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Von Drachen Geboren

Von Drachen Geboren Morgan Rice Das Making of Riley Paige #3 „Hat alle Zutaten f?r sofortigen Erfolg: Verschw?rungen, Gegenkomplotte, Geheimnisse, tapfere Ritter und jung erbl?hende Beziehungen voller gebrochener Herzen, T?uschung und Verrat. Es wird Ihnen stundenlange Unterhaltung verschaffen und alle Altersgruppen begeistern. Eine Bereicherung f?r die Bibliothek aller Fantasy-Leser.“. – Books and Movie Reviews, Roberto Mattos (zu Ring der Zauberei). „Dies ist der Beginn von etwas Bemerkenswertem“. – San Francisco Book Review (zu Queste der Helden). Von der #1 Bestseller-Autorin Morgan Rice, Autorin von Queste der Helden (?ber 1.300 5-Sterne-Bewertungen) kommt eine packende neue Fantasy-Serie: . VON DRACHEN GEBOREN (Das Zeitalter der Magier – Buch Drei) erz?hlt die epische Geschichte ?ber das Erwachsenwerden eines h?chst ungew?hnlichen 16-j?hrigen Jungen – der Sohn eines Schmieds aus einer armen Familie, dem keine Chance geboten wird, seine Kampff?higkeiten unter Beweis zu stellen und in die Reihen der Adligen einzubrechen. Doch er besitzt eine Macht, die er nicht leugnen kann, und einen vom Schicksal bestimmten Weg, dem er folgen muss… Es erz?hlt die Geschichte einer 17-j?hrigen Prinzessin, der Gro?es vorherbestimmt ist, am Vorabend ihrer Hochzeit – und ihrer j?ngeren Schwester, von ihrer Familie verschm?ht und den Tod durch eine seltene Seuche vor Augen… Es erz?hlt die Geschichte ihrer drei Br?der, drei Prinzen, die unterschiedlicher nicht sein k?nnten – alle wetteifern um die Macht… Es erz?hlt die Geschichte eines K?nigreichs im Wandel, von Invasion; von der aussterbenden Gattung der Drachen, deren ?berlebende t?glich vom Himmel herabfallen… Es erz?hlt die Geschichte zweier rivalisierender K?nigreiche, der Stromschnellen des Flusses, der sie trennt, einer Landschaft mit schlafenden Vulkanen und einer Hauptstadt, die nur w?hrend der Gezeiten zug?nglich ist. Es ist eine Geschichte von Liebe, Leidenschaft, Hass und Geschwisterrivalit?t; von Schurken und verborgenen Sch?tzen; Geheimnissen; von M?nchen und Kriegern; von Ehre, Verrat und T?uschung… Es ist die Geschichte von Dragonfell, eine Geschichte von Ehre und Tapferkeit, von Magiern, Zauberei, Schicksal und Bestimmung. Es ist eine Geschichte, die Sie bis in die fr?hen Morgenstunden fesseln wird. Sie wird Sie in eine andere Welt entf?hren und Sie werden Figuren erleben, die Sie nie vergessen werden. Es ist gro?artige Unterhaltung, geschlechter- und generationen?bergreifend f?r alle, die eine gute Fantasy-Saga zu sch?tzen wissen… Buch Vier wird bald zur Vorbestellung verf?gbar sein… „Eine temperamentvolle Fantasy-Saga … Der Beginn einer epischen Serie f?r junge Erwachsene.“. – Midwest Book Review (zu Queste der Helden). „Aktionsgeladen … Rices Stil ist wasserdicht und die Pr?misse faszinierend.“. – Publishers Weekly (zu Queste der Helden). Morgan Rice VON DRACHEN GEBOREN VON DRACHEN GEBOREN (DAS ZEITALTER DER MAGIER– BUCH DREI) MORGAN RICE INS DEUTSCHE ?BERSETZT VON ANGELA LESSENIG Morgan Rice Morgan Rice ist #1 Bestseller-Autor und USA Today-Bestsellerautor der epischen Fantasy-Serie RING DER ZAUBEREI, die siebzehn B?cher umfasst; der Bestseller-Serie WEG DER VAMPIRE, bestehend aus zw?lf B?chern; der Bestseller-Serie TRILOGIE DES ?BERLEBENS, einem postapokalyptischen Thriller mit drei B?chern; der epischen Fantasy-Serie VON K?NIGEN UND ZAUBERERN, bestehend aus sechs B?chern; der epischen Fantasy-Serie F?R RUHM UND KRONE, bestehend aus acht B?chern; der epischen Fantasy-Serie EIN THRON F?R SCHWESTERN, bestehend aus acht B?chern; der neuen Science-Fiction-Serie CHRONIK DER INVASION mit vier B?chern; der Fantasy-Serie OLIVER BLUE UND DIE SCHULE F?R SEHER, bestehend aus vier B?chern; der Fantasy-Serie DER WEG DES STAHLS, bestehend aus vier B?chern; und der neuen Fantasy-Serie DAS ZEITALTER DER MAGIER. Morgans B?cher sind in Audio- und Printausgaben erh?ltlich, und ?bersetzungen sind in ?ber 25 Sprachen erh?ltlich. Morgan freut sich, von Ihnen zu h?ren. Besuchen Sie also www.morganricebooks.com (http://www.morganricebooks.com/), um sich in die E-Mail-Liste einzutragen, ein kostenloses Buch und kostenlose Werbegeschenke zu erhalten, die kostenlose App herunterzuladen, die neuesten exklusiven Nachrichten zu erhalten und sich auf Facebook und Twitter zu verbinden. Und bleiben Sie in Kontakt! B?CHER VON MORGAN RICE DAS ZEITALTER DER MAGIER REICH DER DRACHEN (BUCH #1) THRON DER DRACHEN (BUCH #2) VON DRACHEN GEBOREN (BUCH #3) OLIVER BLUE UND DIE SCHULE F?R SEHER DIE ZAUBERFABRIK (BUCH #1) DIE KUGEL VON KANDRA (BUCH #2) DIE OBSIDIANE (BUCH #3) DAS FEUERZEPTER (BUCH #4) DIE INVASIONSCHRONIKEN ?BERMITTLUNG (BUCH #1) ANKUNFT (BUCH #2) DER WEG DES STAHLS EHRE WEM EHRE GEB?HRT (BUCH #1) NUR DEN TAPFEREN (BUCH #2) NUR DEN AUSERW?HLTEN (BUCH #3) EIN THRON F?R SCHWESTERN EIN THRON F?R SCHWESTERN (BUCH #1) EIN GERICHT F?R DIEBE (BUCH #2) EIN LIED F?R WAISEN (BUCH #3) EIN KLAGELIED F?R DIE PRINZESSIN (BUCH #4) EIN JUWEL F?R K?NIGE (BUCH #5) EIN KUSS F?R K?NIGINNEN (BUCH #6) EINE KRONE F?R M?RDER (BUCH #7) EIN H?NDEDRUCK F?R THRONERBEN (BUCH #8) F?R RUHM UND KRONE SKLAVIN, KRIEGERIN, K?NIGIN (BUCH #1) SCHURKIN, GEFANGENE, PRINZESSIN (BUCH #2) RITTER, THRONERBE, PRINZ (BUCH #3) REBELL, SCHACHFIGUR, K?NIG (BUCH #4) SOLDAT, BRUDER, ZAUBERER (BUCH #5) HELD, VERR?TER, TOCHTER (BUCH #6) HERRSCHER, RIVALE, VERBANNTE (BUCH #7) SIEGER, BESIEGTER, SOHN (BUCH #8) VON K?NIGEN UND ZAUBERERN DER AUFSTAND DER DRACHEN (BUCH #1) DER AUFSTAND DER TAPFEREN (BUCH #2) DAS GEWICHT DER EHRE (BUCH #3) DIE SCHMIEDE DES MUTS (BUCH #4) EIN REICH DER SCHATTEN (BUCH #5) DIE NACHT DER VERWEGENEN (BUCH #6) VON K?NIGEN UND ZAUBERERN: EINE KURZGESCHICHTE DER RING DER ZAUBEREI QUESTE DER HELDEN (BUCH #1) MARSCH DER K?NIGE (BUCH #2) FESTMAHL DER DRACHEN (BUCH #3) KAMPF DER EHRE (BAND #4) SCHWUR DES RUHMS (BAND #5) ANGRIFF DER TAPFERKEIT(BAND #6) RITUS DER SCHWERTER (BAND #7) GEW?HR DER WAFFEN (BAND #8) HIMMEL DER ZAUBER (BAND #9) MEER DER SCHILDE (BAND #10) REGENTSCHAFT DES STAHLS (BAND #11) LAND DES FEUERS (BAND #12) DIE HERRSCHAFT DER K?NIGINNEN (BAND #13) DER EID DER BR?DER (BAND #14) DER TRAUM DER STERBLICHEN (BAND #15) DAS TOURNIER DER RITTER (BAND #16) DAS GESCHENK DER SCHLACHT (BAND #17) DIE TRILOGIE DES ?BERLEBENS ARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (BAND #1) ARENA ZWEI (BAND #2) DER WEG DER VAMPIRE GEWANDELT (BAND #1) VERG?TTERT (BAND #2) VERRATEN (BAND #3) BESTIMMT (BAND #4) BEGEHRT (BAND #5) VERM?HLT (BAND #6) GELOBT (BAND #7) GEFUNDEN (BAND #8) ERWECKT (BAND #9) ERSEHNT (BAND #10) BERUFEN (BAND #11) BESESSEN (BAND #12) GEFALLENE VAMPIRE VOR DEM MORGENGRAUEN (BUCH #1) Ausgew?hltes Kritikerlob f?r Morgan Rice "Wenn Sie glaubten, dass es nach dem Ende der Serie RING DER ZAUBEREI keinen Grund mehr zum Leben g?be, haben Sie sich geirrt. Mit DER AUFSTAND DER DRACHEN hat Morgan Rice eine weitere brillante Serie entwickelt, die uns in eine Fantasy-Welt von Trollen und Drachen, von Tapferkeit, Ehre, Mut, Magie und Schicksal entf?hrt. Morgan hat es wieder geschafft, starke Figuren zu kreieren, mit denen wir auf jeder Seite mitfiebern. Eine Bereicherung f?r die Bibliothek aller Leser, die eine gut geschriebene Fantasystory lieben.“ – Books and Movie Reviews, Roberto Mattos "Eine actiongeladene Fantasystory, die Fans von Morgan Rices fr?heren Romanen und Fans von Werken wie DIE ERAGON-TETRALOGIE von Christopher Paolini begeistern wird. Fans von Fiktion f?r junge Erwachsene werden diese neueste Arbeit von Rice verschlingen und um mehr bitten.“ – The Wanderer, A Literary Journal (zu Der Aufstand der Drachen) „Eine temperamentvolle Fantasy-Erz?hlung, die Elemente von Geheimnis und Intrige in ihre Handlung einbindet. Bei Queste der Helden geht es darum, den Mut zu finden, seiner Bestimmung zu folgen, die zu Wachstum, Reife und Brillanz f?hrt. Wer kraftvolle Fantasy-Abenteuer sucht, wird von den Protagonisten und Aktionen dieser Erz?hlung mit packenden Begegnungen belohnt. Thors Entwicklung von einem vertr?umten Kind zu einem jungen Erwachsenen mit unm?glichen ?berlebenschancen findet vor diesem mitrei?enden Hintergrund statt. Der Beginn einer epischen Serie f?r junge Erwachsene.“ – Midwest Book Review (D. Donovan, eBook-Rezensent) “Der Ring der Zauberei hat alle Zutaten f?r einen umgehenden Erfolg: Komplotte, Gegenkomplotte, Geheimnisse, tapfere Ritter und junge, erbl?hende Beziehungen voller gebrochener Herzen, T?uschung und Verrat. Es wird Ihnen stundenlange Unterhaltung verschaffen und alle Altersgruppen begeistern. Eine Bereicherung f?r die Bibliothek aller Fantasy-Leser.“ – Books and Movie Reviews, Roberto Mattos „In diesem actiongeladenen ersten Buch der epischen Fantasy-Reihe Ring der Zauberei (die derzeit 14 B?cher umfasst) stellt Rice den Lesern den 14-j?hrigen Thorgrin "Thor" McLeod vor, dessen Traum es ist, sich der Silberlegion anzuschlie?en, den Elite-Rittern des K?nigs. Rices Stil ist wasserdicht und die Pr?misse faszinierend. “ – Publishers Weekly KAPITEL EINS W?hrend um sie herum die Welt zusammenbrach, kniete K?nigin Aethe neben dem Bett ihres Mannes, und betrachtete seinen allzu regungslosen K?rper durch einen Schleier von Tr?nen. Sie wusste nicht, wie viel Zeit sie dort verbracht hatte, denn sie hatte die Zeit v?llig aus den Augen verloren und in ihrer Trauer verschwammen Tag und Nacht miteinander. Sie a? nur, wenn die Diener sie anflehten, sie m?ge doch essen, und selbst dann schmeckte es nach Asche. Der Raum, in dem ihr Mann lag, war opulent eingerichtet, mit Wandteppichen und M?beln aus dem Holz der ?ppigen W?lder von allen Ecken des Nordreichs. Nichts davon hatte irgendeine Bedeutung mehr, nicht die vergoldeten Kelche, nicht die Seide, nichts davon. Es schien alles grau und tot zu sein, w?hrend Godwin unbeweglich auf dem Bett lag. „Wann wird er aufwachen?“, forderte sie von Medicus Jarran zu wissen, der jedoch nur den Kopf sch?ttelte und seine pummeligen Finger spreizte. „Ich habe seine Wunden so gut ich kann behandelt“, sagte der Mann. „Dar?ber hinaus habe ich keine Antworten, es tut mir leid.“ „Wof?r seid Ihr dann gut?“, fragte K?nigin Aethe zornig. Zorn war das Einzige, das sie derzeit durch ihre Trauer hindurch f?hlte, und f?hlte sich auch wie das Einzige an, was jetzt helfen w?rde. „Ihr konntet meiner Tochter nicht helfen. Ihr k?nnt meinem Mann nicht helfen. Wozu seid Ihr gut? Geht! Geht zur?ck zur Behandlung von Furunkeln und kleinen Schnittwunden!“ Es war hart, aber in diesem Moment f?hlte sich alles hart an. Die Welt war ein unwirtlicher Ort geworden und voller Schatten, die ihr die Kraft entzogen und es ihr schwer machten, ?berhaupt noch aufrecht zu stehen. Es gab niemanden, der Aethe tr?sten konnte. Selbst wenn ihr Mann von Dienern und Wachen umgeben war, f?hlte sich Aethe so einsam, als w?re sie mitten in einer offenen Ebene gestrandet. „Warum kann ihm niemand helfen?“, forderte sie und kniete wieder am Bett, aber niemand antwortete. Niemand wagte es. In ihrer Verzweiflung kam ihr ein Gedanke in den Sinn. „Wo ist Meister Grey?“ Das war m?glicherweise eine Frage, die ebenfalls keiner von ihnen beantworten konnte. Wer wusste schon, wo der Magier war oder was er gerade tat? Aethe ging zu einem der Fenster des Raumes, selbst das kostete sie M?he. Sie starrte auf den Turm, der sich an die Burg lehnte, und versuchte, einen Blick auf den Mann zu erhaschen. Nat?rlich sah sie ihn nicht, niemand sa? da und wartete darauf, Godwin zu retten. Sie blickte ?ber Royalsport hinaus, das sich unter ihr ausbreitete. Es war Flut und die Str?me der Stadt teilten sie jetzt in die verschiedenen Inseln auf, die jeweils einen eigenen Stadtbezirk umfassten. Mauern umschlossen den gr??ten Teil der Stadt, aber ein Teil davon lief ?ber sie hinaus, wie der Bauch eines dicken Mannes, der sich ?ber die Grenzen seines G?rtels hinaus ausdehnte. Die armen Stadtteile dr?ngten sich gegen die Stadtmauern und breiteten sich auf dem Land dahinter aus. Die gro?en H?user thronten ?ber den anderen: die klobige Form des Hauses der Kaufleute ?ber dem Markt, die leuchtenden Farben des Hauses der Seufzer ?ber dem Unterhaltungsviertel, das Haus der Gelehrten, dessen gewundene T?rme sich erhoben, und das Haus der Waffen, das Rauch ausstie?, w?hrend seine ?fen mehr Waffen f?r die Gewalt herstellten. Von ihrem Standpunkt aus konnte Aethe die Zeichen dieser Gewalt erkennen, die Ritter und Soldaten, die ihre Lager au?erhalb der Stadt aufgebaut hatten, und die Menschenmengen auf den Stra?en, unter denen sich mehr M?nner der Gewalt als gew?hnlich befanden. Dort befanden sich die Streitkr?fte der Adligen neben denen des K?nigs, denn selbstverst?ndlich hatte jeder Herzog oder Graf seine Soldaten oder Wachen bei sich, die bereit waren, ihre Befehle auszuf?hren. Aethe wandte sich ab; sie konnte es nicht l?nger ertragen, darauf zu schauen. Sie konnte nichts mehr ertragen. „Wacht auf, Ehemann“, sagte sie leise, kehrte zum Bett zur?ck und setzte sich darauf. „Euer K?nigreich braucht Euch.“ Sie beugte sich vor und ihre Lippen strichen ?ber seine Stirn. „Ich brauche Euch.“ Ihr Mann war nicht der Mann, der er einmal gewesen war, und das nicht nur in dem ?blichen Sinne. Selbstverst?ndlich war sein Haar mit dem Alter ergraut, hatten einige seiner Muskeln sich in Fett verwandelt. Aethe kannte diese Ver?nderungen in ihm ebenso gut wie jede Linie und jedes graue Haar, das sich in ihren eigenen K?rper eingeschlichen hatte. Nein, es ging darum, wie blass er war, seine Haut war fast so grau wie sein Bart, sein Atem so flach, dass er kaum sp?rbar war. Es tat weh, ihn so zu sehen. Gerade jetzt sp?rte sie wieder den Schmerz und glaubte, sie k?nnte nicht mehr davon ertragen. „Wir d?rfen Euch nicht verlieren“, sagte Aethe. „Rodry … Eurer Sohn ist tot, Godwin.“ Aethe hatte sich nie sehr f?r Godwins S?hne interessiert, weil sie sie an seine erste Ehe erinnerten und daran, wie sehr er seine erste Frau geliebt hatte. Aber von ihnen war Rodry der Beste gewesen. Greave war seltsam und besessen von seinen B?chern, w?hrend Vars … Aethe schauderte. „Und von meinen T?chtern ist Nerra fort und Erin wirft sich wie ein Mann in die Schlacht.“ Zumindest hatten sie Lenore zur?ckbekommen. Sie war zur?ck und sicher und verheiratet. Sie h?tte auch gar nicht erst in Gefahr geraten und niemals gefangen genommen worden d?rfen. Aethe konnte nur hoffen, dass Lenores Ehe mit Finnal gl?cklich w?re; Sie vertraute darauf, dass es so w?re, auch wenn ihre Tochter vor der Hochzeit solche Zweifel gehabt hatte. Daf?r m?ssten sie sich jedoch der Bedrohung durch das S?dreich stellen. Aethe hatte immer geglaubt, dass keine Armee das rauschende Wasser des Slate ?berqueren k?nnte, aber jetzt hie? es, dass eine Streitmacht aus dem Osten ?ber die Insel Leveros hereinkam. „Bitte wacht auf“, sagte sie und hielt Godwins Hand. „Ich f?rchte mich vor dem, was passieren wird, wenn Ihr es nicht tut.“ „Es gibt nichts zu bef?rchten“, sagte eine Stimme von der T?r. „Ich habe als Regent alles unter Kontrolle.“ K?nigin Aethe drehte sich um, als Vars den Raum betrat. Es war schwer auszudr?cken, wie der Sohn ihres Mannes nicht wie ein K?nig aussah. Er trug einen goldenen Reif, aber er war kleiner als ihr Ehemann, wirkte viel schw?cher, sein Haar war stumpf, von unattraktivem Braun und seine Gesichtsz?ge durchschnittlich. Er trug kostbare Kleidung, aber Aethe konnte Weinflecken darauf erkennen. Dar?ber hinaus hatte Vars etwas an sich, das sie einfach nie gemocht hatte. Godwin h?tte sicherlich nie gewollt, dass er an seiner Stelle regierte. „Wie ist es zu all dem gekommen?“, fragte Aethe und glaubte, dass Vars ihren Kummer teilen musste, auch wenn sie sonst so wenig gemeinsam hatten. „Wie konnte meine Tochter vom S?den entf?hrt werden, dein Bruder get?tet? Wie konnte dein Vater gerade in dem Moment fallen, in dem das s?dliche K?nigreich uns angreift?“ Das war der Teil, der Aethes Trauer noch schlimmer machte. Es w?re schlimm genug gewesen, wenn allein ihr Mann im Kampf gefallen w?re. Doch das so viele Dinge fast gleichzeitig geschehen waren, war einfach zu viel. Es f?hlte sich an, als h?tte es alles, was sie hatte, zerst?rt und nichts zur?ckgelassen. Als sie es aussprach, schien es auch Vars zu treffen, fast wie ein Schlag. „Es ist unm?glich, diese Dinge einzusch?tzen“, sagte Vars. Zu Aethes ?berraschung stellte er sich neben sie und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Ich vermute, dass all dies vom K?nigreich im S?den geplant wurde. Ja, ich bin sicher, wenn irgendjemand Schuld an all dem tr?gt, m?ssen sie es sein.“ „Ich glaube, dass es ihre Schuld ist“, sagte Aethe und sp?rte, wie der Zorn hell in ihr brannte, wie eine Flamme, die die Macht hatte, sie v?llig zu verzehren, wenn sie es zulie?. „Nach allem, was sie getan haben, w?rde ich liebend gern zusehen, wie sie alle ausgel?scht werden, wenn ich k?nnte!“ „Wir haben allen Grund, sie zu hassen“, sagte Vars. „Sie haben deinen Bruder get?tet, deine Schwester entf?hrt …“ „Ja“, sagte Vars. „Zumindest ist sie jetzt mit Finnal verheiratet.“ „Das ist sie“, sagte Aethe, und das gab ihr etwas Erleichterung. Sie wusste, dass Lenore vor der Hochzeit Bedenken hatte, aber sie war sich sicher, dass ihre Tochter bald gl?cklich sein w?rde. „Und Godwin …“ „Wir werden alles tun, um zu helfen“, sagte Vars. „Alles was n?tig sein wird.“ „Kannst du … kannst du Meister Grey finden?“, fragte sie. „Der Medicus unternimmt nichts, also vielleicht …“ „Ich werde veranlassen, dass nach ihm geschickt wird“, sagte Vars. „Und in der Zwischenzeit werde ich daf?r sorgen, dass hier alles reibungslos laufen wird.“ „Ich werde dabei helfen“, sagte Aethe. „Was auch immer du brauchst. Wir werden das K?nigreich zusammen besch?tzen. F?r Godwin.“ Sie konnte f?hlen, wie die Tr?nen fielen, f?hlte, wie sie selbst fast in ihrem unendlichen Kummer zusammenfiel. „Das wird nicht n?tig sein“, sagte Vars. „Aber Vars …“ begann Aethe. Sie musste irgendwie helfen k?nnen, damit sie sich n?tzlich und als Teil des Ganzen f?hlen k?nnte. „Die Frau meines Vaters ist eindeutig verst?rt“, sagte Vars und wandte sich an zwei Wachen. Er nannte sie nicht die K?nigin, bemerkte Aethe. „Sie muss sich ausruhen. Bringt sie in ihre Zimmer und sorgt daf?r, dass sie nicht gest?rt wird.“ „Wie bitte?“, fragte Aethe. „Ich muss nirgendwo hingehen.“ „Doch, das m?sst Ihr“, beharrte Vars. „Ihr seid m?de, Ihr seid verst?rt. Geht Euch ausruhen. Es ist zu Eurem Besten.“ Das Problem war, dass sie umso mehr den Eindruck vermittelte, sie sei nichts anderes als die verwirrte, trauernde Frau, je mehr sie protestierte. Die Wachen n?herten sich ihr und nahmen sie bei den Armen. Sie entwand sich ihrem Griff, entschlossen, allein  zu gehen, aber sie konnte die Tr?nen nicht aufhalten, die ihr ?ber das Gesicht liefen. Sie starrte zur?ck zu Vars, der ?ber ihrem Ehemann thronte. Wie konnte dies geschehen? Und was noch wichtiger war, welche Katastrophe bedeutete dies f?r das K?nigreich? KAPITEL ZWEI Fast seit dem Tag ihrer Ankunft, als er noch ein Junge war, hatte Vars den Moment herbeigesehnt, an dem er Aethe einfach wegschicken konnte. Die Frau seines Vaters, sein Ersatz f?r Vars’ Mutter, war lange Zeit die Hauptquelle f?r so viele seiner Entt?uschungen im Leben gewesen. Sie hatte seinem Vater so lange ins Ohr gefl?stert, wie er sich erinnern konnte, und ihm gesagt, dass Vars schwach oder feige oder unw?rdig war und dass ihre T?chter herrschen sollten. Selbst in den letzten Gespr?chen hatte sie es unterstellt. Sie hatte Fragen dar?ber gestellt, wie Lenore zum Zeitpunkt des Angriffs hatte allein sein k?nnen, was offensichtlich darauf hindeutete, dass sie Vars verd?chtigte, seine Pflichten als Wache nicht erf?llt zu haben. Sie hatte vorgeschlagen, dass ihre Brut helfen k?nnte, die Last der Regierung zu teilen, und Vars wusste sehr wohl, dass dies nur eine verschleierte Art war,  ihm zu sagen, dass sie ihm m?glicherweise die Macht abnehmen k?nnten. Als die Wachen Aethe in ihre Zimmer brachten, riskierte Vars ein selbstzufriedenes L?cheln. „Was macht Ihr alle hier?“, fragte er, als er sich im Raum nach den Dienern und Wachen umsah. Soweit er sehen konnte, standen sie da nur herum. „Glaubt Ihr, mein Vater wird sich aufsetzen und ein Glas Wein verlangen oder Euch alle in den Kampf f?hren?“ Die meisten von ihnen schauten bei seinen Worten weg, als wollten sie ihm nicht zuh?ren. Nun, Vars war jetzt der Regent und sie hatten keine Wahl, denn sie mussten zuh?ren. „Wir bleiben aus Loyalit?t  beim K?nig, Hoheit“, sagte einer der Diener. „Und f?r den Fall, dass er unsere Hilfe ben?tigt.“ „Welche Hilfe?“, forderte Vars. „Ich habe gesehen, wie Medicus Jarran wieder nach oben gegangen ist. Konnte er helfen? Nein. Selbst der gepriesene Magier meines Vaters hat bisher nur in seinem Turm vor sich hingemurmelt. Doch Ihr alle werdet ihm helfen k?nnen? Verlasst das Zimmer.“ „Aber Eure Hoheit –“ Vars drehte sich zum Diener. „Du hast gerade noch von Loyalit?t gesprochen. Ich bin der Regent des K?nigs. Ich spreche mit der Stimme des K?nigs. Wenn du einen Funken Loyalit?t in dir hast, wirst du gehorchen. Mein Vater muss nicht von Wachen oder Dienern umgeben sein. Du wirst gehen, oder ich werde dich mit Gewalt aus diesem Raum entfernen lassen.“ Vars konnte sehen, dass keinem von ihnen der Gedanke, seinen Vater sich selbst zu ?berlassen, gefiel, aber es war ihm egal. Er hatte vor langer Zeit schon festgestellt, dass die Leute nur das taten, was man von ihnen verlangte. Diejenigen, die ?ber Ehre, Loyalit?t oder Patriotismus sprachen, waren nichts anderes als L?gner und gaben vor, so viel besser zu sein als Vars. Als sie begannen, einer nach dem anderen den Raum zu verlassen, hielt eine der Wachen inne. „Was ist, wenn der K?nig aufwacht, Hoheit? Sollte nicht einer von uns bleiben, um sich um ihn zu k?mmern und Euch zu informieren, wenn es passiert?“ Vars schrie den Mann  nur deshalb nicht an, weil er nicht als Sohn gesehen werden wollte, der seinen Vater hasste, oder als Dummkopf, der sein K?nigreich nicht kontrollieren konnte. Was die Leute sahen, war schlie?lich weitaus wichtiger als die Wahrheit. „Das ist kein Job f?r einen von Euch“, sagte er. „Es ist eine Aufgabe, die ein Kind erledigen k?nnte.“ Eine Idee kam ihm in den Sinn. „Wer ist der j?ngste der Pagen hier?“ „Das w?re Merin, Hoheit“, sagte einer der Diener. „Er ist elf.“ „Elf ist alt genug, um dar?ber zu wachen, ob mein Vater aufwacht, und jung genug, um f?r nichts anderes n?tzlich zu sein“, sagte Vars. »Hol ihn hierher und begib dich dann an deine eigentlichen Pflichten. Wir sind doch mitten im Krieg!“ Diese Worte waren genug, um sie alle in Bewegung zu bringen, auch wenn Vars’ eigene Aura als Befehlshaber dies so offensichtlich nicht vermochte. Er hasste sie daf?r. Es gab jedoch mehr zu hassen, als den Mangel an Respekt der k?niglichen Wachen und Bediensteten. Er ging zum Krankenbett seines Vaters und starrte auf die reglose Gestalt von K?nig Godwin, der dort im Koma lag. Er sah so gebrechlich und grau aus, sein K?rper wirkte jetzt, da er auf dem R?cken lag, weniger muskul?s und hart. Er sah f?r Vars ?lter aus als zuvor und weniger be?ngstigend. „Dies ist wahrscheinlich das einzige Mal, solange ich mich erinnern kann, dass Ihr nicht ?ber mir thront und mir sagt, wie nutzlos ich bin“, sagte Vars. Obwohl sein Vater die Worte nicht h?ren konnte, tat es gut, sie zu sagen. Er h?tte niemals den Mut gehabt, sie zu sagen, wenn sein Vater wach w?re, h?tte niemals die Worte herausgebracht. Vars ging auf und ab und dachte an all die Dinge, die er seinem Vater immer hatte sagen wollte, all die Dinge, die in seinem Kopf steckten, gefangen hinter der Angst, die sie immer dort gehalten hatte. Selbst jetzt war es schwer, sie zu sagen, aber zu wissen, dass sein Vater sie nicht wirklich h?ren konnte, nichts dagegen tun konnte, half. „Es hei?t, dass Ihr leben oder sterben k?nntet“, sagte Vars. „Ich hoffe, Ihr werdet sterben. Es ist das, was ein Vater wie Ihr verdient hat.“  Er starrte voller Hass auf seinen Vater hinunter. Wenn er den Mut dazu gehabt h?tte, h?tte er vielleicht ein Kissen angehoben und es auf das Gesicht seines Vaters gedr?ckt. „Wisst Ihr, wie es war, mit Euch als Vater aufzuwachsen?“, fragte er. „Nichts, was ich getan habe, war gut genug f?r Euch. Rodry war immer der Goldjunge. Oh, Ihr mochtet ihn, wenn er nicht gerade Botschafter attackierte. Ich bin froh, dass Ihr geh?rt habt, dass er tot ist, bevor sie Euch erstochen haben. Und Nerra … wie muss es sich angef?hlt haben, als sie gehen musste?“ Es gab nat?rlich keine Antwort, keinen Hauch einer Reaktion von den schlaffen Gesichtsz?gen seines Vaters. In gewisser Weise reizte es Vars noch mehr. „Als meine Mutter starb, habt Ihr so schnell eine neue Frau gefunden“, sagte er. „Eure S?hne brauchten Euch, ich brauchte Euch, aber Ihr habt Aethe geheiratet und sie gab Euch Eure kostbaren T?chter.“ Er dachte an all die Zeiten, in denen sein Vater ihn getadelt hatte, w?hrend er Nerra, Lenore und sogar Erin seine ganze Zuneigung schenkte. „Ihr habt Lenore und ihrer dummen Hochzeit so viel Aufmerksamkeit geschenkt, nicht wahr? Ihr habt so viele Hoffnungen in sie gesetzt. Wisst Ihr, warum Ihr hier liegt? Wisst Ihr, warum sie ?berhaupt genommen wurde?“ Vars machte eine Pause, dann beugte er sich zu seinem Vater hinunter, nah genug, dass er fl?stern konnte. „Sie haben sie genommen, weil ich meine M?nner auf den falschen Weg gef?hrt habe. Ich wollte meine Zeit nicht damit verschwenden, sie zu besch?tzen, wenn ich derjenige war, der vor ihr in der Thronfolge stand. Ich wollte nicht dort herumreiten und zusehen, w?hrend die perfekte Prinzessin durch das K?nigreich reiste und sich ?berall Bewunderung zollen lie?. Ich hatte sie verlassen, sodass Ravins M?nner sie entf?hren konnten und Rodry ist gestorben, um sie zu retten.“ Vars richtete sich auf und f?hlte die tiefe Befriedigung, seinem Vater endlich alles erz?hlen zu k?nnen, was er hatte zur?ckhalten m?ssen. „Ihr habt mich immer nur herabgesetzt“, sagte Vars. „Aber seht mich jetzt an. Ich bin derjenige, der einfach getan hat, was er wollt. Ich habe meine Zeit im Haus der Seufzer und in den Gasth?usern verbracht hat und nicht in Eurem kostbaren Haus der Waffen. Dennoch bin ich jetzt derjenige, der das Kommando hat, und ich werde das Beste daraus machen.“ Es klopfte an der T?r der Kammer. Ein Diener kam herein und f?hrte einen Jungen mit sandfarbenem Haar und molligem Gesicht, gekleidet in Hemd, Tunika und Hose in K?nigsblau und Gold herein. Er sah nerv?s aus, in Vars’ Gegenwart zu sein und verbeugte sich unsicher. Dabei sah Vars, dass eine seiner H?nde verdreht und kleiner als die andere war, vielleicht eine Folge eines Unfalls vor langer Zeit. Vars k?mmerte es nicht. „Du bist Merin?“, forderte Vars. „Ja, Hoheit“, sagte der Junge mit leiser, ver?ngstigter Stimme. „Wei?t du, warum du hier bist?“, fragte Vars. Der Junge sch?ttelte den Kopf, offensichtlich zu ver?ngstigt, um zu sprechen. „Du sollst auf meinen Vater aufpassen. Du sollst ihm seine Mahlzeiten bringen, ihn waschen und bei ihm bleiben, falls er aufwacht.“ Er fragte nicht, ob der Junge alles machen k?nnte oder nicht; es war ihm egal „Verstehst du das?“ „J-ja, Eure …“ „Gut“, sagte Vars und unterbrach ihn. Er hatte kein Interesse daran, was ein solcher Junge zu sagen hatte, nur daran, dass die Dem?tigung seines Vaters vollst?ndig war. Leben oder sterben, das war egal. Entweder w?rde sein Vater leben und Vars w?rde die kleine Rache haben, ihm das angetan zu haben, oder er w?rde sterben, und Vars w?rde wissen, dass er die letzten Tage des alten Narren nur ein bisschen schlimmer gemacht hatte. Er wandte seine Aufmerksamkeit dem anderen Diener zu, der hereingekommen war und nerv?s zappelte. „Was tust du hier?“, verlangte er zu wissen. „Ich dachte, ich h?tte euch allen gesagt, dass ihr euch euren normalen Pflichten widmen sollt.“ „Ja, Hoheit“, sagte der Mann. „Ich bin gekommen, weil … weil Eure Anwesenheit verlangt wird.“ „Verlangt?“, fragte Vars. Er streckte die Hand aus und packte den Mann am Hemd. Es war leicht genug, da er wusste, dass der Diener es nicht wagen w?rde, zur?ckzuschlagen. Das w?re schlie?lich Verrat. „Ich bin der Regent des K?nigs. Die Leute verlangen keine Dinge von mir!“ „Vergib mir, Hoheit“, sagte der Mann. „Das … das war das Wort, das sie benutzt haben, als sie mich geschickt haben, um Euch zu holen.“ Ihn zu holen war fast so schlimm wie verlangen. Vars ?berlegte, den Mann zu schlagen und hielt sich nur zur?ck, weil er dadurch vergessen k?nnte, wo sein Platz war, und Vars wollte nicht zur?ckgeschlagen werden, oder die Vergeltung des Dieners erleben m?ssen. „Wer hat dich geschickt und warum?“, fragte Vars. „Wer glaubt, dass er in meinem Schloss Befehle erteilen kann?“ „Die Adligen, Hoheit“, sagte der Diener. „Sie haben eine …“ Es schien, als versuche er sich an Worte zu erinnern, die er weitergeben sollte. „… Eine Konferenz einberufen, um die Invasion vonseiten des S?dreichs zu er?rtern und gemeinsam ?ber eine Reaktion darauf zu entscheiden. Die Adligen sind da und die Ritter. Sie beginnt in der gro?en Halle in diesem Moment!“ Vars schob den Mann von sich weg, pl?tzlich flammte Wut in ihm auf. Welche Unverfrorenheit! Wie konnten sie es wagen, zu versuchen, ihn zu dem?tigen, in diesem Moment, in dem er die ganze Macht im K?nigreich hatte? Er konnte sehen, was dies bedeutete, auch, ohne dass er den Rest geh?rt hatte. Seine Adligen pr?ften ihn und behandelten ihn, als w?re er kein wahrer K?nig, kein m?chtiger Herrscher wie sein Vater. Sie versuchten, ihn in eine Marionette zu verwandeln, der sie befehlen und die sie kontrollieren konnten, einen Diener ebenso wie einen Herrscher. Sie glaubten, sie k?nnten ihm sagen, wo er wann sein sollte, und die Dinge untereinander entscheiden, wobei Vars kaum mehr als eine Gestalt auf einem Thron mit einer Krone auf dem Kopf w?re. Nun, sie w?rden schon sehen. Vars w?rde ihnen zeigen, wie sehr sie sich t?uschten. KAPITEL DREI Fast ihr ganzes Leben lang war Lenore perfekt, sanftm?tig und gehorsam gewesen. Sie war der Inbegriff einer Prinzessin gewesen, w?hrend ihre Schwestern um sie herum mehr oder weniger getan hatten, was sie wollten. Nerra war st?ndig in den Wald gerannt, w?hrend Erin Soldatin gespielt hatte. Lenore war diejenige gewesen, die alles tat, was eine Prinzessin tun sollte. Jetzt tat sie jedoch, was sie wollte. „Seid Ihr sicher, dass wir in die Stadt gehen sollten, meine Dame?“, fragte Orianne, als sie zum Eingang des Schlosses gingen. „Es ist m?glicherweise nicht sicher, alleine zu gehen.“ Bei der Erinnerung an ihre Entf?hrung lief Lenore ein Schauer ?ber den R?cken, aber sie sch?ttelte den Kopf. „Au?erhalb der Stadt k?nnte es Gefahren geben“, sagte sie, „Aber Royalsport ist sicher. Au?erdem werden wir eine Wache mitnehmen.“ Sie suchte einen der M?nner aus. „Ihr, Ihr werdet uns in die Stadt bringen, oder?“ „Wie Ihr befehlt, Ihre Hoheit“, sagte der Mann und schloss sich den beiden an. „Aber warum in die Stadt?“, fragte Orianne. „Ihr hattet noch nie gro?e Lust, in die Stadt zu gehen.“ Das stimmte. Von ihrer ganzen Familie war Lenore diejenige gewesen, die am wenigsten Zeit au?erhalb der geordneten Welt des k?niglichen Hofes verbracht hatte. Jetzt aber konnte sie es nicht ertragen, dort zu sein. Sie konnte es nicht ertragen, wenn noch mehr Menschen ihr zu ihrer Ehe gratulierten. Ihr Vater lag im Koma und ihre Mutter war kaum mehr als ein trauernder Schatten ihrer selbst. Sie konnte es nicht ertragen, mit Finnal dort zu sein, wie sehr er auch verlangen mochte, dass sie an seiner Seite blieb. Es gab noch einen anderen Grund: Sie dachte, sie h?tte Devin von Zeit zu Zeit in die Stadt fahren sehen und sie hoffte, dass er dort unten sein k?nnte. Der Gedanke, wieder mit ihm zu sprechen, lie? Lenores Herz h?her schlagen, wie zurzeit sonst nichts anderes es tat. Allein der Gedanke an ihn und seine Freundlichkeit  brachten sie zum L?cheln, so wie es die Gedanken an ihren neuen Ehemann leider nicht vermochten. „Wir werden dort hinuntergehen und die Leute sehen lassen, dass wir auch in einer Zeit der Trauer f?r sie da sind“, sagte Lenore. Sie machte sich mit Orianne und der Wache auf den Weg, ging an den Wachen am Tor vorbei und dann auf die Stadt zu. Lenore nahm die H?user zu beiden Seiten in sich auf, ihre Gr??e und ihre Pracht, nahm den reichen Duft der Stadtluft wahr, das Gef?hl der Pflastersteine unter ihren F??en. Sie h?tte in einer Kutsche fahren k?nnen, aber das h?tte sie von der Stadt um sie herum isoliert. Au?erdem war das letzte Mal, dass sie das getan hatte, ihre Hochzeitsernte, und Lenore versuchte, diesen Erinnerungen zu entkommen und nicht, sie zu forcieren. Sie lief durch ein charmantes Gartenviertel in der N?he des Schlosses hinunter, die H?user in dem Viertel waren eindeutig die von Adligen, die Stra?en sauber und nicht zu voll mit Menschen. F?r Lenore war es nicht genug. Sie wusste, dass Devin wahrscheinlich aus einer viel ?rmeren Gegend stammte, und sie wollte nun mit eigenen Augen sehen, was das in Royalsport bedeutete. „Seid Ihr sicher, dass Ihr diesen Weg gehen wollt, Lenore?“, fragte Orianne sie, als sie eine Br?cke zu einem Gebiet ?berquerten, das eindeutig etwas ?rmer war. Die H?user standen dichter nebeneinander und mehr Menschen schienen einer Arbeit nachzugehen als einer Freizeitbesch?ftigung. Der Rauch des Hauses der Waffen stieg ?ber ihnen auf. „Genau hier will ich sein“, sagte Lenore. „Ich muss die echte Stadt sehen, ich will alles sehen.“ Und wenn ihnen Devin ?ber den Weg laufen w?rde, w?re das sogar noch besser. Lenore gab nun zu, dass ihr Herz jedes Mal einen Schlag aussetzte, wenn sie ihn sah. Selbstverst?ndlich hatte es bei Finnal dasselbe getan, aber es gab einen Unterschied. Devin war kein Kandidat f?r eine Ehe, die sie bereichern w?rde, und es gab keine h?sslichen Ger?chte ?ber ihn. Alles, was Lenore von ihm gesehen oder geh?rt hatte, zeigte, dass er mutig und g?tig war … die Art von Mann, die sie h?tte heiraten sollen, w?re es nicht unm?glich. „Wenn wir noch viel weiter laufen, werden wir in der N?he des Hauses der Seufzer sein“, sagte Orianne. Lenore konnte es in der Ferne ?ber den D?chern sehen, mit seinen leuchtenden Farben, die die Aufmerksamkeit auf sich zogen. Ihr kam eine Idee. „Du solltest dorthin gehen“, sagte sie zu ihrer Zofe. „Sprich mit … unserer Freundin dort. Versichere sie unseres guten Willens!“ „Seid Ihr sicher?“, fragte Orianne. „Es ist kein Ort, mit dem eine Prinzessin in Verbindung gebracht werden sollte.“ „Ich bin sicher“, sagte Lenore. Sie hatte jetzt erkannt, wie Finnal wirklich war. Sie brauchte alle Verb?ndeten, die sie bekommen konnte, auch wenn sie von Orten kamen, die ihr einst die Schamr?te ins Gesicht getrieben hatten, wenn sie nur an sie dachte. »Wie Ihr wollt, meine Dame«, sagte Orianne, machte einen Knicks und eilte davon. Das lie? Lenore und die Wache allein zur?ck, als sie durch die Stra?en gingen. Lenore hatte keine bestimmte Richtung im Sinn; der Spaziergang war genug, die Freiheit, in jede Richtung zu gehen, die sie wollte. Sie spazierte immer noch, als sie Schritte hinter sich h?rte. Lenore runzelte die Stirn und sah zur Wache. „H?rt Ihr das?“, fragte sie. „H?re ich was, Hoheit?“ Vielleicht waren es nur ihre ?ngste, die ihr einen Streich spielten, hier drau?en an einem Ort zu sein, der ihr h?tte vertraut sein sollen, aber alles andere als das war. Trotzdem war sie sich sicher, dass sie wieder Schritte h?ren konnte, glaubte, dass sie irgendwo ?ber ihre Schulter einen Blick auf eine Gestalt erhascht hatte. Sie war verschwunden, als sie wieder belebtere Stra?en passierten und mehr Menschen vorbeigingen. Lenore begann schneller zu gehen. Sie schritt v?llig ziellos um die n?chsten paar H?userecken und fluchte, als sie und ihre Wache eine Sackgasse in einem ruhigen Hof landeten, der von H?usern umgeben war. Sie blickte zur?ck und nun n?herte sich ein Mann in dunkler Kleidung mit einem Messer an seiner H?fte, das Insignien trug, die ihn als einen von Herzog Viris’ M?nnern kennzeichneten: Finnals M?nnern. Lenore h?tte beim Anblick des Mannes aufatmen sollen, da er zu ihrem Ehemann geh?rte und so zumindest kein Grobian war, der sie berauben wollte. Stattdessen sp?rte Lenore, wie sich ?rger in ihr aufbaute. „Was tut Ihr?“, forderte sie. „Wer seid Ihr?“ „Mein Name ist Higgis, Hoheit“, sagte der Mann und verbeugte sich. „Ich bin ein Diener, der mit Anweisungen von Eurem Ehemann geschickt wurde.“ „Welche Anweisungen?“, fragte Lenore. Der Mann erhob sich mit dem Messer bereits in der Hand von seiner Verbeugung, trat n?her an die Wache heran, die Lenore mitgebracht hatte, und stie? zu, einmal und dann noch einmal. Lenore schnappte nach Luft und presste sich gegen das n?chste Geb?ude, aber mit dem Mann zwischen ihr und dem Ausgang vom Hof gab es kein Entrinnen. „Ich wurde geschickt, um Euch vor R?peln zu retten, die Euch angegriffen haben“, sagte der Mann. Er wischte sein Messer ab und steckte es weg. „Sie haben Eure Wache get?tet und Euch geschlagen, bevor sie Euch bestohlen haben. Alles nur, weil Ihr die Anweisungen Eures Mannes nicht befolgt habt, dort zu bleiben, wo er Euch zur?ckgelassen hat. Infolgedessen wird er gezwungen sein, Euch aus der Stadt zu bringen, damit Ihr Euch erholen k?nnt.“ Der Diener trat vor und streckte seine Finger, bis die Kn?chel knackten. „Ihr wollt wirklich eine Prinzessin schlagen?“, fragte Lenore. „Ich werde Euren Kopf fordern.“ „Nein, Hoheit“, sagte der Mann. „Das werdet Ihr nicht, Euer Mann hingegen wird mich belohnen, wie er es zuvor getan hat. Nun w?rde ich sagen, dass dies f?r Sie einfacher w?re, wenn Ihr stillhieltet, aber das w?re eine L?ge.“ Er zog eine Faust zur?ck und f?r einen Moment war Lenore sicher, dass es in ihrer Zukunft nichts als Schmerz geben w?rde. Dann eilte eine zweite, kleinere Gestalt an dem Mann vorbei in den Hof und trat zwischen Lenore und ihren Angreifer. „Erin!“, rief Lenore. Ihre Schwester stand da, den Stab in den H?nden, und drehte ihn beil?ufig vor sich, w?hrend sie wartete. Finnals Diener z?gerte nicht, sondern sprang auf sie zu. Erin wartete bis zum allerletzten Moment, trat dann zur Seite und schlug mit dem Stab gegen den Bauch des Mannes, sein Knie, seinen Sch?del. Die Waffe schien in diesem Moment ?berall auf einmal zu sein in einer verschwommenen Bewegung, die nur durch das Schlagen von Holz auf Fleisch unterbrochen wurde. Der Diener trat zur?ck und zog wieder sein Messer. Erin schlug mit ihrem Stab auf sein Handgelenk, Lenore h?rte, wie der Knochen knackte, als die Waffe auf ihn traf. Der Mann schrie auf, stolperte zur?ck, drehte sich um und rannte weg. F?r einen Moment dachte Lenore, ihre Schwester w?rde ihm nachjagen, aber sie blieb stehen und wandte sich wieder Lenore zu. „Geht es dir gut?“, fragte sie. „Hat er dir weh getan?“ Lenore sch?ttelte den Kopf. „Nicht mir, sondern meiner Wache …“ Sie starrte geschockt auf die toten Augen des Gardisten hinunter. Sie waren denen, die sie zuvor gesehen hatte, viel zu ?hnlich. „Was machst du hier, Erin?“ „Ich dachte, ich w?rde dir in die Stadt folgen. Ich hatte eine Pause vom Training mit Odd. Aber dann sah ich, wie dieser da dir gefolgt ist, und ich wollte wissen, was los ist.“ Sie fixierte Lenore mit einem ernsten Blick. „Was geht hier vor, Schwester?“ „Es …“ Lenore zwang ihre Stimme, ruhig zu bleiben. Sie w?re nicht schwach, w?rde nicht zittern und hysterisch sein, w?rde nichts von all dem sein, was Finnal wahrscheinlich von ihr dachte. „Es ist mein neuer Ehemann.“ „Finnal?“, fragte Erin. „Er ist genauso schlecht wie sie gesagt haben, Erin“, sagte Lenore. „Er k?mmert sich nur darum, was er aus unserer Ehe herausschlagen kann, nicht um mich. Und das … er hat einen Mann geschickt, um mich zu schlagen, nur weil ich das Schloss ohne seine Erlaubnis verlassen habe.“ Erins Gesicht verh?rtete sich. „Ich werde ihn t?ten. Ich werde ihn ausnehmen und seinen Kopf aufspie?en.“ „Nein“, sagte Lenore. „Das kannst du nicht. Herzog Viris’ Sohn t?ten? Es w?rde einen B?rgerkrieg ausl?sen.“ „Glaubst du, dass mich das interessiert?“, fragte Erin. „Ich denke, mir darf es nicht egal sein“, sagte Lenore. „Nein, wir m?ssen schlauer vorgehen.“ „Wir?“, fragte Erin. „Meine Zofe Orianne wei?, wie Finnal ist. Sie wird helfen. Andere werden auch helfen, so wie Devin.“ Lenore wusste nicht, warum ihr sein Name gerade jetzt in den Sinn kam, aber er war da. „Das ist alles?“, fragte Erin. Sie sch?ttelte den Kopf. „Nun, es ist ein Anfang. Wir k?nnten mit Vars reden.“ „Es w?re ihm egal“, sagte Lenore. „Ich w?rde einen Weg finden, mich von Finnal scheiden zu lassen, wenn ich glaubte, Vars w?rde zuh?ren.“ „Dann werden wir etwas finden, das er anh?ren muss“, beharrte Erin. Lenore sch?ttelte den Kopf. „Das wird nicht einfach sein.“ Erin seufzte. „Ich wei?. Aber ich verspreche dir, Lenore, dass Finnal dich nicht l?nger verletzen wird. Niemand wird es tun. Von jetzt an gehe ich dorthin, wo du hingehst, und wenn dich jemand angreift … werde ich an deiner Seite stehen und ihnen das Herz aus der Brust schneiden, wenn sie es versuchen.“ KAPITEL VIER Nerra kniete am Wasser des Tempelbrunnens zwischen den Knochen der Toten, die es zuvor versucht hatten. ?ber ihr schienen die H?nge des Vulkans w?tend nach unten zu schauen und verboten ihr, zu versuchen, was sie versuchen wollte. Als sie auf ihre Arme schaute, konnte sie die Zeichen der Schuppenkrankheit sehen, die dunklen Linien auf ihren Armen. Sie w?rde nicht wie Lina sterben. Selbst wenn diese Gew?sser den Tod bedeuteten, war es besser, als hier auf der Insel, zu der ihr Drache sie gebracht hatte, darauf zu warten, dass die Krankheit ihr Leben forderte. Ihre Freundin sterben zu sehen, war es, was ihr Vorhaben ausgel?st, und sie den ganzen Weg zum Tempel getrieben hatte, zu dem Brunnen, den sie dem Inselw?chter Kleos versprochen hatte, nicht aufzusuchen. Und jetzt trank sie sein Wasser. In einem einzigen langen Schluck nahm sie das Wasser aus ihren hohlen H?nden auf. Es schien sinnlos zu sein, nur zu nippen, wenn eine Ber?hrung des Wassers schon den Tod bedeuten sollte. Sie wagte nicht zu hoffen, was es sonst noch bedeuten k?nnte. „Sie w?rden es nicht sinnlos einen Heilbrunnen nennen“, sagte Nerra laut, als ob dadurch wahr w?rde. „Sie w?rden das alles nicht bauen.“ Warum sollte man einen Tempel bauen, wenn das einzige Ziel darin bestand, diejenigen zu t?ten, die herkamen? Warum sollte man sich ?berhaupt um einen Brunnen k?mmern und was bedeutete der seltsame Druck, der sie von dem Ort zur?ckgedr?ngt zu haben schien, als sie die H?nge des Vulkans entlanggegangen war? Kleos, der H?ter der Kranken, hatte ihr gesagt, dass das Trinken den Tod bedeute, dass alles nur ein Ausweg sei, die Menschen mit der Drachenkrankheit sich selbst t?ten zu lassen, aber Nerra musste hoffen, dass er sich geirrt oder gelogen hatte oder beides. Es w?rde funktionieren. Es musste funktionieren. Nerra stand auf und blickte ?ber die Insel, so nah am Kontinent Sarras und doch nicht ganz ein Teil davon. Sie blickte auf die feurige Vulkanlandschaft, die sie durchquert hatte, und auf den Dschungel auf der anderen Seite. Von hier aus konnte sie das kleine Dorf nicht sehen, das die Kranken und Sterbenden eingrenzen wollte, die sich durch ihre Krankheit langsam in monstr?se Dinge verwandelten, die nur Hunger und Tod kannten. War es nicht besser, dies hier zu versuchen, als dort zu sitzen und auf die bittere Gnade von Kleos’ Messer zu warten, wenn sie sich verwandelte? Nerra stand da und wartete und versuchte sich das Wasser vorzustellen, das in ihr wirkte. Sollte sie jetzt etwas f?hlen? Sie kannte sich gut genug mit Kr?utern aus, um zu wissen, dass die Auswirkungen selten sofort zu erkennen waren, aber irgendwie hatte sie erwartet, dass das Heilwasser – Nerra schrie, als der Schmerz sie traf, so scharf und so verzehrend, dass er sie in die Knie zwang. Sie klammerte sich an ihren Bauch, als sich ihr K?rper vor Qual kr?mmte und ihre Schreie kamen so schnell, dass sie nicht einmal den Atem daf?r hatte. Kleos hatte nicht gelogen; der Brunnen war Gift f?r diejenigen, die daraus tranken. Nerra konnte jetzt das Wasser in sich sp?ren, das sich wie eine stachlige Schlange durch sie drehte und durch sie brannte, als h?tte sie die Lava des Vulkans selbst verschluckt und nicht nur Wasser. Sie versuchte es herauszuw?rgen, aber sie konnte es nicht. Daf?r hatte sie nicht mehr genug Kontrolle ?ber sich. „Bitte …“, schrie Nerra. Sie hatte das Gef?hl, als w?rde sich ihr ganzer K?rper selbst auseinanderrei?en, Muskel f?r Muskel, Knochen f?r Knochen. Es f?hlte sich an, als ob jeder Teil von ihr mit den anderen im Konflikt war und einen Krieg f?hrte, in dem sie sowohl das Schlachtfeld, als auch die Krieger und die karge Ebene war, die sie zur?cklassen w?rden, alles Leben von ihr gerissen. „Nein …“, schrie Nerra. In diesem Moment dachte sie an alles, was sie im Nordreich zur?cklassen musste, an alles, was sie nie wieder sehen w?rde, w?hrend das t?dliche Wasser qualvoll in ihr tobte. Sie dachte an ihre Br?der und Schwestern, an die elegante Lenore und an die burschikose Erin, Rodry, der immer so schnell eingriff, um andere zu verteidigen, und an Greave, der so ruhig und nachdenklich war. Sie dachte sogar an Vars. Vor allem aber dachte sie an den Drachen, den sie gefunden hatte. In ihrer Vorstellung war er unglaublich schnell gewachsen, seine Schuppen leuchteten mit einem Regenbogenglanz, seine Fl?gel breiteten sich weit aus, als er in den Himmel hinaufstieg. Das Bild war so klar, dass Nerra aufblickte und halb erwartete, ihn am Himmel kreisen zu sehen, wie es gewesen war, als die Banditen im Wald sie angegriffen hatten. Er hatte sie hierher getragen, warum sollte er dann nicht hier sein? Sie war jedoch allein; mehr als jemals zuvor. Sogar im Wald hatte es Tiere und ein Gef?hl des Friedens gegeben. Jetzt … jetzt gab es nur den Schmerz, der sie erf?llte, verkrampfte, brach. Nerra sp?rte, wie ihr Arm schnappte, und sie schrie auf. Sie sp?rte, wie sich die Muskeln ihrer Finger so stark zusammenzogen, dass sie die Knochen darin zerquetschten. Irgendwann musste sie vor Schmerzen ohnm?chtig geworden sein, denn sie sah den Drachen wieder, sah noch mehr Drachen, die sich auf Sarras erhoben, sah ganze Herden fliegen, die den Himmel erf?llten. Sie drehten sich ?ber ihr und dann war sie mitten unter ihnen und nahm die Vielzahl ihrer Farben auf, schwarz und rot, golden und smaragdfarben und viele mehr. Jetzt war sie am Boden und bewegte sich durch die ?berreste von Geb?uden, die viel ?lter waren als alles andere im Nordreich, Dinge, die aussahen, als w?ren sie gewachsen und nicht gebaut worden. Sie glaubte andere Figuren zu sehen, die sich zwischen diesen Geb?uden bewegten, sie flackerten am Rande ihres Sichtfelds, doch jedes Mal, wenn sie versuchte, den Kopf zu drehen, um eine bessere Sicht zu erhalten, schienen sie sich zu zerstreuen und in die Ferne zu verschwinden, unm?glich einzuholen. Nerra versuchte sie zu jagen, aber sie stie? auf Tunnel, in denen sich die W?nde zu verschieben und zu dehnen schienen, noch in dem Moment, als Nerra in sie eintauchte. Es war dieser scheinbar lebende Stein, der nach ihr griff, sie packte und sie wie Lehm verdrehte, bis Nerra au?er Atem geriet und in ihren Tr?umen noch lauter schrie. Dann tat sie das, was sie nicht mehr erwartet hatte: Sie wachte auf. Es war unm?glich zu sagen, wie viel Zeit vergangen war. Die Sonne stand immer noch am Himmel, aber nach allem, was Nerra wusste, h?tte ein Dutzend Tage vergangen sein k?nnen. Ihr K?rper schmerzte von der Erinnerung an all die Qualen, die das Wasser ihr verursacht hatte, und sie f?hlte sich so schwach, dass… Nein, Moment mal; Sie f?hlte sich nicht schwach. Sie f?hlte sich durstig und hungrig und m?de, aber nicht schwach. Wenn ?berhaupt, f?hlte sie sich stark. Sie stand auf und zum ersten Mal seit langer Zeit f?hlte sie sich dabei nicht schwindlig. Trotzdem w?re Nerra fast gefallen. Die Muskeln ihrer Beine f?hlten sich … irgendwie falsch an. Anders. Sogar die Welt um sie herum schien anders zu sein, irgendwie ver?ndert. Die Farben schienen sich auf subtile Weise zu ver?ndern, als k?nnte sie sie intensiver sehen als jemals zuvor, w?hrend die Ger?che des Dschungels in der N?he so stark zu sein schienen, dass sie sie fast schmecken konnte. Im Moment war das jedoch egal. Was z?hlte war, dass sie ?berlebt hatte. Bedeutete das …, dass sie geheilt worden war? Hatte der Brunnen sie geheilt? Nerra wagte kaum zu hoffen, dass es wahr sein k?nnte, dass sie ?berlebt haben k?nnte, wenn so viele andere gestorben waren, aber die Hoffnung regte sich wieder in ihr. Sie war definitiv am Leben und all die schrecklichen Empfindungen zerquetschter Knochen in ihrem K?rper waren verschwunden. Wenn sie heil war, war es zu viel, zu hoffen, dass sie auch geheilt worden sein k?nnte? Dann sah Nerra ihren Arm. Es war immer noch ein menschlicher Arm, er war nicht in die abscheulichen, unf?rmigen Dinge verdreht worden, die sie unten im Dorf gesehen hatte, aber er war vollst?ndig mit schillernden Schuppen von tiefem Blau bedeckt. Muskeln bewegten sich unter der Haut, viel dicker als zuvor, und Nerra sah schockiert zu, wie sich Krallen aus ihren Fingern streckten, die boshaft scharf aussahen. Sie schrie auf, als sie ihren Arm so sah und griff nach den Schuppen und sie tat es mit Krallen, was es nur noch schlimmer machte. Was geschah mit ihr, was war aus ihr geworden? Sie hatte das Gef?hl, nicht atmen zu k?nnen, und das hatte nichts mit der Krankheit zu tun, daf?r aber alles mit der Seltsamkeit des Geschehens. Sie trat einen Schritt zur?ck, aber das f?hrte sie nur zum Wasser. Sie durfte nicht z?gern; sie musste schauen. Das Wesen, das von der Wasseroberfl?che zur?ckstarrte, hatte sich grundlegend ver?ndert, von dem, was sie gewesen war, und doch war es nicht das zerbrochene, verzerrte Ding, vor dem sie solche Angst gehabt hatte. Nerra konnte es ein paar lange Sekunden nur anstarren, unf?hig, es zu begreifen. Entsetzen, Schock und pure Faszination k?mpften in ihr darum, die Oberhand zu gewinnen. Ihre Haut war schuppig, ihre Augen gelb wie die einer Schlange, ihre Gesichtsz?ge dehnten sich zu etwas Drakonischem aus, doch diese Gesichtsz?ge hatten eine unbestreitbare Symmetrie und Sch?nheit. Trotzdem h?tte Nera alles abgelehnt, w?re da nicht immer noch etwas an dem Wesen, das Nerra an sich selbst erinnerte. Sie fand sogar ein ?berbleibsel ihre Haare, in f?cherartigen Str?hnen, wie der Kamm einer Eidechse. Ihr K?rper war genauso schuppig und noch viel muskul?ser. Dank der Neuanordnung ihrer Gelenke konnte sie sich auf eine geschmeidige Weise bewegen, sah aber nicht wie ein Monster aus. „Selbstverst?ndlich bin ich ein Monster!“, sagte sie laut und ihre Stimme war der einzige Teil von ihr, der sich nicht ver?ndert zu haben schien. Das machte es allerdings irgendwie schlimmer, nicht besser. Wie konnte dieser Teil von ihr der gleiche sein, wenn so viel von dem Rest von ihr so verzerrt war? Ihr kam der Gedanke, dass niemand in ihrer Familie sie jetzt noch erkennen w?rde, dass sie alles verloren hatte. Wut stieg in ihr auf, schnell und pl?tzlich und ersch?tternd. Sie nahm einen Klumpen Tempelstein und zerdr?ckte ihn zwischen ihren H?nden. Erst als sie es tat, wurde ihr klar, wie stark diese neue Gestalt geworden war. Die Wut war immer noch da und Nerra konnte f?hlen, wie sie darum k?mpfte, hervorzusprudeln, Besitz von ihr zu ergreifen, so wie sie ?ber alle Verwandelten im Dorf Besitz ergriffen und sie in scheinbar sinnlose Dinge verwandelt hatte. Nerra wehrte sich dagegen, gegen den Schock, gegen den puren Kummer, den diese Verwandlung ausl?ste, zwang alles in sich hinein und weigerte sich, so zu werden. Sie klammerte sich an die Seite des Beckens, starrte ins Wasser und zwang sich, diese ver?nderte Version von ihr anzusehen, bis sie glaubte, sie ertragen zu k?nnen. Der Brunnen hatte sie nicht get?tet und nicht geheilt, er hatte sie ver?ndert. Das Wasser war wie ein Katalysator f?r die Transformation gewesen, die die Krankheit mit sich gebracht hatte, aber es hatte sie scheinbar direkt an den verzerrten Formen vorbeigef?hrt, die sie normalerweise w?hrend der Verwandlungsphase ausl?ste und stattdessen etwas  gleichzeitig Schlankes und Geschmeidiges, Eidechsenartiges und Menschliches zu schaffen. Nerra wusste nicht, was sie mit diesem Gedanken anfangen sollte, wusste nicht, wie sie den Schock ?berwinden sollte, angesichts dessen, was sie geworden war. Sie konnte es nicht begreifen und wusste nicht, was sie als N?chstes tun sollte. Sie musste wissen, was vorging und was mit ihr passiert war, aber es gab nur einen Ort, an dem sie Antworten bekommen k?nnte, und an diesem Ort k?nnte man sie f?r das, was sie war, auch direkt t?ten. Nerra schritt ?ber die Fl?che des Vulkans hinaus und machte sich auf den Weg zur?ck in Richtung Dorf. KAPITEL F?NF Sich Finnal und seinen Leuten an die Fersen zu heften war f?r Erin leicht genug. Schlie?lich konnte sie als Prinzessin ?berall im Schloss hingehen, und das sie auch ein Ritter war, sah niemand genauer hin, wenn sie es mit ihrem kurzen Speer an ihrer Seite tat, dessen Kopf immer noch so umh?llt war, dass er wie ein Stab aussah. Was w?rde jemand wirklich sehen, wenn er in ihre Richtung blicken w?rde? Ein M?dchen, das kleiner als ihre Schwestern war, in Ketten- und Panzerr?stung, dunkles Haar, kurz geschnitten, damit es im Kampf nicht st?rte, mit entschlossenen Gesichtsz?gen. Sie w?rden nicht ergr?nden k?nnen, worum es ihr ging, w?rden nicht in der Lage sein, den Teil zu erraten, in dem sie fr?her oder sp?ter vorhatte, ihren Speer in Finnals Herz zu sto?en. Niemand wollte eine Prinzessin ansehen und denken, dass sie so etwas tun k?nnte. Die Leute waren dumm. Im Moment beschattete Erin nur. Sie bewegte sich geschickt zwischen den verschiedenen Gruppen von Leuten, die zurzeit das Schloss bev?lkerten und schlenderte von den versammelten Rittern zu den Gruppen von Dienern, w?hrend Finnal ?ber den Hof in Richtung der gro?en Halle ging. Im Schlosshof standen im Moment Zelte, im Schatten der hohen Mauern lagerten dort Soldaten, w?hrend sie auf neue Befehle warteten. Einige sa?en im Freien und kochten Feuer, und Finnal blieb bei einigen stehen, scherzte mit ihnen und lachte. Bei einigen verteilte er M?nzen und versuchte wahrscheinlich, Zuneigung zu kaufen. Erin konnte nicht erkennen, was ihre Schwester jemals in ihm gesehen hatte. Oh, er war h?bsch, sicher, diese elegante Anmut, hohen Wangenknochen und dem stetigen L?cheln. Er trug dunkle, mit Silber abgesetzte Kleidung, um besser auf den glanzvollen Rest seiner Erscheinung aufmerksam zu machen. Und nat?rlich reagierten alle um ihn herum auf ihn, als ob die Sonne selbst gerade hinter einer Wolke hervorgekommen w?re, wenn er vorbeiging. Doch Lenore hatte mehr verdient. Sie verdiente jemanden, der sie wirklich liebte. Ganz sicherlich jemanden, der nicht versuchen w?rde, sie in ihrer Ehe quasi als Geisel zu halten, und Schl?ger nach ihr aussandte, nur weil sie es gewagt hatte, nach drau?en zu gehen. Finnal w?rde daf?r bezahlen, und zwar teuer. Erin l?chelte, als sie sah, wie Finnals Weg zu den St?llen auf seinem Weg zur gro?en Halle f?hrte. Bei so vielen Leuten im Schloss war es im Moment schwierig, einen guten Platz f?r einen Hinterhalt zu finden, aber Erin war sich sicher, dass es dort einen Platz geben w?rde. Sie kannte genau die richtige Stelle. Erin gab ihren Versuch auf, ein stiller Schatten hinter ihm zu sein, und rannte in schr?gem Winkel von Finnal ?ber den Hof. Am anderen Ende des Hofs schlug sie einen Haken und rannte eine Steintreppe hinauf, bis sie sich auf der untersten Ebene der Mauern befand. Sie schl?pfte an einer der Wachen vorbei, die ?ber die Inseln der Stadt blickten und sprang leichtf??ig hinunter, bis sie das Dach der Stallgeb?ude erreicht hatte Sie hatte sich hier oft versteckt, als sie j?nger war, teils weil es ein guter Ort war, um sich zu verstecken, wenn sie den Etiketteunterricht vermeiden wollte, den ihre Mutter f?r sie geplant hatte, und teils weil es einen Raum gab, von dem aus man runter in den Stall schauen konnte. Erin hatte es benutzt, um Jagdgesellschaften oder Ritter auszuspionieren, die sich darauf vorbereiteten, im K?nigreich auszugehen, und war immer eifers?chtig gewesen, dass sie all das tun durften, wenn man es ihr nicht erlaubte. Jetzt lag sie hier auf der Lauer, den Griff ihres Speers fest in der Hand. W?rde sie das wirklich tun? W?hrend sie wartete, wurde sie nerv?s, denn auch wenn sie zuvor bereits get?tet hatte, hatte sie es nie kaltbl?tig getan. W?rde sie wirklich den Ehemann ihrer Schwester niederschlagen und ihn im Stall dem Tod ?berlassen? Die Antwort darauf war einfach: Wenn nicht sie, wer dann? Oh, Lenore hatte dar?ber gesprochen, dass ihre Zofe etwas unternehmen und Informationen finden w?rde, die die Leute davon ?berzeugen w?rden, Finnal auf eine saubere Art loszuwerden, aber wie hoch standen die Chancen, das dies wirklich geschehen w?rde? Selbst, wenn sie Informationen bek?men, die die meisten Menschen ?berzeugen k?nnten, w?rde Vars der Annullierung der Ehe zustimmen? Er war derjenige, der ?berhaupt darauf gedr?ngt hatte, dass es schnell ?ber die B?hne gebracht wurde. Vielleicht, wenn ihr Vater aufwachte … aber dies hier war schneller und sauberer, und … nun, Finnal hatte es verdient. Niemand bedrohte Erins Schwester ungestraft. Sie wartete dort oben, bis sie unten Stimmen h?ren konnte. „… der gr??te Braune“, sagte Finnal irgendwo unten. „Aber Sir, dieses Pferd ist Eigentum von Prinz Rodry.“ „Und ich m?chte sein Andenken ehren, indem ich es in den Dienst seiner Schwester stelle“, sagte Finnal. Er kam unten in Sicht, sein Kopf mit den vollen Locken sichtbar. „Denk daran, dass ich ihr Ehemann bin und dass das Land, das ich jetzt besitze, auch die Gegend um … hmm, woher, hast du gesagt, stammt deine Familie?“ Die Bedrohung war dort in seinem Tonfall und alles trug nur dazu bei, Erins Wut zu sch?ren. Dieser Mann wurde in dem Moment grausam, als er Macht erhielt, eine Schlange in einer h?bschen H?lle. Dar?ber hinaus versuchte er jetzt, von ihrem toten Bruder zu stehlen und ihre Schwester zu bedrohen. Erin konnte keines von beiden zulassen. „Vielleicht sollte ich mit dem Stallmeister sprechen“, sagte der Pferdepfleger, mit dem Finnal sprach. „Das scheint eine hervorragende Idee zu sein“, sagte Finnal. „Ich werde genau hier warten.“ Nun wurde offensichtlich, dass der Pferdepfleger es gar nicht vorgehabt hatte, mit dem Stallmeister zu reden, aber als Finnal beteuerte, er w?rde warten, hatte er keine Wahl. Darin bot sich ein Vorteil: Finnal war allein im Stall, bis auf die Pferde, direkt in Erins Sichtlinie. Erin nahm die Scheide vom Kopf ihres Speers und sp?rte, wie ihr Herz in ihrer Brust h?mmerte. Sie konnte das tun, sie musste das f?r ihre Schwester tun. Der Winkel war nicht ganz richtig, also ver?nderte Erin ihre Position auf dem Dach oder zumindest versuchte sie es. Sie sp?rte, wie sie den Halt verlor, als ihr Fu? durch den Strohteil des Daches brach, und sie musste sich zusammenrei?en, um nicht laut nach Luft zu schnappen, als sie fast fiel. Nur indem sie ihren Speer in das Stroh grub, konnte sie das Gleichgewicht halten und verhindern, dass sie hinunterst?rzte. Erin duckte sich einige Sekunden lang au?er Sicht. Sie konnte Schritte oben an der Mauer h?ren, aber sie wusste, dass die Wachen sie von dort aus nicht sehen konnten. Mehr Sorge machte ihr die M?glichkeit, dass sie Finnal aufgeschreckt haben k?nnte. Doch er stand immer noch am selben Platz, als sie es endlich wagte, wieder durch die L?cke im Dach in die St?lle zu blicken, und schaute immer noch ?ber die Pferde, als wollte er festlegen, welches von ihnen er als N?chstes nutzen w?rde. Erin hob ihren Speer, korrigierte ihren Griff und war bereit zu werfen. Der Speer war kurz, aber von hier aus hatte sie keinen Zweifel daran, dass sie ihn direkt durch Finnals Herz treiben konnte. Erin holte Luft, wartete, bis ihre Hand v?llig ruhig war, sp?rte die Spannung und … –. Eine Hand schloss sich um den Griff des Speers und hielt sie davon ab, ihn zu schleudern. „Ihn am helllichten Tag t?ten?“, fl?sterte Odd mit einem missbilligenden Kopfsch?tteln. Erin wirbelte zu ihm herum. Der ehemalige Ritter trug immer noch sein Schwert ?ber den R?cken geschnallt, die Gewohnheit eines M?nchs, die er auf der Insel Leveros erlangt hatte. Sie h?tte nicht geglaubt, dass er sich so leise bewegen k?nnte. „Er muss sterben“, zischte Erin zur?ck, aber als sie durch die L?cke blickte, sah sie, dass Finnal sich aus ihrer Sichtlinie entfernte. „Und wenn Ihr ihn t?tet, was dann?“, fragte Odd. Er hatte ihre Waffe immer noch nicht losgelassen. „Zun?chst w?rde Euer Speer aus seiner Brust herausragen. Prinzessin oder nicht, Ihr k?nnt nicht einfach ungestraft den Sohn eines Herzogs t?ten. Sie w?rden Euch h?ngen!“ „Selbst Vars w?rde nicht zulassen, dass man mich h?ngt“, sagte Erin. „Und um Lenore zu besch?tzen –“ „Um Eure Schwester zu besch?tzen, m?sst Ihr da sein!“, schnappte Odd zur?ck. Er schob Erin von sich weg. „Verrottet also bitte nicht in einem Verlies und beginnt keinen B?rgerkrieg, der uns alle t?ten w?rde.“ „Ihn zu t?ten … w?rde die Dinge beenden, nicht beginnen“, beharrte Erin. „Nicht, wenn die H?lfte der Adligen ihn und seinen Vater unterst?tzt“, sagte Odd. „Es w?rde dem K?nigreich zeigen, dass die Monarchie unbeherrscht und nach eigenem Gutd?nken regiert. Tut das Vern?nftige, Erin.“ „Und das sagt Ihr, weil Ihr so viel dar?ber wisst?“, schnappte Erin. Sie schaute von Odd zu den Rittern. „Glaubt Ihr, ich wei? nicht, wer Ihr seid und wer Ihr wart? Man nennt Euch nicht Sir Oderick, den Vern?nftigen!“ „Nein, sie nennen mich den Verr?ckten“, sagte er. Sofort zog er sein Schwert aus der Scheide. Es blitzte auf und Erin parierte es kaum rechtzeitig mit ihrem Speer. „Sie sagten, ich sei verr?ckt. Sie sagten, ich sei ein Monster.“ Er schlug immer wieder zu und zwang Erin zur?ck, einen Schritt, dann noch einen. „Ihr glaubt, Eure Wut ist alles, was wichtig ist? Nun, ich wei?, was Wut ist“, sagte er. Er schlug erneut zu, und jetzt war Erin so genervt, dass sie zur?ckschlagen wollte. Sie stellte sich in Kampfstellung, ihre F??e ungef?hr 30 Zentimeter voneinander entfernt … … nur, wie sich herausstellte, hatte Erin in 30 Zentimeter Entfernung kein Dach mehr, wo sie ihren Fu? platzieren konnte. Stattdessen fiel sie hin und ihr Speer drehte sich aus ihrer Hand. F?r einen Moment war sie sich sicher, dass sie sich auf dem Kopfsteinpflaster s?mtliche Knochen brechen w?rde. Doch es schien, als h?tte Odd sie nicht nur zum Rand des Daches gedr?ngt, sondern sie dort zu Fall gebracht, wo der einzige Wasserbeh?lter stand. Erin schlug mit einem Spritzer auf, tauchte kurz ein und kam spuckend hoch. Odd war schon da unten und hielt ihr ihren Speer hin. „F?hlt Ihr Euch besser?“, fragte er. „Ich habe das Gef?hl, ich sollte Euch genauso erstechen wie ihn“, sagte Erin. Sie sp?rte die Schwere seines Blicks auf sich. „Aber noch nicht. Ihr habt recht. Ich kann ihn nicht einfach t?ten, oder?“ Odd sch?ttelte den Kopf und warf ihr ihren Speer zu. „Wir m?ssen einen anderen Weg finden. Im Moment ist Eure Schwester in einer Ehe, die ihr Leben gef?hrdet und sie hat weniger Freunde als sie gedacht hatte.“ „Sie hat mich“, sagte Erin und zog sich aus dem Wasser. „Uns“, korrigierte Odd sie. Erin stellte das nicht infrage. Sie war einfach dankbar, dass ein so begnadeter Krieger bereit war, zu helfen. Finnal hatte Ressourcen auf seiner Seite und er hatte eine hohe Position und sogar Vars’ Freundschaft. Alles, was Erin dem entgegenzusetzen hatte, um ihre Schwester in Sicherheit zu bringen, war ein m?glicherweise verr?ckter ehemaliger Ritter. Trotzdem w?rde sie Lenore besch?tzen, selbst wenn es Erin das Leben kosten w?rde. KAPITEL SECHS Devin stand in Meister Greys Quartier zwischen all den Kuriosit?ten, die nur ein Magier sammeln konnte, und starrte auf eine Karte des K?nigreichs, w?hrend Meister Grey auf Punkte darauf zeigte. „Meine Forschung hat Orte identifiziert, an denen sich Fragmente des unvollendeten Schwertes befinden werden“, sagte er. „Ein Familiengrab am Fu?e des hohen Nordens, ein Schrein au?erhalb eines Dorfes im Herzen des K?nigreichs.“ Er zeigte nacheinander auf ein weiteres halbes Dutzend Stellen. Devin versuchte, das alles in sich aufzunehmen. „Warum sollte jemand die Fragmente eines Schwertes so zerstreuen?“ „Weil es eine Waffe der Macht ist“, antwortete der Magier. „Eine, die zu gef?hrlich ist, um in Friedenszeiten in den H?nden von M?nnern zu bleiben.“ „Gab es in letzter Zeit Zeiten des Friedens?“, fragte Sir Twell der Planer vom anderen Ende des Raums. Sir Halfin der Flinke stand neben ihm, die beiden Ritter des Sporns trugen einen halben Panzer und eine Kette, die von M?nteln bedeckt waren. Ihre Schilde waren schlicht und trugen nicht die Insignien, die sie zu erkennen g?ben. Sir Twell hatte eine bandagierte Wunde aus der Schlacht, schien sich aber immer noch gut zu bewegen. Sir Halfin verlagerte st?ndig sein Gewicht, als k?nne er nicht stillstehen. „Die Kriege der Menschen sind nicht das, wor?ber ich mir Sorgen mache“, sagte Meister Grey. „Wor?ber macht Ihr Euch dann Sorgen?“, fragte Devin. Nicht, dass er eine Antwort erwartet h?tte. Er bekam auch keine. „Es ist wichtig, dass Ihr die Fragmente des Schwertes einsammelt“, sagte Meister Grey. „Viele sind in Sichtweite versteckt, einige an … etwas gef?hrlicheren Orten. Du hast mit der Klinge, die du f?r die Hochzeit gemacht hast, bewiesen, dass du Sternenmetall schmieden kannst!“ „Wunderbar“, sagte Sir Halfin. „Wir reisen zusammen, um das Zeug einzusammeln. Es wird genau wie unsere Reise nach Clearwater Deep sein.“ „Au?er dass Rodry diesmal nicht bei uns sein wird“, sagte Sir Twell in einem d?steren Ton. „Ihr sagt, dass all dies ben?tigt wird, Magier?“ Meister Grey nickte. „Wenn Ihr die Dinge gesehen h?ttet, die ich gesehen habe, m?sstet Ihr nicht fragen.“ „Aber ich muss fragen“, sagte Sir Twell. „Weil Ihr mitten im Krieg zwei Ritter vom Schloss entfernen wollt.“ „Ich w?rde mehr von Euch nehmen“, sagte Meister Grey. „Aber da w?ren jene, die Euch folgen w?rden, wenn sie w?ssten, was vorgeht. Ihr beide und Devin, das ist unauff?lliger.“ Der Ritter seufzte, weil es eindeutig nicht das war, was er gemeint hatte. „Und Ihr habt alles richtig darauf vorbereitet?“ Meister Grey sah ihn seltsam an. „L?nger als Ihr Euch vorstellen k?nnt, Planer. Aber wenn Ihr es im unmittelbaren Sinne des Wortes meint … Pferde, Vorr?te, Waffen und Gold werden unten auf Euch warten. Alles, was selbst Ihr verlangen k?nntet.“ Das schien den Ritter, wenn auch nicht gl?cklich, zumindest zufrieden zu machen. Sir Halfin wandte sich an Devin. „Und was ist mit dir? H?ltst du das f?r eine gute Idee? Vertraust du dem Magier des K?nigs?“ Devin war sich nicht sicher, wie er eine dieser Fragen beantworten sollte. Meister Grey war kein Mann, der Vertrauen erweckte, Antworten gab oder auf eine Weise handelte, die nicht auf seine eigenen unergr?ndlichen Prophezeiungen zur?ckzuf?hren war. Er glaubte sicherlich nicht, dass diese Mission sicher oder einfach sein w?rde. Doch er hatte selbst Dinge gesehen, die er nicht h?tte sehen sollen, er hatte einen Teil von Meister Greys Schriften dar?ber gelesen, dass ein am Drachenmond geborenes Kind lebenswichtig ist. Wenn ja, hatte er nicht die Pflicht zu handeln? „Ich denke, wir m?ssen das tun“, sagte Devin. Er streckte den anderen die Hand entgegen. „Wenn dies dem K?nigreich helfen kann, m?ssen wir es zumindest versuchen. Werdet Ihr helfen?“ Sir Halfin war der erste, der seine Hand ?ber Devins legte. „Ich werde helfen. Wenn wir nicht daf?r da sind, wof?r sind die Ritter des Sporn dann da?“ Sir Twell brauchte einen Moment l?nger, legte aber dann seine Hand auf ihre. „Sehr gut“, sagte er. „Ich verspreche es. Ich habe jedoch noch eine Frage: Wie werden wir diese Fragmente finden?“ „Devin wird das Sternenmetall sp?ren, wenn er sich ihm n?hert“, sagte Meister Grey. „Aber von weiter weg …“ Er nahm eine Karte heraus und breitete sie aus. Es zeigte das K?nigreich und die Fragmente, auf die er vorher schon gezeigt hatte, aber da war noch etwas anderes … mindestens eines von ihnen bewegte sich. „Magie“, sagte Devin ehrf?rchtig. Selbst nachdem er gedacht hatte, alles gesehen zu haben, was Meister Grey tun konnte, schien er ihn immer noch in Erstaunen zu versetzen. „Die Karte wird die Fragmente verfolgen“, sagte der Magus. „Damit solltet Ihr in der Lage sein, Euch ihnen zu n?hern. Ich w?rde vermuten, dass das, was sich bewegt, derzeit von einem H?ndler besessen wird, der es als Schmuckst?ck zum Verkauf anbietet!“ „Dann bekommen wir es zur?ck“, versprach Devin. „Und alle anderen.“ „Beeilt Euch“, sagte Meister Grey. Er legte eine Hand auf Devins Schulter. „Vielleicht ist f?r uns alle nicht mehr viel Zeit ?brig.“ „Das werde ich“, sagte Devin, dachte dann aber einen Moment nach. „Es gibt nur eine Sache, die ich zuerst tun muss.“ *** Als Devin sich Lenores Gem?chern n?herte, schlug ihm das Herz bis zum Hals. Er war sich nicht sicher, ob er sie ?berhaupt sehen, geschweige denn mit ihr sprechen durfte oder … oder was? Alles ausdr?cken, was er empfand? Ihr alles sagen, obwohl sie jetzt verheiratet war? Devin wusste es nicht. Er wusste nicht, was er sagen sollte oder wie weit er gehen durfte. Er wusste nur, dass er irgendetwas tun musste. Also hatte er ihre Gem?cher aufgesucht, weil sie sich dort befand. Was an sich schon seltsam war. Sollte sie jetzt, wo sie seine Frau war, nicht in Finnals Gem?chern sein? Er war noch ?berraschter, als eine ganz andere Prinzessin die T?r mit einem Speer in der Hand ?ffnete, als k?nnte sie ihn erstechen. „Wer seid Ihr?“, forderte Prinzessin Erin. „Was wollt Ihr?“ „Es ist alles in Ordnung, Erin“, h?rte er Lenores Stimme hinter ihr. „Es ist Devin, Rodrys Freund. Lass ihn rein.“ Prinzessin Erin sah ihn noch einmal an, als erwarte sie, dass Devin pl?tzlich ein Messer herausziehen und sie angreifen w?rde, aber sie trat zur?ck. „Ich denke, wenn Ihr ein Freund von Rodry seid, dann k?nnt Ihr eintreten.“ Devin hatte das Innere von Lenores Gem?chern noch nie gesehen, und f?r einen Moment ?berraschte ihn der Anblick. Blaue Seide wogte an den Fenstern eines Wohnzimmers, Lenore las auf einem der Sofas und eine Gestalt in der Robe eines M?nchs stand ein St?ck entfernt und sein Blick schien ins Leere zu gehen. In Devins Augen war Lenore sch?ner als je zuvor, ihre feingliedrige Zerbrechlichkeit und ihr zartes Gesicht, welches nach ihrer Entf?hrung einen neuen Ausdruck von Entschlossenheit angenommen hatte. Ihr fast schwarzes Haar war jetzt in einem einfachen Stil zur?ckgebunden, der irgendwie besser zu ihr passte als alle Bem?hungen ihrer Dienstm?dchen zuvor, und ihre Augen … Devin hatte das Gef?hl, als k?nnte er diese Augen f?r immer anstarren. „Devin“, sagte sie und streckte ihm eine Hand entgegen. Sie zog ihn n?her heran und bedeutet ihm, sich neben sie zu setzen. „Sch?n dich zu sehen. Ich h?tte nicht gedacht, dass du herkommst.“ „Ist es denn angemessen, hierherzukommen?“, fragte Devin mit einem Stirnrunzeln. „Ich … w?rde Euch keinen ?rger verursachen wollen.“ Er wusste, dass es nicht ?blich war, dass ein junger Mann von niederer Herkunft wie er eine Prinzessin in ihren Gem?chern besuchte. Er wollte nichts tun, was Lenore missbilligen w?rde. „Nein, ich bin froh, dass du gekommen bist“, sagte Lenore und Devins Herz machte einen Sprung. „Ich … hatte gehofft, dass du es tun w?rdest, aber ich dachte bei allem, was du f?r Meister Grey tun musst, dass du vielleicht keine Zeit hast. Dass du mich vergessen hast.“ „Ich k?nnte Euch nie vergessen“, rief Devin aus und merkte dann, was er gesagt hatte. „Das hei?t … ich war wirklich sehr besch?ftigt.“ „Es muss seltsam sein, f?r einen Magier zu arbeiten“, sagte Lenore. „Das Schwert, das du geschmiedet hast, war ?brigens wundersch?n. Ich bin sicher, Rodry h?tte …“ Sie w?rgte das letzte Wort zur?ck und Devin nickte, denn obwohl Rodry nicht sein Bruder gewesen war, verstand er immer noch den Schmerz, ihn zu verlieren. „Danke“, sagte er, denn wenn es eine Person gab, deren Wertsch?tzung seiner Arbeit ihm etwas bedeutete, dann war es Lenore. „Eigentlich bin ich deshalb gekommen. Ich … Meister Grey schickt mich weg, um eine Mission f?r ihn zu erf?llen. Ich kann nicht sagen, was es ist, aber ich werde f?r eine Weile weg sein.“ War das Entt?uschung, die Devin in ihren Augen sah, oder war es nur Wunschdenken, dass sie so empfand wie er, wenn er daran dachte, sie l?ngere Zeit nicht sehen zu k?nnen? „Das ist … schade“, sagte Lenore. „Es ist sch?n, dich in der N?he zu haben. Es … es gef?llt mir, dass du hier bist.“ „Ich bin gerne hier“, sagte Devin. „Aber ich denke, ich muss diese Mission erf?llen, und bevor ich ging, wollte ich Euch etwas geben.“ Er erkannte, wie seltsam das klingen w?rde. „Ich meine, weil das Hochzeitsgeschenk, das ich gemacht habe, eher ein Hochzeitsgeschenk f?r Euren Mann war.“ „Mein Mann, ja“, sagte Lenore, als h?tte sie Finnal f?r einen Moment fast vergessen. Devin nutzte seine Chance und holte ein kleines St?ck Sternenmetall heraus, das vom Schmieden ?brig geblieben war. Er hatte daran gearbeitet, versucht, seine F?higkeiten damit zu verbessern und es in eine Reihe von k?figartigen Kugeln geformt, die perfekt ineinander passten und sich jeweils frei in der n?chsten bewegten. Als Herzst?ck hatte er eine kleine Scherbe aus farbigem Glas gesetzt, die das Licht bei jeder Bewegung der Kugeln aus Sternmetall anders reflektierte. „Es ist nicht viel“, sagte Devin. „Man kann es sicher nicht mit einem Schwert verglichen, aber …“ „Es ist wundersch?n“, sagte Lenore und hielt es in ihrer Handfl?che. „Ich liebe es.“ Und ich liebe Euch, wollte Devin sagen, konnte es aber nicht. Nicht zu einer Prinzessin; einer verheirateten Prinzessin noch dazu. „Ich werde es zur Erinnerung nah bei mir tragen, solange du fort bist“, sagte Lenore. „Ich werde es sch?tzen.“ „Das ist … das macht mich froh“, sagte Devin. Warum war es so schwer, in ihrer Gegenwart die Worte zu finden? „Ich sollte gehen. Die anderen warten auf mich.“ Er nahm kurz Lenores Hand und versuchte herauszufinden, ob es angemessen w?re, sie zu k?ssen oder nicht. Wahrscheinlich nicht. Er stand auf und ging zur T?r. „Devin“, rief Lenore, bevor er dort angekommen war. Er drehte sich hoffnungsvoll um. „Ich … ich werde dich vermissen, solange du weg bist.“ „Danke, ich werde Euch auch vermissen“, sagte er und fl?chtete dann aus dem Raum. Er verfluchte sich auf dem ganzen Weg, weil er nicht in der Lage war, das zu sagen, was wichtig war. Was auch immer da drau?en passieren musste, um die Fragmente zu holen, musste einfacher sein als das, oder? KAPITEL SIEBEN Renard war schon in schlimmeren Situationen gewesen als hier, in einem Grab gefangen, mit einem Drachen auf der einen und den Verborgenen auf der anderen Seite. Er konnte sich zwar im Moment nicht erinnern, wo das gewesen sein sollte, aber er war sich sicher, dass es solche Situationen gegeben hatte. Theoretisch k?nnte er das Ganze nat?rlich einfach machen: Er k?nnte warten, bis der Drache sich entfernte, und dann zu den Verborgenen hinausgehen. Alles, was er dann tun musste, war, das Amulett zu ?bergeben, das seine Kraft wie ein feines Loch am Boden eines Reservoirs aufzuzehren schien. Das konnte er allerdings nicht. Stattdessen musste Renard dies auf die harte Tour tun. Er ?berpr?fte sorgf?ltig die W?nde des inneren Grabes und hoffte, dass es einen versteckten Ausgang geben w?rde, einen Riss oder Tunnel, der nicht da gewesen war, als man diesen Ort ihn in die Seite des Vulkans gebaut hatte. Ein sch?ner, bequemer Ausweg schien nicht zu viel verlangt, oder? Doch anscheinend war es das, denn er konnte keinen finden. Was bedeutete, dass er das Grab entweder ?ber den Weg verlie?, den er hineingekommen war, oder … oder er ging durch die ?ffnung ?ber dem gro?en Raum des Mausoleums. In den Tod fallen, oder von den Verborgenen beim Versuch, sie zu betr?gen, gestellt zu werden. Wenn man es so ausdr?ckte, hatte er ?berhaupt keine Wahl. Renard schloss mit seinen Werkzeugen die goldenen T?ren zum Grab auf, h?rte das Klicken und sp?rte, wie ihm der Schwei? ?ber die Stirn lief, als er ?berlegte, was dahinter sein k?nnte. Es ert?nte noch mehr Kratzen, w?hrend der Drache mit seinen Krallen versuchte, sich hineinzugraben, und Renard blieb vollkommen still, bis das Ger?usch aufh?rte. Er wartete eine Minute, dann noch eine. Er konnte theoretisch hier bis in die Ewigkeit sitzenbleiben und lauschen, aber fr?her oder sp?ter musste er sich bewegen. Und das tat er. Er ?ffnete die T?r und schaute hinaus. Der Himmel dar?ber wurde dunkler, das Licht im Mausoleum war jetzt weniger intensiv. Renard wagte es jedoch nicht, mit seiner Laterne zu leuchten, denn das w?rde sicherlich die Aufmerksamkeit des Tieres auf sich ziehen. Stattdessen schlich er hinaus und behalf sich mit dem, was er bei nat?rlichem Licht sehen konnte. Dort, jenseits des h?hlenartigen Geheges, konnte er den Gro?teil der Kreatur sehen. Es war still, im Schlaf fast wie eine Katze zusammengerollt, und seine Flanke hob und senkte sich mit jedem Atemzug langsam. Renard hielt Abstand und vermutete, dass selbst das leiseste Ger?usch ihn wecken k?nnte. Bei schwachem Licht musterte er die Innenw?nde des Grabes so gut er konnte. Die unteren Ebenen waren reich an Schnitzereien und Denkm?lern; Es war ein einfacher Aufstieg f?r jemanden wie ihn. Weiter oben schien das Mauerwerk dem nat?rlichen Fels Platz zu machen, und dies schien ein weitaus h?rterer Aufstieg zu sein als der au?erhalb dieser W?nde. Es war entweder das oder er konnte hier bleiben, bis der Drache aufwachte, also begann Renard zu klettern. Er machte sich auf den Weg, benutzte die Statue eines vergessenen Kriegers, um Fu? zu fassen, dann sprang er hoch und ergriff eine obere Reihe von Steinfiguren im Fels. Er schwang seinen K?rper hoch, drehte und wendete sich dabei und stieg immer h?her hinauf. Renard schnappte nach Luft, als die Steinwand einer grotesken Gestalt, die er als Haltegriff verwendete, nachgab und ein Teil davon zu fallen begann. Zumindest seine Reflexe waren gut und seine Hand schoss heraus, um es zu fangen, anstatt es auf den Boden klappern zu lassen. F?r einen Moment hing Renard an einer Hand, seine andere hielt ein verzerrtes Steingesicht, das das Ganze sehr lustig zu finden schien. Er war froh, dass einer von ihnen es tat. Vorsichtig suchte er mit den F??en und fand Halt, der sein Gewicht tragen w?rde. Genauso vorsichtig legte er das Steingesicht mit der Vorderseite nach unten auf ein Felsregal, wo es  nicht fallen und den Drachen darunter st?ren konnte. Er bewegte sich jetzt schneller, denn er wusste, dass selbst sein starker Griff irgendwann erm?den w?rde. Er bewegte sich von Vorsprung zu Vorsprung, streckte die Hand aus, setzte seine Hand oder seinen Fu? in Position und verlagerte sein Gewicht. Er versuchte, seinen Weg zu dem Flecken zu planen, an dem Laub von oben hereinfiel und sein Atem stockte, als er ein Problem entdeckte. Auf seinem Weg lag ein St?ck, bei dem der Stein komplett abgefallen war, es gab keine Vorspr?nge, nichts, woran er sich h?tte festhalten k?nnen. Wenn er Zeit gehabt h?tte, w?re es kein Problem gewesen, denn Renard h?tte mit Hammer und Hacke gearbeitet, um seinen eigenen Weg zu erarbeiten. Er hatte das einmal in der Schatzkammer eines Kaufmanns getan, wo man nur den Boden ber?hren musste, um eine anspruchsvolle Sammlung von Fallen auszul?sen. Jetzt wusste er jedoch nicht, wie viel Zeit er hatte, bis der Drache aufwachte, und er konnte es nicht riskieren, in den Felsen zu h?mmern. Das lie? nur eine Option ?brig: Er w?rde die L?cke ?berspringen m?ssen. F?r einen Moment ?berlegte Renard, zum Boden zur?ckzukehren, durch den Haupttunnel zu gehen und einfach zu versuchen, sich an den Verborgenen vorbeizuschleichen. Irgendwie bezweifelte er jedoch, dass das funktionieren w?rde. Sie w?rden ihn erwischen und dann … Ja, es gab definitiv schlimmere Dinge als zu fallen. In diesem Moment blickte er nach unten und sah, dass eines der gro?en, goldenen Augen des Drachen offen war. Das spornte Renard zum Sprung an, wie es sonst nichts vermocht h?tte. Er h?rte das Dr?hnen des Drachen, als er sich nach oben vorarbeitete. Sein K?rper schien eine unertr?gliche Ewigkeit lang im freien Raum zu h?ngen, bevor seine H?nde einen Felsvorsprung dar?ber fanden. Er war scharfkantig und grub sich in seine H?nde, aber es war ihm jetzt egal, er sorgte sich nur darum, sich rechtzeitig zu den oberen H?ngen des Vulkans ins Freie zu schleppen. Der Drache flog aus dem Loch hinter ihm hinauf, seine m?chtigen Fl?gel trugen ihn in den Himmel. Dort kreiste er und f?r einen Moment dachte Renard, dass er sich drehen und direkt auf ihn zukommen w?rde. Stattdessen schien ihn etwas abzulenken, vielleicht hatte er in der Ferne Beute ersp?ht, vielleicht etwas anderes. Er drehte sich und flog mit schnellen Fl?gelschl?gen in die Ferne. Renard lag lange Sekunden auf dem R?cken und versuchte, nach dem Schrecken der letzten Momente wieder zu Atem zu kommen. Er konnte jedoch nicht lange hier liegenbleiben, weil er nicht wissen konnte, wann das Biest beschlie?en k?nnte, zur?ckzukommen, um sich ihn zu holen. Oder schlimmer noch, solange er weg war, k?nnten die Verborgenen denken, dass es das Risiko wert w?re, ihm ins Mausoleum zu folgen, und k?nnten herausfinden, dass er das Weite gesucht hatte. Er zwang sich aufzustehen, schon allein, weil er so viel Vorsprung wie nur irgend m?glich brauchte, wenn es um solche Feinde ging; und sie waren jetzt seine Feinde. Sie waren es in dem Moment geworden, als er sich ihnen widersetzt hatte, als er mit dem Amulett nicht zu ihnen zur?ckgekehrt war. Sie h?tten ihn wahrscheinlich sowieso get?tet. Solche Leute waren genau der Typ, der einen Dieb betrog. Gab es keine Ehre mehr auf der Welt? Doch selbstverst?ndlich hatte er damit mehr als nur sich selbst in Gefahr gebracht. Was k?nnten sie Yselle oder den anderen in Lord Carricks Land antun? Renard konnte nur hoffen, dass sie zu sehr damit besch?ftigt sein w?rden, nach ihm zu suchen, doch das schien f?r einen Mann eine ziemlich naive Hoffnung zu sein. Trotzdem machte er sich auf den Weg den fernen Hang des Vulkans hinunter, ging auf das Ackerland zu und hatte es jetzt sehr eilig. Er konnte f?hlen, wie das d?nne Rinnsal der Kraft, die das Amulett aus ihm heraussaugte, ihn verlie?, aber es schien, dass es nur ein Rinnsal blieb, solange er nicht versuchte, es zu benutzen. Er ging weiter und befand sich bereits auf den untersten H?ngen, als er zur?ckblickte und drei Gestalten mit Kapuze weit oben sah. Es schien, als h?tten Void, Wrath und Verdant herausgefunden, was er getan hatte, was bedeutete, dass er nun wirklich rennen musste. Er rannte auf die Felder zu und um ihn herum schien die Landschaft pl?tzlich voller Gefahren zu sein. Die ?ste eines Baums schwangen sich genau in seinen Weg, und Renard schlug gerade noch rechtzeitig einen Haken. Ein Stein wurde zu messerscharfen Fragmenten und Renard ging schmerzerf?llt zu Boden. Er stand auf und rannte weiter. Er sprang ?ber eine niedrige Steinmauer und rannte durch die Felder, schlug Haken, lief geduckt und hoffte, dass die dunklen Kr?fte, die die Verborgenen durchdrangen, nur eine begrenzte Reichweite hatten. Er blickte zur?ck und h?tte fast geglaubt, dass die Feldpflanzen ihnen die Sicht auf ihn verdeckt hatten, aber Renard wusste, dass er nicht anhalten durfte. Er war in seinem Leben oft genug geflohen, um zu wissen, dass das nichts bedeutete. Er ging weiter und stie? auf einen Bach, breit und schlammig und wahrscheinlich h?fttief. Dahinter lag offenes Gel?nde, die nur vereinzelt Deckung durch B?ume und B?sche bot. Ein Mann wie Renard k?nnte sich dort verstecken, aber wie lange? Es musste einen besseren Ausweg geben. Renard schaute auf den Fluss und glaubte, er k?nnte einen sehen, aber was w?re, wenn … „Wir finden dich!“, br?llte Wrath irgendwo hinter ihm. „Und dann schmelze ich die Augen aus deinem Sch?del!“ Renard traf eine schnelle Entscheidung, holte tief Luft, tauchte in das tr?be Wasser und hockte sich auf den Boden. Sofort verbarg das schlammige Wasser die Welt vor ihm, au?er unscharfen Schatten konnte er nichts mehr erkennen. Das Wasser war kalt und die Str?mung raste mit hoher Geschwindigkeit um ihn herum, aber Renard blieb, wo er war, und wagte es nicht, sich zu bewegen, als drei Gestalten an den Ufern oben auftauchten. Echos ihrer Stimmen drangen zu ihm herab. „… Weg er gegangen ist?“, fragte Wrath, seine w?tende rote Maske war f?r alle sichtbar. „Wir werden ihn finden“, antwortete Verdant mit ihrer melodischen Stimme. Sie rief „Komm raus, Renard, mein Lieber. Komm und spiel mit uns!“ Der Ton dieser Stimme hatte eine seltsame Wirkung, sodass Renards Glieder selbstst?ndig reagieren wollten. Er musste k?mpfen, um sie an Ort und Stelle zu halten, w?hrend er gleichzeitig ums nackte ?berleben k?mpfte. Seine Lungen sagten ihm, dass es Zeit war, Luft zu schnappen, aber wenn er das tat, w?rde er direkt vor den Verborgenen auftauchen. Die Angst vor dem, was dann passieren k?nnte, hielt seinen Kopf unter Wasser. Wie lange konnte er es noch tun, ohne zu ertrinken … Renards Lungen begannen zu brennen, w?hrend Void sich genau ?ber ihm umsah und mit seiner ausdruckslosen Maske erschreckender wirkte, als die anderen zusammen. „Mach weiter“, sagte er. „Findet ihn. Findet das Artefakt!“ ?ber Renard trat Verdant nun auch an das Ufer. ?ste und Ranken erstreckten sich ?ber das Wasser und bildeten eine lebende Br?cke, die knarrte und sich verdrehte, als die drei ?ber sie traten und ihre Jagd fortsetzten. Selbst als sie au?er Sicht waren, wartete Renard so lange wie m?glich, bevor er nach Luft schnappte. Er wartete, bis die Dunkelheit an den R?ndern seines Sichtfeldes eindrang, denn jede Sekunde, die er wartete, war eine weitere, in der seine Verfolger sich von ihm fortbewegten. Schlie?lich konnte er es nicht mehr ertragen und brach keuchend an die Oberfl?che. „Verdammt“, sagte er sich. „Verdammt sollen sie sein!“ Er hielt das Amulett hoch, dessen achteckige Form eine Drachenschuppe enthielt, umgeben von Runen und Edelsteinen verschiedener Farben. Es war das, was sie wollten, aber Renard wusste, dass er solchen Leuten etwas so M?chtiges nicht geben konnte. Er konnte aber auch nicht einfach daran festhalten, nicht wenn er sp?rte, wie es das Leben aus ihm heraussaugte, Tropfen f?r Tropfen. Was er wirklich brauchte, war ein Magier, der ihm sagte, was er damit anfangen sollte, aber Renard kannte keinen Magier. Er hatte keine Erfahrung mit magischen Amuletten, keine Erfahrung mit Drachen oder Worten, die die Welt verdrehen k?nnten, oder sonst irgendetwas von dieser seltsamen Art. Zum Gl?ck hatte er jedoch viel Erfahrung mit gestohlenen Waren. Er wusste genau, wo er diese loswerden konnte. KAPITEL ACHT Als Vars in die gro?e von Steinmauern ges?umte Halle stapfte, war sie bereits voller Menschen. Es waren so viele da, dass die gro?en Teppichquadrate, die sie normalerweise nach Rang aufteilten, einer eher groben Sch?tzung gewichen waren. Die Adligen waren dort und die F?hrer der H?user der Kaufleute, Waffen, Gelehrten und sogar der Seufzer. Die T?ren am anderen Ende standen offen, sodass noch mehr Leute von drau?en zuh?ren konnten und die Banner an den W?nden flatterten. Fast so wie ihre Plapperm?uler. Vars hatte den Trubel des Hofes noch nie gemocht, und jetzt, wo so viele Stimmen gleichzeitig sprachen, war es umso irritierender. „Wir m?ssen Wachen auf dem Slate halten“, sagte ein Adliger niederen Ranges. „Warum?“, schoss ein Ritter zur?ck. „F?r den Fall, dass Ravin es schafft, mehr Br?cken zu bauen, w?hrend wir nicht hinschauen?“ „Genau“, sagte der erste Mann, der sich seiner eigenen Dummheit anscheinend nicht bewusst war. „Was wir brauchen, ist die Koordination zwischen uns und Ihren pers?nlichen Gefolgsleuten“, sagte Kommandant Harr. Der Kommandant der Ritter des Sporns stand in voller R?stung da, sein grauer Bart ruhte auf halber H?he seines Brustpanzers, und Vars fragte sich, ob der Mann in seiner R?stung sogar schlief. „Wir d?rfen keine L?cken in unserer Verteidigung lassen.“ „Bedeutet das, dass wir die Kosten daf?r tragen m?ssen?“, fragte der Anf?hrer des Hauses der Kaufleute, der mit so vielen dicken Goldketten behangen war, dass wahrscheinlich nur einer von ihnen den Krieg h?tte finanzieren k?nnen. „Wir m?ssen untersuchen, was passiert“, sagte der Anf?hrer der Gelehrten, streng in seinen dunklen Gew?ndern und seinem rasierten Kopf. „Wir m?ssen die Produktion steigern“, f?gte der Vertreter des Hauses der Waffen hinzu. Zumindest war die Frau aus dem Haus der Seufzer still und schien damit zufrieden zu sein, nur zu beobachten, was geschah. Vars hatte kein Interesse an der Meinung einer blo?en Kurtisane. Vars stand im Schatten des Throns, h?rte ihnen zu und wartete darauf, dass einer von ihnen seine Anwesenheit bemerkte. Sekunden vergingen, w?hrend sie weiter miteinander stritten. Einige waren der Meinung, sie sollten an Ort und Stelle bleiben, andere sagten, sie sollten vorr?cken. Dar?ber hinaus schien es keine Einigung zu geben, da jede Fraktion ihre eigenen potenziellen Strategen hatte, ihre eigenen Vorstellungen davon, welche Truppen wohin ziehen sollten und wie und wer f?r all das zahlen sollte. Er konnte f?hlen, wie sich die Wut in ihm aufbaute und sogar die Angst, so vielen Menschen gegen?berstehen zu m?ssen, erstickte. Er trat an den Thron und stellte sich ganz bewusst davor. „Ruhe!“, schrie er. Selbst dann verstummten nur einige von ihnen. „Wenn hier nicht Ruhe einkehrt, werde ich veranlassen, dass der Thronsaal von den Wachen ger?umt wird!“ Jetzt war es still. Pl?tzlich starrten sie ihn alle an. Die Angst, die zu Vars zur?ckkehrte, lie? ihn sich nur noch schlimmer f?hlen. All diese Augen, die ihn anstarrten, lie?en ihn sich nur klein und verletzlich f?hlen, und Vars hasste das. „Ich bin jetzt K?nig!“, br?llte er trotz dieser Blicke. „Ihr redet alle so, als w?rdet Ihr entscheiden, was wir gegen die Invasion tun sollen, aber ich werde entscheiden!“ „Eure Hoheit“, sagte ein Graf und trat vor. „Bei allem Respekt, dies ist eine Entscheidung, die das gesamte K?nigreich betrifft, und Euer Vater lebt immer noch. Es ist wichtig, dass alle Betroffenen mitreden k?nnen.“ Vars starrte den Mann an. „Ja wirklich? Und w?rdet Ihr die Bauern, die Euer Land bearbeiten, fragen, was sie denken?“ Das schien den Mann zu ?berraschen. „Hoheit, wir Adligen sind keine Bauern. Unsere Position im Vergleich zu Ihrer ist nicht so wie die der Bauern zu uns.“ „Ein K?nig wird als Ihre Majest?t angesprochen“, fuhr Vars ihn an. „Aber Ihr seid der Regent des K?nigs, Ihre Hoheit“, sagte ein anderer Adliger, den Vars als den Marquis der Unterl?nder anerkannte. „W?hrend wir jede diesbez?gliche Entscheidung respektieren m?ssen, entspricht es doch den Tatsachen, dass Ihr zurzeit nur die Position als n?chster Thronfolger habt. Es wurde noch keine endg?ltige Entscheidung getroffen.“ „Keine endg?ltige Entscheidung ?ber was?“, forderte Vars. Er sp?rte, wie ihm die Kontrolle entglitt. „Dar?ber, ob Ihr K?nig sein werdet“, antwortete der Marquis. Vars wollte den Mann daf?r enthauptet haben, wollte dort hinuntergehen und den Mann mit blo?en H?nden erw?rgen. Nur … der Marquis war ein kr?ftiger Mann, und Vars sp?rte, wie die Angst in ihm aufstieg, ihn festhielt und sich weigerte, ihn die Dinge tun zu lassen, die er so dringend tun wollte. „Solche Worte grenzen an Verrat, mein Herr“, sagte eine Stimme von hinten. Vars atmete erleichtert auf, als er Finnal erkannte, der sich durch die Menge dr?ngte. „Und das w?rde mein Vater nicht guthei?en.“ Der Mann wich ein wenig zur?ck. „Ich habe nichts dergleichen gemeint. Nur dass die traditionellen Rollen des Adels –“ „Die traditionelle Rolle des Adels besteht darin, den K?nig zu unterst?tzen“, sagte Finnal. Er verbeugte sich in Vars Richtung. „Bitte fahrt fort, Majest?t.“ Dank der Unterst?tzung Finnals konnte Vars sp?ren, wie ein Teil seines Vertrauens zur?ckkehrte. „Wir haben Informationen, dass die Leute von K?nig Ravin ?ber die Insel Leveros angreifen“, sagte Vars. „Meine eigene Schwester hat ihr Leben riskiert, um uns diese Informationen zu bringen.“ Erin konnte jetzt als seine Schwester gelten, da sie etwas N?tzliches getan hatte. Sie w?rde bald wieder nur seine Halbschwester sein. „Wir sind uns dessen bewusst“, sagte Kommandant Harr vom Sporn. „Die Frage ist, was wir tun, um dem entgegenzuwirken. Die milit?rischen Implikationen sind komplex und …“ „Die milit?rische Situation ist einfach“, sagte Vars. „Wir haben Informationen, von denen unser Feind nicht gedacht hat, dass wir sie haben w?rden. Wir wissen, dass sie im Norden angreifen. Sie glauben, dass wir durch den Angriff auf die s?dlichen Br?cken v?llig abgelenkt sind. Deshalb werden wir ihnen entgegengehen.“ „Und was bedeutet das?“, fragte Kommandant Harr. Irgendwie hatte der alte Mann immer eine Art gehabt, Vars Fragen zu stellen, die ihm das Gef?hl gaben, v?llig unwissend zu sein. „Welche Truppen sollen wir schicken und welche sollen wir zur?cklassen?“ „Aber Kommandant“, sagte Vars. „Wir senden Eure Ritter.“ „Alle von ihnen?“, rief der Vertreter des Hauses der Waffen erstaunt. „Aber w?rde das Royalsport nicht g?nzlich ohne Verteidigungskr?fte zur?cklassen?“ „Die Wachen werden offensichtlich hier bleiben“, sagte Vars. „Und die privaten Kr?fte meiner loyalen Adligen.“ Er sah sich um, um sicherzustellen, dass sie loyal waren. „Aber die Ritter des Sporns werden nach Norden reiten, um sich der Bedrohung zu stellen, zusammen mit so vielen Soldaten, wie sie schnell mobilisieren k?nnen. Wir werden sie angreifen, wenn sie landen, und sie ?berraschen!“ Die Brillanz des Plans lag in seiner Einfachheit und seiner Geschwindigkeit. Es bedeutete auch, dass die K?mpfe weit entfernt von der Hauptstadt stattfinden w?rden. Vars konnte den Sieg f?r sich in Anspruch nehmen, ohne sich jemals dem Schlachtfeld n?hern zu m?ssen. Es war der beste Plan. „Ich glaube wirklich nicht, dass …“, begann Kommandant Harr, aber Vars unterbrach ihn. „Das ?berraschungsmoment liegt auf unserer Seite“, sagte er. „Unser Feind glaubt, dass er uns ausgetrickst hat und dass er den Norden unseres K?nigreichs nach Belieben verw?sten kann. Diese Situation wird nicht lange anhalten. Er wird damit rechnen, dass nach seiner Landung Boten nach S?den gesendet werden. Also m?ssen wir jetzt handeln. Wir werden alle Anstrengungen unternehmen, um mit einem entscheidenden Hammerschlag alles zu beenden. Wir werden K?nig Ravins Kopf auf einen Spie? stecken und ihm zeigen, dass das s?dliche K?nigreich uns nicht angreifen und nicht einfach meine Schwester entf?hren, meinen Bruder t?ten und meinen Vater fast ermorden kann!“ Vars interessierten all diese Dinge nicht, aber wenn es die interessierte, die dort unter ihm versammelt waren, w?rde er sie alle benutzen, um sich durchzusetzen. Trotzdem stritten sie sich. Wo sie seinen Plan h?tten bejubeln sollen, seinen Namen h?tten singen sollen, diskutierten sie stattdessen. Es sprachen so viele Leute gleichzeitig, dass Vars nur Fragmente davon heraush?ren konnte. „Die historischen Pr?zedenzf?lle sind besorgniserregend …“, sagte der Gesandte der Gelehrten. „Ein solcher Schritt w?rde bedeuten, dass wir die Last tragen m?ssten“, sagte ein Graf. "… ganz zu schweigen von den Auswirkungen auf die Ackerfl?chen, durch die sie sich bewegen“, sagte einer der Ritter, als ob gew?hnliche Ritter bei all dem ein Mitspracherecht h?tten. Sogar die Frau aus dem Haus der Seufzer schien zu glauben, sie k?nne sprechen und fl?sterte den Leuten neben ihr in Worten zu, die Vars nicht h?ren konnte. Zu seiner ?berraschung nickten einige von ihnen sogar, als k?nnte jemand aus diesem Haus mehr ?ber Krieg wissen als ihr K?nigsregent. "… sollte auf Befehle von K?nig Godwin warten, wenn er aufwacht“, sagte ein Adliger, und Vars sp?rte, wie die Wut in ihm wuchs. Noch einmal trat Finnal ein und hielt seine H?nde hoch. „Meine Lordschaften und Damen“, sagte er. „Wir hatten reichlich Gelegenheit, dar?ber zu diskutieren, aber jetzt ist es an der Zeit zu handeln. Der Regent des K?nigs hat eine Entscheidung zum Wohl des Landes getroffen, und es liegt an uns, danach zu handeln. Ich sage jetzt, als Teil seiner Familie und als sein Freund, ich wei?, dass K?nigsregent Vars unser aller Sicherheit im Sinn hat. Wir m?ssen es tun; wir m?ssen sofort die Streitkr?fte von K?nig Ravin im Norden angreifen!“ Das wurde bejubelt, und Vars war daf?r dankbar, umso mehr, als er sah, dass die Ritter in der Menge anfingen, sich zu bewegen und zum Schlosshof gingen, um Vorr?te zu sammeln. Es gab ihm ein starkes Gef?hl der Befriedigung, zu wissen, dass die Leute taten, was er befohlen hatte, auch wenn Finnals Hilfe dazu n?tig war. Gleichzeitig war er w?tend. W?tend, dass die Leute ?ber ihn gesprochen, ihn hinterfragt und auf ihn herabgesehen hatten, obwohl er jetzt schon K?nig war, au?er im Namen. Er konnte nicht erlauben, dass es so blieb, konnte es nicht zulassen. Er musste handeln. KAPITEL NEUN K?nig Ravin stand am Bug seines Flaggschiffs, seine R?stung leuchtete wie die eines Helden, seine Krone trug er auf seinen dunklen Locken und seine Hand lag auf seinem Schwert, um sicherzustellen, dass er von Kopf bis Fu? wie ein Kriegerk?nig aussah, w?hrend sich seine Armada der K?ste in der N?he der Stadt Astare n?herte. Eine Welle der Zufriedenheit durchstr?mte ihn. Es war immer eine Freude zu wissen, dass die Dinge so verlaufen waren, wie er sie geplant hatte, sei es die Eroberung einer gejagten Kreatur, einer Frau oder eines K?nigreichs. Er hatte die gleiche Befriedigung empfunden, als er seinem Vater vor so vielen Jahren den Thron abgenommen hatte, und hatte bei jeder Gruppe Stiller M?nner, die auf seinen Befehl hin das Nordreich infiltrierten, einen Hauch davon gesp?rt, bei jedem Spion, der weitere Einzelheiten ?ber die Landschaft, die D?rfer, die Vorr?te zur?ckbrachte. Er hatte jedes Detail der Eroberung geplant, und jetzt entfaltete es sich genau so, wie es sollte. Er wusste, dass seine M?nner ihn nun beobachten und auf weitere Befehle warteten. Ein Dutzend seiner Schiffe griffen die Stadt bereits an, aber der Rest wartete, seine Autorit?t hielt sie zur?ck. Kein Mann h?tte es gewagt, ohne sein Kommando zu handeln, und nicht nur, weil sie alle wussten, dass dies f?r sie und ihre Familien der Tod war. Jeder Mann dort wusste, dass sie nur einen Teil des Ganzen kannten, dass nur ihr K?nig den gesamten Plan verstand. Das war so wie es sein sollte. Ein K?nig, der sich immer in die Karten sehen lie?, blieb nicht lange K?nig. Dazu musste man sich nur seinen Vater, den Narren ansehen, der Ravin mit jedem Gedanken, jeder Idee vertraut hatte. Es hatte es leicht gemacht, das K?nigreich zu vereinen, nachdem er weg war. „Nun?“, fragte Ravin und wandte sich wieder dem Deck des Schiffes zu. Dort warteten Kommandanten, ein Kommandant der Flotte, ein Kommandant der Soldaten und ein dritter in der gew?hnlichen Kleidung der Stillen M?nner. Neben ihnen stand ein Gelehrter, der eine Nachricht von einem Botenvogel brachte. Weil er am meisten Angst hatte, lie? Ravin ihn warten und zeigte stattdessen auf den Admiral der Flotte. „Majest?t“, sagte der Mann. „Die Reise von Leveros hat nur minimale Verluste verursacht. Die Vorhut hat Truppen an Land gebracht, wie Sie es befohlen haben, und ist jetzt wieder in Position mit der Flotte. Die anderen Schiffe warten auf Ihren Befehl, die K?ste einzunehmen.“ Ravin wandte seine Aufmerksamkeit dem Kommandanten der Truppen zu, die er nach Astare geschickt hatte. „Und Ihr?“ Der Mann verneigte sich. „Majest?t, der Angriff auf die Stadt geht bereits voran. Es gibt nur minimale Verteidigungskr?fte und wir gehen davon aus, dass wir innerhalb weniger Stunden die volle Kontrolle dar?ber haben. Die M?nner wurden angewiesen, alle zu t?ten, die sich widersetzen.“ „Und meine Stillen M?nner?“, fragte Ravin die dritte Gestalt. „Befinden sich in Siedlungen innerhalb des K?nigreichs und sind bereit, Ihre Truppen auf dem Marsch von Astare nach Royalsport zu empfangen“, sagte der Mann. K?nig Ravin nickte. Schlie?lich wandte er sich an den ver?ngstigten Boten. „Ihr werdet mir sagen, dass meine Streitkr?fte im S?den besiegt wurden.“ Es war keine Frage, aber trotzdem nickte der Mann. „K?nig Godwin fiel in den K?mpfen, und Prinz Rodry ist tot, aber sie haben es geschafft, Prinzessin Lenore zu befreien, und die Br?cke wurde mit Euren Kr?ften darauf zerst?rt“, sagte der Mann mit erstickter Stimme. K?nig Ravin zuckte mit den Schultern und sah, wie sich die Augen des Boten ?berrascht weiteten. „Habt Ihr gedacht, ich h?tte das nicht erwartet?“, fragte er. „Der Angriff auf den S?den war immer zum Scheitern verurteilt, und wenn sie eine Prinzessin befreit haben, was k?mmert es mich?“ Nicht, dass die Prinzessin zu gegebener Zeit nicht ihm geh?ren w?rde. Alles im Nordreich w?re sein. Er schritt zur Seite des Schiffes und nahm die Gr??e seiner Flotte in sich auf. Dort standen so viele M?nner aus allen Teilen seines K?nigreichs bereit. Es gab Stammesangeh?rige aus den W?sten und Stadtbewohner in R?stung, ehemalige Piraten von der K?ste und Sklavenlegion?re, die nie etwas anderes als Gewalt gekannt hatten. Alle trugen jetzt das Rot seiner k?niglichen Farben; alle trugen die gleiche R?stung. Das war ein Teil dessen, warum diese Invasion stattfinden musste. Ravin hatte sein K?nigreich vereinigt, alle kleinen Andersdenkenden ?berzeugt und diejenigen vernichtet, die versuchen k?nnten, sich gegen ihn zu stellen, doch er wusste, dass ein Mann nicht alles mit Gewalt zusammenhalten konnte. Es war bei Weitem besser, ihnen einen Traum zu geben, eine gemeinsame Sache … einen Feind. Man sagt ihnen, dass die Zeit gekommen war, sich dem Nordreich zu stellen, und tausend Fragmente, die sich unter anderen Umst?nden gegenseitig bek?mpft haben k?nnten, wurden zu einer geballten Faust, mit der man zuschlagen konnte. Der andere Teil war einfach: Das K?nigreich geh?rte ihm. Diese Vorstellung eines separaten Nordreichs konnte nicht weiter bestehen. Es war in den Tagen der alten K?nige nicht wahr gewesen, war nicht wahr gewesen, bevor Magie und Drachenfeuer den Slate zwischen die beiden Teile gebohrt hatten. Einst hatten K?nige die ganze Region regiert. K?nige seiner Linie. Er hatte es von den Gelehrten seines K?nigreichs erforschen lassen. Er hatte diejenigen gefoltert, die versucht hatten, sich zu dr?cken, oder die ihn angelogen hatten. Schlie?lich hatte er sie seine Vorfahren bis zu den ersten K?nigen seines Reiches zur?ckverfolgen lassen. Jetzt w?rden sie wieder K?nige beider K?nigreiche zusammen sein. „Wie lauten Eure Befehle, mein K?nig?“, fragte der Kommandant der Bodensoldaten. „Der Weg ist frei f?r den Rest Eurer Truppen, um in Astare zu landen und von dort nach S?den zu reiten.“ K?nig Ravin richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Mann. „Ihr geht. Nehmt noch drei Schiffe mit M?nnern mit, aber nicht mehr. Sichert die Stadt und reitet dann wie geplant nach S?den.“ Êîíåö îçíàêîìèòåëüíîãî ôðàãìåíòà. Òåêñò ïðåäîñòàâëåí ÎÎÎ «ËèòÐåñ». Ïðî÷èòàéòå ýòó êíèãó öåëèêîì, êóïèâ ïîëíóþ ëåãàëüíóþ âåðñèþ (https://www.litres.ru/pages/biblio_book/?art=63590541&lfrom=688855901) íà ËèòÐåñ. Áåçîïàñíî îïëàòèòü êíèãó ìîæíî áàíêîâñêîé êàðòîé Visa, MasterCard, Maestro, ñî ñ÷åòà ìîáèëüíîãî òåëåôîíà, ñ ïëàòåæíîãî òåðìèíàëà, â ñàëîíå ÌÒÑ èëè Ñâÿçíîé, ÷åðåç PayPal, WebMoney, ßíäåêñ.Äåíüãè, QIWI Êîøåëåê, áîíóñíûìè êàðòàìè èëè äðóãèì óäîáíûì Âàì ñïîñîáîì.
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