Òâîåé ÿ íå óìåë ñáåðå÷ü ìå÷òû. Àêêîðäû óòåêëè ñ âîäîþ òàëîé. Íå ñóæäåíî. È ýòîé ìûñëüþ ìàëîé ß óòåøàëñÿ, - ÷òî ñî ìíîé íå òû. Ñóäüáà ñæèãàëà çà ñïèíîé ìîñòû, Òðåâîæèëî ïå÷àëüþ çàïîçäàëîé, À âðåìÿ ïðîøèâàëî íèòüþ àëîé Ðàçëóê è âñòðå÷ ñëó÷àéíûå ëèñòû. Îòðèíóòü áû äåñÿòèëåòèé ïëåí! Ñìàõíóòü ñ ÷åëà ïðåäñìåðòíóþ óñòàëîñòü! Òðÿõíóòü... Íà êîí ïîñòàâèòü

Das Festival der Liebe

Das Festival der Liebe Sophie Love Die Liebe auf Reisen #1 Sophie Loves F?higkeit, bei ihren Lesern Magie zu bewirken, zeigt sich in ihrem h?chst inspirierenden Ausdruck und den lebendigen Beschreibungen…F?R JETZT UND F?R IMMER ist der perfekte Liebes- oder Strandroman, der sich von anderen abhebt: seine mitrei?ende Begeisterung und die wundersch?nen Beschreibungen machen deutlich, wie komplex die Liebe und auch die Gedanken der Menschen sein k?nnen. Dieses Buch ist perfekt geeignet f?r Leser, die nach einem Liebesroman mit Tiefgang suchen. Midwest Book Review (Diane Donovan ?ber F?r jetzt und f?r immer) Ein sehr gut geschriebener Roman, in dem es um die inneren K?mpfe geht, die eine Frau durchstehen muss, um ihr wahres Ich zu finden. Der Autorin gelang die Ausarbeitung der Charaktere und die Beschreibung der Handlung wunderbar. Romantik ist zwar Teil der Geschichte, doch sie ist nicht erdr?ckend. Ein Lob an die Autorin f?r diesen wunderbaren Auftakt einer Reihe, die verspricht, ?u?erst unterhaltsam zu werden. Books and Movies Reviews, Roberto Mattos (?ber F?r jetzt und F?r immer) DAS FESTIVAL DER LIEBE (DIE LIEBE AUF REISEN – BUCH #1) ist der erste Band einer neuen Romanreihe der Bestseller-Autorin Sophie Love. Keira Swanson, 28, ergattert ihren Traumjob als aufstrebende Journalistin bei Viatorum, einem Hochglanz-Reisemagazin in New York City. Aber hinter den Kulissen brodelt es gewaltig, denn ihr Boss ist ein Monster und sie wei? nicht, wie lange sie das aush?lt. Das ?ndert sich, als Keira eher zuf?llig einen wichtigen Auftrag erh?lt, der f?r sie die gro?e Chance bedeutet: eine Reise f?r 30 Tage, nach Irland, um dort an dem legend?ren Festival der Liebe in Lisdoonvarna teilzunehmen. Sie soll mit dem Mythos aufr?umen, dass es die wahre Liebe wirklich gibt. Keira, selber ?beraus zynisch und in einer schwierigen Phase in ihrer Beziehung, ist nur allzu bereit, sich in das Abenteuer zu st?rzen. Aber dann verliebt sie sich in Irland und begegnet ihrem irischen Tourguide, der sich als Mann ihrer Tr?ume entpuppen k?nnte und das stellt einfach alles in Frage. Eine st?rmisch-romantische Kom?die, tiefsinnig und humorvoll. DAS FESTIVAL DER LIEBE ist der erste Band einer bezaubernden neuen Romance-Reihe, die dich zum Lachen und zum Weinen bringen wird und die man nicht mehr aus der Hand legen kann. Du wirst dich ganz neu in die Romantik verlieben. Band 2 ist in Vorbereitung. DAS FESTIVAL DER LIEBE (DIE LIEBE AUF REISEN – BUCH 1) SOPHIE LOVE Sophie Love #1 Bestseller-Autorin Sophie Love ist die Sch?pferin der romantischen Comedy-Reihe, DIE PENSION IN SUNSET HARBOR, die bisher aus 3 B?nden besteht, weitere sind in Vorbereitung. Band 1 ist derzeit unter dem Titel F?R JETZT UND F?R IMMER (DIE PENSION IN SUNSET HARBOR – BUCH 1) als Gratis-Download auf Amazon erh?ltlich. Sophie Love ist au?erdem die Autorin einer neuen humorvollen Romance-Reihe, DIE LIEBE AUF REISEN, die mit DAS FESTIVAL DER LIEBE (DIE LIEBE AUF REISEN – BUCH 1) beginnt. Sophie w?rde sich freuen, von Dir zu h?ren, also besuche sie doch auf ihrer (englischsprachigen) Webseite: http://www.sophieloveauthor.com/ (http://www.sophieloveauthor.com/) Schreibe ihr eine E-Mail oder trage Dich in den E-Mail-Verteiler ein, um kostenlose E-Books zu erhalten, neueste Informationen zu bekommen und in Kontakt zu bleiben! Copyright © 2017 by Sophie Love. Alle Rechte vorbehalten. Au?er, wie gem?? dem U.S. Copyright Gesetz von 1976 ausdr?cklich erlaubt, darf kein Teil dieser Ver?ffentlichung ohne vorherige Erlaubnis der Autorin vervielf?ltigt, verbreitet oder in irgendeiner Weise oder in irgendeiner Form ?bertragen, in einer Datenbank oder in einem Datenabfragesystem gespeichert werden. Dieses E-Book ist nur f?r den pers?nlichen Gebrauch zugelassen. Dieses E-Book darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie sich dieses E-Book mit einer anderen Person teilen m?chten, kaufen Sie bitte eine zus?tzliche Kopie f?r jeden weiteren Empf?nger. Wenn Sie dieses Buch lesen, es jedoch nicht selbst gekauft haben und es auch nicht ausschlie?lich f?r Ihren eigenen Gebrauch gekauft wurde, dann geben Sie es bitte zur?ck und erwerben eine eigene Kopie. Vielen Dank f?r Ihren Respekt f?r die harte Arbeit dieser Autorin. Bei diesem Buch handelt es sich um Fiktion. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Veranstaltungen und Vorkommnisse sind entweder das Produkt der Fantasie der Autorin oder sind fiktiv eingesetzt. Jede ?hnlichkeit mit real existierenden Personen,lebend oder tot, ist reiner Zufall. Umschlagbild Copyright oneinchpunch, unter der Lizenz von shutterstock.com. B?CHER VON SOPHIE LOVE DIE PENSION IN SUNSET HARBOR F?R JETZT UND F?R IMMER (Buch #1) F?R IMMER UND EWIG (Buch #2) F?R IMMER MIT DIR (Buch #3) DIE LIEBE AUF REISEN DAS FESTIVAL DER LIEBE (BUCH #1) INHALT KAPITEL EINS (#u1f32aaf3-ebc2-51ef-a8f3-aa6915d3014b) KAPITEL ZWEI (#u17a21067-1ead-58f0-9c76-7d8dfc485b96) KAPITEL DREI (#u800aeb98-327c-5b24-ad98-e6ce6f21012f) KAPITEL VIER (#u601b75ff-d7a4-5922-a890-21bbee5b7a95) KAPITEL F?NF (#ufe37681a-a43d-5fe9-b99b-faac50f5bb7c) KAPITEL SECHS (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBEN (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHT (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ELF (#litres_trial_promo) KAPITEL ZW?LF (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) EPILOG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINS Keira Swanson stie? die Glast?ren vom Viatorum Magazin auf und trat zielstrebig ein. Es war ein Feiertag, der Tag der Arbeit, aber sie war, wie auch der Rest des Schreibpools, kurzfristig zur Arbeit beordert worden. Keira war sich dar?ber im Klaren, dass es sich nicht wirklich um einen Notfall handelte, jedenfalls nichts so Dringendes, was eine Zusammenkunft an einem Feiertag rechtfertigte. Aber bei dem Reisemagazin wurde der interne Wettbewerb sehr gro? geschrieben und Joshua, ihr Boss, nutzte gern jede Gelegenheit, um "die Spreu vom Weizen zu trennen". Jeder, der sich zu sehr dar?ber aufregte, an Feiertagen zu arbeiten, oder wer bei den Besprechungen griesgr?mig aus der W?sche schaute, stand prompt bald wieder auf der Stra?e. Keira hatte zu hart gearbeitet, um diesen Schreibjob zu ergattern, sie w?rde jetzt nicht an dieser H?rde scheitern. Selbst wenn das bedeutete, dass ihr Freund Zachary gerade daheim einen Familienbrunch ohne sie veranstalten musste. Ihre schwarzen Stilettos klapperten ?ber die makellosen, wei?en Kacheln, als sie zu ihrem Schreibtisch eilte. Das Viatorum Hauptquartier befand sich in einem der angesagtesten Viertel von New York City, in einem gro?en, alten Warenhaus, das als schickes B?ro umfunktioniert worden war. Die Fenster waren riesig und reichten vom Fu?boden bis zur hohen Decke. Die Stahltr?ger mit den gro?en Schrauben waren noch sichtbar; ein ?berbleibsel aus der Zeit, als das Geb?ude noch als Warenhaus gedient hatte. Der offene Raum sorgte daf?r, dass man jedes Gespr?ch mitbekam, selbst Gefl?ster. Es bedeutete auch, dass niemand es wagte, geruchsintensives Essen mitzubringen. Keira konnte sich noch gut daran erinnern, wie eine neue Autorin, eine d?mmliche junge Frau namens Abby, an ihrem ersten Tag einen Thunfischsalat mitbrachte. In der Sekunde, als Joshua der Geruch an die Nase drang, hatte er auch schon daf?r gesorgt, dass Abbys erster Tag auch ihr einziger und letzter bei Viatorum war. Als sie ihren Blick durch den gro?en Raum schweifen lie?, stellte Keira fest, dass sie nicht als Erste eingetroffen war. Nina, ihre Freundin und eine der Redaktionsassistentinnen, beugte sich bereits ?ber ihren Tisch und tippte eifrig auf ihrer Tastatur. Sie warf Keira ein schnelles Grinsen zu bevor sie sich wieder ganz ihrer Arbeit widmete. Keira legte ihre Tasche auf den Tisch und lie? sich auf ihren Stuhl sinken, sehr darauf bedacht, dass ihr Seufzer stumm blieb. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass die Arbeit f?r das renommierte Viatorum Magazin so viel Schauspielerei erforderte, so viel geheucheltes Interesse an Unterhaltungen, und das ach-so-kompetente Geschwafel. Durch die gl?serne Wand, die Joshua von seinen Angestellten trennte, bemerkte Keira, dass er sie beobachtete. Sie fragte sich, was er denken mochte. War er ?berrascht, dass sie als Zweite seinem dringenden Ruf gefolgt war? Oder war er begierig darauf, jemanden zu entlassen, und sie war ihm gerade als williges Opfer vor die Flinte gesprungen? Joshua kam hinter der gl?sernen Trennwand hervor. Er trug einen stahlblauen Anzug und sein Haar war zu einer Tolle frisiert. Er kam zu Keiras Tisch. „Hast du die Recherche ?ber Irland schon erledigt?“, fragte er, ohne sich mit einem Hallo aufzuhalten. Ach ja, der Artikel ?ber das Festival der Liebe. Joshua war von Elliot beauftragt worden dar?ber zu schreiben. Elliot war der Gesch?ftsf?hrer von Viatorum. Es sollte ein gro?es, wichtiges Projekt werden, zumindest hatte Joshua das angedeutet. Allerdings konnte Keira sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie ein alberner, s??licher Bericht ?ber Kuppelei w?hrend einer veralteten Zeremonie in einem urigen irischen Dorf sich als gro?e Story erweisen k?nnte. Wie auch immer, Joshua war in noch schlechterer Stimmung als sonst und Keira, als j?ngste Autorin, war damit beauftragt worden, die Recherche zu erledigen, denn daf?r war er nat?rlich viel zu besch?ftigt. Wohl eher viel zu wichtigtuerisch, dachte Keira, w?hrend sie ihn anl?chelte. „Ich habe dir alles per E-Mail geschickt, bevor ich am Freitag gegangen bin.“ „Schick es mir noch mal“, verlangte Joshua prompt. „Ich habe nicht die Zeit, um mich durch Massen von Mails in meinem Posteingang zu w?hlen.“ „Kein Problem“, sagte Keira, freundlich wie immer. Joshua st?rmte zur?ck in sein B?ro und Keira schickte ihm erneut die E-Mail mit der Masse an Informationen, die sie ?ber das irische Festival der Liebe gesammelt hatte. Sie musste grinsen bei der Erinnerung daran, wie albern das alles war, wie widerlich romantisch. Sie hatte gerade erst die E-Mail abgeschickt, als weitere Autoren von Viatorum hereinkamen. Alle taten so, als mache es ihnen ?berhaupt nichts aus, an einem Feiertag ins B?ro zu kommen. Keira konnte h?ren, wie sie sich gegenseitig darin ?berboten, wer wohl das gr??te Opfer gebracht hatte. „Meine Nichte hatte ein Baseball-Turnier“, sagte Lisa. „Aber das hier ist nat?rlich viel wichtiger. Sie hat sich die Augen ausgeweint, als ich ihr sagte, dass ich gehen m?sse, aber sie wird es verstehen, wenn sie ?lter ist und ihre eigene Karriere verfolgt.“ Duncan konnte das noch ?bertreffen. „Ich musste Stacy am Flughafen zur?cklassen. Ich meine, wir k?nnen Madrid ja auch ein anderes Mal besuchen. Es l?uft uns ja nicht weg.“ „Ich komme gerade vom Krankenbett meiner Mutter“, f?gte Victoria hinzu. „Es ist ja nicht so, als bef?nde sie sich in einem kritischen Zustand. Sie versteht, dass meine Karriere vorgeht.“ Keira unterdr?ckte ein Grinsen. Das betriebliche Umfeld bei Viatorum erschien ihr in h?chstem Ma?e fragw?rdig. Sie w?nschte, ihre Karriere w?rde sich aufgrund von Hingabe, Talent und harter Arbeit entwickeln, und nicht dank ihrer F?higkeit, am Wasserspender zu plaudern. Das sollte nicht hei?en, Keira konzentrierte sich nicht auf ihre Karriere – sie war im Augenblick das wichtigste in ihrem Leben, auch wenn sie das Zachary gegen?ber nicht zugeben w?rde – sie wollte sich nur nicht verbiegen, um in die Unternehmenskultur dieses Magazins zu passen. Sie hatte oft das Gef?hl, sich in einer Warteschleife zu befinden, bis ihre Zeit zu gl?nzen gekommen war. Im n?chsten Moment summte Keiras Handy. Nina hatte ihr eine ihrer heimlichen Nachrichten geschickt. Ich nehme mal an, Joshua hat vergessen zu erw?hnen, dass Elliot beim heutigen Meeting anwesend sein wird? Keira hielt ?berrascht die Luft an. Auch wenn der Gesch?ftsf?hrer von Viatorum um L?ngen angenehmer war als Joshua, f?hlte sie sich in seiner Gegenwart dennoch nicht gerade entspannt. Immerhin hielt er die Schl?ssel zu ihrer Karriere in der Hand. Er war derjenige, der einen jederzeit einstellen und feuern konnte, derjenige, dessen Meinung wirklich z?hlte. Joshua sagte Keira niemals, dass sie gute Arbeit geleistet hatte, oder dass sich ihr Schreibstil verbessert hatte, egal wie sehr sie sich anstrengte. Elliot hingegen machte Komplimente, wenn sie verdient waren, was selten genug der Fall war, aber das machte es umso wertvoller, wenn man eines bekam. Keira wollte Nina gerade zur?ckschreiben, als sie Joshuas schnelle Schritte h?rte. „Was zur H?lle soll das, Keira?“, rief er schon von Weitem. Seine Worte schallten durch das B?ro. Alle K?pfe drehten sich zu ihr um, das wollte keiner verpassen. Alle waren gleicherma?en erleichtert, dass sie selber nicht das Ziel dieser Verbalattacke waren und dass sich Joshuas Zorn ?ber jemand anderem entladen w?rde. „Entschuldigung?“, fragte Keira freundlich, auch wenn ihr das Herz raste. „Dieser Mist ?ber Irland! Das ist vollkommen unbrauchbar!“ Keira wusste nicht, wie sie antworten sollte. Sie wusste, dass sie gr?ndlich recherchiert hatte. Sie hatte sich an die Vorgaben gehalten, alles in einem benutzerfreundlichen Ordner gesammelt, sie hatte sich wirklich reingekniet in die Arbeit. Joshua hatte einfach schlechte Laune und wollte die an ihr auslassen. Vielleicht war es auch ein Test, wie sie mit der ?ffentlichen Schelte umgehen w?rde. „Ich kann noch weiter recherchieren, wenn du das m?chtest“, sagte Keira. „Daf?r reicht die Zeit nicht“, schrie Joshua. „Elliot wird in f?nfzehn Minuten hier sein!“ „Um genau zu sein“, unterbrach Nina, „f?hrt sein Auto gerade vor.“ Sie beugte sich in ihrem B?rostuhl vor, um besser aus dem Fenster sehen zu k?nnen. Joshua lief rot an. „Ich ziehe mir diesen Schuh nicht an, Swanson“, sagte er und richtete seinen Finger auf Keira. „Wenn Elliot entt?uscht ist, dann sage ich ihm, wer daf?r die Verantwortung tr?gt.“ Er st?rmte zur?ck in seinen abgeteilten Arbeitsbereich. Aber unterwegs trat er mit seinem Lacklederschuh in eine Kaffeepf?tze, die einer der gehetzten Schreiberlinge auf dem Weg zur Arbeit hinterlassen hatte. Es gab einen Moment, in dem die Zeit still zu stehen schien und Keira genau sehen konnte, was passieren w?rde. Dann schlitterte und stolperte Joshua wie im Comic. Sein K?rper drehte sich, als w?rde er tanzen und er versuchte, die Balance zu halten. Die Kombination von blanken Kacheln und Macchiato war einfach zu viel f?r ihn. Joshua verlor komplett das Gleichgewicht, ein Bein schoss nach vorn, das andere verdrehte sich unter ihm. Alle schnappten nach Luft, als er mit einem lauten Platschen hart auf dem Boden aufschlug. Ein lautes Knirschen hallte durch das gro?e B?ro. Es klang ?bel. „Mein Bein!“, schrie Joshua und hielt sich das Schienbein. „Ich habe mir das Bein gebrochen!“ Alle wirkten wie gel?hmt. Keira lief zu ihm, auch wenn sie nicht wusste, wie sie ihm helfen sollte, aber sie glaubte nicht, dass man sich auf diese Weise wirklich ein Bein brechen konnte. „Es ist sicher nicht gebrochen“, stammelte sie, in der Hoffnung, zuversichtlich zu klingen. Aber dann sah sie, in welch schr?gem Winkel Joshuas Bein abstand, sah den Riss in der Hose, wo der Knochen herausragte. Ihr wurde schlecht. „Um ehrlich zu sein….“ „Steh nicht einfach so da!“, schrie Joshua voller Schmerz. Er wagte einen kurzen Blick auf die Verletzung. „Oh Gott!“, schrie er. „Mein Hose ist zerrissen! Die hat mehr gekostet, als du im ganzen Monat verdienst!“ Genau in diesem Augenblick ging die T?r auf und Elliot trat ein. Selbst wenn Elliot nicht 1,92 m gro? gewesen w?re, h?tte er dennoch Eindruck gemacht. Da war etwas in seiner Haltung. Er konnte die Leute mit einem einzigen Blick in Angst versetzen und sie sich gef?gig machen. Wie das Wild vor dem Autoscheinwerfer verharrte jeder genau da, wo er gerade war und starrte ihn ?ngstlich an. Selbst Joshua war stumm vor Angst. Elliot erfasste die Situation um ihn herum mit einem Blick. Er sah Joshua am Boden liegen, sich das Bein haltend und vor Schmerzen schreiend, er sah Keira hilflos daneben stehen, sah die Gruppe der Schreiberlinge an ihren Tischen stehen, mit Entsetzen auf den Gesichtern. Aber Elliots Gesichtsausdruck ?nderte sich nicht im Mindesten. „Hat jemand schon einen Krankenwagen f?r Joshua gerufen?“ Mehr fragte er nicht. Die Folge war gesch?ftiges Treiben. „Ich mache das!“, sagten alle gleichzeitig und griffen nach ihren Telefonen, um nur ja in Elliots Augen als Retter zu dazustehen. Auf Joshuas Stirn stand der kalte Schwei?. Er blickte zu Elliot auf. „Es wird schon wieder“, sagte er mit zusammengebissenen Z?hnen und scheiterte kl?glich bei dem Versuch, l?ssig zu klingen. „Ist nur ein Knochenbruch. Zum Gl?ck ist es das Bein und nicht der Arm. Ich brauche das Bein ja nicht, um den Artikel ?ber Irland zu schreiben.“ Er klang ziemlich verwirrt. „Aber du brauchst es, um ins Flugzeug zu kommen und ?ber die H?gellandschaft zu wandern“, sagte Elliot ruhig. „Kr?cken“, sagte Joshua und verzog das Gesicht. „Rollstuhl. Wir m?ssen eben ein wenig improvisieren.“ „Joshua“, antwortete Elliot ernst, „der einzige Ort, wo ich dich hinschicke, ist das Krankenhaus.“ „Nein!“, rief Joshua und versuchte, sich aufzusetzen. „Ich kann den Auftrag erledigen! Ich brauche nur einen Gips und dann bin ich praktisch so gut wie neu!“ Ohne jegliche Gef?hlsregung ignorierte Elliot Joshuas Flehen und blickte auf die Uhr. „Ich werde das Meeting um Punkt elf Uhr er?ffnen“, verk?ndete er den Mitarbeitern. Dann marschierte er Richtung Konferenzsaal, ohne sich noch einmal umzudrehen. Alle standen da, stumm, entsetzt, unsicher, was zu tun war. Dann brachte sie Joshuas Geschrei wieder zur?ck in die Gegenwart. „Ich hole dir etwas Wasser“, sagte Lisa. „Ich will kein verdammtes Wasser!“, schrie Joshua. „Hier“, sagte Duncan und eilte zu ihm, „du musst das Bein hochlegen.“ Er streckte die Hand nach dem verletzten Bein aus, aber Joshua schlug sie ihm weg. „Fass mich nicht an! Ich schw?re bei Gott, wenn du mich anfasst, schmei?e ich dich raus!“ Duncan hob abwehrend die H?nde und zog sich zur?ck. „Der Krankenwagen ist da“, rief Nina vom Fenster. Blaue Lichter blitzten von der anderen Seite der Glasscheibe auf. Gott sei Dank, dachte Keira. Sie hatte von Joshua wirklich die Nase voll. F?r immer, wenn sie ehrlich war. Sie blickte auf und sah Elliot, der im Flur zum Konferenzraum stand und sie alle dabei beobachtete, wie sie kopflos um Joshua herumschwirrten. Er wirkte nicht gerade beeindruckt. Keira warf einen Blick auf die Uhr. Die Besprechung begann in weniger als einer Minute. Keira erkannte, dass dies ihre Chance war. Elliot hatte es sehr deutlich gemacht, dass Joshua keinesfalls den Irland-Auftrag behalten w?rde. Das wiederum bedeutete, alle anderen w?rden sich gleich darum balgen, wer ihn bekam. Es war vielleicht nicht gerade der aufregendste Auftrag aber mehr als Keira je bekommen hatte. Sie musste sich Elliot gegen?ber beweisen. Sie brauchte diesen Auftrag. Keira lie? ihre Kollegen stehen und ging zum Konferenzraum. Sie ging an Elliot vorbei und setzte sich auf den Platz neben dem, den er ?blicherweise einnahm. Duncan bemerkte sie als erster. Sie dort sitzen zu sehen, schien ihm schlie?lich auch vor Augen zu f?hren, was sie bereits erkannt hatte, n?mlich dass der Irland-Auftrag zu haben war und einer von ihnen ihn kriegen w?rde. Er eilte ebenfalls in den Raum, w?hrend er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Aber die anderen bemerkten es und pl?tzlich versuchte jeder, m?glichst schnell, aber unauff?llig in den Raum zu kommen, um Elliot zu beeindrucken und den Auftrag zu ergattern. So blieb Joshua allein mitten im Gro?raumb?ro zur?ck. Krankenpfleger hoben ihn auf die Trage und brachten ihn weg, w?hrend im Konferenzraum seine Angestellten um seinen Auftrag k?mpften. * „Ich bin sicher, ihr habt es inzwischen alle gemerkt“, sagte Elliot. „Joshuas Unfall hat mich ein eine Zwickm?hle gebracht.“ Er faltete seine gro?en H?nde auf dem Konferenztisch und schaute sie alle der Reihe nach an. Keira wartete still ab. Sie hatte eine Plan: sollten die anderen sich doch gegenseitig aufreiben, sie w?rde bis zur letzten Sekunde warten und dann ihre Karten richtig ausspielen. „Der Irland-Auftrag“, fuhr Elliot fort, „sollte unsere Titelgeschichte werden. Viatorum soll in eine neue Richtung gehen. Pers?nlichere Texte, Erfahrungen aus erster Hand. Der Autor bringt die Geschichte voran, die ?rtlichkeiten stehen im Mittelpunkt. Ich hatte das mit Joshua besprochen. Ich wei? nicht, ob einer von euch versteht, was mir vorschwebt.“ Er blickte auf den Tisch und runzelte so sehr die Stirn, dass die Ader hervorstand. „Der Flieger geht morgen“, klagte er, als h?tte er keine Zuh?rer. „Also“, sagte Lisa, „mein Florida-Artikel ist fast erledigt. Ich kann ihn im Flugzeug abschlie?en.“ „Auf keinen Fall“, antwortete Elliot. „Man kann nicht zwei Auftr?ge auf einmal erledigen. Wer ist frei?“ Aus einigen Kollegen entwich der angehaltene Atem. Sie waren damit aus dem Rennen. „Ich bin frei“, sagte Duncan. „Ich wollte eigentlich heute nach Madrid fliegen, aber die Arbeit geht vor. Stacy wird es nichts ausmachen, wenn ich den Urlaub verschiebe.“ Keira konnte nur mit M?he ein Augenrollen unterdr?cken angesichts dieser auswendig gelernten Ansage. Sie fragte sich, wie gelassen Stacy tats?chlich reagieren w?rde, wenn ihr Urlaub ins Wasser fiele. Elliot musterte Duncan ?ber den Tisch hinweg. „Du bist dieser Buxton-Typ, oder? Der den Artikel ?ber Frankfurt geschrieben hat?“ „Ja“, antwortete Duncan und grinste stolz. „Der Artikel war Mist“, sagte Elliot. Keira sp?rte, wie ihre Aufregung wuchs. Das war ihr Moment. Ihre Chance zu gl?nzen. Sie ignorierte die aufkommende Nervosit?t und hob l?ssig ihre Hand. „Ich stehe f?r den Auftrag zur Verf?gung.“ Alle schauten sie an. Sie bem?hte sich, nicht den Kopf zwischen die Schultern zu ziehen, sondern aufrecht zu sitzen. „Wer bist du?“, fragte Elliot. Keira schluckte. „Keira Swanson. Ich bin Joshuas j?ngste Autorin. Er hatte mich damit beauftragt, die Recherche f?r den Irland-Auftrag zu machen.“ „So, hat er das?“, fragte Elliot. Es schien ihm egal zu sein, dass Joshua seine Arbeit an Untergebene delegierte. Er kratzte sich nachdenklich am Kinn. „Du warst noch nie in ?bersee f?r einen Auftrag?“ Keira sch?ttelte den Kopf. „Bisher nicht“, antwortete sie. „Aber ich freue mich drauf.“ Sie hoffte, man w?rde das Zittern in ihrer Stimme nicht h?ren. Sie sp?rte die Irritation ihrer Kollegen am Tisch. Wahrscheinlich fanden sie es unfair und dachten, Keira h?tte einen solchen Auftrag nicht verdient. Sie ?rgerten sich bestimmt, dass sie in den vergangenen Wochen weniger interessante Auftr?ge angenommen hatten und nun damit besch?ftigt waren. Die einzige Person, die auf ihrer Seite zu sein schien, war Nina, die sie wissend anl?chelte. Innerlich l?chelte Keira zur?ck. Dies war ihre Chance. Sie hatte abgewartet, hinter Joshua aufger?umt, seine Texte ?berarbeitet, viele ?berstunden ohne Verg?tung gemacht. Jetzt w?rde sie aus den Schatten heraus ins Licht treten. Elliot trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. „Ich bin nicht sicher“, sagte er. „Du hast dich noch nicht bewiesen. Und das ist eine gro?e Aufgabe.“ Nina meldete sich am anderen Ende des Tisches zu Wort. Sie hatte sich bereits Vertrauen und Respekt erarbeitet. Als erfahrene Herausgeberin hochwertiger Magazine hatte sie die n?tige H?rte. „Ich glaube nicht, dass du eine andere Wahl hast.“ Elliot hielt inne, als m?sse er die Worte erst einmal verdauen. Dann gl?ttete sich die gerunzelte Stirn und er antwortete mit z?gerlicher Akzeptanz. „Also gut. Swanson, du hast den Auftrag. Aber nur, weil wir in einer echten Notlage sind.“ Das war vielleicht nicht die beste Art, um solche guten Nachrichten zu bekommen, aber Keira war das egal. Sie hatte den Auftrag. Das war alles, was z?hlte. Sie musste sich zusammenrei?en, um nicht die Faust gen Himmel zu recken. „Es handelt sich um eine vierw?chige Reise“, erkl?rte Elliot. „Zum Lisdoonvarna Festival in Irland.“ Keira nickte. Das wusste sie bereits alles. „Das Festival der Liebe“, sagte sie etwas s?uerlich. Elliot schmunzelte. „Bist du immer so zynisch?“ Das lie? Keira nerv?s werden. Hatte sie das Falsche gesagt? Ihre Verachtung war ihr einfach so heraus gerutscht. Aber dann sah sie, dass Elliots Gesicht eher Zustimmung ausdr?ckte. „Das ist genau der Blickwinkel, den ich haben will“, sagte er. Alle am Tisch sahen so aus, als h?tten sie in eine Zitrone gebissen. Lisa starrte Keira eifers?chtig an. „Die Wahrheit“, f?gte Elliot hinzu. Seine Augen funkelten pl?tzlich vor Aufregung. „Ich will, dass du diese Albernheit ?ber das romantische Irland entlarvst. Widerlege den Mythos, dass man bei so einem sentimentalen Festival mit einem Partner f?rs Leben verbunden wird. Ich erwarte, dass du mutig den Unsinn aufzeigst, dass Liebe so nicht in der realen Welt funktioniert. Ich will die ganze ungeschminkte Wahrheit.“ Keira nickte. Sie war eine zynische New Yorkerin, und der Blickwinkel des Auftrags kam ihr sehr entgegen. Es war, als w?re ihr der perfekte Auftrag zum richtigen Zeitpunkt praktisch in den Scho? gefallen. Dies war ihre Chance, sich zu beweisen, ihre Stimme und ihr Talent zu zeigen, allen klar zu machen, dass sie sich ihren Platz bei Viatorum wahrlich verdient hatte. „Damit ist die Besprechung beendet“, sagte Elliot. Als Keira aufstand, f?gte er hinzu, „du nicht, Miss Swanson. Wir m?ssen noch ein paar Details des Auftrags mit meiner Assistentin besprechen. Gehen wir doch in mein B?ro.“ Als die Anderen nach und nach den Raum verlie?en, machte Nina ein Daumen-hoch-Zeichen. Dann ging Keira an Elliots Seite quer durch das B?ro. Ihre Abs?tze klackerten auf den Kacheln und eifers?chtige Blicke folgten ihr. * In dem Moment, als sich die T?r zu Elliots B?ro hinter ihnen schloss, wusste Keira, dass die wirkliche Arbeit jetzt erst begann. Elliots Assistentin Heather war bereits da. She runzelte verwirrt die Stirn, als sie sah, dass Keira den Auftrag bekommen hatte, aber sie sagte nichts. Eine weitere Person, der ich zeigen werde, dass sie falsch liegt, dachte Keira. Sie und Elliot setzten sich hin. Heather reichte ihr eine Mappe. „Deine Flugtickets“, erkl?rte sie. „Und Details zur Unterkunft.“ „Ich hoffe, du bist ein Fr?haufsteher, denn du wirst morgen fr?h aufbrechen“, f?gte Elliot hinzu. Keira l?chelte, aber im Geiste ging sie all die Termine in ihrem Kalender durch, die sie absagen musste oder verpassen w?rde. Ihr brach der kalte Schwei? aus, als ihr bewusst wurde, dass sie die Hochzeit von Ruth, Zacharys Schwester, verpassen w?rde. Die war morgen. Er w?rde ziemlich sauer sein. „Das ist kein Problem“, sagte sie und warf einen Blick auf die Flugtickets in der Mappe. 6 Uhr. „?berhaupt kein Problem.“ „Wir haben dir ein Zimmer in einem idyllischen kleinen Bed & Breakfast in Lisdoonvarna gebucht“, erkl?rte Elliot. „Kein Schnickschnack. Wir wollen, dass du alles ganz hautnah erlebst.“ „Gro?artig“, antwortete sie. „Versau es nicht, okay?“, sagte Elliot. „Ich gehe mit dir ein echt gro?es Risiko ein. Wenn du den Auftrag versaust, dann war es das hier f?r dich. Klar? Es gibt Hunderte von Autoren, die nur darauf warten, deinen Platz einzunehmen.“ Keira nickte, bem?ht, ihre Anspannung nicht zu zeigen. Sie wollte einen zuversichtlichen Eindruck machen, w?hrend sie in Wirklichkeit Schmetterlinge im Bauch hatte. KAPITEL ZWEI Als Keira sp?t am Abend in ihr Apartment heimkehrte, das sie gemeinsam mit ihrem Freund bewohnte, zitterte sie noch immer vor Aufregung und konnte es kaum fassen. Sie hatte Schwierigkeiten, den Schl?ssel ins Schl?sselloch zu stecken, um die T?r aufzuschlie?en. Schlie?lich gelang es ihr und sie trat ein. Der Duft von Essen hing in der Luft, vermischt mit dem Geruch von Putzmittel. Zachary hatte sauber gemacht. Das bedeutete, dass er w?tend war. „Ich wei?, ich wei?, ich wei?“, sagte sie, noch bevor sie ihn ?berhaupt sah. „Du bist sauer und es tut mir leid.“ Sie warf ihre Schl?ssel in die Schale neben dem Eingang und schloss die T?r. „Aber, Liebling, ich habe gro?artige Neuigkeiten!“ Sie schl?pfte aus ihren Schuhen und rieb sich die schmerzenden F??e. Zachary erschien in der T?r des Wohnzimmers, die Arme verschr?nkt. Sein dunkles Haar passte zu seiner d?steren Stimmung. „Du hast das Essen verpasst“, sagte er. „Den kompletten Brunch.“ „Es tut mir leid“, sagte Keira flehentlich. Sie warf ihm die Arme um den Nacken, aber er zeigte sich unbeeindruckt, daher ?nderte sie ihre Taktik. Sie gab ihrer Stimme einen verf?hrerischen Klang. „Wie w?re es, wenn wir uns dar?ber streiten und ich es dann wieder gutmache?“ Zachary schubste ihre Arme weg und st?rmte zur?ck ins Wohnzimmer, wo er sich auf die Couch warf. Das Zimmer war makellos sauber. Selbst seine PlayStation hatte er abgestaubt. Er war zorniger als je zuvor, das erkannte Keira. Sie setzte sich neben ihn und legte behutsam eine Hand auf sein Knie, strich ?ber den Jeansstoff unter ihren Fingern. Zachary starrte geradeaus auf den Fernseher, der gar nicht an war. „Was soll ich machen, Zach?“, fragte sie leise. „Ich muss arbeiten. Das wei?t du doch.“ Er atmete aus und sch?ttelte den Kopf. „Ich verstehe, dass du arbeiten musst. Ich arbeite schlie?lich auch. Alle Welt arbeitet. Aber niemand sonst hat einen Boss, der nur mit den Fingern schnippen muss und seine Angestellten kommen angelaufen wie die Lemminge!“ Das war nicht von der Hand zu weisen. „Warte mal, du bist aber nicht eifers?chtig auf Josh, oder?“, fragte Keira. Der Gedanke war l?cherlich. „Wenn du ihn nur h?ttest sehen k?nnen!“ „Keira“, kl?ffte Zachary und schaute sie endlich an. „Ich bin nicht eifers?chtig auf deinen Boss. Zumindest nicht so. Ich bin eifers?chtig darauf, dass er so viel Zeit von dir bekommt, so viel Energie. Er ist praktisch der Mittelpunkt in deinem Leben.“ Jetzt war es an Keira, zu seufzen. Sie verstand durchaus, was Zachary meinte, aber sie w?nschte sich, er w?rde ihren Erfolg mehr unterst?tzen. Sie wollte, dass er durchhielt, solange sie noch ganz am Anfang war. Es w?rde leichter werden, sobald sie auf der Karriereleiter nach oben geklettert war. „Ich w?nschte, es w?re anders“, stimmte Keira zu. „Aber all meine Anstrengungen werden nicht weniger werden, zumindest nicht im n?chsten Monat.“ Zachary runzelte die Stirn. „Was meinst du damit?“ Keira wollte ihre Aufregung ihm zuliebe nicht so zeigen, aber sie konnte einfach nicht anders. Sie quiekte beinahe als sie sagte: „Ich gehe nach Irland!“ Es entstand eine sehr lange Pause, als Zachary diese Information verarbeitete. „Wann?“, fragte er k?hl. „Das ist der Punkt“, antwortete Keira. „Es hat eine Personal?nderung in letzter Minute gegeben. Josh hat sich das Bein gebrochen. Es ist eine ziemlich lange Geschichte.“ Zach starrte sie einfach an, w?hrend sie schwafelte, und wartete auf das dicke Ende. Keira sank in die Polster, wollte sich m?glichst klein machen. „Ich fliege morgen.“ Zacharys Gesichtsausdruck ?nderte sich schlagartig. Waren es vorher nur Regenwolken, zog jetzt ein Gewitter auf. „Aber morgen ist die Hochzeit“, sagte er. Keira nahm seine H?nde in ihre. „Das Timing ist doof, das gebe ich zu. Aber ich schw?re dir, Ruth wird es verstehen.“ „Verstehen?“, schnappte Zach und riss seine H?nde los. „Es ist ihre Hochzeit!“ Er sprang auf, lief auf und ab, fuhr sich mit den H?nden durch das Haar. Keira eilte zu ihm, versuchte, seinen Zorn zu beschwichtigen. Aber das lie? Zachary nicht zu. „Ich fasse es nicht“, keuchte er. „Ich veranstalte hier den ganzen Tag einen Brunch f?r deine Familie, h?re mir Bryns Geschwafel an, wie hei? ihr neuer Meditationslehrer ist und all ihre geistlosen Ansichten….“ „Hey!“, sagte Keira, nun ebenfalls w?tend. ?ber ihre gro?e Schwester zu l?stern, das ging gar nicht. „Und anstatt mir zu danken“, fuhr Zach fort, „haust du mir so etwas um die Ohren! Wie soll ich das denn bitte Ruth erkl?ren?“ „Ich sage es ihr selber“, schlug Keira vor. „Dann bin ich der Buhmann, es macht mir nichts aus.“ „Du bist der Buhmann!“, rief Zachary. Er st?rmte aus dem Wohnzimmer. Keira folgte ihm ratlos. Sie waren seit zwei Jahren zusammen und sie hatte ihn noch nie so w?tend erlebt. Sie folgte ihm ins Schlafzimmer und sah, dass er einen Koffer unter dem Bett hervor holte. „Was tust du?“, fragte sie entsetzt. „Was denn wohl?“, schnappte er zur?ck. „Du kannst ja wohl kaum ohne Koffer verreisen, oder?“ Keira sch?ttelte den Kopf. „Ich wei?, du bist w?tend, aber jetzt ?bertreibst du ein wenig.“ Sie nahm ihm den Koffer ab und warf ihn auf das Bett. Er ging auf, als wolle er sie einladen, ihre Sachen zu packen. Keira musste sich zusammenrei?en, um nicht genau das jetzt sofort zu tun. Zach schien ein wenig an Energie zu verlieren. Er sank in sich zusammen, setzte sich auf das Bett und st?tzte den Kopf in beide H?nde. „Du entscheidest dich immer f?r die Arbeit anstatt f?r mich.“ „Es tut mir leid“, sagte Keira, schaute ihn aber nicht an, w?hrend sie ihren Lieblingspulli vom Boden aufhob und unauff?llig in den Koffer legte. „Aber dies ist die Chance meines Lebens.“ Sie ging zum Frisiertisch und w?hlte sich durch die Menge der Feuchtigkeitscremes und Parf?ms. „Ruth hasst mich sowieso. Sie hat mich ohnehin nur in das Brautgefolge aufgenommen, weil du sie darum gebeten hast.“ „Weil man das so macht“, sagte Zachary traurig. „Man macht Familienkram zusammen.“ Sie drehte sich um und r?umte die Sachen schnell in den Koffer. Aber Zach bemerkte, was sie tat und sein Gesicht verfinsterte sich noch mehr. „Packst du etwa?“ Keira erstarrte und kaute auf ihrer Unterlippe. „Tut mir leid.“ „Nein, tut es nicht“, sagte er kalt. Dann schaute er auf. „Wenn du gehst, dann wei? ich nicht, ob wir zusammen bleiben k?nnen.“ Keira hob eine Augenbraue, verbl?fft von dieser Drohung. „Ach, wirklich?“ Sie verschr?nkte die Arme vor der Brust. Jetzt hatte er ihre volle Aufmerksamkeit. „Du stellst mir ein Ultimatum?“ Zachary warf frustriert die Arme in die Luft. „Tu nicht so, als w?rdest du mich nicht dazu zwingen! Siehst du denn nicht, wie peinlich das f?r mich wird, wenn ich morgen auf Ruths Hochzeit ohne dich erscheine?“ Keira seufzte, ebenso frustriert. „Ich verstehe nicht, wieso du denen nicht einfach erkl?ren kannst, dass ich einen super Auftrag an Land gezogen habe, den ich mir nicht entgehen lassen konnte.“ „Die Hochzeit meiner Schwester ist es, die du dir nicht entgehen lassen solltest. Das sollte deine Priorit?t sein!“ Ah, da war es wieder. Dieses Wort. Priorit?t. Das, was sie Zach gegen?ber nicht zugeben konnte, dass diese nicht ihm galt, sondern ihrer Karriere. „Es tut mir leid, wiederholte sie und sp?rte, wie ihre Entschlossenheit nachlie?. „Aber es ist einfach nicht m?glich. Meine Karriere hat eben Vorrang.“ Sie lie? den Kopf h?ngen, aber nicht vor Scham, sondern weil sie traurig war. Es h?tte so nicht sein m?ssen. Zach h?tte niemals ihre Beziehung gegen ihre Karriere in den Ring werfen d?rfen. Das war eine Schlacht, die er verlieren w?rde. Keira wusste nicht, was sie noch h?tte sagen k?nnen. Sie schaute in Zacharys w?tendes Gesicht. Es fiel kein weiteres Wort mehr. Es gab nichts mehr zu sagen. Dann erhob sich Zach vom Bett, verlie? das Zimmer und ging zur T?r. Er nahm den Schl?ssel aus der Schale, ging hinaus und knallte die T?r hinter sich zu. Als Keira das Auto wegfahren h?rte, wusste sie, dass er heute Nacht nicht mehr wiederkommen w?rde. Er w?rde auf Ruths Sofa schlafen, um ihr seinen Standpunkt klar zu machen. Keira hatte gewonnen, aber der Sieg schmeckte bitter. Sie sank neben ihrem Koffer auf das Bett und sp?rte einen dicken Klo? im Hals. Mit dem dringenden Bed?rfnis nach ein paar netten Worten griff sie nach ihrem Handy und rief ihre Mutter an. „Hallo, mein Schatz“, sagte sie sofort, als h?tte sie der Name ihrer Tochter im Display sofort in Alarm versetzt. „Ist alles in Ordnung?“ Keira seufzte. „Ich wollte dir von meinem Auftrag erz?hlen, den ich heute bekommen habe. Es ist eine Titelgeschichte. Ich fliege daf?r nach Irland.“ „Liebling, das sind gro?artige Neuigkeiten. Wie aufregend! Herzlichen Gl?ckwunsch. Aber wieso klingst du dann so niedergeschlagen?“ Keira rollte auf den Bauch. „Zach. Das Ganze passt ihm nicht. Streng genommen hat er gesagt, es w?re aus zwischen uns, wenn ich fliege.“ „Ich bin sicher, er hat es nicht so gemeint“, sagte die Mutter beschwichtigend. „Du wei?t doch, wie M?nner sein k?nnen. Sein Ego ist angekratzt, weil du deine Priorit?ten ?ber seine gestellt hast.“ Keira zupfte gedankenverloren am Kopfkissen. „Es hat eher mit Ruths Hochzeit morgen zu tun“, erkl?rte sie. „Er denkt, ich lasse ihn h?ngen. Als w?rde seine ganze Welt in sich zusammenfallen, wenn er ohne Begleitung da auftaucht.“ Sie lachte bitter, erntete am anderen Ende der Leitung aber nur Schweigen. „Oh“, sagte die Mutter. „Oh, was?“, fragte Keira irritiert. Die Stimme ihrer Mutter hatte ein wenig an W?rme eingeb??t. Da schwang etwas mit, das Keira nur allzu gut kannte, da sie es als Kind st?ndig zu h?ren bekommen hatte. Missbilligung. „Nun, es war mir nicht klar, dass du die Hochzeit seiner Schwester verpassen w?rdest“, sagte sie. „Und das ?ndert deine Meinung?“, fragte Keira kurz angebunden. Ihre Mutter antwortete mit einem vertrauten diplomatischen Tonfall. „Wenn du schon eingeplant warst, und es ist immerhin seine Schwester, dann ist es schlimm, da allein zu erscheinen. Jeder starrt und tuschelt. Es wird unangenehm sein f?r ihn.“ „Mama!“, jammerte Keira. „Wir leben nicht mehr in den 50ern. Ob es dem Mann genehm ist, ist nicht mehr wichtiger als die Karriere der Frau!“ „Das meinte ich damit nicht, Schatz“, sagte ihre Mutter. „Ich meine ja nur, dass Zachary ein netter junger Mann ist und es ist nichts falsch daran, die Hochzeit wichtiger zu finden. Du willst doch nicht sein wie deine Schwester, mit diesen Dating-Webseiten, wo die M?nner behaupten, sie w?ren 1,90 m und dann sind sie knapp 1,70 m!“ „Mama!“, rief Keira erneut und unterbrach das Gebrabbel. „Ich k?nnte wirklich gerade deine Unterst?tzung gebrauchen.“ Ihre Mutter seufzte. „Aber ich freue mich doch f?r dich. Und ich liebe deine Leidenschaft f?r die Arbeit. Wirklich.“ Keira rollte mit den Augen. Ihre Mutter war nicht gerade ?berzeugend. „Ich denke einfach, in dieser Situation m?sstest du bei deinem Freund sein. Ich meine, was ist denn wichtiger? In drei Jahren gibst du den Job sowieso auf, um Kinder zu haben.“ „Okay, Mama, das reicht jetzt!“, schnappte Keira. Kinder zu kriegen, war ihr so fern, das war gerade zu l?cherlich, davon jetzt anzufangen. „Liebling“, sagte ihre Mutter bes?nftigend. „Es ist sehr lobenswert, so hart zu arbeiten. Aber die Liebe ist auch wichtig. Mindestens genau so wichtig. Wenn nicht sogar wichtiger. Liegt dir wirklich mehr daran, diesen Artikel zu schreiben, als an Zachary?“ Keira bemerkte, dass sie das Telefon fest umklammert hielt. Sie lockerte ihren Griff ein wenig. „Ich muss los, Mama.“ „Denk dar?ber nach, was ich gesagt habe.“ „Mache ich.“ Sie legte schweren Herzens auf. Das Hochgef?hl von vorhin hatte sich komplett in Luft ausgel?st. Es gab nur eine einzige Person, die sie jetzt noch aufheitern konnte, und das war Bryn. Sie suchte schnell die Nummer ihrer gro?en Schwester in der Kontaktliste und rief sie an. „Hi, Schwesterherz“, sagte Bryn. „Du hast den Brunch verpasst.“ „Ich habe gearbeitet“, antwortete Keira. „Joshua hat uns alle ins B?ro zitiert. Ich denke, er wollte Elliot gegen?ber Eindruck schinden, wegen des Artikels ?ber Irland, den er schreiben sollte. Aber dann ist er ausgerutscht und…, nun, er hat sich das Bein gebrochen.“ „Machst du Witze?“, rief Bryn und brach in Gel?chter aus. „Wie passiert so etwas blo??“ Und schon begann sich Keiras Traurigkeit in Luft aufzul?sen. Das konnte nur Bryn. „Es war irre“, sagte sie. „Ich habe den Knochen gesehen. Und dann schrie er, dass er sich die teure Hose ruiniert h?tte!“ Die beiden Schwestern lachten gemeinsam. „Und was kam dann?“, fragte Bryn, ganz die aufmerksame Zuh?rerin, wie sie es eigentlich von Zachary oder ihrer Mutter erwartet hatte. „Er wurde mit dem Krankenwagen abtransportiert und mir wurde klar, dass die Besprechung anfing – Elliot hasst es, wenn Leute zu sp?t kommen – also bin ich hingegangen. Dadurch ist er auf mich aufmerksam geworden und jetzt habe ich den Irland-Auftrag.“ „Wahnsinn!“, rief Bryn. „Machst du Witze? Meine kleine Schwester schreibt die Titelstory?“ Keira l?chelte. Sie wusste, dass Bryn nicht das volle Ausma? dieser Angelegenheit erfasste und ein wenig in ihrem Enthusiasmus ?bertrieb, aber sie wusste das zu sch?tzen. So hatte sie sich das von Zachary gew?nscht. „Es war gro?artig. Aber nun muss ich morgen schon nach Irland reisen und verpasse Ruths Hochzeit.“ „Na und?“, fragte Bryn. „Das ist doch wohl wichtiger. Du kannst Ruth doch sowieso nicht leiden.“ „Nein, aber ich mag Zach.“, sagte Keira. Bryn sollte verstehen, dass es vielleicht nicht ganz einfach war, von jetzt auf gleich einfach nach Irland zu fliegen. „Er ist echt w?tend gewesen.“ Bryn atmete ger?uschvoll aus. „Schau mal, Schwesterherz. Ich wei?, das ist nicht leicht. Und ich mag den Kerl, glaube mir. Wirklich. Aber du musst das machen! Du musst! Ich sollte das vielleicht nicht sagen, aber es ist keine gute Idee, mit jemandem zusammen zu sein, der dich so ausbremst. Du w?rdest es ihm auf ewig vorhalten, wenn du ihm jetzt nachgibst.“ „Und er mir, wenn ich fliege.“ „So ist es. Die traurige Wahrheit ist, dass das Leben der Liebe manchmal in die Quere kommt. Zwei Menschen k?nnen f?reinander geschaffen sein, aber das Timing macht alles zunichte.“ Keira f?hlte den Schmerz bei dem Gedanken, Zachary f?r ihre Karriere zu verlassen, aber vielleicht hatte Bryn recht. Vielleicht war die Zeit einfach nicht reif f?r sie beide. „Also, was wirst du tun?“, fragte Bryn und holte Keira aus ihren Gedanken. Keira holte tief Luft. „Wei?t du was? Ich habe zu viel Mist durchgemacht, um auf der Karriereleiter nach oben zu kommen, als dass ich jetzt aufgeben w?rde. Ich kann das nicht ablehnen.“ Keira sp?rte, wie ihr alter Schwung zur?ckkehrte. Sie war traurig ?ber die Aussicht, Zachary zur?ckzulassen, aber sie sah keine andere M?glichkeit. Das Angebot abzulehnen, h?tte das Ende ihrer Karriere bedeutet. Es gab nur entweder oder. Sie musste das einfach machen. KAPITEL DREI Keiras Wecker holte sie am n?chsten Morgen zu einer wahrlich unchristlichen Zeit aus dem Schlaf. Das Ding pl?rrte wie ein Nebelhorn. Sie rollte sich zur Bettkante und schaltete ihn aus. Dann fiel ihr auf, dass die andere Seite des Bettes leer war. Zach hatte letzte Nacht nicht hier geschlafen. Sie stand auf, rieb sich den Schlaf aus den Augen, und warf einen Blick in das Wohnzimmer. Kein Zach. Wie sie bereits vorhergesehen hatte, war er letzte Nacht nicht mehr zur?ckgekommen. Wahrscheinlich war er bei Ruth geblieben. Sie verdr?ngte die Entt?uschung und das Bedauern und duschte. Das warme Wasser lie? sie w?nschen, einfach wieder ins Bett zu gehen. Statt dessen zog sie sich bequeme Kleidung f?r die lange Reise an. Sie nahm ihre Tasche und stellte sicher, dass die Tickets und die Mappe mit den Infos da waren, die Heather ihr gegeben hatte. Zufrieden, alle n?tigen Dokumente beisammen zu haben, verlie? sie das Haus und stieg in ein wartendes Taxi. W?hrend sie z?gig durch die noch leeren Stra?en New Yorks fuhr, nutzte Keira die Gelegenheit, ihre rasenden Gedanken ein wenig zu sammeln. Das passierte ihr gerade alles tats?chlich. Sie w?rde wirklich nach ?bersee fliegen, um dort zu arbeiten. Davon hatte sie immer schon getr?umt. Sie h?tte sich lediglich gew?nscht, Zachary h?tte sich mit ihr freuen k?nnen, anstatt auf Distanz zu gehen. Der Flughafen in Newark war so voll wie die U-Bahn w?hrend der Rush Hour. Ein Flug um 5 Uhr morgens war f?r viele Gesch?ftsleute v?llig normal und Keira empfand ein wenig Stolz dar?ber, dass sie nun dazu geh?rte. Sie gab ihr Gep?ck auf, hoch erhobenen Hauptes, wie ein Hollywood Superstar. Sie suchte sich einen Coffee Shop f?r die morgendliche Tasse und um Zeit totzuschlagen, bevor sie an Bord gehen konnte. W?hrend sie dort im belebten Coffee Shop sa?, warf sie wieder und wieder einen Blick auf ihr Handy. Obwohl sie wusste, dass Zachary um diese Zeit noch schlafen w?rde, hoffte sie dennoch auf irgendein Lebenszeichen von ihm. Sie war ?berzeugt, das Richtige getan zu haben, als sie den Auftrag ?bernahm und w?nschte sich, er w?rde das fr?her oder sp?ter auch einsehen. Oder ihre Beziehung war tats?chlich zum Scheitern verurteilt, so wie Bryn es vermutete. Ihre unterschiedlichen Priorit?ten waren vielleicht wirklich ein Hindernis, das sie nicht ?berwinden konnten. Sie schickte Zachary eine unbeschwerte Nachricht, ohne ihren Streit zu erw?hnen, in der Hoffnung, dass er ihr beim Lesen einer freundlichen Nachricht gleich nach dem Aufwachen etwas besser gesonnen war. Ihr Handy piepte und sie schaute aufgeregt auf das Display, voller Hoffnung, dass Zachary geantwortet hatte. Aber es war nur Heather, die checken wollte, ob alles geklappt hatte und sie p?nktlich im Flieger sitzen w?rde. Entt?uscht schrieb Keira ihr zur?ck, dass alles in Ordnung sei. Bald darauf wurde ihr Flug aufgerufen. Sie trank ihren Kaffee aus und ging zu ihrem Schalter. Sie nahm sich vor, Zachary anzurufen, sobald sie gelandet war. Der Zeitunterschied zwischen New York und Irland betrug vier Stunden, das musste sie unbedingt im Hinterkopf behalten, w?hrend ihres Aufenthaltes dort. An Bord des Flugzeugs machte Keira es sich bequem und warf einen letzten Blick auf das Handy. Aber da war noch immer keine Nachricht von Zachary. Statt dessen gab es missbilligende Blicke der Flugbegleiterin, weil sie das Handy l?ngst h?tte ausschalten sollen. Keira seufzte, schaltete es aus und verstaute es in ihrer Tasche. In dem Moment kam eine laut schwatzende Gruppe an Bord, offenbar ein Junggesellenabschied. Keira st?hnte auf. Der Flug war lang, sieben Stunden, um genau zu sein, nach Shannon im County Clare. Es w?rde schon dunkel sein, wenn sie ankam, aber ihr K?rper w?rde denken, es w?re erst Mittag. Sie hatte gehofft, w?hrend des Fluges ein wenig schlafen zu k?nnen, aber die laute M?nnergruppe w?rde das wohl zu verhindern wissen. Das Flugzeug bewegte sich zur Startbahn. Keira versuchte, die l?rmende Partygruppe auszublenden, indem sie Ohrst?psel benutzte und die Augen schloss. Aber das reichte leider nicht, um die lauten M?nner zu ignorieren. Das Flugzeug erhob sich in die L?fte und Keira ging zu Plan B ?ber: Koffein. Sie bestellte einen Kaffee bei der Flugbegleiterin, wohl wissend, dass es der erste von vielen sein w?rde. Sie trank ihn mit einigem Missfallen ?ber den L?rm der Partytypen. Schlie?lich nahm sich Keira die Mappe vor, die Heather vorbereitet hatte, mit Infos und Hinweisen. Es gibt keine Taxis, daher wird auf dem Parkplatz ein Leihwagen f?r dich stehen. Ich hoffe, du kannst mit einem Schaltkn?ppel umgehen. Und vergiss nicht, auf der LINKEN Seite zu fahren. Der Gedanke, mit reichlich Schlafmangel zu fahren, behagte Keira gar nicht. Sie war schon seit Ewigkeiten nicht mehr gefahren, normalerweise nahm sie die U-Bahn. Schaltkn?ppel bedeuteten einen zus?tzliche Herausforderung. Links zu fahren, w?rde sich als noch schwieriger erweisen. Wenn sie nicht sofort einen Unfall fabrizieren wollte, musste sie noch viel mehr Kaffee trinken! Du wohnst in einem traditionellen irischen Pub und Bed & Breakfast, erwarte also kein Hilton. Das ist sehr rudiment?r. Das machte Keira nichts aus. Seit sie das College verlassen hatte, war sie eine hungernde Journalistin gewesen. Hotels waren seit Jahren au?erhalb ihrer Preisklasse. Sie w?rde einen Monat lang schon damit klarkommen. Solange man nicht von ihr erwartete, dass sie ein Plumpsklo benutzen sollte, w?rde sie mit den rudiment?ren Umst?nden zurechtkommen. Du hast den ersten Abend Zeit, dich einzugew?hnen, bevor die Arbeit losgeht. Wir haben dir einen F?hrer organisiert, der dir alles zeigt. Am n?chsten Morgen triffst du den Matchmaker und Festivalveranstalter. Das Festival selbst f?ngt am n?chsten Abend an. W?hrend sie die Informationen durchging, wurde Keira immer aufgeregter. Der Flug verging viel schneller, als sie erwartet hatte, was vielleicht an dem vielen Adrenalin lag, das ihr durch die Adern rauschte. Das und die Unmengen an Koffein. Keira landete guter Dinge in Shannon, verlie? das Flugzeug und trat hinaus in die kalte, frische Septemberluft. Sie hatte erwartet, gr?ne H?gel zu sehen, mit Schafen und K?hen. Der Flughafen in Shannon war hingegen eher nichtssagend. Langweilige, graue Industriebauten, mehr gab es nicht zu sehen. Der Wagenverleih war auch nicht besser. Anstelle eines herzlichen, irischen Willkommens, fand sie sich einem jungen Mann mit versteinerter Miene gegen?ber, der ihren Buchungsbeleg schweigend entgegennahm und ihr ebenso schweigsam die Schl?ssel f?r den Leihwagen aush?ndigte. Keira nahm die Schl?ssel und fand den Wagen auf dem Parkplatz. Er war unglaublich klein. Sie stieg rechts ein und erinnerte sich an Heathers Mahnung, links zu fahren. Es dauerte einen Weile, bis sie sich mit dem Schaltkn?ppel und der Kupplung vertraut gemacht hatte, dann fuhr sie los. Das Navi dirigierte sie aus Shannon hinaus. Sie w?rde etwa eine Stunde bis Lisdoonvarna brauchen. Sie hatte knapp die Hauptstra?e verlassen, als ihr bewusst wurde, dass sie schmale, gewundene Stra?en ohne B?rgersteig entlang fuhr. Es gab keine Stra?enschilder und keine Ampeln. Keira umklammerte aufgeregt das Lenkrad und richtete ihre volle Konzentration auf den Weg vor ihr, er immer schmaler zu werden schien. Nach etwa einer Viertelstunde fing sie an, sich zu entspannen. Der Verkehr war gering, was sie beruhigte, denn so lief sie weniger Gefahr, mit jemandem zusammenzusto?en. Die Umgebung war auch sehr entspannend. Man sah nichts au?er H?gel und Felder mit Schafen. Das Gras war gr?ner als es Keira je gesehen hatte. Sie kurbelte das Fenster herunter und wollte die frische Luft einatmen. Statt dessen erwischte sie einen Schwall Mistgeruch. Sie kurbelte das Fenster schnell wieder hoch. Da es fast keine Stra?enschilder gab, war sie sehr dankbar f?r das Navi. Aber es gab eben auch keine Ampeln und das machte das Fahren schwieriger, weil es viele enge, schlecht einsehbare Ecken gab. Die Stra?enbemalung war l?ngst verblichen. Das Fahren auf der linken Seite war auch irritierend. Das Ganze wurde noch erschwert von der gro?en Zahl an Traktoren, die sie ?berholen musste. Die Stra?e wurde schlie?lich so schmal, dass gerade noch genug Platz f?r ein Auto war. Keira w?re beinahe in den Gegenverkehr geraten und musste in die Bremsen steigen. Das Auto geriet ins Schlingern und streifte eine Hecke. Keira hob entschuldigend die Hand, aber der andere Fahrer l?chelte nur freundlich, als sei das v?llig normal. Er legte den R?ckw?rtsgang ein und machte ihr Platz. Daheim in New York h?tte diese Situation dazu gef?hrt, dass man ihr laute Fl?che an den Kopf geworden h?tte. Sie bekam schon jetzt einen Eindruck von der ber?hmten irischen Gastfreundschaft. Ihr Herz raste immer noch von dem Schock des Beinahe-Unfalls, aber Keira schob sich langsam an dem anderen Fahrzeug vorbei. Sie fuhr nun noch vorsichtiger, hatte noch mehr Angst auf dieser engen Stra?e. Sie hoffte, der Lack war ohne Kratzer aus der Begegnung mit der Hecke hervorgegangen. Sie wusste nicht, wie man daheim reagieren w?rde, wenn sie mit einer teuren Rechnung der Leihfirma zur?ck kam. Die Reste der Aufregung, die sie anfangs noch versp?rt hatte, l?sten sich in Luft auf. Adrenalin und Koffein reichten eben auch nicht ewig. Statt den Anblick der wundersch?nen Natur zu genie?en, erschien ihr nun alles grau und tr?be. Die einzigen Lebewesen weit und breit waren Schafe. Hin und wieder stand ein verlassenes, altes Farmhaus in der Landschaft und war dem Verfall ausgesetzt. Oben in den H?geln sah Keira auch die Ruinen einer Burg, umgeben von B?umen. Sie fragte sich, wie man ein historisches, altes Geb?ude so verfallen lassen konnte. Sie fing an, sich geistige Notizen f?r die Arbeit zu machen, immer unter dem zynischen Blickwinkel, den Elliot gefordert hatte. Anstatt die Sch?nheit des Ausblicks zu sehen, konzentrierte sie sich auf die grauen Wolken. Der wundervolle Blick ?ber die K?ste wurde ignoriert zu Gunsten der schroffen Felsen in der Ferne. Auch wenn es eigentlich atemberaubend sch?n war, ging Keira davon aus, dass es nicht allzu schwierig sein d?rfte, diese ganze irische Romantik zu enttarnen. Sie brauchte einfach nur zu wissen, wo man etwas genauer hingucken musste und aus welchem Blickwinkel. Sie kam durch ein paar kleine, ummauerte Orte. Einer hie? Killinaboy and sie musste laut lachen. Sie schickte ein Foto vom Ortsschild an Zachary, der das hoffentlich zu sch?tzen wusste. Sie war von dem lustigen Stra?enschild so abgelenkt, dass sie beinahe das n?chste Hindernis ?bersehen h?tte: eine Schafherde! Sie stieg auf die Bremse und kam gerade noch rechtzeitig zum Stehen, w?rgte dabei aber das Auto ab. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Sie h?tte beinahe eine ganze Schaffamilie niedergem?ht! W?hrend sie ihr rasendes Herz wieder zur Ruhe kommen lie?, machte sie ein Foto von der Schafherde und schickte das ebenfalls an Zachary mit dem Kommentar: Der Verkehr hier ist ein Alptraum. Nat?rlich erhielt sie keine Antwort. Frustriert ?ber seinen kompletten Mangel an Interesse schickte sie dieselben Bilder auch an Nina und Bryn. Beide antworteten fast umgehend mit lachenden Emojis und Keira nickte zufrieden. Wenigstens gab es noch jemanden, der sich f?r ihre Erlebnisse interessierte. Keira startete den Wagen wieder und fuhr langsam an der Herde vorbei. Die Tiere glotzen sie an, als w?ssten sie, was beinahe passiert w?re. Keira h?tte sich beinahe laut bei ihnen entschuldigt. Es wurde langsam dunkel, was das Fahren noch schwieriger machte. Es half auch nicht, dass die einzigen Geb?ude, die sie sah, Kirchen waren, mit schlichten Statuen der betenden Jungfrau Maria. Endlich erreichte Keira Lisdoonvarna und war positiv ?berrascht. Immerhin schienen hier Menschen zu wohnen. Es gab Stra?en mit mehr als nur einem Haus, was es immerhin fast wie eine Stadt aussehen lie?. All die Geb?ude, H?user und Gesch?fte waren so winzig und malerisch, ganz nah an der Stra?e und in allen Farben des Regenbogens gestrichen. Keira war erleichtert, endlich an einem Ort zu sein, der nicht nur aus vereinzelten H?usern und einsamen Stra?en bestand. Sie fuhr langsamer und folgte den Stra?enschildern bis sie die Adresse fand, die sie suchte, das St. Paddy's Inn. Das B&B befand sich auf der Ecke zweier Stra?en, ein dreist?ckiges, dunkelrotes Backsteingeb?ude. Von au?en sah es f?r Keira sehr irisch aus. Sie parkte den Wagen, sprang heraus und holte ihre Tasche aus dem Kofferraum. Sie war ersch?pft und wollte sich gern ausruhen. Aber als sie n?her kam, war schnell klar, dass an Ausruhen gar nicht zu denken war. Schon von Weitem h?rte sie fr?hliche Unterhaltung und lautes Debattieren. Au?erdem h?rte sie Musik. Geige, Klavier und Akkordeon. Die Glocke ?ber der T?r klingelte, als sie das Geb?ude betrat, einen kleinen dunklen Pub mit alten karmesinroten Tapeten und vielen runden Holztischen. Der Pub war zum Bersten gef?llt, alle hatten ein Bier in der Hand. Sie schauten sie an, als sie eintrat und konnten offenbar sofort erkennen, dass sie hier nicht hingeh?rte, dass sie nicht nur eine Touristin, sondern dar?ber hinaus auch noch Amerikanerin war. Keira f?hlte sich von dem Kulturschock ein wenig ?berw?ltigt. „Was darf's denn sein?“, sagte eine m?nnliche Stimme mit starkem Akzent, den Keira kaum verstehen konnte. Sie schaute zur Bar, hinter der ein alter Mann stand. Er hatte ein faltiges Gesicht und ein B?schel grauer Haare mitten auf dem ansonsten kahlen Kopf. „Ich bin Keira Swanson“, sagte sie und trat n?her. „Vom Viatorum Magazin.“ „Ich verstehe kein Wort! Lauter!“ Keira versuchte, die laute Musik zu ?bert?nen und wiederholte ihren Namen. „Ich habe hier ein Zimmer gebucht“, f?gte sie hinzu, als der Mann sie nur ratlos anschaute. „Ich bin eine Journalistin aus Amerika.“ Schlie?lich schien der Mann doch zu verstehen, wer sie war und warum sie hier war. „Ja, sicher!“, rief er und grinste breit. „Von der Zeitung mit dem schicken lateinischen Namen.“ Er hatte eine warmherzige Ausstrahlung, geradezu gro?v?terlich, und Keira entspannte sich ein wenig. „Genau die“, best?tigte sie. „Ich bin Orin“, sagte er. „Mir geh?rt St. Paddy. Ich wohne hier. Und das ist f?r dich.“ Ein Glas Guinness wurde vor ihr auf dem Tresen abgestellt. „Ein traditionelles St. Paddy-Willkommen.“ Keira z?gerte. „Ich trinke eigentlich nicht“, sagte sie lachend. Orin schaute sie vielsagend an. „Doch, tust du, solange du im County Clare bist, M?dchen. Hier kannst du ganz locker sein, wie jeder andere auch. Und au?erdem m?ssen wir auf deine sichere Reise ansto?en! Dank sei der Jungfrau Maria.“ Er bekreuzigte sich. Keira f?hlte sich ein wenig ?berrumpelt, als sie das Guinness nahm und an dem starken Gebr?u nippte. Sie hatte noch nie vorher Guinness getrunken und der Geschmack sagte ihr nicht gerade zu. Nach dem kleinen Schluck war sie sich ziemlich sicher, das nicht austrinken zu k?nnen. „H?rt mal alle!“, rief Orin den anderen Besuchern des Pubs zu. „Das ist die amerikanische Journalistin!“ Keira wollte sich verkriechen, als sich pl?tzlich alle zu ihr umdrehten, applaudierten und jubelten, als sei sie eine prominente Pers?nlichkeit. „Wir freuen uns ja so, dass du da bist!“, sagte eine Frau mit krausen Haaren. F?r Keiras Geschmack kam sie ihr etwas zu nahe und l?chelte etwas zu breit. Dann f?gte sie etwas leiser hinzu: „Du solltest vielleicht den Guinnessbart von der Lippe wischen.“ Rot vor Scham, tat Keira genau das. Gleich darauf hatte sich eine andere Besucherin mit den Ellenbogen einen Weg durch die Menge gebahnt, was niemanden zu st?ren schien. Sie verkleckerte ein wenig von ihrem Getr?nk unterwegs. „Ich kann es nicht erwarten, den Artikel zu lesen.“ „Oh, danke“, sagte Keira. Es war ihr nicht in den Sinn gekommen, dass die Leute hier lesen w?rden, was man ?ber sie schrieb. Das w?rde es vielleicht doch deutlich schwieriger machen, den zynischen Blickwinkel beizubehalten. „Wieso bist du Journalistin geworden?“, fragte ein Mann neben ihr. „Ich bin einfach nur eine Autorin. Keine Reporterin“, antwortete sie err?tend. „Nur eine Autorin?“, rief der Mann laut und Aufmerksamkeit heischend. „Habt ihr das geh?rt? Sie sagt, sie ist nur eine Autorin. Also, ich kann mal gerade so einen Stift festhalten. Da musst du wohl ein wahres Genie sein.“ Alle lachten. Nerv?s nahm Keira noch ein paar kleine Schlucke vom Guinness. Die irische Gastfreundschaft war ihr durchaus recht, aber es war auch ein ziemlicher Kulturschock. Es gab so viele M?glichkeiten, diesen Ort in ihrem Artikel niederzumachen, das wurde ihr unangenehm bewusst. „Ich zeige dir dein Zimmer“, sagte Orin schlie?lich, als sie wenigstens die H?lfte ihres Biers ausgetrunken hatte. Sie folgte ihm eine schmale, knarzende Treppe hinauf, einen Korridor entlang, der mit einem fadenscheinigen Teppich ausgelegt war und arg staubig roch. Keira folgte ihm schweigend, nahm alles in sich auf und entwarf im Geiste ein paar scharfe Formulierungen ?ber die veraltete Einrichtung. An den W?nden hingen gerahmte, verblasste Fotografien von ?rtlichen Fu?ballmannschaften der Vergangenheit. Keira musste schmunzeln, als sie sah, dass viele der Spieler denselben Nachnamen trugen: O'Sullivan. Sie machte heimlich ein Foto von einem der Schwarzwei?bilder und schickte es an Zachary mit dem Kommentar: Mr. O'Sullivan muss ein fruchtbares Zuchttier gewesen sein. „So, da sind wir“, sagte Orin, ?ffnete eine T?r und lie? sie eintreten. Das Zimmer war grauenvoll. Obwohl gro?, mit einem Doppelbett und gro?em Fenster, war es schrecklich eingerichtet. Die Tapete war pfirsichfarben, mit Flecken, die viele Generationen von H?nden hinterlassen hatten. Auf dem Bett lag eine d?nne Steppdecke, aber nicht h?bsch gemustert, sondern eher wie aus einem Notlager. „Das ist das Zimmer mit dem Tisch“, sagte Orin und grinste stolz. Er deutete auf einen kleinen Holztisch am Fenster. „Zum Schreiben.“ Keira err?tete. Sie war innerlich entsetzt von der Vorstellung, einen ganzen Monat in diesem schmierigen Zimmer wohnen zu m?ssen. Aber sie quetschte ein „Danke sch?n“ hervor. So viel zu dem Thema, sie w?rde locker einen Monat rustikal leben k?nnen. „Willst du dich erst einmal etwas eingew?hnen, bevor du Shane kennenlernst?“, fragte Orin. Keira runzelte verwirrt die Stirn. „Wer ist Shane?“ „Shane Lawder. Dein F?hrer f?r das Festival“, erkl?rte Orin. „Nat?rlich“, sagte Keira und erinnerte sich an Heathers Notizen. Da war die Rede von einem Tourf?hrer gewesen. „Ja, danke, ich w?rde Shane gern kennenlernen.“ Sie hatte nicht das geringste Bed?rfnis, auch nur eine einzige Minute l?nger in diesem Zimmer zu bleiben. Sie warf ihre Tasche auf das Bett und ging die knarzende Treppe wieder hinunter. „Shane!“, rief Orin, nachdem er seinen Platz hinter dem Tresen wieder eingenommen hatte. Zu Keiras ?berraschung war es der Geigenspieler, der antwortete. Er legte das Instrument beiseite und kam zu ihnen her?ber, w?hrend die anderen Musiker einfach weiterspielten, als w?re nichts gewesen. Keira konnte erkennen, dass sich unter seinem Zottelbart ein kantiger Kiefer verbarg. Tats?chlich war es so, dass er durchaus gutaussehend gewesen w?re, wenn er sich nur die Haare geschnitten und weniger schlabberige Kleidung getragen h?tte. Keira hatte ein schlechtes Gewissen, an so etwas zu denken, zumal es mit Zachary im Augenblick so ung?nstig lief. Aber da fiel ihr Bryns Motto ein: Gucken darf man immer. „Du siehst nicht gerade aus wie ein Joshua“, sagte Shane, als er ihr die Hand sch?ttelte. „Oh, hat dir keiner Bescheid gesagt?“, fragte Keira. „Es kam etwas dazwischen, daher bin ich nun hier. Tut mir leid.“ Shane musterte sie feixend. „Was gibt es da zu entschuldigen? Ich verbringe lieber drei?ig Tage mit einer h?bschen Lady wie dir. Nichts gegen diesen Joshua, ich bin sicher, er sieht gut aus, aber er klingt nicht, als w?re er mein Typ. Du wei?t schon, so als Mann und so.“ Keira schluckte. Sie hatte nicht erwartet, dass irische M?nner so direkt sein w?rden. Sie dachte an Zach und wiederholte im Geiste das Mantra, dass Gucken erlaubt war. W?hrend Shane sich neben ihr auf einen Barhocker setzte, stellte Orin ihnen beiden ein Guinness hin. Leira st?hnte innerlich. So viel Alkohol w?rde sie nicht verkraften. Shane nahm einen kr?ftigen Schluck, dann breitete er ein paar Dokumente auf dem Tresen aus. „Das Festival der Liebe geht ?ber drei?ig Tage“, erkl?rte er. Die meisten Aktivit?ten fangen nie vor dem Abend an. Daher habe ich einen Plan erstellt, was du dir angucken kannst, w?hrend deines Aufenthaltes, damit du einen besseren Eindruck von Land und Leuten bekommst. Wir fangen mit dem Burren an, damit du eine Kalksteinlandschaft siehst. Dann die Klippen von Moher f?r den Blick ?ber das Meer. Dann springen wir r?ber ins n?chste County, nach Kerry, zu dem alten, stattlichen Killarny, von da geht’s nach Dingle.“ „Ich dachte, du bist nur mein F?hrer f?r das Festival“, sagte Keira, „nicht f?r das ganze Land!“ „Du drehst durch, wenn du tags?ber nicht mal aus Lisdoonvarna rauskommst“, erkl?rte Shane. „Die Masse an Menschen, die kommen und gehen, das ist ein bisschen viel.“ Keira lachte innerlich. Sie bezweifelte ernsthaft, dass Lisdoonvarna w?hrend des Festivals hektischer sein k?nnte als New York an jedem normalen Tag. „Es wird viel getrunken“, fuhr Shane fort. „Manche der Partys gehen bis in die fr?hen Morgenstunden. Ach, was sage ich, manche, denn eigentlich sind es fast alle.“ Keira dachte an den l?rmenden Junggesellenabschied im Flugzeug und fragte sich, ob sie in den n?chsten vier Wochen ?berhaupt Schlaf kriegen w?rde. „Das sieht gut aus“, sagte sie und schaute sich den Plan an. „Aber ich werde jeden Tag ein wenig Zeit brauchen, um zu schreiben. Es ist eben nicht nur alles reines Vergn?gen.“ Shane schmunzelte. „Du bist gerade erst angekommen und denkst schon ?ber Arbeit nach?“ „Ich muss“, erkl?rte Keira. „Der Auftrag ist wichtig f?r mich. Ich will ihn nicht versauen.“ „Und ihn nicht zu versauen, ist gleichbedeutend damit, sich nicht entspannen zu k?nnen?“ Keira war nicht in der Stimmung, jetzt ?ber ihre Lebensentscheidungen zu diskutieren. Dar?ber hatte sie von Zach und ihrer Mutter gestern wahrlich genug geh?rt. „Es bedeutet lediglich, dass ich jeden Tag ein wenig Zeit zum Schreiben brauche“, gab sie ein wenig eingeschnappt zur?ck. Shanes Gesichtsausdruck behielt sein am?siertes Schmunzeln. Er nahm noch einen gro?en Schluck Guinness. „Du bist einer von diesen puritanischen Typen, oder? Nur Arbeit, kein Vergn?gen.“ Keira blickte ihn unbeeindruckt an. „Ich wei? nicht, wie du annehmen kannst, irgendetwas ?ber mich zu wissen“, sagte sie. „Wir kennen uns gerade erst seit f?nf Minuten.“ Shane grinste immer noch. Er antwortete nicht, als w?re das Thema bereits erledigt. Keira verkrampfte sich. Er sah gut aus, das stimmte wohl, aber wenn er so weitermachte, w?rde er ihr schon sehr bald f?rchterlich auf die Nerven gehen. Sie wusste nicht, ob sie drei?ig Tage lang H?nseleien und Trinkgelage aushalten w?rde, ohne einen anst?ndigen Platz zum Schreiben. Vielleicht war dieser Auftrag schwieriger, als sie erwartet hatte. * Keira schaffte es schlie?lich, sich zur Nacht zu verabschieden. Sie hatte irgendwann aufgeh?rt, zu z?hlen, wie viele Guinness Orin und Shane getrunken hatten. Immerhin hatten sie beizeiten aufgeh?rt, sie ebenfalls zum Trinken zu animieren. Dennoch schwirrte ihr der Kopf, als sie die Treppen zu ihrem Zimmer hinaufstieg. Sie schloss die T?r hinter sich, aber die Musik und das Stimmengewirr von unten waren dadurch nicht weniger h?rbar. Keira f?hlte sich v?llig ?berdreht und aufgekratzt. Sie warf einen Blick auf ihr Handy, aber da war noch immer keine Nachricht von Zachary. Er hatte auf jeden Fall genug Zeit gehabt, sie zu lesen. Was bedeutete, dass er sie mit Schweigen strafte. Wie erwachsen, dachte Keira. Immerhin hatte sie Nachrichten von Nina und Bryn, die sie mit Fragen bombardierten. Sie schrieb Nina, die den Artikel editieren w?rde, um ihr zu sagen, dass ihr Zeitplan randvoll war und an Schreiben erst einmal nicht zu denken war. An Bryn schickte sie eine kurze optische Beschreibung von Shane und ein paar Feuer-Emojis. Er ist aber ziemlich anstrengend. Einer dieser arroganten Typen, die meinen, es w?re reizvoll, wenn sie einen die ganze Zeit auf den Arm nehmen. Bryns Antwort kam sofort. Es IST reizvoll. Keira lachte und legte das Handy beiseite. Die Musik unten w?rde sie sicher noch eine Weile vom Schlafen abhalten, also konnte sie genauso gut schon mal ein wenig arbeiten. Sie holte den Laptop aus der Tasche und schrieb eine E-Mail an Elliot, mit einigen Ideen, wie man den Artikel angehen k?nnte. Dank der paar Guinness konnte sie sogar einen noch bissigeren Ton finden als sie gedacht hatte. Falls du dich je gefragt hast, wie ?ber Jahrzehnte verkleckerte Guinnessflecken im Teppich riechen, brauchst du blo? nach Lisdoonvarna ins St. Paddy's Inn zu kommen. Als exotische Amerikanerin wurde ich gleich nach meiner Ankunft mit einem ?berma? an irischer Gastfreundschaft erstickt. Ich sage erstickt, denn es war schier unm?glich, die Angebote, reichlich Alkohol zu trinken, abzulehnen. Daher riecht es hier ?berall in dem dunklen Schuppen nach abgestandenem Guinness. Man hat geradezu das Gef?hl, alles, Teppiche, Gardinen, Tapeten, wirklich alles klebt vom Bier. Sagen wir mal so, es w?rde mich nicht wundern, wenn morgen fr?h aus der Dusche in meinem veralteten, winzigen Bad dunkelbraune, sch?umende Fl?ssigkeit k?me. In dieser Art setzte sie ihren Bericht fort. Sie wusste, dass es gemein war, das B&B auf diese Weise niederzumachen und erst recht die netten Menschen, die sie bisher getroffen hatte, aber sie konnte einfach nicht anders. Sie endete den Bericht und schickte ihn ab. Elliot antwortete beinahe sofort mit lobenden Worten. Weiter so, Keira. Das ist goldrichtig! Im n?chsten Moment klingelte ihr Telefon. Es war Bryn. Keira seufzte, denn das bedeutete, dass es mit der Arbeit f?r heute vorbei war. Sie klappte den Laptop zu und nahm das Gespr?ch an, w?hrend sie ins Bett krabbelte. „Was ist los?“, fragte sie ihre Schwester. „Ich hatte gerade ein misslungenes Date“, erkl?rte Bryn. „Also dachte ich, ich rufe dich an, um mehr ?ber diesen stattlichen Tourguide zu erfahren.“ Keira lachte. „Also, er hat zu viele Haare. Und sein Modebewusstsein ist fragw?rdig.Aber mit ein bisschen M?he w?rde er schon etwas hermachen.“ „An deiner Stelle w?rde ich ihn mir schnappen“, sagte Bryn. Keira schnappte nach Luft. Selbst f?r Bryns Verh?ltnisse war das schon sehr direkt. „Aber was ist mit Zach?“, fragte sie lachend. „Was ist mit ihm?“, fragte Bryn abf?llig zur?ck. Keira st?hnte auf. „Er ist mein Freund“, erinnerte sie Bryn. „Und selbst wenn Shane zum Friseur gehen w?rde und sich neu einkleidete, dann k?nnte ich immer noch keine f?nf Minuten in seiner Gegenwart verbringen, ohne ihm den Hals umdrehen zu wollen.“ Bryn lachte. „Das wird die n?chsten paar Wochen irgendwie anstrengend machen, oder nicht?“ „Das und die Tatsache, dass sich mein Zimmer direkt ?ber einem Pub ohne Sperrstunde befindet, und wo eine Folkband drin zu wohnen scheint.“ „Klingt gro?artig“, gab Bryn zur?ck. „Mann, Keira, du arbeitest so hart, dass du nicht einmal merkst, in welch aufregender Situation du dich befindest! Du hast gerade gesagt, dass die Party nie aufh?rt und dabei gest?hnt.“ „Du h?rst dich an wie Shane“, antwortete Keira. „Wenn ich nicht trinken, tanzen oder fr?hlich sein will, dann muss ich das auch nicht!“ Sie und Bryn beendeten das Gespr?ch. Keira stellte fest, dass sie trotz des L?rms von unten die Augen kaum noch aufhalten konnte. Also krabbelte sie unter die d?nne Decke und legte den Kopf auf das verbeulte Kissen. Noch immer hatte Zach auf keine ihrer lustigen Nachrichten reagiert. Sie versuchte, ihn anzurufen, aber er ging nicht dran. Sie ging auf Instagram und sah Fotos von Zach auf Ruths Hochzeit. Er sah gro?artig aus in seinem Anzug, aber er wirkte so einsam. Er schien immer etwas abseits und allein zu stehen, was ihr ein schlechtes Gef?hl gab, nicht bei ihm zu sein. Vielleicht hatte ihre Mutter doch nicht ganz unrecht gehabt. Allein auf eine Hochzeit zu gehen, war schon etwas peinlich. Schon fast im Halbschlaf, sah sie sich selbst mit Zach auf der Hochzeit. Allerdings war es gar nicht Zach, sondern Shane, rasiert, im ma?geschneiderten Anzug. Er sah noch besser aus, als sie gedacht hatte. Keira erwachte mit einem Schrecken. Die Lage war schon kompliziert genug, da musste sie nicht auch noch ein Auge auf ihren Reisebegleiter werfen! Sie schob alle weiteren Gedanken beiseite und verfiel endlich in einen tiefen Schlaf. KAPITEL VIER „Hast du gut geschlafen?“, fragte Orin, als Keira fr?h am n?chsten Morgen die Treppe herunter kam und damit praktisch direkt wieder im Pub stand. Sie rieb sich die verschlafenen Augen. „Ja, danke.“ Die L?ge kam ihr sehr leicht ?ber die Lippen. Es war besser, so zu tun, als gefielen ihr das wackelige Bett, die d?nne Decke und das verbeulte Kissen, anstatt sich zu beschweren und Orin damit aufzuregen. Schlie?lich konnte sie sp?ter ?ber alles schreiben und sich damit praktisch alles von der Seele reden. „Setz dich und iss dein Fr?hst?ck“, sagte Orin, f?hrte sie zu einem Tisch und stellte einen Kaffee vor ihr ab. Gleich darauf folgte eine Schale mit Haferbrei. Er setzte sich ihr gegen?ber. „Ich habe das auf irische Art zubereitet. Ich hoffe, du magst das.“ Er grinste breit. „Was hei?t, auf irische Art?“, murmelte Keira misstrauisch. Sie nahm einen Schluck Kaffee und war ?berrascht, wie gut er schmeckte. Was auch immer die irische Art war, sie war gut! Dann a? sie ein paar L?ffel Haferbrei und war begeistert. Sie hatte noch nie etwas so cremiges gegessen, es war unglaublich. „Wow, wieso ist es so cremig?“, fragte Keira, w?hrend sie einen weiteren L?ffel voll a?. „Kriegen die K?he Bio-Gras und werden von Jungfrauen gemolken?“, witzelte sie. Orins Grinsen wurde breiter. „Baileys im Kaffee. Und ein Schuss Whiskey in der Milch.“ Keira war schockiert. „Alkohol um 8 Uhr morgens?“, keuchte sie. „Ist das wirklich eine gute Idee?“ Orin zwinkerte ihr zu. „Die beste Art, in den Tag zu starten. Das und ein strammer Fu?marsch. Den kriegst du gleich, wenn ich dich zu deinem Treffen mit William Barry begleite, dem Leiter des Festivals.“ Da erst fiel Keira auf, dass Orin schon bereit war, aufzubrechen. Er trug halbhohe Stiefel, als rechne er mit Pf?tzen oder Matsch. Wie auch immer, Keira war nicht in der Stimmung zum Wandern. „Du musst das nicht machen“, sagte sie. „Ich habe ein Navi im Auto, damit komme ich schon zurecht.“ Orin deutete auf ihren Kaffee. „Deshalb mache ich das nicht.“ Der zynische Teil von ihr fragte sich, ob Orin das absichtlich gemacht hatte, damit sie nicht fahren konnte. Aber sie wusste, dass das zu verr?ckt war. Orin war einfach ein netter alter Mann, der stolz auf seine Stadt war. Er wollte vor der zynischen New Yorkerin, die ihm aufgehalst worden war, ein wenig damit angeben. „Na, komm“, fuhr Orin fort. „Du bist doch hier, um das wahre Irland zu erleben! So zu leben, wie die Einheimischen! Das wirst du nie erfahren, wenn du nicht wenigstens mal ein paar Meilen in unseren Schuhen herumgelatscht bist.“ Er zog sie spielerisch am Arm, um sie auf die Beine zu bringen. Sein Enthusiasmus war einfach unwiderstehlich, und er w?rde sehr wahrscheinlich nicht aufgeben, bis sie ihm folgte. Orin w?rde daf?r sorgen, dass sie zu der Besprechung zu Fu? ging, egal, wie sehr sie sich str?ubte. Sie gab schlie?lich nach und trank den Rest ihres Kaffees aus. Die Wirkung des Alkohols zeigte sich, sobald sie aufstand. Gemeinsam mit Orin verlie? sie das B&B und trat hinaus in die fr?he Morgensonne. Obwohl der Himmel etwas gr?ulich aussah, musste Keira doch blinzeln ob der Helligkeit. „Geh du voraus“, sagte sie zu Orin, als sie sah, dass der einzige Weg ein schmaler Pfad war, der sich vom H?gel herab schl?ngelte. Hier und da gab es ein paar H?user, aber vor allem waren sie von gr?nen Wiesen und jeder Menge Schafe umgeben. „Wenn wir auf dem Pfad bleiben, sind es zwei Meilen bis zum Rathaus“, sagte Orin. „Aber wir k?nnen eine Abk?rzung ?ber die Felder nehmen und die Strecke damit halbieren. Nat?rlich hat der Farmer das Recht, uns zu erschie?en, da wir widerrechtlich sein Land betreten, aber hier kennt jeder jeden, das sollte also kein Problem sein.“ Keira schluckte. „Wir nehmen die malerische Strecke, okay?“ „Wie du willst“, sagte Orin locker. Offenbar hatte er ihre Besorgnis nicht einmal wahrgenommen. Sie gingen die Stra?e hinunter. Trotz der fr?hen Stunde war jeder, dem sie begegneten, fr?hlich und freundlich. Als sie die Hauptstra?e erreichten, sofern man die so nennen konnte, trafen sie auf eine Gruppe Musiker mit Geigen und Akkordeons, die alte irische Folksongs spielten. Andere sangen und tanzten dazu. Keira konnte nicht glauben, was sie da sah. Wie konnte ein Ort so kollektiv fr?hlich sein? Vielleicht war es falsch gewesen, alles so zynisch zu verurteilen. „Da sind wir schon“, sagte Orin, als sie ihr Ziel erreicht hatten. Wie alle Geb?ude in Lisdoonvarna, war auch dieses farbig gestrichen, in diesem Fall in einem kr?ftigen Orange, was zu den bunten Stra?en passte. ?ber der T?r hing ein Schild: Haus des Matchmakers. Die T?r selber war mit Bildern des Liebesgottes Amor ?bers?t. Keira hob eine Augenbraue angesichts dieses Kitsches, dann folgte sie Orin hinein. Ein ?lterer Herr erhob sich und kam hinter seinem Schreibtisch hervor. „William Barry“, sagte er und hielt ihr seine Hand hin. „Du bist die amerikanische Reporterin.“ Keira sch?ttelte seine Hand. „Ich bin Reisejournalistin, keine Reporterin.“ „Dann erscheint der Artikel nicht in der New York Times?“, fragte William und runzelte die Stirn. Keira schaute Orin hilfesuchend an. Glaubte William wirklich, sie w?rde f?r eine gro?e Firma schreiben? Sollte Heather die Wahrheit etwas verdreht haben, als sie die Termine arrangiert hatte? Josh h?tte es sicher nichts ausgemacht zu l?gen, um seine Ziele zu erreichen. Pl?tzlich brach Orin in lautes Gel?chter aus. Keira schaute William an. Der kr?mmte sich ebenfalls vor Lachen. „Du h?ttest den Ausdruck auf deinem Gesicht sehen sollen!“, rief er, das Gesicht knallrot. Keira fand das nicht sonderlich witzig. Es stand f?r sie einfach zu viel auf dem Spiel, da konnte sie es gar nicht gebrauchen, wenn man sich ?ber sie lustig machte. „Setz dich, setz dich“, sagte William, als er sich wieder etwas beruhigt hatte. Keira zog einen der Holzst?hle heran und setzte sich. Orin tat das ebenfalls. Gerade als William Platz nahm, betrat eine Frau mit feuerrotem Haar das Zimmer und brachte ein Tablett mit Tee, Milch und Zucker. „Dies ist meine Sekret?rin Maeve“, sagte William als sie das Tablett abstellte. „Danke, meine Liebe.“ Sie verschwand aus dem Zimmer und ?berlie? es damit William, ihnen den Tee einzuschenken. Es spielte keine Rolle, dass Keira eigentlich keine Teetrinkerin war. Es schien unm?glich, abzulehnen. Daher nahm sie die Tasse mit dem dampfenden Tee ohne Widerspruch. William faltete die H?nde auf dem Tisch. „Ich gebe zu, deine Anwesenheit ist sehr aufregend f?r uns, Keira. So, wie die Welt sich ver?ndert, mit all diesen Online-Dating-Geschichten, wird es f?r uns immer schwieriger, Kunden anzusprechen. Ich hoffe, dein Artikel weckt neues Interesse.“ Keira verbarg ihr schlechtes Gewissen hinter ihrer Teetasse. Sie f?hlte sich schlecht mit dem Wissen, wie boshaft ihr Artikel sein w?rde. William und Orin waren so nette, herzliche Menschen, die sie sehr gastfreundlich aufgenommen hatten. Aber sie hatte nun mal diesen Auftrag und klare Vorgaben. Sie redete sich ein, dass ein fieser Artikel ?ber ein albernes Festival auf der anderen Seite der Welt, in einem Magazin, das nicht einmal in Irland ausgeliefert wurde, dem Gesch?ft schon nicht wirklich schaden w?rde. „Kennst du die Geschichte des Festivals?“, fuhr William fort. „Ich habe einiges recherchiert, bevor ich herkam“, sagte Keira und nickte. Aber als William in einen Monolog ?ber das Festival eintauchte, hielt sie den Mund. Sie w?rde die ?berlieferung zu h?ren bekommen, ob sie wollte oder nicht. „Es war das Gesch?ft meines Vaters. Und seines Vaters davor. Genauer gesagt, waren die Barrys die Matchmaker, so weit irgendjemand zur?ckdenken kann. Urspr?nglich ging es darum, die Adeligen, die wegen des Heilwassers kamen, mit den sch?nen M?dchen der Gegend zu verkuppeln. Irische M?dchen gelten als sehr fruchtbar, musst du wissen, und das war f?r den Matchmaker das wichtigste Argument.“ Keira konnte nicht verhindern, dass sich Abscheu auf ihrem Gesicht zeigte, aber William schien es nicht zu bemerken, denn er setzte einfach seine Geschichte fort. „?blicherweise fand das Fest kurz nach der Erntezeit statt, wenn die M?dchen besonders ?ppig aussahen. Ein guter Kuppler sorgte daf?r, dass sie noch vor dem Winter unter der Haube waren, denn sonst liefen sie Gefahr, an einer Lungenentz?ndung zu erkranken und zu sterben.“ Keira presste die Lippen aufeinander, um nicht zu kichern. Sie wusste nicht, wie viel von dem, was William erz?hlte, ernst gemeint war, aber es war nicht auszuschlie?en, dass er das wirklich so meinte. Obwohl sie recherchiert hatte, war es unterhaltsam, die Geschichte auf diese Weise aus Williams Mund zu h?ren. „Dann ?nderten sich die Zeiten nat?rlich. Andere Leute kamen in die Stadt. Kriege dezimierten die Zahl der M?nner. Drohende Hungersn?te zwangen die Menschen, jung zu heiraten, wenn sie ?berhaupt jemanden fanden. F?r den Matchmaker waren das schwierige Zeiten. Als ich den Job von meinem Vater ?bernahm, ging es in erster Linie darum, passende M?dchen f?r die Jungbauern zu finden.“ Er t?tschelte ein Buch. „Also habe ich Listen angelegt.“ „Ist das legal?“, fragte Keira, die nicht l?nger schweigen konnte. „Klingt irgendwie nach Stalking, meine ich.“ „Bl?dsinn!“, sagte William lachend. „Die M?dchen waren begeistert. Sie wollten doch alle heiraten. Selbst wenn es nur ein Bauernknecht ohne eine einzige Hirnzelle und ohne jegliches Gesp?r f?r K?rperhygiene war.“ Keira sch?ttelte stumm den Kopf. Ihr Artikel schrieb sich praktisch von allein. Die T?r ging auf. Keira erwartete, die rothaarige Maeve erneut zu sehen, aber als sie einen Blick ?ber die Schulter warf, betrat Shane den Raum. Sie sp?rte ein Kribbeln auf der Haut und setzte sich stocksteif und gerade hin. „Morgen“, sagte Shane und setzte sich in die Ecke. William fuhr fort. „Also, hier ist mein Buch mit Namen.“ Er reichte ihr das gro?e, in Leder gebundene Werk. „Nun, zumindest eines davon. Ich mache das nun schon so viele Jahre, da ist eine ganze Sammlung entstanden.“ Keira bl?tterte durch das Buch, las all die Namen der gl?cklichen Paare. Einige Eintr?ge enthielten auch Fotos, andere hatten Hochzeitsdaten vermerkt. Es gab Gru?karten an William, von Paaren, die er verkuppelt hatte. Es wirkte alles ganz reizend. Keira, berechnend wie sie war, entwarf bereits einen Absatz ihres Artikels. „Wei?t du“, sagte William und beugte sich ?ber den Tisch zu ihr, „ich k?nnte dich verkuppeln. Ein netter irischer Bursche ist vielleicht genau das, was du brauchst.“ Keira sp?rte, wie sie err?tete. „Ich habe einen Freund“, sagte sie. Vielleicht irrte sie sich, aber sie glaubte, aus den Augenwinkeln zu sehen, wie Shane zusammenzuckte. „Zach. Er arbeitet in der Computerbranche.“ „Bist du gl?cklich mit dem Mann?“, fragte William. „Ja, sehr“, antwortete Keira. Die ?bliche Standardantwort. William sah nicht sonderlich ?berzeugt aus. Er klopfte auf das Buch, das Keira wieder auf den Tisch gelegt hatte. „Ich mache das schon sehr lange. Ich bin ein Experte in Sachen Liebe. Und ich kann es in den Augen der Menschen erkennen. Ich bin nicht so sicher, dass dieser Mann richtig f?r dich ist.“ Keira wusste, dass er nicht unh?flich sein wollte, aber seine Skepsis traf bei ihr einen wunden Punkt, erst recht jetzt, da Zach und sie sich so gestritten hatten. Aber William war auch ein gefundenes Fressen f?r sie als Journalistin und sie wollte so viel aus ihm herausholen wie m?glich. „Inwiefern nicht richtig f?r mich?“, fragte sie nach. „Er unterst?tzt dich nicht in der Art wie er sollte. Ihr beide wachst nicht mehr gemeinsam, folgt nicht mehr demselben Pfad.“ Keira lief es kalt den R?cken herunter. Das war viel zu nah an der Wahrheit. „Du bist nicht nur ein Kuppler, sondern auch noch ein Wahrsager?“, scherzte sie. „Versteckst du irgendwo einen Stapel Tarotkarten?“ William gluckste. „ Oh nein, nichts dergleichen. Aber ?ber die Jahre habe ich ein Gesp?r daf?r entwickelt. Da war kein Glitzern in deinen Augen, als du seinen Namen erw?hntest. Kein Schwung in deiner Stimme.“ „Das liegt eher an meiner zynischen New Yorker Pers?nlichkeit“, sagte Keira. „Vielleicht. Oder es liegt daran, dass du ihn nicht wirklich liebst.“ Keira ?berdachte diese Behauptung. Sie und Zach benutzten selten das L-Wort. Streng genommen konnte sie sich nicht erinnern, wann es das letzte Mal gefallen war. „Ich denke nicht, dass es immer mit Liebe zu tun haben muss“, sagte sie. „Aber warum Zeit verschwenden mit jemandem, den du nicht liebst, wenn du doch nach dem Einen Ausschau halten k?nntest?“ Keira verschr?nkte die Arme. „Vielleicht, weil es den Einen gar nicht gibt.“ „Du glaubst nicht an den Einen?“, hakte William nach. Keira sch?ttelte den Kopf. „Nein.“ Dieses Eingest?ndnis machte William ganz aufgeregt. „Wir haben einen Neinsager“, rief er lachend. „Was bedeutet, es ist f?r uns eine Herausforderung, dich vom Gegenteil zu ?berzeugen. Shane?“ Er winkte den Reisebegleiter heran. Als er neben ihm stand, legte William ihm einen Arm um die Schultern. „Du wurdest soeben bef?rdert“, scherzte er. „Du wirst diese junge Dame nicht nur durch das Festival begleiten, sondern auch zur ihrer wahren Liebe f?hren. Ich wei?, das ist ziemlich viel von dir verlangt.“ Keira rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Es war ihr unangenehm, im Zentrum dieser Diskussion zu stehen, aber sie hatte immerhin gro?artiges Material f?r ihren Artikel bekommen, dank dieses tatterigen alten Mannes und seiner antiquierten Vorstellungen von Beziehungen. Elliot w?rde es lieben. Und es zu schreiben, w?rde f?r Keira irgendwie auch therapeutisch sein. Sie musste einfach nur den ersten Tag mit Shane ?berstehen, dann w?rde sie sich dieses ganze l?cherliche Zeug von der Seele schreiben. KAPITEL F?NF „Ich wei? nicht, wie lange der Ausflug dauern wird, den wir machen werden“, sagte Keira, als sie auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte und mit dem Gurt herumfummelte. „Aber ich brauche so schnell wie m?glich einen Kaffee. Und wenn wir ein paar Stunden vor der Er?ffnung des Festivals zur?ck sein k?nnten, w?re das super. Ich brauche unbedingt Zeit zum Schreiben.“ Endlich schnappte der Gurt ein. „So, wo fahren wir hin?“ Als keine Antwort kam, blickte sie auf. Shanes Gesicht wirkte wie ?blich am?siert. Sie verschr?nkte die Arme vor der Brust. „Was?“ Er zuckte mit den Schultern. „Nun, es ist nicht gerade das passende Wetter f?r eine Sonnenbrille, das ist alles.“ Keira r?ckte energisch die Brille zurecht. „Es gibt vielleicht grelles Morgenlicht“, antwortete sie, kr?mmte sich aber innerlich bei dem ?berheblichen Unterton in ihrer Stimme. „Und au?erdem bist du ja wohl der Letzte, der sich ?ber das Aussehen anderer Leute ein Urteil erlauben darf. Hast du heute Morgen ?berhaupt mal einen Blick in den Spiegel geworfen?“ Shane warf den Kopf in den Nacken und lachte. Keira musste sich zusammenrei?en. Sie h?tte sich beinahe gerade selbst gestattet, mit ihm zu flirten. Das wich deutlich ab von ihrem Motto Gucken sei erlaubt. „Ich dachte, ich zeige dir etwas in der N?he, f?r den Anfang“, erkl?rte Shane, als er losfuhr. „Daher habe ich mich f?r den Burren entschieden, da f?hrt man nur zwanzig Minuten. Es ist ein Nationalpark. Hast du davon geh?rt?“ Keira sch?ttelte den Kopf. „Ich kann es kaum erwarten“, sagte sie. In Gedanken entwarf sie ein Bild der sch?nen irischen Landschaft. Sie war sich nicht sicher, aber sie glaubte, Shane schmunzeln zu sehen. Als sie zwanzig Minuten sp?ter auf den Parkplatz einbogen, verstand sie, warum. Es gab nicht einen einzigen Grashalm zu sehen. Der Burren war nichts anderes als kahler, grauer Kalkstein, eine Karstlandschaft. Sie wandte sich irritiert an Shane. „Ist das ein Scherz? Ich dachte, du sprachst von einem Nationalpark.“ Shane begann zu lachen. „Das ist es! Anderthalbtausend Hektar gesch?tztes Land, bestehend fast ausschlie?lich aus Kalkstein.“ Keira atmete ver?rgert aus. „Also, von all den Pl?tzen, die du mir h?ttest zeigen k?nnen, um mir das gro?artige Irland zu pr?sentieren, hast du ausgerechnet diesen gew?hlt?“ „Ich habe vorhin bei William im B?ro ein paar hochn?sige Untert?ne aufgeschnappt“, sagte Shane und zog provozierend eine Augenbraue hoch. „Ich dachte mir, dies ist der beste Ort, um dich von deinem hohen Ross herunterzuholen. Irland ist kein M?rchenland mit Leprechauns, auch wenn es Gegenden gibt, wo das f?r die Touristen so dargestellt wird. Aber wenn du bereit bist, ein wenig unter die Oberfl?che zu blicken, dann findest du ein Land mit echten Gef?hlen, echter Romantik. Wir haben eine reichhaltige und interessante Geschichte, du musst uns nur eine Chance geben.“ Keira verschr?nkte bockig die Arme vor der Brust. Alles, was er gesagt hatte, stimmte nat?rlich. Aber sie konnte das wohl kaum zugeben. „Ich bin nicht hochn?sig“, sagte sie. Shane zuckte gleichm?tig mit den Schultern. „Komm, hier entlang. Der Ausblick von dem H?gel ist unglaublich.“ Keira folgte ihm. „Ich habe nicht gerade das passende Schuhwerk f?r eine Wanderung“, klagte sie. „Keine Sorge, wir machen keine dreist?ndige Gebirgswanderung, obwohl es atemberaubend da oben ist und ein Jammer, wenn du es dir entgehen l?sst.“ Er warf ihr einen vernichtenden Blick zu. „Meinst du, du h?ltst eine halbe Stunde durch? Es sind nur Wiesen und wundersch?ne W?lder.“ Êîíåö îçíàêîìèòåëüíîãî ôðàãìåíòà. Òåêñò ïðåäîñòàâëåí ÎÎÎ «ËèòÐåñ». Ïðî÷èòàéòå ýòó êíèãó öåëèêîì, êóïèâ ïîëíóþ ëåãàëüíóþ âåðñèþ (https://www.litres.ru/pages/biblio_book/?art=43697823&lfrom=688855901) íà ËèòÐåñ. Áåçîïàñíî îïëàòèòü êíèãó ìîæíî áàíêîâñêîé êàðòîé Visa, MasterCard, Maestro, ñî ñ÷åòà ìîáèëüíîãî òåëåôîíà, ñ ïëàòåæíîãî òåðìèíàëà, â ñàëîíå ÌÒÑ èëè Ñâÿçíîé, ÷åðåç PayPal, WebMoney, ßíäåêñ.Äåíüãè, QIWI Êîøåëåê, áîíóñíûìè êàðòàìè èëè äðóãèì óäîáíûì Âàì ñïîñîáîì.
Íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë Ëó÷øåå ìåñòî äëÿ ðàçìåùåíèÿ ñâîèõ ïðîèçâåäåíèé ìîëîäûìè àâòîðàìè, ïîýòàìè; äëÿ ðåàëèçàöèè ñâîèõ òâîð÷åñêèõ èäåé è äëÿ òîãî, ÷òîáû âàøè ïðîèçâåäåíèÿ ñòàëè ïîïóëÿðíûìè è ÷èòàåìûìè. Åñëè âû, íåèçâåñòíûé ñîâðåìåííûé ïîýò èëè çàèíòåðåñîâàííûé ÷èòàòåëü - Âàñ æä¸ò íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë.