Êàê ÷àñòî ÿ âèæó êàðòèíêó òàêóþ Âîî÷èþ, èëè îíà òîëüêî ñíèòñÿ: Äâå äåâî÷êè-ãåéøè î ÷¸ì-òî òîëêóþò, Çàáûâ, ÷òî äàâíî èì ïîðà ðàñõîäèòüñÿ. Íà óëèöå ò¸ìíîé âñå äâåðè çàêðûòû. Ëåíèâîå ïëàìÿ â ôîíàðèêå ñîííîì… À äåâî÷êè-ãåéøè êàê áóäòî çàáûòû Äâóìÿ îãîíüêàìè â ïðîñòðàíñòâå áåçäîííîì. Íó ÷òî âàì íå ñïèòñÿ, ïðåêðàñíûå ãåéøè? Âåäü äàæå ñâåð÷êè íåóìîë÷íû

Stummer Nachbar

Stummer Nachbar Blake Pierce „Ein Meisterwerk der Spannung! Blake Pierce ist es auf hervorragende Weise gelungen, Charaktere mit einer psychologischen Seite zu entwickeln, die so gut beschrieben sind, dass wir uns in ihren K?pfen f?hlen, ihren ?ngsten folgen und ihren Erfolg bejubeln. Voller Wendungen wird Sie dieses Buch bis zur letzten Seite wachhalten.“--Books and Movie Reviews, Roberto Mattos (zu VERSCHWUNDEN)STUMMER NACHBAR (Ein Chloe Fine Psycho-Thriller) ist Buch #4 einer neuen spannenden Buchreihe des Bestsellerautors Blake Pierce, dessen #1 Bestseller VERSCHWUNDEN (ein kostenloser Download) ?ber 1.000 F?nf-Sterne-Bewertungen erhalten hat.Als eine protzige, neue Nachbarin in einer Kleinstadt mit ihrem Reichtum prahlt, dauert es nicht lange, bevor sie ermordet aufgefunden wird. Hat ihre Prahlerei ihre neidischen Nachbarn ver?rgert?Oder gab es ein tieferes Geheimnis f?r das Verm?gen ihres Mannes?FBI ViCAP Spezialagentin Chloe Fine, 27, taucht in eine Kleinstadtwelt von L?gen, Cliquen, Klatsch und Verrat ein, als sie versucht, die Wahrheit von den L?gen zu trennen.Aber was ist die wirkliche Wahrheit?Und kann sie diesen Fall l?sen, w?hrend sie sich gleichzeitig mit der Entlassung ihres problembelasteten Vaters aus dem Gef?ngnis und ihrer geplagten Schwester befasst, deren Leben sich in einer Abw?rtsspirale befindet.STUMMER NACHBAR, Buch #4 in einer fesselnden neuen Serie, ist ein emotionaler psychologischer Thriller mit vielschichtigen Charakteren, kleinst?dtischem Flair und atemberaubender Spannung, der sie bis tief in die Nacht hinein an die Seiten fesseln wird.Buch #5 der Chloe Fine Thriller Serie wird in K?rze erh?ltlich sein. Stummer Nachbar (ein spannender Chloe Fine Psycho-Thriller—Buch 4) b l a k e p i e r c e Blake Pierce Blake Pierce ist Autor der erfolgreichen Mystery-Reihe RILEY PAGE, die aus f?nfzehn B?cher (Fortsetzung folgt) besteht. Blake Pierce ist ebenfalls Verfasser der MACKENZIE WHITE Mystery-Reihe, die zw?lf B?nde (Fortsetzung folgt) umfasst; der AVERY BLACK Mystery-Reihe mit sechs B?chern; der f?nfb?ndigen KERI LOCKE Mystery-Reihe; den drei B?chern der MAKING OF RILEY PAIGE Mystery-Reihe (Fortsetzung folgt); der KATE WISE Mystery-Reihe, die aus drei B?chern besteht (Fortsetzung folgt); der CLOE FINE Psycho-Thriller-Reihe, die bisher drei B?nde umfasst (Fortsetzung folgt) sowie der dreiteiligen JESSE HUNT Psycho-Thriller-Reihe (Fortsetzung folgt). Als treuer Leser und lebenslanger Fan des Genres rund um Mystery und Thriller, h?rt Blake gerne von Ihnen, also besuchen Sie die Seite www.blakepierceauthor.com (http://www.blakepierceauthor.com), um mehr zu erfahren und in Kontakt zu bleiben. Copyright © 2019 by Blake Pierce. Alle Rechte vorbehalten. Deutsche ?bersetzung: Franziska Humphrey. Au?er wie im US Copyright Act von 1976 erlaubt, darf kein Teil dieser Publikation ohne vorherige Genehmigung des Autors in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln reproduziert, verteilt oder ?bertragen oder in einer Datenbank oder einem Abfragesystem gespeichert werden. Dieses E-Book ist nur f?r Ihren pers?nlichen Gebrauch lizenziert. Dieses E-Book darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen m?chten, erwerben Sie bitte eine zus?tzliche Kopie f?r jeden Empf?nger. Wenn Sie dieses Buch lesen und es nicht gekauft haben oder es nicht f?r Sie gekauft wurde, senden Sie es bitte zur?ck und kaufen Sie Ihre eigene Kopie. Danke, dass Sie die harte Arbeit dieses Autors respektieren. Dieses Werk ist Fiktion. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Zwischenf?lle sind entweder das Produkt der Phantasie des Autors oder werden fiktional verwendet. Jede ?hnlichkeit mit lebenden oder toten Personen ist v?llig zuf?llig. Copyright Umschlagfoto: robsonphoto, unter Lizenz von Shutterstock.com. B?CHER VON BLAKE PIERCE JESSIE HUNT PSYCHOTHRILLER-SERIE DIE PERFEKTE EHEFRAU (Buch Nr. 1) DER PERFEKTE BLOCK (Buch Nr. 2) DAS PERFEKTE HAUS (Buch Nr. 3) CHLOE FINE PSYCHOTHRILLER-SERIE NEBENAN (Buch Nr. 1) DES NACHBARS L?GE (Buch Nr. 2) SACKGASSE (Buch Nr. 3) KATE WISE MYSTERY-SERIE WENN SIE W?SSTE (Buch Nr. 1) WENN SIE S?HE (Buch Nr. 2) WENN SIE RENNEN W?RDE (Buch Nr. 3) WENN SIE SICH VERSTECKEN W?RDE (Buch Nr. 4) WENN SIE FLIEHEN W?RDE (Buch Nr. 5) DAS MAKING OF RILEY PAIGE MYSTERY-SERIE BEOBACHTET (Buch 1) WARTET (Buch 2) LOCKT (Buch 3) RILEY PAIGE MYSTERY-SERIE VERSCHWUNDEN (Buch 1) GEFESSELT (Buch 2) ERSEHNT (Buch 3) GEK?DERT (Buch 4) GEJAGT (Buch 5) VERZEHRT (Buch 6) VERLASSEN (Buch 7) ERKALTET (Buch 8) VERFOLGT (Buch 9) VERLOREN (Buch 10) BEGRABEN (Buch 11) ?BERFAHREN (Buch 12) GEFANGEN (Buch 13) RUHEND (Buch 14) BEVOR ER T?TET (Buch #1) BEVOR ER SIEHT (Buch #2) EHE ER BEGEHRT (Buch #3) BEVOR ER NIMMT (Buch #4) BEVOR ER BRAUCHT (Buch #5) BEVOR ER F?HLT (Buch #6) BEVOR ER S?NDIGT (Buch #7) VORHER JAGT ER (Buch #8) VORHER PL?NDERT ER (Buch #9) VORHER SEHNT ER SICH (Buch #10) VORHER MACHT ER EINEN FEHLER (Buch #11) VORHER NEIDET ER (Buch #12) AVERY BLACK MYSTERY-SERIE DAS MOTIV (Buch 1) LAUF (Buch 2) VERBORGEN (Buch 3) GR?NDE DER ANGST (Buch 4) RETTE MICH (Buch 5) ANGST (Buch 6) KERI LOCKE MYSTERY-SERIE EINE SPUR VON TOD (Buch 1) EINE SPUR VON MORD (Buch 2) EINE SPUR VON SCHW?CHE (Buch 3) EINE SPUR VON VERBRECHEN (Buch 4) EINE SPUR VON HOFFNUNG (Buch 5) INHALT PROLOG (#ub77a9e22-94f2-5286-b7f9-f07238416aee) KAPITEL EINS (#uf1692611-aab9-5f54-8445-9dbe90a38f72) KAPITEL ZWEI (#udf92de04-b845-5e64-87f8-361f0bc0ff28) KAPITEL DREI (#u934e68ec-0ed7-53aa-911b-577851077e88) KAPITEL VIER (#ucd41b924-631e-54cd-9067-9bb7ce0898a5) KAPITEL F?NF (#u94159aa2-5ecb-5d49-8be1-6427c159ebb5) KAPITEL SECHS (#ue55684e4-1cac-52e4-a923-8446431c7e94) KAPITEL SIEBEN (#u982987ee-7f91-50ea-9833-c2018d3edee6) KAPITEL ACHT (#u7764c745-f0bf-5a27-a710-35c90a7a08db) KAPITEL NEUN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ELF (#litres_trial_promo) KAPITEL ZW?LF (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHSUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) EPILOG (#litres_trial_promo) PROLOG Rosa ?ffnete die T?r zu dem zweist?ckigen Haus und dachte dar?ber nach, wie seltsam es war, dass manche Menschen Leute engagierten, um ihre H?user zu putzen, wobei sie ihnen vollen Zugang zu jedem Raum und m?glichen Geheimnissen in ihrem Leben gaben. Rosa hatte nun schon seit sechs Jahren in der Falls Church Region in Virginia H?user geputzt und sie war dabei auf einige unerwartete Dinge gesto?en. Es erschrak sie, wie wenig manche Menschen taten, um ihre S?nden und Geheimnisse zu verbergen. Sie glaubte jedoch nicht, dass sie bei diesem Paar versehentlich skandal?se Gegenst?nde oder dunkle Geheimnisse vorfinden w?rde. Dies war ihr neuester Kunde – der siebte auf ihrer Liste, der ihr dabei half, ihr Ziel zu erreichen, vier Riesen pro Monat nur damit zu verdienen, dass sie H?user putzte. Nicht schlecht f?r eine Frau, die f?r eine Zeit lang kaum ihre dreihundertf?nfzig Dollar Miete durch Tische Abr?umen bezahlen konnte. Nein, dieses Paar, die Fairchilds, schienen anst?ndig und frei von jeglichem Drama zu sein. Ein nettes Ehepaar, wenn auch m?glicherweise ein wenig zu sehr mit ihrer Arbeit besch?ftigt. Der Ehemann war eine Art Finanzmakler, der mindestens einmal im Monat zu Konferenzen in New York und Boston reiste. Die Ehefrau war eine unscheinbare Dame von ungef?hr f?nfzig Jahren, die nicht viel zu tun schien. Sie war eine Art Social-Media-Influencer – was auch immer das bedeutete. Aber sie waren nett genug, sie waren wohlhabend und sie waren Rosa gegen?ber unglaublich herzlich und freundlich ... etwas, was viele ihrer anderen Kunden nicht waren. Sie trat in das gro?e Foyer und schaute sich in dem ger?umigen Wohnzimmer, dem offenen Bereich und der angeschlossenen K?che um, die nur durch eine Bar voneinander getrennt wurden. Das Haus war ihrer Meinung nach viel zu gro? f?r ein Paar ohne Kinder – ein Paar, bei dem der Ehemann ungef?hr eine Woche jeden Monat verreist war. Rosa sah sich im Zimmer um und dachte zu sich, dass dies wieder eine jener Wochen sein w?rde, in der sie das Gef?hl hatte, ihr Geld nicht wirklich zu verdienen. Die Fairchilds waren recht ordentlich und hinterlie?en das Haus gr??tenteils sauber. Rosa w?rde durch den Ablauf gehen, schrubben und saugen und die Fenster putzen, aber im Haus der Fairchilds war dies wirklich keine gro?e Aufgabe. Sie ging in die Waschk?che und in den angrenzenden hinteren Eingangsbereich, wo sie das Sp?lbecken mit Wasser f?llte und ein wenig nach Lavendel duftendes Reinigungsmittel hineinsch?ttete. Sie dachte sich, dass sie mit den K?chenb?den anfangen w?rde, da dies der am meisten genutzte Raum des Hauses zu sein schien. W?hrend sie darauf wartete, dass die B?den trockneten, w?rde sie die mit Teppich ausgelegten R?ume im Obergeschoss saugen. Sie hasste es, sich so zu f?hlen, als w?rde sie dieses nette Paar ausnutzen, aber sie dachte sich, dass, wenn sie es so aussehen lassen k?nne, als habe sie alle wichtigen Bereiche des Hauses erreicht, es die Fairchilds als gute Arbeit ansehen w?rden. Au?erdem war es nicht ihre Schuld, dass sie praktisch nichts zum Aufr?umen hinterlie?en. W?hrend sie darauf wartete, dass sich das Waschbecken zur H?lfte mit Wasser f?llte, ging Rosa durch die K?che und zur Treppe. Der Staubsauger befand sich im W?scheschrank des Obergeschosses, da dies der einzige Bereich im Haus war, der mit Teppich ausgelegt war. Sie nahm an, dass ein neuer Staubsaugerbeutel ben?tigt werden w?rde, und wollte gleich nachsehen, bevor sie zu wischen begann und es wieder verga?. Sie fand den Staubsauger an seinem gewohnten Platz und ?berpr?fte den Beutel, wobei sie feststellte, dass sie ihn doch noch nicht wechseln m?ssen w?rde. Da sie den Staubsauger schon einmal drau?en hatte, beschloss sie, ihn in das Hauptschlafzimmer zu ziehen. Es war ein riesiger Raum mit einem Kamin, eingebautem B?cherregal und einem angrenzenden Badezimmer, welches gr??er als das Wohnzimmer in Rosas Wohnung war. Die Schlafzimmert?r war ge?ffnet, also trat sie ohne zu klopfen ein. Sie wusste oft nicht, ob Mrs. Fairchild zu Hause war oder nicht, aber sie hatte gelernt zu klopfen, wann immer eine T?r im Haus der Fairchilds geschlossen war. Sie rollte den Staubsauger hinein, hielt jedoch nach ihren ersten drei Schritten in das Zimmer an. Mrs. Fairchild lag auf dem Bett und schlief. Dies f?hlte sich seltsam an, da sie sich ziemlich sicher war, dass Mrs. Fairchild an den meisten Tagen fr?h aufstand und laufen ging. Sie h?tte das Zimmer fast wieder verlassen, da sie sie nicht wecken wollte, aber dann fielen ihr zwei merkw?rdige Dinge auf. Erstens trug Mrs. Fairchild ihre Laufkleidung. Zweitens lag sie auf den Laken und das Bett war frisch bezogen. Alarmglocken begannen in Rosas Kopf zu l?uten und anstatt sich aus dem Raum zur?ckzuziehen, so wie sie es urspr?nglich beabsichtigt hatte, f?hlte sie sich so, als w?rde sie von einer unsichtbaren Hand geleitet werden. „Mrs. Fairchild?“, fragte sie. Es gab keine Antwort. Mrs. Fairchild bewegte sich nicht einmal. Ruf die Polizei, dachte Rosa. Ruf 110 an. Das hier ist nicht gut ... sie schl?ft nicht nur und du wei?t es. Aber sie musste es genau wissen. Sie ging zwei weitere Schritte vorw?rts, bis Mrs. Fairchilds Gesicht zum Vorschein kam. Ihre Augen waren weit ge?ffnet und schauten zum Fenster – ohne zu blinzeln. Ihr Mund war teilweise ge?ffnet. Eine noch relativ frische Blutlache befleckte das Laken knapp ?ber ihrem Kopf. Eine groteske Schnittwunde befand sich deutlich sichtbar an ihrem Hals. Rosa sp?rte ein leichtes Jammern in ihrer Kehle aufsteigen. Ihre Knie gaben ein wenig nach, sie schaffte es jedoch, ein paar Schritte zur?ckzutreten. Als sie mit dem Staubsauger kollidierte, stie? sie einen Schrei aus. Es fiel ihr sehr schwer, ihren Blick von Mrs. Fairchild abzuwenden, aber als sie es tat, rannte sie schnell aus dem Zimmer. Sie eilte zur K?chenzeile, auf der sie ihr Handy abgelegt hatte, und rief 110 an. Als die Notrufzentrale antwortete, war Rosa so entsetzt ?ber das, was sie gesehen hatte, dass sie nicht einmal mehr daran dachte, dass sich das Sp?lbecken im Raum neben der Waschk?che immer weiter f?llte und kurz davor war ?berzulaufen. KAPITEL EINS Chloe war oft dar?ber gewarnt worden, ihr Privatleben und ihrer Karriere getrennt zu halten. Als Bundesagentin neigten die Dinge dazu, ins Wanken zu geraten, wenn diese beiden Welten aufeinandertrafen. Aber um ehrlich zu sein, hatte sie, dank der mentalen Katz-und-Maus-Spiele ihres Vaters, mit dem stetigen Zusammentreffen dieser beiden Welten gelebt, seit sie die Akademie abgeschlossen hatte. Sie wusste, dass sie viel zu viel Zeit damit verbracht hatte, dar?ber zu spekulieren, was ihr Vater ihrer Mutter vor fast achtzehn Jahren angetan hatte oder nicht. Dank Danielles Entdeckung des Tagebuches ihrer Mutter hatte Chloe die letzten paar Wochen in einer Wolke der Verwirrung verbracht. Sie war sich nun ziemlich sicher, dass ihr Vater ihre Mutter vor all diesen Jahren tats?chlich ermordet hatte. Sie hatte ihm bis zu diesem Zeitpunkt immer einen Vertrauensvorschuss gegeben – sie hatte versucht, den Mord an ihrer Mutter einem S?ndenbock namens Ruthanne Carwile zuzuschreiben. Aber nun hatte sie es in der Handschrift ihrer Mutter geschrieben gesehen. Jetzt hatte sie mehr als ausreichende Beweise, um nicht nur zu glauben, dass ihr Vater ein M?rder war – sondern auch, dass er ihre Mutter get?tet hatte. Es hatte sie ziemlich schwer getroffen. Wobei Chloe ihr Bestes versucht hatte, damit es ihre Arbeit nicht beeinflusste, hatte es doch fast jeden freien Augenblick, in Anspruch genommen. Sie hatte die ersten zwei Wochen nach der Erkenntnis damit verbracht, allen Anrufen auszuweichen – Danielles, denen ihrer Partnerin, Agentin Rhodes, und denen ihres Vaters. Ich muss es nur ?ffentlich machen, dachte sie immer und immer wieder zu sich selbst. Es ver?ffentlichen, dem Vorstand vortragen und ihn fertigmachen. Ich schlie?e dieses schmutzige Kapitel meines Lebens ab und stecke diesen Mistkerl hinter Gitter. Dies war jedoch riskant. Es k?nnte ihre eigene Karriere beeinflussen. Und mehr als das, denn es gab immer noch das kleine trotzige M?dchen in ihr, eine j?ngere Version von ihr, die darauf bestand, dass es vielleicht etwas gab, das sie ?bersah ... dass ihr Vater auf gar keinen Fall ein M?rder war. Es war ein innerer Kampf, der daf?r gesorgt hatte, dass sie einige Male mit einem Kater zur Arbeit ging. Es war erst zwanzig Tage her, seit sie die Entdeckung in dem Tagebuch gemacht hatte. Und sogar auf der Arbeit, obwohl sie professionell blieb und ihre privaten D?monen ihren Job nicht behindern lie?, tauchten Eintr?ge aus dem Tagebuch in ihren Gedanken auf. Heute Nacht hat er mich gew?rgt ... und mir ins Gesicht geschlagen. Bevor ich wusste, was passiert war, dr?ckte er mich gegen die Wand und w?rgte mich. Er sagte, wenn ich ihn jemals wieder missachte, w?rde er mich t?ten. Er sagte, dass er etwas Besseres auf sich warten hat, eine bessere Frau und ein besseres Leben ... Das Tagebuch lag auf ihrem Couchtisch. Sie lie? es dort liegen, damit sie immer daran erinnert wurde ... und sie konnte sich die Erleichterung nicht leisten, es au?erhalb ihrer Sichtweite zu haben. Sie behielt es dort als Erinnerung daran, dass sie eine N?rrin gewesen war – und dass ihr Vater ihr schon sehr lange etwas vorgemacht hatte. Zwanzig Tage waren vergangen, fast drei Wochen, seit sie und Danielle endlich zu dem Schluss gekommen waren, dass ihr Vater ihre Mutter get?tet hatte, als Chloe mit dem Gedanken spielte, einfach zu seiner Wohnung zu fahren und ihn umzubringen. Es war ein Samstag. Sie hatte um elf Uhr morgens angefangen zu trinken, wobei sie aus dem Fenster ihrer Wohnung auf den DC Verkehr, der unter ihr vorbeizog, starrte. Sie wusste gen?gend dar?ber, wie das System funktionierte, um es wie einen Selbstmord aussehen zu lassen. Oder sie wusste, wie sie sonst ihre Spuren gut verstecken konnte. Sie konnte sicherstellen, dass er starb, ohne dass irgendetwas auf sie zur?ckzuf?hren war. Sie hatte sich alles genau ?berlegt. Sie hatte den Beginn eines Plans in ihrem Kopf, der gr??tenteils zuverl?ssig schien. Aber das ist doch Wahnsinn, oder?, fragte sie sich. Aber dann dachte sie daran, wie er sie gr?ndlich zum Narren gehalten hatte. Sie erinnerte sich daran, wie treu sie ihm gegen?ber gewesen war, als Danielle versucht hatte, sie zu warnen, dass ihr Vater nicht der Mann war, f?r den sie ihn hielt. Und als sie all dies in Betracht zog, nein ... dann schien die Idee, ihn zu t?ten doch nicht so drastisch. Sie schwelgte in einem Tagtraum dar?ber, eine Waffe auf ihren Vater zu richten und den Abzug zu dr?cken und begann, das dritte Bier an diesem Tag zu trinken, als ein leises Klopfen an ihrer T?r ert?nte. Sie zuckte zusammen; ihr Vater war in den letzten zwanzig Tagen viermal vorbeigekommen, aber sie war auf der anderen Seite immer stumm geblieben. Dieses Klopfen war allerdings anders – der herzschlagartige Takt vom Intro zu „Closer“ von Nine Inch Nails, einem der Lieblingslieder von Danielle. Es war das Klopfzeichen, auf das sie sich geeinigt hatten, damit Chloe wusste, dass sich ihre Schwester auf der anderen Seite der T?r befand. Mit einem m?den L?cheln ?ffnete Chloe die T?r. Danielle wartete inmitten des Klopfzeichen-Taktes auf der anderen Seite. Sie senkte ihre H?nde und warf ihrer Schwester ein L?cheln zu. Es f?hlte sich merkw?rdig an; Danielle war normalerweise die Grimmige, die Chloe versuchte, aufzumuntern. Es war f?r den gr??ten Teil ihres Lebens so gewesen, besonders seit Danielle herausgefunden hatte, was f?r absolute Arschl?cher Jungs sein konnten. „Schl?fst du nicht gut?“, fragte Danielle, als sie eintrat und die T?r hinter sich schloss. „Nicht wirklich“, sagte Chloe. „M?chtest du ein Bier?“ „Wie viel Uhr ist es?“ „Mittag? Oder zumindest fast ...“ „Nur eins“, sagte Danielle und musterte ihre Schwester dabei misstrauisch. Chloe war sich sehr bewusst dar?ber, dass sie quasi die Rollen getauscht hatten. Als sie den Kronkorken einer Flasche ?ffnete und diese an Danielle weiterreichte, sah sie die Besorgnis im Gesicht ihrer Schwester. Was in Ordnung war ... es zeigte, dass Danielle erwachsen geworden war. Es zeigte, dass sie angesichts dessen, was sie gemeinsam entdeckt hatten, auf eigenen Beinen stehen konnte, ohne dass ihre Schwester sie unterst?tzte, wie sie es normalerweise getan hatte. „Ich wei?, was du denkst“, sagte Chloe. „Nein, das tust du nicht. Ich hasse es, zu sagen, dass ich die Chloe, die vor Mittag trinkt, irgendwie mag. Ich mag diese launische Fick-dich-Welt Chloe. Aber ich w?re eine schlechte Schwester, wenn ich dir nicht sagen w?rde, dass ich mir Sorgen um dich mache. Du hast nicht unbedingt den Charakter, um das dunkle und gr?belnde Goth-Ding abzuziehen.“ „Bist du deswegen hier?“, fragte Chloe. „Um mir zu sagen, dass du dir Sorgen um mich machst?“ „Teilweise. Aber es gibt noch etwas anderes. Und ich m?chte, dass du mir f?r einen Moment zuh?rst, okay?“ „Sicher“, sagte Chloe, als sie sich mit ihren Bierflaschen auf dem Sofa niederlie?en. Sie entdeckte das Tagebuch ihrer Mutter auf dem Couchtisch und ihre Gedanken kehrten kurz zu der ?blen Idee zur?ck, ihren Vater umzubringen. Und es war dann, als Danielle ihr gegen?ber sa?, dass sie begriff, dass sie es niemals tun k?nnte. Sie konnte dar?ber fantasieren und Pl?ne schmieden, so viel sie wollte, aber sie w?rde es nie tun. Sie war einfach nicht diese Art von Person. „Also, ich erinnere mich daran, vor einer Weile diese Sendung gesehen zu haben ... ein wenig wie eine dieser Ungel?ste Mysteri?se F?lle-Dinger“, sagte Danielle. „Ich hoffe, du willst auf etwas hinaus“, unterbrach Chloe. „Das tue ich. Jedenfalls ... ging es um diese Frau, die ihrem Bruder das Leben gerettet hat. Schau ... sie waren eineiige Zwillinge. F?nf Minuten auseinander geboren oder so ?hnlich. Eines Abends kocht sie Abendessen f?r ihre Familie und sie sp?rt dieses scharfe Stechen in ihrem Kopf ... so als spr?che jemand mit ihr. Sie hatte das ?berw?ltigende Gef?hl, dass ihr Bruder in Schwierigkeiten steckt. Es war so stark, dass sie aufh?rte zu tun, was sie gerade tat und ihn anrief. Als er nicht ans Telefon ging, rief sie die Freundin ihres Bruders an. Die Freundin ging zum Haus des Bruders und stellte fest, dass jemand in sein Haus eingebrochen war und ihn angeschossen hatte. Er blutete stark, als die Freundin ihn fand, aber sie rief eins-eins-zwei an und rettete ihm letztendlich das Leben. Alles beruhte auf diesem seltsamen Gef?hl, das seine Zwillingsschwester empfand.“ „Okay ...“ Danielle verdrehte ihre Augen. Chloe merkte, dass sie sehr intensiv ?ber ihre n?chsten Worte nachdachte. „Ich habe so etwas vor etwa vierzig Minuten gesp?rt“, sagte sie. „Nicht einmal ann?hernd so stark, wie es diese Fernsehsendung dargestellt hat, aber es war da. Es war stark genug. Und es war ... nun, es war komisch.“ „Niemand ist eingebrochen“, sagte Chloe. „Ich wurde nicht angeschossen.“ „Das kann ich sehen. Aber ... ich wei? nicht. Ich hatte dieses komische Zwillingsgef?hl. Ich hatte das Gef?hl, dass ich hier sein m?sse. Entschuldige, wenn das dumm klingt. Aber ... gibt es irgendetwas, das ich, dadurch, dass ich aufgetaucht bin, verhindert habe?“ Chloe sch?ttelte ihren Kopf. Aber sie dachte: Du hast mich nur davon abgehalten, den Mord an unserem Vater zu planen. Sie gab ein sanftes, kleines Lachen von sich und nahm einen Schluck von ihrem Bier. „Es geht dir nicht gut“, sagte Danielle. Sie nickte zur Bierflasche hin?ber. „Wie viele davon werde ich leer im M?lleimer finden?“ „Zwei. Und es tut mir leid ... aber wer bist du, dir Sorgen um die Trinkgewohnheiten eines anderen zu machen? Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.“ „Oh, mir ist das Trinken egal. Bet?ube dich, wie du es f?r richtig h?ltst. Aber ich wei? auch, dass es dir nicht ?hnlich sieht, dich zu bet?uben. Das war noch nie so. Du bist die Vern?nftige ... die Kluge. Ich bin hier, weil du in meine alten Strategien, Dinge zu bew?ltigen, eingetaucht bist. Das ist es, was mich besorgt.“ „Es geht mir gut, Danielle.“ Danielle verschr?nkte ihre Arme und lehnte sich auf dem Sofa zur?ck. Wenn es sich in diesem Gespr?ch um gut gemeintes Aufziehen gehandelt hatte, dann sp?rte Chloe, wie es mit dieser einfachen Geste verschwand. Danielles Blick f?hlte sich eisig an. „Du willst mir also sagen, dass nach dem letzten Jahr, in dem du mir die Gro?artigkeit unseres Vaters verk?ndet hast ... ich es einfach gut sein lassen soll? Du und ich sind mehrere Male wegen ihm angeeckt und du hast immer zu ihm gestanden. So wie ich das sehe, verdiene ich etwas Ehrlichkeit, Chloe. Ich bin nicht doof. Diese ?berraschung mit Dad hat dich durcheinandergebracht.“ „Nat?rlich hat es das.“ „Sag mir also, was du denkst. Sag mir, was wir jetzt tun werden. Wenn ich ganz ehrlich bin, verstehe ich nicht, warum du ihn noch nicht ausgeliefert hast. Ist das Tagebuch nicht ausreichend, um ihn zu verurteilen?“ „Glaubst du nicht, dass ich daran gedacht habe?“, fragte Chloe und wurde langsam w?tend. „Und nein ... das Tagebuch ist nicht ausreichend. Es k?nnte genug sein, um den Fall erneut zu er?ffnen, aber das w?re es auch schon. Es gibt keine stichhaltigen Beweise ... und die Tatsache, dass es bereits ein Gerichtsverfahren gab und unser Vater ins Gef?ngnis gesteckt und dann freigelassen wurde, macht es noch schwieriger. Werfen wir noch Ruthanne Carwiles j?ngstes Urteil dazu und es wird zu einem einzigen, gro?en Durcheinander.“ „Du sagst also, er wird wahrscheinlich damit durchkommen?“ Chloe gab ihr keine Antwort. Sie trank den Rest ihres Bieres und ging in die K?che. Sie ?ffnete die K?hlschrankt?r, um ein Neues zu holen, hielt dann jedoch inne. Langsam schloss sie die T?r wieder und lehnte sich gegen die K?chenzeile. „Ich bin mir dar?ber bewusst, dass dies haupts?chlich mein Fehler ist“, sagte Chloe. Es war schwer, dies zuzugeben. Die Worte schmeckten wie S?ure in ihrem Mund, als sie sie aussprach. „Ich bin nicht hier, um dir die Schuld zu geben, Chloe.“ „Ich wei?. Aber es ist, was du denkst. Und ich werfe dir deshalb nichts vor. Jetzt, wo ich gesehen habe, was in dem Tagebuch steht und ... ich wei? nicht ... so etwas wie ein Gesp?r f?r ihn habe ... denke ich es auch. Wenn ich auf dich geh?rt h?tte, bevor all das hier begonnen hat, dann w?re es jetzt anders. Vor Ruthanne, vor meinem Job bei der Beh?rde ...“ „Tu das nicht. Lass uns einfach nach vorne schauen. Lass uns wir herausfinden, was wir tun k?nnen.“ „Es gibt nichts!“ Chloe ?berraschte sich selbst, als sie ihre Schwester mit den Worten anschrie. Aber als sie einmal raus waren, fand sie es schwer, sie wieder zur?ckzunehmen. „Chloe, ich …“ „Ich habe es vermasselt. Ich habe dich und Mom und mich selbst im Stich gelassen. So ist das nun. Ich werde jetzt damit leben m?ssen und einfach ...“ „Aber wir k?nnen gemeinsam eine L?sung finden, oder? Schau ... ich mag diesen Rollentausch und alles, aber ich kann es nicht ertragen, wenn du dich so fertigmachst.“ „Nicht jetzt. Ich kann damit momentan nicht umgehen. Ich muss ein paar Dinge herausfinden.“ „Dann lass mich helfen.“ Chloe f?hlte sich erdr?ckt. Sie sp?rte au?erdem, wie sich ein weiterer Ausbruch anbahnte, aber sie ballte die F?uste und war in der Lage, sich zur?ckzuhalten. „Danielle“, sagte sie so langsam und geduldig, wie es ihr m?glich war, „Ich wei? deine Empfindungen zu sch?tzen und ich liebe dich daf?r, dass du so besorgt bist. Aber f?r den Augenblick muss ich mich alleine darum k?mmern. Je l?nger du dr?ngst und dich einmischst, desto schwieriger wird es. Also bitte ... f?r den Moment ... kannst du einfach gehen?“ Chloe beobachtete, wie sich etwas in Danielles Gesichtsausdruck ver?nderte. Es sah nach Entt?uschung aus. Oder vielleicht war es etwas, dass Traurigkeit n?herkam. Chloe konnte es nicht genau sagen und ehrlich gesagt war es ihr in diesem Moment egal. Danielle stellte ihr Bier auf den Couchtisch – nicht einmal ein viertel leer – und sie stand auf. „Ich m?chte, dass du mich anrufst, sobald du fertig damit bist, distanziert zu sein.“ „Ich bin nicht distanziert.“ „Ich wei? nicht, was du bist“, sagte Danielle, als sie die T?r ?ffnete, um zu gehen. „Aber distanziert klang besser als Zicke.“ Bevor Chloe etwas erwidern konnte, verlie? Danielle ihre Wohnung und schloss die T?r hinter sich. Chloe w?nschte sich, Danielle h?tte die T?r hinter sich zugeschlagen. Zumindest h?tte es dann noch das Gef?hl gegeben, dass Danielle genau so verr?ckt wie Chloe war. Aber da war nur das leise Klicken der sich schlie?enden T?r und nichts weiter. Chloe sa? f?r den Rest des Nachmittags in der Stille, die folgte und alles, was am n?chsten Tag davon ?brig blieb, waren noch mehr leere Bierflaschen im M?lleimer. KAPITEL ZWEI Am Sonntag befand sich Chloe auf einem Besucherparkplatz vor dem DC Bundesgef?ngnis. Sie betrachtete das Geb?ude f?r einen Moment, bevor sie aus dem Auto stieg und versuchte, herauszufinden, warum genau sie dort war. Sie kannte die Antwort, aber es fiel ihr schwer, es sich einzugestehen. Sie war dort, weil sie Moulton vermisste. Dies war eine Wahrheit, die sie nie laut aussprechen w?rde, ein wunder Punkt, der ihr schwerfiel zu verarbeiten. Aber die Wahrheit war schlicht und ergreifend, dass sie jemanden brauchte, der sie tr?stete und seit sie nach DC gezogen war, hatte sie Moulton f?r diese Person gehalten. Seltsamerweise war das etwas, das sie nicht realisiert hatte, bis er aufgrund seiner Beteiligung an einem Finanzbetrug ins Gef?ngnis geschickt worden war. Zuerst hatte sie gedacht, dass sie ihn nur aufgrund der k?rperlichen Intimit?ten vermisste – dem Bed?rfnis, von einem Mann gehalten zu werden, wenn sie sich entmutigt und verloren f?hlte. Aber nachdem Danielle gestern gegangen war und Chloe sich verzweifelt danach sehnte, mit jemandem dar?ber zu reden, was in ihr vor sich ging, hatte sie nur an Moulton gedacht. Mit einem letzten Motivationsschub stieg Chloe aus ihrem Auto und ging durch die Eingangst?ren. Sie benutzte ihren Ausweis, um hineinzugelangen, schrieb sich ein und sa? dann in einem kleinen Wartebereich, w?hrend ein Wachmann hineingeschickt wurde, um Agent Moulton zu holen. Der Wartebereich war im Grunde leer; anscheinend war Sonntag nicht der beliebteste Tag, um problematische Angeh?rige im Gef?ngnis zu besuchen. Weniger als f?nf Minuten sp?ter erschien Moulton durch die T?r im hinteren Teil des Raumes. Der Raum selbst war wie eine Art kleine Lounge eingerichtet. Chloe sa? auf einer Couch, auf die Moulton langsam zukam. Er schaute sie mit einem skeptischen L?cheln auf den Lippen an, so als versuche er, sie zu lesen. „Ist es in Ordnung f?r dich, wenn ich hier sitze?“, fragte er unsicher. „Ja“, sagte sie und rutschte zur Seite, um ihm Platz auf der Couch zu machen. „Es ist sch?n, dich zu sehen“, sagte er sofort. „Aber ich muss auch gestehen, dass es sehr unerwartet ist.“ „Wie wirst du hier drin behandelt?“ Er verdrehte seine Augen und seufzte. „Es sind haupts?chlich Typen wie ich. Wirtschaftskriminelles Zeug. Ich mache mir nie wirklich Sorgen, dass ich in der Dusche angesprungen oder auf dem Gef?ngnishof zusammengeschlagen werde, wenn es das ist, was du meinst. Aber ich m?chte gar nicht dar?ber reden. Wie l?uft die Arbeit? Arbeitest du an etwas Interessantem?“ „Nein. Sie haben mich wieder mit Rhodes zusammengetan. Sie und ich haben an diesem Profilerstellungsprojekt gearbeitet. Es ist manchmal ein wenig langweilig, aber es sorgt daf?r, dass wir besch?ftigt sind.“ „Kommt ihr zwei miteinander aus?“ „Besser als das erste Mal, so viel steht fest.“ Er beugte sich n?her und warf ihr erneut einen skeptischen Blick zu. „Was bringt dich also an diesen Ort, Fine?“ „Ich wollte dich sehen.“ Er l?chelte. „Das sorgt daf?r, dass ich mich viel besser f?hle, als ich es sollte. Aber ich kaufe es dir nicht ab. Nicht ganz zumindest. Was ist los?“ Sie schaute von ihm weg und begann, sich zu sch?men. Bevor sie sich ihm wieder zuwandte, war sie endlich in der Lage, so etwas wie eine Antwort hervorzuquieken: „Mein Vater.“ „Dein Vater? Derjenige, der vor ein paar Monaten wieder in deinem Leben aufgetaucht ist? Derjenige, der die letzten zwanzig Jahre haupts?chlich im Gef?ngnis verbracht hat?“ „Ja, genau der.“ „Ich dachte, du w?rest gr??tenteils gl?cklich dar?ber?“ „Das war ich auch. Aber dann kam etwas anderes zum Vorschein. Und dann noch etwas. Es ist einfach nur dieser riesige Haufen Mist, der immer wieder aufgestockt wird. Und diese letzte Sache, die ich herausgefunden habe ... ich wei? auch nicht. Ich glaube, ich brauche einfach jemanden, der nicht mit ihm verbunden ist, der mir seine Meinung sagt.“ „Vielleicht jemand, der, bevor er ins Gef?ngnis geworfen wurde, mal eng mit dir zusammengearbeitet hat?“ „Vielleicht“, sagte sie und warf ihm ein L?cheln zu, das sich ein bisschen zu flirtend anf?hlte. „Nun, diese Geschichte zu h?ren w?re vermutlich das Spannendste, was ich in den letzten zwei Wochen oder so getan habe. Also schie? los.“ Chloe brauchte ein paar Sekunden, bevor sie den Mut fassen konnte, ?ber ein so pers?nliches Thema zu sprechen, aber sie wusste, dass es getan werden musste. Und als sie begann, Moulton von Danielles steten Warnungen vor ihrem Vater zu erz?hlen, so wie auch von den Enth?llungen, die sie in dem Tagebuch gefunden hatte, verstand sie, weshalb sie sich geweigert hatte, mit Danielle dar?ber zu reden; es ?ffnete sie f?r Verwundbarkeit. Und das war kein Zustand, in dem Danielle sie je gesehen hatte. Wobei sie Moulton alles erz?hlte, behielt sie einige der privateren Details f?r sich – besonders wenn es um Erinnerungen ging, die den Tod ihrer Mutter betrafen. Aber ?ber die Dinge zu sprechen, die sie hervorbrachte, war ?u?erst hilfreich. Sie wusste, dass dies im Grunde nichts weiter als ein Dampfablassen war. Wie dem auch sei, f?hlte es sich immer noch so an, als w?re ein Gewicht von ihren Schultern genommen worden. Es half, dass Moulton sie nie befragte oder auch nur sein Gesicht verzog, um seine wahren Gef?hle in dieser Angelegenheit zu zeigen. Er wusste, was sie brauchte; sie brauchte einfach nur jemanden, der zuh?rte – jemanden, der ihr vielleicht sogar einen Rat geben konnte. „Ich nehme an, du hast in Betracht gezogen, dies mit Johnson zu besprechen?“, fragte er, als sie fertig war. „Das habe ich. Ich habe viel dar?ber nachgedacht. Aber du wei?t genau so gut wie ich, dass nichts getan werden w?rde, nur weil vor zwei Jahrzehnten ein paar Tagebucheintr?ge verfasst wurden. Wenn ?berhaupt w?rde es ihm nur helfen. Sobald die Polizei oder das FBI ihn befragen w?rden, w?sste er sofort, dass etwas los ist.“ „Denkst du, dass er weglaufen w?rde?“, fragte Moulton. „Ich wei? es nicht. Du musst dir bewusst dar?ber sein, dass ... ich ihn wirklich nicht so gut kenne. Er hat die meiste Zeit meines Lebens im Gef?ngnis verbracht.“ „Und was ist mit dir und deiner Schwester? F?hlst du dich sicher? Denkst du, er w?re hinter dir her?“ „Zweifelhaft. Er sieht mich noch immer als seine Vertraute an. Obwohl ich mir sicher bin, dass er vermuten k?nnte, dass etwas los ist, da ich seine Anrufe oder SMS nicht beantwortet habe. Und ich ?ffne ihm nicht die T?r, wenn er vorbeikommt.“ Moulton nickte verst?ndnisvoll. Er schaute sie auf eine Art und Weise an, die leicht unangenehm war. Es war derselbe Ausdruck, den sie vor einem Monat oder so in seinen Augen gesehen hatte, als sie beinahe miteinander geschlafen h?tten. Und Gott stehe ihr bei, sie wollte ihn in diesem Moment unheimlich dringend k?ssen. „Du wei?t, was du tun musst“, sagte er. „Ich wei? nicht, ob du hergekommen bist, weil du gehofft hast, dass ich dir zustimmen w?rde oder so etwas.“ „Ich wei?.“ „Dann sag es. Sprich es laut aus und mach, dass es Wirklichkeit wird.“ „Ich muss es selbst herausfinden. Keine offizielle Untersuchung, aber ... ihn im Auge behalten, sch?tze ich.“ „Meinst du, dass das bedeutet, sich wieder bei ihm zu melden?“, fragte Moulton. „Vielleicht so weiterzumachen, als ob alles so w?re, wie es war, bevor du diese Tagebucheintr?ge gelesen hast?“ „Ich wei? es einfach nicht.“ Eine kurze Stille breitete sich zwischen ihnen aus, welche Moulton schlie?lich mit einem Seufzer beendete. „Es gibt eine Menge Dinge, die ich, aufgrund dessen, was ich getan habe, verpassen werde“, sagte er. „Um ehrlich zu sein, zu viel Zeug, um dar?ber ?berhaupt nachzudenken. Aber eines der Dinge, die ich wirklich anfange zu bereuen, ist, dass ich denke, dass du und ich ziemlich gro?artig h?tten sein k?nnen.“ „Ich versuche, nicht daran zu denken.“ Er nickte, schaute ihr in die Augen und beugte sich dann langsam vor. Sie f?hlte sich wie ein Magnet zu ihm hingezogen und sp?rte sogar, wie sich ihre Lippen teilten, um ihn zu k?ssen. Aber sie drehte in letzter Sekunde ihren Kopf. „Es tut mir leid. Ich kann nicht. All dieser Schwachsinn mit meinem Vater ... das Letzte, was ich brauche, ist eine merkw?rdige Beziehung zu einem Kriminellen.“ Er gluckste und legte seinen Kopf spielerisch auf ihre Schulter. „Du hast recht“, sagte er, hob seinen Kopf und schaute sie an. „Aber hey ... ich beharre auf das Recht, dich anzurufen, sobald ich hier rauskomme.“ „Und wie lange wird das dauern?“, fragte Chloe. „Offiziell ein paar Jahre. Aber gutes Benehmen und ein paar Gesetzesl?cken ... niemand ist sich bis jetzt ganz sicher. Es k?nnte so wenig wie nur acht Monate sein.“ „Ja ... ich spreche dir das Erstrecht zu“, sagte sie. „Etwas, auf das ich mich freuen kann ... das ist gut. Denn dieser Ort ist schei?e. Das Essen ist allerdings ... besser, als ich es erwartet habe.“ Sie wurde daran erinnert, weshalb sie seine Gesellschaft genoss. Er hatte das unangenehme Gespr?ch ?ber ihren Vater problemlos in etwas anderes verwandelt. Und er hatte dies getan, ohne dass sie sich wie eine Last f?hlte. Sie sa?en f?r weitere f?nfzehn Minuten auf der Couch, w?hrend Moulton beschrieb, wie sein Leben die letzten Wochen verlaufen war. Er nahm das Ganze nicht ?berm??ig ernst und hatte keine Bedenken, seine Schuld und Reue voll und ganz zuzugeben. Es tat Chloe gut, dies zu h?ren – nicht nur, weil sie glaubte, dass er tief drinnen wirklich ein guter Mann war, sondern auch, weil es zeigte, dass Menschen tats?chlich in der Lage waren, ehrlich zu sein. Und in Anbetracht des Albtraumes, der sich zwischen ihr und Danielle und ihrem Vater androhte, war es ?u?erst erfrischend, sich in der Gegenwart jeglicher Art von Ehrlichkeit zu befinden. Sie verabschiedete sich, vierzig Minuten nachdem sie auf dem Parkplatz aus ihrem Auto gestiegen war. Moulton hatte nicht noch einmal versucht, sie zu k?ssen, obwohl sie sich dies insgeheim gew?nscht hatte. Sie lie? ihn zur?ck und f?hlte sich dabei merkw?rdig zufrieden. Sie f?hlte, dass sie sich nun endlich vorw?rtsbewegte, nachdem sie sich drei Wochen lang stagnierend und blockiert gef?hlt hatte. Als sie ?ber den Parkplatz ging, klingelte ihr Telefon. Sie griff sofort danach. Es war bestimmt Danielle oder ihr Vater. Wenn es ihr Vater w?re, dachte sie, dass sie diesmal tats?chlich rangehen und sich eine Ausrede einfallen lassen w?rde, weshalb sie seinen Anrufen ausgewichen war. Sie nahm an, dass er fast jeden Grund akzeptieren w?rde, wenn man in Betracht zog, dass er nach zwanzig Jahren nun einfach so wieder in ihrem Leben aufgetaucht war. Aber die Nummer, die sie auf dem Bildschirm sah, war weder die ihres Vaters noch die von Danielle. Es war eine Leitung des B?ros. Sie zuckte zusammen, als sie antwortete. Ein Anruf an einem Sonntag w?rde einen stressigen Montag bedeuten. „Hier spricht Agentin Fine“, antwortete sie. „Fine, hier spricht Johnson. Wo befinden Sie sich gerade?“ Sie musste sich ein leichtes Schmunzeln verkneifen, bevor sie antwortete. „In der Stadt“, erwiderte sie so vage wie m?glich. „Ich m?chte, dass Sie einen Tatort in Falls Church besuchen. Er scheint genau in Ihrem Fachbereich zu liegen. Wohlhabende Nachbarschaft, ermordete Dame der High Society.“ „Heute?“ „Ja, heute. Die Leiche wurde Freitagmorgen gefunden. Die Polizei hat ihren Teil getan und nichts herausfinden k?nnen.“ „Nur eine Leiche?“ „Ja. Wir brauchen jedoch einen Agenten, der sicherstellt, dass dies nicht mit einem ?hnlichen Fall in der Region von letztem Jahr in Verbindung steht.“ „Sir ... denken Sie, dass Rhodes es alleine schafft? Ich habe momentan sehr mit pers?nlichen Themen zu k?mpfen.“ Es gab einen kurzen Moment der Stille am anderen Ende. „Ist jemand tot? Ein Angeh?riger gestorben?“ „Nein, Sir.“ Sie wusste, dass Johnson ?ber die kleinsten Details der Geschichte mit ihrem Vater Bescheid wusste. Sie fragte sich, ob er am anderen Ende schweigend dar?ber nachdachte. „Entschuldigen Sie, Fine. Sie haben drei Wochen in einem B?ro damit verbracht, ein Profil zu erstellen. Ich will Sie im Au?endienst haben. Ich m?chte, dass Sie und Rhodes in drei Stunden in Falls Church sind. In zwei, wenn Sie es schaffen.“ Sie ?ffnete ihren Mund, um ihm zu widersprechen, hielt sich jedoch zur?ck. Sie hatte keinerlei Interesse daran, bis zum Hals in eine Mordermittlung verwickelt zu sein, wenn man bedachte, was bei ihr gerade alles vor sich ging. Gleichzeitig wusste sie, dass, sich auf einen Fall einzulassen, genau das sein k?nnte, was sie gerade brauchte. Es w?rde sie nicht nur von dem Drama mit ihrem Vater ablenken, sondern es w?rde sie auch in die richtige Stimmung bringen, um einen Weg zu finden, ihren Vater zu ?berf?hren. „Ja, Sir“, sagte sie. „Ich werde Rhodes sofort anrufen.“ Und einfach so hatte sie ihren ersten aktiven Fall in drei Wochen. Der Zeitpunkt war nicht der Beste, aber wer war sie, sich zu beschweren? Schlussendlich war sie dem FBI beigetreten, um Menschen in Not zu helfen – um dem kriminellen System, dem sie nie ganz getraut hatte, ein Gef?hl von Gerechtigkeit zu verleihen. Angesichts all dessen, was in den letzten Wochen in Bezug auf ihren Vater geschehen war – einschlie?lich ihrer eigenen Fehleinsch?tzung – schien es fast passend, dass dies genau die Einstellung war, die ihr folgte, als sie in ihr Auto stieg und Agentin Rhodes anrief. KAPITEL DREI Sollte Rhodes vermuten, dass Chloe sich mit pers?nlichen Problemen befasste, erw?hnte sie es jedoch nicht, als sie nach Falls Church hinausfuhren. Tats?chlich hatte sie w?hrend der drei Wochen, die sie gemeinsam an dem Profilerstellungsprojekt gearbeitet hatten, um das Profil eines Mannes zu erstellen, von dem geglaubt wurde, dass er der Anf?hrer in einer Reihe bewaffneter Bank?berf?lle in New York war, nichts ?ber eine Ver?nderung in Chloes Verhalten erw?hnt. Andererseits war Rhodes ein ziemlich harter Brocken und blieb eher f?r sich. Selbst als ihre Beziehung eine neue Ebene erreicht hatte, nachdem Chloe ihr nach einer fast t?dlichen Schussverletzung das Leben gerettet hatte, zeigte Rhodes keine Anzeichen daf?r, Chloe auf einer tiefen, pers?nlichen Ebene kennenlernen zu wollen. Und f?r Chloe war dies vollkommen in Ordnung. Tats?chlich blieben sie f?r den gr??ten Teil der Fahrt von DC nach Virginia stumm. Johnson hatte ihnen nicht viele Informationen gegeben; es gab zu dem Mord praktisch keine Details. Er hatte ihnen lediglich mitgeteilt, dass der ?rtliche Deputy sie einweihen w?rde, sobald sie vor Ort ankamen. Sie kamen einer bedeutungsvollen Unterhaltung am n?chsten, als sie auf die Ausfahrt nach Falls Church abbogen. „Wissen Sie viel ?ber die Stadt?“, fragte Rhodes. „Ein bisschen. Haupts?chlich Oberschicht, glaube ich. Die Nachbarschaft, zu der wir fahren, ist, so weit ich mich richtig an die Fallstudie erinnere, die wir in der Academy gemacht haben, eine der Gegenden, die vor allem durch sogenanntes altes Geld reich ist.“ „Ah, Sie meinen reiche Leute, die reich sind, weil Mami und Papi reich waren und nichts Besseres mit dem Geld zu tun hatten, nachdem sie starben.“ „Im Grunde, ja.“ Rhodes kicherte und sah aus dem Fenster. „Es scheint mir, dass Sie und ich in solchen F?llen jetzt die Hauptansprechpartner geworden sind. Nun ... Sie jedenfalls. Was denken Sie dar?ber?“ Es war nichts, ?ber das sich Chloe zuvor Gedanken gemacht hatte. Sie zuckte blo? mit den Schultern und antwortete dann ehrlich: „Ich denke, jeder braucht eine Nische, in der er sich spezialisiert.“ Rhodes lie? das Thema bleiben. Chloe tat ihr Bestes, ihr stillschweigend zu vermitteln, dass sie im Moment kein Interesse an Small Talk hatte – sie versuchte es, ohne zu unh?flich zu wirken. Anscheinend funktionierte es. Sie erreichten den Tatort – ein wundersch?nes, zweist?ckiges Haus in einem wohlhabenden Viertel – ohne dass sie ein weiteres Wort miteinander wechselten. Die meisten Grundst?cke waren entweder dicht bewachsen oder prahlten mit riesigen G?rten. Die Nachbarschaft selbst war ein St?ck weit von den dichter besiedelten Vierteln entfernt und gab dadurch jedem Haus viel Privatsph?re. Die Anwesenheit eines einzigen Polizeiautos in der Einfahrt erschien f?rchterlich fehl am Platz zu sein. Es verlieh der Residenz ein beinahe gespenstisches Gef?hl, nachdem sie so viele der anderen H?user gesehen hatten. Es erschien wie ein Makel in der Nachbarschaft. Sie parkten das Auto und gingen zur Veranda. Die T?r war geschlossen, also klopfte Chloe, da sie nicht anma?end wirken wollte, in dem sie einfach hineinging, weil sich ein Polizist darin befand, der auf sie wartete. Ihr Klopfen wurde sofort beantwortet. Der Polizist, der die T?r ?ffnete, schien Anfang Drei?ig zu sein. Er war glatt rasiert, sah ziemlich schlicht aus und schien ?berrascht zu sein, zwei Frauen auf der anderen Seite der T?r vorzufinden. „Wir sind Agenten Fine und Rhodes“, sagte Chloe. „Wir wurden geschickt, um den Mord an Jessie Fairchild zu untersuchen.“ Der Polizist streckte seine Hand aus und stellte sich vor. „Deputy Ed Nolan. Ich f?hre die Nachbearbeitung durch. Kommen Sie herein.“ Er f?hrte sie hinein, wobei Chloe bemerkte, dass das Haus von innen noch gr??er war, als es von au?en geschienen hatte. Der Eingangsbereich war beinahe so gro? wie das Wohnzimmer in Chloes Wohnung und die Decke befand sich mindestens dreieinhalb Meter ?ber ihren K?pfen. Das Haus f?hlte sich so an, als ob lange niemand darin gelebt hatte, was Chloe ein gruseliges Gef?hl gab. „Was ist hier passiert?“, fragte Chloe. „Uns wurde nur gesagt, dass wir ausschlie?en sollen, dass es sich um einen Fall handelt, der mit einem aus dem letzten Jahr in Verbindung steht.“ „Und welcher Fall w?re das?“, fragte Nolan. „Drei Todesf?lle durch Erw?rgen etwa acht Kilometer von hier“, sagte Rhodes. „Alles Frauen, zwischen vierzig und sechzig Jahren alt.“ „Ja, ich nehme an, wir werden dies ziemlich schnell ausschlie?en k?nnen.“ „Warum das?“, fragte Chloe. „Nun, die Leiche wurde mittlerweile selbstverst?ndlich abtransportiert, aber ich kann Ihnen die Bilder zeigen. Mrs. Fairchild wurde nicht durch Erw?rgung get?tet, obwohl sie auch gew?rgt wurde. Es war mehr wie ein Schnitt durch die Kehle ... aber auf eine seltsame Art und Weise, die ich noch nie zuvor gesehen habe.“ Er f?hrte sie in die K?che und griff nach einem Aktenordner auf der Bar. Er nutzte ihn, um damit auf die Treppe ins Obergescho? zu zeigen, und sagte: „Die Putzfrau hat die Leiche im Hauptschlafzimmer oben entdeckt. Sie ging hinauf, w?hrend sie das Sp?lbecken im Raum neben der Waschk?che einlaufen lie?. Sie wurde offensichtlich ein wenig abgelenkt, als sie die Leiche fand, sodass das Sp?lbecken ?berlief.“ „Dann lassen Sie uns mal das Schlafzimmer ansehen“, sagte Chloe. Nolan nickte und ?bernahm die F?hrung. W?hrend sie hinaufgingen, stellte Chloe fest, dass die Putzfrau entweder au?ergew?hnlich gut in ihrem Job war oder dass die Fairchilds ihr Haus grunds?tzlich sehr sauber hielten. Der Flur im Obergeschoss war genauso beeindruckend wie das Erdgeschoss. Am Ende des Ganges stand ein B?cherregal, das in die Wand eingebaut war. Es gingen vier Zimmer vom Gang ab, zwei davon waren Schlafzimmer, das dritte ein zweites Badezimmer und das vierte ein B?ro. Nolan f?hrte sie ins Hauptschlafzimmer. W?hrend die Leiche nat?rlich entfernt worden war, sah Chloe, dass die Laken seit dem Mord nicht gewechselt worden waren. „Ist das Zimmer genauso, wie es war, als die Leiche entdeckt wurde?“, fragte Chloe. „Das Einzige, was entfernt wurde, ist die Leiche“, best?tigte Nolan. „K?nnen Sie uns die Details erl?utern?“ Er tat dies, w?hrend sich Chloe und Rhodes im Raum umsahen. Sie h?rte sich jedes Detail an und versuchte dabei, es in ihrem Kopf abspielen zu lassen, wobei sie sich die Szenen, die in dem Raum, in dem sie gerade stand, vonstattengegangen waren, genau vorstellte. „Rosa Ramirez, die Putzfrau des Hauses, entdeckte die Leiche gegen elf Uhr drei?ig morgens. Die Polizei kam um kurz vor zw?lf vor Ort an. Ich war Teil des ersten Einsatzteams, welches auf den Anruf reagierte, sodass ich alles in dieser Akte mit eigenen Augen sah. Jessie Fairchilds Kehle war aufgeschnitten worden, jedoch auf sehr seltsame und grausame Weise. Obwohl wir davon ausgehen, dass sie gew?rgt wurde, wurde der Schnitt mit einem sehr gro?en Diamantring vorgenommen.“ „Sind Sie sich dar?ber sicher?“ „Definitiv. Die Forensik hat es gestern best?tigt. Er war mit Blut ?berzogen und die gezackten Linien des Schnitts stimmen mit dem Schliff des Diamanten ?berein. Ihr Mann ist sich nicht sicher, ob er seiner Frau geh?rte.“ „Warten Sie“, sagte Rhodes. „Ein Diamantring ist niemals so gro?, als dass er so tief schneiden w?rde.“ „Wir dachten dasselbe“, sagte Nolan. „Aber der Schnittwinkel traf eine lebenswichtige Arterie und durchstie? ebenfalls die Luftr?hre.“ „Irgendein Motiv?“, fragte Chloe. „Wir gingen zun?chst davon aus, dass es sich um einen Einbruch oder einen Raub?berfall handele. Ich bin mir sicher, es ist Ihnen aufgefallen, dass dieses Haus mit Wertsachen gef?llt ist.“ Er zeigte auf den begehbaren Kleiderschrank auf der linken Seite des Raumes und f?gte hinzu: „Es befindet sich eine widerw?rtige Menge Schmuck darin. Als wir uns mit dem Ehemann unterhielten, wies er auf eine Halskette hin, die etwa drei?ig Riesen wert ist. Und diese befand sich noch nicht einmal im Safe. Sie hing einfach dort, an einem simplen alten Schmuckst?nder. Es befinden sich au?erdem zwei Autos in der Garage, von denen eins allein etwa drei meiner Jahresgeh?lter kosten w?rde. Ein riesiger Pool im Garten, ein Wellness-Whirlpool. Es w?re bescheiden, zu sagen, dass die Fairchilds gut betucht waren. Und da sie neu in der Nachbarschaft waren, gingen wir davon aus, dass es sich um einen Raub handelte. Allerdings k?nnen wir keinen Beweis daf?r finden.“ „Wurde irgendetwas entwendet?“, fragte Chloe. „Wir haben den Ehemann alles ?berpr?fen und sich umsehen lassen, er hat jedoch nichts gefunden. Er sagte, er k?nne nicht sehen, dass etwas fehlt. Nat?rlich war er best?rzt dar?ber, dass seine Frau ermordet worden war, wer wei? also, wie gr?ndlich seine Suche war ...“ „Sie sagten, Sie dachten es habe eine Art Strangulieren stattgefunden“, sagte Rhodes. „Wissen Sie, womit sie gew?rgt wurde?“ „Wir wissen es nicht genau, aber wir denken, es war eine Fuchsstola – so eine Art Pelzschal. Wir fanden sie unter dem Bett versteckt. Die Forensik ist sich ziemlich sicher, dass sie k?rzlich stramm festgehalten und gezogen wurde. Der Ehemann sagte auch, dass er sich nicht daran erinnern k?nne, wann er das letzte Mal gesehen habe, dass sie sie trug.“ „Was k?nnen Sie uns ?ber die Fairchilds erz?hlen?“, fragte Chloe. Sie ging zum Bett und betrachtete die getrockneten Blutflecken auf dem oberen Laken. „Sie waren neu in der Stadt. Sind vor etwa f?nf Wochen hierhergezogen. Es befinden sich immer noch einige Kartons in der Garage, die sie noch nicht einmal ausgepackt hatten. Der Ehemann, Mark, ist so eine Art hohes Tier im Bankwesen ... hat etwas mit Finanzen und Aktien zu tun. Jessie Fairchild besch?ftigte sich mit Social-Media ... eine Art Influencer f?r die Prominenten der C-Liste. Instagram, Facebook, so etwas eben. Sie zogen aus Boston her ... der Mann sagte, dass ihnen das Gro?stadtget?mmel zu viel geworden war.“ „Wo h?lt sich der Ehemann jetzt auf?“, fragte Chloe. „Er ist mit seinem Bruder zu einer H?tte in den Bergen gereist. Sie reisten heute Morgen ab. Er ist ... nun ... er ist ein Wrack. Ich meine, Menschen gehen mit Tod unterschiedlich um, das wei? ich. Aber dieser Mann ... ich habe zugesehen, wie er quasi in sich zusammenbrach und verk?mmerte, wissen Sie? Es war das Schlimmste, was ich je gesehen habe.“ „Ich nehme an, es gibt keine Fingerabdr?cke am Tatort?“, fragte Chloe. „Keine. Wir haben ein einziges, loses Haar auf der Fuchsstola gefunden. Es war blond und Jessie Fairchild war eine Br?nette. Es wird gerade untersucht ... wir sollten sehr bald mehr wissen.“ Chloe nahm sich einen Moment Zeit, um alles aufzunehmen. Da es zumindest ein starkes Indiz daf?r gab, dass es sich um Mord durch Strangulieren gehandelt hatte, konnte sie eine Verbindung zu den Morden vor einem Jahr nicht ausschlie?en. Aber der Schnitt mit dem Diamantring sagte ihr, dass es sich um etwas Neues handelte ... etwas anderes. Sie nahm den Ordner und wollte ihn am liebsten sofort ?ffnen, um tiefer nachzuforschen. „Sie sagten, dass Sie f?r die Nachbearbeitung verantwortlich sind?“ „Ja.“ „K?nnen wir Ihnen zu Ihrem Revier folgen? Ich m?chte einen Arbeitsbereich einrichten.“ „Sie denken also, dass es mit den Todesf?llen durch Erw?rgen im letzten Jahr in Verbindung steht?“, fragte Nolan. Es war klar, dass er dies nicht erwartet hatte. „Ich wei? es nicht genau“, sagte Chloe. „Aber ich wei?, dass eine Frau tot ist – dass sie in ihrem eigenen Haus ermordet wurde – und derzeit befindet sich niemand in Gewahrsam. Also ... lassen Sie uns mit der Arbeit beginnen.“ Nolan l?chelte ?ber ihre Lassen-Sie-uns-ihn-schnappen Einstellung. Er nickte und machte sich wieder auf den Weg zur Schlafzimmert?r zur?ck zum Flur. „Dann lassen Sie uns anfangen.“ KAPITEL VIER Chloe ?ffnete die Akte zum Mord an Jessie Fairchild, sobald sie sich auf dem Revier niedergelassen hatte. Nolan hatte ihnen ein B?ro ?berlassen, welches einst einem stellvertretenden Deputy geh?rt hatte, der aufgrund von K?rzungen entlassen worden war. Einige Habseligkeiten des ehemaligen stellvertretenden Deputy waren zur?ckgelassen worden, wodurch Chloe sich fehl am Platz f?hlte. Trotzdem begann sie ihre Arbeit und ?berflog die Informationen in der Akte. Sie war beeindruckt, wie gut alles zusammengef?gt worden war. Anscheinend hatte Deputy Nolan ein H?ndchen f?r Organisation und Details. Abgesehen von dem einfachen Polizeibericht, der alles enthielt, was Nolan ihnen in der Fairchild-Residenz bereits berichtet hatte, gab es mehrere Bilder von Jessie Fairchilds Leiche. Sie lag vollst?ndig angezogen auf dem Bett. Ihr Kopf war zur linken Seite geneigt, ihre ge?ffneten Augen starrten in die Richtung der Blutlache, die sich um ihren Kopf ausgebreitet hatte. Das auff?lligste Merkmal an ihrem K?rper war jedoch die unregelm??ige Wunde in der Mitte ihrer Kehle. Die Bilder mussten innerhalb weniger Stunden nach dem Mord aufgenommen worden sein, da das meiste Blut noch feucht war. Sie konnte sehen, wo es begann, hart zu werden, es war jedoch ?berwiegend frisch. Der Schnitt selbst war ziemlich brutal. Er war gezackt und grauenvoll, eine gerade Linie, die fast so aussah, als sei sie in das Fleisch ges?gt worden. Chloe konnte au?erdem leichte Anzeichen daf?r erkennen, dass etwas um ihren Hals gewickelt worden war, obwohl dies auf den Fotos schwer zu sehen war. Ohne die Leiche begutachten zu k?nnen, w?rde sie dem Forensik Team Glauben schenken m?ssen. Aber wenn das, was sie sah, tats?chlich die Stelle war, an der etwas um ihren Hals gewickelt worden war, dann w?rde es perfekt mit der Fuchsstola zusammenpassen, die sie auf den anderen Bildern sah. Sie sah au?erdem ein Foto des Diamantrings, welcher benutzt worden war, um den Schnitt zuzuf?gen. Er lag auf dem Nachttisch; der M?rder hatte keinen Versuch unternommen, ihn zu s?ubern oder zu verstecken. F?r Chloe war deutlich, dass der M?rder eine Botschaft zu senden schien. Aber welche Botschaft? „Der Ring verwirrt mich“, sagte Rhodes. „Wieso legt man ihn genau dort auf den Nachttisch? Gibt er an? Vielleicht versucht er, uns etwas zu sagen?“ „Ich habe mich gerade genau das Gleiche gefragt. Ich frage mich, ob der Ring eine besondere Bedeutung hat. Wieso dieser Ring? Er sieht wie einer dieser Verlobungs-/Ehering Zwei-in-eins-Angebote aus.“ „Er sieht au?erdem verdammt teuer aus“, f?gte Rhodes hinzu. „Er muss auf irgendeine Weise symbolisch sein. Man legt nicht einfach einen blutbeschmierten Diamantring auf den Nachttisch, nachdem man ihn benutzt hat, um jemanden zu ermorden.“ „Sie glauben also, dass es der M?rder ist, der uns etwas mitteilen m?chte?“ „Das k?nnte es sein. Es k?nnte auch …“ Sie wurde durch das Klingeln ihres Telefons unterbrochen. Sie zog es hervor, wobei sie davon ausging, dass es Johnson war, der sicherstellte, dass sie angekommen waren. Als sie jedoch DAD auf dem Bildschirm las, zuckte sie leicht zusammen. Eine Welle der Wut schoss durch sie hindurch und hinterlie? eine Spur von Angst. Sie ignorierte den Anruf und legte ihr Handy verdeckt auf den Schreibtisch. Als sie ihre Aufmerksamkeit wieder der Akte zuwandte, fiel es ihr schwer, zur Arbeit zur?ckzukehren. „Ist alles in Ordnung?“, fragte Rhodes. „Ja, wieso?“ „Nun, Sie schauen auf Ihr Handy, als habe es sie eine Schlampe oder so etwas in der Art genannt.“ Chloe zuckte mit den Schultern und hasste, wie passiv sich das anf?hlte. „Nur pers?nliches Zeug.“ Rhodes nickte und machte deutlich, dass sie nicht tiefer darauf eingehen wollte. „Ja, pers?nliches Zeug kann definitiv schei?e sein.“ Als Chloe versuchte, sich wieder auf die Akte zu konzentrieren, klopfte es an der T?r. Die T?r ?ffnete sich und sie sah Deputy Nolans Gesicht hineinblicken. Als er die T?r weiter ?ffnete, sah sie einen weiteren Mann hinter ihm. Er sah deutlich ?lter aus und hatte einen dieser dichten, grauen Schnurrb?rte, die Chloe immer an ein Walross erinnerten. „Agenten“, sagte Nolan, „das ist Chief Clifton“. Clifton betrat das B?ro und schaute sie beide an, wobei er ihnen anerkennend zunickte. Er schaute zu der Akte, die ge?ffnet auf dem Schreibtisch lag und welche die Fotos des blutigen Schnitts an Jessie Fairchilds Kehle preisgab und wandte schnell seinen Blick ab. Chloe und Rhodes stellten sich vor, w?hrend Nolan hinter Chief Clifton das B?ro betrat und die T?r hinter ihnen schloss. „War Deputy Nolan in der Lage, Ihnen alles zu besorgen, was Sie ben?tigen?“, fragte Clifton. „Vollkommen“, antwortete Chloe. „Er war sehr zuvorkommend.“ „Gibt es sonst irgendetwas, das wir f?r Sie tun k?nnen?“ „Nun, angesichts dessen, dass es ein so gro?es Haus ist, gehe ich davon aus, dass es ein Sicherheitssystem gab. Gibt es dadurch irgendwelche Beweise?“ „Ja, die gibt es tats?chlich“, sagte Nolan. „Der Ehemann hat uns den Code gegeben, damit wir ihn zur?cksetzen konnten, sobald wir das Haus verlie?en.“ „Und er hat keinerlei Warnhinweise bekommen, dass der Alarm ausgel?st wurde?“ „Nein, keine.“ „K?nnen wir einen Bericht dar?ber bekommen?“, fragte Rhodes. Nolan und Clifton nickten gleichzeitig. „Ich werde mich mit der Sicherheitsfirma in Verbindung setzen“, sagte Nolan. „Au?erdem w?rden wir selbstverst?ndlich gerne mit dem Ehemann sprechen“, sagte Chloe. „Deputy, Sie sagten, er halte sich mit seinem Bruder irgendwo in den Bergen auf? Wissen Sie, wann er zur?ckkommt?“ „Keine Ahnung. Er hat nichts erw?hnt.“ „Ich h?tte ihn wirklich gerne hier in der Stadt“, sagte Chloe. „Verd?chtigen Sie ihn?“ „Nicht unbedingt. Aber er ist derjenige, der dem Opfer am n?chsten steht.“ Sie verlieh ihrer Stimme keinen beschuldigenden Ton, obwohl sie es f?r unverantwortlich hielt, dass die Polizei dem Mann einfach erlaubt hatte, zu verreisen. „Ich werde ihn ans Telefon holen. Er wird vermutlich sehr entgegenkommend sein. Wenn er erf?hrt, dass das FBI an dem Fall ist und dabei hilft, den M?rder zu fassen, wird er vermutlich schnell zur?ckkommen.“ „Noch eine Sache“, sagte Chloe. „Ich wei?, dass Sie sagten, die Fairchilds seien neu in der Gegend. Wei? einer von Ihnen zuf?llig, ob Jessie Fairchild irgendwelche Feinde hatte? Gab es irgendwelche Anrufe oder Beschwerden ?ber ihren Mann oder vielleicht von ihnen ?ber irgendjemand anderen?“ „Nein, nichts dergleichen“, sagte Clifton. „Aber diese Nachbarschaft ... verdammt, diese gesamte Gegend ... sie ist ziemlich verkorkst. Wir bekommen von Zeit zu Zeit Anrufe. Eifers?chtige Ehefrauen, die versuchen, ihre Ehem?nner in Aff?ren zu erwischen, die es nicht gibt, hochn?sige Hausbesitzer, die versuchen, ihre Nachbarn in Schwierigkeiten zu bringen, weil deren Hund in ihren Garten kackt. Die Leute in dieser Nachbarschaft halten viel zu viel von sich selbst.“ „Entschuldigen Sie, wenn ich frage, aber wieso erz?hlen Sie uns das?“, fragte Rhodes. „Denn, obwohl ich nicht so weit gehen w?rde, zu sagen, dass Jessie Fairchild Feinde hatte, kann ich Ihnen fast garantieren, dass es Frauen in der Nachbarschaft gab, die zumindest neidisch waren. Es ist eine sehr versnobte Nachbarschaft. Ich wei?, dass es f?r einen Polizei-Chef nicht gut ist, so etwas zu sagen, aber es ist die traurige Wahrheit.“ „Nun, das k?nnte bedeuten, dass es eine gro?e Menge potenzieller Spuren gibt“, sagte Chloe. „Wenn dies die Art von Frauen ist, die sie andeuten, dann gibt es sicherlich viel Klatsch und Tratsch. Vielleicht wissen Sie schon einiges und k?nnen uns in die richtige Richtung lenken.“ Clifton gluckste leise und zuckte mit den Achseln. „Ich w?nsche Ihnen viel Gl?ck dabei.“ Chloe wusste, worauf er sich bezog, war jedoch irritiert ?ber die wenig hilfreiche Art des Kommentars. „F?r den Moment h?tte ich gerne die Kontaktdetails der Putzfrau, die die Leiche entdeckt hat.“ „Wir haben bereits ausf?hrlich mit ihr gesprochen“, sagte Clifton. „Sie k?nnen sich gerne unsere Notizen anschauen.“ Er war nicht unbedingt defensiv, wollte jedoch sicherstellen, dass sie wusste, dass sie nicht v?llig unf?hig waren. Sie fragte sich, ob dies irgendetwas damit zu tun hatte, dass sie den Ehemann so kurz nach dem Mord nicht h?tten die Stadt verlassen lassen d?rfen. „Trotzdem w?rde ich gerne pers?nlich mit ihr sprechen.“ Clifton verschr?nkte seine Arme, nickte jedoch. „Ich werde daf?r sorgen, dass Sie die Informationen umgehend erhalten“, sagte er. Er l?chelte kurz, bevor er sagte: „Sch?n Sie kennenzulernen, Agenten.“ Und damit ?ffnete er die T?r und trat hinaus. Nolan zuckte zusammen und sagte: „Er reagiert manchmal so. Besonders die paar Male, die wir mit den Beh?rden oder anderen externen Agenturen zusammengearbeitet haben. Kontrollprobleme ... nur zwischen uns dreien.“ Chloe machte eine Rei?verschluss-Geste ?ber ihrem Mund. „Ich verstehe es. Nun ... wenn wir die Kontaktdetails der Putzfrau bekommen k?nnten, w?re das gro?artig. Ich w?rde sie gerne treffen, bevor es zu sp?t wird.“ KAPITEL F?NF Rosa Ramirez lebte in einer Wohnung am Rande des sch?neren Teils der Innenstadt. Als sie den Anruf von Nolan erhielt, schien sie sehr erpicht darauf, Chloe und Rhodes zu helfen. Als sie um 16:30 Uhr an ihrer Wohnung ankamen, war klar, dass sie f?r sie aufger?umt hatte. Sie hatte sogar Kaffee und Butterkekse als Snacks auf ihrem Couchtisch angerichtet. „Ms. Ramirez“, sagte Chloe, „wie lange haben Sie f?r die Fairchilds gearbeitet? Wenn ich es richtig verstehe, dann sind sie erst vor f?nf Wochen in die Stadt gezogen.“ „Das ist korrekt. Ich habe auf eine Suchanzeige geantwortet, die ich im Internet fand. Das war etwa eine Woche, bevor sie hergezogen sind. Sie wollten, dass alles fertig eingerichtet und einsatzbereit war, sobald sie einzogen. Und dazu geh?rte eine Haush?lterin. Ich bin sogar dort gewesen, um ihnen zu helfen, einige ihrer Dinge auszupacken.“ „Schienen sie dankbar f?r Ihre Hilfe zu sein?“ „Ja. Es war eindeutig, dass sie nicht an Leute gew?hnt waren, die so bereit sind, ihnen zu helfen.“ Chloe nahm sich eine Tasse Kaffee, obwohl sie normalerweise versuchte, die Menge an Koffein, die sie konsumierte, in Grenzen zu halten. Sie wollte, dass Rosa sich wohlf?hlte; eine entspannte Zeugin war oft eher dazu geneigt, ?ber Wahrheiten zu stolpern, die ihnen zuvor vielleicht nicht einmal aufgefallen waren. „Gab es jemals irgendwelche Streitigkeiten zwischen Ihnen und den Fairchilds?“, fragte Rhodes. „Nein, nicht ein einziges Mal. Um ehrlich zu sein, habe ich sogar nach ein wenig mehr gefragt, als ich normalerweise verlange, und es gab nicht einmal Verhandlungen. Keiner der beiden sprach je negativ oder stritt mit mir.“ „Und die beiden?“, fragte Chloe. „Sahen Sie die beiden jemals miteinander streiten?“ „Nein. Ich habe selbst versucht, mich an einen Streit zwischen ihnen zu erinnern, aber ich kann mich an kein einziges Mal zur?ckentsinnen. Sie m?ssen allerdings in Erinnerung behalten, dass ich sie in den f?nf Wochen, in denen ich f?r sie gearbeitet habe, nur zweimal zusammen gesehen habe. Mark war meistens gesch?ftlich unterwegs.“ „Wissen Sie, wohin diese Gesch?ftsreisen f?hrten?“ „?berall hin. Aber ich glaube, er reiste haupts?chlich an die Ostk?ste. Boston, DC, New York.“ „Wissen Sie, ob Jessie ihm das ?bel nahm?“ „Wenn dem so war, dann verbarg sie es gut. Sie war selbst immer besch?ftigt. Sehr besch?ftigt sogar. Ich denke nicht einmal, dass sie sich selbst Zeit gab, um ?berhaupt zu bemerken, dass ihr Mann weg war.“ „Besch?ftigt womit?“, fragte Rhodes. „Nun, die Nachbarschaft, in der sie leben, ist voll von prominenten Leuten. Oder, wenn ich ehrlich bin, Leuten, die denken, dass sie prominent sind. Jessie versuchte bereits, ihren Platz in der Szene zu finden. Sie streckte ihre F?hler in alle Richtungen zu sozialen Kreisen aus ... Gartenvereine, Spendenaktionen, sie wollte dabei helfen, ?rtliche Galaveranstaltungen zu organisieren, solche Dinge eben.“ „Ist sie offiziell einem dieser Dinge beigetreten?“ „Nicht, dass ich w?sste.“ „Ms. Ramirez, ich bin mir sicher, dass Sie wissen, dass ich Sie fragen muss, wo Sie sich f?r den vorhergehenden Teil des Tages aufgehalten haben, bevor sie Jessie Fairchilds Leiche entdeckt haben.“ „Ja, dessen bin ich mir bewusst“, sagte sie und seufzte leicht. „Es war Freitag. Und freitags habe ich den Morgen f?r mich. Manchmal schlafe ich einfach aus und schaue mir ein paar Fernsehsendungen an. Manchmal erledige ich Besorgungen. Aber letzten Freitag war ich tats?chlich f?r einen Teil des Vormittags in der Bibliothek.“ „Hat Sie irgendjemand dort gesehen, der dies best?tigen kann?“ „Ja. Ich habe ein paar alte Kisten vom Speicher aussortiert. Ich habe einen Haufen alter Taschenb?cher an die Freunde der B?cherei gespendet. Ich habe sie auf einem der kleinen Rollwagen der Bibliothek hineingerollt und half dem Bibliothekar-Assistenten sogar dabei, sie zu sortieren.“ „Erinnern Sie sich daran, um wie viel Uhr dies in etwa gewesen sein k?nnte?“ „Sicher. Ich kam um kurz nach halb elf dort an, glaube ich. Ich ging um etwa elf oder ein wenig sp?ter. Dann bin ich zum Haus der Fairchilds gefahren.“ „Haben Sie auf dem Weg dorthin irgendwo angehalten?“ „Das habe ich. Ich habe bei McDonalds angehalten, um mir etwas zum Mittagessen zu holen.“ „Und als Sie am Haus ankamen ... haben Sie nichts Ungew?hnliches gesehen?“ „?berhaupt nichts. Das erste Ungew?hnliche, was mir auffiel, war, als ich Jessie in ihrer Laufkleidung auf dem Bett liegen sah.“ „Uns wurde von der Polizei mitgeteilt, dass ihr Mann sich in der Stadt befand ... nicht auf einer Gesch?ftsreise. Wissen Sie, ob da etwas Wahres dran ist?“ „Ich denke schon. Normalerweise lassen sie mich wissen, wann Mark unterwegs sein wird. Aber so weit ich wei?, war er am Freitag im B?ro vor Ort. Ich kam gegen elf Uhr drei?ig bei ihnen an ... was bedeutet, dass er wahrscheinlich etwa drei oder vier Stunden bevor ich ankam, gegangen war.“ „Ms. Ramirez“, sagte Rhodes, „denken Sie, dass es irgendeine M?glichkeit gibt, dass Mark sie ermordet hat?“ Rosa sch?ttelte zuversichtlich ihren Kopf. „Nein. Ich meine, ich wei?, dass nichts unm?glich ist, aber ich bezweifle es wirklich. Er ist ein netter Kerl. Und sehr verspielt und lieb zu ihr. Sie sind beide Anfang f?nfzig ... die Art von P?rchen, die noch immer H?ndchen halten. Ich habe sogar mal gesehen, wie er ihr spielerisch auf den Hintern gehauen hat, wie zwei junge Frischverm?hlte. Sie schienen sehr gl?cklich.“ Chloe lie? all dies auf sich wirken. Sie war sich sicher, dass Rosa nichts mit Jessie Fairchilds Mord zu tun hatte. Sie w?rde die ?rtliche Polizei das Alibi, welches sie gerade genannt hatte, ?berpr?fen lassen, aber sie hatte das Gef?hl, dass es vergebliche M?he sei. „Vielen Dank f?r Ihre Zeit“, sagte Chloe und trank ihren Kaffee in einem langen Schluck aus. Sie reichte Rosa eine ihrer Visitenkarten, als sie sich auf den Weg zur T?r machte. „Bitte melden Sie sich bei mir, sollte Ihnen noch etwas einfallen“, sagte sie. Rosa nickte, w?hrend sie sie zur T?r begleitete. „Es gibt tats?chlich noch eine Sache, die mir einf?llt“, sagte sie. „Was w?re das?“ „Der Ring auf dem Nachttisch ... der genutzt wurde, um ihre Kehle aufzuschneiden. Es ist ungew?hnlich, dass er dort war. Jessie war so etwas wie eine Art Ordnungsfreak – deshalb hatte sie eine Putzfrau, obwohl sie das Haus selbst gr??tenteils sauber hielt. Ich habe noch nie Schmuck einfach so rumliegen gesehen.“ Chloe nickte, da sie sich bereits damit besch?ftigt hatte. Der Ring war nicht nur eine Botschaft des T?ters gewesen, sondern es bewies auch, dass der Mord h?chstwahrscheinlich nicht mit dem Reichtum oder einem verpatzten Einbruch zu tun hatte. Es war ein teurer Ring, der f?r nichts weiter verwendet worden war, als eine grobe Waffe darzustellen. Obwohl der M?rder ihn zu einem gewissen Zeitpunkt in der Hand gehabt hatte, hatte er kein Interesse daran gehabt, ihn zu stehlen. Und allein das sprach B?nde ?ber den M?rder. Nun, dachte Chloe, muss ich nur noch die Botschaft des M?rders ?bersetzen. KAPITEL SECHS Es war kurz nach f?nf, als Chloe und Rhodes Rosas Wohnung verlie?en. Von ihrem Parkplatz aus waren es nur f?nfundvierzig Minuten Fahrt bis nach DC zur?ck. Chloe sah dies als gro?en Bonus an, da es dadurch nicht n?tig war, in ein Motel einchecken zu m?ssen. Die einzige Schwierigkeit, die es mit sich brachte, war allerdings, dass es schwer zu sagen war, wann sie Feierabend machen sollten. „Sollten wir zur Bibliothek gehen und Rosas Alibi ?berpr?fen?“, fragte Rhodes, als Chloe vom Parkplatz des Wohnkomplexes fuhr. „Ich habe dar?ber nachgedacht, aber es ist Sonntagnachmittag. Es ist zweifelhaft, dass die B?cherei ?berhaupt noch ge?ffnet ist. Ich denke, ich w?rde gerne herausfinden, woher dieser Ring kommt. Wenn wir zum Beispiel herausfinden k?nnten, wer ihn zuletzt getragen hat. Wenn sich der Ehemann nicht einmal daran erinnern kann, dass er seiner Frau geh?rte ...“ Rhodes ?ffnete ihren Mund, um zu antworten, aber das Klingeln von Chloes Handy unterbrach sie. Chloe beantwortete den Anruf sofort, wobei sie an diesem schleppenden Sonntagnachmittag auf einen Hinweis hoffte. „Hier spricht Agentin Fine“, antwortete sie. „Agentin Fine, hier spricht Deputy Nolan. Ich dachte, Sie w?rden gerne h?ren, dass ich in der Lage war, Kontakt mit Mark Fairchild, dem Ehemann, aufzunehmen. Er wird heute Abend gegen acht Uhr zum Polizeirevier kommen. Er und sein Bruder sind auf dem Weg zur?ck, um sich um die Beerdigungsangelegenheiten, die Versicherungsunterlagen und solche Dinge zu k?mmern.“ „Und er wei?, dass das FBI sich mit der Untersuchung befasst?“ „Das tut er. Er schien erfreut dar?ber zu sein und m?chte gern mit Ihnen sprechen.“ „Dann werde ich Sie um neun treffen“, sagte Chloe und beendete das Gespr?ch genau so, wie sie es gehofft hatte: mit einer weiteren Informationsquelle. Wenn die Informationen einem zugeflogen kamen, anstatt dass man sie aufsp?ren musste, war dies in der Regel ein schneller und einfacher Fall. Chloe hoffte nur, dass die Dinge in demselben Tempo weitergingen. *** Es war vom ersten Blick an deutlich zu sehen, dass Mr. Fairchild nicht gut geschlafen hatte. Allein seinem Erscheinungsbild nach zu urteilen h?tte Chloe wetten k?nnen, dass er nicht geschlafen hatte, seit er erfuhr, dass seine Frau get?tet worden war. Er hatte dunkle R?nder unter seinen Augen – Augen, die ins Nichts zu starren schienen, w?hrend sie gleichzeitig schnell in dem kleinen Konferenzraum umherflitzten, so als versuche er, alles aufzunehmen. Sein Haar war zerzaust und ein d?nner Stoppelbart bedeckte die untere H?lfte seines Gesichts. Trotzdem sah er konzentriert und entschlossen aus. Er sa? etwas in sich zusammengesackt auf einem Stuhl und hielt eine Tasse Kaffee, die Nolan ihm gegeben hatte, trank jedoch nicht davon. Sein Bruder stand in der Ecke und sah genau so m?de aus, er wachte jedoch ?ber seinen trauernden Bruder. Chloe wusste, dass das bevorstehende Gespr?ch schwierig werden k?nnte. Trauernde Menschen, die eindeutig m?de waren und noch immer mit dem Gedanken des k?rzlichen Verlustes zu k?mpfen hatten, konnten kompliziert sein. Sie w?rden entweder endlos lange reden, oft ohne auf den Punkt zu kommen, oder sie w?rden innerhalb weniger Sekunden die Kontrolle ?ber ihre Emotionen verlieren. Sie wusste also, dass sie die Leitfragen sorgf?ltig ausw?hlen und ihm dabei das Gef?hl verleihen musste, dass er die Kontrolle hatte. „Mr. Fairchild, ich m?chte bitte, dass Sie mir Ihren Freitagmorgen beschreiben. Beziehen Sie jedes Detail mit ein, egal wie klein oder trivial es zu sein scheint.“ Er nickte, sah jedoch eindeutig unbehaglich aus. „Alles“, sagte er mit einem m?den Grinsen, welches eher gezwungen wirkte. „Nun ... mein Wecker klingelte f?r die Arbeit. Ich dr?ckte die Schlummertaste und als ich dies tat, kam Jessie zu mir und kuschelte sich an mich an ... so etwas wie eine Tradition, die wir seit unserer ersten Verabredung haben. Es war Freitag und es war f?r uns beide eine gute Woche gewesen, also f?hrte das Kuscheln zu Sex. Sie mochte es am Morgen; es war wirklich nichts Au?ergew?hnliches ...“ Chloe f?hlte sich unbehaglich, als sie sah, wie sein Gesicht einige Emotionen durchlief, w?hrend er sich an den Beginn des Morgens erinnerte. Sie gab ihm einen Moment, als er innehielt, um sicherzugehen, dass er es durch den Rest seiner Geschichte schaffte. „Ich sprang also unter die Dusche, w?hrend sie ein paar Arbeits-E-Mails beantwortete. Ich kam aus der Dusche und sie putzte sich die Z?hne. Wir f?hrten ein kurzes Gespr?ch. W?hrend ich mich f?r die Arbeit anzog, zog Jessie ihre Laufkleidung an – die Sachen, die sie trug, als ...“ Er verstummte und holte tief Luft. Er sah zu seinem Bruder hin?ber, der Mark ermutigend zunickte. Mark erwiderte das Nicken und begann dann, mit zitternder Stimme weiterzusprechen. „Wir gingen nach unten. Sie trank einen Smoothie und ich eine Tasse Kaffee. Sie trank nie Kaffee, bevor sie laufen ging. Sie sagte, es w?re f?r ihren Magen unbek?mmlich. Sie brachte mich zur T?r, daran erinnere ich mich. Das tat sie gew?hnlich, um mir einen Abschiedskuss zu geben. Sie war mit ihren Airpod Kopfh?rern besch?ftigt, um einen Podcast aufzurufen, den sie w?hrend ihres Laufs h?ren wollte. Wir k?ssten uns, ich stieg ins Auto und das war’s. Das war das letzte Mal, dass ich sie lebend gesehen habe.“ „Um wie viel Uhr haben Sie das Haus verlassen?“, fragte Chloe. „Ich wei? die genaue Zeit nicht, aber es war irgendwann zwischen sieben Uhr f?nfundf?nfzig und acht Uhr f?nf, w?rde ich sch?tzen. Sicher nicht sp?ter als das.“ „Wir haben also ein Zeitfenster von drei-, dreieinhalb Stunden“, sagte Rhodes. „Mr. Fairchild, hatten Sie und Ihre Frau hier schon Freundschaften geschlossen? Irgendjemand, der schon ein paarmal vorbeigekommen war, seit Sie eingezogen sind?“ „Nein. Nur Bekanntschaften. Sicher, es waren Leute im Haus. Wenn eine neue Familie in die Nachbarschaft zieht, bringen die Leute Kuchen und Kekse und so etwas vorbei, wissen Sie? Aber ich glaube, die einzige Person, die das Haus je f?r mehr als einen Willkommen-in-der-Nachbarschaft Besuch betreten hatte, war die Haush?lterin. Oh und der Klempner. Wir hatten in der ersten Woche Schwierigkeiten mit dem M?llschlucker.“ „Ich m?chte mich au?erdem mit Ihnen ?ber den Ring unterhalten, der auf dem Nachttisch gefunden wurde“, sagte Chloe. „So wie ich es verstehe, k?nnen Sie nicht best?tigen, ob er Ihrer Frau geh?rte oder nicht?“ „Das stimmt. Er kam mir nicht bekannt vor, aber das ist nicht ungew?hnlich. Jessie trug nie wirklich Schmuck ... nur ihren Hochzeitsring. Das erscheint vielleicht albern, weil der Schrank mit Schmuck gef?llt ist. Aber Jessie hat Schmuck gesammelt, so wie manche Frauen verr?ckt nach Schuhen oder Handtaschen sind. Als ihre Mutter vor sechs oder sieben Jahren starb, bekam Jessie den gesamten Schmuck ihrer Mutter. Ketten, Ringe, diese schrecklich aussehenden Ohrringe. Aber es hat in Jessie ein Feuer entfacht. Sie begann, solche Dinge zu sammeln.“ „Erinnern Sie sich daran, wie viele Ringe Jessie von ihrer Mutter bekam?“ „Nein. Ich erinnere mich daran, dass sie meistens im Safe lagen. Der Gro?teil davon zumindest. Ich wei?, dass sie eine kleine Schachtel mit Halsketten und Ringen bekommen hat. In dieser Schachtel m?ssen mindestens zehn Ringe gewesen sein.“ „Sie w?rden also sagen, dass eine hohe Chance besteht, dass der Ring, der am Tatort gefunden wurde, von ihrer Mutter stammte?“ „M?glicherweise. Aber die Sache ist die ... sie bewahrte sie im Schrank auf. Wer auch immer dies getan hat ...“ Er hielt inne, so als h?tte ihn die blo?e Erw?hnung dessen, was mit dem Ring getan worden war, erstarren lassen. Er holte tief Luft und sch?ttelte den Kopf, entschlossen weiterzusprechen. „Wer auch immer dies getan hat“, fuhr er fort, „muss gewusst haben, wo er danach suchen musste.“ „Das, oder er hatte einfach nur Gl?ck und wusste, wo man teuren Schmuck aufbewahrt.“ „Stimmt“, sagte Mark. „Und die Woche vor Freitag ... war in der Woche irgendetwas an Ihrer Frau merkw?rdig?“ „Nein. Ich habe mich das selbst gefragt ... mich gefragt, ob ich etwas ?bersehen habe. Aber ich schw?re ... sie schien vollkommen normal zu sein.“ „Wie wir erfahren haben, hat Jessie damit begonnen, sich in ?rtlichen Gruppen und Organisationen zu engagieren“, sagte Rhodes. „Wissen Sie zuf?llig welche?“ „Sie sprach viel von Kid’s Cove, einer gemeinn?tzigen Organisation, die Geld f?r Kinder sammelt, denen es schwerf?llt, sich in der Schule ein Mittagessen zu leisten und solche Sachen. Es gab noch eine andere ... so ein Gartenverein oder so etwas. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich wei?, wo sie die Namen und Telefonnummern davon aufbewahrte, wenn Sie sie sehen m?chten.“ „Wir haben bereits eine Kopie davon“, sagte Nolan. Mark nickte und verdrehte seine Augen. „Stimmt. Ich schw?re ... die letzten drei Tage verschwimmen miteinander.“ „Sicher“, sagte Chloe. „Mr. Fairchild, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Bitte ... gehen Sie nach Hause und schlafen Sie ein wenig. Und ich w?rde Sie bitten, auf absehbare Zeit in der Stadt zu bleiben, falls wir weitere Fragen haben.“ „Selbstverst?ndlich.“ Er stand auf und winkte halbherzig, als er und sein Bruder den Raum verlie?en. Nolan folgte ihnen und schloss die T?r hinter sich. „Was denken Sie?“, fragte Rhodes Chloe, als sie alleine waren. „Ich denke, dass, selbst wenn Mark Fairchild etwas zu berichten h?tte, er sich vermutlich nicht daran erinnern w?rde. Ich glaube, dass er die Wahrheit ?ber den Morgen sagt. Seine Wangen wurden rot, als er den Sex erw?hnte. Und die Pausen, die er gesetzt hat ... er hat berechtigterweise mit den Tr?nen und einem Schluchzen gek?mpft.“ „Ja, das ist mir auch aufgefallen.“ „Trotzdem zeichnet sich ein interessantes Bild, oder nicht? Ein neues, reiches Paar kommt in die Stadt. Der Ehemann hat einen Job, der ihnen eine Position in der Oberschicht sichert. Und sie scheinen sofort ins Visier zu geraten ... weniger als f?nf Wochen nachdem sie hergezogen sind.“ „Glauben Sie, sie sind vor etwas weggerannt?“, fragte Rhodes. „Denken Sie, dass sie vielleicht nach Falls Church gezogen sind, um vor etwas in Boston davonzukommen?“ „Das k?nnte sein. Ich m?chte gerne so viel wie m?glich ?ber seinen Beruf herausfinden. Vielleicht einen Blick auf die finanziellen Informationen und das Strafregister der Fairchilds werfen. Vielleicht sogar mit Marks Arbeitgeber sprechen, wenn ich muss.“ „Und ich denke, wir werden auch die Sicherheitsfirma ?berpr?fen m?ssen“, sagte Rhodes. „Ich finde es merkw?rdig, dass kein Alarm ausgel?st wurde. Es bringt mich zu der Vermutung, dass Jessie Fairchild die Person, die sie ermordet hat, freiwillig hineinlie?.“ W?hrend sie ?ber all dies nachdachten, ?ffnete sich die T?r zum Konferenzraum und Nolan kam zur?ck. Er sah ersch?pft aus, nachdem er in der Anwesenheit eines Mannes gewesen war, der so todungl?cklich und verzweifelt war. „Nolan, was wissen wir ?ber Mr. Fairchilds Beruf?“, fragte Chloe. „Er ist ein ganz normaler B?rsenmakler. Nach dem, was er mir erz?hlt hat, hatte er zu Beginn seiner Karriere Gl?ck mit ein paar Deals. Es sorgte daf?r, dass einige hochkar?tige Kunden sehr zufrieden mit ihm waren. Er war ziemlich bescheiden, aber er erz?hlte uns, dass er im letzten Jahr mehr als sechs Millionen verdient hat.“ „Und das alles auf ehrlichem Wege?“ „So weit wir das beurteilen k?nnen. Wir haben noch keine gr?ndliche Pr?fung ihrer Finanzen unternommen oder ihre Steuererkl?rung des letzten Jahres gepr?ft. Wir sagten ihm, dass es darauf hinauslaufen k?nnte. Er schien ein wenig beleidigt zu sein, gab uns aber seine Zustimmung. Er gab uns sogar einige Nummern, um auf seiner Arbeit anzurufen, sollten wir Hilfe ben?tigen.“ „In anderen Worten hat er also nichts zu verstecken, wenn es ums Geld geht.“ „Sieht so aus. Er ist sauber, so weit wir das beurteilen k?nnen. Aber ich werde wahrscheinlich trotzdem einige der von ihm angegebenen Nummern anrufen, nur um sagen zu k?nnen, dass sie gepr?ft wurden.“ „Ich habe au?erdem keinen Vermerk zu einem Vorstrafenregister in Ihren Akten gesehen“, f?gte Rhodes hinzu. „Ja. Beide Fairchilds haben saubere Akten. Nichts. Nicht mal ein Strafzettel f?r zu schnelles Fahren.“ Chloe schaute zu dem Aktenordner auf dem Tisch vor ihr und unterdr?ckte ein Stirnrunzeln. Der Fall schien sich bereits jetzt von den Morden durch Erw?rgen im letzten Jahr zu unterscheiden. Aber es gab immer noch einen Todesfall, der ungel?st war. Sie starrte die Akte an, so als w?rde sie sie zwingen wollen, ihr Antworten zu geben. Sie kannte den Inhalt der Akte fast auswendig; sie erz?hlte die Geschichte von Jessie Fairchilds Mord in Formularen, Berichten, Notizen und Tatortfotos. Und f?r den Moment schien der Verlauf noch ein offenes Ende zu haben. KAPITEL SIEBEN Chloe hatte vergessen, wie produktiv Autofahrten mit einem Partner sein konnten. Sie verlie?en Falls Church um 20:42 Uhr und fuhren zur?ck nach DC, wobei sie die vierzig Minuten jedoch nutzten. Bevor sie Falls Church ?berhaupt verlassen hatten, hatte Rhodes es geschafft, einen Manager von Intel Security ans Telefon zu kriegen. Intel war das Unternehmen des Sicherheitssystems, welches die Fairchilds auf ihrem Grundst?ck installiert hatten. Chloe h?rte der Unterhaltung zu, w?hrend sie durch die Nacht zur?ck nach Hause fuhr. Sie l?chelte ab und zu, wenn sie erkannte, wie gut Rhodes im Umgang mit Menschen war. Chloe hatte bemerkt, dass Rhodes w?hrend der Ermittlungen nur dann eine Frage stellte, wenn sie eine gute parat hatte. Sie war nicht diejenige, die Hunderte von Fragen stellte und darauf hoffte, dass eine ins Schwarze traf. Sie verhielt sich am Telefon genauso, w?hrend sie mit Intel Security sprach. Sie war h?flich und freundlich, aber sie redete nicht um den hei?en Brei herum. Daher fiel es Chloe schwer, all die Informationen zu erhaschen, die sie erhielt, weil sie nur Rhodes’ kurze und sachliche Seite des Gespr?chs h?rte. Wenige Minuten sp?ter, als das Gespr?ch vorbei war, berichtete ihr Rhodes den Rest. Dabei bemerkte Chloe eine weitere von Rhodes’ St?rken. Sie machte umfangreiche Notizen, die sie oft nicht einmal ben?tigte. Das Ged?chtnis dieser Frau war wie ein Schlie?fach, wenn es um Details ging. „Okay, der Herr, mit dem ich sprach, sagte, dass es keine Anzeichen daf?r gibt, dass letzten Freitagmorgen ein Alarm ausgel?st wurde“, sagte Rhodes. „Er hat sich auch die Zeitleiste der Dateneintr?ge angeschaut und sagte, er k?nne nicht sehen, dass der Alarm ?berhaupt ausgeschaltet wurde. Er wurde zu keinem Zeitpunkt von den Fairchilds abgeschaltet.“ „Hat er Ihnen Einzelheiten dar?ber gegeben, wie das System funktioniert?“ „Ja. Der Alarm wird ausgel?st, wenn die T?r mit Gewalt ge?ffnet wird. Sie mit einem Schl?ssel zu ?ffnen schaltet den Alarm automatisch ab. Wenn die T?r von innen ge?ffnet wird, wird er ebenfalls abgeschaltet. Au?er, wenn jemand das T?rschloss knackt oder die T?r eintritt, wird der Alarm zus?tzlich nur dann ausgel?st, wenn die T?r f?r mehr als zwanzig Sekunden offensteht.“ „Gab es in den paar Wochen, die sie dort gewohnt haben, irgendwelche Vorf?lle, zu denen der Alarm losging?“ „Er sagte, dass auf ihrem Benutzerkonto zwei Vermerke zu finden sind. Beide stammen aus der ersten Woche, in der sie dort wohnten. Intel ruft einen an, wenn der Alarm ausgel?st wird. Bei beiden Anrufen sagte Mark Fairchild, dass sie vergessen hatten, die T?r vollst?ndig zu schlie?en, als sie w?hrend des Umzugs Kisten und M?bel hineinbrachten.“ „Wie sieht es mit Fenstern aus? Funktioniert der Alarm auch f?r die Fenster?“ „Dem zufolge, was mir gerade mitgeteilt wurde, muss das System deaktiviert werden, wenn ein Fenster von au?en ge?ffnet wird. Sie gaben einen Fr?hjahrsputz als Beispiel – wenn Fenster und Rahmen gr?ndlich gereinigt werden. Wenn jemand dies beabsichtige, dann sollte man den Alarm zun?chst ausschalten.“ „Aber Sie sagen, dass es in der letzten Woche keine verd?chtigen Ausl?ser eines Alarms gab, richtig?“ „Nicht einen einzigen.“ „Also in anderen Worten“, sagte Chloe, „wer auch immer Jessie Fairchild get?tet hat, ist nicht eingebrochen. Er wurde hineingelassen.“ „So scheint es.“ Es wurde still im Auto, w?hrend sie beide dar?ber nachdachten. Chloe wusste, was sie als N?chstes tun mussten. Bisher war alles, was sie wirklich ?ber Jessie Fairchild wussten, dass sie, seit sie und Mark nach Falls Church gezogen waren, ?berlegte, sich in lokalen Gruppen und Organisationen zu engagieren. Da sie neu in der Stadt waren, hatten weder sie noch Mark bis jetzt Freundschaften geschlossen – und das bedeutete, dass die meisten Leute, mit denen sie sprechen w?rden, unzul?nglich w?ren. Sie dachte jedoch auch ?ber eine Frage nach, die fr?her gestellt worden war. Hatten die Fairchilds ihr Heim in Boston vielleicht verlassen, weil sie vor etwas davonrannten? Wenn die Ermittlungen sie zur?ck zum Leben der Fairchilds in Boston bringen w?rden, dann k?nnte dieser scheinbar einfache Mordfall deutlich komplizierter werden. „Keine Freunde, keine Familie vor Ort“, sagte Rhodes, als sie sich DC n?herten. „Eine Schwester in Boston, beide Eltern verstorben. Wenn uns der Mord nach Boston f?hrt ...“ Chloe l?chelte, erfreut dar?ber, wie sie beide anfingen, in die gleiche Richtung und mit der gleichen Geschwindigkeit zu denken. „Gab es in der Akte nicht eine Notiz zu einem Verwandten von Mark? Jemandem, der direkt au?erhalb von Falls Church lebt?“ „Ja, sein Onkel. Aber so, wie ich es verstehe, ist er auf einer Art Reise. Im Urlaub, glaube ich.“ Sie antwortete mit einer Art von Gelassenheit, die Chloe denken lie?, dass Rhodes genau so ?ber diese potenzielle Spur dachte wie sie – das es sowieso zu nichts f?hren w?rde. Als sie sich ihrem Haus n?herten, erlaubte Chloe sich allm?hlich, in pers?nlichere Gedanken zu versinken. Sie dachte ernsthaft dar?ber nach, Danielle anzurufen und sich f?r ihr gestriges Verhalten zu entschuldigen. Solche Unterhaltungen mit Danielle f?hrten jedoch in der Regel zu einer sehr langen Diskussion und daf?r hatte sie gerade nicht die Geduld. Sie kehrten zum Hauptquartier des B?ros zur?ck, tauschten das Gesch?ftsauto gegen ihre eigenen und verabschiedeten sich voneinander. Chloe dachte erneut an Danielle, bevor sie losfuhr; sie ?berlegte sogar kurz, zu ihr zu fahren – zu einer Wohnung, die sie mietete, die zwanzig Minuten von hier entfernt lag und in die sie gezogen war, damit ihr Ex-Freund nicht wusste, wo sie nun wohnte. Schlussendlich entschied sie sich dagegen. Sie wusste, dass zwischen ihr und Danielle alles wieder in Ordnung kommen w?rden – manchmal dauerte es nur etwas l?nger, bis sie sich beide wieder entspannt hatten. Trotzdem ... sie hatte noch eine Stunde Zeit, bevor sie schlafen gehen m?sste. Und dadurch, dass die Dinge im Fairchild Fall bis morgen stillstanden, gab es nur noch eine weitere Sache, die sie tun konnte. Der Gedanke daran schien ihr Inneres aufzuw?hlen und ihr wurde leicht schlecht. Der Impuls war jedoch da und sie reagierte fast sofort darauf. Sie fuhr los und bog in Richtung der Wohnung ihres Vaters ab. *** Sie hatte nicht die Absicht, ihn tats?chlich zu sehen, geschweige denn mit ihm zu sprechen. Aber sie musste sich selbst beweisen, dass sie in der Lage war, an seinem Haus vorbeizufahren. Wenn sie ihn ?berpr?fen wollte, dann w?rde es irgendwann sowieso passieren m?ssen, also sprang sie am besten sobald wie m?glich ?ber ihren Schatten. Seine Wohnung befand sich weniger als eine halbe Stunde vom Hauptquartier entfernt und weniger als zwanzig Minuten von ihrer Wohnung, wenn man aus einer anderen Richtung kam. Es war 22:08 Uhr, als sie auf den Parkplatz fuhr. Sein Haus war weniger eine Wohnung als vielmehr ein Stadthaus ... die Art von Reihenhaus, das direkt neben dem n?chsten stand, wie in einem Wohnkomplex. Sie kannte das Auto, das er fuhr – ein abgenutzter Ford Focus – und es stand direkt vor seiner Wohnung geparkt. Das Licht im Wohnzimmer war an. Sie hielt an, ohne zu parken, schaute auf das Licht und fragte sich, was er wohl gerade tat. Schaute er Fernsehen? Oder las er? Sie fragte sich, ob er Visionen aus seiner Vergangenheit hatte, wenn er das Licht ausschaltete, um sich bettfertig zu machen ... von seinen T?chtern, seiner toten Frau. Sie fragte sich, ob die Folter und Qual, denen er sie alle ausgesetzt hatte, ihn manchmal nachts nicht schlafen lie?en. Das hoffte sie zumindest. Wut stieg in ihr auf. Die Emotion durchstr?mte sie wie hei? injiziertes Gift, bis sie bemerkte, dass ihre H?nde das Lenkrad so fest umklammerten, dass ihre Kn?chel wei? wurden. Vielleicht sollte ich einfach hineingehen, dachte sie. An seine T?r klopfen und es alles rauslassen. Ihn wissen lassen, dass ich wei?, was er getan hat ... dass ich Moms Tagebuch gelesen habe ... Es war verlockend genug, sodass sie das Gef?hl hatte, ihr Herz w?rde aus ihrer Brust springen. Ein angenehmer, kleiner Adrenalinsto? str?mte in ihren Blutkreislauf, w?hrend sie dar?ber nachdachte. Aber nat?rlich konnte sie nicht hineingehen. Noch nicht ... Chloe fand den n?chstgelegenen freien Parkplatz und nutzte ihn, um zu wenden. Sie machte sich auf den Weg nach Hause und wurde sich erst an der n?chsten Ampel dar?ber bewusst, dass sie das Lenkrad immer noch im Todesgriff umklammert hielt. KAPITEL ACHT Es war f?r Danielle augen?ffnend gewesen, festzustellen, dass sie wieder arbeitslos war, nachdem ihre letzte Beziehung geendet hatte. Der Kellnerinnen-Job und der zu-gut-um-wahr-zu-sein Traum, eine eigene Bar zu f?hren, hatten sie f?r ein paar Monate ?ber Wasser gehalten, aber hier war sie nun wieder, ohne Mann und ohne jegliche Art von bedeutungsvollem Job. Sie hatte immer gute Arbeit geleistet, wenn es darum ging, ihre Verachtung f?r einen Schei?job zu verbergen, aber in diesem Fall war es besonders schwierig. Sie arbeitete als Barkeeperin in einem Strip-Club – allerdings war die Chefetage fest entschlossen, es nicht als „Strip-Club“ zu bezeichnen. Sie bevorzugten entweder nur „Club“ oder „Gentlemen’s Lounge“. F?r Danielle war es egal, wie man es nannte. Tatsache war, dass sich gerade eine Frau auf der B?hne befand, die rhythmisch ihren Arsch vor dem Gesicht eines Mannes hin und her wackelte, wobei ein beschissenes Lied von Bruno Mars erklang. Sie stellte den Mojito fertig, den ein Kunde gerade bestellt hatte (im Ernst, wer bestellt einen Mojito in einem Strip-Club?) und reichte ihn ihm. Er war ungef?hr f?nfzig und als er das Getr?nk entgegennahm, bem?hte er sich nicht, die Tatsache zu verbergen, dass er auf ihre Br?ste starrte. Er l?chelte sie an und nahm einen Schluck von seinem Cocktail, wobei sein Blick nie ihre Br?ste verlie?. „Du solltest auf der B?hne stehen, wei? du das?“, sagte er. Endlich schaute er ihr in die Augen – vielleicht damit sie in seinem betrunkenen Blick sehen konnte, dass er es ernst meinte. „Wow. Den hab ich noch nicht geh?rt. Was f?r ein einzigartiger Anmachspruch.“ Verwirrt l?chelte der Mann sie schlie?lich verachtend an, entfernte sich von der Bar und setzte sich auf einen Platz n?her an der B?hne. Ja, es hatte mehr als ein Dutzend Kerle gegeben, die offensichtlich verbl?fft waren, dass sie hinter der Bar und nicht auf der B?hne stand. Ihr Manager war einer von ihnen. Und obwohl Danielle in der Vergangenheit mehr als gen?gend erniedrigende Jobs ausgehalten hatte, zog sie eine Grenze, wenn es darum ging, ihre Kleidung f?r betrunkene M?nner auszuziehen, damit diese ihr einen F?nfer in den Tanga stecken konnten. Sie wusste, dass dies nur ein vor?bergehender Job war. Das musste es sein. Sie wusste jedoch nicht, was sie tun w?rde, um hier herauszukommen. Vielleicht w?rde sie endlich das College abschlie?en. Sie hatte noch anderthalb Jahre vor sich ... und obwohl sie fast drei?ig sein w?rde, wenn sie ihren Abschluss machte, w?re es zumindest etwas. Nicht, dass man die Vorteile dieses Berufs verachten sollte. Sie hatte den Job seit einem Monat und arbeitete vier N?chte pro Woche. In ihrer zweiten Woche hatte sie alleine in Trinkgeld mehr als siebenhundert Dollar verdient. Aber es war die Atmosph?re und das Gef?hl des Clubs. Selbst wenn die Goth-Girls auftraten und zu Musik tanzten, die Danielle wirklich mochte, hatte sie das Bed?rfnis, so schnell wie m?glich hier rauszukommen. Dazu kam die Tatsache, dass die T?nzerinnen, wenn sie an die Bar kamen oder sie ihnen hinter der B?hne begegnete, ?berraschenderweise gar nicht ungl?cklich aussahen. Und wenn sie sie dabei beobachtete, wie sie ihre F?nfziger und Hunderter zusammenfalteten, so als handle es sich um Taschent?cher, war der Gedanke, auf der B?hne zu stehen, gar nicht so schlimm. Das war mehr als alles andere ein Grund daf?r, dass sie diesen Ort so schnell wie m?glich verlassen wollte. Sie schaute die Bar entlang und bemerkte, dass immer weniger Leute in der Menge waren. Es befanden sich f?nf Leute an der Bar, von denen drei – ein Mann und zwei Frauen – sehr eng beisammen standen und dabei vermutlich Pl?ne f?r ihre Sonntagnacht schmiedeten. Danielle schaute auf ihre Uhr und stellte ?berrascht fest, dass es 23:50 Uhr war. Noch eine Stunde und sie w?rde Feierabend machen ... sie konnte nach Hause gehen und bis mittags schlafen – etwas, das sie das letzte Jahr ?ber vermisst hatte, da sie versucht hatte, eine verantwortungsbewusste Erwachsene zu werden. Eine verantwortungsbewusste Erwachsene, die viel zu abh?ngig von einem Mann gewesen war, aber trotzdem eine verantwortungsbewusste Erwachsene. Sie begann, die Tropfschalen unter den Zapfh?hnen abzuwischen und die Schnapsflaschen zu z?hlen, um eine aktualisierte Bestandsliste f?r ihren Vorgesetzten zu erstellen. Sie war in der Mitte der Tequila-Reihe angekommen, als sie ihren Namen hinter sich h?rte. „Hey, Danielle.“ Es war eine M?nnerstimme. Sie versuchte, sie einzuordnen. Nur wenige M?nner, die regelm??ig in diesen Club kamen, hatten sich die M?he gemacht, sich an ihren Namen zu erinnern. Sie runzelte die Stirn, da sie nicht in der Stimmung f?r unbeschwertes Flirten war, auch wenn es ein ordentliches Trinkgeld bedeutete. Sie drehte sich um, wobei sie ihr freundlichstes Gesicht aufsetzte. Ihr Gesichtsausdruck erstarrte, als sie den Mann sah, der an der Bar sa?. Es war ihr Vater. Er sah nicht nur fehl am Platz aus, wie er so vor ihr an der Bar sa? – aber sein Anblick in einem Strip-Club f?hlte sich unwirklich an. Zu seiner Verteidigung sah er jedoch unglaublich unbehaglich aus. Das Wort Dad lag ihr auf der Zunge, sie schluckte es jedoch hinunter. Sie w?rde ihm nicht die Befriedigung geben, ihn das zu nennen. Stattdessen kam die Frage, die am n?chsten lag, zuerst aus ihrem Mund. „Was zum Teufel machst du hier?“ „Ich bin hergekommen, um dich zu sehen“, sagte er. Er beugte sich vor, als w?rde er versuchen, sich so weit er konnte, von den zwei Frauen, die ein paar Meter hinter ihm oben ohne auf der B?hne standen, zu entfernen. „Lass mich dir noch eine Frage stellen“, sagte Danielle. „Woher wusstest du, dass ich hier arbeite?“ Er runzelte die Stirn und nickte den Schnapsflaschen hinter ihr zu. „Kann ich zuerst einen Whiskey bekommen?“ Danielle griff so schnell sie konnte nach einem Glas und f?llte es zur H?lfte mit dem billigsten Whiskey, den sie verkauften. Sie knallte es beinahe vor ihm hin. Der gesamte Prozess dauerte weniger als zehn Sekunden. Êîíåö îçíàêîìèòåëüíîãî ôðàãìåíòà. Òåêñò ïðåäîñòàâëåí ÎÎÎ «ËèòÐåñ». Ïðî÷èòàéòå ýòó êíèãó öåëèêîì, êóïèâ ïîëíóþ ëåãàëüíóþ âåðñèþ (https://www.litres.ru/pages/biblio_book/?art=51922586&lfrom=688855901) íà ËèòÐåñ. Áåçîïàñíî îïëàòèòü êíèãó ìîæíî áàíêîâñêîé êàðòîé Visa, MasterCard, Maestro, ñî ñ÷åòà ìîáèëüíîãî òåëåôîíà, ñ ïëàòåæíîãî òåðìèíàëà, â ñàëîíå ÌÒÑ èëè Ñâÿçíîé, ÷åðåç PayPal, WebMoney, ßíäåêñ.Äåíüãè, QIWI Êîøåëåê, áîíóñíûìè êàðòàìè èëè äðóãèì óäîáíûì Âàì ñïîñîáîì.
Íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë Ëó÷øåå ìåñòî äëÿ ðàçìåùåíèÿ ñâîèõ ïðîèçâåäåíèé ìîëîäûìè àâòîðàìè, ïîýòàìè; äëÿ ðåàëèçàöèè ñâîèõ òâîð÷åñêèõ èäåé è äëÿ òîãî, ÷òîáû âàøè ïðîèçâåäåíèÿ ñòàëè ïîïóëÿðíûìè è ÷èòàåìûìè. Åñëè âû, íåèçâåñòíûé ñîâðåìåííûé ïîýò èëè çàèíòåðåñîâàííûé ÷èòàòåëü - Âàñ æä¸ò íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë.