Как часто я вижу картинку такую Воочию, или она только снится: Две девочки-гейши о чём-то толкуют, Забыв, что давно им пора расходиться. На улице тёмной все двери закрыты. Ленивое пламя в фонарике сонном… А девочки-гейши как будто забыты Двумя огоньками в пространстве бездонном. Ну что вам не спится, прекрасные гейши? Ведь даже сверчки неумолчны

Das Perfekte L?cheln

Das Perfekte L?cheln Blake Pierce In DAS PERFEKTE L?CHELN (Buch #4) wird der Kriminalprofilerin Jessie Hunt, 29, die frisch von der FBI Academy kommt, ein beunruhigender neuer Fall zugewiesen: Eine Frau Mitte 30 wurde ermordet, nachdem sie sich mit M?nnern eingelassen hatte, die sie auf einer Dating-Plattform kennengelernt hatte.Ist sie einem der verheirateten M?nner zu nahe gekommen?War sie das Opfer einer Erpressung? Von einem Stalker?Oder ging es um ein viel sch?ndlicheres Motiv?Die Liste der Verd?chtigen f?hrt Jessie in wohlhabende, gepflegte Viertel, hinter den Schleier scheinbar perfekter Leben. Leben, die eigentlich zutiefst erb?rmlich sind. Sie merkt, dass der M?rder hinter einem dieser gef?lschten, plastischen L?cheln versteckt sein muss.Jessie muss die Tiefen seiner Psyche ausloten, w?hrend sie versucht, sowohl einen M?rder zu fassen als auch ihre eigene zerbrechliche Psyche zu sch?tzen – mit ihrem eigenen m?rderischen Vater auf freiem Fu?, der bereit ist, vor nichts Halt zu machen, bis er sie t?tet.Ein schnelllebiger und spannender Psychothriller mit unvergesslichen Charakteren und mitrei?ender Spannung. DAS PERFEKTE L?CHELN ist das Buch #4 einer fesselnden neuen Serie, die Sie bis sp?t in die Nacht bl?ttern l?sst.Buch #5 in der Jessie Hunt Serie wird in K?rze erh?ltlich sein. DAS PERFEKTE L?CHELN (EIN SPANNENDER PSYCHOTHRILLER MIT JESSIE HUNT – BAND VIER) BLAKE PIERCE Blake Pierce Blake Pierce ist der Autor der meistverkauften RILEY PAGE Krimi-Serie, die 13 B?cher umfasst (und weitere in Arbeit). Blake Pierce ist ebenfalls der Autor der MACKENZIE WHITE Krimi-Serie, die neun B?cher umfasst (und weitere in Arbeit); der AVERY BLACK Mystery-Serie, bestehend aus sechs B?chern; der KERI LOCKE Mystery-Serie, bestehend aus f?nf B?chern; der Serie DAS MAKING OF RILEY PAIGE, bestehend aus drei B?chern (und weitere in Arbeit); der KATE WISE Mystery-Serie, bestehend aus zwei B?chern (und weitere in Arbeit); der spannenden CHLOE FINE Psycho-Thriller-Serie, bestehend aus drei B?chern (und weitere in Arbeit); und der spannenden JESSIE HUNT Psycho-Thriller-Serie, bestehend aus drei B?chern (und weitere in Arbeit). Als begeisterter Leser und lebenslanger Fan der Mystery- und Thriller-Genres liebt Blake es, von seinen Lesern zu h?ren. Bitte besuchen Sie www.blakepierceauthor.com, um mehr zu erfahren und in Kontakt zu bleiben. Copyright © 2018 by Blake Pierce. Alle Rechte vorbehalten. Vorbehaltlich der Bestimmungen des U.S. Copyright Act von 1976 darf kein Teil dieser Publikation ohne vorherige Genehmigung des Autors in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln reproduziert, verteilt oder ?bertragen oder in einer Datenbank oder einem Abfragesystem gespeichert werden. Dieses eBook ist nur f?r Ihren pers?nlichen Gebrauch lizenziert. Dieses eBook darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen m?chten, kaufen Sie bitte f?r jeden Empf?nger ein zus?tzliches Exemplar. Wenn Sie dieses Buch lesen und Sie es nicht gekauft haben, oder es nicht nur f?r Ihren Gebrauch gekauft wurde, dann senden Sie es bitte zur?ck und kaufen Sie Ihre eigene Kopie. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit dieses Autors respektieren. Dies ist eine erfundene Geschichte. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorf?lle sind entweder das Ergebnis der Phantasie des Autors oder werden fiktiv verwendet. Jede ?hnlichkeit mit tats?chlichen Personen, ob lebendig oder tot, ist v?llig zuf?llig. Jacket image Copyright nikita tv, verwendet unter der Lizenz von Shutterstock.com. B?CHER VON BLAKE PIERCE JESSIE HUNT PSYCHOTHRILLER-SERIE DIE PERFEKTE FRAU (BAND #1) DER PERFEKTE BLOCK (BAND #2) DAS PERFEKTE HAUS (BAND #3) DAS PERFEKTE L?CHELN (BAND #4) DIE PERFEKTE L?GE (BAND #5) CHLOE FINE PSYCHOTHRILLER-SERIE NEBENAN (BAND #1) DIE L?GE EINES NACHBARN (BAND #2) SACKGASSE (BAND #3) STUMMER NACHBAR (BAND #4) KATE WISE MYSTERY-SERIE WENN SIE W?SSTE (BAND #1) WENN SIE S?HE (BAND #2) WENN SIE RENNEN W?RDE (BAND #3) WENN SIE SICH VERSTECKEN W?RDE (BAND #4) WENN SIE FLIEHEN W?RDE (BAND #5) WENN SIE SICH F?RCHTEN W?RDE (BAND #6) DAS MAKING OF RILEY PAIGE MYSTERY-SERIE BEOBACHTET (BAND #1) WARTET (BAND #2) LOCKT (BAND #3) NIMMT (BAND #4) LAUERT (BAND #5) RILEY PAIGE MYSTERY-SERIE VERSCHWUNDEN (BAND #1) GEFESSELT (BAND #2) ERSEHNT (BAND #3) GEK?DERT (BAND #4) GEJAGT (BAND #5) VERZEHRT (BAND #6) VERLASSEN (BAND #7) ERKALTET (BAND #8) VERFOLGT (BAND #9) VERLOREN (BAND #10) BEGRABEN (BAND #11) ?BERFAHREN (BAND #12) GEFANGEN (BAND #13) RUHEND (BAND #14) GEMIEDEN (BAND #15) MACKENZIE WHITE MYSTERY-SERIE BEVOR ER T?TET (BAND #1) BEVOR ER SIEHT (BAND #2) BEVOR ER BEGEHRT (BAND #3) BEVOR ER NIMMT (BAND #4) BEVOR ER BRAUCHT (BAND #5) EHE ER F?HLT (BAND #6) EHE ER S?NDIGT (BAND #7) BEVOR ER JAGT (BAND #8) VORHER PL?NDERT ER (BAND #9) VORHER SEHNT ER SICH (BAND #10) VORHER VERF?LLT ER (BAND #11) VORHER NEIDET ER (BAND #12) AVERY BLACK MYSTERY-SERIE DAS MOTIV (BAND #1) LAUF (BAND #2) VERBORGEN (BAND #3) GR?NDE DER ANGST (BAND #4) RETTE MICH (BAND #5) ANGST (BAND #6) KERI LOCKE MYSTERY-SERIE EINE SPUR VON TOD (BAND #1) EINE SPUR VON MORD (BAND #2) EINE SPUR VON SCHW?CHE (BAND #3) EINE SPUR VON VERBRECHEN (BAND #4) EINE SPUR VON HOFFNUNG (BAND #5) INHALT PROLOG (#u64f833d2-416d-538e-b6fa-6903e8caee61) KAPITEL EINS (#uf49910c8-3e14-5eaf-a4a4-cc706e7e35f3) KAPITEL ZWEI (#u3e55807a-e5e7-5fd8-9467-c331e7b463f3) KAPITEL DREI (#u6f445162-e814-5592-b50d-3832725777fd) KAPITEL VIER (#u6fec9f4c-b192-5723-ab6a-809ae0e8ce1a) KAPITEL F?NF (#u8a834d22-ea80-52e1-898c-e985aadc5447) KAPITEL SECHS (#u5a25cafb-f7c8-5437-a3d0-3bf9b4b84677) KAPITEL SIEBEN (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHT (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ELF (#litres_trial_promo) KAPITEL ZW?LF (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHSUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREI?IG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDDREI?IG (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWEIUNDDREI?IG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIUNDDREI?IG (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERUNDDREI?IG (#litres_trial_promo) PROLOG Als Gabrielle in ihr Mietshaus mit zwei Schlafzimmern zur?ckkehrte, war es fast siebzehn Uhr. Sie hatte den gr??ten Teil des Tages mit einem Kerl am Strand verbracht, den sie k?rzlich kennengelernt hatte. Es war unterhaltsam – ihr Date hatte eine Cabana im Annenberg Beach House in Santa Monica gemietet und es fehlte in keinem Moment an H?ppchen und alkoholischen Getr?nken. Aber jetzt f?hlte sie sich schlapp von der Sonne und etwas unwohl, da sie so viel gegessen hatte. Sie wusste, dass sie nicht zu viele solche Nachmittage verbringen konnte, wenn sie ihren K?rper so in Form halten wollte. Immerhin genoss sie es, wenn die Kerle sie heimlich anstarrten, wenn sie an ihnen vorbeiging. Als sie die Eingangst?r aus Glas ?ffnete, bewunderte sie ihr Spiegelbild. Sie f?hlte sich vielleicht aufgebl?ht, aber sie sah trotzdem toll aus. Ihr langes dunkles Haar war aufgrund der anhaltenden Meeresbrise gewellt. Ihre tief gebr?unte Haut wirkte schick und gl?nzend. Und in ihren Plateau-Sandalen war sie gr??er als 1,80 Meter. Als sie das Haus betrat, konnte sie sofort h?ren, wie Claire, ihre Freundin und Mitbewohnerin, ein angeregtes Telefonat f?hrte. Sie unternahm einen symbolischen Versuch, das Gesagte zu ignorieren, bevor sie der Neugier nachgab. „Wir k?nnen uns nicht mehr treffen", h?rte sie Claire sagen, die dann f?r die unvermeidliche negative Reaktion innehielt. Nach einigen Sekunden des Schweigens antwortete sie auf das, was die andere Person gesagt hatte. „Wir passen einfach nicht zusammen", antwortete Claire ruhig, mit einem entschlossenen, aber entschuldigenden Tonfall. „Es w?re das Beste f?r uns beide, wenn wir einfach nach vorne schauen w?rden." Gabrielle l?chelte vor sich hin. Sie war ziemlich geschickt wenn es um Trennungsanrufe ging. Aber Claire war Expertin. Sie schaffte es immer, dass sich der Kerl nicht schlecht f?hlte, denn sie schob die Schuld immer auf ihre eigene Unsicherheit und erw?hnte nat?rlich nicht, dass der n?chste Kerl, der bereits in der Schlange stand, das Problem war. Aber diesmal klang es so, als w?re der Prozess etwas holpriger. Claires zuk?nftiger Ex war leicht h?rbar, obwohl sie einige R?ume entfernt war. Nach dem, was wie eine Tirade klang, w?hrend der ihre Mitbewohnerin schwieg, antwortete Claire schlie?lich mit ruhiger, aber kraftvoller Stimme. „Es tut mir leid, dass du so denkst", sagte sie. „Aber das kann doch f?r dich nicht ?berraschend kommen. Du wusstest von Anfang an, dass es so kommen k?nnte. Ich war schon immer ehrlich zu dir. Das ist meine Entscheidung. Je fr?her du es akzeptierst, desto einfacher wird es f?r dich sein. Auf Wiedersehen." Als sie sich sicher war, dass sie aufgelegt hatte, steckte Gabrielle ihren Kopf in Claires Zimmer. „Alles in Ordnung?", fragte sie. „Das klang etwas heftig." „Das geh?rt halt auch dazu", antwortete Claire und klang m?de. „Du wei?t das so gut wie ich, Gabby. Einige Typen neigen dazu, ein bisschen… anh?nglich zu werden." „Das klang so, als w?re er etwas zwischen anh?nglich und einem Stalker. Willst du dar?ber reden?“ „Nicht wirklich", gab Claire zu. „Ein Kerl holt mich um sieben ab. Ich habe also nur zwei Stunden, um mich fertig zu machen. Ich m?chte mich lieber darauf konzentrieren." „Wir beide", sagte Gabrielle. „Ich sollte keine zwei Dates an einem Tag vereinbaren. Ich bin so kaputt vom Strand. Und jetzt muss ich bis zwei Uhr morgens in den Club. Meine Beine werden schreien morgen." „Ganz sch?n schwere Leben, die wir f?hren", sagte Claire mit einem Grinsen. Gabby l?chelte zur?ck. Sie mochte ihre Freundin am meisten, wenn sie so war: verspielt und selbstherrlich. Es machte es schwer, eifers?chtig zu werden, selbst wenn Claire wundersch?n war – eine zierliche, blondhaarige, vollbusige, gebr?unte s?dkalifornische G?ttin. Mit nur knapp 1,50 Meter und 50 Kilo war sie Dynamit in einem winzigen Paket. Aber wenn sie ihr Schutzschild ablegt, kommt ihr Charme erst ans Licht. Nur ein paar Jungs haben jemals diese Seite von ihr kennenlernen d?rfen. „H?r zu", sagte Gabrielle. „Wie w?re es, wenn wir morgen eine Pause einlegen – nur du, ich, ein paar Cocktails und Netflix?" „Das klingt fantastisch", sagte Claire. „Ich k?nnte wirklich etwas Auszeit gebrauchen. In letzter Zeit ist alles so stressig. Ich w?nschte, die Leute w?rden einfach etwas chillen.“ „Ja. Morgen ist also offiziell Gabbys und Claires Chill-Tag. Abgemacht?" „Abgemacht", stimmte Claire zu. „Zumindest bis sechs Uhr. Ich habe eine Verabredung zum Abendessen." Gabby sah sie ungl?ubig an, aber sie konnten beide ihr Gel?chter nicht zur?ckhalten. KAPITEL EINS Jessie Hunt ging bereits zum vierten Mal innerhalb von einer Stunde der gleiche Gedanke durch den Kopf. Ich hasse diesen Ort. „Dieser Ort" war ein offizielles Sicherheitshaus von WITSEC. Obwohl sie es verachtete, einen solch sterilen Ort, an dem Rund um die Uhr Beamte waren, ihr Zuhause zu nennen, konnte sie nicht wirklich behaupten, dass es nicht notwendig war. Schlie?lich war es erst zwei Wochen her, dass sie einem Angriff ihres Vaters, dem Serienm?rder Xander Thurman, der monatelang nach ihr gesucht hatte, entkommen war. Und nur wenige Tage sp?ter war sein gr??ter Bewunderer, ein weiterer Serienm?rder namens Bolton Crutchfield, zusammen mit vier weiteren gef?hrlichen Gefangenen aus einer psychiatrischen Gef?ngniseinrichtung geflohen. Zwei von ihnen konnten gefasst werden. Aber neben Crutchfield waren noch zwei weitere auf freiem Fu?. Jessie konnte sich also nicht wehren, als Polizeipr?sident Roy Decker, ihr Chef beim LAPD, ihr auftrug, den Anweisungen der Beamten des Zeugenschutzprogramms Folge zu leisten. Und das bedeutete im Wesentlichen, unter Hausarrest zu leben, w?hrend sie von ihrer Arbeit als Profilerin freigestellt war. Sie war noch nicht einmal Zeugin in einem Verfahren. Aber wegen der unmittelbaren Bedrohung ihres Lebens, ihrer Arbeit in der Strafverfolgung und ihrer Verbindung zum LAPD und zum FBI war eine Ausnahme gemacht worden. Bis ihr Vater und Crutchfield gefangen genommen oder get?tet wurden, steckte sie fest. Sie verbrachte ihre Tage damit, F?lle online zu verfolgen, zu trainieren und Selbstverteidigungseinheiten zu absolvieren, die wenig dazu beitrugen, ihr Unbehagen zu mildern. Das zehnw?chige Trainingsprogramm, das sie k?rzlich an der FBI-Akademie in Quantico, Virginia, absolviert hatte, hatte ihr effektive Kampfk?nste und neue Techniken der Fallanalyse vermittelt. Aber es hatte ihr nicht beigebracht, wie man mit der erdr?ckenden Langeweile umgeht, die entsteht, wenn man vierundzwanzig Stunden am Tag in einem Haus gefangen ist. Das Haus selbst war sehr sch?n, in einem ruhigen Wohnblock im westlichen Los Angeles Viertel Palms gelegen. Am sp?ten Fr?hlingsmorgen trank sie ihren Kaffee und beobachtete, wie die Eltern ihre Kinder zur Grundschule ein paar Blocks weiter brachten. Das Haus befand sich am Ende einer Sackgasse, wo es leichter gesichert und gesch?tzt werden konnte. Aber das bedeutete, dass an den meisten Tagen nicht viel los war. Normalerweise ging sie gegen Mittag nach drau?en, um im Pool zu schwimmen, der von einer gro?en Plane bedeckt war und die theoretisch als Schatten diente, aber in Wirklichkeit dort angebracht war, um die neugierigen Blicke der Nachbarn abzuschirmen. Jetzt, da Kat gegangen war, war alles noch schlimmer. Einige Tage lang hatte ihre Freundin auch im Haus ?bernachten d?rfen, weil die Beh?rden bef?rchteten, dass Bolton Crutchfield es auch auf sie abgesehen haben k?nnte. Schlie?lich war Kat Gentry Sicherheitschefin beim NRD – kurz f?r Nicht-Rehabilitative Division – gewesen, die Einrichtung im Department State Hospital-Metropolitan in Norwalk, aus der Crutchfield und die anderen Gefangenen geflohen waren. Man hatte Bedenken, dass einige von ihnen auf Rache aus w?ren. Aber als Kat erw?hnte, dass sie eine lange Reise nach Europa unternehmen wollte, um den Kopf frei zu bekommen, wurde den Beamten klar, dass sie sich so aus der Schusslinie entfernen w?rde und man so die Sicherheitskosten senken k?nnte. Jessie konnte sich noch immer an ihr Gespr?ch von vor einigen Tagen erinnern. „Meinst du nicht, dass du so vor deinen Problemen wegl?ufst?“, hatte Jessie gefragt und erkannte, dass sie ihre Freundin mit dieser Frage wahrscheinlich angreifen w?rde. Kat sah sie fragend an. Noch bevor sie antwortete, wusste Jessie, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Schlie?lich war Katherine Gentry fr?her bei der Marine und noch immer waren die Narben in ihrem Gesicht zu sehen, die sie im Zuge einer Explosion erlitten hatte. Sie war Leiterin eines Gef?ngnisses, in dem sich einige der gef?hrlichsten Verbrecher der Gesellschaft befanden, bis ihr vertrauensw?rdigster Leutnant, Ernie Cortez, sie verraten und die Flucht erm?glicht hatte. Sie war knallhart und Jessie wusste das. „Ich denke, ich habe eine Auszeit verdient", sagte Kat und weigerte sich, sich dar?ber hinaus zu verteidigen. „Wenn ich w?sste, dass die Beamten dich gehen lassen w?rden, w?rde ich vorschlagen, dass du mit mir kommst." „Glaub mir, liebend gerne“, antwortete Jessie erleichtert dar?ber, dass ihre Freundin nicht defensiver war. „Aber die Wahrheit ist, dass ich so oder so nicht schlafen kann, ehe mein Vater und Crutchfield gefasst sind – egal auf welchem Kontinent. Sobald wir einen Plan ausgearbeitet haben, um diese Kerle zu schnappen, bin ich beruhigter. Das alles muss ein Ende finden, damit ich wieder ein Leben f?hren kann." „Es sieht nicht so aus, als g?be es einen wirklichen Plan", bemerkte Kat besorgt. „Nein", stimmte Jessie zu. „Und glaub jetzt nicht, dass mir das nicht schon in den Sinn gekommen ist. Die einzige rettende Gnade ist, dass ich wei?, dass mein Vater im Moment zu verletzt ist, um mich aufzusuchen. Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, ist er aus einem Fenster im vierten Stock gesprungen, und zuvor hatte er sich bereits Verletzungen an Bauch, Schulter und Kopf zugezogen. Er wird f?r eine Weile au?er Gefecht gesetzt sein." „Aber Bolton Crutchfield nicht", erinnerte Kat sie daran. „Er ist vollkommen gesund und bereit zur Tat zu schreiten. Und er hat Gehilfen.“ Kat ?u?erte sich dazu nicht weiter, das musste sie aber auch nicht. Sie wussten beide, was sie meinte. Zus?tzlich zu den beiden Ausrei?ern, die ihm zur Verf?gung stehen k?nnten, war da noch Ernie, Kats ehemaliger stellvertretender Kommandant in der NRD. W?hrend Kat an der Beerdigungszeremonie von Jessies Adoptiveltern teilnahm, ermordete Ernie, ein Mann mit einem imposanten K?rper – 2 Meter gro? und 125 Kilo schwer –, mehrere NRD-Sicherheitsoffiziere und lie? anschlie?end Crutchfield und die anderen frei. Erst Tage sp?ter konnte das FBI N?heres zu seinem Hintergrund aufdecken, der damals, als Kat ihn eingestellt hatte, verborgen geblieben war. Als Ernie elf Jahre alt war, hatte er ein Jahr in einer psychiatrischen Einrichtung f?r Jugendliche verbracht, nachdem er ein anderes Kind mehrmals mit einem Schraubendreher in den Bauch gestochen hatte. Zum Gl?ck ?berlebte der andere Junge. Ernie sa? seine Zeit ohne Zwischenf?lle ab. Nach seiner Entlassung und nachdem seine Familie umgezogen war gab es keine weiteren Probleme. Seine Jugendakte wurde versiegelt, als er achtzehn Jahre alt wurde. Da er keine weiteren Auff?lligkeiten in seiner Akte hatte, blieb nur ein solider Lebenslauf in der US-Armee ?brig, gefolgt von Eins?tzen als privater Sicherheitsdienstleister und als Gef?ngnisw?rter in einem Hochsicherheitsgef?ngnis in Colorado. Wenn Kat Zugang zu seinen psychiatrischen Aufzeichnungen aus der Jugendhaftanstalt gehabt h?tte, h?tte sie erfahren, dass das medizinische Personal ihn als Soziopathen mit einer erstaunlichen Begabung zur Kontrolle und Verheimlichung seiner gewaltt?tigen Vorlieben ansah. Die letzte Zeile seiner Entlassungspapiere lautete: „Der Arzt ist der Meinung, dass das Subjekt Cortez ein anhaltendes Risiko f?r die Gesellschaft darstellt. Er hat gelernt, seine W?nsche zu verbergen, aber es ist wahrscheinlich, dass sich irgendwann, bald oder vielleicht auch in Zukunft, die gleichen psychiatrischen Probleme, die zu seinem Aufenthalt in dieser Einrichtung gef?hrt haben, erneut durchsetzen werden. Leider bietet unser derzeitiges System keine Vorkehrungen f?r diese Situation und verlangt, dass er unverz?glich freigelassen wird. Eine Nachbehandlung ist zwar nicht vorgeschrieben, wird aber dringend empfohlen." Es fand keine weitere Behandlung statt. Als Ernie W?chter bei der NRD wurde und anfing, mit Bolton Crutchfield, einem Meister der Manipulation, zu interagieren, stand er unter seinem Einfluss. Aber er zeigte es nie, machte weiterhin seine Arbeit und interagierte positiv mit seinen Kollegen, die er schlie?lich t?ten w?rde. Kat gab sich selbst die Schuld f?r all die Todesf?lle, obwohl sie all das nicht vorhersehen h?tte k?nnen. Jessie hatte mehrmals versucht, ihre Schuld zu lindern, ohne Erfolg. „Ich bin Profilerin, die darauf trainiert ist, so Dinge wie soziopathische Tendenzen wahrzunehmen", hatte sie gesagt. „Ich habe ?ber ein Dutzend Mal mit ihm gesprochen und ihn nie verd?chtigt. Ich verstehe nicht, wie du das h?ttest sehen wollen." „Es spielt keine Rolle", sagte Kat. „Ich war f?r die Sicherheit dieser Offiziere und f?r das Festhalten der H?ftlinge verantwortlich. Ich habe an beiden Fronten versagt. Ich verdiene es, mich schuldig zu f?hlen." Dieses Gespr?ch war vor drei Tagen. Jetzt war Kat irgendwo in Frankreich, ohne zu wissen, dass verh?ngt wurde, dass sie zu ihrem eigenen Schutz ein ziviler Beamter von Interpol verfolgen sollte. Jessie ihrerseits lag auf einem Liegestuhl aus Kunststoff unmittelbar neben der Autobahn. Sie hatte niemanden, mit dem sie reden konnte, kaum Privatsph?re und konnte kaum vermeiden, in negative Gedanken abzudriften. In den Momenten, in denen sie sich selbst bemitleidete, f?hlte sie sich, als w?re sie erneut zum Opfer geworden. Als sie hineinging, um sich einen Snack zu holen, zog sie die kugelsichere Weste an, die einer der Beamten ihr neulich mitgebracht hatte. Ihm wurden keine detaillierten Anweisungen gegeben, so dass es nicht seine Schuld war, wie sie passte. Aber Jessie konnte nicht anders, als frustriert zu sein, da das Ding kaum bis zu ihren H?ften reichte und irgendwie sperrig war. Eine magere, etwa 1,80 Meter gro?e Frau wie sie brauchte etwas doppelt so langes und halb so breites. Sie band ihr schulterlanges braunes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen und bem?hte sich, dass ihre gr?nen Augen nicht allzu ver?rgert aussahen, als sie eintrat. Als sie das Haus betrat, sah sie, wie der Beamte, der in der N?he der Schiebet?r stand, seinen Kopf leicht drehte. Er war eindeutig dabei, gerade eine Nachricht durch seinen Knopf im Ohr zu h?ren. Sein K?rper spannte sich unwillk?rlich an bei dem, was ihm gesagt worden war. Jessie wusste, dass etwas nicht stimmte, noch bevor sie die K?che betrat. Er sagte nichts, also ging sie weiter in die K?che und tat so, als ob sie nichts von dem wusste, was vor sich ging. Unsicher, ob die Nachricht von einem Hausfriedensbruch handelte, suchte sie nach etwas, mit dem sie sich sch?tzen konnte, falls Crutchfield sie gefunden hatte. Auf einem Tisch im Esszimmer in der N?he der K?chent?r stand eine Glasschneekugel aus San Francisco, etwa so gro? wie eine Zuckermelone. Als sie sich fl?chtig fragte, warum San Francisco Schnee haben w?rde, packte sie die Kugel und versteckte sie hinter ihrem R?cken. Dann setzte sie den ersten Fu? in die K?che, ihr K?rper machte sich bereit zu Handeln und ihre Augen huschten hin und her auf der Suche nach einer Bedrohung. Auf der anderen Seite der K?che ?ffnete sich eine T?r. KAPITEL ZWEI Als Jessie wartete, um zu sehen, wer es war, wurde ihr klar, dass sie aufgeh?rt hatte zu atmen. Sie zwang sich, langsam und leise auszuatmen. Frank Corcoran trat z?gig und ohne einen Hauch von Angst in den Raum. Der f?r ihre Sicherheit zust?ndige Beamte Corcoran war ?u?erst professionell. Er sah kantig aus, trug einen blauen Anzug, ein wei?es Hemd und eine perfekt gebundene schwarze Krawatte. In seinem ordentlich geschnittenen Schnurrbart waren erste graue Haare zu sehen, ebenso in seinem kurz geschnittenen schwarzen Haar. „Setzen Sie sich, Frau Hunt", sagte er alles andere als l?ssig. „Wir m?ssen reden. Und Sie k?nnen die Schneekugel weglegen. Ich verspreche Ihnen, dass Sie sie nicht brauchen werden." Jessie stellte die Kugel auf den K?chentisch und fragte sich, woher er das wusste. Sie setzte sich und fragte sich, welche H?lle er ihr offenbaren w?rde. Xander Thurman hatte bereits ihre Adoptiveltern ermordet. Er hatte fast zwei Polizisten get?tet, als er versuchte, ihr in ihrer eigenen Wohnung etwas anzutun. Bolton Crutchfields gewaltsame Flucht aus dem NRD hatte zum Tod von sechs Wachen gef?hrt. Hatte einer der verbleibenden Ausrei?er Kat in Europa ausfindig gemacht? Waren sie hinter ihrem Freund und Partner, dem LAPD Kriminalkommissar Ryan Hernandez, von dem sie seit Tagen nichts mehr geh?rt hatte, her? Sie machte sich auf das Schlimmste gefasst. „Ich habe Neuigkeiten f?r Sie", sagte Corcoran, als er erkannte, dass Jessie keine Fragen stellen w?rde. „Okay." Ich habe mit Ihrem Chef gesprochen", sagte er, zog ein St?ck Papier heraus und las vor. „Er l?sst Sie vom gesamten Revier gr??en. Er sagte, sie folgen jeder verf?gbaren Spur und er hofft, dass Sie nicht mehr allzu lange hier festsitzen m?ssen." Jessie konnte an Corcorans skeptischem Tonfall und seinen leicht hochgezogenen Augenbrauen erkennen, dass er die Ansicht des Polizeipr?sidenten Decker nicht teilte. „Sie sind nicht so optimistisch wie er, oder?" „Das ist das n?chste Update", antwortete er und beantwortete ihre Frage nicht. „Wir konnten Herrn Crutchfield noch nicht finden. W?hrend zwei Fl?chtige gefangen genommen wurden, sind zwei weitere noch auf freiem Fu?, ganz zu schweigen von Herrn Cortez." „Konnten die gefangen genommenen M?nner noch irgendwelche n?tzlichen Informationen liefern?" „Leider nicht", gab er zu. „Beide M?nner sagen immer noch dasselbe – dass sie alle innerhalb weniger Minuten nach ihrer Flucht getrennte Wege gegangen sind. Keiner dieser M?nner wusste ?berhaupt, dass es passieren w?rde, bis sie aus ihren Zellen befreit wurden." „Also waren es wahrscheinlich nur Crutchfield und Cortez, die das geplant haben?" „Das ist genau das, wovon wir ausgehen", sagte Corcoran. „Nichtsdestotrotz fahnden wir weiterhin auf Hochtouren nach den Fl?chtigen. Neben dem LAPD sind noch weitere Einheiten sowie auch das FBI daran beteiligt." „Sie erw?hnten, dass Sie nach den Ausrei?ern suchen", sagte sie. „Was ist mit Xander Thurman?" „Was ist mit ihm?" „Nun, er ist auch ein Serienm?rder. Er hat versucht, mich und zwei weitere LAPD-Offiziere zu t?ten, und er ist auf fl?chtig. Wie viele Leute sind auf ihn angesetzt?" Corcoran sah sie an, als w?re er ?berrascht, dass er dazu etwas sagen m?sste. „Basierend auf Ihrer Beschreibung seiner Verletzungen betrachten wir ihn als eine weniger unmittelbare Bedrohung. Und da Sie im Zeugenschutzprogramm sind machen wir uns im Allgemeinen weniger Sorgen um ihn. Au?erdem liegt unsere Priorit?t im Moment auf den vielen Fl?chtigen aus einer kriminalpsychiatrischen Einrichtung, nicht auf einem Mann, von dem niemand wei?, dass er ?berhaupt da drau?en ist." „Sie meinen, Ihre Suche wird von den Medien und der Politik bestimmt", bemerkte Jessie spitz. „So kann man es auch sagen.“ Jessie sch?tzte seine Ehrlichkeit. Und f?r jemanden in seiner Position konnte sie nicht wirklich behaupten, dass es sich um eine unvern?nftige Verschwendung von Ressourcen handelte. Sie beschloss, es vorerst dabei zu belassen. „Irgendwelche potenziellen Spuren?“, fragte Jessie zweifelnd. „Wir glauben, dass wir uns auf Cortez konzentrieren sollten. Wir gehen davon aus, dass er Pl?ne f?r nach der Flucht geschmiedet hat. Wir ?berpr?fen seine Bankdaten, Kreditkartenk?ufe und Telefon-GPS-Daten der letzten Wochen vor dem Ausbruch. Bis jetzt haben wir noch nichts so hilfreiches wie beispielsweise Flugtickets gefunden." „Das werden Sie auch nicht", murmelte Jessie. „Warum sagen Sie das?" „Cortez wird in der N?he von Crutchfield bleiben. Und ich garantiere Ihnen, dass Bolton Crutchfield nirgendwo hingehen wird." „Wie k?nnen Sie sich da so sicher sein?“, fragte Corcoran. „Weil er mit mir noch nicht fertig ist." * In dieser Nacht konnte Jessie nicht schlafen. Nachdem sie sich stundenlang hin- und hergew?lzt hatte, stand sie auf und ging in die K?che, um ihr leeres Wasserglas aufzuf?llen. Als sie vom Schlafzimmer aus den mit Teppichen ausgelegten Flur hinunterging, sp?rte sie sofort, dass etwas nicht stimmte. Der Beamte, der normalerweise in einem Stuhl an der Ecke zwischen Flur und Wohnzimmer sa?, war nirgendwo zu finden. Jessie ?berlegte, in ihr Zimmer zur?ckzugehen, um eine Waffe zu holen, bevor sie sich daran erinnerte, dass sie ja gar keine hatte. Der Sicherheitsdienst hatte sie bis auf weiteres “gesichert". Stattdessen dr?ckte sie ihren R?cken gegen die Wand des Flurs und ignorierte ihr schnell schlagendes Herz, als sie in Richtung des leeren Stuhls schlich. Als sie n?her kam, sah sie mit Hilfe des durch die Fenster str?menden Mondlichts einen dunklen, feuchten Fleck auf dem cremefarbenen Teppichboden. Die Gr??e des Flecks deutete darauf hin, dass es sich nicht um versehentlich versch?tteten Wein handelte. Sie bemerkte zudem eine gleichm??ige Spur, die sich den Gang entlang erstreckte. Jessie blickte um die Ecke und sah, wie der Beamte mit dem R?cken auf dem Boden lag. Anscheinend war er dorthin geschleppt worden. Seine Kehle war durchgeschnitten. Neben ihm auf dem Boden lag seine Dienstwaffe. Jessie sp?rte einen Anstieg von Adrenalin, der ihre Finger zum Kribbeln brachte. Sie versuchte, konzentriert zu bleiben, kniete sich nieder und blickte sich im Raum um, w?hrend sie darauf wartete, dass sich ihr K?rper beruhigte. Es ging schneller, als sie erwartet hatte. Ohne jemanden in Sichtweite, st?rzte sie nach vorne und packte die Waffe. Als sie nach unten blickte, sah sie blutige Fu?spuren, die vom K?rper des Beamten in Richtung des angrenzenden Speisesaals f?hrten. Sie blieb geduckt hinter dem Sofa und hastete weiter, bis sie klar in den Raum sehen konnte. Ein weiterer Beamter lag dort auf dem Boden. Er lag mit dem Gesicht nach unten da. Eine sich schnell erweiternde Blutlache, die aus seinem Hals str?mte bildete eine Pf?tze um sein Gesicht und seinen Oberk?rper. Jessie zwang sich, nicht auf dem Anblick zu verweilen, als sie den blutigen Fu?spuren aus diesem Raum in den Raum folgte, der zum Pool im Garten f?hrte. Die Schiebet?r stand offen und eine leichte Brise blies die h?ngenden Vorh?nge nach innen und lie? sie wie tief h?ngende Wolken aussehen. Sie ?berpr?fte das Zimmer. Es war leer, also ging sie zur Schiebet?r, um nach drau?en zu schauen. Sie sah eine Person im Anzug, die mit dem Gesicht nach unten im Wasser schwamm, welches sich zunehmend rot f?rbte. Da h?rte sie, dass sich jemand hinter ihr r?usperte. Sie schreckte herum und richtete gleichzeitig die Waffe nach vorne. Am anderen Ende des Raumes standen sowohl Bolton Crutchfield als auch ihr Vater Xander Thurman. Dieser sah ?berraschenderweise gut aus, wenn man bedenkt, dass er noch vor wenigen Wochen in den Bauch und die Schulter geschossen worden war, sich wahrscheinlich den Sch?del gebrochen hatte und aus einem Fenster im vierten Stock gesprungen war. Beide M?nner hielten lange Jagdmesser in den H?nden. Ihr Vater l?chelte, als er leise das Wort "Junik?fer", den Kosenamen, den er ihr als Kind gegeben hatte, fl?sterte. Jessie hob die Waffe und bereitete sich auf das Abfeuern vor. Als ihr Finger anfing, den Abzug zu dr?cken, sprach Crutchfield. „Ich habe versprochen, dass ich dich wieder sehen w?rde, Fr?ulein Jessie", sagte er. Er war so gelassen wie damals, als er mit ihr durch die dicke Glaswand seiner Zelle sprach. Seine Wochen der Freiheit hatten ihn nicht weniger angenehm gemacht. Mit 1,72 Metern und etwa 75 Kilo war er k?rperlich weniger beeindruckend als Jessie. Sein pummeliges Gesicht lie? ihn ein Jahrzehnt j?nger aussehen als seine f?nfunddrei?ig Jahre, und sein braunes Haar, das ordentlich zur Seite gek?mmt war, erinnerte sie an die Jungen im Matheclub in der Mittelschule. Nur seine stahlbraunen Augen deuteten darauf hin, wozu er wirklich f?hig war. „Es sieht so aus, als w?ren Sie in schlechter Gesellschaft", sagte sie mit einer frustrierend zitternden Stimme und nickte ihrem Vater zu. „Das ist es, was ich an Ihnen liebe, Fr?ulein Jessie", sagte Crutchfield bewundernd. „Sie geben nie auf, auch wenn Sie in einer hoffnungslosen Situation sind." „Ihr solltet das vielleicht nochmal ?berdenken", betonte Jessie. „Ihr habt beide Messer zu einer Schie?erei mitgebracht." „So schelmisch", staunte Crutchfield und sah Thurman anerkennend an. Ihr Vater nickte und war immer noch still. Dann wandten sich beide M?nner wieder ihr zu. Gleichzeitig verschwand ihr L?cheln. „Es ist an der Zeit, Fr?ulein Jessie", sagte Crutchfield, als sich beide M?nner gemeinsam auf sie zubewegten. Sie schoss zuerst ihrem Vater drei Mail in die Brust, bevor sie ihre Aufmerksamkeit auf Crutchfield richtete. Ohne zu z?gern feuerte sie drei Kugeln in seinen Oberk?rper ab. Die Luft war voller bei?endem Rauch und dem Echo ihrer Sch?sse. Aber keiner der beiden stoppte oder verlangsamte sich. Wie war das m?glich? Selbst mit kugelsicheren Westen h?tten sie schwanken m?ssen. Sie hatte keine Munition mehr, dr?ckte aber dennoch ab, unsicher, was sie sonst noch tun sollte. Als die beiden M?nner mit ihren hoch ?ber dem Kopf gehaltenen Messern auf sie zukamen, warf sie die Waffe weg und nahm eine defensive Haltung ein, war sich aber dessen bewusst, dass es sich um eine sinnlose Geste handelte. Die Messer trafen sie schnell. * Jessie sa? pl?tzlich aufrecht im Bett. Sie war schwei?gebadet und atmete schwer. Als sie sich im Raum umsah, bemerkte sie, dass sie allein war. Die Fensterl?den an den Fenstern noch immer geschlossen um den Zugang zu verhindern. An ihrer Schlafzimmert?r stand noch immer ein Stuhl unter der Klinke als zus?tzliche Sicherheitsvorkehrung. Auf der Uhr stand 1:39 Uhr. Es klopfte sanft an der T?r. „Alles in Ordnung da drin, Frau Hunt?“, fragte einer der Beamten. „Ich habe ein Ger?usch geh?rt." „Nur ein schlechter Traum", rief sie und log nicht hinsichtlich dessen, was er wahrscheinlich schon vermutet hatte. „Okay. Geben Sie mir Bescheid, wenn Sie etwas brauchen." „Danke", sagte sie und h?rte auf das vertraute Knarren der Dielen unter dem Teppich, als er wegging. Sie schob ihre Beine aus dem Bett und setzte sich f?r einen Moment ruhig hin, so dass ihre Herzfrequenz und Atmung wieder zu etwas fast Normalem zur?ckkehren konnten. Sie stand auf und ging ins Badezimmer. Sie sollte eine Dusche nehmen und auch die feuchten Bettlaken wechseln. Als sie den Raum durchquerte, konnte sie nicht anders, als zu dem einen Fenster zu gehen, wo der Rolladen leicht ge?ffnet wurde, um etwas Licht hereinzulassen. Sie schwor, dass sie die Silhouette von jemandem im Schatten der B?ume hinter dem Pool sah. Selbst nachdem sie sich vergewissert hatte, dass es sich entweder um einen Baumstamm oder einen Beamten handelte, sp?rte sie innere Unruhe. Irgendwo da drau?en waren zwei Serienm?rder auf freiem Fu?. Und beide suchten nach ihr. Sie war selbst in einem komplett gesicherten Unterschlupf mit all diesem Schutz eine leichte Beute. * Gabrielle und ihre Verabredung Carter kamen kurz nach 2 Uhr morgens wieder zu Hause an. Sie waren beide ein wenig angetrunken und sie musste ihn noch einmal daran erinnern, leise zu sein, um Claire nicht aufzuwecken. Sie stolperten ungeschickt durch den Flur, bis sie in ihr Schlafzimmer kamen, wo sie sich lange k?ssten. Gabby wich zur?ck und warf ihm ein verf?hrerisches L?cheln zu. Er erwiderte das L?cheln, wenn auch nicht zu eifrig. Das gefiel ihr. Er war ?lter – Ende vierzig – und konnte seine Begeisterung besser kontrollieren als einige der jungen Tech-Boys, mit denen sie in letzter Zeit ausgegangen war. Er sah auf eine bemerkenswerte Art und Weise gut aus und erinnerte sie an einige der Freunde ihres Vaters, diejenigen, die einen Blick auf sie warfen, wenn sie dachten, dass sie nicht hinsah. Er wartete darauf, dass sie ihn erneut k?sste. Als sie erneut spielerisch zur?ckwich, um herauszufinden, wie er reagieren w?rde, sprach er schlie?lich. „Nettes Haus, in dem du hier wohnst", sagte er in einem Scheinfl?stern. Wenn alles gut geht, wirst du mir f?r eine Weile helfen, es zu bezahlen. Sie schaffte es, diesen Gedanken f?r sich zu behalten und antwortete weniger optimistisch: „Danke. Es gibt einen Teil, den ich dir besonders gerne zeigen m?chte." Sie nickte zum Bett. „Willst du, dass ich es mir ansehe? Ich glaube, eine F?hrung w?re angebracht." „Warum machst du es dir nicht da dr?ben bequem? Ich werde kurz ins Bad gehen, um mich frisch zu machen und bin sofort wieder da." Carter l?chelte zustimmend und ging zum Bett hin?ber. Als er seine Schuhe auszog und anfing, sein Hemd auszuziehen, ging Gabby ins Bad, das sie sich mit ihrer Mitbewohnerin teilte. Sie schaltete das Licht ein und warf ihm einen letzten verf?hrerischen Blick zu, bevor sie die T?r hinter sich schloss. Als sie drin war, ging sie direkt zum Spiegel. Bevor sie erneut Make-up auflegte, wollte sie ihre Z?hne ?berpr?fen. Ein fl?chtiger Blick zeigte nichts Sichtbares in den Zwischenr?umen. Sie nahm einen kurzen Schluck Mundwasser, gurgelte ein wenig und bereitete sich darauf vor, ihren Augenlidern einen Hauch von extra Verruchtheit zu verleihen, als sie einen Arm bemerkte, der ?ber die freistehende Wanne hinter ihr gelegt war. Sie drehte sich ?berrascht um. Es war nicht typisch f?r Claire, um diese Zeit ein Bad zu nehmen. Normalerweise ging sie immer sofort ins Bett, sobald sie nach Hause kam, und zog sich manchmal nicht einmal aus. Wenn sie in der Wanne lag und das Licht aus war, bedeutete das wahrscheinlich, dass sie v?llig k.o. war. Gabby ging auf Zehenspitzen und betete, dass sie es nur mit einer schlafenden Mitbewohnerin und nicht mit einer mit Erbrochenem bedeckten Wanne zu tun haben w?rde. Als sie ?ber den Rand der Wanne blickte, war das, was sie sah, viel schlimmer. Claire trug noch immer den Minirock, den sie an diesem Abend angezogen hatte. Sie lag mit dem Gesicht nach oben in der Wanne, ihre glasigen Augen waren weit ge?ffnet und sie war mit Blut bedeckt. Ihr Gesicht war damit durchzogen und es hatte sich ein dickfl?ssiger Schleim in ihrem Haar gebildet. Das Blut war ?berall, aber es schien haupts?chlich aus ihrem Hals zu kommen, der von mehreren tiefen Stichwunden durchfurcht war. Gabby starrte sie an und erkannte erst, dass sie geschrien hatte, als Carter neben ihr erschien, ihre Schultern sch?ttelte und fragte, was los sei. Ein Blick auf die Wanne gab ihm die Antwort. Er stolperte schockiert zur?ck, bevor er sein Handy aus der Tasche zog. „Komm da raus", sagte er, packte ihr Handgelenk und riss sie von dem Schrecken vor ihr weg. „Geh und setz dich aufs Bett. Ich rufe den Notarzt." Sie h?rte auf zu schreien und war dankbar ?ber die Anweisung, der sie folgen konnte. Sie schlurfte orientierungslos zum Bett, wo sie sich setzte, auf den Boden starrte, aber nichts wirklich sah. Im Hintergrund h?rte sie distanziert seine Stimme. „Ich muss einen Mord melden. Hier ist eine Frau tot in der Badewanne. Sieht aus, als w?re sie erstochen worden." Gabby schloss ihre Augen fest, aber es half nichts. Das Bild von Claire, hilflos und schlaff nur wenige Meter entfernt in der Badewanne liegend, war bereits in ihr Ged?chtnis eingebrannt. KAPITEL DREI Der Beamte war ein Arschloch. Jessie wollte nur joggen gehen. Er benutzte immer wieder den Ausdruck "nicht ratsam", was in Wirklichkeit "nicht erlaubt" bedeutete. Er zeigte auf das Laufband in der Ecke des Wohnzimmers, als ob das alle ihre Bedenken beantworten sollte. „Aber ich brauche etwas frische Luft", sagte sie und wusste, dass sie grenzwertig weinerlich klang. Der Beamte, den sie nur als Murph kannte, war nicht sehr gespr?chig, eine frustrierende Eigenschaft, wenn man bedachte, dass er der Hauptauftragnehmer in ihrem Sicherheitsbereich war. Klein und mit kurzen hellbraunen Haaren, die aussahen, als ob sie w?chentlich geschnitten wurden, schien er zufrieden zu sein, ?berhaupt nicht sprechen zu m?ssen. Als ob er das beweisen m?sste, nickte er in Richtung Garten. Jessie versuchte sich daran zu erinnern, ob er einer der Beamten war, die in dem Albtraum von letzter Nacht ermordet worden waren. Irgendwie hoffte sie es. In Wahrheit brauchte Jessie weder frische Luft noch wollte sie joggen. Sie wollte erneut die umliegenden Krankenh?user aufsuchen um zu ?berpr?fen, ob jemand, der auf die Beschreibung ihres Vaters passte, seit der letzten ?berpr?fung eingeliefert wurde. Ihr Partner, Kriminalkommissar Ryan Hernandez, sollte sie diesbez?glich auf dem Laufenden halten. Aber da sie in letzter Zeit niemanden erreichen konnte, auch ihn nicht, hatte sie keine Ahnung, ob er Erfolg gehabt hatte. Jessie war sich ziemlich sicher, dass der Beamte ihre wahren Absichten kannte, aber das machte sie nicht weniger ver?rgert. Sie w?rde in diesem Haus noch verr?ckt werden. Und obwohl sie wusste, dass sie zu ihrem eigenen Schutz hier festgehalten wurde, hatte sie die Grenzen ihrer Geduld erreicht, besonders nach dem Traum von letzter Nacht. Sie beschloss, dass sich etwas ?ndern musste. Und es gab nur einen Weg, um das zu erreichen. „Ich will den Polizeipr?sidenten Decker sehen", sagte sie fest entschlossen. Der Beamte schien z?gerlich zu reagieren, in der Hoffnung, dass er diese Forderung genau wie alle anderen ignorieren k?nnte. Aber nat?rlich konnte er das nicht. Jessie konnte sie nicht zwingen, sie auf einen Spaziergang gehen zu lassen oder einen Ausflug in den Supermarkt zu machen. Aber wenn sie einen formellen Antrag auf Besuch ihres Vorgesetzten stellte und das Ganze sicher abgewickelt werden konnte, war der Beamte dazu verpflichtet. Langsam und mit finsterem Blick hob der Beamte seine Hand und sprach in das Funkger?t, das mit seinem Handgelenk verbunden war. „Jabberjay bittet um ein pers?nliches Gespr?ch mit Decker. Bitte informieren Sie ihn." W?hrend Jessie auf die Antwort wartete, blieb sie ruhig und beschloss, den weniger sch?nen Codenamen, den sie anscheinend erhalten hatte, nicht zu kommentieren. * Neunzig Minuten sp?ter sa? sie in einem kleinen Konferenzraum in einer ruhigen Ecke der Polizeistation im Zentrum von Los Angeles und wartete darauf, dass Polizeipr?sident Decker den Raum betrat. Der Beamte namens Murph, der sie vom Haus hierher begleitet hatte, stand im hinteren Teil des Raumes und ?rgerte sich offensichtlich noch immer dar?ber, dass er anwesend sein musste. Der Weg zur Polizeistation, die allgemein als Hauptstation bekannt war, war umst?ndlich gewesen. Nachdem die formelle Genehmigung f?r die Fahrt von Corcoran eingeholt wurde, musste ein Team zusammengestellt und eine Route gew?hlt werden. Vieles davon wurde im Voraus geplant, aber die endg?ltigen Entscheidungen mussten noch getroffen werden. Jessie wurde angewiesen, eine Per?cke zu tragen, zusammen mit einer Kappe, die tief in ihr Gesicht gezogen war. Dann fuhr das Fahrzeug los. Ein Beamter namens Toomey fuhr, w?hrend Murph auf dem Beifahrersitz sa?. Ein zweites Auto mit zwei weiteren Beamten folgte ihnen in sicherer Entfernung. Zwei weitere Beamte blieben im Haus, um es zu sichern. Obwohl es Vormittag war und der Verkehr vergleichsweise gering war, dauerte die Fahrt aufgrund des vielen Abbiegens in letzter Sekunde 45 Minuten. Beim Polizeirevier angekommen, fuhr das Auto in die Garage und sie mussten sitzen bleiben, bis die Garage von zwei uniformierten Beamten, die nicht wussten, warum sie es taten, au?er dem "Befehlen von oben“, ger?umt worden war. Erst dann wurde Jessie durch einen Seiteneingang gebracht. Sie trug noch immer die Per?cke, eine Kappe und eine sperrige Jacke mit einem Kragen, dessen Rei?verschluss bis oben verschlossen war, um ihre Gr??e und ihren Hals zu verbergen und so ihr Geschlecht nicht zu offenbaren. Sie wurde an verschiedenen Stellen aufgehalten, bis die Flure leer genug waren, sodass sie passieren konnte. Als sie es schlie?lich zum Konferenzraum geschafft hatte, begleitete Murph sie hinein, w?hrend Toomey vor der T?r Wache stand. Da Toomey 1,95 Meter gro? und 110 Kilo schwer war und einen vollst?ndig rasierten Kopf und einen permanent steifen Blick hatte, bezweifelte Jessie, dass jemand versuchen w?rde, ohne Erlaubnis einzudringen. Einer der verbleibenden Beamten wartete drau?en am Eingang von der Garage zum Geb?ude und der vierte fuhr langsam in seinem Auto um den Block und hielt Ausschau nach m?glichen Auff?lligkeiten. Jessie unterdr?ckte das Schuldgef?hl, das sie aufgrund dessen sp?rte, dass sie die Ursache all dieser Aktionen war. Sie wusste, dass sie wahrscheinlich gerade Tausende von Dollar an Steuergeldern f?r etwas ausgegeben hatte, was wie eine unn?tige Forderung aussah. Aber es war mehr als das. Wenn sie Polizeipr?sident Decker von ihrem Plan ?berzeugen k?nnte, k?nnten die Kosten f?r diese kurze Fahrt hunderte Male erstattet werden. Aber sie musste ihn erst ?berzeugen. „Wissen Sie", sagte Murph leise aus der Ecke des Raumes und sprach zum ersten Mal, seit sie ihn betreten hatten. „Wir versuchen eigentlich, Sie zu besch?tzen. Sie m?ssen nicht st?ndig gegen uns arbeiten." „Ich versuche nicht, gegen Sie zu arbeiten", bestand sie darauf. „Ich versuche zu helfen. Und ungeachtet dessen, was Ihr Chef denkt, bin ich eigentlich in einer ziemlich guten Position, um genau das zu tun." „Was meinen Sie?“, fragte er, als sich die T?r zum Raum ?ffnete und Polizeipr?sident Decker eintrat. „Sie werden es gleich herausfinden", versprach Jessie. Polizeipr?sident Roy Decker, der verwirrt und ver?rgert wirkte, starrte sie an. Er war noch keine sechzig, wirkte allerdings weitaus ?lter. Er war der Chef des Hauptreviers, war gro? und schlank und hatte nur noch wenige Haare, die eine Gatze gerade noch so verhinderten. Sein Gesicht war voller Falten, die durch jahrelange stressige Arbeit entstanden waren. Seine spitze Nase und seine gl?nzenden Augen erinnerten sie an einen Vogel auf der Suche nach Beute. „Alles in Ordnung?“, fragte Jessie. „Sie sehen so aus, als w?ren Sie hierher gerannt." „Wenn Sie mitbekommen, dass Ihre Profilerin, die im Zeugenschutz versteckt sein sollte, nur ein paar T?ren weiter sitzt, wird Ihnen ein bisschen schwindlig. Was ist so wichtig, dass ich in diese gottverlassene Ecke des Reviers kommen musste, wo mehr Asbest als Sauerstoff in der Luft h?ngt?" Aus dem Augenwinkel heraus sah Jessie, wie Murph unbehaglich von einem Fu? auf den anderen wechselte und l?chelte. Er wusste noch nichts von Deckers Hang zur ?bertreibung. „Ja. Aber bevor ich Ihnen das sage, kann ich Sie da fragen, wie die Suche nach .... allen l?uft?" Decker seufzte schwer. Eine Sekunde lang sah es so aus, als w?rde er nicht antworten. Aber schlie?lich setzte er sich auf den Stuhl gegen?ber von ihr und sprach. „Nicht gerade gut", gab er zu. „Sie wissen, dass wir einen NRD-Fl?chtling, Jackson, am ersten Tag erwischt haben. Ein paar Tage sp?ter haben wir noch einen gefangen, Gimbel. Aber seitdem hatten wir trotz Dutzender glaubw?rdiger Hinweise kein Gl?ck mehr, die anderen beiden Jungs oder Crutchfield und Cortez zu finden." „Glauben Sie, sie sind alle zusammen?“, fragte Jessie und wusste bereits, dass sie nicht davon ausgingen. „Nein. Wir haben Aufnahmen gesehen, auf denen Stoke und De La Rosa kurz nach ihrem Ausbruch in der N?he der Einrichtung zu sehen sind und jeder war f?r sich allein. Wir haben keine Aufnahmen von Crutchfield und Cortez gefunden, aber wir gehen davon aus, dass sie immer noch zusammen sind." „Hmm", sagte Jessie. „Wenn Sie nur Personal h?tten, das mit beiden M?nnern vertraut ist und Einblick in ihre m?glichen Verhaltensmuster geben k?nnte." Ihr Sarkasmus war eindeutig. Decker blinzelte kaum. „Und wenn nur dieses Personal nicht zuf?lligerweise das Ziel genau der M?nner w?re, mit denen es vertraut ist, k?nnten wir uns Nutzen von diesem Wissen machen", antwortete er. Sie starrten sich einen Moment lang schweigend an, und wollten ihren Standpunkt nicht aufgeben. Jessie gab schlie?lich nach und entschied, dass es nicht ratsam war, den Mann zu entfremden, dessen Autorisierung sie brauchte. „Was ist mit Xander Thurman? Hatten Sie hier etwas mehr Gl?ck?" „Nein. Er ist komplett vom Radar verschwunden." „Trotz all seiner Verletzungen?" „Wir haben jedes Krankenhaus, jede Notfallversorgung und jede private Klinik ?berpr?ft. Wir haben sogar Warnungen an Tier?rzte rausgegeben. Aber nichts." „Dann kann das genau zwei Dinge bedeuten", schloss Jessie. „Entweder hat er Zugang zu jemand anderem mit medizinischer Ausbildung, oder jemand an einem dieser Orte l?gt, vielleicht weil er unter Druck gesetzt wird. Es ist unm?glich, dass er sich von diesen Verletzungen ohne Hilfe h?tte erholen k?nnen. Das ist nicht m?glich." „Das ist mir bewusst, Fr?ulein Hunt. Aber das sind die Informationen, die uns im Moment vorliegen." „Was, wenn Sie mehr h?tten?", fragte sie. „Was meinen Sie damit?“, fragte Decker. „Ich wei?, wie er vorgeht, und ich wei? auch, wie Crutchfield vorgeht. Verbrechen, die f?r die meisten Kriminalkommissare unauff?llig aussehen, k?nnten Hinweise enthalten, die ich mit einem von ihnen in Verbindung bringen k?nnte. Wenn ich mir die neuesten Fallakten ansehen und die vielversprechenderen Spuren untersuchen k?nnte, k?nnten wir vielleicht schneller vorw?rts kommen." Von hinten im Raum sprach Murph. „Das scheint mir nicht gerade klug." Jessie war froh, das zu h?ren. Nichts reizte Decker mehr als Unbeteiligte, die unaufgefordert ihre Meinung kundtaten. Der unterbrechende Beamte konnte ihr nur behilflich sein f?r ihr Anliegen. Als sie zusah, wie ihr Chef die Stirn runzelte, blieb sie ruhig und lie? die Dynamik versickern. „Was genau stellen Sie sich vor?“, fragte Decker sie mit knirschenden Z?hnen. Jessie wartete nicht darauf, dass er seine Meinung ?nderte. „Ich k?nnte mir die gewaltt?tigen Angriffe und Morde der letzten Wochen ansehen, um zu sehen, ob einer von ihnen die Handschrift von einem der beiden M?rder tr?gt. Wenn einer von ihnen mit ihnen ?bereinstimmt, kann ich die vielversprechendsten Spuren verfolgen." Decker sa? still da und dachte scheinbar ?ber die Idee nach. Murph blieb jedoch nicht still. „Sie k?nnen das nicht ernsthaft unterhaltsam finden, nach all den Bem?hungen, die unternommen wurden, um ihr dieses Hochsicherheitshaus zu gew?hrleisten." Bitte reg dich weiter auf. Du schaufelst nur dein eigenes Grab. Decker schien einen internen Krieg mit sich selbst zu f?hren. Es war klar, dass er trotz seiner Ver?rgerung ?ber Murph das Gef?hl hatte, dass der Mann einen guten Standpunkt vertrat. Aber sie konnte auch erkennen, dass in seinem Kopf noch etwas anderes vor sich ging, etwas, von dem Jessie anscheinend nichts wusste. „H?ren Sie", sagte er schlie?lich. „Wie ich bereits erw?hnt habe, haben wir viele Spuren – vielleicht sind es zu viele. Der blo?e Versuch, sie durchzugehen, war eine Herausforderung. Wir haben das Sheriff's Department und weitere benachbarte Polizeidienststellen um Hilfe gebeten. Sogar das FBI hat sich eingeschaltet und stellt uns ein paar Agenten f?r F?lle, die sie f?r relevant halten, zur Verf?gung. Wir sind gerade einfach so unterbesetzt. Es ist nicht so, dass alle anderen Kriminellen Urlaub genommen haben, nur weil wir f?nf zus?tzliche Psychos auf freiem Fu? haben. Vor zwei Tagen wurde eine Bande ?berfallen. Jemand l?sst subkutane Nadeln auf Spielpl?tzen liegen. Ihr ehemaliger Kollege, Kriminalkommissar Hernandez, ist mit einem dreifachen Mord besch?ftigt, weshalb er heute den ganzen Tag in Topanga Canyon ist. Und ?brigens befinden wir uns in der zweiten Woche eines massiven Masern-Ausbruchs." „Was sagen Sie da?“, fragte Murph. Zum ersten Mal hatte Jessie das Gef?hl, dass sie einen Hauch von Resignation in seiner Stimme sp?rte. Decker l?ftete schlie?lich das Geheimnis, das er bis zu diesem Punkt bewahrt hatte. „Es gibt tats?chlich einen Fall, der heute Nacht hereingekommen ist, bei dem Sie behilflich sein k?nnten, Hunt. Es ist in Studio City passiert, also k?mmert sich die North Hollywood Station darum. Aber das FBI hat Interesse gezeigt und einen Agenten beauftragt, es zu untersuchen. Ich k?nnte Sie mit ihm bekannt machen.“ „Was ist es f?r ein Fall?“, fragte Jessie und versuchte ruhig zu bleiben, auch wenn die Aufregung in ihr anstieg. „Jemand wurde erstochen, ziemlich grauenvoll. Noch kein Motiv oder Verd?chtige. Aber Ihre beiden Jungs sind gro?e Messerfans, oder?" „Das ist wahr", stimmte sie zu. „Es k?nnte v?llig ohne Zusammenhang sein", r?umte er ein. „Aber es ist der erste Mord, auf den ich gesto?en bin, der ins Profil zu passen scheint." „Also planen Sie wirklich, Sie gehen zu lassen?“, fragte Murph, obwohl er die Antwort bereits kannte. „Nun, ich denke, dass sie mit einem FBI-Agenten als Partner und mehreren Beamten, die sie im Auge behalten, sicher sein sollte. Ist diese Annahme falsch?" „Polizeipr?sident Decker", antwortete Murph neutral, „es ist allgemein bekannt, dass niemand jemals sicher sein kann. Und es ist meine pers?nliche Meinung, dass es vollkommen unsicher ist, dass diese eine Person, die wir sch?tzen, jetzt hinausgeht und einen Mord untersucht, der m?glicherweise von einem der Menschen begangen wurde, vor denen wir sie zu sch?tzen versuchen." „Aber", mischte Jessie sich ein und war schlie?lich bereit, den Punkt auszusprechen, den sie in der Reserve gehalten hatte, „es ist nicht wirklich schlimmer als der Status quo. Seit fast zwei Wochen stehe ich unter Schutz. Aber niemand hat etwas ?ber die M?nner herausgefunden, die mich verfolgen, was den Status quo ver?ndern k?nnte. Es kostet die Stadt, das LAPD etc. ein kleines Verm?gen, ohne dass ein Ende in Sicht ist. So wie es aussieht, muss ich mir wohl eine neue Identit?t zulegen... zum zweiten Mal in meinem Leben!" „So sehen wir das nicht…“, sagte Murph. „Bitte lassen Sie mich ausreden", sagte sie und jeglicher ?bermut war jetzt aus ihrer Stimme verschwunden. „Das muss aufh?ren. Ich habe jede Nacht Alptr?ume, dass meine Schutztruppe abgeschlachtet wird. Ich springe bei jedem unerwarteten Ger?usch und krieche bei jeder pl?tzlichen Bewegung. Ich bin ein Gefangener in diesem Haus, obwohl ich nichts falsch gemacht habe. Es geht nicht darum, wie ich leben will. Ich w?rde lieber versuchen, diese Kerle zu erwischen und tot zu enden, als den Rest meines Lebens in Angst zu verbringen. Ich habe die F?higkeiten und das Insiderwissen, um beide M?nner, die mir Schaden zuf?gen wollen, zu finden. Erlauben Sie mir, das zu unserem Vorteil zu nutzen. Es ist keine vollkommen abwegige Bitte." Decker und Murph sahen sich an. Nach dem, was sich wie eine Ewigkeit anf?hlte, sprach der Beamte. „Ich werde es mit Corcoran besprechen", gab er nach, bevor er hinzuf?gte, „wenn Sie bestimmten Bedingungen zustimmen." „Welche Bedingungen?“, fragte Jessie, obwohl sie bereit war, an dieser Stelle fast allem zuzustimmen." „Ihre Schutztruppe bleibt immer bei Ihnen – keine Versuche, uns loszuwerden. Sie werden die N?chte weiterhin im sicheren Haus verbringen. Sie stimmen allen Sicherheitsvorkehrungen zu, selbst Ausweichman?verm, die Sie f?r ?bertrieben halten. Sie beugen sich in jedem Feldszenario dem Urteil der Beamten, egal f?r wie ?bervorsichtig Sie es auch halten. Wenn wir Sie auffordern zu gehen, stimmen Sie zu und gehen, ohne Fragen zu stellen. K?nnen Sie diesen Bedingungen zustimmen, Fr?ulein Hunt?" „Einverstanden", sagte sie ohne zu z?gern, ob sie nun beabsichtigte, sie einzuhalten oder nicht. „Dann meinetwegen, Sie brauchen allerdings noch die Genehmigung durch meinen Vorgesetzten." Jessie sah Decker an, der anscheinend ein Grinsen unterdr?ckte. „M?chten Sie Ihren neuen Partner kennenlernen?", fragte er. KAPITEL VIER Jessie war nicht beeindruckt. Der FBI-Agent, der f?r die Abteilung mit dem Fall der erstochenen Frau zust?ndig war, sah aus wie ein alter Baseballspieler, der ins Spiel gerufen wurde, weil alle Spieler verletzt waren. Als sie sich ihm n?herte, um ihn zu begr??en, bemerkte Jessie, dass der Typ, der Ende drei?ig oder Anfang vierzig war, einen ?berraschend gro?en Bauch f?r einen FBI-Agenten hatte. Dar?ber hinaus war sein Haar unerwartet lang und zerzaust und fast vollst?ndig grau. Sein verbrauchtes Gesicht und sein salziger Duft deuteten darauf hin, dass er mehr Zeit mit Surfen als mit der Arbeit an F?llen verbrachte. Sein Sakko war am Kragen ausgefranst und seine Krawatte war nur locker gebunden. Und obwohl es noch am Morgen war, hatte er bereits eine beeindruckende Anzahl von Essensflecken auf seiner zerknitterten Hose. „Jack Dolan", sagte er und streckte seine Hand aus, als sie sich n?herte, sagte sonst aber nichts. „Jessie Hunt", sagte sie und versuchte, bei seinem festen Griff nicht zusammenzuzucken. „Ah, ja. Die ber?chtigte Profilerin, Schr?gstrich Tochter eines Serienm?rders, Schr?gstrich Psycho-Fl?stererin, die sich nachts vor M?nnern versteckt, die sie ermorden k?nnten." „Das steht auf meiner Visitenkarte", antwortete Jessie sauer und war nicht gerade begeistert von all den Annahmen, die dieser Typ direkt auf Anhieb machte. „Dolan", mischte Decker sich ein und unterbrach den eisigen Austausch, „da der Fall der erstochenen Frau in der Studio City mehrere potenzielle Merkmale von Xander Thurman und Bolton Crutchfield aufweist, haben wir beschlossen, dass Frau Hunt sich Ihnen anschlie?en sollte, um zu beurteilen, wie wahrscheinlich es ist, dass einer von ihnen verantwortlich ist." Dolan sah Decker an, dann Jessie und schlie?lich Murph. „Also", fragte er scheinbar verwirrt. „Bin ich jetzt ihr Babysitter? Oder wechseln wir uns ab?" Jessie ?ffnete ihren Mund und war sich nicht sicher, was sie anderes sagen k?nnte, als Schimpfw?rter. Aber bevor sie ein Wort verlieren konnte, sprach Decker. „Betrachten Sie sie f?r die Dauer des Falles als Ihre Partnerin. Ich nehme an, Sie stehen hinter Ihren Partnern, Dolan? Das ist nichts anderes." Dolan schwieg. Aus dem Augenwinkel sah Jessie Murph mit einem Grinsen k?mpfen. Sie wandte sich an Decker. „Kann ich Sie kurz unter vier Augen sprechen?", fragte sie. Er nickte und sie gingen in Richtung Flur. „Warten Sie mal", sagte Murph. „Dolan und ich gehen nach drau?en. Sie beiden reden hier drinnen; je weniger Leute Sie sehen, desto besser." Nachdem sie gegangen waren, wandte sich Jessie mit funkelnden Augen an Decker. „Ist das eine Art Bestrafung? Ist das der Grund, warum Sie mich mit diesem Kerl zusammenbringen? K?nnen Sie Hernandez nicht einfach von dem Fall abziehen, an dem er arbeitet, sodass wir zusammenarbeiten k?nnen?" „Kriminalkommissar Hernandez ist nicht verf?gbar", sagte er kurz. „Wir ziehen Kommissare nicht einfach von dreifachen Mordf?llen ab, um die Launen anderer Mitarbeiter zu ber?cksichtigen. Sie sollten nicht davon ausgehen, in n?chster Zeit von ihm zu h?ren. Wenn Sie trotzdem etwas von ihm h?ren, bedeutet das, dass er seinen Job nicht macht. Au?erdem ist Dolan f?r diesen Fall mehr als qualifiziert. Und er ist derjenige, der uns zur Verf?gung gestellt wurde. Also finden Sie einen Weg, mit ihm zusammenzuarbeiten. Andernfalls k?nnen Sie zur?ck ins Sicherheitshaus gehen. Es ist Ihre Entscheidung, Hunt." * Die Fahrt nach Studio City war besonders unangenehm. Dolan war offensichtlich nicht gl?cklich dar?ber, dass er auf dem R?cksitz einer Limousine sitzen musste, die von einem US-Polizisten gefahren wurde. Murph und Toomey waren nicht gerade begeistert dar?ber, zwei m?rrische Ermittler herumzufahren. Und Jessie ?rgerte sich ?ber so ziemlich alles. Trotz allem, was Decker gesagt hatte, f?hlte sie sich, als h?tte sie drei Babysitter im Auto und zwei weitere in einem Fahrzeug hinter ihnen. Ihr "Partner" betrachtete anscheinend ihre Beteiligung am Fall als eine Alibi-Aktion. Und die Polizisten hassten es offensichtlich, gut ausgebildete Diener zu sein. Als sie am Tatort ankamen, waren alle gereizt. Toomey fand das Haus schnell. Es war das charmante, im spanischen Stil erbaute, einst?ckige Haus mit einem halben Dutzend Polizeiautos und unz?hligen gelben Polizeib?ndern davor. Au?erdem standen dort zwei Fahrzeuge von Fernsehsendern. Er fuhr an allen vorbei und parkte auf halbem Weg den Block hinunter, wo sie nicht zu sehen waren. „Wie gehen wir jetzt mit der Situation um?“, fragte er den Rest von ihnen. „Wir d?rfen nicht zulassen, dass jemand sieht, wie Hunt in dieses Haus geht. Wenn dies die Handschrift von Thurman oder Crutchfield tr?gt, werden sie die Situation genau beobachten, um zu sehen, ob sie auftaucht. Und selbst wenn es das nicht ist, wollen wir nicht, dass ihr Gesicht in den Nachrichten zu sehen ist." Jessie wartete, um zu sehen, ob einer von ihnen die offensichtliche L?sung vorschlagen w?rde. Als niemand es tat, sprach sie. „Drehen Sie um", befahl sie. „Da war keine Einfahrt. Das bedeutet, dass es von der Stra?e aus einen Garagenzugang geben muss. Er wird f?r die Fernsehteams gesperrt sein. Wir sollten in der Lage sein, reinzukommen, ohne dass Kameras in die N?he kommen." Niemand schien Einw?nde zu haben, also startete Toomey das Auto erneut und tat, was sie befahl. Er funkte die anderen Beamten an, um ihnen den Plan mitzuteilen, und riet ihnen, auf der Hauptstra?e zu bleiben. Tats?chlich war die schmale Gasse an beiden Enden von Streifenwagen blockiert. Sie fuhren rechts ran und stiegen aus. Murph und Dolan zeigten ihre Abzeichen dem n?chsten Beamten, der sie passieren lie?, ohne nach einem Ausweis von Toomey oder Jessie zu fragen, die ihre Identit?t weder einem Polizisten noch sonst jemandem mitteilen wollte. Sie gingen durch das Hintertor und die Verandatreppe hinauf zum Eingang, wo ein anderer Beamter nach ihren Ausweisen fragte. Er z?gerte weniger, sie passieren zu lassen, ohne die von allen zu sehen. Aber Dolan lehnte sich nach vorne und fl?sterte dem Beamten etwas zu, was Jessie nicht h?ren konnte. Dieser nickte und trat zur?ck, um sie durchzulassen. Als sie durch die T?r traten, versuchte Jessie, all die Probleme des Morgens auszublenden und sich auf ihre Umgebung zu konzentrieren. Sie war jetzt an einem Fall dran, und das Opfer, wer auch immer es war, verdiente ihre volle Aufmerksamkeit. Die Hintert?r ?ffnete sich in die K?che, die zeitgem?? und mit allen modernen Ger?ten ausgestattet war. Tats?chlich sah alles so unber?hrt aus, dass sie vermutete, dass alles in den letzten sechs Monaten neu gemacht worden war. Etwas an dem Haus erinnerte sie an die brandneuen McMansions all dieser neureichen Paare in Orange County, wo sie kurz gelebt hatte, bevor sie merkte, dass ihr jetziger Ex-Mann Kyle Voss ein gewaltt?tiger Soziopath war. „Wer wohnt hier?", fragte sie niemanden explizit. Ein jung aussehender Mann mit Uniform und sandfarbenem, blondem Haar, der in der Ecke stand, h?rte sie und kam auf sie zu. „Ich dachte, die Kommissare w?ren fertig", sagte er. „Das FBI hilft aus", meldete sich Dolan freiwillig, zeigte seinen Ausweis und sah sich das Namensschild des jungen Polizisten an. „Was k?nnen Sie uns sagen, Martin?" „Ja", antwortete Martin. „Das Haus ist von zwei Frauen gemietet. Gabrielle Cantu und Claire Stanton. Stanton ist das Opfer. Sie war 23 Jahre alt. Sie wurde heute Morgen fr?h von Cantu und ihrer Verabredung gefunden." „Wo ist Cantu jetzt?“, fragte Jessie. „Bei ihrer Verabredung", antwortete Martin. „Er wohnt gleich hinter dem H?gel am Mulholland Drive. Sie hat keine Familie in der Stadt, also sagte er, er w?rde sie bei sich aufnehmen, bis es ihr besser geht. Sie f?hlt sich offensichtlich nicht wohl bei dem Gedanken, irgendwann wieder hierher zur?ckzukehren." „Wo wurde Stantons Leiche gefunden?“, fragte Dolan. „Im Badezimmer", sagte Martin. „Ich zeige es Ihnen." Als er sie den Flur entlang f?hrte, bemerkte Jessie, dass die Beamten Murph und Toomey Abstand hielten. Sie schienen weniger an den Details des Falles interessiert zu sein, als daran, alle anderen – Beamte, Tatortreiniger etc. – zu ?berpr?fen. Sogar in einem Haus, das voller Strafverfolgungsbeamter war, wurden sie alle als potenzielle Bedrohung f?r die zu Besch?tzende, also f?r sie, betrachtet. Sie fragte sich, welcher Arbeit Gabrielle und Claire nachgingen, da sie es sich leisten konnten, mit Anfang zwanzig ein Haus wie dieses zu mieten. Sie vermutete, dass sie beide Mitarbeiterinnen in Anwaltskanzleien sein k?nnten. Aber ihre bisherige Erfahrung in diesem Job sagte ihr, dass es sich eher um Models oder Treuhandfonds-M?dels handelte. Sie k?nnten auch Schauspielerinnen sein. Und obwohl es ein Stereotyp war, erh?hte die Tatsache, dass sie im San Fernando Valley lebten, die Chancen, dass sie Pornodarstellerinnen waren. Das Wohnzimmer hatte einen Gro?bildfernseher mit Surround-Sound-Lautsprechern, Ledersofas und einer Bar. Als sie den Flur zu den Schlafzimmern betraten, bemerkte Jessie, dass es kunst-technisch nicht viel zu sagen gab. Da war Spielzeug und Technik, aber nichts, was darauf hindeutete, dass die Bewohner eine langfristige Investition in dieses Haus gesteckt hatten. Als sie das erste Schlafzimmer erreichten, hielt Martin an. „Das war Claire Stantons Zimmer", sagte er. „Das Badezimmer ist die Verbindung zum Schlafzimmer des anderen M?dchens. So hat sie sie gefunden. Stanton lag in der Wanne." „Ist das Tatort-Team da drin schon fertig?“, fragte Jessie. „Ist es in Ordnung, wenn wir reingehen?" „Ja. Der K?rper wurde abtransportiert. Ich kann Ihnen vom leitenden Ermittler die Fotos zukommen lassen, wenn Sie m?chten." „Bitte", sagte Jessie und trat ins Badezimmer. Die Leiche mochte zwar verschwunden sein, aber die ?berreste des Massakers waren erhalten geblieben. W?hrend der Rest des Badezimmers unber?hrt aussah, war die Wanne, ein altmodisches, freistehendes Design in der Mitte des Raums, mit Blut bedeckt, von dem sich ein Gro?teil zu einer dunklen, z?hfl?ssigen Pf?tze in der N?he des Abflusses zusammengefunden hatte. Als Jessie die Szene genauer betrachtete, tauchten die Fotos vom CSI auf ihrem Handy auf. Sie lud sie herunter, w?hrend Dolan, der die gleiche Nachricht erhalten hatte, dasselbe auf seinem Handy tat. Auf dem ersten Foto war Claire Stantons K?rper in der Wanne mit dem Gesicht nach oben liegend zu sehen, mit einem Arm ?ber den Rand h?ngend. Ihre Augen waren offen und das Blut sickerte aus ihrem Hals und bedeckte ihre Brust und einen Gro?teil ihres Gesichts. Trotzdem konnte Jessie erkennen, dass das M?dchen sch?n war, noch mehr als die Busladungen von h?bschen, aufstrebenden Hollywood-Transplantationen. Blond und zierlich, mit get?nten, gebr?unten Beinen, sah sie aus wie die Cheerleaderin einer gro?en Universit?t. Weitere Fotos zeigten Nahaufnahmen ihres Halses und die Einstiche. W?hrend es schwer zu sagen war, sahen die Wunden bei der ersten Inspektion zu zerkl?ftet und rau aus, um von Messern verursacht worden zu sein. Wenn Jessie h?tte raten m?ssen, sah es eher wie das Ergebnis eines Schraubendrehers aus oder... „Schl?ssel", sagte Dolan. „Was?“, sagte der Beamte Martin aus der Ecke des Raumes. „Diese Verletzungen an ihrem Hals – sie sehen aus, als h?tte sie jemand mit langen Schl?sseln erstochen. Hatten die Leute am Tatort irgendwelche Vermutungen?" „Ich war nicht da, als sie die Szene beurteilten", gab er zu. „Ich denke, Sie haben Recht", sagte Jessie. „Die Einstiche sehen aus, als ob sie aus verschiedenen Winkeln kamen und unterschiedlich tief landeten, fast so, als ob der Angreifer mehrere Schl?ssel gepackt hat und sie alle gleichzeitig in sie hineingedr?ckt hat." „Ich wusste nicht, dass Sie eine Ausbildung in Tatortanalyse haben", sagte Dolan, seine Augenbrauen erhoben sich skeptisch. „Das habe ich nicht. Aber ich bin darauf trainiert, zu sehen, was direkt vor mir liegt", antwortete sie. „Au?erdem habe ich einige Erfahrungen mit Messerangriffen. Noch wichtiger ist, dass ich in psychologischem Verhalten ausgebildet bin. Und nach den vorl?ufigen Bildern hier w?rde ich sagen, dass wir es wahrscheinlich eher mit einem Verbrechen aus Leidenschaft als mit einem geplanten Angriff zu tun haben." „Warum sagen Sie das?“, fragte Dolan ohne zu diskutieren. „Es ist schwer vorstellbar, dass jemand, der im Voraus plant, Schl?ssel als seine Angriffsmethode w?hlt. Es ist zu schmutzig und nicht sicher in Bezug auf die Effektivit?t. Das f?hlt sich eher improvisiert an." „Ein Verbrechen aus Leidenschaft?“, wiederholte Dolan neckisch. „Es ist ein Klischee, aber ja." „So l?sst sich also die Theorie, dass es Crutchfield oder Thurman waren, nicht untermauern“, bemerkte er. „Soweit ich wei?, sind sie beide ziemlich sorgf?ltig." „Ich w?rde zustimmen, dass es die Wahrscheinlichkeit verringert." „Wann kam der Anruf?“, fragte Dolan und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Beamten Martin. „Kurz nach zwei Uhr morgens. Cantu und ihre Verabredung waren von ihrem Date zur?ckgekehrt. Sie ging ins Badezimmer und fand sie dort. Der Typ, namens Carter Harrington, rief den Notruf an." Dolan ging noch ein paar Sekunden lang durch das Badezimmer und sah gelangweilt aus. „Ich denke, wir haben hier vorerst alles gesehen, was es zu sehen gibt", sagte er und wandte sich an Jessie. „Was halten Sie davon, wenn wir Gabrielle Cantu besuchen und sehen, ob sie etwas Licht ins Dunkle bringen kann?" Jessie nickte. Sie konnte sp?ren, dass er versuchte, die Dinge voranzutreiben. Wenn dieser Fall nicht mit einem ihrer herausragenden Serienm?rder zusammenhing, wollte er das eindeutig schnell feststellen, damit er den Fall zusammen mit ihr abgeben konnte. Obwohl es ihr so kalt vorkam, konnte Jessie es ihm nicht wirklich ver?beln. Er war hinter Serienm?rdern her, nicht hinter Opfern von ungeschickten Morden mithilfe von Schl?sseln. Und obwohl sie es ungern zugeben wollte, war sie es auch. KAPITEL F?NF Was auch immer Gabrielles Date, Carter Harrington, f?r seinen Lebensunterhalt tat, es machte sich bezahlt. Die Akte, die sie auf dem Weg zu ihm las, identifizierte ihn nur als "Marktinvestor", was so ziemlich alles bedeuten konnte. Seine bewachte Villa am Briar Summit Drive, direkt vor dem Mulholland Drive, war drei Stockwerke hoch und bot einen Blick auf das San Fernando Valley und die Westseite von Los Angeles. Nachdem sie angeschnallt waren, fuhren Jessie, Dolan, Murph und Toomey ?ber die lange Auffahrt zum Parkplatz vor dem Haus. Die anderen Beamten blieben au?erhalb des Anwesens in ihrem Fahrzeug. Carter Harrington kam heraus, um sie zu begr??en. Er war Ende vierzig, hatte salzige Haare und einen passenden K?rperbau, der darauf hindeutete, dass er viel Zeit zum Trainieren hatte. Harrington war l?ssig gekleidet. Er trug ein Poloshirt, eine kurze braune Hose und Sandalen. Er l?chelte, aber aus seinen roten, tr?ben Augen war klar zu erkennen, dass er die ganze Nacht wach gewesen war. „Carter Harrington", sagte er und reichte seine Hand zuerst Jessie und dann Dolan. „Es tut mir leid, Sie unter diesen Umst?nden kennenzulernen." „Nat?rlich", sagte Jessie. „Ich bin Jessie Hunt vom LAPD und das ist Jack Dolan vom FBI. Danke, dass Sie zugestimmt haben, uns so schnell zu treffen." „Das FBI?“, wiederholte Harrington, eindeutig ?berrascht. „Was ist mit den Kommissaren, mit denen ich im Haus gesprochen habe?" „Oh, sie sind immer noch das leitende Team der Untersuchung", sagte Dolan unverbl?mt. „Aber wir behandeln dies als einen l?nder?bergreifenden Fall. Das ist nicht ungew?hnlich." Harrington schien diese Antwort zu akzeptieren, obwohl es f?r Jessie eine v?llig bedeutungslose Antwort war, was wahrscheinlich der Grund war, warum Dolan es sagte. „Wo ist Frau Cantu?", fragte sie. „Ja, genau“, sagte er, als ob er sich daran erinnern w?rde, warum sie ?berhaupt dort waren. „Gabby ist drinnen und schaut fern. Sie hat ein Mittel genommen, um ihre Nerven zu beruhigen, aber sie ist wach. Sie sind wahrscheinlich zum idealen Zeitpunkt gekommen. Sie ist bei Bewusstsein, aber nicht aufgew?hlt." „Gro?artig", sagte Dolan. „Vielleicht k?nnen Sie uns Ihre Version der Ereignisse auf dem Weg zu ihr schildern." „Sicher", stimmte Harrington zu, bevor er bemerkte, dass nur Murph zu ihnen stie? und Toomey beim Auto blieb. „?hm, was ist mit Ihrem Freund da los?", fragte er. „Oh, er ist nur f?r die moralische Unterst?tzung hier", sagte Dolan geradeheraus. „Achten Sie nicht auf ihn oder den anderen Kerl. Hunt und ich k?mmern uns um die Details." „Okay", sagte Harrington und f?hrte sie ins Haus, ohne nachzufragen, obwohl er offensichtlich ?ber die ganze Situation verwirrt war. „Also", sagte Jessie und versuchte, dem Loch im Boden auszuweichen. „Was haben Sie letzte Nacht in dem Haus gemacht?" „Nun. Ja", sagte er und klang pl?tzlich unbehaglich, als er den holzverkleideten Flur vor ihnen entlang ging. „Gabby und ich sind feiern gewesen. Es war unser erstes Date und wir waren in ein paar Clubs tanzen. Sie lud mich zu sich nach Hause ein und ich sagte ja. Ich… setzte mich auf ihr Bett, als sie f?r eine Minute ins Bad verschwand. Pl?tzlich h?rte ich sie schreien und rannte zu ihr. Ich sah, was Ihre Kollegen gesehen haben. Ihre Mitbewohnerin lag in der Wanne. Ich habe sofort den Notruf angerufen. Wir gingen ins Wohnzimmer und blieben dort, bis Hilfe kam." „Sie hatten Claire noch nie zuvor getroffen?“, fragte Dolan. Harrington hielt am Eingang zu einem gro?en Raum an, von dem Jessie annahm, dass es sich um das Wohnzimmer handelte. Sie konnte das Ger?usch des Fernsehers im Hintergrund h?ren. „Nein. Ich wusste nicht mal, dass Gabby eine Mitbewohnerin hatte. Wie ich schon sagte, es war unser erstes Date. Wir hatten vorher nur getextet und telefoniert." „Wie haben Sie Gabby kennengelernt?“, fragte Jessie und versuchte, so l?ssig wie m?glich zu klingen. „?ber eine Dating-Seite", antwortete er schlichtweg. Wei? deine Frau davon? Jessie war versucht, die Frage laut zu stellen, entschied sich aber, sie f?r sp?ter zur?ckzuhalten, wenn sie sie brauchte. Die helle Haut auf Harringtons sonst gebr?untem Ringfinger deutete darauf hin, dass er entweder erst k?rzlich geschieden worden war oder seinen Ring f?r diese Gelegenheit abgenommen hatte. „W?rde es Ihnen etwas ausmachen, uns vorzustellen?“, fragte Dolan. „Wir wollen nicht, dass sie ausflippt, wenn wir hereinkommen." „Klar", sagte Harrington und f?hrte sie in das Wohnzimmer mit der gew?lbten Decke und den Glasfenstern vom Boden zur Decke. „Gabby", sagte er mit fester, aber sanfter Stimme. „Hier sind ein paar Leute, die dich sehen wollen." Eine Frau, die auf der Couchlounge lag, hob den Kopf. Obwohl sie kaputt aussah und ihre Augen rot waren von dem, was Jessie f?r stundenlanges Weinen hielt, war sie immer noch atemberaubend sch?n. Exotischer und sinnlicher als der rein amerikanische Look von Claire, hatte sie lange dunkle Haare, die ?ber ihre Schultern hingen. Als sie sich aufsetzte, sah Jessie, dass sie die Art von K?rper hatte, der jemanden wie Carter Harrington dazu bringen k?nnte, seinen Ehering zu verstecken. „Wer sind Sie?", fragte sie ver?ngstigt und trotzig zugleich. „Mein Name ist Jessie, Gabby", antwortete Jessie freundlich und ergriff die Initiative. „Das ist Jack. Wir sind Teil des Teams, das untersucht, was gestern Abend passiert ist. Wir wissen, dass du bereits einige Fragen beantwortet hast, aber wir haben noch weitere. Glaubst du, dass du daf?r bereit bist?" „Ich glaube schon", sagte Gabby widerstrebend. „Danke", sagte Jessie, ging hin?ber und setzte sich auf die Couch, die der Lounge am n?chsten war. „Wir werden versuchen, es kurz zu halten. Ich wei?, dass du vollkommen fertig bist." Gabby nickte und blickte dann in die Ecke des Raumes. „Wer ist das?“, fragte sie und zeigte auf den Beamten, der sich zwischen dem Eingang zum Wohnzimmer und dem Flur, den sie gerade passiert hatten, positioniert hatte. „Das ist Murph", sagte Jessie. „Er ist kein gro?er Redner. Aber er ist wirklich klug. Er wird nur zuh?ren. Jack und ich werden die Fragen stellen. Warum setzen Sie sich nicht, Jack?" Sie warf Dolan einen Blick zu, der besagte “Setz dich hin – du machst ihr Angst". Und er schien zu verstehen und setzte sich. „Also, fangen wir an, Gabby", begann Jessie. „Wei?t du, ob jemand Claire k?rzlich bedroht hat? Vielleicht ein Ex oder ein Kollege, mit dem sie einen Streit hatte?" Gabby sa? einen Moment lang still da und dachte nach. „Nicht, dass ich w?sste", sagte sie schlie?lich. „Sie war ein Schatz. Es war schwer, wirklich sauer auf sie zu sein." „Wirklich?“, fragte Jessie. „Ein h?bsches M?dchen wie sie – ich k?nnte mir gut vorstellen, dass sie den ein oder anderen Verehrer entt?uscht hat.“ „Vielleicht. Ich glaube schon. Aber sie war wirklich gut darin, mit den Jungs Schluss zu machen. Erst gestern habe ich ein Telefonat mitbekommen, in dem sie mit jemandem Schluss gemacht hat. Sie war wirklich einf?hlsam." „Dann hatte sie also k?rzlich einen Streit", bemerkte Dolan. „Hm ja, scheint so“, sagte Gabby und schien erst jetzt zu erkennen, dass der Anruf zu dem von Jessie beschriebenen Profil passte. „Mit wem hat sie gesprochen?“, fragte Jessie schnell und wollte nicht, dass die Stimmung zu anklagend wird. „Ich wei? es nicht. Die andere Stimme in der Leitung war laut. Aber ich war in einem anderen Raum. Ich wollte nicht, dass Claire wei?, dass ich zuh?re. K?nnt ihr so etwas nicht zur?ckverfolgen?" „Ja, das k?nnen wir, Gabby", sagte Jessie beruhigend. „Was kannst du uns noch ?ber letzte Nacht erz?hlen?" „Ich habe den anderen Kommissaren bereits von dem Date erz?hlt, das sie letzte Nacht hatte. Normalerweise hat sie immer alle Details in ihrem Handy gespeichert." „Ist es m?glich, dass sie ihr Date mit nach Hause genommen hat, so wie du bei Carter?“, fragte Jessie. „Ich bezweifle es", sagte Gabby und setzte sich noch ein wenig mehr auf. Es sah so aus, als w?rde sie etwas Gesichtsfarbe verlieren. „Warum nicht?" fragte Jessie. „Sie mochte es nicht, Jungs zu uns nach Hause zu bringen. Wenn sie… Lust hatte, ging sie normalerweise mit zu ihnen. Sie wollte nicht, dass die Leute wussten, wo sie wohnte. Sie hat ein paar schlechte Erfahrungen gemacht, wissen Sie?" „Eigentlich", sagte Dolan und sah ver?rgert aus, „wissen wir das nicht. Aber es klingt nach etwas, was wir definitiv nachverfolgen werden. K?nnen Sie uns irgendwelche Namen nennen?" „Mir f?llt gerade keiner ein", sagte Gabby und verga?, dass sie sich immer wieder selbst widersprach. „Ich habe ihre Dates nicht wirklich im Auge behalten, es sei denn, sie hat einen Namen ein paar Mal erw?hnt. Ich dachte, wenn es ihr nicht wichtig genug war, musste ich mich auch nicht daran erinnern." Jessie hatte das Gef?hl, dass es zwischen den beiden gen?gend "Dates" gab, die es schwierig machen k?nnten, den ?berblick ?ber die Namen zu behalten. Sie blickte zu Carter Harrington hin?ber, der das Gewicht auf seinen F??en unangenehm hin und her verlagerte, als ob das Gespr?ch in eine Richtung ausuferte, die er lieber vermeiden w?rde. Sie ?berlegte, ob dies der Moment sei, in diese Richtung zu gehen, als Dolan pl?tzlich sprach. „Frau Cantu", sagte er, sein Tonfall klang nun alles andere als warm „es ist ziemlich eindeutig, dass Sie ein paar Dinge vor uns verheimlichen. Ich wei? nicht, ob Sie sich dessen bewusst sind, aber einen Bundesagenten anzul?gen ist ein Verbrechen." Jessie wurde bange ums Herz. Das M?dchen war bereits zerbrechlich, und die Bedrohung schien kontraproduktiv. „Ich habe nicht gelo…“, stotterte Gabby. Dolan unterbrach sie. „Selbst zu sagen, dass Sie nicht l?gen, k?nnte als L?ge ausgelegt werden", bemerkte er. „Es ist klar, dass mit Ihren und Claires Dates etwas ist, das Sie uns nicht mitteilen. Ich verstehe schon. Sie wollen sich nicht selbst belasten. Aber wir werden sowieso alles irgendwann herausfinden. Die einzigen Fragen sind: Wird es fr?her oder sp?ter sein und werden Sie uns behilflich sein oder nicht. Wenn es fr?her ist und Sie uns behilflich sind, k?nnen wir sehr entgegenkommend sein. Wenn es sp?ter ist und Sie uns nicht helfen, k?nnen wir sehr ungem?tlich werden." Gabby sah ver?ngstigt aus. Jessie versuchte, die Dinge ein wenig zu beschwichtigen, ohne zu sehr auf Dolans F??e zu treten. Sie beschloss, nicht so sehr den guten Polizisten zu spielen, wie den weniger schrecklichen Polizisten. „Gabby, Ihre Hilfe k?nnte im Moment den Unterschied machen, ob wir denjenigen erwischen, der Claire das angetan hat oder nicht. Jede Sekunde, in der wir im Dunkeln tappen, ist eine weitere Sekunde, in der ihr M?rder seine Beteiligung verbergen und seine Spuren verwischen kann. Du willst nicht daf?r verantwortlich sein, oder?" Sie sch?ttelte den Kopf. „Und Sie wollen sich auch nicht der Anklage stellen, eine Untersuchung behindert zu haben", f?gte Dolan eindringlich hinzu. „Nein", fl?sterte Gabby. „Dann lassen Sie es uns wissen", forderte er. „Wir haben keine Gesetze gebrochen", betonte sie klagend. „Wir sind nur.... mit vielen Typen zusammen. Meistens ?ltere Kerle, manchmal verheiratet." „Seid ihr Eskorten?“, fragte Dolan und weigerte sich, nett zu sein. „Nein!“, sagte sie unnachgiebig. „Wir haben einfach zugelassen, dass sie uns Sachen kaufen. Ab und zu knacken wir den Jackpot und einer von ihnen wird zu einem – haben Sie jemals den Begriff "Suggar-Daddy" geh?rt?" „Ja", sagte Dolan und hielt ausnahmsweise die Herablassung einmal aus seiner Stimme. „Nun, das ist es, worauf wir aus sind", sagte sie, bevor sie sich an Harrington wandte und hinzuf?gte: „Nichts f?r ungut." „Glauben Sie mir", sagte Jessie, „nichts davon kommt f?r ihn wie ein Schock. Er wusste, worauf er sich einl?sst. Sprechen Sie weiter." „Wenn also einer von uns einen Suggar-Daddy fand, stimmte er normalerweise zu, f?r unsere Miete und andere Dinge aufzukommen. Manchmal dauerte das ein paar Wochen an. Manchmal ging es monatelang so. Normalerweise wechseln wir die Jungs ab. Aber manchmal wurde es zu etwas mehr. Eine von uns w?rde f?r eine Weile eine Art professionelle Geliebte werden. Irgendwann w?rden wir es beenden, wenn es langweilig w?rde. Es wurde fast immer langweilig. Manchmal w?rde er es beenden, normalerweise, wenn er dachte, seine Frau w?rde es herausfinden." „Wie k?nnte seine Frau es herausfinden?“, fragte Jessie und kannte die Antwort bereits. „Und denk daran, was Agent Dolan dar?ber gesagt hat, das FBI anzul?gen." „Claire oder ich w?rden einem Mann sagen, dass seine Frau die Wahrheit wissen sollte. Normalerweise schreckte sie das ab. Manchmal gaben sie uns sogar ein kleines Extra, um sicherzustellen, dass wir schwiegen." „Das nennt man Erpressung", betonte Dolan. „Was ist das?“, sagte Gabby wirklich ahnungslos. „Ihr wolltet die Beziehung nicht aufrecht erhalten?“, fragte Jessie schnell und wollte sich nicht mit Nebens?chlichkeiten aufhalten. „Hoffen, dass der Typ seine Frau f?r euch verl?sst?" „Machen Sie Witze?“, fragte Gabby und klang fast beleidigt. „Ich bin 23 Jahre alt. Ich bin nicht bereit f?r eine Beziehung. Auf diese Weise habe ich viele Vorteile, kann aber trotzdem feiern, ohne an der Leine von jemandem zu sein. Dabei geht es darum, Spa? zu haben, ohne zu hart daf?r arbeiten zu m?ssen. Ich meine, vielleicht werde ich ruhiger, wenn ich alt bin, so sechsundzwanzig oder so. Aber im Moment will ich einfach Spa? haben." Es herrschte eine lange Stille im Raum. Niemand schien zu wissen, wie man auf diese Wahrheit reagieren sollte. Jessie versuchte sich klarzumachen, dass sie in Gabbys Kopf, als eine fast drei?igj?hrige Frau, alt war. „Wie haben Sie diese Typen gefunden?", schaffte sie es schlie?lich zu fragen. „Es gibt da eine Website. Sie hei?t "The Look of Love" oder kurz "LOL". Sie hilft wohlhabenden ?lteren M?nnern dabei, sich mit netten jungen M?dchen zu verabreden. Was danach passiert, bleibt jedem selbst ?berlassen." „Hast du ein Profil auf der Seite eingerichtet?“, fragte Jessie. „Ja, so k?nnen die M?nner M?dchen finden, die ihr Typ sind. Und die Seite f?hrt einen Sicherheitscheck an den M?nnern durch." Jessie und Dolan blickten zu Harrington, der sich in die Ecke des Wohnzimmers zur?ckgezogen hatte und aus einem der gro?en Fenster in Richtung Santa Monica blickte. „Haben Sie einen dieser Checks durchgemacht?“, fragte Dolan ihn. Harrington drehte sich um, seufzte tief und ging zur?ck zu ihnen. „Ja", gab er zu. „Haben Sie sich keine Gedanken dar?ber gemacht, dass diese Website Sie als Kunden speichert?“, wollte Jessie wissen. „Ein Freund hat mir davon erz?hlt, er b?rgt daf?r. Er kennt die Person, die die Website betreibt, also gibt es eine gewisse Verantwortlichkeit. Au?erdem ist es ein ziemlich exklusiver Kreis. Es gibt vielleicht f?nfzehn bis zwanzig Kunden und weniger als hundert M?dchen. Es liegt im Interesse aller, die Dinge unter Verschluss zu halten." „Wir brauchen den Namen des Betreibers der Webseite", sagte Jessie. Harrington sah aschfahl aus. „Aber wie Gabby schon sagte", scheute er, „es ist nichts Illegales. Es ist nur ein wirklich exklusiver Dating-Service." „Wir wollen es nicht abschalten", versicherte Jessie ihm, obwohl die Idee ansprechend war. „Wir m?ssen nur auf Claires Profil und die Dating-Geschichte zugreifen." „W?rden Sie erw?hnen, dass Sie die Informationen von mir bekommen haben?", fragte er. „Nur wenn wir m?ssen", sagte Dolan und zeigte, was Jessie f?r mehr Respekt vor ihm als vor Gabby hielt. „Keine Sorge", f?gte sie schroff hinzu. „Sie sollten das vor Ihrer Frau verheimlichen k?nnen, zumindest bis zum Prozess." „Was?" fragte er entsetzt. „Herr Harrington", sagte sie und wusste, dass sie mehr Freude daran hatte, als sie wahrscheinlich sollte, „wenn wir diesen Kerl erwischen, wird er vor Gericht kommen. Sie m?ssen vor Gericht aussagen. Also k?nnen Sie sich schonmal ?berlegen, wie Sie Frau Harrington Ihr "Date" erkl?ren. Vielleicht sollten Sie sie anrufen, bevor sie von der Reise zur?ckkehrt, auf der sie sich gerade befindet. Die, auf der Sie so bequem mit Gabrielle ausgehen konnten. Ich w?nsche Ihnen Gl?ck." KAPITEL SECHS Jessie war verbl?fft. „K?nnen Sie das wiederholen?", fragte sie ungl?ubig. „Sie haben mich geh?rt", sagte Dolan, als sie in der Einfahrt vor Harringtons Villa standen. „Jetzt, wo der Fall abgeschlossen ist, gehe ich zur?ck aufs Revier." „Der Fall ist nicht abgeschlossen", erinnerte sie ihn daran. „Da ist ein M?rder mit blutgetr?nkten Schl?sseln irgendwo da drau?en." „Das ist nicht meine Sache", sagte Dolan l?ssig. „Der Fall ist in Bezug auf Crutchfield und Thurman abgeschlossen. Es ist klar, dass der M?rder weder der eine noch der andere ist. Und da ich hinter den beiden her bin, ist dieser Fall offiziell hinten angestellt. Au?erdem k?nnen die Kommissare aus North Hollywood den Fall gut handhaben. Sie k?nnen einfach Namen von der Dating-Seite bekommen und herausfinden, wer von ihnen kein Alibi hat. Ich wette, dieser Fall ist in zw?lf Stunden gel?st, ohne die Hilfe von uns." Jessie wusste, dass er Recht hatte. Die urspr?nglichen Kommissare, die sie nicht einmal kennengelernt hatte, waren wahrscheinlich mehr als f?hig, diesen Fall zu bearbeiten. Und es schien keine Verbindung mehr zu einem der Serienm?rder zu geben, mit denen sie in Verbindung gebracht wurde. Das machte es schwer zu rechtfertigen, den M?rder weiter zu verfolgen. Aber sie wollte es wirklich. Nicht alle ihre Gr?nde waren selbstlos. Einer war einfach der Nervenkitzel der Jagd. Nachdem sie tagelang im Haus versteckt gehalten worden war, war sie nicht in der Lage gewesen, diesen Reiz zu sp?ren. Jetzt, da sie wieder auf den Geschmack gekommen war, konnte sie diesen Instinkt nicht einfach abschalten. Sie wusste auch, dass, wenn Polizeipr?sident Decker Dolan zustimmte, dieser Fall keine Verbindung zu einem der beiden Serienm?rder hatte, ihr ger?hmtes Insiderwissen und ihre forensischen F?higkeiten hinf?llig w?rden. Sie durfte diesen Fall ?berhaupt nur verfolgen, weil es wie ein Fall schien, in dem sie besondere Einblicke in das Gedankengut des M?rders haben k?nnte. Wenn das nicht mehr zutraf, dann gab es keinen Grund mehr f?r sie, dabei zu sein. Und das bedeutete wahrscheinlich, dass sie zur?ck in das langweilige Haus in Palms geschickt w?rde und endlose, seelenentleerende Stunden am Pool verbringen musste. Alles, was dies verhindern k?nnte, war es wert, weiterverfolgt zu werden. Schlie?lich war da, unabh?ngig von ihrer eigenen Situation, das M?dchen. Sie hatte Claires Gesicht gesehen, so jung und sch?n und voller Angst. Sie hatte die h?sslichen Perforationen gesehen, die ihren Hals in eine fleischige Sauerei verwandelt hatten. Nur weil sie nicht das Opfer eines Serienm?rders war, bedeutete das nicht, dass Claire Stanton nicht auch ein Recht auf Gerechtigkeit hatte. Wenn Jessie helfen konnte, das zu erreichen, hatte sie die Verpflichtung dazu. Sie konnte den Fall nicht einfach weitergeben, wenn er nicht passte. Also log sie. „Wir wissen noch nicht, ob dies das Werk von Crutchfield oder Thurman ist", sagte sie schlie?lich und lie? sogar Murph und Toomey ?berrascht umkehren. „Wovon reden Sie da?“, fragte Dolan ungl?ubig. „Dieser Mord weist keine Anzeichen von einem der beiden auf." „Keines der offensichtlichen Anzeichen", sagte sie mit beeindruckender ?berzeugung. „Aber diese beiden M?nner sind klug. Sie w?rden wissen, dass die Verwendung ihrer Standardmethoden ein eindeutiges Zeichen w?re. Die Verwendung von Schl?sseln als Mordwaffe w?rde es beiden von ihnen erm?glichen, diesen m?rderischen Drang zu befriedigen, ohne ihre Beteiligung zu enth?llen. Es w?re eigentlich ein kluger Schachzug, den Verdacht zu zerstreuen, was momentan ja bei Ihnen zu wirken scheint." Dolan starrte sie mit einer Mischung aus Verwirrung, Frustration und einem Hauch von Bewunderung an. „Versuchen Sie wirklich, mir die Vorstellung zu verkaufen, dass Thurman oder Crutchfield, w?hrend sie verfolgt werden und in einem Fall schwer verletzt wurden, sich die Zeit genommen haben, ins San Fernando Valley zu fahren und ein zuf?lliges Partym?dchen mit einer Waffe zu t?ten, die sie noch nie benutzt haben?" Jessie l?chelte h?flich zu seiner Tirade und wusste, dass es ihn nur noch w?tender machen w?rde. „Ich muss Ihnen die Idee nicht verkaufen, Dolan. Ich muss sie nur dem Polizeipr?sidenten verkaufen. Sie sind herzlich dazu eingeladen, den Fall abzugeben, und ich werde ihn alleine weiterverfolgen. Wie Sie bemerkt haben, sind zwei gef?hrliche Killer auf der Flucht, und ich f?r meinen Teil beabsichtige, bei der Suche nach ihnen nichts unversucht zu lassen. Aber Sie tun, was Sie f?r richtig halten." „Sie sind wirklich eine harte Nuss", sagte Dolan. Jessie l?chelte s??, als sie die Autot?r ?ffnete und einstieg. „Das hat man mir schonmal gesagt." * Es dauerte nicht lange, bis Jessies Selbstvertrauen schwand. Zur?ck auf dem Revier ging etwas vor sich, als sie auf Polizeipr?sident Decker wartete. Niemand sagte etwas, aber sie konnte ein erh?htes Energieniveau in der Luft sp?ren. Sie fragte sich, ob eine weitere Spur bei der Jagd auf einen der beiden M?nner gefunden wurde, was ihr fragw?rdiges Argument, im Fall Stanton am Ball zu bleiben, nicht gerade ?berzeugend machte. Wenn das der Fall war, hatte sie keinen Plan B. Was auch immer vor sich ging, es war eine gro?e Sache. Sie wurde in den gleichen abgelegenen Konferenzraum gef?hrt, wo sie mit Murph zwanzig ereignislose Minuten lang wartete. Dolan war verschwunden. „Wissen Sie, was los ist?", fragte sie Murph. Er sah sie angesichts ihres Unbehagens leicht zufrieden an. „Woher soll ich etwas wissen?", fragte er. „Ich sitze hier mit Ihnen fest." „Sie haben diesen Ohrst?psel", betonte sie. „Ich bin sicher, dass Sie Updates bekommen." „Kann Ihnen nicht helfen", antwortete er und genoss scheinbar eine dominantere Position, nachdem er mehrere Stunden lang ein verherrlichter pers?nlicher Fahrer war. Bevor sie antworten konnte, ?ffnete sich die T?r und Decker und Dolan kamen herein. „Es gibt eine Entwicklung", sagte der Polizeipr?sident ohne Pr?ambel. Jessie konnte sofort erkennen, dass, was auch immer die Nachrichten waren, es keine guten waren. Deckers bereits tief gezeichnetes Gesicht war noch knittriger als sonst und er schien nur ungern Augenkontakt aufzunehmen. Irgendwie wusste sie, dass die Nachricht mit ihr verbunden war. Decker schien zu z?gern. Hinter ihm sah Dolan noch schweigsamer aus als sonst. „Nur zu, Chef", sagte sie und wappnete sich. „Ich kann es verkraften." „Ernie Cortez wurde gefunden." Das h?tten tolle Neuigkeiten sein sollen. Ernie war der NRD-Sicherheitsoffizier, der seine Kollegen get?tet und Bolton Crutchfield bei der Flucht geholfen hatte. Wenn er gefunden worden war, hatten sie vielleicht endlich eine Spur zu Crutchfield. Aber das Verhalten beider M?nner deutete darauf hin, dass sie sich nicht zu sehr freuen sollte. „Ich habe das Gef?hl, dass da noch mehr ist", sagte sie. „Er ist tot", seufzte Decker. „Herzinfarkt?“, fragte Jessie skeptisch und versuchte, die schleichende Panik, die sie empfand, in Schach zu halten. Dolan trat vor. „Er wurde in einem M?llcontainer auf der Stra?e, etwa sechs Blocks von hier entfernt, gefunden. Der Mann war vom Brustbein bis zum Becken ausgeweidet. Sein Inneres lag neben dem M?llcontainer. So haben sie ihn gefunden." Jessie lehnte sich in ihrem Stuhl zur?ck und versuchte, die Nachrichten zu verarbeiten. Crutchfield hatte sich Ernie jahrelang heimlich zum Freund gemacht und ihn im Wesentlichen verleitet. Es hatte so gut funktioniert, dass Ernie bereitwillig ein halbes Dutzend seiner eigenen Kollegen im Dienste eines Serienm?rders abgeschlachtet hatte. Und jetzt hatte Crutchfield auf brutale Weise kurzerhand auf ihn verzichtet. Warum? Hatte Ernie ihn irgendwie entt?uscht oder ver?rgert? Hatte er sich gegen seinen Herrn gestellt? Aber sie wusste, dass das nicht der Hauptgrund sein konnte. Wenn es so w?re, h?tte er den K?rper nicht so nah an dem Ort zur?ckgelassen, von dem er wusste, dass Jessie dort arbeitete. Es war eine Botschaft f?r sie. „Was lassen Sie aus? Wovor haben Sie Angst, es mir zu sagen?“ Die beiden M?nner sahen sich an. In der Ecke des Raumes studierte Murph auffallend seine Schuhe. „Er hat eine Nachricht hinterlassen", sagte Decker schlie?lich. „Sie war zu einem winzigen Quadrat zusammengefaltet und in einen kleinen Plastikbeutel gelegt, der in Cortez' Mund genagelt worden war. Die Nachricht war an Sie adressiert." „Nat?rlich war sie das", sagte Jessie, eher resignierend als schockiert. „Haben Sie sie dabei?" „Sie wird gerade untersucht. Aber wir haben sie abfotografiert." „Darf ich sie sehen?“, fragte Jessie. Decker nickte und suchte das Bild auf seinem Handy, dann gab er es ihr. Sie erkannte sofort Crutchfields Handschrift, eine Erkenntnis, von der sie nicht wusste, was sie damit anfangen sollte. Die Nachricht war k?rzer und geradliniger, als sie erwartet hatte, mit nur einem geringen Anteil der blumigen Sprache, die der Mann normalerweise benutzte. Auf dem Zettel stand: Fr?ulein Jessie, ich hoffe, dass diese Korrespondenz Sie erreicht. Ich entschuldige mich f?r die Art der ?berlieferung. Ich wei?, dass Sie Ernie geliebt haben, obwohl ich vermute, dass die Zuneigung in letzter Zeit nachgelassen hat. Ich dachte, Sie m?chten vielleicht wissen, dass ich k?rzlich ein Treffen mit Ihrem Vater hatte. Er war... besorgt, dass meine Loyalit?t zu ihm durch meine Zeit mit Ihnen beeintr?chtigt worden sein k?nnte. Welch Vorwurf! Aber er will das vergessen. Ich gehe davon aus, dass er bald genug von seinen Verletzungen erholt sein wird, um ein weiteres Wiedersehen mit Ihnen zu versuchen. Sie k?nnen davon ausgehen, ihn bald wieder zu sehen. Es wird ein m?rderisches Treffen werden. M?ge der st?rkere Thurman siegen! Hochachtungsvoll, Bolton Jessie blickte auf und sah, wie die drei M?nner im Raum sie anstarrten und auf ihre Reaktion warteten. Sie wusste, dass jeder Hauch von Besorgnis ihre kollektive Neigung verst?rken w?rde, sie sofort in das Hochsicherheitshaus zu bringen. Also unterdr?ckte sie es. Конец ознакомительного фрагмента. Текст предоставлен ООО «ЛитРес». Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию (https://www.litres.ru/pages/biblio_book/?art=51922706&lfrom=688855901) на ЛитРес. Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.
Наш литературный журнал Лучшее место для размещения своих произведений молодыми авторами, поэтами; для реализации своих творческих идей и для того, чтобы ваши произведения стали популярными и читаемыми. Если вы, неизвестный современный поэт или заинтересованный читатель - Вас ждёт наш литературный журнал.