Êàêîå, â ñóùíîñòè, íåëåïîå çàíÿòèå ïèñàòü ñòèõè: ......................è "ãëàç ëóíû", è "ñîëíöà äèñê" êàê ìèð ñòàðû. ............................Äóøè øèðîêèå îáúÿòèÿ òîëïå íàâñòðå÷ó ðàñïàõíóòü... - ................................................ïîäîáíûé ðèñê ê ÷åìó òåáå? - ........................Ãëóõîé ñòåíîé - íåïîíèìàíèå; ðàçäàâëåí òÿæåñòüþ

Gesicht des Todes

Gesicht des Todes Blake Pierce “EIN MEISTERWERK DES THRILLER UND KRIMI-GENRES. Blake Pierce gelingt es hervorragend, Charaktere mit so gut beschriebenen psychologischen Facetten zu entwickeln, dass wir das Gef?hl habe, in ihren Gedanken zu sein, ihre ?ngste zu sp?ren und ihre Erfolge zu bejubeln. Dieses Buch voller Wendungen wird Sie bis zur letzten Seite wachhalten.“ --Books and Movie Reviews, Roberto Mattos (?ber Verschwunden) GESICHT DES Todes ist das erste Buch einer neuen FBI Thrillerserie des USA Today Bestsellerautors Blake Price, dessen Nummer 1 Bestseller Verschwunden (Buch 1) (kostenloser Download) ?ber 1.000 F?nfsternebewertungen erhalten hat. FBI Special Agent Zoe Price leidet an einer seltsamen St?rung, die ihr aber auch ein einzigartiges Talent verleiht – sie betrachtet die Welt durch einen Filter aus Zahlen. Die Zahlen qu?len sie, machen es ihr unm?glich, Zugang zu andern Menschen zu finden, verhindern ein erfolgreiches Beziehungsleben – sie erm?glichen ihr aber auch, Muster zu sehen, die kein anderer FBI Agent sehen kann. Zoe verheimlicht ihr Leiden aus Scham, hat Angst, dass ihre Kollegen es herausfinden k?nnten.  Doch als ein Serienm?rder im Mittleren Westen zuschl?gt, Frauen an abgelegenen Orten und scheinbar zusammenhanglos erw?rgt, ist Zoe zum ersten Mal ratlos. Gibt es ein Muster? Oder kann es sein, dass ?berhaupt kein Muster vorliegt?Oder ist dieser M?rder von Zahlen so besessen wie sie selbst?In einem wilden Rennen gegen die Zeit muss Zoe in die teuflische Gedankenwelt eines M?rders einsteigen, der ihr immer einen Schritt voraus zu sein scheint, muss ihn davon abhalten, das n?chste Opfer zu fordern, bevor es zu sp?t ist. Zur gleichen Zeit muss sie ihre eigenen D?monen in Schach halten, was sich letztlich als noch bedrohlicher erweisen k?nnte.  Gesicht des Todes, Buch 1 einer fesselnden neuen Serie, ist ein actionreicher Thriller voller mitrei?ender Spannung, der Sie bis sp?t in die Nacht an den Seiten kleben lassen wird. Buch 2 und 3 der Serie – GESICHT DES MORDES und GESICHT DER ANGST – sind ebenfalls vorbestellbar. G E S I C H T D E S T O D E S (Ein Zoe Prime Fall—Buch Eins) B L A K E P I E R C E Blake Pierce Blake Pierce ist der USA Today Bestsellerautor der RILEY PAGE Krimireihe, die sechzehn B?nde umfasst (weitere in Arbeit). Blake Pierce ist au?erdem der Autor der MACKENZIE WHITE Krimireihe, aus dreizehn B?nden bestehend (weitere in Arbeit); der AVERY BLACK Krimireihe, bestehend aus sechs B?nden; der KERI LOCKE Krimireihe, bestehend aus f?nf B?nden; der MAKING OF RILEY PAIGE Krimiserie mit f?nf B?nden (weitere in Arbeit); der KATE WISE Krimireihe mit sechs B?nden (weitere in Arbeit); der CHLOE FINE Psychothriller-Reihe mit f?nf B?nden (weitere in Arbeit); der JESSE HUNT Psychothriller-Reihe mit f?nf B?nden; der AU PAIR Psychothriller-Reihe mit zwei B?nden (weitere in Arbeit) und der ZOE PRIME Krimireihe mit zwei B?nden (weitere in Arbeit). Als begeisterter Leser und langj?hriger Fan der Krimi- und Thrillergenres freut Blake sich, von Ihnen zu h?ren, also besuchen Sie gerne www.blakepierceauthor.com (http://www.blakepierceauthor.com), um mehr zu erfahren und in Kontakt zu bleiben. (https://www.bookbub.com/authors/blake-pierce) Copyright © 2019 by Blake Pierce. Alle Rechte vorbehalten. Vorbehaltlich der Bestimmungen des U.S. Copyright Acts von 1976 darf kein Teil dieser Ver?ffentlichung ohne vorherige Genehmigung des Autors in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln reproduziert, verteilt oder ?bertragen, in einer Datenbank oder einem Datenabfragesystem gespeichert werden. Dieses eBook ist ausschlie?lich f?r Ihre pers?nliche Nutzung lizensiert. Dieses eBook darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer weiteren Person teilen m?chten, erwerben Sie bitte eine zus?tzliche Ausgabe f?r jeden Empf?nger. Wenn Sie dieses Buch lesen und es nicht erworben haben, oder es nicht ausschlie?lich f?r Ihren Gebrauch erworben wurde, geben Sie es bitte zur?ck und erwerben Ihre eigene Ausgabe. Danke, dass Sie die harte Arbeit dieses Autors respektieren. Es handelt sich hier um eine erfundene Geschichte. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorf?lle beruhen entweder auf der Phantasie des Autors oder werden fiktiv verwendet. Jede ?hnlichkeit mit tats?chlichen Personen, ob lebend oder tot, ist v?llig zuf?llig. Titelbild Copyright Fred Mantel, verwendet mit Lizenz von Shuitterstock.com. B?CHER VON BLAKE PIERCE DAS AU-PAIR SO GUT WIE VOR?BER (Band #1) SO GUT WIE VERLOREN (Band #2) SO GUT WIE TOT (Band #3) ZOE PRIME KRIMIREIHE GESICHT DES TODES (Band #1) GESICHT DES MORDES (Band #2) GESICHT DER ANGST (Band #3) JESSIE HUNT PSYCHOTHRILLER-SERIE DIE PERFEKTE FRAU (Band #1) DER PERFEKTE BLOCK (Band #2) DAS PERFEKTE HAUS (Band #3) DAS PERFEKTE L?CHELN (Band #4) DIE PERFEKTE L?GE (Band #5) CHLOE FINE PSYCHOTHRILLER-SERIE NEBENAN (Band #1) DIE L?GE EINES NACHBARN (Band #2) SACKGASSE (Band #3) STUMMER NACHBAR (Band #4) KATE WISE MYSTERY-SERIE WENN SIE W?SSTE (Band #1) WENN SIE S?HE (Band #2) WENN SIE RENNEN W?RDE (Band #3) WENN SIE SICH VERSTECKEN W?RDE (Band #4) WENN SIE FLIEHEN W?RDE (Band #5) WENN SIE SICH F?RCHTEN W?RDE (Band #6) DAS MAKING OF RILEY PAIGE MYSTERY-SERIE BEOBACHTET (Band #1) WARTET (Band #2) LOCKT (Band #3) NIMMT (Band #4) LAUERT (Band #5) T?TET (Band #6) RILEY PAIGE MYSTERY-SERIE VERSCHWUNDEN (Band #1) GEFESSELT (Band #2) ERSEHNT (Band #3) GEK?DERT (Band #4) GEJAGT (Band #5) VERZEHRT (Band #6) VERLASSEN (Band #7) ERKALTET (Band #8) VERFOLGT (Band #9) VERLOREN (Band #10) BEGRABEN (Band #11) ?BERFAHREN (Band #12) GEFANGEN (Band #13) RUHEND (Band #14) GEMIEDEN (Band #15) VERMISST (Band #16) EINE RILEY PAIGE KURZGESCHICHTE EINST GEL?ST MACKENZIE WHITE MYSTERY-SERIE BEVOR ER T?TET (Band #1) BEVOR ER SIEHT (Band #2) BEVOR ER BEGEHRT (Band #3) BEVOR ER NIMMT (Band #4) BEVOR ER BRAUCHT (Band #5) EHE ER F?HLT (Band #6) EHE ER S?NDIGT (Band #7) BEVOR ER JAGT (Band #8) VORHER PL?NDERT ER (Band #9) VORHER SEHNT ER SICH (Band #10) VORHER VERF?LLT ER (Band #11) VORHER NEIDET ER (Band #12) AVERY BLACK MYSTERY-SERIE DAS MOTIV (Band #1) LAUF (Band #2) VERBORGEN (Band #3) GR?NDE DER ANGST (Band #4) RETTE MICH (Band #5) ANGST (Band #6) KERI LOCKE MYSTERY-SERIE EINE SPUR VON TOD (Band #1) EINE SPUR VON MORD (Band #2) EINE SPUR VON SCHW?CHE (Band #3) EINE SPUR VON VERBRECHEN (Band #4) EINE SPUR VON HOFFNUNG (Band #5) INHALT PROLOG (#u78587210-6e81-52c0-a860-787013cea546) KAPITEL EINS (#uf3bffb05-85d8-584d-a3b8-ff2154e63e60) KAPITEL ZWEI (#u89340cec-dd8a-530c-b165-91636d48c5aa) KAPITEL DREI (#udb4fac44-452e-5c4b-b062-bfc8054fa66d) KAPITEL VIER (#u6d4406fb-f173-547b-a77a-a4d1a5019318) KAPITEL F?NF (#u1744be09-f921-5372-85b3-39a3bb36d45e) KAPITEL SECHS (#uaccbb400-6e95-5780-8dfd-4334d03fa940) KAPITEL SIEBEN (#u10639bf4-b061-58fd-ac21-ccf69bfc40d2) KAPITEL ACHT (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ELF (#litres_trial_promo) KAPITEL ZW?LF (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHSUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) EPILOG (#litres_trial_promo) ANMERKUNG DES AUTORS: Ihnen ist vielleicht aufgefallen, dass das Buch zuerst unter dem Autorennamen „Stella Gold“ ver?ffentlicht wurde. Manchmal experimentiere ich gerne, probiere neue Genres aus und wenn ich das mache, benutze ich manchmal ein Pseudonym, um es separat zu halten und meinen Fans Verwirrung zu ersparen. Zuerst habe ich dieses Buch unter dem Stella Gold Pseudonym ver?ffentlicht. Bald nach Ver?ffentlichung war ich ?ber die Aufnahme und die R?ckmeldungen der Leser angenehm ?berrascht, und ich begriff, dass dieses Buch und diese Reihe den Blake Pierce Fans gut gefallen w?rde. Also ?nderte ich den Autorennamen zur?ck in Blake Pierce. Wenn dies Ihr erstes Buch von mir ist, willkommen im Blake Pierce Universum! Ich w?rde mich freuen, wenn Sie auch meine anderen Reihen entdecken w?rden. Ich biete die ersten B?cher – und H?rb?cher – meiner Reihen zum kostenlosen Genuss an! GESICHTER: Gesicht -- Der vordere Teil des Kopfes, der sich bei Menschen von der Stirn bis zum Kinn erstreckt und dabei Mund, Nase, Wangen und Augen umfasst. Gesichtserkennung – das Erkennen und Interpretieren eines Gesichts, speziell des menschlichen Gesichts, durch ein Individuum, insbesondere in Bezug auf die damit verbundenen Informationen, die das Gehirn verarbeitet. Pareidolie – die Neigung, in Dingen oder abstrakten Mustern vermeintliche Gesichter, vertraute Objekte oder Bedeutungen zu erkennen. PROLOG Linda lehnte sich in ihrem Stuhl zur?ck, versuchte, auf den alten durchgesessenen Kissen eine bequeme Position zu finden. Die Sitzgelegenheit, die in den vergangenen f?nfzehn Jahren das Gewicht unz?hliger Tankstellenangestellter auf sich gehabt hatte, war in der gleichen Verfassung wie ihre Umgebung. Wenigstens hatte sie einen Stuhl. Und einen Fernseher, auch wenn er so klein und altmodisch war, dass sie durch das Bildrauschen hindurch gerade eben so Gesichter ausmachen konnte. Linda seufzte und klopfte einige Male gegen die Seite des Fernsehers, versuchte, ein deutlicheres Bild zu bekommen. Sie wartete auf den Anfang ihrer Lieblingssendung und wollte wenigstens erkennen k?nnen, wer welche Person war. Immerhin w?rde sie wahrscheinlich nicht gest?rt werden. Diese Gegend im westlichen Missouri war nicht gerade stark frequentiert und manchmal vergingen Stunden zwischen den einzelnen Kunden. Niemand wohnte im Umkreis mehrerer Meilen und die Stra?e war durch einen neuen Highway verdr?ngt worden, der die Leute auf direkterer Strecke an ihr Ziel brachte. Es w?rde sicher nicht mehr lange dauern, bis die Tankstelle geschlossen wurde, also genoss Linda ihre Ruhe, solange sie es noch konnte. Die Titelmusik der Sendung erklang, trotz der blechernen Tonqualit?t beruhigend vertraut. Linda lehnte sich wieder zur?ck, versuchte, es sich so bequem wie m?glich zu machen und nahm sich eine T?te Chips aus dem Regal hinter ihr. „Oh Loretta“, sagte die Figur auf dem Bildschirm. „Wie konntest du mir das antun? Wei?t du nicht, dass wir–” Die klingelnde Glocke ?ber der T?re ?bert?nte den Dialog. Linda sprang auf, fiel in ihrem Versuch, so auszusehen, als ob sie aufmerksam gewesen w?re, fast ?ber ihre eigenen F??e. Schuldbewusst stopfte sie die offene Chipst?te unter die Verkaufstheke. „Hallo“, sagte der Kunde l?chelnd. Er sah am?siert, aber freundlich aus, als ob sie ein witziges Geheimnis teilten. „?h, k?nnte ich bitte Ihre Toilette benutzen?“ Er war recht freundlich. Ein schlanker, jungenhafter Mann. Er konnte kaum drei?ig Jahre alt sein. Linda mochte ihn sofort. Sie hatte ein gutes Gef?hl f?r Kunden. Sie wusste direkt, ob sie ihr Schwierigkeiten verursachen w?rden. „Tut mir leid, S??er“, sagte sie. „Die ist nur f?r zahlende Kunden.“ „Oh“, sagte er, w?hrend er sich umsah. An der Seite des Tresens befand sich eine Auslage mit billigen S??igkeiten, darauf ausgerichtet, Kinder hereinzulocken, die an den ?rmeln ihrer Eltern ziehen w?rden. „Ich nehme die hier.“ Er griff nach einer T?te Bonbons und warf sie behutsam auf die Theke, direkt vor ihr. Er suchte in seiner Hosentasche nach Kleingeld und der genaue Betrag folgte der T?te. „Bitte, Sir“, sagte Linda, schob ihm einen der Toilettenschl?ssel hin. „Es ist direkt an der R?ckseite des Geb?udes. Gehen Sie einfach raus und um die Ecke.“ „Oh, danke“, sagte der Mann, nahm ihn und klopfte damit gegen seinen Daumen, w?hrend er hinaus auf den Parkplatz sah. „Aber, ?h. W?rde es Ihnen etwas ausmachen, mir zu zeigen, wo es ist?“ Linda z?gerte. Ihre Sendung lief und sie hatte schon so viel davon vers?umt. Und trotz ihres Eindrucks, dass der Typ v?llig in Ordnung und normal war – sogar gutaussehend, wenn sie zehn oder f?nfzehn Jahre j?nger gewesen w?re – meldete sich ein kleiner nagender Zweifel in ihrem Hinterkopf. Sollte sie wirklich den Verkaufstresen unbewacht zur?cklassen, um ihm die Toilette zu zeigen? Alleine gehen, im Dunkeln, mit einem Fremden, von der Stra?e aus nicht sichtbar? Oh, Linda, dachte sie sich. Du willst doch nur mehr Zeit f?r deine Sendung haben. Jetzt mach schon, steh von dem Stuhl auf und mach deine Arbeit. „Sicher“, sagte sie, wenn auch weiterhin z?gerlich. „Kommen Sie mit.“ Die Sonne war etwa eine halbe Stunde vorher untergangen, also war es nicht ?berraschend, dass er beim Suchen der Toilette Hilfe wollte. Man fand sich im Dunkeln an einem unbekannten Ort nicht gut zurecht. Linda begann, ihn in die richtige Richtung zu f?hren, machte einen Schritt ?ber das aus dem Beton sprie?ende Unkraut. „Das ist wirklich ein verlassener Ort, hm?“ sagte er. „Yeah“, sagte Linda. Seltsam, so etwas im Dunkeln zu sagen, oder? Vielleicht f?hlte er sich selbst etwas unwohl und wollte ein wenig beschwichtigt werden. Ihr gefiel die Einsamkeit ebenso wenig wie ihm. „Bei uns ist zurzeit nicht viel los.“ „Ich finde, man kann angesichts der Tankstellen viel ?ber einen Ort schlussfolgern. Es sind diese kleine Zeichen, wissen Sie. Erkennbare Muster. Zum Beispiel, wie wohlhabend eine Gemeinde ist oder welches Essen beliebt ist.“ „Dar?ber habe ich bisher wohl nie wirklich nachgedacht.“ Eigentlich interessierte Linda nichts weniger als seine Erkl?rung der Feinheiten der Tankstellen ?berall im Land. Sie wollte die Toilette erreichen und dann so schnell wie m?glich wieder hineingehen, ohne seltsamen Kram. Aber sie wollte nicht so unh?flich sein, ihm das zu sagen. „Oh, yeah. Ich besuche gerne unterschiedliche Tankstellen. Einige von ihnen sind riesig, wissen Sie. Dann gibt es welche, die klein sind, etwas mitgenommen, fernab vom Schuss, wie die hier. Und man kann auch viel ?ber die dort arbeitenden Leute erfahren.“ Das lie? einen Schauder an Lindas R?cken herunterlaufen. Er sprach ?ber sie. Sie wollte nicht fragen, was er ?ber sie erfahren konnte, oder was er schon wusste. Sie glaubte nicht, dass es ihr gefallen w?rde. „Es ist ein seltsamer Ort, hier am Ende der Welt“, fuhr er fort. „Sie sind sicher oft alleine. Wenn Sie Hilfe brauchen, ist sie schwer zu kriegen. Eine bestimmte Art Mensch nimmt einen solchen Job an. Dadurch kann man alle m?glichen Verhaltensweisen vorhersagen, die auf dem Muster basieren. Zum Beispiel, wie weit Sie gehen w?rden, um einem Kunden zu helfen.“ Linda beschleunigte ihre Schritte auf dem dunklen Boden, hatte jetzt das Bed?rfnis, von ihm weg zu kommen. Sie wollte jetzt nicht daran erinnert werden, dass sie verletzlich war. Ein weiterer Schauder lief ihren R?cken hinunter, auch wenn sie sich selbst sagte, dass sie sich dumm verhielt. Sie sp?rte das harte Metall des Schl?ssels zur Vordert?re in ihrer Tasche und nahm ihn zwischen zwei Finger, so dass er als Waffe dienen konnte. Sie sagte nichts. Sie wollte ihn nicht ermutigen, noch etwas zu sagen – oder etwas zu tun. Obwohl sie nicht wissen konnte, was seine n?chste Handlung sein w?rde, war sie sich sicher, dass sie es nicht wollte, egal, was es war. Sie gingen ?ber den leeren Parkplatz – das Auto des Kunden war wohl vorne bei den Zapfs?ulen abgestellt worden. „Da ist die Toilette, da vorne“, sagte Linda und zeigte in die Richtung. Sie wollte nicht unbedingt weiter gehen. Wenn er alleine ging, konnte sie zur?ck zu ihrem Tresen gelangen, wo es ein Telefon gab, mit dem sie Hilfe rufen, und T?ren, die sie abschlie?en konnte. Der Kunde sagte nichts, sondern holte seine Bonbont?te hervor und ?ffnete sie. Er sah sie nicht einmal an, sondern schien sich ganz auf seine Aufgabe zu konzentrieren, als er den Beutel ?ffnete und alles auskippte. Die farbigen Bonbons h?pften und verteilten sich ?ber dem Beton. Linda schrie auf und sprang unwillk?rlich einen Schritt zur?ck. Wer kam denn auf die Idee, Bonbons einfach so auf den Boden zu werfen? Wollte er sie nur erschrecken, oder was? Lindas Hand flog an ihre Brust, sie versuchte, ihr rasendes Herz zu beruhigen. „Sehen Sie sich das an!“ Der Kunde lachte, zeigte auf die Bonbons runter. „Es ist immer das Gleiche, wissen Sie? Es gibt keinen Zufall. Man bekommt die gleichen Muster und Fraktale, und es ist immer etwas da. Auch wenn Sie versuchen, es nicht zu sehen, Ihr Gehirn bildet ein Muster, einfach so.“ Linda hatte genug geh?rt. Dieser Typ war verr?ckt. Sie war alleine hier drau?en, im Dunkeln, wie er extra betont hatte. Sie musste weg von ihm, zur?ck zum Tresen. Zur?ck dorthin, wo es sicher war. Linda w?hlte die schnellste L?sung, der ihr einfiel. Sie ging eilig die letzten Schritte zur Toilette und schloss sie f?r ihn auf, das Licht ?ber der T?r ging automatisch an. „Oh!“ sagte der junge Mann. „Sehen Sie. Auf Ihrer Hand. Ein weiteres Muster.“ Linda erstarrte und sah hinunter auf ihre Sommersprossen, die jetzt in dem blassorangen Licht sichtbar waren. Seine Aufmerksamkeit f?r ihre Haut war wie ein Insekt, etwas, das sie instinktiv absch?tteln wollte. „Ich muss zur?ck in den Laden“, stie? Linda hervor. „Nur f?r den Fall, dass weitere Kunden kommen. Bringen Sie einfach den Schl?ssel zur?ck, wenn Sie fertig sind.“ Sie begann, zur Vorderseite der Tankstelle, zur T?r und der Sicherheit des Tresens zur?ckzueilen. Etwas war an diesem jungen Mann seltsam, sogar ausgesprochen seltsam, und sie wollte keine weitere Sekunde in seiner Gegenwart verbringen – selbst wenn das bedeutete, dass sie nachher den Schl?ssel selbst wieder holen musste. Die Haare in ihrem Nacken stellten sich auf und ihr Herz h?mmerte weiter. Vielleicht sollte sie jemanden anrufen. Sie dachte an ihren Exmann, der Meilen entfernt zu Hause sa?, wahrscheinlich gem?tlich mit hochgelegten F??en vor dem Fernseher. Oder ihren Chef, der aber genauso gut in Kanada sein konnte, so selten, wie sie ihn zu Gesicht bekam. W?rden sie ?berhaupt den H?rer abheben? Und wenn ja, wie w?rden sie ihr helfen k?nnen? Die Polizei vielleicht? Nein – das war doch sicher ?bertrieben. Linda stolperte fast ?ber einen einzelnen Bonbon, der weiter gerutscht war als der Rest, und versuchte, ihre F??e vorsichtiger aufzusetzen, pr?fte den Boden vor sich. Ihr Herz raste und sie konnte ihre eigenen Schritte viel zu laut knirschen h?ren, als sie auf die Ecke des Geb?udes zu hastete. Sie w?nschte, sie k?nnte leiser sein, schneller gehen, einfach die T?ren erreichen. Sie rannte fast, der Atem stockte ihr in der Brust. Sie umrundete die Ecke, f?hlte beim Anblick der vertrauten T?ren vor sich Erleichterung. Aber etwas zog sie zur?ck – etwas, das sich immer enger um ihren Hals schlang. Lindas H?nde flogen instinktiv nach oben, ergriffen den d?nnen scharfen Draht, der sich in ihre Finger schnitt, als sie darum k?mpfte, Kontrolle ?ber ihn zu erlangen. Ihre F??e versuchten vergeblich, ihren K?rper vorw?rts zu bewegen, die Schwungkraft zwang ihren Kopf nur weiter nach hinten. Sie musste die T?ren erreichen. Sie musste nach drinnen! Panik vernebelte ihr die Sicht und der qualvolle Druck intensivierte sich, bis sie eine pl?tzliche Befreiung versp?rte, etwas Nasses und Hei?es sich ?ber ihre Brust und nach unten ergoss. Sie hatte keine Zeit, das alles zu verstehen, konnte nur nach Luft schnappen, ein nass saugendes Gef?hl an der Stelle versp?ren, an der der Draht sich befunden hatte, den Boden unter ihren Knien f?hlen, dann unter ihrem Kopf und dann ?berhaupt nichts mehr. KAPITEL EINS FBI Special Agent Zoe Prime sah die Frau neben sich auf dem Beifahrersitz an und versuchte, sich nicht eingesch?chtert zu f?hlen. „In noch k?lteres Wasser kann man wohl nicht geworfen werden, oder?“, witzelte Shelley. Zoe wusste, was sie meinte. Sie waren einander gerade erst als Partner zugewiesen worden und schon rasten sie zu einem Tatort. Sogar einem wichtigen Tatort. Einem, der fette Schlagzeilen machen w?rde. Aber das war es nicht, weshalb Zoe sich unbehaglich f?hlte. Es lag daran, dass sie einer neuen Agentin als Partnerin zugewiesen worden war, die beim FBI bereits Aufruhr verursachte. Shelley Rose hatte ein offenes, freundliches Gesicht und Wesen, und man erz?hlte sich ?ber sie, dass sie nur durch ein L?cheln ein Gest?ndnis aus jedem herausholen konnte. Wenn man ein Geheimnis zu h?ten hatte, konnte es einen ganz paranoid machen, so jemanden als Partner zugewiesen zu bekommen. Ganz abgesehen davon, dass Zoe, die bisher beim FBI noch durch nichts besonders herausgestochen war, nicht unbedingt wenig Neid angesichts des hohen Respekts versp?rte, den man ihrer Frischlingspartnerin bereits entgegenbrachte. Shelley hatte ein nahezu symmetrisches Gesicht, gerade 1,5 Millimeter von der Perfektion entfernt, eine Abweichung zwischen ihren Augen. Es war nicht ?berraschend, dass ihr sofort Vertrauen und Zuneigung ihrer Mitmenschen zuflogen. Es war klassische Psychologie. Ein winziger Fehler, der ihre Sch?nheit menschlicher machte. Obwohl sie das wusste, konnte Zoe nicht anders, als ihre neue Partnerin ebenfalls zu m?gen. „Was wissen wir bis jetzt?“ fragte Zoe. Shelley bl?tterte durch den in einer Mappe steckenden Papierstapel in ihren H?nden. „Der Str?fling ist aus dem Tent City Gef?ngnis in Phoenix abgehauen“, sagte sie. Die W?ste von Arizona raste au?erhalb des Autos vorbei. „Zu Fu?. Das hat ihn anscheinend nicht behindert. Wir wissen bisher von drei Morden.“ „Wachen?“ fragte Zoe. Ihre Gedanken rasten vorw?rts. Sie berechnete die Meilen, die ein Mann in dieser Hitze zu Fu? hinter sich bringen konnte. Ohne Rast, Unterkunft und Wasser kam man nicht weit. Wenn die nachgebende Oberfl?che von Sand mit einberechnet wurde, war es noch weniger. „Nein, zuf?llige Personen. Zuerst zwei Anhalter.“ Shelley hielt inne, sog den Atem durch die Z?hne ein. „Die Morde waren allen Anzeichen nach … brutal. Das letzte Opfer war ein Tourist auf dem Weg zum Grand Canyon.“ „Und dahin sind wir gerade auf dem Weg“, nahm Zoe an. Die Landkarte der Gegend entfaltete sich in ihren Gedanken, zeigte die Stra?en und Wege an, die jedes Opfer wahrscheinlich genommen hatte, bevor es mit dem T?ter zusammengetroffen war. „Richtig. Sieht so aus, als ob wir uns auf was gefasst machen m?ssen.“ Zoe nickte stumm. Sie hatte bemerkt, dass es f?r Leute wie Shelley schwerer war, an einem Tatort aufzutauchen und die Leiche des Opfers zu sehen. Sie sp?rten die Schmerzen und das Leid, die verursacht worden waren. Zoe sah immer nur einen K?rper – Fleisch. Fleisch, das vielleicht Hinweise f?r die Ermittlung beinhaltete, und die Schilder mit Nummern, die es umgaben. Das war es wahrscheinlich, was es ihr ?berhaupt erst erm?glicht hatte, alle Aufnahmepr?fungen zu bestehen und ein Special Agent zu werden – ruhig und kontrolliert zu bleiben, die Fakten anstelle der Gef?hle zu analysieren. Aber ihr ruhiges Wesen und ihre Angewohnheit, sich hinter einer ausdruckslosen Miene zu verstecken, waren der Grund, dass sie einen neuen Partner gebraucht hatte. Anscheinend hatte ihr letzter Partner Zoe f?r zu ruhig und unnahbar gehalten. Bei ihrem ersten Fall mit Shelley hatte sie versucht, diesem Eindruck entgegenzuwirken, indem sie zwei Kaffee in Styroporbechern gekauft und ihrer Partnerin beim Aufeinandertreffen einen davon gegeben hatte; in Anerkennung eines anscheinend uralten Rituals unter Kollegen. Es schien gut angekommen zu sein. Shelley war umg?nglich genug f?r sie beide, weshalb Zoe hoffte, dass dies tats?chlich funktionieren w?rde. Es war nicht schwer, die Stelle zu finden. ?rtliche Polizisten liefen in ihren Uniformen in der hei?en Sonne, eine gl?hende Grausamkeit, die intensiv auf ihre nackten Arme herunterbrannte, sobald Zoe das klimagek?hlte Auto verlie?. Wenn Haut nicht gesch?tzt war, verbrannte sie innerhalb von f?nfundvierzig Minuten. Bis sie wieder ins Auto stieg, w?rden ihre Wangen, Nase und H?nde schon leicht gebr?unt sein. Shelley stellte sie vor und sie zeigten beide dem verantwortlichen Polizisten ihre Marken, bevor sie sich dem Tatort n?herten. Zoe h?rte nur mit halbem Ohr zu, war froh, Shelley ?bernehmen zu lassen. Auch wenn Zoe die rangh?here Beamtin war, st?rte es sie nicht, wenn Shelley sich in den Vordergrund stellte. Zoe sah sich bereits um, suchte nach dem Schl?ssel, der ihr alles er?ffnen w?rde. Shelley nickte ihr zu, in stiller Vereinbarung, dass sie sich um die ?rtliche Polizei k?mmern w?rde, w?hrend Zoe die Umgebung untersuchte. „Ich glaub nicht, dass Sie viel finden werden“, sagte der Chief gerade. „Wir haben schon alles so gr?ndlich wie m?glich durchsucht.“ Zoe ignorierte ihn und setzte ihre Untersuchung fort. Sie konnte manche Dinge sehen, die anderen entgingen. Dinge, die ihr wie mit riesigen Buchstaben angek?ndigt erschienen, aber f?r normale Leute unsichtbar waren. Das war ihr Geheimnis, ihre Superkraft. Sie sah seine Fu?abdr?cke im Sand und die Berechnungen erschienen neben ihnen, teilten ihr alles mit, was sie wissen musste. Es war so einfach wie das Lesen eines Buches. Sie hockte sich leicht hin, sah sich die am n?chsten liegenden Abdr?cke genauer an, betrachtete, wie sie sich von der Leiche des Opfers entfernten. Die Schrittl?nge zeigte ihr, dass der T?ter 1,85 m gro? war. Die Tiefe der Fu?spuren wies deutlich auf ein Gewicht um die f?nfundneunzig Kilo hin. Er war gleichm??ig gelaufen, hatte sich vor dem Angriff dem Opfer mit einer Geschwindigkeit von 3,8 Meilen pro Stunde gen?hert, das sagte ihr der Abstand zwischen den Abdr?cken. Zoe beugte sich vor, untersuchte als n?chstes die Leiche. Der Str?fling hatte eine neunzehn Zentimeter lange Klinge benutzt, die er von oben in einem Winkel von neunundvierzig Grad in den K?rper gerammt hatte. Geflohen war er in nordwestlicher Richtung, in einem schnelleren Lauftempo von 5,9 Meilen pro Stunde. Das Blut im Sand verriet ihr, dass es weniger als vier Stunden her war. Die Berechnungen waren einfach. Zoe ging von der durchschnittlichen Erm?dungsrate aus, zog die Hitze an diesem Tag in ihre Berechnungen ein und blinzelte in die Ferne, stellte sich die genaue Entfernung vor, in der sie ihn finden w?rden. Ihr Herz schlug schneller, als sie vor ihrem geistigen Auge sah, wie sie ihn schnappen w?rden. Sie w?rden ihn leicht einholen. Schon erm?det, ohne Wasser und ohne die geringste Ahnung, dass sie seine Verbrechen bereits entdeckt hatten. Das hier w?rde schnell vorbei sein. Ihre Aufmerksamkeit wechselte zu den B?schen und kleinen B?umen, die etwas entfernt wuchsen, unregelm??ig verteilt und somit einem Menschen nicht gen?gend Schutz bietend. Sie sah die Entfernung zwischen ihnen, Zahlen erschienen vor ihren Augen, teilten ihr die Geschichte hinter dem Muster mit. Weit voneinander verteilt, wenige nat?rliche Ressourcen. In Gr?ppchen, die Wurzeln auf der Suche nach einer unterirdischen Wasserquelle und n?hrstoffreichem Boden. Dem unerfahrenen Auge mochten sie zuf?llig erscheinen, aber der Standort jedes einzelnen Gew?chses beruhte auf Planung. Der Planung der Natur. „Was gefunden?“ fragte Shelley. Sie sah gespannt aus, als ob sie darauf wartete, dass ihre erfahrenere Partnerin alles aufl?ste. Zoe sah auf, zuckte schulbewusst zusammen. Sie stand auf und sch?ttelte rasch den Kopf. „Ich nehme an, er ist da lang gelaufen“, sagte sie und zeigte in die offensichtliche Richtung seiner sich entfernenden Fu?abdr?cke. Ziemlich weit entfernt sah man eine Felsnase, ein guter Ort f?r eine Rast. Die Formation verriet ihr etwas ?ber Windmuster, ?ber tausende von Jahren der Aush?hlung und Formung. „Vielleicht wird er dort im Schatten eine Pause machen. Es ist ein hei?er Tag.“ Ein Geheimnis war ein Geheimnis. Auf gar keinen Fall konnte sie zugeben, was sie wusste. Auf keinen Fall konnte sie laut aussprechen, dass sie ein Freak war, die Welt auf eine Weise begriff, wie es niemand anders tat. Oder den Rest zugeben – dass sie auch nicht verstand, wie die anderen die Welt sahen. Aber sie konnte ihnen wenigstens das geben. Die Art Hinweis, die auch eine normale Person erkennen w?rde. Der Chief r?usperte sich und unterbrach. „Wir haben diese Richtung schon erkundet und nichts gefunden. Die Hunde haben die Spur verloren. Dahinten ist der Boden steiniger und man sieht keine Fu?abdr?cke mehr. Wir nehmen an, dass er einfach weiter geradeaus gerannt ist. Oder sogar von einem Auto mitgenommen wurde.“ Zoes Augen verengten sich. Sie wusste, was sie wusste. Dieser Mann rannte voller Verzweiflung, seine Schritte lang, der K?rper nah am Boden, als er sich vorbeugte, um schneller zu sein. Er hatte kein Versteck und er war nicht so weit weg, dass sie ihn nicht finden k?nnen w?rden. „Tun Sie uns den Gefallen“, schlug Zoe vor. Sie tippte auf das FBI-Siegel auf ihrer Marke, die sie noch in der Hand hielt. Das war ein Riesenvorteil, wenn man ein Special Agent war: man musste sich nicht immer erkl?ren. Man entsprach sogar dem Vorurteil, wenn man es nicht tat. Shelley h?rte auf, Zoes Gesichtsausdruck zu mustern und wandte sich um, um wieder mit dem Chief zu sprechen, ihre Haltung entschlossen. „Schicken Sie uns den Hubschrauber. Haben Sie die Hunde bereit?“ „Sicher.“ Der Chief nickte, auch wenn er nicht besonders erfreut aussah. „Sie sind der Boss.“ Shelley dankte ihm. „Fahren wir los“, schlug sie Zoe vor. „Ich habe Radioverbindung zum Piloten. Er wird uns informieren, wenn sie was entdecken.“ Zoe nickte und stieg gehorsam wieder ins Auto. Shelley hatte sie unterst?tzt, ihr den R?cken gest?rkt. Das war ein gutes Zeichen. Sie war dankbar und f?hlte sich nicht ?bergangen, wenn Shelley diejenige war, die die Befehle gab. Es war egal, solange Leben gerettet wurden. „Puh!“ Shelley hielt inne, lehnte sich mit einer aufgefalteten Landkarte im Beifahrersitz zur?ck. „Wird nicht einfacher, oder? Eine Frau, ganz alleine unterwegs, keine Provokation. Sie hat das nicht verdient.“ Zoe nickte wieder. „Stimmt“, sagte sie, nicht sicher, was sie sonst zu der Unterhaltung beitragen konnte. Sie lie? das Auto an und fuhr los, um die Stille zu f?llen. „Du sprichst nicht sehr viel, oder?“ fragte Shelley. Sie hielt einen Moment inne, bevor sie hinzuf?gte: „Das ist in Ordnung. Ich will nur verstehen, wie du tickst.“ Der Mord war unverdient, das war richtig. Zoe konnte das erkennen und verstehen. Aber was geschehen war, war geschehen. Jetzt hatten sie einen Job zu erledigen. Die Sekunden vergingen, ?ber die normale Zeit f?r eine erwartete Antwort hinaus. Zoe ?berlegte, aber ihr fiel nichts ein, was sie sagen konnte. Der Moment war vorbei. Wenn sie jetzt sprach, w?rde es noch seltsamer wirken. Zoe versuchte, sich darauf zu konzentrieren, beim Fahren eine traurige Miene aufzusetzen, aber es war zu schwierig, beides gleichzeitig zu tun. Sie h?rte auf, sich die M?he zu machen, ihr Gesicht entspannte sich zu ihrem ?blichen leeren Blick. Es war nicht so, dass sie nichts dachte, oder hinter ihren Augen keinerlei Gef?hle stattfanden. Es war nur schwierig, dar?ber nachzudenken, wie ihr Gesicht aussehen sollte und es bewusst zu kontrollieren, w?hrend ihr Gehirn damit besch?ftigt war, die genaue Entfernung zwischen jeder Stra?enmarkierung zu berechnen und sicherzustellen, dass sie eine Geschwindigkeit einhielt, bei der das Auto nicht umkippen w?rde, wenn sie auf dieser Art Asphalt ausscheren musste. Sie nahmen die Stra?e, folgten der glatteren Oberfl?che, die sich durch die flache Landschaft wand. Zoe konnte bereits sehen, dass sie in die richtige Richtung f?hrte, was es ihnen erm?glichte, ihn einzuholen, wenn er in direkter Linie geradeaus rannte. Sie trat fest auf das Pedal, nutzte den Vorteil des Asphalts, um schnell voranzukommen. Eine Stimme knisterte durch das Funkger?t, riss Zoe aus ihren Gedanken. „Der Verd?chtige ist in Sicht. Over.“ „Verstanden“, antwortete Shelley. Sie war pr?zise und verschwendete keine Zeit, was Zoe sch?tzte. „Koordinaten?“ Der Hubschrauberpilot ratterte seine Position herunter und Shelley nutzte ihre Landkarte, um Zoe den Weg anzusagen. Sie mussten ihre Route nicht ver?ndern – sie waren genau in der richtigen Richtung. Zoe umklammerte das Steuer fester, f?hlte den Nervenkitzel der Best?tigung. Ihre Annahmen waren korrekt gewesen. Schon kurz darauf sahen sie den Helikopter ?ber einem ?rtlichen Streifenwagen in der Luft stehen, dessen beide Insassen anscheinend schon ausgestiegen waren und den Str?fling ?berw?ltigt und auf den Boden gedr?ckt hatten. Er lag im Sand, der sich durch die neue Last verschob, und fluchte. Zoe hielt den Wagen an und Shelley sprang sofort hinaus, gab ?ber ihr Sprechfunkger?t Informationen weiter. Eine kleine Gruppe M?nner mit Hunden n?herte sich bereits aus dem S?dosten, die Hunde bellten vor Aufregung, nachdem sie die Quelle des Geruchs gefunden hatten, dem sie gefolgt waren. Zoe hob die Landkarte hoch, die Shelley losgelassen hatte, verglich sie mit dem Navigationssystem. Sie waren in direkter Bahn eine Achtelmeile von dem Punkt entfernt, an dem sie ihn vermutet hatte. Er musste aus der Felszunge herausgelaufen sein, als er die Hunde geh?rt hatte. Sie erlaubte sich ein Siegesl?cheln, sprang aus dem Auto, um sich ihnen mit neuem Elan zuzugesellen. Drau?en unter der brennenden Sonne erwiderte Shelley ihr strahlendes Grinsen, offensichtlich gl?cklich, dass sie ihren ersten gemeinsamen Fall schon abgeschlossen hatten. Sp?ter, als sie wieder im Auto waren, senkte sich das Schweigen erneut herab. Zoe wusste nicht, was sie sagen sollte – sie wusste es nie. Geplauder war ihr ein absolutes R?tsel. Wie oft konnte man das Wetter erw?hnen, bevor es ein offensichtliches Klischee wurde? Wie oft musste sie ?de Unterhaltungen ?ber unwichtige Dinge f?hren, bevor das Schweigen kameradschaftlich wurde, nicht mehr unbehaglich war? „Du hast da drau?en nicht viel gesagt“, sagte Shelley und brach endlich das Schweigen. Zoe antwortete nicht sofort. „Nein“, stimmte sie zu, versuchte, freundlich zu klingen. Es gab nicht viel, das sie tun konnte, au?er zuzustimmen. Wieder herrschte Stille. Zoe berechnete im Kopf die Sekunden, begriff, dass es l?nger war, als f?r eine normale Pause in der Unterhaltung ?blich. Shelley r?usperte sich. „Die Partner, die ich im Training hatte, die haben mit mir ge?bt, den Fall durchzusprechen“, sagte sie. „Zusammenzuarbeiten, um ihn zu l?sen. Nicht alleine.“ Zoe nickte, ihr Blick blieb fest auf der Stra?e. „Ich verstehe“, sagte sie, obwohl Panik in ihr aufstieg. Sie verstand nicht – nicht v?llig. Auf eine Art verstand sie, wie die Leute um sie herum empfanden, weil sie es ihr immer mitteilten. Aber sie wusste nicht, was sie damit anfangen sollte. Sie versuchte es schon, versuchte es, so gut sie konnte. „Sprich n?chstes Mal mit mir“, sagte Shelley, lehnte sich tiefer in ihren Sitz, als ob nun alles gekl?rt war. „Wir sind Partner. Ich m?chte wirklich zusammenarbeiten.“ Das verhie? f?r die Zukunft nichts Gutes. Zoes letzter Partner hatte wenigstens ein paar Wochen gewartet, bevor er sich beschwert hatte, wie ruhig und unnahbar sie war. Sie hatte gedacht, sie h?tte es diesmal besser hinbekommen. Hatte sie nicht die Becher mit Kaffee gekauft? Und Shelley hatte sie vorhin angel?chelt. Musste sie mehr Getr?nke kaufen, um es wieder auszugleichen? Gab es eine bestimmte Anzahl, auf die sie hinarbeiten sollte, um ihre Beziehung angenehmer zu gestalten? Zoe sah die Stra?e vor der Windschutzscheibe vorbeirasen, unter einem sich allm?hlich verdunkelnden Himmel. Sie sp?rte, dass sie wohl noch etwas sagen sollte, aber sie wusste nicht, was. Das war alles ihre Schuld und sie wusste es. Es schien f?r andere Leute immer so einfach zu sein. Sie sprachen und sprachen und sprachen, und wurden ?ber Nacht Freunde. Sie hatte es oft geschehen sehen, aber es schien keine Regeln zu geben, die man befolgen konnte. Es wurde nicht durch eine festgelegte Zeitspanne definiert, oder der Anzahl der Interaktionen, oder der Menge der Dinge, die Menschen gemeinsam haben mussten. Sie waren einfach wie durch Magie gut darin, mit anderen Leuten zurechtzukommen, so wie Shelley. Oder sie waren es nicht. Wie Zoe. Nicht dass sie wusste, was sie falsch machte. Leute sagten ihr, sie solle w?rmer und freundlicher sein, aber was genau bedeutete das? Niemand hatte ihr je ein Handbuch gegeben, in dem all die Dinge erkl?rt waren, die sie wissen musste. Zoe griff das Steuer fester, versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie aufgebracht sie war. Das war das Letzte, das Shelley sehen sollte. Zoe begriff, dass sie selbst das Problem war. Sie machte sich dar?ber nichts vor. Sie wusste nur nicht, wie sie anders sein sollte, als sie war, w?hrend andere Leute es wussten und sie sich sch?mte, dass sie es nie gelernt hatte. Das zuzugeben w?rde irgendwie noch schlimmer sein. *** Der Flug zur?ck nach Hause war noch ungem?tlicher. Shelley bl?tterte beil?ufig durch die Seiten einer Frauenzeitschrift, die sie im Flughafen gekauft hatte, bedachte jede Seite lediglich mit einem oberfl?chlichen Blick, bevor sie aufgab und weiterbl?tterte. Nachdem sie sie von vorne bis hinten durch hatte, warf sie Zoe einen Blick zu, dann gelangte sie wohl zu der ?berzeugung, dass es besser war, keine Unterhaltung anzufangen, und ?ffnete die Zeitschrift wieder, vertiefte sich mehr in die Artikel. Zoe hasste es, so etwas zu lesen. Die Bilder, die Worte, alles sprang sie von der Seite aus an. Nicht zusammenpassende Schriftgr??en und Gesichter, widerspr?chliche Artikel. Bilder, die beweisen sollten, dass irgendeine Prominente sich unters Messer gelegt hatte, die aber nur die normalen, durch Zeit und Alter verursachten ?nderungen eines Gesichtes zeigten, die f?r jeden mit einem Grundverst?ndnis menschlicher Biologie leicht berechenbar waren. Mehrere Male versuchte Zoe zwanghaft, sich etwas einfallen zu lassen, was sie zu ihrer neuen Partnerin sagen k?nnte. Sie konnte nicht ?ber die Zeitschrift reden. Was k?nnten sie sonst gemeinsam haben? Ihr fiel nichts ein. „Gutes Ergebnis f?r unseren ersten Fall“, sagte sie schlie?lich, murmelte es, traute sich fast nicht, es zu sagen. Shelley sah ?berrascht auf, ihre Augen einen Moment lang gro? und leer, bevor sie grinste. „Oh ja“, sagte sie. „Wir waren gut.“ „Der n?chste Fall wird hoffentlich ebenso glatt laufen.“ Zoe f?hlte, wie sich ihr Inneres zusammenkr?mmte. Warum war sie so schlecht im Plaudern? Es kostete sie absolute Konzentration, sich den jeweils n?chsten Satz auszudenken. „Vielleicht k?nnen wir n?chstes Mal schneller sein“, schlug Shelley vor. „Du wei?t schon, wenn wir wirklich aufeinander eingespielt sind, werden wir viel schneller arbeiten.“ F?r Zoe f?hlte es sich wie ein Schlag an. Sie h?tten den Kerl schneller schnappen, den Hubschrauber direkt nach ihrer Ankunft an seinen genauen Aufenthaltsort schicken k?nnen, wenn Zoe nur mitgeteilt h?tte, was sie wusste. Wenn sie nicht so besorgt dar?ber gewesen w?re, wie sie ihr Wissen erlangt hatte, dass sie es f?r sich behalten hatte. „Vielleicht“, sagte sie unverbindlich. Sie versuchte, Shelley auf eine beruhigende Art anzul?cheln, von erfahrener Agentin zu Neuling. Shelley erwiderte es ein wenig z?gerlich und konzentrierte sich wieder auf ihre Zeitschrift. Bis zur Landung sprachen sie nicht mehr. KAPITEL ZWEI Zoe ?ffnete ihre Wohnungst?re mit einem Seufzer der Erleichterung. Das war ihr Himmel, der Ort, an dem sie sich entspannen konnte und nicht mehr versuchen musste, die Person zu sein, die alle akzeptierten. Als sie das Licht anmachte, erklang aus Richtung der K?che ein leises Miauen und sobald Zoe ihre Schl?ssel auf den Beistelltisch gelegt hatte, ging sie sofort dorthin. „Hi, Euler“, sagte sie, beugte sich hinunter, um eine ihrer Katzen hinter den Ohren zu kraulen. „Wo ist Pythagoras?“ Euler, eine grau getigerte Katze, miaute als Antwort nur erneut und sah zum Schrank, in dem Zoe die Beutel und Dosen mit Katzenfutter aufbewahrte. Zoe brauchte keinen ?bersetzer, um das zu verstehen. Katzen waren einfach genug. Die einzige Interaktion, die sie wirklich brauchten, war Essen und ein gelegentliches Schmusen. Sie nahm eine neue Dose aus dem Schrank und ?ffnete sie, l?ffelte den Inhalt in den Futternapf. Ihr Burmese, Pythagoras, witterte bald den Geruch und tapste aus irgendeinem anderen Teil ihres Zuhauses heran. Zoe sah ihnen eine Weile beim Essen zu, fragte sich, ob sie lieber einen weiteren Menschen h?tten, der sich um sie k?mmerte. Ihr Alleinleben bedeutete, dass sie gef?ttert wurden, wenn sie nach Hause kam, egal zu welcher Zeit das geschah. Sicher h?tten sie einen regelm??igeren Ablauf bevorzugt – aber wenn sie hungrig wurden, gab es genug M?use in der Gegend, die sie fangen konnten. Und Pythagoras hatte in letzter Zeit einige Pfund zugelegt. Eine Di?t w?rde ihm gut tun. Zoe w?rde ohnehin nicht in n?chster Zeit heiraten – weder wegen der Katzen, noch aus irgendeinem anderen Grund. Sie hatte bisher noch nicht einmal eine ernste Beziehung gehabt. So, wie sie aufgewachsen war, hatte sie sich schon fast damit abgefunden, dass sie dazu bestimmt war, alleine zu sterben. Ihre Mutter war streng religi?s gewesen, im Sinne von intolerant. Zoe hatte nie die Stelle in der Bibel gefunden, die vorschrieb, dass man wie alle anderen kommunizieren und in sprachlichen R?tseln anstatt in mathematischen Formeln denken sollte, aber ihre Mutter hatte trotzdem genau das dort herausgelesen. Sie war ?berzeugt gewesen, dass mit ihrer Tochter etwa nicht in Ordnung war, etwas S?ndiges. Zoes Hand wanderte zu ihrem Schl?sselbein, fuhr die Linie entlang, an der einst ein silbernes Kreuz an einer Silberkette gehangen hatte. W?hrend der vielen langen Jahre ihrer Kindheit und Jugend hatte sie das Ding nicht abnehmen k?nnen, ohne der Blasphemie beschuldigt zu werden – nicht einmal zum Duschen oder Schlafen. Dagegen hatte sie nicht viel tun k?nnen, ohne dass sie beschuldigt wurde, das Kind des Teufels zu sein. „Zoe“, hatte ihre Mutter dann gesagt, ihr mit dem Finger gedroht und die Lippen gesch?rzt. „Du h?rst sofort mit dieser D?monenlogik auf. Der Teufel steckt in dir, Kind. Du musst ihn austreiben.“ D?monenlogik bedeutete anscheinend Mathematik, insbesondere wenn sie von einem sechsj?hrigen Kind benutzt wurde. Ihre Mutter erw?hnte immer und immer wieder, wie anders sie war. Wenn Zoe sich nicht mit den Kindern ihres Alters im Kindergarten oder in der Schule besch?ftigte. Wenn sie keinem der nachmitt?glichen Clubs beitrat, abgesehen von Zusatzunterricht in Mathematik und Wissenschaften, und nicht einmal dort Gruppen bildete oder Freundschaften schloss. Wenn sie die Verh?ltnisse zwischen den Zutatenmengen verstand, nachdem sie ihre Mutter nur einmal etwas backen gesehen hatte. Zoe hatte sehr schnell gelernt, ihren nat?rlichen Sinn f?r Zahlen zu unterdr?cken. Wenn sie die Antworten auf Fragen der Leute wusste, ohne es auch nur ausrechnen zu m?ssen, blieb sie ruhig. Wenn sie durch reine Charakterkenntnis und zur?ckgelassene Hinweise herausfand, welcher ihrer Klassenkameraden den Schl?ssel des Lehrers gestohlen und versteckt hatte, und wo er versteckt sein musste, sagte sie kein Wort. Es hatte sich wenig ge?ndert, seitdem die ver?ngstigte Sechsj?hrige, begierig, ihrer Mutter zu gefallen, aufgeh?rt hatte, jeden kleinen seltsamen Gedanken auszusprechen und angefangen hatte, so zu tun, als ob sie normal sei. Zoe sch?ttelte den Kopf und konzentrierte sich wieder auf die Gegenwart. Das war mehr als f?nfundzwanzig Jahre her. Es hatte keinen Sinn, dar?ber nachzudenken. Sie sah aus ihrem Fenster auf die Skyline von Bethesda, richtete ihren Blick wie immer pr?zise in die Richtung von Washington, D.C. aus. An dem Tag, an dem sie den Mietvertrag unterschrieben hatte, hatte sie herausgefunden, wie sie in die richtige Richtung sah, hatte mehrere ?rtliche Wahrzeichen bemerkt, die sich wie zu einem Kompass aufreihten. Es war nicht aus politischen oder patriotischen Gr?nden, sie mochte einfach die Art, wie sie zusammenpassten und auf der Landkarte eine perfekte Linie bildeten. Es war dunkel drau?en und sogar die Lichter in den anderen Geb?uden um sie herum wurden allm?hlich ausgemacht. Es war sp?t, sp?t genug, um alles zu erledigen und ins Bett zu gehen. Zoe machte ihren Laptop an und tippte rasch ihr Password ein, ?ffnete ihr Emailpostfach, um zu sehen, ob es etwas Neues gab. Die letzte Aufgabe ihres Tages. Einige Mails konnte sie schnell l?schen – Junkmail, vorwiegend Mitteilungen ?ber Ausverk?ufe von Marken, von denen sie nie etwas gekauft hatte und Gaunereien vorgeblicher nigerianischer Prinzen. Nachdem sie den Junk gel?scht hatte, gab es nur noch einige Mails, die sie lesen und dann entfernen konnte, Botschaften, auf die keine Antwort erwartet wurde. Aktualisierungen von Social Mediaseiten, die sie selten besuchte und Newsletter von Websites, denen sie folgte. Eins war etwas interessanter. Eine Nachricht von ihrem Online Dating Profil. Eine kurze, aber s??e Nachricht – irgendein Typ, der nach einer Verabredung fragte. Zoe klickte sich zu seiner Seite durch und betrachtete seine Bilder, zog ihn in Erw?gung. Sie ermittelte schnell seine tats?chliche Gr??e und war angenehm ?berrascht, dass sie mit dem ?bereinstimmte, was er in seine Angaben geschrieben hatte. Vielleicht jemand, der tats?chlich ehrlich war. Die n?chste Mail war noch interessanter, aber trotzdem war Zoe nicht danach, sie gleich zu lesen. Sie war von ihrer Mentorin und fr?heren Professorin, Dr. Francesca Applewhite. Sie konnte sich auch so vorstellen, um was die Professorin sie bitten w?rde und dass es ihr nicht gefallen w?rde. Zoe seufzte und ?ffnete die Mail trotzdem, um das Unvermeidliche hinter sich zu bringen. Dr. Applewhite war brillant, die Art Mathematikerin, die sie in ihren Tr?umen immer hatte sein wollen, bis sie begriff, dass sie ihre Talente im Polizeidienst nutzen konnte. Francesca war auch der einzige andere Mensch, der wusste, auf welche Art ihr Gehirn arbeitete – die Syn?sthesie, die Hinweise in ihrem Gehirn in sichtbare Zahlen und dann Informationen verwandelte. Der einzige Mensch, den sie genug mochte und dem sie genug vertraute, um dar?ber zu reden. Dr. Applewhite war diejenige gewesen, die sie ?berhaupt erst auf das FBI gebracht hatte. Sie schuldete ihr viel. Aber das war nicht der Grund, aus dem sie z?gerte, ihre Email zu lesen. Hi Zoe, stand in der Mail. Ich wollte nur fragen, ob Du die Therapeutin kontaktiert hast, die ich vorgeschlagen hatte. Konntest Du schon einen Termin ausmachen? Lass mich wissen, wenn Du Hilfe brauchst. Zoe seufzte. Sie hatte die Therapeutin nicht kontaktiert und wusste eigentlich nicht, ob sie es tun w?rde. Sie schloss die E-Mail, ohne zu antworten, stufte sie auf eines der morgen anzugehenden Probleme zur?ck. Euler sprang auf ihren Scho?, war offensichtlich mit dem Abendessen fertig und begann, zu schnurren. Zoe streichelte ihn erneut, sah auf ihren Bildschirm, ?berlegte. Pythagoras miaute emp?rt ?ber die Vernachl?ssigung und Zoe sah ihn mit einem liebevollen L?cheln an. Es war nicht unbedingt ein Zeichen, aber es reichte, um sie t?tig werden zu lassen. Sie kehrte zu der vorherigen Mitteilung von der Datingseite zur?ck und tippte eine Antwort, bevor sie es sich ?berlegen konnte. Ja, ich w?rde mich gerne treffen. Wann passt es Dir? – Z. *** „Nach dir“, sagte er l?chelnd und deutete auf den Brotkorb. Zoe erwiderte das L?cheln und nahm ein St?ck Brot, berechnete in Gedanken automatisch die Breite und H?he jedes St?cks, um eines zu w?hlen, das irgendwo in der Mitte lag. Sie wollte nicht zu gierig aussehen. „Also, was machst du, John?“ fragte Zoe. Es war einfach genug, die Unterhaltung auf diese Art zu beginnen – sie war schon auf gen?gend Verabredungen gewesen, um zu wissen, dass es die Standardeinleitung war. Au?erdem war es immer eine gute Idee, sicherzustellen, dass er einen guten Verdienst hatte. „Ich bin Anwalt“, sagte John und nahm auch ein St?ck Brot. Das gr??te St?ck. Um die 300 Kalorien. Er w?rde halb satt sein, bevor der Hauptgang serviert wurde. „Ich habe meistens mit Eigentumsstreitigkeiten zu tun, also gibt es zwischen deiner und meiner Arbeit nicht viele ?berschneidungen.“ Zoe dachte an das durchschnittliche Einkommen eines Anwalts f?r Eigentumsrecht in der Gegend und nickte stumm, w?hrend Berechnungen durch ihr Gehirn rasten. Zusammen w?rden sie sich leicht die Hypothek f?r ein Haus mit drei Schlafzimmern leisten k?nnen, und das war nur f?r den Anfang. Platz f?r ein Kinderzimmer. Genug Karriereentwicklungsm?glichkeiten, um sich sp?ter noch zu verbessern. Sein Gesicht war auch fast symmetrisch. Seltsam, wie oft das in letzter Zeit vorkam. Es wurde nur durch eine Sache gest?rt, die Art, wie er nur mit der rechten Wange l?chelte, w?hrend die linke fast unbeweglich blieb. Ein schiefes L?cheln. Das war irgendwie charmant, vielleicht wegen der Asymmetrie. Sie z?hlte die korrekte Anzahl perfekt gerader wei?er Z?hne, die zwischen seinen Lippen aufblitzten. „Wie sieht es mit deiner Familie aus? Geschwister?“ probierte John mit leicht stockender Stimme. Zoe begriff, dass sie zumindest irgendeine Bemerkung zu seiner Arbeit h?tte machen m?ssen und rappelte sich gedanklich auf. „Nur ich“, sagte sie. „Meine Mom hat mich aufgezogen. Wir sind uns nicht nah.“ John zog f?r den Bruchteil einer Sekunde eine Augenbraue hoch, bevor er nickte. „Oh, das ist Mist. Meine Familie steht sich sehr nah. Wir treffen uns mindestens einmal im Monat zu einem Familienessen.“ Zoes Blick flitzte ?ber seine schlanke Gestalt und sie ging davon aus, dass er bei diesen Treffen sicher nicht wenig a?. Allerdings ging er offensichtlich ins Fitnessstudio. Was er wohl stemmen konnte? Wenn man von den sich unter einem blaugestreiften Hemd abzeichnenden Armmuskeln ausging, sicher 200 Pfund. Es hatte nun eine Weile Schweigen zwischen ihnen geherrscht. Zoe riss ein St?ck Brot ab und schob es sich in den Mund, kaute es dann so schnell wie sie konnte, um ihren Mund wieder freizubekommen. Die Leute sprachen nicht mit vollem Mund, zumindest nicht in guter Gesellschaft, also diente es ihr als eine Art Ausflucht. „Bist du das einzige Kind?“ fragte Zoe, sobald der Bissen dick und stockend ihre Kehle heruntergerutscht war. Nein, dachte sie. Mindestens zwei Geschwister. „Ich habe einen ?lteren Bruder und Schwester“, sagte John. „Es liegen nur vier Jahre zwischen uns, also verstehen wir uns ziemlich gut.“ Hinter ihm, ?ber seine Schulter hinweg, sah Zoe ihre nicht mal 1,60 Meter gro?e Kellnerin mit einem schweren Getr?nketablett k?mpfen. Zwei Weinflaschen inmitten von sieben Gl?sern, alle f?r einen l?rmenden Tisch am Ende einer Reihe mit Sitznischen. Alle im gleichen Alter. Freunde aus dem College, die Wiedersehen feierten. „Das ist sicher sch?n“, sagte Zoe vage. Sie dachte eigentlich nicht, dass es sch?n w?re, ?ltere Geschwister zu haben. Sie hatte keine Ahnung, wie es sein w?rde. Es war lediglich eine weitere Erfahrung, die sie nie gemacht hatte. „Ja, das w?rde ich sagen.“ Johns Antworten wurden distanzierter. Er stellte ihr keine Fragen mehr. Sie hatten noch nicht mal den Hauptgang hinter sich gebracht. Zoe war ziemlich erleichtert, als sie die Kellnerin mit zwei Tellern zu ihnen kommen sah, die perfekt auf ihrem Arm balanciert wurden, das Gewicht gleichm??ig zwischen Ellbogen und Handfl?che verteilt. „Oh, unser Essen ist da“, sagte sie, eher um ihn abzulenken, als aus irgendeinem anderen Grund. John sah sich um, bewegte sich mit einer geschmeidigen Anmut, die seine regelm??igen Fitnessstudiobesuche definitiv best?tigte. Er war kein ?bler Kerl, gut genug. Gutaussehend, charmant, mit einem guten Job. Zoe versuchte, sich auf ihn zu konzentrieren, sich einzubringen. Beim Essen sollte es einfacher sein. Sie starrte das Essen auf ihrem Teller an – siebenundzwanzig Erbsen, das Steak genau f?nf Zentimeter dick – und versuchte, sich durch nichts von dem ablenken zu lassen, was er sagte. Trotzdem bemerkte sie die unbehaglichen Gespr?chspausen genauso wie er. Als sie fertig waren, bot er an, alles zu bezahlen – 37,97 $ w?re ihr Anteil gewesen – und Zoe nahm dankbar an. Sie verga?, dass sie zumindest einmal widersprechen sollte, um ihm die M?glichkeit zu geben, darauf zu bestehen, aber es fiel ihr ein, als sie bemerkte, dass seine Mundwinkel sich leicht nach unten zogen, als er der Kellnerin seine Kreditkarte gab. „Nun, das war ein toller Abend“, sagte John, w?hrend er sich umsah und im Aufstehen seine Anzugjacke zukn?pfte. „Das ist ein nettes Restaurant.“ „Das Essen war wunderbar“, murmelte Zoe und stand ebenfalls auf, obwohl sie lieber noch etwas sitzen geblieben w?re. „Ich habe mich gefreut, dich kennenzulernen, Zoe“, sagte er. Er streckte seine Hand aus. Als sie sie nahm, beugte er sich vor und k?sste sie auf die Wange, so knapp wie m?glich, bevor er sich wieder entfernte. Kein Angebot, sie zu ihrem Auto zu begleiten, oder nach Hause zu fahren. Keine Umarmung, keine Bitte, sie wiederzusehen. John war freundlich genug – ganz schiefes L?cheln und behutsame Gesten – aber die Botschaft war deutlich. „Ich mich auch, John“, sagte Zoe, lie? ihn vor ihr das Restaurant verlassen, w?hrend sie ihre Handtasche aufnahm, damit es auf dem Gang zum Parkplatz kein weiteres gezwungenes Geplauder geben w?rde. In der Abgeschiedenheit ihres Autos lie? Zoe sich auf den Fahrersitz fallen und verbarg ihren Kopf in ihren H?nden. Dumm, dumm, dumm. Das konnte man keinem erz?hlen, dass man mit der Schrittweite der verschiedenen Kellner so besch?ftigt war, dass man sich nicht auf die charmante, gutaussehende, ausgesprochen geeignete Verabredung konzentrieren konnte. Es wurde zu viel. Zoe wusste es tief in ihrem Herzen, und hatte es wahrscheinlich schon eine ganze Weile gewusst. Sie konnte sich mittlerweile kaum auf Hinweise im sozialen Umgang konzentrieren, ohne dass sie von Berechnungen und Ergr?ndung von Mustern abgelenkt wurde. Es war schlimm genug, dass sie die meisten Hinweise nicht verstand, wenn sie sie sah oder h?rte, aber sie nicht einmal zu bemerken, war noch schlimmer. „Was f?r ein Freak“, murmelte sie, sich bewusst, dass au?er ihr niemand sie h?ren w?rde. Angesichts dessen wollte sie zugleich lachen und weinen. Auf der gesamten Heimfahrt ging Zoe die Ereignisse des Abends gedanklich immer und immer wieder durch. Siebzehn unbehagliche Sprechpausen. Mindestens zwanzig Momente, in denen John von ihr mehr Interesse erwartet haben musste. Wer wei?, wie viele sie nicht einmal bemerkt hatte. Ein kostenloses Abendesse mit Steak – kein ausreichender Trost f?r das Gef?hl, sich wie die Art Au?enseiter zu f?hlen, die alleine und einsam sterben w?rde. Mit Katzen, nat?rlich. Nicht einmal Euler und Pythagoras, die miauten und den Abend ?ber darum wetteiferten, wer auf dem Sofa auf ihren Scho? springen durfte, konnten sie aufheitern. Sie hob beide hoch und setzte sie runter, nicht im Geringsten ?berrascht, als sie sofort das Interesse verloren und auf der R?ckenlehne des Sofas herumstreiften. Sie ?ffnete erneut Dr. Applewhites Email, betrachtete die Nummer der Therapeutin, die sie ihr geschickt hatte. Es k?nnte nicht schaden, oder? Zoe tippte langsam eine Zahl nach der anderen in ihr Handy, obwohl sie die Nummer nach einem Blick auswendig gewusst hatte. Sie f?hlte, wie ihr Atem stockte, w?hrend ihre Finger ?ber der gr?nen Anruftaste schwebten, dr?ckte sie trotzdem, hob das Handy ans Ohr. Ring-ring-ring. Ring-ring-ring. „Hallo“, erklang eine weibliche Stimme am anderen Ende. „Hallo–“ begann Zoe, unterbrach sich aber selbst, als die Stimme fortfuhr. „Sie haben das B?ro von Dr. Lauren Monk erreicht. Leider rufen Sie au?erhalb unserer Sprechzeiten an.“ Zoe st?hnte innerlich. Anrufbeantworter. „Wenn Sie einen Termin machen, einen Termin verschieben oder eine Nachricht hinterlassen m?chten, tun Sie dies bitte nach dem P–“ Zoe riss das Handy von ihrem Ohr, als ob es in Flammen st?nde und beendete den Anruf. Pythagoras maute lautstark in die Stille hinein, sprang dann von der Seitenlehne des Sofas auf ihre Schulter. Sie musste diesen Termin machen und das bald. Sie versprach es sich. Aber es w?rde nicht schaden, noch einen Tag zu warten, nicht wahr? KAPITEL DREI „Du wirst in der H?lle schmoren“, verk?ndete ihre Mutter. Ihre Miene war triumphierend, die Augen leuchteten wie im Wahnsinn. Nach einem genaueren Blick begriff Zoe, dass es sich spiegelnde Flammen waren. „Teufelskind, du wirst in alle Ewigkeit in der H?lle schmoren!“ Die Hitze war unertr?glich. Zoe versuchte, aufzustehen, sich zu bewegen, aber etwas hielt sie am Boden. Ihre Beine waren wie Blei, im Boden verankert, und sie konnte sie nicht anheben. Sie konnte nicht fl?chten. „Mom!“ rief Zoe. „Mom, bitte! Es wird hei?er – es tut weh!“ „Du wirst f?r immer schmoren“, lachte ihre Mutter meckernd und vor Zoes Augen wurde ihre Haut rot wie ein Apfel, H?rner wuchsen vorne aus ihrem Kopf und ein Schwanz spross aus ihrer R?ckseite. „Schmoren wirst du, meine Tochter!“ Das schrille Klingeln ihres Handys weckte Zoe mit einem Ruck aus ihrem Traum und Pythagoras ?ffnete ein unheilvolles Auge in ihre Richtung, bevor er sich von seiner Position auf ihren Kn?cheln erhob und wegstolzierte. Zoe sch?ttelte den Kopf, versuchte, sich zu orientieren. Richtig. Sie war in ihrem eigenen Schlafzimmer in Bethesda und ihr Handy klingelte. Zoe hantierte mit dem Ger?t, um den Anruf entgegenzunehmen, ihre Finger vom Schlaf langsam und geschwollen. „Hallo?“ „Special Agent Prime, entschuldigen Sie, dass ich so sp?t anrufe“, sagte ihr Boss. Zoe warf einen Blick auf die Uhr. Kurz nach drei Uhr morgens. „Das ist in Ordnung“, sagte sie, setzte sich auf. „Worum geht’s?“ „Wir haben einen Fall im Mittleren Westen, bei dem Ihre Hilfe willkommen w?re. Ich wei?, dass Sie gerade erst nach Hause zur?ckgekehrt sind – wir k?nnen jemand anderen schicken, wenn es zu viel ist.“ „Nein, nein“, sagte Zoe hastig. „Ich mach’s.“ Die Arbeit w?rde ihr gut tun. Sich n?tzlich zu f?hlen und F?lle zu l?sen war das Einzige, das ihr das Gef?hl gab, etwas mit ihren Mitmenschen gemeinsam zu haben. Nach dem Debakel des gestrigen Abends w?rde es eine willkommene Erleichterung sein, sich auf etwas Neues zu konzentrieren. „Gut. Ich buche Sie und Ihre Partnerin auf einen Flug, der in ein paar Stunden startet. Sie fliegen nach Missouri.“ *** Ein wenig s?dlich von Kansas City erreichte das Mietauto eine kleine Polizeistation und hielt davor an. „Das ist es“, sagte Shelley, warf noch einen letzten Blick auf das Navigationssystem. „Endlich“, seufzte Zoe, l?ste ihren festen Griff um das Steuer und rieb sich die Augen. Es war ein fr?her Flug gewesen, der der Sonne folgte, als sie ?ber dem Himmel aufging. Es war immer noch fr?her Morgen und sie f?hlte sich bereits, als ob sie einen ganzen Tag lang wach gewesen w?re. Das konnte passieren, wenn man zu wenig schlief und dann gleich losrasen musste, um ein Flugzeug zu erwischen. „Ich brauche einen Kaffee“, sagte Shelley, bevor sie aus dem Auto sprang. Zoe stimmte zu. Der Flug, so kurz er gewesen war, hatte aus einer Anreihung von Unterbrechungen bestanden. Der Aufstieg, die Stewardessen, die nicht weniger als f?nfmal Fr?hst?ck und S?fte anboten und dann der Sinkflug – keine Zeit, ein wenig Schlaf nachzuholen. Obwohl die beiden den Gro?teil der Reise schweigend verbracht, nur besprochen hatten, wie sie nach der Landung vorgehen und wo sie ein Auto mieten w?rden, hatten sie sich nicht ausruhen k?nnen. Zoe folgte Shelley in das Geb?ude, wieder entgegen ihrer Rolle als Vorgesetzte und erfahrenere Agentin. Shelley mochte mehr Lob erhalten haben, aber Zoe war kein unerfahrener Neuling. Sie hatte mehr als genug F?lle hinter sich gebracht, die Zeit ihres Trainings lag so weit zur?ck, dass sie sich kaum noch daran erinnerte. Trotzdem f?hlte es sich angenehmer an, zu folgen. Shelley stellte sich dem ?rtlichen Sheriff vor und er nickte und sch?ttelte ihnen beiden die H?nde, als Zoe ihren eigenen Namen nannte. „Ich bin froh, dass Sie da sind“, sagte er. Das war beachtenswert. Normalerweise verhielten die ?rtlichen Polizisten sich ablehnend, waren der Meinung, dass sie den Fall alleine bearbeiten konnten. Sie waren ?ber Hilfe nur dann gl?cklich, wenn sie wussten, dass sie dem Fall nicht gewachsen waren. „Hoffentlich k?nnen wir das hier bis zum Ende des Tages aufkl?ren und Sie wieder in Ruhe lassen“, sagte Shelley mit einem lockeren Grinsen in Zoes Richtung. „Special Agent Prime hier hat eine Gl?cksstr?hne. Unseren ersten gemeinsamen Fall haben wir innerhalb von Stunden gel?st, nicht wahr, Z?“ „Drei Stunden und siebenundvierzig Minuten“, erwiderte Zoe, rechnete die Zeit hinzu, die die Abwicklung ihres gefl?chteten Str?flings in Anspruch genommen hatte. Sie fragte sich kurz, wie Shelley dieses offene, lockere L?cheln fertiggebracht hatte. Es wirkte echt genug, aber Zoe war nie gut darin gewesen, den Unterschied festzustellen – nicht, wenn es im Gesicht des Gegen?bers kein weiteres Zucken oder Zeichen, zusammengekniffene Augen im richtigen Blickwinkel gab, das ihr zeigte, dass etwas nicht in Ordnung war. Nach ihrem letzten Fall, gar nicht zu reden vom fast schweigend verlaufenen Flug und der Autofahrt hierher war sie davon ausgegangen, dass eine gewisse Anspannung zwischen ihnen herrschte. Der Sheriff beugte seinen Kopf. „W?r ’ne prima Sache, wenn wir Sie bis heute Abend wieder in ein Flugzeug Richtung Heimat kriegen w?rden, wenn ich das so sagen darf. W?rde mir eine Last von den Schultern nehmen.“ Shelley lachte. „Keine Sorge. Wir sind die Leute, die man nie um sich haben will, richtig?“ „Nichts f?r ungut“, stimmte der Sheriff gutgelaunt zu. Er wog f?nfundachtzig Kilo, dachte Zoe, die ihn auf die gespreizte Art gehen sah, die f?r ?bergewichtige so typisch war. Sie gingen in sein B?ro und begannen mit der Einsatzbesprechung. Zoe nahm die Akten und bl?tterte sie durch. „Gib’s mir, Z“, sagte Shelley, lehnte sich in ihrem Stuhl zur?ck und wartete gespannt. Anscheinend hatte sie schon einen Spitznamen. Zoe sah leicht ?berrascht auf, aber als sie feststellte, dass Shelley es ernst meinte, begann sie, vorzulesen. „Anscheinend drei Leichen innerhalb von drei Tagen. Die erste in Nebraska, die zweite in Kansas und die dritte in Missouri – hier.“ „Wie, macht unser T?ter eine Rundreise?“ sp?ttelte Shelley. Zoe stellte sich die Linien gedanklich vor, verband die St?dte. Vorwiegend s?d?stliche Richtung, wahrscheinlich w?rde er sich weiter durch das restliche Missouri nach Arkansas vorarbeiten, dann Mississippi, vielleicht ein St?ck von Tennessee, unten in der N?he von Memphis. Nat?rlich vorausgesetzt, dass sie ihn nicht vorher stoppten. „Der letzte Mord passierte vor einer Tankstelle. Die einzige Angestellte vor Ort war das Opfer. Ihre Leiche wurde drau?en gefunden.“ Zoe konnte es sich bildlich vorstellen. Eine dunkle und einsame Tankstelle, ein Abziehbild jeder anderen einsamen Tankstelle in diesem Teil des Landes. Isoliert, die Lichter ?ber dem Parkplatz die einzigen im Umkreis mehrerer Meilen. Sie begann, die Tatortfotos durchzusehen, gab sie Shelley, als sie fertig war. Ein deutlicheres Bild entwickelte sich. Eine tot auf dem Boden zur?ckgelassene Frau, dem Eingang zugewandt – von irgendwoher zur?ckgekehrt. War sie hinausgelockt und dann angegriffen worden, als sie unachtsam wurde? Irgendein Ger?usch, das vermeintlich von Kojoten stammte, oder vielleicht ein Kunde mit angeblichen Fahrzeugproblemen? Was auch immer es war, es hatte ausgereicht, um sie hinaus in die Dunkelheit zu locken, nachts, in der K?lte, weg von ihrem Arbeitsplatz. Es musste etwas Wirkungsvolles gewesen sein. „Alle Opfer sind weiblich“, las Zoe weiter vor. „Keine ?hnlichkeiten im Aussehen. ?berschiede in Altersgruppe, Haarfarbe, Gewicht, Gr??e. Das Einzige, was sie gemeinsam haben, ist ihr Geschlecht.“ W?hrend sie sprach, stellte Zoe sich die Frauen vor, wie sie vor der Gr??enskala f?r Polizeifotos standen. Eine war 1,60 Meter gro?, eine knapp 1,68, eine 1,75. Ein ziemlicher Unterschied. Immer 7,5 Zentimeter – was das ein Hinweis? Nein, sie waren nicht in der Reihenfolge get?tet worden. Die kleine Frau war die Schwerste, die gr??ere leicht und somit schlank. Wahrscheinlich trotz ihrer Gr??e einfach k?rperlich zu ?berw?ltigen. Unterschiedliche H?henlagen. Unterschiedliche Entfernungen zwischen den Tatorten – kein Hinweis einer Formel oder eines Algorithmus, der ihr verraten konnte, wie weit der n?chste Tatort entfernt ein w?rde. Die Topographie der verschiedenen Tatorte war unterschiedlich. „Sie scheinen … willk?rlich.“ Shelley seufzte, sch?ttelte den Kopf. „Ich hatte Angst, dass du das sagen w?rdest. Wie sieht’s mit dem Motiv aus?“ „Vielleicht ein Gelegenheitsverbrechen. Jede Frau wurde nachts umgebracht, an einem isolierten Ort. Es gab keine Zeugen und an keinem der Tatorte lief eine ?berwachungskamera. Die Spurensicherung sagt, dass kaum verwendbare Beweise zur?ckgelassen wurden.“ „Also haben wir einen Psycho voller Mordlust, der soeben beschlossen hat, auf eine T?tungstour zu gehen, der sich aber genug unter Kontrolle hat, um sich nicht zu verraten“, fasste Shelley zusammen. Ihr Ton war so trocken, dass Zoe bemerkte, dass sie sich ebenso unwohl f?hlte wie Zoe selbst. Das w?rde nicht der einfache, klare Fall werden, auf den sie gehofft hatten. KAPITEL VIER Die Tankstelle war unheimlich ruhig, als Zoe alleine am Tatort vorfuhr. ?berall war Polizeiband, das potentielle Schaulustige fernhielt und ein einzelner Polizist stand bei der Vordert?re, um nach rebellischen Teenagern Ausschau zu halten. „Morgen“, sagte Zoe und zeigte ihre Marke. „Ich schau mich mal um.“ Der Mann nickte zustimmend, nicht, dass sie seine Zustimmung gebraucht h?tte, und sie ging an ihm vorbei, duckte sich unter dem Band, um hineinzugelangen. Shelley hatte gewusst, wie sie ihre spezifischen und jeweiligen F?higkeiten am besten einsetzen konnten. Ohne vorherige Beratung hatte sie vorgeschlagen, dass sie die Familie befragen w?rde und Zoe zum letzten Tatort weitergeschickt, nachdem diese sie bei der Familie abgesetzt hatte. Das war v?llig in Ordnung. Zoe konnte hier die Muster finden und Shelley w?rde dort wissen, wie sie Gef?hle und L?gen erkennen konnte. Das musste Zoe ihr lassen. Deshalb hatte sie zugestimmt und vorgegeben, die Leitung zu haben. Es lag nur an Shelleys warmherzigem Wesen – und Zoes allgemeinem Desinteresse an der korrekten Beachtung der Hierarchie, solange der Fall gel?st wurde –, dass es f?r sie in Ordnung war. Shelley hatte sogar fast entschuldigend gewirkt, so eifrig darauf, zu zeigen, dass sie sich auskannte, dass sie aus Versehen ihre Grenzen ?berschritt. An der Tankstellent?r z?gerte sie, wusste, dass es alles hier angefangen haben musste. Auf dem Boden fanden sich schwache Spuren, durch kleine Fahnen und Plastikdreiecke markierte Fu?abdr?cke. Die Frau – eine ?ltere Frau mit vern?nftigen Schuhen und kurzen Schritten – war vorangegangen. Diese Tankstelle war so einsam, dass sie pro Tag nicht mehr als ein paar Kunden gehabt haben konnte und nur einige Schritte von der T?re entfernt konnten die Abdr?cke nicht mehr mit anderen verwechselt werden. Jemand war der Frau gefolgt, obwohl sie sich dessen vielleicht nicht bewusst gewesen war. Die Zahlen erschienen von Zoes Augen, sagten ihr alles, was sie wissen musste: die Entfernung zwischen ihnen wies auf Schritte ohne Hast hin. Es gab keine anderen Fu?abdr?cke, aus denen zu erkennen war, ob der T?ter aus der Tankstelle oder von irgendeiner Stelle des Parkplatzes gekommen war. Die Frau war ruhig, gleichm??ig auf die Ecke zugegangen. Hier war ein Durcheinander, aber Zoe ging daran vorbei, sah, dass die Schritte sich fortsetzten und wusste, dass sie letztlich zur?ckkommen w?rde. Zuerst setzten die Schritte sich ein wenig schneller fort. Hatte die Frau nun bemerkt, dass ihr jemand folgte? Hier – direkt neben einigen verstreuten Bonbons auf dem Boden, vielleicht von einem ungeschickten Kind fallengelassen – hatten sie angehalten. Die Frau hatte sich umgedreht, um den Mann anzusehen, bevor sie auf dem Absatz kehrtgemacht hatte und auf eine T?re hinten im Geb?ude zu gerannt war. Der Schl?ssel baumelte noch vom Schloss, schwang ab und an im Wind. Der Boden war an der Stelle leicht aufgew?hlt, an der das Opfer angehalten hatte, um ihn im Schloss herumzudrehen, und dann fortgeeilt war. Ihre weglaufenden Schritte zeigten eine gr??ere Schrittl?nge, schnelleres Tempo. Sie war fast gerannt, hatte versucht, zu entkommen und zur?ck zu dem Ladenraum zu gelangen, in dem sie arbeitete. Hatte sie Angst gehabt? In der Nacht gefroren? Einfach an ihren Tresen zur?ckkehren wollen? Der Mann war ihr gefolgt. Nicht sofort, hier war eine Einkerbung, eine Schleifstelle aus leicht aufgeh?uftem Schmutz am Ende des Fersenabdrucks, wo er sich langsam gedreht hatte, um ihr nachzusehen. Dann war er ihr nachgelaufen, mit anscheinend m?helosen, leichten Schritten, direkt auf sie zu, war ihr in den Weg getreten, um sie an der Ecke zu erwischen. Ah, das Durcheinander von eben. Zoe hockte sich hin, betrachtete es genauer. Der Boden wies hier deutlichere Spuren auf, Schleifstellen waren dort deutlich sichtbar, wo das Opfer h?chstens einige Sekunden lang mit den F??en nach Halt gesucht hatte. Der tiefere Abdruck der M?nnerschuhe war sichtbarer, er musste sie hier anscheinend in den W?rgegriff genommen haben, so dass ein Teil ihres Gewichts auf ihm lag. Die Leiche war schon abtransportiert worden, aber das Blut sprach f?r sich. Es musste schnell gegangen sein, sie w?rde sich nicht lange gequ?lt haben. Zoe sah hinunter, um einen genaueren Blick auf die Fu?abdr?cke zu werfen, die sie gesehen hatte, jene des m?nnlichen T?ters. Ihr Aussehen war interessant. W?hrend sie ein schwaches Muster in den vom Opfer hinterlassenen Spuren ausmachen konnte – genug, um ihr einen Eindruck der Marke und der bequemen Schuhform zu geben – waren seine Fu?abdr?cke nur ein schwacher Umriss, meistens nur ein Fersenabdruck. Zoe ging den gleichen Weg zur?ck, pr?fte es unterwegs. Es gab nur zwei Stellen, an denen sie seine Abdr?cke ausmachen konnte: in der N?he der T?re, wo er gewartet hatte, und hier, zum Todeszeitpunkt. In beiden F?llen waren alle identifizierenden Merkmale – inklusive der L?nge und Breite des Schuhs – getilgt worden. Um es anders auszudr?cken, er hatte hinter sich aufger?umt. „Abgesehen von der Leiche gab es keine physischen Beweise?“ fragte Zoe den Polizisten, der seine Position bei der T?re bis jetzt nicht verlassen hatte. Er hatte seine Daumen in seine G?rtelschlaufen gehakt, sah mit zusammengekniffenen Augen in alle Richtungen die Stra?e entlang. „Nein, Ma’am“, sagte er. „Keine Haarfollikel? Reifenspuren?“ „Nichts, das wir dem T?ter zuordnen k?nnen. Es sieht aus, als ob alle Reifenspuren auf dem Parkplatz verwischt wurden, nicht nur seine.“ Zoe kaute nachdenklich auf ihrer Lippe. Er mochte seine Opfer zuf?llig ausgew?hlt haben, aber er war alles andere als ein rasender Irrer. Wie Shelley gesagt hatte – er hatte sich unter Kontrolle. Mehr noch, er war geduldig und gr?ndlich. Sogar M?rder, die ihre Angriffe planten, waren normalerweise nicht so gut. Zoes Klingelton zerriss die Stille der leeren Stra?e und lie? den Polizisten zusammenfahren. „Special Agent Prime“, sagte sie automatisch, ohne ?berhaupt auf die Anruferanzeige zu sehen. „Z, ich habe eine Spur. Brutaler Exmann“, sagte Shelley. Sie legte wohl keinen Wert auf F?rmlichkeiten. Ihre Stimme klang hastig, aufgeregt. Der Nervenkitzel des ersten Hinweises. „Sieht so aus, als ob die Scheidung gerade erst durch ist. M?chtest du mich abholen kommen und es ?berpr?fen?“ „Hier gibt’s nicht viel zu sehen“, erwiderte Zoe. Es hatte keinen Sinn, dass sie beide den Tatort untersuchten, wenn es andere Spuren gab, die ?berpr?ft werden mussten. Au?erdem hatte sie das Gef?hl, dass Shelley es unbedingt vermeiden wollte, den Ort zu sehen, an dem eine Frau ihr Leben verloren hatte. Sie war eben doch in mehreren Dingen noch unerfahren. „Ich bin in zwanzig Minuten bei dir.“ *** „Also, wo waren Sie gestern Abend?“ fragte Shelley nachdr?cklich, lehnte sich vor, um dem Typen den Eindruck zu vermitteln, dass es ihr kleines Geheimnis sein w?rde. „Ich war in einer Bar“, knurrte er. „Lucky’s, dr?ben an der Ostseite der Stadt.“ Zoe h?rte kaum zu. Von dem Moment an, in dem sie hereingekommen war, hatte sie gewusst, dass dies nicht ihr M?rder war. Vielleicht hatte der Exmann gerne den starken Macker markiert, als sie verheiratet waren, aber es gab da ein Problem: sein Gewicht. Er war um die 45 Kilo zu schwer, um jene Abdr?cke hinterlassen zu haben, und au?erdem zu klein. Er war gro? genug, um seine Frau au?er Gefecht zu setzen – eine kleinere Frau, die zweifellos schon viele Male Opfer seiner F?uste geworden war – aber nicht das gr??te Opfer. Er war knappe 1,68, wohl eher 1,67. Er h?tte zu weit hochgreifen m?ssen. „Kann jemand best?tigen, dass Sie dort waren?“ fragte Shelley. Zoe wollte sie unterbrechen, keine weitere Zeit verschwenden. Aber sie sagte kein Wort. Sie wollte nicht etwas erkl?ren m?ssen, dass f?r sie so offensichtlich war wie der blaue Himmel drau?en. „Ich bin aus den Latschen gekippt“, sagte er, warf die Hand frustriert in die Luft. „Checken Sie die Kameras. Fragen Sie den Barmann. Er hat mich weit nach Mitternacht vor die T?r gesetzt.“ „Hat der Barmann einen Namen?“ fragte Zoe, ?ffnete ihren Notizblock, um mitzuschreiben. Das w?re wenigstens etwas, das sie leicht ?berpr?fen k?nnten. Sie schrieb auf, was er ihr sagte. „Wann haben Sie Ihre Exfrau zuletzt gesehen?“ fragte Shelley. Er zuckte mit den Schultern, sein Blick schweifte zur Seite, als er nachdachte. „Ich wei? nicht. Die Schlampe kam mir st?ndig in die Quere. Wahrscheinlich vor’n paar Monaten. Sie war total aufgebracht wegen Unterhalt. Ich hab ’n paar Zahlungen vers?umt.“ Seine Art zu reden machte Shelley sichtbar gereizt. Es gab einige Gef?hle, die Zoe schwer erkennen konnte, schwer definierbare Dinge, die keine Bezeichnungen hatten, oder in etwas begr?ndet waren, mit dem sie sich nicht identifizieren konnte. Aber ?rger war einfach. ?rger h?tte genauso gut ein blinkendes rotes Schild sein k?nnen und es erschien gerade ?ber Shelleys Kopf. „Halten Sie alle Frauen f?r Unbequemlichkeiten, oder nur die, die sich nach einem gewaltt?tigen Angriff von Ihnen scheiden lie?en?“ Die Augen des Mannes traten fast aus seinem Kopf. „Hey, h?ren Sie, Sie k?nnen—” Shelley unterbrach ihn, bevor er seinen Satz beenden konnte. „Sie haben eine Vorgeschichte t?tlicher Angriffe auf Linda, oder nicht? Ihre Akte weist mehrere Verhaftungen wegen diverser Beschwerden ?ber h?usliche Gewalt auf. Anscheinend haben Sie es sich zur Gewohnheit gemacht, sie gr?n und blau zu schlagen.“ „Ich…“ Der Mann sch?ttelte den Kopf, als ob er ihn so wieder klar bekommen k?nnte. „Ich hab sie nie so verletzt. Also, nie schlimm. Ich w?rde sie nicht umbringen.“ „Warum nicht? Sie wollten doch sicher diese Unterhaltszahlungen loswerden?“ beharrte Shelley. Zoe spannte sich an, ihre H?nde ballten sich zu F?usten. Wenn das noch l?nger ging, w?rde sie eingreifen m?ssen. Shelley lie? sich hinrei?en, ihre Stimme wurde gleichzeitig schriller und lauter. „Ich hab’ sie sowieso nicht bezahlt“, stellte er klar. Seine Arme waren abwehrend ?ber der Brust verschr?nkt. „Nun, vielleicht haben Sie ein letztes Mal rotgesehen, oder nicht? Sie wollten sie verletzen und es ging weiter als je zuvor?“ „H?ren Sie auf!“ br?llte er, seine Beherrschung zusammenbrechend. Unerwarteterweise verbarg er sein Gesicht hinter seinen H?nden, dann lie? er sie fallen und man sah die N?sse, die von seinen Augen auf seine Wangen hinunter verschmiert war. „Ich hab’ mit den Unterhaltszahlungen aufgeh?rt, damit sie zu mir kam. Ich hab’ sie vermisst, okay? Ich hab’ die dumme Schlampe nicht vergessen k?nnen. Ich bin jeden Abend ausgegangen und hab’ mich betrunken, weil ich ganz alleine bin. Ist es das, was Sie h?ren wollten? Ja?“ Sie waren durch – das war klar. Trotzdem dankte Shelley dem Mann steif und gab ihm ihre Karte, bat ihn, sie anzurufen, wenn ihm noch etwas einfiel. Das, was Zoe gemacht h?tte, wenn sie davon ausgegangen w?re, dass es Sinn gehabt h?tte. Die meisten Leute riefen Zoe nicht an. Sie bezweifelte, dass Shelley diesmal einen Anruf bekommen w?rde. Shelley stie? die Luft aus, als sie fortgingen. „Sackgasse, toter Punkt. Sorry, das Wortspiel war nicht beabsichtigt. Ich glaube ihm. Was sollen wir deiner Meinung nach als N?chstes tun?“ „Ich m?chte die Leiche sehen“, antwortete Zoe. „Wenn es weitere Beweise gibt, dann finden wir sie beim Opfer.“ KAPITEL F?NF Das B?ro des Leichenbeschauers war ein flaches Geb?ude, das, wie so ziemlich alles in dieser winzigen Stadt, neben dem Polizeirevier lag. Es gab nur eine durch den Ort hindurchf?hrende Stra?e; Gesch?fte, eine kleine Grundschule und alles, was ein St?dtchen so brauchte, lagen rechts und links davon. Zoe f?hlte sich hier unbehaglich. Es erinnerte zu sehr an zu Hause. Der Leichenbeschauer erwartete sie unten, das Opfer lag bereits auf dem Tisch f?r sie bereit, wie ein gruseliges Ausstellungsst?ck. Der Mann, ein ?lterer Bursche, der einige Jahre vor seiner Pensionierung stand und etwas Weitschweifiges und Wichtigtuerisches an sich hatte, begann mit einer langen und umst?ndlichen Erkl?rung seiner Feststellungen, aber Zoe blendete ihn aus. Sie konnte alles vor sich sehen, das er ihnen sagen w?rde. Die klaffende Halswunde verriet ihr die genaue Breite des Drahtes, nach dem sie suchten. Die Frau wog trotz ihrer geringen Gr??e etwas ?ber 77 Kilo, obwohl einiges davon mit den fast drei Litern Blut aus ihr herausgestr?mt war. Der Winkel des Einschnitts und die Kraft dahinter sagten ihr zwei Dinge. Erstens, dass der M?rder zwischen 1,75 und 1,80 gro? war. Zweitens, dass er sich nicht auf Kraft verlie?, um die Straftaten zu begehen. Der Draht hatte das Gewicht des Opfers nicht lange gehalten. Als sie zusammengebrochen war, hatte er sie fallen lassen. Das, zusammen mit der Wahl eines Drahts als Waffe ?berhaupt, bedeutete wahrscheinlich, dass er nicht sehr stark war. Nicht sehr stark kombiniert mit gro? genug bedeutete wahrscheinlich, dass er weder muskul?s noch ?bergewichtig war. W?re er eines davon gewesen, h?tte sein K?rpergewicht als Gegengewicht fungiert. Das bedeutete, dass er wahrscheinlich von schlanker Statur war, es passte zu dem, was man sich normalerweise vorstellte, wenn man an einen durchschnittlichen Mann durchschnittlicher Gr??e dachte. Es gab nur eins, von dem sie sicher sagen konnte, dass es nicht durchschnittlich war, und das war die Art, wie er mordete. Abgesehen davon gab es keine Anhaltspunkte. Seine Haarfarbe, sein Narbe, seine Herkunftsstadt, die Gr?nde f?r seine Tat – nichts davon war in der leeren und verlassenen H?lle dieses Dinges vor ihnen ersichtlich, das vorher eine Frau gewesen war. „Was wir daraus also folgern k?nnen“, sagte der Leichenbeschauer langsam, seine Stimme m?rrisch und langatmig. „Ist, dass der T?ter wahrscheinlich von durchschnittlicher Gr??e f?r einen Mann war, vielleicht zwischen 1,72 und etwas ?ber 1,80 gro?.“ Zoe hielt ihr Kopfsch?tteln gerade noch zur?ck. Die Sch?tzung war viel zu ungenau. „Hat sich die Familie des Opfers gemeldet?“ fragte Shelley. „Nicht, seit der Exmann hier war, um sie zu identifizieren.“ Der Leichenbeschauer zuckte mit den Schultern. Shelley umfasste einen kleinen Anh?nger an ihrem Hals, schob ihn auf der schmalen Goldkette hin und her. „Das ist so traurig“, seufzte sie. „Arme Linda. Sie hat etwas Besseres verdient.“ „Wie wirkten sie, als du sie befragtest?“ fragte Zoe. Jede Spur war eine Spur, auch wenn sie nun v?llig sicher war, dass Linda das reine Zufallsopfer eines Fremden geworden war. Shelley zuckte hilflos mit den Schultern. „?berrascht von der Nachricht. Nicht am Boden zerst?rt. Ich glaube nicht, dass sie sich nahe waren.“ Zoe verdr?ngte die ?berlegung, wer um sie trauern oder ihren toten K?rper noch einmal sehen wollen w?rde, wenn sie starb, ersetzte diesen Gedanken durch Frustration. Diese war nicht schwierig zu finden. Sie waren in einer weiteren Sackgasse, wortw?rtlich einem toten Punkt. Linda hatte ihnen keine Geheimnisse mehr mitzuteilen. Hier herumzustehen und mit den Toten mitzuf?hlen war sehr nett, aber es brachte sie den Antworten nicht n?her, nach denen sie suchten. Zoe schloss kurz ihre Augen und drehte sich weg, zur anderen Seite des Raumes und der T?re, durch die sie hereingekommen waren. Sie mussten weiter, aber Shelley unterhielt sich immer noch leise und respektvoll mit dem Leichenbeschauer dar?ber, wer die Frau zu Lebzeiten gewesen war. Nichts davon war wichtig. Konnte Shelley das nicht erkennen? Lindas Todesursache war sehr einfach: sie war alleine in einer einsamen Tankstelle gewesen, als der Killer vorbeikam. Nichts sonst an ihrem gesamten Leben war relevant. Shelley schien Zoes Wunsch, zu gehen, zu bemerken, entfernte sich h?flich vom Leichenbeschauer und kam zu ihr. „Was sollen wir jetzt machen?“ fragte sie. Zoe w?nschte, sie k?nnte diese Frage ausf?hrlicher beantworten, aber das konnte sie nicht. Es gab zu diesem Punkt nur eins, was ihnen ?brig blieb und es war nicht die direkte Aktion, die sie vorzog. „Wir werden ein Profil des M?rders erstellen“, sagte sie. „Kommunikation an die Nachbarstaaten herausgeben, um die ?rtlichen Polizeibeh?rden warnen, die Augen offen zu halten. Dann werden wir die Akten der vorherigen Morde durchsehen.“ Shelley nickte, passte sich problemlos ihrer Schrittgeschwindigkeit an, als Zoe zur T?r ging. Sie hatten ja nicht weit zu gehen. Als sie die Treppen hinauf und durch die B?rot?ren hinausgegangen waren, sah Zoe sich um und erblickte wieder die Linie des Horizonts, so deutlich hinter der kleinen Ansammlung von Wohnh?usern und Geb?uden sichtbar, die die Stadt bildeten. Sie seufzte, verschr?nkte die Arme vor der Brust und wandte den Kopf zum Revier, das ihr n?chstes Ziel war. Umso weniger lang sie diesen Ort ansah, desto besser. „Du magst diese kleine Stadt nicht, oder?“ fragte Shelley neben ihr. Zoe war einen Moment lang ?berrascht, aber Shelley hatte sich bereits als sowohl scharfsinnig wie auch einf?hlsam erwiesen. Um ehrlich zu sein sah man es Zoe wahrscheinlich deutlich an. Sie konnte die schlechte Laune nicht absch?tteln, die sie immer ?berkam, wenn sie in einem solchen Ort landete. „Ich mag kleine St?dte im Allgemeinen nicht“, sagte sie. „Du bist ein Gro?stadtm?dchen, richtig?“ fragte Shelley. Zoe hielt einen Seufzer zur?ck. Das passierte, wenn man Partner hatte: sie wollten dich immer kennenlernen. All die kleinen Puzzlest?cke ausgraben, die deine Vergangenheit ausmachten und sie dann zusammenquetschen, bis sie so zusammenpassten, wie sie es wollten. „Sie erinnern mich an den Ort, an dem ich aufwuchs.“ „Ahhh.“ Shelley nickte, als ob sie es begriff und verstand. Sie begriff es nicht. Zoe wusste das genau. Ihre Unterhaltung hielt inne, w?hrend sie die T?ren zum Revier durchquerten, zu dem kleinen Besprechungszimmer im hinteren Teil des Geb?udes gingen, das sie mit Erlaubnis der ?rtlichen Polizisten als Einsatzraum benutzten. Zoe sah, dass sie alleine dort waren und legte einen neuen Papierstapel auf den Tisch, begann, den Bericht des Leichenbeschauers zusammen mit Fotografien und einigen Berichten von Polizisten, die zuerst am Tatort gewesen waren, auszubreiten. „Du hattest also keine tolle Kindheit?“ fragte Shelley. Ah. Vielleicht verstand sie es doch, besser, als Zoe ihr zugetraut h?tte. Vielleicht h?tte sie nicht so ?berrascht sein m?ssen. Warum sollte Shelley nicht auf die gleiche Weise Gef?hle und Gedanken lesen k?nnen, auf die Zoe Winkel, Ma?einheiten und Muster lesen konnte? „Es war nicht die Beste“, sagte Zoe, sch?ttelte sich die Haare aus den Augen und konzentrierte sich auf die Papiere. „Und nicht die Schlechteste. Ich hab’s ?berlebt.“ Ein Echo ert?nte in ihrem Kopf, ein Schrei, der sie ?ber Zeit und Ferne hinweg erreichte. Teufelskind. Abart der Natur. Sieh, wozu du uns jetzt gebracht hast! Zoe verdr?ngte es, ignorierte die Erinnerung an einen Tag, den sie zur Strafe f?r ihre S?nden in ihrem Zimmer eingesperrt verbracht hatte, ignorierte die lange und schwere Einsamkeit der Isolation als Kind. Shelley ging rasch auf die gegen?berliegende Seite des Tisches, breitete einige der Fotografien aus, die sie schon hatten, holte dann die Akten der anderen F?lle. „Wir m?ssen nicht dar?ber reden“, sagte sie leise. „Es tut mir leid. Du kennst mich noch gar nicht.“ Das ‚noch‘ war verd?chtig: es deutete einen Zeitpunkt an, auch wenn er noch in weiter Zukunft lag, zu dem von Zoe erwartet wurde, ihr ausreichend zu vertrauen. An dem sie in der Lage sein w?rde, all die Geheimnisse herauszulassen, die seit ihrer Kindheit in ihr verschlossen waren. Was Shelley nicht wusste, nach ihrem sanften Nachbohren nicht ahnen konnte, war, dass Zoe niemandem erz?hlen w?rde, was in ihrer Kindheit geschehen war – niemals. Abgesehen vielleicht von der Therapeutin, zu deren Besuch Dr. Applewhite sie hatte bringen wollen. Zoe schob all das von sich weg, bedachte ihre Partnerin mit einem knappen L?cheln und Nicken, nahm ihr dann eine der Akten aus den H?nden. „Wir sollten uns die fr?heren F?lle ansehen. Ich werde den hier lesen und du kannst den anderen lesen.“ Shelley zog sich auf einen Stuhl auf der anderen Seite des Tisches zur?ck, betrachtete die Bilder in der ersten Akte, als sie sich ?ber den Tisch verteilten, kaute dabei an einem ihrer Fingern?gel. Zoe wandte den Blick ab und konzentrierte sie auf die vor ihr liegenden Seiten. „Das erste Opfer wurde auf einem leeren Parkplatz vor einem Diner get?tet, welches eine halbe Stunde vorher zugemacht hatte“, las Zoe vor, fasste den Inhalt des Berichts zusammen. „Sie arbeitete dort als Kellnerin, Mutter von zwei Kindern, ohne Collegeausbildung, die anscheinend ihr ganzes Leben in der gleichen Gegend verbracht hatte. Es gab keine forensischen Beweise von Wert am Tatort, die Vorgehensweise war die Gleiche, Tod durch Draht und dann das sorgf?ltige Wegwischen von Fu?abdr?cken und Spuren.“ „Wieder nichts, was uns hilft, ihn ausfindig zu machen“, seufzte Shelley. „Sie hat das Diner nach dem Aufr?umen abgeschlossen, nach einer langen Schicht auf dem Weg nach Hause. Als sie nicht wie gew?hnlich nach Hause kam, wurde ziemlich schnell Alarm geschlagen.“ Zoe bl?tterte auf die n?chste Seite, ?berflog den Inhalt auf der Suche nach n?tzlichen Informationen. „Es war ihr Ehemann, der sie gefunden hat – er fuhr hinaus, um nachzusehen, nachdem sie nicht an ihr Telefon gegangen war. Es ist wahrscheinlich, dass er Spuren verunreinigt hat, als er seine Frau entdeckte und dann ihre Leiche anfasste und festhielt.“ Zoe blickte auf, hatte sich vergewissert, dass dieser Fall ebenso wenig Hinweise beinhaltete wie der andere. Shelley konzentrierte sich noch, spielte wieder mit diesem Anh?nger an ihrer Kette. Er wurde von ihrem Daumen und Finger verschluckt, war klein genug, um dahinter v?llig zu verschwinden. „Ist das ein Kreuz?“ fragte Zoe, als ihre neue Partnerin endlich aufsah. Es war etwas, ?ber das man plaudern konnte, dachte sie. Es war ziemlich nat?rlich f?r eine Agentin, mit ihrer Partnerin ?ber den Schmuck zu sprechen, den diese immer trug, was Shelley wohl tat. Richtig? Shelley sah hinunter auf ihre Brust, als ob sie nicht bemerkt hatte, was ihre H?nde taten. „Oh, das? Nein. Es war ein Geschenk meiner Gro?mutter.“ Sie bewegte die Finger weg, hielt es nach vorne, damit Zoe den pfeilf?rmigen Goldanh?nger sehen konnte, dessen spitzes Ende mit einem winzigen Diamanten verziert war. „Gut, dass mein Gro?vater Geschmack hatte. Er geh?rte fr?her ihr.“ „Oh“, sagte Zoe, die sich ein wenig erleichtert f?hlte. Sie war sich nicht bewusst gewesen, wie viel Spannung sie in sich aufgestaut hatte, seitdem sie Shelley zum ersten Mal die Kette hervorziehen und damit hatte spielen sehen. „Ein Pfeil f?r wahre Liebe?“ „Genau.“ Shelley l?chelte. Dann runzelte sie leicht die Stirn, hatte anscheinend die Ver?nderung in Zoes Stimmung bemerkt. „Hast du dir Sorgen gemacht, dass ich ?bertrieben religi?s sei, oder sowas in der Richtung?“ Zoe r?usperte sich leise. Sie hatte kaum selbst erkannt, dass dies der Grund f?r ihre Frage gewesen war. Aber nat?rlich war es das. Es war lange her, dass sie das sch?chterne kleine M?dchen mit der ?bereifrig gottesf?rchtigen Mutter gewesen war, aber sie war immer noch sehr vorsichtig mit Menschen, die die Kirche als das Wichtigste in ihrem Leben betrachteten. „Ich war nur neugierig“, sagte Zoe, aber ihre Stimme war angespannt und sie wusste es. Shelley runzelte die Stirn, lehnte sich vor, um die n?chste Akte vom Tisch zu nehmen. „Du wei?t, dass wir viel Zeit zusammen bei der Arbeit verbringen werden, wenn wir Partner bleiben“, sagte sie. „Vielleicht wird es etwas reibungsloser verlaufen, wenn wir einander nichts vorenthalten. Du musst mir nicht sagen, warum du dir dar?ber Sorgen gemacht hast, aber ich w?rde die Ehrlichkeit sch?tzen.“ Zoe schluckte, sah auf die Akte hinunter, die sie bereits gelesen hatte. Sie sammelte ihren Stolz, schloss die Augen einen Moment, um die Stimme zum Schweigen zu bringen, die ihr sagte Nein, es passt nicht ?berein, eine ist ungef?hr f?nf Millimeter dicker, und begegnete Shelleys Blick. „Ich habe keine guten Erfahrungen damit“, sagte sie. „Mit Religion oder Ehrlichkeit?“ fragte Shelley mit einem scherzhaften L?cheln, w?hrend sie ihre Akte ?ffnete. Nach einer Weile, in der Zoe mit sich k?mpfte und sich fragte, was sie antworten sollte, f?gte Shelley hinzu: „Das war ein Witz.“ Zoe l?chelte sie schwach an. Dann wandte sie sich der neuen Fallakte zu und begann, die Tatortfotografien zu untersuchen; wusste, dass es das Einzige war, das sie von der unbehaglichen Atmosph?re im Zimmer und dem brennenden Gef?hl, das ?ber ihre Wangen und ihren Hals wanderte, ablenken w?rde. „Das zweite Opfer ist eine weitere Variante der gleichen Geschichte“, sagte Shelley kopfsch?ttelnd. „Eine Frau wurde ermordet am Rand einer Stra?e aufgefunden, die an einer kleinen Stadt vorbeif?hrt. Die Art Stra?e, die man wahrscheinlich entlangl?uft, wenn man abends nach einem langen Arbeitstag nach Hause geht, was sie auch tat. Sie war Lehrerin … mehrere korrigierte Arbeiten waren um sie herum verteilt, sie hatte sie fallen lassen, nachdem ihr Hals durch die Drahtschlinge aufgeschnitten worden war.“ Shelley hielt inne, um die Fotografien durchzusehen, fand diejenige mit den Arbeiten. Sie hielt sie eine Sekunde lang hoch, biss sich auf die Lippe und sch?ttelte den Kopf. Sie reichte sie Zoe, die versuchte, das gleiche Mitleid zu empfinden und feststellte, dass es ihr nicht gelang. Die Schularbeiten machten es ihrer Meinung nach nicht ergreifender als jeden anderen Tod. Tats?chlich hatte sie weitaus brutalere Morde gesehen, die mitleiderregender waren. „Sie wurde fr?h am n?chsten Morgen von einem Radfahrer gefunden. Er hatte die Papiere gesehen, die sich im Wind bewegten, ?ber den B?rgersteig und die halb im hohen Gras verborgene Leiche geweht wurden“, fasste Shelley die Notizen in ihrer Akte zusammen. „Es sieht aus, als ob sie zum Stra?enrand ging, als ob sie jemandem helfen wollte. Sie wurde irgendwie dahin gelockt. Verdammt … sie war eine gutherzige Frau.“ Mehrere Szenarien rasten durch Zoes Kopf: ein erfundener entlaufener Hund, ein um eine Wegbeschreibung bittender Fremder, ein Fahrrad mit loser Kette, eine Frage nach der Uhrzeit. „Keine Fu?spuren auf dem festen Boden, keine Fasern oder Haare auf der Leiche, keine DNA unter ihren Fingern?geln. Genauso sauber wie die anderen Tatorte“, sagte Shelley, legte die Akte seufzend vor sich ab. Was auch immer sie so verletzlich gemacht hatte – vielleicht sogar der ?berraschungsmoment und ein Schritt vom B?rgersteig hinunter, als sie gegen den Draht um ihren Hals k?mpfte – war alles, was sie hatten. Zoes Augen wanderten ziellos ?ber das Papier, w?hrend sie versuchte, die Punkte so zu verbinden, dass es auf alle drei F?lle passte. Zwei gl?cklich verheiratet, eine geschieden. Zwei M?tter, eine kinderlose Frau. Jede mit einem anderen Job. Unterschiedliche Orte. Eine mit einem Collegeabschluss, zwei ohne. Kein besonderes Muster in ihren Namen oder Verbindungen durch ihre Arbeitgeber. „Ich sehe keine Verbindung“, sagte Shelley, das Schweigen zwischen ihnen unterbrechend. Zoe seufzte und schloss die Akte. Sie musste es zugeben. „Ich auch nicht.“ „Also sind wir wieder am Anfang. Zufallsopfer.“ Shelley stie? die Luft aus. „Was bedeutet, dass das n?chste Opfer auch zuf?llig sein wird.“ „Und damit eine viel geringere M?glichkeit, dass wir es beenden k?nnen“, f?gte Zoe hinzu. „Au?er wir k?nnen ein Profil zusammenkriegen, das umfangreich und n?tzlich genug ist, um diesen Mann ausfindig zu machen und ihn zu schnappen, bevor er wieder eine M?glichkeit findet.“ „Dann lass uns daran arbeiten“, sagte Shelley, mit einer Miene so voller Entschlossenheit, dass es Zoe ein F?nkchen Hoffnung gab. Sie bedeckten das Flipchart in der Zimmerecke mit einem leeren Papierbogen und gingen die ihnen bekannten Informationen durch. „Wir k?nnen seinen Weg erkennen“, sagte Zoe; etwas, das sie schon einmal laut erkl?rt hatte und das jeder einfach genug erfassen konnte. „Aus irgendeinem Grund ist er auf Achse. Was k?nnte das sein?“ „Vielleicht reist er beruflich“, schlug Shelley vor. „Ein Trucker, ein Vertriebler oder Handelsvertreter, irgendwas in der Art. Oder er reist einfach, weil ihm danach ist. Er k?nnte auch obdachlos sein.“ „Zu viele M?glichkeiten, um hier eine klare Entscheidung zu treffen.“ Zoe schrieb reist herum auf das Flipchart, versuchte dann, die Implikationen aufzulisten. „Er muss unterwegs ?bernachten. Motels, Hotels, oder vielleicht in seinem Auto.“ „Wenn er in seinem Auto schl?ft, haben wir wenig Hoffnung, ihn ausfindig zu machen“, gab Shelley zu bedenken, ihre Mundwinkel herabgezogen. „Er k?nnte in den Hotels auch falsche Namen benutzen.“ „Nicht viel, mit dem wir hier arbeiten k?nnen. Aber er muss sich irgendwie fortbewegen. Mit einem Fahrzeug, wenn wir von den Abst?nden zwischen den Tatorten und der vergangenen Zeit ausgehen.“ Shelley tippte eilig in ihr Handy, rief Landkarten auf und pr?fte die Orte. „Ich glaube nicht, dass da eine direkte Zugstrecke ist. Vielleicht per Bus oder Auto.“ „Das engt es etwas ein“, sagte Zoe und f?gte der Liste diese M?glichkeiten hinzu. „Er k?nnte ein Anhalter sein, obwohl das heutzutage weniger ?blich ist. Wie steht es mit seinen k?rperlichen Merkmalen?“ „Normalerweise wird eine Schlinge von denen benutzt, die nicht muskul?s sind. Wir k?nnen also vielleicht mutma?en, dass er von durchschnittlicher Gestalt ist.“ Zoe war froh, dass Shelley das aufgefallen war, eine Sache weniger, mit der sie Verdacht erregen k?nnte. „Durchschnittlich, aber vielleicht nicht zu klein oder zierlich. Ich habe das Gef?hl, dass wir schon sicher sagen k?nnen, dass dies die Taten eines Mannes sind. Bei zu wenig Kraft oder K?rpergr??e h?tten die Opfer ihn ?berw?ltigen und sich freik?mpfen k?nnen.“ „Und wenn er zu klein war, h?tte er nicht so einen guten Griff gehabt“, f?gte Shelley hinzu. „Die Opfer wurden wahrscheinlich alle stehend get?tet, was bedeutet, dass er ihre H?lse einfach erreichen k?nnen musste.“ Zoe musste – wenn auch nur in Gedanken – zugeben, dass sie beeindruckt war. Sie schrieb durchschnittliche oder ?berdurchschnittliche K?rpergr??e – zwischen 1,72 und 1,82, auf der Grundlage des Berichts des Leichenbeschauers, und durchschnittliche oder schlanke Gestalt auf das Papier. „Nun lass uns ?ber die psychologischen Aspekte reden“, sagte Zoe. „Etwas treibt ihm zum T?ten, auch wenn es nicht etwas ist, das uns logisch erscheint. Wenn es keine wirkliche Verbindung zwischen den Opfern gibt, m?ssen wir davon ausgehen, dass dieser Drang von innen kommt.“ „Sie scheinen mir wie Gelegenheitstaten. Er greift nur Frauen an, vielleicht, weil sie schw?cher sind. Sie sind alleine, wehrlos, au?erhalb der Reichweite funktionierender ?berwachungskameras und es besteht wenig Gefahr, dass er unterbrochen wird.“ „Ich sehe zwei M?glichkeiten. Die Erste ist, dass er einen T?tungsdrang hat und deshalb diese Opfer aussucht, bei denen kaum Gefahr besteht, dass er geschnappt wird. Aus irgendeinem Grund tut er es jetzt und in rascher Folge – also sollten wir nach einem Ausl?ser suchen“, sagte Zoe, w?hrend sie mit dem Ende des Stiftes gegen ihr Kinn tippte. „Die andere M?glichkeit ist, dass irgendetwas in diesen Opfern selbst den T?tungsdrang ausgel?st hat. In dem Fall wei? er noch gar nicht, dass er sie t?ten wird, bis der Moment kommt.“ „In anderen Worten, er sucht entweder absichtlich nach Frauen, die er t?ten kann, oder er t?tet, wenn sich die Gelegenheit ergibt und irgendetwas an den Frauen selbst l?st das aus“, sagte Shelley, die Augen nachdenklich zusammengekniffen. „Denk dar?ber nach.“ Zoe sch?ttelte den Kopf, ging vor dem Flipchart hin und her. „Es ist zu perfekt, um so zuf?llig zu sein. Eine pro Nacht – das weist auf einen Zwang hin. Wenn er nur durch ausl?sende Momente zum T?ten getrieben w?rde, w?rde mehr Zeit zwischen den Angriffen liegen. Er w?rde an manchen Abenden zu Hause sein, oder einfach niemanden treffen, der ihn durchknallen l?sst. Nein, das hier ist vors?tzlich und geplant. Es gibt irgendeinen Grund, aus dem er jede von ihnen t?ten muss, irgendeine Botschaft oder ein Ritual.“ Sie ging wieder nach vorne und schrieb ein Mord pro Tag – Ritual auf das Papier. „Was ist mit den Orten?“ fragte Shelley. „Vielleicht ergibt sich da etwas.“ Eine Landkarte hing bereits an der Wand, drei rote Stecknadeln markierten die Orte, an denen die drei Leichen gefunden worden waren. Zoe betrachtete sie einen Moment lang, nutzte dann den Rand eines Papiers, um sie zu verbinden. Der erste und dritte Fundort waren durch eine gerade Linie verbunden. Der zweite wich ein wenig ab, war aber noch auf dem Weg. „Welche St?dte sind das?“ Shelley deutete auf das Ende des Papiers, auf die Orte, die hinter der letzten Stecknadel auf demselben Weg lagen. Zoe ratterte die Namen herunter, las sie von der Landkarte ab, mit etwas Spielraum auf jeder Seite, falls er wie zuvor ein wenig von der Route abwich. „Wir sollten die Beh?rden in jeder dieser St?dte anrufen. Sicherstellen, dass sie sich bewusst sind, was passieren k?nnte. Versch?rfte Sicherheit und aufmerksame Polizisten, das k?nnte helfen, ihn zu schnappen.“ Beide betrachteten gemeinsam schweigend ihr Profil, hingen ihren eigenen Gedanken nach. Zoe versuchte, das Muster zu erkennen. Es gab nur drei Dinge, die f?r sie Sinn ergaben: die Tatsache, dass es alles Frauen waren, der Zeitablauf oder etwas, das mit den Orten zusammenhing. Aber was war es? Sie dachte an die verstreuten bunten Bonbons zur?ck, die bei der Tankstelle ?berall auf dem Boden verteilt gewesen waren. Nicht weit von Lindas Leiche verstreut, auf dem Parkplatz, auf dem Weg, den sie zur R?ckseite des Geb?udes und zur?ck genommen haben musste. Es war so seltsam. Es war durchaus m?glich, dass irgendein Kind sie fr?her am Tag dort hatte fallen lassen, nachdem es dort mit seinen Eltern angehalten hatte, aber … irgendetwas daran st?rte sie. Vielleicht war es einfach das Missverh?ltnis. Helle und fr?hliche Bonbons an der Szene eines brutalen n?chtlichen Mordes. Farbflecken auf einem ansonsten rot befleckten Boden. Vielleicht bedeutete es ?berhaupt nichts. „Wir haben nicht viel“, seufzte sie schlie?lich. „Aber es ist ein Anfang. Nehmen wir noch dazu, dass er wahrscheinlich ein junger Mann ist, zumindest noch nicht im mittleren Alter, wenn wir die Statistiken ?ber das Alter, in denen Serient?ter mit ihren Taten anfangen, zugrunde legen, und wir haben es genug eingeengt, um etwas vorlegen zu k?nnen. Ich werde die Leichenbeschauer fragen, ob sie uns auf Basis ihrer Erkenntnisse genauere Zahlen geben k?nnen, und dann k?nnen wir wenigstens eine Beschreibung herausgeben, nach der man sich richten kann.“ Was ?berhaupt kein gro?er Trost war, dachte sie, wenn der Killer an diesem Abend ein weiteres Opfer fordern w?rde – und sie viel zu wenig Anhaltspunkte hatten, um es zu verhindern. KAPITEL SECHS Es w?rde heute Abend eine weitere Leiche geben. Es war der vierte Abend und das bedeutete, dass es eine vierte Leiche geben musste. Er war den ganzen Tag gefahren, hatte sich immer mehr seinem Ziel gen?hert. Obwohl er gut in der Zeit lag, wurde er immer nerv?ser, als die Sonne sich ?ber den Himmel bewegte. Bei Anbruch des Abends musste er am richtigen Ort sein, oder alles w?re verdorben. Er konnte jetzt nicht versagen. Er blickte wieder auf das Handy, das am Armaturenbrett hing, verankert in einem an der L?ftung angebrachten Halter. Die Onlinekarte aktualisierte sich hier drau?en langsamer, das Signal war schw?cher. Wenigstens war der Highway lang und gerade, er musste nicht abfahren. Er w?rde sich nicht verfahren oder sein Ziel verpassen. Er wusste genau, wo er hin musste. Es war alles f?r ihn vorgezeichnet, aus den Sternen ersichtlich. Abgesehen davon, dass dieses Muster viel pr?ziser war, als die Masse blinzelnder Punkte da oben am Nachthimmel, und weitaus einfacher lesbar. Nat?rlich konnte ein Experte diese Muster finden, sogar dort ganz oben. Aber sein Muster musste sogar f?r die erkennbar sein, die es normalerweise nicht sehen konnten – und wenn er endlich fertig war, w?rden sie es sehen. Wer es sein w?rde, war eine andere Frage. Wo und wann – ja, das wurde durch das Muster vorgegeben. Aber das ‚wer‘ war eher eine Frage des Gl?cks und das war der Grund, aus dem sein Bein ?ber der Bremse auf und ab wippte, sein Knie hochschnellte und jedes Mal fast gegen das Steuer schlug. Er nahm einen tiefen, beruhigenden Atemzug, sog die sich rasch abk?hlende Luft ein. Es war leicht zu erkennen, dass die Sonne am Himmel allm?hlich niederstieg, aber es war noch nicht zu sp?t. Die Muster hatten ihm gesagt, was er tun musste und nun w?rde er es tun. Darauf musste er vertrauen. Die R?der seines Sedans surrten unaufh?rlich ?ber den gleichm??igen Asphalt der Stra?e, ein stetiges Hintergrundger?usch, das beruhigend wirkte. Er schloss kurz die Augen, vertraute darauf, dass das Auto sich weiter geradeaus hielt, und nahm einen weiteren tiefen Atemzug. Er klopfte mit den Fingern auf dem Rand des offenen Fensters, fiel in einen leichten, sich wiederholenden Takt und atmete wieder freier. Es w?rde alles in Ordnung sein. So wie dieses Auto ihm in all den Jahren, die er es schon hatte, gute Dienste geleistet hatte, immer zuverl?ssig und verl?sslich, w?rden auch die Muster ihn nicht im Stich lassen. So lange er den ?lstand pr?fte und es regelm??ig zur Inspektion brachte, w?rde es laufen. Und wenn er zur richtigen Abendzeit an den richtigen Ort ging, w?rden die Muster dort sein. Sie waren immer um ihn herum: die Linien auf dem Highway, die geradlinig und sich verkleinernd in die Ferne verliefen und ihm genau mitteilten, welche Richtung er einhalten musste. Die Streifen der Zirruswolken, die in die gleiche Richtung zu weisen schienen, lange Finger, die ihn ermutigten, weiter zu gehen. Sogar die Blumen am Rande des Highways waren gebeugt, lehnten sich erwartungsvoll nach vorne, wie Rallyestreifen, die die Meilen unter seinen R?dern schluckten. Es nahm alles Gestalt an, so wie die Bonbons, die gefallen waren, bevor er die Frau an der Tankstelle umgebracht hatte. So wie sie ihm genau gesagt hatten, was er als N?chstes tun sollte und ihm gezeigt hatten, dass er schon den richtigen Ort und das richtige Opfer gefunden hatte. Die Muster w?rden ihm letztendlich helfen, sich seiner annehmen. *** Trotz seiner inneren Beschwichtigungen begann sein Herz, vor Aufregung zu rasen, als die Sonne tiefer und tiefer sank, sich dem Horizont zubewegte, und er immer noch niemand Passenden gesehen hatte. Aber nun war das Gl?ck wieder auf seiner Seite – der Gl?cksfall, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und dem Universum zu vertrauen, sich um den Rest zu k?mmern. Sie ging auf dem Seitenstreifen des Highways r?ckw?rts, einen Arm seitlich ausgestreckt, den Daumen erhoben. Sie musste sich umgedreht haben, sobald sie ihn sich n?hern h?rte, sein Motor und das Surren der R?der ein Hinweis lange bevor sie einander tats?chlich sehen konnten. Sie trug einen schwer aussehenden Rucksack mit untergeschnalltem Schlafsack und als er sich n?herte, konnte er sehen, dass sie jung war. Nicht ?lter als achtzehn oder neunzehn, ein Freigeist auf dem Weg zu seinem neuen Abenteuer. Sie war butterweich und s??, aber das spielte keine Rolle. Das taten solche Dinge nie. Es waren die Muster, die z?hlten. Er reduzierte die Geschwindigkeit, hielt das Auto direkt hinter ihr an, wartete geduldig, bis sie ihn erreicht hatte. „Hi“, sagte er, kurbelte das Fenster auf der Beifahrerseite herunter und neigte den Kopf, um sie anzusehen. „Brauchst du eine Mitfahrgelegenheit?“ „?h, yeah“, sagte sie, sah ihn misstrauisch an, kaute auf ihrer Unterlippe. „Wo fahren Sie hin?“ „In die Stadt“, sagte er, deutete vage nach vorne. Es war ein Highway. Am Ende davon w?rde sich eine Stadt befinden und sie konnte f?r sich vervollst?ndigen, welche es war. „Ich bin froh, dass ich dich gesehen habe. Um diese Tageszeit sind nicht viele andere Autos auf dieser Stra?e unterwegs. Es w?re hier drau?en eine kalte Nacht geworden.“ Sie deutete ein L?cheln an. „Ich w?rde schon zurechtkommen.“ Er gab das L?cheln breiter zur?ck, freundlicher, sorgte daf?r, dass es seine Augen erreichte. „Wir k?nnen mehr zustande kriegen als ‚zurechtkommen‘“, sagte er. „Spring rein. Ich lass dich bei einem Motel am Stadtrand raus.“ Sie z?gerte immer noch; eine junge Frau, die alleine in ein Auto mit einem Mann stieg – egal wie nett er schien. Er verstand, dass sie in jedem Fall nerv?s sein w?rde. Aber sie sah die Stra?e auf und ab und musste erkannt haben, dass auch jetzt bei Anbruch der Nacht keine Scheinwerfer in eine der Richtungen zu sehen waren. Sie ?ffnete die Beifahrert?re mit einem sanften Klicken, lie? den Rucksack von ihren Schultern gleiten und er l?chelte, diesmal f?r sich selbst. Er musste nur Vertrauen haben und alles w?rde sich so ergeben, wie es ihm die Muster angek?ndigt hatten. KAPITEL SIEBEN „Gut, h?rt zu“, sagte Zoe. Sie f?hlte sich bereits unwohl und das Gef?hl verst?rkte sich noch, als das allgemeine Geplauder im Raum nachlie? und alle Augen sich auf sie richteten. Shelley an ihrer Seite zu haben half wenig, um das Gef?hl des unangenehmen Drucks, der ?ber ihr h?ngenden gewichtigen Erwartung zu vertreiben. Die Aufmerksamkeit richtete sich wie ein Wasserschlauch auf sie, sp?rbar und aufschreckend. Genau das, was sie an jedem Tag ihres Lebens nach M?glichkeit vermied. Aber manchmal erforderte der Job es und so sehr sie auch wollte, sie konnte Shelley nicht zwingen, ein Profil alleine zu pr?sentieren. Nicht als die rangh?here Agentin. Sie holte Luft, betrachtete die ganzen Polizisten, die im gr??ten Besprechungsraum des Sheriffs in engstehenden Reihen aus Klappst?hlen sa?en. Dann sah sie weg, suchte sich einen Punkt an der gegen?berliegenden Wand, mit dem sie reden konnte, etwas weniger Einsch?chterndes. „Das ist das Profil, nach dem wir suchen“, fuhr Zoe fort. „Der m?nnliche Verd?chtige wird um die 1,78 gro? sein, basierend auf den Berechnungen aller drei Leichenbeschauer und den wenigen Spuren, die wir an den Tatorten fanden. Wir glauben au?erdem, dass er von schlanker bis mittlerer Statur ist. Er ist nicht besonders stark, eindrucksvoll oder einsch?chternd.“ Shelley ?bernahm, machte f?r ihren Moment im Scheinwerferlicht einen Schritt nach vorne – sie schien es eher zu genie?en als zu f?rchten, ihre Augen leuchteten auf. „Bis zum Augenblick des Mordes wird er sich den meisten Leuten als harmlos darstellen. Wir glauben, dass es ihm gelang, seine Opfer in Unterhaltungen zu verwickeln und er sie sogar aus relativer Sicherheit in offenes Gel?nde f?hren konnte, wo er die Situation k?rperlich so beeinflusste, dass er hinter sie gelangen konnte. Er k?nnte sogar charmant, h?flich sein.“ Êîíåö îçíàêîìèòåëüíîãî ôðàãìåíòà. Òåêñò ïðåäîñòàâëåí ÎÎÎ «ËèòÐåñ». Ïðî÷èòàéòå ýòó êíèãó öåëèêîì, êóïèâ ïîëíóþ ëåãàëüíóþ âåðñèþ (https://www.litres.ru/pages/biblio_book/?art=51923346&lfrom=688855901) íà ËèòÐåñ. Áåçîïàñíî îïëàòèòü êíèãó ìîæíî áàíêîâñêîé êàðòîé Visa, MasterCard, Maestro, ñî ñ÷åòà ìîáèëüíîãî òåëåôîíà, ñ ïëàòåæíîãî òåðìèíàëà, â ñàëîíå ÌÒÑ èëè Ñâÿçíîé, ÷åðåç PayPal, WebMoney, ßíäåêñ.Äåíüãè, QIWI Êîøåëåê, áîíóñíûìè êàðòàìè èëè äðóãèì óäîáíûì Âàì ñïîñîáîì.
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