Недавно я проснулся утром тихим, А в голове – настойчивая мысль: Отныне должен я писать стихи. И так наполнить смыслом свою жизнь! Я первым делом к зеркалу пошёл, Чтоб убедиться в верности решенья. Взгляд затуманен. В профиль – прям орел! Типичный вид поэта, без сомненья. Так тщательно точил карандаши, Задумчиво сидел в красивой позе. Когда душа

Marsch der K?nige

Marsch der K?nige Morgan Rice Ring der Zauberei #2 MARSCH DER K?NIGE nimmt uns mit auf die n?chste Etappe von Thors epischer Reise durch sein Schicksal, auf der er nach und nach mehr dar?ber erf?hrt, wer er ist, was seine Kr?fte sind, und auf der er beginnt, ein Krieger zu werden. Nachdem er den Kerkern entkommt, erf?hrt Thor entsetzt von einem weiteren Mordanschlag auf K?nig MacGil. Der Tod von MacGil versetzt das K?nigreich in Aufruhr. W?hrend alle es auf den Thron abgesehen haben, ist K?nigshof mehr denn je von Familiendramen, Machtk?mpfen, Ehrgeiz, Eifersucht, Gewalt und Verrat erf?llt. Ein Erbe muss aus den Reihen der Kinder ernannt werden, und das uralte Schicksalsschwert, die Quelle all ihrer Macht, erh?lt erneut eine Gelegenheit, von jemandem erhoben zu werden. Doch all dies kann noch umgest?rzt werden: die Mordwaffe wird gefunden, und die Schlinge zieht sich enger, den M?rder ausfindig zu machen. Zugleich droht den MacGils neue Gefahr von den McClouds, die wieder einmal planen, von innerhalb des Ringes anzugreifen. Thor k?mpft darum, Gwendolyns Liebe zur?ckzuerobern, doch m?glicherweise bleibt daf?r keine Zeit: er wird angewiesen, seine Sachen zu packen und sich mit seinen Waffenbr?dern auf die Hundert vorzubereiten, einhundert h?llische, aufreibende Tage, die jeder Legion?r durchleben muss. Die Legion muss zum Eintritt ins Mannesalter den Canyon ?berqueren, den Schutz des Rings verlassen und in die Wildlande reisen. Sie segeln ?ber die Tartonische See zur Insel der Nebel, von der gesagt wird, dass ein Drache sie bewacht. Werden sie es zur?ck nach Hause schaffen? Wird der Ring in ihrer Abwesenheit ?berleben? Und wird Thor endlich das Geheimnis seines Schicksals l?ften? MARSCH DER K?NIGE (Band 2 im Ring der Zauberei) Morgan Rice ?ber Morgan Rice Morgan schrieb auch die Nr. 1 Bestseller Fantasy-Serie DER RING DER ZAUBEREI, die bisher aus zehn B?nden besteht und teilweise auch auf Deutsch erschienen ist. Die Serie beginnt mit QUESTE DER HELDEN (Band 1), erh?ltlich als kostenloser Download! Morgan Rice schrieb die Nr. 1 Bestseller-Serie THE VAMPIRE JOURNALS, eine zehnteiligen Serie f?r Jugendliche, die bisher in sechs Sprachen ?bersetzt wurde und teilweise bereits auf Deutsch erh?ltlich ist. Morgan Rice schrieb auch die Nr. 1 Bestseller ARENA ONE und ARENA TWO, den ersten beiden Titeln der post-apokalyptischen SURVIVAL Action-Thriller-Trilogie, die in der Zukunft angesiedelt ist. S?mtliche B?cher von Morgan Rice werden demn?chst in deutscher Sprache erh?ltlich sein. Bitte besuchen Sie auch www.morganricebooks.com (http://www.morganricebooks.com). Morgan freut sich auf Ihren Besuch. Ausgew?hlte Kommentare zu Morgan Rice „Rice leistet gute Arbeit, den Leser von Beginn an in die Geschichte hineinzuziehen, mit wunderbaren Beschreibungen, die ?ber das reine Zeichnen des Hintergrundes hinausgehen....sch?n geschrieben und extrem schnell zu lesen.“ --Black Lagoon Reviews (?ber Turned - Verwandelt) „Eine ideale Geschichte f?r junge Leser. Morgan Rice leistet gute Arbeit, eine interessante Wendung herauszuarbeiten...erfrischend und ungew?hnlich, mit allen klassischen Elementen, die in vielen Serien paranormaler Geschichten f?r Jugendliche zu finden sind. Die Serie dreht sich um ein M?dchen...ein au?ergew?hnliches M?dchen!...Einfach zu lesen, doch extrem rasant...empfehlenswert f?r alle, die gerne paranormale Soft-Romanzen lesen. Bedingt jugendfrei.“ --The Romance Reviews (?ber Turned - Verwandelt) „Packte meine Aufmerksamkeit von Anfang an und lie? nicht locker... diese Geschichte ist ein fantastisches Abenteuer, von Beginn an rasant und actionreich. Es ist kein langweiliger Moment zu finden.“ --Paranormal Romance Guild {?ber Turned- Verwandelt} „Vollgepackt mit Action, Romantik, Abenteuer und Spannung. Lasst es euch nicht entgehen, und verliebt euch ganz von Neuem.“ --vampirebooksite.com (?ber Turned - Verwandelt) „Eine tolle Geschichte, und vor allem die Art von Buch, die man nachts nicht weglegen kann. Das Ende war ein Cliffhanger, der so spektakul?r war, dass man sofort das n?chste Buch kaufen m?chte, nur um herauszufinden, wie es weitergeht.“ --The Dallas Examiner {?ber Loved - Geliebt} „Ein Buch, das TWILIGHT und VAMPIRE DIARIES Konkurrenz macht, und dazu f?hren wird, dass man bis zur letzten Seite nicht genug davon bekommt! Wer Abenteuer, Liebe und Vampire mag, liegt mit diesem Buch genau richtig!“ --Vampirebooksite.com (?ber Turned - Verwandelt) „Morgan Rice erweist sich erneut als ?u?erst talentiert im Geschichtenerz?hlen...Dies wird eine gro?e Bandbreite an Lesern ansprechen, darunter die j?ngeren Fans des Vampir/Fantasy-Genres. Das Ende ist ein unerwarteter Cliffhanger, der Sie schockieren wird.“ --The Romance Reviews (?ber Loved - Geliebt) B?cher von Morgan Rice auf Deutsch erschienen DER RING DER ZAUBEREI QUESTE DER HELDEN (Band 1) MARSCH DER K?NIGE (Band 2) schon bald auf Deutsch erh?ltlich A FEAST OF DRAGONS - FESTMAHL DER DRACHEN (Band 3) A CLASH OF HONOR - KAMPF DER EHRE (Band 4) A VOW OF GLORY - SCHWUR DES RUHMS (Band 5) A CHARGE OF VALOR - ANGRIFF DER TAPFERKEIT (Band 4) A RITE OF SWORDS - RITUS DER SCHWERTER (Band 7) A GRANT OF ARMS - GEW?HR DER WAFFEN (Band 8) A SKY OF SPELLS - HIMMEL DER ZAUBER (Band 9) A SEA OF SHIELDS - MEER DER SCHILDE (Band 10) schon bald auf Deutsch erh?ltlich THE SURVIVAL TRILOGY ARENA ONE: SLAVERUNNERS (Band 1) ARENA TWO (Band 2) auf Deutsch erschienen THE VAMPIRE JOURNALS - VERWANDELT (Band 1) GELIEBT (Band 2) schon bald auf Deutsch erh?ltlich BETRAYED (Band 3) DESTINED (Band 4) DESIRED (Band 5) BETROTHED (Band 6) VOWED (Band 7) FOUND (Band 8) RESURRECTED (Band 9) CRAVED (Band 10) Hier tippen, um B?cher von Morgan Rice jetzt herunterzuladen! 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Mit den im U.S. Copyright Act von 1976 erlaubten Ausnahmen ist es nicht gestattet, jeglichen Teil dieser Publikation in jeglicher Form oder ?ber jegliche Mittel ohne die vorherige Erlaubnis des Autors zu vervielf?ltigen, verteilen oder ?bertragen, oder in einer Datenbank oder einem Abrufsystem zu speichern. Dieses Ebook ist ausschlie?lich f?r den pers?nlichen Gebrauch zugelassen. Dieses Ebook darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen m?chten, erwerben Sie bitte ein zus?tzliches Exemplar f?r jeden Empf?nger. Wenn Sie dieses Buch lesen und nicht gekauft haben, oder es nicht ausschlie?lich f?r Ihren Gebrauch gekauft wurde, geben Sie es bitte zur?ck erwerben Sie Ihr eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren. Diese Geschichte ist frei erfunden. Namen, Figuren, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorf?lle sind entweder ein Produkt der Phantasie des Autors oder werden im fiktionalen Sinne verwendet. Jegliche ?hnlichkeit mit existierenden Personen, tot oder lebend, ist rein zuf?llig. INHALT KAPITEL EINS (#u93b7027f-9251-543e-8ed6-4b7459fd2839) KAPITEL ZWEI (#u5a5846f1-e813-5732-a122-990a14583831) KAPITEL DREI (#uea3d1628-76a1-5929-a20e-66dec6ce6de1) KAPITEL VIER (#ud48eca58-c951-5641-a6b5-68eb447bab5b) KAPITEL F?NF (#uca5869e4-ae80-5342-a0c4-cc4f641bea27) KAPITEL SECHS (#udb6505ca-68c0-5017-a8f6-4ae8813b919e) KAPITEL SIEBEN (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHT (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ELF (#litres_trial_promo) KAPITEL ZW?LF (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) „Ist das ein Dolch, was ich vor mir erblicke, Der Griff mir zugekehrt? Komm, la? dich packen! Ich fa? dich nicht, und doch seh ich dich immer.“ —William Shakespeare Macbeth KAPITEL EINS K?nig MacGil stolperte in sein Gemach. Er hatte viel zu viel getrunken, der Raum drehte sich, seine Schl?fen pochten von den Festivit?ten des Abends. Eine Frau, deren Namen er nicht kannte, hing an seiner Seite, einen Arm um seine Mitte drapiert, ihre Bluse halb ausgezogen, und f?hrte ihn kichernd seinem Bett entgegen. Zwei Bedienstete schlossen die T?r hinter ihnen und zogen sich diskret zur?ck. MacGil wusste nicht, wo seine K?nigin war, und in dieser Nacht k?mmerte es ihn auch nicht. Sie teilten nur noch selten das Bett—sie zog sich oft in ihre eigenen Gem?cher zur?ck, besonders an Festmahl-Abenden, wenn die Feier zu lange andauerte. Sie wusste von den Indiskretionen ihres Ehemannes und es schien sie nicht zu bek?mmern. Immerhin war er K?nig, und die MacGil-K?nige hatten schon immer mit vollem Anspruch regiert. Doch als MacGil auf sein Bett zusteuerte, drehte sich das Zimmer doch etwas zu heftig, und er wollte diese Frau pl?tzlich wegschicken. Er war nicht l?nger in der Stimmung daf?r. „Lass mich allein!“, befahl er und schob sie davon. Die Frau stand verdutzt und gekr?nkt da, und die T?r ?ffnete sich, um die Bediensteten hereinzulassen, die jeweils einen Arm der Frau packten und sie hinausf?hrten. Sie protestierte, doch nachdem sie die T?r hinter ihr zugezogen hatten, war ihr Gezeter nur noch ged?mpft zu h?ren. MacGil setzte sich auf seine Bettkante und st?tzte den Kopf in die H?nde im Versuch, seinen Kopfschmerzen Einhalt zu gebieten. Es war f?r ihn ungew?hnlich, dass er so fr?h schon Kopfschmerzen hatte, noch bevor der Alkohol sich ganz aus seinem K?rper verfl?chtigt hatte, doch diese Nacht war anders. Alles hatte sich so schnell ver?ndert. Das Festmahl war so gut gelaufen; er hatte sich gerade mit einem feinen St?ck Fleisch und einem starken Wein niedergelassen, als der Junge, Thor, auftauchen und alles ruinieren musste. Erst war es sein Hereinplatzen mit seinem dummen Traum gewesen; dann hatte er die Dreistigkeit besessen, ihm den Kelch aus der Hand zu schlagen. Dann musste dieser Hund daherkommen und den Wein auflecken, und vor aller Augen tot umfallen. Seither war MacGil war tief ersch?ttert. Die Erkenntnis hatte ihn wie ein Hammerschlag getroffen: jemand hatte versucht, ihn zu vergiften. Ihn zu ermorden. Er konnte es kaum verarbeiten. Jemand hatte sich an seinen Wachen vorbeigeschlichen, vorbei an seinen Wein- und Speisenvorkostern. Er war einen Atemzug davon entfernt gewesen, tot zu sein, und das ersch?tterte ihn nach wie vor. Er erinnerte sich daran, wie Thor zum Kerker abgef?hrt wurde und fragte sich erneut, ob es der richtige Befehl gewesen war. Auf der einen Seite war es nat?rlich absolut unm?glich, dass der Junge vom Gift im Kelch gewusst haben konnte, es sei denn, er selbst h?tte es dorthin getan oder w?re auf andere Art an dem Anschlag beteiligt gewesen. Andererseits wusste er, dass Thor ?ber tiefe, geheimnisvolle Kr?fte verf?gte—etwas zu geheimnisvoll—und vielleicht doch die Wahrheit gesagt hatte: vielleicht hatte er es tats?chlich in einem Traum gesehen. Vielleicht hatte Thor tats?chlich sein Leben gerettet, und MacGil hatte die eine Person in den Kerker gesteckt, die wahrhaft loyal war. MacGils Schl?fen pochten bei dem Gedanken, als er dasa? und sich seine zu stark zerfurchte Stirn rieb, in dem Versuch, das alles zu verstehen. Doch er hatte in dieser Nacht zu viel getrunken, sein Geist war zu benebelt, seine Gedanken wirbelten und er konnte dem Ganzen nicht auf den Grund kommen. Es war zu hei? hier drin, eine schw?le Sommernacht, sein K?rper war ?berhitzt vom stundenlangen Schlemmen von Speis und Trank, und er sp?rte, wie er schwitzte. Er streckte sich und warf seinen Mantel ab, dann sein ?berhemd, und zog sich bis auf sein Unterhemd aus. Er wischte sich den Schwei? von der Stirn, dann von seinem Bart. Er lehnte sich zur?ck und zog sich die riesigen, schweren Stiefel aus, einem nach dem anderen, und bewegte die Zehen an der frischen Luft. Er sa? schwer atmend da und versuchte, das Gleichgewicht wiederzuerlangen. Sein Bauch war heute angewachsen, und er f?hlte sich beschwerlich. Er warf die Beine hoch und lehnte sich zur?ck, seinen Kopf auf das Kissen bettend. Er seufzte und blickte hoch, an den Bettpfosten vorbei an die Decke, und versuchte, das Zimmer im Geiste dazu zu ?berreden, das Drehen einzustellen. Wer w?rde mich t?ten wollen?, fragte er sich ein weiteres Mal. Er hatte Thor wie einen Sohn geliebt, und ein Teil von ihm konnte sp?ren, dass er es nicht gewesen sein konnte. Er fragte sich, wer es dann sein konnte, welches Motiv sie haben konnten—und, was am wichtigsten war, ob sie einen erneuten Versuch unternehmen w?rden. War er in Sicherheit? Waren Argons Voraussagungen wahr? MacGil f?hlte seine Augenlider schwer werden, als die Antwort seinem Geist hartn?ckig entglitt. Wenn er nur bei klarerem Verstand w?re, k?nnte er der Sache vielleicht auf den Grund kommen. Doch er w?rde auf das Licht des neuen Tages warten m?ssen, um seine Ratgeber zu versammeln und eine Untersuchung der Geschehnisse in die Wege zu leiten. Die Frage war in seinen Augen weniger, wer ihn tot sehen wollte—und vielmehr, wer ihn nicht tot sehen wollte. Sein Hof war voll mit Leuten, die nach seinem Thron gierten. Ehrgeizige Gener?le; verschw?rerische Hofr?te; machthungrige Adelige und Lords; Spione; alte Rivalen; Attent?ter der McClouds—und vielleicht sogar aus den Wildlanden. Vielleicht sogar noch nahestehender. MacGils Lider flatterten, w?hrend der Schlaf ihn ?bermannte; doch etwas erregte seine Aufmerksamkeit und hielt sie offen. Er bemerkte Bewegung und blickte auf, nur um festzustellen, dass seine Bediensteten nicht da waren. Er blinzelte verwirrt. Seine Bediensteten lie?en ihn niemals alleine. Tats?chlich konnte er sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal in diesem Zimmer allein gewesen war, nur er selbst. Er konnte sich nicht entsinnen, sie fortgeschickt zu haben. Was noch seltsamer war: seine T?r stand weit offen. In dem Moment h?rte MacGil ein Ger?usch aus der anderen Ecke des Zimmers und drehte sich dorthin um. Dort an der Wand, aus den Schatten in das Kerzenlicht tretend, war ein Mann, gro? und schlank, in einen schwarzen Umhang geh?llt, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. MacGil blinzelte mehrmals und fragte sich, ob er schon Trugbilder sah. Zuerst war er sich noch sicher, dass es nur Schatten waren, und das Flackern der Fackeln seinen Augen einen Streich spielte. Doch einen Augenblick sp?ter war die Gestalt einige Schritte n?hergetreten und kam flink auf sein Bett zu. MacGil versuchte, bei dem schwachen Licht zu erkennen, wer es war; instinktiv richtete er sich auf und, alter Krieger, der er war, griff nach seinem G?rtel, f?r ein Schwert oder zumindest einen Dolch. Doch er hatte sich entkleidet und es waren keine Waffen zur Hand. Unbewaffnet sa? er auf seinem Bett. Die Gestalt bewegte sich nun sehr schnell, wie eine Schlange in der Nacht, immer n?her kommend. Als MacGil sich aufsetzte, konnte er ihr Gesicht sehen. Das Zimmer drehte sich nach wie vor und seine Trunkenheit verhinderte, dass er klar mitbekam, was passierte, doch einen Moment lang h?tte er schw?ren k?nnen, dass es das Gesicht seines Sohnes war. Gareth? MacGils Herz wurde von einer pl?tzlichen Panik gepackt, als er sich wunderte, was er hier blo? suchen konnte, unangek?ndigt, so sp?t in der Nacht. „Mein Sohn?“, rief er aus. MacGil sah die m?rderische Absicht in seinen Augen, und mehr brauchte er nicht zu sehen—er setzte an, aus dem Bett zu springen. Doch die Gestalt bewegte sich zu schnell. Sie sprang in Aktion, und bevor MacGil noch sch?tzend den Arm heben konnte, blitzte Metall im Licht der Fackeln auf und flink, zu flink, schnitt eine Klinge durch die Luft—und versenkte sich in seinem Herzen. MacGil schrie auf, ein tiefer, dunkler Schmerzensschrei, und der Klang seines eigenen Schreis ?berraschte ihn. Es war ein Schrei, den er im Kampf zu oft geh?rt hatte. Es war der Schrei eines Kriegers, der t?dlich verwundet war. MacGil f?hlte, wie das kalte Metall durch seine Rippen brach, sich durch Muskel bohrte, mit seinem Blut vermengte, dann tiefer, immer tiefer vordrang, der Schmerz intensiver, als er je f?r m?glich gehalten hatte, w?hrend es scheinbar ohne Ende weiter vordrang. Mit einem scharfen Atemzug sp?rte er, wie sein Mund sich mit hei?em, salzigem Blut f?llte. Das Atmen fiel ihm schwer. Er zwang sich dazu, hochzublicken, auf das Gesicht hinter der Kapuze. Er war ?berrascht: er hatte sich geirrt. Es war nicht das Gesicht seines Sohnes. Es war jemand anderes. Jemand, den er erkannte. Er konnte sich nicht erinnern, wer er war, doch es war jemand, der ihm nahestand. Jemand, der aussah wie sein Sohn. Verwirrung zermarterte seinen Geist, als er sich abm?hte, dem Gesicht einen Namen zuzuordnen. W?hrend sich die Gestalt mit dem Messer in der Hand ?ber ihn beugte, brachte es MacGil irgendwie zustande, eine Hand zu heben und dem Mann gegen die Schulter zu sto?en, im Versuch, ihn aufzuhalten. Er sp?rte ein Aufwallen der alten Krieger-Kraft in sich, sp?rte die Kraft seiner Ahnen, sp?rte den Teil von ihm tief in seinem Inneren, der ihn zum K?nig machte, der ihn nicht aufgeben lie?. Mit einem gewaltigen Sto? schaffte er es, den Attent?ter mit ganzer Kraft zur?ckzusto?en. Der Mann war d?nner, schm?chtiger als MacGil gedacht hatte; er stolperte mit einem Aufschrei r?ckw?rts und taumelte durch das Zimmer. MacGil schaffte es, aufzustehen und mit enormer Anstrengung das Messer zu fassen und aus seiner Brust zu ziehen. Er warf es quer durch den Raum und es pralle klirrend gegen den Steinboden, schlitterte daran entlang und krachte in die gegen?berliegende Wand. Der Mann, dessen Kapuze ihm auf die Schultern heruntergefallen war, rappelte sich auf und starrte MacGil mit weit aufgerissenen Augen entsetzt entgegen, als dieser auf ihn losst?rmte. Er rannte quer durchs Zimmer davon, gerade lange genug pausierend, um auf dem Weg hinaus den Dolch aufzuheben. MacGil versuchte, ihm nachzujagen, doch der Mann war zu schnell, und pl?tzlich wallte der Schmerz auf und fuhr ihm durch die Brust. Er sp?rte, wie er schw?cher wurde. MacGil stand alleine in seinem Zimmer und blickte hinunter auf das Blut, das von seiner Brust in seine offenen Handfl?chen quoll. Er sank auf die Knie. Er sp?rte, wie sein K?rper k?lter wurde, lehnte sich zur?ck und versuchte, Hilfe zu rufen. „Wachen“, rief er schw?chlich. Er holte tief Luft, und unter uns?glichen Qualen brachte er seine tiefe Stimme hervor. Die Stimme eines einstigen K?nigs. „WACHEN!“, ert?nte sein gellender Schrei. In einem fernen Korridor h?rte er Schritte, die langsam n?her kamen. Er h?rte, wie eine entfernte T?r ge?ffnet wurde, sp?rte, wie K?rper sich ihm n?herten. Doch das Zimmer drehte sich erneut, und diesmal kam es nicht vom Wein. Das letzte, was er sah, war der kalte Steinboden, der seinem Gesicht entgegenkam. KAPITEL ZWEI Thor packte den eisernen Griff der enormen Holzt?re vor ihm und zerrte mit aller Kraft. Sie ?ffnete sich langsam, knarrend, und vor ihm tat sich die Schlafkammer des K?nigs auf. Er machte einen Schritt hindurch, und als er ?ber die Schwelle, trat sp?rte er, wie sich die Haare auf seinen Armen aufrichteten. Er konnte eine tiefe Dunkelheit hier sp?ren, die wie ein Nebel in der Luft lag. Thor trat ein paar Schritte in die Kammer hinein, h?rte das Knistern der Fackeln an den W?nden, als er sich dem K?rper n?herte, der als Haufen auf dem Boden lag. Er konnte bereits sp?ren, dass es sich um den K?nig handelte, und dass er ermordet worden war—dass er, Thor, zu sp?t gekommen war. Thor musste sich wundern, wo die Wachen waren; warum niemand hier war, um ihn zu retten. Thors Knie wurden schwach, w?hrend er die letzten Schritte zum K?rper zur?cklegte; er kniete sich auf den Steinboden, packte die schon kalten Schultern und drehte den K?nig herum. Da lag MacGil, sein einstiger K?nig, mit weit offenen Augen, tot... Thor blickte hoch und sah pl?tzlich den Tischdiener des K?nigs ?ber ihnen stehen. Er hielt einen gro?en, juwelenbesetzten Kelch aus massivem Gold mit Reihen von Rubinen und Sapphiren, den Thor vom Festmahl her erkannte. Den Blick starr auf Thor gerichtet, goss der Diener ihn langsam auf die Brust des K?nigs. Der Wein spritzte Thor ins Gesicht. Thor h?rte ein Kreischen und erblickte seinen Falken, Estopheles, auf der Schulter des K?nigs sitzen; sie leckte den Wein von seinen Wangen. Thor h?rte ein Ger?usch und sah Argon, der ?ber ihn gebeugt war und streng auf ihn hinab blickte. In einer Hand hielt er die gl?nzende Krone. In der anderen seinen Stab. Argon kam auf Thor zu und setzte ihm die Krone fest aufs Haupt. Thor konnte sie sp?ren, ihr Gewicht, das sich gegen seinen Kopf dr?ckte; sie passte wie angegossen, und das Metall schmiegte sich an seine Schl?fen. Er blickte staunend zu Argon hoch. „Du bist nun K?nig“, verk?ndete Argon. Thor blinzelte, und als er die Augen ?ffnete, standen vor ihm s?mtliche Mitglieder der Legion, der Silbernen; hunderte M?nner und Jungen waren in die Kammer gepfercht, ihre Gesichter ihm zugewandt. Wie eine Einheit knieten sie nieder und verbeugten sich vor ihm, ihre K?pfe tief zu Boden geneigt. „Unser K?nig“, ert?nte ein Chor an Stimmen. Thor schreckte aus dem Schlaf hoch. Er sa? aufrecht da, keuchend, und blickte sich in alle Richtungen um. Hier drin war es dunkel und feucht, und er erkannte, dass er auf einem Steinboden sa?, mit dem R?cken gegen die Wand. Er kniff die Augen zusammen und blickte in die Dunkelheit, sah eiserne Gitterst?be in der Ferne, dahinter eine flackernde Fackel. Dann erinnerte er sich: der Kerker. Sie hatten ihn nach dem Festmahl hier heruntergeschleppt. Er erinnerte sich an den Wachmann, der ihm die Faust ins Gesicht geschlagen hatte, und ihm wurde klar, dass er bewusstlos gewesen sein musste; er wusste nicht, wie lange. Er setzte sich auf, keuchte schwer und versuchte, den entsetzlichen Traum fortzuwischen. Er hatte sich so echt angef?hlt. Er betete, dass es nicht wahr war, dass der K?nig nicht wirklich tot war. Der Anblick des toten K?nigs war in seine Gedanken gebrannt. Hatte Thor wirklich etwas vorhergesehen? Oder war das alles nur seine Phantasie? Thor sp?rte jemanden gegen seine Fu?sohle treten und sah eine Gestalt ?ber ihm stehen. „Wird ja langsam Zeit, dass du aufwachst“, ert?nte eine Stimme. „Ich warte schon seit Stunden.“ Im schwachen Licht erkannte Thor das Gesicht eines Jungen in etwa seinem Alter. Er war d?nn, kurz, mit hohlen Wangen und pockennarbiger Haut—und doch lag Freundlichkeit und Scharfsinn in seinen gr?nen Augen. „Ich bin Merek“, sagte er. „Dein Zellengenosse. Wof?r sitzt du?“ Thor richtete sich im Sitzen auf und versuchte, zu klarem Verstand zu kommen. Er lehnte sich gegen die Wand, fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und versuchte, sich zu erinnern, seine Gedanken zu sammeln. „Sie sagen, du hast versucht, den K?nig zu ermorden“, setzte Merek fort. „Das hat er auch, und wir werden ihn daf?r in St?cke rei?en, falls er jemals wieder hinter diesen Gittern hervorkommt“, knurrte eine Stimme. Ein tosendes Geklapper brach aus, Zinnbecher schlugen gegen metallene Gitterst?be, und Thor sah, wie ?berall entlang des mit Zellen ges?umten Korridors grotesk aussehende Gefangene ihre K?pfe zwischen den Gitterst?ben herausstreckten und ihm im flackernden Licht der Fackeln w?tende Blicke zuwarfen. Die meisten von ihnen waren unrasiert, hatten Zahnl?cken, und manche sahen aus, als w?ren sie schon jahrelang hier unten. Es war ein grauenerregender Anblick, und Thor zwang sich, seinen Blick abzuwenden. War er wirklich hier unten? Sa? er f?r immer hier unten fest, mit diesen Kerlen? „Mach dir nichts aus denen“, sagte Merek. „In dieser Zelle gibt es nur dich und mich. Sie k?nnen nicht herein. Und mir ist es egal, ob du den K?nig vergiftet hast. Ich w?rde ihn selbst gern vergiften.“ „Ich habe den K?nig nicht vergiftet“, sagte Thor beleidigt. „Ich habe gar niemanden vergiftet. Ich habe versucht, ihn zu retten. Ich habe nichts getan, au?er seinen Kelch umzuwerfen.“ „Und woher hast du gewusst, dass der Kelch vergiftet war?“, kreischte eine Stimme aus dem Korridor, die gelauscht hatte. „Hexerei, nehme ich an?“ Ein Chor zynischen Gel?chters erhob sich aus dem Zellenschacht. „Er ist ein Hellseher!“, rief einer von ihnen sp?ttisch aus. Die anderen lachten. „Aber nein, es war reines Rategl?ck!“, gr?lte noch jemand zur Erheiterung aller. Thor blickte finster drein. Er mochte die Anschuldigungen nicht, er wollte sie alle berichtigen. Doch er wusste, es w?re Zeitverschwendung. Au?erdem brauchte er sich vor diesen Verbrechern nicht zu rechtfertigen. Merek beobachtete ihn mit einem Blick, der nicht so skeptisch war wie die anderen. Er sah aus, als w?rde er abw?gen. „Ich glaube dir“, sagte er leise. „Wirklich?“, fragte Thor. Merek zuckte mit den Schultern. „Ist doch so: wenn du den K?nig vergiften wolltest, w?rst du dann wirklich so dumm und erz?hlst ihm davon?“ Merek drehte sich um und ging die paar Schritte hin?ber zu seiner Seite der Zelle. Er lehnte sich gegen die Wand und setzte sich hin, Thor zugewandt. Nun war Thor neugierig. „Wof?r sitzt du denn?“, fragte er. „Ich bin ein Dieb“, antwortete Merek mit einem Hauch von Stolz. Thor war ?berrascht; er hatte noch nie mit einem Dieb zu tun gehabt, einem echten Dieb. Ihm selbst war es noch nie in den Sinn gekommen, zu stehlen, und es hatte ihn immer schon erstaunt, dass manche Menschen so etwas taten. „Warum tust du es?“, fragte Thor. Merek zuckte mit den Schultern. „Meine Familie hat nichts zu essen. Sie brauchen Nahrung. Ich habe keine Schulbildung oder sonst etwas, was ich kann. Aber stehlen kann ich. Keine gro?en Sachen. Meistens nur Essen. Was immer sie brauchen, um durchzukommen. Ich bin jahrelang damit davongekommen. Dann haben sie mich erwischt. Genau gesagt ist dies das dritte Mal, dass sie mich erwischt haben. Beim dritten Mal ist es am schlimmsten.“ „Warum?“, fragte Thor. Merek wurde still, dann sch?ttelte er langsam den Kopf. Thor konnte sehen, wie seine Augen sich mit Tr?nen f?llten. „Die K?niglichen Gesetze sind streng. Keine Ausnahmen. Beim dritten Vergehen verlierst du die Hand.“ Thor war entsetzt. Er blickte auf Mereks H?nde; sie waren beide noch da. „Sie haben mich noch nicht geholt“, sagte Merek. „Aber das werden sie.“ Thor f?hlte sich furchtbar. Merek blickte weg, als w?rde er sich sch?men, und Thor tat es ihm gleich; er wolle nicht dar?ber nachdenken. Thor legte den Kopf in die H?nde; qu?lende Kopfschmerzen plagten ihn, w?hrend er versuchte, seine Gedanken zu sammeln. Die letzten paar Tage schienen wie ein Wirbelwind; so viel war geschehen, und alles ging so schnell. Einerseits versp?rte er ein Erfolgsgef?hl, eine gewisse Best?tigung: er hatte die Zukunft gesehen, hatte MacGils Giftanschlag vorhergesehen und hatte ihn davor gerettet. Vielleicht konnte man das Schicksal also doch ?ndern—vielleicht konnte man Vorsehung also beugen. Thor versp?rte Stolz: Er hatte seinen K?nig gerettet. Andererseits: hier war er also. Im Kerker, und nicht in der Lage, seinen Namen reinzuwaschen. Seine Hoffnungen und Tr?ume lagen in Scherben; jede Chance, zur Legion zu geh?ren, war dahin. Nun konnte er von Gl?ck sprechen, wenn er nicht den Rest seiner Tage hier unten verbringen w?rde. Es schmerzte ihn, dass MacGil, der Thor wie ein Vater aufgenommen hatte, der einzige wahre Vater, den er je gehabt hatte, tats?chlich glauben konnte, dass Thor versuchen w?rde, ihn zu t?ten. Es schmerzte ihn, dass sein bester Freund Reece glauben k?nnte, er h?tte versucht, seinen Vater zu ermorden. Oder noch schlimmer, Gwendolyn. Er dachte an ihre letzte Begegnung zur?ck—als sie geglaubt hatte, dass er sich in Freudenh?usern herumtrieb—und es f?hlte sich an, als w?re alles Gute in seinem Leben unter ihm weggezogen worden. Er fragte sich, warum das alles ihm passierte. Immerhin wollte er doch nur Gutes tun. Thor wusste nicht, was aus ihm werden w?rde; es war ihm auch egal. Er wollte nur noch seinen Namen reinwaschen; wollte, dass die Leute wussten, dass er dem K?nig nichts getan hatte; dass er echte Kr?fte hatte, die Zukunft wirklich gesehen hatte. Er wusste nicht, was aus ihm werden w?rde, doch eines wusste er: er musste hier raus. Irgendwie. Bevor Thor den Gedanken zu Ende denken konnte, h?rte er die Schritte schwerer Stiefel, die den Korridor entlangstapften; dann folgte ein Rasseln von Schl?sseln, und Augenblicke sp?ter erschien ein bulliger W?rter, der Mann, der Thor hierher gezerrt und ihm ins Gesicht geschlagen hatte. Bei seinem Anblick wurde Thor erstmals der Schmerz bewusst, der sich ?ber seine Wange zog, und er empfand k?rperliche Abneigung. „Na, wenn das nicht das kleine W?rstchen ist, das versucht hat, den K?nig zu ermorden“, grummelte der W?rter finster, w?hrend er den eisernen Schl?ssel im Schloss umdrehte. Es schnappte ein paar Mal, dann schob er die Zellent?r zur Seite. Er hielt Eisenfesseln in einer Hand, und an seinem G?rtel hing eine kleine Axt. „Du kommst schon noch dran“, zischte er Thor zu, dann wandte er sich an Merek. „Aber jetzt bist du an der Reihe, du kleiner Dieb. Drittes Mal“, sagte er mit einem boshaften Grinsen, „keine Ausnahmen.“ Er schnappte nach Merek, packte ihn grob, riss ihm einen Arm hinter den R?cken, schnallte ihm die Fessel an und schnallte das andere Ende um einen Haken an der Wand. Merek schrie auf, zerrte wie wild an der Fessel, versuchte, sich loszurei?en; doch es war nutzlos. Der W?rter packte ihn von hinten, hielt ihn in einem festen Klammergriff, packte seinen freien Arm und platzierte ihn auf einem Steinblock. „Das wird dich lehren, zu stehlen“, grollte er. Er zog die Axt von seinem G?rtel und hob sie hoch ?ber seinen Kopf, sein Mund weit ge?ffnet, seine h?sslichen Z?hne hervorstehend, und zischte. „NEIN“, schrie Merek. Thor sa? entsetzt wie angewurzelt da, w?hrend der W?rter mit seiner Waffe niederfuhr und auf Mereks Handgelenk zielte. Thor wurde klar, dass in wenigen Sekunden die Hand dieses armen Jungen abgeschlagen sein w?rde, f?r immer, aus keinem anderen Grund als kleinen Nahrungsdiebst?hlen, um seiner Familie zu helfen. Die Ungerechtigkeit brannte tief in ihm und er wusste, er konnte es nicht zulassen. Es war einfach nicht gerecht. Thor f?hlte seinen ganzen K?rper hei? werden und sp?rte ein Brennen, das von seinen F??en aufstieg und durch seine Handfl?chen floss. Er f?hlte, wie die Zeit sich verlangsamte, wie er sich schneller bewegte als der Mann; sp?rte jeden Augenblick jeder Sekunde, in der die Axt des Mannes in der Luft hing. Thor konnte einen brennenden Ball aus Energie in seiner Hand f?hlen und schleuderte ihn auf den W?rter. Erstaunt sah er zu, wie die gelbe Kugel aus seiner Hand schoss, durch die Luft flog, die dunkle Zelle mit einem Schweif erhellend—und den W?rter direkt ins Gesicht traf. Er lie? die Axt fallen und wurde quer durch die Zelle geworfen, krachte in eine Wand und brach zusammen. Thor hatte Merek gerettet, einen Sekundenbruchteil bevor die Klinge sein Handgelenk erreicht h?tte. Merek blickte mit weit aufgerissenen Augen zu Thor hin?ber. Der W?rter sch?ttelte den Kopf und rappelte sich auf, um Thor zu schnappen. Doch Thor sp?rte die Kraft noch in sich brennen, und als der W?rter auf die Beine kam und auf ihn zusteuerte, rannte Thor los, sprang in die Luft und versetzte ihm einen Tritt in die Brust. Thor f?hlte eine nie gekannte Kraft durch seinen K?rper flie?en und h?rte ein Krachen, als sein Tritt den gro?en Mann durch die Luft schleuderte, in die Wand schmetterte und er zu einem H?ufchen am Boden zusammensackte, diesmal wirklich bewusstlos. Merek stand vor Schreck erstarrt da, und Thor wusste genau, was er zu tun hatte. Er packte die Axt, eilte hin?ber, hielt Mereks Fessel gegen den Stein und schlug zu. Ein gro?er Funke flog durch die Luft, und die Eisenkette war durchtrennt. Merek zuckte zusammen, hob dann den Kopf und blickte auf die Kette hinunter, die zu seinen F??en hinabbaumelte; er erkannte, dass er frei war. Er starrte Thor mit offenem Mund an. „Ich wei? nicht, wie ich dir danken soll“, sagte Merek. „Ich wei? nicht, wie du das getan hast, was immer es war, oder wer du bist—oder was du bist—aber du hast mir das Leben gerettet. Ich stehe in deiner Schuld. Und das nehme ich sehr ernst.“ „Du schuldest mir gar nichts“, sagte Thor. „Falsch“, sagte Merek, streckte die Hand aus und fasste Thor am Unterarm. „Du bist jetzt mein Bruder. Und ich werde es dir zur?ckzahlen. Irgendwie. Irgendwann.“ Mit diesen Worten drehte Merek sich um, eilte durch die offene Zellent?r und rannte den Korridor entlang, unter den Rufen der anderen Gefangenen. Thor blickte hin?ber und sah den bewusstlosen W?rter, die offenstehende Zellent?r, und wusste, dass auch er handeln musste. Die Rufe der Gefangenen wurden lauter. Thor trat hinaus, blickte in beide Richtungen und entschied, in die entgegengesetzte Richtung zu Merek zu laufen. Immerhin konnten sie so nicht beide zugleich erwischt werden. KAPITEL DREI Thor rannte durch die Nacht, durch das Chaos auf den Stra?en von K?nigshof, erstaunt ?ber den Tumult um ihn herum. Die Stra?en waren ?berf?llt, Scharen von Menschen eilten in aufgew?hltem Durcheinander umher. Viele trugen Fackeln, die die Nacht erhellten und dunkle Schatten auf die Gesichter warfen, w?hrend regelm??ig die Burgglocken erklangen. Es war ein dumpfes L?uten, ein Glockenschlag jede Minute, und Thor wusste, was das bedeutete: Tod. Totenglocken. Und in dieser Nacht gab es im K?nigreich nur eine Person, f?r die die Glocken l?uten w?rden: den K?nig. Thors Herz klopfte schneller, und er wunderte sich. Der Dolch aus seinem Traum blitzte vor seinen Augen auf. War es echt gewesen? Er musste es genau wissen. Er packte einen Passanten, einen Jungen, der in die entgegengesetzte Richtung rannte. „Wohin l?ufst du?“, forderte Thor. „Was soll dieser ganze Aufruhr?“ „Hast du es nicht geh?rt?“, schoss der Junge fieberhaft zur?ck. „Unser K?nig liegt im Sterben! Erstochen! Vor dem K?nigstor sammeln sich schon Meuten und warten auf Nachricht. Wenn es wahr ist, ist das f?r uns alle schrecklich. Kannst du dir das vorstellen? Ein Land ohne K?nig?“ Mit diesen Worten fegte der Junge Thors Hand fort, drehte sich um und lief zur?ck in die Nacht. Thor stand mit pochendem Herzen da und wollte die Wirklichkeit um ihn herum nicht wahrhaben. Seine Tr?ume, seine Vorahnungen—sie waren mehr als nur Einbildung. Er hatte die Zukunft gesehen. Zweimal. Und das machte ihm Angst. Seine Kr?fte waren tiefer, als er geahnt hatte, und sie schienen mit jedem Tag st?rker zu werden. Wohin w?rde das alles f?hren? Thor stand da und dachte dar?ber nach, was er als n?chstes tun sollte. Er war ausgebrochen, doch nun hatte er keine Ahnung, wohin er sich wenden konnte. Bestimmt w?rde innerhalb weniger Augenblicke die k?nigliche Garde—und wom?glich ganz K?nigshof—nach ihm fahnden. Die Tatsache, dass Thor ausgebrochen war, w?rde ihn nur noch schuldiger aussehen lassen. Andererseits—w?rde die Tatsache, dass MacGil erstochen wurde, w?hrend Thor eingesperrt war, ihn nicht entlasten? Oder w?rde es so aussehen, als w?re er Teil einer Verschw?rung? Thor konnte kein Risiko eingehen. Anscheinend war niemand im K?nigreich in der Stimmung f?r Vernunft—es war, als wollten rundum alle nur Blut sehen. Und mit hoher Wahrscheinlichkeit w?rden sie ihn als S?ndenbock hernehmen. Er brauchte einen Unterschlupf, einen Ort, an den er gehen konnte, um die Sache auszusitzen und seinen Namen reinzuwaschen. Am sichersten w?re es weit weg von hier. Er sollte fliehen, in seinem Heimatdorf Zuflucht suchen—oder sogar noch weiter weg, so weit weg von hier wie nur m?glich. Doch Thor wollte nicht einfach den sichersten Weg gehen; das sah ihm nicht ?hnlich. Er wollte hierbleiben, seinen Namen reinwaschen, seinen Posten in der Legion behalten. Er war kein Feigling und er w?rde nicht davonlaufen. Am meisten jedoch wollte er MacGil sehen, bevor er starb—falls er ?berhaupt noch lebte. Er musste ihn sehen. Er zermarterte sich mit Schuldgef?hlen dar?ber, dass er es nicht geschafft hatte, den Anschlag aufzuhalten. Warum war er dazu verdammt worden, den Tod des K?nigs vorherzusehen, wenn es nichts gab, was er dagegen tun konnte? Und warum hatte er einen Giftanschlag gesehen, wenn er in Wahrheit erstochen werden sollte? W?hrend Thor so dastand und ?berlegte, fiel es ihm ein: Reece. Reece war der Einzige, dem er trauen konnte, ihn nicht auszuliefern und ihm vielleicht sogar Unterschlupf zu gew?hren. Er hatte das Gef?hl, dass Reece ihm glauben w?rde. Er wusste, dass Thors Liebe zu seinem Vater echt war, und wenn es irgendjemanden gab, der Thors Namen reinwaschen konnte, dann war es Reece. Er musste ihn finden. Thor lief durch die Seitengassen und bahnte sich seinen Weg durch die Menge, vom K?nigstor weg und an die Burg heran. Er wusste, wo Reece sein Zimmer hatte—im Ostfl?gel, nahe an der Au?enmauer zur Stadt—und er konnte nur hoffen, dass Reece sich darin aufhielt. Falls er da war, konnte er vielleicht auf sich aufmerksam machen, und er k?nnte ihn in die Burg schmuggeln. Thor hatte das ungute Gef?hl, dass er bald erkannt werden w?rde, wenn er sich noch lange hier auf der Stra?e aufhielt. Und sobald die Meute ihn erkennen w?rde, w?rden sie ihn in St?cke rei?en. Thor bog in eine Gasse nach der anderen, seine F??e rutschten ?ber die Schlammpf?tzen dieser Sommernacht, und schlie?lich erreichte er die Steinmauer der ?u?eren Brustwehr. Er lief knapp an der Mauer entlang, unter den wachsamen Blicken der Soldaten hinweg, die alle paar Fu? weit postiert waren. Als er Reeces Fenster erreichte, las er einen glatten Stein vom Boden auf. Zum Gl?ck hatten sie seine alte, treue Steinschleuder ?bersehen, als sie ihn entwaffneten. Er zog sie vom G?rtel, platzierte den Stein und schleuderte ihn. Mit seinem unfehlbaren Ziel schickte Thor den Stein ?ber die Burgmauer und perfekt durch das offene Fenster von Reeces Zimmer. Thor konnte h?ren, wie er drinnen gegen die Wand klackte, dann duckte er sich eng gegen die Mauer, um den Blicken der k?niglichen Wachen zu entgehen, die bei dem Ger?usch aufblickten, und wartete. Einige Augenblicke lang geschah gar nichts, und Thors Herz sank, als er sich dachte, dass Reece wohl doch nicht in seinem Zimmer war. Falls nicht, w?rde Thor von hier fliehen m?ssen; es gab keinen anderen m?glichen Zufluchtsort f?r ihn. Mit pochendem Herzen hielt er den Atem an und wartete, die ?ffnung von Reeces Fenster nicht aus den Augen lassend. Nach einer gef?hlten Ewigkeit war Thor gerade dabei, sich abzuwenden, als er eine Gestalt bemerkte, die den Kopf zum Fenster hinausstreckte, beide H?nde fest auf das Fensterbrett gest?tzt, und fragend um sich blickte. Thor stand auf, huschte ein Paar Schritte von der Mauer weg und winkte mit einem weit ausgestreckten Arm. Reece blickte hinunter und bemerkte ihn. Sein Gesicht leuchtete auf, als er ihn erkannte—das war sogar von hier aus im Licht der Fackeln zu erkennen—und Thor stellte erleichtert fest, dass es ein freudiger Ausdruck war. Das sagte ihm alles, was er wissen musste: Reece w?rde ihn nicht ausliefern. Reece bedeutete ihm, zu warten, und Thor huschte zur?ck an die Mauer und duckte sich gerade rechtzeitig, als ein Wachmann sich in seine Richtung drehte. Thor wusste nicht, wie lange er schon wartete; er war jederzeit darauf gefasst, vor den Wachen davonlaufen zu m?ssen. Endlich tauchte Reece auf. Er platze keuchend durch eine T?r in der Au?enmauer und blickte sich in beide Richtungen nach Thor um. Als er ihn entdeckte, eilte Reece zu ihm und umarmte ihn. Thor war ?bergl?cklich. Er h?rte ein Winseln und blickte zu seiner Freude auf Krohn hinunter, der in Reeces Hemd eingerollt war. Krohn sprang geradezu aus dem Hemd, als Reece ihn hochhob und Thor ?berreichte. Krohn—das rasend wachsende wei?e Leopardenjunge, dem Thor das Leben gerettet hatte—sprang Thor in die Arme, und Thor dr?ckte es fest an sich, w?hrend es winselte und jauchzte und sein Gesicht leckte. Reece l?chelte. „Als sie dich abf?hrten, hat er versucht, dir zu folgen, und ich nahm ihn an mich, damit er in Sicherheit war.“ Thor ergriff dankbar Reeces Unterarm. Dann lachte er, da Krohn ihn immer wilder ableckte. „Ich hab dich auch vermisst, Junge“, lachte Thor und gab ihm einen Kuss zur?ck. „Still jetzt, sonst h?ren uns noch die Wachen.“ Krohn wurde ruhig, als w?rde er verstehen. „Wie bist du entkommen?“, fragte Reece ?berrascht. Thor zuckte die Schultern. Er wusste nicht genau, was er sagen sollte. Es war ihm immer noch unangenehm, ?ber seine Kr?fte zu sprechen, die er nicht verstand. Er wollte nicht, dass andere ihn als Abnormit?t betrachteten. „Ich hatte Gl?ck, sch?tze ich“, erwiderte er. „Ich sah eine Gelegenheit und packte sie.“ „Fast ein Wunder, dass du nicht schon von einer Menschenmeute zerfetzt worden bist“, sagte Reece. „Es ist dunkel“, sagte Thor. „Ich glaube nicht, dass mich jemand erkannt hat. Zumindest noch nicht.“ „Ist dir klar, dass jeder Soldat des K?nigreichs nach dir sucht? Wei?t du schon, dass jemand auf meinen Vater eingestochen hat?“ Thor nickte ernst. „Wie geht es ihm?“ Reeces Gesicht verd?sterte sich. „Nicht gut“, antwortete er grimmig. „Er liegt im Sterben.“ Thor war am Boden zerst?rt; als w?re es sein eigener Vater. „Du wei?t, dass ich nichts damit zu tun hatte, nicht wahr?“, fragte Thor hoffnungsvoll. Ihm war egal, was alle anderen dachten, doch sein bester Freund, MacGils j?ngster Sohn, musste wissen, dass er unschuldig war. „Klar doch“, sagte Reece. „Sonst w?rde ich wohl kaum hier stehen.“ Thor f?hlte eine Welle der Erleichterung und packte Reece dankbar an der Schulter. „Aber der Rest des K?nigreichs wird nicht so vertrauensselig sein wie ich“, f?gte Reece hinzu. „Der sicherste Ort f?r dich ist weit weg von hier. Ich gebe dir mein schnellstes Pferd und ein Proviantpaket, und schicke dich von hier davon. Du musst dich verstecken, bis sich hier alles beruhigt hat und sie den wahren M?rder gefunden haben. Jetzt gerade kann niemand hier klar denken.“ Thor sch?ttelte den Kopf. „Ich kann hier nicht weg“, sagte er. „So w?rde ich nur schuldig erscheinen. Ich muss den anderen klarmachen, dass ich nichts getan habe. Ich kann nicht vor meinen Problemen davonlaufen. Ich muss meinen Namen reinwaschen.“ Reece sch?ttelte den Kopf. „Wenn du hierbleibst, finden sie dich. Sie werden dich wieder einsperren—und dann hinrichten—wenn dich die Meute nicht vorher erwischt.“ „Das Risiko muss ich eingehen“, sagte Thor. Reece starrte ihn lange und eingehend an, und sein Ausdruck ?nderte sich von Besorgnis zu Anerkennung. Schlie?lich nickte er bed?chtig. „Du bist stolz. Und dumm. Sehr dumm. Genau das mag ich an dir.“ Reece l?chelte. Thor l?chelte zur?ck. „Ich muss deinen Vater spreichen“, sagte Thor. „Ich muss eine Gelegenheit haben, ihm von Angesicht zu Angesicht zu erkl?ren, dass ich es nicht war, dass ich nichts damit zu tun hatte. Falls er beschlie?t, mich zu verurteilen, so sei es. Aber ich brauche eine Chance. Ich will, dass er es wei?. Das ist alles, worum ich dich bitte.“ Reece starrte ihn eingehend an und machte sich ein Bild von seinem Freund. Schlie?lich, nach einer gef?hlten Ewigkeit, nickte er. „Ich kann dich zu ihm bringen. Ich kenne einen Hintereingang in seine Kammer. Es ist riskant—und wenn du einmal drin bist, bist du auf dich allein gestellt. Es gibt keinen Weg hinaus. Es gibt dann nichts mehr, was ich noch f?r dich tun kann. Es k?nnte deinen Tod bedeuten. Bist du sicher, dass du das riskieren m?chtest?“ Thor nickte mit todernster Zustimmung. „Also gut dann“, sagte Reece, griff pl?tzlich nach unten und warf Thor einen Umhang zu. Thor fing ihn auf und blickte ihn erstaunt an; er erkannte, dass Reece dies von Anfang an geplant hatte. Reece l?chelte Thor zu. „Ich wusste, du w?rdest dumm genug sein, hier bleiben zu wollen. Ich h?tte von meinem besten Freund nichts Geringeres erwartet.“ KAPITEL VIER Gareth stapfte in seiner Kammer auf und ab und lie? die nervenzerr?ttenden Ereignisse der Nacht Revue passieren. Er konnte nicht fassen, was beim Festmahl passiert war; wie alles so schiefgehen konnte. Er konnte kaum glauben, dass dieser dumme Junge, dieser Au?enseiter Thor, irgendwie von seinem Giftkomplott Wind bekommen hatte—und es noch dazu tats?chlich geschafft hatte, den Kelch abzufangen. Gareth dachte an den Moment zur?ck, als er Thor aufspringen und den Kelch umwerfen sah; als er den Kelch am Steinboden aufschlagen h?rte; als er zusah, wie der Wein sich ?ber den Boden ergoss, und mit ihm all seine Tr?ume und M?hen. In dem Moment war Gareth ruiniert gewesen. Alles, wof?r er gelebt hatte, war zerschmettert. Und als dieser Hund den Wein aufleckte und tot umfiel—da wusste er, er war erledigt. Er sah sein ganzes Leben an sich vor?berziehen, sah sich schon entlarvt, f?r den versuchten Mord an seinem Vater zu lebenslangem Kerker verurteilt. Oder noch schlimmer, exekutiert. Es war idiotisch gewesen. Er h?tte diesen Plan niemals ausf?hren, diese Hexe niemals besuchen sollen. Zumindest hatte Gareth schnell reagiert, die Chance ergriffen, aufzuspringen und der erste zu sein, der den Verdacht auf Thor lenkte. R?ckblickend war er stolz auf sich f?r die schnelle Reaktion. Es war eine Eingebung gewesen, und zu seinem Erstaunen schien es funktioniert zu haben. Sie hatten Thor abgef?hrt und das Festmahl hatte sich wieder beruhigt. Nat?rlich war es danach nicht mehr dasselbe, aber zumindest schien der Verdacht fest auf dem Jungen zu sitzen. Gareth konnte nur beten, dass es dabei blieb. Das letzte Attentat auf einen MacGil lag Jahrzehnte zur?ck und Gareth f?rchtete, es w?rde Untersuchungen geben; dass die Tat genauer hinterfragt werden w?rde. R?ckblickend war es t?richt gewesen, ihn vergiften zu wollen. Sein Vater war unverwundbar. Gareth h?tte das wissen sollen. Er hatte sich ?bernommen. Und nun wurde er das Gef?hl nicht los, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis der Verdacht auf ihn fallen w?rde. Er w?rde alles tun m?ssen, was er konnte, um Thors Schuld zu beweisen und ihn hinrichten zu lassen, bevor es zu sp?t war. Zumindest hatte Gareth es wieder einigerma?en gutgemacht: nach dem gescheiterten Versuch hatte er das Attentat abgeblasen. Nun f?hlte sich Gareth erleichtert. Nachdem er zusehen musste, wie das Komplott scheiterte, war ihm klar geworden, dass es tief in ihm einen Teil gab, der seinen Vater gar nicht t?ten wollte, dessen Blut nicht an seinen H?nden haben wollte. Er w?rde nicht K?nig werden. Er w?rde vielleicht nie K?nig werden. Doch nach den Ereignissen dieses Abends war das f?r ihn in Ordnung. Zumindest w?rde er frei sein. Er w?rde den Stress dieser ganzen Sache nicht noch einmal aushalten: die Geheimnisse, die Verh?llungen, die st?ndige Angst, entlarvt zu werden. Es war zu viel f?r ihn. W?hrend er hin und her stapfte, immer sp?ter in die Nacht hinein, begann er schlie?lich, sich langsam zu beruhigen. Gerade als er sich wieder wie er selbst f?hlte und sich auf das Zubettgehen vorbereiten wollte, krachte pl?tzlich die T?r hinter ihm auf. Herein st?rmte Firth, die Augen weit aufgerissen, kopflos, als w?rde er verfolgt werden. „Er ist tot!“, schrie Firth. „Er ist tot! Ich habe ihn umgebracht. Er ist tot!“ Firth war hysterisch, er jaulte geradezu, und Gareth hatte keine Ahnung, wovon er redete. War er betrunken? Firth rannte kreischend, schreiend, mit den Armen wedelnd durch das Zimmer—und da erst bemerkte Gareth seine blut?berstr?mten H?nde, seine blutbefleckte gelbe Tunika. Gareths Herz setzte aus. Firth hatte gerade jemanden get?tet. Aber wen? „Wer ist tot?“, forderte Gareth. „Von wem sprichst du?“ Aber Firth war hysterisch und konnte sich nicht konzentrieren. Gareth rannte zu ihm, packte ihn fest an den Schultern und sch?ttelte ihn. „Antworte mir!“ Firth ?ffnete die Augen und starrte, seine Augen wie die eines wilden Pferdes. „Dein Vater! Der K?nig! Er ist tot! Durch meine H?nde!“ Die Worte trafen Gareth, als h?tte ihm jemand ein Messer ins eigene Herz gesto?en. Er starrte mit weit aufgerissenen Augen zur?ck; sp?rte, wie sein ganzer K?rper taub wurde. Er lockerte seinen Griff, trat einen Schritt zur?ck und versuchte, Atem zu sch?pfen. Er konnte an all dem Blut erkennen, dass Firth die Wahrheit sagte. Er konnte es nicht im Ansatz begreifen. Firth? Der Stalljunge? Der Willensschw?chste unter allen seinen Freunden? Soll seinen Vater ermordet haben? „Aber...wie ist das m?glich?“, keuchte Gareth. „Wann?“ „Es geschah in seinem Gemach“, sagte Firth. „Gerade eben. Ich habe ihn erstochen.“ Langsam erfasste er die Bedeutung dieser Nachricht und kam wieder zu Sinnen; er bemerkte die offene T?r, rannte zu ihr und schlug sie zu, nachdem er sich vergewissert hatte, dass sie von keinen Wachen gesehen worden waren. Zum Gl?ck war der Korridor leer. Er zog den schweren eisernen Riegel vor. Er eilte durch das Zimmer zur?ck. Firth war immer noch hysterisch, und Gareth musste ihn beruhigen. Er brauchte Antworten. Er packte ihn an den Schultern, drehte ihn herum und zog ihm den Handr?cken gerade so fest ?bers Gesicht, dass er stockte. Endlich sammelte sich Firth. „Erz?hl mir alles“, befahl Gareth k?hl. „Erz?hl mir genau, was passiert ist. Warum hast du das getan?“ „Was meinst du, warum?“, fragte Firth verwirrt. „Du wolltest ihn t?ten. Dein Gift hat nicht funktioniert. Ich dachte, ich k?nne dir helfen. Ich dachte, das war es, was du wolltest.“ Gareth sch?ttelte den Kopf. Er packte Firth am Hemd und sch?ttelte ihn, wieder und wieder. „Warum hast du das getan!?“, schrie Gareth. Gareth f?hlte, wie seine ganze Welt in St?cke brach. Er stellte schockiert fest, dass es ihm um seinen Vater tats?chlich leid tat. Er konnte es nicht verstehen. Nur wenige Stunden zuvor hatte er nichts mehr gewollt, als ihn vergiftet zu sehen, tot an der Tafel. Nun traf ihn der Gedanke an seine Ermordung wie der Tod eines besten Freundes. Er f?hlte sich von Reue ?berw?ltigt. Ein Teil von ihm wollte ?berhaupt nicht, dass er starb—besonders nicht so. Nicht durch Firths H?nde. Und nicht durch eine Klinge. „Ich verstehe nicht“, quengelte Firth. „Erst vor ein paar Stunden hast du selbst versucht, ihn umzubringen. Dein Kelch-Komplott. Ich dachte, du w?rdest dankbar sein!“ Zu seiner eigenen ?berraschung holte Gareth aus und zog Firth die Hand ?bers Gesicht. „Ich habe dir nicht aufgetragen, das zu tun!“, fauchte Gareth. „Ich habe niemals erw?hnt, dass du das tun sollst. Warum hast du ihn umgebracht? Sieh dich nur an. Du bist voll Blut. Jetzt sind wir beide erledigt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Wachen uns erwischen.“ „Niemand hat es gesehen“, quengelte Firth. „Ich bin zwischen den Schichtwechsel gehuscht. Niemand hat mich bemerkt.“ „Und wo ist die Waffe?“ „Ich habe sie nicht zur?ckgelassen“, sagte Firth voll Stolz. „Ich bin nicht dumm. Ich habe sie entsorgt.“ „Und welche Klinge hast du verwendet?“, fragte Gareth, und seine Gedanken wirbelten um die m?glichen Auswirkungen herum. Er war von Bedauern zu Sorge ?bergegangen. Sein Verstand br?tete ?ber jedem Detail der Spur, die dieser unbeholfene Narr m?glicherweise zur?ckgelassen hatte; jedem Detail, das zu ihm f?hren k?nnte. „Ich habe eine verwendet, die sich nicht zur?ckverfolgen l?sst“, sagte Firth mit Stolz auf sich selbst. „Es war eine zierlose, anonyme Klinge. Ich habe sie im Stall gefunden. Da waren noch vier andere, die genau gleich aussahen. Sie kann nicht zur?ckverfolgt werden“, wiederholte er. Gareth f?hlte sein Herz in den Magen rutschen. „War es ein kurzes Messer mit rotem Griff und geschwungener Klinge? In einer Halterung an der Wand neben meinem Pferd?“ Firth nickte als Antwort, Zweifel in den Augen. Gareth starrte ihn finster an. „Du Narr. Nat?rlich l?sst sich diese Klinge zur?ckverfolgen!“ „Aber es waren keine Markierungen darauf!“, protestierte Firth mit ?ngstlich zitternder Stimme. „Auf der Klinge sind keine Markierungen—aber der Griff tr?gt ein Zeichen!“, schrie Gareth. „Auf der Unterseite! Du hast es dir nicht sorgf?ltig angesehen. Du Idiot.“ Gareth trat mit rotem Gesicht vor. „Das Emblem meines Pferdes ist darunter hineingeschnitzt. Jeder, der die k?nigliche Familie gut kennt, kann diese Klinge zu mir zur?ckverfolgen.“ Er starrte Firth an, der aus der Bahn geworfen schien. Er wollte ihn umbringen. „Was hast du damit gemacht?“, forderte Gareth. „Sag mir, dass du sie bei dir hast. Sag mir, dass du sie mit zur?ckgebracht hast. Bitte.“ Firth schluckte. „Ich habe sie sorgf?ltig entsorgt. Niemand wird sie je finden.“ Gareth verzog das Gesicht. „Wo genau?“ „Ich warf sie den steinernen Abfluss hinunter in den Nachttopf der Burg. Der Topf wird jede Stunde entleert, in den Fluss hinein. Keine Sorge, mein Herr. Inzwischen ist das Messer tief im Fluss verschwunden.“ Die Burgglocken l?uteten pl?tzlich, und Gareth rannte zum offenen Fenster, sein Herz von Panik erf?llt. Er blickte hinaus auf das Chaos und den Tumult unter ihnen. Menschenmeuten umringten die Burg. Dieses Glockenl?uten konnte nur eines bedeuten: Firth hatte nicht gelogen. Er hatte den K?nig umgebracht. Gareth f?hlte, wie sein K?rper eiskalt wurde. Er konnte nicht fassen, dass er eine so ?ble Tat angezettelt hatte. Und dass ausgerechnet Firth sie ausgef?hrt hatte. Pl?tzlich klopfte es an seiner T?r, sie barst auf und mehrere k?nigliche Wachen eilten herein. Einen Moment lang war sich Gareth sicher, sie w?rden ihn verhaften. Doch zu seiner ?berraschung hielten sie an und standen stramm. „Mein Herr, auf Euren Vater wurde gestochen. M?glicherweise l?uft ein Attent?ter frei herum. Bleibt zu Eurer Sicherheit in Eurer Kammer. Er ist schwerstens verletzt.“ Bei diesem letzten Wort stellten sich Gareths Nackenhaare auf. „Verletzt?“, wiederholte Gareth, und das Wort blieb ihm beinahe im Hals stecken. „Er ist also noch am Leben?“ „Das ist er, mein Herr. Und mit Gottes Beistand wird er ?berleben und uns sagen k?nnen, wer diese abscheuliche Tat begangen hat.“ Mit einer kurzen Verbeugung eilten die Wachen aus dem Zimmer und schlugen die T?r hinter sich zu. Gareth wurde von Zorn ?berw?ltigt und packte Firth an den Schultern, schob ihn quer durchs Zimmer und knallte ihn gegen die steinerne Wand. Firth starrte mit weit aufgerissenen Augen zur?ck; entsetzt, sprachlos. „Was hast du angerichtet?“, schrie Gareth. „Jetzt sind wir beide erledigt!“ „Aber...aber...“, stammelte Firth, „...ich war mir sicher, dass er tot ist!“ „Du bist dir vieler Dinge sicher“, sagte Gareth, „und allesamt sind sie falsch!“ Da kam Gareth ein Gedanke. „Der Dolch“, sagte er. „Wir m?ssen ihn finden, bevor es zu sp?t ist.“ „Aber ich habe ihn weggeworfen, mein Herr“, sagte Firth. „Er wurde den Fluss hinuntergesp?lt!“ „Du hast ihn in einen Nachttopf geworfen. Das hei?t noch lange nicht, dass er schon im Fluss ist.“ „Aber es ist wahrscheinlich!“, sagte Firth. Gareth konnte die St?mperei dieses Idioten nicht l?nger ertragen. Er st?rmte an ihm vorbei zur T?r hinaus, dicht gefolgt von Firth. „Ich komme mit Euch. Ich werde Euch genau zeigen, wo ich ihn hingeworfen habe“, sagte Firth. Gareth blieb im Korridor stehen, drehte sich um und starrte Firth an. Er war blut?berstr?mt, und Gareth war erstaunt, dass die Wachen es nicht bemerkt hatten. Das war pures Gl?ck gewesen. Firth war mehr als je zuvor eine Belastung. „Ich sage das jetzt genau einmal“, knurrte Gareth. „Geh sofort zur?ck auf mein Zimmer, zieh dich um und verbrenne deine Kleider. Entferne jede Spur von Blut. Dann verschwinde aus dieser Burg. Halte dich in dieser Nacht von mir fern. Hast du mich verstanden?“ Gareth gab ihm einen Sto?, dann drehte er sich um und rannte. Er lief den Korridor entlang, die Wendeltreppe ein Stockwerk nach dem anderen hinunter, zu den Dienstboten-R?umen. Schlie?lich platzte er in das Untergeschoss, und die K?pfe einiger Diener drehten sich nach ihm um. Sie waren alle damit besch?ftigt, enorme T?pfe zu schrubben und Eimer voll Wasser zu kochen. Riesige Feuer brannten in Ziegel?fen, und die Diener mit ihren fleckigen Sch?rzen waren schwei?gebadet. Am anderen Ende des Raumes erblickte Gareth einen enormen Nachttopf, dar?ber einen steinernen Abfluss, ?ber den min?tlich Ausscheidungen in den Topf hinuntertropften. Gareth rannte zum n?chsten Diener und packte ihn verzweifelt am Arm. „Wann wurde der Topf zuletzt geleert?“, fragte Gareth. „Er wurde vor wenigen Minuten erst zum Fluss gebracht, Herr.“ Gareth machte kehrt und st?rmte aus dem Raum, die Burgflure entlang, wieder die Wendeltreppe hoch, und platzte hinaus in die k?hle Nachtluft. Er rannte ?ber die Wiese, atemlos auf den Fluss zu. Als er n?herkam, fand er ein Versteck hinter einem gro?en Baum nahe am Ufer. Er beobachtete, wie zwei Diener den riesigen Eisentopf hoben und ihn in die rei?ende Str?mung des Flusses kippten. Er sah zu, bis der Topf kopf?ber stand, sein gesamter Inhalt entleert, und sie mit dem Topf kehrtmachten und zur?ck zur Burg marschierten. Endlich war Gareth zufriedengestellt. Niemand hatte eine Klinge entdeckt. Wo auch immer sie war, sie war nun in den Fluten des Flusses, fortgeschwemmt auf Nimmerwiedersehen. Sollte sein Vater in dieser Nacht sterben, w?rde es keine Beweise geben, die eine Spur zum M?rder liefern konnten. Oder etwa doch? KAPITEL F?NF Thor folgte Reece, mit Krohn auf den Fersen, auf ihrem Weg durch die hintere Passage zu den Gem?chern des K?nigs. Reece hatte sie durch eine Geheimt?r hereingelotst, die in den Steinmauern versteckt war, und f?hrte sie nun mit einer Fackel in der Hand einen engen Schacht entlang durch die Eingeweide der Burg, in einer schwindelerregenden Folge von Kehrungen und Wendungen. Sie stiegen eine enge Steintreppe hinauf, die zu einer weiteren Passage f?hrte, wandten sich um und fanden vor sich eine weitere Treppe. Thor war erstaunt dar?ber, wie verwinkelt eine Passage sein konnte. „Dieser Durchgang wurde vor hunderten von Jahren in die Burg gebaut“, erkl?rte Reece fl?sternd, w?hrend sie weitergingen. Er war von ihrem Aufstieg au?er Atem. „Sie wurde vom Urgro?vater meines Vaters erbaut, dem dritten K?nig MacGil. Er hat sie nach einer Belagerung bauen lassen—es ist ein Fluchtweg. Ironischerweise sind wir seither nicht wieder belagert worden, und diese Geheimg?nge sind seit Jahrhunderten nicht mehr verwendet worden. Sie wurden zugenagelt, und ich habe sie entdeckt, als ich ein Kind war. Ich benutze sie gerne von Zeit zu Zeit, um durch die Burg zu kommen, ohne dass irgendjemand wei?, wo ich bin. Als wir klein waren, spielten Gwen und Godfrey und ich hier Verstecken. Kendrick war zu alt, und Gareth spielte nicht gerne mit uns. Keine Fackeln, das war die Regel. Pechschwarz. Damals war das echt gruselig.“ Thor versuchte, mit Reece Schritt zu halten, w?hrend der mit beeindruckender Gewandtheit durch die Passagen steuerte. Es war offensichtlich, dass er jeden Schritt auswendig kannte. „Wie kannst du dir blo? all diese Kehrungen merken?“, fragte Thor beeindruckt. „Es kann ganz sch?n einsam sein, als Junge in dieser Burg aufzuwachsen“, fuhr Reece fort, „besonders, wenn alle anderen ?lter sind und du noch zu jung bist f?r die Legion, und es sonst nichts anderes zu tun gibt. So habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, jeden Winkel dieses Baus zu erkunden.“ Sie machten eine weitere Kehrtwendung, stiegen dann drei Steinstufen hinunter, zw?ngten sich durch eine enge ?ffnung in der Mauer und stiegen dann eine lange Treppe hinab. Schlie?lich brachte sie Reece an eine dicke, staubige T?r aus Eichenholz. Er legte ein Ohr an sie und lauschte. Thor stellte sich zu ihm. „Was ist das f?r eine T?r?“, fragte Thor. „Pssst“, sagte Reece. Thor verstummte, legte selbst ein Ohr an die T?r und lauschte. Krohn stand hinter ihm und blickte zu ihm hoch. „Dies ist die Hintert?r zur Kammer meines Vaters“, fl?sterte Reece. „Ich will h?ren, wer gerade bei ihm ist.“ Thor lauschte mit pochendem Herzen auf die ged?mpften Stimmen hinter der T?r. „Klingt, als w?re der Raum recht voll“, sagte Reece. Reece warf Thor einen gewichtigen Blick zu. „Du wanderst hier in einen Feuersturm hinein. Seine Gener?le werden da sein, seine Ratsherren und Ratgeber, seine Familie—einfach alle. Und ich bin mir sicher, dass jeder Einzelne von ihnen auf der Suche nach dir, seinem angeblichen M?rder, sein wird. Es wird sein, als w?rdest du in einen Lynch-Mob hineinspazieren. Falls mein Vater immer noch denkt, du h?ttest versucht, ihn zu ermorden, dann bist du erledigt. Bist du dir ganz sicher, dass du das hier durchziehen m?chtest?“ Thor schluckte schwer. Dies war seine Chance, jetzt oder nie. Sein Hals wurde trocken, als ihm klar wurde, dass dies ein Wendepunkt in seinem Leben war. Es w?re ein Leichtes, jetzt umzukehren und zu fliehen. Er konnte anderswo ein Leben in Sicherheit f?hren, weit weg von K?nigshof. Oder er konnte durch diese T?r treten und m?glicherweise den Rest seines Lebens bei diesen Unholden im Kerker verbringen—oder gar hingerichtet werden. Er holte tief Luft und traf seinen Entschluss. Er w?rde die D?monen am Schopf packen m?ssen. Er konnte jetzt nicht mehr zur?ck. Thor nickte. Er hatte Angst, den Mund zu ?ffnen—Angst, dass er dann seine Meinung ?ndern w?rde. Reece nickte anerkennend zur?ck, dr?ckte dann die eiserne Klinke nach unten und seine Schulter gegen die T?r. Thor blinzelte ins grelle Fackellicht, als die T?r sich weit ?ffnete. Er befand sich inmitten der privaten Gem?cher des K?nigs, mit Krohn und Reece an seiner Seite. Mindestens zwei Dutzend Menschen waren um den K?nig gedr?ngt, der auf seinem Bett lag; einige standen ?ber ihm, andere knieten. Um den K?nig herum standen seine Ratgeber und Gener?le, zusammen mit Argon, der K?nigin, Kendrick, Godfrey—und sogar Gwendolyn. Es war eine Totenwache, und Thor war ein Eindringling in die private Angelegenheit dieser Familie. Die Stimmung im Raum war bedr?ckt, die Mienen voller Ernst. MacGil lag auf Kissen aufgest?tzt, und Thor stellte erleichtert fest, dass er am Leben war—zumindest jetzt noch. Alle K?pfe drehten sich gleichzeitig um, aufgeschreckt durch Thors und Reeces pl?tzliches Erscheinen. Thor wurde klar, was f?r ein Schreck es sein musste: ihr pl?tzliches Erscheinen mitten im Raum, aus einer Geheimt?r in der Steinmauer heraus. „Das ist der Junge!“, schrie jemand aus der Menge, stand auf und zeigte hasserf?llt auf Thor. „Er hat versucht, den K?nig zu vergiften!“ Aus allen Ecken des Raumes traten Wachen auf ihn zu. Thor wusste kaum, was er tun sollte. Ein Teil von ihm wollte umkehren und fliehen, aber er wusste, er w?rde sich dieser w?tenden Menge stellen m?ssen, er musste seinen Frieden mit dem K?nig machen. Also blieb er ruhig stehen, w?hrend mehrere Wachen auf ihn zust?rmten, um ihn zu fassen. An seiner Seite knurrte Krohn eine Drohung an die Angreifer. Pl?tzlich f?hlte Thor eine Hitze in ihm aufwallen, eine Kraft ihn erf?llen; er hob ohne es zu wollen eine Hand und streckte eine Handfl?che aus, um seine Energie auf sie zu richten. Thor sah verbl?fft zu, wie sie alle mitten im Laufschritt innehielten, nur wenige Fu? entfernt, wie angefroren. Seine Kr?fte, was immer sie waren, wallten in ihm und hielten sie in Schach. „Du wagst es, hier hereinzuspazieren und deine Hexerei einzusetzen, Junge!“, schrie Brom—der h?chste General des K?nigs—und zog sein Schwert. „Hat es dir nicht gereicht, einmal zu versuchen, unseren K?nig zu t?ten?“ Brom ging mit gezogenem Schwert auf Thor los; da f?hlte Thor, wie etwas von ihm Macht ergriff, ein st?rkeres Gef?hl, als er je gehabt hatte. Er schloss einfach nur die Augen und konzentrierte sich. Er f?hlte die Energie in Broms Schwert, seine Form, sein Metall, und irgendwie wurde er eins mit dem Schwert. Er befahl ihm vor seinem geistigen Auge, stehenzubleiben. Brom stand mit weiten Augen wie angewurzelt da. „Argon!“, wirbelte Brom herum und schrie. „Gebiete dieser Hexerei sofort Einhalt! Halte diesen Jungen auf!“ Argon trat aus der Menge hervor und senkte langsam seine Kapuze. Er starrte mit intensiven, brennenden Augen auf Thor. „Ich sehe keinen Grund, ihn aufzuhalten“, sprach Argon. „Er ist nicht hier, um B?ses zu tun.“ „Bist du von Sinnen? Er hat beinahe unseren K?nig ermordet!“ „Das ist deine Annahme“, sprach Argon. „Es ist nicht, was ich sehe.“ „Lasst ihn in Ruhe“, ert?nte eine gebrechliche, tiefe Stimme. Alle drehten sich um, als MacGil sich aufrichtete. Er blickte her?ber, sehr schwach erscheinend. Es war klar, dass es eine Anstrengung f?r ihn war, zu sprechen. „Ich will den Jungen sehen. Er war es nicht, der auf mich gestochen hat. Ich konnte das Gesicht des Mannes sehen, und er war es nicht. Thor ist unschuldig.“ Langsam entspannten sich die anderen, und Thor entspannte seinen Geist und lie? sie frei. Die Wachen zogen sich zur?ck, Thor misstrauisch be?ugend, als w?re er aus einer anderen Welt, und steckten langsam ihre Schwerter zur?ck in die Scheiden. „Ich will ihn sprechen“, sagte MacGil. „Alleine. Ihr alle. Lasst uns alleine.“ „Mein K?nig“, sagte Brom. „Meint ihr wirklich, dass es sicher ist? Nur Ihr und der Junge, allein?“ „Niemand hat Thor anzur?hren“, sagte MacGil. „Und jetzt lasst uns allein. Ihr alle. Auch meine Familie.“ Ein dickes Schweigen legte sich ?ber den Raum, als sie alle unsichere Blicke austauschten und nicht wussten, was sie tun sollten. Thor stand wie angewurzelt auf der Stelle, kaum in der Lage, alles zu verarbeiten. Einer nach dem anderen verlie?en sie das Zimmer, auch die k?nigliche Familie, und Krohn ging mit Reece. Die Kammer, die noch vor wenigen Momenten so voller Leute gewesen war, war pl?tzlich leer. Die T?r schloss sich. Nun waren da nur noch Thor und der K?nig, allein in der Stille. Er konnte es kaum glauben. MacGil so da liegen zu sehen, so blass, so schmerzerf?llt, tat Thor mehr weh, als er sagen konnte. Er wusste nicht, warum, aber es war beinahe so, als w?rde ein Teil von ihm selbst sterben, da, auf diesem Bett. Mehr als alles andere wollte er, dass der K?nig gesund w?rde. „Komm her, mein Junge“, sagte MacGil schwach, mit kr?chzender Stimme, die kaum mehr war als ein Fl?stern. Thor senkte den Kopf, eilte an die Seite des K?nigs und kniete vor ihm nieder. Der K?nig streckte einen schwachen Arm aus; Thor nahm seine Hand und k?sste sie. Thor blickte hoch und sah MacGil schwach auf ihn hinunterl?cheln. ?berrascht stellte Thor fest, dass hei?e Tr?nen seine Wangen hinunterliefen. „Mein Herr“, fing Thor hastig an, nicht mehr l?nger in der Lage, es zur?ckzuhalten, „ich bitte Euch, vergebt mir. Ich habe Euch nicht vergiftet. Ich wusste nur durch einen Traum von dem Anschlag. Durch eine Kraft, die ich nicht begreife. Ich wollte Euch nur warnen. Bitte glaubt mir—“ MacGil hob die Hand, und Thor verstummte. „Ich habe mich in dir get?uscht“, sagte MacGil. „Ich musste erst durch die Hand eines anderen Mannes abgestochen werden, um zu erkennen, dass du es nicht warst. Du hast blo? versucht, mich zu retten. Vergib mir. Du hast Loyalit?t bewiesen. Als vielleicht Einziger an meinem Hof.“ „Wie sehr ich w?nschte, ich h?tte mich geirrt“, sagte Thor. „Wie sehr ich w?nschte, dass Ihr in Sicherheit w?rt. Dass meine Tr?ume nur Einbildung waren; dass niemals jemand einen Anschlag auf Euch ver?bt h?tte. Vielleicht habe ich mich get?uscht. Vielleicht ?berlebt Ihr ja.“ MacGil sch?ttelte den Kopf. „Meine Zeit ist gekommen“, sagte er zu Thor. Thor schluckte; hoffte, dass es nicht stimmte, doch er sp?rte, dass es so war. „Wisst Ihr, wer diese schreckliche Tat begangen hat, mein Herr?“, stellte Thor die Frage, die schon in ihm brannte, seit er den Traum gehabt hatte. Er konnte sich nicht vorstellen, wer den K?nig t?ten wollte, oder warum. MacGil blickte zur Decke hoch und musste vor Anstrengung blinzeln. „Ich konnte sein Gesicht sehen. Es war ein Gesicht, das ich gut kenne. Doch aus irgendeinem Grund kann ich es nicht zuordnen.“ Er blickte Thor an. „Es macht keinen Unterschied mehr. Meine Zeit ist gekommen. Ob durch seine Hand oder die eines anderen, der Ausgang ist der gleiche. Was jetzt wichtig ist“, sagte er und fasste Thors Handgelenk mit einer Kraft, die ihn ?berraschte, „ist, was passiert, nachdem ich gegangen bin. Unser K?nigreich wird ohne K?nig sein.“ MacGil blickte Thor mit einer Eindringlichkeit an, die er nicht verstand. Thor wusste nicht genau, was er damit sagen wollte—was, wenn ?berhaupt, er von ihm wollte. Thor wollte nachfragen, doch er konnte sehen, wie schwer es MacGil fiel, Atem zu holen, und er wollte nicht riskieren, ihn zu unterbrechen. „Argon hatte recht, was dich betrifft“, sagte er und lockerte langsam seinen Griff. „Dein Schicksal ist weit gr??er als meines.“ Thor f?hlte, wie die Worte des K?nigs einen elektrischen Schlag durch seinen K?rper schickten. Sein Schicksal? Gr??er als das des K?nigs? Der reine Gedanke daran, dass der K?nig auch nur erw?gen w?rde, Thor mit Argon zu besprechen, war mehr, als Thor begreifen konnte. Und dass er sagte, dass Thors Schicksal gr??er war als das des K?nigs—was konnte er blo? damit meinen? Hatte MacGil so nahe am Ende etwa schon Wahnvorstellungen? „Ich habe dich erw?hlt... Ich habe dich in meine Familie aufgenommen, aus gutem Grund. Wei?t du, was dieser Grund ist?“ Thor sch?ttelte den Kopf; er wollte es dringend wissen. „Wei?t du nicht, warum ich dich hier haben wollte, nur dich, in meinen letzten Atemz?gen?“ „Es tut mir leid, mein Herr“, sagte er und sch?ttelte den Kopf. „Ich wei? es nicht.“ MacGil l?chelte leise, w?hrend ihm die Augen zufielen. „Fern von hier liegt ein gro?es Land. Hinter den Wildlanden. Sogar hinter dem Land der Drachen. Es ist das Land der Druiden. Die Heimat deiner Mutter. Dorthin musst du reisen, um die Antworten zu suchen.“ MacGils Augen ?ffneten sich weit, und er starrte Thor mit einer Eindringlichkeit an, die Thor nicht verstehen konnte. „Unser K?nigreich h?ngt davon ab“, f?gte er hinzu. „Du bist nicht wie die anderen. Du bist etwas Besonderes. Solange du nicht verstehst, wer du bist, wird unser K?nigreich nie zur Ruhe kommen.“ MacGils Augen schlossen sich und sein Atem wurde flach. Jeder Atemzug fiel ihm schwer. Sein Griff um Thors Handgelenk wurde langsam schw?cher, und Thor sp?rte, wie ihm die Tr?nen aufstiegen. In seinen Gedanken wirbelten die Dinge, die der K?nig gesagt hatte, und er versuchte, den Sinn in seinen Worten zu finden. Er konnte sich kaum konzentrieren. Hatte er alles richtig geh?rt? MacGil fl?sterte etwas, doch es war so leise, dass Thor es kaum h?ren konnte. Thor lehnte sein Ohr nahe zu MacGils Lippen. Der K?nig hob seinen Kopf ein letztes Mal, und mit letzter Anstrengung brachte her hervor: „R?che mich.“ Dann, pl?tzlich, versteifte sich MacGil. Einige Augenblicke lang lag er so da, dann rollte sein Kopf auf die Seite und seine Augen ?ffneten sich weit, erstarrt. Tot. „NEIN!“, klagte Thor auf. Sein Klagen muss laut genug gewesen sein, um die Wachen zu alarmieren, denn einen Augenblick sp?ter h?rte er, wie eine T?r hinter ihm aufflog, h?rte den Aufruhr von dutzenden Menschen, die ins Zimmer st?rmten. In einer Ecke seines Bewusstseins war ihm klar, dass um ihn herum Bewegung herrschte. Dumpf h?rte er die Burgglocken l?uten, wieder und wieder. Die Glocken dr?hnten, gleich dem Dr?hnen des Bluts in seinen Schl?fen. Doch alles verschwamm, und Augenblicke sp?ter drehte sich der Raum um ihn. Thor verlor das Bewusstsein und sackte auf dem Boden zusammen. KAPITEL SECHS Ein Windsto? traf Gareth ins Gesicht und er blickte hoch in das blasse Licht der ersten aufgehenden Sonne, die Tr?nen wegblinzelnd. Der Tag brach gerade erst an, und schon hatten sich an diesem abgelegenen Ort hier am Rande der Kolvian-Klippen hunderte Verwandte, Freunde und enge Untertanen des K?nigs versammelt, die sich mit dem Wunsch zusammendr?ngten, an der Bestattung teilzunehmen. Direkt hinter ihnen, zur?ckgehalten von einem Heer an Soldaten, konnte Gareth die hereinstr?menden Massen sehen, tausende Menschen, die der Zeremonie von Ferne beiwohnten. Die Trauer auf ihren Gesichtern war aufrichtig. Sein Vater war geliebt gewesen, soviel war sicher. Gareth stand mit dem Rest der direkten Familie im Halbkreis um den Leichnam seines Vaters, der auf Brettern ?ber einer Grube im Boden aufgebahrt war; bereit, hinabgelassen zu werden. Argon stand vor der Menge, in die tiefroten Roben geh?llt, die f?r Bestattungen vorbehalten waren, mit einem unergr?ndlichen Ausdruck auf dem Gesicht, das von einer Kapuze verdunkelt wurde, und blickte auf den Leichnam des K?nigs hinab. Gareth versuchte verzweifelt, dieses Gesicht zu lesen; zu entziffern, wie viel Argon wusste. Wusste Argon, dass er seinen Vater umgebracht hatte? Und wenn ja, w?rde er es den anderen berichten—oder dem Schicksal seinen Lauf lassen? Zu Gareths Ungl?ck war dieser l?stige Junge, Thor, von allen Vorw?rfen freigesprochen worden; klarerweise h?tte er den K?nig nicht erstechen k?nnen, w?hrend er im Kerker sa?. Nicht zu vergessen, dass sein Vater selbst allen anderen erkl?rt hatte, dass Thor unschuldig war. Was die Sache f?r Gareth nur noch schlimmer machte. Ein Rat war bereits gebildet worden, um die Sache zu untersuchen, jedes einzelne Detail seines Mordest genauestens unter die Lupe zu nehmen. Gareths Herz pochte, w?hrend er mit den anderen zusammen dastand und auf den Leichnam starrte, der bald in das Erdreich hinuntergelassen werden w?rde; er wollte mit ihm mit versinken. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Spur zu Firth f?hrte—und sobald das geschah, w?rde Gareth mit ihm zusammen fallen. Er w?rde schnell handeln m?ssen, um die Aufmerksamkeit abzulenken und die Schuld jemand anderem zuzuschieben. Gareth fragte sich, ob sein Umfeld ihn verd?chtigte. Wahrscheinlich war er nur paranoid, und als er auf die Gesichter um ihn herum blickte, war da niemand, der ihn ansah. Da standen seine Br?der, Reece, Godfrey und Kendrick; seine Schwester Gwendolyn; und seine Mutter, ihr Gesicht von Trauer zerfurcht, wie erstarrt; tats?chlich war sie seit dem Tod seines Vaters wie ver?ndert, kaum f?hig, zu sprechen. Er hatte geh?rt, dass etwas mit ihr passiert war, als sie die Nachricht erhielt, in ihr drin; eine Art L?hmung. Ihr halbes Gesicht war wie erstarrt; wenn sie ihren Mund ?ffnete, kamen die Worte zu langsam hervor. Gareth betrachtete die Gesichter des K?niglichen Rats hinter ihr—sein f?hrender General Brom und der Hauptmann der Legion, Kolk, standen vorne, und hinter ihnen die endlose Masse der Ratgeber seines Vaters. Sie alle t?uschten Trauer vor, doch Gareth wusste es besser. Er wusste, dass es all diese Leute, all die Ratgeber und Ratsmitglieder und Gener?le—und all die Adeligen und Lords hinter ihnen—kaum bek?mmerte. In ihren Gesichtern sah er Ehrgeiz. Gier nach Macht. W?hrend sie alle auf die Leiche des K?nigs starrten, f?hlte er, wie jeder unter ihnen sich fragte, wer wohl als N?chstes den Thron besteigen w?rde. Es war derselbe Gedanke, der Gareth besch?ftigte. Was w?rde in den Nachwehen eines solch chaotischen Attentats geschehen? W?re es sauber und einfach gewesen, und w?rde der Verdacht auf jemand anderem liegen, dann w?re Gareths Plan perfekt gewesen—der Thron w?rde in seine H?nde fallen. Immerhin war er der erstgeborene legitime Sohn. Sein Vater hatte die Macht Gwendolyn ?berlassen, doch niemand au?er seinen Geschwistern war bei jener Besprechung anwesend gewesen, und sein Wunsch war nie beurkundet worden. Gareth kannte den Rat und er wusste, wie ernst sie es mit dem Gesetz nahmen. Ohne eine Beurkundung konnte seine Schwester nicht regieren. Was wiederum zu ihm f?hrte. Falls alles mit rechten Dingen zugehen w?rde—und Gareth war fest entschlossen, daf?r zu sorgen, dass dem so war—dann w?rde der Thron auf ihn ?bergehen m?ssen. So wollte es das Gesetz. Seine Geschwister w?rden ihn anfechten, da hatte er keine Zweifel. Sie w?rden ihre Besprechung mit ihrem Vater vorbringen und wahrscheinlich darauf bestehen, dass Gwendolyn regieren soll. Kendrick w?rde nicht versuchen, die Macht f?r sich zu ergreifen—daf?r war er zu aufrichtig. Godfrey war teilnahmslos. Reece war zu jung. Gwendolyn war seine einzige wahre Bedrohung. Doch Gareth war optimistisch: er dachte nicht, dass der Rat bereit daf?r war, dass eine Frau—noch dazu ein jugendliches M?dchen—den Ring regieren solle. Und ohne Beurkundung durch den K?nig hatten sie die perfekte Ausrede, sie zu ?bergehen. Die einzig wirkliche Gefahr in Gareths Augen war Kendrick. Immerhin war er, Gareth, weithin verhasst, w?hrend Kendrick unter dem gemeinen Volk und den Soldaten beliebt war. Unter den Umst?nden bestand stets die Chance, dass der Rat Kendrick den Thron ?berlassen w?rde. Je eher Gareth die Macht ?bernehmen konnte, umso eher konnte er sie dazu nutzen, Kendrick unsch?dlich zu machen. Gareth f?hlte einen Ruck in seiner Hand und blickte auf das geknotete Seil hinunter, das ?ber seine Handfl?che brannte. Er erkannte, dass sie begonnen hatten, den Sarg seines Vaters abzusenken; er blickte zu seinen anderen Geschwistern hin?ber, die wie er alle ein Seil hielten und es langsam absenkten. Gareths Ende begann zu kippen, da er verz?gert mit dem Absenken anfing, und er musste vorgreifen und das Seil mit der anderen Hand packen, bis er endlich aufgeholt hatte und der Sarg eben lag. Es war ironisch: sogar im Tod konnte er seinem Vater nicht gerecht werden. In der Ferne l?uteten Glocken von der Burg her?ber, und Argon trat vor und hob eine Hand. “Itso ominus domi ko resepia…” Die lange verlorene Sprache des Rings, die k?nigliche Sprache, die seine Vorfahren vor tausend Jahren gesprochen hatten. Es war eine Sprache, die Gareths Privatlehrer ihm als Kind eingetrichtert hatten—und eine, die er brauchen w?rde, sobald er seine k?nigliche Pflicht aufnahm. Pl?tzlich hielt Argon inne, blickte auf und starrte direkt auf Gareth. Es jagte Gareth einen Schauer ?ber den R?cken, wie Argons durchscheinende Augen sich direkt durch ihn durch zu brennen schienen. Gareths Gesicht err?tete und er fragte sich, ob das gesamte K?nigreich es gesehen hatte, und ob irgendjemand wusste, was es bedeutete. Mit diesem Blick bekam er das Gef?hl, dass Argon von seiner Beteiligung wusste. Und doch war Argon ein R?tsel; er hielt sich stets aus den Drehungen und Wendungen der menschlichen Schicksale heraus. W?rde er schweigen? „K?nig MacGil war ein guter, gerechter K?nig“, sprach Argon bed?chtig mit tiefer, unirdischer Stimme. „Er machte seinen Vorfahren Ehre und Stolz, und brachte diesen K?nigreich Reichtum und Frieden, wie wir sie selten gesehen haben. Sein Leben fand ein verfr?htes Ende, wie es Gottes Wille war. Doch er hinterlie? ein tiefes und reiches Erbe. Nun ist es an uns, dieses Erbe anzutreten.“ Argon hielt inne. „Unser K?nigreich des Rings ist auf allen Seiten umringt von dunklen und bedrohlichen Gefahren. Hinter dem Canyon, rein von unserem Energie-Schild abgehalten, liegt eine Nation von Wilden und Kreaturen, die uns zerrei?en m?chte. Innerhalb unseres Rings, auf der anderen Seite unserer Hochlande, liegt ein Clan, der uns nicht wohlgesinnt ist. Wir leben in unvergleichlichem Wohlstand und Frieden; und doch ist unsere Sicherheit verg?nglich. Warum nehmen die G?tter jemanden in der Bl?te seines Lebens von uns—einen guten und weisen und gerechten K?nig? Warum war es sein Schicksal, auf solche Art ermordet zu werden? Wir alle sind nichts als Spielfiguren, Puppen in den H?nden des Schicksals. Auch am Gipfel unserer Kr?fte k?nnen wir unter der Erde enden. Die Frage, mit der wir uns plagen m?ssen, ist nicht, wonach wir streben—sondern wer wir sein wollen.“ Argon senkte den Kopf, und Gareth f?hlte, wie seine H?nde brannten, als sie den Sarg zur G?nze absenkten; endlich stie? er mit einem Ruck am Boden auf. „NEIN!“, ert?nte ein Schrei. Es war Gwendolyn. Hysterisch rannte sie auf den Grubenrand zu, als wolle sie sich hineinwerfen; Reece rannte vor und packte sie, hielt sie zur?ck. Kendrick trat vor, um zu helfen. Doch Gareth empfand kein Mitgef?hl f?r sie; am ehesten f?hlte er sich bedroht. Wenn sie unter die Erde wollte, konnte er das arrangieren. Ja, in der Tat: das konnte er. * Thor stand nur wenige Fu? von K?nig MacGils Leichnam entfernt, als er zusah, wie er in die Erde abgesenkt wurde. Der Anblick ?berw?ltigte ihn. Am Rande der h?chsten Klippen des K?nigreichs gelegen, hatte der K?nig einen atemberaubenden Ort als letzte Ruhest?tte gew?hlt, einen luftigen Ort, der bis in die Wolken selbst zu reichen schien. Die Wolken waren in Orange und Gr?n und Gelb und Rosa getaucht, als die erste der aufgehenden Sonnen h?her in den Himmel kletterte. Doch der Tag war mit einem Nebel bedeckt, der sich nicht lichten wollte; als w?rde das Reich selbst trauern. Neben ihm winselte Krohn. Thor h?rte ein Kreischen und blickte zu Estopheles hinauf, die hoch oben ihre Kreise zog und auf sie hinuntersp?hte. Thor f?hlte sich immer noch taub. Er konnte die Ereignisse der letzten Tage kaum fassen; dass er nun hier stand, inmitten der Familie des K?nigs, und zusah, wie dieser Mann, den er so schnell ins Herz geschlossen hatte, im Erdreich versenkt wurde. Es schien unm?glich. Er hatte kaum begonnen, ihn zu kennen, den ersten Mann, der je wie ein richtiger Vater zu ihm gewesen war, und nun wurde er ihm weggenommen. Mehr als alles andere konnte Thor nicht aufh?ren, ?ber die letzten Worte des K?nigs nachzudenken. Du bist nicht wie die anderen. Du bist etwas Besonderes. Und solange du nicht verstehst, wer du bist, wird unser K?nigreich nie zur Ruhe kommen. Was hatte der K?nig damit gemeint? Wer genau war er? Wie war er anders? Woher wusste der K?nig das? Was hatte das Schicksal des K?nigreichs mit Thor zu tun? War der K?nig nur bereits im Wahn gewesen? Fern von hier liegt ein gro?es Land. Hinter dem Imperium. Sogar hinter dem Land der Drachen. Es ist das Land der Druiden. Die Heimat deiner Mutter. Dorthin musst du reisen, um die Antworten zu suchen. Woher wusste MacGil von seiner Mutter? Woher wusste er, wo sie lebte? Und welche Antworten sollte sie haben? Thor hatte stets angenommen, dass sie tot war—der Gedanke daran, dass sie am Leben sein k?nnte, elektrisierte ihn. Er f?hlte sich fest entschlossen, mehr als je zuvor, sie zu suchen und zu finden. Die Antworten zu finden; zu entdecken, wer er war und was an ihm so besonders war. W?hrend eine Glocke ert?nte und MacGils Leichnam sich zu senken begann, wunderte sich Thor ?ber die grausamen Drehungen und Wendungen des Schicksals; warum war es ihm gestattet, die Zukunft zu sehen, diesen gro?en Mann sterben zu sehen—und doch war er machtlos gewesen, etwas dagegen zu unternehmen? In gewisser Weise w?nschte er, er h?tte nie etwas davon gesehen, nie im Voraus gewusst, was passieren w?rde; er w?nschte, er h?tte einfach nur ein unbeteiligter Au?enstehender sein k?nnen wie die anderen, einfach nur eines Tages aufwachen und erfahren, dass der K?nig tot war. Nun f?hlte er sich, als h?tte er etwas damit zu tun. Irgendwie f?hlte er sich schuldig, als h?tte er mehr unternehmen sollen. Thor fragte sich, was nun aus dem K?nigreich werden w?rde. Es war ein K?nigreich ohne K?nig. Wer w?rde regieren? W?rde es Gareth sein, wie jeder es dachte? Thor konnte sich nichts Schlimmeres vorstellen. Thor blickte durch die Menge und sah die ernsten Gesichter der Adeligen und Lords, die hier aus allen Ecken des Rings versammelt waren; er wusste von Reece, dass sie m?chtige M?nner waren, in einem unruhigen K?nigreich. Er musste sich fragen, wer der M?rder sein k?nnte. Diesen Gesichtern nach zu schlie?en schien es, als w?re jeder von ihnen verd?chtig. Jeder dieser M?nner w?rde nach Macht eifern. W?rde das K?nigreich in St?cke brechen? W?rden ihre Streitkr?fte miteinander uneins sein? Wie w?rde sein eigenes Schicksal verlaufen? Und was w?rde aus der Legion werden? W?rde sie aufgel?st werden? Oder die Armee? W?rden die Silbernen sich auflehnen, falls Gareth zum K?nig ernannt werden sollte? Und nach allem, was passiert war: w?rden die anderen wirklich glauben, dass Thor unschuldig war? W?rde er gezwungen sein, in sein Heimatdorf zur?ckzukehren? Er hoffte nicht. Er liebte alles, was er hatte; mehr als alles andere wollte er hierbleiben d?rfen, an diesem Ort, in der Legion. Er wolle, dass alles so bleiben w?rde, wie es war; dass sich nichts ?ndern w?rde. Vor nur wenigen Tagen noch hatte das K?nigreich so standfest gewirkt, so dauerhaft; MacGil schien, als w?rde er den Thron noch eine Ewigkeit halten. Wenn etwas so Sicheres, so Stabiles, so pl?tzlich zusammenbrechen konnte—welche Hoffnung gab es dann f?r den Rest von ihnen? Nichts f?hlte sich f?r Thor mehr von Dauer an. Thors Herz brach, als er zusehen musste, wie Gwendolyn versuchte, ihrem Vater ins Grab nachzuspringen. W?hrend Reece sie zur?ckhielt, traten Bedienstete vor und begannen, den Erdhaufen in die Grube zu schaufeln, w?hrend Argon mit seinem Zeremonien-Gesang fortfuhr. Eine Wolke zog ?ber den Himmel und bedeckte einen Moment lang die erste Sonne, und Thor f?hlte einen kalten Wind durch den rasch warm werdenden Sommertag peitschen. Er h?rte ein Winseln und sah, wie Krohn zu ihm aufblickte. Thor wusste kaum, wie es mit irgendetwas weitergehen sollte, doch eines wusste er: er musste mit Gwen sprechen. Er musste ihr sagen, wie leid es ihm tat, wie sehr auch ihm der Tod ihres Vaters ans Herz ging; ihr sagen, dass sie nicht alleine war. Selbst wenn sie beschlie?en w?rde, Thor nie wieder zu sehen, musste er sie wissen lassen, dass er f?lschlich beschuldigt war; dass er in jenem Freudenhaus nichts getan hatte. Er brauchte eine Chance, nur eine Gelegenheit, die Sache richtigzustellen, bevor sie ihn auf immer abschrieb. Конец ознакомительного фрагмента. Текст предоставлен ООО «ЛитРес». Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию (https://www.litres.ru/pages/biblio_book/?art=43695455&lfrom=688855901) на ЛитРес. 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