Êîò ìóðëû÷åò... áåë è ñåð, Îí ïîíÿòëèâûé... Æèë äà áûë ýñýñýñýð - Òðàâû ìÿòíûå. Òðàâû ìÿòíûå, åùå Ìàòü-è-ìà÷åõà, Ðåêè ñ ñèãîì è ëåù¸ì - Ìàòåìàòèêà! Óðàâíåíèÿ, èêñû, Ñèíóñ-êîñèíóñ... Âîçëå ñòàäà âîë÷üÿ ñûòü... Ïàðíè ñ êîñàìè... Ñ÷àñòüå óøëîå ëîâè - Äåâêè ñ âîëîñîì Ðàñïåâàëè î ëþáâè Ñëàäêèì ãîëîñîì... À âåñåííåþ ïîð

Vorher Stellt Er Ihnen Nach

Vorher Stellt Er Ihnen Nach Blake Pierce Von Blake Pierce, dem #1 Bestseller Autor von VERSCHWUNDEN (einem #1 Bestseller mit ?ber 1200 ausgezeichneten Bewertungen) erscheint nun das dreizehnte Buch der mitrei?enden Mystery-Reihe um Mackenzie White. Als an den regnerischen K?sten von Puget Sound Leichen gefunden werden und keine Spur in Sicht ist, wird FBI Spezialagentin Mackenzie White hinzugerufen. Mackenzie, die zuerst glaubt, dass es sich um gew?hnliche T?tungsdelikte handelt, mit denen sie sich wieder langsam an die Arbeit herantasten kann, erlebt schnell eine unangenehme ?berraschung. In einem Wettrennen um die Zeit und die immer weiter ansteigende Zahl von Leichen erforscht Mackenzie die Denkweise eines psychotischen Serienm?rders und verf?ngt sich in einem Katz-und-Mausspiel. Sie tut sich schwer, so kurz nach der Geburt ihres Sohnes zum Arbeitsleben zur?ckzukehren und fragt sich, ob sie sich zu viel vorgenommen hat. Und als es eigentlich nicht mehr schlimmer werden kann, steht ihr eine schockierende und unvorhersehbare Wendung ins Haus. Ein dunkler Psychothriller mit mitrei?ender Spannung: VORHER STELLT ER IHNEN NACH ist der dreizehnte Band der neuen, fesselnden Reihe mit einer Figur, die wir alle bereits liebgewonnen haben. Ein richtiger Schm?ker eben, den Sie kaum aus der Hand legen wollen werden. Au?erdem ist Blake Pierces erfolgreiches Buch VERSCHWUNDEN (Ein Riley Paige Mystery—Buch #1), das ?ber 1200 Mal als ausgezeichnet bewertet wurde, als kostenloser Download erh?ltlich. VORHER STELLT ER IHNEN NACH (EIN MACKENZIE WHITE MYSTERY—BUCH 13) B L A K E P I E R C E Blake Pierce Blake Pierce ist der USA Today Bestsellerautor der RILEY PAIGE Mystery-Reihe, die bisher sechzehn B?cher umfasst. Er ist ebenfalls der Autor der MACKENZIE WHITE Mystery-Reihe, die bisher aus dreizehn B?chern besteht, der AVERY BLACK Mystery-Reihe, die aus sechs B?chern besteht, der KERI LOCKE Mystery-Reihe, die in f?nf B?chern erh?ltlich ist, der DAS MAKING OF RILEY PAIGE Mystery-Reihe, die bisher f?nf B?cher umfasst, der KATE WISE Mystery-Reihe, von der bisher sechs B?cher erh?ltlich sind, der spannenden CHLOE FINE psychologischen Suspense-Mystery-Reihe, die bisher aus f?nf B?chern besteht, der JESSE HUNT psychologischen Suspense-Thriller-Reihe, von der es bisher f?nf B?cher gibt, der AU PAIR psychologischen Suspense-Thriller-Reihe, die bisher aus zwei B?chern besteht, und der ZOE PRIME Mystery-Reihe, von der bisher zwei B?cher erwerblich sind. Blake ist selbst ein passionierter Leser und lebenslanger Fan der Mystery- und Thriller-Genres, weshalb er sich freuen w?rde, von Ihnen zu h?ren. Besuchen Sie doch seine Webseite www.blakepierceauthor.com, um mehr ?ber ihn herauszufinden und in Kontakt zu bleiben! Copyright © 2019 durch Blake Pierce. Alle Rechte vorbehalten. Au?er wie im US-amerikanischen Urheberrechtsgesetz von 1976 erlaubt, darf kein Teil dieser Ver?ffentlichung in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln reproduziert, verteilt oder ?bertragen werden oder in einer Datenbank oder einem Abfragesystem ohne die vorherige Genehmigung des Autors gespeichert werden. Dieses eBook ist nur f?r Ihren pers?nlichen Genuss lizenziert. Dieses eBook darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch f?r eine andere Person freigeben m?chten, erwerben Sie bitte f?r jeden Empf?nger eine zus?tzliche Kopie. Wenn Sie dieses Buch lesen und es nicht gekauft haben oder es nicht f?r Ihre Verwendung erworben wurde, geben Sie es bitte zur?ck und kaufen Sie Ihre eigene Kopie. Danke, dass Sie die harte Arbeit dieses Autors respektieren. Dieses Buch ist reine Fiktion. Namen, Charaktere, Gesch?fte, Organisationen, Orte, Ereignisse und Ereignisse sind entweder das Produkt der Fantasie des Autors oder werden fiktiv verwendet. Jede ?hnlichkeit mit tats?chlichen lebenden oder toten Personen ist v?llig zuf?llig. Buchumschlagsbild Copyright Joe Therasakdhi, mit Lizenz von Shutterstock.com B?CHER VON BLAKE PIERCE DAS AU-PAIR SO GUT WIE VOR?BER (Band #1) SO GUT WIE VERLOREN (Band #2) SO GUT WIE TOT (Band #3) ZOE PRIME KRIMIREIHE GESICHT DES TODES (Band #1) GESICHT DES MORDES (Band #2) GESICHT DER ANGST (Band #3) JESSIE HUNT PSYCHOTHRILLER-SERIE DIE PERFEKTE FRAU (Band #1) DER PERFEKTE BLOCK (Band #2) DAS PERFEKTE HAUS (Band #3) DAS PERFEKTE L?CHELN (Band #4) DIE PERFEKTE L?GE (Band #5) CHLOE FINE PSYCHOTHRILLER-SERIE NEBENAN (Band #1) DIE L?GE EINES NACHBARN (Band #2) SACKGASSE (Band #3) STUMMER NACHBAR (Band #4) KATE WISE MYSTERY-SERIE WENN SIE W?SSTE (Band #1) WENN SIE S?HE (Band #2) WENN SIE RENNEN W?RDE (Band #3) WENN SIE SICH VERSTECKEN W?RDE (Band #4) WENN SIE FLIEHEN W?RDE (Band #5) WENN SIE F?RCHTETE (Band #6) DAS MAKING OF RILEY PAIGE MYSTERY-SERIE BEOBACHTET (Band #1) WARTET (Band #2) LOCKT (Band #3) NIMMT (Band #4) LAUERT (Band #5) T?TET (Band #6) RILEY PAIGE MYSTERY-SERIE VERSCHWUNDEN (Band #1) GEFESSELT (Band #2) ERSEHNT (Band #3) GEK?DERT (Band #4) GEJAGT (Band #5) VERZEHRT (Band #6) VERLASSEN (Band #7) ERKALTET (Band #8) VERFOLGT (Band #9) VERLOREN (Band #10) BEGRABEN (Band #11) ?BERFAHREN (Band #12) GEFANGEN (Band #13) RUHEND (Band #14) GEMIEDEN (Band #15) VERMISST (Band #16) EINE RILEY PAIGE KURZGESCHICHTE EINST GEL?ST MACKENZIE WHITE MYSTERY-SERIE BEVOR ER T?TET (Band #1) BEVOR ER SIEHT (Band #2) BEVOR ER BEGEHRT (Band #3) BEVOR ER NIMMT (Band #4) BEVOR ER BRAUCHT (Band #5) EHE ER F?HLT (Band #6) EHE ER S?NDIGT (Band #7) BEVOR ER JAGT (Band #8) VORHER PL?NDERT ER (Band #9) VORHER SEHNT ER SICH (Band #10) VORHER VERF?LLT ER (Band #11) VORHER NEIDET ER (Band #12) VORHER STELLT ER IHNEN NACH (Band #13) AVERY BLACK MYSTERY-SERIE DAS MOTIV (Band #1) LAUF (Band #2) VERBORGEN (Band #3) GR?NDE DER ANGST (Band #4) RETTE MICH (Band #5) ANGST (Band #6) KERI LOCKE MYSTERY-SERIE EINE SPUR VON TOD (Band #1) EINE SPUR VON MORD (Band #2) EINE SPUR VON SCHW?CHE (Band #3) EINE SPUR VON VERBRECHEN (Band #4) EINE SPUR VON HOFFNUNG (Band #5) INHALT PROLOG (#u0ea9dde8-eb58-53b6-98d8-cf68637895d7) KAPITEL EINS (#u5cb97826-c957-52ab-a87d-25f5a711d5fd) KAPITEL ZWEI (#u6c6a3f17-c258-530b-b563-214848d30ede) KAPITEL DREI (#ucf054aa6-9170-5d2a-bb7e-e37b9057374d) KAPITEL VIER (#ue8d8eb7c-f714-57e4-a14e-8f3c07ad0695) KAPITEL F?NF (#uff4bac19-8740-56a2-84e9-a0841eab9183) KAPITEL SECHS (#uaa43069a-fc42-5c98-8a30-4b899e296302) KAPITEL SIEBEN (#u7d8e4b79-f09c-5f36-b760-2582926a3273) KAPITEL ACHT (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ELF (#litres_trial_promo) KAPITEL ZW?LF (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHSUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWEIUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) PROLOG T?te sie nach der Arbeit. Sie soll es nicht zur?ck nach Hause schaffen. Die Anweisung war mit seinen Gedanken verwoben. Er h?rte sie nun schon seit zwei Tagen – die Stimme in seinem Kopf, die geboren worden war, als er das Bild im Kunst- und Unterhaltungsteil der Lokalzeitung entdeckt hatte. Er hatte die Frau der Erotikshop-Anzeige schon zuvor gesehen. Zu sagen, dass sie attraktiv war, w?re eine Untertreibung. Sie war so hei?, dass die Bitte um ein Date mit ihr sinnlos war. Niemals w?rde er eine Frau wie sie haben k?nnen. Ja, er hatte sie schon ?fters gesehen. Sie arbeitete als Kellnerin im Imbiss ‚Sixteenth Street Diner‘. Sie ?bernahm dort die Sp?tschicht zwischen einundzwanzig und zwei Uhr. Er hatte sie zu Unizeiten hin und wieder gesehen, wenn er die Bl?dsinnigkeit der Studentenwohnheime, Partys und Hausarbeiten hatte hinter sich lassen wollen. Freunde hatte er nie wirklich gehabt, es war also immer einfach f?r ihn gewesen, sich wegzuschleichen, ohne ausgefragt zu werden. Seine sp?tabendlichen Gel?ste hatte er im ‚Sixteenth Street Diner‘ gestillt – fettige Eier, Bratkartoffeln und rabenschwarzen Kaffee. Er war gerne gekommen, wenn sie auch dort war. Sie war nett, aber nicht zu nett gewesen und hatte nicht den Eindruck gemacht, lediglich Mitleid mit dem einsamen Typen zu haben, der jede Menge Essen in sich hineinschaufelte. Indem er den anderen Idioten zuh?rte, die versuchten, mit ihr zu flirten, hatte er einiges ?ber sie erfahren. Sie war auch Studentin. Oder zumindest war sie es damals, vor drei Jahren, gewesen. Er hatte sie auch vor der Uni schon gekannt. Aber daran erinnerte sie sich nicht. Das wusste er, ohne sie danach fragen zu m?ssen. Er sah es in ihrem Blick, ihrem h?flichen L?cheln, das auf ein nettes Trinkgeld hoffte. Er nahm es ihr nicht ?bel. Warum sollte sich eine Frau wie sie an einen Typen wie ihn erinnern, nur weil sie beide dieselbe, verh?ltnism??ig gro?e, Abschlussklasse besucht hatten? Sie sah jetzt ?lter aus, in der Zeitungsanzeige. Aber Gott, hei? war sie noch immer. Sogar noch hei?er. Die Netzstrumpfhosen, Stilettos und ihre nackte Brust, die lediglich vom Logo des Shops verdeckt wurde, waren fast schon schmerzhaft anzusehen. Vielleicht war das der Grund f?r diesen pl?tzlichen Gedanken gewesen, die Anweisung, die jetzt in seinem Kopf herumschwirrte. Als die Stimme sich zum ersten Mal gemeldet hatte, war er sp?t abends in besagtes Restaurant in der sechzehnten Stra?e gegangen. Einfach um zu sehen, ob sie noch immer dort arbeitete. Er ging davon aus, schlie?lich hatte man sie dort wie eine G?ttin behandelt. Sie hatte genug Grufti-Ausstrahlung, um jene Art von Kundschaft anzuziehen, schaffte es aber auch, die klassische Sch?nheit zu sein, die sowohl Sportlern als auch ?lteren M?nnern in der Midlifecrisis gefiel. Er hatte beobachtet, wie sie von M?nnern, die lediglich Kaffee und Pie bestellt hatten, Trinkgeld in H?he von f?nfzig Dollar erhalten hatte. Der Pie schien dabei eine offene Einladung f?r unz?hlige sexuelle Anspielungen gewesen zu sein. Wie vermutet war sie noch immer dort. Sie hatte ihn sogar bedient, ihm Bagel, Bacon und Tee mit einem L?cheln gebracht. Und mit einem Ausschnitt, der die Fantasien anregte, die er bereits zu Collegezeiten entwickelt hatte. Er hatte sogar angemerkt, sie aus seiner Zeit an der Uni zu kennen, als sie ihn und seine Freunde bedient hatte. Sie schien es zu sch?tzen, dass er sich an sie erinnerte, aber bei einer Kellnerin, die sich so kleidete und vom Trinkgeld abh?ngig war, fiel es ihm schwer, ihre Ehrlichkeit einzusch?tzen. Er dachte an ihr L?cheln, das sie ihm geschenkt hatte, als sie den Imbiss durch den Hintereingang betreten hatte. Es war nun 1.18 Uhr. Es regnete leicht, aber das schien in dieser furchtbaren Stadt immer der Fall zu sein. Er trug eine Regenjacke und sa? auf den Stufen des Seiteneingangs eines Plattenladens, der im Schatten des Schnellrestaurants lag und so kaum sichtbar war. T?te sie nach der Arbeit. Sie soll es nicht zur?ck nach Hause schaffen. Hinter dem Restaurant gab es keine Parkpl?tze. Das hatte er herausgefunden, als er gekommen war, um zu sehen, ob sie noch immer hier arbeitete. Er hatte mehrere Angestellte beim Kommen und Gehen beobachtet, nachdem er den Imbiss verlassen hatte. Sie alle waren einen Stra?enblock weiter und ?ber die Stra?e gegangen, wo sich ein kleines Parkhaus an der Ecke befand. Seinen Berechnungen zufolge blieben ihm genau vier Minuten, nachdem sie den Hinterausgang verlassen hatte. Vier Minuten, die sie brauchte, um vom Imbiss zu ihrem Wagen zu gehen. Er sah zu, wie sie finster in den Regen blickte und dann sch?tzend ihre kleine Handtasche ?ber den Kopf hielt. Joggend bewegte sie sich Richtung Gehweg. Ihr Rennen, auch wenn es ein langsames war, w?rde seine vier Minuten vermutlich in drei verwandeln. Seine Anspannung wuchs. Er stand auf und folgte ihr. Als sie vollkommen au?er Sicht war und auf dem Gehweg zum Ende des Blocks joggte, beschleunigte er seinen Schritt ebenfalls. Erst als er selbst den B?rgersteig betrat, verlangsamte er seinen Schritt wieder. Er blickte in beide Richtungen und sah au?er der Kellnerin nur drei andere Menschen. Zwei liefen Hand in Hand in die andere Richtung. Der dritte war ein zottelig wirkender Mann, dem Aussehen nach vermutlich obdachlos. Er beobachtete die Kellnerin mit gro?em Interesse, als sie die Stra?e in Richtung Parkhaus ?berquerte. Er passierte den obdachlosen Mann und hielt sich dabei in sicherer Entfernung hinter der Kellnerin. Als sie die Garage betrat – nicht durch die gro?e ?ffnung f?r Fahrzeuge, sondern durch die Seitent?r, die zum Aufzug f?hrte – beschleunigte er seinen Schritt wieder und rannte ?ber die Stra?e. Der Regen klatschte ihm ins Gesicht und schien ihn anzutreiben. Er entschied sich f?r den Haupteingang. Der Check-In-Schalter war nicht besetzt, aber er wusste, dass Autofahrer ein Ticket am Automaten bei der Schranke ziehen mussten. Er schob sich zwischen der gelben Absperrung und der Wand in die Garage. Sie bestand nur aus zwei Ebenen, er wusste also, dass sie nach oben gegangen war. Er hechtete zur Treppe. Seine nassen Schuhe quietschten auf dem Beton. Als er oben angekommen war, h?mmerte sein Herz. Leise ?ffnete er die T?r des Treppenhauses und verlie? es gerade rechtzeitig, um sie noch zu sehen. Sie hatte bereits die H?lfte der hinteren Reihe hinter sich gelassen, ging gerade auf ihren Wagen zu und griff in ihre Tasche. W?hrend er die Entfernung zwischen ihnen verringerte, zog sie ihren Schl?ssel heraus. Sie hatte ihn bemerkt, hatte ihn nur einen Moment lang angesehen und dann ihre Aufmerksamkeit zur Autot?r gerichtet. Es war ein ?lterer Wagen, sie musste ihn manuell aufschlie?en, statt lediglich auf den Knopf zu dr?cken. Als sie den Schl?ssel hineinsteckte, rannte er los. T?te sie nach der Arbeit. Sie soll es nicht zur?ck nach Hause schaffen. Es w?re sein erstes Mal. Er war sich nicht sicher, ob er es tun konnte. Vielleicht, wenn ihr Gesicht nicht so vertraut w?re, vielleicht, wenn er zu Collegezeiten nicht so oft an sie gedacht h?tte … Seine Gedanken wurden immer lauter. Es war fast, als folge ihm jemand. Als schreie ihm jemand die Worte ins Ohr. Sie sah nun, dass er auf sie zukam. Sie begann, sich schneller zu bewegen. Dann lie? sie die Schl?ssel fallen. Er h?rte das Klirren auf dem Boden und wusste, dass er sie hatte. Als er sich dem Wagen n?herte, gab sie ihren Versuch auf, ihm zu entkommen. Er bemerkte, dass sie ihn erkannt hatte. Es machte ihn fast gl?cklich, anzunehmen, dass sie sich an ihre Begegnung vor zwei Tagen erinnerte. „Was …?“ Mehr brachte sie nicht heraus. Es stellte sich heraus, dass er es tun konnte. Und tats?chlich machte es ihn sogar mehr als gl?cklich. Er nahm den Hammer aus der Innentasche seiner Regenjacke und zog ihn wie ein Sch?tze aus dem Wilden Westen. Als ihr Mund versuchte, ein weiteres Wort zu formen, krachte der Hammer bereits gegen ihre Lippen. Kurzzeitig ?bert?nte das wiederholte Schmettern des Hammers fast das Ger?usch des Regens, das durch die offenen W?nde der Garage immer lauter wurde. KAPITEL EINS Mackenzie betrachtete die digitale Nummer auf der Waage und versp?rte ein Gef?hl des Triumphs, dessen sie sich fast sch?mte. Laut der Zahl hatte sie endlich ihr Vor-Schwangerschafts-Gewicht erreicht. Sie war sogar ein Kilo drunter. Sie war noch nie auf ihr Gewicht fixiert gewesen, aber die Zahl war der Beweis, dass es m?glich war, ein bisschen Normalit?t zur?ckzuerlangen. Ja, sie hatte sich ans Muttersein gew?hnt und sie war damit ins Reine gekommen, dass ihr Leben sich f?r immer ver?ndert hatte. Aber aus irgendeinem Grund hatte sie Probleme damit gehabt, ihre Schwangerschaftskilos zu verlieren. Die letzten f?nf Kilo waren sehr hartn?ckig gewesen und es hatte l?nger gedauert als sie oder ihr Arzt es erwartet hatten. Und jetzt endlich war es geschafft. Fast acht Monate und ein heimt?ckischer Fall, der an einer Felswand geendet war, sp?ter, hatte sie endlich ihr Zielgewicht erreicht. Und sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie sich zuletzt so gesund gef?hlt hatte. Sie stieg von der Waage und versuchte, sich einzureden, dass es okay war, sich in kleinen Erfolgen zu sonnen. Ihre postpartale Depression war genauso hartn?ckig gewesen wie ihr Gewicht und hatte sich, genau wie die letzten f?nf Kilo, nur schwerm?tig verabschieden wollen. „Was machst du?“ Mackenzie drehte sich zur Badezimmert?r und sah Ellington. Er sah die Waage an, als h?tte er nie erwartet, seine Frau auf einer stehen zu sehen. „Ich nehme mir gerade einen Moment, um kleine Erfolge zu feiern.“ „Darf ich fragen?“, wollte er wissen und betrachtete skeptisch die Waage. „Ich bin dort, wo ich sein m?chte“, sagte sie. „Zumindest was mein Gewicht betrifft.“ Er trat ins Badezimmer und k?sste sie auf die Wange. „Ich muss los, wollte mich nur eben verabschieden.“ „Sehr bald werde ich auch wieder morgens mit dir das Haus verlassen“, sagte sie. „Oh, ich wei?. Und ich freue mich darauf.“ Er nahm sie in den Arm und die unausgesprochenen Worte reichten. Nach dem letzten Fall, der sie nur f?nf Monate nach ihrem gerade verheilten Kaiserschnitt weit ?ber ihre Grenzen hinausbef?rdert hatte, war sie von McGrath dazu gezwungen worden, weitere drei Monate auszusetzen. Sie war noch immer Agentin, aber arbeitete nur von zuhause, wo sie Anrufe entgegennahm und bei Recherchen unterst?tzte. Sie scharrte vor Ungeduld mit den F??en, zur?ck ins echte Leben geschickt zu werden, um echte F?lle zu l?sen. Ellington zu beobachten, der drei, relativ aktive, Monate hinter sich hatte, war wie Folter gewesen – vor allem der Tag, an dem er mit einem seiner Partner einen bewaffneten Mann au?er Gefecht gesetzt und damit eine Schie?erei in einer Shopping-Mall verhindert hatte. „Sag McGrath, dass er mein B?ro vorbereiten soll“, sagte sie. „Das werde ich. Aber Mac … du wei?t, dass es sich bei eurem Treffen n?chste Woche … nur um ein Treffen handelt. Es gibt keine Garantie.“ „Ja, das wei? ich. Weil es einfach ist, Frauen zu ?bersehen … bis sie ein Baby hatten. Dann werden sie zur Schaufenster-Deko. Einer Art Anh?ngsel, die niemand beleidigen oder versehentlich maltr?tieren m?chte.“ „Er ist einfach nur vorsichtig.“ „Das wei? ich“, sagte Mackenzie. „Aber ich habe mich dazu entschieden, angepisst zu sein.“ „Das kann ich sehen.“ Er k?sste sie erneut und ging dann zur T?r. „Ich werde Thai zum Abendessen mitbringen. Mach dir einen sch?nen Tag mit unserem kleinen Mann.“ Sie sah ihm nach und folgte ihm dann ebenfalls aus dem Badezimmer heraus. Kevin machte sein morgendliches Nickerchen im Laufstall in seinem Zimmer. Es war alles Teil der Routine. Mit seinen acht Monaten wachte er t?glich um 5.45 Uhr auf, a?, spielte und schlief gegen halb acht wieder ein. Der Schlaf- und Essensrhythmus des Kleinen war pr?zise wie ein Uhrwerk und machte Mackenzies Tagesablauf einfacher. Und obwohl sie ihren Sohn mehr liebte, als sie jemals f?r m?glich gehalten hatte, ?berhaupt etwas zu lieben, freute sie sich schon darauf, ihn bald wieder in die Kita zu bringen. Der Platz in seiner alten Gruppe wartete bereits auf ihn. Das Personal war, angesichts Mackenzies seltsamen Arbeitsumst?nden im vergangenen halben Jahr, sehr wohlwollend gewesen. Mackenzie schenkte sich ihre zweite Tasse Kaffee ein und begann ihre eigene Tagesroutine. Sie checkte ihre E-Mails, um zu sehen, ob es Rechercheauftr?ge gab, aber es war ruhig heute. Dann schaltete sie die Waschmaschine an und schrieb den Einkaufszettel f?rs Wochenende. W?hrend sie ihre Liste auf dem Handy vervollst?ndigte, h?rte sie Kevin, der sich zu bewegen begann. Sie sah auf die Uhr, es war viertel vor neun, und sie war alles andere als ?berrascht. Der Junge funktionierte wirklich wie ein Uhrwerk. Sie betrat sein Zimmer und nahm ihn hoch. Das L?cheln, das er ihr nach seinem morgendlichen Nickerchen immer schenkte, war so schaurig wie Ellingtons, wenn er aufwachte, aber sie konnte nicht anders, als zu kichern. Als sie roch, was ihn geweckt hatte, kicherte sie nicht mehr. Sie wickelte ihn, zog ihn an und setzte ihn dann in seine Babywippe (Ellington nannte sie Vibrations-Station). Erneut checkte sie ihre E-Mails. Ein Rechercheauftrag wartete auf sie, aber sie kannte bereits die Quellen. Sie beantworte die E-Mail und lieferte innerhalb von zehn Minuten die gew?nschten Informationen. Uhrwerk. Routine. Schmutzige Windeln. Ja, ihr war klar, dass sie ein ziemlich nettes Leben hatte. Aber sie konnte es kaum erwarten, wieder an ihren wirklichen Arbeitsplatz zur?ck zu kehren. Es war gegen Mittag, als ihr Telefon klingelte. Der Name auf dem Bildschirm machte zuerst keinen Sinn: Greg McAllister. Doch dann fiel ihr ein, dass es der Name einer der M?nner war, mit denen Ellington seit Mackenzies Abwesenheit zusammenarbeitete. Sie bereitete gerade Kevins Fl?schchen vor, als sie begriff, dass ihr die Ursache f?r den Anruf m?glicherweise nicht gefallen w?rde. Es gab vermutlich nur einen Grund f?r Ellingtons Partner, sie anzurufen und sie wollte nicht einmal daran denken. Das Telefon klingelte drei Mal, bevor sie sich dazu aufraffte, dranzugehen. „Agent White“, sagte sie. Wie albern, dachte sie, dass ich noch immer meinen alten Namen verwende, wenn mich jeder im B?ro, wenn manchmal auch nur im Spa?, als Mrs. Ellington bezeichnet. „White, hier ist Agent McAllister. Es ist nichts Schlimmes, aber Ellington wollte, dass ich anrufe, um Bescheid zu geben, dass er auf dem Weg ins Krankenhaus ist.“ Sie stellte langsam die Flasche ab und sah Kevin an, der im Hochstuhl sa?. Erst neulich hatte er gelernt, es sich darin bequem zu machen. „Was ist passiert? Geht es ihm gut?“ „Ja, wir denken schon. Wir haben einem Verd?chtigen im Drogenschmugglerfall einen ?berraschungsbesuch abgestattet. Es gab eine kurze Verfolgungsjagd und Ellington ist die Treppen runtergefallen. Im schlimmsten Fall hat er einen gebrochenen Arm. Er hat sich auch den Kopf angeschlagen, aber es scheint nicht zu ernst zu sein.“ „Danke“, sagte sie. „Welches Krankenhaus?“ McAllister gab ihr alle Informationen, die er hatte. W?hrend sie sie in ihrem Ged?chtnis abspeicherte, versuchte sie gleichzeitig, zu planen, was sie mit Kevin tun sollte. Ellington hatte sie geneckt, ein bisschen zu vorsichtig mit der Gesundheit ihres Sohnes zu sein. Daran wurde sie erinnert, als sie den Anruf mit McAllister beendete, denn sie hatte kein Interesse daran, ihr Kleinkind in ein Krankenhaus zu schleppen, wenn es nicht absolut notwendig war. Es ist nur ein gebrochener Arm, dachte sie. Er wird mich daf?r auslachen, solch ein Drama zu machen und gleich ins Krankenhaus zu eilen. Aber sie wollte sichergehen, dass er okay war. Die Sache mit dem angeschlagenen Kopf bereitete ihr Sorgen. Sie w?rde definitiv erwarten, dass er sie besuchte, wenn die Situation andersherum w?re. Sie sah Kevin an und runzelte die Stirn. „Willst du Dad besuchen gehen, Kleiner? Scheint so, als w?re er genauso tollpatschig wie du. Er ist die Treppen runter gesegelt. Ich m?sste dich allerdings mit ins Krankenhaus nehmen. Was meinst du?“ Er grinste und klopfte zur Antwort leicht gegen den Hochstuhl. „Mir geht es genauso“, sagte sie. Ehrlich gesagt konnte sie nicht leugnen, dass der ?berraschende Krankenhausbesuch wegen eines gebrochenen Arms f?r sie das aufregendste Ereignis der letzten drei Monate war. KAPITEL ZWEI Wegen des kleinen Schlags gegen den Kopf, der durch den Fall verursacht worden war, sa? Ellington auf einem Krankenbett, statt einfach nur wegen seines Armes in der Orthop?die behandelt zu werden. Nachdem Mackenzie sich am Empfang nach ihm erkundigt hatte, fand sie ihn auf der Krankenstation. Er sah ziemlich miserabel aus – soweit sie sehen konnte, lag das aber nicht an den Schmerzen, sondern daran, auf einem Krankenbett sitzen zu m?ssen. Seine Augen leuchteten auf, als er Mackenzie sah. Und noch mehr, als er entdeckte, dass sie einen Autositz in der Hand hielt. „Mein Gott, du hast ihn in ein Krankenhaus gebracht“, sagte Ellington. „Halt die Klappe. Wie geht’s dir? Wie ist das passiert?“ „Naja, die R?ntgenaufnahmen best?tigen, dass ich ein gebrochenes Handgelenk und eine Torusfraktur habe. Sie haben eben die Gehirnersch?tterungsuntersuchungen abgeschlossen. Es m?sste bald jemand kommen, um mir einen Gips anzulegen.“ Mackenzie stellte den Autositz aufs Krankenhausbett, damit Kevin seinen Vater sehen konnte. „Habt ihr den Typen wenigstens gekriegt?“, fragte Mackenzie. Sie versuchte, gleichm?tig zu klingen. Doch zu sehen, dass er offensichtlich Schmerzen hatte und versuchte, diese kleinzureden, st?rte sie mehr als erwartet. „Ja. Ich bin auf ihn drauf gefallen, als ich zu Boden ging. McAllister hat ihm Handschellen angelegt und dann einen Notarzt f?r mich gerufen.“ Mackenzie konnte sich nicht zur?ckhalten. Sie untersuchte seinen Kopf und fand die Stelle, die er angeschlagen hatte. Direkt ?ber seinem linken Auge. Es war nicht geschwollen, aber er hatte eine Schnittwunde und seine Haut war verf?rbt. Die Verletzung machte eher den Eindruck, von einem leichten Faustschlag als von einem Treppensturz zu stammen. „Du h?ttest nicht kommen brauchen“, sagte Ellington. „Wirklich.“ „Ich wei?. Aber ich wollte kommen. Au?erdem dachte ich, es w?re eine gute M?glichkeit, Kevin zu demonstrieren, dass er immer vorsichtig sein muss, wenn er B?sewichte jagt.“ „Lustig. Hey, wei?t du was … McGrath hat heute Morgen angerufen. Unter uns – ich glaube, er wollte nach dir sehen. Er hat gefragt, ob ich denke, dass du bereit f?r einen Fall bist. Ich vermute, dass er in ein paar Wochen was f?r dich hat.“ „Das sind tolle Neuigkeiten“, sagte sie. „Aber im Moment m?chte ich mich auf dich konzentrieren.“ „Da gibt’s nicht viel zum Konzentrieren. Ich bin die Treppen runtergefallen und habe mir den Arm gebrochen.“ Hinter Mackenzie betrat ein Arzt den Raum, in der Hand einige R?ntgenaufnahmen. „Und wie“, sagte er. „Ein h?sslicher Bruch. Wir m?ssen nicht schrauben, wie ich urspr?nglich bef?rchtet hatte, aber die Heilung wird etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen, als angenommen. Dass die Fraktur so nahe am Bruch ist – das ist doppeltes Pech.“ Mackenzie nahm Kevins Autositz, als der Arzt auf Ellington zuging. „Bereit, eingegipst zu werden?“ „Habe ich eine Wahl?“ „Nein“, sagte Mackenzie. „Nein, das hast du nicht.“ Im Autositz machte Kevin ein Pfff-Ger?usch, als w?re er ganz ihrer Meinung. Sie sah dem Arzt dabei zu, den Gips im gro?en Sp?lbecken auf der anderen Zimmerseite vorzubereiten und ging auf Ellington zu. „Spiel nicht den Helden. Wie geht es dir?“ „Es tut verdammt weh, aber ich habe f?nf Minuten vor deiner Ankunft ein Schmerzmittel gekriegt, das sollte jetzt bald wirken.“ „Und dein Kopf?“ „Leichte Kopfschmerzen. Vielleicht schlimmer, aber das ist schwer zu sagen, weil der Arm so h?mmert. Wie gesagt, ich wurde auf Zeichen einer Gehirnersch?tterung untersucht und …“ Mackenzies Handy klingelte und unterbrach ihn. Sie checkte das Display in der Annahme, dass es sich um ein Follow-Up ihrer Recherche handelte. Als sie jedoch McGraths Namen auf dem Bildschirm sah, wusste sie, dass es um etwas anderes gehen musste. „Hast du McGrath Bescheid gegeben, was passiert ist?“, fragte sie. „Nein, aber McAllister. Warum? Ist er das?“ Mackenzie nickte, als sie leicht verwirrt abnahm. „Agent White.“ „Hi White. Ich nehme an, Sie haben bereits von Ellingtons kleinem Unfall geh?rt?“ „Ja, Sir. Ich bin bei ihm. Er kriegt gleich seinen Gips.“ „Nun, das k?nnte diese Unterhaltung etwas unangenehm gestalten. Ich spreche nicht gerne mit Ihnen ?ber die Arbeit, w?hrend Sie bei ihm im Krankenhaus sind, aber ich bin etwas unter Zeitdruck.“ „Das ist okay. Was ist los?“ „Ich war gerade dabei, den Papierkram f?r Ellingtons n?chsten Fall fertig zu machen, als McAllister anrief und mir von dem Unfall erz?hlte. Das mag jetzt vielleicht unsensibel klingen, aber ich brauche einen Agenten f?r den Fall und zwar sofort.“ Mackenzie wollte keine voreiligen Schl?sse ziehen und schwieg daher. Doch als auch McGrath nichts weiter sagte, konnte sie sich nicht zur?ckhalten. „Ich kann es machen, Sir.“ „Deshalb rufe ich an. Ich hatte vor, McAllister zu schicken, aber ich will ihn nicht von dem Fall wegziehen, in dem er gerade steckt. Vor allem da er und Ellington den schon fast unter Dach und Fach haben.“ „Dann geben Sie ihn mir.“ „Sind Sie sicher, dass Sie bereit sind?“ Die Frage irritierte sie, aber sie schluckte die Verunsicherung herunter. War sie bereit? Nun, sie war nur f?nf Monate nach ihrem Kaiserschnitt einem M?rder an eine Felswand gefolgt. Die folgenden drei Monate, die sie zu Hause verbracht hatte, waren seine Entscheidung gewesen. Sie war anderer Meinung gewesen, hatte sich aber bem?ht, folgsam zu sein. „Ja, Sir. Ich h?tte n?chste Woche sowieso wieder anfangen sollen, oder?“ „Abh?ngig von dem Resultat unseres Treffens, ja. Aber, White … der Fall ist in Seattle. Sind Sie daf?r bereit?“ Sofort wollte sie ja sagen. Aber als ihr das Wort auf der Zunge lag, ?berlegte sie, wie es sein w?rde, so weit weg von Kevin zu sein. In den letzten drei Monaten waren sie noch enger zusammengewachsen und sie hatte die Art von Bonding erlebt, von denen alle B?cher sprachen. Sie w?rde alles f?r ihren Sohn tun und der Gedanke, f?r unbestimmte Zeit auf der anderen Seite des Landes zu sein, gefiel ihr nicht. Vor allem, da Kevin mit einem Elternteil zur?ckbleiben w?rde, der nur einen Arm zur Verf?gung hatte. Aber McGrath gab ihr sozusagen ihre Karriere zur?ck. Und das auf einem Silberteller. Sie musste zusagen. „Das sollte in Ordnung sein, Sir.“ „In Ordnung reicht nicht, White. H?ren Sie … ich gebe Ihnen und Ellington zehn Minuten, um dar?ber zu sprechen. Aber ich brauche einen Agenten, der sp?testens heute Abend um sieben im Flieger nach Seattle sitzt. In zweieinhalb Stunden geht ein Flug.“ „Okay. Ich rufe gleich zur?ck.“ Sie beendete den Anruf und sah, dass Ellington sie beobachtete. Der Arzt hatte damit begonnen, den nassen Gips auf seinen Arm aufzutragen und wickelte die Lagen um das geschwollene, verf?rbte Handgelenk. Ellingtons Blick verriet ihr alles, was sie wissen musste. Er hatte zumindest einen Teil der Unterhaltung mitangeh?rt und noch nicht entschieden, wie er dazu stand. „Also, wo ist es?“, fragte Ellington. „Das ist das einzige, was ich nicht verstehen konnte.“ Er grinste sie an und sie wusste, dass er das gesamte Telefonat geh?rt hatte. Sie witzelten oft, wie unglaublich laut McGrath am Telefon war. „Seattle. Ich w?rde heute Nachmittag oder Abend losm?ssen.“ Sie sah Kevin an und sch?ttelte den Kopf. „Aber ich kann dich nicht mit ihm alleine lassen … nicht mit einem gebrochenen Arm.“ „Mac, ich kann sehen, wie gerne du annehmen m?chtest. Kevin und ich kommen schon klar.“ „Liebling, du kannst seinen Windeln ja kaum mit zwei H?nden wechseln.“ Er nickte. Obwohl sie scherzte, verstand er ihr Argument. Doch er schien einen Gedanken zu haben. Eine Weile schwiegen sie beide. Lediglich das Anlegen der nassen Gipslagen st?rte die Stille. Auch der Arzt schwieg und gab sich M?he, ihre seltsame Situation zu respektieren. „Wei?t du was?“, sagte Ellington. „Meine Mutter hat schon mehrmals gefragt, wann sie mal wieder Zeit mit Kevin verbringen kann. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie sofort ja sagen w?rde. Du hast doch nicht vergessen, wie sehr sie das Gef?hl liebt, den Tag gerettet zu haben?“ Mackenzie dachte dar?ber nach. Sie und Ellington hatten beide keine einfache Beziehung zu ihren M?ttern. Doch seitdem sie ihnen einen Enkel geschenkt hatten, waren Wunder geschehen. Und ja, es war egoistisch, aber seine Mutter zu Besuch zu haben, wenn sie selbst nicht vor Ort war, w?re prima. Mackenzie gab zwar vor, sie zu m?gen, wenn sie in der N?he war, doch auch Ellington wusste, dass seine Mutter und Mackenzie aneinander aneckten. „Hat sie ?berhaupt Zeit?“ „Wir sprechen von meiner Mutter“, sagte Ellington. „Was k?nnte sie sonst vorhaben? Au?erdem hat der Kleine sie l?ngst um den Finger gewickelt. Selbst wenn sie etwas anderes vorh?tte, w?rde sie das f?r ihn nur zu gerne ausfallen lassen. Ich ruf sie an. Und du gibst McGrath Bescheid.“ Bevor sie etwas entgegensetzen konnte, zog Ellington bereits mit seinem gesunden Arm das Handy aus der Tasche. Der Arzt sah ihn streng an und unterbrach das Eingipsen. Mackenzie rief McGrath ebenfalls an. W?hrend das Telefon klingelte, sah sie Kevin an. Er war damit besch?ftigt, seinen Vater anzusehen und zu l?cheln. Obwohl ihr Herz bereits vor Aufregung klopfte, so pl?tzlich wieder zu arbeiten, bereitete es ihr auch Sorgen, wie es sein w?rde, so weit weg von ihrem Baby zu sein. Vermutlich w?rde sie sich oft in dieser Lage befinden, solange sie zwischen ihren zwei gro?en Lieben – der Arbeit und der Familie – stand. Und jetzt, wo ein frischer Fall auf der anderen Seite des Landes auf sie wartete, wusste sie, dass sie sich an dieses Gef?hl auch nie wirklich gew?hnen w?rde. KAPITEL DREI Der Abschied fiel Mackenzie schwerer, als erwartet. Es half nicht, dass ihr Mann einen frischen Gips hatte und ihre Schwiegermutter noch nicht angekommen war, als sie das Haus bereits verlassen musste. Kevin hielt zum Gl?ck gerade seinen Mittagsschlaf. Sie wusste, dass er noch mindestens eine weitere Stunde schlafen und Ellingtons Mutter bis dahin hoffentlich eintreffen w?rde. Trotzdem hatte sie das Gef?hl, ihre Familie im Stich zu lassen. So ?hnlich hatte sie sich beim letzten Fall gef?hlt, doch dieses Mal traf es sie h?rter. Dieses Mal war sie selbstbewusster in ihrer Rolle als Mutter und kannte die Kraft, die sie und Ellington gemeinsam hatten. „Es wird alles gut gehen“, versicherte Ellington ihr, als er sie zur T?r brachte. „Meine Mutter ist absolut ?berw?ltigend, sie wird sich zu gut um Kevin k?mmern. Und um mich. Gott, sie wird es genie?en. Und vielleicht nie wieder gehen.“ „Das hilft nicht gerade.“ Ellington k?sste sie auf den Mund. Es war ein Kuss, der noch l?nger auf ihren Lippen verweilte. Sie hatte sich in den letzten Monaten zu sehr daran gew?hnt. Manche w?rden sogar sagen, sie sei verw?hnt. „Geh“, sagte er, w?hrend er ihr mit tiefgr?ndiger Leidenschaft in die Augen sah. „Verlier dich f?r eine Weile in der Arbeit. Ich denke, das wird dir guttun. Wir werden hier sein, wenn du zur?ckkommst.“ Er gab ihr einen Klaps auf den Po, um die Ernsthaftigkeit seiner Stimme zu verdr?ngen. Sie liebten einander mit aller Kraft und das wussten sie. Aber keiner von beiden, und vor allem nicht Ellington, war je besonders gut darin gewesen, das auszudr?cken. Sie k?ssten einander noch ein letztes Mal und dann war Mackenzie im Flur und die T?r hinter ihr schloss sich. Sie hatte einen Rollkoffer bei sich, der klein genug war, um als Handgep?ck durchzugehen. Sonst nichts. Langsam ging sie zum Fahrstuhl. Sie war mehr als bereit, zur Arbeit zur?ck zu kehren, aber vermisste ihre Familie jetzt schon. *** Im Flugzeug versuchte sie, einen Film anzusehen, aber schlief, zu ihrer ?berraschung, bereits nach f?nfzehn Minuten ein. Als sie aufwachte, k?ndigte der Pilot gerade an, dass sie bereits im Landeanflug auf Seattle waren und sie hatte das Gef?hl, man h?tte ihr Zeit gestohlen. Auf der anderen Seite war sie sich nicht sicher, wann sie zum letzten Mal ein Nickerchen gemacht hatte. Obwohl sie sich in einem Flugzeug befand, war es angenehm gewesen. Sie fragte sich, ob die Schuldgef?hle, die das Nickerchen ausgel?st hatte, von ihren Gehirnbereichen Ehefrau, Mutter oder beiden zusammen getriggert worden waren. Als das Flugzeug landete, war es 20.31 Uhr Ortszeit und der Himmel bew?lkt. Ihr Flug war bereits in Washington DC um eine Stunde versp?tet gewesen und ihre Ankunft in Seattle fand nun zu einer Uhrzeit statt, die sie dazu brachte, den Ermittlungsstart auf den n?chsten Tag zu verschieben. Sie sprach mit dem stellvertretenden Direktor des Regionalb?ros, der sie tats?chlich anwies, sich direkt am n?chsten Morgen mit einem Agenten am Tatort zu treffen. Ihr wurde der Name des Agenten – Ryan Webber – mitgeteilt und dann gefragt, ob sie alle aktuellen Informationen erhalten hatte. Sie best?tigte, die Unterlagen von Direktor McGrath in Washington in Empfang genommen zu haben. Als sie ihren Koffer auf die R?ckbank des Mietwagens legte, waren s?mtliche Formalit?ten abgehakt. Es war ein seltsames Gef?hl, das sie nicht wirklich beschreiben konnte. Als sie den Wagen startete, ?berrollte sie eine Welle der Freiheit, die sie seit Kevins Geburt nicht mehr versp?rt hatte. Sie realisierte, dass sie es wirklich schaffen und Familie und Karriere erfolgreich balancieren konnte. Sie war voller Aufregung (und vielleicht etwas Nervosit?t, aber nur von positiver Natur), den Fall anzupacken und st?rte sich sogar daran, bis zum Morgen warten zu m?ssen. Aber sie w?nschte sich auch, Ellington bei sich zu haben. Sie nahm an, dass Tom Brady sich so f?hlen musste, wenn er nicht von Bill Belichick trainiert wurde … Guter Gott, Ellington f?rbt bereits auf mich ab, dachte sie und wischte den Vergleich weg. Aber sie konnte nicht anders, als zu l?cheln. Der Gedanke trieb sie an, schnell ins Motel zu kommen, um Ellington und Kevin ?ber FaceTime anrufen zu k?nnen. Doch vor allem musste sie auch damit beginnen, wie eine Agentin zu denken. Es f?hlte sich ungeheuer komisch an, sich daran erinnern zu m?ssen. Auf dem Weg zum Parkplatz des Mietwagenverleihs hatte sie bereits die Unterlagen von McGrath durchgesehen und sich mit dem B?ro in Seattle in Verbindung gesetzt. Sie wusste auch, dass sie weitere Unterlagen zur Durchsicht bekommen hatte. McGrath und sein Assistent hatten ihr versprochen, ihr bis 18 Uhr Ostk?stenzeit alles Wissenswerte per E-Mail zu schicken. Sie freute sich auf die Unterlagen, um sich einen ?berblick zu verschaffen, bevor sie sich am n?chsten Tag mit dem zust?ndigen Agenten treffen w?rde. So besorgte sie sich die Einzelheiten eines Falles am liebsten: Unzensiert und unkommentiert. Sie checkte knappe zehn Kilometer vom Flughafen in ein Motel ein und verlor keine Zeit. Noch bevor sie den Koffer auch nur ge?ffnet hatte, sa? sie auf dem Bett, um Ellington anzurufen. Fast sofort antwortete er und sein Gesicht erf?llte den Bildschirm. Auch Kevin, der auf Ellingtons Schoss sa?, was teilweise sichtbar. Kevin schien jedoch mehr daran interessiert zu sein, das Kinn seines Vaters zu erforschen. „Hey Jungs“, sagte Mackenzie. „Ich habe es geschafft, ich bin in Seattle.“ „Gut“, sagte Ellington. „Ich werde den Kleinen bald ins Bett bringen. Er durfte heute etwas l?nger aufbleiben, damit er dich sehen kann, aber wie du siehst, hat er eine wichtige Angelegenheit mit meinem Kinn zu kl?ren.“ „Kevin … hey Liebling.“ Langsam drehte sich ihr Sohn um und entdeckte ihr Gesicht auf dem Bildschirm. Sein kleiner Mund verwandelte sich in ein L?cheln und er klatschte gegen das Handy. „Na endlich“, sagte Ellington. „Sag Gute Nacht zu Mommy.“ Die restlichen f?nf Minuten der Unterhaltung waren, so Mackenzies Vermutung, die albernsten und lustigsten ihres Lebens. Doch am Ende des Anrufs f?hlte sie sich gut, kraftvoll und bereit, den Fall in Angriff zu nehmen. Mit dem Gedanken schaltete sie den Laptop ein und richtete sich einen kleinen Arbeitsplatz her. Sie bestellte chinesisches Essen, holte sich eine Soda aus dem Getr?nkeautomaten im Flur und verbrachte die n?chsten Stunden damit, die Fallunterlagen zu studieren. Es gab nicht so viel wie erwartet, aber was sie las, war gerade dunkel genug, um den Regen drau?en eine unheilvolle Aura zu geben. Es gab zwei Opfer, die beide auf fast identische Weise umgebracht worden waren. Der gr??te Unterschied war, dass der j?ngste Mord hier in Seattle stattgefunden hatte – der andere in Portland, Oregon. Die beiden St?dte lagen weniger als drei Stunden voneinander entfernt, es war also nicht unm?glich, vor allem da vier Tage zwischen den beiden F?llen gelegen hatten. Der j?ngste Tatort befand sich in einem Parkhaus knapp zehn Kilometer von ihrem jetzigen Standort entfernt. Beim Opfer handelte es sich um die dreiundzwanzigj?hrige Sophie Torres, die Teilzeit als Kellnerin und als Model gearbeitet hatte. Erster Tatort war ein kleiner, ?ffentlicher Park in Portland gewesen. Das Opfer, Amy Hill, war in einem kleinen Brunnen gefunden worden. Sie war, wie Sophie Torres, mit einem harten Objekt im Gesicht getroffen worden. Es war zuerst unklar gewesen, ob die Schl?ge die Todesursache gewesen waren oder ob sie ertrunken war, da die Autopsie auch Anzeichen daf?r lieferte. Mackenzie machte sich einige Notizen, um ?hnlichkeiten und Unterschieden der F?lle festzuhalten. Es waren die ?hnlichkeiten, die am hervorstechendsten waren. Bei beiden Opfern handelte es sich um junge Frauen, die in den Augen der meisten M?nner als gutaussehend betrachtet werden konnten. Sie waren beide ins Gesicht geschlagen worden, die Wunden und Bluterg?sse ?hnelten einander. Laut Fallakten nahmen die Forensiker an, dass in beiden F?llen ein Hammer verwendet worden war. Aufgrund der seltsamen Waffenwahl, dem Alter und dem Geschlecht der Opfer, wurden beide Morde als Arbeit derselben Person betrachtet. H?tten sich die Morde in derselben Stadt zugetragen, w?rde auch Mackenzie keine Zweifel hegen. Aber die dreist?ndige Entfernung und die Tatsache, dass Sophie Torres direkt vor ihrem Wagen umgebracht worden war, riefen bei Mackenzie Fragen auf. Als sie die verf?gbaren Unterlagen gelesen und ihr H?hnchen S??-Sauer samt Pepsi verschlungen hatte, wandte sie sich wieder ihren eigenen Notizen zu. Es gab nicht genug, um ein bedeutsames Profil zu erstellen, sie w?rde also am n?chsten Tag tiefer graben m?ssen. Die E-Mail von McGrath verriet ihr, dass sie mit einem Agenten des B?ros in Seattle zusammenarbeiten w?rde und ihn um acht Uhr am j?ngsten Tatort treffen sollte. Obwohl ihr das nicht gefiel, hatte sie Verst?ndnis daf?r. Sie hoffe nur, mit jemandem zusammen zu arbeiten, der ihr gegen?ber nicht stur oder aufs?ssig war, weil sie aus DC kam. All diese Gedanken gingen ihr durch den Kopf, als sie sich entschied, Feierabend zu machen. Sie duschte und lag noch vor 23 Uhr im Bett. Doch ihr voller Kopf erlaubte es ihr nicht, vor Mitternacht einzuschlafen. Immer wieder glaubte sie, von Kevins Weinen geweckt zu werden, da dieser noch immer mindestens ein Mal pro Nacht gewickelt werden musste. Doch das Hotelzimmer blieb ruhig und das einzige Ger?usch stammte von dem prasselnden Regen drau?en. Endlich nickte sie ein und die leere Betth?lfte neben ihr irritierte sie nur ein bisschen. Ja, sie vermisste Ellington, aber sie glaubte, dass es gut war, sich hin und wieder etwas Raum zu g?nnen. Als sie endlich einschlief, war es ein fester Schlaf und zum ersten Mal seit etwa acht Monaten schlief sie durch. KAPITEL VIER Mackenzie war erst einmal in Seattle gewesen und zwar f?r eine zweit?gige Konferenz. Damals war es sonnig gewesen und der Himmel blau. Sie hatte geglaubt, dass das alte Klischee des immer verregneten Seattles unverh?ltnism??ig sei. Doch als sie an diesem Morgen aufwachte und kurz nach sieben Uhr das Motel verlie?, war der Himmel wolkenverhangen und es regnete so leicht, dass es kaum als Nieselregen bezeichnet werden konnte. Doch die Luft f?hlte sich nass an und eine d?nne Schicht Nebel schien alles zu umgeben. Es war kein Problem, zu verstehen, warum eine Musikrichtung mit dem Namen Grunge aus einer Stadt wie dieser stammte. Im Starbucks gegen?ber holte sie sich einen Kaffee und fuhr dann zum Parkhaus, wo Sophie Torres ermordet worden war. Es befand sich in einem Teil der Stadt, der nicht vom Berufsverkehr verstopft war und, so vermutete sie, zwischen dem Gebiet um Downtown und der gesch?ftigeren Seite der Stadt beherbergt zu sein schien. Als sie dort ankam, fuhr sie mit ihrem Wagen in die hintere Reihe der zweiten Parkebene – genau wie in den Fallunterlagen beschrieben. Sie erkannte einen schwarzen Crown Vic, der horizontal vor dem Parkplatz stand, um diesen abzusperren. Ein Mann stand an die Motorhaube gelehnt. Hin und wieder nippte er an seinem Kaffee, w?hrend er in die Leere starrte. Mackenzie fand den n?chstbesten Parkplatz und stieg aus. Der Mann drehte sich zu ihr, l?chelte und dr?ckte sich dann vom Wagen weg. „Agent White?“, fragte er. „Das bin ich“, sagte Mackenzie. „Wie sch?n, dich kennen zu lernen. Ryan Webber, zu Diensten.“ Als sie sich mit Handschlag begr??ten, bemerkte Mackenzie, dass sein L?cheln sie etwas abschreckte. Sein Blick hielt ihr Gesicht fest und sein breites Grinsen erinnerte sie an Heath Ledgers Joker-Portrait. Webber schien Ende zwanzig zu sein, genau wie sie. Er wirkte geschniegelt, sein dunkles Haar passte zum Schnitt des Anzugs im FBI-Stil. Er war zurechtgemacht und spielte seine Agenten-Rolle gut. Ja, er schien das perfekte Abbild der m?nnlichen Agenten zu sein, die man ?blicherweise im Fernsehen zu sehen bekam. „Sorry“, sagte Webber. „Ich sollte das vermutlich gleich loswerden: Ich bewundere dich unheimlich und verfolgte deine Karriere schon bevor du zum FBI gewechselt bist. Der Vogelscheuchen-Killer … alles. Ich hatte an der Akademie eine Gruppe von Freunden und … naja, du warst wie eine Art Rockstar f?r uns. Und als du zum FBI beordert wurdest, hatten wir auch das Gef?hl, es schaffen zu k?nnen. Wei?t du, was ich meine?“ Mackenzie sp?rte, wie sie rot wurde, aber sie k?mpfte dagegen an. Manchmal verga? sie, wie bekannt sie mit manchen ihren F?llen geworden war. Ganz zu schweigen von ihrem eher unorthodoxen Einstieg beim FBI, der definitiv bewundernswert war. „Nun, das wei? ich zu sch?tzen. Und ja, ich hatte gro?es Gl?ck. Aber das ist alles Schnee von gestern. Heute bin ich wie jeder andere Agent. Dieselbe Arbeitsmenge, dieselben Regeln, dasselbe Leben. Verheiratet, ein Kind.“ „Wow. Du hast Kinder?“ Er schien es kaum glauben zu k?nnen. Mackenzie war sich nicht sicher, warum er wie ein Kind aussah, der gerade die Wahrheit ?ber den Weihnachtsmann herausgefunden hatte. „Bisher nur das eine.“ Die Unterhaltung schien eine seltsame Richtung anzunehmen, also sah sie an ihm vorbei zum Parkplatz. „Ist das der Tatort?“ „Genau“, sagte er. „Hast du Zugang zu allen Fallakten bekommen?“ „Das habe ich“, antwortete sie. Webber ?ffnete die Fahrert?r seines Wagens und zog ein iPad aus der Mittelkonsole. Er ?ffnete die digitalen Kopien der Unterlagen – dieselben, die Mackenzie am Abend zuvor gelesen hatte – und ging auf den Parkplatz zu. „Gibt es Neuigkeiten? Oder vergrabene Infos, die die offiziellen Akten nicht beinhalteten?“, fragte Mackenzie. „Nun, ich wei?, dass die Akten indizieren, dass sie vermutlich nicht ausgeraubt wurde. Wir haben jetzt die Info, dass das definitiv nicht der Fall war. Wir haben ihre Bankkonten und Kreditkarten durchleuchtet, um sicherzugehen, dass in ihrer Handtasche nichts fehlte. Es hat au?erdem keine Geldabhebungen oder anderweitig verd?chtigen Aktivit?ten bez?glich ihrer Sozialversicherungsnummer oder anderen Kontoinformationen gegeben. Wenn sie also ausgeraubt worden war, h?lt der Killer an seinem Diebstahl fest.“ „Genau wie in Portland?“ „Scheint so“, sagte Webber. „Es gab keine Anzeichen daf?r, dass Amy Hill etwas abhandengekommen ist und auch ihre Kontodaten sind unverd?chtig.“ „Hattest du bereits die M?glichkeit, dir die Leiche anzusehen?“ „Nein, noch nicht. Wir haben erst gestern sp?tnachmittags das Okay vom Gerichtsmediziner gekriegt. Aber ich denke, dass uns die Fotos vom Tatort alles sagen, was wir wissen m?ssen.“ „Ja. Und ich denke, dass die Vermutung stimmt, dass ein Hammer als Tatwaffe verwendet wurde.“ „Ah, aber es gibt nun Beweise, dass das erste Opfer mit einem Eichenast angegriffen wurde.“ „Das klingt … wahllos.“ „Das dachte ich auch. Aber die Beweise sind da. Risse in der Haut, die beim zweiten Opfer nicht zu erkennen sind und Holzspuren in den Wunden, die sich als Eiche herausstellten. Oh, hey – gestern Abend haben wir eine ?berwachungskamera gefunden, eineinhalb H?userbl?cke weiter, die eine vermummte Person bei der Verfolgung unseres Opfers zeigt. Ich habe einen Blick auf die Aufnahmen geworfen und sie geben leider nicht viel her. Eine Person in einer Regenjacke mit M?tze bekleidet, die Ms. Torres von ihrem Arbeitsplatz, dem Imbiss, bis hierher zum Parkhaus gefolgt ist. Was mich angeht, gibt es keinen Zweifel, dass es sich bei der vermummten Person um den M?rder handelt, aber das Video gibt nicht mehr her als die verdammte Regenjacke.“ Mackenzie war leicht irritiert, dass all diese Informationen in den Unterlagen, die sie erhalten hatte, fehlten. Aber ihr war bewusst, dass das B?ro nichts f?r spontan entdeckte Fakten konnte. „Wer hat die Aufnahmen gemacht?“ „Sie stammen aus einem Pfandleihhaus. Der Besitzer scheint ziemlich cool zu sein. Er meinte, ich kann erneut vorbeikommen, wenn n?tig, aber das B?ro hat auch bereits eine Kopie der ?berwachungsaufnahmen vorliegen.“ Mackenzie ging um Webbers Crown Vic herum und betrachtete den Parkplatz. „Wei? man, wie lange ihr Wagen hier war, bis er bewegt wurde?“, fragte sie. „Die Stadt hat ihn gestern abgeschleppt. Die Forensiker haben ihn davor jedoch gr?ndlich durchsucht. Der einzige, erw?hnenswerte Fund war Torres‘ Blut am T?rrahmen.“ Mackenzie be?ugte den leeren Platz. Au?er einigen alten ?lflecken und Zigarettenstummeln konnte sie nichts sehen. Kein Blut, keine Haare oder Fasern. „Wir haben im B?ro Zugang zur Video?berwachung, nicht wahr?“ „Ja, und die upgedateten Fallakten. Wie du bestimmt wei?t, kommen viele Infos erst nach Feierabend rein. Ich wei? nicht, wie aktuell die Infos waren, die du erhalten hast.“ Das breite Grinsen war zur?ck. Und obwohl er sie keinesfalls begaffte, betrachtete er sie doch mit undurchdringlichem Blick. Er ertappte sich dabei und schien eine Art Fluchtreflex abzusch?tteln. Er sch?ttelte den Kopf, als wolle er sich einen klaren Kopf verschaffen. „Tut mir leid. Ich … ?hm, ich versuche immer noch, die Tatsache zu akzeptieren, dass du hier bist. Und ich mit dir arbeiten darf.“ „Es ist keine gro?e Sache“, sagte Mackenzie. „Glaub mir.“ „Bescheiden. Ich verstehe. Aber ob es dir gef?llt oder nicht – du bist eine Art Legende f?r all diejenigen, die in den letzten drei Jahren auf der Akademie waren.“ Seine Worte schmeichelten ihr. Egal, wie bescheiden jemand auch sein mochte, war es immer sch?n, positive Dinge ?ber sich selbst zu h?ren. Es war auf jeden Fall ermutigend. Aber sie f?hlte sich definitiv nicht wie eine Legende. Wenn Webber ihre Selbstzweifel oder ?ngste, die immerzu in ihrem Herzen weilten, kennen w?rde, h?tte er ein anderes Bild von ihr. Das war ihr Hauptgrund, ihn davon abzuhalten, ihr Loblied zu singen und stattdessen die Klappe zu halten. „Ich w?rde gerne sehen, wo die Person auf dem ?berwachsungsvideo gelaufen ist“, sagte sie. „Sicher. Sollen wir fahren oder gehen? Es sind nur zwei Blocks.“ „Dann laufen wir.“ Webber schien kein Problem damit zu haben und entschied, mit seinem Wagen weiterhin den Tatort abzuschirmen. Die Agenten verlie?en das Parkhaus und traten hinaus ins Tageslicht. Webber brachte sie zum Pfandleihhaus, wo die ?berwachungskamera positioniert war, die die Person in Regenjacke aufgenommen hatte. Der Laden war zu so fr?her Stunde noch geschlossen, aber Mackenzie schien das nicht zu st?ren. Um ehrlich zu sein, w?rde sie das Video viel lieber an einem Laptop anschauen, den sie kontrollierte, statt im Pfandleihhaus, wo der Besitzer sich mit seinen Ger?ten besser auskannte als sie. „Der Blickwinkel des Videos zeigt ziemlich gerade die Stra?e runter“, sagte Webber. „Das Parkhaus ist au?er Sichtweite, wir sehen also nicht, wie er es betritt.“ Sie gingen langsam die Stra?e entlang. Mackenzie sah sich auf dem Gehweg um und betrachtete die Schaufenster, unsicher, wonach sie suchte. Sie entdeckte eine Seitengasse, doch die war abgesperrt. Sie drehte sich um und suchte nach anderen Orten, wo die Person sich h?tte verstecken k?nnen. Als k?nne er ihre Gedanken lesen, zeigte Webber auf eine Stelle drei H?user weiter. „Dort dr?ben gibt es eine Seitengasse. Die habe ich mir gestern angesehen. Ich habe nichts gefunden, aber unser T?ter hat m?glicherweise dort auf Ms. Torres gewartet.“ Gemeinsam gingen sie zum ‚Sixteenth Street Diner‘. Vom vorderen Eingang aus war das Parkhaus gut sichtbar; es lag lediglich einen H?userblock entfernt. Mackenzie betrachtete die T?r des Imbisses. Der schwere Geruch von Speck und Kaffee wehte in ihre Richtung. „Hattest du die Gelegenheit, dich mit ihren Arbeitskollegen zu unterhalten?“, fragte Mackenzie. Sie versp?rte den Drang, den Diner zu betreten, um selbst nach Informationen zu suchen, aber sie hatte noch nie bef?rwortet, eine Arbeit zwei Mal zu erledigen. Wenn Webber zufriedenstellende Arbeit geleistet hatte, gab es keinen Grund f?r sie, die Befragung zu wiederholen. „Ja. Vier Angestellte inklusive ihres Vorgesetzten. Steht alles in den Notizen. Ehrlich gesagt kam dabei aber nur wenig raus. In einigen F?llen mussten ein paar Typen wegen unangemessenen Grapschens aus dem Imbiss geleitet werden. Niemand redet schlecht von Ms. Torres, aber es war klar, dass einige ihrer Kolleginnen neidisch auf sie waren. Eine hat sogar behauptet, sich immer Sorgen um einen solchen Vorfall gemacht zu haben. Anscheinend hat Ms. Torres ihr ausladendes Dekollet? und ihre kurzen Lederr?cke eingesetzt, um gutes Trinkgeld zu kassieren. In Establishments wie diesem ist diese Art von Dresscode zu sp?ten Stunden okay.“ Sie setzten ihre Unterhaltung fort, bis sie wieder am Parkhaus angelangt waren. Mackenzie hatte nichts Nennenswertes gesehen, aber gleichzeitig das Gef?hl, sowohl Opfer als auch Killer nun besser zu kennen, indem sie denselben Weg gegangen war und damit zumindest Ms. Torres‘ letzten Schritte verfolgen hatte k?nnen. Auf dem Weg zu ihren Autos meinte Webber: „M?chtest du dir noch mehr ansehen oder sollen wir uns an die Unterlagen machen?“ „Ich denke, wir k?nnen direkt zum B?ro fahren“, sagte Mackenzie. „Insofern ich nichts Offensichtliches ?bersehen habe, glaube ich nicht, dass es hier etwas gibt, was von den Forensikern nicht bereits katalogisiert wurde.“ „Da stimme ich zu. Du kannst mir hinterherfahren.“ Mackenzie ging zur?ck zu ihrem Wagen und verdrehte die Augen ?ber Webbers jungenhafte Aufregung, die er beim Einsteigen in sein Auto demonstriert hatte. Es war schon eine Weile her, seitdem jemand sie an ihre Vergangenheit und die Geschichte erinnert hatte, wie sie so z?gig die Karriereleiter vom Kleinstadtcop zum legend?ren FBI-Agenten erklommen hatte. Es war sch?n, einen Blick auf die Vergangenheit zu werfen; eine Erinnerung daran, wo sie herkam und was sie bereits erreicht hatte. Aber all das lag nun in der Vergangenheit. Als sie an die Frau dachte, die sie einmal gewesen war, f?hlte es sich an, als versuche sie sich an die Handlungen und Eigenschaften einer Fremden zu erinnern. Vielleicht ist das die Erinnerung, die ich brauche, um wirklich wieder in den Sattel zu steigen, dachte Mackenzie. Aber selbst als sie Webber aus dem Parkhaus in die Stadt folgte, war die Vorstellung, sich an den Vogelscheuchen-M?rder und ihr chaotisches Privatleben zu erinnern, vielmehr wie ein Schritt in ein Geisterhaus. Ein Haus, dessen T?ren jemand von au?en verschlossen hatte. KAPITEL F?NF Webber zeigte ihr ihr tempor?res B?ro – eine R?umlichkeit so gro? wie ein ger?umiger Kleiderschrank. Er installierte ihren Laptop und versorgte sie mit den Ausdrucken all der Unterlagen der beiden Mordf?lle. Er bot sogar an, ihr Kaffee und einen Donut zu bringen – begierig, alles zu tun, um ihr das Gef?hl zu geben, willkommen zu sein. Sie w?nschte sich, er w?rde damit aufh?ren, da er sich bereit jetzt mehr wie ein Assistent als ein Agent benahm. Wenn er nicht bald damit aufh?rte, w?rde sie mit ihm reden m?ssen. Zum Gl?ck gab es keine neuen Erkenntnisse, die sie durchforsten mussten. Die Informationen, die ihr nach dem Durchlesen der Akten am vergangenen Abend noch gefehlt hatten, waren von Webber bereits im Parkhaus gekl?rt worden. Zuerst sah sie sich nun den Bericht des Gerichtmediziners im Fall des ersten Opfers, Amy Hill aus Portland, an. Sie las den Bericht und sah schnell, wie man zu der Schlussfolgerung gekommen war, dass sie mindestens vier Mal mit einem Eichenast geschlagen worden war – direkt gegen die Augenbraue und einmal auf den Hinterkopf. Beim Betrachten der Wunde und der Lekt?re der Akte fragte sie sich, wie jemand ?berhaupt davon hatte ausgehen k?nnen, dass die Verletzungen durch einen Hammer herbeigef?hrt worden waren. Dann bat sie um Zugang zu den Aufnahmen der Videokamera des Pfandleihhauses. Sie sah sich die Aufnahmen mehre Male an und verbrachte etwa eine halbe Stunde damit, denselben Achtzehn-Sekunden-Film wieder und wieder anzusehen. Da nur eine einzige Kamera f?r die Aufnahme zust?ndig gewesen war, konnte sie das Video aus nur einer Perspektive betrachten. Trotzdem reichte es aus, zu erkennen, dass die Person, die hinter Sophie Torres aufgetaucht war, ihr Bestes gegeben hatte, ihr ungesehen zu folgen. Die gesamte Szene war an den R?ndern verschwommen, vermutlich ein Ergebnis des Regens, der in jener Nacht gefallen war. Sie konnte kein St?ckchen Haut erkennen. Selbst die H?nde der Person steckten in den Taschen der Regenjacke. Er ging mit entschlossenem Schritt, gesenktem Kopf und hochgezogenen Schultern. Nicht einmal sah er nach hinten, um zu sehen, ob jemand ihm folgte. Nachdem Mackenzie das Video elf Mal angesehen hatte, schloss sie die Datei und sah weg. Die Aufnahme brachte keine neuen Erkenntnisse. „Haben wir den Wetterbericht von Portland in der Nacht von Amy Hills Tod?“, fragte Mackenzie. „Ich glaube nicht“, sagte Webber. „Aber ich kann problemlos einen besorgen. Denkst du, dass das Wetter etwas mit dem Vorgehen des T?ters zu tun haben k?nnte?“ „Keine Ahnung. Aber im Moment suche ich einfach nach allen ?hnlichkeiten, die ich finden kann.“ „Verstehe“, sagte Webber und zog sein Handy heraus wie ein lustloser Revolverheld. Er klickte und scrollte, w?hrend Mackenzie die Tatortbilder vom Fall Amy Hill heraussuchte. Da ihre Leiche an einem ?ffentlichen Brunnen gefunden worden war, war es unm?glich, anhand der Bilder zu erkennen, ob es zum Zeitpunkt ihres Todes geregnet hatte. „Soweit ich hier erkennen kann“, sagte Webber und zeigte ihr Portlands Wetterbericht der letzten sieben Tage, „war der Himmel zur Tatnacht klar. Kein Regen.“ „Der Bericht indiziert, dass sie zwischen Mitternacht und zwei Uhr morgens umgebracht wurde“, meinte sie, als sie die Informationen der Akte zum vierten Mal durchlas. „Das ist in etwa dasselbe Zeitfenster, in dem auch Sophie Torres ermordet wurde. Und wenn ich nichts ?bersehen habe, ist das die einzige ?hnlichkeit.“ „Nun, das und die Tatsache, dass beide am Kopf getroffen wurden“, erwiderte Webber. „Sicher, wir wissen, dass es sich in beiden F?llen um unterschiedliche Waffen handelte, aber dennoch war es ein Schlag gegen den Kopf. Das ist nicht viel, aber …“ Sie bemerkte, dass er z?gerlich sprach, als f?rchte er, sie k?nnte ihn korrigieren oder anderer Meinung sein. Sie fragte sich, ob er mit jedem Agenten-Partner so agierte oder ob es wirklich sie war, die diese Wirkung auf ihn hatte. Wenn letzteres zutraf, h?tte sie Mitleid mit ihm. Sie verdiente es nicht, so ehrf?rchtig behandelt zu werden. Vermutlich waren ihr erstes Jahr und vor allem der pl?tzliche ?bergang vom Kleinstadtcop zum FBI-Agenten einige Zeitungs?berschriften wert gewesen. Aber jetzt f?hlte sie sich wie jeder andere Agent. Sie war verheiratet, hatte ein Kind und war h?uslich geworden. Und w?hrend sie ihre Familie und ihren Job sehr liebte, hatte sie nicht das Gef?hl, etwas Besonderes zu sein. „Wir m?ssen herausfinden, ob es eine Verbindung zwischen den Opfern gibt“, sagte Mackenzie. „Wissen wir, ob jemand mit der Familie Hill gesprochen hat?“ „Niemand von hier. Wir haben nur einen Bericht der Polizei in Portland. Das Ergebnis war unauff?llig: Kein ?rger mit der Familie, keine Sorgen mit dem Freund, keine Alarmglocken.“ „Und was ist mit Sophie Torres?“ „Auch in dem Fall hat nur die ?rtliche Polizei mit der Familie gesprochen. Mir wurde angewiesen, nicht vor deiner Ankunft in der Hinsicht zu handeln.“ „Nun, ich bin hier“, sagte Mackenzie und stand auf. „Das bist du“, stimmte Webber zu. Seine Stimme wies darauf hin, dass er m?glicherweise versuchte, mit ihr zu flirten. Sie f?hlte sich etwas unwohl, aber nicht unwohl genug, um etwas zu sagen und die Situation f?r alle unangenehm zu machen. „Du kennst die Stadt besser als ich“, sagte sie. „Macht es dir etwas aus, zu fahren?“ „?berhaupt nicht.“ „Webber, darf ich dich etwas fragen? Hast du je dauerhaft mit einem Partner zusammengearbeitet?“ „Mit meinem letzten Partner waren es eineinhalb Jahre. Dann wurde er nach Denver versetzt. Davor habe ich immer nur kurzzeitig mit anderen Agenten gearbeitet. Aber ich wei?, warum du fragst. Mir wurde gesagt, dass ich etwas sonderbar r?berkomme. Und ja – das Wort, genau das Wort, wurde verwendet. Aber es ist keine Bezeichnung, die ich jemals verwenden w?rde.“ „Ich w?rde nicht sonderbar sagen“, meinte sie. „Du scheinst … nun, du scheinst den Job ein bisschen zu sehr zu genie?en. Aber nicht auf besessene oder gr?blerische Art und Weise. Eher wie ein Kind, das mit seinem Dad zur Arbeit gegangen ist … und der Dad arbeitet mit Sprengstoffen oder ist ein Football-Spieler oder so.“ Sein Lachen machte ihn in ihren Augen sympathischer. Es war ehrlich und vermutlich ihr erstes Mal, ein wahrhaftiges, ungestelltes Wiehern zu h?ren. „Ich bin mir sicher, dass darin indirekt eine Beleidigung steckt, aber das st?rt mich nicht“, sagte er. „Denn wei?t du was – genauso f?hle ich mich manchmal. Ich mag das Geheimnisvolle. Die Puzzles, das R?tsell?sen und alles. Und, wie gesagt, die Tatsache, mit dir zusammen arbeiten zu d?rfen …“ „Bedeutet absolut nichts“, unterbrach Mackenzie ihn. „H?r zu, Webber. Ich bin froh, mit dir zu arbeiten und denke, dass wir den Fall schnell l?sen k?nnen. Und so gerne eine Frau auch h?rt, wie wundervoll sie ist, bitte ich dich doch, genau das sein zu lassen. Soweit ich wei?, bin ich nicht besser als du. Also sollten wir auf einer Ebene agieren, okay? Ich bin nicht deine Vorgesetzte und will deine Ideen und Gedanken h?ren. Unsere Vorgesetzten d?rfen uns dann loben, wenn wir den Fall abgeschlossen haben. In Ordnung?“ Webber wirkte zuerst verwirrt, doch dann nickte er langsam. „Ja, das ist in Ordnung. Es tut mir leid. Mir war nicht bewusst, dass ich mich noch immer wie ein Fanboy verhalten habe.“ „Kein Problem. Einem Teil von mir gef?llt das ja sogar. Aber das ist nicht der Teil, der gut darin ist, Verbrechen aufzukl?ren.“ Webber hatte dem scheinbar nichts entgegenzusetzen. Er winkte ihr lediglich zu, ihm zu folgen und zusammen verlie?en sie das Geb?ude. Es war ein bew?lkter Morgen und der Himmel drohte mit Regen. KAPITEL SECHS Er bereute es, keine Fotos gemacht zu haben. Der Anblick ihres Falles war ihm noch immer in frischer Erinnerung, genau wie die Delle in ihrem Kopf. Aber er wusste, dass Erinnerungen fehlerhaft sein konnten. Und er wusste, dass Erinnerungen mit der Zeit verblassen w?rden. Selbst die besten wurden mit jedem Jahr schw?cher. Und diese Erinnerung wollte er nicht verlieren. Au?erdem war es sein erster Mord gewesen – und viel besser als erwartet. Er hatte nur mit zwei Frauen geschlafen. Bei der ersten, einer Prostituierten, war er neunzehn gewesen. Er hatte ihr erkl?rt, Jungfrau zu sein und dass sie ihn hart drannehmen aber ihm auch ein paar Dinge beibringen sollte. Das hatte sie getan und es war eine unglaubliche Erfahrung gewesen. Doch sein erster Mord war wesentlich besser gewesen als sein erstes Mal. Es war unvergleichlich. H?tte wirklich ein Foto machen sollen. Aber er wusste, dass das Fotografieren seiner Opfer ein dummer Akt w?re. Quasi eine Einladung, gefunden zu werden. Er selbst sa? an seinem Computer in seiner dunklen Wohnung, sah sich die Bilder von anderen Leuten online an und wunderte sich ?ber deren Dummheit, solche Dinge zu posten. Es waren Bilder von Schussopfern, von Taxifahrern, die erstochen wurden, von Menschen, die tief gefallen waren. Auf einem Foto war ein Mann abgebildet, der von einem Humvee ?berfahren worden war. Selbst im Dark Web – so ziemlich das einzige Internet, das er derzeit nutzte – konnte die Regierung herausfinden, was man sich ansah oder selbst hochstellte. Und obwohl es kein Verbrechen war, sich Materialien wie diese anzusehen, war es meistens illegal, sie zu posten. Und er wusste, dass die meisten Leute, die solche Dinge hochluden, Idioten waren, die geradezu darauf warteten, erwischt zu werden. Nun, das stimmte wohl f?r manche. Aber nicht f?r ihn. Mit seiner Ausbildung und drei Jahren Erfahrung im Informatikbereich wusste er, wie er sich sch?tzen konnte. Die meisten Idioten wussten das nicht, doch das war nicht sein Problem. Er betrachtete die Fotos auf dem Bildschirm. Die toten Menschen. Das Video des einen Opfers, das dem Tod nahe war – der einzige Hinweis darauf, dass es noch lebte, waren die kleinen, stockigen Atemz?ge, die alle f?nf Sekunden erfolgten. Dann waren da die Bilder von Menschen, die bei lebendigem Leib verbrannt wurden. Und die Fotos des Mannes, der den Tod seiner Frau aufgenommen hatte, als er sie w?hrend dem Sex im Bett erstickte. Vermutlich w?rden manche sagen, dass er krank im Kopf war, dass bei ihm etwas nicht stimmte. Er glaubte nicht, dass das der Fall war – aber wer wei?? Manche w?rden vielleicht annehmen, dass er ein furchtbares Kindheitstrauma erlitten, etwas Unmenschliches erfahren hatte, das ihn zu dem Menschen machte, der er war. Aber auch das stimmte nicht. Seine Kindheit war gro?artig gewesen und seine Eltern liebevoll. Noch immer sprach er mindestens einmal pro Woche mit ihnen und seine Mutter fragte sich noch immer, wann er sich endlich niederlassen w?rde, um zu heiraten und ihnen Enkelkinder zu schenken. Seine Mutter hatte sich auch gefragt, was mit den drei Katzen geschehen war, die sie im Zeitraum von f?nf Jahren besessen hatte. Er kannte die Antwort. Er hatte sie umgebracht. Und das auf unterschiedliche Art und Weise, um zu sehen, wie es sich anf?hlte. Um zu sehen, wie das Leben aus ihren Augen verschwand. Er hatte es nicht besonders genossen. Es hatte kaum einen Kampf gegeben und am Ende hatte es sich angef?hlt, als erw?rge er ein Stofftier. Mit Sophie war es anders gewesen. Gott, das war ein fantastisches Gef?hl. Unbeschreiblich. Also vielleicht, und nur vielleicht, stimmte mit ihm tats?chlich etwas nicht. Die meisten w?rden wohl sagen, dass das der Fall war, aber er hatte noch immer nicht das Gef?hl, dass das stimmte. Nein, nichts davon entsprach der Wahrheit. Ihm ging es gut. Er genoss es einfach nur, andere leiden zu sehen. Er genoss den Anblick sterbender Menschen. Und ihm gefiel auch die Herausforderung. Denn das war es, was die Stimme ihm schenkte: Herausforderungen. Die Stimme hatte ihm in den letzten Monaten mehrere Aufgaben gestellt. Es hatte langsam angefangen, fast schon spielerisch. Beobachte das verheiratete P?rchen am Ende der Stra?e beim Sex. Lass einen Stein auf den Stra?enhund fallen – aus dem Fenster im vierten Stockwerk. Schicke eine Bombendrohung an die ?rtliche Grundschule. Die Stimme hatte einen Namen und er kannte ihn. Aber er bezeichnete sie gerne als die Stimme. Das hielt ihn auf Abstand und erleichterte es ihm, die Aufgaben auszuf?hren und die Instruktionen zu beachten. Die ersten Herausforderungen waren einfach gewesen – obwohl er sich gew?nscht h?tte, der Hund w?re sofort gestorben, nachdem der Stein ihn getroffen hatte. Er hatte noch immer Albtr?ume deswegen. Nach den ersten Aufgaben waren die richtigen Herausforderungen gekommen. Die, in denen es um Mord ging. Die Stimme wusste, was er sich im Internet ansah. Manchmal glaubte er, die Stimme kenne ihn besser als er selbst und kontrolliere ihn von innen. Ja, die Stimme hatte ihn schlie?lich darum gebeten, zu t?ten – eine Fantasie auszuleben, statt nur davon zu tr?umen, w?hrend er im Dark Web browste. Die Stimme hatte ihn herausgefordert. Und er war ihr gefolgt. Und nun gab es eine neue Aufgabe. Die Stimme hatte sie ihm vor einer Stunde erteilt. Deshalb browste er gerade durch Foren und schaute sich Videos tabuisierter Inhalte an – Inhalte, von denen er wusste, dass sie ihm Gef?ngniszeit einbringen konnten, wenn er jemals erwischt wurde. Er arbeitete daran, den Mut aufzubringen. Denn die Stimme hatte ihn erneut gebeten, zu t?ten. Und dieses Mal sollte er es am helllichten Tag tun. Die Vorstellung war mehr als aufregend – fast schon erregend. Er konnte an nichts anderes denken. Er war sich nicht sicher, wie er es anstellen sollte, aber er hatte bereits ein Opfer im Kopf. Er hatte schon dar?ber nachgedacht, bevor die Stimme ?berhaupt damit begonnen hatte, mit ihm zu sprechen. Eine andere Frau, eine andere wundersch?ne Kreatur, die ihm das Gef?hl gab, schmutzig und schlecht zu sein. Sie verdiente es vermutlich nicht, zu sterben, aber das lag nicht in seiner Hand. Die Stimme hatte die Herausforderung gestellt und er konnte nichts dagegen tun. Selbst wenn er es wollte. Sein Verstand, sein K?rper und sein Herz waren bereit, die Aufgabe anzunehmen. Es w?rde einfach sein. Wie atmen oder schlafen. Es w?re nat?rlich, wie alles andere auch, worum die Stimme ihn gebeten hatte. Tu es erneut. Dieses Mal am helllichten Tag. Er konnte die Stimme in seinem Kopf noch immer h?ren. Jedes Wort langsam und langgezogen. Sie war noch immer da, als er auf seinem Schreibtischstuhl einschlief, der Bildschirm mit den erb?rmlichen Fotos vor ihm. KAPITEL SIEBEN Es war nie einfach, die Familie eines Opfers so kurz nach dem Tod eines geliebten Menschen zu besuchen – vor allem wenn man vorhatte, genau dar?ber Fragen zu stellen. Mackenzie hatte aufgeh?rt, zu z?hlen, wie oft sie diesen Besuch gemacht hatte, aber es gab einige, die sie nie vergessen w?rde. Trauer wurde immer auf unterschiedlichste Weise ausgedr?ckt, aber noch nie hatte sie gesehen, dass sie durch pure Wut ge?u?ert wurde. Der Besuch bei Sophies Torres Eltern war anders. Die Mutter – eine spindeld?rre Frau mit dem Namen Esmeralda – war vor Trauer offensichtlich fix und fertig. Das sah sie in ihren Augen und in ihrem Gesicht, als sie ihr Haus betrat. Esmeralda f?hrte sie wie ein Gespenst durchs Haus, als ?be sie, in ihrem eigenen Zuhause herum zu spuken. „Bitte kommen Sie herein“ war alles, was sie herausgebracht hatte. Sie lief, als verl?ren ihre Beine ihre Kraft, als s?he kein einziger Muskel in ihrem K?rper auch nur einen Grund, weiterzumachen, jetzt, wo ihre Tochter nicht mehr am Leben war. Dies war wirklich der eine Teil ihres Jobs, den Mackenzie hasste. Sie schielte zu Webber und sah, dass er feierlich und fast schon bedauernd wirkte. Es passte nicht zu ihm – sie hatte ihn bisher ganz anders kennengelernt. Esmeralda brachte sie in ihre K?che. Dort sah Mackenzie ihren Mann, der am K?chentisch sa?. Vor ihm ein Fotoalbum und ein Dekanter mit einer Art von Lik?r. Sein Gesicht war wie eine Steinmauer, sein K?rper eine H?lle der Wut. Sie war so dick, dass Mackenzie glaubte, sie sp?ren zu k?nnen wie eine Feuerwand. „Mein Mann“, sagte Esmeralda und winkte abwesend in seine Richtung. Sie nannte nicht einmal seinen Namen und schien nichts mehr zu tun, als ein wahlloses M?belst?ck zu identifizieren. Zuerst sagte er nichts. Doch als die Agenten die K?che betraten, stand er auf. Er lie? das Fotoalbum auf dem Tisch liegen, nahm sich aber den Lik?r. Noch immer sagte er nichts und lehnte sich lediglich gegen den K?chentresen. „Tee?“, fragte Esmeralda. „Kaffee?“ Mackenzie wollte nichts, aber sie war schon oft in dieser Situation gewesen. Sie wusste, dass es f?r Esmeralda Torres eine gro?e Hilfe sein w?rde, etwas zu tun zu haben. Eine Besch?ftigung zu haben gab Menschen in dieser Situation das Gef?hl, die Kontrolle ?ber irgendetwas zu behalten. „Wir wissen, wie unglaublich schwer das ist“, sagte Webber, w?hrend sie sich auf die kleinen Barst?hle setzten. „Vielen Dank f?r Ihre Kooperation. Dabei helfen Sie uns in vielerlei Hinsicht, diesen Fall besser zu verstehen.“ Esmeralda sagte nichts, sondern besch?ftigte sich mit dem Tee. Kein einziges Wort wurde in der K?che der Torres gesprochen, bis der Wasserkessel auf dem Herd pfiff und sie das Wasser in die Tassen gab, an deren Seiten Teebeutel hingen. Esmeralda ?berreichte ihnen ihre Teetassen. Mackenzie nippte sofort daran. Der Tee war stark, vermutlich eine Art Gr?ntee, wenn sie richtig lag. Sie hatte schon immer Kaffee bevorzugt. „Was k?nnen wir f?r Sie tun?“, fragte Esmeralda schlie?lich. „Wir versuchen, herauszufinden, ob Sophie m?glicherweise Leute kannte, die Sie als ihre Feinde betrachten w?rden“, sagte Mackenzie. „Ich benutze dieses harte Wort nicht gerne, aber gewisse Details ihres Todes bringen uns zu der Annahme, dass er wom?glich mit einem anderen aktuellen Fall in Verbindung steht. „Feinde, nein …“, sagte Mrs. Torres. „Aber es gab einige Dinge, die …“ Sie verstummte, blickte zu Boden und gab offensichtlich ihr Bestes, nicht zu weinen. In der Zwischenzeit war Mr. Torres mehr als gl?cklich, ihren Satz fortzuf?hren. Und die Wut, die Mackenzie schon zuvor gesp?rt hatte, wurde in seiner Stimme noch deutlicher. „Keine Feinde“, sagte er und sprach mit dem Tonfall eines Ausbilders beim Milit?r. „Aber ihr Ex-Freund ist ziemlich an die Decke gegangen, als sie mit ihm Schluss gemacht hat. Er hat ihr furchtbare Nachrichten geschickt.“ „Wann ging die Beziehung zu Ende?“, fragte Mackenzie. „Ich wei? es nicht. Vielleicht vor etwa einer Woche. Es ist definitiv nicht l?nger als zwei Wochen her.“ „Woher wissen Sie von den Nachrichten?“, fragte Webber. „Sie hat sie uns gezeigt“, sagte Mr. Torres. „Sie kam vorbei und schien irgendwie ?ngstlich zu sein. Sie wollte wissen, ob wir es f?r angebracht hielten, die Polizei zu rufen. Ich meinte, ich w?rde mit dem kleinen Arschloch reden und habe ihn angerufen. Aber er ist nicht rangegangen. Ich habe ihm eine relativ aggressive Nachricht hinterlassen und soweit ich wei?, gab es danach keinen Kontakt mehr.“ „Was stand in den Nachrichten des Ex-Freunds?“, fragte Mackenzie. „Obsessive Dinge. Er schrieb, dass sie einen Fehler gemacht hatte und er ihr folgen konnte, wann immer er wollte. Dass er immer wusste, wo sie war. In einer Nachricht hoffte er, sie eines Tages so sehr zu verletzen, wie sie es getan hatte.“ „Du hast nicht zuf?llig ihr Handy?“, fragte Mackenzie und sah zu Webber. „Nein“, sagte Webber. „Das ist noch immer bei der ?rtlichen Polizeidienststelle.“ „Haben Sie diesen Freund je kennengelernt?“, fragte Mackenzie. „Einmal“, sagte Mr. Torres. „Er kam zum Abendessen vorbei und ich h?tte schw?ren k?nnen …, dass er ein anst?ndiger Junge ist. Aber sie hat durchdringen lassen, dass die Beziehung eher holprig war. Und dann diese verdammten Nachrichten …“ „Wie lange waren die beiden zusammen?“, fragte Webber. „Vielleicht ein Jahr?“, vermutete Mr. Torres. „K?nnte auch etwas l?nger sein, nehme ich an.“ „Wissen Sie, warum die Beziehung auseinander ging?“, fragte Mackenzie. „Ich denke, er wurde zu anh?nglich.“ Jetzt sprach Mrs. Torres. Sie hatte offenbar die Kontrolle ?ber ihre Emotionen zur?ckerlangt und wollte helfen. „Sophie war bereit, sich wie eine Erwachsene zu verhalten. Sie wollte mit dem Kellnern aufh?ren und ihre Model-Karriere weiterverfolgen.“ „Sie war Model?“ „Nur in Teilzeit“, sagte Mrs. Torres. „Sie hatte keine gro?en Jobs. Ein paar Aufnahmen f?r Print- und Onlineanzeigen. Vor nicht allzu langer Zeit wurde sie f?r einen Werbespot gecastet, aber der wurde nie ausgestrahlt.“ „Wann haben Sie beide zum letzten Mal mit ihrem Ex-Freund gesprochen?“, fragte Webber. „Au?er der Nachricht, die ich ihm hinterlassen habe“, meinte Mr. Torres, „haben wir nur mit ihm gesprochen, als sie ihn zum Essen mitgebracht hat.“ „Hat er einen Namen?“, fragte Mackenzie. „Ken Grainger“, antwortete Mrs. Torres. „Wenn Sie ihn treffen“, sagte Mr. Torres, „stellen Sie sicher, dass er wei?, dass eine seiner ungehobelten Nachrichten vermutlich das letzte war, was mein Baby vor ihrem Tod gesehen hat. Und wenn sich herausstellt, dass er dahintersteckt … ich w?rde viel Geld daf?r bezahlen, wenn ich nur f?nf Minuten mit ihm allein sein darf.“ Eine Tr?ne schlich sich aus seinem rechten Auge. Mackenzie glaubte nicht, jemals jemanden dabei beobachtet zu haben, vor Wut zu weinen. Weder sie noch Webber kommentierten seine Aussage. Sie packten ihre Sachen zusammen und verlie?en das Haus. Mackenzie hatte das Gef?hl, Mr. Torres‘ Wut klebe an ihr wie ein Spinnennetz. *** Mithilfe der Techniker auf dem Revier war Mackenzie in der Lage, innerhalb von f?nfzehn Minuten Adresse, Arbeitgeber und Handynummer von Ken Grainger herauszufinden. Seine Wohnung lag elf Kilometer vom Haus der Torres entfernt und im sch?bigeren Teil Downtowns. Das Stadtgebiet schien in der Vergangenheit stecken geblieben zu sein. Graffiti an Geb?udew?nden lasen NIRVANA FOREVER, RIP KURT und LAYNE LEBT. „Ich verstehe die Nirvana und Kurt Cobain Anspielungen“, sagte Mackenzie. „Aber was bedeutete ‚Layne lebt‘?“ „Layne Staley, S?nger von Alice in Chains. In diesem Stadtteil kann man der Grunge-Bewegung nicht entkommen.“ Mackenzie nickte. Seattle war nicht f?r Starbucks und Dauerregen bekannt, sondern auch als Geburtsstadt der Grunge-Musik. Auf dem Weg zu Graingers Wohnung entdeckte sie weitere Graffiti, kleine Clubs und eine alarmierende Zahl an Schallplattenladen. Dort angekommen standen sie vor verschlossener T?r. Das war nicht allzu schockierend, schlie?lich war es mitten am Tag und die meisten Leute bei der Arbeit. Doch ein Anruf bei seinem Arbeitgeber ‚Next Wave Graphics‘ brachte ?hnliche Ergebnisse. Ein sehr ?rgerlich klingender Mann teilte ihnen mit, dass Ken Grainger seit drei Tagen nicht bei der Arbeit erschienen war und au?erdem nicht ans Telefon ging. Der w?tende Mann bat Mackenzie, Ken dar?ber zu informieren, dass er gefeuert war. „Klingt mehr als verd?chtig, wenn du mich fragst“, sagte Webber. „Geht mir ?hnlich“, meinte Mackenzie. „Wir m?ssen ihn schnell finden. Wenn er unser Mann ist und kein Problem damit hat, die Staatsgrenzen zu ?berschreiten, wird es schwer, ihn zu lokalisieren.“ Sie dachte eine Weile dar?ber nach, w?hrend sie und Webber im Wagen sa?en und an ihrem Kaffee nippten. „F?llt dir im B?ro jemand ein, der ein Talent daf?r hat, schnell pers?nliche Informationen herauszufinden? Sozialversicherungsnummer, Kreditkarteninformationen, solche Dinge?“, fragte Mackenzie, w?hrend sie ?ber die n?chsten Schritte nachdachte. „Naja, das ist Standard, es w?rde also nur etwa zwanzig Minuten dauern, diese Infos zu besorgen“, sagte Webber. „Schneller w?re mit lieber. Lass die Sozialversicherungsnummer weg und sieh nach, ob wir eine Kreditkartennummer finden k?nnen, die unter Ken Grainger gelistet ist.“ Webber nahm sein Handy fast schon zu gehorsam in die Hand und folgte ihren Anweisungen. Er blickte von Mackenzie zur Stra?e und wieder zur?ck, w?hrend er telefonierte. Mackenzie lauschte und war beeindruckt, wie gut Webber die Person am anderen Ende h?ndelte. Sie begann, zu verstehen, dass viele Beamten im B?ro in Seattle Webber ziemlich zu respektieren schienen. Wenn er um etwas bat, bekam er es f?r gew?hnlich schnell und ohne Nachfragen. Bei Ken Graingers Kreditkarteninfos war es nicht anders. Webber bekam, was er wollte und zwar innerhalb von sechs Minuten. Er legte seine Hand aufs Handy-Mikrofon und sah Mackenzie an. „Ich habe die Infos. Er checkt gerade, wann die Karte zum letzten Mal benutzt wurde …“ Er hielt inne und richtete seine Aufmerksamkeit wieder dem Gespr?chspartner am anderen Ende der Leitung zu. „Ja … oh, wirklich? Ja, das w?re perfekt. Danke.“ Er beendete den Anruf und lie? den Wagen an. „Ken Graingers Kreditkarte wurde etwa f?nfundzwanzig Kilometer von hier an einer Tanksteller verwendet. Das war heute Morgen um 8.37 Uhr.“ „Er ist also noch in der Stadt“, sagte Mackenzie. „Das war vor weniger als drei Stunden.“ „Es wird noch besser“, sagte Webber. „Zu der Zeit wurde die Karte zum letzten Mal in ihrer physischen Form benutzt. Mein Kollege meint, dass die Kreditkarte aber vor weniger als einer Stunde verwendet wurde, um eine Amazon-Bestellung zu bezahlen.“ „Wissen wir wo?“ „Noch nicht. Es wird daran gearbeitet, die IP-Adresse und deren Location zu finden. Im Moment fahre ich in Richtung der Tankstelle, schlie?lich muss er irgendwo in der N?he sein. Genaueres liefert uns dann hoffentlich die Amazon-Bestellung.“ „Tolle Arbeit“, sagte sie. Das Kompliment brachte Webbers Augen zum Leuchten, als er in den besseren Teil der Stadt zur?ckfuhr. Unterwegs begann es wieder, leicht zu regnen, doch der Himmel war gr??tenteils blau und wolkenlos. Weniger als zwei Minuten sp?ter klingelte Webbers Handy. Er antwortete sofort, sprach nur wenige Worte und legte dann mit aufgeregtem Grinsen auf. „Die Amazon-Bestellung wurde von einem Laptop etwa sechs Minuten von hier entfernt get?tigt“, informierte er sie. In diesem Moment verstand Mackenzie, dass bestimmte Dinge manchmal schlichtweg universal waren. Sie hatte so lange mit Ellington gearbeitet, dass sie fast schon vergessen hatte, wie es war, die Aufregung eines anderen Agenten mitzuerleben. Weder sie noch Webber sprachen ein Wort. Es war fast wie eine Achterbahnfahrt: Sobald die Metallstange auf deinem Scho? lag und der Wagen ins Rollen kam, verstummten all die lockeren Gespr?che und Witzeleien. Webber beschleunigte sein Auto und begab sich zu der Adresse, die man ihm genannt hatte. Beide sa?en sie zur?ckgelehnt im Wagen und schwiegen. Mackenzie f?hlte sich etwas schuldig, so gespannt und aufgeregt zu sein. Mit Ellington war ihre Arbeit schnell vorhersehbar und routiniert geworden. Sie hatten sich aneinander gelabt und hin und wieder sogar auf fast telepathische Weise miteinander kommuniziert. Aber das hatte auch einen Nachteil mit sich gebracht: Die Arbeit war allt?glich, fast schon langweilig geworden. Und als Webber durch die Stra?en raste und manche Kurven so scharf nahm, dass das Wagenheck schon leicht ins Schleudern geriet, fragte sich Mackenzie, ob sie genau das gebraucht hatte. Ein bisschen Adrenalin in ihrer Karriere, nachdem sie endlich ihren verl?ngerten Mutterschutz hinter sich gelassen hatte, w?rde vielleicht Wunder bewirken. Vier Minuten sp?ter erreichten sie ihr Ziel und Webber parkte auf dem kleinen Parkplatz. Die Wohnung war Teil eines Apartmentkomplexes. Als Webber ausstieg, folgte Mackenzie ihm ohne irgendwelche Fragen zu stellen. Er sah sie an, als warte er darauf, zu sehen, ob sie die F?hrung ?bernehmen w?rde, aber sie ?berlie? sie ihm. In seinem Schritt lag keine Dringlichkeit, als er zur Wohnungst?r lief. Die rasante Fahrt hatte sie auf schnellstm?gliche Weise zum Ziel gebracht. Die Amazon-Bestellung war vor etwas ?ber einer Stunde get?tigt worden und Ken Grainger hatte seinen Aufenthaltsort seither m?glicherweise verlassen. Nun war es an der Zeit herauszufinden, ob er das getan hatte oder nicht. Webber klopfte an die T?r. Sie h?rten Bewegungen von drinnen und ein sehr leises Ger?usch, das Mackenzie f?r Fl?stern hielt. Webber klopfte erneut, dieses Mal lauter. Einige Augenblicke sp?ter wurde die T?r von einem jungen Mann, vermutlich Anfang zwanzig, ge?ffnet. Er hatte kurz geschnittenes Haar und trug ein wei?es Tanktop und weite Shorts. „Ja?“, sagte er und versuchte, cool und gesammelt zu erscheinen. „Kann ich helfen?“ „Sind Sie Ken Grainger?“, fragte Webber. „Wer? Ne, Mann.“ „Wie hei?en Sie?“ Der Typ sah schon fast beleidigt aus. Er trat in den T?rrahmen und versuchte, tough r?berzukommen. „Sie haben an meine T?r geklopft, Mann – wer sind Sie?“ Webber bewegte sich langsam und bedeutungsvoll, als er seine Marke und seinen Ausweis herauszog. Mackenzie verkniff sich ein L?cheln, als sie beobachtete, wie sich der Gesichtsausdruck des Mannes ?berrascht ver?nderte. „Agent Webber, FBI. Das ist meine Kollegin, Agent White. Also, ich frage nochmal: Wie hei?en Sie?“ „Toby Jones. FBI? Was ist los?” „Wir suchen nach einem Mann namens Ken Grainger“, sagte Webber. „Wir sind uns ziemlich sicher, dass er hier war und zwar erst k?rzlich.“ „Nope. Bin nur ich, Mann.“ „D?rfen wir reinkommen und nachsehen?“, fragte Mackenzie. „Brauchen Sie daf?r nicht eine richterliche Anordnung oder so?“ „Normalerweise ja“, sagte Webber. „Aber wir haben Informationen, die besagen, dass Ken Graingers Kreditkarte vor einer Stunde und zehn Minuten an einem Laptop dieser Adresse verwendet wurde. Sie haben also die Wahl: Wir befragen Sie zum Diebstahl Graingers Kreditkarte oder Sie lassen uns rein und wir gehen sicher, dass er nicht hier ist.“ Mackenzie sah, dass Jones Pupillen sich schnell nach links bewegten, als versuche er, durch den Hinterkopf zu schielen. Der Blick war kurz und heimlich, aber sie ertappte ihn dabei. Mackenzie blickte ihm ?ber die Schulter, sah aber nichts. „Schei?e, Mann“, sagte Jones. „Ja, kommen Sie rein.“ Aus der Wohnung h?rte man eine weitere Stimme. „Danke f?r nichts, Toby.“ Als Mackenzie und Webber die Wohnung betraten, erschien ein zweiter Mann um die Ecke, wo sich offensichtlich das Wohnzimmer zu befinden schien. Er schien extremst beunruhigt zu sein, als w?rde ihm jeden Moment ?bel werden. „Ken Grainger?“, fragte Mackenzie. „Ja.“ „Sieht so aus, als h?tten Sie versucht, sich zu verstecken“, sagte Webber. Seine Stimme war nicht anschuldigend, was gut war. Es machte keinen Sinn, davon auszugehen, dass Grainger ihr T?ter war … obwohl sein Verhalten definitiv darauf zu schlie?en schien. „Ich verstecke mich nicht. Nicht wirklich.“ „Irgendeine Ahnung, warum wir hier sind?“, fragte Webber. „Wegen Sophie nehme ich an.“ Êîíåö îçíàêîìèòåëüíîãî ôðàãìåíòà. Òåêñò ïðåäîñòàâëåí ÎÎÎ «ËèòÐåñ». Ïðî÷èòàéòå ýòó êíèãó öåëèêîì, êóïèâ ïîëíóþ ëåãàëüíóþ âåðñèþ (https://www.litres.ru/pages/biblio_book/?art=51923090&lfrom=688855901) íà ËèòÐåñ. Áåçîïàñíî îïëàòèòü êíèãó ìîæíî áàíêîâñêîé êàðòîé Visa, MasterCard, Maestro, ñî ñ÷åòà ìîáèëüíîãî òåëåôîíà, ñ ïëàòåæíîãî òåðìèíàëà, â ñàëîíå ÌÒÑ èëè Ñâÿçíîé, ÷åðåç PayPal, WebMoney, ßíäåêñ.Äåíüãè, QIWI Êîøåëåê, áîíóñíûìè êàðòàìè èëè äðóãèì óäîáíûì Âàì ñïîñîáîì.
Íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë Ëó÷øåå ìåñòî äëÿ ðàçìåùåíèÿ ñâîèõ ïðîèçâåäåíèé ìîëîäûìè àâòîðàìè, ïîýòàìè; äëÿ ðåàëèçàöèè ñâîèõ òâîð÷åñêèõ èäåé è äëÿ òîãî, ÷òîáû âàøè ïðîèçâåäåíèÿ ñòàëè ïîïóëÿðíûìè è ÷èòàåìûìè. Åñëè âû, íåèçâåñòíûé ñîâðåìåííûé ïîýò èëè çàèíòåðåñîâàííûé ÷èòàòåëü - Âàñ æä¸ò íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë.