Êàê ÷àñòî ÿ âèæó êàðòèíêó òàêóþ Âîî÷èþ, èëè îíà òîëüêî ñíèòñÿ: Äâå äåâî÷êè-ãåéøè î ÷¸ì-òî òîëêóþò, Çàáûâ, ÷òî äàâíî èì ïîðà ðàñõîäèòüñÿ. Íà óëèöå ò¸ìíîé âñå äâåðè çàêðûòû. Ëåíèâîå ïëàìÿ â ôîíàðèêå ñîííîì… À äåâî÷êè-ãåéøè êàê áóäòî çàáûòû Äâóìÿ îãîíüêàìè â ïðîñòðàíñòâå áåçäîííîì. Íó ÷òî âàì íå ñïèòñÿ, ïðåêðàñíûå ãåéøè? Âåäü äàæå ñâåð÷êè íåóìîë÷íû

Heimkehr

Heimkehr Blake Pierce „Ein Meisterwerk der Spannung! Blake Pierce ist es auf hervorragende Weise gelungen, Charaktere mit einer psychologischen Seite zu entwickeln, die so gut beschrieben sind, dass wir uns in ihren K?pfen f?hlen, ihren ?ngsten folgen und ihren Erfolg bejubeln. Voller Wendungen wird Sie dieses Buch bis zur letzten Seite wachhalten.“--Books and Movie Reviews, Roberto Mattos (zu Verschwunden)HEIMKEHR (Ein Chloe Fine Psycho-Thriller) ist Buch #5 einer neuen spannenden Buchreihe des Bestsellerautors Blake Pierce, dessen #1 Bestseller VERSCHWUNDEN (ein kostenloser Download) ?ber 1.000 F?nf-Sterne-Bewertungen erhalten hat.Als zwei Ehem?nner, die beste Freunde waren, tot in einem wohlhabenden Vorstadtviertel aufgefunden werden, wird FBI ViCAP Spezialagentin Chloe Fine, 27, darauf angesetzt, die L?gen dieser Kleinstadt zu entlarven und den M?rder zu finden. Chloe wird hinter die perfekte Fassade dieser Stadt schauen m?ssen, um an ihrem ?u?eren Erscheinungsbild vorbeizusehen und die Wahrheit dar?ber herauszufinden, wer diese M?nner waren und wer sie m?glicherweise tot sehen wollte. Und an einem Ort, der von seiner Exklusivit?t lebt, wird dies nicht einfach sein. Welche Geheimnisse versuchten die Ehem?nner zu verbergen?Als emotionaler psychologischer Thriller mit vielschichtigen Charakteren, kleinst?dtischem Flair und atemberaubender Spannung, ist HEIMKEHR Buch #5 in einer fesselnden neuen Serie, die Sie bis tief in die Nacht hinein an die Seiten fesseln wird.Buch #6 der Chloe Fine Thriller Serie wird in K?rze erh?ltlich sein. HEIMKEHR (EIN SPANNENDER CHLOE FINE PSYCHO-THRILLER – BUCH 5) B L A K E P I E R C E ?bersetzung von Birgit Bennett Blake Pierce Blake Pierce ist der USA Today Bestsellerautor der RILEY PAIGE Mystery-Reihe, die bisher sechzehn B?cher umfasst. Er ist ebenfalls der Autor der MACKENZIE WHITE Mystery-Reihe, die bisher aus dreizehn B?chern besteht, der AVERY BLACK Mystery-Reihe, die aus sechs B?chern besteht, der KERI LOCKE Mystery-Reihe, die in f?nf B?chern erh?ltlich ist, der DAS MAKING OF RILEY PAIGE Mystery-Reihe, die bisher f?nf B?cher umfasst, der KATE WISE Mystery-Reihe, von der bisher sechs B?cher erh?ltlich sind, der spannenden CHLOE FINE psychologischen Suspense-Mystery-Reihe, die bisher aus f?nf B?chern besteht, der JESSIE HUNT psychologischen Suspense-Thriller-Reihe, von der es bisher f?nf B?cher gibt, der AU-PAIR psychologischen Suspense-Thriller-Reihe, die bisher aus zwei B?chern besteht, und der ZOE PRIME Mystery-Reihe, von der bisher zwei B?cher erwerblich sind. Blake ist selbst ein passionierter Leser und lebenslanger Fan der Mystery- und Thriller-Genres, weshalb er sich freuen w?rde, von Ihnen zu h?ren. Besuchen Sie doch seine Webseite www.blakepierceauthor.com (http://www.blakepierceauthor.com), um mehr ?ber ihn herauszufinden und in Kontakt zu bleiben! Copyright © 2019 by Blake Pierce. Alle Rechte vorbehalten. Au?er wie im US Copyright Act von 1976 erlaubt, darf kein Teil dieser Publikation ohne vorherige Genehmigung des Autors in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln reproduziert, verteilt oder ?bertragen oder in einer Datenbank oder einem Abfragesystem gespeichert werden. Dieses E-Book ist nur f?r Ihren pers?nlichen Gebrauch lizenziert. Dieses E-Book darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen m?chten, erwerben Sie bitte eine zus?tzliche Kopie f?r jeden Empf?nger. Wenn Sie dieses Buch lesen und es nicht gekauft haben oder es nicht f?r Sie gekauft wurde, senden Sie es bitte zur?ck und kaufen Sie Ihre eigene Kopie. Danke, dass Sie die harte Arbeit dieses Autors respektieren. Dies ist eine Fiktion. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Zwischenf?lle sind entweder das Produkt der Fantasie des Autors oder werden fiktional verwendet. Jede ?hnlichkeit mit lebenden oder toten Personen ist v?llig zuf?llig. Copyright Umschlagfoto: Eldar Nurkovic, unter Lizenz von Shutterstock.com. B?CHER VON BLAKE PIERCE DAS AU-PAIR SO GUT WIE VOR?BER (Band #1) SO GUT WIE VERLOREN (Band #2) SO GUT WIE TOT (Band #3) ZOE PRIME KRIMIREIHE GESICHT DES TODES (Band #1) GESICHT DES MORDES (Band #2) GESICHT DER ANGST (Band #3) JESSIE HUNT PSYCHOTHRILLER-SERIE DIE PERFEKTE FRAU (Band #1) DER PERFEKTE BLOCK (Band #2) DAS PERFEKTE HAUS (Band #3) DAS PERFEKTE L?CHELN (Band #4) DIE PERFEKTE L?GE (Band #5) CHLOE FINE PSYCHOTHRILLER-SERIE NEBENAN (Band #1) DIE L?GE EINES NACHBARN (Band #2) SACKGASSE (Band #3) STUMMER NACHBAR (Band #4) HEIMKEHR (Band #5) KATE WISE MYSTERY-SERIE WENN SIE W?SSTE (Band #1) WENN SIE S?HE (Band #2) WENN SIE RENNEN W?RDE (Band #3) WENN SIE SICH VERSTECKEN W?RDE (Band #4) WENN SIE FLIEHEN W?RDE (Band #5) WENN SIE F?RCHTETE (Band #6) DAS MAKING OF RILEY PAIGE MYSTERY-SERIE BEOBACHTET (Band #1) WARTET (Band #2) LOCKT (Band #3) NIMMT (Band #4) LAUERT (Band #5) T?TET (Band #6) RILEY PAIGE MYSTERY-SERIE VERSCHWUNDEN (Band #1) GEFESSELT (Band #2) ERSEHNT (Band #3) GEK?DERT (Band #4) GEJAGT (Band #5) VERZEHRT (Band #6) VERLASSEN (Band #7) ERKALTET (Band #8) VERFOLGT (Band #9) VERLOREN (Band #10) BEGRABEN (Band #11) ?BERFAHREN (Band #12) GEFANGEN (Band #13) RUHEND (Band #14) GEMIEDEN (Band #15) VERMISST (Band #16) EINE RILEY PAIGE KURZGESCHICHTE EINST GEL?ST MACKENZIE WHITE MYSTERY-SERIE BEVOR ER T?TET (Band #1) BEVOR ER SIEHT (Band #2) BEVOR ER BEGEHRT (Band #3) BEVOR ER NIMMT (Band #4) BEVOR ER BRAUCHT (Band #5) EHE ER F?HLT (Band #6) EHE ER S?NDIGT (Band #7) BEVOR ER JAGT (Band #8) VORHER PL?NDERT ER (Band #9) VORHER SEHNT ER SICH (Band #10) VORHER VERF?LLT ER (Band #11) VORHER NEIDET ER (Band #12) VORHER STELLT ER IHNEN NACH (Band #13) AVERY BLACK MYSTERY-SERIE DAS MOTIV (Band #1) LAUF (Band #2) VERBORGEN (Band #3) GR?NDE DER ANGST (Band #4) RETTE MICH (Band #5) ANGST (Band #6) KERI LOCKE MYSTERY-SERIE EINE SPUR VON TOD (Band #1) EINE SPUR VON MORD (Band #2) EINE SPUR VON SCHW?CHE (Band #3) EINE SPUR VON VERBRECHEN (Band #4) EINE SPUR VON HOFFNUNG (Band #5) INHALT PROLOG (#ua96bda40-2406-54c6-a19f-3f58528a0574) KAPITEL EINS (#ua6926fec-9342-5614-9f9e-67bb72fe6911) KAPITEL ZWEI (#ua0dfc040-cc97-5ba0-8f40-80dd8bacce04) KAPITEL DREI (#u7747abd5-f7ba-504b-9142-1051015180e2) KAPITEL VIER (#u90463128-3f7e-575e-87d0-5cdf6a732b60) KAPITEL F?NF (#uf55cdff5-75c0-5bde-a322-d78b986a9ee9) KAPITEL SECHS (#ua6889277-7535-53c4-9f8f-eed52305c568) KAPITEL SIEBEN (#u97808326-e0e7-5822-b622-c2a3b81c9926) KAPITEL ACHT (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ELF (#litres_trial_promo) KAPITEL ZW?LF (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHSUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWEIUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPIEL SECHSUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) PROLOG Sherry Luntz hatte mit Sentimentalit?ten nicht viel am Hut, aber sie liebte Feiern. Dies war der Grund f?r ihr zu schnelles Fahren auf dem Weg nach Hause. Sie hatte zwei Steaks in einer Tasche auf dem Beifahrersitz und eine Flasche Rotwein in einer anderen. Heute war ihr Hochzeitstag, heute war sie einundzwanzig Jahre mit Bo Luntz verheiratet und dieses war der erste Hochzeitstag, den sie ohne ihren Sohn im Haus feiern konnten. Sie hatte gehofft, dass Lukes Auszug ihrer Ehe etwas W?rze geben w?rde, aber das war nicht passiert. Vielmehr schien er einen Keil zwischen sie und Bo getrieben zu haben. Es war zwei Wochen her, dass sie miteinander geschlafen hatten und es war eine sehr schnelle Aktion vor der Arbeit gewesen. Aber verdammt noch einmal – es war ihr Hochzeitstag und heute w?rde sie es besorgt bekommen. Sollte er nicht von allein zu ihr kommen, hatte sie vorgesorgt und eine besonders aufreizende Kleinigkeit online bestellt, mit der Sie ihn gewisserma?en angreifen w?rde. Sie kam um 17:25, ca. f?nf Minuten fr?her als normal, zu Hause an. Bos Laster stand in der Einfahrt, also war er auch schon zu Hause. Das war nicht ?berraschend, war er doch meist vor ihr da. W?hrend sie parkte und ausstieg kam ihr die Idee, dass Bo vielleicht gar nicht realisiert hatte, dass heute ihr Hochzeitstag war. Er erinnerte besondere Tage normalerweise, doch in der letzten Zeit hatte er abwesend gewirkt. Seit Luke sie f?rs College verlassen hatte war Bo distanziert und einfach nicht er selbst. Und trotzdem… sollte er den Hochzeitstag vergessen haben, w?re sie ver?rgert. Aber sie wollte wirklich heute noch Sex mit ihm haben und hatte sich entschlossen, das B?se-Sein bis morgen aufzuschieben. Sie ging hinein und fand das Haus ganz still. In der Wohnk?che war Bo nicht. Das war merkw?rdig, denn er war nachmittags fast immer entweder am K?chentisch, um Last-Minute E-Mails von der Arbeit zu beantworten, oder auf dem Sofa, um die Tagesnachrichten zu verfolgen. Sie war erst verwirrt, doch dann spielte ein L?cheln auf ihren Lippen. Vielleicht wusste er nicht nur, dass es ihr Hochzeitstag war, sondern freute sich genauso dar?ber wie sie. Sie legte die Steaks und den Wein auf den K?chentresen und stieg langsam die Treppe zwischen dem Wohnzimmer und der K?che hinauf. Sie wusste, dass Bo nicht der Typ Mann war, der Rosenbl?tter und leise Musik einsetzen w?rde, um sie zu verf?hren. Sie waren beide nicht sehr romantisch veranlagt. Sherry hatte damit kein Problem. In Wahrheit w?re es ihr genauso lieb, wenn er von hinter der Schlafzimmert?r herausspringen und sie sofort gegen die Wand nehmen w?rde. Schon der Gedanke regte sie an, sie beschleunigte ihren Schritt auf der Treppe. ‚Bo?‘ fragte sie mit etwas verspielter Stimme. Sie ging am Badezimmer vorbei und kam zu ihrer Schlafzimmert?r. Sie war geschlossen und Sherry versuchte, sich zu erinnern, ob sie beim Verlassen des Hauses auch zu gewesen war. Sie war viel zu aufgeregt, um dar?ber klar nachzudenken und ?ffnete die T?r in Erwartung, von ihm ergriffen zu werden oder, sollte sie gro?es Gl?ck haben, ihn nackt und bereit auf dem Bett zu finden. Keine dieser Vorstellungen wurde wahr. Sie runzelte die Stirn und ging zur?ck in den Flur. Wo zum Teufel ist er? Da d?mmerte es ihr, dass sie ihm getextet hatte, dass sie Steaks mit nach Hause bringen w?rde. Beinahe hatte sie den Text mit ‚zu unserem Hochzeitstag‘ beendet aber hatte sich dagegen entschieden in der Hoffnung, er m?ge sich von selbst erinnern. Da er wusste, dass sie Steaks mitbringen w?rde, war er wahrscheinlich auf der Terrasse und dabei, den Grill anzuschmei?en. Etwas entt?uscht von der fehlenden ?berraschung im Schlafzimmer, machte sich Sherry auf den Weg zur?ck nach unten. Beinahe h?tte sie angefangen, die Gew?rze f?r die Steaks zusammen zu suchen, aber entschied sich doch, erstmal Bo zu finden. Vielleicht w?rde sie ihn einen saftigen Kuss geben, um die Saat f?r ihre Erwartungen f?r den sp?teren Abend zu s?en. Sie ?ffnete die Terrassent?r und trat hinaus. Sie schloss die T?r hinter sich und erblickte Bo. Zuerst machte es keinen Sinn. Er lag auf der Terrasse, das Gesicht zur T?r gerichtet. Seine Augen waren weit aufgerissen und starr und etwas Dunkles ragte aus seinem Mund – etwas Weiches und Rundes. Sie versuchte, zu begreifen, was das in seinem Mund war aber dann bemerkte sie die Blutlache um seinen Kopf. Es war sehr dunkelrot und noch nass. ‚Bo....?‘ Nat?rlich bekam sie keine Antwort. Sherry f?hlte, wie ein Schrei sich ihre Kehle heraufarbeitete. Als er endlich herauskam bemerkte sie den Geruch von Grillanz?ndern und w?rmender Kohle. Bo war herausgekommen, um den Grill anzuz?nden. Pl?tzlich war der Kohlegeruch das einzige, was sie wahrnahm. Sie fiel, gequ?ltes Wehgeschrei von sich gebend, neben ihrem toten Mann auf die Knie. KAPITEL EINS „Hier ist Danielle…sprechen Sie nach dem Beep.“ Chloe beendete den Anruf, legte ihr Handy auf den Tresen und starrte aus dem Fenster der Bar, die sie zuf?llig gew?hlt hatte. Sie trank allein an einem Donnerstagnachmittag, nur zwei Tage nach Abschluss ihres letzten Falles. Das Ergebnis schmerzte noch, aber das interessierte sie derzeit nicht. W?hrend sie aus dem Fenster die letzten Sonnenstrahlen des sp?ten Nachmittages in den Stra?en von DC betrachtete, begann Chloe, sich um Danielle Sorgen zu machen. Sie hatte seit zwei Tagen nicht mit ihrer Schwester gesprochen. Sie wusste, dass zwei Tage nicht wirklich Grund zur Sorge gaben aber so wie die Dinge in der letzten Zeit gestanden hatten, konnte sie sich nicht helfen, und sorgte sich trotzdem. Au?erdem war es nicht nur, dass Danielle wahrscheinlich ihr Telefon abgestellt hatte; Chloe war bei ihrer Wohnung gewesen und dort hatte sich auch keiner gemeldet. Chloe leerte ihr zweites Bier und sah auf die Uhr auf dem Handy. Es war 17:17 – eine ganze halbe Stunde sp?ter als beim letzten Check. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie sich fr?her jemals so besorgt gef?hlt hatte. Sie war besessen davon, die Zeit zu verfolgen. Sie war sich des sich n?hrenden Barkeepers gewahr, der dem leeren Glas zunickte: ‚Noch eins?‘ Fast h?tte sie ja gesagt. Chloe betrank sich selten und sie fragte sich, ob die Sorgen verschwinden w?rden, wenn sie einfach weiter und weiter tr?nke. Vielleicht w?rde sie so viel trinken, dass sie ein Taxi nach Hause n?hme, bewusstlos w?rde und morgen aufwachte, um festzustellen, dass sie sich Sorgen um Nichts gemacht hatte. Es passt einfach nicht zu ihr. Das ist nicht die neue Danielle, die ich kennengelernt habe. „Nein, danke,“ sagte sie „nur die Rechnung“. Er ging zur Kasse, um sie zu holen, als Chloe ihr Telefon wieder aufhob. Ihre Anrufliste bewies, wie besorgt sie war – besonders diesen Nachmittag. Sie hatte sogar den Stripclub, bei dem Danielle als Bardame arbeitete, angerufen. Und es war nach diesem Telefonat, dass sie wirklich anfing, sich Sorgen zu machen. Danielles Vorgesetzter hatte sie informiert, dass Danielle sich vor zwei Tagen krank gemeldet hatte mit Dr?senfieber oder einer Art von Halsentz?ndung. Wenn das wahr war, dann verschanzte sie sich nicht zu Hause. Und ihr Telefon nahm sie auch nicht ab. Es machte nicht viel Sinn, das Telefon abzuschalten, wenn man krank war, oder? Der Barkeeper reichte ihr die Rechnung und sie schob ihre Kreditkarte ?ber den Tresen. W?hrend sie den Beleg unterschrieb fragte sie sich, ob sie eine Vermisstenanzeige erstatten sollte. Das war eine dumme Idee. H?tte jemand in einer ?hnlichen Situation eine erstattet und sie w?re auf Cloes Schreibtisch gelandet, w?rde sie die Augen gerollt und sie ignoriert haben. Au?erdem…. Wegen Danielles Vorgeschichte war eine Suchanzeige das Letzte, was sie brauchte. Mit ihrer Geschichte war es nicht unwahrscheinlich, dass sie einfach weitergezogen war. Nein, nicht diese neue Danielle… Chloe verlie? die Bar noch frustrierter, als vorher. Sie versuchte, sich f?r ein Gef?hl zu entscheiden – Sorge oder Frustration – aber musste zugeben, dass sie eigentlich gut miteinander harmonierten. W?hrend sie nach Hause lief, versuchte sie sich zu ?berzeugen, dass sie sich idiotisch verhielt. Sie hasste es, dass sie ?berzeugt davon war, dass etwas im Argen war. Sie war nicht der sich sorgende Typ, sie suchte immer nach logischen Gr?nden, warum Sorgen in jeder gegebenen Situation ?berfl?ssig seien. Sie war sicher, dass Danielle anrufen w?rde, um ihr von einem spontanen Besuch bei alten Freunden in Maryland oder so zu erz?hlen, sobald Chloe aufh?rte, sich zu sorgen. Gerade als diese fadenscheinige Geschichte durch ihren Kopf ging, klingelte ihr Telefon. Ihr Herz machte einen Sprung und sie war so absolut sicher, dass Danielle in der Leitung war, dass sie nicht einmal die Anzeige pr?fte. Sie musste sich sogar selbst daran hindern, den Namen ihrer Schwester auszusprechen, als sie abnahm. “Hallo?” „Agent Fine…hey“ sagte eine m?nnliche Stimme. Sie brauchte einen Moment, um die Stimme zu erkennen und dann sch?mte sie sich, dass sie so entt?uscht war. Es war KyleMoultonZu ener anderen Zeit h?tte sie sich m?glicherweise gefreut, von ihm zu h?ren, aber im Vergleich zu einem so hei? erwarteten Anruf ihrer Schwester war dieser Anruf von ihm fast ohne Bedeutung. „Hi, Moulton.” „Entschuldigung, dass ich so aus dem Nichts anrufe, aber ich hatte ein bisschen Zeit. Normalerweise lassen sie mich um diese Zeit Anrufe t?tigen, ungef?hr zwei Mal die Woche, und ich dachte, ich guck mal, wie es Ihnen geht.” „Mir geht es gut”. Sie hielt inne, ihre eigene L?ge lie? sie erschaudern und sie erkannte, wie unglaublich unglaubw?rdig ihre Worte klangen. „Wissen Sie was?” sagte sie. “Ehrlich gesagt, k?mpfe ich gerade.” „Arbeit?” „Nein, privat.” „Ah, ich verstehe. Wow, fein. Als wir das letzte Mal sprachen, hat das private Zeug auch an Ihnen gezehrt. Keine Besserung der Situation?” „F?r jemanden, der eingesperrt ist und mich emotional nicht unterst?tzen kann, sind das ziemlich dr?ngende Fragen, die Sie mir da stellen.“ Er lachte humorlos. „Ich wei?. Tut mir leid. Aber hier sind hinter den Kulissen Machenschaften am Werk... alle legal. Sieht so aus, als wenn meine Haft m?glicherweise gravierend verk?rzt wird. Aber leider scheinen die Chancen, dass ich wieder f?rs FBI arbeiten kann, sehr gering.” „Die Hoffnung stirbt zuletzt.” Er war f?r einen Moment sehr still aber als er wieder sprach, schien er sehr ernst. „Ich wollte mich einfach nur mal melden. Ich wusste nicht, dass der Privatkram Sie noch immer belastet. Ich kann ein anderes Mal anrufen.” „Nein, ist schon gut. Es ist nur... ich habe einen schlechten Tag.” Sie erz?hlte ihm beinahe von ihren Vermutungen ?ber Danielle, dachte, er h?tte vielleicht einen guten Rat. Aber sie entschied sich, dass es zu privat war – und dass es eine etwas paranoide Seite von ihr zeigte, die sie Moulton noch nicht zeigen wollte. „Also…verstehe ich es richtig, dass es noch keine L?sung mit Ihrem Vater, Ihrer Schwester und dem Tagebuch gibt?” „Nein…es ist so…” Sie hielt inne — nicht nur im Sprechen, sondern auch im Gehen. Ihre Wohnung war nur noch einen Block entfernt, aber pl?tzlich war das egal. „Alles in Ordnung?” „Jaaa…” Ich habe nicht einmal an Dad gedacht. Ich habe ihn seit l?ngerem nicht gesprochen... auf jeden Fall nicht in den letzten Tagen… „Moulton…Sie haben mir vielleicht schon geholfen. Ich muss auflegen.” „Hey, ich freue mich, wenn ich helfen kann,” sagt er etwas fr?hlicher “Tsch?ss”. Chloe legte auf und suchte sofort die Nummer ihres Vaters. Sie presste das Telefon an ihr Ohr und h?rte nur kurze Stille, gefolgt von einer Voicemail Begr??ung. Sie stand f?r einen Moment still um eine Entscheidung zu treffen – versuchte, nicht alles zu ?berdenken und das Schlimmste anzunehmen. All dies machte keinen Sinn. Ihr Vater wollte so gerne Br?cken bauen, da machte es keinen Sinn, dass er ihren Anrufen aus dem Weg ging. Es war unwahrscheinlich, dass er auch einfach weggefahren oder verschwunden war. Aber die Tatsache, dass Chloe von ihm die gleiche Antwort wie von Danielle bekam... das war zu viel, um es zu ignorieren. Chloe steckte ihr Telefon in die Tasche und lief den restlichen Weg zu ihrer Wohnung. Ihre Sorge steigerte sich zu Angst und sie hatte pl?tzlich das Gef?hl, dass jede verstrichene Minute das Geheimnis verschlimmern k?nnte. KAPITEL ZWEI Genau sechzehn Minuten nach dem Empfang von Moultons Anruf, parkte Chloe vor der Wohnung ihres Vaters. Sein Auto war da, was sie als gutes Zeichen deutete. Aber es half wenig, die aufsteigende Panik zu beherrschen, die st?ndig intensiver wurde. Sie rannte die Treppe hinauf und klopfte laut an die T?r. Sie wartete einige Sekunden, doch es kam keine Antwort. Sie versuchte es noch einmal, klopfte dieses Mal noch lauter. Sie lehnte sich an den T?rrahmen, ihre Nase ber?hrte fast die T?r, und sagte: „Dad, mach die T?r auf.“ Wieder keine Antwort. Sie versuchte aus Reflex, die T?r zu ?ffnen und war ?berrascht, sie unverschlossen zu finden. Als die T?r aufschwang wurde ihr klar, wie ungew?hnlich das war und sie sp?rte die Panik in ihr weiter ansteigen. Chloe trat in die Wohnung und schloss die T?r hinter sich. Die Wohnung war ruhig und aufger?umt. Misstrauisch um sich blickend trat sie in das Wohnzimmer. Sie suchte nach irgendeinem Anzeichen, dass etwas Au?ergew?hnliches geschehen war, konnte aber nichts finden – au?er eben der Tatsache, dass die Eingangst?r unverschlossen gewesen war. Sie verlie? das Wohnzimmer und ging durch den kleinen Flur zum Schlafzimmer. Auch hier war nichts Ungew?hnliches zu finden. Das Bett war gemacht und ein kleiner Haufen W?sche lag neben der Kommode. Sie begriff, dass sie hier einen kleinen privaten Einblick in das neue Leben ihres Vaters bekam, was ihr unangenehm war. Sie wollte ihn nicht als neu empfinden; sie war im Reinen mit der Art Mann, die er wirklich gewesen war und so wollte sie ihn f?r immer in Erinnerung behalten. Chloe bereute, her gekommen zu sein als sie das Schlafzimmer verlie?. Aber da sie nun schon da war beschloss sie, die Wohnung zu durchsuchen. Sie ging zur K?che – doch noch bevor sie eintreten konnte, entdeckte sie den ersten Hinweis auf ungew?hnliche Ereignisse. Der Wasserkocher lag auf dem Boden. Es war kein Wasser zu sehen und er war mindestens acht Fu? von dem Herd, auf den er geh?rte, entfernt. Langsam beugte sie sich vor, um ihn aufzuheben doch ihre Finger z?gerten in der Luft, wenige Inches vom Henkel entfernt. Da war ein Fleck auf der Seite – etwas, das auf dem Edelstahl dunkelrot erschien. Es war kein Spritzer, eher wie ein einzelner Tropfen, ungef?hr die Gr??e einer 25 Cent M?nze. Es war die Art von Dunkelrot, die sie w?hrend ihrer Zeit mit dem FBI oft gesehen hatte und so wusste sie sofort, was es war. Es war Blut. Es war getrocknetes Blut, also war es schon seit mindestens acht bis zehn Stunden auf dem Kessel. M?glicherweise l?nger. Sie kniete neben dem Kocher und versuchte, eine Vermutung aufzustellen. Ihre erste Vermutung war, dass Danielle aus irgendeinem Grund hergekommen war, und dass ihr Vater sie angegriffen hatte – m?glicherweise mit ihr weggefahren war. Aber das war unwahrscheinlich, da sein Auto noch hier war. W?re es ein geplanter Angriff und Entf?hrung gewesen, w?re er vorsichtiger gewesen, keine Spuren zu hinterlassen. Und der Kessel war ein offensichtliches Beweisst?ck. Wenn es also nicht so passiert war, was war dann hier passiert? Sie war nicht sicher. Es gab zu viele M?glichkeiten zu durchdenken. Doch eines war ihr klar. Mit der unverschlossenen T?r, dem Blut auf dem Wasserkocher und jetzt zwei vermissten Personen hatte sie genug spekulative Hinweise, um eine offizielle Anzeige zu erstatten. Chloe holte ihr Telefon aus der Tasche und h?tte fast Direktor Johnson angerufen. Aber sie wusste, dass das ein Fehler w?re. Jeder Fall wie dieser, wurde immer erst von der ans?ssigen Polizei betreut. Selbst wenn sie glaubte, dass das FBI die Situation besser handhaben k?nnte, weil sie die Geschichten hinter den beiden vermissten Personen kannte, war es erstmal eine Angelegenheit f?r die Polizei. Sie rief die Polizei an und w?hrend sie am anderen Ende eine Frau antworten h?rte, fragte sie sich, ob das Blut das ihres Vaters oder das ihrer Schwester war. *** Es war merkw?rdig, die Befragte zu sein. Der Kommissar, der ihre Stellungnahme aufnahm, schien sich der Situation sehr bewusst zu sein. Die Stellungnahme eines FBI Agenten betreffend einer Familienangelegenheit, k?nnte immerhin eine gro?e Chance f?r seine Karriere sein. Auf der anderen Seite musste er wissen, dass dieser FBI Agent ihn genau beobachtete und seine beruflichen F?higkeiten absch?tzte. Der Mann tat ihr ehrlich leid... sie sch?tzte ihn ein. Er war sehr gro? und um die f?nfzig Jahre alt. Er wirkte gelangweilt aber dennoch sehr wachsam – genau wie viele andere Detektive, die sie in der Vergangenheit getroffen hatte. Er erf?llte seinen Job zufriedenstellend, obwohl er der ganzen Sache nicht zu trauen schien. Er hatte zwei Polizisten dabei, die noch immer das Haus durchsuchten. Chloe war freundlich und erz?hlte ihnen nicht, dass sie schon alles gepr?ft hatte. „Und Sie sagen, dass die T?r unverschlossen war?“ fragte der Kommissar sie. Sie sa?en auf den Barhockern in der K?che, beide sahen sich um, als wenn sie etwas ?bersehen haben k?nnten. „Ja“ antwortete Chloe. „Wissen Sie, ob er sie normalerweise unverschlossen l?sst?“ “Nein, ich habe keine Ahnung. Es scheint aber unwahrscheinlich. Er ist erst seit ungef?hr einem Monat in DC. Ich bezweifele, dass er sich hier schon sicher und geborgen f?hlt.“ „K?nnen Sie sich einen Grund vorstellen, warum Ihr Vater Ihre Schwester zu sich eingeladen haben k?nnte?“ Sie w?rde nicht erw?hnen, dass Danielle in Chloes eigene Wohnung eingebrochen war, um das Tagebuch ihrer Mutter zu stehlen. Das zu erw?hnen, w?rde Danielle viel zu sehr auf den Pr?fstand stellen. Es war ihr Vater, der der Unt?ter war. Ihr war klar, dass dies die Untersuchungen erschweren w?rde, aber sie hatte keine Wahl, als zu l?gen. „Ich kann mir keinen vorstellen“ sagte Chloe. „Dad hat versucht, mit uns eine Verbindung aufzubauen, Sachen wieder hinzubiegen. Wir haben eine belastete Beziehung, wir drei. Danielle war immer bereiter, darauf einzugehen.“ Da war die L?ge. „Vielleicht war sie nur hier, um Br?cken zu bauen. Ich wei? es nicht.“ „Aber in Hinsicht auf den Wasserkocher und das Blut darauf kann es sein, dass es nicht so gut gelaufen ist“ sagte der Kommissar. „Das ist meine Sorge.“ „Was mich verwundert ist die Tatsache, dass der Kocher das Einzige ist, das wir haben“ sagte der Kommissar. „Ja, es ist Blut drauf. Aber wo sind die Anzeichen von einem Kampf?” „Meines Erachtens ist das Blut das Anzeichen.” „Und Sie sind sicher, dass ihr Vater derjenige war, der mit dem Kessel angegriffen hat? Ist es m?glich, dass es sein Blut ist?“ „H?chst unwahrscheinlich“ entgegnete Chloe. Aber schon w?hrend er die Frage stellte fing Chloe an, die Alternative zu durchdenken – eine Alternative, der gegen?ber sie blind gewesen war, da sie so besorgt um Danielle war. Wenn die T?r unverschlossen war und es keine Anzeichen von einem Kampf gab... wies es mehr darauf hin, dass Danielle der Angreifer, nicht die Angegriffene war. Sie w?re in Eile gegangen. Sie h?tte vergessen, die T?r zu verschlie?en. Und es w?re viel einfacher f?r sie gewesen, ihren Vater mit dem Kocher anzugreifen, weil er unter keinen Umst?nden einen Angriff erwartet h?tte. Sie behielt all diese Gedanken f?r sich. Sie w?rde Danielle nicht als Angreifer hinstellen. Sie bemerkte, wie der Kommissar sie verd?chtig ansah. Als wenn er wusste, wo ihre Gedanken sie hingef?hrt hatten. Nach kurzer Zeit schrieb er etwas in sein kleines Notizbuch, welches er die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte, und stand auf. „Nun, Sie wissen, wie es weiter geht, Agent Fine“ sagte er. „Wir haben nur das Blut als Anhaltspunkt. Wir werden es, wie Sie wissen, analysieren lassen. Und Sie k?nnen die Resultate wahrscheinlich schneller als ich einsehen. Aber wir werden sie abholen und die Vorg?nge anleiern.“ „Danke“. „Bitte lassen Sie uns wissen, sollte Ihnen noch etwas einfallen. Sollte, Sie wissen, was ich meine, noch etwas zu Tage kommen.“. Sein Ton klang als wenn er annahm, dass sie etwas vor ihm verheimlichte. Aber sein Gesichtsausdruck lie? sie wissen, dass er damit kein Problem hatte. Sie war sich sicher, dass er als Kommissar in DC, zumindest schon einen anderen Agenten-bezogenen Fall behandelt hatte oder zumindest mit Leuten gearbeitet hatte, die es getan hatten. Vielleicht waren diese F?lle sogar normal f?r ihn. Sie musste sich daran erinnern, dass er sie nicht als panische Schwester, sondern als einen rationalen Agenten sah, der wusste, dass es Abl?ufe gab. Und, verdammt nochmal, sie wusste, dass es einen Ablauf gab. Sie konnte nicht erwarten, dass alle f?r etwas, dass f?r sie sehr pers?nlich war, alle Regeln und Vorschriften verga?en. „Werde ich tun” sagte sie. “Danke”. „In der Zwischenzeit werden wir eine Vermisstenanzeige f?r Ihre Schwester und ihr Auto rausgeben.“ Der Kommissar bewegte sich in Richtung Schlafzimmer, zu den anderen Polizeiangestellten. Chloe stand auch auf, unsicher, was sie jetzt tun sollte, wohin sie gehen sollte. Sie war sich noch immer sicher, dass ihr Vater der ?belt?ter hier war; Danielle hatte in der Vergangenheit bedauerliche Dinge getan, aber Chloe traute ihr keinen Mord zu. Ihr Vater aber war eines Mordes f?hig. Die Vergangenheit hatte dies bewiesen. Und sollten er und Danielle unter angespannten Umst?nden zusammen sein, war sich Chloe sicher, dass ihr Vater alles tun w?rde, um ein freier Mann zu bleiben. Chloe ging zur T?r. Sie fand, dass der n?chste logische Schritt ein Besuch bei Danielles Wohnung w?re. Vielleicht w?rde sie dort Hinweise finden, vielleicht einen Beweis, dass…. Ihre Gedanken wurden wieder durch das Klingeln ihres Handys unterbrochen. Sie ergriff es schnell, diesmal las sie den Namen auf dem Bildschirm, bevor sie antwortete. Sie war nicht ?berrascht, dass es nicht Danielles Name war, aber war gleichzeitig entt?uscht bei dem Namen, den sie dort sah. Dir. Johnson. Sie meldete sich vorsichtig, wollte Johnson keinen Hinweis darauf geben, dass sie die Polizei gerufen hatte. Je weniger Johnson ?ber ihre famili?ren Probleme wusste, desto besser. „Hier ist Fine”. „Fine, Johnson hier. Sind sie derzeit in der Gegend?” „Jawohl”. „F?hlen Sie sich ausgeruht? Haben Ihnen die letzten zwei Tage gutgetan?“ “Ich f?hle mich gro?artig, danke”. “Gut. Sehen Sie, ich wei?, es ist kurzfristig und sehr kurz nach Ihrem letzten Fall, aber ich brauche Sie hier. Ich m?chte einen weiteren m?glichen Fall mit Ihnen besprechen. Es ist recht dringend, ich w?re Ihnen also f?r Geschwindigkeit dankbar.“ F?r einen Moment f?hlte sie sich ?berw?ltigt von dem Gedanken, w?hrend des ganzen neuen Dramas mit Danielle und ihrem Vater an einem neuen Fall zu arbeiten. Aber sie wusste, dass Johnson Fragen stellen w?rde, w?rde sie ablehnen. Und je mehr Fragen er stellte, desto n?her k?me er an die Wahrheit. „Ich kann in zehn Minuten da sein” sagte sie. “Perfekt”. Johnson legte auf und hinterlie? Chloe in der Wohnung ihres Vaters. Sie hielt noch einen Moment inne, bevor sie sich endlich auf den Weg zur T?r machte. Sie f?hlte sich, als verlie?e sie nicht nur das in der Wohnung verborgende Geheimnis, sondern auch ihre Schwester. KAPITEL DREI Danielle wusste, dass sie ein schlechtes Leben gef?hrt hatte — ein Leben, welches durch ihren schlechten Geschmack in M?nnern, ihren Drang zu ?berm??igem Genuss von Drogen und Alkohol und ihre Abneigung zu jeglicher Art von Autorit?t gepr?gt war. Sie wusste es und stand dazu. Dazu zustehen war, das wusste sie, ein wichtiger Teil des Bew?ltigungsprozesses. Aber ein positiver Faktor dieser schrecklichen Vergangenheit war, dass sie sie beweglich gehalten hatte – von Wohnort zu Wohnort, Bundesstaat zu Bundesstaat. Von siebzehn bis f?nfundzwanzig hatte sie in neun verschiedenen St?dten in f?nf verschiedenen Staaten gelebt. So kam es, dass sie Millseed in Texas kannte. Millseed war ein Schei?ort. Als sie vor vier Jahren hier gewohnt hatte, war die winzige Stadt schon am Ende gewesen. Die weniger als vierhundert Einwohner waren kaum genug, den Supermarkt und den Gemischtwarenladen zu unterhalten. Sie lagen in der Stadtmitte wie zwei zerquetschte Fliegen auf einer staubigen Windschutzscheibe. Es gab nicht einmal ein echtes Wohngebiet in dieser Stadt. H?user waren hier und dort entlang der unmarkierten zweispurigen Stra?en platziert und kurz vor der Stadtgrenze, die eine bessere Welt versprach, lagen zwei Trailer-Parks. Danielle hatte in einem dieser Parks sieben sehr schwierige Monate lang gewohnt. Meth hatte den Park erobert und sie wusste nicht, wie sie es geschafft hatte, gerade dieser Droge zu widerstehen. Der Mann, mit dem sie zu der Zeit gelebt hatte, war abh?ngig und sa? derzeit eine Haftstrafe wegen mehrfachen Drogenhandels ab. Aber als sie vor etwas weniger als zwei Tagen in Millseed angekommen war, war sie direkt an dem Trailer-Park vorbeigefahren. Sie war tats?chlich ?berrascht, dass der Park noch nicht zusammengefallen war. Sie war ungef?hr eine halbe Meile weiter gefahren zu einem Geb?ude, welches, so hatte sie geh?rt, mal ein Schlachthaus gewesen war. Es war ein unauff?lliges Geb?ude, das sich hinter einem leeren, von Unkraut, Ranken und stacheligen B?schen bedeckten Gel?nde versteckte. Das Geb?ude sah noch schlimmer aus, als sie es in Erinnerung hatte. Das schmucklose und schmutzige Aussehen sprach von ruchlosen Geschehen in der Vergangenheit. Nach der Schlachtung von zahllosen Schweinen, war es zur Herstellung von Meth und zweitklassigem Ecstasy genutzt worden. Sie wusste dies, wegen der Gesellschaft, die sie fr?her gepflegt hatte. Die gleiche lahmarschige Gruppe, die sie nach Millseed gef?hrt hatte. Aber jetzt fragte sich Danielle, ob sie aus einem anderen Grund nach Millseed geleitet worden war – vielleicht war es g?ttliche F?gung. Sie hasste die Tatsache, dass dieser Ort der erste gewesen war, der ihr eingefallen war als sie die Idee gehabt hatte. Aber er war perfekt. W?hrend sie vor dem Schlachthaus stand und das ?berwachsene Feld betrachtete, dachte sie dar?ber nach, dass das Leben manchmal wie ein Kreis erschien, der sie zu einem Ort zur?ckgebracht hatte, dem sie nur knapp entkommen war. Sie rauchte eine Zigarette, etwas, dass sie nicht mehr getan hatte, seit sie dieser traurigen Stadt entkommen war, und dachte ?ber den n?chsten Schritt nach. Sie hatte ihren Vater hierhergebracht, um ihn umzubringen und jetzt hatte sie den Punkt, von dem es kein Zur?ck mehr gab, erreicht. Ein sehr gro?er Teil von ihr wollte Chloe anrufen und ihr alles erz?hlen. Zumindest wollte sie ihre Schwester wissen lassen, dass sie in Sicherheit war. Sie fand, dass sie Chloe zumindest das schuldig war. Au?erdem…was sie getan hatte, hatte Auswirkungen auf sie beide. Danielle nahm an, dass sie den Folgen ihrer Tat nie entkommen w?rde.... dass sie die Konsequenzen f?r den Rest ihres Lebens tragen w?rde. F?r Chloe w?rde es etwas Anderes sein. Sie w?rde das Trauma, zu versuchen, die Tat ihrer Schwester verstehen zu k?nnen, ihr Leben lang mit sich herumtragen. Danielle gefiel es nicht, dass sie Chloe vermisste. Sie hatte fast zehn Jahre sehr gut ohne ihre Schwester gelebt. Nur... sehr gut war eine echte ?bertreibung. Sie hatte w?hrend dieser Jahre ?berlebt - mehr nicht. Sie nahm einen letzten Zug von ihrer Zigarette, lie? sie fallen und trat sie aus. Sie hasste den Geschmack, aber die gewohnte Handlung schien irgendwie passend. Sie hatte eine halbe Packung verpafft w?hrend des letzten Tages und es hatte geholfen, sie zu beruhigen. Sie war jedoch immer mehr davon ?berzeugt, dass sie nach Abschluss dieser Aff?re nie mehr ganz zu der Angewohnheit zur?ckkehren w?rde. Es war, als betr?te sie eine andere Welt, als sie zur?ck ins Schlachthaus trat. Vielleicht eine dieser postapokalyptischen Welten, die im Fernsehen so popul?r waren. Irgendwann war das B?ro-Ende des Geb?udes abgerissen und in St?cken abtransportiert worden. Man konnte noch kleinere Beton- und Metallst?cke am Ende des Feldes entdecken, welche fast schon von der dichten und unnachgiebigen Vegetation eingenommen worden waren. Nur das gro?e Rechteck aus Beton, welches die Schlachtungen beherbergt hatte, war zur?ckgeblieben. Der Boden war voller Flecke, die alle in Richtung der eingelassenen rostigen Metallgitter verliefen. Selbst mit ihrer derzeitigen Laune konnte Danielle sich nicht vorstellen, was alles durch diese Gitter gelaufen war. Sie ?berquerte, was sie den “Boden des Todes” nannte in Richtung eines der zwei gro?en R?ume am hinteren Ende des Geb?udes. Sie waren nur durch eine halbe Wand vom Boden des Todes getrennt, zwei separate R?ume mit direktem Zugang. In einem Raum hing Aiden Fine an seinen Armen an einem Seil, das mit einer Metallschiene in der Decke verbunden war. Danielle vermutete, dass die Schiene und Seile fr?her dazu gedient hatten, angebundene Schweine langsam ihrem Tod zuzuf?hren. Aber derzeit hielten sie ihren Vater fest. Die Arme wurden durch das Seil, welches um seine Gelenke gebunden war, fast perfekt senkrecht gehalten. „Danielle” sagte er. „Bitte…denk nach. Du musst dies nicht tun.” Seine Stimme klang verst?rt und trocken. Wenigstens weinte er nicht mehr. Gott, sie hatte es gehasst, als er bei der ?berquerung der Grenze zu Texas geweint hatte. Selbst die laute Musik hatte sein Weinen im Kofferraum nicht ausblenden k?nnen. „Das wieder?” fragte sie. Sie sa? auf einem niedrigen Haufen h?lzerner Paletten, die in die Ecke geworfen worden waren. Sie sah ihren Vater an, sie verstand, dass sie ihm dies angetan hatte und fragte sich, was f?r eine Art Monster aus ihr geworden war. „Danielle, ich…” „Was?” „Es tut mir leid” Sie trat auf ihn zu und sah ihm in die Augen. Die Art, mit der seine Arme nach oben gezogen waren f?gte ihm Schmerzen zu und er war offensichtlich m?de. Seine F??e standen fest auf dem Boden aber der Winkel, in den seine Arme gezwungen waren, tat ihm sicher mehr als nur ein wenig weh. „Was tut Dir leid?” fragte Danielle. Er schien einen Moment dar?ber nachzudenken. Sie fragte sich, ob er tats?chlich dar?ber nachdachte, alle seine Verbrechen zuzugeben. Aber am Ende schwieg er. Danielle nickte, die Stirn in Falten gezogen, und ging zu einer kleinen Plastikt?te, die sie an der Seite des Raumes aufbewahrte. Die T?te beinhaltete Plastikflaschen mit Wasser und Kr?cker. Sie ?ffnete eine der Wasserflaschen und ging zu ihm zur?ck. „Aufmachen”, befahl sie. Er kniff die Augen zusammen und f?r einen kurzen Augenblick glaubte sie, Wut in ihnen zu erkennen. Aber schnell ver?nderte sich der Ausdruck in eine Art unterschwelligen Mitleids, als er den Mund f?r das erste Wasser in ?ber vierundzwanzig Stunden ?ffnete. Sie goss die Fl?ssigkeit langsam in seinen Mund und er trank gierig. Sie h?rte nicht auf zu gie?en bis er anfing, zu husten. Als sie fertig war schraubte sie den Verschluss auf die Flasche und ging zur?ck zu den Paletten. „Was willst Du?” fragte Aiden. „Ich wei? nicht, was Du glaubst, dass ich getan habe, aber...“. „Lass uns nicht herumspielen, Dad. Es war nur eine Frage der Zeit. Ich wei?, es bricht Dir das Herz, dass ich nicht mehr das acht Jahre alte M?dchen bin, das Du schikanieren und herumschubsen kannst. Es muss Dich treffen, dass Du nicht mehr auf mich herunterblicken kannst. Gott... was h?tte ich daf?r gegeben, wenn ich Dir dies damals h?tte antun k?nnen…“. „Es geht um Deine Mutter?” Er h?rte sich fast ?berrascht an und das ver?rgerte Danielle noch mehr. „Teilweise. Zum gr??ten Teil. Wir wissen es, Dad. Wir haben das Tagebuch gesehen.” “Welches Tagebuch?” Danielle stand langsam von ihrem Sitz auf den Paletten auf, ging auf ihn zu und schlug ihn hart ins Gesicht. Sein K?rper schwang ein wenig, das Seil und die Schiene knarrten. „Versuch es nochmal,” sagte sie. Aiden Fine sah sich erschrocken in dem leeren Raum um und versuchte offensichtlich, sich irgendeinen Quatsch auszudenken, der sie gl?cklich machen w?rde. „Lass es” sagte sie. „Ich will die Wahrheit. Wir haben das Tagebuch und wir haben es gelesen. Wir wissen es, Dad. Wir wissen alles.” Sie sah zu, wie seine Augen versuchten, sich auf sie einzustellen. Sie sah zu, wie er sich durch einen Strudel von Emotionen arbeitete – von Ver?rgerung ?ber Angst zu Ablehnung. Am Ende w?hlte er Hilflosigkeit. “Bitte, Danielle, denk dar?ber nach.” „Habe ich,” sagte sie und drehte ihm den R?cken zu. „Vielleicht etwas zu viel.” Sie ging zu der Plastikt?te zur?ck und fischte zwei weitere Gegenst?nde heraus: Ein unbenutztes Tuch und das Tagebuch ihrer Mutter. Sie legte das Tagebuch auf die Paletten und brachte das Tuch zu ihrem Vater. Langsam presste sie es gegen seinen Mund und dr?ckte hart. Als genug Spannung erreicht war, knotete sie die beiden Enden hinter seinem Kopf zusammen, jetzt hatte sie einen einfachen, aber effektiven Knebel. Sie ging zur?ck zu den Paletten, setzte sich und ?ffnete das Tagebuch. „Welche Teile m?chtest Du zuerst h?ren?” fragte sie. „Die Teile, in denen Mum ziemlich sicher war, dass Du es in ihrem Bett mit einer anderen Frau triebst – Rughanne Carwile, solltest Du es vergessen haben – oder die, wo sie ehrlich davor Angst hatte, dass Du sie umbringen w?rdest?” Sie genoss die klagenden T?ne, die ihr Vater durch den Knebel machte. Sie brachten sie dazu zu denken, dass ihr Plan funktionieren k?nnte. Sie hatte ihr Telefon irgendwo im l?ndlichen Virginia aus dem Fenster geworfen. Ihr Auto war hinter dem alten Schlachthaus im Gestr?pp auf dem Platz, der wohl fr?her der Wendeplatz f?r Lieferwagen gewesen war, geparkt. Sie war im Grunde derzeit unsichtbar. Sie hatte einen Kassettenrekorder, um sein Gest?ndnis aufzunehmen und eine Pistole, um ihm eine Kugel zwischen die Augen zu jagen. Sie glaubte nicht, dass er ihr einfach ein Gest?ndnis ablegen w?rde, und das war okay. Sie hatte nichts dagegen, ihn schwitzen zu lassen. Die einzige Frage war, wie lange sie Geduld beweisen w?rde. Sie fing an, zu lesen. Sie las schelmisch, als ob sie einem Kleinkind eine Gute-Nacht-Geschichte vorlas. Sie beobachtete ihn, wollte sehen, ob die Worte ihn trafen. Ja, sie wollte ihm weh tun, sie war bereit, das zuzugeben. Sie fragte sich, ob sie sich zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte – ob sie sich letztendlich so weit von der Logik entfernt hatte, dass es kein Zur?ck geben w?rde. KAPITEL VIER Rhodes war schon da als Chloe in Johnsons B?ro ankam. Sie schien sich gerade gesetzt zu haben und war noch dabei, sich in einem der ungem?tlichen Sesseln auf der Besucherseite von Johnsons Schreibtisch einzurichten. Sie schoss Chloe einen eher aufgeregten Blick zu, der Chloe half, sich in die Situation einzufinden. Sie musste sich selbst daran erinnern, dass sie hocherfreut gewesen w?re, zu so einem augenscheinlich wichtigen Fall gerufen zu werden, h?tte sie nicht mit ihrem eigenen pers?nlichen Drama zu k?mpfen. Chloe setzte sich in den Sessel neben Rhodes. Johnson, auf der anderen Seite des Schreibtisches, nickte ihr zu, w?hrend er die letzten W?rter in sein MacBook tippte. Er lie? seine Schultern ?bertrieben fallen und seufzte als er sich in seinem Stuhl zur?cklehnte und sie ansah. „Danke an Sie beide, dass Sie so schnell und kurzfristig gekommen sind. Wir haben einen Fall vorliegen, von dem ich glaube, dass er Ihnen beiden gut liegen k?nnte. Wir haben zwei ermordete M?nner innerhalb von vier Tagen, beide in den Vororten von Baltimore. Es waren beide M?nner mittleren Alters, beide verheiratet. Bis jetzt hat die Polizei keine Ideen. Es landete auf meinem Tisch und da habe ich sofort an Sie beide gedacht.“ Chloe sah Rhodes an. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht erinnerte Chloe an einen Rodeo Bullen, der ans Gitter gedr?ckt auf den Moment wartete, in dem es sich ?ffnete damit er lostoben konnte. Dies machte die Formulierung dessen, das sie im Begriff war, in Worte zu fassen, noch schwieriger. “ Es tut mir leid, aber ich kann im Moment keinen Fall annehmen.” Es tat weh, es zu sagen. Die Worte f?hlten sich an wie Stacheldraht, der aus ihrer Kehle kam. Johnson grinste, aber es war kein am?siertes Grinsen. „Wie bitte?” „Ich habe versucht, es nicht zum Problem werden zu lassen aber meine Schwester wird vermisst. Es sind nun fast achtundvierzig Stunden. Mein Vater wird auch vermisst.” Johnson zwinkerte mehrmals als w?rde er versuchen, seinen Kopf klar zu bekommen. Man konnte ihm ansehen, dass er versuchte zu begreifen, was ihre pers?nlichen Probleme mit dem Fall zu tun hatten. Direktor Johnson war ein ehrenhafter Mann, der sie immer gut behandelt hatte, aber er war auch die Art von Mann, die davon ?berzeugt war, dass die Arbeit immer und vor Allem Vorrang hatte. Nach einem Augenblick nickte er. „Ich wei?. Ein Freund hat mich angerufen. Ein gewisser Kommissar, mit dem Sie, glaube ich, gerade gesprochen haben. Er rief mich an, um mich auf dem Laufenden zu halten – nicht, weil Sie betroffen sind, sondern weil es allgemeine Zuvorkommenheit ist, die er mir manchmal zuteilwerden l?sst, wenn er mit F?llen zu tun hat, die Verbindungen zum FBI haben k?nnten. Also ja, ... ich wei? von Ihrer Schwester, Ihrem Vater und dem kleinen bisschen Beweismaterial vor Ort. ” Chloe war am Boden zerst?rt als sie das h?rte. So viel zur K?fighaltung meiner pers?nlichen D?monen, dachte sie. „Dann verstehen Sie also” sagte Chloe. Johnson rutschte scheinbar unbequem in seinem Sessel hin und her. „Was ich verstehe ist, dass Sie ein pers?nliches Interesse an dem Fall haben und deshalb ?berschnell urteilen. Dem Kommissar zufolge gab es offensichtlich eine Art Auseinandersetzung in dem Haus, aber die Sachlage f?r Entf?hrung – und er glaubt, dass Sie dies anpeilen – ist h?chstens sp?rlich.“ “Sir, Sie w?rden sicherlich anders denken, wenn Sie die Geschichte kennen w?rden und ...” “Aber ich kenne sie nicht. Und deshalb vertraue ich Graves und der Polizei. Sollte sich herausstellen, dass sie etwas anderes im Spiel vermuten, lassen sie es mich wissen. Wir k?nnen den Fall nicht anders behandeln als andere Polizeif?lle, Fine.” Chloe f?hlte Wut in sich aufsteigen, aber gleichzeitig meldete sich ein kl?gerer Teil in ihr und ergriff das Wort. Sie verstand, was Johnson vorhatte und irgendwie war sie ihm sogar fast dankbar. Er versuchte, sie zu besch?ftigen. Er versuchte, sie mit Arbeit abzulenken, w?hrend die Polizei versuchte, das Verschwinden ihrer Schwester und ihres Vaters aufzukl?ren. Die Tatsache, dass es tats?chlich ein Fall zu sein schien, der ihr und Rhodes bestens liegen w?rde, machte die Sache nur noch besser. „Fine…Sie m?ssen den Polizisten erlauben, ihren Job zu machen”, sagte Johnson. „Und w?hrend die Polizisten ihr Bestes tun, m?ssen Sie sich auf das Ihre konzentrieren. Dazu kommt, dass ich Ihnen unter keinen Umst?nden erlauben kann, sich in einen Fall zu mischen, der nicht in den Zust?ndigkeitsbereich des FBI f?llt. Selbst wenn ich die Gelassenheit aufbringen k?nnte, Ihnen zu erlauben, nach ihrer Schwester zu suchen. ” „Aber ich k?nnte helfen.” „Ich bin sicher, dass Sie das k?nnten. Und sollte die Sache in den H?nden des FBI landen, werde ich Sie vielleicht sogar als Leiter einsetzen.” “Aber, Sir…” „Ich hasse es, in diesem Fall ein Arsch sein zu m?ssen, Fine, aber bitte erinnern Sie sich, wer sie sind. Sie haben einen Job und ich erwarte, dass Sie ihn erf?llen. Sollten Sie Urlaub nehmen wollen, alles klar. Ich werde ihn bewilligen. Aber sollte ich herausfinden, dass Sie im Fall um ihre Schwester mitmischen… “ Er hielt inne, um ihr die Chance zu geben, den Satz in ihrem Kopf selber zu beenden. Sie wusste, dass er Recht hatte, aber es ?rgerte sie, dass er so leichtfertig mit der Tatsache, dass die Schwester eines Agenten vermisst wurde, umging. „Sie haben zwei M?glichkeiten, Fine. Entweder, Sie nehmen frei, sitzen herum und warten darauf, dass die Polizei Antworten findet, oder Sie fahren mit Rhodes nach Baltimore und finden f?r uns einen M?rder.” Chloe f?hlte sich in die Enge getrieben. Sie wusste, dass sie sich mit dem Verschwinden ihrer Schwester besch?ftigen w?rde, h?tte sie die Zeit. Und bis es eine FBI Angelegenheit war – sollte es jemals eine werden – k?nnte sie viel ?rger kriegen, wenn sie sich in einen Nicht-FBI Fall einmischte. Oder Sie konnte sich mit Arbeit ablenken. Die Entscheidung war klar, obwohl ihr Herz vor Trotz zu erstarren schien. „Ich will den Fall”, sagte sie. „Gut” sagte Johnson. „Sie tun mir ehrlich leid. Aber ich bek?me genauso viel ?rger wie Sie, sollten Sie sich in den Fall einmischen.” „Ich wei?, Sir.” Er nickte und z?gerte einen Moment als ob er sicherstellen wollte, dass sie keine weiteren Kommentare zu der Sache machen wollte. Chloe sah zu Rhodes hin?ber und bemerkte, dass ihrer Partnerin w?hrend des Austauschs recht unwohl geworden war. Sie sah aus wie ein Kind, das vom Sofa aus abwartete, ob ein kleiner Streit zwischen Mutter und Vater in einen riesen Kampf ausarten w?rde. „Wie ich sagte“, sagte Johnson “zwei tote M?nner innerhalb von vier Tagen. Beide verheiratet. Keine Hinweise, keine Anhaltspunkte... au?er, dass sie beide in der gleichen Gegend wohnten – anderthalb Meilen voneinander entfernt, glaube ich.“ Er besprach die Details des Falles – wie meistens waren es nicht viele – und Chloe versuchte ihr Bestes, sich zu konzentrieren. Aber ihre Gedanken liefen immer wieder zur?ck zu Danielle und was sie wohl gerade durchmachen musste. Sie nahm an, dass sie sich niemals ganz davon l?sen w?rde k?nnen, egal, an was f?r einem Fall sie arbeitete. Es war nicht das erste Mal in ihrer jungen Karriere, dass sie sich ernsthafte Sorgen darum machte, dass ihr vergiftetes Familienleben ihre Zukunft negativ beeinflusste und sie nichts dagegen tun konnte. KAPITEL F?NF Nach einer schlaflosen Nacht traf Chloe Rhodes am n?chsten Morgen auf dem FBI Parkplatz, um von dort mit einem Dienstwagen die Reise anzutreten. Sie fuhren um sechs Uhr morgens, um den z?hen Verkehr auf der Ringautobahn, dem Beltway, zu umgehen. Chloe bemerkte, dass Rhodes versuchte, nicht zu gl?cklich auszusehen – ein nicht sehr erfolgreicher Versuch, den sie durch lange Schlucke Kaffee zu verdecken versuchte. Sie tat so, als m?sse sie sich dabei extrem aufs Fahren konzentrieren. “Es ist in Ordnung”, sagte Chloe. „Sie stecken jetzt mit mir in der Sache, also k?nnen Sie alle Fragen stellen, die Ihnen einfallen“. Achselzuckend fuhr Rhodes auf den Beltway in Richtung Maryland. “Ich denke, Sie haben den Kern gestern Abend in Johnsons B?ro erfahren. Danielle ist verschwunden. Eigentlich nichts Au?ergew?hnliches…so hat sie fr?her gelebt, immer einfach gekommen und gegangen wie es ihr gefiel. Aber dieses Mal ist anders, weil ich auch keine Idee habe, wo mein Dad ist.“ „Es macht Sinn f?r Sie, das Schlimmste anzunehmen”, sagte Rhodes. „Nach allem, was Sie letztes Jahr durchgemacht haben. Das bringt mich zu der Hauptfrage: Warum haben Sie sich nicht frei genommen?“ „Weil ich mich dann in den Fall gemischt h?tte. Und ich arbeite lieber offiziell an einem FBI Fall und ?berlasse es der Polizei in Washington herauszufinden, wo meine Schwester ist, als gefeuert zu werden, weil ich mich w?hrend meiner freien Tage nicht aus einer Untersuchung raushalten konnte.“ „Vom Feuer in die Bratpfanne”, seufzte Rhodes. „So ungef?hr”. „Auch wenn ich Sie ver?rgern k?nnte: Ich denke, Johnson hat Recht. Wenn es nicht in den Zust?ndigkeitsbereich des FBI f?llt, m?ssen Sie einfach den Polizisten vertrauen.” „Ich wei?. Aber das ist schwieriger, als man denkt, wenn ein Geschwisterteil vermisst wird.” „Ich werde nicht einmal versuchen, so zu tun, als wenn ich das nachf?hlen k?nnte”, sagte Rhodes. Ihre Stimme spiegelte die Emotionen wider. Es war klar, dass sie es wirklich meinte. „Nett von Ihnen”, entgegnete Chloe. Ehrlich hatte der ganze Austausch Chloe nur noch mehr aufgeregt. Sie fragte sich, ob sie vielleicht ?berreagierte. Johnson hatte den Eindruck gemacht, dass es eigentlich keine riesen Sache war und Rhodes stimmte ihm im Prinzip zu. Sie schwiegen f?r eine Weile, w?hrend Rhodes immer weiter nach Norden fuhr. Kurz bevor sie in Baltimore einfuhren, setzte ein leichter Regen ein. Sie schafften es kurz vor Beginn der Rush-Hour in die Innenstadt. Chloe studierte die sp?rlichen Informationen, die sie hatten. Lediglich ein paar frisch ausgedruckte Seiten in einer Mappe, die Johnson ihnen gegeben hatte. Die Adresse des letzten Opfers war ins Navi eingegeben, eine kleine Siedlung, ungef?hr zwei Meilen au?erhalb der Innenbezirke. „Fine, versprechen Sie mir etwas?” fragte Rhodes, w?hrend sie auf die Adresse zufuhren. „Ich gebe keine Versprechen” antwortete Chloe. Sie hatte es als Witz gemeint, aber es klang eher harsch. „Aber ich kann versuchen, mein Wort nicht zu brechen.” „Okay, das muss reichen. Bitte seien Sie ehrlich mit mir und sagen Sie mir, wenn der pers?nliche Schei? Sie beeintr?chtigt w?hrend wir an diesem Fall arbeiten. Nur einmal m?chte ich, dass wir einfach nur an einem Tatort ankommen und einen Fall binnen vierundzwanzig Stunden l?sen. Keine Komplikationen, keine R?ckschl?ge.“ „Ja, dazu kann ich Ihnen mein Wort geben.” Das Gespr?ch schien die Spannung im Auto gebrochen zu haben. Als sie in der Siedlung ankamen, f?hlte Chloe sich fast normal. Klar, sie dachte alle paar Sekunden an Danielle, aber sie erinnerte sich auch daran, wie leichtfertig Danielle in der Vergangenheit gewesen war. Wenn man ihre Vergangenheit bedachte, dann war ihr Verschwinden eigentlich gar nicht so merkw?rdig. Stimmt, aber Dad auch? Sie verbannte den Gedanken, als Rhodes das Auto vor einem zweist?ckigen Haus, eine exakte Kopie aller anderen H?user in der Stra?e, parkte. Man konnte nicht behaupten, dass es nicht traumhaft war. Es war einfach, aber prachtvoll. Die Art Haus, die man als ‘danach’ in den Renovierungsprogrammen im Fernsehen sah. „Bereit?”, fragte Rhodes. Chloe schluckte die sarkastische Antwort, die ihr auf der Zunge lag, herunter. Sollte Rhodes sie wegen der Danielle-Situation mit Samthandschuhen anfassen, war sie sich nicht sicher, ob sie den Fall durchziehen konnte. „Bereit”, war alles, was sie hervorbrachte, als sie aus dem Auto in den leichten Regen stieg. *** Der bis jetzt zust?ndige Kommissar war ein schlaksiger Mann namens Anderson. Er sa? am K?chentisch, als Chloe und Rhodes das Haus betraten. Er sah von dem iPad, auf dem er etwas mit dem Daumen wegwischte, auf und legte es entschuldigend zur Seite als er aufstand. Chloe schielte kurz auf den Bildschirm und sah, dass er durch Beweisfotos gebl?ttert hatte. “Ben Anderson”, stellte er sich vor und streckte ihnen seine Hand entgegen. „Agenten Fine und Rhodes,” erwiderte Chloe, seine Hand sch?ttelnd. „Haben Sie lange gewartet?” „Nur um die zehn Minuten. Aber ich war nat?rlich in den letzten sechzehn Stunden drei oder vier Mal hier, um ein Gef?hl f?r die Sache zu kriegen.” „Waren Sie hier nach der Entdeckung der Leiche?” fragte Chloe. „War ich. Ich war der Zweite am Tatort.” „Wo wurde die Leiche gefunden?” fragte Rhodes. Anderson winkte sie zum hinteren Teil des Hauses, w?hrend er das iPad aufhob. Er lief durch die K?che und ?ffnete eine T?r, die nach drau?en f?hrte. “Hier drau?en auf der hinteren Veranda…. Obwohl, da gibt es nicht viel zu sehen.” Sie traten auf die Veranda. Chloe konnte zuerst nichts auch nur irgendwie Interessantes entdecken. Es war eine nette Veranda mit Aussicht auf einen gro?en, sehr gr?nen Garten. Ein Grill stand in der hinteren Ecke, durch eine H?lle, mit dem Logo der Baltimore Ravens, gesch?tzt. Die wenigen M?bel in der Mitte der Veranda waren sch?n, aber nichts Besonderes – wahrscheinlich von Wayfair oder Costco. Es nieselte drau?en noch immer, was leichte Wasserflecken auf den Holzboden verursachte. Chloe bemerkte einen komma-f?rmigen Blutfleck auf den Latten – ungef?hr die richtige Gr??e, um einen Kopf teilweise zu umzirkeln. „Das Opfer war Bo Luntz“, sagte Anderson. „Seine Frau, Sherry, fand ihn, als sie von der Arbeit nach Hause kam. Es war ihr Hochzeitstag. Sie fand ihn hier, auf dem Boden der Veranda. Sie hat f?r eine Weile alles irgendwie ausgeblendet. Sie hat nicht einmal die schwarze Socke, die ihm fast bis in die Kehle gestopft worden war, in seinem Mund bemerkt. Sie sagt, sie kann sich vage erinnern, sie beim ersten Anblick gesehen zu haben, aber... sie stand komplett neben sich – verst?ndlicher Weise.“ „Das Blut“, bemerkte Chloe w?hrend sie in die Knie ging. „Es l?sst vermuten, dass er nicht nur stranguliert wurde. Gab es Hinweise auf einen Kampf?“ „Nein. Nichts war umgefallen, nichts war ungew?hnlich. Das einzige Indiz ist der offensichtliche Schlag auf den Kopf, entlang der Stirn.“ Mit diesen Worten reichte er Chloe das iPad, welches er getragen hatte. Er hatte ein Bild der Leiche aufgerufen. Chloe vergr??erte das Bild von Bo Luntz‘ Stirn. Da waren eine eindeutige Delle und der Anfang eines Blutergusses zu sehen. Aufgrund der Form der Delle vermutete sie, dass sie von einem Gegenstand von vielleicht f?nf oder sechs Inches Breite, mit flachem Ende, stammte. „Der Bluterguss sieht frisch aus“ bemerkte Rhodes, die ?ber Chloes Schulter geschielt hatte. „Wie lange nach der Entdeckung wurde die Leiche weggebracht?“ „Ungef?hr eine Stunde sp?ter, w?rde ich sagen. Und nach Frau Luntz Aussage war das Blut noch nass, als sie die Leiche fand. Also nehmen wir an, dass er ein bis zwei Stunden vor ihrer Heimkehr ermordet wurde.“ „Keine Fingerabdr?cke auf der Socke in seinem Mund?“ fragte Chloe. „Keine. Auch drinnen keine Abdr?cke. Keine Hinweise auf Einbruch .... nichts.“ Rhodes begann, die Ausdrucke von Johnson zu durchsuchen. Sie versuchte, die Papiere durch ihren K?rper vor dem Regen zu sch?tzen. „Bo Luntz, zweiundf?nfzig Jahre alt, ein Kind, angestellt bei Mutual Telecom. Keine Vorstrafen. K?nnen Sie noch etwas hinzuf?gen, Kommissar Anderson?” „Nach vorl?ufigen Befragungen von Nachbarn und Freunden wissen wir, dass der Mann sehr beliebt war. Er war freiwilliger Feuerwehrmann, half bei Wohlt?tigkeitsveranstaltungen wann immer er konnte. War Assistenztrainer bei einem Amateur-Footballverein. Ich selbst habe mit f?nf Leuten gesprochen und wir haben noch mindestens ein Dutzend mehr in der Akte. Der Mann war bl?tenwei?.” Chloe nickte, aber sie hatte diese Geschichten schon oft geh?rt. Die meisten M?nner konnten nach au?en hin bl?tenwei? erscheinen, aber sie wusste, dass man nach ein wenig graben, Risse in der sauberen Fassade fand. Risse, die oft zu sehr dreckigen Geheimnissen f?hrten. “Haben Sie eine Idee, warum ihm eine Socke in den Hals gestopft wurde? ” erkundigte sich Chloe. „Keine Ahnung. Wir haben die Schubladen oben durchsucht in der Annahme, wir k?nnten das Gegenst?ck finden, aber kein Gl?ck.“ „Herr Kommissar, k?nnen wir den Namen und die Nummer des zust?ndigen Leichenbeschauers haben?“ „Klar“, erwiderte er, w?hrend er schon die Kontakte in seinem Telefon durchbl?tterte. „Und was ist mit dem ersten Opfer?“ fragte Chloe. „Sein Name war Richard Wells. Er lebte ungef?hr zw?lf Meilen von hier in der kleinen Stadt Eastbrook. Eine sehr ?hnliche Nachbarschaft zu dieser hier. Die Polizei in Eastbrook bearbeitet den Fall, aber ich habe einige der Details, wenn Sie sie m?chten.“ „Ja, bitte.” „Im Gro?en und Ganzen eine genaue Kopie der Geschehnisse hier. Wells wurde tot in seinem Schlafzimmer aufgefunden, sein Kopf mehr oder weniger zerschmettert und eine schwarze Socke im Mund. Als Personen waren die beiden aber sehr unterschiedlich. Wells wurde letztes Jahr geschieden. Es gibt Ger?chte ?ber ein Alkoholproblem. Er arbeitete als privater Unternehmer und seine wenigen Angestellten waren die einzigen, von denen wir Informationen bekommen konnten. Seine Ex-Frau ist schon wieder verlobt und lebt in Rhode Island. Beide seiner Eltern sind tot, keine Geschwister… Keiner da, dem man tiefergehende Fragen stellen konnte.” „Also mehr oder weniger eine Sackgasse?“ fasste Rhodes zusammen. „Mehr oder weniger,” best?tigte Anderson. Chloe studierte noch einmal die Latten, die die Veranda bedeckten. Sie studierte den Blutfleck, unf?hig, den Anblick des Blutes auf dem Wasserkessel ihres Vaters aus ihrer Erinnerung zu verbannen. Er festigte sich in ihr und sie f?hlte sich, als tr?te sie aus einem warmen Haus in einen Wintersturm. Und pl?tzlich war ihr klar, dass sie die Sache nicht ruhen lassen konnte: Danielles Verschwinden w?rde sie verfolgen – Fall oder nicht. Das Schlimmste war, dass Chloe anfing, Danielle daf?r zu verurteilen. Sie machte sich Sorgen, dass die verst?rte Frau, die ihre Schwester mal gewesen war, wieder zum Vorschein kam. Sollte ich sie finden, kann ich das vielleicht verhindern dachte Chloe. Es war verst?rend aber w?hrend sie weiter Bo Luntz’ Blut betrachtete, gestand sie sich ein, dass es zur Rettung ihrer Schwester, wie zur Rettung von Luntz’ Leben, viel zu sp?t war. *** Chloe hatte die Erfahrung gemacht, dass es zwei Arten von Leichenbeschauern gab: leise und fast m?rrisch bei der Arbeit, oder sehr lebendig und fast ein bisschen zu sehr an ihrer Arbeit interessiert. Die Dame, die sie im Leichenschauhaus trafen und die den Auftrag hatte, sich um Bo Luntz’ zu k?mmern, geh?rte zu der zweiten Sorte. Sie hie? Gerda Holloway und sie sah eher nach Single-sucht-Single Fernseh-Show als nach Arbeit mit Toten aus. Selbst Chloe musste das gute Aussehen der Frau zugeben als sie sie, Haare im Pferdeschwanz und mit Brille im Bibliothekarinnen-Stil, in der Eingangshalle begr??te. „Agenten Rhodes und Fine”, entgegnete Rhodes nachdem Holloway sich ihnen vorgestellt hatte. „Kommen Sie mit nach hinten” lud Holloway ein. „Die Leiche ist pr?pariert, aber sie k?nnen ihn gerne sehen, bevor ich anfange richtig zu arbeiten“. Sie folgten ihr durch die Eingangshalle und einen langen Flur. Als sie zu dem Untersuchungsraum kamen, der Luntz‘ Leiche enthielt, ?ffnete sie die T?r und hielt sie mit einem L?cheln auf, als w?re es f?r eine Essensrunde mit Freunden und nicht zur Vorbereitung auf die Besichtigung eines Mordopfers. Sie traten in den Raum und Chloe brauchte einen Moment, um sich an die hellen Lichter und die sterile Umgebung zu gew?hnen. Jedes Mal, wenn sie in einen Leichenschauraum trat, war ihr, als ob sie in eine andere Welt ?berging. Aber beim Anblick der Leiche kam sie immer sofort wieder in die Realit?t zur?ck. So war es auch jetzt, mit Bo Luntz. Er lag auf dem Tisch, die leblosen Augen geschlossen. Ohne die Wunde auf der Stirn, h?tte er normal ausgesehen. Holloway erlaubte den Agenten einen Moment, um sich an den Anblick zu gew?hnen, bevor sie, mit einem Tablet in der Hand, an den Tisch trat. „Wie Sie sehen k?nnen, erlitt er einen offensichtlichen Schlag auf den Kopf.“ begann Holloway. „Leider k?nnen wir nicht sicher sagen, womit geschlagen wurde, aber in Anbetracht des Winkels, der Wundtiefe und der Art und Weise, wie der Sch?del zusammengefallen ist, tippe ich auf etwas Einfaches, wie einen Stein, oder komplizierteres, wie eine Betonfigur aus dem Garten.“ „K?nnen wir etwas ?ber den M?rder aussagen?” fragte Chloe. „Nun, wie Sie sehen k?nnen, scheint die Wunde einen leichten Aufw?rtswinkel zu haben. Auch das Momentum scheint in diese Richtung zu gehen. Es gibt viele m?gliche Faktoren daf?r, aber es ist recht sicher, dass der M?rder kleiner als sein Opfer war.” “Den Akten zufolge war Bo Luntz sechs Fu? eins. Also sind viele Leute kleiner”, bemerkte Rhodes. „Stimmt”, best?tigte Holloway. “Wenn Sie sich aber die Einbuchtung des Sch?dels ganz genau ansehen, gibt es Hinweise darauf, dass es nicht nur ein, sondern zwei Einschl?ge waren. Der zweite Schlag scheint etwas kr?ftiger gewesen zu sein, aber es war ein Schleifschlag.“ Chloe trat n?her an den Tisch heran und sah genau, was Holloway meinte. Auf der linken Seite war die Delle auf Luntz’ Stirn ungef?hr zwei Inches tiefer. Das Umfeld wirkte etwas dunkler, als wenn sie mit mehr Kraft als der Rest der Wunde geschlagen worden war. Chloe legte den Kopf zur Seite und versuchte, sich zu entscheiden, ob dies lediglich von einer komisch geformten Waffe hervorgerufen sein konnte. „Meine Theorie”, fuhr Holloway fort, “ist, dass er zweimal kurz hintereinander geschlagen worden ist. Zwei schnell aufeinander folgende Schl?ge. Das erkl?rt die unglaubliche Zielsicherheit. Ein Schlag genau auf dem anderen. Aber da der zweite Schlag ihn fast verfehlt h?tte, nehme ich an, dass Luntz schon im Fallen war, als der Schlag traf.” „Und beide Schl?ge sind genau in der Kopfmitte“, bemerkte Chloe. „H?tte ihn jemand ?berrascht – vielleicht durch Anschleichen – w?re so ein perfekt platzierter Schlag unwahrscheinlich, oder?“ „Ja. Nicht unm?glich, aber sehr unwahrscheinlich.“ „Also war es jemand, von dem er wusste, dass er im Haus war?” fragte Rhodes. „Das ist meine Wette”, entgegnete Holloway. Chloe dachte an die Informationen von Johnson und Anderson. Keine Anzeichen von Einbruch oder Kampf und am Hochzeitstag. Einfaches Ausschlussverfahren und Erfahrung deuteten auf die Ehefrau. „Haben Sie in der Kehle au?er der Socke noch etwas gefunden?”, fragte Chloe. „Nein. Aber es ist wahrscheinlich, dass sie nach der Tat hineingelegt wurde. Sie scheint mit gro?er Sorgfalt platziert worden zu sein. Die Zunge war zur?ckgeschoben. W?re sie in seinen Mund geschoben worden als er noch lebte, h?tten die Zungenmuskeln sofort dagegen gedr?ckt.“ Die Anwesenheit der Socke machte die ganze Sache seltsamer. Es war eine Art Merkw?rdigkeit, an der Chloe die Untersuchung normalerweise aufh?ngen w?rde, weil sie sicher eine Symbolik hatte. Und wo Symbolik war, war normalerweise auch ein Motiv zu finden. Chloe studierte die Leiche noch eine Weile und versuchte, irgendetwas zu finden, das sie in eine andere Richtung als zu der Frau lenken w?rde. Als klar wurde, dass es nichts zu finden gab, dankten Rhodes und Chloe Holloway und verlie?en den Raum. „Glauben Sie auch, dass es die Frau war?“ fragte Rhodes als sie zum Eingang zur?ck gingen. „Tue ich. Und wenn nicht als potenzieller T?ter – was sie derzeit f?r mich ist -, dann zum Fragen, ob sie eine Idee hat, warum jemand ihm eine Socke in den Rachen schieben w?rde.“ Rhodes nickte zustimmend als sie den Parkplatz ?berquerten und ins Auto stiegen. Noch bevor sie den Parkplatz verlassen hatten, war Chloe am Telefon, um bei Kommissar Anderson den Aufenthaltsort von Sherry Luntz zu erfragen. Als sie das Telefon anhob, konnte sie den kleinen Funken Hoffnung, einen verpassten Anruf von Danielle zu finden, nicht unterdr?cken. Aber nat?rlich war die Hoffnung umsonst und so blieb Chloe keine andere Wahl, als das Schlimmste zu bef?rchten und sich in dem Fall Luntz zu vergraben. KAPITEL SECHS Zuerst schien Anderson z?gerlich, sie mit Sherry Luntz sprechen zu lassen. Den Polizeiberichten zu Folge, war sie emotional so gesch?digt, dass sie nach der Entdeckung der Leiche zwei Mal fast ohnm?chtig geworden war. Chloe blieb aber eisern. Sie hatte schon mit trauernden Witwen gearbeitet, viele von ihnen hatten Geheimnisse besch?tzt und so unwissentlich die Aufkl?rungsarbeiten behindert – manchmal bis zur L?cherlichkeit. „Sie ist die einzige realistische Verd?chtige, die wir zur Zeit haben”, argumentierte Chloe, w?hrend sie sich des Hauses Luntz n?herten. „Nichts f?r Ungut, aber Sie k?nnen mir ihren Aufenthaltsort jetzt sagen oder ich rufe in Washington an und bekomme ihn so heraus.“ Anderson gab schlie?lich nach und erz?hlte ihnen, dass Sherry mit ihrer Familie in der Stadt wohnte. „Aber bitte”, schloss er “ich kann nicht oft genug erw?hnen, wie verst?rt die Frau ist. K?nnte nur eine von Ihnen mit ihr sprechen?“ Es war eine Strategie, die Chloe normalerweise nicht anwendete, aber die Sache war nicht wichtig genug, um sich dar?ber zu streiten. Au?erdem k?nnte dann eine von ihnen Sherry Luntz besuchen und die andere k?nnte schon die Stra?e, in der die Luntzes’ wohnten, abgrasen, um Informationen von den Nachbarn zu sammeln. Und so endete Chloe alleine etwa zwanzig Minuten sp?ter im Haus von Tamara Nelson, Sherry’s Schwester. Rhodes hatte ganz zufrieden mit der Aufgabe der Nachbarn Befragung gewirkt, also entschied Chloe sich, Sherry zu befragen. Chloe sprach nicht gerne mit frisch trauernden Menschen aber sie wussten beide, dass sie viel mitf?hlender sein konnte als Rhodes. Rhodes war nicht besonders stolz auf diese Tatsache, aber akzeptierte sie. Anderson hatte angerufen und Tamara wissen lassen, dass ein FBI Agent zu ihr unterwegs war. Als Chloe an die T?r klopfte, wurde diese fast sofort ge?ffnet. Beide Frauen standen in der T?r, um sie zu begr??en und es war leicht festzustellen, welche der beiden Sherry Luntz war. Sie stand etwas hinter ihrer Schwester. Ihre roten Haare waren zerw?hlt, ihre Haut, bis auf die dunklen Ringe unter den Augen, war blass vom Weinen. Die Augen selbst waren blutunterlaufen und obwohl es schien, dass sie sich jeden Moment schlie?en k?nnten, sah Chloe eine Entschlossenheit in ihnen, die Chloe davon ?berzeugte, dass es dauern w?rde, bis diese Frau Schlaf finden w?rde. „Sherry Luntz?”, fragte Chloe. Die verstrubbelte Frau nickte, aber trat nicht vor. Ihre Schwester blieb sch?tzend vor ihr stehen. „Ich bin Agentin Fine. Ich glaube, Kommissar Anderson hat Sie ?ber mein Kommen informiert?” „Hat er,” erwiderte Tamara. „Bitte verstehen Sie es nicht falsch, aber ich werde im Raum bleiben, w?hrend Sie mit Sherry sprechen.” „Nat?rlich”, entgegnete Chloe. Sie fing an, sich zu fragen, ob Sherry ?berhaupt etwas sagen w?rde. Sie sah absolut fertig aus - fast wie bet?ubt. Tamara drehte sich um, und ging hinein, ohne Chloe formal aufzufordern, ihr zu folgen. Chloe tat es trotzdem, und schloss die T?r hinter sich. Tamara f?hrte sie in ein wundersch?n hergerichtetes Wohnzimmer. Ein s??licher Geruch str?mte von irgendwo her durchs Haus – irgendein Tee, vermutete Chloe. “Ich verstehe, wie schwierig dies f?r Sie sein muss, Frau Luntz“, begann Chloe. „Ich werde dieses Gespr?ch so kurz und schmerzlos wie m?glich halten.“ „Nein, ist schon in Ordnung“, sagte Sherry. Sie hatte die Stimme einer Frau, die nach einer durchzechten Nacht, nach zw?lf Stunden Schlaf erwacht war. „Ich will es gekl?rt haben. Bitte, nehmen Sie auf mich keine R?cksicht.” Chloe schielte r?ber zu Tamara, als ob sie ihre Zustimmung suchte. Die Schwester zuckte die Achseln, als wenn die Welt auf ihren Schultern l?ge. “Frau Luntz, ich kenne die Details des Nachmittages, also kann ich einige davon ?berspringen. Was ich brauche, sind die versteckten Dinge im Leben Ihres Mannes. Hatte er Feinde? Gab es Menschen, von denen Sie glauben, dass sie ihn nicht mochten?“ „Ich habe dar?ber nachgedacht. Versucht, es zu begreifen.” sagte sie. „Die einzige Person, die mir einfiel, war ein alter Gesch?ftsrivale, aber der lebt irgendwo in Kalifornien. Ich wei?, es h?rt sich an, als lobte ich meinen toten Mann, aber alle mochten Bo.“ „Hat er Probleme bei der Arbeit erw?hnt?” “Nein. Tamara hat sogar f?r mich seinen Chef angerufen, um herauszufinden, ob es da etwas gab, das er vor mir versteckte. Aber da war nichts.” “Sie haben ein gemeinsames Kind, stimmts?” fragte Chloe. „Ja, einen Sohn, Luke. Er hat dieses Jahr auf der Universit?t angefangen. Er ist auch hier. Schl?ft, im G?stezimmer. Er ist …. einfach leer im Moment.” “Haben Sie ihm auch diese Fragen gestellt?”, erkundigte sich Chloe. „Nicht so direkt, aber ja. Wir haben versucht herauszufinden, wer es getan haben k?nnte. Ich glaube, es k?nnte einer dieser zuf?lligen Einbr?che sein, aber... es fehlt nichts. Alles ist da.” “Ich habe gestern die Kreditkartenfirmen f?r Sherry angerufen”, mischte sich Tamara ein. „Alle Karten waren noch in Bos Brieftasche aber ich dachte, vielleicht war es eine Art digitaler Betrug oder so. Aber alles scheint in Ordnung. Sollte es irgendein Psychopath gewesen sein, dann ging es ihm nur ums T?ten.” „Wir haben gestern Abend alles gepr?ft und nochmals gepr?ft, Luke und ich. Wir konnten nichts finden, das wir vermissten“, warf Sherry ein. Chloe wusste, was sie als n?chstes fragen wollte, aber es war schwierig in Worte zu fassen. Sie hatte schon jetzt eine recht gute Ahnung, dass Sherry absolut nichts mit dem Mord an ihrem Mann zu tun hatte. Man konnte Tr?nen und Zusammenbr?che vort?uschen, aber Ohnmacht durch Trauer im Beisein der Polizei und so schlafberaubt zu sein, dass man wie ein Statist in einem Zombie Film aussah? Das war echt. „Und ist vielleicht irgendetwas im Haus, im Garten oder auf der Veranda verr?ckt? Vielleicht etwas, das so aussah, als sei es nur ein kleines St?ck bewegt worden?“ fragte sie. Es war ihre Art zu erfahren, ob sie vielleicht unabsichtlicher Weise die Angriffswaffe gefunden hatten. „Uns ist nichts aufgefallen.” „Gibt es jemanden, der einen Schl?ssel zu ihrem Haus haben k?nnte? ” „Keinen. Ich hatte nie einen Anlass, einen Schl?ssel zu vergeben. Wir hatten nie eine Haush?lterin oder eine Putzfrau, keine Familie, die ?ber Nacht blieb. Nichts dergleichen.” „Und wie steht es mit einer Alarmanlage? Ich habe keine gesehen, als meine Partnerin und ich das Haus besuchten. ” „Keine. Wir haben immer gesagt, dass wir in eine investieren sollten, aber die Nachbarschaft ist so sicher… es ist etwas, das wir immer aufgeschoben und nie in Angriff genommen haben. ” „Eine letzte Sache, Frau Luntz…. Es tut mir leid, es k?nnte schwierig sein.” „Ist schon in Ordnung.” „Die Leiche ihres Mannes wies ein sehr merkw?rdiges Kennzeichen auf —” „Die Socke im Mund,” sagte sie. Sie sagte es, als g?be sie die Schl?sselzeile eines komischen Witzes zum Besten... als wenn sie gewusst hatte, was kommen w?rde. „Ja. Haben Sie eine Idee, was es damit auf sich haben k?nnte?” „Absolut keine,” erwiderte Sherry mit weinerlicher Stimme. „Als ich ihn so fand, wusste ich, dass er etwas im Mund hatte. Aber ich wusste nicht, was es war. Ich erfuhr erst was es war, als ich mich Stunden sp?ter daran erinnerte und nachfragte. Kommissar Anderson erz?hlte mir, dass es eine Socke war. Ich dachte, ich sei vielleicht noch ohnm?chtig und h?tte einen komischen Traum aber …. Nein. So war es. Er hat mir sogar gestern Abend ein Foto davon gezeigt … nachdem der Gerichtsmediziner…”. „Ist in Ordnung, wir k?nnen aufh?ren, Frau Luntz“ erkl?rte Chloe. „Ich wei? nicht, ob es irgendwie hilft oder nicht”, fuhr Sherry fort „aber es war nicht seine Socke. Er hasste diese dicken schwarzen Socken – selbst im Winter. Er hatte oft Schwei?f??e und diese dicken Socken waren ihm unangenehm.” Ein Anzeichen von einem L?cheln kam auf ihre Lippen, als sie sich an seine kleine pers?nliche Abneigung erinnerte. Chloe fasste in ihre Jackentasche und holte eine Visitenkarte heraus. Sie ?berreichte sie Tamara, um Sherry keine weitere Last oder Verantwortung aufzub?rden. „Bitte..., wenn eine von Ihnen sich an irgendetwas weiteres erinnert, egal wie unbedeutend, rufen Sie mich an.“ „Nat?rlich“ entgegnete Tamara. Sie schaute Chloe fast nicht an. Sie beobachtete ihre Schwester, sch?tzte ihre Kraft ein. Nach kurzer unangenehmer Stille stand Tamara auf, um Chloe zur T?r zu bringen. Tamara trat mit ihr auf die Veranda und schloss die T?r hinter ihnen. Sie verschr?nkte ihre Arme vor der Brust und sah Chloe fast entschuldigend an. “Sie malt nicht nur ein h?bsches Bild,” begann sie. “Bo war einer der guten Typen, wissen Sie? Bescheiden, freundlich, liebte seine Frau und seinen Sohn. Ich glaube nicht, dass ich jemals ein schlechtes Wort ?ber ihn geh?rt habe – nicht mal von unserer Mutter... und das hei?t was.” “Ich beginne, das zu verstehen. Ich muss Sie allerdings noch eines fragen… rein aus Formalit?t.“ „Ob ich glaube, dass Sherry es getan haben k?nnte?“ Chloe zog die Stirn zusammen und nickte. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie es nicht war, aber ich muss es f?r die Akte von jemandem h?ren, der sie gut kennt.“ „Sherry kann es unm?glich gewesen sein. Und selbst wenn ich d?chte, dass sie auch nur ?ber so etwas nachgedacht haben k?nnte, k?nnen sie mit ihrer Arbeit sprechen. Hat die Polizei allerdings schon getan. Sie haben Kameraaufnahmen von Sherry, als sie das Geb?ude an dem Nachmittag um zwei nach f?nf verlassen hat. Wenn man die Zeit, die sie f?r den Mord annehmen, ber?cksichtigt, kann sie es unm?glich gewesen sein.” Chloe wollte fast noch etwas graben, fragen, ob es irgendwelche Leichen in Bos Keller gab. Aber sie f?hlte, dass sie aus Tamara nichts herauskriegen w?rde und dass es sie ver?rgern w?rde. Und derzeit schien sie die trauernde Frau und ihre unterst?tzende Schwester auf ihrer Seite zu haben, was bei sp?teren Fragen n?tzlich sein konnte. „Vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben. Und bitte… auch die unwichtigsten Dinge, erz?hlen Sie sie mir”, verabschiedete sich Chloe. „Machen wir.” Chloe eilte die Veranda hinunter und ihrem Auto entgegen in der Hoffnung, dass Rhodes etwas aufgedeckt hatte. Rhodes hatte ein Talent zu bohren, ohne unh?flich zu erscheinen und sie befragte nur Nachbarn ohne emotionale Bindung. Vielleicht hatte sie mehr Gl?ck gehabt. Chloe fuhr in die Nachbarschaft der Luntz zur?ck. Der Nieselregen nieselte noch immer vor sich hin und tauchte den Tag in ein graues Kleid. Chloe war nicht abergl?ubisch und glaubte nicht an Omen, aber trotzdem fragte sie sich, ob der Regen, der dichter zu werden schien, ein Vorzeichen war. KAPITEL SIEBEN Rhodes schien gute Laune zu haben, als Chloe sie abholte. Wenn sie ?berhaupt etwas nervte, dann war es die Tatsache, nass geworden zu sein. Chloe setzte den Wagen sofort in Bewegung, noch bevor sie anfingen, ihre Erkenntnisse zu besprechen. Sie wollte dem Regen entfliehen, vielleicht in einem Caf? oder einem Bistro. Dort k?nnten sie dann reden und die n?chsten Schritte planen. „Gl?ck gehabt?“, fragte sie, als sie zu der gro?en Durchgangstrasse kamen. „Nun, ich habe entdeckt, dass es hier eine Art Bo Luntz Fan Club gibt.“, seufzte Rhodes. „Nicht nur, dass jeder ihn mag, einige Leute haben sogar ihr Bedauern ausgesprochen, ihn nicht besser kennengelernt zu haben.“ „Mit wie vielen haben Sie sprechen k?nnen?“ „Ich habe die Stra?e abgeklappert. Die meisten waren nat?rlich bei der Arbeit, aber ich habe es geschafft, mit vier Personen in drei H?usern zu sprechen. Eine ?ltere Dame in einem der letzten drei H?user hinter dem Haus Luntz erz?hlte mir, dass Bo ihr drei Wochen lang sein Auto geliehen hat, als sie ihres kaputt gefahren hatte und ihre Versicherung sich dumm gestellt hat. Keine Fragen hat er gestellt, obwohl er sie kaum kannte.” „Und niemand hat etwas geh?rt oder gesehen?”, fragte Chloe. „Nichts.” “Scheint derzeit ein wiederkehrendes Thema zu sein”, sagte Chloe und dachte daran, wie einfach Danielle und ihr Vater einfach verschwunden waren. Sie sinnierten beide dar?ber nach, bis sie nach einigen Meilen zu einem einfachen kleinen Bistro kamen. Ein M?chte-gern-Hipster-Caf?, das auf glutenfreien Muffins spezialisiert war. Sie arbeiteten schon lange genug zusammen, um selbstsicher in den Laden zu treten, zu bestellen, die Toiletten aufzusuchen und sich dann am Tisch zu treffen, um den Fall zu besprechen. Chloe wunderte sich manchmal, wie weit sie gekommen waren. Es schien erst gestern gewesen zu sein, dass Rohdes fast verschnupft gewirkt hatte, Chloe als Partner bekommen zu haben. Das war nat?rlich, bevor Chloe ihr das Leben gerettet hatte, als bei ihrem ersten gemeinsamen Fall auf sie geschossen worden war. Chloe schl?rfte ihren schwarzen Kaffee, w?hrend Rhodes von ihrem Chai Latte trank. Sie gingen gemeinsam durch die Notizen, verglichen, stellten entgegen und kamen zu dem Schluss, dass Nachbarn und Familie den ganzen Morgen nichts Neues angeboten hatten. Chloe konnte nur eine neue Erkenntnis beisteuern. „Ich denke, die Ehefrau kann ausgeschlossen werden. Ihre Schwester sagte, die Polizei h?tte mit Sherrys Arbeit gesprochen, und sie hat das Geb?ude um zwei nach f?nf verlassen. Die Zeitabfolge funktioniert einfach nicht.” Rhodes nickte, w?hrend sie durch die wenigen Aufzeichnungen bl?tterte, die sie zu dem Fall hatten. “Sie sch?tzen, dass er zwischen halb vier und viertel vor f?nf ermordet wurde. Leute in Bos B?ro wollen ihn bis halb vier gesehen haben. Einem Kollegen zufolge, hatte Bo erw?hnt, dass er fr?her gehen wollte, um etwas Besonderes f?r seinen Hochzeitstag vorzubereiten.“ „Das ist merkw?rdig. Das l?sst es erscheinen, als wenn der M?rder wusste, dass er gehen w?rde – dass er fr?h zu Hause sein w?rde.“ „Das, oder der M?rder war schon aus irgendeinem Grunde dort und brachte Bo aus Schock und ?berraschung um.“ Sie lie?en das f?r einen Moment sacken. Chloe starrte in den Regen, der jetzt stetiger vom Himmel kam. „Sherry Luntz sagte, dass keiner au?er Bo und ihr einen Schl?ssel zu dem Haus hatte. Keine Familienmitglieder, keine Putzfrau, keine guten Freunde, niemand.“ „Und keine Anzeichen von Einbruch…” Chloe wusste, wo sie die Vermutungen hinsteuern wollte. Es war offensichtlich, aber aus irgendeinem Grunde, schien es nicht richtig zu sein. Sie sagte es trotzdem. “Also lie? Bo die Person rein. Oder sie kamen sogar gemeinsam an.” “Vielleicht eine Aff?re?” “Das haben Sie jetzt gesagt. Aber..., wenn er etwas f?r seinen Hochzeitstag f?r den Nachmittag plante, dann wirkt das sehr kaltschn?uzig, oder?“ „Oder dumm“, erwiderte Rhodes. „Und da ist noch etwas, das mir gerade aufgefallen ist. Alles, was wir ?ber den ersten Mord an Richard Wells wissen ist, dass es eine genaue Kopie von Bo Luntz Mord war. Socke im Mund, Sch?del zerschmettert. Und die Taten liegen nur zwei Tage auseinander. Wenn wir also nachrechnen…“ „Wenn wir nachrechnen“, fuhr Rhodes fort „und wir haben es hier mit einem Serienm?rder zu tun und nicht mit verbundenen Einzelf?llen, dann k?nnten wir innerhalb der n?chsten vierundzwanzig Stunden ein weiteres Opfer haben.“ „Vielleicht sollten wir jetzt weniger ?ber Luntz nachdenken und sehen, was wir ?ber das erste Opfer finden k?nnen.“ „Ja, aber Anderson sagte, dass es dort niemanden gab, der dem Opfer nahestand. Keine Familie, keine Freunde, niemand.“, warf Rhodes ein. „Genau“, sagte Chloe, w?hrend sie aufstand. „Wenn Sie mich fragen, h?rt sich das genau nach der Art Mann an, der Geheimnisse gut f?r sich behalten kann.“ *** Sie avisierten ihren Besuch auf dem Weg nach Eastbrook. Weil es eine kleine Stadt mit nur einer kleinen Polizeidienststelle war, sandte eine hilfreiche Dame vom Erkennungsdienst einfach digitale Kopien der Akte, anstatt ein Treffen mit einem Beamten f?r Chloe und Rhodes zu arrangieren. Chloe war sehr zufrieden mit der L?sung. Sie arbeitete viel lieber ohne die Hilfe der ?rtlichen Polizei an einem Fall. Ja, sie waren oft sehr hilfreich, aber sie tendierten auch dazu, mit jedem Opfer ihrer Gegend Mitleid zu haben. Sie waren ungef?hr vier Meilen vor Eastbrook, als die Dokumente ankamen. Rhodes sah sie durch, w?hrend Chloe fuhr. Der Regen lie? nach, die Sonne k?mpfte sich langsam durch die Wolken. Sie fuhren durch kleine Nebelschwaden, die sich auf der Stra?e gebildet hatten. “Richard Wells, zweiundf?nfzig Jahre alt, seit Kindheit fast ausschlie?lich in Eastbrook ans?ssig. Sein Strafregister ist sehr kurz - zwei Mal betrunken am Steuer und einmal Abwesenheit vor Gericht. Sein F?hrerschein wurde deswegen vor drei Jahren gesperrt. Die ?rtliche Polizei hat die Ex-Frau informiert, und obwohl sie bei der Befragung hilfreich war, schien sie nicht besonders verst?rt ?ber den Mord zu sein. Sie ist die einzige Nummer, die als Verwandte oder Notruf registriert ist." “Sie wohnt in Rhode Island, stimmts?” "Stimmt.” “Wells war ein privater Bauunternehmer, oder? Haben wir einen Firmennamen?” “Ja, aber keinen einfallsreichen. Wells Konstruktion und Design, Sitz in Eastbrook.” Chloe wollte Rhodes gerade bitten, die Adresse ins Navi einzugeben, aber sie war schon dabei. Dies erinnerte Chloe an Johnsons Kommentar, dass er ihnen den Fall geben wollte, weil er so gut zu ihnen passen w?rde. Sie nahm an, dass Rhodes und sie eine bessere Einheit bildeten als alle anderen Paare ihres Polizeischul-Jahrgangs. Wenn sie manchmal diese fast hellsichtigen Episoden hatten, konnte man das gut glauben. Sie kamen kurz vor 11 Uhr bei dem kleinen B?ro von Wells Konstruktion und Design an. Das B?ro lag in der sogenannten Hauptstra?e von Eastbrook, einer Stadt, die, so vermutete Chloe, wohl nur von ihrer N?he zu Baltimore lebte. Sie war einer dieser Orte, an denen man anhielt, um den Tank aufzuf?llen oder um schnell etwas zu essen, bevor man in die gro?e Stadt weiterfuhr. Chloe parkte den Wagen vor dem Geb?ude und sorgte sich, dass die Firma vielleicht wegen des Todes des Eigent?mers geschlossen sein k?nnte. Sie fanden die T?r aber unverschlossen. Das B?ro bestand aus einem gro?en Raum, der durch Trennw?nde in Arbeitspl?tze unterteilt war. Ein gro?er Schreibtisch in L-Form erlaubte der daran sitzenden Dame, jeden, der durch die T?r kam, sofort zu begr??en. Sie schaute gelangweilt auf, als Chloe und Rhodes eintraten und Chloe stellte sich vor, wie merkw?rdig es sein musste, ein kleines Unternehmen am Leben zu erhalten, wenn der Namesgeber so brutal ermordet worden war. „Kann ich Ihnen helfen, meine Damen?”, fragte die Frau. „Ja, bitte“, entgegnete Chloe. Sie stellte sie beide vor, beide zeigten ihre Ausweise. „Wir besch?ftigen uns mit dem Mord an Richard Wells. Er hat keine Familie in der Gegend und es scheint, dass seine Arbeitskollegen ihnen am N?chsten standen.“ „Das stimmt“, best?tigte sie. “Schade eigentlich, man realisiert solche Umst?nde erst, wenn es zu sp?t ist, wissen Sie?“ „K?nnen Sie mir sagen, ob die Firma plant, ohne ihn weiter zu machen?“ Die Dame zuckte die Achseln in einer Art, die zeigte, dass ihr die Antwort nicht nur unbekannt, sondern auch egal war. „Wir warten darauf, dass sein Anwalt das kl?rt. Richard hatte wohl kein Testament, also erbt keiner die Firma. Wir haben drei Arbeiter, die derzeit auf zwei Baustellen arbeiten und versuchen, die Projekte abzuschlie?en, bevor der juristische Kampf beginnt.“ „Darf ich Sie nach Ihrem Namen fragen?”, fragte Chloe. „Klar. Ich bin Patty Marsh.” „Frau Marsh, arbeiten Sie schon lange hier?” „Seit sechs Jahren.” „Was war ihr allgemeiner Eindruck von Richard Wells? Nicht als Chef, aber als Mensch?” „Er arbeitete hart, das steht au?er Frage. Aber ich glaube, er war einer dieser Typen, die ihren H?hepunkt in der Schule erreichen und das irgendwie weiter ausleben. Er trank viel, flirtete um sich rum, obwohl er bis vor sechs Monaten verheiratet war. Er war die Art Mann, die es immer schafften, eine Anekdote ?ber seine glorreichen Tage im Schul-Footballteam einzubringen. Eigentlich traurig, aber es machte ihn gl?cklich.” Êîíåö îçíàêîìèòåëüíîãî ôðàãìåíòà. Òåêñò ïðåäîñòàâëåí ÎÎÎ «ËèòÐåñ». Ïðî÷èòàéòå ýòó êíèãó öåëèêîì, êóïèâ ïîëíóþ ëåãàëüíóþ âåðñèþ (https://www.litres.ru/pages/biblio_book/?art=51922362&lfrom=688855901) íà ËèòÐåñ. Áåçîïàñíî îïëàòèòü êíèãó ìîæíî áàíêîâñêîé êàðòîé Visa, MasterCard, Maestro, ñî ñ÷åòà ìîáèëüíîãî òåëåôîíà, ñ ïëàòåæíîãî òåðìèíàëà, â ñàëîíå ÌÒÑ èëè Ñâÿçíîé, ÷åðåç PayPal, WebMoney, ßíäåêñ.Äåíüãè, QIWI Êîøåëåê, áîíóñíûìè êàðòàìè èëè äðóãèì óäîáíûì Âàì ñïîñîáîì.
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