Êàê ÷àñòî ÿ âèæó êàðòèíêó òàêóþ Âîî÷èþ, èëè îíà òîëüêî ñíèòñÿ: Äâå äåâî÷êè-ãåéøè î ÷¸ì-òî òîëêóþò, Çàáûâ, ÷òî äàâíî èì ïîðà ðàñõîäèòüñÿ. Íà óëèöå ò¸ìíîé âñå äâåðè çàêðûòû. Ëåíèâîå ïëàìÿ â ôîíàðèêå ñîííîì… À äåâî÷êè-ãåéøè êàê áóäòî çàáûòû Äâóìÿ îãîíüêàìè â ïðîñòðàíñòâå áåçäîííîì. Íó ÷òî âàì íå ñïèòñÿ, ïðåêðàñíûå ãåéøè? Âåäü äàæå ñâåð÷êè íåóìîë÷íû

Verloren

Verloren Blake Pierce Ein Riley Paige Krimi #10 Ein Meisterwerk der Spannung! Die Autorin schafft es auf hervorragende Weise den Charakteren eine psychologische Seite zu geben, die so gut beschrieben ist, dass wir uns in ihre K?pfe versetzt f?hlen, ihren ?ngsten folgen und ?ber ihren Erfolg jubeln. Die Handlung ist sehr intelligent und wird Sie das ganze Buch hindurch unterhalten. Voller Wendungen wird Sie dieses Buch bis zur letzten Seite wach halten. Books and Movie Reviews, Roberto Mattos (zu Verschwunden) VERLOREN ist Band #10 in der Bestseller Riley Paige Krimi Serie, die mit dem #1 Bestseller VERSCHWUNDEN (Band #1) beginnt – einem kostenlosen Download mit ?ber 900 f?nf Sterne Bewertungen! Immer noch unter dem Einfluss von Bills PTBS und dem Tod ihrer ehemaligen Partnerin Lucy, gibt Riley ihr Bestes, um sich selbst unter Kontrolle zu halten und ihr Familienleben zu stabilisieren. Sie muss sich entscheiden, was sie mit Aprils Freund tun will, der sich von seinem gewaltt?tigen Vater erholt, und mit Blaine, der bereit ist, den n?chsten Schritt in ihrer Beziehung zu machen. Aber bevor sie eine L?sung finden kann, wird Riley zu einem neuen Fall gerufen. In einer idyllischen Vorstadt im Mittleren Westen gehen junge M?dchen verloren – und bisher ist schon eine als Leiche wieder aufgetaucht. Die Polizei steht vor einem R?tsel und Riley wird beauftragt, den M?rder zu finden, bevor ein neues M?dchen vermisst wird. Um die Dinge noch komplizierter zu machen, wird Riley ein neuer Partner zu geteilt, den sie nicht will – ihre Erzfeindin, Spezialagentin Roston – die sie in Shane Hatchers Fall befragt hatte. Schlimmer noch: Shane ist auf freiem Fu? und will Rache – und er hat Rileys Familie im Visier. Ein dunkler Psychothriller, der Herzklopfen bereitet. VERMISST ist Band #10 einer fesselnden neuen Serie – mit einem geliebten neuen Charakters – der Sie bis sp?t in die Nacht wach halten wird. Band #11 in der Riley Paige Serie ist bald erh?ltlich. VERLOREN (EIN RILEY PAIGE KRIMI – BAND #10) B L A K E P I E R C E Blake Pierce Blake Pierce ist die Autorin der Bestseller RILEY PAIGE Krimi Serie, die bisher acht B?cher umfasst. Blake Pierce ist au?erdem die Autorin der MACKENZIE WHITE Krimi Serie, bestehend aus bisher f?nf B?chern; von der AVERY BLACK Krimi Serie, bestehend aus bisher vier B?chern; und der neuen KERI LOCKE Krimi Serie. Blake Pierce ist eine begeisterte Leserin und schon ihr ganzes Leben lang ein Fan des Krimi und Thriller Genres. Blake liebt es von Ihnen zu h?ren, also besuchen Sie www.blakepierceauthor.com (http://www.blakepierceauthor.com) und bleiben Sie in Kontakt! Copyright © 2017 Blake Pierce Alle Rechte vorbehalten. Au?er durch eine Genehmigung nach dem U.S. Copyright Act von 1976, darf kein Teil dieses Buches ohne ausdr?ckliche Genehmigung der Autorin vervielf?ltigt, vertrieben oder in irgendeiner Form ?bermittelt, in Datenbanken oder Abfragesystemen gespeichert werden. Dieses E-Book ist nur f?r ihren pers?nlichen Gebrauch lizenziert. Es darf nicht weiterverkauft oder an Dritte weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit anderen teilen m?chten, erwerben Sie bitte f?r jeden Empf?nger eine zus?tzliche Kopie. Wenn Sie dieses Buch lesen, aber nicht gekauft haben, oder es nicht f?r Sie gekauft wurde, geben Sie es bitte zur?ck und erwerben Sie eine eigene Kopie. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit der Autorin respektieren. Dieses Buch ist eine fiktive Geschichte. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorf?lle sind von der Autorin frei erfunden oder werden fiktiv verwendet. ?hnlichkeiten mit echten Personen, lebendig oder verstorben, sind zuf?llig. Copyright Umschlagsbild GongTo, genutzt unter der Lizenz von Shutterstock.com B?CHER VON BLAKE PIERCE RILEY PAIGE KRIMI SERIE VERSCHWUNDEN (Band #1) GEFESSELT (Band #2) ERSEHNT (Band #3) GEK?DERT (Band #4) GEJAGT (Band #5) VERZEHRT (Band #6) VERLASSEN (Band #7) ERKALTET (Band #8) VERFOLGT (Band #9) VERLOREN (Band #10) BEGRABEN (Book #11) GEBUNDEN (Book #12) MACKENZIE WHITE KRIMI SERIE BEVOR ER T?TET (Band #1) BEVOR ER SIEHT (Band #2) BEVOR ER BEGEHRT (Band #3) BEVOR ER NIMMT (Band #4) BEVOR ER BRAUCHT (Band #5) BEVOR ER F?HLT (Band #6) AVERY BLACK KRIMI SERIE GRUND ZU T?TEN (Band #1) GRUND ZU FL?CHTEN (Band #2) GRUND ZU VERSTECKEN (Band #3) GRUND ZU F?RCHTEN (Band #4) GRUND ZU RETTEN (Band #5) KERI LOCKE KRIMI SERIE EINE SPUR VON TOD (Band #1) EINE SPUR VON MORD (Band #2) EINE SPUR VON LASTER (Band #3) EINE SPUR VON VERBRECHEN (Band #4) Inhalt PROLOG (#u858c259c-b193-5e6c-8386-a7ebd015af43) KAPITEL EINS (#ua2b283fd-fbed-5d04-a8a3-36dc0379a3c8) KAPITEL ZWEI (#u446ea8cd-f49d-5af6-954b-b25b7871449c) KAPITEL DREI (#u7aa08cc7-1b89-59d7-8161-f449269a5c4d) KAPITEL VIER (#u49629c0e-11a0-5992-93b2-98737accfde6) KAPITEL F?NF (#ud563342a-2fa3-51f5-b293-0f98802222e3) KAPITEL SECHS (#u29cc7f06-849c-5b4d-a3aa-2564032b3c16) KAPITEL SIEBEN (#ub6b8922d-ac76-52dd-8960-ec8ec05aa275) KAPITEL ACHT (#u89b16cb4-f043-55bb-b858-1051abbe5e8d) KAPITEL NEUN (#ubab88d91-6b25-5ef6-86e9-b5c43de71e74) KAPITEL ZEHN (#u71cdb50c-03d1-502c-b3b8-847ecd52d409) KAPITEL ELF (#u1c880cdd-cf2c-5856-8e3a-0db7c0a8e7e3) KAPITEL ZW?LF (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHSUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWEIUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHSUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBENUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDVIERZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWEIUNDVIERZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIUNDVIERZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERENDVIERZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFUNDVIERZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHSUNDVIERZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBENUNDVIERZIG (#litres_trial_promo) PROLOG Katy Philbin kicherte, als sie vorsichtig die Treppe hinunterstieg, H?r auf! ermahnte sie sich. Was war denn ?berhaupt so lustig? Was machte sie denn, dass sie wie ein kleines M?dchen kicherte, und nicht wie die Siebzehnj?hrige, die sie eigentlich war? Mehr als alles auf der Welt wollte sie sich wie eine ernstzunehmende Erwachsene verhalten. Immerhin behandelte Er sie wie eine Erwachsene. Den ganzen Abend ?ber hatte er mit ihr wie mit einer Erwachsenen gesprochen, so dass sie sich wie etwas Besonderes f?hlte. Er respektierte sie. Statt Katy hatte er sie sogar Katherine genannt. Sie mochte es sehr, wenn er sie Katherine nannte. Ebenso mochte sie die Erwachsenengetr?nke, die er ihr den Abend ?ber gemacht hatte—„Mai Tais” hatte er sie genannt, und sie waren so s??, dass sie den Alkohol kaum schmeckte. Jetzt konnte sie sich nicht einmal mehr daran erinnern, wie viele sie getrunken hatte. War sie etwa betrunken? Oh, das w?re furchtbar! dachte sie. Was w?rde er wohl von ihr denken, wenn sie nicht einmal ein paar kalte, so s?? schmeckende Drinks vertragen konnte? Sie f?hlte sich ziemlich beschwipst. Was wenn sie die Treppe runterfiel? Sie schaute auf ihre F??e, verwundert, warum sie sich nicht so bewegten, wie sie sollten. Und warum war das Licht hier so ged?mpft? Zu ihrer Besch?mung, konnte sie nicht einmal mehr genau sagen, warum sie hier auf dieser h?lzernen Treppe stand, die mit jedem Moment l?nger zu werden schien. „Wo gehen wir hin?”, fragte sie. Ihre Worte waren undeutlich und lallend, aber zumindest schaffte sie es, mit dem Kichern aufzuh?ren. „Ich sagte es bereits”, antwortete er. „Ich m?chte dir etwas zeigen.” Sie schaute sich nach ihm um. Er war irgendwo am Fu?e der Treppe, aber noch konnte sie ihn sehen. Eine vereinzelte Lampe warf einen sp?rlichen Lichtschein in eine weit entfernte Ecke. Das Licht aber gen?gte, sie daran zu erinnern, wo sie sich befand. „Oh, stimmt ja”, murmelte sie. „In deinem Keller.” „Geht es dir gut?” „Ja”, sagte sie, und versuchte sich davon zu ?berzeugen, dass es stimmte. „Ich bin gleich unten bei dir.” Sie zwang sich, ihren Fu? auf die n?chstniedrigere Stufe zu setzen. Sie h?rte ihn sagen, „Komm schon, Katy. Die Sache, die ich dir zeigen m?chte, ist hier dr?ben.” Benommen verstand sie … Er hat mich Katy genannt. Nachdem sie einen ganzen Abend lang Katherine gewesen war, f?hlte sie sich seltsam entt?uscht. „Ich brauche nur noch einen Monment”, sagte sie. Das Lallen wurde st?rker. Und aus irgendeinem Grund fand sie das furchtbar lustig. Sie h?rte ihn leise lachen. „Hast du eine gute Zeit, Katy?”, fragte er sie mit dieser angenehmen Stimme—einer Stimme, die sie immer gemocht hatte, und die ihr Vertrauen einfl??te. „Die Bessschte”, sagte sie und kicherte wieder. „Das freut mich.” Doch nun schien die Welt um sie herum zu schwanken. Sich an das Gel?nder klammernd, setze sie sich auf die Stufen. Er sprach erneut, und seine Stimme klang jetzt ungeduldig. „Beeil dich, M?dchen. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.” Katy zog sich hoch in den Stand und versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen. Sein Ton gefiel ihr jetzt gar nicht mehr. Doch konnte sie es ihm ver?beln, dass er ungeduldig wurde? Was war denn ?berhaupt mit ihr los? Warum schaffte sie es diese bl?den Treppenstufen nicht hinunter? Es fiel ihr zunehmend schwerer, sich darauf zu konzentrieren, wo sie war und was sie tat. Ihr Griff um das Gel?nder l?ste sich, und sie plumpste auf die Stufe. Sie fragte sich erneut—wie viele Drinks hatte sie ?berhaupt getrunken? Jetzt erinnerte sie sich. Zwei. Nur zwei! Nat?rlich hatte sie seit jener schrecklichen Nacht keinen Tropfen mehr anger?hrt … Bis heute. Aber doch blo? zwei Drinks. F?r einen Moment lang blieb ihr der Atem weg. Passiert es wieder? Sie ermahnte sich bestimmt, nicht albern zu sein. Sie war sicher und geborgen in der Gegenwart eines Mannes, dem sie ihr Leben lang vertraut hatte. Und sie benahm sich wie ein Idiot, und das war das Letzte, was sie wollte, insbesondere vor ihm, nachdem er so nett zu ihr gewesen war und ihr all diese Drinks angeboten hatte … Doch jetzt war alles nebelig, verschwommen und dunkel. Sie f?hlte, wie sich eine seltsame ?belkeit in ihren Eingeweiden wand. „Ich f?hle misch nicht sho gut,” sagte sie. Er antworte nicht, und sehen konnte sie ihn auch nicht. Sie konnte ?berhaupt nichts sehen. „Ich glaube am Beschten—gehe ich jetscht nach Hausche,” she said. Er sagte immer noch nichts. Blind streckte sie die Hand aus und grapschte in die Luft. „Hilf mir—von der Treppe—aufschustehen. Hilf mir die Treppe hochschulaufen.” Sie h?rte seine Schritte n?her kommen. Er wird mir helfen, dachte sie. Warum wurde dann diese schwindelerregende ?belkeit in ihr immer st?rker? „F-f-ahr mich nach hause”, sagte sie. „K?nntest Dschu das f?r mich tun? Bitte?” Seine Schritte h?rten auf. Sie konnte ihn sp?ren, wie er dort genau vor ihr stand, auch wenn sie ihn nicht sehen konnte. Aber warum sagte er denn nichts? Warum tat er nichts, um ihr zu helfen? Pl?tzlich verstand sie, was dieses beklemmende Gef?hl der ?belkeit in ihr wirklich war. Angst. Sie nahm ihren ganzen Willen zusammen, streckte die Hand aus, griff nach dem Gel?nder, und zog sich hoch auf die F??e. Ich muss hier weg, dachte sie. Doch sie konnte die Worte nicht aussprechen. Dann f?hlte Katy einen dumpfen Schlag auf ihren Kopf. Danach f?hlte sie gar nichts mehr. KAPITEL EINS Riley Paige k?mpfte mit den Tr?nen. Sie sa? in ihrem B?ro in Quantico und betrachte das Foto einer jungen Frau mit einem eingegipsten Kn?chel. Warum tue ich mir das an? fragte sie sich. Dabei gab es genug zu bedenken—insbesondere das BAU Meeting, das in wenigen Minuten beginnen sollte. Riley grauste es vor diesem Meeting, das durchaus ihre Karriere gef?hrden konnte. Trotz allem konnte Riley ihren Blick nicht von dem Bild auf ihrem Handy abwenden. Geschossen hatte sie das Foto von Lucy Vargas im vergangenen Herbst, genau hier vor den B?ros der Abteilung f?r Verhaltensanalyse, kurz BAU. Lucys Kn?chel befand sich in einem Gips, aber ihr L?cheln war einfach strahlend, ein umwerfender Kontrast zu ihrer glatten braunen Haut. Damals hatte Lucy sich erst k?rzlich bei der Arbeit an ihrem ersten gemeinsamen Fall mit Riley und ihrem Partner Bill Jeffreys verletzt. Doch Lucy hatte hervorragende Arbeit geleistet, und das wussten sowohl sie, als auch Riley und Bill. Deswegen hatte Lucy so breit gel?chelt. Rileys Hand mit dem Handy zitterte ein bisschen. Lucy war tot—niedergeschossen von einem gest?rten Heckensch?tzen. Lucy war in Rileys Armen gestorben. Doch Riley war sich bewusst, dass Lucys Tod nicht ihr Verschulden war. Sie w?nschte, Bill k?me f?r sich zu der gleichen Einsicht. Ihr Partner war momentan beurlaubt und in schlechter Verfassung. Riley erschauderte, als sie sich erinnerte, wie die Sache verlaufen war. Die Situation war un?bersichtlich gewesen, und statt auf den Heckensch?tzen zu schie?en, hatte Bill auf einen Unbeteiligten geschossen, der versucht hatte Lucy zu helfen. Gl?cklicherweise war der Mann nur leicht verletzt, und niemand gab Bill die Schuld an dem Geschehenen, am wenigsten von allen Riley. Riley hatte ihn noch nie so traumatisierte und von Schuld geschw?cht erlebt. Riley fragte sich, wie bald er wohl wieder arbeiten k?nnte—ob er je wieder arbeiten k?nnte. Riley schn?rte es die Kehle zu, als sie sich daran erinnerte, wie sie Lucy in ihren Armen gehalten hatte. „Dir steht noch eine gro?e Karriere bevor”, hatte Riley mit flehender Stimme gesagt. „Jetzt bleib doch bei uns, Lucy. Bleib bei uns.” Doch es war hoffnungslos. Lucy hatte zu viel Blut verloren. Riley hatte f?hlen k?nnen, wie das Leben aus Lucys K?rper entrann, bis es versiegte. Jetzt liefen die Tr?nen ihre Wangen hinab. Ihre Erinnerungen wurden von einer vertrauten Stimme unterbrochen. „Agentin Paige …” Riley schaute auf und sah Sam Flores, den Labortechniker mit den schwarzgerahmten Gl?sern. Er stand in der offenen T?r zu ihrem B?ro. Riley unterdr?ckte ein Keuchen. Hastig wischte sie ihre Tr?nen weg und legte ihr Handy mit dem Bildschirm nach unten auf ihren Schreibtisch. Doch Sams besorgter Ausdruck verriet ihr, dass er einen Blick auf das Bild hatte erhaschen k?nnen. Das war das Letzte, was sie gewollt hatte. Zwischen Sam und Lucy hatte sich eine Beziehung angebahnt, und ihr Tod hatte ihn hart getroffen. Er sah immer noch nach gebrochenem Herzen aus. Jetzt schaute Flores Riley traurig an, aber zu ihrer Erleichterung fragte er nicht, bei was er sie da gerade unterbrochen hatte. Stattdessen sagte er, „Ich bin unterwegs ins Meeting. Kommst du?” Riley nickte, and Sam erwiderte ihr Nicken. „Also, viel Gl?ck, Agentin Paige”, sagte er und setzte seinen Weg fort. Riley sagte murmelnd zu sich selbst … „Ja, viel Gl?ck.” Sam schien zu verstehen, dass sie f?r dieses Meeting Gl?ck gut brauchen konnte. Es war an der Zeit, sich zusammenzurei?en und sich den Dingen zu stellen, was auch immer kommen m?ge. * Kurze Zeit sp?ter sa? Riley im gro?en Konferenzsaal, umgeben von einer unerwartet gro?en Zahl an BAU Mitarbeitern, unter ihnen Techniker und Ermittler aus den unterschiedlichsten Kompetenzbereichen. Nicht alle Gesichter kannte sie, und nicht alle schienen ihr freundlich gesinnt. Jetzt k?nnte ich wirklich einen Verb?ndeten brauchen, dachte sie. Sie vermisste Bills Anwesenheit sehr. Sam Flores sa? in ihrer N?he, aber er sah zu niedergeschlagen aus, als dass er ihr eine gro? Hilfe h?tte sein k?nnen. Am ungem?tlichsten schaute der leitende Spezialagent Carl Walder, der ihr am Tisch direkt gegen?ber sa?. Der Mann mit dem babyhaften, sommersprossigen Gesicht schaute st?ndig zwischen Riley und dem Bericht, der vor ihm lag, hin und her. M?rrisch sagte er, „Agentin Paige, ich versuche zu verstehen, was vor sich geht. Wir gaben Ihrem Gesuch nach, Ihr Haus rund um die von einem Team von Agenten bewachen zu lassen. Das scheint wohl etwas mit Shane Hatchers neusten Aktivit?ten zu tun zu haben, aber ich verstehe die Hintergr?nde noch nicht so ganz. Kl?ren Sie mich doch bitte auf.” Riley musst heftig schlucken. Sie hatte gewusst, dass dieses Meeting sich mit ihrer Beziehung zu Shane Hatcher, einem so brillant wie gef?hrlichem H?ftling auf der Flucht, besch?ftigen w?rde. Ebenso war sie sich bewusst, dass eine vollst?ndige und ehrliche Erkl?rung ihre Karriere beenden w?rde. Vielleicht m?sste sie sogar ins Gef?ngnis gehen. Sie sagte, „Agent Walder, wie Sie wissen, wurde Shane Hatcher zuletzt bei meiner H?tte in den Appalachen gesichtet.” Walder nickte und wartete, dass Riley fortfuhr. Riley wusste, sie musste ihre Worte mit Bedacht w?hlen. Bis vor kurzem hatten sie und Hatcher ein geheime Abmachung gehabt. Im Gegenzug f?r seine Unterst?tzung bei einem Fall, der sie pers?nlich betroffen hatte, erlaubte Riley Hatcher, sich in der Bergh?tte zu verstecken, die sie von ihrem Vater geerbt hatte. Es war ein Pakt mit dem Teufel gewesen, und Riley erinnerte sich voller Scham daran zur?ck. Sie fuhr fort, „Wie Sie wissen, entkam Hatcher einem FBI SWAT Team, das meine H?tte umstellt hatte. Ich habe allen Grund zu vermuten, dass er bei mir zuhause auftauchen k?nnte.” Walder schielte misstrauisch zu ihr her?ber. „Warum vermuten Sie das?” „Hatcher ist von mir besessen”, sagte Riley. „Jetzt wo man ihn gesichtet hat, bin ich mir ziemlich sicher, dass er versuchen wird, mich zu erreichen. Sollte es so kommen, h?tten die Agenten vor meinem Haus eine gute Chance ihn festzunehmen.” Innerlich zuckte Riley ein wenig zusammen. Bestenfalls war es die halbe Wahrheit. Der wahre Grund, dass sie ihr Haus von Agenten bewacht wissen wollte, war, um sich und ihre Familie zu sch?tzen. Walder sa? dort und trommelte f?r einen Moment mit seinen Fingern auf die Tischplatte. „Agentin Paige, Sie sagen, Hatcher sei von Ihnen besessen. Sind Sie sicher, dass es sich nicht um gegenseitige Besessenheit handelt?” In Riley str?ubte sich alles gegen diese Unterstellung. Sie war erleichtert, als ihr direkter Vorgesetzter, Brent Meredith, die Stimme erhob. Meredith bot wie immer einen be?ngstigenden Anblick mit seinen dunklen, kantigen Gesichtsz?gen und seinem ernsten Ausdruck. Doch Rileys Beziehung zu Meredith war immer respektvoll, sogar freundlich, gewesen. In schwierigen Zeiten hatte er sich h?ufig als ihr Verb?ndeter erwiesen. Sie hoffte, dass er es auch heute wieder w?re. Er sagte, „Direktor Walder, ich denke, Agentin Paige hat ihren Wunsch nach ?berwachung ihres Hauses gut begr?ndet. Wenn auch nur die kleinste M?glichkeit besteht, Hatcher seiner gerechten Strafe zuzuf?hren, dann d?rfen wir sie nicht verpassen.” „Stimmt”, sagte Walder. „Und mich stimmt die Tatsache unzufrieden, dass wir genau wussten, wo er sich aufhielt, und er dennoch entkommen konnte.” Walder richtete sich in seinem Stuhl auf, fixierte Riley mit seinem Blick, und fragte, „Agentin Paige, haben Sie Hatcher gewarnt, dass das SWAT Team ihn einkesselte?” Riley konnte jemanden im Raum nach Luft schnappen h?ren. Nicht viele w?rden es wagen, ihr eine solche Frage zu stellen. Doch Riley musste ein Lachen unterdr?cken. Das war eine Frage, die sie wahrheitsgem?? beantworten konnte. Es war der Grund, warum sie nun einen guten Grund hatte, Hatcher zu f?rchten. „Nein, das habe ich nicht”, sagte Riley fest und traf dabei Walders Blick mit dem ihrem. Walder senkte seinen Blick zuerst. Er wandte sich zu Jennifer Roston um, einer jungen afroamerikanischen Frau mit kurzem glatten Haar, die Riley aus ihren dunklen Augen intensiv anschaute. „Haben Sie Fragen, Agentin Roston?” fragte er. Roston sagte f?r einen Moment lang nichts. Riley warte nerv?s auf ihre Antwort. Roston war mit der Aufgabe betraut worden, Shane Hatcher seiner gerechten Strafe zuzuf?hren. Roston war neu beim BAU und darauf bedacht, sich zu beweisen. Riley glaubte nicht, dass sie auf die neue Agentin als ihre Verb?ndete z?hlen konnte. Roston hatte w?hrend des gesamten Meetings ihre Augen nicht einmal von Riley gel?st. „Agentin Paige, w?rden es Sie st?ren, mir die Art Ihre Beziehung zu Shane Hatcher noch einmal genau zu erkl?ren?” In Riley str?ubte es sich erneut. Sie wollte sagen … Ja, es st?rt mich. Es st?rt mich sogar sehr. Riley began Rostons Taktik zu begreifen. Einige Tage zuvor hatte Roston Riley im selben Raum zu dem exakt selben Thema pers?nlich befragt. Jetzt hatte Roston eindeutig vor, ihr die gleichen Fragen erneut zu stellen, in der Hoffnung, sie verstricke sich in Widerspr?che. Roston erwartete, dass Riley unter dem Druck eines so gro?en Meetings zusammenbrechen w?rde. Und Riley wusste aus Erfahrung nur zu gut, dass man sie nicht untersch?tzen durfte. Roston verstand es, ihr Gegen?ber zu manipulieren. Sag so wenig wie m?glich, sagte sie sich. Sei auf der Hut. * Als das Meeting sich aufl?ste, verlie?en alle au?er Riley den Raum. Nun, da es vorbei war, f?hlte sich Riley zu durcheinander um aufzustehen. Roston hatte ihr die bekannten Fragen gestellt—zum Beispiel wie oft und auf welche Weise sie mit Hatcher kommuniziert hatte. Sie fragte auch nach dem Tod von Shirley Redding, einer Immobilienmaklerin, die gegen Rileys Willen zu der H?tte gefahren und dort gestorben war. Die Polizei vermutete keinen Hinterhalt, doch Riley war sicher, dass Hatcher sie ermordet hatte, da sie in sein Territorium eingedrungen war. Riley sp?rte, dass Roston die Wahrheit ebenfalls ahnte. Riley hatte auf alle Fragen Rostons mit den gleichen L?gen geantwortet und Roston war sichtlich unzufrieden. Es ist noch nicht vorbei, dachte sie erschaudernd. Wie lange w?rde sie die ganze Wahrheit ?ber Hatcher noch verbergen k?nnen? Doch ein anderer Gedanke bereitete ihr viel mehr Sorgen. Was w?rde Shane Hatcher als n?chstes tun? Sie wusste, er f?hlte sich aufs ?belste verraten, dass sie ihn nicht vor dem SWAT Team gewarnt hatte, das hinter ihm her gewesen war. Tats?chlich hatte er sich extra f?r alle Welt sichtbar vor der H?tte gezeigt, und dem FBI erlaubt, ihn zu umstellen, nur um ihre Loyalit?t zu testen. Aus Hatchers Sicht hatte sie den Test nicht bestanden. Sie erinnerte sich an die SMS, die er ihr anschlie?end geschickt hatte … „Du wirst einen Tag erleben, an dem du das bereust. Deine Familie vielleicht nicht mehr.” Sie kannte Hatcher zu gut, um seine Drohung nicht ernst zunehmen. Riley sa? an dem gro?en Tisch und ballte voller Angst die F?uste. Wie konnte ich es soweit kommen lassen? fragte sie sich. Warum hatte sie die Beziehung zu Hatcher fortgesetzt, auch nach seinem Ausbruch aus dem Gef?ngnis? Eine Aussage Walders hallte in ihrem Kopf wieder … „Agentin Paige, Sie sagen, Hatcher sei von Ihnen besessen. Sind Sie sicher, dass es sich nicht um gegenseitige Besessenheit handelt?” Sich selbst gegen?ber konnte sie das F?nkchen Wahrheit, das in Walders Frage lag, nicht abstreiten. Hatcher faszinierte Riley, seitdem sie ihn zum allerersten Mal in Sing Sing getroffen hatte. Damals hatte sie ihn, den Autodidakten der Kriminologie, um eine Einsch?tzung gebeten. Jetzt, da er auf der Flucht war, faszinierte er sie umso mehr—faszinierte sie mit seiner Brillanz, seiner Unverfrorenheit, und seiner ungew?hnlichen Neigung zur Loyalit?t. Es stimmte, Riley sp?rte eine unheimliche Verbindung—eine Verbindung, die Hatcher auszubauen und zu nutzen wusste. Es war beinahe so, wie Hatcher manchmal gesagt hatte: „Wir sind am Gehirn zusammengewachsen, Riley Paige.” Riley erschauderte bei dem Gedanken. Sie hoffte, dass sie die Verbindung zu guter Letzt gekappt hatte. Doch hatte sie die Menschen, die sie am meisten liebte, dem Zorn Shane Hatchers ausgesetzt? Pl?tzlich h?rte Riley eine Stimme hinter sich. „Agentin Paige …” Riley drehte sich um und sah, dass Jennifer Roston zur?ckgekehrt war. „Ich glaube, Sie und ich sollten noch einmal sprechen”, sagte Roston und setzte sich Riley gegen?ber an den Tisch. Rileys Gedanken wurden von Sorge ?bersp?lt. Welches As hatte Boston noch im ?rmel? KAPITEL ZWEI Riley und Jennifer Roston sa?en sich im Konferenzraum gegen?ber und schauten sich fast eine volle Minuet lang schweigend an. Riley konnte die Spannung kaum ertragen. Endlich sagte Roston, „Ein beeindruckendes Schauspiel, das sie uns da geboten haben, Agentin Paige.” Riley f?hlte sich ertappt und ver?rgert. „Das habe ich nicht n?tig”, knurrte sie. Sie stand von ihrem Stuhl auf, um zu gehen. „Nein, gehen Sie nicht”, sagte Roston. „Nicht, ohne geh?rt zu haben, was mir vorschwebt.” Mit einem schr?gen L?cheln f?gte sie hinzu, „Es k?nnte Sie ?berraschen.” Riley glaubte ganz genau zu wissen, was Roston vorhatte. Sie war fest entschlossen, Riley zu zerst?ren. Nichtsdestotrotz blieb Riley sitzen. Welcher Konflikt auch immer zwischen Roston und ihr schwellte, es war an der Zeit ihn beizulegen. Au?erdem war sie neugierig. Roston sagte, „Zun?chst einmal m?chte ich feststellen, dass wir einen schlechten Start hatten. Es gab einige Missverst?ndnisse. Ich wollte nie, dass wir Gegnerinnen sind. Bitte glauben Sie mir. Ich bewundere Sie. Sehr sogar. Ich hatte mich darauf gefreut, am BAU mit Ihnen zusammenzuarbeiten.” Riley war ein wenig verbl?fft. Rostons Gesichtsausdruck und ihrer Stimme nach, schien es ihr ernst zu sein. Um genau zu sein hatte alles, was sie ?ber Roston bislang geh?rt hatte, sie ziemlich beeindruckt. Es hie?, sie h?tte an der Polizeischule au?ergew?hnlich gute Ergebnisse erzielt, und zudem war sie f?r ihre Polizeiarbeit in Los Angles bereits ausgezeichnet worden. Jetzt, da sie ihr gegen?ber sa?, war Riley von Rostons Auftreten erneut beeindruckt. Die Frau war klein, jedoch drahtig und athletisch, und sie strahlte Energie und Enthusiasmus aus. Doch jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, die neue Agentin mit Lob zu ?bersch?tten. Es hatte einfach zu viele Spannungen und Misstrauen zwischen ihnen gegeben. Nach einer kurzen Pause sagte Roston, „Ich glaube, wir k?nnten einander n?tzlich sein. Gerade jetzt. Um genau zu sein, ich bin mir ziemlich sicher, dass wir genau das Gleiche wollen.” „Das w?re?” fragte Riley. Roston l?chelte und neigte ihren Kopf leicht zur Seite. „Shane Hatchers kriminelle Machenschaften ein f?r alle Mal zu beenden.” Riley antwortete nicht. Sie brauchte einen Moment um zu erkennen, dass Roston absolut Recht hatte. Sie sah Shane Hatcher nicht l?nger als ihren Verb?ndeten. Um genau zu sein, war er ein gef?hrlicher Gegner. Und er musste gestoppt werden, bevor er einem ihrer Liebsten etwas antat. Daf?r m?sste er gefasst oder get?tet werden. „Erz?hl mir mehr”, sagte Riley. Roston st?tze ihr Kinn auf ihre Hand und lehnte sich zu Riley. „Ich habe einiges zu sagen”, sagte sie. “Ich m?chte, dass du einfach zuh?rst, ohne zu antworten. Du sollst es weder bestreiten, noch zustimmen. H?r einfach nur zu.” Riley nickte voller Unbehagen. „Deine Beziehung zu Shane Hatcher lief auch nach seinem Ausbruch aus Sing Sing weiter. Sie wurde sogar noch intensiver. Ihr hattet mehr als einmal Kontakt—mehrmals, da bin ich mir sicher, manchmal von Angesicht zu Angesicht. Er hat Ihnen bei der Aufkl?rung von F?llen, jedoch auch bei pers?nlichen Anliegen geholfen. Ihre Beziehung zu ihm entwickelte sich zu einer—wie sagt man? Symbiose.” Riley musste sich sehr zusammenrei?en, um nicht zu reagieren. Alles Gesagte war nat?rlich absolut wahr. Roston sprach weiter, „Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie von seinem Aufenthalt in Ihrer H?tte wussten. Wahrscheinlich haben Sie dem sogar zugestimmt. Der Tod von Shirley Redding war dann allerdings kein Unfall. So hatten sie nicht gewettet. Hatcher hat die Kontrolle verloren, und Sie wollen nichts mehr mit ihm zu tun haben. Doch Sie haben Angst vor ihm. Sie wissen nicht, wie Sie die Verbindung kappen k?nnen.” Zwischen Riley and Roston herrschte eine unangenehme Stille. Riley fragte sich, woher sie das alles wusste. Es erschien ihr regelrecht unheimlich. Doch Riley glaubte nicht an die Kunst des Gedankenlesens. Nein, sie ist einfach eine verdammt gute Polizistin, dachte Riley. Diese junge Agentin war sehr schlau, und ihre Instinkte und ihre Intuition schienen so ausgepr?gt zu sein, wie bei ihr selbst. Doch was hatte Roston jetzt vor? Stellte sie ihr eine Falle, um Riley dazu zu bringen, alles, was zwischen ihr und Hatcher vorgefallen war, zuzugeben? Aus irgendeinem Grund sagte Rileys Bauchgef?hl ihr etwas anderes. Aber sollte sie wirklich wagen, Roston zu vertrauen? Roston l?chelte erneut geheimnisvoll. „Agentin Paige, glauben Sie, ich w?sste nicht, wie Sie sich f?hlen? Glauben Sie, ich h?tte keine Geheimnisse? Glauben Sie, ich h?tte mich noch nie bei etwas verrannt, und mich wider besseren Wissens mit jemandem veb?ndet? Glauben Sie mir, ich wei? genau, womit Sie es zu tun haben. Sie haben etwa gewagt, und manchmal kann man es mot den Regeln nicht so genau nehmen. Sie haben sie also gebrochen. Nicht viele Agenten haben Ihren Mut. Ich m?chte Ihnen wirklich gerne helfen.” Ohne zu antworten, studierte Riley Rostons Gesichtsz?ge. Einmal mehr war sie von der Ernsthaftigkeit der jungen Agentin beeindruckt. Riley f?hlte, wie sich ihre Mundwinkel zu einem grimmigen L?cheln verzogen. Anscheinend besa? Agentin Roston ebenfalls eine dunkle Seite, genau wie sie selbst. Roston sagte, „Agentin Paige, als ich Hatchers Fall ?bernahm, gaben Sie mir Zugang zu allen Dateien, die es zu seinem Fall gab. Au?er zu einer mit dem Titel ‚Gedanken.’ Sie wurde in der ?bersicht aufgelistet, ich konnte sie jedoch nicht finden. Sie sagten mir, Sie h?tten sie gel?scht. Sie sagten, es h?tte sich blo? um einige Stichpunkte und Unwichtigkeiten gehandelt.” Roston lehnte sich in ihrem Stuhl zur?ck und entspannte sich ein wenig. Doch Riley war alles andere als entspannt. Aus einem voreiligen Impuls heraus hatte sie die Datei mit dem Namen „Gedanken“ gel?scht, die eigentlich unerl?ssliche Informationen zu Hatchers finanziellen Beziehungen enthalten hatte—Beziehungen, die ihm erlaubten, auf freiem Fu? zu bleiben und seine weiterhin beachtliche Macht auszu?ben. Roston sagte, „Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie nach wie vor im Besitz dieser Datei sind.” Riley unterdr?ckte ein alarmiertes Schaudern. Die Wahrheit war, sie besa? eine Kopie der Datei auf einem USB Stick. Sie hatte h?ufig daran gedacht, die Datei einfach zu l?schen, aber irgendwie konnte sie sich nicht dazu durchringen. Hatchers Einfluss auf sie war stark gewesen. Vielleicht hatte sie irgendwie geahnt, dass sie diese Information eine Tages noch w?rde gebrauchen k?nnen. Statt die Datei zu l?schen, trug sie sie vor lauter Unentschlossenheit mit sich herum. Der USB Stick befand sich jetzt gerade in ihrer Geldb?rse. „Ich bin davon ?berzeugt, dass diese Datei wichtig ist”, sagte Roston. „Um genau zu sein, ich denke, sie enth?lt Informationen, die ich brauche, um Hatcher ein f?r alle Mal weg zusperren. Und das wollen wir beide. Da bin ich mir sicher.” Riley musste schlucken. Ich darf nichts sagen, dachte sie. Aber waren Rostons Worte nicht von einer bestechenden Logik? Dieser USB Stick k?nnte ihr sehr wohl helfen, sich aus Shane Hatchers F?ngen zu befreien. Rostons Z?ge entspannten sich. „Agentin Paige, eines verspreche ich Ihnen feierlich. Falls Sie mir die gew?nschte Information geben sollten, w?rde nie jemand davon erfahren, dass Sie sie je zur?ckgehalten haben. Ich werde keiner Seele etwas sagen. Niemals.” Riley f?hlte ihren Widerstand zusammenbrechen. Ihr Instinkt versicherte ihr, dass Boston es ernst meinte. Ohne etwas zu sagen, griff sie in ihre Geldb?rse, nahm den USB Stick heraus und gab ihn der j?ngeren Agentin. Rostons Augen weiteten sich, doch sie sagte kein Wort. Sie nickte blo? und steckte den Stick in ihre Tasche Riley hatte das verzweifelte Bed?rfnis, die Stille zu durchbrechen. „M?chten Sie noch etwas besprechen, Agentin Roston?” Ihr Gegen?ber schmunzelte ein wenig. „Bitte, nennen Sie mich Jenn. Alle meine Freunde nennen mich so.” Riley blinzelte unsicher, als sich Boston von ihrem Stuhl erhob. „Wohlgemerkt, ich werde Sie nat?rlich weiterhin Agentin Paige nennen. Solange Sie es w?nschen. Doch bitte, nennen Sie mich Jenn. Ich bestehe darauf.” Roston verlie? den Raum und lie? eine sprachlose Riley zur?ck . * Riley lie? sich in ihrem B?ro nieder, um die auf ihrem Schreibtisch liegen gebliebene Arbeit zu erledigen. Immer, wenn sie gerade in keinem Fall ermittelte, schien es, als erwarteten sie eine ?berw?ltigende Menge an b?rokratischer Eint?nigkeit, die, bis zu ihrem erneuten Einsatz, nicht nachlie?. Diese Arbeit war immer unangenehm. Doch heute fiel es ihr besonders schwer, sich zu konzentrieren. Sie wurde mehr und mehr von der Sorge ergriffen, dass sie soeben einen f?rchterlichen Fehler begangen hatte. Warum in aller Welt hatte sie die Datei an Jennifer Roston ?bergeben—oder „Jenn”, wie sie jetzt von Riley genannt werden wollte? Es bedeute nicht mehr und nicht weniger, als dass Riley zugab, sich der versuchten Strafvereitlung schuldig gemacht zu haben. Warum hatte sie die Datei gerade dieser einen Agentin gezeigt, wo sie es doch niemandem sonst gezeigt hatte? Wie k?nnte eine ehrgeizige junge Agentin etwas anderes tun, als Rileys Versto? ihren Vorgesetzten zu melden—vielleicht w?rde sie direkt zu Carl Walder gehen? Riley k?nnte jeder Zeit verhaftet werden. Warum hatte sie die Datei nicht einfach gel?scht? Sie h?tte sie auch verschwinden lassen k?nnen, so wie die Goldkette, die Hatcher ihr gegeben hatte. Die Kette war ein Symbol ihrer Verbindung zu Hatcher gewesen. Sie hatte zudem einen Code enthalten, mit dem sie ihn bei Bedarf hatte kontaktieren k?nnen. Riley hatte sie in dem frenetischen Versuch, sich von ihm zu befreien, weggeschmissen. Doch aus irgendeinem Grund war sie nicht in der Lage gewesen, mit dem USB Stick das selbe zu tun. Warum? Die Finanzausk?nfte, die er enthielt, reichten in jedem Fall aus, um Hatchers Aktivit?ten stark einzuschr?nken. Vielleicht w?rde es sogar gen?gen, um ihn zu stoppen. Es war ihr ein R?tsel, wie so viele Aspekte ihrer Beziehung zu Hatcher. W?hrend Riley die Papierstapel auf ihrem Schreibtisch sortierte, klingelte ihr Telefon. Es war eine SMS von einer unbekannten Nummer. Riley musste schlucken, als sie la?, was da stand. Dachtest Du, das w?rde mich aufhalten? Alles ist schon in Bewegung. Du kannst nicht behaupten, ich h?tte dich nicht gewarnt. Riley viel das Atmen schwer. Shane Hatcher, dachte sie. KAPITEL DREI Riley starrte auf die SMS, und Panik stieg in ihr auf. Es war nicht schwer, zu erraten, was passiert war. Sobald sie auseinander gegangen waren, hatte Jenn Roston die Datei ge?ffnet. Sie hatte gefunden, was es zu entdecken gab, und auch schon erste Schritte eingeleitet, um Hatchers Machenschaften ein Ende zu setzen. Doch in seiner Nachricht verk?ndete Hatcher beinahe trotzig, dass Jenn keinen Erfolg gehabt hatte. Alles ist schon in Bewegung. Shane Hatcher war immer noch auf freiem Fu?, und er war ver?rgert. Jetzt, wo er weiterhin Zugang zu seinen finanziellen Mitteln hatte, k?nnte er gef?hrlicher denn je sein. Ich muss ihm antworten, dachte sie. Ich muss vern?nftig mit ihm reden. Aber wie? Was k?nnte sie denn sagen, was ih nicht noch mehr ver?rgern w?rde? Dann kam ihr der Gedanke, dass Hatcher vielleicht nicht genau verstand, was passierte. Woher sollte er wissen, dass Roston sein Netzwerk sabotierte, und nicht Riley? Vielleicht k?nnte sie ihm zumindest das vermitteln. Ihre H?nde zitterten als sie eine Antwort eintippte. Lass es mich erkl?ren. Doch als sie versuchte, die SMS zu senden, wurde sie als „unzustellbar” markiert. Riley seufzte verzweifelt. Genau das gleiche war passiert, als sie zum letzten Mal versucht hatte, mit Hatcher zu kommunizieren. Er hatte ihr eine kryptische Nachricht gesendet, und sie dann gemieden. Fr?her hatte sie mit Hatcher ?ber Videochat, SMS und sogar per Anruf kommuniziert. Doch das war vorbei. Momentan hatte sie keine M?glichkeit ihn zu erreichen. Doch er konnte sie noch erreichen. Der zweite Sagt seiner neusten Nachricht war besonders beunruhigend. „Du kannst nicht behaupten, ich h?tte dich nicht gewarnt.” Riley dachte zur?ck daran, was er geschriebenen hatte, als sie das letzte Mal miteinander kommuniziert hatten. „Du wirst einen Tag erleben, an dem du das bereust. Deine Familie vielleicht nicht mehr..” Riley schluckte und sagte laut … „Meine Familie!” She fummelte an ihrem Telefon herum und w?hlte hastig die Nummer von zuhause. Sie h?rte es klingeln und klingeln. Dann ging der Anrufbeantworter dran, und sie h?rte sich selbst sprechen. Das war alles, was Riley tun konnte, um nicht zu schreien. Warum antwortete niemand? Es waren doch Fr?hjahrsferien. Ihre Kinder h?tten zuhause sein m?ssen. Und wo war Rileys Hausangestellte, Gabriela? Kurz bevor die Ansage endete, h?rte sie die Stimme von Jilly, der Dreizehnj?hrigen, die Riley gerade zu adoptieren versuchte. Jilly klang atemlos. „Hey, tut mir leid, Mom. Gabriela ist zum Supermarkt gegangen. April, Liam und ich haben im Hinterhof Fu?ball gespielt. Gabriela sollte jede Minute zur?ck sein.” Riley realisierte, dass sie den Atem anhielt. Sie versuchte bewusst, wieder mit dem Atmen anzufangen. „Ist alles okay?” fragte sie. „Klar”, sagte Jilly mit einem Schulterzucken. „Was soll schon sein?” Riley hatte Schwierigkeiten, sich zu beruhigen. „Jilly, k?nntest du bitte f?r mich einen Blick aus dem Fenster zur Stra?e werfen?” „OK”, sagte Jilly. Riley h?rte Schritte. „Ich schaue jetzt raus,” sagte Jilly. „Ist der Kastenwagen vom FBI noch da?” „Ja. Auch der in der Allee. Ich habe ihn gerade vom Hinterhof aus gesehen. Falls dieser Shane Hatcher hier auftaucht, werden die ihn sicher festnehmen. Ist irgendetwas nicht in Ordnung? Du machst mir irgendwie Angst.” Riley zwang sich zu einem Lachen. „Nein, alles ist gut. Ich verhalte mich blo?—wie eine Mutter.” „Okay. Bis sp?ter.” Der Anruf war beendet, doch in Riley schwellte immer noch ein ungutes Gef?hl. Sie ging den Flur hinunter und direkt zu Brent Meredith B?ro. Sie stammelte: „Mr.Meredith, ich—ich m?sste mir den Rest des Tages freinehmen.” Meredith schaute von seiner Arbeit auf. „Darf ich fragen wieso, Agentin Paige?” fragte er. Riley ?ffnete den Mund, doch es kamen kein Wort heraus. Wenn sie ihm erkl?rte, dass sie soeben eine Drohung von Shane Hatcher erhalten hatte, w?rde er nicht darauf bestehen, ihr Nachrichten zu sehen? Wie k?nnte sie ihm die zeigen, ohne zuzugeben, dass sie gerade die Datei an Jenn Roston ?bergeben hatte? Meredith sah nun besorgt aus. Er schein zu wissen, dass etwas nicht in Ordnung war, und dass Riley dar?ber nicht reden konnte. „Geh”, sagte er. „Ich hoffe, alles ist in Ordnung.” Rileys Herz wurde v on Dankbarkeit f?r Merediths Verst?ndnis und Diskretion ?berflutet. „Ich danke Ihnen”, sagte sie. Dann verlie? sie eilig das Geb?ude, stieg in ihr Auto und fuhr nach Hause. * Als sie sich ihrem Haus in einer ruhigen Gegend von Fredericksburg n?herte, stellte sie erleichtert fest, dass der Kastenwagen des FBIs tats?chlich noch da war. Riley wusste, dass ein weiterer Wagen in der Allee hinter dem Haus stationiert war. Obwohl unmarkiert, waren die Fahrzeuge schwerlich unauff?llig. Doch daran konnte man nichts ?ndern. Riley parkte ihr Auto in der Auffahrt, lief zum Kastenwagen hin?ber und schaute durch das offene Beifahrerfenster hinein. Auf den Vordersitzen sa?en zwei junge Agenten—Craig Huang und Bud Wigton. Rileys Laune besserte sich ein wenig. Sie hatte von beiden Agenten eine hohe Meinung, und mit Huang hatte sie in letzter Zeit des ?fteren zusammengearbeitet. Als er neu ans BAU kam, war Huang zun?chst f?r Rileys Geschmack ein bisschen zu draufg?ngerisch gewesen, doch in k?rzester Zeit war er zu einem exzellenten Agenten herangewachsen. Wigton kannte sie nicht so gut, doch er hatte einen exzellenten Ruf. „Irgendetwas los?” fragte sie Riley durch das offene Fenster. „Absolut gar nichts”, sagte Huang. Huang klang gelangweilt, doch Riley f?hlte sich erleichtert. Was sie betraf, bedeutete keine Neuigkeiten definitiv gute Neuigkeiten. Doch war es zu sch?n, um wahr zu sein? „St?rt es Sie, wenn ich mich mal im Inneren umschaue?” fragte Riley. „Seien Sie unser Gast”, sagte Huang. Die Schiebet?r des fensterlosen Kastenwagens ?ffnete sich, und Riley trat ein. Im Inneren des Vans traf sie auf Grace Lochner, eine weitere Agentin, die wie Riley wusste, am BAU ebenso einen ausgezeichneten Ruf geno?. Lochner sa? vor einer Ansammlung von Bildschirmen. Mit einem L?cheln drehte sie sich zu Riley um. „Was machst du hier so?” fragte Riley. Lochner zeigte auf einige Bildschirme, die Luftbilder der n?heren Umgebung anzeigten und schien dabei begierig, die ihr zu Verf?gung stehende Technik vorzuf?hren. Sie sagte, „Das sind live Satellitenbilder, die innerhalb einer Meile jeden zeigen, der kommt oder geht. Niemand n?hert sich uns, ohne dass wir es bemerken.” Lochner f?gte lachend hinzu, „Ich bin froh, dass du in einer ruhigen Gegend wohnst. So gibt es nicht so viel, auf das wir achten m?ssten.” Sie zeigte auf einige weitere Bildschirme, die Stra?enansichten zeigten. Sie sagte, „Wir haben in der Nachbarschaft Kameras versteckt, um zu ?berwachen, was im Detail passiert. So k?nnen wir die Kennzeichen aller Fahrzeuge ?berpr?fen, die sich uns n?hern.” Es knackte und aus der Gegensprechanlage ert?nte eine Stimme. „Habt ihr Besuch?” Lochner antwortete, „Agentin Paige ist vorbeigekommen, um Hallo zu sagen.” Die Stimme sagte, „Hallo, Agentin Paige. Hier spricht Agent Cole, aus dem Fahrzeug, das hinter Ihrem Haus stationiert ist. Die Agenten Cypher und Hahn sind auch bei mir.” Riley l?chelte. Das waren alles bekannte Namen von angesehenen Agenten. Riley sagte, „Ich bin gl?cklich, Sie an Bord zu haben.” „Machen wir doch gern,” sagte Agent Cole. Riley war von der reibungslosen Kommunikation zwischen den beiden Fahrzeugen beeindruckt. Sie konnte den Kastenwagen hinter ihrem Haus auf einigen von Lochners Bildschirmen erkennen. Offensichtlich konnte keinem der beiden Teams etwas passieren, ohne dass die anderen es augenblicklich w?ssten. Auch mit dem vorhandenen Waffenarsenal an Bord des Wagens war Riley zufrieden. Das Team verf?gte ?ber gen?gend Waffengewalt, um notfalls eine kleine Armee abzuwehren. Doch fragte sie sich immer noch—reichte es, um Shane Hatcher aufzuhalten? Sie verlie? das Fahrzeug, lief auf ihr Haus zu und versicherte sich, dass es keinen Grund g?be, sich zu sorgen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass selbst ein Shane Hatcher ein solch hohes Sicherheitsniveau bezwingen k?nnte. Dennoch, sie konnte nicht aufh?ren an die SMS zu denken, die sie vorhin erhalten hatte. „Du kannst nicht behaupten, ich h?tte dich nicht gewarnt.” KAPITEL VIER Als Riley ihr Haus betrat, erschien ihr die Leere, die dort herrschte, unheimlich. „Ich bin zuhause”, rief sie. Niemand antwortete. Wo sind denn alle? Ihre Sorge schlug in Panik um. War es m?glich, dass Shane Hatcher sich an den Sicherheitsvorkehrungen vorbeigeschlichen hatte? Riley fiel es schwer, nicht daran zu denken, was passiert sein k?nnte, wenn dem so w?re. Ihr Puls und ihr Atem beschleunigen sich als sie zum Familienzimmer eilte. Alle drei Kinder—April, Liam, und Jilly—waren dort. April und Liam spielten Schach und Jilly ein Videospiel. „Habt ihr mich gar nicht geh?rt?” fragte sie. Alle drei schauten sie mit leerem Blick an. Offensichtlich hatten sie sich alle sehr auf ihre T?tigkeiten konzentriert. Sie wollte gerade fragen, wo Gabriela war, als sie die Stimme ihrer Haushaltshilfe hinter sich h?rte „Sind Sie zuhause, Se?ora Riley? Ich war unten und dachte, ich h?rte Sie nach hause kommen.” Riley l?chelte die kr?ftige Frau aus Guatemala an. „Ja, ich bin gerade erst zur T?r reingekommen”, sagte sie, und das Atmen schien ihr schon leichter. Mit einem begr??enden Nicken und einem L?cheln drehte sich Gabriela auf dem Absatz um und lief in Richtung K?che. April blickte von ihrem Spiel mit Liam auf. „Ist alles okay, Mama? Du siehst irgendwie beunruhigt aus.” „Mir geht es gut”, sagte Riley. April widmete ihre Aufmerksamkeit wieder dem Spiel. Riley staunte f?r einen Moment, wie erwachsen ihre f?nfzehnj?hrige Tochter wirkte. April war schmal, gro? und dunkelhaarig, und sie hatte Rileys nu?braune Augen. In den letzten Monaten hatte April mehr lebensbedrohliche Gefahren ?berstanden, als es andere Menschen in ihrem ganzen Leben mussten. Dennoch schien es ihr momentan sehr gut zu gehen. Riley schaute zu Jilly hin?ber, einem kleineren M?dchen mit olivfarbener Haut und gro?en dunklen Augen. Riley war dabei, sie zu adoptieren. In diesem Moment sa? Jilly vor einem gro?en Bildschirm und jagte B?sewichte in die Luft. Riley runzelte ein wenig die Stirn. Sie mochte keine gewaltt?tigen Videospiele. Ihrem Verst?ndnis nach stellen sie Gewalt, insbesondere Schie?ereien, sowohl zu attraktiv, als auch zu sauber dar. Sie glaubte, dass sie insbesondere auf Jungs einen schlechten Einfluss aus?bten. Dennoch vermutete Riley, dass diese Spiele im Vergleich zu Jillys pers?nlichen Erfahrungen eher harmlos waren. Immerhin hatte diese Dreizehnj?hrige sehr reale Schrecken ?berlebt. Als Riley Jilly fand, hatte sie aus lauter Verzweiflung versucht, ihren K?rper zu verkaufen. Dank Riley hatte Jilly jetzt die Chance auf ein besseres Leben. Liam schaute vom Schachbrett auf. „Hey, Riley. ich habe mich gefragt …” Er z?gerte bevor er die Frage stellte. Liam war der Neuzugang im Haus. Riley plante nicht, den gro?en schlaksigen Jungen mit den roten Haaren und blauen Augen zu adoptieren. Sie hatten ihn allerdings vor seinem betrunkenen Vater gerettet, der ihr verpr?gelt hatte. Er brauchte einen Platz zum Wohnen. „Was ist los, Liam?” fragte Riley. „W?re es in Ordnung, wenn ich morgen zu einem Schachturnier ginge?” „Darf ich auch gehen?” fragte April. Riley musste erneut l?cheln. Liam und April waren miteinander ausgegangen als Liam hier unten in das Familienzimmer gezogen waren, doch sie hatten ihr versprochen, die Beziehung bis auf weiteres auszusetzen. Sie sollten hermanos solamente sein, wie Gabriela es ausdr?ckte—Bruder und Schwester, sonst nichts. Riley mochte Liam, auch wegen des positiven Einflusses, den dieser kluge Junge auf April hatte. Er hatte Aprils Interesse an Schach, Fremdsprachen und Schularbeiten im allgemeinen geweckt. „Nat?rlich, ihr d?rft beide gehen.” sagte sie. Doch schon f?hlte sie, wie die Sorge sie wieder einholte. Sie kramte ihr Handy hervor, fand einige Fotos von Shane Hatcher und zeigte sie allen drei Kindern. „Doch ihr m?sst mir versprechen, euch vor Shane Hatcher in Acht zunehmen”, sagte sie. “Ihr habt die Fotos auf euren eigenen Telefonen. Erinnert euch immer genau daran, wie er aussieht. Kontaktiert mich sofort, falls ihr jemanden seht, der ihm auch nur im Entferntesten ?hnlich sieht.” Liam und April schauten Riley ?berrascht an. „Das hast du uns alles schon einmal gesagt”, sagte Jilly. „Und diese Bilder haben wir uns auch schon tausend Mal angesehen. Ist irgendetwas passiert?” Riley z?gerte einen Moment. Sie wollte den Kindern keine Angst machen. Doch sie dachte, es sei besser, sei zu warnen. „Vor einer Weile bekam ich eine Nachricht von Hatcher”, sagte sie. „Es war …” Sie z?gerte erneut. „Es war eine Drohung. Deswegen m?chte ich, dass ihr besonders vorsichtig seid.” Zu Rileys ?berraschung grinste Jilly sie an. „Bedeute das etwas, dass wir nach den Fr?hjahrsferien nicht in die Schule m?ssen?” fragte sie Riley war verbl?fft ?ber Jillys Unbek?mmertheit. F?r einen kurzen Moment fragte sie sich, ob Jilly vielleicht recht hatte. Sollte sie die Kindern von der Schule fern halten? Und sollten Liam und April morgen nicht zu dem Schachturnier gehen? Bevor sie zu einem Entschluss kommen konnte, sagte April: “Sei nicht dumm, Jilly. Nat?rlich werden wir weiterhin in die Schule gehen. Wir k?nnen doch nicht einfach aufh?ren, unser Leben weiterzuleben.” Und w?hrend sie sich zu Riley umdrehte, f?gte April hinzu, „Es ist keine wirkliche Bedrohung. Selbst ich wei? das. Erinnert ihr euch daran, was im Januar passiert ist?” Riley erinnerte sich nur zu gut. Hatcher hatte April und Rileys Ex-Mann Ryan vor einem M?rder gerettet, der sich an Riley hatte r?chen wollen. Sie erinnerte sich auch daran, wie Shane Hatcher ihr den M?rder gefesselt und geknebelt ausgeliefert hatte, so dass sie nach ihrem Belieben mit ihm verfahren konnte. April fuhr fort, „Hatcher w?rde uns nichts tun. Er hat viel auf sich genommen, um mich zu retten.” Vielleicht lag April gar nicht so falsch, dachte Riley. Zumindest was sie und die anderen beiden Kinder betraf. Dennoch war sie froh, dass die FBI Agenten vor dem Haus stationiert waren. April zuckte mit den Schultern und sagte, „Das Leben geht weiter. Wir m?ssen alle dort weitermachen, wo wir aufgeh?rt haben.” Jilly sagte, „Das gilt auch f?r dich, Mama. Es ist gut, dass du fr?her nach hause gekommen bist. So hast du reichlich Zeit, dich f?r heute Abend fertig zu machen.” F?r eine Sekunde konnte sich Riley nicht erinnern, was Jilly meinte. Dann kehrte die Erinnerung zur?ck—heute Abend hatte sie eine Verabredung mit ihrem attraktiven ehemaligen Nachbarn, Blaine Hildreth. Blaine geh?rte eines der sch?nsten ungezwungenen Restaurants von Fredericksburg. Der Plan war, dass er vorbeik?me, Riley abholte und sie zu einem wunderbaren Abendessen einlud. April sprang auf die F??e. „Hey, das stimmt!” sagte sie. „Komm schon, Mama. Lass uns hoch gehen, dann helfe ich dir, etwas zum Anziehen auszusuchen.” * Sp?ter am Abend sa? Riley auf der kerzenerleuchteten Veranda von Blaines Restaurant, geno? das wundervolle Wetter, exzellente Essen und die charmante Begleitung. Ihr gegen?ber am Tisch sitzend machte Blaine wie immer eine gute Figur. Er war nur wenig j?nger als Riley, schlank und fit, mit einem leicht r?ckl?ufigen Haaransatz ?ber den er sich keine Gedanken zu machen schien Riley fand zudem, dass man sich sehr gut mit ihm unterhalten konnte. W?hrend die eine vorz?gliche H?hnchen-Rosmarin Pasta zum Abendessen a?en, unterhielten sie sich ?ber die neusten Vorkommnisse, Erinnerungen an l?ngst vergangene Zeiten, Reisen und alles, was in Fredericksburg sonst noch so los war. Riley war erfreut, dass das Thema nicht einmal auf ihre Arbeit am BAU kam. Sie war nicht in der Stimmung, auch nur daran zu denken. Blaine schien dies zu sp?ren, und das Thema zu vermeiden. Was Riley besonders an ihm mochte, war wie sensibel er auf ihre Stimmung einging. Tats?chlich gab es wenig, das Riley an Blaine nicht gefiel. Es stimmte, vor einiger Zeit hatten sie eine kleine Auseinandersetzung gehabt. Blaine hatte versucht, Riley mit einer Freundin eifers?chtig zu machen, und es war ihm ein bisschen zu gut gelungen. Jetzt konnten sie beide dar?ber lachen, wie kindisch sie sich verhalten hatten. Vielleicht lag es auch am Wein, doch Riley f?hlte sich warm und entspannt. Blaine war angenehme Begleitung—frisch geschieden, wie Riley, und drauf bedacht, sein Leben weiterzuleben, auch wenn er nicht ganz wusste, wie. Endlich kam der Nachtisch—Rileys Lieblingss??speise, Himbeer-Cheesecake. Sie musste l?cheln, als sie sich daran erinnerte, wie April Blaine vor einer fr?heren Verabredung heimlich angerufen hatte, um ihn auf Dinge hinzuweisen, die sie mochte, wie Himbeer-Cheesecake und ihr Lieblingslied—„One More Night” von Phil Collins. W?hrend sie den Cheesecake geno?, sprach Riley von ihren Kindern, vor allem dar?ber, wie Liam sich eingew?hnte. „Zuerst habe ich mir etwas Sorgen gemacht”, gab sie zu. “Doch er ist ein furchtbar guter Junge, und wir alle lieben es, wenn er zuhause ist.” Riley hielt einen Moment inne. Es war ein angenehmer Luxus, mit jemandem ?ber ihre h?uslichen Zweifel und Sorgen reden zu k?nnen. „Blaine, ich wei? nicht, was ich auf Dauer mit Liam anfangen soll. Ich kann ihn einfach nicht zu diesem versoffenen Kerl von einem Vater zur?ckschicken und nur Gott wei?, was aus seiner Mutter geworden ist. Doch ich w?sste nicht, wie ich ihn offiziell adoptieren k?nnte. Jilly aufzunehmen war bisher sehr kompliziert, und es ist nicht nichts in trockenen T?chern. Ich wei? nicht, ob ich das noch einmal durchstehe.” Blaine l?chelte sie voller Zuneigung an. „Lass die Dinge auf dich zukommen, w?rde ich sagen,” schlug er vor. „Und was auch immer du tust, f?r ihn wird es das Beste sein.” Riley sch?ttelte traurig ihren Kopf. „Ich w?nschte, ich w?re mir da so sicher”, sagte sie. Blaine griff ?ber den Tisch nach ihrer Hand. „Also, ich gebe dir mein Wort”, sagte er. „Was du bisher f?r Liam und Jilly getan hast, war wunderbar und gro?z?gig. Daf?r bewundere ich dich sehr.” Riley f?hlte einen Klos in ihrer Kehle. Wie oft sagte ihr schon jemand so etwas? Sie war schon oft f?r ihre Arbeit am BAU gelobt worden und hatte k?rzlich eine Auszeichnung f?r ihre Ausdauer gewonnen. Doch war sie es nicht gewohnt, f?r ihre Menschlichkeit gelobt zu werden. Sie wusste kaum, wie sie damit umgehen sollte. Dann sagte Blaine, „Du bist eine tolle Frau, Riley Paige.” Riley f?hlte, wie ihr Tr?nen in die Augen stiegen. Sie lachte nerv?s und wischte sie weg. „Oh, schau, was du angerichtet hast”, sagte sie. „Wegen dir weine ich.” Blaine zuckte mit den Schultern und sein L?cheln wurde noch breiter. „Verzeih mir. Ich versuche blo?, brutal ehrlich zu sein. Die Wahrheit tut manchmal weh, denke ich.” F?r ein paar Minuten lachten sie gemeinsam. Schlie?lich sagte Riley, „Ich habe mich noch gar nicht nach deiner Tochter erkundigt. Wie geht es Crystal?” Blaine schaute mit einem wehm?tigen L?cheln zur Seite. „Crystal geht es sehr gut—gute Noten, zufrieden und fr?hlich. Sie ist ?ber die Fr?hjahrsferien mit ihren Cousinen und meiner Schwester an den Strand gefahren.” Blaine seufzte ein wenig. „Sie ist erst ein paar Tage weg, es ist unglaublich, wie schnell ich sie vermisse.” Es war alles, was Riley tun konnte, um nicht erneut zu weinen. Sie hatte immer gewusst, dass Blaine ein wundervoller Vater war. Wie es wohl w?re, in einer festen Beziehung mit ihm zu leben? Vorsicht, beschwichtigte sie sich. Lass es uns langsam angehen. In der Zwischenzeit hatte sie ihren Himbeer-Cheesecake fast aufgegessen. „Danke, Blaine”, sagte sie. „Ich hatte so einen sch?nen Abend.” Sie schaute ihm in die Augen und f?gte hinzu, „Es ist schade, dass er vorbeigeht.” Blaine dr?ckte ihre Hand und schaute ihr ebenfalls tief in die Augen. „Wer sagt denn, dass er enden muss?” fragte er. Riley l?chelte. Sie wusste, ihr L?cheln gen?gte, seine Frage zu beantworten. Warum h?tte der Abend hier auch enden sollen? Das FBI bewachte ihre Familie und kein neuer M?rder beanspruchte ihre Aufmerksamkeit. Vielleicht war es an der Zeit, dass sie sich am?sierte. KAPITEL F?NF George Tully gefiel die Beschaffenheit eines Fleckchens Erde hinten bei der Stra?e nicht. Wieso wusste er selbst nicht so genau. Es gibt keinen Grund zur Sorge, sagte er zu sich selbst. Das Morgenlicht speilte ihm wahrscheinlich blo? einen Streich. Er sog die frische Luft tief ein. Dann griff er nach unten und hob eine Handvoll loser Erde auf. Wie immer f?hlte sie sich weich und kostbar an. Au?erdem roch sie gut, reich an N?hrstoffen von vergangenen Maisernten—Schalen und ?hren, die zur?ck in den Boden gepfl?gt wurden. Guter alter schwarzer Iowa Dreck, dachte er, w?hrend einige Klumpen davon zwischen seinen Fingern zerbr?selnd zur Erde fielen. Seit vielen Jahren befand sich dieses Land im Besitz von Georges Familie, er kannte diese feine Erde folglich schon sin ganzes Leben. Doch wurde er ihrer nie m?de, und sein Stolz, das fruchtbarste Land der Welt zu bewirtschaften, verging nie. Er schaute auf und ?berblickte die Felder, die so weit reichten, wie er sah. Die Erde war vor ein paar Tagen gepfl?gt worden. Sie war bereit und wartete darauf, dass die von lilanem Insektenschutzmittel best?ubten Maisk?rner dort platziert w?rden, wo bald die neuen Pflanzen aus dem Boden schie?en w?rden. Er hatte bis heute mit dem Pflanzen gewartet, um mit dem Wetter auf der sicheren Seite zu sein. Nat?rlich konnte man nie sicher sein, dass es auch so sp?t im Jahr keinen Frost mehr geben w?rde, der die Ernte ruinierte. Er erinnerte sich an einen verr?ckten Schneesturm im April damals in den 70ern, der seinen Vater ?berrascht hatte. Doch als George einen warmen Windhauch sp?rte und zu einigen hohen Wolken aufblickte, die ?ber den Himmel strichen, f?hlte er sich so zuversichtlich, wie er hoffen konnte. Heute ist der Tag, dachte er. Als George dort stand und schaute, kam sein Feldarbeiter Duke Russo in einem Traktor angefahren, der eine vierzig Fu? lange Pflanzmaschine hinter sich herzog. Die Maschine w?rde sechzehn Reihen gleichzeitig s?en, jeweils drei?ig Zoll voneinander entfernt und ein Korn nach dem anderen, D?nger auf jede Saat sch?tten, sie ?berdecken und weiter rollen. Georges S?hne, Roland und Jasper, hatten im Feld auf die Ankunft des Traktors gewartet und liefen jetzt auf ihn zu, da er die eine Seite des Feldes entlang rumpelte. George l?chelte in sich hinein. Duke und die Jungs waren ein gutes Team. Es gab keinen Grund, dass George f?r den Saatvorgang da bleib. Er winkte den drei M?nnern zu und drehte sich um, um zu seinem Wagen zur?ckzulaufen. Doch dieses seltsame Fleckchen Erde neben der Stra?e zog erneut seine Aufmerksamkeit auf sich. Was war da los? Hatte die Pinne den Fleck ausgelassen? Er konnte sich nicht vorstellen, wie das h?tte passiert sein sollen. Vielleicht hatte ein Murmeltier dort gegraben. Doch als er auf die Stelle zulief, konnte er sehen, dass das kein Murmeltier gewesen war. Es gab keine ?ffnung und die Erde war glattgestrichen. Es sah aus, als l?ge dort etwas begraben. George knurrte leise.Vandalen und Witzbolde machten ihm manchmal ?rger. Einige Jahre zuvor hatten einige Jungs aus der N?he von Angier einen Traktor gestohlen und damit einen Lagerschuppen zerst?rt. Neulich hatten andere Obsz?nit?ten an Z?une, W?nde und sogar Vieh gespr?ht. Es war zum aus der Haut fahren—und schmerzhaft. George hatte keine Ahnung warum diese Jugendlichen hierher kamen, um ihm ?rger zu bereiten. So weit er wusste, hatte er ihnen doch nichts getan. Er hatte die Vorf?lle Joe Sinard, dem Polizeichef von Angier, gemeldet, doch es war bislang nie etwas passiert. „Was haben diese Bastarde dieses Mal angestellt?” sagte er laut und klopfte mit dem Fu? gegen die Erde. Er dachte sich, es sie besser, es herauszufinden. Was auch immer hier vergraben war, k?nnte seine Maschinen kaputt machen.. Er drehte sich zu seinen Leuten um und wies Duke mit einem Winken an, den Traktor zu stoppen. Als der Motor ausging, schrie George zu seinen S?hnen hin?ber. „Jasper, Roland—holt mir den Spaten aus der Traktorkabine.” „Was ist los, Paps?” rief Jasper zur?ck. „Keine Ahnung. Mach einfach.” Einen Moment sp?ter, liefen Duke und die Jungs auf ihn zu. Jasper gab seinem Vater den Spaten. W?hrend die Gruppe neugierig zusah, stocherte George mit seinem Spaten auf dem Boden herum. Als er das tat, traf ein seltsamer, saurer Geruch seine Nasenl?cher. Er f?hlte wie ihn eine d?ster Ahnung ?berkam. Was zur H?lle liegt da unten? Er schaufelte noch ein paar Ladungen Dreck hervor, bis er auf etwas Festes, aber weiches, traf. Er schaufelte nun vorsichtiger, und versuchte freizulegen, was auch immer dort lag. Bald wurde etwas Blasses sichtbar. George brauchte einen Moment, bis er erkannte, was es war. „Oh mein Gott!” er schluckte und vor Entsetzen drehte sich ihm der Magen um. Es war eine Hand—die Hand eines jungen M?dchens. KAPITEL SECHS Am n?chsten Morgen schaute Riley zu, als Blaine ein Fr?hst?ck mit Eggs Benedict, frisch gepresstem Orangensaft und starkem, dunklen Kaffee zubereitete. Sie stellte im Stillen fest, dass leidenschaftliche Liebesspiele nicht f?r Exm?nner reserviert waren. Und sie bemerkte, dass es neu f?r sie war, gem?tlich neben einem Mann aufzuwachen. Sie war dankbar f?r diesen Morgen, insbesondere auch gegen?ber Gabriela, die ihr versichert hatte, dass sie sich um alles k?mmern w?rde, als Riley sie gestern Abend angerufen hatte. Dennoch konnte sie nicht anders, als sich zu fragen, ob eine Beziehung bei all den Komplikationen in ihrem Leben ?berleben konnte. Riley beschloss die Frage zu ignorieren und sich stattdessen auf ihr k?stliches Mahl zu konzentrieren. Doch als sie a?en, vermerkte sie bald, dass Blaines Gedanken ganz woanders zu sein schienen. „Was ist los?” fragte sie ihn. Blaine antwortete nicht. Seine Augen wanderten Unruhen umher. Sie f?hlte, wie die Sorge sie ?berkam. Wo lag das Problem? Bereute er die gestrige Nacht? War er weniger zufrieden damit, als sie? „Blaine, was ist los?” fragte Riley mit leicht zittriger Stimme. Nach einer Pause sagte Blaine, „Riley, ich f?hle mich einfach nicht … sicher.” Riley versuchte vergeblich, Blaines Worten einen Sinn zu geben. Waren all die W?rme und Zuneigung, die seit ihrer Verabredung gestern Abend geteilt hatten, pl?tzlich verschwunden? Was war zwischen ihnen passiert, das alles ver?ndert hatte? „Ich—Ich verstehe nicht”, stammelte sie. „Was meinst du mit, du f?hlst dich nicht sicher?” Blaine z?gerte und sagte dann, „Ich glaube, ich sollte eine Pistole kaufen. Um mich zu hause sch?tzen zu k?nnen.” Seine Worte schreckten Riley auf. Damit hatte sie nicht gerechnet. Vielleicht h?tte ich damit rechnen m?ssen, dachte sie. Sie sa? ihm am Tisch gegen?ber und konnte eine Narbe auf seiner Wange erkennen. Die narbe hatte er sich letzten November bei Riley zuhause zugezogen, als er versucht hatte, April und Gabriela vor einem nach Rache sinnenden Angreifer zu sch?tzen. Riley erinnerte sich an die schrecklichen Schuldgef?hle, die sie ?berkommen hatten, als sie Blaine danach bewusstlos in einem Krankenhausbett liegen sah. Und jetzt f?hlte sie diese Schuld erneut. W?rde sich Blaine jemals sicher f?hlen, solange Riley ein Teil seines Lebens war? W?rde er jemals das Gef?hl haben, dass seine Tochter in Sicherheit sei? Und war eine Pistole wirklich was er brauchte, um sich sicherer zu f?hlen? Riley sch?ttelte ihren Kopf. „Ich wei? nicht, Blaine”, sagte sie. „Ich bin kein gro?er Fan davon, dass Zivilisten Waffen zuhause aufbewahren.” Sobald sie die Worte ausgesprochen hatte, realisierte Riley, wie herablassend sie klangen. Aus Blaines Gesichtsausdruck konnte sie nicht lesen, ob er beleidigt war oder nicht. Er schien darauf zu warten, dass sie weiter redete. Riley schl?rfte ihren Kaffee und sammelte ihre Gedanken. Dann sagte sie: „Wusstest du, dass, statistisch gesehen, privater Waffenbesitz h?ufiger zu T?tungsdelikten, Suiziden und t?dlichen Unf?llen f?hrt, als ein einfaches, jedoch funktionierendes Sicherheitssytem vor dem Haus. Um Genua zu sein haben Waffenbesitzer ganz allgemein ein h?heres Risiko, Opfer von T?tungsdelikten zu werden, als Leute, die keine Waffen besitzen.” Blaine nickte. „Ja, das wei? ich alles”, sagte er. „Ich habe mich entsprechend informiert. Ich kenne mich auch mit Virginias Gesetzt zur Selbstverteidigung aus. Ebenfalls wei? ich, dass man hier in der ?ffentlichkeit Waffen tragen darf.” Riley neigte zustimmend ihren Kopf. „Naja, du bist jetzt schon besser vorbereitet, als die meisten Menschen, die eine Pistole kaufen wollen. Dennoch …” Ihre Worte verstummten. Sie z?gerte, ihre Gedanken auszusprechen. „Was ist los?” fragte Blaine. Riley atmete lange und tief ein. „Blaine, w?rdest du eine Waffe kaufen wollen, wenn ich nicht in deinem Leben w?re?” „Oh, Riley—” „Sag mir die Wahrheit. Bitte.” Blaine sa? f?r einen Moment einfach nur da und starrte in seinen Kaffee. „Nein, w?rde ich nicht”, sagte er schlie?lich. Riley griff ?ber den Tisch und nahm Blaines Hand. „Das dachte ich mir. Ich denke du verstehst, wie ich mach deswegen f?hle. Du bedeutest mir sehr viel, Blaine. Es ist furchtbar, zu wissen, dass dein Leben meinetwegen gef?hrlich geworden ist.” „Das verstehe ich”, sagte Blaine. „Doch jetzt m?chte ich, dass du mir die Wahrheit ?ber etwas sagst. Und, bitte versteh das nicht falsch.” Riley wappnete sich still, f?r was auch immer Blaine ihr sagen wollte. „Sind deine Gef?hle wirklich ein valides Argument, warum ich keine Pistole kaufen sollte? Ich meine, ist es nicht wahr, dass ich gef?hrdeter bin, als der Durchschnittsb?rger, und dass ich in der Lage sein sollte, mich und Crystal zu verteidigen––und vielleicht ja sogar dich?“ Riley zuckte ein wenig. Sie war traurig, es zugeben zu m?ssen, doch Blaine hatte recht. Wenn eine Pistole bewirkte, dass er sich sicherer f?hlte, sollte er eine haben. Sie war sich au?erdem sicher, dass er so verantwortungsvoll w?re, wie ein Waffenbesitzer es nur sein k?nnet. „Okay”, sagte sie. „Lass uns fertig fr?hst?cken und dann einkaufen gehen.” * Sp?ter am Morgen betrat Blaine mit Riley ein Waffengesch?ft. Sofort fragte sich Blaine, ob er einen Fehler beging. Er konnte nicht sagen, wie viele furchteinfl??ende Waffen an den W?nden hingen und in den Glask?sten ausgestellt wurden. Bisher hatte er noch nicht einmal mit einer Pistole geschossen—au?er er z?hlte das Luftgewehr, das er als Kind besessen hatte, dazu. Worauf lasse ich mich da nur ein? dachte er. Ein gro?er, b?rtiger Mann im Karohemd lief zwischen den Waren herum. „Wie kann ich Ihnen helfen?”, fragte er. Riley sagte, „Wir suchen nach etwas, damit sich mein Freund zuhause sicherer f?hlt.” „Ich bin mir sicher, wir finden etwas, das zu Ihnen passt”, sagte der Mann. Blaine f?hlte sich unter dem Blick des Mannes unwohl. Er vermutete, dass es nicht oft passierte, dass eine attraktive Frau ihren Freund hierher brachte, um ihm dabei zu helfen, eine Waffe auszusuchen. Blaine konnte nicht anders, er sch?mte sich. Er sch?mte sich sogar, dass er sich sch?mte. Er hatte sich nie als Mann gesehen, der sich seiner M?nnlichkeit nicht sicher w?re. W?hrend Blaine versuchte, das Gef?hl der Peinlichkeit abzusch?tteln, be?ugte der Verk?ufer Rileys Waffe mit zustimmendem Blick. „Dieses Glock 22 Model, das sie da haben, ist ein gutes Teil, werte Dame”, sagte er. „Sind Sie Vollzugsbeamtin?” Riley l?chelte und zeigte ihm ihre Marke. Der Mann zeigte auf eine Reihe ?hnlicher Waffen in einem Glaskasten. „Also, Ihre Glocks gibt es hier dr?ben. Ziemlich gute Wahl, wenn Sie mich fragen.” Riley schaute zu den Waffen und dann zu Blaine, als wollte sie ihn nach seiner Meinung fragen. Blaine konnte nur mit den Schultern zucken und err?ten. Er w?nschte sich, er h?tte die gleiche Zeit investiert, um nach Waffen zu suchen, wie sich ?ber Statistiken und Gesetze zu informieren. Riley sch?ttelte den Kopf. „Ich bin mir nicht sicher, ob eine semiautomatische Waffe das ist, wonach wir suchen”, sagte sie. Der Mann nickte. „Ja, die Bedienung ist etwas kompliziert, vor allem f?r einen Neuling an der Waffe. Es kann leicht etwas schief gehen.” Riley nickte zustimmend und f?gte hinzu, „Ja, genau, Fehlz?ndungen, Ladehemmungen, Doppelladungen oder Schusshemmungen zum Beispiel.” Der Mann sagte, „Nat?rlich stellt das f?r ein erfahrenes FBI M?del, wie Sie, kein Problem dar. Doch f?r unseren Kumpel hier w?re vielleicht ein Revolver mehr das, wonach Sie suchen.” Der Man bereitete sie zu einer Glasvitrine voller Revolver. Blaines Blick wanderte zu einigen Pistolen mit k?rzeren L?ufen. Immerhin sahen die weniger einsch?chternd aus. „Was ist mit der da dr?ben?” sagte er und zeigte auf eine. Der Mann ?ffnete die Vitrine, nahm die Pistole heraus und gab sie Blaine. Die Waffe f?hlte sich seltsam an in Blaines Hand. Er konnte sich nicht entscheiden, ob sie sich leichter oder schwerer anf?hlte, als er erwartet hatte. „Eine Ruger SP101”, sagte der Mann. „Gute Magazinkapazit?t. Keine schlechte Wahl.” Riley be?ugte die Waffe zweifelnd. „Ich denke, wir suchen eher nach etwas mit einer zehn Zoll Laufl?nge vielleicht,” sagte sie. „Etwas, das den R?cksto? besser auff?ngt.” Der Mann nickte erneut. „Klar. Ich denke, ich habe genau das Richtige f?r Sie.” Er griff in die Vitrine und nahm eine andere, gr??ere Pistole heraus. Er gab sie Riley, die sie mit zustimmendem Blick untersuchte. „Oh, ja”, sagte sie. „Eine Smith und Wesson 686.” Dann l?chelte sie Blaine an und ?berreichte ihm die Pistole. „Was meinst du?” sagte Riley. Diese l?ngere Waffe f?hlte sich in seiner Hand noch seltsamer an, als es mit der Kleineren der Fall gewesen war. Alles, was er tun konnte, war, Riley verlegen anzuschauen. Sie l?chelte zur?ck. Ihr Gesichtsausdruck verriet ihm, dass sie endlich erkannt hatte, wie unwohl er sich f?hlte. Sie drehte sich zu dem Besitzer um und sagte, „Ich glaube, wir nehmen sie. Wie viel soll sie kosten?” Blaine erschrak ?ber den Preis der Waffe, doch war er sicher, dass Riley am besten wusste, ob er einen fairen Deal bekam. Er war au?erdem ?berrascht, wie leicht man eine Waffe erwerben konnte. Der Mann fragte ihn nach zwei Identit?tsnachweisen und Blaine gab ihm seinen F?hrerschein und seine W?hlerregistrierungskarte. Dann f?llte Blaine ein kurzes, einfaches Formular aus, mit dem er einer Sicherheitspr?fung zustimmte. Die digitalisierte ?berpr?fung dauerte nur wenige Minuten, dann war Blaine autorisiert, eine Waffe zu erwerben. „Welche Munition h?tten Sie denn gern?”, fragte der Mann, als er den Einkauf in die Kasse eingab. Riley sagte: „Geben Sie uns eine Box von den Federal Premium mit niedrigem R?ckschlag.” Wenige Minuten sp?ter war Blaine Waffenbesitzer, wenn auch ein ziemlich verbl?ffter. Er stand da und schaute auf die einsch?chternde Waffe hinunter, die auf dem Tresen, in einem offenen Kunststoffkoffer und in Schaumstoff eingebettet, lag. Blaine bedankte sich bei dem Mann, schloss den Koffer und wandte sich zum gehen. „Warten Sie einen Moment”, sagte der Mann gut gelaunt. „M?chten Sie sie nicht ausprobieren?” Der Mann f?hrte Riley und Blaine durch eine T?r in den hinteren Bereich des Gesch?fts, der in eine ?berraschend gro?e Indoor-Schie?anlage ?berging. Dann lie? er Riley und Blaine allein. Blaine war ?beraus erleichtert, dass gerade niemand sonst da war. Riley zeigte auf eine Liste mit Regeln an der Wand und Blaine las sie sich gr?ndlich durch. Anschlie?end sch?ttelte er verunsichert den Kopf. „Riley, ich muss dir sagen …” Riley lachte leise. „Ich wei?. Du bist ein bisschen ?berfordert. Ich werde es dir genau erkl?ren.” Sie f?hrte ihn hin?ber zu einem der leeren Schie?st?nde, wo er zun?chst Ohren- und Augenschutzkleidung anlegte. Er ?ffnete den Koffer mit der Pistole, schon im Vorfeld sorgf?ltig darauf bedacht, den Lauf gegen Boden zu halten. „Muss ich sie laden?” fragte er Riley. „Noch nicht. Lass uns zun?chst ein paar Trocken?bungen machen.” Er nahm die Pistole in die Hand, und Riley half ihm, die richtige Position zu finden—mit beiden H?nden am Griff, die Finger nicht am Zylinder, die Ellenbogen und Knie leicht gebeugt, und den K?rper ebenso leicht nach vorne gelehnt. Innerhalb weniger Minuten, fand er sich dabei wieder, wie er auf ein f?nfundzwanzig Meter entferntes Ziel, das einen Menschen andeutete, zielte. „Zun?chst ?ben wir die doppelte Hahnbewegung”, sagte Riley. „Dabei musst du den Schlaghahn nicht nach jedem Schuss neu spannen, es reicht wenn du den Abzug ziehst. Das vermittelt dir ein gutes Gef?hl f?r den Abzug. Zieh den Abzug ganz entspannt zur?ck, und lass ihn dann genauso entspannt kommen.” Blaine ?bte ein paar Mal mit der leeren Pistole. Dann zeigte Riley ihm, wie man den Zylinder ?ffnete und mit Patronen f?llte. Blaine nahm die gleiche Position ein, wie zuvor. Er bereitete sich darauf vor, dass die Pistole r?cksto?en w?rde und zielte sorgf?ltig. Dann zog er den Abzug und feuerte. Die pl?tzliche R?ckw?rtsbewegung ?berraschte ihn, und die Pistole sprang in seiner Hand. Er lie? sie sinken und schaute auf das Ziel. Er konnte keinen Einschuss erkennen. Kurz fragte er sich, wie ?berhaupt irgendjemand hoffen konnte, mit einer Waffe auf ein Ziel zu zielen, die so heftig sprang. „Lass uns an deiner Atmung arbeiten”, sagte Riley. „W?hrend du zielst, atme langsam ein, dann, wenn du den Abzug ziehst, ebenso langsam wieder aus, so dass du genau dann feuerst, wenn du bis zum Ende ausgeatmet hast. Dann h?lt dein K?rper am stillsten.” Blaine feuerte erneut. Er war ?berrascht, wie viel mehr Kontrolle er jetzt hatte. Er schaute nach unten und sah, dass er dieses Mal zumindest das Ziel aus Papier getroffen hatte. Doch als er sich darauf vorbereitete, erneut zu schie?en, wurde er von einer pl?tzlichen Erinnerung heimgesucht—einer Erinnerung an den schreckenserregendsten Moment seines Lebens. Eines Tages, als er noch Rileys Nachbar gewesen war, hatte er nebenan ein furchtbares Get?se geh?rt. Er war hin?ber zu Rileys Reihenhaus geeilt und hatte die Eingangst?r einen Spalt ge?ffnet vorgefunden. Ein Mann hatte Rileys Tochter zu Boden geworfen und war gerade dabei sie anzugreifen. Blaine war zu ihnen geeilt und hatte den Mann von April weggezogen. Doch der Mann war zu stark, als dass Blaine ihn h?tte ?berw?ltigen k?nnen, und Blaine wurde ?bel zugerichtet, bevor er das Bewusstsein verlor. Es war eine bittere Erinnerung, und f?r einen Moment brachte sie das Gef?hl von herzergreifender Hilflosigkeit zur?ck. Doch das Gef?hl verging pl?tzlich, als er das Gewicht der Pistole in seiner Hand f?hlte. Er atmete und feuerte, atmete und feuerte, noch viermal mehr, bis der Zylinder leer war. Riley dr?ckte einen Knopf, der das Papierziel hoch zum Schie?stand fuhr. „F?rs erste Mal gar nicht schlecht”, sagte Riley. Es stimmte, Blaine konnte erkennen, dass zumindest die letzten vier Sch?sse innerhalb des menschlichen Umrisses gelandet waren. Dennoch bemerkte er, dass sein Herz pochte, und dass ihn eine seltsame Mischung an Gef?hlen ?berkam. Eines der Gef?hle war Angst. Doch Angst vor was? Macht, begriff Blaine. Das Gef?hl von Macht in seinen H?nden war schwindelerregend, ganz anderes als alles, was er jemals zuvor gef?hlt hatte. Er f?hlte sich so gut, dass ihn das Hochgef?hl ihn ?ngstigte. Riley zeigte ihm, wie man den Zylinder ?ffnete, und die leeren H?lsen herausspringen lie?. „Reicht es dir f?r heute?” fragte sie. „Im Leben nicht”, sagte Blaine atemlos. „Ich m?chte, dass du mir alles beibringst, was es ?ber dieses Teil zu wissen gibt.” W?hrend er nachlud, stand Riley da und l?chelte ihn an. Er konnte ihr L?cheln noch sp?ren, als er auf ein neues Ziel zielte. Doch dann h?rte er, wie Rileys Handy klingelte. KAPITEL SIEBEN Als Rileys Handy klingelte, hallte Blaines letzter Schuss noch in ihren Ohren. Widerwillig griff sie nach ihrem Handy. Sie hatte gehofft, einen Morgen nur f?r Blaine und sich zu haben. Als sie auf das Telefon schaute, wusste sie, dass sie entt?uscht werden w?rde. Der Anruf kam von Brent Meredith. Es hatte sie ?berrascht, wie viel Spa? es ihr gemacht hatte, Blaine das Schie?en mit seiner neuen Pistole beizubringen. Was auch immer Meredith von ihr wollte, Riley war sich sicher, dass es den besten Tag, den sie seit Langem gehabt hatte, unterbrechen w?rde. Doch sie hatte keine Wahl, sie musste den Anruf annehmen. Wie immer war Meredith kurz angebunden und kam sofort zur Sache. „Es gibt einen neuen Fall. Wir brauchen Sie. Wie schnell k?nnen Sie in Quantico sein?” Riley unterdr?ckte ein Seufzen. Jetzt da Bill beurlaubt war, hatte Riley gehofft, dass auch sie einige Zeit frei h?tte, bis dass der Schmerz ?ber Lucys Tod ein wenig abgeklungen w?re. Kein Gl?ck, dachte sie. Ohne Zweifel w?rde sie bald die Stadt verlassen. Hatte sie genug Zeit, nach hause zu rennen, alle noch einmal zu sehen und sich umzuziehen? „Wie w?re es mit in einer Stunde?” fragte Riley. „Sein Sie schneller. Kommen Sie in mein B?ro. Und bringen Sie Ihre Notausr?stung mit.” Meredith beendete den Anruf, ohne auf Antwort zu warten. Blaine stand dort und wartete auf Sie. Er zog seine Augen- und Ohrenschutzkleidung ab und fragte, „Hat es mit der Arbeit zu tun?” Riley seufzte laut. „Ja, ich muss sofort nach Quantico.” Blaine nickte ohne sich zu beschweren und entlud die Pistole. „Ich fahr dich hin”, sagte er. „Nein, ich brauche meine Notausr?stung. Die ist zuhause in meinem Auto. Ich f?rchte, du musst mich bei mir zuhause absetzen. Leider haben wir es eilig.” „Kein Problem”, sagte Blaine, und verstaute seine neue Waffe vorsichtig im Koffer. Riley k?sste ihn auf die Wange. „Es klingt danach, als m?sse ich die Stadt verlassen”, sagte sie. „Das gef?llt mir gar nicht. Ich hatte so eine wundervolle Zeit.” Blaine l?chelte und k?sste sie zur?ck. „Ich hatte auch eine wundervolle Zeit mit dir”, sagte er. „Mach dir keine Sorgen. Wenn du wiederkommst, machen wir da weiter, wo wir aufgeh?rt haben.” Als sie den Schie?platz verlie?en und durch den Waffenladen nach drau?en gingen, verabschiedete sich der Besitzer herzlich von ihnen. * Nachdem Blaine sie vor ihrem Haus abgesetzt hatte, eilte Riley hinein, um allen mitzuteilen, dass sie f?r eine Weile weg m?sste. Sie hatte nicht einmal Zeit, sich umzuziehen, doch zumindest hatte sie am Morgen bei Blaine zuhause geduscht. Sie war erleichtert, dass ihre Familie die pl?tzliche Plan?nderung gelassen zu sehen schien. Sie gew?hnen sich daran, ohne mich klarzukommen, dachte sie. Sie war nicht sicher, ob ihr dieses Szenario gefiel, sich wusste sie, dass es in Anbetracht ihrer Lebensumst?nde notwendig war. Riley ?berpr?fte, ob alles, was sie brauchen w?rde, in ihrem Auto war und machte sich dann auf den kurzen Weg nach Quantico. Als sie das BAU Geb?ude erreichte, lief sie schnurstracks zu Brent Merediths B?ro. Zu ihrer Best?rzung begegnete sie Jenn Roston, die in derselben Richtung den Flur entlang ging. Rileys und Jenns Augen trafen sich f?r einen kurzen Moment, dann eilten beide ohne ein Wort zu sagen weiter. Riley fragte sich, on Jenn sich genauso unwohl f?hlte wie sie es that. Erst gestern hatten sie ein unangenehmes Zusammentreffen gehabt und Riley war sich nach wie vor unsicher, ob sie nicht einen furchtbaren Fehler begangen hatte, als sie Jenn den USB Stick gegeben hatte. Doch Jenn machte sich dar?ber wahrscheinlich keine Gedanken, schloss Riley. Schlie?lich hatte Jenn gestern die Oberhand behalten. Sie hatte die Situation geschickt f?r ihre eigenen Zwecke genutzt. Hatte Riley je zuvor jemanden gekannt, der es verstanden hatte, sie so zu manipulieren? Schnell wurde ihr klar—nat?rlich gab es da jemanden. Diese Person war Shane Hatcher. Ohne anzuhalten und den Blick weiterhin zielstrebig nach vorne gerichtet, sprach die j?ngere Agentin leise. „Es ist nichts dabei herausgekommen.” „Was?” fragte Riley, ohne ihren eigenen Schritt zu verlangsamen. „Die Finanzausk?nfte auf dem USB Stick. Hatcher hatte Betr?ge auf diesen Konten gelagert. Doch das Geld wurde abgehoben und die Konten wurden geschlossen.” Riley widerstand den Impuls, „Ich wei?” zu sagen. Immerhin hatte ihr Hatcher das gestern schon in seiner Drohnachricht mitgeteilt. F?r einen Moment wusste Riley nicht, was sie sagen sollte. Sie lief weiter, ohne zu antworten. Dachte Jenn, dass Riley sie hintergangen h?tte, indem sie ihr eine falsche Datei hatte zukommen lassen? Endlich sagte Riley: „Die Datei ist alles, was ich habe. Ich halte nichts vor dir zur?ck.” Jenn antwortete nicht. Riley w?nschte, sie h?tte eine Ahnung, ob sie ihr glaubte. Sie fragte sich auch—h?tte sie diese Information fr?her zur Nutzung freigegeben, s??e Hatcher heute hinter Gittern? W?re er gar tot? Als sie die T?r zu Merediths B?ro erreichten, hielt Riley an, und Jenn tat es ihr gleich. Riley f?hlte sich leicht alarmiert. Jenn wollte offensichtlich auch zu Meredith. Warum war die neue Agentin bei diesem Meeting dabei? Hatte sie Meredith dar?ber informiert, dass Riley Informationen zur?ckgehalten hatte? Doch Jenn stand blo? da und schaute sie immer noch nicht an. Riley klopfte an Merediths T?r und sie und Jenn traten ein. Direktor Meredith sa? hinter seinem Schreibtisch und sah, wie immer, einsch?chternd aus. „Setzen Sie sich, beide”, sagte er. Riley und Jenn setzen sich gehorsam auf die St?hle vor seinem Schreibtisch. Meredith war einen Moment lang still. Dann sagte er: „Agentin Paige, Agentin Roston—Ich m?chte Ihnen jeweils Ihre neue Partnerin vorstellen.” Riley unterdr?ckte ein Schlucken. Sie blickte zu Jenn Roston, deren dunkelbraune Augen sich bei der Neuigkeit geleitet hatten. „Das sollte besser kein Problem sein”, sagte Meredith. „Bei der BAU sind wir gerade mit F?llen ?berlastet. Jetzt, da Agent Jeffrey beurlaubt ist und alle anderen im Einsatz sind, bekommen sie einander. Betrachten Sie es als abgemacht.” Riley stellte fest, dass Meredith recht hatte. Der einzige andere Agent mit dem sie gerade wirklich arbeiten wollen w?rde, war Craig Huang, doch der war damit besch?ftigt, ihr Haus zu ?berwachen. „Das geht in Ordnung, Herr Direktor”, sagte Riley zu Meredith. „Es w?re mir eine Ehre mit Agentin Paige zusammenzuarbeiten, Herr Direktor.” sagte Jenn. Diese Worte ?berraschten Riley ein wenig. Sie fragte sich, ob Jenn sie wirklich ernst meinte. „Freuen Sie sich nicht zu sehr”, sagte er. „Dieser Fall wird vermutlich nicht viel ergeben. Gerade erst heute Morgen wurde die vergrabene Leiche eines M?dchens im Teenage-Alter auf einem St?ck Farmland in der N?he von Angier, einer kleinen Stadt in Iowa, gefunden.” „Ein einzelner Mord?” fragte Jenn. „Warum soll sich die BAU mit dem Fall befassen?” fragte Riley. Meredith trommelte mit seinen Fingern auf den Schreibtisch. „Meine Vermutung ist, dass es uns nicht wirklich betrifft”, sagte er. „Doch ein weiteres M?dchen ist zu einem fr?heren Zeitpunkt aus der selben Stadt verschwunden, und man hat sie immer noch nicht gefunden. Es handelt sich um eine ?berschaubare und ruhige Gegend, und solche Dinge passieren dort einfach nicht. Die Leute sagen, dass beide M?dchen nicht der Typ gewesen w?ren, der einfach abhaut oder mit Fremden mitgeht.” Riley sch?ttelte zweifelnd ihren Kopf. „Also, was gibt es denn konkret, das einen glauben machen k?nnte, es handle sich um eine Mordserie?“ fragte sie. „Ist das ohne eine weitere Leiche nicht ein bisschen voreilig?” Meredith zuckte mit den Achseln. „Ja, so sehe ich das auch. Doch der Polizeidirektor in Angier, Joseph Sinard, ist dar?ber in Panik geraten.” Rileys kr?uselte sich beim Klang des Namens. „Sinard”, sagte sie. „Wo habe ich den Namen blo? schon einmal geh?rt?” Meredith l?chelte leicht und sagte, „Vielleicht denken Sie an den stellvertretenden Gesch?ftsf?hrer des FBI, Forrest Sinard. Joe Sinard ist sein Bruder.” Riley h?tte beinahe mit den Augen gerollt. Nun ergab alles Sinn. Eine Person, die in der FBI Nahrungskette weit oben stand, wurde von einem Verwandten vom Land gepeinigt, so dass der Fall dem BAU aufgeb?rdet worden war. Sie hatte sich fr?her schon mit politisch motivierten Untersuchungen, wie dieser, befassen m?ssen. Meredith sagte: „Ihr zwei m?sst dort hinfahren und nachschauen, ob es ?berhaupt einen Fall gibt, in dem es sich zu ermitteln lohnt.” „Was ist mit meiner Arbeit an dem Hatcher Fall?”, fragte Jenn Roston. Meredith sagte, „Daran arbeiten eine Menge Menschen—Techniker und and Faktenermittler und so weiter. Ich nehme an, dass sie Zugang zu allen Ihren Informationen haben.” Jenn nickte. Meredith sagte: „F?r ein paar Tage k?nnen die ruhig auf Sie verzichten. Sollte das hier ?berhaupt solange dauern.” Riley hatte ausgesprochen gemischte Gef?hle. Abgesehen davon, dass sie nicht sicher war, ob sie mit Jenn Roston arbeiten wollte, war sie nicht darauf erpicht, ihre Zeit mit einem Fall zu verschwende, der vermutlich die Hilfe des BAUs gar nicht ben?tigte. Viel lieber h?lfe sie Blaine dabei, zu lernen, wie man schie?t. Es g?be auch noch andere Dinge, die ich mit Blaine anstellen k?nnte, dachte sie und unterdr?ckte ein L?cheln. „Also, wann geht es los?” fragte Jenn. „So fr?h wie m?glich”, sagte Meredith. „Ich habe Direktir Sinard gebeten, die Leiche bis zu Ihrer Ankunft nicht zu bewegen. Sie fliegen nach Des Moines, wo Kommissar Sinards Leute euch abholen und nach Angier fahren werden. Von Des Moines ist es etwa eine Stunde entfernt. Wir m?ssen das Flugzeug auftanken und startbereit machen. Entfernen Sie sich in der Zwischenzeit nicht zu weit von hier. Der Start soll in weniger als zwei Stunden sein.” Riley und Jenn verlie?en left Merediths B?ro. Riley lief geradewegs zu ihrem B?ro, setzte sich f?r einen Moment hin und schaute ziellos umher. Des Moines, dachte sie. Sie war nur ein paar Mal dort gewesen, doch ihre ?ltere Schwester Wendy lebte dort. Riley und Wendy hatten sich ?ber die j?hre voneinander entfremdet und im letzten Herbst anl?sslich des Todes ihres Vaters Kontakt aufgenommen. Wendy, nicht Riley, war bei Vati gewesen als er starb. An Wendy zu denken, erweckte in ihr Schuldgef?hle sowie andere verst?rende Erinnerungen. Vati war mit Rileys Schwester sehr streng gewesen, und Wendy war mit f?nfzehn von zuhause weggelaufen. Riley war erst f?nf gewesen. Nachdem ihr Vater gestorben war, hatten sie sich geschworen, den Kontakt zu halten, doch bislang hatten sie nur einmal per Videochat miteinander gesprochen. Riley wusste, dass sie Wendy besuchen sollte, wenn sie die Chance schon einmal hatte. Nat?rlich nicht sofort. Meredith hatte gesagt, dass Angier eine Stunde von Des Moines entfernt lag, und dass die ?rtliche Polizei sie am Flughafen abholen w?rde. Vielleicht kann ich Wendy sehen, bevor ich zur?ck nach Quantico fahre, dachte sie. Jetzt gerade hatte sie ein wenig Zeit zu ?berbr?cken, bevor das BAU Flugzeug abhob. Und es gab jemanden, den sie sehen wollte. Sie machte sich Sorgen um ihren langj?hrigen Partner, Bill Jeffreys. Er wohnte in der N?he der Basis, doch hatte sie ihn seit mehreren Tagen nicht gesehen. Bill litt an PTBS und Riley wusste aus eigener Erfahrung wie schwer es war, sich davon zu erholen. Sie nahm ihr Handy und tippte eine Nachricht. Dachte, ich k?nnte f?r ein paar Minuten vorbeischauen. Biste zuhause? Sie wartete einige Augenblicke. Die Nachricht war als „angekommen”, doch nicht gelesen gekennzeichnet. Riley seufzte ein wenig. Sie hatte keine Zeit darauf zu warten, dass Bill seine Nachrichten abrief. Wenn sie ihn vor ihrer Abfahrt noch sehen wollte, musste sie jetzt vorbeischauen und hoffen, dass er zuhause war. * Vom BAU Geb?ude bis zu Bills kleiner Wohnung in Quantico Stadt waren es nur wenige Minuten Fahrt. Als sie ihr Auto parkte und auf das Geb?ude zu ging, fiel ihr einmal mehr auf, was f?r ein deprimierender Ort es war. F?r ein Mehrfamilienhaus gab es eigentlich nichts wirklich daran auszusetzen––es war ein normales rotes Backsteingeb?ude, kein Mietshaus oder irgendetwas vergleichbares. Doch Riley konnte nicht anders, als sich an das sch?ne Haus in einem Vorort zu erinnern, in dem Bill bis zu seiner Scheidung gelebt hatte. Im Vergleich dazu besa? dieser Ort keinen Charme, und Bill lebte jetzt allein. Riley betrat das Geb?ude und lief auf direktem Weg zu Bills Wohnung im zweiten Stock. Sie klopfte an die T?r und wartete. Alles blieb still. Sie klopfte erneut und bekam immer noch keine Antwort. Sie kramte ihr Handy hervor und sah, dass die Nachricht immer noch nicht gelesen wurde. Sie f?hlte, wie sie die Sorge ?berkam. War Bill etwas passiert? Sie griff nach dem T?rknopf und drehte ihn. Beunruhigt bemerkte sie, dass die T?r nicht verschlossen war und sich ?ffnete. KAPITEL ACHT Bills Wohnung sah aus, als w?re sie gepl?ndert worden. Riley blieb f?r einen Moment wie erstarrt in der T?r stehen, bereit, ihre Pistole zu ziehen, sollte immer noch ein Eindringling in der Wohnung sein. Dann entspannte sie sich. Die Dinge, die ?berall verstreut lagen, waren Lebensmittelverpackungen, dreckige Teller und Gl?ser. Es herrschte Chaos, doch es war ein selbst verursachtes Chaos. Sie rief Bills Namen. Sie konnte keine Antwort h?ren. Sie rief erneut. Dieses Mal glaubte sie, aus einem nahegelegenen Raum ein St?hnen zu h?ren. Als sie durch die T?r in Bills Schlafzimmer eilte, sp?rte sie ihr Herz erneut pochen. Der Raum war d?mmrig, und die Jalousien waren geschlossen. Bill lag in zerknitterter Kleidung auf dem nicht gemachten Bett und starrte an die Decke. „Bill, warum hast du nicht abgehoben, als ich anrief?”, fragte sie leicht irritiert. „Habe ich doch”, sagte er beinahe fl?sternd. „Du hast mich nicht geh?rt. K?nntest du aufh?ren, so laut zu sein?” Riley bemerkte, dass auf dem Nachtisch eine fast leere Flasche Bourbon stand. Auf einmal wurde ihr alles klar. Sie setze sich neben ihn auf das Bett. „Ich hatte eine ziemlich harte Nacht”, sagte Bill und versuchte, sich zu einem schwachen Lachen zu zwingen. „Du wei?t, wie das ist.” „Ja, das tue ich”, sagte Riley. Verzweiflung hatte schlie?lich auch sie zu ihren Exzessen, samt anschlie?endem Kater, getrieben. Sie ber?hrte seine feuchte Stirn, und versuchte sich vorzustellen, wie krank er sich f?hlte. „Was hat dich bewegt, zu trinken?” fragte sie. Bill ?chzte. „Es waren meine Jungs”, sagte er. Dann wurde er still. Riley hatte Bills S?hne schon seit einer Weile nicht gesehen. Sie vermutete, dass sie inzwischen neun und elf Jahre alt sein m?ssten. „Was ist mit ihnen?”, fragte Riley. „Sie kamen gestern zu Besuch. Es lief nicht gut. Die Wohnung war ein einziges Durcheinander, und ich war so reizbar und angespannt. Sie konnten es kaum erwarten, wieder nach hause zu fahren. Riley, es war furchtbar. Ich war furchtbar. Noch ein Besuch, wie dieser, und Maggie wird mich die beiden nicht mehr sehen lassen. Sie sucht doch nur nach irgendeinem Grund, sie mir endg?ltig wegzunehmen.” Bill machte ein Ger?usch, das fast wie ein Schluchzen klang. Zum Weinen schien ihm jedoch die Energie zu fehlen. Riley vermutete, dass er viel alleine geweint hatte. Bill sagte: „Riley, wenn ich als Vater nichts mehr tauge, welchen Wert habe ich dann noch? Als Agent tauge ich auch nichts mehr. Was bleibt da noch?” Riley f?hlte eine stechende Traurigkeit in ihrer Kehle. „Bill, sag so etwas nicht”, sagte sie. „Du bist ein guter Vater. Und du bist ein gro?artiger Agent. Vielleicht nicht heute, aber an jedem anderen Tag im Jahr.” Bill sch?ttelte m?de den Kopf. „Gestern habe ich mich sicher nicht wie ein Vater gef?hlt. Und ich h?re einfach immer wieder diesen Schuss. Ich erinnere mich, wie ich in das Geb?ude gerannt bin, und Lucy dort blutend habe liegen sehen.” Riley f?hlte, wie ihr eigene K?rper zu zittern anfing. Auch sie erinnerte sich nur zu gut. Sich keiner Gefahr bewusst, hatte Lucy ein verlassenes Geb?ude betreten, nur um von der Kugel eines Scharfsch?tzen getroffen zu werden. Bill, der ihr direkt gefolgt war, hatte aus Versehen einen jungen Mann erschossen, der versucht hatte, ihr zu helfen. Als Riley eintraf, hatte Lucy den Scharfsch?tzen gerade mit letzter Kraft in einem Schusswechsel get?tet. Kurz darauf war Lucy gestorben. Es war ein furchtbarer Anblick gewesen. Riley konnte sich kaum an schlimmere Situationen in ihrer Karriere erinnern. „Ich bin sogar noch sp?ter als du gekommen”, sagte sie. „Ja, aber du hast auf keinen unschuldigen jungen Menschen geschossen.” „Es war nicht dein Fehler. Es war dunkel. Du konntest es nicht wissen. Au?erdem geht es dem jungen Mann heute gut.” Bill sch?ttelte den Kopf. Er hob eine zitternde Hand. „Schau mich an. Sehe ich aus, wie jemand, der jemals wieder arbeiten gehen kann?” Riley war nun fast ver?rgert. Er sah wirklich furchtbar aus—ganz sicher nicht, wie der scharfsinnige, mutige Partner, dem sie ihr Leben anzuvertrauen gelernt hatte, und auch nicht, wie der gut aussehende Mann, zu dem sie sich, ganz unbedacht, von Zeit zu Zeit hingezogen gef?hlt hatte. Und all das Selbstmitleid stand ihm nicht. Doch, erinnerte sie sich streng … Ich habe das auch durchgemacht. Ich wei? doch, wie es ist. Und als es ihr so ging, war Bill immer f?r sie da gewesen und hatte ihr geholfen, damit fertig zu werden. Manchmal hatte er hart zu ihr sein m?ssen. Sie schlo?, dass er jetzt ebenfalls etwas von dieser H?rte brauchte. „Du siehts echt schei?e aus”, sagte sie. „Doch der Zustand, indem du dich gerade befindest—also, das hast du dir angetan. Und du bist der Einzige, der es auch wieder richten kann.” Bill schaute hoch und blickte sie an. Sie sp?rte, dass sie jetzt seine volle Aufmerksamkeit hatte. „Setz dich auf”, sagte sie. „Rei? dich zusammen.” Bill zog sich knirschend hoch und setzte sich auf die Bettkante neben Riley. „Hat die Beh?rde dir einen Therapeuten vermittelt?”, fragte sie. Bill nickte. „Wer ist es?”, fragte Riley. „Ist doch egal”, sagte Bill. „Es ist todsicher nicht egal”, sagte Riley. „Wer ist es also?” Bill antwortet nicht. Doch Riley konnte es auch erraten. Bills Psychiater war Leonard Ralston, der ?ffentlichkeit bekannt als „Dr. Leo.” Sie f?hlte ?rger in sich aufsteigen. Doch auf Bill war sie jetzt nicht mehr sauer. „Oh, mein Gott”, sagte sie. „Sie haben dich mit Dr. Leo abgefertigt. Wessen Idee war das denn? Walders, darauf w?rde ich wetten.” „Wie ich schon sagte, es spielt keine Rolle.” Riley wollte ihn sch?tteln. „Er ist ein Quacksalber”, sagte sie. „Das wei?t du so gut, wie ich. Er glaubt an Hypnose, wiederhergestellte Erinnerung, an all diesen widerlegten Mist. Erinnerst du dich nicht mehr, als er letztes Jahr einen unschuldigen Mann davon ?berzeugt hat, dass er sich eines Mordes schuldig gemacht habe? Walder gef?llt Dr. Leo, weil er B?cher geschrieben hat und schon oft im fernsehen zu sehen war.” „Ich lasse nicht zu, dass er mich durcheinander bringt”, sagte Bill. „Ich lasse mich auch nicht von ihm hypnotisieren.” Riley versuchte ihre Stimme unter Kontrolle zu behalten. „Darum geht es nicht. Du brauchst jemanden, der dir helfen kann” „Und wer sollte das sein?” fragte Bill. Riley musste nicht lange nachdenken. „Ich mach dir einen Kaffee”, sagte sie. „Wenn ich zur?ckkomme, erwarte ich, dass du wieder aufrecht stehst und bereit bist, das Haus zu verlassen.” Auf dem Weg in Bills K?che schaute Riley auf die Uhr. Ihr blieb nur wenig Zeit, bevor das Flugzeug startbereit sein w?rde. Sie musste schnell handeln. Sie nahm ihr Handy und tippte die private Nummer von Mike Nevins, einem forensischen Psychiater aus Washington, der von Zeit zur Zeit f?r das B?ro arbeitete, ein. Riley sah in ihm einen engen Freund, und er hatte ihr in der Vergangenheit mehrfach geholfen, pers?nliche Krisen durchzustehen, darunter auch ein schrecklicher Fall von PTBS. Als Mikes Telefon klingelte, stellte sie ihr Handy auf Lautsprecher, lie? es auf der K?chenplatte liegen und began Bills Kaffeemaschine zu pr?parieren. Sie war erleichtert, als Mike abnahm. „Riley! Wie sch?n, von dir zu h?ren! Wie sieht es aus? Wie geht es deiner wachsenden Familie?” Der Klang von Mikes Stimme war erfrischend, und fast konnte sie den stets ?bereifrigen, gut angezogenen Mann mit seinem angenehmen Ausdruck vor sich sehen. Sie w?nschte, sie k?nnte sich mit ihm unterhalten und sich ?ber Neuigkeiten austauschen, doch daf?r fehlte die Zeit. „Mir geht es gut, Mike. Doch gerade bin ich ziemlich in Eile. Ich muss in K?rze einen Flug antreten. Vorher wollte ich dich um einen Gefallen bitten.” „Schie? los”, sagte Mike. „Mein Partner, Bill Jeffreys, macht nach unserem letzten Fall gerade eine schwere Zeit durch.” Sie konnte ernstgemeinte Sorge in seiner Stimme h?ren. „Oh je, davon habe ich geh?rt. Fruchtbare Sache, der Tod deines jungen Sch?tzlings. Stimmt es, dass dein Partner beurlaubt wurde? Wegen Sch?ssen auf einen Unbeteiligten?” „Das stimmt. Er braucht deine Hilfe. Und er braucht sie sofort. Er trinkt, Mike. Ich hab ihn noch nie in so schlechter Verfassung gesehen.” Es war kurz still. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich verstehe”, sagte Mike. „Wurde er keinem Therapeuten zugeteilt?” „Ja, aber der tut Bill nicht gut.” Jetzt h?rte sie einen Anflug von Vorsicht in Mikes Stimme. „Ich wei? nicht, Riley. Ich f?hle mich allgemein nicht wohl damit, Patienten anzunehmen, die schon von jemand anderem betreut werden.” Riley f?hlte, wie sie Sorge ?berkam. Sie hatte keine Zeit, sich jetzt um Mikes ethische Bedenken zu k?mmern. „Mike, er wurde Dr. Leo zugeteilt.” Es herrschte erneut Stille. Ich wette, das hat gewirkt, dachte Riley. Sie wusste nur zu gut, dass Mike den prominenten Therapeuten von ganzem Herzen verachtete. Endlich sagte Mike: „Wann kann Bill vorbeikommen?” „Was machst du jetzt?” „Ich bin im B?ro. ich werde f?r ein paar Stunden besch?ftigt sein, doch danach habe ich Zeit.” „Gro?artig. Er wird es bis dahin zu dir schaffen. Doch bitte, lass es mich wissen, falls er nicht auftauchen sollte.” „Das werde ich mache.” Als sie den Anruf beendeten, war der Kaffee durchgelaufen. Riley sch?ttete Kaffee in eine Tasse und ging zur?ck zu Bills Schlafzimmer. Er war nicht da. Doch die T?r zum anschlie?enden Bad war geschlossen, und Riley konnte Bills elektrischen Rasierer auf der anderen Seite h?ren. Riley klopfte an die T?r. „Ja, ich bin wieder etwas ansehnlicher”, sagte Bill. Riley ?ffnete die T?r und sah, wie Bill sich rasierte. Sie stellte den Kaffee auf der Kante des Waschbeckens ab. „Ich habe dir einen Termin bei Mike Nevins gemacht”, sagte sie. „F?r wann?” „Jetzt sofort. Sobald du hier wegkommst und dort hinf?hrst. Ich schicke dir die Adresse seiner Praxis per SMS.” Bill schaute ?berrascht. Das war verst?ndlich, denn Riley hatte ihm nichts davon erz?hlt, dass sie in Eile war. „Ich muss f?r einen Fall nach Iowa”, erkl?rte Riley. „Das Flugzeug wartet. Bill, schw?nz den Termin bei Mike Nevins nicht. Ich werde es herausfinden, und du wirst es bereuen.” Bill grummelte, doch sagte dann: „Okay, ich werde hingehen.” Riley drehte sich um und ging. Dann fiel ihr noch etwas ein, wobei sie nicht ganz sicher war, ob sie es ansprechen sollte. Schlie?lich sagte sie: „Bill, Shane Hatcher ist immer noch auf freiem Fu?. Vor meinem Haus sind Agenten stationiert. Doch ich habe eine Droh-SMS von ihm bekommen, und davon wei? keiner, au?er du. Ich glaube nicht, dass er meine Familie angreifen w?rde, aber sicher kann ich nicht sein. Ich frage mich, ob du vielleicht…” Bill nickte. „Ich behalte die Situation im Auge”, sagte er. „Ich brauche eine sinnvolles Besch?ftigung.” Riley gab ihm eine schnelle Umarmung und verlie? die Wohnung. Als sie zum Auto lief, schaute sie erneut auf die Uhr. Falls sie nicht in einen Stau k?me, sollte sie es eigentlich rechtzeitig zur Start- und Landebahn schaffen. Jetzt musste sie sich erst einmal auf ihren neuen Fall konzentrieren, doch dar?ber machte sie sich nicht wirklich Sorgen. Wahrscheinlich w?rde dieser Einsatz nicht lange dauern. Was sollte ein einzelner Mord in einer Kleinstadt schon an Zeit und Einsatz erfordern? KAPITEL NEUN Noch w?hrend sie ?ber die Rollbahn zum Flugzeug ging, bereitete sich Riley innerlich auf ihren neuen Fall vor. Doch es gab eine Sache, die sie tun musste, bevor sie zu sehr davon eingenommen wurde. Sie sendete eine SMS an Mike Nevins. Schreib mir, wenn Bill vorbeikommt. Schreib mir auch, falls er nicht kommen sollte. Sie stie? einen erleichterten Seufzer aus, als Mike sofort antwortete. Werde ich machen. Riley sagte sich, dass sie alles getan hatte, was sie momentan f?r Bill tun konnte, und dass es nun an ihm war, ihrer Hilfe zu nutzen. Wenn irgendjemand Bill helfen konnte, mit den Dingen, die ihn qu?lten, fertig zu werden, dann war es Mike, da war sich Riley sicher. Sie kletterte die Stufen hinauf in die Kabine, wo Jenn Roston schon in ihrem Sitz sa? und auf ihrem Laptop arbeitete. Als Riley sich ihr am Tisch gegen?ber setzte, schaute Jenn auf und nickte ihr zu. Riley nickte zur?ck. W?hrend des Starts, und als das Flugzeug die Flugh?he erklomm, schaute Riley aus dem Fenster. Ihr missfiel die eisige Stille zwischen Jenn und ihr. Sie fragte sich, ob es Jenn vielleicht genauso ging. Diese Fl?ge waren normaler Weise eine gute Gelegenheit, die Details eines Falls zu besprechen. Aber bislang gab es zu diesem Fall einfach noch nichts zu sagen. Immerhin war die Leiche erst heute morgen gefunden worden. Riley nahm eine Zeitschrift aus ihrer Tasche und versuchte zu lesen, doch sie konnte sich nicht auf die Worte konzentrieren. Dass ihr Jenn einfach so gegen?ber sa?, lenkte sie zu sehr ab. Stattdessen sa? Riley einfach nur da und gab vor, zu lesen. So sieht mein Leben aktuell aus, dachte sie. Es wurde allzu allt?glich, anderen etwas vorzuspielen und zu l?gen. Endlich schaute Jenn von ihrem Computer auf. „Agentin Paige, ich habe das, was ich in der Besprechung mit Meredith sagte, ernst gemeint.”, sagte sie. „Wie Bitte?” fragte Riley und schaute von ihrer Zeitschrift hoch. „Dass es mir eine Ehre sei, mit Ihnen zu arbeiten. Das war immer ein Traum. Seitdem ich auf der Polizeischule war, verfolge ich ihre Arbeit.” F?r einen Moment wusste Riley nicht, was sie sagen sollte. Jenn hatte ihr beinahe die selben Worte schon einmal gesagt. Doch schon wieder konnte Riley in Jenns Gesicht nicht lesen, ob sie es ernst meinte. „Ich habe Gro?artiges ?ber Dich geh?rt”, sagte Riley. So unverbindlich es auch klang, zumindest war es wahr. Unter anderen Umst?nden w?re Riley von der M?glichkeit begeistert gewesen, mit einer klugen neuen Agentin zu arbeiten. Riley f?gte mit einem schwachen hen L?cheln hinzu: „Doch, wenn ich Du w?re, w?rde ich meine Erwartungen nicht zu hoch schrauben—nicht f?r diesen Fall.” „Stimmt”, sagte Jenn. „Vermutlich ist es nicht einmal ein Fall f?r die BAU. Wahrscheinlich fliegen wir heute Nacht zur?ck nach Quantico. Naja, es wird andere geben.” Jenn richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihren Computer. Riley fragte sich, ob sie an den Shane Hatcher Dokumenten arbeitete. Und nat?rlich machte sie sich erneut Sorgen, dass sie Jenn den USB Stick besser nicht h?tte geben sollen. Doch w?hrend sie dort sa? und dar?ber nachdachte, wurde ihr eines klar. Wenn Jenn sie wirklich h?tte reinlegen wollen, als sie um die Information bat, h?tte sie sie dann nicht l?ngst gegen sie benutzt? Sie erinnerte sich an das, was Jenn gestern zu ihr gesagt hatte. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir genau das Gleiche wollen—Shane Hatchers kriminelle Machenschaften ein f?r alle Mal zu beenden” Wenn das stimmte, war Jenn tats?chlich Rileys Verb?ndete. Doch wie konnte Riley sich sicher sein? Sie sa? da und wog ab, ob sie das Thema direkt ansprechen sollte. Sie hatte Jenn von Hatchers Drohungen nichts erz?hlt. Gab es wirklich einen Grund, es nicht zu tun? Konnte Jenn ihr nicht eigentlich irgendwie helfen? Vielleicht, doch Riley war immer noch nicht breit, diesen Schritt zu gehen. Dabei erschien es ihr inzwischen geradezu komisch, dass ihre neue Partnerin sie immer noch Agentin Paige nannte, w?hrend sie drauf bestand, dass Riley sie duzte. „Jenn”, sagte sie. Jenn schaute von ihrem Computer auf. „Ich denke, Du solltest mich Riley nennen”, sagte Riley. Jenn deutet ein L?cheln an und richtete ihre Aufmerksamkeit erneut auf ihren Computer. Riley legte die Zeitschrift zur Seite und starrte aus dem Fenster auf die Wolken unter ihnen. Die Sonne schien strahlend, doch Riley fand daran nichts Fr?hliches. Sie f?hlte sich furchtbar einsam. Sie vermisste es, Bill dabei zu haben, dem sie vertrauen, und dem sie sich anvertrauen konnte. Und sie vermisste Lucy so sehr, dass es weh tat. * Als das Flugzeug in den Des Moines International Flughafen einrollte, war es Riley m?glich, auf ihr Handy zu schauen. Sie war erfreut, dass sie eine Nachricht von Mike Nevins hatte. Bill ist gerade bei mir. Eine Sache weniger, ?ber die sich sorgen musste. Ein Polizeiauto wartete drau?en vor dem Flugzeug. Am Ende der Passagiertreppe standen zwei Polizisten aus Angier und stellten sich ihnen vor. Darryl Laird war ein schlaksiger junger Mann in seinen Zwanzigern, und Howard Doty ein kleinerer um die Vierzig. Beide schauten erschrocken. „Was sind wir froh, dass sie da sind”, sagte Doty zu Riley und Jenn, w?hrend die beiden Polizisten sie zum Auto begleiteten. Laird sagte: „Diese Geschichte ist einfach nur …” Der junge Mann sch?ttelte den Kopf, ohne seinen Gedanken zu Ende zu bringen. Die Armen, dachte Riley. Sie waren einfache Kleinstadtpolizisten. Morde waren in einer kleinen Stadt in Iowa sicherlich eine Seltenheit. Vielleicht hatte der ?ltere Polizist von Zeit zu Zeit schon einmal mit dem ein oder anderen T?tungsdelikt zu tun gehabt, doch Riley vermutete, dass der j?ngere noch nie etwas Vergleichbares durchgemacht hatte. Als Doty losfuhr, bat Riley die beiden Polizisten, ihr und Jenn alles zu erz?hlen, was geschehen war. Doty sagte: „Der Name des M?dchens ist Katy Philbin, sie war siebzehn Jahre alt. Eine Sch?lerin an der Wilson High. Ihren Eltern geh?rt die Apotheke im Ort. Nettes M?dchen, jeder mochte sie. Der alte George Tully fand ihre Leiche heute Morgen, als er sich mit seinen Jungs auf die Fr?hjahrsaussaat vorbereitete. Tully besitzt einen Hof kurz vor Angier.” „Wei? man schon, wie lange sie dort gelegen hat?” fragte Jenn. „Da m?ssen Sie Kommissar Sinard fragen. Oder gleich den Gerichtsmediziner.” Riley dachte zur?ck an das Wenige, das Meredith ihnen ?ber die Situation hatte sagen k?nnen. „Was ist mit dem anderen M?dchen?”, fragte sie. „Die, die schon l?nger vermisst wird?” „Holly Struthers ist ihr Name”, sagte Laird. „Sie war … hm, also vermutlich ist sie nach wie vor eine Sch?lerin an der anderen Schule im Ort, der Lincoln High. Sie ist seit etwa einer Woche verschwunden. Die ganze Stadt hoffte bisher, dass sie fr?her oder sp?ter einfach wieder auftauchen w?rde. Doch jetzt … Tja, ich denke, wir m?ssen weiter hoffen.” „Und beten”, f?gte Doty hinzu. Riley f?hlte eine seltsame K?lte, als er das sagte. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, wie oft sie schon geh?rt hatte, dass Leute beteten, dass eine vermisste Person einfach unversehrt wieder auftauchen w?rde. So oder so, sie hatte nie den Eindruck, dass Gebete besonders viel halfen. F?hlen sich die Leute dadurch ?berhaupt besser? fragte sie sich. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie oder warum das der Fall sein sollte. Der Nachmittag war freundlich und klar, als das Auto Des Moines verlie? und auf eine breite Autobahn auffuhr. Schon bald wechselte Doty auf eine zweispurige Stra?e, die sich ?ber die leicht h?gelige Landschaft erstreckte. Riley f?hlte ein seltsames, nagendes Gef?hl in ihrem Magen. Es dauerte einen Moment bis sie bemerkte, dass ihre Gef?hle nichts mit dem Fall zu tun hatten—zumindest nicht direkt. So f?hlte sie sich h?ufig, wenn sie im mittleren Westen zu tun hatte. Eigentlich litt sie nicht an der Angst vor offenen R?umen—Agoraphobie, nannte man das, meinte sie sich zu erinnern. Doch weite Fl?chen und Pr?rien l?sten in ihr eine ganz eigene Art der Beklemmung aus. Riley wusste nicht, was schlimmer war—die ewig weiten Fl?chen, die sie in Staaten wie Nebraska gesehen hatte, die so weit reichten, wie das Auge sah, oder diese sich monoton erstreckende Pr?rie, mit ihren immer gleichen Bauernh?user, St?dten und Feldern. So oder so, sie fand es beruhigend, sogar ein wenig ?belerregend. Trotz seines Rufs als gelobtes Land, als dem Inbegriff amerikanischer Werte, den der mittlere Westen allgemein geno?, ?berraschte es sie nicht besonders, dass hier Menschen zu M?rdern wurden. Was sie betraf, fand sie, dass das Landleben allein gen?gte, um einen Menschen in den Wahnsinn zu treiben. Auch um sich abzulenken, nahm Riley ihr Handy und schrieb eine SMS an ihre ganze Familie—April, Jilly, Liam, and Gabriela. Bin gut angekommen. Sie dachte kurz nach und f?gte dann hinzu … Ihr fehlt mir jetzt schon. Bin wahrscheinlich zur?ck, bevor ihr meine Abwesenheit ?berhaupt bemerkt. * Nach einer knappen Stunde auf der zweispurigen Autobahn, bog Doty auf eine Schotterpiste ab. Kurz darauf sagte er: „Wir erreichen jetzt George Tullys Grundst?ck.” Riley schaute sich um. Die Landschaft sah genauso aus, wie zuvor—riesige Strecken nicht bepflanzter Felder, unterbrochen von Abzugsrinnen, Z?unen und Reihen von B?umen. Sie bemerkte ein vereinzeltes gro?es Haus, das im Zentrum neben einem Schuppen stand. Sie schloss, dass dort Tully und seine Familie wohnten. Es war ein seltsam aussehendes Haus, das schien, als w?re es, wahrscheinlich schon seit Generationen, weitergebaut und zusammengeschustert worden. Bald wurde der Wagen der Gerichtsmedizin sichtbar, der auf der Stra?e parkte. Einige andere Autos parkten in der N?he. Doty parkte direkt hinter dem Kastenwagen des Pathologen, und Riley und Jenn folgten ihm und seinem j?ngeren Kollegen hinaus auf ein frisch bestelltes Feld. Riley sah drei M?nner, die ?ber einer Stelle standen, wo die Erde aufgew?hlt war. Sie konnte nicht erkennen, was dort gefunden worden war, doch sie erhaschte einen Blick auf fr?hlich bunte Kleidung, die im in der frischen Fr?hlingsbriese flatterte. Hier lag sie begraben, erkannte sie. Und in diesem Moment ?berkam Riley ein seltsames Bauchgef?hl. Verschwunden war mit einmal Mal die Vermutung, dass Jenn und sie hier nichts zu tun haben w?rden. Es gab Arbeit f?r sie—ein M?dchen war tot, und sie w?rden nicht aufh?ren, bis dass sie ihren M?rder gefunden hatten. KAPITEL ZEHN Neben der erst k?rzlich ausgegrabenen Leiche standen zwei Menschen. Riley lief direkt auf einen von den beiden zu, einen muskul?sen Mann, der etwa in ihrem Alter war. „Kommissar Joseph Sinard, vermute ich”, sagte sie und reichte ihm die Hand. Er nickte, nahm ihre Hand und sch?ttelte sie. „Die Leute hier nennen mich Joe.” Sinard zeigte auf einen ?bergewichtigen, gelangweilt dreinschauenden Mann in seinen F?nfzigern, der neben ihm stand. „Das ist Barry Teague, der zust?ndige Gerichtsmediziner. Sie beide sind vermutlich die Leute vom FBI, die wir erwarteten.” Riley und Jenn holten ihre Dienstmarken hervor und stellten sich vor. „Das hier ist das Opfer”, sagte Sinard. Er zeigte auf die niedrige Grube, in der, achtlos ausgestreckt, eine junge Frau in einem orangenen Sommerkleid lag. Das Kleid war ihr bis zu den Oberschenkeln hochgerutscht, und Riley konnte sehen, dass ihre Unterw?sche entfernt worden war. Sie trug keine Schuhe. Ihr Gesicht war unnat?rlich blass und ihr offener Mund war noch immer voller Erde. Ihre Augen waren weit ge?ffnet. Die verdreckte Leiche war von stumpfer Farbe, der Ton erinnerte in keiner Weise mehr an ein lebendiges Wesen. Riley erschauderte eine wenig. Sie f?hlte selten etwas beim Anblick einer Leiche—daf?r hatte sie in all den Jahren einfach zu viele gesehen. Doch dieses M?dchen erinnerte sie an April. Riley drehte sich zu dem Gerichtsmediziner um. „Haben Sie schon irgendwelche Ergebnisse, Mr. Teague?” Barry kauerte sich neben das Loch, und Riley gesellte sich zu ihm. „Es ist schlimm—sehr schlimm”, sagte er mit emotionsloser Stimme. Er deutete auf die Oberschenkel des M?dchens. „Sehen Sie die blauen Flecken?” fragte er. „Sieht f?r mich aus, als w?re sie vergewaltigt worden.” Riley sprach es nicht aus, doch war sie sich sicher, dass er recht hatte. Dem Geruch nach zu urteilen, vermutete sie au?erdem, dass das M?dchen in der vorletzten Nacht gestorben war, und seit dem die meiste Zeit unter der Erde verbracht hatte. Sie fragte den Pathologen: „Was glauben Sie, woran sie gestorben ist?” Teague stie? ein ungeduldig klingendes Knurren aus. „Keine Ahnung”, sagte er. „Wenn ihr Leute von der Bundesbeh?rde erlaubt, dass ich die Leiche berge und meinen Job mache, dann kann ich es Ihnen vielleicht bald sagen.” Riley str?ubte sich innerlich. Die Abneigung dieses Mannes gegen?ber der Anwesenheit des FBIs war deutlich sp?rbar. W?rden sie und Jenn Roston hier auf eine Menge Widerstand sto?en? Sie erinnerte sich daran, dass es Kommissar Sinard war, der um Unterst?tzung gebeten hatte. Zumindest konnte sie sich auf Sinards Unterst?tzung verlassen. Dem Gerichtsmediziner sagte sie: „Sie k?nnen sie jetzt mitnehmen.” Sie richtete sich auf und sah sich um. In etwa f?nfzehn Metern Entfernung sah sie einen ?lteren Mann, der sich gegen einen Traktor lehnte und in Richtung der Leiche starrte. „Wer ist das?” fragte sie Kommissar Sinard. „George Tully”, sagte Sinard. Riley erinnerte sich, dass George Tully der Besitzer des Grundst?cks war. Sie und Jenn liefen zu ihm hin?ber und stellten sich vor. Tully schien ihre Anwesenheit kaum zu bemerken. Er starrte immer noch die Leiche an, als Teagues Team vorsichtig ihren Abtransport vorbereitete. Riley sagte zu ihm: „Mr. Tully, wenn ich richtig verstehe, haben Sie das M?dchen gefunden.” Er nickte stumpf, ohne seinen Blick von der Leiche abzuwenden. “Ich wei?, es ist schwer. Doch k?nnten Sie mir bitte noch einmal erz?hlen, was passiert ist?”, sagte Riley. Tully sprach mit schwacher, unbeteiligtster Stimme. „Da gibt es nicht viel zu sagen. Ich und die Jungs kamen heute fr?h hier her, um zu pflanzen. Mir fiel gleich auf, dass dieser Fleck Erde hier seltsam aussah. Sein Aussehen st?rte mich, also fing ich an zu graben … und, da war sie.” Riley sp?rte, dass Tully ihr nicht viel w?rde sagen k?nnen. “Haben Sie irgendeine Idee, wann die Leiche hier h?tte verscharrt werden k?nnen?”, sagte Jenn. Tully sch?ttelte stumm den Kopf. Riley schaute sich f?r einen Moment lang um. Das Feld schien frisch bestellt. „Wann genau haben Sie dieses Feld gepfl?gt?”, fragte sie. „Vorgestern. Nein, noch einen Tag fr?her. Heute wollten wir mit der Aussaat beginnen.” Riley dachte dar?ber nach. Es schien zu ihrer Theorie zu passen, dass das M?dchen vorgestern get?tet und vergraben worden war. Tully schielte ein wenig, als er weiterhin geradeaus starrte. „Kommissar Sinard sagte mir ihren Namen”, sagte er. „Katy—ihr Nachname lautete Philbin, glaube ich. Seltsam, der Name sagt mir nichts. Sie habe ich auch nicht erkannt. Fr?her einmal …” Er hielt kurz inne. „Fr?her einmal kannte ich alle Familien in der Stadt und ihre Kinder. Die Zeiten ?ndern sich.” Es lag eine l?hmende, schmerzende Traurigkeit in seiner Stimme. Riley konnte seinen Schmerz nun nachempfinden. Die f?hlte mit Sicherheit, dass er seinen ganzen Leben in dieser Gegend verbracht hatte, genau wie seine Eltern, Gro?eltern, und auch deren Eltern, und jetzt hoffte er darauf, den Hof an seine eigenen Kinder und Kindeskinder weitergeben zu k?nnen. Niemals hatte er sich vorstellen k?nnen, dass so etwas hier passieren k?nnte. Und noch etwas anderes wurde ihr klar—Tully r?hrte sich seit Stunden nicht von der Stelle und starrte, von ungl?ubigem Schrecken erf?llt, unentwegt auf die Leiche des bedauernswerten M?dchens. Er hatte die Leiche fr?h am Morgen gefunden, den Vorfall gemeldet, und hatte sich anschlie?end nicht dazu durchringen k?nnen, sich von dort wegzubewegen. Jetzt, da die Leiche geborgen wurde, w?rde er vielleicht gleich gehen. Doch Riley wusste, dass das Entsetzen bei ihm bleiben w?rde. Seine Worte hallten in ihrem Kopf wieder … „Die Zeiten ?ndern sich.” Er musste sich f?hlen, als w?re die Welt verr?ckt geworden. Vielleicht ist sie das ja, dachte Riley. „Es tut uns sehr leid, dass das passiert ist”, sagte Riley zu ihm. Anschlie?end liefen sie und Jenn zur?ck zur ausgehobenen Stelle. Teagues Team hatte die zugedeckte Leiche inzwischen auf einer Trage abgelegt. Sie transportierten sie umst?ndlich ?ber die gepfl?gte Erde in Richtung des Wagens der Gerichtsmedizin. Teague n?herte sich Riley und Jenn. Er sprach in dieser immerzu monotonen Stimme, die ihm eigen schien. „Um Ihre Frage nach der Todesursache zu beantworten … Ich konnte jetzt einen Blick drauf werfen, und sie wurde niedergekn?ppelt, mehr als einmal getroffen. Das war es also.” Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und lief zu seinem Team davon. Jenn verlieh mit einem ver?chtlichen Grunzen ihrer Gereiztheit Ausdruck. „Tja, es klingt so, als sei die Untersuchung von seiner Seite aus beendet.”, sagte sie. „Er ist wirklich herzallerliebst.” Riley sch?ttelte best?rzt ihren Kopf. Dann lief sie zu Kommissar Sinard und fragte: „Wurde au?er der Leiche noch irgendetwas gefunden? Eine Handtasche? Ein Handy?” „Nein”, sagte Sinard. „Wer auch immer das hier getan hat, muss sie behalten haben.” „Agentin Roston und ich m?ssen so schnell wie m?glich die Familie des M?dchens treffen.” Kommissar Sinard erstarrte ein wenig. „Das d?rfte ziemlich hart werden” sagte er. „Ihr Vater, Drew, war gerade erst hier, um die Leiche zu identifizieren. Als er uns verlie?, ging es ihm ziemlich dreckig.” „Das verstehe ich”, sagte Riley. „Es ist aber wirklich wichtig.” Kommissar Sinard nickte, nahm einen Schl?ssel aus seiner Hosentasche, und zeigte auf ein nahgelegenes Auto. „Ich vermute, Sie werden Ihr eigenes Fortbewegungsmittel brauchen”, sagte er. „Solange Sie hier sind, k?nnen Sie mein Auto nutzen. Ich werde in einem Polizeiwagen vorausfahren und Ihnen zeigen, wo die Philbins leben.” Riley lie? Jenn die Schl?ssel nehmen und fahren. Bald folgten sie Sinards Wagen in Richtung der Innenstadt von Angier. Riley fragte ihre neue Partnerin: „Was denkst Du bislang ?ber den Fall?” Jenn fuhr eine Weile lang schweigend und schien ?ber die Frage nachzudenken. Dann sagte sie: „Wir wissen, dass das Opfer siebzehn Jahre alt war—also innerhalb der Altersgruppe, aus der die H?lfte aller Opfer dieser Art Verbrechen stammen. Dennoch ist es ein ungew?hnlicher Fall. Die meisten Opfer von Serienvergewaltigern sind Prostituierte. Dieses M?dchen k?nnte zu den zehn Prozent geh?ren, die Opfer von ihnen auf die ein oder andere Weise bekannten Personen werden.” Jenn machte erneut eine Pause. Dann f?gte sie hinzu: „Bei mehr als der H?lfte dieser Morde wurde das Opfer erw?rgt. Doch stumpfes Gewalteinwirkung ist die zweith?ufigste Todesursache. In diesem Sinne erscheint der Mord also nicht ungew?hnlich. Dennoch, wir m?ssen noch viel herausfinden. Die wichtigste Frage ist die, ob wir es mit einem Serient?ter zu tun haben.” In Zustimmung nickte Riley grimmig. Jenn sagte ihr nichts Neues, doch wo auch immer ihre Bedenken ?ber ihre neue Partnerin herr?hrten, zumindest war sie gut informiert. Und ihnen beiden drohte, dass die Antwort auf die letzte Frage eine furchtbare w?re, und beide hofften, dass dem nicht so sei. Kurz darauf folgten sie Sinard, der nach Angier hinein, und die Hauptstra?e entlang fuhr. Riley zufolge unterschied sie sich nicht von anderen Hauptstra?en, die sie im mittleren Westen gesehen hatte—reiz- und charakterlose Gesch?ftszeilen, einige neuer und andere etabliert. Sie konnte kein bisschen Charme oder Idylle erkennen. Riley brachte der Stadt die gleichen Gef?hle entgegen, die sie auch schon auf der Fahrt hierher durch die Weite der Pr?rie gehabt hatte—ein Gef?hl, als w?rde etwas D?steres hinter der gepflegten Fassade des mittleren Westens hervorlugen. Beinahe h?tte sie den Gedanken laut ausgesprochen. Doch schnell erinnerte sie sich daran, dass nicht Bill neben ihr sa?, sondern eine junge Frau, die sie kaum kannte, und bei der sie sich immer noch nicht sicher war, ob sie ihr vertrauen konnte. W?rde Jenn Roston Rileys Gef?hle teilen, oder sie ?berhaupt erst h?ren wollen? Riley konnte es nicht wissen, und das st?rte sie. Es war schwierig, keinen Partner zu haben, mit dem sie offen sprechen, und ihre Ideen austauschen konnte, ob sie nun Sinn ergaben oder auch nicht. Sie vermisste Bill mit jeder Minute mehr––und Lucy ebenso. Die Familie des Opfers lebte in einem alten, doch gut erhaltenen Backsteinbungalow in einer ruhigen Stra?e und im Hof standen gro?e B?ume. Der Bordstein und die Einfahrt waren mit Autos zugeparkt. Riley vermutete, dass die Philbins momentan viel Besuch hatten. Sinard hielt sein besch?digtes Einsatzfahrzeug auf der Stra?e an und stieg aus. Er wies Jenn eine kleine Parkl?cke zu und stand dort und gab Anweisungen, um ihr zu helfen, den Wagen in die L?cke zu quetschen. Als das Auto geparkt war, stiegen Riley und Jenn aus und liefen auf das haus zu. Kommissar Sinard war schon auf dem Weg zur Eingangst?r, w?hrend sein Einsatzwagen immer noch in zweiter Reihe stand. Riley fragte sich—w?rden sie auf eine unschuldig trauernde Familie und viele ernsthafte und wohlgesinnte Freunde und Bezugspersonen treffen? Oder w?rden sie auf Menschen treffen, die des Mordes f?hig sein k?nnten? So oder so, Riley f?rchtete diese Besuche stets. KAPITEL ELF F?r einige lange Momente konnte Riley nicht ausmachen, was sie an dem Haus, in dem Katy Philbin gelebt hatte, so seltsam fand. Sobald sie und Jenn durch die Eingangst?r hereingekommen waren, hatte sie einen Hauch von Unbehagen gesp?rt. Wie Riley erwartet hatte, war das Wohnzimmer voll mit Menschen—wohlwollende Freunde und Nachbarn, die meisten von ihnen Frauen. In typischer Kleinstadtmanier, kam die Gemeinde zusammen, um einer Familie in Krisenzeiten zu helfen. Warum also erschien ihr die Situation irgendwie seltsam? Dann fiel es Riley ein—alles war auf unheimliche Weise organisiert und ordentlich. All diese Leute schienen ihre beste Sonntagskleidung zu tragen. Sie hatten Essen mitgebracht und es auf dem Esstisch angeordnet, und alle erledigten entweder die ihnen zugewiesenen Aufgaben, oder a?en und unterhielten sich mit ged?mpfter Stimme. Es erinnerte Riley an viele Trauerfeiern, an denen sie teilgenommen hatte, an die Art von Veranstaltung, die nach einer Beerdigung stattfand. Es schein kaum m?glich, dass Katy Philbins gesch?ndete Leiche erst heute morgen gefunden worden war. Êîíåö îçíàêîìèòåëüíîãî ôðàãìåíòà. Òåêñò ïðåäîñòàâëåí ÎÎÎ «ËèòÐåñ». Ïðî÷èòàéòå ýòó êíèãó öåëèêîì, êóïèâ ïîëíóþ ëåãàëüíóþ âåðñèþ (https://www.litres.ru/pages/biblio_book/?art=43691767&lfrom=688855901) íà ËèòÐåñ. Áåçîïàñíî îïëàòèòü êíèãó ìîæíî áàíêîâñêîé êàðòîé Visa, MasterCard, Maestro, ñî ñ÷åòà ìîáèëüíîãî òåëåôîíà, ñ ïëàòåæíîãî òåðìèíàëà, â ñàëîíå ÌÒÑ èëè Ñâÿçíîé, ÷åðåç PayPal, WebMoney, ßíäåêñ.Äåíüãè, QIWI Êîøåëåê, áîíóñíûìè êàðòàìè èëè äðóãèì óäîáíûì Âàì ñïîñîáîì.
Íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë Ëó÷øåå ìåñòî äëÿ ðàçìåùåíèÿ ñâîèõ ïðîèçâåäåíèé ìîëîäûìè àâòîðàìè, ïîýòàìè; äëÿ ðåàëèçàöèè ñâîèõ òâîð÷åñêèõ èäåé è äëÿ òîãî, ÷òîáû âàøè ïðîèçâåäåíèÿ ñòàëè ïîïóëÿðíûìè è ÷èòàåìûìè. Åñëè âû, íåèçâåñòíûé ñîâðåìåííûé ïîýò èëè çàèíòåðåñîâàííûé ÷èòàòåëü - Âàñ æä¸ò íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë.