*** Òâîåé Ëóíû çåëåíûå öâåòû… Ìîåé Ëóíû áåñïå÷íûå ðóëàäû, Êàê ñâåòëÿ÷êè ãîðÿò èç òåìíîòû,  ëèñòàõ âèøíåâûõ ñóìðà÷íîãî ñàäà. Òâîåé Ëóíû ïå÷àëüíûé êàðàâàí, Áðåäóùèé â äàëü, òðîïîþ íåâåçåíüÿ. Ìîåé Ëóíû áåçäîííûé îêåàí, È Áðèãàíòèíà – âåðà è ñïàñåíüå. Òâîåé Ëóíû – ïå÷àëüíîå «Ïðîñòè» Ìîåé Ëóíû - äîâåð÷èâîå «Çäðàâñòâóé!» È íàøè ïàðàëëåëüíûå ïóòè… È Ç

Queste der Helden

Queste der Helden Morgan Rice Ring der Zauberei #1 Nach einigen Nr. 1-Bestsellern pr sentiert Morgan Rice das Deb t einer bezaubernden neuen Fantasy-Serie. QUESTE DER HELDEN ist die epische Geschichte vom Erwachsenwerden eines besonderen Jungen, einem 14-j?hrigen aus einem kleinen Dorf am Rande des K?nigreichs des Rings. Thorgrin, dass er anders ist als die anderen. Er tr?umt davon, ein gro?er Krieger zu werden, sich des K?nigs Mannen anzuschlie?en und den Ring vor den Horden der Kreaturen auf der anderen Seite des Canyon zu besch?tzen. Als er das Kriegeralter erreicht und sein Vater es ihm nicht erlaubt, der Legion des K?nigs beizutreten, akzeptiert er kein Nein: er reist auf eigene Faust los, fest entschlossen, sich seinen Weg nach K nigshof zu bahnen und ernstgenommen zu werden. Thorgrin entdeckt, dass er mysteri?se Kr?fte besitzt, die er nicht versteht; dass er eine besondere Gabe hat, und ein besonderes Schicksal. Er verliebt sich aussichtslos in die Tochter des K?nigs, und w?hrend ihre verbotene Romanze erbl?ht, muss er erfahren, dass er m?chtige Rivalen hat. Mit seinen fein ausgearbeiteten Welten und Charakteren ist QUESTE DER HELDEN eine epische Saga von Freundschaft und Liebe, von Rivalen und Verehrern, von Rittern und Drachen, von Intrigen und politischen Machenschaften, vom Erwachsenwerden, von gebrochenen Herzen, von T?uschung, Ehrgeiz und Verrat. Es ist eine Phantasiegeschichte, die uns in eine Welt entf?hrt, die wir nie vergessen werden, und die Leser jeden Alters und Geschlechts begeistern wird. QUESTE DER HELDEN (Band 1 im Ring der Zauberei) Morgan Rice ?ber Morgan Rice Morgan Rice schrieb die Nr. 1 Bestseller-Serie THE VAMPIRE JOURNALS, eine achtteiligen Serie f?r Jugendliche, die bisher in sechs Sprachen ?bersetzt wurde und teilweise auch in Deutsch erh?ltlich ist. Morgan schrieb auch den Nr. 1 Bestseller THE VAMPIRE LEGACY, eine Serie f?r Jugendliche, von der bisher zwei B?cher erschienen sind. Morgan Rice schrieb auch die Nr. 1 Bestseller ARENA ONE und ARENA TWO, die ersten beiden Titel der post-apokalyptischen SURVIVAL Action-Thriller-Trilogie, die in der Zukunft angesiedelt ist. Morgan schrieb auch die Nr. 1 Bestseller Fantasy-Serie DER RING DER ZAUBEREI, die bisher aus zehn B?nden besteht und teilweise auch in Deutsch erschienen ist. Alle B?cher von Morgan Rice werden demn?chst in deutscher Sprache erh?ltlich sein. Bitte besuchen Sie auch www.morganricebooks.com. Morgan freut sich auf Ihren Besuch. Ausgew?hlte Kommentare zu Morgan Rice „Packte meine Aufmerksamkeit von Anfang an und lie? nicht locker... diese Geschichte ist ein fantastisches Abenteuer, von Beginn an rasant und actionreich. Es ist kein langweiliger Moment darin zu finden.“ --Paranormal Romance Guild {?ber Turned- Verwandelt} „Eine ideale Geschichte f?r junge Leser. Morgan Rice leistet gute Arbeit, eine interessante Wendung herauszuarbeiten...erfrischend und ungew?hnlich, mit allen klassischen Elementen, die in vielen Serien paranormaler Geschichten f?r Jugendliche zu finden sind. Einfach zu lesen, doch extrem rasant...empfehlenswert f?r alle, die gerne paranormale Soft-Romanzen lesen. Bedingt jugendfrei.“ --The Romance Reviews (?ber Turned - Verwandelt) „Vollgepackt mit Action, Romantik, Abenteuer und Spannung. Lasst es euch nicht entgehen, und verliebt euch ganz von Neuem.“ --vampirebooksite.com (?ber Turned - Verwandelt) „Eine tolle Geschichte, und vor allem die Art von Buch, die man nachts nicht weglegen kann. Das Ende war ein Cliffhanger, der so spektakul?r war, dass man sofort das n?chste Buch kaufen m?chte, nur um herauszufinden, wie es weitergeht.“ --The Dallas Examiner {?ber Loved - Geliebt} „Morgan Rice erweist sich erneut als ?u?erst talentierte Geschichtenerz?hlerin...Dies wird eine gro?e Bandbreite an Lesern ansprechen, darunter die j?ngeren Fans des Vampir/Fantasy-Genres. Das Ende ist ein unerwarteter Cliffhanger, der schockieren wird.“ --The Romance Reviews (?ber Loved - Geliebt) Hier tippen, um jetzt B?cher von Morgan Rice herunterzuladen! B?cher von Morgan Rice auf Deutsch erschienen DER RING DER ZAUBEREI QUESTE DER HELDEN (Band 1) schon bald auf Deutsch erh?ltlich A MARCH OF KINGS - MARSCH DER K?NIGE (Band 2) A FEAST OF DRAGONS - FESTMAHL DER DRACHEN (Band 3) A CLASH OF HONOR - KAMPF DER EHRE (Band 4) A VOW OF GLORY - SCHWUR DES RUHMS (Band 5) A CHARGE OF VALOR - ANGRIFF DER TAPFERKEIT (Band 4) A RITE OF SWORDS - RITUS DER SCHWERTER (Band 7) A GRANT OF ARMS - GEW?HR DER WAFFEN (Band 8) A SKY OF SPELLS - HIMMEL DER ZAUBER (Band 9) A SEA OF SHIELDS - MEER DER SCHILDE (Band 10) schon bald auf Deutsch erh?ltlich THE SURVIVAL TRILOGY ARENA ONE: SLAVERUNNERS (Band 1) ARENA TWO (Band 2) auf Deutsch erschienen THE VAMPIRE JOURNALS - VERWANDELT (Band 1) GELIEBT (Band 2) schon bald auf Deutsch erh?ltlich BETRAYED (Band 3) DESTINED (Band 4) DESIRED (Band 5) BETROTHED (Band 6) VOWED (Band 7) FOUND (Band 8) RESURRECTED (Band 9) CRAVED (Band 10) Copyright © 2013 Morgan Rice Alle Rechte vorbehalten. Mit den im U.S. Copyright Act von 1976 erlaubten Ausnahmen ist es nicht gestattet, jeglichen Teil dieser Publikation in jeglicher Form oder ?ber jegliche Mittel ohne die vorherige Erlaubnis des Autors zu vervielf?ltigen, verteilen oder ?bertragen, oder in einer Datenbank oder einem Abrufsystem zu speichern. Dieses Ebook ist ausschlie?lich f?r den pers?nlichen Gebrauch zugelassen. Dieses Ebook darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen m?chten, erwerben Sie bitte ein zus?tzliches Exemplar f?r jeden Empf?nger. Wenn Sie dieses Buch lesen und nicht gekauft haben, oder es nicht ausschlie?lich f?r Ihren Gebrauch gekauft wurde, geben Sie es bitte zur?ck und erwerben Sie Ihr eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren. Diese Geschichte ist frei erfunden. Namen, Figuren, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorf?lle sind entweder ein Produkt der Phantasie des Autors oder werden im fiktionalen Sinne verwendet. Jegliche ?hnlichkeit mit existierenden Personen, tot oder lebendig, ist rein zuf?llig. KAPITEL EINS (#u9f9b60e9-be82-55b0-b25a-e6d162b9a7e0) KAPITEL ZWEI (#u19447842-a643-5f00-9a59-abcf8912d366) KAPITEL DREI (#u88f934a7-b9c3-5bd4-9097-d7b61622f28a) KAPITEL VIER (#u15d4bf28-50c4-5dcc-85da-edc625486185) KAPITEL F?NF (#ue440324a-3aed-53fb-b3c3-5873b79d6eb8) KAPITEL SECHS (#u4daeb256-7ab3-5f93-a831-fcb3b5191eb0) KAPITEL SIEBEN (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHT (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ELF (#litres_trial_promo) KAPITEL ZW?LF (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHSUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) "Das Haupt liegt ?bel, das eine Krone tr?gt." —William Shakespeare Heinrich IV., 2. Teil KAPITEL EINS Der Junge stand auf der h?chsten Kuppe in den Tieflanden des Westlichen K?nigreichs des Rings, blickte nach Norden und betrachtete die erste der aufgehenden Sonnen. Soweit sein Auge reichte, erstreckten sich sanfte gr?ne H?gel wie Kamelh?cker, ein Auf und Ab von T?lern und Gipfeln. Das gebrannte Orange der Strahlen der ersten Sonne hing glitzernd im morgentlichen Nebel und verlieh dem Licht einen Zauber, der zur Stimmung des Jungen passte. Selten nur wachte er so fr?h auf oder wagte sich so weit von zu Hause fort, und niemals stieg er so hoch hinauf—er wusste, dass es den Zorn seines Vaters hervorrufen w?rde. Doch an diesem Tag k?mmerte ihn das nicht. An diesem Tag missachtete er die Million an Regeln und Aufgaben, die ihn Zeit seiner vierzehn Jahre schon tyrannisierten. Denn dieser Tag war anders: es war der Tag, an dem sein Schickal angekommen war. Der Junge—Thorgrin aus dem Westlichen K?nigreich der S?dprovinz des Clan McLeod—und jenen, die er gern hatte, einfach als Thor bekannt—der J?ngste von vier S?hnen und am wenigsten vom Vater geliebt, war in Erwartung dieses Tages die ganze Nacht wach geblieben. Unruhig und schl?frig hatte er sich im Bett herumgeworfen, gewartet, und die erste Sonne beschworen, endlich aufzugehen. Denn ein Tag wie dieser kam nur einmal alle paar Jahre, und wenn er ihn verpasste, w?rde er f?r den Rest seiner Tage in diesem Dorf feststecken, dazu verdammt, die Schafherde seines Vaters zu h?ten. Dieser Gedanke war ihm unertr?glich. Konskriptionstag. Es war der eine Tag, an dem die k?nigliche Armee zur Anwerbung in die Provinzen ging und Freiwillige f?r die k?nigliche Legion von Hand ausw?hlte. Solange er schon lebte, hatte Thor von nichts anderem getr?umt. F?r ihn war nur eins im Leben von Bedeutung: den Silbernen anzugeh?ren, dem k?niglichen Elitetrupp von Rittern, die mit dem feinsten R?stzeug und den erlesensten Waffen in den gesamten Landen der zwei K?nigreiche ausgestattet waren. Und den Silbernen konnte man nicht angeh?ren, ohne sich zuerst der Legion anzuschlie?en, der Kompanie von Knappen im Alter von vierzehn bis neunzehn Jahren. Und wenn man nicht gerade der Sohn eines Adeligen war, oder der eines ruhmreichen Kriegers, dann gab es keinen anderen Weg, sich der Legion anzuschlie?en. Konskriptionstag war die einzige Ausnahme—ein rares Ereignis alle paar Jahre, wenn der Legion die M?nner ausgingen und des K?nigs Mannen die Lande auf der Suche nach neuen Rekruten bereisten. Es war allseits bekannt, dass nur wenige aus dem einfachen Volk gew?hlt wurden—und dass noch weniger davon es bis in die Legion schafften. Thor stand da, sein Blick auf den Horizont fixiert, auf der Suche nach dem kleinsten Anzeichen von Bewegung. Die Silbernen, wusste er, mussten ?ber diese Stra?e kommen—es war die einzige Stra?e, die in sein Dorf f?hrte—und er wollte der Erste sein, der sie erblickte. Um ihn herum protestierte seine Schafherde; ein Chor an nervt?tenden Grunzern erhob sich, die Tiere wollten ihn dazu dr?ngen, sie wieder den Berg hinunter zu f?hren, wo das Gras saftiger war. Er versuchte, den L?rm und den Gestank nicht zu beachten. Er musste sich konzentrieren. Was all dies f?r ihn ertr?glich gemacht hatte, all die Jahre des Schafeh?tens, in denen er der der Lakai seines Vaters und seiner ?lteren Br?der gewesen war, in denen ihm stets die wenigste Liebe und die meiste Arbeit zugeteilt wurde, war der Gedanke, dass er eines Tages diesen Ort verlassen w?rde. Eines Tages, wenn die Silbernen kamen, w?rde er alle verbl?ffen, die ihn untersch?tzt hatten, und w?rde ausgew?hlt werden. Mit einer z?gigen Bewegung w?rde er sich auf ihre Kutsche schwingen und all dem hier Lebewohl sagen. Thors Vater hatte ihn nat?rlich nie ernsthaft als einen Kandidaten f?r die Legion betrachtet - im Grunde hatte er ihn nie als einen Kandidaten f?r irgendetwas betrachtet. Stattdessen schenkte sein Vater seine Liebe und Aufmerksamkeit Thors ?lteren drei Br?dern. Der ?lteste war neunzehn und die anderen kamen in jeweils einem Jahr Abstand, womit Thor gute drei Jahre j?nger als alle anderen war. Ob es nun daran lag, dass sie im Alter n?her zusammen lagen, oder daran, dass sie einander alle ?hnelten und Thor ihnen nicht im Geringsten ?hnlich sah—die drei hielten fest zusammen und nahmen Thors Existenz nur am Rande wahr. Schlimmer noch, sie waren gr??er und breiter und st?rker als er, und Thor, der wusste, dass er selbst nicht klein war, f?hlte sich neben ihnen dennoch winzig, und seine muskul?sen Beine schienen schw?chlich verglichen mit ihren Eichenfass-Stampfern. Sein Vater machte keine Anstalten, irgendetwas davon rauszugleichen—tats?chlich schien es ihm sogar zu gefallen—und ?berlie? Thor das H?ten der Schafe und Sch?rfen der Waffen, w?hrend es seinen Br?dern ?berlassen war, zu trainieren. Es wurde nie ausgesprochen, aber immer so verstanden, dass Thor sein Leben in der Reserve verbringen w?rde; gezwungen, seinen Br?dern dabei zuzusehen, wie sie Gro?es erreichen. Sein Schicksal, wenn es nach seinem Vater und seinen Br?dern ginge, w?re es, hier in diesem Dorf festzustecken und seiner Familie gerade die Hilfsarbeit zu bieten, die sie verlangte. Schlimmer noch war, dass Thor sp?rte, wie seine Br?der ihn widerspr?chlicherweise als Bedrohung empfanden, ihn sogar hassten. Thor konnte es in jedem ihrer Blicke sehen, in jeder Geste. Er verstand nicht, wie, aber er erregte etwas wie Angst oder Eifersucht in ihnen. Vielleicht lag es daran, dass er anders war als sie, nicht wie sie aussah oder mit den gleichen Manieren sprach wie sie; er kleidete sich nicht einmal wie sie, da sein Vater das Beste—die purpurnen und scharlachroten Roben, die vergoldeten Waffen—f?r seine Br?der zur?ckhielt, w?hrend f?r Thor die gr?bsten Lumpen als Kleidung ?brig blieben. Dennoch machte Thor das Beste aus dem, was er hatte. Er fand Wege, seine Kleidung passend zu machen, band sein Hemd mit einem Tuch um seine Mitte und schnitt sich jetzt im Sommer die ?rmel ab, damit seine straffen Arme von der Luft umschmeichelt werden konnten. Zum Hemd passten Hosen aus grobem Leinen—sein einziges Paar—und Stiefel aus dem schlechtesten Leder, die er am Schienbein hochschn?rte. Sie waren kaum mit dem Leder der Schuhe seiner Br?der zu vergleichen, aber er machte das Beste daraus. Er trug die typische Uniform eines Hirten. Nur zeigte er ansonsten kaum die typisch Statur. Thor war gro? und schlank; mit kr?ftigem Kiefer, einer edlen Kinn-Linie, hohen Wangenknochen und grauen Augen stand er da wie ein verlorener Krieger. Sein seidiges braunes Haar fiel in Wellen von seinem Kopf; es reichte ihm bis knapp unter die Ohren. Dahinter glitzerten seine Augen wie kleine Fische im Sonnenlicht. Thors Br?der w?rden an diesem Morgen lange schlafen d?rfen, eine herzhafte Mahlzeit vorgesetzt bekommen und mit den feinsten Waffen und dem Segen des Vaters zur Auswahl geschickt werden—w?hrend es ihm sogar verboten war, ?berhaupt teilzunehmen. Einmal hatte er versucht, das Thema seinem Vater gegen?ber zur Sprache zu bringen. Es lief nicht gut. Sein Vater hatte die Unterhaltung kurz angebunden f?r beendet erkl?rt, und er hat es kein zweites Mal versucht. Es war einfach nicht gerecht. Thor war entschlossen, das Schicksal zu verweigern, das sein Vater f?r ihn im Sinn hatte: beim ersten Anzeichen des k?niglichen Zuges w?rde er zum Haus zur?ckrennen, seinen Vater konfrontieren, und ob der es wollte oder nicht sich des K?nigs Mannen pr?sentieren. Er w?rde sich zur Auswahl stellen, genau wie die anderen. Sein Vater w?rde ihn nicht abhalten k?nnen. Beim Gedanken daran f?hlte er einen Knoten in seinem Magen. Die erste Sonne stieg h?her, und als langsam die zweite Sonne in k?hlem Gr?n aufging und einen helleren Schein auf den purpurnen Himmel warf, da konnte Thor sie sehen. Er richtete sich auf; seine Haare str?ubten sich, wie elektrisiert. Da am Horizont erschien die blasse Kontur einer Pferdekutsche, deren R?der Staub zum Himmel wirbelten. Sein Herz schlug schneller, als eine weitere sichtbar wurde; und dann noch eine. Sogar von der Ferne funkelten die goldenen Kutschen in den Sonnen wie Fische, die mit silbernem R?cken aus dem Wasser springen. Als er zw?lf von ihnen z?hlen konnte, hielt er es nicht l?nger aus. Mit pochendem Herzen in der Brust, zum ersten Mal in seinem Leben v?llig auf seine Herde vergessend, drehte Thor sich um und stolperte den H?gel hinunter, fest entschlossen, sich von nichts aufhalten zu lassen, bis er sich pr?sentiert hatte. * Thor hielt kaum an, um Atem zu sch?pfen, als er den H?gel hinab durch die B?ume raste. Er wurde von Zweigen zerkratzt, doch es k?mmerte ihn nicht. Er kam zu einer Lichtung und konnte das Dorf sehen, wie es sich unter ihm erstreckte: ein schl?friges St?dtchen am Land, vollgepackt mit einst?ckigen H?uschen aus wei?em Lehm mit strohgedeckten D?chern. Nicht mehr als einige Dutzend Familien waren darunter. Aus den Schornsteinen stieg Rauch auf, da die meisten von ihnen fr?h auf den Beinen waren und ihr Morgenmahl bereiteten. Es war ein idyllischer Ort, gerade weit genug—einen vollen Tagesritt—vom K?nigshof entfernt, um Durchreisende fernzuhalten. Nur eines unter vielen Bauernd?rfern am Rande des Rings; eines von vielen R?dchen im Getriebe des Westlichen K?nigreichs. Thor rannte das letzte St?ck zum Dorfplatz, so schnell er konnte, und wirbelte die Erde hinter sich auf. H?hner und Hunde sprangen ihm aus dem Weg, und eine alte Frau, die vor ihrem H?uschen vor einem kochenden Wasserkessel sa?, zischte ihn an. "Langsam, Junge!" kreischte sie, als er vorbeiraste und eine Staubwolke in ihr Feuer wirbelte. Aber Thor w?rde nicht langsamer werden—nicht f?r sie, nicht f?r irgendwen. Er bog in eine Seitenstra?e ab, dann noch eine, und wand sich im Zick-Zack entlang des Weges, den er blind kannte, bis er zuhause angelangt war. Es war eine kleine, unscheinbare Behausung, nicht anders als die anderen mit ihren wei?en Lehmmauern und dem schr?gen, strohgedeckten Dach. Wie die meisten hatte auch sie ein einziges Zimmer, das unterteilt war: sein Vater schlief auf der einen Seite, seinen drei Br?dern auf der anderen. Anders als die meisten hatte sie einen kleinen H?hnerstall hinten raus, und dies war das Exil, in das Thor zum Schlafen geschickt wurde. Anfangs hatte er sich mit seinen Br?dern ein Bett geteilt; doch mit der Zeit wurden sie gr??er und gemeiner und ausgrenzender, und lie?en im demonstrativ immer weniger Platz. Zuerst war Thor noch verletzt, doch inzwischen genoss er sein eigenes Pl?tzchen und zog es vor, sich der Gegenwart der anderen fernzuhalten. F?r ihn best?tigte es nur, dass sein Platz in dieser Familie im Exil war, wie er es immer schon gewusst hatte. Thor lief auf seine Haust?r zu und platzte hindurch, ohne anzuhalten. "Vater!" rief er und schnappte nach Atem. "Die Silbernen! Sie kommen!" Sein Vater und die drei Br?der sa?en ?ber den Fr?hst?ckstisch gebeugt, jetzt bereits in ihre feinsten Gew?nder gekleidet. Bei seinen Worten sprang sie hoch und schossen an ihm vorbei, gegen seine Schulter sto?end auf ihrem eiligen Weg aus dem Haus und auf die Stra?e hinaus. Thor folgte ihnen hinaus, und so standen sie alle da, Blick auf den Horizont gerichtet. „Ich sehe niemanden“, antwortete Drake, der ?lteste, in seiner tiefen Stimme. Mit den breitesten Schultern, das Haar kurz geschnitten wie seine Br?der, mit braunen Augen und d?nnen, missbilligenden Lippen, blickte er m?rrisch zu Thor hinunter, wie auch sonst immer. „Ich auch nicht“, wiederholte Dross, nur ein Jahr j?nger als Drake. Wie immer war er auf seiner Seite. „Sie kommen!“, warf Thor zur?ck. „Ich schw?rs!“ Sein Vater wandte sich zu ihm um und packte ihn kr?ftig an den Schultern. „Und wie kannst du das wissen?“, forderte er. „Ich habe sie gesehen.“ „Wie? Von wo?“ Thor z?gerte; sein Vater hatte ihn ertappt. Nat?rlich wusste er, dass der einzige Ort, von dem aus Thor sie erblickt haben konnte, die Kuppe des H?gels war. Nun war Thor unsicher, was er sagen sollte. „Ich... kletterte auf die Kuppe—“ „Mit der Herde? Du wei?t, dass sie nicht so weit hinauf d?rfen.“ „Aber heute war es doch etwas anderes. Ich musste einfach schauen.“ Sein Vater blickte ihn finster an. „Lauf sofort hinein, hol die Schwerter deiner Br?der und poliere ihre Schwertscheiden, damit sie bestens aussehen, bevor des K?nigs Mannen hier sind.“ Sein Vater war mit ihm fertig und wandte sich wieder an die Br?der, die allesamt auf der Stra?e standen und Ausschau hielten. „Meinst du, sie werden uns ausw?hlen?“, fragte Durs, der J?ngste der drei, volle drei Jahre ?lter als Thor. „Sie w?ren Narren, es nicht zu tun“, sagte sein Vater. „Dieses Jahr mangelte es ihnen an Mannen. Die Ausbeute war gering—ansonsten w?rden sie sich kaum hierher bem?hen. Steht nur aufrecht, alle drei, Kinn hoch und Brust raus. Seht ihnen nicht direkt in die Augen, aber seht auch nicht weg. Seid stark und selbstbewusst. Zeigt keine Schw?che. Wenn ihr zur Legion des K?nigs geh?ren wollt, m?sst ihr euch so verhalten, als w?rt ihr bereits dabei.“ „Ja, Vater“, antworteten seine drei Jungs zugleich, und machten sich bereit. Er wandte sich um und warf Thor einen stechenden Blick zu. „Was tust du noch hier?“, fragte er. „Rein mit dir!“ Thor stand da, zerrissen. Er wollte seinem Vater gegen?ber nicht ungehorsam sein, aber er musste mit ihm sprechen. Sein Herz raste, w?hrend er mit sich selbst rang. Er beschloss, es w?re am besten, zu gehorchen, die Schwerter zu bringen, und erst dann seinen Vater zu konfrontieren. Gleich mit Ungehorsam anzufangen, w?rde nicht hilfreich sein. Thor rannte ins Haus, durch die Hintert?re hinaus, und weiter zum Waffenverschlag. Er fand die drei Schwerter seiner Br?der, jedes einzelne ein Objekt reinster Sch?nheit, gekr?nt mit den feinsten Silbergriffen; wertvolle Geschenke, f?r die sich der Vater jahrelang abgerackert hatte. Er griff sich alle drei, wie immer ?berrascht von ihrem Gewicht, und lief mit ihnen zur?ck durchs Haus. Er hastete zu seinen Br?dern, ?berreichte jedem von ihnen sein Schwert, und wandte sich dann an seinen Vater. „Wie, ohne Polieren?“, sagte Drake. Sein Vater drehte sich missbilligend zu ihm um, doch bevor er etwas sagen konnte, fing Thor zu sprechen an. „Vater, bitte. Ich muss mit dir sprechen!“ „Ich sagte, polier—“ „Bitte, Vater!“ Sein Vater funkelte ihn an, mit sich selbst ringend. Er muss die Ernsthaftigkeit in Thors Gesicht erkannt haben, denn schlie?lich sagte er, „Nun?“ „Ich m?chte mich melden. Mit den anderen. Zur Legion.“ Das Gel?chter seiner Br?der erhob sich hinter ihm, und brennendes Rot fuhr ihm ins Gesicht. Doch sein Vater lachte nicht; im Gegenteil, seine Mundwinkel verzogen sich noch weiter nach unten. „Ist das so?“, fragte er. Thor nickte energisch. „Ich bin vierzehn. Ich bin berechtigt.“ „Vierzehn ist die Grenze“, warf ihm Drake abf?llig ?ber die Schulter zu. „Wenn Sie dich nehmen, w?rst du der J?ngste. Meinst du wirklich, sie nehmen dich anstelle von jemandem wie mir, f?nf Jahre ?ber dir?“ „Du bist unversch?mt“, sagte Durs. „Warst du schon immer.“ Thor drehte sich zu ihnen um. „Euch habe ich nicht gefragt“, sagte er. Er wandte sich zur?ck an seinen Vater, der immer noch stirnrunzelnd dastand. „Vater, bitte“, sagte er. „Gib mir eine Chance. Mehr m?chte ich gar nicht. Ich wei?, ich bin jung, aber ich werde mich beweisen, mit der Zeit.“ Sein Vater sch?ttelte den Kopf. „Du bist kein Soldat, Junge. Du bist nicht wie deine Br?der. Du bist ein Hirte. Dein Leben ist hier. Bei mir. Du wirst deine Pflichten erf?llen, und zwar gut. Man sollte nicht zu hoch tr?umen. Nimm dein Leben an, wie es ist, und lerne, es zu lieben.“ Thor f?hlte, wie sein Herz brach, und sein Leben vor seinen Augen in sich zusammenbrach. Nein, dachte er. Das kann nicht sein. „Aber, Vater—“ „Schweig!“, schrie der, so schrill, dass es die Luft durchschnitt. „Es reicht mir mit dir. Hier kommen sie. Aus dem Weg mit dir, und benimm dich besser, solange sie hier sind.“ Sein Vater trat vor und schob Thor mit einer Hand zur Seite, als w?re er ein St?ck von etwas, das er lieber nicht sehen wollte. Seine bullige Handfl?che brannte sich auf Thors Brust. Ein gro?es Gerummel kam auf, und das Dorfvolk str?mte aus seinen H?usern, um die Stra?en zu s?umen. Eine gr??er werdende Staubwolke k?ndigte den Zug an, und Augenblicke sp?ter waren sie angekommen, ein Dutzend Pferdekutschen mit einem L?rm wie Donnergrollen. Sie zogen in die Stadt ein wie eine pl?tzliche Armee, und hielten nahe an Thors Zuhause an. Da standen ihre Pferde nun, t?nzelnd, schnaubend. Die Staubwolke brauchte zu lange, um sich zu setzen, und Thor versuchte aufgeregt, einen Blick auf ihre R?stungen, ihr Waffenzeug zu erheischen. Nie zuvor war er den Silbernen so nahe gestanden, und sein Herz pochte. Der Soldat auf dem vordersten Pferd stieg von seinem Hengst ab. Da stand er, ein richtiger, tats?chlicher Mann der Silbernen, bedeckt mit einer schimmernden Kettenr?stung, ein Langschwert an seinem G?rtel. Dem Aussehen nach war er in seinen Drei?igern, ein wahrer Mann, Bartstoppeln im Gesicht, Narben auf der Wange, und eine vom Kampf gekr?mmte Nase. Er war der gewichtigste Mann, den Thor je gesehen hatte, zweimal so breit wie die anderen, mit einem Gehabe, das klar machte: ich habe das Kommando. Der Soldat sprang auf die Lehmstra?e hinunter, seine Sporen rasselten, als er sich den in Reih und Glied stehenden Jungen n?herte. Das ganze Dorf rauf und runter standen dutzende Jungen, stramm stehend, voller Hoffnung. Den Silbernen anzugeh?ren bedeutete ein Leben in Ehre, in Kampf, in Ansehen, in Ruhm—zusammen mit Land, Titel und Reicht?mern. Es bedeutete die beste Braut, das erlesenste Land, ein Leben voll Pracht. Es bedeutete Ehre f?r deine Familie, und ein Eintritt in die Legion war der erste Schritt dazu. Thor betrachtete die gro?en goldenen Kutschen, und ihm war klar, dass sie nur eine gewisse Anzahl Rekruten fassen konnten. Das K?nigreich war gro?, und sie mussten noch viele St?dte besuchen. Er schluckte, als ihn die Erkenntnis traf, dass seine Chancen noch weitaus geringer waren als gedacht. Er w?rde alle diese anderen Jungen schlagen m?ssen—viele darunter betr?chtliche K?mpfer—zusammen mit seinen eigenen drei Br?dern. Sein Herz sank. Thor konnte kaum atmen, als der Soldat schweigend an der Reihe der hoffnungsvollen Anw?rter entlangschritt und sie in Augenschein nahm. Er begann am entfernten Ende der Stra?e und umkreiste sie langsam. Nat?rlich kannte Thor all die anderen Jungen. Er wusste auch, dass manche von ihnen insgeheim gar nicht ausgew?hlt werden wollten, auch wenn ihre Familien sie gerne fortschicken w?rden. Sie hatten Angst; sie w?rden keine guten Soldaten abgeben. Thor empfand brennende Dem?tigung. Er fand, er h?tte es verdient, ausgew?hlt zu werden, genauso sehr wie alle anderen. Nur weil seine Br?der ?lter und gr??er und st?rker waren, hie? das noch lange nicht, dass er kein Recht hatte, dazustehen und ausgew?hlt zu werden. Er f?hlte brennenden Hass auf seinen Vater, und platze fast aus seiner Haut, als der Soldat sich n?herte. Der Soldat blieb, zum ersten Mal ?berhaupt, vor seinen Br?dern stehen. Er begutachtete sie von Kopf bis Fu? und schien beeindruckt. Er streckte die Hand aus, packte eine ihrer Schwertscheiden und zerrte an ihr, als w?rde er testen, wie fest sie war. Er begann zu l?cheln. „Du hast dein Schwert bisher noch nie im Kampf benutzt, nicht wahr?“, fragte er Drake. Thor sah Drake zum ersten Mal in seinem Leben nerv?s werden. Er schluckte. „Nein, mein Herr. Aber ich habe es schon viele Male im Training benutzt, und ich hoffe—“ „Im Training!“ Der Soldat br?llte vor Lachen und drehte sich zu den anderen Soldaten um, die mit einstimmten. Allesamt lachten Sie Drake ins Gesicht. Drake lief brennrot an. Dies war das erste Mal, dass Thor Drake blo?gestellt erlebte—?blicherweise war es Drake, der andere blo?stellte. „Nun, so werde ich unseren Feinden gewiss sagen, dass sie dich f?rchten sollten—du, der du dein Schwert im Training schwingst!“ Die Gruppe Soldaten lachte erneut. Danach wandte sich der Soldat an seine anderen Br?der. „Drei Jungen vom gleichen Schlag“, sagte er, und rieb die Stoppeln an seinem Kinn. „Das kann n?tzlich sein. Ihr seid alle von guter Gr??e. Doch unerprobt. Ihr werdet sehr viel Unterricht brauchen, wenn ihr die Ausbildung bestehen wollt.“ Er hielt inne. „Ich denke, wir k?nnten Platz f?r euch finden.“ Er deutete mit dem Kopf zur hintersten Kutsche. „Rein mit euch, und zwar hurtig. Bevor ich es mir anders ?berlege.“ Die drei Br?der von Thor rannten freudestrahlend zur Kutsche. Thor merkte, wie auch sein Vater vor Freude strahlte. Er selbst blickte ihnen v?llig geknickt hinterher. Der Soldat drehte sich um und ging zum n?chsten Haus weiter. Thor hielt es nicht l?nger aus. „Hauptmann!“, rief er laut aus. Sein Vater starrte ihn erbost an, aber Thor k?mmerte das nicht l?nger. Der Soldat blieb stehen, mit dem R?cken zu Thor, und drehte sich langsam um. Thor machte zwei Schritte nach vorne, mit klopfendem Herzen, und streckte so weit er konnte seine Brust hinaus. „Mich habt Ihr noch nicht begutachtet, Hauptmann“, sagte er. Der Soldat blickte ?berrascht an Thor hoch und runter, als w?re er ein Witz. „Ach, habe ich das nicht?“, fragte er und brach in Gel?chter aus. Auch seine M?nner lachten schallend. Aber Thor war es egal. Dies war sein Augenblick. Jetzt oder nie. „Ich m?chte der Legion beitreten!“, sagte Thor. Der Soldat drehte sich um und schritt auf Thor zu. „Willst du das also?“ Er blickte am?siert drein. „Und hast du ?berhaupt schon dein vierzehntes Jahr erreicht?“ „Das habe ich, Hauptmann. Vor zwei Wochen.“ „Vor zwei Wochen!“ Der Soldat kreischte vor Lachen, wie auch die M?nner hinter ihnen. „Wenn das so ist, wird dein Anblick unsere Feinde bestimmt in Angst und Schrecken versetzen.“ Thor f?hlte, wie er vor Schmach brannte. Er musste etwas tun. Er konnte nicht zulassen, dass es so endete. Der Soldat war bereits dabei, sich abzuwenden und wegzugehen—doch Thor konnte das nicht zulassen. Thor trat vor und rief: „Hauptmann! Ihr macht einen Fehler!“ Ein entsetztes Raunen zog sich durch die Menge, als der Soldat stockte und sich langsam umdrehte. Diesmal war sein Blick ver?rgert. „Dummer Junge“, sagte sein Vater und packte Thor an der Schulter, „geh zur?ck ins Haus!“ „Das werde ich nicht!“, schrie Thor und sch?ttelte die Hand seines Vaters ab. Der Soldat trat auf Thor zu, und sein Vater wich zur?ck. „Wei?t du, welche Strafe darauf steht, einen Silbernen zu beleidigen?“, fuhr ihn der Soldat an. Thors Herz raste, aber er wusste, dass er jetzt nicht nachlassen konnte. „Bitte verzeiht ihm, Hauptmann“, sagte sein Vater. „Er ist ein junges Kind, und—“ „Mit Euch rede ich nicht“, sagte der Soldat. Mit einem vernichtenden Blick zwang er Thors Vater, sich abzuwenden. Der Soldat wandte sich zur?ck an Thor. „Antworte mir!“, sagte er. Thor schluckte, und brachte kein Wort heraus. So hatte er sich das in Gedanken nicht vorgestellt. „Einen Silbernen zu beleidigen bedeutet, den K?nig selbst zu beleidigen“, sagte Thor kleinlaut, brav die Passage aufsagend, die er auswendig gelernt hatte. „Ja“, sagte der Soldat. „Was bedeutet, dass ich dir 40 Peitschenhiebe versetzen k?nnte, wenn ich wollte.“ „Ich wollte Euch keinesfalls beleidigen, Hauptmann“, sagte Thor. „Ich wollte blo? ausgew?hlt werden. Ich bitte Euch. Ich tr?ume schon mein ganzes Leben davon. Bitte. Lasst mich zur Legion.“ Der Soldat stand da, und langsam wurde sein Blick sanfter. Nach einer langen Weile sch?ttelte er den Kopf. „Du bist jung, Bursche. Du hast ein stolzes Herz. Aber du bist noch nicht soweit. Melde dich wieder, wenn du aus den Windeln bist.“ Mit diesen Worten wandte er sich um und st?rmte davon, mit kaum einem Blick auf all die anderen Jungen. Schnell bestieg er sein Pferd. Thor stand geknickt da und musste zusehen, wie der Zug sich in Bewegung setzte; so schnell sie gekommen waren, waren sie fort. Das letzte, was Thor sah, waren seine Br?der, wie sie hinten in der letzten Kutsche sa?en und zu ihm hinausblickten, missbilligend, spottend. Vor seinen Augen wurden sie davongekarrt, weg von hier, in ein besseres Leben. Innen drin wollte Thor nur sterben. Als sich um ihn herum die Aufregung langsam legte, zogen sich die Dorfbewohner in ihre H?user zur?ck. „Ist dir klar, wie dumm du da warst, n?rrischer Junge?“, fuhr Thors Vater ihn an und packte ihn an den Schultern. „Ist dir klar, dass du die Chancen deiner Br?der h?ttest zunichte machen k?nnen?“ Thor stie? seines Vaters H?nde grob von sich weg, und sein Vater holte aus und schlug ihm den Handr?cken quer ?bers Gesicht. Thor f?hlte den stechenden Schmerz und starrte seinen Vater w?tend an. Zum allerersten Mal wollte ein Teil von ihm zur?ckschlagen. Aber er beherrschte sich. „Und jetzt geh und hol mir meine Schafe zur?ck. Sofort! Und wenn du wieder da bist, erwarte blo? keine Mahlzeit von mir. Du wirst deine Mahlzeit heute Abend auslassen und dar?ber nachdenken, was du getan hast.“ „Vielleicht komme ich erst gar nicht zur?ck!“, schrie Thor, als er sich umdrehte und davonst?rmte, weg von zuhause, in die H?gel. „Thor!“, schrie sein Vater, und einige Dorfbewohner blieben stehen und schauten. Thor fing zu laufen an, dann zu rennen—er wollte so weit wie es nur irgendwie ging von diesem Ort weg. Ihm fiel kaum auf, dass er weinte, sein Gesicht von Tr?nen ?berflutet wurde, nun, da jeder Traum, den er je gehabt hatte, in Scherben lag. KAPITEL ZWEI Thor wanderte stundenlang in den H?geln herum, brodelnd vor Wut, bis er schlie?lich einen H?gel fand, auf dem er sich, H?nde ?ber den Beinen verschr?nkt, hinsetzte und auf den Horizont hinaus blickte. Er sah zu, wie die Kutschen verschwanden, w?hrend die Staubwolken noch stundenlang in der Luft h?ngen blieben. Ein weiteres Mal w?rden sie nicht hierher kommen. Er war also dazu bestimmt, hier in diesem Dorf zu bleiben und noch viele Jahre auf eine neue Chance zu warten—falls sie ?berhaupt je wiederkommen w?rden. Falls sein Vater es je erlauben w?rde. Jetzt war er mit seinem Vater alleine im Haus, und sein Vater w?rde seinen Unmut mit Gewissheit in vollem Umfang an ihm auslassen. Er w?rde weiterhin der Lakai seines Vaters bleiben, die Jahre w?rden vergehen, und er w?rde genauso enden wie er, hier festsitzen, ein unbedeutendes Leben mit niederer Arbeit verbringen—w?hrend seine Br?der Ruhm und Ehre erwarben. Er brannte innerlich vor Emp?rung ?ber diese gesamte Angelegenheit: das war nicht das Leben, das f?r ihn bestimmt war. Das wusste er einfach. Thor zermarterte sich das Hirn nach Ideen, was er tun k?nnte; irgendeinen Weg, die Dinge zu ?ndern. Aber da war nichts. Dies waren die Karten, die ihm das Leben zugespielt hatte. Nach stundenlangem Dasitzen gab er sich schlie?lich geschlagen, stand auf und bahnte sich seinen Weg zur?ck ?ber die vertrauten H?gel, h?her und h?her hinauf. Unweigerlich zog es ihn zu seiner Schafherde zur?ck auf die hohe Kuppe. W?hrend er so wanderte, sank die erste Sonne im Himmel tiefer und die zweite erreichte ihren h?chsten Punkt, einen gr?nlichen Schimmer ?ber die Landschaft legend. Thor spazierte ohne Eile dahin. Gedankenverloren zog er seine Steinschleuder von der H?fte, deren Ledergriff durch jahrelangen Gebrauch gut abgegriffen war. Er langte in den Beutel, den er an der H?fte trug, und f?hlte sich durch seine Sammlung von Steinen, einer glatter als der andere, von den feinsten Bachufern von Hand verlesen. Manchmal schoss er auf V?gel, manchmal auf Nagetiere. Es war eine Angewohnheit, die ihm ?ber die Jahre in Fleisch und Blut ?bergegangen war. Zu Beginn hatte er noch an allem vorbeigeschossen. Dann traf er erstmals ein bewegtes Ziel; seitdem hatte er nie wieder ein Ziel verfehlt. Das Schie?en mit der Steinschleuder war inzwischen zu einem Teil von ihm geworden—und es half ihm, etwas von seiner Wut abzubauen. Seine Br?der konnten vielleicht mit einem Schwerthieb einen Baumstamm durchschlagen—aber sie w?rden niemals einen Vogel im Flug mit einem Stein erwischen. Gedankenlos legte Thor einen Stein in die Schleuder, zog mit all seiner Kraft und schoss, w?hrend er sich in Gedanken ausmalte, er w?rde ihn auf seinen Vater schleudern. Er traf den Ast eines weit entfernten Baumes und brach ihn sauber ab. Seit er einmal festgestellt hatte, dass seine Sch?sse auf sich bewegende Tiere diese t?ten konnten, zielte er nicht mehr auf Lebewesen, erschrocken vor seiner eigenen Kraft und nicht gewillt, Leid zuzuf?gen; nun waren ?ste seine Opfer. Au?er nat?rlich, ein Fuchs hatte es auf seine Herde abgesehen; auf Dauer hatten sie gelernt, sich fernzuhalten. Thors Schafe waren demnach die sichersten im Dorf. Thor dachte an seine Br?der, wo sie wohl gerade waren, und brodelte. Nach einem Tagesritt w?rden sie in K?nigshof angekommen sein. Er konnte es sich bildlich vorstellen. Er sah sie vor sich, wie sie unter gro?er Fanfare ankamen, von Leuten in ihren feinsten Kleidern begr??t wurden. Von Kriegern; Silbernen. Sie w?rden eingeschrieben werden, einen Schlafplatz in der Legionskaserne zugewiesen bekommen, einen Trainingsplatz in den Feldern des K?nigs, die feinsten Waffen. Jeder von ihnen w?rde einem ber?hmten Ritter als Knappe zugewiesen werden. Eines Tages w?rden sie selbst Ritter sein, ihr eigenes Pferd erhalten, ihr eigenes Wappen, und selbst Knappen haben. Sie w?rden an allen Festivit?ten teilnehmen und an der Tafel des K?nigs speisen. Es war ein Leben wie aus einem Traum. Und es war ihm durch die Finger geglitten. Thor wurde richtig schlecht, und er zwang sich, nicht mehr an all das zu denken. Aber es gelang ihm nicht. Ein Teil von ihm, ganz tief vergraben, schrie ihm unentwegt zu. Er befahl ihm, nicht aufzugeben; bestand darauf, dass er ein h?heres Schicksal hatte als das hier. Er wusste zwar nicht, was genau es sein sollte, aber er wusste: hier war es nicht. Er konnte sp?ren, dass er anders war. Vielleicht sogar etwas Besonderes. Dass niemand ihn verstand. Und dass sie alle ihn untersch?tzten. Thor erreichte die h?chste Kuppe und konnte seine Herde sehen. Gut erzogen, wie sie waren, standen sie immer noch alle beieinander, zufrieden an jedem Grashalm kauend, den sie finden konnten. Er z?hlte sie durch, nach den roten Markierungen Ausschau haltend, die er auf ihren R?cken angebracht hatte. Als er fertig war, erstarrte er. Ein Schaf fehlte. Er z?hlte noch einmal durch, und noch einmal. Er konnte es nicht glauben: eines war verschwunden. Thor hatte noch nie ein Schaf verloren, und sein Vater w?rde ihn diesen Vorfall nie vergessen lassen. Schlimmer noch, er konnte den Gedanken daran nicht ausstehen, dass eines seiner Schafe alleine und verlassen der Wildnis ausgesetzt war. Er ertrug es nicht, unschuldige Wesen jeder Art leiden zu sehen. Thor eilte auf den h?chsten Punkt der Kuppe und suchte den Horizont ab, bis er es weitab, einige H?gel entfernt sehen konnte: das verlorene Schaf mit der roten Markierung am R?cken. Es war das Wilde in der Herde. Sein Herz sank, als er feststellte, dass das Schaf nicht nur davongelaufen, sondern ausgerechnet nach Westen gelaufen war, Richtung Schattwald. Thor schluckte. Schattwald war verboten—nicht nur f?r Schafe, sondern f?r Menschen. Es lag au?erhalb der Dorfgrenze, und solange er schon laufen konnte, wusste Thor, dass er dort nicht hin durfte. Daran hatte er sich auch gehalten. Legenden besagten, dass es den sicheren Tod bedeuten w?rde, dort hinzugehen, in die W?lder ohne markierte Pfade und voller wilder Tiere. Thor blickte zum Himmel hinauf, der bereits d?mmrig wurde, und rang mit sich selbst. Er konnte sein Schaf nicht im Stich lassen. Er glaubte, wenn er schnell w?re, k?nnte er es noch rechtzeitig zur?ckholen. Nach einem letzten Blick zur?ck fuhr er herum und verfiel in einen schnellen Lauf Richtung Westen, nach Schattwald, ?ber dem sich dichte Wolken zusammenzogen. Er hatte ein ungutes Gef?hl, doch seine Beine trugen ihn scheinbar wie von selbst. Er sp?rte, dass es kein Zur?ck mehr gab, selbst wenn er gewollt h?tte. Es war, als w?rde er in einen Alptraum hineinlaufen. * Thor preschte ohne zu z?gern die H?gelkette hinunter, unter das dichte Bl?tterdach von Schattwald hinein. Der Pfad endete, wo der Wald begann, und er betrat unmarkiertes Gebiet. Sommerbl?tter knirschten unter seinen F??en. Von dem Moment an, als er den Wald betrat, war er in Dunkelheit geh?llt; das Licht verschleiert von den Fichten, die hoch ?ber ihn aufragten. Es war hier drin auch k?lter, und als er ?ber die Grenze trat, f?hlte er ein Fr?steln. Es kam nicht nur von der Dunkelheit oder der K?lte—es kam von etwas anderem. Etwas, das er nicht benennen konnte. Es war ein Gef?hl, als w?rde er...beobachtet werden. Thor blickte hinauf zu den uralten ?sten, knorrig, dicker als er selbst, die sich im Wind bewegten und ?chzten. Er hatte kaum f?nfzig Schritte in den Wald hinein getan, als er sonderbare Tierlaute h?rte. Er drehte sich zur?ck und konnte kaum die Stelle erkennen, an der er hereingekommen war; er f?hlte sich jetzt schon, als w?rde es keinen Weg hinaus geben. Er z?gerte. Schattwald lag immer schon am ?u?ersten Rand des Dorfes, aber ebenso am ?u?ersten Rand von Thors Bewusstsein, als etwas Tiefes, Geheimnisvolles. Kein Hirte, der je ein Schaf an den Wald verloren hatte, hatte es je gewagt, ihm nachzugehen. Auch nicht sein Vater. Die Geschichten ?ber diesen Ort waren zu dunkel, zu best?ndig. Aber irgendetwas war an diesem Tag anders; brachte Thor dazu, dass es ihn nicht mehr bek?mmerte, dass er die Vorsicht in den Wind schoss. Ein Teil von ihm wollte Grenzen austesten, so weit von zuhause fortgehen wie m?glich, und es zulassen, dass das Leben ihn hinf?hrte, wo es wollte. Er wagte sich weiter vor, dann hielt er an, unsicher, wohin er gehen musste. Er fand geknickte Zweige—Anzeichen daf?r, dass sein Schaf hier vorbeigekommen sein musste—und er folgte dieser Richtung. Nach einer Weile wechselte er die Richtung erneut. Bevor eine Stunde vergangen war, hatte er sich hoffnungslos verlaufen. Er versuchte, die Richtung zu finden, aus der er gekommen war—aber er war sich nicht mehr sicher. Ein mulmiges Gef?hl breitete sich in seinem Magen aus, doch seiner Ansicht nach gab es nur einen Weg hier raus, und zwar vorw?rts; und so zog er weiter. In der Ferne erblickte Thor eine S?ule aus Sonnenlicht und bahnte sich einen Weg darauf zu. Er fand sich vor einer kleinen Lichtung wieder und blieb an ihrem Rande wie angewurzelt stehen: Er konnte nicht glauben, was er da vor sich sah. Da, mit dem R?cken zu Thor, in eine lange, blaue Robe aus Satin geh?llt, stand ein Mann. Nein—kein Mann, das konnte Thor von weitem sp?ren. Er war etwas anderes. Ein Druide vielleicht. Er stand gro? und aufrecht da, den Kopf mit einer Kapuze bedeckt, v?llig still, als w?rde ihn nichts in der Welt bek?mmern. Thor stand da und wusste nicht, was er tun sollte. Er hatte von Druiden geh?rt, aber noch nie war er einem begegnet. Den Verzierungen an seiner Robe, den aufw?ndig gearbeiteten goldenen Bord?ren zufolge, war dies kein einfacher Druide: dies waren k?nigliche Abzeichen. Vom Hof des K?nigs selbst. Thor konnte es nicht begreifen. Was machte ein k?niglicher Druide hier? Nach einer gef?hlten Ewigkeit drehte sich der Druide langsam um und sah ihn an, und Thor erkannte das Gesicht sofort. Es verschlug ihm den Atem. Dies war eines der bekanntesten Gesichter im K?nigreich: der Leibdruide des K?nigs. Argon, seit Jahrhunderten schon Ratgeber der K?nige des Westlichen K?nigreichs. Was er hier, weitab vom k?niglichen Hof, mitten in Schattwald suchte, war ein R?tsel. Thor fragte sich, ob er es sich nur einbildete. „Deine Augen t?uschen dich nicht“, sprach Argon, seinen festen Blick direkt auf Thor gerichtet. Seine Stimme war tief, uralt, als ob die B?ume selbst sprechen w?rden. Seine gro?en, durchscheinenden Augen schienen Thor zu durchleuchten, ihn zu messen. Er f?hlte eine immense Energie von ihm ausgehen—als w?rde er im Angesicht der Sonne stehen. Thor fiel sofort auf ein Knie und beugte den Kopf. „Mein Herr“, sagte er. „Es tut mir leid, Euch gest?rt zu haben.“ Ein Mangel an Respekt gegen?ber einem k?niglichen Ratgeber w?rde zu Gefangenschaft oder Tod f?hren. Das war Thor von Geburt an eingesch?rft worden. „Steh auf, Kind“, sprach Argon. „Wenn ich wollte, dass du kniest, h?tte ich es dir gesagt.“ Thor stand langsam auf und blickte ihn an. Argon trat einige Schritte n?her. Er stand da und starrte ihn an, bis es Thor langsam unangenehm wurde. „Du hast die Augen deiner Mutter“, sprach Argon. Das traf Thor unvorbereitet. Er hatte seine Mutter nie kennengelernt und war au?er seinem Vater nie jemandem begegnet, der sie gekannt hatte. Man hatte ihm gesagt, sie w?re bei seiner Geburt gestorben; etwas, wof?r Thor sich stets schuldig gef?hlt hatte. Er hatte immer den Verdacht gehabt, dass dies der Grund war, warum seine Familie ihn nicht leiden konnte. „Ihr m?sst mich mit jemandem verwechseln“, sagte Thor. „Ich habe keine Mutter.“ „Hast du nicht?“, fragte Argon l?chelnd. „Du wurdest von einem Mann allein zur Welt gebracht?“ „Ich wollte sagen, Herr, dass meine Mutter bei der Geburt starb. Ich denke, Ihr verwechselt mich.“ „Du bist Thorgrin vom Clan der McLeod. Der J?ngste von vier Br?dern. Der eine, der nicht ausgew?hlt wurde.“ Thors Augen ?ffneten sich weit. Er wusste kaum, was er davon halten sollte. Dass jemand von Argons Stand wissen konnte, wer er war—das war mehr, als er begreifen konnte. Er konnte sich nicht einmal vorstellen, dass ihn irgendjemand au?erhalb des Dorfs kannte. „Woher...wisst Ihr das?“ Argon l?chelte zur?ck, antwortete aber nicht. Thor war pl?tzlich von Neugier erf?llt. „Woher...“, f?gte Thor hinzu, nach Worten ringend, „...woher kennt Ihr meine Mutter? Kanntet Ihr sie? Wer war sie?“ Argon wandte sich ab und ging davon. „Fragen f?r ein andermal“, sprach er. Thor sah ihm verwirrt nach. Es war eine ?u?erst verwirrende und r?tselhafte Begegnung, und alles ging so schnell. Er beschloss, dass er Argon nicht einfach gehen lassen konnte, und eilte ihm nach. „Was macht Ihr hier?“, fragte Thor, ihm nacheilend. Argon bewegte sich mit seinem Stab, einem uralten Ding aus Elfenbein, tr?gerisch schnell. „Ihr habt doch bestimmt nicht auf mich gewartet, oder?“ „Auf wen sonst?“, frage Argon. Thor musste sich beeilen, mit ihm mitzuhalten, und folgte ihm in den Wald hinein, die Lichtung hinter sich zur?cklassend. „Aber warum ich? Woher wusstet Ihr, dass ich hier sein w?rde? Was w?nscht Ihr von mir?“ „So viele Fragen“, sprach Argon. „Du f?llst die Luft. Du solltest lieber zuh?ren.“ Thor folgte ihm, w?hrend sie weiter durch den dichten Wald zogen, und tat sein Bestes, still zu bleiben. „Du kommst auf der Suche nach einem verlorenen Schaf hierher“, stellte Argon fest. „Ein edles Vorhaben. Doch du verschwendest deine Zeit. Sie wird nicht ?berleben.“ Thors Augen ?ffneten sich weit. „Woher wisst Ihr das?“ „Ich kenne Welten, die du niemals kennen wirst, Junge. Zumindest jetzt noch nicht.“ Thor wunderte sich, w?hrend er ihm hinterher wanderte. „Doch du willst nicht zuh?ren. Das ist deine Natur. Dickk?pfig. Wie deine Mutter. Du wirst deinem Schaf nachgehen, fest entschlossen, sie zu retten.“ Thor err?tete dar?ber, wie Argon seine Gedanken las. „Du bist ein temperamentvoller Junge“, f?gte er hinzu. „Willensstark. Zu stolz. Positive Z?ge. Doch eines Tages k?nnten sie dein Untergang sein.“ Argon stieg langsam eine moosbedeckte Anh?he hinauf, Thor hinterher. „Du m?chtest der Legion des K?nigs beitreten“, sprach Argon. „Ja!“, antwortete Thor aufgeregt. „Gibt es irgendeinen Weg f?r mich? K?nnt Ihr das erm?glichen?“ Argon lachte, ein tiefer, hohler Laut, der Thor einen Schauer ?ber den R?cken jagte. „Ich kann alles und nichts erm?glichen. Dein Schicksal ist bereits geschrieben. Doch liegt es an dir, es zu w?hlen.“ Thor verstand nicht. Sie erreichten den Gipfel der Anh?he, und als sie oben waren, blieb Argon stehen und sah ihn an. Thor stand nur wenige Fu? entfernt, und Argons Energie brannte durch ihn. „Dein Schicksal ist von Bedeutung“, sprach er. „Gib es nicht auf“. Thors Augen weiteten sich. Sein Schicksal? Von Bedeutung? Er f?hlte, wie ihn eine Welle an Stolz ergriff. „Ich verstehe nicht. Ihr sprecht in R?tseln. Ich bitte Euch, erz?hlt mir mehr.“ Pl?tzlich war Argon verschwunden. Thor konnte es kaum glauben. Er blickte sich in alle Richtungen um, horchte, wunderte sich. Hatte er sich das alles nur eingebildet? War es eine Art Trugbild? Thor drehte sich herum und untersuchte den Wald; von seinem Blickpunkt oben auf der Anh?he aus konnte er weiter sehen als zuvor. W?hrend er sich umsah, bemerkte er Bewegung in der Ferne. Er h?rte ein Ger?usch und war sich sicher, dass es sein Schaf war. Er stolperte die moosbewachsene Anh?he hinunter und eilte in Richtung des Ger?uschs, zur?ck durch den Wald. W?hrend er lief, konnte er seine Begegnung mit Argon nicht absch?tteln. Er konnte kaum begreifen, dass sie stattgefunden hatte. Was machte der Druide des K?nigs ausgerechnet an diesem Ort? Er hatte auf ihn gewartet. Aber warum? Und was hatte er gemeint, sein Schicksal? Je mehr Thor versuchte, es zu entwirren, umso weniger verstand er es. Argon hatte ihn einerseits gewarnt, nicht weiterzugehen, und ihn zugleich verleitet, es doch zu tun. W?hrend er lief, sp?rte Thor eine wachsende Vorahnung, als ob etwas Bedeutungsschweres bevorstehen w?rde. Er bog um einen Baum und blieb wie erstarrt stehen, als er den Anblick vor ihm sah. Seine schlimmsten Alptr?ume wurden in einem einzigen Augenblick best?tigt. Die Haare standen ihm zu Berge und ihm wurde klar, dass es ein schwerer Fehler gewesen war, so tief nach Schattwald vorzudringen. Ihm gegen?ber, gerade drei?ig Schritte entfernt, stand ein Sybold. Schwerf?llig, muskelbepackt, auf allen Vieren beinahe so gro? wie ein Pferd, war dies das meistgef?rchtete Tier in Schattwald, wenn nicht gar im gesamten K?nigreich. Thor hatte noch nie einen gesehen, aber die Legenden hatte er geh?rt. Er ?hnelte einem L?wen, war jedoch gr??er, breiter, sein Fell ein tiefes Scharlachrot und seine Augen leuchtend gelb. Der Legende nach kam seine scharlachrote Farbe vom Blut unschuldiger Kinder. Thor hatte in seinem Leben erst von wenigen Sichtungen dieses Ungeheuers geh?rt, und selbst die wurden nicht als besonders glaubw?rdig angesehen. Das lag wohl daran, dass niemand je eine Begegnung tats?chlich ?berlebt hatte. Manche betrachteten den Sybold als den Gott der W?lder, und als ein Omen. Wof?r er ein Omen sein sollte, davon hatte Thor keine Ahnung. Er machte einen vorsichtigen Schritt zur?ck. Der Sybold stand da, sein riesiges Maul halb ge?ffnet; von seinen Fangz?hnen tropfte der Speichel, und er starrte Thor mit seinen gelben Augen an. In seinem Maul hing, schreiend und mit baumelndem Kopf, Thors verlorenes Schaf, sein K?rper zur H?lfte von den Fangz?hnen durchsto?en. Es war so gut wie tot. Der Sybald schien das T?ten seiner Beute zu genie?en, lie? sich Zeit; es schien, als w?rde es ihm Spa? machen, es zu qu?len. Thor konnte die Schreie nicht ertragen. Das Schaf zappelte hilflos herum, und er f?hlte sich verantwortlich. Thors erster Impuls war, sich umzudrehen und davonzulaufen; doch er wusste jetzt schon, dass es aussichtslos war. Dieses Ungeheuer konnte alles einholen. Davonlaufen w?rde es blo? ermutigen. Und er konnte sein Schaf nicht auf diese Weise sterben lassen. Er stand da, vor Angst halb gel?hmt, und wusste, er musste irgendetwas unternehmen. Seine Reflexe setzten ein. Langsam griff er in seinen Beutel, holte einen Stein heraus und legte ihn in die Schleuder. Mit zitternder Hand zog er an, machte einen Schritt nach vorne und schoss. Der Stein segelte durch die Luft und traf sein Ziel. Der Schuss sa? perfekt. Er traf das Schaf ins Auge und fuhr ihm direkt durchs Gehirn. Das Schaf erschlaffte. Tot. Thor hatte diesem Tier sein Leiden erspart. Der Sybold blickte erz?rnt um sich, w?tend, dass Thor sein Spielzeug get?tet hatte. Langsam ?ffnete er seine immensen Kiefer und lie? das Schaf herausfallen. Mit einem dumpfen Schlag landete es am Waldboden. Dann richtete er seine Augen auf Thor. Er knurrte, ein tiefer, b?sartiger Laut, der aus seinem Bauch heraus grollte. Als er langsam auf ihn zupirschte, legte Thor mit rasendem Herzen den n?chsten Stein in seine Schleuder, holte aus, und bereitete den n?chsten Schuss vor. Der Sybold st?rmte auf ihn zu, schneller als alles, was Thor in seinem Leben je gesehen hatte. Thor trat vor und schoss den Stein, betete, dass er treffen w?rde, wohl wissend, dass er keine Zeit f?r einen weiteren Schuss h?tte, bevor das Tier ihn erreichte. Der Stein traf das Ungeheuer genau ins rechte Auge und schlug es aus seinem Kopf. Es war ein grandioser Schuss; ein geringeres Tier h?tte er in die Knie gezwungen. Doch dies war kein geringeres Tier. Das Ungeheuer war nicht aufzuhalten. Es kreischte ?ber die Verletzung, wurde aber nicht einmal langsamer. Auch mit nur einem Auge, auch mit einem Stein in seinem Gehirn, st?rmte es ungebremst und blindw?tig auf Thor zu. Es gab nichts, was Thor tun konnte. Einen Augenblick sp?ter hatte ihn das Ungeheuer erreicht. Es holte mit seiner riesigen Klaue aus und zog sie ihm ?ber die Schulter. Thor schrie auf und fiel hin. Es f?hlte sich an, als w?rden drei Messer durch sein Fleisch schneiden. Sofort quoll hei?es Blut daraus hervor. Das Ungeheuer dr?ckte ihn mit allen Vieren zu Boden. Sein Gewicht war enorm, als w?rde ein Elefant auf seiner Brust stehen. Thor konnte sp?ren, wie sein Brustkorb zerdr?ckt wurde. Das Ungeheuer warf den Kopf zur?ck, riss sein Maul weit auf, entbl??te dabei seine Fangz?hne und senkte sie langsam zu Thors Hals hinunter. W?hrend es n?herkam, streckte Thor die Arme hoch und packte es am Hals; es war, als w?rde er reinsten Muskel packen. Thor konnte seinen Griff kaum halten. Als die Hauer sich immer n?her senkten, fingen seine Arme zu zittern an. Er f?hlte den hei?en Atem im ganzen Gesicht, f?hlte, wie Speichel auf seinen Hals tropfte. Ein Grollen ert?nte tief aus der Brust des Tieres und brannte sich in Thors Ohren. Er wusste, er w?rde sterben. Thor schloss die Augen. Bitte, oh Gott. Gib mir Kraft. Hilf mir, diese Kreatur zu bek?mpfen. Bitte. Ich flehe dich an. Ich tue alles, was du verlangst. Ich werde hoch in deiner Schuld stehen. Und dann passierte etwas. Thor f?hlte eine enorme Hitze in seinem K?rper aufsteigen, durch seine Adern schie?en, wie ein Kraftfeld, das ihn durchfloss. Er ?ffnete seine Augen und sah etwas Verbl?ffendes: aus seinen Handfl?chen strahlte ein gelbes Licht, und als er sie zur?ck in den Hals des Ungeheuers dr?ckte, war er unglaublicherweise stark genug, es in Schach zu halten. Thor dr?ckte fester, bis er das Untier tats?chlich von sich dr?ckte. Seine Kraft wuchs immer weiter und er f?hlte sich wie eine Kanonenkugel aus Energie. Einen Augenblick sp?ter flog das Untier durch die Luft—Thor hatte es gute zehn Fu? weit geworfen. Es landete auf dem R?cken. Thor setzte sich auf; er verstand nicht, was gerade passiert war. Das Ungeheuer kam wieder auf die Beine. Blind vor Wut griff es erneut an—doch diesmal f?hlte Thor sich ver?ndert. Die Energie durchfloss ihn; er f?hlte sich m?chtiger, als er je zuvor gewesen war. Als das Ungeheuer auf ihn springen wollte, ging Thor in die Hocke, packte es am Bauch und warf es mit seinem eigenen Schwung weiter. Das Ungeheuer flog ein St?ck durch den Wald, krachte gegen einen Baum und brach am Boden zusammen. Thor blickte sich staunend um. Hatte er gerade einen Sybold geworfen? Das Ungeheuer blinzelte zweimal, dann richtete es seinen Blick auf Thor. Es griff erneut an. Diesmal packte Thor das Ungeheuer im Sprung an der Kehle. Beide gingen zu Boden, das Ungeheuer kam auf Thor zu liegen. Doch Thor rollte weiter, bis er auf dem Tier sa?. Er hatte es fest am Hals gepackt, w?rgte es mit beiden H?nde, w?hrend das Untier immer wieder versuchte, den Kopf zu heben und ihn mit seinen Fangz?hnen zu erwischen. Es verfehlte ihn knapp. Thor, von neuer Kraft erf?llt, grub seine H?nde fester in den Sybold-Hals und lie? nicht locker. Er lie? die Energie frei durch sich hindurchflie?en. Und schon bald f?hlte er sich wundersamerweise st?rker als das Ungeheuer. Er war auf dem besten Weg, den Sybold zu erw?rgen. Schlie?lich erschlaffte das Ungeheuer. Erst nach einer weiteren vollen Minute lie? Thor los. Langsam und au?er Atem stand er auf, starrte v?llig erstaunt hinunter, und hielt sich den verletzten Arm. Er konnte nicht glauben, was gerade geschehen war. Hatte er, Thor, gerade einen Sybold get?tet? Er glaubte, dass dies ein Zeichen war—gerade heute, dem Tag aller Tage. Er sp?rte, dass gerade etwas Bedeutendes geschehen war. Gerade eben hatte er das ber?chtigtste und meistgef?rchtete Ungeheuer seines K?nigreichs get?tet. Im Alleingang. Ohne Waffen. Es schien unwirklich. Niemand w?rde es ihm glauben. So stand er ersch?ttert da und wunderte sich, welche Kraft da ?ber ihn gekommen war, was dies bedeutete, wer er wirklich war. Die einzigen Menschen, die solche Kr?fte bekanntlich besa?en, waren Druiden. Doch waren sein Vater und seine Mutter keine Druiden, also konnte er keiner sein. Oder konnte er das? Thor sp?rte pl?tzlich eine Anwesenheit hinter ihm, wirbelte herum und fand Argon, der da stand und auf das Tier hinunterblickte. „Wie kommt Ihr hierher?“, fragte Thor verbl?fft. Argon ignorierte ihn. „Habt Ihr gesehen, was passiert ist?“, fragte Thor, der es selbst noch nicht ganz glaubte. „Ich wei? nicht, wie ich das gemacht habe.“ „Und doch wei?t du es“, antwortete Argon. „Tief drinnen wei?t du es. Du bist anders als die anderen.“ „Es war wie...eine Flut an Energie“, sagte Thor. „Wie eine St?rke, von der ich nicht wusste, dass ich sie hatte“. „Das Energie-Feld“, sagte Argon. „Der Tag wird kommen, an dem du es wohl kennen wirst. Vielleicht lernst du gar, es zu kontrollieren.“ Thor hielt sich seine Schulter; der Schmerz war unertr?glich. Er sah hinunter und fand seine Hand blut?berstr?mt. Er f?hlte sich schwindlig und machte sich Sorgen, was passieren w?rde, wenn die Wunde nicht versorgt w?rde. Argon trat drei Schritte vor, packte Thors freie Hand und dr?ckte sie fest auf die Wunde. Er hielt sie dort fest, lehnte sich zur?ck und schloss die Augen. Thor sp?rte, wie ein Gef?hl der W?rme durch seinen Arm floss. In Sekunden trocknete das klebrige Blut auf seiner Hand und er konnte f?hlen, wie der Schmerz langsam nachlie?. Er sah hinunter und konnte es nicht glauben: er war geheilt. Was ?brig blieb, waren drei Narben, wo die Krallen ihn geschnitten hatten—doch sie sahen aus, als w?ren sie mehrere Tage alt. Sie waren zugewachsen. Da war kein Blut mehr. Thor blickte Argon staunend an. „Wie habt Ihr das gemacht?“, fragte er. Argon l?chelte. „Ich, gar nicht. Du hast das gemacht. Ich habe deiner Kraft nur die Richtung gewiesen.“ „Aber ich habe keine Heilkr?fte“, antwortete Thor verdutzt. „Nicht?“, erwiderte Argon. „Ich verstehe nicht. Nichts von all dem ergibt irgendeinen Sinn“, sagte Thor mit wachsender Ungeduld. „Ich bitte Euch, erkl?rt es mir.“ Argon blickte zur Seite. „Manche Dinge musst du mit der Zeit lernen.“ Thor fiel etwas ein. „Hei?t das, ich kann mich der Legion des K?nigs anschlie?en?“, fragte er aufgeregt. „Wenn ich einen Sybold t?ten kann, werde ich mich doch bestimmt den anderen Jungen gegen?ber behaupten k?nnen.“ „Nat?rlich kannst du das“, antwortete er. „Aber sie haben meine Br?der ausgew?hlt—mich haben sie nicht ausgew?hlt.“ „Deine Br?der h?tten dieses Ungeheuer nicht t?ten k?nnen.“ Thor starrte zur?ck und dachte nach. „Aber sie haben mich bereits abgewiesen. Wie kann ich ihnen noch beitreten?“ „Seit wann braucht ein Krieger eine Einladung?“, fragte Argon. Seine Worte hinterlie?en einen tiefen Eindruck. Thor f?hlte, wie sein ganzer K?rper warm wurde. „Meint Ihr damit, ich soll einfach auftauchen? Uneingeladen?“ Argon l?chelte. „Du erschaffst dein Schicksal. Andere k?nnen das nicht.“ Thor blinzelte—und einen Augenblick sp?ter war Argon verschwunden. Thor konnte es nicht glauben. Er drehte sich in alle Richtungen und durchsuchte den Wald, doch er fand keine Spur von ihm. „Hier dr?ben!“, ert?nte eine Stimme. Thor fuhr herum und sah einen riesigen Felsbrocken vor sich stehen. Er glaubte, dass die Stimme von oben gekommen war, und kletterte sofort hinauf. Zu seiner Verwunderung fand er oben von Argon keine Spur. Von diesem Aussichtspunkt aus konnte er jedoch ?ber die Wipfel von Schattwald sehen. Er konnte sehen, wo Schattwald endete, sah die zweite Sonne in einem dunklen Gr?n untergehen und dahinter die Stra?e, die nach K?nigshof f?hrte. „Die Stra?e wartet nur auf dich“, erklang die Stimme. „Wenn du es wagst.“ Thor wirbelte herum, konnte aber nichts sehen. Es war nur eine Stimme, die wie ein Echo widerhallte. Doch er wusste, dass Argon irgendwo da drau?en war und ihn aufstachelte. Und er sp?rte tief in seinem Inneren, dass er recht hatte. Ohne einen weiteren Augenblick zu z?gern, kletterte Thor vom Felsen und machte sich auf den Weg durch den Wald und auf die Stra?e. Seinem Schicksal entgegen. KAPITEL DREI K?nig MacGil—wohlbeleibt, mit breiter Brust, einem von zu viel Grau durchzogenen Bart und dazu passendem, langem Haar, und einer breiten Stirn, die von zu vielen Schlachten zerfurcht war—stand mit seiner K?nigin auf der oberen Brustwehr seiner Burg und sah dem Aufleben der Festlichkeiten des heutigen Tages zu. Sein k?niglicher Grund und Boden erstreckte sich vor ihm in all seiner Pracht, so weit das Auge reichte; eine bl?hende Stadt, von alten steinernen Befestigungsanlagen ummauert. K?nigshof. Untereinander durch ein Labyrinth an verwinkelten Stra?en verbunden standen steinerne Bauten jeglicher Form und Gr??e—f?r die Krieger, die F?rsorger, die Pferde, die Silbernen, die Legion, die Wache, die Kaserne, das Waffenlager, die R?stkammer—und zwischen ihnen hunderte Behausungen f?r die Vielzahl seiner Untertanen, die sich f?r ein Leben innerhalb der Stadtmauern entschieden hatten. Dazwischen erstreckten sich viele Hektar Grasfl?chen, k?nigliche G?rten, steinges?umte Pl?tze, sprudelnde Brunnen. K?nigshof wurde schon seit Jahrhunderten fortlaufenden Verbesserungsarbeiten unterzogen, durch seinen Vater, und dessen Vater zuvor—und hatte nun den Gipfel seiner Pracht erreicht. Ohne Zweifel war es die sicherste Hochburg im Westlichen K?nigreich des Rings geworden. MacGil war mit den besten und treuesten Kriegern gesegnet, die je ein K?nig gesehen hatte, und zu seinen Lebzeiten hatte noch niemand einen Angriff gewagt. Als der siebte MacGil auf dem Thron hatte er diesen w?hrend der zwei-und-drei?ig Jahre seiner Herrschaft gut gehalten, war ein guter und weiser K?nig gewesen. Das Land hatte unter seiner Herrschaft gro?es Wachstum erfahren, er hatte die Gr??e seiner Armee verdoppelt, seine St?dte ausgebaut, seinem Volk Wohlstand beschert, und nicht eine Beschwerde war unter seinem Volk zu h?ren. Er war bekannt als der gro?z?gige K?nig, und nie zuvor hatte es eine Zeit von solchem Wohlstand und Frieden gegeben als die, seitdem er den Thron bestiegen hatte. Und gerade das war widerspr?chlicherweise der Grund, warum MacGil des N?chtens wach lag. Denn MacGil wusste, wie die Geschichte verlief: in s?mtlichen Zeitaltern hatte es noch nie einen so langen Zeitraum ohne Krieg gegeben. Er fragte sich nicht l?nger, ob ein Angriff kommen w?rde—sondern wann. Und von wem. Die gr??te Gefahr drohte nat?rlich von au?erhalb des Rings, von jenem Imperium unzivilisierter Wilder, das die au?erhalb gelegenen Wildlande beherrschte und alle V?lker au?erhalb des Rings, ?ber dem Canyon, unterworfen hatte. F?r MacGil und die sieben Generationen vor ihm hatten die Wildlande nie eine direkte Bedrohung dargestellt: dank der einzigartigen Geografie seines K?nigreichs, das geformt wie ein vollkommener Kreis—ein Ring—vom Rest der Welt durch einen tiefen Canyon von einer Meile Breite getrennt war, und dazu gesch?tzt war von einem Energie-Schild, das seit der Zeit des ersten MacGil aktiv war, hatten sie von den Wildlanden nicht viel zu bef?rchten. Die wilden V?lker hatten viele Male versucht, anzugreifen, das Schild zu durchdringen, den Canyon zu ?berqueren; nicht einmal waren sie erfolgreich gewesen. Solange er und sein Volk innerhalb des Rings blieben, gab es keine Bedrohung von au?en. Das bedeute jedoch nicht, dass es keine Bedrohung von innen gab. Und das war es, was MacGil in letzter Zeit den Schlaf raubte. Das war auch der wahre Hintergrund der Festlichkeiten an diesem Tag: die Verm?hlung seiner ?ltesten Tochter. Eine Verm?hlung, die speziell daf?r arrangiert worden war, seine Feinde zu bes?nftigen, den zerbrechlichen Frieden zwischen dem ?stlichen und dem Westlichen K?nigreich des Rings zu erhalten. Zwar ma? der Ring gute f?nfhundert Meilen in jede Richtung, doch war er in der Mitte durch einen Gebirgszug geteilt. Die Hochlande. Auf der anderen Seite der Hochlande lag das ?stliche K?nigreich, welches die zweite H?lfte des Rings beherrschte. Und dieses K?nigreich, seit Jahrhunderten regiert von ihren Rivalen, den McClouds, hatte schon immer versucht, seinen zerbrechlichen Waffenstillstand mit den MacGils zu zerschmettern. Die McClouds waren ein unzufriedener Schlag, uneins mit ihrem Schicksal, davon ?berzeugt, ihre Seite des K?nigreichs l?ge auf weniger fruchtbarem Boden. Sie fochten auch die Hochlande an, bestanden darauf, dass die gesamte Gebirgskette ihnen geh?rte, wo jedoch zumindest die H?lfte davon im Besitz der MacGils war. Es gab ewige Auseinandersetzungen an den Grenzen, und best?ndig drohte eine Invasion. Die Gedanken daran versetzten MacGil in ?ble Laune. Die McClouds sollten doch froh sein: sie lebten in Sicherheit innerhalb des Rings, vom Canyon gesch?tzt; sie sa?en auf vorz?glichem Land und hatten nichts zu bef?rchten. Sie sollten sich doch einfach mit ihrer H?lfte des Rings zufrieden geben. Nur deswegen, weil MacGil seine Armee so stark vergr??ert hatte, wagten die McClouds erstmals in der Geschichte keinen Angriff. Aber MacGil, als der weise K?nig, der er war, sp?rte etwas am Horizont lauern; er wusste, dass dieser Friede nicht von Dauer sein konnte. So hatte er diese Verm?hlung seiner ?ltesten Tochter mit dem ?ltesten Prinzen der McClouds arrangiert. Und nun war der Tag gekommen. Unter seinen Augen str?mten Tausende Gefolgsleute herein, in bunte Tuniken gekleidet, aus allen Ecken des K?nigreichs, von beiden Seiten der Hochlande. Beinahe der gesamte Ring, und alle str?mten sie ins Innere seiner Mauern. Sein Volk hatte monatelang an den Vorbereitungen gearbeitet, unter der Anweisung, dass alles wohlhabend aussehen m?sse—und stark. Dies war nicht nur der Tag einer Verm?hlung: es war ein Tag, um den McClouds eine Botschaft zu ?bermitteln. MacGil begutachtete die Hunderten seiner Soldaten, die strategisch entlang der Brustwehr, in den Stra?en, entlang der Mauern in Stellung waren; mehr Soldaten, als er je brauchen k?nnte—und er war zufrieden. Es war genau die Pr?sentation von St?rke, die er wollte. Aber er f?hlte sich auch unruhig: die Stimmung war geladen, reif f?r eine Auseinandersetzung. Er hoffte, dass von keiner der beiden Seiten irgendwelche Hitzk?pfe, vom Trunk erdreistet, Streit anzetteln w?rden. Er blickte pr?fend auf die Turnierpl?tze, die Spielfelder, und dachte an die kommenden Tage voller Spiele und Turniere und aller Arten von Festivit?ten. Sie w?rden intensiv werden. Die McClouds w?rden bestimmt mit ihrer eigenen kleinen Armee auftauchen, und jedes Turnierreiten, jeder Ringkampf, jeder Bewerb w?rde eine tiefere Bedeutung haben. Wenn auch nur eines davon schief ging, k?nnte es zu einem Gemetzel ausarten. „Mein K?nig?“ Er f?hlte eine sanfte Hand auf der seinen, und drehte sich zu seiner K?nigin um, Krea, immer noch die sch?nste Frau, die er je gekannt hatte. Gl?cklich verheiratet w?hrend seiner gesamten Herrschaftszeit, hatte sie ihm f?nf Kinder geboren, drei davon Jungen, und sich nicht auch nur einmal beschwert. Dar?ber hinaus war sie zu seiner engsten Ratgeberin geworden. ?ber die Jahre hinweg hatte er gelernt, dass sie weiser war als alle seine Mannen. Sogar weiser als er selbst. „Es ist ein politischer Tag“, sagte sie. „Aber es ist auch die Hochzeit unserer Tochter. Versuche, Freude daran zu haben. Es wird nicht zweimal passieren.“ „Ich hatte weniger Sorgen, als ich nichts hatte“, antwortete er. „Jetzt, wo wir alles haben, macht mir alles Sorgen. Wir sind in Sicherheit. Aber ich f?hle mich nicht in Sicherheit.“ Sie sah ihn an mit Augen voller Mitgef?hl, gro? und nussbraun; sie wirkten, als l?ge in ihnen alle Weisheit der Welt. Ihre Augenlider hingen tief, wie schon immer, stets ein wenig schl?frig wirkend, und wurden umrahmt von ihrem wundersch?nen, glatten braunen Haar, von Grau durchzogen, das zu beiden Seiten ihres Gesichts herabfiel. Sie hatte vielleicht ein paar Falten mehr, aber sie hatte sich nicht im Geringsten ver?ndert. „Das liegt daran, dass du nicht in Sicherheit bist“, sagte sie. „Kein K?nig ist je sicher. Es gibt mehr Spione an unserem Hof, als du je wissen m?chtest. Und so ist es eben.“ Sie lehnte sich vor und k?sste ihn, und l?chelte. „Versuche, dich zu freuen“, sagte sie. „Immerhin ist es eine Hochzeit.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und verlie? die Brustwehr. Er blickte ihr nach, dann wandte er sich zur?ck zum Anblick seines Hofs. Sie hatte recht; sie hatte immer recht. Er wollte ja auch Freude daran haben. Er liebte seine ?lteste Tochter, und es war immerhin eine Hochzeit. Es war der sch?nste Tag in der sch?nsten Zeit des Jahres, am Gipfelpunkt des Fr?hlings, mit dem Sommer am Horizont, die beiden Sonnen perfekt am Himmel stehend, und der feinste Hauch einer Brise in der Luft. Alles stand in voller Bl?te, rundum waren die B?ume eingef?rbt in einer breiten Palette an Rosa und Lila, Orange und Wei?. Er t?te nichts lieber, als sich hinunter zu seinen Mannen zu setzen, zuzusehen, wie seine Tochter verheiratet wurde, und becherweise Bier zu trinken, bis er nicht mehr konnte. Aber das konnte er nicht. Er hatte eine lange Liste an Aufgaben zu erf?llen, bevor er ?berhaupt einen Schritt vor seine Burg setzen konnte. Schlie?lich bedeutete der Hochzeitstag einer Tochter f?r einen K?nig gewisse Verpflichtungen: er musste seinen Rat einberufen; seine Kinder sprechen; sowie eine lange Reihe an Bittstellern sehen, die das Recht hatten, den K?nig an diesem Tag zu sprechen. Er w?rde von Gl?ck sprechen k?nnen, wenn er rechtzeitig zu Beginn der Zeremonie bei Sonnenuntergang aus der Burg kam. * In seine feinsten k?niglichen Gew?nder gekleidet; Hosen aus schwarzem Samt, einem goldenen G?rtel, einer K?nigsrobe aus feinster purpurner und goldener Seide; in seinen wei?en Mantel geh?llt, gl?nzende Lederstiefel ?ber seine Waden gezogen, seine Krone auf den Kopf gesetzt—einem kunstvoll verzierten goldenen Reif mit einem gro?en Rubin, der in seine Mitte gefasst war—stolzierte MacGil durch die Hallen seiner Burg, von Bediensteten flankiert. Er schritt durch einen Raum nach dem anderen, stieg die Stiegen von der Br?stung hinab, durchquerte seine k?niglichen Gem?cher, die gro?e gew?lbte Halle mit ihrer hochragenden Decke und den Reihen an Fenstern aus buntem Glas. Schlie?lich erreichte er eine alte Eichent?re, dick wie ein Baumstamm, die seine Diener f?r ihn ?ffneten, bevor sie zur Seite traten. Der Thronsaal. Seine Ratgeber standen stramm, als MacGil eintrat und die T?r hinter ihm ger?uschvoll ins Schloss fiel. „Nehmt Platz“, sagte er, abrupter als sonst. Er war sie leid, besonders an diesem Tag, die endlosen Formalit?ten des Regierens, und er wollte sie hinter sich bringen. Er durchquerte den Thronsaal, der ihn ohne Ende beeindruckte, mit seiner f?nfzig Fu? ?ber ihm aufragenden Decke, mit einer gesamten Wand aus Buntglas, Boden und Mauern aus einem Fu? dicken Stein. Dieser Raum k?nnte mit Leichtigkeit einhundert W?rdentr?ger fassen. An Tagen wie diesem jedoch, wenn sein Rat einberufen wurde, gab es nur ihn und seine Handvoll Ratgeber in dieser majest?tischen Umgebung. Der Raum wurde beherrscht von einem ausladenden Tisch in Form eines Halbkreises, hinter dem seine Ratgeber standen. Er schritt durch den Eingang, direkt durch die Mitte auf seinen Thron zu. Er stieg die steinernen Stufen hinauf, an den goldenen L?wenstatuen vorbei, und sank in die roten Samtkissen, die seinen Thron ?berzogen, der g?nzlich aus Gold geschmiedet war. Sein Vater hatte auf diesem Thron gesessen, wie auch wiederum dessen Vater und alle MacGils vor ihm. Als er sich hinsetzte, f?hlte MacGil das Gewicht seiner Ahnen—aller Generationen zusammen—auf ihm lasten. Er betrachtete die anwesenden Ratgeber. Da war Brom, sein gr??ter General und Ratgeber in milit?rischen Angelegenheiten; Kolk, der General der Jugend-Legion; Aberthol, der ?lteste der Truppe, ein Gelehrter und Historiker, Mentor der K?nige dreier Generationen; Firth, sein Ratgeber f?r hofinterne Angelegenheiten, ein magerer Mann mit kurzem grauem Haar und ausgeh?hlten Augen, die niemals stillstanden. Er war kein Mann, der je MacGils Vertrauen genossen hatte, und er hatte noch nicht einmal seinen Titel je wirklich verstanden. Jedoch MacGils Vater, und dessen Vater davor, hielten sich einen Ratgeber f?r h?fische Angelegenheiten, und aus Respekt vor ihnen behielt er dies bei. Dann gab es Owen, seinen Schatzmeister; Bradaigh, seinen Ratgeber f?r ?u?ere Angelegenheiten; Earnan, seinen Steuereinzieher; Duwayne, seinen Berater in Sachen Bev?lkerung; und Kelvin, den Repr?sentanten des Adels. Nat?rlich hatte der K?nig die absolute Autorit?t. Aber sein K?nigreich war ein freiheitliches, und seine Vorv?ter hatten stets Stolz darin gefunden, dem Adel eine Stimme in allen Angelegenheiten zukommen zu lassen, ?ber das Sprachrohr ihres Repr?sentanten. Historisch gesehen war das Gleichgewicht der Macht zwischen dem K?nigtum und dem Adel nicht immer harmonisch gewesen. Derzeit herrschte Einklang, doch in fr?heren Zeiten waren Aufst?nde und Machtk?mpfe zwischen den Adeligen und der k?niglichen Familie vorgekommen. Es war ein empfindliches Gleichgewicht. Als MacGil den Raum betrachtete, fiel ihm die Abwesenheit einer Person auf: gerade des Mannes, den er am dringendsten zu sprechen w?nschte. Argon. Wie ?blich war es schwer absehbar, wann und wo er auftauchen w?rde. Es trieb MacGil in den Wahnsinn, aber er hatte keine Wahl, als es zu akzeptieren. Die Wege der Druiden waren ihm unergr?ndlich. Ohne seine Anwesenheit versp?rte MacGil noch gr??ere Hast. Er wollte dies hinter sich bringen, sich den tausend anderen Dingen zuwenden, die ihm vor der Hochzeit noch bevorstanden. Die Gruppe der Ratgeber sa? ihm gegen?ber um den halbrunden Tisch, im Abstand von zehn Fu? voneinander, jeder von ihnen in einem Stuhl aus uraltem Eichenholz mit aufw?ndig geschnitzten h?lzernen Armlehnen. „Mein Herr, wenn ich beginnen d?rfte“, rief Owen aus. „Du darfst. Und fasse dich kurz. Meine Zeit heute ist eng begrenzt.“ „Eure Tochter wird heute zahlreiche Geschenke erhalten, die, wie wir hoffen, ihre Koffer gut gef?llt hinterlassen werden. Die tausenden Menschen, die Tribut zollen, Euch pers?nlich Geschenke ?berreichen, und unsere Freudenh?user und Tavernen f?llen, werden unseren Schatzkammern ebenso helfen. Und doch werden die Vorbereitungen f?r die heutigen Festivit?ten auch einen guten Teil der k?niglichen Kassen leeren. Ich empfehle eine Erh?hung der Steuern f?r das Volk, und auch f?r den Adel. Eine einmalige Abgabe, um den Druck dieses gro?artigen Ereignisses zu lindern.“ MacGil sah die Sorge im Gesicht seines Schatzmeisters, und ihm wurde beim Gedanken an die geleerten Kassen mulmig. Und doch w?rde er die Steuern nicht noch einmal erh?hen. „Besser arme Kassen und loyale B?rger“, antwortete MacGil. „Unser Reichtum liegt in der Zufriedenheit unserer Untertanen. Wir werden ihnen nicht mehr auferlegen.“ „Aber mein Herr, wenn wir nicht—“ „Es ist beschlossen. Was sonst?“ Owen sank geknickt zur?ck. „Mein K?nig“, sagte Brom mit seiner tiefen Stimme. „Eurem Befehl folgend haben wir den Gro?teil unserer Kr?fte f?r das heutige Ereignis am Hof stationiert. Die Machtdemonstration wird beeindruckend sein. Aber es ist eine starke Belastung. Sollte in einem anderen Teil des K?nigreichs ein Angriff stattfinden, sind wir verletzlich.“ MacGil nickte und dachte dar?ber nach. „Unsere Feinde werden uns nicht angreifen, w?hrend wir sie abf?ttern.“ Die M?nner lachten. „Was gibt es Neues aus den Hochlanden?“ „Es gibt seit Wochen keine Berichte ?ber irgendwelche Aktivit?ten. Es scheint, als h?tten ihre Truppen sich in Vorbereitung f?r die Hochzeit zur?ckgezogen. Vielleicht sind sie bereit, Frieden zu schlie?en.“ MacGil war sich da nicht so sicher. „Das bedeutet entweder, dass die arrangierte Verm?hlung gewirkt hat, oder dass sie abwarten und uns zu einem anderen Zeitpunkt angreifen. Und was denkst du, welche Variante es ist, alter Mann?“, richtete MacGil das Wort an Aberthol. Aberthol r?usperte sich und sprach mit rauer Stimme: „Mein Herr, Euer Vater und sein Vater zuvor haben den McClouds nie getraut. Nur weil sie gerade schlafen, bedeutet das nicht, dass sie nicht erwachen werden.“ MacGil nickte; er konnte den Gedanken nachvollziehen. „Und wie steht es mit der Legion?“, fragte er in Kolks Richtung. „Heute haben wir die neuen Rekruten willkommen gehei?en“, antwortete Kolk mit einem kurzen Nicken. „Mein Sohn unter ihnen?“, fragte MacGil. „Er steht stolz mit den anderen, und er ist ein feiner Junge.“ MacGil nickte und wandte sich dann an Bradaigh. „Und was gibt es Neues von ?ber dem Canyon?“ „Mein Herr, unsere Patrouillen konnten in den letzten Wochen vermehrt Versuche feststellen, den Canyon zu ?berqueren. Es k?nnte Anzeichen geben, dass die Wildlande sich f?r einen Angriff zusammenraffen.“ Ein unterdr?cktes Fl?stern kam unter den M?nnern auf. MacGil sp?rte, wie sich sein Magen bei dem Gedanken zusammenzog. Das Energie-Schild war unzerst?rbar; dennoch war dies kein gutes Zeichen. „Und was, wenn es zu einem Angriff mit voller Kraft kommt?“, fragte er. „Solange das Schild aktiv ist, haben wir nichts zu bef?rchten. Die Wildlande haben jahrhundertelang erfolglos versucht, den Canyon zu bezwingen. Es gibt keinen Grund, jetzt etwas anderes zu erwarten.“ MacGil war sich da nicht so sicher. Ein Angriff von au?en war lange ?berf?llig, und er musste sich fragen, wann es soweit sein w?rde. „Mein Herr“, meldete sich Firth in seiner nasalen Stimme, „ich f?hle mich verpflichtet, hinzuzuf?gen, dass unser Hof am heutigen Tage mit zahlreichen W?rdentr?gern aus dem McCloud-K?nigreich gef?llt ist. Es w?rde als Beleidigung aufgefasst werden, solltet Ihr sie nicht pers?nlich begr??en, Rivalen oder nicht. Ich w?rde raten, dass Ihr Euren Nachmittag daf?r aufwendet, jeden einzeln zu begr??en. Sie kamen mit gro?em Gefolge, vielen Geschenken—und, so hei?t es, vielen Spionen.“ „Wer sagt, dass die Spione nicht bereits hier sind?“, entgegnete MacGil, Firth dabei genau beobachtend—und fragte sich, wie immer, ob er nicht selbst einer sei. Firth setzte zu einer Antwort an, doch MacGil seufzte und hob eine Hand; er hatte genug. „Wenn das alles ist, werde ich nun gehen und mich zur Hochzeit meiner Tochter begeben.“ „Mein Herr“, sagte Kelvin und r?usperte sich, „nat?rlich w?re da noch eine Angelegenheit. Die Tradition, f?r den Tag der Verm?hlung Eurer ?ltesten. Jeder MacGil hat einen Nachfolger bestimmt. Das Volk wird von Euch erwarten, dass Ihr dasselbe tut. Es ist in Aufruhr dar?ber. Es w?re nicht ratsam, es zu entt?uschen. Besonders, da das Schicksalsschwert nach wie vor unbewegt ist.“ „Willst du tats?chlich, dass ich einen Erben nenne, w?hrend ich noch bei vollen Kr?ften bin?“, fragte MacGil. „Mein Herr, ich m?chte Euch nicht zu nahe treten“, stammelte Kelvin mit besorgtem Blick. MacGil hob eine Hand. „Ich kenne die Tradition. Und ich werde in der Tat heute jemanden nennen.“ „W?rdet Ihr uns bekannt geben, um wen es sich handelt?“, fragte Firth. MacGil starrte ihn entnervt an. Firth war ein Schw?tzer, und er traute diesem Mann nicht. „Du wirst die Neuigkeiten erfahren, wenn die rechte Zeit gekommen ist.“ MacGil stand auf, und auch die anderen erhoben sich. Sie verbeugten sich, wandten sich um, und eilten aus dem Raum. MacGil stand nachdenklich da; er wusste nicht, wie lange. An Tagen wie diesem w?nschte er sich, nicht K?nig zu sein. * MacGil stieg von seinem Thron herab. Seine Stiefel hallten durch die Stille, als er den Raum durchquerte. Er ?ffnete die alte Eichent?r selbst, zog an der Eisenklinke, und betrat eine Seitenkammer. Er genoss die Ruhe und Abgeschiedenheit in diesem gem?tlichen Zimmer, wie schon immer, mit seinen Mauern kaum zwanzig Schritte in jede Richtung voneinander entfernt, und doch mit einer hoch aufragenden, gew?lbten Decke. Das Zimmer war zur G?nze aus Stein gefertigt, mit einem kleinen runden Buntglas-Fenster an einer Wand. Licht floss durch seine gelben und roten Glasst?cke herein und erleuchtete einen einzelnen Gegenstand in dem ansonsten leeren Raum. Das Schicksalsschwert. Da lag es, im Zentrum der Kammer, waagrecht auf eisernen St?tzen ruhend, wie eine Verf?hrerin. Wie er es schon als Junge getan hatte, trat MacGil nahe an das Schwert heran, umkreiste es, untersuchte es. Das Schicksalsschwert. Das Schwert aus Legenden, die Quelle der Macht und der Kr?fte seines gesamten K?nigreichs, von einer Generation zur n?chsten. Wer immer die Kraft hatte, es zu erheben, w?rde der Auserw?hlte sein, der Eine, dessen Schicksal es war, das K?nigreich sein Leben lang zu regieren, es von allen Bedrohungen zu befreien, innerhalb wie au?erhalb des Rings. Es war wunderbar gewesen, mit dieser Legende aufzuwachsen, und sobald er zum K?nig gesalbt war, hatte MacGil selbst versucht, es zu erheben, da es nur MacGil-K?nigen gestattet war, es ?berhaupt zu versuchen. Die K?nige vor ihm, jeder Einzelne von ihnen, hatten versagt. Er war sich sicher gewesen, dass er anders sein w?rde. Er war sich sicher gewesen, dass er der Auserw?hlte war. Aber er lag falsch. Wie alle anderen MacGil-K?nige vor ihm. Und sein Versagen hatte seither einen Schatten ?ber sein K?nigtum gelegt. Als er es nun betrachtete, untersuchte er seine lange Klinge, aus einem geheimnisvollen Metall gefertigt, das noch niemand entziffern konnte. Der Ursprung des Schwerts war noch r?tselhafter; den Ger?chten zufolge stieg es inmitten eines Bebens aus der Erde hoch. W?hrend er es betrachtete, versp?rte er erneut den Stich des Versagens. Er mochte ein guter K?nig sein; der Auserw?hlte war er jedoch nicht. Sein Volk wusste das. Seine Feinde wussten das. Er mochte ein guter K?nig sein, doch egal was er tat, er w?rde nie der Auserw?hlte sein. W?re er es gewesen, so dachte er, h?tte es wohl weniger Unruhe an seinem Hof gegeben, weniger Verschw?rungen. Seine eigenen Leute w?rden ihm mehr vertrauen und seine Feinde w?rden nicht einmal an einen Angriff denken. Ein Teil von ihm w?nschte sich, das Schwert m?ge einfach verschwinden, und die Legende mit ihm. Doch er wusste, das w?rde nicht geschehen. Darin lag der Fluch—und die Macht—einer Legende. St?rker noch als eine Armee. Als er zum tausendsten Mal darauf starrte, musste MacGil sich wieder einmal fragen, wer es wohl sein w?rde. Wer in seiner Blutlinie w?rde bestimmt sein, es zu f?hren? Als er daran dachte, was vor ihm lag—seine Aufgabe, einen Erben zu nennen—fragte er sich, wer von ihnen, wenn ?berhaupt, dazu bestimmt war, es zu erheben. „Das Gewicht der Klinge ist schwer“, erklang eine Stimme. MacGil wirbelte herum, ?berrascht, in dem kleinen Zimmer nicht allein zu sein. Da, in der T?r, stand Argon. MacGil erkannte die Stimme, bevor er ihn sah, und war zugleich ver?rgert, dass er sich nicht zuvor gezeigt hatte, und erfreut, dass er jetzt bei ihm war. „Du bist sp?t dran“, sagte MacGil. „Eure Vorstellung von Zeit trifft auf mich nicht zu“, antwortete Argon. MacGil wandte sich wieder dem Schwert zu. „Hast du je gedacht, dass ich es erheben k?nnte?“, fragte er nachdenklich. „An dem Tag, als ich K?nig wurde?“ „Nein“, antwortete Argon geradeheraus. MacGil blickte zu ihm hin?ber. „Du wusstest, ich w?rde es nicht schaffen. Du hast es gesehen, nicht wahr?“ „Ja.“ MacGil dachte dar?ber nach. „Es macht mir Angst, wenn du direkt antwortest. Das sieht dir nicht ?hnlich.“ Argon schwieg, und schlie?lich verstand MacGil, dass er nichts weiter sagen w?rde. „Ich ernenne heute meinen Nachfolger“, sagte MacGil. „Es f?hlt sich widersinnig an, an einem solchen Tag einen Erben zu nennen. Es entzieht einem K?nig die Freude an der Verm?hlung seines Kindes.“ „Vielleicht soll eine solche Freude ged?mpft sein.“ „Aber ich habe noch so viele Jahre des Regierens vor mir“, sagte MacGil flehend. „Vielleicht nicht so viele, wie Ihr denkt“, erwiderte Argon. MacGil blickte Argon mit zusammengekniffenen Augen verwundert an. War dies eine Botschaft? Doch Argon f?gte dem nichts hinzu. „Sechs Kinder. Welches soll ich w?hlen?“, fragte MacGil. „Warum fragt Ihr mich? Ihr habt Euch bereits entschieden.“ MacGil sah ihn an. „Du siehst viel. Ja, das habe ich. Und doch m?chte ich wissen, was du denkst.“ „Ich denke, Ihr habt weise gew?hlt“, sagte Argon. „Doch bedenkt: ein K?nig kann nicht aus dem Grabe heraus regieren. Wen Ihr auch glaubt, gew?hlt zu haben, das Schicksal hat seine Art, selbst zu bestimmen.“ „Werde ich leben, Argon?“, fragte MacGil ernsthaft, stelle die Frage, die er beantwortet haben wollte, seit er in der Nacht zuvor aus einem furchtbaren Alptraum aufgewacht war. „Ich tr?umte letzte Nacht von einer Kr?he“, f?gte er hinzu. „Sie kam und stahl meine Krone. Dann trug mich eine Weitere hinfort. W?hrend wir flogen, sah ich mein K?nigreich unter mir ausgebreitet. Es wurde schwarz, w?hrend ich dar?berzog. Verdorrt. Eine W?ste.“ Er blickte zu Argon hoch, seine Augen feucht. „War es ein Traum? Oder etwas mehr?“ „Tr?ume sind immer etwas mehr, nicht wahr?“, fragte Argon. Ein ungutes Gef?hl ergriff MacGil. „Wo liegt die Gefahr? Verrate mir nur so viel.“ Argon trat nahe an ihn heran und starrte in seine Augen, mit einer Intensit?t, dass MacGil das Gef?hl hatte, als w?rde er in eine andere Welt starren. Argon lehnte sich vor und fl?sterte: „Stets n?her, als man denkt.“ KAPITEL VIER Thor lag versteckt in einer Ladung Strohballen auf einem Wagen, der ihn ?ber die Landstra?e r?ttelte. Er hatte in der Nacht zuvor die Stra?e erreicht und geduldig abgewartet, bis ein Wagen vorbei kam, der gro? genug war, damit er unbemerkt aufsteigen konnte. Es war bereits dunkel gewesen, und der Wagen trottete gerade langsam genug vor sich hin, dass er im gem?tlichen Laufschritt aufholen und hinten hineinspringen konnte. Er war im Heu gelandet und grub sich darin ein. Zum Gl?ck hatte ihn der Fahrer nicht entdeckt. Thor konnte nicht sicher sein, ob der Wagen wirklich nach K?nigshof fahren w?rde, aber er fuhr in die richtige Richtung und ein Wagen von dieser Gr??e, und mit diesen Kennzeichnungen, konnte nicht an viele andere Orte wollen. Und so fuhr Thor durch die Nacht. Er lag stundenlang wach und dachte an seine Begegnung mit dem Sybold. Mit Argon. An sein Schicksal. Sein altes Zuhause. Seine Mutter. Er f?hlte sich, als h?tte das Universum ihm eine Antwort geschickt, ihm deutlich gesagt, sein Schicksal l?ge woanders. Er lag mit den H?nden hinter dem Kopf verschr?nkt da und starrte auf den Nachthimmel hinauf, der durch Risse im Leinen sichtbar war. Er betrachtete das Universum, so hell, seine roten Sterne so weit entfernt. Er war au?er sich vor Freude. Zum ersten Mal in seinem Leben war er auf der Reise. Er wusste nicht, wohin, aber er war unterwegs. Auf die eine oder andere Weise w?rde er den Weg nach K?nigshof finden. Als Thor die Augen ?ffnete, war es Morgen. Licht flutete herein und er stellte fest, dass er eingenickt war. Er setzte sich auf und blickte sich hastig um, sich selbst r?gend, dass er eingeschlafen war. Er h?tte wachsamer sein sollen—er hatte Gl?ck, dass er nicht entdeckt worden war. Der Wagen war immer noch in Bewegung, doch er ruckelte nicht mehr so stark. Das konnte nur eines bedeuten: eine bessere Stra?e. Sie mussten in der N?he einer Stadt sein. Thor blickte nach unten und sah, wie glatt die Stra?e war, frei von Steinen oder L?chern, und ges?umt mit feinen wei?en Muschelschalen. Sein Herz schlug h?her: sie waren tats?chlich auf der Stra?e nach K?nigshof. Thor warf einen Blick nach hinten aus dem Wagen hinaus und war ?berw?ltigt: die makellose Stra?e war von Gesch?ftigkeit erf?llt. Dutzende Karren in allen Formen und Gr??en und mit allerlei Dingen beladen f?llten die Stra?en. Einer war mit Fellen beladen; ein anderer mit Teppichen; ein dritter mit H?hnern. Dazwischen waren hunderte von H?ndlern zu Fu? unterwegs, einige f?hrten Rinder, andere trugen K?rbe voll Waren auf dem Kopf. Vier M?nner hievten gemeinsam ein B?ndel Seidenstoffe, das ?ber Stangen gelegt war. Es war ein Heer von Menschen, allesamt unterwegs in die gleiche Richtung. Thor f?hlte sich lebendig. Er hatte noch nie so viele Menschen auf einmal gesehen, so viele Waren, so viel Treiben. Er hatte sein ganzes Leben in einem kleinen Dorf verbracht, und nun war er an einem Hauptumschlagplatz und versank geradezu in einem Menschenmeer. Er h?rte ein lautes Ger?usch, das ?chzen von Ketten, das Krachen eines riesigen Holzteils, so stark, dass der Boden bebte. Augenblicke sp?ter kam ein weiteres Ger?usch, das Klappern von Pferdehufen auf Holz. Er blickte hinunter und erkannte, dass sie eine Br?cke passierten; unter ihnen befand sich ein Burggraben. Eine Zugbr?cke. Thor streckte den Kopf hinaus und sah enorme Steins?ulen und ein spitzenbewehrtes eisernes Tor ?ber ihm. Sie fuhren durch das K?nigstor. Es war das gr??te Tor, das er je gesehen hatte. Er blickte hinauf zu den Spitzen und dachte staunend, dass sie ihn in St?cke schneiden w?rden, falls sie herunterkrachten. Er sah vier M?nner der k?niglichen Silbernen, die den Eingang bewachten, und sein Herz schlug schneller. Sie fuhren durch einen langen Tunnel aus Stein, und Augenblicke sp?ter ?ffnete sich der Himmel wieder. Sie waren in K?nigshof. Thor konnte es kaum glauben. Das gesch?ftige Treiben war hier noch st?rker, falls das ?berhaupt m?glich war—es wirkte wie tausende Menschen, die in alle Richtungen herumschwirrten. Rundum gab es weitl?ufige Grasfl?chen, perfekt gem?ht, und Blumen in voller Bl?te. Die Stra?e wurde breiter, und am Stra?enrand entlang standen Buden, Stra?enh?ndler und Steinbauten. Und zwischen all dem, des K?nigs Mannen. Soldaten in ihren R?stungen. Thor hatte es geschafft. In seiner Aufregung stand er unbedacht auf; im gleichen Moment blieb der Karren ruckartig stehen und warf ihn mit dem R?cken voraus ins Stroh zur?ck. Bevor er sich aufraffen konnte, h?rte er einen Holzteil aufklappen, und er blickte hoch zu einem ver?rgerten alten Mann, der in Lumpen gekleidet war und ihn finster ansah. Der Kutscher streckte die Arme nach ihm aus, packte Thor mit seinen knochigen H?nden an den Kn?cheln und zog ihn ins Freie. Thor flog durch die Luft, landete hart mit dem R?cken auf der unbefestigten Stra?e und wirbelte eine Staubwolke dabei auf. Um ihn herum erhob sich Gel?chter. „Wenn du noch einmal in meinem Karren mitf?hrst, Bursche, gehts an den Pranger mit dir! Du kannst dich gl?cklich sch?tzen, dass ich nicht jetzt gleich die Silbernen rufe!“ Der alte Mann spuckte zur Seite, dann eilte er zur?ck zu seinem Karren und trieb die Pferde weiter. Besch?mt kam Thor wieder zu Sinnen und stand auf. Er blickte um sich: ein oder zwei Passanten schmunzelten, und Thor funkelte sie an, bis sie sich abwendeten. Er wischte sich den Staub ab und rieb seine Arme; sein Stolz war verletzt, aber nicht sein K?rper. Seine gute Laune kam zur?ck, als er sich ungl?ubig umsah und ihm klar wurde, dass er froh sein sollte, es bis hierher geschafft zu haben. Nun, da er aus dem Wagen drau?en war, konnte er sich frei umblicken, und es war wahrhaft ein au?ergew?hnlicher Anblick: der Hof breitete sich aus, soweit das Auge reichte. In seiner Mitte stand ein prachtvoller Palast aus Stein, umringt von hoch aufragenden, befestigten Steinmauern, gekr?nt mit einer Br?stung, auf der ?berall die k?nigliche Armee patrouillierte. ?berall um ihn herum waren perfekt gepflegte Gr?nanlagen, steinerne Pl?tze, Brunnen, Baumgruppen. Es war eine Stadt. Und sie war von einer Menschenflut erf?llt. In alle Richtungen str?mten alle Arten von Leuten—H?ndler, Soldaten, W?rdentr?ger—jeder von ihnen so sehr in Eile. Thor brauchte ein paar Minuten, bis er verstand, dass etwas Besonderes vonstattenging. W?hrend er herumspazierte, konnte er beobachten, wie Vorbereitungen getroffen wurden, St?hle aufgestellt, ein Altar aufgebaut. Es schien, als w?rden sie eine Hochzeit vorbereiten. Sein Herz machte einen Sprung, als er in der Ferne einen Turnierplatz erkennen konnte, mit langen Lehmbahnen und einem gespannten Tau dazwischen. Auf einem anderen Feld sah er Soldaten, die Speere auf weit entfernte Zielscheiben schleuderten; auf einem weiteren zielten Bogensch?tzen auf Strohpuppen. Es schien, als w?rden ?berall rundum Spiele und Wettbewerbe stattfinden. Es gab auch Musik: Lauten und Fl?ten und Zimbeln, umherziehende Musikantentruppen; und Wein, der in riesigen F?ssern hervorgerollt wurde; und Speisen, die auf Tischen ausgelegt wurden, Bankette, die sich erstreckten, so weit das Auge reichte. Es schien, als w?re er inmitten einer gewaltigen Feier angekommen. So faszinierend das auch war, versp?rte Thor doch den Drang, die Legion zu finden. Er war jetzt schon sp?t dran und er musste sich dort bekanntmachen. Er eilte zur ersten Person, die er erblickte: einem ?lteren Herren, seinem blutbefleckten Schurz nach ein Fleischer, der die Stra?e hinuntereilte. Jeder hier war derart in Eile. „Entschuldigt, mein Herr“, sagte Thor und griff ihn am Arm. Der Mann blickte missmutig auf Thors Hand. „Was willst du, Junge?“ „Ich bin auf der Suche nach der Legion des K?nigs. Wisst Ihr, wo sie trainieren?“ „Sehe ich etwa wie ein Stadtplan aus?“, zischte der Mann und st?rmte davon. Thor war von seiner Unh?flichkeit erschrocken. Er eilte zur n?chsten Person, die er sah: eine Frau, die an einem langen Tisch stand und Teig knetete. Mehrere Frauen standen an dem Tisch, alle schwer bei der Arbeit, und Thor dachte, eine von ihnen m?sste es wissen. „Entschuldigt, Fr?ulein“, sagte er. „K?nntet Ihr mir vielleicht sagen, wo die Legion des K?nigs trainiert?“ Sie tauschen Blicke aus und kicherten, manche von ihnen nur wenige Jahre ?lter als er selbst. Die ?lteste drehte sich zu ihm und sah ihn an. „Du suchst am falschen Ort“, sagte sie. „Hier treffen wir Vorbereitungen f?r die Festivit?ten.“ „Aber mir wurde gesagt, sie trainieren in K?nigshof“, sagte Thor verwirrt. Die Frauen brachen wieder in Gekicher aus. Die ?lteste stemmte die H?nde in die H?ften und sch?ttelte den Kopf. „Du stellst dich an, als w?rst du zum ersten Mal in K?nigshof. Wei?t du nicht, wie gro? es ist?“ Thor lief rot an, als die anderen Frauen zu lachen anfingen, und st?rmte schlie?lich davon. Er mochte es nicht, wenn man sich ?ber ihn lustig machte. Er sah vor sich ein Dutzend Stra?en, die sich in alle m?glichen Richtungen durch K?nigshof schl?ngelten. ?ber die Steinw?lle verteilt gab es mindestens ein Dutzend Eing?nge. Die Gr??e und Weitl?ufigkeit dieses Orts war ?berw?ltigend. Er hatte das ungute Gef?hl, dass er den ganzen Tag suchen k?nnte, und es doch nicht finden w?rde. Da kam ihm eine Idee: bestimmt w?rde ein Soldat wissen, wo die anderen trainieren. Es machte ihn nerv?s, einen richtigen Soldaten des K?nigs anzusprechen, doch ihm wurde klar, dass er nicht darum herumkommen w?rde. Er eilte zur Stadtmauer hin?ber, auf einen der Soldaten zu, der am n?chstgelegenen Eingang Wache stand. Er hoffte, er w?rde ihn nicht hinauswerfen. Der Soldat stand stramm da und blickte starr geradeaus. „Ich suche die Legion des K?nigs“, sagte Thor, seinen tapfersten Tonfall aufbringend. Der Soldat starrte weiterhin geradeaus und ignorierte ihn. „Ich sagte, ich suche die Legion des K?nigs!“, bestand Thor, lauter, fest entschlossen, wahrgenommen zu werden. Nach ein paar Sekunden blickte der Soldat auf ihn hinunter und verzog das Gesicht. „K?nnt Ihr mir sagen, wo sie ist?“, dr?ngte Thor. „Und was wirst du wohl dort zu suchen haben?“ „Etwas ?u?erst Wichtiges“, dr?ngte Thor weiter. Er hoffte, der Soldat w?rde nicht auf Einzelheiten bestehen. Der Soldat wandte sich wieder ab, um weiterhin geradeaus zu starren, und ignorierte ihn wieder. Thor f?hlte, wie sein Herz sank. Er bef?rchtete schon, dass er nie eine Antwort bekommen w?rde. Doch nach einer gef?hlten Ewigkeit antwortete der Soldat: „Nimm das ?stliche Tor, dann geh nach Norden, soweit es geht. Nimm das dritte Tor links, dann die Abzweigung rechts, und bieg noch einmal rechts ab. Passiere den zweiten Steinbogen, und ihre Gr?nde liegen hinter dem Tor. Aber ich sage dir, du verschwendest deine Zeit: sie halten sich dort nicht mit Besuchern auf.“ Mehr wollte Thor gar nicht h?ren. Ohne sich weiter aufzuhalten, drehte er sich um und rannte ?ber das Feld, der Wegbeschreibung folgend, die er im Kopf vor sich her sagte, damit er sie nicht verga?. Er bemerkte, dass die Sonne h?her am Himmel stand, und konnte nur beten, dass es noch nicht zu sp?t war, bis er dort ankam. * Thor rannte die makellosen, muschelges?umten Wege entlang und bahnte sich seinen gewundenen Weg durch K?nigshof. Er versuchte, der Wegbeschreibung zu folgen, so gut er konnte und hoffte, dass er nicht in die Irre geleitet worden war. Er erreichte das andere Ende des gro?en Hofs, blickte auf alle Tore und nahm das dritte von links. Er lief hindurch und folgte den Abzweigungen, bog um eine Ecke nach der anderen. Er rannte gegen den Strom; tausende Menschen str?mten in die Stadt hinein, die Menge wurde von Minute zu Minute dichter. Er stie? gegen die Schultern von Lautenspielern, Jongleuren, Hofnarren und allen m?glichen anderen Unterhaltungsk?nstlern, allesamt besonders pr?chtig herausgeputzt. Thor ertrug den Gedanken nicht, dass die Ernennung ohne ihn beginnen sollte, und tat sein bestes, sich auf den Weg zu konzentrieren, w?hrend er einen Pfad nach dem anderen nahm und nach irgendeinem Anzeichen f?r die Trainingsgr?nde Ausschau hielt. Er lief durch einen Bogen, bog in eine weitere Stra?e ein, und erblickte endlich in der Ferne etwas, das nichts anderes als sein Ziel sein konnte: ein kleines Kolosseum, ein kreisrundes Bauwerk aus Stein. In seiner Mitte befand sich ein riesiges Tor, an dem Soldaten Wache standen. Thor konnte hinter den Mauern ged?mpften Jubel h?ren, und sein Herz schlug schneller. Er war am Ziel. Er rannte schneller, seine Lunge drohte schon zu platzen. Als er zum Tor kam, traten zwei Wachen vor und senkten ihre Lanzen, und versperrten ihm so den Weg. Ein dritter Wachmann trat vor und hob die Hand. „Anhalten“, befahl er. Thor blieb abrupt stehen, schnappte nach Atem, kaum in der Lage, seine Aufregung zu beherrschen. „Ihr...versteht...nicht“, keuchte er, die Worte zwischen seinen Japsern hervor sto?end, „ich muss hinein. Ich bin sp?t dran.“ „Sp?t dran wof?r?“ „Die Ernennung.“ Der Wachmann, ein kurzer, schwerer Mann mit pockennarbiger Haut, warf den anderen hinter ihm einen Blick zu, den sie zynisch erwiderten. Er sah Thor abf?llig an. „Die Rekruten wurden schon vor Stunden mit dem k?niglichen Transportzug hereingebracht. Wenn du nicht eingeladen wurdest, kannst du nicht eintreten.“ „Aber Ihr versteht nicht. Ich muss—“ Der Wachmann streckte die Hand aus und packte Thor am Hemd. „Du verstehst wohl nicht, du unversch?mter kleiner Junge. Wie kannst du es wagen, hier aufzutauchen und zu versuchen, dich hineinzuzw?ngen? Und jetzt hau ab—bevor ich dich in Ketten lege.“ Er versetzte Thor einen Sto?, der ihn mehrere Fu? weit zur?ckwarf. Thor sp?rte ein Stechen auf der Brust, wo die Hand des Wachmanns ihn gesto?en hatte—doch umso mehr sp?rte er den Stich der Abweisung. Er war emp?rt. Er war nicht bis hierher gekommen, um von einem Wachmann abgewiesen zu werden, ohne ?berhaupt angesehen worden zu sein. Er war entschlossen, es bis hinein zu schaffen. Der Wachmann drehte sich wieder seinen M?nnern zu, und Thor zog langsam von dannen, links um das kreisf?rmige Geb?ude herum. Er hatte einen Plan. Er ging weiter, bis er au?er Sichtweite war, dann verfiel er in ein gem?chliches Lauftempo, seinen Weg an der Mauer entlang ziehend. Er versicherte sich, dass die Wachen ihn nicht beobachteten, dann wurde er schneller. Als er den Bau zur H?lfte umrundet hatte, fand er eine weitere M?glichkeit, in die Arena zu gelangen: hoch oben befanden sich gew?lbte ?ffnungen im Stein, die von Eisengittern versperrt waren. In einer dieser ?ffnungen fehlte das Gitter. Er h?rte erneut Gejubel, zog sich auf die Kante hoch und blickte hinein. Sein Herz schlug h?her. Da, ?ber den riesigen, kreisrunden Trainingsplatz verteilt, standen dutzende Rekruten—einschlie?lich seiner Br?der. In Reih und Glied aufgestellte standen sie einem Dutzend der Silbernen gegen?ber. Des K?nigs Mannen gingen durch die Reihen und begutachteten sie. Eine weitere Gruppe von Rekruten stand etwas abseits, unter den wachsamen Augen eines Soldaten, und warf Speere auf ein fernes Ziel. Einer von ihnen warf daneben. Thors Adern brannten vor Emp?rung. Er h?tte dieses Ziel treffen k?nnen; er war genauso gut wie jeder Beliebige von denen. Nur weil er j?nger war, etwas kleiner vielleicht, war es noch lange nicht gerecht, dass er ?bergangen wurde. Pl?tzlich sp?rte Thor eine Hand auf seinem R?cken, wurde nach hinten gerissen und flog durch die Luft. Er landete hart auf dem Boden unter ihm; der Aufprall nahm ihm den Atem. Er blickte hoch und sah den Wachmann vom Tor, der h?hnisch auf ihn herabblickte. „Was habe ich dir gesagt, Junge?“ Bevor er reagieren konnte, holte der Wachmann aus und verpasste Thor einen kr?ftigen Tritt. Thor sp?rte einen scharfen Schlag gegen seine Rippen, und der Wachmann holte zu einem weiteren Tritt aus. Diesmal fing Thor den Fu? des Wachmanns in der Luft ab; er zog an ihm, bis dieser das Gleichgewicht verlor und hinfiel. Thor stand schnell wieder auf den F??en. Zur gleichen Zeit stand auch der Wachmann wieder auf. Thor starrte ihn an, schockiert dar?ber, was er gerade getan hatte. Ihm gegen?ber blickte der Wachmann zornig zur?ck. „Ich werde dich nicht nur in Ketten legen“, fauchte der Wachmann, „ich werde dich f?r das hier auch bezahlen lassen. Niemand vergreift sich an einer k?niglichen Wache! Einen Beitritt zur Legion kannst du vergessen—jetzt wirst du in den Kerkern versauern! Du h?ttest Gl?ck, wenn dich je wieder jemand zu Gesicht bek?me!“ Der Wachmann holte eine Kette mit Schellen an den Enden hervor. Er trat Thor mit einem rachs?chtigen Ausdruck auf dem Gesicht n?her. Thors Gedanken rasten. Er konnte nicht zulassen, dass er in Ketten gelegt wurde—aber ein Mitglied der k?niglichen Wache verletzen wollte er auch nicht. Er musste sich etwas einfallen lassen—und zwar schnell. Da fiel ihm seine Schleuder ein. Seine Reflexe ?bernahmen die Kontrolle, als er sie packte, einen Stein auflegte, zielte, und loslie?. Der Stein flog durch die Luft und schlug dem verbl?fften Wachmann die Fesseln aus der Hand; er traf aber auch die Finger des Mannes. Der Wachmann zog die Hand zur?ck und sch?ttelte sie br?llend vor Schmerz, w?hrend die Fesseln zu Boden rasselten. Der Wachmann warf Thor einen m?rderischen Blick zu. Er zog sein Schwert. Es kam mit einem unverkennbaren metallischen Klingen zum Vorschein. „Das war dein letzter Fehler“, grollte er bedrohlich und griff an. Thor hatte keine Wahl: dieser Mann w?rde ihn einfach nicht in Ruhe lassen. Er legte einen weiteren Stein in seine Schleuder und schoss. Er zielte bewusst: er wollte den Mann nicht t?ten, aber er musste ihn aufhalten. Anstatt also auf sein Herz, seine Nase, Augen oder seinen Kopf zu zielen, zielte Thor auf die eine Stelle, von der er wusste, es w?rde ihn aufhalten, aber nicht umbringen. Zwischen seine Beine. Er lie? den Stein fliegen—nicht mit voller Kraft, aber ausreichend, um den Mann zu Boden zu bringen. Es war ein perfekter Treffer. Der Wachmann kippte vorn?ber, lie? sein Schwert fallen, hielt sich den Schritt, brach auf den Boden zusammen und kr?mmte sich. „Daf?r wirst du h?ngen“, ?chzte er unter Schmerzen. „Wache! Wache!“ Thor blickte hoch und sah in der Ferne mehrere M?nner der k?niglichen Wache auf ihn zulaufen. Jetzt oder nie. Ohne einen weiteren Augenblick zu vergeuden, spurtete er auf die Kante unter dem Fenster zu. Er w?rde durchspringen m?ssen, in die Arena hinein, und auf sich aufmerksam machen m?ssen. Und er w?rde jeden bek?mpfen, der sich ihm in den Weg stellte. KAPITEL F?NF MacGil sa? in der oberen Halle seiner Burg, in seiner Kammer f?r vertraulichere Besprechungen, die er f?r pers?nliche Angelegenheiten benutzte. Er sa? auf seinem pers?nlichen Thron—dieser war aus Holz gefertigt—und blickte auf die vier seiner Kinder, die vor ihm standen. Zuerst sein ?ltester Sohn, Kendrick, mit seinen f?nf-und-zwanzig Jahren ein feiner Krieger und ein wahrer Edelmann. Von allen Kindern sah er MacGil am meisten ?hnlich—was ironisch war, da er ein Bastard war, MacGils einziger Nachkomme von einer anderen Frau; einer Frau, die er l?ngst vergessen hatte. MacGil hatte Kendrick trotz der anf?nglichen Proteste seiner K?nigin mit seinen ehelichen Kindern gemeinsam aufgezogen, unter der Bedingung, dass er nie den Thron besteigen w?rde. Darunter litt MacGil nun, da Kendrick der anst?ndigste Mann war, den er je gekannt hatte; ein Sohn, der ihn stolz machte, sein Vater zu sein. Das K?nigreich k?nnte sich keinen feineren Nachfolger w?nschen. Im starken Kontrast dazu stand neben ihm sein zweitgeborener—jedoch der erstgeborene legitime—Sohn Gareth, drei-und-zwanzig, mager, mit hohlen Wangen und gro?en braunen Augen, die pausenlos in Bewegung waren. Charakterlich konnte er seinem ?lteren Bruder nicht un?hnlicher sein. Gareths Charakter war alles, was Kendricks nicht war: wo sein Bruder offenherzig war, versteckte Gareth seine wahren Gedanken; wo sein Bruder stolz und nobel war, war Gareth durchtrieben und hinterlistig. Es schmerzte MacGil, dass er seinen eigenen Sohn nicht leiden konnte, und er hatte viele Male versucht, dessen Natur geradezubiegen; doch es kam ein Punkt in den Jugendjahren des Jungen, an dem er sich eingestehen musste, dass seine Natur festgelegt war: intrigant, machthungrig, und alle falschen Arten von ehrgeizig. Gareth, so wusste MacGil auch, hatte nichts f?r Frauen ?brig und hatte zahlreiche Liebhaber. Andere K?nige h?tten einen solchen Sohn versto?en, doch MacGil war aufgeschlossener und f?r ihn stellte dies keinen Grund dar, ihn nicht zu lieben. Er verurteilte ihn nicht daf?r. Wof?r er ihn sehr wohl verurteilte, war seine boshafte, intrigante Natur, ?ber die er nicht einfach hinwegsehen konnte. In der Reihe neben Gareth stand MacGils zweitgeborene Tochter Gwendolyn. Gerade erst ihr sechzehntes Lebensjahr erreicht, war sie eines der sch?nsten M?dchen, die seine Augen je gesehen hatten—und ihr Gem?t ?berstrahlte sogar ihr Aussehen: sie war g?tig, gro?herzig, aufrichtig—die feinste junge Frau, die er je gekannt hatte. In dieser Hinsicht war sie seinem Kendrick ?hnlich. Sie sah MacGil mit der Liebe einer Tochter f?r ihren Vater an, und er sp?rte stets ihre Loyalit?t, mit jedem Blick. Er war auf sie sogar noch stolzer als auf seine S?hne. Neben Gwendolyn stand MacGils j?ngster Sohn Reece, ein stolzer und temperamentvoll junger Mann, der mit seinen vierzehn Jahren gerade erst dabei war, ein Mann zu werden. MacGil hatte seiner Aufnahme in die Legion mit gro?er Freude entgegengesehen, und er konnte jetzt bereits den Mann in ihm sehen, zu dem er werden w?rde. Eines Tages, da hatte MacGil keine Zweifel, w?rde Reece sein feinster Sohn sein, und ein gro?er Herrscher. Doch dieser Tag war noch nicht gekommen. Er war noch zu jung und hatte noch zu viel zu lernen. MacGil betrachtete diese vier Kinder mit gemischten Gef?hlen, seine drei S?hne und seine Tochter, wie sie so vor ihm standen. Er versp?rte Stolz gemischt mit Entt?uschung. Er versp?rte au?erdem ?rger und Gereiztheit dar?ber, dass zwei seiner Kinder fehlten. Die ?lteste, seine Tochter Luanda, bereitete sich nat?rlich gerade auf ihre eigene Hochzeit vor, und da sie in ein anderes K?nigreich verheiratet wurde, hatte sie keinen Anteil an der Debatte ?ber die Nachfolge. Aber sein anderer Sohn Godfrey, der mittlere, achtzehn Jahre alt, war nicht anwesend. MacGil wurde lief beim Gedanken an diese Missachtung rot an. Seit er ein kleiner Junge gewesen war, wies Godfrey eine derartige Respektlosigkeit gegen?ber dem K?nigtum auf, dass es stets klar war, dass sie ihn nicht interessierte und er niemals regieren w?rde. Zu MacGils gr??ter Entt?uschung zog Godfrey es stattdessen vor, seine Tage gemeinsam mit nichtsnutzigen Freunden in Kneipen zu vergeuden und der k?niglichen Familie immer gr??er werdende Schmach und Unehre einzubringen. Er war ein Taugenichts, verschlief die meisten seiner Tage und f?llte den Rest davon mit Trunk. Auf der einen Seite war MacGil erleichtert, dass er nicht hier war; auf der anderen stellte es eine Beleidigung dar, die er nicht ?bersehen konnte. Er hatte dies allerdings vorausgesehen und seine Mannen fr?hzeitig ausgeschickt, um die Kneipen zu durchk?mmen und ihn zur?ckzubringen. MacGil sa? schweigend da und wartete darauf, dass dies eintrat. Die schwere Eichent?r wurde schlie?lich aufgesto?en und herein marschierten die k?niglichen Wachen, Godfrey zwischen sich schleppend. Sie gaben ihm einen Schubs und Godfrey stolperte in den Raum, w?hrend sie die T?r hinter ihm zuschlugen. Die Kinder drehten sich zu ihm um und starrten. Godfrey war eine ungepflegte Erscheinung, stank nach Bier, war unrasiert und nur halb bekleidet. Er l?chelte ihnen entgegen. Unversch?mt. Wie immer. „Hallo Vater“, sagte Godfrey. „Habe ich den ganzen Spa? verpasst?“ „Du wirst dich zu deinen Geschwistern stellen und warten, bis ich gesprochen habe. Wenn du das nicht tust, so hilf mir Gott, werde ich dich in Ketten legen und zu den anderen gemeinen Gefangenen in den Kerker stecken, und du wirst f?r volle drei Tage kein Essen—geschweige denn Bier—zu sehen bekommen.“ Godfrey stand trotzig da und warf seinem Vater einen giftigen Blick zu. In diesem Blick erkannte MacGil eine tief verborgene Kraftreserve, etwas von ihm selbst, einen Funken von etwas, das Godfrey eines Tages von gro?em Dienst sein k?nnte. Das hei?t, wenn er je ?ber seinen eigenen Schatten springen konnte. Trotzig bis zum Ende wartete Godfrey gute zehn Sekunden, bevor er sich schlie?lich f?gte und zu den anderen hin?berschlurfte. Wie sie alle so dastanden, betrachtete MacGil eingehend diese f?nf Kinder: den Bastard, den Abwegigen, den Trunkenbold, seine Tochter und seinen J?ngsten. Es war eine eigent?mliche Mischung und er konnte kaum glauben, dass sie alle von ihm stammten. Und nun, am Hochzeitstag seiner ?ltesten Tochter, war es nun schlussendlich seine Aufgabe, aus diesem Haufen einen Erben zu w?hlen. Wie sollte das m?glich sein? Es war eine sinnlose Geste: immerhin stand er in seinen besten Jahren und konnte noch gut weitere drei?ig Jahre regieren; welchen Erben auch immer er heute erw?hlte, er w?rde den Thron vielleicht noch jahrzehntelang nicht besteigen. Diese gesamte Tradition ver?rgert ihn. Sie mag vielleicht zu Zeiten seiner Vorv?ter von Bedeutung gewesen sein, aber sie hatte keinen Platz mehr in der heutigen Zeit. Er r?usperte sich. „Wir sind hier heute versammelt, um einer Tradition Ehre zu erweisen. Wie ihr wisst, f?llt mir an diesem Tag, dem Tag der Hochzeit meines ?ltesten Kindes, die Aufgabe zu, einen Nachfolger zu nennen. Einen Erben der Herrschaft ?ber dieses K?nigreich. Sollte ich sterben, so g?be es keinen geeigneteren Herrscher als eure Mutter. Doch die Gesetze unseres Reiches gebieten, dass nur der Nachkomme eines K?nigs die Thronfolge antreten kann. Und so muss ich w?hlen.“ MacGil hielt den Atem an und dachte nach. Eine bleierne Stille hing in der Luft, und er sp?rte das Gewicht der Erwartung. Er sah ihnen in die Augen und sah in jedem einen anderen Ausdruck. Der Bastard blickte resigniert im Wissen, dass die Wahl nicht auf ihn fallen w?rde. Die Augen des Abwegigen gl?hten vor Ehrgeiz, als ob f?r ihn klar w?re, dass die Wahl auf ihn fallen m?sse. Der Trunkenbold blickte aus dem Fenster; ihm war es egal. Seine Tochter blickte liebevoll zur?ck, wissend, dass sie nicht Teil dieser Debatte war, und dennoch voller Liebe f?r ihren Vater. Mit seinem J?ngsten war es dasselbe. „Kendrick, ich habe dich stets als einen wahren Sohn betrachtet. Doch die Gesetze unseres Reiches verhindern, dass ich die Herrschaft an jemanden von weniger als vollst?ndiger Legitimit?t weitergebe.“ Kendrick verbeugte sich. „Vater, ich hatte nicht erwartet, dass du dies tun k?nntest. Ich bin mit meinem Los zufrieden. Bitte lass dich dadurch nicht beunruhigen.“ MacGil schmerzte seine Antwort, da er sp?rte, wie aufrichtig sie war, und er wollte ihn nur noch mehr zum Erben ernennen. „Damit bleibt ihr vier. Reece, du bist ein feiner junger Mann, der feinste, den ich je gesehen habe. Doch du bist zu jung, um Teil dieser Debatte zu sein.“ „Damit habe ich gerechnet, Vater“, antwortete Reece mit einer leichten Verbeugung. „Godfrey, du bist einer meiner drei legitimen S?hne—und doch ziehst du es vor, deine Tage in den Kneipen zu vergeuden, zusammen mit dem Abschaum. Dir wurde jede Gunst im Leben zuteil, und du hast jede davon verschm?ht. Wenn ich in diesem Leben eine gro?e Entt?uschung zu tragen habe, so bist es du.“ Godfrey verzog zur Antwort sein Gesicht und f?hlte sich sichtlich unwohl. „Nun, dann bin ich hier wohl fertig und kann zur?ck in die Kneipe, nicht wahr, Vater?“ Mit einer fl?chtigen, respektlosen Verbeugung drehte Geoffrey sich um und stakste zur T?r. „Wirst du wohl zur?ck kommen!“, schrie MacGil. „SOFORT!“ Godfrey stolzierte weiter, ihn v?llig ignorierend. Er durchquert den Raum und zog die T?re auf. Dort standen zwei Wachen. MacGil kochte vor Wut, w?hrend die Wachen ihn fragend ansahen. Doch Godfrey z?gerte nicht lange; er schob sich an ihnen vorbei in den offenen Flur. „Nehmt ihn fest!“, schrie MacGil. „Und seht zu, dass er der K?nigin nicht unter die Augen kommt. Ich m?chte seine Mutter am Hochzeitstag ihrer Tochter nicht mit seinem Anblick belasten.“ „Jawohl, Herr“, sagten sie und schlossen die T?r, bevor sie ihm nacheilten. MacGil sa? schwer atmend mit hochrotem Gesicht da und versuchte, sich zu beruhigen. Zum tausendsten Mal fragte er sich, was er angestellt hatte, um so ein Kind zu verdienen. Er blickte zur?ck auf seine verbleibenden Kinder. Die vier standen da und warteten in der schweren Stille. MacGil holte tief Luft und versuchte, sich zu konzentrieren. „Somit bleiben zwei von euch ?brig“, fuhr er fort. „Und aus diesen zweien habe ich einen Nachfolger erw?hlt.“ MacGil wandte sich an seine Tochter. „Gwendolyn, das wirst du sein.“ Ein ?berraschtes Schweigen erf?llte den Raum; seine Kinder sahen alle schockiert aus, am meisten jedoch Gwendolyn. „Hast du richtig gesprochen, Vater?“, fragte Gareth. „Sagtest du Gwendolyn?“ „Vater, ich f?hle mich geehrt“, sagte Gwendolyn. „Aber ich kann es nicht annehmen. Ich bin eine Frau.“ „Es ist wahr, noch nie zuvor hat eine Frau auf dem Thron der MacGils gesessen. Doch ich habe beschlossen, dass es an der Zeit ist, die Tradition zu ?ndern. Gwendolyn, du bist von feinstem Verstand und Gem?t, feiner als ich es je in einer jungen Frau gesehen habe. Du bist jung, aber mit Gottes Willen werde ich nicht so bald sterben, und wenn die Zeit kommt, wirst du weise genug sein, um zu regieren. Das K?nigreich soll dir geh?ren.“ „Aber Vater!“, rief Gareth aus, sein Gesicht aschfahl. „Ich bin der ?lteste legitim geborene Sohn! Immer, in der gesamten Geschichte der MacGils, ging die Herrschaft auf den ?ltesten Sohn ?ber!“ „Ich bin der K?nig“, erwiderte MacGil d?ster, „und ich bestimme die Tradition.“ „Aber das ist nicht gerecht!“, flehte Gareth mit klagender Stimme. „Ich bin es, der K?nig sein sollte. Nicht meine Schwester. Nicht eine Frau!“ „Z?ume deine Zunge, Junge!“, rief MacGil, zitternd vor Zorn. „Wagst du es, mein Urteil zu hinterfragen?“ „Werde ich also zugunsten einer Frau ?bergangen? So also denkst du von mir?“ „Ich habe meine Entscheidung getroffen“, sagte MacGil. „Du wirst sie respektieren und dich ihr gehorsam f?gen, so wie jeder andere Untertan in meinem K?nigreich. Und nun k?nnt ihr alle gehen.“ Seine Kinder beugten rasch ihre K?pfe und eilten aus dem Zimmer. Nur Gareth blieb an der T?r stehen, unf?hig, sich zu ?berwinden, den Raum zu verlassen. Er kehrte um und stellte sich alleine seinem Vater. MacGil konnte die Entt?uschung in seinem Gesicht lesen. Sichtlich hatte er erwartet, heute zum Erben benannt zu werden. Mehr noch: er hatte es begehrt. Unbedingt. Was MacGil nicht im Geringsten ?berraschte—und was genau der Grund war, warum er es ihm nicht gew?hrt hatte. „Warum hasst du mich, Vater?“, fragte er. „Ich hasse dich nicht. Ich finde dich nur nicht geeignet, mein K?nigreich zu regieren.“ „Und warum das?“, bestand Gareth. „Weil es genau das ist, was du begehrst.“ Gareths Gesicht lief feuerrot an. Offenbar hatte MacGil ihm einen Einblick in seine wahre Natur verschafft. MacGil beobachtete seine Augen, sah, wie sie von einem Hass f?r ihn erf?llt waren, den er nie f?r m?glich gehalten h?tte. Ohne ein weiteres Wort st?rmte Gareth aus dem Zimmer und schlug die T?r hinter sich zu. Das hallende Echo lie? MacGil erschaudern. Er dachte an den Blick seines Sohnes zur?ck und versp?rte einen Hass von enormer Tiefe, tiefer noch als der seiner Feinde. In dem Moment erinnerte er sich an Argons Worte, seine Ank?ndigung, dass Gefahr nahe lag. Konnte sie gar so nahe liegen? KAPITEL SECHS Thor rannte mit all seiner Kraft ?ber das weite Feld der Arena. Hinter ihm konnte er die Schritte der k?niglichen Wachen h?ren, die ihm dicht auf den Fersen waren. Sie jagten ihm durch die hei?e, staubige Umgebung hinterher, im Laufen fluchend. Vor ihm ausgebreitet standen die Angeh?rigen—und neuen Rekruten—der Legion, dutzende Jungen wie er selbst, nur ?lter und st?rker. In unterschiedlichen Formationen trainierten sie und wurden gepr?ft, manche beim Speerwerfen, manche schleuderten Wurfspie?e, einige ?bten ihren Griff an der Lanze. Sie zielten auf entfernte Zielscheiben und verfehlten diese nur selten. Dies waren seine Rivalen, und sie schienen ihm ?berlegen. Unter ihnen befanden sich ein Dutzend wahre Ritter, Angeh?rige der Silbernen, die in einem weiten Halbkreis standen und dem Treiben zusahen. Urteilend. Entscheidend, wer bleiben durfte und wer nach Hause geschickt w?rde. Thor wusste, dass er sich beweisen, diese M?nner beeindruckten musste. In wenigen Augenblicken w?rden die Wachen ihn eingeholt haben, und wenn er irgendeine Chance haben wollte, einen Eindruck zu hinterlassen, war jetzt der Zeitpunkt daf?r. Nur wie? Seine Gedanken rasten, w?hrend er mit dem festen Entschluss ?ber den Platz schoss, nicht abgewiesen zu werden. W?hrend Thor ?ber das Feld raste, erregte er die Aufmerksamkeit der anderen. Einige der Rekruten stellten ihre ?bungen ein und blickten ihm nach; einige der Ritter ebenso. Innerhalb weniger Augenblicke merkte Thor, dass alle Augen auf ihn gerichtet waren. Sie sahen verwirrt drein, und ihm wurde klar, dass sie sich wohl fragten, wer er war, der da quer ?ber ihr Feld rannte, von drei k?niglichen Wachen gejagt. So wollte er nicht unbedingt seinen ersten Eindruck hinterlassen. Sein ganzes Leben schon tr?umte er davon, sich der Legion anzuschlie?en; in seiner Vorstellung war es nicht so abgelaufen. W?hrend Thor rannte und hin und her ?berlegte, was er tun sollte, wurde sein n?chster Schritt f?r ihn entschieden. Ein gro?gewachsener Junge, einer der Rekruten, hatte beschlossen, es auf sich zu nehmen, die anderen damit zu beeindrucken, dass er Thor aufhielt. Er war muskul?s und fast doppelt so gro? wie Thor, und er hatte sein Holzschwert erhoben, um Thor den Weg zu versperren. Thor konnte sehen, dass er dazu bereit war, ihn zu Boden zu schlagen, ihn vor allen Augen zu blamieren, und sich dadurch einen Vorteil vor den anderen Rekruten zu verschaffen. Dies machte Thor w?tend. Thor hatte nichts gegen diesen Jungen, und dieser Kampf war nicht seine Angelegenheit. Doch er machte ihn zu seiner Angelegenheit, nur, um sich vor den anderen zu behaupten. Als sie einander n?herkamen, konnte Thor die Gr??e dieses Jungen kaum glauben: er t?rmte sich ?ber ihm auf und warf finstere Blicke auf ihn hinunter; dichte schwarze Locken bedeckten seine Stirn und er hatte das breiteste, kantigste Kinn, das Thor je gesehen hatte. Er konnte sich nicht vorstellen, wie er diesem Jungen auch nur einen Kratzer zuf?gen k?nnte. Der Junge rannte mit seinem Holzschwert auf ihn zu und Thor wusste, wenn er nicht schnell handelte, w?rde er k.o. geschlagen werden. Thor handelte instinktiv. Er zog reflexartig seine Schleuder hervor, holte aus und schoss einen Stein auf die Hand des Jungen. Er fand sein Ziel und riss ihm das Schwert aus der Hand, gerade, als der Junge zum Hieb ansetzte. Es flog davon und der Junge hielt sich schreiend die Hand. Thor vergeudete keine Zeit. Er nutzte den Augenblick und griff an, sprang in die Luft und trat den Jungen mit beiden F??en genau auf die Brust. Doch der Junge war so standfest, dass es sich anf?hlte, als h?tte er gegen den Stamm einer Eiche getreten. Der Junge stolperte nur wenige Handbreit nach hinten, w?hrend Thor abrupt zu stehen kam und zu F??en des Jungen hinfiel. Das hei?t nichts Gutes, dachte sich Thor, als er mit einem dumpfen Knall am Boden aufschlug. Seine Ohren klingelten. Thor versuchte, auf die Beine zu kommen, aber der Junge war ihm einen Schritt voraus. Er packte Thor am R?cken und warf ihn mit dem Gesicht voraus in den Staub. Um sie herum hatte sich ein Kreis an Jungen gebildet, die nun aufjubelten. Thor lief vor Scham rot an. Thor drehte sich um und wollte aufstehen, doch der Junge war zu schnell. Schon war er ?ber ihm und dr?ckte ihn zu Boden. Bevor Thor wusste, wie ihm geschah, war daraus ein Ringkampf geworden, und das Gewicht des Jungen war enorm. Thor konnte ged?mpft die Rufe der anderen Rekruten h?rte, die im Kreis um sie standen und schreiend nach Blut lechzten. Das Gesicht des Jungen hing finster ?ber ihm; der Junge streckte seine Daumen aus und dr?ckte sie Thor auf die Augen. Thor konnte es nicht glauben: es schien, als wollte dieser Junge ihn ernsthaft verletzen. War es ihm wirklich derart ernst damit, sich hervorzuheben? In letzter Sekunde rollte Thor seinen Kopf aus dem Weg und die H?nde des Jungen fuhren an ihm vorbei in die Erde. Thor ergriff die Gelegenheit, unter ihm hervorzurollen. Thor kam auf die Beine und drehte sich zu dem Jungen um, der ebenfalls aufstand. Der Junge griff an und schlug nach Thors Gesicht, und Thor duckte sich in letzter Sekunde; er f?hlte den Luftzug auf seinem Gesicht und ihm wurde klar, dass ihm dieser Schlag das Kiefer gebrochen h?tte, h?tte er ihn getroffen. Thor holte aus und schlug dem Jungen die Faust in den Magen—doch das bewirkte kaum etwas: es war, als w?rde er einen Baum schlagen. Bevor Thor reagieren konnte, schlug der Junge ihm mit dem Ellbogen ins Gesicht. Thor stolperte r?ckw?rts, vom Schlag ersch?ttert. Es f?hlte sich an, als h?tte ihn ein Hammer getroffen, und seine Ohren klingelten. W?hrend Thor noch taumelte und versuchte, wieder zu Atem zu kommen, griff der Junge an und trat ihm kr?ftig in die Brust. Thor flog nach hinten und krachte mit dem R?cken am Boden auf. Die anderen Jungen jubelten. Thor war schwindlig und er richtete sich langsam auf, doch gerade als er dazu ansetzte, griff der Junge ein weiteres Mal an, schwang seine Faust und schlug ihn erneut kr?ftig ins Gesicht, und er landete wieder flach auf dem R?cken, diesmal endg?ltig weggetreten. Thor lag da, h?rte den ged?mpften Jubel der anderen, sp?rte den salzigen Geschmack von Blut, das ihm die Nase hinunterlief, und die Beule auf seinem Gesicht. Er st?hnte vor Schmerzen. Er blickte hoch und sah, wie der gro?e Junge sich wegdrehte und zu seinen Freunden hin?berging, sich seines Sieges bereits sicher. Thor wollte aufgeben. Dieser Junge war riesig, ihn zu bek?mpfen war aussichtslos, und er w?rde keinen weiteren Treffer aushalten. Aber etwas in ihm trieb ihn voran. Er konnte nicht verlieren. Nicht vor all diesen Leuten. Gib nicht auf. Steh auf. Steh auf! Irgendwie schaffte es Thor, die Kraft aufzubringen: st?hnend rollte er sich auf den Bauch und stemmte sich auf seine H?nde und Knie, und dann, langsam, auf seine Beine. Er drehte sich dem Jungen zu, blutend, mit geschwollenen Augen, schlecht sehend, schwer atmend, und hob die F?uste. Der riesige Junge drehte sich um und starrte auf Thor hinunter. Er sch?ttelte ungl?ubig den Kopf. „Du h?ttest unten bleiben sollen, Junge“, drohte er, als er langsam wieder auf Thor zuging. „GENUG“, schrie eine Stimme. „Elden, lass ihn!“ Ein Ritter trat pl?tzlich hervor, stellte sich zwischen sie, hob die Hand und hielt Elden davon ab, Thor n?herzukommen. Die Menge wurde ruhig und alle sahen den Ritter an: offensichtlich war dies ein Mann, der Respekt verlangte. Thor blickte voller Ehrfurcht zu der Gestalt des Ritters hoch: er war hochgewachsen, mit breiten Schultern, einem kantigen Kiefer, braunem, gepflegtem Haar, in seinen 20ern. Thor mochte ihn sofort. Seine erstklassige R?stung, ein Kettenpanzer aus poliertem Silber, war mit k?niglichen Abzeichen ?bers?t: dem Falken-Emblem der MacGil-Familie. Thors Kehle wurde trocken: er stand vor einem Angeh?rigen der k?niglichen Familie. Er konnte es kaum glauben. „Erkl?re dich, Junge“, sagte er zu Thor. „Warum st?rmst du uneingeladen in unsere Arena?“ Noch bevor Thor antworten konnte, brachen pl?tzlich die drei Mitglieder der k?niglichen Wache durch den Kreis. Der Wach-Hauptmann stand keuchend da und zeigte mit dem Finger auf Thor. „Er hat sich unserem Befehl widersetzt!“, schrie der Wachmann. „Ich werde ihn in Ketten legen und in den Kerker des K?nigs bringen!“ „Ich habe nichts Falsches getan!“, protestierte Thor. „Ach wirklich?“, schrie der Wachmann. „Uneingeladen auf k?niglichen Privatgrund st?rmen?“ „Ich wollte doch nur eine Chance!“, schrie Thor und wandte sich flehend an den Ritter vor ihm, den Mann aus der k?niglichen Familie. „Alles, was ich wollte, war eine Chance, mich der Legion anzuschlie?en!“ „Diese Trainingsgr?nde sind nur f?r Eingeladene zug?nglich“, ert?nte eine schroffe Stimme. In den Kreis herein trat ein Krieger in seinen 50ern, breit und st?mmig, mit Glatze, kurzem Bart und einer Narbe, die sich ?ber seine Nase zog. Er sah aus, als w?re er schon sein ganzes Leben Berufssoldat—und den Abzeichen auf seiner R?stung, der goldenen Nadel an seiner Brust nach zu schlie?en, war er ihr Kommandant. Thors Herz schlug bei seinem Anblick schneller: ein General. „Ich wurde nicht eingeladen, Herr“, sagte Thor. „Das ist schon richtig. Doch es ist mein Lebenstraum, hier zu sein. Alles, was ich will, ist eine Chance, zu zeigen, was ich kann. Ich bin so gut wie jeder andere dieser Rekruten. Gebt mir nur eine Chance, es zu beweisen. Ich bitte Euch. In die Legion zu kommen ist das Einzige, wovon ich je getr?umt habe.“ „Das Schlachtfeld ist nichts f?r Tr?umer, Junge“, kam die schroffe Antwort. „Es ist f?r K?mpfer. Es gibt keine Ausnahme f?r unsere Regeln: Rekruten werden ausgew?hlt.“ Der General nickte, und der Wachmann trat mit den Ketten in der Hand auf Thor zu. Doch pl?tzlich trat der Ritter aus der k?niglichen Familie vor und hob die Hand, dem Wachmann Einhalt gebietend. „Vielleicht w?re es bei Gelegenheit m?glich, eine Ausnahme zu machen“, sagte er. Êîíåö îçíàêîìèòåëüíîãî ôðàãìåíòà. Òåêñò ïðåäîñòàâëåí ÎÎÎ «ËèòÐåñ». Ïðî÷èòàéòå ýòó êíèãó öåëèêîì, êóïèâ ïîëíóþ ëåãàëüíóþ âåðñèþ (https://www.litres.ru/pages/biblio_book/?art=43695463&lfrom=688855901) íà ËèòÐåñ. Áåçîïàñíî îïëàòèòü êíèãó ìîæíî áàíêîâñêîé êàðòîé Visa, MasterCard, Maestro, ñî ñ÷åòà ìîáèëüíîãî òåëåôîíà, ñ ïëàòåæíîãî òåðìèíàëà, â ñàëîíå ÌÒÑ èëè Ñâÿçíîé, ÷åðåç PayPal, WebMoney, ßíäåêñ.Äåíüãè, QIWI Êîøåëåê, áîíóñíûìè êàðòàìè èëè äðóãèì óäîáíûì Âàì ñïîñîáîì.
Íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë Ëó÷øåå ìåñòî äëÿ ðàçìåùåíèÿ ñâîèõ ïðîèçâåäåíèé ìîëîäûìè àâòîðàìè, ïîýòàìè; äëÿ ðåàëèçàöèè ñâîèõ òâîð÷åñêèõ èäåé è äëÿ òîãî, ÷òîáû âàøè ïðîèçâåäåíèÿ ñòàëè ïîïóëÿðíûìè è ÷èòàåìûìè. Åñëè âû, íåèçâåñòíûé ñîâðåìåííûé ïîýò èëè çàèíòåðåñîâàííûé ÷èòàòåëü - Âàñ æä¸ò íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë.