Ðå÷íàÿ ãëàäü, ðåäåþùèé òóìàí, íè âåòåðêà, ëèøü ñêðèï ñûðûõ óêëþ÷èí, ÿ íàêîíåö-òî âûáðàëñÿ ñþäà íà ñóòêè ñòàòü ñ÷àñòëèâûì è êîëþ÷èì. ß íàêàíóíå âûïèë ñ ìóæè÷êîì, îí ìíå ïîâåäàë ëîöèè èçëó÷èí è âûäàë(â ïîíèìàíèè ñâîåì) îäåæäó â ñòèëå ðûáîëîâíûõ Ãó÷÷è. Áëåñíóëî Ñîëíöå ñîòíåé êèëîâîëüò, òóìàí â îäíî ìãíîâåíèå èñïëþùåí, è ÿ íàòåð, êîíå÷íî æå, ìîçîëü,

Eine Spur von Verbrechen

Eine Spur von Verbrechen Blake Pierce Keri Locke Mystery #4 Eine dynamische Story, die Sie vom ersten Kapitel an fesselt und nicht mehr losl?sst. –Midwest Book Review, Diane Donovan (?ber Once Gone) Mystery und Spannung im neuen Meisterwerk vom Nr. 1 Bestseller-Autor Blake Pierce. In EINE SPUR VON VERBRECHEN (Buch 4 in der Keri Locke Mystery-Serie) verfolgt Keri Locke, Detective bei der Einheit f?r Vermisste Personen im LAPD, eine frische Spur, die sie zu ihrer entf?hrten Tochter f?hren kann. Sie schl?gt sich durch eine verworrene Unterwelt und kommt dem Ziel ihrer Suche Schritt f?r Schritt n?her. Doch sie arbeitet gegen die Zeit, denn ihr wird gleichzeitig ein neuer Fall zugeteilt: Ein Mann aus gehobenen Kreisen bittet sie um Hilfe, denn seine Tochter ist auf dem Heimweg von der Schule scheinbar spurlos verschwunden. Kurz darauf taucht eine L?segeldforderung auf. Die r?tselhafte Nachricht l?sst keinen Zweifel daran, dass sie nicht mehr viel Zeit haben, das M?dchen zu retten. Gleichzeitig wird klar, dass sie es mit einem teuflischen M?rder zu tun haben, der alle in sein t?dliches Spiel verwickelt. Keri und die anderen Polizisten stehen vor einer schwierigen Aufgabe: Sie m?ssen die Forderungen des Erpressers entschl?sseln, seine Spuren entdecken und ihn ?berlisten, bevor es zu sp?t ist. Doch in diesem m?rderischen Schachspiel st??t Keri an die Grenzen ihrer F?higkeiten und es scheint, als k?me jede Hilfe f?r das verschwundene M?dchen – und ebenso f?r ihre eigene Tochter – am Ende doch zu sp?t. Ein d?sterer Psychothriller voller Spannung und Herzklopfen. EINE SPUR VON VERBRECHEN ist Buch 4 der fesselnden neuen Serie – mit einer liebenswerten Hauptperson und dem Potenzial, Sie bis tief in die Nacht hinein wach zu halten. Ein Meisterwerk von Thriller! Der Autor erschafft gekonnt die Charaktere und deren Psyche und beschreibt sie so gut, dass man sich direkt in ihrer Gedankenwelt wiederfindet, ihre ?ngste miterlebt und auf ein Happy End hofft. Der intelligente Plot wird Sie bestens unterhalten und mit seinen unerwarteten Wendungen bis zur letzten Seite fesseln. Buch- und Filmkritiker, Roberto Mattos (?ber Once Gone) Buch 5 der Keri Locke-Reihe wird auch bald erh?ltlich sein. Blake Pierce Eine Spur von Verbrechen. Keri Locke Mystery 4 Blake Pierce Blake Pierce ist der Autor der elfteiligen RILEY PAGE Mystery-Bestsellerserie (Fortsetzung in Arbeit). Blake Pierce hat au?erdem die MACKENZIE WHITE Mystery-Serie, bestehend aus f?nf B?chern (Fortsetzung in Arbeit), die AVERY BLACK Mystery-Serie, bestehend aus f?nf B?chern (Fortsetzung in Arbeit) und die KERI LOCKE Mystery-Serie geschrieben. Der leidenschaftliche Leser und langj?hrige Fan von Mystery und Thriller-Romanen Blake Pierce freut sich, von Ihnen zu h?ren. Besuchen Sie www.blakepierceauthor.com (http://www.blakepierceauthor.com/) f?r weitere Infos. Copyright © 2016 Blake Pierce. Alle Rechte vorbehalten. Au?er durch Genehmigung gem?? U.S. Copyright Act von 1976 darf kein Teil dieses Buches ohne ausdr?ckliche Genehmigung des Autors vervielf?ltigt, vertrieben oder in irgendeiner Form ?bermittelt oder in Datenbanken oder Abfragesystemen gespeichert werden. Dieses E-Book ist nur f?r ihren pers?nlichen Gebrauch lizenziert. Es darf nicht weiterverkauft oder an Dritte weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit anderen teilen m?chten, erwerben Sie bitte f?r jeden Empf?nger eine zus?tzliche Kopie. Wenn Sie dieses Buch lesen, aber nicht gekauft haben, oder es nicht f?r Sie gekauft wurde, geben Sie es bitte zur?ck und erwerben Sie eine eigene Kopie. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren. Dieses Buch ist Fiktion. Namen, Figuren, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorf?lle sind vom Autor frei erfunden oder werden fiktiv verwendet. ?hnlichkeiten mit echten Personen, lebendig oder verstorben, sind zuf?llig. Jacket Image Copyright PhotographyByMK, unter der Lizenz von Shutterstock.com. B?CHER VON BLAKE PIERCE RILEY PAIGE KRIMI SERIE VERSCHWUNDEN (Band #1) GEFESSELT (Band #2) ERSEHNT (Band #3) GEK?DERT (Band #4) GEJAGT (Band #5) VERZEHRT (Band #6) VERLASSEN (Band #7) ERKALTET (Band #8) MACKENZIE WHITE KRIMI SERIE BEVOR ER T?TET (Band #1) BEVOR ER SIEHT (Band #2) BEVOR ER BEGEHRT (Band #3) BEVOR ER NIMMT (Band #4) BEVOR ER BRAUCHT (Band #5) AVERY BLACK KRIMI SERIE GRUND ZU T?TEN (Band #1) GRUND ZU FL?CHTEN (Band #2) GRUND ZU VERSTECKEN (Band #3) GRUND ZU F?RCHTEN (Band #4) KERI LOCKE MYSTERY SERIE EINE SPUR VON TOD (Buch #1) EINE SPUR VON MORD (Buch #2) EINE SPUR VON SCHW?CHE (Buch #3) EINE SPUR VON VERBRECHEN (Buch #4) EINE SPUR VON HOFFNUNG (Buch #5) PROLOG Carolyn Rainey sp?rte, dass etwas nicht stimmte. Sie konnte das Gef?hl nicht erkl?ren, aber als sie die lange Stra?e entlangging, auf der sie gew?hnlich ihre zw?lfj?hrige Tochter traf, machte sich ein merkw?rdiges Kribbeln in ihrem Nacken breit. Auf den ersten Blick schien alles wie immer zu sein. Carolyn machte sich jeden Tag um 14:30 Uhr auf den Weg zu ihrer Tochter Jessica. Sie genoss den kurzen Spaziergang, weil sie ein paar Minuten hatte, um den Kopf frei zu bekommen und die zweite H?lfte des Tages einzul?uten. Die Playa del Rey Middle School entlie? die Kinder um 2:35 nachmittags und Jessica fuhr ihr mit dem Fahrrad entgegen. Bis sie ihre Sachen eingepackt, sich von ihren Freundinnen verabschiedet und zu ihrem Fahrrad begeben hatte, war es meistens 2:45. Meist trafen Mutter und Tochter sich gegen 2:50 auf halbem Weg zwischen der Schule und ihrem Haus. Den Rest der Strecke legten sie dann zusammen zur?ck, Carolyn zu Fu? und ihre Tochter im Schritttempo auf dem Fahrrad. Hin und wieder w?rde sie ihre Mutter lachend umkreisen. Sie w?rde ihr alles von ihrem Tag in der Schule erz?hlen: Wer in wen verknallt war, welcher Lehrer versehentlich geflucht hatte und welche Lieder sie im Chor gesungen hatten. Zu Hause stand schon ein kleiner Snack bereit, nach dem sich Jessica auf ihre Hausaufgaben und Carolyn auf ihre Arbeit konzentrieren w?rde. So oder so  ?hnlich liefen die Nachmittage bei ihnen ab. Aber heute war Carolyn schon bedeutend weiter gelaufen als sonst. Es war schon fast 3 Uhr und bald w?rde sie bei der Schule ankommen. Eigentlich h?tte sie Jessica schon l?ngst treffen m?ssen. Vielleicht war sie noch einmal auf die Toilette gegangen. Oder Kyle, der s??e Typ aus ihrem Englischkurs, hatte sie angesprochen. Doch das Kribbeln in ihrem Nacken sagte ihr, dass etwas anderes geschehen war. Als sie um die n?chste Kurve bog, sah sie, dass sie Recht behalten sollte. Jessicas lilafarbenes Fahrrad, auf dem ein paar Aufkleber von der neuen Die Sch?ne und das Biest Verfilmung und von ihren Lieblingss?ngerinnen Selena Gomez und Zara Larsson klebten, lag am Stra?enrand. Carolyn rannte hin?ber und starrte es an. Angst machte sich in ihr breit. Verzweifelt sah sie sich um. In einem Geb?sch nur wenige Meter weiter fiel ihr etwas auf. Schnell ging sie hin und zog an den ?sten. Als einer der ?ste nachgab, fiel es ihr entgegen. Sie konnte kaum glauben, was sie sah. Jessicas Rucksack. Carolyns Beine gaben pl?tzlich nach. Sie sank auf die Knie. Ihr Herz klopfte wie verr?ckt. Dann wurde ihr klar, dass ihre Tochter verschwunden war. KAPITEL EINS Detective Keri Locke war frustriert. Sie sa? an ihrem Schreibtisch in der West Los Angeles Pacific Einheit des LAPD und starrte den Bildschirm ihres Computers an. Um sie herum herrschte das ?bliche gesch?ftige Treiben. Zwei Teenager hatten eine Handtasche gestohlen und waren auf der Flucht mit ihren Skateboards gefasst worden. Eine ?ltere Dame an einem der Nachbartische erkl?rte einem geduldigen Officer, dass ihre Tageszeitung zum wiederholten Male aus ihrem Vorgarten geklaut worden war. Zwei dickliche Typen sa?en in Handschellen auf einer Holzbank an der gegen?berliegenden Wand, weil sie sich in einer Kneipe geschlagen hatten und offenbar versuchten, ihren Kampf hier fortzusetzen. Keri ignorierte sie alle. Seit zwanzig Minuten studierte sie die Kleinanzeigen einer Tageszeitung in der Kategorie Gemischte Gesuche. Seit sechs Wochen las sie t?glich diese Anzeigen, seit ihre Freundin Margaret „Mags“ Merrywether ihr den Tipp gegeben hatte, dass sie dort vielleicht einen Hinweis finden w?rde, der sie zu ihrer verschwundenen Tochter Evie f?hren k?nnte. Evie war vor ?ber f?nf Jahren entf?hrt worden. Nach einer unerbittlichen, aber meist ergebnislosen Suche, hatte Keri sie gefunden, doch man hatte sie ihr ein zweites Mal entrissen. Der blo?e Gedanke daran, wie Evie in dem schwarzen Van fortgebracht worden und wom?glich f?r immer verloren war, war einfach zu viel. Schnell sch?ttelte sie den Gedanken ab und konzentrierte sich wieder auf das, was vor ihr lag. Es ging schlie?lich um eine m?gliche Spur. Und eine Spur brauchte sie unbedingt. Ende November hatte Mags versucht, mit diesem geheimnisvollen Mann in Kontakt zu treten, der sich Schwarzer Witwer nennt. Er war bekannt daf?r, dass er die Drecksarbeit f?r die Reichen und M?chtigen verrichtete. Er brachte politische Feinde zum Schweigen, lie? aufdringliche Reporter verschwinden oder beschaffte besonders vertrauliche Materialien. In diesem Fall vermutete Keri, dass er entweder ihre Tochter in seiner Gewalt hatte, oder zumindest wusste, wo sie sich befand. Denn vor sechs Wochen hatte Keri den Mann ausfindig gemacht, der Evie all die Jahre gefangen gehalten hatte. Es handelte sich dabei um einen professionellen Entf?hrer, der unter dem Decknamen der Sammler bekannt war. Keri wusste inzwischen, dass sein echter Name Brian Wickwire war. Bei ihrem Zusammentreffen war es zu einem Kampf auf Leben und Tod gekommen, in dem Keri ihn schlie?lich get?tet hatte. Als sie sp?ter sein Appartment durchsucht hatte, waren ihr Informationen in die H?nde gefallen, dank derer sie Evie ausfindig machen konnte. Doch gerade als sie dort eingetroffen war, hatte sie gesehen, wie ein ?lterer Mann das M?dchen in einen schwarzen Van gedr?ngt hatte. Sie hatte nach ihrer Tochter gerufen, die inzwischen dreizehn Jahre alt war, und sie hatte geh?rt, wie ihre Tochter das Wort Mama gesagt hatte. Doch dann hatte der Mann Keris Auto gerammt und war mit Evie entkommen. Benommen hatte Keri zusehen m?ssen, wie ihre Tochter zum zweiten Mal vor ihren Augen entf?hrt wurde. Noch in der gleichen Nacht hatte man den Van auf einem leeren Parkplatz gefunden. Der Mann war mit einem Kopfschuss hingerichtet worden. Von Evie fehlte jede Spur. Wochenlang hatte das Department in jede erdenkliche Richtung ermittelt und ?berall nach ihr gesucht. Doch sie fanden nichts als Sackgassen. Irgendwann mussten sie sich wieder auf andere F?lle konzentrieren. Letzten Endes war es Mags gewesen, die eine frische Spur ausgraben konnte. Mags sah zwar aus wie das Titelmodell eines High Society Magazins, aber eigentlich war sie eine knallharte Enth?llungsjournalistin. Sie hatte Parallelen entdeckt zwischen Evies Verschwinden und einem Fall, an dem sie vor Jahren gearbeitet hatte. So war sie auf den Schwarzen Witwer gekommen. N?chtliche Hinrichtungen per Kopfschuss auf leeren Parkpl?tzen waren eine Art Markenzeichen. Au?erdem wussten sie ?ber ihn, dass er einen nicht-registrierten Lincoln Continental fuhr, und genau so einen hatte die ?berwachungskamera des Parkplatzes aufgezeichnet. So hatte Mags auf einen anonymen Tipp hin eine verschl?sselte Nachricht an den Schwarzen Witwer gesendet – und zwar ?ber die Kleinanzeigen der Tageszeitung. Das war scheinbar seine bevorzugte Methode, um mit potenziellen Kunden in Kontakt zu treten. Zu ihrer ?berraschung hatte er fast unverz?glich geantwortet. Er w?rde sich bald darum k?mmern, dass sie alles N?tige besprechen konnten. Bis dahin sollte sie sich eine neue E-Mail Adresse zulegen. Seitdem hatte sie leider nichts mehr von ihm geh?rt. Mags hatte vor drei Wochen noch ein zweites Mal versucht, ihn zu erreichen, aber sie hatte keine Antwort mehr bekommen. Keri wollte, dass sie es noch einmal versuchte, aber Mags hielt das f?r eine schlechte Idee. Wenn sie ihn unter Druck setzten, w?rde er einfach komplett abtauchen. Auch wenn es frustrierend war, mussten sie abwarten, dass er sich meldete. Keri machte sich jedoch Sorgen, dass er das vielleicht nie wieder tun w?rde. Als sie jetzt zum dritten Mal die Kleinanzeigen ?berflog, ging ihr durch den Kopf, wie sich diese zuerst so vielversprechende Spur langsam in eine weitere Sackgasse verwandelte. Sie schloss die Webseite, schloss die Augen und atmete ein paarmal tief durch. Um gegen die Hoffnungslosigkeit anzukommen, lie? sie ihren Gedanken freien Lauf. Manchmal half genau das, um pl?tzlich Zusammenh?nge zu sehen, die ihr vorher entgangen waren. Es muss einen Hinweis geben. Was habe ich ?bersehen? Es ist da, ich muss es nur erkennen. Aber sie kam nicht weiter. Ihre Gedanken kreisten um den Schwarzen Witwer. Niemand wusste, wer er wirklich war. Niemand wusste, wo man ihn finden kann. Vor einiger Zeit hatte sie das Gleiche ?ber den Sammler gedacht. Dennoch war es ihr gelungen, ihn aufzusp?ren, ihn zu t?ten und die n?tigen Informationen zu finden, die sie zu ihrer Tochter gef?hrt hatte. Wenn sie es einmal geschafft hatte, w?rde sie es auch ein zweites Mal schaffen. Vielleicht sollte ich mir noch einmal die E-Mails und die Wohnung des Sammlers ansehen. Vielleicht habe ich dort etwas ?bersehen. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass der Sammler und der Schwarze Witwer in derselben Unterwelt t?tig waren. Beide boten ihren Kunden kriminelle Dienste an. Der eine war ein Kidnapper und der andere ein Auftragskiller. Es war nicht ausgeschlossen, dass sich ihre Wege irgendwann gekreuzt hatten. Vielleicht gab es beim Sammler tats?chlich irgendwelche Hinweise zu finden. Pl?tzlich fiel ihr auf, dass es noch einen weiteren Zusammenhang gab. Beide kannten einen gewissen gut betuchten Strafverteidiger namens Jackson Cave. Die meisten Leute kannten Cave als semi-prominenten Rechtsanwalt, aber Keri hatte eine andere Seite an ihm gesehen: einen zwielichtigen Dealmaker, der den ?belsten Abschaum der Gesellschaft verteidigte und hinter den Kulissen aus Zwangsprostitution, Drogenhandel und Mord Profite schlug. Leider konnte Keri ihm nichts beweisen, weil sie selbst ein paar Geheimnisse zu h?ten hatte. Dass Cave mit beiden M?nnern bekannt war, lag allerdings auch ohne Beweise auf der Hand. Das wiederum w?rde vermuten lassen, dass sie sich wirklich gekannt hatten. Auch wenn es nicht viel war, w?rde es sich doch lohnen, noch einmal genauer hinzusehen. Sie brauchte irgendetwas, um nicht durchzudrehen. Gerade als sie in den Lagerraum f?r Beweismittel gehen wollte, um noch einmal Wickwires Sachen durchzugehen, kam ihr Partner Ray Sands an ihren Tisch. „Ich habe gerade Lieutenant Hillman im Aufenthaltsraum getroffen“, sagte er, „wir haben einen neuen Fall. Ich werde dir alle Informationen unterwegs geben. K?nnen wir sofort los? Du siehst aus, als h?ttest du gerade etwas vorgehabt.“ „Nur ein paar Nachforschungen“, antwortete sie und schaltete ihren Computer aus. „Aber das kann auch noch etwas warten. Fahren wir.“ Ray sah sie neugierig an. Er hatte gemerkt, dass sie ihm etwas verheimlichte. Das war ihr klar. Aber er sagte nichts mehr dazu und so stand sie auf und verlie? mit ihm zusammen das Revier. * Keri und Ray geh?rten zur Einheit f?r Vermisste Personen bei der West Los Angeles Division. Es war eine der angesehensten Einheiten des LAPD und sie und Ray waren der Hauptgrund daf?r. Sie hatten in den vergangenen achtzehn Monaten mehr F?lle gel?st, als die meisten anderen Einheiten in drei Jahren. Leider hatte Keri auch den Ruf etwas verr?ckt zu sein, und ebenso viele Probleme zu verursachen wie zu l?sen. Technisch gesehen wurde derzeit noch gegen sie ermittelt, weil ihre Begegnung mit dem Sammler nicht gerade nach Vorschrift abgelaufen war. Aber angeblich handelte es sich bei den Untersuchungen nur um eine Formalit?t, um die sich polizeiintern gek?mmert werden musste. Trotzdem f?hlte sie sich, als w?rde diese Geschichte wie eine dunkle Wolke ?ber ihr schweben. Obwohl man ihre Methoden hin und wieder in Frage stellen konnte, sprachen die Ergebnisse ihrer Ermittlungen f?r sich. Ray und Keri waren die Besten der Besten, auch wenn sie gerade privat ein paar Herausforderungen zu meistern hatten. Keri beschloss, jetzt nicht dar?ber nachzudenken. Sie konnte sich schlie?lich nicht gleichzeitig auf eine Vermisstenmeldung und auf ihre private Beziehung zu Ray konzentrieren.  Als sie im Auto sa?en, erz?hlte er ihr alles ?ber den neuen Fall. Sie sah aus dem Seitenfenster, um seine starken, dunklen H?nde, die das Lenkrad hielten, nicht im Blickfeld zu haben. „Unser potenzielles Opfer hei?t Jessica Rainey“, sagte Ray. „Sie ist zw?lf Jahre alt und lebt in Playa del Rey. Ihre Mutter trifft sie normalerweise auf dem Fahrradweg nach der Schule, aber heute hat sie nur das Fahrrad am Stra?enrand und ihren Rucksack in einem Geb?sch gefunden.“ „Was wissen wir ?ber die Eltern?“, fragte Keri, als sie den Culver Boulevard entlang fuhren. Zuf?llig wohnte sie auch ganz in der N?he. Erfahrungsgem?? konnte Entfremdung eine wichtige Rolle spielen. In gut der H?lfte aller F?lle von vermissten Kindern hatte ein Elternteil das Kind entf?hrt. „Nicht viel“, sagte Ray und lenkte das Auto geschmeidig durch den Stadtverkehr. Es war Anfang Januar und drau?en war es kalt, aber Keri bemerkte Schwei?perlen auf Rays Stirn. Er war nerv?s. Doch bevor Keri der Sache nachgehen konnte, redete er weiter. „Verheiratet, Mutter arbeitet von zu Hause aus. Sie entwirft Hochzeitseinladungen. Der Vater arbeitet in Silicon Beach f?r eine IT-Firma. Sie haben auch einen j?ngeren Sohn, er ist sechs Jahre alt. Er ist heute den ganzen Nachmittag in der Hausaufgabenbetreuung. Die Mutter hat dort angerufen um sicherzugehen, dass dort alles in Ordnung ist. Hillman hat ihr geraten, ihn vorerst noch dort zu lassen, damit f?r ihn alles so lange wie m?glich normal bleibt.“ „Klingt soweit alles ganz normal“, kommentierte Keri. „Ist die Spurensicherung schon unterwegs?“ „Ja, Hillman hat sie informiert. Vielleicht sind sie schon vor Ort und untersuchen Fahrrad und Rucksack auf Fingerabdr?cke.“ Ray passierte gerade die Kreuzung bei Jefferson Boulevard. Keri konnte ihr Appartement fast schon sehen. Der Strand war nur noch eine halbe Meile entfernt. Das Haus der Raineys lag in einem angesagten Gebiet des Stadtteils in den H?geln. Keine f?nf Minuten von dort befanden sich mehrere Multimillionen-Dollar Villen. Keri bemerkte, dass Ray ungew?hnlich still geworden war. Sie wusste, dass er Anlauf nahm, etwas Unangenehmes anzusprechen. Ohne zu wissen warum, f?rchtete sie sich davor. Sie kannte Ray Sands seit mehr als sieben Jahren, noch bevor Evie entf?hrt worden war. Damals hatte sie als Professorin f?r Kriminologie an der Loyola Marymount University gearbeitet und er war als Gastredner in ihrem Kurs gekommen. Als Keris Leben nach der Entf?hrung ihrer Tochter auseinanderzufallen begann, war er f?r sie da gewesen – als ermittelnder Detective und auch als Freund. Er stand ihr zur Seite, als sie sich von ihrem Mann scheiden lie? und als ihre Karriere den Bach hinunterging. Ray hatte sie damals ?berzeugt, Polizistin zu werden. Nach zwei Jahren Streifendienst kam sie dann zur Einheit f?r Vermisste Personen und Ray wurde ihr Partner. Mit der Zeit waren sie sich n?her gekommen. Vielleicht lag es an ihrer lockeren Art miteinander zu flirten. Vielleicht lag es daran, dass sie sich mehrmals gegenseitig das Leben gerettet hatten. Vielleicht lag es einfach an der besonderen Anziehungskraft zwischen ihnen. Irgendwann war ihr aufgefallen, dass Ray, der schon immer beliebt bei den Frauen gewesen war, aufgeh?rt hatte, ?ber seine weiblichen Bekanntschaften zu sprechen. In den letzten Monaten hatten sie immer mehr Zeit miteinander verbracht. Sie besuchten sich gegenseitig nach Feierabend, sie gingen zusammen ins Restaurant, sie riefen sich gegenseitig an, wenn es Dinge zu besprechen gab, die nichts mit der Arbeit zu tun hatten. Es war fast, als w?ren sie ein Paar; in fast jeder Hinsicht. Sie hatten bisher nie den letzten entscheidenden Schritt gewagt, um ihre Beziehung zu besiegeln. Sie hatten sich noch nicht einmal gek?sst. Warum will ich nicht, dass er es sagt? Keri war gerne mit Ray zusammen und ein Teil von ihr wollte mehr von ihrer Beziehung. Sie f?hlte sich ihm so nah, dass es beinahe komisch war, dass nichts zwischen ihnen passierte. Dennoch f?rchtete sie sich vor dem n?chsten Schritt, auch wenn sie den Grund daf?r nicht in Worte fassen konnte. Jetzt sp?rte sie, dass Ray kurz davor war, diese unsichtbare Schwelle zu ?berschreiten. „Kann ich dich etwas fragen?“, begann er, als er in Pershing Drive einbog. Diese Stra?e w?rde sie bis in die reiche Gegend von Playa del Rey bringen. „Okay.“ Bitte tu es nicht. Das wird alles ruinieren. „Du stehst mir so nahe, wie kein anderer auf dieser Welt“, sagte er sanft. „Und ich habe den Eindruck, dass es dir mit mir nicht anders geht. Habe ich recht?“ „Ja.“ Fahr doch etwas schneller, wir sind fast da. Ich muss aus diesem Auto raus. „Aber wir haben nichts in diese Richtung unternommen“, sagte er. „Wohl nicht“, murmelte sie unsicher. „Ich m?chte das gerne ?ndern.“ „M-hm.“ „Ich bitte dich hiermit ganz offiziell um ein Date, Keri. Ich will am Wochenende gerne mit dir ausgehen. W?rdest du mit mir zu Abend essen?“ Sie antwortete nicht sofort. Als sie schlie?lich den Mund ?ffnete, um etwas zu sagen, war sie selbst nicht sicher, was es war. „Besser nicht, Ray. Aber danke f?r die Einladung.“ Ray starrte geradeaus auf die Stra?e. Sein Mund stand ein bisschen offen, aber er sagte nichts. Auch Keri war erstaunt von ihrer Antwort und k?mpfte schweigend gegen den Drang an, aus dem fahrenden Auto zu springen. KAPITEL ZWEI Ohne noch ein Wort zu wechseln bogen sie von Pershing Drive in Rees Street ein und fuhren den steilen H?gel hinauf, bis sie Ridge Avenue erreichten. Keri sah den Transporter der Spurensicherung vor einem gro?en Haus stehen. „Ich sehe die Spurensicherung“, sagte sie tumb, um endlich das Schweigen zu brechen. Ray nickte und parkte den Wagen hinter dem Transporter. Sie stiegen aus und gingen zum Haus. Keri fummelte an ihrem Pistoleng?rtel herum, um Ray ein paar Meter Vorsprung zu geben. Sie sp?rte, dass er nicht in der Stimmung war, Seite an Seite mit ihr zu erscheinen. W?hrend sie hinter ihm ging, bestaunte sie wieder einmal, wie beeindruckend seine Statur war. Ray, ein einundvierzig Jahre alter Afro-Amerikaner, war ?ber ein Meter neunzig gro?, wog bestimmt 100 Kilo und hatte einen Glatzkopf. Fr?her hatte er als professioneller Boxer sein Geld verdient. Er sah immer noch aus, als w?re er fit f?r den Ring, trotz aller Herausforderungen, denen er sich seit dem Ende seiner sportlichen Karriere stellen musste: das Ende seiner Ehe, das neue Leben mit einem Auge aus Glas, die Schussverletzung. Er war stark bemuskelt, aber nicht ?bergewichtig, und gleichzeitig ?berraschend galant f?r einen Mann seiner Gr??e. Kein Wunder, dass er so beliebt bei den Frauen war. Ein paar Monate zuvor h?tte sie sich vielleicht gewundert, warum er sich f?r sie interessierte. Aber in letzter Zeit hatte sie, obwohl sie fast sechsunddrei?ig war, wieder den jugendlichen Elan zur?ckgewonnen, der ihr auch fr?her schon Bewunderung vom anderen Geschlecht eingebracht hatte. Sie w?rde nie ein Supermodel werden, aber seit sie wieder Kampfsport betrieb und nicht mehr so viel Alkohol trank, hatte sie f?nf Kilo abgenommen und war wieder so fit, wie vor der Scheidung. Au?erdem hatte sie keine dunklen Ringe mehr unter den Augen und hin und wieder trug sie ihr dunkelblondes Haar sogar offen, anstatt wie gew?hnlich in einem strengen Pferdeschwanz. Sie f?hlte sich endlich wieder wohl in ihrer Haut. Warum hatte sie also Rays Einladung ausgeschlagen? Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt um pers?nliche Probleme zu w?lzen. Konzentrier‘ dich lieber auf den Fall. Also verdr?ngte sie alle irrelevanten Gedanken und sah sich aufmerksam um. Sie wollte sich einen Eindruck von der Welt der Raineys verschaffen, bevor sie die Ermittlungen aufnahm. Playa del Rey war keine besonders gro?e Nachbarschaft, aber die sozialen Differenzen waren gravierend. Keris Appartment befand sich beispielsweise direkt ?ber einem chinesischen Restaurant, in einem Bezirk, in dem gr??tenteils Arbeiter lebten. Das gleiche galt f?r die kleinen Wohnblocks bei Manchester Avenue. Aber je n?her man dem Strand und dem H?gel kam, auf dem die Raineys wohnten, desto gr??er und pomp?ser wurden die H?user, die fast alle Ausblick aufs Meer boten. Das Haus, vor dem sie jetzt stand, war ziemlich beeindruckend, wenn auch nicht so m?chtig wie einige Villen in der Gegend. Es strahlte jedoch eine famili?re Gem?tlichkeit aus. Das Gras im Vorgarten war ein bisschen zu lang, um ordentlich zu sein, und ?berall lagen Spielsachen verstreut, einschlie?lich einer blauen Plastik-Rutsche und einem umgeworfenen Dreirad. Der gepflasterte Weg zur Haust?r war mit Kreide verziert, eindeutig das Werk des sechsj?hrigen Sohnes. Der Treppenabsatz an der Haust?r wies die ausgefeilteren Kunstwerke eines Teenagers auf. Ray klingelte und warf lieber einen Blick durch den T?rspion als zu Keri. Sie sp?rte seinen Frust und seine Verwirrung und sie beschloss, sich zur?ckzuhalten. Sie h?tte ohnehin nicht gewusst, was sie sagen sollte. Keri h?rte, wie jemand zur T?r eilte und keine Sekunde sp?ter flog die T?r auf und eine Frau Ende drei?ig erschien vor ihnen. Sie trug eine lange dunkle Hose und eine elegante Baumwollbluse. Sie hatte kurzes dunkles Haar und hatte ein sympathisches, offenes Gesicht. Ihre Augen waren ger?tet und feucht von Tr?nen. „Mrs. Rainey?“, fragte Keri in ruhigem Ton. „Ja. Sind Sie die Detectives?“, fragte sie hoffnungsvoll. „Ja“, entgegnete Keri. „Ich bin Keri Locke und das hier ist mein Partner, Ray Sands. D?rfen wie hereinkommen?“ „Nat?rlich. Bitte. Mein Mann Tim holt gerade ein paar Fotos von Jessi. Er wird gleich zu uns sto?en. Haben Sie schon etwas herausgefunden?“ „Noch nicht“, sagte Ray. „Aber wie ich sehe, ist das Team von der Spurensicherung bereits eingetroffen. Wo sind sie?“ „In der Garage. Sie untersuchen Jessis Sachen gerade auf Fingerabdr?cke. Mir wurde gesagt, dass ich nichts anr?hren soll. Aber ich konnte die Sachen doch nicht einfach auf der Stra?e liegen lassen. Wenn jemand sie mitgenommen h?tte, h?tten wir ?berhaupt keine Beweise mehr.“ W?hrend sie sprach, wurde ihre Stimme immer h?her und panischer. Keri sah ihr an, dass sie kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand. „Ganz ruhig, Mrs. Rainey“, sagte sie. „M?gliche Abdr?cke k?nnen immer noch sichergestellt werden und Sie k?nnen uns sp?ter zeigen, wo Sie den Rucksack und das Fahrrad gefunden haben.“ In diesem Moment h?rten sie, dass jemand die Treppe herunterkam. Keri drehte sich um und sah einen Mann mit einem Stapel Fotos auf sich zukommen. Er war schlank und hatte wirres braunes Haar und eine Brille mit einem d?nnen Silberrahmen. Tim Rainey trug ein Hemd und Khakis. Er sah genauso aus, wie Keri sich einen IT-Experten vorstellte. „Tim“, sagte seine Frau, „das sind die Detectives, die uns helfen werden, Jessi wieder zu finden.“ „Danke, dass Sie sofort gekommen sind“, sagte er so leise, dass es fast gefl?stert war. Keri und Ray sch?ttelten ihm nacheinander die Hand und Keri bemerkte, dass die andere Hand, in der er die Fotos hielt, leicht zitterte. Seine Augen waren zwar nicht rot, aber er war unendlich blass und auf seiner Stirn zeichneten sich Sorgenfalten ab. Er wirkte v?llig ?berw?ltigt von dem pl?tzlichen Stress. Keri wusste genau, wie er sich jetzt f?hlte. „Vielleicht sollten wir Platz nehmen und Sie erz?hlen uns ganz genau, was sich heute ereignet hat“, sagte sie, als ihre Knie ebenfalls zu zittern begannen. Carolyn Rainey f?hrte sie ins Wohnzimmer, wo ihr Mann die Fotos auf den Tisch legte und sich schwer auf die Couch fallen lie?. Sie setzte sich neben ihn und legte ihre Hand auf sein Knie, das jetzt wild auf und ab wippte. Unter der Ber?hrung beruhigte er sich sofort. „Ich bin losgegangen um Jessi von der Schule abzuholen“, begann Carolyn, „ich gehe ihr jeden Tag entgegen und sie f?hrt mit dem Fahrrad, bis wir uns treffen. Den Rest gehen wir gemeinsam nach Hause. Wir treffen uns fast immer an der gleichen Stelle, einen Block hin oder her.“ Tim Raineys Knie begann wieder wild zu zittern und sie t?tschelte es, um ihn darauf aufmerksam zu machen. Sobald er sich entspannte, redete sie weiter. „Als ich schon weit ?ber die H?lfte zur?ckgelegt hatte, habe ich mir langsam Sorgen gemacht. Es ist erst zweimal vorgekommen, dass ich  ganz zur Schule gehen musste. Einmal hatte sie ein Textbuch in ihrem Spind vergessen und musste umkehren und einmal war ihr pl?tzlich schlecht geworden. Beide Male hat sie mich angerufen und Bescheid gesagt.“ „Wenn ich kurz unterbrechen darf“, sagt Ray, „geben Sie mir doch bitte ihre Handynummer. Wir k?nnen sie vielleicht tracken.“ „Daran habe ich auch schon gedacht. Ich habe sie also sofort angerufen, als ich ihre Sachen gefunden habe. Ihr Handy lag im gleichen Busch. In dem ich den Rucksack gefunden habe.“ „Haben Sie es hier?“, fragte Keri. „Vielleicht k?nnen wir noch verwertbare Daten darauf finden.“ „Die Spurensicherung hat es.“ „Sehr gut“, sagte Keri. „Wir werden es uns ansehen, sobald sie es freigeben. Darf ich Ihnen zun?chst noch ein paar Fragen stellen?“ „Nat?rlich“, sagte Carolyn. „Hatte Jessica in letzter Zeit mit irgendjemandem Schwierigkeiten? Vielleicht mit Freunden?“ „Nein. Aber sie hat sich pl?tzlich f?r einen anderen Jungen interessiert. Die Winterferien gingen vor kurzem zu Ende und sie sagte, dass die Ferien einiges ver?ndert h?tten. Da ihr erster Schwarm aber nie herausgefunden hat, dass sie in ihn verliebt war, glaube ich kaum, dass ihr Verschwinden etwas damit zu tun hat.“ „Es w?re dennoch hilfreich, wenn Sie uns die Namen der beiden Jungen aufschreiben k?nnten“, sagte Ray. „Hat sie ihnen je von besonderen Leuten innerhalb oder au?erhalb der Schule erz?hlt?“ Die Raineys sch?ttelten gleichzeitig den Kopf. „Darf ich?“, fragte Keri und deutete auf die Fotos. Carolyn nickte. Keri nahm den Stapel in die Hand und begann, sich die Aufnahmen anzusehen. Die zw?lfj?hrige Jessica Rainey sah ganz normal aus. Sie zeigte ein breites L?cheln und hatte die leuchtenden Augen ihrer Mutter und die wilden braunen Haare ihres Vaters. „Wir werden jede m?gliche Spur untersuchen“, versicherte Ray ihnen. „Aber bitte ziehen Sie keine voreiligen Schl?sse. Es ist durchaus m?glich, dass es sich nur um ein Missverst?ndnis handelt. Seit ?ber zwei Jahren gab es in dieser Gegend keine gemeldeten F?lle von Kindesentf?hrung, wir sollten uns mit solchen Vermutungen also vorerst zur?ckhalten.“ „Das ist uns auch bewusst“, sagte Carolyn Rainey, „aber Jessi w?rde nicht einfach mit Freunden nach Hause gehen und ihre Sachen am Stra?enrand liegen lassen. Und sie w?rde niemals freiwillig ihr Handy zur?cklassen. Das passt einfach nicht zu ihr.“ Ray antwortete nichts darauf. Keri wusste, dass er das Gef?hl hatte, eine andere Erkl?rung anbieten zu m?ssen. Normalerweise w?rde er auch nicht so schnell an eine Entf?hrung glauben wie Keri. Aber jetzt schien selbst Ray keine Gr?nde zu finden, warum Jessica ihre Sachen einfach auf der Stra?e liegengelassen h?tte. „K?nnen wir ein paar dieser Fotos mitnehmen?“, fragte Keri, um die unangenehme Stille zu ?berbr?cken. „Wir w?rden sie gerne an ein paar Kollegen weitergeben.“ „Nat?rlich. Nehmen Sie alle mit, wenn Sie wollen“, sagte Carolyn. „Nicht alle“, meldete Tim sich zu Wort und zog ein Foto aus dem Stapel. „Das hier w?rde ich gerne behalten, wenn Sie einverstanden sind.“ Auf dem Foto war Jessica mit Wanderstiefeln und einem viel zu gro?en Rucksack in einem Wald zu sehen. Ihr Gesicht zeigte eine Art Kriegsbemalung und um den Kopf hatte sie ein buntes Band gewickelt. Sie grinste fr?hlich. Zur Identifikation war es eher ungeeignet, und Keri sp?rte, dass es ihrem Vater sehr wichtig war. „Behalten Sie es. Wir haben, was wir brauchen“, sagte sie sanft, bevor sie wieder zur Sache kam. „Es gibt noch ein paar andere Dinge, die wir so schnell wie m?glich von Ihnen brauchen. Schreiben Sie es sich besser auf. In solchen Situationen ist Zeit ein wichtiger Faktor. Leider werden wir nicht immer R?cksicht auf Ihre Gef?hle nehmen k?nnen. Sind Sie bereit?“ Beide nickten. „Gut“, sagte Keri. „Wir werden folgenderma?en vorgehen. Mrs. Rainey, Sie zeigen uns bitte ganz genau, welchen Weg Sie und Jessica normalerweise nehmen. Au?erdem m?ssen wir uns in ihrem Zimmer umsehen, einschlie?lich Computer und Tablet, wenn Jessica solche Ger?te besitzt. Wie schon erw?hnt werden wir auch ihr Handy untersuchen.“ „Okay“, sagte Mrs. Rainey und schrieb sich ein paar Stichpunkte auf. „Au?erdem brauchen wir eine Liste von Jessicas Freunden, einschlie?lich Kontaktinformationen. Schreiben Sie auch alle Personen auf, mit denen sie im vergangenen Jahr Schwierigkeiten hatte. Und wir brauchen die Telefonnummer des Schuldirektors und falls Sie die Nummern des Klassenlehrers und des Vertrauenslehrers haben, geben Sie sie uns bitte auch. Das geht schneller, als mit der Schulverwaltung Kontakt aufzunehmen.“ „Kein Problem, ich besorge Ihnen alles, was Sie brauchen“, sagte Carolyn. „Schreiben Sie bitte auch Namen und Telefonnummern von Sporttrainern und Tutoren auf, wenn Jessica welche hatte“, f?gte Ray hinzu, „und vergessen Sie nicht die beiden Jungen, in die sie verliebt war. Detective Locke und ich werden uns aufteilen, um so schnell wie m?glich voranzukommen.“ Keri sah ihn an. Seine Stimme klang ganz normal, aber sie wusste, dass mehr dahinter steckte. Nimm es nicht pers?nlich, es ist sinnvoll sich aufzuteilen. „Ja“, sagte sie schlie?lich, „ich werde mit Mrs. Rainey den Schulweg abgehen, bevor es dunkel wird. Wir haben noch eine gute Stunde bis Sonnenuntergang. Unterwegs k?nnen wir auch an der Liste arbeiten.“ „Sie k?nnen mir inzwischen Jessicas Zimmer zeigen, Mr. Rainey“, sagte Ray. „Danach sollten Sie Ihren Sohn abholen. Wie hei?t er eigentlich?“ „Nathaniel. Nate.“ „Nun, bis Sie mit ihm nach Hause kommen, wird die Spurensicherung ihre Arbeit abgeschlossen haben. Dann sind nicht mehr so viele fremde Menschen im Haus. Wahrscheinlich wollen Sie die Situation f?r ihn m?glichst normal halten. Wenn wir ihn befragen m?ssen, ist er dann nicht so eingesch?chtert.“ Tim Rainey nickte geistesabwesend, als h?tte er ganz vergessen, dass er noch einen Sohn hat. Ray fuhr fort. „Sobald Sie sich auf den Weg machen, werde ich zur Schule gehen und mich mit ein paar Leuten unterhalten. Wenn wir Gl?ck haben, gibt es vielleicht ?berwachungskameras. Mrs. Rainey, ich werde Sie und Detective Locke an der Schule treffen und Sie dann wieder nach Hause bringen.“ „Werden Sie eine Vermisstenmeldung an die ?ffentlichkeit geben?“, fragte Carolyn Rainey. „Vorerst nicht“, sagte Ray. „M?glicherweise werden wir das bald tun, aber zuerst brauchen wir noch ein paar Informationen. Wir wissen noch nicht genug ?ber ihr Verschwinden.“ „Machen wir also uns an die Arbeit“, sagte Keri, „je schneller wir die einzelnen Punkte abarbeiten, desto besser k?nnen wir uns ein Bild machen.“ Sie standen auf. Carolyn Rainey nahm ihre Handtasche und ging zur T?r. „Ich melde mich, wenn wir etwas herausfinden“, sagte sie zu ihrem Mann und dr?ckte ihm einen Kuss auf die Wange. Er nickte und nahm sie fest in die Arme. Keri sah zu Ray, der die beiden beobachtete. Als sein Blick zu ihr wanderte, sah sie ihm an, dass er immer noch entt?uscht war. „Ich rufe dich an, wenn wir bei der Schule angekommen sind“, sagte sie leise zu ihm. Er nickte nur. Seine k?hle Reaktion erschreckte sie, aber sie konnte es verstehen. Er war das Risiko eingegangen und hatte einen Schritt auf sie zu gewagt und sie hatte ihn ohne jede Erkl?rung abgewiesen. Vielleicht war es gut, dass sie eine Weile ohne den anderen arbeiteten. Als die beiden Frauen das Haus verlie?en und sich langsam entfernten, ging ihr ein Gedanke nicht mehr aus dem Kopf. Ich habe es verbockt. KAPITEL DREI Neunzig Minuten sp?ter sa? Keri wieder an ihrem Schreibtisch. Sie stie? ein frustriertes Seufzen aus. Die vergangenen eineinhalb Stunden waren ergebnislos gewesen. Sie hatten auf dem Weg nichts Au?ergew?hnliches feststellen k?nnen. Keine Anzeichen eines Kampfes, keine Reifenspuren an der Stelle, an der Mrs. Rainey Jessicas Fahrrad gefunden hatte. Keri hatte an mehreren H?usern geklingelt um festzustellen, ob irgendjemand etwas gesehen oder zur Stra?e gerichtete ?berwachungskameras installiert hatte, aber ohne Erfolg. Als sie die Schule erreicht hatten, hatte Ray bereits mit dem Schuldirektor geredet, der ihnen versprochen hatte, eine E-Mail an alle Familien zu schicken, f?r den Fall, dass irgendjemand etwas wusste, was f?r sie hilfreich sein k?nnte. Der Sicherheitsdienst hatte bereits s?mtliche ?berwachungsmaterialien zusammengestellt und w?hrend Ray in der Schule blieb, um sich diese Materialien anzusehen, hatte Keri Mrs. Rainey nach Hause gebracht und war auf das Revier zur?ckgefahren, um sich mit den m?glichen Zeugen in Verbindung zu setzen. Mrs. Rainey hatte vermutlich den Eindruck, dass sich die beiden Detectives einfach nur die Arbeit aufteilten. Gewisserma?en stimmte das auch, aber insgeheim h?tte sie es nicht ertragen, schweigend neben Ray zur?ck zur West-LA Division zu fahren. Stattdessen war sie vom Haus der Raineys aus mit der Bahn weitergefahren. Seit einer halben Stunde war sie nun dabei, Jessicas Freunde und Klassenkameraden anzurufen. Doch bisher hatte ihr niemand brauchbare Informationen geben k?nnen. Drei ihrer Freunde hatten gesehen, wie Jessica mit dem Fahrrad losgefahren war, aber ihnen war nichts Au?ergew?hnliches aufgefallen. Keri hatte auch die beiden Jungen kontaktiert, die Jessica in den vergangenen Wochen zu Hause erw?hnt hatte. Obwohl beide wussten, wer Jessica Rainey war, schien keiner der beiden ?ber ihre Gef?hle Bescheid zu wissen. Keri war nicht ?berrascht. Als sie in Jessicas Alter gewesen war, hatte sie ganze Hefte mit den Namen von Jungs gef?llt, die ihr gefielen, ohne je mit ihnen geredet zu haben. Dann rief sie Jessicas Lehrer an, ihren Softball-Trainer, ihren Mathe-Tutor und sogar den Leiter ihrer Nachbarschaftswache. Wenn jemand nicht antwortete, hinterlie? sie eine Nachricht. Doch niemand wusste irgendetwas ?ber Jessica. Jetzt w?hlte sie Rays Nummer. Er antwortete beim ersten Klingeln. „Sands.“ „Ich habe leider nichts Neues“, sagte sie und versuchte, sich einzig auf den Fall zu konzentrieren. „Niemandem ist irgendetwas aufgefallen. Ihre Freunde sagen, dass alles wie immer war, als sie von der Schule losgefahren ist. Ich warte noch auf ein paar R?ckrufe, aber ich glaube kaum, dass sie viel hergeben werden. Hattest du mehr Gl?ck?“ „Bisher nicht. Die Kameras decken nur das Schulgel?nde ab. Ich habe die Aufnahme gefunden, die zeigt, wie Jessica sich von allen verabschiedet und losf?hrt, aber das war’s. ich habe den Sicherheitsdienst gebeten, alle Aufnahmen dieser Woche herauszusuchen. Vielleicht finden wir etwas Verd?chtiges. Das kann aber eine Weile dauern.“ Zwischen den Zeilen h?rte Keri heraus, dass er so bald nicht aufs Revier kommen w?rde. Keri beschloss, es zu ignorieren. „Ich finde, wir sollten die Vermisstenmeldung herausgeben“, sagte sie. „Es ist jetzt sechs Uhr, vor drei Stunden hat ihre Mutter die Polizei verst?ndigt. Es gibt keine Hinweise, dass es sich nicht um eine Entf?hrung handelt. Wenn sie direkt nach der Schule entf?hrt wurde, zwischen 2:45 und 3 Uhr, k?nnte sie inzwischen schon bis nach Palm Springs oder San Diego gebracht worden sein. Wir sollten so viel Aufmerksamkeit wie m?glich auf uns ziehen.“ „Einverstanden“, sagte Ray. „Kannst du dich darum k?mmern? Ich m?chte so schnell wie m?glich die Aufnahmen durchsehen.“ „Kein Problem. Kommst du aufs Revier, wenn du fertig bist?“ „Mal sehen“, antwortete er ausweichend. „Je nachdem, was ich noch finde.“ „Gut. Sag Bescheid, wenn du etwas hast.“ „Das werde ich“, sagte er und beendete das Gespr?ch, ohne sich zu verabschieden. Keri zwang sich, nicht dar?ber nachzudenken, sondern so schnell wie m?glich alles f?r die ?ffentliche Vermisstenmeldung vorzubereiten. Als sie damit fast fertig war, sah sie ihren Boss, Lieutenant Coleman, an ihrem Schreibtisch vorbeilaufen. Wie immer trug er eine locker gebundene Krawatte unter seiner Sportjacke und ein kurzes Hemd, das seinen Bauch nur m?hsam bedeckte. Er war nicht viel ?lter als f?nfzig, aber sein Job hatte ihn fr?hzeitig altern lassen, sodass sich jetzt schon tiefe Falten auf seiner Stirn und an den Augenlidern abzeichneten. Sein Haar schien mit jedem Tag grauer zu werden. Sie rechnete damit, dass er zu ihr her?ber kam, um sich ?ber den Stand der Ermittlungen zu informieren, aber er sah nicht einmal in ihre Richtung. Keri war das nur recht. Sie wollte sich zuerst bei den Kollegen von der Spurensicherung erkundigen, ob sie irgendwelche Fingerabdr?cke sicherstellen konnten. Nachdem sie die Vermisstenmeldung herausgegeben hatte, ging sie durch das Revier, in dem es f?r diese Uhrzeit erstaunlich ruhig war. Sie ging den Gang hinunter zu den R?umen der Spurensicherung, klopfte an die T?r und steckte ohne eine Antwort abzuwarten den Kopf durch die T?r. „Gibt es Neuigkeiten im Fall Jessica Rainey?“ Die neue Sekret?rin, eine junge Frau mit dunklen Haaren und Brille, sah von ihrem Magazin auf. Keri kannte sie nicht, weil die Stelle st?ndig neu besetzt wurde. Die junge Frau gab den Namen in ihren Computer ein. „Der Rucksack und das Fahrrad haben keine Fingerabdr?cke ergeben“, sagte sie. „Das Handy wird noch ?berpr?ft, aber den Eintr?gen nach zu schlie?en sind sie nicht besonders optimistisch, etwas zu finden.“ „K?nnen Sie mich bitte informieren, sobald die Untersuchungen abgeschlossen sind? Auch wenn es keine neuen Ergebnisse gibt. Ich m?chte mir das Handy gerne selbst ansehen.“ „Wird gemacht, Detective“, sagte sie und wandte sich wieder dem Magazin zu, noch bevor Keri die T?r hinter sich zugezogen hatte. Als sie jetzt alleine auf dem Gang stand, fiel ihr pl?tzlich auf, dass es f?r sie nichts mehr zu tun gab. Die Vermisstenmeldung war raus, Ray k?mmerte sich um die Aufnahmen der Video?berwachung, der Bericht der Spurensicherung war in Arbeit, Jessicas Handy war noch nicht freigegeben und sie hatte alle Nummern auf der Liste von Carolyn Rainey angerufen. Sie lehnte sich gegen die Wand und schloss die Augen. Zum ersten Mal seit Stunden g?nnte sie ihrem Kopf eine Pause. Sofort machten sich unerw?nschte Gedanken breit. Sie sah Rays verletzten und verwirrten Gesichtsausdruck vor sich. Sie sah einen schwarzen Van, der mit ihrer Tochter in der Dunkelheit verschwand. Sie sah die Augen des Sammlers, als sie seine Kehle zudr?ckte, obwohl er bereits an der Kopfwunde starb. Mit blo?en H?nden hatte sie dem Mann, der vor ?ber f?nf Jahren ihre Tochter gestohlen hatte, das letzte bisschen Leben aus dem K?rper gesch?ttelt. Sie sah die unscharfe Aufnahme des Schwarzen Witwers vor sich, wie er dem anderen Mann in den Kopf schie?t, Evie aus dem Van zieht und sie in seinen eigenen Wagen steckt. Schnell ?ffnete sie die Augen. Sie stand vor dem Lagerraum f?r Beweismittel. In den vergangenen Wochen war sie unz?hlige Male hier gewesen und die Fotos von Brian dem Sammler Wickwires Appartement studiert. Die eigentlichen Beweismittel wurden im Hauptquartier in der Innenstadt aufbewahrt, weil das Appartement in deren Zust?ndigkeitsbereich lag. Immerhin hatten die Verantwortlichen im Hauptquartier eingewilligt, dass der Polizeifotograf s?mtliche Beweismittel ablichtete, solange die Fotos die Polizeiwache nicht verlie?en. Da Keri den Tod eines Mannes auf dem Gewissen hatte, konnte sie ?ber diese Bedingungen nicht verhandeln. Sie hatte die Fotos nun seit ein paar Tagen nicht mehr angesehen und pl?tzlich hatte sie das Gef?hl, etwas ?bersehen zu haben. Irgendetwas sagte ihr, dass es eine Verbindung gab, die sie nur erkennen musste. Langsam betrat sie den Raum. Die Verwalterin war nicht ?berrascht, Keri zu sehen und schon ihr die Registrierungskarte ohne Kommentar entgegen. Keri trug sich ein und ging zielstrebig auf den Karton mit den Fotos zu. Sie wusste genau, in welchem Regal er stand. Sie nahm den Karton und stellte ihn auf einen der Tische, die im hinteren Teil des Raumes standen. Keri setzte sich und knipste die Leselampe an. Dann breitete sie die Fotos vor sich aus. Sie hatte sie schon so oft angesehen. Jedes Buch, das Wickwire besa?, war katalogisiert und abfotografiert worden, genau wie jedes einzelne Kleidungsst?ck und s?mtliche Gegenst?nde auf den K?chenregalen. Dieser Mann stand unter Verdacht, im Laufe der Jahre bis zu f?nfzig Kinder entf?hrt und verkauft zu haben, und die Detectives im Hauptquartier waren entschlossen, nichts unversucht zu lassen, um den Fall aufzukl?ren. Doch Keri sp?rte, dass das, was sie suchte, nicht auf den Fotos zu finden war, die sie zuletzt angesehen hatte. Es musste etwas sein, das sie v?llig unbewusst registriert hatte. Als sie vor wenigen Minuten auf dem Gang gestanden hatte, hatte sich bei all den schmerzhaften Erinnerungen pl?tzlich etwas in ihrem Verstand geregt. Was kann es nur sein? Wo liegt die Verbindung, die ich einfach nicht greifen kann? Und pl?tzlich sah sie es. ?ber dem Schreibtisch des Sammlers hingen einige Tierfotografien. Sie hatten alle die gleiche Gr??e. Eine Aufnahme zeigte einen Frosch auf einem Stein, daneben ein Feldhase mit aufgestellten Ohren und wieder daneben ein Specht, der gegen einen Baumstamm klopfte. Dann folgte ein Lachs, der gerade stromaufw?rts sprang und schlie?lich kam das Foto einer Spinne auf einem braunen Untergrund – genauer gesagt eine schwarze Witwe. Schwarze Witwe. Schwarzer Witwer. War das die fehlende Verbindung? Vielleicht war es nur Zufall. Den ermittelnden Detectives war ganz offensichtlich nichts verd?chtig vorgekommen. Sie hatten die Bilder nicht einmal als Beweismittel katalogisiert. Doch Keri wusste, dass der Sammler seine Informationen gerne verschl?sselte. So hatte sie schlie?lich auch Evie und zahlreiche weitere entf?hrte Kinder aufgesp?rt. Der Sammler hatte ihre Aufenthaltsorte auf Ansichtskarten notiert, verschl?sselt mit einem alphanumerischen Geheimcode. Keri wusste, dass es zwischen dem Sammler und dem schwarze Witwer noch eine Verbindung gab: Beide hatten mehrfach f?r Jackson Cave gearbeitet. Vielleicht sind sie sich bei einem Job begegnet? Hatte Wickwire so die Kontaktinformationen von anderen Kriminellen aufbewahrt, falls er je mit ihnen in Kontakt treten m?sste? Keri trug pl?tzlich jene Gewissheit in sich, die sie manchmal ?berkam, wenn sie einen wichtigen Hinweis in einem Fall gefunden hatte. Sie wusste, dass sie etwas N?tzliches finden w?rde, wenn sie nur das Foto untersuchen k?nnte. Leider befand es sich in Brian Wickwires Appartment, das immer noch unter Verschluss stand. Als sie vor zwei Wochen versucht hatte, sich Zutritt zu verschaffen, war es mit Polizeiband versiegelt und zwei Polizisten bewachten es rund um die Uhr. Sie ?berlegte gerade, wie sie trotzdem hineinkommen k?nnte, als ihr Handy klingelte. Es war Ray. „Hi“, sagte er z?gerlich. „Kannst du sofort zu den Raineys kommen?“, fragte er ohne Umschweife. „Selbstverst?ndlich. Was ist denn los?“ „Sie haben soeben eine L?segeldforderung erhalten.“ KAPITEL VIER Zwanzig angespannte Minuten sp?ter hielt Keri vor dem Haus der Raineys an. Wieder stand der Transporter der Spurensicherung bereits dort. Sie klopfte und Ray ?ffnete die T?r. Sie sah ihm an, dass die Situation mehr als d?ster war. Hinter ihm konnte sie die Raineys auf dem Sofa sitzen sehen. Carolyn weinte, ihr Gatte war v?llig erstarrt. „Ich bin froh, dass du hier bist“, sagte Ray aufrichtig. „Ich bin vor f?nf Minuten eingetroffen. Sie stehen kurz vor einem Nervenzusammenbruch.“ „Haben die Erpresser einen Zeitpunkt genannt?“, fragte Keri leise, als sie eingetreten war. „Ja, die ?bergabe soll heute um Mitternacht stattfinden. Sie wollen einhunderttausend.“ „Wow.“ „Aber das ist nicht das Schlimmste daran“, sagte Ray. „Du musst dir den Brief ansehen. Er ist irgendwie… komisch.“ Keri betrat das Wohnzimmer. Ein Mitarbeiter der Spurensicherung untersuchte gerade einen Umschlag von einem Express-Kurier auf Fingerabdr?cke. Sie drehte sich um und blickte zu Ray, der ihr kurz zunickte. „Verr?ckt, oder?“, fl?sterte er. „Ich habe noch nie geh?rt, dass eine L?segeldforderung per Federal Express verschickt wurde. Ich habe die Sendenummer bereits an Edgerton weitergegeben. Er sagt, dass der Umschlag heute Mittag um 1:58 Uhr in El Segundo aufgegeben wurde.“ „Aber um die Uhrzeit wurde Jessica noch gar nicht vermisst“, stellte Keri fest. „Richtig. Der Kidnapper muss es losgeschickt haben bevor er sie entf?hrt hat – ziemlich dreist. Suarez ist schon unterwegs nach El Segundo, um die Aufnahmen der ?berwachungskameras auszuwerten.“ „Sehr gut“, sagte Keri, bevor sie zu den Raineys ging. Sie wusste jetzt, dass sie von den besten M?nnern bei der Ermittlung unterst?tzt wurde. Detective Kevin Edgerton war ein absoluter Experte auf seinem Gebiet und Detective Manny Suarez war ein sehr hartn?ckiger und erfahrener Ermittler. Den beiden w?rde bestimmt nichts entgehen. „Hallo“, sagte Keri sanft und sofort blickten die Raineys auf. Carolyns Augen waren rot und geschwollen, aber es liefen keine Tr?nen mehr. Tim war so bleich wie ein Gespenst, er sah verzweifelt aus. „Hallo Detective“, fl?sterte Carolyn. „Darf ich einen Blick auf den Brief werfen?“, fragte sie und lie? ihren Blick ?ber das St?ck Papier gleiten, das vor ihr auf dem Couchtisch lag. Man hatte es bereits als Beweisst?ck in einer durchsichtigen Folie gesichert. Sie nickte stumm. Keri ging n?her heran, um sich das Blatt genauer ansehen zu k?nnen. Auch ohne den Brief zu lesen, war klar, dass er nicht von einem Computer ausgedruckt worden war. Der Brief hatte Standardgr??e und war getippt. Das machte Keri sofort aufmerksam. Jeder Drucker hinterlie? identifizierbare Spuren, ein Muster von Punkten, die einem unge?bten Auge nicht auffielen. Diese Punkte waren wie ein Code, anhand dessen man Marke, Modell und sogar Seriennummer des verwendeten Druckers bestimmen konnte. Wenn die Person, die diesen Brief geschrieben hatte, schlau genug war, ihn nicht selbst auszudrucken, dann handelte es sich vermutlich nicht um einen Amateur. Der Brief selbst war ebenso beunruhigen: Das Kind ist besessen von einem dunklen Geist. Dieser Geist muss ausgetrieben werden, damit das Kind gesund werden kann. So traurig es ist, es muss geschehen. Die Saat des Sch?pfers verlangt es. Ich kann dieses Kind mit dem heiligen Messer, dem sakralen Werkzeug des Herrn, von diesem Geist befreien. Die D?monen m?ssen mitsamt ihren Wurzeln aus dem Kind geschnitten werden. Wenn du mir versicherst, dass du dich vorschriftsgem?? um die Bereinigung k?mmern wirst, werde ich das Kind f?r die Prozedur zur?ckgeben. F?r dieses Opfer muss ich jedoch entsch?digt werden. Ich fordere 100 000 $ in kleinen, unmarkierten Scheinen. Schalte nicht die sogenannten Gesetzesh?ter ein, dieses erb?rmlichste Pack der Welt. Werden die Regeln gebrochen, gebe ich das Kind der Erde zur?ck. Der Herr wird ihre sterblichen ?berreste im verdorbenen Unkraut der Stadt vergraben. Ich habe Beweise f?r meine Feststellungen gegeben. Mitternacht. Nur der Vater. Denn nur V?ter k?nnen die Welt von Verdorbenheit befreien. Chace Park. Die Br?cke am Wasser. 100 000 $. Mitternacht. Alleine. Das Fleisch deines Fleisches h?ngt von deiner Demut ab. Keri sah Ray an. Der Brief hinterlie? so viele offenen Fragen, dass sich Keri auf die Wichtigste konzentrierte. „Was meint er mit Beweise gegeben?“, fragte sie. „In dem Umschlag befand sich eine Folie mit Haarstr?hnen“, sagte er. „Wir haben sie f?r einen DNA-Test ins Labor geschickt.“ „Okay, in diesem Brief gibt es eine Menge zu analysieren“, sagte Keri und wandte sich den Raineys zu. „Lassen wir die psychologischen Faktoren vorerst au?en vor. Zuerst wollte ich Ihnen sagen, dass es gut war, dass Sie uns sofort Bescheid gesagt haben. Meistens gehen Entf?hrungen, bei denen die Polizei nicht eingeschaltet wird, um einiges schlechter aus.“ „Ich wollte es nicht, aber Carrie hat darauf bestanden, Sie anzurufen“, gab Tim zu Rainey. „Nun, das ist jedenfalls gut so“, wiederholte Keri und wandte sich dann an Ray. „Habt ihr schon ?ber das Geld geredet?“ „Das wollten wir gerade tun, als du eingetroffen bist“, sagte Ray. Dann sah er die Raineys an. „Es w?re wahrscheinlich gut, wenn Sie das Geld bereithalten, auch wir alles versuchen, damit es nicht zur ?bergabe kommt. Dann haben wir aber die Option. Haben Sie schon dar?ber nachgedacht, wie Sie die Summe beschaffen k?nnten?“ „Wir haben das Geld“, sagte Tim Rainey, „nur nicht in bar. Ich habe bereits mit der Bank geredet. Sie sagen, dass solche Transaktionen au?erhalb der Betriebszeit nicht einfach sind und dass es so kurzfristig unm?glich ist.“ „Ich habe mit unseren Investment-Verwaltern gesprochen. Sie haben mir genau die gleiche Antwort gegeben“, f?gte Carolyn Rainey hinzu. „Morgen fr?h k?nnten wir die Summe auf dem Konto haben, aber nicht in bar und nicht bis Mitternacht.“ Keri sah zu Ray. „Seltsam, dass er den Brief so sp?t geschickt hat“, sagte sie. „Er muss doch gewusst haben, dass es kaum m?glich ist, das Geld so schnell zu bekommen. Warum hat er es so schwierig gemacht?“ „Er macht nicht gerade den Eindruck, als w?rde er rational handeln“, bemerkte Ray. „Vielleicht hat er wirklich keine Ahnung davon, wie viel Zeit man etwa ben?tigt, um eine solche Summe zu besorgen.“ „Es gibt noch eine andere M?glichkeit“, unterbrach Tim Rainey pl?tzlich. „Und die w?re?“, fragte Ray. „Ich arbeite f?r Venergy, eine neue Gaming Company in Playa Vista. Ich arbeite direkt f?r den Firmengr?nder Gary Rosterman. Er ist wahnsinnig reich. Und er mag mich. Au?erdem ist Jessica letztes Jahr mit seiner Tochter zusammen auf die Montessori-Schule gegangen. Sie sind immer noch befreundet. Ich bin sicher, dass er das Geld auftreiben kann. Vielleicht w?rde er es uns auslegen.“ „Rufen Sie ihn an, aber machen Sie ihm klar, wie wichtig Diskretion ist“, sagte Ray. Rainey nickte wild. Sein d?sterer Blick hellte sich sofort auf. Er schien wieder Hoffnung zu haben. Vielleicht war es aber auch die Tatsache, dass er jetzt eine Aufgabe hatte. Als er die Nummer w?hlte, zogen Keri und Ray sich ein paar Schritte zur?ck. Als sie au?er H?rweite waren, fl?sterte Ray: „Wir sollten den Brief aufs Revier bringen. Wir brauchen Hilfe, vielleicht von dem Polizeipsychologen. Vielleicht gab es auch ?hnliche F?lle in letzter Zeit.“ „Du hast recht. Ich w?rde den Brief auch gerne in die Datenbank eingeben und sehen, ob wir dort irgendwelche formalen ?hnlichkeiten finden. Man kann nie wissen“, sagte Keri. „Ray, ich habe wirklich kein gutes Gef?hl bei dieser Geschichte.“ „Schlechter als sonst? Warum?“ Keri erkl?rte Ray, warum sie es f?r kein gutes Zeichen hielt, dass der Brief mit einer Schreibmaschine geschrieben wurde. Ray hatte bereits den gleichen Gedanken gehabt. „Entweder ist dieser Typ v?llig verr?ckt, oder er ist ein absoluter Profi“, sagte er. Tim Rainey beendete das Telefonat und sah die beiden Detectives an. „Gary wird uns helfen“, sagte er. „Er sagt, dass er das Geld in drei Stunden bereit hat.“ „Sehr gut. Wir schicken jemanden zu ihm, sobald er bereit ist. Das ist sicherer, als wenn Sie es selbst abholen.“ „Jetzt m?ssen wir noch einmal aufs Revier“, erkl?rte Keri dann. Als sie die Furcht in den Augen der Eltern sah, f?gte sie schnell hinzu: „Wir werden vorsichtshalber zwei Beamte bei Ihnen stationieren. Sie k?nnen uns jederzeit erreichen.“ „Warum k?nnen Sie nicht hier bleiben?“, fragte Carolyn Rainey. „Wir wollen die L?segeldforderung mit unserer Datenbank abgleichen und die Meinung der Experten einholen. Wir halten es beide f?r sinnvoll, die komplette Einheit f?r Vermisste Personen zurate zu ziehen. Ich verspreche aber, dass wir in ein paar Stunden zur?ck sind. Dann k?nnen wir das weitere Vorgehen genau besprechen. Au?erdem werde ich mich darum k?mmern, dass der  Park ab sofort ?berwacht wird, damit alles lange vor dem Treffen bereit ist. Sie k?nnen sich auf uns verlassen.“ Carolyn Rainey stand auf und nahm sie ?berraschend st?rmisch in die Arme. Das gleiche machte sie mit Ray. Tim Rainey nickte nur anerkennend. Keri sah ihm an, dass er seine Schockstarre ?berwunden hatte und jetzt alle Zeichen auf Bereitschaft standen. Sie konnte seine Reaktion besser nachvollziehen als viele andere und wusste, dass es eine Zeitverschwendung war, jemandem in solchen Momenten zu sagen, dass er ruhig bleiben sollte. Seine Tochter war verschwunden. Ein guter Grund durchzudrehen. Bei ihm passierte das nur stiller als bei den meisten Leuten. Als sie zu ihrem Wagen gingen, drehte sich Ray zu Keri um. „Ich f?rchte, wenn wir dieses M?dchen nicht zur?ckbekommen, erleidet er einen Herzinfarkt“, fl?sterte er. Keri wollte ihm widersprechen, aber sie konnte nicht. Wenn sie damals bei Evies Verschwinden so einen Brief bekommen h?tte, h?tte sie vermutlich den Verstand verloren. Aber die Raineys hatten ohne es zu wissen ein Ass im ?rmel. Sie hatten Keri. „Dann lass sie uns m?glichst schnell zur?ckbekommen“, entgegnete sie. KAPITEL F?NF „Ich sage euch, macht nur einen auf Psycho“, rief Detective Frank Brody emp?rt. „Das ganze Gequatsche von Regeln und dem Herrn soll uns verwirren, so einfach ist das.“ Im Konferenzraum ?bert?nten sich aufgeregte Stimmen gegenseitig und Keri wurde langsam w?tend. Am liebsten h?tte sie alle angeschrien, endlich still zu sein, aber aus Erfahrung wusste sie, dass ein paar dieser M?nner erst einmal Dampf ablassen mussten, bevor sie etwas Hilfreiches produzieren konnten. Brody, eines der Urgesteine auf dem Revier, der nur noch einen knappen Monat bis zu seiner Pensionierung hatte, war ?berzeugt, dass der Brief ein Betrug war. Wie ?blich hatte er einen auff?lligen Fleck auf dem Hemd, das zwar im Hosenbund steckte, aber aufgrund eines fehlenden Knopfes einen ungewollten Einblick auf seinen runden Bauch erlaubte. Und wie ?blich war er lauter als alle anderen, ob er nun recht hatte oder nicht. „Das k?nnen Sie doch gar nicht wissen!“, schnappte Officer Jamie Castillo zur?ck. „Das behaupten Sie nur, damit der Fall einfacher aussieht.“ Castillo war zwar noch kein Detective, aber dank ihrer Kompetenz und ihrer enthusiastischen Art war sie bereits ein vollwertiges Mitglied im Team und wurde fast immer Keris und Ray F?llen zugewiesen. Obwohl sie noch Junior-Status hatte, war sie alles andere als ein Mauerbl?mchen. Jetzt funkelten ihre dunklen Augen und ihr schwarzer Pferdeschwanz bebte aufgeregt auf und ab. Ihr durchtrainierter K?rper war frustriert nach vorne gebeugt. „Keiner von uns kennt sich gut genug damit aus“,  mischte sich Detective Kevin Edgerton ein. „Wir brauchen einen psychologischen Fachmann.“ Keri war nicht ?berrascht, dass Edgerton das vorschlug. Der gro?e und sehnige junge Mann mit chronisch ungek?mmten Haaren war ein wahres Computergenie und kannte sich mit s?mtlichen Elektroger?ten bestens aus. Er war noch keine drei?ig Jahre alt und traute sich oft nicht, sich auf seine Instinkte zu verlassen, wenn es um Vermutungen ging. Ihm lag es in der Natur, die Dinge zu analysieren. Keri f?rchtete jedoch, dass der Polizeipsychologe auch keine sichereren R?ckschl?sse ziehen konnte, als der Rest von ihnen. Es w?rde bei Spekulationen bleiben und in dem Fall vertraute sie lieber auf ihr eigenes Bauchgef?hl. Lieutenant Hillman hielt die H?nde in die H?he und zu Keris ?berraschung wurde es still im Raum. „Ich habe Dr. Freeney eine Kopie geschickt. Er sieht sie sich in diesem Moment genauer an und wird uns bald seine Meinung dazu mitteilen. Bis dahin hei?t es abwarten. Wer m?chte also gerne seine Ansichten mit uns teilen? Sands?“ Ray war die ganze Zeit still dagesessen und hatte sich ?ber den blanken Kopf gerieben. Als Keri ihn jetzt ansah, spiegelte sich das Licht in seinem k?nstlichen Auge, das er seit einem Unfall im Boxring trug. Er blickte auf und Keri konnte seine Gedanken lesen, bevor er sie aussprach. „Ich bin geneigt, frank zuzustimmen. Alles, was der Kidnapper geschrieben hat, ist so ?berzogen, dass ich es nicht ernstnehmen kann. Abgesehen von der eigentlichen L?segeldforderung. Summe und Ort sind absolut pr?zise genannt, kein bisschen zweideutig. Das macht den Rest eher unglaubw?rdig. Trotzdem…“ „Was?“, hakte Hillman nach. „Nun, ich bin nicht sicher, ob es ?berhaupt einen Unterschied macht. Wir wissen fast nichts und haben nicht viel Zeit. Ob er nun wirklich verr?ckt ist oder es nur vorgibt, fest steht, dass das Treffen schon in ein paar Stunden stattfinden soll.“ „Ich sehe das etwas anders“, sagte Keri daraufhin. Sie widersprach ihrem Partner nicht gerne vor versammelter Mannschaft, auch weil es zwischen ihnen gerade Probleme gab, aber darum durfte es jetzt nicht gehen. Es ging um den Fall und um das Leben dieses M?dchens. Keri hatte sich noch nie zur?ckhalten k?nnen, wenn es um einen Fall ging und jetzt w?rde sie damit bestimmt nicht anfangen. „Ich wei? auch nicht, ob der Kidnapper es ernst meint, aber ich glaube, dass es einen gro?en Unterschied macht. Ehrlich gesagt w?rde ich es bevorzugen, wenn er kein religi?ser Fanatiker ist und es ihm rein um das L?segeld geht. Dann w?re es mit der Transaktion getan. Dieses Szenario ist viel kalkulierbarer. Er w?rde heute Nacht garantiert erscheinen, um sein Geld zu holen und er w?rde Jessica nichts antun, weil er sonst leer ausgeht.“ „Aber du glaubst das nicht?“, fragte Ray. Er kannte Keri ebenso gut wie sie ihn. „Ich bin skeptisch. Ich denke, es ist m?glich, dass er die Zahlungsanweisungen so direkt gestellt hat, weil er alles andere selbst nicht glaubt und sich nur eine Geschichte ausgedacht hat. Aber was ist, wenn er wirklich verr?ckt ist und gar nicht wirklich hinter dem Geld her ist? Ich meine, der Unterschied ist so radikal, dass es fast l?cherlich ist. F?r mich scheint seine wahre Leidenschaft in den ?berspitzt formulierten Wahnvorstellungen zu liegen.“ „Aha, so scheint es also“, unterbrach Brody. Keri bem?hte sich, ruhig zu bleiben. Er wollte sie nur aus der Reserve locken, damit sie weniger glaubhaft wirkte. Also nickte sie nur knapp und redete weiter. „Ja, Frank. So scheint es. Ich bin mir nicht sicher, aber dieses Gerede ?ber das Werk des Herrn klingt, als h?tte er eine Art pers?nliche Liturgie f?r seine eigene verzerrte Religion entwickelt – bei der er die Macht hat. Wenn das wahr ist, haben wir ein weit gr??eres Problem.“ „Warum?“, fragte Edgerton. „Wenn es wirklich um das Austreiben einen b?sen Geistes geht, um g?ttliche Weisung, dann ist das Geld nur zweitrangig. Vielleicht hat er die L?segeldforderung dann nur gestellt, um die Entf?hrung vor sich selbst zu rechtfertigen. Er sagt sich, dass er wie ein ‚normaler‘ Entf?hrer tickt, auch wenn es in Wirklichkeit nur eine Ausrede ist und sein Grund viel tiefer geht.“ „Wenn ich Sie richtig verstehe, Locke, wollen Sie sagen, dass er mit dem L?segeld nur vertuschen will, dass er dem M?dchen etwas antun will“, fasste Hillman zusammen. „Ja. Vielleicht.“ „Das klingt ein bisschen weit hergeholt“, kommentierte er. „Gibt es au?er der Sprache noch etwas, das diese Theorie unterst?tzt?“ „Es ist nicht nur die Sprache, Lieutenant. Der Fakt, dass er dem Vater anbietet, sie zur?ckzugeben, wenn er verspricht sie zu reinigen, sagt mir, dass er versucht, dagegen anzuk?mpfen, dass er einen Weg finden will, sie nicht zu reinigen, indem er sie t?tet.“ Als sie aufh?rte zu reden, sah sie sich unter ihren Kollegen um. In den Gesichtern sah sie sowohl Skepsis als auch Faszination. Selbst Hillman schien die Theorie abzuw?gen. „oder er will eben doch nur die Kohle und der ganze Hokuspokus ist einfach nur Quatsch“, donnerte Brody. Sofort ver?nderte sich die Atmosph?re unter den M?nnern und Keri sp?rte, wie sie sich vor ihrer Theorie verschlossen. „Neandertaler“, zischte Castillo Brody genervt zu. „Ach ja? Dir tut es vielleicht gut, mal ordentlich an den Haaren gezogen zu werden.“ „Ist das eine Herausforderung, alter Mann?“, fragte Castillo und machte selbstbewusst einen Schritt auf ihn zu. Ich trete deinen gestrandeten Wal-Hintern zur?ck ins Meer!“ „Es reicht!“, rief Hillman. „Wir haben keine Zeit f?r diese Kindereien! Ein zw?lfj?hriges M?dchen braucht unsere Hilfe. Brody, noch ein sexistischer Kommentar und ich suspendiere Sie f?r den Rest Ihrer beruflichen Karriere – auch wenn die nur noch einen Monat dauert. Verstanden?“ Brody presste die Lippen aufeinander. Castillo sah aus. Als w?re sie noch nicht fertig mit ihm, deswegen legte Keri ihre Hand beruhigend auf ihre Schulter und schob drehte sie zu sich um. „Lass es, Jamie“, fl?sterte sie ihr zu. „Der Mann ist nur noch einen Burrito von einem Harzinfarkt entfernt. Du willst doch nicht, dass man dir die Schuld daf?r in die Schuhe schiebt.“ Castillo kicherte leise, obwohl sie immer noch w?tend war. Sie wollte antworten, doch da betrat Detective Manny Suarez den Konferenzraum. Manny war kein besonders attraktiver Mann. Er war etwas zu dick, hatte wilde Bartstoppeln und Augenlider, die Keri immer an Schnarchi-Schlumpf erinnerten. Er war jedoch ein hervorragender Detective, der gerade von dem FedEx-B?ro zur?ckkam, in dem die L?segeldforderung aufgegeben worden war. Keri hoffte, dass er Neuigkeiten hatte. „Was haben Sie herausgefunden?“, fragte Hillman ohne Umschweife. Suarez sch?ttelte den Kopf, setzte sich an den Tisch und legte einen einsamen Kassenzettel auf den Tisch. „Das ist alles“, sagte er. „Das ist das einzige Beweismittel, das in diesem FedEx-Laden aufzusp?ren war. Wir wissen jetzt Datum und Uhrzeit sowie dass es bar bezahlt wurde. Mehr nicht.“ „Gibt es denn dort keine Video?berwachung?“, fragte Hillman. „Doch, schon, aber sie ist absolut nutzlos. Die Kamera vor dem Geb?ude zeigt jemanden mit riesigem Kapuzenpulli, Cappie und Sonnenbrille. Ich habe die Aufnahmen rausgeschickt, aber ich glaube kaum, dass sie etwas ergeben. Man kann nicht einmal mit Bestimmtheit sagen, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt.“ „Keine Innenaufnahmen?“, fragte Castillo. Suarez zog ein Blatt Papier aus einem Umschlag und legte es neben den Kassenzettel. Es sah aus wie ein Foto, aber es war wei? mit dunklem Rand. „Das ist alles, was die Innenkamera aufgenommen hat, solange die Person im Geb?ude war. Sieht aus, als h?tte er eine Sonnenbrille benutzt, die Laserstrahlen bricht, um die Aufnahmen zu zerst?ren“, erkl?rte Manny. „Dann kennt er sich aber sehr gut mit Technik aus“, bemerkte Edgerton beeindruckt. „So etwas habe ich nur einmal bei einem Bank?berfall gesehen.“ „Gab es vielleicht andere Kameras, in die er nicht direkt hineingeschaut hat?“, fragte Ray. „Ja, die gab es. Aber der Verd?chtige schien sich dessen bewusst zu sein und stand so, dass man ihn nur von hinten sieht. Er wusste genau, was er tat.“ „Ich sch?tze, dass er auch auf keinen anderen Au?enkameras zu sehen war?“, hakte Keri nach. „Ist er nicht vielleicht in ein Auto gestiegen, das wir n?her bestimmen k?nnten?“ „Leider nein“, entgegnete Suarez. „Man sieht ihn noch um die n?chste Ecke gehen, aber dort gibt es Industrieunternehmen ohne ?berwachungskameras. Von dort kann er ?berallhin gegangen sein. Keine Chance ihn weiter zu verfolgen.“ „Ich sage es nicht gerne“, begann Edgerton mit Blick auf seinen Laptop, „aber ich habe gerade den Bericht der Spurensicherung erhalten. Schlechte Nachrichten: Sie konnten auf Jessicas Handy und Rucksack keine fremden Fingerabdr?cke feststellen.“ Lieutenant Hillmans Handy klingelte, aber er forderte Edgerton mit einer Handbewegung auf, weiterzureden, w?hrend er den Raum verlie? um den Anruf zu beantworten.  Kevin fuhr also fort. „Ich habe ihre SIM-Karte ein Programm durchlaufen lassen, das auff?llige Aktivit?ten aufzeigt. Der Vorgang wurde gerade abgeschlossen, es konnten aber keine Unregelm??igkeiten festgestellt werden. Jeder Anruf und jede SMS der vergangenen drei Monate kam von oder ging an Freunde und Familie.“ Keri und Ray tauschten einen stummen Blick aus. Nicht einmal die Spannungen zwischen ihnen ?nderte etwas an ihrer geteilten Sorge, dass ihnen der Fall langsam entglitt. Noch bevor jemand auf Edgertons Mitteilung reagieren konnte, erschien Hillman wieder. Keri sah ihm an, dass es noch mehr schlechten Nachrichten gab. „Das war Dr. Feeney“, sagte er. „Er vermutet, dass der T?ter die religi?sen Fantasien als Ablenkung benutzt und eigentlich nur an das Geld will.“ Wunderbar. Alle Spuren f?hren ins Nichts und s?mtliche Kollegen gehen von einer kalkulierten Entf?hrung aus, die mit der Geld?bergabe gel?st werden kann. Keri konnte es selbst nicht erkl?ren, aber ihr Gef?hl sagte ihr, dass das ein gef?hrlicher Irrglaube war; dass der Entf?hrer etwas ganz anderes wollte. Keri bef?rchtete, dass Jessica, wenn sie nicht bald auf die richtige Spur kamen, am Ende daf?r bezahlen musste. KAPITEL SECHS Der Zeitpunkt der Geld?bergabe n?herte sich. Keri versuchte, das beunruhigende Angstgef?hl zu ignorieren. Mit jeder Minute, die verstrich, verkleinerte sich ihr Handlungsspielraum. Sie redete sich ein, nicht die Hoffnung aufzugeben und an Jessica zu denken, die wahrscheinlich verzweifelt darauf wartete, gefunden zu werden. Sowie sich FedEx und Jessicas gefundene Gegenst?nde als Sackgasse erwiesen hatten, hatte sich das Team auf allgemeinere – und damit weniger aussichtsreiche Optionen konzentriert. Edgerton gab alle Daten, die sie zu Jessicas Entf?hrung hatten, zum Abgleich in die Datenbank ein. Doch leider war das eine zeitaufwendige Angelegenheit. Er gab auch den Brief ins System ein, in der Hoffnung, dass die Sprachanalyse Parallelen zu vergangenen F?llen ergeben w?rde. Aber auch hierbei hatten sie wenig Hoffnung. W?re ein derart merkw?rdiger Brief schon einmal aufgetaucht, dann h?tte sich jemand davon geh?rt. Suarez ging die Liste von Sexualstraft?tern in dieser Gegend durch. Vielleicht hatte einer schon einmal L?segeld erpresst. Castillo war mit ein paar Kollegen zum Park gegangen, um alles f?r die ?bergabe vorzubereiten und Brody hatte behauptet, seine Informanten zu kontaktieren, auch wenn Keri vermutete, dass er nur etwas zu Essen holen wollte. Sie und Ray hatten sich alte Akten vorgenommen, auf der Suche nach anderen F?llen, die Jessicas Entf?hrung ?hnelten. Vielleicht handelte es sich um einen T?ter, der nach einem langen Gef?ngnisaufenthalt wieder frei herumlief. Dann k?nnte es sich um einen Fall vor ihrer Zeit handeln, was erkl?ren w?rde, dass niemand davon geh?rt hatte. Sie hatten beide keine gro?e Hoffnung, etwas zu finden, aber sie wussten auch nicht, was sie sonst tun sollten. Nach einer erfolglosen Stunde Recherche, beschlossen sie, wieder zum Haus der Raineys zur?ckzufahren. Es war fast zehn Uhr und sie fuhren dieselbe Strecke, wie am Morgen, als zwischen ihnen noch alles normal gewesen war. Bevor er sie um ein Date gebeten hatte. Das war zwar beiden bewusst, aber weil es jetzt Dringenderes gab, war die Angelegenheit vorerst auf Eis gelegt. W?hrend der Fahrt telefonierte Ray mit Detective Garrett Patterson, der von Revier aus alles f?r die ?berwachung am Ort der L?segeld?bergabe, Chace Park, koordinierte. Patterson war ein stiller Mann Mitte drei?ig. Wie Edgerton war er ein Experte auf dem Gebiet der Technik. Doch anders als sein j?ngerer Kollege, zeigte Patterson eine ausgepr?gte Liebe zum Detail. Er liebte es, stundenlang minuti?se Einzelheiten wie Telefonnummern oder IP-Adressen zu analysieren und zu vergleichen. Das hatte ihm auch den Spitznamen Routine-Pat eingebracht, was ihm aber nichts ausmachte. Patterson ging nicht gerne Risiken ein. Er war aber der richtige Mann f?r ein absolut l?ckenloses Setup von elektronischer ?berwachung, das sowohl effektiv, als auch nahezu unsichtbar war. „Alles ist vorbereitet“, verk?ndete Ray, als das Gespr?ch beendet war. „Das Team ist in Position. Manny ist unterwegs zu Raineys Chef und zusammen bringen sie das Geld zu unseren Leuten, die in einem Van am Waterside Shopping Center warten.“ „Sehr gut“, sagte Keri. „Als du am Telefon warst, ist mir etwas eingefallen. Ein Freund von damals, als ich noch auf dem Hausboot gelebt habe, hat ein kleines Segelboot im Yachthafen liegen. Er w?rde uns bestimmt helfen, dass wir die ?bergabe vom Wasser aus beobachten k?nnen. Was h?ltst du davon?“ „Ich w?rde sagen, frag ihn. Je mehr Augen wir unbemerkt auf die ?bergabe richten k?nnen, desto besser.“ Keri kontaktierte ihren Freund, einen in die Jahre gekommenen Seemann namens Butch. Eigentlich war er nicht direkt ihr Freund, eher ein Saufkumpane, der den Scotch ebenso liebte wie sie selbst. Nachdem sie Evie, ihren Mann und ihren Job verloren hatte, hatte sie ein altes Hausboot gekauft, auf dem sie mehrere Jahre gelebt hatte. Butch war ein netter ehemaliger Marinesoldat, der sie immer „Copper“ nannte und nie Fragen ?ber ihre Vergangenheit stellte. Lieber gab er Geschichten von seiner Zeit auf See zum Besten. Damals war er genau die richtige Gesellschaft f?r sie gewesen, aber seit sie vom Hausboot in ein Appartment gezogen war und ihren Alkoholkonsum betr?chtlich reduziert hatte, haben sie sich kaum mehr gesehen. Das schien er ihr jedoch nicht ?bel genommen zu haben, denn er antwortete sofort auf ihre SMS: „Kein Problem. Bis gleich, Copper.“ „Alles klar“, teilte sie Ray mit. Dann war sie wieder still und dachte nach. Nach einer Weile unterbrach Ray die Stille. „Woran denkst du, Keri?“, fragte er. „Ich habe den Verdacht, dass der Fall dir keine Ruhe l?sst.“ Wieder einmal war Keri erstaunt, wie gut er sie kannte. „Die L?segeld?bergabe. Irgendetwas st?rt mich daran. Warum hat er – angenommen es ist ein Er – uns so fr?h mitgeteilt, wo er sich treffen will? Er muss doch wenigstens vermuten, dass die Raineys sich an die Polizei wenden, und dass wir genau das tun w?rden, was wir jetzt gerade tun: Den Park weitr?umig ?berwachen, unsere M?nner positionieren, den Zugriff planen. Warum sollte er das Risiko eingehen? Es ergibt Sinn, die Summe so bald zu nennen, schlie?lich muss das Geld organisiert werden. Aber wenn ich so eine Summe erpressen w?rde, w?rde ich doch erst zehn Minuten vorher anrufen und Zeit und Ort mitteilen.“ „Ein logischer Gedankengang. Das unterst?tzt deine Theorie, dass er es gar nicht auf das Geld abgesehen hat.“ „Ich w?rde es mir wirklich nicht w?nschen, aber genau das ist meine Sorge“, sagte sie. „Worum, glaubst du, geht es ihm dann?“, fragte Ray. Genau dar?ber hatte Keri nachgedacht und jetzt war sie fas erleichtert, es mit Ray besprechen zu k?nnen. „Ich glaube, dass der T?ter auf Jessica fixiert ist. Ich glaube, dass er sie kennt, oder ihr zumindest begegnet ist. Vielleicht hat er sie beobachtet.“ „Das w?rde passen. Alles deutet darauf hin, dass er die Tat schon seit einer Weile plant.“ „Genau. Zum Beispiel, dass er diese Spezial-Sonnenbrille bei FedEx benutzt hat; dass er wusste, wo die Kameras installiert sind und dass er sie an einer Stelle abgepasst hat, an der man sie von der Schule aus nicht mehr und ihre Mutter sie noch nicht sehen konnte und niemand in der ganzen Stra?e ?berwachungskameras im Einsatz hatte. Das alles braucht Vorbereitung und Zeit.“ „Das ergibt Sinn. Aber wer k?nnte es sein? Der Sicherheitsangestellte hat s?mtliches Personal ?berpr?ft. Und ich habe die Lehrer noch einmal auf dem Revier ins System eingegeben. Nichts, au?er vielleicht ein paar Strafzettel f?r Falschparken.“ „Hast du auch Hausmeister und Busfahrer gecheckt?“ „Die sind zwar nicht von der Schule angestellt, aber jeder, der mit den Kindern in Kontakt kommt, muss ein polizeiliches F?hrungszeugnis vorlegen. Wir k?nnen die Liste noch einmal durchgehen, aber der Sicherheitsmann hat ziemlich gr?ndlich gearbeitet.“ „Na gut, was ist mit den Gesch?ften, die auf Jessicas Heimweg liegen? Oder gibt es vielleicht eine Baustelle mit Bauarbeitern in der N?he ihres Hauses? Es muss jemand sein, der sie regelm??ig sieht, mit ihrer Alltagsroutine vertraut ist und wom?glich schon auff?llig geworden ist.“ „Das sind m?gliche Spuren, denen wir morgen fr?h nachgehen k?nnen, aber ich hoffe immer noch, dass wir ihn heute Nacht schnappen.“ Sie erreichten das Haus der Raineys und sahen einen Streifenwagen direkt davor stehen, obwohl sie angeordnet hatten, dass er in einiger Entfernung geparkt wird, f?r den Fall dass der Entf?hrer hier vorbeikam. Sie stiegen aus und klopften an die T?r. Ein Officer ?ffnete ihnen und sie traten ein. „Wie geht es den Raineys?“, fragte Ray leise. „Die Mutter ist die meiste Zeit mit dem Jungen oben und versucht ihn abzulenken“, berichtete der Officer. „Den Jungen und sich selbst“, erg?nzte Keri leise. „Der Vater war die meiste Zeit still. Er sieht sich schon seit Stunden den Park auf Google Maps an. Er hat uns ein paar Fragen zur Polizei?berwachung gestellt, die wir gr??tenteils nicht beantworten k?nnen.“ „Okay, danke“, sagte Ray. „Vielleicht k?nnen wir weiterhelfen.“ Tim Rainey sa?, wie der Polizist beschrieben hatte, mit seinem Laptop am K?chentisch und sah sich den Burton Chace Park von oben an. „Mr. Rainey“, sagte Keri, „man hat uns gesagt, dass Sie ein paar Fragen haben.“ Rainey blickte kurz auf, schien sie aber kaum wahrzunehmen. Dann nickte er. „Ziemlich viele sogar.“ „Schie?en Sie los“, sagte Ray. „Im Brief stand keine Polizei. Wie wollen Sie es schaffen, nicht bemerkt zu werden?“ „Wir haben ?berall im Park ?berwachungskameras versteckt“, erkl?rte Ray. „Die Kollegen werden also alles von einem Van aus beobachten. Au?erdem gibt es im Chace Park einige Obdachlose. Wir haben einen Officer entsprechend getarnt. Sie ist seit Stunden dort, damit die anderen keinen Verdacht sch?pfen. Wir haben ein paar M?nner im Windjammers Yacht Club positioniert, sie werden von einem Zimmer im zweiten Stock aus alles beobachten. Einer davon ist ein Scharfsch?tze.“ Keri sah, wie Tim Raineys Augen gro? wurden, aber er sagte nichts. Ray fuhr fort. Eine Drohne steht bereit, aber wir werden ihn nur einsetzen, wenn es wirklich n?tig ist. Er ist fast lautlos und hat eine Reichweite von bis zu hundertf?nfzig Meter. Insgesamt sind ?ber zehn Beamte im Einsatz. Sie werden zwar nicht direkt vor Ort sein, k?nnen aber in weniger als einer Minute dort sein, wenn irgendetwas schief geht. Das gilt auch f?r Detective Locke und ich. Wir werden vom Wasser aus alles ?berwachen, weit genug entfernt um nicht aufzufallen, aber nah genug um mit einem Fernglas guten Sichtkontakt halten zu k?nnen. Wir haben uns so gut vorbereitet wie m?glich.“ „Das merke ich. Was genau muss ich also tun?“ „Gut, dass Sie fragen. Deswegen sind wir hier. Da Sie bereits die Karte vor sich haben, k?nnen wir jetzt sofort alles durchgehen“, sagte Ray. Sie nehmen rechts und links neben Rainey Platz. Dann ergriff Keri das Wort. „Sie sollen ihn auf der Br?cke zwischen den Pergolas im hinteren Teil des Parks am Wasser treffen. Genau das werden Sie auch tun“, sagte sie. „Offiziell hat der Park nachts geschlossen. Sie k?nnen also nicht auf dem eingez?unten Parkplatz hier parken. Wahrscheinlich hat er die ?bergabe auf Mitternacht gelegt, damit dort keine Autos stehen. Sie parken am besten im Parkhaus einen Block weiter. Wir geben Ihnen das passende Kleingeld. Sie stellen Ihr Auto ab, zahlen und gehen zum Treffpunkt. Alles klar soweit?“ „Ja“, sagte Rainey. „Wann bekomme ich das L?segeld?“ „Sie holen es am Waterside Shopping Center in der N?he des Parks ab.“ „Und wenn der Kidnapper mich beobachtet?“ „Ihr Chef wird Ihnen das Geld pers?nlich ?berreichen, direkt bei den Geldautomaten der Amerikanischen Nationalbank. Einer unserer Detectives bereitet ihn auf alles vor. Auch dort werden Sie ein paar Kollegen verdeckt beobachten, falls er versucht, dort an das Geld zu kommen.“ „Ist das Geld mit einem Peilsender ausgestattet?“ „Ja“, gab Ray zu, „und die Tasche auch. Aber die Ger?te sind sehr klein. Der eine wird in die Naht der Tasche eingearbeitet. Ein paar weitere Sender sind mit durchsichtigen Aufklebern auf einzelnen Scheinen angebracht. Selbst wenn man einen Schein mit einem Sender in der Hand h?lt, ist es sehr schwer, ihn zu entdecken.“ Keri wusste, warum Ray die Frage beantwortet hat. Raineys w?tender Blick sagte ihr, dass er nicht besonders gl?cklich dar?ber war. Wahrscheinlich dachte er, dass die Sender Jessica in Gefahr bringen k?nnten. Ray hatte ihn dar?ber informiert, damit sein Vertrauen zu Keri nicht verletzt wurde. Keri nickte ihrem Partner dankbar zu. Rainey schien das nicht zu bemerken. Was Ray ihm soeben mitgeteilt hatte, hatte ihm offensichtlich nicht gefallen, aber er versuchte auch nicht, sich dagegen zu wehren. „Was mache ich dann?“, fragte er Keri. Ray w?rdigte er keines Blickes mehr. „Wie ich schon sagte, sobald Sie das L?segeld haben, fahren Sie ins Parkhaus und gehen direkt zu der Br?cke in Chace Park. Denken Sie immer daran, unsere Officers sind bei Ihnen, auch wenn Sie sie nicht sehen. Machen Sie sich keine Sorgen, konzentrieren Sie sich nur auf die Br?cke und das Geld.“ „Was passiert, wenn er kommt?“, fragte Rainey weiter. „Sie fragen nach ihrer Tochter. Er soll schlie?lich denken, dass Sie alleine sind. Es w?re also merkw?rdig, wenn Sie ihm ohne jede Gegenwehr das Geld geben. Wahrscheinlich w?rde er Verdacht sch?pfen. Ich bezweifle, dass er sie mitbringen wird, aber er wird Ihnen wahrscheinlich sagen, wo er sie versteckt hat. Vielleicht sagt er auch, dass er Ihnen das Versteck mitteilt, wenn er in sicherer Entfernung ist.“ „Sie wird nicht im Park sein?“, fragte Rainey erstaunt. „Es w?rde mich sehr ?berraschen. Damit w?rde er sein einziges Druckmittel riskieren. F?r ihn ist es sicherer, wenn sie weiterhin um Jessicas Sicherheit f?rchten. Rechnen Sie also am besten damit, dass sie nicht dort sein wird.“ „Ich verstehe. Und dann? Wie geht es dann weiter?“ „Nachdem Sie also mit der ?bergabe gez?gert und nach Jessica gefragt haben, geben Sie ihm die Tasche. Versuchen Sie nicht mit ihm zu verhandeln. Versuchen Sie nicht, ihn zu ?berw?ltigen. Er wird vermutlich ebenso nerv?s sein wie Sie. Wir wollen keine Konfrontation.“ Tim Rainey nickte z?gernd. Keri gefiel diese Reaktion nicht. Sie beschloss, es noch einmal nachdr?cklicher zu formulieren. „Mr. Rainey, Sie m?ssen mir versprechen, dass Sie keine Dummheiten machen. unsere beste Chance ist, dass er Ihnen Jessicas Aufenthaltsort verr?t, oder dass er uns nach dem Treffen zu ihr f?hrt. Bleiben Sie ruhig, auch wenn er Ihnen nichts sagt. Wir werden ihn mit den Sendern verfolgen und wir werden ihn festnehmen, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Wenn Sie auf eigene Faust vorgehen, k?nnte es f?r Sie und auch f?r Jessica sehr gef?hrlich werden. Haben Sie mich verstanden, Sir?“ „Ja. Ich verspreche, dass ich nichts tun werde, das Jessica in Gefahr bringen k?nnte.“ „Gut, dann bin ich beruhigt“, sagte Keri, obwohl sie immer noch ihre Zweifel hatte. „Sie ?bergeben die Tasche, gehen zur?ck zu Ihrem Wagen und kommen wieder hierher. Um alles andere k?mmern wir uns. Okay?“ „Werden Sie ein Abh?rger?t an mir befestigen?“, fragte er und Keri fiel sofort auf, dass er ihre Anordnung nicht best?tigt hatte. „Ja, das werden wir“, mischte Ray sich wieder ein. „Ein Abh?rger?t und eine kleine Kamera. Aber keine Sorge, beides wird nicht zu sehen sein, besonders bei Nacht. Die Kamera wird uns helfen, ihn zu identifizieren und ?ber das Audio wissen wir, wenn Sie in Gefahr sind.“ „K?nnen wir kommunizieren?“ „Nein“, sagte Ray. „Also, wir werden Sie h?ren k?nnen, aber es w?re zu riskant, Ihnen einen Empf?nger ins Ohr zu stecken. Den k?nnte der Entf?hrer n?mlich sehen. Au?erdem wollen wir, dass Sie sich ganz und gar auf Ihre Aufgabe konzentrieren.“ „Eine Sache noch“, sagte Keri. „Es besteht die Chance, dass er nicht kommt. Vielleicht ist es im in letzter Minute doch zu riskant, vielleicht hatte er nie vor zu kommen. Bereiten Sie sich innerlich auf darauf vor.“ „Glauben Sie das denn?“, fragte Rainey. Er selbst hatte dar?ber offenbar noch nicht nachgedacht. Keri wollte ihm eine ehrliche Antwort geben. „Ich wei? nicht, was passieren wird, aber bald finden wir es heraus.“ KAPITEL SIEBEN Keri f?hlte sich, als m?sse sie sich ?bergeben. Es war beinahe zum Lachen. Sie hatte so lange auf einem Hausboot gelebt, aber jetzt, als sie auf offenem Wasser trieb und durch ein Fernrohr sah, bekam ihr das Schaukeln pl?tzlich gar nicht. Butch hatte vorgeschlagen nahe des Ufers zu ankern, aber Keri und Ray f?rchteten, dass das zu auff?llig w?re. Nat?rlich war es nicht viel besser, parallel zum Ufer auf und ab zu segeln, also hatte Butch schlie?lich Kurs auf eine Anlegestelle gehalten, von der aus man immer noch gute Sicht hatte, aber aufgrund der anderen Boote weniger auffiel. Keri, die nur mit M?he ihre ?belkeit in Schach hielt, fand den Vorschlag ausgezeichnet. Sie fanden eine freie Stelle und verhielten sich ruhig, bis es langsam auf Mitternacht zuging. Der kalte Winterwind blies ?ber das Boot hinweg. Keri sa? auf einer schmalen Bank am Fenster und h?rte, wie das Wasser gegen den Bug wusch. Sie versuchte, mit den Wellen im Takt zu atmen und sp?rte, wie sich der Knoten in ihrem Magen langsam l?ste und der Schwei? auf ihrer Stirn trocknete. Es war 11:57 Uhr. Keri schaute durch das Fernglas in den Park. Ray, der nur einen Meter weiter sa?, tat das Gleiche. „Und? Gibt es schon etwas zu sehen?“, fragte Butch. Er fand es spannend bei einer verdeckten Polizeioperation mitzumachen und das merkte man ihm an. F?r ihn war es vermutlich der spannendste Abend seit Jahren. Er war genau, wie sie ihn in Erinnerung hatte: Vom Wetter gezeichnete Haut, ein wilder wei?er Haarschopf und ein unterschwelliger Geruch von Whiskey. Unter normalen Umst?nden w?re es verboten, in diesem Zustand ein Boot zu f?hren, aber die Umst?nde waren nicht normal. „Leider wird meine Sicht von ein paar B?umen beeintr?chtigt“, fl?sterte sie. „Au?erdem ist es schwierig durch das Fenster zu sehen, obwohl die Lichter aus sind.“ „Gegen die B?ume kann ich nichts tun, aber die Fenster lassen sich zur Seite schieben“, sagte Butch. „Das wusste ich nicht. Danke“, sagte Keri. „Wie lange hast du auf einem Boot gelebt?“, fragte Ray. Keri, die erleichtert feststellte, dass er sie wieder neckte, streckte ihm die Zunge heraus. „Scheinbar nicht lang genug“, sagte sie dann. Eine Stimme ert?nte aus dem Funkger?t und unterbrach die lockere Stimmung. Es war Lieutenant Hillman. „Einheit eins an alle Einheiten. Fracht wurde ?bernommen, Fahrzeug geparkt und der Bote ist jetzt unterwegs zum Ziel.“ Hillman war einer der M?nner, die sich im zweiten Stockwerk des Windjammers Club bereithielten. Von dort hatte er den ganzen Park im Blick, auch die Br?cke. Er verwendete zuvor abgesprochene Ausdr?cke, um nicht zu viele Informationen ?ber Funk preiszugeben. Immer wieder kam es vor, dass Zivilisten den Polizeifunk abh?rten. Rainey war der Bote, die Tasche mit dem L?segeld war die Fracht und die Br?cke das Ziel. Den Kidnapper w?rden sie nur als das Subjekt bezeichnen und Jessica war der Tauschwert. „Hier Einheit vier. Haben Blickkontakt mit Ziel“, sagte Keri, als sie endlich einen guten Winkel gefunden hatte, von dem aus sie freie Sicht auf die Br?cke hatte. „Niemand zu sehen.“ „Hier Einheit Zwei“, meldete sich Officer Jamie Castillo, die als Obdachlose getarnt im Park sa?. „Der Bote ist soeben an mir vorbeigekommen. Ansonsten sehe ich nur zwei obdachlose Personen, die schon den ganzen Nachmittag hier waren. Sie scheinen zu schlafen.“ „Am besten beide im Auge behalten, Einheit Zwei“, sagte Hillman. „Wir haben keine Ahnung vom Subjekt. Alles w?re denkbar.“ „Verstanden, Einheit Eins.“ „Ich hoffe, Sie k?nnen mich h?ren“, fl?sterte Tim Rainey nerv?s in sein Mikrofon. „Ich bin im Park und gehe jetzt auf die Br?cke zu.“ Ray rutschte unruhig hin und her. „Hoffentlich kommentiert er nicht die ganze verdammte ?bergabe.“ „Er ist nerv?s, Ray. Das ist doch verst?ndlich“, beschwichtigte Keri ihn. „An alle Einheiten, hier spricht das Hauptquartier“, meldete sich Manny Suarez aus dem Van, der auf dem Parkplatz des Shopping Centers geparkt war. „Wir haben alles im Blick, aber abgesehen von unserem Boten ist keine Bewegung auszumachen. Noch etwa zwanzig Meter bis zum Ziel.“ Keri sah auf die Uhr. 23:59 Uhr. In der Ferne h?rte sie ein Motorboot im Yachthafen starten. Ein paar Seerobben, die sich tags?ber auf den Felsen sonnten, raunten in der Dunkelheit. Wind, Wellen. Ansonsten war alles still. „Bewegung am Mindanao Way in Richtung Park gesichtet“, ert?nte eine aufgeregte Stimme, die Keri nicht bekannt vorkam. „Identifizieren Sie Ihre Einheit“, bellte Hillman, „keine Namen!“ „Entschuldigen Sie, hier spricht Einheit Drei. Ein Fahrzeug n?hert sich dem Park… Scheinbar ein Motorrad.“ Jetzt wusste Keri, wer sprach – Officer Roger Gentry. West LA war keine besonders gro?e Division des LAPD und da sie um diese Uhrzeit nicht gen?gend beamte zur Verf?gung hatten, hatte Hillman jeden verf?gbaren Officer hinzugezogen, einschlie?lich Gentry. Er war jung und seit weniger als einem Jahr bei der Polizei. Er hatte etwa zur gleichen Zeit wie Castillo angefangen, aber er schien um einiges unsicherer zu sein. „Kann das jemand best?tigen?“, fragte Hillman. „H?ren Sie das?“, fragte Tim Rainey aufgeregt, als h?tte er vergessen, dass sie ihm nicht antworten k?nnen. „Da kommt jemand.“ „Hier Einheit Zwei“, sagte Castillo von ihrer Position im Park. „Ich habe Sichtkontakt. Es ist ein Motorrad. Kleines Modell, ich glaube eine Honda. Nur ein Fahrer. Es ist soeben in den Park eingebogen und f?hrt jetzt den Fahrradweg entlang auf das Ziel zu.“ Keri konnte das Motorrad jetzt auch sehen. Es folgte dem Fahrradweh, der direkt am Ufer entlang f?hrte. Sie sah zu Tim Rainey, der jetzt v?llig erstarrt mitten auf der Br?cke stand und mit der rechten Hand die Tasche umklammert hielt. „Hier Einheit Eins“, meldete sich Hillman wieder. „Wir haben das Subjekt im Visier und sind bereit einzugreifen.“ „Hier Einheit Vier“, meldete Ray sich zu Wort. „Haben Sichtkontakt. Das Motorrad f?hrt mit etwa f?nfzig km/h am Ufer entlang, biegt jetzt rechts ab in n?rdlicher Richtung zum Ziel.“ „Ich glaube es ist ein Motorrad“, sagte Tim Rainey. „Kann irgendjemand sehen, wer es ist? Ist es der Kidnapper? Hat er Jessi?“ „Hier wieder Einheit Eins“, sagte Hillman, ohne auf Raineys Fragen einzugehen. „Einheit Vier, k?nnte Ihr sehen ob das Subjekt bewaffnet ist?“ „Feuer bereit“, h?rten sie leise den Scharfsch?tzen neben Hillman sagen. „Hier Einheit Vier“, sagte Ray. „Keine Waffen zu sehen, aber die Dunkelheit und die Geschwindigkeit des Fahrzeugs lassen keine genauen Aussagen zu.“ Keri beobachtete, wie das Motorrad pl?tzlich bremste und sich schwungvoll mehrfach um sich selbst drehte. Sobald der Vorderreifen wieder griff, gab der Fahrer Gas und raste wieder in die Richtung, aus der es gekommen war. „hier Einheit Vier“, sagte sie schnell, „Nicht schie?en. Ich wiederhole, nicht schie?en. Ich glaube es handelt sich nicht um das Subjekt sondern um einen M?chtegern-Stuntman.“ „Nicht schie?en“,  wiederholte Hillman. Und tats?chlich drehte das Motorrad noch eine Runde, fuhr ein paar Tricks und verschwand dann wieder auf derselben Stra?e, auf der es gekommen war. „Hier Einheit Eins. Hat jemand Sichtkontakt mit dem Boten?“, fragte Hillman. „Hier Einheit Vier“, meldete sich Keri. „Der Bote steht nach wie vor in Position. Er sieht verunsichert aus. Wie soll es jetzt weitergehen?“ „Am besten alle in Position bleiben. Das kann nur eine Ablenkung gewesen sein“, entgegnete Hillman. „Kommt mich jemand holen?“, fragte Rainey, „oder soll ich hier stehen bleiben? Ich bleibe wohl einfach hier, solange mir nichts anderes gesagt wird.“ „Oh Mann, ich w?nschte er w?rde endlich die Klappe halten“, murmelte Ray. Er hatte mit der Hand das Mikrofon verdeckt, sodass nur Keri und Butch ihn h?ren konnten. Keri sagte nichts. Nach weiteren zehn Minuten sah Keri, wie Rainey, der immer noch auf der Br?cke stand, auf sein Handy sah. „K?nnt ihr mich h?ren?“, sagte er aufgeregt. „Ich habe eine Nachricht bekommen: Sie haben mein Vertrauen missbraucht und die Polizei eingeschalten. Damit haben Sie die Gelegenheit verspielt, das Kind einzutauschen. Jetzt muss ich entscheiden, ob ich den b?sen Geist selbst austreibe oder ob ich Ihnen den Ungehorsam vergebe und noch eine letzte Chance gew?hre, ihre Seele zu reinigen. Ihr Schicksal lag in Ihren H?nden. Jetzt liegt es in meinen. Er wusste, dass die Polizei hier ist. Die ganzen Vorbereitungen waren f?r die Katz. Vielleicht meldet er sich nie wieder bei mir! Sie haben meine Tochter auf dem Gewissen!“ Bei diesem letzten Satz war seine Stimme zu einem schrillen Kreischen angeschwollen. Keri h?rte ihn bis hin?ber zur Anlegestelle und sah, wie er auf die Knie sank, die Tasche fallen lie? und die H?nde vors Gesicht schlug. Sie konnte seinen Schmerz f?rmlich sp?ren. ?ber die Abh?rger?te h?rte sie das verzweifelte Schluchzen eines Vaters, der seine Tochter f?r immer verloren glaubte. Keri kannte dieses Schluchzen, weil sie selbst eins so geschluchzt hatte. Damals hatte sie begriffen, dass ihre Tochter verschwunden war und niemand etwas dagegen tun konnte. Keri st?rzte aus der Kabine und schaffte es gerade noch an Deck, bevor sie sich ins Meer erbrach. KAPITEL ACHT Jessica Rainey bewegte ihre tauben Finger. Ihre H?nde hatte man ihr hinter dem R?cken an eine Rohrleitung gefesselt. Sie sa? auf dem harten, kalten Beton. Die einzige Lichtquelle war eine fluoreszierende Gl?hbirne, die an einem Kabel von der Decke hing und nerv?s flackerte. Jessica wusste nicht, wie lange sie schon an diesem Ort war, aber sie war sicher, dass es bereits Nacht war, weil kein Tageslicht mehr durch die Ritzen der Wand fielen. Êîíåö îçíàêîìèòåëüíîãî ôðàãìåíòà. Òåêñò ïðåäîñòàâëåí ÎÎÎ «ËèòÐåñ». Ïðî÷èòàéòå ýòó êíèãó öåëèêîì, êóïèâ ïîëíóþ ëåãàëüíóþ âåðñèþ (https://www.litres.ru/pages/biblio_book/?art=43692935&lfrom=688855901) íà ËèòÐåñ. Áåçîïàñíî îïëàòèòü êíèãó ìîæíî áàíêîâñêîé êàðòîé Visa, MasterCard, Maestro, ñî ñ÷åòà ìîáèëüíîãî òåëåôîíà, ñ ïëàòåæíîãî òåðìèíàëà, â ñàëîíå ÌÒÑ èëè Ñâÿçíîé, ÷åðåç PayPal, WebMoney, ßíäåêñ.Äåíüãè, QIWI Êîøåëåê, áîíóñíûìè êàðòàìè èëè äðóãèì óäîáíûì Âàì ñïîñîáîì.
Íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë Ëó÷øåå ìåñòî äëÿ ðàçìåùåíèÿ ñâîèõ ïðîèçâåäåíèé ìîëîäûìè àâòîðàìè, ïîýòàìè; äëÿ ðåàëèçàöèè ñâîèõ òâîð÷åñêèõ èäåé è äëÿ òîãî, ÷òîáû âàøè ïðîèçâåäåíèÿ ñòàëè ïîïóëÿðíûìè è ÷èòàåìûìè. Åñëè âû, íåèçâåñòíûé ñîâðåìåííûé ïîýò èëè çàèíòåðåñîâàííûé ÷èòàòåëü - Âàñ æä¸ò íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë.