Êîò ìóðëû÷åò... áåë è ñåð, Îí ïîíÿòëèâûé... Æèë äà áûë ýñýñýñýð - Òðàâû ìÿòíûå. Òðàâû ìÿòíûå, åùå Ìàòü-è-ìà÷åõà, Ðåêè ñ ñèãîì è ëåù¸ì - Ìàòåìàòèêà! Óðàâíåíèÿ, èêñû, Ñèíóñ-êîñèíóñ... Âîçëå ñòàäà âîë÷üÿ ñûòü... Ïàðíè ñ êîñàìè... Ñ÷àñòüå óøëîå ëîâè - Äåâêè ñ âîëîñîì Ðàñïåâàëè î ëþáâè Ñëàäêèì ãîëîñîì... À âåñåííåþ ïîð

Das Feuerzepter

Das Feuerzepter Morgan Rice „Ein starker Startschuss zu einer Serie, die eine gute Mischung aus lebhaften Protagonisten und herausfordernden Situationen bietet und nicht nur junge, sondern auch erwachsene Fantasy-Fans mit epischen Geschichten ?ber starke Freundschaften und Feindschaften in ihren Bann zieht.“--Midwest Book Review (Diane Donovan) (?ber A Throne for Sisters)„Morgan Rices Ideenreichtum ist grenzenlos!”--Books and Movie Reviews (?ber A Throne for Sisters)Von der Fantasy Bestsellerautorin Morgan Rice kommt eine neue Serie f?r junge — und auch erwachsene Leser! Fans von Harry Potter und Percy Jackson aufgepasst!In DAS FEUERZEPTER: OLIVER BLUE UND DIE SCHULE F?R SEHER (BUCH VIER) wird der zw?lfj?hrige Oliver Blue auf eine wichtige Mission geschickt, um die Schule f?r Seher zu retten. Er muss in die Vergangenheit reisen, um im Florenz des Jahres 1592 das Artefakt zu finden, das sie alle erl?sen kann. Doch das Geheimnis wird von niemand geringerem als Galileo h?chstpers?nlich bewacht.  Oliver sucht nach einem der gr??ten Wissenschaftler und Erfinder aller Zeiten – dem Mann, der nicht nur das Teleskop erfunden, sondern auch mehrere Planeten entdeckt hat. Und wieder stellt sich die Frage: Ist auch er ein Seher? Und hat er noch andere Geheimnisse?Sein Bruder Chris, der st?rker ist als je zuvor, ist weiterhin fest entschlossen, Oliver endlich zu vernichten. Diesem wird bald klar, dass es sich um ein Wettrennen gegen die Zeit handelt: Das Schicksal der Schule – und der Welt – steht auf dem Spiel. Die mitrei?ende Fantasy-Geschichte DAS FEUERZEPTER bildet den vierten Teil einer fesselnden neuen Serie voller Magie, Liebe, Humor, Sehnsucht, Schicksal und spannenden Wendungen. Die Geschichte von OLIVER BLUE wird auch Sie bezaubern und bis tief in die Nacht hinein fesseln.Buch #5 in der Reihe wird auch bald erh?ltlich sein!„Der Beginn einer bemerkenswerten Geschichte.” --San Francisco Book Review (?ber A Quest of Heroes) DAS FEUERZEPTER (OLIVER BLUE UND DIE SCHULE F?R SEHER – BUCH VIER) MORGAN RICE Morgan Rice Als Autorin von Fantasy-Epen wie der siebzehn-b?ndigen Reihe DER RING DER ZAUBEREI; der zw?lf-b?ndigen Bestseller Serie DER WEG DER VAMPIRE; der bisher zwei-b?ndigen post-apokalyptischen Bestseller Serie DIE TRILOGIE DES ?BERLEBENS; der sechs-b?ndigen epischen Fantasy Serie VON K?NIGEN UND ZAUBERERN und dem neuen Fanatsy-Epos Serie F?R RUHM UND KRONE geh?rt Morgan Rice zu den Bestsellern in ihrem Genre. Morgans B?cher sind als H?r- und Printb?cher in mehr als 25 Sprachen erh?ltlich. Morgan w?rde sich freuen von Ihnen zu h?ren. Besuchen Sie deshalb gerne ihre Homepage www.morganricebooks.com (http://www.morganricebooks.com) und registrieren Sie sich f?r ihre E-Mail-Liste. Sie erhalten daf?r ein kostenloses Buch und Extra. Downloaden Sie auch die kostenlose App und erhalten Sie die neusten Neuigkeiten ?ber Facebook und Twitter! Resonanz auf Morgan Rice „Wenn Sie dachten, dass es nach dem letzten Teil von THE SORCERER’S RING keinen Grund mehr gibt, weiterzuleben, dann haben Sie falsch gedacht. Mit RISE OF THE DRAGONS hat Morgan Rice den Auftakt zu einer vielversprechenden neuen Romanreihe geschaffen, in der er uns in eine Fantasy-Welt voller Trolle und Drachen, Heldenmut, Ehre, Tapferkeit, Magie und Vertrauen versetzt. Wieder hat Morgan es geschafft, ein starkes Set von Protagonisten zu erschaffen, das den Leser mit jeder Seite aufs Neue ?berzeugt... Diese Romanreihe ist f?r jede B?chersammlung ?berzeugter Fantasy-Leser absolut empfehlenswert.“ --Buch- und Filmrezensionen, Roberto Mattos „Action-geladene Fantasy, die allen Fans von Morgan Rice Geschichten definitiv gef?llt, aber auch Fans von Werken wie THE INHERITANCE CYCLE von Christopher Paolini… und Fans von Young Adult Fiction werden dieses neueste Werk von Rice verschlingen und um mehr betteln.“ --The Wanderer, Ein Literaturjournal (?ber Rise of the Dragons) „Fantasy mit Geist, bei der auch Elemente von Mystery und Intrigen in die Storyline verwoben sind. In A Quest of Heroes geht es um Courage und um die Erkenntnis, dass der Sinn des Lebens in pers?nlicher Entfaltung, Reife und Vortrefflichkeit besteht… F?r alle, die gehaltvolle Fantasy-Abenteuer lieben, bieten die Protagonisten, die einzelnen Elemente und die Action eine lebhafte Mischung von Begegnungen, die sich um Thors Entwicklung von einem vertr?umten Kind zu einem jungen Erwachsenen drehen, dessen ?berleben schier unm?glich scheint… Der Beginn einer vielversprechenden, epischen Reihe f?r junge Erwachsene.“ --Midwest Book Review, D. Donovan, eBook Reviewer „THE SORCERER’S RING besitzt alle Zutaten f?r einen unmittelbaren Erfolg: Plots und Gegenplots, Mystery, tapfere Ritter, aufbl?hende Beziehungen und gebrochene Herzen, T?uschung und Betrug. Dieses Buch unterh?lt den Leser ?ber Stunden hinweg und findet Anklang bei allen Altersgruppen. F?r jede Fantasy-Sammlung nur zu empfehlen.“ --Buch- und Filmrezensionen, Roberto Mattos „In diesem Action-geladenen ersten Buch der epischen Fantasy-Reihe THE SORCERER’S RING (derzeit bestehend aus vierzehn Teilen) stellt Rice dem Leser den vierzehnj?hrigen Thorgrin „Thor“ McLeod vor, der davon tr?umt, der Silbernen Legion beizutreten – eine elit?re Gruppe von Rittern, die dem K?nig dienen… Rices Schreibstil ist solide, die Ausgangssituation fesselnd.“ --Publishers Weekly B?cher von Morgan Rice DIE INVASIONSCHRONIKEN ?BERMITTLUNG (Buch #1) ANKUNFT (Buch #2) STEIGFLUG (Buch #3) DER WEG DES STAHLS EHRE WEM EHRE GEB?HRT (Buch 1) NUR DEN TAPFEREN (Buch 2) NUR DEN ERW?HLTEN (Buch 3) EIN THRON F?R SCHWESTERN EIN THRON F?R SCHWESTERN (Buch #1) EIN GERICHT F?R DIEBE (Buch #2) EIN LIED F?R WAISEN (Buch #3) EIN KLAGELIED F?R PRINZEN (Buch #4) EIN JUWEL F?R K?NIGE (Buch #5) EIN KUSS F?R K?NIGINNEN (Buch #6) F?R RUHM UND KRONE SLAVIN, KRIEGERIN, K?NIGIN (Buch 1) SCHURKIN, GEFANGENE, PRINZESSIN (Buch 2) RITTER, THRONFOLGER, PRINZ (Buch 3) REBELL, SCHACHFIGUR, K?NIG (Buch 4) SOLDAT, BRUDER, ZAUBERER (Buch 5) HELD, VERR?TER, TOCHTER (Buch 6) HERRSCHER, RIVALE, VERBANNTE (Buch 7) SIEGER, BESIEGTER, SOHN (Buch 8) VON K?NIGEN UND ZAUBERERN DER AUFSTAND DER DRACHEN (Buch 1) DER AUFSTAND DER TAPFEREN (Buch 2) DAS GEWICHT DER EHRE (Buch 3) DIE SCHMIEDE DES MUTS (Buch 4) EIN REICH DER SCHATTEN (Buch 5) DIE NACHT DER VERWEGENEN (Buch 6) DER RING DER ZAUBEREI QUESTE DER HELDEN (Buch 1) MARSCH DER K?NIGE (Buch 2) FESTMAHL DER DRACHEN (Buch 3) KAMPF DER EHRE (Buch 4) SCHWUR DES RUHMS (Buch 5) ANGRIFF DER TAPFERKEIT (Buch 6) RITUS DER SCHWERTER (Buch 7) GEW?HR DER WAFFEN (Buch 8) HIMMEL DER ZAUBER (Buch 9) MEER DER SCHILDE (Buch 10) REGENTSCHAFT DES STAHLS (Buch 11) LAND DES FEUERS (Buch 12) DIE HERRSCHAFT DER K?NIGINNEN (Buch 13) DER EID DER BR?DER (Buch 14) DER TRAUM DER STERBLICHEN (Buch 15) DAS TOURNIER DER RITTER (Buch 16) DAS GESCHENK DER SCHLACHT (Buch 17) DIE TRILOGIE DES ?BERLEBENS ARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (Buch 1) ARENA ZWEI (Buch 2) ARENA DREI (Buch 3) GEFALLENE VAMPIRE VOR DEM MORGENGRAUEN (Buch 1) DER WEG DER VAMPIRE GEWANDELT (Buch 1) VERG?TTERT (Buch 2) VERRATEN (Buch 3) BESTIMMT (Buch 4) BEGEHRT (Buch 5) VERM?HLT (Buch 6) GELOBT (Buch 7) GEFUNDEN (Buch 8) ERWECKT (Buch 9) ERSEHNT (Buch 10) BERUFEN (Buch 11) BESESSEN (Buch 12) Wussten Sie, dass ich mehrere Serien geschrieben hat? Wenn Sie noch nicht alle kennen, klicken Sie einfach auf einen der Titel und holen Sie sich den Serienauftakt! (http://www.morganricebooks.com/book/return/) Freuen Sie sich ?ber Sie kostenlose B?cher? Setzten Sie Ihren Namen auf die E-Mail Liste von Morgan Rice und erhalten Sie vier kostenlose B?cher, drei kostenlose Karten, eine kostenlose App, ein kostenloses Spiel, einen kostenlosen illustrierten Roman, sowie exklusive Werbegeschenke! Zum Abo geht es hier: www.morganricebooks.com (http://www.morganricebooks.com) Copyright © 2018 by Morgan Rice. Alle Rechte vorbehalten. Au?er mit Genehmigung unter dem U.S. Copyright Act von 1976 darf kein Teil dieser Ver?ffentlichung vervielf?ltigt, weitergegeben oder in jedweder Form durch jegliche Mittel ?bertragen oder in einer Datenbank oder einem Speichersystem gespeichert werden, ohne ausdr?ckliche Genehmigung des Autors. Dieses eBook ist rein f?r Ihre pers?nliche Unterhaltung lizenziert. Dieses eBook darf nicht weiterverkauft oder an andere Leser weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch gerne mit anderen Personen teilen m?chten, erwerben Sie bitte eine weitere Kopie f?r jeden weiteren Leser. Wenn Sie dieses eBook lesen ohne eine eigene Kopie erworben zu haben, geben Sie es bitte zur?ck und erwerben Sie eine eigene Kopie. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren. Dieses Buch beruht auf Fiktion. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Gegebenheiten sind entweder vom Autor ausgedacht oder fiktional verwendet. Jede ?hnlichkeit zu real existierenden Personen, lebend oder verstorben, ist absolut zuf?llig. Coverbild Copyright DreamcatcherDiana, lizenziert durch Shutterstock.com. INHALT PROLOG (#u04793611-a955-52fe-93b2-8002c5608e9d) KAPITEL EINS (#ufa455a1c-e599-526c-b90d-06b1ca2239c3) KAPITEL ZWEI (#ub7ac4831-864f-5377-97b6-b7ac6d98e2c1) KAPITEL DREI (#u75b8e7ff-65da-5532-84d9-40e6545457eb) KAPITEL VIER (#ue998cf37-52f5-5fe2-ac7f-42843ede24a4) KAPITEL F?NF (#u94401b8e-dab8-5cc3-b457-4579c511853d) KAPITEL SECHS (#uf2abdeb5-a833-59f6-81b5-fa6a433dca31) KAPITEL SIEBEN (#u8760e8b3-5ff4-5b50-9482-ff85d57de696) KAPITEL ACHT (#u9e7aeefb-a64d-5fb6-b047-540a6328f02c) KAPITEL NEUN (#udbb62756-80d1-58e0-9654-edd99709b5c8) KAPITEL ZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ELF (#litres_trial_promo) KAPITEL ZW?LF (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHSUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) EPILOG (#litres_trial_promo) PROLOG Oliver blickte ungl?ubig in Esthers Augen. Mit jeder Sekunde, die verging, wurden sie gr?ner. Die Macht des Elixiers restaurierte ihre Gesundheit. „Du hast mich gerettet, Oliver“, sagte sie mit glitzernden Augen. Sie l?ste sich aus seiner Umarmung und stand auf. Oliver folgte ihrem Beispiel, w?hrend er sie noch immer wie ein Gespenst anstarrte. Noch vor einigen Tagen war sie dem Tod so nahe gewesen. Jetzt stand sie da, gro? und stark, und sah h?bscher und strahlender aus als je zuvor. Sie schien sogar fast zu leuchten. „Esther?“, rief Ralph. „Wow…“, murmelte Walter. „Du gl?hst ja“, stotterte Simon. Seine hellblauen Augen waren rund wie Monde. „Was war da drin?“, fragte nun auch Hazel, die das Glasgef?? betrachtete, in dem sie das Elixier transportiert hatten. Doch bevor Oliver etwas sagen konnte, brachte ein pl?tzliches, erdbeben?hnliches Ruckeln ihn zur?ck ins Hier und Jetzt. Er erinnerte sich daran, dass er sich in der Schule f?r Seher befand, die aus Gr?nden, die er nicht verstand, heftig wackelte und um sie herum in sich zusammenfiel. Er blickte durch den Gang zum Hauptatrium. Hunderte, schmuddelig aussehende, Seher-Sch?ler rannten durch die Halle. Sie waren verletzt oder mit dem Schmutz der zerbr?selnden W?nde bedeckt. Doktor Ziblatt trieb sie in Professor Amethysts Arme. Da realisierte Oliver, was vor sich ging. Professor Amethyst hatte das versteckte Zeitreisen-Portal im Kapok-Baum aktiviert, ein wirbelnder Vortex klaffte in der Mitte. Die Seher-Sch?ler eilten ins Innere und sausten zu einem unbekannten Ziel. Die Schule wurde evakuiert. „Das sind die letzten!“, rief Doktor Ziblatt. Ihr wei?er Laborkittel war voller Schmutz. „Die Schule ist leer.“ „Dann los!“, rief Professor Amethyst. Sie sah ihn an, Tr?nen glitzerten in ihren Augen. Sie dr?ckte seine Hand. „Viel Gl?ck, Sir. Ich hoffe, Sie auf der anderen Seite wiederzusehen.“ Der alte Schulleiter nickte. Dann sprang Doktor Ziblatt in den wirbelnden Vortex und verschwand. Oliver konnte nicht glauben, was vor sich ging. Er hatte gewusst, dass die Aktivierung des Elixiers mit unvorhersehbaren Resultaten einhergehen w?rde – aber nicht in einer Million Jahren h?tte er gedacht, dass seine geliebte Schule zerfallen k?nnte! Die Schule f?r Seher hatte doch den Ruf, unzerst?rbar zu sein! Das hatte er zumindest immer gedacht. Aber sein Einmischen in die Zeitachsen und den Lauf der Geschichte hatten einen unerwarteten, zerst?rerischen Effekt. Er hatte Esther gerettet - aber zu welchem Preis? Da erblickte Professor Amethyst sie im Korridor. „Schnell!“, rief er und winkte Oliver und seine Freunde zu sich neben den Vortex des Kapok-Baums. Oliver blickte ?ber seine Schulter zu seinen Freunden – Walter, Simon, Hazel und Ralph. Die besten Freunde, die ein Junge sich w?nschen konnte. „Die Schule f?llt in sich zusammen“, stotterte er ungl?ubig und seine Kehle wurde eng. Nicht die Schule f?r Seher. Nicht sein Zufluchtsort. „Wir m?ssen evakuieren.“ „Dann los“, sagte Hazel, die damit k?mpfte, w?hrend dem Beben aufrecht stehen zu bleiben. Die W?nde wackelten und ruckelten, als sie den Korridor entlang in Professor Amethysts Richtung liefen. Das Beben war so heftig, dass das Gehen dem Waten durch Molasse ?hnelte. Zentimeter f?r Zentimeter kam die Gruppe dem Portal zur Sicherheit n?her. Doch als sie gerade mal eine Arml?nge vom Kapok-Baum entfernt waren, h?rten sie ein lautes Krack von oben. Oliver keuchte und sah hinauf. Einer der riesigen ?ste des Kapok-Baums hatte sich vom Stamm gel?st und fiel nach unten. Geradewegs auf Esther zu! Ohne auch nur eine Nanosekunde dar?ber nachzudenken, sprang Oliver nach vorne und schob Esther aus dem Weg. Sie landeten mit einem schmerzhaften Knirschen auf dem Boden, Olivers K?rper auf ihrem. Der Ast landete neben ihnen, der mitgebrachte Schutt regnete auf sie herunter. Esther hustete und schielte unter ihren Armen hervor. „Danke“, quietschte sie. Dann hustete sie erneut, als der feine Puder der br?selnden W?nde in ihre Atemwege gelangte. Da h?rte Oliver Professor Amethysts Aufschrei. „NEIN!“ Oliver sah auf, blinzelte durch die Staubwolke hindurch und erkannte, dass der wirbelnde Vortex verschwunden war. Stattdessen spaltete ein riesiger Zickzackriss den gesamten Stamm des Kapok-Baums. Das Zeitportal war zerst?rt. Und jetzt? Oliver dachte fieberhaft nach, w?hrend er sich auf die F??e zog. Wenn sie es in die sechste Dimension schaffen konnten, hatten sie vielleicht eine Chance. Aber die befand sich ganz oben im Erdgeschoss der Schule, w?hrend sie f?nfzig Stockwerke unter dem Boden weilten. Oliver war verzweifelt. Professor Amethyst eilte auf sie zu. „Schnell. Kommt. Kommt schon“, sagte er winkend. Oliver hatte den Schulleiter noch nie so au?er sich gesehen. So ver?ngstigt. Das verdeutlichte nur noch mehr, wie fatal ihre Situation wirklich war. Die Gruppe eilte hinter Professor Amethyst her. Der ?ltere Mann f?hrte sie einen Korridor entlang, der ebenfalls mit einem X gekennzeichnet war und damit f?r Sch?ler verboten. Oliver hatte keine Ahnung, wo er hinf?hrte und wie Professor Amethysts Plan aussah. Aber er hatte seinem Schulleiter immer vertraut. Sein Mentor hatte ihn nie entt?uscht. Sie rannten durch den Korridor. Das Beben war nun so stark, dass Oliver meinte, seine Z?hne rasseln zu h?ren. Es war, als st?nden sie neben einem Pressluftbohrer. Er konnte es mit jeder Faser seines K?rpers sp?ren. Endlich erreichten sie das Ende des Ganges. Vor ihnen war eine T?r. Sie ?hnelte der, durch die sie gereist waren, um aus Leonardo da Vincis Werkstatt zur?ck zur Schule zu gelangen. Leonardo hatte ihnen dabei geholfen, das kostbare Elixier herzustellen, mit dem sie Esther geheilt hatten. Das Elixier, dachte Oliver bitter. Das Elixier, das diese katastrophale Reaktion ausgel?st hatte. Professor Amethyst ?ffnete schwungvoll die T?r. Der Wind schien Oliver zu sich zu ziehen. Er nahm Esther bei der Hand, Ralph packte ihn an der anderen. Er sah sich um und entdeckte, dass seine Freunde sich allesamt aneinander festhielten. Walter an Simon, Simon and Ralph und so weiter. Sie bildeten eine Kette und vereinigten ihre St?rke um der Kraft des Windes entgegen zu wirken. „Du musst springen!“, rief Professor Amethyst. Oliver sah durch die ge?ffnete T?r. Es war stockdunkel. „Wohin bringt es uns?“, rief er zur?ck. Der Wind schob ihm sein blondes Haar in die Augen. Er bemerkte, dass er zitterte. Esther dr?ckte seine Hand fester. „Los!“, schrie der Schulleiter. Oliver schielte schnell zu seinen Freunden. Er realisierte, dass sie darauf warteten, dass er sie anf?hrte. Darauf, dass er zuerst sprang. Er musste mutig sein und ihnen den Weg zeigen. Oliver schluckte die Nervosit?t herunter. Er lie? Esther und Ralph los und warf sich in die Dunkelheit. KAPITEL EINS In der schwarzen Leere des Nichts sp?rte Christopher Blue einen Sog, der sich vielleicht mit der Anziehungskraft von Magneten vergleichen lie?. Es war ein furchtbares Gef?hl und eines, an das er sich bereits schmerzhaft gew?hnt hatte. Das Gef?hl der Zusammensetzung seiner Atome. Er wusste, was als n?chstes kam, sobald er wieder seine menschliche Form eingenommen hatte: das ziehende, rei?ende, qualvolle Gef?hl des Auseinandergezogen-Werdens. Atom f?r Atom. Immer wieder und wieder. Wie oft hatte er das nun schon durchlebt? Hundert Mal? Millionen Mal? Befand er sich seit Tagen oder seit Jahren in diesem endlosen, furchtbaren Kreislauf? Er wusste es nicht. Sein Leben bestand aus dem immerw?hrenden Dr?cken und Ziehen des Nichts, dem einnehmenden Gef?hl des Hasses – und dem Namen Oliver. Oliver. Sein Bruder. Das Objekt seiner tiefen Abscheu. Der Grund, weswegen er hier gelandet war. Er war allein im Nichts. Es gab keine Ger?usche. Kein Licht. Nur den schrecklichen Kreislauf, der seine Atome auseinanderzog und wieder zusammenf?gte. Doch Chris hatte seine Erinnerungen und die wiederholten sich so oft wie das Zerrei?en seiner Atome. Er dachte an Oliver. An seinen Moment der Feigheit im alten Italien, als ihm klar wurde, dass er ihn nicht t?ten konnte. Und er dachte an die Portale, die immer n?herkamen, ihm schlie?lich die Extremit?ten vom K?rper rissen und ihn an einen Ort zwischen den Zeiten schickten. Er verweilte in diesen Erinnerungen w?hrend er den schmerzhaften Prozess wieder und wieder durchlitt. Pl?tzlich ver?nderte sich etwas. Da war ein Licht. Licht? Chris dachte nach. Er hatte fast vergessen, dass so etwas existierte. Aber es war da. Hell. Ein Gl?hen. Ein blendendes Licht, das in den Augen weh tat. Wie lange war es her, seitdem er zum letzten Mal Licht gesehen hatte? Zwanzig Sekunden? Zwanzig Jahre? Beide Antworten klangen f?r Chris absolut plausibel. Das Licht wurde immer heller und im n?chsten Moment war es ?berall. Die Dunkelheit, die seine Wirklichkeit gewesen war, wurde durch dieses pl?tzliche Licht ausgetauscht. Und dann, mit einem zischenden Ger?usch, das aus allen Richtungen zu kommen schien, war Chris pl?tzlich irgendwo. Nicht mehr nirgendwo, sondern irgendwo. An einem Ort mit Steinfliesen auf dem Boden, die kalt an seinen Bauch dr?ckten, und einem Geruch in der Luft, der ihn an ein altes, feuchtes Schloss erinnerte. Chris hatte Ger?che, genauso wie Licht, vollkommen vergessen. Dasselbe galt f?r Ber?hrungen. Und trotzdem waren all diese Sinneswahrnehmungen pl?tzlich wieder da. Die Fliesen an seinem Bauch waren hart im Vergleich zu seinem fleischigen K?rper. Die Luft war k?hl und er f?hlte eine leichte Brise auf seiner Haut. K?rper! Dachte Chris. Haut! Lachend hielt Chris seinen Oberk?rper fest, strich mit seinen H?nden dar?ber. Er sp?rte seine Rippen und sein Schl?sselbein und all das schwammige Fleisch. Er lachte wieder, als ihm d?mmerte, dass er sich nicht mehr in der Leere des Nichts befand, wo er als verstreute Teilchen herumgeschwebt war. Nein, er war wieder ein Ganzes. Und dieses Ganze befand sich in der Wirklichkeit. Jetzt musste er nur noch herausfinden, in welche Wirklichkeit er bef?rdert worden war. Er richtete sich in eine sitzende Position auf und sah sich um. Der Raum sah vertraut aus. Rote W?nde, die wie frisches Blut aussahen. Ein gro?er h?lzerner Thron. Ein Sitzungstisch aus Eiche. Eine hohe, gew?lbte Decke. Eine Glasvitrine voller Waffen und Ampullen. Ein Fenster, durch das graues Licht hereingefiltert wurde. Er stand mit wackeligen Beinen auf und ging zum Fenster. Es ?berblickte ein mit Gras bewachsenes Feld, das sich bis zu einer Baumreihe ausdehnte. Wie schwarze Silhouetten standen die B?ume am Horizont. Gras! Chris war begeistert. B?ume! All das hatte er vergessen. Der Anblick schickte eine Welle der Freude durch seinen K?rper. Sein Lachen wurde hysterisch. „Christopher Blue“, ert?nte eine kalte, weibliche Stimme. Keuchend drehte sich Chris auf seinen Zehenspitzen um. Eine Frau stand im Zimmer. Eine finster dreinblickende Frau, die einen langen schwarzen Umhang trug, der bis zum Boden reichte. Ihre Arme waren verschr?nkt. Mit einer pl?tzlichen Grausamkeit kam ihr Name zu ihm zur?ck: Madame Obsidian. Schreckliche Angst durchfuhr ihn. Er stolperte nach hinten, bis er gegen die Steinmauer stie? und sich nicht weiter zur?ckziehen konnte. „Sie…“, stammelte er. „Sie haben mich gefoltert!“ Jetzt kam alles zur?ck. „Das war deine Strafe“, sagte Madame Obsidian ohne auch nur den kleinsten Funken Reue zu zeigen. „Weil du mich entt?uscht hast. Weil du meinen ausdr?cklichen Befehl verweigert hast. Ich kann es wieder tun. Wann immer ich m?chte.“ Chris sch?ttelte den Kopf. Er hatte das Gef?hl, am Rande der Verzweiflung zu sein. Allein das Wissen, zur?ck an den Ort der Turbulenzen, der unendlichen Qual, zur?ckgeschickt werden zu k?nnen, brachte ihn um den Verstand. „Bitte nicht“, bettelte er und fiel auf die Knie. „Bitte schicken Sie mich nicht zur?ck.“ „Steh auf du wehleidiges Wesen“, sagte Madame Obsidian. „Betteln wird dich nicht retten.“ „Was wird mich retten?“, fragte er verzweifelt und stand auf. „Was kann ich tun, um nie wieder an diesen Ort zur?ckkehren zu m?ssen?“ „Folge meinen Anweisungen“, antwortete sie. „Und t?te Oliver Blue.“ Oliver… Der Name hatte ihn in seiner Zeit im Nichts stets begleitet. Oliver, sein kleiner Bruder. Jahrelang hatte er ihn gehasst. Hatte nichts mehr wollen, als ihm weh zu tun, ihn leiden zu sehen. Und dann, aus Gr?nden, die er nicht l?nger verstand, war er in letzter Sekunde zur?ckgeschreckt. Als Oliver ihm endlich ausgeliefert war, hatte er seine Meinung ge?ndert und ihn gehen lassen. Aber Chris realisierte nun, dass er seine Meinung nicht nochmal ?ndern w?rde. Er hatte keinen Funken von Mitgef?hl mehr ?brig. Nicht f?r Oliver. Nicht f?r irgendjemanden. Seine Zeit im Nichts hatte jedes positive Gef?hl, das er je gehabt hatte, ausgel?scht. Zur?ck blieben lediglich Wut, Angst und Hass. „Ich werde Sie nicht nochmals entt?uschen“, sagte Chris. „Ich werde Oliver Blue vernichten.“ KAPITEL ZWEI Olivers Magen drehte sich um. Er hasste das Gef?hl des Portalreisens. Egal wie oft er diesen Prozess auch mitmachte – es war immer unangenehm. Flackernde, lila Lichter blendeten ihn. Ein Ger?usch, das an krachende Wellen erinnerte, schmerzte in seinen Ohren. Und die ganze Zeit sah er hektisch hinter sich, um nach seinen Freunden Ausschau zu halten. Verzweifelt suchte er nach Beweisen daf?r, dass auch sie gesprungen und ihm durch das Portal gefolgt waren. Etwas, das belegte, dass sie der Schule f?r Seher entkommen waren, bevor diese kollabierte. Da sah er Hazels toffeefarbenes Haar. Erleichterung durchstr?mte ihn. Sie strampelte im Vortex und wurde wie ein St?ck Treibgut in der Brandung hin und her gewirbelt. Dann erblickte er auch Ralph, sein schwarzes Haar wehte in alle Richtungen, seine langen, d?nnen Extremit?ten paddelten wie ein Hund, der krampfhaft versuchte, ?ber Wasser zu bleiben. Oliver sah zu, wie Ralph neben Hazel auftauchte und sie es schafften, sich aneinander festzuhalten. Sie erinnerten ihn an synchronisierte Fallschirmspringer. Nat?rlich ohne Fallschirme und den Elementen ausgeliefert. Wie Federn in einem Tornado wurden sie herumgewirbelt. Obwohl Oliver erleichtert war, Hazel und Ralph zu sehen, gab es noch immer kein Zeichen von Walter, Simon oder Esther. Oliver betete, dass sie es rechtzeitig durch das Portal geschafft hatten. Vor allem Esther. Es w?re viel zu grausam, wenn das Universum sie ihm jetzt wegnehmen w?rde, nach allem was sie durchgemacht hatten, um ihr Leben zu retten. „Hazel!“, schrie Oliver ?ber den lauten, zischenden Wind hinweg. „Ralph! Hier dr?ben!“ Trotz des tosenden Windes erreichte Olivers Stimme seine Freunde. Sie blickten beide zu ihm und in ihren ver?ngstigten Augen erkannte er ein kurzes Flackern der Erleichterung. „Oliver!“, rief Hazel. Oliver war ?berrascht, sie so laut und deutlich zu h?ren. Er hatte erwartet, dass ihre Stimme vom Wind verschluckt werden w?rde, wie es normalerweise beim Portalreisen geschah. Er fragte sich, was dieses Mal anders war. Vielleicht handelte es sich um eine andere Art von Portal. Professor Amethyst hatte es schlie?lich unter gr??tem Druck heraufbeschworen. Mithilfe seiner Arme schwamm Oliver wie beim Brustschwimmen zu seinen Freunden. Er griff nach ihnen und sie hielten einander fest. „Wo sind die anderen?“, rief Ralph und sah sich verstohlen um. Oliver sch?ttelte den Kopf, der kr?ftige Wind schob sein dunkelblondes Haar in seine Augen. „Ich wei? es nicht. Ich kann sie nicht sehen.“ Er streckte seinen Hals aus und versuchte in den schwarz-lila Wirbeln etwas zu erkennen, das auf Walter, Simon oder Esther hindeuten k?nnte. Nichts. Er konnte sie nicht sehen und der Gedanke erf?llte ihn mit Angst. Waren sie ?berhaupt in das Portal gesprungen? Steckten sie wom?glich in der in sich zerfallenden Schule fest? Er konnte den Gedanken nicht ertragen, Esthers Leben mithilfe des Elixiers gerettet zu haben, nur um sie dann Momente sp?ter an die kollabierende Schule zu verlieren. Warum hatte er sie nicht festgehalten, als er in den Vortex gesprungen war? „Oliver, kannst du mich h?ren?“, ert?nte Professor Amethysts Stimme pl?tzlich aus dem Nichts. Schock ?berkam Oliver. Seine Augen wurden gro? vor ?berraschung. Er sah sich um, konnte den Schulleiter aber nirgendwo sehen. Es klang so, als spr?che Professor Amethyst aus einer anderen Dimension mit ihm. Besorgt, dass er verr?ckt geworden war, drehte er sich zu den anderen. „Habt ihr das geh?rt?“, fragte er, w?hrend der Wind weiter auf sie einschlug. „Ja“, keuchte Hazel. „Es ist Professor Amethyst. Aber wo ist er?“ „Ich habe keine Ahnung“, stammelte Oliver zur Antwort. „H?r zu“, fuhr der Schulleiter fort. Seine Stimme schien von ?berall gleichzeitig zu kommen. „Das ist sehr wichtig.“ Er sprach eilig mit einer dringenden und beharrlichen Stimme. „Die Schule f?r Seher f?llt in sich zusammen und es gibt nur einen Weg, sie zu retten. Du musst das Feuerzepter finden.“ Das Feuerzepter? Oliver dachte nach und versuchte in seinem Kopf nach Hinweisen zu suchen. Doch es gab keine. Er hatte noch nie vom Feuerzepter geh?rt. „Was ist das?“, rief er in den Vortex. Er wusste nicht, wohin er seine Stimme richten sollte, da er keine Ahnung hatte, wo sich der Professor befand. „Wo finden wir es?“ Als der Professor dieses Mal sprach, klang seine Stimme verzerrt. Es war, als spr?che er in ein Handy mit schlechtem Empfang. Seine Worte waren abgehakt. „Im Laufe der Zeit verloren…“ „Tut mir leid, was haben Sie gesagt?“, rief Oliver verzweifelt. Stille. „Professor?“, versuchte Oliver es erneut. „Ich kann Sie nicht h?ren!“ Doch pl?tzlich lenkte Ralph seine Aufmerksamkeit in eine andere Richtung. Sein Freund zog wie wild an seinem Arm. „Oliver, schau“, sagte Ralph. Oliver drehte seinen Kopf ?ber die Schulter nach hinten. Der Anblick, der ihn erwartete, durchflutete seinen ganzen K?rper mit Erleichterung. Es waren Esther, Walter und Simon. Endlich! Die drei hielten einander fest, genau wie Oliver, Ralph und Hazel es taten. Oliver war erleichtert, dass sie es aus der Schule herausgeschafft hatten und dass sie diese neue Aufgabe nun gemeinsam l?sen konnten. Was auch immer die Aufgabe war… Oliver wollte gerade Hazel und Ralph darum bitten, mit ihm zu den anderen zu ‚schwimmen‘, als er erneut die Stimme des Schulleiters vernahm. „Oliver?“, rief Professor Amethyst. „Kannst du mich h?ren?“ „Ja!“, rief Oliver. „Das kann ich! Erz?hlen Sie mir von dem Feuerzepter!“ „Es ist verloren gegangen“, sagte der Schulleiter. „Ich wei? nicht, wo. Ich wei? nicht, wann.“ Oliver sp?rte, wie seine Eingeweide sich zusammenzogen. Wenn der Professor nicht wusste, an welchem Ort und in welcher Zeit sich das Feuerzepter befand – wohin schickte das Portal sie dann? Vielleicht f?hlte es sich deshalb nicht wie ein normales Zeitportal an. Es hatte noch kein Ziel! Der Gedanke bereitete Oliver Sorgen. Doch wie immer, wenn die Dinge zu bedrohlich erschienen, erinnerte er sich an Professor Amethysts unendliche Weisheit. Oliver vertraute seinem Mentor mit seinem Leben. Er wusste, dass der Schulleiter ihn niemals unzumutbar gef?hrden w?rde. „Wie sollen wir es finden?“, rief Oliver Professor Amethyst zu, von dem er nun vermutete, dass er sich noch immer in der Schule f?r Seher befand. Er schien seine Stimme durch den Vortex zu projizieren, der sie gerade zwischen Ort und Zeit festhielt, statt sie hindurch zu transportieren. „Ich habe es auf zwei M?glichkeiten eingegrenzt“, schrie der Professor. „Die erste…“ Aber seine Stimme wurde wieder ausgeblendet. Oliver wurde immer hektischer. Er musste wissen, wo seine Reise hinf?hrte! Er musste wissen, weshalb! Er brauchte die F?hrung seines Mentors, wenn er ?berhaupt eine Chance haben wollte, das Feuerzepter zu finden und die Schule f?r Seher zu retten! „Professor!“, rief er in die wirbelnde Leere. „Professor? Professor!“ Doch wieder blieb es zur Antwort still. Er sah zu Hazel und Ralph, die ihn noch immer fest an den Oberarmen hielten. Sie sahen so verzweifelt aus wie Oliver sich f?hlte. Das Gef?hl der Hoffnungslosigkeit wuchs in seinem Bauch. Wie sollte er je das Feuerzepter finden, wenn er nicht einmal wusste, wohin er ging und wohin er gehen sollte? Doch dann fiel ihm etwas ein. Der Bronze-Kompass, den Professor Nightingale in Harvard ihm gegeben hatte, befand sich noch immer in der Brusttasche von Olivers Overall. Es war ein uraltes St?ck Seher-Technologie und eine der unz?hligen Erfindungen, die den Sehern beim Schutz des Universums vor zeitreisenden, b?sen Sehern behilflich waren. Vielleicht konnte der Kompass ihm Hinweise geben und ihn durch seine Aufgabe lotsen. Oliver griff in die gro?e Vordertasche und f?hlte, wie seine Finger das kalte Metallgeh?use ber?hrten. Er zog das handfl?chengro?e Ger?t heraus. Obwohl er im Wind unglaublich zitterte, konnte er ausmachen, dass der Hauptzeiger auf ein Flammensymbol gerichtet war. „Oh nein!“, schrie Hazel pl?tzlich. Oliver sah von seinem Kompass auf und bemerkte, dass ihre grauen Augen gro? vor Sorge waren. Er blickte nach vorne und sah das Seltsamste, das er je zu Gesicht bekommen hatte. Das Portal teilte sich in zwei verschiedene Tunnel! Oliver keuchte. Noch nie hatte er so etwas gesehen. Zeitreiseportale waren schon bewusstseinsver?ndernd genug. Dass der Tunnel sich nun vor ihnen spaltete, war verwirrend. War es dabei, sich zu destabilisieren? Riss es vor ihren eigenen Augen auseinander? Aber nein. Oliver f?gte die Puzzleteile in seinem Kopf zusammen. Professor Amethyst hatte gesagt, dass sich das Zepter an einem von zwei m?glichen Orten befinden konnte. Nun rasten er, Ralph und Hazel auf einen Tunnel zu, w?hrend Esther, Simon und Walter geradewegs auf den anderen zuschossen. „Oh!“, rief Oliver und seine Brust zog sich zusammen, als er die schmerzhafte Entdeckung machte. „Professor Amethyst trennt uns in zwei Gruppen!“ Alles geschah so schnell. Bevor Oliver Zeit hatte, die seltsamen Geschehnisse zu verstehen, lagen die Tunnel bereits vor ihnen und sie taumelten auf die Eing?nge zu. Er, Hazel und Ralph zu einem. Esther, Simon und Walter zum anderen. Gemeinsam mit Hazel und Ralph w?rde er an einem Ort im Laufe der Zeit landen, w?hrend die anderen drei irgendwo anders ausgespuckt werden w?rden. In einer anderen Zeit. Einem anderen Ort. Vielleicht sogar in einer anderen Dimension. Oliver konnte das kaum ertragen. Er hatte Esther gerade erst zur?ckbekommen und nun wurde sie schon wieder von ihm fortgerissen. Pl?tzlich sp?rte er ein Gef?hl der Wut gegen?ber Professor Amethyst, da dieser ihm dieser unn?tigen Qual aussetzte. Sein Instinkt, das M?dchen zu besch?tzen, das er liebte, brachte Oliver dazu, den Kompass in den rechten Tunnel zu werfen, dem die taumelnden K?rper von Esther, Simon und Walter folgten. Er selbst flog in den linken Tunnel und war schlie?lich au?er Sichtweite. Wohin f?hrt ihr Tunnel? Oliver war nerv?s. Und wohin f?hrt unserer? Es gab keine M?glichkeit, es herauszufinden. Genauso wenig konnte er wissen, ob er Esther, Walter und Simon je wiedersehen w?rde. Ein Team w?rde hoffentlich das Feuerzepter finden. Das andere? Oliver konnte nur raten. Eines war sicher: Das Feuerzepter war der Schl?ssel zur Rettung der Schule f?r Seher. An welchem Ort und in welcher Zeit das Portal ihn auch ausspucken w?rde – Simon und Walter w?rden nicht dort sein. Und Esther auch nicht. KAPITEL DREI Schreiend wurde Esther aus dem Vortex katapultiert und flog durch die Luft. Hart landete sie auf dem Boden, rollte weiter und wirbelte eine Staubwolke auf. „Uff“, rief sie, als sie endlich zum Stillstand kam. Benommen und zerschrammt setzte sich auf und sah sich um. Es war ein auffallend hei?er und sonniger Tag. Sie befand sich in einer Art W?ste, um sie herum war au?er einigen wenigen, d?rren B?schen kaum etwas zu sehen. Einige Kilometer von dem Punkt, wo das Portal sie ausgespuckt hatte, erblickte sie in der Ferne die Zeichen einer gesch?ftigen Stadt. Sie sah die T?rmchen einer Burg und die Spitze einer Synagoge. Hinter der Stadt ragten zahllose Berge und ein Kieferwald auf. Bevor sie die M?glichkeit hatte, herauszufinden wann (und wo) sie war, h?rte sie ein Schreien von hinten, das immer lauter wurde. Sie drehte sich um und beobachtete, wie Simon durch den Vortex geschleudert wurde. Walter war direkt hinter ihm. Beide flogen sie durch die Luft bis sie auf den trockenen W?stenboden prallten. Esther zuckte zusammen, als sie dabei zusah, wie sie ?ber den harten Boden rollten. „Au!“, st?hnte Walter. Endlich hielten sie, inmitten einer Staubwolke, an. Esther sprang auf und rannte zu ihnen. Als der Staub langsam verschwand, sah sie ein verschlungenes Wirrwarr aus Armen und Beinen. Esther erreichte das Kn?uel und griff nach einer Hand. Sie fand Simons und zog daran. Die Jungs schafften es, sich voneinander zu l?sen und mit Esthers Hilfe setzte Simon sich schlie?lich auf. „Du meine G?te“, sagte er japsend. „Das war eine ziemlich ungem?tliche Reise.“ Walter zog seinen Arm unter Simons K?rper hervor. „Das kannst du laut sagen.“ Er rieb sich den Kopf und blickte dann zum Portal hin?ber. Esther folgte seinem Blick und sah, dass das lilafarbene, elektrische Knistern verschwunden war. Mit einem Zipp schloss sich das Portal. Dann wurde es still. Walter blinzelte schnell. Ihm stand die Angst ins Gesicht geschrieben. „Wo sind die anderen?“, fragte er. „Oh!“, rief Esther, die sich pl?tzlich daran erinnerte, dass Oliver, Hazel und Ralph in Richtung des linken Tunneleingangs geschlittert waren, w?hrend sie und die anderem im rechten verschwanden. Sie f?hlte einen tiefen Schmerz in ihrem Herzen. „Sie sind in die andere Richtung gegangen.“ Simon und Walter tauschten einen mitleidigen Blick. Aber Esther wollte ihr Mitleid nicht. Und sie brauchte es auch nicht. Seitdem sie das Elixier getrunken hatte, f?hlte sie sich so gut wie nie zuvor. Ihr Verstand war sch?rfer, ihre Sinne wachsamer. Sie f?hlte sich so gesund wie noch nie. Das Letzte, was sie jetzt tun wollte, war, sich mit negativen Gedanken zu befassen. Sie klopfte den Staub von ihrer Kleidung und sah sich um. „Okay. Wir m?ssen los. Professor Amethyst meinte, dass eines der Portale uns zum Feuerzepter bringen wird. Es gibt also keine Zeit zu verlieren.“ „Warte, warte“, sagte Simon in seiner gezierten, viktorianischen Stimme. „Warum nehmen wir uns nicht einen Moment, um uns zu sammeln?“ Esther konnte die Besorgnis in seiner Stimme h?ren. Sie wusste, dass er nicht die holprige Reise durch das Portal meinte. Er bezog sich auf ihre Nahtoderfahrung und das Lebenselixier, das sie getrunken hatte, um ihre Gesundheit zur?ck zu gewinnen. Noch vor Minuten war sie dem Tod so nahe gewesen. Aber dar?ber wollte sie jetzt nicht wirklich sprechen. Sie wollte nicht einmal daran denken. Nicht, wenn sie die Mission hatten, die Schule zu retten. „Hast du den Schulleiter nicht geh?rt?“, wiederholte sie. „Wir m?ssen das Feuerzepter finden.“ Die Jungs tauschten einen weiteren besorgten Blick aus. „Wir haben es geh?rt“, sagte Walter. „Und ich verstehe, dass du sofort loslegen willst.“ „Aber du hast eine ziemliche Tortur hinter dir“, f?gte Simon hinzu. „Und wenn du Zeit brauchst…“, fuhr Walter fort. „Oder jemanden zum Reden…“ „Eine Schulter zum Anlehnen…“ Esther sch?ttelte den Kopf und hob ihre H?nde, um sie zum Aufh?ren zu bewegen. „Jungs. Mir geht es gut. Ihr braucht mich nicht anzusehen, als best?nde ich aus Porzellan und k?nnte jeden Moment auseinanderbrechen. Ich bin okay. Besser als okay. Ich lebe. Und jetzt will ich dieses Zepter finden und die Schule retten. K?nnen wir das tun? Bitte?“ Sie wollte nicht dar?ber nachdenken, dass Oliver schon wieder von ihr losgerissen worden war. Gerade als sie endlich vereint waren, hatte das Schicksal sie erneut getrennt. Sie wollte nicht dar?ber nachdenken, dass sie ihm ihr Leben schuldete oder dass er derjenige war, in den sie sich verliebt hatte. Dar?ber konnte sie sp?ter nachdenken. Wenn sie sich jetzt auch nur eine Sekunde damit auseinandersetzte, w?rde sie zusammenklappen und in Tr?nen ausbrechen. Das wusste sie. Simon und Walter wechselten einen letzten Blick, zuckten dann beide mit den Achseln und schienen offensichtlich einzusehen, dass es keinen Sinn machte, mit der sturen Esther zu argumentieren. „Also, wo sind wir?“, fragte Walter. „Ich habe keine Ahnung“, antwortete Esther und betrachtete die unbekannte Landschaft. „Und wie wollen wir das Feuerzepter finden?“, fragte Simon. Auch darauf wusste Esther keine Antwort. „Ich wei? es nicht.“ In den Moment sah Esther, wie etwas durch die Luft gesegelt kam. Es sah wie ein Cricket-Ball aus Messing aus und flog mit unglaublicher Geschwindigkeit genau auf ihr Gesicht zu. Dank ihrer Switchit-F?higkeiten war Esther in der Lage, den katapultierenden Metallball aufzufangen. Er kam so schnell auf sie zu, dass sie zur?ck stolperte. Schockwellen prallten in ihren Armen ab. Nachdem sie sich von der ?berraschung erholt hatte, betrachtete Esther das Objekt in ihren H?nden. Es war Olivers magischer Kompass. „Wie ist das hierhergekommen…?“, stotterte sie. Nichts war so, wie es sein sollte. Der Schulleiter hatte mit ihnen durch den Vortex hindurch gesprochen. Das Portal hatte sich aufgeteilt. Der Kompass hatte seinen Weg zu ihr gefunden. Aus Gr?nden, die sie nicht vollkommen verstand, hatte es sich bei dem Portal um etwas Besonderes gehandelt. Die normalen Regeln schienen hier nicht zu gelten. „Der Kompass kann uns f?hren!“, sagte sie aufgeregt und blickte von dem alten Ger?t auf und zu den anderen. „Wie funktioniert es?“, fragte Simon. „Es zeigt die Zukunft“, sagte Esther. „Wenn wir die Symbole korrekt interpretieren, wird es uns die Richtung weisen. Der Kompass wird uns zeigen, wo wir sein sollen.“ Walter runzelte die Stirn. „Wo wir sein sollen?“, fragte er. „Oder einfach, du wei?t schon, wo wir sein werden?“ Esther hielt inne, um seine Frage in Betracht zu ziehen. Wenn Olivers Team den richtigen Tunnel genommen hatte und in der Zeit des Feuerzepters gelandet war, dann s?he die Zukunft von Esther und ihrem Team vollkommen anders aus. Doch egal, welche Zukunft der Kompass ihr anzeigen w?rde – es war ihr Schicksal, ihm zu folgen. Wenn das Zepter nicht ihr Ziel war, dann war es eben etwas anderes. Das zu wissen, reichte ihr f?r den Moment. Esther entschied, sich nicht zu lange mit Walters Aussage aufzuhalten. Sie konnten nicht wissen, welches Team dort gelandet war, wo das Zepter verschwunden war, bis sie es tats?chlich in den H?nden hielten. Sie betrachtete die Symbole. Der Hauptzeiger deutete auf das kleine Bild einer Sonne. Ein weiterer war auf einen Anker gerichtet. Der dritte zeigte eine Art Strichm?nnchen, das einen Speer warf. Esther kratzte sich am Kopf und war genauso ratlos wie zuvor. Sie suchte in der einsamen, sandigen Gegend nach Hinweisen. Sie musste sich die H?nde vors Gesicht halten, um sich vor der unglaublich hellen Sonne zu sch?tzen. Es gab nichts, was ihnen Schatten spenden konnte, au?er ein paar spindeld?rren B?umen und einigen wenigen d?nnen, grasenden Ziegen. „Und?“, fragte Walter. „Wo sind wir?“ „Ich wei? es nicht“, gab sie zu. „Ich kann das Meer sehen“, meinte Simon und zeigte in die Ferne, wo ein silberner Streifen am Horizont glitzerte. Er blinzelte. „Es scheint sich um einen Hafen voller Schiffe zu handeln. Vielleicht sind wir auf einer Insel? Einer Art Handelszentrum?“ „Oh, ja!“, sagte Esther und ihr Verstand begann, die Puzzleteile zusammen zu f?gen. „Das w?rde den Anker erkl?ren. Was haben wir noch?“ „Ist das ein Orangenhain?“, fragte Simon und deutete auf ein dichteres, bewaldetes Gebiet. Die B?ume trugen hell leuchtende Orangen. Esther nickte. Auf dem Kompass gab es auch dazu ein passendes Symbol: ein Klecks Orange, der wie ein Farbspritzer aussah. „Ich glaube wir sind irgendwo im Mittelmeerraum“, schlug sie vor. „Vielleicht Griechenland? Das w?rde das Symbol des Speerwerfers erkl?ren. Es k?nnte die Olympischen Spiele repr?sentieren.“ Simon wurde lebhaft, als sie Griechenland erw?hnte. „Oh, das war einwandfreie Detektivarbeit, Esther. Also befinden wir uns m?glicherweise in Griechenland. Aber zu welcher Zeit?“ Doch bevor Esther die M?glichkeit hatte, ihm zu antworten, weiteten sich Walters braune Augen pl?tzlich angstvoll. Mit zitterndem Finger zeigte er nach vorne. „Was…Was…Was ist das?!“, rief er. Mit klopfendem Herzen drehte sich Esther um und sah, wie ein riesiges Gef?hrt, das in der Sonne glitzerte und gro?e, h?lzerne R?dern hatte, rasant auf sie zugeschossen kam. „Das“, sagte Esther, die ihren eigenen Augen kaum traute, „ist ein goldener Streitwagen!“ Ein Pferd zog den Streitwagen, die Hufe klapperten laut auf dem harten Boden. Die gro?en Holzr?der quietschten, als sie sich drehten und den Streitwagen mit unglaublicher Geschwindigkeit in ihre Richtung schickte. Sie hatten kaum eine Sekunde, um zu reagieren, also hechteten die Kinder in alle Richtungen. Esther sprang auf die eine, die Jungs auf die andere Seite. Esther landete in einem Graben. Der Streitwagen donnerte an ihr vorbei und feiner Staub regnete auf sie herunter. Das Ger?usch von galoppierenden Hufen und quietschenden Holzr?dern verstummte langsam. Esther setzte sich auf, sch?ttelte sich und schielte ?ber die Stra?e hinweg zu Walter und Simon. Als die Staubwolke, die der Wagen ausgel?st hatte, sich langsam beruhigte, sah sie, dass die Jungs sich erneut in einem Wirrwarr aus Extremit?ten befanden. „Runter!“, rief Walter und versuchte, Simon von sich zu schieben. „Du sitzt auf meiner Hand!“, erwiderte Simon und schob zur?ck. „Jungs!“, rief Esther, sprang auf die F??e und eilte zu ihnen. „Seid leise. Ich glaube, ich wei?, wo wir sind.“ Ihr Blick folgte dem Weg und sie beobachtete, wie der goldene Streitwagen in der Ferne verschwand. Sie konnte kaum glauben, was ihr als n?chstes ?ber die Lippen kam. „Wir sind nicht einfach nur in Griechenland“, k?ndigte sie an, als die Jungs sich endlich entheddert hatten und neben ihr standen. „Wir sind im antiken Griechenland.“ „Antikes Griechenland?“, fragte Walter. „Du meinst…“ „Ich meine“, sagte Esther und drehte sich zu ihnen. „Wir sind ?ber zweitausend Jahre in die Vergangenheit gereist. Wir befinden uns in einer Zeit vor Christus.“ KAPITEL VIER Oliver taumelte aus dem Portal. Hazel stie? mit ihm zusammen. Einen Moment sp?ter kam auch Ralph an und raste in sie hinein. „Au!“, st?hnten sie, als sie auf einem Haufen dalagen. „Alles okay?“, rief Oliver, der sich um das Wohlbefinden seiner Freunde sorgte. Hazel nickte und rieb sich den Ellbogen, den Ralph gerammt hat. „Ja. Aber wo sind wir?“ Sie sah sich um. Ralph rieb sich mittlerweile den Bauch – die Stelle, die Hazels Ellbogen getroffen hatte. „Hey!“, sagte er mit gro?en Augen. „Hier waren wir doch schonmal!“ Verwirrt runzelte Oliver die Stirn und besah sich die Geb?ude. Sie waren alle drei oder vier Stockwerke hoch, standen dicht aneinander und hatten flache Fassaden und passende D?cher in der Farbe gebrannter Umbra. Das Kuppeldach einer Kathedrale ragte hinter den Geb?uden hervor und ?berschattete alles mit seiner dominierenden Ausstrahlung. Ralph hatte recht. Der Ort kam ihm bekannt vor. Oliver rang nach Luft, als ihm klar wurde, wo sie waren. „Wir sind wieder in Florenz.“ Hazels Augen wurden gro?. „Florenz? Das muss ein Fehler sein. Denkst du, Professor Amethyst hat uns aus Versehen durch Leonardo da Vincis Portal geschickt?“ Oliver sch?ttelte den Kopf. „Ich glaube nicht. Da Vincis Portale waren rot. Professor Amethysts sind lila.“ „Vielleicht sind wir hier, weil Leonardo uns erneut helfen kann?“, schlug Ralph vor. „Vielleicht wei? er, wo das Feuerzepter ist? Oder er kann wieder die Zeit f?r uns anhalten, damit wir es finden k?nnen?“ Doch als Oliver sich umsah, bemerkte er etwas. „Nein. Es gibt viel mehr Geb?ude als bei unserem letzten Besuch. Es ist zwar derselbe Ort, aber eine andere Zeit. Wir sind nicht hier, um uns von Leonardo helfen zu lassen. Wir sind hier, um jemand anderen zu finden.“ Aus irgendeinem Grund f?hlte es sich sogar noch seltsamer an, an einem Ort zu sein, den sie zuvor schon einmal besucht hatten. Erst vor Stunden waren sie gemeinsam mit Leonardo da Vinci auf diesen Stra?en gegangen, um ihre Mission zu erf?llen. Jetzt befanden sie sich auf denselben Stra?en, aber Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte, sp?ter. Es war verr?ckt. „Es ist nicht allzu viel Zeit vergangen“, sagte Hazel und kratzte sich am Kinn. „Es gibt mehr Geb?ude, aber es handelt sich um denselben architektonischen Stil. Ich denke nicht, dass wir mehr als hundert Jahre nach unserem letzten Besuch gelandet sind. Welche anderen au?ergew?hnlichen Italiener gibt es, zu denen Professor Amethyst uns geschickt haben k?nnte?“ „Naja, neben da Vinci und Michelangelo“, begann Oliver, „gibt es nat?rlich noch…“ Aber er konnte seinen Satz nicht vollenden, da genau in dem Moment jemand um die Ecke gerannt kam und mit ihm zusammenprallte. „Tut mir leid!“, rief der junge Mann. Oliver richtete sich auf und strich seine Kleidung glatt. „Alles gut. Keine Sorge.“ Hazel keuchte. „Oliver, du sprichst italienisch!“ „Tats?chlich?“, fragte Oliver. Doch der junge Mann unterbrach ihn. „Ich bin sp?t dran f?r meinen Unterricht in der Accademia delle Arti del Disegno“, sagte er. „Es ist der Unterricht von Professor Galileo.“ Dann eilte er weiter. Oliver drehte sich zu seinen Freunden um. „Hat der Mann italienisch gesprochen?“ Sie nickten beide. „Ja!“, rief Ralph. „Genau wie du!“ Oliver sch?ttelte den Kopf. „Aber ich verstehe nicht. Wie ist das m?glich?“ Dann erinnerte er sich. Lucia Moretti, die Lehrerin, die er bei seinem letzten Abenteuer kennenlernen durfte, hatte einige ihrer F?higkeiten auf Oliver ?bertragen. Vielleicht war auch die italienische Sprache darunter? „Warte“, sagte Oliver pl?tzlich. „Er meinte, er sei auf dem Weg zu seiner Vorlesung bei Galileo.“ Hazels Augen traten hervor. „Nat?rlich. Galileo ist ein Florentiner, der nach da Vinci lebte. Wir m?ssen uns im Italien des sechzehnten Jahrhunderts befinden.“ „Wir sollten ihm folgen“, sagte Ralph. Oliver nickte zustimmend und sie rannten dem Mann hinterher. KAPITEL F?NF „Wir sind also in der griechischen Antike“, sagte Walter. „Und was nun?“ Esther sah sich um und hob erneut die Hand vor die Augen, um sich vor dem hellen Sonnenlicht zu sch?tzen. „Wir sollten in Richtung Stadt gehen“, sagte sie. Die Jungs stimmten ihr zu und sie machten sich auf den Weg. Dabei folgten sie den Rillen, die der Streitwagen im Boden hinterlassen hatte. Die Stadt bestand aus vielen interessanten Geb?uden. Tempel aus riesigen Steinbl?cken. Gigantische kreisf?rmige Freiluft-Theater, in denen dramatische St?cke aufgef?hrt wurden. L?rm und Geschrei schallten aus dem naheliegenden Stadion. Sie sahen eine Burg mit gro?en S?ulen und einem wuchtigen Zugbr?ckentor, das bestimmt f?nfzehn Meter hoch war. Sie passierten ein gro?es, quadratisches Gebilde, das aus mehreren S?ulen und einem Dach bestand. Esther fand, dass es wie ein Palast aussah. Die Griechen waren f?r ihren architektonischen Stil ber?hmt und es war ziemlich beeindruckend, all das mit eigenen Augen sehen zu d?rfen. Sie erreichten einen kleinen, aber gesch?ftigen Markt, an dessen Holzst?nden man Lebensmittel wie frische Orangen und Oliven?l kaufen konnte. Stoffe hingen zwischen den St?nden und boten den n?tigen Schatten. „Das ist ziemlich fantastisch“, kommentierte Simon. „Vielleicht“, sagte Walter. „Aber die Ortsans?ssigen sehen nicht so freundlich aus.“ Esther sah sich um. Walter hatte recht. Sie wurden vorsichtig und aufmerksam von den Einheimischen beobachtet. Sie schauderte und das Gef?hl drohender Gefahr lie? ihre Haare zu Berge stehen. „Wir m?ssen andere Kleidung finden, damit wir uns optisch angleichen k?nnen“, sagte sie, als ihr pl?tzlich einfiel, dass sie noch immer ihren Krankenhauskittel trug, der hinten offen war. „Wie sollen wir das anstellen?“, forderte Simon und stemmte die H?nde in die Seiten. „Wir haben kein Geld, um uns Kleidung zu kaufen.“ Esther kaute nachdenklich auf der Lippe herum. Er hatte recht, Geld hatten sie keines. Aber sie konnten sicherlich nicht weiterhin so rumlaufen. Walter trug neben seinen wei?en Turnschuhen ein T-Shirt mit leuchtenden Farben, das mit einer Comicfigur der 80er Jahre bedruckt war. Simon war in eine braune Tweed-Weste und einer passenden Anzughose gekleidet. Und Esther trug ihr d?nnes, puderblaues Krankenhaushemd. Sie waren alles andere als unauff?llig. Aber Stehlen war falsch und das wusste sie. Es musste also einen anderen Weg geben. „Seht mal, hier dr?ben“, sagte sie und zeigte auf einen M?llhaufen. Zusammen besahen sie sich den Berg. Er schien aus zerbrochenem Geschirr, verdorbenem Essen, toten Pflanzen, ?sten und anderen Verwachsungen zu bestehen. Aber am wichtigsten war, dass sie au?erdem zerlumpte Kleidung, Stoffe, Togen und Sandalen fanden. Obwohl es sich dabei offensichtlich um sehr schmutzige und abgenutzte Kleidung handelte, so war es doch wesentlich besser als das, was sie im Moment am Leib trugen. „Bingo!“, rief Esther. Simon sah unzufrieden aus. „Erwartest du wirklich, dass ich mich durch einen M?llhaufen w?hle?“ Esther verschr?nkte die Arme vor der Brust. „Hast du eine bessere Idee?“ Simon wirkte ratlos. Er zog die Nase hoch und ging langsam auf den M?llberg zu. Behutsam schob er ein Teil nach dem anderen beiseite. Walter dagegen hatte keine Hemmungen und kramte in Rekordzeit eine Toga und ein Paar Ledersandalen heraus. Er zog sich um und grinste breit. „Wie scharf sehe ich bitte aus?“, sagte er grinsend und stemmte die H?nde in die H?ften. „Man muss nat?rlich die Flecken ignorieren.“ Auch Esther zog sich ihre Toga ?ber. „Vielleicht ein bisschen gro?“, sagte sie und betrachtete den breiten Streifen Stoff, der sie nun bedeckte. „Um ehrlich zu sein war mein Krankenhauskittel auch nichts anderes! Aber es gef?llt mir, mehr oder weniger.“ Die Toga war alles in allem doch wesentlich besser als das stinkige Krankenhauskleid und sie wusste, dass sie damit weniger auffallen w?rde und sich besser integrieren konnte. Nun kam auch Simon hinter dem Berg hervor. Er sah noch immer durchweg unzufrieden aus. Er hatte lediglich ein kleines St?ck Stoff gefunden, das er wie einen Rock um seine Taille gewickelt hatte. Um seinen Oberk?rper hatte er ein Seil geschlungen; wie ein G?rtel wandte es sich um seine rechte Schulter und dann diagonal um seinen K?rper herum. Walter lachte laut auf. Und sogar Esther, die normalerweise immer relativ ernst war, musste ein Kichern zur?ckhalten. Simon schmollte. „Ich werde einen furchtbaren Sonnenbrand bekommen. Wir suchen uns besser einen Schattenplatz. Und zwar schnell.“ Aber Esther knirschte entschlossen mit den Z?hnen. Sie war nicht in der Stimmung, Simons Beschwerden ?ber Sonnenbrand zuzuh?ren. „Wir haben einen Auftrag“, erinnerte sie ihn. „Einen sehr wichtigen. Wir m?ssen die Schule f?r Seher retten. Die Mission ist so wichtig, dass Professor Amethyst uns in zwei Gruppen aufgeteilt hat.“ Sie sp?rte, wie sich in ihrer Kehle ein Klumpen bildete, als sie an Oliver dachte und die Tatsache, dass er sich irgendwo im Universum befand - an einem anderen Ort und einer anderen Zeit. „Also h?r auf, dich zu beschweren.“ Simon seufzte. „Ja, du hast vermutlich recht. Die Mission ist viel wichtiger als mein d?mlicher Look und die Tatsache, dass meine extrem helle Haut furchtbar leicht verbrennt und ich dann wie ein Hummer aussehen werde. Ein nackter Hummer.“ „Danke“, antwortete Esther, die sich daf?r entschieden hatte, seinen sarkastischen Ton zu ignorieren. „Also, die Mission muss beginnen. Lasst uns das Feuerzepter finden und die Schule f?r Seher retten.“ KAPITEL SECHS Edmund lag weinend in einem kleinen, dunklen Zimmer. Nichts war so gelaufen, wie er es sich vorgestellt hatte. Er hatte Esther wehgetan, war von Madame Obsidian ausgenutzt worden und w?rde nun nie wieder in die Schule f?r Seher zur?ckkehren k?nnen. Wenn Professor Amethyst je herausfand, was er getan hatte, w?rde er ihn mit Sicherheit versto?en. Pl?tzlich klopfte es an der T?r. Edmund setzte sich auf und wischte sich die Tr?nen aus dem Gesicht. „Ja?“ Die T?r ?ffnete sich. Ein rothaariges M?dchen streckte den Kopf hinein. „Madame Obsidian hat nach dir gefragt.“ Edmund wurde schwer ums Herz. Es gab keinen Ausweg. Nachdem er die Schule betrogen hatte, war er von einem gewaltt?tigen Beben geweckt worden. Dann war Madame Obsidian erschienen und hatte ihm einen Platz in ihrer Schule angeboten. Ihm war nichts anderes ?briggeblieben, als anzunehmen. Er stand auf, sein K?rper schwer wie Blei, und folgte dem rothaarigen M?dchen aus dem Zimmer. „Ich bin ?brigens Madeleine“, sagte sie, als sie ihn durch die dunklen Korridore f?hrte. Aber Edmund war zu niedergeschlagen, um ihr zu antworten. „Du wirst dich daran gew?hnen“, meinte sie aufmunternd. „Es ist eine tolle Schule.“ „Sicher“, murmelte er, aber er wusste, dass dem nicht so sein w?rde. Madame Obsidians Schule f?r Seher war ein furchtbarer Ort. W?hrend seine alte Schule hell und modern gewesen war, handelte es sich hierbei um eine sch?bige, alte Burg. Es war kalt. Es roch feucht. Er war erst seit einer Nacht hier und hasste es bereits. Madeleine hielt an einer gro?en Holzt?r und klopfte mit ihren Fingerkn?cheln an. „Herein“, rief eine Stimme im Inneren. Edmund erkannte sie sofort. Madame Obsidian. Die Frau, die ihn ausgetrickst hatte, seine Liebe, Esther, zu betr?gen. Madeleine ?ffnete die T?r und winkte Edmund zu, ihr zu folgen. Im Inneren des Raumes befand sich eine Art B?ro. Es gab einen gro?en Tisch mit vielen St?hlen; auf jedem einzelnen sa? ein Obsidian-Sch?ler. Am Ende thronte Madame Obsidian. Edmund sah sich die Sch?ler im Raum an. Ein sehr merkw?rdig aussehender Junge mit schwarzem Haar und knochigem Gesicht war so blass war, dass er einem Totenkopf ?hnelte. Seine Augen dagegen waren so leuchtend blau wie er es noch nie gesehen hatte. Neben ihm sa? ein gro?es M?dchen mit dunklem Augenmakeup. Sie hatte die Arme verschr?nkt und strahlte gro?e Boshaftigkeit aus. Neben ihr sa? ein rundlicher Junge mit dunklem Haar und vollkommen schwarzen Augen. Sein Blick war auf die Tischplatte gerichtet. Er sah aus, als w?re ihm erst k?rzlich etwas Traumatisches passiert. Madeleine, das rothaarige M?dchen, setzte sich auf den einzigen freien Stuhl neben dem hinterh?ltig dreinblickenden Jungen, w?hrend Edmund alleine stehen blieb. „Das ist Edmund“, k?ndigte Madame Obsidian an und l?chelte k?hl. „Mein Insiderinformant. Mein Spion der Extraklasse.“ Edmund sp?rte ein R?tteln tief in seiner Magengegend. Wie konnte sie es wagen, so zu tun, als w?re er ein Teil ihres Plans gewesen. Als h?tte sie ihn nicht ausgetrickst, ihr zu helfen. „Ich dachte, es sei vielleicht gut, wenn du den anderen selbst erkl?rst, was in der Schule f?r Seher vorgefallen ist“, fuhr die Schulleiterin fort. „Da du ja ein so entscheidender Teil der Mission warst.“ Edmund knirschte mit den Z?hnen. Er schauderte, als er an das Beben in der Schule dachte. Wie die W?nde begonnen hatten, in sich zusammen zu fallen. Wie die ?ste des Kapok-Baums zerbrochen und die Verbindungsg?nge zu Boden gekracht waren. Wie seine Lehrer und Klassenkameraden – und seine Freunde – durch die Notausg?nge hatten fl?chten m?ssen. „Die Schule wurde evakuiert“, murmelte er und lie? schamvoll den Kopf h?ngen. „Und warum wurde sie evakuiert?“, forschte Madame Obsidian nach. Sie genoss die Situation offensichtlich. Edmund begann, Gef?hle des Hasses ihr gegen?ber zu entwickeln, wie er sie nicht einmal f?r Oliver, seinen Rivalen, empfunden hatte. „Weil sie in sich zusammengefallen ist“, fuhr er fort. Die Verbitterung, die er f?hlte, war auch in seiner Stimme zu vernehmen. Die Obsidian-Sch?ler im Zimmer begannen zu applaudieren. Sie schienen begeistert zu sein und fl?sterten aufgeregt miteinander. Edmund f?hlte sich immer schlechter und besch?mter. Madame Obsidian dagegen sah vollkommen zufrieden aus. „Amethysts Schule f?r Seher steht vor dem Ruin“, k?ndigte sie an und gestikulierte wie wild mit den H?nden. „Jetzt ist also der perfekte Zeitpunkt gekommen um ein Angriffskommando loszuschicken.“ Edmund keuchte auf. „Nein. Bitte, tun Sie das nicht! Was gibt es dort denn noch zu holen? Haben Sie nicht bereits alles bekommen, was Sie wollten?“ Madame Obsidian schnaufte ver?chtlich. „Edmund, Edmund, Edmund. Mein lieber, dummer Junge. Die Schule f?r Seher enth?lt einige der wichtigsten Artefakte der Menschheit. Professor Amethyst hat so viele Schriftrollen und Texte, so viele Archive, hinter Schloss und Riegel aufbewahrt, wie kein anderer. Er sitzt auf so viel Wissen. Er h?lt sich selbst f?r eine Art Pf?rtner und glaubt, dass nur ihm selbst und einer kleinen Anzahl von Sehern in der Geschichte des Universums, die Geheimnisse der Seher anvertraut werden k?nnen. Aber ich glaube an das Teilen von Informationen. Ich m?chte das Wissen befreien, das er seit Jahrhunderten f?r sich behalten hat.“ Edmund sah, wie die Seher-Sch?ler am Tisch zustimmend nickten. Das war also die L?ge, die Madame Obsidian ihnen eingetrichtert hatte, dachte er. W?hrend sie seine Liebe f?r Esther ausgenutzt hatte, um ihn unter ihr Kommando zu bringen, hatte sie auch f?r ihre eigenen Sch?ler eine Geschichte erfunden. Sie alle hielten Professor Amethyst f?r einen furchtbaren Mann, der alle Seher-Geheimnisse f?r sich beh?lt. Aber Edmund kannte die Wahrheit. Er wusste, dass Professor Amethyst der beste Seher des Universums war und eine gro?e Last auf seinen Schultern trug. Sein Herz war rein und sein einziger Wunsch bestand darin, seine Sch?ler gut zu unterrichten, sodass sie gemeinsam das Universum besch?tzen konnten. Edmund wurde langsam klar, dass er den besten Mentor betrogen hatte, den es gab und dass es ein Privileg gewesen war, ihn zu kennen. Die Schule, die er liebte, war verloren. Und es war seine Schuld. Er f?hlte sich niedergeschmettert. Hoffnungslos. Einsam. Madame Obsidians Augen flackerten b?swillig. Sie klatschte laut in die H?nde. Pl?tzlich erschien ein wirbelndes Portal am anderen Ende des Raumes. Ein Windsto? rauschte durch das Buero und Edmund keuchte, als der Wind auf ihn einschlug. Madame Obsidian stand langsam von ihrem Thron auf und l?chelte. Das Licht des Portals glitzerte in ihren Augen. „Madeleine. Natasha. Malcolm“, sagte sie. Das m?rrische M?dchen mit den schwarzen Haaren und der seltsame Junge mit dem Totenkopfgesicht standen gehorsam auf, genau wie Madeleine. Madame Obsidian sah zu dem rundlichen Jungen. „Und Christopher.“ Auch er stand auf. Irgendetwas stimmte mit ihm nicht, dachte Edmund. Er wirkte unmenschlich, ruhelos, traumatisiert. Und er sah fies aus, als wolle er sich r?chen. „Ihr seid mein Team“, k?ndigte Madame Obsidian an. „Meine besten und gl?nzendsten Sch?ler.“ W?hrend sein Magen vor Scham brodelte, sah Edmund zu, wie die vier Obsidian-Sch?ler sich auf das Portal zubewegten um die Zerst?rung der Schule f?r Seher ein f?r alle Mal zu besiegeln. Ein Prozess, den er angefacht hatte, als er sich mit der teuflischen Madame Obsidian verb?ndete. „Es ist Zeit“, br?llte sie und stie? ihre Faust in den Himmel. „Zeit, die Geheimnisse der Seher zu offenbaren!“ Die vier Kinder verschwanden durch das Portal und Edmund sp?rte, wie seine Schultern zusammensackten. Die Schule f?r Seher war verloren. KAPITEL SIEBEN Oliver, Ralph und Hazel folgten eilig dem Mann, als dieser durch die Stra?en von Florenz rannte. Oliver konnte es kaum glauben, dass sie sich in der Zeit Galileos befanden. Er hatte auf seinen Zeitreisen so viele seiner Helden kennengelernt, es war unbeschreiblich. Wenn man ihm damals, als er seine Erfinderb?cher von der ersten bis zur letzten Seite verschlungen hatte, erz?hlt h?tte, dass er eines Tages diese Menschen pers?nlich kennenlernen w?rde, h?tte er das niemals geglaubt! In ihrem Blickfeld erschien nun eine Reihe beiger, stufenf?rmiger Geb?ude. Sie waren allesamt zwischen vier und sechs Stockwerke hoch, auf jedem Stockwerk befanden sich mehrere kleine, quadratische Fenster. Die H?userreihe erinnerte Oliver an Wohnh?user, doch der Junge, dem sie folgten, eilte durch die geschnitzte Holzt?r eines vierst?ckigen Hauses. Und als sie n?herkamen, sahen sie die Steintafel neben der gro?en, schweren T?r, in die die Worte Accademia delle Arti del Disegno graviert waren. „So viel kleiner als ich erwartet hatte“, meinte Ralph. Hazel fuhr mit den Fingern ?ber die eingravierten Buchstaben, als versuche sie, einen Teil der Geschichte zu absorbieren. „Du wei?t, dass dein Freund Michelangelo auch hier studiert hat, oder?“, fragte sie. „Freund?“, witzelte Ralph. „Ich glaube nicht, dass wir jemanden, der wir einmal getroffen haben, Freund nennen k?nnen.“ „Er hat uns dabei geholfen, Esthers Leben zu retten“, antwortete Hazel mit einem ver?rgerten Stirnrunzeln. „Er ist also definitiv kein Feind!“ „Leute“, unterbrach Oliver sie. „Wir haben keine Zeit, zu zanken. Lasst uns reingehen.“ Er dr?ckte die schwere Eichent?r auf und sie ?ffnete sich knarrend. Oliver hatte das Gef?hl, einen geheimen Ort zu st?ren. Es war ein Gef?hl, das ihn oft ?berkam, wenn er in der Vergangenheit herumschn?ffelte. Es war schwer, wirklich zu akzeptieren, dass das Universum es einem Seher mit einer Mission nicht ?belnahm, in andere Zeiten einzudringen. Stets erwartete er deshalb, einem strengen Lehrer zu begegnen, der sie wegschickte. In der Accademia delle Arti del Disegno war es, dank den Marmorb?den und den kleinen Fenstern, die kaum Sonne hereinlie?en, eher k?hl. Die dunkle Stimmung wurde von der lackierten Holzverkleidung unterstrichen, die halbhoch die W?nde schm?ckte, und von einer Reihe ?hnlich lasierter Balken, die quer an der Decke hingen, erg?nzt wurde. Beeindruckende Steinstatuen standen in Intervallen im Korridor und vervollst?ndigten die prachtvolle Atmosph?re. Als die Kinder eintraten, echoten ihre Schritte durch den Raum. Oliver sah den Gang hinunter. Erst links, dann nach rechts. „Da ist er!“, rief er, als er den Jungen durch eine T?r verschwinden sah. Sie rannten ihm nach und folgten ihm durch dieselbe T?r. Sie befanden sich nun in einem gro?en Vorlesungsauditorium, das Oliver schmerzvoll an Doktor Ziblatts Klassenzimmer erinnerte. Die B?nke waren auch hier rund um die Trib?ne in der Mitte in Hufeisenform angeordnet. Statt wei?er, gl?nzender und moderner Ausstattung war das Auditorium dagegen ganz aus Holz. Und statt dem gro?en Projektor-Bildschirm stand auf einer schwarzen Tafel in wei?er Kreide geschrieben: Die Kunst der Perspektive l?sst Flaches wie ein Relief und ein Relief wie etwas Flaches erscheinen. Pl?tzlich hatte Oliver einen Geistesblitz und ihm wurde klar, dass er dieses Zitat bereits kannte. Er f?hlte ein seltsames Rattern in seinem Kopf, als w?rden sich darin kleine R?dchen drehen. Dann wurde ihm klar, woher er das Zitat kannte. Es stammte von Leonardo da Vinci. Und Oliver hatte nicht die Erinnerung an ein Buch oder eine mitgeh?rte Unterhaltung abgerufen – die Erinnerung war seinem eigenen Verstand entsprungen. Sein ratternder Kopf hatte Leonardo da Vincis Wissen abgerufen, ein Wissen, das Oliver bei seiner letzten Mission in Italien eingepflanzt worden war. Der Schock sa? tief. Im gro?en Chaos, das mit Esthers Rettung und dem erneuten Sprung in ein Portal einhergegangen war, hatte Oliver ganz vergessen, dass er nun Zugriff auf Leonardos Erinnerungen hatte. Er besa? nicht nur Signora Morettis unglaublichen Seher-Kr?fte, die nun tief in den grauen Zellen seines Verstandes schlummerten. Nein, er besa? au?erdem auch die Kr?fte und die Intelligenz von niemand geringerem als Leonardo da Vinci! Und genau wie die Sprachf?higkeiten von Moretti in dem Moment erschienen waren, als er sie ben?tigte, pr?sentierte sich ihm nun auch Leonardos Gedankengut. Er fragte sich, welch andere F?higkeiten er au?erdem erworben hatte, in welchen Umst?nden er auf sie zugreifen konnte und in welcher Situation er sie ben?tigen w?rde. Italienisch sprechen zu k?nnen w?rde ihnen bei ihrem Aufenthalt in Italien mit Sicherheit von Nutzen sein. Oliver konzentrierte sich wieder auf den jungen Galileo, der vor ihm auf der Trib?ne stand. Oliver nahm an, dass er sich vermutlich in seinen fr?hen Zwanzigern befand. Sicherlich w?rde er die meisten, wenn nicht sogar alle, seiner gro?en Entdeckungen erst sp?ter machen. Oliver erinnerte sich an ein Kapitel in seinem Erfinderbuch. Galileo war demnach bereits um die vierzig Jahre alt gewesen, als er am Fallgesetz und den parabelf?rmigen Flugbahnen arbeitete und Mechanik, Bewegung, Pendel sowie andere mathematische Formeln untersuchte. In seinen F?nfzigern dann hatte er seine gro?en astronomischen Entdeckungen gemacht, Berge auf dem Mond und die Monde des Jupiters entdeckt. Schlie?lich hatte er die langgeglaubte Einstellung herausgefordert, dass die Erde das Zentrum des Universums sei und war dadurch in die Ungnade der Kirche gefallen. Oliver durchk?mmte seine Erinnerungen und versuchte, herausfinden, womit sich der junge Galileo in seinen Zwanzigern besch?ftigt hatte. Es musste f?r ihn eine verlorene Zeit gewesen sein. Er verlie? die Universit?t von Pisa ohne Abschluss, nachdem er zwischen Medizin, Mathematik und Philosophie hin und hergesprungen war. Oliver fragte sich, warum Professor Amethyst sie zu dem Galileo dieser Zeit geschickt hatte, bevor dieser auch nur eine wichtige Entdeckung gemacht hatte. Oliver, Ralph und Hazel rutschten in die letzte Bankreihe. Als Galileo mit seiner Vorlesung begann, lehnte sich Ralph zu Oliver hin?ber. „Ich verstehe kein Wort von dem, was er sagt.“ „Es ist Italienisch“, fl?sterte Oliver zur?ck. Ralph verschr?nkte die Arme. Hazel schmollte. „Wie unfair“, sagte sie. „Ich w?rde nur zu gerne wissen, was er sagt. Kannst du ?bersetzen?“ Aber Oliver forderte sie auf, still zu sein. „Ich kann nicht ?bersetzen, wenn ich nicht verstehe, was er sagt.“ Hazel verzog ihr Gesicht und lie? sich zur?ckfallen, w?hrend sie ihre Arme auf dieselbe Weise verschr?nkte wie Ralph. Oliver hatte ein schlechtes Gewissen, dass sie sich eine Stunde einer vermutlich unglaublich faszinierenden Vorlesung anh?ren mussten, ohne auch nur ein Wort davon zu verstehen. „Wie wir hier sehen k?nnen“, sagte Galileo und zeigte auf das Gem?lde einer Frau, die ein blau-rotes Kleid trug und ein kleines Wesen in den H?nden hielt, „wurde die Figur diagonal im Raum positioniert. Ihr Kopf dreht sich in Richtung der linken Schulter, die dem Betrachter am n?chsten ist. Dadurch bleibt die R?ckseite ihres Kopfes sowie die rechte Schulter im Schatten. Zur selben Zeit ruht ihre rechte Hand auf der Flanke des Hermelins. Das Hermelin, sowie ihre Nase, ihr Gesicht und ihre linke Schulter werden beleuchtet. Der K?nstler vermittelt also den Eindruck der Lichtstreuung. Wir nehmen dadurch Distanz und Position in Relation zum Licht wahr.“ Dame mit dem Hermelin, dachte Oliver. Der Name des Gem?ldes tauchte urpl?tzlich in seinem Kopf auf. Hazel beugte sich zu Oliver. „Das ist ein Gem?lde von da Vinci“, sagte sie. Nat?rlich. Und wieder hatte er eine Erinnerung abgerufen, die zu denen geh?rte, die da Vinci in seinem Verstand verankert hatte. Doch dieses Mal f?hlte sich die Erinnerung instinktiver an, als ob sie nicht nur aus Information, sondern auch aus Gef?hl best?nde. Melancholie pochte in Olivers Brust, als ihm bewusst wurde, dass der Mann, dessen Wissen, Erinnerung und Emotion er in sich trug, in dieser Zeit bereits verstorben war. Und obwohl Oliver wusste, dass alles gleichzeitig passierte, dass Zeit nicht linear war, machte es ihn dennoch traurig, als er daran dachte, dass der brillante Leonardo in diesem Moment der Geschichte nicht unter ihnen weilte. Sein geniales Gehirn lebte nur in den Nischen von Olivers Verstand. Eine Hand auf seiner brachte Oliver zur?ck in die Wirklichkeit. Er sah zur Seite und blickte in Hazels ernste, graue Augen. „Machst du dir Sorgen um Esther?“, fl?sterte sie mit weicher Stimme. Oliver lachte traurig. „Jetzt schon.“ „Ups, tut mir leid“, antwortete Hazel, als sie ihren Fehler bemerkte. Sie runzelte die Stirn. „Woran hast du dann gedacht? Du sahst furchtbar aus.“ Oliver verzog den Mund. Er wollte Hazel nicht belasten, aber er wusste auch, dass es ihm auf lange Sicht nicht guttun w?rde, dieses Geheimnis f?r sich zu behalten. „Da Vinci“, sagte er und versuchte, so leise wie m?glich zu sein, um die konzentrierten Studenten um sie herum nicht zu st?ren. „Ich kann ihn f?hlen.“ Er klopfte gegen seinen Kopf. „Hier oben.“ Hazels Augen wurden gro?. „Du meinst, sein Wissen?“ „Sein Wissen. Seine Erinnerungen.“ Oliver bewegte seine Hand, sodass seine Finger ?ber seinem Herzen ruhten. „Seine Gef?hle.“ „Gro?e G?te“, antwortete Hazel schockiert. Da beugte auch Ralph sich zu ihnen. „Wor?ber redet ihr?“, fragte er wesentlich lauter, als die beiden anderen es gewesen waren. Mehrere Sch?ler, die auf der Bank vor ihnen sa?en, drehen sich w?tend um und hielten die Finger auf die Lippen. „Psst!“ Ralph wurde rot vor Scham und versank in seinem Sitz. Er verschr?nkte die Arme und wirkte leicht anges?uert, weil er nicht in das Geheimnis eingeweiht worden war. Die drei Freunde blieben f?r die ganze Vorlesung. Hazel sa? aufrecht und neugierig da. Ralph dagegen war unglaublich gelangweilt. Einmal war er kurz davor, einzuschlafen. Oliver selbst durchlebte verschiedene Sinneswahrnehmungen. Gedanken und Emotionen, die Leonardo geh?rten, zupften an ihm, als Galileo die Theorie der Perspektive in der Kunst diskutierte. Es war mehr als seltsam und Oliver atmete erleichtert auf, als die Vorlesung endlich vorbei war. Als die Studenten den Raum verlie?en, gingen die Kinder in die gegenteilige Richtung: die Stufen hinunter und auf Galileo zu. „Verzeihung“, sagte Oliver, dem die italienische Sprache problemlos ?ber die Lippen kam. „Signor Galilei?“ „Seid ihr nicht ein bisschen zu jung f?r meinen Unterricht?“, sagte Galileo und betrachtete ihn von Kopf bis Fu?. „Wir sind nicht in Ihrer Klasse“, erkl?rte Oliver ihm. „Wir sind Seher.“ Er hatte entschieden, sofort zum Punkt zu kommen. Professor Amethyst hatte sie aus gutem Grund an diesen Ort und in diese Zeit geschickt und jeder gro?e Erfinder, den sie auf vorherigen Missionen bereits getroffen hatten, war entweder ein Seher gewesen oder hatte zumindest von ihnen gewusst. Es machte keinen Sinn, um den hei?en Brei herumzureden. Er sah, wie die Augen des jungen Mannes wissend flackerten. Doch Galileo spielte dumm. „Ich habe keine Ahnung, wovon ihr redet“, sagte er und sammelte seine Papiere zusammen. „Ich denke, das tun Sie“, forschte Oliver weiter. „Wir wurden nach Florenz geschickt. Von Professor Amethyst. Vielleicht kennen Sie ihn? Er leitet die Schule f?r Seher. Wir haben den Auftrag, das Feuerzepter zu finden. Haben sie zuf?llig davon geh?rt?“ Galileo schob seine Dokumente nun so eilig in seine Tasche, dass Oliver klar war, dass er etwas wusste. Etwas, das er aus unbekannten Gr?nden nicht besprechen wollte. „Noch nie davon geh?rt“, behauptete er und sah Oliver nicht l?nger in die Augen. Oliver hatte die starke Vermutung, dass Galileo ihn anlog, auch wenn er nicht verstand, warum. Vielleicht war er kein Seher. Doch er hatte etwas Ungew?hnliches an sich. Oliver entschied sich daf?r, k?hn zu sein. „Wir kommen aus der Zukunft“, sagte er. „Ach tats?chlich?“, sagte Galileo. Er hielt inne. „Dann erz?hlt mir von etwas, das noch nicht erfunden wurde, um es zu beweisen.“ Oliver z?gerte. Er wusste, wie hauchd?nn das Gleichgewicht war. Wie vorsichtig sie sein mussten, um die Balance nicht zu st?ren. Dass ein kleiner Fehler katastrophale Auswirkungen haben konnte. „Das kann ich nicht“, sagte er. „Ha“, antwortete Galileo. „Wie ich es mir gedacht habe. Ihr l?gt.“ „Das tun wir nicht“, sagte Oliver. „Fordern Sie mich zu etwas anderem heraus. Stellen Sie mir eine Frage, die nur Leonardo da Vinci beantworten k?nnte.“ Hazel zupfte ihn an seinem Ellbogen. „Oliver, was tust du?“ „Keine Sorge. Ich habe alles unter Kontrolle“, sagte Oliver aus dem Mundwinkel heraus. „Okay“, sagte Galileo und klopfte sich nachdenklich ans Kinn. „Der Herzog von Valeninois hat bei da Vinci eine Karte der Stadt von Imola in Auftrag gegeben. Wann war das?“ Oliver durchk?mmte seinen Verstand nach da Vincis Erinnerungen. „1502“, sagte er. Galileo runzelte die Stirn. „Gl?ckstreffer.“ „Fragen Sie mich etwas anderes“, forderte Oliver. „Und ich werde beweisen, dass es nicht geraten war.“ „Okay“, sagte Galileo. „Vielleicht eine Frage zur Geometrie. Erz?hle mir von den f?nf Konzepten.“ Er grinste hinterlistig, da er davon ausging, dass Oliver auf keinen Fall dazu im Stande war, diese Frage korrekt zu beantworten. Wieder zapfte Oliver den Teil seines Verstandes an, der ihm von da Vinci geschenkt worden war. „Punkt, Linie, Winkel, Fl?che und K?rper.“ Galileo sah erstaunt, aber auch beeindruckt aus. „Und was ist am Punkt so besonders?“ „Na“, sagte Oliver, „er hat weder H?he noch Breite, L?nge oder Tiefe, weshalb er als unteilbar kategorisiert wird. Er nimmt im Raum keine Dimension ein.“ Er zitierte nun da Vinci selbst, w?hrend er die exakten Worte des Erfinders aus seinem Verstand herauskramte. Hazel wirkte vollkommen fassungslos. Ralph dagegen schien es etwas besorgniserregend zu finden, dass Oliver auf so viel Wissen zugreifen und dieses jederzeit anzapfen konnte. Doch darum ging es nicht, dachte Oliver. Er sah Galileo an, um zu erkennen, ob er den Mann ?berzeugt hatte. Dieser schien die drei Kinder genaustens zu betrachten. Endlich sah Galileo Oliver in die Augen. „Und warum wolltet ihr mich sehen?“ „Wir sind Seher“, sagte Oliver. „Aus der Zukunft. Wir glauben, dass Sie uns dabei helfen k?nnen, das sogenannte Feuerzepter zu finden.“ Galileo hielt f?r einen Moment inne und verzog die Augenbrauen. „Vielleicht solltet ihr mit mir mitkommen“, sagte er. KAPITEL ACHT Professor Amethyst stand in der bebenden Schule. Sie war vollst?ndig evakuiert, nur er war noch da. Aber er konnte nicht einfach fliehen. In der sechsten Dimension befanden sich unz?hlige Schriftrollen, B?cher, Artefakte und Waffen. Bevor auch er der Schule den R?cken kehren konnte, musste er den Raum sichern und alles wegschlie?en. Wenn die Sehertechnologien in falsche H?nde gerieten, k?nnte das das Ende der Welt bedeuten. Es gab jedoch ein gro?es Problem. Professor Amethyst hatte nahezu all seine Kr?fte aufgebraucht. Erst hatte er das Wurmloch im Kapok-Baum heraufbeschworen, durch das seine Belegschaft und die Sch?ler evakuiert wurden. Dann kreierte er das zweite Portal f?r Oliver Blue und seine Freunde, projizierte schlie?lich seine Stimme durch die Vortexe der Zeit und teilte das Portal in zwei Tunnel. Der alte Mann war ersch?pft. Und weil die gewaltigen Beben die Schule zum Einsturz brachten, war auch der Aufzug – mit ?berschallgeschwindigkeit, genau wie er ihn erfunden hatte – kaputt. Professor Amethyst, der es gewohnt war, innerhalb von Sekunden durch die f?nfzig Stockwerke zu sausen, musste die Treppe nehmen. Er musste alle f?nfzig Stockwerke besteigen, um die sechste Dimension zu erreichen. Er hatte keine Ahnung, wie seine zerbrechlichen, alten Knie diese Herausforderung ?berstehen sollten. Aber er hatte keine Wahl. Er musste sicherstellen, dass keine der Waffen oder Erfindungen jemals in die Welt gelangen konnten. Er begann seinen Aufstieg. Er hatte es lediglich auf den Treppenabsatz des ersten Stockwerks geschafft, als er einen furchtbaren L?rm aus dem Foyer unter ihm h?rte. Professor Amethyst eilte zum Balkon und sp?hte nach unten ins Hauptatrium. Viele der ?ste des Kapok-Baums waren bereits zerst?rt, genau wie die Verbindungsg?nge, die sie gest?tzt hatten. Der Boden war voller Schutt. Doch dort, zwischen den Klumpen aus Putz und Beton und dicken ?sten, sah Professor Amethyst ein gl?hendes, flackerndes Licht. „Ein Portal“, sagte er laut. Er wusste, was das bedeutete. Es existierten nur einige wenige Seher, die diese Kraft besa?en. Und er konnte nur an eine Person denken, die in die Schule einbrechen wollte. Und so war es. Das Portal wurde immer gr?sser, bis es weit genug war, damit eine Sch?lerschar herausklettern konnte. Sie alle trugen die unverwechselbare schwarze Uniform von Madame Obsidians Schule f?r Seher. Professor Amethysts Augen wurden schmal vor Wut. Magdalena Obsidian war einst, vor vielen Jahren, seine beste Sch?lerin gewesen. Ihr Verstand war m?chtig und grenzenlos. Ein Verstand, der seinem eigenen Konkurrenz machte. Eine Intelligenz, die ihresgleichen nur in Newton fand. In da Vinci. In Oliver Blue. Er hatte die junge Seherin f?rdern wollen, doch die Missionen, auf die er sie geschickt hatte, sorgten daf?r, dass ihr Verstand explodierte. Sie wollte mehr. Mehr Wissen, mehr Zugriff, mehr Artefakte. Und sie wollte das Wissen der Zukunft auf die Vergangenheit anwenden. Zuerst war ihr Vorhaben bewundernswert gewesen. Sie wollte die Voraussicht der Zukunft nutzen, um der Menschheit die Fehler der Vergangenheit zu ersparen. Fast jeder junge Seher, den Professor Amethyst unterrichtet hatte, stellte ihm dieselbe Frage: „Warum k?nnen wir die Vergangenheit nicht ?ndern?“ Aber w?hrend die meisten jungen Seher die Pflicht der Seher akzeptierten, der F?hrung des Universums zu folgen und die Risse und Kluften in der richtigen Reihenfolge zu reparieren, hatte Magdalena Obsidian sich geweigert. In ihrem idealisierten Verstand sollten Ereignisse neu geschrieben werden – ob das Universum es so entschieden hatte oder nicht. „Die Aufgabe eines Sehers ist es, die Welt auf den Pfad der geringsten Zerst?rung zu leiten“, erinnerte sich Amethyst daran, ihr einst in seinem Buero erz?hlt zu haben. Sie hatten an seinem Kamin gesessen, sie war lediglich zw?lf Jahre alt gewesen. „Wir k?nnen Hitler nicht ausl?schen, aber wir k?nnen ihn davon abhalten, eine Atombombe in seinen Besitz zu bringen. Wir k?nnen die gro?en Weltkriege nicht stoppen, aber wir k?nnen die Verluste minimieren.“ Doch das M?dchen hatte seine Behauptungen angefochten. Sie hatte sich geweigert, seiner Lehre zu folgen und zu akzeptieren, dass ein Seher den Lauf der Geschichte nicht vollkommen ver?ndern sollte. Sobald sie erfuhr, dass sie ein Kobalt-Seher war und sich ?ber die erfolgreichen Kobalt-Seher schlau gemacht hatte, verdunkelte sich ihr Verstand. Schlie?lich w?hlte sie ihren zerst?rerischen Pfad, wurde b?se und gr?ndete ihre eigene ‚Schule‘. Sie sp?rte Seher-Kinder auf, bevor Professor Amethyst dazu in der Lage war, und verdarb ihre leicht zu beeindruckenden K?pfe. Er hatte keine andere Wahl gehabt, als einen Schutzzauber um die Schule zu legen, der sie davon abhalten sollte, sie je wieder zu betreten. Doch das konnte Magdalena Obsidian nicht aufhalten. Nun schickte sie einfach Kinder, die ihrem Auftrag folgten, oder manipulierte die Gesetze der Dimensionen f?r ihre eigenen Zwecke. Er wusste, was sie mit Edmund angestellt hatte. Sie hatte seinen Verstand verdreht, als sich selbst durch die Dimensionen hindurch projizierte. Ein unglaublich gef?hrliches Unterfangen, das er selbst nur einmal ausgef?hrt hatte – aus Verzweiflung, um Oliver mitzuteilen, dass er das Feuerzepter finden musste. Er wusste auch, dass sie ihre kleine Armee von Sch?lern durch die Zeit geschickt und die dunkle Armee gerufen hatte. Niemals hatte sie sich selbst die H?nde schmutzig gemacht. Professor Amethyst hatte viele Stunden gegr?belt, warum das so war. Er war zu dem Schluss gekommen, dass sie wusste, dass sie sich – sollte sie ihrem alten Mentor je wieder in die Augen blicken –mit der Wirklichkeit ihrer Situation auseinandersetzen m?ssen w?rde. Mit der Tatsache, dass sie falsch lag. Dass sie b?se geworden war. Dass sie nichts als Zerst?rung und Chaos hinterlie?. Pl?tzlich h?rte Professor Amethyst die trampelnden Schritte der Obsidian-Kinder, die ihm die Treppe hinauf folgten. Er verdoppelte seine Anstrengung, die Stufen zu erklimmen. Doch er f?hlte, wie seine Knie krachten. Seine Knochen und Muskeln waren nicht stark genug. Er war schlie?lich mehrere tausend Jahre alt. Auch ein Seher-K?rper konnte nicht alles ertragen. Er musste k?mpfen. Kinder zu bek?mpfen war das letzte, was Professor Amethyst tun wollte. Insbesondere deshalb, weil diese von Magdalena Obsidian einer Gehirnw?sche unterzogen worden waren. Aber gleichzeitig war jede Minute, die die Obsidian-Sch?ler in der Schule f?r Seher verbrachten, eine Minute, in der sie Oliver und Esther auf ihrer Mission das Feuerzepter zu lokalisieren, nicht in die Quere kommen konnten. Vielleicht sollte er den Teams etwas Zeit verschaffen, in dem er eine Ablenkung kreierte. Da h?rte er Schritte hinter sich auf dem Treppenabsatz. Er drehte sich um. Vier Kinder standen vor ihm. Ein M?dchen mit roten Z?pfen, ein zweites mit schwarzen Haaren und schwarzen N?geln, ein blasser Junge mit knochigem Gesicht und einer langen, d?nnen, spitzmaus?hnlichen Nase. Und schlie?lich ein Junge, dessen breite Schultern und schwerer K?rperbau ihn an einen Quarterback erinnerten. Er hatte besorgniserregende, kohlschwarze Augen. „Ah“, sagte Professor Amethyst freundlich. „Willkommen. Seid ihr neue Sch?ler? Ich f?rchte, die Schule wird gerade einer Art Transformation unterzogen. Sie ist etwas aus dem Takt gekommen. Es ist also unwahrscheinlich, dass ich in der Lage sein werde, neue Sch?ler aufzunehmen, bis wieder Ruhe eingetreten ist.“ Die vier Kinder sahen einander verwirrt an, ihre Gesichtsausdr?cke gemein und arrogant. Professor Amethyst hatte lediglich Mitleid mit ihnen. Er hatte darin versagt, sie vor Magdalena Obsidian zu finden, die ihnen die aufgeblasenen Egos gegeben hatte. „Was jammerst du herum, alter Mann?“, sagte der gro?e Junge. Der dunklere drehte sich zu ihm und spottete. Mit seiner h?sslichen Stimme sagte er: „Wei?t du nicht, wer das ist? Das ist Professor Amethyst.“ Der Schulleiter blieb seiner Ablenkungstaktik treu. Er legte eine Hand auf die Brust. „Oh! Ich bin ber?hmt?“ Doch die Kinder hatten ihre Geduld verloren. Sie starrten ihn an, entbl??ten ihre Z?hne wie ungez?hmte Kreaturen und kamen auf ihn zu. Professor Amethyst sp?rte, wie sich ein Klumpen in seiner Kehle formte. Es war Zeit zu k?mpfen. KAPITEL NEUN „Was sagt der Kompass jetzt?“, fragte Simon Esther. Sie blickte auf das Ger?t aus Bronze. Die gezeigten Symbole schienen alle mit dem Ozean in Verbindung zu stehen – Boote, Fische und wieder der Anker. „Ich glaube, wir sollten uns auf den Weg zum Hafen machen“, sagte sie. Die Sonne schien hei? auf sie herab, als sie dem schmalen Pfad zum glitzernden Meer folgten. Viele Bootsmasten wippten auf und ab und Esther bewunderte sie. Ihre Designs waren museumsreif. Sie waren allerdings so alt, dass Esther keine Schiffswracks einfielen, die bis zur Neuzeit ?berlebt hatten, um in Museen ausgestellt zu werden. Sie mit eigenen Augen sehen zu d?rfen, war wahrhaftig ehrfurchtgebietend. Als sie den Hafen erreichten, fanden sie sich in einem Get?mmel wieder, das dem des Marktes glich. M?nner in Leinenumh?ngen trugen Netze mit frischem Fisch, Boote luden kostbare Fracht aus weit entfernten L?ndern ab. Esther nahm an, dass es sich um ein sehr wichtiges Handelszentrum handeln musste. Dank ihrer Kleidung blieben sie gl?cklicherweise fast vollkommen unbemerkt und schafften es, sich nach Hinweisen umzusehen, die ihnen verrieten, wo und wann sie sich befanden und wo das Feuerzepter sein k?nnte. „Rhodos“, sagte Simon pl?tzlich. „Wir sind auf Rhodos.“ „Wirklich?“, fragte Esther und ihre Augen wurden gro? vor ?berraschung. Rhodos war eine der Inseln, die zum Griechischen Reich geh?rte. Sie fragte sich, warum der Professor sie hierher statt ans Festland geschickt hatte. Sie zerbrach sich den Kopf um sich zu erinnern, welche Philosophen des antiken Griechenlands in den Jahren vor Christus auf Rhodos gelebt hatten. „Woher wei?t du das?“, fragte Walter Simon. Simon deutete auf einen Schriftzug, der sich auf einem Schild am Hafen befand. Es handelte sich allerdings um ein vollkommen anderes Alphabet. Walter verzog das Gesicht. „Wie kommst du auf Rhodos?“, sagte er. „Sieht f?r mich nach Kauderwelsch aus!“ Simon rollte mit den Augen. „Meine Ausbildung im viktorianischen London war ?u?erst sorgf?ltig. Wir lernten sowohl Latein als auch Alt-Griechisch. Ehrlich, es gibt nichts besseres, als die alten Philosophen in ihrer Muttersprache zu lesen.“ W?hrend die Jungs quasselten, versuchte Esther herauszufinden, in welcher Zeit sie gelandet waren. Sie erinnerte sich an den Koloss von Rhodos, eine riesige Statue, die im Meer gebaut worden war und zu den antiken sieben Weltwundern geh?rte. Doch sie sah lediglich zwei Steins?ulen an der Stelle, wo die F??e einmal gestanden hatten. Sie mussten sich also in der Zeit nach dem Kollaps der Statue im Jahr 226 vor Christus befinden. Das grenzte die Suche etwas ein. Dennoch waren sie noch weit von konkreten Zahlen entfernt. „Da du so viel ?ber die griechischen Philosophen wei?t“, sagte Esther zu Simon, „kannst du mir sagen, wer auf Rhodos gelebt hat?“ „Naja, es gab Andronikos von Rhodos“, sagte Simon. „Er lebte hier um etwa 60 vor Christus.“ In dem Moment wurde Esthers Aufmerksamkeit auf einen ?lteren Mann gelenkt, der allein auf einer umgedrehten Kiste sa? und aufs Meer starrte. Etwas an seinem Gesicht kam ihr bekannt vor, auch wenn sie es nicht einordnen konnte. Er starrte nachdenklich in die Weite und unterschied sich damit immens von den hektischen Menschen um sich herum. Durch seine Kleidung wirkte er reich und wichtig. Doch sein Blick und die Tatsache, dass er sich tief in Gedanken befand, deutete eher darauf hin, dass es sich um einen Gelehrten handelte. Auf seinem Knie lag ein Paket Pergament und Esther konnte geradeso erkennen, dass die Seiten mit Skizzen gef?llt waren. Wer auch immer er war – er schien wichtig zu sein. Ein Gelehrter. Vielleicht sogar ein Philosoph. Und da die meisten Gelehrten der Vergangenheit sich als Seher entpuppten oder auf irgendeine Weise mit Sehern in Verbindung standen, entschied Esther, dass er ein guter Anfang sein k?nnte. „Ist er das?“, fragte Esther und unterbrach Simons Monolog ?ber Philosophen. Sie zeigte auf den Mann. Simon kniff die Augen zusammen und hielt die Hand vor die Sonne. „Unm?glich zu sagen. Ich denke nicht, dass es noch existierende Portraits von Andronikos von Rhodos gibt.“ Walter zuckte mit den Schultern. „Egal. Er sieht wie ein Philosoph aus. Lasst uns doch einfach hallo sagen.“ Er ging auf den Mann zu. Simon und Esther tauschten einen Blick, zuckten dann ebenfalls mit den Schultern und folgten ihrem selbstbewussten, unbeeindrucktem Freund. Als sie n?herkamen, fiel Esther pl?tzlich ein, wo sie das Gesicht des alten Mannes schon einmal gesehen hatte. Es war im Geschichtsraum der Schule f?r Seher ausgestellt! Die Schule besa? viele B?sten von ber?hmten Wissenschaftlern, Mathematikern, Philosophen, Politikern und dergleichen. Dieses Gesicht, das nun faltig und alt war, geh?rte Poseidonius, dem stoischen Philosophen, dessen Lehren gr??tenteils verloren gegangen waren. Esther streckte ihren Arm aus und packte Simon am Handgelenk. „Ich glaube, ich wei?, wer das ist.“ Simon nickte. Er hatte offensichtlich eins und eins zusammengez?hlt und war zum gleichen Schluss gekommen wie Esther. „Poseidonius!“, riefen sie einstimmig. Der Mann sah abrupt von seiner Arbeit auf. Er betrachtete Walter, der vor ihm stand und sich mit seiner dunklen Haut trotz Toga und Sandalen extrem von den Griechen mit ihrem bronzefarbenen Teint unterschied. Dann wanderte sein Blick zu Esther und Simon. Der blasse Simon und sein zusammengew?rfeltes Outfit schienen ihn genauso zu ?berraschen. Er runzelte die Stirn. Die drei Kinder, die vor ihm standen, seinen Namen kannten und ihn enthusiastisch ausgerufen hatten, verwirrten ihn offensichtlich. Er begann, zu sprechen. Doch Esther hatte keine Ahnung, was er sagte, da er die Sprache des alten Griechenlandes sprach. Sie drehte sich zu Simon. „Kannst du ?bersetzen?“, fragte sie. Simon verlagerte sein Gewicht von einem Fu? auf den anderen, w?hrend seine Wangen hellrosa wurden. „Naja, nein. Ich meine, wir haben gelernt, wie man die Sprache liest, aber nicht, wie man sie spricht.“ Walter lachte. „So viel zur ausgezeichneten Ausbildung.“ „Niemand wei? genau, wie man die alten Sprachen richtig ausspricht“, erwiderte Simon. „Ruhe“, meinte Esther zu beiden. „H?rt auf zu zanken. Wir m?ssen einen Weg finden, um mit Poseidonius zu kommunizieren. Er muss der Grund f?r unseren Aufenthalt auf Rhodos sein.“ „Wer ist er?“, fragte Walter. „Poseidonius“, wiederholte Esther. Sie durchk?mmte ihren Verstand nach Informationen, die den Philosophen betrafen. „Er hat Physik und Astrologie studiert. Und wie der Mond die Gezeiten kontrolliert. Oh und er starb 51 vor Christus im Alter von 83 Jahren.“ Sie sah den alten Mann erneut an. Er musste sich etwa in dem Alter befinden. Das war also die Zeit, in der sie gelandet waren. Rhodos im Jahr 51 vor Christus, kurz vor Poseidonius Tod. Êîíåö îçíàêîìèòåëüíîãî ôðàãìåíòà. Òåêñò ïðåäîñòàâëåí ÎÎÎ «ËèòÐåñ». Ïðî÷èòàéòå ýòó êíèãó öåëèêîì, êóïèâ ïîëíóþ ëåãàëüíóþ âåðñèþ (https://www.litres.ru/pages/biblio_book/?art=51923618&lfrom=688855901) íà ËèòÐåñ. Áåçîïàñíî îïëàòèòü êíèãó ìîæíî áàíêîâñêîé êàðòîé Visa, MasterCard, Maestro, ñî ñ÷åòà ìîáèëüíîãî òåëåôîíà, ñ ïëàòåæíîãî òåðìèíàëà, â ñàëîíå ÌÒÑ èëè Ñâÿçíîé, ÷åðåç PayPal, WebMoney, ßíäåêñ.Äåíüãè, QIWI Êîøåëåê, áîíóñíûìè êàðòàìè èëè äðóãèì óäîáíûì Âàì ñïîñîáîì.
Íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë Ëó÷øåå ìåñòî äëÿ ðàçìåùåíèÿ ñâîèõ ïðîèçâåäåíèé ìîëîäûìè àâòîðàìè, ïîýòàìè; äëÿ ðåàëèçàöèè ñâîèõ òâîð÷åñêèõ èäåé è äëÿ òîãî, ÷òîáû âàøè ïðîèçâåäåíèÿ ñòàëè ïîïóëÿðíûìè è ÷èòàåìûìè. Åñëè âû, íåèçâåñòíûé ñîâðåìåííûé ïîýò èëè çàèíòåðåñîâàííûé ÷èòàòåëü - Âàñ æä¸ò íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë.