Íè ñëîâà ïðàâäû: êðèâäà, òîëüêî êðèâäà - ïî÷òè âñþ æèçíü. Ñ óòðà äî ïîçäíåé íî÷è çíàêîìûì, è äðóçüÿì, è ïðî÷èì-ïðî÷èì ïóñêàþ ïûëü â ãëàçà. Ñêàæè ìíå, Ôðèäà, êóäà èñ÷åçëà äåâî÷êà-åâðåéêà ñ òóãèìè âîëîñàìè öâåòà ìåäè, ÷èòàâøàÿ ïî ñðåäàì «áóêè-âåäè» ñ õðîìîé Ëåâîíîé? Ãäå æå êàíàðåéêà, ïî çåðíûøêó êëåâàâøàÿ è ïðîñî, è æåëòîå ïøåíî ñ ëàäîøêè ëèïêîé? Ô
/div>

Nach Dem Fall (Gefallener Engel #2)

Nach Dem Fall (Gefallener Engel #2) L. G. Castillo Nachdem Naomi endlich wieder mit der Liebe ihres Lebens vereint ist, glaubt sie, ihr st?nden ewige Liebe und endloses Gl?ck bevor. Aber bald wird ihr klar, dass das Leben als Erzengel nicht leicht ist - selbst mit dem rebellischen Lash an ihrer Seite. Als endlich Geheimnisse um die Vergangenheit gel?ftet werden, wendet sich die Stimmung und ein Bruder steht dem anderen feindlich gegen?ber. Naomi und Lash m?ssen sich der gr??ten Gefahr f?r ihre Beziehung stellen: der Wahl zwischen Liebe, Familie oder Pflichterf?llung. Letztendlich stellt sich die Frage: Kann diese Familie gefallener Engel vergangene Fehler vergeben oder werden sie f?r immer den Dorn in ihren Herzen tragen, der ihre Familie zerrei?t? Nach dem Fall “Nach dem Fall (Gefallener Engel 2)” Copyright © der Originalausgabe 2013 by L.G. Castillo. Copyright © der deutschsprachigen 2019 by L.G. Castillo. Alle Rechte vorbehalten. B?cher von L.G. Castillo Gefallener Engel Lash (Gefallener Engel 1) (https://smarturl.it/GefallenerEngel1) Nach dem Fall (Gefallener Engel 2) (https://smarturl.it/GefallenerEngel2) Vor dem Fall (Gefallener Engel 3) (https://smarturl.it/GefallenerEngel3) Jeremy (Gefallener Engel 4) (https://smarturl.it/GefallenerEngel4) Der goldene Engel (Gefallener Engel 5) (https://smarturl.it/GefallenerEngel5) Abonnieren Sie den LG Castillo-Newsletter, um benachrichtigt zu werden, wenn das n?chste Buch verf?gbar ist. Jetzt Abonnieren (https://landing.mailerlite.com/webforms/landing/v9w5z6) Englische Ausgabe CONTEMPORARY ROMANCE Stillwater Dusk (https://www.books2read.com/StillwaterDusk) Strong & Wilde (Texas Wild Hearts #1) (https://books2read.com/StrongWildeNovel) Secrets & Surrender (Texas Wild Hearts #2) (https://books2read.com/SecretsSurrenderNovel) Your Gravity (https://books2read.com/YourGravityNovel) PARANORMAL ROMANCE Lash (Broken Angel #1) (https://books2read.com/LASH) After the Fall (Broken Angel #2) (http://books2read.com/AftertheFall) Before the Fall (Broken Angel #3) (https://books2read.com/BeforeTheFall) Jeremy (Broken Angel #4) (https://books2read.com/JeremyBrokenAngel4) Golden Angel (Broken Angel #5) (https://books2read.com/GoldenAngel) Archangel’s Fire (https://books2read.com/ArchangelsFire) www.lgcastillo.com (http://www.lgcastillo.com) Inhalt Kapitel 1 (#u5fdc69dc-3043-543c-bce0-11f805e7826b) Kapitel 2 (#uec351ba3-8297-58c2-bb5d-1f3fa0cada76) Kapitel 3 (#u5b61dfcc-b9c7-5074-baee-79b2ab7df0b8) Kapitel 4 (#ub716a20d-6eee-5a78-a85e-de4651335a9e) Kapitel 5 (#u8616dd64-589a-55a8-930d-b445f7cba83e) Kapitel 6 (#litres_trial_promo) Kapitel 7 (#litres_trial_promo) Kapitel 8 (#litres_trial_promo) Kapitel 9 (#litres_trial_promo) Kapitel 10 (#litres_trial_promo) Kapitel 11 (#litres_trial_promo) Kapitel 12 (#litres_trial_promo) Kapitel 13 (#litres_trial_promo) Kapitel 14 (#litres_trial_promo) Kapitel 15 (#litres_trial_promo) Kapitel 16 (#litres_trial_promo) Kapitel 17 (#litres_trial_promo) Kapitel 18 (#litres_trial_promo) Kapitel 19 (#litres_trial_promo) Kapitel 20 (#litres_trial_promo) Kapitel 21 (#litres_trial_promo) Kapitel 22 (#litres_trial_promo) Kapitel 23 (#litres_trial_promo) Kapitel 24 (#litres_trial_promo) Epilog (#litres_trial_promo) Vor dem Fall (Gefallener Engel #3) (#litres_trial_promo) 1 Ihr Mantel bauschte sich flatternd hinter ihr, als Rachel durch den dunklen Tunnel eilte. Er war hier. Sie konnte ihn sp?ren. Schaudernd tasteten ihre Finger nach dem schweren Stoff, um ihn enger um ihren K?rper zu ziehen. Wei?e W?lkchen stiegen aus ihrem Mund auf, als sie keuchend versuchte zu Atem zu kommen. Mit jedem Schritt, den sie tat, war es, als w?rden ihre Engelskr?fte mehr und mehr aus ihr herausgesogen. Sie hielt an und lie? sich gegen die feuchte H?hlenwand sinken. Sie konnte keinen Schritt weitergehen. War sie dem hier gewachsen? Selbst wenn sie es schaffte, zu ihm zu gelangen – w?rde sie noch genug Kraft haben, um ihn zu retten? Gabrielle hatte sie gewarnt, dass es sich so anf?hlen w?rde, aber Rachel hatte das als ?bertreibung abgetan, besonders anfangs, als sie die H?lle betreten hatte. Es hatte genauso ausgesehen wie zuhause! Saftiges Gras und duftende Blumen bedeckten die Landschaft, so weit das Auge reichte. Schneebedeckte Berge erhoben sich im Hintergrund vor einem klaren blauen Himmel – selbst der Bach befand sich an genau derselben Stelle wie im Himmel. W?re da nicht das ungute Gef?hl in ihrer Magengegend gewesen und die H?rchen, die sich ihr im Nacken aufrichteten, h?tte sie schw?ren k?nnen, sie sei zuhause. Wenn man bedachte, dass Luzifer seine Gefangenen am Feuersee festhielt, h?tte sie eigentlich erwartet, dass es sich bei der H?lle um ein weites, ?des Land voll dr?ckender Hitze handelte. Erst als sie auf die H?hle. die hinter einem Wasserfall versteckt lag, gesto?en war, hatte sie verstanden, was Gabrielle gemeint hatte, als sie sagte, sie solle sich nicht in falscher Sicherheit wiegen. In der H?hle war es eisig. Die schneidend kalte Luft schien durch ihre Poren bis tief in ihre Knochen vorzudringen und lie? ihre Z?hne unkontrolliert klappern. Sie w?nschte, Gabrielle h?tte ihr n?here Informationen zu dem gegeben, was sie erwartete. Sie h?tte sich w?rmer angezogen. Gabrielle war nur einmal hierher gekommen, und sie hatte an der ?u?eren Grenze der H?hle gewartet. Ihrer Ansicht nach war ein einziges Mal genug gewesen. Sie hatte Tage gebraucht, um sich von der Erfahrung zu erholen. Nur Raphael wusste, wie es in der H?lle wirklich war. Er hatte Gabrielle angewiesen, auf ihn zu warten, w?hrend er mutig die finstersten Tiefen der H?hle durchquert hatte, um zum See zu gelangen. Er war der Einzige, von dem sie wusste, dass er hinabgestiegen und zur?ckgekommen war – lebend. Wenn sie Raphael nur h?tte fragen k?nnen, was sie zu erwarten hatte und wie sie sich darauf vorbereiten konnte. Sie seufzte. Wenn sie das getan h?tte, w?re es ihr unm?glich gewesen, unbemerkt zu entwischen. Man h?tte sie Michael gemeldet und sie h?tte h?chstwahrscheinlich Wachschichten schieben m?ssen, bis es zu sp?t gewesen w?re. Beim Gedanken daran, dass er sterben oder schon tot sein k?nnte entrang sich ihrer Kehle ein Schluchzen. Sie schlug sich entsetzt eine Hand vor den Mund, als das Ger?usch in der Dunkelheit von den W?nden widerhallte. Ihr ganzer K?rper zitterte, als sie mit dem Gedanken daran k?mpfte, dass sie ihn verlieren konnte. Sie musste sich zusammenrei?en. Wenn man sie erwischte, w?re das f?r sie beide das Ende. Entschlossen holte sie Luft und stie? sich von der Wand ab. Ich kann das schaffen. Ich werde ihn nicht verlieren. Ihre F??e schlurften ?ber den Boden der H?hle als sie m?hsam in der Dunkelheit voranstapfte. Als sie um eine Biegung trat, ?ffneten sich vor ihr zwei G?nge. Wo lang soll ich gehen? Ihre Augen tr?nten und sie biss sich verzweifelt auf die Unterlippe. Sie war m?de. So m?de. Wenn sie den falschen Gang w?hlte, wusste sie nicht, ob sie noch in der Lage w?re, es durch den zweiten zu schaffen. Die Zeit wurde knapp. Sie musste sich entscheiden, sofort! Sie wollte gerade in den Tunnel zu ihrer Linken einbiegen, als sie von rechts ein St?hnen h?rte. Das war er! Mit frischen Kr?ften eilte sie auf das Ger?usch zu und erreichte innerhalb weniger Minuten eine gro?e H?hle. Hitze prallte auf ihren K?rper. Sie verzog vor Schmerz das Gesicht bei dem pl?tzlichen Temperaturwechsel. Ruckartig hielt sie an und ruderte mit den Armen, w?hrend sie versuchte, das Gleichgewicht wiederzufinden und nicht in die geschmolzene Lava zu st?rzen, die sich pl?tzlich vor ihr befand und ihr die Zehen zu versengen drohte. Der See! Sengende Hitze lie? alles vor ihren Augen verschwimmen. Sie rieb sich die Augen. Alles, was sie wahrnehmen konnte, war ein Meer aus rotgl?hender Hitze. Wo ist er? Ihre Augen durchsuchten den Dunst und schlie?lich entdeckte sie kaum wahrnehmbar einen bewegungslosen Umriss. Sie blinzelte erneut. Als sich ihre Sicht langsam klarte, verschlug es ihr den Atem. Nein! Das konnte er nicht sein. Auf der anderen Seite des Sees an die Wand gekettet befand sich die einzige Person in ihrem Leben, ohne die sie nicht sein konnte. Die einzige Person, f?r die sie die Befehle der rangh?chsten Erzengel missachtete, nur damit sie ihn retten konnte. Uriel. Tr?nen rannen ihr ?ber die hei?en Wangen, als ihre Augen ?ber seinen einst atemberaubenden K?rper fuhren, der von der Lava verbrannt war, die auf seine Haut gespritzt war. Seine wundersch?nen daunenwei?en Fl?gel hatten jetzt ein unheimliches Schwarz angenommen. Bei jeder Bewegung, die er machte, verbrannten Federn zu Asche und wehten leblos zu Boden. »Uriel«, kr?chzte sie. Uriel hob den Kopf und schmerzerf?llte Augen erwiderten ihren Blick, ein erschreckendes Blau in der Schw?rze seines verbrannten Gesichts. »Nein«, st?hnte er. »Geh. Geh jetzt. Er wird jeden Moment hier sein – « Ein Poltern erklang in der H?hle und Lava schoss in die Luft. Spritzer der gl?henden Fl?ssigkeit fielen auf seine Brust. Er bog den R?cken durch und schrie. »Ich komme, Uriel!« Sie riss ihren Umhang herunter und breitete ihre Schwingen aus. »F?r mich ist es zu sp?t«, kr?chzte er. »Tu das nicht.« »Nein, das ist es nicht. Es ist mir egal, was die anderen sagen. Du hast deine Schuld abgegolten. Du verdienst eine zweite Chance.« Er sah ihr tief in die Augen. »Vergib mir. Ich habe dich nicht verdient.« »Da gibt es nichts zu vergeben. Ich liebe dich.« In der verzweifelten Hoffnung einen Weg zu finden, um zu ihm zu gelangen, blickte sich Rachel in der H?hle um. Sie schluckte schwer und flatterte mit den Fl?geln. Mit der ganzen Kraft, die sie aufbringen konnte, wirbelte sie in die Luft. Sie schaffte es gerade mal, sich wenige Fu? ?ber den Boden zu erheben. Es war, als dr?ckte eine unsichtbare Barriere sie nach unten. Panisch sah sie sich nach einem anderen Weg um, auf dem sie zu ihm gelangen konnte, und entdeckte einen schmalen Steinpfad, der von Lava ?bersp?lt wurde. Einen anderen Weg zu ihm gab es nicht. Mit ihrer ganzen Kraft zwang sie sich in die H?he und versuchte, Abstand zwischen sich und die feurige Fl?ssigkeit zu bringen. Die H?hle erbebte erneut und eine Woge aus Lava schlug gegen die W?nde. Lavatropfen stoben in die H?he und auf ihre Fl?gel. Sie schrie vor Schmerz auf und begann zu fallen. »Nein, Rachel!«, st?hnte Uriel. »Dreh um.« Bevor Rachel ihm antworten konnte, dass sie ihn auf keinen Fall zur?cklassen w?rde, f?hlte sie einen Lufthauch an ihrem R?cken. Ein Arm schlang sich eng um ihre Taille und riss sie vom See zur?ck, weg von Uriel. »Nimm sie mit… Gabrielle«, keuchte Uriel. »Bring sie... in Sicherheit.« »Darauf hast du mein Wort«, antwortete Gabrielle und verst?rkte ihren Griff um Rachel. »Nein!«, kreischte Rachel und wand sich in Gabrielles stahlharten Armen. »Lass mich los! Lass. Mich. Los!« Rachel streckte ihre Arme aus, als ob sie sich so an ihm festhalten k?nnte. »Uriel! Uriel!« In dem Moment, als Gabrielle aus der H?hle flog, ersch?tterte ein lauter Donnerschlag die H?hle und der Klang seiner Schreie durchfuhr sie und mischte sich mit ihren eigenen. Dann – Stille. Er war fort. Kraftlos sank sie in Gabrielles Armen zusammen, als sie durch den eiskalten Tunnel zur?ckflogen. Die K?lte breitete sich auf ihrem Gesicht aus, auf ihren H?nden. Dann kroch sie in ihr Herz und den tiefsten Teil ihrer Seele, bis nichts mehr ?brig war als dunkle Taubheit. Es war nicht wichtig. Nichts war mehr wichtig. Als sie aus dem Wasserfall heraus ins Sonnenlicht flogen, starrte sie gleichg?ltig die Wolken an, die ?ber ihnen dahinzogen. Und obwohl ihr die Sonne ins Gesicht schien, konnte sie die W?rme nicht sp?ren. Sie bezweifelte, dass sie sie jemals wieder f?hlen w?rde. Die kalte Leere in ihrem Herzen w?rde dort f?r immer herrschen, denn Uriel war tot. »Moment mal! Uri war tot? Du meinst so tot, dass er nicht mehr existiert hat?« Naomi starrte Rachel an und warf dann einen Blick auf Uri. Sein Gr?bchen vertiefte sich, als er grinste. »Aber du bist… du bist hier.« Rachels Blick verlor sich in der Ferne und ihr Gesicht nahm einen so traurigen Ausdruck an, als bef?nde sie sich noch in der H?hle. »Rachel? Geht’s dir gut?« Naomi r?ttelte an ihrer Schulter und runzelte besorgt die Stirn. Sie war es nicht gewohnt, ihre Freundin so traurig zu sehen. Von all den Engeln, die sie w?hrend ihrer kurzen Zeit im Himmel kennengelernt hatte, war Rachel die Fr?hlichste und hatte immer Engel-Tratsch zu teilen. Sie w?nschte, sie h?tte Rachel nicht danach gefragt, wie sie und Uri sich begegnet waren. Naomi hatte keine Ahnung von ihrer tragischen Vergangenheit gehabt oder davon, dass Rachel und Uri jemals von einander getrennt gewesen waren. Uri, der seinen Namen Uriel verk?rzt hatte, war immer an Rachels Seite. Als Naomi Uri zum ersten Mal begegnet war, hatte die Art und Weise wie er ihr zuzwinkerte und sich ?ber sie lustig machte, sie abgeschreckt. Und er war jemand, der gern Umarmungen austeilte, genau wie Rachel. Sie hatte erwartet, dass Lash eifers?chtig darauf sein w?rde, wie Uri mit ihr flirtete. Aber dann war ihr aufgefallen, dass er sich allen gegen?ber so verhielt, sogar gegen?ber Gabrielle. Im Himmel herrschte kein Mangel an umwerfend gutaussehenden Engeln. Obwohl Lashs dunkler, schweigsamer Typ mehr ihr Fall war, musste sie zugeben, dass Uri attraktiv war. Sein dunkelblondes Haar trug er kurz mit einem langen Pony, der ihm in die Stirn fiel und sp?ttische blaue Augen hervorhob. Das Bestaussehende an ihm waren seine vollen Lippen, die st?ndig leicht vorgeschoben zu sein schienen. Viele der weiblichen Engel begannen jedes Mal zu sabbern, wenn Uri ihnen zum Gru? die Hand k?sste oder schmolzen dahin, wenn er sie anl?chelte. Und wenn Uri sie wirklich in den Wahnsinn treiben wollte, legte er f?r gew?hnlich seinen schweren russischen Akzent auf. Trotz all der Aufmerksamkeit, die er auf sich zog, war es offensichtlich, dass sein Herz Rachel geh?rte. Jedes Mal, wenn sie den Raum betrat, leuchtete sein Gesicht auf und wurde noch atemberaubender. Es war, als k?me all die Energie, die er verstr?mte, von ihr. Rachel blinzelte ein paarmal und sch?ttelte den Kopf, als ob sie m?hsam wieder in die Gegenwart zur?ckfinden m?sste. »Oh, sorry. Ich habe mich kurz in Erinnerungen verloren. Was hast du gesagt?« »Ah, mein Schatz, lass mich Naomi meine wundersame Auferstehung erkl?ren«, wandte sich Uri an Rachel. Er lehnte sich ?ber den Tisch und ergriff Naomis Hand. Er hielt kurz inne und warf dann Lash einen Blick zu. »Darf ich?« Lash nickte und lehnte sich auf seinem Sitz zur?ck. »So lange du nicht ganz so viel von deinem Charme spielen l?sst.« Naomi verdrehte die Augen. »Er h?lt einfach nur meine Hand. Wieso h?ltst du meine Hand, Uri?« »Sag mir, meine liebreizende Naomi - was f?hlst du?« Uri zwinkerte Rachel zu. Naomi blinzelte verwirrt. »Ich...na ja… ich f?hle deine Hand.« »Ja, du f?hlst Uris Hand«, best?tigte er und rollte das »R«, als er sprach. »Aber wer ist Uri?« »Was?« Sie sah kurz zu Lash hin?ber und wusste nicht, was sie davon halten sollte. Er zuckte mit den Schultern. »Ist das hier Uri, in Fleisch und Blut?« Er strich mit ihrer Hand seinen muskul?sen Arm hinauf. »Oder ist das hier Uri?« Damit legte er ihre Hand auf seine wie gemei?elte Brust. Lash fuhr von seinem Platz hoch. »Hey, jetzt pass blo? auf.« »Schhhh.« Naomi winkte ab. »Ich glaube, ich fange an zu begreifen.« »Sieht f?r mich aus, als ob du Uri befummelst«, murmelte er. Rachel kicherte und nahm die Karten von der Mitte des Tischs. »Naomi hat recht. Du bist niedlich, wenn du eifers?chtig bist.« »Ich bin nicht… ach, jetzt gib die Karten schon her.« Er schnappte sich das Kartenspiel von ihr. Naomi konnte f?hlen, wie Lash schmollte, w?hrend er die Karten mischte. Sie wollte seine Bedenken zerstreuen, aber andererseits stand sie kurz davor, herauszubekommen, was Uri ihr zu erkl?ren versuchte. Es wollte sich ihr ins Bewusstsein dr?ngen. »Willst du damit sagen, dass sich nur dein K?rper ver?ndert hat?« Uri grinste. »Sehr gut. Das hier – «, er schlug ihre Hand sanft gegen seine Brust, »ist ein neuer und verbesserter Uri. Gef?llt’s dir?« Er zwinkerte ihr zu. »Ja.« Er strahlte und sie h?rte ein ersticktes Kichern von Rachel. Naomi f?hlte, wie ihr Gesicht zu gl?hen begann, als sie ihre Hand von seinem Oberk?rper wegzog. »Ich meine… du bist ein… ein guter Freund«, stammelte sie. Sie holte tief Luft und versuchte, das Gespr?ch wieder aufs Thema zu lenken. »Also, was du sagen willst, ist, dass dein wahres Ich, deine Seele, nicht gestorben ist. Es hat immer noch gelebt.« »Sie ist schnell von Begriff, was?«, sagte Uri zu Lash. Der grunzte. »Ich werte das mal als ein ›Ja‹.« Naomi wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Spiel zu, das sie spielten. Sie wischte die Pintobohnen von der Bingokarte und suchte nach einer anderen. Ihre momentane musste verhext sein. Sie hatte den gesamten Abend ?ber nicht eine einzige Runde gewonnen. Vor einigen Wochen hatte sie Uri und Rachel mexikanisches Bingo beigebracht in der Hoffnung, sich in ihrer Freizeit vom Training ein bisschen zu am?sieren. Es gefiel Rachel so gut – wahrscheinlich, weil sie fast immer gewann – dass sie und Uri jeden Abend zum Spielen vorbeikamen. »Ich lerne jeden Tag was Neues dazu«, sagte Naomi. »Ich wusste nicht, dass Engel sterben k?nnen – oder zumindest ihre K?rper. Es muss eine Erleichterung gewesen sein zu wissen, dass Uri zur?ckkommen w?rde.« Es wurde still im Raum. »Nicht jeder kommt zur?ck«, sagte Rachel leise. Ihr gewohntes L?cheln verschwand. »Oh, aber ich bin zur?ckgekommen.« Uri erhob sich vom Tisch, hob Rachel von ihrem Stuhl und setzte sie auf seinen Scho?. »Es hat viele Jahre gedauert, aber ich bin zu dir zur?ckgekehrt, mein Schatz.« »Dreitausenddreihundertsechsundachtzig Jahre, f?nf Monate, zwei Tage, zw?lf Stunden, achtundvierzig Minuten und dreiundzwanzig Sekunden«, fl?sterte Rachel. Naomi hatte es die Sprache verschlagen. So lange war er weg gewesen? Alles verkrampfte sich in ihrem Innern, als Uri sanft eine Tr?ne von Rachels Wange strich. Wenn Engel sterben konnten, dann konnte Lash es auch, und es gab keine Garantie daf?r, dass er auferstehen w?rde. Die ganze Zeit ?ber hatte sie geglaubt, es g?be nichts, was sie auseinanderrei?en konnte. Sie hatte geglaubt, sie h?tte die Ewigkeit mit ihm. »Wann bist du gestorben?«, fragte sie. »1400 vor Christus. Meine R?ckkehr war erst… hmm, lass mich mal nachdenken, 1967 oder so, als ich in einen menschlichen K?rper geboren wurde. Gar nicht so anders als damals, als du in deinen menschlichen K?rper geboren wurdest.« »Nur, dass er in Tschernobyl war und nicht in Texas.« Rachel stie? Uri einen Finger in die Rippen. »Ich habe ihn endlich wiedergesehen, als er neunzehn wurde.« »Tschernobyl in den 80ern«, seufzte Lash. »Daran kann ich mich erinnern.« »Yeah, ich mich auch«, erkl?rte Rachel. »Ich bin in meinem ganzen Leben nie so gl?cklich und so frustriert gewesen. Glaub mir, Lash, ich verstehe, was du durchgemacht hast, als du Naomi zugeteilt wurdest.« »Uri kam als Mensch wieder?« Naomi drehte sich zu ihm um. »Du wusstest gar nicht, dass du vorher ein Engel warst?« »Nope. Rachel musste ziemlich viel ?berzeugungsarbeit leisten. Im Gegensatz zu dir bin ich nicht… ?h, wie soll ich sagen… der Moralischtste aller Menschen gewesen.« Uri zwinkerte ihr zu. »Nat?rlich hat Rachel f?r mich alles ver?ndert und wir waren endlich wieder zusammen.« »Aber dreitausend Jahre. Ich k?nnte nie...« Sie sah zu Lash hin?ber und atmete tief ein, um sich zu beruhigen. »Ich kann mir das nicht einmal vorstellen.« »Hey.« Lash lehnte sich her?ber und k?sste sie auf die Wange. »Es ist alles in Ordnung. Ich bin hier.«, sagte er, als k?nnte er ihre Gedanken und ihre Angst vor einem Leben ohne ihn sp?ren. Wie hatte Rachel das geschafft? All jene Jahre ohne Uri, mit ansehen m?ssen, wie er auf diese Weise starb, ohne zu wissen, ob er jemals wiederkehren w?rde. »Wieso hast du mir das nie erz?hlt?« »Es hat sich nicht ergeben.« Er nahm ihr die Bingokarten aus der Hand und umfasste ihre H?nde. »Du musst dir um nichts Sorgen machen. Uris Fall ist ausgesprochen ungew?hnlich. Nimm’s mir nicht ?bel, Uri.« »Nat?rlich nicht, mein Freund«, entgegnete Uri. »Naomi, Lash ist nicht der aufs?ssigste Engel hier, auch wenn er gern so tut, als w?re er es.« Er grinste und seine Gr?bchen kamen zum Vorschein. »Es gibt viel schlimmere Dinge, die man tun kann, als Wutanf?lle zu bekommen und Auftr?ge zu vermasseln.« Lash warf ihm einen b?sen Blick zu. »Ich w?rde sie nicht als Wutanf?lle bezeichnen.« »Was hast du angestellt?« Naomi konnte sich nicht vorstellen, dass Uri etwas so Schlimmes getan hatte, dass seine Strafe der Tod in der H?lle gewesen war. Daf?r schien er nicht der Typ zu sein. »Ich wusste nicht, dass Engel so bestraft werden k?nnen.« »Es waren nicht die Erzengel, die ihn bestraft haben.« Rachel blickte auf Uris Bingokarte herab, runzelte die Stirn, und griff ?ber den Tisch, um eine andere aufzunehmen. »Das w?rden sie nie tun.« »Also ich kann mir vorstellen, dass Gabrielle sowas in der Art anordnet«, warf Lash ein. »Lash«, sagte Naomi warnend. Gabrielle war immer noch ein wunder Punkt f?r ihn. Rachel hatte ihr erz?hlt, dass Gabrielle und Lash nicht gut miteinander auskamen. Als Gabrielle ihr als Tutorin zugeteilt worden war, hatte sie deshalb gedacht, dass es schwierig sein w?rde, mit Gabrielle zusammenzuarbeiten. Stattdessen war sie Naomi gegen?ber sehr geduldig gewesen und hatte ihr sogar Extrazeit gegeben, um Teile ihres Trainings abzuschlie?en. Ihr war aufgefallen, dass Gabrielle sich sehr gesch?ftsm??ig verhielt und keinem der Engel je auf pers?nlicher Ebene begegnete. Naomi konnte das verstehen. Es musste schwer f?r sie sein, nach Michael den zweith?chsten Rang in der Befehlskette einzunehmen. Sie war ihm noch nicht begegnet, aber jeder sprach mit gro?er Ehrfurcht von ihm, auch Lash. Die einzige Gelegenheit, bei der Gabrielle sich zu entspannen schien, war, wenn sie mit Raphael zusammen war. H?tte sie es nicht besser gewusst, h?tte sie schw?ren k?nnen Gabrielle sei in ihn verliebt. »Was?« Lash sah sie unschuldig an. »Es stimmt doch. Wenn es um mich ginge, w?rde sie es sofort tun.« »Gabrielle kann manchmal ein bisschen… steif sein, aber sie meint es gut.« In Rachels gro?en braunen Augen schimmerten Tr?nen, als ihr Blick sich in der Ferne verlor. Anscheinend erinnerte sie sich an etwas. »Sie hat ihr Leben riskiert, als sie mir gefolgt ist und sie h?tte mir nicht sagen m?ssen, wie man zum Feuersee kommt.« »Na klar.« Lash sah sie einen Moment lang skeptisch an, dann wandte er seine Aufmerksamkeit Uri zu. »Also, was hast du angestellt?« »Wei?t du das nicht?«, fragte Naomi ?berrascht. Sie hatte angenommen, dass Rachel und Lash mittlerweile dar?ber gesprochen hatten, weil sie so gut befreundet waren. »Lash wei?, dass ich umgekommen bin und dann zur?ckgebracht worden bin. Ich habe nur niemandem erz?hlt, wieso«, erkl?rte Uri und schien verwirrt. Er warf Rachel einen nerv?sen Blick zu, bevor er fortfuhr. »Versteht ihr, ich war damals ganz anders. 1400 v. Chr. bin ich zur Stadt Ai unterwegs gewesen mit Raphael und Luzi– « »Ach, das langweilige Zeug interessiert sie doch nicht.« Rachel sprang von seinem Scho?. Sie st?berte in dem Stapel Bingokarten in der Mitte des Tisches und sah sich jede genau an. Sie vermied jeden Blickkontakt, w?hrend sie sprach. »Uri wurde von Luzifer und Saleos gefangen gehalten. Und wegen… ?hm… besonderer Umst?nde entschieden die Erzengel ihn… na ja…« - sie sank auf ihrem Stuhl zusammen und schluckte - »sterben zu lassen.« »Das ist grausam.« Naomi konnte sich nicht vorstellen, was er getan hatte, das so schlimm sein konnte, dass Rachel und er es verdient hatten, so zu leiden. Sie sah Rachel aufmerksam an, die sich unter ihrem pr?fenden Blick wand. Da gab es etwas, das sie ihr nicht erz?hlte. Neben Lash war Rachel eine ihrer engsten Freundinnen geworden, wie eine Schwester, mit der sie alles teilte – bis jetzt. »Die Stadt Ai«, sagte Lash. »Das klingt vertraut. Wo hab ich schon mal davon geh?rt?« Rachels gezwungenes, hohes Kichern ?berraschte Naomi. »Sieh dir nur diese Karte an, Naomi. La Muerte.« Sie las es und reichte ihr dann die Karte mit dem Bild eines Skeletts, das eine Sense hielt. »Es sieht ?berhaupt nicht aus wie Jeremy. Seine neuen Krokodilstiefel sind nicht drauf. Nicht wahr, Uri?« Uri runzelte verwirrt die Stirn. Dann, als er Rachels Wink mit dem Zaunpfahl allm?hlich begriff, sagte er: »Richtig, seine Krokodilstiefel – sehr nett.« Naomi sah, wie Lash sich versteifte und bei der Erw?hnung von Jeremys Namen mitten im Mischen innehielt. Jeremy war einen Tag, nachdem sie mit Lash wieder vereint gewesen war, verschwunden. Sie hatte von dem Kampf geh?rt, den Lash mit ihm gehabt hatte und f?hlte sich deswegen schrecklich. Sie hatte Raphael nach Jeremy gefragt in der Hoffnung, sie k?nnte etwas tun, um dabei zu helfen, die beiden besten Freunde wieder miteinander zu vers?hnen. Raphael hatte nur traurig den Kopf gesch?ttelt und gesagt, dass Gabrielle ihm einen langwierigen Auftrag gegeben habe und dass er nicht wisse, wann er zur?ckkehren w?rde. »Dann ist Jeremy also zur?ck.« Lash hatte wieder angefangen, die Karten zu mischen. Seine Stimme klang gepresst. Rachel sah zu Lash und dann zu Naomi. Mitleid stand in ihren Augen. Dann drehte sie sich mit einem, wie es schien, gezwungenen L?cheln zu Lash um. »Ich habe ihn heute Morgen gesehen. Vielleicht k?nntet du, Jeremy und Uri eure Pokerrunden wieder aufnehmen.« Lashs Unterkiefer spannte sich an. Er starrte auf die Karten hinab, als er sie mit den Daumen durchbl?tterte. Er klopfte mit dem Kartendeck auf den Tisch und mischte wieder wortlos. Es wurde zunehmend ungem?tlich im Raum, als er es vermied, auf den Vorschlag zu antworten. »Das ist eine gute Idee«, stimmte Naomi zu und zwang ihre Stimme heiter zu klingen. Sie warf Rachel und Uri einen Blick zu, bemerkte die wissenden Blicke, die die beiden einander zu warfen und seufzte. Noch mehr Geheimnisse. Was hatte es blo? mit diesem Ort und den ganzen Geheimnissen auf sich? Sie war nicht daran gew?hnt, dass die Leute um sie herum Geheimnisse vor ihr hatten, besonders, nachdem Lash endlich enth?llt hatte, dass er ein Seraph war und Raphael ihr gesagt hatte, dass sie der siebte Erzengel war. Lash hatte ihr sogar von seinem Gespr?ch mit Raphael erz?hlt und davon, dass Rebecca, der Schutzengel ihrer Gro?mutter, seine Mutter war und Raphael sein Vater. Und als er ihr erz?hlt hatte, dass Jeremy sein ?lterer Bruder war, hatte sie schon geglaubt, sie h?tten die Geheimnisse jetzt hinter sich gelassen… anscheinend war dem nicht so. Wie frustrierend! Kein Wunder, dass Lash launisch gewesen war, als sie ihm das erste Mal begegnet war. Sie warf ihm das nicht im Geringsten vor. »Erkl?r es mir noch einmal: Weshalb m?ssen wir Pintobohnen verwenden?«, fragte Lash und nahm sich eine Hand voll. Er versuchte offensichtlich, das Thema zu wechseln. Sie seufzte. Vielleicht war es besser, beim Spielen vom mexikanischen Bingo zu bleiben. »Wir m?ssen keine Bohnen benutzen. Mit Bingochips w?rde es genauso gut funktionieren. Belita hat gern Bohnen verwendet.« Ein vertrauter Stich fuhr ihr durch die Brust, derselbe, den sie immer f?hlte, wenn sie an ihre Gro?mutter und ihren Cousin Chuy dachte. Als Naomi gerade im Himmel angekommen war, hatte sie sich in ihren Trainingspausen vergewissert, dass es ihnen gut ging. Aber mit jedem Mal, das sie das tat, war es f?r sie schwerer und schwerer geworden, sich von der Br?cke ?ber den Bach loszurei?en – vom einzigen Fenster, dass ihr zu ihrer Welt geblieben war. Gabrielle hatte ihre Unf?higkeit mitbekommen, sich nach jedem ihrer Besuche zu konzentrieren und ihr befohlen, die Br?cke zu meiden bis ihr Training abgeschlossen war. Zuerst fand sie es unertr?glich, dass Gabrielle sie im Grunde darum bat, ihre Familie zu vergessen. Lash war nat?rlich aus der Haut gefahren und hatte angeboten, die Sache vor Michael zu bringen, und erkl?rte, sie arbeite schwer und einen Blick auf ihre Familie zu werfen helfe ihr, den ?bergang in den Himmel leichter zu machen. Als sie sich wieder beruhigt hatte, war ihr klargeworden, dass Gabrielle recht hatte. Ihr neues Leben und ihre neue Familie waren hier bei ihm und die beste Art sich zurechtzufinden war, sich in ihrer neuen Rolle als Erzengel zu vergraben. »Naomi.« Lash ber?hrte sie sanft an der Schulter. »Ist alles in Ordnung?« »Ja, ich habe nur an Belita gedacht. Ich vermisse sie und Chuy.« »Ich vermisse sie auch… und Bear«, sagte Lash und f?gte den Chihuahua ihrer Gro?mutter hinzu. »Verr?cktes, kleines Fellkn?uel.« Naomi fragte sich, was sie jetzt gerade taten. Sie fragte sich, ob es dort auch sp?t am Abend war wie oben im Himmel. In welcher Zeitzone sich wohl der Himmel befand? Chuy und sein bester Freund Lalo sa?en vermutlich gerade am Abendbrotstisch. Sie mussten gerade von der Arbeit gekommen sein. Chuy w?re bei seiner zweiten Portion und Lalo bei seiner dritten. Lalo war praktisch ein Mitglied der Familie und selbst er nannte ihre Gro?mutter »Belita« und nicht »Anita«, wie sie eigentlich hie?. Naomi konnte in Gedanken geradezu vor sich sehen, wie Lalo Bear heimlich St?ckchen aus Belitas H?hnchen-Mole zusteckte, w?hrend Belita damit besch?ftigt war, die K?che sauberzumachen. Rachel g?hnte laut, als sie aufstand und den Stuhl ?ber den Boden schob. »Ich bin m?de. Komm, Uri. Lass uns nachhause gehen. Wieso spielen wir morgen nicht bei uns?« »Ihr m?sst nicht gehen«, wandte Naomi ein. Rachel kam zu ihr her?ber und umarmte sie. »Das wei? ich doch. Du und Lash, ihr solltet ein bisschen Zeit allein f?r euch haben. Du hast in letzter Zeit so hart gearbeitet. Au?erdem sagt Uri, er hat heute Abend noch eine besondere ?berraschung f?r mich.« »Mit dir ist doch jeder Abend besonders.« Uri zog sie in seine Arme und entfaltete seine Fl?gel. »Uri!«, quietschte Rachel. »Was machst du denn? Ich habe selbst Fl?gel, wei?t du.« Uri schritt um den Tisch herum zum Wohnzimmer, wo eine Reihe Fenster das Tal ?berblickte. Alle Fenster standen offen und lie?en einen k?hlen Lufthauch herein. »Lash, es war klug von dir aus dem Gemeinschaftshaus aus- und in deine eigenen vier W?nde zu ziehen.« Er trat an das mittlere Fenster und sah nach unten. »Der Blick von hier oben ist atemberaubend. Aber warum so weit von allen entfernt?« So sehr Naomi das Zusammenleben mit Lash liebte, es war in seinem kleinen Zimmer eng gewesen. Lash hatte die Situation sofort in Angriff genommen, indem er ein kleines Cottage auf dem Kamm eines Berges gebaut hatte, der die Wohnungen der Engel ?berblickte. Viel wichtiger war allerdings, dass sie von ihrem Zuhause aus die Br?cke sehen konnte – eine Erinnerung daran, dass Belita nur Minuten von ihr entfernt war. Sie liebte es. Aber tief im Innern fragte sie sich, ob es noch einen anderen Grund gab, aus dem er abseits der anderen leben wollte – oder vielleicht abseits einer einer Person im Besonderen. Lash schlang seine Arme um Naomi und k?sste ihren Hals. »Oh, sagen wir einfach, wir wollten etwas Privatsph?re haben.« Sein hei?er Atem strich ?ber ihr Ohr, als er fl?sterte: »Und Raum f?r au?erplanm??ige Aktivit?ten.« 2 Jeremy lehnte am Br?ckengel?nder. Saphirblaue Augen blickten in Richtung des Berges. In der Ferne konnte er das Schimmern von Lichtern auf dem h?chsten Gipfel erkennen. Er schloss einen Moment lang die Augen und wartete darauf, dass der Schmerz abklang. In den letzten Wochen, in denen er fort gewesen war, war ihm nicht klar gewesen, dass er immer noch da war und tief in seinem Innern lauerte. Das hatte er Gabrielle zu verdanken. Wie konnte sie wissen, was er f?hlte, wenn er es selbst nicht verstand? Er hatte geglaubt, Zeit abseits von Lash und Naomi zu verbringen, w?rde ihm helfen, sich ?ber seine Gef?hle klar zu werden. Aber als er zur?ckgekehrt war und allein in Lashs Zimmer gestanden hatte, hatte er sich gefragt, nach wem sein Herz sich sehnte – nach Lash oder nach Naomi. Frustriert rieb er sich mit den H?nden ?bers Gesicht. Er hatte sich gehen lassen, seitdem er fortgegangen war, fast, als ob er sich selbst bestrafte. Er hatte keinen Gedanken ans Rasieren verschwendet. Er hatte nicht einmal mehr daran gedacht, seine ma?geschneiderten Lieblingsanz?ge anzuziehen. Stattdessen trug er, was immer er sich ?berwerfen konnte, etwa schwarze Anzughosen und T-Shirts. Selbst sein einstmals perfekt frisiertes Haar war anders mit einem zotteligen Pony, der ihm ?ber die Augen fiel und der Rest war lang genug, um ihm ?bers Schl?sselbein zu streichen. Der einzige Luxus, den er sich gestattete, war eine schwarze Lederjacke, die zu seinen neuen Krokodilstiefeln passte. Er sah in den dunkler werdenden Himmel hinauf und versuchte, den genauen Moment zu benennen, in dem sich alles ver?ndert hatte. Wann hatte er sich von einem treuen besten Freund in jemanden verwandelt, dem man nicht vertrauen konnte? Konnte er es Lash vorwerfen, dass er ihm nicht traute, wenn er nicht wusste, ob er sich selbst trauen konnte, sobald es um Naomi ging? Jeremy stie? sich vom Gel?nder ab und schritt die L?nge der Br?cke ab. Seine gl?nzenden schwarzen Stiefel klackten auf dem Holz. Ich habe meine Aufgabe erf?llt. Weiter nichts. Auf Lash aufzupassen und sicherzustellen, dass er Naomi zum Shiprock brachte – dass war es, was man ihm aufgetragen hatte. Und das hatte er getan. Er hatte seine Anweisungen genauestens befolgt. Was war also das Problem, wenn er ein wenig ?fter nach ihnen gesehen hatte, als von ihm verlangt worden war? Es hatte niemandem geschadet. Und er mochte ein klein wenig Eifersucht empfunden haben – nein, Besorgnis. Ja, das war es. Er war besorgt gewesen, als er die offensichtliche Anziehungskraft zwischen den beiden wahrgenommen hatte. Er hatte Lash warnen m?ssen, sie in Ruhe zu lassen. Er hatte geglaubt, es w?rde Lashs Chance, nachhause zur?ckzukehren, ruinieren. Jeremy erstarrte, als er sich an die Worte erinnerte, die er zu Lash gesagt hatte. Sie ist nicht f?r dich bestimmt. Weshalb hatte er das zu ihm gesagt? Du wei?t weshalb, fl?sterte eine leise Stimme in seinem Kopf. Er schlug mit der Hand gegen das Gel?nder. Er wusste ganz genau, weshalb. Er w?nschte, er k?nnte alles vergessen und mit Lash und Naomi einfach nochmal neu anfangen. Aber das konnte er eben nicht. Er k?mpfte gegen seine Erinnerungen an sie an und umklammerte das Gel?nder so fest, das seine Fingerkn?chel wei? wurden. Vorher war es einfacher gewesen, als sein einziger Fokus darauf gelegen hatte, eine Mission zu erf?llen. Jetzt fiel es ihm schwer, aus seinen Gedanken zu vertreiben, was er empfunden hatte, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte: langes dunkles Haar, das ihr wundersch?nes Gesicht einrahmte, w?hrend sie sich ?ber die sterbende Deborah beugte. Es war gewesen, als ob ein Blitz in seine Brust eingeschlagen h?tte und ein Herz erneut zum Schlagen brachte, von dem er nicht gewusst hatte, dass es zuvor stillgestanden hatte. Erst als Lash sich offensichtlich von der Art bedroht f?hlte, in der er sie ansah, war er in der Lage gewesen, sich von dem Ganzen loszurei?en und sich auf die vor ihm liegende Aufgabe zu konzentrieren. Seitdem hatte er die wachsenden Gef?hle abgesch?ttelt, Gef?hle bei denen er keine Ahnung hatte, woher sie kamen, bis Raphael es ihm erkl?rt hatte – er war sein Sohn und war vor langer Zeit mit Naomi verlobt gewesen. »Bist du bereit?« Jeremy fuhr beim Klang der Stimme herum. »Gabrielle. Ich dachte, ich w?re allein.« Sie trat aus den Schatten heraus. Ein Windhauch wehte weiche blonde Wellen um ein strenges Gesicht. »Du hast dich wochenlang zur?ckgezogen. Hast du dich auf deine neue Aufgabe vorbereitet?« Jeremy war von ihrem Ton ?berrascht. Hatte er getr?umt, dass es Gabrielle gewesen war, die erst vor wenigen Wochen vorgeschlagen hatte, dass er fortgehen sollte, um etwas Abstand von allem zu bekommen, was zwischen ihm und Lash geschehen war? Sie hatte so freundlich und geduldig gewirkt. Er sah wieder zum Berg hinauf und fragte sich, ob Lash noch b?se auf ihn war. Und so sehr er auch versuchte, es nicht zu tun, er dachte an Naomi. »K?nnte man damit nicht Lash damit beauftragen? Er ist besser geeignet.« »Michael hat darauf bestanden, dass dieser Auftrag von dir beaufsichtigt wird. Au?erdem hast du auf der Erde deine eigene Aufgabe zu erf?llen.« Ihre Stimme klang streng und sie musterte ihn aufmerksam. Etwas musste sie in seinem Gesicht gelesen haben, denn ihre Z?ge wurden weicher. Es war derselbe Ausdruck, mit dem sie ihn nach seinem Streit mit Lash angesehen hatte. »Hat dir die Auszeit nicht geholfen, dich vorzubereiten?« »Gabrielle, kannst du nicht eine Ausnahme machen? Ich habe immer meine Pflicht erf?llt und ich habe dich oder Michael nie ausgefragt wegen der Auftr?ge, die ihr beide mir erteilt habt… nicht einmal, als ihr von mir erwartet habt, meinen besten Freund niederzuschlagen.« »Deinen treuen Diensten in all diesen Jahren hast du es zu verdanken, dass du im Rang aufgestiegen bist, um ein Erzengel zu werden«, erkl?rte sie. »Du wei?t, dass mit dieser Rolle eine gr??ere Verantwortung einhergeht. Wenn Lash so gehorsam gewesen w?re wie du… na, das spielt jetzt keine Rolle. Er ist ein hoffnungsloser Fall.« »Wieso hasst du ihn?« Gabrielle hob eine Augenbraue. »Ich sage es nur, wie es ist. Hat sein Verhalten in der Vergangenheit das nicht bewiesen?« Jeremy sch?ttelte den Kopf. Er konnte ihre Feindschaft Lash gegen?ber nicht nachvollziehen. Er hatte angenommen, dass sie ihm gegen?ber verst?ndnisvoller sein w?rde, sobald er seine Treue endlich unter Beweis gestellt h?tte. Er war zur?ckgekehrt, nur um festzustellen, dass sie noch genau dieselbe war wie zu dem Zeitpunkt, an dem er fortgegangen war. »Wenn du dir wegen Lash Sorgen machst, kann ich dir versichern, dass es keine Einmischung seinerseits geben wird. Daf?r werde ich sorgen.« »Mir Sorgen machen? Das kann man wohl sagen. Wenn er herausfindet, dass ich derjenige bin, der mit der Liebe seines Lebens zusammen ihren ersten Auftrag ausf?hren soll, verdammt – « Bei seiner Wortwahl wurde ihr Blick stechend. »?h, was ich meine, ist...« Er r?usperte sich. »Du wei?t doch, er ist nicht gerade der Vern?nftigste aller Engel. Und seit unserem Streit steht da so einiges zwischen uns.« »Ich hatte vorgeschlagen, dass du dir eine Auszeit nimmst, damit du, und hoffentlich auch Lash, Gelegenheit findet, ?ber alles Geschehene nachzudenken.« Gabrielle sah zum Berg hinauf und dann wieder zur?ck zu Jeremy. »Und um etwaige Gef?hle aufzul?sen, die vielleicht noch… vorhanden sind.« Jeremy schluckte bei ihrer Andeutung nerv?s. »Ich verstehe nicht ganz, was du meinst.« Ihre Stimme war leise und sanft, als sie fortfuhr. »Du bist dir bewusst, dass du in dem Ruf stehst, ein ausgezeichneter Pokerspieler zu sein. Deine F?higkeiten w?ren in dieser Situation n?tzlich, meinst du nicht?« Er runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht.« Gabrielle seufzte. »Obwohl ich das Spiel verabscheue, bin ich ziemlich gut darin, das zu bewahren, was man ein Pokerface nennt. Ich w?rde sagen, ich bin bisher recht erfolgreich damit gewesen.« Ihr Gesicht ver?nderte sich, als ob eine Maske von ihr abgenommen w?rde, und das strenge Auftreten, f?r das sie bekannt war, wurde durch das einer sanften und verletzlichen Frau ersetzt. »Du hast Gef?hle f?r das M?dchen. Das war offensichtlich, als du an ihrem Bett gesessen und darauf gewartet hast, dass sie aufwacht. Tats?chlich stand es dir deutlich ins Gesicht geschrieben, als du sie das erste Mal gesehen hast, damals, als du deinen Auftrag mit Deborah und Nathan ausgef?hrt hast.« »Das hast du gesehen?« »Ja.« Ihre Stimme war leise. »Wieso? Wieso hast du ?ber mich gewacht?« »Weil ich wusste, was du vor langer Zeit f?r sie empfunden hast, als sie deine Frau werden sollte. Und ich wei?, dass solche Gef?hle nicht verschwinden – selbst, wenn Erinnerungen unterdr?ckt werden.« Er trat einen Schritt nach vorn und packte sie am Arm. »Was wei?t du noch? Sag es mir.« Er musste mehr erfahren. Vielleicht, wenn er wusste, was in seiner Vergangenheit geschehen war – vielleicht konnte er seine wachsenden Gef?hle dann loswerden. Sie schrak zur?ck und sah auf seine Hand hinunter. »Entschuldige.« Er lie? seine Hand sinken. Er ging zu weit. Er musste sich besser kontrollieren. » Es ist nicht an mir, die Geschichte zu erz?hlen.« Sie rieb sich die Stelle ihres Arms, an der er sie gepackt hatte. »Das ist etwas, das Raphael mit dir, Lash und Naomi teilen will. Er jetzt gerade bei Michael und bittet um die Erlaubnis, einiges von eurer Vergangenheit enth?llen zu d?rfen.« »Werden wir unsere Erinnerungen zur?ckerhalten?« »Das ist unwahrscheinlich. Ich bin mir sicher, dass Raphael dir erz?hlt hat, dass die Unterdr?ckung eurer Erinnerungen Teil seiner Bestrafung ist.« Jeremy nickte. Als er an Naomis Seite darauf gewartet hatte, dass sie aufwachte, hatte Raphael ihm erkl?rt, weshalb er und Lash sich nicht an ihre Vergangenheit erinnern konnten. »Das scheint eine lange Zeit zu sein, um bestraft zu werden.« »Es ist nicht deine Sache, zu entscheiden, wie lange eine Bestrafung dauern soll«, ma?regelte sie ihn. »Aber ich muss dir zustimmen. Ich glaube, es ist immer weitergegangen, weil es mit dem zusammenh?ngt, was gerade passiert – einschlie?lich deines aktuellen Auftrags. Was Raphael getan hat, hatte einen Dominoeffekt nicht nur auf dich, Lash und Naomi, sondern letztlich auch auf...« Sie hielt inne und Jeremy starrte sie mit angehaltenem Atem an. »Nun, ich muss los. Ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass dein Auftrag auf dich zukommt, und ich wollte dir Zeit geben, dich vorzubereiten.« Jeremy stie? entt?uscht den Atem aus. Sie verriet nichts. Trotzdem musste er einen Weg finden, seinen Auftrag loszuwerden, wenn er die Dinge mit Lash je wieder richtig hinbiegen wollte. »Gibt es f?r mich irgendeine M?glichkeit, meinen Auftrag anzufechten? Vielleicht, wenn ich mit Michael rede?« »Das k?nntest du, aber es w?rde ihn nur noch ungehaltener machen. Ich habe schon deinetwegen mit ihm gesprochen. Was meinst du, warum du die Erlaubnis erhalten hast, fortzugehen und f?r dich allein zu sein?« »Das hast du getan?« »Allerdings. Weshalb siehst du so ?berrascht aus? Es ist doch bekannt, dass ich von Zeit zu Zeit ein oder zwei nette Dinge zustande bringe.« Bei diesen Worten funkelte es in ihren gr?nen Augen. Er blinzelte schockiert. Sie sah tats?chlich aus, als ob sie sich ?ber ihn lustig machte. »Michael wollte, dass ihr Unterricht deiner Verantwortung obliegt und dass du sie auf ihrem ersten Auftrag begleitest. Ich habe ihn ?berzeugt, mir zu gestatten, das Training zu leiten.« »Gabrielle, ich wei? gar nicht, wie ich dir danken soll.« Wenn sie nur so nachsichtig mit Lash sein k?nnte, w?re das Leben seines Bruders ganz anders. Obwohl Lash es niemals zugeben w?rde, war das Einzige, was er je von ihr gewollt hatte, Respekt. »Da bist du ja!«, rief Raphael von den G?rten her. »Ich habe nach dir gesucht, Jeremiel.« Ein ?lteres Abbild seiner selbst kam mit einem breiten L?cheln im Gesicht auf sie zu. »Willkommen zur?ck, mein Sohn.« Jeremy schluckte bei diesen Worten schwer. Raphael hatte sich f?r ihn immer wie ein Vater angef?hlt. Obwohl er immer Lash mit seiner Aufmerksamkeit zu ?berh?ufen schien, hatte Raphael es geschafft, ein wenig seiner Zeit mit ihm zu verbringen. »Wenn ich mir das L?cheln auf deinem Gesicht so ansehe, gehe ich mal davon aus, dass dein Treffen mit Michael gut gelaufen ist«, sagte Gabrielle. »Ja. Ja, das ist es. Er hat zugestimmt, dass es f?r uns alle gut w?re, einige Informationen aus unserer Vergangenheit zu teilen in der Hoffnung, dass es unsere Verbindungen zu st?rken und die Heilung vorantreiben m?ge.« Raphael wandte sich zu Jeremy um und schlug ihm auf die Schulter. »Komm, Jeremiel. Wir haben viel mit deinem Bruder zu besprechen.« Gerade, als Jeremy sich umdrehte, nahm er wahr, wie Gabrielle Raphael mit einer derartigen Sehnsucht ansah, dass er ein ein zweites Mal hinsehen musste. Ihre gr?nen Augen verengten sich und ihr Gesicht verschloss sich wieder zu der alten Gabrielle und er fragte sich, ob er sich Dinge einbildete. Sie warf einen Blick hinauf zum Berg und wieder zu ihm zur?ck. Dabei warf sie ihm ein verstohlenes L?cheln zu. »Denk an das, was ich gesagt habe, Jeremy. Betrachte es als ein Pokerspiel.« 3 Naomi stellte das Geschirr ins Waschbecken und begann, fieberhaft die K?che zu putzen in dem Versuch, die Vorstellung von einem sterbenden Uri aus ihren Gedanken zu vertreiben. Sie wollte nicht an die M?glichkeit denken, Lash auf eine solche Weise zu verlieren. »Was machst du da?« Lash stand hinter ihr und strich ihr mit einem Finger ?ber den Hals. »Ich bin beim Putzen.« Sie fegte die Bohnen in einen Beh?lter und steckte die Bingokarten in eine kleine Schachtel. »Ich habe das ernst gemeint.« Er nahm ihr die Schachtel aus den H?nden und legte sie zur?ck auf den Tisch. Gl?hende haselnussbraune Augen hielten ihren Blick fest und wanderten langsam zu ihrem Mund herab. Er strich sanft mit einem Daumen ?ber ihre Unterlippe und starrte fasziniert darauf. Ihr stockte der Atem. Dann atmete sie seinen k?stlichen Duft ein, der sie Uri, Rachel, die H?lle und den Tod vergessen lie?. »Was hast du gesagt?« Er trat dichter an sie heran. Seine Lippen schwebten ?ber ihren f?hlten sich leicht wie Federn an, als sie, fl?sternd, sanft gegen ihre strichen. »Das wei?t du.« Er hob seinen Kopf und schenkte ihr dieses sexy Grinsen, das in ihr immer das Gef?hl ausl?ste, ihr K?rper st?nde in Flammen. Lange Finger fuhren durch ihr Haar. Er hob eine dicke, wellige Str?hne an seine Nase und schnupperte daran. In seinem Oberk?rper vibrierte ein zufriedenes Knurren. Sie f?hlte, wie ihr die Knie weich wurden. Sanft strich er ihr das Haar ?ber die andere Schulter, seinen Blick auf ihre Augen gerichtet. Seine Finger legten sich um ihren Nacken und er zog sie n?her an sich heran. Sie erschauerte, als seine Zunge in ihrer Ohrmuschel kreiste, hei? und feucht. Ein leises St?hnen entfuhr ihr. »Lenke ich dich ab?« Seine Stimme klang tief und sinnlich. »N–nein.« Sie keuchte auf, als gl?hend hei?e Lippen sich an ihren Hals pressten und langsam nach unten glitten. »Du sagtest etwas von Aktivit?ten?« Er hob ihre Hand und legte sie auf seine Brust. Sie konnte die gl?hende Hitze seines gut definierten K?rpers unter seinem Hemd f?hlen. »Mm–hmm.« In seiner Brust vibrierte es und brachte ihre Finger zum Kribbeln. Er presste seine Hand auf ihre und in seinen Augen funkelte es spitzb?bisch. »Gef?llt dir der neue und verbesserte Lash?« Er f?hrte ihre Hand an seiner Brust herab und sie genoss es, seine harten Muskeln zu f?hlen. »Ja«, hauchte sie, als ihre Finger ?ber seine Bauchmuskeln strichen. »Mehr, als du ahnst.« »Zeig es mir.« Seine Stimme war heiser vor Verlangen. Sie schlang ihre Finger in sein seidig weiches Haar und zog ihn zu sich herab. Fiebernde Lippen pressten sich auf ihre. Hei?e, feuchte Lippen verschlangen ihren Mund; sein Kinn kratzte mit jeden Sto? seiner Zunge ?ber ihres und ihr Kinn f?hlte sich rosig und wund an. Sie zog an seinem Hemd. Sie sehnte sich verzweifelt danach, seine Haut und die W?rme seiner Brust an ihrer zu sp?ren. Sie trennten sich einen Moment lang voneinander und Kleidungsst?cke flogen zu Boden. Dann griff Lash nach unten und hob sie an. Sie schlang ihre Beine eng um seine H?ften. Dann f?hlte sie die k?hle Wand in ihrem R?cken, als Lash sich gegen sie presste. Sie st?hnte auf unter der H?rte seiner Ber?hrung und alles in ihr pulsierte – sie wollte ihn – brauchte ihn. Sie k?nnten das hier tausendmal tun und es w?re immer noch nicht genug. Sie klammerte sich an seinem R?cken fest und seine Lippen glitten ?ber ihre Kehle hinab zu den Ans?tzen ihrer vollen Br?ste. Sie warf den Kopf in den Nacken, st?hnte auf und presste ihre Beine noch enger zusammen. Lash st?hnte. Sie fuhr mit ihrer Zunge die Linie seines kr?ftigen, kantigen Kinns entlang und genoss das kratzige Gef?hl seiner Bartstoppeln. Er st?hnte erneut auf und sie keuchte auf, als er unter ihr noch um einiges h?rter wurde. Bevor sie wusste, wie ihr geschah, erklang das laute Klappern von Tisch und St?hlen, die zu Boden fielen, als Lash, sie fest an sich gedr?ckt, aus der K?che in ihr Schlafzimmer polterte. Als er sie loslie?, sank sie in eine weiche Wolke zur?ck. Lash stand ?ber ihr. In seinen Augen gl?hte es vor Leidenschaft. »Du bist so wundersch?n.« Langsam legte er sich neben sie. Seine Finger strichen sanft, kaum sp?rbar, ?ber ihre Lippen, ?ber ihren Hals hinunter und umkreisten ihre Brust. Sie st?hnte auf bei seiner federleichten Ber?hrung. »Komm her.« Sie zog ihn an sich. Sein steinharter K?rper presste sich an ihren Oberk?rper, als er sie innig k?sste. »Naomi, meine Naomi«, murmelte er, als er an ihrem Hals saugte, um sie zu schmecken. »Ich liebe dich.« Ihr Herz schwoll an vor lauter Liebe f?r ihn. Sie w?rde nie genug davon bekommen, diese Worte zu h?ren. »Du geh?rst mir«, fl?sterte er. »F?r immer.« Ein qu?lendes Gef?hl durchstr?mte sie auf einmal, als die Worte »f?r immer« in ihren Gedanken widerhallten. Dann tauchte das Bild von Rachels von Trauer gezeichnetem Gesicht vor ihr auf. »Warte, Lash«, sagte sie und setzte sich im Bett auf. »Mir ist gerade etwas eingefallen.« »Ich beseitige das Durcheinander in der K?che sp?ter.« Er zog sie wieder zu sich herab und sagte zwischen seinen K?ssen: »Denk weniger, mach mehr.« Sie setzte sich wieder auf. Irgendetwas an dem Ganzen stimmte nicht. Aber was? Sie hatte dieses merkw?rdige Gef?hl noch nie zuvor gehabt. Warum jetzt? »Irgendwas stimmt nicht.« Er seufzte und drehte sich auf den R?cken. »Was soll denn nicht stimmen? Wir sind allein; wir sind zusammen.« »Das ist es nicht.« »Was ist es dann?« »Sollten wir zusammen sein?« Er fuhr hoch, Entsetzen spiegelte sich auf seinem Gesicht wider. »Hast du Zweifel an uns?« »Nein, nein! ?berhaupt nicht.« Sie f?hlte sich sofort schuldig, weil sie diesen Gedanken in ihm wachgerufen hatte. »Das meine ich nicht. Du bist der Einzige f?r mich. Ich kann niemals ohne dich sein.« Sie beugte sich hin?ber und k?sste ihn z?rtlich. Er seufzte erleichtert auf. »Was stimmt dann also nicht?« »Ich meinte nur – sollten wir das… na ja, das hier tun?« Naomi deutete auf seinen nackten, seinen umwerfenden nackten K?rper. Er zog sie an sich und schnupperte an ihrem Hals. »Mmm. Definitiv.« Naomi erschauerte, als seine H?nde ihre Br?ste streichelten. Sie lie? sich ins Bett zur?ckfallen. Ja, das hier war richtig. Es f?hlte sich so richtig an. Was dachte sie sich nur? Ihre H?nde streichelten seinen Oberk?rper. Er f?hlte sich so gut an. »Oh Gott, Naomi. Ich will dich so sehr.« Gott! »Warte, Lash«, keuchte sie und versuchte, zu Atem zu kommen. Langsam tauchten Erinnerungen an lange Nachmittage im Katechismus-Unterricht und an Belitas Ermahnungen ?ber Keuschheit vor ihr auf. »Ich meine, sollten wir auf diese Weise zusammen sein, wenn wir nicht verheiratet sind?« Er zog sich aus ihrer Umarmung zur?ck und sah sie erstaunt an. »Verheiratet?« Sie biss sich auf die Unterlippe. Sie war nicht sicher, wie sie dieses Thema angehen sollte. Es war schlie?lich nicht so, als sei sie pr?de oder so. Lash war nicht der erste Mann, mit dem sie geschlafen hatte. Der Gedanke an Sex vor der Ehe hatte sie nie zuvor gest?rt, trotz der Ermahnungen Belitas und ihres Vaters ?ber das Keusch-Bleiben. Aber jetzt lagen die Dinge anders. Sie war ein Erzengel. Sollte sie nicht eigentlich ein Vorbild sein oder sowas in der Art? »Naja, ich wei? ja nicht, ob Erzengel heiraten oder irgendeine Art formeller Vereinigung haben. Ich meine, ich habe keine Ahnung, ob solche Dinge wie eine Heirat hier dasselbe bedeuten wie auf der Erde.« Seine Lippen verzogen sich zu einem L?cheln. »Das tun sie. Viele Engelpaare geben sich Versprechen gegenseitiger Hingabe, Uri und Rachel zum Beispiel.« Er schob ihr eine Haarstr?hne hinters Ohr. »Ist es das, was du willst?« Sie sah ihm tief in die Augen. »Ja. Ich will mit dir verbunden sein. F?r immer.« Er nahm ihr Gesicht in beide H?nde. In seinen Augen stand so viel Liebe, dass es ihr den Atem verschlug. »Es gibt auch nichts, das ich mehr m?chte, als mit dir verbunden zu sein. Ich werde morgen mit Michael sprechen und Vorbereitungen treffen.« Er beugte sich vor und k?sste sie. Sie f?hlte, wie sie langsam wieder aufs Bett zur?cksank und wie seine H?nde die Innenseiten ihrer Oberschenkel streichelten. Sie st?hnte auf und das Gef?hl der Schuld stieg wieder in ihr auf. »Lash, vielleicht sollten wir warten, bis das hier offiziell ist.« Er seufzte und drehte sich wieder auf den R?cken. »Du bringst mich noch um, Naomi.« »Tut mir leid. Es ist nur, na ja, vielleicht ist es besser, wenn wir es von Anfang an richtig angehen.« »Wieso jetzt auf einmal? Wir haben das hier ununterbrochen gemacht, seit du hier angekommen bist.« Er setzte sich auf und warf ihr einen gl?henden Blick zu. »Und wenn ich mich recht erinnere, war deine laute Begeisterung einer der Gr?nde, aus denen ich unser Zuhause hoch oben auf diesem Berg hier gebaut habe, fernab von neugierigen Augen und Ohren. Ich glaube, du hast sogar Gabrielles Trommelfelle zum Platzen gebracht, wenn ich mal von den schmutzigen Blicken ausgehen darf, die sie mir in letzter Zeit zuwirft.« Ihr blieb der Mund offen stehen und ihr Gesicht lief hei? an. Neben verbessertem Sehverm?gen und gr??erer Kraft hatten Engel auch ein besseres Geh?r. Die meiste Zeit ?ber war das positiv. Aber wenn man in beengten R?umlichkeiten lebte und Privatsph?re wollte? Dann nicht so sehr. »Ich… du… na ja...« Sie war ganz verlegen. Er gluckste leise und k?sste ihre Nasenspitze. »Du bist so s??, wenn du verwirrt bist.« »Ahhh!« Sie sprang aus dem Bett und schl?pfte in einen Bademantel. »Ich meine es ernst.« Er lehnte sich zur?ck gegen das Kopfende des Betts und verschr?nkte die Arme hinter dem Kopf. »Sag mal, was ist das eigentliche Problem?« Sie setzte sich auf die Bettkante. Er las sie wie ein offenes Buch. »Es ist das, was Rachel von sich und Uri erz?hlt hat. Ich will nicht, dass uns das passiert.« Sein Blick wurde ernst und er streckte die Hand aus, um ihr die Wange zu streicheln. »Das wird es nicht. Ich bin hier bei dir. Ich gehe nirgendwo hin.« »Aber was ist, wenn wir durch dieses Vorehelicher-Sex-Zeug in Schwierigkeiten kommen? Ich will kein Risiko eingehen.« »Naomi, das wird nicht passieren.« »Ich f?hle mich besser, wenn wir es offiziell machen.« Sie beugte sich vor und k?sste ihn sanft. Er sah sie an und sch?ttelte lachend den Kopf. »Wenn du dich dann wirklich besser f?hlst...« »Ja, das werde ich.« Sie strahlte. »Erz?hl mir, wie die Zeremonie abl?uft.« »Na ja, es ist gar nicht so anders als das, was du wahrscheinlich zu sehen gewohnt bist. Michael f?hrt ein Bindungsritual durch und das Paar gibt sich gegenseitig vor Zeugen ein Gel?bde.« »Bist schon mal dabei gewesen?« »Uri und Rachel hatten ihre Zeremonie vor einiger Zeit. Das war 1987 oder 1988. Ich wei? es nicht mehr genau. Es war aber definitiv in den 80ern. Er hatte damals diese komische Flock-of-Seagulls-Frisur.« Sie lachte bei der Vorstellung von Uri mit Haar, das zu einem Paar Fl?gel gestylt war, passend zu den Schwingen auf seinem R?cken. Diese Frisur war in den 80ern voll in Mode gewesen. Die Vorliebe ihres Vaters f?r alternative Musikrichtungen und New-Wave-Bands hatte sie mit einer gro?en Bandbreite an merkw?rdig aussehenden Frisuren und Modeerscheinungen vertraut gemacht. »Ja, ich kann mir definitiv vorstellen, dass er das macht.« Naomis Lachen wurde leiser und sie wurde wieder ernst, als sie an die Zeremonie dachte. Sie hatte sich nie vorgestellt zu heiraten oder sich an jemanden zu binden, nicht, bis sie Lash kennengelernt hatte. Sie wusste, dass es etwas war, das Belita sehr gern miterlebt h?tte. Und ihr Vater h?tte es geliebt, sie den Mittelgang hinunterzuf?hren, ihren Arm in seinen eingehakt. Tr?nen stiegen ihr in die Augen beim Gedanken daran, dass ihre Familie nicht dabei sein w?rde, um es mitzuerleben. »Ich dachte, das macht dich gl?cklich?« Seine Stimme war leise. Sie sah zu ihm auf und zwang ein L?cheln auf ihr Gesicht. »Das bin ich. Ich binde mich an dich.« Sie k?sste ihn liebevoll auf die Lippen. »Sei ehrlich. Wir wollen doch f?r immer nicht mit Geheimnissen anfangen, oder?« Sie seufzte. »Es ist nur, dass ich manchmal meine Familie vermisse. Sie werden nicht hier sein, um das zu sehen. Und mein Dad, ich werde das nie mit ihm erleben.« Seine Augen weiteten sich vor ?berraschung. Sein Gesicht wurde blass. Ohne ein weiteres Wort stand er schnell vom Bett auf, ging in die K?che und goss sich ein Glas Wasser ein. Sie beobachtete, wie sich seine R?ckenmuskeln anspannten, als er still von ihr abgewandt dastand. »Lash?« Er st?rzte sein Getr?nk hinunter, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder ihr zuwandte. Seine Lippen waren nass, als er sprach. »Ich w?nschte, ich k?nnte etwas tun, um das f?r dich hinzubiegen.« »Oh, Lash. Es ist nicht deine Schuld, dass mein Vater tot ist oder dass ich hier bin. Ich muss mich einfach immer wieder daran erinnern, dass ich mich besser um meine Familie k?mmern kann, wenn ich hier bin.« »?h, Naomi.« Er wischte sich mit dem Handr?cken die Feuchtigkeit von den Lippen. »Es gibt da etwas, das ich dir sagen muss.« »Was ist es?« Er leckte sich nerv?s ?ber die Lippen und ?ffnete den Mund, um etwas zu sagen, dann schloss er ihn wieder. »Lash?« Sie f?hlte Panik in sich aufsteigen. Etwas stimmte nicht. Wieso verhielt er sich so merkw?rdig? Er sch?ttelte den Kopf. Dann sah er sie mit einem L?cheln an, das seine Augen nicht ganz erreichte. »Du hast v?llig recht. Wir werden gemeinsam ?ber Belita und die anderen wachen. Ich sag dir was: Lass uns morgen fr?h einen Blick auf sie werfen.« »Das w?rde ich wirklich gern tun!« Sie strahlte, dann runzelte sie pl?tzlich die Stirn. »Nein, warte. Ich denke nicht, dass wir das tun sollten. Gabrielle war ziemlich strikt, als es darum ging, dass ich mich f?r eine Weile von der Br?cke fernhalten sollte.« »Ach, mach dir um sie keine Gedanken. Wir werden einfach schnell sein.« Sie schwankte zwischen dem Verlangen, Gabrielles Anweisungen zu befolgen und dem Wunsch, Belita zu sehen. Sie wollte ihr so gern von ihrer Bindungszeremonie mit Lash erz?hlen. Das kam Belitas Anwesenheit dabei am n?chsten. »Vielleicht sollte ich allein gehen.« »Ich will mit dir mitkommen.« »Ich will nicht, dass du in Schwierigkeiten ger?tst. Du bist gerade erst zur?ck!« »H?rst du endlich mal damit auf, dir Sorgen zu machen? Ich werde okay sein. Au?erdem hat man mir nicht gesagt, ich soll mich von der Br?cke fernhalten.« Er grinste. »Ich w?rde sie wirklich gern sehen. Sie werden bald auch meine Familie sein.« Sie schlang ihre Arme um ihn. »Lash, du hast mich zur gl?cklichsten Frau der Welt gemacht. Ich liebe dich.« Er schob sie ein St?ck von sich weg und sah ihr in die Augen. »Bedingungslos?« Sie blinzelte ?berrascht. »Nat?rlich. Weshalb fragst du so komisch – « Sie fuhr zusammen, als es pl?tzlich an der T?r klopfte. »Wer kann das sein? Die Einzigen, die hierher kommen, sind Uri und Rachel.« Naomi raffte ihren Bademantel enger und stapfte zur T?r. Er griff nach ihrer Hand. »Nicht.« Sie lachte. »Was ist den heute mit dir los? Du bist so nerv?s.« »Ich mach schon auf«, sagte er. Sie sch?ttelte den Kopf, w?hrend er sich fieberhaft eine Jeans ?berzog. »Du benimmst dich, als ob wir mitten im gef?hrlichsten Viertel Houstons leben w?rden.« Er eilte zur Vordert?r und und ?ffnete sie schwungvoll. Sein Unterkiefer spannte sich an und seine H?nde verkrampften sich zu F?usten. »Bro!«, rief Jeremy, als er eintrat und ihm im Vorbeigehen auf den R?cken klopfte. »Bin ich zu sp?t zum Bingo?« 4 Ein Sturm aus Gef?hlen tobte in Lash, als er Jeremy ins Zimmer treten sah. Er holte tief Luft und erinnerte sich selbst daran, das dies sein Bruder war – und sein langj?hriger bester Freund. Er tat sein Bestes, um die Vision – nein, die Erinnerung, die er von Jeremy und Naomi hatte – abzusch?tteln. Es war eine Erinnerung, die sich wieder und wieder in seinem Kopf abspielte, selbst, nachdem Jeremy in seiner sogenannten Auszeit fortgegangen und Lash mit Naomi in ihr Zuhause am Berg gezogen war. Es war die Erinnerung daran, wie Jeremy Naomis Vater einen Trauring ?berreichte, ein Symbol aus vergangenen Zeiten, als der Erstgeborene einer Familie direkt beim Vater der Frau um ihre Hand anhielt. Raphael hatte nicht abgestritten, dass es sich um eine Erinnerung handelte. Und Jeremy? Er musste gar nichts sagen – der Ausdruck auf seinem Gesicht sagte schon alles. Lash erinnerte sich an diesen Gesichtsausdruck, als er Naomi zum ersten Mal gesehen hatte. Lash konnte diesen Ausdruck nicht aus seinen Gedanken vertreiben. Da stand er nun und tat, als ob sich nichts ver?ndert h?tte. Obwohl Naomi darauf beharrte, dass alle ihre Erinnerungen von Lash handelten, konnte er nicht anders, er fragte sich ob sie in der Vergangenheit – einer Vergangenheit, an die sie sich nicht erinnern konnte – Jeremy geliebt hatte. W?rde sich das jetzt ?ndern, jetzt, da Jeremy zur?ck war und sie ihn besser kennenlernte? Es schien, als ob alle ihn mochten, selbst Gabrielle. Nein. Er musste daran glauben, dass Naomi zu ihm halten w?rde, egal, was passieren mochte. Als er gerade etwas sagen wollte, schwebe Raphael durch die T?r. Sein L?cheln verschwand, als ihm Lashs Gesichtsausdruck auffiel. »Sind wir in einem ung?nstigen Moment gekommen?« Das kann man wohl sagen, dachte Lash. Seine Blicke folgten Jeremy, w?hrend der goldhaarige Engel auf die einzige Person zuging, die er ganz f?r sich allein haben wollte. Als Naomi zu ihm hoch l?chelte, musste er gegen den Instinkt ank?mpfen, sie zu packen und sie so weit von seinem Bruder wegzubringen wie m?glich. »Nat?rlich nicht«, antwortete Naomi und wandte sich dann an Jeremy. »Na, nun sag schon.« Jeremy wurde blass und ein merkw?rdiger Ausdruck flackerte ?ber sein Gesicht. »?h, sag was?« »Die Stiefel«, entgegnete sie. »Rachel hat erz?hlt, dass du dir ein Paar zugelegt hast.« Sie sah erwartungsvoll auf seine F??e. Jeremy stie? den angehaltenen Atem aus und sein immerw?hrendes Grinsen kehrte zur?ck. »Worauf du dich verlassen kannst.« Er streckte seinen Fu? vor. »Sind die hier nicht ziemlich cool?« Sie lachte. »Du hast definitiv ein paar Ver?nderungen vorgenommen, als du weg warst. Ich vermisse dein Anz?ge, obwohl mir deine Lederjacke gef?llt. Bist du deshalb so lange weg gewesen? Zum Shoppen?« »Wieso? Hast du mich vermisst?« Jeremy zwinkerte. Lash machte einen Schritt nach vorn. Er mochte die Richtung nicht, in die das Ganze sich entwickelte – ganz und gar nicht. Sofort trat Raphael vor Lash und versperrte ihm den Weg. »Wir haben dich alle vermisst, Jeremiel«, sagte er. »Du bist so schnell verschwunden, nachdem du und Lash...« Naomi biss sich auf die Unterlippe und warf Lash einen nerv?sen Blick zu. »Na ja, ich hatte gehofft, ihr beide w?rdet euch aussprechen.« »Deswegen sind wir hier«, warf Raphael ein. »Ich habe die Erlaubnis erhalten, euch einiges aus eurer Vergangenheit zu enth?llen. Wollen wir uns hinsetzen?« Als sie im Wohnzimmer zusammenkamen, ergriff Lash fest Naomis Hand. Er sah Jeremy an, der ihnen gegen?ber neben Raphael sa?. Etwas stimmte an Jeremy nicht. Obwohl er l?chelte, wirkte er nicht gl?cklich. Der besondere Funke, der sonst jeden zu ihm hinzog, war verschwunden. In all den Jahren, in denen er ihn gekannt hatte, hatte Jeremy noch nie so ausgesehen wie jetzt. Es war immer umgekehrt gewesen: Er war der Nachdenkliche gewesen und Jeremy war an seiner Seite, um ihn von dem abzulenken, was ihn bedr?ckte. Er schwankte zwischen dem Verlangen, seinen alten Freund aufzubauen und dem Wunsch, w?tend auf ihn zu bleiben. Er sah, wie Jeremys Blick sich auf Naomis Hand richtete, die seine festhielt. Dann, als er bemerkte, dass Lash ihn beim Starren erwischt hatte, sah er schnell woanders hin. Es ist leichter, w?tend auf ihn zu sein, dachte er. »Bevor Jeremiel zu seinem« – Raphael sah zu Jeremy und r?usperte sich – »verl?ngerten Auftrag aufgebrochen ist, habe ich ihm die gleichen Informationen gegeben, die ich dir auch gab, Lahash.« »Hermano!« Jeremy streckte ihm grinsend eine Faust entgegen. »Lass mich nicht l?nger zappeln, Bro.« Lash f?hlte, wie Naomi ihm in die Rippen stie?. Seit wann hat sie einen derart spitzen Ellbogen? Er seufzte und streckte seine Hand f?r einen Fist-Bump aus. Naomi strahlte. »Das w?rde erkl?ren, weshalb ihr zwei ?ber all die Jahre so gute Freunde wart.« »Waren«, murmelte Lash leise. Jeremy runzelte leicht die Stirn und lehnte sich auf seinem Stuhl zur?ck. »Du wei?t, dass ich dir von meinem Auftrag erz?hlt h?tte, wenn es mir erlaubt gewesen w?re.« »Ja, klar. Wie auch immer.« »Lash«, sagte Naomi warnend. Er lie? ihre Hand los und sein Blick verfinsterte sich. »Ich dachte, du traust ihm nicht, und jetzt auf einmal findest du, wir sollen alle eine gl?ckliche Familie sein. Ich wei? nicht. Vielleicht ist es f?r mich besser, wenn ich mich nicht an die Vergangenheit erinnere.« »Wie kann es besser sein, keine Erinnerung an deine Familie zu haben?«, erwiderte sie. »Sie ist ein Teil von dem, was du bist« »Das sind weise Worte, Naomi«, pflichtete Raphael ihr bei. Seine Stimme war leise und strahlte Autorit?t aus. Er wandte sich an Lash und sah im direkt in die Augen. »Der, der du heute bist, stammt von dem, der du gestern warst. Deine Vergangenheit beeinflusst die Gegenwart und es ist die Familie, die dein Wachstum lenkt.« »Seht ihr, das ist genau das, was ich meine. Wir wissen alle, dass ich ein schwarzes Schaf bin.« Lash stand auf und schritt auf und ab. »Ich habe nur wenige Erinnerungen zu sehen bekommen, aber das war f?r mich genug, um zu wissen – um selbst damals zu erkennen – dass ich der Zweitbeste war – nach dir.« Er deute auf Jeremy. »Lahash.« Raphael stand auf und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Luzifer hat dir nur gezeigt, was f?r ihn von Vorteil war.« Lash sch?ttelte seine Hand ab. »Nein, Raphael. Es war mehr als das. Selbst vor den Erinnerungen habe ich es gef?hlt. Ich wei?, dass du entt?uscht warst, weil ich ein Seraph geblieben bin und nach fast jedem Auftrag verwarnt wurde. Jeremy und ich haben beide als Seraphim angefangen und innerhalb eines Jahres hat er eine Position als Erzengel erhalten. Und ich, na ja...« »Bleib aber fair, Lash«, warf Jeremy ein. »Du hast in Gabrielle von Anfang an eine Feindin gesehen.« Lash fuhr herum. »Halte du die Klappe!« Naomi keuchte auf. »Lash«! »Nein, Naomi. Du warst nicht dabei, du wei?t es nicht.« Er atmete schwer. Er war es leid, dass alle f?r Jeremy Partei ergriffen. »Damals habe ich es nicht erkannt. Aber jetzt tue ich es. Jeder Schritt, den ich tat, wurde hinterfragt. Und Jeremy? Niemals. Wir haben dieselben Dinge gemacht, aber Jeremy kam immer davon. Und ich? Ich war derjenige, der in Schwierigkeiten geriet. Es war immer, als k?nnte er nichts falsch machen.« »Das ist nicht wahr!« Jeremy war aufgesprungen. »Du hast vermutlich recht.«, sagte Raphael sanft. Jeremy erstarrte und Lash klappte der Unterkiefer herunter. Einen Moment lang herrschte eine angespannte Stille im Raum, bevor Raphael fortfuhr. »Bitte setzt euch hin und lasst es mich erkl?ren.« Naomi zog an Lashs Arm. Er brauchte nur einen Blick auf die Tr?nen zu werfen, die in ihren Augen schimmerten, und schmolz dahin. Er hatte nicht vorgehabt, sie anzuherrschen. »Tut mir leid. Vergibst du mir?« Sie nickte. Er setzte sich wieder neben sie, legte einen Arm um sie und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Raphael zu. »Wie du wei?t ist Jeremiel dein ?lterer Bruder. Wie es damals ?blich war, hatte der Erstgeborene mehr Rechte, als alle anderen Familienmitglieder. Er war der Erbe dessen, was unsere Familie besa?. Sein Recht als Erstgeborener erlaubte ihm vor Lash zu heiraten – und hier kommt deine Familie ins Spiel.« Er sah Naomi an, als er das sagte. Sie presste sich eine Hand an die Brust. »Meine Familie?« »Naomi.« Raphael streckte den Arm aus und ergriff ihre Hand. »Deine Familie ist aus der Stadt Ai. Dein Vater besa? ein Gasthaus und war ein sehr erfolgreicher Gesch?ftsmann. Man sagte von ihm, dass er als einer der R?te der Stadt gesch?tzt wurde.« Er lie? ihre Hand los und sah Jeremy und Lash an. »Ihr beide seid Spr?sslinge einer menschlichen Mutter mit einem Engel als Vater.« »Rebecca«, sagte Lash. Raphael nickte und beim Klang des Namens wurde sein Gesicht traurig. »Also sind wir Nephilim« sagte Jeremy und setzte sich wieder hin. »Was?« Naomi verschlug es den Atem. »Sind Nephilim nicht b?sartige Riesen?« »Manche der Geschichten, die ?ber die Zeiten hinweg erz?hlt wurde, sind nicht ganz zutreffend.«, erkl?rte Raphael. »Genau, wie es b?sartige Menschen gibt, gab es auch Nephilim, die ihr Erbe ausnutzten. Meinen S?hnen brachte ich Bescheidenheit und Respekt gegen?ber allen anderen in ihrem Umfeld bei. Und damals wussten sie noch nicht, dass sie geborene Halbengel waren.« »Ich dachte, alle Nephilim seien ausgel?scht worden.«, wandte Naomi ein. Raphael l?chelte. »Du bist mit der Bibel gut vertraut.« »Katechismus-Unterricht jeden Mittwoch. Ich habe einmal geschw?nzt, aber Chuy hat mich bei Belita verpetzt. Ich konnte eine Woche lang nicht sitzen.« Mit einem L?cheln auf dem Gesicht seufzte Naomi, als sie sich daran erinnerte. Raphael atmete tief ein, als ob das, was er als n?chstes sagen musste, ihm schwer fiel. »Unter den Menschen zeichneten sich die Nephilim durch ihre Sch?nheit und St?rke aus. Viele Menschen in der Stadt verehrten sie, als seien sie G?tter. Jeremiel« – er warf Lash einen vorsichtigen Blick zu – »war wegen seiner Kraft und Geschicklichkeit sowohl bei den Menschen als auch bei den Nephilim besonders beliebt. Es gab viele Familien, die ihre T?chter mit ihm verloben wollten, einschlie?lich deiner Familie, Naomi.« »Das passt«, murmelte Lash. Naomi t?tschelte sein Bein. »Das liegt alles in der Vergangenheit. Ich bin jetzt hier bei dir.« Lash sah zu ihr hoch und strich ihr mit einem Finger ?ber die Wange. »Ja, das bist du.« Er wandte sich wieder Raphael zu und nahm wieder einen merkw?rdigen Ausdruck auf Jeremys Gesicht wahr. Er ignorierte es, weil er Naomi nicht erneut ver?rgern wollte. »Es war nicht so, als ob du ungeschickt gewesen w?rst oder es dir an Kraft gefehlt h?tte, mein Sohn. Ich f?rchte, ich habe die Aufmerksamkeit der Leute auf Jeremiel verst?rkt und von dir abgelenkt. Von dem Tag an, an dem ihr beide euch begegnet seid, war es klar, dass Naomi nur dich wollte. Und ich...« Er schluckte schwer. »Ich tat alles in meiner Macht Stehende, um Naomi von dir abzuwenden.« Er sah Lash mit gequ?ltem Blick an. »Das ist eine Erinnerung, von der ich w?nschte, ich k?nnte sie vergessen. Glaub mir, wenn ich es dir sage, Lahash – es vergeht kein Tag, an dem ich mein Handeln nicht bereue.« »Wieso hast du das getan?«, fragte Naomi. Ihre stimme klang heiser vor Schmerz. »Wieso h?ttest du deinem eigenen Sohn so wehtun sollen?« Rapahel warf einen Blick auf Jeremy und wandte sich dann ihr zu. »Weil ich… weil ich Jeremiel besonders liebte.« Er hielt inne, seine Augen starr zu Boden gerichtet. Die Worte kamen langsam, vorsichtig. »Und er… liebte dich besonders.« Lash sprang auf und br?llte Jeremy an: »Raus!« »Komm schon, Lash«, sagte Jeremy mit leiser Stimme und sah zu ihm hoch. »Das war vor langer Zeit.« Lash machte einen drohenden Schritt auf ihn zu und sah auf den goldenen Engel herab, der ihm alles, was er liebte, zu nehmen drohte. Er hatte es in der Vergangenheit getan. Was sollte ihn davon abhalten, es noch einmal zu tun? »Seit du dieses Haus betreten hast, verh?ltst du dich merkw?rdig. Wieso?« Jeremy schluckte. »Wir sind nicht gerade in bestem Einvernehmen auseinander gegangen, als wir uns das letzte Mal gesehen haben. Ich war mir nicht sicher, was ich zu erwarten hatte.« Mit festem Blick sah er Lash an und gab sich alle M?he, ihn zu ?berzeugen. Lash sah ihm forschend ins Gesicht und versuchte, darin zu lesen. Jeremy hatte seine Pokermiene aufgesetzt. Verflucht nochmal! Er verbirgt etwas. »Was verschweigst du mir?« »Bitte, Lash. Das alles ist doch nicht mehr wichtig.« Naomis sanfte H?nde ber?hrten seinen angespannten Arm und drehten ihn um, so dass er sie ansah. »Hat er in der ganzen Zeit, in der du ihn gekannt hast, soweit du dich erinnern kannst, jemals versucht, dir etwas wegzunehmen?« »Ja. Er hat dich sterben lassen. Er h?tte dich retten k?nnen.« »Das war was anderes. Seine Aufgabe war, mich hierher zu bringen. Als ich ihn das erste Mal getroffen habe, hast zu mir gesagt, er sei dein Freund. Und wenn du dich mal erinnerst, wollte ich ihn mit einer Eisenstange erschlagen.« Lash grinste. »Die guten alten Zeiten.« Naomi sah ihn erwartungsvoll an. Er seufzte. »Oh, schon gut. Nein, Jeremy hat mir nie irgendwas weggenommen.« »Und?« »Und er war immer ehrlich zu mir.« »Also, weshalb solltest du jetzt davon ausgehen, dass sich irgendwas ver?ndert hat?« Was sie sagte, ergab zu viel Sinn und es gefiel ihm nicht. Erinnerungen hin oder her, er konnte einfach das Gef?hl nicht loswerden, das Jeremy sie immer noch wollte. Er sah in Naomis hellblaue Augen, die von dichten Wimpern eingerahmt wurden. Sie war so wundersch?n. Wie konnte er es irgendeinem Menschen oder Engel vorwerfen, wenn er sie begehrte? »Du hast recht. Ich denke, ich bin einfach paranoid.« Sie gab ihm einen schmatzenden Kuss auf die Wange und drehte sich dann zu Raphael um. »Ich erinnere mich an nichts von alldem, und die wenigen Erinnerungsbruchst?cke, die in mir hochgekommen sind, haben immer von Lash gehandelt. Jetzt verstehe ich, wieso. Ich liebe ihn und nichts, niemand, kann jemals meine Liebe zu ihm ausl?schen. Deshalb wollen wir uns trauen lassen, sobald er alles arrangieren kann.« Raphaels Gesicht leuchtete auf. »Das sind wunderbare Neuigkeiten!« »Du freust dich dar?ber?«, vergewisserte sich Lash. »Selbstverst?ndlich. Ich bin nicht mehr der, den Luzifer dir in deinen Erinnerungen gezeigt hat. Vielleicht war es notwendig, dich und Jeremiel zu verlieren, damit mir klar werden konnte, wie falsch ich mich damals verhalten habe. Kannst du mir f?r meine Vergangenheit vergeben? F?r meine Unf?higkeit, dir ein guter Vater zu sein?« Lash blickte in Raphaels flehende Augen. In all der Zeit, in der er ihn gekannt hatte, zumindest in der Zeit, an die er sich erinnern konnte, war Raphael immer an seiner Seite gewesen, um ihn zu f?hren und ihm zu helfen. Selbst, wenn er sein Bestes getan hatte, um Raphael von sich zu sto?en, hatte er ihn nie verlassen. Und jetzt wusste er, weshalb. Raphael tat sein Bestes, um sich mit ihm zu vers?hnen und ein besserer Vater zu sein. »Ja… Vater.« Raphaels Miene hellte sich auf. »Ihr macht mich stolz – ihr beide.« Er stand auf und zog Lash in seine Arme. ?berrascht sah Lash zu Naomi hin?ber. Tr?nen schimmerten in ihren Augen, als sie sie ansah. »Nimm ihn auch in den Arm«, formten ihre Lippen stumm. Er nickte und legte eine Hand auf Raphaels R?cken, um ihn sanft an sich zu dr?cken. Er f?hlte, wie sich W?rme in seinem Inneren ausbreitete und ein Frieden, den er lange nicht mehr gef?hlt hatte. »Ich werde mit dir mitkommen, wenn du bei Michael vorsprichst«, erkl?rte Raphael, als sie sich von einander l?sten. »Endlich habe ich meine Familie wieder um mich. Das ist ein freudiger Anlass. Oder, Jeremiel?« Jeremy erhob sich und kam auf Lash zu. Er streckte ihm eine Hand entgegen. »Herzlichen Gl?ckwunsch. Ich w?nsche euch beiden immerw?hrendes Gl?ck.« Lash sah auf seine Hand hinab und dann wieder in sein Gesicht. Das Einzige, was er in seinem Blick erkennen konnte, war Aufrichtigkeit. Er war wirklich gl?cklich f?r ihn. Er ergriff Jeremys Hand und einen Moment lang hatte er das Gef?hl, dass er vielleicht, nur vielleicht, seinen alten Freund wiedergefunden hatte. Und dann sah er zu, wie Jeremy sich zu Naomi umdrehte. Er brachte es kaum fertig sie anzusehen, als er seine Gl?ckw?nsche murmelte und sie Schw?gerin nannte. 5 »Bist du dir ganz sicher?« Naomi suchte die Umgebung des Bachs ab, um sicherzugehen, dass niemand in der N?he war und sah, wie sie und Lash die Br?cke betraten. Ihr Herz pochte heftig vor Aufregung bei dem Gedanken daran, dass sie Belita und Chuy wiedersehen w?rde, obwohl sie w?nschte, Lash w?rde sie das allein tun lassen.Wenn sie dabei erwischt wurde, wie sie Gabrielles Anordnungen missachtete, w?rde man es ihr vielleicht durchgehen lassen, weil sie neu war. Aber wenn Lash erwischt wurde, konnte er in Schwierigkeiten geraten, weil er ihr geholfen hatte. »Ganz sicher.« Er ergriff ihre Hand, als sie zur Mitte der Br?cke gingen. »Ich werde f?r dich Schmiere stehen.« Naomi biss sich auf die Unterlippe. Nur Sekunden trennten sie noch vom Blick auf Belita – nach all diesen Wochen. Wieso f?rchtete sie sich auf einmal davor, nach ihr zu sehen? »Was ist los?« Sie blickte in seine sch?nen haselnussbraunen Augen. Wie konnte sie mit ihm an ihrer Seite ?berhaupt Angst haben? Sie benahm sich l?cherlich. »Gar nichts. Ich werde ganz schnell sein.« Sie ging zu der Stelle, von der sie wusste, dass sie den besten Blick auf Belitas Haus haben w?rde. Ihre Hand fuhr ?ber das vertraute Gel?nder. Wieder raste ihr Herz vor lauter Vorfreude. H?r schon auf, sagte sie sich. H?r auf, eine gro?e Sache daraus zu machen. Du hast schon oft nach Belita gesehen. Sie holte tief Luft und beugte sich ?ber das Gel?nder. Still lag das Wasser da. Es war, als s?he sie durch eine gleichm??ige Glasoberfl?che. Einen Moment lang sah sie nichts als klares Wasser. Dann tauchte das vertraute kleine wei?e Haus langsam auf. Das Herz schlug ihr in der Brust. Irgendetwas war verkehrt. Etwas stimmte nicht. Die einst sattgr?ne und perfekt getrimmte Wiese war dicht besiedelt von kniehohem Unkraut. Die Blumenbeete, die Belita immer penibel gepflegt hatte, ihr Stolz und ihre Freude, waren ?berwuchert von Kn?terich und mit Bierdosen zugem?llt. Sie schloss schnell die Augen. Das konnte nicht Belitas Haus sein. Sie atmete tief ein und versuchte, sich zu beruhigen. Mach dich nicht verr?ckt. Sie blickte ganz offensichtlich in die verkehrte Richtung. Sie musste einfach besser aufpassen. Als sie die Augen langsam ?ffnete, sah sie dasselbe kleine wei?e Haus an derselben Stelle. Sie st?hnte. Es ist Belitas Haus. Zerbrochenes Glas lag auf der Vordertreppe und die Fliegengittert?r schlug lose im Wind hin und her. Am schlimmsten war, dass jedes einzelne Fenster zerbrochen war. Was war geschehen? Belita und Chuy w?rden nie zulassen, dass das Haus in einen solchen Zustand geriet. Es sei denn, das Haus st?nde leer. »Nein!«, schluchzte sie und warf sich gegen das Gel?nder, um sich so weit vorzulehnen, wie sie konnte. Das Haus war Belitas ganzer Stolz gewesen. Sie w?rde es nie verlassen. Ihr Vater war in diesem Haus aufgewachsen. Etwas musste geschehen sein – etwas so schreckliches, dass Belita keine andere Wahl geblieben war, als auszuziehen. Angst schn?rte ihr die Kehle zusammen, als sie an das Eine dachte, das ihre halsstarrige Gro?mutter aus dem Haus zwingen konnte. Nein! Sicher nicht! Belita war nicht tot. Das konnte auf keinen Fall geschehen sein. Belita hatte sich bester Gesundheit erfreut, als sie sie vor einigen Wochen gesehen hatte. Es musste etwas anderes sein. Das musste es einfach. Panisch lief sie am Rand der Br?cke entlang und versuchte, einen besseren Blick auf die Umgebung zu bekommen. Verzweifelt suchte sie nach einem Hinweis, irgendetwas, das erkl?rte, was mit Belita und Chuy geschehen war. »Was ist los?« Lash folgte ihr dicht auf den Fersen. »Belita ist weg.« Sie schluchzte. Sie sah sich die anderen H?user in der N?he von Belitas an. Sie erweckten alle denselben gespenstischen, heruntergekommenen Anschein. Es sah aus, als sei das ganze Viertel verlassen. »Sie sind alle weg!« »Was? Bist du sicher?« Er beugte sich ?ber das Gel?nder und sp?hte ins Wasser. »I-ich verstehe das nicht. Es sind nur ein paar Wochen vergangen, seit ich sie das letzte Mal gesehen habe. Es sah alles aus wie immer. Es standen Autos am Stra?enrand. Die Nachbarskinder haben Basketball gespielt. Alles sah genauso aus, wie damals, als ich von dort weggegangen bin.« »Das ist ein paar Wochen her«, murmelte er. »Ja. Ein ganzes Stadtviertel kann nicht einfach innerhalb weniger Wochen wegziehen, oder? Ich meine, sieh dir das Gras an. Es ist fast kniehoch!« Er rieb sich die Nasenwurzel und biss die Z?hne zusammen. »Ein paar Wochen«, wiederholte er. »Wieso sagst du das immer wieder?« Er st?hnte auf und schlug dann mit der Hand gegen das Br?ckengel?nder. »Schei?e!« »Was? Was ist denn?« Er schritt auf der Br?cke auf und ab, fuhr sich mit den H?nden durchs Haar und fluchte leise vor sich hin. »Ich hatte keine Ahnung, dass so etwas passieren w?rde«, murmelte er und vergrub das Gesicht in den H?nden. »D?mlich, d?mlich, d?mlich!« »Lash, bitte erkl?r’s mir. Du wei?t doch irgendwas.« Ihre Stimme wurde mit jedem Wort lauter. Als er nicht antwortete, packte sie ihn an den Schultern und sch?ttelte ihn. »Jetzt sag’s mir schon!« Gequ?lt sah er ihr in die Augen. »Es waren nur ein paar Wochen… f?r dich.« Sie blinzelte verwirrt. »F?r mich? Was meinst du, f?r mich?« »Na ja, genauer gesagt f?r uns.« Er wandte das Gesicht ab, unf?hig sie anzusehen. »Ich kann nicht glauben, dass ich es dir nicht gesagt habe.« Sie legte eine Hand unter sein Kinn und drehte es zu sich hin. »Mir was nicht gesagt hast?« Er sog scharf die Luft ein und hielt den Atem an, bevor er ihn heftig ausstie?. »Die Zeit vergeht hier anders als auf der Erde.« »Was soll das hei?en? Die Zeit vergeht anders? Wie anders?« Ihr sank das Herz. Oh Gott! Vielleicht sind sie alle tot! Lashs Gesicht verschwamm vor ihren Augen und sie f?hlte, wie sie fiel. »Naomi!«, rief er, als er sie auffing. »Wie lange?« Ihre Stimme klang leise, ?ngstlich. »Du hast einen Schock. Lass mich dich nachhause bringen. Es tut mir so leid, dass ich vergessen habe, es dir zu sagen. Ich kann es dir alles erkl?ren und dann k?nnen wir herausfinden – « »Nein.« Sie atmete tief ein und zwang sich, aufrecht zu stehen. Jetzt war nicht der Moment f?r Schw?che. Jetzt war der Moment gekommen, der Erzengel zu sein, der zu sein sie trainierte. Sie tat einen weiteren kr?ftigenden Atemzug und sagte: »Sag’s mir. Wie viel Zeit ist vergangen?« »Ich habe nie wirklich auf die Zeit geachtet. Wir messen die Zeit hier nicht so wie auf der Erde. Ich w?rde sagen, etwa« – er schluckte und warf ihr einen besorgen Blick zu – »ein Jahr.« »Ein Jahr! Ich bin seit einem Jahr weg?« »Vielleicht weniger«, sagte er hastig. Sie stie? den Atem aus. Sie sollte dankbar sein, dass es erst ein Jahr gewesen war. Sie drehte sich um und starrte auf Belitas Haus. Sie hatte vorgehabt, einen heimlichen Besuch zu wagen, wenn sie ihren ersten Auftrag erhielt. Sie hatte Belita eine Art Zeichen geben wollen, dass sie immer noch bei ihr war. Selbst wenn sie sie nicht h?tte sehen k?nnen, wusste sie, dass Belita gewusst h?tte, dass sie es war. Sie hatte sogar vorgehabt, einen Blick auf Chuy zu werfen, wohl wissend, dass er mittlerweile daran glaubte, dass Engel existierten. Jetzt waren sie fort. Pl?tzlich kam ihr ein Gedanke. »Erzengel sind m?chtig. Sie k?nnen so ziemlich alles tun, oder?« »Alles w?rde ich nicht sagen, aber ja, sie haben m?chtige F?higkeiten. Wieso?« »Ich kann sie finden.« »Du wirst nicht dazu in der Lage sein, auf die Erde zu gehen, es sei denn, du hast einen Auftrag erhalten oder einer der Erzengel erteilt dir die Erlaubnis dazu.« »Aber ichbin ein Erzengel.« »Technisch gesehen schon, aber du bist noch in der Ausbildung. Du brauchst immer noch die Zustimmung von Michael oder Gabrielle, und die w?rden sie dir nie geben, au?er es w?rde einem h?heren Zweck dienen.« Ihr Gesicht verfinsterte sich. Welchen Sinn hatte es, ein Erzengel mit besonderen Kr?ften zu sein, wenn man sie nicht einsetzen konnte? Was sollte sie jetzt tun? Tr?nen liefen ihr ?bers Gesicht. »Ich dachte, der Himmel sollte ein Ort des Gl?cks sein.« Er schloss sie in die Arme. »Naomi, bitte weine nicht.« Sie konnte nichts dagegen tun. Sie wollte tapfer sein – der m?chtige Erzengel sein, von dem alle erwarteten, dass sie es war. Sie konnte es nicht. Es war schwer, so unglaublich schwer einen Teil von ihr zur?ckzulassen, den Teil, der sie zu dem gemacht hatte, was sie war: ihre Familie – Belita, Chuy, ihre Eltern. Solange sie sie hatte, f?hlte sie sich, als ob sie alles schaffen konnte. Als ihre Eltern gestorben waren, hatte sie das Gef?hl gehabt, sie h?tte einen Teil davon verloren. Und jetzt, wo Belita und Chuy fort waren, f?hlte es sich an, als ob ein Loch in ihrer Brust klaffte. Lash legte einen Finger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht an, so dass sich ihre Blicke trafen. »Ich nehme dich mit, um Belita zu finden.« »Wie denn?«, schniefte sie. »Du wei? doch nicht, wo sie sind.« »Ich habe einen Plan. Geh zur?ck nachhause. Wenn ich wiederkomme, habe ich die Erlaubnis. Du und ich m?ssen auf die Erde.« Ihre Augen weiteten sich. »Ich will nicht, dass du irgendwas tust, was dich aus dem Himmel werfen kann. Ich kann dich nicht auch noch verlieren.« Sie wollte unbedingt ihre Familie finden, aber nicht auf seine Kosten. »Es ist v?llig gesetzm??ig. Ich versprech’s. Ich kann es dir jetzt nicht erkl?ren. Du musst einfach nur wissen, dass ich das f?r dich hinkriege. Vertraust du mir?« Sie sah in sein herrliches Gesicht. Seine Augen sahen sie liebevoll an. Sie seufzte und Hoffnung regte sich in ihr. Mit Lash an ihrer Seite konnte sie alles schaffen. »Ja.« Lash marschierte einen ausgetretenen Pfad am Bach entlang, einen Pfad, den er ?ber die Jahre schon hunderte Male genommen hatte. Ich kann nicht glauben, dass ich es tats?chlich tue. Êîíåö îçíàêîìèòåëüíîãî ôðàãìåíòà. Òåêñò ïðåäîñòàâëåí ÎÎÎ «ËèòÐåñ». Ïðî÷èòàéòå ýòó êíèãó öåëèêîì, êóïèâ ïîëíóþ ëåãàëüíóþ âåðñèþ (https://www.litres.ru/pages/biblio_book/?art=48773204&lfrom=688855901) íà ËèòÐåñ. Áåçîïàñíî îïëàòèòü êíèãó ìîæíî áàíêîâñêîé êàðòîé Visa, MasterCard, Maestro, ñî ñ÷åòà ìîáèëüíîãî òåëåôîíà, ñ ïëàòåæíîãî òåðìèíàëà, â ñàëîíå ÌÒÑ èëè Ñâÿçíîé, ÷åðåç PayPal, WebMoney, ßíäåêñ.Äåíüãè, QIWI Êîøåëåê, áîíóñíûìè êàðòàìè èëè äðóãèì óäîáíûì Âàì ñïîñîáîì.
Íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë Ëó÷øåå ìåñòî äëÿ ðàçìåùåíèÿ ñâîèõ ïðîèçâåäåíèé ìîëîäûìè àâòîðàìè, ïîýòàìè; äëÿ ðåàëèçàöèè ñâîèõ òâîð÷åñêèõ èäåé è äëÿ òîãî, ÷òîáû âàøè ïðîèçâåäåíèÿ ñòàëè ïîïóëÿðíûìè è ÷èòàåìûìè. Åñëè âû, íåèçâåñòíûé ñîâðåìåííûé ïîýò èëè çàèíòåðåñîâàííûé ÷èòàòåëü - Âàñ æä¸ò íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë.