Çà íèòü ïîñàäî÷íûõ îãíåé, Õâàòàÿñü èñòîùåííûì âçãëÿäîì, Óæå íå äóìàþ î íåé, Ñî ìíîé äåëèâøåé íåáî ðÿäîì: Ïðîâàëû, ðåêè çàáûòüÿ, È íåîæèäàííûå "ãîðêè", Ïîëåòíûé òðàíñ íåáûòèÿ Ïîä àïåëüñèíîâûå êîðêè, Òÿãó÷èé, íóäíûé ãóë òóðáèí - Ñðàæåíüå âîçäóõà è âåñà,  ñòàêàíàõ ïëàâëåííûé ðóáèí, ×òî ðàçíîñèëà ñòþàðäåññà, Èñêóñíî âûäåëàííûé ñòðàõ, Ïîä îòðåøåííî

Die Ex-Prinzessin

Die Ex-Prinzessin Fiona West Eine Prinzessin rennt aufgrund einer chronischen Krankheit vor ihren Pflichten davon, findet aber f?nf Jahre sp?ter heraus, dass ihr Heiratsvertrag noch immer bindend ist. Sie l?sst sich auf eine Reise ?ber wilde, ungez?hmte, magiebeladene L?nder ein, in der Hoffnung ihren Vater noch einmal zu sehen, bevor er stirbt, und irgendwie aus diesem Vertrag herauszukommen, obwohl sie ihren Verlobten liebt. Publishers Weekly sagt in einer Sternebewertung: »Fans von Final Fantasy werden Wests Deb?t genie?en, ein dynamisches Abenteuer zum Verschlingen, dessen technokratische Fantasiewelt auf ein gro?z?giges Verst?ndnis der allt?glichen Einschr?nkungen und Liebe basiert. Diese perfekte Mischung zeigt soziales Bewusstsein, versetzt einen in Staunen und ist unvergesslich am?sant.« Wie sagt man seinem besten Freund, dass man ihn doch nicht heiraten kann? Abelia ist mit ihrer niederen Arbeit und ihrem winzigen Apartment zufrieden. Als royale Abgesandte eintreffen, um den Heiratsvertrag durchzusetzen, von dem sie dachte, dass er unwirksam war, hat sie nicht die Absicht gehabt mit ihnen das Unverschleierte zu durchqueren. Aber die Alternative bedeutet, dass sie die M?glichkeit verliert sich von ihrem sterbenden Vater zu verabschieden, und dass f?nf Jahre der Stille das Letzte sein wird, was sie teilten … Edward wird unerwartet sein K?nigreich ?berreicht, als sein Bruder auf Abwege ger?t. Jetzt muss er einen Krieg f?hren, von dem er nicht glaubt, dass er ihn gewinnen kann. Die einzige Aufgabe, die noch be?ngstigender ist, wird sein das M?dchen, das er sein ganzes Leben lang geliebt hat, davon zu ?berzeugen, dass sie kooperiert… wenn sie ihn nur zur?ckrufen w?rde. Niemand ist jemals aus einem internationalen Heiratsvertrag herausgekommen. Kann Abbie rechtzeitig ein Schlupfloch finden, um das Leben zu bewahren, welches sie sich zu leben erk?mpft hat? Die Ex-Prinzessin ist das erste Buch der Grenz-Chroniken. Du wirst Fiona Wests Herz und Verstand in diesem Fantasy-Liebesroman lieben. Hol dir jetzt dein Exemplar! Fiona West Die Ex-Prinzessin Die Ex-Prinzessin der Grenz-Chroniken, Volume 1 Fiona West and Carolin Kern Published by Tektime, 2020 This is a work of fiction. Similarities to real people, places, or events are entirely coincidental. DIE EX-PRINZESSIN First edition. April 3, 2020. Copyright © 2020 Fiona West. Written originally in English by Fiona West. Translated into German by Carolin Kern. LANDKARTE KAPITEL EINS ALS ABELIA AM GLEIS stand, die Vibration der Ankunft der ?ffentlichen Stadtbahn erwartete, h?tte sie sich niemals vorstellen k?nnen, dass es das letzte Mal sein w?rde. Es war ein Mittwoch, also liefen diejenigen ohne Zugbewilligung zur Arbeit, str?mten schnell vorbei wie die Wasser eines Bachs, die meisten davon plapperten in ihre Telefone. Sie packte ihren Thermobecher mit Kaffee mit der einen Hand und stopfte die andere tief in ihren Arbeitsanzug, um menschlichen Kontakt zu vermeiden, w?hrend sich die Leute um sie herum dr?ngten. Es machte keinen Sinn sich auf der Arbeit umzuziehen, besonders wenn man im Zug in etwas Klebrigem sitzen k?nnte. Abbie liebte es Zug zu fahren. Sie liebte es die freien R?ume zwischen den Vororten vorbeifliegen zu sehen. Sie liebte den Retrolook der Sitze und die Schaffner mit ihren kleinen H?ten, die auf den Telefonen der Menschen die Tickets scannten. Sie hatte kein Smartphone, also grub sie in ihrer ?bergro?en Tasche nach ihrem Papierschein herum. Sie liebte es in der entgegengesetzten Richtung der meisten Menschen zu fahren. Es brauchte ?berhaupt keine Zeit die Stadt morgens zu verlassen, verglichen mit all den Trotteln, die in die Innenstadt fuhren und wie Vieh zusammengepfercht dastanden. Sie fuhr von Tanner’s Point durch Binderville, vorbei an Cottage Grove und Blakewood. Der Wald war herrlich zu dieser Jahreszeit; der Fr?hling stellte sich gerade ein und die B?ume waren voller Knospen und M?glichkeiten. Es lie? sie an einem Fl?sschen sitzen und die Fische beim Springen beobachten wollen. Das Fenster, aus welchem sie blickte, schien stillzustehen, als die B?ume und Geb?ude sich vorbeidr?ngten. Die Stimme vom Tonband k?ndigte Beaver Landing, die letzte Haltestelle, an und sie verdr?ckte sich. Die Arbeit war eine andere Geschichte. Es war hei? unter der Erde—weniger wie in der Sonne und mehr wie in einer Sauna zu sein. Einer ?belriechende Sauna. Die Arbeitsanz?ge waren erstickend aber vorgeschrieben, deren Farbe zeigte den Rang an und ihr Gewebe sog unerw?nschte Chemikalien aus der Luft auf. Sie wurden speziell entwickelt, aber sie funktionierten nicht so gut, wie die Hersteller behaupteten. Und das Schlimmste, den ganzen Tag ?ber da drin zu sein machte ihre wei?e sommersprossige Haut noch blasser, als diese von Natur aus w?re. Andererseits w?rde eine Abfallr?ckgewinnungs-Anlage nie ein attraktiver Arbeitsplatz sein. »Fangt unten am Ende an und arbeitet auf mich zu«, rief Abbie ihrem Team ?ber die zischende Luft, die aus den Entl?ftungen kamen, hinweg zu. »Wir sollten in der Lage sein diese Ladung vor dem Mittagessen fertig zu bekommen. Achtet auf das Aluminium, ihr habt gestern etwas davon ?bersehen.« Als sie sich zerstreuten, wandte sie sich wieder ihrem Klemmbrett zu und begann die Kontingente des Tages durchzusehen. »Abbie?« »Jo«, antwortete sie ohne aufzusehen. Jemand r?usperte sich. »Abelia Olivia Jayne Venenza Ribaldi Porchenzii?« Hierbei blickte sie langsam auf, ihr Stift schwebte noch ?ber dem Papier. Zwei Menschen, die aussahen als ob sie miteinander verwandt waren, l?chelten sie an, dann sich selbst. Ihre blasse Haut sah unter dem fluoreszierenden Licht beinahe gr?n aus . »Eure Hoheit, dem Woznick sei Dank, wir haben Euch gefunden! Wir m?ssen mit Euch sprechen.« Abbies Mund wurde zu einer harten Linie. »Ich bin besch?ftigt.« Sie drehte sich um und ging ohne ein weiteres Wort zu ihrem B?ro zur?ck. Sie folgten ihr. »Eure Hoheit«, begann die Frau, aber Abbie wirbelte herum, w?hrend sie eine Hand z?gelnd hochhob. »Ich habe diesen Titel vor langer Zeit hinter mir gelassen. Bitte verwenden Sie ihn nicht.« »Wie sollen wir Euch dann nennen? Licht unserer Herzen? Barmherzige? Euer Gnaden?« Die Frau h?rte sich vollkommen ernst an. Abbie versuchte nicht die Augen zu verdrehen. »Einfach nur Abbie ist in Ordnung«, sagte sie, w?hrend ihr Blick zum Klemmbrett zur?ckkehrte. »Das geht nicht an«, fl?sterte die Frau dem Mann zu. Sie schnippte mit den Fingern. »Dann nennen wir Euch Schwester?« »Sind Sie in einer Sekte? Denn ich habe kein Interesse an Sekten. Kaffee ist meine Religion.« Der Mann nahm seinen Hut ab. »M?glicherweise m?chte Eure Hoheit das an einem etwas privateren Ort diskutieren?« Abbie zwang sich dazu h?flich zu l?cheln. Nachdem Sie ihr Klemmbrett an die Wand geh?ngt hat, verschaffte sie sich mit ihnen mit einem Ausweis Zugang zum Korridor der B?ros, wo es ein wenig besser roch, und f?hrte sie zu ihrem, schloss die T?r hinter ihnen. »Bitte erlaubt mir uns vorzustellen«, sagte der Mann. »Ich bin Rubald Jerrinson und das ist meine liebste Frau, Rutha.« Er sprach es »Ruut-ah« aus, ein Name den Abbie in ihren 21 Jahren zuvor noch nie geh?rt hatte. Er r?usperte sich nerv?s, als sie durch den Stapel Papiere in ihrem Postkorb bl?tterte. »Wir sind auf einer diplomatischen Mission von Orangiers«, fuhr er fort, »eine Mission von enormster Wichtigkeit.« Hierbei flogen Abbies Augenbrauen nach oben. »Sie sind dann weit gereist.« »Ja, Hoheit.« »Ich dachte wir h?tten uns auf Schwester geeinigt, Mr. Jerrinson«, sagte Abbie, obwohl sie sich auf nichts dergleichen geeinigt hatten. Sie stie? einen Seufzer aus. »Ich will nicht, dass diese Leute wissen wer ich … war.« In Wahrheit war Gardenias Hauptstadt ein beliebter Fleck f?r ehemalige Prinzen und Prinzessinnen aller Art und sie kannte einige, obwohl keiner aus so gro?en und m?chtigen L?ndern wie Brevspor kam. Die meisten waren ewige Studenten an der Universit?t mit Hauptfach Philosophie, die von treuh?nderischem Verm?gen lebten. Indem sie in der Fabrik arbeitete, war sie in der Lage gewesen ihre Identit?t unter Verschluss zu halten. Bis jetzt. »Ja, Entschuldigung, ?hm, Schwester,« sagte Rubald mit einem nerv?sen kleinen Husten. »Wir wurden geschickt, um Euch dazu zu bringen Eure vertraglichen Verpflichtungen zu erf?llen Seine K?nigliche Hoheit, Zweitgeborener von Orangiers, Prinz Edward Kenneth Keith Francis Benson Broward, zu heiraten. Wir m?ssen so schnell wie m?glich aufbrechen.« Abbie stand auf und ging in die Ecke ihres B?ros, wo ein Mini-K?hlschrank und eine Kaffeekanne hausten. Sie zog ein pinkes Geb?ck f?r den Toaster heraus, ihr verl?ssliches-wenn-ich-v?llig-gestresst-bin-Essen, und schenkte sich eine weitere Tasse Kaffee ein. Sie setzte sich zur?ck an ihren Schreibtisch ohne den zwei Abgesandten etwas anzubieten. »Der Vertrag ist ung?ltig geworden, als ich auf meinen Titel und meine Position in der Thronfolge verzichtet habe«, sagte sie w?hrend ihrem ersten riesigen Bissen vom Geb?ck. Trotz ihrer gr??ten Bem?hungen begann ihr Puls zu klettern. Das Paar l?chelte sich wissend an und Rutha zog einen d?nnen Stapel Papier aus einer Umh?ngetasche, von der Abbie nicht bemerkt hatte, dass sie diese trug. »Diese Kopie des Vertrags besagt etwas anderes«, sagte die Frau. »Ihr k?nnt es selbst lesen, wenn Ihr m?chtet, Eure Ho—?h, Schwester. Wir haben nur die hervorstechenden Konditionen dort markiert, unter ‚Konditionen der Braut’ … Euer royaler Stand ist keine davon. Bitte denkt daran, dass internationale Heiratsvertr?ge in jedem Land auf dem Kontinent oder ?ber das Funkelnde Meer hinweg durchsetzbar sind, Eure Anwesenheit in einem anderen Land ist also kein Hindernis. Wir haben mit den Anf?hrern von Gardenia im Privaten gesprochen und sie haben zugestimmt Euch an Orangiers auszuliefern, falls notwendig.« Ein Schraubstock zog sich in Abbies Brust zusammen, ihre Angst stieg schnell in einer st?rmischen, panischen Welle. »Ich brauche etwas Zeit, um diesen Vertrag durchzuschauen«, sagte sie, ihre Stimme ?berraschend flach in ihren eigenen Ohren. Sie stand auf und ging zur T?r. »W?rden Sie beide bitte morgen wiederkommen, sagen wir um zehn Uhr herum, so dass wir dies weiter diskutieren k?nnen?« Ihre Gedanken rasten bereits zur ihrer besten Freundin Lauren mit ihrem rechtswissenschaftlichen Diplom voraus, zu einem gro?en Glas Wein und zur »Lauf-Tasche« mit einem Stapel neuer Identit?ten in einem Schlie?fach im Bahnhof, welches sie seit f?nf Jahren gemietet hatte. Alles au?er dem furchterregenden Gespenst einer Hochzeit in einer Kirche f?r tausend Personen und wieder einem goldenen Diadem auf ihrem Kopf. »Es gibt noch etwas, Schwester.« Rubald hielt inne. Sein blasses Gesicht war ernst. »Es geht um Euren Vater.« Hierbei querte sie zum Schreibtisch und setzte sich wieder hin. Rutha erhob sich und schloss leise die T?r, die sie offen gelassen hatte. »Er hat Euch einen Brief geschrieben. Ich habe ihn hier.« Sie streckte die Hand aus und nahm den gro?en braunen Umschlag, den Rubald ihr darbot. Das Wachssiegel ihres Vaters ?berspannte die Lasche. Sie brach es schnell und nahm den feinen Bogen aus Leinen heraus. Er war k?rzer, als sie erwartet hatte. LIEBSTE ABBIE, du wirst mehr vermisst, als du dir vorstellen kannst. Die Dinge laufen hier nicht gut und deine Hilfe wird ben?tigt. Ich bin krank. Die Menschen w?nschen nicht, dass dein Bruder den Thron besteigt. Brevspor ist seit sechzehn Generationen ein Matriarchat gewesen und die Menschen akzeptieren die Art und Weise nicht, wie die Dinge jetzt sind. Sie haben meine Herrschaft, nachdem deine Mutter verschieden war, akzeptiert, da sie gewusst haben, dass du zu jung warst, um eine solche Verantwortung zu schultern, aber nicht l?nger. Sie haben mir eine Petition eingereicht, dass ich deinen Heiratsvertrag erzwingen soll. Sie glauben, dass Brevspor unter deiner gemeinsamen Herrschaft mit Edward florieren w?rde, und ich stimme, nat?rlich, zu. Brevspor w?rde mit dir als Verwalterin als Territorium unter die Kontrolle von Orangiers kommen und sie h?tten einmal mehr eine Porchenzii K?nigin, der sie vertrauen. Es gibt noch mehr. Andere herrschende M?chte wissen welche m?chtige Allianz dies w?re und arbeiten rasch daran dies zu verhindern. Du bist in Gefahr dort, wo du bist. Mir tut dies leid, aber ich dachte es ist besser, dass du es wei?t. Komm und verabschiede dich von mir, meine liebe Tochter, und nimm deinen rechtm??igen Platz ein … um unser aller Willen. In Liebe, Paul Daniel Trevor Washington Frakes Porchenzii … alias Papa ALLE K?NIGLICHE AUSBILDUNG der Welt war nicht genug, um ihre Emotionen unter Kontrolle zu halten. F?nf Jahre des Schweigens, das mit solchen Neuigkeiten gebrochen wurde. Sie konnte die Tr?nen, die ihr Sichtfeld verschwimmen lie?en, nicht aufhalten und sie streifte sie mit w?tenden Wischbewegungen ab. Sie las die ersten Zeilen wieder und wieder: Du wirst mehr vermisst, als du dir vorstellen kannst. »Welche Art von Krankheit ist es?«, fragte sie leise. Mr. Jerrinson zuckte mit den Schultern, sein Gesichtsausdruck hilflos. »Es tut mir leid, Hoheit, ich wei? es nicht.« Sie bem?hte sich nicht ihn zu korrigieren. Pl?tzlich fiel ihre Aufmerksamkeit auf eine andere Zeile. Sie wischte den Rotz, der aus ihrer Nase trat, auf ihren ?rmel und fragte: »Was bedeutet das, ›deine gemeinsame Herrschaft‹? Ist Edward jetzt als Zweitgeborener an erster Stelle der Thronfolge?« Rubald nickte. »Der Erstgeborene, Lincoln Atticus Jonathan Norris Bryant Broward versuchte die Macht an sich zu rei?en, bevor sein Vater seine Absicht zur?ckzutreten verk?ndet hat. Er wurde als untauglich zu regieren erachtet und sitzt momentan im Exil in Op’ho’lonia. Er stellt dort sogar jetzt eine Armee auf, um einen weiteren Putsch zu versuchen—das hei?t bis sein Bruder Euch heiratet und den Vorteil der Kr?fte Eures Territoriums erlangt, an welchem Punkt er …« »Unbedeutend sein wird«, beendete sie. Es gab ein Klopfen an der T?r und ohne nachzudenken rief sie: »Herein!« Zwei Arbeiter niedriger Stufe standen mit gro?en Augen in der T?r?ffnung. »?hm, wir hatten eine Frage zur Temperatur des Abwassers was die Durchf?hrbarkeit der R?ckgewinnung des Quecksilbers betrifft …«, begann einer, aber verstummte allm?hlich, als er Abbies tr?nenverschmierte Wangen bemerkte. »Wir kommen noch einmal«, sagte der andere und die T?r schloss sich einmal mehr. Abbie wischte sich noch einmal ?ber ihr Gesicht, die Tr?nen weigerten sich noch immer aufzuh?ren. Rutha bot ihr ein Taschentuch an, welches sie dankbar annahm. »Verflixt«, fl?sterte sie. »Verflixt und zur Jersey.« »Majest?t«, sagte Rutha leise, »wenn man die Gefahr bedenkt, von welcher Euer Vater gesprochen hat, glauben wir, dass Ihr beabsichtigen solltet hier so schnell wie m?glich wegzugehen.« »Nein«, gab sie zur?ck, putzte ihre Nase. Sie starrte sie durch ger?tete Augen an, die zu ihrem Haar passten, bis sie wegsahen. »Sie k?nnen jetzt gehen.« Zwei schockierte Gesichtsausdr?cke erschienen auf den Gesichtern des Paars, aber Rubald fand zuerst seine Stimme wieder. »Majest?t, wir beide haben das Gef?hl—« Abbie stand auf und lie? ihre Handfl?chen auf den Schreibtisch krachen, verstreute dabei Papiere und die Verpackung des Geb?cks auf dem Fu?boden. »Mir ist egal, was Sie beide f?r ein Gef?hl haben, oder was Sie denken, oder was Sie wollen«, sprach sie langsam und deutlich aus. »Ich habe dieses Leben permanent hinter mir gelassen. Ich werde niemals zu einem royalen Leben zur?ckkehren. Sie k?nnen gerne versuchen mich auszuliefern, wenn Sie es wagen.« »Meine G?te«, murrte Rutha und Rubald sch?ttelte nur seinen Kopf. Sie starrten sie an, Rubalds Gesicht wurde fleckig rot, aber sie bewegten sich nicht, bis sie sich r?usperte. »Lassen Sie mich deutlicher werden. Raus hier.« KAPITEL ZWEI ABBIE SAGTE IHREM VORGESETZTEN, dass sie krank war und floh. Sie war sich sicher, dass sie so krank aussah, wie sie sich f?hlte, also war es keine L?ge—nicht, dass sie es ?berhaupt ein bisschen st?rte jetzt gerade zu l?gen. Sie machte sich zum Bahnhof auf, sp?hte ?ber ihre Schulter, um zu sehen, ob Rubald und Rutha sich herumgedr?ckt haben; hatten sie nicht. Ihre Finger juckten etwas zu tun und sie klammerte sich mit beiden H?nden an die Tr?ger ihrer Tasche. Die anderen Fu?g?nger ignorierten sie gr??tenteils, ihre Augen auf ihre Telefone gerichtet—ein St?ck Schleier-Technologie, gew?hrt durch den magischen Vorhang, der diesen Teil des Landes umh?llte. Was er nicht erlaubte, waren motorisierte Fahrzeuge; die Verschmutzung sammelte sich im Inneren des Schleiers an und machte seine Bewohner krank. Sie hatte dar?ber nachgedacht in die Schleier-Tech anstatt der Abfallwirtschaft zu gehen, aber letztendlich hatte ihre Liebe zur Natur ?ber die bessere Bezahlung von ST gesiegt. Sie ging durch den Damsey Park, gro?e Eichen ?berragten sie, um deren F??e Knollige Seidenpflanzen, Astern und Wilde Bergamotte ordentlich gepflanzt waren. Gardenia war bekannt f?r seine Naturpracht—es war, was sie in den letzten f?nf Jahren, die sie in diesem Land verbracht hatte, am meisten genossen hatte. W?hrend sie ging, ertappte sie sich dabei, wie sie in die Erinnerung purzelte, als sie hier angekommen war, verzweifelt und alleine. Hungrig. Sie war niemals zuvor so hungrig gewesen; es hatte sich angef?hlt, als ob sich ihr Inneres nach au?en kehrte. Es hat sie nachts wach gehalten, wie sie eingerollt auf dem rauen Beton in ebendiesem Park lag, bis ein Polizist ihr gesagt hatte, dass sie ihrer Wege gehen soll. Ein Mann in einer dicken karierten Jacke hatte sie, seit was h?tte Abendessenszeit sein sollen, beobachtet. Er lehnte an einem Baum und nickte dem Polizisten kurz zu, der nickte kurz zur?ck, sagte aber nichts zu ihm. Abbie hatte finster dreingeblickt. Was machte diesen Typ besonders? Sie war es noch immer nicht gewohnt wegen ihres Geschlechts wie ein Mensch zweiter Klasse behandelt zu werden; in Brevspor waren die Frauen in der sozialen Hierarchie wichtiger als die M?nner. Es gab keine andere Art und Weise das zu sagen. Das war hier eindeutig nicht der Fall und sie war mit diesem Fakt auf zahlreiche Arten in Ber?hrung gekommen: bei der Zoll- und Einwanderungsbeh?rde beiseitegeschoben zu werden, von Polizisten M?uschen genannt zu werden, im Zug in ihr Hinterteil gekniffen zu werden … es ?rgerte sie ma?los. Der junge Mann war langsam auf sie zugekommen und sie fragte sich beil?ufig, ob er f?r ihre Mutter arbeitete, ob er hierher geschickt worden war, um nach ihr zu suchen. Ihre H?nde ballten sich zu F?usten, als sie auf ihre F??e kam. Nie im Leben. Sie w?rde gegen ihn mit blo?en F?usten k?mpfen, bevor sie zulassen w?rde, dass sie zur?ck nach Hause bef?rdert wurde. Als er ihre K?rperhaltung sah, wurde er langsamer und hielt die H?nde hoch. »Wollte nur reden.« Seine Kleidung war sch?big, dreckig, aber sein Gesicht und seine H?nde waren sauber und er behielt seine Augen auf ihrem Gesicht. Sie hielt ihre Wirbels?ule gerade, ihre F??e machten sich bereit zu k?mpfen oder zu fliehen. »Dann rede.« »Ich bin Ward. Wie ist dein Name?« »Geht dich nichts an.« Er gluckste. »Richtig. Nicht aus der Gegend, was?« »Was bringt dich da drauf?« Er hatte ihr rotbraunes Haar und die helle Haut wahrgenommen. »Dein Teint, deine Haarfarbe. Dein Akzent.« »Und?« »K?nnte jemanden brauchen, der aussieht, als ob er nicht hier aus der Gegend ist. Biete Essen im Tausch.« »Ich mache f?r Essen nicht die Beine breit.« Der Mann war einen Schritt n?her gekommen, schmunzelte und kalter Schwei? brach entlang ihrer Wirbels?ule aus. »Nicht was ich wollte, aber gut zu wissen.« Er hatte sich dann umgeschaut, so als ob er ein Geheimnis teilte. »Finde einen netten Typen, der dich besch?tzt, oder du wirst diese Wahl vielleicht nicht haben.« W?hrend er zur?ckwich, schenkte ihr der Mann einen bedeutungsvollen Blick, drehte sich dann, um zu gehen. Abbie schauderte. »Warte …« Durch das Knacken und Summen der elektronischen Ansage, die die Ankunftszeiten herausrief,  aus ihrem Schwelgen in Erinnerungen wachger?ttelt, blickte Abbie sich benebelt um. Sie war am Bahnhof angekommen. Sie setzte sich auf eine h?lzerne Bank, beobachtete die T?ren, um zu sehen, ob ihr jemand hinein gefolgt war. Sie erkannte niemanden wieder, weder an ihrem Gesicht noch an ihrer K?rpersprache. Nach ein paar Momenten, in welchen sie sich beruhigte, erhob sich Abbie und ging zu ihrem Schlie?fach, dem einen, welches die ganze Zeit ihr Notfallplan gewesen war. Sie durchw?hlte es, bis sie das Bargeld, das Pfefferspray und das D?rrfleisch und Studentenfutter gefunden hat, was wahrscheinlich zumindest noch immer grenzwertig essbar war, verstaute dann alles in ihrer Tasche. Aber als sie zu den Reisep?ssen kam, kamen die Tr?nen wieder zur?ck. Ich entscheide mich allen Kontakt mit Lauren, mit Melinda, mit Davis, mit Ward, Patty, Jenny zu verlieren. Ich entscheide mich wieder von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck zu leben … einen neuen Job finden, und b?h, Jersey—auch neue ?rzte. Meinen Namen ?ndern. Ich entscheide mich meinen Vater sterben zu lassen ohne mich verabschiedet zu haben. Das ist, f?r was ich mich gerade entscheide. Sie f?hlte nach dem gleichen st?hlernen Entschluss, den sie gefasst hatte, als Ward in jener Nacht zum ersten Mal im Park auf sie zugekommen war, die gleiche innere Stimme, die ihr versprach, dass sie ihr eigenes Leben kontrollieren konnte, dass sie f?r das, was sie wollte, k?mpfen konnte—und ging leer aus. Das war nicht richtig. Sie legte den Reisepass zur?ck und schlug das Schlie?fach zu. Es w?rde einen anderen Weg geben m?ssen. KAPITEL DREI BEVOR SIE DEN BAHNHOF verlie?, benutzte Abbie ein ?ffentliches Telefon, um Lauren anzurufen. »Hey, ich bin in gro?en, gro?en Schwierigkeiten. Ich brauche deine Hilfe. Kannst du gleich von der Arbeit weg und mich bei mir zuhause treffen?« »?hm, okay?«, antwortete Lauren langsam, die Stimme voller Besorgnis. »Gro?artig, bis gleich«, sagte Abbie, legte auf, bevor Lauren anfangen konnte sie ins Kreuzverh?r zu nehmen. Gehen war zu langsam; sie nahm lieber eine Kutsche anstatt ?ffentliche Verkehrsmittel zu riskieren. Lauren wartete bereits drau?en vor dem Geb?ude, als sie dort ankam. Abbie schloss die Au?ent?r zu ihrem schmuddeligen Geb?ude auf, blickte dabei zum, wie es sich anf?hlte hundertsten Mal, ?ber ihre Schulter. Jeder der f?nf unbeweglichen M?nner, die auf der Stra?e herumhingen, k?nnte sie beobachten. Sie schob Lauren zur Seite. »Mensch, pass auf den Anzug auf, Abs. Ich muss zur Arbeit zur?ck, ohne dass die Leute denken, dass das eine telefonische Verabredung zum Sex war.« »H?r einmal auf Witze zu machen. Ich bin hier wirklich in Schwierigkeiten«, zischte Abbie, milderte dann ihren Tonfall ab, ihre Schultern sackten zusammen. »Mein altes Leben hat mich eingeholt.« Laurens Augenbrauen schossen hoch. »Was? Warum bist du dann nicht auf dem Weg zum Bahnhof? Ich dachte du h?ttest einen Plan.« »Es gibt … Komplikationen.« Abbie schloss ihr Apartment auf. Sie brachte Lauren auf den neuesten Stand, w?hrend sie Kaffee in der Mikrowelle warm machte und Lauren leise den Vertrag durchlas. Schlie?lich legte sie den d?nnen Stapel Papier ab und seufzte. »Dieses Ding ist ein Kunstwerk, Abbie. Er fu?t vollst?ndig auf etwas, das sich Hapsburg-Test nennt, welcher deine Abstammung verfolgt und sie mit der deines vorgeschlagenen Ehemanns vergleicht. Die Linien d?rfen nicht zu nahe beieinander liegen, oder der Test scheitert. Mitglieder des K?nigshauses zu finden, die nicht bereits verwandt sind, wird schwieriger und schwieriger.« »Was bedeutet das also f?r mich?« »Das bedeutet—oder zumindest denke ich, dass es bedeutet—dass der einzige Weg aus diesem Vertrag herauszukommen ist sich neue Eltern zu suchen. Nicht machbar. Es basiert vollst?ndig auf deiner Genetik; deine Rolle als potentielle K?nigin von Brevspor war nebens?chlich, wirklich.« »Es gibt keine Reinheits-Klausel?« Laurens Mund klappte auf und sie schoss Abbie einen lasziven Blick zu. »M?dchen, bist du endlich flachgelegt worden?« Abbie sch?ttelte ihren Kopf. »Das l?sst sich allerdings beheben.« Lauren nahm ihre Brille ab und starrte sie an. Sie lehnte sich nach vorne ?ber den Tisch. »Ist das dein Ernst?« Abbie schaute aus dem Fenster und sagte nichts. »Wir haben noch nie wirklich ?ber diesen Teil deines Lebens gesprochen. War es so schlimm? Warum bist du gegangen?« Abbie war f?r eine lange Zeit ruhig. Als sie wieder sprach, f?hlten sich die Worte an, als ob sie durch irgendeine unsichtbare Kraft aus ihr herausgezogen wurden. »Als ich dreizehn war, haben sich die Dinge pl?tzlich ver?ndert. Ich war nicht daf?r vorgesehen die Nachfolge meiner Mutter anzutreten, aber meine Schwestern …« Abbie nahm einen Schluck von ihrem Kaffee. Sie r?usperte sich. »Meine Schwester Allegra war dazu vorgesehen den Thron zu besteigen.« »Allegra? Hast du mir von ihr erz?hlt?« Abbie fuhr den Rand ihrer Tasse gedankenverloren mit einem Finger nach und sch?ttelte ihren Kopf. »Warum nicht?« Abbie zuckte mit den Schultern, starrte in ihre Tasse. Die gute Sache war, sie war von fr?her ausgeweint. »Sie ist nicht mehr da, Laur. Es gab einen Unfall und sie … sie sind gestorben.« Abbie blickte nicht zu ihrer Freundin hoch, da sie nicht den Gesichtsausdruck von Schock und Mitleid sehen wollte, der sie sicherlich begr??en w?rde, wenn sie es tat. Einen Moment sp?ter sp?rte sie das Gewicht einer anderen Hand auf ihrer eigenen. »Es tut mir leid, S??e«, sagte Lauren sanft. »Ich h?tte nicht herumschn?ffeln sollen. Aber das l?sst die Bedingungen des Vertrags mehr Sinn machen. Sogar wenn du den Thron in deinem K?nigreich besteigst, w?rde Edward nicht f?r das Besteigen des Throns in seinem K?nigreich bedacht werden, also g?be es keinen Konflikt.« »K?niginnenreich«, korrigierte Abbie. »In einem Matriarchat nennt man es K?niginnenreich, beginnend mit Patrice Evelyn Georgina Deering Fletcher Compagnia in 37 Anno Tobak.« Sie konnte nicht glauben wie einfach diese l?cherliche Information, welche seit ihrer Kindheit pflichtbewusst in ihren Kopf hineingeh?mmert worden war, nach all dieser Zeit zur?ckgekehrt war. Lauren dr?ckte ihre Hand. »M?dchen, bist du in Ordnung? Was kann ich tun? Wein? Toastergeb?ck? Schokolade?« Abbie sch?ttelte ihren Kopf. Sie sa?en still da, als die Hochbahn vorbeifuhr, eine Lampe oben auf dem B?cherregal schwanken und die Vorh?nge schwingen lie?. Ein Gedanke zischte in Abbies Kopf, als das Rumpeln des Zugs verklang. »Warte, du hast etwas ?ber … du hast gesagt, dass mein einziger Ausweg neue Genetik w?re.« Lauren setzte sich ihre Brille wieder auf. »Richtig. Dieser Vertrag basiert auf deinen Genen. Aber ich denke nicht, dass es jetzt schon wissenschaftlich m?glich ist—« »Wer braucht das, wenn ich es auf altmodische Weise tun kann?« Lauren runzelte die Stirn. »Ich kann dir nicht folgen, S??e.« »Wenn ich meinen Vater dazu bringen k?nnte seine Elternschaft zu bestreiten, w?rde das funktionieren?« Lauren zog ein skeptisches Gesicht. »Na ja, ich denke schon, aber wird das deinem Vater nicht richtig wehtun? Ich meine, im Grunde bittest du deinen Vater f?r dich zu l?gen.« Abbie sch?ttelte ihren Kopf. »Es ist sehr wahrscheinlich, dass meine Mutter ihm untreu war. Ich bin vielleicht ?berhaupt nicht seine Tochter. Er k?nnte sagen, dass sie gelogen haben, was bedeutet, dass sie herausbekommen m?ssten wer mein wirklicher Vater ist, um den Test noch einmal zu machen. Diese Verz?gerung erkauft mir Zeit Edward Kenneth Keith Francis Benson Broward zu ?berzeugen, dass er diese Heirat sowieso nicht will und jemand anderen zu finden, der meinen Platz einnimmt.« Lauren blickte wieder zerknirscht drein. »Ich wei?, dass dir deine Freiheit wichtig ist, aber damit wirst du das nicht erreichen. Im besten Fall ist das fadenscheinig und es gibt sehr wenige Pr?zedenzf?lle daf?r. Kannst du nicht einfach, ich wei? nicht, ihnen die Wahrheit sagen?« »Die Wahrheit dar?ber, warum ich das nicht tun kann?« »Ja. Ist das so unzumutbar?« »Wei?t du was f?r einen Shitstorm sie ?ber mich bringen w?rden? ?ber meine Familie?« Lauren neigte ihren Kopf auf eine Seite, warf ihren Blick ?ber die Second-Hand M?bel des Wohnzimmers. »Ich verstehe das, aber das ist … das ist einfach …« »Kaltschn?uzig? Kaltherzig? Unethisch? Abso-super-lut. Und das ist genau warum ich das tun werde.« Sie stand auf, mit gestrafften Schultern und einer Grimasse auf dem Gesicht. »Ich gehe nach Brevspor, um das Herz meines sterbenden Vaters zu brechen.« Es gab ein kraftvolles Klopfen an der T?r und die zwei Frauen blickten einander mit gro?en Augen an. »Hast du die T?r verschlossen?«, fl?sterte Lauren, fischte nach ihrem Handy. Abbie sch?ttelte ihren Kopf. »Eure Hoheit, wir wissen, dass Ihr hier drin seid!« Abbies Schultern entspannten sich und sie lie? einen Atemsto? heraus, von dem sie nicht wusste, dass sie ihn angehalten hatte. »Das sind nur diese Abgesandten von Orangiers, das geht in Ordnung«, fl?sterte sie. »Keine Hoheiten hier«, rief sie durch den Raum, t?uschte Selbstvertrauen vor, »nur eine M?llfrau mittlerer Stufe und ihre Anw?ltin. Gehen Sie weg.« Es gab eine ged?mpfte Beratschlagung vor der T?r. »Majest?t, bitte. Uns ist eine Mission ?bertragen worden und wir beabsichtigen sie zu erf?llen. Es ist eine Sache der Ehre. Zwingt uns nicht die Beh?rden einzuschalten. Das w?re eine steinige Weise Ihre Regentschaft zu beginnen.« Abbie st?rmte zur T?r und riss sie auf, schreckte damit das Paar auf, das schnell von der T?r weggetreten war. »Ich beabsichtige nicht zu regieren. Und Sie k?nnen dem Zweitgeborenen Sohn sagen, dass—« »Eigentlich w?nscht Seine Hoheit selbst mit Euch zu sprechen«, sagte Rubald, hielt dabei ein Smartphone hoch und Abbie sah, das es bereits verbunden war. »Anruf abgelehnt. Sie k?nnen ihm sagen, dass—« »Er kann Euch h?ren. Ihr k?nnt es ihm selbst sagen.« Ihre Stimme verh?rtete sich. »Unterbrechen Sie mich nicht. Sie k?nnen ihm sagen, dass ich heute Abend nach Brevspor fliegen werde, um dieses Durcheinander ein f?r alle Mal in Ordnung zu bringen.« »Nein!« Abbie schreckte zusammen, als drei Stimmen, inklusive der einen am Telefon, sie alle auf einmal anschrien, besonders da sie erwartet hatte, dass sie von diesen Neuigkeiten entz?ckt w?ren. »Euer Gnaden, Ihr k?nnt nicht fliegen. Sch?tzen an der Grenze von Gratha schie?en alle Luftschiffe ab, die versuchen ihre Grenze zu ?berschreiten, und die trellavische Regierung durchk?mmt die Landschaft nach Euch. Sie sind entschlossen diese Vereinigung um jeden Preis zu verhindern. Versteht Ihr nicht?« Rubalds Stimme hatte einen flehenden Tonfall angenommen. »Es ist hier f?r Euch nicht sicher, noch an irgendeinem Ort zwischen Brevspor und Orangiers.« »Aber es w?rde Wochen dauern ?ber Land zu gehen!« »Wir haben Pferde«, meldete sich Rutha zu Wort, als ob das die Situation reizvoller machen w?rde. »Ja, danke, Rutha«, sagte Rubald nickend. »Wir haben Pferde und k?nnen aller Voraussicht nach mindestens drei?ig Meilen am Tag schaffen. Wir sch?tzen, dass es h?chstens drei Wochen w?ren.« Abbie massierte ihre Schl?fen. »Ich werde meinen Job verlieren«, murmelte sie. »Seid realistisch, Liebchen! Ihr braucht keinen Job, wenn Ihr eine K?nigin seid«, sagte Rutha heiter, wurde dann ernster, nachdem sie Abbies stechenden Blick als Antwort sah. Abbie schloss die T?r zur H?lfte und sagte leise zu Lauren: »Also, was diese Reinheits-Klausel angeht …« Lauren bl?tterte schnell durch das Dokument, lie? ihre Augen vor und zur?ck schnellen, sch?ttelte dann ihren Kopf. Abbie ?ffnete die T?r und zog eine Grimasse. »Ich w?rde gerne so fr?h wie m?glich abreisen.« »Wundervoll. Habt Ihr das geh?rt, Eure Hoheit?«, fragte er, legte das Handy an sein Ohr und drehte sich von der T?r?ffnung weg. Rutha stand grinsend da, ihre H?nde vor ihrer Brust ineinandergelegt. »Darf ich hereinkommen und Euch beim Packen helfen?« Abbie schloss die T?re wieder zur H?lfte und schenkte Lauren einen flehenden Blick. »Schau mich nicht an«, sagte sie, ihre Augen noch auf dem Vertrag. »Ich glaube nicht an einen durch einen Anwalt unterst?tzen Selbstmord.« »Bitte kommen Sie herein«,  antwortete Abbie Rutha, als sie die T?r ?ffnete. KAPITEL VIER ABBIE LAG IN DIESER Nacht hellwach im Bett. Das Mondlicht str?mte durch ihr Fenster auf die Steppdecke auf ihrem Bett, eines der wenigen ?berbleibsel ihres alten Lebens. Ihre Gro?mutter hatte sie f?r sie gemacht—nicht ihre royale Gro?mutter, sondern die Mutter ihres Vaters. Sie hatte sie aus Kleidern und T-Shirts gemacht, die Abbie als Kind getragen hatte. Camp Soggyboggy T-Shirts … sie hatte ihren Palastwachen in dem Jahr ?rger eingehandelt, in welchem sie aus ihrer Schlafkabine verschwunden war, um Sternschnuppen mit Penelope Cunningham zu beobachten. Brevspor Nationwide Music Festival Bestes Fagott Solo. Highlands Junior Reitwettkampf Teilnehmer-T-Shirt. Porchenzii Familientreffen ’07. Das schweinchenrosa Satinkleid, welches sie getragen hatte, als sie zum ersten Mal am Hof pr?sentiert wurde. Ein kleines magentafarbenes Tr?gerkleid aus Kord mit Affen darauf. Das Abschlussballkleid, welches sie getragen hatte, als sie ihren ersten Kuss bekommen hat (nicht von Edward Kenneth Keith Francis Benson Broward) … sie l?chelte reum?tig bei der Erinnerung wie ihr Vater ihrem Date auf die Nase gehauen hatte. Arthur h?tte es besser wissen m?ssen. Sie hatte bereits ihren Heiratsvertrag unterschrieben und er h?tte nur als Freund einspringen sollen. Ihr Papa hatte sie immer verteidigt. Sie wischte eine Tr?ne weg und seufzte tief. Er w?rde verstehen, was sie von ihm brauchte. Er musste es. Sie zog ihre Steppdecke hoch unter ihr Kinn und rollte sich auf die Seite. Sie w?rde es vermissen unter ihrem beruhigenden Gewicht zu schlafen, ihre Finger in die einfachen Satinschleifenknoten gewunden, die ihre Gro?mutter als Ende benutzt hatte. Sie w?rde die Steppdecke morgen hier lassen, zusammen mit ihren restlichen Habseligkeiten, mit Ausnahme einiger weniger lebensnotwendiger Dinge f?r den Weg. Sie w?re bald genug zur?ck. Aus dem n?chsten Zimmer h?rte Abbie Mr. und Mrs. Jerrinson mit leisen Stimmen sprechen. Sie hatten sich geweigert zu gehen, als sie damit fertig waren ihr beim Packen zu helfen. Rutha hatte ihnen sogar Lasagne zum Abendessen gemacht, deren Reste Lauren schnell beansprucht hatte, als sie ging. Abbie linste durch ihre rissige Schlafzimmert?r. Rubald sa? d?send auf einem dick gepolsterten Stuhl, den er gegen die Vordert?r geschoben hatte. Sein Handy klingelte und er richtete sich aus, so dass er die Nachricht lesen konnte. Abbie konnte gerade so Ruthas ergrauenden Kopf sehen, wie er auf der Armlehne der Couch ruhte. Wenn sie ihren Atem anhielt, konnte sie sie mit M?he und Not h?ren. »Er sagt, Lincoln bereitet sich darauf vor von der s?dlichen Grenze aus in Orangiers einzumarschieren, nahe der Tupelo Kreuzung«, sagte Rubald. »Er beabsichtigt hinauszugehen, um ihn zu treffen?« »Ja.« »Es ist das Richtige, aber keine einfache Sache, besonders f?r ihn. Er verdient es die Nachfolge seines Vaters anzutreten«, sagte Rutha. »Ja. Aber alles, was wir tun k?nnen, ist sie dorthin zu bringen. Der Rest liegt an ihm.« Rutha sch?ttelte ihren Kopf langsam, traurig. »M?ge Woz ihm beistehen.« »Ja, er ben?tigt diese Art von Hilfe, denke ich.« Rubald war danach still und Abbie dachte er war weggenickt. Dann, seine Stimme schwer vom Schlaf, h?rte sie ihn murmeln: »Du bist meine liebste Ehefrau, Rutha.« »Ich liebe dich auch.« Abbie kroch zur?ck in ihr Bett, um auf den Mond zu starren und den Schlaf zu erzwingen. ABBIE NICKTE KURZ VOR der D?mmerung weg und erwachte zum Geruch nach Speck, Eiern und ihrem besten Freund, Kaffee. Sie stolperte aus ihrem Zimmer in einem wei?en Unterleibchen und Jungen-Shorts und Rutha wandte schnell ihre Augen ab. Abbie sah, wie Rutha den Pfannenwender an Rubald weiterreichte, der nicht zu verstehen schien warum, bis er sich umblickte und Abbie sah. Er wandte ebenfalls schnell seine Augen ab. »Schwester, warum helfe ich Euch nicht beim Anziehen?«, bot Rutha an und versuchte sie zur?ck in ihr Schlafzimmer zu f?hren. Abbie sch?ttelte ihren Kopf und schlurfte zur Kaffeekanne. Es gab eine schale Stille im Raum, nur durch einen Zug unterbrochen, der vorbei rumpelte … der, in welchem Abbie h?tte sein sollen, um zur Arbeit zu gehen. Rutha hustete. »Hoheit, es ist nicht angemessen f?r uns, dass wir Euch so sehen. Lasst uns Euch pr?sentabel machen.« Abbie nahm ihren ersten Schluck Kaffee mit geschlossenen Augen. »Anstand hat f?r mich keine Priorit?t. Ich bin nicht majest?tisch und Sie werden mich in schlechterer Verfassung sehen, bevor wir in Brevspor ankommen, das verspreche ich Ihnen. Das ist mein Haus. So kleide ich mich in meinem Haus.« Dann l?chelte sie Rubald verschlafen an, welcher sehr konzentriert auf den K?chentisch starrte. »Wie w?re es mit einem Morgenmantel? Ein guter Kompromiss? Hmm?«, fragte Rutha. »Sicher. Aber ich besitze keinen. Ich habe nicht viele G?ste, die ?bernachten. Au?erdem brennen Ihre Eier an.« Rutha schnappte den Pfannenwender zur?ck von Rubald, der noch immer an Ort und Stelle erstarrt war, wie eine peinlich ber?hrte Statue, und eilte zur?ck in die K?che. Abbie hatte nicht bemerkt wie rundlich sie war, bis sie gesehen hat, wie sie wackelte, wenn sie rannte. Es war liebenswert, dachte sie, w?hrend sie Rutha beobachtete, wie sie den Speck aus dem Ofen nahm. »Wo haben Sie dieses Essen her?« »Rubald hat es gestern Abend in einem ?rtlichen Supermarkt gekauft.« Rutha l?chelte sie an und stellte zum ersten Mal an diesem Morgen richtigen Augenkontakt mit ihr her. Sie reichte Abbie einen Teller, dann einen zweiten f?r Rubald. »Eure Vorr?te waren f?r die Reise nicht ausreichend«, fuhr sie fort. »Unter den gegebenen Umst?nden konnten wir nur genug f?r eine Woche packen.« Abbie stellte den Teller ab. »Haben Sie Kaffee eingepackt?« »Nein. Nur Lebensnotwendiges«, sagte Rubald zwischen Bissen von Speck. »Schlichtes Essen, das einfach zu kochen ist. Kaffee ben?tigt spezielle Ausr?stung.« »Mr. Jerrinson, schauen Sie mich an.« Rubald zwang seinen Blick von seinem Teller auf ihr Gesicht, wobei seines zu einem noch tieferen Rot als seine vorige Tomatenf?rbung wurde. »Kaffee ist essentielle Ausr?stung. Ich werde die Presse tragen. Ich werde auf die Kaffeesahne verzichten.« »Es wird kaputtgehen.« »Nein, wird es nicht.« Rubald sch?ttelte resigniert seinen Kopf. »Ich habe Eurer Hoheit auch ein Handy gekauft«, sagte er, »auf Bitte des Zweitgeborenen.« »Das h?rt sich nicht nach etwas Lebensnotwendigem an. Lassen Sie es besser hier. Es k?nnte kaputtgehen.« »Er w?nscht mit Euch zu sprechen. Ich habe die Nummer an niemand anderen herausgegeben.« »Die magischen Eigenschaften eines Handys machen es einfach dich zu verfolgen. Wir versuchen unauffindbar zu sein, richtig? Lassen Sie es hier. Ich habe f?nf Jahre lang keines gebraucht, also denke ich nicht, dass ich jetzt eines brauche.« Rubald sch?ttelte wieder seinen Kopf, schaute zur?ck auf seinen Teller, dann wurde sein Gesichtsausdruck nachdenklich. »Ehefrau, wie lang ist es her, dass wir au?erhalb des Schleiers waren?« Rutha sch?rzte ihre Lippen und ber?hrte mit dem Pfannenwender ihren Mund, woraufhin Abbie froh war, dass sie bereits bedient worden war. »Mindestens zwei Jahre, w?rde ich sagen. Es wird interessant sein zu sehen, wie sich die Dinge ver?ndert haben. Oder eher, nicht haben.« Rutha wandte sich an Abbie. »Und Ihr, Schwester? Wann seid Ihr zuletzt hindurchgegangen?« »Niemals.« Beide ihrer G?ste lie?en fallen, was sie gerade hielten, und Rubald fing an sich an seinem Essen zu verschlucken. Rutha klopfte ihm mit dem Pfannenwender auf den R?cken. »Niemals, Schwester?«, fragte sie blass werdend. »Wie kann das sein?« Abbie zuckte mit den Schultern, brachte ihre Tasse zur?ck an ihre Lippen. »Hat mich nie interessiert. Ich habe immer in Verschleierten L?ndern gelebt. Aber ich habe fr?her einmal in den Thundercreek Highlands gecampt, also denke ich, dass ich wei?, auf was ich mich gefasst machen muss.« Rubald murrte etwas zu Rutha in orangiersisch und Rutha antworte leise. Abbies Zorn begann anzusteigen. »Reden Sie nicht ?ber mich, als ob ich nicht hier w?re. ?bersetzung?« Rubald drehte sich, um sie anzublicken. »Ihr habt keine Ahnung, auf was Ihr Euch einlasst. Bei allem Respekt, Majest?t, Unverschleierte L?nder sind nicht wie Camping. Ich dachte Ihr w?rt zuvor einmal hindurch, ich dachte … ich habe nicht gewusst, dass dies Euer erstes Mal hin?ber w?re. Wir h?tten uns anders vorbereiten sollen.« Er wischte seinen Mund ab und erhob sich vom Tisch, ging hin?ber zur T?r. »Wo gehen Sie hin?«, fragte Abbie seinen R?cken. »Kaffee und einen Morgenmantel kaufen«, gab er zur?ck. Die T?r schlug hinter ihm zu. Abbie l?chelte und nahm ihren Teller. BEIDE FRAUEN HATTEN gespeist, sich angezogen und gepackt, als Rubald vom Laden zur?ckkam. »Wir haben ein paar Entscheidungen zu treffen«, sagte er, riss eine neue Landkarte auf und ebnete sie auf dem K?chentisch. »Ich habe gerade einen Anruf erhalten. Seine Hoheit der Zweitgeborene sagt, dass es einen Milit?rtransport gibt, der von Gardenia nach Orangiers geht und in zwei Tagen abf?hrt.« »Wo in Gardenia?« »Fairisle.« Abbie fuhr mit ihren Fingern durch ihr Haar. »Aber das ist s?dwestlich von hier. Das ist in der falschen Richtung.« »Korrekt.« »Werden sie auf uns warten, wenn wir uns versp?ten?«, fragte Rutha. Rubald sch?ttelte seinen Kopf. »Der Zweitgeborene f?rchtet, dass dies Verdacht erregen wird und das Schiff zu einem Ziel macht. Seine Truppen werden au?erdem f?r den kommenden bewaffneten Konflikt gegen den im Exil lebenden Sohn gebraucht. Er kann sich  nicht versp?ten.« »Wie schnell kann es uns dorthin bringen?« »Drei Tage.« Abbie seufzte und lehnte sich zur?ck, Arme ?berkreuzt. Sie starrte Rubald an, welcher auf die Landkarte starrte. »Sie kennen das Gel?nde besser als ich. Sechs Tage sind um einiges besser als drei Wochen. Was denken Sie sollen wir tun?« Rubald schien verbl?fft zu sein. »Ich—ich wei? nicht, Majest?t. Der Zweitgeborene wollte Euch auf diese M?glichkeit aufmerksam machen, aber hat selbst keine Empfehlung gegeben. Im ?brigen, er fragt immer noch danach mit Euch zu sprechen.« Abbie ignorierte dies und drehte sich, um Mrs. Jerrinson anzusprechen. »Rutha, was denken Sie?« Die ?ltere Frau hatte den Tisch verlassen und sp?lte das Fr?hst?cksgeschirr, w?hrend sie leise vor sich hin summte. Sie wischte ihre schaumigen H?nde an ihrem Kleid ab und zuckte mit den Schultern. »Es scheint mir einen Versuch wert zu sein, Majest?t. Besonders, da die Gesundheit Eures Vaters anf?llig ist.« Abbie hatte daran nicht gedacht. Es war von keinem Nutzen nach Brevspor zu kommen und ihn tot aufzufinden. Sie w?rde auf diese Weise niemals aus ihrem Vertrag kommen. Sie hasste die Art und Weise, wie ihre Stimme in ihrem Kopf klang, kalt und berechnend. Sie hatte ihn all diese Jahre vermisst und ihn zu verlieren ohne sich verabschieden zu k?nnen, w?re … die Stimme in ihrem Kopf verstummte allm?hlich. Sie konnte es nicht aussprechen, sogar wenn sie es gar nicht sagte. Abbie sch?ttelte ihren Kopf, um ihn von diesem Gedankenstrang zu befreien. »Wir werden nach Fairisle gehen. Es wird auf der Stra?e wie auch auf dem Schiff bestimmt sicherer sein und es wird Zeit sparen. Je fr?her wir dieses Durcheinander ausr?umen k?nnen, desto besser.« Sie dr?ckte sich vom Tisch weg und begann ihre Stiefel zu schn?ren. »Majest?t …«, begann Rutha behutsam. »Das ist das letzte Mal, dass sie mich so nennen d?rfen«, knurrte Abbie, ihr Knie an ihrer Brust. »Sobald wir au?erhalb dieses Apartments sind, gef?hrden Sie mein Leben, wenn sie es tun. Also h?ren Sie auf damit.« Rutha seufzte: »Majest?t, niemand ist jemals aus einem internationalen Heiratsvertrag herausgekommen. M?glicherweise solltet Ihr bedenken—« »Nein, danke. Bereit zu gehen?« Sie nickten beide und mit einem kurzen, abschlie?enden Blick durch ihr Zuhause, fegte Abbie durch die T?r und verschloss sie hinter ihnen. KAPITEL F?NF ES H?TTE EINFACH SEIN sollen: Fairisle war an der s?dlichen Grenze des Kontinents, an der K?ste. Nach Westen gehen, bis man auf den Ozean trifft, dann nach S?den. Aber hier waren sie, faulenzten zwischen zwei Maisfeldern, versuchten herauszufinden in welche Richtung sich die Sonne bewegte, wie ein Haufen st?mperhafter T?lpel. Abbie trug einen Cowboyhut mit breiter Krempe und ein lang?rmeliges Karohemd mit Jeans. Zu kochen beschrieb es nicht einmal ann?hernd. Sie zog an ihren ?rmeln und versuchte sich im Sattel zu verlagern, um den Druck auf ihr Stei?bein zu mildern. »Hat Ihr Telefon kein GPS?« Rubald kniff die Augen gegen die Sonne zusammen, w?hrend er versuchte dem Bildschirm seines Handys Schatten zu geben. »Es gibt hier kein Internet und offensichtlich wurde dieser Teil der Karte nicht heruntergeladen, bevor wir das Haus verlassen haben … Es tut mir Leid, Schwester.« Sie schwitzten alle ?berm??ig. Die Pferde waren gl?cklich, mampften den Schachtelhalm am Rande der Kiesstra?e. Abbie starrte in den himmelblauen Himmel, beruhigte sich selbst, indem sie als Mantra wieder und wieder »himmelblau« vor sich hin murmelte, um nicht zu schreien. Ihre Koffein-Kopfschmerzen wuchsen. Sie kratzte geistesabwesend einen anhaltenden Juckreiz auf ihrem Arm. »Wie w?re es mit etwas Mittagessen?«, fragte Rutha, stieg unbeholfen ab. Abbie tat es ihr gleich, aber mit mehr Elan, und setzte sich in den d?rftigen Schatten des Mais’ beim Klingendrahtzaun und nahm ihren Hut ab. Rutha begann ihre Satteltasche zu durchst?bern, zog Cola in Glasflaschen, Erdnussbuttersandwiches und ?pfel heraus. Sie lief krummbeinig zu Abbie hin?ber, hielt ihr zuerst das Getr?nk hin, welches Abbie h?flich ablehnte. Mr. Jerrinson schaute sich noch immer um, kratzte seinen Kopf, murmelte vor sich hin, w?hrend er nach der Karte in seiner Satteltasche griff. »Wundgescheuert?«, fragte Abbie. Rutha sch?ttelte ihren Kopf. »Arthritis. Das hier ist ein bisschen k?rperlicher, als meine normale Arbeit.« Sie l?chelte Abbie strahlend an. »Ihr saht dort oben jedoch aus, als ob Ihr dort zuhause seid.« Abbie nickte, l?chelte ein wenig bei den Erinnerungen, die hochkamen. »Ich hatte als Kind jahrelang Reitstunden. Ich hatte ein Pferd namens Elvis, mit dem ich durch die Seenlandschaften geritten bin.« »Ja, ich habe Bilder gesehen.« Abbie hob eine Augenbraue. »Haben Sie?« »Nat?rlich, Liebes! Ihr werdet Teil seiner Familie sein!«, sagte sie, legte Rubalds Mittagessen in das Gras neben seinem gekr?mmten K?rper. »Ihr wart ein solch s??es kleines M?dchen.« »Ich wei?. Was ist blo? passiert, oder?« Ruthas Augen weiteten sich vor Verlegenheit. »Oh nein, Schwester, das ist ?berhaupt nicht, was ich gemeint habe! Seine K?nigliche Hoheit erfreut sich an Euch. Ihr d?rft nicht anderweitig denken. Eure Sch?nheit ziemt sich Eurer Position.« »Sie m?ssen das sagen«, sagte Abbie, schnaubte auf ausgesprochen unk?niginnenhafte Art und Weise. »Wir wollten alles ?ber Euch wissen, was wir konnten, wir waren alle so begeistert. Und das Internet ist solch eine Erfindung, oder? Solch ein Wunder—« »Ausgehend von dieser Karte«, unterbrach Rubald, ignorierte dabei Ruthas gutm?tiges Augenrollen, »war unser Plan zuerst nach S?den zu steuern unklug. Diese Gebirgskette am s?dlichen Ende ist unm?glich zu Pferd zu ?berqueren. Ich denke, wenn wir jetzt nach Westen steuern, k?nnen wir die K?stengebirgskette ?berqueren, bevor sie zu hoch wird.« »Gro?artig—diese Stra?e scheint jedoch von Norden nach S?den zu f?hren. Wollen Sie zur?ckkehren oder weiterreiten?« Rubald seufzte und blinzelte gegen die Sonne. »Ich denke wir m?ssen umkehren.« Eine entmutigte Stille folgte. »Essen, Rube. Iss.« Rutha zeigte auf sein Mittagessen, auf welches er sich umgehend st?rzte, w?hrend er immer noch auf die Karte starrte. Rubald w?hlte in seiner vorderen Tasche herum, zog etwas heraus und warf es Abbie zu. Sie fing es aus Reflex und st?hnte dann. »Was ist das?« »Euer Handy. Ich glaube Ihr habt es vielleicht aus Versehen zur?ckgelassen.« »Sie wissen, dass das nicht wahr ist. Diplomaten sind die Schlimmsten.« »Also, niemand wird Euch dann beschuldigen diese Ehre innezuhaben.« Rutha kicherte, da sie sah, wie Abbies Mund vor Schock nach unten klappte. »Mr. Jerrinson, ich glaube mein Respekt f?r Sie ist gerade gestiegen«, murmelte sie, als sie sich erholt hatte. »Ruft ihn an«, bellte er. »Nein, danke.« Rubalds Gesichtsausdruck verdunkelte sich. »Schwester, wenn der zuk?nftige Anf?hrer des viertm?chtigsten Landes der Welt darum bittet, dass man ihn anruft, ist das nicht wirklich eine Bitte.« Abbie seufzte und sch?ttelte ihren Kopf. »Na ja, dann sehe ich kein Weg, der daran vorbeif?hrt. Bringen wir es hinter uns.« Sie hielt ihm feierlich ihre zusammengepressten Handgelenke hin. »Klagen Sie mich wegen Hochverrat an.« »Das w?rde ich sicherlich gerne. Ganz abgesehen von der Respektlosigkeit, die Ihr gegen?ber Eurem zuk?nftigen Ehemann zeigt.« »Sagt der Typ, der immer wieder seine Ehefrau unterbricht. Belehren Sie mich nicht ?ber ehelichen Respekt, Mister. Und jetzt brauche ich ein Schl?fchen.« Abbie streckte sich auf dem Gras aus, ihre H?nde hinter ihrem Kopf, und starrte hoch in den saphirfarbenen Himmel. »Schwester, wenn Ihr etwas zu sagen habt ?ber meine—« »Rube, da kommt jemand.« Rutha nickte in Richtung der Stra?e, wo eine von Pferden gezogene Kutsche schnell n?herkam. Abbie konnte gerade eine Gestalt ausmachen, schwarzes Haar flog hinter ihr, eine junge Frau, welche die Z?gel knallen lie?, um ihr Gespann anzutreiben. Es war schwer zu erkennen, wer sie jagte, wenn es ?berhaupt jemand tat. Sehr zu ihrer ?berraschung riss die Frau die Z?gel zur?ck, sobald sie sie sah. In einer geschmeidigen Bewegung sprang sie auf ihre F??e und legte einen Pfeil in einen gro?en Bogen ein, welchen sie von ihrem R?cken herunter gezogen hatte. Sie zielte damit auf Abbie, die jetzt auf ihren F??en war, und Rube trat unverz?glich zwischen sie. »Das willst du nicht tun, Schwester«, sagte er, seine Stimme fiel eine Oktave tiefer als gew?hnlich. Die Frau senkte ihre Waffe nicht. Sie verlagerte sich, um in Abbies Augen zu blicken. »Bist du sie?« »Darf ich fragen, nach wem du suchst, Schwester?«, fragte Rutha. »Wir reisen durch; m?glicherweise haben wir gesehen—« »Halt den Mund«, schrie das M?dchen und positionierte ihre Waffe neu. »Bist du sie?«, wiederholte sie und Abbie hielt ihre H?nde hoch, etwas das sie sofort h?tte tun sollen, begriff sie. Verdammt, das Entf?hrungs-Training war lange Zeit her. »Wei? ich nicht, bis du mir sagst, wer sie ist, Sch?tzchen.« »H?rt mit den Sch?tzchen und Schwestern auf. Bist du Abelia?« Abbie versuchte Ruthas Gesicht ?ber Rubes Schulter zu sehen, aber ihr Pferd, Stargazer, war im Weg. Gab es irgendeine Chance, dass diese schwarzhaarige Frau in Wirklichkeit versuchte ihr zu helfen, und sollte sie die Wahrheit sagen? Aber das Gesicht der Frau war voller Eindringlichkeit und ohne Sorge. Sie war auf einer Jagd. »Schau, mein Name ist Sarafeen. Ich kenne niemanden namens Abelia«, sagte Abbie geschmeidig. »Das ist mein Vater, Gerald, und meine Mutter, Brica. Wir sind auf dem Weg nach Fairisle, um meinen Bruder zu sehen, der gerade erst aus der Navy gekommen ist.« Die Frau be?ugte sie einen Moment l?nger, senkte dann ihren Bogen und schob ihren Hut schmollend herunter. »Woz, ich werde diese Tussi nie finden. Ihr seid die vierte Gruppe Reisende, die ich heute aufgehalten habe. Tut mir leid, Leute.« »Das ist in Ordnung«, sagte Rutha gleichm??ig. »Es war ein ehrlicher Fehler. Hat diese Abelia deiner Familie etwas angetan? Oder wird sie vom Gesetz gesucht?« Die Frau nickte. »Letzteres, gewisserma?en. Es gibt eine Belohnung von einer Million Dollar f?r ihre lebendige Ergreifung. Der oberste Kriegsherr von Gratha hat diesen Haftbefehl heute Morgen erlassen.« »Kein Preis, wenn sie tot ist?«, fragte Abbie. Die Frau grinste h?hnisch. »N?. W?nschte ich h?tte das gewusst, bevor ich die erste Gruppe getroffen habe. Wie auch immer, Entschuldigung f?rs Aufhalten. Bitte dankt eurem Sohn f?r seinen Dienst. Ich war mal mit einem Soldaten zusammen. Liebe diese Uniformen.« »Wird gemacht«, sagte Rube, tippte an seinen Hut und bewegte sich auf sein Pferd zu. Die Frau lie? die Z?gel knallen und startete die Stra?e herunter, suchte bereits die Felder nach anderen Reisenden und die Stra?en nach Staubwolken ab. Sie warteten bis sie au?er Sicht war, um sich zu beratschlagen. »Ein Preis auf meinen Kopf? Wollt ihr mich verarschen? Warum zur Jersey w?rde er so etwas tun?« Rube strich ?ber seinen Bart. »Er versucht sich bei Seiner K?niglichen Hoheit dem Zweitgeborenen einzuschmeicheln. Wenn er Euch sicher heimbringt, ist ihm eine lukrative Allianz mit dem neuen gemeinsamen K?nigreich garantiert. Sehr raffiniert, eigentlich.« »Raffiniert?«, zischte Abbie. »Diese Frau hat an diesem Morgen irgendeine arme Dame erschossen, weil sie wie ich ausgesehen hat!« »Du musst zustimmen, Rube, dass dies nicht ist, was wir dachten, was es sein w?rde«, f?gte Rutha hinzu. »Wir m?ssen es so schnell wie m?glich jenseits des Schleiers schaffen«, sagte Abbie. »Je schneller wir von Gardenia City wegkommen, desto besser.« »Ihr habt Recht. Lasst uns etwas Entfernung zwischen uns und hier bringen; wir k?nnen sp?ter herausfinden, wie wir ?ber die Berge kommen. Die Geschichte, die Ihr geschaffen habt, wird gut funktionieren, Abbie; wir werden dabei bleiben. Hat der Bruder einen Namen?« »?h, Sajek?«, spuckte Abbie aus. Das Paar nickte. Sie wandten sich ihren Pferden zu, aber Abbie legte eine Hand auf Rubes Arm. »Danke f?r … ich danke Ihnen daf?r, dass Sie mich verteidigt haben.« Er zuckte mit den Schultern. »Wenn ich hierbei versage, kann ich genauso gut tot sein. Alles h?ngt hiervon ab.« »Ich wei?, wie Sie sich f?hlen«, sagte Abbie, w?hrend sie ihren Hut wieder aufsetzte. KAPITEL SECHS ABBIE WACHTE DESORIENTIERT auf. Sie rollte sich in Richtung des Reisverschlusses ihres Zelts und ihr K?rper protestierte sofort. Richtig—sie hatte gestern auf der Reise durch Gardenia den ganzen Tag lang ein Pferd geritten. Ihr R?cken war besonders erbost. Sie hatte mit einem Stein unter ihrer rechten H?fte geschlafen, nachdem sie praktisch kollabiert war, als sie ihr Lager nach Sonnenuntergang aufgeschlagen hatten. Sie waren an den Ausl?ufern eines ziemlich beeindruckenden Bergs. Da es Fr?hling war, hatte der ziemlich beeindruckende Berg keinen Schnee, aber es war immer noch ein Berg. Ein Berg, bei dem sie maximal achtundvierzig Stunden Zeit hatten, um ihn zu ?berqueren, wenn sie diesen Milit?rtransport antreffen wollten. Sie w?rde ihnen sp?ter mitteilen, dass sie an l?hmender Seekrankheit litt. Sie konnte Rutha und Rubald leise reden h?ren, sie kicherten ?ber etwas, das sie nicht verstehen konnte. Nachdem Abbie ihre Stiefel gefunden hatte, steckte sie die Schn?rsenkel ins Innere und glitt mit ihren nackten F??en hinein und stand dann auf. Da begann ihr K?rper ernsthaft zu protestieren. Tats?chlich hatte es mehr von einem Putsch; sie fiel hin. Rutha und Rube drehten sich, um Abbie von dem Stumpf aus, auf welchem sie sa?en, anzublicken. Sie hatten ein Feuer gemacht, wo sie Backwaren ohne Toaster toasteten. »Morgen«, kr?chzte sie, als sie versuchte wieder auf ihre F??e zu springen. Sie schaffte eher ein Taumeln als einen Sprung. »Irgendetwas anderes zum Fr?hst?ck?« Ruthas Augen wurden gro?. »Ich habe gesehen, wie Ihr diese an dem Tag gegessen habt, an welchem wir in Ihr B?ro gekommen sind. Ich habe angenommen, dass es ein bevorzugtes Essen sei.« Abbie sch?ttelte ihren Kopf. »Ich w?rde etwas anderes vorziehen.« »Lasst mich Euch etwas Haferbrei zurechtmachen«, sagte Rutha, w?hrend sie sich schnell erhob und zu ihrem Rucksack ging. »Ist er instant?« »Ja …« »Dann nicht n?tig.« Sie sah aus ihrem Augenwinkel wie Rutha und Rube einen Blick austauschten, als sie hin?ber ging, um nach Stargazer zu sehen, der friedlich nahe einer Gruppe von Birken stand. Sie hatte etwas Studentenfutter in ihrer Satteltasche, das f?r heute gen?gen w?rde, aber sie hatte nicht genug f?r drei Wochen mitgenommen. Sie wusste, dass sich die Jerrinsons ?ber ihre Unh?flichkeit wegen des Essens wundern mussten, aber sie hatte nicht die Energie—oder, offen gesagt, den Wunsch—es zu erkl?ren. ABBIE HATTE SICH ANGEW?HNT auf Edward als »er« oder »ihm« zu sprechen zu kommen, teilweise um der Sicherheit willen, aber haupts?chlich weil ihre Feindseligkeit gegen?ber dem Mann selbst tats?chlich wuchs. Sie war f?nf Jahre weggewesen; h?tte er nicht jemand anderen zum Heiraten finden k?nnen? War es nicht offensichtlich, dass sie nicht l?nger interessiert war? Was ist der Sinn darin ihren Vertrag zu erzwingen? Sicherlich ersparte es ihm bestenfalls nicht mehr als ein paar Wochen und sie nutzten diese bereits, um klammheimlich ?ber den Kontinent zu reisen. »Rubald, hat er irgendetwas ?ber den Zustand meines Vaters gesagt?« Der Gesandte schien es aufgegeben zu haben sie zu ?berzeugen, dass sie Edward mit dem Handy anrief, welches er vorerst gekauft hatte, aber seine Antwort war knapp. »Nein. Er ist gerade ein bisschen damit besch?ftigt einen Krieg zu f?hren.« »Na ja, hat er nicht irgendwelche Minister, die da nachforschen k?nnen? Wer schaut nach seinem K?nigreich, w?hrend er weg ist? Das ist genau die Art von schlampigem verschlafenem Nest—« Rubald erhob sich auf die F??e und zeigte w?tend mit seinem Geb?ck auf sie. »Vorsicht, Schwester. Mitglied des K?niginnenhauses oder nicht, das ist mein K?nigreich, von dem Ihr sprecht.« Rutha t?tschelte seine Hand. »Oh, bleiben Sie locker«, murmelte Abbie, »es war nur eine Beobachtung.« Sie setzte sich hin und streckte ihre Tasse von sich. Rutha schenkte ihr etwas Kaffee ein. »Schwester, ich bin sicher, dass Ihr besorgt seid, wie die Krankheit Eures Vaters fortschreitet, das ist verst?ndlich.« Rube setzte sich hin, murmelte fl?sternd, warf Kiefernnadeln ins Feuer, und Rutha fuhr fort. »Gibt es nicht jemanden in Brevspor, den Ihr anrufen k?nntet? Ihren Bruder vielleicht?« »Kurt und ich sind uns nie nahe gestanden. Er ist immer noch ziemlich angepisst, dass er wegen mir den Thron am Hals hat. W?rde ich vermuten. Es ist nicht wahrscheinlich, dass er meine Anrufe annimmt. Ich habe seine Nummer sowieso nicht.« »Ihr seid also mit niemandem in Kontakt geblieben?« Rutha sch?ttelte traurig ihren Kopf. »Familie ist so wichtig in Orangiers. Ich kann es mir einfach nicht vorstellen.« Abbie r?usperte sich. »Es ist auch in Brevspor wichtig. Wir haben ein Sprichwort: ›Enkel sind die Krone der Betagten und der Ruhm der Kindern ist ihren V?tern.‹« »Endlich!«, grunzte Rubald. »Ich dachte Ihr h?ttet all eure Sprichw?rter vergessen.« »Will hei?en?« Rutha l?chelte. »Es bedeutet nur, dass ihr Brevsporer ber?hmt f?r eure ›Sprichw?rter‹ seid, daf?r f?r jede Situation einen pr?gnanten Spruch zu haben.« Abbie schmunzelte. »Ich hatte nie dar?ber nachgedacht, aber ich vermute das tun wir irgendwie.« »Mein Liebstes ist«, fuhr Rutha fort, »›besser eine kleine Portion Gem?se mit Liebe, als ein gem?stetes Kalb mit Hass‹. Fasst mein Leben sehr gut zusammen, w?rde ich sagen.« Sie blickte zu Rubald, welcher es nicht zu bemerken schien, da er interessierter daran war ins Feuer zu starren. »Was ist mit Ihnen, Mr. Jerrinson? Haben Sie ein Lieblingssprichwort?« »Ja.« »Und welches ist das?« »Esst auf. Wir durchqueren den Schleier an diesem Morgen.« Damit standen die Jerrinsons auf und gingen hin?ber, um damit zu beginnen ihr Zelt abzubauen. »Witzig«, sagte Abbie, w?hrend sie die Schokoladenst?cke aus ihrem Studentenfutter herauspickte. »An dieses erinnere ich mich nicht.« Rubalds Rucksack stand neben ihr. Abbie konnte nicht widerstehen. Sie lie? das Handy aus ihrer Tasche gleiten und begann den Rei?verschluss an der Vordertasche seines Rucksacks zu ?ffnen. »Wir gehen in zehn Minuten«, rief er vom Inneren des Zelts aus, erschreckte sie damit. Abbie stopfte das gehasste Ding zur?ck in ihre Tasche und rief ?ber ihre Schulter: »Ich habe noch nicht einmal meine Schuhe zugebunden!« Entnervt warf sie die N?sse und Rosinen, die noch in ihrer Handfl?che waren, in ihren Mund und beeilte sich so z?gig zu packen, wie es ihre steifen Muskeln erlaubten. DER PFAD, WENN MAN es so nennen konnte, war steil. Abbie konnte sich nicht entscheiden, was sie mehr nervte: die Serpentinen, die den Fortschritt sich unmessbar klein anf?hlen lie?en, oder der gerade-hoch, halt-deinen-Hut-fest, f?hlt-sich-an-als-ob-ich-falle-Aufstieg, der ihre Bauchmuskeln schmerzen lie?. Abelia vermutete, dass sie Bauchmuskeln hatte, obwohl sie nie einen Beweis davon gesehen hatte. Dennoch, sie waren wahrscheinlich dort drin, irgendwo. Der Wald bestand nur aus trockenen Kiefernadeln und Gestr?pp. Ein paar Gelb-Kiefern ragten ?ber ihnen auf. Die unz?hligen Wacholderstr?ucher sahen stummelartig und unterentwickelt aus, nicht lang und windgepeitscht, wahrscheinlich weil die Berge den Wind blockierten. Die Wachholder verbargen die Spitze des Berges, was zu dem Gef?hl beitrug, dass man endlos auf einem Laufband ging. Abbie versuchte sich auf den Pfad zu konzentrieren, nach Hasen und Wieseln Ausschau zu halten. Vielleicht konnte Rube einen fangen und f?r sie kochen. Die Sonne stand hoch am Himmel, als Abbie schlie?lich aus der Mitte der Karawane heraus das Wort ergriff. »Wann durchqueren wir den Schleier?« Rube drehte seinen Kopf, um ?ber seine Schulter zu rufen. »Haben wir bereits, vor ungef?hr zwei Meilen.« »Was? Nein, haben wir nicht.« »Da war ein Schild. Es war gr?n.« »Was stand darauf? ›Sie durchqueren jetzt den Schleier … Verlassen auf eigene Gefahr‹?« Rubald r?usperte sich. »Nein, da steht nur darauf: ›Viel Gl?ck und Lebwohl.‹« Abbie sch?rzte ihre Lippen. »Rutha, haben Sie das Schild gesehen?« »Ehrlich, nein, ich habe es verpasst, Schwester.« »Na ja, ich bin entt?uscht. Das Unverschleierte erscheint mir v?llig sicher. Die Menschen k?nnen so melodramatisch sein. Und sollte es nicht hei?en: ›Lebwohl und Viel Gl?ck‹? Scheint es nicht, als ob man es verschreit, wenn man Lebwohl sagt, nachdem man Viel Gl?ck w?nscht?« Niemand antwortete. »Es gibt ein weiteres Sprichwort, das hier zutrifft. ›Lass einen Mann eher eine B?rin treffen, die ihrer Jungen beraubt wurde, als einen Narren in seiner Torheit.‹« Rube bewegte sein Pferd in einem Kreis, um ihr Gesicht sehen zu k?nnen. »Und wie trifft das zu?« Abbie zeigte nach Osten. »Da dr?ben ist ein B?r.« Es war der gr??te B?r, den Abbie jemals gesehen hatte. Sie hatte keine Jungen bei sich, aber es war schwer zu sagen, ob sie sie bemerkt hatte oder nicht. Und dann war es das nicht. Die B?rin brach in ihre Richtung auf, zuerst gehend, nahm dann Geschwindigkeit zu einem leichten Galopp auf. »Geht!«, schrie Rube Abbie und Rutha zu und er gab dem Rumpf ihres Pferds einen starken Klaps. Das musste Stargazer nicht zweimal gesagt werden. Er startete, krachte durch das Geb?sch, versuchte den Hang geradewegs hochzukommen, anstatt dem Pfad zu folgen. Abbie riss an den Z?geln, versuchte verzweifelt die Kontrolle wiederzuerlangen, aber die Z?gel zu halten bedeutete, dass sie sich nicht am Pferd festhalten konnte. Sie gab die Z?gel auf und klammerte sich fest an Stargazers nassen Hals, seine kr?ftigen Muskeln spannten sich unter ihren Armen an, ihr Gesicht an sein ahornfarbenes Fell gepresst. Sie schloss ihre Augen, der Geruch seines Schwei?es und des Schmutzes, der in seinem Fell hing, war stark in ihren Nasenl?chern. Seine rasende Atmung war sonderbar beruhigend; zumindest holte einer von ihnen noch Luft. Als Stargazer langsamer wurde, hatte Abbie Angst ihre Augen zu ?ffnen. Sie hatte sich an ihrem Pferd festgehalten, aber mit geschlossenen Augen hatte sie keine Ahnung in welche Richtung er gest?rmt war. Es kam eine Brise auf ihr Gesicht, was bedeutet, dass sie den H?gel erklommen hatte … aber welchen H?gel? Und hatten Rube und Rutha gesehen, in welche Richtung sie verschwunden war? So sehr sie auch nicht mit ihnen zusammen sein wollte, wollte sie ebenfalls nicht ohne sie sein. Sie ?ffnete ihre Augen zu einer spektakul?ren Aussicht auf den Ozean in der Ferne und unterdr?ckte ein Schluchzen. »Das Schlimmste ist«, sagte sie zu Stargazer, »sie haben das ganze Essen.« »Das ist eine Schande«, erwiderte er, als sich seine Atmung verlangsamte. KAPITEL SIEBEN EDWARD KENNETH KEITH Francis Benson Broward sa? auf der Kante seines Armeefeldbetts, sein Kopf in seinen H?nden, seine Haut in Farbe von Ebenholz f?gte sich in die Dunkelheit ein, als sich die Nacht breitmachte. Er starrte auf das maltr?tierte, von der Sonne ausgehungerte Gras unter seinen Stiefeln. Er h?rte den Ger?uschen der M?nner au?en am Feuer zu, wie sie ?ber die ausgeschm?ckten Geschichten von einander lachten. Er pr?fte die Spannung in seinen Schultern, die Anspannung in seinem R?cken, das Pochen in seinen Schl?fen. Er dr?ckte seine Finger in die engen Dreadlocks auf seinem Kopf. Er las Rubalds SMS noch einmal. Von A getrennt bei einer B?renattacke; niemand verletzt. Versuchen ihr Handy zu orten. Bringe baldm?glichst auf den neuesten Stand. Der Prinz seufzte tief. Er h?tte niemals Rubald schicken sollen. Der Mann hatte erstaunliche Schutzinstinkte und er war ?bertrieben loyal … aber er h?tte einfach eine Einsatzmannschaft schicken sollen, um sie um sich tretend und schreiend zur?ck nach Orangiers zu schleppen, so dass sie von Angesicht zu Angesicht sprechen konnten. Er hatte beabsichtigt ihrer Beziehung auf dem rechten Fu? Starthilfe zu geben; ihr den Vorteil vom Zweifel gegeben, dass sie das Richtige tun w?rde, indem er einen Diplomat anstatt einem Mann des Milit?rs geschickt hatte … wobei das Richtige w?re schnell und leise zu kommen. Offensichtlich war das zu viel erwartet. Nun war Edward hin- und hergerissen zwischen der Sorge um ihr Wohlergehen und der Verzweiflung angesichts seiner eigenen Situation—nat?rlich in der Annahme, dass es nicht die ganze Zeit ihre Absicht gewesen war in das Unverschleierte zu schl?pfen und zu verschwinden. Rubald zufolge wusste sie kaum etwas ?ber dieses Gebiet, also k?nnte sie ihre M?glichkeit sie abzusch?tteln ?bersch?tzt haben. Edwards Kopf drehte sich unertr?glich. Er h?rte, wie jemand genau vor seinem Zelt anhielt. »Ja?« Colonel Gasper, seine rechte Hand, stie? seinen Kopf in die Dunkelheit, seine Augen suchend. »Entschuldigt, dass ich Euch st?re, Sir. Sie warten auf Euch.« »Ich bin sofort da.« Edward nahm sein Handy und schrieb Rubald schnell zur?ck. Wenn A nicht innerhalb von 8 Stunden gefunden wird, sind weitere Ma?nahmen n?tig. Halten Sie mich auf dem Laufenden. Er wusste, dass Rubald es niemals zugeben w?rde, wenn er den Job nicht erledigen k?nnte; wenn Edward Verst?rkung schicken m?sste, w?rde es dem Stolz des Mannes erheblich schaden. Er war im Rat seines Vaters gesessen, bevor Edward geboren war. Er hatte ihn Onkel Rubald genannt, um Woz’ willen. Obwohl er ihn nicht beleidigen wollte, w?re es vielleicht notwendig. Edward ?rgerte sich bereits ?ber die Langzeitfolgen der Entscheidung. Er dr?ckte sich aus dem Zelt und der Colonel fiel mit ihm in Schritt, w?hrend sie das Camp durchquerten. »Sir?« »Ja, Colonel.« »Funktioniert der Lichtk?rper in Eurem Zelt? Wenn nicht, kann ich jemanden schicken, der ihn ersetzt.« »Nein, Colonel, er funktioniert. Aber da ist etwas …« Er hielt an der T?r zum Speisezelt inne. »K?nnten Sie daf?r sorgen, dass nach dieser Besprechung Abendessen in meine Quartiere gebracht wird? Ich habe zuvor die M?glichkeit vers?umt am Speisesaal vorbeizugehen.« Der alte Man l?chelte. »Ihr m?sst niemals fragen, Sir, oder Euch erkl?ren. Gebt einfach den Befehl.« Er zuckte l?chelnd mit den Schultern. »Richtig.« Befehle geben. Das ist, was M?nner des Milit?rs tun … und K?nige. Offensichtlich wird es mehr brauchen, um sich daran zu gew?hnen. Edward ging in Richtung des Speisezelts, welches im Moment eine doppelte Aufgabe erf?llte, da es auch als Treffpunkt f?r seinen Rat und seine Strategen genutzt wurde. Edward wollte in das Zelt gehen, aber Gasper r?usperte sich. »Entschuldigt, Sir, aber Ihr m?sst angek?ndigt werden, auch f?r formlose Situationen.« »Sehr wohl, Colonel.« Gasper r?usperte sich und bellte heraus: »Auf die F??e f?r den Thronerben, Edward Kenneth Keith Francis Benson Broward, der Zweitgeborene.« Er hasste diesen Titel. Eine best?ndige Erinnerung, dass er nicht der urspr?ngliche Erbe war, dass er die Reserve war. Die Menschen, die um den Tisch herum standen, hatten eine Vielzahl an Hautfarben und er dachte fl?chtig, dass sie die Vielfalt in Orangiers gut repr?sentierten. Edward bedeutete ihnen sich hinzusetzen und er setzte sich ebenfalls. Sie starrten ihn schweigend an, warteten auf seinen Einsatz. Edward schaute Gasper an, der sich r?usperte. »Beginnen Sie mit dem Status der Regenten, Paris.« »Ja, Sir«, sagte Lieutenant Paris, w?hrend sie sich von ihrem Stuhl erhob. »Botschafter Brighton in Brevspor berichtet, dass K?nig Pauls Zustand offiziell unver?ndert ist. Er h?rt jedoch Ger?chte, dass sich sein Zustand etwas verbessert hat.« »Moment—verbessert? Dann stirbt er nicht?« »Wir k?nnen noch nicht zu diesem Schluss kommen. Wenn es jedoch wahr ist, erkauft es uns Zeit, bevor Brevspor ins Chaos st?rzt. Es k?nnte wahrscheinlicher sein, dass sie Truppen schicken, um unseren Einsatz zu unterst?tzen, wenn der K?nig sich erholt, auch wenn es nur vor?bergehend ist. Aber die politische Situation dort verbleibt zerbrechlich, besonders da Abelias Absichten noch immer fraglich sind.« »Konntet Ihr mit ihr in Kontakt treten, Sir?« Edward sch?ttelte seinen Kopf. »Jerrinson hat ihr das Handy ?bergeben, aber sie hat es, meines Wissens nach, noch nicht benutzt.« »Das verhei?t nichts Gutes.« Nein, dachte Edward, das habe ich von ihr erwartet. Aber sich im Unverschleierten verirrt zu haben … das verhei?t nichts Gutes. Nach au?en hin nickte er einfach. »Was ist mit meinem Vater?« »Der Bericht vom Hof besagt, dass es ihm gut geht, wenn man die Situation bedenkt. Er ist etwas erm?det, aber abgesehen davon, ist er bei guter Gesundheit. Macht sich Sorgen um Euch beide, nat?rlich.« Edward blinzelte. Er hatte in der Tat nie innegehalten, um dar?ber nachzudenken, ob sich sein Vater Gedanken um Lincoln machte. Er dr?ngte die Scham herunter, welche im Inneren nach oben quellte, und wandte seine Aufmerksamkeit zur?ck auf Gasper. »Welche Zahlen weist Lincoln auf?« Der Colonel bl?tterte durch einen Stapel Papier auf einem Klemmbrett, w?hrend er seinen Kopf sch?ttelte. »Na ja, es ist besser, als wir gehofft hatten. Er hat jetzt gerade 5.000 Truppen, gr??tenteils von Op’ho’lonia. Er hat au?erdem ein paar grathanische S?ldner gewonnen.« »Wissen wir, wie er sie entsch?digt? Oder was er ihnen verspricht, sollte ich sagen?« General Tybald gluckste am Ende des Tischs. »Grathanische S?ldner k?mpfen nicht f?r Versprechungen, Sir. Sie nehmen nur Bares, im Voraus. Jemand investiert schwer in diese Unternehmung, und wenn ich raten m?sste, w?ren es die Kiriiener. Brevspor importiert eine Menge derer G?ter, und wenn sich Orangiers und Brevspor vereinigen, verlieren sie eine Menge dieses Handels. Ganz abgesehen von Lincolns Vertrag mit Heather.« »Ich denke Descaret mischt auch mit«, f?gte Gasper hinzu. »Die sind rassistisch wie Jersey; sie wollen, dass ihre Monarchie so weitergeht wie bis jetzt, mit schwarzen Herrschern: Punkt. Keine Verehrer gemischter Rassen f?r Prinzessin Crescena. Sie haben immer mit dem Gedanken gespielt, sie an Abelias Platz zu bekommen, nachdem diese abgehauen ist. Das w?rde auch ihr Territorium stark erweitern, ihnen die komplette n?rdliche K?ste geben.« Edward sch?ttelte seinen Kopf. »Nicht m?glich. Sogar wenn Malieka die finanziellen Mittel h?tte, was sie nicht hat, ben?tigen sie unser B?ndnis. F?r uns geht das tiefer als politische Bindungen.« »Sir, wir sind uns noch immer nicht im Klaren worauf Lincoln letztlich hofft. Er teilt den Kontinent auf, und das nicht entlang ordentlicher Linien.« Edward seufzte. »Es ging bei ihm immer um Kontrolle, die Dinge zu manipulieren. Er wird die absolut ultimative Kontrolle und Beg?nstigung haben wollen, wie auch immer das aussieht. Ich bin sicher, dass er alle Arten von Geschichten zusammenspinnt und alle m?glichen Sachen verspricht, welche er nicht abliefern wird. Es gibt keinen zweiten Platz bei ihm. Etwas, das wir nicht vergessen sollten, w?hrend wir vorw?rtsgehen.« »Eure Hoheit,  die Jerrinsons berichten auch, dass jemand sie am Arrow Point aufhielt, der nach Abelia gesucht hat. Sie waren in der Lage ihre Angreiferin zu t?uschen, aber sie behauptete, dass der oberste Kriegsherr von Gratha eine gro?e Belohnung f?r Abelias lebendige Ergreifung ausgesetzt hat. Es sieht also so aus, als ob er plant von beiden Seiten aus Kasse zu machen.« »Das klingt nach Gratha«, sagten Colonel Gasper und General Tybald gemeinsam und jeder lachte, au?er Edward. »Das ist eine ernste Gefahr f?r ihre Sicherheit. Ich mache mir Sorgen, dass manche sein Angebot missverstehen und versuchen ihr etwas zuleide zu tun; sperrt eure Ohren auf und seht, ob wir eine Best?tigung seines Angebots bekommen, bevor wir anfangen Botschafter mitmischen zu lassen.« »Ja, Sir«, sprachen sie im Chor, als sie schnell n?chtern wurden und Edward innerlich eine Grimasse zog. Faszinierend; Befehle zu geben ist einfacher, wenn das Leben meiner zuk?nftigen Ehefrau in Gefahr ist. »General, Ihre Pl?ne sind f?r alle sechs Szenarien vorhanden, welche wir besprochen haben, bez?glich Lincolns Fortschritt bei der Tupelo-Kreuzung?« »Beinahe, Sir. Sobald wir die Truppen von Fairisle haben, sind wir bereit.« »Gut. Sie sind entlassen.« EDWARD VERWEILTE NICHT am Tisch. Er w?hlte ihre Nummer, w?hrend er das Lager durchquerte. Es begann zu klingeln, als er sich in sein Zelt duckte … das war neu. Sein Puls verdoppelte sich. Zweites Klingeln. Komm schon, Abelia, nimm einfach den Anruf ab. Drittes Klingeln. Nimm ab, verdammt, ich kann dir helfen. Viertes Klingeln. Er holte tief Luft, bereitete sich darauf vor eine weitere Mailbox-Nachricht zu hinterlassen. »Hallo?« Ihre Stimme war gesch?ftsm??ig und f?r einen Moment war er sich nicht sicher, ob sie es war. »H-Hallo, ist dort …« Sollte er ihren echten Namen benutzen? »… Abelia?« »Ja, wie geht’s dir, Onkel Ed?« Ihre Stimme war gleichm??ig, aber er konnte die Sch?rfe darin sp?ren; er h?rte andere Stimmen im Hintergrund, manche davon klangen wie Kinder. Okay, sie ist also bei Menschen, aber sie wei? nicht, ob sie ihnen trauen kann. Clever. »Jetzt gerade bin ich nur froh deine Stimme zu h?ren. Rubald hat mir erz?hlt, was passiert ist. Geht es dir gut? Bist du verletzt?« »Mir geht es gut, aber ich muss eine Nachricht zu Mama und Papa bekommen …« Mama und Papa; ihre Mutter ist tot, also muss sie Rubald und Rutha meinen. »Ja, das kann ich tun.« Er tastete im pechschwarzen Zelt nach einem Stift und Papier. »Sag ihnen, dass ich sie in Fairisle treffen werde, an den Docks.« Er erstarrte. »Nein, Abelia, geh nicht weiter ohne sie. Das ist eine schreckliche Idee. Sag mir einfach, wo du bist, und ich lasse sie zu dir kommen.« »Hab dich auch lieb, Onkel Ed.« »Aktiviere ›Orte Mein Handy‹, so dass wir dein Handy—« »Okay, wir sprechen uns bald!« »Abelia! Geh nicht ohne sie weiter! H?rst du mich? Das ist ein Befehl!« Die Verbindung brach ab. Edward sackte wieder auf dem Bett zusammen, dieses Mal landete er im Tablett, das sie f?r ihn vorbereitet hatten. KAPITEL ACHT ABBIE GLITT VON STARGAZER herunter und ging um ihn herum, um ihm in die Augen zu blicken. Das war ?berraschend schwer bei einem Pferd, da seine Augen auf jeweils einer Seite seines Kopfes waren. Sie legte sich auf ein Auge fest. »Hast du gerade gesagt: ›Das ist eine Schande‹?«, fragte sie. »Ja, ich vermute das habe ich«, erwiderte er. »Wann hast du gelernt wie man spricht? Und wichtiger, wie hast du gelernt wie man spricht?« Er lie? seinen langen, schwarzen Schweif herumschnellen. »Ich glaube das war, als wir durch diesen elektrisierten Vorhang gegangen sind. Ich hatte bereits all die W?rter in meinem Kopf, bevor ich herausgefunden habe, dass ich sie benutzen konnte. Ziemlich un?blich.« »Muss dir da zustimmen«, sagte Abbie kopfsch?ttelnd. Sprechende Pferde. Nat?rlich w?rde es sprechende Pferde geben. »Vorhang … du musst den Schleier meinen.« »Wenn du das sagst, Kn?del.« Abbie hob eine Augenbraue. »Ich w?rde es vorziehen, wenn du mich Abbie nennst.« »Oh? Mein vorheriger Besitzer hat mich immer Kn?del genannt. Ich habe angenommen, dass es ein allgemeines Wort f?r Bekanntschaften in h?flicher Konversation w?re. Ich bitte um Entschuldigung, Abbie.« »Eigentlich ist es eine Art von Essen und ein Kosename.« »Ich verstehe. Leckeres Essen?« »Ja, aber eine Stunde sp?ter wirst du wieder Hunger haben.« Abbie ging zum Rand des Kamms in der Richtung, aus der sie gekommen waren, w?hrend Stargazer seine neuen Informationen zu bedenken schien. Eventuell k?nnte sie Anzeichen von Rubald und Rutha entdecken. Den Schleier aus diesem Winkel zu sehen lie? das Tal aussehen, als ob es in einem w?ssrigen W?rfel eingeschlossen war, der sich zum oberen Rand der Troposph?re ausdehnte. Seine Barrieren waren sch?rfer, als sie es sich vorgestellt hatte. Seine Vollkommenheit schien durch die V?gel, die durch ihn hindurchflogen, unbeeinflusst zu sein. Ein marmorierter Schimmer bewegte sich ?ber seine Oberfl?che, welcher weniger durchscheinend als der Rest davon war. »Abbie?«, sagte Stargazer hinter ihr. »Ich bin durstig.« Sie seufzte. »Jaah, ich auch.« Sie starrte den H?gel herunter, schaute nach einem Anzeichen von Bewegung. Sie horchten beide. »Ich kann nichts h?ren. Das Protokoll besagt, dass man an einem Ort bleibt, wenn man sich verirrt hat … aber ich habe keine Zeit f?rs Protokoll. Gleichwohl werde ich es niemals ohne die Jerrinsons rechtzeitig nach Fairisle schaffen, um das Schiff anzutreffen. Ich habe offensichtlich keine Ahnung was hier vor sich geht … angesichts dessen, dass ich mit meinem Pferd rede.« Stargazer nickte mit seinem riesigen Kopf, warf dabei seine M?hne herum. »Es ist ein verf?ngliches R?tsel.« »Richtig.« Abbie stakste her?ber zu Stargazer und schwang sich in den Sattel hoch. »Lass uns zur?ckgehen und sehen, was passiert. Aus welcher Richtung sind wir gekommen?« »Ich bin nicht sicher …« Stargazer schwang seinen Kopf von einer Seite zur anderen. »Aus dieser Richtung vielleicht?« »Dann dieser Weg.« Stargazer bewegte sich nicht und Abbie schaute zu ihm herunter. Sie r?usperte sich. »Entschuldige, ich f?hle mich jetzt unwohl dabei dir einen Sto? zu geben … kann ich dich einfach darum bitten loszugehen?« »Oh, das. Das sp?re ich kaum. Du bist im Vergleich zu mir ziemlich schwach, wei?t du. Ich fasse es als ein Klopfen auf die Schulter auf.« Abbie l?chelte, schnalzte dann mit ihrer Zunge, um ihn vorw?rtszutreiben. Sie folgten dem Kamm f?r eine halbe Meile, bevor sie einen Pfad fanden, nicht wissend, ob es derjenige war, den Rutha und Rubald benutzen w?rden. W?hrend sie ihm hinabfolgten, konnten sie flie?endes Wasser h?ren. Sie lie? Stargazer seinen Willen und er f?hrte sie an seinen Ursprung, einem tr?pfelnden Bach, umgeben von struppigem Gras und niederen B?schen. Als sie sich umblickte, erkannte sie, dass dies wahrscheinlich nicht der beste Ort w?re, um sich aufzuhalten, f?r den Fall, dass Rubald den B?r tats?chlich nicht get?tet hatte. Es war alles so friedlich, es war schwer zu glauben, dass sie gerade beinahe von einem wilden Tier attackiert worden waren. Abbie stieg ab, um auch etwas zu trinken, und bemerkte einen schmalen, gut genutzten Pfad, welcher die Anh?he hoch ging, wo nahe der Spitze eine H?tte lag. »Bleib hier«, sagte sie zu Stargazer, »ich werde sehen, ob sie in diese Richtung gegangen sind. Wenn einer von ihnen verletzt ist, haben sie vielleicht dort nach Hilfe gesucht.« Er legte seine Ohren flach gegen seinen Kopf. »Eigentlich komme ich mit«, sagte Stargazer, »es ist gruselig hier alleine.« »Wie du willst, aber es ist ziemlich eng.« »Ich bin Schlimmeres hoch. Habe ich dir jemals von der Wanderung erz?hlt, die ich mit Susan durch das Bluebrook Gebirge gemacht habe?« »Nein«, sagte Abbie, begann den H?gel hochzugehen. Sie beschloss die Tatsache, dass er bis vor ein paar Stunden noch nicht sprechen konnte, nicht anzusprechen. »Oh, nun, es war eine ziemliche Erfahrung, lass dir sagen–« »Ich w?rde gerne davon h?ren … sp?ter.« »Oh. Nicht jetzt?« Abbie versuchte ein Grinsen zu verstecken. »Nein, nicht jetzt, Star. Genau genommen, lass uns weitergehen und deine F?higkeit zu sprechen f?r den Moment verstecken.« »Oh, ich verstehe.« Abbie blickte ihn ?ber ihre Schulter an und er l?chelte, zeigte dabei alle seiner gro?en gelben Z?hne. Sie lachte, nicht in der Lage es nicht zu tun. »Wer ist da?« Abbie drehte sich bei der Kinderstimme um. Ein d?nnes M?dchen, das ein zu kleines T-Shirt und abgeschnittene Jeansshorts trug, sp?hte hinter einer Gelb-Kiefer hervor. Zwei d?nne rote Flechtz?pfe, die schlaff an den Seiten ihres Kopfes hingen, umrahmten ihr sommersprossiges Gesicht. »Ich bin Abbie. Ich suche nach ein paar—nach meinen Eltern.« Verdammt, sie hatte ihren wirklichen Namen genannt. Das war dumm, dachte sie, w?hrend sie das Kind anl?chelte. Das M?dchen trat hinter dem Baum hervor. »Hab niemandes Eltern gesehen. Mit wem redest du?« »Nur mit mir. Redest du nie mit dir selbst?« Das M?dchen zeigte ein kleines L?cheln, aber sch?ttelte ihren Kopf. »Du kannst gerne kommen und auf die Veranda sitzen und dich ein wenig ausruhen. Du kannst meine Schwester kennenlernen.« »Sicher. Ich danke dir.« Es ist mitten in der Woche, dachte Abbie. Warum ist sie nicht in der Schule? Das M?dchen drehte sich um und huschte den rutschigen, mit Kiefernadeln bedeckten Berghang hinauf. Die Sonne begann sich seitw?rts durch die B?ume zu neigen, erleuchtete den Staub, der sich hinter ihr erhob wie Dampf von einem See im Morgengrauen. Das Haus war aus Holz mit einem Wellblechdach; die Konstruktion war stark nach links geneigt, und sie konnte nicht anders, als sich zu fragen, wie um alles in der Welt sie die Vordert?re ?ffnen konnten, wenn sie nicht in einem rechten Winkel war. Als das zweite M?dchen aus dem ebenerdigen Fenster auf die Veranda kletterte, war ihre Frage beantwortet. »Hallo, ich bin Abbie«, sagte sie. Die zwei M?dchen setzten sich jeder auf ein Ende der Schaukel, lasen Steine aus den Bohnen und warfen heimliche Blicke auf sie, also setzte sie sich zwischen sie. »Geh?rt dieser Ort euren Eltern?« Die M?dchen sch?ttelten ihren Kopf. »Eltern vor einer Weile gestorben. Wir wohnen jetzt bei Tantchen Marie.« »Arbeiten f?r sie, meinst du«, murmelte das zweite M?dchen. »Ruhe, Fadline. Wegen dir werden wir noch hinausgeworfen.« Die Rothaarige drehte sich Abbie zu. »Tantchen ist gerade nicht da; sie wird bald zur?ck sein. Ich bin Theresas.« Abbie bot eine Hand und das M?dchen gab ihr einen festen, staubigen Handschlag. Als Abbie ihre Hand zur?ckzog, packte das M?dchen fester zu, starrte genauer in ihr Gesicht. »Du bist ein … Funkler?« »Was ist das?«, fragte Abbie, w?hrend sie behutsam versuchte ihre Hand aus Theresas’ unnachgiebigem Griff zur?ckzuziehen. »Sapperlot, du hast Recht, Schwester«, sagte Fadline, w?hrend sie n?her zu Abbie kam. Es misslang ihr dem Finger, den Fadline in ihren Wangenknochen stie?, auszuweichen. »Schau, es ist sogar in ihren Haaren!« Beide M?dchen begannen ihre Finger durch Abbies Pferdeschwanz zu k?mmen, die Bohnen vergessen. »Entschuldigt, aber k?nnt ihr mir sagen, wor?ber ihr redet? Bitte? Und mir ein bisschen pers?nlichen Freiraum geben?« Beide M?dchen h?rten auf sie zu h?tscheln, aber es war eindeutig, dass sie deswegen au?er sich waren. »Wir haben geh?rt, dass Menschen in der Box die Sterne in ihrer Haut haben … Ich wusste, dass es wahr ist!« Abbie sch?ttelte ihren Kopf. »Meine Haut ist die Gleiche wie eure.« Theresas riss ihren Arm her?ber, schob ihren langen ?rmel hoch und hielt ihn zum Vergleich neben ihren eigenen Arm und Abbie keuchte. Ihre Haut schillerte, leuchtete mit einem Schimmer, wie der, der sich ?ber die Oberfl?che des Schleiers bewegte. Sie rieb an ihrer Haut, aber der Schimmer leuchtete nur heller. Abbie versuchte die Panik aus ihrer Stimme zu halten. »Entschuldigt mich, M?dels, ich muss das abwaschen.« Die M?dchen lachten. »Es geht nicht weg, Dummerchen, es ist ein Teil von dir. Du kannst es in der Box nur nicht sehen.« Abbie blickte zu Stargazer, der am Rand des Hofs Gras mampfte. Er wippte mit dem Kopf in ihre Richtung, aber sie konnte nicht sagen, ob er damit irgendetwas meinte. Ihr Verstand drehte sich. »Es tut mir leid, M?dels. Ich sollte weiter nach meinen … meinen Eltern suchen.« »Tantchen Marie war unterwegs; vielleicht hat sie sie gesehen. M?chtest du, dass wir sie anrufen?« Abbie erinnerte sich pl?tzlich daran, ausnahmsweise einmal, dass sie auch ein Handy hatte. Sie beeilte sich zu ihrer Tasche zu kommen, zog es heraus und schaltete es an. Drei?ig verpasste Anrufe. Junge, dieser Edward war allerdings hartn?ckig—auf keinen Fall w?rde sie ihn miteinbeziehen, au?er sie w?re verzweifelt. Rubald hatte sein Wort gehalten: er hatte ihre Nummer nicht. Die Integrit?t zahlte sich bis jetzt nicht aus. Ohne Warnung ging die Sonne aus. »Oh, sapperlot«, murmelte Theresas in die Schw?rze. »Na ja, das war’s dann. Wir k?nnen heute Abend nichts mehr tun.« Abbie f?hlte, wie sich die Schaukel nach hinten kippte, als sie sich hin?ber lehnten, um ihre K?rbe zum Bohnen sortieren mit genauso schweren Seufzern fallen lie?en. Abbie sch?ttelte mit donnerndem Herzen ihren Kopf. »Was passiert hier?« »Oh, die Sonne ist ausgegangen. Wir sind fertig mit arbeiten«, sagte Fadline, als ob es v?llig normal war das zu sagen. »Aber ich muss heute Abend meine Eltern finden!« Theresas und Fadline kicherten, ihre Gesichter pl?tzlich im Licht ihrer Handybildschirme erleuchtet. Abbie ?berkreuzte ihre Arme und versuchte nicht h?rbar zu schnauben. »Wann kommt denn … die Sonne wieder?« Fadline l?chelte und nickte. »Wie viele Sterne sind am Himmel?« Theresas stie? sie mit dem Ellbogen an und sagte: »Oh, ich hab’ einen—wann werden die Berge in das Meer sinken?« Fadline klatschte in die H?nde. »Oh! Wir w?r’s damit: Wie oft muss man lecken, um in die Mitte von einem—« »Was tut ihr?«, fragte Abbie, nicht in der Lage die Verbitterung aus ihrem Tonfall zu halten. Theresas blickte nicht von ihrem Handy auf. »Wir tun, was du tust. Das Unbeantwortbare-Fragen-Spiel spielen.« Abbies Gesicht wurde rot und sie war vor?bergehend dankbar f?r die Dunkelheit. »Meine Frage war ernsthaft. Ich habe es ernst gemeint.« Theresas und Fadline kicherten wieder, wurden dann sachlich. Theresas r?usperte sich. »Entschuldige, Schwester. Meine Mama hat immer gesagt, dass der K?nig Bogensch?tzen hat, die st?ndig brennende Pfeile auf die Sonne feuern, in der Hoffnung sie sehr schnell wieder anzustecken.« »Das ist nicht wahr«, sagte Abbie. »Das ist unm?glich.« »Ich habe geh?rt«, schob Fadline ein, unbeeindruckt von Abbies fassungsloser Skepsis, »dass sie Sonne selbst uns vor Sternschnuppen besch?tzt, die uns sonst alle umbringen w?rden, und das ist, was die Sonne wieder anz?ndet. Ist es dann das?« »Nat?rlich nicht!«, schrie Abbie, verlor ihre Beherrschung, und die M?dchen zuckten zusammen, schauten auf den Boden und kr?mmten ihre Schultern in beinahe perfektem Einklang. Es gab etwas Beunruhigendes an diesen Schwestern, etwas … etwas Argw?hnisches, ungeachtet ihres Kicherns und ihren kindlichen Spitzen Abbies Unwissenheit gegen?ber. »Es tut mir leid, M?dels, ich wollte euch keine Angst machen. Aber die Sonne ist nie so ausgegangen, als ich—« »In der Box gelebt hast?«, fragte Theresas sacht. »Ja, ich wei?. Aber Schwester … du bist jetzt unter dem freien Himmel.« »Ist es nicht dieselbe Sonne?« Schulter an Schulter f?hlte sie, wie sie mit den Schultern zuckten. Es kam ihr in den Sinn, dass es einen eindeutigen Grund f?r ihre alarmierende Unwissenheit geben k?nnte. »Solltet ihr nicht in der Schule sein? Es ist Freitag, oder?« »Tantchen und Onkel sagen, dass wir unsere Arbeit nicht schnell genug machen.« Fadline f?gte leise hinzu: »Tantchen sagt vielleicht n?chstes Jahr, wenn wir artig sind.« Abbie glitt herunter, lie? ihren ersch?pften Kopf an der R?ckseite der Schaukel ruhen, starrte dabei hoch auf die Sterne, welche pl?tzlich ebenfalls erschienen waren. Die Erkenntnis ?berkam sie, dass es alle m?glichen Arten von Gef?ngnissen gab, die keine Gitter oder Ketten ben?tigten, nur einen meisterhaften Manipulator und ein Opfer ohne die Mittel zu gehen. »Solltest das nicht tun«, sagte Fadline, w?hrend sie auf ihr Handy starrte. »Was tun?«, fragte Abbie niedergeschlagen. »Hochschauen.« »Warum nicht?« »Wenn die Sonne sich wieder entz?ndet, wird sie dich blind machen. Und man wei? nie—« »Richtig. Man wei? nie, wann das sein wird.« KAPITEL NEUN IM DUNKELN SITZEND, w?hlte Fadline die Nummer der Tante der M?dchen, und Abbie r?usperte sich nerv?s, als es klingelte. »Fadline, was zur Jersey machst du am Telefon? Ich schw?re, wenn das Unkraut im Garten nicht gej?tet ist, bis wir zur?ckkommen, Sonne oder keine Sonne, wirst du nicht—« »Ja, hallo, mein Name ist Abbie und ich bin in den W?ldern vom Weg abgekommen. Ihre Nichten waren nett genug, um mich ihr Handy benutzen zu lassen.« Peinliche Stille folgte, also holte Abbie tief Luft und f?llte sie. »Jedenfalls, ich bin bei einem B?renangriff von meinen Eltern getrennt worden und ich wei?, dass Sie auf dem Weg zur?ck hierher sind … ich dachte m?glicherweise haben Sie sie gesehen.« »Meine G?te, du armes Sch?tzchen, das ist aber eine Geschichte«, gurrte die Frau, stellte ihren harschen Tonfall von der Begr??ung in etwas Schmeichlerisches um. »Ich f?rchte wir haben sie nicht gesehen, aber ich kann eine Nachricht bei meinen Nachbarn hinterlassen, dass sie ein Auge offen halten sollen. Sind die M?dchen h?flich zu dir gewesen, Sch?tzchen? Wir werden auf die Poutine-Hochzeit gehen, wenn wir zur?ck sind, aber du kannst dich gerne zu uns gesellen.« Abbie versteifte sich. Je mehr Menschen sie sahen, je l?nger sie sich herumdr?cken musste, desto wahrscheinlicher w?rde sie erkannt werden. »Oh, das ist so nett von Ihnen, aber das k?nnte ich Ihnen nicht aufb?rden.« »Kein Problem—wir bestehen darauf. Zudem bringt es Gl?ck. Ich werde dir ein Kleid leihen, wenn du eines brauchst. Wird eine Menge gutes Essen geben.« Abbie schluckte ihre Einw?nde herunter, nicht willens die wahrscheinlich einzige Person zu kr?nken, die zwischen ihr und heute Nacht alleine im Wald zu schlafen stand. »Ich danke Ihnen so sehr Mrs. …?« »Rogier. Marie Rogier.« »Mrs. Rogier, ich sch?tze das sehr und bitte richten Sie meinen Dank ebenfalls Ihrem Ehemann aus.« Die M?dchen kicherten und Abbie fragte sich, was sie dieses Mal falsch verstanden hatte. »Ich werde deinen Dank sicherlich meinem Mann ausrichten. Wir sehen euch bald.« Sie legte auf. Fadline stupste Abbie an. »Tantchen und Onkel sind nicht verheiratet, Dummerchen. Sie sind zu arm daf?r.« Sie nahm ihr Handy zur?ck und trug ihre angez?ndete Lampe zur R?ckseite des Hauses, wo Abbie gerade noch einen gro?en Gem?segarten ausmachen konnte. Mit einem Seufzer sank Fadline neben Theresas auf die Knie, sp?hte zwischen die gr?n gebl?tterten Pflanzen, um die fehlerhaften Setzlinge auszukundschaften. ABBIE HATTE NICHT BEABSICHTIGT in der Schaukel zu d?sen, aber es war ein ziemlich langer Tag und der Schlaf vorige Nacht war ein wenig, nun, steinig gewesen. Das behutsame Schwingen, die N?he der M?dchen, der Chor der Zikaden, welche beschlossen haben zu singen, ungeachtet der Tatsache, dass es erst drei Uhr nachmittags war, das fehlende Mittagessen … Sie wachte durch Kichern und Selfies auf, von denen sie nicht wusste, dass sie gemacht wurden. Dieses Haut-Ph?nomen muss eine ziemliche Attraktion gewesen sein, wenn sie Bilder von ihr im Schlaf machen wollten. Sie blinzelte und kniff die Augen zusammen. Die Sonne war wieder da … ?h, wieder entz?ndet. Die M?dchen hatten ihre vorige Arbeit wieder aufgenommen, Weidenk?rbe auf dem Scho?. Stargazer wieherte leise eine sachte Warnung und sie schaute auf. Ein Paar kam auf Pferden n?her und Abbie versuchte zu sehen, ob es Rubald und Rutha waren, ohne zu verzweifelt auszusehen, aber sie waren es nicht. Wo zur Jersey waren sie? Ihre Sorge um sie stieg rapide und sie mussten krank vor Sorge um sie sein … sollte sie losgehen und nach ihnen suchen? So fixiert sie auch darauf war diesen Frachter anzutreffen, es war es nicht wert daf?r jemand anderen zu opfern. Sie selbst eingeschlossen. Das Paar, das der krummen H?tte n?herkam, schien die Tante und der Onkel zu sein, deren Veranda sie belegte. Ihre Ankunft schickte ihre Nichten in ein Gest?ber der Aktivit?t, das Tor ?ffnen, die Pferde zur R?ckseite f?hren, Hand f?r Hand mit einem alten Margarinebeh?lter Wasser aus dem Brunnen sch?pfen, welcher in der harten Erde nahe dem Garten eingebettet war. Wie kaltes Wasser f?r eine durstige Seele, so sind gute Nachrichten aus einem fernen Land. Seit Rubald diese alten Sprichw?rter erw?hnt hatte, kamen sie zur?ck zu ihr getrieben, wie Luft verlierende Ballons, die auf einer Brise ritten, welche sie nicht l?nger tragen konnte. Woz wei?, dass sie versuchte sie oben zu halten, schlug sie weg, versuchte dieses Kapitel ihres Lebens f?r immer zu beenden. Aber sie brauchte jetzt gute Nachrichten. Sie hatte es selten mehr gebraucht. »Abbie? Willkommen! Lass uns dich umziehen«, sagte Mrs. Rogier l?chelnd. Obwohl sie so wei? wie die M?dchen war, endeten die ?hnlichkeiten dort: sie hatte eine kurvige Sanduhr-Figur, ihre langen dicken Haare in einem unnat?rlichen Blond gef?rbt und ihre Kleidung passte ihr gut. Sie hielt ihren Arm aus dem offenen Fenster, durch das Abbie klettern sollte. »Warst du jemals auf einer Hochzeit au?erhalb der Box?« Abbie l?chelte und sch?ttelte ihren Kopf, duckte sich in das Haus. Sie erwartete s?geraue M?bel, zusammengeworfen aus ?berbleibseln, so krumm im Innern wie au?en. Stattdessen trat sie auf gewachste Holzb?den, der im Licht des niederen Feuers schimmerte. B?nke mit hohen R?ckenlehnen standen um einen langen Tisch herum, und als sich ihre Augen anpassten, erkannte sie, dass die R?ckseiten nicht nur mit Mustern versch?nert waren, sondern mit ganzen Bildern. B?ren mit offenen Kiefern ?ber einem kauernden Farmer, dem seine Heugabel aus der Hand fiel. Bergl?wen, die von niederen Zweigen nach Soldaten schlugen, die rittlings auf ihren R?ssern sa?en. Wildpferde, die ?ber flache Fl?sse galoppieren … Abbie streckte sich, um die komplizierten Details der Wassertr?pfchen, welche durch die Pferdehufe aufgespritzt werden, zu ber?hren, und Mrs. Rogier r?usperte sich. Abbie zog schnell ihre Hand zur?ck und stand auf. »Es tut mir leid«, begann sie, aber die Frau winkte abweisend mit ihrer Hand. »Es ist sch?n zu sehen, dass ein Funkler seine Arbeit bewundert. Marc hat ein Talent f?r die Handwerkskunst, aber wenige bemerken es.« Abbie wollte fragen, warum er nicht all diese F?higkeiten dazu benutzt hatte, um am Ger?st seines Hauses zu arbeiten, hielt aber ihren Mund. Sie folgte Marie in das Schlafzimmer, welches mit einem Kopfteil auftrumpfte, das die gleichen beeindruckenden Details aufwies, nur dass dieses Mal Marc und Marie, kaum bekleidet, horizontal und sich umarmend, das Thema waren. Jahre mit Kunsterziehungsunterricht bedeuteten, dass sie von Nacktheit nicht einfach peinlich ber?hrt wurde, aber sie bek?mpfte ganz gleich den Drang wegzublicken und die Frau kicherte und wandte sich einem kleinen Kleiderschrank zu. Sie zog ein Stretchkleid aus Polyester mit einem t?rkis-wei?en-Zickzackdruck heraus und hielt es Abbie hin. Es war schulterfrei, kurz und sehr figurbetont. Abbie konnte sich nichts Schlimmeres vorstellen. »Du hast eine nette sexy Figur, S??e, das sollte funktionieren«, sagte Marie freiheraus. »?hm … Es tut mir leid, dass ich w?hlerisch bin, aber ich sehe wirklich besser mit ?rmeln aus.« Die Frau sch?ttelte ihren Kopf. »Nein, das wirst du nicht. Dieses Kleid wird wundervoll an dir sein. Probier es an und lass es mich sehen.« Laune, Laune, Laune, ermahnte sie ihr Herz mit jedem Schlag. Das ist kein Streit wert. Trag das Kleid. Krieg ihre Hilfe. Finde deine Begleiter. Mach weiter. Abbie legte ein falsches L?cheln auf und nahm das Kleid, drehte sich dann, um ein Badezimmer oder auch nur einen Platz hinter einer T?re zu suchen … nur um Marie vorzufinden, die ihre Arme ?ber ihrer Mitte gefaltet hatte und genervt aussah. »Wir sind bereits zu sp?t.« »Es tut mir leid«, murmelte sie, drehte sich um, so dass sie zumindest Marie nicht dabei beobachten musste, wie sie sie anstarrte. Sie kn?pfte ihr Hemd auf und versuchte ihre Wanderstiefel von sich zu schleudern. »Oh, du wirst auch Schuhe brauchen, oder?« »Ja, ich sch?tze. Vielen Dank noch mal, dass Sie mich mit einschlie?en.« Marie winkte wieder mit ihrer Hand. »Kein Problem. Wie w?re es mit diesen?« Abbie drehte sich um und Marie reichte ihr ein Paar acht-Zentimeter Pumps in silber. Abbie starrte sie an, entgeistert. »Wie reite ich denn in denen?« Marie warf ihren Kopf zur?ck und lachte so laut, dass es in dem beengten Raum widerklang. »M?dchen, du reitest in denen kein Pferd! Wir nehmen das Fuhrwerk, so dass wir nicht zerzaust werden. Du kannst dein Pferd hier lassen.« Sie fuhr fort, bevor Abbie protestieren konnte. »Du hast Gl?ck, dass du zu uns gekommen bist, bevor manche der anderen in der Gegend dich entdeckt haben. Deren Gemeine Sprache ist nicht so gut wie unsere.« Sie plusterte sich auf, als sie aufh?rte zu sprechen, die Augen voller Stolz. Abbies Augenbrauen hoben sich. »Wirklich? Sogar so nah an der … Box?« Marie nickte. »Viele sprechen gerade so viel, dass sie ›Gib mir einen Dollar‹ sagen k?nnen«, lachte sie. »Nicht viele Reisende ?berqueren die Grenze auf diesem Weg … au?er denjenigen, die nicht bemerkt werden wollen.« Sie blickte aus ihrem Augenwinkel auf Abbie, als diese sich umdrehte, um das Kleid ?ber ihre Brust herunterzuziehen. Abbie glitt mit ihren Fingern durch ihr Haar und versuchte beschwichtigend zu l?cheln, ignorierte dabei die Andeutung im Ton der Frau. »Das ist interessant. Meine Eltern und ich sind auf dem Weg, um meinen Bruder in Fairisle in Empfang zu nehmen; er kommt gerade erst aus der Navy. Wir wollten eine angenehmere Reise durch die entz?ckenden, k?hlen W?lder, anstatt der staubigen Landstra?e.« »Ich verstehe«, sagte sie. »Marc!«, rief sie durch die T?r?ffnung, »gehst du morgen nicht nach Fairisle?« »Sicher, so hatte ich es vorgehabt«, kam die Antwort. Marie zuckte mit einer Schulter. »Siehst du? Problem gel?st. Marc kann dich morgen mitnehmen und wir werden eine Nachricht bei jedem auf der Hochzeit lassen, dass deine Eltern wissen, dass sie dich dort treffen sollen. Sie werden die Nachricht bekommen.« »Oh, ich sch?tze Ihr Angebot, aber ich kann nicht ohne meine Eltern gehen.« »Sicher kannst du das. Es ist kein Problem. Marc geht sowieso.« »Nein, kann ich nicht.« Ihre wahren Gef?hle waren f?r einen Moment an die Oberfl?che gebrodelt und sie trat sich selbst daf?r, wie scharf sie gesprochen hatte. Marie schaute fragend vom Schnallen ihrer eigenen unvern?nftig hohen Schuhe hoch. »Warum nicht?« »Sie sind … sie sind betagt, verstehen Sie. Ich bef?rchte, dass ihnen etwas zusto?en wird. Ich kann nicht gehen, bis ich wei?, dass sie sicher sind. Ich habe Angst, dass die B?rin sie erwischt hat.« »Wer, Betsy? Sie ist harmlos, es wird ihnen gut gehen. Sie haben so lang gelebt, oder nicht? Denk nicht, dass sie dumm sind, M?dchen.« Damit drehte Marie sich um und verlie? das Schlafzimmer, rief Fadline und Theresas zu, dass sie in das Fuhrwerk steigen sollen. Abbie folgte eine Grimasse ziehend. Betsy? Sie man?vrierte sich vorsichtig mit dem Kopf voraus durchs Fenster, lie? dann ihre Knie zusammen hindurch schl?pfen, um das abscheuliche Kleidungsst?ck, welches sie trug, nicht zu zerrei?en. Sie stopfte ihre Kleidung in Stargazers Satteltasche und l?ste sie, um sie mit sich zu schleppen. »M?dchen! Auf geht’s!«, rief Marc von der R?ckseite her. Abbie versuchte bei der Wahl der Anrede des Mannes nicht hochzugehen. »Komme gleich!«, rief sie zur?ck, dann sagte sie leiser zu Stargazer: »Folge uns. Lass sie dich nicht sehen.« Er wippte mit dem Kopf und sie l?chelte und t?tschelte seinen starken Hals. Dann beeilte sie sich, so sehr wie man es in acht-Zentimeter-Abs?tzen einen schmalen Erdpfad hinab konnte, um zu ihren seltsamen Gastgebern aufzuholen. KAPITEL ZEHN ABBIE SASS IM HINTEREN Teil des offenen Wagens, schwankte und schaukelte zwischen den Schwestern, welche Schminke auf ihrem Scho? hin- und herreichten. Sie war ziemlich sicher, dass jemandem ein Auge ausgestochen werden w?rde; sie hoffte nur, dass sie es nicht w?re. »Lass uns deins machen, Abbie!«, sagte Fadline, ein Glitzern in ihren Augen. Abbie sch?ttelte lachend ihren Kopf. »Ich denke nicht.« »M?chtest’e nicht einen Geck finden?« Fadline reichte die Mascara her?ber und Abbie bemerkte einen leichten Bluterguss knapp ?ber ihrem Ellbogen, so als ob ihr Arm gepackt und gedreht worden war. Sie war zu abgelenkt, als dass sie die Frage genau geh?rt hatte. »Einen was?« »Einen Freund!«, qu?kte Theresas, w?hrend sie schimmernden Lidschatten dick und ungleich auftrug. »Oh, ich habe tats?chlich einen.« Technisch gesehen keine L?ge, dachte sie. Abbies Handy klingelte und die M?dchen kreischten. »Ist er das?« Sie schaute auf den Bildschirm, welcher eine orangiersische Handynummer zeigte. Abbie z?gerte. »Geh ran!«, forderten die M?dchen einstimmig auf und sie konnte sp?ren, wie sich Maries Aufmerksamkeit vom vorderen Sitz ihr zuwandte. Abbie nahm einen tiefen Atemzug und lie? ihren Daumen ?ber den Bildschirm gleiten. »Hallo?« »H-Hallo, ist dort … Abelia?« Seine Stimme war jetzt viel tiefer, als sie es im letzten Sommer, den sie miteinander verbracht hatten, gewesen war, aber sie erkannte sie sofort. Wie k?nnte sie die Stimme ihres besten Freunds vergessen? »Ja, wie geht’s dir, Onkel Ed?« Die Schwestern lehnten sich entt?uscht zur?ck und kehrten dazu zur?ck ihre Gesichter zu richten. Was sie ihm anerkennen musste, Edward kommentierte es nicht als Onkel Ed tituliert worden zu sein. »Jetzt gerade bin ich nur froh deine Stimme zu h?ren. Rubald hat mir erz?hlt, was passiert ist. Geht es dir gut? Bist du verletzt?« »Mir geht es gut, aber ich muss eine Nachricht zu Mama und Papa bekommen …« W?rde er wissen, was sie meinte? War immer ziemlich schlau gewesen … »Ja, das kann ich tun«, erwiderte er ohne Pause. Sie h?rte wie Marie sich r?usperte und sie hoffte, dass ihr rasendes Herz nicht so offensichtlich war, wie es sich anf?hlte. »Sag ihnen, dass ich sie in Fairisle treffen werde, an den Docks.« »Nein, Abelia, geh nicht ohne sie weiter«, sagte er, seine Stimme pl?tzlich voller Anspannung. »Das ist eine schreckliche Idee. Sag mir einfach, wo du bist, und ich lasse sie zu dir kommen.« Nicht m?glich, Kumpel. »Okay, liebe Gr??e an Tante Viv.« »Abelia, aktiviere ›Orte Mein Handy‹, so dass wir deinen Aufenthaltso—« »Jep, wir sprechen uns bald.« »Abelia! Geh nicht ohne sie weiter! H?rst du mich? Das ist ein Befehl!« Das schien wie die perfekte Gelegenheit aufzulegen. Beim letzten Befehl, der Abelia gegeben worden war, war ihr gehei?en worden, dass sie »anst?ndig gekleidet« zum Ball am Weihnachtsabend vor sechs Jahren auftauchen soll. Ihr karierter Flannelpyjama war nicht sehr gut angekommen, auch wenn sie ihre Haare gelockt hatte. Sie steckte das Handy zur?ck in ihre Umh?ngetasche. »Also«, sagte Marie vom Vordersitz, »jetzt kannst du morgen mit Marc weiter nach Fairisle gehen. Keine Probleme.« Als Abbie nickte, machte ihr Handy ein Ger?usch wie ein Stein, der ins Wasser geworfen wird. Plonk. Da war eine SMS. E hat mir die Nummer gegeben. Glaubt, dass es eine kompromittierende Situation gibt. Baldm?glichst anrufen. Sie sperrte es und drehte sich Theresas zu, die noch immer auf ihre Haut starrte. Ihre knochigen Schultern standen aus ihren Kleider?rmeln auf eine Art und Weise heraus, die komisch w?re, wenn es nicht so verst?rend w?re. Fadlines waren nicht besser. Bekamen sie nichts zu essen? Marie und Marc sahen aus, als ob sie gut genug a?en. W?hrend das Fuhrwerk weiterrumpelte und die M?dchen ihre Zeit aufteilten, indem sie mehr billige Schminke auflegten und Abbies schillernde Haut be?ugten, traf Abbie eine Entscheidung. »W?rdet ihr M?dchen mit uns mitkommen wollen? Kommt ihr oft dorthin?« Es gab eine lange Stille; Theresas ?ffnete ihren Mund, aber blickte zu Marie, bevor sie sprach. Sie schloss ihn wieder und schaute nach unten. »Sicher kennt ihr den Weg?« Theresas nickte. »Ich bezahle euch gerne f?r eure Zeit; ich habe bemerkt, dass ich sie von ihrer Arbeit abgehalten habe. Ich habe es einfach so genossen sie diesen Nachmittag kennenzulernen, sie w?ren wundervolle Reisegef?hrten.« »Und ich nicht?«, schnaubte Marc und dabei lachten alle Damen. »Ich nehme an sie k?nnten gehen, solange sie geradewegs zur?ckkommen, und solange wir entsch?digt werden …«, sagte Marie, ignorierte die aufgeregten Gesichter der M?dchen. Sie hatten ebendiesen H?gel erklommen und stiegen in Richtung der K?ste ab, als Abbie einen kleinen Gemischtwarenladen bemerkte. »K?nnen wir hier anhalten und nach meinen Eltern fragen? Bitte? Es tut mir leid, dass ich eine Plage bin.« »Mach schnell«, sagte Marc und die M?dchen halfen ihr vom Fuhrwerk herunterzuh?pfen. Aus ihrem Augenwinkel konnte sie sehen, wie Stargazer seinen Abstand hielt, sich vom Weg herunter in den dichteren Teil des Unterholzes bewegte. Abbie eilte hinein und ging durch die G?nge, weg von den Fenstern. Sie pfuschte sich ihren Weg durch die Einstellungen, um die Ortungsfunktion zu aktivieren, rief dann Rubald an. »Oh, gepriesen sei der Sch?pfer; sie wei? wie man das Ger?t bedient.« »Keine Zeit f?r Witze. Ich bin in einem Gemischtwarenladen nahe der Spitze des H?gels auf der Hauptstra?e. Kennen Sie ihn?« »Ja. Wir sind vor circa f?nf Meilen daran vorbei.« »Kommen Sie schnell hierher. Ich versuche hierzubleiben, aber sie k?nnten das vielleicht nicht m?gen.« »Verstanden.« »Au?erdem, wie viel Geld haben wir?« »Reichlich. Warum?« »Sie werden sehen. Einfach hierherkommen.« Sie f?hlte eine Hand auf ihrer Schulter und drehte sich langsam um. Fadline und Theresas grinsten sie an. »Mit wem redest du?«, fragten sie im Chor. »Meine Eltern, ich konnte schlie?lich doch mit ihnen in Kontakt treten.« »Oh, das ist sch?n«, sagte Theresas, noch immer offensichtlich entt?uscht, dass sie nicht mit der Liebe ihres Lebens gesprochen hatte. »M?chtet ihr M?dels einen Keks?« Beide nickten eifrig und sie blickte aus dem Fenster auf Marc, der vom Fuhrwerk heruntergesprungen war und versuchte in die Fenster des Ladens zu sp?hen. »Seid ihr gl?cklich mit eurer Tante und eurem Onkel?« Beide M?dchen erstarrten. Sie starrten sie mit offenen M?ndern an, alle Spuren ihrer ?bersprudelnden Freude dar?ber Schminke aufzutragen und ?ber Jungs zu sprechen waren im Nu verschwunden. »Ich habe nicht viel Zeit hier. Gl?cklich oder nicht?« »Nicht«, fl?sterte Fadline und Theresas stie? sie mit ihrem Ellbogen an, sagte aber nichts, ihre Augen gro?. Eingesch?chtert. Ich wusste es, dachte Abbie mit einer ?blen Verdrehung ihres Magens. »Bleibt bei mir. Einverstanden?« Marc erschien in der T?r?ffnung und die M?dchen zuckten zusammen. »Was braucht’n so lang?« »Entschuldigung, die M?dchen wollten einen Keks.« »Das brauchen sie nicht, es gibt reichlich kostenloses Essen auf der Party. Auf geht’s.« »Tats?chlich habe ich Kontakt mit meinen Leuten hergestellt und sie werden mich hier treffen. Ich w?rde die M?dchen trotzdem gerne mit uns mitnehmen, wenn Sie zustimmen. Meine Eltern sind nicht vertraut mit—« »Nein.« Marc bewegte sich zur Seite, w?hrend die M?dchen hinaus zum Fuhrwerk eilten. »Ich wei? nicht, wer du bist oder f?r wen du dich h?ltst, aber diese M?dchen geh?ren uns. Bleib hier, wenn du willst. Viel Gl?ck dir.« Er begann wegzulaufen, drehte sich dann zur?ck. »Oh, und lass Maries Kleid und Schuhe beim Ladenbesitzer. Er wird sie ihr zur?ckbringen.« Abbies Verstand raste. Sie konnte nicht so einfach aufgeben. Diese Kinder waren versklavt, Eigentum. Nur der Gedanke an sie, wie sie in der Dunkelheit Unkraut j?teten, lie? gl?hend hei?en Zorn ihr Sichtfeld verschleiern und Marc war eindeutig ebenso kontrollierend wie Marie. M?glicherweise schlimmer. Stimme, nicht zittern. Nicht zittern. Konstant, selbstbewusst … Abbie schritt hinaus auf die Veranda und sagte: »Ich kaufe sie Ihnen ab.« Marc schleuderte ihre Umh?ngetasche ?ber die Seite des Fuhrwerks und sie landete mit einem puff im Staub. »Nein. Du gehst deinen Weg. Wir gehen unseren.« Er lie? die Z?gel knallen und die Pferde starteten in einem Trab die Fahrspur hinauf in den Wald. Theresas und Fadline hielten sich im hinteren Teil des Fuhrwerks die H?nde, Tr?nen in ihren Augen glitzernd, ihre Lippen zusammengepresst. Marie drehte sich nicht einmal um. Als Abbie vor Wut zitternd beobachtete, wie sie in den W?ldern verschwanden, wusste sie, dass sie einen riesigen Fehler gemacht hatte. Und noch schlimmer, dass nicht sie diejenige w?re, die den Preis daf?r bezahlte. DER LADENBESITZER WAR bereits zur Hochzeit gegangen, als Rubald und Rutha ankamen. Abbie hatte nicht gedacht, dass die ?ltere Dame so rasch absteigen k?nnte, und sie fand sich pl?tzlich am empfangenden Ende einer sehr inbr?nstigen Umarmung wieder. Abbie t?tschelte steif Ruthas R?cken, immer noch angespannt und gezeichnet von ihrer Begegnung. »Dachten, wir haben Euch verloren«, fl?sterte Rutha, als sie sich zur?ckzog und Abbie an den Schultern packte, um sie besser zu sehen. »Kein solches Gl?ck.« Abbie schenkte ihr ein knappes L?cheln. »Ich bin ebenfalls froh Sie zu sehen.« »Geht es Euch gut?«, fragte Rubald, musterte sie, w?hrend er den Reisestaub von seinem Hut klopfte. Abbie nickte. »Was ist mit dem Kleid?« »Sie haben es mir geliehen, um mich auf eine Hochzeit mitzunehmen.« Rubald und Rutha schauten einander an und lachten. »Weil du Gl?ck bringst?« »Ja, woher wissen Sie das?« »Oh, es h?tte ihren Rang in der Gemeinschaft betr?chtlich gesteigert, wenn sie erfolgreich gewesen w?ren. Funkler bringen Gl?ck, jeder wei? das.« »Ich nicht«, sagte Stargazer und sie alle drehten sich um, um Stargazer anzublicken. »Oh, verzeihen Sie. Rubald, Rutha, das ist Stargazer.« Sie starrten und Stargazer l?chelte sie mit seinen gro?en gelben Z?hnen an. Abbie f?hlte, wie sich etwas von der Schwere von ihrem Herz hob. Du hast getan, was du konntest, sagte eine kleine Stimme in ihrem Inneren. Du hast es versucht. Sie stie? einen Seufzer aus und rieb sich mit beiden H?nden ?ber ihr Gesicht. »Nun, das ist eine ?berraschung«, murmelte Rubald, ging zur?ck zu seinem Pferd. Er und Rutha schienen ihren Gem?tszustand nicht bemerkt zu haben, aber das war wahrscheinlich das Beste. Rubald hatte einen Fu? im Steigb?gel, als er pl?tzlich innehielt, eine Augenbraue in Richtung seines Pferds zucken lie?. »Pferd, kannst du … kannst du auch …?« »Oh, nein, Sir, Ihr Pferd scheint nicht die gleichen F?higkeiten zu haben«, schob Stargazer ein. »Ich habe vorhin versucht ein Gespr?ch ?ber die gute Qualit?t des Klees hier anzufangen und wurde ignoriert. Eventuell bin ich auch einfach langweilig, aber ich denke nicht. Er schien aufrichtig verwirrt.« Rutha verdeckte ihr L?cheln mit der R?ckseite ihrer Hand und Rubald sch?ttelte seinen Kopf. »Gut. Lasst uns hier verschwinden, solange wir noch sehen k?nnen, wo wir hingehen.« KAPITEL ELF DIE DREI REISENDEN stiegen in das Tal ab, als die Sonne begann unterzugehen. W?hrend ihrer ganzen Zeit in Gardenia, war Abbie nie am Ozean gewesen und die Sonne zu beobachten, wie sie in dessen Tiefen zu versinken schien, lie? sie vor Faszination wie gel?hmt sein. Sie brannte und pulsierte am Horizont, f?rbte die Schiffe, welche versuchten nach Hause zu kommen, bevor es dunkel wurde, in kr?ftigem Pink und Orange. Ich frage mich, ob sie morgen wieder ausgeht. Die ganze Erfahrung hatte sie aufgew?hlt. Die Sonne f?hlte sich wie eines der Dinge an, auf die man sich verlassen k?nnen sollte, wie die Schwerkraft. Was wenn die Schwerkraft aufh?rt zu funktionieren? Gibt es ein Notverfahren daf?r? Was, wenn ich wieder allein bin? Ihr Verstand schweifte immer wieder zu Fadline und Theresas zur?ck. Ich h?tte h?rter k?mpfen sollen. Ich h?tte mehr tun sollen. Vielleicht wenn ich einfach auf Stargazer gesprungen und mit ihnen abgehauen w?re … er h?tte uns wahrscheinlich nicht fangen k?nnen, da das Fuhrwerk ihn abbremste. Jaah, es war stehlen—aber stahlen Marc und Marie nicht ihre gesamte Kindheit? Mit einem Schnalzen ihrer Zunge, trieb sie Stargazer an ihre Besch?tzer einzuholen, als die Stra?e sich verbreiterte. »Rubald«, sagte sie leise, als sie neben ihm heranzog. »Ich habe ein paar Fragen.« »Schie?t los, Schwester.« »Als die Sonne ausging …« »Oh, ja.« »Passiert das hier h?ufig?« Er zuckte mit den Schultern. »Es h?ngt davon ab, wo man ist. Es passiert nicht ?berall im Unverschleierten.« »Sie nennen es nicht so. Sie sagten wir w?ren … unter …« Sie versuchte, ohne Erfolg, die M?digkeit von ihrem Gehirn zu sch?tteln. »Unter freiem Himmel?« »Ja. Was bedeutet das?« »Bin nicht sicher. Aber die meisten Menschen im Unverschleierten beneiden das Leben ›in der Box‹ nicht, wie sie es nennen.« »Was? Das macht auf mich einen … na ja, bizarren Eindruck. Und warum funkeln wir? Und ist Sklaverei hier legal? Warum haben sie nicht diesen B?ren get?tet? Und—« Rubalds Seufzer schien von ganz unten von seinen Fersen zu kommen. »Eventuell hat das G?stehaus ein Exemplar von Auf der w?rdelosen Stra?e reisen. Ich denke es w?rde helfen ein paar Eurer Fragen zu beantworten. Es ist nur noch eine Meile oder zwei. In der Nacht zu reisen ist nicht sicher, also habe ich zuvor eine Reservierung gemacht, als es schien, dass wir nicht am Hafen ankommen.« »Diese Menschen, bei denen ich war—einer von ihnen reist morgen auf dieser Stra?e. Es w?re wahrscheinlich das Beste, wenn wir nicht wieder auf ihn treffen. Wir haben uns nicht gerade im Guten getrennt.« Rubald hob eine Augenbraue. »Es ist das Beste, wenn wir uns nicht in die ?rtliche Politik einmischen, Schwester.« Abbie schaute geradeaus und sagte nichts, seufzte frustriert. »Stimmt Ihr nicht zu, Schwes—« »Absolut. Leuchtet mir ein.« Sie h?rte ein leises Wiehern von Stargazer. »Abbie?« »Ja, Stargazer?« »Sind wir bald da?« Er h?rte sich ersch?pft an. Sie hatte vergessen, dass er heute ebenfalls kaum etwas gegessen hatte. »Bald, denke ich. Es tut mir leid, ich bin auf diesem Weg auch noch nicht gereist.« »Ich bin so hungrig, ich k?nnte einen Menschen essen.« Rubald und Rutha versuchten beide ihr Kichern zu verstecken. »Ich kann Sie h?ren, wissen Sie. Pferde haben ein exzellentes Geh?r.« Ein fluoreszierendes Licht erschien zwischen den B?umen. Ein schlecht instandgehaltenes Geb?ude aus Zementbl?cken, das nur zur H?lfte gestrichen war, trug ein Schild zur Schau, auf welchem in gr?n BESTE ZEIT G?STEHAUS stand. Ein Schwimmbecken voller Bl?tter lag zur Rechten des Eingangs. Abbie sp?hte hinein, als sie vorbeigingen, und das Wasser kr?uselte sich. »Was war das?« Stargazer schoss in einem Trab vorw?rts, bis Abbie die Z?gel zur?ckzog. »Bleib locker, Neuer. Bleiben wir zumindest ein bisschen cool, okay?« »Ich entschuldige mich, ich verstecke meine Gef?hle nicht gut. Ich habe wortw?rtlich keine ?bung darin.« »Na ja, du ver?ngstigst die Wortlosen, also lass das sein.« Abbie stieg ab und reichte Rubald die Z?gel, der die Pferde r?ckw?rtig zur Scheune f?hrte. Ihre Beine zitterten, ihr Kopf schmerzte und ihr Rucksack f?hlte sich an, als ob er f?nfhundert Pfund wog. Sie stolperte in das Foyer und wurde von niemandem begr??t. »Hallo?« Ein apathischer Angestellter schlurfte aus einem Hinterzimmer, rieb sich ?ber das Gesicht, als ob er geschlafen hatte. »Reservierung?«, murmelte er. »Ja, wir haben reserviert.« »Jerrinson«, sagte Rutha, als sie an ihrer Seite erschien. Der Mann durchw?hlte ein paar Papiere, w?hrend Abbie die Viehbremsen beobachtete, wie sie sich auf die einzelne Lampe an der Decke warfen. Tief seufzend fand er, nach was er gesucht hatte, und lie? eine gut einstudierte Rede vom Stapel. »Das ist das Beste Zeit G?stehaus. Willkommen. Trinken Sie nicht das Wasser im Waschbecken. ?ffnen Sie nicht die Fenster. Nicht Rennen. Fr?hst?ck um sieben. Ihr Zimmer, oben an der Treppe, rechte Seite.« »Sir?« Der Mann bemerkte nicht, dass Abbie mit ihm sprach, bis sie sich r?usperte. »Ja?« »Wo bekomme ich Trinkwasser?« Er zeigte auf einen leeren zwanzig-Liter-Beh?lter, der auf dem Kopf in einem staubigen ausgesteckten Trinkwasserspender steckte. »Das ist leer.« Er nickte. »Wasser-Typ kommt zur Morgenzeit.« »Ich brauche jetzt Wasser.« Er gestikulierte ?ber seine Schulter, mischte noch immer Papierkram auf eine Weise durcheinander, die unm?glich produktiv sein konnte. »Der Mann kommt jetzt nicht. Bach diese Richtung.« »Ist es sicher, das Wasser vom Bach zu trinken?« Er legte seinen Kopf schief und blickte sie an. »Bachwasser sauber?« Sie hatte nicht beabsichtigt seinen Akzent nachzuahmen, aber es schien ihm zu helfen sie zu verstehen. »Nein.« Rutha legte eine Hand auf ihren Arm. »Wir haben Tabletten, um da auszuhelfen. Sie schmecken … effektiv. Ich gebe dir etwas von meinem Wasser, Liebes.« Abbie nickte dankbar. Rutha ?ffnete ihre Feldflasche und reichte sie Abbie, welche sie annahm. Sie standen still da. Rutha blinzelte sie ersch?pft an. »Wirst du es nicht trinken?« »Das werde ich in einer Minute.« Auf keinen Fall w?rde sie alles hier in der Lobby auspacken. Rubald kam herein, staubte noch immer seine H?nde ab. »Worauf warten wir?«, bellte er. Abbie war viele Male von Lauren angeklagt worden, dass sie »hangry« w?re, eine Kombination aus hungrig und angry, also w?tend. Ihre begrenzte Erfahrung mit Rubald brachte sie dazu Lauren anrufen zu wollen und zu fragen, was das Wort f?r m?de und aus der Ruhe w?re … »mungeduldig«, vielleicht? Oder vielleicht war auch ungeduldig genug. »Schl?ssel, Liebling. Alles unter Kontrolle.« »Schl?ssel, Sohn?« Rubald hatte seine Stimme um mindestens zehn Dezibel erhoben. Der Mann suchte in einer Schublade herum ohne sie zu finden. Nachdem er es mit zwei weiteren Schubladen versucht hatte, drehte er sich mit einem breiten L?cheln herum und reichte einen dem Paar und einen ihr. »Zwei Schl?ssel, nur ein Raum.« Abbie zog eine Grimasse. Gro?artig. Heute Nacht wieder nichts zwischen ihr und Rubalds Schnarchen. Aber da sie neue Ebenen der Ersch?pfung erreichte, w?rde sie dieser Faktor wahrscheinlich nicht vom Schlafen abhalten k?nnen. »Auf geht’s, die Damen. Nach oben. Wenn ich nicht bald aus diesen Stiefeln komme, werden sie zu einem permanenten Teil von mir werden.« Er ?bernahm die F?hrung die unebenen Stufen auf Zement hinauf und Rutha und Abbie reihten sich pflichtbewusst hinter ihm ein. »Sie? Miss?« Abbie drehte sich am Fu? der Treppe zur?ck. »Sie sind … aus der Box?« Abbie wartete einen Herzschlag lang, aber das schien sicher genug, um es zu enth?llen. »Ja.« »Sie sind sehr sch?n.« Abbie schluckte schwer und sie sp?rte, wie ihr Gesicht rot wurde. Vielleicht w?re ein Schlafzimmer mit Rubald zu teilen, der die Rolle des ?berf?rsorglichen Vaters spielte, am Ende doch keine so schlechte Sache. »Danke.« »Sie haben eine Telefonnummer?« »?h …« »Ich w?rde gerne besser Gemeine Sprache sprechen. Vielleicht rufe ich an, zeige mein Zuhause, Sie k?nnen mir helfen besser sprechen.« »Es tut mir leid, ich kann nicht. Ich werde nicht lange hier sein.« »Ich brauche Geld. Meine Ehefrau, sie braucht eine Operation. Frauenprobleme.« Der Gesichtsausdruck des Mannes ?nderte sich im Nu von kokett zu sorgenvoll. Oh, das ist einfach zu viel. Abbie lie? ihre Taschen fallen und ?berkreuzte ihre Arme, ging langsam zum Schreibtisch zur?ck. »Warum nennen Sie mich sch?n und laden mich zu sich ein, wenn Sie verheiratet sind?« Der Mann zuckte mit den Schultern. »Vielleicht nicht f?r lange verheiratet—Frauenprobleme, sagte ich. Nicht viel, nur 500 $.« »Oh, ist das alles?« Er missdeutete ihren Sarkasmus als Interesse und sein Eifer verst?rkte sich. »Ja, das ist alles, sehr preiswert, richtig?« Sein Eifer ihr Geld zu bekommen stie? sie ab und sie hatte null emotionale Reserven im Moment. Sie war kurz davor ihm ein St?ck ihres hungrigen, an Schlafentzug leidenden Gem?ts zu geben, als sie Rubalds schwere Schritte am oberen Ende der Zementtreppe h?rte. »Tochter?«, br?llte er, was sie hoffen lie?, dass er gerade nicht die anderen G?ste aufgeweckt hatte. »Das ist mein Vater. Viel Gl?ck mit Ihren Problemen. Komme, Papa!« Verstimmt schlurfte der Mann zur?ck ins B?ro. Abbie hoffte sie w?rde nicht noch einmal mit ihm reden m?ssen. Sie versuchte ihren Rucksack die Treppen hinaufzuschleppen, ohne ihn auf ihre Schultern zu heben, und sie h?rte, wie Rubald herunter gepoltert kam. »Ich hab’s im Griff«, sagte sie ohne Augenkontakt herzustellen. Ohne ein Wort hob er den Rucksack an und bedeutete ihr vor ihm zu gehen. Rutha war bereits in ihrem schlichten Nachthemd, rieb wei?e Creme auf ihr Gesicht, ihr ergrauendes Haar fiel offen in Wellen ihren R?cken herunter. Sie sa? auf einer ausgezogenen Couch, die Matratze praktisch in der Mitte heruntergeklappt. »Ihr seid im Queen Size Bett, Schwester.« »Nein, ich bin auf der Couch.« Rubald senkte seine Stimme. »Majest?t …« »N?. Ich gebe keinen verbrannten Brownie auf Ihre Gepflogenheiten. Ich bin eine und Sie sind zwei. Au?erdem ruiniert es den Anschein einer gl?cklichen Familie, wenn ich das gro?e Bett habe. Ziehen Sie nicht einmal in Betracht mit mir zu streiten, weil ich sonst die Beherrschung verliere, h?ren Sie mich? Ich. Verliere. Sonst. Die. Beherrschung.« Das Paar tauschte einen Blick aus, bevor beide nickten. »Gut. Wo ist das Badezimmer?« »Im unteren Stockwerk, neben der Rezeption.« Abbie seufzte. »Ziehen Sie Ihre Schuhe noch nicht aus, Rubald; ich brauche eine Eskorte und Rutha kann so nicht heruntergehen.« »Oh, macht mal halblang—sicherlich nicht. Ihr braucht eine Eskorte? Um sich hinzuhocken?« »Rubald, Sprache«, r?gte Rutha, w?hrend sie ein G?hnen unterdr?ckte. »Sehen Sie, es gab etwas … Unannehmlichkeiten zwischen dem Mann an der Rezeption und mir. Er wird mich in Ruhe lassen, wenn Sie bei mir sind.« »Nur weil er Eure Haut betrachtet hat …« »Es war mehr als das.« Er faltete seine Arme vor seiner Brust, eine unangenehme H?rte in seinem Blick. »Mehr, h??« »Ja. Vertrauen Sie mir einfach. Auf lange Sicht sparen wir Zeit; Sie wollen mich nicht wegen K?rperverletzung durch Kaution aus dem Gef?ngnis holen.« Rubald murmelte etwas vor sich hin, bevor er auf den Flur hinaus schritt, und Abbie beeilte sich ihren Medi-Beutel, Pyjama, Morgenmantel, ihre Zahnb?rste und Ruthas Wasser zu schnappen. Die ?ltere Frau war bereits unter der Decke, atmete gleichm??ig und tief. Sie stiegen die Treppe so leise hinab, wie es Rubalds Stiefel zulie?en, aber es gab keine Spur vom Empfangschef, sehr zu Abbies Erleichterung. Als sie das Licht an schnippte, k?mpften sich f?nf Kakerlaken in der Gr??e ihres Daumens in eine Spalte unter der Wanne und sie erschauderte. Die W?nde im Badzimmer waren gefliest. Abbie starrte auf die Arbeit, die identischen Teile s?umten die W?nde beinahe bis zur Decke. Sie k?nnen die Au?enseite des Geb?udes nicht streichen, das Wasser ist nicht trinkbar, aber die Badezimmerw?nde sind gefliest. Sie sch?ttelte ihren Kopf. Die Priorit?ten dieser Menschen waren unverst?ndlich. Abbie reihte ihre Medis auf dem Rand der Wanne auf. Zuhause hatte sie einen Spender, den sie einmal in der Woche auff?llen konnte, aber da sie drei Wochen weg war, musste sie die Flaschen mitnehmen. Sie war auch wegen des Grenz?bergangs mit den unbeschrifteten Pillen besorgt gewesen. Es gab nichts zu drastisches in ihrer momentanen Aufstellung, aber sie k?nnten ihr vielleicht nicht glauben. Das Verschreibungspflichtige zuerst … hatte sie gestern ihre Steroide genommen? Sie konnte sie wahrscheinlich noch einmal nehmen. Ihr gesamter K?rper tobte, war entz?ndet, ihre Knie und Schultern geschwollen und steif. Die Kakerlaken vergessend glitt sie auf den kalten Boden und setzte sich hin. Es f?hlte sich gut an alleine zu sein. Es f?hlte sich gut an ohne Stargazers holprigen Gang zu sitzen, der sie hin und her wiegen lie?. Sie seufzte und sch?ttelte ihren Kopf, konzentrierte sich wieder auf die Medikamente. Methotrexat, ja. Aspirin, ja. Sie wollte auch eine NSAID, aber sie konnte es sich nicht leisten … Belimumab, ja. Fisch?l, ja; die war wie eine Bowlingkugel beim Herunterschlucken und sie hustete, versuchte sie dazu zu bringen sich zu drehen. »Tochter? Geht es dir gut?« »Ja, ich bin okay, danke, ?h, Papa.« Vitamin E, ja. D3, auslassen; sie hatte genug Sonne. Zu viel wahrscheinlich. Doppelte Dosis Kurkuma f?r die Gelenkschmerzen, Spirulina, Magnesium, MSM, DHEA … das war es f?r heute Nacht. Als ob das nicht genug w?re. Abbie st?rzte die Letzte herunter, lie? ein kleines bisschen Wasser in der Feldflasche. Sie fegte die Flaschen zur?ck in ihren Badezimmerbeutel, zog sich schnell um und putzte ihre Z?hne, hielt nicht inne, um ihr Spiegelbild zu ?berpr?fen. Sie wollte den Ausschlag nicht sehen; sie konnte ihn gut genug sp?ren, und wenn sie ihn ignorierte, w?rde er bis zum Morgen vielleicht schwinden. Abbie seufzte sehns?chtig in Richtung der Dusche, verlie? dann das Badezimmer. Oben betraten sie leise das Zimmer. Die Deckenlampe war aus, aber Rutha rollte sich herum. »Jemand hat geschrieben, Liebes.« »Mir?«, fragte Rubald, w?hrend er durch seinen Rucksack w?hlte. »Nein, nicht du-Liebes, Abbie-Liebes«, stellte Rutha klar, als ob die Ex-Prinzessin seit zwei Tagen zu kennen ihr jedes Recht gab sie »Liebes« zu nennen. Abbie nuschelte eine Entschuldigung und fummelte in ihren Laken herum, bis sie es fand. Sie wusste von wem die Nachricht sein w?rde. Liebe Abbie, ich bin so erleichtert zu erfahren, dass du sicher bist. Bitte ruf mich am Morgen an; wir haben viel zu besprechen—Onkel Ed Wow, Semikola in einer SMS. Entspann dich, Onkel Ed. Sie l?chelte knapp, bevor sie das Handy verstummen lie?, es lud und f?r die Nacht auf der schwindenden Matratze kollabierte, nur um auf die Zimmerdecke zu starren. KAPITEL ZW?LF F?NF SIT-UPS MEHR. F?nf Sit-ups mehr und dann konnte Edward sein Handy ?berpr?fen. Er war beinahe mit Set f?nf seines Fitness-Pyramidentrainings fertig und hatte bereits beschlossen, dass er nicht wieder sein Training unterbrechen w?rde, um es zu ?berpr?fen. Er w?rde es zwischen den Sets ?berpr?fen und er w?rde es am Ende ?berpr?fen, aber es gab keinen Grund sich deswegen anzustellen. Au?er es klingelt, sagte er zu sich selbst, w?hrend er auf die F??e kam. Wenn es klingelt, ist das eine andere Geschichte. »Ihr seid hinterher, Sir.« Lieutenant James grinste ihn mit rotem Gesicht an. Er hing bereits zwei Sets hinter jedem her, obwohl jeder zu h?flich war es zu erw?hnen. Leibes?bungen, obwohl die eines seiner am wenigsten liebsten Dinge waren, f?hlten sich einfacher mit seiner alten Kompanie an, und da er dabei war von, na ja, allem das Sagen zu haben, hatten sich seine Berater nicht beschwert. »Er wartet darauf, dass ein M???dchen anruft«, hechelte Simonson in einem Singsang zwischen Sit-ups, seine walnussfarbene Haut gl?nzte. »Ich vermute das Gras ist nicht immer gr?ner auf der anderen Seite …« Edward war die H?nselei gewohnt und sch?ttelte nur seinen Kopf, grinste, als er mit seinen Liegest?tzen begann. Kompanie D war bis zu seiner abrupten Bef?rderung, die auf Lincolns versuchten Putsch gefolgt war, Zuhause gewesen. Seine Sit-ups wurden schneller, w?hrend er daran dachte. Er pr?fte sein Handy, w?hrend er verschnaufte. Keine Anrufe, keine SMS, noch immer nicht. Es war 6.30 Uhr am Morgen; er war sicher Rubald w?rde sie inzwischen auf die Stra?e gebracht haben. Wenn nicht, h?tten sie keine Chance es zum Frachter zu schaffen. Sie w?rde bald anrufen … hoffte er. Edward wollte gerade sein Handy auf den Baumstumpf zur?cklegen, als es zu klingeln begann. Die M?nner um ihn herum brachen in spontanen Applaus aus und er wich von der Gruppe zur?ck, um besser h?ren zu k?nnen. »Hallo?« »Guten Morgen, Edward … wie geht es dir?« Edward zuckte zusammen und sch?ttelte seinen Kopf und die Eigenart breitete sich schnell auf die M?nner um ihn herum aus. »Mir geht es gut, Crescena, wie geht es dir?« »Mir geht es sehr gut, ich danke dir. Ich mache mir jedoch Sorgen um dich.« »Das ist sehr aufmerksam von dir, aber mir geht es gut. Wirklich.« »Ich kann mir nicht vorstellen, wie das sein kann«, ihre sanfte Stimme war gepresst. »Wenn eines meiner Geschwister uns so hintergangen h?tte … Ich w?sste nicht, wie ich die Lage meistern w?rde.« »Es war nat?rlich ein Schock.« Edward wollte ihr nicht sagen, dass seine Wut gerade stark daf?r sorgte, dass er weitermachte. Er begann nur auseinanderzufallen, wenn er dar?ber nachdachte was passieren k?nnte, wenn er versagte und Lincoln gewann. Be?ngstigende Worte wie »Exil« und »Hinrichtung« kamen ihm in den Sinn. Crescena seufzte am anderen Ende. »Nun, es tut mir leid, dass all das passiert ist. Meine Leute und ich denken an dich in dieser schwierigen Zeit. Bitte lass mich wissen, was ich tun kann, um zu helfen. Unsere Nationen haben immer eine freundschaftliche und … intime Beziehung gehabt und wir wollen nat?rlich alles tun, was wir k?nnen, um voranzugehen, um dir beizustehen und dich zu unterst?tzen.« Edward schenkte ihr ein knappes L?cheln, das sie nicht sehen konnte. »Ich danke dir, Prinzessin. Das ist sehr nett von dir. Ich werde deine guten W?nsche und dein Angebot meinen Eltern weitergeben.« »Pass auf dich auf, Edward.« »Du auch, Crescena.« Es ben?tigte eine gute Portion Selbstdisziplin, um sein Handy auf den Baumstumpf zu legen, anstatt es zu werfen, aber Edward schaffte es. Êîíåö îçíàêîìèòåëüíîãî ôðàãìåíòà. Òåêñò ïðåäîñòàâëåí ÎÎÎ «ËèòÐåñ». Ïðî÷èòàéòå ýòó êíèãó öåëèêîì, êóïèâ ïîëíóþ ëåãàëüíóþ âåðñèþ (https://www.litres.ru/pages/biblio_book/?art=57159686&lfrom=688855901) íà ËèòÐåñ. Áåçîïàñíî îïëàòèòü êíèãó ìîæíî áàíêîâñêîé êàðòîé Visa, MasterCard, Maestro, ñî ñ÷åòà ìîáèëüíîãî òåëåôîíà, ñ ïëàòåæíîãî òåðìèíàëà, â ñàëîíå ÌÒÑ èëè Ñâÿçíîé, ÷åðåç PayPal, WebMoney, ßíäåêñ.Äåíüãè, QIWI Êîøåëåê, áîíóñíûìè êàðòàìè èëè äðóãèì óäîáíûì Âàì ñïîñîáîì.
Íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë Ëó÷øåå ìåñòî äëÿ ðàçìåùåíèÿ ñâîèõ ïðîèçâåäåíèé ìîëîäûìè àâòîðàìè, ïîýòàìè; äëÿ ðåàëèçàöèè ñâîèõ òâîð÷åñêèõ èäåé è äëÿ òîãî, ÷òîáû âàøè ïðîèçâåäåíèÿ ñòàëè ïîïóëÿðíûìè è ÷èòàåìûìè. Åñëè âû, íåèçâåñòíûé ñîâðåìåííûé ïîýò èëè çàèíòåðåñîâàííûé ÷èòàòåëü - Âàñ æä¸ò íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë.