*** Òâîåé Ëóíû çåëåíûå öâåòû… Ìîåé Ëóíû áåñïå÷íûå ðóëàäû, Êàê ñâåòëÿ÷êè ãîðÿò èç òåìíîòû,  ëèñòàõ âèøíåâûõ ñóìðà÷íîãî ñàäà. Òâîåé Ëóíû ïå÷àëüíûé êàðàâàí, Áðåäóùèé â äàëü, òðîïîþ íåâåçåíüÿ. Ìîåé Ëóíû áåçäîííûé îêåàí, È Áðèãàíòèíà – âåðà è ñïàñåíüå. Òâîåé Ëóíû – ïå÷àëüíîå «Ïðîñòè» Ìîåé Ëóíû - äîâåð÷èâîå «Çäðàâñòâóé!» È íàøè ïàðàëëåëüíûå ïóòè… È Ç

Gew?hr Der Waffen

Gew?hr Der Waffen Morgan Rice Ring der Zauberei #8 In GEW?HR DER WAFFEN (Band #8 im Ring der Zauberei), ist Thor gefangen zwischen den gigantischen Kr?ften von Gut und B?se, als Andronicus und Rafi all ihre schwarze Magie anwenden im Versuch Thors Identit?t zu zerst?ren und die Kontrolle ?ber seine Seele zu ?bernehmen. Unter ihrem Zauber muss Thor seinen bisher gr??ten Kampf ausfechten – aus dem Schatten seines Vaters zu treten uns sich von den Ketten der dunklen Magie zu befreien. Doch dazu ist es wom?glich schon zu sp?t. Gwendolyn wagt sich auf ihrer Suche nach Argon zusammen mit Alistair, Steffen und Aberthol tief ins Reich der Toten vor um ihn aus seiner magischen Falle zu befreien. In ihm sieht sie ihre einzige Hoffnung, Thor und den Ring zu retten; doch das Reich der Toten ist riesig und gef?hrlich, und der Versuch, Argon zu finden, scheint aussichtslos. Reece f?hrt die Angeh?rigen der Legion in einer schier unm?glichen Mission an – zu tun, was noch niemals jemand getan hatte: in die Tiefen des Canyons hinabzusteigen und das verlorene Schwert zu suchen und zu finden. Bei ihrem Abstieg betreten sie eine neue Welt voller exotischer Monster und Rassen, die alle das Schwert f?r ihre eigenen Zwecke behalten wollen. Morgan Rice GEW?HR  DER  WAFFEN (Band #8 Im RING DER ZAUBEREI) Ausgew?hlte Kommentare zu Morgan Rices B?chern “DER RING DER ZAUBEREI hat alle Zutaten die f?r sofortigen Erfolg n?tig sind: Anschl?ge und Gegenanschl?ge, Mysterien, Edle Ritter und bl?hende Beziehungen die sich mit gebrochenen Herzen, T?uschung und Betrug abwechseln. Die Geschichten werden sie ?ber Stunden in ihrem Bann halten und sind f?r alle Altersstufen geeignet. Eine wunderbare Erg?nzung f?r das B?cherregal eines jeden Liebhabers von Fantasy Geschichten.” –-Books and Movie Reviews, Roberto Mattos “Rice hat das Talent den Leser von der ersten Seite an in die Geschichte hineinzusaugen. Mit ihrer malerischen Sprache gelingt es ihr ein mehr als nur ein Bild zu malen – es l?uft ein Film vor dem inneren Auge ab. Gut geschrieben und von wahnsinnig schnellem Erz?hltempo.” –-Black Lagoon Reviews (zu Verwandelt) “Eine ideale Geschichte f?r junge Leser. Morgan Rice hat gute Arbeit beim Schreiben einer interessanten Wendung geleistet. Erfrischend und einzigartig, mit klassischen Elementen, die in vielen ?bersinnlichen Geschichten f?r junge Erwachsene zu finden sind. Leicht zu lesen, aber von extrem schnellem Erz?hltempo… Empfehlenswert f?r alle, die ?bernat?rliche Romanzen m?gen.” –-The Romance Reviews (zu Verwandelt) “Es packte meine Aufmerksamkeit von Anfang an und lie? nicht los…. Diese Geschichte ist ein erstaunliches Abenteuer voll rasanter Action ab der ersten Seite. Es gab nicht eine langweilige Seite.” –-Paranormal Romance Guild (zu Verwandelt) “Voll gepackt mit Aktion, Romantik, Abenteuer und Spannung. Wer dieses Buch in die H?nde bekommt wird sich neu verlieben.” –-vampirebooksite.com (zu Verwandelt) “Eine gro?artige Geschichte. Dieses Buch ist eines von der Art, das man auch nachts nicht beiseite legen m?chte. Das Ende war ein derart spannender Cliffhanger, dass man sofort das n?chste Buch kaufen m?chte um zu sehen, was passiert.“ –-The Dallas Examiner (zu Geliebt) “Ein Buch das den Vergleich mit TWILIGHT und den VAMPIRE DIARIES nicht scheuen muss. Eines, das Sie dazu verleiten wird, ununterbrochen Seite um Seite bis zum Ende zu lesen! Wer Abenteuer, Liebesgeschichten und Vampire gerne mag, f?r den ist dieses Buch genau das Richtige!” –-Vampirebooksite.com (zu Verwandelt) “Morgan Rice hat sich wieder einmal als extreme talentierte Geschichtenerz?hlern unter Beweis gestellt… Dieses Buch spricht ein breites Publikum an, auch die j?ngeren Fans des Vampir/Fantasy-Genres. Es endet mit einem unerwarteten Cliffhanger der den Leser geschockt zur?ckl?sst. –-The Romance Reviews (zu Geliebt) ?ber Morgan Rice Morgan Rice schrieb die Nr. 1 Bestseller Serie DER WEG DER VAMPIRE, eine elfteilige Serie f?r junge Leser. Ihrer Feder entstammt auch die Nr. 1 Bestseller Serie TRILOGIE DES ?BERLEBENS, eine post-apokalyptischer Thriller-Serie aus derzeit zwei B?chern (man darf auf das Dritte gespannt sein) und die epische Fantasy-Serie DER RING DER ZAUBEREI, das derzeit aus dreizehn B?chern besteht und die Bestsellerlisten anf?hrt. Morgans B?cher gibt es als Audio oder Print-Editionen die in vielen Sprachen erschienen sind: Deutsch, Franz?sisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Japanisch, Chinesisch, Schwedisch, Holl?ndisch, T?rkisch, Ungarisch, Tschechisch und Slowakisch – mehr Sprachen werden folgen. Morgan freut sich, von ihren Lesern zu h?ren, darum besuchen Sie bitte www.morganricebooks.com (http://www.morganricebooks.com/) um sich f?r Email-Updates zu registrieren. Erhalten sie ein kostenloses Buch, Geschenke, laden sie die kostenlose App herunter und erhalten sie exklusiv die neusten Nachrichten. Oder folgen Sie Morgan auf Facebook und Twitter. Morgan freut sich auf Ihren Besuch! B?cher von Morgan Rice DER RING DER ZAUBEREI QUESTE DER HELDEN (Band #1) MARSCH DER K?NIGE (Band #2) LOS DER DRACHEN (Band #3) RUF NACH EHRE (Band #4) SCHWUR DES RUHMS (Band #5) ANGRIFF DER TAPFERKEIT(Band #6) A RITE OF SWORDS – RITUS DER SCHWERTER (Band #7) A GRANT OF ARMS – GEW?HR DER WAFFEN (Band #8) demn?chst auf Deutsch erh?ltlich A SKY OF SPELLS – HIMMEL DER ZAUBER (Band #9) A SEA OF SHIELDS – MEER DER SCHILDE (Band #10) A REIGN OF STEEL – REGENTSCHAFT DES STAHLS (Band #11) A LAND OF FIRE – LAND DES FEUERS (BAND #12) A RULE OF QUEENS – DIE HERRSCHAFT DER K?NIGINNEN (BAND #13) DIE TRILOGIE DES ?BERLEBENS ARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (BAND #1) demn?chst auf Deutsch erh?ltlich ARENA TWO –  ARENA ZWEI (Band #2) DER WEG DER VAMPIRE GEWANDELT (Band #1 Der Weg Der Vampire) VERG?TTERT (Band #2 Der Weg Der Vampire) VERRATEN (Band #3 Der Weg Der Vampire) BESTIMMT (Band #4 Der Weg Der Vampire) BEGEHRT (Band #5 Der Weg Der Vampire) demn?chst auf Deutsch erh?ltlich BETROTHED – VERM?HLT (Band #6) VOWED – GELOBT (Band #7) FOUND  – GEFUNDEN (Band #8) RESURRECTED  – ERWECKT (Band #9) CRAVED  – ERSEHNT (Band #10) FATED  – BERUFEN (Band #11) H?ren (https://itunes.apple.com/de/artist/morgan-rice/id417552527?mt=11&uo=4) im Audiobuch-Format an! Copyright © 2013 by Morgan Rice Alle Rechte vorbehalten. Mit den im U.S. Copyright Act von 1976 erlaubten Ausnahmen ist es nicht gestattet, jeglichen Teil dieser Publikation in jeglicher Form oder ?ber jegliche Mittel ohne die vorherige Erlaubnis des Autors zu vervielf?ltigen, zu verteilen oder zu ?bertragen, oder in einer Datenbank oder einem Abrufsystem zu speichern. Dieses E-Book ist ausschlie?lich f?r den pers?nlichen Gebrauch zugelassen. Dieses E-Book darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen m?chten, erwerben Sie bitte ein zus?tzliches Exemplar f?r jeden Empf?nger. Wenn Sie dieses Buch lesen und nicht gekauft haben, oder es nicht ausschlie?lich f?r Ihren Gebrauch gekauft wurde, geben Sie es bitte zur?ck und erwerben Sie Ihr eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren. Diese Geschichte ist frei erfunden. Namen, Figuren, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorf?lle sind entweder ein Produkt der Phantasie des Autors oder werden im fiktionalen Sinne verwendet. Jegliche ?hnlichkeit mit existierenden Personen, tot oder lebendig, ist rein zuf?llig Copyright des Titelbilds Razzomgame, unter Lizenz von Shutterstock.com “Meine Ehre ist mein Leben, sie sind in eins verwachsen; nehmt mir meine Ehre, so habt ihr mein Leben genommen.“ .”     --William Shakespeare     Richard II KAPITEL EINS Gwendolyn wappnete sich gegen den kalten, peitschenden Wind als sie am Rande des Canyons stand und ihren Fu? auf die Bogenbr?cke setzte, die die N?rdliche Querung ?berspannte. Die wackelige Br?cke, die mit Eis ?berzogen war, bestand aus kaum mehr als ein paar abgenutzten Seilen und h?lzernen Planken und schien kaum in der Lage sie tragen zu k?nnen. Gwen erschauderte beim ersten Schritt. Sie schlitterte und griff nach dem Br?stungsseil das im Wind schaukelte und kaum eine Hilfe war. Ihr Herz krampfte sich zusammen wenn sie daran dachte, dass diese wackelige Br?cke ihr einziger Weg auf die n?rdliche Seite des Canyons war, um das Reich der Toten zu betreten und Argon zu finden. Die Querung erschien ihr mit einem Mal noch unheilvoller. Ein pl?tzlicher Windsto? brachte das Seil so sehr zum Schaukeln, dass Gwen es mit beiden H?nden ergriff und auf die Knie fiel. Einen Augenblick lang wusste sie nicht, ob sie dazu in der Lage sein w?rde sich genug festzuklammern – geschweige denn sie zu ?berqueren. Sie bemerkte, dass es weitaus gef?hrlicher war als sie angenommen hatte und dass sie alle bei dem Versuch die Br?cke zu ?berqueren ihr Leben aufs Spiel setzen w?rden. „Mylady?“ h?rte sie eine Stimme. Gwen wandte sich um und sah Aberthol zusammen mit Steffen, Alistair und Krohn wenige Meter hinter sich stehen. Alle warteten sie auf Gwens Zeichen, ihr zu folgen. Die F?nf waren eine sonderbare Gruppe wie sie da am Rande der Welt standen und einer unsicheren Zukunft und dem sehr wahrscheinlichen Tod entgegensahen. „M?ssen wir wirklich versuchen die Br?cke zu ?berqueren?“, fragte er. Gwendolyn sah ihn durch den Vorhang aus wirbelnden Schneeflocken hindurch an und zog sich dabei ihren Fellumhang enger um die Schultern. Sie zitterte. Insgeheim wollte auch sie die Br?cke nicht ?berqueren; sie wollte diese Reise lieber gar nicht unternehmen. Sie w?rde sich viel lieber in die Sicherheit der Heimat ihrer Kindheit zur?ckziehen – King’s Court – hinter dicken Mauern vor einem w?rmenden Feuer sitzen und sich um keine der Sorgen und Gefahren k?mmern m?ssen, die ?ber sie hereingebrochen waren seit sie K?nigin geworden war. Doch nat?rlich konnte sie das nicht tun. King’s Court gab es nicht mehr, ihre Kindheit schien lange vorbei, und sie brauchten sie. F?r Thorgrin w?rde sie wenn n?tig durchs Feuer gehen. Und Gwendolyn war sich sicher, dass es n?tig war. Sie brauchten Argon – nicht nur sie und Thor, sondern der ganze Ring. Ihnen standen nicht nur Andronicus, sondern auch m?chtige Zauber entgegen, m?chtig genug, um Thor zu fangen. Und ohne Argon wusste nicht wie sie dagegen ank?mpfen sollten. „Ja“, antwortete sie. „Das m?ssen wir.“ Gwendolyn wollte gerade zum n?chsten Schritt ansetzen als Steffen ihr den Weg versperrte. „Mylady, bitte, lasst mich zuerst gehen“, sagte er. „Wir wissen nicht, was uns auf der Br?cke erwartet.“ Gwendolyn war ger?hrt von seinem Angebot, doch sie schob ihn sanft zur Seite. „Nein“, sagte sie. „Ich gehe zuerst.“ Sie wartete nicht l?nger und hielt sich am Seil fest und machte den n?chsten Schritt. Als sie weiterging sp?rte sie, wie das Eis ihre Hand gefror und sich tief in sie hineingrub. Die K?lte schoss in ihre Handgelenke und Arme. Sie atmete scharf ein und war sich nicht sicher, ob sie sich l?nger festhalten konnte. Ein weiterer Windsto? traf die Br?cke und sie schlingerte schwer. Gwendolyn musste den Schmerz des Eises aushalten, um nicht herunterzufallen. Sie bem?hte sich mit aller Kraft darum, das Gleichgewicht zu behalten als ihre F??e ?ber die eisbedeckten Planken unter ihr rutschten. Die Br?cke schaukelte schwer nach links, und einen Moment lang war sie sicher, dass sie gleich herunterfallen w?rde. Doch die Br?cke schaukelte zur?ck in die andere Richtung. Gwen ging wieder auf die Knie. Sie war kaum drei Meter weit gekommen, ihr Herz schlug so heftig, dass sie kaum atmen konnte und ihre H?nde waren so kalt, dass sie sie kaum noch sp?ren konnte. Sie schloss ihre Augen, holte tief Luft, und dachte an Thor. Sie sah sein Gesicht vor sich. Sie klammerte sich an ihre Liebe zu ihm. An ihre Entschlossenheit, ihn zu befreien. Was auch immer dazu n?tig sein w?rde. Was auch immer n?tig ist. Gwendolyn ?ffnete ihre Augen und zwang sich vorw?rts zu gehen. Sie hielt sich am Seil fest und war fest entschlossen, diesmal f?r nichts und niemanden mehr stehen zu bleiben. Der Wind und der Schnee k?nnten sie in den Abgrund st?rzen. Doch ihr war das egal. Es ging nicht mehr um sie; es ging um die Liebe ihres Lebens. F?r ihn w?rde sie alles tun. Gwendolyn sp?rte, wie die Br?cke hinter ihr ins Wanken geriet. Sie warf einen Blick ?ber die Schulter und sah, dass die anderen ihr folgten. Krohn rutschte und schlitterte an den anderen vorbei bis er an Gwendolyns Seite war. „Ich wei? nicht ob ich das schaffe“, rief Aberthol mit angestrengter Stimme nach ein paar wackeligen Schritten. Er stand mit zitternden Armen da, ein gebrechlicher alter Mann, und konnte sie gerade so festhalten. „Ihr schafft das“, sagte Alistair und legte ihm st?tzend den Arm um die Taille. „Ich bin hier. Habt keine Angst.“ Alistair ging neben ihm her und half ihm die Balance zu halten w?hrend sich die kleine Gruppe langsam Schritt f?r Schritt weiter ?ber die Br?cke bewegte. Gwendolyn staunte wieder einmal ?ber Alistairs St?rke angesichts der Widrigkeiten, ihre ruhige Art, ihre Furchtlosigkeit. Sie strahlte eine Kraft aus, die Gwendolyn nicht verstehen konnte. Sie konnte sich nicht erkl?ren, warum sie sich ihr so nah f?hlte, doch trotz der nur kurzen Zeit, die Gwendolyn sie kannte, war sie schon wie eine Schwester f?r sie. Ihre Anwesenheit gab ihr St?rke. Genauso wie die von Steffen. Der Wind beruhigte sich etwas, und sie kamen besser voran. Bald hatten sie die Mitte der Br?cke ?berschritten. Gwen hatte sich etwas an die rutschigen Planken gew?hnt und konnte schneller gehen. Die andere Seite des Canyon kam in Sichtweite, kaum mehr f?nfzig Meter entfernt, und sie sch?pfte neue Hoffnung. Vielleicht w?rden sie es ja doch schaffen. Eine erneute B?e zwang Gwendolyn wieder auf die Knie. Sie war st?rker als alle anderen zuvor und sie musste sich mit aller Kraft festhalten, um nicht abgesch?ttelt zu werden als die Br?cke um fast neunzig Grad zur Seite schwankte, und mit derselben Wucht wieder zur?ck schwang. Sie sp?rte, wie eine Planke unter ihren F?ssen nachgab und schrie erschrocken auf, als ihr Bein bis zum Oberschenkel in die ?ffnung rutschte. Sie versuchte herauszukommen doch schaffte es nicht. Gwendolyn musste mit ansehen, wie Aberthol den Halt verlor und ?ber den Rand der Br?cke zu rutschen begann. Alistair reagierte schnell und griff mit einer Hand seinen Arm, gerade noch rechtzeitig, bevor er ?ber den Rand rutschte. Alistair lehnte sich ?ber die Kante und hielt sich fest w?hrend Aberthol unter ihr im Wind baumelte. Au?er Alistair’s Hand trennte ihn nichts vor dem Sturz ins Bodenlose. Alistair hatte M?he ihn festzuhalten und Gwendolyn hoffte, dass sie genug Kraft hatte. Sie f?hlte sich hilflos wie sie so zwischen den Planken feststeckte. Ihr Herz schlug wild als sie versuchte sich zu befreien. Die Br?cke schwankte weiter und Alistair und Aberthol schwankten mit ihr. „Lass mich los“, schrie Aberthol. „Rette dich selbst!“ Aberthols verlor seinen Stab, der durch scheinbar endlos durch das Schneegest?ber in die Tiefen des Canyon fiel. „Es wird alles gut.“, sagte Alistair ruhig. Gwen war ?berrascht, Alistair und dieser Situation so selbstsicher und ruhig zu erleben. „Schaut mir in die Augen“, befahl sie mit fester Stimme. „Was?“, schrie Aberthol ?ber den Wind hinweg. „Schaut mir in die Augen“, wiederholte sie und in ihrer Stimme schwang noch mehr Autorit?t mit als zuvor. Er sah ihr in die Augen und Gwendolyn konnte beobachten, wie ein helles Leuchten aus Alistairs Augen trat und auf Aberthol herabschien. Sie sah ungl?ubig zu, wie das Leuchten Aberthol einh?llte, und als Alistair sich mit einem Ruck zur?cklehnte, zog sie Aberthol scheinbar ohne gro?e M?he zur?ck auf die Br?cke. Aberthol lag schwer atmend und vollkommen au?er sich da und sah Alistair schockiert an. Dann fuhr er herum und klammerte sich mit beiden H?nden am Br?stungsseil fest bevor der n?chste Windsto? kam. „Mylady“, schrie Steffen. Er kniete sich neben Gwen, griff sie bei den Schultern und zog mit aller Kraft. Langsam zog er sie zwischen den Planken hervor, doch seine von der K?lte fast gef?hllosen H?nde verloren den Griff und sie rutsche wieder in die L?cke, diesmal sogar noch tiefer. Pl?tzlich gab eine zweite Planke unter Gwendolyn nach und sie schrie, als sie sp?rte, wie sie zu fallen begann. Gwendolyn streckte ihre Arme aus und bekam mit einer Hand das Seil und mit der anderen Steffens Hand zu fassen. Sie hatte das Gef?hl, dass ihre Schultern aus den Gelenken gerissen wurden als sie ?ber dem Abgrund schaukelte. Auch Steffen schwankte. Er hing weit ?ber den Rand, seine Beine um das Seil geklammert. Er riskierte er sein Leben damit sie nicht abst?rzte und nur die br?chigen Seile hinter ihm hielten ihn auf der Br?cke. Gwen h?rte Krohns knurren und er sprang vor und versenkte seine Z?hne in Gwens Mantel und zerrte knurrend und winselnd mit aller Kraft daran. Langsam, Zentimeter um Zentimeter gelang es Steffen und Krohn, sie hochzuziehen, ist sie schlie?lich eine der Planken greifen konnte und sich selbst auf die Br?cke zu rollen. Sie lag mit dem Gesicht nach unten schwer atmend da. Krohn leckte ihr immer wieder das Gesicht, und sie war so dankbar f?r ihre Retter Krohn und Steffen, der nun neben ihr lag. Sie war so froh, am Leben und einem schrecklichen Tod entronnen zu sein. Doch pl?tzlich h?rte Gwen ein Ger?usch, das sich wie ein lauter Peitschenhieb anh?rte uns sp?rt, wie die ganze Br?cke erzitterte. Ihr gefror das Blut in den Adern als sie zur?ckblickte und sah, dass eines der Seile, das die Br?cke trug, unter der Last gerissen war. Die Br?cke bog und wand sich, und Gwen beobachtete mit Schrecken, wie auch das andere Seil riss. Sie schrien, als sich die ferne Seite der Br?cke losriss und mit einer solchen Geschwindigkeit unter ihnen nachgab und mit unglaublichem Schwung auf die Wand des Canyons zuraste, dass Gwen kaum noch Luft bekam. Sie sah wie die Wand auf sie zuraste, und war sich sicher, dass sie in wenigen Augenblicken tot sein w?rden. Zertr?mmert vom Aufprall auf die Felsen. „Fels! Gib nach! ICH BEFEHLE ES DIR!“, h?rte sie eine Stimme voller selbstverst?ndlicher, uralter Autorit?t ungleich allem, was Gwen je geh?rt hatte. Sie sah Alistair, die das Seil umklammert hielt und mit ausgestreckter Hand furchtlos der Klippe entgegenblickte, in die sie in wenigen Augenblicken einschlagen w?rden. Ein gelbes Licht trat aus ihrer Hand hervor, und als sie mit unglaublicher Geschwindigkeit auf die Wand zurasten und sich Gwendolyn f?r den Aufprall wappnete, betrachtete sie schockiert das Schauspiel, das sich vor ihr auftat. Vor ihren Augen verwandelte sich die Felswand in Schnee und als sie in den Schnee fiel, f?hlte sie nicht ihre Knochen brechen wie sie erwartet hatte. Stattdessen f?hlte sie, wie ihr ganzer K?rper in eine Wand aus leichtem, weichem Schnee eintauchte. Es war eiskalt und bedeckte sie vollst?ndig, lief in ihre Nase und Ohren – doch es tat nicht weh. Sie lebte. Sie alle hingen an dem Seil, das von der Kante des Canyon herabhing, eingetaucht in eine Wand aus Schnee und Gwendolyn sp?rte, wie eine starke Hand die ihre ergriff. Alistair. Ihre Hand war trotz der Eisesk?lte warm. Sie hatte auch schon die anderen hochgezogen und bald zog sie auch Krohn mit sich w?hrend sie am Seil hinaufkletterte, als w?re es die leichteste ?bung. Endlich erreichten sie die Kante und Gwen lie? sich auf den Boden fallen. In dem Moment, in dem der letzte von ihnen festen Boden unter den F?ssen hatte riss das letzte Seil und was von der Br?cke ?brig war fiel durch wabernde Nebelschwaden und tanzende Schneeflocken in die Tiefen des Canyon hinab. Gwendolyn lag schwer atmend da. Sie war so dankbar wieder festen Boden unter sich zu sp?ren und fragte sich, was gerade eben passiert war. Der Boden war eiskalt, bedeckt mit Eis und Schnee, doch es war fester Boden. Sie war nicht mehr auf der Br?cke, und sie lebte. Sie hatten es geschafft. Dank Alistair. Gwendolyn drehte sich zu ihr um und sah sie bewundernd an und sie hatte das Gef?hl, dass sie, was Alistairs Kr?fte anging, noch nicht einmal an der Oberfl?che gekratzt hatte. Sie war mehr als dankbar, sie bei sich zu wissen. Alistair war f?r sie wie die Schwester, die sie sich immer gew?nscht hatte. Gwen hatte keine Ahnung, wie sie es wieder zur?ck auf die andere Seite des Canyons schaffen sollten, sobald sie das hier hinter sich gebracht hatte – das hie?, wenn sie es jemals schaffen sollten Argon zu finden und bis hierhin zur?ckzukommen. Und als sie auf die Wand tanzender Schneeflocken vor sich blickte, dem Eingang ins Reich der Toten, hatte sie das ungute Gef?hl, dass die schwersten Hindernisse noch vor ihnen lagen. KAPITEL ZWEI Reece stand an der ?stlichen Querung des Canyon und hielt sich am steinernen Gel?nder der Br?cke fest. Er blickte schockiert in den Abgrund und konnte kaum atmen. Er konnte immer noch nicht glauben, was er gerade gesehen hatte: Das Schwert des Schicksals, das in einem Felsblock steckte, war ?ber die Kante in den Abgrund gest?rzt und vom Nebel verschluckt worden. Er wartete und wartete auf den Einschlag, darauf, eine Ersch?tterung unter seinen F?ssen zu sp?ren. Doch er h?rte nichts. War der Canyon tats?chlich bodenlos? Entsprachen die Ger?chte der Wahrheit? Schlie?lich lie? Reece das Gel?nder los und wandte sich seinen Legionsbr?dern zu. Alle standen da und blickten fassungslos zu ihm hin?ber – O’Connor, Elden, Conven, Indra, Serna und Krog waren geschockt. Sie standen wie eingefroren da und konnten nicht fassen, was gerade passiert war. Das Schwert des Schicksals; die Legende mit der sie alle aufgewachsen waren; die wohl bedeutendste Waffe der Welt; Besitz der K?nige. Und das einzige, was den Schild aufrechterhalten konnte. Es war ihnen gerade aus den H?nden entglitten und ins Vergessen gest?rzt. Reece hatte das Gef?hl, dass er versagt hatte. Er wusste, dass er damit nicht nur Thor im Stich gelassen hatte, sondern den ganzen Ring. Warum waren sie nicht eine Minute fr?her hier angekommen? Nur ein paar Meter weiter und sie h?tten es retten k?nnen. Reece wandte seinen Blick der fernen Seite des Canyon zu, der Seite des Empire und sammelte seine Kr?fte. Ohne das Schwert w?rde der Schild fallen und die Krieger, die auf der anderen Seite warteten w?rden wie eine wild gewordene Herde ?ber die Br?cke in den Ring einfallen. Doch seltsamer Weise passierte nichts. Niemand betrat die Br?cke. Einer von ihnen versuchte es und zerfiel vor seinen Augen zu Asche. Der Schild war nicht zusammengebrochen. Reece konnte es nicht verstehen. „Es macht keinen Sinn!“, sagte Reece zu den anderen. „Das Schwert hat den Ring verlassen. Wie kann der Schild noch immer funktionieren?“ „Dann hat das Schwert den Ring nicht verlassen“, schlug O’Connor vor. „Es ist nicht auf der anderen Seite. Es ist einfach heruntergefallen und liegt zwischen den beiden Welten.“ „Was wird dann aus dem Schild, wenn das Schwert weder hier noch dort ist?“, fragte Elden. Sie sahen sich staunend an. Niemand kannte die Antwort. Das war unerforschtes Gebiet.“ „Wir k?nnen nicht einfach von hier fort gehen“, sagte Reece. „Der Ring ist sicher mit dem Schwert auf unserer Seite – doch wir wissen nicht, was geschehen wird, nun da das Schwert dort unten liegt.“ „So lange es nicht in unseren H?nden ist, k?nnen wir nicht sicher sein, ob es nicht vielleicht doch auf die andere Seite gelangt.“, sagte Elden. „Das ist kein Risiko, das ich eingehen m?chte.“, sagte Reece. „Das Schicksal des Rings h?ngt davon ab. Wir k?nnen nicht mit leeren H?nden zur?ckkehren.“ Reece wandte sich den anderen zu und blickte sie entschlossen an. „Wir m?ssen es zur?ckholen.“, sagte er. „Bevor es jemand anderes tut.“ „Zur?ckholen?“ fragte Krog fassungslos. „Bist du ein Narr? Wie genau stellst du dir das vor?“ Reece wandte sich um und starrte Krog an, der genauso trotzig wie immer zur?ckstarrte. Krog hatte sich f?r Reece zu einem Dorn im Auge entwickelt, widersetzte sich seinem Befehl bei jeder Gelegenheit und forderte andauernd seine Autorit?t heraus. Reece verlor langsam die Geduld. „Indem wir zum Grund des Canyon hinabsteigen.“, erkl?rte Reece ungeduldig. Die anderen keuchten w?hrend Krog seine H?nde in die H?ften stemmte und eine Grimasse schnitt. „Du bist vollkommen verr?ckt.“, sagte er. „Niemand ist jemals zum Grund des Canyon hinabgestiegen.“ „Niemand wei?, ob es ?berhaupt einen Boden gibt.“, stimmte Serna mit ein. „Alles was wir wissen ist, dass das Schwert in eine Wolke gefallen ist und in diesem Augenblick wahrscheinlich immer noch ins Bodenlose f?llt.“ „Unsinn.“, gab Reece zur?ck. „Alles hat einen Boden. Selbst das Meer.“ „Nun, selbst wenn dieser Boden existieren sollte“, konterte Krog. „was haben wir davon wenn er so weit unten ist, dass wir ihn weder sehen noch h?ren k?nnen. Es k?nnte Tage dauern bis wir unten ankommen – oder Wochen!“ „Ganz davon zu schweigen, dass es wohl kaum eine gem?tliche Wanderung sein wird.“, sagte Serna. „Hast du die Klippen nicht gesehen?“ Reece wandte sich um und betrachtete die Felswand, die uralten Felsen, die die Wand des Canyon bildeten und teilweise von wabernden Nebelschwaden verdeckt wurden. Sie waren gerade. Vertikal. Er wusste, dass sie Recht hatten; es w?rde alles andere als leicht werden. Doch er wusste auch, dass sie keine andere Wahl hatten. „Es wird noch besser“, sagte Reece. „Diese W?nde sind feucht vom Nebel. Selbst wenn wir den Grund erreichen sollten, schaffen wir es vielleicht nie wieder nach oben.“ Sie sahen ihn verdutzt an. „Dann gibst du selbst zu, dass es Wahnsinn ist, es zu versuchen.“, sagte Krog. „Ich stimme zu, dass es Wahnsinn ist.“, sagte Reece. Seine Stimme polterte voll Autorit?t und Selbstvertrauen. „Doch das ist der Wahnsinn, f?r den wir geboren wurden. Wir sind nicht nur einfache M?nner. Wir sind eine besondere Brut: Wir sind Krieger! Wir sind M?nner der Legion. Wir haben einen Eid geschworen. Wir haben geschworen, dass wir nie vor einer Mission zur?ckschrecken werden weil sie zu schwierig oder zu gef?hrlich ist, niemals zu z?gern auch wenn ein Vorhaben unser Leib und Leben in Gefahr bringt. Es bleibt den Schwachen ?berlassen sich zu verkriechen, doch nicht uns. Das ist es, was uns zu Kriegern macht. Das ist wahrer Heldenmut: Auf eine Mission aufzubrechen, die weitaus gr?sser ist als wir selbst, weil es richtig ist, es zu tun. Der ehrenhafte Weg, selbst wenn er auf den ersten Blick unm?glich erscheint. Letzten Endes beweist nicht unbedingt das, was wir erreichen, unseren Heldenmut, sondern der Versuch es zu tun. Es ist gr?sser als wir selbst. Das ist es, was uns ausmacht.“ Schwere Stille legte sich ?ber die Gruppe. Der Wind fegte ?ber sie hinweg w?hrend sie ?ber seine Worte nachdachten. Schlie?lich trat Indra vor. „Ich bin dabei.“, sagte sie. „Ich auch“, stimmte Elden zu. „Genauso wie ich“, sagte O’Connor und stellte sich neben Reece. Conven trat stumm neben Reece, hielt seinen Schwertknauf fest umschlungen, und wandte sich den anderen zu. „F?r Thorgrin“, sagte er, „w?rde ich bis ans Ende der Welt gegen.“ Reece f?hlte sich ermutigt, nun, da er seine treuen Waffenbr?der an seiner Seite hatte – die Menschen, die ihm so nah standen wie eine Familie, mit denen er in die Tiefen des Empire vorgedrungen war. Die F?nf standen da und sahen die beiden neuen Legionsangeh?rigen Krog und Serna an. Reece fragte sich, ob sie mit ihnen kommen w?rden. Sie konnten ein paar extra H?nde gut gebrauchen, doch wenn sie umkehren wollten, dann sollte es eben so sein. Er w?rde nicht zweimal fragen. Krog und Serna standen da und starrten unsicher zur?ck. „Ich bin eine Frau“, sagte Indra zu ihnen. „Ihr habt vorhin deswegen ?ber mich gespottet. Und jetzt stehe ich hier, bereit f?r eine Herausforderung die eines Kriegers w?rdig ist – w?hrend ihr, mit all euren Muskeln nach Ausfl?chten sucht und euch f?rchtet!“ Serna grunzte erbost und strich sich sein langes braunes Haar aus dem Gesicht. Er trat vor. „Ich komme mit.“, sagte er. „Doch nur wegen Thorgrin.“ Krog war der einzige, der mit rotem Gesicht wie angewurzelt stehen blieb. „Ihr seid verdammte Narren“, sagte er trotzig. „Jeder einzelne von Euch.“ Doch dann trat auch er vor und war bereit, mit ihnen zu gehen. Reece war zufrieden. Er wandte sich um und ging auf den Rand des Canyons zu. Sie hatten keine Zeit zu verschwenden. * Reece hangelte sich an der Felswand hinunter. Die anderen waren ein paar Meter ?ber ihm und folgten ihm auf dem unbequemen Abstieg, der nun schon Stunden andauerte. Reeces Herz klopfte und er musste sich sehr anstrengen, nicht den Halt zu verlieren. Seine Finger waren wund und taub von der K?lte und seine F??e rutschten immer wieder vom glatten Felsen ab. Er hatte nicht damit gerechnet, dass es so schwer sein w?rde. Er hatte nach unten gesehen und das Gel?nde betrachtet, die Struktur des Felsens, und hatte bemerkt, dass der Fels an manchen Stellen senkrecht abfiel und eine perfekt glatte Oberfl?che hatte, an der man unm?glich hinunterklettern konnte; an anderen Stellen war der Fels mit einer dichten Moosschicht bewachsen; und an wieder anderen Stellen hatte er eine grob gezackte Oberfl?che mit steilem Gef?lle, Spalten und L?chern, in denen man sich festhalten konnte. Er hatte sogar den einen oder anderen Vorsprung gesehen, auf dem man sich ausruhen konnte. Doch das Klettern an sich war viel anstrengender als es zun?chst schien. Der Nebel erschwerte ihm dauernd die Sicht und als Reece nach unten sah, wurde es immer schwerer Stellen zu finden, auf die er seine F??e setzen konnte. Ganz zu schweigen davon, dass selbst nach all dieser Zeit des Kletterns der Grund des Canyons, sofern es ihn ?berhaupt gab, noch immer nicht zu sehen war. Reece bekam es mit der Angst zu tun. Sein Mund war trocken. Er fragte sich, ob er nicht vielleicht einen gro?en Fehler gemacht hatte. Doch er wagte sich nicht, seine Angst den anderen zu zeigen. Ohne Thor war er jetzt ihr Anf?hrer, und er musste stark sein und sich konzentrieren; er wusste, dass Angst seine F?higkeiten nur einschr?nken w?rde. Reeces H?nde zitterten w?hrend er versuchte, die Fassung wiederzuerlangen. Er entschied sich zu vergessen, was weiter unten war und sich nur auf die n?chsten Schritte zu konzentrieren. Einen Schritt nach dem anderen, sagte er zu sich. Und er f?hlte sich besser. Reece fand den n?chsten Tritt und den n?chsten und sp?rte, wie er wieder in den Rhythmus kam. „ACHTUNG!“, schrie jemand ?ber ihm. Reece wappnete sich als pl?tzlich Kiesel ?berall um ihn herum herunterregneten und ihn an Kopf und Schultern trafen. Er sah nach oben, sah im letzten Moment einen gro?en Brocken auf sich zurasen und konnte sich gerade noch ducken. „Tut mir leid!“, rief O’Connor ihm zu. „Der war wohl locker.“ Reeces Herz schlug ihm bis zum Hals als er nach unten sah und versuchte ruhig zu bleiben. Er h?tte nur zu gern gewusst, wo der Grund war; er griff nach einem kleinen Stein und warf ihn. Er sah ihm nach und lauschte. Doch er h?rte nichts. Seine ungute Vorahnung wurde dadurch nicht besser. Er hatte immer noch nicht die geringste Vorstellung davon, wie tief der Canyon war. Seine Muskeln zitterten jetzt schon vor Anstrengung, und er war sich nicht sicher, ob sie es schaffen w?rden. Reece schluckte schwer und die Gedanken kreisten in seinem Kopf als er weiter Schritt f?r Schritt abstieg. Was, wenn Krog Recht gehabt hatte? Was, wenn der Canyon wirklich bodenlos war? Was, wenn er seine Freunde in leichtsinnig dem Tod entgegen f?hrte? Als Reece einen weiteren Schritt machte, mit dem er wieder Schwung gewann, h?rte er pl?tzlich das Ger?usch eines K?rpers, der ?ber den Fels rutschte, und einen Schrei. Auf einmal sah er Elden, der abgerutscht war und an ihm vorbeirutschte. Instinktiv streckte Reece die Hand aus und schaffte es, Elden am Arm zu packen. Zum Gl?ck hatte er mit der anderen Hand einen festen Halt und konnte Elden abfangen. Doch dieser hing an Reeces Arm und konnte keinen Halt finden. Elden war zu gro? und zu schwer, und Reeces Kr?fte lie?en schnell nach. Indra kam schnell zu ihnen herunter und griff nach Eldens anderer Hand. Doch so sehr er sich auch bem?hte, er konnte keinen Halt f?r seine F??e finden. „Ich kann keinen Halt finden!“, schrie er mit Panik in der Stimme. Er trat verzweifelt um sich und Reece bef?rchtete, das er selbst den Halt verlieren w?rde und sie beide gemeinsam in die Tiefe st?rzen w?rden. Seine Gedanken rasten. Reece erinnerte sich an ein Seil und einen Enterhaken, den O’Connor ihm vor ihrem Abstieg gezeigt hatte. Damit konnte man im Falle einer Belagerung gut an einer Mauer hochklettern. F?r den Fall, dass wir es gebrauchen k?nnen, hatte O’Connor gesagt. „O’Connor! Dein Seil!“ rief Reece ihm zu. „Wirf es runter!“ Reece sah nach oben und beobachtete, wie O’Connor sein Seil von seinem G?rtel losmachte und den Haken in einer Spalte verkantete. Er dr?ckte ihn mit aller Kraft hinein, zog ein paarmal daran und warf dann das Seil hinunter. Es baumelte neben Reece. Es h?tte nicht einen Augenblick sp?ter kommen d?rfen, denn Eldens Hand begann Reece zu entgleiten und im letzten Moment griff er das Seil. Reece hielt den Atem an und betete, dass es halten w?rde. Es hielt. Elden zog sich langsam hoch, bis er einen festen Halt gefunden hatte. Er stand auf einem kleinen Vorsprung und atmete schwer. Er seufzte vor Erleichterung. Das war verdammt eng gewesen! * Sie kletterten weiter und Reece wusste schon nicht mehr, wieviel Zeit vergangen war. Es wurde langsam dunkel, und Reece war trotz der K?lte schwei?nass. Er hatte das Gef?hl, dass jeder Augenblick sein letzter sein konnte. Seine Muskeln zitterten und sein Atem ging schnell und ungleichm??ig. Er fragte sich, wie lange er wohl noch durchhalten konnte. Er wusste dass sie irgendwo anhalten mussten um sich auszuruhen, falls sie nicht bald den Boden erreichen w?rden. Doch das Problem war: es gab keinen Ort, an dem sie anhalten konnten, um sich auszuruhen. Reece fragte sich ob sie irgendwann – einer nach dem anderen – vor Ersch?pfung einfach abst?rzen w?rden. Pl?tzlich h?rte er lautes Poltern und eine kleine Ger?lllawine regnete auf ihn nieder. Sein Herz setzte einen Augenblick lang aus als er einen Schrei h?rte. Er war anders als der von Elden zuvor – es war ein Todesschrei. Aus dem Augenwinkel konnte er sehen, wie ein K?rper an ihm vorbei viel. Reece streckte seinen Arm aus um ihn zu greifen, doch es geschah viel zu schnell. Alles was er tun konnte, war hilflos zuzusehen wie Krog schreiend mit Armen und Beinen um sich schlug und auf das Nichts zuraste. KAPITEL DREI Kendrick sa? auf seinem Pferd. Neben ihm standen Erec, Bronson und Srog vor tausenden ihrer M?nner und standen Tirus und dem Empire gegen?ber. Sie waren geradewegs in eine Falle geritten. Sie waren von Tirus verkauft worden, und Kendrick erkannte viel zu sp?t, dass es ein Fehler gewesen war, ihm zu vertrauen. Kendrick blickte auf und sah gut zehntausend Krieger des Empire am oberen Rand des Tals mit dem Bogen im Anschlag stehen; auf seiner linken Flanke noch einmal genauso viele, und vor ihnen noch viel mehr. Durch die gigantische ?berzahl w?rde es Kendricks M?nnern nie gelingen die Gegner zu besiegen. Sie w?rden schon beim Versuch abgeschlachtet werden. Mit all den B?gen im Anschlag w?rde die leiseste Bewegung zu einem Massaker an seinen M?nnern f?hren. Geographisch gesehen half es ihnen auch nicht weiter, dass sie sich am Boden des Tals befanden. Tirus hatte den Ort f?r seinen Hinterhalt gut gew?hlt. W?hrend Kendrick mit vor Wut brennendem Gesicht dasa?, starrte er Tirus an, der seinerseits mit einem selbstzufriedenen L?cheln auf dem Gesicht auf dem Pferd sa? und ihn ansah. Neben ihm sa?en seine vier S?hne und der Kommandant der Empirekrieger. „Ist dir Gold so wichtig?“, wollte Kendrick von Tirus wissen, der kaum drei Meter entfernt war, und seine Stimme klang kalt wie Stahl. „So wichtig, dass du daf?r dein eigenes Volk, dein eigenes Blut verkaufst?“ Tirus zeigte keinerlei Bedauern; sein L?cheln wurde breiter. „Dein Volk ist nicht mein Blut, erinnerst du dich nicht?“ sagte er. „Das ist der Grund warum ich nach Eurem Gesetz kein Recht auf den Thron meines Bruders habe.“ Erec r?usperte sich w?tend.“ „Nach den Gesetzen der MacGils wird der Thron an den Sohn vererbt – nicht an den Bruder.“ Tirus sch?ttelte den Kopf. „Das ist jetzt alles vollkommen belanglos. Eure Gesetze interessieren mich nicht mehr. Macht triumphiert immer ?ber das Gesetz. Diejenigen, welche die Macht innehaben, diktieren das Gesetz. Und wie du sehen kannst, bin ich st?rker. Das bedeutet, dass ich von nun an das Gesetz schreibe. Die nachfolgenden Generationen werden sich an keines eurer Gesetze erinnern. Alles an was sie sich erinnern werden ist, dass ich, Tirus, der K?nig war, nicht du oder deine Schwester!“ „Ein Thron, der unrechtm??ig genommen wurde ist nie von Dauer.“, gab Kendrick zur?ck.  Vielleicht wirst du uns t?ten; Vielleicht kannst du Andronicus sogar irgendwie davon ?berzeugen, dir einen Thron zu geben. Doch du und ich, wir beide wissen, dass du nicht lange herrschen wirst. Du wirst genauso betrogen werden, wie du uns betrogen hast.“ Tirus sa? unbeeindruckt da. „Dann werde ich die Tage meiner kurzen Herrschaft genie?en bis sie vor?ber sind – und ich werde dem Mann Beifall spenden, der mich mit soviel List hinters Licht f?hrt, wie ich es mit euch getan habe.“ „Genug geredet!“, rief der Kommandant der Empirekrieger, „Kapituliert, oder Eure M?nner werden sterben!“ Kendrick sah ihn w?tend an. Er wusste dass er keine andere Wahl hatte, so wenig es ihm der Gedanke auch gefallen mochte. „Legt eure Waffen nieder“, sagte Tirus mit ruhiger Stimme, „und ich werde euch gerecht behandeln, wie ein Krieger den anderen. Ihr werdet Kriegsgefangene sein. Ich mag eure Gesetze nicht teilen, doch ich respektiere die Gesetze des Krieges. Ich verspreche euch, dass unter meiner Aufsicht niemandem auch nur ein Haar gekr?mmt wird.“ Kendrick, Bronson, Srog und Erec sahen sich an. Sie waren alle stolze Krieger und sa?en stumm auf ihren Pferden, die nerv?s mit den Hufen scharrten. „Warum sollte ich dir vertrauen?“, rief Bronson Tirus zu. „Du hast schon einmal bewiesen, dass dein Wort nichts wert ist. Ich bin gerne bereit hier auf dem Schlachtfeld sterben, wenn ich dir damit nur dein selbstgef?lliges Grinsen austreiben k?nnte.“ Tirus sah Bronson b?se an. „Was sprichst du ?berhaupt? Du bist nicht einmal ein MacGil. Du bist ein McCloud. Du hast kein Recht, dich in unsere Dinge einzumischen.“ „Bronson ist ein MacGil wie jeder andere von uns. Er spricht mit der Stimme unserer M?nner.“, entgegnete Kendrick. Tirus knirschte entnervt mit den Z?hnen. „Es ist eure Wahl. Seht euch um und betrachtet die Bogensch?tzen, die nur auf meinen Befehl warten. Wenn einer von euch auch nur daran denkt, nach seinem Schwert zu greifen, werdet ihr alle sofort sterben. Das k?nnt ihr sicher sehen. Es gibt Zeiten, in denen man k?mpft, und Zeiten, in denen man besser kapituliert. Wenn du, Kendrick, deine M?nner retten willst, dann solltest du tun, was jeder gute Kommandant tun w?rde. Leg die Waffen nieder!“ Kendrick verkrampfte. Die Wut verbrannte ihn innerlich. So wenig er es auch zugeben wollte wusste er doch, dass Tirus Recht hatte. Er sah sich um und wusste sofort, dass wahrscheinlich alle seine M?nner binnen weniger Augenblicke sterben m?ssten, wenn er versuchen sollte zu k?mpfen. So sehr er es auch tun wollte, es w?re eine egoistische Wahl; wie sehr er Tirus auch verachtete, hatte er das Gef?hl, dass er die Wahrheit sprach, und seinen M?nnern nichts geschehen w?rde. Solange sie lebten, konnten sie immer noch bei der n?chsten Gelegenheit k?mpfen, an einem anderen Ort, auf einem anderen Schlachtfeld. Kendrick sah Erec an, einen Mann, mit dem er unz?hlige Male gek?mpft hatte, der Held der Silver, und er wusste, dass er das gleiche dachte. Ein Anf?hrer zu sein war etwas anderes, als ein einfacher Krieger zu sein: Ein Krieger konnte ohne R?cksicht k?mpfen, doch ein Anf?hrer musste in erster Linie an seine M?nner denken. “Es gibt eine Zeit f?r den Kampf, und eine Zeit zu kapitulieren.“, rief Erec. „Wir werden dich bei deinem Wort als Krieger nehmen, dass unseren M?nnern kein Haar gekr?mmt wird wenn wir unsere Waffen niederlegen. Brichst du jedoch dein Wort, dann m?ge Gott deiner Seele gn?dig sein. Dann werde ich aus der H?lle zur?ckkommen und jeden einzelnen meiner M?nner r?chen.“ Tirus nickte zufrieden und Erec lie? sein Schwert samt Scheide unter lautem Scheppern zu Boden fallen. Kendrick folgte seinem Beispiel und nach kurzem Z?gern taten es ihnen auch Sorg und Bronson widerwillig nach. Hinter ihnen ert?nte das Geschepper von tausenden von Waffen, die auf den gefrorenen Boden fielen. Silesier, MacGils, McClouds und Silver – alle kapitulierten sie. Tirus grinste breit. „Und jetzt steigt ab.“, befahl er. Langsam schwangen sie sich aus den S?tteln und stellten sich neben ihre Pferde. Tirus schwelgte in seinem Sieg. „All die Jahre, die ich im Exil auf den Oberen Inseln verbracht habe, habe ich King’s Court und meinen Bruder um seine Macht beneidet. Doch welcher MacGil hat nun die Macht?“ „Macht, die aus Verrat entsteht ist keine Macht!“, sagte Bronson trotzig. Tirus warf einen b?sen Blick in seine Richtung und nickte seinen M?nnern zu. Sie eilten vor und begannen, einem nach dem anderen die H?nde zu fesseln. Einer nach dem anderen wurden sie davongezerrt. Als Kendrick weggeschleift wurde, fiel ihm pl?tzlich sein Bruder Godfrey ein. Sie waren gemeinsam aufgebrochen, doch er hatte ihn seitdem nicht mehr gesehen. Er fragte sich, ob es ihm irgendwie gelungen war zu fliehen? Er betete, dass ihn ein besseres Schicksal ereilen m?ge als ihn selbst. Aus irgendeinem Grund f?hlte er sich optimistisch. Bei Godfrey konnte man sich nie ganz sicher sein. KAPITEL VIER Godfrey Seite an Seite mit Akorth, Fulton, seinem Silesischen General und dem Empire Kommandeur seinen M?nnern voraus. Er hatte gut f?r die Treue der M?nner des Empire gezahlt. Godfrey ritt mit einem breiten L?cheln auf dem Gesicht und war mehr als zufrieden wenn er den Blick ?ber die mehrere Tausend Mann starke Division von Empirekriegern schweifen lie?, die nun auf seiner Seite standen. Er dachte zutiefst zufrieden ?ber die Bezahlung nach, die er ihnen gegeben hatte, die zahllosen S?cke mit Gold, erinnerte sich an den Ausdruck auf ihren Gesichtern, und war freudig erregt, dass sein Plan aufgegangen war. Er war sich bis zum letzten Moment nicht sicher gewesen, und zum ersten Mal konnte er erleichtert aufatmen. Es gab schlie?lich viele Wege eine Schlacht zu gewinnen, und er hatte seine gerade gewonnen ohne auch nur einen Tropfen Blut zu vergie?en. Vielleicht war er nicht so ritterlich oder tapfer wie die anderen Krieger, doch er war erfolgreich. Und war das nicht letzten Endes das Ziel? Er bevorzugte es, die Leben seiner M?nner mit ein wenig Bestechung zu schonen, anstatt mitansehen zu m?ssen, wie die H?lfte von ihnen in einem leichtsinnigen „ritterlichen“ Akt get?tet wurden. So war er eben. Godfrey hatte zu hart gearbeitet, um das zu erreichen, was er hatte. Er hatte alle seine Beziehungen auf dem schwarzen Markt, Verbindungen durch Bordelle, finstere Gassen und Spelunken um herauszufinden, wer mit wem „gut Freund“ war, welche Bordelle die Kommandanten des Empire besuchten und welcher von ihnen bestechlich war. Godfreys halbseidene Kontakte waren weitreichender als es vielleicht sein sollte – er hatte schlie?lich sein ganzes Leben damit verbracht sie zu sammeln – doch nun hatten sie ihm gute Dienste erwiesen. Und endlich konnte er das Gold seines Vaters einmal sinnvoll einsetzen. Sicher, Godfrey hatte sich bis zum letzten Moment nicht sicher sein k?nnen, ob sie verl?sslich waren. Niemand w?rde jemanden so leichtherzig hintergehen wie ein Dieb, doch er hatte das Risiko eingehen m?ssen. Er wusste dass die Chancen 50:50 standen, dass die Leute die er bezahlte nur so zuverl?ssig waren wie das Gold das er ihnen zahlte. Doch er hatte sie mit sehr sehr feinem Gold bezahlt, und sie hatten sich ihm wortgetreu angeschlossen. Nat?rlich wusste er nicht, ob sie ihm auch treu bleiben w?rden. Doch zumindest hatte er sich seinen Weg aus einer Schlacht heraus man?vriert, und f?r den Moment standen sie auf seiner Seite. „Ich habe mich in Euch get?uscht.“, riss ihn eine Stimme aus seinen Gedanken. Godfrey blickte sich um und sah, wie der Silesische General neben ihm ritt und ihn bewundernd ansah. „Ich muss zugeben, dass ich an Euch gezweifelt habe, Mylord“, fuhr er fort. „Ich muss mich daf?r entschuldigen. Mir w?re nie im Traum eingefallen, welchen Plan Ihr Euch zurechtgelegt hattet. Einfach genial. Ich werde nie wieder an Euch zweifeln.“ Godfrey l?chelte ihn an und f?hlte sich best?tigt. All diese Gener?le, diese Krieger, hatten sein ganzes Leben lang Zweifel an ihm gehabt. Am Hof seines Vaters, ein Hof von Kriegern, hatte man mit Verachtung auf ihn herabgesehen. Doch nun mussten sie endlich zugeben, dass er auf seine eigene Art und Weise genauso f?hig war wie sie. „Keine Sorge“, sagte Godfrey. „Ich stelle mich immer wieder selbst in Frage, denn ich lerne mit jedem Schritt. Ich bin kein Kommandant, und ich habe auch keinen anderen Plan, als zu ?berleben, wie auch immer das m?glich sein sollte.“ „Wohin jetzt?“, fragte der General. „Wir werden uns Kendrick, Erec und den anderen anschlie?en.“ Sie ritten, tausenden von ihnen, eine seltsame und unbehagliche Allianz zwischen den M?nnern des Empire und denen des Rings. Sie ritten ?ber die H?gel, entlang staubiger Ebenen, auf das Tal zu, in dem sie Kendrick treffen sollten. W?hrend sie ritten, schossen Godfrey unz?hlige Gedanken durch den Kopf. Wie es Kendrick und Erec bisher ergangen war; wie sehr sie in der Unterzahl waren; und wie es ihm in der n?chsten Schlacht ergehen w?rde, einer echten Schlacht. Diese w?rde er nicht vermeiden k?nnen. Er hatte keine Asse mehr im ?rmel und kein Gold mehr in seinen Satteltaschen. Er schluckte nerv?s. Er hatte das Gef?hl, dass er bei weitem nicht soviel Mut besa? wie die anderen, die damit geboren zu sein schienen. Jeder andere kam ihm so furchtlos in der Schlacht vor – und selbst im normalen Leben. Doch Godfrey musste zugeben, dass er Angst hatte. Doch wenn es darauf ankam, mitten in der Schlacht, wusste er, dass er sich nicht vor der Verantwortung dr?cken konnte. Doch er war ungeschickt und schwerf?llig; er hatte nicht die F?higkeiten, die die anderen besa?en, und er wusste nicht wie oft er schlichtweg durch die G?tter des Gl?cks gerettet worden war. Die anderen schienen es egal zu sein, ob sie nun lebten oder starben – sie schienen alle bereit, ihre Leben f?r den Ruhm zu geben. Godfrey sch?tze den Ruhm. Doch er liebte das Leben mehr. Er liebte sein Bier und gutes Essen. Und selbst in diesem Augenblick knurrte sein Magen und er f?hlte den Drang sich irgendwo in der Sicherheit einer Taverne zu verkriechen. Das Leben eines Kriegers war einfach nichts f?r ihn. Doch Godfrey dachte an Thor, der irgendwo da drau?en gefangen war; er dachte an alle seine Freunde, die f?r die Freiheit k?mpften, und er wusste, dass seine Ehre, so befleckt sie auch sein mochte, ihm gebot hier zu sein. Sie ritten immer weiter und schlie?lich kamen sie auf einen H?gel und hatten von dort einen gro?artigen ?berblick ?ber das Tal, das sich unter ihnen ausbreitete. Sie blieben stehen und Godfrey blinzelte in die glei?end helle Sonne, und versuchte zu verstehen, was er sah. Er hob eine Hand ?ber die Augen und war verwirrt. Dann wurde es ihm, sehr zu seinem Schrecken, klar. Sein Herz setzte einen Augenblick lang aus: tausende von M?nnern des Rings wurden dort unten in Fesseln davongezerrt – Kendricks M?nner waren Gefangene. Das waren seine M?nner. Sie waren vollst?ndig eingekesselt von gut zehnmal so vielen Empirekriegern. Sie waren zu Fu?, mit gefesselten H?nden, und wurden abgef?hrt. Godfrey wusste, dass Kendrick und Erec niemals kapitulieren w?rden, es sei denn sie hatten einen guten Grund daf?r. Es sah aus, als w?ren sie in eine Falle gelaufen. Godfrey wurde von Panik erfasst. Er fragte sich wie das passieren konnte. Er hatte erwartet, sie in einer hitzigen aber halbwegs ausgeglichenen Schlacht anzutreffen und sich ihnen mit frischen M?nnern anzuschlie?en. Doch stattdessen verschwanden sie in Richtung des Horizonts und waren schon fast einen halben Tagesritt entfernt. Der Kommandant von Godfreys Empirekriegern ritt neben ihn und sah ihn sp?ttisch an. „Scheint als ob deine M?nner verloren haben“, sagte er. „Das war nicht Teil unseres Handels.“ Godfrey sah ihn an und bemerkte wie besorgt der Kommandant zu sein schien. „Ich habe dich gut bezahlt“, sagte Godfrey. Er war nerv?s und f?rchtete, dass sein Handel dabei war, sich in Rauch aufzul?sen, doch er versuchte so selbstbewusst wie m?glich zu klingen und sich nichts anmerken zu lassen. „Und du hast geschworen, dich mir anzuschlie?en.“ Doch der Kommandant sch?ttelte den Kopf. „Ich habe dir versprochen, mit dir in die Schlacht zu ziehen – nicht in eine Selbstmordmission. Meine paar Tausend M?nner werden nicht gegen ein ganzes Bataillon von Andronicus‘ M?nnern ziehen. Die Rahmenbedingungen f?r unseren Handel haben sich ge?ndert. Du kannst sie alleine bek?mpfen – und ich behalte das Gold.“ Er wandte sich um, schrie, gab seinem Pferd die Sporen und ritt in die andere Richtung davon. Seine M?nner folgten seinem Beispiel. Bald verschwanden sie auf der anderen Seite des Tals. „Er hat unser Gold!“, rief Akorth. „Sollen wir ihn verfolgen?“ Godfrey sch?ttelte den Kopf und sah zu, wie er davonritt. „Und was soll uns das bringen? Gold ist Gold. Ich werde nicht ein Leben daf?r aufs Spiel setzen. Lass ihn gehen. Wo dieses Gold herkam, ist noch viel mehr.“ Godfrey wandte sich ab und sah wieder zum Horizont und der Gruppe von Kendricks und Erecs M?nnern hinterher, die langsam dort verschwanden. Nun war seine Verst?rkung fort, und er war sogar noch isolierter als zuvor. Seine Pl?ne brachen wie ein Kartenhaus um ihn herum zusammen. „Und was nun?“, fragte Fulton. Godfrey zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung“, sagte er. „So etwas solltest du nicht sagen“, sagte Fulton. „Du bist jetzt schlie?lich ein Anf?hrer.“ Doch Godfrey zuckte wieder mit den Schultern. „Ich sage nur die Wahrheit.“ „Das Kriegshandwerk ist wirklich hart.“, sagte Akorth, kratzte seinen Bauch und nahm seinen Helm ab. „Es scheint sich nicht so zu entwickeln, wie du es erwartet hast, nicht wahr?“ Godfrey sa? auf seinem Pferd und sch?ttelte den Kopf. Er ?berlegte, was er tun konnte. Das Schicksal hatte ihm Karten ausgeteilt, mit denen er nicht gerechnet hatte, und er hatte keinen Plan B. „Sollen wir umkehren?“, fragte Fulton. „Nein“, h?rte Godfrey sich selbst sagen und war ?berrascht. Die anderen sahen ihn schockiert an und kamen n?her um ihm zuzuh?ren. „Ich bin vielleicht kein gro?er Krieger.“, sagte Godfrey. „Doch das da drau?en sind meine Br?der. Sie werden verschleppt. Wir k?nnen nicht umkehren. Selbst wenn es unseren Tod bedeuten sollte.“ „Seid Ihr wahnsinnig geworden?“, fragte der Silesische General. „Diese Krieger, Silver, MacGils, Silesier sind alle feine Krieger – jeder von ihnen, und selbst alle zusammen k?nnten niemals gegen die M?nner des Empire dort unten bestehen. Wie stellt Ihr Euch vor, dass unsere paar Tausend Mann unter Eurem Kommando das anstellen sollen?“ „Ich habe nie gesagt, dass wir gewinnen w?rden.“, gab er zur?ck. „Ich sage nur, dass es das Richtige ist. Ich will sie nicht aufgeben. Wenn du nun umkehren und nach Hause reiten willst, bitte. Doch ich werde sie angreifen.“ „Ihr seid ein unerfahrener Anf?hrer“, sagte er mit grimmigem Blick. „Ihr wisst nicht, wovon Ihr sprecht Mylord. Ihr werdet diese M?nner in den sicheren Tod f?hren.“ „Das bin ich“, sagte er. „Das ist wahr. Doch du hast versprochen, nie wieder an mir zu zweifeln. Und ich werde nicht umkehren.“ Godfrey ritt ein paar Meter eine Anh?he hinauf, damit ihn alle M?nner sehen konnten. „M?nner!“, rief er mit polternder Stimme. „Ich wei?, dass ihr mich nicht als einen erfahrenen Anf?hrer wie Kendrick, Erec oder Srog betrachtet. Und es ist wahr. Ich habe nicht ihre F?higkeiten. Doch ich habe Herz. So wie ihr. Was ich wei? ist, dass das da drau?en unsere Br?der sind, die gefangen genommen wurden. Und ich selbst w?re lieber tot als zu leben und mitansehen zu m?ssen, wie sie vor meinen Augen verschleppt werden und in als gepr?gelter Hund in unsere St?dte zur?ckzukehren und abzuwarten, bis das Empire kommt, um ums abzuschlachten. Ihr k?nnt euch sicher sein: Sie werden uns eines Tages t?ten. Wir k?nnen jetzt stehenden Fu?es dort hinunter gehen, k?mpfen und den Feind als freie M?nner verfolgen. Oder wir k?nnen in Schande ehrlos untergehen. Die Wahl liegt bei Euch. Reitet mit mir. Vielleicht werdet ihr leben, vielleicht werdet ihr sterben. Doch ihr werdet in Ehre reiten!“ Die M?nner jubelten ihm zustimmend entgegen. So enthusiastisch, dass es Godfrey ?berraschte. Sie hoben ihre Schwerter hoch in die Luft, und ihr Einverst?ndnis machte ihm Mut. Es lie? Godfrey auch erkennen was das, was er tat, wirklich bedeutete. Er hatte nicht wirklich ?ber seine Worte nachgedacht, bevor er sie aussprach. Der ?berschwang des Augenblicks hatte ihn einfach mitgerissen. Nun erkannte er, dass er auch entsprechend handeln musste, und er war ein wenig erschrocken ?ber das, was er zuvor gesagt hatte. Sein eigener Mut machte ihm Angst. Als die M?nner auf ihren Pferden ihre Waffen bereit machten, um sich auf den letzten Angriff vorzubereiten, kamen Akorth und Fulton zu ihm. „Getr?nk gef?llig?“, fragte Akorth. Godfrey sah, wie Akorth nach einem Weinschlauch griff und riss ihn ihm aus der Hand; er warf den Kopf in den Nacken und trank und trank, bis er fast den ganzen Weinschlauch geleert hatte. Schlie?lich wischte sich Godfrey den Mund ab und gab den Schlauch zur?ck. Was habe ich getan? Fragte er sich. Er war im Begriff seine M?nner in eine Schlacht zu f?hren, die er nicht gewinnen konnte. War er noch ganz bei Trost? „Ich dachte nicht, dass du das Zeug dazu hast.“, sagte Akorth, klopfte ihm grob auf den R?cken. Godfrey r?lpste. „Was f?r eine Ansprache, besser als Theater!“, sagte Fulton. „Wir h?tten Eintritt verlangen sollen.“ „Irgendwie liegst du nicht ganz falsch…“, sagte Akorth, „Besser k?mpfend untergehend als feige auf den Tod zu warten.“ „Wobei man das nat?rlich auch in Bett in einem Freudenhaus tun kann“, f?gte er hinzu. „H?rt h?rt!“, sagte Fulton. „Oder wie w?re es mit einem Krug Bier in der Hand!“ „Das w?re fein.“, sagte Akorth und nahm einen Schluck. „Doch nach einer Weile w?rde es sicher langweilig werden“, sagte Fulton. „Wie viele Kr?ge Bier kann ein Mann schon trinken, und mit wie vielen Frauen schlafen?“ „Nun, eine ganze Menge, wenn ich es recht bedenke.“, sagte Akorth. „Wobei es auch Spa? machen k?nnte, auf andere Art und Weise zu sterben. Nicht so langweilig.“ Akorth seufzte. „Also wenn wir das hier irgendwie ?berleben sollten, w?rde es uns einen Grund geben, uns so richtig zu betrinken. Diese eine Mal h?tten wir es wirklich verdient!“ Godfrey wandte sich ab und versuchte Akorths und Fultons Geschnatter auszublenden. Er musste sich konzentrieren. Es war an der Zeit, dass er zum Mann wurde und die geistreichen Scherze und Trinkwitze hinter sich lassen; echte Entscheidungen treffen, die echte M?nner in der wirklichen Welt betrafen. Er sp?rte die Schwere der Entscheidung auf seinen Schultern. Er kam nicht umhin sich zu fragen, ob sein Vater sich auch so gef?hlt hatte. So sehr er ihn auch gehasst hatte, f?hlte er nun eine seltsame Verbundenheit mit seinem Vater. Wurde er etwa genauso wie er? Er verga? die Gefahren vor sich und eine Welle von Selbstvertrauen stieg in ihm auf. Er gab seinem Pferd die Sporen, schrie, und st?rmte ins Tal hinunter. Hinter ihm erhoben sich sogleich die Schlachtrufe seiner M?nner und das Klappern der Hufe f?llte die Luft. Godfrey war schwindelig. Seine Haare wehten im Wind, der Wein war ihm zu Kopf gestiegen und er st?rmte dem sicheren Tod entgegen und fragte sich, worauf er sich da eingelassen hatte. KAPITEL F?NF Thor sa? auf seinem Pferd, sein Vater auf der einen Seite, McCloud auf der anderen und auch Rafi war ganz in der N?he. Hinter ihnen sa?en zehntausende von Empirekriegern, der Gro?teil von Andronicus Armee, und erwarteten diszipliniert und geduldig auf Andronicus Befehl. Sie waren auf einer Anh?he und blickten in die Highlands hinauf. Die Gipfel waren mit Schnee bedeckt. Hoch oben in den Highlands lag die Stadt der McClouds, Highlandia, und Thor betrachtete angespannte, wie tausende von Kriegern die Stadt verlie?en und auf sie zuritten, um sich f?r die n?chste Schlacht vorzubereiten. Sie waren weder MacGils noch Krieger des Empire. Sie trugen eine R?stung, an die sich Thor vage erinnerte; doch als er den Knauf seines neuen Schwerts umklammert hielt, war er sich nicht sicher wer sie waren oder ob sie sie angreifen w?rden. „Das sind McClouds. Meine M?nner.“, sagte McCloud zu Andronicus. „Alles gute Krieger. Das sind M?nner, mit denen ich einst trainiert und gek?mpft habe.“ „Doch nun haben sie sich gegen dich gewandt.“, bemerkte Andronicus. „Sie reiten gegen dich in die Schlacht.“ McCloud machte ein B?ses Gesicht. Mit nur einem Auge und dem Brandmal im Gesicht gab er ein groteskes Bild ab. „Es tut mir Leid mein Herr“, sagte er. „Es ist nicht meine Schuld. Es ist das Werk meines Sohnes Bronson. Er hat meine eigenen Leute gegen mich aufgebracht. Wenn er nicht w?re, h?tten sie sich schon l?ngst uns angeschlossen.“ „Es ist nicht die Schuld deines Jungen.“, korrigierte ihn Andronicus kalt und wandte sich ihm zu. Es geschieht, weil du ein schwacher Anf?hrer und ein noch schw?cherer Vater bist. Dein Sohn ist dein Versagen. Ich h?tte wissen m?ssen, dass du nicht dazu in der Lage sein w?rdest, deine eigenen M?nner unter Kontrolle zu halten. Ich h?tte dich schon vor langer Zeit t?ten sollen.“ McCloud schluckte nerv?s. „Mylord, ihr solltet daran denken, dass sie nicht nur gegen mich k?mpfen, sondern gegen Euch. Sie wollen den Ring vom Empire befreien.“ Andronicus sch?ttelte den Kopf und lie? seine Finger ?ber seine Kette mit den Schrumpfk?pfen gleiten. „Doch du bist jetzt auf meiner Seite“, sagte er. „Wer gegen mich k?mpft, k?mpft auch gegen dich.“ McCloud zog sein Schwert und sah grimmig auf die nahende Armee herab. „Ich werde wenn es sein muss jeden einzelnen von ihnen t?ten.“, sagte er ernst. „Ich wei?, dass du das tun wirst.“, sagte er. „Wenn nicht, dann werde ich dich t?ten. Nicht, dass ich deine Hilfe brauchen w?rde. Meine M?nner werden viel mehr Schaden anrichten, als du dir vorstellen kannst, besonders wenn sie von meinem Sohn Thornicus angef?hrt werden.“ Thor sa? auf seinem Pferd und h?rte ihrem Gespr?ch zu, doch er h?rte nichts. Er war benommen. In seinem Kopf schwirrten Gedanken, die nicht ihm geh?rten, Worte pulsierten und erinnerten ihn an seine neue Bindung zu seinem Vater, an seine Pflicht, f?r das Empire zu k?mpfen, an sein Schicksal als Andronicus‘ Sohn. Die Gedanken schwirrten unerbittlich durch seinen Geist und so sehr er sich auch bem?hte, es gelang ihm nicht, einen klaren Kopf zu bekommen und einen eigenen Gedanken zu formulieren. Es war, als ob er ein Gefangener in seinem eigenen K?rper war. Als Andronicus sprach, wurde jedes Wort zu einem Vorschlag in seinem Geist, und dann zu einem Befehl. Dann wurden diese Worte irgendwie zu seinen eigenen Gedanken. Thor wehrte sich dagegen, ein kleiner Teil von ihm versuchte, seinen Geist von diesen fremden Gef?hlen zu befreien, Klarheit zu erlangen. Doch je mehr er sich wehrte, desto schwerer wurde es. W?hrend er auf seinem Pferd sa? und zusah, wie die feindliche Armee ?ber die Ebene ritt, f?hlte er, wie das Blut durch seine Adern pulsierte, und das Einzige, woran er denken konnte, war seine Loyalit?t gegen?ber seinem Vater, seine Verpflichtung jeden zu vernichten, der sich seinem Vater in den Weg stellte. Und an sein Schicksal, das Empire zu regieren. „Thornicus. Hast du mich geh?rt?“, fragte Andronicus. „Bist du bereit, dich deinem Vater in der Schlacht zu beweisen?“ „Ja Vater.“, antwortete er und starrte geradeaus. „Ich werde jeden bek?mpfen, der dich bek?mpft.“ Andronicus grinste breit. Er wandte sich um und sah seine M?nner an. „M?nner!“, polterte er. „Die Zeit ist gekommen, dem Feind entgegenzutreten, den Ring ein f?r alle Mal von den letzten Rebellen zu befreien. Wir werden mit diesen McClouds anfangen, die es wagen, sich uns zu widersetzen. Thornicus, mein Sohn, wird uns in die Schlacht f?hren. Ihr werdet ihm folgen so wie ihr mir folgt. Ihr werdet euer Leben genauso f?r ihn geben, wie ihr es f?r mich tun w?rdet. Verrat an ihm ist Verrat an mir!“ „THORNICUS!“, schrie Andronicus. „THORNICUS!“ schrien Zehntausend M?nner hinter ihnen wie aus einem Mund. Ermutigt hob Thor sein neues Schwert hoch in die Luft. Das Schwert des Empire, das ihm sein geliebter Vater gegeben hatte. Er sp?rte eine Macht in dem Schwert, die Macht seiner Blutlinie, seines Volkes, von allem, was ihm das Schicksal bestimmt hatte. Endlich war er zu Hause. Vereint mit seinem Vater. F?r seinen Vater w?rde Thor alles tun – sogar in den Tod gehen. Thor stie? einen Schrei aus, gab seinem Pferd die Sporen und ritt allen anderen voraus hinunter ins Tal in die Schlacht. Hinter ihm erhoben sich die Schreie seiner M?nner. Jeder einzelne von ihnen war bereit, Thornicus in den Tod zu folgen. KAPITEL SECHS Mycoples sa? zusammengekauert und vollkommen in das riesige Akron-Netz verheddert und konnte sich weder strecken noch mit den Fl?geln schlagen. Sie sa? am Heck des Empire-Schiffs und so sehr sie sich auch bem?hte, konnte sie weder ihren Kopf nicht heben, ihre Beine bewegen noch ihre Krallen ausfahren. Sie hatte sich noch nie in ihrem Leben so schrecklich gef?hlt, nie einen solchen Mangel an Freiheit und St?rke empfunden. Sie war zusammengerollt und blinzelte langsam. Sie war niedergeschlagen – doch viel mehr wegen Thor als wegen ihrer Situation. Mycoples konnte selbst aus dieser gro?en Entfernung Thors Energie sp?ren, selbst auf ihrem Schiff, dass durch gigantische Wellenberge und T?ler segelte und ihr K?rper von den Wellen, die ?ber dem Deck zusammenbrachen hin und her gesp?lt wurde. Mycoples konnte sp?ren, dass Thor sich in ver?nderte. Er wurde zu jemand anderem, war nicht mehr der Mann, den sie einst gekannt hatte. Es brach ihr das Herz. Sie gab sich die Schuld und hatte das Gef?hl, dass sie ihn im Stich gelassen hatte. Sie versuchte wieder, sich aus dem Netz zu befreien, wollte so gerne zur?ck zu ihm um ihn zu retten. Doch es gelang ihr nicht. Eine riesige Welle brach auf Deck und das sch?umende Wasser der Tartuvianischen See umsp?lte sie und ihr Netz. Sie geriet ins Rutschen und schlug den Kopf an der h?lzernen Reling an. Sie rollte sich zusammen und knurrte. Sie hatte einfach nicht mehr dieselbe St?rke und die Tatkraft wie vor ihrer Gefangennahme. Sie hatte sich in ihr neues Schicksal ergeben, wusste, dass sie sie fortbrachten um sie umzubringen, oder noch viel schlimmer, in ein Leben in Gefangenschaft. Es war ihr zwischenzeitlich egal. Alles was sie wollte war, dass Thor frei kam. Und sie wollte eine Gelegenheit, nur eine letzte Gelegenheit, sich an ihren Angreifern zu r?chen. „Das ist sie ja! Sie ist ?ber das halbe Deck gerutscht!“, rief einer der Empirekrieger. Pl?tzlich sp?rte sie einen stechenden Schmerz an den empfindlichen Schuppen in ihrem Gesicht, und sie sah, wie zwei Krieger sie mit zehn Meter langen Stangen durch das Netz anstie?en. Sie wollte sich auf sie st?rzen, doch das Netz verhinderte es. Sie knurrte, als sie sie immer weiter mit den St?cken piesackten – sie lachten und hatten offensichtlich Spa? dabei. „Jetzt ist sie gar nicht mehr so furchteinfl??end, nicht wahr?“, sagte einer. Der andere lachte und stie? sie gef?hrlich nahe an ihrem Auge an. „Sie ist so harmlos wie eine Fliege!“, sagte ein anderer. „Ich habe geh?rt, dass sie sie in der Hauptstadt ausstellen wollen.“ „Ich habe da etwas anderes geh?rt.“, sagte der erste. „Ich habe geh?rt, dass sie ihr die Fl?gel stutzen wollen und sie daf?r, was sie unseren M?nnern angetan hat, foltern werden.“ „Ich w?nschte ich k?nnte dabei sein.“ „M?ssen wir sie wirklich heil abliefern?“, fragte einer. „So sind die Befehle.“ „Aber ich sehe keinen Grund, warum wir sie nicht zumindest ein wenig qu?len sollten. Sie braucht doch nicht wirklich beide Augen, was denkst du?“ Der andere lachte. „So wie du es jetzt sagst, nein, wirklich nicht“, lachte er. „Na los.“ Einer der M?nner trat n?her an sie heran und hob seinen Speer hoch. „Sch?n stillhalten, kleines M?dchen.“, sagte er. Mycoples zuckte zusammen und war dem Krieger, der mit erhobenem Speer auf sie zu gerannt kam hilflos ausgeliefert. Pl?tzlich brach eine neue Welle ?ber dem Bug zusammen. Das Wasser riss den Krieger von den F?ssen und er wurde direkt vor ihr Gesicht gesp?lt – seine Augen vor Schreck weit aufgerissen. Unter riesiger Anstrengung gelang es ihr, eine ihrer Klauen gerade hoch genug zu heben, damit der Krieger unter sie rutschen konnte und sie jagte sie ihm durch den Hals. Er kreischte und sein Blut sprudelte ?berall hin, mischte sich mit dem Wasser, als er unter ihr starb. Mycoples sp?rte ein klein wenig Befriedigung. Der andere Krieger drehte sich um und rannte um Hilfe schreiend davon. Augenblicke sp?ter kam er mit einem Dutzend anderer zur?ck, die alle mit langen Speeren bewaffnet waren. „T?tet das Biest!“ Mycoples war sich sicher, dass sie sie t?ten w?rden. Eine pl?tzliche unb?ndige Wut brandete in ihr auf, anders, als sie es je zuvor gesp?rt hatte. Sie schloss ihre Augen und betete zu Gott, er m?ge ihr einen letzten Energieschub gew?hren. Langsam sp?rte sie eine enorme Hitze in ihrem Bauch ihren Hals hinauf aufsteigen. Sie ?ffnete ihr Maul und stie? einen donnernden Schrei aus. Zu ihrer gro?en ?berraschung wurde der Schrei von Feuer begleitet. Die Flammen schossen durch das Netz, und auch wenn das Feuer das Akron nicht zerst?ren konnte, h?llte doch eine Wand aus Feuer die M?nner ein, die sie hatten angreifen wollen. Sie schrien als ihre K?rper Feuer fingen, und die meisten brachen an Deck zusammen, einige wenige sprangen ?ber Bord. Mycoples l?chelte. Ein weiteres Dutzend M?nner erschien und schwang dicke Kn?ppel. Mycoples versuchte, noch einmal Feuer zu speien. Doch dieses Mal geschah nichts. Gott hatte ihr Gebet erh?rt und ihr einen letzten Energieschub gew?hrt. Doch jetzt konnte sie nichts mehr tun. Sie war dankbar, dass er ihr zumindest diesen kleinen Triumph geschenkt hatte. Die M?nner pr?gelten mit ihren Kn?ppeln auf sie ein, und langsam sp?rte Mycoples ihre letzten Kr?fte schwinden, sie rollte sich resigniert eng zusammen und war sich sicher, dass sich ihre Zeit auf dieser Welt dem Ende zuneigte. Gn?dige Finsternis h?llte sie ein. KAPITEL SIEBEN Romulus stand auf der Br?cke seines riesigen Schiffs. Es war schwarz und gold bemalt und fuhr unter dem Banner des Empire, dem L?wen mit dem Adler im Maul, das stolz im Wind wehte. Er stand mit in die H?ften gestemmten H?nden da, sein muskul?ser K?rper wirkte sogar noch breiter, als er wie fest verwurzelt an Deck stand und hinausblickte auf die leuchtenden Wellen der Ambrek See. In der Ferne kam gerade die K?ste des Rings in Sicht. Endlich. Romulus‘ Herz machte einen Sprung als er das erste Mal die K?ste des Rings sah. Er hatte ein paar Dutzend der besten Krieger pers?nlich ausgew?hlt, um mit ihm auf dem ersten Schiff allen anderen voran zu segeln, und hinter ihm folgten Tausende der besten Schiffe, die das Empire besa?. Eine riesige Armada die das Meer bev?lkerte, alle unter dem L?wenbanner. Sie waren beinahe um den gesamten Ring herumgesegelt, entschlossen auf der McCloud’schen Seite zu landen. Romulus war entschlossen, selbst in den Ring einzufallen, sich an seinen alten Meister Andronicus anzuschleichen, und ihn umzubringen, wenn er es am wenigsten erwartete. Er l?chelte bei dem Gedanken. Andronicus hatte keine Ahnung von der Macht und der Raffinesse seiner Nummer Zwei, und er w?rde beides bald am eigenen Leib erfahren. Andronicus h?tte ihn nie untersch?tzen sollen. Riesige Wellen rollten vorbei und die kalte Gischt wehte ihm ins Gesicht. Er hielt den magischen Mantel, den er im Wald erhalten hatte, fest in den H?nden, und er sp?rte, dass es funktionieren w?rde. Er war sich sicher, dass der Mantel ihn sicher ?ber den Canyon bringen w?rde. Er wusste, dass er unsichtbar werden w?rde sobald er ihn anlegte, dass er den Schild durchdringen w?rde, um dann in den Ring einzudringen. Seine Mission erforderte Verschwiegenheit, Gerissenheit und einen gro?en ?berraschungsmoment. Seine M?nner konnten ihm nat?rlich zun?chst nicht folgen, doch er brauchte sie nicht: Wenn er einmal im Ring war, w?rde er Andronicus‘ M?nner finden – die M?nner des Empire – und sie um sich scharen. Er w?rde sie aufspalten und seine eigene Armee bilden. Die Krieger liebten ihn mindestens genauso, wie sie Andronicus liebten. Er w?rde Andronicus eigene M?nner gegen ihn f?hren. Sicher w?rden sich nicht alle ihm anschlie?en, und es w?rde einen Krieg geben. Doch das st?rte ihn nicht. Romulus w?rde einen MacGil finden und ihn zur?ck ?ber den Canyon bringen, so wie es der Mantel verlangte, und wenn die Legende wahr war, w?rde damit der Schild f?r immer zerst?rt werden. Dann w?rde er alle seine M?nner rufen, und seine gesamte Armee w?rde hineinstr?men und den Ring ein f?r alle Mal zerst?ren. Dann endlich w?rde Romulus der Herrscher ?ber die ganze Welt sein. Er holte tief Luft. Er konnte den Sieg schon fast schmecken. Sein ganzes Leben lang hatte er auf diesen Augenblick hingearbeitet. Romulus blickte zum blutroten Himmel hinauf und betrachtete den riesigen Feuerball der zweiten Sonne, die gerade unterging. Zu dieser Tageszeit gl?hte sie tiefblau und purpurn. Zu dieser Tageszeit betete Romulus immer zu seinen G?ttern, dem Gott des Landes, dem Gott der See, dem Gott des Himmels, dem Gott des Windes – und am allermeisten zum Gott des Krieges. Er wusste, dass er sie alle beschwichtigen musste und war vorbereitet: Er hatte genug Sklaven mitgebracht, die er ihnen opfern konnte, denn er wusste, dass ihr Blut ihm Macht verleihen w?rde. Die Wellen rauschten um ihn herum, als sie sich der K?ste n?herten. Romulus wartete nicht auf die anderen, die die Seile hinablie?en, sondern sprang direkt vom Bug, als das Schiff auf Sand lief. Gut sieben Meter weiter unten landete er h?fttief im eiskalten Wasser. Er zuckte nicht einmal. Romulus watete ans Ufer als geh?rte das Land bereits ihm und hinterlie? seine Fu?abdr?cke im jungfr?ulichen Sand. Hinter ihm begannen seine M?nner an den Seilen vom Schiff zu klettern, w?hrend ein Schiff nach dem anderen landete. Romulus betrachtete wohlwollend was er bisher erreicht hatte, und l?chelte. Es wurde dunkel, und er hatte die K?ste zum perfekten Zeitpunkt erreicht, um den G?ttern ein Opfer darzubringen. Er wusste, dass er ihnen daf?r Dank zollen musste. Er drehte sich zu seinen M?nnern um. „MACHT FEUER!“, rief er. Seine M?nner beeilten sich, einen riesigen Scheiterhaufen zu bauen, f?nf Meter hoch in der Form eines Dreiecks und bereit, angez?ndet zu werden. Romulus nickte, und seine M?nner zerrten ein Dutzend Sklaven herbei, die aneinander gefesselt waren. Sie wurden um den Scheiterhaufen herum angebunden und blickten mit Panik in den Augen um sich. Sie schrien und wehrten sich als sie die Fackeln sahen und sich der Tatsache bewusst wurden, dass sie bald bei lebendigem Leib verbrannt werden w?rden. „NEIN“, schrie einer. „Bitte! Ich flehe dich an! Alles, nur nicht das!“ Romulus schenkte ihm keine Beachtung. Stattdessen wandte er sich ab streckte die Arme aus und legte den Kopf in den Nacken. „OMARUS!", rief er. „Gib uns Licht, damit wir sehen k?nnen. Nimm heute Nacht mein Opfer an. Begleite mich auf meiner Reise durch den Ring. Gib mir ein Zeichen und lass mich wissen, ob ich Erfolg haben werde!“ Romulus senkte seine Arme wieder und auf dieses Zeichen hin, warfen seine M?nner ihre Fackeln auf den Scheiterhaufen. Entsetzliche Schreie erhoben sich, als die Sklaven von den Flammen erfasst wurden. Funken flogen und Romulus stand mit gl?hendem Gesicht da und betrachtete das Schauspiel. Er nickte, und seine M?nner trugen eine blinde alte Frau auf einer S?nfte nach vorn. Sie beugte sich zu den Flammen vor, die ihr Gesicht erleuchteten. Es war von tiefen Falten durchzogen und ihr K?rper vorn?ber gebeugt. Romulus sah sie geduldig an und wartete auf ihre Prophezeiung. „Du wirst mit deinen Pl?nen Erfolg haben“, sagte sie. „Es sei denn, du siehst, wie sich die beiden Sonnen ber?hren.“ Romulus l?chelte breit. Wie sollten sich die Sonnen ber?hren? Das war seit mehr als Tausend Jahren nicht mehr passiert. Er f?hlte sich ermutigt und es wurde ihm warm ums Herz. Das war genau das, was er h?ren wollte. Die G?tter waren mit ihm. Romulus griff seinen Mantel, stieg auf sein Pferd und gab ihm die Sporen. Er ritt alleine ?ber den Strand auf die Stra?e, die ihn zur ?stlichen Querung und ?ber den Canyon f?hren w?rde. Mitten ins Herz des Rings. KAPITEL ACHT Selese und Illepra liefen zwischen den ?berresten des Schlachtfelds hindurch. Sie gingen von einem K?rper zum n?chsten und suchten nach Lebenszeichen. Es war ein langer, harter Marsch von Silesia hierher gewesen, und die beiden waren zusammengeblieben, als sie der Armee folgten und sich um die Verwundeten k?mmerten. Sie hatten sich von den anderen Heilern abgesondert und waren Freundinnen geworden – die Not schwei?te sie zusammen. Sie waren fast gleich alt und ?hnelten einander sehr. Doch was noch viel wichtiger war – beide liebten sie einen MacGil Jungen. Selese liebte Reece, und so sehr Illepra sich auch dagegen wehrte: Sie liebte Godfrey. Die M?dchen hatten sich gr??te M?he gegeben, mit der Armee mitzuhalten, w?hrend sie durch Felder und W?lder und ?ber matschige Stra?en zogen und dabei die Gegend nach Verletzten MacGil Kriegern durchk?mmten. Leider fiel ihnen das nicht schwer. Viel zu viele von ihnen lagen in der Landschaft verstreut. Manchen konnte Selese helfen, doch in vielen F?llen war das Beste, was Illepra und sie tun konnten, ihre Wunden zu versorgen und ihre Schmerzen mit Elixieren zu lindern um ihnen einen friedlichen Tod zu erm?glichen. Es brach Selese das Herz. Sie war ihr ganzes Leben lang Heilerin in ihrem kleinen Dorf gewesen und war nie mit derart schweren Verletzungen konfrontiert gewesen. Ihr Alltag hatte aus Kratzer, Schnitten, ein paar gebrochenen Knochen und einem gelegentlichen Forsythenbiss bestanden. Doch dieses Blutvergie?en hier hatte unglaubliche Ausma?e. Die schiere Anzahl der verletzten, ihre schrecklichen Wunden, und all die Toten ?berw?ltigten sie. Sie war zutiefst traurig. In ihrem Beruf wollte Selese die Menschen heilen, sehen, wie es ihnen gut ging; doch seit sie aus Silesia aufgebrochen waren, hatte sie nichts gesehen als eine nichtendenwollende Spur von Blut. Wie konnten M?nner einander nur so schreckliche Dinge antun? Sie waren doch alle S?hne ihrer M?tter. Sie waren Br?der, V?ter und Ehem?nner. Wie konnten die Menschen nur so grausam sein? Die Tatsache, dass sie nicht allen helfen konnte, brach ihr das Herz. Die Menge der Medikamente, die sie bei sich trug war beschr?nkt, und angesichts des langen Marsches war es nicht viel. Die anderen Heiler waren ?ber den ganzen Ring verteilt. Sie waren wie eine eigene Armee, doch sie waren weit verstreut und ihre Vorr?te an Elixieren und Heilmitteln war beschr?nkt. Ohne Pferdekarren und Helfern konnten sie nur das mit sich f?hren, was sie tragen konnte. Selese schloss die Augen und holte tief Luft. Doch sie sah immer noch die Gesichter der Verwundeten vor sich. Zu oft hatte sie heute schon Kriegern mit t?dlichen Verletzungen geholfen die vor Schmerzen schrien, hatte zusehen m?ssen, wie ihre Augen glasig wurden und ihnen Blatox gegeben. Blatox war ein sehr effektives Schmerz- und Beruhigungsmittel. Doch es konnte eine eiternde Wunde nicht heilen oder eine Infektion aufhalten. Ohne all ihre Kr?uter war das alles, was sie tun konnte. Ihr war zum Weinen und zum Schreien zumute. Selese und Illepra knieten wenige Meter voneinander entfernt neben verwundeten Kriegern und waren damit besch?ftigt ihre Wunden zu vern?hen. Selese hatte dieselbe Nadel schon viel zu oft verwenden m?ssen, und w?nschte, sie h?tte eine saubere. Doch sie hatte keine Wahl. Der Krieger schrie vor Schmerz als sie versuchte, eine lange klaffende Wunde an seinem Arm zuzun?hen, die nicht aufh?ren wollte zu bluten. Selese versuchte mit dem Druck ihrer Hand die Blutung zu stoppen. Doch es war ein aussichtsloser Kampf. Wenn sie nur einen Tag fr?her bei diesem Mann gewesen w?re, w?re es nicht schlimm gewesen. Doch jetzt schob sie das Unvermeidliche nur auf. „Es wird alles gut“ redete ihm Selese zu. „Das wird es nicht.“, sagte er, und der Tod blickte sie durch seine Augen an. Es war ein Anblick, den sie in den letzten Tagen schon viel zu oft gesehen hatte. „Sag mir Heilerin, muss ich sterben?“ Selese hielt den Atem an. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie wollte nicht l?gen, doch sie konnte es nicht ertragen, es ihm zu sagen. „Unser Schicksal liegt in den H?nden unserer Sch?pfer. Es ist nie zu sp?t f?r uns. Hier, trink das.“, sagte sie und setzte ihm ein kleines Fl?schchen mit Blatox an die Lippen, w?hrend sie ihm ?ber die Stirn strich. Sein Blick wurde tr?b und er wirkte friedlich. „Ich f?hle mich besser“, sagte er. Augenblicke sp?ter schloss er die Augen. Eine Tr?ne rollte Selese ?ber das Gesicht und sie wischte sie schnell fort. Auch Illepra war mit der Versorgung ihres Verwundeten fertig, und stand auf. Widerwillig gingen sie gemeinsam weiter, und kamen an immer mehr Toten vorbei. W?hrend sie der Armee folgten, kamen sie immer weiter nach Osten. „K?nnen wir hier ?berhaupt irgendetwas ausrichten?“, fragte Selese schlie?lich nach einer langen Stille. „Nat?rlich“, antwortete Illepra. „Es kommt mir nicht so vor.“, sagte Selese. „Wir konnten nur so wenige retten und haben so viele verloren!“ „Doch was ist mit den wenigen, die wir retten konnten?“, gab Illepra zur?ck. „Sind die denn gar nichts Wert?“ Selene dachte nach. „Nat?rlich sind sie das“, sagte sie. „Doch was ist mit den anderen?“ Sie schloss die Augen und musste an sie denken, doch ihre Gesichter verschwammen. Illepra sch?ttelte den Kopf. „Du denkst falsch. Du bist ein Tr?umer, zu naiv. Du kannst nicht jeden retten! Wir haben diese Krieg nicht angefangen, wir k?nnen nur hinter all der Zerst?rung herlaufen und unser Bestes tun.“ Sie liefen still weiter gen Osten. Selese war dankbar, dass Illepra bei ihr war. Sie hatten einander Gesellschaft geleistet und Trost gespendet, hatten ihre Erfahrungen und Heilmittel unterwegs ausgetauscht. Selese war erstaunt ?ber Illepras breites Angebot an Kr?utern – darunter etliche, die sie nie gesehen hatte; Illepra wiederum war erstaunt ?ber all die einzigartigen Salben, die Selese in ihrem kleinen Dorf entwickelt hatte. Die M?dchen erg?nzten einander gut. Als sie weiterliefen und nach ?berlebenden suchten, wanderten Seleses Gedanken wieder einmal zu Reece. Trotz allem, was um sie herum geschah konnte sie ihn nicht aus ihrem Kopf bekommen. Sie war den ganzen Weg bis nach Silesia gereist, um ihn zu finden und bei ihm sein zu k?nnen. Doch das Schicksal hatte sie viel zu schnell wieder auseinandergerissen und in unterschiedliche Richtungen geschickt. Sie fragte sich immer wieder, ob Reece sicher war. Sie fragte sich wo er war. Und jedem Leichnam, an dem sie vor?ber kam blickte sie voller Angst ins Gesicht und betete, dass es nicht Reece war. Ihr Magen zog sich bei jedem toten K?rper zusammen bis sie ihn umdrehte, und sah, dass es jemand anderes war. Und insgeheim stie? sie einen Seufzer der Erleichterung aus. Doch sie war bei jedem Schritt bis zum ?u?ersten angespannt, immer in der Angst, dass sie ihn unter den Verwundeten – oder schlimmer noch – unter den Toten finden k?nnte. Sie wusste nicht, ob sie das verkraften k?nnte. Sie war fest entschlossen, ihn zu finden, tot oder lebendig. Sie war so weit gereist, und sie w?rde nicht umkehren, bis sie herausgefunden hatte, was ihm zugesto?en war. „Ich habe bisher kein Zeichen von Godfrey gesehen“, sagte Illepra und kickte ein paar Steine vor sich her. Illepra hatte seit sie aufgebrochen waren immer wieder von Godfrey gesprochen, und es war offensichtlich, dass sie in ihn verliebt war. „Ich auch nicht“, sagte Selese. Es war ein permanenter Dialog zwischen den beiden M?dchen, die in die Br?der Reece und Godfrey verliebt waren – zwei M?nner, wie sie unterschiedlicher kaum sein konnte. Selese konnte wenn sie ehrlich war nicht verstehen, was Illepra an Godfrey fand. F?r sie war er nicht viel mehr als ein Trunkenbold, ein alberner Kerl, den man nicht ernst nehmen konnte. Er war witzig, geistreich und am?sant. Aber er entsprach ganz sicher nicht den Vorstellungen, die Selese von einem Mann hatte. Selese wollte einen Mann, der aufrichtig, ernsthaft und gef?hlstief war. Sie sehnte sich nach einem ritterlichen Mann von Ehre – und Reece vereinte all diese Eigenschaften in sich. „Ich habe keine Ahnung, wie er all das hier ?berlebt haben soll.“, sagte Illepra traurig. „Du liebst ihn, nicht wahr?“ fragte Selese. Illepra wurde rot und wandte den Blick ab. „Ich habe nie etwas davon gesagt, dass ich ihn liebe“, sagte sie defensiv. „Ich mache mir nur Sorgen um ihn. Er ist nicht mehr als ein Freund.“ Selese l?chelte. „Ist er das? Warum kannst du dann nicht aufh?ren, ?ber ihn zu sprechen?“ „Tue ich das?“, fragte Illepra ?berrascht. „Das ist mir gar nicht aufgefallen.“ „Ja, die ganze Zeit ?ber.“ Illepra zuckte mit den Schultern und wurde still. „Ich denke, er ist mir irgendwie unter die Haut gefahren. Manchmal macht er mich so w?tend. Ich muss ihn andauernd aus der Taverne wegschleifen. Und jedes Mal verspricht er mir, dass er nicht wieder dorthin zur?ckgehen wird. Doch er tut es immer wieder. Das macht mir wirklich wahnsinnig. Wenn ich k?nnte, w?rde ich ihn dann am liebsten verpr?geln.“ „Bist du deshalb so versessen darauf, ihn zu finden?“, sagte Selese. „Um ihn zu verpr?geln?“ Nun musste Illepra l?cheln. „Vielleicht nicht nur.“, sagte sie. „Vielleicht m?chte ich ihn auch in die Arme nehmen.“ Sie kamen um eine Biegung hinter einen H?gel und fanden einen verletzten Krieger, einen Silesier. Er lag st?hnend unter einem Baum und sein Bein war gebrochen. Selese konnte es schon von hier aus sehen. Neben ihm, an den Baum gebunden, waren zwei Pferde. Sie eilten zu ihm hin?ber. Als Selese sich daran machte, seine Wunde zu versorgen, einen tiefen Riss in seinem Oberschenkel konnte sie es nicht lassen auch ihn zu fragen, was sie jeden anderen Krieger dem sie vor ihm begegnet war gefragt hatte: „Hast du irgendjemanden von der k?niglichen Familie gesehen?“, fragte sie. „Reece vielleicht?“ Doch alle hatten den Kopf gesch?ttelt und Selese hatte sich schon so sehr an die Entt?uschung gew?hnt, dass sie beinahe eine negative Antwort erwartete. Doch zu ihrer ?berraschung nickte der Mann zustimmend. „Ich bin nicht mit ihm geritten, Mylady, aber ich habe ihn gesehen.“ Seleses Augen weiteten sich ?berrascht und voller Hoffnung. „Lebt er? Ist er verletzt? Wei?t du, wo er ist?“, fragte sie, und ihr Herz schlug schneller. Er nickte. „Ich wei?, wo er ist. Er ist auf einer besonderen Mission. Er soll das Schwert zur?ckbringen.“ „Welches Schwert?“ „Na das Schwert des Schicksals!“ Sie sah ihn verwundert an. Das Schwert des Schicksals, um das sich so viele Legenden rankten. „Wo?“, bohrte sie verzweifelt nach. „Wo ist er?“ „Er ist zur ?stlichen Querung gegangen.“ Die ?stliche Querung, dachte Selese. Das war weit weg. So schrecklich weit weg! Das konnte sie niemals zu Fu? schaffen. Nicht in diesem Tempo. Und wenn Reece dort war, war er sicherlich in Gefahr. Sie war sich sicher, dass er sie brauchte. Als sie mit der Versorgung seiner Wunde fertig war, sah sie zu den beiden Pferden hin?ber, die am Baum angebunden waren. Mit seinem gebrochenen Bein konnte der Mann sie kaum reiten. Die Pferde waren nutzlos f?r ihn. Und wenn sich niemand um sie k?mmerte, w?rden sie bald sterben m?ssen. Der Krieger beobachtete sie. „Nehmt sie, Mylady“, bot er an. „Ich werde sie kaum brauchen k?nnen.“ „Aber sie geh?ren dir“, sagte sie. „Ich kann nicht reiten. Nicht so. Ihr k?nnt sie gut gebrauchen. Nehmt sie und findet Reece. Es ist eine lange Reise von hier bis zur ?stlichen Querung. Viel zu anstrengend, um sie zu Fu? zu unternehmen. Ihr habt mir so sehr geholfen. Ich werde nicht sterben. Ich habe Wasser und Essen f?r mindestens drei Tage. Hier kommen immer wieder Patrouillen vorbei. Sie werden mich mitnehmen. Nehmt sie und beeilt Euch.“ Voller Dankbarkeit dr?ckte sie seine Hand. Entschlossen wandte sie sich Illepra zu. „Ich muss gehen und Reece finden. Es tut mir leid. Aber es gibt zwei Pferde hier. Du kannst das andere nehmen und hingehen wo immer du willst. Ich muss den Ring zur ?stlichen Querung durchreiten. Es tut mir so leid, aber ich muss dich verlassen.“ Selese stieg auf und war ?berrascht als Illepra geschickt auf das zweite Pferd sprang. Sie sah Selese l?chelnd an. „Hast du wirklich geglaubt, dass ich dich alleine gehen lassen w?rde – nach allem, was wir durchgemacht haben?“ fragte sie. „Wahrscheinlich nicht“, gab Selese l?chelnd zur?ck. Sie gaben den Pferden einen tritt und ritten los, die Stra?e entlang immer weiter nach Osten. Dorthin, so betete Selese, wo sie Reece finden w?rde. KAPITEL NEUN Gwendolyn b?ckte sich und zog ihren Hals ein als sie im Schneegest?ber gegen den Wind durch die endlose wei?e Weite lief. Dicht bei ihr waren Alistair, Steffen, Aberthol und Krohn. Es waren Stunden vergangen, seit sie den Canyon ?berquert hatten und ins Reich der Toten eingedrungen waren. Gwen war ersch?pft. Ihre Muskeln zitterten und ihr Bauch schmerzte. Messerscharfer Schmerz durchfuhr sie, wenn sich das Baby immer wieder mal bewegte. Es war eine wei?e Welt. Der Schnee fiel unbarmherzig auf sie herab und am Horizont zeichnete sich keine Atempause ab; die Landschaft schien sich grenzenlos weiter zu erstrecken. Es war, als ob sie am Ende der Welt angekommen w?ren. Es war sogar noch k?lter geworden, und trotz ihrer Felle sp?rte Gwendolyn die K?lte bis in die Knochen. Ihre H?nde waren vollkommen taub. Sie sah zu den anderen hin?ber und konnte sehen, dass auch sie froren. Sie k?mpften gegen die K?lte an, und Gwendolyn fragte sich zum wiederholten Male, ob es nicht ein Fehler gewesen war, hierher zu kommen. Selbst wenn Argon hier war, wie sollten sie ihn jemals in dieser wei?en Ein?de finden? Es gab keinerlei Spuren, keine Wege, sie hatte keine Ahnung wohin sie unterwegs waren und Gwendolyn wurde immer verzweifelter. Sie wusste nur, dass sie vom Canyon fort liefen, immer weiter nach Norden. Selbst wenn sie Argon finden konnten, wie sollten sie ihn befreien? Konnte man ihn ?berhaupt befreien? Gwendolyn sp?rte, dass sie an einem Ort waren, der nicht f?r Menschen bestimmt war – ein ?bernat?rlicher Ort der Zauberer, Druiden und geheimnisvoller Magie, die sie nicht verstehen konnte. Sie hatte das Gef?hl, dass sie hier alles andere als willkommen war. Gwen sp?rte wieder einen stechenden Schmerz in ihrem Bauch und konnte f?hlen, wie sich das Baby immer wieder drehte. Dieses Mal war es so intensiv, dass sie den Atem anhalten musste und einen Moment lang das Gleichgewicht verlor. Steffen griff ihr st?tzend unter den Arm. „Mylady, geht es Euch gut?“, fragte er. Gwen schloss die Augen und holte tief Luft. In ihren Augen standen Tr?nen, doch sie nickte. Sie hielt kurz an und legte die Hand auf ihren Bauch. Das Baby war offensichtlich alles andere als gl?cklich, hier zu sein – genauso wenig wie sie. Gwen atmete tief durch bis der Schmerz endlich nachlie?. Sie fragte sich wieder einmal, ob sie hier nicht fehl am Platze war; doch sie dachte an Thor, und ihr Wille, ihn zu retten, war st?rker als alles andere. Êîíåö îçíàêîìèòåëüíîãî ôðàãìåíòà. Òåêñò ïðåäîñòàâëåí ÎÎÎ «ËèòÐåñ». Ïðî÷èòàéòå ýòó êíèãó öåëèêîì, êóïèâ ïîëíóþ ëåãàëüíóþ âåðñèþ (https://www.litres.ru/morgan-rice/gewahr-der-waffen/?lfrom=688855901) íà ËèòÐåñ. Áåçîïàñíî îïëàòèòü êíèãó ìîæíî áàíêîâñêîé êàðòîé Visa, MasterCard, Maestro, ñî ñ÷åòà ìîáèëüíîãî òåëåôîíà, ñ ïëàòåæíîãî òåðìèíàëà, â ñàëîíå ÌÒÑ èëè Ñâÿçíîé, ÷åðåç PayPal, WebMoney, ßíäåêñ.Äåíüãè, QIWI Êîøåëåê, áîíóñíûìè êàðòàìè èëè äðóãèì óäîáíûì Âàì ñïîñîáîì.
Íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë Ëó÷øåå ìåñòî äëÿ ðàçìåùåíèÿ ñâîèõ ïðîèçâåäåíèé ìîëîäûìè àâòîðàìè, ïîýòàìè; äëÿ ðåàëèçàöèè ñâîèõ òâîð÷åñêèõ èäåé è äëÿ òîãî, ÷òîáû âàøè ïðîèçâåäåíèÿ ñòàëè ïîïóëÿðíûìè è ÷èòàåìûìè. Åñëè âû, íåèçâåñòíûé ñîâðåìåííûé ïîýò èëè çàèíòåðåñîâàííûé ÷èòàòåëü - Âàñ æä¸ò íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë.