Î, êàæäûé, êòî çàðèôìîâàë Ñ òðóäîì õîòÿ áû ïàðó ñòðî÷åê, Óæåëè ñòîèò ñâîé îâàë Ïîðòðåòó áóäîùíîñòè ïðî÷èòü? Òàì è áåç íàñ îâàëîâ ïîëê. È â ðàìàõ, è íåîáðàìëåííûõ. Êòî â öåëîå ëèöî, êòî âïîë... È ïðèçíàííûõ, è ïîñðàìëåííûõ. Âåäü ìóçà íå äàåò âçàéìû Çà ñëîâîáëóäèÿ çàâàëû... Åñòü ïîîâàëüíåå, ÷åì ìû, È ïîòàëàíòëèâåé îâàëû. Ñ÷òèòàòü êòî ñêëüêî ñëÎãîâ

Gelobt

Gelobt Morgan Rice Weg der Vampire #7 In GELOBT (Band 7 der Weg der Vampire) finden sich Caitlin und Caleb im mittelalterlichen Schottland wieder, im Jahr 1350, einer Zeit von Rittern in gl?nzender R?stung, von Burgen und Kriegern, und der Suche nach dem heiligen Gral, der den Schl?ssel zur wahren Unsterblichkeit f?r Vampire enthalten soll. An den Ufern der uralten Isle of Skye landend, einer fernen Insel vor der Westk?ste Schottlands, wo nur die erlesensten Krieger leben und trainieren, werden sie zu ihrer h?chsten Freude mit Sam und Polly, Scarlet und Ruth wiedervereint, einem menschlichen K?nig und seinen Kriegern, und mit Aidens gesamtem Clan. Bevor sie ihre Mission nach dem vierten und letzten Schl?ssel fortsetzen k?nnen, ist f?r Caleb und Caitlin die Zeit gekommen, zu heiraten. Vor der atemberaubensten Kulisse, die Caitlin sich je erhoffen k?nnte, wird eine aufwendige Vampirhochzeit geplant, einschlie?lich all der uralten Rituale und Br?uche, die dazugeh?ren. Es ist die Hochzeit des Jahrhunderts, penibel geplant von Polly und den anderen, und Caitlin und Caleb sind gl?cklicher als je zuvor. Zugleich verlieben sich, zu ihrer eigenen ?berraschung, Sam und Polly zutiefst ineinander. W?hrend ihre Beziehung sich verst?rkt, ?berrascht Sam Polly mit seinem eigenen Schwur. Und Polly ?berrascht ihn mit ihren eigenen schockierenden Neuigkeiten. Doch unter der Oberfl?che ist nicht alles gut. Blake ist wieder aufgetaucht, und seine tiefe Liebe zu Caitlin k?nnte ihre Vereinigung gerade noch gef?hrden, just am Tag vor ihrer Hochzeit. Sera ist ebenfalls wieder aufgetaucht und schw?rt, dass sie zerbrechen will, was sie nicht haben kann. Auch Scarlet findet sich in Gefahr wieder, als die Quelle ihrer tiefen Kr?fte enth?llt wird – zusammen mit der Erkenntnis ?ber ihre wahren Eltern. Morgan Rice Gelobt (Band #7 Der Weg Der Vampire) ?bersetzung aus dem amerikanischen Englisch von Daniela Jakwerth Ausgew?hlte Kommentare zu den DER WEG DER VAMPIRE „Rice leistet gute Arbeit, den Leser von Beginn an in die Geschichte hineinzuziehen, mit wunderbaren Beschreibungen, die ?ber das reine Zeichnen des Hintergrundes hinausgehen....sch?n geschrieben und extrem schnell zu lesen.“     --Black Lagoon Reviews (?ber Turned—Gewandelt) „Eine ideale Geschichte f?r junge Leser. Morgan Rice leistet gute Arbeit, eine interessante Wendung herauszuarbeiten…erfrischend und ungew?hnlich. Die Serie dreht sich um ein M?dchen…ein au?ergew?hnliches M?dchen!…Einfach zu lesen, doch extrem rasant… Bedingt jugendfrei.“     --The Romance Reviews (?ber Turned—Gewandelt) „Packte meine Aufmerksamkeit von Anfang an und lie? nicht locker… diese Geschichte ist ein fantastisches Abenteuer, von Beginn an rasant und actionreich. Es ist kein langweiliger Moment zu finden.“     --Paranormal Romance Guild {?ber Turned- Gewandelt} „Vollgepackt mit Action, Romantik, Abenteuer und Spannung. Lasst es euch nicht entgehen, und verliebt euch ganz von Neuem.“     --vampirebooksite.com (?ber Turned—Gewandelt) „Eine tolle Geschichte, und vor allem die Art von Buch, die man nachts nicht weglegen kann. Das Ende war ein Cliffhanger, der so spektakul?r war, dass man sofort das n?chste Buch kaufen m?chte, nur um herauszufinden, wie es weitergeht.“     --The Dallas Examiner {?ber Loved—Verg?ttert} „Ein Buch, das TWILIGHT und VAMPIRE DIARIES Konkurrenz macht, und dazu f?hren wird, dass man bis zur letzten Seite nicht genug davon bekommt! Wer Abenteuer, Liebe und Vampire mag, liegt mit diesem Buch genau richtig!“     --vampirebooksite.com (?ber Turned—Gewandelt) „Morgan Rice erweist sich erneut als ?u?erst talentiert im Geschichtenerz?hlen…Dies wird eine gro?e Bandbreite an Lesern ansprechen, darunter die j?ngeren Fans des Vampir/Fantasy-Genres. Das Ende ist ein unerwarteter Cliffhanger, der Sie schockieren wird.“     --The Romance Reviews (?ber Loved—Verg?ttert) ?ber Morgan Rice Morgan Rice schrieb die Nr. 1 Bestseller Serie DER WEG DER VAMPIRE, eine elfteilige Serie f?r junge Leser. Ihrer Feder entstammt auch die Nr. 1 Bestseller Serie TRILOGIE DES ?BERLEBENS, eine post-apokalyptischer Thriller-Serie aus derzeit zwei B?chern (man darf auf das Dritte gespannt sein) und die epische Fantasy-Serie DER RING DER ZAUBEREI, das derzeit aus dreizehn B?chern besteht und die Bestsellerlisten anf?hrt. Morgans B?cher gibt es als Audio oder Print-Editionen die in vielen Sprachen erschienen sind: Deutsch, Franz?sisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Japanisch, Chinesisch, Schwedisch, Holl?ndisch, T?rkisch, Ungarisch, Tschechisch und Slowakisch – mehr Sprachen werden folgen. Morgan freut sich, von ihren Lesern zu h?ren, darum besuchen Sie bitte www.morganricebooks.com (http://www.morganricebooks.com/) um sich f?r Email-Updates zu registrieren. Erhalten sie ein kostenloses Buch, Geschenke, laden sie die kostenlose App herunter und erhalten sie exklusiv die neusten Nachrichten. Oder folgen Sie Morgan auf Facebook und Twitter. Morgan freut sich auf Ihren Besuch! B?cher von Morgan Rice DER RING DER ZAUBEREI QUESTE DER HELDEN (Band #1) MARSCH DER K?NIGE (Band #2) LOS DER DRACHEN (Band #3) RUF NACH EHRE (Band #4) SCHWUR DES RUHMS (Band #5) ANGRIFF DER TAPFERKEIT(Band #6) A RITE OF SWORDS – RITUS DER SCHWERTER (Band #7) A GRANT OF ARMS – GEW?HR DER WAFFEN (Band #8) A SKY OF SPELLS – HIMMEL DER ZAUBER (Band #9) demn?chst auf Deutsch erh?ltlich A SEA OF SHIELDS – MEER DER SCHILDE (Band #10) A REIGN OF STEEL – REGENTSCHAFT DES STAHLS (Band #11) A LAND OF FIRE – LAND DES FEUERS (BAND #12) A RULE OF QUEENS – DIE HERRSCHAFT DER K?NIGINNEN (BAND #13) DIE TRILOGIE DES ?BERLEBENS ARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (BAND #1) ARENA TWO –  ARENA ZWEI (Band #2) DER WEG DER VAMPIRE GEWANDELT (Band #1 Der Weg Der Vampire) VERG?TTERT (Band #2 Der Weg Der Vampire) VERRATEN (Band #3 Der Weg Der Vampire) BESTIMMT (Band #4 Der Weg Der Vampire) BEGEHRT (Band #5 Der Weg Der Vampire) BETROTHED – VERM?HLT (Band #6) VOWED – GELOBT (Band #7) demn?chst auf Deutsch erh?ltlich FOUND  – GEFUNDEN (Band #8) RESURRECTED  – ERWECKT (Band #9) CRAVED  – ERSEHNT (Band #10) FATED  – BERUFEN (Band #11) H?ren (https://itunes.apple.com/de/artist/morgan-rice/id417552527?mt=11&uo=4) im Audiobuch-Format an! iTunes (https://itunes.apple.com/de/artist/morgan-rice/id417552527?mt=11&uo=4) Amazon (http://www.amazon.de/Morgan-Rice/e/B004KYW5SW/ref=ntt_athr_dp_pel_1) Audible (http://www.audible.com/pd/ref=sr_1_1?asin=B006LAKL34&qid=1323958119&sr=sr_1_1) Copyright © 2013 Morgan Rice Alle Rechte vorbehalten. Mit den im U.S. Copyright Act von 1976 erlaubten Ausnahmen ist es nicht gestattet, jeglichen Teil dieser Publikation in jeglicher Form oder ?ber jegliche Mittel ohne die vorherige Erlaubnis des Autors zu vervielf?ltigen, verteilen oder ?bertragen, oder in einer Datenbank oder einem Abrufsystem zu speichern. Dieses Ebook ist ausschlie?lich f?r den pers?nlichen Gebrauch zugelassen. Dieses Ebook darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen m?chten, erwerben Sie bitte ein zus?tzliches Exemplar f?r jeden Empf?nger. Wenn Sie dieses Buch lesen und nicht gekauft haben, oder es nicht ausschlie?lich f?r Ihren Gebrauch gekauft wurde, geben Sie es bitte zur?ck erwerben Sie Ihr eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren. Diese Geschichte ist frei erfunden. Namen, Figuren, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorf?lle sind entweder ein Produkt der Phantasie des Autors oder werden im fiktionalen Sinne verwendet. Jegliche ?hnlichkeit mit existierenden Personen, tot oder lebend, ist rein zuf?llig. Cover-Model: Jennifer Onvie. Cover-Fotografie: Adam Luke Studios, New York. Cover-Makeup-Artist: Ruthie Weems. Falls Sie gerne Kontakt zu einem dieser K?nstler aufnehmen m?chten, kontaktieren Sie bitte Morgan Rice. FAKT: Die abgeschiedene Insel Skye (nordisch f?r „die nebelige Insel“) vor der Westk?ste Schottlands ist ein uralter Ort, wo K?nige lebten und k?mpften, wo heute noch Burgen stehen und wo Jahrhunderte lang Elite-Krieger ausgebildet wurden. FAKT: Auf der Insel Skye gibt es eine Stelle in der Landschaft namens Faerie Glen, das Feental, von dem gesagt wird: Wenn man sich dort etwas w?nscht, muss es in Erf?llung gehen. FAKT: Die Kapelle von Rosslyn, einer kleinen Stadt in Schottland, ist weit verbreiteten Ger?chten zufolge der letzte Aufenthaltsort des Heiligen Grals, der ger?chteweise hinter einer Geheimwand in einer unterirdischen Krypta verborgen ist. JULIA: Welch Tr?stung kannst du diese Nacht begehren? ROMEO: Gib deinen treuen Liebesschwur f?r meinen! JULIA: Ich gab ihn dir, eh du darum gefleht; Und doch, ich wollt, er st?nde noch zu geben.... So grenzenlos ist meine Huld, die Liebe So tief ja wie das Meer. Je mehr ich gebe, Je mehr auch hab ich: beides ist unendlich.     --William Shakespeare, Romeo und Julia     (Deutsch von A. W. von Schlegel) KAPITEL EINS In den Highlands, Schottland (1350) Caitlin erwachte im Licht einer blutroten Sonne. Sie bedeckte den ganzen Himmel, ein unm?glich gro?er Ball am Horizont. Im Gegenlicht war eine einsame Silhouette zu sehen, eine Gestalt, von der sie sp?rte, es konnte nur ihr Vater sein. Er streckte ihr beide Arme entgegen, als wollte er, dass sie zu ihm lief. Sie wollte es mit aller Kraft. Doch als sie versuchte, sich aufzusetzen, stellte sie fest, dass sie an einen Felsen gekettet war, ihre Handgelenke und F??e mit Eisenschnallen befestigt. In einer Hand hielt sie drei Schl?ssel – die Schl?ssel, die sie brauchte, um ihren Vater zu erreichen – und in der anderen ihre Halskette, dessen kleines Silberkreuz auf ihrer Handfl?che baumelte. Sie strengte sich an, so sehr sie konnte, doch sie konnte sich nicht r?hren. Caitlin blinzelte, und pl?tzlich stand ihr Vater ?ber ihr und l?chelte zu ihr hinunter. Sie konnte die Liebe sp?ren, die von ihm ausging. Er kniete nieder und entriegelte sanft ihre Fesseln. Caitlin lehnte sich vor und umarmte ihn, und sie konnte seine W?rme sp?ren, seine beruhigende Gegenwart. Es f?hlte sich so gut an, in seinen Armen zu sein; sie konnte sp?ren, wie ihr die Tr?nen ?ber die Wangen liefen. „Es tut mir leid, Vater. Ich habe dich entt?uscht.“ Er lehnte sich zur?ck und blickte sie l?chelnd an, w?hrend er ihr direkt in die Augen starrte. „Du hast alles getan, was ich mir nur erhoffen konnte, und noch mehr“, antwortete er. „Nur ein letzter Schl?ssel, dann werden wir zusammen sein. F?r immer.“ Caitlin blinzelte, und als sie ihre Augen wieder ?ffnete, war er verschwunden. An seiner Stelle waren da zwei Gestalten, die reglos auf einer felsigen Ebene lagen. Caleb und Scarlet. Pl?tzlich erinnerte sich Caitlin. Ihre Krankheit. Sie versuchte, sich vom Felsen zu erheben, doch sie war immer noch angekettet, und so sehr sie sich bem?hte, sie konnte sie nicht erreichen. Sie blinzelte, und Scarlet stand pl?tzlich ?ber ihr und blickte auf sie hinunter. „Mami?“, frage sie. Scarlet l?chelte auf sie hinunter und Caitlin sp?rte, wie sie von Liebe umh?llt wurde. Sie wollte sie umarmen und k?mpfte so stark sie konnte gegen die Fesseln an, doch sie konnte sich nicht befreien. „Mami?“, fragte Scarlet erneut und streckte ihr eine einzelne kleine Hand entgegen. Caitlin schoss kerzengerade in die H?he. Keuchend fuhr sie mit den H?nden ihre Seiten entlang, um festzustellen, ob sie immer noch angekettet war, oder frei war. Sie konnte ihre H?nde und F??e frei bewegen, und als sie sich umblickte, sah sie keine Spur von Ketten. Sie blickte hoch und sah eine riesige blutrote Sonne am Horizont stehen, dann blickte sie um sich und stellte fest, dass sie auf einer felsigen Ebene lag. Genau wie in ihrem Traum. Das Morgenrot brach gerade ?ber dem Horizont herein. So weit ihr Auge reichte standen von Nebel umh?llte Berggipfel unendlich sch?n gegen den weiten Himmel. Sie schaute in das d?mmrige Morgenlicht, versuchte, ihre Umgebung auszumachen, und dabei machte ihr Herz einen Sprung. In der Ferne lagen zwei reglose Gestalten. Sie konnte bereits ahnen, wer es war: Caleb und Scarlet. Caitlin sprang auf die F??e und rannte zu ihnen hin?ber, kniete sich zwischen sie, legte jedem von ihnen eine Hand auf die Brust und sch?ttelte sie sanft. Ihr Herz pochte vor Furcht, w?hrend sie sich bem?hte, sich die Ereignisse ihrer vorhergehenden Inkarnation in Erinnerung zu rufen. Ein gr?ssliches Bild nach dem anderen schoss ihr durch den Kopf, als sie sich erinnerte, wie krank sie gewesen waren; Scarlet von Pestbeulen ?bers?t und Caleb an Vampirgift sterbend. Als sie sie zuletzt gesehen hatte, schien es sicher, dass sie beide sterben w?rden. Caitlin griff sich an ihren eigenen Hals und sp?rte die beiden kleinen Narben. Sie erinnerte sich an jenen letzten, schicksalhaften Augenblick, da Caleb von ihr getrunken hatte. Hatte es funktioniert? Hatte es ihn zur?ckgebracht? Caitlin sch?ttelte beide aufgebracht. „Caleb!“, schrie sie. „Scarlet!“ Caitlin sp?rte, wie ihr die Tr?nen kamen, w?hrend sie versuchte, nicht daran zu denken, wie das Leben ohne die beiden sein w?rde. Es war zu viel, um es ?berhaupt zu erw?gen. Wenn sie nicht bei ihr sein konnten, w?rde sie lieber nicht weitermachen. Pl?tzlich r?hrte sich Scarlet. Caitlins Herz flog vor Hoffnung hoch, w?hrend sie zusah, wie sie sich regte und dann langsam, schrittweise, die Hand hob, um sich die Augen zu reiben. Sie blickte zu Caitlin hoch, und Caitlin konnte sehen, dass ihre Haut vollst?ndig verheilt war, ihre kleinen blauen Augen klar und strahlend. Scarlet brach in ein breites L?cheln aus, und Caitlins Herz hob sich. „Mami!“, sagte Scarlet. „Wo warst du?“ Caitlin kamen Freudentr?nen, w?hrend sie Scarlet zu sich zog und sie festhielt. ?ber ihre Schulter sagte sie: „Ich bin genau hier, S??e.“ „Ich habe getr?umt, dass ich dich nicht finden kann“, sagte sie. „Und dass ich krank war.“ Caitlin atmete erleichtert auf, sp?rend, dass Scarlet vollst?ndig geheilt war. „Es war nur ein b?ser Traum“, sagte Caitlin. „Dir geht es jetzt wieder gut. Alles wird wieder gut.“ Ein pl?tzliches Bellen ert?nte, und Caitlin sah Ruth um die Ecke st?rmen, direkt auf sie zu. Sie war ?bergl?cklich, dass auch sie es hierher geschafft hatte, und staunte, wie gro? Ruth geworden war, nun ein ausgewachsener Wolf. Und doch benahm Ruth sich noch wie ein Welpe, aufgeregt mit dem Schwanz wedelnd, w?hrend sie Scarlet in die Arme lief. „Ruth!“, schrie Scarlet, l?ste sich von Caitlin und umarmte sie. Ruth konnte ihre Aufregung kaum z?geln und st?rmte mit solcher Kraft auf Scarlet zu, dass es sie umwarf. Scarlet h?pfte wieder hoch und schrie vor Lachen und Entz?cken. „Was soll dieser Wirbel?“, kam eine Stimme. Caleb. Caitlin fuhr herum, ganz kribbelig beim Klang von Calebs Stimme. Da stand er nun ?ber ihr und l?chelte. Sie konnte es nicht glauben. Er sah so jung und gesund aus, besser, als sie ihn je gesehen hatte. Sie sprang auf und umarmte ihn, so dankbar, dass er am Leben war. Sie sp?rte seine starken Muskeln, als er ihre Umarmung erwiderte, und es f?hlte sich so gut an, wieder in seinen Armen zu sein. Endlich war alles wieder in Ordnung mit der Welt. Es war wie ein langer b?ser Traum gewesen. „Ich hatte solche Angst, dass du tot w?rst“, sagte Caitlin an seiner Schulter. Sie lehnte sich zur?ck und sah ihn an. „Erinnerst du dich?“, fragte sie. „Erinnerst du dich daran, dass du krank warst?“ Er runzelte die Stirn. „Vage“, antwortete er. „Es f?hlt sich alles wie ein Traum an. Ich erinnere mich… Jade gesehen zu haben. Und… dass ich von dir trank.“ Pl?tzlich sah sie Caleb mit weiten Augen an. „Du hast mich gerettet“, sagte er ?berw?ltigt. Er nahm sie fest in die Arme. „Ich liebe dich“, fl?sterte sie ihm ins Ohr, w?hrend er sie festhielt. „Ich liebe dich auch“, antwortete er. „Papi!“ Caleb hob Scarlet hoch und umarmte sie fest. Dann beugte er sich hinunter und streichelte Ruth, und Caitlin ebenso. Ruth h?tte nicht gl?cklicher sein k?nnen mit all dieser Aufmerksamkeit; sie sprang hoch und winselte und versuchte, sie ebenfalls zu umarmen. Nach einiger Zeit nahm Caleb Caitlins Hand, und gemeinsam drehten sie sich herum und blickten ?ber den Horizont. Ein sanftes Morgenlicht erf?llte den endlosen Himmel vor ihnen, wo Berggipfel den Horizont durchstachen und das rosige Licht den Nebel in Wirbeln durchzog. Die Gipfel erstreckten sich in die Ewigkeit, und als sie nach unten blickte, sah sie, dass sie auf einer H?he von ?ber tausend Metern standen. Sie fragte sich, wo auf Erden sie sein konnten. „Das habe ich mich auch gerade gefragt“, sagte Caleb, der ihre Gedanken las. Sie betrachteten den Horizont, drehten sich in alle Richtungen. „Erkennst du irgendetwas wieder?“, fragte Caitlin. Er sch?ttelte langsam den Kopf. „Nun, es sieht aus, als h?tten wir nur zwei M?glichkeiten“, setzte sie fort. „Hoch oder runter. Wir sind schon so weit oben, dass ich sagen w?rde, wir sollten ganz hinauf. Sehen wir nach, was man vom Gipfel aus sehen kann.“ Caleb nickte zustimmend, Caitlin streckte die Hand nach Scarlets aus und die drei begannen, den Abhang hochzuwandern. Es war kalt hier oben, und Caitlin war kaum dem Wetter entsprechend gekleidet. Sie trug immer noch ihre schwarzen Lederstiefel, ihre eng anliegenden schwarzen Hosen und ein enges schwarzes Top mit langen ?rmeln aus der Zeit, in der sie in England trainiert hatte. Doch es reichte nicht aus, um sie vor diesen kalten Bergwinden zu sch?tzen. Sie zogen weiter den Hang hinauf, hielten sich an Felsbrocken fest und zogen sich hoch. W?hrend die Sonne im Himmel h?her stieg, als sie sich gerade zu fragen anfing, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatten, erreichten sie endlich den h?chsten Gipfel. Atemlos hielten sie an und betrachteten ihre Umgebung; endlich konnten sie ?ber den Berggrat sehen. Der Anblick raubte Caitlin den Atem. Vor ihnen ausgebreitet lag die andere Seite der Bergkette, die sich erstreckte, so weit das Auge reichte. Dahinter ein Ozean. Weit drau?en im Meer konnte sie eine bergige, felsige Insel sehen, die von Gr?n bedeckt war. Eine Insel wie aus Urzeiten, die sich aus dem Ozean erhob. Sie wirkte idyllischer als alles, was sie je gesehen hatte. Sie sah aus wie ein M?rchenort, besonders im fr?hen Morgenlicht, in unheimlichen Nebel geh?llt und mit einem orange-lila Schein. Was noch dramatischer war: die einzige Verbindung zwischen der Insel und dem Festland schien eine unendlich lange  H?ngebr?cke zu sein, die heftig im Wind herumschwankte und hunderte Jahre alt zu sein schien. Darunter ging es ?ber hundert Meter weit steil ins Meer hinunter. „Ja“, sagte Caleb. „Das ist es. Ich kenne diese Insel.“ Er blickte ehrf?rchtig hin?ber. „Wo sind wir?“, fragte Caitlin. Er schwelgte voll Anbetung in dem Anblick, dann drehte er sich zu ihr herum und blickte sie mit aufgeregter Miene an. „Skye“, sagte er zu ihr. „Die legend?re Insel Skye. Seit tausenden Jahren die Heimat von Kriegern, und von unserer Art. Wir sind also in Schottland“, sagte er, „nahe der ?berfahrt nach Skye. Es ist uns eindeutig bestimmt, dorthin zu reisen. Es ist ein geheiligter Ort.“ „Fliegen wir“, sagte Caitlin, die sp?rte, dass ihre Fl?gel bereits aktiv waren. Caleb sch?ttelte den Kopf. „Skye ist einer der wenigen Orte auf der Welt, wo das nicht m?glich ist. Bestimmt wird sie von Vampirkriegern bewacht, und vor allem gibt es ein Energieschild, das sie davor abschirmt, direkt ?berflogen zu werden. Das Wasser schafft eine psychische Sperre um diesen Ort. Kein Vampir kann hinein, ohne eingeladen zu werden.“ Er drehte sich zu ihr herum. „Wir werden auf dem anstrengenden Weg hin?ber m?ssen: ?ber diese H?ngebr?cke.“ Caitlin starrte die Br?cke an, die im Wind baumelte. „Aber diese Br?cke ist nicht vertrauensw?rdig“, sagte sie. Caleb seufzte. „Skye ist ein Ort wie kein anderer. Nur die W?rdigen d?rfen ihn betreten. Die meisten Leute, die sich ihr n?hern, finden den Tod, auf die eine oder andere Weise.“ Caleb sah sie an. „Wir k?nnen umkehren“, bot er an. Caitlin dachte dar?ber nach, dann sch?ttelte sie den Kopf. „Nein“, antwortete sie entschlossen. „Wir sind aus einem Grund hierher geschickt worden. Also los.“ KAPITEL ZWEI Sam schreckte aus dem Schlaf hoch. Seine Welt drehte sich, dann schaukelte sie heftig, und er konnte nicht verstehen, wo er war oder was passierte. Er lag am R?cken, so viel wusste er, auf etwas, das sich wie Holz anf?hlte, unbequem kauernd. Er blickte gerade zum Himmel hoch, und er sah, wie die Wolken sich unregelm??ig bewegten. Sam griff nach einem St?ck Holz und zog sich daran hoch. Er sa? blinzelnd da, seine Welt drehte sich weiter und er verschaffte sich einen ?berblick ?ber seine Umgebung. Er konnte es nicht glauben. Er war auf einem Boot, einem kleinen Ruderboot aus Holz, lag auf seinem Boden, mitten im Meer. Es schaukelte heftig in der rauen See, im Auf und Ab der Wellen. Es ?chzte und krachte, bewegte sich hoch und nieder, schaukelte von Seite zu Seite. Sam sah die Gischt auf den Wellen, die um ihn herum rauschten, sp?rte den kalten, salzigen Wind, der ihm sein Haar und sein Gesicht bespr?hte. Es war fr?h am Morgen, genauer gesagt ein wundersch?ner Sonnenaufgang, und der Himmel brach sich in einer ?berzahl von Farben. Er fragte sich, wie um alles in der Welt er hier gelandet war. Sam wirbelte herum und sah sich im Boot um, und dabei entdeckte er eine weitere Gestalt im d?steren Morgenlicht am anderen Ende liegen, am Boden eingerollt und mit einem Schultertuch bedeckt. Er fragte sich, wer es sein konnte, der mit ihm auf diesem kleinen Boot mitten im Nirgendwo feststeckte. Und dann sp?rte er es. Es durchfuhr ihn wie ein elektrischer Schock. Er musste ihr Gesicht gar nicht erst sehen. Polly. Jeder Knochen in Sams K?rper verriet ihm das. Es ?berraschte ihn, mit welcher Bestimmtheit er es wusste, wie verbunden er mit ihr war, wie tief seine Gef?hle f?r sie waren – fast so, als w?ren sie eins. Er verstand nicht, wie das so schnell passiert war. W?hrend er dasa? und sie reglos anblickte, bekam er pl?tzlich ein besorgtes Gef?hl. Er konnte nicht sagen, ob sie am Leben war oder nicht, und in dem Moment wurde ihm klar, dass er am Boden zerst?rt sein w?rde, wenn sie es nicht war. Und da erkannte er endlich, unmissverst?ndlich, dass er sie liebte. Sam richtete sich auf und stolperte ?ber das kleine Boot, w?hrend eine Welle kam und es hochhob, und er schaffte die paar Schritte zu ihr hin?ber und kniete neben ihr. Er streckte die Hand vor und zog sanft das Schultertuch zur?ck, und r?ttelte ihre Schultern. Sie reagierte nicht, und er wartete mit klopfendem Herzen. „Polly?“, fragte er. Keine Antwort. „Polly“, sagte er bestimmter. „Wach auf. Ich bin es, Sam.“ Doch sie r?hrte sich nicht, und als Sam die blo?e Haut auf ihrer Schulter streifte, f?hlte sie sich zu kalt an. Sein Herz blieb stehen. Konnte es sein? Sam beugte sich vor und nahm ihr Gesicht in seine H?nde. Sie war so sch?n, wie er es in Erinnerung hatte, ihre Haut ein sehr blasses, durchscheinendes Wei?, ihr Haar ein helles Braun, ihre perfekt geschnittenen Gesichtsz?ge exquisit im Glanz des fr?hen Morgenlichts. Er sah ihre perfekten, vollen Lippen, ihre kleine Nase, ihre gro?en Augen, ihr langes, braunes Haar. Er erinnerte sich an diese Augen, wenn sie ge?ffnet waren, ein unglaubliches Kristallblau, wie der Ozean. Er sehnte sich danach, sie auch nun wieder ge?ffnet zu sehen; er w?rde alles daf?r tun. Er sehnte sich danach, sie l?cheln zu sehen, ihre Stimme zu h?ren, ihr Lachen. In der Vergangenheit hatte es ihn manchmal gest?rt, dass sie zu viel redete. Doch nun w?rde er alles daf?r geben, sie ewig reden zu h?ren. Doch ihre Haut war zu kalt in seinen H?nden. Eiskalt. Und er f?rchtete langsam, verzweifelt, dass ihre Augen sich nie wieder ?ffnen w?rden. „Polly!“, schrie er und konnte dabei seine eigene Verzweiflung in seiner Stimme h?ren, als sich diese zum Himmel erhob und sich mit dem Kreischen eines Vogels ?ber ihm vermengte. Sam war ratlos. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Er sch?ttelte sie st?rker und st?rker, doch sie reagierte einfach nicht. Er erinnerte sich an den letzten Ort und die letzte Zeit, wo er sie gesehen hatte. Sergeis Palast. Er erinnerte sich daran, wie er sie befreit hatte. Sie waren zu Aidens Burg zur?ckgekehrt und hatten Caitlin und Caleb und Scarlet alle leblos auf ihrem Bett liegen gesehen. Aiden hatte ihnen gesagt, dass sie ohne sie in die Vergangenheit gereist waren. Er hatte Aiden beschworen, sie ebenfalls zur?ckzuschicken. Aiden hatte den Kopf gesch?ttelt und gesagt, dass es nicht sein soll, dass es bedeuten w?rde, das Schicksal zu beeinflussen. Doch Sam hatte darauf bestanden. Schlie?lich und endlich hatte Aiden das Ritual durchgef?hrt. War sie auf der Reise zur?ck umgekommen? Sam blickte hinunter und sch?ttelte Polly noch einmal. Immer noch nichts. Schlie?lich zog Sam Polly eng an sich. Er wischte ihr das lange, sch?ne Haar aus dem Gesicht, legte ihr eine Hand in den Nacken und zog ihr Gesicht an seines heran. Er beugte sich hinunter und k?sste sie. Es war ein langer, voller Kuss, direkt auf ihre Lippen gedr?ckt, und Sam erkannte, dass dies erst das zweite Mal war, dass sie einander je wirklich gek?sst hatten. Ihre Lippen f?hlten sich auf seinen so sanft, so perfekt an. Doch ebenso zu kalt, zu leblos. W?hrend er sie k?sste, versuchte er, sich darauf zu konzentrieren, seine Liebe durch sie zu senden, sie dazu zu bewegen, wieder zum Leben zu erwachen. Er versuchte, ihr eine klare geistige Botschaft zu senden. Ich w?rde alles tun. Ich w?rde jeden Preis bezahlen. Ich w?rde alles tun, um dich zur?ckzubekommen. Komm nur zu mir zur?ck. „ICH BEZAHLE JEDEN PREIS!“, schrie Sam in die Wellen hinaus. Der Schrei schien sich in die L?fte zu erheben und wurde dabei von einer Schar V?gel zur?ckgeworfen, die ?ber ihm flogen. Sam sp?rte, wie ein kalter Schauer durch seinen K?rper fuhr, als er sp?rte, in dem Augenblick, dass das Universum ihn geh?rt hatte und ihm eine Antwort gab. Er wusste in dem Moment mit jeder Faser seines K?rpers, dass Polly tats?chlich wieder zum Leben erwachen w?rde. Selbst wenn es ihr nicht bestimmt war. Dass sein Wille dies bewirkt hatte, einen gr??eren Plan des Universums umgeworfen hatte. Und dass er in der Tat den Preis daf?r bezahlen w?rde. Pl?tzlich blickte Sam hinunter und sah zu, wie Pollys Augen sich langsam ?ffneten. Sie waren so blau und so sch?n, wie er sie in Erinnerung hatte, und sie starrten ihn direkt an. Einen Augenblick lang waren sie leer, doch dann f?llten sie sich mit Erkenntnis. Und dann, der gr??te Zauber, den er je gesehen hatte, formte sich ein kleines L?cheln in ihren Mundwinkeln. „Versuchst du etwa, es auszunutzen, dass ein M?dchen schl?ft?“, fragte Polly in ihrer typischen heiteren Stimme. Sam konnte nicht anders, als breit zu grinsen. Polly war wieder da. Alles andere war egal. Er versuchte, das omin?se Gef?hl aus seinen Gedanken zu verdr?ngen, dass er sich gegen das Schicksal aufgelehnt hatte; dass er den Preis bezahlen w?rde. Polly setzte sich auf, wieder ganz ihr flinkes, fr?hliches Selbst, sah peinlich ber?hrt aus, dass sie so verletzlich in seinen Armen gelegen war, und bem?hte sich, stark und unabh?ngig zu wirken. Sie sah sich ihre Umgebung an und hielt sich an der Kante des Bootes fest, als eine Welle sie hochhob und dann hinunterfallen lie?. „Das nenne ich nicht gerade einen romantischen Bootsausflug“, sagte sie und blickte etwas blass drein, w?hrend sie versuchte, im schaukelnden Boot Halt zu finden. „Wo genau sind wir? Und was ist das am Horizont?“ Sam drehte sich herum und sah sich an, worauf sie zeigte. Er hatte es vorher noch nicht gesehen. Ein paar hundert Meter vor ihnen lag eine felsige Insel, die direkt aus dem Meer ragte, mit hohen, erbarmungslosen Klippen. Sie wirkte uralt, unbewohnt, mit felsigem und kargem Terrain. Er blickte sich um und betrachtete den Horizont in alle Richtungen. Es sah aus, als w?re dies die einzige Insel im Umkreis von tausenden Meilen. „Sieht aus, als steuerten wir direkt auf sie zu“, sagte er. „Das will ich wohl hoffen“, sagte Polly. „Auf diesem Boot ist mir eindeutig ?bel.“ Pl?tzlich beugte Polly sich ?ber die Kante und ?bergab sich mehrmals. Sam legte ihr beruhigend eine Hand auf den R?cken. Schlie?lich stand Polly auf, wischte sich mit dem ?rmel den Mund ab und wandte sich besch?mt ab. „Tut mir leid“, sagte sie. „Diese Wellen sind erbarmungslos.“ Sie blickte schuldbewusst zu ihm hoch. „Das muss sehr unattraktiv sein.“ Doch Sam dachte das ?berhaupt nicht. Im Gegenteil, es machte ihm klar, dass er noch st?rkere Gef?hle f?r Polly hatte, als ihm je bewusst war. „Warum schaust du mich so an?“, fragte Polly. „War es so furchtbar?“ Rasch blickte Sam weg, als ihm klar wurde, dass er starrte. „Das habe ich ?berhaupt nicht gedacht“, sagte er und wurde rot. Doch die beiden wurden unterbrochen. Auf der Insel erschienen pl?tzlich mehrere Krieger, die hoch auf einer Klippe standen. Einer nach dem anderen tauchte auf, und schon bald war der Horizont von ihnen erf?llt. Sam pr?fte nach, welche Waffen er mit sich gebracht hatte. Doch er stellte entt?uscht fest, dass er gar keine an sich hatte. Der Horizont verdunkelte sich mit mehr und mehr Vampir-Kriegern, und Sam konnte sehen, dass die Str?mung sie direkt auf sie zu trieb. Sie trieben direkt in eine Falle und es gab nichts, was sie dagegen tun konnten. „Schau nur“, sagte Polly. „Sie kommen, um uns zu begr??en.“ Sam betrachtete sie aufmerksam und kam zu einem g?nzlich anderen Schluss. „Nein, tun sie nicht“, sagte er. „Sie kommen, um uns zu pr?fen.“ KAPITEL DREI Caitlin stand vor der H?ngebr?cke nach Skye, Caleb neben ihr und Scarlet und Ruth hinter ihnen. Sie begutachtete die abgenutzten Seile, wie sie heftig hin und her schwangen, h?rte den Wind zwischen den Felsen pfeifen und die Wellen ?ber hundert Meter unter ihr gegen die Klippen schlagen. Die Br?cke war nass und schl?pfrig. Abzurutschen w?rde f?r Scarlet und f?r Ruth sofortigen Tod bedeuten, und Caitlin hatte auch ihre eigenen Fl?gel noch nicht getestet. Diese Br?cke zu ?berqueren war nicht wirklich etwas, was sie riskieren wollte – doch dann wiederum schien es offensichtlich, dass sie auf die Insel Skye mussten. Caleb blickte zu ihr hin?ber. „Wir haben keine gro?e Wahl“, sagte er. „Dann bringt es nichts, zu warten“, antwortete sie. „Ich nehme Scarlet, du nimmst Ruth?“ Caleb nickte entschlossen zur?ck, dann hob Caitlin Scarlet hoch und schlang sie sich auf den R?cken, w?hrend Caleb Ruth in seinen Armen hielt. Ruth wehrte sich zuerst, wollte hinunter, doch Caleb hielt sie fest, und etwas an seinem Griff beruhigte sie schlie?lich. Es gab keine andere Wahl, als hintereinander ?ber die schmale Br?cke zu gehen. Caitlin ging voran. Sie setzte ihren ersten, unsteten Schritt auf die Br?cke und konnte sofort sp?ren, wie rutschig die mit Wasser benetzten Planken waren. Sie streckte die Arme aus und packte nach dem Hand-Seil, um das Gleichgewicht zu halten, doch das brachte die Br?cke nur zum Schwanken, und das Hand-Seil zerfiel in ihrer Hand in St?cke. Sie schloss die Augen, holte tief Luft und sammelte sich. Sie wusste, sie konnte sich nicht rein auf ihre Augen verlassen, oder ihr Gleichgewicht. Sie musste etwas Tieferes hervorrufen. Sie dachte an Aidens Unterricht zur?ck, rief sich seine Worte ins Bewusstsein. Sie versuchte, die Br?cke nicht l?nger als Gegner zu betrachten: stattdessen versuchte sie, sich mit ihr im Einklang zu f?hlen. Caitlin verlie? sich auf ihre inneren Instinkte und trat einige Schritte nach vorne. Langsam ?ffnete sie die Augen, und beim n?chsten Schritt brach ein Brett unter ihr durch. Scarlet schrie auf, und sie verlor einen Moment lang das Gleichgewicht – dann machte sie rasch einen weiteren Schritt und fand wieder Halt. Der Wind brachte die Br?cke erneut zum Schaukeln. Es f?hlte sich an, als w?re sie schon eine Ewigkeit unterwegs, doch als Caitlin hochblickte, sah sie, dass sie erst etwa drei Meter weit gekommen war. Sie wusste instinktiv, dass sie es niemals schaffen w?rden. Sie drehte sich zu Caleb herum. Sie konnte seinen Blick sehen und wusste, dass er das Gleiche dachte. Sie wollte mehr als alles andere ihre Fl?gel ausbreiten und abheben, doch als sie nach ihnen sp?rte, f?hlte sie etwas in der Luft und wusste, dass Caleb recht hatte: da war eine Art unsichtbares Energieschild um diese Insel herum, und uneingeladen hier zu fliegen w?rde nicht funktionieren. Der Wind blies wieder gegen die Br?cke, und Caitlin sp?rte langsam Verzweiflung aufsteigen. Sie waren zu weit gekommen, um umzukehren. Sie traf eine sekundenschnelle Entscheidung. „Auf drei, spring hinunter, pack das Handseil auf deiner Seite und schwing dich daran hin?ber!“, rief sie Caleb pl?tzlich zu. „Es ist die einzige M?glichkeit!“ „Was, wenn es rei?t?“, schrie er zur?ck. „Wir haben keine Wahl! Wenn wir so weitermachen, werden wir sterben!“ Caleb widersprach nicht. „EINS!“, schrie sie und holte tief Luft, „ZWEI! DREI!“ Sie sprang in die Luft, nach rechts hin?ber, und sah Caleb nach links springen. Sie konnte Scarlet kreischen und Ruth winseln h?ren, als sie ?ber die Kante fielen. Sie streckte sich aus und packte fest nach dem Handseil, betete zu Gott, dass es diesmal halten w?rde. Sie sah, wie Caleb dasselbe tat. Eine Sekunde sp?ter waren sie an das Seil geklammert und schwangen durch die L?fte, mit H?chstgeschwindigkeit, das Salzwasser aus den Wellen hochsteigen und ?ber ihnen zusammenschlagen. Einen Moment lang konnte Caitlin nicht sagen, ob sie noch schwangen oder geradewegs hinunterst?rzten. Doch nach einigen Sekunden konnte sie f?hlen, wie das Seil sich in ihrer Hand anspannte, und sp?rte, dass sie nicht in die Tiefe st?rzten sondern eher auf die Klippe gegen?ber zuschwangen. Es hielt. Caitlin spannte sich an. Das Seil hielt, und das war gut. Doch sie schwangen auch sehr schnell direkt auf die Klippen zu. In sie zu krachen, das wusste sie, w?rde schmerzhaft werden. Sie drehte ihre Schulter herum und positionierte Scarlet so, dass sie selbst die gesamte Kraft des Aufpralls abfangen konnte. Sie sah zu Caleb hin?ber, der dasselbe tat, Ruth mit einem Arm hinter sich hielt und seine Schulter vorstreckte. Sie beide bereiteten sich auf den Aufprall vor. Eine Sekunde sp?ter krachten sie heftig in die Felswand, unter einer Flut von Schmerzen. Die Kraft des Aufpralls raubte Caitlin die Luft, und sie war einen Moment lang benommen. Doch sie hielt sich weiter am Seil fest und sah, dass auch Caleb das tat. Sie hing da, mehrere Sekunden lang wie bet?ubt, und versicherte sich, dass es Scarlet gut ging, und auch Caleb. Sie waren in Ordnung. Caitlin h?rte langsam auf, Sterne zu sehen, und schlie?lich griff sie hoch und fing an, sich am Seil entlang hochzuziehen, direkt an den Klippen entlang. Sie blickte hoch und stellte fest, dass etwa drei?ig Meter vor ihr lagen, bevor sie oben ankommen w?rde. Dann machte sie den Fehler, nach unten zu blicken: es war gef?hrlich tief, und sie stellte fest: wenn das Seil nicht halten w?rde, w?rden sie ?ber hundert Meter in die scharfkantigen Felsen unter sich st?rzen. Caleb hatte sich erholt und kletterte ebenfalls geradewegs an seinem Seil hoch. Die beiden kamen gut voran, selbst wenn sie auf den moosbewachsenen Klippen abrutschten. Pl?tzlich h?rte Caitlin ein Ger?usch, bei dem ihr ?bel wurde. Es war das Ger?usch eines rei?enden Seils. Caitlin machte sich einen Moment lang darauf gefasst, in den Tod zu st?rzen, doch dann erkannte sie, dass sie ihr Seil nicht nachgeben sp?rte. Sie blickte sofort hin?ber und sah, dass es Calebs war. Sein Seil war am Rei?en. Caitlin sprang in Aktion. Sie stie? sich vom Felsen ab und schwang ihr Seil n?her an seines, und streckte eine freie Hand aus. Sie schaffte es, Calebs Hand gerade zu packen, als er nach unten st?rzte. Sie hielt ihn mit ihrer freien Hand eisern fest, w?hrend er frei in der Luft baumelte. Dann, mit ?berm??iger Anstrengung, zog sie ihn mehrere Schritt weit hoch zu einem tiefen Spalt in der Klippe. Caleb, der immer noch Ruth festhielt, konnte sicher auf einem Vorsprung stehen und sich an einer nat?rlichen Halterung in der Felswand festhalten. Nachdem er abgesichert war, konnte sie die Erleichterung auf seinem Gesicht lesen. Doch es gab keine Zeit zum Nachdenken. Caitlin drehte sich sofort herum und eilte am Seil hoch. Auch ihr Seil konnte jeden Moment rei?en, und sie hatte immer noch Scarlet am R?cken. Endlich kam sie oben an. Rasch sprang sie auf die grasbewachsene Ebene und setzte Scarlet ab. Sie f?hlte sich so dankbar, auf festem Boden zu stehen – doch sie verschwendete keine Zeit. Sie rollte sich herum, nahm das Seil und warf es kr?ftig ein paar Meter weiter, sodass es dort hinunterhing, wo Caleb unter ihr stand. Sie blickte hinunter und sah, dass er achtsam danach Ausschau hielt, und als es auf ihn zukam, packte er es und hielt Ruth mit der anderen Hand. Auch er schaffte es, sich rasch hochzuziehen. Caitlin beobachtete sorgsam jeden Schritt von ihm, betend, dass es halten w?rde. Endlich hatte er es nach oben geschafft und rollte sich direkt neben sie aufs Gras. Sie rappelten sich weit von der Kante weg, und dabei fielen Scarlet und Ruth einander in die Arme, und Caitlin und Caleb ebenso. Caitlin konnte sp?ren, wie die Erleichterung ihren K?rper durchflutete, so wie bei ihm auch. „Du hast mir das Leben gerettete“, sagte er. „Schon wieder.“ Sie schoss ihm ein L?cheln zu. „Du hast meines viele Male gerettet“, sagte sie. „Ich schulde dir zumindest ein paar.“ Er l?chelte zur?ck. Sie alle blickten sich in ihrer neuen Umgebung um. Die Insel Skye. Sie war wundersch?n, atemberaubend, mystisch, karg und dramatisch zugleich. Die Insel wogte in einer Reihe von Bergen und T?lern und H?geln und Hochebenen, manche von ihnen felsig und karg, andere von gr?nem Moos ?berwachsen. Alles war in einen himmlischen Nebel geh?llt, der in die Ritzen und Furchen kroch und in der Morgensonne orange und rot und gelb beleuchtet wurde. Diese Insel wirkte wie ein Ort in einem Traum. Und sie wirkte auch wie ein Ort, an dem Menschen unm?glich jemals leben konnten. W?hrend sie den Horizont betrachtete, kamen pl?tzlich, wie eine Erscheinung, ein Dutzend Vampire aus dem Nebel hervor, ?ber den H?gel, langsam erscheinend, direkt auf sie zusteuernd. Caitlin konnte es nicht glauben. Sie bereitete sich zum Kampf, doch Caleb streckte ihr eine beruhigende Hand entgegen, w?hrend sie alle aufstanden. „Keine Sorge“, sagte Caleb. „Ich kann es sp?ren. Sie sind freundlich gesinnt.“ Als sie n?herkamen, konnte Caitlin ihre Gesichtsz?ge sehen und sp?rte, dass er recht hatte. Tats?chlich war sie schockiert von dem, was sie sah. Da, vor ihr, standen einige ihrer alten Freunde. KAPITEL VIER Sam hielt sich fest, w?hrend ihr Boot unter heftigem Schaukeln unaufhaltsam dem felsigen Ufer entgegenschnellte. Er konnte Pollys Anspannung sp?ren, als dutzende Vampirkrieger die steilen Klippen hinunter auf sie zu geklettert kamen. „Was jetzt?“, fragte Polly, ihr Boot nur wenige Schritte vom Ufer entfernt. „Wir haben keine Wahl“, sagte Sam. „Wir stellen uns ihnen entgegen.“ Mit diesen Worten sprang er aus dem Boot, hielt Pollys Hand und zog sie mit sich. Die beiden sprangen ein paar Meter hoch in die Luft und landeten am Rande des Wassers. Sam f?hlte den Schock des eiskalten Wassers auf seinen nackten F??en; es jagte ihm einen Schauer ?ber den R?cken und sorgte daf?r, dass er v?llig wach war. Er erkannte, dass er immer noch in seine Kampfkleidung aus London gekleidet war – enge schwarze Hosen und Hemd, dick gepolstert um die Schultern und Arme, und er blickte hin?ber und sah, dass auch Polly so gekleidet war. Doch es blieb nicht viel Zeit, sonst viel anderes zu bemerken. Als Sam ans Ufer blickte, sah er dutzende Menschenkrieger auf sie zu st?rmen. Von Kopf bis Fu? in Kettenr?stung gekleidet, Schwerter schwingend, Schilde tragend, waren sie der klassische Anblick von Rittern in strahlender R?stung, die Sam seine gesamte Kindheit lang in Bilderb?chern gesehen hatte –Ritter, wie er einst selbst einer werden wollte. Als Kind hatte er sie verg?ttert. Doch nun, da er ein Vampir war, wusste er, dass er so viel st?rker war, als sie je sein w?rden. Er wusste, dass sie niemals die St?rke oder Geschwindigkeit erreichen konnten, die er besa?; niemals an seine Kampffertigkeiten herankommen w?rden. Also hatte Sam keine Angst. Doch er f?hlte sich sehr stark als Pollys Besch?tzer. Er war nicht ganz sicher, wie weit Pollys Kampffertigkeit entwickelt war, und diese Menschenwaffen gefielen ihm gar nicht. Sie waren anders als andere Schwerter und Schilde, die er gesehen hatte. Er konnte jetzt schon daran sehen, wie sie in der Morgensonne gl?nzten, dass sie scheinbar Silberspitzen hatten. Gefertigt, um Vampire zu t?ten. Er wusste, dass er die Bedrohung ernst nehmen musste. Ihren Gesichtern nach zu schlie?en war es diesen Menschen sehr ernst, und er konnte an ihrer soliden, koordinierten Formation sehen, dass sie gut ausgebildet waren. F?r Menschen waren dies die wahrscheinlich besten Krieger dieser Zeit. Sie waren auch gut organisiert, griffen aus beiden Richtungen an. Sam w?rde ihnen nicht den Vorteil des ersten Schlags ?berlassen. Sam st?rmte selbst auf sie zu, spurtete los und kam pl?tzlich schneller auf sie zu, als sie auf ihn. Das hatten sie sichtlich nicht erwartet. Er konnte ihr Z?gern sehen, unsicher, wie sie reagieren sollten. Doch er lie? ihnen keine Zeit. Mit einem fliegenden Satz sprang er ?ber ihre K?pfe hinweg, seine Fl?gel einsetzend, um ihn vorw?rtszutreiben, bis er ?ber die gesamte Truppe hinweg war und hinter ihnen landete. Dabei fasste er nach unten und schnappte sich eine Lanze von einem der hinteren Krieger. Im Landen schwang er sie in weitem Bogen und warf so mehrere von ihnen mit einem Schwung von ihren Pferden. Die Pferde wieherten und traten aus, rannten in die restliche Truppe hinein und sorgten so f?r Chaos. Dennoch, diese Ritter waren gut ausgebildet und lie?en sich nicht aus der Fassung bringen. Jeder andere menschliche Kriegertrupp w?re sofort auseinandergestoben, doch dieser, zu Sams ?berraschung, drehte sich herum und formierte sich neu, bildete eine einzelne Reihe und st?rmte auf Sam los. Sam war davon ?berrascht und fragte sich, wo genau er war. War er in einer Art K?nigreich der Elite-Krieger gelandet? Sam hatte keine Zeit, es herauszufinden. Und er wollte diese Menschen nicht t?ten. Ein Teil von ihm ahnte, dass sie nicht darauf aus waren, zu t?ten; er hatte das Gef?hl, sie waren hier, um sie zu konfrontieren und m?glicherweise gefangen zu nehmen. Oder, wahrscheinlicher, sie zu pr?fen. Immerhin waren sie auf ihrem Revier gelandet: er sp?rte, dass sie sehen wollten, aus welchem Zeug sie geschnitzt waren. Zumindest war es Sam gelungen, sie von Polly abzulenken. Nun gingen sie auf ihn los. Er holte mit der Lanze aus und zielte auf das Schild ihres Anf?hrers, mit der Absicht, ihn zu bet?uben, aber nicht zu t?ten. Er warf. Ein Volltreffer. Er schlug ihm das Schild direkt aus der Hand und warf ihm vom Pferd. Der Ritter landete unter lautem Krachen von Metall. Sam sprang vor und packte das Schwert und Schild aus der Hand des Ritters. Genau rechtzeitig, als mehrere Hiebe auf ihn niederprasselten. Er blockte sie alle und riss dabei einem anderen Ritter einen Morgenstern aus der Hand. Er packte den langen Holzgriff, holte aus und schwang die t?dliche Metallkugel an der Kette in weitem Bogen. In allen Richtungen krachte Metall, als es Sam gelang, dutzenden Kriegern die Schwerter aus den H?nden zu schlagen. Er schwang weiter, traf mehrere von ihnen an den Schildern und warf sie so zu Boden. Doch wiederum wurde Sam ?berrascht. Alle anderen menschlichen Krieger h?tten sich bestimmt in Chaos zerstreut, doch nicht diese M?nner. Diejenigen, die vom Pferd geworfen worden waren, waren benommen, formierten sich neu, hoben ihre Waffen vom Sand hoch und kreisten Sam ein. Diesmal hielten sie gr??eren Abstand, genug, dass Sam sie mit seinem Morgenstern nicht erreichen konnte. Was noch besorgniserregender war: sie alle zogen, in allen Richtungen, pl?tzlich Armbr?ste vom R?cken und zielten direkt auf ihn. Sam konnte sehen, dass sie mit Bolzen mit Silberspitzen geladen waren. Alle dazu gedacht, zu t?ten. Vielleicht war er zu nachsichtig mit ihnen gewesen. Sie feuerten nicht, doch sie hatten ihn alle auf ihr t?dliches Korn genommen. Sam wurde klar, dass er in der Klemme steckte. Er konnte es nicht glauben. Jede un?berlegte Bewegung konnte seine letzte sein. „Lasst die Waffen fallen“, ert?nte eine kalte, st?hlerne Stimme. Die Menschen drehten langsam ihre K?pfe herum, und auch Sam drehte sich herum. Er konnte es nicht glauben. Da au?erhalb des Kreises stand Polly. Sie hielt einen der Soldaten in einer t?dlichen Umarmung, ihren Unterarm um seine Kehle gedr?ckt und ihm einen kleinen silbernen Dolch an den Hals gesetzt. Der Soldat stand erstarrt da, unbeweglich in Pollys Griff, die Augen vor Angst weit aufgerissen; der Blick eines Mannes, der kurz vor dem Tod steht. „Wenn nicht“, fuhr Polly fort, „wird dieser Mann sterben.“ Sam war ?ber ihren Tonfall v?llig erstaunt. Er hatte Polly nie als Kriegerin betrachtet, sie noch nie so kalt und beinhart gesehen. Es war, als w?rde er eine v?llig neue Person betrachten, und er war beeindruckt. Die Menschen waren scheinbar ebenso beeindruckt. Langsam und widerwillig lie?en sie ihre Armbr?ste, eine nach dem anderen, in den Sand fallen. „Von den Pferden“, befahl sie. Langsam gehorchten sie alle und stiegen vom Pferd. Die dutzenden menschlichen Krieger standen da, ganz in Pollys Gewalt, die den Mann als Geisel hielt. „So ist das also. Das M?dchen rettet den Jungen, wie?“, kam pl?tzlich eine laute, fr?hliche Stimme. Es folgte ein tiefes, herzliches Lachen, und alle K?pfe drehten sich herum. Aus dem Nichts heraus erschien ein menschlicher Krieger auf einem Pferd, in Felle geh?llt, eine Krone auf dem Kopf und von dutzenden weiteren Soldaten flankiert. Dem Aussehen nach war es eindeutig ihr K?nig. Er hatte wildes, orangerotes Haar, einen dichten orangeroten Bart und funkelnde, schelmische gr?ne Augen. Er lehnte sich zur?ck und lachte herzhaft, w?hrend er die Szene vor ihm ansah. „Beeindruckend“, fuhr er fort, sichtlich am?siert von der ganzen Angelegenheit. „In der Tat ?u?erst beeindruckend.“ Er stieg ab und seine M?nner bildeten umgehend eine Gasse, die ihn in den Kreis f?hrte. Sam sp?rte, wie er rot wurde, als ihm klar wurde, dass es aussehen musste, als w?re er alleine nicht zurechtgekommen – als w?re er ohne Polly hilflos gewesen. Was, wie er erkannte, zumindest teilweise der Wahrheit entsprach. Doch er konnte sich nicht zu sehr aufregen, denn zur gleichen Zeit war er so dankbar daf?r, dass sie ihn gerettet hatte. Was zu seiner Besch?mung beitrug, war, dass der K?nig ihn ignorierte und direkt auf Polly zuschritt. „Du kannst ihn jetzt freilassen“, sagte der K?nig immer noch l?chelnd zu ihr. „Warum sollte ich?“, fragte sie und blickte immer noch alarmbereit zwischen ihm und Sam hin und her. „Weil wir euch nie Leid zuf?gen wollten. Es war nur eine Pr?fung. Um zu sehen, ob ihr w?rdig w?rt, auf Skye zu sein. Immerhin“, lachte er, „seid ihr auf unserem Ufer gelandet!“ Der K?nig brach wieder in herzhaftes Gel?chter aus, und einige seiner M?nner traten vor und reichten ihm zwei lange, juwelenbesetzte Schwerter, die in der Morgensonne funkelten, mit Rubinen und Saphiren und Smaragden besetzt. Der Anblick raubte Sam den Atem: es waren die sch?nsten Schwerter, die er je gesehen hatte. „Ihr habt unsere Pr?fung bestanden“, verk?ndete der K?nig. „Und die hier sind f?r euch. Ein Geschenk“ Sam ging zu Polly hin?ber, die langsam ihre Geisel freilie?. Sie griffen beide nach einem Schwert und nahmen es hoch, und begutachteten die juwelenbesetzten Griffe. Sam bewunderte die Handwerkskunst. „F?r zwei ?u?erst w?rdige Krieger“, sagte er. „Es ist uns eine Ehre, euch willkommen zu hei?en.“ Er wandte ihnen den R?cken zu und fing an, davonzugehen, und es war klar, dass Sam und Polly ihm folgen sollten. W?hrend er ging, dr?hnte er hinaus: „Willkommen auf unserer Insel Skye.“ KAPITEL F?NF Caitlin und Caleb, gefolgt von Scarlet und Ruth, wanderten schnellen Schrittes ?ber die Insel Skye, flankiert von Taylor, Tyler und einigen anderen aus Aidens Clan. Caitlin war ?bergl?cklich, sie zu sehen. Nach dem anf?nglichen M?hsal, in dieser Zeit zu landen, versp?rte sie endlich ein Gef?hl von Frieden und Leichtigkeit, und sie wusste, sie waren genau da, wo sie sein sollten. Taylor und Tyler, und alle von Aidens Leuten, waren ebenso erfreut gewesen, sie zu sehen. Es war so seltsam, sie hier an diesem anderen Ort zu sehen, in diesem kalten Klima, auf dieser kargen und schroffen Insel mitten im Nirgendwo. Caitlin begann, zu verstehen, dass die Zeiten und Orte sich ?nderten, doch die Leute waren zeitlos. Taylor und Tyler hatten ihnen eine rasche F?hrung um die Insel angeboten, und sie spazierten schon seit Stunden. Caitlin hatte sofort gefragt, ob sie etwas von Sam oder Polly geh?rt hatten; als sie verneint hatten, war sie geknickt gewesen. Sie hoffte verzweifelt, dass auch sie es in die Vergangenheit geschafft hatten. Unterwegs erkl?rte ihnen Taylor die Rituale, Br?uche, neuen Trainingsmethoden und alles andere, was Caitlin nur wissen wollte. Caitlin stellte fest, dass Skye umwerfend war, einer der sch?nsten Orte, an dem sie je gewesen war. Es f?hlte sich steinalt an, urspr?nglich, mit Felsen, die aus der Landschaft hochragten, von Moos ?berwachsenen H?geln, Bergseen, die die Morgensonne widerspiegelten, und einem wundersch?nen Nebel, der ?ber allem zu h?ngen schien. „Der Nebel verl?sst uns nie“, sagte Tyler l?chelnd, Caitlins Gedanken lesend. Caitlin wurde rot, wie immer verlegen, wie einfach andere ihre Gedanken lesen konnte. „Genau daher kommt auch eigentlich ihr Name: Skye hei?t „die neblige Insel““, sagte Taylor. „Er verleiht allem hier eine ziemlich dramatische Kulisse, findest du nicht?“ Caitlin nickte und betrachtete die Landschaft. „Und er kommt uns gelegen im Kampf gegen unsere Feinde“, stimmte Tyler mit ein. „Und doch wagt es niemand, sich unseren K?sten auch nur zu n?hern.“ „Das kann ich ihnen nicht ver?beln“, sagte Caleb. „Das war wohl kaum ein einladender Zugang.“ Taylor und Tyler grinsten. „Nur die W?rdigen k?nnen sich n?hern. Das ist unsere Pr?fung. Es ist Jahre her, dass jemand versucht hat, her?berzukommen – und noch mehr Jahre, seit jemand die Pr?fung bestanden und es lebend an unsere Ufer geschafft hat.“ „Nur die W?rdigen k?nnen hier ?berleben und trainieren“, sagte Taylor. „Aber das Training ist das Beste der Welt.“ „Skye ist ein erbarmungsloser Ort“, f?gte Taylor hinzu, „ein Ort der Extreme. Aidens Clan steht sich hier so nahe wie nie zuvor. Wir verlassen die Insel kaum. Wir trainieren fast den ganzen Tag lang zusammen, und in den extremsten Umst?nden – K?lte, Nebel, Regen, Klippen, in den Bergen, auf zugefrorenen Seen, auf felsigen Ufern – manchmal sogar im Meer. Es gibt nur sehr wenige Trainingsmethoden, die er uns nicht hat durchmachen lassen. Und wir sind kampfgest?rkter als wir es je waren.“ „Und wir trainieren nicht alleine“, f?gte Tyler hinzu. „Hier leben auch menschliche Krieger, angef?hrt von ihrem K?nig McCleod. Sie haben eine Burg und ihre eigene Krieger-Legion, und wir alle leben und trainieren gemeinsam. Es ist ?u?erst ungew?hnlich, dass Vampire und Menschen gemeinsam trainieren. Doch wir stehen uns nahe hier. Wir sind alle Krieger, und wir alle respektieren den Kodex der Krieger.“ „Obwohl, nat?rlich“, sagte Tyler, „wir die Seiten streng getrennt halten. Viele von ihnen h?tten gerne unsere Vampirfertigkeiten, doch Aiden hat strenge Regeln dar?ber aufgestellt, Menschen zu wandeln. Also haben sie sich alle damit abgefunden, dass sie nie einer von uns sein werden. Wir leben und trainieren in Harmonie miteinander. Wir sch?rfen ihre K?nste ?ber alles hinaus, was ein Mensch sich ertr?umen k?nnte. Und sie gew?hren uns Unterschlupf und Schutz. Sie haben ein Arsenal von silberbewehrten Waffen, und falls ein feindlicher Clan je angreifen sollte, stehen sie bereit, uns zu verteidigen.“ „Eine Burg?“, fragte Scarlet pl?tzlich. „Eine echte Burg?“ Taylor blickte hinunter und fing breit zu grinsen an. Sie nahm Scarlets freie Hand in ihre, und sie spazierten weiter. „Ja, meine Liebe. Wir bringen dich gerade dorthin. Tats?chlich“, sagte sie, als sie um einen H?gel bogen, und deutete, „ist es gleich dort dr?ben.“ Sie alle blieben stehen und starrten, und Caitlin bestaunte den Anblick. Vor ihnen bot sich ein weiter Blick auf sanfte H?gel, Berge, Seen, und in der Ferne, auf ihrer eigenen kleinen Klippe sitzend, lag eine uralte Burg, eingebettet an den Rand eines riesigen Sees. „Dunvegan Castle“, verk?ndete Taylor. „Seit Jahrhunderten schon Heimat schottischer K?nige.“ „OOH!“, schrie Scarlet. „Mami, wir wohnen in einer Burg!“ Caitlin musste l?cheln, so wie die anderen, so ansteckend war Scarlets Enthusiasmus. „Kann Ruth mitkommen!?“, fragte Scarlet. Caitlin blickte zu Taylor, die zur?cknickte. „Nat?rlich kann sie das, meine Liebe.“ Scarlet quietschte vor Vergn?gen, knuddelte Ruth, und die Gruppe eilte den Hang hinab auf die ferne Burg zu. Als Caitlin die Burg betrachtete, sp?rte sie, dass in ihren Mauern tiefe Geheimnisse verborgen lagen, Geheimnisse, die ihr auf der Suche nach ihrem Vater weiterhelfen konnten. Einmal mehr sp?rte sie, dass sie genau am richtigen Ort war. „Ist Aiden hier?“, fragte Caitlin Tyler. „Das fragen wir uns nun schon seit einer Weile“, antwortete Tyler. „Ich habe ihn schon seit Wochen nicht mehr gesehen. Manchmal verschwindet er f?r eine Weile. Du wei?t ja, wie er ist.“ Das wusste Caitlin nur zu gut. Sie erinnerte sich an all die Zeiten zur?ck, all die Orte, an denen sie bei ihnen gewesen war. Sie wollte nun unbedingt mit ihm reden, mehr dar?ber erfahren, warum sie an diesem Ort und in dieser Zeit gelandet waren, herausfinden, ob es Sam und Polly gut ging, mehr ?ber den letzten Schl?ssel erfahren – und vor allem anderen, ob ihr Vater jetzt hier war. Sie hatte so viele brennende Fragen, die sie ihm unbedingt stellen wollte. Zum Beispiel, was in London passiert war, bevor sie alle zur?ckgeschickt worden waren? Hatte Kyle ?berlebt? W?hrend sie sich der Burg n?herte, blickte Caitlin hoch und bewunderte die Architektur – sie erhob sich f?nfzehn Meter hoch ?ber viele Stockwerke, in rechteckiger Form, mit mehreren quadratischen T?rmen und Zinnen. Sie sa? stolz und k?hn auf den Klippen, ?berblickte den ausgedehnten See und weiten Himmel, und anders als andere Burgen war diese hell und luftig, mit dutzenden Fenstern. Der Zugang zu ihr war eindrucksvoll gestaltet, mit einer breiten Steinstra?e, die zu einem Eingangstor und einem imposanten gew?lbten Torbogen f?hrte. Dies war eindeutig kein Ort, an den man sich leicht ann?hern konnte, und als Caitlin hochblickte, sah sie menschliche Wachen auf allen T?rmen, die sie wie Habichte beobachteten. Als sie sich dem Eingang n?herten, ert?nten pl?tzlich Trompeten, gefolgt vom Donnern von Pferdehufen. Caitlin drehte sich herum. ?ber den Horizont galoppierten, direkt auf sie zust?rmend, dutzende menschliche Krieger in R?stung. Sie wurden angef?hrt von einem imposanten Mann, der in Felle gekleidet war, mit einem gro?en orangeroten Bart, flankiert von Dienern, und mit der Haltung eines K?nigs. Er hatte weiche Gesichtsz?ge und schien der Typ zu sein, der leicht l?chelte. Er hatte ein gro?es Gefolge von Kriegern, und Caitlin h?tte sich angespannt, wenn Taylor und Tyler nicht so entspannt gewesen w?ren. Sichtlich waren dies Freunde. Als die Soldaten vor ihnen hielten und eine Gasse bildeten, blieb Caitlin wie angewurzelt stehen. Da in der Mitte der Truppe, vom Pferd steigend, waren zwei der Menschen, die sie auf der Welt am meisten liebte. Sie konnte es nicht glauben. Sie blinzelte mehrmals. Sie waren es wirklich. Vor ihr stehend und sie angrinsend waren Sam und Polly. * Caitlin und Sam traten beide vor die beiden gro?en Kriegertrupps und nahmen einander fest in die Arme. Caitlin f?hlte sich so erleichtert, ihren Bruder im Arm zu halten, ihn zu dr?cken, zu sehen und sp?ren, dass er am Leben war, und wirklich hier. Dann ging sie zu Polly und umarmte sie, w?hrend Caleb selbst vortrat und sowohl Sam als auch Polly umarmte. „Polly!“, schrie Scarlet auf und lief her?ber, mit Ruth, die an ihrer Seite bellte. Polly kniete nieder und nahm sie fest in den Arm, und hob sie hoch. „Ich habe schon geglaubt, ich sehe dich nie wieder!“, sagte Scarlet. Polly strahlte. „So schnell wirst du mich nicht los!“ Ruth bellte, und Polly kniete nieder und dr?ckte sie, w?hrend Sam Scarlet umarmte. Caitlin badete in dem warmen Gef?hl, ihre Familie und ihre Liebsten wiedervereint zu sehen. Sie dachte an London zur?ck, als alle krank und am Sterben waren, an die Zeit, in der sie sich nicht mehr vorstellen konnte, dass eine gl?ckliche Szene wie diese je wieder m?glich sein w?rde. Sie f?hlte sich so dankbar, dass alles wiederhergestellt zu sein schien, und staunte dar?ber, wie viele Lebzeiten sie schon durchlebt hatte. Es machte sie so dankbar f?r ihre Unsterblichkeit. Sie konnte sich nicht vorstellen, was sie mit nur einem Leben machen w?rde. „Was ist mit euch passiert?“, fragte Caitlin Sam. „Als ich euch zuletzt gesehen habe, habt ihr mir versprochen, Caleb und Scarlet nicht von der Seite zu weichen. Und als ich zur?ckkam, wart ihr weg.“ Caitlin war immer noch ver?rgert ?ber ihren Verrat. Sam und Polly blickten besch?mt zu Boden. „Es tut mir so leid“, sagte Sam. „Es war meine Schuld. Polly war entf?hrt worden, und ich bin weg, um sie zu retten.“ „Nein, es ist meine Schuld“, sagte Polly. „Sergei hatte behauptet, dass es ein Heilmittel gab, und dass ich mit ihm gehen musste, um es zu bekommen. Ich war so d?mlich – ich habe ihm geglaubt. Ich dachte, ich w?rde sie retten. Aber ich habe mein Versprechen an dich gebrochen. Kannst du mir je vergeben?“ „Und mir?“, fragte Sam. Caitlin blickte ihnen beiden ins Gesicht und konnte ihre absolute Ernsthaftigkeit sehen. Ein Teil von ihnen war immer noch gekr?nkt, dass sie ihr Wort gebrochen hatten und Scarlet und Caleb einem Angriff so ausgeliefert zur?ckgelassen hatten. Doch ein anderer Teil von ihr, der Teil, der sich entwickelte, sagte ihr, sie solle ihnen vollst?ndig vergeben und es gut sein lassen. Sie holte tief Luft und konzentrierte sich darauf, es gut sein zu lassen. Sie atmete aus und nickte. „Ja, ich vergebe euch beiden“, sagte sie. Sie beide l?chelten zur?ck. „Du magst ihnen vielleicht vergeben“, sagte K?nig McCleod pl?tzlich, w?hrend er vom Pferd stieg und vor sie schritt, „aber ich vergebe ihnen nicht daf?r, dass sie meine M?nner so blo?gestellt haben!“, sagte er und stie? ein herzhaftes Lachen aus. „Besonders Polly. Ihr beiden bringt Schande ?ber meine feinsten Krieger. Wir haben sichtlich viel von euch zu lernen, so wie wir von den anderen gelernt haben. Vampire gegen Menschen. Ist nie fair“, sagte er, und sch?ttelte den Kopf mit einem weiteren herzhaften Lachen. McCleod trat auf Caitlin und Caleb zu. Caitlin mochte ihn sofort. Er l?chelte so bereitwillig, hatte ein tiefes, tr?stliches Lachen, und schien jeden um sich dazu zu bringen, sich wohl zu f?hlen. „Willkommen auf unserer Insel“, sagte er, nahm Caitlins Hand und k?sste sie mit einer Verbeugung. Dann sch?ttelte er herzhaft Calebs Hand. „Die Insel Skye. Es gibt auf Erden keinen anderen Ort wie diesen. Verzweifelte Heimat der gr??ten Krieger. Diese Burg ist schon seit hunderten Jahren im Besitz meiner Familie. Ihr k?nnt hier wohnen. Aiden wird begeistert sein. So wie meine M?nner. Ich hei?e euch offiziell willkommen!“, rief er aus, und seine M?nner jubelten. Caitlin f?hlte sich von seiner Gastfreundschaft ?berw?ltigt. Sie wusste kaum, wie sie reagieren sollte. „Es ist uns eine gro?e Freude“, sagte sie. „Und wir danken Euch f?r Eure Gro?m?tigkeit“, sagte Caleb. „Bist du ein K?nig?“, fragte Scarlet und trat vor. „Gibt es hier eine echte Prinzessin?“ Der K?nig blickte hinunter und brach in schallendes Gel?chter aus, lauter und tiefer als zuvor. „Also, ich bin in der Tat ein K?nig – aber hier gibt es f?rchte ich keine Prinzessin. Nur uns M?nner. Aber vielleicht kannst du dem abhelfen, meine Sch?ne!“, sagte er mit einem Lachen, hob Scarlet hoch und wirbelte sie herum. „Und wie ist wohl dein Name?“ Scarlet wurde rot, pl?tzlich sch?chtern. „Scarlet“, sagte sie und blickte zu Boden. „Und das ist Ruth“, sagte sie und deutete hinunter. Ruth bellte wie zur Antwort, und McCleod setzte sie lachend ab und streichelte Ruth ?bers Fell. „Ich bin sicher, ihr seid alle am Verhungern“, sagte er. „Auf zum Schloss!“, rief er. „Es ist Zeit zu feiern!“ Alle seine M?nner jubelten auf, drehten sich im Einklang herum und brachen zum Eingang zur Burg auf. Dabei standen reihenweise die Wachen stramm. Sam legte einen Arm um Caitlins Schulter, und Caleb um Pollys, und gemeinsam gingen sie auf den Burgeingang zu. Caitlin wusste, dass sie das nicht tun sollte, doch trotz allem lie? sie die Hoffnung zu, dass, wieder einmal, sie diesmal ein dauerhaftes Zuhause gefunden hatten, einen Ort auf der Welt, an dem sie alle endlich f?r immer in Frieden leben konnten. KAPITEL SECHS Es war die herzlichste und aufwendigste Begr??ung, die Caitlin sich nur vorstellen h?tte k?nnen. Ihre Ankunft war wie eine einzige lange Feier gewesen. Sie waren einem Clansmitglied nach dem anderen ?ber den Weg gelaufen, und sie sah Gesichter, die sie schon eine gef?hlte Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte – Barbara, Cain und viele andere. Sie alle hatten sich zum Mittagessen an einer riesigen Bankett-Tafel eingefunden, in der warmen Burg aus Stein, mit Fellen unter ihren F??en, Fackeln an den W?nden, einem prasselnden Kaminfeuer und umherlaufenden Hunden. Der Raum f?hlte sich warm und gem?tlich an, und Caitlin erkannte, dass es drau?en schon kalt war – Ende Oktober, hatte man Caitlin gesagt. Im Jahr 1350. Caitlin konnte es nicht glauben. Sie war beinahe siebenhundert Jahre vom 21. Jahrhundert entfernt. Sie hatte sich immer vorgestellt, wie es sei w?rde, in dieser Zeitepoche zu leben, in der Zeit von Rittern, R?stungen, Burgen…doch sie hatte es sich nie auch nur ann?hernd so vorgestellt. Trotz der v?llig anderen Umgebung, dem Fehlen von gro?en St?dten, waren die Leute dennoch sehr herzlich, sehr intelligent und sehr menschlich. Auf viele Arten nicht so anders wie die Leute aus ihrer eigenen Zeit. Caitlin f?hlte sich in dieser Zeit und an diesem Ort zu Hause. Sie hatte stundenlang mit Sam und Polly geplaudert, ihre Geschichten geh?rt, ihre Version dessen, was in England passiert war. Sie hatte voller Entsetzen vernommen, was zwischen Sergei und Polly vorgefallen war, und war so stolz auf Sam, dass er sie gerettet hatte. Und die ganze Nacht hindurch konnte sie nicht umhin, zu bemerken, dass Sam kaum seine Augen von Polly nahm. Als gro?e Schwester nahm sie wahr, dass in seinem Inneren eine gro?e Weiterentwicklung stattgefunden hatte. Endlich schien er reifer, und erstmals wahrhaftig und v?llig verliebt. Und doch schien Polly diesmal ein wenig ausweichender. Caitlin fand es schwieriger, genau herauszulesen, wie sie gef?hlsm??ig zu Sam stand. Vielleicht lag es daran, dass Polly zur?ckgezogener war. Oder vielleicht lag es dran, dass es Polly diesmal wirklich etwas bedeutete. Caitlin konnte sp?ren, tief drin, dass Sam ihr die Welt bedeutete, und dass sie besonders vorsichtig war, ihre Gef?hle nicht offenzulegen, oder es nicht zu vermasseln. Caitlin fiel auf, dass hin und wieder, wenn Sam nicht hinschaute, Polly ihm verstohlen einen Blick zuwarf. Doch dann wandte sie rasch die Augen ab, damit Sam sie nicht dabei erwischen konnte, wie sie ihn ansah. Caitlin sp?rte, ?ber jeden Zweifel erhaben, dass ihr Bruder und ihre beste Freundin dabei waren, ein Paar zu werden. Der Gedanke daran begeisterte sie. Und es am?sierte sie, dass sie beide immer noch verdr?ngten, was zwischen ihnen vorging – und sogar versuchten, so zu tun, als w?re nichts. Der Tisch war auch voll mit neuen menschlichen Freunden, und Caitlin lernte so viele Leute kennen, denen sie sich nahe f?hlte. Sie alle waren Krieger. Der K?nig sa? am Kopf der Tafel, umringt von seinen dutzenden Rittern. Den ganzen Nachmittag hindurch sangen sie Trinklieder und lachten laut, w?hrend sie Geschichten von Schlachten und Jagdausfl?gen erz?hlten. Caitlin konnte sehen, dass diese Schotten herzliche, freundliche, gastfreundliche Leute waren, die gerne tranken und gut erz?hlen konnten. Und doch waren sie auch ?u?erst nobel und stolz, und gro?e Krieger. Das Mahl und die Geschichten zogen sich ?ber Stunden hin, und das Mittagessen dehnte sich in den sp?ten Nachmittag hinein. Fackeln brannten aus und wurden erneuert. Dutzende neue Holzscheite wurden in den massiven Steinkamin gelegt; riesige Weinf?sser wurden nachgef?llt. Schlie?lich wurden die Hunde alle m?de und schliefen auf den Teppichen ein. Scarlet schlief auf Caitlins Scho? ein, w?hrend Ruth sich neben Scarlet einrollte. Ruth war gut gef?ttert worden, dank Scarlet, die ihr einen nicht enden wollenden Fleischvorrat zusteckte. Ein Dutzend Hunde sa?en um den Tisch herum, bettelten um Reste, doch sie alle waren vern?nftig genug, sich von Ruth fernzuhalten. Und Ruth, zufrieden, hatte auch kein Interesse daran, sich mit ihnen herumzuschlagen. Selbst einige der Krieger, randvoll mit Speis und Trank, nickten schlie?lich auf ihren Fellen ein. Caitlin erwischte sich dabei, abzudriften, in Gedanken an andere Zeiten und Orte zu versinken, andere Angelegenheiten. Sie fing an, sich zu fragen, was ihr n?chster Hinweis sein w?rde; ob ihr Vater in dieser Zeit sein w?rde; wohin ihre n?chste Reise sie f?hren w?rde. Die Augen fielen ihr zu, als sie pl?tzlich ihren Namen h?rte. Es war der K?nig, McCleod, der sie ?ber den L?rm hinweg ansprach. „Und was denkst du, Caitlin?“, fragte er wieder. Dabei wurde der fr?hliche Tisch langsam still, als Leute sich zu ihr herumdrehten. Caitlin f?hlte sich verlegen, da sie dem Gespr?ch nicht gefolgt war. Der K?nig blickte sie an, als w?rde er auf eine Antwort warten. Schlie?lich r?usperte er sich. „Was denkst du ?ber den Heiligen Gral?“, fragte er erneut. Den heiligen Gral?, wunderte sich Caitlin. Dar?ber hatten sie sich unterhalten? Sie hatte keine Ahnung. Sie hatte ?berhaupt noch nie ?ber den Heiligen Gral nachgedacht und wusste kaum, was es war. Sie w?nschte nun, dass sie ihrem Gespr?ch gelauscht h?tte. Sie versuchte, sich daran zu erinnern, was es war, und dachte an M?rchen aus der Kindheit zur?ck, Sagen und Legenden. Den Geschichten von K?nig Arthur. Excalibur. Der Heilige Gral… Langsam fiel es ihr wieder ein. Wenn sie sich recht erinnerte, war der Heilige Gral Ger?chten nach ein Kelch oder Becher, der angeblich eine spezielle Fl?ssigkeit enthielt… Ja, nun fiel es ihr wieder ein. Manche Leute sagten, dass der Heilige Gral das Blut Christi enthielt; dass es einen unsterblich machte, davon zu trinken. Falls sie sich recht erinnerte, hatten die Ritter Jahrhunderte damit verbracht, danach zu suchen, hatten ihr Leben daf?r riskiert, ihn zu finden, bis ans Ende der Welt. Und niemandem war es je gelungen. „Denkst du, er wird je gefunden werden?“, fragte McCleod erneut. Caitlin r?usperte sich, w?hrend der gesamte Tisch auf Antwort wartend auf sie blickte. „?hm…“, setzte sie an. „Ich habe nicht wirklich dar?ber nachgedacht“, antwortete sie. „Aber wenn er wirklich existiert…dann sehe ich keinen Grund, warum er nicht gefunden werden sollte.“ Ein zustimmendes Murmeln zog ?ber den Tisch. „Siehst du“, sagte McCleod zu einem seiner Ritter. „Sie ist ein Optimist. Auch ich denke, er wird gefunden werden.“ „Ein Ammenm?rchen“, sagte ein Ritter. „Und was tut man damit, wenn man ihn findet?“, fragte ein weiterer Ritter. „Das ist die wahre Frage.“ „Was wohl, ich mache mich unsterblich“, antwortete der K?nig und brach in herzhaftes Gel?chter aus. „Daf?r braucht Ihr keinen Heiligen Gral“, sagte ein weiterer Ritter. „Ihr m?sst nur gewandelt werden.“ Eine angespannte Stille legte sich pl?tzlich ?ber den Tisch. Die Worte des Ritters waren sichtlich unpassend gewesen, hatten eine Grenze ?berschritten und ein Tabuthema erw?hnt. Er senkte besch?mt den Kopf, seinen Fehler erkennend. Caitlin sah McCleods pl?tzliche finstere Miene, und in dem Moment wurde ihr klar, dass er sich verzweifelt danach sehnte, gewandelt zu werden. Und dass er es Aidens Clan schmerzlich ?bel nahm, dass sie sich ihm widersetzten. Sichtlich hatte dieser Ritter einen wunden Punkt angesprochen, den einzigen Spannungspunkt zwischen den beiden Arten. „Und wie ist sie?“, fragte der K?nig laut, seine Frage aus irgendeinem Grund an Caitlin gerichtet. „Die Unsterblichkeit?“ Caitlin fragte sich, warum er sie gefragt hatte, von all den Vampiren im Raum. H?tte er sich nicht jemand anderen heraussuchen k?nnen? Sie dachte dar?ber nach. Wie war sie? Was konnte sie nur darauf sagen? Einerseits liebte sie die Unsterblichkeit, liebte es, in all diesen Zeiten und Orten zu leben, ihre Familie und Freunde wieder und wieder zu sehen, in jeder neuen Zeit. Andererseits w?nschte sich ein Teil von ihr immer noch, sie h?tte ein normales, einfaches Leben; w?nschte sich, dass die Dinge einen normalen Verlauf h?tten. Vor allem f?hlte sie sich ?berrascht dar?ber, wie kurz die Unsterblichkeit erschien: einerseits f?hlte sie sich an wie eine Ewigkeit – doch andererseits f?hlte es sich f?r sie trotzdem immer so an, als w?re nie genug Zeit. „Es f?hlt sich nicht so permanent an, wie man es sich vielleicht vorstellt.“ Der Rest der Tafel nickte zustimmend ?ber ihre Antwort. McCleod erhob sich pl?tzlich vom Tisch. Dabei erhoben sich auch alle anderen. Gerade als Caitlin den seltsamen Wortwechsel in ihrem Kopf noch einmal durchspielte und sich fragte, ob sie ihn ver?rgert hatte, sp?rte sie pl?tzlich seine Gegenwart hinter sich. Sie drehte sich herum, und er stand ?ber ihr. „Du bist weiser als man dir ansieht“, sagte er. „Komm mit mir. Und bring deine Freunde mit. Ich m?chte dir etwas zeigen. Etwas, das schon seit sehr langer Zeit auf dich wartet.“ Caitlin war ?berrascht. Sie hatte keine Ahnung, was es sein mochte. McCleod drehte sich herum und schritt aus dem Saal, und Caitlin und Caleb erhoben sich, gefolgt von Sam und Polly, und folgten ihm. Sie warfen einander verwunderte Blicke zu. Sie ?berquerten den gro?en steinernen Fu?boden und folgten dem K?nig durch die enorme Kammer und zu einer Seitent?r hinaus, w?hrend die Ritter um die Tafel sich langsam wieder setzten und ihr Mahl fortsetzten. McCleod ging schweigend weiter, einen engen, von Fackeln beleuchteten Gang entlang, mit Caitlin, Caleb, Sam und Polly hinter ihm. Die uralten Steing?nge f?hrten sie auf gewundenem Weg zu einer Treppe. McCleod nahm eine Fackel von der Wand und f?hrte sie die dunkle Treppe hinab in die scheinbare Finsternis. Im Gehen, fragte sich Caitlin langsam, wohin genau er sie f?hrte. Was konnte er ihnen blo? zu zeigen haben? Eine Art uralte Waffe vielleicht? Schlie?lich erreichten sie eine unterirdische Ebene, von Fackeln gut beleuchtet, und Caitlin war von dem Anblick verbl?fft. Die niedrige Gew?lbedecke gl?nzte golden. Caitlin konnte Bildnisse von Christus sehen, von Rittern, Szenen aus der Bibel, gemischt mit verschiedenen seltsamen Zeichen und Symbolen. Der Boden war aus uraltem, abgenutztem Stein, und Caitlin hatte das Gef?hl, als h?tten sie eine geheime Schatzkammer betreten. Caitlins Herz schlug schneller, als sie ahnte, dass ihnen etwas Bedeutsames bevorstand. Sie schritt schneller, beeilte sich, mit dem K?nig Schritt zu halten. „Die Schatzkammer des Clan McCleod, schon seit tausend Jahren. Hier unten bewahren wir unsere heiligsten Sch?tze, Waffen und Besitzt?mer auf. Doch eines der Besitzt?mer ist wertvoller, geheiligter, als all die anderen.“ Er hielt an und wandte sich an sie. „Es ist ein Schatz, den wir nur f?r dich aufbewahrt haben.“ Er nahm eine Fackel von der Wand, und dabei ?ffnete sich pl?tzlich eine Geheimt?r im Stein. Caitlin war erstaunt: sie h?tte nicht geahnt, dass sie da war. McCloud f?hrte sie einen weiteren gewundenen Korridor entlang. Schlie?lich kamen sie in einer kleinen Nische zu stehen. Vor ihnen stand ein Thron, auf dem ein einzelner Gegenstand lag: eine kleine, juwelenbesetzte Schatzkiste. Das Fackellicht flackerte ?ber sie, erleuchtete sie, und McCleod fasste vorsichtig nach ihr und hob sie hoch. Langsam ?ffnete er den Deckel. Caitlin konnte es nicht glauben. Da in der Kiste lag ein einzelnes St?ck uralten Pergaments, von verblichener, antiker Farbe, zerknittert und in der H?lfte durchgerissen. Es war bedeckt mit uralter Handschrift, zart geschrieben, in einer Sprache, die Caitlin nicht erkannte. Am Rand entlang standen mehrfarbige Buchstaben, Zeichnungen und Symbole, und in seiner Mitte war eine halbkreisf?rmige Zeichnung. Doch da es zerrissen war, konnte Caitlin nicht erkennen, was es sein sollte. „F?r dich“, sagte er, hob es sorgsam hoch und hielt es ihr hin. Caitlin nahm das zerrissene St?ck Pergament, f?hlte es in ihren Fingern knittern und hielt es gegen das Fackellicht. Es war eine herausgerissene Seite, m?glicherweise aus einem Buch. Mit all seiner zierlichen Symbolik sah es aus wie ein regelrechtes kleines Kunstwerk. „Es ist die fehlende Seite aus dem Heiligen Buch“, erkl?rte McCleod. „Wenn du das Buch findest, wird die Seite vollst?ndig sein. Und wenn sie das ist, wirst du die Reliquie finden, die wir alle suchen.“ Er wandte sich ihr zu. „Den Heiligen Gral.“ KAPITEL SIEBEN Caitlin sa? in ihrem ger?umigen Zimmer in Dunvegan Castle an einem Schreibtisch und blickte aus dem Fenster hinaus in den Sonnenuntergang. Sie betrachtete die zerrissene Seite, die McCleod ihr ?berreicht hatte, und hielt sie gegen das Licht. Langsam lie? sie ihre Fingerspitzen ?ber die gepr?gten lateinischen Buchstaben gleiten. Sie sahen uralt aus, und f?hlten sich auch so an. Die gesamte Seite war so wundersch?n und detailreich gestaltet, und sie bewunderte die bunten Verzierungen entlang des Randes. Damals, erkannte sie, wurden B?cher als Kunstwerke f?r sich gefertigt. Caleb lag auf ihrem Bett, w?hrend Scarlet und Ruth auf einem Haufen Fellen vor dem Kamin am anderen Ende des Raums ausgestreckt lagen. Dieser Raum war so weitl?ufig, dass sich Caitlin selbst mit ihnen allen darin mit ihren Gedanken alleine f?hlte. In den Nachbarzimmern, wusste sie, waren Sam und Polly untergebracht. Es war ein langer Tag gewesen, und ein langes Festmahl mit Aidens Clan und den M?nnern des K?nigs, und sie lie?en sich nun alle zur Nachtruhe nieder. Caitlin musste unentwegt an die zerrissene Seite denken, den Hinweis, wohin er sie f?hren mochte, und ob er den vierte Schl?ssel hervorbringen w?rde. W?rde ihr Vater diesmal da sein? Konnte es sein, dass er ganz in der N?he wartete? Ihr Herz schlug beim Gedanken daran schneller. Bedeutete das, dass sie endlich das Schild finden w?rde? Dass alles endlich vorbei sein w?rde? Und was w?rde sie dann tun? Wohin w?rde sie als n?chstes gehen? Es war alles zu ?berw?ltigend f?r sie, um dar?ber nachzudenken. Sie f?hlte, sie musste sich auf den einen Hinweis vor ihr konzentrieren, einen Schritt nach dem anderen gehen. Sie dachte daran, was McCleod ?ber den Heiligen Gral gesagt hatte. Er hatte ihr gesagt, dass er und seine M?nner ihr Leben der Suche nach dem Gral gewidmet hatten. Dass der Legende nach eine Frau ankommen und sie zu ihm f?hren w?rde. Er glaubte, dass sie, Caitlin, diese Frau war. Und deswegen hatte er ihr seinen wertvollen Hinweis, das uralte St?ck Papier, ?berlassen. Doch Caitlin war sich nicht so sicher. War der Gral nur ein Mythos? Oder war er echt? Und was hatte er mit ihrer Suche zu tun? Caitlin wusste nicht, wohin all dies f?hren w?rde, doch als sie nachdachte, erkannte sie, dass sie wieder einmal endlich in dieser Burg, mit diesen Leuten, einen Ort gefunden hatte, wo sie einen Sinn von Frieden und innerer Ruhe empfand. Sie f?hlte sich auf Skye zu Hause, in dieser Burg, mit diesem K?nig, mit seinen Rittern, und nat?rlich wiedervereint mit Aidens Clan. Sie war begeistert, mit Caleb, Scarlet, Sam und Polly vereint zu sein. Wieder einmal f?hlte sich endlich alles mit der Welt in Ordnung an. Es war kalt und windig hier drau?en, und mit dem prasselnden Kaminfeuer war es hier drin gem?tlich, und sie wollte nicht wirklich da hinaus und noch mehr Hinweisen nachjagen. Sie wollte genau hier bleiben. Sie konnte sich vorstellen, sich hier mit Caleb, Scarlet und Ruth ein Heim aufzubauen. Wenn sie ihre Mission weiter verfolgten, wie w?rde sich das auf ihre Beziehung mit Caleb auswirken? Oder konnte es gar Scarlet oder Ruth in Gefahr bringen? Es schien, dass immer dann, wenn sie einem der Schl?ssel n?her kam, schlimme Dinge zu passieren begannen. Caitlin setzte langsam das br?chige St?ck Papier ab und starrte stattdessen auf ihr unge?ffnetes Tagebuch, das vor ihr auf dem Schreibtisch lag. Es war nun abgenutzt, von der Nutzung ganz dick, und sah selbst schon wie eine Reliquie aus. Sie bl?tterte langsam hindurch, alle Seiten, bis sie beinahe am Ende des Buchs angekommen war. Sie erkannte erschrocken, dass nicht mehr viele leere Seiten ?brig waren. Sie konnte es nicht glauben. Als sie das Tagebuch begonnen hatte, schien es, als w?rde es ewig ausreichen. Sie hob die Feder, tauchte sie in die Tinte und begann zu schreiben. Ich kann nicht glauben, dass dieses Tagebuch beinahe zu Ende ist. Ich sehe mir einige meiner ?lteren Eintr?ge an, wie die aus New York City, und es f?hlt sich an, als w?re es ganze Lebzeiten her. Doch es f?hlt sich auch an, als w?re es erst gestern passiert. Ich erinnere mich zur?ck an alles, was ich durchgemacht habe, und ich wei? nicht einmal mehr, wo ich anfangen soll. Es f?hlt sich an, als w?re zu viel vorgefallen, als dass ich dich mit allem auf den neuesten Stand bringen k?nnte. Also werde ich dir nur die wichtigsten Dinge erz?hlen. Caleb lebt. Er hat seine Krankheit ?berlebt. Ich bin wieder mit ihm zusammen. Und wir werden heiraten. Nichts macht mich gl?cklicher. Scarlet, das sch?nste achtj?hrige M?dchen der Welt, ist in unser Leben getreten. Sie ist nun unsere Tochter. Auch sie hat ihre Krankheit ?berlebt und ich bin ?bergl?cklich. Nicht zu sprechen von Ruth, die gr??er und st?rker geworden ist, als es Rose je war, und die wom?glich das loyalste und besch?tzerischste Tier ist, das mir je begegnet ist. Sie ist genauso sehr Teil unserer Familie wie Scarlet und Caleb. Und es freut mich sehr, wieder mit Sam und Polly vereint zu sein. Endlich f?hlt es sich an, als w?re meine ganze Familie wieder zusammen, unter einem Dach. Ich bin nerv?s vor unserer Hochzeit. Caleb und ich hatten noch keine Gelegenheit, dar?ber zu sprechen, doch ich f?hle, dass es bald sein wird. Als ich j?nger war, habe ich immer versucht, mir meinen Hochzeitstag vorzustellen. Doch ich habe mir nie auch nur ann?hernd so etwas vorgestellt, wie das hier sein wird. Eine Vampirhochzeit? Wie wird sie aussehen? Ich hoffe, dass er mich immer noch so sehr liebt wie ich ihn. Ich sp?re, dass er das tut. Ich frage mich, ob er auch nerv?s ist vor unserer Hochzeit? Ich sehe auf meinen Ring hinunter, den Ring, den er mir gegeben hat, so sch?n, mit all diesen glitzernden Juwelen best?ckt. Es f?hlt sich nicht real an. Nichts davon. Doch zugleich f?hle ich mich, als w?re ich schon immer mit ihm verbunden gewesen. Ich will meinen Vater finden. Sehr sogar. Doch ich will nicht l?nger suchen, und ich will nicht, dass die Dinge sich ?ndern. Nichts von all dem hier. Ich will mit Caleb zusammensein. Und ich will, dass unsere Hochzeit stattfindet. Ist es falsch, unsere Hochzeit an erste Stelle zu setzen? Caitlin schloss ihr Tagebuch und legte die Feder ab. Immer noch verloren in einer anderen Welt, blinzelte sie und blickte sich im Raum um. Sie fragte sich, wie viel Zeit vergangen war, w?hrend sie vor sich hin gegr?belt hatte; sie blickte aus dem Fenster und sah, dass die D?mmerung hereingebrochen war, und als sie sich im Zimmer umblickte, sah sie, dass Scarlet und Ruth immer noch fest schliefen. Auf der anderen Seite des Zimmers, im Licht der Fackeln, schien auch Caleb zu schlafen. Auch Caitlin f?hlte sich m?de. Sie f?hlte, dass sie ihren Kopf klar bekommen musste, frische Luft schnappen. Sie stand leise vom Schreibtisch auf und durchquerte das Zimmer, entschlossen, hinauszuschl?pfen. Sie packte sich unterwegs einen ?berwurf aus Fell und legte ihn sich um die Schultern. Gerade, als sie die T?r erreicht hatte, h?rte sie jedoch ein leises R?uspern. Sie blickte hin?ber und sah, dass Caleb sie mit einem offenen Auge ansah und sie zu sich winkte. Sie kehrte um und kam an seine Seite, und als er auf das Bett klopfte, setzte sie sich neben ihn. Er l?chelte sie an, w?hrend er langsam die Augen ?ffnete. Wie immer war sie von seiner Sch?nheit hingerissen. Seine Gesichtsz?ge waren so perfekt, so scharf und glatt, sein Kiefer und seine Wangenknochen ausgepr?gt, seine Lippen voll und weich, seine Nase gewinkelt und perfekt. Er blinzelte seine langen Wimpern, dann strich er ihr mit einer Hand durchs Haar. „Wir hatten kaum Gelegenheit, zu reden“, sagte er. „Ich wei?“, l?chelte sie zur?ck. „Ich m?chte, dass du wei?t, wie sehr ich dich immer noch liebe“, sagte er. Caitlin l?chelte. „Ich liebe dich auch.“ „Und dass ich es nicht erwarten kann, mit dir verheiratet zu sein“, f?gte er mit breiter werdendem L?cheln hinzu. Er setzte sich auf und k?sste sie, und sie k?ssten einander lange im Fackellicht. Caitlin f?hlte, wie ihr Herz sich erw?rmte. Genau das hatte sie h?ren wollen. Es war unheimlich, wie sehr er schon immer ihre Gedanken lesen konnte. „Nun, da wir hier sind, m?chte ich dich heiraten. Bevor wir unsere Suche fortsetzen. Genau hier. An diesem Ort.“ Er betrachtete sie. „Was denkst du?“ Sie sah ihn an, ihr Herz vor widerspr?chlichen Gef?hlen rasend. Genau das wollte sie selbst. Doch sie hatte auch Angst. Sie war nicht sicher, wie sie reagieren sollte. Schlie?lich stand sie auf. „Wohin gehst du?“, fragte er. „Ich bin bald zur?ck“, sagte sie. „Ich muss nur meinen Kopf freibekommen.“ Sie k?sste ihn noch einmal, dann verlie? sie das Zimmer und schloss sanft die T?re hinter sich. Sie wusste, wenn sie geblieben w?re, w?re sie in seinen Armen gelandet, im Bett. Und zuerst musste sie wirklich ihre Gedanken sammeln. Nicht, dass sie irgendwelche Zweifel hatte, was ihn betraf. Oder ?ber ihre Heirat. Oder ?ber ihre Hochzeit. Doch sie f?hlte immer noch einen Konflikt, eine Zerrissenheit dar?ber, ob sie da drau?en sein sollte und ihre Mission erf?llen. War es egoistisch, die Hochzeit an erste Stelle zu setzen? Als Caitlin den leeren Steinkorridor entlang ging, ihre Schritte widerhallend, entdeckte sie eine Treppe, die nach oben f?hrte, und sah Tageslicht herunterscheinen. Das Dach der Burg, erkannte sie. Das war genau der richtige Ort, um Privatsph?re und Frischluft zu bekommen. Caitlin eilte die Treppe hinauf und in das D?mmerlicht hinaus. Es war hier oben k?lter, als sie gedacht hatte, dank eines starken sp?ten Oktoberwindes. Sie wickelte ihre Felle fest um ihre Schultern und war dankbar f?r die W?rme. W?hrend Caitlin langsam die Zinnen entlangspazierte, blickte sie in dem wenigen Licht, das ?brig war, ?ber die Landschaft hinaus. Sie war atemberaubend sch?n. Auf einer Seite sa? das Schloss am Ufer eines ausladenden Sees, der in Nebel getaucht war. Auf der anderen Seite lag ein gro?es Gebiet mit B?umen und H?geln und T?lern. Dieser Ort f?hlte sich magisch an. Caitlin ging an den Rand der Zinnen, starrte hinaus, nahm die Landschaft in sich auf – als sie pl?tzlich die Gegenwart von jemand anderem sp?rte. Sie wusste nicht, wie das m?glich sein konnte, da das gesamte Dach leer gewesen war. Langsam drehte sie sich herum, unsicher, was ihr bevorstand. Sie konnte es nicht glauben. Da am anderen Ende des Daches stand eine einsame Gestalt, mit dem R?cken zu ihr, und blickte ?ber den See hinaus. Ein elektrisches Kribbeln durchlief sie. Sie brauchte seine langen, flie?enden Roben nicht zu sehen, sein langes silbernes Haar, oder den Stab an seiner Seite, um zu wissen, wer es war. Aiden. Kann es wirklich sein?, fragte sie sich. Oder war es nur eine Illusion in der D?mmerung? Sie ?berquerte das Dach, ging langsam zu ihm hin?ber und blieb in einigen Schritten Entfernung stehen. Er stand so still, sein Haar wehte in der Brise, und er drehte sich nicht herum. Einen Moment lang fragte sie sich, ob er echt war. Dann kam seine Stimme. „Du bist weit gekommen“, sagte er, sein R?cken immer noch zu ihr. Langsam drehte er sich zu ihr herum. Seine Augen waren ein gro?es, leuchtendes Blau, selbst in dem d?steren Licht, und sie schienen direkt durch sie hindurch zu sehen. Wie immer war sein Gesicht ausdruckslos. Eindringlich. Caitlin war begeistert, ihn hier zu sehen. Es gab so viele Fragen, die sie ihm dringend stellen wollte, und wie ?blich schien er genau in dem Moment zu erscheinen, wo sie am meisten seine F?hrung brauchen konnte. „Ich wusste nicht, ob ich dich wiedersehen w?rde“, sagte sie. „Du wirst mich immer sehen k?nnen“, antwortete er. „Manchmal in Person, und manchmal anders“, antwortete er kryptisch. Ein Schweigen hing zwischen ihnen, w?hrend sie versuchte, ihre Gedanken zu sammeln. „Es ist nur noch ein Schl?ssel ?brig“, h?rte sie sich selbst sagen. „Bedeutet das, dass ich bald meinen Vater sehen werde?“ Er betrachtete sie, dann blickte er langsam davon. Schlie?lich sagte er: „Das h?ngt von deinen Handlungen ab, nicht wahr?“ Seine Gewohnheit, eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten, trieb sie jedes Mal in den Wahnsinn. Sie musste es erneut versuchen. „Der neue Hinweis“, sagte sie. „Die Seite. Die zerrissene Seite. Ich wei? nicht, wohin sie f?hrt. Ich wei? nicht, wonach ich suchen soll. Oder wo.“ Aiden starrte in den Horizont. „Manchmal suchen die Hinweise nach dir“, antwortete er. „Das wei?t du jetzt. Manchmal musst du warten, bis sich die Dinge zu erkennen geben.“ Caitlin dachte dar?ber nach. Wollte er ihr sagen, sie sollte nichts tun? „Dann…gibt es nichts f?r mich zu tun?“, fragte sie. „Es gibt viel f?r dich zu tun“, antwortete Aiden. Er wandte sich ihr zu, und langsam, zum ersten Mal, seit Caitlin sich erinnern konnte, begann er zu l?cheln. „Du hast eine Hochzeit vorzubereiten.“ Caitlin l?chelte zur?ck. „Das wollte ich. Doch ich war besorgt, das w?rde sorglos sein“, sagte sie. „Dass ich es aufschieben sollte. Dass ich zuerst suchen sollte.“ Aiden sch?ttelte langsam den Kopf. „Eine Vampir-Hochzeit ist keine sorglose Angelegenheit. Es ist ein geheiligtes Ereignis. Es ist die Verbindung zweier Vampir-Seelen. Es wird euch beiden mehr Kraft verleihen, und mehr Kraft dem gesamten Clan. Und es wird dein Wachstum, deine Fertigkeiten, nur vertiefen. Ich bin stolz auf dich. Du bist stark gewachsen. Doch wenn du auf die n?chste Ebene aufsteigen m?chtest, brauchst du das. Jede Verbindung bringt ihre eigene Kraft. Sowohl f?r das Paar als auch f?r die Einzelperson.“ Caitlin f?hlte sich erleichtert, aufgeregt – jedoch auch nerv?s. „Aber ich wei? nicht, wie man diese Art von Hochzeit vorbereitet. Ich w?sste kaum, wie man auch nur eine Menschenhochzeit plant.“ Aiden l?chelte. „Du hast viele Freunde, die dir helfen werden. Und ich werde der Zeremonie vorstehen.“ Er l?chelte. „Immerhin bin ich Priester.“ Caitlin l?chelte breit; der Gedanke daran gefiel ihr. „Also, was muss ich jetzt tun?“, fragte Caitlin, aufgeregt, nerv?s, nicht wissend, wo sie anfangen sollte. Er l?chelte. „Gehe zu Caleb. Und sag Ja. Lass die Liebe den Rest erledigen.“ KAPITEL ACHT Kyle marschierte durch die S?mpfe von S?d-Schottland, qualmend vor Hass. Mit jedem Schritt war er w?tender beim Gedanken an Caitlin, die freikam, ihm entwischte, wieder und wieder, an jedem Ort, zu jeder Zeit. Er gr?belte ?ber Wege, wie er sie fangen und t?ten konnte, Rache aus?ben. Er hatte bereits jede Methode, die er kannte, ausgesch?pft, und sie schien ihm jedes Mal wieder durch die Finger zu schl?pfen. Er hatte immerhin geschafft, einen kleinen, kleinlichen Racheschlag auszu?ben, indem er ihre Familie vergiftet hatte. Er l?chelte innerlich beim Gedanken daran. Doch es reichte nicht. Dies ging jetzt bereits schon viel zu lange so, und bei ihrer letzten Begegnung, das musste er zugeben, hatte sie ihn ?berw?ltigt. Er war ?ber ihre Kraft schockiert, ihre Kampfk?nste. Sie hatte ihn tats?chlich niedergek?mpft. Es ging ?ber alles hinaus, was er erwartet haben konnte. Ein Teil von ihm hatte dies bef?rchtet, weshalb er sich so bem?ht hatte, sie zu vergiften, um eine pers?nliche Konfrontation zu vermeiden. Doch auch das war nach hinten losgegangen. Er hatte versehentlich Caleb vergiftet, und obwohl er sich sicher war, dass sein Gift Caleb get?tet hatte, hatte er noch keine Gelegenheit gehabt, dies zu best?tigen, da er in der Nacht fl?chten hatte m?ssen. Dies war die letzte Zeit und der letzte Ort, gelobte sich Kyle, dass dies passieren w?rde, dass er ihr nachstellen w?rde. Entweder w?rde er sie diesmal endg?ltig t?ten, oder beim Versuch daran sterben. Es gab keinen R?ckzug mehr, keine Niederlage. Keine weiteren Zeiten und Orte. Dies w?rde die letzte und endg?ltige Auseinandersetzung sein. Hier, in Schottland. Und f?r diese endg?ltige Auseinandersetzung hatte er eine gro?e Strategie, die gr??te von allen. Das Vampirgift hatte zu dem Zeitpunkt wie eine gute Idee gewirkt, doch r?ckblickend war es zu riskant gewesen, hatte zu viel Raum f?r Zuf?lle gelassen. Seine neue Idee konnte jedoch unm?glich fehlschlagen. Beim Ausarbeiten dieses neuen Plans hatte sich Kyle an all die Zeiten und Orte zur?ckerinnert, in denen er Caitlin in die Ecke gedr?ngt hatte, und versuchte, sich an jene Zeit zu erinnern, da er am n?chsten daran gewesen war, sie zu t?ten. Er kam zu dem Schluss, dass dies in New York gewesen war, als er ihren Bruder Sam in Gefangenschaft gehabt hatte, ihn unter Kontrolle hatte und ihn benutzte, um seine Gestalt zu wandeln und Caitlin auszutricksen. Das hatte beinahe funktioniert. Gestaltwandeln, erkannte Kyle, war der Schl?ssel. Mit dieser Art Betrug konnte er Caitlin t?uschen, ihr Vertrauen gewinnen und sie dann endg?ltig t?ten. Doch das Problem war, dass Kyle diese Fertigkeit nicht beherrschte. Jedoch kannte er eine Person in dieser Zeit und an diesem Ort, die dies tat. Sein alter Sch?tzling. Rynd. Jahrhunderte zuvor hatte Kyle einen Trupp der w?stesten, sadistischten Vampire ausgebildet, die je das Angesicht der Erde durchstreiften. Rynd war einer seiner strahlenden Sterne gewesen. Er war sogar f?r Kyle zu b?sartig geworden, und Kyle musste ihn am Ende hinauswerfen. Das Letzte, was Kyle von ihm geh?rt hatte, war, dass Rynd in dieser Zeit hier wohnte, versteckt in der fernen s?dlichen Ecke Schottlands. Kyle w?rde ihn nun aufsuchen. Immerhin hatte ihm Kyle alles gelehrt, was er wusste, und er fand, dass Rynd ihm etwas schuldig war. Es war das Mindeste, was er f?r seinen alten Mentor tun konnte. Alles, was Kyle von ihm brauchte, war, dass er nur einmal seinen alten Gestaltwandlungs-Trick anwandte. Kyle, kn?cheltief im Schlamm, l?chelte beim Gedanken daran. Ja, Rynd war genau das, was er brauchte, um Caitlin zu t?uschen und endg?ltig zu erledigen. Diesmal war es ein Plan, der nicht fehlschlagen konnte. Kyle blickte hoch und betrachtete die Szene vor sich. Es war kalt und windig, und die Feuchtigkeit in der Luft kroch ihm in die Knochen. Es war D?mmerung, seine liebste Tageszeit, und ein dichter Nebel kroch ?ber den uralten Wald. Es war ein Tag ganz nach seinem Geschmack. Wenn es etwas gab, das Kyle mehr liebte als die D?mmerung, dann war es Nebel. Kyle f?hlte sich so richtig zu Hause. Pl?tzlich waren seine Sinne in h?chster Alarmbereitschaft. Ein gruseliges Gef?hl stellte ihm die Haare auf, und etwas sagte ihm, dass Rynd nahe war. Als Kyle in den Nebel hineinschritt, h?rte er ein leises Knarren und blickte hoch, und er sah eine Bewegung. Als der Nebel sich lichtete, konnte Kyle einen kahlen Wald von toten B?umen sehen, und als er n?her hinsah, sah er, dass Objekte von den ?sten baumelten. Als er vortrat und sie genauer betrachtete, erkannte er, dass es K?rper waren – Menschen – tot, kopf?ber an den F??en aufgeh?ngt, mit Seilen an die ?ste gebunden. Sie schwankten langsam im Wind, und das Ger?usch von Seilen, die ?ber Holz knarrten, durchdrang die Luft. Dem Aussehen dieser Leichen nach zu urteilen, waren sie schon lange Zeit tot; ihre Haut war blau, sie hatten vielsagende L?cher an ihren H?lsen und Kyle erkannte, dass von ihnen getrunken worden war, das Blut aus ihnen herausgesaugt. Rynds Werk. Als der Nebel sich weiter lichtete, sah Kyle hunderte – nein, tausende – Leichen h?ngen. Es war offensichtlich, dass sie alle eine Zeit lang am Leben gehalten worden waren, langsam ?ber Tage hinweg gefoltert. Es war sadistisches, b?sartiges Zeug. Kyle bewunderte es. Es war nichts, das er selbst in seiner Bl?tezeit je getan h?tte. Kyle wusste, dass Rynd sehr, sehr nahe sein musste. Pl?tzlich kam eine einzelne Gestalt aus dem Nebel und n?herte sich langsam. Kyle kniff die Augen zusammen und versuchte, im Nebel zu erkennen, wer es war. Und als er es erkannte, blieb sein Herz stehen. Es konnte nicht sein. Êîíåö îçíàêîìèòåëüíîãî ôðàãìåíòà. Òåêñò ïðåäîñòàâëåí ÎÎÎ «ËèòÐåñ». Ïðî÷èòàéòå ýòó êíèãó öåëèêîì, êóïèâ ïîëíóþ ëåãàëüíóþ âåðñèþ (https://www.litres.ru/morgan-rice/gelobt/?lfrom=688855901) íà ËèòÐåñ. Áåçîïàñíî îïëàòèòü êíèãó ìîæíî áàíêîâñêîé êàðòîé Visa, MasterCard, Maestro, ñî ñ÷åòà ìîáèëüíîãî òåëåôîíà, ñ ïëàòåæíîãî òåðìèíàëà, â ñàëîíå ÌÒÑ èëè Ñâÿçíîé, ÷åðåç PayPal, WebMoney, ßíäåêñ.Äåíüãè, QIWI Êîøåëåê, áîíóñíûìè êàðòàìè èëè äðóãèì óäîáíûì Âàì ñïîñîáîì.
Íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë Ëó÷øåå ìåñòî äëÿ ðàçìåùåíèÿ ñâîèõ ïðîèçâåäåíèé ìîëîäûìè àâòîðàìè, ïîýòàìè; äëÿ ðåàëèçàöèè ñâîèõ òâîð÷åñêèõ èäåé è äëÿ òîãî, ÷òîáû âàøè ïðîèçâåäåíèÿ ñòàëè ïîïóëÿðíûìè è ÷èòàåìûìè. Åñëè âû, íåèçâåñòíûé ñîâðåìåííûé ïîýò èëè çàèíòåðåñîâàííûé ÷èòàòåëü - Âàñ æä¸ò íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë.