Íåäàâíî ÿ ïðîñíóëñÿ óòðîì òèõèì, À â ãîëîâå – íàñòîé÷èâàÿ ìûñëü: Îòíûíå äîëæåí ÿ ïèñàòü ñòèõè. È òàê íàïîëíèòü ñìûñëîì ñâîþ æèçíü! ß ïåðâûì äåëîì ê çåðêàëó ïîø¸ë, ×òîá óáåäèòüñÿ â âåðíîñòè ðåøåíüÿ. Âçãëÿä çàòóìàíåí.  ïðîôèëü – ïðÿì îðåë! Òèïè÷íûé âèä ïîýòà, áåç ñîìíåíüÿ. Òàê òùàòåëüíî òî÷èë êàðàíäàøè, Çàäóì÷èâî ñèäåë â êðàñèâîé ïîçå. Êîãäà äóøà

Der Aufstand Der Drachen

Der Aufstand Der Drachen Morgan Rice Von K?nigen Und Zauberern #1 Wenn Sie gedacht haben, dass es nach dem Ende der Serie DER RING DER ZAUBEREI keinen Grund zum Leben mehr gibt, haben Sie sich get?uscht. Mit DER AUFSTAND DER DRACHEN, hat Morgan Rice den verhei?ungsvollen Auftakt einer weiteren brillanten Serie ver?ffentlicht, die uns in eine Welt der Trolle und Drachen, voller Heldenmut, Ehre, Tapferkeit, Magie, und dem Glauben an das Schicksal eintauchen l?sst. Morgan ist es wieder einmal gelungen starke Charaktere zu erschaffen, die wir nur zu gerne auf jeder Seite anfeuern… W?rmstens empfohlen f?r die Bibliothek aller Leser, die Fantasy-Geschichten lieben.  --Books and Movie Reviews, Roberto MattosVon der #1 Bestseller-Autorin Morgan Rice kommt der erste Band einer epischen neuen Fantasy-Serie: DER AUFSTAND DER DRACHEN (VON K?NIGEN UND ZAUBERERN – Buch 1) . Kyra, ein vierzehnj?hriges M?dchen, das davon tr?umt in die Fu?stapfen ihres Vaters zu treten und eine ber?hmte Kriegerin zu werden, ist das einzige M?dchen in einer Festung voller M?nner. Bem?ht, ihre F?higkeiten, ihre mysteri?se innere Macht, zu verstehen, und das Geheimnis zu ergr?nden, das man seit ihrer Geburt vor ihr geheim gehalten hat, erkennt sie, dass sie anders ist als die anderen und ein besonderes Schicksal hat. Es stellt sie vor die Frage, wer sie wirklich ist. Als sie ins heiratsf?hige Alter kommt und der Lord kommt, um sie zu holen, will ihr Vater sie verheiraten, um sie zu retten. Doch Kyra weigert sich und bricht auf eine Wanderung in den gef?hrlichen Wald auf, wo sie einem verwundeten Drachen begegnet und eine Reihe von Ereignissen ausl?st, die das Schicksal des K?nigreichs f?r immer ver?ndern wird. Am anderen Ende des K?nigreichs wandert Merk, ein ehemaliger S?ldner, der versucht, seine Vergangenheit hinter sich zu lassen, durch den Wald um ein W?chter in einem der T?rme zu werden, und das Schwert des Feuers zu besch?tzen, die magische Quelle die die Flammen speist. Doch auch die Trolle wollen das Schwert haben und sie bereiten eine gigantische Invasion vor, die das K?nigreich f?r immer zerst?ren k?nnte. Mit seiner dichten Atmosph?re und komplexen Charakteren ist DER AUFSTAND DER DRACHEN eine dramatische Saga von Rittern und Kriegern, K?nigen und Lords, von Ehre und Tapferkeit, Magie, Schicksal, Monstern und Drachen. Es ist eine Geschichte von Liebe und gebrochenen Herzen, von T?uschung, Ehrgeiz und Verrat. Es ist Fantasy vom Feinsten und l?dt uns in eine Welt ein, die auf ewig in uns leben wird – eine, die alle Altersgruppen und Geschlechter ansprichtBuch #2 in VON K?NIGEN UND ZAUBERERN wird bald ver?ffentlicht werden. DER AUFSTAND DER DRACHEN ist von Anfang an ein voller Erfolg… Eine gro?artige Fantasy Geschichte… Sie beginnt, ganz wie es sein sollte, mit den Lebensqualen eines der Protagonisten und geht sch?n in einen weiteren Kreis von Rittern, Drachen, Magie, Monstern und Schicksal ?ber… Das Buch beinhaltet alles, was zu einer guten Fantasy-Geschichte geh?rt, von Kriegern und Schlachten bis zu Konfrontationen der Protagonisten mit sich selbst… Empfohlen f?r alle, die gerne epische Fantasy mit starken, glaubw?rdigen jungen Erwachsenen als Protagonisten. Midwest Book Review, D. Donovan, eBook Reviewer D E R A U F S T A N D D E R D R A C H E N (VON K?NIGEN UND ZAUBERERN—BUCH 1) MORGAN RICE Morgan Rice Morgan Rice ist die #1 Besteller- und USA Today Bestseller-Autorin der 17 B?nde umfassenden epischen Fantasy-Serie DER RING DER ZAUBEREI, der neuen #1 Bestseller Fantasy-Serie VON K?NIGEN UND ZAUBERERN, der #1 Bestseller-Serie DER WEG DER VAMPIRE (bestehend aus derzeit 11 B?nden) und der #1 Bestseller-Serie DIE TRILOGIE DES ?BERLEBENS, eine post-apokalyptische Thriller-Serie. Morgans B?cher sind verf?gbar als H?rb?cher und Printeditionen und wurden bisher in mehr als 25 Sprachen ?bersetzt. GEWANDELT (Band #1 Der Weg Der Vampire), ARENA EINS (Band #1 Der Trilogie Des ?berlebens) und QUESTE DER HELDEN (Band #1 im Ring der Zauberei) sind als kostenlose Downloads auf Amazon verf?gbar! Das erste Buch aus Morgans neuer epischer Fantasy-Serie, DER AUFSTAND DER DRACHEN (VON K?NIGEN UND ZAUBERERN Buch #1) wurde gerade ver?ffentlicht! Morgan freut sich, von Ihnen zu h?ren, darum z?gern Sie nicht und besuchen Sie www.morganricebooks.com, und melden Sie sich f?r den Email-Verteiler an. Erhalten Sie so Zugang zu kostenlosen Giveaways, der kostenlosen App und den neusten exklusiven Informationen. Folgen Sie Morgan auch auf Facebook und Twitter um nichts zu verpassen! Ausgew?hlte Kommentare zu Morgan Rices B?chern “Eine Fantasievolle Fantasy-Geschichte, die Elemente von Mystik und Intrige in die Handlung einwebt. In Queste der Helden geht es um Mut und um das Erkennen des Sinns des Lebens, was zu Wachstum, Erwachsenwerden und Vortrefflichkeit f?hrt… F?r alle, die gehaltvolle Fantasy-Abenteuer suchen bieten die Hauptfiguren, ihre Waffen und die Handlung eine Reihe von Begegnungen, die sich auf Thor Entwicklung weg von einem vertr?umten Kind zu einem jungen Erwachsenen konzentrieren, bei denen er sich schier unl?sbaren Aufgaben gegen?ber findet... Das ist nur der Anfang von etwas, das verspricht, eine epische Serie f?r Junge erwachsene zu werden.” --Midwest Book Review (D. Donovan, eBook Reviewer) “DER RING DER ZAUBEREI hat alle Zutaten die f?r sofortigen Erfolg n?tig sind: Anschl?ge und Gegenanschl?ge, Mysterien, edle Ritter und bl?hende Beziehungen die sich mit gebrochenen Herzen, T?uschung und Betrug abwechseln. Die Geschichten werden sie ?ber Stunden in ihrem Bann halten und sind f?r alle Altersstufen geeignet. Eine wunderbare Erg?nzung f?r das B?cherregal eines jeden Liebhabers von Fantasy Geschichten.” --Books and Movie Reviews, Roberto Mattos “Schnell und leicht zu lesen… Man muss lesen was als n?chstes passiert. Man kann das Buch einfach nicht aus der Hand legen.” —FantasyOnline.net (?ber Queste der Helden) “Aktionsgeladen… Rice schreibt solide und die Geschichte ist faszinierend.” —Publishers Weekly (?ber Queste der Helden) “[Eine] unterhaltsame epische Fantasy-Geschichte.” —Kirkus Reviews (?ber Queste der Helden)) “Der Anfang von etwas Bemerkenswertem ist gemacht.” —San Francisco Book Review (?ber Queste der Helden)) B?cher von Morgan Rice VON K?NIGEN UND ZAUBERERN DER AUFSTAND DER DRACHEN (BAND #1) DER RING DER ZAUBEREI QUESTE DER HELDEN (Band #1) MARSCH DER K?NIGE (Band #2) LOS DER DRACHEN (Band #3) RUF NACH EHRE (Band #4) SCHWUR DES RUHMS (Band #5) ANGRIFF DER TAPFERKEIT(Band #6) RITUS DER SCHWERTER (Band #7) GEW?HR DER WAFFEN (Band #8) HIMMEL DER ZAUBER (Band #9) MEER DER SCHILDE (Band #10) REGENTSCHAFT DES STAHLS (Band #11) LAND DES FEUERS (BAND #12) DIE HERRSCHAFT DER K?NIGINNEN (BAND #13) DER EID DER BR?DER (BAND #14) DER TRAUM DER STERBLICHEN(BAND #15) DAS TOURNIER DER RITTER (BAND #16) DAS GESCHENK DER SCHLACHT DIE TRILOGIE DES ?BERLEBENS ARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (BAND #1) ARENA TWO -- ARENA ZWEI (Band #2) DER WEG DER VAMPIRE GEWANDELT (Band #1 Der Weg Der Vampire) VERG?TTERT (Band #2 Der Weg Der Vampire) VERRATEN (Band #3 Der Weg Der Vampire) BESTIMMT (Band #4 Der Weg Der Vampire) BEGEHRT (Band #5 Der Weg Der Vampire) VERM?HLT (Band #6) GELOBT (Band #7) GEFUNDEN (Band #8) ERWECKT (Band #9) ERSEHNT (Band #10) BERUFEN (Band #11) Laden Sie die B?cher von Morgan Rice jetzt herunter! Copyright © 2014 by Morgan Rice Alle Rechte vorbehalten. Mit den im U.S. Copyright Act von 1976 erlaubten Ausnahmen ist es nicht gestattet, jeglichen Teil dieser Publikation in jeglicher Form oder ?ber jegliche Mittel ohne die vorherige Erlaubnis des Autors zu vervielf?ltigen, zu verteilen oder zu ?bertragen, oder in einer Datenbank oder einem Abrufsystem zu speichern. Dieses E-Book ist ausschlie?lich f?r den pers?nlichen Gebrauch zugelassen. Dieses E-Book darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen m?chten, erwerben Sie bitte ein zus?tzliches Exemplar f?r jeden Empf?nger. Wenn Sie dieses Buch lesen und nicht gekauft haben, oder es nicht ausschlie?lich f?r Ihren Gebrauch gekauft wurde, geben Sie es bitte zur?ck und erwerben Sie Ihr eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren. Diese Geschichte ist frei erfunden. Namen, Figuren, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorf?lle sind entweder ein Produkt der Phantasie des Autors oder werden im fiktionalen Sinne verwendet. Jegliche ?hnlichkeit mit existierenden Personen, tot oder lebendig, ist rein zuf?llig Copyright f?r das Bild auf dem Umschlag by Photosani, unter Lizenz von Shutterstock.com. INHALT KAPITEL EINS (#ua259a8c4-1a6c-545b-9c1f-b674a7088177) KAPITEL ZWEI (#u306b842c-316f-5681-a031-05b1183a534a) KAPITEL DREI (#ueb54f62a-81b0-57c9-8ce2-87628986f597) KAPITEL VIER (#uf8dcdab1-7911-5c56-9392-4c9a580bac82) KAPITEL F?NF (#u4b30fa28-2f62-5ec7-a745-c014f7909404) KAPITEL SIX (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBEN (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHT (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ELF (#litres_trial_promo) KAPITEL ZW?LF (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHSUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREISSIG (#litres_trial_promo) “Der Mensch ist manchmal seines Schicksals Meister: Nicht durch die Schuld der Sterne, lieber Brutus, Durch eigne Schuld nur sind wir Schw?chlinge.” --William Shakespeare Julius Caesar KAPITEL EINS Es schneite. Kyra stand auf einem Grash?gel, den hart gefrorenen Boden unter ihren Stiefeln, w?hrend sie versuchte, die bei?ende K?lte zu ignorieren, als sie ihren Bogen hob und sich auf ihr Ziel konzentrierte. Sie kniff die Augen zusammen, und sperrte den Rest der Welt aus – eine Windb?, das Kr?chzen einer Kr?he in der Ferne – und zwang sich, nur die d?nne Birke zu sehen, weit entfernt, schneewei? und auff?llig in einer Landschaft voller purpurner Kiefern. Sie stand 40 Metern Entfernung, nur ein wenig weiter, als ihre Br?der oder selbst die M?nner ihres Vaters treffen konnten – was sie noch entschlossener werden lie? da sie die j?ngste von allen und noch dazu das einzige M?dchen war. Kyra hatte sich nie eingef?gt. Ein Teil von ihr wollte nat?rlich tun, was von ihr erwartet wurde und Zeit mit den anderen M?dchen verbringen, und sich – so wie es sich f?r ein M?dchen geh?rte – den h?uslichen Dingen widmen; doch es entsprach einfach nicht ihrer Pers?nlichkeit. Sie war die Tochter ihres Vaters, hatte den Geist eines Kriegers wie er, und man konnte sie nicht in den steinernen Mauern der Festung einsperren; sie w?rde sich nicht ein Leben an Heim und Herd ergeben. Sie war ein besserer Sch?tze als all diese M?nner – sie war tats?chlich schon besser als die besten Sch?tzen ihres Vaters – und sie w?rde tun, was immer sie auch tun musste, um es allen zu beweisen – am meisten von allem ihrem Vater – dass man sie ernstnehmen musste. Sie wusste, dass ihr Vater sie liebte, doch er weigerte sich zu sehen, was wirklich in ihr steckte. Kyra trainierte meistens au?erhalb der Festung, allein hier drau?en in der Ebene von Volis. Es st?rte sie nicht, denn als einziges M?dchen in einer Festung voller Krieger, hatte sie sich daran gew?hnt, allein zu sein. Hierhin, an ihren Lieblingsort, zog sie sich jeden Tag zur?ck; hier, hoch oben auf dem Plateau, von wo aus man die weitl?ufigen Steinmauern der Festung ?berblicken konnte, fand sie die besten B?ume – d?nne B?ume, die schwer zu treffen waren. Das Zischen ihrer Pfeile war ein wohlbekanntes Ger?usch geworden, das ?ber das Dorf hallte. Nicht einem Baum hier oben waren ihre Pfeile erspart geblieben. Die Rinde ihrer St?mme war vernarbt, und einige neigten sich schon deutlich. Kyra wusste, dass die meisten der Bogensch?tzen ihres Vaters auf die M?use in der Ebene schossen; als sie angefangen hatte, hatte sie es selbst auch versucht, und festgestellt, dass sie sie recht leicht t?ten konnte. Doch es hatte ihr ?belkeit bereitet. Sie war furchtlos, doch sie war auch sensibel, und ein Lebewesen vollkommen sinnlos zu t?ten gefiel ihr nicht. Sie hatte geschworen, nie wieder auf ein Lebewesen zu schie?en, es sei denn es war gef?hrlich und griff sie an – so wie die Wolfsflederm?use, die in der Nacht aus ihren Verstecken hervorkamen und zu dicht an das Fort ihres Vaters heranflogen. Sie hatte keine Skrupel, sie abzuschie?en, besonders nachdem ihr j?ngerer Bruder, Aidan, von einer gebissen worden und einen halben Mond lang krank gewesen war. Davon abgesehen waren sie die schnellsten Kreaturen hier, und sie wusste, wenn sie eine davon treffen konnte, besonders bei Nacht, dann konnte sie alles treffen. Sie hatte einmal eine ganze Vollmondnacht damit verbracht, vom Turm ihres Vaters aus zu schie?en und war bei Sonnenaufgang erwartungsvoll hinausgerannt, begeistert, die zahllosen Wolfsflederm?use am Boden zu sehen, in denen immer noch ihre Pfeile steckten. Die Dorfbewohner hatten sich staunend um sie herum versammelt. Kyra zwang sich dazu, sich zu konzentrieren. Sie spielte den Schuss vor ihrem geistigen Auge durch, sah, wie sie den Bogen hob, die Sehne schnell an ihr Kinn zog und sie ohne Z?gern loslie?. Sie wusste, dass die eigentliche Arbeit vor dem Schuss geschah. Sie hatte gesehen, dass zu viele Bogensch?tzen ihres Alters – sie war vierzehn – die Sehne zogen und z?gerten, und wusste, dass damit ihre Sch?sse verloren waren. Sie atmete tief durch, hob den Bogen, spannte und schoss. Sie musste nicht einmal nachsehen, um zu wissen, dass sie den Baum getroffen hatte. Einen Augenblick sp?ter h?rte sie den Einschlag – doch sie hatte sich schon abgewandt und suchte nach einem neuen Ziel, das weiter entfernt war. Kyra h?rte ein Winseln zu ihren F?ssen, und sie senkte den Blick zu Leo, ihrem Wolf, der wie immer neben ihr ging und sich an ihrem Bein rieb. Leo, ein ausgewachsener Wolf, der ihr fast bis zur Taille reichte, besch?tzte Kyra genauso wie sie ihn, und die beiden waren ein untrennbares Paar im Fort ihres Vaters. Kyra konnte nirgendwo hingehen, ohne dass Leo ihr folgte. Und immer war er dicht an ihrer Seite – es sei denn ein Eichh?rnchen oder Kaninchen kreuzte ihren Weg; dann verschwand er f?r mehrere Stunden. „Ich hab dich nicht vergessen, mein Junge“, sagte Kyra, griff in ihre Tasche und reichte Leo einen Knochen, der vom heutigen Festmahl ?briggeblieben war. Leo nahm ihn ihr dankbar ab und trottete weiter neben ihr her. Im Gehen h?ngte Kyra den Bogen ?ber ihre Schulter und blies sich dampfend in die kalten H?nde. Sie ging ?ber das weite, flache Plateau und sah sich um. Von diesem Aussichtspunkt konnte sie ?ber das ganze Land sehen. Die sanften H?gel von Volis, sonst von sattem Gr?n, waren schneebedeckt. Volis war die Provinz in der die Festung ihres Vaters lag, im nord?stlichen Winkel des K?nigreichs Escalon gelegen. Von hier oben sah sie die Ereignisse im Fort ihres Vaters aus der Vogelperspektive, das Kommen und Gehen der Dorfbewohner und Krieger – ein weiterer Grund, warum sie so gerne hier oben war. Sie studierte gerne die alten steinernen Umrisse der Festung ihres Vaters, die Formen ihrer Zinnen und T?rme, die sich eindrucksvoll ?ber die H?gel erstreckten und sich bis zum Horizont auszubreiten schienen. Volis war die gr??te Anlage in der Gegend. Manche der Geb?ude waren vier Stockwerke hoch und wurden von eindrucksvollen Wehrg?ngen eingerahmt. Die Festung wurde von einem kreisrunden Turm am anderen Ende, einer Kapelle f?r die B?rger, vervollst?ndigt – doch sie kletterte gerne hinauf, um den Blick ?ber die Landschaft schweifen zu lassen und allein zu sein. Die gesamte Anlage wurde von einem Graben umgeben, der bei der Stra?e von einer steinernen Bogenbr?cke ?berspannt wurde. Der Graben wiederum war von einer Reihe ?u?erer Befestigungsanlagen umgeben, H?gel, Senken, Mauern – ein Ort, wie er sich f?r den wichtigsten Krieger des K?nigs – ihren Vater – ziemte. Auch wenn Volis, die letzte Festung vor den Flammen, ein paar Tagesritte von Andros, Escalons Hauptstadt entfernt war, war es immer noch die Heimat vieler ber?hmter Krieger des vorherigen K?nigs. Es war zu einem Leuchtfeuer geworden, einem Ort, innerhalb oder vor dessen Mauern hunderte von Dorfbewohnern und Bauern sicher lebten. Kyra blickte hinab auf Dutzende von kleinen Lehmh?tten, die sich an die H?gel au?erhalb des Forts schmiegten. Rauch stieg aus den Schornsteinen auf, Farmer eilten hin und her und bereiteten sich auf den Winter vor – und auf die Festlichkeiten, die heute Nacht bevorstanden. Die Tatsache, dass sich die Dorfbewohner sicher genug f?hlten, au?erhalb der Mauern zu leben, war ein Zeichen gro?en Respekts vor der Macht ihres Vaters, das wusste Kyra – ein Anblick, den es sonst nirgendwo in Escalon gab. Doch schlie?lich waren sie alle nicht mehr als einen Ruf des Horns vom Schutz entfernt. Ert?nte der Ruf, versammelten sich sofort alle M?nner ihres Vaters. Kyra blickte zur Zugbr?cke hinunter, die immer voller Menschen war, Bauern, Schuhmacher, Schlachter, Schmiede und nat?rlich Krieger – die alle gesch?ftig zwischen der Festung und dem Dorf hin und her eilten. Denn das Innere des Forts war nicht nur ein Ort zu leben und zu trainieren, sondern die endlosen gepflasterten H?fe hatten sich auch zu einem bunten Markt f?r H?ndler aller Art entwickelt. Jeden Tag bauten sie ihre St?nde auf, boten ihre Waren feil, tauschten, pr?sentierten den Jagd- oder Fangerfolg des Tages oder exotische T?cher oder Gew?rze oder Spezereien aus fernen L?ndern. Die H?fe des Forts waren immer von exotischen D?ften erf?llt, von Tees, von Eint?pfen; sie konnte Stunden dort verbringen. Und auf der anderen Seite der Mauern, in der Ferne, lag Fighter’s Gate, die Trainingsanlage der M?nner ihres Vaters, von einer niedrigen Steinmauer umgeben. Bei ihrem Anblick schlug ihr Herz schneller und sie sah aufgeregt zu, wie die M?nner auf ihren Pferden versuchten, Ziel mit ihren Lanzen zu treffen – Schilde, die von den B?umen hingen. Sie sehnte sich danach, mit ihnen trainieren zu d?rfen. Pl?tzlich h?rte Kyra einen Ruf aus Richtung des Torhauses kommen, und sie drehte sich sofort alarmiert um, denn sie kannte die Stimme. Die Menge war unruhig und sie sah, wie sich ihr j?ngerer Bruder Aiden, angef?hrt von ihren beiden ?lteren Br?dern, Brandon und Braxton, den Weg auf die Hauptstra?e bahnten, und Kyra verkrampfte sich. An der Stimme ihres kleinen Bruders konnte sie h?ren, dass ihre ?lteren Br?der nichts Gutes im Schilde f?hrten. Kyra kniff die Augen zusammen, als sie ihre ?lteren Br?der beobachtete, und eine nur zu bekannte Wut stieg in ihr auf, die sie unbewusst ihren Bogen fester packen lie?. Sie hatten Aiden, den sie fast eine Elle ?berragten, zwischen sich genommen und zerrten ihn an den Armen aus dem Fort hinaus aufs Land. Aiden, ein kleiner, d?nner, sensibler Junge von kaum zehn Jahren, sah zwischen seinen Br?dern, ausgewachsenen Jungen von 17 und 18 Jahren, besonders verletzlich aus. Sie sahen sich alle ?hnlich, hatten alle starke Kiefer, ein stolzes Kinn, dunkelbraune Augen und lockiges braunes Haar – auch wenn Brandon und Braxton ihre Haare kurz geschoren hatte, w?hrend Aidans Haar ihm immer noch ungeb?ndigt in die Augen fiel. Sie sahen sich alle ?hnlich – doch sie glich ihnen mit ihrem hellblonden Haar und den grauen Augen ?berhaupt nicht. Sie trug gewebte Hosen, ein wollenes Hemd und Mantel und war d?nn und blass – viel zu blass, hatte man ihr gesagt, mit hoher Stirn und kleiner Nase, gesegnet mit einem h?bschen Gesicht, das viele M?nner zweimal hinsehen lie?. Besonders jetzt, wo sie 15 wurde, bemerkte sie die Blicke in zunehmendem Ma?e. Sie f?hlte sich unbehaglich dabei. Sie zog nicht gerne die Aufmerksamkeit anderer auf sich und fand sich auch nicht sch?n. Ihr Aussehen war ihr egal – alles was sie interessierte waren Training, Tapferkeit und Ehre. Ihr w?re es lieber gewesen, wenn sie wie ihre Br?der ihrem Vater ge?hnelt h?tte, einem Mann, den sie ?ber alles liebte. Sie suchte im Spiegel immer wieder nach etwas von ihm in ihren Augen, doch so sehr sie auch suchte, sie fand es nicht. „Ich habe gesagt, lasst mich in Ruhe!“, rief Aidan und seine Stimme hallte bis zu ihr hinauf. Als sie die Schreie ihres geliebten kleinen Bruders h?rte, stand sie kerzengrade wie eine L?win, die ihr Junges beobachtet. Auch Leo erstarrte und die Haare auf seinem R?cken stellten sich auf. Nachdem ihre Mutter schon lange nicht mehr bei ihnen war, f?hlte Kyra sich verantwortlich, ?ber Aidan zu wachen, ihm die Mutter zu geben, die er niemals gehabt hatte. Brandon und Braxton zerrten ihn grob die Stra?e entlang, weg vom Fort, auf eine einsame Landstra?e, die zu einem einsamen Wald f?hrte, und sie sah, dass sie ihn zwangen, einen Speer zu werfen, der viel zu gro? f?r ihn war. Aidan war ein leichtes Ziel f?r Braxtons und Brandons Gemeinheiten. Sie waren stark und mutig, wie Jungen in ihrem Alter eben sind, doch sie waren bessere Maulhelden als wirkliche Krieger, und sie brockten sich immer wieder ?rger ein, aus dem sie alleine nicht wieder herauskamen. Es machte sie w?tend. Kyra erkannte, was vor sich ging: Brandon und Braxton zerrten Aidan mit sich auf die Jagd. Sie sah die Weinschl?uche in ihren H?nden, und wusste, dass sie getrunken hatte. Sie kochte vor Wut. Nicht genug, dass sie sinnlos irgendein Tier t?ten w?rden, doch nun schleppten sie auch noch trotz seines Protests ihren kleinen Bruder mit sich. Kyras Instinkte erwachten und sie rannte mit Leo an ihrer Seite den H?gel hinunter, um sie zu stellen. „Du bist alt genug!“, sagte Brandon zu Aidan. „Es ist h?chste Zeit, dass du ein Mann wirst“, grunzte Braxton. Kyra brauchte nicht lange, um sie einzuholen. Sie rannte hinaus auf die Stra?e und blieb schwer atmend vor ihnen stehen. Leo stand mit gestr?ubtem Fell neben ihr und die Br?der blieben stehen und sahen sie erschrocken an. Sie konnte die Erleichterung in Aidans Miene sehen. „Hast du dich verlaufen?“, h?hnte Braxton. „Du stehst im Weg“, sagte Brandon. „Geh zur?ck zu deinen Pfeilen und St?cken.“ Die beiden lachten h?hnisch, doch sie sah sie b?se an und Leo begann zu knurren. „Halt dein Biest von uns fern“, sagte Braxton, und versuchte mutig zu klingen, doch die Angst in seiner Stimme war offensichtlich als er seinen Speer fester in seinen H?nden hielt. „Und was denkt ihr, wo ihr Aidan hinbringt?“, fragte sie todernst und sah sie unger?hrt an. Sie hielten inne und ihre Gesichter wurden langsam h?rter. „Wir bringen ihn hin, wo immer es uns passt“, knurrte Brandon. „Er geht mit uns auf die Jagd, um zu lernen wie man ein Mann wird“, sagte Braxton und betonte das letzte Wort bewusst. Doch sie lie? nicht locker. „Er ist zu jung“, sagte sie mit fester Stimme. Brandon verzog das Gesicht. „Wer sagt das?“ „Ich sage das.“ „Bist du seine Mutter?“, fragte Braxton. Lyra wurde rot vor Wut, und w?nschte sich mehr denn je, dass ihre Mutter jetzt hier w?re. „So sehr wie du sein Vater bist“, antwortete sie. Sie standen in angespannter Stille da und Kyra sah Aidan an, der ihren Blick aus ?ngstlichen Augen erwiderte. „Aidan“, fragte sie, „m?chtest du mit ihnen auf die Jagd gehen?“ Aidan senkte besch?mt den Blick. Er stand schweigend da und wich ihrem Blick aus. Kyra hatte Bedenken, ein Machtwort zu sprechen, da sie ihre Br?der nicht provozieren wollte. „Na bitte, da hast du’s“, sagte Brandon. „Er hat nichts dagegen.“ Kyra stand brennend vor Frustration da, und wollte, das Aidan etwas sagte, doch konnte ihn nicht dazu zwingen. „Es ist dumm, ihn auf die Jagd mitzunehmen“, sagte sie. „Ein Sturm braut sich zusammen, und es wird bald dunkel. Der Wald ist voller Gefahren. Wenn ihr ihm beibringen wollt, wie man jagt, nehmt ihn an einem anderen Tag mit, wenn er ?lter ist. Sie sahen sie ver?rgert an. „Was wei?t du schon von der Jagd?“, fragte Braxton. „Was hast du schon gejagt au?er deinen B?umen?“ „Hat dich etwa einer davon gebissen?“, f?gte Brandon hinzu. Beide lachten. Kyra kochte und ?berlegte, was sie tun sollte. Ohne, dass Aidan etwas sagte, konnte sie nicht viel tun. „Du machst dir zu viele Sorgen“, sagte Brandon schlie?lich. „Mit uns wird Aidan schon nichts passieren. Wir wollen nur, dass er zum Mann wird – wir bringen ihn schon nicht um. Glaubst du etwa, dass du die einzige bist, die sich um ihn sorgt?“ „Davon abgesehen – Vater beobachtet uns“, sagte Braxton. „Willst du ihn etwa entt?uschen?“ Kyra warf einen Blick ?ber ihre Schultern, und hoch oben, im Turm, konnte sie ihren Vater sehen, der an einem der gro?en Fenster stand und sie beobachtete. Sie war zutiefst von ihm entt?uscht, dass er sie nicht aufhielt. Sie versuchten, sich an Kyra vorbeizudr?ngen, doch Kyra blockierte den Weg. Sie sahen aus, als wollten sie sie beiseite schubsen, doch Leo trat knurrend zwischen sie und sie ?berlegten es sich anders. „Aidan, es ist noch nicht zu sp?t“, sagte sie zu ihm. „Du musst das nicht tun. M?chtest du mit mir zum Fort zur?ckgehen?“ Sie sah ihn an und konnte die Tr?nen in seinen Augen sehen, doch sie sp?rte, dass er hin und hergerissen war. Langes Schweigen folgte, durch nichts unterbrochen au?er dem Heulen des Windes und dem dichter werdenden Schnee. Schlie?lich regte er sich. „Ich will jagen gehen“, murmelte er halbherzig. Sofort st?rmten ihre Br?der an ihr vorbei, rempelten sie an der Schulter an und zerrten Aidan mit sich die Stra?e hinunter. Kyra drehte sich um und sah ihnen zu, ein Ungutes Gef?hl im Bauch. Sie wandte sich zum Fort um und blickte zum Turm auf, doch ihr Vater war schon verschwunden. Kyra sah zu, wie ihre drei Br?der aus im Schnee verschwanden. Im immer st?rker werdenden Sturm gingen sie auf den Dornenwald zu, und sie konnte das Ungute Gef?hl im Bauch nicht loswerden. Sie ?berlegte, ob sie sie einholen und Aidan zur?ckbringen sollte – doch sie wollte ihn nicht besch?men. Sie wusste, dass sie es vergessen sollte – doch es gelang ihr nicht. Irgendetwas in ihr lie? es nicht zu. Sie sp?rte die Gefahr an diesem Vorabend des Wintermondes. Sie traute ihren ?lteren Br?dern nicht; sie wusste zwar, dass sie Aidan nichts antun w?rden, doch sie waren leichtsinnig und zu grob. Was noch viel schlimmer war: sie hatten viel zu gro?es Vertrauen in ihre F?higkeiten – und das war keine gute Kombination. Kyra konnte es nicht l?nger ertragen. Wenn ihr Vater nichts tun w?rde, w?rde sie handeln. Sie war jetzt alt genug und musste niemandem mehr Rede und Antwort stehen au?er sich selbst. Sie rannte gefolgt von Leo los, die einsame Landstra?e entlang, direkt auf den Dornenwald zu. KAPITEL ZWEI Kyra ging in den d?steren Dornenwald westlich der Festungsanlage, einem Wald, der so dicht war, dass man kaum etwas sehen konnte. W?hrend sie langsam mit Leo weiterging, und Schnee und Eis unter ihren F?ssen knirschten, blickte sie auf. Im Vergleich mit den riesigen Dornenb?umen kam sie sich winzig vor. Es waren uralte schwarze B?ume mit knorrigen ?sten, die Dornen ?hnelten und fleischigen, schwarzen Bl?ttern. Sie sp?rte, dass dieser Ort verflucht war; nichts Gutes kam jemals von hier. Die M?nner ihres Vaters kehrten oft verletzt von der Jagd zur?ck und mehr als nur einmal war ein Troll durch die Flammen gebrochen, hatte hier Zuflucht gesucht und den Wald als Lager benutzt, um das Dorf anzugreifen. In dem Augenblick, in dem sie ihn betrat, sp?rte sie sofort einen Schauer. Es war dunkler hier, k?lter, und die Luft war feuchter; der Geruch der Dornenb?ume lag schwer in der Luft – wie verrottende Erde – und die riesigen B?ume sperrten das letzte verbliebene Licht des Tages aus. Kyra war w?tend auf ihre ?lteren Br?der. Es war gef?hrlich ohne die Begleitung von mehreren Kriegern hierher zu kommen – besonders in der Abendd?mmerung. Jedes Ger?usch lie? sie aufschrecken. Aus der Ferne h?rte sie den Schrei eines Tieres und sah sich suchend danach um. Doch sie konnte es im dichten Wald nicht finden. Leo jedoch knurrte neben ihr und st?rmte pl?tzliche los. „Leo!“, rief sie. Doch er war schon verschwunden. Sie seufzte ver?rgert; so war er immer, wenn sie einem Tier begegneten. Sie wusste, dass er irgendwann zur?ckkommen w?rde. Kyra ging nun allein weiter; der Wald wurde immer dunkler, und es fiel ihr schwer, den Spuren ihrer Br?der zu folgen – bis sie fernes Gel?chter h?rte. Sie straffte sich und folgte dem Lachen durch die dicken B?ume, bis sie vor sich ihre Br?der sah, Kyra hielt Abstand, denn sie wollte nicht, dass sie sie sahen. Sie wusste, dass Aidan sich sch?men und sie wegschicken w?rde, wenn er sie sah. Sie w?rde sie aus der Deckung beobachten, nur um sicherzugehen, dass sie keinen ?rger bekamen. Es war besser f?r Aidan, sich wie ein Mann zu f?hlen, als sich zu sch?men. Ein Zweig brach unter ihrem Stiefel und Kyra duckte sich, besorgt, dass das Ger?usch sie verraten k?nnte – doch ihre betrunkenen Br?der bemerkten nichts. Sie waren etwa 30 Meter vor ihr und ?bert?nten jedes Ger?usch mit ihrem Lachen. An Aidans K?rperhaltung konnte sie sehen, wie angespannt er war. Er sah aus, als w?rde er gleich in Tr?nen ausbrechen. Er hielt seinen Speer fest, um sich als Mann zu beweisen, doch er hielt die viel zu gro?e Waffe unsicher und schwankte unter ihrem Gewicht. „Komm hier hoch!“, rief Braxton Aidan zu, der ein paar Meter hinter ihnen lief. „Wovor hast du solche Angst?“, fragte Brandon ihn. „Ich habe keine Angst…“, beharrte Aidan. „Ruhe!“, sagte Brandon pl?tzlich, blieb stehen und hielt Aidan zur?ck. Zum ersten Mal seit sie losgegangen waren, war seine Miene ernst. Auch Braxton blieb angespannt stehen. Kyra versteckte sich hinter einem Baum und beobachtete ihre Br?der. Sie standen am Rand einer Lichtung und sahen geradeaus, als h?tten sie etwas gesehen. Vorsichtig kroch sie auf sie zu, um besser sehen zu k?nnen, und als sie zwischen zwei B?umen hindurchsah, blieb sie verbl?fft stehen, als sie entdeckte, was ihre Br?der sahen. Mitten auf der Lichtung stand ein Eber und grub Eicheln aus. Doch es war kein normaler Eber; es war ein riesiger, schwarz geh?rnter Eber – der gr??te, den sie je gesehen hatte, mit langen gebogenen wei?en Hauern und drei langen scharfen H?rnern, wovon eines aus seiner Nase und zwei aus dem Kopf hervorragten. Beinahe so gro? wie ein B?r, war es ein seltenes Tier, bekannt f?r seine B?sartigkeit und seine Schnelligkeit. Es war ein weithin gef?rchtetes Tier, eines, dem kein J?ger je begegnen wollte. Es bedeutete ?rger. Kyra, die eine G?nsehaut bekam, w?nschte sich, dass Leo hier w?re – doch in gewisser Weise war sie dankbar, dass er nicht hier war, denn sie wusste, er h?tte sich sofort auf das Tier gest?rzt und war sich nicht sicher, ob er die Konfrontation ?berleben konnte. Kyra nahm langsam ihren Bogen von der Schulter w?hrend sie instinktiv nach einem Pfeil griff. Sie betrachtete genau, wie weit der Eber von den Jungen entfernt war – und sah, dass er viel zu nah war. Au?erdem waren viel zu viele B?ume im Weg, als dass sie einen sauberen Treffer landen konnte, und bei einem Tier dieser Gr??e war kein Raum f?r Fehler. Sie bezweifelte, dass ein Pfeil ausreichen w?rde, es zu t?ten. Kyra sah die Angst in den Gesichtern ihrer Br?der – doch der Blick wich bei Braxton und Brandon schnell einem Ausdruck von Draufg?ngertum – wahrscheinlich der Mut der Betrunkenen. Beide hoben ihre Speere und gingen einige Schritte auf den Eber zu. Als Braxton Aidan wie angewurzelt stehen bleiben sah, packte er den kleinen Jungen an der Schulter und zog ihn mit sich. „Das ist deine Chance, ein Mann zu werden“, sagte Braxton. „T?te den Eber und sie werden noch in Generationen ?ber dich singen.“ „Ja, bring seinen Kopf zur?ck und du wirst ber?hmt werden“, sagte Brandon. „Ich… hab Angst“, sagte Aidan. Brandon und Braxton schnaubten, dann lachten sie ihn aus. „Angst?“, sagte Brandon. „Was w?rde Vater sagen, wenn er das h?ren k?nnte?“ Der Eber hob aufmerksam den Kopf und starrte sie aus leuchtend gelben Augen an. Seine Schnauze verzog sich zu einem w?tenden Brummen. Er ?ffnete das Maul und zeigte sabbernd seine Hauer, w?hrend er ein b?ses Knurren ausstie?. Selbst Kyra, die ein ganzes St?ck weit entfernt war, sp?rte einen Anflug von Angst – sie konnte sich nur zu gut vorstellen, was Aidan empfinden musste. Kyra schrieb jegliche Vorsicht in den Wind und tastete sich schnell voran, entschlossen, zu ihnen aufzuholen, bevor es zu sp?t war. Als sie nur noch ein paar Meter hinter ihren Br?dern war, rief sie, „Lasst es bleiben!“ Ihre strenge Stimme zerriss die Stille, und ihre Br?der fuhren, offensichtlich erschrocken, herum. „Ihr hattet euren Spa?“, sagte sie. „Lasst es bleiben!“ W?hrend Aidan erleichtert war, sahen Brandon und Braxton sie w?tend an. „Was wei?t du schon?“, gab Brandon zur?ck. „H?r auf, dich in M?nnerangelegenheiten einzumischen.“ Der Eber knurrte lauter w?hrend er auf sie zu kroch, und Kyra, w?tend und ?ngstlich zur gleichen Zeit, trat vor. „Wenn ihr dumm genug seid, euch mit dem Vieh anzulegen, dann nur los“, sagte sie. „Doch ich nehme Aiden mit zur?ck.“ Brandon schnitt eine Grimasse. „Aidan passiert hier schon nichts“, gab Brandon zur?ck. „Er ist im Begriff zu lernen, wie man k?mpft. Nicht wahr, Aidan?“ Aidan stand schweigend da, starr vor Angst. Kyra wollte gerade Aidan am Arm packen, als sie ein Rascheln von der Lichtung h?rte. Sie sah wie der Eber langsam Schritt f?r Schritt bedrohlich n?her kam. „Er greift nicht an, wenn ihr ihn nicht provoziert“, flehte Kyra ihre Br?der an. „Lasst es gut sein.“ Doch ihre Br?der ignorierten sie, wandten ihr den R?cken zu, und hoben ihre Speere. Sie betraten die Lichtung, als ob sie ihr beweisen wollten, wie mutig sie waren. „Ich ziele auf seinen Kopf“, sagte Brandon. „Und ich auf seinen Hals“, stimmte Braxton zu. Der Eber knurrte lauter, ?ffnete sein Maul weiter, sabberte, und ging weiter auf sie zu. „Kommt zur?ck!“, schrie Kyra verzweifelt. Doch Brandon und Braxton gingen weiter, hoben ihre Speere und warfen sie pl?tzlich. Kyra beobachtete gebannt, wie die Speere durch die Luft segelten, und bereitete sich auf das Schlimmste vor. Zu ihre Entsetzen sah sie, wie Brandons Speer das Tier nur am Ohr kratzte – gerade genug, um es zu provozieren – w?hrend Braxtons Speer einen guten Meter am Kopf des Ebers vorbei segelte. Pl?tzlich sahen Brandon und Braxton nicht mehr so mutig aus. Sie standen mit offenen M?ndern und einem dummen Ausdruck im Gesicht da, und ihr betrunkener Mut wich nackter Angst. Der Eber senkte w?tend seinen Kopf, stie? ein schreckliches Grunzen aus und st?rmte los. Kyra sah mit Schrecken zu, wie er auf ihre Br?der zu st?rmte. F?r seine Gr??e war das Tier unglaublich schnell. Als es n?her kam, drehten sich Braxton und Brandon um und rannten in entgegengesetzte Richtungen davon. Damit stand Aidan allein wie von der Furcht angewurzelt da. Sein Mund stand offen und er lie? den Speer fallen. Kyra wusste, dass es keinen Unterschied machte: Aidan h?tte sich ohnehin nicht gegen das Tier wehren k?nnen. Nicht einmal ein ausgewachsener Mann w?re dazu in der Lage gewesen. Und als ob er es sp?rte, st?rmte der Eber direkt auf Aidan zu. Mit pochendem Herzen st?rzte sie zwischen den B?umen hervor. Sie wusste, dass sie nur eine Chance hatte: ihr Schuss musste sitzen. Selbst wenn sie nicht vor Panik zittern w?rde war der Schuss auf den rasenden Eber kein leichter – doch wenn sie wollte, dass Aidan ?berlebte, musste sie treffen. „AIDAN, RUNTER!“, rief sie. Zuerst bewegte er sich nicht. Aidan stand ihr im Weg, st?rte ihre Schussbahn. Wenn er sich nicht r?hrte, konnte sie nicht schie?en. Sie hob ihren Bogen und rannte los. W?hrend sie durch den Wald stolperte und auf dem Schnee und Eis rutschte, f?rchtete sie einen Augenblick lang, dass alles verloren war. „AIDAN!“, rief sie verzweifelt. Wundersamer Weise h?rte er sie diesmal, und warf sich im letzten Augenblick zur Seite, sodass Kyra einen Schuss abgeben konnte. W?hrend der Eber auf Aidan zust?rmte, lief die Zeit f?r Kyra pl?tzlich langsamer ab. Sie sp?rte, dass sich etwas ?ffnete, etwas in ihr aufstieg, das sie noch nie zuvor gesp?rt hatte, und nicht verstand. Die Welt um sie herum verschwand und alles was sie h?rte war ihr eigener Herzschlag und ihr Atem, das Rascheln der Bl?tter und das Kr?chzen einer Kr?he ?ber ihr. Sie f?hlte sich eins mit der Natur, als ob sie ein Reich betreten h?tte, in dem sie eins mit dem Universum war. Kyras H?nde wurden warm und prickelten, als ob etwas Fremdes die Kontrolle ?ber ihren K?rper ?bernahm. Es war als ob sie, f?r einen winzigen Moment nur, ?ber sich hinauswuchs und jemand weitaus M?chtigeres wurde. Kyra h?rte auf zu denken und lie? sich von ihrem Instinkt und der neuen Energie, die durch ihren K?rper pulsierte leiten. Sie blieb stehen, hob den Bogen, legte den Pfeil an, spannte und schoss. Sie wusste in dem Augenblick, in dem sie den Pfeil losgelassen hatte, dass es ein ganz besonderer Schuss war. Sie musste den Pfeil nicht beobachten um zu wissen, dass er genau dort traf, wo sie ihn haben wollte: ins rechte Auge des Tiers. Das Tier stie? einen Schrei aus als seine Beine unter ihm nachgaben und st?rzte mit der Schnauze voran in den Schnee. Es rutschte weiter ?ber den glatten Boden, sich windend, bis es Aidan erreichte. Weniger als einen halben Meter vor Aidan blieb es schlie?lich liegen. Es zuckte, und Kyra legte einen weiteren Pfeil an und schoss dem Tier von hinten durch den Sch?del. Endlich r?hrte es sich nicht mehr. Kyra stand mit pochendem Herzen auf der Lichtung und das Prickeln in ihren H?nden lie? langsam nach, die Energie schwand und sie fragte sich, was gerade geschehen war. Hatte sie wirklich den Eber erlegt? Sofort dachte sie an Aidan, fuhr herum und zog ihn zu sich heran. Er blickte zu ihr auf wie er seine Mutter angesehen h?tte, die Augen voller Angst, doch unverletzte. Sie war grenzenlos erleichtert, als sie sah, dass ihm nichts geschehen war. Dann drehte sie sich um und sah ihre ?lteren Br?der, die immer noch auf der Lichtung kauerten, und sie geschockt und staunend ansahen. Doch da lag noch etwas anderes in ihrem Blick, das sie nerv?s machte: Argwohn. Als ob sie anders war als sie. Eine Au?enseiterin. Es war ein Blick, den Kyra schon zuvor gesehen hatte. Selten zwar, doch oft genug, dass sie selbst dar?ber nachdachte. Sie drehte sich um und betrachtete das tote Tier, riesig und blutend zu ihren F?ssen, und sie fragte sich, wie sie, ein f?nfzehnj?hriges M?dchen, das vollbringen konnte. Sie wusste, dass es selbst ihre F?higkeiten ?berstieg. Das war mehr als ein Gl?ckstreffer. Da war immer etwas an ihr gewesen, das anders war, als die anderen. Sie stand da, bet?ubt, und wollte sich bewegen, doch es gelang ihr nicht. Denn das was sie heute ersch?ttert hatte war nicht das Tier, das wusste sie, sondern der Blick ihrer Br?der. Und sie stellte sich zum wiederholten Mal die Frage, vor der sie sich schon ihr ganzes Leben gef?rchtet hatte“ Wer war sie? KAPITEL DREI Kyra ging hinter ihren Br?dern her, als sie ?ber die Landstra?e zur?ck zum Fort gingen, und beobachtete sie dabei, wie sie sich mit dem Gewicht des Ebers abm?hten. Aidan ging neben ihr her, und Leo, der zur?ckgekommen war, folgte ihnen. Brandon und Braxton mussten sich abm?hen, das Tier zu tragen. Sie hatten es an ihre Speere gebunden, die sie nun ?ber den Schultern trugen. Die grimmige Laune hatte sich dramatisch ge?ndert, seit dem sie aus dem Wald gekommen und wieder unter freiem Himmel waren, besonders jetzt, wo die Festung des Vaters in Sichtweite war. Mit jedem Schritt gewannen Brandon und Braxton ihr Selbstbewusstsein zur?ck, und waren beinahe wieder so aufgeblasen wie zuvor, lachten und scherzten ?ber ihren Fang. „Es war mein Speer, der ihn gestreift hat“, sagte Brandon zu Braxton. „Doch es war mein Speer, der ihn dazu gebracht hat, in Kyras Pfeil zu laufen.“ Kyra lauschte, und ihr Gesicht r?tete sich vor Wut ?ber die L?gen der beiden; ihre verbohrten Br?der hatten sich selbst eine ?berzeugende Geschichte eingeredet, und schienen sie zwischenzeitlich ernsthaft zu glauben. Sie konnte sich ihre Prahlerei in der Festung schon ausmahlen – wie sie jedem von ihrem Jagderfolg erz?hlten. Es machte sie w?tend. Doch es war unter ihrer W?rde, sie zu korrigieren. Sie glaubte fest an die M?hlen der Gerechtigkeit, und sie wusste, dass irgendwann die Wahrheit ans Licht kommen w?rde. „Ihr seid L?gner!“, knurrte Aidan, der neben ihr herlief, immer noch ersch?ttert von dem, was er erlebt hatte. „Ihr wisst, dass Kyra allein den Eber get?tet hat.“ Brandon warf ihm ?ber die Schulter einen h?hnischen Blick zu. „Was wei?t du schon?“, fragte er. „Du warst doch viel zu sehr damit besch?ftigt, dir in die Hosen zu pinkeln.“ Beide lachten, als ob ihre kleine Geschichte f?r sie mit jedem Schritt wahrer wurde. „Und ihr seid nicht wie die Hasen davongerannt?“, fragte Kyra, denn sie konnte nicht einen Moment l?nger ertragen, wie sie mit Aidan umgingen. Damit verstummten sie. Kyra h?tte ihnen wirklich Saures geben k?nnen – doch sie musste nicht einmal ihre Stimme heben. Sie ging zufrieden weiter und f?hlte sich wirklich gut, wissend, dass sie das Leben ihres Bruders gerettet hatte; mehr brauchte sie nicht. Lyra sp?rte eine kleine Hand auf ihrer Schulter und sah Aidans tr?stenden Blick, der offensichtlich dankbar war am Leben und unverletzt zu sein. Kyra fragte sich, ob ihre ?lteren Br?der auch zu sch?tzen wussten, was sie f?r sie getan hatte; schlie?lich w?ren sie alle gestoben, wenn sie nicht gewesen w?re. Kyra sah zu, wie der Eber bei jedem ihrer Schritte hin und her schwang, und schnitt eine Grimasse; sie w?nschte, dass ihre Br?der ihn auf der Lichtung gelassen h?tten, wo er hingeh?rte. Es war ein verfluchtes Tier, das nicht aus Volis stammte, und es geh?rte hier auch nicht hin. Es war ein schlechtes Omen, besonders, da es aus dem Dornenwald kam, und viel mehr noch am Vorabend des Wintermondes. Sie erinnerte sich an einen alten Spruch, den sie gelesen hatte: r?hme dich nicht, nachdem du vom Tod verschont worden bist. Sie hatte das Gef?hl, dass ihre Br?der das Schicksal herausforderten und die Finsternis mit sich in ihr Heim brachten. Sie konnte das Gef?hl nicht loswerden, dass es Vorbote schlimmer Dinge war. Sie erklommen einen H?gel und unter ihnen tat sich ein atemberaubender Blick auf die Festungsanlage und die Landschaft drum herum auf. Trotz dem Wind und dem immer heftiger werdenden Schnee, war Kyra erleichtert, zu Hause zu sein. Rauch stieg aus den Schornsteinen auf und die Feuer des Forts strahlten ein warmes Leuchten aus. Sie schritten schneller aus und gingen eilige auf die Br?cke zu. So nah an der Festung war die Stra?e voller Menschen, die sich trotz dem Wetter und der hereinbrechenden Nacht auf das Fest freuten. Kyra war kaum ?berrascht. Das Fest des Wintermondes war eines der wichtigsten Feste des Jahres, und alle waren mit Vorbereitungen besch?ftigt. Zahllose Menschen dr?ngten ?ber die Zugbr?cke in die Festung, w?hrend mindestens genauso viele hinausdr?ngten, auf dem Weg nach Hause, um mit ihren Familien zu feiern. Ochsen zogen W?gen und trugen Ware in beide Richtungen, w?hrend Maurer an einer weiteren Mauer um das Fort herum arbeiteten. Kyra fragte sich, wie sie in diesem Wetter arbeiten konnten, ohne dass ihre H?nde taub wurden. Als sie die Br?cke betraten und sich unter die Menge mischten, schn?rte sich Kyras Magen zusammen, als sie einige M?nner des Lords in der N?he des Tors stehen sah, Krieger des ?rtlichen Lord Regenten, der von Pandesia ernannt worden war, in ihren unverkennbaren roten Kettenpanzern. Die Gegenwart der M?nner des Lords war zu jeder Zeit erdr?ckend – doch ganz besonders zur Zeit des Wintermondes, wenn sie nur dazu hier sein konnten, die Nachernte von den Leuten einzufordern. Sie hielt sie f?r Pl?nderer. Pl?nderer und Grobiane f?r die verabscheuensw?rdigen Adligen, die seit der pandesischen Invasion die Macht ergriffen hatten. Die Schw?che ihres ehemaligen K?nigs, der kapituliert hatte, war daran schuld – doch das half ihnen auch nicht weiter. Jetzt, zu ihrer Schande, mussten sie sich diesen M?nnern unterwerfen. Es f?llte Kyra mit grenzenlosem Zorn. Es machte ihren Vater und seine gro?en Krieger – und alle ihre Leute – zu nicht mehr, als besseren Leibeigenen; sie w?nschte sich so sehr, dass sie sich auflehnten, um f?r ihre Freiheit zu k?mpfen, um in den Krieg zu ziehen, f?r den ihr alter K?nig zu feige gewesen war. Doch sie wusste auch, dass sie, wenn sie sich jetzt erhoben, den Zorn der pandesischen Armee zu sp?ren bekommen w?rden. Vielleicht h?tten sie sie aufhalten k?nnen, wenn sie sie nie eingelassen h?tten; doch jetzt, wo sie sich erst einmal breit gemacht hatten, waren ihre M?glichkeiten beschr?nkt. Sie erreichten die Br?cke und mischten sich unter die Leute, die sie anstarrten und auf den Eber deuteten, als sie vorbeigingen. Kyra zog eine gewisse Befriedigung daraus zu sehen, dass ihre Br?der unter der Last des Tiers schwitzten und keuchten. Die Leute wandten ihre K?pfe und gafften, B?rger genauso wie Krieger, alle beeindruckt von dem riesigen Tier. Sie sah auch ein paar abergl?ubische und fragende Blicke. Auch andere Leute schienen es f?r ein b?ses Omen zu halten. Doch alle sahen ihre Br?der stolz an. „Ein guter Fang f?r das Fest“, rief einer der Bauern aus, der einen Ochsen an ihnen vorbei f?hrte. Braxton und Brandon strahlten stolz. „Das wird den halben Hof eures Vaters satt machen!“, rief ein Schlachter. „Wie habt ihr das geschafft?“, fragte ein Sattler. Die beiden Br?der tauschten Blicke aus und Brandon grinste schlie?lich den Mann an. „Mit einem feinen Wurf und ohne Furcht“, antwortete er dreist. „Wenn man nicht in den Wald geht“, f?gte Braxton hinzu, „wei? man nicht, was man verpasst!“ Ein paar M?nner jubelten und klopften ihnen auf den R?cken. Kyra schwieg. Sie brauchte das Wohlwollen dieser Leute nicht; sie wusste, was sie getan hatte. „Sie haben den Eber nicht get?tet!“, rief Aidan emp?rt. „Halt deinen Mund“, zischte Brandon. „Noch ein Wort und ich erz?hle allen, dass du dir in die Hosen gepinkelt hast, als er angegriffen hat.“ „Aber das habe ich nicht!“, protestierte Aidan. „Und das werden sie dir glauben?“, f?gte Braxton hinzu. Brandon und Braxton lachten, und Aidan warf Kyra einen Blick zu, als wollte er fragen, was er tun sollte. Sie sch?ttelte den Kopf. „Verschwende nicht deine Energie“, sagte sie. „Die Wahrheit setzt sich immer durch.“ Die Menschenmassen wurden dichter, als sie die Br?cke ?berquerten, und bald waren sie im dichten Gedr?nge ?ber dem Burggraben. Kyra sp?rte die Aufregung in der Luft, als es dunkel wurde; Fackeln erleuchteten die Br?cke und der Schnee fiel ununterbrochen weiter. Als sie das Tor vor sich sah, das von einem Dutzend der M?nner ihres Vaters bewacht wurde, schlug ihr Herz schneller. Aus dem Bogen ragten die Spitzen eines eisernen Fallgitters hervor, dessen Gitterst?be stark genug waren, jeden Feind abzuhalten, bereit beim Klang eines Horns geschlossen zu werden. Das Tor war 10 Meter hoch, und dar?ber befand sich eine breite Plattform, die sich um das ganze Fort erstreckte, mit breiten steinernen Zinnen, die mit W?chtern bemannt waren, die immer ein wachsames Auge auf die Landschaft hatten. Volis war eine feine Festung, davon war Kyra immer ?berzeugt gewesen, und war stolz darauf. Doch was sie noch stolzer machte, waren die M?nner im Inneren, die M?nner ihres Vaters, die besten Krieger von Escalon, die sich langsam in Volis sammelten, nachdem sie nach der Kapitulation des K?nigs in alle Winde verstreut waren. Ihr Vater zog sie wie ein Magnet an. Mehr als einmal hatte sie ihren Vater gedr?ngt, sich zum neuen K?nig auszurufen – doch er hatte immer nur den Kopf gesch?ttelt und gesagt, dass das nicht seine Art war. Als sie sich dem Tor n?herten, kamen ein Dutzend der M?nner ihres Vaters zu Pferde hindurch, und die Menschen machten ihnen Platz. Sie ritten zum Trainingsgel?nde au?erhalb des Forts, ihrem liebsten Ort in der ganzen Umgebung. Sie ging dorthin und sah ihnen stundenlang beim Training zu, studierte jede einzelne ihrer Bewegungen, wie sie ihre Pferde ritten, und wie sie ihre Schwerter zogen, die Speere warfen und die Flegel schwangen. Diese M?nner ritten trotz des Wetters und der bevorstehenden Festlichkeiten hinaus um zu trainieren, weil sie es wollten. Sie wollte lieber drau?en auf einem Schlachtfeld sein als drinnen eingesperrt zu sein – genau wie sie. Sie sp?rte, dass sie in Wirklichkeit eine von ihnen war. Eine weitere Gruppe von M?nnern ihres Vaters kam durchs Tor, diesmal zu Fu? und als Kyra sich ihnen n?herte, traten sie beiseite, um Brandon und Braxton mit dem Eber durchzulassen. Sie pfiffen bewundernd und sammelten sich um sie herum, gro?e, muskelbepackte M?nner, die mindestens eine Elle gr??er waren als ihre nicht gerade kleinen Br?der. Die meisten von ihnen hatten von Grau durchzogene B?rte, alles hartgesottene Krieger zwischen 30 und 40, die zu viele Schlachten gesehen hatten und dem K?nig gedient hatten, als sie die Schmach seiner Kapitulation hinnehmen mussten. Diese M?nner h?tten nie aus eigenem Antrieb kapituliert. Diese M?nner hatten alles gesehen und waren nicht so leicht zu beeindrucken – doch der Eber schien es ihnen angetan zu haben. „Den habt ihr ganz alleine get?tet?“, fragte einer von ihnen Brandon, als er das Tier betrachtete. Die Menge war so dicht, dass Brandon und Braxton stehen bleiben mussten. Sie badeten sich im Lob und der Bewunderung dieser gro?en M?nner, und versuchten nicht zu zeigen, wie schwer ihnen die Last des Tiers war. „Das haben wir“, rief Braxton stolz. „Ein schwarz geh?rnter Eber!“, rief ein anderer Krieger, der mit seiner Hand ?ber das Fell des Tiers strich. „Hab keinen mehr gesehen seit ich ein Junge war. Hab einmal selbst dabei geholfen, einen zu t?ten, doch das war eine ganze Gruppe von M?nnern gewesen, und einige von ihnen haben dabei ein paar Finger verloren.“ „Wir haben nichts verloren“, rief Braxton prahlerisch. „Nur eine Speerspitze.“ Kyra brannte innerlich, als die M?nner lachten. Sie bewunderten den Jagderfolg, w?hrend ein anderer Krieger, Anvin, ihr Anf?hrer, vortrat und das Tier genauer untersuchte. Die M?nner machten ihm respektvoll Platz. Anvin, den Kommandanten der M?nner ihres Vaters, mochte Kyra von allen am meisten; er war immer wie ein zweiter Vater f?r sie gewesen, und sie kannte ihn schon solange sie denken konnte. Er liebte sie innig, das wusste sie, und er passte auf sie auf. Doch was noch viel wichtiger war – er nahm sich immer Zeit f?r sie, zeigte ihr Kampftechniken und den Gebrauch der Waffen, wenn andere abwinkten. Er hatte sie sogar schon ?fter mit den M?nnern trainieren lassen und sie hatte jede dieser Gelegenheiten genossen. Er war der H?rteste von allen, doch er hatte auch das sanfteste Herz – denen gegen?ber, die er mochte. Doch die, die er nicht mochte, mussten sich vor ihm f?rchten. Anvin tolerierte keine L?gen; er war ein Mann, der den Dingen immer auf den Grund gehen musste, egal wie schmutzig die Antwort war. Er hatte einen unbestechlichen Blick, und als er den Eber untersuchte, sah Kyra, wie er die beiden Pfeilwunden betrachtete. Er hatte ein Auge f?r Details und wenn irgendjemand die Wahrheit sehen konnte, dann er. Anvin untersuchte die beiden Wunden, und musterte die kleinen Pfeilspitzen, die noch immer in den L?chern steckten, zusammen mit den Holzsplittern ihrer Pfeile, die die Br?der abgebrochen hatten. Sie hatten sie dicht an der Spitze abgebrochen, damit niemand sehen konnte, wer das Tier wirklich get?tet hatte. Doch Anvin war nicht irgendwer. Kyra sah wie Anvin die Wunden studierte, wie er die Augen zusammenkniff und sie wusste, dass er die Wahrheit erkannt hatte. Er zog einen Handschuh aus und zog die Pfeilspitze heraus. Er hielt das bluttriefende Metall hoch, dann wandte er sich den Br?dern mit skeptischem Blick zu. „Eine Speerspitze sagt ihr?“, fragte er mit missbilligendem Ton. Eine angespannte Stille breitete sich ?ber die Gruppe aus, und Brandon und Braxton sahen pl?tzlich nerv?s aus und traten von einem Fu? auf den anderen. Anvin wandte sich Kyra zu. „Oder war es eine Pfeilspitze?“, f?gte er hinzu und Kyra konnte sehen, wie er nachdachte, sehen, dass er seine eigenen Schl?sse zog. Anvin ging zu Kyra hin?ber, zog einen Pfeil aus ihrem K?cher und hielt ihn neben die Pfeilspitze. Sie glichen sich wie ein Haar dem anderen, und alle konnten es sehen. Er warf Kyra einen stolzen, bedeutungsvollen Blick zu, und Kyra sp?rte, wie alle Blicke zu ihr wanderten. „Du hast es erlegt, nicht wahr?“, fragte er. Es war eher eine Feststellung als eine Frage. Sie nickte. „Ja“, antwortete sie schlicht, und liebte Anvin daf?r, dass er ihr die Anerkennung gab, die sie verdiente. „Ein meisterlicher Schuss, der das Tier zu Fall gebracht hat“, schloss er. Auch das war eine Feststellung und keine Frage. Seine Worte waren hart und endg?ltig, w?hrend er den Eber betrachtete. „Au?er den beiden Pfeilwunden sehe ich keine anderen“, f?gte er hinzu, und strich mit der Hand ?ber das Fell des Tiers. Als er am Ohr innehielt, untersuchte er es. Dann wandte er sich Brandon und Braxton zu, und sah sie verachtungsvoll an. „Es sei denn, man bezeichnet diese Schramme von einem Speer hier als Wunde.“ Er hielt das Ohr de Ebers hoch und Brandon und Braxton err?teten, als die Krieger lachten. Ein anderer bekannter Krieger ihres Vaters trat vor – Vidar, ein enger Freund Anvins, ein d?nner, kleiner Mann Mitte 30, mit hagerem Gesicht und einer Narbe ?ber der Nase. So zierlich wie er war, sah er nicht wie ein Krieger aus, doch Kyra wusste es besser: Vidar war hart wie Stein, und bekannt f?r seine Nahkampf-F?higkeiten. Er war einer der tapfersten M?nner, denen Kyra je begegnet war und er konnte M?nner ?berw?ltigen die doppelt so gro? waren wie er. Zu viele M?nner machten den Fehler, ihn zu provozieren, denn sie untersch?tzten ihn – nur um auf schmerzliche Art eines Besseren belehrt zu werden. Auch er hatte Kyra unter seine Fittiche genommen und passte auf sie auf. „Sieht aus, als h?tten unsere beiden Helden hier das Ziel verfehlt“, schlussfolgerte Vidar, „und das M?dchen musste sie retten. Wer hat euch beiden das Werfen beigebracht?“ Brandon und Braxton sahen zunehmend nerv?s aus. Offensichtlich hatte man ihre L?ge durchschaut, und keiner von beiden wagte, etwas zu sagen. „Es ist eine schwerwiegende Angelegenheit, ?ber einen Jagderfolg zu l?gen“, sagte Anvin finster an die Br?der gewandt. „Heraus damit. Euer Vater w?rde wollen, dass ihr die Wahrheit sagt.“ Brandon und Braxton standen da und stiegen unbehaglich von einem Bein aufs andere, und sahen einander an, als ?berlegten sie, was sie antworten sollten. Zum ersten Mal seit sie denken konnte, erlebte Kyra sie sprachlos. Gerade als sie etwas sagen wollten, schrillte eine fremde Stimme durch die Menge. „Es ist egal wer es get?tet hat“, sagte die Stimme. „Es geh?rt jetzt uns.“ Kyra und die anderen fuhren herum, erschrocken ?ber die unbekannte, grobe Stimme – und ihr Magen zog sich zusammen, als sie die Gruppe der M?nner des Lords in ihren roten R?stungen sah, die gierig den Eber be?ugten. Kyra konnte sehen, dass sie diese Troph?e nicht wollten, weil sie sie brauchten, sondern weil es ihre Art war, die Leute zu erniedrigen, ihnen ihren Stolz zu nehmen. Leo knurrte neben ihr, und sie legte ihm beruhigend die Hand auf den Nacken und hielt ihn zur?ck. „Im Namen des Lord Regenten“, sage einer der M?nner des Lords, ein untersetzter Krieger mit niedriger Stirn, dicken Brauen, fettem Bauch und einem d?mmlichen Gesicht, „beanspruchen wir diesen Eber. Er dankt euch f?r euer gro?z?giges Geschenk zum Fest.“ Er winkte seinen M?nnern und ging auf den Eber zu, als ob er ihn packen wollte. Doch als er es tat, traten Anvin und Vidar pl?tzlich vorm und stellten sich ihm in den Weg. Eine ?berraschte Stille legte sich ?ber die Menge – niemand hatte es je gewagt, sich den M?nnern des Lords in den Weg zu stellen; es war ein ungeschriebenes Gesetz. Niemand wollte den Zorn Pandesias auf sich ziehen. „Soweit ich sagen kann, hat niemand euch oder eurem Regenten ein Geschenk angeboten“, sagte er mit kalter Stimme. Die Menschenmenge wuchs, hunderte von Dorfbewohnern sammelten sich, um die angespannte Situation zu verfolgen, sp?rten die Auseinandersetzung, die in der Luft lag. Gleichzeitig wichen sie zur?ck und die Spannung zwischen den M?nnern wurde greifbar. Kyras Herz pochte. Unbewusst griff sie nach ihrem Bogen. Sie wusste, dass die Situation im Begriff war, zu eskalieren. So sehr sie sich einen Kampf und die Freiheit w?nschte, wusste sie auch, dass es sich ihre Leute nicht leisten konnten, den Zorn des Lord Regenten auf sich zu ziehen. Selbst wenn es ihnen wie durch ein Wunder gelingen sollte, seine M?nner zu bezwingen, stand das pandesische Reich hinter ihnen. Sie konnten eine Armee zur Unterst?tzung rufen, die an Gr??e all ihre Vorstellungskraft ?berstieg. Doch gleichzeitig war Kyra stolz auf Anvin, weil er f?r sie eintrat. Endlich hatte jemand genug. Der Krieger blickte finster drein. „Du wagst es, dich dem Lord Regenten zu widersetzen?“, fragte er. Doch Anvin blieb standhaft. „Der Eber geh?rt uns – niemand schenkt ihn euch“, wiederholte er. „Er hat euch geh?rt“, korrigierte der Krieger ihn, ‚und jetzt geh?rt er uns.“ Er wandte sich seinen M?nnern zu. „Nehmt den Eber!“, befahl er. Die M?nner des Lords n?herten sich dem Eber, doch ein Dutzend der M?nner von Kyras Vater stellten sich ihnen neben Anvin und Vidar in den Weg, die H?nde an den Waffen. Die Anspannung war so greifbar, dass Kyra ihren Bogen so fest hielt, dass ihre Fingerkn?chel wei? hervortraten. Sie f?hlte sich schrecklich, gerade so, als ob sie verantwortlich f?r die Situation war, das sie es war, die den Eber get?tet hatte. Sie sp?rte, dass gleich etwas Schreckliches passieren w?rde, und verfluchte ihre betrunkenen Br?der daf?r, dass sie das schlechte Omen ins Dorf gebracht hatten, besonders am Tag des Wintermondes. An Tagen wie diesen geschahen ohnehin immer seltsame Dinge; es waren mystische Zeiten, von denen man sagte, dass die Toten von einer Welt in die andere treten hin?bertreten konnten. Warum nur hatten ihre Br?der die Geister so herausfordern m?ssen? Als sich die M?nner gegen?berstanden, die M?nner ihres Vaters bereit, die Schwerter zu ziehen, so nahe dem Blutvergie?en, drang eine autorit?re Stimme pl?tzlich durch die Stille. „Das M?dchen hat den Eber erlegt!“, sagte die Stimme. Es war eine laute, selbstbewusste Stimme, die die Aufmerksamkeit aller auf sich zog, eine Stimme die Kyra mehr bewunderte und respektierte als jede andere auf der Welt. Die Stimme von Declan, einem weiteren Kommandanten der M?nner ihres Vaters. Als ihr Vater sich n?herte, wanderten alle Augen zu ihm, und die Menge machte ihm respektvoll Platz. Da stand er, ein Berg von einem Mann, der alle anderen um einiges ?berragte. Sein ungez?hmter Bart und seine langen braunen Haare waren von grauen Str?hnen durchzogen, ?ber seinen Schultern hing ein Umhang aus Fell und am G?rtel trug er zwei lange Schwerter und einen Speer auf dem R?cken. Sein R?stzeug, Schwarz, wie das aller M?nner aus Volis, hatte einen Drachen auf dem Brustpanzer graviert, das Wappen ihres Hauses. Seine Waffen trugen Scharten und Kratzer von viel zu vielen K?mpfen, und er strahlte Erfahrung aus. Er war ein Mann, den man f?rchten musste, ein Mann den man bewundern musste, und ein Mann von dem alle wussten, dass er gerecht war. Ein Mann der von allen geliebt und respektiert wurde. „Kyra hat den Eber erlegt“, wiederholte er, und warf dabei ihren Br?dern einen missbilligenden Blick zu. Dann wandte er sich Kyra zu, wobei er die M?nner des Lords vollkommen ignorierte. „Es ist an dir, zu entscheiden, was mit ihm geschehen soll.“ Kyra erschrak ?ber die Worte ihres Vaters. Sie h?tte nie mit seiner Anerkennung gerechnet, und schon gar nicht damit, dass er ihr eine so schwerwiegende Entscheidung ?berlassen w?rde. Denn es war nicht einfach nur eine Entscheidung ?ber den Eber, das wussten sie beide, sondern auch ?ber das Schicksal ihrer Leute an diesem Tag. Angespannte Krieger standen auf beiden Seiten bereit, die H?nden an den Schwertern, und sie betrachtete ihre Gesichter, die sie fragend ansahen und auf ihre Antwort warteten. Sie wusste, dass ihre n?chsten Worte, ihre n?chste Entscheidung die wichtigsten waren, die sie je in ihrem Leben gesprochen hatte. KAPITEL VIER Merk wanderte langsam den Pfad hinunter durch Whitewood, und dachte dabei ?ber sein Leben nach. Seine vierzig Jahre waren keine leichten gewesen; er hatte sich nie zuvor die Zeit genommen, durch den Wald zu wandern und die Sch?nheit um ihn herum zu bewundern. Er sah auf die wei?en Bl?tter hinab, die unter seinen F?ssen raschelten, begleitet vom leisen Ger?usch seines Stabs auf dem weichen Waldboden; im Gehen blickte er auf und nahm die Sch?nheit der Aesopb?ume mit ihren gl?nzenden wei?en Bl?ttern an den leuchtend roten ?sten, die in der Morgensonne gl?nzten in sich auf. Die Bl?tter fielen wie Schnee auf ihn herab, und zum ersten Mal in seinem Leben versp?rte er ein Gef?hl des Friedens. Von durchschnittlicher Gr??e und Statur mit schwarzen Haaren und einem immer unrasiert wirkenden Gesicht mit breitem Kiefer und markanten Wangenknochen und schwarzen Augen mit dunklen Ringen darunter, wirkte Merk immer, als h?tte er tagelang nicht geschlafen. Und so f?hlte er sich meistens auch. Doch nicht jetzt. Jetzt f?hlte er sich endlich ausgeruht. Hier, in Ur, im Nordwesten von Escalon, gab es keinen Schnee. Die angenehme Brise vom Meer her, das nur einen Tagesritt gen Westen entfernt lag, sorgte f?r ein w?rmeres Klima und erlaubte Bl?ttern jeder Farbe zu gedeihen. Es erlaubte Merk auch, nur mit einem d?nnen Umhang zu reisen, anstatt sich vor den eisigen Winden sch?tzen zu m?ssen. Er musste sich immer noch daran gew?hnen, dass er einen Mantel anstelle eines Harnischs trug, einen Stab anstelle eines Schwertes, und dass er mit seinen Stab in Bl?tter stach und nicht mit einem Dolch in Feinde. All das war neu f?r ihn. Er wollte lernen, wie es war, dieser neue Mensch zu werden, der er so gerne sein wollte. Es war friedlich – und doch unbehaglich. Als ob er vorgab jemand zu sein, der er nicht war. Denn Merk war kein Reisender, kein M?nch – und schon gar kein friedlicher Mann. Der Krieger lag ihm immer noch im Blut. Er war auch nicht irgendein Krieger; er war ein Mann, der nach seinen eigenen Regeln k?mpfte, und er hatte nie auch nur eine Schlacht verloren. Er war ein Mann, der sich nicht vor einem Kampf f?rchtete, egal ob es auf einer Tournierbahn war oder in einer der Tavernen in den Seitenstra?en, die er so gerne besuchte. Manche Leute bezeichneten ihn als S?ldner. Als Assassinen. Als gekauftes Schwert. Es gab viele Bezeichnungen f?r das, was er tat, manche davon noch viel weniger schmeichelhaft, doch Merk machte sich nichts aus Titeln und Bezeichnungen, oder daraus, was andere Leute dachten. Alles was ihm wichtig war, war dass er einer der Besten war. Um die Rolle zu erf?llen hatte Merk schon auf viele Namen geh?rt, und wechselte sie nach Lust und Laune. Den Namen, den sein Vater ihm gegeben hatte, mochte er nicht – genau genommen mochte er seinen Vater ebenso wenig – und er hatte nicht vor mit dem Stempel eines Namens durchs Leben zu gehen, den ihm jemand anderes aufgedr?ckt hatte. Merk war der letzte in einer ganzen Reihe von Namen, und f?r den Augenblick gefiel er ihm. Es war ihm egal, wie die anderen ihn nannten. Ihn interessierten nur zwei Dinge im Leben: den perfekten Eintrittspunkt f?r die Spitze seines Dolches zu finden, und dass seine Auftraggeber ihn in frisch gem?nztem Gold bezahlten – einer Menge Gold. In jungen Jahren hatte Merk entdeckt, dass er ein nat?rliches Talent besa?, und, in dem, was er tat, besser war als alle anderen. Seine Br?der, genau wie sein Vater und alle seine ber?hmten Vorfahren, waren stolze und edle Ritter in den besten R?stungen, mit den besten Waffen, die auf ihren edlen Pferden umherritten und ihre Banner und Haare im Wind wehen lie?en, w?hrend die Damen ihnen Blumen vor die F??e warfen. Sie h?tten nicht stolzer auf sich selbst sein k?nnen. Doch Merk verabscheute den Prunk und die Aufmerksamkeit. Diese Ritter erschienen ihm schwerf?llig beim T?ten, unglaublich uneffektiv, und Merk hatte keinen Respekt f?r sie ?brig. Er brauchte all die Anerkennung auch nicht, die Insignien oder Banner oder Wappen, die die Ritter so hei? begehrten. Das war f?r Leute, denen es an der Sache fehlte, die am wichtigsten war: der F?higkeit, einem Mann leise, schnell und effizient das Leben zu nehmen. Alles andere stand f?r ihn nicht zur Debatte. Als er jung war, und auf seinen Freunden, die zu klein waren, um sich selbst zu verteidigen, herumgehackt worden war. Waren sie zu ihm gekommen, da er schon damals als au?ergew?hnlich guter Schwertk?mpfer bekannt gewesen war – und er hatte ihre Bezahlung angenommen. Die, die sie gequ?lt hatten, taten es nie wieder, sie anzufassen, da Merk immer einen Schritt weiterging. Seine F?higkeiten waren bald weitbekannt, und als Merk mehr und mehr Auftr?ge annahm, wuchsen auch seine F?higkeiten, was das T?ten anging. Merk h?tte ein Ritter werden k?nnen, ein gefeierter Krieger wie seine Br?der. Doch er hatte sich stattdessen daf?r entscheiden, im Schatten zu wirken. Als er das erlangte, was ihn interessierte, n?mlich t?dliche Effizienz, erkannte er schnell, dass Ritter mit all ihren sch?nen Waffen und schwerf?lligen R?stungen nicht so schnell und effizient t?ten konnten wie er, ein einzelnen Mann mit Lederharnisch und einem scharfen Dolch. W?hrend seiner Wanderung spie?te er mit seinem Stab die Bl?tter auf und erinnerte sich an eine Nacht in der Taverne mit seinen Br?dern, als feindliche Ritter ihre Schwerter gezogen hatten. Seine Br?der waren umzingelt gewesen, in der Unterzahl; doch w?hrend all die schicken Ritter herumstanden, hatte Merk nicht gez?gert. Er war mit seinem Dolch durch ihre Reihen gehuscht und hatte ihnen die H?lse aufgeschlitzt, bevor sie auch nur ihre Schwerter heben konnten. Seine Br?der h?tten ihm danken sollen, doch stattdessen distanzierten sie sich von ihm. Sie f?rchteten ihn, und sie blickten auf ihn herab. Das war die Dankbarkeit, die er erhielt, und ihr Verrat verletzte Merk tiefer, als er zugeben wollte. Er vertiefte den Bruch zwischen ihnen, mit all ihrer edlen Ritterlichkeit. In seinen Augen war alles nur eigenn?tzige Heuchelei. Sollte sie doch in ihren gl?nzenden R?stungen herumlaufen und auf ihn herabblicken, doch wenn er mit seinem Dolch nicht gewesen w?re, w?ren sie alle tot. Merk wanderte immer weiter und versuchte seufzend, die Vergangenheit hinter sich zu lassen. W?hrend er nachdachte, erkannte er, dass er die Quelle seines Talents nicht ganz verstand. Vielleicht war es, weil er so schnell und geschickt war; vielleicht war es weil er schnelle H?nde hatte; vielleicht, weil er in besonderes Talent daf?r hatte, lebenswichtige Punkte zu finden; vielleicht war es auch, weil er nie davor zur?ckschreckte, den einen Schritt weiterzugehen, den letzten Sto? zu vollziehen, vor dem sich andere M?nner f?rchteten; vielleicht war es auch, weil er niemals zweimal zuschlagen musste – oder es war, weil er improvisieren konnten und mit jedem Werkzeug t?ten konnte, das ihm zur Verf?gung stand – einem Federkiel, einem Hammer, eine Holzscheit. Er war gerissener als andere, anpassungsf?higer und schneller auf den Beinen – eine t?dliche Kombination. Als er heranwuchs, hatten all diese stolzen Ritter sich von ihm distanziert und sich im Stillen sogar ?ber ihn lustig gemacht (denn niemand wagte es, es ihm direkt ins Gesicht zu sagen). Doch jetzt, wo sie alle ?lter waren, und ihre F?higkeiten schwanden, w?hrend sein Ruhm sich verbreitete, war er derjenige, an den sich K?nige wandten, w?hrend sie alle in Vergessenheit gerieten. Denn was seine Br?der nie verstanden hatten war die Tatsache, dass Ritterlichkeit nicht das war, was einen K?nig ausmachte. Es war die h?ssliche, brutale Gewalt, die Angst, die Vernichtung der Feinde – einer nach dem anderen, das grausame T?ten, das niemand sonst tun wollte, das K?nige zu dem machte, was sie waren. Und er war es, an den sie sich wandten, wenn sie wollten dass jemand die wirkliche Arbeit f?r sie erledigte. Mit jedem Schritt und jeder Ber?hrung seines Stabes dachte er an seines Opfer. Er hatte die schlimmsten Feinde des K?nigs get?tet – nicht mit Gift – daf?r kauften sie niedere Meuchelm?rder, Giftmischer und Verf?hrerinnen. Die schlimmsten Feinde jedoch wollten sie oft mit einem Paukenschlag beseitigen, und daf?r brauchten sie ihn. F?r etwas Grausiges, etwas ?ffentliches: einen Dolch im Auge, einen Leichnam, der auf einem ?ffentlichen Platz lag, oder aus einem Fenster hing, damit alle beim n?chsten Sonnenaufgang den sehen konnten, der es gewagt hatte, sich dem K?nig zu widersetzen. Als der alte K?nig Tarnis das K?nigreich aufgegeben hatte, hatte er Pandesia die Tore ge?ffnet, und Merk war sich zum ersten Mal in seinem Leben leer und nutzlos vorgekommen. Ohne einen K?nig, dem er dienen k?nnte, hatte er das Gef?hl gehabt, herrenlos zu sen. Etwas, das lange Zeit in ihm vor sich hin gek?chelt hatte, war zum Vorschein gekommen, und aus irgendeinem Grund, den er nicht verstehen konnte, begann er, ?ber das Leben nachzudenken. Sein ganzes Leben lang war er vom Tod besessen gewesen, vom T?ten, davon, Leben zu nehmen. Es war ihm leicht gefallen – zu leicht. Doch jetzt schien sich etwas in ihm zu ver?ndern; es war, als ob er kaum den Boden unter den F?ssen sp?rte. Er hatte immer aus erster Hand gewusst, wie zerbrechlich das Leben war, und wie leicht es einem genommen werden konnte, doch jetzt begann er dar?ber nachzudenken, wie man es sch?tzen konnte. Leben war so zerbrechlich, so verg?nglich. War es zu sch?tzen nicht die schwerere Aufgabe? Und ohne es zu wollen, begann er sich zu fragen: was war das, was er anderen nahm? Merk wusste nicht, was diese Reflexion ausgel?st hatte, doch er f?hlte sich zutiefst unwohl dabei. Etwas war in ihm aufgetaucht, eine gro?e ?belkeit, und er war des T?tens m?de geworden – er hatte eine Abneigung daf?r entwickelt die so gro? war wie der Spa?, den er einst daran gefunden hatte. Er w?nschte sich, dass es eine Sache g?be, auf die er alles zur?ckf?hren konnte – den Mord an einer bestimmten Person vielleicht – doch die gab es nicht. Es hatte sich vollkommen grundlos angeschlichen. Und das war das, was ihn am meisten irritierte. Anders als andere S?ldner, hatte Merk nur Auftr?ge angenommen, die er f?r gerechtfertigt hielt. Erst sp?ter im Leben, als er zu gut in dem geworden war, was er tat, als die Bezahlung zu gro? geworden war, die Leute, die seine Dienste in Anspruch nahmen zu wichtig, hatte er angefangen, die Grenzen zu ?berschreiten, und Leute gegen Bezahlung umgebracht, die nicht unbedingt schuldig waren – nein, Schuld war kein Grund mehr gewesen. Und das war es, was ihn st?rte. Merk hatte eine mindestens genauso gro?e Leidenschaft daf?r entwickelt, das wiedergutzumachen, was er getan hatte, um anderen zu beweisen, dass er sich ?ndern konnte. Er wollte seine Vergangenheit ausl?schen, alles, was er getan hatte r?ckg?ngig machen, er wollte Bu?e tun. Er hatte den stillen Eid geschworen, nie wieder zu t?ten; niemals wieder einen Finger gegen andere zu heben, und den Rest seiner Tage damit zu verbringen, Gott um Vergebung zu bitten, sich selbst der Hilfe f?r andere zu widmen, und ein besserer Mensch zu werden. Und das war es, was ihn auf diesen Waldweg gef?hrt hatte. Merk sah den Waldweg vor sich ansteigen und dann wieder abfallen, leuchtend von den wei?en Bl?ttern. Immer wieder wanderte sein Blick auf der Suche nach dem Turm von Ur gen Horizont, doch er war immer noch nicht zu sehen. Er wusste, dass dieser Pfad in irgendwann dorthin f?hren musste, denn er hatte schon seit Monaten den Ruf dieser Pilgerfahrt geh?rt. Er war seit seiner Kindheit fasziniert gewesen von den Geschichten der W?chter, einem geheimen Orden von Ritter-M?nchen, halb Mann, halb etwas anderes, deren Aufgabe es war, in den beiden T?rmen zu wohnen – dem Turm von Ur im Nordwesten und dem von Kos im S?dosten – und ?ber das wertvollste Relikt des K?nigreichs zu wachen: das Schwert des Feuers. Die Legende besagte, dass es das Schwert des Feuers war, das die Flammen am Leben hielt. Niemand wusste sicher, in welchem Turm es sich befand. Es war ein Geheimnis, dessen Antwort au?er den ?ltesten W?chtern niemand kannte. Wenn es je bewegt oder gestohlen wurde, w?rden die Flammen auf ewig verl?schen – und Escalon w?re schutzlos einem Angriff ausgeliefert. Man sagte, dass das Wachen ?ber den Turm eine hohe Berufung war, eine heilige Pflicht, und ehrenhafte Aufgabe – wenn die W?chter einen als einen der ihren aufnahmen. Merk hatte als Junge immer von den W?chtern getr?umt und war jede Nacht mit der Frage schlafen gegangen, wie es wohl w?re, einer von ihnen zu sein. Er wollte sich selbst in der Einsamkeit verlieren, im Dienst, in Selbstreflexion, und er wusste, dass es keinen besseren Weg gab, als ein W?chter zu werden. Merk f?hlte sich bereit. Er hatte seinen Kettenpanzer gegen Leder getauscht, sein Schwert gegen einen Stab und zum ersten Mal in seinem Leben hatte er einen ganzen Mond lang niemanden get?tet oder verletzt. Er fing an, sich gut damit zu f?hlen. Als Merk einen kleinen H?gel erklomm, sah er sich hoffnungsvoll um, so wie er es schon seit Tagen tat. Er betete, dass der Gipfel ihm den Blick auf den Turm von Ur irgendwo am Horizont freigeben w?rde. Doch da war nichts – nichts au?er noch mehr Wald, soweit das Auge reichte. Doch er wusste, dass er n?her kam – nach so vielen Tagen des Wanderns konnte der Turm nicht mehr weit sein. Merk folgte weiter dem Pfad. Das Dickicht wurde immer dicker, bis im Tal ein gro?er umgest?rzter Baum den Weg blockierte. Er blieb stehen und sah ihn an, bestaunte seine Gr??e und fragte sich, wie er ihn ?berwinden konnte. „Ich w?rde sagen, das ist wie genug“, h?rte er eine unheilverk?ndende Stimme sagen. Merk sp?rte sofort die finstere Absicht in der Stimme, darin war er mit den Jahren ein Experte geworden. Er musste sich nicht einmal umdrehen um zu wissen, was als n?chstes kommen w?rde. ?berall um sich herum h?rte er Bl?tter rascheln und aus dem Wald kamen Gesichter hervor, die zu der Stimme passten: Halsabschneider von denen einer gef?hrlicher als der andere aussah. Das waren die Gesichter von M?nnern, die grundlos t?teten. Die Gesichter gemeiner Diebe und M?rder, die den Schwachen mit willk?rlicher und sinnloser Gewalt auflauerten. In Merks Augen waren sie der niederste Abschaum. Merk sah, dass er umzingelt war und er wusste, dass er in eine Falle gelaufen war. Er sah sich unbemerkt um, und seine Instinkte erwachten. Er z?hlte acht M?nner. Sie alle waren mit Dolchen bewaffnet und trugen zerschlissene Kleider. Ihre Gesichter, H?nde und Fingern?gel waren schmutzig. Die M?nner waren unrasiert. Sie sahen aus, als h?tten sie viel zu lange nichts gegessen und w?ren zu allem bereit. Und offensichtlich waren sie gelangweilt. Merk verkrampfte, als der Anf?hrer der M?nner n?her kam, doch nicht, weil er ihn f?rchtete; Merk konnte ihn t?ten – er konnte sie alle t?ten – ohne mit der Wimper zu zucken, wenn er es wollte. Was ihn jedoch verkrampfen lie? war die M?glichkeit, zu Gewalt gezwungen zu werden. Er war entschlossen, sich an seinen Eid zu halten, koste es, was es wolle. „Was haben wir denn da?“, fragte einer von ihnen, der um Merk herumging. „Sieht aus wie ein M?nch“, sagte ein anderer mit h?hnischer Stimme. „Nur die Stiefel passen nicht ins Bild.“ „Vielleicht ist er ein M?nch, der sich f?r einen Krieger h?lt“, lachte ein anderer. Sie brachen in Gel?chter aus und einer von ihnen, ein Ochse von einem Mann Mitte 40, dem ein Schneidezahn fehlte, beugte sich vor und stie? Merk an der Schulter an. Der alte Merk h?tte jeden get?tet, der es gewagt h?tte, ihm zu nahe zu kommen. Doch der neue Merk war entschlossen, ein besserer Mann zu werden, sich ?ber die Gewalt zu erheben –selbst wenn die Gewalt ihn zu suchen schien. Er schloss die Augen, holte tief Luft, und zwang sich, ruhig zu bleiben. Fl?chte dich nicht in die Gewalt, redete er sich immer wieder zu. „Was tut der M?nch da?“, fragte einer von ihnen. „Betet er etwa?“ Daraufhin brachen alle wieder in Gel?chter aus. „Dein Gott wird dich nicht retten, mein Freund!“, rief ein anderer. Merk ?ffnete die Augen und sah den Idioten an. „Ich m?chte euch kein Leid zuf?gen“, sagte er ruhig. Die M?nner lachten, lauter als zuvor, und Merk erkannte, dass ruhig zu bleiben und nicht mit Gewalt zu reagieren, die schwerste Pr?fung f?r ihn war. „Welch ein Gl?ck f?r uns“, antwortete einer. Sie lachten wieder; dann verstummten sie, als ihr Anf?hrer vortrat und Merk ansprach. „Doch vielleicht“, sagte er mit ernster Stimme, und kam dabei so nah, dass Merk seinen schlechten Atem riechen konnte, „wollen wir dir Leid zuf?gen.“ Ein Mann schlang Merk von hinten seinen dicken Arm um den Hals und begann, ihn zu w?rgen. Merk keuchte. Der Griff des Mannes war stark genug, ihm Schmerzen zuzuf?gen, reichte jedoch nicht, ihm die Luft abzuschn?ren. Sein Instinkt riet ihm, den Mann zu packen und zu t?ten. Es w?re leicht; er kannte den Druckpunkt am Arm, der ihn zwingen w?rde, ihn loszulassen. Doch er zwang sich, nichts zu tun. Lass sie gehen, sagte er zu sich selbst. Der Weg zur Demut muss irgendwo beginnen. „Nehmt alles was ihr wollt“, sagte Merk keuchend. „Nehmt es und verschwindet.“ „Und was, wenn wir es uns nehmen und leiben?“, antwortete ihr Anf?hrer. „Niemand hat dich gefragt, was wir nehmen d?rfen, Junge“, sagte ein anderer. Einer von ihnen trat an ihn heran und durchsuchte Merk. Mit gierigen H?nden durchw?hlte er die wenigen Habseligkeiten, die Merk bei sich trug. Merk zwang sich, ruhig zu bleiben. Schlie?lich zog der Mann seinen silbernen Dolch, seine Lieblingswaffe hervor, und so schmerzlich es auch war, reagierte Merk nicht. Lass es gehen, redete er sich zu. „Was ist das denn?“, fragte einer. „Ein Dolch?“ Er sah Merk b?se an. „Was f?r ein M?nch tr?gt denn einen Dolch bei sich?“, fragte ein anderer. „Was tust du damit, Junge? Schnitzen?“, fragte ein Dritter. Alle lachten. Merk biss die Z?hne zusammen und fragte sich, wie viel mehr er ertragen konnte. Der Mann der den Dolch genommen hatte hielt inne, warf einen Blick auf Merks Handgelenk und riss seinen ?rmel zur?ck. Merk wappnete sich – sie hatten es gefunden. „Was ist das?“, fragte er Dieb, der sein Handgelenk gepackt hatte, es hochhielt und eingehend betrachtete. „Sieht aus wie ein Fuchs“, sagte ein anderer. „Was tut ein M?nch mit einer T?towierung eines Fuchses?“, fragte ein weiterer. Ein anderer der M?nner trat vor, ein gro?er, schlanker Man mit roten Haaren, packte das Handgelenk und untersuchte es eingehend. Er lie? es los und sah Merk argw?hnisch an. „Das ist kein Fuchs, du Idiot“, sagte er zu den M?nnern. „Das ist ein Wolf. Das ist ein Wolf. Das ist das Zeichen eines Mannes des K?nigs. Er ist ein S?ldner!“ Merks err?tete, als er sah, dass alle seine T?towierung anstarrten. Er wollte nicht entdeckt werden. Die Diebe starrten es schweigend an, und zum ersten Mal sp?rte Merk ein Z?gern. „Das sind Killer“, sagte einer und sah ihn an. „Woher hast du das, Junge?“ „Hat er wahrscheinlich selbst gemacht“, antwortete ein anderer. „Macht die Stra?en sicherer.“ Der Anf?hrer nickte dem Mann zu, der Merk von hinten festhielt, und er lie? seinen Hals los. Merk atmete erleichtert auf. Doch dann hielt der Anf?hrer ein Messer an Merks Hals und er fragte sich, ob er heute hier an diesem Ort sterben w?rde. Er fragte sich, ob das die Strafe f?r all das T?ten war. Doch war er bereit zu sterben? „Antworte ihm?“, fragte der Anf?hrer. „Hast du das selbst gemacht, Junge? Man sagt, dass man hundert M?nner t?ten muss, bevor man diese T?towierung bekommt.“ Merk atmete tief durch, und in der langen Stille die folgte, ?berlegte er, was er sagen sollte. Schlie?lich seufzte er. „Tausend“, sagte er. Der Anf?hrer blinzelte irritiert. „Was?“, fragte er. „Tausend M?nner, erkl?rte Merk. „Nicht weniger. Das bringt einem die T?towierung ein. Und K?nig Tarnis selbst, hat sie mir verliehen.“ Sie starrten ihn schockiert an und die M?nner schwiegen. Es war so still, das Merk die Insekten zirpen h?ren konnte. Er fragte sich, was als n?chstes passieren w?rde. Einer von ihnen brach in hysterisches Gel?chter aus – und die anderen stimmten ein. Sie lachten und br?llten und starrten Merk an – sie mussten es f?r besonders witzig halten. „Der war gut, Junge“, sagte einer. „Du bist ein ebenso guter L?gner wie du ein M?nch bist.“ Der Anf?hrer dr?ckte den Dolch gegen seinen Hals, fest genug, um in die Haut einzuschneiden. „Ich sagte antworte mir!“, wiederholte der Anf?hrer. „Eine richtige Antwort. Oder willst du sterben?“ Merk stand da, sp?rte den Schmerz und dachte ?ber die Frage nach – er dachte ernsthaft nach. Wollte er sterben. Das war eine gute Frage, und eine tiefergehende Frage, als der Dieb dachte. Und als er dar?ber nachdachte, erkannte er, dass ein Teil von ihm sterben wollte. Er war m?de vom Leben, hundem?de. Doch je mehr er dar?ber nachdachte, erkannte Merk schlie?lich, dass er nicht sterben wollte. Nicht jetzt. Nicht heute. Nicht, wo er sich gerade dazu entschlossen hatte, neu anzufangen. Nicht, wo er gerade anfing, das Leben zu genie?en. Er wollte eine Chance auf Ver?nderung. Er wollte die Chance im Turm zu dienen, ein W?chter zu werden. „Nein, das will ich nicht“, antwortete Merk. Schlie?lich blickte er dem Dieb direkt in die Augen, und seine Entschlossenheit wuchs. „Und darum“, fuhr er fort, „Gebe ich dir eine Chance, mich gehen zu lassen, bevor ich euch alle t?te.“ Sie sahen ihn in stillem Schock an, bevor der Anf?hrer eine Grimasse zog und handelte. Merk sp?rte den Druck der Klinge, mit der der Mann ihm den Hals aufschneiden wollte, und etwas in ihm ?bernahm die Kontrolle. Es war der Krieger in ihm, der Mann, der sein Leben lang trainiert hatte, der es nicht l?nger ertragen konnte. Er w?rde seinen Eid brechen – doch es st?rte ihn nicht mehr. Der alte Merk kam so schnell zur?ck, als w?re er nie fort gewesen – und im n?chsten Augenblick war er wieder der eiskalte Killer. Merk konzentrierte sich und sah die Bewegungen seiner Gegner, jedes Zucken, jeden Druckpunkt, jede Verletzlichkeit. Der Drang zu t?ten ?berw?ltigte ihn, wie ein alter Freund, und Merk lie? es zu. In einer blitzschnellen Bewegung packte Merk das Handgelenk des Anf?hrers, grub seine Finger in einen Druckpunkt, und drehte es bis es brach; dann fing er den fallenden Dolch auf und schlitzte dem Mann den Hals von Ohr zu Ohr auf. Der Anf?hrer starrte ihn mit einem erstaunten Ausdruck auf dem Gesicht an, bevor er tot zu Boden fiel. Merk wandte sich den anderen zu, und sie starrten ihn sprachlos mit offenen M?ndern an. Nun war es an Merk zu l?cheln, als er sie ansah und sich auf das freute, was gleich kommen w?rde. „Manchmal Jungs“, sagte er, „legt man sich einfach mit dem Falschen an.“ KAPITEL F?NF Kyra stand mitten auf der Br?cke, die voller Menschen war, und sp?rte alle Blicke, die auf sie gerichtet waren und auf ihre Entscheidung ?ber das Schicksal des Ebers warteten. Ihre Wangen brannten; sie war nicht gern im Zentrum der Aufmerksamkeit. Sie liebte ihren Vater daf?r, dass er ihr Anerkennung gab, und sie war ausgesprochen stolz, besonders daf?r, dass er ihr die Entscheidung ?berlie?. Doch gleichzeitig sp?rte sie auch die Last der Verantwortung. Sie wusste, welche Entscheidung auch immer sie treffen sollte, das Schicksal ihrer Leute bestimmen w?rde. So sehr sie die Pandesier auch verabscheute, sie wollte nicht die Verantwortung daf?r tragen, ihr Volk in einen Krieg zu st?rzen, den es nicht gewinnen konnte. Doch sie wollte auch nicht klein beigeben, um die M?nner des Lords zu ermutigen, ihr Volk zu triezen. Sie wollte nicht, dass sie schwach erschienen, besonders nachdem Anvin und die anderen so mutig Widerstand geleistet hatten. Sie erkannte, dass ihr Vater weise war: indem er die Entscheidung in ihre H?nde legte, erweckte er den Eindruck, dass es ihre Entscheidung war und nicht die der M?nner des Lords – und das alleine wahrte das Gesicht seiner Leute. Sie erkannte auch, dass er einen guten Grund gehabt hatte, die Entscheidung in ihre H?nde zu legen: er musste gewusst haben, dass die Situation eine Stimme von au?en n?tig gehabt hatte, um zu gew?hrleisten, dass niemand das Gesicht verlor. Er hatte sie gew?hlt, weil sie die einfache Wahl war, und weil er wusste, dass sie keine ?berst?rzten Entscheidungen treffen w?rde – sie war eine Stimme der M??igung. Je mehr sie dar?ber nachdachte, desto mehr erkannte sie, warum er sie gew?hlt hatte: nicht um einen Krieg anzuzetteln – daf?r h?tte er Anvin w?hlen k?nnen – sondern um seinen Leuten einen Krieg zu ersparen. Sie f?llte eine Entscheidung. „Das Biest ist verflucht“, sagte sie abf?llig. „Es h?tte beinahe meine Br?der get?tet. Es kam aus dem Dornenwald und ist am Vorabend des Wintermondes get?tet worden, an einem Tag, an dem wir nicht jagen d?rfen. Es war ein Fehler, ihn hierher zu bringen – er h?tte in der Wildnis verrotten sollen, dort, wo er hingeh?rt.“ Sie sah die M?nner des Lords mit h?hnischem Blick an. „Bringt das Tier zu eurem Lord Regenten“, sagte sie l?chelnd. „Ihr tut uns einen Gefallen.“ Die M?nner des Lords sahen zwischen ihr und dem Tier hin und her, und ihre Mienen ver?nderten sich; pl?tzlich sahen sie aus, als h?tten sie etwas Schlechtes gegessen, als wollten sie es nicht mehr. Kyra sah, wie Anvin und die anderen sie zustimmend und dankbar ansehen – am meisten von allen ihr Vater. Sie hatte es geschafft – sie hatte daf?r gesorgt, dass ihr Volk das Gesicht wahren konnte, und hatte ihnen einen Krieg erspart; noch dazu hatte sie einen ordentlichen Seitenhieb gegen Pandesia ausgeteilt. Ihre Br?der lie?en das Wildschwein fallen und es landete mit einem dumpfen Schlag im Schnee. Mit offensichtlich schmerzenden Schultern traten dem?tig sie einen Schritt zur?ck. Die Blicke fielen nun auf die M?nner des Lords, die unentschlossen dastanden und nicht wussten, was sie tun sollten. Kyras Worte hatten sie tief getroffen; nun sahen sie das Tier an, als w?re es etwas B?ses, das aus den Eingeweiden der Erde gekrochen war. Jetzt, wo es ihnen geh?rte, wollten sie es offensichtlich nicht mehr haben. Nach einer langen, angespannten Stille bedeutete ihr Anf?hrer seinen M?nnern, das Tier aufzuheben, dann drehte e sich mit bitterer Miene um und zog ver?rgert ab – er wusste, das er ?berlistet worden war. Die Menge verstreute sich, die Anspannung l?ste sich auf und die Erleichterung war deutlich sp?rbar. Viele der M?nner ihres Vaters legten ihr zustimmend die H?nde auf die Schultern. „Gut gemacht“, sagte Anvin beif?llig. „Eines Tages wirst du eine gute Herrscherin sein.“ Die Dorfbewohner gingen wieder ihren Arbeiten nach, das bunte Treiben kehrte zur?ck, und Kyra sah ihren Vater an. Er erwiderte ihren Blick, nur wenige Meter von ihr Entfernt. Vor seinen M?nnern war er immer reserviert, was sie anging, und auch diesmal war es nicht anders. Seine Miene war unbewegt, doch er nicke kaum merklich – das war seine Art der Zustimmung. Kyra sah sich um und sah Anvin und Vidar, die ihre Speere fest umklammert hielten, und ihr Herz schlug schneller. „Kann ich mit euch kommen?“, fragte sie Anvin, denn sie wusste, dass er mit den anderen auf dem Weg zum Trainingsgel?nde war. Anvin warf ihrem Vater einen nerv?sen Blick zu, denn er wusste, dass er es missbilligen w?rde. „Der Schnee wird immer dichter“, antwortete Anvin schlie?lich z?gernd, „und es wird schon dunkel.“ „Das h?lt dich nicht davon ab…“, gab Kyra zur?ck. Er grinste sie an. „Nein, das tut es nicht“, gab er zu. Anvin warf ihrem Vater einen Blick zu und sie drehte sich um und sah, wie er mit dem Kopf sch?ttelte, bevor er sich seinerseits umdrehte und zur?ck nach drinnen ging. Anvin seufzte. „Sie bereiten ein gro?es Festmahl vor“, sagte er. „Du solltest nach drinnen gehen.“ Kyra konnte es riechen, die Luft war schwanger vom Duft des Fleischs, das ?ber dem Feuer r?stete, und sie sah ihre Br?der und ein paar Dutzend Dorfbewohner hineingehen, um sich auf die Festlichkeiten vorzubereiten. Doch Kyra wandte sich um und blickte sehns?chtig in Richtung der Felder zum Trainingsgel?nde. „Ein Mahl kann warten“, sagte sie. „Training nicht. Lass mich mitkommen. Bitte.“ Vidar l?chelte und sch?ttelte den Kopf. „Du bist sicher, dass du ein M?dchen und kein Krieger bist?“, fragte er. „Kann ich nicht beides sein?“, antwortete sie. Anvin seufzte, und sch?ttelte den Kopf. „Dein Vater w?rde mir das Fell ?ber die Ohren ziehen“, sagte er. Dann, endlich, nickte er. „Ein nein wirst du ohnehin nicht akzeptieren“, sagte er. „Und du hast mehr Mut als ein guter Teil meiner M?nner. Ich sch?tze, einer mehr schadet nicht.“ * Kyra rannte ?ber die verschneite Landschaft Anvin, Vidar und einigen anderen M?nnern ihres Vaters hinterher, Leo wie immer an ihrer Seite. Der Schneefall wurde dichter und es war ihr egal. Sie sp?rte ein Gef?hl der Freiheit, der Ausgelassenheit, wie immer, wenn sie durch das Tor ging, ein niedriger Bogen, der ins Innere der steinernen Mauern f?hrte, die das Trainingsgel?nde umgaben. Sie atmete tief durch, als der Himmel aufriss und sie ?ber die sanften H?gel lief, die nun von Schnee bedeckt waren, umgeben von einer weitl?ufigen Steinmauer – vielleicht eine Vierteilmeile lang und breit. Sie sp?rte, dass alles so war, wie es sein sollte, als sie die M?nner trainieren sah, wie sie auf ihren Pferden umherritten mit ihren Lanzen, mit B?gen auf ferne Ziele schossen und immer besser wurden. F?r sie war das das wahre Leben. Dieses Trainingsgel?nde war den M?nnern ihres Vaters vorbehalten; Frauen und Jungen, die noch keine 18 waren, waren hier nicht willkommen – genauso wie alle, die nicht eingeladen waren. Braxton und Brandon warteten jeden Tag ungeduldig auf ihre Einladung, doch Kyra vermutete, dass sie nie eine bekommen w?rden. Fighter’s Gate, so hie? die Trainingsanlage, war etwas f?r ehrenhafte schlachterprobte Krieger, nicht f?r Aufschneider wie ihre Br?der. Kyra rannte durch die Felder, und f?hlte sich gl?cklicher und lebendiger als an jedem anderen Ort. Die Energie war intensiv, da Dutzende der besten Krieger ihres Vaters umherritten; jeder von ihnen trug ein leicht andere R?stungen, Krieger aus allen Regionen Escalons, die alle mit der Zeit zum Fort ihres Vaters gekommen waren. Da waren M?nner aus dem S?den, aus Thebus und Leptis; aus den Midlands, meist aus der Hauptstadt, Andros, doch manche auch aus den Bergen von Kos; Leute aus dem Westen aus Ur; Flussm?nner aus Thusis und ihre Nachbarn aus Ephesus. Da waren M?nner, die am Ufer des Ire-Sees gelebt hatten und M?nner, die sogar von den Wasserf?llen bei Everfall angereist waren. Alle trugen unterschiedliche Farben, R?stungen, Waffen. Alle waren sie M?nner aus Escalon, doch jeder von ihnen vertrat seine eigene Festung – es war eine unglaubliche Vielfalt an Macht. Ihr Vater, der Recke des ehemaligen K?nigs, ein Mann, der gro?en Respekt verlangte, war der einzige Mann in diesen Zeiten, in diesem zerbrochenen K?nigreich, um den sich die M?nner sammeln konnten. Als der alte K?nig das K?nigreich kampflos aufgegeben hatte, war es ihr Vater gewesen, den die Menschen gedr?ngt hatten, den Thron zu besteigen und den Kampf zu f?hren. Mit der Zeit waren die besten Krieger des Reiches zu ihm gekommen, und nun, wo seine Macht von Tag zu Tag wuchs, erreichte Volis eine St?rke, die es beinahe mit der Hauptstadt aufnehmen konnte. Vielleicht war das der Grund, warum die M?nner des Lords sie nur zu gerne dem?tigten. Nirgendwo sonst in Escalon lie?en die Lord Regenten von Pandesia es nicht zu, dass die Ritter sich versammelten, aus Angst vor einem Aufstand. Doch hier, in Volis, war es anders. Hier hatten sie keine andere Wahl: sie brauchten die besten M?nner, um die Flammen zu sch?tzen. Kyra drehte sich um und lie? den Blick schweifen, ?ber die Mauern und die wei?en H?gel hinweg. In der Ferne, selbst durch den dichten Schnee, konnte sie das sanfte Leuchten der Flammen sehen. Die Wand aus Feuer, die die ?stliche Grenze von Escalon besch?tzte, die Flammen, war gut 15 Meter breit und gut 100 Meter hoch, und brannte so hell wie immer. ?ber eine Strecke von fast 50 Meilen erstreckte sie sich und war das einzige, was zwischen Escalon und dem Volk der wilden Trolle im Osten stand. Und trotzdem gelang es jedes Jahr genug Trollen, sie zu ?berwinden, und Chaos und Zerst?rung zu verbreiten, und wenn die H?ter nicht w?ren, die tapferen M?nner ihres Vaters, die die Flammen warteten, w?re Escalon schon lange von den Trollen unterworfen worden. Die Trolle, die sich vor dem Wasser f?rchteten, konnten Escalon nur zu Land angreifen, und die Flammen waren das einzige, was sie zur?ckhielt. Die H?ter standen Wache und Patrouillierten – kurz, Pandesia brauchte sie. Auch andere waren an den Flammen stationiert - Wehrpflichtige, Sklaven und Verbrecher – doch die M?nner ihres Vaters, die H?ter, waren die einzigen wirklichen Krieger hier und die einzigen die wussten, wie man die Flammen wartete. Im Gegenzug erlaubte Pandesia Volis und den M?nnern dort viele kleine Freiheiten, wie dieses Trainingsgel?nde hier und echte Waffen – ein kleiner Geschmack der Freiheit, der ihnen immer noch das Gef?hl gab, echte Krieger zu sein, selbst wenn es nur eine Illusion war. Sie waren nicht frei, und alles wussten es. Sie lebten in einer heiklen Balance zwischen Freiheit und Dienst, die keiner von ihnen ertragen konnte. Doch zumindest hier, in Fighter’s Gate, waren diese M?nner frei wie sie es einst gewesen waren, Krieger, die sich messen und trainieren und ihre F?higkeiten verbessern konnten. Sie repr?sentierten die Besten der Besten von Escalon, besser Krieger als Pandesia sie zu bieten hatte, und alle waren Veteranen, was die Flammen anging. Sie leisteten Schichten dort, etwa einen Tagesritt von hier entfernt. Kyra wollte so gerne eine von ihnen werden, sich beweisen, an den Flammen stationiert werden, um gegen echte Trolle zu k?mpfen, wenn sie es hindurch schafften, und helfen das K?nigreich vor einer Invasion zu sch?tzen. Nat?rlich wusste sie, dass man ihr das niemals erlauben w?rde. Sie war zu jung – und sie war ein M?dchen. Es gab keine Frauen unter den H?tern, und selbst wenn es sie g?be, w?rde es ihr Vater nie erlauben. Seine M?nner hatte es am?siert, als sie vor Jahren anfing, sie zu besuchen, sie hatten sich ?ber die kleine Zuschauerin gefreut. Doch nachdem die M?nner gegangen waren, war sie geblieben und hatte jeden Tag und jede Nacht mit ihren Waffen auf den leeren Feldern trainiert, mit ihren Waffen und ihren Zielen. Zuerst waren sie ?berrascht gewesen, wenn sie am n?chsten Tag zur?ckgekommen waren und Pfeile in ihren Zielen gefunden hatten – mitten im Zentrum. Doch mit der Zeit hatten sie sich daran gew?hnt. Kyra hatte angefangen, sich ihren Respekt zu verdienen, besonders bei den seltenen Gelegenheiten, wenn sie ihr erlaubt hatten, sich ihnen anzuschlie?en. Doch jetzt, zwei Jahre sp?ter, wusste sie, dass sie Ziele treffen konnte, die f?r die meisten von ihnen zu schwierig waren – und die blo?e Toleranz hatte sich zu etwas anderem gewandelt: Respekt. Nat?rlich hatte sie nie in einer Schlacht gek?mpft wie diese M?nner, hatte nie einen Mann get?tet, bei den Flammen Wache gestanden, oder war einem Troll in einem Kampf begegnet. Sie konnte auch nicht mit einem Schwert, einer Kriegsaxt oder einer Hellebarde umgehen; sie konnte nicht Ringen wie diese M?nner, denn sie besa? nicht ann?hernd ihre k?rperliche St?rke, was sie zutiefst bedauerte. Doch Kyra hatte festgestellt, dass sie ein nat?rliches Talent f?r zwei Waffen besa?, die sie beide trotz ihres Geschlechts und ihrer Gr??e zu einer gef?hrlichen Gegnerin machten: ihr Bogen und ihr Stab. Vom Bogen war sie schon immer fasziniert gewesen, ihr Talent mit dem Stab hatte sie vor Monden eher zuf?llig entdeckt, als sie es nicht geschafft hatte, ein zweih?ndiges Schwert zu heben. Damals hatten sich die M?nner dar?ber lustig gemacht, und einer hatte ihr eher zum Hohn einen Stab zugeworfen. „Schau, ob du stattdessen den Stock heben kannst!“, hatte er gelacht. Kyra hatte nie vergessen, wie sehr sie sich damals gesch?mt hatte. Zuerst war es ein Witz gewesen, und sie schien den Respekt, den sie sich zuvor verdient hatte, verloren zu haben. Doch sie hatte den Witz zu einer unerwarteten Waffe der Rache gemacht, einer Waffe, vor der man sich f?rchten musste. Eine Waffe, gegen die sich zwischenzeitliche viele der M?nner ihres Vaters nicht zu verteidigen wussten. Kyra war ?ber das leichte Gewicht des Stabes ?berrascht gewesen, und noch ?berraschter, als sie ihr nat?rliches Talent daf?r entdeckte. Sie war so schnell, dass sie damit schon Treffer landen konnte, w?hrend die M?nner noch ihre Schwerter zogen. Mehr als nur einer der M?nner, mit denen sie trainiert hatte, war gr?n und blau gewesen, als er den Kampfplatz verlassen hatte, und Schlag um Schlag hatte sie sich ihren Respekt erk?mpft. Durch endlose N?chte des Trainierens, in denen sie sich die Techniken selbst beigebracht hatte, hatte sie Bewegungen gemeistert, die die M?nner ?berraschten, die keiner von ihnen wirklich nachvollziehen konnte. Sie hatten sich interessiert gezeigt, und sie hatte es ihnen beigebracht. Kyra war der Ansicht, dass ihr Bogen und ihr Stab einander komplimentierten und beide gleich wichtig waren: den Bogen brauchte sie f?r ferne Ziele, den Stab f?r den Kampf Mann gegen Mann. Kyra hatte auch festgestellt, dass sie eine Gabe hatte, die all diesen M?nnern fehlte: sie war beweglich. Sie war wie ein kleiner Fisch in einem See voller langsamer Haie, und w?hrend diese alternden M?nner gro?e k?rperliche Kraft hatten, konnte Kyra regelrecht um sie herumtanzen, in die Luft springen und ?ber sie hinweg, um perfekt abzurollen oder auf den F?ssen zu landen. Und wenn sie ihre Beweglichkeit mit ihrem Stab kombinierte, wurde das zu einer t?dlichen Kombination. „Was sucht sie denn hier?“, kam eine schroffe Stimme. Kyra stand am Rande des Trainingsgel?ndes neben Anvin und Vidar. Sie h?rte Pferde n?herkommen und drehte sich um. Maltren und ein paar seiner Kriegerfreunde kamen vom Gel?nde geritten, schwer atmend, das Schwert noch in der Hand. Ihr Magen zog sich zusammen, als er sie ver?chtlich ansah. Von allen M?nnern ihres Vaters, war Maltren der einzige, der sie nicht mochte. Sie kannte den Grund nicht, doch er hatte sie seit ihrer ersten Begegnung gehasst. Maltren sa? auf seinem Pferd und kochte vor Wut; mit seiner flachen Nase und dem h?sslichen Gesicht, war er ein Mann, der einfach gerne hasste, und in Kyra schien er ein Ventil gefunden zu haben. Er war immer gegen ihre Anwesenheit hier gewesen, wohl, weil sie ein M?dchen war. „Du solltest zur?ck zur Festung gehen, M?dchen“, sagte er, „und den Frauen und den anderen dummen jungen Dingern bei den Vorbereitungen f?r das Fest helfen.“ Leo zu ihren F?ssen knurrte Maltren an und Kyra legte beruhigend ihre Hand auf seinen Kopf. „Und warum lasst ihr den Wolf auf das Gel?nde?“, f?gte er hinzu. Anvin und Vidar sahen Malten mit grimmigem Blick an, und Kyra l?chelte ihm entgegen, denn sie wusste, dass sie unter ihrem Schutz stand und sie sie nicht zum Gehen zwingen w?rden. „Vielleicht solltest du zur?ck aufs Trainingsgel?nde gehen“, gab sie zur?ck, „Und dich nicht mit der Anwesenheit eines dummen jungen Dings belasten.“ Maltren wurde rot – ihm fiel keine passende Antwort ein. Er drehte sich um, und ritt davon, doch nicht ohne einen Seitenhieb auf sie. „Wir trainieren heute mit Speeren“, sagte er. „Du h?ltst dich besser fern wenn echte M?nner echte Waffen werfen.“ Damit ritt er mit den anderen davon doch ihre Freude hier zu sein hatte durch seine Gegenwart einen deutlichen D?mpfer erhalten. Arvin warf ihr einen tr?stenden Blick zu und legte ihr die Hand auf die Schulter. „Die erste Lehrstunde eines Kriegers“, sagte er, „ist mit jenen leben zu lernen, die dich hassen. Ob es dir gef?llt oder nicht, werdet ihr Seite an Seite k?mpfen, und eure Leben werden voneinander abh?ngen. Oft sind deine schlimmsten Feinde nicht die, die von au?en kommen, sondern die aus deinen eigenen Reihen. „Und die, die nicht k?mpfen k?nnen, rei?en das Maul auf“, kam eine Stimme. Kyra drehte sich um und sah Arthfael l?chelnd n?her kommen, der sich wie immer auf ihre Seite stellte. Wie Anvin und Vidar hatte Arthfael, ein gro?er wild aussehender Krieger mit kahlem Sch?del und langem schwarzen Bart, einen Faible f?r sie. Er war einer der besten Schwertk?mpfer hier, und er setzte sich immer f?r sie ein. Seine Gegenwart spendete ihr Trost. „Das ist nur Gerede“, f?gte Arthfael hinzu. „Wenn Maltren ein besserer Krieger w?re, w?rde er sich mehr Sorgen um sich machen, als um andere.“ Anvin, Vidar und Arthfael bestiegen ihre Pferde und ritten davon, w?hrend Kyra stehen blieb, und ihnen nachdenklich hinterherblickte. Warum mussten manche Menschen einfach hassen?, fragte sie sich. Sie war sich nicht sicher, ob sie es jemals verstehen w?rde. Als sie in weiten Kreisen ?ber das Gel?nde ritten, studierte Kyra ehrf?rchtig ihre gro?artigen Pferde, und sehnte sich nach dem Tag, an dem sie vielleicht einmal selbst eines haben w?rde. Sie beobachtete, wie die M?nner an den Steinmauern entlang ritten, und wie ihre Pferde dabei manchmal im Schnee ausrutschten. Die M?nner nahmen die Speere, die ihnen von ihren dienstbeflissenen Knappen gereicht wurden und warfen sie auf die fernen Ziele: Schilde, die von den ?sten hingen. Wenn sie trafen, konnte man das Metall klirren h?ren. Es war schwerer, als es aussah vom Pferd aus zu werfen – das konnte sie sehen – und mehr als einer der M?nner verfehlte die Ziele, besonders, wenn sie die kleineren Schilde anvisierten. Von denen, die trafen, trafen nur wenige genau ins Zentrum – unter ihnen Anvin, Vidar, Arthfael und ein paar andere. Sie bemerkte, dass Maltren ein paarmal daneben warf und leise fluchend zu ihr hin?bersah, als w?re es ihre Schuld. Kyra wollte warm bleiben. Sie zog ihren Stab heraus und begann, ihn zwischen den H?nden und ?ber ihrem Kopf herumzuwirbeln, drehte sich im Kreis und lie? ihn tanzen, als w?re er ein lebendiges Wesen. Sie hieb gegen imagin?re Feinde, wehrte ihre Schl?ge ab, wechselte die H?nde; ?ber ihrem Kopf, um hier Taille herumwirbelnd war der Stab wie ein dritter Arm f?r sie, und sein Holz war glatt von all den Jahren, die sie schon mit ihm trainierte. Als die M?nner um das Gel?nde herumritten, rannte Kyra zu ihrem einen kleinen ?bungsfeld, einem kleinen Bereich des Gel?ndes, das die M?nner kaum nutzten. Sie jedoch liebte es. R?stungsteile hingen von Seilen in einer Gruppe von B?umen auf verschiedenen H?hen und Kyra rannte hindurch und tat so, als w?re jedes Teil ein Gegner, den es mit ihrem Stab zu treffen galt. Lautes Klirren und Klappern erf?llte die Luft, w?hrend sie durch den Hain rannte, schlug, hieb und ihnen auswich, wenn sie zur?ckschwangen. In ihrer Vorstellung griff sie an und verteidigte vorz?glich, und besiegte eine ganze Armee imagin?rer Feinde. „Schon jemanden get?tet?“, kam eine h?hnische Stimme. Kyra fuhr herum und sah Maltren, der sp?ttisch lachend auf dem Pferd an ihr vorbeiritt. Sie kochte vor Wut und w?nschte sich, dass jemand ihn zurechtwies. Kyra machte eine Pause, als sie sah wie die M?nner von ihren Pferden abstiegen und sich im Kreis aufstellten. Ihre Knappen eilten zu ihnen hin?ber und reichten ihnen h?lzerne Trainingsschwerter, die aus dickem Holz gemacht waren und beinahe so schwer waren, wie echte Schwerter aus Stahl. Kyra hielt sich am Rande, und ihr Herz schlug schneller als sie zusah, wie diese M?nner gegeneinander antraten – mehr denn je wollte sie eine von ihnen werden. Bevor sie anfingen, trat Anvin in die Mitte und sah sie an. „An diesem besonderen Tag k?mpfen wir um einen besonderen Lohn“, verk?ndete er. „Der Sieger soll das beste St?ck Fleisch beim Festmahl erhalten!“ Aufgeregtes Geschrei erklang als sich die M?nner aufeinander st?rzten. Das Klappern ihrer h?lzernen Schwerter erf?llte die Luft, w?hrend sie einander hin und her trieben. Das Training wurde von St??en in ein Horn unterbrochen, das jedes Mal erklang, wenn ein K?mpfer „t?dlich“ getroffen wurde, und denjenigen an den Rand des Feldes schickte. Das Horn erklang immer wieder, und bald waren immer weniger M?nner ?brig. Die meisten standen am Rand und sahen zu. Lyra stand neben ihnen und brannte darauf, mitk?mpfen zu d?rfen, auch wenn es ihr nicht erlaubt war. Doch diese Nacht l?utete ihren Geburtstag ein; sie war jetzt 15 und sie f?hlte sich bereit. Sie hatte das Gef?hl, dass es an der Zeit war, den Mund aufzumachen. „Lass mich mitmachen!“, bettelte sie Anvin an, der neben ihr stand. Anvin sch?ttelte ohne den Blick vom Kampfgeschehen abzuwenden den Kopf. „Heute bin ich f?nfzehn!“, beharrte sie. „Erlaube mir zu k?mpfen!“ Er sah sie skeptisch an. „Das ist ein Trainingsgel?nde f?r M?nner“, mischte sich Maltren ein, der ebenfalls bereits am Rand stand. „Nicht f?r kleine M?dchen. Du kannst bei den Knappen sitzen und zusehen, und uns Wasser bringen, wenn wir durstig sind.“ Kyra wurde rot. „Hast du etwa solche Angst, von einem M?dchen besiegt zu werden?“, gab sie zur?ck, und sp?rte wie die Wut in ihr hochkochte. Sie war schlie?lich die Tochter ihres Vaters, und niemand durfte sich erdreisten, so mit ihr zu sprechen. Ein paar der M?nner kicherten, und diesmal wurde Maltren rot. „Sie hat Recht“, mischte Vidar sich ein. „Vielleicht sollten wir sie mitmachen lassen. Was haben wir schon zu verlieren?“ „Und mit was soll sie k?mpfen?“, grunzte Maltren. „Mit meinem Stab!“, rief Kyra. „Mein Stab gegen eure h?lzernen Schwerter.“ Maltren lachte. „Das w?re was!“, sagte er. Alle Blicke wanderten zu Anvin, der noch immer gr?belte. „Wenn du verletzt wirst, bringt mich dein Vater um“, sagte er. „Ich werde nicht verletzt!“, bettelte sie. Er schwieg eine ganze Weile, bis er schlie?lich seufzte. „Nun gut. Es kann ja nicht schaden“, sagte er. „Zumindest gibst du dann Ruhe. Solange die M?nner keine Einw?nde haben?“, f?gte er hinzu und drehte sich zu den Kriegern um. „Aye!“, rief etwa ein Dutzend M?nner ihres Vaters wie aus einem Mund, alle begeistert von der Idee, dass sie ihre Chance bekommen sollte. Kyra liebte sie daf?r, mehr als sie auszudr?cken vermochte. In ihrer Bewunderung sah sie dieselbe Liebe, die sie auch ihrem Vater entgegenbrachten. Sie hatte nicht viele Freunde, und diese M?nner bedeuteten ihr alles. Maltren schnaubte. „Dann lass das M?dchen einen Narren aus sich machen“, sagte er. „Vielleicht begreift sie es dann ja ein f?r alle Mal.“ Ein Horn erklang, und als der n?chste Mann den Kreis verlief, st?rmte Kyra hinein. Alle Augen richteten sich auf sie, denn die k?mpfenden M?nner hatten die Diskussion am Rande nicht mitbekommen und waren ?berrascht. Sie stand vor ihrem Gegner, einem untersetzten Mann in seinen Drei?igern, ein starker Krieger, den sie schon kannte, als ihr Vater noch am Hof des K?nigs gewesen war. Sie hatte ihn oft beobachtet, und wusste, dass er ein guter K?mpfer war – doch er war ein wenig zu selbstsicher und st?rmte zu Beginn eines jeden Kampfes ein wenig leichtsinnig drauf los. Er verzog das Gesicht und sah Anvin an. „Soll das eine Beleidigung sein?“, rief er. „Ich k?mpfe nicht gegen M?dchen.“ „Du beleidigst dich selbst, weil du Angst hast, gegen mich zu k?mpfen“, antwortete Kyra emp?rt. „Ich habe zwei Arme und zwei Beine, genau wie du. Wenn du nicht gegen mich k?mpfen willst, dann gib dich geschlagen!“ Er blinzelte ?berrascht, und sah sie grimmig an. „Also gut“, sagte er. „Aber renn nicht heulend zu deinem Vater wenn du verlierst.“ Er st?rmte auf sie zu, genau wie sie es erwartet hatte, und riss sein h?lzernes Schwert hoch; dann lie? er es in Richtung ihrer Schulter hinuntersausen. Auch diese Bewegung hatte sie erwartet, da er seine K?mpfe immer wieder so begann, au?erdem lie? die schwerf?llige Bewegung seiner Arme darauf schlie?en. Sein h?lzernes Schwert war zwar eine starke Waffe, doch verglichen mit ihrem Stab war es plump. Kyra beobachtete ihn genau, wartete bis zum letzten Augenblick, dann trat sie beiseite und lie? den heftigen Schlag neben sich ins Leere laufen. In derselben Bewegung schwang sie ihren Stab herum und schlug ihm auf die Schulter. Êîíåö îçíàêîìèòåëüíîãî ôðàãìåíòà. Òåêñò ïðåäîñòàâëåí ÎÎÎ «ËèòÐåñ». Ïðî÷èòàéòå ýòó êíèãó öåëèêîì, êóïèâ ïîëíóþ ëåãàëüíóþ âåðñèþ (https://www.litres.ru/pages/biblio_book/?art=43695519&lfrom=688855901) íà ËèòÐåñ. Áåçîïàñíî îïëàòèòü êíèãó ìîæíî áàíêîâñêîé êàðòîé Visa, MasterCard, Maestro, ñî ñ÷åòà ìîáèëüíîãî òåëåôîíà, ñ ïëàòåæíîãî òåðìèíàëà, â ñàëîíå ÌÒÑ èëè Ñâÿçíîé, ÷åðåç PayPal, WebMoney, ßíäåêñ.Äåíüãè, QIWI Êîøåëåê, áîíóñíûìè êàðòàìè èëè äðóãèì óäîáíûì Âàì ñïîñîáîì.
Íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë Ëó÷øåå ìåñòî äëÿ ðàçìåùåíèÿ ñâîèõ ïðîèçâåäåíèé ìîëîäûìè àâòîðàìè, ïîýòàìè; äëÿ ðåàëèçàöèè ñâîèõ òâîð÷åñêèõ èäåé è äëÿ òîãî, ÷òîáû âàøè ïðîèçâåäåíèÿ ñòàëè ïîïóëÿðíûìè è ÷èòàåìûìè. Åñëè âû, íåèçâåñòíûé ñîâðåìåííûé ïîýò èëè çàèíòåðåñîâàííûé ÷èòàòåëü - Âàñ æä¸ò íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë.