starke Griff, mit dem sie Biancas Hand hielt, t?uschte ?ber ihre Schw?che hinweg, doch der Schmerz war deutlich in ihren Augen zu sehen. „Hast du‘s bequem?“, fragte Bianca, obwohl sie wusste, dass sie es alles andere als gem?tlich hatte und dass Bianca auch nichts dagegen tun konnte, um ihr zu helfen. Wenn es m?glich w?re, w?rde sie den Schmerz ihrer Schwester wegzaubern oder ihn zumindest selbst tragen, doch nichts davon war m?glich. „Ich bin okay“, versicherte Annie ihr. „Ich spreche morgen mit den Schwestern, damit sie meine Schmerzmitteldosis erh?hen.“ Bianca zog die Stirn kraus, sagte jedoch nichts. Sie wusste, dass Annie es hasste, wenn sie Wirbel um sie machte, aber es war eben schwer zuzusehen, wie die Person, die man am meisten liebte, Schmerzen hatte. In dieser Nacht schlief sie wieder in Annies Bett und hielt ihre Schwester, als diese im Schlaf vor Schmerz st?hnte. Bianca schlief kaum in der Nacht. Sie h?rte ihren Vater gegen Mitternacht nach Hause kommen nach einer weiteren Nacht, in der er versucht hatte, seine Sorgen zu ertr?nken. Die Erkrankung seiner Tochter hatte ihn schwer getroffen – nach all den Jahren, in denen er alleine f?r sie gesorgt hatte, verlor er jetzt eines seiner kostbaren M?dchen. Und was es noch schlimmer machte, war, dass er absolut nichts dagegen tun konnte. Bianca wusste, wie sehr es ihn schmerzte, dass er Annie nicht helfen konnte und wusste besser als jeder andere, wie hart er daf?r gek?mpft hatte. Wie viele zus?tzliche Therapeuten er aufgesucht, wie viele Onkologen sie besucht und wie oft er sie ins Krankenhaus gefahren hatte. Nichts hatte geholfen. Sie hatte tapfer gek?mpft, doch ihre Zeit war bald gekommen, denn ihr Kampf w?rde bald zu Ende sein. Sie wischte sich mit der Bettdecke ihrer Schwester die Tr?nen aus den Augen und schlief leise weinend ein. * * * Am n?chsten Morgen waren ihre Tics schlimm. Die M?digkeit gepaart mit Gef?hlschaos sorgte daf?r, dass sie fast st?ndig ticcte. Und um alles noch schlimmer zu machen, waren jetzt auch ihre vokalen Tics wieder da. Das R?uspern war halb so wild – das machte schlie?lich jeder – aber die Echolalie war ein Problem. Bisher hatte sie die Worte nur lautlos wiederholt, doch sie wusste, dass es nicht mehr lange dauern w?rde, bis sie Worte laut wiederholen musste, die in ihrer Gegenwart gesprochen wurden, wenn ihre Tics weiter so eskalierten. Was w?rde Clay dann denken? W?rde er ihr den Job lassen? Oder w?rde er daf?r sorgen, dass sie gefeuert wurde? Oder noch besser: W?rde er ihr wieder androhen, dass er ihr f?r ihre L?gen den Hintern versohlen w?rde? Nicht, dass sie ihn wirklich angelogen hatte. Schlie?lich hatte sie keine Echolalie gehabt, als Tom Lewis sie angestellt hatte. Doch Clay w?rde ihr das nur glauben, wenn er das Tourette-Syndrom verstand. Sie war in Gedanken versunken, als sie Big Red aus seiner Box f?hrte und ihn sicher drau?en anband. Sie l?chelte, als sie an Clay dachte. Sie hatte viel mit ihm zu tun gehabt, seit sie angefangen hatte im Stall zu arbeiten, doch geflirtet hatten sie nicht mehr. Es hatte auch keine Anzeichen mehr daf?r gegeben, dass er ein Spanker war. Er war immer noch sehr dominant – offensichtlich ein Alpha mit angeborener Autorit?t, der sie nur zu gerne gehorchen w?rde, wenn auch nur aus dem Grund, um herauszufinden, was passieren w?rde, doch bisher hatte sich noch keine M?glichkeit daf?r ergeben. Er war zwar nicht wirklich ihr Boss, aber als Vorarbeiter im Stall war er schon irgendwie ihr Vorgesetzter. Sie war ihm zwar nicht unterstellt, aber er war f?r die Qualit?tskontrolle zust?ndig; und sie hatte keinen Zweifel daran, dass er darauf zur?ckkommen w?rde, wenn sie ihre Arbeit nicht richtig machte. Doch was w?rde er dann wirklich machen? W?rde er sie nur mit seiner tiefen, sexy Stimme ausschimpfen, bis sie sich wie ein kleines Kind f?hlte? Oder w?rde er wirklich die Reitgerte benutzen, die er ihr so drohend vor die Nase gehalten hatte, als sie hier angefangen hatte? Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie sich das letzte Mal in jemanden verknallt hatte, so lang war das schon her. Und dieses Mal hatte es sie heftig erwischt. Als sie den gro?en Wallach striegelte, stellte sie sich vor, wie sie von Clay in die Schranken gewiesen wurde, wobei er sie aber nicht nur ausschimpfte, sondern auch ... „Steh still, Red“, wies Bianca das gro?e Pferd an, als sie sich b?ckte, um seine Fessel mit der linken Hand zu heben und den Hufkratzer in der Rechten. Red war der letzte Ritt des Morgens und sie freute sich schon darauf, wieder auf seinem R?cken zu sitzen. Seine gro?en, ausgreifenden Schritte waren ein aufregender Ritt und jetzt, da sie mit ihm eine Bindung aufgebaut hatte, konnte sie ihn am Ende des Trainings m?helos bremsen. Der Wallach war ein sanfter Riese und wurde jetzt schon zu ihrem Lieblingspferd im Stall. Klatsch! Die Reitgerte landete quer auf ihrem Hintern, als sie gerade vorgebeugt war, um Big Reds Vorderhuf auszukratzen. Sie schrie auf, lie? seinen Huf fallen und richtete sich schnell auf, denn sie wollte den ?belt?ter erwischen. Sie war sich sicher, es war Clay. Sie zielte und warf den Hufkratzer, den sie hielt, mit Schwung dem Mann hinterher, der verd?chtig wie Clay aussah, aber k?rzere und etwas dunklere Haare hatte. Der Hufkratzer traf ihn mitten zwischen den Schulterbl?ttern und er drehte sich auf dem Absatz um und sah sie finster an. Das war nicht Clay. Der ?lteste Lewis-Bruder l?chelte sie breit an und sein finsterer Ausdruck verschwand. „Sorry, ich konnte einem so perfekten Ziel einfach nicht widerstehen. Ist ja nur Spa?, oder?“ Er grinste und zwinkerte ihr schelmisch zu, als er den Hufkratzer vom Boden aufhob. „Ich bin Luke“, sagte er und warf ihr den Hufkratzer wieder zu. „Ich dachte, du w?rst jemand anders, sonst h?tte ich das nie gemacht. Alle Frauen, die hierher kommen, sind daran gew?hnt, dass meine Br?der und ich Frauen schon mal auf den Hintern hauen, aber das machen wir sonst nicht bei Neulingen. Ich entschuldige mich.“ Ihr Herz schmolz. So gut aussehend und so h?flich! Na ja, h?flich war er erst im Nachhinein, aber das war immer noch besser als gar nicht. „Hei?t das, dass ihr das ?fter macht?“ Luke zuckte mit den Schultern. „Es arbeiten nicht so viele Frauen hier, aber ... ja. Wenn wir k?nnen.“ Er grinste sie breit an. „Sexuelles Gepl?nkel gibt es wohl in jeder von M?nnern dominierten Industrie, oder?“ Das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht, als er wieder ernst wurde. „Aber nicht alle Frauen m?gen es, also sag einfach Bescheid, wenn du es nicht magst. Es wird nicht mehr passieren, wenn du etwas dagegen hast. Versprochen.“ Biancas Inneres schlug Purzelb?ume. Ihre Fixierung auf Spanking war schon seit Jahren ihr schmutziges, kleines Geheimnis. W?re es denn wirklich m?glich, dass sie endlich jemanden gefunden hatte, der den gleichen Fetisch hatte? K?nnte es sein, dass sie endlich nicht mehr im Internet nach der Erf?llung ihrer Fantasien suchen musste? „Alles klar“, sagte sie sch?chtern und rieb sich mit der Hand den Hintern, wo die Gerte sie getroffen hatte, als sie sich wieder Red zuwandte, um ihn weiter f?r den Ritt vorzubereiten und versuchte, die Aufregung zu verbergen, die sie seit dem Treffer mit der Gerte f?hlte. Und sie alle machten es? Sie alle versohlten Frauen den Hintern? Alle drei Br?der? Das war ja noch besser! Kapitel Vier „W?rstchen.“ Darren fl?sterte ihr das Wort ins Ohr, als er an ihr vorbei zur Sattelkammer ging. Es war nur ein einziges gefl?stertes Wort, doch mehr brauchte es nicht. „W?rstchen! W?rstchen!“, wiederholte sie und gab sich M?he, leise zu sprechen. Es war schwierig – sie wollte es aus vollem Halse hinausschreien, ihr Gehirn br?llte sie an, das Wort laut zu sagen, doch sie k?mpfte dagegen an. „W?rstchen, W?rstchen, W?rstchen.“ „Freak!“, verk?ndete er, als er einige Minuten sp?ter wieder an ihr vorbeiging und sein Gesicht war vor Ekel verzogen, als er bemerkte, dass sie noch immer das Wort wiederholte, dass er ihr zugefl?stert hatte. Darren hatte das Trigger-Wort zuf?llig entdeckt, als Mrs. Lewis am Morgen zuvor einen Teller mit hei?en W?rstchen im Schlafrock vorbeibrachte. Bianca hatte das Wort den ganzen Morgen lang vor sich hingefl?stert und leider hatte Darren es mitbekommen. Und seit diesem Zeitpunkt hatte er ihr bei jeder Gelegenheit ‚W?rstchen‘ ins Ohr gefl?stert. Ihre Trigger-Worte waren rein zuf?llig. Jedes Wort k?nnte einen Tic ausl?sen und obwohl sie die meiste Zeit ?ber in Ordnung war, fixierte sich hin und wieder ihr Hirn auf ein Wort und das wars; sie hatte dann keinen Frieden mehr. Sie konnte nur hoffen, dass die Echolalie bald wieder verschwinden w?rde. Bianca hatte die ersten zwei Monate in Tom Lewis‘ Stall genossen. Au?er mit Darren, der einen Groll gegen sie hegte, seit sie in aus Versehen ziemlich unh?flich abgewiesen hatte, kam sie mit den anderen Arbeitern gut zurecht. Es war ein hart arbeitendes Team, das gerne Spa? hatte und sie passte wunderbar hinein. Und obwohl sie wusste, dass alle ihre Tics bemerkten – sie waren ja weder blind noch taub – sagte keiner etwas dazu. Niemand au?er nat?rlich Darren. Ihm schien es die gr??te Freude zu machen, neue Trigger-Worte zu finden oder ihre verr?ckten Gesichtsverrenkungen nachzuahmen, wenn sie zuckte. Wenn sie sich r?usperte, r?usperte er sich auch. Und wenn sie die Nase hochzog, wie sie es gerne machte, stellte er sich neben sie und schniefte in ihr Ohr. Sie zwang ihre Tr?nen zur?ck. Sie w?rde nicht weinen. Nie wieder. Sie w?rde nicht mehr wegen ihres Tourettes weinen. Es half nicht, machte die Situation nicht besser und wenn ?berhaupt, wurden ihre Tics nur noch schlimmer. Ignorier ihn einfach, Bee. Auch jetzt konnte sie Annies ermutigende Worte h?ren. Sie vermisste ihre Schwester. Sie hatte so viel Zeit mit Rose verbracht, um das Band mit ihr zu st?rken und die Fitness der Stute zu verbessern, dass sie keine Zeit mehr mit Annie verbringen konnte. Sie kuschelten zwar am Abend, aber dann war Annie immer schon zu m?de, schwach und krank, um sich gro? zu unterhalten, sodass sie nur ihre Gegenwart genie?en konnte. Sie zuckte zusammen, als sie die sanfte Ber?hrung einer gro?en Hand auf ihrer Schulter sp?rte. „Soll ich mit Darren reden?“, fragte Clay mit leiser Stimme. Sie sch?ttelte ihren Kopf. „Nein, lass ihn einfach. Ich will keinen ?rger machen; ich bin doch noch so neu. Au?erdem bin ich schon mit Schlimmerem zurechtgekommen.“ „Okay. Aber sag Bescheid, wenn du deine Meinung ?nderst.“ Mit einem freundlichen L?cheln tippte er sich an den Hut und ging weiter die Stallgasse entlang. * * * Clay lehnte sich gegen die obere Abgrenzung des Round Pens und legte seinen Kopf auf seinen gekreuzten Armen ab und sah ihr zu. Sie hatte eine Gabe mit Pferden, das musste er zugeben. Der Fortschritt, den Bianca mit Rose in nur zwei kurzen Monaten erarbeitet hatte, war unglaublich. Ihre Besitzer w?rden morgen kommen, um sie laufen zu sehen. Und obwohl es erst das zweite Mal war, dass Bianca mit ihr galoppierte, hatte sie keinen Zweifel daran, dass sie es gut machen w?rden. Biancas Gesicht war ruhig und entspannt und zeigte keine Spur eines Tics, als sie sich auf das Pferd konzentrierte. Sie kommunizierte auf ihre stille Art mit der Stute und st?rkte das Band, das sie mit ihr gekn?pft hatte. Er beobachtete sie, bewunderte, wie anmutig sie sich bewegte und wie selbstbewusst sie mit dem Pferd arbeitete. Sie war so h?bsch, wenn ihr Gesicht nicht von diesen l?cherlichen Zuckungen verzerrt war. Es war eine Schande, dass sie Tourette hatte – sonst w?re sie eine tolle Frau. Sie sah auf und bemerkte, dass er sie beobachtete und er l?chelte. Doch anstatt es zu erwidern, runzelte sie die Stirn und sah schnell weg, bevor sie kurz darauf wieder zu ihm hinsah, immer noch finster schauend. „Schau mich nicht an“, murmelte sie leise, doch er h?rte jedes Wort. „Warum nicht? Du solltest es doch gewohnt sein, dass Kerle dich ansehen.“ „Oh, das bin ich. Und es sind nicht nur Kerle. M?dchen schauen mich auch an und machen sich dann ?ber mich lustig.“ Ihre Stimme klang bitter, traurig und wehm?tig und sofort erkannte er seinen Fehler. „Moment, das hatte ich nicht gemeint“, protestierte er, doch es war zu sp?t. Er bemerkte den Ausdruck verbitterter Konzentration, den sie immer hatte, wenn sie versuchte, einen Tic zu unterdr?cken. Er hatte sie offenbar schlimmer getroffen, als er gedacht hatte. Idiot!, schimpfte er sich. „Was ich meinte war, dass du wundersch?n bist! Du solltest an die Bewunderung gew?hnt sein!“ Sie schnaubte und sch?ttelte ihren Kopf, aber er sah das kleine L?cheln, das sich trotz ihrer Bem?hungen auf ihre Lippen schlich. „Niemand bewundert mich.“ „Ich bin mir sicher, dass es viele gibt.“ „Nicht wirklich, glaub mir.“ Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Pferd zu. „Ich bewundere dich.“ Sie hielt Rose an, drehte sich um und sah ihn ?berrascht an. „Warum?“ „Hab ich doch gerade gesagt – du bist wundersch?n.“ Seine Stimme war sanft, als er die Worte aussprach, doch es war die Wahrheit. F?r ihn war sie sch?n. Ihre Augen waren immer so traurig und sie schien so verwundbar ... Es war diese Verwundbarkeit, diese Traurigkeit, die ihm unter anderem gefielen und vor allem seinen Besch?tzerinstinkt weckten. „Ich bin ein Freak.“ Sie sagte das so n?chtern, als ob sie das wirklich glaubte. Sein Herz brach bei dieser Aussage. „Du bist kein Freak.“ „Doch, bin ich.“ Dann wandte sie sich wieder Rose zu und lie? sie mit der Hinterhand zur?ckweichen. Clay sah noch etwas l?nger zu, beeindruckt von ihrem reiterlichen K?nnen, mit dem Bianca das Band mit der Stute und dabei noch ihren K?rper st?rkte. Obwohl die Stute noch nicht voll trainiert war, w?rde es nicht mehr lange dauern, bis ihre Fitness wieder hergestellt war, jetzt, da Bianca sie t?glich ritt. Je l?nger er ihr zusah, desto mehr sp?rte er, wie stark er sich zu ihr hingezogen f?hlte. Er musste vollkommen woanders mit den Gedanken gewesen sein, w?hrend er ihr zusah, denn schon war sie neben ihm und fummelte mit dem Riegel am Tor herum, w?hrend sie Roses F?hrstrick in einer Hand hielt. Er wollte das Meiste aus diesem Moment machen und streckte deshalb seine Hand aus und ber?hrte sanft ihre Schulter, w?hrend er ihr tief in die Augen sah. Zuerst wich sie seinem Blick aus, doch er schaute nicht weg und schlussendlich erwiderte sie seinen Blick, es war eine Herausforderung. „Du bist kein Freak“, sagte er sanft, aber nachdr?cklich. „Wenn du mein w?rst, w?rde ich dich ?bers Knie legen, weil du so ?ber dich geredet hast“, r?gte er sie. Sie grinste nur. „Dann ist es ja nur gut, dass ich nicht dir geh?re, oder? Denn ich spreche immer so ?ber mich! Ich bin ein Freak – das ist eben ein Teil meines Lebens.“ Er lie? seine Hand auf ihrer Schulter liegen und hielt sie zur?ck. „Nein“, argumentierte er. „Doch“, behauptete sie und zuckte mit der Schulter, um seine Hand loszuwerden. „Kann ich jetzt gehen? Ich hab zu tun.“ Er trat zur Seite und lie? sie durch, bevor er den Anflug eines L?chelns auf ihrem Gesicht sah. Sie mochte also seine Aufmerksamkeit? Gut. Er mochte sie. Er hatte noch nie eine so mutige, furchtlose und tapfere Frau getroffen, die leider innerlich so gebrochen war. Sein Herz zog sich bei dem Gedanken daran zusammen, welchen Schmerz sie ertragen musste. Er seufzte frustriert auf, w?hrend er sich w?nschte, sie w?re sein. * * * Schon wieder!, dachte Bianca aufgeregt. Er hatte schon wieder gesagt, dass er sie ?bers Knie legen w?rde! Es frustrierte sie aber, dass er immer nur dar?ber sprach, jedoch keine seiner Drohungen wahr machte. Wenn er ihr unbedingt den Hintern versohlen wollte, warum machte er es dann nicht einfach? Jeden Tag fragte Annie sie, ob sie mit Rose weitergekommen war. Und danach fragte sie, ob sie Fortschritt mit Clay gemacht hatte. Jeden Tag war es die gleiche Antwort: Nein. Clay war nett zu ihr, wie alle Br?der. Und die meisten Leute im Stall. Doch au?er dem normalen Small-Talk bei der Arbeit gab sich keiner besondere M?he, mit ihr zu sprechen. Da k?nnte sie genauso gut nicht existieren. Annie. Ihr Herz zog sich bei dem Gedanken an ihre Schwester zusammen. Unaufgefordert hatte sie das Bild ihrer gebrechlichen Schwester im Kopf. Annie hatte tapfer gek?mpft – k?mpfte immer noch – doch sie stand auf verlorenem Posten. Bei Krebs gab es einfach keine Gewinner. Nicht am Ende. Am Ende gab es nur Opfer. Opfer verheerender Chemotherapie und Bestrahlung, Opfer der Krankheit, die einen von innen heraus auffra?. Und schlussendlich waren die Opfer auch alle, die zur?ckblieben und den Verlust ihrer Lieben betrauerten. Annie lief die Zeit weg und statt sie mit ihrer Schwester zu verbringen, entschied sich Bianca daf?r, bei einem Pferd zu bleiben. Tr?nen der Schuld brannten in ihren Augen, als ihr das klar wurde. Sie musste wirklich ihre Priorit?ten richtig setzen – die Zeit mit ihrer Schwester war wichtig. „Oh, Bianca!“, rief Clay, als sie die Stute zur?ck in ihre Box f?hrte und die T?r schloss. „Roses Besitzer kommen morgen vorbei, um sie laufen zu sehen – auf Zeit, um zu sehen, wie schnell sie ist. Wenn sie schnell genug ist, kann sie bleiben. Wenn nicht ...“, Clays Stimme wurde leiser. Er musste den Satz nicht zu Ende bringen. Beide wussten, welches Schicksal die Stute erwartete, wenn sie nicht schnell genug lief. Die Besitzer hatten schon so viel Geld in die Rettung des Pferdes investiert, dass sie nicht noch mehr zahlen wollten, wenn sich ihre Investition nicht auszahlen w?rde. „Sie ist schnell“, insistierte Bianca. „Ich habe ihre Kraft gesp?rt. Sie ist definitiv schnell.“ Clay nickte nur. „Wir werden sehen.“ * * * „Du bist sp?t dran.“ Die anklagende Stimme war das erste, was Bianca h?rte, als sie die Haust?r ?ffnete. „Dein Vater ist noch im Pub, betrunken wie immer und du bist heute nicht nach Hause gekommen. Annie hat mir erz?hlt, dass du die letzten Wochen kaum Zuhause warst. Ist dir deine Schwester nicht mehr wichtig?“ Bianca wirbelte herum, sofort in Angriffsstellung, um die Frau zu konfrontieren, die sich vor Jahren entschlossen hatte, aus ihrem Leben zu verschwinden und jetzt versuchte, sich wieder hineinzudr?ngen. „Entschuldigung?“, schrie sie, sobald ein heftiger Tic vorbei war. „Ich habe mich jahrelang um Annie gek?mmert, w?hrend du durch die Welt gezogen bist und ganz vergessen hast, dass du ?berhaupt T?chter hast! Wie kannst du es wagen, hier aufzutauchen und mir vorzuwerfen, dass Annie f?r mich nicht an erster Stelle k?me? Annie war schon immer der wichtigste Mensch in meinem Leben und wird es auch immer sein!“ Die beiden Frauen standen im Flur und schrien sich minutenlang an und bewarfen sich mit Beleidigungen. Ihr gemeinsame Wut war genug, um alle Ger?usche zu ?berlagern; keine von ihnen hatte geh?rt, wie das Auto in die Einfahrt einbog, sich die Haust?r ?ffnete und Biancas Vater die T?r ?ffnete und die zwei w?tenden Frauen ansah. Biancas Mutter wandte sich ihm zu und Bianca nutzte die Chance zur Flucht. Sie st?rmte den Gang entlang in das ruhige Zimmer ihrer Schwester. Annie war hellwach, als Bianca hereinkam; die lauten Stimmen hatten sie geweckt. Tr?nen rannen ihr ?ber die Wangen und Biancas Herz zog sich zusammen. Annie weinte nicht. Niemals. „Du musst ihr vergeben, Bee“, fl?sterte Annie. „Du kannst sie nicht f?r immer hassen.“ „Ihr vergeben?“ Bianca war skeptisch. „Niemals! Ich werde ihr nie vergeben, dass sie uns verlassen hatte, als wir sie am meisten gebraucht h?tten!“ Annie klopfte auf das Bett neben sich. „Setz dich“, sagte sie leise und mit tr?nenerstickter Stimme. „Ich habe eine Entscheidung getroffen“, verk?ndete sie. „Ich gehe morgen ins Hospiz. Ich will keine Last mehr f?r dich sein.“ „Nein, Annie!“, protestierte Bianca. „Du bist doch keine Last! Ich werde ?fter tags?ber nach Hause kommen, versprochen! Und ich werde auch am Abend fr?her kommen! Es tut mir leid, dass ich dich entt?uscht hab, Annie. Ich geb mir mehr M?he, aber bitte geh nicht!“ Annie sch?ttelte nur ihren Kopf. „Du musst dein Leben leben“, sagte sie. „Du musst arbeiten, einen Mann verf?hren und ein Pferd retten. Da solltest du dir nicht auch noch Sorgen dar?ber machen m?ssen, wer sich gerade um mich k?mmert.“ „Aber ich will mich doch um dich k?mmern!“ „Aber ich will das nicht.“ Annies Stimme war hart und kalt, doch Bianca wusste, dass das nur geschauspielert war. Sie wusste, dass Annie mehr als bereit war, sich selbst zu opfern, um jemanden gl?cklich zu machen, und dieses Wissen lie? sie zusammenbrechen und weinen. „Das meinst du doch nicht so, Annie“, sagte sie weinend. „Das wei? ich.“ „Doch“, sagte Annie entschlossen. „Ich habe mich entschieden. Ich gehe morgen ins Hospiz. Mum wird mich am Morgen hinfahren. Dann hab ich mich schon eingew?hnt, wenn du mich nach der Arbeit besuchst.“ Bianca war viel zu aufgew?hlt, um zu schlafen. Die ganze Nacht lang hielt sie Annies Hand fest in ihrer und versuchte, ihre schnelle, unregelm??ige Atmung an Annies langsame, rhythmische Atmung anzupassen, aber es wollte nicht klappen. Ihr Magen war verkrampft, sie hatte Kopfschmerzen und schlafen konnte sie auch nicht. Sie hoffte, dass morgen nicht kommen w?rde. Sie verlor nicht nur mehr Zeit mit ihrer Schwester, sondern vielleicht auch das Pferd, das sie lieben gelernt hatte. Êîíåö îçíàêîìèòåëüíîãî ôðàãìåíòà. Òåêñò ïðåäîñòàâëåí ÎÎÎ «ËèòÐåñ». Ïðî÷èòàéòå ýòó êíèãó öåëèêîì, êóïèâ ïîëíóþ ëåãàëüíóþ âåðñèþ (https://www.litres.ru/pages/biblio_book/?art=65164366&lfrom=688855901) íà ËèòÐåñ. Áåçîïàñíî îïëàòèòü êíèãó ìîæíî áàíêîâñêîé êàðòîé Visa, MasterCard, Maestro, ñî ñ÷åòà ìîáèëüíîãî òåëåôîíà, ñ ïëàòåæíîãî òåðìèíàëà, â ñàëîíå ÌÒÑ èëè Ñâÿçíîé, ÷åðåç PayPal, WebMoney, ßíäåêñ.Äåíüãè, QIWI Êîøåëåê, áîíóñíûìè êàðòàìè èëè äðóãèì óäîáíûì Âàì ñïîñîáîì.
Íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë Ëó÷øåå ìåñòî äëÿ ðàçìåùåíèÿ ñâîèõ ïðîèçâåäåíèé ìîëîäûìè àâòîðàìè, ïîýòàìè; äëÿ ðåàëèçàöèè ñâîèõ òâîð÷åñêèõ èäåé è äëÿ òîãî, ÷òîáû âàøè ïðîèçâåäåíèÿ ñòàëè ïîïóëÿðíûìè è ÷èòàåìûìè. Åñëè âû, íåèçâåñòíûé ñîâðåìåííûé ïîýò èëè çàèíòåðåñîâàííûé ÷èòàòåëü - Âàñ æä¸ò íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë.