Êàê ÷àñòî ÿ âèæó êàðòèíêó òàêóþ Âîî÷èþ, èëè îíà òîëüêî ñíèòñÿ: Äâå äåâî÷êè-ãåéøè î ÷¸ì-òî òîëêóþò, Çàáûâ, ÷òî äàâíî èì ïîðà ðàñõîäèòüñÿ. Íà óëèöå ò¸ìíîé âñå äâåðè çàêðûòû. Ëåíèâîå ïëàìÿ â ôîíàðèêå ñîííîì… À äåâî÷êè-ãåéøè êàê áóäòî çàáûòû Äâóìÿ îãîíüêàìè â ïðîñòðàíñòâå áåçäîííîì. Íó ÷òî âàì íå ñïèòñÿ, ïðåêðàñíûå ãåéøè? Âåäü äàæå ñâåð÷êè íåóìîë÷íû

Eine Spur Von Schw?che

Eine Spur Von Schw?che Blake Pierce Keri Locke Mystery #3 Eine dynamische Story, die Sie vom ersten Kapitel an fesselt und nicht mehr losl?sst. --Midwest Book Review, Diane Donovan (?ber Once Gone) Mystery und Spannung im neuen Meisterwerk vom Nr. 1 Bestseller-Autor Blake Pierce. In EINE SPUR VON SCHW?CHE (Buch 3 in der Keri Locke Mystery-Serie) verfolgt Keri Locke, Detective bei der Einheit f?r Vermisste Personen im LAPD, eine frische Spur, die sie zu ihrer entf?hrten Tochter f?hren kann. Es kommt zu einer brutalen Auseinandersetzung mit dem Sammler – die ihr noch mehr Hinweise liefert, um vielleicht endlich mit ihrer Tochter vereint zu werden. Gleichzeitig wird Keri ein neuer Fall zugeteilt, bei dem die Uhr erbarmungslos tickt. Ein Teenager aus Los Angeles ist verschwunden, ein M?dchen aus einer guten Familie, die mit Drogen ?berlistet wurde und in die Zwangsprostitution verkauft werden soll. Keri ist den Entf?hrern dicht auf den Fersen – aber diese sind ihr immer einen Schritt voraus und verstecken das M?dchen an st?ndig neuen Orten mit dem ruchlosen Ziel, sie ?ber die mexikanische Grenze zu schmuggeln. In diesem epischen, atemberaubenden Katz und Maus Spiel durch die zwielichtige Unterwelt des Menschenhandels kommen Keri und Ray an ihre Grenzen, um das M?dchen – und Keris eigene Tochter – zu retten, bevor es zu sp?t ist. Ein d?sterer Psychothriller voller Spannung und Herzklopfen. EINE SPUR VON SCHW?CHE ist Buch 3 der fesselnden neuen Serie – mit einer liebenswerten Hauptperson und dem Potenzial, Sie bis tief in die Nacht hinein wach zu halten. Ein Meisterwerk an Thriller! Der Autor erschafft gekonnt die Charaktere und deren Psyche und beschreibt sie so gut, dass man sich direkt in ihrer Gedankenwelt wiederfindet, ihre ?ngste miterlebt und auf ein Happy End hofft. Der intelligente Plot wird Sie bestens unterhalten und mit seinen unerwarteten Wendungen bis zur letzten Seite fesseln. Buch- und Filmkritiker, Roberto Mattos (?ber Once Gone) Buch 4 der Keri Locke-Reihe wird auch bald erh?ltlich sein. EINE SPUR VON SCHW?CHE (KERI LOCKE MYSTERY—BUCH 3) B L A K E P I E R C E Blake Pierce Blake Pierce ist der Autor der sechsteiligen RILEY PAGE Mystery-Bestsellerserie (Fortsetzung in Arbeit). Blake Pierce hat au?erdem die MACKENZIE WHITE Mystery-Serie, bestehend aus drei B?chern (Fortsetzung in Arbeit), die AVERY BLACK Mystery-Serie, bestehend aus drei B?chern Der leidenschaftliche Leser und langj?hrige Fan von Mystery und Thriller-Romanen, Blake Pierce, freut sich von Ihnen zu h?ren. Besuchen Sie www.blakepierceauthor.com (http://www.blakepierceauthor.com) f?r weitere Infos. Copyright © 2016 Blake Pierce. Alle Rechte vorbehalten. Au?er durch Genehmigung gem?? U.S. Copyright Act von 1976 darf kein Teil dieses Buches ohne ausdr?ckliche Genehmigung des Autors vervielf?ltigt, vertrieben oder in irgendeiner Form ?bermittelt oder in Datenbanken oder Abfragesystemen gespeichert werden. Dieses E-Book ist nur f?r ihren pers?nlichen Gebrauch lizenziert. Es darf nicht weiterverkauft oder an Dritte weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit anderen teilen m?chten, erwerben Sie bitte f?r jeden Empf?nger eine zus?tzliche Kopie. Wenn Sie dieses Buch lesen, aber nicht gekauft haben, oder es nicht f?r Sie gekauft wurde, geben Sie es bitte zur?ck und erwerben Sie eine eigene Kopie. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren. Dieses Buch ist Fiktion. Namen, Figuren, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorf?lle sind vom Autor frei erfunden oder werden fiktiv verwendet. ?hnlichkeiten mit echten Personen, lebendig oder verstorben, sind zuf?llig. Jacket Image Copyright PhotographyByMK, unter der Lizenz von Shutterstock.com. B?CHER VON BLAKE PIERCE RILEY PAIGE KRIMI SERIE VERSCHWUNDEN (Band #1) GEFESSELT (Band #2) ERSEHNT (Band #3) GEK?DERT (Band #4) GEJAGT (Band #5) VERZEHRT (Band #6) VERLASSEN (Band #7) ERKALTET (Band #8) MACKENZIE WHITE KRIMI SERIE BEVOR ER T?TET (Band #1) BEVOR ER SIEHT (Band #2) BEVOR ER BEGEHRT (Band #3) BEVOR ER NIMMT (Band #4) BEVOR ER BRAUCHT (Band #5) AVERY BLACK KRIMI SERIE GRUND ZU T?TEN (Band #1) GRUND ZU FL?CHTEN (Band #2) GRUND ZU VERSTECKEN (Band #3) GRUND ZU F?RCHTEN (Band #4) KERI LOCKE MYSTERY-SERIE EINE SPUR VON TOD (Buch 1) EINE SPUR VON MORD (Buch 2) EINE SPUR VON SCHW?CHE (Buch 3) EINE SPUR VON VERBRECHEN (Buch 4) INHALT PROLOG (#u1c1c783a-f22e-5787-a2d1-eb3d87e5b6a3) KAPITEL EINS (#u83a0109d-fb6e-58de-b7be-9610c57e4ec7) KAPITEL ZWEI (#u48f8698d-72fe-512c-8d64-e0a52f1041f3) KAPITEL DREI (#uad0f1840-e498-5f31-a836-41e1c31d2485) KAPITEL VIER (#u9d9d4035-e7f9-5817-af85-d8ca57147e3a) KAPITEL F?NF (#ub82f82b9-f600-5da8-8fe2-ef4e307da20f) KAPITEL SECHS (#u87ee5cdd-94da-573f-83f2-0ef46638e90c) KAPITEL SIEBEN (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHT (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ELF (#litres_trial_promo) KAPITEL ZW?LF (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHSUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) PROLOG Obwohl Sarah Caldwell erst sechzehn Jahre alt war, hatte sie bereits ein gutes Gef?hl daf?r entwickelt, wenn etwas nicht stimmte. Und hier stimmte definitiv etwas nicht. Sie w?re beinahe nicht mitgegangen. Aber als Lanie Joseph, ihre beste Freundin seit der ersten Klasse, sie anrief und fragte, ob sie an diesem Nachmittag mit ins Shopping Center gehen wollte, fiel ihr einfach kein ?berzeugender Grund dagegen ein. Doch von der ersten Minute an kam ihr Lanie nerv?s vor. Sarah verstand nicht, was an der Fox Hills Mall so bedrohlich sein sollte. Als sie bei Claire’s billigen Modeschmuck ansahen, fiel Sarah auf, dass Lanies H?nde zitterten. In Wahrheit wusste Sarah ?berhaupt nicht mehr, was in Lanie vorging. In der Grundschule hatten sie sich sehr nahe gestanden, aber seitdem Sarahs Familie von Culver City S?d in das nicht weit entfernte, aber weniger kriminelle Westchester gezogen war, hatten sie sich langsam auseinander gelebt. Obwohl nur wenige Meilen sie voneinander trennten, war es ohne Auto dennoch nicht einfach, sich regelm??ig zu besuchen. So hatten die beiden M?dchen nach und nach immer weniger Zeit miteinander verbracht. Als sie bei Nordstrom Makeup auflegten, warf Sarah einen verstohlenen Blick auf ihre Freundin. Lanies hatte pinke und blaue Str?hnen in ihr blondes Haar gef?rbt und ihre Augen waren bereits so dunkel umrandet, dass es eigentlich keinen Sinn machte, noch mehr Makeup auszuprobieren. Ihre blasse Haut wirkte gegen die dunklen Tattoos und das schwarze Tank Top noch bleicher. Lanie zeigte viel Haut, sodass Sarah zwischen der beabsichtigten K?rperkunst auch zahlreiche blaue Flecken bemerkte. Sie sah ihr eigenes Spiegelbild an und war ?ber den Kontrast selbst erstaunt. Ihr war bewusst, dass sie auch eine attraktive junge Frau war, jedoch auf eine subtilere, nahezu besonnene Art. Ihr schulterlanges, braunes Haar trug sie im Pferdeschwanz, ihre haselnussbraunen Augen hatte sie mit dezentem Makeup hervorgehoben. Ihre olivfarbene Haut war makellos, im Gegensatz zu ihrer Freundin war sie nicht t?towiert und trug lange, ausgewaschene Jeans und ein unauff?lliges hellblaues Top. Jetzt fragte sie sich, ob sie ihrer Freundin heute ?hnlicher sehen w?rde, wenn sie noch immer in der gleichen Nachbarschaft leben w?rde. Bestimmt nicht – ihre Eltern h?tten das niemals zugelassen. W?rde Lanie in Westchester leben, w?rde sie sich trotzdem auftakeln wie eine Prostituierte an einem Truck-Stop? Sarah sch?mte sich f?r diesen Gedanken und sch?ttelte unmerklich den Kopf. Seit wann erlaubte sie sich so schreckliche Urteile ?ber ein M?dchen, mit dem sie fr?her Barbie gespielt hatte? Schnell wendete sie ihr Gesicht ab und hoffte, dass Lanie ihr die Schuldgef?hle nicht ansehen w?rde, die ihr jetzt ohne Frage ins Gesicht geschrieben standen. „Lass uns etwas essen“, sagte Sarah, um sich abzulenken. Lanie nickte und zusammen schlenderten sie aus dem Laden, begleitet von den argw?hnischen Blicken der Verk?uferin. Als sie sich mit einer Riesenbrezel an einem der Tische niederlie?en, beschloss Sarah, ihrer Freundin auf den Zahn zu f?hlen. „Du wei?t, dass ich mich immer freue, von dir zu h?ren, Lanie. Aber als du mich angerufen hast, hast du irgendwie aufgew?hlt geklungen. Und du kommst mir die ganze Zeit schon so nerv?s vor… Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“ „Bei mir ist alles cool… aber mein Freund wollte uns gleich noch treffen. Vielleicht bin ich einfach gespannt, was du von ihm h?ltst. Er ist ein bisschen ?lter als ich und wir sind erst seit ein paar Wochen zusammen. Ich habe das Gef?hl, dass ich ihn verlieren k?nnte und habe gehofft, dass du mir etwas Mut zureden kannst. Vielleicht sieht er mich mit anderen Augen, wenn er mich mit meiner besten und ?ltesten Freundin zusammen erlebt.“ „Wie sieht er dich denn jetzt?“, fragte Sarah verdutzt. Noch bevor Lanie etwas antworten konnte, kam ein Typ auf ihren Tisch zu. Auch ohne die Ank?ndigung h?tte Sarah ihn als Lanies Freund identifizieren k?nnen. Er war gro? und extrem d?nn, trug enge Jeans und ein schwarzes T-Shirt. Seine Haut war genauso blass und t?towiert wie Lanies. Sarah bemerkte, dass sie das gleiche kleine Tattoo am linken Handgelenk hatten: Einen Totenkopf mit zwei gekreuzten Knochen darunter. Er war bestimmt zweiundzwanzig und seine langen, schwarzen, stachelig gestylten Haare und die dunklen Augen wirkten tats?chlich attraktiv. Er erinnerte Sarah an den S?nger einer Rockband aus den 80er Jahren, von dem ihre Mutter immer geschw?rmt hatte. Skid Row, Motley Row, irgendetwas mit Row. „Hey, Babe“, sagte er l?ssig und lehnte sich zu Lanie herunter um ihr einen ?berraschend intensiven Kuss zu geben – zumindest f?r ein kleines Shoppingcenter mitten am helllichten Tag. „Hast du es ihr schon gesagt?“ „Hatte noch keine Gelegenheit“, erwiderte Lanie kleinlaut und wandte sich an Sarah. „Sarah Caldwell, das ist mein Freund Dean Chisolm. Dean, das ist meine ?lteste Freundin Sarah.“ „Freut mich, dich kennenzulernen“, sagte Sarah und nickte h?flich. „Ganz meinerseits“, erwiderte Dean, nahm ihre Hand und machte eine tiefe, verspielt ?bertriebene Verbeugung. „Lanie redet st?ndig von dir. Sie w?rde gerne mehr Zeit mit dir verbringen. Sch?n, dass ihr euch heute treffen k?nnt.“ „Das finde ich auch“, sagte Sarah. Sie war einerseits ?berrascht von seiner charmanten Art, andererseits blieb sie misstrauisch. „Was sollte sie mir denn sagen?“ Dean l?chelte herzlich und Sarahs Misstrauen l?ste sich langsam auf. „Ach das“, sagte er. „Heute Nachmittag kommen ein paar Freunde bei mir vorbei und wir dachten, dass es nett w?re, wenn ihr auch dazu kommt. Ein paar Leute spielen zusammen in einer Band und sie suchen eine neue S?ngerin. Lanie hat erw?hnt, dass du toll singen kannst und wir dachten, dass du sie vielleicht gerne treffen willst.“ Sarah sah zu Lanie, die zwar l?chelte, aber nichts sagte. „M?chtest du das gerne, Lanie?“, fragte Sarah sie direkt. „W?re doch lustig, neue Leute zu treffen“, sagte Lanie. Sie klang neutral, aber ihr Blick flehte Sarah wortlos an, sie vor ihrem coolen neuen Freund nicht zu blamieren. „Wo wollt ihr euch denn treffen?“, fragte Sarah. „Nicht weit von Hollywood“, sagte er. Seine Augen leuchteten freudig auf. „Dann mal los! Das wird bestimmt witzig!“ * Sarah sa? auf dem R?cksitz von Deans alten Sportwagen. Der Oldtimer sah von au?en sehr gepflegt aus, aber im Innenraum wimmelte es nur so vor Zigarettenstummeln und zusammengekn?llten McDonald’s Papieren. Dean und Lanie sa?en vorne. Die Musik war so laut aufgedreht, dass es unm?glich war, sich zu unterhalten. Sie knatterten durch die Stra?en von Hollywood und erreichten bald den Stadtteil Little Armenia. Sarah beobachtete ihre Freundin auf dem Beifahrersitz und fragte sich, ob sie ihr wirklich einen Gefallen tat, indem sie sich auf diesen Ausflug eingelassen hatte. Sie musste daran denken, wie Lanie ihr auf der Toilette im Shopping Center gegen?ber gestanden hatte, bevor sie losgefahren waren. „Dean ist sehr leidenschaftlich“, hatte sie gesagt, w?hrend sie ihren Lidstrich nachgezogen hatte. „Ich bef?rchte, dass er mich vielleicht abserviert, wenn ich nicht mitziehe. Er ist so sexy, er k?nnte jede haben. Aber er will mich. Und er behandelt mich nicht wie ein kleines M?dchen, sondern wie eine richtige Frau.“ „Hast du deswegen diese blauen Flecken? Weil er dich nicht wie ein kleines M?dchen behandelt?“ Sie hatte versucht, Lanies Blick im Spiegel zu begegnen, aber ihre Freundin wich ihr aus. „Er war nur ein bisschen aufgebracht“, sagte sie. „Er dachte, dass ich mich f?r ihn sch?me und ihm deswegen von meinen anst?ndigen Freundinnen fern halte. Aber in Wahrheit habe ich kaum mehr Freundinnen wie dich. Genau genommen bist du die einzige. Ich dachte, wenn ich euch einander vorstelle, kann ich doppelt bei ihm punkten: Dann wei? er, dass ich ihn nicht verstecken will und er ist beeindruckt, weil ich wenigstens eine Freundin habe, die … naja… eine echte Zukunft hat.“ Ein Schlagloch holte Sarah in die Gegenwart zur?ck. Dean parkte auf einer heruntergekommenen Stra?e. Die wenigen H?user hatten vergitterte T?ren und Fenster. Sarah holte ihr Handy aus der Hosentasche und versuchte zum dritten Mal eine kurze SMS an ihre Mutter zu senden, doch wie zuvor hatte sie keinen Empfang. Das Seltsame war, dass sie immer noch mitten in L.A. waren, nicht irgendwo in den Bergen. Als Dean den Schl?ssel abzog, steckte Sarah ihr Handy schnell wieder ein. Wenn sie im Haus immer noch keinen Empfang hatte, konnte sie bestimmt seinen Festnetzanschluss benutzen. Ihre Mutter lie? ihr viel Freiheit, aber wenn sie sich mehrere Stunden nicht meldete, ging das gegen ihre Vereinbarung. Als sie zum Haus gingen, konnte Sarah bereits einen rhythmischen Bass h?ren. Ein unsicheres Gef?hl lag ihr in der Magengrube, doch Sarah beschloss, es zu ignorieren. Dean trommelte laut gegen die Haust?r und wartete, bis von innen mehrere Riegel ge?ffnet wurden. Schlie?lich ?ffnete sich die T?r gerade weit genug, um einen verzottelten dunklen Haarschopf preiszugeben, unter dem sich das Gesicht eines Typen zu verbergen schien. Der schwere Geruch von Gras waberte ihr in einer dicken Rauchwolke entgegen und Sarah musste husten. Als der Unbekannte Dean erkannte, streckte er ihm seine Faust zum Gru? hin und riss die T?r auf. Lanie trat als erste ein und Sarah folgte ihr. Die Diele war mit einem dicken roten Samtvorhang vom Rest des Hauses abgetrennt, der Sarah an einen Zaubertrick auf einem Kindergeburtstag erinnerte. W?hrend der Langhaarige die T?r wieder mehrfach verriegelte, zog Dean schon den Vorhang zum Wohnzimmer auf. Sarah erschrak. ?berall im abgedunkelten Raum standen sch?bige Sofas, abgenutzte Sessel und fleckige Sitzs?cke. Die meisten waren besetzt von P?rchen oder Gruppen, die wild herumknutschten oder noch viel weiter gingen. Die M?dchen schienen ausnahmslos in Sarahs Alter zu sein und au?erdem unter Drogen zu stehen. Ein paar hatten offenbar das Bewusstsein verloren, was die Typen – alle mindestens in Deans Alter – nicht davon abhielt, ihr Ding durchzuziehen. Das ungute Gef?hl, das sie vor dem Haus befallen hatte, kehrte jetzt um ein Vielfaches st?rker zur?ck. Ich will nicht an diesem Ort sein! Die abgestandene Luft roch nach Gras und etwas S??erem, das Sarah nicht benennen konnte. Schon hielt Dean Lanie einen Joint unter die Nase. Sie zog ein paarmal daran, bevor sie ihn Sarah hinhielt. Sie sch?ttelte den Kopf. Sarah hatte genug gesehen. Sie wollte diesen Raum schnellstm?glich verlassen, der ihr wie die alte Kulisse eines Pornos vorkam. Sie holte ihr Handy heraus, um ein Taxi zu rufen, aber noch immer hatte sie keinen Empfang. „Dean“, rief sie ?ber die Musik, „ich muss meiner Mutter sagen, dass ich sp?ter nach Hause komme, aber ich habe keinen Empfang. Gibt es hier ein Festnetz?“ „Klar. Im Schlafzimmer. Ich zeige es dir.“ Wieder l?chelte er sie vertrauensvoll an. Dann wandte er sich an Lanie: „Babe, w?rdest du mir ein Bier aus der K?che holen?“ Lanie nickte und verschwand in dem Nebenraum, auf den Dean gerade gezeigt hatte. Dann winkte er Sarah mit sich in die entgegengesetzte Richtung. Sarah wusste nicht, warum sie wegen des Telefonats gelogen hatte, aber sie hatte den Eindruck, dass es den M?nnern nicht gefallen w?rde, wenn sie ehrlich sagte, dass sie nicht bleiben wollte. Dean ?ffnete eine T?r am Ende des Gangs und trat zur Seite, um sie einzulassen. Sie sah sich um, konnte aber kein Telefon erblicken. „Wo ist es denn?“, fragte sie und drehte sich zu Dean um. Dann h?rte sie, wie er die T?r abschloss und zus?tzlich eine Kette ganz ober an der T?r vorschob. „Sorry“, sagte er schulterzuckend, „muss wohl in der K?che sein.“ Er klang nicht, als w?rde er den Irrtum bedauern. Sarah ?berlegte, wie sie sich am besten aus dieser Situation befreien konnte. Sie war mehr als bedrohlich. Sarah war in das Schlafzimmer eines Hauses gesperrt, das so etwas wie ein Puff zu sein schien, in einem besonders zwielichtigen Teil von Little Armenia. Sie hatte das Gef?hl, dass sie ihn unter diesen Umst?nden besser nicht reizen sollte. Am besten stelle ich mich unschuldig und naiv. Ich muss hier weg. „Kein Problem“, sagte sie keck, „dann gehen wir doch einfach in die K?che.“ Sie h?rte eine Klosp?lung und fuhr herum. Eine unauff?llige T?r wurde ge?ffnet und ein gro?er, breiter S?dl?nder betrat das Schlafzimmer, dessen dreckig wei?es T-Shirt ein St?ck haarigen Bauches freigab. Sein Sch?del war kahl rasiert und er hatte einen langen Bart. Hinter ihm lag ein M?dchen auf dem Linoleumboden, die kaum vierzehn Jahre alt war. Sie trug nur eine Unterhose und war scheinbar bewusstlos. Sarahs Kehle war wie zugeschn?rt. Obwohl sie kaum mehr atmen konnte, versuchte sie, sich die Panik nicht anmerken zu lassen. „Sarah, das ist Chiqy“, sagte Dean. „Hi Chiqy“, sagte Sarah und gab sich alle M?he, ruhig zu klingen. „Wir wollten gerade in die K?che gehen. Ich m?sste mal telefonieren. Kannst du mir bitte aufmachen, Dean?“ Ihr Plan war jetzt, nur noch aus dem Haus zu kommen. In der K?che w?rde sie ohnehin kein Telefon finden. Nur noch raus und die Polizei verst?ndigen. „Erstmal m?chte ich dich genauer ansehen“, sagte Chiqy mit rauer Stimme und ohne auf das einzugehen, was Sarah gerade gesagt hatte. Sarah sah den massigen Mann an, der sie von oben bis unten begutachtete. Dann leckte er sich ?ber die Lippen. Sarah f?hlte sich, als m?sste sie sich ?bergeben. „Und? Was sagst du?“, fragte Dean ungeduldig. „Leichtes Sommerkleid, zwei unschuldige Z?pfchen und sie wird uns ein solides Einkommen bringen.“ „Ich muss jetzt gehen“, sagte Sarah und eilte zur T?r. Zu ihrer ?berraschung trat Dean zur Seite. „Hast du den St?rsender benutzt?“, h?rte sie Chiqy fragen. „Ja. Ich habe sie beobachtet. Sie hat immer wieder versucht, eine Nachricht zu verschicken, aber ich bin sicher, dass nichts rausging. Oder, Sarah?“ Sarah fummelte gerade an der T?rkette herum. Gerade als sie sie ?ffnete, fiel ein riesiger Schatten auf sie. Sie wollte sich umdrehen, aber ein dumpfer Knall war alles, was sie noch mitbekam. Dann wurde es schwarz um sie. KAPITEL EINS Detective Keri Locke hatte Herzklopfen. Obwohl sie sich inmitten eines gro?en Polizeireviers befand, sah sie sich nerv?s um. Unruhig starrte sie auf die E-Mail. Sie konnte kaum glauben, dass sie echt war. Werde dich treffen, wenn du dich an die Regeln h?ltst. Ich melde mich. Die Worte waren einfach, aber ihre Bedeutung war f?r Keri kolossal. Sechs lange Wochen hatte sie gewartet und gehofft, dass der Mann, der vermutlich vor f?nf Jahren ihre kleine Tochter entf?hrt hat, mit ihr in Kontakt treten w?rde. Jetzt war es endlich soweit. Keri legte ihr Handy auf den Tisch und schloss die Augen. Sie musste jetzt einen k?hlen Kopf bewahren. Sie hatte schon einmal ein Treffen mit diesem Mann, der sich selbst der Sammler nennt, vereinbart. Aber er war bei diesem ersten Versuch nicht erschienen. Als sie ihn nach dem Grund gefragt hatte, hatte er nur angedeutet, dass sie sich nicht an seine Regeln gehalten habe und dass er sich zu gegebener Zeit wieder an sie wenden w?rde. Es kostete sie unglaubliche Disziplin und Geduld, ihn nicht mehr zu kontaktieren. Denn obwohl sie an kaum etwas anderes denken konnte, f?rchtete sie, ihn vollends zu vertreiben, wenn sie zu energisch her?berkam. Dann h?tte sie keine Chance mehr, ihn und damit Evie zu finden. Nach diesen qualvollen Wochen des Abwartens trat er also endlich wieder mit ihr in Kontakt. Nat?rlich hatte er keine Ahnung, dass sie Evies Mutter war. Er wusste nicht einmal, dass sie eine Frau war. Alles, was Keri ihn hatte wissen lassen, war, dass sie ihn f?r eine Entf?hrung anheuern wollte. Und diesmal w?rde sie besser vorbereitet sein, als beim letzten Mal. Sie hatte nur eine Stunde Zeit gehabt, um einen Lockvogel zu finden, der an dem von ihm gew?hlten Treffpunkt bereitstand, damit sie die Situation aus sicherer Entfernung beobachten konnte. Doch er hatte bemerkt, dass etwas nicht stimmte, und hatte das Treffen platzen lassen. Das sollte nicht noch einmal passieren. Ganz ruhig. Du hast so lange abgewartet, jetzt lass dich blo? nicht hinrei?en, etwas Un?berlegtes zu tun. Du musst sowieso weiter abwarten, bis er etwas vorschl?gt. Eine kurze R?ckmeldung muss reichen. Also tippte Keri nur ein einziges Wort: verstanden Dann steckte sie ihr Handy in die Tasche und stand auf. Sie war viel zu aufgeregt um jetzt an ihrem Tisch zu sitzen. Da sie jetzt nichts unternehmen konnte, versuchte sie, den Sammler aus ihrem Kopf zu kriegen. Sie ging in die Gemeinschaftsk?che um einen Happen zu essen. Es war schon nach 4 und ihr Magen knurrte. Keri wusste nicht mehr, ob sie ?berhaupt zu Mittag gegessen hatte. Als sie in die K?che kam, sah sie ihren Partner Ray Sands, der gerade in den K?hlschrank blickte. Jedermann wusste, dass Ray alles aufa?, was nicht mit einem Namen versehen war. Keris H?hnchen-Salat stand gl?cklicherweise noch immer in einer der hinteren Ecken, wo sie ihn versteckt hatte. Ray war ein knapp zwei Meter gro?er, gute hundert Kilo schwerer Afroamerikaner. Sein Kopf war kahl rasiert, sein K?rper muskul?s und durchtrainiert. Wahrscheinlich hatte er Keris Essen noch nicht entdeckt, weil sie eines der unteren Regale daf?r ausgesucht hatte. Keri blieb im T?rrahmen stehen und beobachtete seinen Hintern, w?hrend er tiefer in den K?hlschrank krabbelte. Ray war nicht nur ihr Partner, sondern auch ihr bester Freund. In letzter Zeit hatten sich ihre Gef?hle f?reinander ver?ndert, sodass vielleicht mehr als nur Freundschaft zwischen ihnen war. Vor zwei Monaten war Ray angeschossen worden, als sie eine junge Frau aus den F?ngen eines skrupellosen Entf?hrers gerettet hatten. Seitdem stand diese Anziehungskraft halb ausgesprochen zwischen ihnen. Keiner von beiden wollte den n?chsten Schritt wagen. Wenn niemand bei ihnen war, flirteten sie miteinander und hin und wieder trafen sie sich bei ihr oder ihm, um zusammen einen Film anzuschauen. Weiter waren sie jedoch bisher nie gegangen. Keri bef?rchtete, dass sowohl ihre Freundschaft als auch ihre Zusammenarbeit auf dem Spiel standen, falls es zwischen ihnen nicht funktionierte. Sie nahm an, dass Ray die gleichen Bedenken hatte, diese Sorge war schlie?lich auch berechtigt. Sie beide waren von ihren ehemaligen Partnern geschieden und beide hatten es in ihrer Ehe mit der Treue nicht besonders genau genommen. Ray, ein ehemaliger Berufsboxer, hatte schon immer einen guten Schlag bei den Damen gehabt. F?r Keri hingegen hatte die Entf?hrung ihrer Tochter einfach alles ver?ndert. Sie war ein einziges Nervenb?ndel und verlor immer wieder die Kontrolle ?ber sich. Als Vorzeigepartner waren sie wohl aus dem Rennen. Als Ray bemerkte, dass man ihn beobachtete, drehte er sich um. In der Hand hielt er ein angebissenes Sandwich. Da au?er ihnen niemand im Raum war, warf er ihr einen verschmitzten Blick zu. „Na, gef?llt dir der Anblick?“ „Bilde dir blo? nichts ein, Hulk!“ Sie lie?en sich immer neue Spitznamen f?reinander einfallen, die auf den dramatischen Gr??enunterschied zwischen ihnen anspielte. „Ganz wie Sie w?nschen, Miss Bianca“, entgegnete er grinsend. Pl?tzlich wurde er ernst. Er kannte sie sehr gut und sah ihr an, dass sie etwas besch?ftigte. „Was ist los?“, fragte er. „Nichts“, sagte sie leise und ?rgerte sich, dass der Sammler sie noch immer nicht loslie?. Sie schob sich an ihm vorbei und holte ihren H?hnchen-Salat aus dem K?hlschrank. Im Gegensatz zu ihm erreichte sie das unterste Regal ohne jede M?he. Auch wenn sie nicht so klein war, wie die bekannte Filmmaus Bianca, war sie verglichen mit Ray tats?chlich eine Art Liliputaner. Sie sp?rte, dass er sie beobachtete, aber sie war nicht in der Stimmung ?ber das, was sie gerade besch?ftigte, zu reden. Wenn sie ihm von der E-Mail des Sammlers erz?hlte, w?rde er jedes einzelne Detail besprechen wollen. Sie versuchte aber, nicht daran zu denken, um nicht vollends den Verstand zu verlieren. Aber es gab noch einen anderen Grund. Keri wurde von einem dubiosen Anwalt namens Jackson Cave ?berwacht, der aus irgendeinem unverst?ndlichen Grund P?dophile und Kindesentf?hrer vor Gericht vertrat. Um an Informationen ?ber den Sammler zu kommen, war sie in sein B?ro eingebrochen und hatte eine geheime Datei kopiert. Als sie sich zum letzten Mal begegnet waren, hatte Cave angedeutet, dass er Bescheid wusste und sie nicht mehr aus den Augen lassen w?rde. Sie hatte sofort begriffen, worauf er anspielen wollte. Seitdem hatte Keri streng darauf geachtet, nur in sicheren Umgebungen ?ber den Sammler zu reden. Wenn Cave herausfand, dass sie hinter dem Sammler her war, w?rde er ihn vermutlich warnen. Vielleicht w?rde Keri ihn dann niemals erwischen – und damit die letzte Chance verspielen, ihre Tochter zu finden. Auf keinen Fall w?rde sie hier dar?ber sprechen. Ray wusste jedoch nichts davon, deswegen bohrte er nach. „Ich merke doch, dass etwas nicht stimmt“, sagte er. Keri ?berlegte sich gerade, wie sie ihn m?glichst elegant abwimmeln konnte, als ihr Chef hereinkam. Lieutenant Cole Hillman, ihr direkter Vorgesetzter, sah weit ?lter aus, als er eigentlich war. Er hatte tiefe Falten auf der Stirn, graues Haar und einen beachtlichen Bierbauch, den er nicht einmal unter den ?bergro?en Hemden, die so etwas wie sein Markenzeichen waren, verbergen konnte. Dazu trug er ein Jackett, das mindestens eine Nummer zu klein war und eine Krawatte, die l?cherlich locker um seinen Hals hing. „Gut, dass ich Sie beide zusammen antreffe“, begann er. „Mitkommen, es gibt einen neuen Fall.“ Sie folgten ihm in sein B?ro und nahmen auf der Couch Platz, die an einer Wand stand. Da Keri bereits ahnte, dass sie keine Zeit mehr zum Essen haben w?rde, schlang sie ihren Salat herunter, w?hrend Hillman redete. Ray hatte sein gestohlenes Sandwich bereits vernichtet. „Das vermeintliche Opfer hei?t Sarah Caldwell, weiblich, sechzehn Jahre alt, aus Westchester. Seit ein paar Stunden wird sie vermisst. Ihre Eltern haben mehrfach erfolglos versucht, sie zu erreichen.“ „Sie rufen die Polizei, weil ihr Teenager nicht ans Handy geht?“, fragte Ray skeptisch. „Klingt wie eine ganz normale amerikanische Familie.“ Keri sagte nichts, obwohl sie im Allgemeinen dazu neigte, anderer Meinung als Ray zu sein. Sie hatten schon oft ?ber diesen Punkt diskutiert. Keri fand, dass er zu lange damit z?gerte, solche F?lle anzunehmen. Er war hingegen der Meinung, dass Keri aufgrund ihrer pers?nlichen Hintergr?nde dazu neigte, voreilige Schl?sse zu ziehen. Es war ein st?ndiger Streitpunkt zwischen ihnen und darauf hatte sie jetzt keine Lust. Es war auch gar nicht n?tig, denn heute schien Hillman ihre Rolle zu ?bernehmen. „Das dachte ich zuerst auch“, sagte Hillman, „aber sie bestehen darauf, dass ihre Tochter sich gemeldet h?tte, wenn sie sich derma?en versp?tete. Au?erdem wollten sie sie mithilfe einer Handy-App orten, aber das Handy ist ausgeschalten.“ „Das ?berzeugt mich nicht“, beharrte Ray. „Vielleicht haben Sie recht und es steckt nichts dahinter. Aber diese Leute waren wirklich beharrlich, fast schon panisch. Und sie haben sofort darauf hingewiesen, dass die Wartefrist von 24 Stunden bei einer Vermisstenmeldung nicht auf Minderj?hrige zutrifft. Da Sie beide momentan keine dringenden F?lle haben, habe ich ihnen versprochen, dass ich jemanden schicke um ihre Aussage aufzunehmen. Vielleicht ist das M?dchen bis dahin ja wieder aufgetaucht. Es kann jedenfalls nicht schaden, bei ihnen vorbeizuschauen und man kann uns hinterher nichts vorwerfen.“ „Klingt einleuchtend“, sagte Keri und kaute gerade auf ihrem letzten Bissen herum. „Dir leuchtet es nat?rlich ein“, murmelte Ray, w?hrend er die Adresse von Hillman entgegennahm. „dann hast du wenigstens etwas zu tun und ich muss mitspielen.“ „Du spielst doch gerne mit“, sagte Keri und ging vor ihm aus dem B?ro. „Bitte tun Sie wenigstens so, als w?ren Sie professionell, wenn Sie zu den Caldwells gehen“, rief Hillman hinter ihnen her. „Sie sollen das Gef?hl haben, dass man sie ernst nimmt.“ Keri entsorgte ihre Salatverpackung in einem M?lleimer und machte dich direkt auf den Weg zum Parkplatz. Ray trabte hinter ihr her. Als sie das Geb?ude verlie?en, lehnte er sich zu ihr. „Das bedeutet nicht, dass ich dich vom Haken lasse – ich wei? genau, dass du mir etwas verheimlichst. Du kannst es mir jetzt sagen, oder sp?ter. Aber fr?her oder sp?ter wirst du mit mir reden m?ssen.“ Keri bem?hte sich, keine Reaktion zu zeigen. Sie hatte wirklich vor, ihn in ihr Geheimnis einzuweihen, schlie?lich war er ihr Partner, bester Freund und vielleicht zuk?nftiger Lebenspartner. Aber wenn es darum ging, den Entf?hrer ihrer Tochter zu fassen, musste sie auf Nummer sicher gehen. KAPITEL ZWEI Als sie beim Haus der Caldwells ankamen, hatte Keri pl?tzlich ein schlechtes Gef?hl im Bauch. Immer wenn sie die Eltern eines m?glichen Entf?hrungsopfers traf, wurde sie an den Moment erinnert, in dem ihre eigene kleine Tochter von einem b?swilligen Fremden mit einer tief ins Gesicht gezogener Baseballkappe ?ber die Wiese davongetragen wurde. Sie sp?rte die Panik in ihrer Kehle, wie sie dem Mann auf dem Parkplatz hinterherrannte und sah wieder, wie er Evie in seinen wei?en Van warf wie eine alte Puppe. Sie sp?rte den Schrecken, als sie mit ansehen musste, wie dieser Mann den Teenager erstach, der ihn aufhalten wollte. Sie sp?rte f?rmlich, wie die Kieselsteinchen ihre nackten F??e aufschnitten, als sie verzweifelt versuchte, den Van einzuholen, der bereits aus dem Parkplatz auf die schmale Stra?e bog. Sie durchlebte noch einmal die Hilflosigkeit, als sie bemerkte, dass sie es nicht schaffen w?rde, dass der Van keine Nummernschilder hatte, dass sie ihn der Polizei kaum beschreiben konnte. Ray wusste, wie schwer diese Momente f?r sie waren. Er sa? stumm auf dem Fahrersitz und lie? ihr einen Augenblick Zeit, um mit ihren Emotionen klar zu kommen und sich auf das bevorstehende Gespr?ch vorzubereiten. „Alles okay?“, fragte er, als ihr K?rper sich schlie?lich entspannte. „Fast“, sagte sie und klappte den Spiegel in der Sonnenblende herunter, um sicherzugehen, dass man ihr nichts ansehen konnte. Ihr Spiegelbild sah um einiges gesunder aus, als noch vor ein paar Monaten. Von den schwarzen Augenringen und den roten Adern in ihren Augen war nichts mehr zu sehen. Ihre Haut war nicht mehr so fleckig und ihr blonder Pferdeschwanz war nicht mehr so fettig und zerzaust. Keri ging auf ihren sechsunddrei?igsten Geburtstag zu, aber sie sah so gut aus, wie schon lange nicht mehr – seit Evie ihr vor f?nf Jahren genommen wurde. Vielleicht lag es daran, dass der Sammler wieder Kontakt zu ihr aufgenommen hatte. Vielleicht lag es aber auch an den Gef?hlen, die sie f?r Ray hatte. Wahrscheinlich hatte auch ihr Umzug dazu beigetragen, dass es ihr wieder besser ging. Endlich hatte sie ihr heruntergekommenes Hausboot gegen festen Boden unter den F??en eingetauscht. Es k?nnte aber auch daran liegen, dass sich ihr Whiskeykonsum in den vergangenen Wochen stark reduziert hatte. Woran es auch liegen mochte, sie hatte bemerkt, wie die M?nner ihr wieder hinterhersahen. Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit hatte sie das Gef?hl, das Chaos in ihrem Leben wieder unter Kontrolle zu haben. Sie klappte die Sonnenblende wieder nach oben und wandte sich an Ray. „Bin bereit“, sagte sie. Als sie zur Haust?r gingen, sah Keri sich die Nachbarschaft an. Sie waren am n?rdlichsten Ende von Westchester, unweit vom 405 Freeway und nur wenige Meilen s?dlich vom Howard Hughes Center, einem gro?en Einzelhandels- und B?rokomplex, der die Skyline dieses Stadtteils dominierte. Westchester hatte den Ruf einer ruhigen Arbeiterschicht. Die meisten H?user waren bescheidene, einst?ckige Einfamilienh?user. Doch selbst diese Beschaulichen Unterk?nfte waren in den vergangenen f?nf Jahren so rasant im Preis gestiegen, dass sich die Gemeinschaft jetzt aus einer Mischung von Alteingesessenen, die ihr ganzes Leben hier verbracht hatten, und jungen Arbeiterfamilien, die neu hinzugezogen waren, zusammensetzte. Noch bevor Keri und Ray die Haust?r erreichten, wurde diese bereits ge?ffnet und ein sichtbar beunruhigtes P?rchen erschien vor ihnen. Keri war ?berrascht ?ber ihr Alter. Die Frau war eine zierliche Lateinamerikanerin mit einem strengen Kurzhaarschnitt, die bestimmt Mitte f?nfzig war. Sie trug einen ausgetragenen Hosenanzug und gepflegte, aber alte schwarze Schuhe. Der Mann war etwa einen Kopf gr??er als sie. Er war blass und sein blond-graues Haar wurde bereits d?nner. Eine Lesebrille hing an einem Band um seinen Hals. Er war mindestens so alt wie seine Partnerin, wahrscheinlich ging er sogar schon auf die sechzig zu. Er trug eine Jogginghose und ein einfaches Hemd. Seine braunen Halbschuhe waren abgewetzt und seine Schn?rsenkel nur halbherzig gebunden. „Sind Sie die Detectives?“ fragte die Frau und streckte ihnen die Hand hin, ohne eine Antwort abzuwarten. „Jawohl, Ma’am“, antwortete Keri. „Ich bin Detective Keri Locke von der Einheit f?r Vermisste Personen des LAPD und das ist mein Partner, Detective Raymond Sands.“ „Es freut mich, Sie kennenzulernen“, sagte Ray. Die Frau winkte sie herein. „Vielen Dank, dass Sie so schnell kommen konnten. Ich bin Mariela Caldwell. Das hier ist mein Mann, Edward.“ Edward nickte nur zustimmend. Keri sp?rte ihre Unsicherheit und beschloss, direkt zum Punkt zu kommen. „Warum setzten wir uns nicht, damit Sie uns erkl?ren k?nnen, warum Sie sich solche Sorgen machen.“ „Nat?rlich“, sagte Mariela und f?hrte die beiden Polizisten durch einen schmalen Gang, in dem unz?hlige Fotos von einem dunkelhaarigen M?dchen hingen, das herzlich in die Kamera l?chelte. Es mussten mindestens zwanzig Fotos sein, die sie von fr?hestem Kindesalter bis heute zeigten. Sie kamen zu einer kleinen, gem?tlichen Sitzecke. „Kann ich Ihnen etwas anbieten? Kaffee, oder einen Snack vielleicht?“ „Vielen Dank, Ma’am. Das ist nicht n?tig“, antwortete Ray, w?hrend er versuchte sich auf die winzige Sitzbank zu zw?ngen. „Lassen Sie uns direkt beginnen. Wir brauchen m?glichst viele Informationen. Soweit wir wissen, hat Sarah sich erst seit ein paar Stunden nicht mehr gemeldet. Warum sind Sie so besorgt?“ „Es sind fast f?nf Stunden“, brummte Edward, der sich jetzt zum ersten Mal zu Wort meldete. Er setzte sich Ray gegen?ber. „Sie hat ihre Mutter heute Mittag angerufen und gesagt, dass sie eine Freundin treffen will, die sie lange nicht mehr gesehen hat. Jetzt ist es fast f?nf Uhr. Sie wei? genau, dass sie sich alle paar Stunden melden soll, wenn sie l?nger weg bleibt. Normalerweise w?rde sie wenigstens eine SMS schicken, damit wir wissen, wo sie ist.“ „H?lt sie sich denn immer daran?“, fragte Ray so neutral, dass nur Keri die unterschwellige Skepsis heraush?ren konnte. Beide Caldwells schwiegen einen Augenblick. Keri bef?rchtete schon, dass diese Frage sie beleidigt hatte, als Mariela schlie?lich antwortete. „Detective Sands, ich verstehe, dass das f?r Sie vielleicht schwer zu glauben ist, aber ja. Sie h?lt sich immer daran. Ed und ich waren nicht mehr ganz jung, als wir Sarah bekommen haben. Nach vielen vergeblichen Versuchen wurden wir schlie?lich mit diesem Geschenk des Himmels belohnt. Sie ist unser einziges Kind und ich muss zugeben, dass wir beide besonders – wie sagt man – f?rsorglich sind.“ „Typische Helikopter-Eltern“, f?gte Ed hinzu und l?chelte liebevoll. Auch Keri l?chelte. Sie konnte die beiden gut verstehen. Dann redete Mariela weiter: „Jedenfalls wei? Sarah, dass sie unser Ein und Alles ist und so unglaublich es auch klingen mag, sie ist es gerne. Sie backt mit mir an den Wochenenden, sie besteht jedes Jahr darauf, Ed zum Familientag auf der Arbeit zu begleiten, sie ist vor ein paar Monaten sogar freiwillig mit mir auf ein Konzert von Motley Crue gegangen. Sie ist ebenso vernarrt in uns, wie wir in sie. Gerade weil sie wei?, wie wichtig sie uns ist, h?lt sie uns immer auf dem Laufenden. Wir haben eine Abmachung, dass sie uns immer eine SMS schreibt, wo sie ist. Dass sie sich alle zwei Stunden bei uns meldet, haben wir nie von ihr verlangt. Das war ihre eigene Regel.“ Keri beobachtete die beiden genau. Marielas Hand lag in der von Ed. Er streichelte sanft ihren Handr?cken, w?hrend sie sprach. Erst als sie alles gesagt hatte, ergriff er das Wort. „Selbst wenn sie es heute wirklich zum ersten Mal vergessen h?tte sich zu melden, w?re sie niemals so lange ohne Empfang. Wir sind mitten in einer Gro?stadt. Wir haben sie hundertmal angerufen und Nachrichten geschrieben. In meiner letzten habe ich ihr mitgeteilt, dass ich mich an die Polizei wende. H?tte sie auch nur eine unserer Nachrichten bekommen, dann h?tte sie sich gemeldet. Au?erdem habe ich Ihrem Lieutenant bereits gesagt, dass ihr GPS deaktiviert ist. Das ist noch nie vorgekommen.“ Es war dieses beunruhigende Detail, das wie eine Drohung alles andere ?berschattete. Keri wollte schnell zur n?chsten Frage kommen, bevor sich Panik breitmachte. „Mr. und Mrs. Caldwell, darf ich fragen, warum Sarah heute nicht in der Schule war? Es ist Freitag.“ Die Eltern sahen sie erstaunt an. Selbst Ray machte ein ?berraschtes Gesicht. „Gestern war Thanksgiving. Heute ist schulfrei“, kl?rte Mariela sie auf. Keris Brust zog sich zusammen. Nur Eltern waren sich solcher Details bewusst. Sie z?hlte nicht mehr dazu. Evie w?re jetzt dreizehn Jahre alt. Unter normalen Umst?nden h?tte sie sich f?r heute etwas ?berlegen m?ssen, um sich nicht von der Arbeit frei nehmen zu m?ssen. Aber normale Umst?nde gab es in ihrem Leben schon lange nicht mehr. Die Rituale um Schulferien und Familienurlaub waren in den vergangenen Jahren so weit verblasst, dass sie sich kaum mehr daran erinnerte. Jetzt wollte sie etwas zu ihrer Verteidigung sagen, aber alles, was sie herausbekam, war ein unkontrolliertes Husten. Als ihr die erste Tr?ne in die Augen stieg, senkte sie den Kopf, damit die anderen es nicht mitbekamen. Ray schaltete sich ein. „Sarah hatte also den ganzen Tag frei, aber Sie nicht?“, fragte er. „Nein“, antwortete Ed. „Ich besitze einen kleinen Malerladen im Westchester-Dreieck. Ich kann mir nicht erlauben, den Laden ?fter als n?tig zu schlie?en – Thanksgiving, Weihnachten, Neujahr – das sind so ziemlich die einzigen freien Tage, die ich mir nehmen kann.“ „Ich arbeite als Anwaltsgehilfin bei einer gro?en Kanzlei in El Segundo. Ich wollte mir heute frei nehmen, aber wir m?ssen uns auf einen wichtigen Fall vorbereiten, bei dem alle Mitwirkenden gebraucht werden.“ Keri r?usperte sich. Sie hatte sich soweit zusammengerissen, dass sie sich an der Unterhaltung wieder beteiligen konnte. „Wer ist diese Freundin, mit der Sarah sich treffen wollte?“, fragte sie. „Sie hei?t Lanie Joseph“, antwortete Mariela. „Sie war Sarahs beste Freundin, als sie noch gemeinsam zur Grundschule gingen. Doch dann sind wir umgezogen und seitdem haben sie kaum mehr Kontakt. Ehrlich gesagt w?re mir lieber gewesen, wenn es dabei geblieben w?re.“ „Was wollen Sie damit sagen?“, fragte Keri. Mariela z?gerte einen Augenblick und Ed antwortete f?r sie. „Wir haben in Culver City S?d gewohnt. Es ist zwar nicht weit von hier, aber die Gegend ist doch v?llig anders. Die Menschen dort haben es nicht leicht und das merkt man bereits den Kindern an. Lanie hat eine Art an sich, die uns nicht immer gefallen hat. Schon als sie jung war, ging es uns so, aber jetzt ist es noch schlimmer geworden. Ich m?chte niemanden verurteilen, aber wir haben den Eindruck, dass sie einen gef?hrlichen Weg eingeschlagen hat.“ „Wir haben lange gespart“, mischte sich Mariela wieder ein. Sie wollte offenbar nicht l?nger negativ ?ber andere Menschen reden. „Als Sarah in die Mittelstufe kam, sind wir dann hierher gezogen. Wir haben dieses Haus gekauft, kurz bevor die Preise explodiert sind. Das Haus ist klein, aber wir sind froh, dass wir es haben. Es war nicht einfach, aber wir h?tten alles daf?r getan, dass Sarah in einer besseren Gegend aufw?chst.“ „Die beiden hatten also nicht mehr viel Kontakt“, schloss Ray. „Wieso gerade jetzt?“ „Sie haben sich noch ein paarmal pro Jahr getroffen“, erkl?rte Ed. „Sarah hat uns erz?hlt, dass Lanie ihr gestern geschrieben hatte, dass sie sie heute unbedingt treffen wollte. Sie sagte aber nicht, warum.“ Mariela sah traurig aus. „Sarah ist so ein liebes, hilfsbereites M?dchen, sie kommt ohne zu z?gern jeder Bitte nach. Gestern Nacht sagte sie zu mir ‚Was f?r eine Freundin w?re ich, wenn ich nicht f?r sie da w?re, wenn sie mich braucht?‘“ Marielas Stimme versagte. Keri sah, wie Ed ihre Hand in stiller Unterst?tzung dr?ckte und beneidete sie daf?r. Selbst in dieser ungewissen Situation waren sie eine liebevolle Einheit, beendeten die S?tze des anderen und spendeten sich moralischen Beistand. Es wirkte fast, als w?rde ihre Liebe ihnen die Kraft geben, all das durchzustehen. Keri erinnerte sich an eine Zeit, in der sie geglaubt hatte, das gleiche zu haben. „Hat Sarah erw?hnt, wo sie sich treffen wollten?“, fragte sie. „Nein, bis heute Mittag hatten sie noch nichts ausgemacht. Ich bin aber sicher, dass sie sich irgendwo in der N?he getroffen haben – vielleicht im Howard Huges Center oder in der Fox Hills Mall. Sarah hat noch keinen F?hrerschein, sie w?rde einen Ort ausw?hlen, den sie leicht mit dem Bus erreichen konnte.“ „K?nnen Sie uns vielleicht ein paar Fotos von ihr geben?“, fragte Keri Mariela, die sofort aufstand. „Ist Sarah in den sozialen Netzwerken aktiv?“, fragte Ray. „Sie ist auf Facebook, Instagram und Twitter. Sonst wei? ich nichts. Warum?“, fragte Ed. „Manchmal findet man wichtige Hinweise in den Profilen der Kids. Haben Sie denn Zugriff auf ihre Accounts?“ „Nein“, sagte Mariela und zog ein Foto nach dem anderen aus den Bilderrahmen. „Wir hatten nie einen Grund, danach zu fragen. Sie zeigt uns aber st?ndig ihre Eintr?ge und Posts. Ich hatte nie das Gef?hl, dass sie irgendetwas vor uns verheimlicht. Auf Facebook sind wir sogar befreundet. K?nnen Sie sich nicht den Zugang verschaffen?“ „Doch, das k?nnen wir“, sagte Keri. „Aber das dauert, wenn wir die Passworte nicht haben. Zuerst brauchen wir eine gerichtliche Verf?gung. Nach der aktuellen Lage haben wir keine ausreichende Begr?ndung daf?r.“ „Nicht einmal, wenn ihr GPS ausgeschaltet ist?“, fragte Ed. „Das hilft unserem Gesuch“, sagte Keri, „aber momentan ist das bestenfalls nebens?chlich. Sie haben uns ausf?hrlich dargelegt, warum diese Situation au?ergew?hnlich ist, aber auf dem Papier wird das nicht reichen um einen Richter zu ?berzeugen. Lassen Sie sich nicht entmutigen, wir stehen noch ganz am Anfang. Unser n?chster Schritt ist es, die Ermittlungen einzuleiten. Ich m?chte bei Lanie und ihrer Familie beginnen. Haben Sie ihre Adresse?“ „Ja“, sagte Mariela und ?bergab Keri eine Handvoll Fotos, bevor sie ihr Handy nach dem entsprechenden Kontakt durchsuchte. „Leider bin ich nicht sicher, ob das eine Hilfe ist. Lanies Vater ist nicht mehr bei seiner Familie und ihre Mutter ist… nun… eher unbeteiligt. Trotzdem, hier ist die Adresse.“ Keri schrieb sich auf, was sie wissen musste und dann begaben sich alle wieder zur Haust?r. Sie verabschiedeten sich mit einem f?rmlichen Handschlag, was Keri seltsam vorkam, nachdem sie sich gerade ?ber solch vertrauliche Themen unterhalten hatten. Sie und Ray waren schon fast bei ihrem Wagen, als Edward Caldwell ihnen eine letzte Frage hinterherrief. „Entschuldigen Sie, aber Sie sagten, dass das erst der Anfang ist. Das klingt nach einem langen Prozess. Ich habe einmal geh?rt, dass die ersten 24 Stunden nach dem Verschwinden einer Person die wichtigsten sind. Ist das wahr?“ Keri und Ray tauschten einen stummen Blick aus, bevor sie sich an Caldwell wandten. Sie wussten nicht genau, was sie antworten sollten. Ray ?bernahm es schlie?lich. „Das ist wahr, Sir, aber noch gibt es keinen Beweis, dass sich etwas Ungew?hnliches ereignet hat. Es ist gut, dass Sie sich sofort gemeldet haben. Ich wei?, dass es f?r Sie schwer ist, aber versuchen Sie, sich keine Sorgen zu machen. Ich verspreche, dass wir uns bald melden werden.“ Damit stiegen sie in ihren Wagen. Als Keri ganz sicher war, dass man sie nicht mehr h?ren konnte, murmelte sie: „Gut gelogen.“ „Ich habe nicht gelogen. Alles, was ich gesagt habe, ist wahr. Sie k?nnte noch immer jeden Augenblick nach Hause kommen.“ „Das stimmt, aber mein Instinkt sagt mir, dass es nicht so einfach sein wird.“ KAPITEL DREI Auf dem Weg nach Culver City S?d sa? Keri auf dem Beifahrersitz und machte sich stille Vorw?rfe. Auch wenn sie eigentlich nichts falsch gemacht hatte, hatte sie immer noch ein schlechtes Gewissen, weil ihr nicht bewusst gewesen war, dass heute ein schulfreier Tag war. Sogar Ray hatte es gewusst. Sie hatte das Gef?hl, keine richtige Mutter mehr zu sein und das machte ihr Angst. Wie lange w?rde es noch dauern, bis sie andere, pers?nlichere Kleinigkeiten verga?. Vor ein paar Wochen hatte sie einen anonymen Hinweis bekommen, der sie zu dem Foto eines Teenagers gef?hrt hatte. Keri hatte einfach nicht mit Gewissheit sagen k?nnen, ob das M?dchen auf dem Foto ihre Tochter war. Gut, sie war schon seit f?nf Jahren verschwunden und das Foto war sowohl aus einiger Entfernung aufgenommen als auch von schlechter Qualit?t. Aber die Tatsache, dass sie nicht auf Anhieb sagen konnte, ob es sich um ihre Tochter handelte, hatte sie schwer ersch?ttert. Obwohl der Techniker ihrer Einheit, Detective Kevin Edgerton, ihr gesagt hatte, dass nicht einmal die digitale Gesichtserkennung bestimmen konnte, ob es sich um das gleiche M?dchen handelte, sch?mte sie sich noch immer deswegen. Ich h?tte es einfach wissen m?ssen. Eine gute Mutter h?tte sofort ihr eigenes Kind erkannt. „Wir sind da“, sagte Ray leise. Keri blickte auf und stellte fest, dass sie nur wenige H?user von Lanie Josephs Adresse entfernt waren. Die Caldwells hatten es ganz richtig beschrieben. Diese Stra?e lag zwar nur f?nf Meilen von ihrem Eigenheim entfernt, aber man sah der Gegend an, dass hier rauere Sitten herrschten. Es war erst 5 Uhr 30, aber die Sonne war bereits fast untergegangen. Es wurde langsam k?hl. Kleine Gruppen von jungen M?nnern lungerten in Einfahrten herum, tranken Bier und rauchten Zigaretten, die verd?chtig dick wirkten. Die meisten Vorg?rten waren eher braun als gr?n und die Gehsteige waren kaputt und von Unkraut ?bers?t. Die meisten H?user in dieser Stra?e waren unauff?llige Stadth?user oder Mehrfamilienh?user mit Metallgittern an Fenstern und T?ren. „Sollten wir eine Einheit von Culver City anfordern? Was meinst du?“, fragte Ray. „Genau genommen sind wir f?r diese Gegend nicht zust?ndig.“ „Nein, das w?rde viel zu lange dauern und au?erdem m?chte ich kein Aufsehen erregen. Wenn Sarah wirklich etwas zugesto?en ist, sollten wir schnell handeln.“ „Dann mal los“, sagte er. Sie stiegen aus dem Wagen und gingen z?gig auf das Haus zu, das Mariela Caldwell notiert hatte. Lanie wohnte mit ihrer Familie in der vorderen H?lfte einer Wohneinheit f?r zwei Familien an der Ecke Corinth Street und Culver Boulevard. Der Freeway 405 f?hrte so dicht an dem Haus vorbei, dass Keri die Haarfarbe der Fahrer erkennen konnte. Als Ray an die Sicherheitst?r klopfte, fiel Keris Blick auf f?nf junge M?nner, die zwei H?user weiter um den Motor einer Corvette standen. Einige von ihnen warfen misstrauische Blicke auf sie, sodass sie sich wie ein Eindringling vorkam. Keiner von ihnen sprach sie an. Im Inneren h?rten sie mehrere Kinder durcheinanderschreien und nach etwa einer Minute wurde die Haust?r von einem blonden Jungen ge?ffnet, der nicht viel ?lter als f?nf Jahre sein konnte. Er trug zerschlissene Jeans und ein wei?es T-Shirt, auf das jemand ein Superman-‚S‘ gemalt hatte. Er verdrehte sich fast den Hals um zu Ray aufzublicken. Dann wanderte sein Blick zu Keri, die er wohl als weniger bedrohlich empfand. „Was wollen Sie, Lady?“, fragte er neugierig. Keri sp?rte, dass dieses Kind nicht allzu oft liebevolle Zuwendung erfuhr, also kniete sie sich vor ihn und redete mit sanfter Stimme: „Wir sind Polizisten und wir m?ssten kurz mit deiner Mama reden.“ Unbeeindruckt drehte sich der Kleine um und rief: „Mum! Die Bullen wollen mit dir reden!“ Das war scheinbar nicht das erste Mal, dass sich Polizeibeamten bei ihnen einfanden. Keri sah, dass Ray zu den M?nnern bei der Corvette blickte. „Haben wir ein Problem da dr?ben?“, fragte sie ohne selbst hinzusehen. „Noch nicht“, entgegnete Ray leise. „Aber das kann sich jederzeit ?ndern. Wir sollten es kurz machen.“ „Was f?r Polizisten seid ihr denn?“, fragte der Junge. „Ihr habt gar keine Uniform. Seid ihr Undercover?“ „Wir sind Detectives“, sagte Ray und beschloss, mit der Befragung nicht l?nger zu warten. „Wann hast du Lanie zuletzt gesehen?“ „Hat sie etwa schon wieder ?rger gemacht?“, sagte er und grinste schadenfroh. „Das ist nichts Neues. Sie wollte sich heute Mittag mit ihrer schlauen Freundin treffen. Wahrscheinlich hofft sie, dass es sich auf sie abf?rbt.“ In diesem Augenblick kam eine Frau in grauem Jogginganzug um die Ecke geschlurft. Keep Walking stand auf ihrem Sweatshirt. W?hrend sie langsam zur Haust?re kam, sah Keri sie genau ein. Sie war etwa in Keris Alter, aber sie wog um die 100 Kilo. Ihre blasse Haut hob sich kaum von dem Hellgrau ihres Jogginganzugs ab, genau wie ihr blassblondes Haar, das zu einem schlampigen Zopf geknotet war. Ihr Gesicht spiegelte wider, wie ausgelaugt und ersch?pft sie sich f?hlen musste. Sie hatte tiefe dunkle R?nder unter den Augen und aufgedunsene, pockennarbige Haut, vielleicht vom Alkohol. Dennoch konnte man sehen, dass sie einst eine attraktive Frau gewesen war, doch das Leben hatte seine Spuren hinterlassen. „Was hat sie jetzt schon wieder angestellt?“, fragte sie. Sie schien noch weniger ?berrascht als ihr Sohn, dass die Polizei vor ihrer T?r stand. „Sind Sie Mrs. Joseph?“, fragte Keri. „Mrs. Joseph bin ich seit sieben Jahren nicht mehr, seit Mr. Joseph mich f?r eine junge Masseuse namens Kayley verlassen hat. Jetzt bin ich Mrs. Hart, auch wenn Mr. Hart sich Sang- und Klanglos vor achtzehn Monaten aus dem Staub gemacht hat. Ist mir zu teuer, schon wieder den Namen zu ?ndern, also belasse ich es dabei.“ „Wir sind auf der Suche nach Lanie Josephs Mutter“, fuhr Ray fort. „Sie sind also…?“ „Joanie Hart. Ich bin die Mutter von f?nf Teufelsbraten, einschlie?lich der, die Sie suchen. Was genau hat sie diesmal ausgefressen?“ „Wir wissen nicht, ob sie ?berhaupt etwas getan hat, Mrs. Hart“, beschwichtigte Keri ihr Gegen?ber, der die Anwesenheit von Polizisten sichtlich unangenehm war. „Wir sind hier, weil sie sich angeblich mit Sarah Caldwell getroffen hat. Sarahs Eltern machen sich Sorgen, weil sie ihre Tochter nicht mehr erreichen k?nnen. Wann haben Sie zuletzt von Lanie geh?rt?“ Joanie Hart sah sie an, als k?me sie von einem anderen Planeten. „Ich habe nicht die Zeit, ?ber solche Dinge Buch zu f?hren“, sagte sie. „Ich habe den ganzen Tag gearbeitet. Die Tankstelle hat rund um die Uhr ge?ffnet, Thanksgiving hin oder her. Ich bin erst vor einer halben Stunde nach Hause gekommen. Ich habe also keine Ahnung, wo Lanie ist. Das ist nichts Besonderes. Sie sagt mir eigentlich nie, wohin sie geht. Sie liebt ihre kleinen Geheimnisse. Ich glaube, sie hat einen Freund, von dem ich nichts wissen soll.“ „Hat sie seinen Namen erw?hnt?“ „Wie schon gesagt, ich wei? nicht einmal, ob es ihn wirklich gibt. Zuzutrauen w?re es ihr. Sie provoziert mich gerne. Aber ich bin zu m?de um mich provozieren zu lassen. Wahrscheinlich macht sie das w?tend. Sie wissen ja sicher, wie das l?uft“, sagte sie zu Keri, die in Wahrheit ?berhaupt nicht wusste, wie das l?uft. Keri wurde langsam w?tend auf diese Frau, die weder wusste, noch sich daf?r interessierte, wo ihre Tochter war. Joanie hatte sich mit keinem Wort nach ihr erkundigt und sie wirkte ?berhaupt kein bisschen besorgt. Ray ahnte wohl, was in Keri vorging, also mischte er sich schnell ein. „Wir brauchen Lanies Handynummer und ein m?glichst aktuelles Foto von ihr“, sagte er. Joanie sah jetzt doch betroffen aus, sagte aber nichts dazu. „Einen Moment“, sagte sie und entfernte sich wieder von der Haust?r. Keri sah Ray an, der ihr mit einem Kopfsch?tteln signalisierte, dass auch ihm diese Frau nicht gefiel. „Ich w?rde lieber im Auto warten“, sagte Keri, „sonst sage ich noch etwas … Kontraproduktives zu dieser Frau.“ „Vielleicht keine schlechte Idee. Ich schaffe das hier allein. Vielleicht k?nntest du Edgerton anrufen und herausfinden, ob er nicht doch auf die sozialen Netzwerke zugreifen kann. Schlie?lich kann man die Regeln in bestimmten F?llen auch etwas lockerer auslegen.“ „Raymond Sands, du bist mein Star“, sagte sie und war augenblicklich wieder besser gelaunt. „Scheinbar f?rben meine teils unkonventionellen Methoden langsam auf dich ab. Das gef?llt mir.“ Sie drehte sich um und sprang zum Auto, bevor er etwas entgegnen konnte. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass die M?nner nebenan sie die ganze Zeit beobachteten. Pl?tzlich sp?rte sie, wie kalt die Luft war und zog den Rei?verschluss ihrer Jacke bis obenhin zu. Obwohl der November in Los Angeles recht angenehm war, konnte einen die k?hle Luft doch zum fr?steln bringen, wenn man nicht direkt in der Sonne war. Die unangenehmen Blicke dieser M?nner trugen vielleicht zus?tzlich zu Keris G?nsehaut bei. Anstatt in den Wagen einzusteigen, lehnte sie sich mit dem R?cken dagegen. So konnte sie weiterhin Lanies Haus und die Nachbarn im Auge behalten, w?hrend sie Edgertons Nummer w?hlte. „Edgerton hier“, meldete er sich enthusiastisch. Kevin Edgerton war mit seinen achtundzwanzig Jahren der j?ngste Mann auf dem Revier. Er war gro? und schlaksig. Au?erdem war er ein wahres Computergenie, verantwortlich f?r mehr als einen technischen Durchbruch in so manchem Kriminalfall. Dar?ber hinaus hatte er Keri geholfen mit dem Sammler in Kontakt zu treten. Jetzt sah Keri vor ihrem inneren Auge, wie er seine dicken braunen Str?hnen aus den Augen strich. Sie begriff nicht, warum er sich nicht endlich einen anst?ndigen Haarschnitt zulegte. „Hi Kevin, Keri hier. Ich brauche deine Hilfe. Kannst du dir vielleicht Zugang zu ein paar gewissen Online-Profilen verschaffen? Es geht um Sarah Caldwell aus Westchester, sechzehn Jahre alt. Die andere junge Dame hei?t Lanie Joseph, ebenfalls sechzehn, aus Culver City S?d. Bitte halte mir keinen Vortrag ?ber gerichtliche Verf?gungen. Es ist dringend und wir…“ „Schon geschehen“, unterbrach Edgerton sie. „Was? Das ging schnell“, sagte sie erstaunt. „Naja, Caldwell ist nicht ganz so einfach. Ihre Accounts sind mit Passw?rtern gesch?tzt und ich muss mit ihr verlinkt sein, um ihre Seite zu sehen. Ich k?nnte das Passwort knacken, aber du wei?t ja, legal ist das nicht. Josephs Seite ist hingegen ein offenes Buch. Jeder kann sehen, was sie macht. Ich sehe es mir in diesem Augenblick an.“ „Gibt es irgendwo einen Hinweis darauf, was sie heute ab Mittag gemacht hat?“, fragte Keri und bemerkte, dass drei M?nner aus der Einfahrt auf sie zugingen. Die beiden anderen schienen Ray weiter zu beobachten, der noch immer vor Joanie Harts T?r stand und darauf wartete, dass sie ein Foto von ihrer Tochter fand. Keri verlagerte ihr Gewicht ein wenig. Sie lehnte noch immer mit dem R?cken an dem Wagen. Doch jetzt konnte sie schneller reagieren, falls es n?tig w?re. „Auf Facebook ist seit gestern Abend nichts passiert, aber sie hat heute Mittag ein paar Fotos mit einem anderen M?dchen zusammen auf Instagram gepostet. Ich nehme an, es handelt sich um Sarah Caldwell. Sie waren in der Fox Hills Mall. Eines der Fotos wurde in einem Modegesch?ft aufgenommen, das andere an einem Makeup-Stand. Das letzte zeigt sie an einem Esstisch mit einer Riesenbrezel. Titel Yummy, Zeit: 2 Uhr und 6 Minuten.“ Die drei M?nner bogen jetzt in den Garten der Harts ein. Sie waren nur noch wenige Meter entfernt. „Danke Kevin, letzte Bitte: Ich werde dir die Handynummern der M?dchen schicken. GPS ist wahrscheinlich bei beiden deaktiviert, aber ich will wissen, wo sie zuletzt waren“, sagte sie, als die M?nner sich vor ihr aufbauten. „Ich melde mich wieder.“ Sie legte auf, bevor er etwas sagen konnte und steckte ihr Handy in die Hosentasche. Dabei ?ffnete sie unauff?llig den Verschluss ihres Holsters. Schweigend sah sie die M?nner an. Dann stemmte sie ihr rechtes Bein gegen den Wagen. So hatte sie zus?tzliche Kraft, wenn sie sich schnell bewegen musste. „Guten Abend, die Herren“, sagte sie schlie?lich in freundlichem Tonfall, „recht frisch heute Abend, nicht?“ Ein kleiner Lateinamerikaner – offenbar der Anf?hrer dieses Rudels – drehte sich zu seinen Freunden um. „Hat diese Schlampe gerade gesagt, es w?re recht frisch?“ Er war zwar klein, aber unter seinem riesigen Flanellhemd konnte Keri nicht erkennen, welche Statur er hatte. Die beiden anderen waren gro? und d?nn. Ihre Hemden hingen locker herab, als w?ren sie wandelnde Skelette. Einer der beiden war wei?, der andere ebenfalls s?damerikanischer Herkunft. „Das ist sch?n, ihr nehmt heutzutage auch wei?e in eure Gangs auf“, sagte sie und wies mit dem Kinn auf den Mann, der offensichtlich nicht zu den anderen beiden passte. „Gab es nicht gen?gend willige Handlanger in der Familie?“ Es war eigentlich nicht Keris Art, aber sie musste versuchen die Gruppe aufzuspalten und sie wusste, dass viele dieser Gangs sehr speziell damit waren, wen sie aufnahmen und wen nicht. „Die gro?e Klappe wird dir noch ?rger einfahren, Missy“, zischte der Anf?hrer. „Yeah, ?rger“, wiederholte der gro?e wei?e Typ. Der andere sagte nichts. „Wiederholst du immer, was dein Boss sagt?“, fragte Keri den Wei?en. „Sammelst du auch den M?ll ein, den er so fallen l?sst?“ Die beiden M?nner sahen sich kurz an. Keri sp?rte, dass sie einen wunden Punkt getroffen hatte. Im Hintergrund sah sie, dass Ray inzwischen das Foto von Lanie bekommen hatte und jetzt zu ihnen her?berkam. Die beiden ?brigen M?nner wollten sich ebenfalls in Bewegung setzen, aber Ray warf ihnen einen eisigen Blick zu und sie blieben sofort stehen. „Die Schlampe ist ziemlich frech“, sagte der Wei?e. Etwas Besseres schien ihm nicht einzufallen. „Vielleicht sollten wir ihr ein paar Manieren beibringen“, sagte der Anf?hrer. Keri sah, wie der dritte Typ sich daraufhin anspannte. Jetzt war ihr die Dynamik dieser Gruppe vollkommen klar. Der Anf?hrer hatte die gr??te Klappe. Der Wei?e war sein Handlanger und der Dritte war der Friedliche. Er war nicht mitgekommen um sich zu schlagen, er war hier, um die anderen beiden davon abzuhalten. Da er bisher nicht direkt angesprochen wurde, wollte Keri ihn jetzt miteinbeziehen. Mal sehen, wie er reagieren w?rde. „Seid ihr vielleicht Zwillinge?“, fragte sie ihn und nickte in Richtung des Wei?en. Er sah sie einen Moment lang, offenbar wusste er nicht genau, was er mit diesem Kommentar anfangen sollte. Keri zwinkerte ihm zu und sofort schien er sich zu entspannen. Jetzt l?chelte er fast. „Eineiige Zwillinge sogar“, antwortete er. „Yo, Carlos, was redest du? Wir sind doch keine Zwillinge“, sagte der Wei?e verwirrt. „Nee, Mann!“, mischte sich der Anf?hrer wieder ein und lachte. „Die hat schon recht. Nicht leicht, euch auseinanderzuhalten. Wir sollten euch markieren.“ Jetzt lachten alle drei, auch wenn der Wei?e nicht zu begreifen schien, warum er lachte. „Alles okay hier?“, fragte Ray hinter ihnen. Die drei M?nner fuhren erschrocken herum. „Alles okay“; sagte Keri schnell. „Detective Ray Sands, das hier sind Carlos und sein Zwillingsbruder. Und das hier ist ihr Freund… wie hei?t du eigentlich?“ „Cecil“, sagte er bereitwillig. „Aha. Das hier ist Cecil. Sie interessieren sich offensichtlich f?r Corvettes und fremde Damen. Leider m?ssen wir uns wieder auf den Weg machen, Gentlemen. Wir w?rden gerne noch bleiben, aber beim LAPD ist ja immer etwas los. Au?er nat?rlich, es gibt noch etwas Gesch?ftliches zu besprechen. Cecil?“ Cecil sah Ray von oben bis unten an, dann wieder zu Keri. Seine Kommentare von zuvor waren ihm scheinbar nicht unangenehm, aber er wollte es nicht ?bertreiben. „Alles cool, Mann, das LAPD soll man nicht warten lassen. Wir m?ssen uns sowieso um die Corvette k?mmern.“ „Nun, dann w?nsche ich euch noch einen sch?nen Abend“, sagte Keri und Carlos grinste wieder. Sie nickten und machten sich wieder auf zu ihrer Einfahrt. Keri und Ray stiegen in den Wagen. „Das h?tte ins Auge gehen k?nnen“, sagte Ray. „H?tte es. Ich wei?, dass du dich immer noch nicht ganz von der Schusswunde erholt hast. Ich bin froh, dass du es nicht mit f?nf Gangstern gleichzeitig aufnehmen musstest.“ „R?hrend, wie du dich um deinen gebrechlichen Partner sorgst“, sagte Ray und fuhr los. „Nichts zu danken“, entgegnete Keri. „Hat Edgerton schon etwas herausgefunden?“ „Allerdings. Wir sollten uns die Fox Hills Mall genauer ansehen.“ „Was ist dort?“ „Ich hoffe, dort sind die beiden M?dchen“, sagte Keri. „Aber ich f?rchte, dass es uns nicht so leicht gemacht wird.“ KAPITEL VIER Als Sarah aufwachte, war ihr so schlecht, dass sie sich fast ?bergeben musste. Sie konnte nur verschwommen sehen und ihr war schwindelig. Ein helles Licht fiel direkt auf ihr Gesicht und es dauerte eine Weile, bis sie erkannte, dass sie auf einer schmuddeligen, alten Matratze lag. Abgesehen davon war der Raum leer. Sie schloss die Augen immer wieder, bis sie langsam wieder klar sehen konnte. Neben ihrer Matratze stand ein kleiner Plastikeimer, den sie gerade rechtzeitig heranzog, bevor sie sich ?bergab. Ihre Augen tr?nten und ihre Nase lief. Sie h?rte ein Ger?usch und sah, wie jemand einen schwarzen Vorhang zur Seite zog. Sie war gar nicht in einem kleinen Raum, sondern in einer riesigen, h?hlenartigen Lagerhalle. Soweit sie sehen konnte, lagen Matratzen auf dem Boden verteilt. Auf fast jeder Matratze lagen M?dchen die sp?rlich bekleidet waren oder sogar vollkommen nackt. Alle etwa so alt wie sie selbst. Die meisten waren alleine, schliefen oder waren bewusstlos. Bei manchen waren aber M?nner, die mit ihnen taten, was sie wollten. Einige M?dchen wehrten sich, andere hatten aufgegeben und manche schienen nicht ohnm?chtig zu sein, w?hrend sich die M?nner an ihnen vergingen. Sarahs Verstand war noch etwas benebelt, als sie zwanzig andere M?dchen z?hlte. Pl?tzlich trat jemand in ihr Gesichtsfeld. Es war Chiqy, der dicke B?rtige, den sie in Deans Schlafzimmer getroffen hatte. Sofort begann Sarahs Herz zu rasen. Jetzt hatte sie nicht mehr das Gef?hl, dem Geschehen aus der Ferne zuzusehen. Panik machte sich in ihr breit. Wo bin ich? Was ist das f?r ein schrecklicher Ort? Warum f?hle ich mich so schwach? Sie versuchte sich aufzusetzen, als Chiqy n?her kam, doch ihre Arme gaben unter ihrem Gewicht nach und sie fiel wieder r?ckw?rts auf die Matratze. Chiqy lachte leise. „Lass es besser bleiben“, sagte er. „Die Drogen machen dich schwerf?llig. Ich will nicht, dass du hinf?llst und dir etwas brichst. Das w?re nicht gut f?rs Gesch?ft. Der Kunde findet gebrochene Knochen nur dann gut, wenn er sie selbst brechen durfte.“ „Was hast du mir gegeben?“, fragte Sarah heiser und versuchte noch einmal, sich aufzurichten. Anstatt zu antworten, schlug Chiqy ihr mit dem Handr?cken ins Gesicht. Wieder fiel sie auf die Matratze. Auf ihrer Wange explodierte ein Schmerz, der sich bis zu ihrem Ohr ausbreitete. Sie schnappte nach Luft und versuchte, ihr Gleichgewicht wieder zu finden. Chiqy erschien ?ber ihrem Gesicht. „Du wirst schon lernen, dass du nur zu sprechen hast, wenn man dich fragt. Keine Frechheiten, au?er der Kunde will es so. Keine Fragen. Chiqy k?mmert sich schon um dich. Halte dich an die Regeln und alles ist gut. Tust du das nicht – nicht gut. Kapiert?“, fl?sterte er ihr ins Ohr. Sarah nickte benommen. „Dann h?r jetzt gut zu, denn ich sage dir die Regeln nur einmal: Erstens – du bist hier auf meinem Grund und Boden. Damit geh?rst du mir. Ich kann dich verleihen, wie ich will, aber vergiss nicht, wem du geh?rst. Kapiert?“ Sarahs Wange brannte noch immer. Sie nickte dem?tig. Auch wenn sie immer noch nicht verstand, wie sie in diese Situation gelangen konnte, wusste sie, dass sie Chiqy in ihrem momentanen Zustand besser nicht herausforderte. „Zweitens – du wirst meinen Kunden alle W?nsche erf?llen. Es muss dir nicht gefallen, aber wer wei?, vielleicht ist es genau dein Ding. Mir egal. Du machst, was der Kunde sagt, egal was es ist. Wenn du nicht gehorchst, schlage ich dich, bis alles in dir blutet. Ich kenne mich damit bestens aus. Man wird es dir nicht ansehen, die Kunden werden dich trotzdem nehmen, aber in dir drinnen ist alles kaputt. Kapiert?“ Wieder nickte Sarah. Sie versuchte, sich auf die Ellbogen zu st?tzen und schloss die Augen unter dem grellen Lichtschein. Sie versuchte, die anderen M?dchen besser zu sehen. Keine von ihnen kam ihr bekannt vor. Ein eisiger Schauer sch?ttelte sie. Wo ist Lanie? „Kannst du mir sagen, was mit meiner Freundin passiert ist?“, fragte sie leise. Doch bevor sie sich versehen konnte, hatte Chiqy wieder zugeschlagen, diesmal auf die andere Wange. Die Wucht schleuderte sie wieder auf die Matratze. „Das war noch nicht alles“, h?rte sie ihn trotz des lauten Klingelns in ihren Ohren. „Die letzte Regel lautet – Kein Wort, au?er ich habe dich etwas gefragt. Wie schon gesagt, du wirst schnell lernen, dass wir hochn?sige M?dchen hier nicht m?gen. Kapiert?“ Sarah nickte. Ihr Kopf tat weh. „Aber diese eine Frage werde ich dir beantworten“, sagte Chiqy grinsend. Er deutete auf eine Matratze, ein paar Meter weiter. Sarah blickte hin?ber und sah einen Mann um die sechzig Jahre, der auf einem M?dchen lag. Ihr Kopf war weggedreht, doch der Mann hob ihr Kinn an, um sie zu k?ssen. Sarah musste w?rgen. Dann erst wurde ihr klar, dass es wirklich Lanie war. Von der H?fte abw?rts hatte man sie ausgezogen und ihr schwarzes Tank-Top war ihr bis zum Hals hochgeschoben, sodass ihr BH zu sehen war. Als der Mann das Interesse an ihrem Gesicht verloren hatte, lie? er ihren Kopf los und er rollte wieder zur Seite, diesmal in Sarahs Richtung. Sie sah, dass ihre Freundin bei Bewusstsein war, wenn auch nicht ganz. Ihre Augen waren schmale Schlitze und sie schien nicht viel von ihrer Umgebung wahrzunehmen. Ihr K?rper lag schlapp auf der Matratze. Sie wehrte sich nicht gegen das, was ihr gerade angetan wurde. Sarah sah sich alles an, aber es kam ihr vor, als w?rde sich dieses unsagbare Schreckensszenario auf einem fernen Planeten abspielen. Vielleicht lag es an den Drogen. Vielleicht lag es daran, dass sie gerade ins Gesicht geschlagen worden war. Sie f?hlte sich bet?ubt. Vielleicht sollte ich daf?r dankbar sein. „Sie hat sich ziemlich angestellt, also mussten wir ihr die doppelte Dosis geben“, sagte Chiqy. „So k?nnte es dir auch ergehen. Wenn du brav bist, m?ssen wir dich nicht ruhigstellen. Ganz wie du willst.“ Sarah sah ihn an. Gerade als sie antworten wollte, fiel ihr wieder die letzte Regel ein und sie biss sich auf die Zunge. Chiqy sah es und grinste. „Gut, du kapierst schnell“, sagte er. „Jetzt darfst du antworten.“ „Bitte nicht ruhigstellen“, flehte sie. „Okay, wir versuchen es ohne. Aber wenn du dich wehrst, bekommst du die Nadel. Klar?“ Sarah nickte. Chiqy grinste zufrieden und nickte, bevor er ein paar Schritte zur?ck ging und den Vorhang zuzog. Sie wusste nicht, wie viel Zeit ihr noch blieb, also sah sich Sarah verzweifelt um. Sie musste nachdenken. Sarah trug noch immer ihre Jeans und das hellblaue Oberteil, deshalb ging sie davon aus, dass man ihr noch nichts angetan hatte. Schnell tastete sie ihre Taschen ab. Handy, Geldbeutel und Ausweis hatte man ihr abgenommen. Das war keine ?berraschung. Irgendwo begann ein M?dchen laut zu schreien. Als sie h?rte, dass jemand n?her kam, stieg ihr wieder die Panik in den Hals. Andererseits hatte sie den Eindruck, dass das Adrenalin ihren Verstand sch?rfte und ihr wieder ein wenig Kontrolle ?ber ihre Gliedma?en gab. Denk nach, so lange du noch kannst! Du bist schon lange weg, wahrscheinlich suchen sie nach dir. Mum und Dad haben sicher schon die Polizei alarmiert. Du musst eine Spur hinterlassen, falls etwas passiert. Sie sah auf ihr Top. Ihre Mutter hatte sie beim Fr?hst?ck gesehen, sie w?rde sich bestimmt daran erinnern, was sie heute trug. Schlie?lich hatte sie ihr das Outfit beim Cabazon-Outlet selbst gekauft. Schnell riss sie einen kleinen Streifen aus dem H?ftbereich. Noch w?hrend sie ?berlegte, wo sie ihn verstecken sollte, h?rte sie die M?nnerstimmen. Als der Vorhang zur Seite gezogen wurde, steckte sie den Stofffetzen schnell unter die Matratze. Nur noch eine kleine Ecke schaute heraus. Sarah blickte zu den M?nnern auf. Neben Chiqy stand ein Typ um die vierzig in Anzug und Krawatte. Er nahm gerade seine Brille ab und legte sie in einen seiner Schuhe, die er bereits abgestreift und neben den Vorhang gestellt hatte. „Wie alt ist sie?“, fragte er. „Sechzehn“, antwortete Chiqy. „Etwas ?berreif f?r meinen Geschmack, aber von mir aus“, sagte er und n?herte sich der Matratze. „Denk an die Regeln“, sagte Chiqy mit erhobenem Finger zu Sarah. Sie nickte. Zufrieden drehte er sich um, als der andere Mann etwas Privatsph?re verlangte.“ Langsam zog Chiqy den Vorhang hinter sich zu. Der Mann stand ?ber ihr und starrte ihren K?rper an. Sarah wurde schlecht. Er begann sich auszuziehen und Sarah ?berlegte krampfhaft, was sie tun sollte. Sie w?rde es nicht einfach geschehen lassen, so viel stand fest. Und wenn sie sie daf?r umbringen w?rden. Niemals w?rde sie sich damit abfinden, als Sexsklavin verkauft zu werden. Sie musste die erstbeste Gelegenheit nutzen. Diese lie? nicht lange auf sich warten. Der Mann hatte inzwischen seine Hose und Boxer Shorts ausgezogen und kroch jetzt langsam zu ihr. An seinem Blinzeln erkannte sie, dass er ohne seine Brille unsicher war. Kurz darauf war er auf H?nden und Knien direkt ?ber ihr. Jetzt oder nie. Schnell zog Sarah ihr Bein hoch und trat mit ihrem Schuh so fest in seine Weichteile, wie sie nur konnte. Er japste und brach auf ihr zusammen. Sarah hatte damit gerechnet und rollte sich zur Seite. Dann rappelte sie sich auf und eilte zum Vorhang. Der Mann hinter ihr wimmerte leise. Schnell steckte sie ihren Kopf heraus und sah sich um. Der Ausgang aus dieser H?lle war einige Meter entfernt. Zwischen ihr und der Freiheit lagen jedoch zahlreiche Matratzen, auf denen nicht nur mehr oder weniger bet?ubte M?dchen, sondern auch mindestens eine Handvoll M?nner lagen und umhergingen. Sie w?rde es nie nach drau?en schaffen. Vielleicht konnte sie aber einen Nebenausgang in den Schatten an der Wand finden. Gerade als sie aus dem Vorhang treten wollte, h?rte sie hinter sich ein schmerzverzerrtes, aber deutliches „Hilfe!“ Jetzt musste sie sich beeilen. Sie sprang nach links und suchte nach einer T?r, doch schon erschien ein weiterer Mann vor ihr. Sie wirbelte herum und rannte in die entgegengesetzte Richtung, direkt in Chiqys Arme. Er hielt sie so fest, dass sie sich kaum mehr bewegen konnte. Weiter weg sah sie den Mann im Anzug. Noch immer war er unten ohne und zeigte mit ausgestrecktem Arm auf Sarah. „Jetzt will ich sie zum halben Preis!“ Sarah sah, dass Chiqy etwas aus seiner Tasche zog – eine Spritze! Sie versuchte, sich loszurei?en, aber es war vergeblich. Sie sp?rte einen Stich in ihrem Oberarm. „Ich habe dich gewarnt“, fl?sterte er. Es klang fast wie eine Entschuldigung. Als sich sein Griff lockerte, hatte sie schon keine Kontrolle mehr ?ber ihre Muskeln. Chiqy lie? sie los. Als sie auf dem Boden aufschlug, hatte sie bereits das Bewusstsein verloren. KAPITEL F?NF Unruhig sa? Keri im Wartezimmer des Sicherheitsb?ros in der Fox Hills Mall. Sie hatte nur einen Gedanken: Das dauert viel zu lange! Einer der Angestellten suchte nach Aufnahmen im Gastronomiebereich um 14 Uhr, als Lanie das Foto auf Instagram gepostet hatte. Dass es so lange dauerte, konnte nur daran liegen, dass entweder das System sehr alt, oder der Mitarbeiter inkompetent war. Auf dem Stuhl neben ihr schmatzte Ray an einem Wrap herum, den er sich auf dem Weg durch das Shopping Center gekauft hatte. Keri hatte ihren Wrap kaum angefasst. Obwohl die M?dchen erst seit etwas l?nger als vier Stunden unerreichbar waren, hatte Keri das starke Gef?hl, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Sie konnte es nur noch nicht beweisen. „Willst du das Ding nicht einfach im Ganzen Verschlingen?“, fragte sie Ray genervt. Er h?rte sofort auf zu kauen und sah sie fragend an. „Was frisst dich denn?“, fragte er mit vollem Mund. „Tut mir leid, ich sollte meinen Frust nicht an dir auslassen. Was dauert das denn so lange? Wenn diese M?dchen wirklich entf?hrt wurde, vergeuden wir hier wertvolle Zeit.“ „Wir geben ihnen noch zwei Minuten. Wenn sie bis dahin nichts gefunden haben, treten wir ihnen auf die F??e. Fair?“ „Fair“, antwortete Keri und nahm einen kleinen Biss von ihrem Wrap. „Ich wei?, dass du nicht besonders geduldig bist, aber da ist doch noch etwas anderes los mit dir. Das habe ich vorhin auf dem Revier schon bemerkt. Wir haben noch zwei Minuten, also raus mit der Sprache.“ Keri sah ihn an. Ein St?ck Salat klemmte zwischen zwei Z?hnen. Sie h?tte gelacht, wenn die Situation nicht so ernst w?re. Dieser Mann steht dir n?her als irgendjemand sonst auf dieser Welt. Sag es ihm, er hat es verdient. „Okay“, begann sie. „Gleich.“ Sie holte einen ?berwachungsdetektor aus der Handtasche, den sie seit einer Weile mit sich f?hrte und gab Ray ein Zeichen, ihr in den Gang zu folgen. Das Ger?t war ihr von einem Sicherheitsexperten empfohlen worden, dem sie bei einem Fall geholfen hatte. Er schien Recht zu behalten, das Ger?t war handlich, zuverl?ssig und preiswert. Seit dieser Anwalt Jackson Cave ihr gedroht hatte, dass er sie nicht mehr aus dem Augen lassen wollte, hatte sie mehrere Abh?rger?te entdeckt. Eine Wanze hatte sie in ihrer Schreibtischlampe auf dem Revier gefunden. Wie es dort hinkam, wusste sie nicht genau. Vielleicht hatte er ein Mitglied des Reinigungspersonals bestochen. Au?erdem hatte sie eine Kamera und eine Wanze in ihrer neuen Wohnung gefunden – im Wohnzimmer und im Schlafzimmer, sowie im Steuerrad ihres Dienstwagens und hinter der Sonnenblende in Rays Auto. Edgerton hatte sich darum gek?mmert, dass ihr Computer vor jeglichen Cyberangriffen gesch?tzt war. Bisher sah es so aus, als w?re nichts versucht worden, aber sicherheitshalber benutzte sie den Computer nur noch f?r offizielle Angelegenheiten. Ihr Handy war bisher clean geblieben, wahrscheinlich weil sie es immer bei sich trug. Es war das einzige Ger?t, das sie f?r die Kommunikation mit dem Sammler benutzt hatte, deswegen wollte sie es nie unbeobachtet lassen. Als sie nun mit Ray im Gang stand, ?berpr?fte sie zuerst sich selbst, dann Ray und schlie?lich sein Handy nach ?berwachungsger?ten. Ray hatte sich in den vergangenen Wochen an diese Prozedur gew?hnt. Anfangs hatte er sich dagegen gestr?ubt, aber nachdem Keri auch in seinem Auto eine Wanze gefunden hatte, wehrte er sich nicht mehr dagegen. Im Gegenteil, er war ebenso aufgebracht dar?ber und wollte sicher sein, dass man ihn nicht abh?rte. Am liebsten h?tte er sie sofort herausgerissen, aber Keri hatte ihn ?berzeugt, sich nichts anmerken zu lassen. Wenn Cave mitbekam, dass sie ihm auf die Schliche gekommen waren, w?rde er vielleicht den Sammler warnen. Cave hatte bereits den Verdacht, dass Keri seine Daten gestohlen hatte, aber er hatte keine Beweise daf?r. Und er konnte nicht wissen, ob Keri seine Sicherheitsbarrieren ?berwunden hatte und jetzt vielleicht ihn ?berwachte. Daher vermutete sie, dass er sich nur an den Sammler wenden w?rde, wenn es absolut n?tig w?re. Er dachte, dass sie in einer Art Pattsituation steckten und da er weit mehr Informationen hatte als sie, wollte sie ihn in dem Glauben lassen. Sie musste Ray jedoch versprechen, dass sie die Wanzen sofort entfernen w?rde, wenn sich daraus ein Nachteil ergab. Sie hatten sich sogar ein geheimes Codewort ?berlegt, wenn es soweit kommen sollte. „Bondi Beach“, ein ber?hmter Strand im australischen Sydney, den Keri eines Tages besuchen wollte. Wenn sie eines Tages diese beiden Worte sagte, k?nnte er endlich jegliche ?berwachungsger?te herausrei?en. „Zufrieden?“, fragte er, als sie ihren Sicherheitscheck abgeschlossen hatte. „Ja. Sorry. Also, ich habe heute fr?h eine E-Mail von unserem Freund bekommen“, sagte sie und vermied damit, etwas auszuplaudern, das niemand h?ren sollte. „Er hat angedeutet, dass er sich bald wieder treffen will. Vielleicht bin ich deswegen etwas reizbar. Immer wenn sich etwas auf meinem Handy regt, denke ich, dass er es ist.“ „Hat er angedeutet, wann es soweit ist?“, fragte Ray. „Nein. Er hat nur gesagt, dass er sich bald meldet; sonst nichts.“ „Kein Wunder, dass du so geladen bist. Ich dachte, dass du wegen des M?dchens ?berreagierst.“ Keri sp?rte, wie in ihr die Hitze aufkochte. Sie starrte ihren Partner w?tend an. Auch Ray merkte, dass er mit seinem Kommentar zu weit gegangen war. Gerade als er etwas sagen wollte, winkte der Sicherheitsangestellte sie in den Computerraum. „Ich habe etwas gefunden“, rief er. „Dein Gl?ck“, knurrte Keri und st?rmte voran. Ray folgte mit etwas Abstand. Als sie den Computerraum betraten, zeigte das Video 2 Uhr 5. Sarah und Lanie sa?en gut sichtbar an einem kleinen Tisch. Lanie machte ein Foto mit ihrem Handy. H?chstwahrscheinlich das Bild, das Edgerton bei Instagram gefunden hatte. Keine zwei Minuten sp?ter n?herte sich ihnen ein gro?er, dunkelhaariger, t?towierter Typ. Er k?sste Lanie und nach ein paar Minuten standen sie zusammen auf und gingen. Der Mann stoppte das Video und sah zu Ray und Keri. Auf seinem Namensschild stand ‚Keith‘. Er war um die dreiundzwanzig, hatte fettige, pickelige Haut und eine schlechte K?rperhaltung, die Keri irgendwie an Quasimodo erinnerte. Schnell vertrieb sie diesen Gedanken. „Ich habe ein paar Screenshots, auf denen man den Typen gut erkennen kann. Ich habe sie abgespeichert und kann sie Ihnen jederzeit schicken.“ Ray sah Keri mit hochgezogenen Augenbrauen an. Vielleicht war dieser Kerl doch nicht so inkompetent, wie sie dachten. Keri war jedoch immer noch w?tend ?ber seinen Kommentar und ignorierte seinen Blick. „Das w?re wunderbar“, sagte Ray zu dem jungen Mann. „Konnten Sie auch herausfinden, wo sie dann hingegangen sind?“ „Ja“, sagte Keith stolz und drehte sich wieder zu dem Bildschirm um. Er zeigte die Aufnahmen einiger anderer Kameras, die den Dunkelhaarigen, Lanie und Sarah zeigten. Nachdem sie durch das Shopping Center gegangen waren, sah man sie in einen Trans A steigen und Richtung Norden aus dem Parkplatz fahren. „Ich habe versucht das Nummernschild n?her heranzuholen, aber unsere Kameras sind zu hoch angebracht um einen verwendbaren Winkel zu bekommen.“ „Schon gut, Keith, Sie haben uns wirklich sehr geholfen. Ich gebe Ihnen jetzt unsere Handynummern, damit Sie uns die Aufnahmen schicken k?nnen. K?nnten Sie sie vielleicht auch an unseren Kollegen auf dem Revier schicken, damit er sie durch die automatische Gesichtserkennung jagen kann?“ „Nat?rlich“, sagte Keith. „Ich werde mich sofort darum k?mmern. K?nnte ich Sie vielleicht auch um einen Gefallen bitten?“ Keri und Ray tauschten einen skeptischen Blick aus. Dann nickten sie. Keith z?gerte einen Augenblick. „Ich wollte mich schon seit einiger Zeit bei der Polizeiakademie bewerben, aber ich f?rchte, dass ich den k?rperlichen Anforderungen nicht gewachsen bin. Ich dachte, dass Sie mir vielleicht ein paar Tipps geben k?nnten – nat?rlich erst, wenn sie den Fall gel?st haben.“ „Wenn es weiter nichts ist“, sagte Keri und zog eine Visitenkarte aus der Tasche. „Diese Leute k?nnen Ihnen bei der Vorbereitung helfen, und mich k?nnen Sie anrufen, wenn Sie mentale Unterst?tzung brauchen.“ Dann sah sie ihn noch einmal an. „?brigens, wenn Sie schon ein Namensschild tragen m?ssen, lassen Sie sich eins mit Ihrem Nachnamen geben. Das wird professioneller.“ Dann stand sie auf und verlie? den Raum. Sollte Ray sich doch um den Rest k?mmern, das hatte er verdient. Sowie sie die Fotos bekam, schickte sie sie an Joanie Hart und die Caldwells weiter, f?r den Fall, dass sie irgendetwas ?ber diesen Typen wussten. Als Ray sie schlie?lich einholte, hatte er einen reum?tigen Gesichtsausdruck. „H?r zu, Keri, ich h?tte nicht sagen d?rfen, dass du ?berreagierst. Da l?uft wirklich irgendeine krumme Sache.“ „Soll das eine Entschuldigung sein? Denn ich habe das Wort irgendwie nicht geh?rt. Und wo wir gerade beim Thema sind: Hatten wir nicht inzwischen genug F?lle, die f?r alle anderen harmlos aussahen, bei denen ich aber am Ende recht hatte? Solltest du nicht langsam wissen, dass du mir Zweifelsfall lieber einmal zu viel vertraust?“ „Ja, aber nicht bei allen…“, begann er, entschied sich dann aber anders. „Es tut mir leid.“ „Danke. Entschuldigung angenommen“, sagte Keri und beschloss, ?ber den ersten Teil des Satzes hinwegzusehen. Ihr Handy summte. Keri erschrak. Doch es war nicht der Sammler, sondern Joanie Hart, die Keri mitteilte dass sie den jungen Mann noch nie gesehen hatte. Sie zeigte Ray die Mitteilung und sch?ttelte den Kopf dar?ber, dass diese Frau kaum am Wohlergehen ihrer Tochter interessiert war. Dann ging ein Anruf ein. Es war Mariela Caldwell. „Detective Locke, hallo Mrs. Caldwell.“ „Hi Detective, ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass Ed und ich den Mann auf den Fotos noch nie gesehen haben, aber Sarah hat erw?hnt, dass Lanie ?ber ihren neuen Freund gesagt hat, er s?he aus wie ein Rockstar. Ich denke, das k?nnte er sein.“ „Das ist durchaus m?glich“, sagte Keri. „Hat Sarah auch seinen Namen erw?hnt?“ „Ich bin ziemlich sicher, dass er Dean hei?t. An einen Nachnamen kann ich mich aber nicht erinnern. Ich denke nicht, dass sie ihn wei?.“ „Vielen Dank f?r diese Informationen, Mrs. Caldwell.“ „K?nnen Sie damit denn etwas anfangen?“, fragte die Frau in einem Tonfall, der ihre ganze Sorge ausdr?ckte. „Das ist gut m?glich. Leider habe ich zu diesem Zeitpunkt nichts Neues f?r Sie. Ich verspreche Ihnen aber, dass wir weiterhin alles tun werden, um Sarah bald zu finden. Ich melde mich, sobald es neue Hinweise gibt.“ „Danke, Detective. Wissen Sie, nachdem Sie bei uns waren ist mir aufgefallen, dass Sie vor ein paar Monaten diese junge Surferin gerettet haben. Und ich wei? auch… nun… die Sache mit Ihrer eigenen Tochter…“, sie brach mitten im Satz ab und Keri glaubte ein leises Weinen zu h?ren. „Bleiben Sie ganz ruhig, Mrs. Caldwell“, sagte Keri. Sie musste sich bem?hen, nicht selbst die Fassung zu verlieren. „Es tut mir so leid mit ihrem kleinen M?dchen…“ „Denken Sie jetzt nicht dar?ber nach. Wir wollen uns jetzt darauf konzentrieren, Ihre Tochter zu finden. Versuchen Sie nur, optimistisch zu bleiben. Lenken Sie sich ab, lassen Sie sich nicht verr?ckt machen. Wir k?mmern uns um alles Weitere.“ „Danke, Detective“, fl?sterte Mariela Caldwell kaum h?rbar. Keri legte auf und sah Ray an. Auch er sah besorgt aus. „Keine Sorge, Partner, ich breche nicht zusammen. Zuerst finden wir dieses M?dchen“, versicherte sie ihm. „Aber gerne. Und wie?“ „Ich denke, es ist Zeit mit Edgerton zu reden. Er hat vielleicht Neuigkeiten ?ber die Handydaten. Au?erdem wissen wir jetzt, dass der Mann aus dem Shopping Center Dean hei?t. Vielleicht hat Lanie ihn bei Facebook und Co. erw?hnt. Ihre Mutter mag nichts ?ber ihn wissen, aber ich habe das Gef?hl, dass das eher an ihrem Desinteresse liegt als daran, dass Lanie ihn verstecken will.“ Als sie das Shopping Center verlie?en und auf ihren Wagen zugingen, rief Keri Edgerton an und stellte ihr Handy auf Lautsprecher, damit Ray mith?ren konnte. Edgerton meldete sich auf das erste Klingeln. „Dean Chisolm“, sagte er ohne sie zu begr??en. „Was?“ „Der Mann auf den Fotos hei?t Dean Chisolm. Das war auch ohne Gesichtserkennung nicht schwer. Die kleine Joseph hat ihn auf hundert Facebook-Fotos getagt. Er tr?gt fast immer Kapuze oder Sonnenbrille, als wollte er nicht erkannt werden, aber er ist nicht besonders gut darin. Er tr?gt immer das gleiche Shirt und die Tattoos sind ziemlich auff?llig.“ „Gute Arbeit, Kevin“, sagte Keri. Wie immer war sie beeindruckt von der Effektivit?t des jungen Technikers. „Was wissen wir noch ?ber ihn?“ „Er hat eine ziemlich dicke Akte bei uns, wegen Drogenbesitzes und Drogenhandels musste er vier Monate absitzen.“ „Klingt nach einem soliden Mitb?rger“, murmelte Ray. „Das ist noch nicht alles. Er steht au?erdem in Verdacht, in einem Pornoring mit Minderj?hrigen beteiligt zu sein. Das konnte ihm aber noch nicht nachgewiesen werden.“ Keri sah Ray mit gro?en Augen an. Auch sein Blick ver?nderte sich schlagartig. Bis jetzt hatte er immer noch vermutet, dass diese M?dchen einfach einen kleinen Ausflug machten. Aber nach dem, was sie gerade ?ber diesen Dean erfahren hatten, war nun auch er sichtbar beunruhigt. „Was wissen wir ?ber diesen Pornoring?“, fragte Keri. „Unser Hauptverd?chtiger ist ein besonders sympathischer Zeitgenosse namens Ernesto ‚Chiqy‘ Ramirez.“ „Chiqy?“, fragte Ray. „Ein Spitzname. Chiquito bedeutet ‚winzig‘. Dem Foto nach zu schlie?en ist dieser Mann ein Brocken von einem Kerl. Ich vermute, der Spitzname ist ein Scherz.“ „Und wo finden wir diesen Scherzkeks Chiqy?“, fragte Keri ernst. „Da muss ich euch leider entt?uschen. Er hat keine offizielle Adresse. Er bewegt sich in verlassenen Lagerh?usern und Hallen, wo er provisorische Zwangsbordelle betreibt, bis sie hochgenommen werden, dann zieht er weiter. Aber eine gute Nachricht habe ich noch.“ „Immer her damit“, sagte Ray und stieg in seinen Wagen. „Wir haben die Adresse von Dean Chisolm. Und rein zuf?llig liegt die bei den gleichen Koordinaten, an denen die Handys der M?dchen zum letzten Mal aktiv waren. Ich schicke sie euch, zusammen mit einem Foto von Chiqy.“ „Dank‘ dir, Kevin“, sagte Keri. „Wir sind ?brigens soeben einem Kevin-Junior begegnet. Er arbeitet beim Sicherheitsdienst im Shopping Center. Ein aufgeweckter junger Mann. Ich kann euch in Verbindung bringen, wenn du willst.“ „Klar, gerne. Wie ich immer sage – Computerfreaks dieser Welt, vereinigt euch!“ „Ach ja, das sagst du immer?“, neckte Keri ihn. „Na gut, das denke ich jedenfalls immer“, gab er zu und legte schnell auf, bevor sie ihn noch weiter aufziehen konnten. „Deine Laune ist ?berraschend gut, wenn man bedenkt, was uns gerade mitgeteilt wurde“, bemerkte Ray ?berrascht. „Ich versuche so lange wie m?glich locker zu bleiben“, sagte Keri. „Ich habe das Gef?hl, dass ich das nicht mehr lange schaffen werde. Aber keine Sorge, sobald wir Chisolm finden, kann ich meine Nerven beruhigen, indem ich mit einem stumpfen Messer ein paar Tattoos entferne.“ „Gut zu wissen, wie locker du bist“, sagte Ray. „Aber immer doch.“ KAPITEL SECHS Keri versuchte, ihr wild schlagendes Herz zu beruhigen, w?hrend sie vor Dean Chisolms Haus im Geb?sch kauerte. Sie konzentrierte sich darauf, langsam und ruhig zu atmen und lie? ihre Finger auf der Waffe ruhen. So wartete sie darauf, dass ihre uniformierten Kollegen an seine Haust?r klopfen. Ray hatte ebenfalls Position bezogen, allerdings hinter dem Haus. Zwei weitere Beamte sicherten die Seiten. Trotz der k?hlen Luft lief Keri unter der kugelsicheren Weste der Schwei? die Wirbels?ule herunter. Es war kurz nach sieben, die Temperatur war gerade unter zwanzig Grad gefallen. Keri hatte ihre Jacke im Auto gelassen, sie h?tte nur ihre Bewegungsfreiheit eingeschr?nkt. Jetzt war sie froh, sie nicht mitgenommen zu haben. Sie h?tte nur noch mehr geschwitzt. Einer der Polizisten klopfte jetzt laut an die T?r. Keri fuhr zusammen. Sie duckte sich etwas tiefer ins Geb?sch, damit man sie nicht aus einem der Fenster sehen konnte. Bei dieser Bewegung sp?rte sie wieder ihre Rippen, die sie sich vor einigen Wochen bei einem anderen Fall gebrochen hatte. Eigentlich war alles gut verheilt, aber manchmal meldeten sie sich doch noch zu Wort. Die Haust?r wurde ge?ffnet. Keri strengte sich an, die Stra?enger?usche auszublenden. Sie wollte lauschen. „Dean Chisolm?“, h?rte sie den Polizisten fragen. Er klang nerv?s. Hoffentlich fiel das seinem Gegen?ber nicht auf. „Nein, er ist im Moment nicht hier“, antwortete eine junge, aber ?berraschend selbstbewusste Stimme. „Wer sind Sie bitte?“ „Ich bin sein Bruder Sammy.“ „Wie alt sind Sie, Sammy?“ „Sechzehn.“ „Sind Sie bewaffnet?“ „Nein.“ „Ist au?er Ihnen jemand im Haus? Vielleicht Ihre Eltern?“ Sammy lachte laut auf. Dann wurde er wieder ernst. „Meine Eltern haben sich schon l?nger nicht mehr blicken lassen“, sagte er gereizt. „Das Haus geh?rt Dean. Er hat es mit seinem eigenen Geld gekauft.“ Keri hatte genug geh?rt. Sie trat aus ihrem Versteck hervor. Sammy sah sie genau in dem Moment an, als sie ihre Waffe wieder einsteckte. Seine Augen weiteten sich kurz, dann setzte er wieder den betont l?ssigen Blick auf. Sammy sah aus, wie die perfekte Kopie seines gro?en Bruders. Sogar die blasse Haut und die dunklen Tattoos stimmten ?berein. Auch er hatte schwarzes Haar, aber es war lockig und nicht so durchgestylt wie das seines Bruders. Trotzdem trug er die typische Punk-Klamotten: schwarzes Shirt, hautenge Jeans mit ein paar nutzlosen Ketten und klobige schwarze Arbeitsstiefel. „Wie kann Dean sich mit nur vierundzwanzig ein eigenes Haus leisten?“, fragte sie, ohne sich vorzustellen. Sammy starrte sie an. Er wusste nicht, wie er mit ihr umgehen sollte. „Er ist eben ein guter Gesch?ftsmann“, entgegnete er. Er hatte ihre Frage beantwortet, ohne seine Deckung aufzugeben. „Und, sind die Gesch?fte in letzter Zeit gut gelaufen, Sammy?“, fragte sie herausfordernd und machte noch einen Schritt auf ihn zu. Sie hoffte, den Jungen damit einzusch?chtern. Die anderen Polizisten zogen sich etwas zur?ck, sodass jetzt niemand mehr zwischen Keri und Sammy stand. Ob das Absicht war, oder ob sie nur froh waren, nicht mehr in der ersten Reihe zu stehen, war Keri nicht ganz klar. Sie hatte jedenfalls nichts dagegen, jetzt das Gespr?ch alleine zu bestreiten. „Davon habe ich keine Ahnung, Ma’am, schlie?lich bin ich nur ein kleiner High-School Sch?ler“, sagte er und klang dabei wieder sicherer. „Das ist nicht ganz wahr, Samuel“, widersprach Keri, froh, dass sie Chisolms Akte unterwegs gelesen hatte. Dass sie seinen vollen Vornamen benutzte, schien ihn bereits zu verunsichern. „Auf der High School hast du dich schon l?nger nicht mehr blicken lassen. Genauer gesagt, seit vergangenem Fr?hjahr. Du hast gerade einem LAPD Detective ins Gesicht gelogen. Das ist kein guter Anfang. Aber ich gebe dir eine Chance, es wieder gut zu machen.“ „Was wollen Sie?“, fragte Sammy vorsichtig. Das Selbstbewusstsein hatte ihn verlassen. Er trat einen Schritt aus dem T?rrahmen und stand jetzt hilflos vor ihr. Er merkte nicht, dass Ray leise um das Haus bog und sich hinter ihm aufbaute. Keri stemmte ihre H?nde in die Seiten und machte einen kleinen Schritt auf ihn zu, um seine Aufmerksamkeit weiterhin auf sich zu lenken. Jetzt trennte sie nur noch etwa ein Meter voneinander. „Sag mir, wo Dean ist“, sagte sie. Ihre Stimmte klang jetzt ganz und gar nicht mehr verspielt. „Au?erdem will ich wissen, wo die beiden M?dchen sind, die Dean heute Mittag mitgebracht hat.“ „Ich wei? nicht, wo er ist, Er ist vor ein paar Stunden gegangen und ich wei? nichts von irgendwelchen M?dchen.“ Keri wusste, dass Sammy der Polizei bisher nie aufgefallen war, auch wenn er von seinem Bruder h?chstwahrscheinlich bereits in diversen kriminellen Disziplinen ausgebildet wurde. Er hatte Respekt vor ihr, das sp?rte sie und sie w?rde ihn noch weiter einsch?chtern, um herauszufinden, was er wirklich wusste. „Du hast mich schon wieder angelogen, Samuel, und so langsam verliere ich die Geduld. Du wei?t so gut wie ich, in welchen Gesch?ften dein Bruder steckt, und du wei?t so gut wie ich, mit welchem Geld er dieses Haus bezahlt hat. Genauso, wie du deine Zeit nicht damit verbringst, an deinem Schulabschluss zu arbeiten.“ Sammy ?ffnete den Mund um sich zu verteidigen, aber Keri hielt ihm ihre Hand vor das Gesicht und redete ohne Pause weiter. Êîíåö îçíàêîìèòåëüíîãî ôðàãìåíòà. Òåêñò ïðåäîñòàâëåí ÎÎÎ «ËèòÐåñ». Ïðî÷èòàéòå ýòó êíèãó öåëèêîì, êóïèâ ïîëíóþ ëåãàëüíóþ âåðñèþ (https://www.litres.ru/pages/biblio_book/?art=43692927&lfrom=688855901) íà ËèòÐåñ. Áåçîïàñíî îïëàòèòü êíèãó ìîæíî áàíêîâñêîé êàðòîé Visa, MasterCard, Maestro, ñî ñ÷åòà ìîáèëüíîãî òåëåôîíà, ñ ïëàòåæíîãî òåðìèíàëà, â ñàëîíå ÌÒÑ èëè Ñâÿçíîé, ÷åðåç PayPal, WebMoney, ßíäåêñ.Äåíüãè, QIWI Êîøåëåê, áîíóñíûìè êàðòàìè èëè äðóãèì óäîáíûì Âàì ñïîñîáîì.
Íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë Ëó÷øåå ìåñòî äëÿ ðàçìåùåíèÿ ñâîèõ ïðîèçâåäåíèé ìîëîäûìè àâòîðàìè, ïîýòàìè; äëÿ ðåàëèçàöèè ñâîèõ òâîð÷åñêèõ èäåé è äëÿ òîãî, ÷òîáû âàøè ïðîèçâåäåíèÿ ñòàëè ïîïóëÿðíûìè è ÷èòàåìûìè. Åñëè âû, íåèçâåñòíûé ñîâðåìåííûé ïîýò èëè çàèíòåðåñîâàííûé ÷èòàòåëü - Âàñ æä¸ò íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë.