Êîò ìóðëû÷åò... áåë è ñåð, Îí ïîíÿòëèâûé... Æèë äà áûë ýñýñýñýð - Òðàâû ìÿòíûå. Òðàâû ìÿòíûå, åùå Ìàòü-è-ìà÷åõà, Ðåêè ñ ñèãîì è ëåù¸ì - Ìàòåìàòèêà! Óðàâíåíèÿ, èêñû, Ñèíóñ-êîñèíóñ... Âîçëå ñòàäà âîë÷üÿ ñûòü... Ïàðíè ñ êîñàìè... Ñ÷àñòüå óøëîå ëîâè - Äåâêè ñ âîëîñîì Ðàñïåâàëè î ëþáâè Ñëàäêèì ãîëîñîì... À âåñåííåþ ïîð

Wenn Sie Sich Verstecken W?rde

Wenn Sie Sich Verstecken W?rde Blake Pierce „Ein Meisterwerk von Thriller! Der Autor erschafft gekonnt die Charaktere und deren Psyche und beschreibt diese so gut, dass man sich in ihre Gedankenwelt einfindet, mit ihnen bangt und sich mit ihnen ?ber ihre Erfolg freut. Der intelligente Plot wird Sie bestens unterhalten und die unerwarteten Wendungen werden Sie bis zur letzten Seite fesseln.“Buch- und Filmkritiker, Roberto Mattos (?ber Once Gone)WENN SIE SICH VERSTECKEN W?RDE (Ein Kate Wise-Mystery) ist das vierte Buch dieser neuen psychologischen Thriller-Reihe von Nr. 1 Bestseller-Autor Blake Pierce, dessen kostenloser Besteller Once Gone (Buch Nr. 1) ?ber 1000 F?nfsterne-Kritiken erhalten hat.Ein Elternpaar wird tot aufgefunden – und ihre sechszehnj?hrigen Zwillingst?chter sind verschwunden. Das FBI ist ratlos, und da die Spuren schnell erkalten, bittet es seinen scharfsinnigsten Agent um Hilfe – die pensionierte, f?nfundf?nfzigj?hrige Kate Wise.War dies ein Zufallsmord? Oder war es das Werk eines Serienkillers?Kann Kate die Zwillinge rechtzeitig finden?Und ist Kate – deren Vergangenheit sie immer wieder einholt -  noch imstande, schwierige F?lle so effizient wie fr?her zu l?sen?WENN SIE SICH VERSTECKEN W?RDE, ein actionreicher Thriller, der Ihr Herz schneller schlagen l?sst, ist der vierte Teil einer spannenden neuen Serie, die Sie das Buch bis sp?t in die Nacht  nicht aus der Hand legen l?sst.Buch Nr. 5 der Kate Wise-Mystery-Serie wird bald erh?ltlich sein. Wenn sie sich verstecken w?rde (Ein Kate Wise Mystery—Buch 4) b l a k e p i e r c e Blake Pierce Blake Pierce ist der Autor der meistverkauften RILEY PAGE Krimi-Serie, die 13 B?cher umfasst (und weitere in Arbeit). Blake Pierce ist ebenfalls der Autor der MACKENZIE WHITE Krimi-Serie, die neun B?cher umfasst (und weitere in Arbeit); der AVERY BLACK Mystery-Serie, bestehend aus sechs B?chern; der KERI LOCKE Mystery-Serie, bestehend aus f?nf B?chern; der Serie DAS MAKING OF RILEY PAIGE, bestehend aus drei B?chern (und weitere in Arbeit); der KATE WISE Mystery-Serie, bestehend aus zwei B?chern (und weitere in Arbeit); der spannenden CHLOE FINE Psycho-Thriller-Serie, bestehend aus drei B?chern (und weitere in Arbeit); und der spannenden JESSE HUNT Psycho-Thriller-Serie, bestehend aus drei B?chern (und weitere in Arbeit). Als begeisterter Leser und lebenslanger Fan der Mystery- und Thriller-Genres liebt Blake es, von seinen Lesern zu h?ren. Bitte besuchen Sie www.blakepierceauthor.com, um mehr zu erfahren und in Kontakt zu bleiben. Copyright © 2019 Blake Pierce. Alle Rechte vorbehalten. Au?er durch Genehmigung gem?? U.S. Copyright Act von 1976 darf kein Teil dieses Buches ohne ausdr?ckliche Genehmigung des Autors vervielf?ltigt, vertrieben oder in irgendeiner Form ?bermittelt oder in Datenbanken oder Abfragesystemen gespeichert werden. Dieses E-Book ist nur f?r ihren pers?nlichen Gebrauch lizenziert. Es darf nicht weiterverkauft oder an Dritte weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit anderen teilen m?chten, erwerben Sie bitte f?r jeden Empf?nger eine zus?tzliche Kopie. Wenn Sie dieses Buch lesen, aber nicht gekauft haben, oder es nicht f?r Sie gekauft wurde, geben Sie es bitte zur?ck und erwerben Sie eine eigene Kopie. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren. Dieses Buch ist Fiktion. Namen, Figuren, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorf?lle sind vom Autor frei erfunden oder werden fiktiv verwendet. ?hnlichkeiten mit echten Personen, lebendig oder verstorben, sind zuf?llig. Einband Image Copyright andreiuc88, unter der Lizenz von Shutterstock.com. B?CHER VON BLAKE PIERCE JESSIE HUNT PSYCHOTHRILLER-SERIE DIE PERFEKTE EHEFRAU (Buch Nr. 1) DER PERFEKTE BLOCK (Buch Nr. 2) DAS PERFEKTE HAUS (Buch Nr. 3) CHLOE FINE PSYCHOTHRILLER-SERIE NEBENAN (Buch Nr. 1) DES NACHBARS L?GE (Buch Nr. 2) SACKGASSE (Buch Nr. 3) KATE WISE MYSTERY-SERIE WENN SIE W?SSTE (Buch Nr. 1) WENN SIE S?HE (Buch Nr. 2) WENN SIE RENNEN W?RDE (Buch Nr. 3) WENN SIE SICH VERSTECKEN W?RDE (Buch Nr. 4) WENN SIE FLIEHEN W?RDE (Buch Nr. 5) DAS MAKING OF RILEY PAIGE MYSTERY-SERIE BEOBACHTET (Buch 1) WARTET (Buch 2) LOCKT (Buch 3) RILEY PAIGE MYSTERY-SERIE VERSCHWUNDEN (Buch 1) GEFESSELT (Buch 2) ERSEHNT (Buch 3) GEK?DERT (Buch 4) GEJAGT (Buch 5) VERZEHRT (Buch 6) VERLASSEN (Buch 7) ERKALTET (Buch 8) VERFOLGT (Buch 9) VERLOREN (Buch 10) BEGRABEN (Buch 11) ?BERFAHREN (Buch 12) GEFANGEN (Buch 13) RUHEND (Buch 14) MACKENZIE WHITE MYSTERY-SERIE BEVOR ER T?TET (Buch 1) BEVOR ER SIEHT (Buch 2) BEVOR ER BEGEHRT (Buch 3) BEVOR ER NIMMT (Buch 4) BEVOR ER BRAUCHT (Buch 5) EHE ER F?HLT (Buch 6) EHE ER S?NDIGT (Buch 7) BEVOR ER JAGT (Buch 8) VORHER PL?NDERT ER (Buch 9) VORHER SEHNT ER SICH (Buch 10) AVERY BLACK MYSTERY-SERIE DAS MOTIV (Buch 1) LAUF (Buch 2) VERBORGEN (Buch 3) GR?NDE DER ANGST (Buch 4) RETTE MICH (Buch 5) ANGST (Buch 6) KERI LOCKE MYSTERY-SERIE EINE SPUR VON TOD (Buch 1) EINE SPUR VON MORD (Buch 2) EINE SPUR VON SCHW?CHE (Buch 3) EINE SPUR VON VERBRECHEN (Buch 4) EINE SPUR VON HOFFNUNG (Buch 5) INHALT KAPITEL EINS (#udd5f3bd1-6f79-5729-a475-e95eb295c977) KAPITEL ZWEI (#ud3c54bab-104c-5f99-90f8-015a1f4a754e) KAPITEL DREI (#u641e1952-7fea-5b71-81b9-91268988387b) KAPITEL VIER (#uab19d7f4-50fd-5a73-96d1-1398cb8d633b) KAPITEL F?NF (#u94d6810a-471e-52f3-bcde-767cbe312192) KAPITEL SECHS (#u2b19e63f-775a-5a5b-b817-7410cb3d2b37) KAPITEL SIEBEN (#u1b1e4e64-26ec-5137-8a18-2e61236cd27a) KAPITEL NEUN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ELF (#litres_trial_promo) KAPITEL ZW?LF (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHSZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHSUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWEIUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINS Im Leben jeder Frau gibt es Momente, in denen von ihr erwartet wird, dass sie weint: Hochzeiten, Geburten, vielleicht w?hrend des ersten Tanzes ihres Kindes oder deren Verm?hlung. Aber dass sie bei dem allerersten Krabbeln ihrer Enkelin losheulen musste, das hatte Kate Wise nicht erwartet. Sie babysittete f?r Melissa und Terry, wie sie es schon den ganzen letzten Monat einmal die Woche getan hatte. Sie wollten, dass ihre Ehe frisch und aufregend blieb und hatten sich daf?r einen Tag pro Woche erbeten. An diesen Abenden hatte Kate ihre Enkelin bei sich und beobachtete sie dabei, wie sie damit experimentierte, Gewichte auf ihre Knie und Unterarme zu legen, bis sie sich vor f?nf Minuten, unter Babygebrabbel und mit einem L?cheln, in eine Position begab, aus der sie sich hoch dr?cken wollte. „Du schaffst es“, sagte Kate und setzte sich auf den Boden zu Michelle. Schon da sp?rte sie die Tr?nen, die sie ?berraschten, die ihr aber gleichzeitig willkommen waren. Michelle blickte sie an, erfreut durch die anspornende Stimme ihrer Gro?mutter. Sie schaukelte vor und zur?ck … und dann krabbelte sie los. Sie kam nur zwei Bewegungen weit, bevor ihre Arme unter ihr nachgaben. Aber dann st?tzte sie sich wieder auf und krabbelte erneut. „So ist es gut“, sagte Kate und klatschte in die H?nde. „Gutes M?dchen!“ Michelle gurrte und bewegte sich auf ihren ungelenken kleinen H?nden und F??en weiter vorw?rts. Kate war klar, dass es nicht unbedingt die Tatsache war, dass Michelle krabbelte, die sie weinen lie?, sondern vielmehr der Gesichtsausdruck des Babys, dieses reine Vertrauen und das Gl?ck in ihren kleinen Augen, als sie Kate erblickte. Michelle sah aus wie Melissa als Baby, und diese ganze Situation war einfach ?berw?ltigend. Sie sa?en auf einer Decke auf dem Boden. Die Decke war doppelt gelegt, damit sie dicker war, f?r den Fall, dass Michelle vorn?berkippte. Aber abgesehen von dem einen Mal war das noch nicht vorgekommen. Im Moment haute sie gegen Kates Beine, als fordere sie mehr Aufmerksamkeit. Kate nahm sie hoch, setzte sie zwischen ihre Beine und lie? Michelle ihre Daumen greifen. Kate genoss einfach den Moment. Sie hatte zugesehen, wie ihre eigene Tochter unglaublich schnell gro? geworden war, deshalb war ihr bewusst, wie schnell diese Momente vergingen. Trotzdem hatte sie ein leicht schlechtes Gewissen, dass Melissa und Terry diesen Meilenstein verpassten. Fast h?tte sie Melissa angerufen, aber sie wollte sie nicht w?hrend ihres Dates st?ren. W?hrend sie auf der Decke sa? und mit Michelle spielte, klopfte jemand an ihre T?r. Kate hatte das Klopfen erwartet, aber Michelle wandte mit einem unsicheren Ausdruck ihren kleinen Kopf in die Richtung, aus das Ger?usch gekommen war. Bevor sie sagte, „komm herein“, wischte sich Kate die letzten Tr?nen aus dem Gesicht. Die Haust?r ?ffnete sich und Allen trat ein. In der Hand trug er ihr Essen, das er beim Chinesen gekauft hatte, und Kate freute sich, dass er auch seine ?bernachtungstasche dabei hatte. „Wie geht es meinen beiden Lieblingsm?dchen?“, fragte Allen. „Wir sind sehr mobil“, sagte Kate mit einem L?cheln. „Der kleine Stinker hier ist gerade zum ersten Mal gekrabbelt.“ „Niemals!“ „Doch, ist sie.“ Allen ging in die K?che und holte zwei Teller aus dem K?chenschrank. Kate l?chelte, als er ihr Essen auf die beiden Teller verteilte. Er kannte sich inzwischen gut in ihrem Haus aus. Und er kannte auch sie gut. Er wusste beispielsweise, dass sie es hasste, ihr chinesisches Essen aus diesen kleinen, d?nnen Beh?ltern zu essen und viel lieber von richtigen Tellern a?. Er brachte das Abendessen ins Wohnzimmer und stellte es auf den Tisch. Michelle zeigte reges Interesse daran und versuchte, danach zu greifen. Als sie merkte, dass sie nicht rankam, wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihren Zehen zu. „Wie ich sehe, hast du deine ?bernachtungstasche dabei“, sagte Kate. „Ja, habe ich. Ist das okay?“ „Das ist wunderbar.“ „Ich dachte mir, wir k?nnten morgen ganz fr?h aufbrechen und in die Blue Ridge Mountains fahren, wie wir es schon so lange vorhaben. Vielleicht auf einige Weinverkostungen gehen und in einem dieser malerischen Bed and Breakfasts, die es in den Bergen gibt, ?bernachten.“ „Das h?rt sich klasse an. Und spontan.“ „So spontan auch wieder nicht“, kicherte Allen. „Wir reden schlie?lich schon seit ungef?hr einem Monat davon.“ Allen setzte sich Kate gegen?ber und breitete seine Arme nach Michelle aus. Sie kannte sein Gesicht gut genug und ging wieder in die Krabbelposition. Sie kam auf ihn zu und gurrte dabei die ganze Zeit. Versonnen beobachtete Kate die Szene und versuchte sich zu erinnern, wann ihr Herz zum letzten Mal so voll Gl?ck gewesen war. W?hrend sie die beiden beobachtete, a? sie ihr Abendessen. Michelle schaukelte sich weiter vor und zur?ck, und Allen feuerte sie an. Als Kates Telefon klingelte, blickten alle drei in Richtung des Handys. Selbst Michelle erkannte den Klingelton und streckte die ?rmchen danach aus, w?hrend sie sich auf der Decke in eine sitzende Position begab. Kate schnappte sich das Telefon vom Tisch, in der Erwartung, dass Melissa anrief, um zu sehen, wie es Michelle ging. Aber es war nicht Melissa. Auf dem Display stand ein anderer Name: Duran. Als sie den Namen sah, war Kate innerlich zerrissen. Ein Teil in ihr war aufgeregt, dass sie vielleicht bei einem Fall helfen sollte. Doch der andere Teil, der sich im gegenw?rtigen Moment befand, wollte das Gespr?ch nicht annehmen. W?hrend es nat?rlich m?glich war, dass Duran nur anrief, weil er eine Frage hatte oder es um eine Recherche ging ? etwas, das w?hrend der letzten Monate immer ?fter vorgekommen war ? war ihr klar, dass es sich ebenso um etwas Dringendes und Zeitaufw?ndiges handeln konnte. Kate sah, dass Allen sich schon dachte, wer anrief. Vielleicht hatte die Unentschlossenheit in ihrem Gesicht sie verraten. Pflichtbewusst nahm sie den Anruf entgegen, stolz, dass sie noch beim FBI dabei war, obwohl sie auf die siebenundf?nfzig zuging. „Hallo, Director“, sagte sie, „was verschafft mir die Ehre?“ „Guten Abend, Wise. Also … wir haben ein Problem, nicht weit entfernt von dort, wo Sie leben. Ein Doppelmord und eine vermisste Person. Alles derselbe Fall. Es sieht nach einer Kleinstadt aus ? sogar so klein, dass das Police Department vor Ort zugibt, nicht recht darauf vorbereitet zu sein. Weil es hier auch um eine vermisste Person geht ? die Vermisste ist ein f?nfzehnj?hriges M?dchen ? m?chte ich, dass Sie und DeMarco den Fall leise und ohne viel Aufhebens aufkl?ren, und zwar bevor die Medien davon Wind bekommen und uns die Arbeit unn?tig erschweren.“ „Gibt es schon Einzelheiten?“, fragte Kate. „Nicht viele. Was ich bisher wei?, ist das Folgende.“ W?hrend sie Director Duran zuh?rte, der darlegte, warum er anrief und was er von ihr erwartete, betrachtete sie Allen und Michelle mit traurigem Blick. Nach drei Minuten war das Gespr?ch beendet. Sie legte das Telefon weg und ertappte Allen dabei, wie er sie anblickte. Ein m?des, verst?ndnisvolles L?cheln lag auf seinem Gesicht. „Vielleicht versuchen wir es an einem anderen Wochenende mit den Weing?tern und dem Bed and Breakfast?“, sagte sie. Er l?chelte traurig und wandte sich dann ab. „Ja, vielleicht“, meinte er. Er starrte aus dem Fenster, als k?nne er dort die Zukunft sehen, und Kate sah klar seine Unsicherheit. Sie konnte es ihm nicht ver?beln. Sie wusste ja selbst nicht einmal, wie ihre Zukunft aussah. Aber eines wusste sie mit Sicherheit: dass da drau?en jemand tot war, und sie w?rde verdammt nochmal herausfinden, wer daf?r verantwortlich war. KAPITEL ZWEI Obwohl Kristen DeMarco erheblich j?nger war als Kate (sie war letzte Woche erst siebenundzwanzig geworden), betrachtete Kate sie nicht als ein junges Ding. Selbst in Anbetracht der Aufregung, die sie aufgrund des neuen Falls empfand, konnte sie die Lage mit Logik und anhand der Fakten objektiv betrachten. Genau das tat sie jetzt, als sie und Kate auf dem Weg in die Kleinstadt Deton in Virginia waren. Kate war nie in Deton gewesen, hatte aber davon geh?rt: es war eine von vielen l?ndlichen Ortschaften, die an der Grenze von Virginia nach West Virginia lagen. Anscheinend wusste auch DeMarco, dass der Ort nichts weiter als ein Fleck auf der Landkarte war. Sie klang zwar aufgeregt, als sie die Einzelheiten des Falls darlegte, aber es schwang keine Dringlichkeit oder Erwartung mit. „Vor zwei Tagen besuchte ein Pastor aus Deton abends das Haus der Fullers. Er sagte der Polizei sp?ter, dass er mehrere alte Bibeln von Wendy Fuller, der Ehefrau, abholen wollte. Als er ankam, ?ffnete ihm niemand die T?r, aber er konnte den Fernseher von drinnen h?ren. Er probierte die Haust?r, fand sie unverschlossen und rief ins Haus hinein, um sich bemerkbar zu machen. Der Pastor sagte aus, dass sich noch nasses Blut auf dem Teppich befand. Er ging ins Haus, um der Sache auf den Grund zu gehen, und fand beide, Wendy und Alvin Fuller, tot vor. Von der f?nfzehnj?hrigen Tochter Mercy war nicht auffindbar.“ Hier hielt DeMarco einen Moment inne und blickte von der Akte auf, die sie aus Washington DC mitgebracht hatte. „Macht es dir etwas aus, dass ich das hier mache?“ „Den Fall er?rtern? Nein, keineswegs.“ „Ich wei?, es ist irgendwie unprofessionell, aber es hilft mir, die Details besser zu behalten.“ „Es ist nicht unprofessionell“, sagte Kate. „Fr?her habe ich immer ein Aufnahmeger?t bei mir gehabt. Ich habe genau das getan, was du gerade tust, und die Aufnahme immer dabei gehabt. Also bitte, mach weiter. Die Details, die Duran mir ?bers Telefon gegeben hat, waren bestenfalls sp?rlich.“ „Der gerichtsmedizinische Bericht besagt, dass die Todesursache multiple Schusswunden waren, stammend von einem Remington Jagdgewehr. Der Vater hatte zwei, die Mutter eine Schusswunde, aber sie wurde auch geschlagen, wahrscheinlich mit einem Gewehrkolben. Das ?rtliche Police Department hat das Waffenregister ?berpr?ft und best?tigt, dass der Ehemann, Alvin Fuller, registrierter J?ger war und im Besitz eben jener Waffe. Aber sie wurde nirgendwo am Tatort gefunden.“ „Also hat der M?rder ihn mit seiner eigenen Waffe get?tet und sie dann gestohlen?“, fragte Kate. „Sieht so aus. Abgesehen von diesem Bericht hat das ?rtliche Police Department nichts gefunden, und das State Police Department hat auch keine echten Spuren gefunden. Nach den Aussagen von Freunden und Familie waren die Fullers gute Menschen. Der Pastor, der die Leichen entdeckte, sagte, sie waren fast jeden Sonntag in der Kirche. Er wollte Bibeln bei den Fullers abholen, um sie an Missionare auf den Philippinen zu schicken.“ „Gute Menschen umgeben sich allerdings nicht immer mit guten Menschen“, gab Kate zu bedenken. „Aber in einem solchen Ort … da kennt jeder jeden. Da niemand Beweise oder eine Theorie zu haben scheint, erscheint es mir m?glich, dass der Killer von au?erhalb kam.“ „Das ist m?glich“, meinte Kate. „Jedoch glaube ich, dass die Tatsache wichtiger ist, dass ein f?nfzehnj?hriges M?dchen spurlos verschwunden ist. Die Leute im Ort werden annehmen, dass das M?dchen entf?hrt wurde. Aber wenn wir diesen Kleinstadt-Filter beiseite lassen und nicht annehmen, dass jeder ein guter Mensch ist, was f?r Theorien haben wir dann?“ „Dass die Tochter vielleicht nicht entf?hrt wurde“, sagte DeMarco. Sie sprach langsam, so als betrachtete sie ihre Idee sehr eingehend. „Dass sie vielleicht weggelaufen ist. Dass sie vielleicht der Killer ist.“ „Genau. Und ich habe solche Dinge schon gesehen. Wenn wir aber in Deton mit dieser Theorie hausieren gehen, stehen uns w?tende Blicke und geschlossene T?ren bevor.“ „Das habe ich mir auch schon gedacht.“ „Das hei?t nicht, dass wir den Fall nicht unter dem Gesichtspunkt einer m?glichen Entf?hrung betrachten. Aber wir k?nnen genauso wenig davon ausgehen, dass die Tochter nicht der Killer ist.“ „Zumindest nicht, bis wir nicht mehr ?ber sie erfahren haben“, meinte DeMarco. „So ist es. Und mein Gef?hl sagt mir, dass wir genau dort anfangen sollten. Denn ich kann dir garantieren, wenn alle im Ort die Fullers f?r gute Menschen halten, dass niemand die Tochter ernsthaft als Verd?chtige in Betracht zieht.“ „Da fangen wir also an“, stimmte DeMarco zu. „Ja, aber am besten behandeln wir das vertraulich. Wenn herauskommt, dass wir mit der Tochter des ermordeten Ehepaars als Hauptverd?chtige beginnen, wird der Fall viel schwieriger zu l?sen sein als n?tig ist.“ Es war eine Aussage, in der eine Vorahnung mitschwang, eine, die an Dringlichkeit zunahm, als sie das Schild hinter sich lie?en, nach dem Deton nur noch sieben Meilen entfernt war. *** Deton war nicht ganz so klein, wie Kate es erwartet hatte, aber es war doch sehr l?ndlich. Es schien, als sei jedes Gesch?ft, das etwas auf sich hielt, entlang des Highways angesiedelt war, der geradewegs durch den Ort verlief. Es gab keine Main Street, nur dieses St?ck Highway 44, das hindurch f?hrte. Die Nebenstra?en zweigten von der 44 ab und schl?ngelten sich in die d?nner besiedelten Teile Detons. Der Hauptteil des Ortes bestand aus einem Rite Aid, einem Burger King, einem Dollar General und mehreren kleineren Gesch?ften. ?ber die Jahre hatte Kates Beruf sie durch Hunderte ebensolcher Ortschaften gef?hrt, und sie meinte, dass sie alle gleich aussahen. Das hie? nat?rlich nicht, dass die Menschen dort und deren Kultur gleich waren. So etwas anzunehmen w?re ein grober Fehler. Das Haus der Fullers lag etwa drei Meilen vom Ortskern entfernt an einer der Nebenstra?en. Es handelte sich um ein einfaches Haus, das eine neue Seitenverkleidung und ein neues Dach brauchte. Das rustikale Aussehen passte nicht recht zu den anderen Dingen, die Kate und DeMarco auffielen, als Kate auf der Auffahrt parkte. Ein ?bertragungswagen der Nachrichtenstation stand auf der Auffahrt. Eine gutaussehende Reporterin und ein Kameramann standen vorne am Wagen und unterhielten sich. Ein einzelner Polizeiwagen, in dem ein Beamter sa?, war dort auch geparkt. Als der Beamte Kate und DeMarco sah, stieg er langsam aus. Die Reporterin blickte auf, als auch Kate und DeMarco ausstiegen. Wie ein Bluthund kam die Reporterin gleich auf sie zu. Der Kameramann k?mpfte noch mit seiner Ausr?stung, versuchte hinterher zu kommen, konnte aber nicht Schritt halten. „Sind Sie die Detectives?“, fragte die Reporterin. „Kein Kommentar“, bellte Kate. „Haben Sie die Befugnis, hier zu sein?“ „Haben Sie sie denn?“ „Ich habe die Verantwortung, Bericht zu erstatten“, schoss die Reporterin mit einer vorgefertigten Antwort zur?ck. Kate war klar, dass die Reporterin innerhalb von einer Stunde herausfinden w?rde, dass man das FBI eingeschaltet hatte. Deshalb hatte sie kein Problem damit, der Reporterin ihre FBI-Marke zu zeigen, als sie und DeMarco auf das Haus zugingen. „Wir sind vom FBI“, sagte Kate. „Merken Sie sich das, falls Sie versucht sind, uns nach drinnen zu folgen.“ Die Reporterin blieb abrupt stehen, sodass der Kameramann fast mit ihr kollidierte. Hinter ihnen n?herte sich der Beamte. An seinem Namensschild und dem Abzeichen an seiner Uniform erkannte Kate, dass es sich um den Sheriff von Deton handelte. Er grinste die Reporterin an, als er an ihr vorbeiging. „Sehen Sie“, sagte er schroff zu ihr, „das geht nicht nur mir so. Niemand will Sie in der N?he haben.“ Er trat vor Kate und DeMarco und f?hrte sie zur Haust?r. Nebenbei f?gte er hinzu, „Sie kennen die Gesetze genauso gut wie ich. Ich kann sie nicht wegschicken, weil sie eigentlich nichts Verbotenes tun. Die verfluchten Geier hoffen darauf, dass ein Verwandter oder so etwas vorbeikommt.“ „Wie lange parken sie schon hier?“, fragte DeMarco. „Seitdem es vor zwei Tagen passiert ist, war die ganze Zeit ?ber mindestens ein ?bertragungswagen da. Eine Zeitlang waren gestern sogar drei hier. Diese Sache hat hier in der Gegend ziemlich hohe Wellen geschlagen. Auch um die County Police Station herum waren ?bertragungswagen und Nachrichten-Crews. Es macht einen ziemlich w?tend.“ Er schloss die Haust?r auf und f?hrte sie herein. „Ich bin ?brigens Sheriff Randall Barnes. Mir wurde die Unannehmlichkeit zuteil, die Ermittlungen in diesem Fall zu leiten. Die State Police hat herausgefunden, dass das FBI auf dem Weg ist und hat sich zur?ckgezogen. Sie fahnden noch nach der Tochter, aber den Mord haben sie quasi zu meinen F??en abgelegt.“ Beim reingehen stellten sich Kate und DeMarco vor. Danach erstarb das Gespr?ch. Die Szene, die sich ihnen bot, war ? obgleich nicht so schlimm wie andere Tatorte, die Kate gesehen hatte ? furchtbar. Die getrockneten, dunkelbraunen Spritzer auf dem blauen Teppich sprangen ihnen f?rmlich ins Gesicht. Im Haus herrschte eine abgestandene, fast schale Atmosph?re, etwas, das Kate schon an anderen Tatorten gesp?rt hatte ? etwas, was sie schon unz?hlige Male zu beschreiben versucht hatte, aber immer gescheitert war. Aus heiterem Himmel dachte sie an Michael. Sie hatte einmal versucht, ihm dieses Gef?hl zu beschreiben, dass es fast so war, als ob das Haus selbst den Verlust sp?rte und mit einem Gef?hl von abgestandener Luft darauf reagierte. Er hatte gelacht und gesagt, dass es auf seltsame Art spirituell klang. Seine Reaktion hatte Kate nichts ausgemacht … vor allem, weil es genau das war, was sie selbst f?hlte, als sie jetzt den Blick durch das Haus der Fullers schweifen lie?. „Agents, ich gehe wieder hinaus auf die Veranda“, sagte Barnes, „und sorge daf?r, dass sich keine Neugierigen hier herumtreiben. Rufen Sie einfach, falls Sie etwas ben?tigen. Aber soviel kann ich Ihnen jetzt schon sagen: wenn Sie etwas wissen wollen, das nicht schon in den Berichten steht, die wir Ihnen zugeschickt haben, muss es von Foster kommen, einem meiner anderen Beamten. Hier in Deton sind wir nicht gerade an solche F?lle gew?hnt. Wir merken gerade, wie wenig wir auf solche Sachen vorbereitet sind.“ „Wir w?rden im Anschluss gern mit ihm sprechen“, sagte DeMarco. „Ich rufe ihn an und veranlasse, dass er auf der Wache bleibt.“ Leise verschwand er durch die Haust?r und ?berlie? ihnen den Tatort. Kate machte einen Bogen um die ersten Blutspritzer auf dem Teppich. Es waren auch welche an der Couch, und an der Wand ?ber der Couch. Ein kleiner Wohnzimmertisch stand vor der Couch, und die paar Dinge, die darauf lagen, wirkten durcheinander ? mehrere Rechnungen, ein leerer, umgekippter Plastikbecher, und die Fernbedienung. Es konnten Anzeichen eines kurzen Kampfes sein, und wenn das zutraf, dann war es kein sonderlich erbitterter Kampf gewesen. „Keine wirklichen Anzeichen eines Kampfes“, sagte DeMarco. „Ich sehe nicht, wie die Tochter es getan haben sollte, es sei denn, sie ist extrem stark und athletisch.“ „Wenn es die Tochter war, hat es sie wahrscheinlich vollkommen unvorbereitet getroffen“, gab Kate zu bedenken. „Sie h?tte einfach ins Zimmer kommen k?nnen, die Waffe hinter sich versteckt haltend. Einer von ihnen war vielleicht schon tot, bevor der andere ?berhaupt verstand, was vor sich ging.“ Sie untersuchten den Raum einige Minuten lang, fanden aber nicht Au?ergew?hnliches. An der Wand hingen mehrere Bilder, die meisten davon Familienfotos. Es war das erste Mal, dass sie das M?dchen sahen, das wohl Mercy Fuller war. Die Bilder zeigten sie in unterschiedlichem Alter: von etwa f?nf Jahren bis zu ihrem jetzigem Alter. Sie war ein s??es M?dchen, das im Collegealter wahrscheinlich sehr h?bsch sein w?rde. Sie hatte schwarzes Haar und ein strahlendes L?cheln. Sie gingen weiter ins Haus hinein und erreichten ein Zimmer, das offensichtlich von einem Teenager bewohnt wurde. Ein Tagebuch lag auf dem Schreibtisch, der von Stiften und Papieren ?bers?t war. Eine pinke Ananas aus Keramik stand am Rand des Schreibtisches, eine Art Bildhalter, in dessen Draht ein Foto eingeklemmt war. Es zeigte zwei M?dchen im Teenager-Alter, die beide breit in die Kamera l?chelten. Kate ?ffnete das Tagebuch. Der letzte Eintrag war acht Tage alt und handelte davon, dass ein Junge namens Charlie sie gek?sst hatte, als sie die Klassenr?ume in der Schule wechselten. Kate ?berflog fr?here Eintr?ge und sah, dass sie ?hnlich waren: Probleme mit einer Klassenarbeit, der Wunsch, Charlie m?ge ihr mehr Aufmerksamkeit schenken, und die Hoffnung, dass die Zicke Kelsey Andrews von einem Zug ?berfahren wird. Nichts in ihrem Zimmer wies auf t?dliche Absichten hin. Als n?chstes untersuchten sie das Elternschlafzimmer und fanden es genauso uninteressant. Sie fanden einige Pornozeitschriften im Schrank versteckt, aber ansonsten war das Fuller-Haus sauber. Als sie zwanzig Minuten sp?ter das Haus verlie?en, befand sich Barnes noch immer auf der Veranda. Er sa? in einem alten, zerfledderten Sessel und rauchte eine Zigarette. „Etwas gefunden?“, fragte er. „Nichts“, antwortete DeMarco. „Obwohl ich mich frage“, f?gte Kate hinzu, „haben Sie oder ihre Kollegen von der State Police einen Laptop oder ein Handy im Zimmer der Tochter gefunden?“ „Nein. Tja, apropos Laptop … das ist nicht gerade ?berraschend. Vielleicht haben Sie schon anhand des Zustands des Hauses vermutet, dass die Fullers nicht unbedingt Leute waren, die sich einen Laptop f?r ihre Tochter leisten konnten. Was das Handy anbelangt, der Handyvertrag der Familie besagt tats?chlich, dass Mercy Fuller ihr eigenes Handy besitzt. Aber bisher konnten wir es nicht orten.“ „Vielleicht ist es abgeschaltet“, meinte DeMarco. „Wahrscheinlich“, sagte Barnes. „Allerdings ? und das war auch mir bis vor kurzem neu ? kann man ein Handy orten, selbst wenn es aus ist, bis zu der Stelle, an der es abgeschaltet wurde… also dem letzten Ort, an dem es eingeschaltet war. Und die Kollegen von der State Police haben herausgefunden, dass das zuletzt hier, in diesem Haus, der Fall war. Aber, wie Sie schon so treffend sagten, ist es nicht auffindbar.“ „Wie viele Ihrer Leute bearbeiten aktiv diesen Fall?“, fragte Kate. „Gegenw?rtig sind es drei, die auf der Wache Befragungen vornehmen und Belege hinsichtlich der letzten Eink?ufen sichten, wo sie sich zuletzt aufgehalten haben, solche Dinge eben. Einer von der State Police ist noch da, um auszuhelfen, aber er ist nicht sonderlich gl?cklich dar?ber.“ „Und Sie haben einen in Ihren Reihen, der ? abgesehen von Ihnen selbst ? den Fall leitet?“ „Das ist richtig. Wie ich schon sagte, das ist Officer Foster. Der Mann hat ein Ged?chtnis wie ein Schlie?fach.“ „K?nnten Sie uns bitte zu einer kurzen Nachbesprechung auf die Wache geleiten“, bat Kate. „Aber nur mit Ihnen selbst und Office Foster. Ich m?chte es beim engten Kreis belassen.“ Barnes nickte grimmig, stand auf und schnippte seine Zigarettenkippe in den Garten. „Sie wollen ?ber Mercy als Verd?chtige sprechen, ohne dass es allzu viele Leute mitbekommen. Ist das richtig?“ „Ich glaube, es w?re unklug, diese M?glichkeit von der Hand zu weisen, ohne sie eingehend ?berpr?ft zu haben“, sagte Kate. „Und Sie haben recht. Je weniger Leute davon Wind bekommen, desto besser.“ „Ich rufe Foster auf der Fahrt zur Wache an.“ Er ging die Stufen hinab und starrte dabei die Reporterin und ihren Kameramann b?se an. Das veranlasste Kate, sich zu fragen, ob er innerhalb der letzten zwei Tage mit den Nachrichten-Crews aneinander geraten war. Als sie und DeMarco in den Wagen stiegen, warf sie der Nachrichten-Crew einen misstrauischen Blick zu. Sie wusste, dass ein Mord wie dieser kleine Gemeinden wie Deton schwer ersch?tterten. Und dass Nachrichten-Crews genau deshalb nicht davor Halt machten, ihre Story zu bekommen. Kate fragte sich, ob es hier um mehr ging, als auf den ersten Blick ersichtlich war ? und, wenn dem so war, was genau sie zu tun hatte, um an alle Fakten zu kommen. KAPITEL DREI Die Deton Police Station entpuppte sich als das, was Kate sich ungef?hr vorgestellt hatte. Sie lag an einem Ende des Ortskerns entlang des Highways, ein schmuckloses Geb?ude aus Ziegelstein, auf dessen Giebel die amerikanische Flagge wehte. Ein paar Polizeiwagen parkten seitlich davon. Die niedrigen Kennzahlen reflektierten die Gr??e des Ortes selbst. Das Gro?raumb?ro nahm den meisten Platz ein. Ein gro?er Schreibtisch stand vorne, verwaist. Tats?chlich machte die ganze Wache einen verwaisten Eindruck. Sie folgten Barnes einen schmalen Flur entlang, an dem nur f?nf R?ume lagen, zur R?ckseite des Geb?udes. An der T?r einer dieser R?ume war ein Schild angebracht, auf dem Sheriff Barnes stand. Barnes f?hrte sie in den letzten Raum auf dem Flur. Er war sehr klein und als eine Art Konferenzraum ausgestattet. Darin hielt sich ein Beamter auf, der an einem Tisch sa? und einen Stapel Dokumente durchging. „Agents, dies ist Officer Foster“, sagte Barnes. Officer Barnes war ein junger Mann, der auf die Drei?ig zugehen mochte. Sein Haar trug er kurzgeschoren und er schaute etwas m?rrisch drein. Kate sah sofort, dass er ein sehr sachlicher Mann war. Er w?rde keine Witze machen, um die Spannung zu zerstreuen und sich wohl nicht die M?he machen, die Agents, die jetzt vor ihm sa?en, durch Small-Talk besser kennenzulernen. Kate mochte ihn auf Anhieb. „Seit wir den Anruf von Pastor Poulson erhalten haben, sind bei Officer Foster alle F?den zusammengelaufen“, erkl?rte Barnes. „Er hat jede Information, die wir erhalten haben, geh?rt oder gesehen und sie den Akten zugef?gt. Welche Fragen Sie auch immer haben sollten, er kann sie Ihnen wahrscheinlich beantworten.“ „Das ist doch mal ein hohes Lob“, sagte Foster, „aber ja, ich werde definitiv mein M?glichstes tun.“ „Also“, begann Kate, „was f?r Informationen haben wir hinsichtlich der Personen, mit denen alle drei Fullers direkt vor den Morden gesprochen haben ? abgesehen von Gespr?chen untereinander.“ „Alvin Fuller hat mit einem alten Freund aus High-School-Zeiten gesprochen, als er an der Citgo am Highway 44 bezahlte“, sagte Foster. „Er war auf dem Weg von der Arbeit nach Hause und als dort anhielt, um ein Sixpack Bier zu kaufen, sind sie sich ?ber den Weg gelaufen. Der Freund sagt, sie haben sich ?ber Arbeit und Familie unterhalten. Es war sehr oberfl?chliches, ein Gespr?ch der H?flichkeit halber. Der Freund sagte, dass Alvin nicht irgendwie seltsam gewirkt habe.“ „Bez?glich Wendy Fuller, die letzte Person, mit der sie, abgesehen von ihrer Familie, gesprochen hat, war eine Kollegin. Wendy arbeitete in einem kleinen Versandlager ein wenig au?erhalb. Die Kollegin gab an, das letzte, wor?ber sie gesprochen hatten, war Wendys Sorge, weil Mercy begann, starkes Interesse an Jungs zu zeigen. Anscheinend hatte Mercy sich vor nicht allzu langer Zeit zum ersten Mal gek?sst, und Wendy machte sich Sorgen, was das bedeuten k?nnte. Aber abgesehen davon war alles so, wie sonst auch.“ „Und wie sieht es mit Mercy aus?“, fragte DeMarco. „Die letzte Person, mit der sie gesprochen hat, war ihre beste Freundin, ein M?dchen aus dem Ort namens Anne Pettus. Wir haben zweimal mit Anne gesprochen, nur um sicherzugehen, dass sie beide Male die gleiche Geschichte erz?hlt. Sie sagt, in der letzten Unterhaltung ging es um einen Jungen namens Charlie. Nach dem, was Anne sagt, war dieser Charlie nicht Mercys Freund. Anne hat uns auch etwas verraten, was nicht mit dem ?bereinstimmt, was ihre Eltern ?ber sie wissen.“ „Eine L?ge?“, fragte Kate. „Ja. Wendys Kollegin sagte, dass sie ?ber Mercys ersten Kuss gesprochen haben. Aber Anne Pettus sagt, dass das so nicht richtig ist. Wie es scheint, liegt Mercys erster Kuss schon eine ganze Weile zur?ck.“ „Hat sie promiskuitiv?“ „Das hat Anne so nicht gesagt. Sie sagte nur, dass sie genau wisse, dass Mercy schon sehr viel mehr mit Jungen gemacht hat als sie nur zu k?ssen.“ „Hinsichtlich ihres Verschwindens, in welche Richtung weist die bisherige Beweislage?“, fragte Kate. „Dass sie entf?hrt wurde, oder dass sie abgehauen ist?“ „Sofern Sie nicht noch etwas in dem Haus finden, gibt es bisher keinerlei Beweise, die auf eine Entf?hrung hinweisen. Im Gegenteil, wir haben Beweise, die uns zu der Annahme verleiten, dass sie freiwillig gegangen ist.“ „Welche Art von Beweisen?“ „Anne sagt, dass Mercy sich eine kleine Summe Bargeld zusammengespart hat. Sie wusste sogar, wo Mercy das Geld aufbewahrte: ganz unten in ihrer Sockenschublade. Wir haben nachgesehen: 300 Dollar lagen dort versteckt. Das widerspricht wiederum der Hypothese, dass sie davongelaufen ist, denn sie h?tte das Geld mitgenommen, richtig? Allerdings hat Mercy ihre Kreditkarte zuletzt benutzt, um damit den Tank aufzuf?llen. Das war zwei bis drei Stunden, bevor die Leichen ihrer Eltern entdeckt wurden. Zwei Tage zuvor hat sie bei Target in Harrisonburg Kosmetika in der Gr??e gekauft, wie man sie gern mit auf Reisen nimmt: Zahnb?rste, Zahnpasta, Deodorant. Die Kreditkartenaufstellung best?tigt das, ebenso Anne Pettus, mit der zusammen sie an dem Tag eingekauft hat.“ „Hat Anne sie zuf?llig gefragt, warum sie Kosmetika in Reisegr??e kauft?“, fragte Kate. „Ja, das hat sie. Mercy sagte, sie h?tte nicht mehr viel zuhause und hasste es, sich wie ein Kind zu f?hlen, dass ihre Eltern bitten musste, ihr so etwas zu kaufen.“ „Es ist nichts ?ber einen Freund bekannt?“, fragte Kate. „Nicht nach dem, was Anne berichtet. Und die schien so ziemlich alles ?ber Mercy zu wissen.“ „Ich m?chte mit Anne sprechen“, sagte Kate. „Meinen Sie, sie willigt ein, oder wird sie uns Steine in den Weg legen?“ „Sie wird ganz sicher einwilligen“, sagte Foster. „Er hat recht“, f?gte Barnes hinzu. „Anne hat uns sogar zwischendurch mehrfach angerufen, und fragte, ob wir neue Erkenntnisse haben. Sie ist sehr hilfsbereit. Das gilt auch f?r ihre Eltern, die uns mit ihr haben sprechen lassen. Wenn Sie m?chten, rufe ich an und arrangiere ein Treffen.“ „Das w?re gro?artig“, sagte Kate. „Sie ist ein starkes M?dchen“, sagte Foster. „Aber unter uns gesagt, ich glaube, dass sie uns etwas verheimlicht. Vielleicht nicht Gro?es. Ich glaube, sie will nur sicher sein, nichts Schlechtes ?ber ihre vermisste, beste Freundin zu sagen.“ Das ist verst?ndlich, dachte Kate. Kate wusste aber auch, dass die Tatsache, dass die beiden die besten Freundinnen waren, Grund genug daf?r war, etwas zu verheimlichen. *** Es war nachvollziehbar, dass Annes Eltern ihr erlaubt hatten, von der Schule zuhause zu bleiben. Als Kate und DeMarco das Haus der Pettus‘ erreichten, das in einer Stra?e stand, die der der Fullers ?hnelte, warteten die Eltern schon drinnen an der Haust?r. Kate konnte beide durch die Glast?r erkennen, als sie den Wagen auf der U-f?rmigen Auffahrt parkte. Mr. und Mrs. Pettus traten auf die Veranda hinaus, um die Agents zu begr??en. Der Vater hatte die Arme verschr?nkt. Ein trauriger Ausdruck lag auf seinem Gesicht. Die Mutter sah m?de aus, mit ger?teten Augen und einer ersch?pften Haltung. Nachdem sich alle vorgestellt hatten, kamen Mr. und Mrs. Pettus direkt zur Sache. Sie waren weder unh?flich noch aufdringlich, sondern einfach besorgte Eltern, die ihre Tochter davor bewahren wollten, unn?tig durch die H?lle zu gehen. „Es scheint ihr mit jedem Mal, das sie dar?ber redet, besser zu gehen“, sagte Mrs. Pettus. „Ich glaube, mit der Zeit wird sie mehr und mehr verstehen, dass ihre beste Freundin nicht unbedingt tot ist. Je mehr sie sich mit der M?glichkeit befasst, dass sie einfach vermisst wird, desto mehr wird sie helfen wollen.“ „Trotzdem“, f?gte Mr. Pettus hinzu, „muss ich Sie bitten, die Befragung so kurz wie m?glich zu halten, und ein Element der Hoffnung durchscheinen zu lassen. Wir werden uns nat?rlich nicht in die Befragung einschalten, aber seien Sie gewarnt, sobald wir etwas h?ren, dass unsere Tochter aufregt, ist Ihre Zeit mit ihr um.“ „Das ist absolut verst?ndlich“, sagte Kate. „Und Sie haben mein Wort, dass wir behutsam vorgehen werden.“ Mr. Pettus nickte und ?ffnete ihnen schlie?lich die Haust?r. Als sie eintraten, sah Kate Anne Pettus sofort. Sie sa? auf der Couch und hatte ihre H?nde zwischen die Knie ineinandergelegt. Wie ihre Mutter sah auch sie m?de und ersch?pft aus. In dem Moment wurde sich Kate bewusst, dass M?dchen im Teenager-Alter ihren besten Freundinnen sehr nahe standen. Sie konnte sich nicht vorstellen, was dieses junge M?dchen gerade durchmachen musste. „Anne“, sagte Mrs. Pettus, „dies sind die Agents, die sich angek?ndigt haben. M?chtest du noch immer mit ihnen sprechen?“ „Ja, Mom. Ich bin okay.“ W?hrend Kate und DeMarco links und rechts von Anne Platz nahmen, nickten beide Eltern ihnen kurz zu. Wie Kate bemerkte, sah Anne erst dann aus, als sei ihr das alles sehr unangenehm, als sich ihre Eltern sich hinter sie stellten. „Anne“, sagte Kate, „ wir werden uns kurz fassen. Sind im Bild ?ber alles, was du der Polizei schon erz?hlt hast, daher werden wir dich nicht bitten, all diese Dinge zu wiederholen. Nun ja, mit einer Ausnahme. Ich w?rde gern mehr ?ber die Shopping-Tour erfahren, die du mit Mercy nach Harrisonburg unternommen hast. Mercy kaufte diverse Dinge in Reisegr??e, richtig?“ „Ja. Ich fand das schon seltsam. Sie sagte, sie h?tte davon nichts mehr zuhause. Zahnpasta, eine kleine Zahnb?rste, Deo, solche Dinge. Ich fragte sie, warum sie sie sich selbst kaufte und nicht ihre Eltern, aber sie ist nicht darauf eingegangen.“ „Meinst du, dass sie gl?cklich war zuhause?“ „Ja, schon. Aber… na ja, sie ist f?nfzehn. Sie liebt ihre Eltern, aber sie hasst die Gegend hier. Sie will schon aus Deton weg, seit sie zehn Jahre alt ist.“ „Hast du eine Ahnung, warum?“, fragte DeMarco. „Es ist ?de hier“, sagte Anne. Dabei warf sie ihren Eltern einen entschuldigenden Blick zu. „Ich bin ein bisschen ?lter als Mercy; ich bin sechszehn und habe einen F?hrerschein, und sie und ich fahren manchmal hierhin und dorthin. Shopping. Ins Kino. Aber man muss eine Stunde fahren, um irgendwohin zu kommen. Deton ist tot.“ „Wei?t du, wo sie hinwollte?“ „Nach Palm Springs“, sagte Anne mit einem Lachen. „Sie hat eine Sendung ?ber Palm Springs gesehen, in der die Leute dort Party gemacht haben, und fand es h?bsch dort.“ „Hatte sie irgendein bestimmtes College im Auge, auf das sie gehen wollte?“ „Ich glaube nicht. Ich meine, als sie diese kleine Veranstaltung f?r uns in der Schule hatten, hat sie sich etwas genauer mit dem Material der UVA und Wake Forest besch?ftigt. Aber … na ja, ich wei? nicht.“ „Kannst du uns irgendetwas ?ber Charlie erz?hlen?“, fragte Kate. „Wir haben seinen Namen in ihrem Tagebuch entdeckt und wissen, dass sie sich zumindest nahe genug standen, um zwischen den Unterrichtsstunden einen Kuss auszutauschen. Aber die Polizei hat uns mitgeteilt, dass du sagtest, sie habe keinen Freund.“ „Nein, sie hat keinen.“ Kate merkte sofort, dass sich Annes Ton bei diesem Kommentar leicht versteifte. Auch ihre Haltung schien angespannter. Dies schien ein sensibles Thema zu sein. Aber angesichts der Tatsache, dass sie erst sechszehn war und ihre Eltern hinter standen, konnte Kate sie nicht der L?ge bezichtigen. Sie w?rde eine andere Strategie w?hlen m?ssen. Vielleicht umgaben ihre Freundin irgendwelche dunklen Geheimnisse, die Anne einfach nicht laut aussprechen wollte. „Sie und Charlie sind also nur befreundet?“, fragte Kate. „So ungef?hr. Also, ich glaube, dass sie sich vielleicht wirklich m?gen, aber nicht wirklich ein Paar sein wollten. Verstehen Sie?“ „Soweit du wei?t, haben sie und Charlie noch etwas anderes getan als nur zu k?ssen?“ „Wenn es so war, dann hat mir Mercy nichts davon erz?hlt. Und sie erz?hlt mir alles.“ „Wei?t du, ob sie vor ihren Eltern Geheimnisse hatte?“ Wieder konnte Kate an Annes Gesicht sehen, dass dem M?dchen die Frage unangenehm war. Es war kaum merklich, fast nicht auszumachen, aber Kate erkannte es, weil dies ihr bei unz?hligen anderen F?llen begegnet war – vor allem, wo Teenager involviert waren. Umher flitzende Augen, unwohl auf dem Stuhl herumrutschen, zu schnelles Antworten, ohne dar?ber nachzudenken, oder zu langes Z?gern. „Falls es so ist, hat sie mir auch davon nichts gesagt.“ „Wie sieht es mit einem Job aus?“, fragte Kate. „Hat sie irgendwo gearbeitet?“ „Nicht in letzter Zeit. Vor ein paar Monaten hat sie ungef?hr zehn Stunden pro Woche Kids aus der Middle School Nachhilfe gegeben. In Algebra, glaube ich. Aber das wurde dann nicht mehr angeboten, weil es nicht gen?gend Kids gab, die Interesse an der Hilfe hatten.“ „Hat ihr das Spa? gemacht?“, fragte DeMarco. „Ich glaube schon.“ „Keine Horrorgeschichten vom Nachhilfegeben?“ „Keine, von denen sie mir erz?hlt hat.“ „Aber du bist ?berzeugt, dass Mercy dir alles ?ber ihr Leben erz?hlt, richtig?“ Wieder war Anne die Frage unangenehm. Kate fragte sich, dass dies vielleicht das erste Mal war, dass sie schonungslos befragt wurde – dass etwas in Frage gestellt wurde, was sie als die Wahrheit hingestellt hatte. „Ich glaube schon“, sagte Anne. „Wir waren … wir sind beste Freundinnen. Und ich sage sind, weil sie noch lebt. Ich wei? es. Denn, wenn sie tot ist…“ Der Kommentar hing einen Moment lang im Raum. Kate sah, dass die Emotionen in Annes Gesicht echt waren. Es war klar, dass das M?dchen kurz davor stand, in Tr?nen auszubrechen. Und wenn es soweit kam, war sich Kate sicher, w?rden ihre Eltern sie bitten zu gehen. Das hie?, dass ihnen nicht viel Zeit blieb ? und das wiederum hie?, dass Kate jetzt ihre Samthandschuhe ablegen und sie hart anfassen musste, wenn sie noch Antworten bekommen wollte. „Anne, wir wollen dieser Sache auf den Grund gehen. Und wir gehen genau wie du davon aus, dass Mercy noch lebt. Aber, da will ich ganz ehrlich mit dir sein, in Vermisstenf?llen ist die Zeit unser Feind. Je mehr Zeit verstreicht, desto kleiner die Chance, sie zu finden. Also bitte … wenn es irgendetwas gibt, womit du den Beh?rden von Deton gegen?ber bisher nicht herausger?ckt bist … dann ist es wichtig, dass du es jetzt uns sagst. Ich wei?, in einer Kleinstadt ist es wichtig, was andere denken?“ „Ich denke, das reicht“, unterbrach Mr. Pettus. Er erhob sich und schritt zur T?r. „Es gef?llt mir nicht, dass Sie meiner Tochter unterstellen, dass sie Ihnen etwas verheimlicht. Und man sieht ihr doch an, dass sie mit den Nerven am Ende ist.“ „Mr. Pettus“, begann DeMarco, „wenn Anne?“ „Wir waren mehr als entgegenkommend, sie von den Beh?rden befragen zu lassen, aber jetzt reicht es. Bitte gehen Sie … jetzt.“ W?hrend sie sich erhoben, tauschten Kate und DeMarco einen entmutigten Blick aus. Kate hatte ungef?hr drei Schritte getan, als Annes Stimme sie innehalten lie?. „Nein … warten Sie.“ Alle vier Erwachsenen im Raum wandten sich zu Anne um. Tr?nen rannen ?ber ihre Wangen und ein ernsthafter Ausdruck lag in ihren Augen. Sie blickte kurz ihre Eltern an und wandte dann die Augen ab, als sch?me sie sich. „Was ist?“, fragte Mrs. Pettus ihre Tochter. „Mercy hat einen Freund. Mehr oder weniger. Aber es ist nicht Charlie. Es ist dieser andere Typ … und sie hat nie jemandem von ihm erz?hlt, denn wenn ihre Eltern davon erfahren, drehen sie durch.“ „Wer ist es?“, fragte Kate. „Es ist dieser Typ, der drau?en Richtung Deerfield wohnt. Er ist ?lter … siebzehn.“ „Und sie waren ein Paar?“, fragte DeMarco. „Ich glaube nicht, dass es etwas Festes war. Sie haben sich einfach ?fter gesehen. Aber wenn sie zusammen waren, glaube ich, dann … na ja, ich glaube, es ging nur um das K?rperliche. Mercy gefiel es, dass dieser ?ltere Kerl ihr Aufmerksamkeit schenkte, verstehen Sie?“ „Und warum w?rden ihre Eltern das nicht guthei?en?“, fragte Kate. „Na ja, zuerst einmal wegen des Altersunterschieds. Mercy ist f?nfzehn und er ist fast achtzehn. Aber er ist ein schlimmer Finger. Er hat die High-School geschmissen und h?ngt mit ?blen Leuten rum.“ „Wissen Sie, ob die beiden Sex gehabt haben?“, fragte Kate. „Das hat sie mir nie erz?hlt. Aber ich glaube schon, denn immer, wenn ich dar?ber Witze gemacht und sie aufgezogen habe, ist sie ganz still geworden.“ „Anne“, sagte Mr. Pettus, „warum hast du das der Polizei nicht erz?hlt?“ „Weil ich nicht will, dass die Leute schlecht von Mercy denken. Sie … sie ist meine beste Freundin. Sie ist lieb und nett und … dieser Typ ist Abschaum. Ich verstehe nicht, was sie in ihm gesehen hat.“ „Wie hei?t er?“, fragte Kate. „Jeremy Branch.“ „Du sagtest, er habe die Schule abgebrochen. Wei?t du, wo er arbeitet?“ „Ich glaube, er arbeitet gar nicht. Hin und wieder arbeitet er wohl in der Landschaftspflege, B?ume beschneiden und den Holzf?llern zu Hand gehen. Aber Mercy sagte, dass er eigentlich nur bei seinem ?lteren Bruder herumsitzt und die meiste Zeit trinkt. Und ich glaube, dass er Drogen verkauft, aber das wei? ich nicht mit Sicherheit.“ Anne tat Kate fast leid. Nach dem Gesichtsausdruck der Eltern zu urteilen, war es klar, dass Anne eine ernsthafte Standpauke erwartete, sobald Kate und DeMarco gegangen waren. Mit diesem Gedanken im Kopf ging Kate zu Anne her?ber und setzte sich dorthin, wo ihr Vater vor einer Minute noch gesessen hatte. „Ich wei?, das ist dir nicht leicht gefallen“, sagte Kate zu ihr. „Aber du hast das Richtige getan. Du hast uns einen Hinweis gegeben und anhand dessen k?nnen wir vielleicht der Sache auf den Grund gehen. Danke, Anne.“ Und damit nickte sie Annes Eltern kurz zu und verlie? das Haus. Auf dem Weg zum Wagen zog DeMarco ihr Telefon hervor. „Wei?t du, wo Deerfield liegt?“, fragte sie. „Etwa zwanzig Minuten entfernt, noch tiefer in die W?lder hinein“, sagte Kate. „Und wenn du glaubst, dass Deton klein ist, dann hast du noch nichts gesehen.“ „Ich rufe Sheriff Barnes an und sehe zu, eine Adresse zu bekommen.“ Und genau das tat sie, sobald sie wieder im Wagen sa?en. Pl?tzlich sp?rte Kate eine Welle der Energie ?ber sich hinweg sp?len. Sie hatten eine Spur, das ?rtliche Police Department auf ihrer Seite und den gr??ten Teil des Tages noch vor sich. Als sie die Auffahrt der Familie Pettus‘ hinter sich lie?en, konnte sie nicht umhin, sich hoffnungsvoll zu f?hlen. KAPITEL VIER Obwohl Barnes genauste Angaben zu der Adresse gemacht hatte, fragte sich Kate, ob er sich vertan hatte oder ob etwas bei der Kommunikation verloren gegangen war. F?nf Minuten, nachdem sie den Ortskern von Deerfield, hinter sich gelassen hatte, erblickte sie endlich die Adresse in schwarzen Buchstaben geschrieben an einem Briefkasten an der Stra?e. Dahinter lagen, wie generell in Deerfield, Virginia, nichts als offene Felder und Wald. Knapp einen halben Meter vom Briefkasten entfernt konnte sie die Umrisse dessen erkennen, was sie f?r eine Auffahrt hielt. Das Unkraut verdeckte fast die Zufahrt. Sie fuhr auf die Auffahrt und fand sich auf einem Schotterweg wieder, der weiter vorn in einer Lichtung m?ndete. Sie nahm an, dass dies der Garten war, in dem aber schon sehr lange nicht mehr gem?ht worden war. Dort parkten drei Wagen, von denen man zwei komplett abschreiben konnte. Sie standen am Ende der Auffahrt. Einige Meter von den Wagen entfernt, entlang der Baumlinie des Waldes dahinter, der sehr gro? wirkte, stand ein ?berbreiter Wohnwagen. ?u?erlich war er dekoriert wie ein Haus und h?tte ein nettes Pl?tzchen sein k?nnen, wenn er in Schuss gehalten worden w?re. Aber die vordere Veranda hing leicht schr?g, ein Teil des Gel?nders war ganz abgefallen. Eine lose Regenrinne hing rechts am Haus und dahinter erstreckte sich der w?st aussehende Garten. Kate und DeMarco parkten hinter den Schrottautos und gingen langsam auf das Haus zu. Das Gras, das zum Gro?teil aus Unkraut bestand, reichte Kate bis zu den Knien. „Ich f?hlte mich wie auf irgendeiner merkw?rdigen Safari“, sagte DeMarco. „Hast du eine Machete?“ Ihre Augen auf die T?r gerichtet, kicherte Kate nur. Aufgrund von Anne Pettus‘ Aussage und genereller Stereotypen meinte sie schon zu wissen, was sie drinnen vorfinden w?rden: Jeremy Branch und seinen ?lteren Bruder, die herumsa?en und nichts taten. Das Haus w?rde wahrscheinlich muffig und moderig riechen, vielleicht sogar nach Marihuana. Um das billige Mobiliar herum, das auf einen recht guten Fernseher ausgerichtet war, w?rden Bierflaschen liegen. Sie hatte es schon unz?hlige Male gesehen, vor allem bei jungen Leuten, die in l?ndlichen Gegenden wohnten und Sozialgelder kassierten. Sie stiegen auf die Veranda und klopften an die T?r. Von drinnen drang Musik, Heavy Metal, allerdings relativ leise gestellt. Dann vernahm sie schwere Schritte, die sich der T?r n?herten. Als sie wenige Sekunden darauf ge?ffnet wurde standen sie einem jungen Mann in ?rmellosem T-Shirt und Khaki-Short gegen?ber. Er war unrasiert, sein war linker Arm komplett t?towiert und beide Ohren waren gepierct. Erst l?chelte er bei dem Anblick zweier Frauen auf seiner Veranda, doch dann sank die Realit?t ein. Es waren nicht nur zwei Frauen, sondern zwei professionell gekleidete Frauen mit ernstem Gesichtsausdruck. „Wer sind Sie?“, fragte er. DeMarco zeigte ihm ihre FBI-Marke und trat dabei einen Schritt auf die T?r zu. „Agents DeMarco und Wise“, sagte sie. „Wir wollen Jeremy Branch sprechen.“ Der junge Mann sah ehrlich verwirrt und fast ein wenig ?ngstlich aus. Er trat einen kleinen Schritt von der T?r zur?ck und blickte vorsichtig zwischen ihnen hin und her. „Das … tja, das bin ich. Aber was wollen Sie von mir?“ „Ich bin sicher, dass Sie die Neuigkeiten hinsichtlich eines M?dchens in Deton geh?rt haben“, sagte Kate. „Ein M?dchen namens Mercy Fuller.“ Der Ausdruck auf seinem Gesicht sagte Kate alles, was sie wissen musste. Ohne ein Wort gesagt zu haben, hatte er zugegeben, dass er Mercy kannte. Er nickte und wandte dann seinen Blick hinter sich in den Wohnwagen, vielleicht in der Hoffnung um Hilfe von seinem gro?en Bruder. „K?nnen Sie mir das best?tigen?“, fragte Kate. „Ja, ich hab’s geh?rt. Sie wird vermisst. Und ihre Eltern wurden umgebracht, richtig?“ „Richtig. Mr. Branch, k?nnten wir bitte hereinkommen und einen Moment mit Ihnen sprechen?“ „Na ja, dies ist nicht mein Haus. Mein Bruder wohnt hier. Und ich wei? nicht, ob er …“ „Ich wei? nicht, ob Sie wissen, wie so etwas hier abl?uft“, sagte Kate. „Wir m?chten hereinkommen und uns mit Ihnen unterhalten. Das k?nnen wir entweder hier tun, oder wir k?nnen es - angesichts dessen, was uns ?ber Sie zu Ohren gekommen ist – es auf der Wache in Deton tun. Sie haben die Wahl.“ „Oh“, sagte er. Er sah schwer besorgt aus, wie ein bedrohtes Tier, das nach einem Ausweg sucht. „Na ja, wenn das so ist, kann ich wohl?“ Dann unterbrach er sich selbst, indem er ihnen die T?r vor der Nase zuschlug. Nach dem lauten Knall der ins Schloss fallenden T?r und ein kurzes Zur?ckschrecken vor dieser unerwarteten Handlung, vernahm Kate schnelle Schritte im Haus. „Er haut ab“, sagte Kate. Doch noch bevor Kate die T?r wieder ge?ffnet hatte, war DeMarco schon von der Veranda gesprungen und sprintete zur R?ckseite des Hauses. Kate zog die Waffe, dr?ckte die T?r auf und trat ein. Aus dem hinteren Teil des Wohnwagens konnte sie weitere Schritte h?ren und dann das Ger?usch einer weiteren T?r, die ge?ffnet wurde. Eine Hintert?r, dachte Kate. Hoffentlich kann DeMarco ihm den Weg abschneiden. Kate raste durch das Haus, und fand sich in ihrer Annahme best?tigt. Ein leichter Geruch nach Marihuana hing in der Luft, gemischt mit dem Gestank von versch?ttetem Bier. Als sie die K?che durchquerte, gelangte sie in einen Flur, von dem zwei Schlafzimmer abzweigten. Dort hinten, am Ende des Flurs, bebte die T?r noch in ihren Angeln, weil jemand soeben hindurch gest?rmt war. Sie rannte zur T?r und dr?ckte sie auf, bereit, sich, falls n?tig, gegen einen Angriff zu verteidigen. Aber sie hatte die Furcht in Jeremys Augen gesehen. Er w?rde nicht angreifen, sondern hatte vor, sich aus dem Staub zu machen. Und wenn er es bis zum Waldrand schaffte, der kaum f?nf Meter von der Hintert?r entfernt lag, k?nnte ihm das glatt gelingen. Sie sah ihn, wie er sich den B?umen n?herte, aber dann sah sie auch DeMarco, die ihn von der linken Seite des Hauses einholte. Sie machte sich nicht die M?he, ihre Waffe zu ziehen oder zu rufen, dass Jeremy stehenbleiben solle. Kate war erstaunt, wie schnell ihr Partner laufen konnte – sie war weitaus schneller als der Teenager. Sie holte ihn ein, gerade, als er die ersten B?ume am Waldrand erreichte. DeMarco streckte den Arm aus, griff nach seiner Schulter, und riss ihn herum, so dass er sie ansah. Durch den Schwung begann Jeremy sich ein Kreisel zu drehen und vollf?hrte eine dreihundertsechzig-Grad-Drehung, bevor er das Gleichgewicht verlor und zu Boden st?rzte. Kate hastete die wackeligen Stufen der hinteren Veranda hinab, rannte zu DeMarco, und half ihr, Jeremy Branch Handschellen anzulegen. „Wenn Sie weglaufen“, sagte Kate, „gehen wir davon aus, dass Sie etwas zu verbergen haben. Damit haben Sie uns auch soeben die Entscheidung abgenommen. Wir nehmen Sie mit auf die Wache.“ Darauf hatte Jeremy Branch nichts zu erwidern. Er keuchte h?rbar, als DeMarco ihm mit den H?nden auf dem R?cken gefesselt auf die F??e half. Als sie zum Wagen gingen, sah er verwirrt aus, als stehe er neben sich. Und als er nerv?s zur?ck zum Wohnwagen blickte, war Kate sich sicher, dass sie darin verd?chtige Hinweise finden w?rden, die f?r Jeremy und seinen Bruder eine Menge ?rger bedeuten konnten, auch unabh?ngig von dem Mercy Fullers Verschwinden. *** Die Suche im Haus dauerte nicht lang. W?hrend DeMarco drau?en blieb, untersuchte Kate die R?ume und hatte innerhalb von f?nfzehn Minuten mehr als genug gefunden, womit sich die Branch-Br?der eine Menge ?rger einhandelten. In einem der Schlafzimmer wurden ?ber zweihundert Gramm Kokain und ein halbes Dutzend Ecstasy-Pillen gefunden. Im anderen Schlafzimmer befanden sich mehrere kleine T?tchen mit Gras, ein weiteres Dutzend Ecstasy-Pillen, und einige Beh?lter mit verschreibungspflichtigen Schmerzmedikamenten. Der gro?e Kick war, als Kate unter dem Bett des zweiten Schlafzimmers ein kleines schwarzes Notizbuch fand. Die Aufstellung darin gab an, wer wie viel Geld schuldete, und wof?r. Sie war der Meinung, dass das erste Schlafzimmer, das sie untersucht hatte, Jeremy Branchs war. Das hatte sie anhand des recht provokativen Bildes herausgefunden, das auf seinem Nachttisch stand. Darauf waren er selbst und eine fast unbekleidete Mercy Fuller zu sehen. Aber es gab keine Tageb?cher, keinen Laptop, nichts, was darauf hinwies, dass er etwas mit ihrem Verschwinden oder dem Tod ihrer Eltern zu tun hatte. Eine interessante Sache fand sie allerdings. Etwas, das zumindest eine Frage beantwortete. In dem kleinen Badezimmer, das von Jeremys Schlafzimmer abzweigte, fand sie eine Zahnpasta in Reisegr??e, ein Deodorant f?r Frauen und eine kleine, neue Zahnb?rste. Scheinbar hatte Mercy diese Dinge gekauft, um sie hierzulassen, um verbergen zu k?nnen, dass sie mit dem Jungen intim geworden war, bevor sie nach Hause ging. Sie verlie? das Haus und watete durch das hohe Gras zum Wagen. „Die ganzen Produkte in Reisegr??e habe ich in Jeremys Badezimmer gefunden. Scheinbar hat Mercy sie hiergelassen.“ „Das ist … s??, sage ich mal.“ „Oder eher etwas besessen?“, schlug Kate vor. „Jetzt kennen wir jedenfalls den Grund daf?r, warum er abgehauen ist.“ Vom R?cksitz erklang Jeremys ver?ngstigte Stimme. „Das ganze Zeug geh?rt meinem Bruder.“ „Und er lagert es also in Ihrem Schlafzimmer?“ „Ja, er verkauft es und ... und…“ „Sparen Sie sich die Worte, bis wir auf der Wache sind“, sagte Kate. „Um ehrlich zu sein, sind die Drogen derzeit nur nebens?chlicher Natur.“ „Ich habe nichts mit Mercy oder ihren Eltern zu tun, ich schw?re es.“ „Das hoffe ich doch“, sagte Kate, als sie losfuhr. „Aber wir werden wohl einfach abwarten m?ssen.“ KAPITEL F?NF Als sie diesmal die Polizeiwache in Deton betraten, war der gro?e Empfangstresen am Eingang zum Gro?raumb?ro von einer Frau besetzt, die aussah, als habe man sie irgendwann einmal dorthin gesetzt und seitdem dort sitzenlassen. Sie war locker um die sechzig Jahre alt und als sie zu Kate, DeMarco und Jeremy Branch aufblickte, setzte sie ein einstudiertes L?cheln auf. Als sie allerdings merkte, worum es ging, verfl?chtigte sich das L?cheln und sie versuchte, professioneller zu wirken. „Sie sind die Agents?“, fragte sie. „Ja, Ma’am“, sagte DeMarco. „K?nnen wir Mr. Branch hierlassen?“ „Im Vernehmungsraum. Ich benachrichtige den Sheriff und lasse ihn wissen, dass Sie hier sind. Bitte folgen Sie mir.“ Die ?ltere Frau f?hrte sie am Gro?raumb?ro vorbei und denselben Flur hinunter, den sie schon mit Barnes entlang gegangen waren. Sie ?ffnete die T?r zum zweiten Raum rechts. Er sah genauso aus wie der, in dem sie fr?her am Tag die Besprechung mit Officer Foster gehabt hatten. Darin befand sich ein einzelner, alter Schreibtisch mit jeweils einem Stuhl auf jeder Seite. „Setzen Sie sich“, sagte DeMarco und gab Jeremy einen leichten Schubs in Richtung des Tischs. Jeremy widersetzte sich nicht, sondern leistete der Anweisung Folge. Als er sa?, verschr?nkte er seine in Handschellen steckenden H?nde vor sich und starrte sie an. „Was hatten Sie f?r eine Beziehung zu Mercy Fuller?“, fragte Kate. „Ich kannte sie kaum.“ „Ich habe ein Foto auf Ihrem Nachttisch gesehen, das einen anderen Eindruck erweckt.“ „Was w?rden Sie sagen, wenn ich Ihnen erz?hlte, dass sie solch eine … freundschaftliche Beziehung zu den meisten anderen Jungs hatte?“ „Ich w?rde erwidern, dass Sie damit eine ziemlich gewagte Behauptung aufstellen. Vor allem in einer Kleinstadt wie dieser, ?ber ein M?dchen, das gerade beide Eltern verloren hat.“ Jeremy seufzte und zuckte mit den Schultern. Seine Unbek?mmertheit ging Kate stark auf die Nerven, aber sie gab sich M?he, professionell zu bleiben. „Ich sagte Ihnen schon … ich wei? ?berhaupt nichts ?ber die Familie.“ „Sie l?gen“, sagte Kate. „Die Sache ist folgende … Sie k?nnen weiterl?gen, aber dies ist eine kleine Stadt, Kumpel. Ich kann Ihre L?gen im Handumdrehen entlarven. Und wenn ich herausfinde, dass Sie mich bel?gen, dann werde ich mich mit Ihren Drogen befassen. Vielleicht werde ich einige der Leute ausfindig machen, die ihr wenig schlauer Bruder in seinem Notizbuch unter seinem Bett aufgelistet hat. Vielleicht erz?hle ich denen, dass Sie mir gesagt haben, wo ich das B?chlein finde.“ Bei dem Gedanken weiteten sich seine Augen, und Jeremy rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Kate fragte sich, ob sie seinen Bruder benutzen konnte, um noch mehr herauszufinden, und wer von den beiden wohl unter Druck am ehesten nachgab. Aber scheinbar musste sie nicht diese Richtung einschlagen. Sie konnte es buchst?blich sehen, als Jeremy entschied, dass ihm seine eigene Selbsterhaltung am wichtigsten war. „In Ordnung. Ich kenne sie. Aber wir waren kein Paar oder so. Wir haben uns nur hin und wieder getroffen.“ „Dann war es eine sexuelle Beziehung?“ „Ja. Und mehr auch nicht.“ „Hat es Sie nicht gest?rt, dass sie erst f?nfzehn ist?“ „Irgendwie schon. Ich hatte vor, Schluss zu machen, wenn ich achtzehn werde. Damit ich mir keinen ?rger einhandle, wissen Sie?“ „Wann haben Sie sie zum letzten Mal gesehen?“, fragte DeMarco. „Vor ungef?hr einer Woche.“ „Ist sie zu Ihnen gekommen?“ „Ja, wir hatten diese Routine. Wenn sie zu mir kommen wollte, hat sie mir getextet und ich habe sie dr?ben an der Waterlick Road abgeholt. Ihren Eltern hat sie dann erz?hlt, dass sie bei einer Freundin ist. Ich habe sie also abgeholt und wir sind zu mir gefahren.“ „Wie lange ging das schon so?“, fragte Kate. „Vier oder f?nf Monate. H?ren Sie, ich wei?, es h?rt sich mies an, aber ich kannte sie wirklich nicht so gut. Es ging nur um Sex. Mehr nicht. Ich war ihr Erster … und sie war neugierig, wissen Sie? Sie war nicht verr?ckt nach Sex, aber wir haben uns schon oft getroffen.“ „Ich dachte, Sie sagten, sie sei zu den meisten Jungs so freundlich gewesen“, sagte DeMarco. Die einzige Reaktion auf seine L?ge, die er hervorgebracht hatte, war, mit den Schultern zu zucken. „Wie sieht es mit den Eltern aus“, bohrte Kate weiter. „Was k?nnen Sie uns ?ber sie erz?hlen?“ „Nichts. Ich kannte ihren Vater. Ich meine, es ist eine Kleinstadt, da kennt man sozusagen jeden. Au?erdem scherzte sie immer, wenn ihr Vater herausbekam, dass wir fi? Sex haben“, sagte er, da er es scheinbar unpassend fand, das f-Wort in Gegenwart zweier Frauen auszusprechen, „bringt er mich um.“ „Und Sie haben ihr geglaubt?“ „Ich wei? nicht. Vielleicht. Ein Kerl denkt nie gern an den Vater eines M?dchens, mit der er ins Bett geht. Ich wusste nie, was ich von den Eltern halten sollte. Ich meine, sie hasste sie. Verachtete sie geradezu, wissen Sie?“ „Tats?chlich?“ „Angesichts dessen, wie sie von ihnen sprach, ja, ich glaube schon. Wenn ich nur…“ Hier hielt er inne und schien sich an etwas zu erinnern. Dann blickte er Kate und DeMarco an, als versuche er, herauszufinden, wie weit er gehen konnte. „Was?“, fragte Kate. „Also. Es war wahrscheinlich nicht in Ordnung, dass wir zwanzig Mal oder so miteinander geschlafen haben, obwohl ich sie gar nicht so gut kannte. Aber ich fand es immer merkw?rdig, wie sie ?ber ihre Eltern sprach.“ „Wie denn?“ Bevor er antworten konnte, klopfte es an der T?r. Sheriff Barnes steckte den Kopf herein und ein schneller Blick wechselte zwischen ihm und Jeremy. Kate meinte, dass dies wohl nicht das erste Mal war, dass Jeremy sich in diesem Raum befand. „Jeremy Branch?“, fragte er. „Was zum Teufel macht er hier?“ „Wollen Sie es ihm selbst sagen, oder soll ich?“, fragte DeMarco. Sie gab Jeremy einige Sekunden Zeit, und als er nicht anfing zu sprechen, legte sie Barnes die Fakten dar. „Er hatte eine sexuelle Beziehung mit Mercy Fuller … noch bis vor einer Woche. Er hat uns gerade erz?hlt, dass er es seltsam fand, dass Mercy so schlecht ?ber ihre Eltern gesprochen hat. Dass sie sie gehasst hat.“ „Du hast mit ihr geschlafen?“, fragte Barnes. „Verdammt, Sohn … wie alt bist du?“ „Siebzehn. Ich werde erst in einem Monat achtzehn.“ „Fahren Sie fort“, sagte Kate und brachte ihn wieder auf den Punkt zur?ck. „Erz?hlen Sie uns noch einmal, was Mercy so alles ?ber ihre Eltern gesagt hat.“ „Einfach, dass sie nie irgendetwas durfte. Dass sie ihr nicht vertraut haben. Ich glaube, mit ihrer Mutter hatte sie einen Riesenstress, weil mindestens zweimal gesagt hat ‚Ich will die Schlampe einfach nur umbringen‘. Sie hat ihre Mutter gehasst.“ „Hat sie je von dem Verh?ltnis ihrer Eltern zueinander gesprochen?“, fragte Kate. „Nein, dar?ber hat sie nicht oft gesprochen. Sie kotzte sich eine Weile aus, wurde richtig w?tend, und dann hatten wir meistens Sex. Ich … ich wei? auch nicht. Ich h?tte nie gedacht, dass sie es wirklich tut.“ „Was tut?“, fragte Barnes. Jeremy blickte sie an, als h?tte sie rein gar nichts begriffen. „Im Ernst? Sehen Sie … wie ich schon sagte, sie wirkt unschuldig, abgesehen davon, dass sie ziemlich nymphomanisch ist, aber wenn Sie den Killer ihrer Eltern suchen … dann finden Sie sie. Ich garantiere Ihnen, Mercy hat ihre Eltern umgebracht und dann die Stadt verlassen.“ KAPITEL SECHS Bisher hatte noch niemand gegen?ber dem Schreibtisch Platz genommen; Kate, DeMarco und Barnes standen noch immer. Doch als Jeremy diese forsche Aussage machte, ging Sheriff Barnes langsam zu dem Stuhl her?ber und setzte sich direkt dem Teenager gegen?ber. Mit einer Mischung aus Traurigkeit und Wut in den Augen fuchtelte er mit dem Finger vor Jeremys Gesicht herum. „Ich bin seit sechzehn Jahren Sheriff in dieser Stadt, und ich kannte Wendy und Alvin Fuller ziemlich gut. Und soweit ich wei?, ist Mercy Fuller eine anst?ndige junge Frau. Definitiv nicht ein St?ck Dreck wie du, das sich immer wieder in Schwierigkeiten bringt. Und da du also hier sitzt und solche Anschuldigungen hervorbringst, m?chte ich f?r dich hoffen, dass du eine verdammt gute Geschichte auf Lager hast, anhand derer du sie belegen kannst.“ Jeremy nickte; er hatte es zweifellos mit der Angst zu tun bekommen. „Die habe ich.“ Barnes verschr?nkte die Arme, lehnte sich zur?ck und blickte Jeremy h?hnisch an. Als Jeremy anfing zu reden, blickte er die ganze Zeit auf Sheriff Barnes an. H?tte Kate raten sollen, dann hatte es wohl mit Jeremys Angst zu tun, dass Barnes sich vielleicht jeden Moment ?ber den Tisch her?ber auf ihn werfen k?nnte, um ihn zu erw?rgen. „Wir hatten seit ungef?hr drei oder vier Wochen miteinander rumgemacht, als sie zum ersten Mal erw?hnte, von zuhause weglaufen zu wollen. Sie fragte mich, ob ich mitkomme. Sie sagte, sie wollte nach North Carolina oder so. Ich habe sie damit aufgezogen, weil ich keinen Sinn darin sehe, nur einen Staat weiter zu ziehen. So hat sie mir auch nicht gefallen. Mein Bruder machte immer Witze dar?ber, dass ein M?dchen besessen wird von dem ersten Typen, mit dem sie schl?ft. Bei ihr war das wohl auch so. Jedenfalls, keine Chance, dass ich mit ihr weglaufe. Aber so, wie sie dar?ber redete, war klar, dass sie dar?ber wirklich nachdachte.“ „Glauben Sie, sie wollte weglaufen, weil sie ihre Eltern nicht leiden konnte?“, fragte Kate. „Ich glaube schon. Ich meine, das ist der einzige Grund, der mir einf?llt, warum jemand von zuhause weglaufen will. Ich meine … meine Eltern sind auch Arschl?cher, aber ich bin nie weggelaufen.“ „Nein“, sagte Barnes, „du bist einfach zwei Meilen weiter in den Wohnwagen deines Bruders gezogen. Vielleicht hatte Mercy diese Option nicht.“ „Trotzdem“, sagte Kate, um sicherzustellen, dass Barnes sie nicht vom Thema ableitete, „glauben Sie, sie meinte es wirklich ernst, wenn sie ?ber das Weglaufen sprach? Anstatt nur Ihren Kopf mit Fantasien zu f?llen, damit Sie bei ihr bleiben?“ „Nein. Aber sie hat immer wieder davon gesprochen, dass ihre Mutter durchdrehen w?rde auf der Suche nach ihr – nicht weil sie Mercy wirklich finden wollte, sondern weil sie dachte, dass Mercy ihr einen Schritt voraus war.“ „Wissen Sie von irgendeiner Form von Missbrauch bei ihr zuhause?“, fragte DeMarco. „Ich glaube nicht, dass es da etwas gab. Jedenfalls nicht in letzter Zeit. Einmal hat sie erz?hlt, wie ihre Mutter ausgeflippt ist und ihr voll ins Gesicht geschlagen hat. Da war sie elf oder zw?lf gewesen.“ „Und Sie sagen, dass sie nie direkt gesagt hat, dass sie sie umbringen wird?“, hakte Kate nach. „Doch, ein paar Male. Sie sagte „Ich kann’s kaum erwarten, sie umzubringen“. Und dann hat sie davon gesprochen, ob sie es mit einem Messer macht oder mit einer Pistole. Sie redete gern dar?ber. Aber ich habe ihr gesagt, sie soll die Klappe halten. Wenn Mercy und ich zusammen waren, ging es nur um Sex. Ich wollte mir das nicht anh?ren, wie sie davon fantasierte, ihre Eltern zu t?ten, jedenfalls nicht, bevor wir zur Sache gekommen waren, wissen Sie?“ Als Jeremy aufh?rte zu sprechen und alle drei anblickte, dachte Kate ?ber das Gesagte nach. Er hatte hinsichtlich Mercys Promiskuit?t gelogen. Sie fragte sich, ob alles andere, was er gesagt hatte, auch gelogen war. Sie lehnte sich zu Sheriff Barnes her?ber und fl?sterte, „K?nnen wir uns einen Moment drau?en unterhalten?“ Er nickte, erhob sich und musste dabei praktisch seine Augen von Jeremy losrei?en. Er verlie? den Raum nicht ruhig, sondern er st?rmte hinaus. Er ging er schnurstracks in sein B?ro, bevor er auch nur ein Wort zu Kate oder DeMarco, die ihm folgten, sagte. Er hielt die T?r f?r sie offen. „Schei?e“, stie? er hervor. „Glauben Sie, er sagt die Wahrheit?“, fragte Kate. „Ich glaube, es sind genug Fetzen an Wahrheit dabei, um die Geschichte glaubhaft zu machen. Diese Sache, dass Wendy Fuller Mercy geschlagen hat … das ist wirklich passiert. Mercy hat damals die Polizei verst?ndigt. Sie schien dabei nicht gerade traurig. Das ist etwa f?nf Jahre her, aber ich kann mich gut daran erinnern. Sie war rachs?chtig. Sie wollte, dass ihre Mutter einen Haufen ?rger am Hals hatte. Am Ende lief es aber darauf hinaus, dass wir uns mit der Familie zusammengesetzt haben, und damit war die Sache erledigt. Damals hatte Wendy ein Alkoholproblem. Soweit ich wei?, ist sie seit zwei Jahren trocken. Aber was diesen Mist angeht, dass Mercy ihre Eltern hasst … ich bin mir da einfach nicht sicher.“ „Alles, was er uns erz?hlt hat, ist das genaue Gegenteil von dem, was Anne Pettus gesagt hat. Sie sagte, Mercy liebt ihre Eltern … und dass sie sich richtig gut verstehen.“ „Was mich besch?ftigt“, begann Barnes, „ist, dass Jeremy Branch und sein ?lterer Bruder nichts als Unruhestifter sind. Seinen Bruder habe ich zweimal mit Drogen aufgegriffen und einmal wegen unsittlichen Verhaltens auf dem R?cksitz seines Wagens auf einem der Nebenstra?en. Jeremy hatte ich bisher nur einmal auf der Wache ? wegen Diebstahls. Aber ich war mir immer sicher, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis er auch ein ‚Stammkunde‘ wird.“ „H?tte er irgendeinen Grund zu l?gen, als er sagte, er halte Mercy f?r den Killer?“; fragte DeMarco. „Ich wei? es einfach nicht. Aber es macht schon Sinn, oder? Das M?dchen hat die Nase voll von ihren Eltern, bringt sie um, l?uft weg.“ Kate nickte. Vor ihrem inneren Auge sah wie das Szenario vor sich, wie Mercy sich ihren nichtsahnenden Eltern n?herte und beide umbrachte, noch bevor einer von ihnen die Chance hatte zu begreifen, was gerade passierte. „Seit wann lebt Jeremy bei seinem Bruder?“, fragte Kate. „Ich wei? nicht. Richtig dort wohnen tut er dort seit etwa einem Jahr. Aber auch vorher hat er immer wieder bei seinem Bruder mitgewohnt. Sein Bruder hei?t Randy Branch ? ein f?nfundzwanzigj?hriger permanenter Verlierer. Ihre Eltern haben sich vor etwa zehn Jahre scheiden lassen. Sobald er konnte, suchte sich Randy eine eigene Bleibe, diese miese Bruchbude drau?en am Waldrand. Eine Zeitlang pendelte Jeremy zwischen seinem Bruder und seiner Mutter hin und her, aber dann zog sie zu ihrer Familie nach Alabama. Und danach hat sich sein Vater scheinbar ?berhaupt nicht mehr gek?mmert.“ „Aber er lebt hier in der Gegend?“ „Ja, drau?en an der Waterlick Road.“ „Wissen Sie, ob Jeremy je bei ihm ?bernachtet?“ „Aus erster Hand wei? ich das nicht, aber ich habe Ger?chte geh?rt. Eines davon besagt, dass Randy verruchte Partys schmei?t. Orgien, soweit ich wei?. Und er l?sst Jeremy nicht dabei sein. An solchen Wochenenden ?bernachtet Jeremy bei seinem Vater.“ Er hielt inne und f?gte dann fast skeptisch hinzu, „Glauben Sie, dass es Mercy war?“ „Glauben Sie es denn?“ Er zuckte die Schultern. „Ich will es nicht glauben, aber es beginnt, danach auszusehen. Um ehrlich zu sein, ich habe diese M?glichkeit schon in Betracht gezogen, bevor Sie hier ankamen.“ „Wir sollten Jeremy noch etwas l?nger hier behalten“, sagte Kate. „K?nnen Sie veranlassen, dass uns in der Zwischenzeit jemand die Adresse und Kontaktinformation von Jeremys Vaters besorgt?“ „Ja, ich setze Foster darauf an“, sagte Barnes und griff zum Telefon. „Er wird froh sein, seiner Akte etwas hinzuf?gen zu k?nnen.“ Kate und DeMarco verlie?en das B?ro und gingen zum Gro?raumb?ro zur?ck. Leise sagte DeMarco: „Glaubst du, Jeremy Branch sagt die Wahrheit?“ „Ich kann es einfach nicht sagen. Seine Geschichte macht auf jeden Fall Sinn und verbindet viele Punkte miteinander. Aber ich wei? auch, angesichts all der Drogen, die ich bei ihm gefunden habe, hat er allen Grund der Welt, seine Spuren zu verwischen und die Aufmerksamkeit auf jemand anderen zu lenken.“ „Ich frage mich, ob er nicht selbst mit dem Morden zu tun hat“, sagte DeMarco. „Ein ?lterer Junge, der wollte, dass ein junges M?dchen ihm weiterhin h?rig ist. Wenn sie ihre Eltern wirklich so sehr hasste, und er verr?ckt genug w?re, w?re er dann nicht auch verd?chtig?“ Dieser Gedankengang klang vielversprechend; auch Kate hatte schon daran gedacht. Sie zog ihn noch immer in Betracht und hoffte, dass ein Besuch bei Jeremys Vater ihnen mehr Informationen lieferte. „Agents?“ Beide wandten sich um und sahen Barnes aus seinem B?ro treten. Er gab Kate einen Zettel und nickte. „Dies ist die Adresse von Floyd Branch. Doch seien Sie gewarnt … er kann ein ziemlicher Bastard sein. Polizeimarken und dergleichen beeindrucken ihn nicht sonderlich. „Es ist mitten am Tag“, sagte Kate. „Sind Sie sicher, dass er ?berhaupt zuhause ist?“ „Ja. Er hat eine Garage, in der er an kleinen Motoren und dergleichen arbeitet.“ Barnes ?berpr?fte die Uhrzeit und l?chelte. „Es ist gleich 15:30 Uhr. Ich wette, dass er schon angefangen hat zu trinken. Wenn ich Sie w?re, w?rde ich so bald wie m?glich hinfahren … bevor er vollkommen besoffen ist. M?chten Sie Verst?rkung? Er ist ein ziemlicher Hillbilly. Ich kann es nicht anders beschreiben. Er wird zwei Frauen sehen und Sie nicht ernst nehmen.“ „Klingt ja herzallerliebst“, meinte Kate. „Aber klar. Kommen Sie mit, Sheriff. Je mehr von uns, desto besser.“ Sie glaubte nicht wirklich daran, dass es so laufen w?rde, aber sie kannte die Art Mann, die Barnes beschrieb. Gerade im S?den war sie vielen von ihnen begegnet. Dort gab es l?ndliche Gegenden, in denen die M?nner einfach noch nicht auf dem aktuellen Stand der Welt waren. Nicht nur, dass sie keinen Respekt vor Frauen hatten, sondern sie sahen sie nicht einmal als gleichwertig an. Selbst, wenn sie eine Marke und eine Waffe trugen. Gemeinsam verlie?en sie die Wache und stiegen in den vom FBI geliehenen Wagen, in dem DeMarco aus Washington DC hergefahren war. Wow, und all das war nur heute Vormittag, dachte sie. Sie musste an Allen denken, und an die Pl?ne, die er f?r sie gehabt hatte ? in die Berge zu fahren, Wein zu trinken, auszuschlafen, und andere Dinge im Bett, die mit schlafen nichts zu tun hatten. Und obwohl es sie traurig stimmte, all dies zu verpassen, gab sie doch zu, jetzt genauso aufgeregt zu sein, da der Fall sich langsam vor ihnen ausbreitete. Sie musste noch an der Balance zwischen ihrem Privatleben und ihrer besonderen Stellung beim FBI arbeiten, aber im Moment f?hlte sie sich, als liefe alles genau so, wie es sein sollte. KAPITEL SIEBEN Das Grundst?ck von Floyd Branch entpuppte sich wie ein zum Leben erwecktes Klischee der S?dstaaten. Als DeMarco auf die mit d?nnem Schotter befestige Auffahrt fuhr, lag vor ihnen das, was in Dutzenden von Country-Songs besungen wurde: Floyd Branchs Wohnwagen, der Hof, und die herumliegenden Teile. Das Gras war nur unwesentlich k?rzer als das, was sie bei Jeremy Branch gesehen hatten. Immerhin war stellenweise um den Wohnwagen herum gem?ht worden, mit totem Gras hier und da. Der fahrbare Rasenm?her mit verrosteter Motorhaube war neben einem Schuppen am hinteren Teil des Hauses geparkt. Zwei Autowracks ? von denen bei einem der komplette hintere Teil fehlte ? waren daneben aufgebockt. Es gab einen klapprig aussehender Hundezwinger, der vor allem aus Brettern, Maschendraht und einigen Metallstangen bestand. Als DeMarco den Wagen parkte und sie ausstiegen, schlugen in dem Zwinger zwei Pitbulls an; es war eine Mischung aus Bellen und Br?llen. Sie hatten sich erst einige Schritte vom Wagen entfernt, als ein magerer Mann mittleren Alters aus dem Schuppen kam. Er trug einen Besen, blickte w?tend in Richtung des Zwingers und beschimpfte die Hunde. Dann erst sah er, dass er Besucher hatte. Seine Wut verfl?chtigte sich und er warf mit versch?mter Miene den Besen in den Schuppen zur?ck. „Hey, Sheriff.“ „Floyd. Wie geht’s Ihnen heute?“ „Ganz gut, w?rde ich sagen. Ich arbeite f?r die Familie Wells an einer alten Gel?ndemaschine. Sie ist ?lter als die H?lle. Sieht mir nach verschwendeter Zeit aus, aber er hat schon bezahlt, deshalb …“ Er hielt inne, w?hrend er die beiden Frauen links und rechts von Barnes musterte. Er war sowohl irritiert als auch aufgeregt ? nicht, weil es Frauen waren, sondern weil es ein unerwarteter Bruch seines monotonen Alltags war. „Floyd, diese beiden Damen sind vom FBI. Sie wollen Ihnen einige Fragen stellen.“ „FBI? Warum, zum Teufel? Ich habe nix getan.“ „Oh, das glaube ich auch nicht“, sagte Barnes. „Sagen Sie mal, Floyd, wann haben Sie das letzte Mal mit Jeremy gesprochen?“ „Ach Schei?e, was hat er jetzt angestellt?“ „Das wissen wir noch nicht“, sagte Kate. „Vielleicht gar nichts. Wir sind hier, um uns Sicherheit zu verschaffen.“ „Er hat was mit Mercy Fuller“, erkl?rte Barnes. „Die Tochter von Alvin und Wendy Fuller. Wir verh?ren Jeremy momentan auf der Wache. Ich bin der Meinung, Sie sollten das wissen.“ „Was? Verdammt, Sheriff.“ Floyd zuckte die Schultern und sch?ttelte den Kopf. „Wen wundert’s. Der Junge erz?hlt mir nie etwas. Es ist sicherlich drei Wochen her, dass ich ihn gesehen habe. Er war ein paar N?chte hier, w?hrend Randy sich um seine eigenen Angelegenheiten gek?mmert hat. Aber ich mir ziemlich sicher, dass er auch vor einigen Tagen abends eine Zeitlang hier gewesen ist, w?hrend ich in einer Bar war. Er hat das Licht in seinem Zimmer angelassen. Er kommt manchmal her um Filme zu gucken. Vor allem Pornos, glaube ich. Komischer Kerl.“ „Und Mercy Fuller hat er nie erw?hnt?“, fragte Kate. „Nein. Zum Teufel, wir haben ja ?berhaupt kaum je miteinander gesprochen. Manchmal, ?ber Fu?ball. Dass die Redskins nur noch Mist bauen. Einmal fragte er nach seiner Mutter, aber diese Unterhaltung wollte ich nicht f?hren, wissen Sie?“ Hier hielt er inne, als sei ihm gerade etwas aufgegangen. „Verdammt. Die Fullers? Ich habe geh?rt, was passiert ist. Wurde Mercy auch umgebracht?“ „Nein“, sagte Barnes. „Sie wird vermisst.“ „Wir haben mit Jeremy ?ber seine Beziehung mit ihr gesprochen“, sagte Kate. „Er sagte uns, dass Mercy mit ihren Eltern nicht klar kam und hat durchblicken lassen, dass sie etwas mit den Morden zu tun hat.“ „Ich kann mir nicht vorstellen, warum er l?gen sollte“, sagte Floyd. Er schien unbeeindruckt von dem, was sie gesagt hatten. So als k?mmerte es ihn nicht. „Waren sie ein Paar?“ „Jeremy sagt, es war eine rein k?rperliche Beziehung“, sagte DeMarco. „Aber er sagte auch, dass sie sich ihm anvertraut hat. Sie sagte, sie hasst ihre Eltern. Und wie sie sie umbringen will.“ „Verzeihen Sie, dass ich eine so dumme Frage stelle“, sagte Floyd, „aber warum genau sind Sie hier? Verdammt nochmal, Sheriff Barnes, Sie kennen Jeremy wahrscheinlich besser als ich selbst.“ „Hat er ein Zimmer hier?“, fragte Kate. „Ja, das letzte Zimmer den Flur runter.“ „K?nnten wir da mal reingucken?“ Floyd z?gerte, unsicher, wie er antworten sollte. Er blickte Barnes an, als hoffe er auf Hilfestellung. „Hast du etwas in dem Wohnwagen, was mir nicht gefallen wird, Floyd?“, fragte Barnes. Anstatt auf die Frage zu antworten, sagte Floyd: „Nur Jeremys Zimmer. Richtig?“ „F?r den Moment ja“, sagte Barnes skeptisch. „Danke, Floyd.“ Barnes ging mit Kate und DeMarco zum Wohnwagen. Als sie die schiefen Stufen emporstiegen, warfen sie einen Blick zur?ck auf Floyd Branch. Er ging auf den Schuppen zu, scheinbar unber?hrt von dem Gespr?ch. „Er ist nicht halb so schlimm, wie Sie ihn beschrieben haben“, sagte Kate. „Scheinbar f?ngt er heute etwas sp?ter mit dem Trinken an.“ Als sie den Wohnwagen betraten, war Kate erstaunt. Sie hatte einen chaotischen Zustand erwartet, unordentlich, reparaturbed?rftig. Doch Floyd schien sehr wenig zu besitzen, einschlie?lich Dingen, die Unordnung schafften. Es war recht sauber, obwohl Kate einen ?hnlichen Geruch wie bei seinem Sohn ausmachen konnte: nach schalem Bier und etwas anderem, was Marihuana sein k?nnte. Der Flur war schmal. Von ihm zweigten nur drei R?ume ab: ein Schlafzimmer, ein Badezimmer, und ein kleineres Schlafzimmer am Ende. Barnes blieb zur?ck, als Kate und DeMarco es betraten. „Ich bin hier, falls Sie Hilfe ben?tigen“, sagte er. „Aber es haben kaum zwei Personen Platz, geschweige denn drei.“ Er hatte recht. Der Raum war sehr klein und bot nur Platz f?r die gro?e Matratze auf dem Boden und den alten Schreibtisch, auf dem DVDs und CDs gestapelt waren. Neben dem Bett standen ein kleiner Fernseher und ein staubiger DVD-Player auf dem Boden. Ein Handy lag auf dem Fernseher. Das Netzteil, an dem es hing, war mit einem Multi-Adapter verbunden, der auch den Strom f?r den Fernseher, den DVD-Player und einen kleinen Ventilator auf der Fensterbank lieferte. Kate nahm das Handy. Es war ein iPhone, etwa drei Modelle vor dem aktuellen. Als sie die Home-Taste dr?ckte, leuchtete das Display auf. Es fragte nicht nach einem Passwort. Auf dem Home-Display befanden sich nur einige Apps: einige Spiele, Einstellungen, Fotos und die Uhr. Kate glaubte, dass es sich um ein altes Handy handelte, ohne Guthaben, das nur noch f?r Spiele genutzt wurde. Sie hatte Freunde, die ihre Kinder auf diese Weise an Smartphones herangef?hrt hatten. Bevor sie ihnen voll funktionale Handys kauften, durften die Kinder ihre alten Handys benutzten, deren Funktionen stark beschr?nkt waren und mit denen man nur einigen wenigen texten und Spiele spielen konnte, f?r die man kein WLAN ben?tigte. Hinter ihr sah DeMarco die Filme durch. „Floyd hat keine Witze gemacht, als er sagte, dass sein Sohn Pornos guckt. Die H?lfte der Filme sind Amateur Pornofilme. Der Rest sind Cinemax-Sexfilme.“ Kate untersuchte das Handy und sah, dass die Fotogalerie voller Bilder war. Einige zeigten feiernde M?dchen. Einige waren oben ohne. Einige k?ssten sich. Ihren Gesichtern konnte man ansehen, dass sie stark betrunken oder high waren. Sie fand einige Videos von diesen Events, alle recht kurz. Sie ?bersprang diese und ging bis zum letzten Video, das eine L?nge von etwa f?nf Minuten hatte. Das Vorschaubild zeigte Mercy Fullers Gesicht. Sie tippte auf Play und brauchte keine drei Sekunden, um zu begreifen, was sie da vor sich hatte. Sie stoppte das Video. Darin war Mercy zu sehen, die auf dem R?cken lag und von oben gefilmt wurde. Der Regisseur war anscheinend Jeremy, der ziemlich rauen Sex mit ihr hatte, allerdings mit ihrem Einverst?ndnis, nach den Lauten zu urteilen, die sie ausstie?. „Mein Gott“, murmelte Kate, als sie die Fotogalerie schloss. „Was war das denn?“, fragte DeMarco. „Der Beweis, dass Jeremy zumindest in einem Punkt nicht gelogen hat: sie hatten definitiv Sex.“ Das Handy gab keinen Zugriff auf die Kontakte, was auch nicht notwendig war, da man damit nicht telefonieren konnte. Allerdings sah Kate verschiedene Nachrichten von drei Konversationen. Die eine war mit einem Kontakt mit dem Namen BRO, wie Brother, und die Nachrichten zeigten, dass es sich bei dem Kontakt um Jeremys Bruder Randy handelte. Ein anderer Kontakt war ein Kerl namens Chuck und in den Nachrichten ging es ausschlie?lich darum, mit welchen Ber?hmtheiten sie gerne Sex h?tten, und warum. Die Nachrichten mit dem dritten Kontakt waren an jemanden namens BOOTY CALL. Das kleine Bild neben dem Kontakt zeigte Mercy Fuller, den Kopf schief gelegt, einen Luftkuss werfend. „Vielleicht haben wir hier den Jackpot geknackt“, meinte Kate. DeMarco stellte sich neben sie und beide begannen, die Nachrichten zu lesen. Es waren viele, und die ersten lagen Monate zur?ck. Die meisten waren von Mercys Seite aus sehr wortreich, und Jeremys Antworten dazwischen, die oft nur aus einem Wort bestanden. Je mehr sie lasen, desto klarer wurde es, dass Jeremy sie angelogen hatte. Er mochte die Wahrheit gesagt haben, was die Natur ihrer Beziehung anging, aber hinsichtlich Mercy und ihres Verh?ltnisses zu ihren Eltern hatte er gelogen. Und damit stellte sich eine wichtige Frage. Wenn er hier gelogen hatte, was verbarg er sonst noch? KAPITEL ACHT So ruhig sie konnte, betrat Kate wieder den Vernehmungsraum. DeMarco war bei ihr, und obwohl auch sie gereizt war, hatten sie vereinbart, Kate bei dieser zweiten Vernehmung die Z?gel zu ?berlassen. Auch Barnes hielt sich im Hintergrund, w?hrend er sich telefonisch anderen Interessen der Wache widmete. Mit leerem Gesichtsausdruck setzte sich Kate Jeremy gegen?ber. Sie konnte ihm ansehen, dass er nerv?s war. Seine Augen wanderten unruhig zwischen ihr, DeMarco und der Schreibtischplatte hin und her. „Die gute Nachricht ist, dass Sie ein ?berzeugender L?gner sind“, begann Kate. „Die schlechte ist, dass Sie nicht sonderlich schlau sind.“ Jeremy sagte nichts. Er sa? einfach da, blickte verwirrt drein, und wartete ab, wohin Kate das Gespr?ch lenkte. Kate nahm das alte Handy aus ihrer Tasche und legte es auf den Tisch. „Dies haben Sie in Ihrem Schlafzimmer bei Ihrem Vater liegen lassen“, sagte sie. „Gebunkert bei all Ihren Pornofilmen. Wir haben gesehen, dass Ihre eigenen Amateur-Pornos auf diesem Handy sind. Ich kann Ihnen ansehen, dass Sie wissen, dass da weit mehr als nur belastende Bilder drauf sind.“ Jeremy schwieg. Er war nicht renitent, sondern wusste einfach nichts zu sagen, denn er hatte nichts zu sagen. Daher fuhr Kate fort, in der Annahme, dass er zu reden begann, wenn sie weiter bohrte. „Auf diesem Handy sind lange Konversationen zwischen Ihnen und Mercy Fuller“, sagte Kate. „Sie erw?hnt ihre Eltern mehrfach ? vor allem ihren Vater. Einmal geht sie sogar soweit zu sagen, dass sie wohl den coolsten Vater der Welt hat, von seinem Musikgeschmack mal abgesehen. Sie spricht auch davon, dass sie gerne w?rde, dass Sie ihre Eltern kennenlernen, und sei es auch nur, damit Sie die hervorragende Lasagne probieren k?nnen, die ihre Mutter macht. Ferner sagt sie, dass sie aufgeregt ist, zum College zu gehen und dass das Einzige, das ihr dabei zu schaffen macht, die Tatsache ist, dass sie ihre Eltern zur?cklassen muss. Also … das klingt nicht nach einem M?dchen, das seine Eltern hasst, und schon gar nicht nach einem M?dchen, das plant, seine Eltern umzubringen.“ Langsam streckte Jeremy die Hand nach dem Handy aus. Kate schnappte es sich schnell und erhob sich. „Warum haben Sie uns belogen, Jeremy? Verbergen Sie etwas?“ „Nein“, sagte er. „Ich wollte Sie ein bisschen in die falsche Richtung schicken, weil Sie mich bel?stigt haben. Die Gesetzesh?ter in diesem County sind immer hinter meinem Bruder her. Das hat meinem Vater fr?her schwer zugesetzt.“ „Sie wollten sich an uns r?chen?“, fragte Kate. „Sie sind wirklich nicht besonders schlau, was? Sie behindern hier nicht nur eine ?rtliche Ermittlung und verschwenden die Zeit der Polizei. Sie behindern Ermittlungen auf Bundesebene. Und angesichts all der Drogen, die ich im Hause Ihres Bruders gefunden habe ? und der Bullshit-Story, die Sie uns aufgetischt haben ? haben Sie sich eine Menge ?rger eingehandelt.“ Jetzt sah Jeremy wirklich ver?ngstigt aus. Es hatte nicht viel bedurft, und die Art und Weise, wie er mit seinen verschiedenen Gef?hlen k?mpfte ? falscher Stolz, Sturheit, Angst ? verriet ihr alles ?ber ihn, was sie wissen musste. Sein Leben lang hatte er versucht, seinem Vater oder seinem Bruder zu gefallen und nur selten an sich selbst gedacht. Und hier sa? er nun, seine Show des harten Mannes zerbr?ckelte vor seinen Augen, und er war auf dem besten Wege, sich in einer sehr ernsten Lage wiederzufinden. Êîíåö îçíàêîìèòåëüíîãî ôðàãìåíòà. Òåêñò ïðåäîñòàâëåí ÎÎÎ «ËèòÐåñ». Ïðî÷èòàéòå ýòó êíèãó öåëèêîì, êóïèâ ïîëíóþ ëåãàëüíóþ âåðñèþ (https://www.litres.ru/pages/biblio_book/?art=51922850&lfrom=688855901) íà ËèòÐåñ. Áåçîïàñíî îïëàòèòü êíèãó ìîæíî áàíêîâñêîé êàðòîé Visa, MasterCard, Maestro, ñî ñ÷åòà ìîáèëüíîãî òåëåôîíà, ñ ïëàòåæíîãî òåðìèíàëà, â ñàëîíå ÌÒÑ èëè Ñâÿçíîé, ÷åðåç PayPal, WebMoney, ßíäåêñ.Äåíüãè, QIWI Êîøåëåê, áîíóñíûìè êàðòàìè èëè äðóãèì óäîáíûì Âàì ñïîñîáîì.
Íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë Ëó÷øåå ìåñòî äëÿ ðàçìåùåíèÿ ñâîèõ ïðîèçâåäåíèé ìîëîäûìè àâòîðàìè, ïîýòàìè; äëÿ ðåàëèçàöèè ñâîèõ òâîð÷åñêèõ èäåé è äëÿ òîãî, ÷òîáû âàøè ïðîèçâåäåíèÿ ñòàëè ïîïóëÿðíûìè è ÷èòàåìûìè. Åñëè âû, íåèçâåñòíûé ñîâðåìåííûé ïîýò èëè çàèíòåðåñîâàííûé ÷èòàòåëü - Âàñ æä¸ò íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë.