Êîãäà äàíî âíà÷àëå áûëî ñëîâî,  íåì æèçíü áûëà ñàìà è äèâíûé ñâåò. Âñå, ÷òîáû íå ñêàçàëè, áûëî íîâî.  äåëà áûë ïðåîñóåùñòâëåí çàâåò.  ÷åñòè áûâàë ñëàãàâøèé èçðå÷åíüÿ Ôèëîñîô, èëü îðàòîð, èëü ïîýò. Óâû, ñëîâåñ ñàêðàëüíîå çíà÷åíüå Óøëî â íåáûòèå ç ìíîãî ëåò ëåò. Âñÿ ôàëüøü íåèñïîëíèìûõ îáåùàíèé, Âñå, ñêàçàííîå «ê ñëîâó», íåâçíà÷àé, Ïîâèñëî â òÿ

Gefunden

Gefunden Morgan Rice Weg der Vampire #8 In GEFUNDEN (Band #8 der Weg der Vampire) erwachen Caitlin und Caleb im antiken Israel, im Jahr 33 nach Christus, und sind erstaunt, sich im Zeitalter Christi wiederzufinden. Das antike Israel ist ein Ort von heiligen St?tten, uralten Synagogen, verlorenen Reliquien. Es ist der spirituell am st?rksten geladene Ort im Universum – und im Jahr 33 nach Christus, dem Jahr seiner Kreuzigung, ist es auch die spirituell am st?rksten geladene Zeit. Im Herzen seiner Hauptstatt Jerusalem liegt der Heilige Tempel Salomons, in dem sich das Allerheiligste und die Bundeslade befinden. Und in jenen Stra?en wird Christus seine letzten Schritte zu seiner Kreuzigung tun. Jerusalem wimmelt von Menschen aller Religionen und Glaubensrichtungen, unter dem wachsamen Auge r?mischer Soldaten und ihres Statthalters Pontius Pilatus. Die Stadt hat auch eine dunkle Seite, mit labyrinthartigen Stra?en und einem Irrgarten von Gassen, die zu verborgenen Geheimnissen und heidnischen Tempeln f?hren. Caitlin hat nun endlich alle vier Schl?ssel, doch sie muss immer noch ihren Vater finden. Ihre Suche f?hrt sie nach Nazareth, nach Kapernaum, nach Jerusalem, auf einer mystischen Spur von Geheimnissen und Hinweisen in den Fu?stapfen Christi. Sie f?hrt sie auch auf den uralten ?lberg, zu Aiden und seinem Clan, und zu noch m?chtigeren Geheimnissen und Reliquien, als sie je gekannt hatte. An jeder Biegung ist ihr Vater nur einen Schritt entfernt. Doch es ist ein Rennen gegen die Zeit: Auch Sam, der dunklen Seite zugewandt, ist in dieser Zeit gelandet, und als er sich mit Rexius, dem Anf?hrer des b?sen Clans, verb?ndet, wird es zum Wettlauf gegen Caitlin um das Schild. Rexius schreckt vor nichts zur?ck, um Caitlin und Caleb zu zerst?ren, und mit Sam an seiner Seite und einer neuen Armee hinter sich ist er im Vorteil. Morgan Rice Gefunden (Band 8 im Weg Der Vampire) Ausgew?hlte Kommentare zu DER WEG DER VAMPIRE „Rice leistet gute Arbeit, den Leser von Beginn an in die Geschichte hineinzuziehen, mit wunderbaren Beschreibungen, die ?ber das reine Zeichnen des Hintergrundes hinausgehen....sch?n geschrieben und extrem schnell zu lesen.“     --Black Lagoon Reviews (?ber Turned – Gewandelt) „Eine ideale Geschichte f?r junge Leser. Morgan Rice leistet gute Arbeit, eine interessante Wendung herauszuarbeiten…erfrischend und ungew?hnlich. Die Serie dreht sich um ein M?dchen…ein au?ergew?hnliches M?dchen!…Einfach zu lesen, doch extrem rasant… Bedingt jugendfrei.“     --The Romance Reviews (?ber Turned – Gewandelt) „Packte meine Aufmerksamkeit von Anfang an und lie? nicht locker… diese Geschichte ist ein fantastisches Abenteuer, von Beginn an rasant und actionreich. Es ist kein langweiliger Moment zu finden.“     --Paranormal Romance Guild {?ber Turned- Gewandelt} „Vollgepackt mit Action, Romantik, Abenteuer und Spannung. Lasst es euch nicht entgehen, und verliebt euch ganz von Neuem.“     --vampirebooksite.com (?ber Turned – Gewandelt) „Eine tolle Geschichte, und vor allem die Art von Buch, die man nachts nicht weglegen kann. Das Ende war ein Cliffhanger, der so spektakul?r war, dass man sofort das n?chste Buch kaufen m?chte, nur um herauszufinden, wie es weitergeht.“     --The Dallas Examiner {?ber Loved – Verg?ttert} „Ein Buch, das TWILIGHT und VAMPIRE DIARIES Konkurrenz macht, und dazu f?hren wird, dass man bis zur letzten Seite nicht genug davon bekommt! Wer Abenteuer, Liebe und Vampire mag, liegt mit diesem Buch genau richtig!“     --vampirebooksite.com (?ber Turned – Gewandelt) „Morgan Rice erweist sich erneut als ?u?erst talentiert im Geschichtenerz?hlen…Dies wird eine gro?e Bandbreite an Lesern ansprechen, darunter die j?ngeren Fans des Vampir/Fantasy-Genres. Das Ende ist ein unerwarteter Cliffhanger, der Sie schockieren wird.“     --The Romance Reviews (?ber Loved – Verg?ttert) ?ber Morgan Rice Morgan Rice schrieb die Nr. 1-Bestseller DER WEG DER VAMPIRE, eine bisher elf Teile umfassende Jugend-Serie, die gro?teils bereits auf Deutsch erschienen ist; die Nr. 1-Bestseller-Serie THE SURVIVAL TRILOGY, ein postapokalyptischer Thriller, der aus bisher zwei B?nden besteht; und die epische Nr. 1-Bestseller-Fantasy-Serie DER RING DER ZAUBEREI, die bisher aus dreizehn B?nden besteht und gro?teils bereits auf Deutsch erh?ltlich ist. Morgans B?cher sind als H?rbuch und gedruckte Ausgaben erschienen, und ?bersetzungen der B?cher sind auf Deutsch, Franz?sisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Japanisch, Chinesisch, Spanisch, Holl?ndisch, T?rkisch, Ungarisch, Tschechisch und Slowakisch erschienen (mit weiteren Sprachen in Arbeit). S?mtliche B?cher von Morgan Rice werden demn?chst in deutscher Sprache erh?ltlich sein. Bitte besuchen Sie auch www.morganricebooks.com (http://www.morganricebooks.com/), wo Sie sich in die E-Mail-Liste eintragen, ein Gratis-Buch und andere kleine Geschenke erhalten, die Gratis-App herunterladen, exclusiv aktuelle Neuigkeiten erfahren, sowie ?ber Facebook und Twitter Kontakt halten k?nnen. Morgan freut sich auf Ihren Besuch! B?cher von Morgan Rice DER RING DER ZAUBEREI QUESTE DER HELDEN (Band #1) MARSCH DER K?NIGE (Band #2) LOS DER DRACHEN (Band #3) RUF NACH EHRE (Band #4) SCHWUR DES RUHMS (Band #5) ANGRIFF DER TAPFERKEIT(Band #6) A RITE OF SWORDS – RITUS DER SCHWERTER (Band #7) A GRANT OF ARMS – GEW?HR DER WAFFEN (Band #8) A SKY OF SPELLS – HIMMEL DER ZAUBER (Band #9) A SEA OF SHIELDS – MEER DER SCHILDE (Band #10) demn?chst auf Deutsch erh?ltlich A REIGN OF STEEL – REGENTSCHAFT DES STAHLS (Band #11) A LAND OF FIRE – LAND DES FEUERS (BAND #12) A RULE OF QUEENS – DIE HERRSCHAFT DER K?NIGINNEN (BAND #13) DIE TRILOGIE DES ?BERLEBENS ARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (BAND #1) ARENA TWO –  ARENA ZWEI (Band #2) DER WEG DER VAMPIRE GEWANDELT (Band #1 Der Weg Der Vampire) VERG?TTERT (Band #2 Der Weg Der Vampire) VERRATEN (Band #3 Der Weg Der Vampire) BESTIMMT (Band #4 Der Weg Der Vampire) BEGEHRT (Band #5 Der Weg Der Vampire) BETROTHED – VERM?HLT (Band #6) VOWED – GELOBT (Band #7) FOUND  – GEFUNDEN (Band #8) demn?chst auf Deutsch erh?ltlich RESURRECTED  – ERWECKT (Band #9) CRAVED  – ERSEHNT (Band #10) FATED  – BERUFEN (Band #11) H?ren (http://www.amazon.com/Turned-Book-1-Vampire-Journals/dp/B006M6VYJM/ref=tmm_aud_title_0) Sie sich die VAMPIRE JOURNALS-Serie im H?rbuch-Format an! 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Wenn Sie dieses Buch lesen und nicht gekauft haben, oder es nicht ausschlie?lich f?r Ihren Gebrauch gekauft wurde, geben Sie es bitte zur?ck erwerben Sie Ihr eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren. Diese Geschichte ist frei erfunden. Namen, Figuren, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorf?lle sind entweder ein Produkt der Phantasie des Autors oder werden im fiktionalen Sinne verwendet. Jegliche ?hnlichkeit mit existierenden Personen, tot oder lebend, ist rein zuf?llig. Cover-Model: Jennifer Onvie. Cover-Fotografie: Adam Luke Studios, New York. Cover-Makeup-Artist: Ruthie Weems. Falls Sie gerne Kontakt zu einem dieser K?nstler aufnehmen m?chten, kontaktieren Sie bitte Morgan Rice. FAKT: Obwohl das genaue Datum von Jesus' Tod ungewiss bleibt, wird weithin angenommen, dass er am 3. April im Jahr 33 n.Chr. starb. FAKT: Die Synagoge von Kapernaum (Israel), eine der ?ltesten der Welt, ist einer der wenigen verbleibenden Orte, an denen Jesus gelehrt hat. Dort war es auch, wo er einen Mann heilte, der „einen Geist eines unreinen Teufels“ hatte. FAKT: Die heutige Kirche vom Heiligen Grab in Jerusalem, eine der geheiligtsten Kirchen der Welt, wurde am Schauplatz von Jesus' Kreuzigung erbaut, und an der angeblichen Stelle seiner Auferstehung. Doch bevor die Kirche erbaut wurde, stand die ersten 300 Jahre nach seiner Kreuzigung paradoxerweise an jener Stelle ein heidnischer Tempel. FAKT: Nach dem Letzten Abendmahl wurde Jesus von Judas im alten Garten von Gethsemane verraten. FAKT: Sowohl das Judentum als auch das Christentum besagen, dass eine Apokalypse stattfinden wird, ein Ende aller Tage, w?hrend derer ein Messias kommen wird und w?hrend derer jene, die gestorben sind, auferstehen werden. Das Judentum besagt, dass beim Kommen des Messias die ersten, die auferstehen werden, diejenigen sein werden, die am ?lberg begraben sind. „Ich will dir deine Lippen k?ssen. Ach, vielleicht H?ngt noch ein wenig Gift daran und l??t mich An einer Labung sterben. O willkommner Dolch!“     --William Shakespeare, Romeo und Julia     (Deutsch von A. W. von Schlegel) KAPITEL EINS Nazareth, Israel (April im Jahr 33 des Herrn) In Caitlins Kopf tobten rasende, unruhige Tr?ume. Sie sah ihre beste Freundin Polly von einer Klippe st?rzen; sie streckte die Hand aus und versuchte, sie zu fassen, doch sie verfehlte ihre Hand knapp. Sie sah ihren Bruder Sam, wie er vor ihr davonlief, durch ein endloses Feld; sie jagte ihm nach, doch egal, wie schnell sie rannte, sie konnte ihn nicht fangen. Sie sah Kyle und Rynd, wie sie vor ihren Augen ihre Clansmitglieder abschlachteten, in St?cke hackten, und das Blut ?ber sie spritzte. Dieses Blut wandelte sich in einen blutroten Sonnenutergang, der ?ber ihrer Hochzeitszeremonie mit Caleb hing. Nur dass bei dieser Hochzeit sie beide die einzigen anwesenden Personen waren, die letzten, die noch auf der Welt ?brig waren, und am Rand einer Klippe vor dem blutroten Himmel standen. Und dann sah sie ihre Tochter Scarlet in einem kleinen Holzboot sitzen, alleine auf dem endlosen Meer, in unruhigen Wassern treibend. Scarlet streckte die vier Schl?ssel hoch, die Caitlin brauchte, um ihren Vater zu finden. Doch vor ihren Augen ?ffnete Scarlet die Hand und lie? sie ins Wasser fallen. „Scarlet!“, versuchte Caitlin zu schreien. Doch kein Laut kam hervor, und vor ihren Augen trieb Scarlet weiter und weiter von ihr davon, aufs Meer hinaus, hinein in die riesigen Sturmwolken, die sich am Horizont ballten. „SCARLET!“, schrie Caitlin Paine, aus dem Schlaf schreckend. Sie setzte sich keuchend auf und blickte sich um, um ihre Lage zu erfassen. Es war dunkel hier drin, die einzige Lichtquelle eine kleine ?ffnung etwa zwanzig Meter entfernt. Es wirkte, als w?re sie in einem Tunnel. Oder vielleicht einer H?hle. Caitlin f?hlte etwas Hartes unter sich und blickte hinunter, um festzustellen, dass sie auf dem Erdboden lag, auf kleinen Steinen. Es war hei? hier drin, staubig. Wo immer sie war, dies war kein schottisches Klima. Es f?hlte sich hei? an, trocken—als w?re sie in einer W?ste. Caitlin sa? da, rieb sich den Kopf, blinzelte in die Dunkelheit, versuchte, sich zu erinnern, zwischen Tr?umen und Realit?t zu unterscheiden. Ihre Tr?ume waren so lebhaft, und ihre Realit?t so surreal, dass es immer schwieriger wurde, den Unterschied zu erkennen. W?hrend sie langsam zu Atem kam und die gr?sslichen Visionen absch?ttelte, wurde ihr langsam klar, dass sie wieder zur?ck war. Am Leben, irgendwo. In irgendeiner neuen Zeit, an einem neuen Ort. Sie sp?rte die Schmutzschicht auf ihrer Haut, in ihrem Haar, ihren Augen, und sie f?hlte sich, als br?uchte sie ein Bad. Es war so hei? hier drin, dass das Atmen schwer fiel. Caitlin sp?rte eine vertraute Beule in ihrer Tasche, rollte sich herum und sah erleichtert, dass ihr Tagebuch die Reise ?berstanden hatte. Sofort pr?fte sie ihre andere Tasche und ertastete ihre vier Schl?ssel, dann griff sie sich an den Hals und f?hlte ihre Halskette. Alles hatte die Reise ?berstanden. Eine Welle der Erleichterung schwappte ?ber sie. Dann erinnerte sie sich. Sofort wirbelte Caitlin herum, um zu sehen, ob Caleb und Scarlet es mit ihr zur?ck geschafft hatten. Sie konnte einen Umriss in der Finsternis erkennen, eine reglose Gestalt, und zun?chst hielt sie es f?r ein Tier. Doch als sich ihre Augen an die Dunkelheit gew?hnten, erkannte sie, dass es eine menschliche Form war. Sie erhob sich langsam, ihr K?rper schmerzend und steif vom Liegen auf den Steinen, und n?herte sich. Sie durchquerte die H?hle, kniete nieder und stie? sanft die Schulter der gro?en Gestalt an. Sie konnte bereits erahnen, wer es war: er musste sich nicht erst umdrehen, bevor sie es wusste. Sie konnte es vom anderen Ende der H?hle aus sp?ren. Es war, wusste sie erleichtert, ihre einzig wahre Liebe. Ihr Ehemann. Caleb. Als er sich auf den R?cken rollte, betete sie, dass er es wohlbehalten hierher geschafft hatte. Dass er sich an sie erinnerte. Bitte, dachte sie. Bitte. Nur ein letztes Mal. Lass Caleb die Reise ?berlebt haben. Als Caleb sich herumdrehte, sah sie erleichtert, dass seine Gesichtsz?ge intakt waren. Sie konnte keine Anzeichen von Verletzungen sehen. Als sie genauer hinsah, war sie noch mehr erleichtert dar?ber, dass er atmete, seine Brust sich in langsamem Rhythmus hob und senkte—und dann sah sie seine Augenlider zucken. Sie stie? einen riesigen Erleichterungsseufzer aus, als seine Augen aufflatterten. „Caitlin?“, fragte er. Caitlin brach in Tr?nen aus. Ihr Herz flog h?her, und sie beugte sich vor und umarmte ihn. Sie hatten es gemeinsam zur?ck geschafft. Er war am Leben. Mehr brauchte sie nicht. Sie w?rde nicht mehr als das von der Welt erwarten. Er erwiderte ihre Umarmung, und sie hielt ihn lange Zeit fest und f?hlte die Muskeln unter seiner Haut spielen. Eine Welle der Erleichterung schwappte ?ber sie. Sie liebte ihn mehr, als sie sagen konnte. Sie waren schon zu so vielen Zeiten und Orten zusammen zur?ckgereist, hatten so viel gemeinsam erlebt, die H?hen und Tiefen, hatten so sehr gelitten und auch gefeiert. Sie dachte an all die Male, die sie einander beinahe verloren h?tten, das eine Mal, als er sich nicht an sie erinnerte, als er vergiftet wurde… die Hindernisse in ihrer Beziehung schienen niemals zu enden. Und nun, endlich, hatten sie es geschafft. Sie waren wieder zusammen, f?r die letzte Reise in die Vergangenheit. Hie? das, sie w?rden auf ewig zusammen sein?, fragte sie sich. Sie hoffte es, mit jeder Faser ihres Wesens. Keine weiteren Zeitreisen. Diesmal waren sie endg?ltig zusammen. Caleb sah ?lter aus, als er sie ansah. Sie starrte in seine gl?henden brauen Augen und konnte die Liebe sp?ren, die durch ihn floss. Sie wusste, dass er das Gleiche dachte wie sie. W?hrend sie in seine Augen blickte, kamen all die Erinnerungen hereingeflutet. Sie dachte an ihre letzte Reise, an Schottland. Alles kam wie ein gr?sslicher Traum ?ber sie. Zuerst war es so wundersch?n gewesen. Die Burg, all ihre Freunde zu sehen. Die Hochzeit. Mein Gott, die Hochzeit. Es war das Sch?nste, was sie sich je erhoffen konnte. Sie blickte auf ihren Finger hinunter und sah ihren Ring. Er war immer noch da. Der Ring hatte die Reise ?berstanden. Dieses Symbol ihrer Liebe hatte ?berlebt. Sie konnte es kaum glauben. Sie war wirklich verheiratet. Und mit ihm. Sie nahm es als ein Zeichen: wenn der Ring es in die Vergangenheit geschafft hatte, durch alles hindurch, wenn der Ring ?berleben konnte, so konnte es auch ihre Liebe. Der Anblick des Rings auf ihrem Finger breitete seine volle Wirkung aus. Caitlin hielt inne und sp?rte nach, wie es sich anf?hlte, eine verheiratete Frau zu sein. Es f?hlte sich anders an. Solider, dauerhafter. Sie hatte Caleb immer geliebt, und sie hatte auch gesp?rt, dass er sie ebenso liebte. Sie hatte immer das Gef?hl gehabt, dass ihre Verbindung f?r immer sein w?rde. Doch nun, da es amtlich war, f?hlte sie sich anders. Sie f?hlte, dass sie beide wahrhaft eins geworden waren. Caitlin erinnerte sich dann daran zur?ck, was nach der Hochzeit passiert war: wie sie Scarlet, Sam und Polly zur?cklassen mussten. Wie sie Scarlet im Ozean gefunden hatten, Aiden gesehen und die schrecklichen Neuigkeiten geh?rt hatten. Polly, ihre beste Freundin, tot. Sam, ihr einziger Bruder, auf immer f?r sie unerreichbar geworden, der dunklen Seite zugewandt. Ihre Clansfreunde abgeschlachtet. Es war fast mehr, als sie ertragen konnte. Sie konnte sich das Grauen nicht vorstellen, oder ein Leben ohne Sam—oder Polly. Mit einem Ruck wandten sich ihre Gedanken Scarlet zu. Pl?tzlich von Panik erf?llt zog sie sich von Caleb zur?ck und suchte die H?hle ab, unsicher, ob auch sie es zur?ck geschafft hatte. Caleb musste zur selben Zeit den gleichen Gedanken gehabt haben, denn er riss weit die Augen auf. „Wo ist Scarlet?“, fragte er, ihre Gedanken lesend wie immer. Caitlin wandte sich herum und rannte in jede Ecke der H?hle, suchte die dunklen Spalten ab nach irgendeinem Umriss, inrgendeiner Form, irgendeiner Spur von Scarlet. Doch da war nichts. Sie suchte panisch, kreuz und quer durch die H?hle mit Caleb, jeden Zentimeter durchk?mmend. Aber Scarlet war nicht da. Sie war ganz eifnach nicht da. Caitlins Herz sank. Wie konnte das sein? Wie war es m?glich, dass sie und Caleb die Reise zur?ck geschafft hatten, aber nicht Scarlet? Konnte das Schicksal so grausam sein? Caitlin drehte sich herum und rannte auf das Sonnenlicht zu, auf den Ausgang der H?hle. Sie musste nach drau?en, sehen, was da drau?en war, ob es irgendeine Spur von Scarlet gab. Caleb rannte neben ihr, und sie beide rannten an den Rand der H?hle, in die Sonne hinaus, und standen am Eingang. Caitlin blieb ruckartig stehen, und gerade rechtzeitig: eine kleine Plattform ragte aus der H?hle hervor und fiel dann ab, geradewegs einen steilen Berghang hinunter. Caleb bremste neben ihr. Da waren sie, auf einem schmalen Grat stehend und in die Tiefe blickend. Irgendwie, erkannte Caitlin, waren sie im Inneren einer Bergh?hle gelandet, auf ?ber hundert Metern H?he. Es gab keinen Weg hinauf oder hinunter. Und wenn sie noch einen weiteren Schritt machten, w?rden sie ?ber hundert Meter in die Tiefe st?rzen. Unter ihnen ausgebreitet lag ein enormes Tal, das sich so weit das Auge reichte in den Horizont erstreckte. Es war eine l?ndliche W?stenlandschaft, gespickt mit felsigen Vorspr?ngen und hier und da einer Palme. In der Ferne waren sanfte H?gel zu sehen, und direkt unter ihnen lag ein Dorf, das aus Steinh?usern und unbefestigten Stra?en bestand. Hier in der Sonne war es sogar noch hei?er, unertr?glich grell und hei?. Caitlin erkannte langsam, dass sie an einem anderen Ort und Klima waren als Schottland. Und danach urteilend, mit welch einfachen Mitteln das Dorf unter ihnen erbaut war, waren sie auch in einer anderen Zeit. Verteilt inmitten all der Erde, dem Sand und Stein waren Anzeichen von Ackerbau, gelegentliche Gr?nfl?chen. Manche davon waren von Weing?rten bedeckt, die in fein s?uberlichen Reihen auf den steilen Abh?ngen wuchsen, und in ihnen standen B?ume, die Caitlin nicht erkannte: kleine, uralt aussehende B?ume mit krummen ?sten und silbrigen Bl?ttern, die in der Sonne schimmerten. „Olivenb?ume“, sagte Caleb, der wieder ihre Gedanken las. Olivenb?ume?, wunderte sich Caitlin. Wo um alles in der Welt waren sie? Sie blickte zu Caleb hin?ber, ahnend, dass er Ort und Zeit erkennen konnte. Sie sah, wie sich seine Augen weiteten und wusste, dass dem so war—und dass er ?berrascht war. Er starrte auf die Aussicht hinaus, als w?re sie ein lange verlorener Freund. „Wo sind wir?“, fragte sie, fast davor zur?ckscheuend, es wissen zu wollen. Caleb betrachtete das Tal vor ihnen, dann schlie?lich drehte er sich herum und sah sie an. Leise sagte er: „Nazareth.“ Er hielt inne und lie? es auf sich wirken. „Dem Dorf nach zu urteilen sind wir im ersten Jahrhundert“, sagte er und blickte sie mit ehrf?rchtigem Ausdruck an, seine Augen vor Aufregung funkelnd. „Es sieht tats?chlich so aus, als w?ren wir zu Lebzeiten von Christus gelandet.“ KAPITEL ZWEI Scarlet sp?rte eine Zunge ?ber ihr Gesicht lecken und ?ffnete die Augen in blendendem Sonnenlicht. Die Zunge h?rte nicht auf, und bevor sie auch nur hingesehen hatte, wusste sie, dass es Ruth war. Sie ?ffnete die Augen gerade weit genug, um es zu best?tigen: Ruth beugte sich ?ber sie, winselte und wurde nur noch aufgeregter, als Scarlet ihre Augen ?ffnete. Scarlet versp?rte einen stechenden Schmerz, als sie versuchte, ihre Augen weiter zu ?ffnen; vom blendenden Sonnenlicht getroffen f?llten sich ihre Augen mit Tr?nen, empfindlicher als je zuvor. Sie hatte schlimme Kopfschmerzen und zw?ngte ihre Augenlider gerade weit genug auseinander, um zu sehen, dass sie irgendwo auf einer Pflasterstra?e lag. Menschen eilten an ihr vorbei und sie konnte sehen, dass sie inmitten einer gesch?ftigen Stadt war. Menschen eilten hin und her, in alle Richtungen herrschte reges Treiben, und sie konnte das L?rmen einer Menschenmasse zur Mittagszeit h?ren. W?hrend Ruth immer weiter winselte, sa? sie da und versuchte, sich zu erinnern, herausfinden, wo sie war. Doch sie hatte keine Ahnung. Bevor Scarlet erfassen konnte, was passiert war, sp?rte sie pl?tzlich, wie ein Fu? sie in die Rippen stie?. „Weg hier!“, kam eine tiefe Stimme. „Du kannst hier nicht schlafen.“ Scarlet blickte hin?ber und sah eine R?mersandale neben ihrem Gesicht. Sie blickte hoch und sah einen r?mischen Soldaten ?ber ihr stehen, in eine kurze Tunika gekleidet, mit einen G?rtel um die H?ften, von dem ein Kurzschwert hing. Er trug einen kleinen, mit Federn best?ckten Messinghelm. Er beugte sich vor und stie? sie erneut mit seinem Fu? an. Es tat Scarlet im Magen weh. „Hast du geh?rt, was ich gesagt habe? Weg hier, oder ich sperre dich ein.“ Scarlet wollte gehorchen, doch als sie die Augen weiter ?ffnete, tat ihr die Sonne zu sehr weh und sie war desorientiert. Sie versuchte, auf die Beine zu kommen, doch es f?hlte sich an, als bewegte sie sich in Zeitlupe. Der Soldat holte aus und trat sie kr?ftig in die Rippen. Scarlet sah es kommen und machte sich darauf gefasst, unf?hig, schnell genug zu reagieren. Scarlet h?rte ein Knurren und sah Ruth mit gestr?ubtem Fell auf den Soldat losgehen. Ruth fing seinen Kn?chel in der Luft ab und grub ihre scharfen Eckz?hne mit aller Kraft hinein. Der Soldat schrie auf, und seine Schreie erf?llten die Luft, w?hrend Blut von seinem Kn?chel floss. Ruth lie? nicht los, sch?ttelte ihn mit aller Kraft, und der Ausdruck des Soldaten, noch vor einem Augenblick so hochm?tig, wandelte sich zu Angst. Er griff nach seiner Schwertscheide und zog das Schwert heraus. Er hob es hoch und war kurz davor, es auf Ruths R?cken heruntersausen zu lassen. In dem Moment sp?rte Scarlet es. Es war, als w?rde sich eine Kraft ihres K?rpers bem?chtigen, als w?re eine andere Macht, ein anderes Wesen, in ihr. Ohne zu verstehen, was sie tat, trat sie pl?tzlich in Aktion. Sie konnte es nicht kontrollieren und sie verstand nicht, was geschah. Scarlet sprang auf die F??e, ihr Herz vor Adrenalin pochend, und schaffte es, das Handgelenk des Soldaten in der Luft zu packen, gerade als er mit dem Schwert zuschlug. Sie sp?rte, wie eine nie geahnte Kraft durch sie floss, w?hrend sie seinen Arm festhielt. Selbst mit all seiner Kraft konnte er sich nicht r?hren. Sie dr?ckte sein Handgelenk zusammen und schaffte es, so fest zuzudr?cken, dass er, w?hrend er schockiert zu ihr hinunterblickte, schlie?lich sein Schwert fallen lie?. Es landete klirrend auf dem Kopfsteinpflaster. „Schon gut, Ruth“, sagte Scarlet sanft, und Ruth lie? allm?hlich seinen Kn?chel locker. Scarlet stand da und hielt das Handgelenk des Soldaten fest, sodass er in ihrem t?dlichen Griff gefangen war. „Bitte, lass mich los“, flehte er. Scarlet sp?rte die Kraft, die sie durchfloss, und sp?rte, wenn sie wirklich wollte, konnte sie ihn ernsthaft verletzen. Doch das wollte sie nicht. Sie wollte einfach nur in Ruhe gelassen werden. Langsam lockerte Scarlet ihren Griff und lie? ihn los. Der Soldat, mit Furcht in den Augen, als w?re er gerade einem D?monen begegnet, drehte sich herum und rannte davon, ohne sich damit aufzuhalten, sein Schwert aufzuheben. „Komm mit, Ruth“, sagte Scarlet, die das Gef?hl hatte, dass er mit Verst?rkung zur?ckkommen w?rde, und daher nicht verweilen wollte. Einen Augenblick sp?ter rannten die beiden in die dichte Menge. Sie eilten durch die schmalen, verwinkelten Gassen, bis Scarlet eine Nische im Schatten fand. Sie wusste, dass die Soldaten sie hier nicht finden w?rden, und sie wollte eine Minute f?r sich, um sich zu sammeln und herauszufinden, wo sie waren. Ruth hechelte neben ihr, w?hrend Scarlet in der Hitze Atem sch?pfte. Scarlet war erschrocken und verbl?fft ?ber ihre eigenen Kr?fte. Sie wusste, dass etwas anders war, doch sie konnte nicht vollst?ndig verstehen, was mit ihr passierte; sie verstand auch nicht, wo alle anderen waren. Es war so hei? hier, und sie war in einer belebten Stadt, die sie nicht kannte. Es sah so gar nicht aus wie das London, in dem sie aufgewachsen war. Sie blickte auf die vorbeihuschenden Menschen hinaus, in Roben, Togas und Sandalen gekleidet, mit gro?en K?rben voll Feigen und Datteln auf ihren K?pfen und Schultern, manche von ihnen mit Turbanen auf dem Kopf. Sie sah altert?mliche Steinbauten, schmale, verwinkelte Gassen, gepflasterte Stra?en, und wunderte sich, wo um alles in der Welt sie sein konnte. Dies war definitiv nicht Schottland. Alles hier wirkte so primitiv, dass es sich anf?hlte, als w?re sie tausende Jahre zur?ckgereist. Scarlet blickte um sich und hoffte auf eine Spur von ihren Eltern. Sie sah sich jedes vorbeiziehende Gesicht genau an und hoffte, w?nschte, dass eines von ihnen stehenbleiben und sich ihr zuwenden w?rde. Doch sie waren nirgendwo zu sehen. Und mit jedem vorbeiziehenden Gesicht f?hlte sie sich mehr und mehr alleine. Scarlet ?berkam langsam ein Gef?hl der Panik. Sie verstand nicht, wie sie alleine hier angekommen sein konnte. Wie konnten sie sie nur so zur?cklassen? Wo konnten sie sein? Hatten sie es selbst zur?ckgeschafft? War sie ihnen nicht wichtig genug, um nach ihr zu suchen? Je l?nger Scarlet dastand, beobachtete und wartete, um so klarer wurde es ihr. Sie war alleine. V?llig alleine in einer fremden Zeit, an einem fremden Ort. Selbst wenn sie hier waren, h?tte sie keine Ahnung, wo sie nach ihnen suchen sollte. Scarlet blickte auf ihr Handgelenk hinunter, auf das uralte Armband mit dem baumelnden kleinen Kreuz, das man ihr gegeben hatte, kurz bevor sie Schottland verlie?en. Als sie im Hof dieser Burg gestanden hatten, hatte einer dieser alten M?nner in den wei?en Roben die Hand ausgestreckt und es ihr ?ber das Handgelenk gestreift. Sie fand es sehr h?bsch, aber sie wusste nicht, was es war oder was es bedeutete. Sie hatte das Gef?hl, dass es eine Art Hinweis sein k?nnte, doch hatte keine Ahnung, wof?r. Sie sp?rte Ruth gegen ihr Bein streifen und sie beugte sich hinunter, dr?ckte ihr einen Kuss auf den Kopf und umarmte sie. Ruth winselte ihr ins Ohr und leckte sie ab. Zumindest hatte sie Ruth. Ruth war wie eine Schwester f?r sie, und Scarlet war so dankbar, dass sie es mit ihr hierher geschafft hatte, und so dankbar, dass sie sie vor diesem Soldaten besch?tzt hatte. Es gab niemanden, den sie mehr liebte. Als Scarlet an den Soldaten zur?ckdachte, an ihre Begegnung, erkannte sie, dass ihre Kr?fte tiefer sein mussten, als sie gedacht hatte. Sie konnte nicht verstehen, wie sie, ein kleines M?dchen, ihn ?berw?ltigt haben konnte. Sie sp?rte irgendwie, dass sie sich ver?nderte, oder sich bereits ver?ndert hatte, zu etwas, das sie zuvor nicht gewesen war. Sie erinnerte sich daran, wie ihre Mutter es ihr in Schottland erkl?rt hatte. Doch sie verstand es immer noch nicht so richtig. Sie w?nschte, es w?rde alles einfach weggehen. Sie wollte einfach nur normal sein, wollte, dass die Dinge alle wieder normal waren, so wie fr?her. Sie wollte einfach nur ihre Mama und ihren Papa; sie wollte die Augen schlie?en und wieder in Schottland sein, in der Burg mit Sam und Polly und Aiden. Sie wollte wieder bei ihrer Hochzeitszeremonie sein; sie wollte, dass alles in der Welt wieder in Ordnung war. Doch wenn sie die Augen ?ffnete, war sie immer noch hier, ganz allein mit Ruth in dieser fremden Stadt, dieser fremden Zeit. Sie kannte keine Menschenseele. Niemand schien ihr freundlich gesinnt. Und sie hatte keine Ahnung, wohin sie gehen sollte. Schlie?lich hielt es Scarlet nicht l?nger aus. Sie musste weiterziehen. Sie konnte sich hier nicht ewig verstecken und warten. Wo immer ihre Mama und Papa auch waren, dachte sie, irgendwo da drau?en mussten sie sein. Sie versp?rte einen Hungerstich und h?rte Ruth winseln, und sie wusste, dass auch sie Hunger hatte. Sie musste tapfer sein, sagte sie sich. Sie musste da hinaus und versuchen, sie zu finden—und versuchen, f?r sie beide Nahrung zu finden. Scarlet trat auf die gesch?ftige Gasse hinaus, nach Soldaten Ausschau haltend; sie entdeckte Gruppen von ihnen in der Ferne, die die Stra?en patrouillierten, doch sie schienen nicht speziell nach ihr zu suchen. Scarlet und Ruth zw?ngten sich in die Menschenmassen, hin und her gedr?ngt, w?hrend sie die verwinkelten Gassen entlangspazierten. Es war hier so ?berf?llt, und die Leute dr?ngten sich in alle Richtungen. Sie kamen an H?ndlern mit Holzkarren vorbei, die Obst und Gem?se feilboten, Laibe von Brot, Flaschen von Oliven?l und Wein. Sie waren in den vollen Gassen dicht aneinandergedr?ngt und schrien um Kundschaft. Zu allen Seiten feilschten die Leute mit ihnen. Als w?re es noch nicht voll genug, waren die Stra?en auch mit Tieren gef?llt—Kamelen und Eseln und Schafen und allen Arten von Vieh—die von ihren Besitzern getrieben wurden. Zwischen ihnen hindurch rannten wilde H?hner, H?hne und Hunde. Sie rochen gr?sslich und machten den l?rmenden Marktplatz nur noch lauter, mit ihrem st?ndigen Wiehern und Bl?ken und Bellen. Scarlet konnte sp?ren, wie Ruths Hunger beim Anblick dieser Tiere gr??er wurde, kniete sich hinunter und packte sie im Nacken, um sie zur?ckzuhalten. „Nein, Ruth!“, sagte Scarlet mit fester Stimme. Ruth gehorchte widerwillig. Scarlet tat es leid, doch sie wollte nicht, dass Ruth diese Tiere anfiel und unter diesen Leuten gro?e Unruhe stiftete. „Ich finde Futter f?r dich, Ruth“, sagte Scarlet. „Versprochen.“ Ruth winselte zur Antwort, und Scarlet versp?rte selbst einen Hungerstich. Scarlet eilte an den Tieren vorbei, f?hrte Ruth weitere Gassen entlang, die sich an H?ndlern vorbeiwanden, und in weitere Gassen hinein. Dieses Labyrinth schien nicht enden zu wollen, und Scarlet konnte selbst den Himmel kaum sehen. Endlich fand Scarlet einen H?ndler mit einem riesigen Brocken gebratenem Fleisch. Sie konnte es von Weitem riechen, der Geruch sickerte ihr in alle Poren; sie blickte hinunter und sah, dass Ruth zu ihm hochblickte und sich die Lippen leckte. Sie blieb gaffend davor stehen. „Willst du'n St?ck kaufen?“, fragte der H?ndler, ein gro?er Mann mit einer blutbefleckten Sch?rze. Scarlet wollte ein St?ck mehr als alles andere. Doch als sie in ihre Taschen griff, fand sie absolut kein Geld darin. Sie griff sich an ihr Armband, und mehr als alles andere wollte sie es abnehmen und diesem Mann verkaufen, um eine Mahlzeit zu erstehen. Doch sie zwang sich dazu, es nicht zu tun. Sie sp?rte, dass es wichtig war, und so brachte sie ihre gesamte Willenskraft auf, um sich zur?ckzuhalten. Stattdessen sch?ttelte sie langsam und traurig den Kopf zur Antwort. Sie packte Ruth und f?hrte sie fort von dem Mann. Sie konnte Ruth winseln und protestieren h?ren, doch sie hatten keine Wahl. Sie zogen weiter, und schlie?lich endete das Labyrinth in einem hellen und sonnigen, weit offenen Hauptplatz. Scarlet war vom freien Himmel beeindruckt. Nach all diesen G?sschen f?hlte er sich wie das Ger?umigste an, das sie je gesehen hatte, mit tausenden Menschen, die darin umhertrieben. In seiner Mitte stand ein Steinbrunnen, und der Platz war von einer enormen Steinmauer umrahmt, die sich ?ber hundert Meter in die Luft erhob. Jeder Stein war so dick, dass sie insgesamt zehnmal so gro? war wie sie. Vor dieser Mauer standen hunderte Menschen, klagend und betend. Scarlet hatte keine Ahnung, warum, oder wo sie war, doch sie sp?rte, dass sie im Zentrum der Stadt war, und dass dies ein sehr heiliger Ort war. „He du!“, kam eine fiese Stimme. Scarlet sp?rte, wie sich die Haare in ihrem Nacken aufstellten, und drehte sich langsam herum. Da sa? eine Gruppe von f?nf Jungs auf einem Steinvorsprung und starrte auf sie hinunter. Sie waren von Kopf bis Fu? dreckig und in Lumpen gekleidet. Sie waren Jugendliche, vielleicht 15 Jahre alt, und sie konnte die Gemeinheit in ihren Gesichtern sehen. Sie konnte sp?ren, dass sie auf ?rger hofften, und dass sie gerade ihr n?chstes Opfer ausgemacht hatten; sie fragte sich, ob es offensichtlich war, wie alleine sie war. Unter ihnen war ein wilder Hund, riesig, tollw?tig wirkend, und doppelt so gro? wie Ruth. „Was machst du hier drau?en ganz alleine?“, fragte der Anf?hrer sp?ttisch, zum Gel?chter der anderen vier. Er war muskul?s und sah d?mmlich aus, mit breiten Lippen und einer Narbe auf der Stirn. Als sie sie ansah, f?hlte Scarlet, wie ein neuer Sinn ?ber sie kam, einer, den sie nie zuvor erfahren hatte: es war ein erh?hter Sinn der Intuition. Sie wusste nicht, was geschah, doch pl?tzlich konnte sie klar und deutlich ihre Gedanken lesen, sp?rte ihre Gef?hle, kannte ihre Absichten. Sie f?hlte sofort, glasklar, dass sie nichts Gutes im Schilde f?hrten. Sie wusste, dass sie ihr schaden wollten. Ruth knurrte neben ihr. Scarlet konnte eine gr?bere Konfrontation kommen sp?ren—und genau das wollte sie vermeiden. Sie b?ckte sich und fing an, Ruth davonzuf?hren. „Komm mit, Ruth“, sagte Scarlet, w?hrend sie sich herumdrehte und anfing, davonzugehen. „He M?del, ich rede mit dir!“, schrie der Junge. Im Davongehen blickte Scarlet ?ber die Schulter zur?ck und sah, wie die F?nf vom Stein sprangen und begannen, ihr nachzugehen. Scarlet fing zu laufen an, zur?ck in die Gassen, und wollte so viel Abstand wie m?glich zwischen sich und diese Jungen bringen. Sie dachte an die Auseinandersetzung mit dem r?mischen Soldaten zur?ck und fragte sich einen Moment lang, ob sie stehenbleiben und versuchen sollte, sich zu verteidigen. Doch sie wollte nicht k?mpfen. Sie wollte niemandem wehtun. Oder irgendein Risiko eingehen. Sie wollte einfach nur Mama und Papa finden. Scarlet bog in eine menschenleere Gasse ein. Sie blickte hinter sich, und in wenigen Momenten konnte sie die Gruppe Jungen ihr nachjagen sehen. Sie waren nicht weit hinter ihr, und sie holten schnell auf. Zu schnell. Ihr Hund rannte mit ihnen, und Scarlet konnte sehen, dass sie sie in wenigen Augenblicken eingeholt haben w?rden. Sie w?rde einen guten Haken schlagen m?ssen, um sie abzuh?ngen. Scarlet bog um eine weitere Ecke und hoffte, einen Ausweg zu finden. Doch da blieb ihr das Herz stehen. Es war eine Sackgasse. Scarlet drehte sich langsam herum, Ruth an ihrer Seite, und stellte sich den Jungen. Sie waren nun vielleicht drei Meter entfernt. Sie wurden langsamer, als sie n?herkamen, nahmen sich Zeit, genossen den Moment. Sie standen lachend da, mit grausamen Grinsern auf dem Gesicht. „Sieht aus, als h?ttest du Pech gehabt, kleines M?dchen“, sagte der Anf?hrer. Scarlet dachte genau das Gleiche. KAPITEL DREI Sam erwachte unter rasenden Kopfschmerzen. Er hielt sich mit beiden H?nden den Kopf und versuchte, den Schmerz so loszuwerden. Doch es gelang ihm nicht. Es f?hlte sich an, als w?rde die ganze Welt auf seinen Sch?del eindonnern. Sam versuchte, die Augen zu ?ffnen, um herauszufinden, wo er war, und dabei wurde der Schmerz unertr?glich. Blendendes Sonnenlicht spiegelte von Felsen in der W?ste wider und zwang ihn, seine Augen abzuschirmen und den Kopf zu senken. Er sp?rte, dass er auf felsigem W?stenboden lag, sp?rte die trockene Hitze, sp?rte den Staub, der ihm ins Gesicht stieg. Er kr?mmte sich wie ein F?tus zusammen und hielt seinen Kopf fester, versuchte, den Schmerz zu vertreiben. Erinnerungen kamen zur?ck. Zuerst an Polly. Er erinnerte sich an Caitlins Hochzeitsnacht. Die Nacht, in der er Polly einen Antrag gemacht hatte. Wie sie Ja gesagt hatte. Die Freude auf ihrem Gesicht. Er erinnerte sich an den folgenden Tag. Wie er zur Jagd gegangen war. Wie er sich auf ihren gemeinsamen Abend gefreut hatte. Er erinnerte sich daran, wie er sie gefunden hatte. Am Ufer. Im Sterben. Wie sie ihm von ihrem Baby erz?hlt hatte. Wellen von Trauer schlugen ?ber ihm zusammen. Es war mehr, als er bew?ltigen konnte. Es war wie ein schrecklicher Alptraum, der sich wiederholt in seinem Kopf abspielte, einer, den er nicht abschalten konnte. Er f?hlte sich, als w?re alles, wof?r es sich f?r ihn noch zu leben gelohnt hatte, von ihm genommen worden in einem einzigen gro?en Moment. Polly. Das Baby. Das Leben, wie er es kannte. Er w?nschte sich, er w?re in jenem Moment gestorben. Dann erinnerte er sich an seine Vergeltung. Seine Rage. Wie er Kyle get?tet hatte. Und an den Moment, der alles ver?ndert hatte. Er erinnerte sich daran, wie Kyles Geist in ihn gefahren war. Er erinnerte sich an das unbeschreibliche Gef?hl der Rage, das Gef?hl, dass der Geist und die Seele einer anderen Person ihm aufgedr?ngt wurden, ihn ganz und gar besessen hatten. Es war der Moment, in dem Sam aufh?rte, zu sein, wer er war. Es war der Moment, in dem er zu jemand anderem wurde. Sam ?ffnete seine Augen zur G?nze und er sp?rte, er wusste, dass sie gl?hend rot waren. Er wusste, dass sie nicht l?nger ihm geh?rten. Er wusste, dass es nun Kyles Augen waren. Er sp?rte Kyles Hass, sp?rte Kyles Macht, die durch ihn str?mten, durch jede Faser seines K?rpers, von seinen Zehen durch die Beine hoch in seine Arme, bis hin zu seinem Kopf. Er sp?rte Kyles Zerst?rungsdrang durch seinen K?rper pulsieren, wie etwas Lebendiges, wie etwas, das in seinem K?rper feststeckte und das er nicht herausbekommen konnte. Er f?hlte sich, als h?tte er nicht l?nger die Kontrolle ?ber sich selbst. Ein Teil von ihm vermisste den alten Sam, vermisste, wer er gewesen war. Doch ein anderer Teil von ihm wusste, er w?rde nie wieder diese Person sein. Sam h?rte ein fauchendes, klapperndes Ger?usch und ?ffnete die Augen. Er lag mit dem Gesicht voran am W?stenboden, und als er hochblickte, sah er eine Klapperschlange ihn nur wenige Zentimeter entfernt anzischen. Die Augen der Klapperschlange blickten direkt in Sams, wie im Gespr?ch mit einem Freund, eine ?hnliche Energie versp?rend. Er konnte sp?ren, dass die Rage der Schlange seiner eigenen ?hnlich war—und dass sie kurz davor stand, anzugreifen. Doch Sam f?rchtete sich nicht. Im Gegenteil—er f?hlte sich von einer Rage erf?llt, die derer der Schlange nicht nur gleich war, sondern gr??er. Und dazu passende Reflexe. In dem Sekundenbruchteil, in dem die Schlange sich bereitmachte, zuzuschnappen, kam Sam ihr zuvor: er streckte seine Hand aus, packte die Schlange in der Luft am Hals und hielt sie nur zwei Zentimeter von seinem Gesicht entfernt so fest, dass sie ihn nicht bei?en konnte. Sam hielt die Augen der Schlange auf seiner Augenh?he, starrte sie so nahe an, dass er ihren Atem riechen konnte, ihre langen Giftz?hne nur zwei Zentimeter entfernt, danach lechzend, in Sams Hals zu fahren. Doch Sam ?berw?ltigte sie. Er dr?ckte fester und fester zu und quetschte ihr langsam das Leben aus. Sie erschlaffte in seiner Hand, zu Tode erdr?ckt. Er holte aus und schleuderte sie ?ber den W?stenboden. Sam sprang auf die F??e und nahm seine Umgebung in sich auf. Um ihn herum war Staub und Steine—ein endloses St?ck W?ste. Er drehte sich herum und bemerkte zwei Dinge: das erste war eine Gruppe kleiner Kinder, in Lumpen gekleidet, die neugierig zu ihm hochblickten. Als er zu ihnen herumwirbelte, stoben sie auseinander, eilten davon, als h?tten sie ein wilden Tier dabei beobachtet, wie es aus dem Grab stieg. Sam sp?rte Kyles Wut durch ihn str?men, und ihm war danach, sie alle zu t?ten. Doch das Zweite, was ihm auffiel, zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Eine Stadtmauer. Eine enorme Steinmauer, die sich ?ber hundert Meter in die L?fte erhob und sich in die Ewigkeit erstreckte. In dem Moment erkannte Sam: er war in den Vororten einer uralten Stadt aufgewacht. Vor ihm stand ein riesiges gew?lbtes Tor, unter dem dutzende Menschen hinein und heraus str?mten, in primitive Kleidung geh?llt. Sie wirkten, als bef?nden sie sich im r?mischen Zeitalter, in schlichte Roben oder Tuniken gekleidet. Auch Vieh str?mte hinein und hinaus, und Sam konnte schon von hier die Hitze und den L?rm der Menge hinter den Mauern sp?ren. Sam machte ein paar Schritte auf das Tor zu, und dabei stoben die Kinder auseinander, als w?rden sie vor einem Monster davonlaufen. Er fragte sich, wie furchteinfl??end er aussah. Doch es war ihm eigentlich egal. Er versp?rte den Drang, diese Stadt zu betreten und herauszufinden, warum er hier gelandet war. Doch anders als der alte Sam versp?rte er keinen Drang, sie zu erforschen: vielmehr versp?rte er den Drang, sie zu zerst?ren. Diese Stadt in St?cke zu hauen. Ein Teil von ihm versuchte, es abzusch?tteln, den alten Sam zur?ckzubringen. Er zwang sich dazu, an etwas zu denken, das ihn zur?ckbringen k?nnte. Er zwang sich dazu, an seine Schwester Caitlin zu denken. Doch es war vernebelt; er konnte ihr Gesicht nicht mehr wirklich hervorrufen, so sehr er es auch versuchte. Er versuchte, seine Gef?hle f?r sie hervorzurufen, ihre gemeinsame Mission, ihren Vater. Er wusste tief drin, dass sie ihm immer noch wichtig war, dass er ihr immer noch helfen wollte. Doch dieser kleine Teil von ihm war schon bald ?berw?ltigt von dem neuen, b?sartigen Teil. Er erkannte sich selbst kaum wieder. Und der neue Sam zwang ihn, seine Gedanken aufzugeben und weiterzugehen, direkt in die Stadt hinein. Sam marschierte durch das Stadttor und rempelte dabei die Leute aus dem Weg. Eine alte Frau, die einen Korb auf ihrem Kopf balancierte, kam ihm zu nahe, und er stie? ihr so kr?ftig gegen die Schulter, dass sie hinfiel, ihr der Korb vom Kopf gesto?en wurde und Obst sich ?berall verteilte. „He“, schrie ein Mann. „Sieh nur, was du angerichtet hast! Entschuldige dich bei ihr!“ Der Mann marschierte auf Sam zu und machte den dummen Fehler, die Hand auszustrecken und ihn am Mantel zu packen. Der Mann h?tte erkennen sollen, dass es ein Mantel war, den er nicht kannte, schwarz und aus Leder, und hauteng. Der Mann h?tte erkennen sollen, dass Sams Kleidung aus einem anderen Jahrhundert stammte—und dass Sam der letzte Mann war, dem er in die Quere geraten wollte. Sam blickte auf die Hand des Mannes hinunter, als w?re sie ein Insekt, dann packte er ihn am Handgelenk und verdrehte es mit der Kraft von hundert M?nnern. Die Augen des Mannes weiteten sich vor Angst und Schmerz, w?hrend Sam immer weiter drehte. Schlie?lich drehte sich der Mann zur Seite und ging in die Knie. Sam drehte jedoch weiter, bis er ein gr?ssliches Krachen h?rte und der Mann mit gebrochenem Arm aufschrie. Sam holte aus und schaltete den Mann aus, indem er ihm kr?ftig ins Gesicht trat, womit er bewusstlos zu Boden fiel. Eine kleine Gruppe Passanten hatte das beobachtet, und sie machten Sam weitl?ufig Platz, als er weiterging. Niemand schien sehr erpicht darauf, auch nur in seine N?he zu geraten. Sam ging weiter, direkt in das Gedr?nge hinein, und war schon bald von einer neuen Menge umringt. Er f?gte sich in den endlosen Strom von Menschen, die die Stadt erf?llten. Er war nicht sicher, wohin er gehen sollte, doch er versp?rte diese neuen Gel?ste, die ihn ?bermannten. Er sp?rte die Lust zu trinken durch ihn str?men. Er wollte Blut. Er wollte ein frisches Todesopfer. Sam lie? sich von seinen Sinnen leiten und sp?rte, wie er in eine bestimmte Gasse gef?hrt wurde. Als er in sie einbog, wurde die Gasse schmaler, dunkler, h?her, abgeschottet vom Rest der Stadt. Es war sichtlich ein sch?biger Stadtteil, und w?hrend er weiterzog, wurden die Leute immer fragw?rdiger. Bettler, S?ufer und Prostituierte f?llten die Stra?en, und Sam rempelte mehrere schurkische, fette M?nner, unrasiert, mit fehlenden Z?hnen, die an ihm vor?berstolperten. Er achtete darauf, dass er sie besonders kr?ftig anrempelte, um sie in alle Richtungen umzuwerfen. Sie alle waren weise genug, ihn nicht weiter herauszufordern als emp?rt „He!“ zu rufen. Sam ging weiter und fand sich schon bald auf einem kleinen Platz wieder. Da in der Mitte, mit den R?cken zu ihm, standen etwa ein Dutzend M?nner im Kreis und jubelten. Sam kam heran und dr?ngte sich durch, um zu sehen, weswegen sie jubelten. In der Mitte des Kreises waren zwei H?hne, die einander in St?cke rissen, blut?berstr?mt. Sam sah, dass die M?nner Wetten abgaben, altert?mliche M?nzen tauschten. Hahnenk?mpfe. Der ?lteste Sport der Welt. So viele Jahrhunderte waren vergangen, und doch hatte sich nichts wirklich ge?ndert. Sam hatte genug. Er wurde unruhig, und er versp?rte den Drang, etwas Chaos anzurichten. Er marschierte in die Mitte des Rings, direkt auf die beiden V?gel zu. Dabei schrie die Menge emp?rt auf. Sam ignorierte sie. Stattdessen packte er einen der H?hne an der Gurgel, hob ihn hoch und wirbelte ihn ?ber seinem Kopf. Es krachte, und er sp?rte ihn in seiner Hand erschlaffen, sein Genick gebrochen. Sam sp?rte seine Eckz?hne ausfahren und grub die Z?hne in den K?rper des Hahnes. Er saugte das Blut gierig auf, und es rann ihm ?bers Gesicht, die Wangen hinunter. Endlich warf er den Vogel unbefriedigt davon. Der andere Hahn machte sich davon, so schnell er konnte. Die Menge starrte Sam sichtlich schockiert an. Doch dies waren raue, grobe Typen, nicht von der Sorte, die einfach davonlaufen w?rde. Sie verzogen die Gesichter und bereiteten sich auf einen Kampf vor. „Du hast unseren Wettkampf ruiniert!“, schnappte einer von ihnen. „Daf?r wirst du bezahlen!“, schrie ein anderer. Mehrere bullige M?nner zogen kurze Dolche hervor und st?rzten sich auf Sam, direkt auf ihn einstechend. Sam zuckte kaum. Er sah alles wie in Zeitlupe passieren. Mit Reflexen, die eine Million Mal schneller waren, streckte er einfach die Hand aus, fing das Handgelenk des Mannes in der Luft ab und drehte es ihm im gleichen Schwung herum, bis er ihm den Arm gebrochen hatte. Dann holte er aus und trat dem Mann in die Brust, sodass er in den Kreis zur?ckflog. Einem weiteren Mann, der auf ihn zukam, st?rzte sich Sam entgegen und kam ihm zuvor. Er kam nahe an ihn heran, und bevor der Mann reagieren konnte, hatte er seine Z?hne bereits in der Kehle des Mannes versenkt. Sam trank mit tiefen Schlucken, Blut spritzte ?berall umher und der Mann schrie vor Schmerzen. In wenigen Momenten hatte er ihm das Leben ausgesaugt, und der Mann brach am Boden zusammen. Die anderen starrten, v?llig entsetzt. Endlich schien ihnen klar zu sein, dass ein Monster unter ihnen war. Sam trat einen Schritt auf sie zu, und sie alle drehten sich herum und rannten davon. Sie verschwanden wie Fliegen, und nur einen Moment sp?ter war Sam der Einzige am Platz. Er hatte sie alle besiegt. Doch das war Sam nicht genug. Es gab kein Ende f?r das Blut und den Tod und die Zerst?rung, die er begehrte. Er wollte jeden Mann in dieser Stadt t?ten. Selbst dann w?rde es nicht ausreichen. Sein Mangel an Befriedigung frustrierte ihn ohne Ende. Er lehnte sich zur?ck, reckte das Gesicht zum Himmel und br?llte. Es war das Br?llen eines Tieres, das endlich freigelassen worden war. Sein Schmerzensschrei erhob sich in die Luft, hallte von den Steinmauern Jerusalems wider, lauter als die Glocken, lauter als die klagenden Gebete. Einen kurzen Moment lang brachte es die Mauern zum Beben, beherrschte die gesamte Stadt—und von einem Ende zum anderen hielten ihre Einwohner inne und horchten hin und lernten das F?rchten. In dem Augenblick wussten sie: ein Monster war unter ihnen. KAPITEL VIER Caitlin und Caleb kletterten den steilen Berghang hinunter auf das Dorf Nazareth zu. Es war felsig, und sie rutschten mehr als wanderten den steilen Hang hinunter, Staub dabei aufwirbelnd. Auf dem Weg ?nderte sich das Gel?nde, der nackte Fels wich kleinen Flecken von Gr?sern, hier und da einer Palme, dann richtigen Wiesen. Schlie?lich fanden sie sich in einem Olivenhain wieder und spazierten durch Reihen von Olivenb?umen, weiter hinab auf die Ortschaft zu. Caitlin sah sich die ?ste genauer an und sah tausende kleiner Oliven in der Sonne schimmern, und bewunderte, wie sch?n sie waren. Je n?her sie dem Ort kamen, umso fruchtbarer waren die B?ume. Caitlin blickte hinunter und hatte von diesem Aussichtspunkt einen Blick auf das Tal und das Dorf aus der Vogelperspektive. Ein kleines Dorf, eingebettet in gewaltige T?ler, konnte man Nazareth kaum eine Stadt nennen. Es schien nur ein paar hundert Einwohner zu haben, nur ein paar Dutzend kleiner Geb?ude, ebenerdig und aus Stein erbaut. Einige von ihnen schienen aus einem wei?en Kalkstein gebaut, und in der Ferne konnte Caitlin enorme Kalksteinbr?che um die Stadt herum sehen, in denen Dorfbewohner vor sich hin h?mmerten. Sie konnte das sanfte Klingen ihrer H?mmer selbst aus dieser Entfernung schallen h?ren, und konnte den hellen Kalkstein-Staub in der Luft h?ngen sehen. Nazareth war von einer niedrigen, verwinkelten Steinmauer umgeben, die vielleicht drei Meter hoch war und selbst in dieser Zeit bereits uralt aussah. In ihrer Mitte war ein breiter, offener Torbogen. Am Tor standen keine Wachen, und Caitlin nahm an, dass es keinen Grund dazu gab; immerhin war dies eine kleine Stadt mitten im Nirgendwo. Caitlin musste sich fragen, warum sie wohl in dieser Zeit und an diesem Ort erwacht waren. Warum Nazareth? Sie dachte dar?ber nach, was sie ?ber Nazareth wusste. Sie erinnerte sich vage daran, einmal etwas dar?ber gelernt zu haben, doch sie konnte sich einfach nicht erinnern. Und warum im ersten Jahrhundert? Es war so ein dramatischer Sprung vom mittelalterlichen Schottland, und sie stellte fest, dass sie Europa vermisste. Diese neue Landschaft mit ihren Palmen und der W?stenhitze war ihr so fremd. Mehr als alles andere fragte sich Caitlin, ob Scarlet hinter diesen Mauern war. Sie hoffte—sie betete—dass es so war. Sie musste sie finden. Eher w?rde sie nicht zur Ruhe kommen. Caitlin trat mit Caleb durch das Stadttor und betrat die Stadt mit einem erwartungsvollen Gef?hl. Sie konnte ihr Herz beim Gedanken daran, Scarlet zu finden, pochen sp?ren—und beim Gedanken daran, herauszufinden, warum sie ?berhaupt an diesen Ort geschickt worden waren. Konnte ihr Vater darin auf sie warten? Als sie die Stadt betraten, verschlug ihr ihre Lebendigkeit den Atem. Die Stra?en waren erf?llt von herumrennenden Kindern, kreischend und spielend. Hunde liefen wild umher, und auch H?hner. Schafe und Ochsen teilten sich die Stra?en, schlenderten umher, und au?erhalb jedes Heims stand ein Esel oder Kamel an einen Pfahl gebunden. Dorfbewohner spazierten gem?tlich umher, in primitive Tuniken und Roben gekleidet, mit K?rben voll Waren ?ber ihren Schultern. Caitlin f?hlte sich, als h?tte sie eine Zeitmaschine betreten. W?hrend sie die engen Stra?en entlang wanderten, vorbei an kleinen H?usern, an alten Frauen, die von Hand W?sche wuschen, hielten die Leute an und starrten. Caitlin erkannte, dass sie so fehl am Platz aussehen mussten, wie sie diese Stra?en entlanggingen. Sie blickte auf ihre moderne Kleidung hinunter—ihren engen, ledernen Kampfanzug—und fragte sich, was diese Leute wohl von ihr dachten. Sie mussten denken, dass sie eine Au?erirdische war, die vom Himmel heruntergefallen war. Sie konnte es ihnen nicht ver?beln. Vor jedem Haus stand jemand, der Essen zubereitete, Waren verkaufte oder sein Handwerk aus?bte. Sie passierten mehrere Zimmermanns-Familien, der Mann vor dem Heim sitzend, s?gend, h?mmernd, Dinge bauend von Betten ?ber K?stchen bis hin zu h?lzernen Achsen f?r Pfl?ge. Vor einem der H?user baute ein Mann ein riesiges Kreuz, ?ber einen Meter dick und drei Meter lang. Caitlin erkannte, dass es ein Kreuz war, das f?r eine Kreuzigung gedacht war. Sie schauderte und blickte weg. Als sie in eine weitere Stra?e einbogen, war der gesamte Block gef?llt mit Schmieden. ?berall flogen H?mmer auf Ambosse, und das Klirren von Metall hallte durch die Stra?e, jeder Schmied das Echo des n?chsten. Es gab auch Lehmgruben mit hohen Flammen, ?ber denen Platten von rotgl?hendem Metall schwelten, auf denen Hufeisen, Schwerter und alle Arten von Metallarbeiten gefertigt wurden. Caitlin bemerkte die Gesichter von Kindern, schwarz vom Ru?, die an der Seite ihrer V?ter sa?en und ihnen bei der Arbeit zusahen. Ihr taten die Kinder leid, die in so jungem Alter schon arbeiten mussten. Caitlin suchte ?berall nach einem Anzeichen von Scarlet, von ihrem Vater, irgendeinem Hinweis darauf, warum sie hier waren—doch sie fand nichts. Sie bogen in eine weitere Stra?e ein, und diese war von Steinmetzen erf?llt. Hier mei?elten M?nner an gro?en Kalkstein-Brocken herum, schufen Statuen, Keramik und riesige flache Pressen. Zuerst erkannte Caitlin nicht, wof?r diese gut waren. Caleb deutete auf sie. „Das sind Weinpressen“, sagte er, wie immer ihre Gedanken lesend. „Und Olivenpressen. Sie werden eingesetzt, um die Trauben und Oliven zu zerdr?cken und so den Wein und das ?l zu gewinnen. Siehst du diese Kurbeln?“ Caitlin sah genauer hin und bewunderte die Handwerkskunst, die langen Kalksteinplatten, die feine Metallkunst der Zahnr?der. Sie war davon ?berrascht, wie fortgeschritten ihre Maschinen waren, selbst f?r diese Zeit. Sie war auch ?berrascht davon, wie alt das Weinbau-Handwerk war. Hier war sie, tausende Jahre in der Vergangenheit, und die Leute stellten immer noch flaschenweise Wein her, Oliven?l, genau wie sie es im 21. Jahrhundert taten. Und w?hrend sie zusah, wie die Glasflaschen langsam mit Wein und ?l bef?llt wurden, erkannte sie, dass sie genau wie die Weinflaschen und Oliven?l-Flaschen aussahen, die sie selbst verwendet hatte. Eine Gruppe Kinder rannte an ihr vorbei, spielte Fangen, lachte, und dabei wirbelten Staubwolken hoch und bedeckten Caitlins F??e. Sie blickte hinunter und stellte fest, dass die Stra?en in diesem Dorf nicht befestigt waren—es war wahrscheinlich, ?berlegte sie, zu klein, um sich gepflasterte Stra?en leisten zu k?nnen. Und doch wusste sie, dass Nazareth f?r irgendetwas ber?hmt war, und es st?rte sie, dass sie sich nicht daran erinnern konnte, wof?r. Wieder einmal h?tte sie sich selbst daf?r treten k?nnen, dass sie im Geschichtsunterricht nicht besser aufgepasst hatte. „Es ist die Stadt, in der Jesus lebte“, sagte Caleb, ihre Gedanken lesend. Caitlin sp?rte, wie sie wieder einmal rot wurde, als er ihre Gedanken mit solcher Leichtigkeit aus ihrem Kopf pfl?ckte. Sie hielt nichts vor Caleb zur?ck, und doch wollte sie nicht, dass er ihre Gedanken las, wenn es darum ging, wie sehr sie ihn liebte. Das k?nnte ihr peinlich werden. „Er lebt hier?“, fragte sie. Caleb nickte. „Falls wir zu seiner Zeit angekommen sind“, sagte Caleb. „Wir sind eindeutig im ersten Jahrhundert. Das sehe ich an ihrer Kleidung, an der Architektur. Ich war schon einmal hier. Diesen Ort und diese Zeit vergisst man nicht so schnell.“ Caitlins Augen weiteten sich bei dem Gedanken. „Meinst du wirklich, er k?nnte jetzt gerade hier sein? Jesus? Herumspazieren? In dieser Zeit, an diesem Ort? In dieser Stadt?“ Caitlin konnte es kaum erfassen. Sie versuchte, sich vorzustellen, wie sie um die Ecke biegen und beil?ufig Jesus auf der Stra?e begegnen k?nnte. Der Gedanken daran schien unvorstellbar. Caleb runzelte die Stirn. „Ich wei? nicht“, sagte er. „Ich sp?re nicht, dass er jetzt hier w?re. Vielleicht haben wir ihn verpasst.“ Caitlin war bei dem Gedanken ganz aus der Fassung. Sie blickte mit einem neuen Gef?hl der Ehrfurcht um sich. Kann es sein, dass er hier ist?, fragte sie sich. Sie war sprachlos, und ihre Mission f?hlte sich mit einem Mal umso wichtiger an. „Es kann sein, dass er hier ist, in diesem Zeitraum“, sagte Caleb. „Aber nicht unbedingt in Nazareth. Er reiste viel. Bethlehem. Nazareth. Kapernaum—und nat?rlich Jerusalem. Ich wei? nicht einmal mit Sicherheit, ob wir in seiner genauen Zeit sind oder nicht. Aber wenn wir das sind, k?nnte er ?berall sein. Israel ist gro?. Wenn er hier w?re, in dieser Stadt, w?rden wir das sp?ren.“ „Was meinst du damit?“, fragte Cailtin neugierig. „Wie w?rde es sich anf?hlen?“ „Ich kann es nicht erkl?ren. Aber du w?rdest es wissen. Es ist seine Energie. Sie ist anders als alles, was du je zuvor erlebt hast.“ Pl?tzlich kam Caitlin ein Gedanke. „Bist du ihm je tats?chlich begegnet?“, fragte sie. Caleb sch?ttelte langsam den Kopf. „Nein, nicht aus der N?he. Einmal war ich zur gleichen Zeit in der gleichen Stadt. Und die Energie war ?berw?ltigend. Anders als alles, was ich zuvor je gef?hlt habe.“ Wieder einmal staunte Caitlin dar?ber, was Caleb bereits alles gesehen hatte, all die Zeiten und Orte, die er erlebt hatte. „Es gibt nur einen Weg, es herauszufinden“, sagte Caleb. „Wir m?ssen herausfinden, welches Jahr es ist. Aber das Problem damit ist nat?rlich, dass bis lange nach Jesus' Tod niemand die Jahre gez?hlt hat, wie wir es tun. Immerhin basiert unser Kalenderjahr auf dem Jahr seiner Geburt. Und zu seinen Lebzeiten z?hlte niemand die Jahre basierend auf seinem Geburtsjahr—die meisten Leute wussten nicht einmal, wer er war! Also wenn wir die Leute fragen, welches Jahr es ist, werden sie uns f?r verr?ckt halten.“ Caleb blickte sich sorgf?ltig um, als w?rde er nach Hinweisen suchen, und Caitlin tat es ihm gleich. „Ich habe schon das Gef?hl, dass er in dieser Zeit lebt“, sagte Caleb langsam. „Nur nicht an diesem Ort.“ Caitlin betrachtete das Dorf mit neuem Respekt. „Aber dieses Dorf“, sagte sie, „es scheint so klein, so bescheiden. Es ist nicht wie eine gro?e, biblische Stadt, wie ich sie mir vorgestellt h?tte. Es sieht nicht anders aus als jede beliebige W?stenstadt.“ „Du hast recht“, antwortete Caleb, „aber so ist der Ort, an dem er lebte. Es war nicht irgendein gro?artiger Ort. Es war hier, unter diesen Leuten.“ Sie gingen weiter und bogen schlie?lich um eine Ecke, die sie auf einen kleinen Platz in der Dorfmitte f?hrte. Es war ein schlichter kleiner Platz, um den herum kleine Geb?ude standen und in dessen Mitte sich ein Brunnen befand. Caitlin blickte sich um und entdeckte ein paar ?ltere Herren im Schatten sitzen, Spazierst?cke haltend, auf den leeren, staubigen Dorfplatz starrend. Sie gingen auf den Brunnen zu. Caleb drehte an der rostigen Kurbel, und langsam zog das verwitterte Seil einen Eimer Wasser hoch. Caitlin fasste hinein, nahm das kalte Wasser mit hohlen H?nden auf und spritzte es sich ins Gesicht. Es f?hlte sich in der Hitze so erfrischend an. Sie bespritzte ihr Gesicht erneut, dann ihr langes Haar, und k?mmte es mit den Fingern. Es war staubig und fettig, und das kalte Wasser f?hlte sich himmlisch an. Sie w?rde alles f?r eine Dusche geben. Dann beugte sie sich vor, nahm noch mehr Wasser mit den H?nden auf und trank es. Ihre Kehle war ausgetrocknet, und es war genau, was sie brauchte. Caleb tat es ihr nach. Schlie?lich lehnten sich beide an den Brunnen und betrachteten den Platz. Es schien keine besonderen Geb?ude zu geben, keine besonderen Kennzeichnungen oder Hinweise darauf, wohin sie gehen sollten. „Also wohin jetzt?“, fragte sie schlie?lich. Caleb blickte herum, blinzelte ins Sonnenlicht und hielt sich die Hand vor die Augen. Er wirkte genauso ratlos wie sie. „Ich wei? es nicht“, sagte er trocken. „Ich bin ?berfragt.“ „An anderen Zeiten und Orten“, fuhr er fort, „schien es, als w?ren unsere Hinweise stets in Klostern oder Kirchen zu finden gewesen. Aber in dieser Zeitperiode gibt es keine Kirche. Es gibt kein Christentum. Es gibt keine Christen. Erst nach Jesus' Tod gr?ndeten die Leute eine Religion nach ihm. In dieser Zeitperiode gibt es nur einen Glauben. Jesus' Glauben: Das Judentum. Immerhin war Jesus j?disch.“ Caitlin versuchte, das alles zu verarbeiten. Es war alles so komplex. Wenn Jesus Jude war, ?berlegte sie, hie? das, er w?rde zum Beten in eine Synagoge gehen. Pl?tzlich hatte sie einen Einfall. „Dann ist vielleicht der beste Ort f?r die Suche der Ort, an dem Jesus betete. Vielleicht sollten wir nach einer Synagoge suchen.“ „Ich glaube, du hast recht“, sagte Caleb. „Immerhin war die einzige andere ausge?bte Religion zu jener Zeit, wenn man es ?berhaupt so nennen kann, das Heidentum—die Anbetung von G?tzenbildern. Und ich bin sicher, dass Jesus nicht in einem heidnischen Tempel beten w?rde.“ Caitlin blickte sich erneut in der Stadt um, kniff die Augen zusammen und suchte nach einem Geb?ude, das einer Synagoge ?hneln k?nnte. Doch sie fand keines. Es waren alles schlichte Wohnst?tten. „Ich sehe nichts“, sagte sie. „Alle Geb?ude sehen f?r mich gleich aus. Es sind nichts als kleine H?user.“ „Ich auch nicht“, sagte Caleb. Es folgte eine lange Stille, w?hrend Caitlin versuchte, alles zu verarbeiten. In ihrem Kopf rasten die M?glichkeiten. „Meinst du, dass mein Vater und das Schild irgendwie mit all dem hier in Verbindung stehen?“, fragte Caitlin. „Meinst du, dass es mich zu meinem Vater f?hren wird, wenn wir dahin gehen, wo Jesus war?“ Caleb kniff die Augen zusammen und schien lange Zeit nachzudenken. „Ich wei? nicht“, sagte er schlie?lich. „Aber es ist eindeutig, dass dein Vater ein ?u?erst gro?es Geheimnis h?tet. Ein Geheimnis nicht nur f?r die Art der Vampire, sondern f?r die gesamte Menschheit. Ein Schild, oder eine Waffe, die die Natur der gesamten Menschheit ?ndern wird, f?r alle Zeit. Es muss ?u?erst m?chtig sein. Und es scheint mir, wenn irgendjemand dazu gedacht war, uns zu helfen, zu deinem Vater zu finden, dann w?rde dies jemand ?u?erst M?chtiger sein. Wie Jesus. F?r mich w?rde das Sinn ergeben. Vielleicht m?ssen wir, um den einen zu finden, den anderen finden. Immerhin ist es dein Kreuz, das uns so viele der Schl?ssel offenbart hat, die uns hierher gebracht haben. Und beinahe alle unsere Hinweise haben wir in Kirchen und Kl?stern gefunden.“ Caitlin versuchte, alles zu erfassen. War es m?glich, dass ihr Vater Jesus kannte? War er einer seiner J?nger? Der Gedanke daran war atemberaubend, und die geheimnisvolle Aura um ihn wurde immer tiefer. Sie sa? am Brunnen und blickte sich ratlos in dem schl?frigen D?rfchen um. Sie hatte keine Ahnung, wo sie ?berhaupt zu suchen anfangen sollte. ?berhaupt nichts stach besonders hervor. Und noch dazu wollte sie immer dringender Scarlet finden. Ja, sie wollte ihren Vater mehr als je zuvor finden; sie sp?rte die vier Schl?ssel praktisch in ihrer Tasche brennen. Doch sie konnte keine offensichtliche Stelle erkennen, um sie einzusetzen—und es war schwer, sich auf ihn zu konzentrieren, solange sich ihre Gedanken um Scarlet drehten. Der Gedanke daran, dass sie ganz alleine da drau?en war, zerriss sie in St?cke. Wer wusste schon, ob sie ?berhaupt in Sicherheit war? Doch dann wiederum hatte sie auch keine Ahnung, wo sie nach Scarlet suchen sollte. Sie versp?rte eine zunehmende Hoffnungslosigkeit. Pl?tzlich erschien ein Schafhirte im Tor und schritt langsam auf den Dorfplatz hinaus, gefolgt von seiner Schafherde. Er trug eine lange, wei?e Robe mit einer Kapuze, die seinen Kopf vor der Sonne sch?tzte, und ging auf sie zu, einen Stab in der Hand. Zuerst dachte Caitlin, dass er direkt auf sie zu kam. Doch dann erkannte sie: der Brunnen. Er war einfach nur auf etwas zu trinken aus, und sie waren im Weg. Als er hereinkam, scharten sich die Schafe um ihn herum, erf?llten den Dorfplatz, alle auf den Brunnen zu. Sie mussten gewusst haben, dass es Tr?nkzeit war. In wenigen Augenblicken fanden sich Caitlin und Caleb inmitten der Herde wieder, und die zarten Tiere schubsten sie zur Seite, damit sie zum Wasser gelangen konnten. Ihr ungeduldiges Bl?ken erf?llte die Luft, w?hrend sie darauf warteten, dass ihr Hirte sie versorgte. Caitlin und Caleb machten Platz, als der Hirte auf den Brunnen herantrat, die rostige Kurbel drehte und langsam den Eimer heraufholte. Als er sich daranmachte, ihn herauszuheben, lie? er die Kapuze fallen. Caitlin war ?berrascht dar?ber, wie jung er war. Er hatte dichtes blondes Haar, einen blonden Bart und hellblaue Augen. Er l?chelte, und sie konnte die Sonnenfalten auf seinem Gesicht sehen, um seine Augen herum, und konnte die W?rme und G?te von ihm ausstrahlen sp?ren. Er nahm den ?bervollen Eimer, und trotz des Schwei?es auf seiner Stirn, trotz der Tatsache, dass er durstig wirkte, drehte er sich herum und goss den ersten Krug Wasser in den Trog am Fu? des Brunnens. Die Schafe dr?ngten sich heran, bl?kend und einander aus dem Weg schubsend, w?hrend sie tranken. Caitlin ?berkam das seltsamste Gef?hl, dass dieser Mann vielleicht etwas wusste, dass er vielleicht aus gutem Grund ihren Weg gekreuzt hatte. Wenn Jesus in dieser Zeit lebte, ?berlegte sie, vielleicht hatte dieser Mann dann von ihm geh?rt? Caitlin versp?rte einen Schub von Nervosit?t, als sie sich r?usperte. „Entschuldigung?“, fragte sie. Der Mann drehte sich zu ihr herum und blickte sie an, und sie konnte die Intensit?t seiner Augen sp?ren. „Wir sind auf der Suche nach jemandem. Ich frage mich, ob Sie vielleicht wissen, ob er hier lebt.“ Der Mann kniff die Augen zusammen, und Caitlin bekam dabei das Gef?hl, als w?rde er direkt durch sie sehen. Es war unheimlich. „Er lebt“, antwortete der Mann, als w?rde er ihre Gedanken lesen. „Aber er ist nicht l?nger an diesem Ort.“ Caitlin konnte es kaum glauben. Es war also wahr. „Wohin ist er gegangen?“, fragte Caleb. Caitlin h?rte die Eindringlichkeit in seiner Stimme und konnte sp?ren, wie dringend er es wissen wollte. Der Mann richtete seinen Blick auf Caleb. „Na, nach Galil?a nat?rlich“, erwiderte der Mann, als w?re das offensichtlich. „Ans Meer.“ Caleb kniff die Augen zusammen. „Kapernaum?“, fragte Caleb vorsichtig. Der Mann nickte zur Antwort. Calebs Augen weiteten sich verstehend. „Viele Anh?nger sind auf dem Pfad“, sagte der Mann kryptisch. „Suchet, so werdet ihr finden.“ Der Hirte senkte pl?tzlich den Kopf, wandte sich um und ging davon, die Schafe hinter ihm her. Bald schon hatte er den Platz durchquert. Caitlin konnte ihn nicht gehen lassen. Noch nicht. Sie musste mehr erfahren. Und sie hatte das Gef?hl, dass er etwas zur?ckhielt. „Warten Sie!“, rief sie aus. Der Hirte hielt an, drehte sich herum und starrte sie an. „Kennen Sie meinen Vater?“, fragte sie. Zu Caitlins ?berraschung nickte der Mann langsam. „Wo ist er?“, fragte Caitlin. „Es liegt an dir, das herauszufinden“, sagte er. „Du bist diejenige, die die Schl?ssel tr?gt.“ „Wer ist er?“, fragte Caitlin, es unbedingt wissen wollend. Langsam sch?ttelte der Mann den Kopf. „Ich bin nur ein Hirte auf meinem Weg.“ „Aber ich wei? nicht einmal, wo ich suchen soll!“, erwiderte Caitlin verzweifelt. „Bitte. Ich muss ihn finden.“ Der Hirte fing langsam zu l?cheln an. „Stets ist der beste Ort zum Suchen genau da, wo du bist“, sagte er. Und damit bedeckte er seinen Kopf, drehte sich herum und durchquerte den Platz. Er trat durch den Torbogen und einen Augenblick sp?ter war er verschwunden, seine Schafe hinterher. Stets ist der beste Ort zum Suchen genau da, wo du bist. Seine Worte hallten Caitlin durch den Kopf. Irgendwie ahnte sie, dass es mehr war als nur eine Allegorie. Je mehr sie dar?ber nachdachte, umso mehr hatte sie das Gef?hl, es war wortw?rtlich gemeint. Als wollte er ihr sagen, dass es genau hier einen Hinweis gab, wo sie stand. Caitlin drehte sich pl?tzlich herum und suchte den Brunnen ab, die Stelle, an der sie gesessen hatten. Nun sp?rte sie etwas. Stets ist der beste Ort zum Suchen genau da, wo du bist. Sie kniete nieder und fuhr mit den H?nden ?ber die uralte, glatte Steinmauer. Sie f?hlte sie der L?nge nach ab, immer ?berzeugter, dass da etwas war, dass sie an einen Hinweis gef?hrt worden war. „Was tust du?“, fragte Caleb. Caitlin suchte krampfhaft, untersuchte alle Risse in allen Steinen, f?hlte, dass sie auf der richtigen Spur war. Schlie?lich, halb um den Brunnen herum, hielt sie inne. Sie fand eine Ritze, die etwas gr??er war als die anderen. Gerade gro? genug, um ihren Finger hineinzustecken. Der Stein um sie herum war einfach ein klein wenig zu glatt, und die Ritze einfach ein klein wenig zu gro?. Caitlin fasste hinein und versuchte, ihn herauszubekommen. Bald schon fing der Stein zu wackeln an, dann bewegte er sich. Der Stein lockerte sich und lie? sich aus der Brunnenmauer ziehen. Dahinter, stellte sie erstaunt fest, lag ein kleines Versteck. Caleb kam n?her, ?ber ihre Schulter gebeugt, als sie in die Dunkelheit hineinfasste. Sie sp?rte etwas Kaltes und Metallisches in ihrer Hand und holte es langsam hervor. Sie hob ihre Hand ins Licht und ?ffnete sie langsam. Sie konnte nicht glauben, was sich darin befand. KAPITEL F?NF Scarlet stand mit Ruth am Ende der Sackgasse, mit dem R?cken zur Wand, und musste ?ngstlich zusehen, wie die fiesen Kerle ihren Hund auf sie hetzten. Augenblicke sp?ter ging der riesige wilde Hund auf sie los, knurrte und zielte direkt auf ihre Kehle. Alles ging so schnell, dass Scarlet kaum wusste, was sie tun sollte. Bevor sie reagieren konnte, fauchte Ruth pl?tzlich und st?rzte sich auf den Hund. Sie sprang in die Luft und traf auf halber Strecke auf den Hund, und versenkte ihre Z?hne in seinem Hals. Ruth landete auf ihm und dr?ckte ihn zu Boden. Der Hund muss doppelt so gro? wie Ruth gewesen sein, und doch hielt Ruth ihn m?helos fest und lie? ihn nicht hochkommen. Sie dr?ckte mit aller Kraft ihre Z?hne zusammen und schon bald h?rte der Hund auf, sich zu wehren, und war tot. „Du kleines Mistst?ck!“, schrie der Anf?hrer w?tend. Er sprang aus der Gruppe hervor und ging direkt auf Ruth los. Er hob einen Stock, der an einem Ende zu einer Speerspitze geschnitzt war, und schlug damit direkt auf Ruths ungesch?tzten R?cken zu. Scarlets Reflexe setzten ein und sie sprang in Aktion. Ohne ?berhaupt nachzudenken lief sie auf den Jungen los und fing seinen Stock in der Luft ab, knapp bevor er Ruth damit traf. Dann zog sie ihn an sich, holte aus und trat ihm kr?ftig in die Rippen. Er beugte sich vorn?ber und sie trat erneut zu, diesmal ins Gesicht mit einem Rundum-Tritt. Es wirbelte ihn herum und er landete mit dem Gesicht voran auf dem Steinboden. Ruth drehte sich herum und ging auf den Trupp Jungs los. Sie sprang hoch in die Luft und bohrte ihre Z?hne in den Hals eines der Jungen, und dr?ckte ihn zu Boden. Somit blieben nur noch drei von ihnen ?brig. Scarlet stand da, ihnen zugewandt, und pl?tzlich durchzog sie ein neues Gef?hl. Sie f?hlte sich nicht l?nger ?ngstlich; sie wollte nicht l?nger vor diesen Jungen davonlaufen; sie wollte sich nicht l?nger zusammenkauern und verstecken; sie wollte nicht l?nger von Mama und Papa besch?tzt werden. Etwas in ihr schaltete um, als sie eine unsichtbare Linie ?berschritt, einen Knackpunkt. Sie f?hlte, zum ersten Mal in ihrem Leben, dass sie niemand anderen brauchte. Alles, was sie brauchte, war sie selbst. Anstatt den Moment zu f?rchten, genoss sie ihn nun. Scarlet sp?rte, wie sie von Wut durchflossen wurde, die aus ihren Zehenspitzen aufstieg, durch ihren K?rper, bis in die Haarspitzen. Es war eine elektrische Emotion, die sie nicht verstand, eine, die sie noch nie zuvor erlebt hatte. Sie wollte nicht l?nger vor diesen Jungs davonlaufen. Sie wollte auch nicht, dass sie davonkamen. Nun wollte sie Rache. W?hrend die drei Jungs dastanden und schockiert starrten, griff Scarlet an. Alles ging so schnell, dass sie es kaum verarbeiten konnte. Ihre Reflexe waren so viel schneller als die der Jungs, als w?rden sie sich in Zeitlupe bewegen. Scarlet sprang in die Luft, h?her als je zuvor, und trat den Jungen in der Mitte mit beiden F??en in die Brust. Er flog r?cklings wie eine Kanonenkugel durch die Gasse, bis er in die Mauer krachte und zusammenbrach. Bevor die anderen beiden noch reagieren konnten, wirbelte sie herum und schlug einem von ihnen den Ellbogen ins Gesicht, dann trat sie dem anderen in die Magengrube. Beide gingen bewusstlos zu Boden. Scarlet stand mit Ruth da und atmete schwer. Sie blickte sich um und sah alle f?nf Jungs um sie herum ausgestreckt liegen und sich nicht bewegen. Und dann erkannte sie: sie war der Sieger. Sie war nicht l?nger die Scarlet, die sie einst gekannt hatte. * Scarlet streunte stundenlang durch die Gassen, Ruth an ihrer Seite, und brachte so viel Abstand wie sie nur konnte zwischen sich und diese Jungs. Sie bog in eine Gasse nach der anderen in der Hitze, verlief sich im Labyrinth der schmalen Seitengassen in der Altstadt von Jerusalem. Die Mittagssonne brannte auf sie herunter, und sie f?hlte sich langsam schwindelig davon; sie f?hlte sich auch schwindelig vom Mangel an Nahrung und Wasser. Sie konnte Ruth neben sich schwer hecheln h?ren, w?hrend sie sich durch die Menge schl?ngelten, und sie konnte sehen, dass auch sie litt. Ein Kind kam an Ruth vorbei und packte sie am R?cken, zerrte spielerisch an ihr, aber zu fest. Ruth drehte sich herum und schnappte nach ihm, knurrte und fletschte die Z?hne. Das Kind schrie, fing zu weinen an und rannte davon. Es sah Ruth nicht ?hnlich, sich so zu verhalten; normalerweise war sie so duldsam. Doch es schien, als w?rden die Hitze und der Hunger auch ihr zusetzen. Sie spiegelte auch Scarlets eigene Wut und ihren Frust wieder. So sehr sie sich bem?hte, wusste Scarlet nicht, wie sie ihre restlichen Wutgef?hle abschalten sollte. Es war, als w?re etwas in ihr entfesselt worden, und sie konnte es nicht wieder z?geln. Sie sp?rte ihre Adern pochen, die Wut pulsieren, und als sie an einem H?ndler nach dem anderen vorbeikam, die alle Arten von Speisen anboten, die sie und Ruth sich nicht leisten konnten, wurde ihr Zorn nur noch gr??er. Ihr wurde auch langsam klar, dass das, was sie durchmachte, ihre intensiven Hungerschmerzen, keine gew?hnlichen Hungergef?hle waren. Es war etwas anderes, erkannte sie. Etwas Tieferes, Primitiveres. Sie wollte nicht einfach Nahrung. Sie wollte Blut. Sie hatte den Drang, zu trinken. Scarlet wusste nicht, was mit ihr passierte, und sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte. Sie konnte einen Brocken Fleisch riechen und dr?ckte sich durch die Menge, direkt darauf zu, und starrte es an. Ruth dr?ngte sich neben sie. Scarlet dr?ngelte sich einen Weg bis ganz nach vorne, und dabei schubste ein missbilligender Mann in der Menge sie zur?ck. „He M?dchen, pass auf, wo du hintrittst!“, schnappte er. Ohne ?berhaupt nachzudenken drehte Scarlet sich herum und schubste den Mann. Er war mehr als doppelt so gro? wie sie, doch er flog nach hinten und warf mehrere Obstst?nde um, w?hrend er zu Boden fiel. Er rappelte sich schockiert wieder auf, blickte Scarlet an und versuchte, dahinterzukommen, wie ein so kleines M?dchen ihn so ?berw?ltigen konnte. Dann, mit einem ?ngstlichen Blick, war er weise genug, sich abzuwenden und davonzueilen. Der Verk?ufer blickte grimmig zu Scarlet hinunter, nichts Gutes ahnend. „Du willst Fleisch?“, schnappte er. „Hast du das Geld, daf?r zu bezahlen?“ Aber Ruth konnte sich nicht l?nger zusammenrei?en. Sie sprang vor, grub ihre Z?hne in den riesigen Fleischbrocken, riss ein St?ck heraus und verschlang es. Bevor noch irgendjemand reagieren konnte, sprang sie noch einmal vor und schnappte nach einem weiteren Bissen. Diesmal schlug der H?ndler mit seiner Hand zu, so fest er konnte, auf Ruths Nase zielend. Doch Scarlet sp?rte es kommen. Tats?chlich passierte etwas Neues mit ihrem Gef?hl f?r Geschwindigkeit und Zeit. Als die Hand des H?ndlers langsam herunterfuhr, schoss Scarlets Hand von selbst hoch, beinahe ohne ihr Zutun, und packte das Handgelenk des H?ndlers, knapp bevor er Ruth traf. Der H?ndler blickte auf Scarlet hinunter, mit weit aufgerissenen Augen, schockiert, dass ein so kleines M?dchen so fest zupacken konnte. Scarlet dr?ckte das Handgelenk des Mannes zusammen, fester und fester, bis sein ganzer Arm zu zittern begann. Sie blickte grimmig zu ihm hoch, unf?hig, ihre Wut unter Kontrolle zu halten. „Fass ja nicht meinen Wolf an“, fauchte Scarlet dem Mann entgegen. „Es…tut mir leid“, sagte der Mann, sein Arm vor Schmerzen zitternd, seine Augen weit vor Schreck. Endlich lockerte Scarlet ihren Griff und eilte vom Stand davon, Ruth an ihrer Seite. W?hrend sie sich beeilte, so weit wie m?glich weg zu kommen, h?rte sie ein Pfeifen hinter sich, dann hektische Rufe nach der Wache. „Weg hier, Ruth!“, sagte Scarlet, und die beiden eilten die Gasse hinunter davon und verloren sich in der Menge. Zumindest hatte Ruth nun gefressen. Doch Scarlets eigener Hunger war ?berw?ltigend, und sie wusste nicht, ob sie ihn noch viel l?nger in Zaum halten konnte. Sie wusste nicht, was mit ihr passierte, doch als sie eine Stra?e nach der anderen hinunterliefen, stellte sie fest, dass sie die H?lse der Menschen untersuchte. Sie fokussierte auf ihre Adern, sah ihr Blut pulsieren. Sie ertappte sich dabei, wie sie sich die Lippen leckte und den Wunsch—den Drang—versp?rte, ihre Z?hne hineinzubohren. Sie dachte mit Begierde daran, ihr Blut zu trinken, und ertappte sich dabei, sich auszumalen, wie es sich anf?hlen w?rde, wenn das Blut ihre Kehle hinunterrann. Sie konnte es nicht verstehen. War sie ?berhaupt noch menschlich? Verwandelte sie sich in ein wildes Tier? Scarlet wollte niemandem wehtun. Im Kopf versuchte sie, sich zur?ckzuhalten. Doch im K?rper wurde sie von etwas ?berw?ltigt. Es stieg aus ihren Zehenspitzen hoch, in ihre Beine, durch ihren Oberk?rper bis an ihren Scheitel und in die Fingerspitzen. Es war ein Verlangen. Ein unaufhaltsames, unstillbares Verlangen. Es ?bernahm ihre Gedanken, sagte ihr, was sie denken sollte, wie sie handeln sollte. Pl?tzlich entdeckte Scarlet etwas: in der Ferne, irgendwo hinter ihr, jagte ein Trupp r?mischer Soldaten hinter ihr her. Ihr neues, hochempfindliches Geh?r warnte sie durch den Laut ihrer Sandalen, die ?ber den Steinboden klapperten. Sie wusste Bescheid, obwohl sie noch mehrere H?userblocks entfernt waren. Das Ger?usch der Sandalen auf dem Stein reizte sie nur noch mehr; die Laute mischten sich in ihrem Kopf mit den Rufen der H?ndler, den lachenden Kindern, den bellenden Hunden… Es wurde ihr alles zu viel. Ihr Geh?rsinn wurde zu intensiv, und sie war zu genervt von all dem L?rm. Auch die Sonne f?hlte sich kr?ftiger an, als w?rde sie nur auf sie hinunterbrennen. Es war alles zu viel. Sie f?hlte sich, als st?nde sie unter dem Mikroskop der Welt und w?rde gleich explodieren. Pl?tzlich lehnte sich Scarlet zur?ck, vor Wut ?berschwappend, und sp?rte etwas Neues mit ihren Z?hnen geschehen. Sie sp?rte, wie ihre beiden Schneidez?hne sich ausdehnten, sp?rte lange, scharfe Hauer hervorwachsen und aus ihnen hervorstehen. Sie wusste kaum, was das Gef?hl war, doch sie wusste, dass sie sich verwandelte, in etwas, das sie kaum wiedererkennen oder kontrollieren konnte. Pl?tzlich entdeckte sie einen gro?en, fetten, betrunkenen Mann durch die Gasse stolpern. Scarlet wusste, dass sie entweder trinken musste, oder selbst sterben. Und etwas in ihr wollte ?berleben. Scarlet h?rte sich fauchen und war schockiert. Der Laut, so urgewaltig, erschreckte selbst sie. Sie f?hlte sich, als w?re sie au?erhalb ihres K?rpers, als sie hochsprang und durch die Luft direkt auf den Mann zusprang. Sie sah wie in Zeitlupe zu, wie er sich ihr zu drehte, die Augen vor Angst weit aufgerissen. Sie sp?rte, wie sich ihre beiden Vorderz?hne in sein Fleisch bohrten, in die Adern an seinem Hals. Und einen Augenblick sp?ter sp?rte sie sein hei?es Blut in ihre Kehle rinnen, ihre Adern f?llen. Sie h?rte den Mann schreien, f?r nur einen Moment. Denn eine Sekunde sp?ter lag er zusammengebrochen am Boden, und sie war auf ihm und saugte all sein Blut aus ihm. Langsam sp?rte sie ein neues Leben, eine neuer Energie, ihren K?rper durchdringen. Sie wollte zu trinken aufh?ren, diesen Mann am Leben lassen. Doch das konnte sie nicht. Sie brauchte das. Sie musste ?berleben. Sie musste trinken. KAPITEL SECHS Sam rannte durch die Gassen von Jerusalem, fauchend, rot vor Zorn. Er wollte zerst?ren, alles in Sicht zerfetzen. Als er an einer Reihe H?ndler vorbeilief, streckte er die Hand aus und streifte ihre Buden, und sie fielen um wie Dominosteine. Er rempelte Leute absichtlich an, so fest er konnte, und warf sie in alle Richtungen um. Er war wie eine Abrissbirne, au?er Kontrolle, warf sich durch die Gasse und schmiss alles um, was ihm im Weg war. Chaos folgte; Schreie erhoben sich. Menschen fingen an, ihn zu bemerken, und sie fl?chteten oder sprangen ihm aus dem Weg. Er war wie ein G?terzug der Zerst?rung. Die Sonne machte ihn wahnsinnig. Sie brannte auf seinen Kopf herunter, als w?re sie etwas Lebendiges, und erf?llte ihn mit immer mehr Rage. Er hatte bis zu diesem Zeitpunkt nicht gewusst, was wahre Rage war. Nichts schien ihn zufriedenzustellen. Er sah einen gro?en, schlanken Mann und warf sich auf ihn, ihm die Z?hne in den Hals bohrend. Dies alles geschah innerhalb eines Sekundenbruchteils; er saugte ihm das Blut aus und eilte dann weiter, seine Z?hne in einen weiteren Hals bohrend. Er zog von einer Person zur n?chsten, versenkte seine Z?hne und saugte ihr Blut. Er bewegte sich so schnell, dass niemandem Zeit blieb, zu reagieren. Sie sackten alle zu Boden, einer nach dem anderen, und er hinterlie? einen Pfad von ihnen. Er befand sich in einem Fressrausch, und er konnte sp?ren, wie sein K?rper von ihrem Blut anschwoll. Und es war noch nicht genug. Die Sonne brachte ihn an den Rand des Wahnsinns. Er brauchte Schatten, und zwar schnell. Er entdeckte ein gro?es Geb?ude in der Ferne, ein offiziell wirkender, kunstvoll gestalteter Palast aus Kalkstein mit S?ulen und riesigen gew?lbten Toren. Ohne nachzudenken platzte er ?ber den Vorhof und st?rmte darauf zu, und trat das Tor auf. Es war k?hler hier drin, und endlich konnte Sam wieder atmen. Alleine die Sonne von seinem Kopf zu bekommen machte einen Unterschied. Er konnte seine Augen ?ffnen, und langsam passten sie sich an. Sam entgegen starrten die verbl?fften Gesichter von dutzenden Menschen. Die meisten von ihnen sa?en in kleinen Becken, einzelnen Badewannen, w?hrend andere herumspazierten, barfu? auf dem Steinboden. Sie waren alle nackt. Und da erkannte Sam: er befand sich in einem Badehaus. Einem r?mischen Badehaus. Die Decken waren hoch und gew?lbt, Licht einlassend, und der Raum war von gro?en, gew?lbten S?ulen durchzogen. Der Boden war aus gl?nzendem Marmor, und kleine Becken f?llten den weiten Raum. Leute lagen faul herum, sichtlich entspannend. Das hei?t, bis sie ihn sahen. Sie setzten sich hastig auf, und ihre Mienen wurden ?ngstlich. Sam hasste den Anblick dieser Menschen—dieser faulen, reichen Leute, die herumgammelten, als h?tten sie keine Sorgen auf der Welt. Er w?rde sie alle bezahlen lassen. Er warf den Kopf in den Nacken und br?llte. Der Gro?teil der Menge war klug genug, sich davonzumachen, zu ihren Handt?chern und Roben zu eilen und so schnell wie m?glich hier raus zu kommen. Doch sie hatten nicht den Hauch einer Chance. Sam warf sich nach vorne, sprang die N?heste von ihnen an und versenkte seine Z?hne in ihrem Hals. Er saugte ihr das Blut aus und sie brach auf dem Boden zusammen und kullerte in eine Badewanne, die sich rot f?rbte. Er tat dies wieder und wieder, von einem Opfer zum n?chsten springend, M?nner wie Frauen. Schon bald war das Badehaus mit Leichen gef?llt, ?berall schwammen Tote, all die Becken waren rot gef?rbt. Pl?tzlich krachte es am Tor, und Sam wirbelte herum, um zu sehen, was es war. Der Eingang war voll mit dutzenden r?mischen Soldaten. Sie trugen offizielle Uniformen—kurze Tuniken, R?mersandalen, federbesetzte Helme—und f?hrten Schilde und Kurzschwerter. Einige weitere f?hrten Pfeil und Bogen. Sie legten an und zielten auf Sam. „Bleib, wo du bist!“, schrie der Anf?hrer. Sam fauchte und drehte sich herum, richtete sich zu seiner vollen Gr??e auf und fing an, auf sie zuzumarschieren. Die Sch?sse kamen. Dutzende Pfeile schossen durch die Luft, direkt auf ihn zu. Sam konnte sie in Zeitlupe glitzernd sehen, ihre silbernen Spitzen direkt auf ihn zu. Doch er war schneller als sogar ihre Pfeile. Bevor sie ihn erreichen konnten, war er bereits hoch in die Luft gesprungen und machten einen Salto ?ber sie alle hinweg. Mit Leichtigkeit durchquerte er den gesamten Raum—f?nfzehn Meter—bevor die Bogensch?tzen auch nur ihre H?nde locker lie?en. Sam kam mit den F??en voran heruntergeschossen und trat den Mittleren von ihnen mit solcher Kraft in die Brust, dass er die gesamte Gruppe umstie? wie eine Reihe Dominosteine. Ein Dutzend Soldaten gingen zu Boden. Bevor die anderen reagieren konnten, hatte sich Sam zwei Schwerter aus den H?nden der Soldaten geschnappt. Er wirbelte und schnitt in alle Richtungen. Sein Ziel war perfekt. Er schnitt einen Kopf nach dem anderen ab, dann drehte er sich herum und durchstie? den ?berlebenden das Herz. Er schnitt sich durch die Menge wie durch Butter. In wenigen Sekunden waren dutzende Soldaten leblos zu Boden gesackt. Sam fiel auf die Knie und bohrte jedem von ihnen seine Z?hne ins Herz, trank und trank. Er kniete auf allen Vieren, vorn?bergebeugt wie ein Tier, schlemmte ihr Blut, immer noch im Versuch, seine Rage zu erf?llen, die grenzenlos war. Dann war Sam fertig, aber immer noch nicht zufrieden. Er f?hlte sich, als m?sste er ganze Armeen bek?mpfen, Massen der Menschheit auf einmal t?ten. Er w?rde wochenlang schlemmen m?ssen. Und selbst dann w?rde es nicht genug sein. „SAMSON!“, kreischte eine fremde Frauenstimme. Sam blieb wie angewurzelt stehen. Es war eine Stimme, die er schon jahrhundertelang nicht mehr geh?rt hatte. Es war eine Stimme, die er beinahe vergessen hatte, eine, von der er nie gedacht hatte, dass er sie je wieder h?ren w?rde. Nur eine Person auf dieser Welt hatte ihn je Samson genannt. Es war die Stimme seiner Sch?pferin. Da ?ber ihm, auf ihn hinabblickend, ein L?cheln auf ihrem wundersch?nen Gesicht, stand Sams erste wahre Liebe. Da stand Samantha. KAPITEL SIEBEN Caitlin und Caleb flogen gemeinsam durch den klaren blauen W?stenhimmel, nordw?rts ?ber das Land Israel, auf das Meer zu. Unter ihnen breitete sich die Landschaft aus, und Caitlin beobachtete, wie sich das Gel?nde unter ihnen ver?nderte, je weiter sie flogen. Da waren riesige Flecken W?ste, weit ausladende Gebiete von sonnengetrocknetem Lehm, gespickt mit Steinen, Felsbrocken, Bergen und H?hlen. Es gab kaum Menschen, abgesehen von dem gelegentlichen Schafhirten, von Kopf bis Fu? in Wei? gekleidet, eine Kapuze ?ber dem Kopf, um ihn vor der Sonne zu sch?tzen, seine Herde nicht weit hinter ihm folgend. Doch je weiter sie nordw?rts flogen, um so mehr ?nderte sich das Terrain. Die W?ste wich sanften H?geln, und auch die Farben ?nderten sich, von trockenem, staubigem Braun zu ?ppigem Gr?n. Olivenhaine und Weing?rten spickten die Landschaft. Doch immer noch waren nur wenige Menschen zu sehen. Caitlin dachte ?ber ihre Entdeckung in Nazareth nach. In diesem Brunnen hatte sie zu ihrem Schock einen kleinen, wertvollen Gegenstand gefunden, den sie nun in ihrer Hand festklammerte: einen goldenen Davidstern von der Gr??e ihrer Handfl?che. Quer dar?ber war in kleiner, altert?mlicher Schrift ein einzelnes Wort graviert: Kapernaum. Es war f?r sie beide klar gewesen, dass dies eine Botschaft war, um ihnen zu sagen, wohin sie als N?chstes gehen mussten. Aber warum Kapernaum?, fragte sich Caitlin. Sie wusste von Caleb, dass Jesus dort einige Zeit verbracht hatte. Hie? das, er w?rde sie dort erwarten? Und w?rde auch ihr Vater dort sein? Und, wie sie zu hoffen wagte, Scarlet? Caitlin durchsuchte die Landschaft unter sich. Sie war erstaunt, wie unterbev?lkert Israel zu dieser Zeit war. Sie war ?berrascht, wenn sie gelegentlich ?ber ein Haus flog, da die Wohnst?tten so sp?rlich ges?t waren. Dies war immer noch ein l?ndliches, leeres Land. Die einzigen St?dte, die sie gesehen hatte, waren eher Ortschaften, und selbst diese waren primitiv, fast alle Geb?ude schlicht ebenerdig oder mit einem Stockwerk, und aus Stein erbaut. Sie hatte keine nennenswerten befestigten Stra?en gesehen. Als sie flogen, schwang sich Caleb zu ihr und griff nach ihrer Hand. Es f?hlte sich gut an, ihn zu sp?ren. Sie musste sich fragen, zum millionsten Mal, warum sie hier und jetzt gelandet waren. So weit zur?ck. So weit weg. So anders als Schottland, als alles, was sie kannte. Sie sp?rte tief im Inneren, dass dies die Endstation ihrer Reise war. Hier. Israel. Es war ein so m?chtiger Ort zu jener Zeit, dass sie die Energie von allem ausstrahlen sp?ren konnte. Alles f?hlte sich f?r sie spirituell geladen an, als w?rde sie in einem enormen Energiefeld wandeln und leben und atmen. Sie wusste, dass ihr etwas Bedeutsames bevorstand. Doch sie wusste nicht, was. War ihr Vater wirklich hier? W?rde sie ihn jemals finden? Es war so frustrierend f?r sie. Sie hatte alle vier Schl?ssel. Er sollte hier sein, dachte sie, und auf sie warten. Warum musste sie immer noch so weitersuchen? Noch dr?ngender waren ihre Gedanken an Scarlet. Sie blickte auf jeden Ort hinunter, den sie passierten, und suchte nach einem Anzeichen von ihr, von Ruth. Einen Moment lang fragte sie sich, ob sie es vielleicht nicht geschafft hatte—doch rasch schob sie diese Gedanken beiseite und weigerte sich, zuzulassen, dass sie so negativ dachte. Sie konnte den Gedanken an ein Leben ohne Scarlet nicht ertragen. Sollte sich herausstellen, dass Scarlet tats?chlich fort war, wusste sie nicht, ob sie die Kraft haben w?rde, weiterzumachen. Caitlin sp?rte den Davidstern in ihrer Hand brennen und dachte erneut dar?ber nach, wohin sie wohl unterwegs waren. Sie w?nschte, sie w?sste mehr ?ber das Leben Jesu; sie w?nschte, sie h?tte die Bibel als Kind aufmerksamer gelesen. Sie versuchte, sich zu erinnern, doch sie wusste wirklich nur die Grundlagen: Jesus hatte an vier Orten gelebt: Bethlehem, Nazareth, Kapernaum und Jerusalem. Sie hatten Nazareth gerade hinter sich gelassen und waren nun auf dem Weg nach Kapernaum. Sie fragte sich, ob sie auf einer Schnitzeljagd waren, seinen Fu?stapfen folgend, ob er vielleicht einen Hinweis f?r sie bereithielt, oder ob einer seiner Anh?nger einen Hinweis darauf hatte, wo ihr Vater war, oder das Schild. Sie fragte sich wieder einmal, wie alles zusammenh?ngen konnte. Sie dachte an all die Kirchen und Kl?ster, die sie durch die Jahrhunderte besucht hatte, und sp?rte, dass da ein Zusammenhang bestand. Doch sie war nicht sicher, was es war. Das Einzige, was sie ?ber Kapernaum sicher wusste, war, dass es ein kleines, bescheidenes Fischerd?rfchen in Galil?a war, an der Nordwestk?ste von Israel. Doch sie hatten schon seit Stunden keine St?dte mehr passiert—tats?chlich war kaum ?berhaupt eine Menschenseele in Sicht gewesen—und sie hatte keine Spur von Wasser gesehen—noch viel weniger von einem Meer. Dann, gerade als sie das dachte, flogen sie ?ber einen Berggipfel hinweg, und als sie ihn ?berquert hatten, breitete sich die andere Seite des Tals vor ihr aus. Es raubte ihr den Atem. Da, sich endlos erstreckend, war ein schimmernder Ozean. Es war ein tieferes Blau, als sie je gesehen hatte, und es glitzerte geradezu in der Sonne, wie eine Schatzkiste. Daran angrenzend war ein prachtvoller Strand wei?en Sandes, und die Wellen rauschten dar?ber, so weit das Auge reichte. Caitlin versp?rte aufgeregte Spannung. Sie waren in die richtige Richtung unterwegs; solange sie sich am Ufer hielten, w?rden sie nach Kapernaum gelangen. „Da“, kam Calebs Stimme. Sie folgte seinem Finger, kniff die Augen zusammen und blickte auf den Horizont hinaus, und konnte es gerade so erkennen: in der Ferne lag ein kleines Dorf. Es war kaum eine Stadt, kaum ?berhaupt eine Ortschaft. Da waren vielleicht zwei Dutzend H?user und ein gr??eres Geb?ude in die K?ste eingebettet. Als sie n?herkamen, kniff Caitlin die Augen zusammen, betrachtete es n?her, doch konnte kaum jemanden sehen: nur ein paar wenige Dorfbewohner waren auf den Stra?en unterwegs. Sie fragte sich, ob das an der Mittagssonne lag oder daran, dass es unbewohnt war. Caitlin hielt Ausschau nach einem Anzeichen von Jesus selbst, doch sah nichts. Wichtiger noch, sie sp?rte nichts. Wenn es wahr war, was Caleb gesagt hatte, w?rde sie seine Energie von Weitem sp?ren k?nnen. Doch sie sp?rte keine ungew?hnliche Energie. Wieder einmal fragte sie sich, ob sie im richtigen Hier und Jetzt waren. Vielleicht hatte dieser Mann unrecht gehabt: vielleicht war Jesus vor Jahren schon verstorben. Oder vielleicht war er noch nicht einmal geboren. Pl?tzlich schwang Caleb sich abw?rts, auf das Dorf zu, und Caitlin folgte. Sie fanden eine unauff?llige Stelle zum Landen, au?erhalb der Stadtmauer, in einem Hain von Olivenb?umen. Dann schritten sie durch das Stadttor. Sie gingen durch das kleine, staubige Dorf, und es war hei?; alles briet in der Sonne. Die wenigen herumschlendernden Bewohner schienen sie kaum zu bemerken; sie waren anscheinend nur darauf aus, Schatten zu finden und sich Luft zuzuf?cheln. Eine alte Dame trat an den Dorfbrunnen, hob einen gro?en Sch?pfl?ffel hoch und trank, dann wischte sie sich den Schwei? von der Stirn. Wie sie so die kleinen Stra?en durchquerten, wirkte der Ort vollst?ndig verlassen. Caitlin hielt nach irgendeinem Anzeichen Ausschau, irgendetwas, das sie zu einem Hinweis f?hren konnte, einer Spur von Jesus, oder ihrem Vater, oder dem Schild, oder Scarlet—doch sie fand nichts. Sie wandte sich an Caleb. „Was nun?“, fragte sie. Caleb blickte ahnungslos zur?ck. Er schien genauso ratlos zu sein wie sie. Caitlin drehte sich herum, betrachtete die Dorfmauern, die bescheidene Bauweise, und wie sie so durch den Ort blickte, bemerkte sie einen schmalen, ausgetretenen Pfad, der zum Meer f?hrte. Als sie den Pfad hinunterblickte, durch ein Stadttor hinaus, sah sie in der Ferne das Schimmern des Ozeans. Sie stupste Caleb an, und auch er sah es und folgte ihr, als sie die Stadt verlie? und auf das Ufer zuwanderte. Als sie sich der K?ste n?herten, sah Caitlin drei kleine, bunte Fischerboote, wettergegerbt, halb gestrandet im Sand, in den Wellen schaukeln. In einem sa? ein Fischer, und neben den anderen beiden, kn?cheltief im Ozean, standen zwei weitere Fischer. Es waren ?ltere Herren mit grauem Haar und dazu passenden B?rten, und Gesichtern, die ebenso wettergegerbt waren wie ihre Boote, sonnengebr?unt, mit tiefen Falten. Sie trugen wei?e Roben und wei?e Kapuzen zum Schutz vor der Sonne. Caitlin sah zu, wie zwei von ihnen ein Netz einholten und es langsam durch die Wellen zogen. Sie zerrten daran, k?mpften mit den Wellen, und ein kleiner Junge sprang aus einem der Boote und rannte zum Netz, um ihnen zu helfen, es einzuholen. Als es das Ufer erreichte, sah Caitlin, dass sie dutzende Fische gefangen hatten, die zappelten und sprangen. Der Junge quietschte vor Freude, w?hrend die alten M?nner unber?hrt schienen. Caitlin und Caleb hatten sich ihnen so leise gen?hert—besonders mit dem Wellenrauschen im Hintergrund—dass sie sie immer noch nicht bemerkt hatten. Caitlin r?usperte sich, um sie nicht zu erschrecken. Sie alle wirbelten zu ihr herum, und sie konnte sehen, wie ?berrascht sie waren. Sie konnte es ihnen nicht verdenken: sie mussten ein schockierender Anblick sein, sie beide, von Kopf bis Fu? in Schwarz gekleidet, in moderner Kampfmontur in Leder. Sie mussten ausgesehen haben, als w?ren sie direkt vom Himmel gefallen. „Es tut uns leid, Sie zu st?ren“, fing Caitlin an, „aber sind wir in Kapernaum?“, fragte sie den, der ihr am N?chsten stand. Er blickte von ihr au Caleb, dann zur?ck zu ihr. Langsam nickte er zur Antwort. „Wir suchen jemanden“, fuhr Caitlin fort. „Und wer soll das sein?“, fragte der andere Fischer. Caitlin war kurz davor, „meinen Vater“ zu sagen, doch sie hielt sich zur?ck, da sie erkannte, dass das nutzlos sein w?rde. Wie sollte sie ihn schon beschreiben? Sie wusste nicht einmal, wer er war oder wie er aussah. Also nannte sie stattdessen die einzige Person, die ihr einfiel, die sie erkennen k?nnten: „Jesus.“ Sie rechnete fast damit, dass sie sie verspotten w?rden, sie auslachen, sie ansehen, als w?re sie verr?ckt—oder dass sie keine Ahnung haben w?rden, wer Jesus war. Doch zu ihrer ?berraschung schienen sie von ihrer Frage nicht ?berrascht; sie nahmen sie ernst. „Er ist vor zwei Wochen abgereist“, sagte einer von ihnen. Caitlins Herz setzte kurz aus. Also. Es stimmte. Er lebte tats?chlich. Sie waren tats?chlich in seiner Zeit. Und er war wirklich hier gewesen, in diesem Dorf. „Und alle seine Anh?nger mit ihm“, sagte der andere. „Nur die alten Leute wie wir und die Kinder blieben zur?ck.“ „Also ist er echt?“, fragte Caitlin schockiert. Sie konnte es immer noch kaum glauben; es war fast zu viel, um es zu erfassen. Der Junge trat nahe an Caitlin heran. „Er hat die Hand meines Opas wieder gut gemacht“, sagte der Junge. „Schau nur. Er hatte Lepra. Jetzt ist er gesund. Zeig es ihr, Opa“, sagte der Junge. Der alte Mann drehte sich langsam herum und zog den ?rmel zur?ck. Seine Hand sah v?llig normal aus. Genauer gesagt, als Caitlin genau hinsah, wirkte es, als w?rde eine Hand deutlich j?nger aussehen als die andere. Es war unheimlich. Er hatte die Hand eines 18j?hrigen. Rosig und gesund—als h?tte man ihm eine neue Hand gegeben. Caitlin konnte es nicht glauben. Jesus war echt. Er konnte wirklich Leute heilen. Die Hand dieses Mannes anzusehen, der einst ein Leprakranker war, sie v?llig geheilt zu sehen, jagte ihr einen Schauer ?ber den R?cken. Es machte alles real. Zum ersten Mal hatte sie Hoffnung, dass sie ihn wirklich finden w?rde, und wirklich ihren Vater finden k?nnte, und das Schild. Und dass sie sie zu Scarlet f?hren konnten. „Wisst ihr, wohin er gegangen ist?“, fragte Caleb. „Jerusalem, soweit wir geh?rt haben“, rief einer der anderen Fischer ?ber das Rauschen der Wellen hinweg. Jerusalem, dachte Caitlin. Es f?hlte sich so weit weg an. Sie waren den ganzen Weg hierher nach Kapernaum geflogen. Und nun schien es, als w?re das v?llig sinnlos gewesen. Nach all dem w?rden sie umkehren und mit leeren H?nden davonziehen m?ssen. Doch sie konnte den Davidstern in ihrer Hand brennen sp?ren, und sie war sich sicher, dass es einen Grund geben musste, warum sie nach Kapernaum geschickt worden waren. Sie hatte das Gef?hl, dass da noch mehr war, was sie finden mussten. „Einer seiner Apostel ist noch hier“, sagte ein Fischer. „Paulus. Ihn k?nnt ihr fragen. Es kann sein, dass er genau wei?, wohin sie unterwegs sind.“ „Wo ist er?“, fragte Caitlin. „Da, wo sie sich alle aufgehalten haben. In der alten Synagoge“, sagte der Mann. Er deutete mit dem Daumen ?ber seine Schulter hinweg. Caitlin blickte ?ber ihre Schulter und sah auf einem H?gel, den Ozean ?berblickend, einen wundersch?nen kleinen Tempel aus Kalkstein. Selbst in dieser Zeit sah er bereits uralt aus. Mit kunstvollen S?ulen verziert blickte er ?ber das Meer hinaus, mit direktem Ausblick auf die rauschenden Wellen. Selbst von hier konnte Caitlin sp?ren, dass es ein heiliger Ort war. „Es war die Synagoge von Jesus“, sagte einer der M?nner. „Dort verbrachte er all seine Zeit.“ „Danke“, sagte Caitlin und machte sich auf, auf sie zuzugehen. Als sie losging, streckte der Mann die Hand aus und packte sie mit seiner neuen, gesunden Hand am Arm. Caitlin blieb stehen und sah ihn an. Sie konnte die Energie sp?ren, die durch seine Hand in ihren Arm pulsierte. Es war anders als alles, was sie je gef?hlt hatte. Es war eine heilende, tr?stliche Energie. „Du bist nicht von hier, nicht wahr?“, fragte der Mann. Caitlin sp?rte ihn in ihre Augen blicken und konnte erkennen, dass er etwas ahnte. Ihr wurde klar, dass es sinnlos war, ihn anl?gen zu wollen. Langsam sch?ttelte sie den Kopf. „Nein, das bin ich nicht.“ Er starrte sie eine lange Zeit an, dann nickte er langsam, zufriedengestellt. „Du wirst ihn finden“, sagte er zu ihr. „Ich kann es sp?ren.“ * Caitlin und Caleb wanderten den Strand hinauf, neben ihnen das Wellenrauschen, der Geruch von Salz schwer in der Luft. Die k?hle Brise war erfrischen, besonders nach so viel Zeit in der W?stenhitze. Sie stiegen einen kleinen H?gel hinauf, auf dessen Kuppe die uralte Synagoge eingebettet war. Caitlin blickte auf, als sie sich n?herten: aus abgetragenem Kalkstein erbaut, schien es, als st?nde sie schon seit tausenden Jahren hier. Sie konnte die Energie sp?ren, die von dem Ort ausging; dies war ein heiliger Ort, das konnte sie jetzt schon feststellen. Sein gro?es gew?lbtes Tor stand offen und knarrte im Wind, von der Meeresbrise hin und her bewegt. Auf ihrem Weg den H?gel hinauf passierten sie kleine Gr?ppchen von Wildblumen, die scheinbar direkt aus dem Felsen heraus wuchsen, in einer Reihe bunter W?stenfarben. Es waren die sch?nsten Blumen, die Caitlin je gesehen hatte, so unerwartet, so unwahrscheinlich an diesem kargen Ort. Sie erreichten die H?gelkuppe und gingen direkt auf das Tor zu. Caitlin sp?rte den Davidstern in ihrer Tasche brennen und sie wusste, das war es. Sie blickte hoch und sah ?ber dem Torbogen, in den Stein eingebettet, einen riesigen goldenen Davidstern, von hebr?ischen Buchstaben umringt. Es war erstaunlich, dar?ber nachzudenken, dass sie kurz davor stand, einen Ort zu betreten, an dem Jesus so viel Zeit verbracht hatte. Irgendwie hatte sie erwartet, eine Kirche zu betreten—aber das ergab nat?rlich, wenn sie genauer nachdachte, keinen Sinn, da Kirchen nat?rlich nicht bis nach seinem Tod gebaut wurden. Es schien seltsam, sich Jesus in einer Synagoge vorzustellen—aber immerhin wusste sie, dass er Jude gewesen war, und ein Rabbi, also ergab es durchaus Sinn. Doch welche Relevanz hatte all das f?r die Suche nach ihrem Vater? Nach dem Schild? Sie f?hlte zunehmend, dass all dies verbunden war, all die Jahrhunderte und Zeiten und Orte, all das Suchen in den Klostern und Kirchen, all die Schl?ssel, all die Kreuze. Sie hatte das Gef?hl, dass es einen durchgehenden roten Faden gab, direkt vor ihren Augen. Und doch wusste sie nicht, was es war. Sichtlich gab es an dem, was sie finden musste, irgend ein heiliges, spirituelles Element. Was ihr auch seltsam erschien, denn immerhin war dies die Welt der Vampire. Doch dann wiederum, als sie so dar?ber nachdachte, wurde ihr klar, dass dies ebenso ein spiritueller Krieg war, zwischen ?bernat?rlichen Kr?ften von Gut und B?se, von jenen, die die menschliche Art besch?tzen wollten und jenen, die ihr schaden wollten. Und sichtlich w?rde was immer sie finden w?rde riesige Auswirkungen haben, nicht nur auf die Art der Vampire, sondern auch auf die Art der Menschen. Sie blickte auf die offenstehende T?re und fragte sich, ob sie einfach hineinspazieren sollten. „Hallo?“, rief Caitlin aus. Sie wartete einige Sekunden, ihre Stimme widerhallend. Keine Antwort. Sie sah Caleb an. Er nickte, und sie konnte sehen, dass auch er das Gef?hl hatte, sie w?ren am richtigen Ort. Sie legte ihre Hand auf die uralte Holzt?re und dr?ckte sanft dagegen. Sie ?ffnete sich knarrend, und sie betraten das verdunkelte Geb?ude. Es war k?hler hier drin, gesch?tzt von der Sonne, und Caitlin brauchte einen Moment, bis ihre Augen sich angepasst hatten. Langsam taten sie das, und sie betrachtete den Raum vor ihr. Er war prachtvoll, anders als alles, was sie je gesehen hatte. Er war nicht protzig wie so viele andere Kirchen, die sie gesehen hatte; es war vielmehr ein bescheidenes Geb?ude, aus Marmor und Kalkstein erbaut, verziert mit S?ulen und mit kunstvollen Schnitzereien an der Decke. Es gab keine Kirchenb?nke, keine Sitzpl?tze—nur einen gro?en offenen Raum. Am anderen Ende stand ein schlichter Altar—doch an Stelle eines dar?ber h?ngenden Kreuzes war da ein Davidstern. Dahinter stand ein kleiner goldener Schrank, in den Abbildungen von zwei gro?en Schriftrollen graviert waren. Nur ein paar wenige kleine gew?lbte Fenster durchbrachen die W?nde, und obwohl Sonnenlicht stellenweise hereinstr?mte, war es doch d?ster. Dieser Ort war so still, so ruhig. Caitlin konnte nur das ferne Rauschen der Wellen hinter sich h?ren. Caitlin und Caleb tauschten einen Blick aus, dann schritten sie langsam durch den Raum, dem Altar entgegen. Ihre Schritte schallten auf dem Marmor, und Caitlin wurde das Gef?hl nicht los, dass sie beobachtet wurden. Sie erreichten das Ende des Raumes und standen vor dem goldenen Schr?nkchen. Caitlin studierte die Diagramme, die in das Gold graviert waren: sie waren so detailreich, so komplex, dass sie sie an diese Kirche in Florenz erinnerten, den Duomo mit seinen goldenen Toren. Es schien, als h?tte auch hier jemand sein Leben damit verbracht, dies zu gravieren. Zus?tzlich zu den Abbildungen der Schriftrollen waren hebr?ische Buchstaben ?berall rundum eingebettet. Caitlin fragte sich, was sich darin befand. „Die Torah“, kam eine Stimme. Cailtin wirbelte herum, schockiert dar?ber, eine andere Stimme zu h?ren. Sie verstand nicht, wie irgendjemand so leise h?tte sein k?nnen, es schaffen konnte, von ihnen unentdeckt zu bleiben—und wie irgendjemand dar?berhinaus ihre Gedanken lesen konnte. Nur eine ?u?erst besondere Person konnte dies bewerkstelligen. Entweder ein Vampir, oder eine heilige Person, oder beides. Auf sie zu kam ein Mann in wei?er Robe und zur?ckgeschlagener Kapuze, mit langem, zerzaustem hellbraunem Haar und einem passenden Bart. Er hatte wundersch?ne blaue Augen und ein mitf?hlendes Gesicht, das von einem L?cheln erhellt wurde. Er wirkte alterslos, vielleicht Mitte 40, und kam mit einem leichten Hinken auf sie zu, einen Gehstock in der Hand. „Es sind die Schriftrollen des Alten Testaments. Die f?nf B?cher Mose. Das ist es, was hinter diesen goldenen T?ren liegt.“ Er kam weiter auf sie zu, bis er nur wenige Schritt entfernt war, dann blieb er vor Caitlin und Caleb stehen. Er starrte direkt auf sie, und Caitlin konnte die Intensit?t sp?ren, die von ihm ausging. Dies war sichtlich keine gew?hnliche Person. „Ich bin Paulus“, sagte er, ohne die Hand auszustrecken, die stattdessen auf seinem Gehstock ruhte. „Ich bin Caitlin, und dies ist mein Ehemann Caleb“, antwortete sie. Er l?chelte breit. „Ich wei?“, antwortete er. Caitlin kam sich dumm vor. Es war offensichtlich, dass dieser Mann, der so einfach ihre Gedanken lesen konnte, viel mehr ?ber sie wusste, als sie ?ber ihn. Es war ein unheimliches Gef?hl, dass all diese Leute, in all diesen Jahrhunderten und Orten, von ihr wussten, alle auf sie warteten. Es gab ihr noch st?rker das Gef?hl, einen Zweck zu haben, eine Mission. Doch es machte es umso frustrierender f?r sie, dass sie nicht wusste, was diese war, oder wohin sie als N?chstes gehen musste. Êîíåö îçíàêîìèòåëüíîãî ôðàãìåíòà. Òåêñò ïðåäîñòàâëåí ÎÎÎ «ËèòÐåñ». Ïðî÷èòàéòå ýòó êíèãó öåëèêîì, êóïèâ ïîëíóþ ëåãàëüíóþ âåðñèþ (https://www.litres.ru/pages/biblio_book/?art=43691823&lfrom=688855901) íà ËèòÐåñ. Áåçîïàñíî îïëàòèòü êíèãó ìîæíî áàíêîâñêîé êàðòîé Visa, MasterCard, Maestro, ñî ñ÷åòà ìîáèëüíîãî òåëåôîíà, ñ ïëàòåæíîãî òåðìèíàëà, â ñàëîíå ÌÒÑ èëè Ñâÿçíîé, ÷åðåç PayPal, WebMoney, ßíäåêñ.Äåíüãè, QIWI Êîøåëåê, áîíóñíûìè êàðòàìè èëè äðóãèì óäîáíûì Âàì ñïîñîáîì.
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