Êîò ìóðëû÷åò... áåë è ñåð, Îí ïîíÿòëèâûé... Æèë äà áûë ýñýñýñýð - Òðàâû ìÿòíûå. Òðàâû ìÿòíûå, åùå Ìàòü-è-ìà÷åõà, Ðåêè ñ ñèãîì è ëåù¸ì - Ìàòåìàòèêà! Óðàâíåíèÿ, èêñû, Ñèíóñ-êîñèíóñ... Âîçëå ñòàäà âîë÷üÿ ñûòü... Ïàðíè ñ êîñàìè... Ñ÷àñòüå óøëîå ëîâè - Äåâêè ñ âîëîñîì Ðàñïåâàëè î ëþáâè Ñëàäêèì ãîëîñîì... À âåñåííåþ ïîð

Gemieden

Gemieden Blake Pierce "Ein Meisterwerk der Spannung! Die Autorin schafft es auf hervorragende Weise den Charakteren eine psychologische Seite zu geben, die so gut beschrieben ist, dass wir uns in ihre K?pfe versetzt f?hlen und ihren ?ngsten folgen und ?ber ihren Erfolg jubeln k?nnen. Die Handlung ist sehr intelligent und wird Sie das ganze Buch hindurch unterhalten. Voller Wendungen wird Sie dieses Buch bis zur letzten Seite wach halten."––Books and Movie Reviews, Roberto Mattos (zu Verschwunden) GEMIEDEN ist Band #15 der Riley Paige Bestseller Krimiserie, die mit dem #1 Bestseller VERSCHWUNDEN (Band #1) –– ?ber 1000 Mal mit 5-Sternen bewertet und kostenlos zum Herunterladen verf?gbar.Als ein Serienm?rder eine Reihe von St?dten in Schrecken h?lt und der einzige m?gliche Zeuge unf?hig ist zu sprechen, liegt es an FBI Spezialagentin Riley Paige in die Gedanken eines komplexen Mannes einzudringen und herauszufinden, was er wissen k?nnte.Was haben diese Opfer gemeinsam? Und was genau hat der Mann beobachtet?In diesem d?steren Psychothriller muss Riley Paige die Geister ihrer eigenen Vergangenheit bek?mpfen, als sie dazu angehalten wird ein Verbrechen aufzudecken, dass alle anderen erblassen l?sst, und eines, dass sie zwingen wird zu tief in die Gedanken eines Psychopathen einzutauchen…Ein Actionreicher Thriller voller Spannung ist GEMIEDEN Band # 15 einer fesselnden neuen Serie –– mit einer geliebten neuen Hauptfigur –– die sie bis in die sp?te Nacht dazu verleiten wird weiterzubl?ttern.Band # 16 der Riley Paige Serie ist bald erh?ltlich. G E M I E D E N (Ein Riley Paige Krimi—BAND 15) B L A K E P I E R C E Blake Pierce Blake Pierce ist Autor der erfolgreichen Mystery-Reihe RILEY PAGE, die aus f?nfzehn B?cher (Fortsetzung folgt) besteht. Blake Pierce ist ebenfalls Verfasser der MACKENZIE WHITE Mystery-Reihe, die zw?lf B?nde (Fortsetzung folgt) umfasst; der AVERY BLACK Mystery-Reihe mit sechs B?chern; der f?nfb?ndigen KERI LOCKE Mystery-Reihe; den drei B?chern der MAKING OF RILEY PAIGE Mystery-Reihe (Fortsetzung folgt); der KATE WISE Mystery-Reihe, die aus drei B?chern besteht (Fortsetzung folgt); der CLOE FINE Psycho-Thriller-Reihe, die bisher drei B?nde umfasst (Fortsetzung folgt) sowie der dreiteiligen JESSE HUNT Psycho-Thriller-Reihe (Fortsetzung folgt). Als treuer Leser und lebenslanger Fan des Genres rund um Mystery und Thriller, h?rt Blake gerne von Ihnen, also besuchen Sie die Seite www.blakepierceauthor.com (http://www.blakepierceauthor.com), um mehr zu erfahren und in Kontakt zu bleiben. Copyright © 2018 Blake Pierce Alle Rechte vorbehalten. Au?er durch eine Genehmigung nach dem U.S. Copyright Act von 1976, darf kein Teil dieses Buches ohne ausdr?ckliche Genehmigung der Autorin vervielf?ltigt, vertrieben oder in irgendeiner Form ?bermittelt, in Datenbanken oder Abfragesystemen gespeichert werden. Dieses E–Book ist nur f?r ihren pers?nlichen Gebrauch lizenziert. Es darf nicht weiterverkauft oder an Dritte weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit anderen teilen m?chten, erwerben Sie bitte f?r jeden Empf?nger eine zus?tzliche Kopie. Wenn Sie dieses Buch lesen, aber nicht gekauft haben, oder es nicht f?r Sie gekauft wurde, geben Sie es bitte zur?ck und erwerben Sie eine eigene Kopie. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit der Autorin respektieren. Dieses Buch ist eine fiktive Geschichte. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorf?lle sind von der Autorin frei erfunden oder werden fiktiv verwendet. ?hnlichkeiten mit echten Personen, lebendig oder verstorben, sind zuf?llig. Copyright Umschlagsbild Photographee.eu, genutzt unter der Lizenz von Shutterstock.com B?CHER VON BLAKE PIERCE JESSIE HUNT PSYCHOTHRILLER-SERIE DIE PERFEKTE EHEFRAU (Buch Nr. 1) DER PERFEKTE BLOCK (Buch Nr. 2) DAS PERFEKTE HAUS (Buch Nr. 3) CHLOE FINE PSYCHOTHRILLER-SERIE NEBENAN (Buch Nr. 1) DES NACHBARS L?GE (Buch Nr. 2) SACKGASSE (Buch Nr. 3) KATE WISE MYSTERY-SERIE WENN SIE W?SSTE (Buch Nr. 1) WENN SIE S?HE (Buch Nr. 2) WENN SIE RENNEN W?RDE (Buch Nr. 3) WENN SIE SICH VERSTECKEN W?RDE (Buch Nr. 4) WENN SIE FLIEHEN W?RDE (Buch Nr. 5) DAS MAKING OF RILEY PAIGE MYSTERY-SERIE BEOBACHTET (Buch 1) WARTET (Buch 2) LOCKT (Buch 3) RILEY PAIGE MYSTERY-SERIE VERSCHWUNDEN (Buch 1) GEFESSELT (Buch 2) ERSEHNT (Buch 3) GEK?DERT (Buch 4) GEJAGT (Buch 5) VERZEHRT (Buch 6) VERLASSEN (Buch 7) ERKALTET (Buch 8) VERFOLGT (Buch 9) VERLOREN (Buch 10) BEGRABEN (Buch 11) ?BERFAHREN (Buch 12) GEFANGEN (Buch 13) RUHEND (Buch 14) BEVOR ER T?TET (Buch #1) BEVOR ER SIEHT (Buch #2) EHE ER BEGEHRT (Buch #3) BEVOR ER NIMMT (Buch #4) BEVOR ER BRAUCHT (Buch #5) BEVOR ER F?HLT (Buch #6) BEVOR ER S?NDIGT (Buch #7) VORHER JAGT ER (Buch #8) VORHER PL?NDERT ER (Buch #9) VORHER SEHNT ER SICH (Buch #10) VORHER MACHT ER EINEN FEHLER (Buch #11) VORHER NEIDET ER (Buch #12) AVERY BLACK MYSTERY-SERIE DAS MOTIV (Buch 1) LAUF (Buch 2) VERBORGEN (Buch 3) GR?NDE DER ANGST (Buch 4) RETTE MICH (Buch 5) ANGST (Buch 6) KERI LOCKE MYSTERY-SERIE EINE SPUR VON TOD (Buch 1) EINE SPUR VON MORD (Buch 2) EINE SPUR VON SCHW?CHE (Buch 3) EINE SPUR VON VERBRECHEN (Buch 4) EINE SPUR VON HOFFNUNG (Buch 5) INHALTSVERZEICHNIS PROLOG (#u29ca60df-688f-51a2-9ecc-8acf2c35306b) KAPITEL EINS (#udceb6fb7-dd66-533e-9c33-1b6f8a60aecf) KAPITEL ZWEI (#u8b170d4d-ae22-5926-9621-619189c0702f) KAPITEL DREI (#ua44da16c-8e51-5943-920c-ec709f1fbf5c) KAPITEL VIER (#u1ddea413-b841-5073-9ae5-f159fed12b9a) KAPITEL F?NF (#uf9135e63-0888-59ce-bbc4-f59ffacbf769) KAPITEL SECHS (#u6b39c29a-92c1-596b-a89a-6b9dafd1f06a) KAPITEL SIEBEN (#u40b40bc3-59f8-5986-b6d2-91d6f0332b1d) KAPITEL ACHT (#u19889b28-62c3-58ab-98f6-127f3bc1ea8e) KAPITEL NEUN (#uc718e97b-a81e-5a29-9a72-8649bba8aebb) KAPITEL ZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ELF (#litres_trial_promo) KAPITEL ZW?LF (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHSUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREI?IG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDDREI?IG (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWEIUNDDREI?IG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIUNDDREI?IG (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERUNDDREI?IG (#litres_trial_promo) PROLOG Robin schreckte aus dem Schlaf auf. Sie lag hellwach in ihrem Bett. Zuerst dachte sie, dass ein Ger?usch, das irgendwo aus dem Inneren ihres kleinen Hauses kam, sie aufgeweckt haben musste. Zerschellendes Glas? Doch als sie dalag und hinh?rte, merkte sie, dass es nichts zu h?ren gab, au?er das beruhigende Brummen des Heizofens, das aus dem Keller kam. Sie hatte sich das Ger?usch sicherlich nur eingebildet. Mach dir keine Sorgen, dachte sie sich. Doch als sie sich auf die Seite drehte um wieder einzuschlafen, f?hlte sie einen pl?tzlichen stechenden Schmerz in ihrem linken Bein. Das schon wieder, dachte Robin mit einem Seufzen. Sie machte die Lampe auf dem Beistelltisch an und zog die Decke zur Seite. Es ?berraschte sie nicht mehr zu sehen, dass sie kein linkes Bein hatte. Sie hatte sich bereits vor Monaten daran gew?hnt. Das Bein wurde ?ber dem Knie amputiert, nachdem ihre Knochen in einem schrecklichen Autounfall letztes Jahr zu Brei zertr?mmert worden waren. Doch der Schmerz war sehr real –– eine Kombination aus pochendem, krampfartigem und brennendem Schmerz. Sie setzte sich im Bett auf und starrte den Beinstumpf unter ihrem Nachthemd an. Seit der Amputation hatte sie Phantomschmerzen, meistens kamen sie Nachts, wenn sie versuchte zu schlafen. Sie schaute auf die Uhr, die auf dem Nachtk?stchen stand und sah, dass es vier Uhr morgens war. Sie st?hnte genervt. Oft wurde sie genau zu dieser Stunde oder etwas fr?her von dem Schmerz geweckt und dann wusste sie, dass sie keine Chance hatte wieder einzuschlafen, solange der Schmerz sie qu?lte. Sie ?berlegte, ob sie unters Bett greifen und ihre Spiegelbox rausholen sollte –– ein Therapieinstrument, dass ihr schon oft durch solche Anf?lle geholfen hatte. Daf?r musste sie den Stumpf in eine lange, prismenartige Box stecken, die an der Innenseite mit einem Spiegel ausgestattet war, sodass ihr heiles Bein eine Spiegelung produzierte. Die Spiegelbox gab ihr damit die Illusion, dass sie noch beide Beine hatte. Es war ein merkw?rdige, aber effektive Methode um den Phantomschmerz zu lindern oder sogar ganz loszuwerden. Sie schaute das Spiegelbild an, w?hrend sie ihr anderes Bein ber?hrte, die Muskeln ihres Fu?es, ihrer Zehen und ihres Unterschenkels an- und wieder entspannte und schaffte es somit ihr Gehirn auszutricksen und es zu ?berzeugen, dass sie immer noch beide Beine besa?. Indem sie sich vorstellte, dass sie das verlorene Bein kontrollierte, konnte sie oft die Schmerzen und Kr?mpfe, die sie f?hlte, bek?mpfen. Doch es klappte nicht immer. Es ben?tigte ein Ma? an meditativer Konzentration, das sie nicht immer aufbringen konnte. Und sie wusste aus Erfahrung, dass es unwahrscheinlich war, dass sie direkt nach dem Aufwachen zu so fr?her Stunde Erfolg damit haben w?rde. Dann kann ich auch genauso gut aufstehen und etwas arbeiten, dachte sie. Sie ?berlegte kurz, ob sie die Beinprothese, die neben dem Bett lag, anlegen sollte. Das w?rde bedeuten, sie m?sste einen einen Nylongel Strumpf ?ber den Stumpf ziehen und einige Paar Socken, um das Schrumpfen des Stumpfes zu kompensieren, wonach sie dann die Prothese an ihren Platz schnallen konnte und mit ihrem gesamten Gewicht dagegen dr?cken, bis sie die Prothese in die korrekte Position einrasten f?hlen konnte. Es erschien ihr den Aufwand nicht wert –– besonders wenn sie Gl?ck haben sollte und der Schmerz bald von selbst vergehen w?rde, sodass sie doch noch einmal ins Bett zur?ck gehen konnte. Stattdessen zog sie sich ihren Morgenmantel ?ber und griff nach ihren Kr?cken, wonach sie aus dem Schlafzimmer in ihre K?che humpelte. Ein Stapel Papiere, der sich auf dem Tisch t?rmte, erwartete sie dort. Sie hatte ein riesiges B?ndel Gedichte und Kurzgeschichten mit nach Hause gebracht –– Einreichungen f?r Sea Surge, der Literaturzeitschrift, f?r das sie als Assistenzredakteurin arbeitete. Sie hatte mehr als die H?lfte der Einreichungen bereits gestern Abend vor dem Schlafengehen gelesen und einige wenige beiseite gelegt, die wom?glich gedruckt werden konnten, w?hrend sie die meisten anderen in den Stapel f?r Ablehnungen tat. Gerade schaute sie einen kleinen Stapel von f?nf besonders schlechten Gedichten eines bemerkenswert untalentierten Poeten durch –– es waren genau die Art Gru?kartenreime, die die Zeitschrift so oft zugeschickt bekam. Sie musste ein wenig lachen, als sie die Gedichte auf den Ablehnungsstapel warf. Der n?chste kleine Stapel war ganz anders, aber genauso typisch, was die Einreichungen, durch die sie sich so oft w?hlen musste, anging. Diese Gedichte machten direkt einen trockenen, unaufrichtigen, verworrenen und ?berheblichen Eindruck. W?hrend sie versuchte irgendwie zu verstehen, was die Gedichte zu bedeuten hatten, begannen ihre Gedanken abzuschweifen und bald schon dachte sie dar?ber nach, wie sie dazu gekommen war alleine in diesen kleinen und billigen, aber komfortablen gemieteten Haus zu leben. Sie dachte traurig daran wie ihre Ehe Anfang des Jahres in die Br?che gegangen war. Kurz nach dem Unfall und der Amputation hatte sich ihr Ehemann, Duane, sich r?hrend um sie gek?mmert und war aufmerksam und unterst?tzend. Doch als die Zeit voranschritt, wurde er zunehmend distanziert und irgendwann hatte er so ziemlich damit aufgeh?rt ihr irgendwelche N?he oder Zuneigung entgegenzubringen. Obwohl Duane es nicht zugeben wollte, hatte Robin begriffen, dass er sie einfach nicht mehr attraktiv fand. Sie seufzte, als sie daran dachte wie wahnsinnig verliebt sie die ersten vier Jahre ihrer Ehe waren. Sie hatte einen Klo? im Hals, als sie sich fragte, ob sie jemals wieder so gl?cklich sein w?rde. Doch sie wusste, dass sie immer noch eine attraktive, charmante, intelligente Frau war. Es musste doch bestimmt einen Mann dort drau?en geben, der sie als ganze Person sehen konnte und nicht blo? als eine Amputierte. Trotzdem war die Oberfl?chlichkeit von Duanes Liebe f?r sie ein ziemlicher Schlag ins Gesicht gewesen und hatte ihr Selbstvertrauen und die F?higkeit M?nnern zu vertrauen ersch?ttert. Es war schwer nicht verbittert zu sein ihrem Ex-Mann gegen?ber. Sie dachte sich, so wie sie es sich schon oft gesagt hatte… Er hat sein Bestes gegeben. Wenigstens war ihre Scheidung friedlich verlaufen und sie waren bis heute befreundet. Sie horchte auf, als sie drau?en ein bekanntes Ger?usch h?rte –– es war die anfahrende M?llabfuhr. Sie musste l?cheln, als sie sich auf ein kleines Ritual freute, dass sie sich f?r solche schlaflosen Morgen ausgedacht hatte. Sie verlie? den Tisch, griff nach den Kr?cken, humpelte zum Wohnzimmerfenster hin?ber und zog die Gardinen offen. Der Laster hielt nun vor ihrem eigenen Haus und der riesige Robo-Arm umschloss ihren M?llcontainer, hob ihn hoch und kippte seinen Inhalt in das Lastwageninnere. Wie erwartet ging neben dem Lastwagen ein eigenhafter junger Mann her. Wie immer fand Robin etwas liebenswert ernsthaftes an ihm, als er dem Laster entlang folgte und sich in alle Richtungen umschaute, als ob er eine komische Art Wache halten w?rde. Sie nahm an, dass er f?r die Stadtreinigung arbeiten musste, obwohl sie sich unsicher war, was genau seine Arbeit eigentlich beinhalten k?nnte. Er schien sonst nichts zu tun, au?er neben dem M?llauto herzulaufen und sicherzustellen, dass die gro?e Maschine ihre Aufgabe verrichtete und keine M?llreste fallen lie?. Wie sie es immer tat, wenn sie ihn dort auf der beleuchteten Stra?e sah, l?chelte sie, hob einen Arm aus der Kr?cke und winkte ihm zu. Er schaute sie direkt an, wie er es immer tat. Sie fand es immer merkw?rdig, dass er nie zur?ck winkte, und immer blo? dastand und ihren Blick erwiderte. Doch dieses Mal tat er etwas, was er sonst nie getan hatte. Er hob seinen Arm und zeigte in ihre Richtung. Worauf zeigt er? fragte sie sich. Dann f?hle sie pl?tzlich einen kalten Schauer ihren R?cken hinunterschleichen, als sie sich an den Moment erinnerte, da sie aufgewacht war… Ich dachte ich h?tte ein Ger?usch geh?rt. Sie hatte gedacht, es klang wie zerbrechendes Glas. Und nun begriff sie… Er zeigt auf etwas hinter mir. Bevor sie sich umdrehen und hinsehen konnte, f?hlte sie wie eine starke Hand ihre rechte Schulter ergriff. Robin erstarrte vor Schrecken. Sie konnte einen pl?tzlichen tiefen Schmerz sp?ren, als etwas scharfes in ihr Ohr eindrang und die Welt um sie herum sich aufl?ste. Einen Moment sp?ter f?hlte sie ?berhaupt nichts mehr. KAPITEL EINS Im selben Moment, als Riley sich auf die Couch im Wohnzimmer warf und ihre Schuhe abstreifte, klingelte es an der T?r. Sie st?hnte leise. Sie nahm an, dass es jemand mit einer Agenda war, der wollte dass sie eine Petition unterschreibt, einen Check ausstellt oder sonst was. Das kann ich gerade wirklich nicht gebrauchen. Sie hatte soeben ihre T?chter, April und Jilly, an ihrem ersten Schultag zur Schule gefahren. Sie hatte sich eigentlich darauf gefreut ein bisschen auszuspannen. In diesem Augenblick h?rte sie Gabriela, ihre guatemalische Haush?lterin, aus der K?che rufen… “No te muevas, se?ora. Ich mache auf.” Sie h?rte Gabrielas Schritte in Richtung T?r und lehnte sich zur?ck um ihre F??e auf dem Kaffeetisch abzustellen. Dann h?rte sie wie Gabriela freundlich mit der Person an der T?r sprach. Ein Besucher? fragte Riley sich. Riley beeilte sich ihre Schuhe wieder anzuziehen, als sie Schritte in ihre Richtung h?rte. Als Gabriela den Besuch ins Wohnzimmer f?hrte, war Riley ?berrascht und erfreut zu sehen, wer es war. Es war Blaine Hildreth, ihr gut aussehender Freund. Oder ist er mein Verlobter? So genau wusste sie es zur Zeit nicht, doch auch Blaine schien sich dar?ber nicht im Klaren zu sein. Vor einigen Wochen hatte er ihr mehr oder weniger einen Antrag gemacht und dann hatte er vor einer Woche auf einmal gesagt, er wolle die Dinge langsam angehen. Sie hatte ihn nun seit einigen Tagen nicht mehr gesehen und hatte nicht erwartet, dass er an diesem Morgen vor ihrer T?r stehen w?rde. Als Riley begann sich von der Couch zu erheben, sagte Blaine: “Bitte, steh nicht auf. Ich komme zu dir.” Blaine lie? sich neben ihr auf die alte Familiencouch fallen. Riley grinste und streifte erneut ihre Schuhe ab. Mit einem kleinen Lachen tat Blaine dasselbe, dann legten sie beide ihre F??e auf den Kaffeetisch. Es f?hlte sich gut an sich so komfortabel mit ihm zu f?hlen, auch wenn Riley nicht genau wusste, wo die Dinge mit ihnen standen. “Wie war dein Morgen?”, wollte Blaine wissen. “Ok”, antwortete Riley. “Ich habe nur die M?dels zur Schule gebracht.” “Ja, ich habe Crystal eben auch hingefahren.” Wie immer konnte Riley die Liebe zu seiner 16-J?hrigen Tochter aus seinem Ton heraush?ren. Das war etwas, was ihr an ihm gefiel. Dann lachte Blaine und sagte: “Sie schien sich nichts sehnlicher zu w?nschen, als dass ich so schnell wie m?glich wieder fahre, als wir an der Schule angekommen waren. Ich nehme an, sie wollte nicht, dass ihre Freunde mich zu Gesicht bekommen.” Riley lachte auch. “Es ist dasselbe mit April”, sagte sie. “Kinder scheinen sich in diesem Alter vor ihren Eltern zu sch?men. Naja, am morgen nehmen meine M?dchen eh den Bus zur Schule.” “Crystal auch.” Blaine legte die Arme hinter den Kopf und lehnte sich zur?ck, als er tief seufzte. “Crystal wird bald Autofahren”, sagte er. “April auch”, sagte Riley. “Sie wird den Antrag f?r den F?hrerschein schon im November stellen k?nnen. Ich wei? nicht genau, was ich davon halten soll.” “Ich auch nicht. Besonders weil es mich zu einem nerv?sen Wrack gemacht hat, ihr das Autofahren beizubringen.” Riley f?hle sich nun schuldig. Sie sagte: „Ich f?rchte, ich habe mir kaum die Zeit genommen es April beizubringen. Eigentlich fast gar keine Zeit. Sie musste sich eigentlich haupts?chlich mit dem Fahrunterricht in der Schule zufrieden geben. Blaine zuckte mit den Schultern und fragte: „M?chtest du, dass ich es ihr beibringe?““ Riley zuckte ein bisschen zusammen. Sie wusste, dass Blaine ein sehr involvierter Vater war, im Vergleich zu ihr. Ihre Arbeit bei der Verhaltensanalyseeinheit hielt sie immer wieder von den normalen Mutter-Tochter Routinen ab, und sie f?hlte sich deswegen schuldig. Es war sehr nett von Blaine seine Hilfe anzubieten und sie wusste, dass sie nicht eifers?chtig sein sollte, wenn er mehr Zeit mit April verbrachte, als sie. Schlie?lich k?nnte er fr?her oder sp?ter zu Aprils Vater werden. Es w?re gro?artig, wenn April und Jilly einen Dad h?tten, der ihnen echte Aufmerksamkeit schenken k?nnte. Das w?re mehr als Ryan, Rileys Ex-Mann, jemals getan hatte. „Das w?re nett von dir“, sagte sie. „Danke.“ Gabriela kam mit einem Tablet ins Wohnzimmer. Die kr?ftige Frau machte ganz gezielte Schritte, als Jillys kleiner Hund mit gro?en Ohren, Darby und Aprils schnell wachsende schwarz-wei?e junge Katze, Marbles, um ihre F??e liefen. Gabriela stellte das Tablet auf dem Kaffeetisch vor Riley und Blaine ab. „Ich hoffe Sie haben beide Lust auf Kaffee und Champurradas.“ „Champurradas!“, sagte Blaine erfreut. „Was f?r ein Genuss!“ W?hrend Gabriela ihnen Kaffe einschenkte, griff Riley nach einem der knusprigen Butterkekse, die in Sesam gew?lzt waren. Die Champurradas waren frisch gebacken und nat?rlich unwiderstehlich lecker. Gerade als Gabriela zur?ck in die K?che wollte, sagte Blaine: „Gabriela, m?chten Sie sich nicht zu uns setzen?“ Gabriela l?chelte. „Por supuesto. Gracias.“ Sie ging in die K?che und holte eine weitere Tasse, schenkte auch sich etwas Kaffee ein und setzte sich in einen Sessel gegen?ber von Riley und Blaine. Blaine begann sich mit Gabriela zu unterhalten, auf einem halb-Englisch und halb-Spanisch fragte er sie ?ber ihr Champurrada Rezept aus. Als Meisterchef und Besitzer eines Edelrestaurants war Blaine immerzu an Gabrielas kulinarischen Geheimnissen interessiert. Wie immer wollte Gabriela anfangs nicht viel dazu sagen und wehrte sich scherzend gegen seine Fragen, doch schon bald offenbarte sie ihm alle Feinheiten des Rezepts f?r die exquisiten guatemalischen Kekse. Riley musste l?cheln, als die Blaine und Gabriela zuh?rte, wie sie das Rezept besprachen. Sie geno? es, sie so zu sehen. Sie fand, dass es etwas Besonderes war, wie sehr die drei sich miteinander zuhause f?hlten. Riley suchte nach dem passenden Wort um das Gef?hl zu beschreiben, das sie in genau diesem Moment hatte. Dann kam es ihr. Gem?tlich. Ja, das war es. Da waren sie beide –– Blaine und sie, entspannt und Barfu? auf dem Sofa, und f?hlten sich durch und durch gem?tlich miteinander. Doch Riley f?hlte sich nicht wunschlos gl?cklich, denn sie begriff. Eine Sache die die Situation nicht war, war romantisch. In diesem Moment war in Blaine nichts von dem hingabevollen Liebhaber zu erkennen, der er manchmal sein konnte. Nat?rlich waren diese romantischen Momente selten gewesen. Selbst als sie diesen Sommer zwei Wochen am Strand verbracht hatten, hatten sie in verschiedenen Zimmer geschlafen, wegen der Kinder. Riley fragte sich… Wird es auch so bleiben, nachdem wir geheiratet haben? Sie unterdr?ckte ein Seufzen, als sie dachte, dass sie bereits jetzt wie ein altes Ehepaar waren. Dann musste sie l?cheln, als sie ?berlegte… Vielleicht ist das gar nicht schlimm. Schlie?lich war sie bereits einundvierzig Jahre alt. Vielleicht war es f?r sie an der Zeit Tr?umereien von leidenschaftlicher Romantik hinter sich zu lassen. Vielleicht war es an der Zeit sich in der Gem?tlichkeit und dem Komfort einzufinden. Und in diesem Moment fand sie diese Perspektive wirklich ok. Trotzdem fragte sie sich… Steht es wirklich in den Sternen f?r mich und Blaine zu heiraten? Sie w?nschte sich, dass sie so oder so endlich eine Entscheidung treffen w?rden. Rileys Gedanken wurden vom Klingeln des Telefons unterbrochen. Etwas entsetzt musste sie feststellen, dass der Anruf von ihrem Langzeitpartner von der Verhaltensanalyseeinheit, Bill Jeffreys, ausging. So gern sie Bill auch hatte, sie war sich irgendwie sicher, dass es kein blo? freundschaftlicher Anruf war. Als sie den Anruf entgegennahm, sagte Bill: „Riley, ich wurde soeben von Chief Meredith angerufen. Er will dich, mich und Jenn Roston sofort in seinem B?ro sehen.“ „Was ist los?“, wollte Riley wissen. „Es hat in Connecticut ein paar Morde gegeben. Meredith sagt es sieht nach einer echten Serie aus. Aber ich wei? selbst noch keine Einzelheiten.“ „Ich komme“, sagte Riley und legte auf. Sie sah, dass Blaine und Gabriela sie beide besorgt ansahen. Blaine fragte: „Ein neuer Mordfall?“ „Sieht ganz danach aus“, erwiderte Riley und zog ihre Schuhe wieder an. „Ich fahre wahrscheinlich direkt nach Connecticut. Ich bin vielleicht eine Weile weg.“ Gabriela sagte: „Ten cuidado, Se?ora Riley.“ Blaine nickte und in Einverst?ndnis und wiederholte: „Ja, sein bitte vorsichtig.“ Riley k?sste Blaine sanft und verlie? das Haus. Ihre Reisetasche war wie immer gepackt und wartete bereits im Auto, sie brauchte also keine weiteren Vorbereitungen mehr zu treffen. Nun f?hlte sie wie eine Aufregung sich in ihr ausbreitete. Sie wusste, dass sie gerade dabei war aus einer Welt der Gem?tlichkeit und des Komforts in die ihr allzu vertraute Welt des B?sen und der Dunkelheit zu treten. In eine Welt, die von Monstern bewohnt wurde. So ist es immer, dachte sie und seufzte bitter. KAPITEL ZWEI Riley konnte die Dringlichkeit sp?ren, die in der Luft hing, als sie das B?ro des leitenden Spezialagenten Brent Meredith im Geb?ude der Verhaltensanalyseeinheit betrat. Die gewaltige Figur Merediths zeichnete sich hinter seinem Schreibtisch ab. Vor ihm standen bereits Bill Jeffreys und Jenn Roston, ihre Reisetaschen in Hand. Sieht ganz danach aus, als w?rde das eine kurze Besprechung werden, dachte Riley sich. Sie nahm an, dass ihre zwei Partner und sie wahrscheinlich innerhalb weniger Minuten aus Quantico abfliegen w?rden, und sie war froh dar?ber, dass sie drei erneut zusammenarbeiten w?rden. W?hrend ihres letzten Falls in Mississippi hatten die drei noch mehr Regeln als sonst gebrochen und Meredith hatte ihnen seinen Unmut dar?ber sehr klar gemacht. Sie hatte bef?rchtet, dass Meredith sie nach dem Fall nicht mehr zusammen zu Eins?tzen schicken w?rde. „Ich freue mich, dass Sie alle so schnell hierher gefunden haben“, sagte Meredith in seiner brummenden Stimme, als er sich ein wenig in seinem B?rosessel hin und her drehte. „Ich habe soeben einen Anruf von Rowan Sturman, dem leitenden Spezialagenten aus dem FBI B?ro von New Haven in Connecticut. Er will unsere Hilfe. Ich nehme an, Sie haben alle von Vincent Cranstons Tod geh?rt.“ Riley nickte, ihre Kollegen auch. Sie hatte in der Zeitung gelesen, dass Vince Cranston, ein junger Erbe einer Multimilliard?renfamilie, gerade erst letzte Woche unter mysteri?sen Umst?nden in New Haven umgekommen war. Meredith fuhr fort: „Cranston hatte gerade eben sein Studium an der Yale Universit?t aufgenommen, seine Leiche wurde eines fr?hen Morgens auf der Friendship Woods Joggingroute aufgefunden. Er wollte joggen gehen und zuerst sah es ganz danach aus, als h?tte sein Tod eine nat?rliche Ursache gehabt –– es schien, als w?re er an einer Hirnblutung gestorben.“ Bill sagte: „Ich nehme an, dass die Obduktion etwas anderes gezeigt hat.“ Meredith nickte. „Genau, bisher wurde es geheim gehalten. Der Gerichtsmediziner hatte eine kleine Wunde gefunden, dass durch das Ohr des Opfers direkt zum Gehirn f?hrte. Er wurde anscheinend auf die Art und Weise mit einem scharfen, geraden, d?nnen Gegenstand erstochen.“ Jenn schaute Meredith ?berrascht an. „Mit einem Eispickel?“, fragte sie. „So sah es aus“, antwortete Meredith. Riley fragte: „Was war das Motiv?“ „Niemand hat irgendeine Ahnung“, antwortete Meredith. „Nat?rlich kann man nicht einer reichen Familie wie den Cranstons angeh?ren, ohne sich ?ber die Jahre mehr als genug Feinde zu machen. Es ist Teil des Erbes. Es schien naheliegend zu sein, dass der arme Junge zum Opfer eines professionellen Auftragskillers geworden war. Die Liste aller Verd?chtigen abzuarbeiten erschien beinahe unm?glich. Doch dann…“ Meredith hielt inne und trommelte mit seinen f?nf Fingern auf dem Tisch. Dann sagte er: „Erst gestern wurde eine weitere Leiche gefunden. Dieses Mal war das Opfer Robin Scoville, eine junge Frau, die f?r eine Literaturzeitschrift in Wilburton, Connecticut arbeitete. Sie wurde in ihrem eigenen Wohnzimmer tot aufgefunden –– zuerst sah auch ihre Todesursache nach einer Hirnblutung aus. Doch auch hier hat die Obduktion eine kleine Wunde durch das Ohr und mitten ins Gehirn festgestellt.“ Rileys Verstand arbeitete wie verr?ckt, als sie die Information verarbeitete. Zwei Opfer, die mithilfe eines Eispickels get?tet wurden, alles in demselben kleinen Staat ?ber einen Zeitraum von nur einer Woche. Das klang nicht nach Zufall. Meredith fuhr fort: „Vincent Cranston und Robin Scoville waren so unterschiedlich wie zwei Menschen nur sein k?nnen –– der eine ein reicher Erbe in seinem ersten Jahr an einer Ivy League Universit?t, die andere eine junge geschiedene Frau, die in bemerkenswert bescheidenen Verh?ltnissen lebte.“ Jenn fragte: „Wo ist dann die Verbindung?“ „Wieso w?rde irgendjemand die beiden Tod sehen wollen?“, f?gte Bill hinzu. Meredith erwiderte: „Das ist genau was Agent Sturman wissen m?chte. Es ist jetzt schon ein scheu?licher Fall –– und er wird nur noch scheu?licher werden, wenn noch mehr Menschen umgebracht werden. Es konnte keinerlei Verbindung zwischen den Opfern festgestellt werden und es ist schwierig das Verhalten des M?rders nachzuvollziehen. Sturman hat das Gef?hl, dass er und sein New Haven FBI Team komplett ?berfordert sind. Also rief er uns an und bat um die Unterst?tzung der Verhaltensanalyseeinheit. Deshalb habe ich Sie drei hierher bestellt.“ Meredith erhob sich aus seinem Sessel und brummte… „Inzwischen haben Sie keine Zeit zu verlieren. Ein Flugzeug steht bereit und wartet auf Sie auf der Startbahn. Sie fliegen zum Tweed-New Haven Regionalflughafen, dort wird Sturman Sie empfangen. Sie machen sich dann sofort an die Arbeit. Ich muss Ihnen wohl nicht sagen, dass ich den Fall so schnell wie m?glich aufgedeckt wissen will.“ Meredith hielt inne und sah jeden der Agenten eindringlich an. „Und dieses Mal will ich, dass alle Regeln eingehalten werden“, sagte er. „Keinen Unfug mehr. Ich meine es ernst.“ Riley und ihre Kollegen murmelten kleinlaut: „Nat?rlich, Sir.“ F?r ihren Teil meinte Riley es auch wirklich. Sie wollte sich Merediths Zorn auf keinen Fall nochmals aussetzen und sie wusste, dass auch Bill und Jenn dies nicht wollen konnten. Meredith begleitete die drei aus seinem B?ro hinaus und wenige Momente sp?ter eilten sie bereits ?ber die Landebahn zum wartenden Flieger. Als sie liefen, bemerkte Jenn: „Zwei Morde mit einem Eispickel, zwei scheinbar in keiner Beziehung zueinander stehende Opfer –– vielleicht sogar zuf?llig gew?hlt. Klingt das nicht unglaublich merkw?rdig?“ „An Merkw?rdiges h?tten wir uns bereits gew?hnt haben m?ssen“, erwiderte Riley. Jenn schnaubte. „Ja, h?tten wir. Ich wei? nicht, wie es euch beiden geht, aber ich bin noch nicht so weit.“ Mit einem Kichern sagte Bill: „Sieh es mal so. Ich habe geh?rt, das Wetter soll in Connecticut um diese Jahreszeit herrlich sein.“ Jenn lachte und sagte: „Es ist sicherlich angenehmer, als in Mississippi.“ Riley verzog ihre Miene, als sie an die erdr?ckende und stickige Hitze in der unangenehmen K?stenstadt Rushville, Mississippi zur?ckdachte. Sie war sich sicher, dass das Sp?tsommerwetter in New England auf jeden Fall eine zu bevorzugende Alternative darstellen m?sse. Schade, dass wir wahrscheinlich nicht wirklich die Chance haben werden es zu genie?en. * Als das Flugzeug amTweed-New Haven Regionalflughafen landete, gr??te leitender Spezialagent Rowan Sturman Riley und ihre Kollegen auf der Landebahn. Riley hatte Sturman nie pers?nlich kennengelernt, doch sie hatte von ihm geh?rt. Sturman war Anfang vierzig, ungef?hr genauso als wie Riley und Bill. Als er j?nger war, wurde er als vielversprechender, talentierter Agent gepriesen, von dem man erwartete, dass er hoch in den R?nken des FBI aufsteigen w?rde. Stattdessen hatte er sich damit zufrieden gegeben das FBI B?ro von New Haven zu leiten. Ger?chten zufolge, hatte er einfach nicht nach Washington D.C. zum Hauptquartier oder nach Quantico, oder sonst wohin umziehen wollen. Er und seine Familie waren in Connecticut fest verwurzelt. Nat?rlich, so nahm Riley an, h?tte es auch sein k?nnen, dass er einfach kein Interesse daran hatte an den politischen Spielen, die in den beiden Machtzentren des FBI stattfanden, teilzunehmen. Sie konnte das gut verstehen. Riley gefiel es in der Verhaltensanalyseeinheit zu arbeiten, weil das Ermitteln in F?llen mit kuriosen Pers?nlichkeiten ihre einzigartigen F?higkeiten beanspruchte. Doch sie hasste es, wie die Machspielchen der Hochgestellten manchmal bei den Ermittlungen dazwischenfunkten. Und sie fragte sich, wie lange es dauern w?rde, bis so etwas auch im Fall um den Tod eines ultrareichen Erben passieren w?rde. Riley empfand Sturman sofort als freundlich und sympathisch. W?hrend er sie zu einem wartenden Auto brachte, sprach er mit einem angenehmen New England Akzent mit ihnen. „Ich fahre Sie direkt nach Wilburton, sodass Sie sich den Ort ansehen k?nnen, an dem Robin Scovilles Leiche gefunden wurde. Das ist der frischere der beiden Tatorte und ich habe den ?rtlichen Polizeichef schon informiert, damit er uns dort treffen kann. Sp?ter zeige ich Ihnen, wo Vincent Cranston umgebracht wurde. Ich hoffe wirklich, dass Sie herausfinden k?nnen, was hier vor sich geht, denn mein Team und ich verstehen gar nichts.“ Riley, Bill und Jenn sa?en im Kleintransporter beieinander, als Sturman sie Richtung Norden fuhr. Jenn ?ffnete ihren Laptop und begann nach Informationen zu suchen. Sturman wandte sich an Riley und ihre Kollegen: „Ich bin froh, dass Sie hier sind. Mein Team und ich kommen hier nicht weiter mit den Fertigkeiten und Ressourcen, die uns zur Verf?gung stehen. Wir versuchen nat?rlich alles, was uns einf?llt. Zum Beispiel haben wir bereits Werkzeuggesch?fte in der Region kontaktiert um alle vorhandenen Informationen zu Eispickelk?ufen in letzter Zeit zu beschaffen.“ „Das ist eine gute Idee“, sagte Riley. „Hat das bisher irgendwas gebracht?“ „Nein, ich bef?rchte, dass das eher erfolglos bleibt“, antwortete Sturman. „Zur Zeit haben wir nicht besonders viele Namen, meist handelt es sich um Leute, die ihre Eispickel per Kreditkarte bezahlt haben, oder wo die Ladenbesitzer irgendeine andere Art von Unterlagen zu den K?ufen besitzen. Und auch unter diesen Leuten wissen wir nicht genau, wonach wir suchen sollen. Wir m?ssen wohl einfach dranbleiben und schauen.“ Riley bemerkte: „Einen Eispickel als Waffe zu verwenden erscheint mir irgendwie antiquiert.“ Sie dachte einen Moment lang dar?ber nach und f?gte hinzu: „Andererseits, wozu ist ein Eispickel heutzutage sonst noch gut?“ Jenn blickte finster drein, als sie die Informationen, die auf ihrem Bildschirm erschienen, ?berflog. Sie sagte: „Nicht zu vielem –– jedenfalls nicht in den letzten hundert Jahren, oder so. Fr?her, als es noch keine K?hlschr?nke gab, haben die Leute verderbliche Lebensmittel in altmodischen Eisschr?nken aufbewahrt.“ Bill nickte und sagte: „Ja, meine Urgro?mutter hat mir einmal davon erz?hlt. Ab und zu kam dann so ein Eismann vorbei, der einen Eisklotz f?r die Eisbox vorbeibrachte. Man hat dann einen Eispickel gebraucht um den Eisblock zu zerteilen.“ „Genau“, sagte Jenn. „Nachdem Eisboxen durch K?hlschr?nke ersetzt wurden, wurden Eispickel ein beliebtes Werkzeug bei Murder Incorporated. Die Leichen der Mordopfer hatten manchmal bis zu zwanzig Wunden von Eispickeln.“ Bill schnaubte und sagte: „Klingt irgendwie nach einem schlampigen Werkzeug f?r einen professionellen Auftragsmord.“ „Ja, aber es diente auch der Abschreckung“, sagte Jenn, weiterhin auf den Bildschirm gerichtet. „Niemand wollte auf diese Art und Weise sterben. Die Gefahr, mit einem Eispickel erstochen zu werden half, Mafiosi unter Kontrolle zu halten.“ Jenn drehte den Bildschirm zu Riley und Bill um ihnen zu zeigen, was sie gefunden hatte. Sie sagte: „Au?erdem, schaut mal hier. Nicht alle Eispickelmorde waren blutig und chaotisch. Ein Mafiosi namens Abe Reles war einer der meistgef?rchteten Auftragskiller seiner Zeit und der Eispickel war das Werkzeug seiner Wahl. Er erstach seine Opfer fein s?uberlich durchs Ohr –– genau wie unser M?rder. Er war so gut, dass manche seiner Auftr?ge ?berhaupt nicht mehr wie Morde aussahen.“ „Sag nicht“, erwiderte Riley, „dass sie nach Hirnblutungen aussahen.“ „Genau“, best?tigte Jenn. Bill kratze sich das Kinn. „Meint ihr unser M?rder ist auf die Idee gekommen, weil er von Abe Reles gelesen hat? Dass also seine Morde vielleicht irgendeine Art Hommage an einen alten Meister sind?“ Jenn sagte: „Vielleicht, aber vielleicht auch nicht. Eispickel werden gerade wieder popul?r unter Gangs. Junge Gangster erledigen einander heutzutage haufenweise mit diesen Eispickeln. Sie werden sogar bei ?berf?llen verwendet. Opfer werden mit einem Eispickel bedroht, statt mit einer Pistole oder einem Messer.“ Bill kicherte d?ster und sagte… „Gerade vor ein paar Tagen bin ich in einen Werkzeugladen gegangen, um Panzertape zu kaufen. Da habe ich einen Aufsteller mit nagelneuen Eispickeln gesehen –– ‚professionelle Qualit?t‘, besagte der Aufkleber, und auch ‚Hartstahl‘. Ich habe mich damals gefragt, wozu genau man sowas heute noch verwendet? Und ich wei? es bis heute nicht. Sicherlich wird nicht jeder, der Eispickel kauft, einen Mord im Schilde f?hren.“ „Frauen k?nnten die zum Selbstschutz dabeihaben, nehme ich an“, sagte Riley. „Obwohl Pfefferspray wahrscheinlich eine bessere Wahl ist, wenn ihr mich fragt.“ Jenn drehte den Bildschirm wieder in ihre Richtung und sagte: „Ihr k?nnt euch vorstellen, dass Versuche der Gesetzgebung den Verkauf oder Besitz von Eispickeln einzuschr?nken wenig Erfolg hatten. Aber einige Gesch?fte f?hrten freiwillig die Praxis K?ufer dazu aufzufordern sich auszuweisen um sicherzustellen, dass diese bereits einundzwanzig Jahre alt sind. In Oakland, Kalifornien ist es sogar illegal Eispickel mit sich zu f?hren –– gleichsam mit Schnappmessern und anderen Hieb- und Stichwaffen.“ Rileys Gedanken ?berschlugen sich von der Vorstellung zu versuchen den Kauf und Besitz von Eispickeln zu regulieren. Sie fragte sich… Wie viele Eispickel gibt es da drau?en? Zu diesem Zeitpunkt wussten sie und ihre Kollegen von zumindest einem. Und sein Gebrauch war der Denkbar schlimmste. Sie kamen schon bald in der kleinen Stadt Wilburton an. Riley war angetan davon, wie antiquiert malerisch die Gegend, in der Robin Scoville gelebt hatte, war –– sch?ne in Schindel verkleidete H?uschen mit Fensterl?den standen entlang der Stra?e, deren Vorg?rten reihenweise von h?bschen wei?en Palisadenz?unen umgeben waren. Das Viertel war alt, wom?glich sogar historisch. Trotzdem gl?nzte alles vor schneewei?er Farbe, so dass man meinen k?nnte, sie sei noch frisch. Riley begriff, dass die Menschen, die hier lebten sehr stolz auf ihre Nachbarschaft waren und deren Vergangenheit bewahrten, so als lebten sie in einem Freilichtmuseum. Auf den Stra?en waren nicht viele Autos zu sehen, daher fiel es ihr leicht sich das St?dtchen in einer anderen Zeit vorzustellen mit Karren und Kutschen, die an den H?usern von Pferden vorbeigezogen wurden. Dann fiel ihr ein… Der Eismann hatte hier fr?her bestimmt oft seine Runde gemacht. Sie stellte sich das sperrige Gef?hrt vor mit aufget?rmtem Eis und einen starken Mann, der die Bl?cke mit schweren eisernen Zangen vor die Haust?ren hievte. Damals besa? jede Hausfrau, die hier lebte, einen Eispickel, den sie f?r einen absolut unschuldigen Zweck einsetzte. Doch die Stadt hatte vorgestern Nacht einen bitteren Verlust der Unschuld erfahren m?ssen. Die Zeiten haben sich ge?ndert, dachte Riley. Und nicht zum besseren. KAPITEL DREI Rileys Puls wurde schneller, als Agent Sturman den Kleintransporter vor einem kleinen Haus in einer netten Nachbarschaftsstra?e parkte. Hier war es, wo Robin Scoville gelebt hatte und wo sie ermordet wurde. Riley sp?rte immer diese gesteigerte Aufmerksamkeit, wenn sie kurz davor war, einen Tatort zu betreten. Manchmal konnte sie ihre einzigartige F?higkeit nutzen um die verdrehte Psyche des M?rders Einblick zu erhalten, genau an dem Ort, an dem der Mord stattgefunden hatte. W?rde es ihr auch hier gelingen? Wenn ja, so war es nichts, worauf sie sich freute. Es war ein h?sslicher und verst?render Teil ihrer Arbeit, doch sie musste es nutzen, wann immer sie die M?glichkeit bekam. Als sie aus dem Transporter stiegen, bemerkte sie, dass das Haus das kleinste in der Nachbarschaft war –– ein bescheidener einst?ckiger Bungalow mit einem kompakten Vorgarten. Doch wie alle H?user auf dem Block war es hervorragend erhalten und akkurat gestrichen. Es war ein malerischer Anblick, der nur von dem gelben Polizeiband verdorben wurde, dass die ?ffentlichkeit vom Grundst?ck fernhalten sollte. Als Riley, Jenn, Bill und Agent Sturman durch das Zaunt?rchen gingen, trat ein gro?er, uniformierter Mann aus dem Haus. Agent Sturman stellte ihn den anderen als Clark Brennan, den Polizeichef Wilburtons, vor. „Kommen Sie rein“, sagte Brennan mit einem angenehmen Akzent, der Sturmans ?hnelte. „Ich zeige Ihnen, wo es geschah.“ Sie gingen eine lange h?lzerne Rampe hoch, die zur Veranda f?hrte. Riley fragte Brennan: „Was das Opfer f?hig sich selbstst?ndig fortzubewegen?“ Brennan nickte und sagte: „Ihre Nachbarn sagen, dass sie die Rampe nicht mehr wirklich gebrauch hat. Nach einem Autounfall im letzten Jahr war ihr linkes Bein bis ?ber dem Knie amputiert, aber sie kam sehr gut mit ihrer Prothese zurecht.“ Brennan ?ffnete die Eingangst?r und alle betraten das gem?tliche, komfortable H?uschen. Riley bemerkte keine weiteren Anzeichen daf?r, dass hier eine behinderte Person gelebt hatte –– keine besonderen M?bel oder Handgriffe, nur ein Rollstuhl, der in der Ecke stand. Es war offensichtlich, dass Robin Scoville sich alle M?he gegeben hatte, ein so normales Leben, wie es ihr nur m?glich war, zu leben. Eine ?berlebende, dachte Riley voll bitterer Ironie. Die Frau musste gedacht haben, dass sie bereits die schlimmsten Herausforderungen, die ihr das Leben nur pr?sentieren konnte, ?berstanden hatte. Sie hatte sicherlich keine Ahnung welch grausames Schicksal sie erwartete. Das kleine, saubere Wohnzimmer war mit g?nstigen M?beln ausgestattet, die ziemlich neu aussahen. Riley bezweifelte, dass Robin allzu lange in diesem Haus gelebt hatte. Der Ort machte irgendwie den Eindruck einer ?bergangsl?sung und Riley dachte, dass sie sich vorstellen konnte, wieso. Riley fragte: „Das Opfer war geschieden?“ Brennan schaute sie ?berrascht an. „Ja, ganz genau“, erwiderte er. „Sie und ihr Mann hatten sich erst dieses Jahr getrennt.“ Es war genau, wie Riley vermutet hatte. Dieses Haus ?hnelte stark der Unterkunft, in der sie und April gewohnt hatten, nachdem ihre Ehe mit Ryan in die Br?che ging. Doch Robin Scovilles Herausforderungen waren sehr viel schwerwiegender, als Rileys. Sie musste nicht nur eine Scheidung, sondern auch einen Schrecklichen Unfall ?berwinden, in ihrem Versuch ein neues Leben aufzubauen. Die Position, in der die Leiche aufgefunden wurde, war mit Kreppband auf dem Boden markiert. Brennan zeigte auf einen kleinen, dunklen Fleck auf dem Boden. „Sie hat nur ein bisschen aus dem Ohr geblutet. Genau wie bei einer Gehirnblutung. Doch wegen des k?rzlichen Mordes an Cranston war der Gerichtsmediziner sofort misstrauisch. Und genau wie erwartet hat die Obduktion gezeigt, dass Robin auf dieselbe Art wie Cranston ermordet wurde.“ Riley dachte… Dieselbe Methode, aber unter derart unterschiedlichen Umst?nden. Und sie wusste, dass jegliche Unterschiede oftmals genauso wichtig waren wie die ?hnlichkeiten. Sie fragte Brennan: „Gibt es Indizien daf?r, dass sie sich zur Wehr gesetzt hat?“ „?berhaupt keine“, sagte Brennan. Sturman f?gte hinzu: „Es sieht ganz danach aus, als w?re sie ?berrascht worden und ganz unerwartet von hinten angegriffen worden.“ Bill fragte: „Hat sie ihre Prothese zum Zeitpunkt ihres Todes getragen?“ „Nein“, sagte Brennan. „Sie hatte ihre Kr?cken benutzt.“ Riley kniete sich hin und untersuchte die Position des K?rpers, wie das Kreppband sie wiedergab. Sie war direkt vor dem Fester zusammengebrochen. Robin wurde h?chstwahrscheinlich angegriffen, als sie gerade vor dem Fenster stand. Sie fragte Brennan: „Was ist der ungef?hre Todeszeitpunkt?“ Brennan antwortete: „Gegen vier Uhr morgens.“ Riley stand am Fenster und schaute hinaus auf die ruhige, freundliche Stra?e und fragte sich… Wieso hat sie aus dem Fenster geschaut? Was konnte in dieser Nachbarschaft um diese Uhrzeit passieren, dass es ihre Aufmerksamkeit beansprucht hatte? Und war das ?berhaupt relevant? Hatte es irgendetwas mit dem tats?chlichen Mord zu tun? Riley fragte: „Wie hat man ihre Leiche gefunden?“ Brennan sagte: „Sie ist am n?chsten Morgen nicht zu ihrer Arbeit bei einer ?rtlichen Literaturzeitschrift erschienen. Und sie hat auch nicht den H?rer abgenommen. Ihr Boss fand das merkw?rdig und hat sich Sorgen gemacht, da es ?berhaupt nicht zu ihr passte. Er bef?rchtete, dass sie zuhause vielleicht irgendeinen Unfall hatte, wegen ihnen Behinderung. Also schickte er einen Mitarbeiter zu ihr nach Hause, um nach ihr zu sehen. Als sie die T?r nicht ?ffnete, ging der Mitarbeiter hintenrum und stellte fest, dass die Hintert?r aufgebrochen war. Er betrat das Haus und fand die Leiche und rief die Rettungskr?fte und Polizei.“ Riley stand noch einen Moment lang da und fragte sich, was Robin wohl aus dem Fenster gesehen haben k?nnte. War dort irgendetwas passiert, was sie geweckt und ans Fenster gebracht hatte? Riley hatte keine Ahnung. In jedem Fall war es f?r Riley viel weniger interessant, was das Opfer in den letzten Momenten ihres Lebens erfahren hatte, als das, was im Kopf des M?rders vor sich gegangen war. Sie hoffte, dass sie vielleicht einen Anhaltspunkt daf?r bekommen konnte, w?hrend sie hier war. „Zeigen Sie uns, wo der M?rder eingebrochen ist“, bat Riley. Brennan und Sturman f?hrten Riley und ihre Kollegen durch das kleine Haus zu einer T?r, die in den Hinterhof f?hrte. Riley sah sofort, dass das Glas in der N?he des T?rriegels und der Klinke zerbrochen war. Der M?rder hatte offensichtlich das Glas zerbrochen und hatte anschlie?end die T?r entriegelt und ge?ffnet. Doch nun bemerkte Riley noch etwas, was ihr wichtig vorkam. Reste von Abklebefolie hafteten an den Scherben, die noch im Rahmen hingen. Riley ber?hrte vorsichtig eine Scherbe, an der etwas von der Folie klebte. Der M?rder hatte die Scheibe mit Abklebefolie beklebt in der Hoffnung, nicht allzu viel L?rm zu machen, doch auch weil… Vielleicht wollte er keine zu gro?e Unordnung verursachen. Riley fuhr zusammen von der pl?tzlichen Sicherheit, die sie versp?rte. Er ist penibel. Er ist ein Perfektionist. Das war die Art der pl?tzlichen intuitiven Einsicht, auf die sie gehofft hatte. Wie viel mehr konnte sie ?ber den M?rder hier und jetzt herausfinden? Ich muss es versuchen, dachte sie. KAPITEL VIER W?hrend Riley sich geistig darauf vorbereitete in die Psyche des M?rders vorzudringen, kreuzte ihr Blick sich einen Augenblick lang mit Bills. Er stand da, neben den anderen, und beobachtete sie. Sie sah, wie Bill nickte, da er offensichtlich verstanden hatte, dass sie alleine gelassen werden wollte um ihre Arbeit zu machen. Jenn l?chelte zur?ckhaltend, als auch sie zu begreifen schien, was Riley vorhatte. Bill und Jenn machten kehrt und begleiteten Sturman und Brennan zur?ck ins Haus, nachdem sie die Kellert?r hinter sich zuzogen. Riley blieb alleine zur?ck und schaute erneut auf das kaputte T?rglas. Dann ging sie hinaus, schloss die T?r und fand sich in dem adretten kleinen Hinterhof wieder. Es gab einen kleinen Gehweg gleich hinter dem Zaun am Rande des Hinterhofs. Riley fragte sich, ob der T?ter ?ber diesen Weg zum Haus gelangt war. Oder war er von der Stra?e aus zwischen zwei H?user geschl?pft –– Robins und das eines Nachbarn? Wahrscheinlich ?ber den Gehweg. Er h?tte sein Auto in einer benachbarten Nebenstra?e parken, den Gehweg hinunterlaufen und heimlich durch das Hintertor schl?pfen k?nnen. Dann war er durch den schmalen Hinterhof zur Hintert?r geschlichen und… Und dann? Riley holte ein paarmal langsam und tief Luft um sich vorzubereiten. Sie stellte sich genau vor, wie der Hinterhof zu der fr?hen Stunde ausgesehen haben muss. Sie konnte beinahe das zirpen der Grillen h?ren und die angenehme k?hle Luft einer Septembernacht auf ihrer Haut f?hlen. Wahrscheinlich hatte es ein wenig Licht von den Stra?enlaternen, aber kaum Licht von den H?usern selbst gegeben. Wie hatte der M?rder sich gef?hlt, als er sich auf seine Aufgabe einstimmte? Gut vorbereitet, dachte Riley sich. Schlie?lich hatte er sein Opfer offensichtlich im Voraus ausgew?hlt und wusste einige wichtige Einzelheiten ?ber sie, unter anderem, dass sei ein amputiertes Bein hatte. Riley schaute erneut auf das zerbrochene Glas. Nun erkannte sie, dass die Abklebefolie fast haargenau auf die Gr??e des Glases in der T?r zugeschnitten war. Das bedeutete sicherlich, dass er wohl genau hier gestanden und die Folie zugeschnitten selbst im schwachen Morgenlicht zugeschnitten hatte, wahrscheinlich mit einer Schere. Erneut kam Riley dieses Wort in den Sinn… Penibel. Doch was mehr war, er was ruhig und geduldig gewesen. Riley sp?rte, dass der M?rder komplett leidenschaftslos geblieben war –– er hatte kein bisschen Wut oder Rachesucht in sich. Ob er das Opfer pers?nlich gekannt hatte oder nicht, er hegte keinerlei feindseelige Gef?hle ihr gegen?ber. Der Mord war im allerweitesten Sinne kaltbl?tig gewesen. Fast steril. Sie ballte die Faust und imitierte den vorsichtigen aber festen Schlag, mit dem er das Glas zerbrochen haben musste. Noch bevor sie die Bewegung vollendet hatte, ?berkam sie pl?tzlich ein akutes Unbehagen. Hatte er mehr L?rm verursacht, als erwartet? Sie erinnerte sich, eine Glasscherbe auf dem Boden hinter der T?r, im Inneren des Hauses, gesehen zu haben. Ein St?ck Glas war trotz seiner Vorsicht zu Boden gefallen und hatte ein klirrendes Ger?usch gemacht. Hatte er innegehalten? Hatte er sich ?berlegt seinen Plan aufzugeben und leise auf dem selben Weg wieder davonzuschleichen, wie er gekommen war? Wenn ja, so hatte er seine Entschlossenheit schnell wiedergefunden. Riley griff vorsichtig durch den T?rrahmen hindurch, ?ffnete von Innen die T?r, trat ins Innere des Hauses ein und streifte ihre Schuhe ab, so wie er es sicherlich getan hatte um unbemerkt im Haus herumschleichen zu k?nnen. Und dann… Hatte er ein Ger?usch geh?rt. Die Frau war vom Klirren des Glases doch aufgewacht und er konnte nun rumpeln und stampfen von Oben vernehmen, als sie ihre Kr?cken nahm und begann sich im Haus umher zu bewegen. Riley dachte sich, dass er vielleicht die Hoffnung f?r einen Moment aufgegeben hatte. Vielleicht hatte er darauf gehofft, sich an Robin anzuschleichen, w?hrend sie tief und fest schlief und ihr den Eispickel ins Ohr zu treiben, noch bevor sie begreifen konnte, dass er jemals da war. Es w?re nicht wie der vorangegangene Mord, als er den jungen Vincent Cranston t?tete, w?hrend dieser drau?en joggen war. Doch Riley konnte sp?ren, dass der M?rder kein Interesse an einem einheitlichen modus operandi hatte. Alles was er wollte war die T?tungen so sauber und effizient wie m?glich auszuf?hren. Doch nun… Wagte er es fortzufahren, jetzt wo die Frau oben aufgewacht war? Oder sollte er lieber fliehen, bevor sie hierher kam und ihn in ihrem Haus vorfand? Riley sp?rte, dass er hier hinter der T?r einen Moment erstarrt war und mit seiner Unentschlossenheit gek?mpft hatte. Doch dann… Die Frau kam nicht zur Hintert?r. Sie bewegte sich irgendwo anders im Inneren des kleinen Hauses. Vielleicht hatte sie das Glas doch nicht zu Bruch gehen h?ren. Der M?rder f?hlte bei diesem Gedanken wom?glich eine gewisser Erleichterung, doch weiterhin zweifelte er. W?rde er es wagen, die Frau anzugreifen, jetzt, wo sie wach und aktiv war? Wieso nicht? h?tte er sich fragen k?nnen. Mit ihrer Behinderung w?rde er sie sicherlich sehr viel einfach ?berw?ltigen k?nnen, als sein fr?heres Opfer. Trotzdem wollte er nicht schlampig oder unvorsichtig sein. Ein Kampf k?nnte alles verderben. Doch er ermahnte sich, dass dies hier dringlich war. Er war von einem tiefen Notwendigkeit getrieben, die er allein zu verstehen vermochte. Er konnte nicht mehr zur?ck –– jetzt nicht mehr. Wann w?rde sich erneut so eine M?glichkeit pr?sentieren? Er nahm seinen ganzen Willen zusammen und beschlo? fortzufahren. Riley folgte nun, immer noch in Socken, der Spur des M?rders, so wie sie sich diese Vorstellte, und stieg die Treppen zur T?r, die in die K?che f?hrte, hinauf. Sie bet?tigte die Klinke und zog vorsichtig die T?r auf… Perfekt! Die Klinke quietschte nicht und auch die T?r selbst gab keinen Mucks von sich. Riley f?hlte sich Augenblick f?r Augenblick immer verbundener mit der Psyche des M?rders, als sie in die K?che schlich. Sie ignorierte die Tatsache, dass Bill, Jenn, Sturman und Brennan alle in der K?che rumstanden und sie ansahen, und schaute sich um. Sie wusste, dass der Tatort seit dem Mord unangetastet geblieben war. Genau wie jetzt war also der Tisch an dem Morgen mit Papieren ?berh?uft gewesen, die die Frau gelesen hatte. Doch wo war die Frau selbst? Riley stellte sich vor, dass sie durch die Augen der M?rders schaute, als er durch den T?rbogen der K?che in das Wohnzimmer hinein sp?hte. Dort hatte sie gestanden –– aus dem Fenster schauend –– ihre gesamte Aufmerksamkeit war auf das gerichtet, was sie aus dem Fenster sehen konnte. Riley stellte sich vor, wie sie den Eispickel zu Hand nahm. Dann ging sie ?ber die Dielen, ihre Schuhlosen F??e machten nicht einmal das kleinste Ger?usch, bis sie genau dort stand, wo der M?rder hinter Robin Scoville gestanden hatte. Und dann… Eine schnelle, pr?zise, makellose Bewegung war alles, was es gebraucht hatte. Die lange Spitze des Eispickels tauchte m?helos in den knochenlosen Geh?rgang des Ohres und bis zum Gehirn, und genauso m?helos zog der M?rder sie auch wieder heraus, als er sein Opfer zu Boden fallen sah. Zum Schluss… Riley war sich sicher, dass er zufrieden mit seiner Tat war. Er war stolz auf sich, dass er seine Unentschlossenheit ?berwunden und die Tat wie geplant ausgef?hrt hatte. Doch hatte er einen Moment lang inne gehalten um sein Handgeschick zu bewundern? Oder entkam er sofort? Rileys Gesp?r f?r die Psyche des M?rders entglitt ihr nun, jetzt wo sie erneut auf die abgeklebte Silhouette auf dem Boden starrte. Es gab vieles –– zu vieles –– was sie immer noch nicht wusste. Doch sie war sich einer Sache sicher. Sie wandte sich an ihre Kollegen, die nun um sie herum versammelt waren… „Er ist ein absolut kaltbl?tiger Hurensohn.“ Bill sagte: „Was kannst du uns noch sagen?“ Riley ?berlegte einen Moment lang und sagte dann: „Ich kann noch nichts sicher sagen. Aber ich glaube es ist f?r ihn eine pers?nliche Angelegenheit –– und gleichzeitig ist es eben nicht pers?nlich. Ich glaube nicht, dass er diese Frau gehasst hat. Wom?glich kannte er nicht einmal ihren Namen. Doch er hatte einen Grund sie tot sehen zu wollen –– einen wichtigen Grund, fast so als w?re ihr Mord eine Art…“ Riley suchte nach dem richtigen Wort. Da sprach Jenn: „Pflicht?“ Riley schaute ihre j?ngere Kollegin an und nickte. „Ja, das ist genau das Gef?hl, das ich bekomme. Es f?hlt sich fast schon wie eine Verpflichtung an.“ Riley bemerkte nun, dass Chief Brennan sie mit offenem Mund anstarrte. Sie hatte sich schon lange daran gew?hnt, wie verst?rt und ?berrascht die Leute waren, wenn sie ihr bei diesem merkw?rdigen Prozess zusahen. Und sie wusste, dass sie gerade eben ziemlich komisch ausgesehen haben musste, als sie wie im Trance ohne Schuhe durch das Haus gelaufen war und die Bewegungen des M?rders nachgemacht hatte. Agent Sturman auf der anderen Seite schien keineswegs ?berrascht. Nat?rlich war er ein erfahrener FBI Agent und musste sicherlich zumindest von Rileys einzigartigen F?higkeiten geh?rt haben, die im gesamten FBI wohlbekannt waren. Deshalb ?berraschte es sie nicht, als Sturman Brennan mit dem Ellbogen anstupste und sagte: „Ich erkl?re es Ihnen sp?ter.“ Bill war zur Hintert?r gegangen und kam nun mit Rileys Schuhen wieder, die er ihr entgegenstreckte. Als Riley sich auf einen Hocker niederlie? und sie wieder anzog, begannen sich Zweifel in ihr breitzumachen. Habe ich alles falsch interpretiert? Sie wurde oft mit Zweifeln ?berrannt nachdem sie diesen seltsamen Prozess durchlaufen hatte. Schlie?lich war sie kein Hellseher und es gab nichts magisches oder ?bernat?rliches an dem, was sie tat. Es war pure Intuition, nicht mehr und nicht weniger. Sie hatte sich in der Vergangenheit auch schon mal geirrt, und sie k?nnte sich auch jetzt irren. Sie erhob sich vom Hocker und fragte sich… Habe ich etwas ?bersehen? Sie schaute zum Fenster hin?ber und stellte sich die junge Frau vor, die dort stand und nach drau?en schaute ohne zu ahnen, welche Gefahr sich von hinten n?herte. Was hatte sie dort gesehen? Riley hatte nicht die geringste Ahnung. Doch sie wusste, dass sie es lieber herausfinden sollte. KAPITEL F?NF Riley stand da und schaute aus dem Fenster, als sie versuchte sich vorzustellen wie die Stra?en in den fr?hen Morgenstunden ausgesehen haben muss, genau in dem Moment, in dem jemand einen Eispickel in Robin Scovilles Sch?del gebohrt hatte. Was gab es dort drau?en zu sehen? fragte sie sich. Was hatte Robin genau in diesem Augenblick gesehen? Die Frage nagte Augenblick um Augenblick immer mehr an Rileys Verstand. Sie wandte sich an Chief Brennan: „Ich habe nicht gesehen, ob dieses Haus mit einer ?berwachungskamera ausgestattet ist. Ist es das?“ „Nein“, antwortete Brennan. „Der Vermieter hat sich nicht die M?he gemacht sie an einem kleinen Mietshaus wie diesem anzubringen. Schade, denn vielleicht h?tten wir dann eine Videoaufnahme von dem, was geschehen war. Oder noch besser, die Kamera h?tte den M?rder vielleicht ganz von seiner Tat abgehalten.“ Riley verlie? das Haus durch die Eingangst?r, dicht gefolgt von ihren Kollegen. Nun stand sie auf dem B?rgersteig und schaute die Stra?e in beide Richtungen entlang. Sie bemerkte erneut, dass Robins Haus das bei weitem kleinste in einer wohl-situierten Nachbarschaft war. Sie sagte zu Brennan: „Ich nehme an, sie haben alle Nachbarn befragt.“ „So viele, wie es uns m?glich war“, antwortete Brennan. „Keiner von ihnen war wach, als es passierte, und daher hat auch niemand irgendetwas merkw?rdiges bemerkt.“ Sie konnte ?berwachungskameras auf einigen Verandas bemerken. In mehreren Vorg?rten gab es au?erdem Schilder, die kundtaten, dass das jeweilige Haus von der einen oder anderen Security-Firma ?berwacht wurde. „Ich sehe, dass einige Nachbarn ?berwachungskameras f?r ihre eigenen H?user haben“, bemerkte Riley. „Das haben wahrscheinlich die meisten, da bin ich mir sicher“, erwiderte Brennan mit einem Schulterzucken. „Aber es sieht nicht danach aus, als k?nnte uns das irgendwie weiterhelfen.“ Riley konnte sehen, was Brennan meinte. Keine der nachbarschaftlichen ?berwachungskameras war auf Robins Haus gerichtet, und so hatte auch keine von ihnen irgendetwas brauchbares aufnehmen k?nnen, was den Einbruch oder den Mord anging. Und doch interessierte sie eine kleine Au?enkamera, die an einem der Verandaposten des n?chsten Nachbarhauses befestigt war. Riley zeigte auf das Haus und sagte: „Haben Sie mit den Leuten gesprochen, die dort leben?“ Brennan sch?ttelte den Kopf. „Nein, es ist ein Rentnerpaar Namens Copeland. Sie waren jedoch seit einer Woche oder so nicht mehr zuhause. Die Nachbarn meinten, dass sie in Europa Urlaub machen. Sie sollen wohl in einigen Wochen wiederkommen. Sie habe also auf gar keinen Fall mitbekommen k?nnen, was geschehen ist. Und ihre Kamera ist auch nicht auf Robins Haus gerichtet.“ Nicht auf das Haus, dachte Riley sich. Aber definitiv auf die Stra?e vor dem Haus. Und das, was Riley gerade am meisten interessierte war, was dort auf der Stra?e zur Tatzeit vor sich gegangen war. Da das Paar f?r eine l?ngere Weile weg war, hatten sie das ?berwachungssystem wom?glich laufen lassen, um eine fortlaufende Aufzeichnung von allem, was in ihrer Abwesenheit passiert war, zu haben. Riley sagte: „Ich will wissen was die Kamera aufgenommen hat, falls sie ?berhaupt etwas aufgenommen hat.“ Agent Sturman entgegnete: „Wir w?rden die Copelands ausfindig machen m?ssen und ihre Erlaubnis einholen. Um die Aufzeichnungen zu sehen brauchen wir ihr Passwort. Oder wir m?ssten einen Durchsuchungsbefehl bekommen und es ?ber das Unternehmen machen.“ „Tun Sie das“, sagte Riley. „Was auch immer n?tig ist. So schnell wie m?glich.“ Sturman nickte und trat beiseite, w?hrend er sein Handy rausholte um einen Anruf zu t?tigen. Bevor Riley beschlie?en konnte, was sie und ihre Kollegen als n?chstes tun sollten, sprach Jenn Chief Brennan an. „Sie sagten, Robin sei geschieden gewesen. Was k?nnen Sie und ?ber ihren Ex-Mann erz?hlen?“ Brennan sagte: „Sein Name ist Duane Scoville und er spielt in einer kleinen Rockband von hier, die die Epithets hei?t.“ Der Chief lachte kurz auf und f?gte hinzu: „Ich habe sie mal spielen geh?rt. Sie sind nicht schlecht, aber ich glaube, sie sollten sich nicht von ihren Tagesanstellungen trennen.“ Jenn fragte: „Wo wohnt Duane?“ Brennan gestikulierte. „Im ?stlichen Teil der Stadt.“ Jenn fuhr fort: „Ich nehme an, Sie haben ihn befragt.“ „Ja, habe wir. Wir glauben nicht, dass er ein potentieller Verd?chtiger ist“, antwortete Brennan. „Wieso nicht?“, fragte Jenn. „Duane sagte, dass er und die Epithets einen Gig dr?ben in Crestone, Rhode Island gespielt haben, genau in der Nacht in der Robin ermordet wurde. Er sagte, dass er und die Band die Nacht dort verbracht haben und hat uns eine Motelrechnung vorgelegt. Wir haben keinen Grund ihm nicht zu glauben.“ Riley konnte sehen, dass Jenn zweifelte. Und zurecht, dachte Riley. Es klang nicht so, als h?tte die ?rtliche Polizei besonderen Wert darauf gelegt, Duane vern?nftig zu befragen oder ihn gar als Verd?chtigen auszuschlie?en. Und selbst wenn Duane nicht der M?rder war, so konnte er trotzdem ?ber wertvolle Informationen verf?gen. Jenn sagte: „Ich w?rde gerne noch einmal mit ihm sprechen.“ „Ok, ich rufe ihn gleich an“, sagte Brennan und holte sein Handy raus. „Nein, ich w?rde ihn lieber nicht vorwarnen“, entgegnete Jenn. Riley wusste, dass Jenn recht hatte. Wenn es auch nur die geringste Chance gab, dass Duane ihr M?rder war, so war es besser ihn zu ?berraschen. Riley sagte zu Brennan: „K?nnten Sie uns zu seiner Adresse bringen, vielleicht ist er ja zuhause.“ „Selbstverst?ndlich“, erwiderte Brennan. Agent Sturman legte auf und kam wieder dazu. „Ich habe einen Agenten damit beauftragt, die Copelands aufzufinden“, berichtete er. „Aber ich habe einen weiteren laufenden Fall und ich muss nun zur?ck zum Hauptquartier.“ „Sie lassen uns wissen, sobald Sie etwas h?ren?“, fragte Bill. „Nat?rlich“, versprach Sturman und lief mit gro?en Schritten zur?ck zum Kleintransporter. Chief Brennan sagte: „Mein Fahrzeug steht dort dr?ben. Ich kann Sie zu Duane Scoville bringen.“ Als Riley und ihre Kollegen in Brennans Polizeiauto stiegen, bemerkte Riley den entschlossenen Gesichtsausdruck von Jenn Roston. Es f?hlte sich gut an, ihre junge Proteg? so vereinnahmt zu sehen. Riley warf einen Blick hin?ber zu Bill und sah, dass er dasselbe dachte. Sie entwickelt sich wirklich zu einer tollen Agentin, dachte Riley. Und sie drei zusammen wurden langsam zu einem hervorragenden Team. Sie beschlo?, dass sie und Bill die Befragung von Duane Scoville Jenn ?berlassen sollten. Es k?nnte eine Chance f?r sie sein, sich zu behaupten, dachte Riley. Und das hat sie auf jeden Fall * W?hrend ihrer kurzen Fahrt durch die Stadt musste Jenn Roston andauernd an Rileys Verhalten in Robin Scovilles Haus denken und an den Schluss, zu dem sie gekommen war, was den M?rder anging… „Er ist ein kaltbl?tiger Hurensohn.“ Jenn bezweifelte keinen Moment lang, dass Riley recht hatte. Sie hatte Riley viele Male dabei erlebt, wie sie in die Psyche eines M?rders eingedrungen war, aber sie war jedes Mal aufs neue beeindruckt. Wie macht sie es nur? Niemand in der Verhaltensanalyseeinheit schien es zu wissen, au?er vielleicht Rileys ehemaliger Mentor, ein Agent Namens Jake Crivaro, der bereits im Ruhestand war und nun in Florida lebte. Riley selbst schien nicht f?hig zu sein zu erkl?ren, wie der Prozess funktionierte, und nicht einmal, wie es sich anf?hlte. Es schien nicht mehr und nicht weniger zu sein, als pures Bauchgef?hl. Jenn konnte nicht anders, als Riley darum zu beneiden. Nat?rlich hatte Jenn ihre eigenen St?rken. Sie war klug, einfallsreich, z?h, ehrgeizig… Und nicht zuletzt selbstsicher, dachte sie mit einem L?cheln. Gerade war sie sehr zufrieden damit, dass Riley ihr zugestimmt hatte in ihrem Bestreben Duane Scoville erneut zu befragen. Jenn wollte unbedingt einen bedeutsamen Beitrag zur L?sung dieses Falls leisten. Sie bereute einiges in ihrem Verhalten w?hrend ihres letzten Falles zu dritt –– dem Fall des sogenannten „Zimmermanns“, der seine Opfer mit einem schnellen und pr?zisen Hammerschlag t?tete. Eine bittere Bemerkung, die Jenn auf Rileys Kritik hin gemacht hatte, ging ihr bis heute nicht aus dem Kopf… „Ich nehme an, jetzt wirst Du mir vorwerfen, dass ich nicht objektiv bin.“ Die Bemerkung war ziemlich armselig gewesen –– besonders weil Jenn genau wusste, dass Riley sehr guten Grund hatte an ihrer Objektivit?t zu zweifeln. Als Schwarze Agentin hatte Jenn sich eine ganze Menge offenen Rassismus gefallen lassen, w?hrend ihres Falles in Mississippi. Sie hatte nicht besonders gut damit umgehen k?nnen und sie musste im Nachhinein zugeben, dass es ihr Urteilsverm?gen beeinflusst hatte. Sie hoffte, dass sie das nun alles wieder gut machen konnte. Sie hoffte, dass sie viele Dinge wieder gut machen konnte. Sie wartete sehns?chtig auf den Tag, an dem sie ihre dunkle Vergangenheit endlich hinter sich lassen konnte. W?hrend sie fuhren, begannen d?sterere Erinnerungen sich ihr aufzudr?ngen –– ihr kaputtes Familienleben und ihre Eltern, die sie beide im Stich lie?en, als sie ein Kind war, dann ihre Jahre in der Obhut der genialen, aber b?sen Pflegemutter „Tante Cora“. Tante Cora hatte Jenn und ihre anderen Pflegekinder zu Kriminellen Meistern herantrainiert, die in ihrem eigenen kriminellen Netzwerk Aufgaben ?bernehmen sollten. Jenn war die einzige unter allen Sch?lern Tante Coras, die ihr hatte entkommen k?nnen, in der Hoffnung auf ein besseres Leben f?r sich. Zun?chst stieg sie zu einer ausgezeichneten Polizistin in Los Angeles auf, danach bekam sie ph?nomenale Noten an der FBI Academy, bevor sie endlich eine vollbl?tige Agentin der Verhaltensanalyseeinheit wurde. Trotzdem war es ihr nicht gelungen, Tante Cora endg?ltig loszuwerden. Die Frau hatte sie dieses Jahr bereits kontaktiert und versucht sie zur?ck unter ihren Einfluss zu bringen. Sie hatte sogar versucht Jenn zu manipulieren, indem sie Hilfe bei der Aufdeckung eines FBI Falls leistete. Jenn hatte nun seit einigen Wochen nichts mehr von Tante Cora geh?rt. Hatte ihre ehemalige Mentorin sie wirklich endg?ltig in Ruhe gelassen? Jenn wagte nur zu hoffen. Gleichzeitig kannte Jenns Dankbarkeit Riley gegen?ber keine Grenzen. Riley war die einzige, die die Wahrheit ?ber Jenns Vergangenheit kannte. Und mehr noch –– Riley f?hlte mit. Schlie?lich war Riley selbst einmal mit einem kriminellen Genie verwickelt, dem genialen gefl?chteten Verurteilten Shane Hatcher. Jenn wusste mehr als sonst irgendwer von Rileys Geheimnis, genau wie Riley alles von ihrem wusste. Das war einer der Gr?nde, wieso Jenn so eine starke Bindung zu ihrer neuen Mentorin aufgebaut hatte –– es war eine Bindung auf Basis gegenseitiger Achtung und Verst?ndnisses. Und wegen dieser Bindung wollte Jenn Rileys hohe Erwartungen an sie unbedingt erf?llen. „Wir sind fast da.“ Jenn war ?berrascht eine derartige Ver?nderung in der Umgebung festzustellen. Die gediegenen, gl?nzenden wei?en H?user waren verschwunden, genau wie die makellosen Palisadenz?nchen., Sie fuhren eine Stra?e entlang, die von kleineren Gesch?ften, veganen Restaurants, Biol?den und Second-Hand Gesch?ften besiedelt war. Dann kamen sie in eine Nachbarschaft mit kleineren H?usern, die einen etwas sch?bigen, aber trotzdem charmanten Eindruck machten. Die Menschen hier waren so verschieden, wie man es sich nur vorstellen konnte, von jungen k?nstlerischen Typen bis zu ?lteren Hippies, die so aussahen, als lebten sie hier seit den Sechzigern. Jenn f?hlte sich hier gleich viel wohler, als in der homogenen, ultra-Wei?en Gegend, in der die Oberschicht lebte, die sie soeben verlassen hatten. Dies hier war aber nur eine kleine Nachbarschaft, und Jenn ahnte, dass sie immer kleiner wurde. Gentrifizierung wird immer schlimmer, dachte sie traurig. Brennan parkte vor einem alten Backsteinhaus, in dem sich mehrere Wohnungen befanden. Er f?hrte Jenn und ihre Kollegen zur Eingangst?r. Dort bekam Jenn von Riley einen Blick, der ihr sagte, dass sie ab jetzt ?bernehmen sollte. Jenn schaute zu Bill hin?ber, der ebenso nickte und ihr zu verstehen gab, sie solle beginnen. Sie schluckte und dr?ckte Duane Scovilles Klingel. Erst antwortete ihnen niemand. Jenn fragte sich, ob er wom?glich nicht zuhause war. Dann klingelte sie erneut und eine brummende Stimme kam ?ber die Sprechanlage. „Wer ist das?“ Die Verbindung brach nach wenigen Sekunden ab. Trotzdem meinte Jenn Musik im Hintergrund geh?rt zu haben. Jenn antworteteL: „Wir sind vom FBI. Wir w?rden gerne mit Ihnen sprechen.“ „Wor?ber?“ Jenn war ein wenig ?berrumpelt von einer derartigen Antwort. Und dieses Mal war sich sich sicher, dass sie Musik geh?rt hatte. Sie sagte: „?hm…?ber den Mord an ihrer Ex-Frau.“ „Ich habe bereits mit der Polizei dar?ber gesprochen. Ich war nicht in der Stadt, als es passiert ist.“ Die vernahm erneut einen kurzen Fetzen der Musik und diesmal kam sie Jenn bekannt vor –– es gruselte sie beinahe. Brennan sprach dazwischen: „Hier spricht Polizeichef Brennan. Ich war es, der mit Ihnen gesprochen hatte. Die Agenten hier w?rden Ihnen gerne ein paar weitere Fragen stellen.“ Erst kam nichts mehr, dann surrte der T?r?ffner. Jenn ?ffnete die T?r und sie und ihre Kollegen traten ein. Sie dachte… Es klingt nicht gerade danach, als w?ren wir hier willkommen. Jenn fragte sich, wieso das wohl sein mochte. Sie beschlo?, dass sie er herausfinden w?rde. KAPITEL SECHS Jenn folgte Chief Brennan ins Geb?ude hinein und hinauf in den zweiten Stock. Sie waren dicht gefolgt von Riley und Bill, als sie sich in die Richtung von Duane Scovilles Wohnung bewegten. Jenn spitzte die Ohren, als sie aus einem Zimmer ganz in der N?he ein Ger?usch kommen h?rte. Schon wieder diese Musik. Dieses Mal war sich sich sicher, dass sie die Musik zuvor geh?rt hatte, doch es war lange her gewesen und sie war sich nicht sicher, wo und wann es war. Es war ein klassisches St?ck –– etwas langsames, sanftes und unglaublich trauriges. Sie kamen zur T?r von Scovilles Wohnung und Chief Brennan klopfte an die T?r. Eine Stimme aus dem Inneren rief: „Herein.“ Als sie eintraten war Jenn ?berw?ltigt von der Unordnung, die in der Wohnung herrschte. Ein Chaos breitete sich aus und der Boden war mit leeren Bierflaschen und Verpackungen von Essen ?bers?ht. Um die zehn Gitarren standen an St?ndern, lagen in offenen Koffern oder hingen irgendwo in Sichtweite. Einige von diesen waren akustische, andere elektrische Instrumente. Au?erdem waren Verst?rker, Boxen und andere elektronische Musikausstattung ?ber die gesamte Fl?che der Wohnung verstreut. Duane Scoville selbst sa? in einem Sitzsack. Er hatte lange Haare und einen Bart, war in Jeans und ein Batik T-Shirt gekleidet und hatte auf einer langen Schnur um den Hals das Friedenszeichen baumeln. Auf seiner Nase sa? eine gro?e, runde “Oma-Brille”. Jenn musste ein Kichern unterdr?cken. Scoville war ungef?hr Mitte Zwanzig, sah aber so aus, als w?rde er alles daf?r geben wie ein Hippie aus den 60-er Jahren auszusehen. Das Zimmer war mit Perlen, billigen Wandteppichen und Vorlegern mit persischen Motiven und Kerzen dekoriert und war in einer allgemeinen Unordnung gehalten. Einige Poster an den W?nden hatten psychedelische Motive, andere stellten Rock Musiker und Schauspieler dar, die lange vor Jenns Zeit beliebt gewesen waren. In der Luft hing ein starker Geruch von R?ucherst?bchen und… Noch etwas anderem, begriff Jenn. Duane Scoville sa? da und starrte mit glasigen Augen ins Leere, so als w?ren sie alle gar nicht da. Er war offensichtlich ziemlich high, obwohl Jenn keinerlei Hinweise auf Drogen in der Wohnung sehen konnte. Chief Brennan sagte zu ihm: “Duane, das hier sind FBI Agenten Paige, Jeffreys und Roston. Wie gesagt, sie haben noch ein paar Fragen an Dich.” Duane sagte nichts und bot seinen Besuchern auch nicht an irgendwo Platz zu nehmen. Jenn war perplex, als sie daran dachte, wie tadellos sauber und ordentlich das kleine H?uschen des Opfers gewesen war. Sie konnte sich schwer vorstellen, dass Robin Scoville diesen Mann jemals gekannt hatte, ganz zu schweigen, dass sie einmal mit ihm verheiratet gewesen sein sollte. Und dann war da diese Musik… Statt den Doors oder Jefferson Airplane oder Jimi Hendrix oder sonst irgendeiner anderen Musik, die in diesen W?nden angemessener w?re, h?rte Duane irgendeine leise barocke Kammermusik, die ein bewegendes Holzbl?ser-Solo pr?sentierte, dass wie ein piepsender, trauriger Vogelgesang klang. Pl?tzlich erkannte Jenn das St?ck und fragte Duane: “Das ist Vivaldi, oder? Der langsame Satz eines Concertos f?r die Piccolofl?te.” Obwohl er Jenn oder ihre Kollegen immer noch nicht ansah, fragte Duane: “Woher wissen Sie das?” Die Frage w?hlte Jenn auf. Sie konnte sich nun genau daran erinnern, wo sie diese Musik fr?her einmal geh?rt hatte. Es war in Tante Coras Pflegefamilie, wo sie aufgewachsen war. Tante Cora hatte immer klassische Musik im Hintergrund laufen lassen, wenn sie den Kindern die Kunst des kriminellen Lebens beibrachte. Jenn fuhr zusammen. Es war gruselig und beunruhigend dieses melancholische Melodie nach so vielen Jahren erneut zu h?ren. Es brachte merkw?rdige und verst?rende Erinnerungen an fr?here Zeiten zur?ck, die Jenn mit aller Kraft versucht hatte zu verdr?ngen. Doch sie wusste, dass sie sich nicht ablenken lassen durfte. Bleib am Ball, ermahnte sie sich streng. Statt Duanes Frage zu beantworten, sagte sie… “Ich h?tte Sie nicht f?r einen Vivaldi Fan gehalten, Duane.” Duane schaute sie endlich an und ihre Blicke trafen sich. Er sagte in einer dumpfen Stimme: “Wieso nicht?” Jenn antwortete nicht. Aus ihrem Studium an der Academy und ihren Erfahrungen mit Riley und Bill wusste sie, dass sie zumindest ein kleines bisschen an Boden gewonnen hatte, indem sie ihn dazu gebracht hatte, sie anzusehen. Nun hatten sie zumindest eine vor?bergehende Verbindung hergestellt. Jenn beschloss abzuwarten und Duane als n?chstes sprechen zu lassen. Zuerst sagte er nichts. Der langsame, traurige Satz kam zu einem Ende und ein funkelnder, schneller Satz erklang. Duane bet?tigte einen Knopf an seinem Tonspieler und der langsame Satz begann von vorne. Endlich sagte er: “Robin mochte dieses St?ck sehr. Und dieses war ihr Lieblingssatz. Sie konnte es nicht oft genug h?ren.” Dann f?gte er mit einem leichten Schnauben hinzu… “Ich hoffe sie spielen es auf ihrer Beerdigung.” Jenn erschrak ?ber die aussagekr?ftige Note der Wut und Bitterkeit in seiner Stimme. Sie fragte sich –– was verbarg sich hinter diesen d?steren Emotionen? Sie blickte zu Riley und Bill. Sie nickten ihr leicht zu und ermunterten sie somit weiter ihren Instinkten zu folgen. Sie machte einen Schritt auf Duane zu und fragte: “Gehen Sie zu Robins Beerdigung?” Duane sagte: “Nein, ich wei? nicht einmal wann oder wo sie begraben wird. Dr?ben in Missouri, nehme ich an. Dort ist Robin aufgewachsen, ihre Familie lebt immer noch dort. St. Louis, Missouri. Ich nehme nicht an, dass ich eingeladen bin.” Dann f?gte er mit einem kaum h?rbaren Kichern hinzu: “Und ich denke kaum, dass ich dort willkommen sein w?rde, auch wenn ich kommen w?rde.” “Wieso nicht?”, wollte Jenn wissen. Duane zuckte mit den Schultern. “Was meinen Sie? Ihre Familie kann mich nicht besonders leiden.” “Wieso m?gen sie Sie nicht?” Duane schaltete pl?tzlich die Musik aus. Sein Gesicht verzog sich ein wenig in was Jenn wie Anwiderung vorkam. Dann wandte er sich an die drei Agenten. “Schauen Sie, lassen Sie uns eins klarstellen, ok? Sie meinen, dass ich sie ermordet habe. Habe ich nicht. Ich bin das alles schon mit Chief Brennan hier durchgegangen. Es ist so, wie ich ihm gesagt habe –– ich war in Rhode Island, habe dort einen Gig mit meiner Band gespielt. Wir haben dort ?bernachtet.” Er kramte in seiner Hosentasche und zog ein St?ck Papier hervor, dass er Jenn entgegenhielt. “Muss ich das noch einmal vorzeigen?”, fragte er. “Das ist unsere Motelrechnung.” Jenn verschr?nkte die Arme vor der Brust und lie? ihn mit ausgestreckter Hand dasitzen. Was auch immer dort drauf stand, sie bezweifelte, dass sie es ?berzeugend finden w?rde. Es bewies bestenfalls, dass einige der Bandmitglieder dort ?bernachtet hatten. Sie sagte: “K?nnen ihre Bandkollegen daf?r b?rgen, dass sie die ganze Nacht bei ihnen gewesen waren?” Darauf antwortete er nicht. Doch sein Blick verriet, dass die Frage Unbehagen in ihm ausl?ste. Jenns Misstrauen stieg mit jedem Moment an. Sie fragte ihn: “K?nnen Sie uns sagen, wie wir ihre Kollegen kontaktieren k?nnen?” “Das kann ich schon”, erwiderte Duane. “Aber ich w?rde es lieber nicht tun.” “Wieso nicht?” “Wir haben uns nicht in bester Freundschaft getrennt. Sie hatten mich gerade aus der Band geschmissen. M?glicherweise sind sie nicht gerade kooperativ.” Jenn begann nun auf und ab zu laufen. “Es w?re vielleicht eine gute Idee, wenn Sie kooperieren”, sagte sie. Duane sagte: “Ach ja? Ist das, was ein Anwalt mir sagen w?rde? Brauche ich einen Anwalt?” Jenn antwortete ihm nicht sofort. Doch als sie an einem Wohnzimmerschrank, dessen T?ren verschlossen waren, vorbeilief, bemerkte sie, dass Duane sich leicht anspannte. Sie schaute die T?r an und schritt n?her heran, drehte sich zu ihm und bemerkte, dass seine Nervosit?t nur zu wachsen schien. Sie sagte: “Ich wei? nicht, Duane. Brauchen Sie einen Anwalt?” Duane sank wieder in seinen Sitzsack und versuchte eine entspannte Miene zu machen. Er sagte: “Schauen Sie, ich m?chte jetzt wirklich dass Sie gehen. Es ist eine ziemlich schlimme Zeit f?r mich, verstehen Sie? Und Sie machen es nicht einfacher. Und ich habe Rechte. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich Ihre Fragen nicht beantworten muss.” Jenn stand nur da und schaute auf Duane, dann auf den Schrank und wieder auf Duane. Sie konnte sp?ren, dass sie richtig nah dran war, das herauszufinden, was Duane vor ihr verbergen wollte. Sie griff nach dem Griff der Schrankt?r, da fuhr Duane abruft zusammen. Jenn konnte sehen, wie Riley bestimmt den Kopf sch?ttelte um sie zu warnen, den Schrank auf gar keinen Fall zu ?ffnen. Nat?rlich brauchte Jenn keine Warnung. Sie wusste genau, dass sie ohne Durchsuchungsbefehl den Schrank nicht ?ffnen durfte. Diese Bewegung war nichts als ein Bluff gewesen –– der Versuch eine weitreichendere Reaktion aus dem Mann, der hier lebte, herauszuholen, als es ihr bisher gelungen war. Und sie hatte auf jeden Fall Erfolg. Duane streckte eine Hand in Richtung Schrank aus und sagte mit zitternder Stimme… “Das d?rfen Sie nicht machen. Ich habe Rechte.” Jenn l?chelte ihn an, nahm ihre Hand jedoch nicht vom T?rgriff. Sie wollte den retrograden Musiker gerade dazu auffordern mit ihnen aufs Polizeirevier zu kommen und dort weitere Fragen zu beantworten, da sagte Riley pl?tzlich: “Danke f?r Ihre Zeit, Mr. Scoville. Wir werden nun gehen.” Jenns L?cheln wich aus ihrem Gesicht. Sie war sprachlos. Doch sie sah, dass Riley, Bill und der Polizeichef alle zur T?r gingen. Gef?gig folgte Jenn ihnen aus dem Zimmer hinaus. Als sie den Hausflur entlang und die Treppe hinuntergingen sagte Riley zu Jenn… “Was war das eben dort drinnen? Du kannst nicht ohne Durchsuchungsbefehl da rumschn?ffeln.” Jenn sagte: “Das wei? ich, Riley. Ich wollte den Schrank nicht ?ffnen.” Riley erwiderte: “Naja, es freut mich das zu h?ren.” “Nehmen wir ihn nicht zur weiteren Befragung mit?”, wollte Jenn wissen. “Nein”, sagte Riley. “Wieso nicht?” “Riley seufzte und sagte: “Ich habe Hunger. Lasst uns irgendwo etwas essen gehen. Wir k?nnen dort ?ber alles reden.” Sie legten die Diskussion auf Eis w?hrend Chief Brennan sie zu einem Imbiss in der N?he fuhr. Jenn und ihre Kollegen bestellten ihre ?blichen Burger und setzten sich an einen Tisch. Dann wandte sich Riley an Jenn: “Jetzt erz?hl mir, was Du von Duane Scoville h?lst.” Jenn ahnte, dass Riley ihr eine kleine Frage-und-Antwort Lektion in Polizeiarbeit erteilen wollte. Fang jetzt blo? nicht an dich zu verteidigen, sagte sich Jenn streng. Schlie?lich w?rde sie wahrscheinlich tats?chlich etwas lernen, ob es ihr gefiel, oder nicht. Sie dachte ?ber Rileys Frage nach. Was halte ich von Duane Scoville? Sie dachte an ihr Gespr?ch zur?ck und f?hrte sich bestimmte Teile davon besonders vor Augen. Sie erinnerte sich an das Schnauben, als er erw?hnte, dass das Vivaldi St?ck Robins Lieblingsst?ck gewesen war… “Ich hoffe sie spielen es auf ihrer Beerdigung.” Wieso w?rde ein Rocker wie er ?berhaupt Vivaldi h?ren, erst recht denselben Satz immer und immer wieder? Au?er vielleicht aus Schadenfreude. Dann erinnerte sie sich an den angewiderten Gesichtsausdruck, als er die Musik ausmachte. Das war gegen ihn selbst gerichtet. Jenn konnte sich einen guten Grund vorstellen, aus dem er sich so f?hlen k?nnte. “Ich glaube, dass er schuldig ist”, sagte Jenn. Riley l?chelte leicht und sagte: “Das glaube ich auch.” KAPITEL SIEBEN Riley konnte sehen, wie geschockt Jenn aussah von dem, was Riley soeben gesagt hatte. Der Mund der jungen Agentin stand einen Moment lang weit offen. Jenn schaute kurz zu Bill und Captain Brennan hin?ber, die aufmerksam zuh?rten und starrte dann wieder Riley an. Riley unterdr?ckte ein L?cheln, als sie darauf wartete, dass Jenn etwas sagte. Endlich fragte Jenn: “Du glaubst auch, dass er schuldig ist? Des Mordes schuldig?” “Das habe ich nicht gesagt”, entgegnete Riley. Riley sah, dass Bill nun breit grinste und dass Brennan verwundert dreinschaute. Doch sie wollte nicht genau erkl?ren, was sie meinte, zumindest nicht direkt. Sie wollte, ihre junge Proteg? durch Fragen selbst darauf kommen lassen. Schlie?lich musste Jenn noch viel dar?ber lernen wie ein Agent der Verhaltensanalyseeinheit zu denken hatte. Und vielleicht konnte Riley Jenn dazu bringen die Dinge aus Rileys Perspektive zu sehen, was Duane Scoville anging. Riley fragte: “ Was war dein erster Eindruck, als Du in die Wohnung gekommen bist?” Jenn runzelte nachdenklich die Stirn. “Naja, es war komisch. Ich meine, die Musik war schon komisch genug, daf?r dass er ein Rockmusiker ist. Aber auch wie es dort aussah… Robins kleines Haus war so anders. Alles war so ordentlich. Und so konservativ.” “Schwer zu glauben, dass sie jemals verheiratet waren, oder?” fragte Riley. Jenn zuckte mit den Schultern und sagte: “Na, jedenfalls nich gl?cklich.” Riley l?chelte ein wenig. “Es ist nicht so schwer f?r mich, das zu glauben”, sagte Riley. “Ich habe eine Ahnung, wie es ist sehr jung zu heiraten, wenn man dumm und naiv ist. So ziemlich genauso war es bei mir auch. Robin und Duane waren wahrscheinlich wahnsinnig verliebt und eine Weile lang gl?cklich zusammen. Ihre Ehe hat vielleicht nicht einmal lange genug angehalten, sodass sie wirklich begreifen konnten, wie wenig sie wirklich gemeinsam hatten.” Jenn sprudelte los: “ Aber –– er verhielt sich so…” Riley sagte: “Schuldig. Ja, ich wei?. Er hatte seinen Gr?nde. Was meinst du, wieso ihre Ehe in die Br?che gegangen ist? Abgesehen von den Unterschieden, die sie fr?her oder sp?ter wahrscheinlich ohnehin zur Trennung getrieben h?tten?” Jenn starrte ihren unangetasteten Burger an und versuchte offensichtlich auf eine Antwort zu kommen. Riley sagte: “Naja, es ist nicht so schwierig da draufzukommen. Was wei?t du ?ber Robins j?ngste Vergangenheit?” Jenn sagte: “Sie hatte letztes Jahr einen Autounfall und hatte ein Bein verloren, und dann…” Riley sah, wie Jenn ein Licht aufging. “Oh mein Gott”, sagte Jenn. “Duane konnte damit nicht umgehen. Er hatte eine wundersch?ne junge Frau geheiratet, hatte sie geheiratet, weil sie wundersch?n war, und dann war sie pl?tzlich… entstellt. Er fand sie einfach nicht mehr attraktiv.” Riley nickte: “Kurzgesagt, er war ein oberfl?chlicher kleiner Schei?kerl.” Jenn nickte langsam und sagte: “Und er wei? es auch. Das er ein Schei?kerl war, meine ich. Er f?hlte sich schuldig, sobald er sie verlassen hatte. Und jetzt, wo sie tot ist…” Jenn hielt einen Moment lang inne, fuhr dann fort. “Er denkt sich immerzu, wenn er nur ein besserer Ehemann gewesen w?hre, ein besserer Mensch, w?re Robin jetzt vielleicht noch am Leben. Und er hat wahrscheinlich recht. Seine Schuldgef?hle zerfressen ihn langsam von Innen.” Jenn sch?ttelte den Kopf und f?gte hinzu: “Kein Wunder, dass er sich so verhalten hat. Aber… was war dann mit dem Schrank? Wieso wurde er so angespannt, als ich so getan habe, dass ich ihn ?ffnen wolle?” Riley kicherte und sagte: “Du w?rst auch angespannt, wenn in deiner Wohnung drei FBI Agenten und ein Polizeichef w?ren, und du einen Bong im Schrank stehen h?ttest.” Jenn rollte mit den Augen. “Nat?rlich. Ich h?tte es wissen m?ssen.” Riley sagte nichts. Die Wahrheit war, dass… Wir wissen eigentlich ?berhaupt nichts. Duane Scoville h?tte seine Frau ebensogut eben doch umgebracht haben k?nnen. Vielleicht war ihr Mord ein verzweifelter Versuch seine Scham und Schuldgef?hle loszuwerden, daf?r, dass er sie verlassen hatte –– ein Versuch der kl?glich gescheitert war. Riley dachte zwar nicht, dass das wahrscheinlich war, aber sie konnte sich nicht sicher sein. Sie hatten wirklich keinerlei Anhaltspunkte bisher und sie wollte Jenn nur davon abhalten, voreilige Schl?sse zu ziehen. Sie war froh, dass Jenn nicht w?tend und abwehrend wurde, wie sie es in Mississippi gewesen war. In diesem Moment klingelte Chief Brennans Handy. Er nahm den Anruf entgegen, hielt dann aber sofort die Hand vor den H?rer und sprach zu Riley und ihren Kollegen… “Es ist Agent Sturman am Apparat. Er sagt, dass seine Leute Kontakt mit den Copelands in Europa aufgenommen haben. Sie haben erz?hlt, dass ihre Kamera kontinuierlich filmen sollte und dass daher alles, was seit ihrer Abreise passierte, aufgenommen sein sollte. Sturman meinte, dass sie die Dringlichkeit der Situation einsehen und uns daher Erlaubnis erteilen, die Videob?nder durchzuschauen. Sie haben uns soeben die gesamten Zugangsdaten ?berlassen, die wir brauchen um auf die Aufnahmen zugreifen zu k?nnen.” Riley sah, dass Bill strahlte. “Das bedeutet, dass wir nicht um einen Durchsuchungsbefehl betteln m?ssen und uns im Anschluss noch mit dem Security Unternehmen rumschlagen”, sagte er. Riley war auch aufgeregt. Sie fragte: “Wie kommen wir an die Aufnahmen?” Jenn sagte: “Soweit ich wei?, k?nnen wir bei diesen ?berwachungssystemen von jedem Computer oder sogar Smartphone online zugreifen.” “Ich finde es heraus”, sagte Chief Brennan. Er widmete sich wieder dem Anruf mit Sturman und schrieb etwas auf. Danach legte er auf und zeigte den Kollegen seine Aufzeichnungen. Er sagte: “Sturman hat mir einen Link gegeben, einen Benutzernamen und ein Kennwort. Wir sollten in der Lage sein und von hier aus direkt einzuloggen.” Riley schaute zu Jenn, die offensichtlich mehr von diesen Sachen verstand als Bill oder sie selbst. Sie sagte zu ihr: “Na, dann lass mal sehen.” Chief Brennan ?berreichte Jenn seine Notizen und sie holte ihren Laptop heraus und stellte ihn auf den Tisch. Sie brauchte nur wenige Sekunden um die Verbindung herzustellen. Die Gruppe dr?ngte sich um den Laptop um sehen zu k?nnen, was auf dem Bildschirm passierte. Das Bild war unscharf und verschwommen. Aber die Kamera hatte genau das aufgenommen, was Riley der Position der Kamera entsprechend erwartet hatte. Sie zeigte auf den Bildschirm und sagte: “Schaut, das ist die Stra?e direkt vor dem Copeland Haus. Obwohl man es hier nicht sehen kann, befindet sich Robins Haus direkt gegen?ber, auf der anderen Stra?enseite. “Wonach suchen wir denn?”, wollte Chief Brennan wissen. Riley unterdr?ckte ein Seufzen. Gute Frage, dachte sie sich. Sie erinnerte sich an ihren Versuch in Robin Scovilles Haus einen Einblick in die Psyche des M?rders zu gewinnen. Sie dachte daran, dass sie sich vorgestellt hatte, wie der M?rder Robin aus dem Fenster starrend vorgefunden hatte, als er sich von hinten an sie heranschlich. Robin hatte drau?en etwas beobachtet, davon war Riley ?berzeugt. Sie wandte sich an alle: “Wir wollen so viel wie m?glich dar?ber wissen, was sich in den fr?hen Stunden dieses Morgens ereignet hat. Wir werden den M?rder wahrscheinlich nicht h?chstpers?nlich auf den Aufnahmen zu sehen bekommen, aber wir k?nnten auch Gl?ck haben. Es scheint so, als h?tte Robin aus ihrem Fenster auf die Stra?e geschaut, als sie angegriffen wurde. Vielleicht k?nnen wir ja einen Hinweis darauf finden, was sie da drau?en gesehen hat. Ich habe keine Ahnung, was es sein k?nnte. Aber ich hoffe wir erkennen es, sobald wir es selbst sehen.” Dann sagte sie zu Chief Brennan: “Sie sagten, der Todeszeitpunkt wir gegen vier Uhr morgens gewesen sein, richtig?” Brennan zuckte mit den Schultern. “Das ist die Einsch?tzung, die der Gerichtsmediziner uns gegeben hat”, erwiderte er. “Damit k?nnen wir arbeiten”, sagte Riley. “Jenn, spul die Aufnahme zu, sagen wir mal, drei Uhr drei?ig zur?ck. Spul vor, bis wir irgendetwas Interessantes sehen.” Jenn spielte die Aufnahme im Zeitraffer ab. Zuerst war die Stra?e leer. Dann fuhr ein Auto vorbei. Einige Minuten sp?ter fuhr ein weiteres Auto vorbei und danach war wieder alles still. Jenn stoppte die Aufnahme. “Was ist das?”, rief sie, als sie auf etwas gro?es und sperriges zeigte, dass ins Bild geraten war. Chief Brennan schaute das Standbild genauer an und sagte dann: “Das ist nur die M?llabfuhr. Nichts dubioses.” Wom?glich nicht, dachte Riley sich. Trotzdem sagte sie zu Jenn: “Spul zur?ck und lass es langsam laufen.” Jenn spulte zur?ck zu dem Zeitpunkt kurz bevor der M?llwagen ins Bild kam. Dann lie? sie es in Zeitlupe laufen. Der M?llwagen war ein Modell mit mechanischen Armen, die die M?llcontainer selbstst?ndig einsammelten und deren Inhalt in das Innere des Wagens bef?rderten. Obwohl die Aufnahme Robins Haus nicht zeigte, zeigte es wie der Wagen den M?llcontainer vor ihrem Haus einsammelte und ausleerte. Doch Riley sah etwas viel Bedeutsameres. Sie zeigte auf den Bildschirm und sagte: “Dort ist ein Mann.” Rileys Kollegen beugten sich noch n?her ?ber den Bildschirm und Jenn lie? die Aufnahme weiterhin in Zeitlupe ablaufen. Genau wie Riley gesagt hatte, lief dort ein Mann neben dem Wagen her. Die niedrige Aufl?sung des Bildes zeigte ihn extrem unscharf. Er war in den Aufnahmen blo? als schummrige Silhouette erkennbar. Als der M?llwagen fertig mit Robins M?llcontainer war, fuhr er weiter zum n?chsten Haus. Doch der Mann blieb weiterhin dort stehen. Riley begriff mit einem Kribbeln… Er starrt Robins Haus an. Dann fuhr sie zusammen und sagte zu Jenn… “Halt das Bild an!” Jenn dr?ckte auf Stop, starrte das Bild an und fragte… “Was macht er da?” Die schummrige Silhouette schien nun einen Arm erhoben zu haben. “Fast so, als w?rde er mit einer Waffe zielen”, sagte Brennan. “Aber das Opfer wurde nicht erschossen.” “F?r mich sieht es so aus, als w?rde er auf etwas zeigen”, sagte Bill. “Auf das Opfer zeigen?”, fragte Jenn nach. “Droht er ihr?” Riley sagte: “Lass es in Zeitlupe weiterlaufen.” Jenn lie? die Aufnahme wieder laufen, Bild f?r Bild. Riley und ihre Kollegen konnten den Mann da stehen sehen, mit erhobenem Arm starrte er auf das Haus des Opfers. Dann lie? er seinen Arm fallen und rannte aus dem Bild. Riley sagte zu Jenn: “Spiel die ganze Szene nochmal ab.” Jenn spulte zur?ck zu dem Zeitpunkt, an dem der M?llwagen ins Bild einfuhr und spielte die Aufnahme in Zeitlupe erneut ab. Erneut sahen Riley und ihre Kollegen wie der M?llwagen anhielt um Robins M?llcontainer einzusammeln. Sie sahen auch wieder, wie der Mann neben dem M?llwagen herging. Dann sahen sie, wie der M?llwagen aus dem Bild zu fahren begann, der Mann aber stehen blieb, gestikulierte und dann endlich auch das Bild verlie?. “Wer ist der Typ?”, fragte Chief Brennan verbl?fft. “Was macht er da?”, f?gte Jenn hinzu. Und wo ist er hin? fragte Riley sich. KAPITEL ACHT Riley seufzte frustriert. Sonst gab es auf den Aufnahmen nichts mehr zu sehen. Sie und ihre Kollegen hatten angestrengt den Bildschirm angestarrt, als Jenn die Aufnahmen der ?berwachungskamera immer und immer wieder abspielte. Doch die Kamera war nicht auf den sie interessierenden Abschnitt der Stra?e fokussiert. Der Mann neben dem M?llfahrzeug blieb ein verschwommener Fleck. Sie konnten keinen Hinweis darauf bekommen, wieso er so pl?tzlich das Bild verlassen hatte, oder wohin genau er sich entfernt hatte. Er war nicht mehr ins Bild gekommen. Riley sagte: “Wir m?ssen herausfinden, wer dieser Mann ist. Er und der M?llwagenfahrer scheinen die einzigen Lebenden auf dieser Stra?e zu der Uhrzeit gewesen zu sein.” “Dieser Typ war zum Zeitpunkt des Mordes unterwegs”, erg?nzte Jenn. “Wir k?nnten hier gerade dem M?rder zuschauen.” “Der M?llwagen scheint ohne ihn weitergefahren zu sein”, bemerkte Bill. “Wir wissen nicht einmal, ob sie zusammengeh?rt haben.” “Ich denke, ich wei? wie wir mehr rausfinden k?nnen”, sagte Chief Brennan. Er holte sein Handy hervor. “Ich habe die direkte Durchwahl von Roger Link, dem Direktor der ?ffentlichen Werke hier in Wilburton.” Brennan w?hlte eine Nummer und stellte den Anruf auf Lautsprecher, so dass Riley und ihre Kollegen mith?ren konnten. Als Brennan den Direktor an den Apparat bekam, sagte er: “Roger, hier ist Clark Brennan.” Die Stimme am anderen Ende sagte fr?hlich: “Hey, Clark, wie geht’s?” Brennan kratze sich am Kinn und sagte: “Naja, ich habe gehofft, dass du mir mit einem Problem hier weiterhelfen kannst. Ich bin mir sicher, dass du vom Mord geh?rt hast, der vorletzte Nacht hier passiert ist.” “Ja, eine schreckliche Angelegenheit.” Brennan sagte: “Ein paar FBI Agenten und ich haben hier die Aufzeichnungen von einer ?berwachungskamera angesehen, und da sehen wir, dass ein Lastwagen der M?llabfuhr am Haus der Opfers vorbeigefahren war, genau zum Zeitpunkt des Mordes. Neben dem Wagen lie? au?erdem so ein Typ her, und der hat sich ein bisschen komisch verhalten.” Riley h?rte wie der Direktor erschrak. Er sagte: “Ihr verd?chtigt doch sicherlich keinen unserer Jungs von der Stadtreinigung?” Brennan sagte: “Ehrlich gesagt, Roger, wir wissen ?berhaupt nicht, was wir denken sollen. Aber wir m?ssen wissen, wer auf dieser Strecke Schicht hatte in dieser Nacht.” “Normalerweise arbeiten unsere Jungs allein”, erwiderte der Direktor. “Jetzt, wo wir diesen mechanischen Arm an die Lastwagen angebracht haben, kommen sie eh kaum mehr mit den Leuten auf ihren Strecken in Kontakt. Normalerweise ist das eher gut so.” Brennan nannte ihm Robin Scovilles Adresse. “Ok, ich schaue mal, was ich rausfinden kann”, versprach der Direktor. Riley und die anderen konnten nun das Klappern einer Tastatur vernehmen. Dann sprach der Direktor erneut. “Ich habe vielleicht etwas Interessantes f?r Euch. Es ist ein bisschen ungew?hnlich. Der Fahrer auf dieser Strecke ist Dick Abbott. In dieser Nacht hatte er jemanden dabei, einen junger Kerl Namens Wesley Mannis. Es sieht so aus, als w?rde Wesley ein Bewohner der Wilburton House, IEB Institution sein.” Jenn fragte nach: “IEB?” “Intellektuelle und Entwicklungsbehinderungen”, erkl?rte der Direktor. Chief Brennan runzelte die Stirn und sagte: “Hei?t das also, dass er zur?ckgeblieben ist, oder k?rperlich beeintr?chtigt, oder…?” “Das kann ich nicht sagen”, antwortete der Direktor. “Aber die Institution und die Stadt haben ein gemeinsames Programm f?r IEB Bewohner der Institution. Die Stadt stellt diese Leute f?r Arbeiten au?erhalb der Einrichtung ein und hilft ihnen somit den ?bergang zu einem normalen Leben zu erm?glichen. Dieser Wesley Mannis war in diesem Program und sein Job war eigentlich ein erfundener, etwas, was nicht zu anspruchsvoll w?re. Eigentlich lief er nur neben dem M?llwagen her und stellte sicher, dass kein M?ll runterfiel. Keine richtige Arbeit, aber er hatte was zu tun, bis…” Der Direktor hielt inne. Riley musste sich zusammenrei?en um nicht zu fragen… “Bis was?” Nach weiterem Geklapper der Tastatur fuhr der Direktor fort: “Vor zwei Tagen hat der Fahrer einen Bericht eingereicht, dass Wesley irgendwann w?hrend der Morgenschicht verschwand. Wir m?ssen das tun, wenn diese Arbeiter nicht zum Dienst erscheinen, oder sich vom Arbeitsplatz entfernen.” “Das war an dem Morgen, an dem Robin Scoville ermordet wurde”, stellte Jenn fest. “Kannst du uns die ungef?hre Zeit nennen?”, fragte Brennan nach. “Nein”, sagte der Direktor. “Der Bericht nennt keine genaue Zeit, Ort oder Grund aus dem Wesley verschwunden sein konnte. Anscheinend ist Wesley irgendwo auf der Strecke einfach davongelaufen und der Fahrer hat es nicht sofort bemerkt. Die ?ffentlichen Werke haben Wilburton House gemeldet, dass einer ihrer Bewohner sich vom Arbeitsplatz entfernt hatte und…das ist alles was im Bericht steht.” Riley fragte: “Nichts davon, ob Wesley irgendwann wieder in Wilburton House aufgekreuzt ist?” “Nein, ich nehme an, das m?sst ihr das Personal vor Ort fragen.” “Das werden wir tun, danke”, sagte Chief Brennan. Er legte auf und schaute Riley und ihre zwei Kollegen an. “Was meinen Sie?”, fragte er die drei Agenten. “Vielleicht ist dieser Wesley Mannis unser M?rder?” Riley hatte keine Ahnung, und dem Schweigen nach zu urteilen, hatten auch Jenn und Bill keine. “Wenn er es ist”, sagte Jenn z?gernd, “dann haben wir ihn.” “Ja, das w?re aber sch?n und einfach”, murmelte Bill. Es schien Riley aber wenig Sinn zu ergeben. War dann derselbe Bewohner derselben Einrichtung vor einer Woche nach New Haven gereist und hatte Vincent Cranston auf seiner morgentlichen Joggingstrecke ermordet? Riley fand das schwer vorstellbar. Sie wandte sich an Brennan: “Wir m?ssen in Wilburton House nachfragen.” Brennen nickte und w?hlte eine andere Nummer auf seinem Handy. Ans Telefon ging eine weiblich Empfangshilfe und Brennan sprach: “Polizei Chef Clark Brennan am Apparat. Drei weitere FBI Agenten h?ren bei diesem Anruf mit. Wir m?ssen wissen, ob Sie einen Bewohner Namens Wesley Mannis haben?” “Ja.” “Befindet er sich zu diesem Zeitpunkt in der Einrichtung?” “Ich schaue mal nach.” Nach einer kurzen Pause meldete sich die Frau wieder: “Ja, er ist gerade in seinem Zimmer.” Offensichtlich unschl?ssig, was er als n?chstes fragen sollte, schaute Brennan erwartungsvoll Riley und ihre Kollegen an. Riley sprach jetzt zu der Frau: “Wir m?ssen herausfinden, was Wesley Mannis vor zwei Tagen am fr?hen Morgen gemacht hat.” Ein kurzes Schweigen folgte. Dann sagte die Empfangshilfe: “Es tut mir leid und ich hoffe, dass Sie mich verstehen k?nnen, aber ich m?chte solche Informationen ?ber einen Patienten nicht einfach so am Telefon preisgeben. K?nnten Sie vielleicht hierher kommen und mit einem der Mitarbeiter pers?nlich sprechen?” “Wir sind auf dem Weg”, antwortete Chief Brennan. Brennan fuhr Riley und ihre Kollegen durch die ganze Stadt zu Wilburton House. W?hrend Brennan parkte, musste Riley ?ber die schiere Gr??e der Einrichtung staunen, die wie eine geschmackvolle kleine Villa aussah. Als sie eintraten wurden sie sofort von einer gro?en, schlanken, l?chelnden Frau begr??t, die in freundliche Pastelfarben gekleidet war. Sie trat dem Polizeichef entgegen und sch?ttelte ihm die Hand. Dann sagte sie: “Sie m?ssen Clark Brennan sein. Ich glaube nicht, dass wir uns pers?nlich kennengelernt haben. Ich bin Dr. Amy Rhind, ich leite diese Einrichtung.” Riley, Bill und Jenn holten ihre Dienstmarken hervor und stellten sich vor, wonach Dr. Rhind allen anbot in der gem?tlichen Lobby Platz zu nehmen. Sie sagte: “Wenn ich richtig verstehe, interessieren Sie sich f?r einen unserer Bewohner, Wesley Mannis.” Sie runzelte besorgt die Stirn und f?gte hinzu: “Ich bin froh, dass Sie gekommen sind. Vielleicht k?nnen Sie uns dabei helfen herauszufinden, was mit ihm passiert ist. Ich f?rchte, es ist alles sehr mysteri?s.” Das Wort lie? Riley aufhorchen. Mysteri?s. Eigentlich hatte sie auf Antworten gehofft, nicht auf weitere Fragen. Sie h?rte, wie Bill leise st?hnte. Mysteri?s? Alles war also doch nicht so sch?n und einfach. KAPITEL NEUN Riley begann sich Sorgen zu machen. Sie waren hierher gekommen um eine Aufl?sung f?r ihren Fall zu bekommen, nicht um ein weiteres Mysterium vorzufinden. Sie konnte sich nicht vorstellen, was Dr. Rhind gemeint haben konnte, als sie sagte… “Vielleicht k?nnen Sie und dabei helfen herauszufinden, was mit ihm passiert ist.” Hatte die Empfangsdame Riley und ihren Kollegen nicht soeben am Telefon versichert, dass Wesley Mannis in seinem Zimmer war? Riley fragte: “Meinen Sie damit, dass Wesley verschwunden ist?” Dr. Rhind sch?ttelte den Kopf. “Nein, er ist hier, aber…”, sie schwieg einen Moment lang und sagte dann, “k?nnten sie kurz erkl?ren weshalb Sie hier sind?” Chief Brennan sagte: “Dr. Rhind, stimmt es, dass Wesley an einem Program teilnimmt, das ihre Einrichtung zusammen mit der Stadt ausgearbeitet hat. Er hat mit einem Arbeiter der Stadtreinigung eine Fr?hschicht ?bernommen, ist das korrekt?” “Das stimmt”, best?tigte Dr. Rhind. Brennan fuhr fort: “Nun ja, er ist auf einer ?berwachungsaufnahme aufgetaucht. Er stand genau vor dem Haus einer Frau, die an dem Morgen ermordet wurde. Danach verschwand er spurlos.” Dr. Rhind machte gro?e Augen. Sie sprach: “Oh, nein. Sie wollen nicht etwa sagen, dass Sie Wesley verd?chtigen im Zusammenhang mit…” Sie brach mitten im Satz ab und schaute unruhig von einem ihrer Besucher zum anderen. Riley versuchte beschwichtigend zu klingen, als sie sagte: “Wir wissen nicht, was wir denken sollen, Dr. Rhind. Wir m?ssen aber mit Wesley sprechen.” Dr. Rhind sagte: “Ich bin mir nicht sicher, dass das m?glich ist. Sehen Sie, Wesley ist schwer autistisch. Und wie viele autistische Personen hat er ernsthafte Defizite in seinen sozialen Fertigkeiten und seinen Sprachf?higkeiten. Er hat sich eine Weile lang wirklich gut entwickelt und das Arbeitsprogram schien ihm wirklich viel zu bringen, hat ihn richtig aus seinem Kokon geholt.” Sie seufzte und fuhr fort: “Dann hat vorgestern Nacht das Amt f?r ?ffentliche Dienste angerufen und ihn als vermisst gemeldet. Wir haben uns schreckliche Sorgen gemacht, aber einige Stunden sp?ter ist er hier aufgekreuzt. Er ist anscheinend den ganzen Weg zu Fu? hierher gelaufen, von wo auch immer er herkam. Aber…” Sie legte besorgt ihre H?nde zusammen und sagte: “Er hat einen schrecklichen R?ckschlag erlitten. Er war auf so einem guten Weg, aber nun ist er wieder wie fr?her –– absolut unkommunikativ. Wir konnten es uns nicht erkl?ren, obwohl wir die Gr?nde daf?r selten verstehen k?nnen, was unsere autistischen Bewohner angeht. Ihr Progress ist oftmals ruckartig und unvorhersehbar, und wir m?ssen immer wieder mit Entt?uschungen rechnen. Doch, wenn Sie das jetzt erz?hlen, vielleicht hat sein R?ckschlag auch damit zu tun, dass…” Dr. Rhind sah nun zutiefst besorgt aus. Sie sagte: “Ich kann wirklich nicht glauben, dass Wesley jemals irgendjemandem wehtun w?rde. Er ist wirklich ?berhaupt nicht gewaltf?hig.” Jenn sagte: “Wir haben auch gar keinen Grund etwas anderes zu glauben, Dr. Rhind.” Bill f?gte an: “Aber wir m?ssen trotzdem mit ihm sprechen, wenn das nur irgendwie m?glich ist.” Êîíåö îçíàêîìèòåëüíîãî ôðàãìåíòà. Òåêñò ïðåäîñòàâëåí ÎÎÎ «ËèòÐåñ». Ïðî÷èòàéòå ýòó êíèãó öåëèêîì, êóïèâ ïîëíóþ ëåãàëüíóþ âåðñèþ (https://www.litres.ru/pages/biblio_book/?art=51923242&lfrom=688855901) íà ËèòÐåñ. Áåçîïàñíî îïëàòèòü êíèãó ìîæíî áàíêîâñêîé êàðòîé Visa, MasterCard, Maestro, ñî ñ÷åòà ìîáèëüíîãî òåëåôîíà, ñ ïëàòåæíîãî òåðìèíàëà, â ñàëîíå ÌÒÑ èëè Ñâÿçíîé, ÷åðåç PayPal, WebMoney, ßíäåêñ.Äåíüãè, QIWI Êîøåëåê, áîíóñíûìè êàðòàìè èëè äðóãèì óäîáíûì Âàì ñïîñîáîì.
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