Êàê ÷àñòî ÿ âèæó êàðòèíêó òàêóþ Âîî÷èþ, èëè îíà òîëüêî ñíèòñÿ: Äâå äåâî÷êè-ãåéøè î ÷¸ì-òî òîëêóþò, Çàáûâ, ÷òî äàâíî èì ïîðà ðàñõîäèòüñÿ. Íà óëèöå ò¸ìíîé âñå äâåðè çàêðûòû. Ëåíèâîå ïëàìÿ â ôîíàðèêå ñîííîì… À äåâî÷êè-ãåéøè êàê áóäòî çàáûòû Äâóìÿ îãîíüêàìè â ïðîñòðàíñòâå áåçäîííîì. Íó ÷òî âàì íå ñïèòñÿ, ïðåêðàñíûå ãåéøè? Âåäü äàæå ñâåð÷êè íåóìîë÷íû

Ersehnt

Ersehnt Blake Pierce Ein Riley Paige Krimi #3 ERSEHNT ist Band #3 in der Bestseller Riley Paige Krimi Serie, die mit VERSCHWUNDEN (Band #1) beginnt. Als in Phoenix Prostituierte tot aufgefunden werden, schenkt dem niemand viel Aufmerksamkeit. Aber wenn ein Muster verst?render Morde ersichtlich wird, muss sich die ?rtliche Polizei eingestehen, dass ein Serienm?rder unterwegs ist und sie selber hoffnungslos ?berfordert. Der Fall wird dem FBI ?bergeben und sie wissen, dass sie ihre brillanteste Agentin brauchen, um den Fall zu l?sen: Spezialagentin Riley Paige. Riley, die sich von ihrem letzten Fall erholt und versucht die Bruchst?cke ihres Lebens wieder zusammenzusetzen, ist zun?chst zur?ckhaltend. Aber als sie von dem Ausma? der Verbrechen h?rt und ihr klar wird, dass der M?rder bald wieder zuschlagen wird, f?hlt sie sich gezwungen den Fall anzunehmen. Sie beginnt nach dem schwer zu fassenden M?rder zu jagen und ihre zwanghafte Natur dr?ngt sie zu weit – diesmal vielleicht zu weit, um sich selbst vor dem Abgrund zu retten. Rileys Suche f?hrt sie in die beunruhigende Welt von Prostitution, zerr?tteten Familien und zersplitterten Tr?umen. Sie erf?hrt, dass es selbst unter diesen Frauen Hoffnungsschimmer gibt, Hoffnung, die von einem brutalen Psychopathen geraubt wird. Als ein junges M?dchen entf?hrt wird, versucht Riley, in einem panischen Kampf gegen die Zeit, sich in den Verstand des M?rders zu versetzen. Aber was sie entdeckt, f?hrt sie zu einer Wendung, die schockierender ist, als sie sich jemals h?tte vorstellen k?nnen. ERSEHNT ist ein dunkler Psychothriller mit Spannung, die Herzklopfen bereitet, und Band #3 in der fesselnden neuen Serie – mit einem geliebten neuen Charakter – die sie nicht mehr loslassen wird. Band #4 der Riley Paige Serie bald erh?ltlich. E R S E H N T (EIN RILEY PAIGE KRIMI - BAND #3) B L A K E P I E R C E Blake Pierce Blake Pierce ist die Autorin der Bestseller Riley Paige Krimi Serie, die bisher die spannenden Thriller VERSCHWUNDEN (Band #1), GEFESSELT (Band #2) und ERSEHNT (Band #3) umfasst. Blake Pierce ist au?erdem auch die Autorin der MACKENZIE WHITE Krimi Serie. Blake Pierce ist eine begeisterte Leserin und schon ihr ganzes Leben lang ein Fan des Krimi und Thriller Genres. Blake liebt es von Ihnen zu h?ren, also besuchen Sie www.blakepierceauthor.com (http://www.blakepierceauthor.com) und bleiben Sie in Kontakt! Copyright © 2016 Morgan Rice Aus dem Englischen von Marina Sun Alle Rechte vorbehalten. Au?er durch eine Genehmigung nach dem U.S. Copyright Act von 1976, darf kein Teil dieses Buches ohne ausdr?ckliche Genehmigung der Autorin vervielf?ltigt, vertrieben oder in irgendeiner Form ?bermittelt, in Datenbanken oder Abfragesystemen gespeichert werden. 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Copyright Umschlagbild GongTo, genutzt unter der Lizenz von Shutterstock.com B?CHER VON BLAKE PIERCE RILEY PAIGE KRIMI SERIE VERSCHWUNDEN (Band #1) GEFESSELT (Band #2) ERSEHNT (Band #3) MACKENZIE WHITE KRIMI SERIE BEVOR ER T?TET (Band #1) Inhalt PROLOG (#u2302afd9-2119-59b3-9b3a-a3afa9990f2f) KAPITEL EINS (#uc1d755b9-c1c0-5988-b5db-b89632c575d9) KAPITEL ZWEI (#u9feb5ce4-f3fd-55a1-b5d8-c78f6eb10d10) KAPITEL DREI (#u7411b635-829a-5d9d-b4cb-9d07a0ab5c83) KAPITEL VIER (#u770af3ca-c858-5e9c-8590-04c2dcc2dee2) KAPITEL F?NF (#uf1d9db4e-1a4b-5a51-9cfe-c9e63461e3af) KAPITEL SECHS (#uf5cf433b-44c2-57ce-91fe-0af36ad2fcb2) KAPITEL SIEBEN (#u59b3ab83-99ce-5509-935b-d75a02be64c4) KAPITEL ACHT (#ub5e082c2-ec84-5556-bbee-a3d76dd843f6) KAPITEL NEUN (#u38170bf6-3862-5d00-be08-b535fe1a10af) KAPITEL ZEHN (#u1e6381f1-a96e-578f-b371-e075712a7813) KAPITEL ELF (#litres_trial_promo) KAPITEL ZW?LF (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHSUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWEIUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHSUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBENUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDVIERZIG (#litres_trial_promo) Prolog Janine dachte, dass sie etwas Dunkles im Wasser, in der N?he des Ufers, sah. Es war gro? und schwarz und schien sich leicht in den sanften Wellen des Wassers zu bewegen. Sie zog an dem Joint und reichte ihn ihrem Freund zur?ck. War das vielleicht ein wirklich gro?er Fisch? Oder eine andere Kreatur? Janine sch?ttelte sich leicht und ermahnte sich, ihre Fantasie nicht mit sich durchgehen zu lassen. Angst w?rde ihr High ruinieren. Nimbo Lake war ein riesiges, k?nstliches Reservoir, in dem, wie in vielen anderen Seen in Arizona, Fische f?r Angler ausgesetzt waren. Hier hatte es noch nie Geschichten von irgendwelchen anderen Seekreaturen gegeben. Sie h?rte Colby sagen, “Wow, der See brennt!” Janine drehte sich zu ihrem Freund um. Sein Gesicht voller Sommersprossen und die roten Haare leuchteten in der Sonne des sp?ten Nachmittags. Er hatte gerade an dem Joint gezogen und starrte mit einem Ausdruck idiotischer Ehrfurcht ?ber das Wasser. Janine kicherte. “Du bist einfach high, Mann”, sagte sie. “Aber so was von.” “Jup, aber schau dir den See an”, sagte Colby. Janine sah ?ber den See. Auch wenn ihr eigenes High noch nicht ganz den H?hepunkt erreicht hatte, war der Anblick beeindruckend. Die sp?te Nachmittagssonne lie? die W?nde des Canyons in Rot und Gold erstrahlen. Das Wasser reflektierte die Farben wie ein gro?er Spiegel. Sie erinnerte sich daran, dass nimbo Spanisch f?r Heiligenschein war. Der Name passte gut. Sie nahm den Joint zur?ck und sp?rte das angenehme Brennen im Hals, als sie tief inhalierte. Bald w?rde sie das beste High erreicht haben. Sie freute sich darauf. Trotzdem, was war die schwarze Form da im Wasser? Nur eine Lichtspiegelung, sagte Janine sich selbst. Was auch immer es war, es war besser es zu ignorieren, anstatt sich Angst machen zu lassen. Alles andere war so perfekt. Das hier war ihr Lieblingsplatz, ihrer und Colbys - so sch?n, in einer Bucht des Sees versteckt, weg von dem Campingplatz, weg von allem und jedem. Sie und Colby kamen normalerweise am Wochenende her, aber heute hatten sie daf?r die Schule geschw?nzt. Das letzte Sommerwetter war zu gut, um in der Schule zu versauern. Es war deutlich k?hler und sch?ner hier oben, als in Phoenix. Colbys Wagen stand auf dem Feldweg hinter ihnen. W?hrend sie ?ber den See blickte, kam das ersehnte Summen - das Gef?hl von einem wirklich guten, bevorstehenden High. Der See schien zu m?rchenhaft zu sein, um ihn anzusehen. Sie sah Colby an. Er sah auch unglaublich sch?n aus. Sie packte ihn am T-Shirt und k?sste ihn. Er k?sste sie zur?ck. Er schmeckte fantastisch. Alles an ihm sah fantastisch aus und f?hlte sich auch so an. Sie zog ihre Lippen von ihm zur?ck, sah ihm in die Augen und sagte atemlos, “Nimbo hei?t Heiligenschein, wusstest du das?” “Wow”, sagte er. “Wow.” Er klang als w?re das das Eindrucksvollste, was er je in seinem Leben geh?rt hatte. Er h?rte sich so seltsam an, w?hrend er das sagte, als w?re es etwas Religi?ses. Janine fing an zu lachen und Colby stimmte mit ein. Innerhalb von Sekunden lagen sie sich in den Armen, grapschten und befummelten sich. Janine schaffte es sich loszurei?en. “Was ist los?” fragte Colby. “Nichts”, sagte Janine. Sie zog sich mit einem Ruck ihr Top ?ber den Kopf. Colbys Augen wurden gro?. “Was machst du?” fragte er. “Was glaubst du, das ich mache?” Sie begann an seinem T-Shirt zu zerren und versuchte es ihm auszuziehen. “Wow, warte”, sagte Colby. “Hier?” “Warum nicht hier? Besser als auf dem R?cksitz von deinem Wagen. Niemand guckt zu.” “Aber vielleicht kommt ein Boot …” Janine lachte “Und was, wenn ein Boot kommt? Wen k?mmert's?” Jetzt beteiligte Colby sich enthusiastisch und half ihr sein T-Shirt auszuziehen. Sie waren in ihrer Aufregung beide tollpatschig, was die Vorfreude nur noch erh?hte. Janine fragte sich, warum sie das nicht schon l?ngst hier getan hatten. Es war schlie?lich nicht das erste Mal, dass sie hier einen Joint rauchten. Aber Janine dachte immer noch an die Form im Wasser. Es war etwas und bis sie wusste, was es war, w?rde es sie weiter nerven und alles ruinieren. Keuchend richtete sie sich auf. “Komm”, sagte sie. “Lass uns etwas nachsehen.” “Was?” fragte Colby. “Ich wei? nicht. Komm einfach mit.” Sie nahm Colbys Hand und sie stolperten den Abhang zum Wasser hinunter. Janines High fing an sich abzuk?hlen. Sie hasste es, wenn das passierte. Je schneller sie herausfand, dass das Ganze harmlos war, desto schneller konnte sie zu dem guten Gef?hl zur?ckkehren. Sie w?nschte sich, ihr High w?re nicht so schnell und stark gekommen. Mit jedem Schritt kam das Objekt mehr ins Blickfeld. Es war aus schwarzem Plastik und hier und da brachen kleine Blasen davon durch die Wasseroberfl?che. Und daneben war etwas Kleines und Wei?es. Als sie direkt am Wasser standen, konnte Janine sehen, dass es ein schwarzer M?llsack war. An einem Ende war er offen und aus der ?ffnung ragte die Form einer unnat?rlich bleichen Hand. Vielleicht eine Schaufensterpuppe, dachte Janine. Sie beugte sich zum Wasser, um einen besseren Blick zu bekommen. Die grellrot angemalten Fingern?gel standen in starkem Kontrast zu der bleichen Farbe. Eine schreckliche Erkenntnis durchfuhr Janines K?rper wie ein elektrischer Schlag. Die Hand war echt. Es war eine Frauenhand. In dem M?llsack war eine Leiche. Janine fing an zu schreien. Sie h?rte auch Colby neben sich schreien. Und sie wusste, dass sie f?r eine lange Zeit nicht in der Lage sein w?rden, mit dem Schreien aufzuh?ren. Kapitel Eins Riley wusste, das die Bilder, die folgten, ihre FBI Akademie Studenten schocken w?rden. Einige von ihnen w?rden es vermutlich schwer verkraften. Sie sah in die eifrigen jungen Gesichter, die sie von den im Halbkreis hintereinander aufgestellten Tischen ansahen. Schauen wir mal, wie sie reagieren, dachte sie. Das k?nnte wichtig f?r sie sein. Nat?rlich wusste Riley, dass in der breiten Palette der Verbrechen, Serienmorde relativ selten waren. Trotzdem mussten diese jungen Leute alles lernen, was es zu lernen gab. Sie wollten FBI Agenten werden und w?rden bald herausfinden, dass die meisten ?rtlichen Polizisten keine Erfahrung mit Serienverbrechen hatten. Und Spezialagentin Riley Paige war eine Autorit?t f?r Serienmorde. Sie dr?ckte auf die Fernbedienung. Die ersten Bilder, die auf dem gro?en Flachbildschirm erschienen, waren alles andere als gewaltt?tig. Es waren f?nf Kohlezeichnungen von Frauen verschiedenen Alters. Alle f?nf Frauen waren attraktiv und l?chelten und die Portr?ts zeigten artistisches Talent. Als Riley klickte, sagte sie, “Diese f?nf Zeichnungen wurden vor acht Jahren von einem K?nstler namens Derrick Caldwell angefertigt. Jeden Sommer hat er viel Geld damit verdient, Portr?ts von Touristen zu zeichnen, die hier auf dem Dunes Beach Boardwalk in Virginia unterwegs waren. Diese Frauen waren unter den letzten seiner Kunden.” Nach dem letzten der f?nf Portr?ts klickte Riley erneut. Die n?chste Aufnahme zeigte das abscheuliche Bild einer offenen Gefriertruhe, die mit den abgetrennten Gliedma?en weiblicher K?rper gef?llt war. Sie h?rte die Studenten h?rbar nach Luft schnappen. “Das ist aus diesen Frauen geworden”, sagte Riley. “W?hrend er sie zeichnete, hat Derrick Caldwell sich davon ?berzeugt, dass, um seine eigenen Worte zu nutzen, sie 'zu sch?n waren, um zu leben.' Also hat er sie eine nach der anderen gejagt, sie get?tet, zerteilt und in seiner Gefriertruhe aufbewahrt.” Riley klickte wieder und die n?chsten Bilder waren noch schockierender. Es waren Fotos, die von dem Team des Gerichtsmediziners gemacht worden waren, nachdem sie die Leichen wieder zusammengesetzt hatten. Riley sagte, “Caldwell hat die Leichenteile 'gemischt', sodass die Frauen bis zur Unkenntlichkeit entmenschlicht wurden.” Riley wandte sich wieder an die Klasse. Ein Student lief zum Ausgang, w?hrend er sich den Magen hielt. Auch andere sahen so aus, als w?ren sie kurz davor sich ?bergeben zu m?ssen. Viele hatten Tr?nen in den Augen. Nur eine Handvoll schien unbeeindruckt. Paradoxerweise war sich Riley sicher, dass die unbeeindruckten Studenten diejenigen sein w?rden, die das Training in der Akademie nicht abschlossen. F?r sie waren das hier nur Bilder, nichts Reales. Sie w?rden den wahren Horror nicht ?berleben, wenn sie ihm von Angesicht zu Angesicht gegen?berstanden. Sie w?rden nicht in der Lage sein, die pers?nlichen Auswirkungen, den m?glichen posttraumatischen Stress, zu verkraften. Visionen der brennenden Fackel stahlen sich immer noch von Zeit zu Zeit in ihre Gedanken, aber ihr PTBS nahm ab. Sie heilte. Aber sie war sich sicher, dass jeder zuerst etwas f?hlen musste, bevor er sich davon erholen konnte. “Und jetzt”, sagte Riley, “m?chte ich, dass Sie mir sagen, ob die folgenden Aussagen wahr oder falsch sind. Hier ist die Erste. 'Die meisten Serienm?rder t?ten aus sexuellen Gr?nden.' Fakt oder Mythos?” Die H?nde der Studenten schossen nach oben. Riley zeigte auf einen besonders eifrig aussehenden Studenten in der ersten Reihe. “Fakt?” sagte er. “Ja, Fakt”, best?tigte Riley. “Auch wenn es andere Motive gibt, ist die sexuelle Komponente die h?ufigste. Das kann verschiedene Formen annehmen, manchmal recht bizarre. Derrick Caldwell ist ein klassisches Beispiel. Der Gerichtsmediziner hat festgestellt, dass er die Leichen der Opfer gesch?ndet hat, bevor er sie zerteilte.” Riley sah, wie die meisten ihrer Studenten Notizen in ihre Laptops tippten. Sie fuhr fort, “Hier ist die n?chste Aussage: 'Serienm?rder werden zunehmend gewaltt?tiger, je l?nger sie t?ten.'“ Wieder hoben sich viele H?nde. Diesmal zeigte sie auf einen Studenten weiter hinten in den Reihen. “Fakt?” sagte der Student. “Mythos”, sch?ttelte Riley den Kopf. “Auch wenn ich Ausnahmen f?r die Regel gesehen habe, zeigt sich in den meisten F?llen keine solche ?nderung ?ber die Zeit. Derrick Caldwells Gewaltt?tigkeit blieb konsistent, w?hrend er t?tete. Aber er war waghalsig, kaum ein b?ses Genie. Er wurde gierig. Er hat seine Opfer in einem Zeitraum von anderthalb Monaten get?tet. Indem er dadurch die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, war seine Verhaftung unausweichlich.” Sie sah auf die Uhr und bemerkte, dass ihre Stunde vorbei war. “Das ist alles f?r heute”, sagte sie. “Aber es gibt viele falsche Annahmen ?ber Serienm?rder und viele Mythen zirkulieren noch. Das BAU hat die Daten gesammelt und analysiert und ich habe an Serienmorden im ganzen Land gearbeitet. Trotzdem gibt es noch viele Informationen, die uns fehlen.” Die Klasse zerstreute sich und Riley fing an, ihre Materialien zusammenzupacken, um nach Hause zu gehen. Drei oder vier Studenten dr?ngten sich um ihr Pult, um Fragen zu stellen. Ein Student fragte, “Agentin Paige, waren sie nicht auch an dem Derrick Caldwell Fall beteiligt?” “Ja, das war ich”, sagte Riley. “Aber das ist eine Geschichte f?r ein andermal.” Es war auch eine Geschichte, die sie nicht unbedingt erz?hlen wollte, aber das sagte sie nicht. Eine junge Frau fragte, “Wurde Caldwell f?r seine Verbrechen hingerichtet?” “Noch nicht”, sagte Riley. Riley wollte nicht unh?flich sein, aber schob sich an den Studenten vorbei zum Ausgang. Caldwells bevorstehende Hinrichtung war nichts, was sie mit ihnen diskutieren wollte. In Wahrheit erwartete sie, dass die Hinrichtung jetzt jederzeit festgesetzt werden konnte. Als die leitende Agentin in seinem Fall, hatte sie die Einladung seinem Tod beizuwohnen. Sie hatte sich noch nicht entschieden, ob sie sie annehmen w?rde. Riley f?hlte sich gut, als sie aus dem Geb?ude in einen angenehmen September Nachmittag ging. Sie hatte schlie?lich immer noch Urlaub vom Au?endienst. Seit ein wahnsinniger Serienm?rder sie gefangen gehalten hatte, litt sie unter PTSD. Sie war entkommen und hatte ihren Peiniger schlie?lich ausschalten k?nnen. Aber selbst danach hatte sie keinen Urlaub gemacht. Sie war gleich zum n?chsten Fall gefahren. Ein schauriger Fall im Hinterland von New York, der damit geendet hatte, dass sich der M?rder vor ihnen mit einem Messer die Kehle durchschnitt. Der Moment verfolgte sie immer noch. Als ihr Vorgesetzter, Brent Meredith, sie wegen eines neuen Falles ansprach, hatte sie abgelehnt. Auf Merediths Vorschlag hin hatte sie zugestimmt stattdessen eine Klasse in Quantico, an der FBI Akademie zu unterrichten. Als sie nun in ihr Auto stieg und nach Hause fuhr, dachte Riley dar?ber nach, was f?r eine gute Entscheidung es gewesen war. Endlich hatte ihr Leben ein Gef?hl von Ruhe und Frieden. Und trotzdem kroch ein vertrautes Gef?hl in ihr hoch, eines, das ihr Herz mitten an diesem klaren, blauen Tag zum Pochen brachte. Es war das Gef?hl von Vorahnung, wurde ihr klar, von etwas Drohendem, das kurz bevorstand. Und so sehr sie auch versuchte sich vorzustellen f?r immer in dieser Ruhe zu verbringen, wusste sie doch, dass sie nicht anhalten w?rde. Kapitel Zwei Riley zuckte leicht zusammen, als sie das Vibrieren in ihrer Tasche sp?rte. Sie hielt vor der Haust?r des neuen Stadthauses und zog ihr Telefon heraus. Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Es war eine Nachricht von Brent Meredith. Rufen Sie an. Riley machte sich Sorgen. Ihr Chef k?nnte einfach fragen wollen, wie es ihr ging. Das tat er in letzter Zeit h?ufiger. Auf der anderen Seite k?nnte er sie zur?ck zur Arbeit rufen. Was w?rde sie dann tun? Ich w?rde nat?rlich nein sagen, dachte Riley bestimmt. Das k?nnte allerdings alles andere als leicht werden. Sie mochte ihren Chef und sie wusste, dass er sehr ?berzeugend sein konnte. Es war eine Entscheidung, die sie nicht treffen wollte, also legte sie ihr Telefon zur?ck. Als sie die Haust?r ?ffnete und in ihr helles, sauberes neues Zuhause trat, verschwanden Rileys ?ngste f?r einen Moment. Alles f?hlte sich so richtig an, seit sie hierher gezogen waren. Eine melodische Stimme rief. “?Qui?n es?” “Soy yo,” rief Riley zur?ck. “Ich bin wieder zu Hause Gabriela.” Ihre guatemalische Haush?lterin trat aus der K?che und trocknete sich die H?nde mit einem Handtuch. Es war sch?n Gabrielas l?chelndes Gesicht zu sehen. Sie war seit langem ihre Haush?lterin, schon Jahre bevor Riley sich von Ryan hatte scheiden lassen. Riley war dankbar, dass Gabriela zugestimmt hatte, bei ihr und ihrer Tochter einzuziehen. “Wie war dein Tag?” fragte Gabriela. “Sehr gut”, erwiderte Riley. “?Qu? bueno!” Gabriela verschwand wieder in der K?che. Der wundervolle Geruch von Abendessen lag in der Luft. Sie h?rte Gabriela auf Spanisch singen. Riley stand in ihrem Wohnzimmer und genoss ihre Umgebung. Sie und ihre Tochter waren erst vor kurzem hierher gezogen. Das kleine Haus im Farm-Stil, in dem sie seit dem Ende ihrer Ehe gelebt hatten, war zu isoliert, um sicher zu sein. Au?erdem hatte Riley das dringende Verlangen gehabt, etwas zu ?ndern, f?r sich selbst und f?r April. Jetzt, wo ihre Scheidung endlich durch war und Ryan gro?z?gigen Unterhalt zahlte, war es Zeit ein neues Leben anzufangen. Es gab immer noch unfertige Ecken, um die sie sich k?mmern musste. Viele ihrer M?bel waren recht alt und passten nicht in so ein hochwertiges Umfeld. Sie w?rde Ersatz daf?r finden m?ssen. Eine der W?nde sah zu leer aus und Riley hatte schon alle ihre Bilder aufgeh?ngt. Sie machte sich eine mentale Notiz, am kommenden Wochenende mit April einkaufen zu gehen. Der Gedanke schien Riley angenehm normal, als w?re sie eine Frau mit einem sch?nen Familienleben anstatt eine Agentin, die teuflische M?rder jagte. Jetzt fragte sie sich—wo ist April? Sie lauschte. Keine Musik kam aus Aprils Zimmer im Obergeschoss. Dann h?rte sie ihre Tochter schreien. Aprils Stimme kam aus dem Garten hinter dem Haus. Riley keuchte und rannte durch den Esszimmerbereich auf die gro?e Terrasse. Als sie sah, wie Aprils Gesicht und Oberk?rper kurz ?ber dem Zaun auftauchten, der zwischen den G?rten war, brauchte Riley einen Moment, um zu verstehen, was vor sich ging. Dann entspannte sie sich und lachte. Ihre automatische Panik war eine ?berreaktion gewesen. Aber sie war instinktiv. Es war noch nicht lange her, dass Riley April aus den F?ngen eines Wahnsinnigen hatte retten m?ssen, der es nur auf April abgesehen hatte, um sich an ihrer Mutter zu r?chen. April tauchte auf und verschwand wieder, wobei sie vor Freude quietschte. Sie sprang auf dem Trampolin des Nachbarn. Sie hatte sich schnell mit dem M?dchen angefreundet, das dort lebte. Sie war ein Teenager, etwa im gleichen Alter, und ging auf die gleiche Highschool. “Sei vorsichtig!” rief Riley ihrer Tochter zu. “Alles gut, Mom!” rief April atemlos zur?ck. Riley lachte wieder. Es war ein fast unvertrauter Laut, der aus einem Gef?hl entsprang, das sie beinahe vergessen hatte. Sie wollte sich wieder daran gew?hnen zu lachen. Sie wollte sich auch an das freudige Gesicht ihrer Tochter gew?hnen. Es kam ihr vor, als w?re es erst gestern gewesen, dass April als ein schrecklich rebellischer und schmollender Teenager durch das Haus stampfte. Riley konnte April keinen Vorwurf machen. Sie wusste, dass sie als Mutter einiges zu w?nsche ?brig lie?. Sie tat alles was sie konnte, um das zu ?ndern. An ihrer Beurlaubung gefiel ihr besonders gut, dass sie nicht die langen, unregelm??igen Arbeitsstunden weit weg von zu Hause hatte. Jetzt stimmten ihre Stunden mit denen von April ?berein und Riley f?rchtete sich vor dem Tag, an dem sich das wieder ?ndern w?rde. Wir sollten es genie?en, solange wir k?nnen, dachte sie. Riley ging zur?ck ins Haus und h?rte gerade rechtzeitig, wie es an der T?re klingelte. Sie rief, “Ich gehe schon, Gabriela.” Sie ?ffnete die T?r und war ?berrascht sich einem l?chelnden Mann gegen?ber zu finden, den sie nicht erkannte. “Hi”, sagte er etwas sch?chtern. “Ich bin Blaine Hildreth, von nebenan. Ihre Tochter ist gerade bei uns, mit meiner Tochter, Crystal.” Er hielt Riley eine Schachtel hin und f?gte hinzu, “Willkommen in der Nachbarschaft. Ich habe Ihnen ein Einweihungsgeschenk mitgebracht.” “Oh”, sagte Riley. Sie war von der unerwarteten Freundlichkeit ?berrascht. Daher brauchte sie einen Moment, bis sie sagen konnte, “Bitte, kommen Sie herein.” Sie nahm die Schachtel ungelenk entgegen und bot ihm im Wohnzimmer an, sich zu setzen. Riley setzte sich auf das Sofa und hielt das Geschenk auf ihrem Schoss. Blaine Hildreth sah sie erwartungsvoll an. “Das ist so freundlich von Ihnen”, sagte sie und ?ffnete die Schachtel. Es war ein gemischtes Set farbenfroher Kaffeebecher, zwei von ihnen mit Schmetterlingen, die anderen beiden mit Blumen. “Die sind sehr sch?n”, sagte Riley. “M?chten Sie einen Kaffee?” “Sehr gerne”, sagte Blaine. Riley rief Gabriela, die aus der K?che kam. “Gabriela, kannst du uns in diesen Bechern Kaffee bringen?” bat sie und reichte ihr die Schachtel. “Blaine, wie m?gen Sie Ihren?” “Schwarz bitte.” Gabriela nahm die Becher mit in die K?che. “Mein Name ist Riley Paige”, sagte sie zu Blaine. “Danke, dass Sie vorbeigekommen sind. Und vielen Dank, f?r das Geschenk.” “Gern geschehen”, sagte Blaine. Gabriela kam mit zwei Tassen k?stlichen, hei?en Kaffees zur?ck und ging dann wieder in die K?che. Zu ihrer Verlegenheit bemerkte Riley, dass sie ihren m?nnlichen Nachbarn genau ins Auge nahm. Jetzt, da sie Single war, konnte sie der Versuchung nicht widerstehen. Sie hoffte, dass es ihm nicht auffiel. Ach, und wenn schon, dachte sie. Vielleicht macht er gerade das gleiche mit mir. Zuallererst fiel ihr auf, dass er keinen Ehering trug. Witwer oder geschieden, dachte sie. Zweitens schien er etwa in ihrem Alter zu sein, vielleicht ein bisschen j?nger, wahrscheinlich Ende drei?ig. Er sah au?erdem recht gut aus. Er hatte beginnende Geheimratsecken, aber das sprach nicht gegen ihn. Und er schien schlank und fit zu sein. “Also, was machen Sie so?” fragte Riley. Blaine zuckte mit den Schultern. “Mir geh?rt ein Restaurant. Kennen Sie Blaine's Grill im Stadtzentrum?” Riley war angenehm ?berrascht. Blaine's Grill war eines der sch?nsten Mittagstisch-Restaurants in Fredericksburg. Sie hatte geh?rt, dass es auch am Abend hervorragend war, aber sie hatte noch keine M?glichkeit gehabt es auszuprobieren. “Da war ich schon”, sagte sie. “Nun ja, das ist meins”, sagte Blaine. “Und Sie?” Riley atmete tief durch. Es war nie einfach einem Fremden zu sagen, was sie beruflich tat. Vor allem M?nner schienen von der Antwort eingesch?chtert zu werden. “Ich bin beim FBI”, sagte sie. “Agentin im Au?endienst.” Blaine machte gro?e Augen. “Wirklich?” fragte er ?berrascht. “Nun ja, jetzt gerade bin ich beurlaubt. Ich unterrichte eine Klasse an der Akademie.” Blaine lehnte sich interessiert vor. “Wow. Ich bin sicher, dass Sie faszinierende Geschichten haben. Ich w?rde mich freuen eine zu h?ren.” Riley lachte leicht nerv?s. Sie fragte sich, ob sie jemals in der Lage sein w?rde jemandem au?erhalb des B?ros von den Dingen zu erz?hlen, die sie erlebt hatte. Es w?rde noch schwerer sein ?ber die Dinge zu reden, die sie getan hatte. “Ich denke nicht”, sagte sie sch?rfer als beabsichtigt. Riley konnte sehen, wie Blaine sich versteifte und musste einsehen, dass ihr Ton recht unh?flich gewesen war. Er lie? die Schultern fallen und sagte, “Verzeihung. Ich wollte Ihnen kein Unbehagen bereiten.” Sie unterhielten sich noch eine Weile, aber Riley war bewusst, dass ihr neuer Nachbar deutlich reservierter war, als am Anfang. Nachdem er sich h?flich verabschiedet hatte, schloss Riley die T?r hinter ihm und seufzte. Ihr wurde klar, dass sie sich so nicht beliebt machen konnte. Die Frau, die ein neues Leben anfangen wollte, war immer noch die gleiche alte Riley. Aber sie sagte sich selbst, dass das im Moment kaum etwas ausmachte. Eine Trostbeziehung war das letzte, was sie gerade brauchte. In ihrem Leben musste einiges geordnet werden und sie fing gerade erst an, Fortschritte in diese Richtung zu machen. Trotzdem war es nett gewesen, sich einige Minuten mit einem attraktiven Mann zu unterhalten und eine Erleichterung endlich Nachbarn zu haben - und so nette noch dazu. * Als Riley und April sich zum Abendessen an den Tisch setzten, konnte April die Finger nicht von ihrem Smartphone lassen. “Bitte h?r auf zu texten”, sagte Riley. “Nicht beim Essen.” “Gleich, Mom”, sagte April. Sie tippte weiter auf ihrem Handy. Mittlerweile war Riley von Aprils Teenagerverhalten nur noch leicht genervt. Wenn sie ehrlich war, hatte es auch seine guten Seiten. April machte in diesem Jahr gro?e Fortschritte in der Schule und fand neue Freunde. Soweit es Riley betraf, waren diese auch deutlich angenehmer, als die Kinder, mit denen April sich vorher getroffen hatte. Riley nahm an, dass April gerade einem Jungen schrieb, an dem sie interessiert war. Bisher hatte April ihn allerdings nicht erw?hnt. April h?rte auf zu texten, als Gabriela mit einem Tablett Chiles Rellenos aus der K?che kam. Als sie die dampfenden, k?stlich gef?llten Paprika auf den K?chentisch stellte, kicherte April schelmisch. “Scharf genug, Gabriela?” fragte sie. “S?”, kicherte Gabriela ebenfalls. Es war ein Running Gag zwischen den dreien. Ryan hatte Gerichte verabscheut, die zu scharf waren. Tats?chlich konnte er sie kaum essen. Wohingegen April und Riley nach dem Mott lebten je sch?rfer, desto besser. Gabriela musste sich nicht l?nger zur?ckhaltend - oder zumindest nicht so sehr wie fr?her. Riley bezweifelte, dass April oder sie die Sch?rfe von Gabrielas originalen Gerichten aus Guatemala verkraften k?nnten. Nachdem Gabriela das Essen verteilt hatte, sagte sie, “Der Mann war guapo, nicht wahr?” Riley sp?rte, wie sie rot wurde. “Gutaussehend? Das war mir gar nicht aufgefallen, Gabriela.” Die Haush?lterin lachte laut auf. Sie setzte sich zu ihnen an den Tisch und fing an, eine kleine Melodie zu summen. Riley nahm an, dass es sich um ein guatemalisches Liebeslied handelte. April starrte ihre Mutter an. “Was f?r ein Mann, Mom?” fragte sie. “Oh, unser Nachbar war kurz hier---” April unterbrach sie aufgeregt. “Oh mein Gott! War es Crystals Vater? Er war es, oder? Ist der nicht super?” “Und ich glaube er ist alleinstehend.” warf Gabriela ein. “Okay, genug ihr zwei”, sagte Riley mit einem Lachen. “Lasst mir ein bisschen Raum zum Atmen. Es ist nicht n?tig, dass ihr beide mich mit dem Mann von nebenan verkuppelt.” Sie machten sich ?ber die gef?llten Paprika her und sie waren fast mit dem Essen fertig, als Riley ihr Handy vibrieren sp?rte. Verdammt, dachte sie. Ich h?tte es nicht mit an den Tisch nehmen sollen. Das Vibrieren h?rte nicht auf. Sie konnte es nicht weiter ignorieren. Seit sie nach Hause gekommen war, hatte Brent Meredith ihr noch zwei weitere Nachrichten hinterlassen und sie hatte sich jedes Mal gesagt sie w?rde ihn sp?ter zur?ckrufen. Jetzt lie? es sich nicht l?nger hinausz?gern. Sie entschuldigte sich und stand auf, um den Anruf anzunehmen. “Riley, es tut mir leid Sie so zu ?berfallen”, sagte ihr Chef. “Aber ich brauche wirklich Ihre Hilfe.” Riley war ?berrascht, dass Meredith sie beim Vornamen nannte. Das war selten. Auch wenn Sie sich ihm sehr nah f?hlte, sprach er sie normalerweise als Agentin Paige an. Er legte immer sehr viel Wert auf Formalit?ten. “Worum geht es, Sir?” fragte Riley. Meredith schwieg f?r einen Moment. Riley fragte sich, warum er so zur?ckhaltend war. Ihre Stimmung sank. Sie sp?rte, dass es genau die Art von Anruf war, die sie gef?rchtet hatte. “Riley, ich m?chte Sie um einen pers?nlichen Gefallen bitten”, sagte er und klang dabei weitaus weniger bestimmend als ?blich. “Ich wurde gebeten einen Mord in Phoenix untersuchen zu lassen.” Riley war ?berrascht. “Einen einzelnen Mord?” hakte sie nach. “Warum ist daf?r das FBI n?tig?” “Ich habe einen alten Freund in der Au?enstelle in Phoenix”, sagte Meredith. “Garrett Holbrook. Wir sind zusammen auf die Akademie gegangen. Seine Schwester Nancy war das Opfer.” “Das tut mir leid”, sagte Riley. “Aber die ?rtliche Polizei …” In Merediths Stimme h?rte sie eine seltene, flehende Note. “Garrett braucht unsere Hilfe. Sie war eine Prostituierte. Sie ist einfach verschwunden und dann ist ihre Leiche in einem See gefunden worden. Er m?chte, dass wir den Mord als die Arbeit eines Serienm?rders betrachten.” Diese Bitte erschien Riley seltsam. Prostituierte verschwanden oft, ohne dass sie get?tet wurden. Manchmal entschieden sie sich einfach an anderer Stelle zu arbeiten. Oder die Arbeit hinter sich zu lassen. “Hat er Grund zu der Annahme?” fragte sie. “Ich wei? es nicht”, sagte Meredith. “Vielleicht will er das nur denken, um uns in den Fall zu ziehen. Aber wie Sie wissen, sind Prostituierte h?ufig Ziel von Serienm?rdern.” Riley wusste, dass das stimmte. Der Lebensstil von Prostituierten machten sie zu einem leichten Ziel. Sie waren sichtbar und zug?nglich, alleine mit Fremden und oft drogenabh?ngig. Meredith fuhr fort, “Er hat mich pers?nlich angerufen. Ich habe ihm versprochen meine besten Leute nach Phoenix zu schicken. Und nat?rlich schlie?t Sie das ein.” Riley war ger?hrt. Meredith machte es ihr nicht einfach Nein zu sagen. “Bitte haben Sie Verst?ndnis, Sir”, sagte sie. “Ich kann gerade einfach keinen neuen Fall annehmen.” Riley f?hlte sich leicht unbehaglich. Kann nicht oder will nicht? fragte sie sich selbst. Nachdem sie von einem Serienm?rder entf?hrt und gefoltert worden war, hatten alle darauf bestanden, dass sie Urlaub nahm. Sie hatte es versucht, aber konnte sich nicht von ihrem Job losrei?en. Jetzt fragte sie sich, warum sie so verzweifelt darum bem?ht gewesen war neue F?lle anzunehmen. Sie war waghalsig und selbstzerst?rerisch gewesen und hatte die Kontrolle ?ber ihr Leben verloren. Nachdem sie Peterson get?tet hatte, ihren Peiniger, dachte sie, dass alles gut w?re. Aber sie wurde immer noch davon verfolgt und hatte neue Probleme mit der L?sung des letzten Falles. Nach einer kurzen Pause f?gte sie hinzu, “Ich brauche mehr Zeit. Ich bin immer noch beurlaubt und versuche wirklich mein Leben in den Griff zu bekommen.” Ein langes Schweigen folgte. Es klang nicht, als w?rde Meredith versuchen mit ihr dar?ber zu diskutieren oder ihr einen Befehl zu geben. Aber er w?rde ihr auch nicht sagen, dass es f?r ihn in Ordnung war. Er w?rde den Druck nicht von ihr nehmen. Sie h?rte Meredith lange und traurig seufzen. “Garrett und Nancy waren seit Jahren entfremdet. Das, was ihr jetzt passiert ist, frisst ihn innerlich auf. Ich nehme an, dass darin eine Lektion zu lernen ist. Man sollte niemanden in seinem Leben als selbstverst?ndlich ansehen. Nie den Kontakt verlieren.” Riley fiel fast das Telefon aus der Hand. Meredith hatte einen Nerv getroffen, der seit langem unber?hrt geblieben war. Riley hatte vor Jahren den Kontakt mit ihrer Schwester verloren. Sie waren entfremdet und sie hatte schon lange nicht mehr an Wendy gedacht. Sie hatte keine Ahnung, was ihre Schwester gerade tat. Nach einer weiteren Pause sagte Meredith, “Versprechen Sie mir, dass Sie dar?ber nachdenken.” “Das werde ich”, erwiderte Riley. Sie beendete den Anruf. Sie f?hlte sich f?rchterlich. Meredith hatte ihr durch schwere Zeiten geholfen und es war das erste Mal, dass er ihr gegen?ber Verletzlichkeit zeigte. Sie hasste es, ihn zu entt?uschen. Und sie hatte ihm gerade versprochen dar?ber nachzudenken. Und auch wenn sie es unbedingt wollte, war Riley sich nicht sicher, dass sie nein sagen konnte. Kapitel Drei Der Mann sa? in seinem Wagen auf dem Parkplatz und beobachtete die Nutte, die die Stra?e entlang ging. “Chiffon”, nannte sie sich. Offensichtlich nicht ihr richtiger Name. Und er war sich sicher, dass es noch eine Menge gab, was er nicht ?ber sie wusste. Ich k?nnte sie allerdings dazu bringen es mir zu sagen, dachte er. Aber nicht hier. Nicht heute. Er w?rde sie heute auch nicht t?ten. Nein, nicht genau hier, so nah an ihrem ?blichen Arbeitsplatz - dem sogenannten “Kinetic Custom Gym.” Von seinem Blickwinkel aus konnte er die altersschwachen Ger?te im Schaufenster sehen - drei Laufb?nder, eine Rudermaschine, und ein paar Gewichtstrainingsger?te, von denen keine funktionierte. Soweit er wusste, kam niemand her, um wirklich zu trainieren. Zumindest nicht auf die ?bliche Art und Weise, dachte er mit einem Grinsen. Er kam nicht oft her - nicht seit der Br?netten, die hier vor Jahren gearbeitet hatte. Nat?rlich hatte er sie nicht hier get?tet. Er hatte sie f?r “Extra Service” und mit dem Versprechen von viel Geld in ein Motelzimmer gelockt. Selbst da war es noch kein vors?tzlicher Mord gewesen. Die Plastikt?te ?ber ihrem Kopf war nur eine Fantasie gewesen, um dem Ganzen ein Gef?hl von Gefahr zu geben. Aber nachdem es vorbei gewesen war, hatte ihn das Gef?hl tiefer Befriedigung ?berrascht. Es war h?chster Genuss gewesen, einzigartig selbst in seinem Leben voller Gen?sse. Trotzdem hatte er in seinen Rendezvous seither mehr Vorsicht und Zur?ckhaltung walten lassen. Oder zumindest hatte er das bis zur letzten Woche, als das gleiche Spiel mit einem Callgirl wieder t?dlich ausgegangen war – wie war noch gleich ihr Name? Oh, ja, erinnerte er sich. Nanette. Er hatte vermutet, dass Nanette nicht ihr richtiger Name war. Jetzt w?rde er es nie herausfinden. Tief in seinem Herzen wusste er, dass ihr Tod kein Unfall gewesen war. Nicht wirklich. Er hatte es tun wollen. Und sein Gewissen war unbefleckt. Er war bereit es wieder zu tun. Die, die sich selber Chiffon nannte, kam ihm etwa einen halben Block entfernt entgegen. Sie trug ein gelbes Top und einen kaum vorhandenen Rock und st?ckelte auf unglaublich hohen Schuhen in Richtung Fitnessstudio, w?hrend sie telefonierte. Er wollte unbedingt wissen, ob Chiffon ihr richtiger Name war. Ihr bisher einziges Treffen war ein Fehlschlag gewesen - ihre Schuld, nicht seine, dessen war er sich sicher. Etwas an ihr hatte ihn abgesto?en. Er wusste, dass sie ?lter war, als sie vorgab. Es war mehr als nur ihr K?rper - selbst Nutten im Teenageralter hatten oft Schwangerschaftsstreifen von der einen oder anderen Geburt. Und es waren auch nicht die Falten in ihrem Gesicht. Nutten alterten deutlich schneller, als alle anderen Frauen, die er kannte. Er konnte nicht genau sagen warum. Aber es gab viel an ihr, was ihn verwirrte. Sie zeigte eine Art m?dchenhaften Enthusiasmus, der nicht das Zeichen einer wahren Professionellen war - nicht einmal das einer Anf?ngerin. Sie kicherte zu viel, als w?rde sie ein Spiel spielen. Sie war zu eifrig. Und er vermutete sogar, dass sie seltsamerweise ihren Job tats?chlich zu m?gen schien. Eine Nutte, die Spa? an dem Sex hat, dachte er, w?hrend er sie n?herkommen sah. Wer hat so was schon mal geh?rt? Wenn er ehrlich war, dann t?rnte es ihn ab. Wenigstens war er sich sicher, dass sie keine verdeckte Ermittlerin war. Das h?tte er sofort bemerkt. Als sie nah genug war, um ihn zu sehen, dr?ckte er auf die Hupe. Sie hielt einen Moment inne, sah in seine Richtung und schirmte ihre Augen von der Sonne ab. Als sie sah, wer es war, winkte sie und l?chelte - ein L?cheln, das f?r alle Welt v?llig aufrichtig aussehen musste. Dann ging sie auf die R?ckseite des Fitnessstudios zum “Mitarbeiter” Eingang. Ihm wurde klar, dass sie wahrscheinlich eine Verabredung in dem Puff hatte. Es machte nichts aus, er w?rde sie ein andermal nehmen, wenn ihm nach einer anderen Art von Vergn?gen war. In der Zwischenzeit gab es hier genug andere Nutten. Er erinnerte sich daran, wie sie das letzte Mal auseinander gegangen waren. Sie war fr?hlich gewesen und freundlich und entschuldigend. “Komm jederzeit wieder”, hatte sie ihm gesagt. “Das n?chste Mal wird es besser. Wir verstehen uns dann bestimmt besser. Das wird dann wirklich anregend.” “Oh Chiffon”, murmelte er laut. “Du hast ja keine Ahnung.” Kapitel Vier Der L?rm von Sch?ssen hallte um Riley herum. Zu ihrer Linken h?rte sie das laute Krachen einer Pistole. Zu ihrer Rechten war schwerere Artillerie zu h?ren - Sch?sse von Sturmgewehren und das Stakkato von Maschinenpistolen. Mitten in dem Toben zog sie die Glock aus ihrem H?ftholster, nahm eine Bauchlage ein und feuerte sechs Kugeln. Dann richtete sie sich in eine kniende Position auf und feuerte dreimal. Sie lud schnell und geschickt nach, stand dann auf und feuerte sechs Kugeln, wonach sie zur?ck auf ein Knie fiel und drei weitere Kugeln mit der linken Hand feuerte. Sie stand auf, holsterte ihre Waffe, trat dann von der Feuerlinie zur?ck und zog ihre Ohrsch?tzer und die Schutzbrille ab. Das Ziel war etwa 23 Meter entfernt. Auch aus der Distanz konnte sie sehen, dass all ihre Sch?sse gut zentriert waren. Auf benachbarten Linien ?bten FBI Akademie Studenten unter der Aufsicht ihrer Ausbilder. Es war eine Weile her, das Riley ihre Waffe abgefeuert hatte, auch wenn sie in ihrem Job immer bewaffnet war. Sie hatte einen Platz auf dem Schie??bungsplatz der FBI Akademie f?r Ziel?bungen reserviert und wie immer war da etwas seltsam Befriedigendes an dem machtvollen R?cksto? der Waffe, ihrer rohen Gewalt. Sie h?rte eine Stimme hinter sich. “Die alte Schule, was?” Sie sah sich um und entdeckte Spezialagent Bill Jeffreys nicht weit von sich mit einem breiten Grinsen. Sie l?chelte zur?ck. Riley wusste genau, was er mit “alter Schule” meinte. Vor einigen Jahren hatte das FBI die Regeln der Schusswaffenqualifikation f?r Handwaffen ge?ndert. Aus der Bauchlage heraus zu feuern war nun nicht mehr verlangt. Der Schwerpunkt lag mittlerweile darauf Ziele auf kurze Distanz, zwischen zweieinhalb und sechseinhalb Metern, zu treffen. Unterst?tzt wurde das durch die Virtuelle-Realit?t-Installation, in der Agenten Szenarios ?ben konnten, die bewaffnete Konfrontationen in engen R?umen simulierten. Und die Anw?rter wurden alle durch die notorische Hogan's Alley geschickt, eine vier Hektar gro?e, k?nstliche Stadt, in der sie Terroristen mit Paintball-Waffen bek?mpften. “Manchmal mag ich die alte Schule”, sagte sie. “Es ist doch gut m?glich, dass ich auch auf Distanz t?dliche Gewalt anwenden muss.” Aus eigener Erfahrung wusste Riley, dass die Realit?t oft pers?nlich, sehr nah und h?ufig unerwartet war. Tats?chlich hatte sie in den letzten beiden F?llen mit den H?nden k?mpfen m?ssen. Sie hatte einen Angreifer mit seinem eigenen Messer und den anderen mit einem Stein get?tet. “Denkst du irgendetwas kann diese Kinder f?r das wahre Leben vorbereiten?” fragte Bill, der in Richtung der Studenten nickte, die gerade den ?bungsplatz verlie?en. “Nicht wirklich”, sagte Riley. “In der virtuellen Realit?t akzeptiert dein Gehirn das Szenario als Realit?t, aber es gibt keine unmittelbar bevorstehende Gefahr, keinen Schmerz, keine Wut zu kontrollieren. Etwas in einem wei? immer, dass nicht die Gefahr besteht get?tet zu werden.” “Richtig”, sagte Bill. “Das werden sie auf die gleiche Weise herausfinden m?ssen wie wir vor Jahren.” Riley warf ihm einen Seitenblick zu, als sie sich weiter zum Schie?stand wegbewegten. Wie sie, war auch er vierzig Jahre alt und sein Haar mit Grau durchzogen. Sie fragte sich, was es zu bedeuten hatte, dass sie ihn insgeheim mit ihrem schlankeren, schm?chtigeren Nachbarn verglich. Wie hie? er noch? Oh, ja - Blaine. Blaine war gutaussehend, aber sie war sich nicht sicher, ob er Bill das Wasser reichen konnte. Bill war gro?, solide, und ?u?erst attraktiv. “Was bringt dich her?” fragte sie. “Ich habe geh?rt, dass du hier bist”, erwiderte er. Riley sah ihn unbehaglich an. Das war wahrscheinlich nicht nur ein freundschaftlicher Besuch. Sein Gesichtsausdruck sagte ihr, dass er noch nicht bereit war, ihr zu sagen, weshalb er wirklich gekommen war. Bill sagte, “Wenn du den ganzen Drill machen willst, dann nehme ich f?r dich die Zeit.” “Das w?re lieb”, l?chelte Riley. Sie gingen zu einem abgetrennten Bereich des ?bungsplatzes, wo sie nicht Gefahr lief von Irrl?ufern der Studenten getroffen zu werden. W?hrend Bill die Stoppuhr bediente, durchlief Riley alle Stufen der FBI Schusswaffenqualifikation: Feuern auf ein Ziel von zweieinhalb, dann viereinhalb, dann siebeneinhalb, dann dreizehneinhalb Metern. Die f?nfte und letzte Position war die einzige die ihr keinerlei Probleme bereitete - aus ca. 23 Metern, hinter einer Barrikade hervor, auf ein Ziel feuern. Nachdem sie alle Stufen durchlaufen hatte, nahm Riley ihre Schutzausr?stung ab. Sie und Bill gingen zum Ziel und ?berpr?ften die Arbeit. Alle Einschl?ge waren eng beieinander. “Hundert Prozent - Perfektes Ergebnis”, sagte Bill. “Das sollte es auch sein”, sagte Riley. Sie hasste es, wenn sie einrostete. Bill zeigte in Richtung des erdigen Kugelfangs hinter dem Ziel. “Irgendwie surreal, was?” meinte er nachdenklich. Hinter dem ?bungsplatz grasten einige Rehe friedlich auf dem H?gel. Sie hatten sich dort eingefunden, w?hrend sie auf die Zielscheibe schoss. Selbst mit ihrer Pistole waren sie in einfacher Schussweite. Aber sie schienen nicht im Mindesten von den Tausenden Kugeln gest?rt zu sein, die in die Ziele unter dem Ausl?ufer einschlugen, auf dem sie grasten. “Ja”, sagte sie, “und sch?n.” Zu dieser Jahreszeit konnte man die Rehe auf dem ?bungsplatz h?ufig sehen. Es war Jagdsaison und aus irgendeinem Grund schienen sie zu wissen, dass sie hier sicher waren. Tats?chlich war das Gel?nde der FBI Akademie eine Art Zufluchtsort f?r verschiedene Tiere geworden, wie F?chse, wilde Truth?hne und Murmeltiere. “Vor ein paar Tagen hat einer meiner Studenten einen B?ren auf dem Parkplatz gesehen”, sagte Riley. Sie machte drei Schritte in Richtung des H?gels. Die Rehe hoben ihre K?pfe, starrten sie an und trotteten davon. Sie hatten keine Angst vor Sch?ssen, aber sie wollten Menschen nicht zu nah in ihre N?he lassen. “Was glaubst du, woher sie das wissen?” fragte Bill. “Dass sie hier sicher sind, meine ich. Klingen nicht alle Waffen gleich?” Riley sch?ttelte einfach den Kopf. Es war ihr ein R?tsel. Ihr Vater hatte sie mit auf die Jagd genommen, als sie noch klein war. F?r ihn waren Rehe nur eine Ressource f?r Essen und Fell. Damals hatte es ihr nichts ausgemacht sie zu t?ten. Aber das hatte sich ge?ndert. Es schien ihr seltsam, jetzt, wo sie dar?ber nachdachte. Sie hatte kein Problem damit, t?dliche Gewalt gegen einen Menschen einzusetzen, wenn es notwendig war. Sie konnte einen Mann ohne mit der Wimper zu zucken t?ten. Aber eine dieser vertrauensvollen Kreaturen zu t?ten schien ihr jetzt undenkbar. Riley und Bill gingen zum n?chstgelegenen Pausenbereich und setzten sich zusammen auf eine Bank. Bill schien immer noch zu z?gern mit der Sprache herauszur?cken. “Wie geht es dir?” fragte sie mit sanfter Stimme. Sie wusste, dass es ein schwieriges Thema war und sie sah ihn zusammenzucken. Seine Frau hatte ihn vor kurzem verlassen, nach Jahren der Spannung zwischen seiner Arbeit und seinem Familienleben. Bill hatte sich Sorgen gemacht, dass er den Kontakt mit seinen jungen S?hnen verlieren w?rde. Jetzt lebte er in einem Apartment in der Stadt Quantico und verbrachte Zeit mit seinen Jungs am Wochenende. “Ich wei? nicht, Riley”, sagte er. “Ich wei? nicht, ob ich mich jemals daran gew?hnen werde.” Es war offensichtlich, dass er einsam und deprimiert war. Sie hatte das gleiche durchgemacht, w?hrend ihrer Trennung und Scheidung. Sie wusste auch, dass die Zeit nach einer Trennung besonders schmerzhaft war. Selbst wenn die Beziehung nicht besonders gut gewesen war, fand man sich pl?tzlich in einer Welt von Fremden, vermisste Jahre der Vertrautheit und wusste nicht richtig, was man mit sich selber anfangen sollte. Bill ber?hrte ihren Arm. Seine Stimme war voller Emotionen, als er sagte, “Manchmal denke ich, dass alles, was ich noch in meinem Leben habe … du bist.” Riley war versucht ihn in den Arm zu nehmen. In ihren Jahren der Partnerschaft, hatte Bill sie mehr als einmal gerettet, sowohl physisch als auch emotional. Aber sie wusste, dass sie vorsichtig sein musste. Und sie wusste, dass Menschen in einer solchen Zeit recht verr?ckte Dinge taten. Sie war diejenige gewesen, die Bill eines Nachts betrunken angerufen und ihm eine Aff?re vorgeschlagen hatte. Jetzt war die Situation umgekehrt. Sie konnte sein Gef?hl der Abh?ngigkeit von ihr sp?ren, gerade jetzt, wo sie anfing sich frei und stark genug zu f?hlen alleine zurechtzukommen. “Wir waren gute Partner”, sagte sie. Es war lahm, aber ihr fiel nichts anderes ein. Bill atmete tief durch. “Deshalb wollte ich mir dir reden”, sagte er. “Meredith hat mir gesagt, dass er mit dir ?ber den Phoenix Fall gesprochen hat. Ich arbeite daran. Ich brauche einen Partner.” Riley fing an leicht gereizt zu sein. Bills Besuch erschien ihr immer mehr wie eine Art ?berfall. “Ich habe Meredith gesagt, dass ich dar?ber nachdenke”, sagte sie. “Und jetzt frage ich dich”, sagte Bill. Sie wusste nicht, was sie antworten sollte. “Was ist mit Lucy Vargas?” fragte Riley. Agentin Vargas war eine Anf?ngerin, die im letzten Fall eng mit Bill und Riley zusammengearbeitet hatte. Sie waren beide von ihrer Arbeit beeindruckt gewesen. “Ihr Kn?chel ist noch nicht verheilt”, sagte Bill. “Sie braucht noch mindestens einen Monat, bis sie wieder im Au?endienst ist.” Riley bereute gefragt zu haben. Als sie, Bill, und Lucy Eugene Fisk, den sogenannten “Ketten-M?rder”, in die Ecke gedr?ngt hatten, war Lucy in seine F?nge geraten und fast gestorben, nachdem sie gefallen war und sich den Kn?chel gebrochen hatte. Nat?rlich war sie noch nicht wieder einsatzf?hig. “Ich wei? nicht, Bill”, sagte Riley. “Diese Pause vom Au?endienst ist wirklich gut f?r mich. Ich habe dar?ber nachgedacht ab jetzt einfach nur zu unterrichten. Alles, was ich dir sagen kann, ist das gleiche, was ich Meredith gesagt habe.” “Dass du dar?ber nachdenkst.” “Richtig.” Bill grunzte unzufrieden. “K?nnen wir uns wenigstens zusammensetzen und dar?ber reden?” fragte er. “Vielleicht Morgen?” Riley schwieg f?r einen Moment. “Nicht morgen”, sagte sie dann. “Morgen muss ich einen Mann sterben sehen.” Kapitel F?nf Riley sah durch das Fenster in den Raum, in dem Derrick Caldwell bald sterben w?rde. Sie sa? neben Gail Bassett, der Mutter von Kelly Sue Bassett, Caldwells letztem Opfer. Der Mann hatte f?nf Frauen ermordet, bevor Riley ihn stoppen konnte. Riley hatte gez?gert Gails Einladung zu der Hinrichtung anzunehmen. Sie war Gail nur einmal begegnet, damals als freiwillige Zeugin, zwischen den Reportern, Anw?lten und Gerichtsdienern. Jetzt sa?en sie und Gail unter neun Angeh?rigen von Frauen, die Caldwell get?tet hatte, alle von ihnen zusammen in einem engen Raum, auf wei?en Plastikst?hlen. Gail, eine kleine sechzig Jahre alte Frau mit feinen, eleganten Gesichtsz?gen, hatte ?ber die Jahre den Kontakt mit Riley aufrechterhalten. Bevor die Hinrichtung festgelegt wurde, war ihr Mann gestorben und sie hatte Riley geschrieben, dass sie niemanden hatte, der sie durch diesen schweren Moment begleiten konnte. Also hatte Riley zugestimmt, sie zu begleiten. Die Todeskammer war direkt dort auf der anderen Seite des Fensters. Das einzige M?belst?ck in diesem Raum war die kreuzf?rmige Hinrichtungsliege. Ein blauer Plastikvorhang hing am Ende der Liege. Riley wusste, dass dahinter die Infusionsr?hren und t?dlichen Chemikalien aufbewahrt wurden. Ein rotes Telefon hing an der Wand, das mit dem B?ro des Gouverneurs verbunden war. Es w?rde nur im Fall einer Begnadigung in letzter Minuten klingeln. Niemand erwartete an diesem Tag einen Anruf. Eine Uhr ?ber der T?r war die einzige sichtbare Dekoration. In Virginia konnten verurteilte Verbrecher sich zwischen dem elektrischen Stuhl und einer Giftspritze entscheiden, aber die Chemikalien wurden weitaus h?ufiger ausgew?hlt. Wenn der H?ftling keine Entscheidung traf, wurde ihm die Giftspritze zugeteilt. Riley war fast ?berrascht, dass Caldwell sich nicht f?r den elektrischen Stuhl entschieden hatte. Er war ein reueloses Monster, das den eigenen Tod willkommen zu hei?en schien. Es war 8:55 Uhr als sich die T?r ?ffnete. Riley h?rte das stille Murmeln, das durch den Raum ging, als mehrere Mitglieder des Hinrichtungsteams Caldwell in die Kammer brachten. Zwei W?rter hatten jeweils einen seiner Arme gepackt, ein anderer ging hinter ihm. Ein gut gekleideter Mann trat als letztes ein – der Gef?ngnisdirektor. Caldwell trug blaue Hosen, ein blaues Arbeitshemd und Sandalen ohne Socken. Er trug Hand- und Fu?fesseln. Riley hatte ihn seit Jahren nicht gesehen. W?hrend seiner Zeit als Serienm?rder waren seine Haare lang und sein Bart struppig, ein passender Look f?r einen Stra?enk?nstler. Jetzt war er glatt rasiert und sah geradezu gew?hnlich aus. Auch wenn er sich nicht wehrte, sah er ver?ngstigt aus. Gut, dachte Riley. Er sah auf die Liege und dann schnell wieder weg. Er schien zu versuchen nicht auf den blauen Plastikvorhang zu blicken. F?r einen Moment starrte er in den Zuschauerraum. Das schien ihn ruhiger und gefasster zu machen. “Ich w?nschte er k?nnte uns sehen”, murmelte Gail. Sie wurden durch Einwegglas abgeschirmt und Riley teilte Gails Wunsch nicht. Caldwell hatte sie so schon eingehender betrachtet, als ihr lieb war. Um ihn zu fassen, hatte sie verdeckt ermittelt. Sie hatte vorgegeben ein Tourist zu sein und ihn daf?r bezahlt ihr Portr?t anzufertigen. W?hrend er arbeitete hatte er sie mit Komplimenten ?bersch?ttet, ihr gesagt, dass sie die sch?nste Frau war, die er seit langem gezeichnet hatte. In dem Moment hatte sie gewusst, dass sie sein n?chstes Opfer sein w?rde. An diesem Abend hatte sie als Beute gedient, um ihn aus seinem Versteck zu locken. Als er versucht hatte sie anzugreifen, waren ihr die anderen Agenten sofort zur Hilfe geeilt. Seine Gefangennahme war ohne Probleme verlaufen. Die Entdeckung, dass er seine Opfer zerteilt und in seiner Gefriertruhe aufbewahrt hatte, war eine andere Sache. Vor der ge?ffneten Gefriertruhe zu stehen war einer der grauenvollsten Momente ihrer Karriere gewesen. Sie f?hlte immer noch Mitleid mit den Familien der Opfer – unter anderem Gail – f?r die grausige Aufgabe ihre zerteilten Familienmitglieder zu identifizieren. “Zu sch?n, um zu leben”, hatte er sie genannt. Es hatte Riley zutiefst ersch?ttert, dass er sie genauso wie diese Frauen gesehen hatte. Sie hatte sich nie f?r sch?n gehalten und M?nner – selbst ihr Exmann Ryan – hatten ihr selten gesagt, dass sie es sei. Caldwell war eine schreckliche Ausnahme. Was hatte es zu bedeuten, dachte sie, dass ein pathologisches Monster sie so perfekt fand? Hatte er in ihr etwas erkannt, das genauso monstr?s war wie er? Noch Jahre nach der Gerichtsverhandlung und dem Urteil plagten sie Albtr?ume, in denen sie seine bewundernden Augen sah, die honigs??en Worte h?rte und vor der Gefriertruhe mit den Leichenteilen stand. Das Hinrichtungsteam half Caldwell auf die Hinrichtungsliege, entfernte die Hand- und Fu?fesseln, zog ihm die Sandalen aus und band ihn fest. Ledergurte hielten ihn auf der Liege – zwei ?ber der Brust, zwei f?r die Beine, zwei f?r die Kn?chel und zwei f?r die Handgelenke. Seine nackten F??e zeigten in Richtung des Fensters. Es war schwer sein Gesicht zu sehen. Pl?tzlich wurden die Vorh?nge vor dem Fenster zum Zuschauerraum geschlossen. Riley verstand, dass er daf?r da war, die Phase der Hinrichtung zu verstecken, in der am meisten schief gehen konnte – wie etwa, dass das Team keine passende Vene fand. Trotzdem erschien es ihr seltsam. Die Leute im Zuschauerraum waren kurz davor Caldwell sterben zu sehen, aber sie durften nicht zusehen, wie so etwas Banales wie eine Nadel in seinen Arm gestochen wurde. Der Vorhang bewegte sich leicht, offensichtlich durch eine Bewegung von einem der Helfer auf der anderen Seite. Als der Vorhang sich wieder ?ffnete, waren die Infusionsleitungen angebracht und liefen durch L?cher in dem blauen Plastikvorhang in den Arm des H?ftlings. Zwei Mitglieder des Hinrichtungsteams standen hinter dem Plastikvorhang, wo sie die t?dlichen Chemikalien einlassen w?rden. Ein Mann hielt den roten Telefonh?rer, bereit einen Anruf zu erhalten, der nicht kommen w?rde. Ein anderer sprach mit Caldwell, seine Worte ?ber die schlechte Soundanlage kaum vernehmbar. Er fragte Caldwell, ob er noch irgendwelche letzten Worte hatte. Im Gegensatz dazu erklang Caldwells Antwort laut und klar. “Ist Agentin Paige hier?” fragte er. Seine Worte sandten einen Schock durch Riley. Der W?rter antwortete nicht. Es war keine Frage auf dessen Antwort Caldwell ein Recht hatte. Nach einem angespannten Schweigen, sprach Caldwell wieder. “Sagen Sie Agentin Paige, ich w?nschte meine Kunst h?tte ihr gerecht werden k?nnen.” Auch wenn Riley sein Gesicht nicht deutlich sehen konnte, dachte sie, dass sie ihn kichern h?rte. “Das ist alles”, sagte er. “Ich bin bereit.” Riley wurde von Wut, Entsetzen und Verwirrung ?berrollt. Das war das Letzte, was sie erwartet hatte. Derrick Caldwell hatte sich entschieden seinen letzten Moment ihr zu widmen. Und hier, hinter dem unzerbrechlichen Glas sitzend, konnte sie nichts dagegen tun. Sie hatte ihn geschnappt, aber am Ende hatte er eine seltsame, kranke Art von Rache erhalten. Sie f?hlte, wie Gails kleine Hand ihre eigene packte. Lieber Gott, dachte Riley. Sie versucht mich zu tr?sten. Riley musste gegen eine Welle der ?belkeit ank?mpfen. Caldwell sagte noch etwas. “Werde ich f?hlen, wenn es anf?ngt?” Wieder erhielt er keine Antwort. Riley konnte sehen, wie die Fl?ssigkeit durch die transparenten Leitungen floss. Caldwell atmete mehrmals tief ein und schien dann einzuschlafen. Sein linker Fu? zuckte ein paar Mal und erstarrte dann. Nach einem Moment zwickte ein W?rter die beiden nackten F??e, was keine Reaktion ausl?ste. Es schien eine sonderbare Geste zu sein. Aber Riley wurde klar, dass der W?rter nur sicherstellte, dass die Bet?ubung wirkte und Caldwell bewusstlos war. Der W?rter rief den Leuten hinter dem Plastikvorhang etwas zu. Riley sah erneut, wie eine Fl?ssigkeit durch die Leitungen floss. Sie wusste, dass eine zweite Chemikalie jetzt dabei war seine Lungen anzuhalten. Nach einer Weile w?rde die dritte Chemikalie sein Herz stoppen. W?hrend Caldwells Atem langsamer wurde, dachte Riley dar?ber nach, was sie gerade sah. Wie unterschied es sich von all den Malen, in denen sie selbst t?dliche Gewalt hatte anwenden m?ssen? F?r ihre Arbeit hatte sie mehrere M?rder get?tet. Aber das hier war nicht wie diese anderen Male. Im Vergleich war es auf bizarre Weise kontrolliert, sauber, klinisch und makellos. Es schien ihr unerkl?rlich falsch zu sein. Irrationaler Weise dachte Riley, Ich h?tte es nicht dazu kommen lassen sollen. Sie wusste, dass sie damit nicht Recht hatte; Caldwells Verhaftung war professionell und nach allen Regeln durchgef?hrt worden. Aber sie dachte trotzdem, Ich h?tte ihn selber t?ten sollen. Gail hielt Rileys Hand mit gleicher Kraft zehn Minuten lang fest. Schlie?lich sagte der Mann neben Caldwell etwas, das Riley nicht h?ren konnte. Der Gef?ngnisdirektor trat nach vorne und sprach klar und laut genug, dass ihn alle Zeugen verstehen konnten. “Das Urteil wurde erfolgreich um 9:07 Uhr vollstreckt.” Dann schlossen sich die Vorh?nge vor dem Fenster wieder. Die Zuschauer hatten alles gesehen, was sie sehen sollten. W?rter kamen in den Raum und baten alle so schnell wie m?glich den Raum zu verlassen. Als die Gruppe in den Flur trat, nahm Gail wieder Rileys Hand. “Es tut mir leid, dass er das gesagt hat”, sagte Gail. Riley war ?berrascht. Wie konnte Gail sich in so einem Moment Gedanken um Rileys Gef?hle machen. In dem Moment, in dem endlich der Gerechtigkeit f?r den Mord an ihrer Tochter Gen?ge getan wurde. “Wie geht es Ihnen, Gail?” fragte sie, w?hrend sie eilig zum Ausgang gingen. Gail ging schweigend neben ihr her. Ihr Gesicht war leer. “Es ist vorbei”, sagte sie schlie?lich, ihre Stimme kalt und taub. “Es ist vorbei.” Kurz darauf traten sie zur?ck ins Tageslicht. Riley konnte zwei Menschenmengen auf der gegen?berliegenden Stra?enseite sehen, die jeweils mit Absperrb?ndern zur?ckgehalten und von der Polizei strikt kontrolliert wurden. Auf der einen Seite waren die Leute, die f?r die Hinrichtung waren und Schilder mit hasserf?llten Spr?chen hochhielten, einige davon obsz?n und profan. Sie waren verst?ndlicherweise guter Stimmung. Auf der anderen Seite waren die Todesstrafengegner mit ihren eigenen Schildern. Sie waren die ganze Nacht hier gewesen und hatten Mahnwache gehalten. Ihre Stimmung war mehr als gedr?ckt. Riley konnte f?r keine der beiden Gruppen viel Sympathie aufbringen. Diese Leute waren nur f?r sich selber hier, um eine ?ffentliche Show aus ihrer Wut und Rechtschaffenheit zu machen. Soweit es sie betraf hatten sie kein Recht hier zu sein – nicht unter den Menschen, dessen Trauer und Schmerz zu real waren. Zwischen dem Eingang und den Menschenmengen war ein Schwarm von Reportern mit Fernsehwagen in der N?he. W?hrend Riley sich einen Weg bahnte, kam eine Frau, mit Mikrofon in der Hand und Kameramann hinter hier, auf sie zugelaufen. “Agentin Paige? Sind Sie Agentin Paige?” fragte sie. Riley antwortete nicht. Sie versuchte sich an der Reporterin vorbei zu dr?ngen. Die Reporterin lie? sich jedoch nicht abwimmeln. “Wir haben geh?rt, dass Caldwell Sie in seinen letzten Worten erw?hnt hat. Wollen Sie das kommentieren?” Andere Reporter dr?ngten sich dazu und stellten die gleiche Frage. Riley biss die Z?hne zusammen und dr?ckte sich durch die Menge. Endlich konnte sie sich befreien. Sie eilte zum Auto und dachte ?ber Meredith und Bill nach. Beide hatten sie gedr?ngt den neuen Fall anzunehmen. Und sie versuchte zu vermeiden einem von ihnen eine Antwort zu geben. Warum? fragte sie sich. Sie war gerade vor den Reportern geflohen. Floh sie auch vor Bill und Meredith? Floh sie vor dem, der sie wirklich war? Vor allem, was sie tun musste? * Riley war dankbar wieder zu Hause zu sein. Der Tod, den sie an diesem Morgen erlebt hatte, hinterlie? ein leeres Gef?hl in ihr und die Fahrt zur?ck nach Fredericksburg war erm?dend gewesen. Aber als sie die T?r des Stadthauses ?ffnete, schien etwas nicht ganz richtig zu sein. Es war unnat?rlich still. April sollte l?ngst zu Hause sein. Wo war Gabriela? Riley ging in die K?che und fand sie leer. Ein Zettel lag auf dem K?chentisch. Me voy a la tienda, stand darauf. Gabriela war einkaufen gegangen. Riley packte die Lehne eines Stuhls, als eine Welle der Panik ?ber sie hereinbrach. Gabriela war einkaufen gewesen, als April vom Haus ihres Vaters entf?hrt worden war. Dunkelheit, das Flackern einer Flamme. Riley wirbelte herum und rannte zur Treppe. “April”, schrie sie. Es kam keine Antwort. Riley rannte nach oben. Niemand war in den Schlafzimmern. Niemand in ihrem kleinen B?ro. Rileys Herz schlug ihr bis zum Hals, auch wenn ihr Verstand ihr sagte, dass sie albern war. Ihr K?rper h?rte nicht auf ihren Verstand. Sie rannte wieder ins Erdgeschoss und raus auf die Terrasse. “April”, schrie sie. Aber niemand spielte im Garten nebenan und es waren keine Kinder zu sehen. Sie musste sich mit Gewalt zusammenrei?en nicht noch einmal zu schreien. Sie wollte nicht die Nachbarn davon ?berzeugen, dass sie wirklich verr?ckt war. Noch nicht. Sie versuchte ungelenk ihr Handy so schnell wie m?glich aus der Tasche zu ziehen. Sie schrieb April. Sie bekam keine Antwort. Riley ging zur?ck ins Haus und setzte sich auf die Couch. Ihr Kopf fiel in ihre H?nde. Sie war zur?ck in dem Kriechkeller, lag in der Dunkelheit auf der Erde. Aber ein kleines Licht kam auf sie zu. Sie konnte sein grausames Gesicht im Schein der Flamme sehen. Aber sie wusste nicht, ob der M?rder f?r sie oder f?r April gekommen war. Riley zwang sich dazu die Vision von ihrer Gegenwart zu trennen. Peterson ist tot, sagte sie sich immer wieder. Er kann uns nicht mehr qu?len. Sie setzte sich auf und versuchte sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Sie war jetzt hier in ihrem neuen Haus, in ihrem neuen Leben. Gabriela war einkaufen gegangen. April war sicherlich irgendwo in der N?he. Ihr Atem wurde langsamer, aber sie konnte sich nicht dazu bringen aufzustehen. Sie hatte Angst, dass sie wieder nach drau?en laufen und schreien w?rde. Es schien Riley, als w?re eine Ewigkeit vergangen, bis sie h?rte, wie sich die Haust?r ?ffnete. April kam singend herein. Jetzt schaffte Riley es endlich aufzustehen. “Wo zum Teufel bist du gewesen?” April sah sie erschrocken an. “Was hast du f?r ein Problem, Mom?” “Wo warst du? Warum hast du mir nicht auf meine Nachricht geantwortet?” “Sorry, ich hatte mein Telefon auf lautlos. Mom, ich war nur dr?ben bei Cece. Nur auf der anderen Stra?enseite. Als wir aus dem Schulbus gestiegen sind, hat ihre Mutter uns ein Eis angeboten.” “Woher sollte ich wissen, wo du bist?” “Ich dachte nicht, dass du schon zu Hause bist.” Riley h?rte wie sie schrie, aber sie konnte sich nicht stoppen. “Mir ist egal, was du gedacht hast. Du hast nicht nachgedacht. Du musst mich immer wissen lassen …” Die Tr?nen, die April ?ber die Wangen liefen, stoppten sie schlie?lich. Riley sog scharf die Luft ein, eilte nach vorne und umarmte ihre Tochter. Zuerst war Aprils K?rper steif vor Wut, aber Riley konnte sp?ren, wie sie sich langsam entspannte. Ihr wurde klar, dass auch ihr selbst Tr?nen ?ber das Gesicht liefen. “Es tut mir leid”, sagte Riley. “Es tut mir leid. Es ist nur, wir haben so viel … so viel Schreckliches durchgemacht.” “Aber das ist jetzt vorbei”, sagte April. “Mom, es ist vorbei.” Sie setzten sich beide auf die Couch. Es war eine neue Couch, die sie nach ihrem Einzug gekauft hatten. Sie hatte sie f?r ihr neues Leben gekauft. “Ich wei?, dass alles vorbei ist”, sagte Riley. “Ich wei?, dass Peterson tot ist. Ich versuche mich daran zu gew?hnen.” “Mom, es ist jetzt alles so viel besser. Du musst dir nicht wieder jede Sekunde um mich Sorgen machen. Und ich bin kein dummes kleines Kind. Ich bin f?nfzehn.” “Und du bist sehr klug”, sagte Riley. “Ich wei?. Ich muss mich nur selber von Zeit zu Zeit daran erinnern. “Ich liebe dich, April” sagte sie. “Deshalb verhalte ich mich manchmal so seltsam.” “Ich liebe dich auch, Mom”, sagte April. “Mach dir nur nicht immer so viele Sorgen.” Riley war froh ihre Tochter wieder lachen zu sehen. April war entf?hrt, gefangen gehalten und mit einer Flamme bedroht worden. Sie schien wieder ein ganz gew?hnlicher Teenager zu sein, auch wenn ihre Mutter Probleme damit hatte, wieder Fu? zu fassen. Trotzdem fragte Riley sich, ob die dunklen Erinnerungen, die sich in ihrer Tochter versteckten, nur darauf warteten wieder auszubrechen. Sie selbst wusste, dass sie mit jemandem ?ber ihre eigenen ?ngste und wiederkehrenden Albtr?ume reden musste. Und zwar bald. Kapitel Sechs Riley rutschte auf ihrem Stuhl hin und her, w?hrend sie dar?ber nachdachte, was sie Mike Nevins erz?hlen sollte. Sie war unruhig und nerv?s. “Lass dir Zeit”, sagte der forensische Psychiater, der sich in seinem Stuhl nach vorne lehnte und sie besorgt betrachtete. Riley lachte kl?glich. “Das ist das Problem”, sagte sie. “Ich habe keine Zeit. Ich tr?dele schon l?nger. Ich muss eine Entscheidung treffen. Ich habe es zu lange hinausgez?gert. Hast du mich jemals so unentschlossen gesehen?” Mike antwortete nicht. Er l?chelte einfach und legte die Finger gegeneinander. Riley war an diese Art von Schweigen gew?hnt. Der adrette, recht penible Mann war ?ber die Jahre viel f?r sie geworden – ein Freund, ein Therapeut, manchmal sogar eine Art Mentor. Normalerweise rief sie ihn an, wenn sie Einsichten in einen besonders dunklen Verstand brauchte. Aber dieser Besuch war anders. Sie hatte ihn am letzten Abend angerufen und war am Morgen zu seinem B?ro in DC gefahren. “Also, was hast du f?r Auswahlm?glichkeiten?” fragte er schlie?lich. “Nun, ich nehme an, ich muss mich entscheiden, was ich mit dem Rest meines Lebens anfangen will – unterrichten oder ein aktiver Agent sein. Oder etwas vollkommen anderes finden.” Mike lachte leicht. “Ganz langsam. Lass uns nicht versuchen deine ganze Zukunft an einem Tag zu planen. Schauen wir uns doch lieber das Jetzt an. Meredith und Jeffreys wollen, dass du den Fall annimmst. Nur einen Fall. Das ist weder noch. Niemand sagt, dass du das Unterrichten aufgeben musst. Und alles was du tun musst, ist f?r diesen einen Fall ja oder nein zu sagen. Also, was ist das Problem?” Jetzt war es an Riley schweigend nachzudenken. Sie wusste nicht, was ihr Problem war. Deshalb war sie hier. “Ich nehme an, du hast vor etwas Angst”, sagte Mike. Riley schluckte hart. Das war es. Sie hatte Angst. Sie hatte sich geweigert es zuzugeben, auch sich selbst gegen?ber. Aber jetzt brachte Mike sie dazu, dar?ber zu reden. “Wovor hast du Angst?” fragte Mike. “Du hast gesagt, du h?ttest Albtr?ume.” Riley schwieg noch immer. “Das wird Teil deines PTBS Problems sein”, sagte Mike. “Hast du immer noch Flashbacks?” Riley hatte die Frage erwartet. Schlie?lich hatte Mike mehr als jeder andere f?r sie getan, um ihr durch das Trauma der besonders schrecklichen Erfahrung zu helfen. Sie lehnte ihren Kopf gegen die Stuhllehne und schloss die Augen. F?r einen Moment war sie wieder in Petersons dunklem K?fig und er bedrohte sie mit einer Propanfackel. Monatelang nach ihrer Gefangenschaft, hatte sich diese Erinnerung ihr immer wieder aufgedr?ngt. Aber dann hatte sie Peterson gefunden und ihn selbst get?tet. Tats?chlich hatte sie ihn erschlagen. Wenn das kein Abschluss ist, was dann, dachte sie. Jetzt schienen ihr die Erinnerungen unpers?nlich, als geh?rten sie jemand anderem. “Es geht mir besser”, sagte Riley. “Sie sind k?rzer und weniger h?ufig.” “Wie geht es deiner Tochter?” Die Frage traf Riley wie ein Schlag in die Magengrube. Sie f?hlte ein Echo von der Panik, die sie erlebt hatte, nachdem Peterson April entf?hrt hatte. Sie konnte immer noch Aprils Hilfeschreie h?ren. “Ich nehme an, das habe ich noch nicht hinter mir lassen k?nnen”, sagte sie. “Ich wache auf und habe Angst, dass sie entf?hrt wurde. Ich muss in ihr Zimmer gehen, um sicherzustellen, dass sie da ist und es ihr gut geht.” “Willst du deshalb keinen neuen Fall annehmen?” Riley erschauderte. “Ich will nicht, dass sie jemals wieder so etwas durchmachen muss.” “Das ist keine Antwort.” “Nein, da hast du wohl Recht”, sagte Riley. Wieder herrschte Stille. “Ich habe das Gef?hl, dass da noch mehr ist”, sagte Mike schlie?lich. “Was bereitet dir noch Albtr?ume? Was h?lt dich nachts wach?” Mit einem Schlag, war der Schrecken, der sich in einer Ecke ihres Gehirns versteckte, wieder da. Ja, da war etwas anderes. Selbst mit offenen Augen konnte sie sein Gesicht sehen – Eugene Fisks jungenhaftes, auf groteske Weise unschuldig aussehendes Gesicht mit den kleinen Knopfaugen. Riley hatte ihm bei ihrer letzten Konfrontation tief in diese Augen gesehen. Der M?rder hatte Lucy Vargas ein Rasiermesser an den Hals gehalten. In diesem Moment erforschte Riley ihre tiefsten ?ngste. Sie hatte ?ber die Ketten geredet – diese Ketten, von denen er glaubte, dass sie mit ihm sprachen, ihn dazu zwangen einen Mord nach dem anderen zu ver?ben, Frauen anzuketten und ihre Kehlen durchzuschneiden. “Die Ketten wollen nicht, dass du diese Frau nimmst”, hatte Riley ihm gesagt. “Sie ist nicht, was sie brauchen. Du wei?t, was die Ketten wirklich brauchen.” In seinen Augen hatten Tr?nen geglitzert, als er zustimmend nickte. Dann hatte er sich auf gleiche Weise get?tet, wie seine Opfer. Er hatte sich vor Rileys Augen die Kehle durchgeschnitten. Und jetzt, hier in Mike Nevins B?ro, erstickte Riley fast an ihrem eigenen Entsetzen. “Ich habe Eugene get?tet”, keuchte sie. “Den Ketten-M?rder meinst du. Nun, er war nicht der erste Mann, den du get?tet hast.” Das stimmte – sie hatte schon davor einige Male t?dliche Gewalt anwenden m?ssen. Aber bei Eugene war es anders gewesen. Sie dachte oft an seinen Tod, aber hatte bisher noch mit niemandem dar?ber geredet. “Ich habe keine Waffe, keinen Stein, nicht meine F?uste genutzt”, sagte sie. “Ich habe ihn mit Verst?ndnis get?tet, mit Mitgef?hl. Mein eigener Verstand ist eine t?dliche Waffe. Das habe ich nie gewusst. Es macht mir Angst, Mike.” Mike nickte mitf?hlend. “Du wei?t, was Nietzsche sagt, ?ber das Blicken in den Abgrund”, sagte er. “Dass der Abgrund auch in einen selbst hineinblickt”, best?tigte Riley. “Aber ich habe mehr getan, als nur in den Abgrund zu gucken. Ich habe f?rmlich dort gelebt. Ich habe es mir dort gem?tlich gemacht. Es ist mein zweites Zuhause. Das ?ngstigt mich zu Tode, Mike. Eines Tages gehe ich vielleicht in den Abgrund und komme nicht mehr zur?ck. Und wer wei?, wen ich dabei verletzte – oder t?te.” “Aha”, sagte Mike und lehnte sich in seinem Stuhl zur?ck. “Vielleicht machen wir jetzt Fortschritte.” Riley war sich nicht so sicher. Und sie hatte nicht das Gef?hl einer Entscheidung n?her gekommen zu sein. * Als Riley kurze Zeit sp?ter durch ihre Haust?r ging, kam April die Treppe heruntergelaufen, um sie zu begr??en. “Mom, du musst mir helfen! Komm schon!” Riley folgte April die Stufen nach oben. In Aprils Zimmer lag ein Koffer offen auf ihrem Bett und Kleidungsst?cke waren ?berall verstreut. “Ich wei? nicht, was ich einpacken soll.” sagte April. “Das musste ich bisher noch nie machen!” Riley l?chelte beim Anblick ihrer gleichzeitig panischen und aufgeregten Tochter und fing sofort an ihr zu helfen. April w?rde am n?chsten Morgen einen Schulausflug beginnen – eine Woche in der N?he von Washington DC. Sie w?rde mit der Gruppe ihres Geschichtsunterrichts und einigen Lehrern fahren. Als Riley die Erlaubnis unterschrieben und die Geb?hren f?r den Ausflug bezahlt hatte, war sie unsicher gewesen. Peterson hatte April in der N?he von Washington gefangen gehalten und auch wenn sie am entgegengesetzten Ende der Stadt sein w?rde, hatte Riley Angst, dass die Reise das Trauma an die Oberfl?che bringen k?nnte. Aber April schien es erstaunlich gut zu gehen, sowohl in akademischer Hinsicht, als auch emotionaler. Und die Reise war eine wundervolle Gelegenheit. Inmitten von scherzhaftem Necken ?ber die Kleiderauswahl, bemerkte Riley, dass sie Spa? hatte. Der Abgrund, ?ber den sie und Mike erst kurz vorher gesprochen hatten, schien weit entfernt zu sein. Sie hatte auch au?erhalb des Abgrundes noch ein Leben. Es war ein gutes Leben und wie auch immer ihre Entscheidung ausfallen w?rde, sie war entschlossen es auch zu behalten. W?hrend sich der Koffer langsam f?llte, kam Gabriela in den Raum. “Se?ora Riley, mein Taxi kommt pronto, jede Minute”, sagte sie l?chelnd. “Ich habe gepackt und bin fertig. Meine Koffer stehen neben der T?r.” Riley hatte fast vergessen, dass auch Gabriela los wollte. Da April unterwegs sein w?rde, hatte Gabriela um ein paar Urlaubstage gebeten, um ihre Verwandten in Tennessee zu besuchen. Riley hatte fr?hlich zugestimmt. Riley umarmte Gabriela und sagte, “Buen viaje.” Gabrielas L?cheln wurde schw?cher und sie erwiderte, “Me preocupo.” “Du machst dir Sorgen?” fragte Riley ?berrascht. “Wor?ber machst du dir Sorgen, Gabriela?” “Sie”, sagte Gabriela. “Sie werden ganz alleine in dem neuen Haus sein.” Riley lachte leicht. “Mach dir keine Sorgen, ich kann auf mich selber aufpassen.” “Aber Sie waren nicht sola seit so viele schreckliche Dinge passiert sind”, sagte Gabriela. “Ich mache mir Sorgen.” Gabrielas Worte brachten Riley zum Nachdenken. Sie hatte nicht Unrecht. Seit der Sache mit Peterson war zumindest April immer bei ihr gewesen. K?nnte sich ein dunkles und be?ngstigendes Loch in ihrem neuen Zuhause auftun? Drohte der Abgrund selbst jetzt? “Es geht mir gut”, sagte Riley. “Geh und habe eine sch?ne Zeit mit deiner Familie.” Gabriela grinste und reichte Riley einen Umschlag. “Das war im Briefkasten”, sagte sie. Gabriela umarmte April, dann noch einmal Riley, und ging nach unten, um auf ihr Taxi zu warten. “Was ist das, Mom?” fragte April. “Ich wei? es nicht!” sagte Riley. “Es wurde nicht mit der Post geschickt.” Sie riss den Umschlag auf und fand eine Plastikkarte darin. Dekorative Buchstaben auf der Karte lasen “Blaine's Grill.” Darunter stand, “Abendessen f?r Zwei.” “Ich nehme an, es ist eine Geschenkkarte von unserem Nachbarn”, sagte Riley. “Das ist nett von ihm. Wir k?nnen zusammen zum Abendessen hingehen, wenn du wieder da bist.” “Mom!” schnaufte April. “Er meint nicht dich und mich.” “Warum nicht?” “Er l?dt dich zum Essen ein.” “Oh! Glaubst du wirklich? Das steht hier nicht.” April sch?ttelte den Kopf. “Sei nicht doof. Der Mann will mit dir ausgehen. Crystal hat mir gesagt, dass ihr Dad dich mag. Und er ist wirklich s??.” Riley konnte sp?ren, wie sie rot wurde. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal jemand zu einer Verabredung eingeladen hatte. Sie war so lange mit Ryan verheiratet gewesen. Seit ihrer Scheidung war sie gezwungen, sich in ihrem neuen Zuhause einzuleben und Entscheidungen ?ber ihre Arbeit zu treffen. “Du wirst ja ganz rot, Mom”, lachte April. “Lass uns lieber deine Sachen zusammenpacken”, grummelte Riley. “Ich denke sp?ter dar?ber nach.” Sie sahen weiter durch Aprils Schrank. Nach ein paar Minuten des Schweigens sagte April, “Ich mache mir auch irgendwie Sorgen um dich, Mom. Wie Gabriela gesagt hat, …” “Mir geht es gut und das bleibt auch so”, unterbrach Riley. “Wirklich?” Riley faltete eine Bluse zusammen und dachte dar?ber nach, was sie antworten sollte. Sicherlich hatte sie in letzter Zeit schlimmeres erlebt, als ein leeres Haus – darunter m?rderische Psychopathen, besessen von Ketten, Puppen und Fackeln. Aber w?rden sich alte D?monen melden, wenn sie alleine war? Pl?tzlich kam ihr die eine Woche wie eine sehr lange Zeit vor. Und die Aussicht entscheiden zu m?ssen, ob sie mit ihrem Nachbarn ausgehen wollte oder nicht, war auf ihre eigene Weise be?ngstigend. Das schaffe ich schon, dachte Riley. Au?erdem hatte sie auch noch eine andere M?glichkeit. Und es war Zeit eine Entscheidung zu treffen. “Ich wurde gebeten an einem Fall zu arbeiten”, erz?hlte Riley April. “Daf?r m?sste ich sofort nach Arizona fliegen.” April h?rte auf ihre Kleidung zusammenzufalten und sah Riley an. “Also wirst du gehen?” fragte sie. “Ich wei? es nicht, April”, sagte Riley. “Was gibt es da zu wissen? Das ist dein Job, oder nicht?” Riley sah in die Augen ihrer Tochter. Die harten Zeiten zwischen ihnen schienen tats?chlich vorbei zu sein. Seit sie beide die Folter von Peterson ?berstanden hatten, gab es zwischen ihnen eine ganz neue Verbindung. “Ich habe dar?ber nachgedacht, mich aus dem Au?endienst zur?ckzuziehen”, sagte Riley. Aprils Augen weiteten sich vor ?berraschung. “Was? Mom, b?se Menschen schnappen ist das, was du am besten kannst.” “Ich bin auch gut im Unterrichten”, sagte Riley. “Ich bin sehr gut darin. Und ich liebe es. Das tue ich wirklich.” April sah sie verst?ndnislos an. “Okay, dann geh und unterrichte. Niemand h?lt dich auf. Aber h?r nicht auf den B?sen in den Hintern zu treten. Das ist genauso wichtig.” Riley sch?ttelte den Kopf. “Ich wei? nicht, April. Nach allem, was ich dir zugemutet habe…” April sah aus, als k?nnte sie nicht glauben, was sie da h?rte. “Nach allem, was du mir zugemutet hast? Wovon redest du? Du hast mir gar nichts zugemutet. Ich wurde von einem Psychopathen namens Peterson entf?hrt. Wenn er mich nicht geschnappt h?tte, dann jemand anderen. H?r auf, dir daf?r die Schuld zu geben.” Nach einer kurzen Pause, sagte April, “Setz' dich, Mom. Wir m?ssen reden.” Riley l?chelte und setzte sich auf das Bett. April klang jetzt selber wie eine Mutter. Vielleicht ist eine kleine elterliche Moralpredigt jetzt genau das, was ich brauche, dachte Riley. April setzte sich neben Riley. “Habe ich dir je von meiner Freundin Angie Fletcher erz?hlt?” fragte April. “Ich glaube nicht.” “Wir haben uns eine Weile sehr gut verstanden, aber dann hat sie die Schule gewechselt. Sie war wirklich klug und nur ein Jahr ?lter als ich, f?nfzehn. Ich habe geh?rt, dass sie angefangen hat Drogen von einem Typen zu kaufen, den alle Trip nennen. Sie ist schwer heroinabh?ngig geworden. Und als sie kein Geld mehr hatte, hat Trip sie auf die Stra?e geschickt. Er hat sie pers?nlich trainiert, sie dazu gebracht bei ihm einzuziehen. Ihre Mutter ist so durch den Wind, dass sie kaum gemerkt hat, dass Angie weg war. Trip hat sie sogar auf seiner Webseite angeboten, hat sie gezwungen sich eine T?towierung machen zu lassen, dass sie f?r immer ihm geh?rt.” Riley war entsetzt. “Was ist mit ihr passiert?” “Na ja, Trip wurde schlie?lich verhaftet und Angie ist in einer Entzugsklinik gelandet. Das war diesen Sommer, w?hrend wir in New York waren. Ich wei? nicht, was danach mit ihr passiert ist. Alles was ich wei? ist, dass sie jetzt sechzehn ist und ihr Leben ruiniert.” “Es tut mir so leid das zu h?ren”, sagte Riley. April st?hnte ungeduldig auf. “Du verstehst es wirklich nicht, oder Mom? Dir muss gar nichts leidtun. Du hast dein ganzes Leben damit verbracht diese Art von Dingen zu verhindern. Und du hast alle m?glichen Leute wie Trip ausgeschaltet – manche f?r immer. Aber wenn du aufh?rst das zu tun, was du am besten kannst, wer soll dann f?r dich weitermachen? Jemand, der so gut ist, wie du? Das bezweifle ich, Mom. Das bezweifle ich wirklich.” Riley schwieg f?r einen Moment. Dann dr?ckte sie April mit einem L?cheln die Hand. “Ich denke, ich muss einen Anruf t?tigen”, sagte sie. Kapitel Sieben Der FBI Jet hob ab und Riley war sich sicher, dass sie wieder einmal einem Monster gegen?bertreten w?rde. Es war ein beunruhigender Gedanke. Sie hatte gehofft, sich eine Weile von M?rdern fernhalten zu k?nnen, aber diesen Job anzunehmen war ihr letztendlich wie die richtige Entscheidung erschienen. Meredith war sichtlich erleichtert gewesen, als sie ihm die Entscheidung mitgeteilt hatte. Am Morgen war April zu ihrem Schulausflug aufgebrochen und jetzt waren Riley und Bill auf dem Weg nach Phoenix. Vor den Fenstern des Flugzeugs war der Nachmittag dunkel geworden und Regen lief ?ber das Glas. Riley blieb angeschnallt, bis das Flugzeug die rauen Regenwolken ?berwunden hatte und in klarere Luft aufgestiegen war. Dann erstreckten sich unter ihnen die Wolken, die die Erde versteckten, auf der die Menschen vermutlich gerade versuchten sich vor dem Regen in Sicherheit zu bringen. Und, dachte Riley, ihre allt?glichen Freuden und Schrecken erlebten oder was auch immer dazwischen lag. Sobald das Flugzeug eine stabile Fluglage erreicht hatte, drehte sich Riley zu Bill und fragte, “Was kannst du mir zeigen?” Bill klappte seinen Laptop vor ihnen auf dem Tisch auf. Er rief das Foto eines gro?en, schwarzen M?llsacks auf, ?bersp?lt von seichtem Wasser. Eine tote wei?e Hand ragte aus der ?ffnung des M?llsacks. Bill erkl?rte, “Die Leiche von Nancy Holbrook wurde in einem k?nstlichen See au?erhalb von Phoenix gefunden. Sie war ein drei?ig Jahre altes Callgirl mit teuren Dienstleistungen. Mit anderen Worte, eine teure Prostituierte.” “Ist sie ertrunken?” fragte Riley. “Nein. Es scheint, dass Erstickung die Todesursache war. Dann wurde sie in den M?llsack gesteckt und in den See geworfen. Der Plastiksack wurde mit gro?en Steinen beschwert.” Riley sah sich das Foto genau an. Fragen schossen ihr durch den Kopf. “Hat der M?rder Beweise hinterlassen?” fragte sie. “Fingerabr?cke, Fasern, DNA?” “Absolut gar nichts.” Riley sch?ttelte den Kopf. “Das verstehe ich nicht. Die Beseitigung der Leiche, meine ich. Warum hat sich der M?rder nicht mehr M?he gegeben? Ein S??wassersee ist perfekt, um eine Leiche loszuwerden. Leichen sinken und verwesen schneller in S??wasser. Nat?rlich k?nnten sie durch Aufschwemmen und Gase sp?ter an die Oberfl?che kommen. Aber genug Steine auf dem Sack w?rden das Problem l?sen. Warum hat er sie in seichtem Wasser gelassen?” “Ich nehme an, das m?ssen wir herausfinden”, sagte Bill. Bill zeigte ihr weitere Fotos des Tatortes, aber sie sagten ihr nicht viel. “Also, was denkst du?” fragte sie. “Haben wir es mit einem Serienm?rder zu tun, oder nicht?” Bill zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. “Ich wei? es nicht”, sagte er. “Bis jetzt haben wir nur eine ermordete Prostituierte. Sicherlich sind auch schon andere Prostituierte in Phoenix verschwunden. Aber das ist nichts Neues. Das passiert regelm??ig, in jeder gro?en Stadt im Land.” Das Wort 'regelm??ig' hatte einen unangenehmen Klang f?r Riley. Wie konnte man so das Verschwinden einer bestimmten Klasse von Frauen beschreiben? Trotzdem wusste sie, dass Bill die Wahrheit sagte. “Als Meredith angerufen hat, klang es sehr dringend”, sagte sie. “Und jetzt gibt er uns sogar die VIP Behandlung und fliegt und direkt mit dem BAU Jet hin.” Sie dachte einen Moment nach. “Seine genauen Worte waren, dass sein Freund m?chte, dass wir den Mord als die Arbeit eines Serienm?rders betrachten. Aber es klingt so, als w?re sich niemand sicher, dass es ein Serienm?rder ist.” Bill zuckte mit den Schultern. “Vielleicht ist es das nicht. Aber Meredith scheint Nancy Holbrooks Bruder, Garret Holbrook, sehr nahe zu stehen.” “Ja”, nickte Riley. “Er hat mir erz?hlt, dass sie zusammen auf die Akademie gegangen sind. Aber die ganze Sache ist ungew?hnlich.” Bill widersprach ihr nicht. Riley lehnte sich in ihrem Sitz zur?ck und dachte ?ber die Situation nach. Es war offensichtlich, dass Meredith die Regeln des FBI f?r seinen Freund beugte. Das sah Meredith nicht ?hnlich. Aber sie dachte deshalb nicht schlecht von ihrem Chef. Tats?chlich bewunderte sie seine Hingabe f?r seinen Freund. Sie fragte sich: Gibt es jemanden, f?r den ich die Regeln beugen oder sogar brechen w?rde? Bill, vielleicht? Er war viele Jahre lang ihr Partner gewesen und mehr als nur ein Freund. Trotzdem war Riley sich nicht sicher. Und das brachte sie zum Nachdenken – wie nahe stand sie ihren Mitarbeitern wirklich, Bill eingeschlossen? Aber es lohnte sich nicht, jetzt dar?ber nachzudenken. Riley schloss die Augen und schlief ein. * Es war ein heller, sonniger Tag, als sie in Phoenix landeten. Als sie aus dem Jet stiegen, stie? Bill sie an und sagte, “Wow, super Wetter. Vielleicht bekommen wir wenigstens ein paar Urlaubstage aus diesem Trip.” Riley bezweifelte, dass sie viel Spa? haben w?rden. Es war schon lange her, dass sie richtigen Urlaub gemacht hatte. Ihr letzter Versuch mit April in New York, war durch die ?blichen Morde und Schrecken unterbrochen worden, die ein so gro?er Teil ihres Lebens waren. Eines Tages werde ich richtigen Urlaub machen m?ssen, dachte sie. Ein junger, ?rtlicher Agent traf sie am Flughafen und fuhr sie zur FBI Au?enstelle in Phoenix, einem beeindruckenden neuen, modernen Geb?ude. Als er auf den Parkplatz des B?ros fuhr, meinte er, “Cooles Design, oder? Hat sogar eine Auszeichnung bekommen. K?nnen Sie raten, was es darstellen soll?” Riley sah ?ber die Fassade. Sie bestand aus geraden, langen Rechtecken und engen, vertikalen Fenstern. Alles schien sorgf?ltig arrangiert und das Muster kam ihr vertraut vor. Sie hielt inne und starrte es einen Moment an. “DNA-Sequenz?” fragte sie. “Genau”, antwortete der Agent. “Aber ich wette Sie erraten nicht, wie das Steinlabyrinth dort dr?ben von oben aussieht.” Aber sie gingen zum Geb?ude bevor Riley oder Bill Vermutungen anstellen konnten. Innen sah Riley das DNA-Motiv in den gemusterten Bodenfliesen reflektiert. Der Agent f?hrte sie zu dem B?ro des leitenden Spezialagenten Elgin Morley und lie? sie dort alleine. Riley und Bill stellten sich Morley vor, einem kleinen, strebsam aussehenden Mann Mitte f?nfzig mit einem dicken schwarzen Schnurrbart und einer runden Brille. Ein anderer Mann wartete ebenfalls auf sie in dem B?ro. Er war Mitte vierzig, gro?, hager und leicht gebeugt. Riley dachte er sah m?de und deprimiert aus. Morley sagte, “Agenten Paige und Jeffreys, ich w?rde Ihnen gerne Agent Garrett Holbrook vorstellen. Seine Schwester ist das Opfer, das im Nimbo Lake gefunden wurde.” Sie sch?ttelten sich die H?nde und setzten sich. “Danke, dass Sie gekommen sind”, sagte Holbrook. “Das Ganze ist ziemlich ?berw?ltigend.” “Erz?hlen Sie uns von Ihrer Schwester”, bat Riley. “Ich kann Ihnen nicht viel sagen”, erwiderte Holbrook. “Ich kann nicht behaupten, dass ich sie sehr gut kannte. Sie war meine Halbschwester. Mein Vater war ein fremdgehender Arsch, hat meine Mutter verlassen und Kinder von drei verschiedenen Frauen. Nancy war f?nfzehn Jahre j?nger als ich. Wir hatten kaum Kontakt ?ber die Jahre.” Er starrte mit leerem Blick auf den Fu?boden vor ihm, w?hren seine Finger gedankenverloren an der Armlehne des Stuhls spielten. Dann, ohne aufzublicken, sagte er, “Das letzte was ich von ihr geh?rt hatte, war ein B?rojob und Sommerkurse am College. Das war vor ein paar Jahren. Ich war geschockt, als ich herausgefunden habe, was aus ihr geworden ist. Ich hatte keine Ahnung.” Dann schwieg er. Riley dachte, dass er etwas unausgesprochen gelassen hatte, aber sagte sich selbst, dass es vielleicht alles war, was der Mann wusste. Was h?tte Riley schlie?lich ?ber ihre eigene Schwester sagen k?nnen, wenn sie jemand fragen w?rde? Sie und Wendy hatten schon so lange nicht mehr gesprochen, dass sie genauso gut keine Schwestern mehr sein konnten. Trotzdem sp?rte sie mehr als Trauer in Holbrooks Verhalten. Das erschien ihr seltsam. Morley schlug vor, dass Riley und Bill ihm zur Forensischen Pathologie folgten, wo sie sich die Leiche genauer ansehen konnten. Holbrook nickte und sagte, dass er in seinem B?ro sein w?rde. W?hrend sie dem leitenden Agenten ?ber den Flur folgten, fragte Bill, “Agent Morley, welche Gr?nde gibt es f?r die Annahme, dass es sich um einen Serienm?rder handelt?” Morley sch?ttelte den Kopf. “Ich bin nicht sicher, dass wir daf?r einen Grund haben”, sagte er. “Aber seit Garrett von Nancys Tod erfahren hat, weigert er sich die Sache ruhen zu lassen. Er ist einer unserer besten Agenten und ich habe versucht ihm entgegenzukommen. Er hat versucht, seine eigenen Ermittlungen durchzuf?hren, aber ist nicht weit gekommen. Um ehrlich zu sein, ist er nicht er selbst seit die Sache angefangen hat.” Riley war aufgefallen, wie ersch?ttert Garrett zu sein schien. Vielleicht mehr, als es ein erfahrener Agent sein sollte, selbst wenn es um den Tod eines Verwandten ging. Dabei hatte er deutlich gemacht, dass sie sich nicht nahe standen. Morley f?hrte Bill und Riley in den Bereich der Forensischen Pathologie, wo sie dem Team-Chef, Dr. Rachel Fowler, vorgestellt wurden. Die Pathologin zog das K?hlfach auf, in dem Nancy Holbrooks Leiche aufbewahrt wurde. Riley zuckte bei dem vertrauten Geruch von Verwesung zusammen, auch wenn er noch nicht sehr stark war. Sie sah, dass die Frau recht klein und sehr d?nn gewesen war. “Sie war nicht lange im Wasser”, sagte Fowler. “Die Haut hat gerade angefangen zu knittern, als wir sie gefunden haben.” Dr. Fowler zeigte auf die Handgelenke. “Sie k?nnen die Fesselspuren von den Seilen sehen. Es sieht aus, als w?re sie zum Zeitpunkt des Todes gefesselt gewesen.” Riley bemerkte vielsagende Zeichen im Ellbogen der Leiche. “Das sieht aus wie Einstichmale”, sagte Riley. “Genau. Sie hat Heroin geschossen. Ich nehme an, dass sie in eine schwere Abh?ngigkeit gerutscht ist.” Die Frau schien magers?chtig gewesen zu sein, was zu Fowlers Theorie bez?glich der Abh?ngigkeit passte. “Die Art von Abh?ngigkeit scheint nicht typisch f?r ein Luxus-Callgirl zu sein”, sagte Bill. “Woher wissen wir, dass sie eins war?” Fowler zeigte ihnen eine laminierte Visitenkarte in einer Asservatent?te. Darauf war ein provokatives Foto der toten Frau zu sehen. Als Name stand auf der Karte einfach 'Nanette' und die Firma hie? 'Ishtar Escorts.' “Die Karte haben wir bei ihr gefunden”, erkl?rte Fowler. “Die Polizei hat sich mit Ishtar Escorts in Verbindung gesetzt und ihren richtigen Namen herausgefunden, was dann dazu gef?hrt hat, dass sie als Halbschwester von Agent Holbrook identifiziert wurde.” “Irgendeine Idee, wie sie erstickt wurde?” fragte Riley. “Da sind Verletzungen an ihrem Hals”, sagte Fowler. “Der M?rder k?nnte ihr eine Plastikt?te ?ber den Kopf gezogen haben.” Riley sah sich die Verletzungen genauer an. Waren sie das Resultat eines schief gelaufenen Sexspiels oder ein Zeichen f?r vors?tzlicher Mord? Sie konnte es nicht sagen. “Was hat sie getragen, als sie gefunden wurde?” fragte Riley. Fowler ?ffnete eine Kiste, in der die Kleidung des Opfers lag. Sie hatte ein pinkfarbenes Kleid mit einem tiefen Ausschnitt getragen – nicht wirklich seri?s, dachte Riley, aber definitiv besser als typische Outfits von Stra?enprostituierten. Es war das Kleid einer Frau, die sowohl sehr sexy, als auch passend f?r einen Nachtklub angezogen sein wollte. Auf dem Kleid lag eine Asservatent?te mit Schmuck. “Darf ich?” fragte Riley Fowler. “Nur zu.” Riley nahm die T?te aus der Kiste und sah sich den Inhalt genauer an. Das meiste war recht geschmackvoller Schmuck – eine Perlenkette, ein Armband und einfache Ohrringe. Aber ein Gegenstand stach hervor. Es war ein schmaler Goldring mit einem eingefassten Diamanten. Sie zeigte ihn Bill. “Echt?” fragte Bill. “Ja”, erwiderte Fowler. “Echtes Gold und echter Diamant.” “Der M?rder hat sich nicht die M?he gemacht ihn mitzunehmen”, kommentierte Bill. “Also ging es nicht um Geld.” Riley wandte sich an Morley. “Ich w?rde gerne sehen, wo die Leiche gefunden wurde”, sagte sie. “Jetzt gleich, solange es noch hell ist.” Morley sah sie leicht verwundert an. “Wir k?nnen Sie mit dem Hubschrauber hinbringen”, sagte er. “Aber ich wei? nicht, was Sie sich davon versprechen. Die Polizei und unsere Agenten haben alles durchk?mmt.” “Vertrauen Sie ihr”, sagte Bill wissend. “Sie findet etwas.” Kapitel Acht Die gro?e Oberfl?che des Nimbo Lake sah still und friedlich aus, als der Helikopter sich ihm n?herte. Aber Aussehen kann tr?gen, ermahnte Riley sich selbst. Sie wusste nur zu gut, welche dunklen Geheimnisse unter einer ruhigen Oberfl?che liegen konnten. Der Helikopter sank in Richtung Boden und schwebte einen Moment schwankend, auf der Suche nach einem Landeplatz. Rileys Magen rebellierte gegen die unstete Bewegung. Sie mochte Helikopter nicht besonders. Sie sah zu Bill, der neben ihr sa?. Ihm schien es ?hnlich zu gehen. Aber als sie einen Blick auf Agent Holbrook warf, kam der ihr seltsam unbewegt vor. Er hatte kaum ein Wort gesprochen auf dem halbst?ndigen Flug von Phoenix. Riley wusste noch nicht, was sie von ihm halten sollte. Sie war es gewohnt Leute einfach lesen zu k?nnen – manchmal einfacher, als ihr lieb war. Aber Holbrook war ihr ein R?tsel. Der Helikopter fand schlie?lich einen Platz zum Landen und alle drei FBI Agenten stiegen aus, w?hrend sie ihre K?pfe unter den noch rotierenden Hubschrauberrotoren duckten. Die Stra?e, auf der der Helikopter gelandet war, bestand aus nicht mehr, als parallelen Autospuren im Gras. Riley bemerkte, dass die Stra?e nicht h?ufig genutzt zu werden schien. Trotzdem waren offenbar genug Fahrzeuge in der letzten Woche dar?ber gefahren, um jegliche Spuren zu verdecken, die auf das Fahrzeug des M?rders h?tten schlie?en lassen k?nnen. Der laute Helikoptermotor erstarb und erleichterte die Unterhaltung, w?hrend Riley und Bill Holbrook folgten. “Was k?nnen Sie uns ?ber diesen See erz?hlen?” fragte Riley Holbrook. “Er ist einer von mehreren Reservoirs, die durch Staud?mme entlang des Acacia Flusses erzeugt werden”, sagte Holbrook. “Das ist der kleinste der k?nstlichen Seen. Er ist mit Fischen besetzt und er ist ein beliebter Erholungsort, aber die ?ffentlichen Bereiche sind auf der anderen Seite des Sees. Die Leiche wurde von einem Teenager P?rchen entdeckt, die hier Marihuana geraucht haben. Ich zeige Ihnen die Stelle.” Holbrook f?hrte sie von der Stra?e zu einem Steinwall, der den See ?berblickte. “Die Kinder waren genau hier, wo wir jetzt stehen”, sagte er. Er zeigte auf den Rand des Sees. “Sie haben dort etwas gesehen. Sie sagen, dass es einfach wie eine dunkle Form im Wasser aussah.” “Zu welcher Tageszeit waren die Kinder hier?” fragte Riley. “Etwas fr?her als jetzt”, sagte Holbrook. “Sie hatten die Schule geschw?nzt, um Joints zu rauchen.” Riley ?berblickte die Szene, die sich vor ihr ausbreitete. Die Sonne stand tief und die Spitzen der roten Steilw?nde auf der anderen Seite des Flusses leuchteten auf. Es waren einige Boote auf dem Wasser. Von dem Steinwall aus war es nicht weit bis zum Wasser – wahrscheinlich nicht mehr als drei Meter. Holbrook zeigte auf einen Punkt in der N?he, an dem der Abhang nicht so steil war. “Die Kinder sind dort heruntergeklettert, um sich die Sache n?her anzugucken”, sagte er. “Da haben sie herausgefunden, was es wirklich ist.” Arme Kinder, dachte Riley. Es war fast zwanzig Jahre her, seit sie Marihuana im College versucht hatte. Trotzdem konnte sie sich den gesteigerten Schock vorstellen, den so eine Entdeckung unter dem Einfluss der Drogen ausgel?st haben musste. “Willst du hinunterklettern und es dir n?her ansehen?” fragte Bill. “Nein, der Blick hier ist gut”, sagte Riley. Ihr Bauchgef?hl sagte ihr, dass es genau der Ort war, an dem sie sein musste. Schlie?lich war es unwahrscheinlich, dass der M?rder die Leiche den gleichen Abhang hatte herunterrollen lassen, den die Kinder heruntergeklettert waren. Nein, dachte sie. Er stand genau hier. Es sah sogar so aus, als w?re die Vegetation hier noch immer etwas heruntergedr?ckt. Sie atmete tief durch und versuchte sich in seinen Kopf zu versetzen. Er war zweifellos in der Nacht gekommen. Aber war es eine klare Nacht oder eine bew?lkte? Zu dieser Jahreszeit in Arizona standen die Chancen gut, dass es eine klare Nacht gewesen war. Und sie erinnerte sich daran, dass der Mond eine Woche zuvor hell gewesen sein musste. Im Licht des Mondes und der Sterne hatte er vermutlich sehr gut sehen k?nne, was er tat – auch ohne eine Taschenlampe. Sie stellte sich vor, wie er die Leiche hier ablegte. Aber was hatte er dann getan? Offenbar hatte er die Leiche ?ber den Rand gerollt. Sie war direkt unter ihm in das seichte Wasser gefallen. Aber etwas an dem Szenario kam Riley seltsam vor. Sie fragte sich wieder, wie er so unvorsichtig hatte sein k?nnen. Sicher, von hier oben aus hatte er vermutlich nicht sehen k?nnen, dass die Leiche nicht tief gesunken ist. Die Kinder hatten den M?llsack als “dunkle Form im Wasser” beschrieben. Von dieser H?he war der Sack wahrscheinlich nicht einmal in einer klaren Nacht sichtbar gewesen. Er hatte angenommen, dass die Leiche gesunken war, wie es frische Leichen in S??wasser tun, vor allem, wenn sie mit Steinen beschwert sind. Aber warum hatte er angenommen, dass das Wasser hier tief ist. Sie blickte hinunter in das klare Wasser. In der sp?ten Nachmittagssonne konnte sie leicht den Vorsprung sehen, auf dem die Leiche gelandet war. Es war eine kleine horizontale Fl?che, nicht mehr, als die Spitze eines Felsens. Darum herum war das Wasser schwarz und tief. Sie blickte ?ber den See. Scharfe Felsen ragten ?berall aus dem Wasser. Sie konnte sehen, dass der Nimbo See ein tiefer Canyon gewesen war, bevor der Damm ihn mit Wasser gef?llt hatte. Es gab nur wenige Orte, an denen man am Ufer entlanggehen konnte. Die Seite der Steilwand fiel direkt in die Tiefe. Zu ihrer Rechten und Linken sah Riley Steinw?lle, die dem ?hnelten, auf dem sie jetzt standen, etwa in der gleichen H?he. Das Wasser unter diesen Abh?ngen war dunkel und zeigte keine Anzeichen von m?glichen Felsvorspr?ngen. Sie sp?rte ein Kribbeln. “Er hat das schon einmal getan”, sagte sie Bill und Holbrook. “In diesem See ist noch eine andere Leiche.” * Auf dem Helikopterflug zur?ck zum Hauptb?ro der FBI Au?enstelle in Phoenix sagte Holbrook, “Also denken Sie, dass es doch ein Serienm?rder ist?” “Ja, das denke ich”, erwiderte Riley. Holbrook sagte, “Ich war mir nicht sicher. Ich wollte vor allem jemanden an den Fall bekommen, der gut ist. Aber was haben Sie gesehen, dass Sie ?berzeugt hat?” “Da waren andere Steinw?lle, die genauso aussahen, wie der, von dem er diese Leiche geworfen hat”, erkl?rte sie. “Er hat einen von ihnen schon vorher genutzt und die Leiche ist so gesunken, wie sie es sollte. Aber vielleicht hat er die gleiche Stelle nicht gefunden. Oder vielleicht dachte er, das ist die gleiche Stelle. Wie auch immer, er hat das gleiche Resultat erwartet. Er hat einen Fehler gemacht.” Bill nickte anerkennend. “Ich habe Ihnen gesagt, Sie findet etwas.” “Taucher werden den See absuchen m?ssen”, f?gte Riley hinzu. “Das wird dauern”, z?gerte Holbrook. “Es muss trotzdem gemacht werden. Da unten ist irgendwo eine andere Leiche. Darauf k?nnen Sie sich verlassen. Ich wei? nicht, wie lange die schon dort ist, aber sie ist da.” Sie hielt inne und dachte dar?ber nach, was das ?ber die Pers?nlichkeit des M?rders sagte. Er war f?hig und kompetent. Das war kein armseliger Verlierer wie Eugene Fisk. Er war mehr wie Peterson, der M?rder, der sowohl sie, als auch April, gefangen gehalten und gefoltert hatte. Er war scharfsinnig und selbstbeherrscht, und er genoss es zu t?ten – eher ein Soziopath als ein Psychopath. Vor allem war er selbstsicher. Vielleicht mehr als ihm gut tut, dachte Riley. Das k?nnte seine Achillesferse sein. Sie sagte, “Der Mann, nach dem wir suchen, ist kein kleiner Krimineller. Ich glaube, dass er ein normaler B?rger ist, recht gut ausgebildet, vielleicht mit Frau und Familie. Niemand, der ihn kennt, denkt, dass er ein M?rder ist.” Riley beobachtete Holbrooks Gesicht, w?hrend sie sprach. Auch wenn sie jetzt etwas ?ber den Fall wusste, was ihr vorher nicht bewusst gewesen war, kam ihr Holbrook immer noch vollkommen undurchdringlich vor. Der Helikopter zirkelte ?ber dem FBI Geb?ude. Die D?mmerung hatte eingesetzt und die Fl?che unter ihnen war hell erleuchtet. “Schau mal”, sagte Bill und zeigte aus dem Fenster. Riley sah nach unten. Sie war ?berrascht zu sehen, dass der Steingarten wie ein gigantischer Fingerabdruck aussah. Er erstreckte sich unter ihnen wie ein Willkommensschild. Ein ungew?hnlicher Landschaftsarchitekt hatte entschieden, dass dieses Bild aus Steinen besser zu dem neuen FBI Geb?ude passte, als ein bepflanzter Garten. Hunderte von betr?chtlichen Steinen waren sorgf?ltig in geschwungenen Reihen platziert worden, um die Illusion zu erzeugen. “Wow”, hauchte Riley. “Wessen Fingerabdruck glaubst du, haben sie genutzt? Ich nehme an jemand bekanntes. Dillinger, vielleicht?” “Oder vielleicht John Wayne Gacy. Oder Jeffrey Dahmer.” Riley fand den Anblick seltsam beunruhigend. Auf dem Boden w?rde niemand annehmen, dass die Steine mehr waren, als ein bedeutungsloses Labyrinth. Es kam ihr fast wie ein Zeichen und eine Warnung vor. Der Fall w?rde verlangen, dass sie die Dinge aus einer neuen und beunruhigenden Perspektive betrachtete. Sie w?rde Regionen der Dunkelheit erforschen m?ssen, die selbst sie sich nicht h?tte vorstellen k?nnen. Kapitel Neun Dem Mann gefiel es, die Nutten auf der Stra?e zu beobachten. Er mochte es, wie sie zusammen in einer Ecke standen und auf dem B?rgersteig auf und ab st?ckelten, meistens zu zweit. Sie waren lebhafter als Callgirls oder Escorts, zeigten schneller ihr Temperament. Beispielsweise sah er jetzt gerade eine von ihnen eine Gruppe von ungehobelten jungen Kerlen verfluchen, die aus einem langsam fahrenden Auto heraus ein Foto von ihr gemacht hatten. Der Mann konnte ihr das nicht ver?beln. Schlie?lich war sie zum Arbeiten hier, nicht als Versch?nerung der Landschaft. Wo bleibt da der Respekt? dachte er mit einem Grinsen. Die Jugend von heute. Jetzt lachten die Typen sie aus und riefen Obsz?nit?ten. Aber sie waren ihren farbenfrohen Antworten nicht gewachsen, einige davon in Spanisch. Er mochte ihren Stil. Er mischte sich heute unter das gemeine Volk, parkte vor einer Reihe billiger Motels, bei denen sich die Stra?enm?dchen versammelten. Die anderen M?dchen waren im Vergleich zu der, die geflucht hatte, weniger lebendig. Ihre Versuche sexy auszusehen, wirkten eher peinlich und ihre Anmachen waren plump. W?hrend er zusah, hob eine von ihnen ihren Rock hoch, um einem langsam vorbeifahrenden Fahrer ihre knappe Unterw?sche zu zeigen. Der Fahrer hielt nicht an. Er behielt weiter das M?dchen im Auge, das ihm aufgefallen war. Sie stapfte ver?rgert herum und beschwerte sich bei den anderen. Der Mann wusste, dass er sie haben k?nnte, wenn er wollte. Sie k?nnte sein n?chstes Opfer sein. Alles was er tun musste, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen, war langsam am Bordstein entlang auf sie zuzufahren. Aber nein, das w?rde er nicht tun. Das tat er nie. Er n?herte sich keinen Nutten auf der Stra?e. Es lag an ihnen zu ihm zu kommen. Es war das gleiche mit den Huren, die er durch eine Agentur oder ein Bordell traf. Er brachte sie dazu sich irgendwo alleine mit ihm zu treffen, ohne direkt danach zu fragen. Es schien immer ihre Idee zu sein. Mit etwas Gl?ck w?rde das lebhafte M?dchen sein teures Auto bemerken und in seine Richtung kommen. Sein Auto war wundervolle Beute. Genauso wie die Tatsache, dass er gut angezogen war. Aber wie auch immer die Nacht endete, er musste vorsichtiger sein, als beim letzten Mal. Er war nachl?ssig gewesen, hatte die Leiche ?ber die Kante gerollt und erwartet, dass sie sank. Und was f?r einen Aufruhr sie verursacht hatte! Die Schwester eines FBI Agenten! Und sie hatten die schweren Gesch?tze aus Quantico eingeflogen. Das gefiel ihm nicht. Er hatte es nicht auf Bekanntheit oder Ruhm abgesehen. Alles was er wollte, war seinen Gel?sten nachzugeben. Und hatte er nicht jedes Recht dazu? Welcher gesunde, erwachsene Mann hatte nicht dieses Verlangen? Jetzt w?rden sie Taucher in den See schicken und dort nach Leichen suchen. Er wusste, was sie dort finden w?rden, selbst nach etwas mehr als drei Jahren. Das gefiel ihm gar nicht. Es war nicht aus Sorge um sich selbst. Seltsamerweise hatte er ein schlechtes Gewissen dem See gegen?ber. Der Gedanke an Taucher, die jede Spalte und Nische durchsuchten, erschien ihm obsz?n und aufdringlich, ein unentschuldbarer ?bergriff. Schlie?lich hatte der See ja nichts falsch gemacht. Warum sollte er bel?stigt werden? Wie auch immer, er machte sich keine Sorgen. Sie w?rden die beiden Opfer nie zu ihm zur?ckverfolgen k?nnen. Das w?rde einfach nicht passieren. Aber er war fertig mit dem See. Er hatte sich noch nicht entschieden, wo er das n?chste Opfer beseitigen w?rde, aber er war sich sicher, dass er zu einer Entscheidung kommen w?rde, bevor die Nacht vorbei war. Jetzt schaute das lebhafte M?dchen auf seinen Wagen. Sie fing an mit schwingenden H?ften auf ihn zuzukommen. Er rollte das Beifahrerfenster herunter und sie steckte ihren Kopf herein. Sie war eine dunkelh?utige Latina, mit dickem Eyeliner, buntem Lidschatten und geschwungenen Augenbrauen, die t?towiert zu sein schienen. Ihre Ohrringe waren gro?e, goldfarbene Kreuze. “Netter Wagen”, sagte sie. Er l?chelte. “Was macht ein nettes M?dchen wie du noch so sp?t hier drau?en?” fragte er. “Ist es nicht schon l?ngst Schlafenszeit?” “Vielleicht m?chtest du mich ins Bett bringen”, sagte sie l?chelnd. Ihre Z?hne kamen ihm erstaunlich sauber und gerade vor. Tats?chlich sah sie insgesamt sehr gesund aus. Das war sehr selten hier auf der Stra?e, wo die meisten Frauen sich in variierenden Etappen einer Meth-Abh?ngigkeit befanden. “Ich mag deinen Stil”, sagte er. “Sehr chola.” Ihr L?cheln wurde breiter. Er konnte sehen, dass sie es als Kompliment auffasste ein Latina Gangbanger genannt zu werden. “Wie hei?t du?” fragte er. “Soccoro.” Ah, “socorro”, dachte er. Spanisch f?r “helfen”. “Ich wette du bist gro?artig im socorro”, sagte er anz?glich. Ihre dunkelbraunen Augen starrten genauso anz?glich zur?ck. “Du siehst aus, als k?nntest du gerade ein wenig socorro gebrauchen.” “Vielleicht k?nnte ich das”, sagte er. Aber bevor er einen Preis verhandeln konnte, hielt ein Wagen auf dem Platz neben ihm. Er h?rte einen Mann aus dem Fahrersitz rufen. “?Socorro!” rief er. “?Vente!” Das M?dchen richtete sich auf, wobei sie wenig ?berzeugend einen genervten Gesichtsausdruck zeigte. “?Porqu??” rief sie zur?ck. “Vente aqu?, ?puta!” Der Mann entdeckte eine Spur von Angst in den Augen des M?dchens. Das lag sicher nicht daran, dass der Mann im Auto sie eine Hure genannt hatte. Er nahm an, dass der Mann ihr Zuh?lter war und kontrollierte, wie viel Geld sie bis jetzt gemacht hatte. “?Pinche Pablo!” Sie murmelte die Beleidigung f?r jede Gelegenheit vor sich hin. Dann ging sie in Richtung des Autos. Der Mann blieb sitzen und fragte sich, ob sie zur?ckkommen w?rde und noch mit ihm mitfahren wollte. So oder so, es gefiel ihm nicht. Warten war nicht sein Stil. Sein Interesse an dem M?dchen schwand. Nein, er w?rde sich nicht die M?he machen. Sie hatte keine Ahnung, wie viel Gl?ck sie hatte. Au?erdem, was machte er hier ?berhaupt in dieser heruntergekommenen Ecke? Sein n?chstes Opfer sollte stilvoller sein. Chiffon, dachte er. Er hatte Chiffon schon fast vergessen. Aber vielleicht sollte ich sie mir lieber f?r eine besondere Gelegenheit aufsparen. Er konnte warten. Es musste nicht heute sein. Er fuhr davon, suhlte sich in seiner Selbstbeherrschung, trotz der enormen Gel?ste, die er versp?rte. Er hielt das f?r eine seiner besten Eigenschaften. Schlie?lich war er ein sehr zivilisierter Mann. Kapitel Zehn Die drei jungen Frauen im Befragungsraum sahen nicht so aus, wie Riley erwartet hatte. Sie hatte sie kurz durch den Einwegspiegel betrachtet. Sie waren geschmackvoll angezogen, fast wie gut bezahlte Sekret?rinnen. Ihr war mitgeteilt worden, dass ihre Namen Mitzi, Koreen und Tantra waren. Nat?rlich war Riley sich sicher, damit nicht ihre richtigen Namen zu kennen. Riley bezweifelte au?erdem, dass sie sich genauso ordentlich anzogen, wenn sie arbeiteten. F?r 250 Dollar pro Stunde hatten sie sicherlich in aufwendige Garderoben investiert, um die Fantasien von jedem Kunden erf?llen zu k?nnen. Sie waren Kolleginnen von Nancy “Nanette” Holbrook bei Ishtar Escorts. Die Kleidung, die Nancy Holbrook zum Zeitpunkt ihres Todes getragen hatte, war deutlich weniger stilvoll gewesen. Aber, nahm Riley an, wenn sie nicht gerade bei der Arbeit waren, wollten die Frauen wahrscheinlich respektabel aussehen. Auch wenn Prostituierte schon vorher in F?llen eine Rolle gespielt hatten, die Riley untersuchte, war es doch das erste Mal, dass sie so nah und unvermittelt mit ihnen zusammenarbeiten w?rde. Diese Frauen waren selber potenzielle Opfer. Sie k?nnten sogar potenzielle Verd?chtige sein, auch wenn so gut wie alle Morde dieser Art von M?nnern ausgef?hrt wurden. Riley war sich sicher, dass keine dieser Frauen die Art von Monster waren, die sie jagte. Es war sp?ter Sonntagnachmittag. Am Abend zuvor hatten Riley und Bill ihre separaten, gem?tlichen Hotelzimmer bezogen, nicht weit vom FBI Geb?ude entfernt. Riley hatte mit April telefoniert, die in einem Hotel in Washington, DC, angekommen war. April war fr?hlich und aufgekratzt gewesen und hatte ihre Mutter gewarnt, dass sie nicht wirklich Zeit f?r Telefonanrufe hatte. “Ich texte dir Morgen”, hatte April gerufen und versucht das Stimmengewirr im Hintergrund zu ?bert?nen. Riley hatte das Gef?hl, das bereits zu viel des Tages verschwendet worden war. Es hatte fast den ganzen Tag gedauert die Prostituierten ausfindig zu machen und ins B?ro zu bringen. Riley hatte Spezialagent Elgin Morley gesagt, dass sie mit den Frauen alleine reden wollte. Vielleicht w?ren sie offener, wenn keine M?nner zugegen waren. Jetzt wollte sie die Frauen zun?chst beobachten und ihnen ungesehen zuh?ren, bevor sie den Raum betrat. Durch die Lautsprecher konnte sie die Unterhaltung h?ren. Ihr Stil und ihre Pers?nlichkeiten waren markant. Die kleine, blonde, dralle Mitzi zeigte ein gewisses Kleinstadt-, M?dchen-von-nebenan-Image. “Also, hat Kid dich gefragt?” wollte Mitzi von Koreen wissen. “Noch nicht”, erwiderte Koreen mit einem verschw?rerischen L?cheln. Sie war eine schlanke Br?nette mit einem Hauch der Eleganz einer Ballerina. “Ich glaube aber, dass er den Ring gekauft hat.” “Will er immer noch vier Kinder haben?” fragte Mitzi. Koreen lachte laut auf. “Ich habe ihn auf drei heruntergehandelt. Aber nur unter uns, er bekommt nicht mehr als zwei.” Mitzi stimmte in Koreen Lachen ein. Tantra gab Koreen einen kleinen Schubs mit dem Ellbogen. Sie war eine gro?e Afroamerikanerin mit einem hellen Teint. Sie schien die glamour?se Ausstrahlung eines Supermodels zu haben. “Sorg' nur daf?r, dass er nicht herausfindest, was du beruflich machst, M?del”, sagte Tantra. Alle drei Frauen lachten fr?hlich. Riley war ?berrascht. Diese drei Prostituierten redeten dar?ber Familien zu haben, wie jede andere Frau beim Fris?r. War diese Art von Normalit?t wirklich auch nur f?r eine von ihnen m?glich? Sie konnte sich das nicht vorstellen. Riley entschied, dass die Frauen lange genug gewartet hatten. Als sie den Raum betrat, konnte sie sp?ren, wie sich die entspannte Atmosph?re sofort zerschlug. Jetzt waren die Frauen sichtlich nerv?s. “Ich bin Agentin Riley Paige”, sagte sie. “Ich m?chte Ihnen ein paar Fragen stellen.” Alle drei Frauen st?hnten auf. “Oh Gott, nicht noch mehr Fragen!” sagte Mitzi. “Wir haben schon mit der Polizei geredet.” “Ich stelle meine Fragen lieber selber, wenn es Ihnen nichts ausmacht”, sagte Riley. Mitzi sch?ttelte den Kopf. “Das f?hlt sich langsam an wie Bel?stigung”, sagte sie. “Was wir machen ist vollkommen legal”, sagte Koreen. “Es ist mir egal, was Sie machen”, sagte Riley. “Ich bin FBI Ermittlerin, kein Richter.” Koreen murmelte kaum h?rbar, “Als ob.” Mitzi sah auf ihre Armbanduhr. “K?nnen wir es kurz machen?” fragte sie. “Ich habe noch drei Klassen heute.” “Wie viele Credits machst du dieses Semester?” fragte Koreen. “Zwanzig”, erwiderte Mitzi. Koreen sog scharf die Luft ein. “Das ist ‘ne ganz sch?ne Menge.” Êîíåö îçíàêîìèòåëüíîãî ôðàãìåíòà. Òåêñò ïðåäîñòàâëåí ÎÎÎ «ËèòÐåñ». Ïðî÷èòàéòå ýòó êíèãó öåëèêîì, êóïèâ ïîëíóþ ëåãàëüíóþ âåðñèþ (https://www.litres.ru/pages/biblio_book/?art=43692879&lfrom=688855901) íà ËèòÐåñ. Áåçîïàñíî îïëàòèòü êíèãó ìîæíî áàíêîâñêîé êàðòîé Visa, MasterCard, Maestro, ñî ñ÷åòà ìîáèëüíîãî òåëåôîíà, ñ ïëàòåæíîãî òåðìèíàëà, â ñàëîíå ÌÒÑ èëè Ñâÿçíîé, ÷åðåç PayPal, WebMoney, ßíäåêñ.Äåíüãè, QIWI Êîøåëåê, áîíóñíûìè êàðòàìè èëè äðóãèì óäîáíûì Âàì ñïîñîáîì.
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