Êàê ÷àñòî ÿ âèæó êàðòèíêó òàêóþ Âîî÷èþ, èëè îíà òîëüêî ñíèòñÿ: Äâå äåâî÷êè-ãåéøè î ÷¸ì-òî òîëêóþò, Çàáûâ, ÷òî äàâíî èì ïîðà ðàñõîäèòüñÿ. Íà óëèöå ò¸ìíîé âñå äâåðè çàêðûòû. Ëåíèâîå ïëàìÿ â ôîíàðèêå ñîííîì… À äåâî÷êè-ãåéøè êàê áóäòî çàáûòû Äâóìÿ îãîíüêàìè â ïðîñòðàíñòâå áåçäîííîì. Íó ÷òî âàì íå ñïèòñÿ, ïðåêðàñíûå ãåéøè? Âåäü äàæå ñâåð÷êè íåóìîë÷íû

Wenn Sie W?sste

Wenn Sie W?sste Blake Pierce „Ein Meisterwerk von Thriller und Mystery. Auf gro?artige Art und Weise hat Blake Pierce seine Charaktere entwickelt, und dabei deren psychologischen Seiten so pr?zise beschrieben, dass wir uns in deren Gedankenwelt einfinden und ihren ?ngsten und ihren Erfolgserlebnissen folgen k?nnen. Dieses Buch ist so reich an unerwarteten Wendungen, dass es Sie bis tief in die Nacht wachhalten wird, bis zur letzten Seite.“--Buch- und Film-Kritiken, Roberto Mattos (?ber Once Gone)WENN SIE W?SSTE (Ein Kate Wise Mystery) ist das erste Buch der neuen Psycho-Thriller Reihe von Bestseller Autor Blake Pierce, dessen Nummer 1 Bestseller Once Gone (Buch Nr. 1) (erh?ltlich als gratis Download) mehr als 1000 F?nfsterne-Kritiken erhalten hat.Kate Wise, eine f?nfundf?nfzigj?hrige FBI-Agentin im Ruhestand, deren Tochter schon aus dem Haus ist, wird aus ihrem ruhigen Vorstadtleben gerissen, als die Tochter ihrer Freundin ermordet in deren Haus aufgefunden wird – und Kate angefleht wird, sich in den Fall einzuschalten.Kate ist der Meinung gewesen, das FBI nach 30 Jahren als Top-Agentin hinter sich gelassen zu haben; 30 Jahre, in denen sie f?r ihren scharfsinnigen Verstand und ihre brillante F?higkeit, Serienm?rder dingfest zu machen, gro?en Respekt geerntet hat. Kate, die vom Leben in der ruhigen Stadt gelangweilt ist und sich an einem Scheidepunkt ihres Lebens befindet, wird von ihrer Freundin um Hilfe gebeten; eine Bitte, die sie ihr nicht abschlagen kann.W?hrend Kate den Killer jagt und sie sich schnell an vorderster Front der Jagd wiederfindet, tauchen immer mehr Leichen auf – alles M?tter, die die perfekten Ehen gef?hrt haben – und es wird offensichtlich, dass ein Serienm?rder in dem ruhigen St?dtchen sein Unwesen treibt. Von den Nachbarn erf?hrt sie Geheimnisse, von denen sie am liebsten gar nichts gewusst h?tte, und schon bald ist sie sich im Klaren dar?ber, dass nicht alles in diesem Vorzeigemodell an h?bschen Stra?en und netten Nachbarn so war, wie es den Anschein hat. Aff?ren und L?gen kommen ans Licht, und Kate k?mpft sich durch die dunkle Seite des St?dtchens, um den Killer zu fassen, bevor er noch einmal zuschlagen kann. w e n n s i e w ? s s t e (Ein Kate Wise Mystery – Buch 1) B l a k e P i e r c e Blake Pierce Blake Pierce ist der Autor der zw?lfteiligen RILEY PAGE Mystery-Bestsellerserie (Fortsetzung in Arbeit). Blake Pierce hat au?erdem die MACKENZIE WHITE Mystery-Serie, bestehend aus acht B?chern (Fortsetzung in Arbeit), die AVERY BLACK Mystery-Serie, bestehend aus sechs B?chern (Fortsetzung in Arbeit) und die KERI LOCKE Mystery-Serie, bestehend aus f?nf B?chern, und die KATE WISE Mystery-Serie, bestehend aus zwei B?chern (Fortsetzung in Arbeit) geschrieben. Als leidenschaftlicher Leser und langj?hriger Fan von Mystery- und Thriller-Romanen freut sich Blake Pierce, von Ihnen zu h?ren. Besuchen Sie www.blakepierceauthor.com (http://www.blakepierceauthor.com) f?r weitere Infos. Copyright © 2018 Blake Pierce. Alle Rechte vorbehalten. Au?er durch Genehmigung gem?? U.S. Copyright Act von 1976 darf kein Teil dieses Buches ohne ausdr?ckliche Genehmigung des Autors vervielf?ltigt, vertrieben oder in irgendeiner Form ?bermittelt oder in Datenbanken oder Abfragesystemen gespeichert werden. Dieses E-Book ist nur f?r ihren pers?nlichen Gebrauch lizenziert. Es darf nicht weiterverkauft oder an Dritte weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit anderen teilen m?chten, erwerben Sie bitte f?r jeden Empf?nger eine zus?tzliche Kopie. Wenn Sie dieses Buch lesen, aber nicht gekauft haben, oder es nicht f?r Sie gekauft wurde, geben Sie es bitte zur?ck und erwerben Sie eine eigene Kopie. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren. Dieses Buch ist Fiktion. Namen, Figuren, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorf?lle sind vom Autor frei erfunden oder werden fiktiv verwendet. ?hnlichkeiten mit echten Personen, lebendig oder verstorben, sind zuf?llig. Jacket Image Copyright Elena Belskaya, unter der Lizenz von Shutterstock.com. B?CHER VON BLAKE PIERCE DIE MAKING OF RILEY PAIGE SERIE BEOBACHTET (Band #1) KATE WISE MYSTERY-SERIE WENN SIE W?SSTE (Buch Nr. 1) WENN SIE S?HE (Buch Nr. 2) RILEY PAIGE KRIMI SERIE VERSCHWUNDEN (Band #1) GEFESSELT (Band #2) ERSEHNT (Band #3) GEK?DERT (Band #4) GEJAGT (Band #5) VERZEHRT (Band #6) VERLASSEN (Band #7) ERKALTET (Band #8) VERFOLGT (Band #9) VERLOREN (Band #10) BEGRABEN (Band #11) ?BERFAHREN (Band #12) GEFANGEN (Band #13) MACKENZIE WHITE KRIMI SERIE BEVOR ER T?TET (Band #1) BEVOR ER SIEHT (Band #2) BEVOR ER BEGEHRT (Band #3) BEVOR ER NIMMT (Band #4) BEVOR ER BRAUCHT (Band #5) EHE ER F?HLT (Band #6) EHE ER S?NDIGT (Band #7) BEVOR ER JAGT (Band #8) VORHER PL?NDERT ER (Band #9) AVERY BLACK KRIMI SERIE DAS MOTIV (Band #1) LAUF (Band #2) VERBORGEN (Band #3) GR?NDE DER ANGST (Band #4) RETTE MICH (Band #5) ANGST (Band #6) KERI LOCKE KRIMI SERIE EINE SPUR VON TOD (Band #1) EINE SPUR VON MORD (Band #2) EINE SPUR VON SCHW?CHE (Band #3) EINE SPUR VON VERBRECHEN (Band #4) EINE SPUR VON HOFFNUNG (Band #5) INHALT PROLOG (#uf2f2ce5f-85af-5756-a30c-ce7000780d59) KAPITEL EINS (#ue6baaf88-aa5c-54a0-9d5f-c9ca4e58b979) KAPITEL ZWEI (#ubeaab640-f14f-567e-b1fb-23a9b2c3a826) KAPITEL DREI (#u1a49eea4-82a9-562f-b201-c9440110331a) KAPITEL VIER (#u7bd8db8d-0bc8-52e4-9505-522c07f1781f) KAPITEL F?NF (#uc8dd7bf5-1901-545c-9758-b18c352a8868) KAPITEL SECHS (#u8bdd6847-c4ad-5572-a324-bc311767c732) KAPITEL SIEBEN (#uf197073a-c964-5dfd-868c-57f976b6d15e) KAPITEL ACHT (#uff396dc9-1102-5076-a5b9-cc1093dfef64) KAPITEL NEUN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ELF (#litres_trial_promo) KAPITEL ZW?LF (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHSZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHSUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWEIUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHSUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBENUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) PROLOG Niemand sah ihn, als er die stille Stra?e des Wohngegend hinunterschlich. Es war ein Uhr morgens, und dies war die Art Nachbarschaft, in der die Leute zu respektabler Uhrzeit zu Bett gingen; in der eine wilde Nacht aus zu vielen Gl?sern Wein w?hrend der Sendung The Bachelor bestand. Es war die Art Nachbarschaft, die er verabscheute. Hier bezahlten sie in den Verband der Grundst?ckseigent?mer ein, der Hundekot wurde aufgesammelt und in kleine T?ten verfrachtet, damit sich die Nachbarn nicht ?rgerten, und die Kinder nahmen garantiert nicht nur am Schulsport teil, sondern spielten auch in privaten Vereinen. Diese Welt war ihr R?ckzugsgebiet; hier f?hlten sie sich sicher. Klar, sie schlossen ihre T?ren ab und stellten die Alarmanlagen an, aber ultimativ f?hlten sie sich sicher. Das sollte sich nun ?ndern. Er ?berquerte einen bestimmten Rasen. Sicherlich w?rde sie jetzt zuhause sein. Ihr Mann war auf Gesch?ftsreise in Dallas. Er wusste, welches ihr Schlafzimmerfenster war. Und er wusste auch, dass die Alarmanlage an der R?ckseite des Hauses bei Regen nicht richtig funktionierte. Er bewegte sich ein wenig und f?hlte sich best?rkt durch das Messer, das an seinem Kreuz ruhte, zwischen dem B?ndchen seiner Boxershorts und seiner Jeans. Er pirschte sich an der Hausseite entlang, ?ffnete dabei die Wasserflasche, die er bei sich trug, und hielt an, als er die R?ckseite des Hauses erreichte. Da war das gr?nleuchtende Licht des kleinen Kastens der Alarmanlage. Er wusste, wenn er sich daran zu schaffen machte, w?rde der Alarm losgehen. Aber er wusste auch, dass sie im Regen nicht richtig funktionierte. Es hatte irgendetwas mit der Feuchtigkeit zu tun, obwohl dieses System angeblich hundertprozentig wasserdicht sein sollte. Daran dachte er, als er die Wasserflasche erhob und den Inhalt ?ber den Kasten goss. Er beobachtete, wie das gr?ne Licht flackerte und immer schw?cher wurde. L?chelnd betrat er den schmalen hinteren Garten. Er stieg die Treppe zur hinteren Veranda, die mit Fliegengitter eingefasst war, hinauf. Es war ein Leichtes, die T?r mit dem Messer aufzuhebeln; in der Stille der Nacht war fast kein Ger?usch zu vernehmen. Er schritt auf den Korbstuhl in der Ecke zu, hob das Kissen an und griff mit seiner behandschuhten Hand nach dem dort versteckten Schl?ssel, ging zur Hintert?r, steckte den Schl?ssel ins Schloss, drehte ihn und trat ein. Im schmalen Flur, der zur K?che f?hrte, brannte ein schwaches Licht. Er ging den Flur hinunter bis zu einer Treppe, und erklomm diese. Anspannung machte sich in ihm breit. Er sp?rte die Erregung – nicht sexueller Art, sondern so wie fr?her, wenn er mit der Achterbahn fuhr, als die Vorfreude, als er die h?chste Steigung hinauffuhr, ihn erregte. Er umklammerte das Messer, das noch immer in seiner Hand lag, nachdem er damit die T?r aufgehebelt hatte. Oben am Treppenabsatz hielt er einen Augenblick inne, um den Moment zu genie?en. Er atmete die Reinheit dieses Hauses der gehobenen Mittelklasse ein, und ihm wurde ein wenig ?bel. Es f?hlte sich zu vertraut an, und doch f?hlte er sich unbeteiligt. Er hasste es. Das Messer umklammernd betrat er das Schlafzimmer am Ende des Flurs. Da lag sie in ihrem Bett. Sie schlief auf der Seite, die Knie leicht angezogen. Sie trug ein T-Shirt und ein Paar Shorts, nichts allzu aufreizendes, jetzt, wo ihr Mann nicht da war. Er trat an ihr Bett und beobachtete eine Weile, wie sie schlief. Er dachte ?ber das Leben nach. Wie zerbrechlich es war. Er erhob das Messer und stach auf eine fast entspannte Art und Weis zu, so als ob er einen Pinsel hielt oder eine Fliege verscheuchte. Sie schrie, aber nur f?r einen kurzen Moment – und dann stach er wieder zu. Und wieder. KAPITEL EINS Von all den vielen Lektionen des Lebens, die Kate Wise w?hrend des ersten Jahres ihres Ruhestands gelernt hatte, war die wichtigste, dass der Ruhestand ohne einen soliden Plan schnell langweilig wurde. Sie hatte von Frauen geh?rt, die im Ruhestand neue Interessen entwickelt hatten. Einige er?ffneten online kleine Etsy Shops. Andere malten oder h?kelten. Wiederum anderen fngen an, ein Buch zu schreiben. Kate fand, dies waren alles nette Arten, sich die Zeit zu vertreiben. Aber nichts davon fand sie interessant. F?r jemanden, der drei?ig Jahre mit einer Waffe zugebracht hatte, war es nicht einfach, eine Besch?ftigung zu finden, die gl?cklich machte. Stricken w?rde nicht den Nervenkitzel ersetzen k?nnen, den man versp?rte, wenn man einen Killers zu Fu? verfolgte. G?rtnern w?rde nach den gleichen Adrenalinschub bringen wie das Eindringen in ein Haus, ohne zu wissen, was einen dort auf der anderen Seite der T?r erwartete. Nichts, was sie anfing, konnte es mit der Freude aufnehmen, die sie als FBI Agent versp?rt hatte. Deshalb hatte sie nach einigen Monaten aufgeh?rt zu suchen. Das einzige, was ?hnlich war, waren ihre Besuche des Schie?stands, wo sie zweimal pro Woche hinfuhr. Sie w?re noch ?fter hingefahren, wenn sie nicht bef?rchtete, dass sie j?ngeren Besucher dort in ihr nur den pensionierten FBI Agenten sahen, die versuchte, einen gro?en Moment ihres Lebens zur?ckzuerobern. Es war eine berechtigte Sorge. Denn schlie?lich war das genau, was sie tat. Es war Dienstag, kurz nach vierzehn Uhr, als ihr diese Tatsache wie Schuppen von den Augen fiel. Sie kam gerade wieder vom Schie?stand und legte ihre M1911 Pistole wieder in ihre Nachttischschublade, als ihr diese Tatsache urpl?tzlich schmerzlich bewusst wurde. Einunddrei?ig Jahre. Sie war einunddrei?ig Jahre beim FBI gewesen. Sie hatte an mehr als einhundert Razzien teilgenommen, und war sechsundzwanzig mal Teil des Sondereinsatzkommandos gewesen, dass sich mit High Profile F?llen befasste. Sie war bekannt gewesen f?r ihre Schnelligkeit, ihre scharfe Auffassungsgabe und ihre allgemeine Ihr-k?nnt-mich-alle-mal-Einstellung. Sie war auch ber?hmt gewesen auf Grund ihres guten Aussehens, was sie selbst im Alter von f?nfundf?nfzig noch ein wenig ?rgerte. Als sie mit dreiundzwanzig Agent wurde, dauerte es nicht lange, bis sie vulg?re Spitznamen hatte wie Beine und Barbie – Namen, auf Grund dessen M?nner heutzutage rausfliegen w?rden, die aber f?r weibliche Agenten damals, als sie anfing, Gang und G?be waren. Kate hatte schon Nasen zerschmettert, weil ihre m?nnlichen Kollegen ihr an den Hintern gefasst hatten. Einen hatte sie durch den fahrenden Aufzug geschleudert, weil er ihr etwas Obsz?nes ins Ohr gefl?stert hatte, w?hrend er hinter ihr stand. W?hrend die Spitznamen bis locker in ihre Vierziger blieben, galt dies nicht f?r die Avancen und lechzenden Blicke. Nachdem es die Runde gemacht hatte, dass sie sich wehrte, hatten ihre m?nnlichen Kollegen gelernt, sie zu respektieren und sie nicht nur ?ber ihren K?rper zu definieren; ein K?rper, der, das musste sie mit Stolz zugeben, sehr gut in Schuss war und dem die meisten M?nner eine „Zehn von Zehn“ geben w?rden. Aber jetzt, mit f?nfundf?nfzig, merkte sie, dass sie selbst die Spitznamen vermisste. Sie h?tte nicht gedacht, dass der Ruhestand so schwierig sein k?nnte. Der Schie?stand war okay, jedoch nur ein Schatten dessen, was ihre Vergangenheit ausgemacht hatte. Durch Lesen hatte sie versucht, ihrer Sehnsucht nach der Vergangenheit beizukommen. Sie wollte sich speziell ?ber Waffen belesen. Sie hatte schon zahllose B?cher ?ber die Historie der Waffen gelesen, wie sie hergestellt wurden, die Pr?ferenz von Gener?len f?r bestimmte Waffen und ?hnliches. Deshalb benutzte sie jetzt eine M1911, n?mlich wegen der Historie dieser Waffe und welche Rolle sie in den amerikanischen Kriegen gespielt hatte; ein fr?hes Modell war schon im Ersten Weltkrieg benutzt worden. Sie hatte versucht, Romane zu lesen, aber sie kam einfach nicht rein in die Geschichten, obwohl ihr viele der Romane, in denen es um Cyberkriminalit?t ging, gefielen. Und obwohl sie viele B?cher, die ihr in jungen Jahren gefallen hatten, wieder gelesen hatte, konnte sie doch den erfundenen Charakteren nichts abgewinnen. Um nicht die traurige alte Frau zu sein, die gerade in den Ruhestand gegangen war und all ihre Zeit in der ?rtlichen B?cherei verbrachte, hatte sie all ihre B?cher im letzten Jahr bei Amazon bestellt. Mehr als einhundert davon stapelten sich jetzt in Kartons in ihrem Keller. Eines Tages w?rde sie ein paar B?cherregale bauen und den Keller in eine Art Arbeitszimmer umwandeln. Es war ja nicht so, als h?tte sie viel anderes vor. Als sie mit Schrecken feststellte, dass sie das ganze letzte Jahr ?ber eigentlich gar nichts gemacht hatte, setzte sie sich auf ihr Bett. Dort blieb sie einige Minuten bewegungslos sitzen. Sie schaute hin?ber zum Schreibtisch, auf dem die Fotoalben lagen. Darin war nur ein einziges Familienbild. Darin hatte ihr verstorbener Mann Michael seinen Arm um ihre Tochter gelegt, w?hrend Kate l?chelnd an seiner Seite stand. Es war ein Foto, das am Strand entstanden war, von schlechter Qualit?t, aber es hatte immer ihr Herz erw?rmt. Alle anderen Bilder in den Alben waren von ihrer Arbeit: Bilder von der Arbeit hinter den Kulissen, Bilder von Partys ihrer Abteilung, sie selbst in j?ngeren Jahren, wie sie im Swimming Pool Bahnen zog, auf dem Schie?stand, auf der Aschenbahn und so weiter. Wie der Kleinstadtb?rger, der nie seine Komfortzone verlie?, sein Leben lebte, so hatte sie ihre letzten Jahre verbracht - immer in der N?he derjenigen, die so taten, als h?rten sie die Erlebnisse seines letzten Touchdowns w?hrend der High School Jahre gern. Sie war kein bisschen besser. Mit leichtem Schaudern erhob sich Kate und griff sich die Fotoalben von ihrem Schreibtisch. Langsam, fast methodisch, sah sie alle drei durch. Sie sah Bilder von sich selbst, als junge Frau, fortschreitend durch die Jahre, bis alle Bilder schlie?lich mit einem Handy aufgenommen waren. Sie sah sich selbst und Leute, die sie einst kannte; Leute, die direkt neben ihr w?hrend eines Falls gestorben waren, und ihr wurde klar, dass diese Momente zwar wichtig waren, um sie die Frau werden zu lassen, die sie war; dass diese Momente sie jedoch nicht komplett definierten. Die Zeitungsausschnitte, die sie hinten im Album gesammelt hatte, erz?hlten die Geschichte weiter. In allen ging es um sie. AGENT IM ZWEITEN JAHR SCHNAPPT KILLER titelte ein Artikel. WEIBLICHER AGENT EINZIG ?BERLEBENDE IN FEUERGEFECHT MIT 11 TOTEN. Und dann der Artikel, der sie wirklich zur Legende gemacht hatte: MONDSCHEIN-KILLER NACH 13 OPFERN ENDLICH DINGFEST DURCH AGENT KATE WISE. Nach normalem gesundheitlichen Ma?stab hatte sie noch gut zwanzig Jahre vor sich – sogar vierzig, wenn sie sich wirklich anstrengte und dem Tod entgegen stellte. Selbst das Mittelma? von drei?ig Jahren, also mit f?nfundachtzig zu sterben… drei?ig Jahre waren eine lange Zeit. In drei?ig Jahren konnte sie viel tun. F?r zehn der Jahre konnte sie vielleicht sogar noch eine wirklich gute Zeit haben, bevor die Gebrechlichkeit sie einholte und an ihrer Gesundheit fra?. Die Frage war nat?rlich, was sie mit diesen drei?ig Jahren anfangen sollte. Und trotz ihres Rufes, einer der besten Agenten zu sein, die das FBI in den letzten zehn Jahren gesehen hatte, hatte sie keine Ahnung, was sie anfangen sollte. *** Abgesehen vom Schie?stand und ihrer geradezu zwanghaften Leserei hatte Kate sich angew?hnt, sich einmal pro Woche drei anderen Frauen zum Kaffeetrinken zu treffen. Die vier am?sierten sich ?ber sich selbst, indem sie behaupteten, den traurigsten Klub aller Zeiten gegr?ndet zu haben: vier Frauen, alle gerade in den Ruhestand versetzt, ohne jegliche Idee, was sie mit ihrer neu gewonnenen Freizeit anfangen sollten. Am folgenden Tag fuhr Kate zu ihrem bevorzugten Caf?. Das Caf? in Familienhand hatte nicht nur besseren Kaffee als das ?berteuerte Gebr?u von Starbucks, aber es war auch nicht ?berlaufen von Yuppies und Fu?ball-Muttis. Sie ging hinein und erblickte ihren Stammtisch hinten im Caf?, bevor sie ihren Kaffee am Tresen bestellte. Zwei der anderen drei Frauen waren schon da und winkten ihr zu. Kate schnappte sich ihren Kaffee mit Haselnussgeschmack und gesellte sich zu ihren Freundinnen. Sie setzte sich neben Jane Patterson, einer siebenundf?nfzigj?hrigen, die seit sieben Monaten im Ruhestand war, nachdem sie ein Leben lang f?r verschiedene Firmen in der Telekommunikationsbranche in der Akquise gearbeitet hatte. Gegen?ber sa? Clarissa James, seit gut einem Jahr im Ruhestand von ihrem Job als Kriminologie-Ausbilderin beim FBI. Das vierte Mitglied ihres traurigen kleinen Klubs, die f?nfundf?nfzigj?hrige Debbie Meade, war noch nicht da. Merkw?rdig, dachte sich Kate, Deb ist normalerweise immer als erste hier. Als sie sich setzte, schienen Clarissa und Jane sich zu versteifen. Das war vor allem f?r Clarissa ungew?hnlich, denn sie plauderte normalerweise sofort drauf los. Im Gegensatz zu Kate hatte Clarissa am Ruhestand schnell Gefallen gefunden. Es half sicher, dachte sich Kate, dass Clarissa mit einem zehn Jahre j?ngeren Mann verheiratet war, der in seiner Freizeit an Schwimmwettk?mpfen teilnahm. „Was ist los mit euch“, fragte Kate. „Ihr wisst, ihr sollt mich motivieren in Sachen Ruhestand. Ihre beide seht geradezu traurig aus.“ Jane und Clarissa warfen sich einen Blick zu, den Kate schon zahllose Male gesehen hatte. W?hrend ihrer Zeit als Agent war ihr dieser Blick in Wohnzimmern begegnet, in Vernehmungsr?umen, und in Wartezimmern von Krankenh?usern. Dieser Blick sprach B?nde. Wer sagt es ihr? „Was ist los?“, fragte sie. Pl?tzlich war sie sich Debs Abwesenheit sehr bewusst. „Es geht um Deb“, sagte Jane und best?tigte damit ihre Bef?rchtung. „Naja, nicht um Deb selbst“, f?gte Clarissa hinzu. „Es geht um ihre Tochter Julie. Bist du ihr je begegnet?“ „Einmal, glaube ich“, sagte Kate. „Was ist passiert?“ „Sie ist tot“, sagte Clarissa. „Ermordet. Bis jetzt haben sie keine Ahnung, wer es getan hat.“ „Oh mein Gott“, stie? Kate hervor, ehrlich betroffen f?r ihre Freundin. Sie kannte Deb seit ungef?hr f?nfzehn Jahren, hatte sie in Quantico kennengelernt. Damals arbeitete Kate als Assistenzausbilderin mit einer neuen Gruppe von Agenten, und Deb arbeitete mit den Technologieexperten an einem neuen Sicherheitssystem. Die beiden waren sofort auf einer Wellenl?nge gewesen und hatten sich schnell angefreundet. Die Tatsache, dass Deb sie weder angerufen noch ihr die Nachricht getextet hatte zeigte, wie sich Freundschaft ?ber die Jahre ver?ndern konnte. „Wann ist es passiert?“, fragte Kate. „Irgendwann gestern“, antwortete Jane. „Sie hat mir heute Morgen getextet.“ „Und sie haben keinen Verd?chtigen?“ wollte Kate wissen. Jane zuckte die Schultern. „Sie sagte nur, sie wissen nicht, wer es ist. Kein Anhaltspunkt, keine Spur, nichts.“ Sofort sp?rte Kate, wie sie in den Agentenmodus hineinrutschte. Wahrscheinlich war es genauso, als ob ein professioneller L?ufer sich nach zu langer Zeit auf der Aschenbahn wiederfand. Sie hatte vielleicht kein Feld und keine jubelnden Zuschauer, die sie an ihre glorreichen Tage erinnerten, jedoch hatte sie ihren scharfen kriminologischen Verstand. „Fang nicht an damit“, sagte Clarissa, die wusste, was Kate durch den Kopf ging. „Womit?“ „Werde jetzt nicht zum weisen Agenten“, sagte Clarissa. „Sei jetzt einfach ihre Freundin. Ich kann sehen, wie die R?dchen sich in deinem Kopf in Bewegung setzen. Mensch, Lady. Hast du nicht eine schwangere Tochter? Wirst du nicht demn?chst Gro?mutter?“ „Nochmal nachtreten, wenn ich schon am Boden liege, was?“, sagte Kate mit einem L?cheln. Sie ging nicht weiter darauf ein und fragte, „Debs Tochter… hatte sie einen Freund?“ „Keine Ahnung“, meinte Jane. Eine unangenehme Stille ?berkam die kleine Runde. W?hrend des letzten Jahres, seitdem sich die frischen Ruhest?ndler angefangen hatten zu treffen, waren die Gespr?che immer leichter Art gewesen. Dies war das erste ernste Thema, und es passte nicht in die Runde. Kate war nat?rlich an so etwas gew?hnt. Durch ihre Zeit beim FBI wusste sie solche Situationen zu handhaben. Doch Clarissa hatte Recht. Als sie die Nachricht geh?rt hatte, war Kate ganz schnell wieder in ihren Agentenmodus gerutscht. Sie wusste, sie h?tte zuerst als Freundin denken sollen – sie h?tte an Debs Verlust und ihren emotionalen Zustand denken sollen. Aber der Agent in ihr war zu stark, ihre Instinkte waren st?rker als alles andere, nachdem sie ein Jahr lang brachgelegen hatten. „Was also k?nnen wir tun, um ihr zu helfen?“, fragte Jane. „Ich dachte daran, sie mit Essen zu versorgen“, meinte Clarissa. „Ich kenne ein paar andere Frauen, die sich sicher gern daran beteiligen. Einfach sicherstellen, dass sie in den n?chsten Wochen nicht selbst f?r ihre Familie kochen muss, w?hrend sie versucht, mit allem fertigzuwerden.“ ?ber die n?chsten zehn Minuten planten die drei Frauen, wie sie dies f?r ihre trauernde Freundin am effektivsten bewerkstelligen konnten. Aber Kate war bei diesem Gespr?ch nur oberfl?chlich dabei. Ihre Gedanken waren ganz woanders; sie versuchte, Fakten und versteckte Dinge ?ber Deb und ihre Familie zusammen zu tragen; versuchte, einen Fall zu entdecken, wo vielleicht gar keiner war. Oder vielleicht doch, dachte sich Kate. Und ich nehme an, dass es nur einen Weg gibt, um das herauszufinden. KAPITEL ZWEI Als sie in den Ruhestand ging, zog Kate wieder zur?ck nach Richmond, Virginia, wo sie in der Kleinstadt Amelia aufgewachsen war, ungef?hr vierzig Minuten von Richmond entfernt. Zum College war sie direkt dort in der Innenstadt gegangen. Sie hatte dort ihre ersten Jahre verbracht, wollte nichts mehr als Kunst zu studieren. Nach drei Jahren war ihr durch einen ihrer Psychologiekurse klar geworden, dass sie ein Herz f?r die Kriminologie hatte. Der Weg nach Quantico und ihre anschlie?ende, drei?igj?hrige Vorzeigekarriere war alles andere als geradlinig gewesen. Jetzt fuhr sie durch einige Stra?en Richmonds, die ihr so vertraut waren. Sie war erst einmal bei Debbie Meade zuhause gewesen, aber sie wusste noch genau, wo sie wohnte. Sie wusste es deshalb so genau, weil sie die Nachbarschaft neidvoll betrachtet hatte. Es war eines dieser ?lteren Gegenden, dicht an der Innenstadt gelegen, wo die Stra?en von B?umen ges?umt waren anstatt von Stra?enlaternen und Hochh?usern. Derzeit war Debs Stra?e voller buntem Laub der Ulmen, deren ?ste sich ?ber der Stra?e ausbreiteten. Sie musste drei H?user weiter parken, da Familienangeh?rige und Freunde schon alle Parkm?glichkeiten vor Debs Haus in Beschlag genommen hatten. Sie schritt den B?rgersteig entlang und versuchte sich zu ?berzeugen, dass dies keine gute Idee war. Ja, sie plante, das Haus als nichts als eine Freundin zu betreten – obwohl Jane und Clarissa sich entschieden hatten, bis zum Nachmittag zu warten, um Deb ein wenig Ruhe zu erm?glichen. Doch da war auch noch etwas anderes, etwas Tieferes. Die ganzen letzten Monate hatte sie nach etwas gesucht, was sie besch?ftigen k?nnte, etwas von Bedeutung. Oft schon hatte sie davon getr?umt, auf selbst?ndiger Basis f?r das FBI arbeiten zu k?nnen, und wenn es sich dabei nur um Recherchearbeiten handelte. Schon die kleinste Referenz zu ihrem Beruf versetzte sie in Aufregung. Sie war beispielsweise n?chte Woche geladen, bei Gericht eine Aussage hinsichtlich einer Bew?hrungsanh?rung zu machen. Sie war zwar nicht scharf darauf, sich wieder mit Kriminellen zu umgeben, aber schon der kleinste Ausflug in ihre alte Arbeitswelt war ihr willkommen. Aber das war n?chste Woche. Im Moment erschien ihr das wie eine Ewigkeit entfernt. Sie be?ugte die vordere Veranda von Deb Meades Haus. Sie wusste, warum sie in Wirklichkeit hier war. Sie wollte Antworten finden auf einige Fragen, die ihr durch den Kopf tobten. Sie f?hlte sich egoistisch, so als benutze sie den Verlust ihrer Freundin um wieder etwas tun zu k?nnen, das sie seit einem Jahr nicht hatte tun k?nnen. Dass die Situation eine Freundin involvierte, machte sie delikat. Aber der alte Agent in ihre hoffte, dass sich hieraus etwas anderes ergeben w?rde. Die Freundin in ihr sah allerdings das Risiko. Insgesamt fragte sie sich, ob sie es nicht dabei belassen sollte, weiterhin von der R?ckkehr zu ihrer Arbeit nur zu tr?umen. Vielleicht tu ich gerad genau das, dachte Kate, als sie die Stufen zum Haus der Meades emporstieg. Und wenn sie ehrlich war, war sie nicht sicher, wie sie sich dabei f?hlen sollte. Zart klopfte sie an die T?r. Sofort wurde von einer ?lteren Dame ge?ffnet, die Kate nicht kannte. „Geh?ren Sie zur Familie?“, fragte die Frau. „Nein“, antwortete Kate, „ich bin nur eine sehr enge Freundin.“ Die Frau nahm sie in Augenschein, bevor sie sie einlie?. Kate trat ein und ging den Flur entlang. Sie kam an einem Wohnzimmer vorbei, in dem mehrere ernst dreinblickende Leute um eine Person in einem Sessel herum sa?en. Die Person in dem Sessel war Debbie Meade. Den Mann, der neben ihr stand und sich mit einem anderen Mann unterhielt, erkannte Kate als Debs Ehemann Jim. Ein wenig befangen betrat Kate den Raum und ging direkt auf Deb zu. Ohne Deb die Zeit zu geben, sich aus dem Sessel zu erheben, beugte sich Kate zu ihr hinab und umarmte sie. „Es tut mir so leid, Deb“, sagte sie. Das Weinen hatte Deb zweifellos ausgelaugt; sie konnte nur nicken. „Danke, dass du gekommen bist“, fl?sterte Deb in ihr Ohr. „Lass uns in ein paar Minuten in der K?che treffen.“ „In Ordnung.“ Kate befreite sich aus der Umarmung und nickte den anderen Personen, die sie erkannte, zu. Sie f?hlte sich fehl am Platze, und so ging sie den Flur entlang in Richtung K?che. Niemand hielt sich dort auf, aber es standen noch benutzte Teller und Gl?ser herum. Auf dem Tresen standen einige Quiches, Schinkenbrote und anderes Finger Food. Kate fing an, aufzur?umen und das Geschirr zu sp?len. Kurz darauf kam Jim Meade in die K?che „Das brauchst du nicht“, sagte er. Kate drehte sich zu ihm um; er sah m?de und unglaublich traurig aus. „Ich wei?“, sagte sie. „Ich bin hergekommen, um meine Unterst?tzung zu zeigen. Als ich hereinkam, herrschte im Wohnzimmer eine sehr bedr?ckende Stimmung. Ich unterst?tze euch lieber, indem ich hier klar Schiff mache.“ Er nickte, wobei er so aussah, als ob er auf der Stelle einschlafen k?nnte. „Eine Freundin sagte, sie habe eben eine Frau hereinkommen sehen. Ich bin ziemlich froh, dass du es bist, Kate.“ Kate erblickte eine weitere Person, die in Richtung K?che kam. Sie sah genauso m?de und gebrochen aus. Deb Meades Augen waren verquollen und rot vom vielen Weinen. Ihre Haare waren durcheinander, und als sie versuchte Kate anzul?cheln, schien ihr dieses L?cheln geradewegs vom Gesicht zu rutschen. Kate legte das Geschirr weg, das sie gerade sp?lte, trocknete schnell ihre H?nde an einem Geschirrtuch ab, das neben der Sp?le hing, und ging zu ihrer Freundin hin?ber. Sie war noch nie ein Fan von k?rperlichem Kontakt gewesen, aber sie wusste, wann eine Umarmung n?tig war. Sie hatte erwartet, dass Deb w?hrend dieser Umarmung anfangen w?rde zu weinen, doch da war nichts, nur ihr Gewicht, das sie hinunterzog. Wahrscheinlich kann sie inzwischen nicht mehr weinen, dachte sich Kate. „Ich habe es erst heute morgen erfahren“, sagte Kate. „Es tut mir so leid, Deb. F?r euch beide“, f?gte sie hinzu, w?hrend sie Jim einen Blick zuwarf. Jim nickte und schaute dann den Flur hinunter. Als er sah, dass sich niemand in der N?he aufhielt – das Murmeln der anderen G?ste war aus dem Wohnzimmer zu h?ren – trat er auf Kate zu, gerade als sich Deb aus der Umarmung l?ste. „Kate, wir m?ssen dich etwas fragen“, fl?sterte er kaum h?rbar. „Und bitte“, sagte Deb und ergriff ihre Hand, „lass uns ausreden, bevor du etwas Vernichtendes sagst.“ Kate sp?rte, wie Debs Hand ganz leicht zitterte, und ihr Herz brach. „Sicher“, entgegnete Kate. Ihre bettelnden Blicke und das Gewicht der Trauer hing ?ber ihnen wie ein Amboss, der jederzeit auf sie hinab zu st?rzen drohte. „Die Polizei hat absolut keinen Schimmer, wer es getan haben k?nnte“, sagte Deb. Pl?tzlich verwandelte sich ihre Ersch?pfung in etwas, das Zorn ?hnelte. „Basierend auf einigen Dingen, die wir gesagt haben und auf einigen Textmitteilungen, die sie auf Julies Handy gefunden haben, hat die Polizei ihren Ex-Freund sofort verhaftet. Aber er wurde f?r weniger als drei Stunden festgehalten und dann haben sie ihn gehen lassen. Einfach so. Aber Kate… ich wei?, dass er es getan hat. Er muss es gewesen sein.“ W?hrend ihrer Zeit als Agent hatte Kate dieses Verhalten vielfach gesehen. Trauernde Familien verlangten nach sofortiger Gerechtigkeit. Aus dem Bed?rfnis heraus, Rache zu ?ben, schoben sie jegliche Logik und die Notwendigkeit einer gr?ndlichen Untersuchung beiseite. Und wenn die Resultate der Ermittlungen nicht schnell genug kamen, stellte die trauernde Familie die Polizei oder das FBI als inkompetent dar. „Deb, wenn sie ihn so schnell haben gehen lassen, muss die Beweislage solide gewesen sein. Schlie?lich… wie lange es her, dass sie zusammen waren?“ „Dreizehn Jahre. Aber seit Jahren hat er versucht, mit ihr Kontakt aufzunehmen, sogar nachdem sie geheiratet hatte. Einmal musste sie ihn sogar per einstweiliger Verf?gung von sich fernhalten.“ „Trotzdem… die Polizei muss ein gutes Alibi f?r ihn gesehen haben, dass sie ihn so schnell wieder freigelassen hat.“ „Also, wenn es ein gutes Alibi gab, dann haben sie mir jedenfalls nichts davon erz?hlt“, sagte Deb. „Deb… sieh‘ mal“, sagte Kate und dr?ckte tr?stend Debs Hand. „Dein Verlust ist noch zu frisch. In ein paar Tagen wirst du klarer denken k?nnen. Das habe ich schon hunderte male erlebt.“ Deb sch?ttelte den Kopf. „Kate, ich bin mir da ganz sicher. Sie waren drei Jahre lang zusammen und nicht ein einziges Mal hat er mein Vertrauen gewonnen. Wir sind ziemlich sicher, dass er sie mindestens zweimal geschlagen hat, aber Julie hat sich uns nie anvertraut. Er wurde schnell w?tend. Selbst er sagte das.“ „Ich bin sicher, dass die Polizei…“ „Das ist der Gefallen, um den es geht“, unterbrach Deb sie. „Ich will, dass du dich darum k?mmerst. Ich will, dass du dich in den Fall einschaltest.“ „Deb, ich bin im Ruhestand. Das wei?t du.“ „Ja, wei? ich. Und ich wei? auch, wie sehr du die Arbeit vermisst. Kate… dieser Mann, der meine Tochter umgebracht hat, ist mit einem kleinen Schrecken und etwas Zeit im Vernehmungsraum davongekommen. Und jetzt sitzt er gem?tlich zuhause w?hrend ich planen muss, wie ich meine Tochter beerdige. Das kann nicht richtig sein, Kate. Bitte… wirst du dich darum k?mmern? Ich wei?, dass du es nicht offiziell tun kannst, aber… was immer du tun kannst. Ich wei? das zu sch?tzen.“ Soviel Schmerz lag in Debs Augen, dass Kate sp?rte, wie dieser auf sie ?berging. Alles in ihr sagte ihr, dass sie sich nicht ?berreden lassen sollte, dass sie Deb keine Hoffnung machen sollte. Aber zur gleichen Zeit hatte Deb Recht. Sie hatte ihre Arbeit vermisst. Und selbst, wenn es sich nur um einige Anrufe beim Richmond Police Department handelte oder bei ihren fr?heren Kollegen beim FBI, es w?re immerhin etwas. Auf jeden Fall w?re es besser, als wie besessen ?ber ihre Karriere nachzudenken, gepaart mit einsamen Trips zum Schie?stand. „Also, was ich tun kann ist folgendes“, fing Kate an. „Als ich in den Ruhestand ging, habe ich all meine Autorit?t verloren. Nat?rlich, hin und wieder werde ich nach meiner Meinung gefragt, aber Autorit?t habe ich nicht mehr. Abgesehen davon l?ge der Fall komplett au?erhalb meines Zust?ndigkeitsbereichs, selbst wenn ich noch beim FBI aktiv w?re. Aber ich werde einige meiner alten Kontakte anrufen und sicherstellen, dass die Beweise, auf Grund dessen er freigelassen wurde, wirklich solide sind. Ehrlich, Deb, mehr kann ich nicht tun.“ Die Dankbarkeit stand sowohl Deb als auch Jim ins Gesicht geschrieben. Deb umarmte sie noch einmal, und dieses Mal weinte sie. „Danke.“ „Kein Problem“, saget Kate. „Aber ich kann wirklich nichts versprechen.“ „Das wissen wir“, sagte Jim: „Aber jetzt wissen wir wenigstens, dass jemand Kompetentes auf unserer Seite ist.“ Kate war nicht wohl bei dem Gedanken, dass die beiden sie als eine Art interne Kraft sahen, die ihnen zur Seite stand. Ferner missfiel ihr der Gedanke, dass sie beiden annahmen, die Polizei k?mmere sich nicht hinreichend um den Fall. Ihr war klar, dass es hier um ihre Trauer ging, welche sie auf der Suche nach Antworten blind machte. Deshalb ging sie jetzt nicht n?her darauf ein. Sie dachte daran, wie m?de sie am Ende ihrer Karriere gewesen war – nicht k?rperlich m?de, sondern emotional ersch?pft. Sie hatte ihren Job immer geliebt, aber wie oft hatte sie beim Abschluss eines Falls gedacht: Mann, ich habe wirklich die Schnauze voll… In den letzten Jahren war dies war immer ?fter vorgekommen. Aber im Moment ging es nicht um sie. Sie hielt ihre Freundin dicht an sich gedr?ckt, und dachte dar?ber nach, dass die Vergangenheit – ob in Sachen Beziehungen oder Karrieren – immer dicht an einem dran blieb, egal wie sehr man auch versuchte, sie hinter sich zu lassen. KAPITEL DREI Kate verlor keine Zeit. Sie fuhr zur?ck nach Hause und setzte sich einen Augenblick an den Schreibtisch in ihrem kleinen Arbeitszimmer. Sie schaute zum Fenster hinaus, auf ihren kleinen Garten. Der Fu?boden, wie auch fast im ganzen Rest des Hauses, barg die Schrammen und Narben seit der Erbauung in den 1920ern. Hier, in der Carytown Gegend von Richmond, fehlte sich Kate oft fehl am Platze. Carytown war eine hippe kleine Ecke der Richmonder Innenstadt und sie wusste, dass sie relativ bald woanders hinziehen w?rde. Sie hatte genug Geld, um sich quasi ?berall ein Haus zu kaufen, wo sie wollte, aber allein der Gedanke an einen Umzug ersch?pfte sie. Vielleicht war es diese Motivationslosigkeit, die ihr den Ruhestand so schwer machten. Das, und die Weigerung, sich von den Erinnerungen zu trennen; Erinnerungen daran, wer sie w?hrend ihrer drei?ig Jahre beim FBI gewesen war. Wenn diese Gef?hle zusammenkamen, f?hlte sie sich oft unmotiviert und orientierungslos. Aber nun war da die Bitte von Deb und Jim Meade. Nat?rlich, die Bitte war etwas fehlgeleitet, aber Kate fand nichts dabei, wenigstens ein paar Telefonate zu t?tigen. Wenn nichts dabei herauskam, konnte sie zumindest Deb anrufen und ihr sagen, dass sie ihr M?glichstes versucht hatte. Als erstes rief sie den Deputy Commissioner der Virginia State Police an, ein Mann namens Clarence Greene. Mit ihm hatte sie ?ber die letzten zehn Jahre ihrer Karriere an vielen F?llen eng zusammengearbeitet und sie respektierten sich gegenseitig. Sie hoffte, dass das vergangene Jahr diese Beziehung nicht vollkommen aufgehoben hatte. Da sie wusste, dass Clarence sich fast nie in seinem B?ro aufhielt, rief sie erst gar nicht auf seinem Festnetz an, sondern w?hlte gleich seine Handynummer. Gerade als sie dachte, dass er nicht ranging, wurde sie von einer vertrauten Stimme begr??t. F?r einen kurzen Moment kam es ihr so vor, als habe sie die Arbeit nie verlassen. „Agent Wise“, sagte Clarence. „Wie zum Teufel geht es Ihnen?“ „Gut“, gab sie zur?ck. „Und selbst?“ „Wie immer. Wobei ich zugeben muss… ich dachte, ich w?re durch damit, Ihren Namen auf meinem Handydisplay zu sehen.“ „Ja, also…“, sagte Kate. „Ich hasse es, nach mehr als einem Jahr Funkstille mit so etwas zu Ihnen kommen zu m?ssen, aber eine Freundin von mir hat gerade ihre Tochter verloren. Ich habe ihr versprochen, in die Ermittlungen hinein zu schnuppern.“ „Also, was wollen Sie von mir?“, fragte Clarence. „Der Hauptverd?chtige war der Ex-Freund der Tochter. Wie es scheint, wurde er verhaftet und dann drei Stunden sp?ter wieder freigelassen. Die Eltern fragen sich nat?rlich, warum.“ „Oh“, sagte Clarence. „Sehen Sie… Wise, diese Informationen kann ich nicht mit Ihnen teilen. Und bei allem Respekt, das sollten Sie eigentlich wissen.“ „Ich habe nicht vor, mich in den Fall einzumischen“, sagte Kate. „Ich frage mich nur, warum den Eltern kein triftiger Grund daf?r genannt wurde, dass der einzige Verd?chtige freigelassen wurde. Sie ist eine trauernde Mutter, die Antworten sucht und …“ „Nochmal, bis hierher und nicht weiter“, entgegnete Clarence. „Wie Sie sehr wohl wissen, habe ich regelm??ig mit trauernden M?ttern, V?tern und Witwen zu tun. Nur weil Sie gerade zuf?llig eine davon pers?nlich kennen hei?t das nicht, dass ich mich nicht an die korrekte Vorgehensweise halte und beide Augen zudr?cke.“ „So eng, wie wir zusammengearbeitet haben, sollten Sie wissen, dass ich es nur gut meine.“ „Oh, da bin ich mir sicher. Aber das letzte, was ich brauche, ist ein pensionierter FBI Agent, der seine Nase in einen aktuellen Fall steckt, egal wie uninvolviert es erscheint. Das werden Sie doch wohl verstehen, nicht wahr?“ Das Schlimme war, dass sie es verstand. Trotzdem musste sie es noch ein letztes Mal versuchen. „Ich w?rde es als einen pers?nlichen Gefallen ansehen.“ „Ganz sicher w?rden Sie das“, gab Clarence ein wenig von oben herab zur?ck. „Aber die Antwort lautet nein, Agent Wise. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen w?rden, ich muss jetzt los zum Gericht, um mit einer dieser trauernden Witwen zu sprechen, von denen ich Ihnen eben berichtet habe. Tut mir leid, Ihnen nicht helfen zu k?nnen.“ Ohne sich zu verabschieden legte er auf und ?berlie? Kate sich selbst, die ein langsam wanderndes Quadrat anstarrte, das die Sonne auf den Holzfu?boden warf. Sie dachte ?ber ihren n?chsten Schritt nach. Deputy Commissioner Greene hatte gerade preisgegeben, dass er auf dem Weg zum Gericht war. Ein schlauer Schachzug w?re wahrscheinlich, seine Weigerung, ihr zu helfen, als Niederlage zu akzeptieren. Aber die Tatsache, dass er ihr nicht helfen wollte, spornte sie nur noch mehr dazu an, tiefer zu graben. Als Agent wurde mir immer gesagt, ich sei stur, dachte sie, als sie sich von ihrem Schreibtisch erhob. Sch?n zu sehen, dass sich einige Dinge nicht ?ndern. *** Eine halbe Stunde sp?ter parkte Kate ihren Wagen auf dem Parkplatz neben der Third Precinct Police Station. Auf Grund der Gegend, in der der Mord an Julie Meade – mit verheiratetem Namen Julie Hicks – stattgefunden hatte, war sich Kate sicher, dass dies die beste Informationsquelle war. Das einzige Problem war, dass sie au?er Deputy Commissioner Greene innerhalb des Departments niemanden wirklich kannte, ganz zu schweigen vom Third Precinct. Selbstsicher betrat sie das Geb?ude. Ihr war klar, dass es Dinge gab, die ihre derzeitige Situation verrieten und die einem aufmerksamen Beamten auffallen w?rden. Erstens trug sie keine Waffe. Sie besa? eine Genehmigung, eine verdeckte Waffe zu tragen, aber im Hinblick darauf, was sie vorhatte, meinte sie, dass sie sich mehr Probleme machte als die Sache wert war, wenn sie sich dabei schnappen lie?, auch nur im Geringsten unehrlich zu sein. Und Unehrlichkeit war etwas, das sie sich nicht leisten konnte. Im Ruhestand oder nicht, hier ging es um ihren Ruf – einen Ruf, den sie mit gr??ter Sorgfalt ?ber drei?ig Jahre aufgebaut hatte. Die n?chsten Minuten musste sie mit ?u?erster Vorsicht bew?ltigen, und sie freute sich darauf. Das ganze letzte Jahr seit Beginn ihres Ruhestandes war sie nicht so aufgeregt gewesen. Sie n?herte sich dem Informationstresen, ein hell erleuchtetes Areal, das durch eine Glasscheibe vom zentralen Teil des Geb?udes abgetrennt war. Eine uniformierte Beamtin sa? an einem Schreibtisch und stempelte etwas in einem Buch. Als Kate sich n?herte, sah sie auf mit einem Gesicht, das aussah, als ob es seit Tagen nicht gel?chelt h?tte. „Was kann ich f?r Sie tun?“, fragte sie. „Ich bin ein FBI Agent im Ruhestand und ben?tige einige Informationen ?ber einen Mord, der k?rzlich passiert ist. Ich hatte gehofft, die Namen der Beamten zu bekommen, die diesen Fall bearbeiten.“ „K?nnen Sie sich ausweisen?“, fragte die Frau. Kate holte ihren F?hrerschein hervor und schob ihn durch die ?ffnung im Trennglas. Die Frau schaute ihn sich gerade mal eine Sekunde lang an und schob ihn dann zur?ck. „Ich ben?tige ihren FBI Ausweis.“ „Wie ich schon sagte, ich bin im Ruhestand.“ „Und wer schickt Sie? Ich brauche die Namen und Kontaktdaten und dann m?ssen diejenigen einen Antrag ausf?llen, damit Sie die Information bekommen.“ „Ich hatte wirklich gehofft, dies auf unb?rokratischem Weg regeln k?nnen.“ „Dann kann ich Ihnen nicht weiterhelfen“, antwortete die Frau. Kate fragte sich, wie weit sie noch gehen konnte. Wenn sie zu sehr Druck machte, w?rde sicherlich jemand Clarence Greene in Kenntnis setzen, und das k?nnte nach hinten losgehen. Sie zermarterte sich das Hirn auf der Suche nach einer anderen Vorgehensweise. Nur eine fiel ihr ein, und die war viel riskanter als das, was sie gerade ausprobierte. Mit einem Seufzer gab Kate ein kurzes „Naja, vielen Dank auch“ von sich und wandte sich zum gehen. Leicht verlegen verlie? sie das Geb?ude. Was zum Teufel hatte sie sich blo? dabei gedacht? Selbst wenn sie noch ihren FBI Ausweis gehabt h?tte, w?re es f?r das Richmond Police Department nicht rechtens gewesen, ohne die Zustimmung eines Vorgesetzten in Washington DC Informationen an sie herauszugeben. Es war ein erniedrigendes Gef?hl, als sie den Parkplatz zu ihrem Wagen ?berquerte. Sie f?hlte sich wie das, was sie war – ein ganz normaler Zivilist. Allerdings ein Zivilist, der es hasst, ein Nein zu akzeptieren. Sie zog ihr Handy hervor und rief Deb Meade an. Als sie abnahm, h?rte sie sich noch m?de und weit weg an. „Tut mir leid, dich zu st?ren, Deb“, sagte Kate. „Aber hast du zuf?llig den Namen und eine Adresse dieses Ex-Freundes?“ Wie sich herausstellte, hatte Deb beides. KAPITEL VIER Zwar hatte Kate ihren alten FBI Ausweis nicht mehr, aber sie hatte noch ihre letzte Dienstmarke. Sie lehnte auf dem Kaminsims wie ein Relikt aus einer anderen Zeit, kaum besser als ein verblichenes Foto. Als sie die Wache des Third Precinct verlie?, fuhr sie nach Hause und griff danach. Sie dachte schwer dar?ber nach, ob sie auch ihre Waffe mitnehmen sollte. Sehns?chtig blickte sie die M1911 an, lie? dann aber doch in ihrer Nachttischschublade. Sie mitzunehmen hie?e, sich ?rger einzuhandeln. Die Handschellen, die sie zusammen mit anderen kleinen Sch?tzen ihrer Karriere in einem Schuhkarton unter dem Bett aufbewahrte, entschloss sie sich jedoch mitzunehmen. Nur f?r den Fall. Sie verlie? das Haus und fuhr zu der Adresse, die Deb ihr gegeben hatte. Sie befand sich in Shockoe Bottom, das von ihrem Zuhause aus mit dem Auto in zwanzig Minuten zu erreichen war. Sie war nicht nerv?s, w?hrend sie fuhr, aber sie sp?rte eine Art von Erregung. Sie wusste, dass sie es eigentlich nicht tun sollte, aber gleichzeitg war es ein gutes Gef?hl, wieder drau?en und auf der Jagd zu sein – und sei es im Geheimen. Gerade, als sie die Adresse von Julie Hicks‘ fr?herem Freund erreichte, einem Kerl namens Brian Neilbolt, musste Kate an ihren Mann denken. Immer wieder dachte sie an ihn, doch gelegentlich blieb er ihr f?r eine ganze Weile im Sinn. Genau das passierte, als sie in die Stra?e einbog, die sie suchte. Vor ihrem inneren Auge sah sie, wie er frustriert seinen Kopf sch?ttelte. Kate, du wei?t genau, dass du dies hier nicht tun solltest, schien er zu sagen. Sie grinste ein wenig. Manchmal vermisste sie ihren Mann ganz wahnsinnig, ganz im Kontrast zu der Tatsache, dass sie manchmal dachte, dass sie ?ber seinen Tod ziemlich schnell hinweg gekommen war. W?hrend sie ihren Wagen vor der ihr durchgegebenen Adresse parkte, sch?ttelte sie die Spinnweben der Erinnerung ab. Es handelte sich um ein ziemlich h?bsches Haus, das in zwei Apartments unterteilt war, die wiederum durch jeweils eine Veranda voneinander getrennt waren. Als sie ausstieg, konnte sie sofort h?ren, dass jemand zuhause war, denn von drinnen drang eine sehr laute Stimme. Als sie die Treppe zur Veranda hinaufstieg, f?hlte sie sich zeitlich etwa um ein Jahr zur?ckversetzt. Sie f?hlte sich wieder wie ein Agent, trotz der fehlenden Waffe an ihrer H?fte. Trotzdem war sie nun einmal ein Agent im Ruhestand, und sie hatte keine Ahnung, was sie eigentlich sagen sollte, wenn sie an die T?r klopfte. Davon lie? sie sich jedoch nicht aufhalten. Mit der gleichen Autorit?t, die sie bis vor einem Jahr an den Tag gelegt hatte, klopfte sie an die T?r. W?hrend sie noch das laute Sprechen drinnen h?rte, entschied sie sich, bei der Wahrheit zu bleiben. Wenn sie sich erwischen lie? in dieser Situation, in der sie sich eigentlich gar nicht befinden sollte, dann machte das Vort?uschen falscher Tatsachen alles nur noch schlimmer. Der Mann, der die T?r ?ffnete, erschreckte Kate ein wenig. Er war circa 1,90 Meter gro? und absolut durchtrainiert. Allein seinen Schultern konnte man ansehen, dass er viel Zeit im Fitness Studio verbrachte. Er h?tte leicht als professioneller Wrestler durchgehen k?nnen. Aus seinen Augen blitzte der Zorn. „Ja?“, fragte er. „Wer sind Sie?“ Sie tat dann etwas, was sie sehr vermisst hatte. Sie hielt ihm ihre Dienstmarke unter die Nase. Sie hoffte, dass der Anblick der Marke etwas Gewicht trug, um ihr das Vorstellen zu erleichtern. „Ich bin Kate Wise. Ich bin pensionierter FBI Agent. Ich w?rde gerne einen Moment mit Ihnen sprechen.“ „Und wor?ber?“, fragte er. Seine Worte kamen schnell und abgehackt. „Sind Sie Brian Neilbolt?“, fragte sie. „Der bin ich.“ „Ihre Ex-Freundin war also Julie Hicks, richtig? Vormals Julie Meade?“ „Ach Schei?e, nicht schon wieder. H?ren Sie, die Schei?bullen haben mich schon abgeholt und verh?rt. Jetzt auch noch das FBI?“ „Sie k?nnen ganz beruhigt sein, ich bin nicht hier, um Sie zu verh?ren. Ich wollte Ihnen nur ein paar Fragen stellen.“ „H?rt sich f?r mich nach einem Verh?r an“, meinte er. „Au?erdem sagten Sie gerade, dass Sie pensioniert sind. Da bin ich mir ziemlich sicher, dass ich gar nichts muss, worum Sie mich bitten.“ Sie tat so, als machte ihr diese Antwort etwas aus und wandte sich ab. In Wirklichkeit aber blickte sie ?ber seine massigen Schultern hinweg in den Raum hinter ihm. Sie sah einen Koffer und zwei R?cks?cke, die an der Wand lehnten. Sie erblickte auch einen Zettel, der auf einem der Rucks?cke lag. An dem gro?en Logo konnte sie erkennen, dass es sich um einen Beleg von Orbitz, einem Billiganbieter f?r Reisen, handelte. Augenscheinlich war Brian Neilbolt drauf und dran, die Stadt zu verlassen. Nicht gerade das beste Szenario, wenn die eigene Ex-Freundin gerade ermordet aufgefunden und man selbst gerade verh?rt und kurz darauf von der Polizei wieder freigelassen worden war. „Wohin geht die Reise?“, fragte Kate. „Das geht Sie nichts an.“ „Mit wem haben Sie eben, bevor ich geklopft habe, so laut telefoniert?“ „Nochmal, das geht Sie nichts an. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen w?rden…“ Er wollte die T?r schlie?en, aber Kate lie? nicht locker. Sie trat einen Schritt vor und stellte ihren Fu? zwischen T?r und T?rrahmen. „Mr. Neilbolt, ich bitte Sie um nichts weiter als f?nf Minuten Ihrer Zeit.“ Eine Welle von Zorn schien ?ber sein Gesicht zu gleiten, war aber gleich darauf wieder verschwunden. Er lie? den Kopf h?ngen, und f?r einen Augenblick meinte sie, er s?he geradezu traurig aus. Es ?hnelte dem Gesichtsausdruck, den sie bei den Meades gesehen hatte. „Sie sagten, Sie sind ein pensionierter Agent, richtig?“, fragte Neilbolt. „Richtig“, best?tigte sie. „Pensioniert“, sagte er. „Dann verpissen Sie sich von meiner Veranda.“ Sie blieb stehen und machte dadurch klar, dass sie nicht vorhatte, zu verschwinden. „Ich sagte verpissen Sie sich von meiner Veranda!“ Er nickte und seine Hand schoss vor, um sie zu schubsen. Sie sp?rte die Kraft seiner H?nde, als sie auf ihre Schultern krachten und reagierte, so schnell sie konnte. Sie war erstaunt, wie schnell ihre Reflexe und Muskeln in ihre alten Bewegungsmuster verfielen. Als sie nach hinten stolperte, schlang sie beide Arme um Neilbolts rechten Arm. Im selben Moment, lie? sie sich auf ein Knie fallen, um nicht nach hinten zu st?rzen. Dann versuchte sie, ihn per H?ftwurf zu Fall zu bringen, aber er war einfach zu gro? und schwer. Als ihm klar wurde, was sie im Sinn hatte, rammte er ihr seinen harten Ellenbogen in die Rippen. Der Atem wurde aus Kate heraus getrieben, aber da er seinen Ellenbogen benutzt hatte, verlor er die Balance. Diesmal gelang der H?ftwurf. Und weil sie ihr ganzes Gewicht einsetzte, gelang er ein wenig zu gut. Neilbolt flog geradezu von der Veranda. Bei der Landung schlug er auf den unteren zwei Stufen auf. Er schrie auf vor Schmerz und versuchte sofort, wieder auf die F??e zu kommen. Erschrocken schaute er zu ihr auf, w?hrend er versuchte zu verstehen, was da gerade passiert war. Angeheizt durch seine Wut und ?berraschung, humpelte er benommen die Stufen hinauf auf sie zu. Als er sich der obersten Stufe n?herte, rammte sie ihm ihr rechtes Knie ins Gesicht. Er wollte ausweichen, aber sie erwischte ihn noch an der Seite seines Kopfes und er ging wieder runter auf die Knie. Sie rammte seinen Kopf in die Veranda, w?hrend seine Arme und Beine verzweifelt versuchten, auf der Treppe Halt zu finden. Sie zog die Handschellen aus dem Inneren ihrer Jacke und legte sie Neilbolt mit einer Geschwindigkeit und flie?enden Bewegung an, wie man sie nur nach drei?ig Jahren Erfahrung drauf hat. Sie trat einen Schritt zur?ck und schaute von oben auf Neilbolt herab. Er wehrte sich nicht gegen die Handschellen, tats?chlich sah er eher verwirrt. Kate griff nach ihrem Handy, um die Polizei zu rufen und bemerkte, dass ihre Hand zitterte. Adrenalin schoss durch ihren K?rper. Sie wurde sich des L?chelns auf ihrem Gesichts bewusst. Mein Gott, wie habe ich das vermisst. Allerdings, der Schlag in ihre Rippen tat wirklich h?llisch weh – ganz sicher mehr als es vor f?nf oder sechs Jahren der Fall gewesen w?re. Und hatten ihr die Kniegelenke immer nach einem Handgemenge so weh getan? Sie gab sich einen Moment, um ihr Werk zu bewundern, und rief dann endlich die Polizei. Brian Neilbolt lag derweil groggy zu ihren F??en und fragte sich wahrscheinlich, wie eine Frau, die zwanzig Jahre ?lter war als er, es geschafft hatte, ihn so k.o. zu schlagen. KAPITEL F?NF Ehrlich gesagt hatte Kate nat?rlich ein kleines Donnerwetter erwartet f?r das, was sie getan hatte, aber nichts in der Gr??enordnung, wie es ihr zuteil wurde, als sie die Wache des Third Precinct erreichte. Sie wusste, dass etwas kommen w?rde, als sie die Blicke der Polizisten sah, die w?hrend ihrer B?rot?tigkeiten an ihr vorbeikamen. Einige der Blicke konnte man als ehrfurchtsvoll deuten, w?hrend andere hinter ihr her zu geifern schienen. Kate war das egal. Sie war noch viel zu aufgebracht von ihrer Konfrontation auf Neilbolts Veranda, als dass es ihr etwas ausmachte. Nachdem sie mehrere Minuten im Foyer gewartet hatte, kam ein nerv?ser Beamter auf sie zu. „Sind sind Ms. Wise, richtig?“, fragte er. „Richtig.“ An seinen Augen konnte sie sehen, dass er sie erkannte. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, in der sie diesen Blick st?ndig eingefangen hatte von Beamten, die ihr zum ersten Mal begegneten und bis dahin nur ihren Ruf kannten. Sie vermisste diese Blicke des Erkennens. „Chief Budd m?chte Sie sprechen.“ Ehrlich gesagt war sie ziemlich ?berrascht. Sie hatte gehofft, mit jemandem vom Rang von Deputy Commissioner Greene zu sprechen. W?hrend er am Telefon den harten Kerl hatte heraush?ngen lassen, wusste sie, dass er in einem pers?nlichen Gespr?ch leichter zu ?berzeugen war. Chief Randall Budd jedoch war jemand, den man nicht umgarnen konnte. Sie war ihm nur einmal vor einigen Jahren begegnet. Sie konnte sich kaum mehr an die eigentliche Gelegenheit erinnern; woran sie sich allerdings erinnerte war die Tatsache, dass Budd starrk?pfig und absolut professionell war. Trotzdem wollte Kate nicht eingesch?chtert oder besorgt wirken. Daher erhob sie sich und folgte dem Beamten durch den Wartebereich und das Gro?raumb?ro. Sie kamen an mehreren Schreibtischen vorbei, wo ihr noch mehr unsichere Blicke zugeworfen wurden, und gingen dann einen Flur hinunter, der zu Randall Budds B?ro f?hrte. Die T?r stand offen, so als warte er schon seit geraumer Zeit auf sie. Der Beamte hatte kein Wort gesagt. Sobald er sie an der T?r zu Budds B?ro abgeliefert hatte, machte er auf dem Absatz kehrt und ging. Kate schaute ins B?ro hinein und sah, wie Chief Budd sie zu sich herein winkte. „Kommen Sie doch herein“, sagte er. „Ich werde Sie nicht anl?gen. Ich bin nicht gl?cklich ?ber Ihre Aktion, aber ich bei?e auch nicht. Bitte machen Sie die T?r hinter sich zu.“ Kate trat ein und schloss die T?r. Sie nahm Platz auf einem der drei St?hle gegen?ber des Chiefs Schreibtisch. Auf dessen Oberfl?che fanden sich mehr pers?nliche Dinge als solche, die mit seiner Arbeit zu tun hatten: Familienfotos, ein signierter Baseball, ein Kaffeebecher mit pers?nlichem Schriftzug und eine sentimentale Patronenh?lse, die in eine Plakette eingelassen war. „Lassen Sie mich damit beginnen, dass ich mir ihres Rufes und Ihrer Erfolgsbilanz durchaus bewusst bin. Mehr als einhundert Verhaftungen w?hrend Ihrer Karriere. Klassenbeste in der Academy. Gold und Silber Medaillen in acht aufeinanderfolgenden Kickboxing Wettk?mpfen neben der Standardausbildung des FBI, wo Sie auch alles niedergem?ht haben. Ihr Name wurde hoch gehandelt, w?hrend Sie die Leitung hatten, und die meisten Leute hier beim Virginia State Police Department respektieren Sie h?llisch.“ „Aber?“, sagte Kate. Sie sagte dies nicht, um witzig zu sein. Sie wollte ihm nur zu verstehen geben, dass sie genug Gr??e besa?, ermahnt zu werden… obwohl sie pers?nlich nicht der Meinung war, es wirklich verdient zu haben. „Doch trotz alledem k?nnen Sie nicht durch die Gegend laufen und Leute angreifen, nur weil Sie denken, dass sie mit dem Tod der Tochter einer Ihrer Freundinnen zu tun haben k?nnten.“ „Ich habe ihn nicht mit dem Vorsatz aufgesucht, ihn anzugreifen“, sagte Kate. „Ich habe ihn aufgesucht, um ihm einige Fragen zu stellen. Als er handgreiflich wurde, habe ich mich nat?rlich verteidigt.“ „Er hat meinen Leuten erz?hlt, dass Sie ihn die Verandatreppen hinuntergesto?en und seinen Kopf auf den Boden geknallt haben.“ „Dass ich st?rker bin als er kann mir ja wohl niemand vorwerfen, oder?“, fragte er. Er blickte sie scharf an. „Ich kann wirklich nicht sagen, ob Sie versuchen, witzig zu sein, ob Sie diese ganze Sache auf die leichte Schulter nehmen oder ob dies wirklich Ihre allt?gliche Einstellung ist.“ „Chief, ich kann nachvollziehen, dass es Ihnen Kopfschmerzen bereitet, wenn eine pensionierte f?nfundf?nfzigj?hrige Frau einen Kerl k.o. schl?gt, den Ihre Leute kurz vorher vernommen und dann wieder freigelassen haben. Aber Sie m?ssen verstehen, dass ich nur bei Brian Neilbolt war, weil meine Freundin mich darum gebeten hat. Und als ich etwas mehr ?ber ihn erfahren habe, fand ich die Idee ehrlich gesagt gar nicht so schlecht.“ „Sie sind also davon ausgegangen, dass meine Leute ihren Job nicht anst?ndig machen?“, fragte Budd. „Davon war nicht die Rede.“ Budd rollte die Augen und seufzte. „Sehen Sie mal, ich will mich dar?ber nicht streiten. Mir w?re nichts lieber, als wenn Sie in ein paar Minuten mein B?ro verlassen, und damit w?re die Sache erledigt. Ich muss aber sicherstellen, dass Sie verstehen, dass Sie hier eine Grenze ?berschritten haben, und dass ich Sie festsetzen lassen muss, wenn so etwas noch einmal vorkommt.“ Kate fiel so einiges ein, was sie am liebsten geantwortet h?tte, aber sie meinte, wenn Budd die Sache auf sich beruhen lassen konnte, dann konnte sie das auch. Ihr war klar, dass er ihr so richtig die H?lle hei? machen konnte, sofern er das wollte. Daher beschloss sie, so h?flich wie m?glich zu sein. „Ich verstehe“, sagte sie. Budd schien ?ber etwas nachzudenken, bevor er die Finger beider H?nde ineinander und dann die H?nde vor sich auf den Schreibtisch legte, so als wolle er seine Mitte finden. „Damit Sie Bescheid wissen, wir sind sicher, dass Brian Neilbolt Julie Hicks nicht ermordet hat. In der Nacht, in der sie ermordet wurde, ist er von ?berwachungskameras vor einer Bar aufgenommen worden. Gegen zehn ist er rein und nicht wieder herausgekommen bis nach Mitternacht. Ferner haben wir Aufzeichnungen von SMS zwischen ihm und seiner derzeitigen Flamme, die zwischen eins und drei Uhr morgens gesendet wurden. Der Kerl ist sauber. Er war es nicht.“ „Er hatte Rucks?cke und eine Tasche gepackt“, warf Kate ein. „Als wolle er die Stadt schnell verlassen.“ „In den SMS haben er und seine Flamme verabredet, sich in Atlantic City zu treffen. Er wollte heute Nachmittag los.“ „Aha“, nickte Kate. Es war ihr nicht regelrecht peinlich, aber ein bisschen bereute sie schon, sich so aggressiv auf Neilbolts Veranda verhalten zu haben. „Ach ja, und noch etwas“, sagte Budd. „Sie m?ssen die Dinge von meinem Standpunkt aus betrachten. Ich hatte keine Wahl, als Ihren fr?heren Vorgesetzen beim FBI zu informieren. Das ist die korrekte Vorgehensweise. Sicherlich wissen Sie das.“ Nat?rlich wusste sie das, hatte aber tats?chlich nicht daran gedacht. In ihr breitete sich leichter ?rger aus. „Ich wei?“, gab sie zur?ck. „Ich habe mit Assistant Director Duran gesprochen. Er war nicht gl?cklich ?ber diese Sache und will mit Ihnen sprechen.“ Kate rollte die Augen und nickte. „Gut. Ich rufe ihn an und lasse ihn wissen, dass die Instruktion von Ihnen kommt.“ „Nein, Sie das verstehen das nicht richtig“, sagte Budd. „Die wollen Sie sehen. In Washington DC.“ Und mit diesen Worten verwandelte sich der ?rger, den sie gerade noch versp?rt hatte, in echte Sorge. KAPITEL SECHS Nach ihrer Unterredung mit Chief Budd t?tigte Kate ein paar Anrufe, um ihre fr?heren Vorgesetzten wissen zu lassen, dass sie ?ber ihre Instruktionen informiert war. ?bers Telefon bekam sie keine Informationen und sprach auch mit niemandem direkt, der etwas zu sagen hatte. Sie konnte nicht anders, als einige Rezeptionistinnen mit ziemlich unh?flichen Kommentaren zu bedenken, was tats?chlich half, den Stress etwas abzubauen. Am folgenden Tag fuhr sie um acht Uhr morgens los. Interessanterweise war sie eher aufgeregt als nerv?s. Sie dachte bei sich, dass sich so ein Universit?tsabg?nger f?hlen musste, der nach einer zeitweiligen Abwesenheit wieder seinen Campus aufsuchte. Das ganze letzte Jahr ?ber hatte sie das FBI furchtbar vermisst und freute sich auf ihre alte Umgebung – selbst wenn der Grund daf?r war, abgemahnt zu werden. Sie lenkte sich mit einem Podcast ?ber Kinofilme, den ihre Tochter ihr empfohlen hatte, ab. Schon nach f?nf Minuten h?rte sie dem Moderator nicht mehr zu und dachte stattdessen ?ber die letzten Jahre nach. Sie war im Allgemeinen kein sentimentaler Mensch, aber aus irgendeinem Grund, der ihr selbst nicht ganz klar war, wurde sie beim Fahren wehm?tig und fing an nachzudenken. Anstatt dem Podcast zuzuh?ren, dachte sie an ihre Tochter – ihre schwangere Tochter, die in ungef?hr f?nf Wochen ihr Kind bekommen w?rde. Es wurde ein M?dchen und sollte Michelle hei?en. Der Vater des Kindes war ein guter Mann, war aber in Kates Augen nie gut genug f?r Melissa Wise gewesen. Melissa, die von Kate seit ihrem Kindesalter Lissa genannt wurde, wohnte in Chesterfield, das technisch zu Richmond geh?rte, von den Einwohnern aber als eigenst?ndig betrachtet wurde. Obwohl sie es Melissa nie erz?hlt hatte, war dies der Grund, warum Kate wieder nach Richmond gezogen war. Nicht nur wegen ihrer Verbindung zur Stadt auf Grund ihrer Collegejahre, sondern weil dies der Ort war, an dem ihre Familie lebte – und wo ihre Enkel aufwachsen w?rden. Eine Enkelin, dachte Kate oft. Wie ist Melissa so schnell gro? geworden? Himmel, wie bin ich selbst so schnell alt geworden? Und wenn sie an Melissa und die noch ungeborene Michelle dachte, wanderten ihre Gedanken unweigerlich zu ihrem verstorbenen Ehemann. Vor sechs Jahren war er ermordet worden, durch einem Schuss in den Hinterkopf, als er abends den Hund ausf?hrte. Sein Handy und sein Portemonnaie waren verschwunden, und keine zwei Stunden, nachdem er mit dem Hund das Haus verlassen hatte, wurde sie gerufen, um den Leichnam zu identifizieren. Ihre Wunden waren noch frisch, aber meistens gelang es ihr, diese zu verbergen. Sie war acht Monate vor dem offiziellen Zeitpunkt in Ruhestand gegangen. Denn es war ihr unm?glich gewesen, sich voll und ganz ihrer Arbeit zu widmen, nachdem sie die Asche ihres Mannes auf einem alten Baseballfeld nahe seines Heimatorts Falls Church verstreut hatte. Vielleicht war sie deshalb das ganze letzte Jahr so down gewesen. Sie hatte Monate, bevor sie h?tte gehen m?ssen, das Handtuch geworfen. Was h?tte in diesen Monaten alles passieren k?nnen? Was h?tte sie mit ihrer Karriere vielleicht noch anfangen k?nnen? Sie hatte sich immer dar?ber Gedanken gemacht, ohne aber irgendetwas zu bereuen. Michael verdiente zumindest einige Monate ihrer ungeteilten Aufmerksamkeit. Nat?rlich h?tte er sehr viel mehr als das verdient, aber sie war sicher, dass er niemals gewollt h?tte, dass sie seinetwegen ihre Arbeit noch mehr vernachl?ssigte. Trauerarbeit in ihrem Fall bedeutete, so lange wie m?glich nach seinem Tod beim FBI zu bleiben. Als sie sich Washington DC n?herte, war sie erleichtert festzustellen, dass sie nicht das Gef?hl hatte, Michael zu betr?gen. Sie pers?nlich glaubte daran, dass der Tod nicht das Ende bedeutete. Zwar wusste sie nicht, ob es einen Himmel gab oder Wiedergeburt m?glich war, aber eigentlich musste sie dies auch nicht wissen. Was sie allerdings wusste, war, dass Michael gl?cklich gewesen w?re, sie wieder nach DC fahren zu sehen – und sei es, um abgemahnt zu werden. Wenn ?berhaupt, lachte er sich wahrscheinlich gerade tot ?ber sie. Bei diesem Gedanken musste Kate l?cheln. Sie schaltete den Podcast ab und konzentrierte sich auf die Stra?e, auf ihre eigenen Gedanken, und wie das Leben immer wieder zynisch erschien. *** Sie wurde nicht von Emotionen ?bermannt, als sie durch die Eingangst?r in das gro?e Foyer des FBI Hauptquartiers trat. Wenn ?berhaupt, so war sie sich schmerzlich bewusst, dass sie nicht mehr hierher geh?rte – wie eine Frau, die ihre alte High School besuchte und feststellte, dass die Flure sie eher traurig anstatt sentimental stimmten. Das Gef?hl der Vertrautheit half allerdings. Obwohl sie sich fehl am Platze f?hlte, hatte sie auch das Gef?hl, nicht allzu lange weg gewesen zu sein. Sie durchquerte die Lobby, trug sich am Empfang ein und ging dann zu den Aufz?gen, ganz so, als sei sie erst letzte Woche hier gewesen. Selbst der enge Aufzug hatte etwas Tr?stliches, als sie damit zum B?ro des Assistant Director Duran hinauf fuhr. Als sie aus dem Aufzug und in das Vorzimmer von Duran trat, sah sie die gleiche Sekret?rin hinter dem gleichen Schreibtisch wie noch vor einem Jahr. Sie hatten sich nie wirklich beim Vornamen genannt, aber trotzdem kam die Frau hinter ihrem Schreibtisch hervor und umarmte sie herzlich. „Kate! Es ist so sch?n, Sie zu sehen!“ Gott sei Dank fiel ihr im letzten Augenblick der Vorname der Sekret?rin ein. „Ich freue mich auch, Dana“, sagte Kate. „Ich habe bezweifelt, dass der Ruhestand etwas f?r Sie ist“, witzelte Dana. „Ja, es ist schon ein bisschen wie ein langes Nickerchen.“ „Gehen Sie ruhig hinein“, sagte Dana. „Er erwartet Sie schon.“ Als sie an die geschlossene B?rot?r klopfte und von der anderen Seite die leicht barsche Stimme vernahm, f?hlte sie sich wie zuhause angekommen. „Es ist offen“, vernahm sie die Stimme des Assistant Director Duran. Kate ?ffnete und trat ein. Sie hatte sich auf dieses Meeting vorbereitet und sich gest?hlt. Was sie allerdings nicht erwartet hatte war ihr fr?herer Partner, Logan Nash, der sie sofort anl?chelte und sich von einem der St?hle vor Durans Schreibtisch erhob. Beinahe verlegen schaute Duran kurz zur Seite, um den beiden einen privaten Moment f?r ihr Wiedertreffen zu erlauben. Kate und Logan Nash nahmen sich freundschaftlich in die Arme. F?r die letzten acht Jahre ihrer Karriere hatten die beiden zusammen gearbeitet. Er war zehn Jahre j?nger als sie und zum Zeitpunkt ihres Ausscheidens gerade dabei gewesen, sich selbst eine ansehnliche Karriere aufzubauen. „Sch?n, dich zu sehen, Kate“, fl?sterte er ihr ins Ohr, als sie sich umarmten. „Dich auch“, antwortete sie. Ihr ging das Herz auf und egal, wie sehr sie sich dagegen gestr?ubt hatte, diesen Teil ihres Lebens hatte sie das ganze letzte Jahr wahnsinnig vermisst. Als sie sich aus der Umarmung l?sten, nahmen sie beide vor Durans Schreibtisch Platz. W?hrend ihrer Zeit als Partner hatten sie zahllose Male genau hier gesessen. Aber niemals, um sich eine Abmahnung abzuholen. Vince Duran atmete schwer ein und seufzte dann laut. Noch konnte Kate nicht absch?tzen, wie sauer er war. „Also, lasst uns nicht um den hei?en Brei herum reden“, fing Duran an. „Kate, wir alle wissen, weshalb Sie hier sind. Ich habe Chief Budd versichert, diese Angelegenheit effektiv zu handhaben. Er war damit zufrieden und ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Geschichte, dass Sie einen Verd?chtigen von seiner Veranda bef?rdert haben, unter den Teppich gekehrt wird. Was ich allerdings wissen m?chte, ist, wie Sie ?berhaupt dazu gekommen sind, sich auf der Veranda dieses armen Mannes zu befinden.“ Ihr wurde in diesem Augenblick klar, dass das schlimme Gespr?ch, das sie erwartet hatte, ausbleiben w?rde. Duran war ein Monster von Mann, locker 150 Kilogramm schwer, haupts?chlich bestehend aus Muskeln. In seinen Zwanzigern war er in Afghanistan gewesen, und obwohl sie nicht ?ber alle Details Bescheid wusste hinsichtlich dessen, was genau er dort getan hatte, waren saftige Ger?chte dar?ber im Umlauf. Er hatte krasse Dinge gesehen und getan und manchmal spiegelte sich dies in den Falten seines Gesichts wieder. Aber heute schien er guter Laune zu sein. Vielleicht deshalb, weil er nicht mehr mit ihr als ihr Vorgesetzter sprach. Es war fast, als ob sie sich mit einem alten Freund unterhielt. Das machte es einfach f?r sie, ihm von dem Mord an Julie Hicks, der Tochter ihrer guten Freundin Deb Meade, zu berichten. Sie begann mit ihrem Besuch im Hause der Meades, schilderte dann die Szene auf Neilbolts Veranda und erkl?rte, dass sie sich zur Wehr gesetzt hatte, wobei sie allerdings einr?umte, dass sie vielleicht ein wenig zu weit gegangen war. Hin und wieder h?rte sie Logan kichern, w?hrend Durans Gesicht ausdruckslos blieb. Als sie geendet hatte, wartete sie gespannt auf seine Reaktion und war ?berrascht, als er nur mit den Schultern zuckte. „Also, soweit es mich betrifft… ist hier gar nichts passiert. W?hrend Sie vielleicht Ihre Nase in Angelegenheiten gesteckt haben, die Sie nichts angehen, ist der Kerl zu weit gegangen, indem er Hand an Sie gelegt hat, vor allem, nachdem Sie ihm gesagt hatten, dass Sie beim FBI gewesen sind. Das einzige, wor?ber ich mich wundere, ist, dass Sie ihm Handschellen verpasst haben.“ „Wie ich schon sagte… ich gebe zu, die Grenze etwas ?berschritten zu haben.“ „Du?“, fragte Logan mit gespielter ?berraschung. „Niemals!“ „Was wissen Sie ?ber den Fall?“, wollte Duran wissen. „Nur, dass sie umgebracht wurde, w?hrend ihr Mann auf Gesch?ftsreise war. Der Ex-Freund war die einzige Spur und die Polizei hat ihn schnell als Verd?chtigen ausgeschlossen. Sp?ter habe ich herausgefunden, dass er ein wasserdichtes Alibi hat.“ „Sonst nichts?“, fragte Duran. „Nein, sonst nichts.“ Duran nickte und rang sich ein L?cheln ab. „Wie l?uft denn der Ruhestand f?r Sie, abgesehen davon, dass Sie gro?e M?nner von ihrer Veranda bef?rdern?“ „Furchtbar“, gab sie zu. „Die ersten Wochen waren toll, aber dann wurde es langweilig. Ich vermisse meinen Job. Ich habe eine geradezu irre Zahl an Kriminologieb?chern gelesen. Ich habe viel zu viele Krimisendungen auf dem Biography Channel geschaut.“ „Sie w?ren ?berrascht, wenn Sie w?ssten, wie oft wir von Agenten w?hrend der ersten sechs bis zw?lf Monate ihres Ruhestands h?ren. Einige kommen und betteln geradezu nach irgendeinem Job. Egal was. Selbst Papierkram.“ Kate sagte nichts, gab jedoch mit einem Nicken zu verstehen, dass sie sich damit identifizieren konnte. „Aber trotzdem haben Sie nicht angerufen“, meinte Duran. „Um ehrlich zu sein, hatte ich das erwartet. Ich h?tte nicht gedacht, dass Sie einfach so sang- und klanglos verschwinden. Und dieser kleine Zwischenfall gibt mir Recht.“ „Bei allem Respekt“, sagte Kate, „haben Sie mich einbestellt, um mir einen Klaps auf die H?nde zu geben oder um mir vor Augen zu f?hren, dass ich meinen alten Job nicht loslassen kann?“ „Weder noch“, antwortete Duran. „Nachdem ich gestern den Anruf aus Richmond bekommen habe, habe ich mir Ihre Akte angesehen. Ich habe gesehen, dass Sie gebeten worden sind, bei einer Bew?hrungsanh?rung auszusagen. Ist das korrekt?“ „Ja, das ist es. Es geht um den Fall Mueller. Doppelmord.“ „War dies das erste Mal, dass Sie seit Beginn ihres Ruhestands arbeitstechnisch kontaktiert wurden?“ „Nein“, sagte sie, und war sich ziemlich sicher, dass er die Antwort bereits kannte. „Ungef?hr zwei Monate nach meiner Pensionierung hat mich der Assistent eines Agenten angerufen hinsichtlich eines alten Falls, den ich 2005 bearbeitet habe. Und einige der Jungs in der Recherche haben mich kontaktiert hinsichtlich meiner Methodik bei einigen der alten F?lle.“ Duran nickte und lehnte sich ein wenig in seinem Stuhl zur?ck. „Sie sollten auch wissen, dass einige der Ausbilder an der Academy ihre Arbeitsweise als Fallbeispiele heranziehen. Sie haben hier beim FBI Spuren hinterlassen, Agent Wise. Und ehrlich gesagt hatte ich gehofft, dass Sie einer derjenigen Agenten sind, die anrufen, um zu sehen, wie Sie helfen k?nnen, auch nachdem Sie nicht mehr offiziell bei uns sind.“ „Wollen Sie damit sagen, dass Sie m?chten, dass ich an einigen F?llen mitarbeite?“, fragte Kate. Sie gab ihr Bestes, nicht allzu hoffnungsvoll zu klingen. „Nun ja, ganz so einfach ist es nicht. Wir ?berlegen, ein oder zwei Agenten mit herausragender Erfolgsbilanz an alten F?llen arbeiten zu lassen. Nichts langfristiges oder Vollzeit. Und als wir ?ber die in Betracht kommenden Agenten diskutierten, waren Sie die einzige, die immer wieder von allen gr?nes Licht bekam. Wir wollen trotz allem, dass Sie sich entspannen k?nnen. Nehmen Sie sich frei. Machen Sie mal Pause.“ „Das mache ich“, sagte Kate. „Danke.“ „Danken Sie mir lieber noch nicht“, meinte Duran. „Es k?nnte noch einige Monate dauern. Und ich f?rchte, dass ich das Angebot zur?ckziehen muss, wenn Sie weiterhin durch die Gegend laufen und um einiges j?ngere M?nner auf ihrer Veranda k.o. schlagen.“ „Ich glaube, ich werde mich zur?ckhalten k?nnen“, meinte Kate. Neben ihr konnte Logan sein Lachen gerade noch unterdr?cken. Duran schien genauso am?siert, als er aufstand. „Also… wenn Sie wirklich mitarbeiten werden, m?ssen wir uns erst einmal mit einem wenig spektakul?ren Teil Ihres Jobs befassen.“ In der Annahme, dass es um Papierkram ging, seufzte Kate. „Formulare? Dokumente?“ „Oh nein, nichts dergleichen“, sagte Duran. „Ich habe ein Meeting angesetzt, damit wir so bald wie m?glich loslegen k?nnen. Auf diese Art bleiben alle Beteiligten auf dem neuesten Stand.“ „Ah, ich hasse Meetings.“ „Das wei? ich“, meinte Duran. „Ich erinnere mich gut daran. Aber hey, gibt es einen besseren Weg, um Sie hier wieder willkommen zu hei?en?“ *** Tats?chlich wurde es am Ende kein schlechtes Meeting. Im Konferenzraum am Ende des Flures warteten nur drei andere Personen auf sie. Zwei davon waren Agenten, einer m?nnlich, einer weiblich. Soweit sich Kate erinnerte, war sie noch keinem von beiden zuvor begegnet. Der dritte Mann kam ihr bekannt vor; sie war sich relativ sicher, dass sein Nachname Dunn lautete. Als Duran die T?r schloss, erhob sich einer der Agenten sofort und streckte ihr seine Hand hin. „Agent Wise, ich freue mich wirklich sehr, Sie kennenzulernen“, sagte er. Ein wenig verlegen sch?ttelte sie seine Hand. Dabei schien der Agent zu bemerken, dass er ein wenig dick aufgetragen hatte. „Entschuldigen Sie“, murmelte er und setzte sich wieder auf seinen Platz. „Alles in Ordnung, Agent Rose“, sagte Duran, w?hrend er am Kopfende des Tisches Platz nahm. „Sie sind nicht der erste Agent, der in der Gegenwart von dem geradezu legend?ren Agent Kate Wise vor Ehrfurcht erstarrt.“ Dies sagte er mit leichtem Sarkasmus und warf Kate dabei ein L?cheln zu. Der Mann, von dem sie meinte, dass er Dunn hie?, hob sich von den beiden anderen Agenten ab; die beiden anderen waren deutlich j?nger. Er schien eine Art Vorgesetzter zu sein, diesen Schluss lie?en sowohl sein stoischer Ausdruck als auch sein feiner Anzug zu. „Agent Wise“, sagte Duran, „dies sind Agent Rose und Agent DeMarco. Die beiden sind seit circa sieben Monaten Partner, allerdings nur, weil ich selbst und Assistant Director Dunn Probleme hatten, ihnen einen angemessenen Platz zuzuweisen. Beide haben ihre eigenen starken Eigenschaften. Und falls Sie die Leitung im Fall Richmond ?bernehmen sollten, wird einer der beiden sicherlich an diesem Fall mit Ihnen zusammen arbeiten.“ Agent Rose war verlegen, blieb aber bei seinem konzentrierten Gesichtsausdruck. Kate konnte sich nicht an das letzte Mal erinnern, dass jemand so offensichtlich ber?hrt gewesen war, ihr zu begegnen. Das musste in ihrem vorletzen Jahr in Quantico gewesen sein. Es war jemand gewesen, der mit ihr im Labor zusammen gearbeitet hatte. Es war zwar ein erhebendes Gef?hl, aber gleicherma?en unattraktiv. „Ich sollte hinzuf?gen“, sagte Assistant Director Dunn, „dass Deputy Chief Duran und ich diejenigen sind, die hinter dem Programm, pensionierte Agenten wieder in den Dienst zur?ck zu bringen, stehen. Ich wei? nicht, ob Ihnen das schon gesagt wurde, aber Ihr Name war der Erste, der genannt wurde.“ „Ja“, sagte Duran. „Es braucht eigentlich nicht angespochen zu werden, aber all dies ist bis auf Weiteres vertraulich zu behandeln.“ „Ich gebe mein Bestes“, antwortete Kate. Langsam verstand sie, dass hier jetzt etwas Druck angewandt wurde. Nicht, dass es ihr etwas ausgemacht h?tte. Unter Druck arbeitete sie normalerweise besser. „Klasse“, sagte Duran. „Wollen wir nochmal die Details des Falls besprechen?“ Kate nickte und sah sich sofort in ihre alte Rolle zur?ckfallen. Es war, als sei sie nicht einmal einen Tag weg gewesen, und schon gar nicht ein Jahr. W?hrend sie das Szenario in Richmond wiedergab und wie sie darin involviert worden war, schnitt sie genau mit, wie die Agenten Rose und DeMarco Blickkontakt mit ihr hielten; vielleicht um herauszufinden, wie man am besten mit ihr arbeitete. Davon lie? sie sich allerdings nicht ablenken. Sie sprach ?ber alle Details des Falls und f?hlte sich, als sei sie zeitlich zur?ckversetzt. Und es war viel besser als alles, was ihr die Gegenwart zu bieten hatte. KAPITEL SIEBEN Drei Stunden sp?ter sa?en Logan und Kate unter der Markise eines italienischen Restaurants. Logan a? ein Sandwich, in das das Fleisch nur so hineingestopft war. Kate genoss ihren Nudelsalat nebst einem Glas Wei?wein. Normalerweise trank sie nur selten, und kaum je vor 17 Uhr, aber dies war ein besonderer Anlass. Soweit es sie anging, war allein die Vorstellung, wieder aktiv im Dienste des FBI zu stehen, ein Grund zu feiern. „An was f?r F?llen arbeitest du gerade?“ frage Kate. „An F?llen, die dich mit Sicherheit langweilen w?rden“, meinte Logan. Sie war sich sicher, dass er ihr alles erz?hlen w?rde. Allein deshalb, weil er den Job genauso liebte wie sie. „Wir versuchen, einigen Geldautomatenknackern auf die Schliche zu kommen. Dann gibt es noch eine Art Prostitutionsring, der von Georgetown aus operiert, da bin ich dran mit einigen anderen Agenten, aber mehr l?uft gerade nicht.“ „Puh“, gab Kate zur?ck. „Sag ich ja. Langweilig.“ „Also weit weg von den alten, unaufgekl?rten F?llen, die Duran angesprochen hat? Was wei?t du dar?ber? Wie lange l?uft dieses kleine Seitenprojekt denn schon?“ „Schon eine ganze Weile, glaube ich. Vor zwei Wochen habe ich aber ?berhaupt erst irgendwelche Details erfahren. Duran, und einige der anderen Typen, die immer hinter verschlossenen T?ren agieren, fragten pl?tzlich nach F?llen, die bisher nicht aufgekl?rt worden sind. Die wollten nichts ?ber unsere Methodologie erfahren, sondern fragten nach Details und alten Akten.“ „Und sie haben keinen Grund genannt?“ „Nein. Moment mal… warum h?rt es sich so an, als traust du der Sache nicht? Ich dachte, du m?sstest bei dieser Gelegenheit sofort in Stellung gehen.“ „Oh, genau das habe ich vor. Allerdings frage ich mich, ob sie an einem ganz bestimmten Fall besonders interessiert sind. Irgendetwas muss doch ihr pl?tzliches Interesse an alten, unaufgekl?rten F?llen geweckt haben. Ich bezweifle sehr, dass es nur darum geht, mich zur?ckzubringen.“ „Ich wei? nicht“, meinte Logan. „Du w?rdest dich wundern. Du bist hier wirklich vermisst worden. Einige der j?ngeren Agenten sprechen ?ber dich, als seist du eine Art Mythos.“ Sie ignorierte das Kompliment und dachte ihren Gedankengang zu Ende. „Au?erdem, warum bestellt er mich ein, nur um mich dann wieder weg zu schicken und mir zu sagen, ich sollte mir noch freinehmen, bevor ich anfange? Ich kann nicht umhin zu denken, dass wir den eigentlichen Grund daf?r noch nicht kennen.“ „Ach, wei?t Du, Kate“, meinte Logan. „Vielleicht hat Duran nicht Unrecht, wenn man sieht, wie sehr du diese ?ber diese ganze Sache nachdenkst. Entspann dich, Kate. Wie er schon sagt… es gibt ohne Ende pensionierte Agenten, die sich auf diese Chance st?rzen w?rden. Also geh nach Hause. Erhole dich. Tu einfach mal gar nichts.“ „Du kennst mich gut genug um zu wissen, dass Nichtstun nicht meine Welt ist“, erwiderte sie. Sie nippte an ihrem Wein und dachte, dass er vielleicht doch Recht hatte. Vielleicht sollte sie wirklich nichts weiter tun als sich zu freuen, dass sie zum FBI zur?ckkehren konnte. Oder so in etwa. „Der Ruhestand hat dich nicht ver?ndert, was?“, fragte Logan. „Nein, wenn ?berhaupt, hat es mich noch extremer gemacht. Ich halte es nicht aus, still zu sitzen. Ich hasse es, meinen Kopf nicht benutzen zu k?nnen. Kreuzwortr?tsel l?sen und Stricken bringen es nicht f?r mich. Vielleicht wusste Duran tief im Inneren, dass ich doch noch zu jung bin, um mich wie einen alten Gaul auf die Weide zu stellen.“ Logan l?chelte und sch?ttelte den Kopf. „Ja, aber das Gras auf dieser Weide ist ziemlich saftig und gr?n.“ „Ja, und ?berall liegt Pferdeschei?e.“ Mit einem Seufzer nahm Logan den letzten Bissen seines Essens. „Okay“, meinte er. „Einige von uns m?ssen zur?ck an die Arbeit.“ „Das war jetzt aber etwas unter der G?rtellinie“, meinte sie und trank ihren Wein aus. „Was hast du jetzt vor?“, fragte er. „F?hrst du nach Hause?“ Tats?chlich wusste sie es noch nicht genau. Einerseits wollte ein Teil von ihr gern in Washington DC bleiben. Ein bisschen shoppen gehen, oder sich an ihren Lieblingsplatz in der National Mall setzen und nachdenken. Es war definitiv ein perfekter Tag daf?r. Andererseits wollte sie aber auch nach Hause. W?hrend die Aktion mit Brian Neilbolt ein Schuss in den Ofen gewesen war, ?nderte das nichts an der Tatsache, dass irgendjemand Julie Meade get?tet hatte. Und die Polizei hatte nicht den blassesten Schimmer, wer es getan hatte. „Ich wei? noch nicht“, sagte sie. „Vielleicht bleibe ich noch ein bisschen hier in Washington, aber wahrscheinlich werde ich nach Hause fahren, bevor es dunkel wird.“ „Wenn du noch l?nger hier bist, melde dich. Es war wirklich sch?n, dich zu sehen, Kate.“ Sie zahlten und verlie?en nach einer kurzen Umarmung das Lokal. Noch bevor sie hinaus trat, ging ihr ein Gedanke im Kopf herum, der aus dem Nichts gekommen zu sein schien. Julie ist get?tet worden, w?hrend ihr Mann nicht in der Stadt war. Von einem Einbruch hat niemand etwas gesagt. Weder die Polizei, w?hrend sie mir die Leviten gelesen haben, noch Debbie, noch Jim. Wenn es einen Einbruch gegeben hatte, w?re das doch mit Sicherheit erw?hnt worden. Das lie? ihr keine Ruhe…. war der Killer ins Haus gelangt, indem er eingelassen worden war? Oder hatte er zumindest gewusst, wo der Ersatzschl?ssel aufbewahrt wurde? Diese Fragen entschieden die Frage, was sie mit dem restlichen Tag tun w?rde. Nachdem sie dem Glas Wein gen?gend Zeit gegeben hatte, sie nicht mehr zu beeintr?chtigen, w?rde sie nach Richmond zur?ckfahren. Sie hatte zwar Assistant Deputy Director Duran versprochen, niemanden mehr k.o. zu schlagen. Aber sie hatte nichts davon gesagt, nicht weiter zu ermitteln. Nat?rlich stand erst einmal die Beerdigung an. Sie w?rde Julie morgen die letzte Ehre erweisen und ihr Bestes tun, um f?r Deb da zu sein. Und gleich darauf w?rde sie in ihre Rolle des Agenten schl?pfen, vielleicht mit etwas mehr Enthusiasmus, als sie sich selbst eingestehen wollte. KAPITEL ACHT Als sich am Nachmittag des folgenden Tages die Familie Meade und ihre engsten Freunde auf dem Friedhof versammelten, stand Kate in der hinteren Reihe der Trauerg?ste. Mit dabei war ihr kleiner Fr?hst?cksklub – Clarissa und Jane, beide in schwarz und mit aufrichtig gebrochenem Herzen. Debbie schien in viel besserer Verfassung zu sein als an dem Tag, als sie Kate gebeten hatte, hinsichtlich des Mordes zu ermitteln. Sie weinte offen und stie? einen gepeinigten Schrei der Trauer aus, aber sie war noch anwesend. Jim jedoch wirkte wie ein gebrochener Mann. Wie ein Mann, der nach Hause gehen und dort dar?ber nachsinnen w?rde, dass das Leben verdammt nochmal alles andere als fair war. Unweigerlich musste Kate an ihre eigene Tochter denken. Sie wusste, sie musste Melissa nach der Beerdigung anrufen. Sie hatte Julie Meade nicht besonders gut gekannt, aber nach dem, was sie von Deb wusste, musste sie im gleichen Alter wie Melissa gewesen sein, plus minus ein paar Jahre. Sie h?rte zu, als der Pastor die biblischen Passagen vorlas. Obwohl ihre Gedanken bei Debbie waren, konnte sie nicht umhin sich immer wieder zu fragen, wie dies hatte passieren k?nnen. Seit sie aus Washington DC zur?ckgekehrt war, hatte sie sich noch nicht direkt nach einem Einbruch erkundigt, hatte die Ohren aber offen gehalten. Auch Jane und Clarissa hatten keinen Einbruch erw?hnt. Und das war merkw?rdig, denn dank ihres Hanges zum Tratschen kannte Clarissa normalerweise alle Details. Als sie Debbie und Jim anblickte, bemerkte sie neben Jim einen gro?en Mann. Er war relativ jung und sah toll aus, auf eine adrette Art und Weise. Sie stie? Jane an und fragte „der Gro?e dort neben Jim. Ist das Julies Ehemann?“ „Ja. Er hei?t Tyler. Sie waren noch nicht lange verheiratet. Nicht einmal ein Jahr, glaube ich.“ Es kam Kate in den Sinn, dass sich die Mitglieder ihres kleinen Fr?hst?cksklubs einander wohl doch nicht besonders gut kannten. Sicher, ?ber ihre fr?heren Jobs wussten sie alles, genauso, welche koffeinhaltigen Getr?nke bevorzugt wurden und was f?r W?nsche und Tr?ume sie f?r ihren Ruhestand hatten. Aber viel tiefer waren die Unterhaltungen nie gegangen. Es war fast wie ein unausgesprochenes Abkommen. Nur selten hatten sie ?ber ihre jeweiligen Familien gesprochen. Sie hatten ihre Unterhaltungen auf einem oberfl?chlichen Level gehalten, am?sant und unterhaltsam. Daran war nat?rlich nichts verkehrt, aber am Ende musste Kate feststellen, dass sie sehr wenig ?ber die Familie Meade wusste. Alles was sie wusste, war, dass Julie deren einziges Kind war… genauso, wie Melissa ihr einziges Kind war. Melissa und sie standen sich zwar nicht mehr ganz so nahe wie einst, doch allein die Vorstellung, sie zu verlieren, war nicht auszuhalten. Kate und ihr Gr?ppchen schlossen sich den Leuten an, die sich mit Umarmungen und H?ndesch?tteln nach der Beerdigung verabschiedeten. Allerdings hielt sich Kate ein wenig im Hintergrund und dr?ckte sich in einer Ecker herum, wo einige rauchten. Obwohl Kate selbst nicht rauchte – sie verabscheute diese Gewohnheit – wollte sie jedoch eine Weile aus dem Blickfeld verschwinden. Ihre Augen suchten die Ansammlung von Menschen ab, bis sie die gro?gewachsene Statue von Tyler Hicks erblickten. Er sprach mit einem ?lteren Paar, das offen weinte. Tyler aber tat sein Bestes, ruhig zu bleiben. Nachdem sich das ?ltere Paar verabschiedet hatte, ging Kate zu Tyler her?ber, der gerade auf eine Frau mittleren Alters, die ihre beiden Kinder dabei hatte, zuging. Kate schaffte es, ihn zuerst zu erreichen. „Entschuldigen Sie“, sagte sie und stellte sich vor ihn. „Sie sind Tyler, nicht wahr?“ „Der bin ich“, sagte er. Als er sich ihr zuwandte, stand ihm die Trauer ins Gesicht geschrieben. Er war ersch?pft, m?de und wirkte komplett ausgelaugt. „Kennen wir uns?“ „Ehrlich gesagt, nein“, sagte sie. „Ich bin eine Freundin von Julies Mutter. Ich hei?e Kate Wise.“ Einen kurzen Augenblick glitt ein Ausdruck des Erkennens ?ber sein Gesicht. F?r den Bruchteil einer Sekunde sah sein Gesicht fast lebendig aus. „Ja, Debbie hat Sie erw?hnt. Sie sind FBI Agent oder so etwas, richtig?“ „K?rzlich pensioniert, aber ja, das ist richtig.“ „Es tut mir leid, dass sie Sie gebeten hat, in dem Mord an Julie zu ermitteln. Das war sicherlich eine unangenehme Situation.“ „Kein Grund sich zu entschuldigen“, sagte Kate. „Ich kann mir nicht einmal ann?hernd vorstellen, was sie durchmachen muss. Aber Sehen Sie… ich werde mich kurz fassen. Ich werde nicht viel von Ihrer Zeit beanspruchen. Debbie wollte, dass ich Julies Ex-Freund ?berpr?fe. Ich hatte noch keine Zeit, mit ihr dar?ber zu sprechen, aber er war es definitiv nicht.“ „Mrs. Wise, Sie m?ssen das nicht f?r Debbie tun.“ „Ich wei?“, antwortete sie. „Aber ich hatte gehofft, dass Sie mir vielleicht ein paar kurze Fragen beantworten k?nnen.“ Zuerst sah er beleidigt aus, aber dann gab er nach. Ein neugieriger und trauriger Ausdruck huschte ?ber sein Gesicht, als er fragte: „Meinen Sie, es gibt Fragen, die von Bedeutung sein k?nnten?“ „Vielleicht.“ „Dann werde ich sie nat?rlich beantworten. Aber fassen Sie sich bitte kurz.“ „Nat?rlich. Als Sie wieder zuhause waren, ist Ihnen da etwas aufgefallen, dass merkw?rdig war oder nicht dorthin geh?rte? Vielleicht etwas, das Ihnen, wenn man bedenkt, was gerade passiert war, nicht wie eine gro?e Sache erschien. Etwas, was Sie vielleicht sp?ter ?berpr?fen wollten, wenn sich alles beruhigt hatte?“ Langsam sch?ttelte er den Kopf und blickte her?ber zu der Stelle, an der seine Frau innerhalb der n?chsten Stunde ins Erdreich hinab gesenkt w?rde. „Nichts, woran ich mich erinnere.“ „Gab es nicht einmal irgendwelche Anzeichen f?r einen Einbruch?“ Er blickte sie aufmerksam an und sah ein wenig erschrocken aus. „Wissen Sie, das habe ich mich selbst auch schon gefragt“, sagte er. „Als ich am n?chsten Tag zur?ckkehrte, waren alle T?ren verschlossen. Ich habe geklingelt, weil mein Haust?rschl?ssel in einer meiner Taschen war und ich nicht anfangen wollte, herumzuw?hlen. Aber Julie machte nicht auf. Bis gestern, als ich versuchte einzuschlafen, habe ich nicht einmal daran gedacht. Irgendjemand ist ohne M?he ins Haus gekommen. Also wusste dieser Jemand, wie man hinein kommt. Aber das macht keinen Sinn.“ „Und warum nicht?“ „Weil es einen Code f?r die Alarmanlage gibt, den nur Julie, ich selbst und die Putzfrau kennen. Wir ?ndern ihn alle zwei Monate.“ „Gibt es etwas Verd?chtiges hinsichtlich der Putzfrau oder ihrer Familie?“ „Naja, sie ist fast sechzig. Ihre Familie kennen wir nicht. Die Polizei hast sie ?berpr?ft, aber nichts gefunden.“ „Und wie steht es mit Ihnen?“, fragte Kate. „F?llt Ihnen jemand ein, der in Betracht kommt, so etwas zu tun?“ Ohne gro? dar?ber nachzudenken sch?ttelte er den Kopf. „Seit ich nach Hause gekommen und ihre Leiche gefunden habe, denke ich permanent dar?ber nach, ob jemand einen Grund gehabt haben k?nnte, sie umzubringen – oder auch nur w?tend auf sie zu sein. Aber es f?llt mir niemand ein.“ Hier machte er eine Pause und schaute sie skeptisch an. „Sie sagten, Sie sind pensioniert. Weshalb interessiert Sie dieser Fall dann so sehr?“ Sie gab dir einzige Antwort, die ihr akzeptabel erschien. „Ich m?chte einfach alles tun, um Debbie inneren Frieden zu geben.“ Aber sie wusste, dass noch eine andere Wahrheit dahinter steckte. Und diese war egoistischer Natur. In diese Ermittlungen involviert zu sein gibt meinem Leben mehr Sinn als es im ganzen letzten Jahr, seit Beginn meines Ruhestandes, der Fall war. „Ich wei? Ihre Hilfe zu sch?tzen“, sagte Tyler. „Wenn Sie noch etwas von mir ben?tigen, melden Sie sich bitte.“ „Das werde ich“, sagte sie und gab ihm einen leichten Klaps auf den R?cken, bevor sie ihn seiner Trauer ?berlie?. Tats?chlich bezweifelte sie, dass sie je wieder mit ihm sprechen w?rde. Sie war lange genug Agent gewesen, um einen unschuldigen Mann mit gebrochenem Herzen zu erkennen. Sie w?rde um alles in der Welt wetten, dass Tyler Hicks seine Frau nicht ermordet hatte. Sie hatte schon ein schlechtes Gewissen, dass sie ihn nach der Beerdigung seiner Frau befragt hatte. Ab jetzt w?rde sie sich von Tyler fernhalten. Wenn er weiter behilflich sein konnte, sollte sich die Polizei darum k?mmern. Sie stieg in ihren Wagen und reihte sich in die Schlange der langsam fahrenden Autos ein, die gerade den Friedhof verlie?en. Als sie nach Hause fuhr, wanderten ihre Gedanken immer wieder zu Melissa und ihrer noch ungeborenen Enkelin. Das Klingeln ihres Handys riss sie aus ihren Gedanken. Das Display zeigte nur einen Nummer an, aber keinen Namen. Z?gernd ging sie ran; sie war noch sehr mitgenommen von der Beerdigung und wie diese sie an ihre Tochter denken lie?en. „Kate Wise?“, fragte eine M?nnerstimme am anderen Ende der Leitung. „Ja, hier ist Kate“, sagte sie. „Hier ist Randall Budd. Wie geht es Ihnen?“ „Geht so“, antwortete sie ehrlich, leicht genervt, dass sie gerade in diesem Augenblick mit Chief Budd sprechen musste. „Waren Sie heute auf der Beerdigung?“, fragte er. Sie war ?berrascht, dass er wusste, dass Julie heute beerdigt worden war. Vielleicht sollte sie ihm gegen?ber doch nicht ganz so streng sein. „Ja“, antwortete sie. „Ich bin vor f?nfzehn Minuten von dort los.“ „Ich wollte Ihnen mitteilen, dass wir heute Morgen gegen acht Uhr einen anonymen Tipp bekommen haben. Es hat eine Verhaftung im Fall Julie Hicks gegeben. Der Kerl wird noch vernommen. Es ist jemand, der vor einigen Wochen bei Julie war, um ihr Internet zu reparieren. Er kennt intime Details der Familie und er wurde schon einmal verhaftet wegen – und jetzt kommt’s – sexuellen Fehlverhaltens. Wir durchleuchten gerade seinen Hintergrund, seine Konten und es passt alles zusammen.“ Êîíåö îçíàêîìèòåëüíîãî ôðàãìåíòà. Òåêñò ïðåäîñòàâëåí ÎÎÎ «ËèòÐåñ». Ïðî÷èòàéòå ýòó êíèãó öåëèêîì, êóïèâ ïîëíóþ ëåãàëüíóþ âåðñèþ (https://www.litres.ru/pages/biblio_book/?art=51922146&lfrom=688855901) íà ËèòÐåñ. Áåçîïàñíî îïëàòèòü êíèãó ìîæíî áàíêîâñêîé êàðòîé Visa, MasterCard, Maestro, ñî ñ÷åòà ìîáèëüíîãî òåëåôîíà, ñ ïëàòåæíîãî òåðìèíàëà, â ñàëîíå ÌÒÑ èëè Ñâÿçíîé, ÷åðåç PayPal, WebMoney, ßíäåêñ.Äåíüãè, QIWI Êîøåëåê, áîíóñíûìè êàðòàìè èëè äðóãèì óäîáíûì Âàì ñïîñîáîì.
Íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë Ëó÷øåå ìåñòî äëÿ ðàçìåùåíèÿ ñâîèõ ïðîèçâåäåíèé ìîëîäûìè àâòîðàìè, ïîýòàìè; äëÿ ðåàëèçàöèè ñâîèõ òâîð÷åñêèõ èäåé è äëÿ òîãî, ÷òîáû âàøè ïðîèçâåäåíèÿ ñòàëè ïîïóëÿðíûìè è ÷èòàåìûìè. Åñëè âû, íåèçâåñòíûé ñîâðåìåííûé ïîýò èëè çàèíòåðåñîâàííûé ÷èòàòåëü - Âàñ æä¸ò íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë.