Сосновая ветвь над гладью воды Сверкает в росе изумрудом Обласкана утренним солнца лучем В реке отражается чудом. На ряби реки лист кувшинки дрожит И лилия словно невеста - Под сенью сосны белизною слепит Чиста, непорочна и честна. И с хвоей мешая свой аромат Нектаром пьянищим дурманит, И синь отраженная в глади реки Своей бирюзой восхищает. Ласка

Abenteuer des Freiherrn von M?nchhausen / Приключения барона Мюнхгаузена и другие удивительные истории. Книга для чтения на немецком языке

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Тип:Книга
Цена:270.00 руб.
Издательство: КАРО
Год издания: 2018
Язык: Немецкий
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Abenteuer des Freiherrn von M?nchhausen / Приключения барона Мюнхгаузена и другие удивительные истории. Книга для чтения на немецком языке Евгения Андреевна Тимофеева Чтение в оригинале (Каро)Klassische Literatur (Каро) В книге представлены замечательные произведения, повествующие об удивительных приключениях и путешествиях. Оригинальный текст снабжен словарем и постраничными комментариями. Abenteuer des Freiherrn von M?nchhausen / Приключения барона Мюнхгаузена и другие удивительные истории. Книга для чтения на немецком языке © КАРО, 2007 Gottfried August B?rger Wunderbare Reisen zu Wasser und zu Lande Feldz?ge und lustige Abenteuer des Freiherrn von M?nchhausen, wie er dieselben bei der Flasche im Zirkel seiner Freunde selbst zu erz?hlen pflegt Erstes Kapitel Reise nach Russland und St. Petersburg Ich trat meine Reise nach Russland von Haus ab mitten im Winter an, weil ich ganz richtig schlo?, dass Frost und Schnee die Wege durch die n?rdlichen Gegenden von Deutschland, Polen, Kur- und Livland,[1 - Kur- und Livland – historische Landschaft in Estland und Lettland] welche nach der Beschreibung aller Reisenden fast noch elender sind als die Wege nach dem Tempel der Tugend, endlich, ohne besondere Kosten hochpreislicher, wohlf?rsorgender Landesregierungen, ausbessern m?sste. Ich reisete zu Pferde, welches, wenn es sonst nur gut um Gaul und Reiter steht, die bequemste Art zu reisen ist. Denn man riskiert alsdann weder mit irgendeinem h?flichen deutschen Postmeister eine Affaire d’honneur[2 - Affaire d’honneur – дело чести] zu bekommen, noch von seinem durstigen Postillion[3 - Postillion m [franz. postillon (geh.) = sehr gro?, au?ergew?hnlich, au?erordentlich] herausstrich und mir zurief:»Hol’ mich der Teufel, mein Sohn, das soll dir nicht unvergolten bleiben!» Ich lie? das gut sein und ritt weiter, bis Nacht und Dunkelheit mich ?berfielen. Nirgends war ein Dorf zu h?ren noch zu sehen. Das ganze Land lag unter Schnee; und ich wusste weder Weg noch Steg. Des Reitens m?de, stieg ich endlich ab und band mein Pferd an eine Art von spitzem Baumstaken, der ?ber dem Schnee hervorragte. Zur Sicherheit nahm ich meine Pistolen unter den Arm, legte mich nicht weit davon in den Schnee nieder und tat ein so gesundes Schl?fchen, dass mir die Augen nicht eher wieder aufgingen, als bis es heller lichter Tag war. Wie gro? war aber mein Erstaunen, als ich fand, dass ich mitten in einem Dorf auf dem Kirchhofe lag! Mein Pferd war anf?nglich nirgends zu sehen; doch h?rte ichs bald darauf irgendwo ?ber mir wiehern. Als ich nun emporsah, so wurde ich gewahr, dass es an den Wetterhahn des Kirchturms gebunden war und von da herunterhing. Nun wusste ich sogleich, wie ich dran war. Das Dorf war n?mlich die Nacht ?ber ganz zugeschneiet gewesen; das Wetter hatte sich auf einmal umgesetzt, ich war im Schlafe nach und nach, so wie der Schnee zusammengeschmolzen war, ganz sanft herabgesunken, und was ich in der Dunkelheit f?r den Stummel eines B?umchens, der ?ber dem Schnee hervorragte, gehalten und daran mein Pferd gebunden hatte, das war das Kreuz oder der Wetterhahn des Kirchturmes gewesen. Ohne mich nun lange zu bedenken, nahm ich eine von meinen Pistolen, scho? nach dem Halfter,[10 - Halfter n = Pistolentasche f] kam gl?cklich auf die Art wieder an mein Pferd und verfolgte meine Reise. Hierauf ging alles gut, bis ich nach Russland kam, wo es eben nicht Mode ist, des Winters zu Pferde zu reisen. Wie es nun immer meine Maxime[11 - Maxime f [franz. maxime < lat. maxima (regula) = h?chste (Regel)] (bildungsspr.) = Leitsatz m] ist, mich nach dem Bekannten» l?ndlich sittlich «zu richten, so nahm ich dort einen kleinen Rennschlitten auf ein einzelnes Pferd und fuhr wohlgemut[12 - wohlgemut (geh.) = fr?hlich und voll Zuversicht] auf St. Petersburg los. Nun wei? ich nicht mehr recht, ob es in Estland oder in Ingermanland[13 - Ingermanland – Landschaft am Finnischen Meerbusen] war, so viel aber besinne ich mich noch wohl, es war mitten in einem f?rchterlichen Walde, als ich einen entsetzlichen Wolf mit aller Schnelligkeit des gefr??igsten Winterhungers hinter mir ansetzen sah. Er holte mich bald ein; und es war schlechterdings[14 - schlechterdings [aus ?lterem: schlechter Dinge] (veraltend) = geradezu, ?berhaupt, einfach] unm?glich, ihm zu entkommen. Mechanisch legte ich mich platt in den Schlitten nieder und lie? mein Pferd zu unserm beiderseitigen Besten ganz allein agieren.[15 - agieren [lat. agere= (an)treiben] (bildungsspr.) = handeln, t?tig sein, wirken] Was ich zwar vermutete, aber kaum zu hoffen und zu erwarten wagte, das geschah gleich nachher. Der Wolf bek?mmerte sich[16 - sich bek?mmern um Akk – заботиться (о ком / чем-л.)] nicht im mindesten um meine Wenigkeit, sondern sprang ?ber mich hinweg, fiel w?tend auf das Pferd, ri? ab und verschlang auf einmal den ganzen Hinterteil des armen Tieres, welches vor Schrecken und Schmerz nur desto schneller lief. Wie ich nun auf die Art selbst so unbemerkt und gut davongekommen war, so erhob ich ganz verstohlen mein Gesicht und nahm mit Entsetzen wahr, dass der Wolf sich beinahe ?ber und ?ber in das Pferd hineingefressen hatte. Kaum aber hatte er sich so h?bsch hineingezw?nget, so nahm ich mein Tempo wahr und fiel ihm t?chtig mit meiner Peitschenschnur auf das Fell. Solch ein unerwarteter ?berfall in diesem Futteral verursachte ihm keinen geringen Schreck; er strebte mit aller Macht vorw?rts, der Leichnam des Pferdes fiel zu Boden, und siehe, an seiner Statt steckte mein Wolf in dem Geschirre. Ich meines Orts h?rte nun noch weniger auf zu peitschen, und wir langten in vollem Galopp gesund und wohlbehalten[17 - wohlbehalten – благополучно; живой (целый) и невредимый] in St. Petersburg an, ganz gegen unsere beiderseitigen respektiven Erwartungen und zu nicht geringem Erstaunen aller Zuschauer. Ich will Ihnen, meine Herren, mit Geschw?tz von der Verfassung, den K?nsten, Wissenschaften und andern Merkw?rdigkeiten dieser pr?chtigen Hauptstadt Russlands keine Langeweile machen, viel weniger Sie mit allen Intrigen und lustigen Abenteuern der Gesellschaften vom Bonton, wo die Frau vom Hause den Gast allezeit mit einem Schnaps und Schmatz[18 - Schmatz m (ugs.) = [lauter] Kuss] empf?ngt, unterhalten. Ich halte mich vielmehr an gr??ere und edlere Gegenst?nde Ihrer Aufmerksamkeit, n?mlich an Pferde und Hunde, wovon ich immer ein gro?er Freund gewesen bin; ferner an F?chse, W?lfe und B?ren, von welchen, so wie von anderm Wildbret,[19 - Wildbret n – Fleisch des geschossenen Wildes] Russland einen gr??ern ?berflu? als irgendein Land auf Erden hat; endlich an solche Lustpartien, Ritter?bungen und preisliche Taten, welche den Edelmann besser kleiden als ein bisschen muffiges Griechisch und Latein oder alle Riechs?chelchen, Klunkern[20 - Klunker f (landsch.) = Quaste, Troddel; Kl?mpchen] und Kapriolen[21 - Kapriole f = n?rrischer Einfall, Streich; Luftsprung] franz?sischer Sch?ngeister[22 - Sch?ngeist m [Lehn?bertragung von franz. bel esprit] (auch leicht abwertend) – jmd., der sich weniger mit allt?glichen Dingen besch?ftigt, sondern in Belletristik, Kunst o. ?. schwelgt, darin aufgeht und dabei einen vergeistigten, intellektualistischen Eindruck macht] und – Haarkr?useler.[23 - Haarkr?usler m = Friseur m 0] Da es einige Zeit dauerte, ehe ich bei der Armee angestellt werden konnte, so hatte ich ein paar Monate lang vollkommene Musse und Freiheit, meine Zeit sowohl als auch mein Geld auf die adeligste Art von der Welt zu verjunkerieren. Manche Nacht wurde beim Spiele zugebracht und viele bei dem Klange voller Gl?ser. Die K?lte des Landes und die Sitten der Nation haben der Bouteille[24 - Bouteille f [franz. < vlat. but(t)icula = F?sschen] (veraltet) = Flasche f] unter den gesellschaftlichen Unterhaltungen in Russland einen viel h?hern Rang angewiesen als in unserm n?chternen Deutschlande; und ich habe daher dort h?ufig Leute gefunden, die in der edlen Kunst zu trinken f?r wahre Virtuosen gelten konnten. Alle waren aber elende St?mper gegen einen graubartigen, kupferfarbigen General, der mit uns an dem ?ffentlichen Tische speisete. Der alte Herr, der seit einem Gefechte mit den T?rken die obere H?lfte seines Hirnsch?dels vermi?te und daher, sooft ein Fremder in die Gesellschaft kam, sich mit der artigsten Treuherzigkeit entschuldigte, dass er an der Tafel seinen Hut aufbehalten m?sse, pflegte immer w?hrend dem Essen einige Flaschen Weinbranntwein zu leeren[25 - pflegen + zu + Inf – (при одушевленном подлежащем) иметь обыкновение [привычку] (делать что-л.)] und dann gew?hnlich mit einer Bouteille Arrak[26 - Arrak m [franz. arak < arab. ‘araq, eigtl. = Schwei?] – [ostindischer] Branntwein aus Reis od. Melasse] den Beschlu? oder nach Umst?nden einige Male da capo[27 - da capo [ital. < lat. caput, also eigtl. = vom Kopf an] = wiederholen! noch einmal! (als Beifallsruf im Theater, Konzert o.?., der zur Wiederholung des Vorgetragenen auffordert)] zu machen; und doch konnte man nicht ein einziges Mal auch nur so viel Betrunkenheit an ihm merken. – Die Sache ?bersteigt Ihren Glauben. Ich verzeihe es Ihnen, meine Herren; sie ?berstieg auch meinen Begriff. Ich wusste lange nicht, wie ich sie mir erkl?ren sollte, bis ich ganz von ungef?hr den Schl?ssel fand. – Der General pflegte von Zeit zu Zeit seinen Hut etwas aufzuheben. Dies hatte ich oft gesehen, ohne daraus nur Arg[28 - Arg n (geh. veraltet) = Falschheit, Boshaftigkeit, B?ses ] zu haben. Dass es ihm warm vor der Stirne wurde, war nat?rlich, und dass er dann seinen Kopf l?ftete, nicht minder. Endlich aber sah ich, dass er zugleich mit seinem Hute eine an demselben befestigte silberne Platte aufhob, die ihm statt des Hirnsch?dels diente, und dass alsdann immer aller Dunst der geistigen Getr?nke,[29 - geistige Getr?nke = Alkoholgetr?nke pl] die er zu sich genommen hatte, in einer leichten Wolke in die H?he stieg. Nun war auf einmal das R?tsel gel?set. Ich sagte es ein paar guten Freunden und erbot mich, da es gerade Abend war, als ich die Bemerkung machte, die Richtigkeit derselben sogleich durch einen Versuch zu beweisen. Ich trat n?mlich mit meiner Pfeife hinter den General und z?ndete, gerade als er den Hut niedersetzte, mit etwas Papier die aufsteigenden D?nste an; und nun sahen wir ein ebenso neues als sch?nes Schauspiel. Ich hatte in einem Augenblicke die Wolkens?ule ?ber dem Haupte unsers Helden in eine Feuers?ule verwandelt, und derjenige Teil der D?nste, der sich noch zwischen den Haaren des Hutes verweilte, bildete in dem sch?nsten blauen Feuer einen Nimbus, pr?chtiger, als irgendeiner den Kopf des gr??ten Heiligen umleuchtet hat. Mein Experiment konnte dem General nicht verborgen bleiben; er war aber so wenig ungehalten dar?ber, dass er uns vielmehr noch manchmal erlaubte, einen Versuch zu wiederholen, der ihm ein so erhabenes Ansehen gab. Zweites Kapitel Jagdgeschichten Ich ?bergehe manche lustige Auftritte, die wir bei dergleichen Gelegenheiten hatten, weil ich Ihnen noch verschiedene Jagdgeschichten zu erz?hlen gedenke, die mir merkw?rdiger und unterhaltender scheinen. Sie k?nnen sich leicht vorstellen, meine Herren, dass ich mich immer vorz?glich zu solchen wackern Kumpanen[30 - Kumpan m (ugs.) = Kamerad [bei bestimmten Unternehmungen]] hielt, welche ein offenes, unbeschr?nktes Waldrevier geh?rig zu sch?tzen wussten.[31 - wissen + zu + Inf – уметь (делать что-л.)] Sowohl die Abwechselung des Zeitvertreibes, welchen dieses mir darbot, als auch das au?erordentliche Gl?ck, womit mir jeder Streich gelang, gereichen[32 - gereichen (geh.) = einbringen (nur in Verbindung mit zu und bestimmten Substantiven)] mir noch immer zur angenehmsten Erinnerung. Eines Morgens sah ich durch das Fenster meines Schlafgemachs,[33 - Schlafgemach n (geh.) = Schlafzimmer n] dass ein gro?er Teich, der nicht weit davon lag, mit wilden Enten gleichsam ?berdeckt war. Flugs[34 - flugs = schnell, sofort, sogleich] nahm ich mein Gewehr aus dem Winkel, sprang zur Treppe hinab, und das so ?ber Hals und Kopf, dass ich unvorsichtigerweise mit dem Gesichte gegen die T?rpfoste rennte. Feuer und Funken stoben mir aus den Augen; aber das hielt mich keinen Augenblick zur?ck. Ich kam bald zum Schu?; allein wie ich anlegte, wurde ich zu meinem gro?en Verdrusse gewahr, dass durch den soeben empfangenen heftigen Sto? sogar der Stein von dem Flintenhahne abgesprungen war. Was sollte ich nun tun? Denn Zeit war hier nicht zu verlieren. Gl?cklicherweise fiel mir ein, was sich soeben mit meinen Augen zugetragen hatte. Ich ri? also die Pfanne auf, legte mein Gewehr gegen das wilde Gefl?gel an und ballte die Faust[35 - die Faust [die Hand zur Faust] ballen – сжимать (руку в) кулак] gegen eins von meinen Augen. Von einem derben Schlage flogen wieder Funken genug heraus, der Schu? ging los, und ich traf f?nf Paar Enten, vier Roth?lse und ein Paar Wasserh?hner. Gegenwart des Geistes ist die Seele mannhafter Taten. Wenn Soldaten und Seeleute ?fters dadurch gl?cklich davonkommen, so dankt der Weidmann[36 - Weidmann m (J?gerspr.) = [weidgerechter] J?ger] ihr nicht seltener sein gutes Gl?ck. So schwammen einst auf einem Landsee, an welchen ich auf einer Jagdstreiferei geriet, einige Dutzend wilder Enten allzuweit voneinander zerstreut umher, als dass ich mehr denn eine einzige auf einen Schu? zu erlegen hoffen konnte; und zum Ungl?ck hatte ich meinen letzten Schu? schon in der Flinte. Gleichwohl h?tte ich sie gern alle gehabt, weil ich n?chstens eine ganze Menge guter Freunde und Bekannten bei mir zu bewirten willens war.[37 - willens sein, etw. zu tun (geh.) = bereit, entschlossen sein, etw. zu tun] Da besann ich mich auf ein St?ckchen Schinkenspeck, welches von meinem mitgenommenen Mundvorrat in meiner Jagdtasche noch ?briggeblieben war. Dies befestigte ich an eine ziemlich lange Hundeleine, die ich aufdrehete und so wenigstens noch um viermal verl?ngerte. Nun verbarg ich mich im Schilfgestr?uch am Ufer, warf meinen Speckbrocken aus und hatte das Vergn?gen, zu sehen, wie die n?chste Ente hurtig herbeischwamm und ihn verschlang. Der ersten folgten bald alle ?brigen nach, und da der glatte Brokken am Faden gar bald unverdaut hinten wieder herauskam, so verschlang ihn die n?chste, und so immer weiter. Kurz, der Brocken machte die Reise durch alle Enten samt und sonders hindurch, ohne von seinem Faden loszurei?en. So sa?en sie denn alle daran wie Perlen an der Schnur. Ich zog sie gar allerliebst ans Land, schlang mir die Schnur ein halbes Dutzend mal um Schultern und Leib und ging meines Weges nach Hause zu. Da ich noch eine ziemliche Strecke davon entfernt war und mir die Last von einer solchen Menge Enten ziemlich beschwerlich fiel, so wollte es mir fast leid tun, ihrer allzu viele eingefangen zu haben. Da kam mir aber ein seltsamer Vorfall zustatten,[38 - j-m zustatten kommen – быть кстати, пригодиться кому-л.] der mich anfangs in nicht geringe Verlegenheit setzte.[39 - in Verlegenheit geraten – попасть в затруднительное положение] Die Enten waren n?mlich noch alle lebendig, fingen, als sie von der ersten Best?rzung sich erholt hatten, gar m?chtig an mit den Fl?geln zu schlagen und sich mit mir hoch in die Luft zu erheben. Nun w?re bei manchem wohl guter Rat teuer gewesen. Allein ich benutzte diesen Umstand, so gut ich konnte, zu meinem Vorteil und ruderte mich mit meinen Rocksch??en nach der Gegend meiner Behausung[40 - Behausung f (geh.) = Wohnung, [schlechte, notd?rftige] Unterkunft] durch die Luft. Als ich nun gerade ?ber meiner Wohnung angelangt war und es darauf ankam, ohne Schaden mich herunterzulassen, so dr?ckte ich einer Ente nach der andern den Kopf ein, sank dadurch ganz sanft und allm?hlich gerade durch den Schornstein meines Hauses mitten auf den K?chenherd, auf welchem zum Gl?ck noch kein Feuer angez?ndet war, zu nicht geringem Schreck und Erstaunen meines Koches. Einen ?hnlichen Vorfall hatte ich einmal mit einer Kette H?hner. Ich war ausgegangen, um eine neue Flinte zu probieren, und hatte meinen kleinen Vorrat von Hagel ganz und gar verschossen, als wider alles Vermuten vor meinen F??en eine Flucht H?hner aufging. Der Wunsch, einige derselben abends auf meinem Tische zu sehen, brachte mich auf einen Einfall, von dem Sie, meine Herren, auf mein Wort, im Falle der Not Gebrauch machen k?nnen. Sobald ich gesehen hatte, wo sich die H?hner niederlie?en, lud ich hurtig mein Gewehr und setzte statt des Schrotes[41 - Schrot m/n – kleine K?gelchen aus Blei f?r die Patronen bestimmter Feuerwaffen] den Ladstock auf, den ich, so gut sichs in der Eile tun lie?, an dem obern Ende etwas zuspitzte. Nun ging ich auf die H?hner zu, dr?ckte, sowie sie aufflogen, ab und hatte das Vergn?gen, zu sehen, dass mein Ladstock mit sieben St?cken, die sich wohl wundern mochten, so fr?h am Spie?e vereinigt zu werden, in einiger Entfernung allm?hlich heruntersank. – Wie gesagt, man muss sich nur in der Welt zu helfen wissen. Ein anderes Mal stie? mir in einem ansehnlichen Walde von Russland ein wundersch?ner schwarzer Fuchs auf. Es w?re jammerschade gewesen,[42 - es ist jammerschade, dass… – ужасно [до слез] жалко, что…] seinen kostbaren Pelz mit einem Kugel-oder Schrotschusse zu durchl?chern. Herr Reineke[43 - Reineke Fuchs – Name des Fuchses in der Tierfabel] stand dicht bei einem Baume. Augenblicklich zog ich meine Kugel aus dem Laufe, lud daf?r einen t?chtigen Brettnagel in mein Gewehr, feuerte und traf so k?nstlich, dass ich seine Lunte fest an den Baum nagelte. Nun ging ich ruhig zu ihm hin, nahm mein Weidmesser,[44 - Weidmesser n (J?gerspr.) = Jagdmesser] gab ihm einen Kreuzschnitt ?bers Gesicht, griff nach meiner Peitsche und karbatschte[45 - karbatschen (selten) – mit einer Karbatsche (Riemenpeitsche) schlagen] ihn so artig aus seinem sch?nen Pelze heraus, dass es eine wahre Lust und ein rechtes Wunder zu sehen war. Zufall und gutes Gl?ck machen oft manchen Fehler wieder gut. Davon erlebte ich bald nach diesem ein Beispiel, als ich mitten im tiefsten Walde einen wilden Frischling und eine Bache dicht hintereinander hertraben sah. Meine Kugel hatte gefehlt. Gleichwohl lief der Frischling[46 - Frischling m (J?gerspr.) – junges, h?chstens ein Jahr altes Wildschwein] vorn ganz allein weg, und die Bache[47 - Bache f – weibliches Wildschwein vom3. Lebensjahr an] blieb stehen, ohne Bewegung, als ob sie an den Boden festgenagelt gewesen w?re. Wie ich das Ding n?her untersuchte, so fand ich, dass es eine blinde Bache war, die ihres Frischlings Schw?nzlein im Rachen hielt, um von ihm aus kindlicher Pflicht f?rbass[48 - f?rbass (veraltet, noch scherzh.) = weiter, vorw?rts] geleitet zu werden. Da nun meine Kugel zwischen beiden hindurchgefahren war, so hatte sie diesen Leitzaum zerrissen, wovon die alte Bache das eine Ende noch immer kauete. Da nun ihr Leiter sie nicht weiter vorw?rts gezogen hatte, so war sie stehengeblieben. Ich ergriff daher das ?briggebliebene Endchen von des Frischlings Schwanze und leitete daran das alte hilflose Tier ganz ohne M?he und Widerstand nach Hause. So f?rchterlich diese wilden Bachen oft sind, so sind die Keiler doch weit grausamer und gef?hrlicher. Ich traf einst einen im Walde an, als ich ungl?cklicherweise weder auf Angriff noch Verteidigung gefa?t war. Mit genauer Not konnte ich noch hinter einen Baum schl?pfen, als die w?tende Bestie aus Leibeskr?ften einen Seitenhieb nach mir tat. Daf?r fuhren aber auch seine Hauer dergestalt[49 - dergestalt (geh.) = derart, so, auf diese Weise] in den Baum hinein, dass er weder imstande war, sie sogleich wieder herauszuziehen, noch den Hieb zu wiederholen. – »Haha!«dachte ich,»nun wollen wir dich bald kriegen!«– Flugs nahm ich einen Stein, hammerte noch vollends damit drauflos und nietete seine Hauer dergestalt um, dass er ganz und gar nicht wieder loskommen konnte. So musste er sich denn nun gedulden, bis ich vom n?chsten Dorfe Karren und Stricke herbeigeholet hatte, um ihn lebendig und wohlbehalten[50 - lebendig und wohlbehalten – живой и невредимый] nach Hause zu schaffen, welches auch ganz vortrefflich vonstatten ging.[51 - vonstatten gehen = stattfinden] Sie haben unstreitig, meine Herren, von dem Heiligen und Schutzpatron der Weidm?nner und Sch?tzen, St. Hubert, nicht minder auch von dem stattlichen Hirsche geh?rt, der ihm einst im Walde aufstie? und welcher das heilige Kreuz zwischen seinem Geweihe trug. Diesem Sankt habe ich noch alle Jahre mein Opfer in guter Gesellschaft dargebracht und den Hirsch wohl tausendmal sowohl in Kirchen abgemalt als auch in die Sterne seiner Ritter gestickt gesehen, so dass ich auf Ehre und Gewissen eines braven Weidmanns kaum zu sagen wei?, ob es entweder nicht vorzeiten[52 - vorzeiten (dichter.) = vor langer Zeit; einstmals] solche Kreuzhirsche gegeben habe oder wohl gar noch heutigestages gebe. Doch lassen Sie sich vielmehr erz?hlen, was ich mit meinen eigenen Augen sah. Einst, als ich alle mein Blei verschossen hatte, stie? mir ganz wider mein Vermuten der stattlichste Hirsch von der Welt auf. Er blickte mir so mir nichts dir nichts ins Auge, als ob ers auswendig gewu?t h?tte, dass mein Beutel leer war. Augenblicklich lud ich indessen meine Flinte mit Pulver und dar?berher eine ganze Handvoll Kirschsteine, wovon ich, so hurtig sich das tun lie?, das Fleisch abgesogen hatte. Und so gab ich ihm die volle Ladung mitten auf seine Stirn zwischen das Geweihe. Der Schu? bet?ubte ihn zwar – er taumelte —, machte sich aber doch aus dem Staube. Ein oder zwei Jahre darnach war ich in ebendemselben Walde auf der Jagd; und siehe, zum Vorschein kam[53 - zum Vorschein kommen – появиться, обнаружиться] ein stattlicher Hirsch, mit einem vollausgewachsenen Kirschbaume, mehr denn zehn Fu? hoch,[54 - Fu? m – [veraltetes] L?ngenma? unterschiedlicher Gr??e] zwischen seinem Geweihe. Mir fiel gleich mein voriges Abenteuer wieder ein; ich betrachtete den Hirsch als mein l?ngst wohlerworbenes Eigentum und legte ihn mit einem Schusse zu Boden, wodurch ich denn auf einmal an Braten und Kirschtunke zugleich geriet. Denn der Baum hing reichlich voll Fr?chte, die ich in meinem ganzen Leben so delikat nicht gegessen hatte. Wer kann nun wohl sagen, ob nicht irgendein passionierter heiliger Weidmann, ein jagdlustiger Abt oder Bischof, das Kreuz auf eine ?hnliche Art durch einen Schu? auf St. Huberts Hirsch zwischen das Geh?rne gepflanzt habe? Denn diese Herren waren ja von je und je wegen ihres Kreuz- und – H?rnerpflanzens ber?hmt und sind es zum Teil noch bis auf den heutigen Tag. Im Falle der Not, und wenn es Aut oder Naut[55 - Aut oder Naut = eigtl. ought or nought – eine wenigstens in Niederdeutschland in dieser Aussprache sehr popul?re Redensart] gilt, welches einem braven Weidmanne nicht selten begegnet, greift er lieber wer wei? wozu und versucht eher alles, als dass er sich die g?nstige Gelegenheit entwischen l??t. Ich habe mich manches liebes Mal selbst in einer solchen Lage der Versuchung befunden. Was sagen Sie zum Exempel[56 - zum Exempel (veraltend) = zum Beispiel; Abk. z. E.] von folgendem Kasus? – Mir waren einmal Tageslicht und Pulver in einem polnischen Walde ausgegangen. Als ich nach Hause ging, fuhr mir ein ganz entsetzlicher B?r mit offenem Rachen, bereit mich zu verschlingen, auf den Leib. Umsonst durchsuchte ich in der Hast alle meine Taschen nach Pulver und Blei. Nichts fand ich als zwei Flintensteine, die man auf einen Notfall wohl mitzunehmen pflegt. Davon warf ich einen aus aller Macht in den offenen Rachen des Ungeheuers, ganz seinen Schlund hinab. Wie ihm das nun nicht allzuwohl deuchten[57 - deucht, deuchte = d?nken (geh. veraltend) – den Anschein haben, zu denken] mochte, so machte mein B?r linksum, so dass ich den andern nach der Hinterpforte schleudern konnte. Wunderbar und herrlich ging alles vonstatten. Der Stein fuhr nicht nur hinein, sondern auch mit dem andern Steine dergestalt zusammen, dass es Feuer gab und den B?r mit einem gewaltigen Knalle auseinandersprengte. Man sagt, dass so ein wohlapplizierter Stein a posteriori,[58 - a posteriori (Philos. aus der Wahrnehmung gewonnen, aus Erfahrung; geh.) = nachtr?glich] besonders wenn er mit einem a priori[59 - a priori (Philos. von der Wahrnehmung unabh?ngig, aus Vernunftgr?nden) = von vornherein] recht zusammenfuhr, schon manchen b?rbei?igen Gelehrten und Philosophen in die Luft sprengte. – Ob ich nun gleich dasmal mit heiler Haut davonkam, so m?chte ich das St?ckchen doch eben nicht noch einmal machen oder mit einem B?r ohne andre Verteidigungsmittel anbinden. Es war aber gewisserma?en recht mein Schicksal, dass die wildesten und gef?hrlichsten Bestien mich gerade alsdann angriffen, wenn ich au?erstande war, ihnen die Spitze zu bieten, gleichsam als ob ihnen der Instinkt meine Wehrlosigkeit verraten h?tte. So hatte ich einst gerade den Stein von meiner Flinte abgeschraubt, um ihn etwas zu sch?rfen, als pl?tzlich ein schreckliches Ungeheuer von einem B?ren gegen mich anbrummte. Alles was ich tun konnte, war, mich eiligst auf einen Baum zu fl?chten, um dort mich zur Verteidigung zu r?sten. Ungl?cklicherweise aber fiel mir w?hrend des Hinaufkletterns mein Messer, das ich eben gebraucht hatte, heruntern, und nun hatte ich nichts, um die Schraube, die sich ohnedies sehr schwer drehen lie?, zu schlie?en. Unten am Baume stand der B?r, und mit jedem Augenblicke musste ich erwarten, dass er mir nachkommen w?rde. Mir Feuer aus den Augen zu schlagen, wie ich wohl ehemals getan hatte, wollte ich nicht gerne versuchen, weil mir, anderer Umst?nde, die im Wege standen, nicht zu gedenken, jenes Experiment heftige Augenschmerzen zugezogen hatte, die noch nicht ganz vergangen waren. Sehnlich blickte ich nach meinem Messer, das unten senkrecht im Schnee steckte; aber die sehnsuchtsvollsten Blicke machten die Sache nicht um ein H?rchen[60 - um ein Haar – на волосок, чуть-чуть, едва] besser. Endlich kam ich auf einen Gedanken, der so sonderbar als gl?cklich war. Ich gab dem Strahle desjenigen Wassers, von dem man bei gro?er Angst immer gro?en Vorrat hat, eine solche Richtung, dass es gerade auf das Heft meines Messers traf. Die f?rchterliche K?lte, die eben war, machte, dass das Wasser sogleich gefror und in wenigen Augenblicken sich ?ber meinem Messer eine Verl?ngerung von Eis bildete, die bis an die untersten ?ste des Baumes reichte. Nun packte ich den aufgeschossenen Stiel und zog ohne viel M?he, aber mit desto mehr Behutsamkeit mein Messer zu mir herauf. Kaum hatte ich damit den Stein festgeschraubt, als Herr Petz[61 - Petz m (scherzh.) = B?r m] angestiegen kam. Wahrhaftig, dachte ich, man muss so weise als ein B?r sein, um den Zeitpunkt so gut abzupassen, und empfing Meister Braun mit einer so herzlich gemeinten Bescherung von Rollern, dass er auf ewig das Baumsteigen verga?. Ebenso scho? mir ein anderes Mal unversehens ein f?rchterlicher Wolf so nahe auf den Leib, dass mir nichts weiter ?brigblieb, als ihm, dem mechanischen Instinkt zufolge, meine Faust in den offenen Rachen zu sto?en. Gerade meiner Sicherheit wegen stie? ich immer weiter und weiter und brachte meinen Arm beinahe bis an die Schulter hinein. Was war aber nun zu tun? – Ich kann eben nicht sagen, dass mir diese unbehilfliche Situation sonderlich anstand. – Man denke nur, Stirn gegen Stirn mit einem Wolfe! – Wir ?ugelten[62 - ?ugeln (veraltet) = [verstohlen] blicken] uns eben nicht gar lieblich an. H?tte ich meinen Arm zur?ckgezogen, so w?re mir die Bestie nur desto w?tender zu Leibe gesprungen. So viel lie? sich klar und deutlich aus seinen flammenden Augen herausbuchstabieren. Kurz, ich packte ihn beim Eingeweide, kehrte sein ?u?eres zu innerst, wie einen Handschuh, um, schleuderte ihn zu Boden und lie? ihn da liegen. Dies St?ckchen h?tte ich nun wieder nicht an einem tollen Hunde versuchen m?gen, welcher bald darauf in einem engen G??chen zu St. Petersburg gegen mich anlief.»Lauf, was du kannst!«dachte ich. Um desto besser fortzukommen, warf ich meinen ?berrock[63 - ?berrock m = Mantel m] ab und rettete mich geschwind ins Haus. Den Rock lie? ich hernach durch meinen Bediensteten hereinholen und zu den andern Kleidern in die Garderobe h?ngen. Tags darauf geriet ich in ein gewaltiges Schrecken durch meines Johanns Geschrei:»Herr Gott, Herr Baron, Ihr ?berrock ist toll!«Ich sprang hurtig zu ihm hinauf und fand alle meine Kleider umhergezerret und zu St?cken zerrissen. Der Kerl hatte es auf ein Haar getroffen, dass der ?berrock toll sei. Ich kam gerade noch selbst dazu, wie er ?ber ein sch?nes neues Galakleid herfiel und es auf eine gar unbarmherzige Weise zersch?ttelte und umherzauste. Drittes Kapitel Von Hunden und Pferden des Freiherrn von M?nchhausen In allen diesen F?llen, meine Herren, wo ich freilich immer gl?cklich, aber doch nur immer mit genauer Not davonkam, half mir das Ohngef?hr,[64 - ohngef?hr = ungef?hr] welches ich durch Tapferkeit und Gegenwart des Geistes zu meinem Vorteile lenkte. Alles zusammengenommen macht, wie jedermann wei?, den gl?cklichen J?ger, Seemann und Soldaten aus. Der aber w?rde ein sehr unvorsichtiger, tadelnswerter Weidmann, Admiral und General sein, der sich ?berall nur auf das Ohngef?hr oder sein Gestirn verlassen wollte, ohne sich weder um die besonders erforderlichen Kunstfertigkeiten zu bek?mmern, noch sich mit denjenigen Werkzeugen zu versehen, die den guten Erfolg sichern. Ein solcher Tadel trifft mich keinesweges. Denn ich bin immer ber?hmt gewesen sowohl wegen der Vortrefflichkeit meiner Pferde, Hunde und Gewehre als auch wegen der besondern Art, das alles zu handhaben, so dass ich mich wohl r?hmen kann, in Forst, Wiese und Feld meines Namens Ged?chtnis hinl?nglich gestiftet zu haben. Ich will mich nun zwar nicht auf Partikularit?ten von meinen Pferd- und Hundest?llen oder meiner Gewehrkammer einlassen, wie Stall-, Jagd- und Hundejunker sonst wohl zu tun pflegen, aber zwei von meinen Hunden zeichneten sich so sehr in meinen Diensten aus, dass ich sie nie vergessen kann und ihrer bei dieser Gelegenheit mit wenigem erw?hnen muss. Der eine war ein H?hnerhund, so unerm?det, so aufmerksam, so vorsichtig, dass jeder, der ihn sah, mich darum beneidete. Tag und Nacht konnte ich ihn gebrauchen: wurd’ es Nacht, so hing ich ihm eine Laterne an den Schwanz, und nun jagte ich so gut oder noch besser mit ihm als am hellen Tage. – Einst (es war kurz nach meiner Verheueratung) bezeugte meine Frau Lust, auf die Jagd zu gehen. Ich ritt voran, um etwas aufzusuchen, und es dauerte nicht lange, so stand mein Hund vor einer Kette von einigen hundert H?hnern. Ich warte und warte immer auf meine Frau, die mit meinem Leutnant und einem Reitknechte gleich nach mir weggeritten war; niemand aber war zu sehen und zu h?ren. Endlich werde ich unruhig, kehre um, und ungef?hr auf der H?lfte des Weges h?re ich ein ?u?erst kl?gliches Winseln. Es schien mir ziemlich nahe zu sein, und doch war weit und breit keine lebendige Seele zu erblicken. Ich stieg ab, legte mein Ohr auf den Boden, und nun h?rte ich nicht nur, dass dies Jammern unter der Erde war, sondern erkannte auch ganz deutlich die Stimme meiner Frau, meines Leutnants und meines Reitknechts. Zugleich sehe ich auch, dass nicht weit von mir die ?ffnung einer Steinkohlengrube war, und es blieb mir nun leider kein Zweifel mehr, dass mein armes Weib[65 - Weib n (veraltend) = Frau (als Geschlechtswesen im Unterschied zum Mann)] und ihre Begleiter da hineingest?rzt waren. Ich eilte in voller Karriere nach dem n?chsten Dorfe, um die Grubenleute zu holen, die endlich nach langer, h?chst m?hseliger Arbeit die Verungl?ckten aus einer neunzig Klafter[66 - Klafter m (fr?her) – L?ngeneinheit von ungef?hr der L?nge, die ein Erwachsener mit ausgebreiteten Armen greifen kann] tiefen Schacht zutage f?rderten. Erst brachten sie den Reitknecht, dann sein Pferd, dann den Leutnant, dann sein Pferd, dann meine Frau und zuletzt ihren t?rkischen Klepper. Das wunderbarste bei der ganzen Sache war, dass Menschen und Pferde bei diesem ungeheueren Sturze, einige kleine Quetschungen abgerechnet, fast gar nicht besch?digt waren; desto mehr aber hatten sie durch die unaussprechliche Angst gelitten. An eine Jagd war nun, wie Sie sich leicht vorstellen k?nnen, nicht mehr zu denken; und da Sie, wie ich fast vermute, meinen Hund w?hrend dieser Erz?hlung vergessen haben, so werden Sie mir es nicht ?belnehmen, dass auch ich nicht mehr an ihn dachte. Mein Dienst n?tigte mich, gleich den andern Morgen eine Reise anzutreten, von der ich erst nach vierzehn Tagen zur?ckkam. Ich war kaum einige Stunden wieder zu Hause, als ich meine Diane vermi?te. Niemand hatte sich um sie bek?mmert; meine Leute hatten s?mtlich geglaubt, sie w?re mit mir gelaufen, und nun war sie zu meinem gro?en Leidwesen nirgends zu finden. – Endlich kam mir der Gedanke: sollte der Hund wohl gar noch bei den H?hnern sein? Hoffnung und Furcht jagten mich augenblicklich nach der Gegend hin, und siehe da, zu meiner uns?glichen Freude stand mein Hund noch auf derselben Stelle, wo ich ihn vor vierzehn Tagen verlassen hatte.»Piel!«rief ich, und sogleich sprang er ein, und ich bekam auf einen Schu? f?nfundzwanzig H?hner. Kaum aber konnte das arme Tier noch zu mir ankriechen, so ausgehungert und abgemattet war es. Um ihn mit mir nach Hause bringen zu k?nnen, musste ich ihn auf mein Pferd nehmen, und Sie k?nnen leicht denken, dass ich mich mit der gr??ten Freude dieser Unbequemlichkeit unterzog. Nach einer guten Pflege von wenigen Tagen war er wieder so frisch und munter als zuvor, und einige Wochen darauf machte er mir es m?glich, ein R?tsel aufzul?sen, was mir ohne ihn wahrscheinlich ewig ungel?set h?tte bleiben m?ssen. Ich jagte n?mlich zwei ganzer Tage hinter einem Hasen her. Mein Hund brachte ihn immer wieder herum, aber nie konnte ich zum Schusse kommen. – An Hexerei zu glauben, ist meine Sache nie gewesen, dazu habe ich zu au?erordentliche Dinge erlebt; allein hier war ich doch mit meinen f?nf Sinnen am Ende. Endlich kam mir aber doch der Hase so nahe, dass ich ihn mit meinem Gewehr erreichen konnte. Er st?rzte nieder, und was meinen Sie, was ich nun fand? – Vier L?ufe hatte mein Hase unter dem Leibe und viere auf dem R?cken. Waren die zwei untern Paar m?de, so warf er sich wie ein geschickter Schwimmer, der auf Bauch und R?cken schwimmen kann, herum, und nun ging es mit den beiden neuen wieder mit verst?rkter Geschwindigkeit fort. Nie habe ich nachher einen Hasen von der Art gefunden und auch diesen w?rde ich nicht bekommen haben, wenn mein Hund nicht so ungemeine Vollkommenheiten gehabt h?tte. Dieser aber ?bertraf sein ganzes Geschlecht so sehr, dass ich kein Bedenken tragen w?rde, ihm den Beinamen des Einzigen beizulegen, wenn nicht ein Windspiel, das ich hatte, ihm diese Ehre streitig machte. Das Tierchen war minder wegen seiner Gestalt als wegen seiner au?erordentlichen Schnelligkeit merkw?rdig. H?tten die Herren es gesehen, so w?rden sie es gewi? bewundert und sich gar nicht verwundert haben, dass ich es so lieb hatte und so oft mit ihm jagte. Es lief so schnell, so oft und so lange in meinem Dienste, dass es sich die Beine ganz bis dicht unterm Leibe weglief und ich es in seiner letzten Lebenszeit nur noch als Dachssucher gebrauchen konnte, in welcher Qualit?t es mir denn ebenfalls noch manch liebes Jahr diente. Weiland[67 - weiland (veraltet, noch altert?melnd) = einst, fr?her] noch als Windspiel – beil?ufig zu melden, es war eine H?ndin – setzte sie einst hinter einem Hasen her, der mir ganz ungew?hnlich dick vorkam. Es tat mir leid um meine arme H?ndin, denn sie war mit Jungen tr?chtig[68 - mit Jungen tr?chtig = (von S?ugetieren) ein Junges, Junge tragend] und wollte doch noch ebenso schnell laufen als sonst. Nur in sehr weiter Entfernung konnte ich zu Pferde nachfolgen. Auf einmal h?rte ich ein Geklaffe wie von einer ganzen Kuppel Hunde, allein so schwach und zart, dass ich nicht wusste, was ich daraus machen sollte. Wie ich n?her kam, sah ich mein himmelblaues Wunder. Die H?sin hatte im Laufen gesetzt, und meine H?ndin geworfen, und zwar jene gerade ebensoviel junge Hasen als diese junge Hunde. Instinktm??ig hatten jene die Flucht genommen, diese aber nicht nur gejagt, sondern auch gefangen. Dadurch gelangte ich am Ende der Jagd auf einmal[69 - auf einmal – сразу, одновременно] zu sechs Hasen und Hunden: da ich doch nur mit einem einzigen angefangen hatte. Ich gedenke dieser wunderbaren H?ndin mit ebendem[70 - ebender, ebendie, ebendas = genau der, die, das] Vergn?gen als eines vortrefflichen litauischen Pferdes, welches nicht mit Gelde zu bezahlen war. Dies bekam ich durch ein Ohngef?hr, welches mir Gelegenheit gab, meine Reitkunst zu meinem nicht geringen Ruhme zu zeigen. Ich war n?mlich einst auf dem pr?chtigen Landsitze des Grafen Przobofsky in Litauen und blieb im Staatszimmer bei den Damen zum Tee, indessen die Herren hinunter in den Hof gingen, um ein junges Pferd von Gebl?te[71 - Gebl?t n (geh.) = [vornehme] Abstammung, Herkunft f] zu besehen, welches soeben aus der Stuterei angelangt war. Pl?tzlich h?rten wir einen Notschrei. – Ich eilte die Treppe hinab und fand das Pferd so wild und unb?ndig, dass niemand sich getrauete, sich ihm zu n?hern oder es zu besteigen. Best?rzt und verwirrt standen die entschlossensten Reiter da; Angst und Besorgnis schwebte auf allen Gesichtern, als ich mit einem einzigen Sprunge auf seinem R?cken sa? und das Pferd durch diese ?berraschung nicht nur in Schrecken setzte, sondern es auch durch Anwendung meiner besten Reitk?nste g?nzlich zu Ruhe und Gehorsam brachte. Um dies den Damen noch besser zu zeigen und ihnen alle unn?tige Besorgnis zu ersparen, so zwang ich den Gaul, durch eins der offenen Fenster des Teezimmers mit mir hineinzusetzen. Hier ritt ich nun verschiedenemal, bald Schritt, bald Trott, bald Galopp herum, setzte endlich sogar auf den Teetisch und machte da im kleinen ?beraus artig die ganze Schule durch, wor?ber sich denn die Damen ganz ausnehmend ergetzten.[72 - ergetzten = erg?tzen] Mein R??chen machte alles so bewundernsw?rdig geschickt, dass es weder Kannen noch Tassen zerbrach. Dies setzte mich bei den Damen und dem Herrn Grafen so hoch in Gunst, dass er mit seiner gew?hnlichen H?flichkeit mich bat, das junge Pferd zum Geschenke von ihm anzunehmen und auf selbigem in dem Feldzuge gegen die T?rken, welcher in kurzem unter Anf?hrung des Grafen M?nnich[73 - M?nnich = Burkhard Christoph Graf von M?nnich (russ. Миних) (1683–1767) – russischer Generallfeldmarschall und Politiker] er?ffnet werden sollte, auf Sieg und Eroberung auszureiten. Viertes Kapitel Abenteuer des Freiherrn von M?nchhausen im Kriege gegen die T?rken Ein angenehmeres Geschenk h?tte mir nun wohl nicht leicht gemacht werden k?nnen, besonders da es mir so viel Gutes von einem Feldzuge weissagte, in welchem ich mein erstes Probest?ck als Soldat ablegen wollte. Ein Pferd, so gef?gig, so mutvoll und feurig – Lamm und Bucephal[74 - Bucephal – Name des Pferdes von Alexander dem Gro?en] zugleich —, musste mich allezeit an die Pflichten eines braven Soldaten und an die erstaunlichen Taten erinnern, welche der junge Alexander[75 - gemeint wird Alexander der Gro?e von Mazedonien] im Felde verrichtet hatte. Wir zogen, wie es scheinet, unter anderm auch in der Absicht zu Felde, um die Ehre der russischen Waffen, welche in dem Feldzuge unter Zar Peter[76 - gemeint wird Peter der Gro?e, Kaiser Russlands] am Pruth[77 - Pruth m – Nebenfluss der Donau] ein wenig gelitten hatte, wiederherzustellen. Dieses gelang uns auch vollkommen durch verschiedene zwar m?hselige, aber doch r?hmliche Feldz?ge unter Anf?hrung des gro?en Feldherrn, dessen ich vorhin erw?hnte. Die Bescheidenheit verbietet es Subalternen,[78 - Subalterne m/f = Abgeordnete m/f] sich gro?e Taten und Siege zuzuschreiben, wovon der Ruhm gemeiniglich[79 - gemeiniglich (veraltend) = gew?hnlich, im Allgemeinen] den Anf?hrern, ihrer Alltagsqualit?ten ungeachtet, ja wohl gar verkehrt genug K?nigen und K?niginnen in Rechnung gebracht wird, welche niemals anders als Musterungspulver rochen, nie au?er ihren Lustlagern ein Schlachtfeld, noch au?er ihren Wachtparaden ein Heer in Schlachtordnung erblickten. Ich mache also keinen besondern Anspruch an die Ehre von unsern gr??ern Aff?ren mit dem Feinde. Wir taten insgesamt unsere Schuldigkeit, welches in der Sprache des Patrioten, des Soldaten und kurz des braven Mannes ein sehr viel umfassender Ausdruck, ein Ausdruck von sehr wichtigem Inhalt und Belang[80 - von Belang sein – иметь значение, быть существенным] ist, obgleich der gro?e Haufen m??iger Kannegie?er sich nur einen sehr geringen und ?rmlichen Begriff davon machen[81 - sich einen Begriff von etw. machen – составить себе представление о чем-л.] mag. Da ich indessen ein Korps Husaren unter meinem Kommando hatte, so ging ich auf verschiedene Expeditionen aus, wo das Verhalten meiner eigenen Klugheit und Tapferkeit ?berlassen war. Den Erfolg hiervon, denke ich denn doch, kann ich mit gutem Fug auf meine eigene und die Rechnung derjenigen braven Gef?hrten[82 - Gef?hrte m [eigtl. der mit einem zusammen f?hrt, reist] (geh.) = jmd., der durch Freundschaft od. gleiche Lebensumst?nde mit jmdm. verbunden ist; [begleitender] Freund, Kamerad] schreiben, die ich zu Sieg und Eroberung f?hrte. Einst, als wir die T?rken in Oczakow hineintrieben, gings bei der Avantgarde sehr hei? her. Mein feuriger Litauer h?tte mich beinahe in des Teufels K?che gebracht. Ich hatte einen ziemlich entfernten Vorposten und sah den Feind in einer Wolke von Staub gegen mich anr?cken, wodurch ich wegen seiner wahren Anzahl und Absicht g?nzlich in Ungewi?heit blieb. Mich in eine ?hnliche Wolke von Staub einzuh?llen, w?re freilich wohl ein Alltagspfiff gewesen, w?rde mich aber ebenso wenig kl?ger gemacht als ?berhaupt der Absicht n?her gebracht haben, warum ich vorausgeschickt war. Ich lie? daher meine Flankeurs zur Linken und Rechten auf beiden Fl?geln sich zerstreuen und so viel Staub erregen, als sie nur immer konnten. Ich selbst aber ging gerade auf den Feind los, um ihn n?her in Augenschein zu nehmen. Dies gelang mir. Denn er stand und focht nur so lange, bis die Furcht vor meinen Flankeurs ihn in Unordnung zur?cktrieb. Nun wars Zeit, tapfer ?ber ihn herzufallen. Wir zerstreueten ihn v?llig, richteten eine gewaltige Niederlage an und trieben ihn nicht allein in seine Festung zu Loche, sondern auch durch und durch, ganz ?ber und wider unsere blutgierigsten Erwartungen. Weil nun mein Litauer so au?erordentlich geschwind war, so war ich der Vorderste beim Nachsetzen, und da ich sah, dass der Feind so h?bsch zum gegenseitigen Tore wieder hinausfloh, so hielt ichs f?r ratsam, auf dem Marktplatze anzuhalten und da zum Rendezvous blasen zu lassen. Ich hielt an, aber stellt euch, ihr Herren, mein Erstaunen vor, als ich weder Trompeter noch irgendeine lebendige Seele von meinen Husaren um mich sah. – »Sprengen sie etwa durch andere Stra?en? Oder was ist aus ihnen geworden?«dachte ich.»Indessen konnten sie meiner Meinung nach unm?glich fern sein und mussten mich bald einholen. In dieser Erwartung ritt ich meinen atemlosen Litauer zu einem Brunnen auf dem Marktplatze und lie? ihn trinken. Er soff ganz unm??ig und mit einem Hei?durste, der gar nicht zu l?schen war. Allein das ging ganz nat?rlich zu. Denn als ich mich nach meinen Leuten umsah, was meint ihr wohl, ihr Herren, was ich da erblickte? – Der ganze Hinterteil des armen Tieres, Kreuz und Lenden waren fort und wie rein abgeschnitten. So lief denn hinten das Wasser ebenso wieder heraus, als es von vorn hineingekommen war, ohne dass es dem Gaul zugute kam[83 - jmdm., einer Sache zugute kommen = n?tzlich f?r jmdn., etw. sein, sich positiv auswirken] oder ihn erfrischte. Wie das zugegangen sein mochte, blieb mir ein v?lliges R?tsel, bis endlich mein Reitknecht von einer ganz entgegengesetzten Seite angejagt kam und unter einem Strome von treuherzigen Gl?ckw?nschen und kr?ftigen Fl?chen mir folgendes zu vernehmen gab. Als ich p?le m?le[84 - p?le m?le [pel’mel] (selten) = bunt gemischt; durcheinander] mit dem fliehenden Feinde hereingedrungen w?re, h?tte man pl?tzlich das Schutzgatter fallen lassen, und dadurch w?re der Hinterteil meines Pferdes rein abgeschlagen worden. Erst h?tte besagter Hinterteil unter den Feinden, die ganz blind und taub gegen das Tor angest?rzt w?ren, durch best?ndiges Ausschlagen die f?rchterlichste Verheerung angerichtet, und dann w?re er siegreich nach einer nahe gelegenen Weide hingewandert, wo ich ihn wahrscheinlich noch finden w?rde. Ich drehte sogleich um, und in einem unbegreiflich schnellen Galopp brachte mich die H?lfte meines Pferdes, die mir noch ?brig war, nach der Weide hin. Zu meiner gro?en Freude fand ich hier die andere H?lfte gegenw?rtig, und zu meiner noch gr??eren Verwunderung sahe ich, dass sich dieselbe mit einer Besch?ftigung am?sierte, die so gut gew?hlt war, dass bis jetzt noch kein ma?tre des plaisirs[85 - ma?tre des plaisirs (veraltet, noch scherzh.) – jmd., der bei einer Veranstaltung das Unterhaltungsprogramm leitet, der bei einem Fest f?r die Unterhaltung der G?ste sorgt] mit allem Scharfsinne imstande war, eine angemessenere Unterhaltung eines kopflosen Subjekts ausfindig zu machen.[86 - etw. / j-n ausfindig machen – отыскать, разыскать, подыскать что / кого-л.] Mit einem Worte, der Hinterteil meines Wunderpferdes hatte in den wenigen Augenblicken schon sehr vertraute Bekanntschaft mit den Stuten gemacht, die auf der Weide umherliefen, und schien bei den Vergn?gungen seines Harems[87 - Harem m – von Frauen bewohnter Teil des islamischen Hauses] alles ausgestandene Ungemach zu vergessen. Hiebei kam nun freilich der Kopf so wenig in Betracht,[88 - etw. in Betracht ziehen /nehmen – принимать что-л. во внимание] dass selbst die Fohlen, die dieser Erholung ihr Dasein zu danken hatten, unbrauchbare Mi?geburten waren, denen alles das fehlte, was bei ihrem Vater, als er sie zeugte, vermi?t wurde. Da ich so unwidersprechliche Beweise hatte, dass in beiden H?lften meines Pferdes Leben sei, so lie? ich sogleich unsern Kurschmied rufen. Dieser heftete, ohne sich lange zu besinnen, beide Teile mit jungen Lorbeerspr??lingen, die gerade bei der Hand waren, zusammen. Die Wunde heilte gl?cklich zu; und es begab sich etwas, das nur einem so ruhmvollen Pferde begegnen konnte. N?mlich die Sprossen schlugen Wurzel in seinem Leibe, wuchsen empor und w?lbten eine Laube ?ber mir, so dass ich hernach manchen ehrlichen Ritt im Schatten meiner sowohl als meines Rosses Lorbeern tun konnte. Einer andern kleinen Ungelegenheit von dieser Aff?re will ich nur beil?ufig erw?hnen. Ich hatte so heftig, so lange, so unerm?det auf den Feind losgehauen, dass mein Arm dadurch endlich in eine unwillk?rliche Bewegung des Hauens geraten war, als der Feind schon l?ngst ?ber alle Berge war. Um mich nun nicht selbst oder meine Leute, die mir zu nahe kamen, f?r nichts und wider nichts zu pr?geln, sah ich mich gen?tigt, meinen Arm an die acht Tage lang ebensogut in der Binde zu tragen, als ob er mir halb abgehauen gewesen w?re. Einem Manne, meine Herren, der einen Gaul, wie mein Litauer war, zu reiten vermochte,[89 - verm?gen + zu + Inf (geh.) = die n?tige Kraft aufbringen, die F?higkeit haben, imstande sein, etw. zu tun] k?nnen Sie auch wohl noch ein anderes Voltigier[90 - voltigieren – eine Volte ausf?hren; Luft-, Kunstspr?nge, Turn?bungen auf dem [galoppierenden] Pferd ausf?hren] – und Reiterst?ckchen zutrauen, welches au?erdem vielleicht ein wenig fabelhaft klingen m?chte. Wir belagerten n?mlich, ich wei? nicht mehr welche Stadt, und dem Feldmarschall war ganz erstaunlich viel an genauer Kundschaft gelegen, wie die Sachen in der Festung st?nden. Es schien ?u?erst schwer, ja fast unm?glich, durch alle Vorposten, Wachen und Festungswerke hineinzugelangen, auch war eben kein t?chtiges Subjekt vorhanden,[91 - vorhanden sein – иметься, быть в наличии] wodurch man so was gl?cklich auszurichten h?tte hoffen k?nnen. Vor Mut und Diensteifer fast ein wenig allzurasch stellte ich mich neben eine der gr??ten Kanonen, die soeben nach der Festung abgefeuert ward, und sprang im Hui[92 - im Hui/in einem Hui (ugs.) = sehr schnell [und dadurch unsorgf?ltig]] auf die Kugel, in der Absicht, mich in die Festung hineintragen zu lassen. Als ich aber halbweges durch die Luft geritten war, stiegen mir allerlei nicht unerhebliche Bedenklichkeiten zu Kopfe.»Hum, «dachte ich,»hinein kommst du nun wohl, allein wie hernach sogleich wieder heraus? Und wie kanns dir in der Festung ergehen? Man wird dich sogleich als einen Spion erkennen und an den n?chsten Galgen h?ngen. Ein solches Bette der Ehren wollte ich mir denn doch wohl verbitten. «Nach diesen und ?hnlichen Betrachtungen entschlo? ich mich kurz, nahm die gl?ckliche Gelegenheit wahr, als eine Kanonenkugel aus der Festung einige Schritte weit vor mir vor?ber nach unserm Lager flog, sprang von der meinigen auf diese hin?ber und kam, zwar unverrichteter Sache, jedoch wohlbehalten bei den lieben Unsrigen wieder an. So leicht und fertig ich im Springen war, so war es auch mein Pferd. Weder Graben noch Z?une hielten mich jemals ab, ?berall den geradesten Weg zu reiten. Einst setzte ich darauf hinter einem Hasen her, der querfeldein[93 - querfeldein = mitten, quer durch das Gel?nde] ?ber die Heerstra?e lief. Eine Kutsche mit zwei sch?nen Damen fuhr diesen Weg gerade zwischen mir und dem Hasen vorbei. Mein Gaul setzte so schnell und ohne Ansto? mitten durch die Kutsche hindurch, wovon die Fenster aufgezogen waren, dass ich kaum Zeit hatte, meinen Hut abzuziehen und die Damen wegen dieser Freiheit untert?nigst[94 - untert?nig (abwertend) – eine Haltung zeigend, die erkennen l?sst, dass man den Willen eines H?hergestellten,M?chtigeren als verbindlich anerkennt, ihm nachzukommenwillens ist] um Verzeihung zu bitten. Ein andres Mal wollte ich ?ber einen Morast setzen, der mir anf?nglich nicht so breit vorkam, als ich ihn fand, da ich mitten im Sprunge war. Schwebend in der Luft wendete ich daher wieder um, wo ich hergekommen war, um einen gr??ern Anlauf zu nehmen.[95 - (einen) Anlauf nehmen – разбежаться, взять разбег] Gleichwohl sprang ich auch zum zweiten Male noch zu kurz und fiel nicht weit vom andern Ufer bis an den Hals in den Morast. Hier h?tte ich unfehlbar umkommen m?ssen, wenn nicht die St?rke meines eigenen Armes mich an meinem eigenen Haarzopfe, samt dem Pferde, welches ich fest zwischen meine Knie schlo?, wieder herausgezogen h?tte. F?nftes Kapitel Abenteuer des Freiherrn von M?nchhausen w?hrend seiner Gefangenschaft bei den T?rken. Er kehrt in seine Heimat zur?ck Trotz aller meiner Tapferkeit und Klugheit, trotz meiner und meines Pferdes Gewandtheit und St?rke gings mir in dem T?rkenkriege doch nicht immer nach Wunsche. Ich hatte sogar das Ungl?ck, durch die Menge ?bermannt[96 - ?bermannen – (von Gef?hlen, k?rperlichen Zust?nden) mit solcher Intensit?t auf jmdn. einwirken, dass er sich dagegen nicht wehren kann] und zum Kriegsgefangenen gemacht zu werden. Ja, was noch schlimmer war, aber doch immer unter den T?rken gew?hnlich ist, ich wurde zum Sklaven verkauft. In diesem Stande der Dem?tigung war mein Tagewerk nicht sowohl hart und sauer als vielmehr seltsam und verdrie?lich. Ich musste n?mlich des Sultans Bienen alle Morgen auf die Weide treiben, sie daselbst[97 - daselbst (geh., veraltend) = dort] den ganzen Tag lang h?ten und dann gegen Abend wieder zur?ck in ihre St?cke treiben. Eines Abends vermi?te ich eine Biene, wurde aber sogleich gewahr, dass zwei B?ren sie angefallen hatten und ihres Honigs wegen zerrei?en wollten. Da ich nun nichts anderes Waffen?hnliches in H?nden hatte als die silberne Axt, welche das Kennzeichen der G?rtner und Landarbeiter des Sultans ist, so warf ich diese nach den beiden R?ubern, blo? in der Absicht, sie damit wegzuscheuchen. Die arme Biene setzte ich auch wirklich dadurch in Freiheit; allein durch einen ungl?cklichen, allzu starken Schwung meines Armes flog die Axt in die H?he und h?rte nicht auf zu steigen, bis sie im Monde niederfiel. Wie sollte ich sie nun wiederkriegen? Mit welcher Leiter auf Erden sie herunterholen? Da fiel mir ein, dass die t?rkischen Bohnen sehr geschwind und zu einer ganz erstaunlichen H?he emporw?chsen. Augenblicklich pflanzte ich also eine solche Bohne, welche wirklich emporwuchs und sich an eines von des Mondes H?rnern von selbst anrankte. Nun kletterte ich getrost nach dem Monde empor, wo ich auch gl?cklich anlangte. Es war ein ziemlich m?hseliges St?ckchen Arbeit, meine silberne Axt an einem Orte wiederzufinden, wo alle andere Dinge gleichfalls wie Silber gl?nzten. Endlich aber fand ich sie doch auf einem Haufen Spreu und H?ckerling. Nun wollte ich wieder zur?ckkehren, aber ach, die Sonnenhitze hatte indessen meine Bohne aufgetrocknet, so dass daran schlechterdings nicht wieder herabzusteigen war. Was war nun zu tun? – Ich flocht mir einen Strick von dem H?ckerling, so lang ich ihn nur immer machen konnte. Diesen befestigte ich an eines von des Mondes H?rnern und lie? mich daran heruntern. Mit der rechten Hand hielt ich mich fest, und in der linken f?hrte ich meine Axt. Sowie ich nun eine Strecke hinuntergeglitten war, so hieb ich immer das ?berfl?ssige St?ck ?ber mir ab und kn?pfte dasselbe unten wieder an, wodurch ich denn ziemlich weit heruntergelangte. Dieses wiederholte Abhauen und Ankn?pfen machte nun freilich den Strick ebensowenig besser, als es mich v?llig herab auf des Sultans Landgut brachte. Ich mochte wohl noch ein paar Meilen weit droben in den Wolken sein, als mein Strick auf einmal zerri? und ich mit solcher Heftigkeit herab zu Gottes Erdboden fiel, dass ich ganz bet?ubt davon wurde. Durch die Schwere meines von einer solchen H?he herabfallenden K?rpers fiel ich ein Loch, wenigstens neun Klafter tief, in die Erde hinein. Ich erholte mich zwar endlich wieder, wusste aber nun nicht, wie ich wieder herauskommen sollte. Allein was tut nicht die Not? Ich grub mir mit meinen N?geln, deren Wuchs damals vierzigj?hrig war, eine Art von Treppe und f?rderte mich dadurch gl?cklich zutage. Durch diese m?hselige Erfahrung kl?ger gemacht, fing ichs nachher besser an, der B?ren, die so gern nach meinen Bienen und den Honigst?cken stiegen, loszuwerden. Ich bestrich die Deichsel eines Ackerwagens mit Honig und legte mich nicht weit davon des Nachts in einen Hinterhalt. Was ich vermutete, das geschah. Ein ungeheurer B?r, herbeigelockt durch den Duft des Honigs, kam an und fing vorn an der Spitze der Stange so begierig an zu lecken, dass er sich die ganze Stange durch Schlund, Magen und Bauch bis hinten wieder hinausleckte. Als er sich nun so artig auf die Stange hinaufgeleckt hatte, lief ich hinzu, steckte vorn durch das Loch der Deichsel einen langen Pflock, verwehrte dadurch dem Nascher den R?ckzug und lie? ihn sitzen bis an den andern Morgen. ?ber dies St?ckchen wollte sich der Gro?sultan, der von ungef?hr vorbeispazierte, fast totlachen. Nicht lange hierauf machten die Russen mit den T?rken Frieden, und ich wurde nebst[98 - nebst (veraltend) = [zusammen] mit; sowie,] andern Kriegsgefangenen wieder nach St. Petersburg ausgeliefert. Ich nahm aber nun meinen Abschied und verlie? Russland um die Zeit der gro?en Revolution vor etwa vierzig Jahren, da der Kaiser in der Wiege nebst seiner Mutter und ihrem Vater, dem Herzoge von Braunschweig, dem Feldmarschall von M?nnich und vielen andern nach Sibirien geschickt wurden. Es herrschte damals ?ber ganz Europa ein so au?erordentlich strenger Winter, dass die Sonne eine Art von Frostschaden erlitten haben muss, woran sie seit der ganzen Zeit her bis auf den heutigen Tag gesiecht hat. Ich empfand daher auf der R?ckreise in mein Vaterland weit gr??eres Ungemach,[99 - Usamngtemach n (veraltend) = Unannehmlichkeit f, ?rger m] als ich auf meiner Hinreise nach Russland erfahren hatte. Ich musste, weil mein Litauer in der T?rkei geblieben war, mit der Post reisen. Als sichs nun f?gte, dass wir an einen engen hohlen Weg zwischen hohen Dornhecken kamen, so erinnerte ich den Postillion, mit seinem Horne ein Zeichen zu geben, damit wir uns in diesem engen Passe nicht etwa gegen ein anderes entgegenkommendes Fuhrwerk festfahren mochten. Mein Kerl setzte an und blies aus Leibeskr?ften in das Horn, aber alle seine Bem?hungen waren umsonst. Nicht ein einziger Ton kam heraus, welches uns ganz unerkl?rlich, ja in der Tat f?r ein rechtes Ungl?ck zu achten war, indem bald eine andere uns entgegenkommende Kutsche auf uns stie?, vor welcher nun schlechterdings nicht vorbeizukommen war. Nichtsdestoweniger sprang ich aus meinem Wagen und spannte zuv?rderst[100 - zuv?rderst (veraltend) = in erster Linie, zuerst, vor allem] die Pferde aus. Hierauf nahm ich den Wagen nebst den vier R?dern und allen P?ckereien auf meine Schultern und sprang damit ?ber Ufer und Hecke, ungef?hr neun Fu? hoch, welches in R?cksicht auf die Schwere der Kutsche eben keine Kleinigkeit war, auf das Feld hin?ber. Durch einen andern R?cksprung gelangte ich, die fremde Kutsche vor?ber, wieder in den Weg. Darauf eilte ich zur?ck zu unsern Pferden, nahm unter jeden Arm eins und holte sie auf die vorige Art, n?mlich durch einen zweimaligen Sprung hin?ber und her?ber, gleichfalls herbei, lie? wieder anspannen und gelangte gl?cklich am Ende der Station zur Herberge. Noch h?tte ich anf?hren sollen, dass eins von den Pferden, welches sehr mutig und nicht ?ber vier Jahre alt war, ziemlichen Unfug machen[101 - Unfug treiben/machen – безобразничать] wollte. Denn als ich meinen zweiten Sprung ?ber die Hecke tat, so verriet es durch sein Schnauben und Trampeln ein gro?es Missbehagen an dieser heftigen Bewegung. Dies verwehrte ich ihm aber gar bald, indem ich seine Hinterbeine in meine Rocktasche steckte. In der Herberge erholten wir uns wieder von unserm Abenteuer. Der Postillion h?ngte sein Horn an einen Nagel beim K?chenfeuer, und ich setzte mich ihm gegen?ber. Nun h?rt, ihr Herren, was geschah! Auf einmal gings: Tereng! tereng! teng! teng! Wir machten gro?e Augen und fanden nun auf einmal die Ursache aus, warum der Postillion sein Horn nicht hatte blasen k?nnen. Die T?ne waren in dem Horne festgefroren und kamen nun, so wie sie nach und nach auftaueten, hell und klar zu nicht geringer Ehre des Fuhrmanns heraus. Denn die ehrliche Haut unterhielt uns nun eine ziemliche Zeitlang mit der herrlichsten Modulation, ohne den Mund an das Horn zu bringen. Da h?rten wir den preu?ischen Marsch – Ohne Lieb und ohne Wein – Als ich auf meiner Bleiche – Gestern abend war Vetter Michel da – nebst noch vielen andern St?ckchen, auch sogar das Abendlied: Nun ruhen alle W?lder. – Mit diesem letzten endigte sich denn dieser Tauspa?, so wie ich hiermit meine russische Reisegeschichte. Manche Reisende sind bisweilen[102 - bisweilen (geh.) = manchmal, hin und wieder, ab und zu] imstande, mehr zu behaupten, als genau genommen wahr sein mag. Daher ist es denn kein Wunder, wenn Leser oder Zuh?rer ein wenig zum Unglauben geneigt werden. Sollten indessen einige von der Gesellschaft an meiner Wahrhaftigkeit zweifeln, so muss ich sie wegen ihrer Ungl?ubigkeit herzlich bemitleiden und sie bitten, sich lieber zu entfernen, ehe ich meine Schiffsabenteuer beginne, die zwar fast noch wunderbarer, aber doch ebenso authentisch sind. Sechstes Kapitel Erstes Seeabenteuer Gleich die erste Reise, die ich in meinem Leben machte, geraume Zeit[103 - geraume Zeit = l?ngere Zeit] vor der russischen, von der ich eben einige Merkw?rdigkeiten erz?hlt habe, war eine Reise zur See. Ich stand, wie mein Onkel, der schwarzbartigste Husarenoberste, den ich je gesehen habe, mir oft zuzuschnurren pflegte, noch mit den G?nsen im Prozesse, und man hielt es noch f?r unentschieden, ob der wei?e Flaum an meinem Kinne Keim von Dunen[104 - Dune f (nordd.) = Daune] oder von einem Barte w?re, als schon Reisen das einzige Dichten und Trachten meines Herzens war. Da mein Vater teils selbst ein ehrliches Teil seiner fr?heren Jahre mit Reisen zugebracht hatte, teils manchen Winterabend durch die aufrichtige und ungeschminkte Erz?hlung seiner Abenteuer verk?rzte, von denen ich Ihnen vielleicht in der Folge noch einige zum besten gebe, so kann man jene Neigung bei mir wohl mit ebenso gutem Grunde f?r angeboren als f?r eingefl??et halten. Genug, ich ergriff jede Gelegenheit, die sich anbot oder nicht anbot, meiner un?berwindlichen Begierde, die Welt zu sehen, Befriedigung zu erbetteln oder zu ertrotzen; allein vergebens. Gelang es mir auch einmal, bei meinem Vater eine kleine Bresche zu machen, so taten Mama und Tante desto heftigeren Widerstand, und in wenigen Augenblicken war alles, was ich durch die ?berlegtesten Angriffe gewonnen hatte, wieder verloren. Endlich f?gte sichs, dass einer meiner m?tterlichen Verwandten uns besuchte. Ich wurde bald sein Liebling: er sagte mir oft, ich w?re ein h?bscher, munterer Junge, und er wolle alles m?gliche tun, mir zur Erf?llung meines sehnlichsten Wunsches beh?lflich zu sein. Seine Beredsamkeit war wirksamer als die meinige, und nach vielen Vorstellungen und Gegenvorstellungen, Einwendungen und Widerlegungen wurde endlich zu meiner unaussprechlichen Freude beschlossen, dass ich ihn auf einer Reise nach Ceylon,[105 - Ceylon – fr?herer Name von Sri Lanka] wo sein Onkel viele Jahre Gouverneur gewesen war, begleiten sollte. Wir segelten mit wichtigen Auftr?gen Ihrer Hochm?genden, der Staaten von Holland, von Amsterdam ab. Unsere Reise hatte, wenn ich einen au?erordentlichen Sturm abrechne, nichts Besonderes. Dieses Sturmes aber muss ich seiner wunderbaren Folgen wegen mit ein paar Worten gedenken. Er nahm sich auf, gerade als wir bei einer Insel vor Anker lagen,[106 - vor Anker liegen – стоять на якоре] um uns mit Holz und Wasser zu versorgen, und tobte mit solcher Heftigkeit, dass er eine gro?e Menge B?ume von ungeheuerer Dicke und H?he mit der Wurzel aus der Erde ri? und durch die Luft schleuderte. Ungeachtet einige dieser B?ume mehrere hundert Zentner schwer waren, so sahen sie doch wegen der unerme?lichen H?he – denn sie waren wenigstens f?nf Meilen ?ber der Erde – nicht gr??er aus als kleine Vogelfederchen, die bisweilen in der Luft umherfliegen. Indes, sowie der Orkan sich legte, fiel jeder Baum senkrecht in seine Stelle und schlug sogleich wieder Wurzel, so dass kaum eine Spur der Verw?stung zu sehen war. Nur der gr??te machte hievon eine Ausnahme. Als er durch die pl?tzliche Gewalt des Sturmes aus der Erde ausgerissen wurde, sa? gerade ein Mann mit seinem Weibe auf den ?sten desselben und pfl?ckte Gurken; denn in diesem Teile der Welt w?chset diese herrliche Frucht auf B?umen. Das ehrliche Paar machte so geduldig als Blanchards Hammel die Luftreise mit, veranla?te aber durch seine Schwere, dass der Baum sowohl von seiner Richtung gegen seinen vorigen Platz abwich, als auch in einer horizontalen Lage herunterkam. Nun hatte, so wie die meisten Einwohner dieser Insel, auch ihr allergn?digster Kazike w?hrend des Sturms seine Wohnung verlassen, aus Furcht, unter den Tr?mmern derselben begraben zu werden, und wollte gerade wieder durch seinen Garten zur?ckgehen, als dieser Baum herniedersausete und ihn, gl?cklicherweise, auf der Stelle totschlug. – Gl?cklicherweise? – Ja, ja, gl?cklicherweise. Denn, meine Herren, der Kazike[107 - Kazike m – H?uptling bei den s?d- und mittelamerikanischen Indianern; auch indianischer Ortsvorsteher] war, mit Erlaubnis zu melden, der abscheulichste Tyrann, und die Einwohner der Insel, selbst seine G?nstlinge und M?tressen[108 - M?tresse f (fr?her) = Geliebte [eines F?rsten] f] nicht ausgenommen, die elendesten Gesch?pfe unterm Monde. In seinen Vorratsh?usern verfaulten die Lebensmittel, w?hrend seine Untertanen, denen sie abgepre?t waren, vor Hunger verschmachteten. Seine Insel hatte keinen ausw?rtigen Feind zu f?rchten; dessenungeachtet nahm er jeden jungen Kerl weg, pr?gelte ihn h?chsteigenh?ndig zum Helden und verkaufte von Zeit zu Zeit seine Kollektion dem meistbietenden benachbarten F?rsten, um zu den Millionen Muscheln, die er von seinem Vater geerbt hatte, neue Millionen zu legen. – Man sagte uns, er habe diese unerh?rten Grunds?tze von einer Reise, die er nach dem Norden gemacht habe, mitgebracht; eine Behauptung, auf deren Widerlegung wir uns, alles Patriotismus ungeachtet, schon deswegen nicht einlassen konnten, weil bei diesen Insulanern[109 - Insulaner m = Inselbewohner m] eine Reise nach dem Norden ebensowohl eine Reise nach den Kanarischen Inseln als eine Spazierfahrt nach Gr?nland bedeutet; und eine bestimmtere Erkl?rung mochten wir aus mehreren Gr?nden nicht verlangen. Zur Dankbarkeit f?r den gro?en Dienst, den das gurkenpfl?ckende Paar, obgleich nur zuf?lligerweise, seinen Mitb?rgern erwiesen hatte, wurde es von diesen auf den erledigten Thron gesetzt. Zwar waren diese guten Leutchen auf ihrer Luftfahrt dem gro?en Lichte der Welt so nahe gekommen, dass sie das Licht ihrer Augen und ?berdies eine kleine Portion ihres innern Lichtes dabei zugesetzt hatten; allein nichtsdestoweniger regierten sie so l?blich, dass, wie ich in der Folge erfuhr, niemand Gurken a?, ohne zu sprechen: Gott erhalte den Kaziken. Nachdem wir unser Schiff, das von diesem Sturme nicht wenig besch?digt war, wieder ausgebessert und uns von dem neuen Monarchen und seiner Gemahlin beurlaubt hatten, segelten wir mit ziemlichem Winde ab und kamen nach sechs Wochen gl?cklich zu Ceylon an. Es mochten ungef?hr vierzehn Tage seit unserer Ankunft verstrichen sein, als mir der ?lteste Sohn des Gouverneurs den Vorschlag tat, mit ihm auf die Jagd zu gehen, den ich auch herzlich gern annahm. Mein Freund war ein gro?er, starker Mann und an die Hitze jenes Klima gew?hnt; ich aber wurde in kurzer Zeit und bei ganz m??iger Bewegung so matt, dass ich, als wir in den Wald gekommen waren, weit hinter ihm zur?ckblieb. Ich wollte mich eben an dem Ufer eines rei?enden Stromes, der schon einige Zeit meine Aufmerksamkeit besch?ftigt hatte, niedersetzen, um mich etwas auszuruhen, als ich auf einmal auf dem Wege, den ich gekommen war, ein Ger?usch h?rte. Ich sah zur?ck und wurde fast versteinert, als ich einen ungeheueren L?wen erblickte, der gerade auf mich zukam und mich nicht undeutlich merken lie?, dass er gn?digst geruhe, meinen armen Leichnam zu seinem Fr?hst?cke zu machen, ohne sich nur meine Einwilligung auszubitten. Meine Flinte war blo? mit Hasenschrot geladen. Langes Besinnen erlaubte mir weder die Zeit noch meine Verwirrung. Doch entschlo? ich mich, auf die Bestie zu feueren, in der Hoffnung, sie zu schrecken, vielleicht auch zu verwunden. Allein da ich in der Angst nicht einmal wartete, bis mir der L?we zum Schusse kam, so wurde er dadurch w?tend gemacht und kam nun mit aller Heftigkeit auf mich los. Mehr aus Instinkt als aus vern?nftiger ?berlegung versuchte ich eine Unm?glichkeit – zu entfliehen. Ich kehrte mich um, und – mir l?uft noch, sooft ich daran gedenke, ein kalter Schauder ?ber den Leib – wenige Schritte vor mir steht ein scheu?licher Krokodil, der schon f?rchterlich seinen Rachen aufsperrte, um mich zu verschlingen. Stellen Sie sich, meine Herren, das Schreckliche meiner Lage vor! Hinter mir der L?we, vor mir der Krokodil, zu meiner Linken ein rei?ender Strom, zu meiner Rechten ein Abgrund, in dem, wie ich nachher h?rte, die giftigsten Schlangen sich aufhielten. Bet?ubt – und das war einem Herkules in dieser Lage nicht ?belzunehmen – st?rze ich zu Boden. Jeder Gedanke, den meine Seele noch vermochte, war die schreckliche Erwartung, jetzt die Z?hne oder Klauen des w?tenden Raubtiers zu f?hlen oder in dem Rachen des Krokodils zu stecken. Doch in wenigen Sekunden h?rte ich einen starken, aber durchaus fremden Laut. Ich wage es endlich, meinen Kopf aufzuheben und mich umzuschauen, und – was meinen Sie? – zu meiner unaussprechlichen Freude finde ich, dass der L?we in der Hitze, in der er auf mich losscho?, in ebendem Augenblicke, in dem ich niederst?rzte, ?ber mich weg in den Rachen des Krokodils gesprungen war. Der Kopf des einen steckte nun in dem Schlunde des andern, und sie strebten mit aller Macht, sich voneinander loszumachen. Gerade noch zu rechter Zeit sprang ich auf, zog meinen Hirschf?nger, und mit einem Streiche haute ich den Kopf des L?wen ab, so dass der Rumpf zu meinen F??en zuckte. Darauf rammte ich mit dem untern Ende meiner Flinte den Kopf noch tiefer in den Rachen des Krokodils, das nun j?mmerlich ersticken musste. Bald nachdem ich diesen vollkommenen Sieg ?ber zwei f?rchterliche Feinde erfochten hatte, kam mein Freund, um zu sehen, was die Ursache meines Zur?ckbleibens w?re. Nach gegenseitigen Gl?ckw?nschen ma?en wir den Krokodil und fanden ihn genau vierzig Pariser Fu? sieben Zoll lang. Sobald wir dem Gouverneur dieses au?erordentliche Abenteuer erz?hlet hatten, schickte er einen Wagen mit einigen Leuten aus und lie? die beiden Tiere nach seinem Hause holen. Aus dem Felle des L?wen musste mir ein dortiger K?rsner Tobaksbeutel verfertigen, von denen ich einige meinen Bekannten zu Ceylon verehrte. Mit den ?brigen machte ich bei unserer R?ckkunft nach Holland Geschenke an die B?rgemeister, die mir dagegen ein Geschenk von tausend Dukaten[110 - Dukaten m [ital. ducato – Мраморное море] von wo man die herrlichste Aussicht auf ganz Konstantinopel,[116 - Konstantinopel – fr?herer Name Istanbuls] das Seraglio[117 - Sreemraglio [se’ra: lio] – Palast der t?rkischen Herrscher; Harem] des Gro?sultans mit eingeschlossen, beherrschet. Eines Morgens, als ich die Sch?nheit und Heiterkeit des Himmels betrachtete, bemerkte ich ein rundes Ding, ohngef?hr wie eine Billardkugel gro?, in der Luft, von welchem noch etwas anderes herunterhing. Ich griff sogleich nach meiner besten und l?ngsten Vogelflinte, ohne welche, wenn ichs ?ndern kann, ich niemals ausgehe oder ausreise, lud sie mit einer Kugel und feuerte nach dem runden Dinge in der Luft; allein umsonst. Ich wiederholte den Schu? mit zwei Kugeln, richtete aber noch nichts aus. Erst der dritte Schu?, mit vier oder f?nf Kugeln, machte an einer Seite ein Loch und brachte das Ding herab. Stellen Sie sich meine Verwunderung vor, als ein niedlich vergoldeter Wagen, h?ngend in einem ungeheueren Ballon, gr??er als die gr??te Turmkuppel im Umfange, ohngef?hr zwei Klafter weit von meiner Barke heruntersank. In dem Wagen befand sich ein Mann und ein halbes Schaf, welches gebraten zu sein schien. Sobald sich mein erstes Erstaunen gelegt hatte, schlo? ich mit meinen Leuten um diese seltsame Gruppe einen dichten Kreis. Dem Manne, der wie ein Franzose aussah, welches er denn auch war, hingen aus jeder Tasche ein paar pr?chtige Uhrketten mit Berlocken, worauf, wie mich d?nkt, gro?e Herren und Damen abgemalt waren. Aus jedem Knopfloche hing ihm eine goldene Medaille, wenigstens hundert Dukaten am Wert, und an jeglichem seiner Finger steckte ein kostbarer Ring mit Brillanten. Seine Rocktaschen waren mit vollen Goldb?rsen beschwert, die ihn fast zur Erde zogen. Mein Gott, dachte ich, der Mann muss dem menschlichen Geschlechte au?erordentlich wichtige Dienste geleistet haben, dass die gro?en Herren und Damen ganz wider ihre heutzutage so allgemeine Knikkernatur[118 - Knicker m (ugs.) = geiziger, kleinlicher Mensch] ihn so mit Geschenken, die es zu sein schienen, beschweren konnten. Bei allem dem befand er sich denn doch gegenw?rtig von dem Falle so ?bel, dass er kaum imstande war, ein Wort hervorzubringen. Nach einiger Zeit erholte er sich wieder und stattete mir folgenden Bericht ab.»Dieses Luftfuhrwerk hatte ich zwar nicht Kopf und Wissenschaft genug selbst zu erfinden, dennoch aber mehr denn ?berfl?ssige Luftspringer- und Seilt?nzerwaghalsigkeit zu besteigen und darauf mehrmalen in die Luft emporzufahren. Vor ohngef?hr sieben oder acht Tagen – denn ich habe meine Rechnung verloren – erhob ich mich damit auf der Landspitze von Cornwall[119 - Cornwall – Grafschaft in S?dwestengland] in England und nahm ein Schaf mit, um von oben herab vor den Augen vieler tausend Nachgaffer Kunstst?cke damit zu machen. Ungl?cklicherweise drehte sich der Wind innerhalb zehn Minuten nach meinem Hinaufsteigen; und anstatt mich nach Exeter[120 - Exeter – Stadt in England] zu treiben, wo ich wieder zu landen gedachte, ward ich hinaus nach der See getrieben, ?ber welcher ich auch vermutlich die ganze Zeit her in der unerme?lichen H?he geschwebet habe. «Es war gut, dass ich zu meinem Kunstst?ckchen mit dem Schafe nicht hatte gelangen k?nnen. Denn am dritten Tage meiner Luftfahrt wurde mein Hunger so gro?, dass ich mich gen?tigt sah, das Schaf zu schlachten. Als ich nun damals unendlich hoch ?ber dem Monde war und nach einer sechzehnst?ndigen noch weitern Auffahrt endlich der Sonne so nahe kam, dass ich mir die Augenbrauen versengte, so legte ich das tote Schaf, nachdem ich es vorher abgeh?utet, an denjenigen Ort im Wagen, wo die Sonne die meiste Kraft hatte oder, mit andern Worten, wo der Ballon keinen Schatten hinwarf, auf welche Weise es denn in ohngef?hr drei Viertel Stunden v?llig gar briet. Von diesem Braten habe ich die ganze Zeit her gelebt.» Hier hielt mein Mann ein und schien sich in Betrachtung der Gegenst?nde um ihn her zu vertiefen. Als ich ihm sagte, dass die Geb?ude da vor uns das Seraglio des Gro?herrn zu Konstantinopel w?ren, so schien er au?erordentlich best?rzt, indem er sich ganz woanders zu befinden geglaubt hatte.»Die Ursache meines langen Fluges«, f?gte er endlich hinzu,»war, dass mir ein Faden zerri?, der an einer Klappe in dem Luftballe sa? und dazu diente, die inflammable Luft herauszulassen. W?re nun nicht auf den Ball gefeuert und derselbe dadurch aufgerissen worden, so m?chte er wohl wie Mahomet[121 - Mahomet = Mohammed – Stifter des Islams] bis an den J?ngsten Tag[122 - J?ngster Tag – день Страшного суда] zwischen Himmel und Erde geschwebt haben. «Den Wagen schenkte er hierauf gro?m?tig meinem Bootsmanne, der hinten am Steuer stand. Den Hammelbraten warf er ins Meer. Was aber den Luftball anlangte, so war der von dem Schaden, welchen ich ihm zugef?gt hatte, im Herabfallen vollends ganz und gar zu St?cken zerrissen. Zehntes Kapitel F?nftes Seeabenteuer Da wir noch Zeit haben, meine Herren, eine frische Flasche auszutrinken, so will ich Ihnen noch eine andere sehr seltsame Begebenheit erz?hlen, die mir wenige Monate vor meiner letzten R?ckreise nach Europa begegnete. Der Gro?herr, welchem ich durch die r?misch-russisch-kaiserlichen wie auch franz?sischen Botschafter vorgestellet worden war, bediente sich meiner,[123 - bedienen + sich + Gen (geh.) = von jmdm., etw. Gebrauch machen; etw., jmdn. verwenden, benutzen] ein Gesch?ft von gro?er Wichtigkeit zu Gro?kairo[124 - Kairo – Hauptstadt ?gyptens] zu betreiben, welches zugleich so beschaffen[125 - so beschaffen – такой] war, dass es immer und ewig ein Geheimnis bleiben musste. Ich reisete mit gro?em Pompe[126 - Pomp m = prachtvolle Ausstattung; [?bertriebener] Prunk] in einem sehr zahlreichen Gefolge zu Lande ab. Unterweges hatte ich Gelegenheit, meine Dienerschaft mit einigen sehr brauchbaren Subjekten zu vermehren. Denn als ich kaum einige Meilen weit von Konstantinopel entfernt sein mochte, sah ich einen kleinlichen, schm?chtigen Menschen mit gro?er Schnelligkeit querfeldein daherlaufen, und gleichwohl trug das M?nnchen an jedem Beine ein bleiernes Gewicht, an die funfzig Pfund schwer. Verwunderungsvoll ?ber diesen Anblick rief ich ihn an und fragte:»Wohin, wohin so schnell, mein Freund? Und warum erschwerst du dir deinen Lauf durch eine solche Last?«—»Ich lief«, versetzte der L?ufer,»seit einer halben Stunde aus Wien, wo ich bisher bei einer vornehmen Herrschaft in Diensten stand und heute meinen Abschied nahm. Ich gedenke nach Konstantinopel, um daselbst wieder anzukommen. Durch die Gewichte an meinen Beinen habe ich meine Schnelligkeit, die jetzt nicht n?tig ist, ein wenig mindern wollen. Denn Moderata durant, pflegte weiland mein Pr?zeptor[127 - Pr?zeptor m (veraltet) = [Haus]lehrer m] zu sagen.«– Dieser Asahel[128 - Asahel – Neffe des K?nigs David] gefiel mir nicht ?bel; ich fragte ihn, ob er bei mir in Dienst treten wollte, und er war dazu bereit. Wir zogen hierauf weiter durch manche Stadt, durch manches Land. Nicht fern vom Wege auf einem sch?nen Grasrain[129 - Grasrain m (geh.) = Graswiese f] lag m?uschenstill ein Kerl, als ob er schliefe. Allein das tat er nicht. Er hielt vielmehr sein Ohr so aufmerksam zur Erde, als h?tte er die Einwohner der untersten H?lle behorchen wollen. – »Was horchst du da, mein Freund?«—»Ich horche da zum Zeitvertreibe[130 - zum Zeitvertreib – от нечего делать] auf das Gras und h?re, wie es w?chst.«—»Und kannst du das?«—»O Kleinigkeit!«—»So tritt in meine Dienste, Freund, wer wei?, was es bisweilen nicht zu horchen geben kann.«– Mein Kerl sprang auf und folgte mir. Nicht weit davon auf einem H?gel stand mit angelegtem Gewehr ein J?ger und knallte in die blaue, leere Luft. – »Gl?ck zu, Gl?ck zu, Herr Weidmann! Doch wonach schie?est du? Ich sehe nichts als blaue, leere Luft.«—»O, ich versuchte nur dies neue Kuchenreutersche Gewehr. Dort auf der Spitze des M?nsters zu Stra?burg[131 - Stra?burg – franz?sische Stadt am Rhein im Elsa?] sa? ein Sperling, den scho? ich eben jetzt herab. «Wer meine Passion f?r das edle Weid- und Sch?tzenwerk kennt, den wird es nicht wundernehmen, dass ich dem vortrefflichen Sch?tzen sogleich um den Hals fiel. Dass ich nichts sparte, auch ihn in meine Dienste zu ziehen, versteht sich von selbst. Wir zogen darauf weiter durch manche Stadt, durch manches Land und kamen endlich vor dem Berge Libanon[132 - Berg Libanon m – Gebirge im Vorderen Orient] vorbei. Daselbst vor einem gro?en Zedernwalde stand ein derber, untersetzter Kerl und zog an einem Stricke, der um den ganzen Wald herumgeschlungen war.»Was ziehst du da, mein Freund?«fragte ich den Kerl. – »O, ich soll Bauholz holen und habe meine Axt zu Hause vergessen. Nun muss ich mir so gut helfen, als es angehen will. «Mit diesen Worten zog er in einem Ruck den ganzen Wald, bei einer Quadratmeile gro?, wie einen Schilfbusch vor meinen Augen nieder. Was ich tat, das l??t sich raten. Ich h?tte den Kerl nicht fahren lassen, und h?tte er mir meinen ganzen Ambassadeurgehalt[133 - Ambassadeur m (veraltet) = Botschafter, Gesandter m] gekostet. Als ich hierauf f?rba? und endlich auf ?gyptischen Grund und Boden kam, erhob sich ein so ungeheuerer Sturm, dass ich mit allen meinen Wagen, Pferden und Gefolge schier umgerissen und in die Luft davongef?hrt zu werden f?rchtete. Zur linken Seite unseres Weges standen sieben Windm?hlen in einer Reihe, deren Fl?gel so schnell um ihre Achsen schwirrten als ein R?ckenspindel der schnellsten Spinnerin. Nicht weit davon zur Rechten stand ein Kerl von Sir John Falstaffs Korpulenz und hielt sein rechtes Nasenloch mit seinem Zeigefinger zu. Sobald der Kerl unsere Not und uns so k?mmerlich in diesem Sturme haspeln sah, drehete er sich halb um, machte Fronte gegen uns und zog ehrerbietig, wie ein Musketier[134 - Musketier m (fr?her) – [mit einer Muskete bewaffneter] Fu?soldat] vor seinem Obersten, den Hut vor mir ab. Auf einmal regte sich kein L?ftchen mehr, und alle sieben Windm?hlen standen pl?tzlich still. Erstaunt ?ber diesen Vorfall, der nicht nat?rlich zuzugehen schien, schrie ich dem Unhold[135 - Unhold m – b?ser Geist; W?stling, Sittlichkeitsverbrecher] zu:»Kerl, was ist das? Sitzt dir der Teufel im Leibe, oder bist du der Teufel selbst?«—»Um Vergebung, Ihro Exzellenz![136 - Ihro Exzellenz = Ihre Exzellenz – veraltete Anrede od. Erw?hnung hochgestellter [adliger] Pers?nlichkeiten]«, antwortete mir der Mensch;»ich mache da nur meinem Herrn, dem Windm?ller, ein wenig Wind. Um nun die sieben Windm?hlen nicht ganz und gar umzublasen, musste ich mir wohl das eine Nasenloch zuhalten.«– Ei, ein vortreffliches Subjekt! dachte ich in meinem stillen Sinn. Der Kerl l??t sich gebrauchen, wenn du dereinst zu Hause kommst und dirs an Atem fehlt, alle die Wunderdinge zu erz?hlen, die dir auf deinen Reisen zu Land und Wasser aufgesto?en sind. Wir wurden daher bald des Handels eins. Der Windmacher[137 - Windmacher m (ugs. abwertend) = Wichtigtuer, Prahler m] lie? seine M?hlen stehen und folgte mir. Nachgerade wars nun Zeit, in Gro?kairo anzulangen. Sobald ich daselbst meinen Auftrag nach Wunsch ausgerichtet hatte, gefiel es mir, mein ganzes unn?tzes Gesandtengefolge au?er meinen neuangenommenen n?tzlichern Subjekten zu verabschieden und mit diesen als ein blo?er Privatmann zur?ckzureisen. Da nun das Wetter gar herrlich und der berufene Nilstrom[138 - Nil m – Fluss in Afrika] ?ber alle Beschreibung reizend war, so geriet ich in Versuchung, eine Barke zu mieten und bis Alexandrien[139 - Alexandria, Alexandrien – ?gyptische Stadt] zu Wasser zu reisen. Das ging nun ganz vortrefflich bis in den dritten Tag. Sie haben, meine Herren, vermutlich schon mehrmals von den j?hrlichen ?berschwemmungen des Nils geh?rt. Am dritten Tage, wie gesagt, fing der Nil ganz unb?ndig an zu schwellen, und am folgenden Tage war links und rechts das ganze Land viele Meilen weit und breit ?berschwemmet. Am f?nften Tage nach Sonnenuntergang verwickelte sich meine Barke auf einmal in etwas, das ich f?r Ranken und Strauchwerk hielt. Sobald es aber am n?chsten Morgen heller ward, fand ich mich ?berall von Mandeln umgeben, welche vollkommen reif und ganz vortrefflich waren. Als wir das Senkblei auswarfen, fand sich, dass wir wenigstens sechzig Fu? hoch ?ber dem Boden schwebten und schlechterdings weder vor noch r?ckw?rts konnten. Ohngef?hr gegen acht oder neun Uhr, soviel ich aus der H?he der Sonne abnehmen konnte, erhob sich pl?tzlicher Wind, der unsere Barke ganz auf eine Seite umlegte. Hierdurch sch?pfte sie Wasser, sank unter, und ich h?rte und sah in langer Zeit nichts wieder davon, wie Sie gleich vernehmen werden. Gl?cklicherweise retteten wir uns insgesamt, n?mlich acht M?nner und zwei Knaben, indem wir uns an den B?umen festhielten, deren Zweige zwar f?r uns allein nicht f?r die Last unserer Barke hinreichten. In dieser Situation verblieben wir drei Wochen und drei Tage und lebten ganz allein von Mandeln. Dass es am Trunke nicht fehlte, verstehet sich von selbst. Am zweiundzwanzigsten Tage unsers Unsterns[140 - Unstern m (geh.) = ung?nstiges, b?ses Geschick] fiel das Wasser wieder ebenso schnell, als es gestiegen war; und am sechsundzwanzigsten konnten wir wieder auf terra firma[141 - terra firma = festes Land] fu?en. Unsere Barke war der erste angenehme Gegenstand, den wir erblickten. Sie lag ohngef?hr zweihundert Klafter weit von dem Orte, wo sie gesunken war. Nachdem wir nun alles, was uns n?tig und n?tzlich war, an der Sonne getrocknet hatten, so versahen wir uns mit den Notwendigkeiten aus unserm Schiffsvorrat und machten uns auf, unsere verlorne Stra?e wieder zu gewinnen. Nach der genauesten Berechnung fand sich, dass wir an die hundertundfunfzig Meilen weit ?ber Gartenw?nde und mancherlei Gehege hinweggetrieben waren. In sieben Tagen erreichten wir den Flu?, der nun wieder in seinem Bette str?mte, und erz?hlten unser Abenteuer einem Bei.[142 - Bei m = Herr m (t?rkischer Titel, oft hinter Namen, z. B. Ali-Bei)] Liebreich half dieser allen unsern Bed?rfnissen ab und sendete uns in einer von seinen eigenen Barken weiter. In ohngef?hr sechs Tagen langten wir zu Alexandrien an, allwo wir uns nach Konstantinopel einschifften. Ich wurde von dem Gro?herrn ?beraus gn?dig empfangen und hatte die Ehre, seinen Harem zu sehen, wo seine Hoheit selbst mich hineinzuf?hren und so viele Damen, selbst die Weiber nicht ausgenommen, anzubieten geruhten, als ich mir nur immer zu meinem Vergn?gen auslesen wollte. Mit meinen Liebesabenteuern pflege ich nie gro?zutun, daher w?nsche ich Ihnen, meine Herren, jetzt insgesamt eine angenehme Ruhe. Elftes Kapitel Sechstes Seeabenteuer Nach Endigung der ?gyptischen Reisegeschichte wollte der Baron aufbrechen und zu Bette gehen, gerade als die erschlaffende Aufmerksamkeit jedes Zuh?rers bei Erw?hnung des gro?herrlichen Harems in neue Spannung geriet. Sie h?tten gar zu gern noch etwas von dem Harem geh?rt. Da aber der Baron sich durchaus nicht darauf einlassen und gleichwohl der mit Bitten auf ihn losst?rmenden muntern Zuh?rerschaft nicht alles abschlagen wollte, so gab er noch einige St?ckchen seiner merkw?rdigen Dienerschaft zum besten und fuhr in seiner Erz?hlung also fort: Bei dem Gro?sultan galt ich seit meiner ?gyptischen Reise alles in allem. Seine Hoheit konnten gar ohne mich nicht leben und baten mich jeden Mittag und Abend bei sich zum Essen. Ich muss bekennen, meine Herren, dass der t?rkische Kaiser unter allen Potentaten[143 - Potentat m (bildungsspr. abwertend) = Machthaber; Herrscher m] auf Erden den delikatesten Tisch f?hret. Jedoch ist dies nur von den Speisen, nicht aber von dem Getr?nke zu verstehen, da, wie Sie wissen werden, Mohameds Gesetz seinen Anh?ngern den Wein verbietet. Auf ein gutes Glas Wein muss man also an ?ffentlichen t?rkischen Tafeln Verzicht tun. Was indessen gleich nicht ?ffentlich geschieht, das geschieht doch nicht selten heimlich; und des Verbots ungeachtet wei? mancher T?rk so gut als der beste deutsche Pr?lat,[144 - Pr?lat m – geistlicher W?rdentr?ger] wie ein gutes Glas Wein schmeckt. Das war nun auch der Fall mit Seiner t?rkischen Hoheit. Bei der ?ffentlichen Tafel, an welcher gew?hnlich der t?rkische Generalsuperintendent,[145 - Generalsuperintendent m (ev. Kirche) – dem Bischof od. Pr?laten rangm??ig entsprechender leitender Geistlicher einer Landeskirche] n?mlich der Mufti,[146 - Mufti m – islamischer Rechtsgelehrter] in partem salarii mitspeisete und vor Tische das Aller Augen – nach Tische aber das Gratias beten[147 - Gratias n [nach dem Anfang des Gebetes, lat. gratias agamus Deo = lasst uns Gott danken] (kath. Kirche) – [kl?sterliches] Dankgebet nach Tisch] musste, wurde des Weines auch nicht mit einer einzigen Silbe gedacht. Nach aufgehobener Tafel aber wartete auf Seine Hoheit gemeiniglich ein gutes Fl?schchen im Kabinette. Einst gab der Gro?sultan mir einen verstohlenen freundlichen Wink, ihm in sein Kabinett zu folgen. Als wir uns nun daselbst eingeschlossen hatten, holte er aus einem Schr?nkchen eine Flasche hervor und sprach:»M?nchhausen, ich wei?, ihr Christen versteht euch auf[148 - verstehen + sich + auf Akk = mit etw. Bescheid wissen, etw. gut kennen und damit gut umzugehen wissen] ein gutes Glas Wein. Da habe ich noch ein einziges Fl?schchen Tokaier.[149 - Tokaier, Tokajer m [nach der ungarischen Stadt Tokaj] – s??er, aus Ungarn stammender Dessertwein von hellbrauner Farbe] So delikat m??t Ihr ihn in Eurem Leben nicht getrunken haben. «Hierauf schenkten Seine Hoheit sowohl mir als sich eins ein und stie?en mit mir an. – »Nun, was sagt Ihr? Gelt! es ist was Extrafeines?«—»Das Weinchen ist gut, Ihro Hoheit, «erwiderte ich;»allein mit Ihrem Wohlnehmen muss ich doch sagen, dass ich ihn in Wien beim hochseligen Kaiser Karl dem Sechsten weit besser getrunken habe. Potz[150 - potz – in bestimmten F?gungen, die sich auf das Leiden Jesu Christi beziehen] Stern! den sollten Ihro Hoheit einmal versuchen.«—»Freund M?nchhausen, Euer Wort in Ehren! Allein es ist unm?glich, dass irgendein Tokaier besser sei. Denn ich bekam einst nur dies eine Fl?schchen von einem ungarischen Kavalier, und er tat ganz verzweifelt rar damit.«—»Possen, Ihro Hoheit! Tokaier und Tokaier ist ein gro?m?chtiger Unterschied. Die Herren Ungarn ?berschenken sich eben nicht. Was gilt die Wette, so schaffe ich Ihnen in Zeit einer Stunde geradesweges und unmittelbar aus dem Kaiserlichen Keller eine Flasche Tokaier, die aus ganz andern Augen sehen soll.«—»M?nchhausen, ich glaube, Ihr faselt.«—»Ich fasele nicht. Geradesweges aus dem Kaiserlichen Keller in Wien schaffe ich Ihnen in Zeit von einer Stunde eine Flasche Tokaier von einer ganz andern Nummer als dieser Kr?tzer[151 - Kr?tzer m (abwertend) = [im Hals kratzender] saurer Wein] hier.«—»M?nchhausen, M?nchhausen! Ihr wollt mich zum besten haben, und das verbitte ich mir.[152 - ich verbitte mir das! – я этого не потерплю!] Ich kenne Euch zwar sonst als einen ?beraus wahrhaften Mann, allein – jetzt sollte ich doch fast denken, Ihr flunkertet.«—»Ei nun, Ihro Hoheit! Es kommt ja auf die Probe an. Erf?lle ich nicht mein Wort – denn von allen Aufschneidereien bin ich der abgesagteste Feind-, so lassen Ihro Hoheit mir den Kopf abschlagen. Allein mein Kopf ist kein Pappenstiel.[153 - kein Pappenstiel sein (ugs.) = keine Kleinigkeit sein] Was setzen Sie mir dagegen?«—»Topp![154 - topp [aus der niederd. Rechtsspr., Bez. des (Hand)schlags (bei Rechtsgesch?ften)] (veraltend) – Ausruf der Bekr?ftigung nach einer vorausgegangenen [mit einem Handschlag besiegelten] Abmachung o.?. = einverstanden!] Ich halte Euch beim Worte. Ist auf den Schlag vier nicht die Flasche Tokaier hier, so kostets Euch ohne Barmherzigkeit den Kopf. Denn foppen lasse ich mich auch von meinen besten Freunden nicht. Besteht Ihr aber, wie Ihr versprecht, so k?nnet Ihr aus meiner Schatzkammer so viel an Gold, Silber, Perlen und Edelgesteinen nehmen, als der st?rkste Kerl davonzuschleppen vermag.» «Das l??t sich h?ren!«antwortete ich, bat mir gleich Feder und Tinte aus und schrieb an die Kaiserin-K?nigin Maria Theresia[155 - Maria Theresia (1717–80) – Gemahlin des Kaisers Franz I, Erzherzogin von ?sterreich, Prinzessin von Sachsen, K?nigin von Ungarn und B?hmen (1740–80)] folgendes Billett:[156 - Billett n (veraltet) = Zettel m, kurzes Briefchen]»Ihre Majest?t haben ohnstreitig als Universalerbin[157 - Universalerbe m = Erbe des gesamten Nachlasses; Allein-, Gesamterbe] auch Ihres H?chstseligen Herrn Vaters Keller mitgeerbt. D?rfte ich mir wohl durch Vorzeigern dieses eine Flasche von dem Tokaier ausbitten, wie ich ihn bei Ihrem Herrn Vater oft getrunken habe? Allein von dem besten! Denn es gilt eine Wette. Ich diene gern daf?r wieder, wo ich kann, und beharre ?brigens usw.» Dies Billett gab ich, weil es schon f?nf Minuten ?ber drei Uhr, nur sogleich offen meinem L?ufer, der seine Gewichte abschnallen und sich unverz?glich auf die Beine nach Wien machen musste. Hierauf tranken wir, der Gro?sultan und ich, den Rest von seiner Flasche in Erwartung des bessern vollends[158 - vollends = (im Hinblick auf einen Rest, etw. noch Verbliebenes) v?llig; ganz und gar] aus. Es schlug ein Viertel, es schlug halb, es schlug drei Viertel auf vier, und noch war kein L?ufer zu h?ren und zu sehen. Nachgerade, gestehe ich, fing mir an ein wenig schw?l zu werden, denn es kam mir vor, als blickten Seine Hoheit schon bisweilen nach der Glockenschnur, um nach dem Scharfrichter zu klingeln. Noch erhielt ich zwar Erlaubnis, einen Gang hinaus in den Garten zu tun, um frische Luft zu sch?pfen,[159 - frische Luft sch?pfen – (по)дышать свежим воздухом] allein es folgten mir auch schon ein paar dienstbare Geister nach, die mich nicht aus den Augen lie?en. In dieser Angst, und als der Zeiger schon auf f?nfundfunfzig Minuten stand, schickte ich noch geschwind nach meinem Horcher und Sch?tzen. Sie kamen unverz?glich an, und der Horcher musste sich platt auf die Erde niederlegen, um zu h?ren, ob nicht mein L?ufer endlich ank?me. Zu meinem nicht geringen Schrecken meldete er mir, dass der Schlingel[160 - Schlingel m (scherzh.) – ?berm?tiger Junge; freches Kerlchen] irgendwo, allein weit weg von hier, im tiefsten Schlafe l?ge und aus Leibeskr?ften[161 - aus Leibeskr?ften – изо всех сил, во все горло (кричать); со всех ног, что есть духу (бежать)] schnarchte. Dies hatte mein braver Sch?tze nicht so bald geh?rt, als er auf eine etwas hohe Terrasse lief und, nachdem er sich auf seine Zehen[162 - auf den Zehen – на цыпочках] noch mehr emporgereckt hatte, hastig ausrief:»Bei meiner armen Seele! Da liegt der Faulenzer unter einer Eiche bei Belgrad[163 - Belgrad – heutige Hauptstadt Serbiens] und die Flasche neben ihm. Wart! Ich will dich aufkitzeln.«– Und hiermit legte er unverz?glich seine Kuchenreutersche Flinte an den Kopf und scho? die volle Ladung oben in den Wipfel des Baumes. Ein Hagel von Eicheln, Zweigen und Bl?ttern fiel herab auf den Schl?fer, erweckte und brachte ihn, da er selbst f?rchtete, die Zeit beinahe verschlafen zu haben, derma?en geschwind auf die Beine, dass er mit seiner Flasche und einem eigenh?ndigen Billett von Maria Theresia um neunundfunfzigundeinehalbe Minuten auf vier Uhr vor des Sultans Kabinette anlangte. Das war ein Gaudium![164 - Gaudium n (bildungsspr. veraltend) = Spa? m, Belustigung f] Ei, wie schl?rfte das Gro?herrliche Leckermaul! – »M?nchhausen, «sprach er,»Ihr m??t es mir nicht ?belnehmen, wenn ich diese Flasche f?r mich allein behalte. Ihr steht in Wien besser als ich; Ihr werdet schon an noch mehr zu kommen wissen.«– Hiermit schlo? er die Flasche in sein Schr?nkchen, steckte den Schl?ssel in die Hosentasche und klingelte nach dem Schatzmeister. – O welch ein angenehmer Silberton meinen Ohren! – »Ich muss Euch nun die Wette bezahlen. – Hier!«– sprach er zum Schatzmeister, der ins Zimmer trat, – »la?t meinem Freunde M?nchhausen so viel aus der Schatzkammer verabfolgen,[165 - verabfolgen (Papierdt. veraltend) = verabreichen, geben] als der st?rkste Kerl wegzutragen vermag.» Der Schatzmeister neigte sich vor seinem Herrn bis mit der Nase zur Erde, mir aber sch?ttelte der Gro?sultan ganz treuherzig die Hand, und so lie? er uns beide gehen. Ich s?umte nun, wie Sie denken k?nnen, meine Herren, keinen Augenblick, die erhaltene Assignation geltend zu machen, lie? meinen Starken mit seinem langen h?nfenen Stricke kommen und verf?gte mich in die Schatzkammer. Was da mein Starker, nachdem er sein B?ndel geschn?rt hatte, ?briglie?, das werden Sie wohl schwerlich holen wollen. Ich eilte mit meiner Beute geradesweges nach dem Hafen, nahm dort das gr??te Lastschiff, das zu bekommen war, in Beschlag und ging wohlbepackt mit meiner ganzen Dienerschaft unter Segel, um meinen Fang in Sicherheit zu bringen, ehe was Widriges[166 - widrig = zuwider; unangenehm] dazwischenkam. Was ich bef?rchtet hatte, das geschah. Der Schatzmeister hatte T?r und Tor von der Schatzkammer offen gelassen – und freilich wars nicht gro? mehr n?tig, sie zu verschlie?en —, war ?ber Hals und Kopf[167 - ?ber Hals und Kopf – сломя голову, стремглав] zum Gro?sultan gelaufen und hatte ihm Bericht abgestattet, wie vollkommen wohl ich seine Assignation genutzt hatte. Das war denn nun dem Gro?sultan nicht wenig vor den Kopf gefahren. Die Reue ?ber seine ?bereilung konnte nicht lange ausbleiben. Er hatte daher gleich dem Gro?admiral befohlen, mit der ganzen Flotte hinter mir herzueilen und mir zu insinuieren,[168 - insinuieren (veraltet) = zutragen, einfl?stern, auf feine Art beibringen] dass wir so nicht gewettet h?tten. Als ich daher noch nicht zwei Meilen weit in die See war, so sah ich schon die ganze t?rkische Kriegsflotte mit vollen Segeln hinter mir herkommen, und ich muss gestehen, dass mein Kopf, der kaum wieder fest geworden war, nicht wenig von neuem anfing zu wackeln. Allein nun war mein Windmacher bei der Hand und sprach:»Lassen sich Ihro Exzellenz nicht bange sein!«Er trat hierauf auf das Hinterverdeck meines Schiffes, so dass sein eines Nasenloch nach der t?rkischen Flotte, das andere aber auf unsere Segel gerichtet war, und blies eine so hinl?ngliche Portion Wind, dass die Flotte, an Masten, Segel- und Tauwerk gar ?bel zugerichtet, nicht nur bis in den Hafen zur?ckgetrieben, sondern auch mein Schiff in wenig Stunden gl?cklich nach Italien getrieben ward. Von meinem Schatze kam mir jedoch wenig zugute. Denn in Italien ist, trotz der Ehrenrettung des Herrn Bibliothekar Jagemann in Weimar,[169 - Weimar – Stadt in deutschem Bundesland Th?ringen] Armut und Bettelei so gro? und die Polizei so schlecht, dass ich erstlich, weil ich vielleicht eine allzu gutwillige Seele bin, den gr??ten Teil an die Stra?enbettler ausspenden musste. Der Rest aber wurde mir auf meiner Reise nach Rom auf der geheiligten Flur von Loretto durch eine Bande Stra?enr?uber abgenommen. Das Gewissen wird diese Herren nicht sehr dar?ber beunruhigt haben. Denn ihr Fang war noch immer so ansehnlich, dass um den tausendsten Teil die ganze honette[170 - honett (veraltend) = ehrenhaft; anst?ndig] Gesellschaft sowohl f?r sich als ihre Erben und Erbnehmer auf alle vergangenen und zuk?nftigen S?nden vollkommenen Abla? selbst aus der ersten und besten Hand in Rom daf?r erkaufen konnte. — Nun aber, meine Herren, ist in der Tat mein Schlafst?ndchen da. Schlafen Sie wohl! Zw?lftes Kapitel Siebentes Seeabenteuer nebst authentischer Lebensgeschichte eines Partisans, der nach der Entfernung des Barons als Sprecher auftritt Nach Endigung des vorigen Abenteuers lie? sich der Baron nicht l?nger halten, sondern brach wirklich auf und verlie? die Gesellschaft in der besten Laune. Doch versprach er erst die Abenteuer seines Vaters, auf die seine Zuh?rer noch immer spannten, ihnen nebst manchen andern merkw?rdigen Anekdoten bei der ersten besten Gelegenheit zu erz?hlen. Als sich nun jedermann nach seiner Weise ?ber die Unterhaltung herauslie?, die er soeben verschafft hatte, so bemerkte einer von der Gesellschaft, ein Partisan des Barons, der ihn auf seiner Reise in die T?rkei begleitet hatte, dass unweit Konstantinopel ein ungeheuer gro?es Gesch?tz befindlich sei, dessen der Baron Tott in seinen neulich herausgekommenen Denkw?rdigkeiten ganz besonders erw?hnet. Was er davon meldet, ist, soviel ich mich erinnere, folgendes:»Die T?rken hatten ohnweit der Stadt ?ber der Zitadelle auf dem Ufer des ber?hmten Flusses Simois[171 - Simois (fr?her) – Fluss bei Troja, floss in den Hellespont] ein ungeheueres Gesch?tz aufgepflanzt. Dasselbe war ganz aus Kupfer gegossen und scho? eine Marmorkugel, wenigstens elfhundert Pfund an Gewicht. Ich hatte gro?e Lust, sagt Tott, es abzufeuern, um erst aus seiner Wirkung geh?rig zu urteilen. Alles Volk um mich her zitterte und bebte, weil es sich versichert hielt, dass Schlo? und Stadt davon ?bern Haufen st?rzen w?rden. Endlich lie? doch die Furcht ein wenig nach, und ich bekam Erlaubnis, das Gesch?tz abzufeuern. Es wurden nicht weniger als dreihundertunddrei?ig Pfund Pulver dazu erfordert, und die Kugel wog, wie ich vorhin sagte, elfhundert Pfund. Als der Kanonier[172 - Kanonier m – Soldat, der ein Gesch?tz bedient] mit dem Z?nder ankam, zog sich der Haufen, der mich umgab, so weit zur?ck, als er konnte. Mit genauer Not ?berredete ich den Bassa, der aus Besorgnis herzukam, dass keine Gefahr zu besorgen sei. Selbst dem Kanonier, der es nach meiner Anweisung abfeuern sollte, klopfte vor Angst das Herz. Ich nahm meinen Platz in einer Mauerschanze hinter dem Gesch?tz, gab das Zeichen und f?hlte einen Sto? wie von einem Erdbeben. In einer Entfernung von dreihundert Klaftern zersprang die Kugel in drei St?cke; diese flogen ?ber die Meerenge, prallten von dem Wasser empor an die gegenseitigen Berge und setzten den ganzen Kanal, so breit er war, in einen Schaum.» Dies, meine Herren, ist, soviel ich mich erinnere, Baron Totts Nachricht von der gr??ten Kanone in der bekannten Welt. Als nun der Herr von M?nchhausen und ich jene Gegend besuchten, wurde die Abfeuerung dieses ungeheueren Gesch?tzes durch den Baron Tott uns als ein Beispiel der au?erordentlichen Herzhaftigkeit dieses Herrn erz?hlt. Mein G?nner,[173 - G?nner m – einflussreiche, verm?gende Pers?nlichkeit, die jmdn. in seinen Bestrebungen [finanziell] f?rdert] der es durchaus nicht vertragen konnte, dass ein Franzose ihm etwas zuvorgetan haben sollte, nahm ebendieses Gesch?tz auf seine Schulter, sprang, als ers in seine eigentliche waagrechte Lage gebracht hatte, geradesweges ins Meer und schwamm damit an die gegenseitige K?ste. Von dort aus versuchte er ungl?cklicherweise die Kanone auf ihre vorige Stelle zur?ckzuwerfen. Ich sage, ungl?cklicherweise! Denn sie glitt ihm ein wenig zu fr?h aus der Hand, gerade als er zum Wurf ausholte. Hierdurch geschah es denn, dass sie mitten in den Kanal fiel, wo sie nun noch liegt und wahrscheinlich bis an den J?ngsten Tag liegen bleiben wird. Dies, meine Herren, war es eigentlich, womit es der Herr Baron bei dem Gro?sultan ganz und gar verdarb. Die Schatzhistorie, der er vorhin seine Ungnade beima?, war l?ngst vergessen. Denn der Gro?sultan hat ja genug einzunehmen und konnte seine Schatzkammer bald wieder f?llen. Auch befand der Herr Baron auf eine eigenh?ndige Wiedereinladung des Gro?sultans sich erst jetzt zum letzten Male in der T?rkei und w?re vielleicht wohl noch da, wenn der Verlust dieses ber?chtigten Gesch?tzes den grausamen T?rken nicht so aufgebracht h?tte, dass er nun unwiderruflich den Befehl gab, dem Baron den Kopf abzuschlagen. Eine gewisse Sultanin aber, von welcher er ein gro?er Liebling geworden war, gab ihm nicht nur unverz?glich von diesem blutgierigen Vorhaben Nachricht, sondern verbarg ihn auch so lange in ihrem eigenen Gemache, als der Offizier, dem die Exekution aufgetragen war, mit seinen Helfershelfern nach ihm suchte. In der n?chstfolgenden Nacht fl?chteten wir an den Bord eines nach Venedig[174 - Venedig, Venezia – Stadt in Italien] bestimmten Schiffes, welches gerade im Begriffe war[175 - im Begriff sein + zu + Inf – собираться, намереваться (делать что-л.)] unter Segel zu gehen, und kamen gl?cklich davon. Dieser Begebenheit erw?hnt der Baron nicht gern, weil ihm da sein Versuch mi?lang und er noch dazu um ein Haar sein Leben obendrein verloren h?tte. Da sie gleichwohl ganz und gar nicht zu seiner Schande gereicht, so pflege ich sie wohl bisweilen hinter seinem R?cken zu erz?hlen. Nun, meine Herren, kennen Sie insgesamt den Herrn Baron von M?nchhausen und werden hoffentlich an seiner Wahrhaftigkeit im mindesten nicht zweifeln. Damit Ihnen aber auch kein Zweifel gegen die meinige zu Kopfe steige, ein Umstand, den ich so schlechtweg[176 - schlechtweg = geradezu, einfach] eben nicht voraussetzen mag, so muss ich Ihnen doch ein wenig sagen, wer ich bin. Mein Vater, oder wenigstens derjenige, welcher daf?r gehalten wurde, war von Geburt ein Schweizer aus Bern.[177 - Bern – Hauptstadt der Schweiz und des gleichnamigen Kan-] Er f?hrte daselbst eine Art von Oberaufsicht ?ber Stra?en, Alleen, Gassen und Br?cken. Diese Beamten hei?en dortzulande – hm! – Gassenkehrer.[178 - Gtoansssenkehrer m (landsch.) = Stra?enkehrer] Meine Mutter war aus den savoyischen Gebirgen[179 - Savoyen – historische Provinz in Ostfrankreich] geb?rtig und trug einen ?beraus sch?nen gro?en Kropf am Halse, der bei den Damen jener Gegend etwas sehr Gew?hnliches ist. Sie verlie? ihre Eltern sehr jung und ging ihrem Gl?cke in ebender Stadt nach, wo mein Vater das Licht der Welt erblickt hatte. Solange sie noch ledig war, gewann sie ihren Unterhalt durch allerlei Liebeswerke[180 - Liebeswerke – wohlt?tige Handlung] an unserm Geschlechte. Denn man wei?, dass sie es niemals abschlug, wenn man sie um eine Gef?lligkeit ansprach und besonders ihr mit geh?riger H?flichkeit in der Hand zuvorkam. Dieses liebensw?rdige Paar begegnete einander von ohngef?hr auf der Stra?e, und da sie beiderseits ein wenig berauscht waren, so taumelten sie gegeneinander und taumelten sich alle beide ?ber den Haufen. Wie sich nun bei dieser Gelegenheit ein Teil immer noch unn?tzer machte als der andere und das Ding zu laut wurde, so wurden sie alle beide erst in die Scharwache,[181 - Scharwache f (fr?her) – von einer kleinen Gruppe (bes. B?rgern einer Stadt) gebildete Wache] hernach aber in das Zuchthaus geschleppt. Hier sahen sie bald die Torheit ihrer Z?nkerei ein, machten alles wieder gut, verliebten sich und heuerateten einander. Da aber meine Mutter zu ihren alten Streichen zur?ckkehrte, so trennte mein Vater, der gar hohe Begriffe von Ehre hatte, sich ziemlich bald von ihr und wies ihr die Reven?en von einem Tragkorbe zu ihrem k?nftigen Unterhalte an. Sie vereinigte sich hierauf mit einer Gesellschaft, die mit einem Puppenspiel umherzog. Mit der Zeit f?hrte sie das Schicksal nach Rom, wo sie eine Austerbude hielt. Sie haben ohnstreitig insgesamt von dem Papst Ganganelli oder Clemens XIV.,[182 - Ganganelli, Clemens XIV = Lorenzo Ganganelli (1705–74) war unter dem Namen Clemens XIV Papst von 1769 bis 1774] und wie gern dieser Herr Austern a?, geh?rt. Eines Freitags, als derselbe in gro?em Pompe nach der St. Peterskirche[183 - St. Peterskirche = Petersdom (auch: Petersbasilika) – Grabeskirche des Apostels Simon Petrus in Vatikan, eine der gr??ten Kirchen der Welt] zur hohen Messe durch die Stadt zog, sah er meiner Mutter Austern (welche, wie sie mir oft erz?hlt hat, ausnehmend sch?n und frisch waren) und konnte unm?glich vor?berziehen, ohne sie zu versuchen. Nun waren zwar mehr als f?nftausend Personen in seinem Gefolge; nichtsdestoweniger aber lie? er sogleich alles stillhalten und in die Kirche sagen, er k?nnte vor morgen das Hochamt[184 - Hochamt n (kath. Kirche) – feierliche Messe, bei der bestimmte liturgische Texte gesungen werden] nicht halten. Sodann sprang er vom Pferde – denn die P?pste reiten allemal bei solchen Gelegenheiten —, ging in meiner Mutter Laden, a? erst alles auf, was von Austern daselbst vorhanden war, und stieg hernach mit ihr in den Keller hinab, wo sie noch mehr hatte. Dieses unterirdische Gemach war meiner Mutter K?che, Visitenstube und Schlafkammer[185 - Schlafkammer f (fr?her) – (meist au?erhalb des eigentlichen Wohnbereichs eines Hauses gelegener) kleinerer [einfach ausgestatteter] Raum zum Schlafen] zugleich. Hier gefiel es ihm so wohl, dass er alle seine Begleiter fortschickte. Kurz, Seine Heiligkeit brachten die ganze Nacht dort mit meiner Mutter zu. Ehe Dieselben am andern Morgen wieder fortgingen, erteilten Sie ihr vollkommenen Abla?, nicht allein f?r jede S?nde, die sie schon auf sich hatte, sondern auch f?r alle diejenigen, womit sie sich etwa k?nftig noch zu befassen Lust haben m?chte. Nun, meine Herren, habe ich darauf das Ehrenwort meiner Mutter – und wer k?nnte wohl eine solche Ehre bezweifeln? – , dass ich die Frucht jener Austernacht bin. Dreizehntes Kapitel Fortgesetzte Erz?hlung des Freiherrn Der Baron wurde, wie man sich leicht vorstellen kann, bei jeder Gelegenheit gebeten, seinem Versprechen gem?? in der Erz?hlung seiner ebenso lehrreichen als unterhaltenden Abenteuer fortzufahren; allein geraume Zeit waren alle Bitten vergebens. Er hatte die sehr l?bliche Gewohnheit, nichts gegen seine Laune zu tun, und die noch l?blichere, durch nichts von diesem Grundsatze sich abbringen zu lassen. Endlich aber erschien der lange gew?nschte Abend, an dem ein heiteres L?cheln, mit dem er die Aufforderungen seiner Freunde anh?rte, die sichere Vorbedeutung gab, dass sein Genius ihm gegenw?rtig sei und ihre Hoffnungen erf?llen werde.»Conticuere omnes, intentique ora tenebant[186 - Still schwieg alles umher mit gespannt aufmerkendem Antlitz – erste Zeile aus dem 2. Buch des» Aeneis «von Vergilius]«, und M?nchhausen begann vom hochbepolsterten Sofa: W?hrend der letzten Belagerung von Gibraltar[187 - Gibraltar – Halbinsel an der S?dspitze Spaniens] segelte ich mit einer Proviantflotte unter Lord Rodneys Kommando nach dieser Festung, um meinen alten Freund, den General Elliot, zu besuchen, der durch die ausgezeichnete Verteidigung dieses Platzes sich Lorbeern erworben hat, die nie verwelken k?nnen. Sobald die erste Hitze der Freude, die immer mit dem Wiedersehen alter Freunde verbunden ist, sich etwas abgek?hlt hatte, ging ich in Begleitung des Generals in der Festung umher, um den Zustand der Besatzung und die Anstalten des Feindes kennen zu lernen. Ich hatte aus London ein sehr vortreffliches Spiegelteleskop, das ich von Dollond[188 - Dollond m [nach dem Namen des Erfinders, dem Engl?nder J.Dollond (1706–61)] – achromatisches Fernglas] gekauft hatte, mitgebracht. Durch H?lfe[189 - H?lfe f (veraltet) = Hilfe f] desselben fand ich, dass der Feind gerade im Begriff war, einen Sechsunddrei?igpf?nder auf den Fleck abzufeuern, auf dem wir standen. Ich sagte dies dem General; er sah auch durch das Perspektiv und fand meine Mutma?ung richtig. Auf seine Erlaubnis lie? ich sogleich einen Achtundvierzigpf?nder von der n?chsten Batterie bringen und richtete ihn – denn was Artillerie betrifft, habe ich, ohne mich zu r?hmen, meinen Meister noch nicht gefunden – so genau, dass ich meines Zieles vollkommen gewi? war. Nun beobachtete ich die Feinde auf das sch?rfste, bis ich sah, dass sie die Z?ndrute an das Z?ndloch ihres St?ckes legten, und in demselben Augenblicke gab ich das Zeichen, dass unsere Kanone gleichfalls abgefeuert werden sollte. Ungef?hr auf der Mitte des Weges schlugen die beiden Kugeln mit f?rchterlicher St?rke gegeneinander, und die Wirkung davon war erstaunend. Die feindliche Kugel prallte mit solcher Heftigkeit zur?ck, dass sie nicht nur dem Manne, der sie abgeschossen hatte, rein den Kopf wegnahm, sondern auch noch sechzehn andere K?pfe vom Rumpfe schnellte, die ihr auf ihrem Fluge nach der afrikanischen K?ste im Wege standen. Ehe sie aber nach der Barbarei kam, fuhr sie durch die Hauptmaste von drei Schiffen, die eben in einer Linie hintereinander im Hafen lagen; und dann flog sie noch gegen zweihundert englische Meilen in das Land hinein, schlug zuletzt durch das Dach einer Bauerh?tte, brachte ein altes M?tterchen, die mit offenem Munde auf dem R?cken lag und schlief, um die wenigen Z?hne, die ihr noch ?brig waren, und blieb endlich in der Kehle des armen Weibes stecken. Ihr Mann, der bald darauf nach Hause kam, versuchte die Kugel herauszuziehen; da er dies aber unm?glich fand, so entschlo? er sich kurz und stie? sie ihr mit einem Rammer in den Magen hinunter, aus dem sie dann auf dem nat?rlichen Wege unterw?rts abging. Unsere Kugel tat vortreffliche Dienste. Sie trieb nicht nur die andere auf die eben beschriebene Weise zur?ck, sondern setzte auch, meiner Absicht gem??, ihren Weg fort, hob dieselbe Kanone, die gerade gegen uns gebraucht worden war, von der Lafette[190 - Lafette f – Untergestell der Gesch?tze] und warf sie mit solcher Heftigkeit in den Kielraum eines Schiffes, dass sie sogleich den Boden desselben durchschlug. Das Schiff sch?pfte Wasser und sank mit tausend spanischen Matrosen und einer betr?chtlichen Anzahl Soldaten, die sich auf demselben befanden, unter. – Dies war gewi? eine h?chst au?erordentliche Tat. Ich verlange indes keinesweges sie ganz auf die Rechnung meines Verdienstes zu setzen. Meiner Klugheit kommt freilich die Ehre der ersten Erfindung zu, aber der Zufall unterst?tzte sie einigerma?en. Ich fand n?mlich nachher, dass unser Achtundvierzigpf?nder durch ein Versehen auf eine doppelte Portion Pulver gesetzt war, wodurch allein seine unerwartete Wirkung vorz?glich in Absicht der zur?ckgeworfenen feindlichen Kugel begreiflich wird. General Elliot bot mir f?r diesen ausnehmenden Dienst eine Offizierstelle an; ich lehnte aber alles ab und begn?gte mich mit seinem Danke, den er mir denselben Abend an der Tafel in Gegenwart aller Offiziere auf die ehrenvollste Weise abstattete.[191 - j-m einen Dank abstatten – принести (свою) благодарность кому-л.] Da ich sehr f?r die Engl?nder eingenommen bin, weil sie unstreitig ein vorz?glich braves Volk sind, so machte ich mir es zum Gesetze, die Festung nicht zu verlassen, bis ich ihnen noch einen Dienst w?rde geleistet haben; und in ungef?hr drei Wochen bot sich mir eine gute Gelegenheit dazu dar. Ich kleidete mich wie ein katholischer Priester, schlich um ein Uhr des Morgens mich aus der Festung weg und kam gl?cklich durch die Linien der Feinde mitten in ihrem Lager an. Dort ging ich in das Zelt, in welchem der Graf von Artois mit dem ersten Befehlshaber und verschiedenen andern Offizieren einen Plan entwarfen, die Festung den n?chsten Morgen zu st?rmen. Meine Verkleidung war mein Schutz. Niemand wies mich zur?ck, und ich konnte ungest?rt alles anh?ren, was vorging. Endlich begaben sie sich zu Bette, und nun fand ich das ganze Lager, selbst die Schildwachen, in dem tiefsten Schlafe begraben. Sogleich fing ich meine Arbeit an, hob alle ihre Kanonen, ?ber dreihundert St?ck, von den Achtundvierzigpf?ndern bis zu den Vierundzwanzigpf?ndern herunter, von den Lafetten und warf sie drei Meilen weit in die See hinaus. Da ich ganz und gar keine H?lfe hatte, so war dies das schwerste St?ck Arbeit, das ich je unternommen hatte, eines etwa ausgenommen, das, wie ich h?re, Ihnen neulich in meiner Abwesenheit[192 - in [w?hrend] meiner Abwesenheit – в мое отсутствие, пока меня не было] einer meiner Bekannten zu erz?hlen f?r gut fand, da ich n?mlich mit den ungeheueren, von dem Baron von Tott beschriebenen t?rkischen Gesch?tze an das gegenseitige Ufer des Meeres schwamm. – Sobald ich damit fertig war, schleppte ich alle Lafetten und Karren in die Mitte des Lagers, und damit das Rasseln der R?der kein Ger?usch machen m?chte, so trug ich sie paarweise unter meinen Armen zusammen. – Ein herrlicher Haufe war es, wenigstens so hoch als der Felsen von Gibraltar. – Dann schlug ich mit dem abgebrochenen St?cke eines eisernen Achtundvierzigpf?nders an einem Kiesel, der zwanzig Fu? unter der Erde in einer noch von den Arabern gebauten Mauer steckte, Feuer, z?ndete eine Lunte an und setzte den ganzen Haufen in Brand.[193 - in Brand setzen – поджигать] Ich verga? Ihnen zu sagen, dass ich erst noch obenauf alle Kriegsvorratswagen geworfen hatte. Was am brennbarsten war, hatte ich kl?glich unten hingelegt, und so war nun in einem Augenblicke alles eine lichterlohe[194 - lichterloh – mit hellen, aufschlagenden Flammen brennend] Flamme. Um allem Verdacht zu entgehen, war ich einer der ersten, der L?rmen machte.[195 - L?rm machen – шуметь, поднимать шум] Das ganze Lager geriet, wie Sie sich vorstellen k?nnen, in das schrecklichste Erstaunen, und der allgemeine Schlu? war, dass die Schildwachen[196 - Schildwache f (veraltet) = milit?rischer Wachposten [bes. vor einem Eingang]] bestochen und sieben oder acht Regimenter aus der Festung zu dieser greulichen Zerst?rung ihrer Artillerie gebraucht worden w?ren. Herr Drinkwater erw?hnt in seiner Geschichte dieser ber?hmten Belagerung eines gro?en Verlustes, den die Feinde durch einen im Lager entstandenen Brand erlitten h?tten, wei? aber im geringsten nicht die Ursache desselben anzugeben. Und das konnte er auch nicht; denn ich entdeckte die Sache noch keinem Menschen (obgleich ich allein durch die Arbeit dieser Nacht Gibraltar rettete), selbst dem General Elliot nicht. Der Graf von Artois lief nebst allen seinen Leuten im ersten Schrecken davon; und ohne einmal stillezuhalten, liefen sie ungef?hr vierzehn Tage in einem fort, bis sie Paris erreichten. Auch machte die Angst, die sich ihrer bei diesem f?rchterlichen Brande bem?chtigt hatte, dass sie drei Monate nicht imstande waren, die geringste Erfrischung zu genie?en, sondern cham?leonm??ig blo? von der Luft lebten.Etwa zwei Monate, nachdem ich den Belagerten diesen Dienst getan hatte, sa? ich eines Morgens mit dem General Elliot beim Fr?hst?cke, als auf einmal eine Bombe (denn ich hatte nicht Zeit, ihre M?rser ihren Kanonen nachzuschicken) in das Zimmer flog und auf den Tisch niederfiel. Der General, wie fast jeder getan haben w?rde, verlie? das Zimmer augenblicklich, ich aber nahm die Bombe, ehe sie sprang, und trug sie auf die Spitze des Felsen. Von hier aus sahe ich auf einem H?gel der Seek?ste unweit des feindlichen Lagers eine ziemliche Menge Leute, konnte aber mit blo?en Augen nicht entdecken, was sie vorhatten. Ich nahm also mein Teleskop zu H?lfe und fand nun, dass zwei von unseren Offizieren, einer ein General und der andere ein Oberster, die noch den vorigen Abend mit mir zugebracht und sich um Mitternacht als Spione in das spanische Lager geschlichen hatten, dem Feinde in die H?nde gefallen waren und eben geh?ngt werden sollten. Die Entfernung war zu gro?, als dass ich die Bombe aus freier Hand h?tte hinwerfen k?nnen. Gl?cklicherweise fiel mir bei,[197 - beifallen (veraltet) = einfallen, in den Sinn kommen] dass ich die Schleuder in der Tasche hatte, die David weiland so vorteilhaft gegen den Riesen Goliath[198 - David – biblischer K?nig, Goliath – riesenhafter Krieger der Philister, der nach 1. Sam. 17 vom jungen David im Zweikampf mit einer Steinschleuder get?tet wurde] gebrauchte. Ich legte meine Bombe hinein und schleuderte sie sogleich mitten in den Kreis. Sowie sie niederfiel, sprang sie auch und t?tete alle Umstehenden, ausgenommen die beiden englischen Offiziere, die zu ihrem Gl?cke gerade in die H?he gezogen waren. Ein St?ck der Bombe flog indessen gegen den Fu? des Galgens, der dadurch sogleich umfiel. Unsere beiden Freunde f?hlten kaum terra firma, als sie sich nach dem Grunde dieser unerwarteten Katastrophe umsahen, und da sie fanden, dass Wache, Henker und alles den Einfall gekriegt hatte, zuerst zu sterben, so machten sie einander von ihren unbehaglichen Strikken los, liefen nach dem Seeufer, sprangen in ein spanisches Boot und n?tigten die beiden Leute, die darin waren, sie nach einem unserer Schiffe zu rudern. Wenige Minuten nachher, da ich gerade dem General Elliot die Sache erz?hlte, kamen sie gl?cklich an, und nach gegenseitigen Erkl?rungen und Gl?ckw?nschen feierten wir diesen merkw?rdigen Tag auf die froheste Art von der Welt. Sie w?nschen alle, meine Herren, ich sehe es Ihnen an den Augen an, zu h?ren, wie ich an einen so gro?en Schatz, als die gedachte Schleuder war, gekommen sei. Wohl! die Sache h?ngt so zusammen. Ich stamme, m?ssen Sie wissen, von der Frau des Urias[199 - Uria, Urias, ?kum. Urija – biblischer m?nnlicher Eigenname] ab, mit der David bekanntlich in sehr enger Verbindung lebte. Mit der Zeit aber – wie dies manchmal der Fall ist – wurden Seine Majest?t merklich k?lter gegen die Gr?fin, denn dazu wurde sie im ersten Vierteljahre nach ihres Mannes Tod gemacht. Sie zankten sich einmal ?ber einen sehr wichtigen Punkt, n?mlich ?ber den Fleck, wo Noahs Arche[200 - Noahs Arche (bibl.) – schiff?hnlicher Kasten, in dem Noah mit seiner Familie und zahlreichen Tierpaaren die Sintflut ?berlebte] gebaut wurde und wo sie nach der S?ndflut[201 - S?ndflut – volksm??ige Umdeutung von Sintflut] stehen blieb. Mein Stammvater wollte f?r einen gro?en Altertumskundigen[202 - Altertumskundige = Altertumskundler m = Arch?ologe m] gelten, und die Gr?fin war Pr?sidentin einer historischen Soziet?t. Dabei hatte er die Schw?che mehrerer gro?en Herren und fast aller kleinen Leute, er konnte keinen Widerspruch ertragen; und sie hatte den Fehler ihres Geschlechts, sie wollte in allen Dingen recht behalten; kurz, es erfolgte eine Trennung. Sie hatte ihn oft von jener Schleuder als einem sehr gro?en Schatze sprechen h?ren und fand f?r gut, sie, zum Andenken[203 - zum Andenken an etw. (Akk) – на [в] память о чем-л., в напоминание] wahrscheinlich, mitzunehmen. Ehe sie aber noch aus seinen Staaten war, wurde die Schleuder vermi?t, und nicht weniger als sechs Mann von der Leibwache des K?nigs setzten ihr nach. Sie bediente sich indes des mitgenommenen Instruments so gut, dass sie einen ihrer Verfolger, der sich durch seinen Diensteifer vielleicht heben wollte und daher etwas vor den andern voraus war, gerade auf den Fleck traf, wo Goliath seine t?dliche Quetschung gekriegt hatte. Als seine Gef?hrten ihn tot zur Erde st?rzen sahen, hielten sie es nach langer weiser ?berlegung f?r das beste, diesen neu eingetretenen Umstand f?rs erste geh?rigen Ortes zu melden, und die Gr?fin hielt es f?r das beste, mit untergelegten Pferden ihre Reise nach ?gypten fortzusetzen, wo sie sehr angesehene Freunde am Hofe hatte. – Ich h?tte Ihnen vorher schon sagen sollen, dass sie von mehreren Kindern, die Seine Majest?t mit ihr zu zeugen geruhet hatten, bei ihrer Entfernung einen Sohn, der ihr Liebling war, mit sich nahm. Da diesem das fruchtbare ?gypten noch einige Geschwister gab, so vermachte sie ihm durch einen besondern Artikel ihres Testamentes die ber?hmte Schleuder; und von ihm kam sie in meist gerader Linie endlich auf mich. Einer ihrer Besitzer, mein Ururgro?vater, der vor ungef?hr zweihundertundfunfzig Jahren lebte, wurde bei einem Besuche, den er in England machte, mit einem Dichter bekannt, der zwar nichts weniger als Plagiarius,[204 - Plagiarius m (veraltet) = Plagiator m] aber ein desto gr??erer Wilddieb war und Shakespear[205 - Shakespeare = William Shakespeare (1564–1616) – englischer Dichter] hie?. Dieser Dichter, in dessen Schriften jetzt, zur Wiedervergeltung vielleicht, von Engl?ndern und Deutschen abscheulich gewilddiebt wird, borgte manchmal diese Schleuder und t?tete damit so viel von Sir Thomas Lucys Wildbret, dass er mit genauer Not dem Schicksale meiner zwei Freunde zu Gibraltar entging. Der arme Mann wurde ins Gef?ngnis geworfen,[206 - ins Gef?ngnis werfen – бросать, сажать в тюрьму] und mein ?ltervater bewirkte seine Freiheit auf eine ganz besondere Art. Die K?nigin Elisabeth,[207 - gemeint wird K?nigin Elisabeth I Tudor (1533–1603)] die damals regierte, wurde, wie Sie wissen, in ihren letzten Jahren ihrer selbst ?berdr?ssig.[208 - etw. (Gen) ?berdr?ssig werden – надоедать] Ankleiden, Auskleiden, Essen, Trinken und manches andere, was ich nicht zu nennen brauche, machten ihr das Leben zur unertr?glichen Last. Mein ?ltervater setzte sie in den Stand, alles dies nach ihrer Willk?r ohne oder durch einen Stellvertreter zu tun. Und was meinen Sie, dass er f?r dieses ganz unvergleichliche Meisterst?ck magischer Kunst sich ausbat? – Shakespears Freiheit. – Weiter konnte ihm die K?nigin nicht das geringste aufdringen. Die ehrliche Haut[209 - ehrliche Haut [sein] = aufrichtig [sein], nicht l?gen] hatte diesen gro?en Dichter so liebgewonnen, dass er gern von der Anzahl seiner Tage etwas abgegeben h?tte, um das Leben seines Freundes zu verl?ngern. ?brigens kann ich Ihnen, meine Herren, versichern, dass die Methode der K?nigin Elisabeth, g?nzlich ohne Nahrung zu leben, so originell sie auch war, bei ihren Untertanen sehr wenig Beifall gefunden hat, am wenigsten bei den beef-eaters,[210 - beef-eaters = Rindfleischesser pl, ein Name, der – nicht selten von solchen, die gerne Rindfleisch ??en und aus ?konomischen Gr?nden nicht d?rfen – der k?niglichen Garde gegeben wird] wie man sie gew?hnlich noch heutigestages nennt. Sie ?berlebte aber selbst ihre neue Sitte nicht ?ber achthalb Jahr. Mein Vater, von dem ich diese Schleuder kurz vor meiner Reise nach Gibraltar geerbt habe, erz?hlte mir folgende merkw?rdige Anekdote, die auch seine Freunde ?fters von ihm geh?rt haben und an deren Wahrheit niemand zweifeln wird, der den ehrlichen Alten gekannt hat.»Ich hielt mich«, sagte er,»bei meinen Reisen geraume Zeit in England auf und ging einstens an dem Ufer der See unweit Harwich[211 - Harwich – Stadt in England] spazieren. Pl?tzlich kam ein grimmiges Seepferd in ?u?erster Wut auf mich los. Ich hatte nichts als die Schleuder bei mir, mit der ich dem Tier so geschickt zwei Kieselsteine gegen den Kopf warf, dass ich mit jedem ein Auge des Ungeheuers einschlug. Darauf stieg ich auf seinen R?cken und trieb es in die See; denn in demselben Augenblick, in dem es sein Gesicht verlor, verlor es auch seine Wildheit und wurde so zahm als m?glich. Meine Schleuder legte ich ihm statt des Zaumes in den Mund und ritt es nun mit der gr??ten Leichtigkeit durch den Ozean hin. In weniger als drei Stunden kamen wir beide an dem entgegengesetzten Ufer an, welches doch immer eine Strecke von ungef?hr drei?ig Seemeilen ist. Zu Helvoetsluys verkaufte ich es f?r siebenhundert Dukaten an den Wirt zu den drei Kelchen, der es als ein ?u?erst seltenes Tier sehen lie? und sich sch?nes Geld damit machte.«– Jetzt findet man eine Abbildung davon im Buffon. – »So sonderbar die Art meiner Reise war, «fuhr mein Vater fort,»so waren doch die Bemerkungen und Entdeckungen, die ich auf derselben machte, noch viel au?erordentlicher. Das Tier, auf dessen R?cken ich sa?, schwamm nicht, sondern lief mit unglaublicher Geschwindigkeit auf dem Grunde des Meeres weg und trieb Millionen von Fischen vor sich her, von denen viele ganz verschieden von den gew?hnlichen waren. Einige hatten den Kopf in der Mitte des Leibes, andere an der Spitze des Schwanzes. Einige sa?en in einem gro?en Zirkel beisammen und sangen unaussprechlich sch?ne Ch?re; andere baueten aus blo?em Wasser die pr?chtigsten durchsichtigen Geb?ude auf, die mit kolossalischen S?ulen umgeben waren, in welchen eine Materie, die ich f?r nichts anders als f?r das reinste Feuer halten konnte, in den angenehmsten Farben und in den reizendsten wellenf?rmigen Bewegungen hin und wieder lief. Verschiedene Zimmer dieser Geb?ude waren auf eine sehr sinnreiche und bequeme Art zur Begattung der Fische eingerichtet; in andern wurde der zarte Laich gepflegt und gewartet; und eine Reihe weitl?uftiger S?le war zur Erziehung der jungen Fische bestimmt. Das ?u?ere der Methode, die hier beobachtet wurde – denn das Innere derselben verstand ich nat?rlicherweise ebensowenig als den Gesang der V?gel oder die Dialogen der Heuschrecken —, hatte so auffallende ?hnlichkeit mit dem, was ich in meinem Alter in den sogenannten Philanthropinen[212 - Philanthrop m (bildungsspr.) = Menschenfreund m] und dergleichen Anstalten eingef?hrt fand, dass ich ganz gewi? bin, einer ihrer angeblichen Erfinder hat eine der meinigen ?hnliche Reise gemacht und seine Ideen mehr aus dem Wasser geholt als aus der Luft gegriffen. ?brigens sehen Sie aus dem wenigen, was ich Ihnen gesagt habe, dass noch manches ungen?tzt, noch manche Spekulation[213 - Spekulation f – auf blo?en Annahmen, Mutma?ungen beruhende Erwartung, Behauptung, dass etw. eintrifft] ?brig ist. – Doch ich fahre in meiner Erz?hlung fort.» «Ich kam unter andern ?ber eine ungeheuere Gebirgkette hin, die wenigstens so hoch war als die Alpen. An der Seite der Felsen war eine Menge gro?er B?ume von mannigfaltiger Art. Auf diesen wuchsen Hummer, Krebse, Austern, Kammaustern, Muscheln, Seeschnekken usw., von denen bisweilen ein einziges St?ck eine Ladung f?r einen Frachtwagen war, und an der kleinsten h?tte ein Lasttr?ger zu schleppen gehabt. – Alles, was von der Art an die Ufer geworfen und auf unsern M?rkten verkauft wird, ist elendes Zeug, das das Wasser von den ?sten abschl?gt, ungef?hr so wie das kleine schlechte Obst, das der Wind von den B?umen herunterweht. – Die Hummerb?ume schienen am vollesten zu sitzen; die Krebs- und Austerb?ume aber waren die gr??ten. Die kleinen Seeschnecken wachsen auf einer Art von Str?uchen, die immer an dem Fu? der Austerb?ume stehen und sich fast so wie der Efeu an der Eiche an ihnen hinaufwinden. Auch bemerkte ich eine sehr sonderbare Wirkung eines untergegangenen Schiffes. Dies war, wie mir schien, gegen die Spitze eines Felsen, der nur drei Klafter unter der Oberfl?che des Wassers war, gesto?en und beim Sinken umgeschlagen. Dadurch st?rzte es auf einen gro?en Hummerbaum und stie? verschiedene Hummer ab, die auf einen darunterstehenden Krebsbaum fielen. Weil die Sache nun wahrscheinlich im Fr?hjahre geschah und die Hummer noch ganz jung waren, so vereinigten sie sich mit den Krebsen und brachten eine neue Frucht hervor, die mit beiden ?hnlichkeit hat. Ich versuchte der Seltenheit wegen ein St?ck davon mitzunehmen, aber teils war es mir zu beschwerlich, teils wollte mein Pegasus[214 - Pegasus m – gefl?geltes Ross der griechischen Sage; Dichterross] nicht gerne stillehalten; auch hatte ich schon ?ber die H?lfte meines Weges zur?ckgelegt und war gerade in einem Tale wenigstens f?nfhundert Klafter unter der Meeresfl?che, wo ich den Mangel der Luft allm?hlich etwas unbequem fand. ?brigens war meine Lage auch in andern R?cksichten nicht die angenehmste. Ich begegnete von Zeit zu Zeit gro?en Fischen, die, soviel ich aus ihren offenen Rachen abnehmen konnte, eben nicht ungeneigt waren, uns beide zu verschlingen. Nun war meine arme Rosinante[215 - Rosinante f [nach dem Namen des Pferdes des Don Quichotte] (bildungsspr. scherzh. selten) – nicht sehr edles, ausgemergeltes Pferd] blind, und es beruhte einzig auf meiner vorsichtigen F?hrung, dass ich den menschenfreundlichen Absichten dieser hungrigen Herren entging. Ich galoppierte also weidlich[216 - weidlich (veraltend) = in kaum zu ?bertreffendem Ma?e; sehr, geh?rig] zu und suchte so bald wie m?glich wieder trockenes Land zu gewinnen.» «Als ich dem holl?ndischen Ufer schon ziemlich nahe war und das Wasser ?ber meinem Kopfe keine zwanzig Klafter mehr hoch sein mochte, so kam es mir vor, als l?ge eine menschliche Gestalt in weiblicher Kleidung vor mir auf dem Sande. Ich glaubte einige Zeichen des Lebens an ihr zu bemerken, und als ich n?her kam, sah ich auch wirklich, dass sie ihre Hand bewegte. Ich fa?te diese an und brachte die Person als eine anscheinende Leiche mit mir an das Ufer. Ob man nun gleich damals in der Kunst Tote zu erwecken noch nicht so weit gekommen war, dass man so wie in unseren Tagen auf jeder Dorfschenke eine Anweisung vorfand, Ertrunkene wieder aus dem Reiche der Schatten zur?ckzurufen, so gelang es doch den klugen und unerm?deten Bem?hungen eines dortigen Apothekers, den kleinen Funken des Lebens, den er in dieser Frau noch ?brig fand, wieder anzufachen. Sie war die teuere H?lfte eines Mannes, der ein nach Helvoetsluys geh?riges Schiff kommandierte und kurz vorher aus dem Hafen abgefahren war. Ungl?cklicherweise hatte er in der Eile eine andere Person anstatt seiner Frau mitgenommen. Dies wurde ihr sogleich von einer der wachsamen Schutzg?ttinnen des h?uslichen Friedens hinterbracht, und weil sie fest ?berzeugt war, dass die Rechte des Ehebettes zu Wasser so g?ltig w?ren als zu Lande, so fuhr sie ihm w?tend von Eifersucht in einem offenen Boote nach und suchte, sobald sie auf das Oberlof seines Schiffes gekommen war, nach einer kurzen un?bersetzbaren Anrede, ihre Gerechtsame auf eine so triftige Art zu beweisen, dass ihr lieber Getreuer[217 - Getreuer m = Freund m] es f?r ratsam fand, ein paar Schritte zur?ckzutun. Die traurige Folge davon war, dass ihre kn?cherne Rechte den Eindruck, der den Ohren ihres Mannes zugedacht war, auf die Wellen machte, und da diese noch nachgebender waren als er, so fand sie erst auf dem Grunde der See den Widerstand, den sie suchte. – Hier brachte mich nun mein Unstern mit ihr zusammen, um ein gl?ckliches Paar auf Erden mehr zu machen.» «Ich kann mir leicht vorstellen, was f?r Segensw?nsche mir ihr Herr Gemahl nachgeschickt hat, als er bei seiner R?ckkunft[218 - R?ckkunft f (geh.) = Zur?ckkommen n; R?ckkehr f] fand, dass sein z?rtliches Weibchen, durch mich gerettet, seiner harre. Indes so schlimm auch immer der Streich sein mag, den ich dem armen Teufel gespielt habe, so war mein Herz doch au?er aller Schuld. Der Bewegungsgrund meiner Handlung war reine, klare Menschenliebe, obgleich, wie ich nicht leugnen kann, die Folgen davon f?r ihn schrecklich sein mussten.» Und so weit, meine Herren, geht die Erz?hlung meines Vaters, an die ich durch die ber?hmte Schleuder erinnert wurde, die leider, nachdem sie sich so lange bei meiner Familie erhalten und ihr viele wichtige Dienste geleistet hatte, in dem Rachen des Seepferdes ihren Rest gekriegt zu haben scheint. Wenigstens habe ich den einzigen Gebrauch davon gemacht, den ich Ihnen erz?hlt habe, dass ich den Spaniern eine ihrer Bomben uner?ffnet wieder zur?ckschickte und dadurch meine zwei Freunde vom Galgen rettete. Bei dieser edlen Anwendung wurde meine Schleuder, die vorher schon etwas m?rbe war, vollends aufgeopfert. Das gr??te Teil davon flog mit der Bombe weg, und das ?brige kleine St?ckchen, das mir in der Hand blieb, liegt jetzt in unserm Familienarchiv, wo es nebst mehreren wichtigen Altert?mern zu ewigem Andenken aufbewahret wird. Bald darauf verlie? ich Gibraltar wieder und kehrte nach England zur?ck. Dort begegnete mir einer der sonderbarsten Streiche meines ganzen Lebens. Ich musste nach Wapping hinuntergehen, um verschiedene Sachen einschiffen zu sehen, die ich einigen meiner Freunde in Hamburg schicken wollte, und als ich damit fertig war, nahm ich meinen R?ckweg ?ber den Tower Wharf. Es war Mittag; ich war schrecklich m?de, und die Sonne wurde mir so l?stig, dass ich in eine von den Kanonen hineinkroch, um dort ein bisschen auszuruhen. Kaum war ich darin, so fiel ich auch sogleich in den tiefsten Schlaf. Nun war es gerade der vierte Junius,[219 - der vierte Junius – Geburtstag des damals regierenden K?nigs] und um ein Uhr wurden alle Kanonen zum Andenken dieses Tages abgefeuert. Sie waren am Morgen geladen, und da niemand mich hier vermuten konnte, so wurde ich ?ber die H?user an der entgegengesetzten Seite des Flusses weg in den Hof eines P?chters zwischen Bermondsey und Deptford geschossen. Hier fiel ich auf einen gro?en Heuhaufen nieder und blieb – wie aus der gro?en Bet?ubung leicht begreiflich wird —, ohne aufzuwachen, liegen. Ungef?hr nach drei Monaten wurde das Heu so erschrecklich teuer, dass der P?chter einen guten Schnitt zu machen dachte, wenn er jetzt seinen Vorrat losschl?ge. Der Haufen, auf dem ich lag, war der gr??te auf dem Hofe und hielt wenigstens f?nfhundert Fuder. Mit ihm wurde also bei dem Aufladen der Anfang gemacht. Durch den L?rmen der Leute, die ihre Leitern angelegt hatten und auf den Haufen hinaufsteigen wollten, wachte ich auf; noch halb im Schlafe und ohne im geringsten zu wissen, wo ich war, wollte ich weglaufen und st?rzte herunter auf den Eigent?mer des Heus. Ich selbst litt durch diesen Fall nicht den geringsten Schaden, der P?chter aber einen desto gr??ern; er blieb tot unter mir liegen, denn ich hatte unschuldigerweise ihm das Genick gebrochen. Zu meiner gro?en Beruhigung h?rte ich nachher, dass der Kerl ein abscheulicher Jude war, der immer mit den Fr?chten seiner L?ndereien so lange zur?ckhielt, bis erst bittere Teuerung einri? und er mit ?berm??igem Profite sie verkaufen konnte, so dass also sein gewaltsamer Tod[220 - gewaltsamer Tod – насильственная смерть] f?r ihn gerechte Strafe und f?r das Publikum wahre Wohltat war. Wie sehr ich ?brigens erstaunte, als ich wieder v?llig zu mir selbst kam und nach langem Besinnen meine gegenw?rtigen Gedanken an die ankn?pfte, mit denen ich vor drei Monaten eingeschlafen war, und wie gro? die Verwunderung meiner Freunde in London war, als ich nach vielen vergeblichen Nachforschungen auf einmal wieder erschien – das k?nnen Sie, meine Herren, sich leicht vorstellen. Nun lassen Sie uns erst ein Gl?schen trinken, und dann erz?hle ich Ihnen noch ein paar meiner Seeabenteuer. Vierzehntes Kapitel Achtes Seeabenteuer Ohne Zweifel haben Sie von der letzten n?rdlichen Entdeckungsreise des Kapit?n Phipps – gegenw?rtigen Lord Mulgrave – geh?rt. Ich begleitete den Kapit?n; – nicht als Offizier, sondern als Freund. – Da wir unter einen ziemlich hohen Grad n?rdlicher Breite gekommen waren, nahm ich mein Teleskop, mit dem ich Sie bei der Geschichte meiner Reise nach Gibraltar schon bekannt gemacht habe, und betrachtete die Gegenst?nde, die ich nun um mich hatte. – Denn, im Vorbeigehen gesagt, ich halte es immer f?r gut, sich von Zeit zu Zeit einmal umzusehen, vorz?glich auf Reisen. – Ungef?hr eine halbe Meile von uns schwamm ein Eisgebirge, das weit h?her als unsere Maste war, und auf demselben sah ich zwei wei?e B?ren, die meiner Meinung nach in einem hitzigen Zweikampfe begriffen waren. Ich hing sogleich mein Gewehr um und machte mich zu dem Eise hin, fand aber, als ich erst auf den Gipfel desselben gekommen war, einen unaussprechlich m?hsamen und gefahrvollen Weg. Oft musste ich ?ber schreckliche Abgr?nde springen; und an andern Stellen war die Oberfl?che so glatt wie ein Spiegel, so dass meine Bewegung ein st?ndiges Fallen und Aufstehen war. Doch endlich kam ich so weit, dass ich die B?ren erreichen konnte, und zugleich sah ich auch, dass sie nicht miteinander k?mpften, sondern nur spielten. Ich ?berrechnete schon den Wert ihrer Felle – denn jeder war wenigstens so gro? als ein gut gem?steter Ochse —; allein indem ich eben mein Gewehr anlegen wollte, glitschte ich mit dem rechten Fu?e aus, fiel r?ckw?rts nieder und verlor durch die Heftigkeit des Schlages, den ich tat, auf eine kleine halbe Stunde alles Bewu?tsein. Stellen Sie sich mein Erstaunen vor, als ich erwachte und fand, dass eines von den ebengenannten Ungeheuern mich herum auf mein Gesicht gedrehet hatte und gerade den Bund meiner neuen ledernen Hose packte. Der obere Teil meines Leibes steckte unter seinem Bauche, und meine Beine standen voraus. Gott wei?, wohin mich die Bestie geschleppt h?tte; aber ich kriegte mein Taschenmesser heraus – dasselbe, was Sie hier sehen —, hackte in seinen linken Hinterfu? und schnitt ihm drei von seinen Zehen ab. Nun lie? er mich sogleich fallen und br?llte f?rchterlich. Ich nahm mein Gewehr auf, feuerte auf ihn, sowie er weglief, und pl?tzlich fiel er nieder. Mein Schu? hatte nun zwar eines von diesen blutd?rstigen Tieren auf ewig eingeschl?fert, aber mehrere Tausende, die in dem Umkreis von einer halben Meile auf dem Eise lagen und schliefen, aufgeweckt. Alle miteinander kamen spornstreichs[221 - spornstreichs = (als Reaktion auf etw.) unverz?glich und ohne lange zu ?berlegen] angelaufen. Zeit war nicht zu verlieren. Ich aber war verloren, oder ein schneller Einfall musste mich retten. – Er kam. – Etwa in der H?lfte der Zeit, die ein ge?bter J?ger braucht, um einem Hasen den Balg abzustreifen, zog ich dem toten B?ren seinen Rock aus, wickelte mich darein und steckte meinen Kopf gerade unter den seinigen. Kaum war ich fertig, so versammelte sich die ganze Herde um mich herum. Mir wurde hei? und kalt unter meinem Pelze. Indes meine List gelang mir vortrefflich. Sie kamen, einer nach dem andern, berochen mich und hielten mich augenscheinlich f?r einen Bruder Petz. Es fehlte mir auch nichts als die Gr??e, um ihnen vollkommen gleich zu sehen; und verschiedene Junge unter ihnen waren nicht viel gr??er als ich. Als sie alle mich und den Leichnam ihres verschiedenen Gef?hrten berochen hatten, schienen wir sehr gesellig zu werden; auch konnte ich alle ihre Handlungen so ziemlich nachmachen;[222 - j-m etw. nachmachen – подражать кому-л. в чем-л.] nur im Brummen, Br?llen und Balgen waren sie meine Meister. Sosehr ich aber wie ein B?r aussah, so war ich doch noch Mensch: – ich fing an zu ?berlegen, wie ich die Vertraulichkeit, die zwischen mir und diesen Tieren sich erzeugt hatte, wohl auf das vorteilhafteste n?tzen k?nnte. Ich hatte ehedem von einem alten Feldscher geh?rt, dass eine Wunde im R?ckgrat augenblicklich t?dlich sei. Hier?ber beschlo? ich nun einen Versuch anzustellen. Ich nahm mein Messer wieder zur Hand und stie? es dem gr??ten B?ren nahe bei den Schultern in den Nacken. Allerdings war dies ein sehr gewagter Streich, und es war mir auch nicht wenig bange. Denn das war ausgemacht: ?berlebte die Bestie den Sto?, so war ich in St?cken zerrissen. Allein mein Versuch gelang gl?cklich; der B?r fiel tot zu meinen F??en nieder, ohne einmal zu mucksen. Nun nahm ich mir vor, allen ?brigen auf ebendie Art den Rest zu geben, und dies wurde mir auch gar nicht schwer; denn ob sie gleich ihre Br?der zur Rechten und zur Linken fallen sahen, so hatten sie doch kein Arg daraus. Sie dachten weder an die Ursache noch an die Wirkung des Niedersinkens; und das war ein Gl?ck f?r sie und f?r mich. – Als ich sie alle tot vor mir liegen sah, kam ich mir vor wie Simson,[223 - Simson = Samson] als er die Tausende geschlagen hatte. Die Sache kurz zu machen, ich ging nach dem Schiffe zur?ck und bat mir drei Teile des Volkes aus, die mir helfen mussten, die Felle abzustreifen und die Schinken an Bord zu tragen. Wir waren in wenigen Stunden damit fertig und beluden das ganze Schiff damit. Was ?brigblieb, wurde in das Wasser geworfen, ungeachtet ich nicht zweifele, dass es, geh?rig eingesalzen, ebenso gut schmecken w?rde als die Keulen. Sobald wir zur?ckkamen, schickte ich einige Schinken im Namen des Kapit?ns an die Lords von der Admiralit?t, andere an die Lords von der Schatzkammer, etliche an den Lordmayor[224 - Lord Mayor m – Titel der Oberb?rgermeister mehrerer engl. Gro?st?dte] und den Stadtrat von London, einige wenige an die Handlungsgesellschaften und die ?brigen an meine besondern Freunde. Von allen Orten bezeugte man mir den w?rmsten Dank; die City[225 - City f – Gesch?ftsviertel in Gro?st?dten; Innenstadt] aber erwiderte mein Geschenk auf eine sehr nachdr?ckliche Art, n?mlich durch eine Einladung, j?hrlich an dem Wahltage des Lordmayor auf dem Rathause zu speisen. Die B?renfelle schickte ich an die Kaiserin von Russland als Winterpelze f?r Ihre Majest?t und ihren Hof. Sie dankte mir daf?r in einem eigenh?ndigen Briefe, den sie mir durch einen au?erordentlichen Gesandten ?berschickte und worin sie mir anbot, mit ihr die Ehre ihres Bettes und ihrer Krone zu teilen. Allein da michs eben nie sehr nach k?niglicher W?rde gel?stet hat, so lehnte ich Ihrer Majest?t Gnade in den feinsten Ausdr?cken ab. Ebenderselbe Ambassadeur, der mir das kaiserliche Schreiben brachte, hatte auch den Auftrag, zu warten und Ihrer Majest?t meine Antwort pers?nlich zur?ckzubringen. Ein zweiter Brief, den ich bald nachher von der Kaiserin erhielt, ?berzeugte mich von der St?rke ihrer Leidenschaft und der Erhabenheit ihres Geistes. – Ihre letzte Krankheit kam, wie sie – die z?rtliche Seele! – sich in einer Unterredung mit dem F?rsten Dolgorucki[226 - Dolgorucki = Wassilij Dolgorukij (1722–82) – russischer F?rst, General; genannt Krimskij] zu erkl?ren geruhte – allein von meiner Grausamkeit her. Ich wei? nicht, was die Damen an mir finden; aber die Kaiserin ist nicht die einzige ihres Geschlechtes, die mir vom Throne ihre Hand anbot. Einige Leute haben die Verleumdung ausgestreuet, Kapit?n Phipps sei auf seiner Reise nicht so weit gegangen, als er wohl h?tte tun k?nnen. Allein hier ist es meine Schuldigkeit, ihn zu verteidigen. Unser Schiff war auf einem recht guten Wege, bis ich es mit einer solchen ungeheuren Menge von B?renfellen und Schinken belud, dass es Tollheit gewesen sein w?rde, einen Versuch zu machen weiter zu gehen, da wir nun kaum imstande waren, nur gegen einen etwas frischen Wind zu segeln, geschweige[227 - geschweige denn – не говоря уже о том (, чтобы)] gegen jene Gebirge von Eis, die in den h?heren Breiten liegen. Der Kapit?n hat seitdem oft erkl?rt, wie unzufrieden er sei, dass er keinen Anteil an dem Ruhme dieses Tages habe, den er sehr emphatisch den B?renfelltag nennt. Dabei beneidet er mich nicht wenig wegen der Ehre dieses Sieges und sucht auf alle Art und Weise dieselbe zu schm?lern. Wir haben uns schon ?fter hier?ber gezankt und sind auch jetzt noch ?ber den Fu? gespannt. Unter andern behauptet er geradezu, ich d?rfe mir das nicht zum Verdienst anrechnen,[228 - j-m etw. als Verdienst anrechnen – ставить что-л. кому-л. в заслугу] dass ich die B?ren betrogen habe, da ich mit einem ihrer Felle bedeckt gewesen sei; er h?tte ohne Maske unter sie gehen wollen, und sie h?tten ihn doch f?r einen B?ren halten sollen. Dies ist nun freilich ein Punkt, den ich f?r allzu zart und spitz halte, als dass ein Mann, der auf gef?llige Sitten Anspruch macht, mit irgend jemand, am allerwenigsten mit einem edlen Pair[229 - Pair m [frz. pair, eigtl. = Ebenb?rtiger] (hist.) – Mitglied des franz?sischen Hochadels] dar?ber streiten darf. F?nfzehntes Kapitel Neuntes Seeabenteuer Eine andere Seereise machte ich von England aus mit dem Kapit?n Hamilton. Wir gingen nach Ostindien. Ich hatte einen H?hnerhund[230 - H?hnerhund m = Jagdhund] bei mir, der, wie ich im eigentlichsten Sinne behaupten konnte, nicht mit Gold aufzuwiegen war; denn er betrog mich nie. Eines Tages, da wir, nach den besten Beobachtungen, die wir machen konnten, wenigstens noch dreihundert Meilen vom Lande entfernt waren, markierte mein Hund. Ich sah ihn fast eine volle Stunde mit Erstaunen an und sagte den Umstand dem Kapit?n und jedem Offizier am Bord und behauptete, wir m?ssten dem Lande nahe sein, denn mein Hund witterte Wild. Dies verursachte ein allgemeines Gel?chter, durch das ich mich aber in der guten Meinung von meinem Hunde gar nicht irremachen lie?. Nach vielem Streiten f?r und wider die Sache erkl?rte ich endlich dem Kapit?n mit der gr??ten Festigkeit, dass ich zu der Nase meines Tray mehr Zutrauen habe als zu den Augen aller Seeleute am Bord, und schlug ihm daher k?hn eine Wette von hundert Guineen[231 - Guinee f – ehemalige englische M?nze] vor – der Summe, die ich f?r diese Reise akkordiert hatte —, wir w?rden in der ersten halben Stunde Wild finden. Der Kapit?n – ein herzensguter Mann – fing wieder an zu lachen und ersuchte Herrn Crawford, unsern Schiffschirurgus, mir den Puls zu f?hlen. Er tat es und berichtete, ich w?re vollkommen gesund. Darauf entstand ein Gefl?ster zwischen beiden, wovon ich indes das meiste deutlich genug verstand. «Er ist nicht recht bei Sinnen,[232 - nicht bei Sinnen sein – быть не в своем уме] «sagte der Kapit?n;»ich kann mit Ehre die Wette nicht annehmen.» «Ich bin ganz der entgegengesetzten Meinung«, erwiderte der Chirurgus.»Es fehlt ihm nicht das mindeste. Nur er verl??t sich mehr auf den Geruch seines Hundes als auf den Verstand jedes Offiziers am Bord. – Verlieren wird er auf alle F?lle; aber er verdient es auch.» «So eine Wette«, fuhr der Kapit?n fort,»kann von meiner Seite niemals so ganz redlich sein. Indes, es wird desto r?hmlicher f?r mich sein, wenn ich ihm nachher das Geld wieder zur?ckgebe.» W?hrend dieser Unterredung blieb Tray immer in derselben Stellung und best?tigte mich noch mehr in meiner Meinung. Ich schlug die Wette zum zweiten Male vor; und sie wurde angenommen. Kaum war topp und topp auf beiden Seiten gesagt, als einige Matrosen, die in dem langen Boote, das an das Hinterteil des Schiffes befestigt war, fischten, einen au?erordentlich gro?en Hai erlegten, den sie auch sogleich an Bord brachten. Sie fingen an, den Fisch aufzuschneiden, und – siehe! – da fanden wir nicht weniger als sechs Paar lebendige Rebh?hner in dem Magen des Tieres. Diese armen Gesch?pfe waren schon so lange in dieser Lage gewesen, dass eine von den Hennen auf f?nf Eiern sa?, wovon eines gerade ausgebr?tet war, als der Hai ge?ffnet wurde. Diesen jungen Vogel zogen wir mit einem Wurfe kleiner Katzen auf, die wenige Minuten vorher zur Welt gekommen waren. Die alte Katze hatte ihn so lieb als eines ihrer vierbeinigen Kinder und tat immer erstaunend ?bel, wenn das Huhn etwas zu weit wegflog und nicht gleich wieder zur?ckkommen wollte. – Unter den ?brigen Rebh?hnern hatten wir vier Hennen, von denen immer eine oder mehrere sa?en, so dass wir w?hrend unserer ganzen Reise best?ndig einen ?berflu? von Wildbret auf des Kapit?ns Tafel hatten. – Dem armen Tray lie? ich, zum Danke f?r die hundert Guineen, die ich durch ihn gewonnen hatte, t?glich die Knochen geben und bisweilen auch einen ganzen Vogel. Конец ознакомительного фрагмента. Текст предоставлен ООО «ЛитРес». Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию (https://www.litres.ru/evgeniya-timofeeva/abenteuer-des-freiherrn-von-munchhausen-priklucheniya-b/?lfrom=688855901) на ЛитРес. 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Melasse 27 da capo [ital. < lat. caput, also eigtl. = vom Kopf an] = wiederholen! noch einmal! (als Beifallsruf im Theater, Konzert o.?., der zur Wiederholung des Vorgetragenen auffordert) 28 Arg n (geh. veraltet) = Falschheit, Boshaftigkeit, B?ses 29 geistige Getr?nke = Alkoholgetr?nke pl 30 Kumpan m (ugs.) = Kamerad [bei bestimmten Unternehmungen] 31 wissen + zu + Inf – уметь (делать что-л.) 32 gereichen (geh.) = einbringen (nur in Verbindung mit zu und bestimmten Substantiven) 33 Schlafgemach n (geh.) = Schlafzimmer n 34 flugs = schnell, sofort, sogleich 35 die Faust [die Hand zur Faust] ballen – сжимать (руку в) кулак 36 Weidmann m (J?gerspr.) = [weidgerechter] J?ger 37 willens sein, etw. zu tun (geh.) = bereit, entschlossen sein, etw. zu tun 38 j-m zustatten kommen – быть кстати, пригодиться кому-л. 39 in Verlegenheit geraten – попасть в затруднительное положение 40 Behausung f (geh.) = Wohnung, [schlechte, notd?rftige] Unterkunft 41 Schrot m/n – kleine K?gelchen aus Blei f?r die Patronen bestimmter Feuerwaffen 42 es ist jammerschade, dass… – ужасно [до слез] жалко, что… 43 Reineke Fuchs – Name des Fuchses in der Tierfabel 44 Weidmesser n (J?gerspr.) = Jagdmesser 45 karbatschen (selten) – mit einer Karbatsche (Riemenpeitsche) schlagen 46 Frischling m (J?gerspr.) – junges, h?chstens ein Jahr altes Wildschwein 47 Bache f – weibliches Wildschwein vom3. Lebensjahr an 48 f?rbass (veraltet, noch scherzh.) = weiter, vorw?rts 49 dergestalt (geh.) = derart, so, auf diese Weise 50 lebendig und wohlbehalten – живой и невредимый 51 vonstatten gehen = stattfinden 52 vorzeiten (dichter.) = vor langer Zeit; einstmals 53 zum Vorschein kommen – появиться, обнаружиться 54 Fu? m – [veraltetes] L?ngenma? unterschiedlicher Gr??e 55 Aut oder Naut = eigtl. ought or nought – eine wenigstens in Niederdeutschland in dieser Aussprache sehr popul?re Redensart 56 zum Exempel (veraltend) = zum Beispiel; Abk. z. E. 57 deucht, deuchte = d?nken (geh. veraltend) – den Anschein haben, zu denken 58 a posteriori (Philos. aus der Wahrnehmung gewonnen, aus Erfahrung; geh.) = nachtr?glich 59 a priori (Philos. von der Wahrnehmung unabh?ngig, aus Vernunftgr?nden) = von vornherein 60 um ein Haar – на волосок, чуть-чуть, едва 61 Petz m (scherzh.) = B?r m 62 ?ugeln (veraltet) = [verstohlen] blicken 63 ?berrock m = Mantel m 64 ohngef?hr = ungef?hr 65 Weib n (veraltend) = Frau (als Geschlechtswesen im Unterschied zum Mann) 66 Klafter m (fr?her) – L?ngeneinheit von ungef?hr der L?nge, die ein Erwachsener mit ausgebreiteten Armen greifen kann 67 weiland (veraltet, noch altert?melnd) = einst, fr?her 68 mit Jungen tr?chtig = (von S?ugetieren) ein Junges, Junge tragend 69 auf einmal – сразу, одновременно 70 ebender, ebendie, ebendas = genau der, die, das 71 Gebl?t n (geh.) = [vornehme] Abstammung, Herkunft f 72 ergetzten = erg?tzen 73 M?nnich = Burkhard Christoph Graf von M?nnich (russ. Миних) (1683–1767) – russischer Generallfeldmarschall und Politiker 74 Bucephal – Name des Pferdes von Alexander dem Gro?en 75 gemeint wird Alexander der Gro?e von Mazedonien 76 gemeint wird Peter der Gro?e, Kaiser Russlands 77 Pruth m – Nebenfluss der Donau 78 Subalterne m/f = Abgeordnete m/f 79 gemeiniglich (veraltend) = gew?hnlich, im Allgemeinen 80 von Belang sein – иметь значение, быть существенным 81 sich einen Begriff von etw. machen – составить себе представление о чем-л. 82 Gef?hrte m [eigtl. der mit einem zusammen f?hrt, reist] (geh.) = jmd., der durch Freundschaft od. gleiche Lebensumst?nde mit jmdm. verbunden ist; [begleitender] Freund, Kamerad 83 jmdm., einer Sache zugute kommen = n?tzlich f?r jmdn., etw. sein, sich positiv auswirken 84 p?le m?le [pel’mel] (selten) = bunt gemischt; durcheinander 85 ma?tre des plaisirs (veraltet, noch scherzh.) – jmd., der bei einer Veranstaltung das Unterhaltungsprogramm leitet, der bei einem Fest f?r die Unterhaltung der G?ste sorgt 86 etw. / j-n ausfindig machen – отыскать, разыскать, подыскать что / кого-л. 87 Harem m – von Frauen bewohnter Teil des islamischen Hauses 88 etw. in Betracht ziehen /nehmen – принимать что-л. во внимание 89 verm?gen + zu + Inf (geh.) = die n?tige Kraft aufbringen, die F?higkeit haben, imstande sein, etw. zu tun 90 voltigieren – eine Volte ausf?hren; Luft-, Kunstspr?nge, Turn?bungen auf dem [galoppierenden] Pferd ausf?hren 91 vorhanden sein – иметься, быть в наличии 92 im Hui/in einem Hui (ugs.) = sehr schnell [und dadurch unsorgf?ltig] 93 querfeldein = mitten, quer durch das Gel?nde 94 untert?nig (abwertend) – eine Haltung zeigend, die erkennen l?sst, dass man den Willen eines H?hergestellten,M?chtigeren als verbindlich anerkennt, ihm nachzukommenwillens ist 95 (einen) Anlauf nehmen – разбежаться, взять разбег 96 ?bermannen – (von Gef?hlen, k?rperlichen Zust?nden) mit solcher Intensit?t auf jmdn. einwirken, dass er sich dagegen nicht wehren kann 97 daselbst (geh., veraltend) = dort 98 nebst (veraltend) = [zusammen] mit; sowie, 99 Usamngtemach n (veraltend) = Unannehmlichkeit f, ?rger m 100 zuv?rderst (veraltend) = in erster Linie, zuerst, vor allem 101 Unfug treiben/machen – безобразничать 102 bisweilen (geh.) = manchmal, hin und wieder, ab und zu 103 geraume Zeit = l?ngere Zeit 104 Dune f (nordd.) = Daune 105 Ceylon – fr?herer Name von Sri Lanka 106 vor Anker liegen – стоять на якоре 107 Kazike m – H?uptling bei den s?d- und mittelamerikanischen Indianern; auch indianischer Ortsvorsteher 108 M?tresse f (fr?her) = Geliebte [eines F?rsten] f 109 Insulaner m = Inselbewohner m 110 Dukaten m [ital. ducato – Мраморное море 116 Konstantinopel – fr?herer Name Istanbuls 117 Sreemraglio [se’ra: lio] – Palast der t?rkischen Herrscher; Harem 118 Knicker m (ugs.) = geiziger, kleinlicher Mensch 119 Cornwall – Grafschaft in S?dwestengland 120 Exeter – Stadt in England 121 Mahomet = Mohammed – Stifter des Islams 122 J?ngster Tag – день Страшного суда 123 bedienen + sich + Gen (geh.) = von jmdm., etw. Gebrauch machen; etw., jmdn. verwenden, benutzen 124 Kairo – Hauptstadt ?gyptens 125 so beschaffen – такой 126 Pomp m = prachtvolle Ausstattung; [?bertriebener] Prunk 127 Pr?zeptor m (veraltet) = [Haus]lehrer m 128 Asahel – Neffe des K?nigs David 129 Grasrain m (geh.) = Graswiese f 130 zum Zeitvertreib – от нечего делать 131 Stra?burg – franz?sische Stadt am Rhein im Elsa? 132 Berg Libanon m – Gebirge im Vorderen Orient 133 Ambassadeur m (veraltet) = Botschafter, Gesandter m 134 Musketier m (fr?her) – [mit einer Muskete bewaffneter] Fu?soldat 135 Unhold m – b?ser Geist; W?stling, Sittlichkeitsverbrecher 136 Ihro Exzellenz = Ihre Exzellenz – veraltete Anrede od. Erw?hnung hochgestellter [adliger] Pers?nlichkeiten 137 Windmacher m (ugs. abwertend) = Wichtigtuer, Prahler m 138 Nil m – Fluss in Afrika 139 Alexandria, Alexandrien – ?gyptische Stadt 140 Unstern m (geh.) = ung?nstiges, b?ses Geschick 141 terra firma = festes Land 142 Bei m = Herr m (t?rkischer Titel, oft hinter Namen, z. B. Ali-Bei) 143 Potentat m (bildungsspr. abwertend) = Machthaber; Herrscher m 144 Pr?lat m – geistlicher W?rdentr?ger 145 Generalsuperintendent m (ev. Kirche) – dem Bischof od. Pr?laten rangm??ig entsprechender leitender Geistlicher einer Landeskirche 146 Mufti m – islamischer Rechtsgelehrter 147 Gratias n [nach dem Anfang des Gebetes, lat. gratias agamus Deo = lasst uns Gott danken] (kath. Kirche) – [kl?sterliches] Dankgebet nach Tisch 148 verstehen + sich + auf Akk = mit etw. Bescheid wissen, etw. gut kennen und damit gut umzugehen wissen 149 Tokaier, Tokajer m [nach der ungarischen Stadt Tokaj] – s??er, aus Ungarn stammender Dessertwein von hellbrauner Farbe 150 potz – in bestimmten F?gungen, die sich auf das Leiden Jesu Christi beziehen 151 Kr?tzer m (abwertend) = [im Hals kratzender] saurer Wein 152 ich verbitte mir das! – я этого не потерплю! 153 kein Pappenstiel sein (ugs.) = keine Kleinigkeit sein 154 topp [aus der niederd. Rechtsspr., Bez. des (Hand)schlags (bei Rechtsgesch?ften)] (veraltend) – Ausruf der Bekr?ftigung nach einer vorausgegangenen [mit einem Handschlag besiegelten] Abmachung o.?. = einverstanden! 155 Maria Theresia (1717–80) – Gemahlin des Kaisers Franz I, Erzherzogin von ?sterreich, Prinzessin von Sachsen, K?nigin von Ungarn und B?hmen (1740–80) 156 Billett n (veraltet) = Zettel m, kurzes Briefchen 157 Universalerbe m = Erbe des gesamten Nachlasses; Allein-, Gesamterbe 158 vollends = (im Hinblick auf einen Rest, etw. noch Verbliebenes) v?llig; ganz und gar 159 frische Luft sch?pfen – (по)дышать свежим воздухом 160 Schlingel m (scherzh.) – ?berm?tiger Junge; freches Kerlchen 161 aus Leibeskr?ften – изо всех сил, во все горло (кричать); со всех ног, что есть духу (бежать) 162 auf den Zehen – на цыпочках 163 Belgrad – heutige Hauptstadt Serbiens 164 Gaudium n (bildungsspr. veraltend) = Spa? m, Belustigung f 165 verabfolgen (Papierdt. veraltend) = verabreichen, geben 166 widrig = zuwider; unangenehm 167 ?ber Hals und Kopf – сломя голову, стремглав 168 insinuieren (veraltet) = zutragen, einfl?stern, auf feine Art beibringen 169 Weimar – Stadt in deutschem Bundesland Th?ringen 170 honett (veraltend) = ehrenhaft; anst?ndig 171 Simois (fr?her) – Fluss bei Troja, floss in den Hellespont 172 Kanonier m – Soldat, der ein Gesch?tz bedient 173 G?nner m – einflussreiche, verm?gende Pers?nlichkeit, die jmdn. in seinen Bestrebungen [finanziell] f?rdert 174 Venedig, Venezia – Stadt in Italien 175 im Begriff sein + zu + Inf – собираться, намереваться (делать что-л.) 176 schlechtweg = geradezu, einfach 177 Bern – Hauptstadt der Schweiz und des gleichnamigen Kan- 178 Gtoansssenkehrer m (landsch.) = Stra?enkehrer 179 Savoyen – historische Provinz in Ostfrankreich 180 Liebeswerke – wohlt?tige Handlung 181 Scharwache f (fr?her) – von einer kleinen Gruppe (bes. B?rgern einer Stadt) gebildete Wache 182 Ganganelli, Clemens XIV = Lorenzo Ganganelli (1705–74) war unter dem Namen Clemens XIV Papst von 1769 bis 1774 183 St. Peterskirche = Petersdom (auch: Petersbasilika) – Grabeskirche des Apostels Simon Petrus in Vatikan, eine der gr??ten Kirchen der Welt 184 Hochamt n (kath. Kirche) – feierliche Messe, bei der bestimmte liturgische Texte gesungen werden 185 Schlafkammer f (fr?her) – (meist au?erhalb des eigentlichen Wohnbereichs eines Hauses gelegener) kleinerer [einfach ausgestatteter] Raum zum Schlafen 186 Still schwieg alles umher mit gespannt aufmerkendem Antlitz – erste Zeile aus dem 2. Buch des» Aeneis «von Vergilius 187 Gibraltar – Halbinsel an der S?dspitze Spaniens 188 Dollond m [nach dem Namen des Erfinders, dem Engl?nder J.Dollond (1706–61)] – achromatisches Fernglas 189 H?lfe f (veraltet) = Hilfe f 190 Lafette f – Untergestell der Gesch?tze 191 j-m einen Dank abstatten – принести (свою) благодарность кому-л. 192 in [w?hrend] meiner Abwesenheit – в мое отсутствие, пока меня не было 193 in Brand setzen – поджигать 194 lichterloh – mit hellen, aufschlagenden Flammen brennend 195 L?rm machen – шуметь, поднимать шум 196 Schildwache f (veraltet) = milit?rischer Wachposten [bes. vor einem Eingang] 197 beifallen (veraltet) = einfallen, in den Sinn kommen 198 David – biblischer K?nig, Goliath – riesenhafter Krieger der Philister, der nach 1. Sam. 17 vom jungen David im Zweikampf mit einer Steinschleuder get?tet wurde 199 Uria, Urias, ?kum. Urija – biblischer m?nnlicher Eigenname 200 Noahs Arche (bibl.) – schiff?hnlicher Kasten, in dem Noah mit seiner Familie und zahlreichen Tierpaaren die Sintflut ?berlebte 201 S?ndflut – volksm??ige Umdeutung von Sintflut 202 Altertumskundige = Altertumskundler m = Arch?ologe m 203 zum Andenken an etw. (Akk) – на [в] память о чем-л., в напоминание 204 Plagiarius m (veraltet) = Plagiator m 205 Shakespeare = William Shakespeare (1564–1616) – englischer Dichter 206 ins Gef?ngnis werfen – бросать, сажать в тюрьму 207 gemeint wird K?nigin Elisabeth I Tudor (1533–1603) 208 etw. (Gen) ?berdr?ssig werden – надоедать 209 ehrliche Haut [sein] = aufrichtig [sein], nicht l?gen 210 beef-eaters = Rindfleischesser pl, ein Name, der – nicht selten von solchen, die gerne Rindfleisch ??en und aus ?konomischen Gr?nden nicht d?rfen – der k?niglichen Garde gegeben wird 211 Harwich – Stadt in England 212 Philanthrop m (bildungsspr.) = Menschenfreund m 213 Spekulation f – auf blo?en Annahmen, Mutma?ungen beruhende Erwartung, Behauptung, dass etw. eintrifft 214 Pegasus m – gefl?geltes Ross der griechischen Sage; Dichterross 215 Rosinante f [nach dem Namen des Pferdes des Don Quichotte] (bildungsspr. scherzh. selten) – nicht sehr edles, ausgemergeltes Pferd 216 weidlich (veraltend) = in kaum zu ?bertreffendem Ma?e; sehr, geh?rig 217 Getreuer m = Freund m 218 R?ckkunft f (geh.) = Zur?ckkommen n; R?ckkehr f 219 der vierte Junius – Geburtstag des damals regierenden K?nigs 220 gewaltsamer Tod – насильственная смерть 221 spornstreichs = (als Reaktion auf etw.) unverz?glich und ohne lange zu ?berlegen 222 j-m etw. nachmachen – подражать кому-л. в чем-л. 223 Simson = Samson 224 Lord Mayor m – Titel der Oberb?rgermeister mehrerer engl. Gro?st?dte 225 City f – Gesch?ftsviertel in Gro?st?dten; Innenstadt 226 Dolgorucki = Wassilij Dolgorukij (1722–82) – russischer F?rst, General; genannt Krimskij 227 geschweige denn – не говоря уже о том (, чтобы) 228 j-m etw. als Verdienst anrechnen – ставить что-л. кому-л. в заслугу 229 Pair m [frz. pair, eigtl. = Ebenb?rtiger] (hist.) – Mitglied des franz?sischen Hochadels 230 H?hnerhund m = Jagdhund 231 Guinee f – ehemalige englische M?nze 232 nicht bei Sinnen sein – быть не в своем уме
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