Так врывается поздним июльским утром в окно Пожелтевший иссохший лист из небесной просини, Как печальный звонок, как сигнал, как удар в лобовое стекло: Memento mori, meus natus. Помни о смерти. Готовься к осени.

Die Leiden des jungen Werthers. Gedichte / Страдания юного Вертера. Избранная лирика. Книга для чтения на немецком языке

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Тип:Книга
Цена:224.00 руб.
Издательство: Каро
Год издания: 2020
Язык: Немецкий
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Die Leiden des jungen Werthers. Gedichte / Страдания юного Вертера. Избранная лирика. Книга для чтения на немецком языке Johann Wolfgang Goethe Чтение в оригинале (Каро)Klassische Literatur (Каро) В книгу включены роман и лирические стихотворения классика немецкой литературы. Книга представляет собой неадаптированный текст для чтения с необходимыми комментариями и словарем. Для учащихся старших классов языковых школ, вузов, курсов иностранных языков и самостоятельного чтения. Иоганн Вольфганг Гёте Die Leiden des jungen Werthers. Gedichte / Страдания юного Вертера: Роман. Избранная лирика: Книга для чтения на немецком языке Johann Woligang Goethe Die Leiden des jungen Werthers. Gedichte © КОРОНА принт, 2005 © КАРО, 2005 Die Leiden des jungen Werthers Was ich von der Geschichte des armen Werthers nur habe auffinden k?nnen, habe ich mit Flei? gesammlet, und lege es euch hier vor und weis, da? ihr mir's danken werdet. Ihr k?nnt seinem Geiste und seinem Charakter eure Bewunderung und Liebe, seinem Schicksale eure Tr?nen nicht versagen. Und du gute Seele, die du ebenden Drang f?hlst wie er, sch?pfe Trost aus seinem Leiden, und la? das B?chlein deinen Freund sein, wenn du aus Geschick oder eigener Schuld keinen n?hern finden kannst. Erstes Buch Wie froh bin ich, da? ich weg bin! Bester Freund, was ist das Herz des Menschen! Dich zu verlassen, den ich so liebe, von dem ich unzertrennlich war, und froh zu sein! Ich wei?, du verzeihst mir's. Waren nicht meine ?brigen Verbindungen recht ausgesucht vom Schicksal, um ein Herz wie das meine zu ?ngstigen? Die arme Leonore! Und doch war ich unschuldig. K?nnt' ich daf?r, da?, w?hrend die eigensinnigen Reize ihrer Schwester mir eine angenehme Unterhaltung verschafften, da? eine Leidenschaft in dem armen Herzen sich bildete? Und doch – bin ich ganz unschuldig? Hab' ich nicht ihre Empfindungen gen?hrt? Hab' ich mich nicht an den ganz wahren Ausdr?cken der Natur, die uns so oft zu lachen machten, so wenig l?cherlich sie waren, selbst erg?tzt? Hab' ich nicht – o was ist der Mensch, da? er ?ber sich klagen darf! Ich will, lieber Freund, ich verspreche dir's, ich will mich bessern, will nicht mehr ein bi?chen ?bel, das uns das Schicksal vorlegt, Wiederk?uen, wie ich's immer getan habe; ich will das Gegenw?rtige genie?en, und das Vergangene soll mir vergangen sein. Gewi?, du hast recht, Bester, der Schmerzen w?ren minder unter den Menschen, wenn sie nicht – Gott wei?, warum sie so gemacht sind! – mit so viel Emsigkeit der Einbildungskraft sich besch?ftigten, die Erinnerungen des vergangenen ?bels zur?ckzurufen, eher als eine gleichg?ltige Gegenwart zu ertragen. Du bist so gut, meiner Mutter zu sagen, da? ich ihr Gesch?ft bestens betreiben und ihr ehstens Nachricht davon geben werde. Ich habe meine Tante gesprochen und bei weitem das b?se Weib nicht gefunden[1 - und bei weit em das b?se Weib nicht gefunden – и она оказалась совсем не такой ведьмой], das man bei uns aus ihr macht. Sie ist eine muntere, heftige Frau von dem besten Herzen. Ich erkl?rte ihr meiner Mutter Beschwerden ?ber den zur?ckgehaltenen Erbschaftsanteil; sie sagte mir ihre Gr?nde, Ursachen und die Bedingungen, unter welchen sie bereit w?re, alles herauszugeben, und mehr als wir verlangten – kurz, ich mag jetzt nichts davon schreiben, sage meiner Mutter, es werde alles gut gehen. Und ich habe, mein Lieber, wieder bei diesem kleinen Gesch?ft gefunden, da? Mi?verst?ndnisse und Tr?gheit vielleicht mehr Irrungen in der Welt machen als List und Bosheit. Wenigstens sind die beiden letzteren gewi? seltener. ?brigens befinde ich mich hier gar wohl. Die Einsamkeit ist meinem Herzen k?stlicher Balsam in dieser paradiesischen Gegend, und diese Jahreszeit der Jugend w?rmt mit aller F?lle mein oft schauderndes Herz. Jeder Baum, jede Hecke ist ein Strau? von Bl?ten, und man m?chte zum Maienk?fer werden, um in dem Meer von Wohlger?chen herumschweben und alle seine Nahrung darin finden zu k?nnen. Die Stadt selbst ist unangenehm, dagegen rings umher eine unaussprechliche Sch?nheit der Natur. Das bewog den verstorbenen Grafen von M., einen Garten auf einem der H?gel anzulegen, die mit der sch?nsten Mannigfaltigkeit sich kreuzen und die lieblichsten T?ler bilden. Der Garten ist einfach, und man f?hlt gleich bei dem Eintritte, da? nicht ein wissenschaftlicher G?rtner, sondern ein f?hlendes Herz den Plan gezeichnet, das seiner selbst hier genie?en wollte. Schon manche Tr?ne hab' ich dem Abgeschiedenen in dem verfallenen Kabinettchen geweint, das sein Lieblingspl?tzchen war und auch meines ist. Bald werde ich Herr vom Garten sein; der G?rtner ist mir zugetan, nur seit den paar Tagen, und er wird sich nicht ?bel dabei befinden. Eine wunderbare Heiterkeit hat meine ganze Seele eingenommen, gleich den s??en Fr?hlingsmorgen, die ich mit ganzem Herzen genie?e. Ich bin allein und freue mich meines Lebens in dieser Gegend, die f?r solche Seelen geschaffen ist wie die meine. Ich bin so gl?cklich, mein Bester, so ganz in dem Gef?hle von ruhigem Dasein versunken, da? meine Kunst darunter leidet. Ich k?nnte jetzt nicht zeichnen, nicht einen Strich, und bin nie ein gr??erer Maler gewesen als in diesen Augenblicken. Wenn das liebe Tal um mich dampft, und die hohe Sonne an der Oberfl?che der undurchdringlichen Finsternis meines Waldes ruht, und nur einzelne Strahlen sich in das innere Heiligtum stehlen, ich dann im hohen Grase am fallenden Bache liege, und n?her an der Erde tausend mannigfaltige Gr?schen mir merkw?rdig werden; wenn ich das Wimmeln der kleinen Welt zwischen Halmen, die unz?hligen, unergr?ndlichen Gestalten der W?rmchen, der M?ckchen n?her an meinem Herzen f?hle, und f?hle die Gegenwart des Allm?chtigen, der uns nach seinem Bilde schuf, das Wehen des Alliebenden, der uns in ewiger Wonne schwebend tr?gt und erh?lt; mein Freund! Wenn's dann um meine Augen d?mmert, und die Welt um mich her und der Him mel ganz in meiner Seele ruhn wie die Gestalt einer Geliebten – dann sehne ich mich oft und denke: ach k?nntest du das wieder ausdr?cken, k?nntest du dem Papiere das einhauchen, was so voll, so warm in dir lebt, da? es w?rde der Spiegel deiner Seele, wie deine Seele ist der Spiegel des unendlichen Gottes! – mein Freund – aber ich gehe dar?ber zugrunde, ich erliege unter der Gewalt der Herrlichkeit dieser Erscheinungen. Am 12. Mai Ich wei? nicht, ob t?uschende Geister um diese Gegend schweben, oder ob die warme, himmlische Phantasie in meinem Herzen ist, die mir alles rings umher so paradisisch macht. Das ist gleich vor dem Orte ein Brunnen, ein Brunnen, an den ich gebannt bin wie Melusine[2 - Melusine – полуженщина-полурыба, персонаж французской средневековой сказки] mit ihren Schwestern. – Du gehst einen kleinen H?gel hinunter und findest dich vor einem Gew?lbe, da wohl zwanzig Stufen hinabgehen, wo unten das klarste Wasser aus Marmorfelsen quillt. Die kleine Mauer, die oben umher die Einfassung macht, die hohen B?ume, die den Platz rings umher bedecken, die K?hle des Orts; das hat alles so was Anz?gliches, was Schauerliches. Es vergeht kein Tag, da? ich nicht eine Stunde da sitze. Da kommen die M?dchen aus der Stadt und holen Wasser, das harmloseste Gesch?ft und das n?tigste, das ehemals die T?chter der K?nige selbst verrichteten. Wenn ich da sitze, so lebt die patriarchalische Idee so lebhaft um mich, wie sie, alle die Altv?ter, am Brunnen Bekanntschaft machen und freien, und wie um die Brunnen und Quellen wohlt?tige Geister schweben. Oh, der mu? nie nach einer schweren Sommertagswanderung sich an des Brunnens K?hle gelabt haben, der das nicht mitempfinden kann. Am 13. Mai Du fragst, ob du mir meine B?cher schicken sollst? – Lieber, ich bitte dich um Gottes willen, la? mir sie vom Halse![3 - la? mir sie vom Halse! – избавь меня от них!] Ich will nicht mehr geleitet, ermuntert, angefeuert sein, braust dieses Herz doch genug aus sich selbst; ich brauche Wiegengesang, und den habe ich in seiner F?lle gefunden in meinem Homer. Wie oft lull' ich mein emp?rtes Blut zur Ruhe, denn so ungleich, so unstet hast du nichts gesehn als dieses Herz. Lieber! Brauch' ich dir das zu sagen, der du so oft die Last getragen hast, mich vom Kummer zur Ausschweifung und von s??er Melancholie zur verderblichen Leidenschaft ?bergehen zu sehn? Auch halte ich mein Herzchen wie ein krankes Kind; jeder Wille wird ihm gestattet. Sage das nicht weiter; es gibt Leute, die mir es ver?beln w?rden. Am 15. Mai Die geringen Leute des Ortes kennen mich schon und lieben mich, besonders die Kinder. Eine traurige Bemerkung hab' ich gemacht. Wie ich im Anf?nge mich zu ihnen gesellte, sie freundschaftlich fragte ?ber dies und das, glaubten einige, ich wollte ihrer spotten, und fertigten mich wohl gar grob ab. Ich lie? mich das nicht verdrie?en; nur f?hlte ich, was ich schon oft bemerkt habe, auf das lebhafteste: Leute von einigem Stande werden sich immer in kalter Entfernung vom gemeinen Volke halten, als glaubten sie durch Ann?herung zu verlieren; und dann gibt's Fl?chtlinge und ?ble Spa?v?gel, die sich herabzulassen scheinen, um ihren ?bermut dem armen Volke desto empfindlicher zu machen. Ich wei? wohl, da? wir nicht gleich sind, noch sein k?nnen; aber ich halte daf?r, da? der, der n?tig zu haben glaubt, vom so genannten P?bel sich zu entfernen, um den Respekt zu erhalten, ebenso tadelhaft ist als ein Feiger, der sich vor seinem Feinde verbirgt, weil er zu unterliegen f?rchtet. Letzthin kam ich zum Brunnen und fand ein junges Dienstm?dchen, das ihr Gef?? auf die unterste Treppe gesetzt hatte und sich umsah, ob keine Kamer?din kommen wollte, ihr es auf den Kopf zu helfen. Ich stieg hinunter und sah sie an. – »Soll ich Ihr helfen, Jungfer?« sagte ich. – Sie ward rot ?ber und ?ber. – »O nein, Herr!« sagte sie. »Ohne Umst?nde«[4 - »Ohne Umst?nde«  – не церемоньтесь]. – Sie legte ihren Kringen zurecht, und ich half ihr. Sie dankte und stieg hinauf. Den 17. Mai Ich habe allerlei Bekanntschaft gemacht, Gesellschaft habe ich noch keine gefunden. Ich wei? nicht, was ich Anz?gliches f?r die Menschen haben mu?; es m?gen mich ihrer so viele und h?ngen sich an mich, und da tut mir's weh, wenn unser Weg nur eine kleine Strecke miteinander geht. Wenn du fragst, wie die Leute hier sind, mu? ich dir sagen: wie ?berall! Es ist ein einf?rmiges Ding um das Menschengeschlecht. Die meisten verarbeiten den gr??ten Teil der Zeit, um zu leben, und das bi?chen, das ihnen von Freiheit ?brig bleibt, ?ngstigt sie so, da? sie alle Mittel aufsuchen, um es los zu werden. O Bestimmung des Menschen! Aber eine recht gute Art Volks! Wenn ich mich manchmal vergesse, manchmal mit ihnen die Freuden genie?e, die den Menschen noch gew?hrt sind, an einem artig besetzten Tisch mit aller Offen- und Treuherzigkeit sich herumzuspa?en, eine Spazierfahrt, einen Tanz zur rechten Zeit anzuordnen, und dergleichen, das tut eine ganz gute Wirkung auf mich; nur mu? mir nicht einfallen, da? noch so viele andere Kr?fte in mir ruhen, die alle ungenutzt vermodern und die ich sorgf?ltig verbergen mu?. Ach das engt das ganze Herz so ein. – Und doch! Mi?verstanden zu werden, ist das Schicksal von unsereinem. Ach, da? die Freundin meiner Jugend dahin ist, ach, da? ich sie je gekannt habe! – Ich w?rde sagen: du bist ein Tor! Du suchst, was hienieden nicht zu finden ist! Aber ich habe sie gehabt, ich habe das Herz gef?hlt, die gro?e Seele, in deren Gegenwart ich mir schien mehr zu sein, als ich war, weil ich alles war, was ich sein konnte. Guter Gott! Blieb da eine einzige Kraft meiner Seele ungenutzt? K?nnt' ich nicht vor ihr das ganze wunderbare Gef?hl entwickeln, mit dem mein Herz die Natur umfa?t? War unser Umgang nicht ein ewiges Weben von der feinsten Empfindung, dem sch?rfsten Witze, dessen Modifikationen, bis zur Unart, alle mit dem Stempel des Genies bezeichnet waren? Und nun! – Ach ihre Jahre, die sie voraus hatte, f?hrten sie fr?her ans Grab als mich. Nie werde ich sie vergessen, nie ihren festen Sinn und ihre g?ttliche Duldung. Vor wenig Tagen traf ich einen jungen V. an, einen offnen Jungen, mit einer gar gl?cklichen Gesichtsbildung. Er kommt erst von Akademien, d?nkt sich eben nicht weise[5 - d?nkt sich eben nicht weise – и хоть не считает себя мудрецом], aber glaubt doch, er wisse mehr als andere. Auch war er flei?ig, wie ich an allerlei sp?re, kurz, er hat h?bsche Kenntnisse. Da er h?rte, da? ich viel zeichnete und Griechisch k?nnte (zwei Meteore hierzulande[6 - zwei Meteore hierzulande – два необычных явления в этих местах]), wandte er sich an mich und kramte viel Wissens aus, von Batteux bis zu Wood, von de Piles zu Winckelmann, und versicherte mich, er habe Sulzers Theorie, den ersten Teil, ganz durchgelesen und besitze ein Manuskript von Heynen ?ber das Studium der Antike. Ich lie? das gut sein. Noch gar einen braven Mann habe ich kennenlernen, den f?rstlichen Amtmann, einen offenen, treuherzigen Menschen. Man sagt, es soll eine Seelenfreude sein, ihn unter seinen Kindern zu sehen, deren er neun hat; besonders macht man viel Wesens von seiner ?ltesten Tochter. Er hat mich zu sich gebeten, und ich will ihn ehster Tage besuchen. Er wohnt auf einem f?rstlichen Jagdhofe, anderthalb Stunden von hier, wohin er nach dem Tode seiner Frau zu ziehen die Erlaubnis erhielt, da ihm der Aufenthalt hier in der Stadt und im Amthause zu weh tat. Sonst sind mir einige verzerrte Originale in den Weg gelaufen, an denen alles unausstehlich ist, am unertr?glichsten Freundschaftsbezeigungen. Leb' wohl! Der Brief wird dir recht sein, er ist ganz historisch. Am 22. Mai Da? das Leben des Menschen nur ein Traum sei, ist manchem schon so vorgekommen, und auch mit mir zieht dieses Gef?hl immer herum. Wenn ich die Einschr?nkung ansehe, in welcher die t?tigen und forschenden Kr?fte des Menschen eingesperrt sind; wenn ich sehe, wie alle Wirksamkeit dahinaus l?uft, sich die Befriedigung von Bed?rfnissen zu verschaffen, die wieder keinen Zweck haben, als unsere arme Existenz zu verl?ngern, und dann, da? alle Beruhigung ?ber gewisse Punkte des Nachforschens nur eine tr?umende Regignation ist, da man sich die W?nde, zwischen denen man gefangen sitzt, mit bunten Gestalten und lichten Aussichten bemalt – das alles, Wilhelm, macht mich stumm. Ich kehre in mich selbst zur?ck, und finde eine Welt! Wieder mehr in Ahnung und dunkler Begier als in Darstellung und lebendiger Kraft. Und da schwimmt alles vor meinen Sinnen, und ich l?chle dann so tr?umend weiter in die Welt. Da? die Kinder nicht wissen, warum sie wollen, darin sind alle hochgelahrten Schul- und Hofmeister einig; da? aber auch Erwachsene gleich Kindern auf diesem Erdboden herumtaumeln und wie jene nicht wissen, woher sie kommen und wohin sie gehen, ebensowenig nach wahren Zwecken handeln, ebenso durch Biskuit und Kuchen und Birkenreiser regiert werden: das will niemand gern glauben, und mich d?nkt, man kann es mit H?nden greifen. Ich gestehe dir gern, denn ich wei?, was du mir hierauf sagen m?chtest, da? diejenigen die Gl?cklichsten sind, die gleich den Kindern in den Tag hinein leben, ihre Puppen herumschleppen, aus- und anziehen und mit gro?em Respekt um die Schublade umherschleichen, wo Mama das Zuckerbrot hineingeschlossen hat, und, wenn sie das gew?nschte endlich erhaschen, es mit vollen Backen verzehren und rufen: »mehr!«  – das sind gl?ckliche Gesch?pfe. Auch denen ist's wohl, die ihren Lumpenbesch?ftigungen oder wohl gar ihren Leidenschaften pr?chtige Titel geben und sie dem Menschengeschlechte als Riesenoperationen zu dessen Heil und Wohlfahrt anschreiben. – Wohl dem, der so sein kann! Wer aber in seiner Demut erkennt, wo das alles hinausl?uft, wer da sieht, wie artig jeder B?rger, dem es wohl ist, sein G?rtchen zum Paradiese zuzustutzen wei?, und wie unverdrossen auch der Ungl?ckliche unter der B?rde seinen Weg fortkeucht, und alle gleich interessiert sind, das Licht dieser Sonne noch eine Minute l?nger zu sehn – ja, der ist still und bildet auch seine Welt aus sich selbst und ist auch gl?cklich, weil er ein Mensch ist. Und dann, so eingeschr?nkt er ist, h?lt er doch immer im Herzen das s??e Gef?hl der Freiheit, und da? er diesen Kerker verlassen kann, wann er will. Am 26. Mai Du kennst von alters her meine Art, mich anzubauen, mir irgend an einem vertraulichen Orte ein H?ttchen aufzuschlagen und da mit aller Einschr?nkung zu herbergen. Auch hier habe ich wieder ein Pl?tzchen angetroffen, das mich angezogen hat. Ungef?hr eine Stunde von der Stadt liegt ein Ort, den sie Wahlheim nennen. Die Lage an einem H?gel ist sehr interessant, und wenn man oben auf dem Fu?pfade zum Dorf herausgeht, ?bersieht man auf einmal das ganze Tal. Eine gute Wirtin, die gef?llig und munter in ihrem Alter ist, schenkt Wein, Bier, Kaffee; und was ?ber alles geht, sind zwei Linden, die mit ihren ausgebreiteten ?sten den kleinen Platz vor der Kirche bedecken, der ringsum mit Bauerh?usern, Scheunen und H?fen eingeschlossen ist. So vertraulich, so heimlich hab' ich nicht leicht ein Pl?tzchen gefunden, und dahin lass' ich mein Tischchen aus dem Wirtshause bringen und meinen Stuhl, trinke meinen Kaffee da und lese meinen Homer. Das erstenmal, als ich durch einen Zufall an einem sch?nen Nachmittage unter die Linden kam, fand ich das Pl?tzchen so einsam. Es war alles im Felde; nur ein Knabe von ungef?hr vier Jahren sa? an der Erde und hielt ein anderes, etwa halbj?hriges, vor ihm zwischen seinen F??en sitzendes Kind mit beiden Armen wider seine Brust, so da? er ihm zu einer Art von Sessel diente und ungeachtet der Munterkeit, womit er aus seinen schwarzen Augen herumschaute, ganz ruhig sa?. Mich vergn?gte der Anblick: ich setzte mich auf einen Pflug, der gegen?ber stand, und zeichnete die br?derliche Stellung mit vielem Erg?tzen. Ich f?gte den n?chsten Zaun, ein Scheunentor und einige gebrochene Wagenr?der bei, alles, wie es hinter einander stand, und fand nach Verlauf einer Stunde, da? ich eine wohlgeordnete, sehr interessante Zeichnung verfertiget hatte, ohne das mindeste von dem Meinen hinzuzutun. Das best?rkte mich in meinem Vorsatze, mich k?nftig allein an die Natur zu halten[7 - Das best?rkte mich in meinem Vorsatze, mich k?nftig allein an die Natur zu halten – это укрепило меня в намерении впредь ни в чем не отступать от природы]. Sie allein ist unendlich reich, und sie allein bildet den gro?en K?nstler. Man kann zum Vorteile der Regeln viel sagen, ungef?hr was man zum Lobe der b?rgerlichen Gesellschaft sagen kann. Ein Mensch, der sich nach ihnen bildet, wird nie etwas Abgeschmacktes und Schlechtes hervorbringen, wie einer, der sich durch Gesetze und Wohlstand modeln l??t, nie ein unertr?glicher Nachbar, nie ein merkw?rdiger B?sewicht werden kann; dagegen wird aber auch alle Regel, man rede was man wolle, das wahre Gef?hl von Natur und den wahren Ausdruck derselben zerst?ren! Sag du, das ist zu hart! Sie schr?nkt nur ein, beschneidet die geilen Reben[8 - die geilen Reben – буйные побеги] etc. – Guter Freund, soll ich dir ein Gleichnis geben? Es ist damit wie mit der Liebe. Ein junges Herz h?ngt ganz an einem M?dchen, bringt alle Stunden seines Tages bei ihr zu, verschwendet alle seine Kr?fte, all sein Verm?gen, um ihr jeden Augenblick auszudr?cken, da? er sich ganz ihr hingibt. Und da k?me ein Philister, ein Mann, der in einem ?ffentlichen Amte steht, und sagte zu ihm: »Feiner junger Herr! Lieben ist menschlich, nur m??t Ihr menschlich lieben! Teilet Eure Stunden ein, die einen zur Arbeit, und die Erholungsstunden widmet Eurem M?dchen. Berechnet Euer Verm?gen, und was Euch von Eurer Notdurft ?brig bleibt, davon verwehr ich Euch nicht, ihr ein Geschenk, nur nicht zu oft, zu machen, etwa zu ihrem Geburts- und Namenstage etc.« – Folgt der Mensch, so gibt's einen brauchbaren jungen Menschen, und ich will selbst jedem F?rsten raten, ihn in ein Kollegium zu setzen; nur mit seiner Liebe ist's am Ende und, wenn er ein K?nstler ist, mit seiner Kunst. O meine Freunde! Warum der Strom des Genies so selten ausbricht, so selten in hohen Fluten hereinbraust und eure staunende Seele ersch?ttert? – Liebe Freunde, da wohnen die gelassenen Herren auf beiden Seiten des Ufers, denen ihre Gartenh?uschen, Tulpenbeete und Krautfelder zugrunde gehen w?rden, die daher in Zeiten mit D?mmen und Ableiten der k?nftig drohenden Gefahr abzuwehren wissen. Am 27. Mai Ich bin, wie ich sehe, in Verz?ckung, Gleichnisse und Deklamation verfallen und habe dar?ber vergessen, dir auszuerz?hlen, was mit den Kindern weiter geworden ist. Ich sa?, ganz in malerische Empfindung vertieft, die dir mein gestriges Blatt sehr zerst?ckt darlegt, auf meinem Pfluge wohl zwei Stunden. Da kommt gegen Abend eine junge Frau auf die Kinder los, die sich indes nicht ger?hrt hatten, mit einem K?rbchen am Arm und ruft von weitem: »Philipps, du bist recht brav.«  – Sie gr??te mich, ich dankte ihr, stand auf, trat n?her hin und fragte sie, ob sie Mutter von den Kindern w?re? Sie bejahte es, und indem sie dem ?ltesten einen halben Weck gab, nahm sie das kleine auf und k??te es mit aller m?tterlichen Liebe. –  »Ich habe,« sagte sie, »meinem Philipps das Kleine zu halten gegeben und bin mit meinem ?ltesten in die Stadt gegangen, um wei? Brot zu holen und Zucker und ein irden Breipf?nnchen.«  – Ich sah das alles in dem Korbe, dessen Deckel abgefallen war. »Ich will meinem Hans (das war der Name des J?ngsten) ein S?ppchen kochen zum Abende; der lose Vogel, der Gro?e, hat mir gestern das Pf?nnchen zerbrochen, als er sich mit Philippsen um die Scharre des Breis zankte.«  – Ich fragte nach dem ?ltesten, und sie hatte mir kaum gesagt, da? er sich auf der Wiese mit ein paar G?nsen herumjage, als er gesprungen kam und dem Zweiten eine Haselgerte mitbrachte. Ich unterhielt mich weiter mit dem Weibe und erfuhr, da? sie des Schulmeisters Tochter sei, und da? ihr Mann eine Reise in die Schweiz gemacht habe, um die Erbschaft eines Vetters zu holen. –  »Sie haben ihn drum betr?gen wollen,« sagte sie, »und ihm auf seine Briefe nicht geantwortet; da ist er selbst hineingegangen. Wenn ihm nur kein Ungl?ck widerfahren ist, ich h?re nichts von ihm.«  – Es ward mir schwer, mich von dem Weibe los zu machen, gab jedem der Kinder einen Kreuzer, und auch f?rs j?ngste gab ich ihr einen, ihm einen Weck zur Suppe mitzubringen, wenn sie in die Stadt ginge, und so schieden wir von einander. Ich sage dir, mein Schatz, wenn meine Sinne gar nicht mehr halten wollen, so lindert all den Tumult der Anblick eines solchen Gesch?pfs, das in gl?cklicher Gelassenheit den engen Kreis seines Daseins hingeht, von einem Tage zum andern sich durchhilft, die Bl?tter abfallen sieht und nichts dabei denkt, als da? der Winter kommt. Seit der Zeit bin ich oft drau?en. Die Kinder sind ganz an mich gew?hnt, sie kriegen Zucker, wenn ich Kaffee trinke, und teilen das Butterbrot und die saure Milch mit mir des Abends. Sonntags fehlt ihnen der Kreuzer nie, und wenn ich nicht nach der Betstunde da bin, so hat die Wirtin Ordre, ihn auszuzahlen. Sie sind vertraut, erz?hlen mir allerhand, und besonders erg?tze ich mich an ihren Leidenschaften und simpeln Ausbr?chen des Begehrens, wenn mehr Kinder aus dem Dorfe sich versammeln. Viele M?he hat mich's gekostet, der Mutter ihre Besorgnis zu nehmen, sie m?chten den Herrn inkommodieren. Am 30. Mai Was ich dir neulich von der Malerei sagte, gilt gewi? auch von der Dichtkunst; es ist nur, da? man das Vortreffliche erkenne und es auszusprechen wage, und das ist freilich mit wenigem viel gesagt. Ich habe heute eine Szene gehabt, die, rein abgeschrieben, die sch?nste Idylle von der Welt g?be; doch was soll Dichtung, Szene und Idylle? Mu? es denn immer gebosselt sein, wenn wir teil an einer Naturerscheinung nehmen sollen? Wenn du auf diesen Eingang viel Hohes und Vornehmes erwartest, so bist du wieder ?bel betrogen; es ist nichts als ein Bauerbursch, der mich zu dieser lebhaften Teilnehmung hingerissen hat. Ich werde, wie gew?hnlich, schlecht erz?hlen, und du wirst mich, wie gew?hnlich, denk' ich, ?bertrieben finden; es ist wieder Wahlheim, und immer Wahlheim, das diese Seltenheiten hervorbringt. Es war eine Gesellschaft drau?en unter den Linden, Kaffee zu trinken. Weil sie mir nicht ganz anstand, so blieb ich unter einem Vorwande zur?ck. Ein Bauerbursch kam aus einem benachbarten Hause und besch?ftigte sich, an dem Pfluge, den ich neulich gezeichnet hatte, etwas zurecht zu machen. Da mir sein Wesen gefiel, redete ich ihn an, fragte nach seinen Umst?nden, wir waren bald bekannt und, wie mir's gew?hnlich mit dieser Art Leuten geht, bald vertraut. Er erz?hlte mir, da? er bei einer Witwe in Diensten sei und von ihr gar wohl gehalten werde. Er sprach so vieles von ihr und lobte sie dergestalt, da? ich bald merken konnte, er sei ihr mit Leib und Seele zugetan. Sie sei nicht mehr jung, sagte er, sie sei von ihrem ersten Mann ?bel gehalten worden, wolle nicht mehr heiraten, und aus seiner Erz?hlung leuchtete so merklich hervor, wie sch?n, wie reizend sie f?r ihn sei, wie sehr er w?nschte, da? sie ihn w?hlen m?chte, um das Andenken der Fehler ihres ersten Mannes auszul?schen, da? ich Wort f?r Wort wiederholen m??te, um dir die reine Neigung, die Liebe und Treue dieses Menschen anschaulich zu machen. Ja, ich m??te die Gabe des gr??ten Dichters besitzen, um dir zugleich den Ausdruck seiner Geb?rden, die Harmonie seiner Stimme, das heimliche Feuer seiner Blicke lebendig darstellen zu k?nnen. Nein, es sprechen keine Worte die Zartheit aus, die in seinem ganzen Wesen und Ausdruck war; es ist alles nur plump, was ich wieder vorbringen k?nnte. Besonders r?hrte mich, wie er f?rchtete, ich m?chte ?ber sein Verh?ltnis zu ihr ungleich denken und an ihrer guten Auff?hrung zweifeln. Wie reizend es war, wenn er von ihrer Gestalt, von ihrem K?rper sprach, der ihn ohne jugendliche Reize gewaltsam an sich zog und fesselte, kann ich mir nur in meiner innersten Seele wiederholen. Ich hab' in meinem Leben die dringende Begierde und das hei?e, sehnliche Verlangen nicht in dieser Reinheit gesehen, ja wohl kann ich sagen, in dieser Reinheit nicht gedacht und getr?umt. Schelte mich nicht, wenn ich dir sage, da? bei der Erinnerung dieser Unschuld und Wahrheit mir die innerste Seele gl?ht, und da? mich das Bild dieser Treue und Z?rtlichkeit ?berall verfolgt, und da? ich, wie selbst davon entz?ndet, lechze und schmachte. Ich will nun suchen, auch sie ehstens zu sehn, oder vielmehr, wenn ich's recht bedenke, ich will's vermeiden. Es ist besser, ich sehe sie durch die Augen ihres Liebhabers; vielleicht erscheint sie mir vor meinen eigenen Augen nicht so, wie sie jetzt vor mir steht, und warum soll ich mir das sch?ne Bild verderben? Am 16. Junius Warum ich dir nicht schreibe? – Fragst du das und bist doch auch der Gelehrten einer[9 - und bist doch auch der Gelehrten einer – а еще слывешь ученым]. Du solltest raten, da? ich mich wohl befinde, und zwar – Kurz und gut, ich habe eine Bekanntsch?ft gemacht, die mein Herz n?her angeht. Ich habe – ich wei? nicht. Dir in der Ordnung zu erz?hlen, wie's zugegangen ist, da? ich eins der liebensw?rdigsten Gesch?pfe habe kennen lernen, wird schwer halten[10 - wird schwer halten – будет сложно]. Ich bin vergn?gt und gl?cklich und also kein guter Historienschreiber. Einen Engel! – Pfui! das sagt jeder von der Seinigen, nicht wahr? Und doch bin ich nicht imstande, dir zu sagen, wie sie vollkommen ist, warum sie vollkommen ist; genug, sie hat allen meinen Sinn gefangengenommen. So viel Einfalt bei so viel Verstand, so viel G?te bei so viel Festigkeit, und die Ruhe der Seele bei dem wahren Leben und der T?tigkeit. - Das ist alles garstiges Gew?sch[11 - Das ist alles garstiges Gew?sch – это все гнусный вздор], was ich da von ihr sage, leidige Abstraktionen, die nicht einen Zug ihres Selbst ausdr?cken. Ein andermal – nein, nicht ein andermal, jetzt gleich will ich dir's erz?hlen. Tu' ich's jetzt nicht, so gesch?h' es niemals. Denn, unter uns, seit ich angefangen habe zu schreiben, war ich schon dreimal im Begriffe, die Feder niederzulegen, mein Pferd satteln zu lassen und hinauszureiten. Und doch schwur ich mir heute fr?h, nicht hinauszureiten, und gehe doch alle Augenblick' ans Fenster, zu sehen, wie hoch die Sonne noch steht. – — - Ich hab's nicht ?berwinden k?nnen, ich mu?te zu ihr hinaus. Da bin ich wieder, Wilhelm, will mein Butterbrot zu Nacht essen und dir schreiben. Welch eine Wonne das f?r meine Seele ist, sie in dem Kreise der lieben, muntern Kinder, ihrer acht Geschwister, zu sehen! - Wenn ich so fortfahre, wirst du am Ende so klug sein wie am Anf?nge. H?re denn, ich will mich zwingen, ins Detail zu gehen. Ich schrieb dir neulich, wie ich den Amtmann S. habe kennenlernen, und wie er mich gebeten habe, ihn bald in seiner Einsiedelei oder vielmehr seinem kleinen K?nigreiche zu besuchen. Ich vernachl?ssigte das, und w?re vielleicht nie hingekommen, h?tte mir der Zufall nicht den Schatz entdeckt, der in der stillen Gegend verborgen liegt. Unsere jungen Leute hatten einen Ball auf dem Lande angestellt, zu dem ich mich denn auch willig finden lie?. Ich bot einem hiesigen guten, sch?nen, ?brigens unbedeutenden M?dchen die Hand, und es wurde ausgemacht, da? ich eine Kutsche nehmen, mit meiner T?nzerin und ihrer Base nach dem Orte der Lustbarkeit hinausfahren und auf dem Wege Charlotten S. mitnehmen sollte. – »Sie werden ein sch?nes Frauenzimmer kennenlernen[12 - Sie werden ein sch?nes Frauenzimmer kennenlernen – вы познакомитесь с одной красавицей],« sagte meine Gesellschafterin, da wir durch den weiten, ausgehauenen Wald nach dem Jagdhause fuhren. – »Nehmen Sie sich in acht,« versetzte die Base, »da? Sie sich nicht verlieben!« – »Wieso?« sagte ich. – »Sie ist schon vergeben[13 - Sie ist schon vergeben – она уже помолвлена],« antwortete jene, »an einen sehr braven Mann, der weggereist ist, seine Sachen in Ordnung zu bringen, weil sein Vater gestorben ist, und sich um eine ansehnliche Versorgung zu bewerben.« Die Nachricht war mir ziemlich gleichg?ltig. Die Sonne war noch eine Viertelstunde vom Gebirge, als wir vor dem Hoftore anfuhren. Es war sehr schw?l, und die Frauenzimmer ?u?erten ihre Besorgnis wegen eines Gewitters, das sich in wei?grauen, dumpfichten W?lkchen rings am Horizonte zusammenzuziehen schien. Ich t?uschte ihre Furcht mit anma?licher Wetterkunde, ob mir gleich selbst zu ahnen anfing, unsere Lustbarkeit werde einen Sto? leiden. Ich war ausgestiegen, und eine Magd, die ans Tor kam, bat uns, einen Augenblick zu verziehen, Mamsell Lottchen w?rde gleich kommen. Ich ging durch den Hof nach dem wohlgebauten Hause, und da ich die vorliegenden Treppen hinaufgestiegen war und in die T?r trat, fiel mir das reizendste Schauspiel in die Augen, das ich je gesehen habe: in dem Vorsaale wimmelten sechs Kinder von eilf[14 - eilf – одиннадцать] zu zwei Jahren um ein M?dchen von sch?ner Gestalt, mittlerer Gr??e, die ein simples wei?es Kleid, mit bla?roten Schleifen an Arm und Brust, anhatte. Sie hielt ein schwarzes Brot und schnitt ihren Kleinen rings herum jedem sein St?ck nach Proportion ihres Alters und Appetits ab, gab's jedem mit solcher Freundlichkeit, und jedes rief so ungek?nstelt sein »danke!« , indem es mit den kleinen H?ndchen lange in die H?he gereicht hatte, ehe es noch abgeschnitten war, und nun mit seinem Abendbrote vergn?gt entweder wegsprang, oder nach seinem stillem Charakter gelassen davonging nach dem Hoftore zu, um die Fremden und die Kutsche zu sehen, darin ihre Lotte wegfahren sollte. »Ich bitte um Vergebung,« sagte sie, »da? ich Sie hereinbem?he und die Frauenzimmer warten lasse. ?ber dem Anziehen und allerlei Bestellungen f?rs Haus in meiner Abwesenheit habe ich vergessen, meinen Kindern ihr Vesperbrot zu geben, und sie wollen von niemanden Brot geschnitten haben als von mir.« Ich machte ihr ein unbedeutendes Kompliment, meine ganze Seele ruhte auf der Gestalt, dem Tone, dem Betragen, und ich hatte eben Zeit, mich von der ?berraschung zu erholen, als sie in die Stube lief, ihre Handschuhe und den F?cher zu holen. Die Kleinen sahen mich in einiger Entfernung so von der Seite an, und ich ging auf das j?ngste los, das ein Kind von der gl?cklichsten Gesichtsbildung war. Es zog sich zur?ck, als eben Lotte zur T?re herauskam und sagte: »Louis, gib dem Herrn Vetter eine Hand.«  – Das tat der Knabe sehr freim?tig, und ich konnte mich nicht enthalten, ihn, ungeachtet seines kleinen Rotzn?schens, herzlich zu k?ssen. »Vetter?« sagte ich, indem ich ihr die Hand reichte, »glauben Sie, da? ich des Gl?cks wert sei, mit Ihnen verwandt zu sein?« – »O,« sagte sie mit einem leichtfertigen L?cheln, »unsere Vetterschaft ist sehr weitl?ufig, und es w?re mir leid, wenn Sie der schlimmste drunter sein sollten.«  – Im Gehen gab sie Sophien, der ?ltesten Schwester nach ihr, einem M?dchen von ungef?hr eilf Jahren, den Auftrag, wohl auf die Kinder acht zu haben und den Papa zu gr??en, wenn er vom Spazierritte nach Hause k?me. Den Kleinen sagte sie, sie sollten ihrer Schwester Sophie folgen, als wenn sie's selber w?re, das denn auch einige ausdr?cklich versprachen. Eine kleine, naseweise Blondine aber, von ungef?hr sechs Jahren, sagte: »Du bist's doch nicht, Lottchen, wir haben dich doch lieber.« Die zwei ?ltesten Knaben waren hinten auf die Kutsche geklettert, und auf mein Vorbitten erlaubte sie ihnen, bis vor den Wald mitzufahren, wenn sie verspr?chen, sich nicht zu nekken und sich recht festzuhalten. Wir hatten uns kaum zurecht gesetzt, die Frauenzimmer sich bewillkommt, wechselsweise ?ber den Anzug, vorz?glich ?ber die H?te ihre Anmerkungen gemacht und die Gesellschaft, die man erwartete, geh?rig durchgezogen, als Lotte den Kutscher halten und ihre Br?der herabsteigen lie?, die noch einmal ihre Hand zu k?ssen begehrten, das denn der ?lteste mit aller Z?rtlichkeit, die dem Alter von f?nfzehn Jahren eigen sein kann, der andere mit viel Heftigkeit und Leichtsinn tat. Sie lie? die Kleinen noch einmal gr??en, und wir fuhren weiter. Die Base fragte, ob sie mit dem Buche fertig w?re, das sie ihr neulich geschickt h?tte. –  »Nein,« sagte Lotte, »es gef?llt mir nicht, Sie k?nnen's wiederhaben. Das vorige war auch nicht besser.«  – Ich erstaunte, als ich fragte, was es f?r B?cher w?ren, und sie mir antwortete. Ich fand so viel Charakter in allem, was sie sagte, ich sah mit jedem Wort neue Reize, neue Strahlen des Geistes aus ihren Gesichtsz?gen hervorbrechen, die sich nach und nach vergn?gt zu entfalten schienen, weil sie an mir f?hlte, da? ich sie verstand. »Wie ich j?nger war,« sagte sie, »liebte ich nichts so sehr als Romane. Wei? Gott, wie wohl mir's war, wenn ich mich Sonntags in so ein Eckchen setzen und mit ganzem Herzen an dem Gl?ck und Unstern einer Mi? Jonny teilnehmen konnte. Ich leugne auch nicht, da? die Art noch einige Reize f?r mich hat. Doch da ich so selten an ein Buch komme, so mu? es auch recht nach meinem Geschmack sein. Und der Autor ist mir der liebste, in dem ich meine Welt wiederfinde, bei dem es zugeht wie um mich, und dessen Geschichte mir doch so interessant und herzlich wird als mein eigen h?uslich Leben, das freilich kein Paradies, aber doch im ganzen eine Quelle uns?glicher Gl?ckseligkeit ist.« Ich bem?hte mich, meine Bewegungen ?ber diese Worte zu verbergen. Das ging freilich nicht weit: denn da ich sie mit solcher Wahrheit im Vorbeigehen vom Landpriester von Wakefield[15 - Landpriester non Wakefield – « Векфилдский священник »  – роман ирландского писателя О. Голдсмита], vom – reden h?rte, kam ich ganz au?er mich, sagte ihr alles, was ich mu?te, und bemerkte erst nach einiger Zeit, da Lotte das Gespr?ch an die anderen wendete, da? diese die Zeit ?ber mit offenen Augen, als s??en sie nicht da, dagesessen hatten. Die Base sah mich mehr als einmal mit einem sp?ttischen N?schen an, daran mir aber nichts gelegen war. Das Gespr?ch fiel aufs Vergn?gen am Tanze. –  »Wenn diese Leidenschaft ein Fehler ist,« sagte Lotte, »so gestehe ich Ihnen gern, ich wei? mir nichts ?bers Tanzen[16 - ich wei? mir nichts ?bers Tanzen – я не ставлю ничего превыше танцев]. Und wenn ich was im Kopfe habe und mir auf meinem verstimmten Klavier einen Contretanz vortrommle, so ist alles wieder gut.« Wie ich mich unter dem Gesp?che in den schwarzen Augen weidete[17 - in den schwarzen Augen weidete – любовался ее карими глазами] – wie die lebendigen Lippen und die frischen, muntern Wangen meine ganze Seele anzogen – wie ich, in den herrlichen Sinn ihrer Rede ganz versunken, oft gar die Worte nicht h?rte, mit denen sie sich ausdr?ckte – davon hast du eine Vorstellung, weil du mich kennst. Kurz, ich stieg aus dem Wagen wie ein Tr?umenIch bat sie um den zweiten Contretanz; sie sagte mit den dritten zu, und mit der liebensw?rdigsten Freim?tigkeit von der Welt versicherte sie mir, da? sie herzlich gern deutsch tanze[18 - deutsch tanze – танцует немецкий вальс]. –  »Es ist hier so Mode,« fuhr sie fort, »da? jedes Paar, das zusammen geh?rt, beim Deutschen zusammenbleibt, und mein Chapeau walzt schlecht und dankt mir's, wenn ich ihm die Arbeit erlasse. Ihr Frauenzimmer kann's auch nicht und mag nicht, und ich habe im Englischen gesehen, da? Sie gut walzen; wenn Sie nun mein sein wollen f?rs Deutsche, so gehen Sie und bitten sich's von meinem Herrn aus, und ich will zu Ihrer Dame gehen.«  – Ich gab ihr die Hand darauf, und wir machten aus, da? ihr T?nzer inzwischen meine T?nzerin unterhalten sollte. Nun ging's an, und wir erg?tzten uns eine Weile an manigfaltigen Schlingungen der Arme. Mit welchem Reize, mit welcher Fl?chtigkeit bewegte sie sich! Und da wir nun gar ans Walzen kamen und wie die Sph?ren um einander herumrollten, ging's freilich anfangs, weil's die wenigsten k?nnen, ein bi?chen bunt durcheinander. Wir waren klug und lie?en sie austoben, und als die Ungeschicktesten den Plan ger?umt hatten, fielen ten l?chelnd an, hebt einen drohenden Finger auf und nennt den Namen Albert zweimal im Vorbeifliegen mit viel Bedeutung. »Wer ist Albert?« sagte ich zu Lotten, »wenn's nicht Vermessenheit ist zu fragen.«  – Sie war im Begriff zu antworten, als wir uns scheiden mu?ten, um die gro?e Achte[19 - die gro?e Achte – восьмая фигура] zu machen, und mich d?nkte einiges Nachdenken auf ihrer Stirn zu sehen, als wir so vor einander vorbeikreuzten. –  »Was soll ich's Ihnen leugnen,« sagte sie, indem sie mir die Hand zur Promenade bot. »Albert ist ein braver Mensch, dem ich so gut als verlobt bin.«  – Nun war mir das nichts Neues (denn die M?dchen hatten mir's auf dem Wege gesagt) und war mir doch so ganz neu, weil ich es noch nicht im Verh?ltnis auf sie, die mir in so wenig Augenblicken so wert geworden war, gedacht hatte. Genug, ich verwirrte mich, verga? mich und kam zwischen das unrechte Paar hinein, da? alles drunter und dr?ber ging und Lottens ganze Gegenwart und Zerren und Ziehen n?tig war, um es schnell wieder in Ordnung zu bringen. Der Tanz war noch nicht zu Ende, als die Blitze, die wir schon lange am Horizonte leuchten gesehn und die ich immer f?r Wetterk?hlen ausdem Wort neue Reize, neue Strahlen des Geistes aus ihren Gesichtsz?gen hervorbrechen, die sich nach und nach vergn?gt zu entfalten schienen, weil sie an mir f?hlte, da? ich sie verstand. »Wie ich j?nger war,« sagte sie, »liebte ich nichts so sehr als Romane. Wei? Gott, wie wohl mir's war, wenn ich mich Sonntags in so ein Eckchen setzen und mit ganzem Herzen an dem Gl?ck und Unstern einer Mi? Jonny teilnehmen konnte. Ich leugne auch nicht, da? die Art noch einige Reize f?r mich hat. Doch da ich so selten an ein Buch komme, so mu? es auch recht nach meinem Geschmack sein. Und der Autor ist mir der liebste, in dem ich meine Welt wiederfinde, bei dem es zugeht wie um mich, und dessen Geschichte mir doch so interessant und herzlich wird als mein eigen h?uslich Leben, das freilich kein Paradies, aber doch im ganzen eine Quelle uns?glicher Gl?ckseligkeit ist.« Ich bem?hte mich, meine Bewegungen ?ber diese Worte zu verbergen. Das ging freilich nicht weit: denn da ich sie mit solcher Wahrheit im Vorbeigehen vom Landpriester von Wakefield[20 - Landpriester non Wakefield – « Векфилдский священник »  – роман ирландского писателя О. Голдсмита], vom – reden h?rte, kam ich ganz au?er mich, sagte ihr alles, was ich mu?te, und bemerkte erst nach einiger Zeit, da Lotte das Gespr?ch an die anderen wendete, da? diese die Zeit ?ber mit offenen Augen, als s??en sie nicht da, dagesessen hatten. Die Base sah mich mehr als einmal mit einem sp?ttischen N?schen an, daran mir aber nichts gelegen war. Das Gespr?ch fiel aufs Vergn?gen am Tanze. –  »Wenn diese Leidenschaft ein Fehler ist,« sagte Lotte, »so gestehe ich Ihnen gern, ich wei? mir nichts ?bers Tanzen[21 - ich wei? mir nichts ?bers Tanzen – я не ставлю ничего превыше танцев]. Und wenn ich was im Kopfe habe und mir auf meinem verstimmten Klavier einen Contretanz vortrommle, so ist alles wieder gut.« Wie ich mich unter dem Gesp?che in den schwarzen Augen weidete[22 - in den schwarzen Augen weidete – любовался ее карими глазами] – wie die lebendigen Lippen und die frischen, muntern Wangen meine ganze Seele anzogen – wie ich, in den herrlichen Sinn ihrer Rede ganz versunken, oft gar die Worte nicht h?rte, mit denen sie sich ausdr?ckte – davon hast du eine Vorstellung, weil du mich kennst. Kurz, ich stieg aus dem Wagen wie ein Tr?umender, als wir vor dem Lusthause stille hielten, und war so in Tr?umen rings in der d?mmernden Welt verloren, da? ich auf die Musik kaum achtete, die uns von dem erleuchteten Saal herunter entgegenschallte. Die zwei Herren Audran und ein gewisser N. N. – wer beh?lt alle die Namen – die der Base und Lottens T?nzer waren, empfingen uns am Schlage, bem?chtigten sich ihrer Frauenzimmer, und ich f?hrte das meinige hinauf. Wir schlangen uns in Menuetts um einander herum; ich forderte ein Frauenzimmer nach dem andern auf, und just die unleidlichsten konnten nicht dazu kommen, einem die Hand zu reichen und ein Ende zu machen. Lotte und ihr T?nzer fingen einen Englischen an[23 - fingen einen Englischen an – начали танцевать англез], und wie wohl mir's war, als sie auch in der Reihe die Figur mit uns anfing, magst du f?hlen. Tanzen mu? man sie sehen! Siehst du, sie ist so mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele dabei, ihr ganzer K?rper eine Harmonie, so sorglos, so unbefangen, als wenn das eigentlich alles w?re, als wenn sie sonst nichts d?chte, nichts empf?nde; und in dem Augenblicke gewi? schwindet alles andere vor ihr. Ich bat sie um den zweiten Contretanz; sie sagte mit den dritten zu, und mit der liebensw?rdigsten Freim?tigkeit von der Welt versicherte sie mir, da? sie herzlich gern deutsch tanze[24 - deutsch tanze – танцует немецкий вальс]. –  »Es ist hier so Mode,« fuhr sie fort, »da? jedes Paar, das zusammen geh?rt, beim Deutschen zusammenbleibt, und mein Chapeau walzt schlecht und dankt mir's, wenn ich ihm die Arbeit erlasse. Ihr Frauenzimmer kann's auch nicht und mag nicht, und ich habe im Englischen gesehen, da? Sie gut walzen; wenn Sie nun mein sein wollen f?rs Deutsche, so gehen Sie und bitten sich's von meinem Herrn aus, und ich will zu Ihrer Dame gehen.«  – Ich gab ihr die Hand darauf, und wir machten aus, da? ihr T?nzer inzwischen meine T?nzerin unterhalten sollte. Nun ging's an, und wir erg?tzten uns eine Weile an manigfaltigen Schlingungen der Arme. Mit welchem Reize, mit welcher Fl?chtigkeit bewegte sie sich! Und da wir nun gar ans Walzen kamen und wie die Sph?ren um einander herumrollten, ging's freilich anfangs, weil's die wenigsten k?nnen, ein bi?chen bunt durcheinander. Wir waren klug und lie?en sie austoben, und als die Ungeschicktesten den Plan ger?umt hatten, fielen wir ein und hielten mit noch einem Paare, mit Audran und seiner T?nzerin, wacker aus. Nie ist mir's so leicht vom Flecke gegangen. Ich war kein Mensch mehr. Das liebensw?rdigste Gesch?pf in den Armen zu haben und mit ihr herumzufliegen wie Wetter, da? alles rings umher verging, und – Wilhelm, um ehrlich zu sein, tat ich aber doch den Schwur, da? ein M?dchen, das ich liebte, auf das ich Anspr?che h?tte, mir nie mit einem andern walzen sollte als mit mir, und wenn ich dr?ber zugrunde gehen m??te. Du verstehst mich! Wir machten einige Touren gehend im Saale, um zu verschnaufen. Dann setzte sie sich, und die Orangen, die ich beiseite gebracht hatte, die nun die einzigen noch ?brigen waren, taten vortreffliche Wirkung, nur da? mir mit jedem Schnittchen, das sie einer unbescheidenen Nachbarin ehrenhalben zuteilte, ein Stich durchs Herz ging. Beim dritten englischen Tanz waren wir das zweite Paar. Wie wir die Reihe durchtanzten und ich, wei? Gott mit wieviel Wonne, an ihrem Arm und Auge hing, das voll vom wahrsten Ausdruck des offensten, reinsten Vergn?gens war, kommen wir an eine Frau, die mit wegen ihrer liebensw?rdigen Miene auf einem nicht mehr ganz jungen Gesichte merkw?rdig gewesen war. Sie sieht Lotten l?chelnd an, hebt einen drohenden Finger auf und nennt den Namen Albert zweimal im Vorbeifliegen mit viel Bedeutung. »Wer ist Albert?« sagte ich zu Lotten, »wenn's nicht Vermessenheit ist zu fragen.«  – Sie war im Begriff zu antworten, als wir uns scheiden mu?ten, um die gro?e Achte[25 - die gro?e Achte – восьмая фигура] zu machen, und mich d?nkte einiges Nachdenken auf ihrer Stirn zu sehen, als wir so vor einander vorbeikreuzten. –  »Was soll ich's Ihnen leugnen,« sagte sie, indem sie mir die Hand zur Promenade bot. »Albert ist ein braver Mensch, dem ich so gut als verlobt bin.«  – Nun war mir das nichts Neues (denn die M?dchen hatten mir's auf dem Wege gesagt) und war mir doch so ganz neu, weil ich es noch nicht im Verh?ltnis auf sie, die mir in so wenig Augenblicken so wert geworden war, gedacht hatte. Genug, ich verwirrte mich, verga? mich und kam zwischen das unrechte Paar hinein, da? alles drunter und dr?ber ging und Lottens ganze Gegenwart und Zerren und Ziehen n?tig war, um es schnell wieder in Ordnung zu bringen. Der Tanz war noch nicht zu Ende, als die Blitze, die wir schon lange am Horizonte leuchten gesehn und die ich immer f?r Wetterk?hlen ausgegeben hatte, viel st?rker zu werden anfingen und der Donner die Musik ?berstimmte. Drei Frauenzimmer liefen aus der Reihe, denen ihre Herren folgten; die Unordnung wurde allgemein, und die Musik h?rte auf. Es ist nat?rlich, wenn uns ein Ungl?ck oder etwas Schreckliches im Vergn?gen ?berrascht, da? es st?rkere Eindr?cke auf uns macht als sonst, teils wegen des Gegensatzes, der sich so lebhaft empfinden l??t, teils und noch mehr, weil unsere Sinne einmal der F?hlbarkeit ge?ffnet sind und also desto schneller einen Eindruck annehmen. Diesen Ursachen mu? ich die wunderbaren Grimassen zuschreiben, in die ich mehrere Frauenzimmer ausbrechen sah. Die kl?gste setzte sich in eine Ecke, mit dem R?cken gegen vor ihr nieder und verbarg den Kopf in der ersten Scho?. Eine dritte schob sich zwischen beide hinein und umfa?te ihre Schwesterchen mit tausend Tr?nen. Einige wollten nach Hause; andere, die noch weniger wu?ten, was sie taten, hatten nicht so viel Besinnungskraft, den Keckheiten unserer jungen Schlucker zu steuern, die sehr besch?ftigt zu sein schienen, alle die ?ngstlichen Gebete, die dem Himmel bestimmt waren, von den Lippen der sch?nen Bedr?ngten wegzufangen. Einige unserer Herren hatten sich hinabbegeben, um ein Pfeifchen in Ruhe zu rauchen; und die ?brige Gesellschaft schlug es nicht aus, als die Wirtin auf den klugen Einfall kam, uns ein Zimmer anzuweisen, das L?den und Vorh?nge h?tte. Kaum waren wir da angelangt, als Lotte besch?ftigt war, einen Kreis von St?hlen zu stellen und, als sich die Gesellschaft auf ihre Bitte gesetzt hatte, den Vortrag zu einem Spiele zu tun. Ich sah manchen, der in Hoffnung auf ein saftiges Pfand sein M?ulchen spitzte und seine Glieder reckte. –  »Wir spielen Z?hlens!« sagte sie. »Nun gebt acht! Ich geh' im Kreise herum von der Rechten zur Linken, und so z?hlt ihr auch rings herum, jeder die Zahl, die an ihn kommt, und das mu? gehen wie ein Lauffeuer, und wer stockt oder sich irrt, kriegt eine Ohrfeige, und so bis tausend.«  – Nun war das lustig anzusehen: sie ging mit ausgestrecktem Arm im Kreise herum. »Eins,« fing der erste an, der Nachbar »zwei« , »drei« der folgende, und so fort. Dann fing sie an, geschwinder zu gehen, immer geschwinder; da versah's einer: Patsch! Eine Ohrfeige, und ?ber das Gel?chter der folgende auch: Patsch! Und immer geschwinder. Ich selbst kriegte zwei Maulschellen und glaubte mit innigem Vergn?gen zu bemerken, da? sie st?rker seien, als sie den ?brigen zuzumessen pflegte. Ein allgemeines Gel?chter und Geschw?rm endigte das Spiel, ehe noch das Tausend ausgez?hlt war. Die Vertrautesten zogen einander beiseite, das Gewitter war vor?ber, und ich folgte Lotten in den Saal. Unterwegs sagte sie: »?ber die Ohrfeigen haben sie Wetter und alles vergessen!«  – ich konnte ihr nichts antworten. –  »Ich war,« fuhr sie fort, »eine der Furchtsamsten, und indem ich mich herzhaft stellte, um den andern Mut zu geben, bin ich mutig geworden.« Wir traten ans Fenster. Es donnerte abseitw?rts, und der herrliche Regen s?uselte auf das Land, und der erquickendste Wohlgeruch stieg in aller F?lle einer warmen Luft zu uns auf. Sie stand auf ihren Ellenbogen gest?tzt, ihr Blick durchdrang die Gegend; sie sah den Himmel und auf mich, ich sah ihr Auge tr?nenvoll, sie legte ihre Hand auf die meinige und sagte: »Klopstock!«  – Ich erinnerte mich sogleich der herrlichen Ode, die ihr in Gedanken lag, und versank in dem Strome von Empfindungen, den sie in dieser Losung ?ber mich ausgo?. Ich ertrug's nicht, neigte mich auf ihre Hand und k??te sie unter den wonnevollsten Tr?nen. Und sah nach ihrem Auge wieder – Edler! H?ttest du deine Verg?tterung in diesem Blicke gesehen, und m?cht' ich nun deinen so oft entweihten Namen nie wieder nennen h?ren! Am 19. Junius Wo ich neulich mit meiner Erz?hlung geblieben bin, wei? ich nicht mehr; das wei? ich, da? es zwei Uhr des Nachts war, als ich zu Bette kam, und da?, wenn ich dir h?tte vorschwatzen k?nnen, statt zu schreiben, ich dich vielleicht bis an den Morgen aufgehalten h?tte. Was auf unserer Hereinfahrt vom Balle geschehen ist, habe ich noch nicht erz?hlt, habe auch heute keinen Tag dazu. Es war der herrlichste Sonnenaufgang. Der tr?pfelnde Wald und das erfrischte Feld umher! Unsere Gesellschafterinnen nickten ein. Sie fragte mich, ob ich nicht auch von der Partie sein wollte; ihretwegen sollt' ich unbek?mmert sein. –  »So lange ich diese Augen offen sehe, » sagte ich und sah sie fest an, »so lange hat's keine Gefahr.«  – Und wir haben beide ausgehalten bis an ihr Tor, da ihr die Magd leise aufmachte und auf ihr Fragen versicherte, da? Vater und Kleine wohl seien und alle noch schliefen. Da verlie? ich sie mit der Bitte, sie selbigen Tags noch sehen zu d?rfen; sie gestand mir's zu, und ich bin gekommen – und seit der Zeit k?nnen Sonne, Mond und Sterne geruhig ihre Wirtschaft treiben, ich wei? weder da? Tag noch da? Nacht ist, und die ganze Welt verliert sich um mich her. Am 21. Junius Ich lebe so gl?ckliche Tage, wie sie Gott seinen Heiligen ausspart; und mit mir mag werden was will, so darf ich nicht sagen, da? ich die Freuden, die reinsten Freuden des Lebens nicht genossen habe. – Du kennst mein Wahlheim; dort bin ich v?llig etabliert, von da habe ich nur eine halbe Stunde zu Lotten, dort f?hl' ich mich selbst und alles Gl?ck, das dem Menschen gegeben ist. H?tt ich gedacht, als ich mir Wahlheim zum Zwecke meiner Spazierg?nge w?hlte, da? es so nahe am Himmel l?ge! Wie oft habe ich das Jagdhaus, das nun alle meine W?nsche einschlie?t, auf meinen weiten Wanderungen, bald vom Berge, bald von der Ebne ?ber den Flu? gesehn! Lieber Wilhelm, ich habe allerlei nachgedacht, ?ber die Begier im Menschen, sich auszubreiten, neue Entdeckungen zu machen, herumzuschweifen; und dann wieder ?ber den inneren Trieb, sich der Einschr?nkung willig zu ergeben, in dem Gleise der Gewohnheit so hinzufahren und sich weder um Rechts noch um Links zu bek?mmern. Es ist wunderbar: wie ich hierher kam und vom H?gel in das sch?ne Tal schaute, wie es mich rings umher anzog. – Dort das W?ldchen! – Ach k?nntest du dich in seine Schatten mischen! – Dort die Spitze des Berges! – Ach k?nntest du von da die weite Gegend ?berschauen! – Die in einander geketteten H?gel und vertraulichen T?ler! – O k?nnte ich mich in ihnen verlieren! – Ich eilte hin, und kehrte zur?ck, und hatte nicht gefunden, was ich hoffte. O es ist mit der Ferne wie mit der Zukunft! Ein gro?es d?mmerndes Ganze ruht vor unserer Seele, unsere Empfindung verschwimmt darin wie unser Auge, und wir sehnen uns, ach! Unser ganzes Wesen hinzugeben, uns mit aller Wonne eines einzigen, gro?en, herrlichen Gef?hls ausf?llen zu lassen. – Und ach! Wenn wir hinzueilen, wenn das Dort nun Hier wird, ist alles vor wie nach, und wir stehen in unserer Armut, in unserer Eingeschr?nktheit, und unsere Seele lechzt nach entschl?pftem Labsale. So sehnt sich der unruhigste Vagabund zuletzt wieder nach seinem Vaterlande und findet in seiner H?tte, an der Brust seiner Gattin, in dem Kreise seiner Kinder, in den Gesch?ften zu ihrer Erhaltung die Wonne, die er in der weiten Welt vergebens suchte. Wenn ich des Morgens mit Sonnenaufgange hinausgehe nach meinem Wahlheim und dort im Wirtsgarten mir meine Zuckererbsen selbst pfl?cke, mich hinsetze, sie abf?dne und dazwischen in meinem Homer lese; wenn ich in der kleinen K?che mir einen Topf w?hle, mir Butter aussteche, Schoten ans Feuer stelle, zudecke und mich dazusetze, sie manchmal umzusch?tteln: da f?hl' ich so lebhaft, wie die ?berm?tigen Freier der Penelope Ochsen und Schweine schlachten, zerlegen und braten. Es ist nichts, das mich so mit einer stillen, wahren Empfindung ausf?llte als die Z?ge patriarchalischen Lebens, die ich, Gott sei Dank, ohne Affektation in meine Lebensart verweben kann. Wie wohl ist mir's, da? mein Herz die simple, harmlose Wonne des Menschen f?hlen kann, der ein Krauthaupt auf seinen Tisch bringt, das er selbst gezogen, und nun nicht den Kohl allein, sondern all die guten Tage, den sch?nen Morgen, da er ihn pflanzte, die lieblichen Abende, da er ihn bego?, und da er an dem fortschreitenden Wachstum seine Freude hatte, alle in einem Augenblicke wieder mitgenie?t. Am 29. Junius Vorgestern kam der Medikus hier aus der Stadt hinaus zum Amtmann und fand mich auf der Erde unter Lottens Kindern, wie einige auf mir herumkrabbelten, andere mich neckten, und wie ich sie kitzelte und ein gro?es Geschrei mit ihnen erregte. Der Doktor, der eine sehr dogmatische Drahtpuppe ist, unterm Reden seine Manschetten in Falten legt und einen Kr?usel ohne Ende herauszupft, fand dieses unter der W?rde eines gescheiten Menschen; das merkte ich an seiner Nase. Ich lie? mich aber in nichts st?ren, lie? ihn sehr vern?nftige Sachen abhandeln und baute den Kindern ihre Kartenh?user wieder, die sie zerschlagen hatten. Auch ging er darauf in der Stadt herum und beklagte, des Amtmanns Kinder w?ren so schon ungezogen genug, der Werther verderbe sie nun v?llig. Ja, lieber Wilhelm, meinem Herzen sind die Kinder am n?chsten auf der Erde. Wenn ich ihnen zusehe und in dem kleinen Dinge die Keime aller Tugenden, aller Kr?fte sehe, die sie einmal so n?tig brauchen werden; wenn ich in dem Eigensinne k?nftige Standhaftigkeit und Festigkeit des Charakters, in dem Mutwillen guten Humor und Leichtigkeit, ?ber die Gefahren der Welt hinzuschl?pfen, erblicke, alles so unverdorben, so ganz! – immer, immer wiederhole ich dann die goldenen Worte des Lehrers der Menschen: »Wenn ihr nicht werdet wie eines von diesen!«[26 - »Wenn ihr nicht werdet wie eines von diesen!«  – если не обратитесь и не будете как дети] und nun, mein Bester, sie, die unseresgleichen sind, die wir als unsere Muster ansehen sollten, behandeln wir als Untertanen. Sie sollen keinen Willen haben! – haben wir denn keinen? Und wo liegt das Vorrecht? – Weil wir ?lter sind und gescheiter! – Guter Gott von deinem Himmel, alte Kinder siehst du und junge Kinder, und nichts weiter; und an welchen du mehr Freude hast, das hat dein Sohn schon lange verk?ndigt. Aber sie glauben an ihn und h?ren ihn nicht – das ist auch was Altes! – und bilden ihre Kinder nach sich und – Adieu, Wilhelm! Ich mag dar?ber nicht weiter radotieren. Am 1. Julius Was Lotte einem Kranken sein mu?, f?hl' ich an meinem eigenen Herzen, das ?bler dran ist als manches[27 - das ?bler dran ist als manches – а ему приходится хуже], das auf dem Siechbette verschmachtet. Sie wird einige Tage in der Stadt bei einer rechtschaffnen Frau zubringen, die sich nach der Aussage der ?rzte ihrem Ende naht und in diesen letzten Augenblicken Lotten um sich haben will. Ich war vorige Woche mit ihr, den Pfarrer von St… zu besuchen; ein ?rtchen, das eine Stunde seitw?rts im Gebirge liegt. Wir kamen gegen vier dahin. Lotte hatte ihre zweite Schwester mitgenommen. Als wir in den mit zwei hohen Nu?b?umen ?berschatteten Pfarrhof traten, sa? der gute alte Mann auf einer Bank vor der Haust?r, und da er Lotten sah, ward er wie neu belebt, verga? seinen Knotenstock und wagte sich auf, ihr entgegen. Sie lief hin zu ihm, n?tigte ihn sich niederzulassen, indem sie sich zu ihm setzte, brachte viele Gr??e von ihrem Vater, herzte seinen garstigen, schmutzigen j?ngsten Buben, das Quakelchen seines Alters[28 - das Quakelchen seines Alters – отрада его старости]. Du h?ttest sie sehen sollen, wie sie den Alten besch?ftigte, wie sie ihre Stimme erhob, um seinen halb tauben Ohren vernehmlich zu werden, wie sie ihm von jungen, robusten Leuten erz?hlte, die unvermutet gestorben w?ren, von der Vortrefflichkeit des Karlsbades, und wie sie seinen Entschlu? lobte, k?nftigen Sommer hinzugehen, wie sie fand, da? er viel besser auss?he, viel munterer sei als das letztemal, da sie ihn gesehn. Ich hatte indes der Frau Pfarrerin meine H?flichkeiten gemacht. Der Alte wurde ganz munter, und da ich nicht umhin konnte, die sch?nen Nu?b?ume zu loben, die uns so lieblich beschatteten, fing er an, uns, wiewohl mit einiger Beschwerlichkeit, die Geschichte davon zu geben. –  »Den alten,« sagte er, »wissen wir nicht, wer den gepflanzt hat; einige sagen dieser, andere jener Pfarrer. Der j?ngere aber dort hinten ist so alt als meine Frau, im Oktober f?nfzig Jahr. Ihr Vater pflanzte ihn des Morgens, als sie gegen Abend geboren wurde. Er war mein Vorfahr im Amt, und wie lieb ihm der Baum war, ist nicht zu sagen; mir ist er's gewi? nicht weniger. Meine Frau sa? darunter auf einem Balken und strickte, da ich vor siebenundzwanzig Jahren als ein armer Student zum erstenmale hier in den Hof kam.«  – Lotte fragte nach seiner Tochter; es hie?, sie sei mit Herrn Schmidt auf die Wiese hinaus zu den Arbeitern, und der Alte fuhr in seiner Erz?hlung fort: wie sein Vorfahr ihn liebgewonnen und die Tochter dazu, und wie er erst sein Vikar und dann sein Nachfolger geworden. Die Geschichte war nicht lange zu Ende, als die Jungfer Pfarrerin mit dem sogenannten Herrn Schmidt durch den Garten herkam: sie bewillkommte Lotten mit herzlicher W?rme, und ich mu? sagen, sie gefiel mir nicht ?bel; eine rasche, wohlgewachsene Br?nette, die einen die kurze Zeit ?ber auf dem Lande wohl unterhalten h?tte[29 - die einen die kurze Zeit ?ber auf dem Lande wohl unterhalten h?tte – с которой неплохо скоротать время в деревне]. Ihr Liebhaber (denn als solchen stellte sich Herr Schmidt gleich dar), ein feiner, doch stiller Mensch, der sich nicht in unsere Gespr?che mischen wollte, ob ihn gleich Lotte immer hereinzog. Was mich am meisten betr?bte, war, da? ich an seinen Gesichtsz?gen zu bemerken schien, es sei mehr Eigensinn und ?bler Humor[30 - der ?ble Humor – дурной нрав] als Eingeschr?nktheit des Verstandes, der ihn sich mitzuteilen hinderte. In der Folge ward dies leider nur zu deutlich; denn als Friederike beim Spazierengehen mit Lotten und gelegentlich auch mit mir ging, wurde des Herrn Angesicht, das ohnedies einer br?unlichen Farbe war, so sichtlich verdunkelt, da? es Zeit war, da? Lotte mich beim ?rmel zupfte und mir zu verstehn gab, da? ich mit Friederiken zu artig getan. Nun verdrie?t mich nichts mehr, als wenn die Menschen einander plagen, am meisten, wenn junge Leute in der Bl?te des Lebens, da sie am offensten f?r alle Freuden sein k?nnten, einander die paar guten Tage mit Fratzen verderben und nur erst zu sp?t das Unersetzliche ihrer Verschwendung einsehen. Mich wurmte das, und ich konnte nicht umhin, da wir gegen Abend in den Pfarrhof zur?ckkehrten und an einem Tische Milch a?en und das Gespr?ch auf Freude und Leid der Welt sich wendete, den geben. –  »Den alten,« sagte er, »wissen wir nicht, wer den gepflanzt hat; einige sagen dieser, andere jener Pfarrer. Der j?ngere aber dort hinten ist so alt als meine Frau, im Oktober f?nfzig Jahr. Ihr Vater pflanzte ihn des Morgens, als sie gegen Abend geboren wurde. Er war mein Vorfahr im Amt, und wie lieb ihm der Baum war, ist nicht zu sagen; mir ist er's gewi? nicht weniger. Meine Frau sa? darunter auf einem Balken und strickte, da ich vor siebenundzwanzig Jahren als ein armer Student zum erstenmale hier in den Hof kam.«  – Lotte fragte nach seiner Tochter; es hie?, sie sei mit Herrn Schmidt auf die Wiese hinaus zu den Arbeitern, und der Alte fuhr in seiner Erz?hlung fort: wie sein Vorfahr ihn liebgewonnen und die Tochter dazu, und wie er erst sein Vikar und dann sein Nachfolger geworden. Die Geschichte war nicht lange zu Ende, als die Jungfer Pfarrerin mit dem sogenannten Herrn Schmidt durch den Garten herkam: sie bewillkommte Lotten mit herzlicher W?rme, und ich mu? sagen, sie gefiel mir nicht ?bel; eine rasche, wohlgewachsene Br?nette, die einen die kurze Zeit ?ber auf dem Lande wohl unterhalten h?tte[31 - die einen die kurze Zeit ?ber auf dem Lande wohl unterhalten h?tte – с которой неплохо скоротать время в деревне]. Ihr Liebhaber (denn als solchen stellte sich Herr Schmidt gleich dar), ein feiner, doch stiller Mensch, der sich nicht in unsere Gespr?che mischen wollte, ob ihn gleich Lotte immer hereinzog. Was mich am meisten betr?bte, war, da? ich an seinen Gesichtsz?gen zu bemerken schien, es sei mehr Eigensinn und ?bler Humor[32 - der ?ble Humor – дурной нрав] als Eingeschr?nktheit des Verstandes, der ihn sich mitzuteilen hinderte. In der Folge ward dies leider nur zu deutlich; denn als Friederike beim Spazierengehen mit Lotten und gelegentlich auch mit mir ging, wurde des Herrn Angesicht, das ohnedies einer br?unlichen Farbe war, so sichtlich verdunkelt, da? es Zeit war, da? Lotte mich beim ?rmel zupfte und mir zu verstehn gab, da? ich mit Friederiken zu artig getan. Nun verdrie?t mich nichts mehr, als wenn die Menschen einander plagen, am meisten, wenn junge Leute in der Bl?te des Lebens, da sie am offensten f?r alle Freuden sein k?nnten, einander die paar guten Tage mit Fratzen verderben und nur erst zu sp?t das Unersetzliche ihrer Verschwendung einsehen. Mich wurmte das, und ich konnte nicht umhin, da wir gegen Abend in den Pfarrhof zur?ckkehrten und an einem Tische Milch a?en und das Gespr?ch auf Freude und Leid der Welt sich wendete, den Faden zu ergreifen und recht herzlich gegen die ?ble Laune zu reden. –  »Wir Menschen beklagen uns oft,« fing ich an, »da? der guten Tage so wenig sind und der schlimmen so viel, und, wie mich d?nkt, meist mit Unrecht. Wenn wir immer ein offenes Herz h?tten, das Gute zu genie?en, das uns Gott f?r jeden Tag bereitet, wir w?rden alsdann auch Kraft genug haben, das ?bel zu tragen, wenn es kommt.« – »Wir haben aber unser Gem?t nicht in unserer Gewalt,« versetzte die Pfarrerin, »wie viel h?ngt vom K?rper ab! Wenn einem nicht wohl ist, ist's einem ?berall nicht recht.«  – Ich gestand ihr das ein. –  »Wir wollen es also,« fuhr ich fort, »als eine Krankheit ansehen und fragen, ob daf?r kein Mittel ist?« – »Das l??t sich h?ren,« sagte Lotte, »ich glaube wenigstens, da? viel von uns abh?ngt. Ich wei? es an mir. Wenn mich etwas neckt und mich verdrie?lich machen will, spring' ich auf und sing' ein paar Contret?nze den Garten auf und ab, gleich ist's weg.« – »Das war's, was ich sagen wollte,« versetzte ich, »es ist mit der ?blen Laune v?llig wie mit der Tr?gheit, denn es ist eine Art von Tr?gheit. Unsere Natur h?ngt sehr dahin, und doch, wenn wir nur einmal die Kraft haben, uns zu ermannen, geht uns die Arbeit frisch von der Hand, und wir finden in der T?tigkeit ein wahres Vergn?gen.«  – Friederike war sehr aufmerksam, und der junge Mensch wandte mir ein, da? man nicht Herr ?ber sich selbst sei und am wenigsten ?ber seine Empfindungen gebieten k?nne. –  »Es ist hier die Frage von einer unangenehmen Empfindung,« versetzte ich, »die doch jedermann gerne los ist; und niemand wei?, wie weit seine Kr?fte gehen, bis er sie versucht hat. Gewi?, wer krank ist, wird bei allen ?rzten herumfragen, und die gr??ten Resignationen, die bittersten Arzneien wird er nicht abweisen, um seine gew?nschte Gesundheit zu erhalten.«  – Ich bemerkte, da? der ehrliche Alte sein Geh?r anstrengte, um an unserm Diskurse teilzunehmen, ich erhob die Stimme, indem ich die Rede gegen ihn wandte. »Man predigt gegen so viele Laster,« sagte ich, »ich habe noch nie geh?rt, da? man gegen die ?ble Laune vom Predigtstuhle gearbeitet h?tte.« – »Das m??ten die Stadtpfarrer tun,« sagte er, »die Bauern haben keinen b?sen Humor; doch k?nnte es auch zuweilen nicht schaden, es w?re eine Lektion f?r seine Frau wenigstens und f?r den Herrn Amtmann.«  – Die Gesellschaft lachte, und er herzlich mit, bis er in einen Husten verfiel, der unsern Diskurs eine Zeitlang unterbrach; darauf denn der junge Mensch wieder das Wort nahm: »Sie nannten den b?sen Humor ein Laster; mich deucht, das ist ?bertrieben.« – »Mit nichten[33 - Mit nichten – ничуть],« gab ich zur Antwort, »wenn das, womit man sich selbst und seinem N?chsten schadet, diesen Namen verdient. Ist es nicht genug, da? wir einander nicht gl?cklich machen k?nnen, m?ssen wir auch noch einander das Vergn?gen rauben, das jedes Herz sich noch manchmal selbst gew?hren kann? Und nennen Sie mir den Menschen, der ?bler Laune ist und so brav dabei, sie zu verbergen, sie allein zu tragen, ohne die Freude um sich her zu zerst?ren! Oder ist sie nicht vielmehr ein innerer Unmut ?ber unsere eigene Unw?rdigkeit, ein Mi?fallen an uns selbst, das immer mit einem Neide verkn?pft ist, der durch eine t?richte Eitelkeit aufgehetzt wird? Wir sehen gl?ckliche Menschen, die wir nicht gl?cklich machen, und das ist unertr?glich.«  – Lotte l?chelte mich an, da sie die Bewegung sah, mit der ich redete, und eine Tr?ne in Friederikens Auge spornte mich fortzufahren. –  »Wehe denen,« sagte ich, »die sich der Gewalt bedienen, die sie ?ber ein Herz haben, um ihm die einfachen Freuden zu rauben, die aus ihm selbst hervorkeimen. Alle Geschenke, alle Gef?lligkeiten der Welt ersetzen nicht einen Augenblick Vergn?gen an sich selbst, den uns eine neidische Unbehaglichkeit unsers Tyrannen verg?llt hat.« Mein ganzes Herz war voll in diesem Augenblicke; die Erinnerung so manches Vergangenen dr?ngte sich an meine Seele, und die Tr?nen kamen mir in die Augen. »Wer sich das nur t?glich sagte,« rief ich aus, »du vermagst nichts auf deine Freunde, als ihnen ihre Freuden zu lassen und ihr Gl?ck zu vermehren, indem du es mit ihnen genie?est. Vermagst du, wenn ihre innere Seele von einer ?ngstigenden Leidenschaft gequ?lt, vom Kummer zerr?ttet ist, ihnen einen Tropfen Linderung zu geben? Und wenn die letzte, bangste Krankheit dann ?ber das Gesch?pf herf?llt, das du in bl?henden Tagen untergraben hast, und sie nun daliegt in dem erb?rmlichsten Ermatten, das Auge gef?hllos den Himmel sieht, der Todesschwei? auf der blassen Stirne abwechselt, und du vor dem Bette stehst wie ein Verdammter, in dem innigsten Gef?hl, da? du nichts vermagst mit deinem ganzen Verm?gen, und die Angst dich inwendig krampft, da? du alles hingeben m?chtest, dem untergehenden Gesch?pfe einen Tropfen St?rkung, einen Funken Mut einfl??en zu k?nnen.« Die Erinnerung einer solchen Szene, wobei ich gegenw?rtig war, fiel mit ganzer Gewalt bei diesen Worten ?ber mich. Ich nahm das Schnupftuch vor die Augen und verlie? die Gesellschaft, und nur Lottens Stimme, die mir rief, wir wollten fort, brachte mich zu mir selbst. Und wie sie mich auf dem Wege schalt ?ber den zu warmen Anteil an allem, und da? ich dr?ber zugrunde gehen w?rde! Da? ich mich schonen sollte! – O der Engel! Um deinetwillen mu? ich leben! Am 6. Julius Sie ist immer um ihre sterbende Freundin, und ist immer dieselbe, immer das gegenw?rtige, holde Gesch?pf, das, wo sie hinsieht, Schmerzen lindert und Gl?ckliche macht. Sie ging gestern abend mit Marianen und dem kleinen Malchen spazieren, ich wu?te es und traf sie an, und wir gingen zusammen. Nach einem Wege von anderthalb Stunden kamen wir gegen die Stadt zur?ck, an den Brunnen, der mir so wert und nun tausendmal werter ist. Lotte setzte sich aufs M?uerchen, wir standen vor ihr. Ich sah umher, ach, und die Zeit, da mein Herz so allein war, lebte wieder vor mir auf. –  »Lieber Brunnen,« sagte ich, »seither hab' ich nicht mehr an deiner K?hle geruht, hab' in eilendem Vor?bergehn dich manchmal nicht angesehn.«  – Ich blickte hinab und sah, da? Malchen mit einem Glase Wasser sehr besch?ftigt heraufstieg. Ich sah Lotten an und f?hlte alles, was ich an ihr habe. Indem kommt Malchen mit einem Glase. Mariane wollt' es ihr abnehmen: »Nein!«  – rief das Kind mit dem s??esten Ausdrucke, »Nein, Lottchen, du sollst zuerst trinken!«  – Ich ward ?ber die Wahrheit, ?ber die G?te, womit sie das ausrief, so entz?ckt, da? ich meine Empfindung mit nichts ausdr?cken konnte, als ich nahm das Kind von der Erde und k??te es lebhaft, das sogleich zu schreien und zu weinen anfing. –  »Sie haben ?bel getan,« sagte Lotte. – Ich war betroffen. –  »komm, Malchen,« fuhr sie fort, indem sie es bei der Hand nahm und die Stufen hinabf?hrte, »da wasche dich aus der frischen Quelle geschwind, geschwind, da tut's nichts.«  – Wie ich so dastand und zusah, mit welcher Emsigkeit das Kleine seinen nassen H?ndchen die Backen rieb, mit welchem Glauben, da? durch die Wunderquelle alle Verunreinigung abgesp?lt und die Schmach abgetan w?rde, einen h??lichen Bart zu kriegen; wie Lotte sagte: »Es ist genug!«  – und das Kind doch immer eifrig fortwusch, als wenn Viel mehr t?te als Wenig – ich sage dir, Wilhelm, ich habe mit mehr Respekt nie einer Taufhandlung beigewohnt; und als Lotte heraufkam, h?tte ich mich gern vor ihr niedergeworfen wie vor einem Propheten, der die Schulden einer Nation weggeweiht hat. 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Голдсмита 16 ich wei? mir nichts ?bers Tanzen – я не ставлю ничего превыше танцев 17 in den schwarzen Augen weidete – любовался ее карими глазами 18 deutsch tanze – танцует немецкий вальс 19 die gro?e Achte – восьмая фигура 20 Landpriester non Wakefield – « Векфилдский священник »  – роман ирландского писателя О. Голдсмита 21 ich wei? mir nichts ?bers Tanzen – я не ставлю ничего превыше танцев 22 in den schwarzen Augen weidete – любовался ее карими глазами 23 fingen einen Englischen an – начали танцевать англез 24 deutsch tanze – танцует немецкий вальс 25 die gro?e Achte – восьмая фигура 26 »Wenn ihr nicht werdet wie eines von diesen!«  – если не обратитесь и не будете как дети 27 das ?bler dran ist als manches – а ему приходится хуже 28 das Quakelchen seines Alters – отрада его старости 29 die einen die kurze Zeit ?ber auf dem Lande wohl unterhalten h?tte – с которой неплохо скоротать время в деревне 30 der ?ble Humor – дурной нрав 31 die einen die kurze Zeit ?ber auf dem Lande wohl unterhalten h?tte – с которой неплохо скоротать время в деревне 32 der ?ble Humor – дурной нрав 33 Mit nichten – ничуть
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