Òâîåé ÿ íå óìåë ñáåðå÷ü ìå÷òû. Àêêîðäû óòåêëè ñ âîäîþ òàëîé. Íå ñóæäåíî. È ýòîé ìûñëüþ ìàëîé ß óòåøàëñÿ, - ÷òî ñî ìíîé íå òû. Ñóäüáà ñæèãàëà çà ñïèíîé ìîñòû, Òðåâîæèëî ïå÷àëüþ çàïîçäàëîé, À âðåìÿ ïðîøèâàëî íèòüþ àëîé Ðàçëóê è âñòðå÷ ñëó÷àéíûå ëèñòû. Îòðèíóòü áû äåñÿòèëåòèé ïëåí! Ñìàõíóòü ñ ÷åëà ïðåäñìåðòíóþ óñòàëîñòü! Òðÿõíóòü... Íà êîí ïîñòàâèòü

F?r Immer mit Dir

F?r Immer mit Dir Sophie Love Die Pension in Sunset Harbor #3 Sophie Loves F?higkeit, bei ihren Lesern Magie zu bewirken, zeigt sich in ihrem h?chst inspirierenden Ausdruck und den gedankenanregenden Beschreibungen…F?R JETZT UND F?R IMMER ist der perfekte Liebes- oder Strandroman, der sich von anderen abhebt: seine mitrei?ende Begeisterung und die wundersch?nen Beschreibungen machen deutlich, wie komplex die Liebe und auch die Gedanken der Menschen sein k?nnen. Dieses Buch ist perfekt geeignet f?r Leser, die nach einem Liebesroman mit Tiefgang suchen. Midwest Book Review (Diane Donovan zu F?r jetzt und f?r immer) Ein sehr gut geschriebener Roman, in dem es um die inneren K?mpfe geht, die eine Frau (Emily) durchstehen muss, um ihr wahres Ich zu finden. Der Autorin gelang die Ausarbeitung der Charaktere und die Beschreibung der Handlung wunderbar. Romantik ist zwar Teil der Geschichte, doch sie ist nicht erdr?ckend. Ein Lob an die Autorin f?r diesen wunderbaren Auftakt einer Reihe, die verspricht, ?u?erst unterhaltsam zu werden. Books and Movies Reviews, Roberto Mattos (zu F?r jetzt und F?r immer) F?R IMMER MIT DIR ist das dritte Buch in der Romanreihe DIE PENSION IN SUNSET HARBOR, die mit dem Buch F?R JETZT UND F?R IMMER beginnt, welches Ihnen kostenlos zum Download zur Verf?gung steht! Die f?nfunddrei?igj?hrige Emily Mitchell k?ndigte ihren Job und lie? sowohl ihre Wohnung als auch ihren Ex-Freund in New York City zur?ck, um in das verlassene Haus ihres Vaters an der K?ste Maines zu fliehen, denn sie brauchte dringend eine Ver?nderung in ihrem Leben. W?hrend sie ihre gesamten Ersparnisse in die Renovierung des historischen Hauses steckt und sich zwischen ihr und dem Grundst?cksverwalter Daniel eine romantische Beziehung entwickelt, bereitet sich Emily darauf vor, die Pension am Memorial Day zu er?ffnen. Doch es l?uft nicht wie geplant. Emily muss schnell erkennen, dass sie eigentlich keine Ahnung hat, wie man eine Pension f?hrt. Im Haus stehen, trotz ihrer Bem?hungen, dringende Reparaturen an, die sie sich nicht leisten kann. Und auch ihr gieriger Nachbar ist immer noch darauf versessen, ihr das Leben schwer zu machen. Doch das Schlimmste kommt erst noch. Gerade als ihre Beziehung zu Daniel aufbl?ht, kommt ein Geheimnis ans Licht, dass alles ver?ndern wird. Emily muss eine schwierige Entscheidung treffen, denn ihre Freunde dr?ngen sie dazu, nach New York City zur?ckzukehren, und auch ihr Ex-Freund m?chte sie wiederhaben. Wird sie im Haus ihres Vaters in Sunset Harbor bleiben und sich in das Kleinstadtleben st?rzen? Oder wird sie ihren neuen Freunden, Nachbarn und ihrem Leben dort den R?cken zukehren – genau wie dem Mann, in den sie sich verliebt hat?F?R IMMER MIT DIR ist das dritte Buch einer aufregenden Romanreihe, das Sie zum Lachen und Weinen bringen wird. Sie werden das Buch die ganze Nacht nicht aus der Hand legen k?nnen und sich noch einmal neu in die Romantik verlieben. Buch 4 erscheint bald. F ? R I M ME R M I T D I R (DIE PENSION IN SUNSET HARBOR—BUCH 3) S O P H I E L O V E Sophie Love Sophie Love ist seit jeher ein Fan von Liebesromanen, weshalb sie sich sehr freut, ihre erste Reihe an Liebesb?chern: F?R JETZT UND F?R IMMER (DIE PENSION IN SUNSET HARBOR – BUCH 1) zu ver?ffentlichen. Sophie w?rde gerne von Ihnen h?ren. Besuchen Sie deshalb bitte ihre Webseite www.sophieloveauthor.com (http://www.sophieloveauthor.com), um ihr eine E-Mail zu schreiben, in den E-Mail-Verteiler aufgenommen zu werden, kostenlose E-Books sowie die neuesten Nachrichten zu erhalten und um mit ihr in Kontakt zu bleiben! Copyright © 2016 by Sophie Love. Alle Rechte vorbehalten. Au?er, wie gem?? dem U.S Copyright Gesetz von 1976 ausdr?cklich erlaubt, darf kein Teil dieser Ver?ffentlichung ohne vorherige Erlaubnis der Autorin vervielf?ltigt, verbreitet oder in irgendeiner Weise oder in irgendeiner Form ?bertragen, in einer Datenbank oder in einem Datenabfragesystem gespeichert werden. Dieses E-Book ist nur f?r den pers?nlichen Gebrauch zugelassen. Dieses E-Book darf nicht weiterverkauft oder an andere Menschen weitergegeben werden. Wenn Sie sich dieses E-Book mit einer anderen Person teilen m?chten, kaufen Sie sich bitte eine zus?tzliche Kopie f?r jeden weiteren Empf?nger. Wenn Sie dieses Buch lesen, es jedoch nicht selbst gekauft haben und es auch nicht f?r ausschlie?lich Ihren Gebrauch gekauft wurde, dann geben Sie es bitte zur?ck und erwerben eine eigene Kopie. Vielen Dank f?r Ihren Respekt f?r die harte Arbeit dieser Autorin. Bei diesem Buch handelt es sich um Fiktion. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Veranstaltungen und Vorkommnisse sind entweder das Produkt der Fantasie der Autorin oder sind fiktiv eingesetzt. Jede ?hnlichkeit mit reellen Personen, lebend oder tot, ist reiner Zufall. Buchumschlagabbildung Copyright STILLFX, unter Lizenz von Stutterstock.com. B?CHER VON SOPHIE LOVE DIE PENSION IN SUNSET HARBOR F?R JETZT UND F?R IMMER (Buch 1) F?R IMMER UND EWIG (Buch 2) F?R IMMER MIT DIR (Buch 3) WENN ES DOCH NUR F?R IMMER W?RE (Buch 4) EWIG UND DREI TAGE (Buch 5) INHALT KAPITEL EINS (#u6efed81b-5eae-5bc6-8263-f7a63d4b72c6) KAPITEL ZWEI (#u0933be3e-7474-5751-b334-35979ff5b12e) KAPITEL DREI (#ue70ba97c-ef59-581b-8756-22d08dbac51f) KAPITEL VIER (#ued06380f-5e1b-5531-b987-165a0a5503c3) KAPITEL F?NF (#ue9f793e6-e3bd-5633-91ef-b6760648ef15) KAPITEL SECHS (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBEN (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHT (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ELF (#litres_trial_promo) KAPITEL ZW?LF (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHSUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINS Emily schaute auf das wundersch?ne M?dchen, das in Daniels Bett schlief. Ihr blondes Haar verteilte sich auf dem wei?en Kissen. Die ?hnlichkeit zu Daniel war unverkennbar. Sie sah wie ein kleiner Engel aus. Drau?en war es dunkel und der Raum wurde nur von dem Mondlicht erhellt, das durch die Vorh?nge drang und das Zimmer in ein blasses Blau tauchte. Emily hatte die Zeit komplett aus den Augen verloren und wusste nicht einmal, wie sp?t es war, doch von der Ersch?pfung zu schlie?en, die ihren ganzen K?rper ?bermannte, musste es schon bald fr?her Morgen sein. Als Emily h?rte, wie sich die T?r knarzend ?ffnete, warf sie einen Blick ?ber ihre Schulter und sah Daniels Umrisse im T?rrahmen, die von dem warmen Licht des Kamines im Kutscherhaus erleuchtet wurden. Allein schon sein Anblick lie? ihren Herzschlag aussetzen. Er war wie eine Illusion, wie ein Soldat, der aus dem Krieg zur?ckgekehrt war. „Schl?ft sie noch?“, fl?sterte er. Emily nickte. Obwohl er wieder zur?ckgekommen war und nun, nach sechsundzwanzig Wochen der Abwesenheit, vor ihr stand, konnte Emily es immer noch nicht fassen, sie konnte ihre Schutzschilde noch nicht ganz senken. Es schien, als ob sie nur darauf wartete, dass er ihr er?ffnete, wieder fortgehen zu wollen, dass er Chantelle so schnell aus ihrem Leben rei?en wollte wie er sie dorthinein gebracht hatte. Zusammen verlie?en sie das Schlafzimmer und schlossen die T?re leise hinter sich, um das schlafende Kind nicht zu wecken. „Es muss eine lange Fahrt von Tennessee hierher gewesen sein“, meinte Emily. Dabei h?rte sie selber, wie gek?nstelt ihre Stimme klang, und sp?rte, wie unwohl sie sich pl?tzlich in Daniels Gegenwart f?hlte. „Du musst ersch?pft sein.“ „Ich glaube, das sind wir alle“, erwiderte Daniel. Mit diesem einen Satz zeigte er, dass er genau wusste, welche Qualen sie wegen ihm erlitten hatte. W?hrend sie zusammen an dem Tisch sa?en, sah Daniel Emily mit intensivem Blick und einem ernsten Ausdruck in den Augen an. „Emily“, begann er mit brechender Stimme. „Ich wei? nicht, wie ich das sagen und wie ich die Worte formulieren soll. Du wei?t, dass mir so etwas schwerf?llt.“ Dabei l?chelte er schwach. Emily erwiderte sein L?cheln, doch sp?rte gleichzeitig, wie ihr Herz vor Kummer hart gegen ihren Brustkorb schlug. Wurden ihre schlimmsten Bef?rchtungen wahr? Er?ffnete er ihr nun, dass er und Chantelle weggehen w?rden? War er nur zur?ckgekommen, um ihr pers?nlich zu sagen, dass ihre Beziehung vorbei war? Schon sp?rte sie, wie sich Tr?nen in ihren Augen sammelten. Sofort streckte Daniel seinen Arm aus und t?tschelte ihre Hand ?ber den Tisch hinweg. Diese Geste war der letzte Tropfen, der die Tr?nenflut in ihren Augen ausbrechen lie?, sodass die Kugeln ?ber ihre Wangen rollten und auf die Tischplatte tropften. „Es tut mir so leid“, sagte Daniel. „Ich wei?, das ist nicht genug, aber es ist alles, was ich dir sagen kann, Emily. Es tut mir so leid, was ich dir angetan habe, als ich einfach so davonlief.“ Emily geriet vor lauter ?berraschung, dass die Worte, auf die sie sich insgeheim vorbereitet hatte, nicht gekommen waren, ins Stammeln. „Aber du hast doch das Richtige getan“, entgegnete sie. „Du gingst zu deiner Tochter. Du hast die Verantwortung angenommen. Ich h?tte nichts Anderes von dir erwartet.“ Jetzt war Daniel derjenige, der ?berrascht dreinblickte, so als ob die Worte, die er erwartet hatte, nicht gefallen w?ren. „Aber ich habe dich verlassen“, sagte er. „Ich wei?“, erwiderte Emily, wobei ihr Herz wieder genauso sehr schmerzte wie damals, als er sie gerade verlassen hatte. „Und das hat mir sehr wehgetan, das werde ich nicht leugnen. Aber in meinen Augen machen dich deine Taten zu einem guten Mann.“ Schlie?lich konnte sie durch die Tr?nen hindurch wieder etwas sehen. „Du hast dich der Situation gestellt. Du bist zu einem Vater geworden. Dachtest du wirklich, ich w?rde dir das ?belnehmen?“ „Ich…ich wei? nicht“, antwortete Daniel, w?hrend er nach Luft rang. Dabei trug er einen Gesichtsausdruck, den Emily an ihm noch nie zuvor gesehen hatte. Es war der Ausdruck tiefer Erleichterung. In diesem Moment erkannte sie, dass er mit ihrer Wut gerechnet hatte, dass sie ihren Zorn auf ihn loslassen w?rde. Doch Emily war nie w?tend gewesen, sondern hatte nur unglaublich gro?e Angst davor gehabt, dass es f?r sie beide keine M?glichkeit mehr geben w?rde, ein gemeinsames Leben aufzubauen, nun, da sich Daniel um eine Tochter k?mmern musste. Jetzt lag es an Emily, ihn zu tr?sten und ihm zu versichern, dass er sich wegen seinem Verhalten nicht schuldig f?hlen musste. Deshalb dr?ckte sie seine Hand. „Ich bin gl?cklich“, sagte sie l?chelnd, obwohl die Tr?nenspuren auf ihrem Gesicht immer noch deutlich zu sehen waren. „Sogar noch mehr als das, ich bin ?bergl?cklich. Diese M?glichkeit, dass du sie mit dir nach Hause bringen w?rdest, hatte ich nie in Betracht gezogen. Ich k?nnte gerade nicht gl?cklicher sein.“ Auf Daniels Gesicht legte sich ein breites Grinsen. In einer schnellen Bewegung stand er auf, riss Emily aus ihrem Stuhl und zog sie in seine Arme. Dann dr?ckte er K?sse auf ihr Gesicht und ihren Nacken, als ob der die Tr?nen, die er verursacht hatte, wegk?ssen wollte. Emily sp?rte, wie sich ihr gesamter K?rper lockerte und die ganze Spannung von ihr abfiel. Ihr K?rper hatte die vergangenen sechs Wochen in einer Art Schlaf verbracht und nun erweckte Daniel all die Bereiche, die vernachl?ssigt worden waren, wieder zum Leben. Sie erwiderte seinen Kuss begierig, womit sie die Leidenschaft zwischen ihnen nur noch weiter anfachte. Er war ihr Daniel, mit dem gleichen holzigen Geruch nach Wald und frischer Luft, mit seinen rauen H?nden, die ?ber ihren K?rper strichen, und in dessen Haaren sie ihre Finger vergrub. Er schmeckte nach Daniel, nach Minze und Tee, ein Geruch, der wie eine Art Pawlow’sche Glocke auf sie wirkte und sie sofort erregte. Als er den Kuss beendete, tat Emily die Distanz zwischen ihnen schon fast k?rperlich weh. „Wir k?nnen das nicht tun“, sagte er leise. „Nicht hier. Nicht, wenn Chantelle hier schl?ft.“ Emily nickte, obwohl ihre Lippen immer noch vor Verlangen kribbelten. Aber Daniel hatte Recht. Sie mussten sich jetzt wie verantwortungsvolle Erwachsene verhalten. Es lag nun in ihren H?nden, das Beste f?r das kleine M?dchen zu tun, und es w?rde immer an erster Stelle kommen. „Kannst du mich einfach nur halten?“, fragte Emily. Daniel sah sie an, und Emily bemerkte einen bewundernden Ausdruck in seinen Augen. Diesen Blick hatte sie so sehr vermisst und doch schien es so, als w?re er durch die vergangenen sechs Wochen nur noch verst?rkt worden. Noch nie hatte jemand Emily auf diese Weise angesehen und der Blick lie? ihren Herzschlag aussetzen. Sie stand auf, nahm Daniels Hand und f?hrte ihn zu der Couch, auf die sie sich nebeneinander fallen lie?en. Als Emily die gr?ne Seide ber?hrte, musste sie unwillk?rlich daran denken, wie sie sich hier neben dem Kamin geliebt hatten. Dann schlang Daniel seine Arme um ihren K?rper und w?hrend sie seinem Herzschlag lauschte und seinen Geruch einatmete, f?hlte sie sich sofort wieder so wohl und zufrieden wie in jener Nacht. Es gab keinen Ort, an dem sie in diesem Augenblick lieber w?re als hier mit Daniel, ihrem Daniel. „Ich habe dich vermisst“, h?rte sie Daniel sagen. „So sehr.“ In dieser Position, zusammengekuschelt und ohne Augenkontakt, fiel es Emily aus irgendeinem Grund leichter, ?ber ihre Gef?hle zu sprechen. „Wenn du mich so sehr vermisst hast, dann h?ttest du mich doch anrufen k?nnen.“ „Das konnte ich nicht.“ „Warum denn nicht?“ Sie h?rte Daniel seufzen. „Was dort geschah, war so nervenaufreibend und emotional fordernd, dass ich den Gedanken, dass du mich aufgeben k?nntest, nicht ertragen konnte. Wenn ich dich angerufen h?tte, dann h?ttest du wom?glich meine Bef?rchtungen best?tigt, verstehst du? Ich konnte das alles nur mit der Hoffnung durchstehen, dass du hier immer noch auf mich wartest, wenn ich zur?ckkomme.“ Emily schluckte. Auch wenn seine Worte ihr wehtaten, war sie dennoch froh ?ber seine Ehrlichkeit. Sie wusste, dass diese ganze Sache f?r ihn extrem schwierig gewesen war und dass sie geduldig sein musste. Doch gleichzeitig hatte auch sie eine Tortur hinter sich. Sechs lange Wochen ohne ein einziges Wort, in denen sie gewartet und sich gefragt hatte, was wohl geschehen w?rde, wenn Daniel wiederkam, oder ob er ?berhaupt noch einmal wiederkam. Es war ihr gar nicht in den Sinn gekommen, dass er seine Tochter mit hierherbringen k?nnte. Jetzt musste sie sich dar?ber Gedanken machen, inwiefern sich ihre Leben – und ihre Beziehung – ver?ndern w?rden, nun, da sie sich um ein Kind k?mmern mussten. Sie beide betraten neues, unsicheres Terrain. „Das h?rt sich so an, als h?ttest du wenig Vertrauen in mich“, sagte Emily leise. Darauf erwiderte Daniel erst einmal nichts. Schlie?lich begann er, mit seiner Hand durch ihr Haar zu streichen. „Ich wei?“, sagte er. „Ich h?tte dir mehr vertrauen sollen.“ Emily seufzte schwer. F?r den Moment reichte ihr das, die Best?tigung zu erhalten, dass sein fehlendes Vertrauen in sie eine ohnehin schon schwere Situation viel schwieriger gemacht hatte, als sie es eigentlich h?tte sein m?ssen. „Wie war sie?“, wollte Emily neugierig wissen. Gleichzeitig versuchte sie Daniel dazu zu bringen, sich ihr zu ?ffnen, damit er nicht alleine im Stillen leiden musste. „Ich meine, deine Zeit in Tennessee?“ Daniel holte tief Luft. „Ich wohnte in einem Motel und besuchte Chantelle jeden Tag in dem Versuch, sie vor all dem zu sch?tzen und ihr ein warmes, freundliches Gesicht zu sein. Sie lebten zusammen mit Sheilas Onkel. Das war kein Ort f?r ein Kind.“ Seine Stimme brach. „Chantelle versuchte, m?glichst niemandem in den Weg zu kommen. Sie hatte gelernt, keinen der beiden zu st?ren.“ Emilys Herz zog sich zusammen. „Sah Chantelle, wie die beiden Drogen nahmen?“ „Das glaube ich nicht“, antwortete Daniel. „Sheila f?hrt zwar ein Leben in Chaos und Unordnung, aber sie ist kein Monster. Chantelle ist ihr wichtig, das wei? ich. Nur nicht genug, um f?r sie einen Drogenentzug zu machen.“ „Hast du versucht, sie zu einem Aufenthalt in einer Entzugsklinik zu ?berreden?“ Emily h?rte, wie Daniel die Luft zwischen seinen Z?hnen einsog. „Jeden einzelnen Tag“, erwiderte er m?de. „Ich sagte ihr sogar, dass ich daf?r zahlen w?rde. Ich sagte ihr, dass ich f?r beide einen Platz finden w?rde, sodass sie nicht mehr bei ihrem Onkel leben m?sste.“ In Daniels Stimme konnte Emily h?ren, wie sein Herz brach, und wie verzweifelt er ?ber das elende Leben seiner Tochter war. Das traf Emily tief. „Aber man kann niemanden dazu zwingen, sich zu ver?ndern, wenn sich diese Person nicht ver?ndern will. Schlie?lich akzeptierte Sheila, dass es Chantelle bei mir besser gehen w?rde.“ „Warum erz?hlte sie dir damals nicht, dass sie schwanger war?“, fragte Emily. Daniel lachte traurig. „Sie dachte, dass ich ein schlechter Vater w?re.“ Emily konnte sich gar nicht vorstellen, was f?r ein Mann Daniel einmal gewesen sein musste, damit jemand so etwas von ihm dachte. Ihrer Meinung nach w?rde Daniel einen perfekten Vater abgeben. Sie wusste, dass er in seiner Jugend einmal eine gewisse rebellische Bad-Boy-Phase durchlebt hatte, aber das konnte wohl kaum der wahre Grund sein, weshalb Sheila ihm nichts von ihrer Schwangerschaft erz?hlt und die Existenz ihrer Tochter vor ihm geheim gehalten hatte. Das war eine Ausrede, eine L?ge einer Drogenabh?ngigen, die die Schuld an ihrem eigenen Versagen von sich schieben wollte. „Das glaubst du doch nicht wirklich, oder?“, vergewisserte sich Emily. Sie sp?rte, wie Daniel wieder mit seiner Hand ?ber ihren Kopf strich. „Ich wei? nicht, wie ich mich vor sechs Jahren verhalten h?tte, als sie geboren wurde. Oder w?hrend Sheilas Schwangerschaft. Ich war nicht wirklich der Typ, der feste Bindungen einging. Ich w?re vielleicht davongelaufen.“ Daraufhin drehte Emily sich so um, dass sie Daniel ansehen konnte, und schlang ihre Arme um seinen Hals. „Nein, das h?ttest du nicht getan“, widersprach sie ihm. „Du w?rest der gleiche Vater f?r das M?dchen gewesen, wie du es jetzt bist. Du w?rest ein guter Mann gewesen, der das Richtige getan h?tte.“ Daniel k?sste sie sanft. „Danke, dass du das sagst“, meinte er, doch sein Tonfall lie? die Zweifel, die er hegte, deutlich durchscheinen. Emily kuschelte sich wieder an ihn und verst?rkte ihren Griff. Sie wollte ihn nicht so sehen, so voller Schmerz und Selbstzweifel. Er schien nerv?s zu sein und Emily fragte sich, ob er Schwierigkeiten hatte, sich daran zu gew?hnen, wieder zuhause und pl?tzlich Vater zu sein. Daniel musste sich so sehr auf Chantelle konzentriert haben, dass er seine eigenen Gef?hle vernachl?ssigt hatte, und erst jetzt, in seinem warmen, sicheren Kutscherhaus, erlaubte er sich, wieder zu f?hlen. „Ich bin f?r dich da“, sagte sie, w?hrend sie mit ihrer Hand sanft ?ber seine Brust strich. „Immer.“ Daniel seufzte schwer. „Danke. Das ist alles, was ich sagen kann.“ Emily wusste, dass seine Worte von Herzen kamen. Ein Dankesch?n reichte ihr f?r den Moment, weshalb sie sich an seine Brust kuschelte und zuh?rte, wie sich sein Herzschlag verlangsamte, als er allm?hlich einschlief. Kurz darauf wurde auch sie von ihrer M?digkeit ?bermannt. * Sie wurden abrupt aus dem Schlaf gerissen, als sich Chantelle im Nebenzimmer regte. Sofort sprangen Emily und Daniel von der Couch, doch wurden im ersten Moment von der Helligkeit des Raumes ?berrascht. Im Kamin gl?hte immer noch die Kohle. Einen Augenblick sp?ter ?ffnete sich die Schlafzimmert?r einen winzigen Spalt. „Chantelle?“, sagte Daniel. „Du kannst herauskommen. Du musst nicht sch?chtern sein.“ Langsam ?ffnete sich die T?r vollst?ndig und gab den Blick auf Chantelle frei, die in einem von Daniels ?bergro?en T-Shirts bekleidet und mit wirrem Haar dort stand. Obwohl sie weder Daniels dunkles Haar noch seinen leicht gebr?unten Teint hatte, so war die ?hnlichkeit zwischen ihnen unbestreitbar. Vor allem die Augen. Sie beide hatten das gleiche stechende Blau. „Guten Morgen“, sagte Emily, die jetzt erkannte, wie steif sie durch die wenigen Stunden, die sie und Daniel auf der Couch geschlafen hatte, doch war. „Soll ich dir etwas zum Fr?hst?ck machen?“ Chantelle kratzte sich am Kinn und wandte den Blick sch?chtern zu Daniel. Dieser nickte ihr aufmunternd zu, um ihr zu signalisieren, dass sie hier reden durfte, ohne angeschrien oder eine Nervens?ge genannt zu werden.“ „Mhm“, erwiderte Chantelle mit kleinlauter Stimme. „Was h?ttest du denn gerne?“, fragte Emily. „Ich k?nnte dir Pfannkuchen, Toast oder Eier machen. Oder h?ttest du lieber ein M?sli?“ Chantelles Augen weiteten ?berrascht und Emily wurde schmerzhaft bewusst, dass sie bisher wahrscheinlich noch nie die Wahl gehabt hatte, was sie essen wollte. Vielleicht hatte ihr sogar niemand je etwas zum Fr?hst?ck gemacht. „Also ich h?tte gerne Pfannkuchen“, meinte Emily. „Was ist mir dir, Chantelle?“ „Pfannkuchen“, wiederholte sie. „Hey, wei?t du was?“, f?gte Emily hinzu. „Wir k?nnten ins gro?e Haus gehen und dort fr?hst?cken. Ich habe Blaubeeren im K?hlschrank, die k?nnte ich f?r die Pfannkuchen verwenden. Was h?ltst du davon, Chantelle? W?rdest du gerne das gro?e Haus sehen?“ Diesmal nickte das M?dchen begeistert. Daniel sah erleichtert aus, dass Emily an diesem Morgen die Initiative ergriffen hatte. Emily konnte an seinem Gesichtsausdruck erkennen, wie sehr ihn das Ganze doch verwirrte. „Hey“, wandte sie sich vorsichtig an ihn, denn sie wollte ihm nicht auf die F??e treten. „Warum hilfst du Chantelle nicht beim Anziehen?“ Schnell nickte er, wenn auch ein wenig peinlich ber?hrt, dass ihm das nicht selber eingefallen war. Dann f?hrte er das kleine M?dchen in gek?nstelter Manier ins Schlafzimmer. Als Emily die beiden beobachtete, sah sie, wie unangenehm Daniel diese einfache Aufgabe eines Vaters zu sein schien. Unwillk?rlich musste sie sich fragen, welche Schwierigkeiten er in Tennessee erlebt hatte, w?hrend er sich noch an seine neue Vaterrolle gew?hnen musste, und ob er sich so sehr um praktische Dinge, wie etwa die Wohnung, Schule und Ern?hrung, gesorgt hatte, dass er es noch gar nicht wirklich verarbeiten hatte, nun ein Vater zu sein zu m?ssen. Sobald alle fertig waren, verlie?en sie das Kutscherhaus und liefen den Kiesweg entlang zur Pension. Auf dem Weg kickte Chantelle die kleinen Steine vor sich her und lachte bei dem Ger?usch, das sie mit ihren Schuhen erzeugen konnte. Die ganze Zeit ?ber klammerte sie sich an Daniels Hand, doch keiner von beiden schien sich dabei sonderlich wohl zu f?hlen. Daniel machte einen steifen und ungem?tlichen Eindruck, so als ob er verzweifelt versuchen w?rde, blo? nichts falsch zu machen oder das zerbrechliche Gesch?pf, das nun seiner Pflege ?bergeben worden war, zu verletzen. Chantelle auf der anderen Seite sah verzweifelt aus, so als ob sie Daniels Hand nie wieder loslassen wollte, als ob ihr das unglaublich gro?en Schmerz zuf?gen w?rde. Emily war sich nicht sicher, wie sie am besten vorgehen sollte. Z?gerlich ergriff sie die andere Hand des kleinen M?dchens und war erfreut und erleichtert zugleich, dass Chantelle nicht zusammenzuckte oder ihre Hand wegzog. Auch Daniel schien Emilys Verhalten zu beruhigen, denn er sah nun wieder etwas mehr wie er selbst aus. Im Gegenzug lockerte sich auch Chantelles Klammergriff an seinem Arm. Hand in Hand gingen die drei die Verandastufen zur Eingangst?r hinauf und Emily f?hrte sie hinein. Chantelle z?gerte an der T?rschwelle, so als ob sie sich nicht ganz sicher w?re, wirklich an solch einen Ort zu geh?ren, weshalb sie Daniel mit fragendem Blick ansah. Dieser l?chelte ihr sanft zu und nickte. Langsam trat Chantelle ein, was Emilys Herz vor lauter Emotionen einen Schlag aussetzen lie?. Sie musste gegen die Tr?nen ank?mpfen. Sofort erkannte Emily, dass Chantelle von dem Haus, in dem sie sich befand, ?berw?ltigt war. Sie sah sich um, von der gro?en, breiten Treppe mit seinem polierten Gel?nder und dem cremefarbenen Teppich, ?ber den Kronleuchter bis hin zu der riesigen, antiken Rezeption, die sie in Ricos Laden gekauft hatten. Das M?dchen schien von den Kunstwerken und den Fotografien im Flur fasziniert zu sein. Unwillk?rlich kam Emily in den Sinn, dass ein Kind wohl genauso aussehen w?rde, wenn es zum ersten Mal das Haus des Weihnachtsmannes betrat. Emily f?hrte sie ins Wohnzimmer, wo Chantelle nach Luft schnappte, als sie das Klavier entdeckte. „Du kannst darauf spielen, wenn du willst“, ermutigte Emily sie. Chantelle brauchte keine weitere Aufforderung; schnell ging sie zu dem antiken Klavier, das in der Nische bei dem Erkerfenster stand, und begann, auf die Tasten zu hauen. Emily l?chelte Daniel an. „Ich frage mich, ob wir wohl eine angehende Musikerin vor uns haben.“ Daniel beobachtete Chantelle mit fast schon hilfloser Neugier, als ob er noch immer nicht glauben k?nnte, dass es sie wirklich gab. Das l?ste in Emily die Frage aus, ob er zuvor ?berhaupt schon einmal mit Kindern in Kontakt gekommen war. Sie selbst hatte h?ufig auf Bens Nichten aufgepasst, weshalb sie zumindest ein wenig Ahnung von Kindern hatte. Daniel jedoch schien keinerlei Erfahrung in diesem Bereich zu haben. In diesem Moment h?rte Chantelle auf zu spielen. Das Ger?usch der krummen T?ne hatte die Hunde auf die Spur gebracht, dass jemand nach Hause gekommen war, weshalb sie von Hauswirtschaftsraum aus zu bellen begannen. „Magst du Hunde?“, fragte Emily Chantelle, denn sie hatte beschlossen, in dieser Sache die F?hrung zu ?bernehmen. Das M?dchen nickte begeistert. „Ich habe zwei davon“, fuhr Emily fort. „Rain ist ein Welpe und Mogsy ist seine Mutter. Willst du sie kennenlernen?“ Chantelles Grinsen wurde breiter. Als Emily sie den Flur entlangf?hrte, sp?rte sie Daniels Hand auf ihrem Arm. „H?ltst du das f?r eine gute Idee?“, fragte er im Fl?sterton, w?hrend sie in Richtung K?che gingen. „Sie werden ihr keine Angst einjagen? Oder sie bei?en?“ „Nat?rlich nicht“, versicherte ihm Emily. „Aber man h?rt doch st?ndig von Hunden, die Kinder anfallen“, widersprach er. Emily verdrehte nur die Augen. „Das hier sind Mogsy und Rain, wei?t du nicht mehr? Sie sind die albernsten und hilflosesten Hunde, die es gibt.“ Als sie die K?che erreichten, bedeutete Emily Chantelle, zum Hauswirtschaftsraum zu gehen. Sobald sie dessen T?r ge?ffnet hatte, sprangen die Hunde schon hervor und kl?fften sie an. Daniel schien vor Anspannung fast zu platzen, als Rain im Kreis um Chantelle herumrannte und Mogsy sich mit ihren Pfoten auf ihrem Oberteil abst?tzte, um das M?dchen abzulecken. Doch Chantelle genoss das alles sehr und brach in wildes Gel?chter aus. ?berrascht weiteten sich Daniels Augen. Instinktiv erkannte Emily, dass er Chantelle gerade zum ersten Mal so voller Freude erlebte. „Ich glaube, sie m?gen dich“, verk?ndete Emily Chantelle mit einem L?cheln. „Wir k?nnen sie mit nach drau?en nehmen, wenn du m?chtest.“ Das M?dchen sah sie mit ihren gro?en, blauen Augen an. Sie sah so gl?cklich aus wie ein Kind an Weihnachten. „Wirklich?“, stammelte sie. „Darf ich wirklich mit ihnen drau?en spielen?“ Emily nickte. „Nat?rlich.“ Dann gab sie Chantelle ein paar Hundespielsachen. „Ich werde euch vom Fenster aus beobachten.“ Dann ?ffnete sie die Hintert?r, die zum Hof hinausf?hrte, und lie? die Hunde hinausspringen. Chantelle z?gerte noch einen Moment, so als ob sie sich noch nicht wirklich traute, alleine hinauszugehen und den ersten Schritt in ihre Unabh?ngigkeit zu wagen. Doch schlie?lich fand sie ihr Selbstvertrauen, trat hinaus und warf f?r die Hunde einen Ball, den sie fangen konnten. Als Emily zur?ck in die K?che ging, setzte Daniel gerade eine frische Kanne Kaffee auf. „Geht es dir gut?“, fragte sie vorsichtig. Daniel nickte. „Ich habe mich einfach noch nicht daran gew?hnt. Ich sorge mich vor allem darum, dass ihr nichts passiert. Am liebsten w?rde ich sie in Watte einpacken.“ „Das ist doch ganz normal“, erwiderte Emily. „Aber du musst ihr eine gewisse Unabh?ngigkeit gew?hren.“ Daniel seufzte. „Warum f?llt dir das alles so einfach?“ Emily zuckte mit den Schultern. „Das tut es nicht. Ich improvisiere nur. Solange wir ein Auge auf sie haben, ist sie dort drau?en vollkommen sicher.“ Sie lehnte sich an die Sp?le und blickte durch das gro?e Fenster in den Garten hinaus, wo Chantelle herumrannte und von den Hunden begeistert gejagt wurde. Doch w?hrend Emily Chantelle beobachtete, fiel ihr auf, wie sehr das M?dchen Charlotte ?hnelte, als diese in ihrem Alter gewesen war. Die ?hnlichkeit war verbl?ffend, fast schon be?ngstigend. Der Anblick weckte eine weitere von Emilys verloren geglaubten Erinnerungen, von denen sie seit ihrer Ankunft in Sunset Harbor schon zahlreiche gehabt hatte, und auch wenn sie sie mit ihrer Pl?tzlichkeit stets ?berraschten, so sch?tzte sie jede einzelne von ihnen doch sehr. Sie waren wie Puzzlest?cke, jede Erinnerung half ihr, sich ein Bild von ihrem Vater und ihrem gemeinsamen Leben vor seinem Verschwinden zu machen. Diesmal erinnerte sich Emily daran, einmal schreckliches Fieber, vielleicht sogar eine Grippe gehabt zu haben. Sie waren wieder einmal nur zu dritt gewesen, weil ihre Mutter sie ?ber das Wochenende nicht nach Sunset Harbor hatte begleiten wollen, weshalb ihr Vater sein Bestes gab, um sich um seine Tochter zu k?mmern. Sie erinnerte sich daran, dass einer der Freunde ihres Vaters seine Hunde vorbeigebracht hatte und dass Charlotte mit ihnen spielen durfte, wohingegen Emily daf?r zu krank war und drinnen bleiben musste. Sie hatte sich damals so dar?ber ge?rgert, dass sie nichts von den Hunden zu sehen bekam, dass ihr Vater sie hochgehoben hatte, damit sie aus dem Fenster sehen konnte – aus demselben K?chenfenster, aus dem sie nun ebenfalls hinausschaute – um die Geschehnisse zu beobachten. Emily trat vom Fenster zur?ck und schnappte nach Luft. Sie stellte fest, dass ihre Wangen feucht waren, sie musste wohl geweint haben, w?hrend sich Chantelle vor ihren Augen in Charlotte verwandelt hatte. Nicht zum ersten Mal hatte Emily das starke Gef?hl, dass Charlottes Geist mit ihr kommunizierte, dass sie auf irgendeine Weise in Chantelle weiterlebte und Emily ein Zeichen geben wollte. In diesem Moment trat Daniel hinter sie und schlang seine Arme um ihre H?fte. Er bot eine willkommene Ablenkung, weshalb sie ihren Kopf zur?ckfallen lie?, bis er auf seiner Brust ruhte. „Was ist los?“, fragte er sanft und mit beruhigender Stimme. Er muss die Tr?nen gesehen haben, die ?ber Emily Wangen rollten. Doch diese sch?ttelte nur den Kopf. Sie wollte Daniel nicht von ihrer Erinnerung erz?hlen, oder dass sie das Gef?hl hatte, Charlottes Geist w?rde in Chantelle weiterleben, denn sie wusste nicht, wie er darauf reagieren w?rde. „Nur eine Erinnerung“, antwortete sie. Daniel dr?ckte sie dicht an sich und wiegte sie in seinen Armen. Wenn Emily wieder einen ihrer Momente hatte, k?mmerte er sich auf so andere Weise um sie als um Chantelle. Bei Emily hatte er sicheren Grund gefasst und sie konnte sehen, wie selbstsicher er im Umgang mit ihr im Vergleich zu seiner Tochter war. Sie hatte sich so oft auf seine sch?tzende Schulter gelegt und nun war sie diejenige, auf die er sich st?tzte. „Es ist alles ein wenig ?berw?ltigend, nicht wahr?“, meinte sie, als sie ihn schlie?lich ansah. Daniel nickte mit qualvoller Miene. „Ich wei? gar nicht, wo ich anfangen soll. Zum Ersten muss ich sie an der Schule anmelden. Das n?chste Halbjahr beginnt am Mittwoch. Au?erdem muss ich mich um die Schlafsituation k?mmern.“ „Du machst dir nur deinen R?cken kaputt, wenn du weiterhin auf der ausklappbaren Couch schl?fst“, stimmte Emily zu. Dann hatte sie eine Idee. „Ziehe doch hier ein.“ Daniel z?gerte einen Moment. „Das ist nicht dein Ernst. Du hast hier doch viel zu viel zu tun, um uns auch noch aufzunehmen.“ „Das will ich aber“, beharrte Emily. „Ich will, dass Chantelle genug Freiraum und ein eigenes Zimmer hat.“ „Das musst du nicht tun“, entgegnete Daniel, der sich immer noch ein bisschen gegen den Vorschlag wehrte. „Und du musst bei alldem nicht alleine sein. Ich bin f?r dich da. Es w?re viel sinnvoller, wenn ihr hier einzieht, als euch zusammen in das Kutscherhaus zu quetschen.“ Sie dr?ckte sich fest an ihn. „Aber kannst du es dir wirklich erlauben, eines der G?stezimmer aufzugeben?“ Emily l?chelte. „Erinnerst du dich noch daran, dass wir einmal dar?ber sprachen, das Kutscherhaus in eine von der Pension abgetrennte Ferienwohnung umzubauen? W?re jetzt nicht der perfekte Augenblick daf?r? Chantelle kann das Zimmer neben dem Hauptschlafzimmer haben, sodass sie in unserer N?he ist. Au?erdem bekommt sie ihren eigenen Schl?ssel, damit ihr nichts passieren kann. Somit hast du genug Zeit, das Kutscherhaus rechtzeitig zu Thanksgiving renovieren. Ich bin mir sicher, dass es sehr gut bei den G?sten ankommen wird.“ Daniel sah Emily mit besorgter Miene an. Sie wusste nicht, warum er sich immer noch so gegen den Vorschlag str?ubte. War f?r ihn die Vorstellung, mit ihr zusammen zu leben, so schrecklich, dass er lieber in dem beengten Kutscherhaus bleiben w?rde? Doch schlie?lich nickte er. „Du hast Recht. Das Kutscherhaus ist nicht geeignet f?r ein Kind.“ „Dann zieht ihr also ein?“, vergewisserte sich Emily, w?hrend sie ihre Augenbrauen aufgeregt hochzog. Daniel l?chelte. „Wir ziehen ein.“ Emily warf ihre Arme um ihn herum und sp?rte, wie sich sein Griff um sie verst?rkte. „Aber ich verspreche dir, dass ich irgendwie etwas Geld verdienen werde, damit ich ebenfalls zur Familienkasse beitragen kann“, f?gte Daniel hinzu. „Dar?ber sprechen wir ein andermal“, winkte Emily ab. Im Moment war sie viel zu ?berw?ltigt vor Freude, um sich ?ber solche Einzelheiten Gedanken zu machen. Alles, was in diesem Augenblick z?hlte, war die Tatsache, dass Daniel bei ihr einziehen w?rde und dass sie ein Kind hatten, dass sie lieben konnten und um das sie sich k?mmern mussten. Sie w?rden eine Familie sein, was Emily ?bergl?cklich stimmte. Dann sp?rte sie seinen warmen Atem an ihrem Ohr, als er ihr etwas zufl?sterte: „Vielen Dank. Von ganzem Herzen. Danke.“ * „W?rde es dir gefallen, wenn das hier dein Schlafzimmer w?re?“, fragte Emily. Sie stand mit Chantelle im T?rrahmen eines der sch?nsten Zimmer der gesamten Pension. Daniel befand sich irgendwo hinter ihnen. Emily beobachtete, wie sich auf Chantelles Gesicht ein verwunderter Ausdruck legte. Dann lie? das M?dchen Emilys Hand los und ging langsam in den Raum hinein, ganz vorsichtig, so als ob sie nichts kaputtmachen oder durcheinanderbringen wollte. Sie trat an das gro?e Bett mit der sauberen, dunkelroten Bettw?sche und streifte leicht mit den Fingern dar?ber. Anschlie?end ging sie zum Fenster, von wo aus sie in den Garten und zum Ozean hinausblickte, der ?ber die Baumwipfel hinweg zu sehen war. Emily und Daniel sahen mit angehaltenem Atem zu, wie das M?dchen still im Raum umherlief und vorsichtig eine Lampe hochhob, bevor es sie wieder zur?ckstellte und anschlie?end einen Blick in die leeren Schr?nke warf. „Was meinst du?“, fragte Emily. „Wenn du keine wei?en W?nde magst, dann k?nnen wir sie auch in einer anderen Farbe streichen. Oder die Vorh?nge austauschen. Ein paar Bilder an die Wand h?ngen.“ Chantelle wandte sich um. „Es gef?llt mir genauso wie es ist. Kann ich wirklich ein eigenes Schlafzimmer haben?“ Emily sp?rte, wie sich Daniel neben ihr versteifte, und wusste sofort, was er gerade dachte, n?mlich dass Chantelle in ihren gesamten sechs Jahren noch nie ein Schlafzimmer besessen hatte, dass ihr Leben bis zu diesem Moment von Elend und von Vernachl?ssigung gekennzeichnet gewesen war. „Ja, du kannst wirklich eines haben“, best?tigte Emily mit einem freundlichen L?cheln. „Lass uns deine Sachen auspacken, dann f?hlt es sich schon gleich wie dein eigenes Zimmer an.“ Chantelle nickte, dann gingen sie zusammen hin?ber zum Kutscherhaus, um ihre Sachen zu holen. Doch dort angekommen musste Emily schockiert feststellen, dass Chantelle nur einen einzigen, k?mmerlichen Rucksack besa?. „Das sind all ihre Dinge?“, fragte sie Daniel leise, w?hrend sie wieder zur?ck zum gro?en Haus gingen. „Mehr gab es dort nicht“, erwiderte dieser. „Im Haus von Sheilas Onkel gab es so gut wie nichts, das ihr geh?rte. Als ich Sheila danach frage, meinte sie, dass sie bei der Zwangsr?umung alles zur?cklassen mussten.“ Emily schnalzte emp?rt mit der Zunge. Es brach ihr das Herz, an all die schrecklichen Dinge zu denken, die Chantelle in ihrem kurzen Leben schon mitgemacht hatte. Sie wollte um mehr als alles andere auf der Welt daf?r sorgen, dass sich das kleine M?dchen sicher f?hlte, und dass es die Chance bekam, aufzubl?hen und die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Emily hoffte, dass sich Chantelle mit Liebe, Geduld und Stabilit?t von ihrem schrecklichen Start in das Leben w?rde erholen k?nnen. Oben in Chantelles neuem Zimmer, h?ngte Emily die wenigen Kleidungsst?cke, die das M?dchen besa?, auf die Kleiderb?gel in dem Schrank. Insgesamt waren es nur zwei Paar Jeans, f?nf T-Shirts und drei Langarm-Shirts. Es gab nicht einmal gen?gend Socken f?r eine Woche. Chantelle half dabei, ihre Unterw?sche in eine der Schubladen der Kommode zu r?umen. „Ich freue mich so, dass ich jetzt Eltern habe“, sage sie. Emily setzte sich auf den Bettrand, denn sie wollte Chantelle ermutigen, sich ihnen gegen?ber zu ?ffnen. „Und ich freue mich, so ein liebes, kleines M?dchen wie dich zu haben, mit dem ich meine Zeit verbringen kann.“ Chantelle wurde rot. „Du willst wirklich Zeit mit mir verbringen?“ „Nat?rlich!“, erwiderte Emily leicht verwirrt. „Ich kann es gar nicht abwarten, mit dir an den Strand zu gehen, mit dir auf dem Boot hinauszufahren und Brettspiele oder Ball mit dir zu spielen.“ „Meine Mutter wollte nie mit mir spielen“, meinte Chantelle mit leiser und kleinlauter Stimme. Emilys Herz zerbrach. „Das tut mir leid“, erwiderte sie, wobei sie versuchte, sich ihren Schmerz nicht anh?ren zu lassen. „Nun ja, ab jetzt wirst du alles spielen k?nnen, was du willst. Was m?chtest du denn tun?“ Chantelle zuckte nur mit den Schultern und Emily wurde klar, dass ihr bisheriges Leben so erdr?ckend und dumpf gewesen sein musste, dass ihr gar nichts einfiel, das ihr Spa? machen k?nnte. „Wo ist Daddy hingegangen?“, fragte sie. Emily warf einen Blick ?ber ihre Schulter und sah, dass Daniel verschwunden war. Nun war sie ebenfalls beunruhigt. „Er holt sich wahrscheinlich noch ein bisschen Kaffee“, meinte Emily. „Hey, ich habe eine Idee. Warum gehen wir nicht auf den Dachboden und holen ein paar Teddyb?ren f?r dein Zimmer?“ Sie hatte die ganzen alten Spielsachen von sich und Charlotte aus dem Zimmer, das nach dem Tod ihrer Schwester verschlossen worden war, vorsichtig eingepackt und verstaut. Chantelle war jetzt genauso alt wie Emily damals, als der Raum verschlossen worden war, weshalb viele der Spielsachen f?r sie geeignet w?ren. Sofort hellte sich Chantelles Gesicht auf. „Du hast Teddyb?ren auf dem Dachboden?“ Emily nickte. „Und Puppen. Sie veranstalten auf dem Dachboden zusammen ein Picknick, aber ich mir sicher, dass sie gerne noch einen weiteren Gast h?tten. Komm mit, ich zeige dir den Weg.“ Emily f?hrte das kleine M?dchen in den zweiten Stock hinauf und den Flur entlang. Anschlie?end klappte sie die Leiter zum Dachboden herunter. Chantelle blickte sch?chtern nach oben. „Soll ich zuerst hinaufgehen?“, fragte Emily. „Und sicherstellen, dass dort oben keine Spinnen lauern?“ Chantelle sch?ttelte den Kopf. „Nein. Ich habe keine Angst vor Spinnen.“ Dabei h?rte man ihr an, wie stolz sie auf diese Tatsache war. Zusammen stiegen sie in den Dachboden hinauf, wo Emily dem M?dchen die Kisten mit alten Spielsachen zeigte. „Du kannst dir alles nehmen, was du willst“, erkl?rte sie. „Wird Daddy mit mir spielen?“ Auch Emily wollte Daniel dabeihaben. Sie war sich nicht sicher, wohin und warum er verschwunden war. „Ich frage ihn schnell. Da du ja keine Angst vor Spinnen hast, kommst du hier einen Moment alleine zurecht, nicht wahr?“ Nachdem Chantelle dies mit einem Nicken best?tigt hatte, lie? Emily das kleine M?dchen spielend zur?ck. Dann suchte sie den zweiten und den ersten Stock nach Daniel ab und ging schlie?lich ins Erdgeschoss. Dort fand sie ihn in der K?che, wo er reglos bei der Kaffeemaschine stand. „Geht es dir gut?“, fragte Emily. Daniel erschrak und wirbelte herum. „Tut mir leid. Ich kam eigentlich nur wegen des Kaffees herunter, doch dann war ich auf einmal von allem so ?berw?ltigt.“ Er sah Emily an und runzelte die Stirn. „Ich wei? nicht, wie ich das machen, wie ich ein guter Vater sein soll. Ich bin der Sache nicht gewachsen.“ Emily trat zu ihm heran und rieb ?ber seinen Arm. „Das werden wir gemeinsam schon herausfinden.“ „Allein sie sprechen zu h?ren schmerzt mich. Ich w?nschte, ich h?tte f?r sie da sein und sie vor Sheila besch?tzen k?nnen.“ Emily schlang ihre Arme um Daniel. „Du darfst nicht zur?ckblicken und dich wegen der Vergangenheit sorgen. Alles, was wir nun tun k?nnen, ist, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um ihr zu helfen. Es wird alles gut werden. Du wirst ein wunderbarer Vater sein.“ Sie konnte immer noch einen leichten Widerstand in Daniel sp?ren und w?nschte sich so sehr, dass er sich ihr ?ffnen und ihre Umarmung annehmen w?rde, um darin Trost zu finden, doch etwas in ihm hielt ihn zur?ck. „Sie beginnt schon, Fragen zu stellen“, meinte er. „Sie fragte mich, warum ich ihr nie Geburtstagskarten geschickt habe. Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte. Ich meine, welche Antwort kann man einer Sechsj?hrigen schon geben, die sie auch versteht?“ „Ich denke, wir sollten einfach ehrlich sein“, erwiderte Emily. „Geheimniskr?merei hat noch niemandem geholfen.“ Unwillk?rlich musste sie an daran denken, wie schmerzhaft wahr ihre Worte in Wirklichkeit doch waren. Ihr Vater hatte sein ganzes Leben lang Geheimnisse mit sich herumgetragen und Emily hatte seit ihrer Ankunft hier gerade einmal die Spitze des Eisbergs entdeckt. In diesem Moment rannte Chantelle mit einem gro?en Stoffpandab?ren unter dem Arm in die K?che. Er war fast so gro? wie sie selbst. „Schau, Daddy! Schau mal!“, rief sie, w?hrend sie auf Daniel zust?rmte. Emily war schockiert. Den B?ren hatte sie beim Ausr?umen von Charlottes ehemaligem Schlafzimmer gar nicht gesehen. Er musste bereits auf dem Dachboden gewesen sein. Er war Charlottes Lieblingsb?r gewesen. Sie hatte ihn Andy Pandy – Andy, das Pf?tchen – genannt. Ihn jetzt zu sehen, jagte einen schmerzhaften Stich durch den K?rper und Emily fragte sich, wie Chantelle das Kuscheltier ?berhaupt zwischen all den Kisten gefunden hatte. „Wie hei?t denn dein B?r?“, wollte Daniel wissen, w?hrend er sich hinabbeugte, sodass er mit Chantelle auf Augenh?he war. „Andy Pandy“, antwortete diese mit einem Grinsen. Schockiert klammerte sich Emily an die Arbeitsplatte. Wieder einmal hatte sie das starke Gef?hl, dass dies ein weiteres Zeichen von Charlotte war, eine Art Erinnerung, sie nicht zu vergessen, und um Emily zu zeigen, dass sie von oben zusah. „Hey, ich habe eine Idee“, sagte Daniel, womit er sie aus ihren Gedanken riss. „Glaubst du, dass Andy Lust h?tte, sich eine Parade anzusehen?“ „Ja!“, rief Chantelle. Daniel sah zu Emily auf. „Was meinst du? Sollen wir alle zur Labor Day Parade gehen? Sozusagen als ersten Familienausflug?“ Indem er sie alle als Familie bezeichnete, riss er Emily aus ihrer Benommenheit. „Ja“, erwiderte sie. „Das w?rde mir gefallen.“ KAPITEL ZWEI Die Hauptstra?e war von Menschen ges?umt, die entweder mit Flaggen wedelten oder Luftballons in den H?nden hielten. Genau wie bei den meisten nationalen Feierlichkeiten legte sich Sunset Harbor auch f?r den Labor Day voll ins Zeug. Die Stadt war wundersch?n geschm?ckt: Zwischen Stra?enlaternen und B?umen hingen Girlanden und Laternen und an Z?unen waren Wimpel befestigt. Zudem gab es einen kleinen Rummel. W?hrend sie die gesch?ftigen Stra?en entlanggingen, hielt Emily Chantelles Hand fest in ihrer eigenen, denn sie sp?rte, wie ?berw?ltigt das kleine M?dchen war. Doch jedes Mal, wenn sie nach unten blickte, sah sie, dass auf Chantelles Gesicht ein L?cheln lag. Zu wissen, dass das Kind gl?cklich war, erf?llte Emilys Herz mit Freude, aber auch mit ganz anderen Emotionen, n?mlich einer inneren Ruhe und Zufriedenheit. Schon seit l?ngerem wollte Emily eigene Kinder haben, doch ihr war nicht bewusst gewesen, wie sehr es sie erf?llen w?rde, Zeit mit Chantelle zu verbringen. Emily kam nicht umhin zu bemerken, dass Daniel andererseits sehr angespannt wirkte. Die Menschenmenge schien ihn nerv?s zu machen und er wirkte wie ein Adler, der hinter jeder Stra?enecke eine Gefahr lauern sah. W?hrend er wie von selbst in die Rolle des Besch?tzers verfallen war, hatte er noch Schwierigkeiten, eine richtige Beziehung zu seiner Tochter aufzubauen. Emily hoffte, dass es sich hierbei nur um Startschwierigkeiten handelte, und dass er sich im Laufe der Zeit entspannen und das Elternsein so sehr genie?en w?rde wie sie. Er musste lernen, ein Papa zu sein, nicht nur ein Vater. In der Menge entdeckte Emily Cynthia Jones, ihre Freundin aus Sunset Harbor, die den Buchladen f?hrte. Wie immer war diese – mit einem glitzernden, blauen Rock, einem funkelnden Oberteil und einem glitzernden, wei?en Cowboy-Hut – extravagant gekleidet. Das gesamte Outfit biss sich f?rchterlich mit ihrem gef?rbten orangenen Haar. Bei Cynthias Anblick stieg in Emily wieder eine gewisse Nervosit?t auf, denn noch vor ein paar Wochen hatte sie die ?ltere Frau um Hilfe gebeten, nachdem sie und Daniel von Chantelles Existenz erfahren hatten. Und nun lief sie Hand in Hand mit Daniel und seinem ?berraschungsking die Stra?e entlang und zu dritt gaben sie sich wie eine gl?ckliche Familie. Unwillk?rlich hatte Emily Angst vor dem, was die andere Frau nun von ihr denken w?rde. Doch als Cynthias Blick auf sie fiel, grinste sie breit und winkte. Emily konnte in ihrem Blick sehen, dass die andere Frau die Entwicklungen guthie?. „Chantelle, ich stelle dir nun eine meiner Freundinnen vor“, sagte Emily. Dann f?hrten Daniel und sie Chantelle zu der Stelle, an der Cynthia auf sie wartete. Sofort zog diese Emily in ihre Arme. „Ich wusste, dass sich am Ende alles richten w?rde“, fl?sterte sie Emily zu, w?hrend sie sie fest an sich dr?ckte. Emily erwiderte die Umarmung. Cynthia hatte sie seit ihrer Ankunft in Sunset Harbor vor acht Monaten so sehr unterst?tzt und war ihr eine solch gute Freundin gewesen, dass sie von einer Welle der Dankbarkeit ?berrollt wurde. „Das ist Chantelle“, sagte Emily schlie?lich, nachdem sie sich aus den Armen ihrer Freundin gel?st hatte. Cynthia kniete sich nieder, sodass sie mit dem kleinen M?dchen auf einer Augenh?he befand. „Ich freue mich sehr, dich kennen zu lernen, Chantelle. Ich glaube, dir wird es hier in Sunset Harbor wirklich gut gefallen.“ Chantelle, die wieder sch?chtern geworden war, klammerte sich an Emily Bein, woraufhin diese unwillk?rlich durch das weiche, blonde Haar des M?dchens streichen musste, denn in ihr bl?hte ein ?berw?ltigendes Muttergef?hl auf. Wieder einmal war sie schockiert, wie schnell und pl?tzlich ihre Liebe f?r Chantelle doch erbl?ht war. Au?erdem sp?rte sie, dass Chantelle wohl genauso empfand, denn obwohl sie sich gestern Nacht noch an Daniel geklammert hatte, tat sie dies heute bei Emily. In diesem Moment trat ein Mann mit mausgrauem, verstrubbeltem Haar an sie heran. „Owen“, begr??te Cynthia ihn, „du erinnerst dich doch noch an Emily, nicht wahr? Von der Pension?“ „Nat?rlich“, erwiderte Emily, die ihm ihre Hand entgegenstreckte. „Du hast mein Klavier gestimmt.“ Owen nickte bekr?ftigend. Er schien ein recht zur?ckhaltender Mann zu sein. „Wie l?uft es denn dort? Wenn ich mich recht erinnere, hattest du es ziemlich eilig, das ganze Haus auf Vordermann zu bringen.“ „Das stimmt“, pflichtete Emily ihm bei. „So schnell m?chte ich auf keinen Fall mehr zwanzig Zimmer innerhalb von vierundzwanzig Stunden renovieren und bezugsfertig machen! Aber vielen Dank f?r deine Hilfe beim Stimmen des Klaviers. Es klingt nun fantastisch.“ Owen l?chelte. „Das freut mich zu h?ren. Um ehrlich zu sein, hat es mir Spa? gemacht, an einem solch antiken Klavier zu arbeiten. Ich w?rde mich sehr freuen, irgendwann wieder einmal darauf spielen zu k?nnen.“ „Du bist jederzeit willkommen“, meinte Emily. „Irgendwann h?tte ich gerne einen dauerhaften Klavierspieler in der Pension. Aber ich Moment habe ich einfach nicht das Geld daf?r.“ „Nun ja“, erwiderte Owen mit seinem netten, sch?chternen L?cheln. „Wie w?re es, wenn ich vorbeikomme und kostenlos spiele? Der Auftritt vor Menschen w?rde mir guttun und du w?rdest mir gleichzeitig einen Gefallen erweisen.“ Emily war begeistert. „Das w?re wunderbar!“ Schnell tauschten sie Nummern aus und winkten Owen zum Abschied zu. Emily war unglaublich froh, nun einen Klavierspieler in der Pension zu haben. „Komm, Chantelle“, sagte Emily, von ihrem Treffen mit Owen optimistisch gestimmt. „Lass uns auf den Rummel gehen.“ Mit diesen Worten ?bernahm Emily die F?hrung und bahnte sich den Weg zu den Zelten, in den die traditionellen Spiele bestehend aus einer Wurfbude und einem Schie?stand aufgebaut waren. „Wollen wir mal sehen, ob du ein Spielzeug f?r Chantelle gewinnen kannst?“, schlug Emily Daniel vor. Dieser sah sie mit einem verlorenen, hilflosen Blick an, so als ob es ihm peinlich w?re, nicht selber auf die Idee gekommen zu sein. „Nat?rlich“, entgegnete er mit einem etwas gezwungenen L?cheln. „Schau zu und lerne.“ Emily t?tschelte Chantelles Schulter, w?hrend sie dabei zusahen, wie Daniel den Mann an dem Stand bezahlte und anschlie?end mit dem Luftgewehr zielte. Er traf das Ziel mit drei perfekten Sch?ssen. Chantelle sprang auf und ab und begann, in die H?nde zu klatschen. „Na los“, wurde sie von Emily ermutigt. „Such dir einen Preis aus.“ Sofort st?rmte Chantelle zu dem Stand und suchte sich den gr??ten und weichsten Teddyb?ren aus. „Bedankst du dich noch bei Daddy?“, schlug Emily vor. Doch Chantelle dr?ckte den B?ren fest an sich und schaute zaghaft auf ihre Schuhe hinab, w?hrend sie ihm im Fl?sterton dankte. Sofort legte sich wieder ein angespannter Ausdruck auf Daniels Gesicht, weshalb Emily ihre Hand ausstreckte und seinen Arm aufmunternd dr?ckte, als ob sie ihm dadurch sagen wollte, dass es nicht seine Schuld war. Gleichzeitig nahm sie sich vor, Daniel so oft es ging zu best?rken, ihn zu loben und ihn zu tr?sten, denn die ganze Sache machte ihm sichtlich zu schaffen. Auf einmal stie?en sie mit Serena zusammen. „Oh mein Gott!“, rief diese, als sie von Chantelle zu Daniel und Emily blickte. „Das ist ja…so gro?artig.“ Emily hatte noch keine Gelegenheit gehabt, jemandem von Daniels R?ckkehr zu erz?hlen, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass er Chantelle mitgebracht hatte. Serena war einer derjenigen gewesen, die sich um Emily gek?mmert und ihr durch die schwierigen Wochen von Daniels Abwesenheit geholfen hatten. Sie wusste, dass es ihrer jungen Freundin viel bedeutete, sie nun alle zusammen, gl?cklich und vereint zu sehen. Serena beugte sich hinab, um mit Chantelle zu sprechen. Sie hatte eine solch nat?rliche Gabe, schnell zu Menschen eine Beziehung aufzubauen, dass sich Chantelle bei ihr wohl schon bald sichtlich wohl f?hlte. „Hier wird auch Zuckerwatte verkauft“, meinte Serena. „Mit Zuckerstreuseln! Willst du mit mir kommen und eine kaufen?“ Chantelle sah zu Daniel und Emily auf, die zustimmend nickten. Als die beiden dabei zusahen, wie Serena und Chantelle Hand in Hand zu dem Zuckerwattestand gingen, versp?rte Emily pl?tzlich einen gewissen Verlust, fast schon eine Art Trauer in sich aufsteigen. Das kleine M?dchen war gerade einmal auf die andere Stra?enseite gegangen und schon wurde Emily dessen Abwesenheit schmerzlich bewusst. So m?ssen sich wohl M?tter f?hlen, dachte Emily mit einem leichten L?cheln auf den Lippen. In diesem Moment zog Daniel Emily dicht an sich heran, so als ob er Trost und Best?tigung bei ihr suchte. „Das machst du wirklich gut“, lobte sie ihn, w?hrend sie ihren Kopf an seine Schulter lehnte. „Diesen Eindruck habe ich allerdings nicht“, entgegnete er. „Ich habe st?ndig das Gef?hl, nur auf eine Katastrophe zu warten.“ „Das ist doch vollkommen normal“, beruhigte Emily ihn. „Du bist jetzt ein Vater und hast Vaterinstinkte.“ Daniel lachte. „Vaterinstinkte, hm?“, scherzte er, wobei er sich zum ersten Mal, seit sie die Pension verlassen hatten, wieder gelassen anh?rte. „Ist das wie der Spinnensinn von Spider Man?“ Emily nickte kr?ftig. „Nur tausendmal besser.“ W?hrend sie stumm Chantelle und Serena am Zuckerwattestand beobachteten, f?hlte sich Emily zufrieden und wunderbar gl?cklich. Sogar noch gl?cklicher als sie es je f?r m?glich gehalten hatte. Dann kamen Serena und Chantelle zur?ckgesprungen, wobei Chantelles Gesicht vor lauter Zucker klebte. „Probiere mal, Emily!“, rief sie, w?hrend sie ihr die glitzernde Regenbogen-Zuckerwatte entgegenstreckte. ?berw?ltigt, dass das kleine M?dchen mit ihr teilen wollte, nahm Emily einen Bissen. „Lecker!“, stimmte sie fr?hlich zu, obwohl sie sich beherrschen musste, nicht vor Freude zu weinen. „Will Daddy auch einmal probieren?“, schlug Emily vor. Sie wollte auf keinen Fall, dass sich Daniel au?en vor f?hlte, auch wenn regenbogenfarbene Zuckerwatte wahrscheinlich das letzte war, das er jemals probieren wollte. Sch?chtern streckte Chantelle ihre Zuckerwatte Daniel entgegen. Dieser ?ffnete seinen Mund ?bertrieben weit, gab dann ein lautes Knirschen von sich, als er vorgab, in die Zuckerwatte zu bei?en und schmatzte laut. Sofort brach Chantelle in Gel?chter aus. Es war das erste Mal, dass sich Daniel gehen gelassen und sich auf verspielte Weise mit Chantelle besch?ftigt hatte. Als Emily Daniels Blick auffing, wackelte er mit den Augenbrauen und schenkte ihr ein triumphierendes L?cheln. Als die Parade begann, stand die Familie auf dem Gehweg und beobachtete, wie die Traktoren vorbeifuhren. An diesem Tag waren alle Einwohner Sunset Harbors hierhergekommen, weshalb Emily viele ihrer Freunde gr??te. Mittlerweile hatte sie kein Problem mehr damit, sich ?ffentlich mit Daniel und Chantelle zu zeigen. Das war es, was sie wollte, und wenn es den anderen Menschen nicht passte, dann k?mmerte sie das nicht. Doch gerade, als Emilys Zuversicht einen neuen H?hepunkt erreicht hatte, sp?rte sie, wie ihr jemand auf die Schulter tippte. Als sie sich umdrehte, hatte sie das Gef?hl, in Eiswasser zu st?rzen, denn vor ihr stand Trevor Mann, der einen ?u?erst selbstzufriedenen und hinterh?ltigen Eindruck machte. Er strich seinen Schnurrbart glatt. „Es ?berrascht mich, Sie hier zu sehen, Emily“, meinte er. Diese verschr?nkte ihre Arme und seufzte, denn sie wusste instinktiv, dass Trevor Mann versuchen w?rde, sie zu Fall zu bringen. „Und warum ist das so, Trevor?“, wollte sie trocken wissen. „Bitte sagen Sie es mir. Ich vergehe fast vor Neugier.“ Trevor l?chelte wieder auf seine typisch verschlagene und fiese Weise. „Ich wollte Sie nur daran erinnern, dass Ihre Verl?ngerung der Steuernachzahlung bald ausl?uft. Bis Thanksgiving muss alles beglichen sein.“ „Dessen bin ich mir wohl bewusst“, erwiderte Emily k?hl, doch die Erinnerung daran war nicht gerade willkommen, denn Emily wusste immer nicht, woher sie das Geld nehmen sollte, um die Steuerr?ckst?nde zu begleichen. W?hrend Emily zusah, wie Trevor auf der Stelle Kehrt machte und verschwand, blieb sie ver?ngstigt zur?ck. * Chantelle schien Serena auf Anhieb ins Herz geschlossen zu haben, weshalb Emily sie nach Hause zum Abendessen einlud. Sie hatte beschlossen, Fajitas zu machen. Emily wollte, dass sich Chantelle sicher und geliebt f?hlte und ihre Fantasie und Entwicklung durch verschiedene Aktivit?ten angeregt wurden. W?hrend Serena und Chantelle zusammen im Wohnzimmer auf dem Klavier spielten, standen Daniel und Emily deshalb in der K?che, wo sie verschiedene Speisen zubereiteten. „Ich bin mir nicht sicher, ob sie die H?lfte der Sachen ?berhaupt schon einmal gegessen hat“, bemerkte Daniel, w?hrend er eine So?e kochte. „Tomaten. Avocados. Das ist wahrscheinlich alles neu f?r sie.“ „Hat sie zuhause etwa nicht gut gegessen?“, fragte Emily. Doch sie wusste bereits schon die Antwort. Nat?rlich nicht. Ihre Mutter hatte es nicht einmal fertiggebracht, dass ihr Kind ein Dach ?ber dem Kopf oder gen?gend Hosen f?r eine Woche hatte, weshalb es sehr unwahrscheinlich war, dass sie f?r eine abwechslungsreiche Ern?hrung gesorgt hatte. „Es gab fast jeden Tag nur Chips und Pop Tarts“, erkl?rte Daniel mit zusammengebissenen Z?hnen. „Einen festen Tagesablauf gab es auch nicht. Jeder a? einfach, wann er Hunger hatte.“ An der Art, wie seine Schultern nach unten hingen, und wie er die Avocados fast schon brutal zu einer Guacamole zerdr?ckte, erkannte sie, wie sehr ihn all das schmerzte. Emily ging zu ihm hin?ber und strich mit ihren H?nden sanft ?ber seine Arme, bis die Anspannung aus seinen Muskeln zu weichen begann. „Jetzt hat sie ja uns“, beruhigte Emily ihn. „Sie wird immer sauber sein, genug zu essen haben und ihr wird nichts zusto?en. Okay?“ Daniel nickte. „Ich habe einfach nur das Gef?hl, dass wir so vieles aufholen m?ssen. Ich meine, k?nnen wir wirklich all das, was sie in meiner Abwesenheit durchgemacht hat, ausradieren?“ Emilys Herz sank. F?hlte sich Daniel wirklich f?r die Jahre verantwortlich, ?ber die er keine Kontrolle hatte? F?r all die Monate, Wochen und Tage, die er Chantelle nicht lieben und nicht f?r sie sorgen konnte? „Das k?nnen wir“, meinte Emily mit entschlossener Stimme. „Du kannst das.“ Daniel seufzte und Emily wusste, dass er nicht wirklich daran glaubte, und dass ihre Worte in das eine Ohr hinein und aus dem anderen wieder herauskamen. Es w?rde noch eine Weile dauern, bis er damit zurechtkam, nicht von Anfang an in Chantelles Leben f?r sie da gewesen zu sein. Emily hoffte einfach nur, dass er das kleine M?dchen mit seinen Gr?beleien nicht von sich sto?en w?rde. Das Essen war fertig, weshalb sich alle im Esszimmer versammelten. An dem riesigen, dunklen Eichentisch sah Chantelle winzig aus. Sie konnte ihre Ellbogen gerade so auf die Tischplatte st?tzen. Die Einrichtung des Raumes war nicht wirklich f?r Kinder ausgelegt. „Ich hole ihr ein Kissen“, sagte Serena lachend. In diesem Moment bemerkte Emily, dass Chantelle weinte. „Es ist schon in Ordnung, Liebes“, sagte sie sanft. „Ich wei?, dass du weit unten sitzt, aber Serena wird dir ein Kissen holen und dann wirst du so hoch wie eine Prinzessin sitzen.“ Chantelle sch?ttelte den Kopf. Deswegen war sie nicht so aufgel?st, doch sie schien den wahren Grund nicht in Worte fassen zu k?nnen. „Ist es das Essen?“, fragte Daniel besorgt. „Ist es zu scharf? Zu viel? Du musst nicht alles aufessen. Oder ?berhaupt etwas davon. Wir k?nnen uns auch etwas liefern lassen.“ Er wandte sich an Emily, seine Worte ?berschlugen sich vor lauter Best?rzung. „Warum haben wir uns nichts bestellt?“ Emily zog ihre Augenbrauen hoch, als ob sie ihm damit sagen wollte, er solle sich beruhigen und nicht noch mehr Anspannung in die Situation zu bringen. Dann schob sie ihren Stuhl zur?ck, stand auf und ging zu Chantelle, neben die sie sich kniete. „Chantelle, du kannst mit uns reden“, meinte sie so sanft wie m?glich. „Mit mir und deinem Daddy. Wir sind hier f?r dich und werden nicht w?tend sein.“ Chantelle lehnte sich an Emily und fl?sterte ihr etwas zu. Obwohl ihre Stimme so leise war, dass man sie kaum verstand, konnte Emily gerade so ausmachen, was das kleine M?dchen murmelte. Als sie begriff, was sie gerade geh?rt hatte, blieb ihr Herz fast stehen. „Sie sagte, dass sie vor Gl?ck weint“, erkl?rte Emily Daniel. Sie konnte dabei zusehen, wie Daniel erleichtert ausatmete und sich Tr?nen in seinen Augenwinkeln sammelten. * Sp?ter am Abend war es f?r Emily und Daniel an der Zeit, Chantelle ins Bett zu bringen. „Ich will, dass Emily es macht“, verlangte Chantelle, w?hrend sie deren Hand ergriff. Emily und Daniel sahen sich an. An der Art, wie er mit den Schultern zuckte, konnte sie erkennen, wie entt?uscht er war und dass er sich ausgeschlossen f?hlte. „Dann sag Daddy gute Nacht“, forderte Emily das kleine M?dchen auf. Chantelle rannte zu ihm hin?ber und dr?ckte ihm einen schnellen Kuss auf die Wange, bevor sie zu Emily zur?ckkehrte, bei der sie sich anscheinend wohler f?hlte. Unter all den m?tterlichen Aufgaben, die Emily in den vergangenen vierundzwanzig Stunden ausge?bt hatte, war diese hier doch die nervenaufreibendste. Sie steckte die Decke um das kleine M?dchen in dem gro?en Himmelbett fest, das in dem Raum direkt neben dem Hauptschlafzimmer stand, legte ihren Teddyb?ren von der Parade auf die eine und Andy Pandy auf die andere Seite des Kindes. „Soll ich dir eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen?“, wollte Emily wissen. Ihr Vater hatte ihr abends immer vorgelesen und sie wollte dieselbe Magie auch f?r Chantelle erzeugen. Das kleine M?dchen nickte, obwohl ihre Augen schon begannen zuzufallen. Schnell eilte Emily in die B?cherei und suchte ihre alte Ausgabe von Alice im Wunderland. Als Kind war es eines ihrer Lieblingsb?cher gewesen und als sie bei ihrer Ankunft in dem Haus die alte, verstaubte Ausgabe gefunden hatte, war sie vollkommen ?berw?ltigt gewesen. Es stimmte sie gl?cklich, zu wissen, dass sie das Buch wieder zum Leben erwecken und die in seinen Seiten versteckte Freude weitergeben konnte. Sie nahm das Buch mit nach oben und setzte sich in einen Sessel neben dem Bett, genau wie ihr Vater es immer getan hatte. Als sie zu lesen begann, sp?rte Emily, wie die Erinnerungen in ihr erwachten. Ihre eigene Stimme verwandelte sich in die ihres Vaters und sie hatte das Gef?hl, in der Zeit zur?ckversetzt zu werden. Sie war in ihr Bett gekuschelt, die Decke bis unter die Achseln gezogen. Der Raum war nur durch Kerzenlicht erhellt. Sie konnte das Gel?nder der Galerie vor ihr sehen und erkannte, dass sie sich in dem riesigen Raum am hinteren Ende des Hauses befand, in dem Zimmer, das sie sich mit Charlotte geteilt hatte. Obwohl sie sich anstrengte, nicht einzuschlafen und stattdessen der wunderbaren Geschichte zu lauschen, die ihr ihr Vater vorlas, wurden ihre Augenlider immer schwerer und begannen, zuzufallen. Einen Augenblick sp?ter bemerkte sie die Dunkelheit, die sie umfing und h?rte die Schritte ihres Vaters, w?hrend er die Leiter der Galerie hinunterstieg und zur T?r hinausging. Als er die T?r ?ffnete, fiel ein Lichtstrahl herein, dann erklang eine Stimme: „Schlafen sie?“ Emily fragte sich, wem die Stimme wohl geh?rte, denn sie erkannte sie nicht. Es war auf keinen Fall die Stimme ihrer Mutter, weil diese in New York geblieben war. Doch noch bevor sie die Chance hatte, l?nger dar?ber nachzudenken, war sie schon eingeschlafen. Mit einem Ruck kehrte Emily in die Gegenwart zur?ck. Der Raum lag nun in v?lliger Dunkelheit und nur der Vollmond spendete von drau?en ein sanftes Licht. Auf ihren Knien lag eine Decke. Sie musste wohl beim Vorlesen eingeschlafen sein und Daniel hatte sie vermutlich ?ber ihre Beine gelegt. Im Bett vor ihr schnarchte Chantelle leise vor sich hin. Emily stand auf, wobei ihr K?rper von dem langen Sitzen leicht schmerzte. Seit sie in dem Haus angekommen war, versuchte Emily schon, das Mysterium um das Verschwinden ihres Vaters zu l?ften. Doch nun, da Chantelle hier war, besch?ftigten sich ihre Gedanken mit anderen Dingen. Sie wollte nach vorne schauen und die Zukunft planen, und nicht in eine Vergangenheit blicken, die schon lange nicht mehr existierte. Als sie Chantelles T?r hinter sich schloss und den Flur entlangging, fragte sich Emily, was ihr neues Leben wohl bringen w?rde, und wie es jetzt, da sie eine Familie hatte, wohl aussehen w?rde. Es ?berraschte sie selbst, wie sehr sie den Tag genossen und wie zufrieden und vollkommen sie sich doch gef?hlt hatte. Jedes Mal, wenn Chantelle bei ihr Trost gesucht hatte, war das wie ein kleiner Sieg f?r sie gewesen. Ihre einzige Sorge galt Daniel. Er hatte sich mit der ganzen Sache nicht so nat?rlich arrangiert. Er brauchte noch etwas Zeit. Gerade, als diese Gedanken durch ihren Kopf schwirrten, erreichte sie das gro?e Fenster am oberen Ende der Treppe. Drau?en war es stockfinster, nur der Mond leuchtete in hellem Wei? und die Sterne strahlten. Trotz des schwachen Lichts konnte Emily Daniel sehen, der neben seinem Motorrad stand. Dann wandelte sich ihre Freude schnell in Kummer, als sie zusah, wie Daniel seinen Helm aufsetzte, auf das Motorrad stieg und die Einfahrt entlang raste, bis er nicht mehr zu sehen war. KAPITEL DREI Emily stand auf der Veranda, wo sie nerv?s auf Daniels R?ckkehr wartete. Sie wrang die H?nde, w?hrend in ihrem Kopf ihre gr??ten ?ngste herumschwirrten. Daniel hatte versprochen, genau das nicht zu tun, n?mlich auf seinem Motorrad davonzufahren, ohne ihr Bescheid zusagen. Wenn er dieses Versprechen brach, bestand dann die Chance, dass er sie und seine Tochter im Stich lie?? War sein Tag mit Chantelle so schwierig f?r ihn gewesen, dass er beschlossen hatte, sie Emilys F?rsorge zu ?berlassen? ?ber solch schreckliche Vorstellungen wollte sie gar nicht nachdenken, sie wollte ihm vertrauen, aber er hatte sie schon einmal auf diese Weise im Stich gelassen. Emily hielt sich am T?rrahmen fest, um nicht umzufallen, ihr Atem kam sto?weise. Als Daniel zur?ckgekommen war, hatte es sich so angef?hlt, als w?re er ein Soldat, der aus dem Krieg zur?ckkehrte. Nun, w?hrend Emily mit immer schwerer werdendem Herzen auf ihn wartete, f?hlte es sich so an, als w?rde sie erneut auf den gleichen Soldaten warten. In diesem Moment vernahm sie das Ger?usch eines Motorradmotors in der Ferne. Sie lauschte angestrengt und mit wachsender Hoffnung. Das Ger?usch wurde immer lauter, bis sie schlie?lich davon ?berzeugt war, dass Daniel wirklich nach Hause zur?ckkam. Vor lauter Erleichterung schloss sie die Augen und stie? den Atem aus, den sie angehalten hatte. Das Motorrad bog ab und fuhr die Einfahrt entlang, wobei sie von seinem Scheinwerfer direkt angeleuchtet wurde, was sie zusammenzucken lie?. Dann kam es zum Stehen. Der Motor wurde abgeschalten und wieder herrschte Stille um sie herum. Sofort rannte Emily die Stufen hinunter, w?hrend Daniel seinen Helm abnahm. „Du bist wach“, sagte er mit einem Grinsen. „Ich war mir nicht sicher, ob die Nacht f?r dich heute schon gelaufen w?re.“ Doch als er Emilys Gesichtsausdruck sah, verschwand sein L?cheln. „Du Idiot“, schnauzte sie. „Wo warst du denn?“ Daniel zog die Augenbrauen zusammen. „Ich habe einfach mal Gas gegeben. Ich war nur ungef?hr f?nfzehn Minuten weg.“ „Das geht so nicht“, schrie Emily. „Du kannst nicht einfach so abhauen. Ich hatte keine Ahnung, wo du warst.“ „Es tut mir leid“, stammelte Daniel. „Du warst eingeschlafen. Ich dachte, ich k?nnte eine schnelle Runde drehen.“ Emily holte erneut tief Luft in dem Versuch, sich zu beruhigen. Dann sp?rte sie, wie Daniel seine Arme um ihre Schultern legte. „Du kannst nicht einfach so verschwinden“, stie? Emily hervor. „Okay?“ „Okay“, meinte er, w?hrend er sein Gesicht in ihr Haar dr?ckte. „Das verstehe ich. Es tut mir leid.“ Noch lange, lange Zeit bleiben sie so stehen und umarmten sich unter dem Mond und den Sternen. „Ich werde dich nicht verlassen, Emily“, sagte Daniel schlie?lich. „Du musst mir vertrauen.“ „Das machst du mir nicht immer einfach“, entgegnete Emily, w?hrend sie sich aus seinen Armen l?ste. „Ich wei?“, lenkte Daniel ein. „Aber ich gehe nirgendwohin. Immerhin bin ich bei dir eingezogen, nicht wahr?“ Emily nickte. Das war ein Beweis, dass er es ernst meinte, aber es gab ihr keine vollst?ndige Sicherheit. Daniel fuhr fort: „Und w?hrend meiner Fahrt dachte ich ?ber das Kutscherhaus nach, dar?ber, wie wir es in ein eigenst?ndiges Ferienhaus umgestalten k?nnten, wenn du das m?chtest. Ich werde die Arbeiten selber ausf?hren, als Dankesch?n f?r alles, was du f?r mich und Chantelle tust.“ In Emily breitete sich wieder W?rme aus und der Kummer, der sich dort angesammelt hatte, schwand schlie?lich dahin. „Es w?re eine tolle Einnahmequelle f?r dich“, meinte Daniel. „Und sp?ter, wenn Chantelle ein Teenager ist, k?nnte sie darin wohnen und somit ein bisschen Abstand von ihren langweiligen Eltern bekommen.“ Seine Worte ber?hrten etwas tief in Emily. Daniel war nie dazu in der Lage gewesen, ihre gemeinsame Zukunft weiter als ein paar Monate am St?ck zu planen. Jetzt sprach er schon in Jahrzehnten. Er bezeichnete sie als „Mom“. Zum ersten Mal sah er sie wirklich als eine Einheit, als zwei H?lften eines Teams. Doch als Daniel und Emily in dieser Nacht zusammen im Bett lagen und sich in den Armen hielten, flackerten Emilys ?ngste wieder und wieder auf. Daniels kleine Nummer mit dem Motorrad hatten ihre lange gehegte Angst vor dem Verlassenwerden wiederaufleben lassen. Noch vor wenigen Wochen hatte sie ein Leben ohne Daniel geplant. Und nun schien er es pl?tzlich sehr ernst mit ihr zu meinen. Konnte er wirklich so nahtlos und schnell umschalten? Und war das so, weil er erkannte hatte, wie wichtig ihm ihre Beziehung war? Oder f?hlte er sich nur wegen Chantelle in diese Richtung gedr?ngt? * Am n?chsten Morgen wachte Emily fr?h und fast schon schreckhaft auf. Als sie bemerkte, dass Daniel neben ihr im Bett lag, entspannte sie sich wieder und lie? sich schwer atmend zur?ck in die Kissen fallen. Sie sollte bei Daniels Anblick neben ihr keine solche Erleichterung versp?ren, sondern Zufriedenheit. Sie blickte auf Daniels schlafendes Gesicht und sp?rte, wie sich all ihr Kummer aufl?ste. Es f?hlte sich so richtig an, ihn hier wieder bei sich zu haben, mit ihm zusammen zu sein. Sie h?tte seine Worte, dass er zu ihr zur?ckkommen w?rde, nicht in Frage stellen sollen. Und sie h?tte wegen seiner Fahrt gestern Nacht nicht so ?berreagieren sollen. Da Daniel immer noch fest schlief, beschloss Emily, ihn in Ruhe zu lassen. Er musste von der langen Fahrt und all den Emotionen ersch?pft sein und den verpassten Schlaf nachholen. Sie war sich sicher, dass sie es schaffen w?rde, Chantelle anzuziehen und ihr alleine etwas zu Essen zuzubereiten. Dann k?nnte sie dem M?dchen die H?hner zeigen und anschlie?end k?nnten sie zusammen die Hunde am Strand Gassi f?hren. Voller Vorfreude duschte sich Emily schnell und zog sich an. Sobald sie f?r den Tag bereit war, verlie? sie ihr Schlafzimmer und den noch immer schnarchenden Daniel und ?ffnete die T?r zum Zimmer nebenan, wo sie jedoch erschreckt feststellte, dass Chantelles Bett leer war. Emily sp?rte, wie sich ein mulmiges Gef?hl in ihr breitmachte. Wo konnte das kleine M?dchen wohl sein? Voller Panik begann Emily, eine Millionen Szenarien in ihrem Kopf durchzuspielen: Chantelle hatte die T?r zur Dachterrasse gefunden und war vom Dach gefallen; sie hatte eine der verlassenen, heruntergekommenen Scheunen hinter dem Haus gefunden und war von herunterfallenden Geb?udeteilen erdr?ckt worden; sie war dem Weg hinunter zur K?ste gefolgt und war vom Meer verschluckt worden. Doch noch bevor Emily die Chance hatte, nach Daniels zu rufen, h?rte sie ein Lachen von drau?en. Emily rannte zum Fenster und zog die Vorh?nge zur?ck. Dort im Hinterhof spielte Chantelle mit Mogsy und Rain. Sie lachte, w?hrend die Hunde an ihr hochsprangen und aufgeregt um sie herumrannten. Chantelle trug immer noch das gro?e T-Shirt, das Emily ihr am Abend zuvor zum Schlafen angezogen hatte. Ihre F??e waren komplett nackt. Schnell eilte Emily zur T?r hinaus und rannte nach unten. Sie wollte Chantelle keine Angst einjagen, aber ebenso wenig hielt sie es f?r eine gute Idee, das kleine M?dchen alleine drau?en spielen zu lassen und noch dazu, wenn es kaum angezogen war. Obwohl sie Sunset Harbor f?r einen sicheren Ort hielt, so war sie selber doch in New York City aufgewachsen und w?rde wegen der schrecklichen Dinge, die sich Menschen gegenseitig antun konnten, f?r immer eine gewisse Nervosit?t in sich tragen. Emily streckte den Kopf zur Hintert?r hinaus und rief nach Chantelle. Das kleine M?dchen schaute mit einem breiten Grinsen auf. Ihre F??e waren von dem Rennen auf dem feuchten Gras schon ganz gr?n. „Komm rein, Sch?tzchen“, rief Emily. „Es ist Zeit f?r Pfannkuchen.“ „Ich will aber spielen!“, antwortete Chantelle. „Das kannst du auch gleich“, erwiderte Emily, die sich immer noch M?he gab, ruhig und nett zu klingen. „Zuerst brauchst du ein Fr?hst?ck. Dann, wenn du angezogen bist, k?nnen wir mit den Hunden zum Strand gehen und dort spielen. Wie h?rt sich das an?“ Chantelle schaute Emily mit zusammengezogenen Augenbrauen an und ihr Gesicht wurde immer r?ter. Zum ersten Mal bekam Emily einen kleinen Teil von den Problemen zu sehen, denen Chantelle begegnet war. In ihrem finsteren Gesicht sah sie Wut und Bitterkeit. Sie wusste, dass diese Emotionen nicht direkt gegen sie, sondern gegen diese schreckliche Welt, die schrecklichen Menschen, die das M?dchen gekannt hatte, und die schrecklichen Ereignisse, die es ungl?cklicherweise hatte durchleben m?ssen, gerichtet waren. All das kam wahrscheinlich erst jetzt, da Emily und Daniel Chantelle ein sicheres Umfeld gegeben hatten, in dem sie all die verschiedenen Seiten ihrer Pers?nlichkeit ohne Angst vor den Folgen entdecken konnte, aus dem M?dchen heraus. Pl?tzlich neigte Chantelle ihren Kopf zur Seite und begann, laut zu schreien. Emily holte tief Luft. Unwillk?rlich musste sie an die Tausenden M?tter denken, die sie schon in ihrem Leben gesehen hatte, deren Kinder einen Wutanfall bekamen. Ihre Gedanken kehrten zu dem ersch?pften Ausdruck, einer Mischung aus Verlegenheit und Wut, zur?ck, der stets auf den Gesichtern der M?tter gelegen hatte. Doch sie wusste, dass sie auf keinen Fall die Fassung verlieren durfte, wenn sie wollte, dass Chantelle ihr vertraute und gl?cklich und ausgeglichen aufwuchs. Deshalb schlenderte sie in den Garten und nahm Chantelles Hand. „Komm mit, Sch?tzchen“, sagte sie, so als ob ihr Trommelfell durch die Schreie des M?dchens nicht kurz vor dem Platzen st?nden. In diesem Moment bemerkte Emily jemand die Einfahrt entlangkommen. Trevor. Nat?rlich. Wie typisch f?r ihn, sich genau diesen Augenblick auszusuchen, um sie heimzusuchen. „Was gibt es, Trevor?“, zischte Emily, die keinerlei Skrupel hatte, vor ihm die Fassung zu verlieren. „Was denken Sie denn, dass los sein k?nnte?“, murmelte Trevor. „Es ist noch nicht einmal sieben Uhr morgens und dieses Kind veranstaltet hier drau?en ein Theater. Sie beschneidet mein Recht auf Ruhe.“ Sofort verstummte Chantelle und griff nach Emilys Hand, fast schon wie eine Art Entschuldigung daf?r, dass sie sie in Schwierigkeiten gebracht hatte. „Wir sind noch in der Eingew?hnungsphase“, erwiderte Emily mit einem Seufzen, ?berrascht, wie wenig ihr Trevors Sticheleien in letzter Zeit ausmachten. „Und Chantelle geht ab morgen zur Schule. Es wird also nicht wieder vorkommen.“ „Es bleibt immer noch das Wochenende“, gab Trevor sp?ttisch zur?ck. „Wir werden daf?r sorgen, dass sie Sie nicht mehr vor sieben Uhr weckt“, seufzte Emily. „Nicht wahr, Chantelle?“ Doch als sie zu dem kleinen M?dchen hinabblickte, sah sie, dass Chantelle Tr?nen ?ber das Gesicht liefen und sie vor lauter Angst zitterte. Sie in solch einem bek?mmerten Zustand zu sehen, l?ste in Emily einen pl?tzlichen m?tterlichen Instinkt, ihr Kind zu besch?tzen, aus. Deshalb wandte sie sich pl?tzlich voller Wut und mir ger?teten Wangen an Trevor. „Wissen Sie was, Trevor? Chantelle kann hier drau?en spielen, wann immer sie will. Mein Haus, mein Kind, meine Regeln.“ Im ersten Moment schien Trevor von ihrem Gef?hlsausbruch ?berrascht zu sein. Doch er fasste sich schnell wieder und kehrte zu seinem gew?hnlichen, sp?ttischen Ausdruck zur?ck. „Aber es ist nicht Ihr Kind, nicht wahr?“ „Sie steht unter meiner Betreuung“, schrie Emily. „Ich bin ihr Vormund und ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um sie vor solch niedertr?chtigen Menschen wie Sie zu sch?tzen.“ Zum ersten Mal seit sie ihn kannte, sah Trevor gedem?tigt aus. Emily hatte keine Lust mehr, Trevor noch weiter zuzuh?ren, weshalb sie Chantelle an deren H?fte packte und sie hochhob. Das kleine M?dchen zitterte so sehr, dass es Emily vor Kummer den Magen umdrehte. In ihrem kurzen Leben hatte Chantelle schon so viel durchgemacht und das letzte, was sie jetzt brauchte, war das Ungeheuer Trevor Mann zu erleben. Emily trug Chantelle nach drinnen und schlug die Hintert?r mit Schwung zu. Noch nie zuvor hatte sie solch eine starke Gef?hlsexplosion, ein Verlangen, das unter ihrem Schutz stehende, kleine M?dchen zu lieben und zu besch?tzen, versp?rt. „Es tut mir leid!“, schluchzte Chantelle, sobald sie drinnen waren. Dabei dr?ckte sie Emily so fest, dass diese Angst hatte, ihr Hals k?nnte brechen. „Chantelle, es ist schon in Ordnung“, erwiderte Emily mit sanfter Stimme. „Trevor regt sich wegen allem auf. Und du wusstest ja schlie?lich nicht, dass du ihn aufwecken w?rdest. Frage uns in Zukunft aber besser um Erlaubnis, bevor du hinausgehst, ja? Ist das in Ordnung?“ Chantelle nickte ?berschw?nglich, so als ob sie dadurch zeigen wollte, wie sehr sie alles wiedergutmachen wollte. „Meine Mommy wollte immer, dass ich drau?en spiele“, erkl?rte Chantelle schluchzend. „Sie mochte es nicht, wenn ich im Weg war.“ Emilys Herz zog sich zusammen. Das arme M?dchen muss so verwirrt gewesen sein, als Emily ihr befohlen hatte, rein zu kommen. Sie f?hlte sich schlecht, solch gemischte Signale zu senden. „Nun ja, Daniel und ich wollen immer mit dir spielen“, sagte Emily. „Okay?“ Chantelle nickte. Schlie?lich h?rte sie auf zu weinen und Emily stellte das kleine M?dchen wieder auf ihre F??e. Dann gingen sie zusammen in die K?che, die Daniel gerade betrat. „Was ist los?“, wollte er wissen. „Ich habe jemanden weinen geh?rt. Hast du dir wehgetan, Chantelle?“ Das kleine M?dchen sch?ttelte den Kopf. „Ich sagte Chantelle gerade, dass du oder ich mit ihr spielen wollen, wenn sie hinausgeht, weshalb sie einen von uns fragen soll, um sie zu begleiten“, erkl?rte Emily, w?hrend sie im mit ihrem Blick zu verstehen gab, nicht weiter nachzubohren. Er schien zu verstehen, was sie ihm sagen wollte, und nickte. „Nun ja, ich bin froh, dass alle wieder gl?cklich sind“, sagte er. „Soll ich uns Fr?hst?ck machen?“ Chantelle nickte begeistert und setzte sich zusammen mit Emily an den Tisch, um auf ihr Essen zu warten. „Also“, meinte Daniel, als er sich kurze Zeit sp?ter mit einem Stapel Pfannkuchen zu ihnen setzte. „Was sollen wir heute machen, die Schule f?ngt ja erst morgen an?“ Emily war ratlos und an dem Ausdruck auf Daniels Gesicht konnte sie erkennen, dass es ihm genauso ging. Keiner von beiden hatte je zuvor auf ein Kind aufgepasst und sie beide sp?rten den Druck, daf?r zu sorgen, dass Chantelle so viel Spa? wie m?glich hatte, um ihren schrecklichen Start ins Leben wiedergutzumachen. „Ich glaube, Chantelle w?rde gerne mit den Hunden irgendwohin gehen“, sagte Emily mit Blick auf das kleine M?dchen, um zu sehen, ob dieses damit einverstanden war. Chantelle nickte. „Ich habe eine Idee“, meinte Daniel. „Sind Jason und Vanessa gestern nicht mit Baby Katy zum Apfelpfl?cken zur Fall Farm gegangen? Was haltet ihr davon?“ „Ich war noch nie auf einer Farm!“, keuchte Chantelle. „Gibt es dort Tiere? Ich liebe Tiere! Am liebsten mag ich Schweine. Gibt es dort Schweine?“ Emilys Augen weiteten sich. Sie hatte Chantelle noch nie so viele Worte auf einmal sprechen geh?rt. Die Vorstellung, Zeit mit den Tieren zu verbringen, lockte sie aus ihrem Schneckenhaus. „Dort gibt es einen Streichelzoo“, erwiderte Emily. „Mit Hasen und Meerschweinchen.“ „Hasen!“, rief Chantelle. „Hasen mag ich sogar noch viel lieber!“ „Also dann“, beschloss Daniel mit einem Grinsen. „Ich sch?tze wir gehen heute zur Fall Farm.“ * W?hrend der gesamten Fahrt zur Fall Farm kl?fften Mogsy und Rain begeistert. Emily und Daniel nahmen sie nur selten an einen anderen Ort als den Strand oder in den Park mit, und sie schienen zu ahnen, dass Ihnen etwas Aufregendes bevorstand. Doch egal, wie aufgeregt die Hunde waren, es schien im Gegensatz zu Chantelles Freude zu verblassen. Die ganze Fahrt ?ber sah sie mit weit aufgerissenen Augen aus dem Fenster und nahm den Anblick der mit B?umen ges?umten Stra?en, deren Bl?tter gerade begannen, vom Gr?nen ins Orangene ?berzugehen, in sich auf. Emily genoss es, das kleine M?dchen so verzaubert von ihrer Umgebung zu sehen. Es w?rmte ihr Herz zu wissen, dass sie sie aus dem Elend geholt und von ihrem schrecklichen Leben gerettet hatten. Nun konnten sie ihr zeigen, wie sch?n die Welt wirklich sein konnte. Daniel bog auf den Parkplatz der Fall Farm ein, der praktisch aus einem schlammigen Feld bestand. Trotz der fr?hen Stunde standen bereits viele Autos dort; anscheinend hatten alle Eltern in Sunset Harbor und Umgebung beschlossen, vor dem Schulstart mit ihren Kindern noch einmal Apfelpfl?cken zu gehen. W?hrend Daniel parkte, schnallte sich Chantelle schon ab und griff nach dem T?r?ffner. „Nicht so schnell“, ermahnte Daniel. „Wir m?ssen die Hunde zuerst an die Leine nehmen, sonst rennen sie davon und wir sehen sie nie wieder.“ „Tut mir leid“, erwiderte Chantelle, die ihren Kopf besch?mt h?ngen lie?. Daniel sah Emily mit flehendem Blick an, doch diese sch?ttelte nur den Kopf, um ihm stumm mitzuteilen, dass er keinen Aufstand machen sollte, und dass sie nichts tun konnten, um dem M?dchen zu helfen, sondern dass Chantelle nur durch Liebe, Zeit und Geduld lernen konnte, sich nicht f?r sich und ihr Handeln zu sch?men. Ihr tat Daniel leid, denn er schien in solchen Situationen einfach nicht zu wissen, was er tun sollte. Er schien dann immer heillos ?berfordert zu sein, wohingegen Emily ihre Mutterrolle annahm, als w?re es das Nat?rlichste auf der Welt. Nachdem Emily den Hunden die Leine angelegt hatte, stiegen sie alle aus. Andere Familien liefen umher, deren Kinder lachten und spielten und im Kreis um ihre Eltern herumrannten. W?hrend sie auf den Eingang der Fall Farm zugingen, umgeben von anderen, sich miteinander unterhaltenden Familien, wurde Emily klar, wie sehr sich ihr Leben doch im Laufe des vergangenen Jahres ver?ndert hatte. „Komm schon, Emily!“, rief Chantelle. Emily, die von Chantelles Worten aus ihren Gedanken gerissen worden war, blickte auf und sah, dass sich das M?dchen mit Daniel bereits am Verkaufsstand befand und auf ihren Korb zum Apfelpfl?cken wartete. Chantelle zog an Daniels Hand, genau, wie Rain an seiner Leine ziehen w?rde. Daniel lachte und schenkte Emily ein L?cheln, das diese noch nie zuvor an ihm gesehen hatte. Es war offensichtlich, dass er ?bergl?cklich war, Chantelle bei sich zu haben und hier als Familie zu sein. Schnell ging Emily zu ihnen und ergriff Chantelles andere Hand, die sie ihr entgegenstreckte. Zusammen traten sie an den Verkaufsstand und holten ihren Korb. Dann machten sie sich auf in den Obsthain. „Lass uns die saftigsten und r?testen ?pfel finden“, fl?sterte Emily Chantelle aufgeregt zu. „Ich wette, dass sie weiter hinten im Feld liegen.“ Chantelle nickte mit weiten Augen, denn Emilys verschw?rerischer Ton weckte die Aufregung in ihr. Emily sah zu Daniel auf. Dieser l?chelte sie breit an und in seinen Augen lag ein Hauch Stolz, was Emily unwillk?rlich zum Err?ten brachte. Als sie damit begannen, ihre K?rbe mit saftigen ?pfeln zu f?llen, erkannte Emily, dass sie so viel Spa? hatte wie schon lange nicht mehr. Daniel lachte ebenfalls fr?hlich wie ein Kind. Er rannte umher, hob Chantelle hoch, wirbelte sie im Kreis herum und trug sie auf seinem R?cken, damit sie auch die h?chsten ?ste erreichen konnte. Emily hatte Daniels verspielte Seite noch nie zuvor erlebt und konnte nun ihre Freude kaum beherrschen. „Das macht Spa?, nicht wahr?“, bemerkte Daniel, als er auf Emily zu joggte. „Ich glaube, ich hatte seit meiner Kindheit nicht mehr so viel Spa?“, erwiderte Emily. „Ich auch nicht“, meinte Daniel. Emily wurde ganz warm. Mit Chantelle zusammen zu sein schien die Wunden ihrer traumatischen Vergangenheiten zu heilen. * Nach dem Apfelpfl?cken beschloss Emily, dass Chantelle ein paar neue Kleider gebrauchen k?nnte. Das kleine M?dchen konnte schlie?lich nicht jede Nacht in Daniels Hemd schlafen, vor allem, da k?hleres Wetter im Anmarsch war. Sie w?rde Schlafanz?ge, Unterw?sche, einen Mantel, Handschuhe und Kleider f?r die Schule brauchen. Sie hatte solch einen kleinen Rucksack dabeigehabt mit so wenigen Dingen, dass Emily ihr praktisch eine komplette Garderobe kaufen musste. „Nur M?dchen d?rfen mitkommen“, bestimmte Chantelle, als sie das Auto erreichten. Emily wusste, dass dieser Kommentar Daniel verletzen w?rde, besonders nach der sch?nen Zeit, die sie gemeinsam auf der Farm verbracht hatten. Dass Chantelle ihn ausgerechnet jetzt ausschloss, w?rde ihn verwirren und schmerzen. Und auch wenn Emily wusste, dass er diese M?glichkeit, seiner Tochter n?her zu kommen, nicht verpassen wollte, so wusste sie doch auch, dass er nicht gegen ihr W?nsche handeln und das kleine M?dchen zu etwas dr?ngen w?rde, dass es nicht wollte. Emily sah zu Chantelle hinab und dr?ckte ihre Hand fest. „Dein Daddy hat keinen sonderlich guten Modegeschmack, hm?“, meinte, sie, um die Situation etwas aufzulockern. Chantelle begann zu kichern. „Dann werde ich euch mal gehen lassen, damit ihr euch einen sch?nen M?dels-Tag machen k?nnt“, sagte Daniel mit niedergeschlagener Stimme. „Wenn wir nach Hause kommen, veranstalten wir f?r dich eine Modenschau“, entgegnete Emily in dem Versuch, seine Laude aufzuhellen, indem sie ihn mit einbezog. Emily und Chantelle winkten Daniel und den Hunden zum Abschied zu und begannen, die Stra?en Sunset Harbors entlang zu spazieren. Obwohl es in der Stadt nicht viele L?den gab, die Kinderkleider verkaufen, kannte Emily ein gutes Gesch?ft, das in einer Seitenstra?e lag und Vintage-Kleider und Kindersachen verkaufte. Sie hatte schon vor Augen, wie sch?n Chantelle in einem Dufflecoat im Vintagestil aussehen w?rde, auch wenn sie sich insgeheim etwas Sorgen machte, dass Chantelle Emilys Stil altmodisch finden w?rde. Emily hatte keine Ahnung, was Kinder heutzutage trugen. Sie gingen um eine Stra?enecke herum und Emily f?hrte Chantelle in einen der Vintage-Kleidergesch?fte. „Also, wenn dir die Sachen, die ich heraussuche, nicht gefallen, dann sag es mir bitte“, erkl?rte Emily. „Ich will nicht, dass du etwas tr?gst, in dem du dich nicht wohlf?hlst oder das dir nicht gef?llt.“ Emily wollte, dass Chantelle zu den anderen Kindern, die sie in der Schule treffen w?rde, passte. Sie befand sich durch die Vernachl?ssigung in ihrer Kindheit bereits im Nachteil, das letzte, was Emily nun wollte, war, dass sie wegen ihrer Kleiderwahl ausgegrenzt wurde! „Oh, Chantelle. Wie findest du diesen Mantel?“, fragte Emily, w?hrend sie einen royal blauen Dufflecoat mit gro?en Kn?pfen hochhielt. Sie stellte sich vor, dass Sara Crewe in Little Princess genau so einen Mantel trug. Chantelle war ?berw?ltigt. Sie streckte ihre Hand aus und nahm den Mantel, dann rieb sie den Stoff an ihre Wange. Das Futter bildete eine wundervolle Zusammenstellung von zartrosa, gr?nen und gelben Blumen. „Gef?llt dir das Futter?“, wollte Emily wissen. Chantelle nickte, weshalb Emily sich eine gedankliche Notiz machte, nach weiteren Kleidungsst?cken mit Blumenmuster f?r sie Ausschau zu halten. Chantelle nahm den Mantel vom Kleiderb?gel und zog in an. Genau wie Emily vorhergesehen hatte, sah sie einfach wunderbar in dem Mantel aus, als ob sie aus einem Roman von Dickens herausgetreten w?re. Als Chantelle sich selbst im Spiegel betrachtete, begannen ihre Augen mit Tr?nen zu gl?nzen. „Wir m?ssen ihn nicht kaufen, wenn er dir nicht gef?llt“, meine Emily, pl?tzlich besorgt. Chantelle sch?ttelte ihren Kopf. „Das ist es nicht. Ich wusste einfach nicht, dass ich sch?n sein kann.“ Zum hundertsten Mal, seit das kleine M?dchen in ihr Leben getreten war, sp?rte Emily, wie ihr Herz zerbrach. Hatte Chantelle in ihrem ganzen Leben denn noch nie gesagt bekommen, wie sch?n sie war? Es w?rde noch ein ganzes St?ck Arbeit vor ihnen liegen, wenn sie Chantelles Selbstbewusstsein wiederaufbauen wollten. Emily und Chantelle verbrachten eine gute Stunde in dem Vintageladen, in dem sie Kleider und Oberteile, putzige Leggins und Rollkragenpullover anprobierten. Emily wusste nicht, ob sie einfach nur voreingenommen war, aber Chantelle sah in all den Outfits einfach wunderbar aus, wie ein Kindermodel. Es war erstaunlich, die Verwandlung in ihr zu sehen, nicht nur physisch, sondern auch in ihrem Verhalten, denn Chantelle f?hlte sich immer wohler, wurde selbstsicherer und offener in ihren Entscheidungen. F?r ein kleines Kind, das nie die Chance gehabt hatte, seine Kleider selbst auszusuchen, hatte sie eine ?u?erst kreative Ader. Nach einer Stunde hatten sie f?nf neue Outfits gefunden. „Jetzt sollten wir besser ins Kaufhaus gehen“, meinte Emily, „um Unterw?sche, Socken und Schlafanz?ge auszusuchen.“ Zusammen verlie?en sie den Vintageladen, Emily vollbeladen mit Taschen, und gingen in Richtung des Kaufhauses. Auf dem Weg dorthin entdeckte Emily Vanessa mit ihrem Baby Kate in einem Kinderwagen. Vanessa putzte nun schon seit mehreren Wochen in der Pension. Emily winkte ihr von der anderen Stra?enseite aus zu. „Chantelle, das ist meine Freundin Vanessa“, sagte sie. „Sie arbeitet in der Pension, weshalb du sie morgens hin und wieder sehen wirst.“ Vanessa machte einen leicht verwirrten Eindruck. „Hi Chantelle“, sagte sie leicht gek?nstelt. Dann sah sie zu Emily auf. „Ist sie deine Nichte?“ Emily grinste und sch?ttelte den Kopf. „Sie ist Daniels Tochter.“ „Emily ist meine neue Mama“, erwiderte Chantelle, w?hrend sie Emilys Arm an sich dr?ckte und grinste. Emilys Herz wurde weich. Doch als sie in Vanessas Gesicht sah, bemerkte sie einen harten Ausdruck in der Miene ihrer Freundin. „Daniels Tochter aus Tennessee?“, fragte Vanessa. Emily nickte, doch ihre Stimmung begann, sich zu verschlechtern. Vanessa war in den sechs langen Wochen, in denen Daniel sie alleine gelassen hatte, bei ihr gewesen, die Zeit, in der es Emily schlecht gegangen war, weil sie nicht wusste, ob sie ihre Sachen packen, zur?ck nach New York gehen, Amys Jobangebot und Bens Heiratsantrag annehmen und so tun sollte, als ob die ganze Zeit in Maine nur ein Traum gewesen war. Zusammen mit Serena hatte Vanessa Emily unterst?tzt und ihr Trost und Freundschaft angeboten, um das Wrack, das Daniel zur?ckgelassen hatte, aufzubauen. Sie hie? es offensichtlich nicht gut, dass Emily Daniel einfach wieder zur?ckgenommen und seine Tochter ohne zu z?gern in ihr Leben integriert hatte. „Chantelle, Sch?tzchen“, meinte Emily, „spring doch schon einmal in diesen Laden hier und kaufe dir etwas S??es. Bittesch?n.“ Sie reichte ihr ein paar Dollarscheine. „Daddy mag Erdnussbutter-Cups am liebsten.“ Sobald sie verschwunden war, wandte sich Emily wieder an Vanessa. „Ich wei?, was du denkst“, begann sie. „Du denkst, dass ich verr?ckt bin, Daniel so ohne weiteres wieder in mein Herz zu lassen. Du denkst, dass ich mich wie ein Fu?abstreifer verhalte.“ Vanessa sch?ttelte den Kopf. „Das ist es nicht, Emily. Ich wei?, dass du ihn liebst. Das ist offensichtlich. Ich habe nie bezweifelt, dass ihr zusammen sein w?rdet.“ „Was ist dann das Problem?“, wollte Emily wissen, die ein seltsames Gef?hl der K?lte beschlich. „Das M?dchen“, erwiderte Vanessa. „Glaubst du wirklich, dass es in Ordnung ist, sie ihrem Zuhause zu entrei?en? Ihrer Mutter?“ Emily verschr?nkte die Arme. „Ihre Mutter hat ihre F?rsorge aufgegeben. Sie nimmt Drogen und hat mentale Probleme. Daniel versuchte, ihr zu helfen, von den Drogen wegzukommen und eine Therapie zu beginnen, aber das funktionierte nicht. Sie verstand, dass es Chantelle bei uns bessergehen w?rde. Aber ich werde Sheila nicht ignorieren und so tun, als g?be es sie nicht. Wenn sie ein Teil von Chantelles Leben sein will, dann kann sie das auch, sobald sie keine Drogen mehr nimmt. Ich werde nicht zulassen, dass eine Drogenabh?ngige das Leben dieses kleinen M?dchens zerst?rt.“ Vanessa wirkte immer noch nicht ganz ?berzeugt. „Ich glaube einfach nur, dass dir nicht klar ist, auf was du dich da eingelassen hast“, fuhr sie fort. „Chantelle gro?zuziehen wird nicht einfach sein.“ „Das ist mir bewusst“, erwiderte Emily gereizt, denn Chantelle war bisher nichts als liebensw?rdig gewesen. „Nat?rlich wird es gewisse Herausforderungen geben. Aber Daniel und ich sind bereit, diese zu meistern.“ „Was ist mit eigenen Kindern? Von dir und Daniel? Wirst du immer noch in der Lage sein, eine eigene Familie zu gr?nden, wenn du damit besch?ftigt bist, dich um Chantelles Probleme zu k?mmern? Und was ist mit der Pension? Ist sie der richtige Ort f?r ein Kind mit gewissen Schwierigkeiten?“ „Chantelle hat keine Schwierigkeiten“, feuerte Emily abwehrend zur?ck, denn pl?tzlich versp?rte sie einen starken Besch?tzerinstinkt f?r das M?dchen, das sie bereits wie ihre eigene Tochter sah.“ Vanessa seufzte tief. „Das sage ich ja auch gar nicht“, meinte sie resigniert. „Ich mache mir nur Sorgen, dass du das Ganze nicht richtig durchdacht hast. Du hast ja gesehen, wie sehr Katy mein Leben beeinflusst und sie meine eigene Tochter. Ich wollte sie haben. Chantelle ist dir in den Weg gestellt worden. Sie ist in etwa ein Ultimatum von Daniel. Das hast du dir nie ausgesucht. Ich glaube einfach, dass du einen Schritt zur?cktreten und einen Moment dar?ber nachdenken solltest, ob es wirklich das ist, was du willst.“ Sie streckte ihre Hand aus und dr?ckte Emilys Arm. In diesem Moment kam Chantelle mit einer Einkauft?te voller S??igkeiten und Schokoladenriegeln zur?ck. „Wow“, sagte Emily, „das sind ja ganz sch?n viele S??igkeiten.“ Doch ihre Stimme war nicht mehr so leicht und sorglos wie zuvor. Vanessas Worte hatten sie ersch?ttert. Sie hatten ihr Gl?ck durchschnitten und einen Zweifelskorn in ihr ges?t. War sie wirklich in der Lage, Chantelle richtig gro?zuziehen? KAPITEL VIER Als Emily und Chantelle schlie?lich in der Pension ankamen, war Chantelle v?llig ersch?pft. Sie schaffte es, beim Abendessen wach zu bleiben, das Daniel in ihrer Abwesenheit gekocht hatte, doch konnte es nicht verhindern, immer wieder zu g?hnen. „Vielleicht sollte sie heute bald ins Bett gehen?“, schlug Emily vor. „Sie war sehr fr?h wach. Und da morgen die Schule beginnt, w?rde es ihr nicht schaden, gut ausgeruht zu sein.“ Daniel stimmte zu und zusammen gingen sie hinauf in Chantelles Zimmer, brachten sie ins Bett und lasen ihr eine Geschichte vor, bis sie eingeschlafen war. Sobald sie das Zimmer verlassen und die T?r leise hinter sich geschlossen hatten, dachte Emily ?ber die vergangenen zwei Tage nach, die sie nun schon Eltern waren. Sie hatten ihr mehr Spa? gemacht als angenommen. Doch Vanessas Worte schwirrten immer noch in ihrem Kopf umher und lie?en Zweifel in ihr aufkommen. Daniel und Emily schlichen leise nach unten, denn sie wollten Chantelle nicht durch die quietschenden Dielen wecken. „Ich w?rde unglaublich gerne mit dem Boot in den Sonnenuntergang fahren“, sagte Daniel. „Was meinst du dazu? Wie w?re es mit einem Date?“ Emily runzelte die Stirn. „Wir k?nnen Chantelle nicht einfach alleine lassen.“ Daniel begann zu lachen. „Dann ist es ja nur gut, dass Serena auf dem Weg hierher ist.“ Emilys Stirnrunzeln vertiefte sich. „Wie bitte?“ Daniel grinste nur. „Nun ja, w?hrend du nicht zuhause warst, habe ich mir die Freiheit genommen, einen Babysitter zu organisieren. Sie ist um sieben Uhr hier.“ Emilys Stirnrunzeln verwandelte sich in ein Grinsen. „Wirklich?“ Sie platzte fast vor Aufregung. Seit ihrem letzten richtigen Date mit Daniel war schon so viel Zeit vergangen und ihr war gar nicht klar gewesen, wie sehr sie sich eigentlich danach gesehnt hatte. Sie warf ihm die Arme um den Hals und dr?ckte einen dicken Kuss auf seine Lippen. „Ich sollte mich besser fertigmachen“, verk?ndete sie strahlend, w?hrend sie die Treppe hinaufeilte, um sich umzuziehen. Serena kam um Punkt sieben Uhr in einer Wolke aus s?? duftendem Parfum und k?nstlerischem Flair an. „Jemand schaut zum Anbei?en aus“, sagte sie, als sie Emilys Outfit erblickte. Emily wurde rot. Sie hatte noch nie sonderlich gut mit Komplimenten umgehen k?nnen. „Danke, dass du das hier machst“, meinte Emily. „Wir wissen es wirklich sehr zu sch?tzen, dass wir ausgehen k?nnen.“ „Kein Problem“, erwiderte Serena. „Ich freue mich schon darauf, mich zu entspannen und einen schnulzigen Roman zu lesen.“ Emily und Daniel gingen zur T?r, doch noch bevor sie hinaustreten konnten, stie?en sie auf der T?rschwelle mit jemandem zusammen. Es war Cynthias Freund Owen, der junge, sch?chterne Klavierspieler, der schon einmal in der Pension gewesen war, um den antiken Fl?gel ihres Vaters zu stimmen, und Emily hatte ihm angeboten, vorbeikommen und spielen zu d?rfen, wann immer er wollte. „Oh, ?h, tut mir leid. Wenn ihr gerade ausgeht, kann ich ein anderes Mal wiederkommen“, sagte Owen stotternd und mit unruhigen H?nden, mit denen er seine Noten festhielt. „Auf gar keinen Fall“, entgegnete Emily. „Du kannst reinkommen und spielen. Serena ist hier, du kannst also so lange spielen, wie du willst.“ Owen l?chelte sch?chtern und bedankte sich bei Emily, bevor er ins Wohnzimmer trat. Als Emily und Daniel die Verandastufen hinabgingen, h?rten sie Owens wundersch?ne und gleichzeitig traurige Klaviermusik, die sie hinausbegleitete. * Das Wasser schlug gegen den Hafen, w?hrend Daniel Emily ins Boot half. Der Himmel war trotz der sich schnell n?hernden Abendd?mmerung immer noch blau. „Wo geht’s denn hin?“, wollte Emily wissen, sobald sie sicher sa?. „Ich wollte eine weitere Insel erkunden“, antwortete Daniel. Das erinnerte Emily an das letzte Mal, als sie dies vorgehabt und den gleichen Leuchtturm entdeckt hatten, der auf den Gem?lden abgebildet war, die ihr Vater gesammelt hatte. Sie war sich sicher gewesen, dass sich in den Gem?lden eine Art Hinweis befand, was es mit dem Verschwinden ihres Vaters auf sich haben k?nnte, doch wie die meisten anderen Spuren, denen sie gefolgt war, hatte auch diese in eine Sackgasse gef?hrt. Sie hatte lediglich den Namen der bereits verstorbenen K?nstlerin herausgefunden. Daniel startete den Motor und das Boot l?ste sich mit einem Ruck von der Anlegestelle. An diesem Abend war das Wasser ruhig und die Fahrt ausgesprochen sanft. Das Boot durchschnitt das Wasser ohne gro?en Widerstand. Emily hielt sich gut fest, es f?hlte sich aufregend an, den Wind durch die Haare streifen zu sp?ren. Gleichzeitig war sie froh, kein Makeup aufgetragen zu haben. Als sie das Ufer der Insel erreichten, die Daniel erkunden wollte, f?rbte sich der Himmel bereits rosa. Daniel sprang vom Boot und half Emily beim Herausklettern, dann spazierten die beiden Hand in Hand den Strand entlang. In der Ferne glitzerten die Lichter Sunset Harbors. „Es ist so wundersch?n“, sagte Emily vertr?umt. Sie hatte sich in den Ort mit ihrer Pension und dem kleinen M?dchen, das tief und fest darin schlief, verliebt. „Glaubst du, Serena kommt zurecht?“, fragte Daniel. „Solange Chantelle durchschl?ft, m?ssen wir uns keine Gedanken machen“, erwiderte Emily. Daniel z?gerte einen Augenblick. „Ich wollte dir danken“, sagte er dann mit zarter Stimme. „Wof?r denn?“, wollte Emily wissen. „Daf?r, dass du so wunderbar mit Chantelle umgehst. Und auch f?r alles andere. Ich habe dir einiges aufgelastet, das wei? ich. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mir an deiner Stelle so schnell verzeihen w?rde.“ Emily schluckte hart. Die Erinnerung an jene harten Wochen ohne Daniel schmerzte sie immer noch sehr, doch dass er nun anerkannte, was er ihr da angetan hatte, war aufbauend. „Ich glaube nicht, dass ich wirklich eine Wahl hatte“, entgegnete Emily. Sie konnte das Zittern in ihrer Stimme h?ren. „Sobald ich dich mit ihr sah…das war alles, was ich jemals wollte, Daniel. Ich liebe dich so sehr, dass es wehtut.“ Sie blieben stehen und Daniel drehte sie zu sich um, sodass sie sich ansahen. Dann wischte er mit seinem Daumen eine Tr?ne von ihrer Wange und nahm ihr Gesicht sanft in seine H?nde. „Ich liebe dich auch, Emily“, sagte er. Dann dr?ckte er seine Lippen auf ihre. Emily schmolz dahin, endlich f?hlte sie wieder diese rohe Leidenschaft, die nur Daniel in ihr entz?nden konnte. Sie schlang ihre Arme um ihn herum und strich mit ihren H?nden ?ber seinen ganzen K?rper, wobei sie die gespannten Muskeln unter seinem Hemd sp?ren konnte. Endlich diese drei Worte, nach denen sie sich so gesehnt hatte, aus Daniels Mund zu h?ren, feuerte Emily K?rper auf eine Weise an, wie es seit Jahren nicht mehr der Fall gewesen war. In ihrer Beziehung mit Ben war die Leidenschaft schon von Jahren verschwunden und trotz der wunderbaren N?chte, die sie mit Daniel verbracht hatte, versp?rte sie nun zum ersten Mal solch ein Verlangen, solch ein Verzehren. Als sie sich von ihm l?ste, brannten seine Augen vor Verlangen. Auf diese Weise hatte sie ihn noch nie zuvor gek?sst. „Ich will dich, Emily“, sagte Daniel atemlos. „F?r jetzt und f?r immer.“ Emily streckte ihre Hand aus und zog Daniel an den Schlaufen seines G?rtels wieder zu sich heran. Sie wollte ihn neben sich, nahe bei sich haben. Sie wollte jeden Zentimeter von ihm sp?ren. Auf dieser einsamen Insel mitten im Sonnenuntergang konnte Emily an nichts denken, das sie mehr wollte als Daniel. Nur Daniel, komplett. * Die Sterne glitzerten ?ber ihnen. Die Wellen des Meeres brachen sich sanft an der K?ste. Emily lag in Daniels Armen, ihr Kopf ruhte auf seiner warmen, nackten Brust. Sie konnte seinen Herzschlag h?ren, der von ihrem Liebespiel noch immer kr?ftig schlug. Unter ihren Fingerspitzen f?hlte sich seine Haut hei? an. Emily st?tzte sich auf einen Ellbogen. „Wir sind schon sehr lange weg“, sagte sie. „Wir sollten wahrscheinlich besser zur?ckgehen.“ Daniel holte tief Luft, so als ob er diesen Ort nur ungern verlassen w?rde. Emily wusste genau, wie er sich f?hlte. Sie w?nschte sich ebenfalls, dass dieser magische Moment nie vor?berging. Doch dann erinnerte sie sich daran, dass sie zuhause, in der Pension, noch viele weitere magische Momente erleben konnten. Nun, da sie eine Familie waren, w?rden Millionen Momente voller Spa? und Gl?ck auf sie warten. Emily legte sich zur?ck in den Sand und beobachtete, wie Daniel sich wieder anzog. Dabei wurde sie von einer Welle des Gl?cks ?berrollt. Die Sterne standen nun endlich gut f?r sie. Emily zog sich ebenfalls an und strich sich die Haare glatt, in der Hoffnung, ihr zerzaustes Aussehen auf die Bootsfahrt zu der Insel zu schieben, anstatt auf das, was sie und Daniel gerade getan hatten. Daniel stieg in das Boot und half Emily, neben ihm hineinzuklettern. „Wenn Chantelle in der Schule ist, sollten wir in diesen einen Antiquit?tenladen gehen. Ich war zwar noch nie dort, aber ich habe geh?rt, dass es dort ausgezeichneten Schmuck gibt, vor allem wunderbare Ringe.“ Emilys Herz begann, schneller zu schlagen. Deutete Daniel etwa gerade einen Antrag an? Auf der Insel hatte er ihr gesagt, dass er f?r immer mit ihr zusammen sein wollte, und jetzt sprach er von Ringen. Emily hatte noch gar nicht an eine Heirat mit Daniel gedacht. In ihrer Beziehung hatte es bereits so viele Hochs und Tiefs gegeben, sodass sie solche Gedanken stets verdr?ngt hatte. Doch nun, w?hrend sie in dem Boot sa? und das Meer in Richtung der Stadt, die sie so sehr liebte, ?berquerte, erkannte sie, wie sehr sie die Aussicht, mit Daniel sesshaft zu werden, begeisterte. Zum ersten Mal schlug der Gedanke, dass Daniel ihr einen Antrag machen k?nnte, in ihrem Kopf Wurzeln. KAPITEL F?NF „Bist du bereit f?r deinen ersten Schultag?“, wollte Emily von Chantelle wissen, w?hrend sie sich ?ber den Esstisch beugte und die leeren, mit Kr?meln ?bers?ten Teller einsammelte. Chantelle sah auf und nickte, doch auf ihrem Gesicht lag ein nachdenklicher Ausdruck. Emily hatte auf so einem jungen Gesicht noch nie solch eine erwachsene Miene gesehen. Nat?rlich w?rde es Chantelle etwas verunsichern, auf eine neue Schule zu gehen, das war Emily klar. Aber dass das M?dchen wegen der ganzen Sache so ernst wirkte, versetzte ihrem Herzen einen Stich. Sie hoffte, dass sie Chantelle dabei helfen konnte, sich wohler zu f?hlen, sich zu entspannen und ihr Leben wie ein normales sechs Jahre altes M?dchen zu genie?en. In diesem Moment kam Daniel in die K?che. Heute trug er ein kariertes Hemd, das in seiner Jeans steckte. Au?erdem hatte er sein Haar zur?ckgek?mmt und den Bart gestutzt. Emilys Herz schwoll bei seinem Anblick vor Stolz an, denn sie wusste, welche Anstrengungen er unternommen hatte, nur, um am Schultor einen guten Eindruck zu machen. Daniel ging zu Emily hin?ber und k?sste sie. „Da schaut aber jemand elegant aus“, meinte Emily mit einem Grinsen. Daniel warf einen Blick auf Chantelle. „Bist du bereit f?r deinen gro?en Tag?“, fragte er. Emily bemerkte, dass Chantelle heute in Daniels Gegenwart etwas entspannter schien. Vielleicht lernte sie endlich, ihm zu vertrauen. Nachdem sie aus ihrem Leben in Tennessee gerissen worden war, begann sie nun, sich einzuleben und ihn als einen Menschen zu sehen, auf den sie sich verlassen konnte, der sie nicht im Stich lassen w?rde. „Kommst du mit, Daddy?“, fragte sie. Emily bemerkte den erleichterten Ausdruck auf Daniels Gesicht. „Nat?rlich“, antwortete er. „Keiner von uns w?rde das verpassen wollen“, f?gte Emily hinzu. Chantelle l?chelte verschmitzt, sie sah zu gleichen Teilen stolz und sch?chtern aus. Zusammen verlie?en sie das Haus und stiegen in Daniels Pickup Truck. W?hrend sie die mit B?umen ges?umten Stra?en entlangfuhren, sah Chantelle zum Fenster hinaus, wobei sie einen angespannten und nerv?sen Eindruck machte. Und als sie schlie?lich vor dem putzigen Geb?ude aus roten Ziegeln anhielten, war sie ganz blass und in sich gekehrt. „Es wird dir gefallen“, sagte Emily, w?hrend sie ihr die Hand t?tschelte. „Ich wei?, dass es am Anfang etwas einsch?chternd ist, aber sobald du einmal drinnen bist und alle Kinder und Lehrer getroffen hast, wird alles in Ordnung sein.“ Chantelle sah mit ihren gro?en, blauen Augen an und es war klar, dass sie die Situation sie ?berforderte. Emily stieg aus und ging zur Hintert?r des Pickups. Dann nahm sie Chantelles Hand, dr?ckte sie aufmunternd und half ihr beim Aussteigen. W?hrenddessen liefen andere Kinder mit deren Eltern auf dem Gel?nde herum. Eine Gruppe Kinder spielte in einem Berg herabgefallener Bl?tter und ein paar Jungen jagten sich ?ber den Rasen. Um ehrlich zu sein, f?hlte sich Emily angesichts dessen selbst ein bisschen ?berfordert. Sie hatte nie sonderlich viel Zeit mit Kindern verbracht und vor allem nicht mit gro?en Gruppen von ihnen. Der L?rm war unbeschreiblich, sogar noch schlimmer als an dem Wochenende, an dem Gus und seine Gruppe an aufgedrehten Siebzigj?hrigen in der Pension gewohnt hatten. Emily sah zu Daniel hin?ber. Er schien ebenfalls etwas verloren zu sein. Unwillk?rlich musste sie lachen, als sie an das Bild dachte, dass sie zu dritt abgaben – alle hatten sie gro?e Augen und machten einen verwirrten Eindruck. In diesem Augenblick kam eine junge Frau mit einem einladenden L?cheln auf sie zu. Sie trug eine Hose mit weitem Saum, dazu eine fliederfarbene Strickjacke und flache Schuhe – ein Outfit, an dem man Emilys Meinung nach sofort erkannte, dass sie Lehrerin war. Sie stupste Daniel an und beim Anblick seiner eingesch?chterten Miene, die Chantelles Gesichtsausdruck fast perfekt widerspiegelte, entschl?pfte ihr ein lautes Kichern. Vor einem Lehrer zu stehen, war anscheinend f?r alle Moreys ein erschreckendes Erlebnis. „Hi, Ich bin Miss Glass“, stellte sich die junge Frau vor, w?hrend sie ihnen ihre Hand entgegenstreckte. Emily ?bernahm die F?hrung und sch?ttelte die Hand der Lehrerin. Dabei fiel ihr auf, wie weich die H?nde der anderen Frau doch waren und welch perfekt manik?rten N?gel sie hatte. „Ist das hier Chantelle?“, fragte Miss Glass, w?hrend sie ihre Aufmerksamkeit zusammen mit ihrem ultras??en L?cheln auf das kleine M?dchen richtete. Êîíåö îçíàêîìèòåëüíîãî ôðàãìåíòà. Òåêñò ïðåäîñòàâëåí ÎÎÎ «ËèòÐåñ». Ïðî÷èòàéòå ýòó êíèãó öåëèêîì, êóïèâ ïîëíóþ ëåãàëüíóþ âåðñèþ (https://www.litres.ru/pages/biblio_book/?art=43697871&lfrom=688855901) íà ËèòÐåñ. Áåçîïàñíî îïëàòèòü êíèãó ìîæíî áàíêîâñêîé êàðòîé Visa, MasterCard, Maestro, ñî ñ÷åòà ìîáèëüíîãî òåëåôîíà, ñ ïëàòåæíîãî òåðìèíàëà, â ñàëîíå ÌÒÑ èëè Ñâÿçíîé, ÷åðåç PayPal, WebMoney, ßíäåêñ.Äåíüãè, QIWI Êîøåëåê, áîíóñíûìè êàðòàìè èëè äðóãèì óäîáíûì Âàì ñïîñîáîì.
Íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë Ëó÷øåå ìåñòî äëÿ ðàçìåùåíèÿ ñâîèõ ïðîèçâåäåíèé ìîëîäûìè àâòîðàìè, ïîýòàìè; äëÿ ðåàëèçàöèè ñâîèõ òâîð÷åñêèõ èäåé è äëÿ òîãî, ÷òîáû âàøè ïðîèçâåäåíèÿ ñòàëè ïîïóëÿðíûìè è ÷èòàåìûìè. Åñëè âû, íåèçâåñòíûé ñîâðåìåííûé ïîýò èëè çàèíòåðåñîâàííûé ÷èòàòåëü - Âàñ æä¸ò íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë.