Ðàññâåò ÷àðóþùèé è íåæíûé Êîñíóëñÿ áåëûõ îáëàêîâ, È íåáà îêåàí áåçáðåæíûé, Ñ âîñòîêà çàðåâîì öâåòîâ Ïóðïóðíûõ, ÿðêî - çîëîòèñòûõ, Âäðóã çàñèÿë. Ñêîëüçÿùèé ëó÷ Ïëÿñàë íà ãîðêàõ ñåðåáðèñòûõ… È ñîëíöà ëèê, ïàëÿùèé – æãó÷, Ïëûë íàä Çåìë¸é åù¸ ëåíèâîé, Îáúÿòîé íåãîé ñëàäêèõ ñíîâ… È ëèøü ïàñòóõ íåòîðîïëèâî Êíóòîì èãðàÿ, ãíàë êîðîâ Íà âûïàñ, ñî÷íûìè ë

Die Herrschaft Der K?niginnen

Die Herrschaft Der K?niginnen Morgan Rice Ring der Zauberei #13 In DIE HERRSCHAFT DER K?NIGINNEN (Buch #13 im Ring der Zauberei) f?hrt Gwendolyn das, was von ihrem Volk ?briggeblieben ist, ins Exil, als sie in die feindlichen H?fen des Empires segeln. Von Sandaras Volk aufgenommen, versuchen sie sich zu erholen, eine neue Heimat im Schatten von Volusia aufzubauen. Als sie Sandaras Volk n?her kommen, finden sie heraus, dass sie das gemeinsame Ziel verfolgen, das Empire zu st?rzen. Darius riskiert alles, um die Liebe seines Lebens zu retten, auch wenn er sich dem Empire alleine entgegenstellen muss. Er geht weiter auf seinem Weg, ein gro?er Krieger zu werden, wenn er sein leichtsinniges Streben ?berlebt. Thor ist fest entschlossen, Guwayne zu retten, und seine Mission wird ihn und seine Legionsbr?der weit weg auf die andere Seite des Ozeans, an die Grenzen des Empire, bringen, wo sie unvorstellbaren Monstern begegnen und exotische Landschaften bereisen. Auf den S?dlichen Inseln opfert sich Alistair f?r Erec – doch eine unerwartete Wendung kann sie vielleicht beide Retten. Und Volusia wird sich, nachdem sie Romulus ermordet hat, erheben, um ihre Kontrolle ?ber das Empire zu festigen und eine gro?e und unbarmherzige K?nigin zu werden, wie es ihr vorherbestimmt ist. Wird sie Gwendolyn finden und sich ihrer f?r immer entledigen? Werden Gwen und ihre Leute ?berleben? Wird Guwayne gefunden werden? Werden Alistair und Erec leben? Wird Darius Lotti retten? Und werden Thorgrin und seine Br?der ?berleben? Mit ihrem ausgekl?gelten Aufbau der Welten und Charaktere ist der DIE HERRSCHAFT DER K?NIGINNEN eine epische Geschichte von Freunden und Liebhabern, von Rivalen und Gefolgsleuten, von Rittern und Drachen, von Intrigen und politischen Machenschaften, vom Erwachsenwerden, von gebrochenen Herzen, T?uschung, Ehrgeiz und Verrat. Es ist eine Geschichte von Ehre und Mut, von Schicksal und Bestimmung und von Zauberei. Morgan Rice DIE HERRSCHAFT DER K?NIGINNEN (BUCH #13 IM RING DER ZAUBEREI) Ausgew?hlte Kommentare zu Morgan Rices B?chern “DER RING DER ZAUBEREI hat alle Zutaten die f?r sofortigen Erfolg n?tig sind: Anschl?ge und Gegenanschl?ge, Mysterien, Edle Ritter und bl?hende Beziehungen die sich mit gebrochenen Herzen, T?uschung und Betrug abwechseln. Die Geschichten werden sie ?ber Stunden in ihrem Bann halten und sind f?r alle Altersstufen geeignet. Eine wunderbare Erg?nzung f?r das B?cherregal eines jeden Liebhabers von Fantasy Geschichten.” –-Books and Movie Reviews, Roberto Mattos “Rice hat das Talent den Leser von der ersten Seite an in die Geschichte hineinzusaugen. Mit ihrer malerischen Sprache gelingt es ihr ein mehr als nur ein Bild zu malen – es l?uft ein Film vor dem inneren Auge ab. Gut geschrieben und von wahnsinnig schnellem Erz?hltempo.” –-Black Lagoon Reviews (zu Verwandelt) “Eine ideale Geschichte f?r junge Leser. Morgan Rice hat gute Arbeit beim Schreiben einer interessanten Wendung geleistet. Erfrischend und einzigartig, mit klassischen Elementen, die in vielen ?bersinnlichen Geschichten f?r junge Erwachsene zu finden sind. Leicht zu lesen, aber von extrem schnellem Erz?hltempo… Empfehlenswert f?r alle, die ?bernat?rliche Romanzen m?gen.” –-The Romance Reviews (zu Verwandelt) “Es packte meine Aufmerksamkeit von Anfang an und lie? nicht los…. Diese Geschichte ist ein erstaunliches Abenteuer voll rasanter Action ab der ersten Seite. Es gab nicht eine langweilige Seite.” –-Paranormal Romance Guild (zu Verwandelt) “Voll gepackt mit Aktion, Romantik, Abenteuer und Spannung. Wer dieses Buch in die H?nde bekommt wird sich neu verlieben.” –-vampirebooksite.com (zu Verwandelt) “Eine gro?artige Geschichte. Dieses Buch ist eines von der Art, das man auch nachts nicht beiseite legen m?chte. Das Ende war ein derart spannender Cliffhanger, dass man sofort das n?chste Buch kaufen m?chte um zu sehen, was passiert.“ –-The Dallas Examiner (zu Geliebt) “Ein Buch das den Vergleich mit TWILIGHT und den VAMPIRE DIARIES nicht scheuen muss. Eines, das Sie dazu verleiten wird, ununterbrochen Seite um Seite bis zum Ende zu lesen! Wer Abenteuer, Liebesgeschichten und Vampire gerne mag, f?r den ist dieses Buch genau das Richtige!” –-Vampirebooksite.com (zu Verwandelt) “Morgan Rice hat sich wieder einmal als extreme talentierte Geschichtenerz?hlern unter Beweis gestellt… Dieses Buch spricht ein breites Publikum an, auch die j?ngeren Fans des Vampir/Fantasy-Genres. Es endet mit einem unerwarteten Cliffhanger der den Leser geschockt zur?ckl?sst. –-The Romance Reviews (zu Geliebt) ?ber Morgan Rice Morgan Rice schrieb die Nr. 1 Bestseller Serie DER WEG DER VAMPIRE, eine elfteilige Serie f?r junge Leser. Ihrer Feder entstammt auch die Nr. 1 Bestseller Serie TRILOGIE DES ?BERLEBENS, eine post-apokalyptischer Thriller-Serie aus derzeit zwei B?chern (man darf auf das Dritte gespannt sein) und die epische Fantasy-Serie DER RING DER ZAUBEREI, das derzeit aus dreizehn B?chern besteht und die Bestsellerlisten anf?hrt. Morgans B?cher gibt es als Audio oder Print-Editionen die in vielen Sprachen erschienen sind: Deutsch, Franz?sisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Japanisch, Chinesisch, Schwedisch, Holl?ndisch, T?rkisch, Ungarisch, Tschechisch und Slowakisch – mehr Sprachen werden folgen. Morgan freut sich, von ihren Lesern zu h?ren, darum besuchen Sie bitte www.morganricebooks.com (http://www.morganricebooks.com/) um sich f?r Email-Updates zu registrieren. Erhalten sie ein kostenloses Buch, Geschenke, laden sie die kostenlose App herunter und erhalten sie exklusiv die neusten Nachrichten. Oder folgen Sie Morgan auf Facebook und Twitter. Morgan freut sich auf Ihren Besuch! B?cher von Morgan Rice DER RING DER ZAUBEREI QUESTE DER HELDEN (Band #1) MARSCH DER K?NIGE (Band #2) LOS DER DRACHEN (Band #3) RUF NACH EHRE (Band #4) SCHWUR DES RUHMS (Band #5) ANGRIFF DER TAPFERKEIT(Band #6) A RITE OF SWORDS – RITUS DER SCHWERTER (Band #7) A GRANT OF ARMS – GEW?HR DER WAFFEN (Band #8) A SKY OF SPELLS – HIMMEL DER ZAUBER (Band #9) A SEA OF SHIELDS – MEER DER SCHILDE (Band #10) A REIGN OF STEEL – REGENTSCHAFT DES STAHLS (Band #11) A LAND OF FIRE – LAND DES FEUERS (BAND #12) A RULE OF QUEENS – DIE HERRSCHAFT DER K?NIGINNEN (BAND #13) demn?chst auf Deutsch erh?ltlich AN OATH OF BROTHERS – DER EID DER BR?DER (BAND #14) A DREAM OF MORTALS – DER TRAUM DER STERBLICHEN(BAND #15) A JOUST OF KNIGHTS – DAS TOURNIER DER RITTER (BAND #16) DIE TRILOGIE DES ?BERLEBENS ARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (BAND #1) ARENA TWO –  ARENA ZWEI (Band #2) DER WEG DER VAMPIRE GEWANDELT (Band #1 Der Weg Der Vampire) VERG?TTERT (Band #2 Der Weg Der Vampire) VERRATEN (Band #3 Der Weg Der Vampire) BESTIMMT (Band #4 Der Weg Der Vampire) BEGEHRT (Band #5 Der Weg Der Vampire) BETROTHED – VERM?HLT (Band #6) VOWED – GELOBT (Band #7) FOUND  – GEFUNDEN (Band #8) demn?chst auf Deutsch erh?ltlich RESURRECTED  – ERWECKT (Band #9) CRAVED  – ERSEHNT (Band #10) FATED  – BERUFEN (Band #11) H?ren (https://itunes.apple.com/de/artist/morgan-rice/id417552527?mt=11&uo=4) im Audiobuch-Format an! Copyright © 2014 by Morgan Rice Alle Rechte vorbehalten. Mit den im U.S. Copyright Act von 1976 erlaubten Ausnahmen ist es nicht gestattet, jeglichen Teil dieser Publikation in jeglicher Form oder ?ber jegliche Mittel ohne die vorherige Erlaubnis des Autors zu vervielf?ltigen, zu verteilen oder zu ?bertragen, oder in einer Datenbank oder einem Abrufsystem zu speichern. Dieses E-Book ist ausschlie?lich f?r den pers?nlichen Gebrauch zugelassen. Dieses E-Book darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen m?chten, erwerben Sie bitte ein zus?tzliches Exemplar f?r jeden Empf?nger. Wenn Sie dieses Buch lesen und nicht gekauft haben, oder es nicht ausschlie?lich f?r Ihren Gebrauch gekauft wurde, geben Sie es bitte zur?ck und erwerben Sie Ihr eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren. Diese Geschichte ist frei erfunden. Namen, Figuren, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorf?lle sind entweder ein Produkt der Phantasie des Autors oder werden im fiktionalen Sinne verwendet. Jegliche ?hnlichkeit mit existierenden Personen, tot oder lebendig, ist rein zuf?llig Copyright f?r das Bild auf dem Umschlag bei Slava Gerj, unter Lizenz von Shutterstock.com. KAPITEL EINS Thorgrins Kopf schlug immer wieder gegen Steine und tauchte in den Schlamm w?hrend er hunderte von Metern den Hang hinunter rutschte als der Berg unter ihm zusammenbrach. Alles drehte sich, und so sehr er sich auch bem?hte sich zu orientieren, es gelang ihm nicht. Aus dem Augenwinkel sah er, dass auch seine Br?der unkontrolliert den Berg hinunter rutschten und wie er verzweifelt nach Wurzeln, Steinen – irgendetwas – griffen, um den Sturz zu bremsen. Thor wurde sich schmerzlich bewusst, dass er sich mit jedem Augenblick weiter und immer weiter vom Gipfel des Vulkans und damit von Guwayne fortbewegte. Er dachte an die Wilden dort oben, die sein Baby als Opfer darbringen wollten, und brannte vor Wut. Schreiend krallte er in den Schlamm, verzweifelt, zur?ck nach oben zu kommen. Doch so sehr er sich auch bem?hte, er konnte nur wenig tun. Thor war kaum in der Lage zu sehen oder zu atmen, ganz zu schweigen davon, sich vor den harten Aufschl?gen auf die Felsen zu sch?tzen, w?hrend er mit der Schlammlawine den Berg hinuntergerissen wurde. Es f?hlte sich an, als ob das ganze Universum auf ihn herabst?rzte. Alles geschah so schnell, viel zu schnell, dass Thor es verarbeiten konnte, und als er einen Blick nach unten warf, sah er ein Feld zerkl?fteter Felsen. Er wusste, dass sie alle sterben m?ssten, wenn sie dort unten aufschlugen. Thor schloss seine Augen und versuchte sich an seine Ausbildung zu erinnern. Argons Lehren und die Worte seiner Mutter klangen in seinen Ohren als er versuchte Ruhe mitten im Sturm zu finden, um die Kr?fte, die in ihm ruhten zu rufen. Sein Leben blitzte vor seinen Augen auf. Er fragte sich, ob dies die letzte Pr?fung war. Bitte Gott, betete Thor, wenn es dich gibt, bitte rette mich. Lass nicht zu, dass ich auf diese Weise sterben muss. Erlaube mir, meine Macht zu rufen. Erlaube mir, meinen Sohn zu retten. W?hrend er die Worte dachte, sp?rte Thor, dass es eine Pr?fung war, dass er gezwungen wurde, st?rker denn je seinem Glauben zu vertrauen. Pl?tzlich sp?rte er eine Hitze in sich aufsteigen. Sie pulsierte durch seine Adern bis in seine H?nde. Er ?berschritt die Grenzen seines K?rpers, fand sich au?erhalb seines K?rpers wieder und beobachtete, wie er den Berg hinunter rutschte. Es war ein seltsames Gef?hl, zu erkennen, nicht im eigenen K?rper zu sein. Er war auf einer h?heren Ebene. Pl?tzlich fand sich Thor in seinem K?rper wieder, hob seine H?nde hoch ?ber seinen Kopf, und sah, wie ein wei?es Licht aus ihnen hervortrat. Er befahl ?ber das Licht und schuf eine Blase um sich und seine Br?der herum. Im selben Augenblick trat hielt die Schlammlawine im Inneren der Blase inne, eine Welle von Erde, Wasser und Ger?ll staute sich au?erhalb, und konnte nicht mehr zu ihnen gelangen. Thor Sturz war in einem seichten Gew?sser geendet, und als er aufstand reichte ihm das Wasser bis zu den Knien. Thor sah sich erstaunt um. Die Welle bewegte sich noch immer den Hang hinunter, doch nun viel langsamer. Er blickte den Berg hinauf, und sah die Schlammflut mitten in der Luft eingefroren, aufgehalten von seinem Schild aus Licht, gerade so, als ob sie bereit war, jeden Augenblick wieder ?ber sie einzubrechen. Staunend bemerkte er, dass es sein Werk war. „Irgendjemand tot?“, rief O’Connor. Thor sah Reece, O’Connor, Conven, Matus, Elden und Indra. Alle waren sie reichlich durchgesch?ttelt und mitgenommen, doch alle waren wundersamer Weise am Leben und kaum verletzt, und rappelten sich langsam auf. Thor erinnerte sich, fuhr herum und blickte, mit nur einem Gedanken im Kopf, zum Gipfel des Berges auf: Guwayne. „Wie sollen wir blo? da wieder hinauf…“, setzte Matus an. Doch bevor er den Satz zu Ende sprechen konnte, sp?rte Thor pl?tzlich, dass sich etwas um seine Kn?chel wickelte. Erschrocken blickte er hinab, und sah eine dicke, schleimige, muskul?se Kreatur, die sich immer wieder um seine Kn?chel und Unterschenkel wand. Schockiert sah er in die Gesichter einer langen, aal-?hnlichen Kreatur mit zwei kleinen K?pfen, die ihn mit gebleckten Zungen anzischten. Die Haut der Kreatur begann, Thors Beine zu verbrennen. Seine Reflexe ?bernahmen die Kontrolle, und er zog sein Schwert und schlug auf die Kreatur ein, genauso wie die anderen um ihn herum, die ebenfalls angegriffen wurden. Er nutzte sein Schwert umsichtig, um sich damit nicht selbst zu verletzen, und nachdem er einen der K?pfe abgeschlagen hatte, lie? der Aal los, und der schreckliche Schmerz an seinen Kn?cheln klang ab. Zischend glitt der Aal zur?ck ins Wasser. O’Connor fummelte mit seinem Bogen herum, und verfehlte, w?hrend Elden schrie, als er von drei Aal-Kreaturen gleichzeitig angegriffen wurde. Thor st?rmte vor, und schlug den Aal, der sich an O’Connors Bein hinaufschlang ab, w?hrend Indra auf Elden zu rannte und schrie: „Beweg dich nicht!“ Sie hob ihren Bogen, schoss in schneller Folge drei Pfeile ab und t?tete jeden Aal mit einem perfekten Schuss ohne mehr als nur einen Kratzer bei Elden zu verursachen. Er sah sie erschrocken an. „Bist du wahnsinnig?“, schrie er. „Du h?ttest fast mein Bein getroffen!“ Indra l?chelte ihn an. „Aber eben nur fast, oder nicht?“, antwortete sie. Thor h?rte mehr Spritzen und bemerkte erschrocken Dutzende weiterer Aale, die sich zischend aus dem Wasser erhoben. Sie mussten schnell hier raus. Thor f?hlte sich ausgelaugt und ersch?pft vom Gebrauch seiner Kr?fte, und wusste, dass er nicht viel mehr tun konnte; er war noch nicht m?chtig genug, um permanent seine Kr?fte zu verwenden. Doch er wusste, dass er sie ein weiteres Mal zur Hilfe rufen musste, koste es, was es wolle. Wenn er es nicht tat, w?rden sie es niemals zur?ck schaffen, und hier in diesem Wasserloch mit den Aalen sterben – und sein Sohn h?tte keine Chance auf Rettung mehr. Es k?nnte ihn all seine Kraft kosten, er k?nnte tagelang geschw?cht sein, doch es war ihm egal. Er dachte an Guwayne, der hilflos dort oben der Gnade dieser Wilden ausgeliefert war, und wusste, dass er f?r ihn alles tun w?rde. Als die Aale auf ihn zuglitten, schloss Thor seine Augen und hob seine H?nde gen Himmel. „Im Namen des einen und allm?chtigen Gottes“, sagte Thor laut. „Befehle ich dem Himmel sich zu ?ffnen! Schicke uns Wolken, um uns zu erheben!“ Thor sprach die Worte in einer tiefen, dunklen Stimme. Er f?rchtete sich nicht mehr l?nger zu akzeptieren, dass er ein Druide war, und er sp?rte, wie seine Worte in seiner Brust und in der Luft vibrierten. Er f?hlte eine unglaubliche Hitze in seiner Brust, und als er die Worte aussprach, wusste er, dass sie wahr werden w?rden. Unter lautem Grollen begann der Himmel sich zu ver?ndern. Tief violette Wolken zogen auf und wirbelten um sie herum. Eine ?ffnung im Himmel tat sich auf, und pl?tzlich schoss ein rotes Licht herab, gefolgt von einem Wolkentrichter, der sich auf sie herabsenkte. Binnen weniger Augenblicke wurden Thor und die anderen in einen Tornado hinaufgesaugt. Thor sp?rte die Feuchtigkeit der weichen Wolken, die um sie herum schwirrten. Er f?hlte, wie er in Licht eingetaucht wurde, und Sekunden sp?ter wurde er in die Luft gehoben und f?hlte sich eins mit dem Universum. Thor sp?rte, wie er h?her und immer h?her gehoben wurde, entlang des Berges, ?ber den Schlamm, ?ber seinen Schild hinaus, bis hinauf auf den Berg. Binnen weniger Augenblicke brachte sie die Wolke auf den Gipfel des Vulkans, setzte sie sanft ab, und verschwand ebenso schnell, wie sie erschienen war. Mit seinen Br?dern stand Thor da, und sah sich schnell auf dem Plateau um. Seine Gedanken konzentrierten sich auf die drei Wilden, die vor ihm standen – und das kleine K?rbchen in ihren Armen am Rand des Vulkans. Thor stie? einen Kampfschrei aus und st?rzte sich auf sie. Der erste Wilde drehte sich erschrocken zu ihm um, doch Thor z?gerte nicht und schlug ihm den Kopf ab. Die anderen beiden sahen ihn schockiert ab, doch Thor rammte einem sein Schwert ins Herz, und schlug dem anderen mit dem Griff ins Gesicht, was ihn das Gleichgewicht verlieren und r?ckw?rts in den Vulkan st?rzen lie?. Thor fuhr herum, und fing schnell das K?rbchen auf, bevor sie es fallen lassen konnten. Er blickte hinein, sein Herz schlug voller Dankbarkeit, dass er es rechtzeitig aufgefangen hatte, und wollte gerade hineingreifen und Guwayne in seine Arme schlissen. Doch als Thor in das K?rbchen blickte, zerbrach seine Welt vor seinen Augen. Es war leer. Wie bet?ubt stand er da. Er blickte in den Vulkan, und sah, wie in der Tiefe die Flammen aufloderten. In diesem Augenblick wusste er, dass sein Sohn tot war. „NEIN!“, schrie er. Thor lie? sich auf die Knie fallen und schrie gen Himmel, ein Schrei so laut, dass er von den Bergen zur?ckgeworfen wurde, der Schrei eines Mannes, der alles verloren hatte, wof?r er lebte. „GUWAYNE!“ KAPITEL ZWEI Hoch ?ber der abgelegenen Insel mitten im Meer flog ein einsamer Drache. Er war klein, noch nicht ausgewachsen; sein Schrei war schrill und durchdringend, doch man konnte schon ahnen, wie m?chtig er eines Tages werden w?rde. Triumphierend flog er mit pochenden Schuppen und flatternden Fl?geln. Seine Kallen hielten das wertvollste umklammert, was er in seinem noch kurzen Leben gesp?rt hatte. Der Drache blickte hinab und sp?rte die W?rme zwischen seinen Krallen. E sah seinen wertvollen Besitz an. Er h?rte ihn weinen, sp?rte, wie er sich wand, und war sicher, dass das Baby in seinen Krallen gesund und munter war. Guwayne, hatte der Mann geschrien. Der Drache konnte noch immer das Echo der Schreie h?ren, als er schon weit ?ber ihm flog. Er war froh, dass er das Baby rechtzeitig gerettet hatte, bevor die M?nner ihre Dolche in ihn rammen konnten. Er hatte Guwayne in letzter Sekunde aus ihren H?nden gerissen. Er hatte seine Aufgabe, die ihm anvertraut worden war, gut erf?llt. Der Drache flog h?her und h?her ?ber die einsame Insel, in die Wolken hinein, bereits au?er Sichtweite der Menschen unter sich. Er flog ?ber die Insel hinweg, ?ber die Vulkane und Gebirgsz?ge, durch den Nebel, und immer weiter fort. Bald flog er ?ber dem Meer und lie? die Insel hinter sich. Vor ihm lag die unendliche Weite des Meeres und des Himmels, nichts was die Monotonie f?r lange Zeit unterbrach. Der Drache wusste genau, wohin er flog. Er hatte einen Ort, an den er das Kind bringen w?rde, dieses Kind, das er schon jetzt mehr liebte, als Worte es auszudr?cken vermochten. Einen ganz besonderen Ort. KAPITEL DREI Volusia stand ?ber Romulus und blickte zufrieden auf den Leichnam herab. Sein Blut, das noch warm war, floss ?ber ihre F??e in ihre Sandalen. Sie genoss das Gef?hl. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wie viele M?nner sie in ihrem jungen Alter schon ?berrascht und get?tet hatte. Sie untersch?tzten sie immer, und ihnen zu zeigen, wie grausam sie sein konnte, bereitete ihr die gr??te Freude. Und nun den Gro?en Romulus selbst get?tet zu haben – mit ihrer eigenen Hand, nicht durch einen ihrer M?nner – den Gro?en Romulus, den sagenumwobenen Krieger, der Andronicus get?tet und sich damit den Thron genommen hatte. Der oberste Herrscher des Empire. Volusia l?chelte freudig. Hier war der, der oberste Herrscher, reduziert auf ein paar Spritzer Blut auf ihren F?ssen. Und alles von ihrer eigenen Hand. Volusia f?hlte sich ermutigt. Sie sp?rte ein Feuer in ihren Adern, ein Feuer, das alles zerst?ren wollte. Sie sp?rte, wie sie sich ihrem Schicksal n?herte. Sie sp?rte, dass ihre Zeit gekommen war. Sie wusste genauso klar, wie sie gewusst hatte, dass sie ihre eigene Mutter t?ten musste, dass sie eines Tages das Empire regieren w?rde. „Ihr habt unseren Herrn get?tet“, kam eine zittrige Stimme. „Ihr habt den Gro?en Romulus get?tet!“ Volusia blickte auf, und sah das Gesicht von Romulus Kommandanten, der sie mit einer Mischung aus Schock, Angst und Bewunderung ansah. „Ihr habt den Mann get?tet“, sagte er z?gernd, „der nicht zu t?ten war.“ Volusia starrte ihn hart und kalt an, und sah hinter ihm hunderte von Romulus M?nnern, alle in feinsten R?stungen, in Reih und Glied auf den Schiffen, die zusahen, und abwarteten, was sie als n?chstes tun w?rde. Sie bereiteten sich auf einen Angriff vor. Romulus Kommandant stand mit einem Dutzend seiner M?nner am Pier, die auf seinen Befehl warteten. Volusia wusste, dass hinter ihr tausende ihrer eigenen M?nner standen. Romulus‘ Schiffe und seine M?nner, so gut sie auch sein mochten standen eingekesselt hier in diesem Hafen. Sie waren gefangen. Das hier war Volusias Gebiet und sie wussten es. Sie wussten, dass jeder Angriff, jeder Fluchtversuch, vergeblich war. „Diese Tat kann nicht unges?hnt bleiben“, fuhr der Kommandant fort. „Romulus hat eine Million M?nner, die treu seinem Befehl folgen im Ring, und eine weitere Million im S?den, in der Hauptstadt des Empire. Wenn die Nachricht von dem, was Ihr getan habt, sie erreicht, werden sie sich hierher aufmachen, und gegen Euch marschieren. Ihr habt vielleicht den Gro?en Romulus get?tet, doch nicht seine M?nner. Und Eure paar Tausend Mann k?nnen gegen sie nichts ausrichten, auch wenn Ihr heute in der ?berzahl seid. Sie werden Rache suchen; und sie werden ihre Rache bekommen.“ „Werden sie?“, sagte Volusia l?chelnd, w?hrend sie auf ihn zutrat und ihren Dolch in die andere Hand nahm. Sie stellte sich vor, wie sei seinen Hals aufschnitt, und sp?rte ein unstillbares Verlangen es zu tun. Der Kommandant blickte auf ihren Dolch hinab, die Klinge, die Romulus get?tet hatte, und er schluckte schwer, als ob er ihre Gedanken lesen konnte. Sie konnte die Angst in seinen Augen sehen. „Lasst uns gehen“, sagte er zu ihr. „Schickt meine M?nner nach Hause. Sie haben Euch nichts getan. Gebt uns ein Schiff voller Gold, und Ihr habt unser Schweigen. Ich werde mit meinen M?nnern in die Hauptstadt segeln, und ihnen sagen, dass Ihr unschuldig seid, dass Romulus versucht hat, Euch anzugreifen. Sie werden Euch in Ruhe lassen, Ihr habt Euren Frieden hier im Norden, und sie werden einen neuen Herrscher ?ber das Empire finden.“ Volusia l?chelte am?siert. „Doch schaust du deinem neuen Herrscher nicht schon in die Augen?“, fragte sie. Der Kommandant sah sie kurz schockiert, dann brach er in h?hnisches Gel?chter aus. „Ihr?“, lachte er. „Ihr seid nur ein M?dchen mit ein paar Tausend M?nnern. Glaubt Ihr etwa, dass Ihr sein ganzes Heer vernichten k?nnt, nur weil Ihr einen Mann ermordet habt? Ihr k?nnt Euch gl?cklich sch?tzen, dass Ihr nach dem, was Ihr heute getan habt, mit dem Leben davonkommt. Mein Angebot ist ein Geschenk. Lasst das alberne Geschw?tz sein, und akzeptiert es mit Dankbarkeit. Und nun schickt uns fort, bevor ich es mir anders ?berlege.“ „Und wenn ich dich und deine M?nner nicht fortschicken will?“ Der Kommandant sah ihr in die Augen und schluckte. „Ihr k?nnt uns alle hier t?ten“, sagte er. „Das ist Eure Wahl. Doch wenn Ihr es tut, bringt Ihr damit nur Euch und Euer ganzes Volk um. Die Armee, die uns folgen wird, wird Euch vernichten.“ „Er spricht die Wahrheit, Herrin“, fl?sterte ihr eine Stimme ins Ohr. Sie drehte sich um, und sah Soku, ihren kommandierenden General neben sich, einen gro?en Mann, mit gr?nen Augen, dem Kinn eines Kriegers und kurzem, rotem Haar. „Schickt sie nach S?den“, sagte er. „Gebt ihnen das Gold. Ihr habt Romulus get?tet, nun m?sst Ihr einen Frieden aushandeln. Wir haben keine Wahl.“ Volusia wandte sich Romulus Mann wieder zu. Sie nahm sich Zeit, ihn zu mustern und genoss den Augenblick. „Ich werde tun, was du verlangst“, sagte sie, „und dich in die Hauptstadt schicken.“ Der Kommandant l?chelte sie zufrieden an, und wollte sich gerade zum Gehen wenden, als Volusia vortrat und hinzuf?gte: „Doch nicht um zu verschleiern, was ich getan habe“, sagte sie. Er blieb stehen und sah sie verwirrt an. „Ich werde dich in die Hauptstadt schicken, um ihnen die Nachricht zu bringen. Sie sollen wissen, dass ich der neue Herrscher des Empire bin. Sag Ihnen, dass ich sie vielleicht am Leben lasse, wenn sie sich vor mir verneigen.“ Der Kommandant sah sie sprachlos an, dann sch?ttelte er langsam den Kopf und l?chelte. „Ihr seid so verr?ckt wie man es Eurer Mutter nachgesagt hat“ sagte er, dann drehte er sich um, und ging die lange Rampe zu seinem Schiff hinauf. „Ladet das Gold in die unteren Lader?ume“, rief er, und machte sich nicht einmal die M?he, sich noch einmal zu ihr umzudrehen. Volusia wandte sich ihrem Kommandanten zu, der am Bug seines Schiffs stand, und geduldig auf ihren Befehl wartete. Sie nickte ihm zu. Sofort wandte sich der Kommandant um, und gab seinen M?nnern ein Zeichen. Kurz darauf war das Zischen von zehntausend brennenden Pfeilen zu h?ren, die durch die Luft sausten. Sie f?llten den Himmel und f?rbten ihn schwarz, bevor ein Regen aus Feuer auf Romulus Schiff niederging. Es geschah viel zu schnell, als dass seine M?nner h?tten reagieren k?nnen, und bald stand das ganze Schiff in Flammen. Die M?nner schrien, allen voran der Kommandant, als sie versuchten die Flammen zu l?schen – doch es war zu sp?t. Volusia nickte erneut, und eine zweite Welle von Pfeilen segelte durch die Luft. M?nner kreischten, als sie durchbohrt wurden, einige stolperten an Deck, andere gingen ?ber Bord. Es war ein Schlachtfest, bei dem es keine ?berlebenden gab. Volusia stand l?chelnd da, und sah befriedigt zu, wie das Schiff langsam abbrannte. Alle schwiegen, und Volusias M?nner erwarteten in ordentlichen Reihen ihren Befehl. Volusia trat vor, zog ihr Schwert, und schlug das dicke Tau, das das Schiff an der Pier hielt, durch. Die ?berreste des Schiffs schaukelten in den Wellen, als Volusia ihren Fu? hob, und dem Bug mit ihren goldbeschlagenen Sandalen einen Tritt versetzte. Sie sah zu, wie das Schiff begann, sich zu bewegen, und von der Str?mung gen S?den getragen wurde, direkt auf die Hauptstadt zu. Alle w?rden das verbrannte Schiff sehen, die Leichen von Romulus M?nnern, und die volusianischen Pfeile. Sie w?rden wissen, dass es von ihr kam. Sie w?rden wissen, dass der Krieg begonnen hatte. Volusia wandte sich Soku zu, der mit offenem Mund vor ihr stand, und sie l?chelte. „Das“, sagte sie, „ist meine Art eines Friedensangebots.“ KAPITEL VIER Gwendolyn kniete am Buck des Schiffs, und klammerte sich mit wei?en Fingerkn?cheln an der Reling fest, da sie gerade genug Kraft aufbringen konnte, sich aufzurichten, und zum Horizont hin?ber zu blicken. Sie zitterte am ganzen K?rper, schwach vom Hunger und ihr war schwindelig. Sie rappelte sich auf, und betrachtete erstaunt den Anblick, der sich ihr bot. Gwendolyn blinzelte durch den Nebel, und fragte sich, ob es real war, oder nur eine Halluzination. Dort, am Horizont, entlang der endlosen K?ste, lag ein riesiger Hafen, dessen Einfahrt von zwei gigantischen goldenen S?ulen gerahmt wurde, die sich hoch in den Himmel erhoben. Die S?ulen und die Stadt wurden in ein gelbliches Gr?n getaucht, als die Sonne sich langsam senkte. Gwendolyn bemerkte, dass die Wolken hier besonders schnell trieben. Sie wusste nicht, ob es daran lag, ob der Himmel in diesem Teil der Welt so anders war, oder ob sie immer wieder das Bewusstsein verlor. Im Hafen der Stadt lagen tausende stolzer Schiffe, jedes einzelne von ihnen gr?sser als alles, was sie je zuvor gesehen hatte, jedes einzelne reich mit Gold verziert. Das musste die reichste Stadt gewesen sein, die sie je gesehen hatte. Direkt ans Meer gebaut, schien sie sich in alle Ewigkeit auszubreiten. Sie fragte sich, welche Art von Menschen hier lebte. Es musste ein gro?artiges Land sein, ein Land des Empire. Gwendolyn beschlich pl?tzlich ein mulmiges Gef?hl, als sie bemerkte, dass die Str?mung sie in den Hafen trieb. Bald w?rden sie in den Hafen einlaufen, umgeben von all diesen Schiffen, und gefangen genommen oder vielleicht sogar get?tet werden. Gwendolyn dachte daran, wie grausam Andronicus gewesen war, wie herzlos Romulus sich gezeigt hatte, und wusste, dass das die Art des Empires war. Sie erkannte, dass es vielleicht besser gewesen w?re, auf See zu sterben. Gwendolyn h?rte schlurfende Schritte hinter sich, und sah Sandara, die schwach vor Hunger, doch mit stolzer Haltung an der Reling stand und eine goldene Reliquie hochhielt, die aussah wie die H?rner eines Bullen. Sie neigte sie so, dass sich die Sonne in ihnen fing. Gwendolyn sah zu, wie damit der K?ste ein Signal gab. Sandara richtete es nicht auf die Stadt, sondern eher nach Norden, in Richtung von etwas, das aussah wie ein isoliertes W?ldchen an der K?ste. Als Gwendolyns Augen zufielen, und sie sp?rte, wie sie kraftlos zu Boden fiel, blitzen Bilder vor ihrem inneren Auge auf. Sie war sich nicht mehr sicher, was real war, und was ihren Halluzinationen entsprang. Sie sah Dutzende von Kanus, die aus dem dichten Dach des Dschungels hervorkamen, und auf die offene See, auf ihre Schiffe, zukamen. Sie konnte einen Blick auf sie erhaschen, und war ?berrascht, nicht die Rasse des Empire zu sehen, sondern eine andere. Sie sah stolze, muskul?se M?nner und Frauen, mit schokoladenfarbener Haut und leuchtenden gelben Augen, mit mitf?hlenden, intelligenten Gesichtern. Gwendolyn sah einen zufriedenen Blick in Sandaras Gesicht, und erkannte, dass es Sandaras Volk war. Gwendolyn h?rte ein hohles Pochen auf dem Schiff, und sah Enterhacken an Deck, Seile, die das Schiff einfingen. Sie sp?rte, wie das Schiff sanft die Richtung ?nderte, und blickte hinab ins Wasser, und sah die Flotte von Kanus, die ihr Schiff durch die Str?mung von der Stadt fortzogen. Gwendolyn begriff langsam, dass Sandaras Leute ihnen zur Hilfe kamen, um ihr Schiff in einen anderen Hafen zu bringen, weg von dem des Empire. Gwendolyn sp?rte, dass das Schiff scharf nach Norden abdrehte, auf das dichte Bl?tterdach zu, und den kleinen, versteckten Hafen darunter. Erleichtert schloss sie die Augen. Bald ?ffnete Gwendolyn die Augen wieder und lehnte sich ?ber die Reling. Ersch?pft und schwach sp?rte sie, wie sie das Gleichgewicht verlor und riss panisch die Augen auf, als sie bemerkte, dass sie gleich ?ber Bord fallen w?rde. Gwendolyns Herz pochte wild, sie konnte nicht fassen, dass sie, nach allem was sie durchgemacht hatte, so sterben sollte. W?hrend sie sich bereits fallen sp?rte, h?rte sie ein pl?tzliches Knurren und f?hlte, wie starke Z?hne sie beim Hemd packten. Sie h?rte ein Winseln, als sie am Hemd zur?ckgezogen wurde, fort vom Abgrund, und schlie?lich zur?ck an Deck. Sie schlug hart auf dem h?lzernen Deck auf, doch sie war sicher. Sie blickte auf und sah Krohn ?ber sich stehen. Ihr Herz machte vor Freude einen Sprung. Sie war ?bergl?cklich zu sehen, dass Krohn am Leben war. Er sah ausgemergelt aus, und sie bemerkte, dass sie ihn in all dem Chaos ganz vergessen hatte. Das letzte Mal, als sie ihn gesehen hatte, war in dem schlimmen Sturm gewesen, als sie unter Deck gegangen waren. Sie erkannte, dass er sich irgendwo unter Deck versteckt, und dort vor sich hin gehungert haben musste, damit die anderen essen konnten. So war Krohn. Grenzenlos Selbstlos. Und nun, wo sie sich wieder dem Land n?herten, kam er wieder aus seinem Versteck. Krohn winselte und leckte ihr das Gesicht, und Gwendolyn umarmte ihn mit letzter Kraft. Kraftlos lie? sie den Kopf sinken, w?hrend Krohn sich neben ihr zusammenrollte und den Kopf auf ihre Brust legte. * Gwendolyn sp?rte, wie eine Fl?ssigkeit, s?? und kalt, auf ihre Lippen getr?ufelt wurde, und ihre Wangen und ihren Hals hinunter lief. Sie ?ffnete ihren Mund und trank, schluckte gierig, und das Gef?hl weckte sie aus ihren Tr?umen. Gwendolyn ?ffnete ihre Augen und trank gierig. Fremde Gesichter schwebten ?ber ihr, und sie trank und trank, bis sie sich verschluckte, und husten musste. Jemand half ihr dabei, sich aufzurichten, und sie setzte sich hustend auf, w?hrend ihr jemand anderes auf den R?cken klopfte. „Schhhh“, h?rte sie eine Stimme. „Trink langsam.“ Es war eine sanfte Stimme, die Stimme eines Heilers. Gwendolyn sah einen alten Mann mit tiefen Falten im Gesicht, die noch tiefer wurden, als er sie anl?chelte. Gwendolyn sah sich um, und bemerkte Dutzende von fremden Gesichtern, Sandaras Leute, die sie still anstarrten, und musterten, als w?re sie eine Kuriosit?t. Gwendolyn, deren Hunger und Durst nun wieder erwacht war, streckte die Hand nach der Blase mit dem Getr?nk aus, und trank und trank die s??e Fl?ssigkeit, als ob es kein Morgen g?be. „Langsam, langsam“, sagte der Mann. „Sonst wird dir schlecht.“ Gwendolyns sah eine Vielzahl von Kriegern von Sandaras Volk, die ihr Schiff bev?lkerten. Sie sah ihre eigenen Leute, die ?berlebenden des Rings, wie sie lagen, knieten oder sa?en, und jedem von ihnen von Sandaras Leuten ein Getr?nk eingefl??t wurde. Sie alle waren an der Grenze des Todes gewesen. Unter ihnen sah sie Illepra, die das Baby, das Gwen auf den Oberen Inseln gerettet hatte, an sich dr?ckte und es f?tterte. Gwendolyn war erleichtert, als sie es weinen h?rte. Sie hatte es Illepra gegeben, als sie selbst zu schwach gewesen war, es zu halten, und es lebendig zu sehen, lies Gwendolyn an Guwayne denken. Gwendolyn war fest entschlossen, dass dieses M?dchen leben sollte. Gwendolyn f?hlte sich mit jedem Augenblick, der verstrich, besser, und sie setzte sich auf, um mehr von dem wundersamen Getr?nk zu trinken. Sie fragte sich, was es war, und war voller Dankbarkeit diesen Leuten gegen?ber. Sie hatten ihrer aller Leben gerettet. Neben sich h?rte Gwendolyn ein Wimmern. Es kam von Krohn, der immer noch mit dem Kopf auf ihrem Schoss neben ihr lag. Sie gab ihm aus der Blase zu trinken, und er schlabberte es dankbar auf. Sie strich ihm liebevoll ?ber den Kopf. Wieder einmal schuldete sie ihm ihr Leben. Bei seinem Anblick musste sie an Thor denken. Gwendolyn blickte zu Sandaras Leuten auf, und wusste nicht, wie sie ihnen danken sollte. „Ihr habt uns gerettet“, sagte sie. „Wir schulden euch unser Leben.“ Gwendolyn drehte sich um, und sah Sandara an, die neben ihr auf die Knie ging, und Sandara sch?ttelte den Kopf. „Mein Volk glaubt nicht an Schulden“, sagte sie. „Wir glauben, dass es eine Ehre ist, jemandem in Not zu helfen.“ Die Menge machte Platz, und Gwendolyns Blick fiel auf einen ernst dreinblickenden Mann, der ihr Anf?hrer zu sein schien. Er schien um die F?nfzig zu sein, mit ausladendem Kiefer und d?nnen Lippen. Er ging vor ihr in die Hocke, und eine gro?e t?rkisfarbene Halskette aus Muscheln blitzte in der Sonne, als er seinen Kopf neigte, und sie mit gef?hlvollen Augen musterte. „Ich bin Bokbu“, sagte er mit tiefer, autorit?rer Stimme. „Wir sind Sandaras Ruf gefolgt, weil sie eine von uns ist. Wir haben unser Leben f?r euch riskiert. Wenn das Empire uns in diesem Augenblick mit euch sehen w?rde, w?ren wir alle tot.“ Bokbu stand auf, und stemmte die H?nde in die H?ften. Gwendolyn rappelte sich langsam mit Hilfe von Sandara und des Heilers auf, und sah ihn an. Bokbu seufzte, als er ihre Leute ansah, und den erb?rmlichen Zustand ihres Schiffs sah. „Es geht ihnen besser, also m?ssen sie jetzt gehen“, kam eine Stimme. Gwendolyn drehte sich um, und sah einen muskul?sen Krieger, der einen Speer trug, und auf Bokbu zukam, wobei er ihm einen kalten Blick zuwarf. „Schick diese Fremden dorthin zur?ck, wo sie hergekommen sind“, f?gte er hinzu. „Warum sollten wir Blut f?r sie vergie?en?“ „Ich bin von deinem Blut“, sagte Sandara und sah den Krieger ernst an. „Weshalb du diese Leute niemals h?ttest hierher bringen sollen. Du hast uns alle in Gefahr gebracht.“, herrschte er sie an. „Du bringst Schande ?ber unser Volk“, sagte Sandara. „Hast du die Gesetze der Gastfreundschaft vergessen?“ „Du bringst Schande ?ber uns“, gab er zur?ck. Bokbu hob seine H?nde, und sie verstummten. Er stand ausdruckslos da, und schien nachzudenken. Gwendolyn sah ihn an, und bemerkte, in welch gef?hrlicher Situation sie waren. Jetzt wieder in See zu stechen, w?rde ihrer aller Tod bedeuten, doch sie wollte diese Leute, die ihr geholfen hatten, auch nicht in Gefahr bringen. „Wir wollten euch keinen Schaden zuf?gen“, sagte Gwendolyn an Bokbu gewandt. „Wir wollen euch nicht gef?hrden. Wir k?nnen wieder aufbrechen.“ Bokbu sch?ttelte den Kopf. „Nein“, sagte er. Dann sah er Gwen an, und musterte sie mit einem Ausdruck der Verwunderung auf dem Gesicht. „Warum hast du deine Leute hierher gebracht?“, fragte er. Gwendolyn seufzte. „Wir sind vor einer riesigen Armee geflohen“, sagte sie. „Sie haben unsere Heimat zerst?rt. Wir sind gekommen, um eine neue Heimat zu finden.“ „Ihr seid an den falschen Ort gekommen“, sagte der Krieger. „Das hier wird nicht eure Heimat werden.“ „Ruhe!“, sagte Bokbu, und warf ihm einen b?sen Blick zu. Bokbu wandte sich wieder Gwendolyn zu, und sah ihr in die Augen. „Du bist eine stolze und edle Frau“, sagte er. „Ich kann sehen, dass du eine geborene Anf?hrerin bist. Du hast deine Leute gut gef?hrt. Wenn ihr wieder die Segel setzt, werdet ihr sicher sterben. Vielleicht nicht heute, aber es kann nicht lange dauern.“ Gwendolyn hielt seinem Blick stand. „Dann werden wir sterben“, antwortete sie. „Ich will nicht, dass deine Leute sterben m?ssen, damit wir leben k?nnen.“ Sie starrte ihn mit festem Blick ausdruckslos an, ermutigt durch ihren Stolz und ihren Edelmut. Sie konnte sehen, dass Bokbu sie mit wachsendem Respekt ansah. Eine angespannte Stille stand zwischen ihnen. „Ich sehe, dass Kriegerblut in dir flie?t“, sagte er. „Ihr bleibt bei uns. Deine Leute werden sich hier erholen, bis sie wieder gesund und stark sind. Egal wie viele Monde es dauert.“ „Aber H?uptling“, begann der Krieger. Bokbu drehte sich um, und warf ihm einen ernsten Blick zu. „Meine Entscheidung ist gefallen.“ „Aber ihr Schiff!“, protestierte er. „Wenn es hier im Hafen bleibt, wird das Empire es sehen. Wir werden alle noch vor dem neuen Mond sterben!“ Der H?uptling blickte zum Mast auf, dann sah er sich auf dem Schiff um. Auch Gwendolyn sh sich um, betrachtete die Landschaft, und sah, dass sie in einen versteckten Hafen gebracht worden waren, der unter einem dichten Laubdach lag. Sie drehte sich um, sah hinter sich das offene Meer, und wusste, dass der Mann Recht hatte. Der H?uptling sah sie an und nickte. „Du willst deine Leute retten?“, fragte er. Gwendolyn nickte ernst. „Ja.“ Er nickte ihr zu. „Anf?hrer m?ssen schwere Entscheidungen treffen“, sagte er. „Nun ist die Zeit f?r dich gekommen, eine Entscheidung zu treffen. Ihr wollt bleiben, doch euer Schiff wird uns alle umbringen. Ihr seid uns herzlich willkommen, doch das Schiff kann nicht bleiben. Ihr m?sst es verbrennen, dann werden wir euch gerne aufnehmen.“ Gwendolyn stand da und sah den H?uptling an. Beim Gedanken daran tat ihr das Herz weh. Sie sah ihr Schiff an, das Schiff, das sie ?ber das Meer um die halbe Welt gebracht und sie und all ihre Leute gerettet hatte. Es brach ihr das Herz. In ihrem Kopf k?mpften widerspr?chliche Gef?hle miteinander. Dieses Schiff war ihre einzige Fluchtm?glichkeit. Doch Fluchtm?glichkeit wohin? Zur?ck hinaus aufs Meer, wo sie alle sterben w?rden? Ihre Leute konnten kaum stehen; sie brauchten Zeit, sich zu erholen. Sie brauchten Zuflucht. Und wenn der Preis f?r ihrer aller Leben war, dieses Schiff zu verbrennen, dann sollte es eben so sein. Wenn sie sich entscheiden sollten, wieder in See zu stechen, dann w?rden sie ein anderes Schiff finden oder bauen, tun, was auch immer sie tun mussten. Doch jetzt, in diesem Augenblick, ging es um ihre Leben. Das war jetzt das Wichtigste. Gwendolyn sah ihn an, und nickte ernst. „Dann soll es so sein.“ Bokbu sah sie mit gro?em Respekt an. Dann drehte er sich um und rief einen Befehl, woraufhin alle M?nner um ihn herum aktiv wurden. Sie verteilten sich ?ber das ganze Schiff, halfen den Menschen aus dem Ring auf die Beine, und brachten sie ?ber eine lange Planke an den Sandstrand. Gwendolyn stand neben Godfrey, Kendrick, Brandt, Atme, Aberthol, Illepra und Sandara an der Reling, und sah zu, wie die Menschen, die sie so sehr liebte, an ihr vorbeigingen. Sie wartete, bis auch der letzte das Schiff verlassen hatte, bis nur noch der H?uptling, sie und Krohn an Deck standen. Bokbu hielt eine brennende Fackel, die ihm einer seiner M?nner gereicht hatte. Er begann, damit die h?lzernen Aufbauten des Schiffs in Brand zu setzen. „Nein“, sagte Gwen, und hielt ihn am Handgelenk fest. Er sah sie ?berrascht an. „Ich muss es selbst tun“, sagte sie. Gwendolyn nahm z?gernd die schwere brennende Fackel, drehte sich um, und hielt sie an eines der Segel, das aufgerollt an Deck lag. Sie stand da, und sah zu, wie es Feuer fing, und sich die Flammen schnell ?ber das ganze Schiff ausbreiteten. Sie lie? die Fackel fallen, wandte sich um, und ging, gefolgt von Krohn und Bokbu die Planke hinunter an den Strand, in ihre neue Heimat, der einzige Ort, der ihr auf dieser Welt geblieben war. Als sie sich in dem fremdartigen Dschungel umsah, h?rte sie seltsame Schreie von V?geln und Tieren, die sie nicht kannte, und fragte sich: Konnten sie sich wirklich hier eine neue Heimat aufbauen? KAPITEL F?NF Alistair zitterten von der K?lte. Sie kniete auf dem Stein und blickte dem ersten Morgenlicht des anbrechenden Tages entgegen, das langsam ?ber die S?dlichen Inseln kroch, und den Bergen und T?lern einen sanften Glanz verlieh. Ihre H?nde und F??e steckten in h?lzernen Fesseln und ihr Kopf ruhte auf dem Block, auf dem schon so viele K?pfe vor ihrem gelegen hatten. Sie konnte die getrockneten Blutflecken sehen und die Scharten, die das Henkersbeil auf dem Zedernholz hinterlassen hatte. Sie konnte die traurige Energie des Holzes sp?ren, als ihr Hals es ber?hrte, die letzten Augenblicke, die letzten Emotionen all jener sp?ren, die hier den Tod gefunden hatten. Sie f?hlte sich elend. Sie sah zu, wie der neue Tag anbrach. Es f?hlte sich schrecklich unwirklich an, dass dies ihr letzter Sonnenaufgang sein sollte. Sie genoss ihn diesmal mehr denn je zuvor. Als sie an diesem k?hlen Morgen hinaus blickte, sahen die S?dlichen Inseln unter der sanften Brise unglaublich sch?n aus, der sch?nste Ort, den sie je gesehen hatte, die B?ume gl?hten in allen nur erdenklichen Schattierungen von Orange und Rot hin zu Pink und Violett, eine reiche Auswahl saftiger Fr?chte wartete darauf, geerntet zu werden, und der s??e Duft der Bl?ten wurde vom Wind auf den Platz her?bergetragen. Der Nebel glitzerte im Licht, die Atmosph?re war magisch. Sie hatte sich noch nie an einem Ort so zu Hause gef?hlt; hier h?tte sie gerne f?r immer gelebt. Alistair h?rte Schritte. Sie sah sich um und sah, dass Bowyer sich n?herte. Er hielt eine riesige Doppelaxt in der Hand, und blickte auf sie herab. Hinter ihm konnte Alistair in der Morgend?mmerung hunderte von Bewohnern der S?dlichen Inseln ausmachen, die offensichtlich loyal hinter ihm standen. Sie sammelten sich in einem weiten Kreis um sie herum – niemand wollte zu nahe stehen, wenn das Blut spritzte. Bowyer wollte es schnell hinter sich bringen. Alistair konnte sehen, dass er kaum erwarten konnte, K?nig zu werden. Alistair zog aus einer einzigen Sache zumindest ein wenig Befriedigung: So ungerecht es auch war, ihr Opfer w?rde es Erec erlauben, weiterzuleben. Das bedeutete ihr mehr als ihr eigenes Leben. Bowyer trat n?her und fl?sterte ihr zu: „Mach dir keine Sorgen, ich werde dich schnell t?ten“, sagte er, wobei sie seinen Atem auf ihrer Haut sp?ren konnte, „und Erec auch.“ Alistair sah verwirrt und erschrocken zu ihm auf. Er l?chelte sie an, ein kleines L?cheln, nur f?r sie, das niemand anderes sehen konnte. „Ganz genau“, fl?sterte er. „Vielleicht nicht heute; vielleicht sogar erst in ein paar Monden. Doch eines Tages, wenn er es am wenigsten erwartet, werde ich deinem Gemahl mein Messer in den R?cken rammen. Ich will dass du das wei?t, bevor ich die zur H?lle schicke, Sch?nheit.“ Bowyer trat zwei Schritte zur?ck, umfasste den Schaft der Axt fest mit beiden H?nden, und bereitete sich auf den Hieb vor. Alistairs Herz pochte wild w?hrend sie vor dem Richtblock kniete, denn sie hatte bisher den Grad der B?sartigkeit dieses Mannes untersch?tzt. Er war nicht nur grenzenlos ehrgeizig, und ging daf?r ?ber Leichen, er war auch ein Feigling und ein L?gner. „Lass sie frei!“, verlangte pl?tzlich eine Stimme, und zerriss die angespannte Stille des fr?hen Morgens. Alistair drehte sich so gut sie konnte um, und sah das Chaos, als zwei Gestalten sich ihren Weg durch die Menge bahnten, bis sie von Bowyers Wachen zur?ckgehalten wurden. Alistair war ?berrascht und dankbar, Erecs Mutter und Schwester zu sehen. „Sie ist unschuldig“, rief Erecs Mutter. „Du darfst sie nicht t?ten!“ „W?rdest du wirklich eine Frau t?ten?“, schrie Dauphine. „Sie ist eine Fremde. Lass sie gehen. Schick sie zur?ck in ihr eigenes Land. Sie muss nicht in unsere Angelegenheiten hineingezogen werden.“ Bowyer drehte sich um und polterte los: „Sie ist eine Fremde, die unsere K?nigin werden wollte, um unseren ehemaligen K?nig zu t?ten.“ „Du bist ein L?gner“, schrie Erecs Mutter. „Du hast dich geweigert vom Brunnen der Wahrheit zu trinken!“ Bowyer betrachtete die Gesichter der Menge. „Gibt es hier jemanden, der sich meinem Anspruch auf den Thron zu widersetzen wagt?“, schrie er, und blickte trotzig in die Menge. Alistair sah hoffnungsvoll zu, doch einer nach dem anderen senkten alle anwesenden M?nner, die zumeist aus Bowyers eigenem Stamm kamen, den Blick – nicht einer wollte sich ihm im Kampf stellen. „Ich bin euer Champion“, polterte Bowyer. „Ich habe alle Gegner am Tourniertag besiegt. Es gibt niemanden hier, der mich schlagen k?nnte. Nicht einen. Wenn einer jedoch anderer Meinung sein sollte, soll er vortreten.“ „Ist denn niemand hier, der Erec retten will?“, schrie Dauphine. Bowyer drehte sich um und sah sie b?se an. „Und wo ist dein Bruder jetzt? Er liegt im Sterben. Wir wollen keinen Kr?ppel zum K?nig. Ich bin euer K?nig. Ich war sein Gegner im Tournier. Nach den Gesetzen des Landes bin ich K?nig. So wie mein Vater vor Erecs Vater K?nig war.“ Erecs Mutter und Dauphine st?rmten auf ihn zu, um ihn aufzuhalten, doch seine M?nner hielten sie zur?ck. Neben ihnen sah Alistair Erecs Bruder, Strom, mit gefesselten H?nden. Auch er wehrte sich, doch er konnte sich nicht befreien. „Daf?r wirst du bezahlen, Bowyer!“, schrie Strom. Doch Bowyer ignorierte ihn. Stattdessen wandte er sich wieder Alistair zu, und sie konnte an seinen Augen sehen, dass er fest entschlossen war, es zu Ende zu bringen. Ihre Zeit war gekommen. „Eine Herrschaft, die auf Betrug begr?ndet ist, steht auf t?nernen F?ssen“, sagte Alistair zu ihm. Er sah sie b?se an; offensichtlich hatte sie einen wunden Punkt ber?hrt. „Und diese Worte werden deine letzten sein“, knurrte er. Bowyer riss die Axt hoch ?ber seinen Kopf. Alistair schloss die Augen, wissend, dass sie in wenigen Augenblicken nicht mehr auf dieser Welt weilen w?rde. Mit geschlossenen Augen sp?rte Alistair, wie die Zeit langsamer lief. Bilder blitzten vor ihr auf. Sie sah ihre erste Begegnung mit Erec, im Ring, beim Schloss des Barons, als sie eine Dienstmagd war, und sich beim ersten Blick in ihn verliebt hatte. Sie sp?rte ihre Liebe zu ihm, eine Liebe, die bis zu diesem Tag in ihr brannte. Sie sah ihren Bruder, Thorgrin, sah sein Gesicht; doch sie sah ihn nicht im Ring, in King’s Court, sondern in einem fernen Land, auf einem fernen Ozean. Sie sah ihre Mutter, die am Rande der Klippen vor ihrem Schloss stand, hoch ?ber dem Ozean an der Br?cke. Sie hatte die Arme ausgestreckt und l?chelte sie liebevoll an. „Meine Tochter“, sagte sie. „Mutter“, sagte Alistair. „Ich komme zu dir.“ Doch zu ihrer gro?en ?berraschung sch?ttelte ihre Mutter den Kopf. „Deine Zeit ist noch nicht gekommen“, sagte sie. „Deine Aufgabe auf dieser Welt ist noch nicht erf?llt. Du hast noch immer ein gro?es Schicksal vor dir.“ „Doch wie, Mutter“, fragte sie. „Wie kann ich ?berleben?“ „Du bist gr?sser als diese Welt“, antwortete ihre Mutter. „Diese Klinge, das Eisen des Todes, ist von dieser Welt. Deine Fesseln sind von dieser Welt. Sie sind irdische Grenzen. Sie beschr?nken dich nur, wenn du an sie glaubst, wenn du ihnen Macht ?ber dich zugestehst. Du bist Geist, Licht und Energie. Das ist, wo deine wahren Kr?fte liegen. Du bist ?ber alledem. Du l?sst dich nur von physischen Grenzen zur?ckhalten. Dein Problem ist nicht die St?rke, es ist der Glaube daran. Der Glaube an dich. Wie stark ist dein Glauben?“ W?hrend Alistair zitternd und mit geschlossenen Augen vor dem Richtblock kniete, hallte die Frage ihrer Mutter in ihrem Kopf wider. Wie stark ist dein Glauben? Alistair lie? sich gehen, verga? ihre Fesseln und begab sich in die H?nde ihres Glaubens. Sie lie? die physischen Fesseln der Welt hinter sich, und wandte sich der ?berlegenen Macht zu, der einen Macht, die allem anderen auf dieser Welt ?berlegen war. Eine Macht hatte diese Welt erschaffen. Eine Macht hatte all dies erschaffen. Das war die Macht, mit der sie eins werden musste. Als sie es tat, sp?rte Alistair, wie pl?tzlich eine W?rme in ihrem K?rper aufstieg. Sie brannte f?rmlich, f?hlte sich unbesiegbar Sie sp?rte, wie Flammen aus ihren H?nden schossen, f?hlte wie ihr Geist summte und vibrierte, und wie eine unglaubliche Hitze zwischen ihren Augen bis in ihre Stirn aufstieg. Sie f?hlte sich st?rker denn je, st?rker als die Fesseln, st?rker als alles Materielle. Sie ?ffnete ihre Augen, und die Zeit begann, wieder in normalem Tempo abzulaufen. Sie blickte auf, und sah wie Bowyer mit zu einer Fratze verzerrtem Gesicht die Axt auf sie herabsausen lie?. Alistair fuhr herum und hob ihre Arme. Ihre Fesseln brachen wie d?rre Zweige. In derselben Bewegung sprang sie blitzschnell auf die F??e und hob eine Hand gegen Bowyer. W?hrend seine Axt auf sie zu sauste, geschah etwas Unglaubliches: die Axt zerfiel vor aller Augen zu Staub und Asche. Bowyer, der mit leeren H?nden die Bewegung fortf?hrte, stolperte und fiel auf die Knie. Alistair fuhr herum und sah das Schwert am G?rtel eines Kriegers am Rand der Menge. Sie streckte die andere Hand danach aus, und befahl dem Schwert, zu ihr zu kommen. Beim n?chsten Wimpernschlag hielt sie es in der Hand. In einer einzigen Bewegung griff sie es, drehte sich um, hob es hoch, und lie? es auf Bowyers ungesch?tzten Nacken heruntersausen. Die Menge keuchte schockiert, als Bowyers K?rper schlaff zu Boden fiel und sein Kopf ?ber die Pflastersteine rollte. Er lag an derselben Stelle, an der er vor wenigen Augenblicken noch Alistair t?ten wollte. Aus der Menge kam ein Schrei, und Alistair sah, wie sich Dauphine aus dem Griff des Kriegers befreite, den Dolch des Mannes ergriff, und ihm den Hals aufschnitt. In derselben Bewegung fuhr sie herum und schnitt Stroms Fesseln durch. Strom griff sofort nach dem Schwert des Kriegers neben ihm, fuhr herum und t?tete drei von Bowyers M?nnern bevor sie reagieren konnten. Jetzt, wo Bowyer tot war, wusste die Menge nicht, was sie tun sollte. Schreie erhoben sich. Sein Tod hatte all jenen Mut gemacht, die sich ihm nur widerwillig angeschlossen hatten. Sie ?berdachten ihre Allianzen, besonders als Dutzende von M?nnern, die Erec treu ergeben waren durch die Menge brachen und an Stroms Seite gegen jene k?mpften, die Bowyer gegen?ber loyal waren. Der Vorteil war schnell auf Seiten von Erecs M?nnern, als sich Mann f?r Mann, Reihe f?r Reihe, neue Allianzen formten; Bowyers M?nner, die all dem unvorbereitet gegen?berstanden, fl?chteten ?ber das Plateau den felsigen Hand hinauf, verfolgt von Strom und seinen M?nnern. Alistair sah zu, wie ein wilder Kampf entlang des Berghangs entbrannte, und sich schnell ausbreitete. Schreie und H?rner schallten ?ber die ganze Insel, deren Bewohner sich schnell auf eine der beiden Seiten schlugen. Der Klang der Schwerter und die Todesschreie der M?nner erf?llten den Morgen, und Alistair wusste, dass ein B?rgerkrieg ausgebrochen war. Sie stand unbewegt da. Das Schwert, das sie noch immer in der Hand hielt, gl?nzte in der Sonne, und sie sp?rte, dass sie von der Gnade Gottes gerettet worden war. Alistair f?hlte sich wie neu geboren, m?chtiger denn je, und sp?rte, dass ihr Schicksal sie rief. Sie war optimistisch. Sie wusste, dass Bowyers M?nner get?tet werden w?rden. Die Gerechtigkeit w?rde obsiegen. Erec w?rde sich wieder erheben und sie heiraten. Und bald w?rde sie die neue K?nigin der S?dlichen Inseln sein. . KAPITEL SECHS Darius rann den Trampelpfad aus seinem Dorf entlang und folgte den Fu?spuren in Richtung Volusia. In seinem Herz brannte die feste Entschlossenheit, Loti zu retten, und die M?nner zu t?ten, die sie geholt hatten. Er rannte mit einem Schwert in der Hand – einem echten Schwert aus echtem Metall. Es war das erste Mal, dass er in seinem Leben eine Waffe aus Metall in H?nden hielt. Er wusste, dass das alleine ausreichte, ihn und sein ganzes Dorf zu t?ten. Metall war ein absolutes Tabu – selbst sein Vater und sein Gro?vater hatten Angst davor gehabt, es zu besitzen. Darius wusste, dass er eine Grenze ?berschritten hatte, und von nun an gab es kein Zur?ck. Doch Darius war das egal. Die Ungerechtigkeit unter der er leben musste, war zu viel geworden. Nun, da sie Loti geholt hatten, konnte er an nichts anderes mehr denken, als daran, sie zu befreien. Er hatte kaum eine Gelegenheit gehabt, sie besser kennenzulernen, doch seltsamerweise f?hlte es sich an, als kannte er sie schon sein ganzes Leben. Es war eine Sache, dass sie alle Sklaven waren, doch dass man sie wegschleppte, um einen Offizier zu heiraten, das war etwas anderes. Er konnte das nicht einfach so mit ansehen, sein Ehrgef?hl lie? das nicht zu. Er war nur ein Junge, doch er wusste, dass er an der Schwelle zum Mannsein stand. Er erkannte, dass es diese schweren Entscheidungen waren, die niemand anderer treffen wollte, die ihn zu einem Mann machten. Darius rannte allein schwer atmend die Stra?e entlang. Schwei? lief ihm in die Augen. Er war bereit sich alleine einer ganzen Stadt, ja sogar einer ganzen Armee entgegenzustellen. Er musste Loti finden und sie zur?ckbringen, oder zumindest bei dem Versuch sterben. Er wusste, dass er, sollte er versagen, den Zorn auf seine Familie, sein Dorf und all seine Leute ziehen w?rde. Doch er machte sich nichts vor, selbst wenn er erfolgreich sein sollte, w?rde es so sein. H?tte er innegehalten und dar?ber nachgedacht, w?re er wom?glich umgekehrt. Doch er wurde von etwas angetrieben, das st?rker war als sein Selbsterhaltungstrieb. Er wurde vom Wunsch nach Gerechtigkeit getrieben. Nach Freiheit. Von dem Wunsch, seine Unterdr?cker loszuwerden und frei zu sein, und sei es auch nur f?r einen winzigen Augenblick. Wenn nicht f?r sich selbst, dann f?r Loti. F?r ihre Freiheit. Darius wurde von Leidenschaft getrieben, nicht von logischen Gedanken. Das da drau?en war die Liebe seines Lebens, und er hatte einfach zu oft unter den H?nden des Empire gelitten. Die Konsequenzen waren ihm egal. Er musste ihnen zeigen, dass es unter seinem Volk zumindest einen Mann gab, der sich das alles nicht l?nger gefallen lie?, selbst wenn es nur ein einziger Mann war, oder auch nur ein Junge. Darius rannte und rannte. Er folgte dem Pfad vorbei an den wohlbekannten Feldern zu den Randgebieten Volusias. Er wusste, dass sie ihn umbringen w?rden, wenn sie ihn so nahe bei der Stadt sahen. Er sah, dass die Hufabdr?cke der Zertas nun dichter beieinander waren, was nur bedeuten konnte, dass sie langsam gingen. Er war sich sicher, dass er sie einholen konnte, wenn er nur schnell genug war. Darius kam keuchend um eine Biegung hinter einem H?gel, und sah endlich in der Ferne, was er gesucht hatte: Vielleicht hundert Meter vor ihm stand Loti, mit dicken Eisenfessel um den Hals die Handgelenke, die mi einer langen Kette am Geschirr eines der Zertas befestigt war. Auf dem Zerta ritt der Zuchtmeister, der, der sie weggeschleppt hatte, und neben ihm ritten zwei weitere Empire Krieger. Ihre schwarz-goldenen R?stungen glitzerten in der Sonne. Sie waren gut doppelt so gro? wie Darius, ausgezeichnete Krieger, M?nner mit den besten Waffen, und noch dazu auf Zertas. Um sie zu ?berw?ltigen brauchte man eine ganze Armee von Sklaven. Doch Darius lie? sich nicht von Furcht bremsen. Die St?rke seines Geistes und seine wilde Entschlossenheit trugen ihn voran, und er wusste, dass das ausreichen musste. Darius rannte immer weiter, und n?herte sich der nichtsahnenden kleinen Karawane von hinten. Bald hatte er sie eingeholt, hob sein Schwert und zerschlug die Kette, mit der Loti an das Zerta gekettet war. Sie sprang erschrocken zur?ck, als Darius sie befreite und sah ihn sprachlos an. Sie war frei. Darius drehte sich um, und sah einen genauso erstaunten Blick auf dem Gesicht des Zuchtmeisters, der ihn von seinem Zerta aus anstarrte. Der Krieger neben ihm blieb ebenfalls stehen, nicht minder ?berrascht ?ber Darius pl?tzliches Erscheinen. Mit zitternden Armen stand Darius zwischen Loti und den Kriegern, seine Waffe hoch vor sich erhoben, fest entschlossen keine Angst zu zeigen. „Sie geh?rt dir nicht“, rief Darius mit zittriger Stimme. „Sie ist eine freie Frau! Wir sind alle frei!“ Die Krieger sahen den Zuchtmeister an. „Junge“, rief er Darius zu, „du hast gerade den gr??ten Fehler deines Lebens begangen!“ Er nickte den beiden Kriegern zu, die ihre Schwerter zogen, und auf Darius zust?rmten. Darius wich nicht von der Stelle. Er hielt sein Schwert mit zitternden H?nden, und sp?rte, wie seine Vorfahren auf ihn herabblickten. Er sp?rte, dass all die Sklaven die je get?tet worden waren, auf ihn herabblickten und ihm Kraft gaben. Gro?e Hitze wallte in seinem K?rper auf. Er sp?rte, wie die Macht, die tief in seinem Inneren schlummerte, sich danach sehnte, angerufen zu werden. Doch er lie? es nicht zu. Er wollte Mann gegen Mann gegen sie k?mpfen, sie schlagen, wie ein Mann sie schlagen w?rde, all sein Training, das er mit seinen Waffenbr?dern genossen hatte, dazu nutzen. Er wollte als Mann siegen, wie ein Mann mit richtigen Waffen k?mpfen, und sie auf ihre Art schlagen. Er war immer schneller gewesen als die anderen Jungen, selbst Jungen die ?lter und viel gr?sser als er waren. Er machte sich bereit. „Loti“, rief er, ohne sich umzudrehen. „LAUF! Geh zur?ck ins Dorf!“ „NEIN!“, schrie sie zur?ck. Darius wusste, dass er etwas tun musste; er konnte nicht einfach so dastehen und darauf warten, dass sie ihn erreichten. Er wusste, dass er sie ?berraschen musste, etwas tun musste, was sie nicht erwarteten. Pl?tzlich st?rzte Darius los. Er visierte einen der beiden Krieger an, und st?rmte direkt auf ihn zu. Sie trafen sich auf halbem Weg und Darius lie? einen Schlachtruf los. Der Krieger schlug mit seinem Schwert nach Darius Kopf, doch Darius hob seines und blockte den Hieb. Funken flogen, und er sp?rte die Vibration des Schlages in seinem Arm. Die St?rke seines Gegners traf ihn unvorbereitet. Der Krieger schwang herum und wollte Darius von der Seite treffen, doch es gelang ihm, auch diesen Schwertstreich abzuwehren. Das hier f?hlte sich ganz anders an, als die Trainingsk?mpfe mit seinen Br?dern; Darius sp?rte, dass er langsamer war als sonst – die Klinge war so schwer, er musste sich erst daran gew?hnen. Er hatte das Gef?hl, als bewegte sich der ?ltere Krieger doppelt so schnell wie er. Der Mann holte wieder aus, und Darius erkannte, dass er ihn nicht Schlag um Schlag besiegen konnte; er musste seine anderen F?higkeiten einsetzen. Darius wich aus, duckte sich, anstatt den Schlag zu blicken, und rammte seinen Ellbogen gegen den Hals des Kriegers. Der Schlag sa?. Der Mann stolperte zur?ck, fiel auf die Knie, w?rgte und griff sich an den Hals. Darius lie? den Griff seines Schwertes auf seinen ungesch?tzten R?cken hinabsausen und schickte ihn mit dem Gesicht voran in den Dreck. Zur gleichen Zeit kam der andere Krieger auf ihn zu gest?rmt und Darius fuhr herum, riss sein Schwert hoch und blockte einen m?chtigen Schlag ab, der auf sein Gesicht abzielte. Doch der Krieger lie? sich nicht bremsen, und warf Darius hart auf den Boden. Seine Rippen schmerzten, als er unter dem Krieger lag. Der Mann lie? sein Schwert fallen und versuchte, Darius mit seinen Fingern die Augen auszustechen. Darius jedoch griff die Handgelenke des Kriegers, und hielt sie mit zitternden H?nden von sich fern – doch lange konnte er ihn so nicht halten. Er wusste, dass er schnell etwas tun musste, darum hob er sein Knie und warf sich herum, wodurch es ihm gelang, den Mann von sich zu rollen. In derselben Bewegung griff Darius nach einem langen Dolch, den er am G?rtel des Mannes gesehen hatte, riss ihn hoch, und rammte ihn ihm in die Brust. Der Krieger schrie auf. Darius lag auf ihm und sah zu, wie er starb. Er war geschockt. Es war das erste Mal, dass er einen Mann get?tet hatte. Er f?hlte sich siegreich doch gleichzeitig unglaublich traurig. Darius wurde von einem Schrei aus den Gedanken gerissen. Er fuhr herum und sah, dass sich der andere Krieger, den er zuvor niedergeschlagen hatte, sich wieder aufgerappelt hatte und auf ihn zu gerannt kam. Er schwang sein Schwert nach Darius Kopf. Dieser wartete konzentriert, duckte sich im letzten Augenblick und der Krieger stolperte an ihm vorbei. Als er umdrehte, und sich wieder auf Darius st?rzen wollte, griff dieser nach dem Dolch, der in der Brust des Toten steckte, ging auf die Knie und warf ihn. Er beobachtete, wie die Klinge durch die Luft schoss, bis sie schlie?lich mitten im Herzen seines Angreifers landete. Eine Waffe des Empire, allen anderen ?berlegen, gegen das Empire selbst gerichtet. Vielleicht h?tten sie ihre Waffen ja weniger scharf herstellen sollen, dachte Darius. Die Augen traten mit einem letzten ungl?ubigen Blick auf Darius aus den H?hlen, bevor er tot zu Boden fiel. Wieder h?rte Darius einen Schrei hinter sich, sprang auf die F??e und fuhr herum, um zu sehen, wie der Zuchtmeister von seinem Zerta abstieg. Er sah ihn b?se an, zog sein Schwert und rannte mit einem lauten Schrei auf Darius zu. „Dann muss ich dich eben selbst t?ten!“, knurrte er. „Doch ich werde dich nicht nur t?ten, ich werde dich, deine ganze Sippe und dein Dorf langsam zu Tode foltern!“ Mit diesen Worten st?rmte er los. Der Zuchtmeister war offensichtlich ein besserer Krieger als die anderen, gr?sser und breiter gebaut, und mit besserer R?stung. Er war ein ausgezeichneter Krieger, der beste, mit dem Darius je gek?mpft hatte. Darius musste zugeben, dass er Angst hatte vor diesem Feind – doch er weigerte sich, es zuzugeben. Stattdessen war er entschlossen, seine Angst zu ?berwinden, und sich nicht einsch?chtern zu lassen. Er war auch nur ein Mann, redete sich Darius selbst zu, und ein Mann kann sterben. Alle M?nner k?nnen sterben. Darius hob sein Schwert als der Zuchtmeister schwertschwingend auf ihn zukam. Es blitzte im Licht, Darius sprang zur Seite, blockte den Schlag und der Mann schwang es erneut. Links und rechts, links und rechts, hieb der Krieger und Darius blockte jeden Schlag. Das Klirren des Metalls klang in seinen Ohren, Funken stoben. Der Mann trieb ihn immer weiter zur?ck, und Darius musste all seine Kraft aufbringen, nur um die Schl?ge zu blocken. Der Mann war stark und schnell, und Darius hatte M?he, einfach nur am Leben zu bleiben. Er wehrte einen Schlag ein wenig zu langsam ab, und schrie vor Schmerz auf, als der Zuchtmeister ihm den Oberarm aufschlitzte. Es war keine tiefe Wunde, doch sie war schmerzhaft. Darius sp?rte das Blut auf seiner Haut, die erste Wunde aus einem Kampf, und war wie bet?ubt. Es war ein Fehler. Der Zuchtmeister nutzte sein Z?gern, und schlug ihm mit seinem Handschuh ins Gesicht. Darius sp?rte einen brennenden Schmerz in seinem Gesicht als der metallene Handschuh seinen Kiefer traf. Der heftige Schlag lie? ihn mehrere Meter zur?ck taumeln, und Darius schwor sich, nie wieder w?hrend eines Kampfes seine Wunden zu betrachten. Als Darius das Blut auf seinen Lippen schmeckte, ?berkam ihn gro?e Wut. Der Zuchtmeister, der gerade wieder auf ihn zugest?rmt kam, war gro? und stark, doch dieses Mal, aufgeweckt vom Schmerz und dem Blut auf seiner Zunge, lie? Darius sich von ihm nicht einsch?chtern. Die ersten Schl?ge waren ausgetauschte, und Darius bemerkte, dass sie, wenn auch schmerzhaft, gar nicht so schlimm waren. Er stand noch, atmete noch, lebte noch. Und das bedeutete, er konnte k?mpfen. Er konnte Schl?ge einstecken, und immer noch weiterk?mpfen. Verletzt zu werden war gar nicht so schlimm, wie er bef?rchtet hatte. Er war vielleicht kleiner und weniger erfahren, doch er bemerkte, dass seine F?higkeiten genauso gut waren, wie die des anderen Mannes – und dass er genauso t?dlich sein konnte. Darius stie? einen gutturalen Schrei aus und hechtete nach vorn, st?rzte sich in den Kampf, anstatt sich davor zu scheuen. Ohne Angst vor weiteren Wunden, hob Darius sein Schwert und hieb auf seinen Gegner ein. Der Mann wehrte die Schl?ge ab, doch Darius gab nicht auf, schwang sein Schwert wieder und wieder, und trieb den Zuchtmeister trotz dessen ?berlegener Gr??e und St?rke zur?ck. Darius k?mpfte um sein Leben, f?r Loti, f?r all seine Leute, seine Waffenbr?der, und schneller und heftiger als je zuvor w?tend von rechts und links auf den Krieger einschlagend, fand er eine L?cke in der Deckung des Mannes. Der Zuchtmeister schrie vor Schmerzen auf, als Darius seine Seite aufschlitzte. Er fuhr herum und sah Darius b?se an, zuerst ?berrascht, dann mit Rachelust in den Augen. Er schrie wie ein verwundetes Tier und st?rzte auf Darius zu. Der Zuchtmeister warf sein Schwert weg, und st?rzte sich mit offenen Armen auf Darius. Er hob Darius hoch und quetschte  ihn so sehr, dass auch dieser sein Schwert fallen lie?. Alles geschah so schnell, und es war ein so unerwarteter Angriff, dass Darius nicht rechtzeitig reagieren konnte. Er hatte erwartet, dass sein Feind sein Schwert nutzen w?rde, nicht seine F?uste. Darius st?hnte, und hatte das Gef?hl, dass gleich jeder Knochen in seinem K?rper brechen w?rde. Er schrie vor Schmerzen auf. Der Zuchtmeister quetschte ihn in seiner t?dlichen Umarmung immer fester, so fest, dass Darius keine Luft bekam, und dieser f?rchtete, sterben zu m?ssen. Dann warf der Krieger seinen Kopf in den Nacken und versetzte Darius mit seiner Stirn einen Schlag auf die Nase. Darius sp?rte, wie das Blut aus seiner Nase floss, sp?rte einen schrecklichen Schmerz durch sein Gesicht und seine Augen schie?en, der ihn blind machte. Auch diesen Angriff hatte er nicht erwartet, und als der Zuchtmeister zum n?chsten Kopfsto? ausholte, war der wehrlose Darius sicher, dass er sterben musste. Das Rasseln von Ketten durchschnitt die Stille um sie herum, und pl?tzlich riss der Zuchtmeister seine Augen weit auf, und sein Griff um Darius lockerte sich. Darius keuchte irritiert und blickte auf, verwirrt, warum der Mann ihn losgelassen hatte. Dann sah er Loti, die hinter dem Empire-Krieger stand, ihm ihre Ketten um den Hals gewickelt hatte, und mit aller Kraft daran zog. Darius stolperte zur?ck und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Er sah, wie der Zuchtmeister mehrere Meter zur?cktaumelte, ?ber seine Schulter griff und Loti ?ber seinen Kopf warf. Loti landete mit einem Schrei auf dem R?cken. Der Zuchtmeister holte mit seinem Bein aus und zielte mit dem Stiefel auf ihr Gesicht. Darius war drei Meter entfernt, zu weit, um sie rechtzeitig zu erreichen. „NEIN!“, schrie Darius. Er reagierte schnell: Er hob sein Schwert auf, holte aus, und warf es. Das Schwert segelte durch die Luft, und Darius beobachtete fasziniert, wie die Spitze die R?stung des Mannes durchdrang und in seinem Herz stecken blieb. Wieder traten seine Augen aus den H?hlen, und Darius sah zu, wie er stolperte und mit dem Gesicht voran in den Dreck fiel. Loti rappelte sich auf, und Darius eilte zu ihr. Er legte ihr den Arm um die Schulter, so dankbar f?r ihre Hilfe, so erleichtert, dass es ihr gut ging. Pl?tzlich h?rte Darius einen schrillen Pfiff; Darius fuhr herum und sah den Zuchtmeister, der mit seinem letzten Atemzug einen zweiten Pfiff ausstie?. Ein schreckliches Br?llen ersch?tterte die Stille und der Boden bebte. Darius sah sich um, und war zu Tode erschrocken, als er sah, dass das Zerta pl?tzlich auf sie zugest?rmt kam. Mit gesenkten H?rnern st?rzte es auf sie zu. Darius und Loti sahen einander an – sie wussten, dass sie nicht schnell genug fliehen konnten. In wenigen Augenblicken w?rden sie tot sein. Darius sah sich um. Ganz in der N?he sah er einen steilen Hang, der voller Felsen und Steine war. Mit einem Arm zog Darius Loti zu sich heran, den anderen streckte er in Richtung des Steilhangs. Er wollte seine Kr?fte nicht nutzen, doch er wusste, dass ihm keine andere Wahl blieb, wenn er leben wollte. Darius sp?rte, wie eine enorme Hitze seinen K?rper durchstr?mte, eine Macht, die er kaum kontrollieren konnte, und sah, wie ein grelles Licht aus seiner ge?ffneten Hand auf den Hang zuschoss. Ein Grollen ert?nte, kaum h?rbar zun?chst, doch immer lauter und lauter werdend, als Darius zusah, wie die Felsbrocken und Steine immer schneller und schneller den Hang hinunterrollten. Die Ger?lllawine st?rzte auf das Zerta, und zerschmetterte es, bevor es sie erreichen konnte. Nachdem der Krach verhallt war, standen sie, eingeh?llt in eine riesige Staubwolke, in der Stille. Darius atmete schwer und konnte kaum fassen, was er gerade eben getan hatte. Er wandte sich Loti zu. Er sah, dass sie ihn erschrocken ansah, und wusste, dass sich pl?tzlich alles ge?ndert hatte. Er hatte sein Geheimnis verraten. Jetzt gab es kein Zur?ck mehr. KAPITEL SIEBEN Thor sa? aufrecht am Rand ihres kleinen Bootes, die Beine ?bereinander geschlagen, die H?nde auf den Oberschenkeln. Er hatte den anderen den R?cken zugekehrt und starrte hinaus auf die kalte, grausame See. Seine Augen waren rotgeweint, und er wollte nicht, dass die anderen ihn so sahen. Seine Tr?nen waren vor langer Zeit versiegt, doch seine Augen waren immer noch rot, w?hrend er stumm aufs Meer hinaus blickte, und sich ?ber die R?tsel des Lebens wunderte. Wie konnte er einen Sohn geschenkt bekommen, nur damit er ihm wieder genommen wird? Wie konnte jemand, den er so sehr liebte, einfach so verschwinden, ihm ohne Vorwarnung entrissen werden, und ohne Chance auf Wiederkehr? Thor hatte das Gef?hl, dass das Leben zu gnadenlos und grausam war. Wo war denn die Gerechtigkeit? Warum konnte sein Sohn nicht zu ihm zur?ckkehren? Thor w?re bereit gewesen alles – alles – zu geben, er w?re durchs Feuer gegangen, eine Million Tode gestorben – um Guwayne zur?ckzubekommen. Thor schloss die Augen und sch?ttelte den Kopf, w?hrend er versuchte, die Gedanken an den Vulkan, das leere K?rbchen, das Feuer, zu vertreiben. Er versuchte den Gedanken zu vertreiben, dass sein Sohn einen so schmerzhaften Tod sterben musste. Sein Herz brannte vor Zorn, doch viel mehr noch vor Sorge – und Schmach, dass er seinen kleinen Sohn nicht rechtzeitig erreicht hatte. Thor konnte sich kaum vorstellen, wie er Gwendolyn die Nachricht beibringen sollte. Sie w?rde ihn sicher nie wieder in die Augen sehen wollen. Und sie w?rde nie mehr dieselbe sein. Es war, als ob Thors ganzes Leben aus seinen H?nden gerissen worden w?re. Er wusste nicht, wie er es wieder aufbauen, die Scherben wieder zusammensetzen sollte. Wie findet man einen neuen Sinn im Leben, fragte er sich. Thor h?rte Schritte und sp?rte, wie das Boot schaukelte und knarzte, als jemand neben ihn trat. Er sah sich um, und war ?berrascht zu sehen, dass Conven sich neben ihn gesetzt hatte, und aufs Meer hinaus blickte. Thor hatte das Gef?hl, seit einen ganzen Ewigkeit nicht mit Conven gesprochen zu haben, nicht seit dem Tod von dessen Zwillingsbruder. Er war dankbar, ihn zu sehen. Als Thor ihn ansah, die Trauer sah, die sein Gesicht noch immer nicht verlassen hatte, verstand er ihn zum ersten Mal. Er konnte ihn verstehen. Conven sagte nichts. Er musste auch nichts sagen, seine N?he war genug. Sie sa?en nebeneinander, in Trauer vereint. Sie sa?en lange Zeit schweigend da, nicht ein Laut au?er dem leisen Pl?tschern der Wellen ans Boot und dem Rauschen des Windes durchbrach die Stille. Ihr kleines Boot driftete auf dem endlosen Meer, ihre Mission, Guwayne zu retten, war ihnen genommen worden. Schlie?lich begann Conven zu sprechen: „Es vergeht nicht ein Tag, an dem ich nicht an Conval denke“, sagte er mit leiser Stimme. Thor wollte antworten, doch er konnte nicht sprechen, und so sa?en sie weiter still nebeneinander. Schlie?lich war es wieder Conven, der sprach: „Ich traure mit dir um Guwayne. Ich h?tte gerne gesehen, wie er ein gro?er Krieger wird, ganz wie sein Vater. Ich wei?, dass er einer geworden w?re. Das Leben ist tragisch und grausam. Es gibt und es nimmt. Ich w?nschte, ich k?nnte dir sagen, dass du dich von deiner Trauer erholen wirst – doch mir ist es selbst nach all dieser Zeit nicht gelungen.“ Thor sah ihn an, und Convens fast schon brutale Ehrlichkeit gab ihm eine gewisse Ruhe. „Was h?lt dich am Leben?“, fragte Thor. Conven blickte lange aufs Wasser hinaus, und seufzte. „Ich denke, dass Conval es so gewollt h?tte“, sagte er. „Er h?tte gewollt, dass ich weiterlebe, und so lebe ich weiter. Ich tue es f?r ihn, nicht f?r mich. Manchmal leben wir f?r andere. Manchmal ist es uns selbst egal, ob wir leben oder sterben, darum leben wir f?r sie. Ich habe gelernt, dass das manchmal gen?gen muss.“ Der dachte an Guwayne, der nun tot war, und fragte sich, was sein Sohn sich gew?nscht h?tte. Nat?rlich h?tte er sich gew?nscht, dass Thorgrin lebte, um sich um seine Mutter, Gwendolyn, zu k?mmern. Thors Verstand wusste das. Doch in seinem Herzen war es schwer zu begreifen. Conven r?usperte sich. „Wir leben f?r unsere Eltern“, sagte er. „F?r unsere Geschwister. F?r unsere Frauen und S?hne und T?chter. Wir leben f?r alle anderen. Und manchmal, wenn das Leben uns so sehr gepr?gelt hat, dass wir nicht um unserer selbst Willen weiterleben wollen, muss das genug sein.“ „Da bin ich anderer Meinung“, kam eine Stimme. Thor sah sich um, und sah Matus. Er setzte sich zu ihnen. Matus blickte aufs Meer hinaus. „Ich glaube, dass da noch etwas ist, wof?r wir leben“, f?gte er hinzu. „Und was ist das?“, fragte Conven. „Der Glaube“, seufzte Matus. „Mein Volk, die M?nner von den Oberen Inseln, beten zu den vier G?ttern der felsigen K?sten. Sie beten zu den G?ttern des Wassers, des Windes, des Himmels, und der Felsen. Doch diese G?tter haben nie meine Gebete beantwortet. Ich bete zum alten Gott des Rings.“ Thor sah ihn ?berrascht an. „Ich habe nicht gewusst, dass es auf den Oberen Inseln Anh?nger des Glaubens des Rings gab?“, sagte Conven. Matus nickte. „Ich bin anders als mein Volk“, sagte er. „Das war schon immer so. Ich wollte einem M?nchsorden beitreten, als ich jung war, doch mein Vater wollte davon nichts wissen. Er bestand darauf, dass ich, ein Krieger werde, wie meine Br?der.“ Er seufzte „Ich glaube wir leben f?r unseren Glauben, nicht f?r andere“, f?gte er hinzu. „Das ist es, was uns tr?gt. Wenn unser Glaube stark genug ist, wirklich stark genug, dann kann alles passieren. Selbst ein Wunder.“ „Und kann es meinen Sohn zu mir zur?ckbringen?“, fragte Thor. Matus nickte, und Thor konnte sehen, dass er es ernst meinte. „Ja“, sagte Matus schlicht. „Alles.“ „Du l?gst“, sagte Conven ver?rgert. „Du gibst ihm falsche Hoffnung.“ „Das tue ich nicht“, gab Matus zur?ck. „Willst du sagen, dass der Glaube meinen toten Bruder zur?ckbringen kann?“, sagte Conven w?tend. Matus seufzte. „Ich sage, dass jede Trag?die, jedes Leid ein Geschenk ist“, sagte er. „Ein Geschenk“, fragte Thor. „Willst du mir etwa weismachen, dass der Verlust meines Sohnes ein Geschenk ist?“ Matus nickte. „So ungerecht es klingt, dir ist ein Geschenk gegeben worden. Du kannst nicht wissen, was das Geschenk ist. Vielleicht nicht f?r eine lange Zeit. Doch eines Tages wirst du es sehen.“ Thor wandte sich ab, und blickte unsicher und verwirrt aufs Meer hinaus. War das alles eine Pr?fung? fragte er sich. War das eine der Pr?fungen, von der seine Mutter gesprochen hatte? Konnte der Glaube allein seinen Sohn zur?ckbringen? Er wollte es glauben. Er wollte es wirklich. Doch er wusste nicht, ob sein Glaube stark genug daf?r war. Als seine Mutter von Pr?fungen gesprochen hatte, war Thor sicher gewesen, dass er alle bestehen w?rde, egal, was kommen w?rde. Doch jetzt war er nicht sicher, ob er weitergehen konnte. Das Boot schaukelte auf den Wellen, und pl?tzlich ver?nderte sich die Str?mung. Das Boot wurde in die entgegengesetzte Richtung getrieben. Das riss ihn aus seinen Gedanken. Er blickte ?ber die Schulter, und fragte sich, was geschah. Reece, Elden, Indra und O’Connor ruderten noch immer und blickten verwirrt auf, als ihr kleines Segel im Wind flatterte. „Der N?rdliche Strom“, sagte Matus und stand auf. Er hatte die H?nde in die H?ften gest?tzt und sah aufs Wasser hinaus. Er sch?ttelte den Kopf. „Das ist nicht gut.“ „Was ist?“, fragte Indra. „K?nnen wir das Boot nicht kontrollieren?“ „Manchmal ist er an den oberen Inseln vorbeigekommen“, erkl?rte Matus. „Ich habe ihn nie selbst gesehen, und nur davon geh?rt. Er ist eine rei?ende Str?mung. Wenn du erst einmal darin gefangen bist, bringt er dich, wohin es ihm gef?llt – egal, wie stark du ruderst.“ Thor blickte auf das Meer hinaus. Er sah, dass sie fast doppelt so schnell als zuvor von den Wellen getragen wurden. Sie bewegten sich auf einen violetten Horizont zu, ?ber dem wei?e W?lkchen hingen – sch?n und furchteinfl??end. „Aber wir treiben Richtung Osten“, sagte Reece. „Und wir m?ssen nach Westen. Unsere Leute sind da, das Empire ist im Westen.“ Matus zuckte mit den Schultern. „Wir gehen dorthin, wo der Strom uns hintr?gt.“ Thor sah sich verwundert und frustriert zugleich um, als er bemerkte, dass jeder Augenblick ihn weiter von Gwendolyn und seinem Volk weg trug. „Und wo endet er?“, fragte O’Connor. Wieder hob Matus die Schultern. „Ich kenne nur die Oberen Inseln“, sagte er. „Ich bin noch nie so weit im Norden gewesen. Ich wei? nicht, was uns hier erwartet. „Er endet“, sagte Reece finster, und alle Blicke wanderten zu ihm. Reece blickte ihn ernst an. „Ich habe vor Jahren ?ber den Strom gelernt, als ich noch ganz jung war. Im alten Buch der K?nige gab es eine Sammlung von Karten, eine f?r jeden Teil der Welt. Der N?rdliche Strom f?hrte zum ?stlichen Rand der Welt.“ „Der ?stliche Rand?“, wiederholte Elden besorgt. „Wir w?ren am anderen Ende der Welt!“ Reece zuckte mit den Schultern. „Die B?cher waren alt und ich war ein Kind. Alles, woran ich mich erinnern kann ist, dass der Strom das Portal zum Land der Geister war.“ Thor sah Reece an. „Das sind doch Ammenm?rchen“, sagte O’Connor. „Es gibt kein Portal zum Land der Toten. Es ist vor hunderten von Jahren versiegelt worden, lange bevor unsere V?ter auf der Welt waren.“ Reece zuckte mit den Schultern und alle sahen schweigend aufs Meer hinaus. Thor betrachtete die schnelle Str?mung und fragte sich, wo sie die Str?mung hintragen w?rde. * Thor sa? allein am Bug und starrte wie schon seit Stunden ins Wasser. Die kalte Gischt wehte ihm ins Gesicht. Er war wie bet?ubt und sp?rte sie kaum. Thor wollte etwas tun, Segel setzen, rudern – irgendetwas tun – doch es gab nichts zu tun. Der N?rdliche Strom trieb sie irgendwohin, und alles was sie tun konnten, war dazusitzen und die Str?mung zu beobachten, w?hrend ihr Boot auf den Wellen tanzte. Sie waren in den H?nden des Schicksals. W?hrend Thor dasa?, den Horizont beobachtete, und sich fragte, wo der Strom enden w?rde, sp?rte er, wie er ins Nichts driftete, bet?ubt vom Wind und der K?lte, verloren in der Monotonie und der tiefen Stille, die ?ber ihnen hing. Die V?gel, die eine Weile ?ber ihnen gekreist waren, waren schon lange verschwunden, die Stille war bleiern geworden, und als der Himmel immer dunkler und dunkler wurde hatte Thor das Gef?hl, als ob sie ins Nichts, ans Ende der Welt segelten. Stunden sp?ter, als die letzten Sonnenstrahlen des Tages durch die Wolken blitzten, sah Thor etwas am Horizont. Erst war er sich sicher, dass es eine Illusion war; doch als die Str?mung st?rker wurde, wurde die Form deutlicher. Es war real. Thor stand auf und blickte in Richtung Horizont. „Ist es real?“, fragte eine Stimme. Reece trat neben ihn. Elden, Indra und der Rest gesellten sich bald zu ihnen und blickten erstaunt in die D?mmerung. „Eine Insel?“, fragte O’Connor. „Sieht aus wie eine H?hle“, sagte Matus. Als sie n?her kamen, konnte Thor die Umrisse erkennen, und sah, dass es tats?chlich eine H?hle war. Es war eine riesige H?hle, ein riesiger hohler Fels, der hier mitten aus dem grausamen und endlosen Ozean hunderte von Metern in die H?he wuchs, dessen ?ffnung wie ein gro?er Mund aussah, der bereit war, die ganze Welt zu verschlingen – und die Str?mung trug sie direkt darauf zu. Thor starrte staunend in die H?hle hinein, und er wusste, dass es nur eines sein konnte: Das Portal zum Land der Toten. KAPITEL EIGHT Darius ging langsam mit Loti an seiner Seite den Pfad entlang. Angespanntes Schweigen lag ?ber ihnen. Seit der Begegnung mit dem Zuchtmeister und seinen M?nnern hatte keiner von ihnen ein Wort gesagt. In Darius Kopf schwirrten zahllose Gedanken umher w?hrend er neben ihr her ging, und sie zur?ck ins Dorf begleitete. Er wollte den Arm um sie legen, ihr sagen, wie dankbar er war, dass sie am Leben war, dass sie ihn gerettet hatte und er sie, wie fest entschlossen er war, ihr nie wieder von der Seite zu weichen. Er wollte Freude und Erleichterung in ihren Augen sehen, wollte sie sagen h?ren, wie viel es ihr bedeutete, dass er sein Leben f?r sie riskiert hatte – oder zumindest, dass sie froh war, ihn zu sehen. Doch Loti sagte nichts. Sie sah ihn nicht einmal an. Sie hatte nicht mit ihm geredet, seit er die Lawine ausgel?st hatte, hatte ihm nicht einmal in die Augen gesehen. Darius Herz pochte, er fragte sich, was sie dachte. Sie hatte mitangesehen, wie er seine Kr?fte angerufen hatte, war Zeugin der Lawine geworden. Da hatte sie ihn nur schockiert angesehen, und seither jeden Blickkontakt vermieden. Vielleicht, dachte Darius, hatte er in ihren Augen das heilige Tabu gebrochen, das eine Tabu, das sein Volk mehr als alles andere beachtete. Vielleicht hatte sie Angst vor ihm; oder schlimmer noch – vielleicht liebte sie ihn nicht mehr. Vielleicht sah sie ihn als eine Art von Monster. Darius brach es das Herz als sie langsam wieder zum Dorf zur?ck wanderte, und er fragte sich wozu das alles gut gewesen war. Er hatte gerade sein Leben riskiert, um ein M?dchen zu retten, das ihn nicht mehr liebte. Er h?tte alles darum gegeben, ihre Gedanken lesen zu k?nnen, alles. Doch sie sah ihn ja nicht einmal an. Stand sie unter Schock? Darius wollte etwas zu ihr sagen, irgendetwas, um das Schweigen zu brechen. Doch er wusste nicht, wie und wo er anfangen sollte. Er hatte geglaubt, sie zu kennen, doch jetzt war er sich nicht mehr so sicher. Er war irritiert und ver?rgert, zu stolz zu sprechen, angesichts ihrer Reaktion, doch in gewisser Weise sch?mte er sich auch. Er wusste, was seine Leute von Magie hielten. War der Gebrauch von Magie denn so schlimm? Auch wenn er damit ihr Leben gerettet hatte? W?rde sie es den anderen erz?hlen? Wenn die Dorfbewohner es herausf?nden, w?rden sie ihn sicher ins Exil schicken. Sie liefen immer weiter, und schlie?lich konnte Darius es nicht mehr l?nger ertragen. Er musste etwas sagen. „Ich bin mir sicher, dass deine Familie froh sein wird, dich sicher zur?ckzuhaben“, sagte Darius. Doch zu seiner Entt?uschung sah Loti ihn nicht einmal an, und ging mit ausdrucksloser Miene weiter. Endlich, nach einer ganzen Weile, sch?ttelte sie den Kopf. „Vielleicht“, sagte sie. „Doch ich f?rchte, dass sie sich mehr Sorgen machen werden als alles andere. Unser ganzes Dorf wird sich Sorgen machen.“ „Was meinst du?“ fragte Darius. „Du hast einen Zuchtmeister, einen Offizier get?tet. Wir haben ihn get?tet. Das ganze Empire wird nach uns suchen. Sie werden unser Dorf zerst?ren, unsere Leute t?ten. Wir haben etwas Schreckliches, unglaublich Egoistisches getan.“ „Etwas Schreckliches? Ich habe dir das Leben gerettet!“, sagte Darius emp?rt. Sie zuckte mit den Schultern. „Mein Leben ist nicht das Leben aller Leute in unserem Dorf wert.“ Darius kochte innerlich und wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Er begann zu erkennen, dass Loti kompliziert war, schwer zu verstehen. Sie war zu sehr mit den sturen Gedanken ihrer Eltern und ihrer Leute indoktriniert. „Dann hasst du mich also daf?r, dass ich dich gerettet habe.“ Sie sah ihn nicht an und ging weiter. „Ich habe dich auch gerettet“, gab sie stolz zur?ck. „Hast du das vergessen?“ Darius wurde rot, er konnte sie nicht verstehen, sie war einfach zu stolz. „Ich hasse dich nicht“, f?gte sie schlie?lich hinzu. „Doch ich habe gesehen, was du getan hast. Ich habe es gesehen, Darius.“ Darius zitterte innerlich, verletzt von ihren Worten. Bei ihm kamen sie wie eine Anklage an. Es war nicht fair, besonders nicht, nachdem er ihr gerade das Leben gerettet hatte. „Und ist das so schlimm?“, fragte er. Loti antwortete nicht. „Ich bin wer ich bin“, sagte Darius. „Ich bin so zur Welt gekommen. Ich habe nicht darum gebeten. Ich kann es ja nicht einmal selbst ganz verstehen! Ich wollte meine Kr?fte nicht nutzen. Es ist so als ob… sie mich benutzt haben.“ Loti senkte den Blick und schwieg. Sie sah ihn nicht an, und Darius bedauerte beinahe, was er getan hatte. Hatte er einen Fehler gemacht, als er sie gerettet hatte? Sollte er sich ?ber das, was er war sch?men? „W?rst du lieber tot, als dass ich meine… Kr?fte angewendet h?tte?“, wollte Darius wissen. Wieder schwieg Loti und Darius Bedauern wuchs. „Du darfst mit niemandem dar?ber sprechen“, sagte sie. „Wir d?rfen niemals irgendjemandem erz?hlen, was heute geschehen ist. Wir w?ren beide Ausgesto?ene.“ Nach der letzten Kurve um einen H?gel kam ihr Dorf ins Blickfeld. Sie gingen auf der Hauptstra?e auf das Dorf zu, und als die Dorfbewohner sie sahen, wurden sie von lautem Jubel empfangen. Binnen weniger Augenblicke kamen hunderte von Dorfbewohnern, um sie zu begr??en. Lotis Mutter k?mpfte sich durch die Menge, begleitet von ihrem Vater und ihren Br?dern, M?nner mit breiten Schultern, kurzen Haaren und stolzem Kiefer. Sie alle musterten Darius. Neben ihnen stand Lotis dritter Bruder, der kleiner war als die anderen, und dessen linkes Bein gel?hmt war. „Mein Kind!“, rief Lotis Mutter, eilte zu ihr, und umarmte sie. Darius hielt sich unsicher im Hintergrund. „Was ist passiert?“, wollte ihre Mutter wissen. „Ich dachte, dass die M?nner des Empire dich mitgenommen haben. Wie bist du frei gekommen?“ Die Dorfbewohner schwiegen, und alle Augen wanderten zu Darius. Er stand unsicher da, und wusste nicht, was er sagen sollte. Er h?tte sich gew?nscht, dass dies ein Moment gro?er Freude und Jubels ?ber seine Tat sein sollte, ein Augenblick, auf den er stolz sein sollte, dass sie ihn als Helden willkommen hie?en. Schlie?lich hatte er als einziger von allen den Mut gehabt, Loti zu folgen. Stattdessen war er verwirrt, vielleicht sogar besch?mt. Loti warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu, als ob sie ihn warnen wollte, ihr Geheimnis nicht zu verraten. „Es ist nichts passiert, Mutter“, sagte Loti. „Der Zuchtmeister hat seine Meinung ge?ndert und mich gehen lassen.“ „Dich gehen lassen?“, echote sie irritiert. Loti nickte. „Sie haben mich weit von ihr gehen lassen. Ich habe mich im Wald verlaufen, und Darius hat mich gefunden. Er hat mich zur?ckgebracht.“ Die Dorfbewohner sahen skeptisch zwischen Loti und Darius hin und her. Darius sp?rte, dass sie ihnen nicht glaubten. „Und was ist mit deinem Gesicht passiert?“, fragte ihr Vater, strich mit der Hand ?ber ihre Wange und drehte ihren Kopf zur Seite, um sie zu untersuchen. Darius sah sie an und sah den gro?en blauen Bluterguss. Loti sah ihren Vater unsicher an. „Ich… bin gestolpert“, sagte sie. „?ber eine Wurzel. Wie ich schon gesagt habe, es geht mir gut“, beharrte sie trotzig. Alle Augen wandten sich Darius zu, und Bokbu, der H?uptling des Dorfes, trat vor. „Darius, ist das wahr?“, fragte er mit ernster Stimme. „Du hast sie friedlich zur?ckgebracht? Ihr hattet keine Auseinandersetzung mit ihnen?“ Darius stand mit pochendem Herzen da, hunderte von Augen starrten ihn an. Wenn er ihnen von ihrer Begegnung erz?hlte, zugab, was sie getan hatten, dann w?rden sie alle die Rache daf?r f?rchten. Und er konnte ihnen nicht erkl?ren, wie er sie get?tet hatte, ohne seine Magie zu verraten. Er w?re ein Ausgesto?ener, und Loti auch – und au?erdem wollte er keine Panik ausl?sen. Doch Darius wollte auch nicht l?gen. Er wusste nicht, was er tun sollte. Darum nickte Darius lediglich wortlos. Sollten sie es interpretieren, wie sie es wollen. Erleichtert wandten sich die Leute wieder Loti zu. Schlie?lich nahm sie einer ihrer Br?der in die Arme. „Sie ist in Sicherheit“, rief er und brach damit die Anspannung. „Das ist alles, was z?hlt!“ Jubel brach aus, und Loti wurde von ihrer Familie und den anderen umarmt. Darius stand da und sah zu, w?hrend er zum Dank ein halbherziges Schulterklopfen bekam. Er sah zu wie sie mit den anderen davonging, und hoffte, dass sie sich wenigstens einmal umdrehen w?rde um ihn anzusehen. Doch sie verschwand in der Menge, ohne sich auch nur ein einziges Mal nach ihm umzusehen. KAPITEL NEUN Volusia stand stolz auf ihrem goldenen Schiff, das in der Sonne gl?nzte, als sie langsam die Wasserstra?en von Volusia hinunterglitt. Sie hatte die Arme ausgestreckt, und sog die Anbetung ihrer Untertanen in sich auf. Tausende von ihnen waren an den Rand der Wasserstra?en gekommen, um sie zu sehen, f?llten die Stra?en und Gassen, und riefen aus allen Richtungen ihren Namen. Volusia h?tte die Menschen beinahe ber?hren k?nnen, die voller Bewunderung ihren Namen riefen und bunte Bl?tter in die Luft warfen, die im Licht schimmerten, als sie auf sie herabregneten. Das war das gr??te Zeichen des Respekts, das ihr Volk ihr erweisen konnte. Es war ihre Art, einen heimkehrenden Helden zu feiern. „Lang lebe Volusia! Lang lebe Volusia!“, schallte es vom Rand der Kan?le, die sie mitten durch das Herz ihrer prachtvollen Stadt trugen, deren Stra?en und Geb?ude reich mit Gold verziert waren. Volusia lehnte sich zur?ck und sog alles in sich auf, erregt, Romulus besiegt zu haben, den Herrscher des Empire abgeschlachtet zu haben, und seine Krieger mit ihm. Ihre Leute waren auf ihrer Seite. Sie f?hlten sich ermutigt, wenn sie sich stark zeigte, und sie hatte sich seit dem Tag an dem sie ihre Mutter ermordet hatte nicht st?rker gef?hlt. Volusia blickte zu ihrer prachtvollen Stadt auf, zu den beiden riesigen S?ulen am Hafeneingang, die in der Sonne gold und gr?n schimmerten; sie betrachtete die endlose Folge alter Geb?ude, die aus der Zeit ihrer Vorfahren stammte, hunderte von Jahren alt und doch wundersch?n. Die gl?nzenden makellosen Stra?en wimmelten von tausenden von Menschen, Wachen an jeder Ecke, die Kan?le f?hrten in perfekten Winkeln hindurch und verbanden alles miteinander. Auf den Br?cken konnte sie goldene Pferdekutschen sehen mit Menschen, gekleidet in feinste Seide und Juwelen. Die Stadt hatte einen Festtag ausgerufen, und alle waren auf die Stra?en gekommen, um sie zu gr??en, um an diesem heiligen Tag ihren Namen zu rufen. Sie war mehr als eine Herrscherin f?r sie – sie war eine G?ttin. Es war ein besonderes Omen, dass dieser Tag auf den Tag des Lichts fiel, dem Tag, an dem sie sich vor den sieben G?ttern der Sonnen verneigten. Volusia, als Herrscherin der Stadt, war immer diejenige, die die Feierlichkeiten veranlasste, und als sie durch die Stadt fuhr, brannten die beiden prunkvollen goldenen Fackeln hinter ihr, bereit, den Gro?en Brunnen zu entz?nden. Die Menschen folgte ihrer Bake, eilten durch die Stra?en und sie wusste, dass sie sie den ganzen Weg entlang begleiten w?rden bis sie das Zentrum der sechs Kreise der Stadt erreichte, wo sie von Bord gehen, und den Brunnen in Brand setzen w?rde, der H?hepunkt der heutigen Feierlichkeiten. Es war ein glorreicher Tag f?r ihre Stadt und ihre Untertanen, ein Tag um die vierzehn G?tter zu preisen, von denen man sagte, dass sie an den vierzehn Toren zur Stadt alle unerw?nschten Eindringlinge fernhielten. Ihre Untertanen beteten zu jedem einzelnen von ihnen, und heute waren sie besonders dankbar. Dieses Jahr w?rde sie die B?rger ?berraschen: Volusia hatte zum ersten Mal seit Jahrhunderten einen Gott hinzugef?gt. Es war das erste Mal seit Gr?ndung der Stadt, dass sie einen neuen Gott bekamen. Und dieser Gott war sie selbst. Volusia hatte eine riesige goldene Statue von sich selbst im Zentrum der sieben Kreise errichten lassen und hatte diesen Tag zu ihrem Feiertag ausgerufen. Wenn die Statue enth?llt wurde, w?rden ihre Untertanen zum ersten Mal sehen, dass sie, Volusia mehr war als ihre Mutter, mehr als ihre Herrscherin, mehr als ein Mensch. Sie war eine G?ttin, die es verdiente, jeden Tag angebetet zu werden. Sie w?rden beten und sich vor ihr verneigen – sie w?rden es tun, sonst w?rde Volusia ihr Blut f?r den Frevel fordern. Volusia l?chelte in sich hinein, als das Boot auf das Stadtzentrum zusteuerte. Sie konnte kaum den Ausdruck auf ihren Gesichtern erwarten, fieberte danach zu sehen, wie sie neben den vierzehn anderen Gottheiten verehrt wurde. Sie wussten es noch nicht, doch eines Tages w?rde sie die anderen G?tter zerst?ren, einen nach dem anderen, bis nur noch sie ?brig war. Volusia war aufgeregt, sah ?ber ihre Schulter und sah, dass ihre eine endlose Prozession von Booten folgte, voller lebender Stiere und Ziegen und Widder, bereit, den G?ttern geopfert zu werden. Sie w?rde den gr??ten und besten Stier vor ihrer eigenen Statue schlachten. Schlie?lich erreichte Volusias Boot den offenen Kanal zu den sieben goldenen Kreisen, jeder einzelne weiter als der vorherige; weitl?ufige goldene Pl?tze, die durch ringf?rmige Kan?le voneinander getrennt waren. Ihr Boot fuhr langsam durch die Kreise, immer weiter auf das Zentrum zu. Sie fuhr an den vierzehn Gottheiten vorbei und ihr Herz pochte vor Erregung. Jeder der G?tter ragte hoch ?ber sie hinauf, jede Statue aus gl?nzendem Gold, gut sieben Meter hoch. Der Platz in der Mitte war immer freigelassen worden f?r Opfergaben und Versammlungen, doch nun stand dort ein neu errichteter goldener Sockel, auf dem eine vierzehn Meter hohe Konstruktion stand, die mit wei?er Seide abgedeckt war. Volusia l?chelte. Sie alleine wusste, was sich darunter verbarg. Volusia ging von Bord als sie den innersten Platz erreichten. Sie sah zu, wie ein weiteres Boot folgte, und der gr??te Stier, den sie je gesehen hatte, von zw?lf M?nnern zu ihr gebracht wurde. Jeder von ihnen hielt ein dickes Seil, um das Tier unter Kontrolle zu halten. Der Stier war etwas Besonderes – er war aus den Unteren Provinzen hierher gebracht worden: F?nf Meter hoch, mit leuchtend roter Haut war er ein Leuchtfeuer der St?rke. Er war voller Zorn und wehrte sich, doch die M?nner hielten ihn fest, w?hrend sie ihn vor Volusias Statue f?hrten. Volusia h?rte, wie ein Schwert gezogen wurde. Sie drehte sich um und sah Aksan, ihren pers?nlichen Assassinen, der neben ihr stand, und das Zeremonienschwert hochhielt. Aksan war der loyalste Mann, dem sie jemals begegnet war, bereit jeden zu t?ten, wie sie es von ihm verlangte. Ein leises Nicken gen?gte. Er hatte auch eine ausgepr?gte sadistische Neigung, weshalb sie ihn gerne mochte, und er hatte viele Male ihren Respekt verdient. Er war einer der wenigen Menschen, der immer in ihrer N?he sein durfte. Aksan sah sie mit seinem eingefallenen pockennarbigen Gesicht an, seine H?rner schauten zwischen seinen dicken, lockigen Haaren hervor. Er reichte Volusia das goldene Zeremonienschwert mit der zwei Meter langen Klinge, und sie hielt den Griff mit beiden H?nden fest. Eine gebannte Stille legte sich ?ber die Menge als sie es hochhob, herumfuhr, und es mit aller Kraft auf den Nacken des Stiers heruntersausen lie?. Die Klinge, die nicht sch?rfer h?tte sein k?nnen, so d?nn wie Papier, schnitt durch den Stier als w?re es Butter, und Volusia strahlte ?ber das ganze Gesicht als sie den befriedigenden Klang des Schwertes h?rte, das durch das Fleisch schnitt, f?hlte, wie es den Hals des Tiers durchtrennte, und sp?rte, wie ihr das hei?e Blut ins Gesicht spritzte. Es spritzte ?berall hin, eine riesige Pf?tze breitete sich ?ber ihren F?ssen aus, und der Stier fiel am Fu? der verh?llten Statue tot zu Boden. Das Blut spritzte ?ber die wei?e Seide und den goldenen Sockel, und ihre Untertanen jubelten. „Ein gro?es Omen, Mylady“, sagt Aksan, der sich zu ihr vorbeugte. Die Zeremonien hatten begonnen. Um sie herum erschallten die Trompeten und hunderte von Tieren wurden herbeigebracht. Ihre Offiziere begannen, eines nach dem anderen zu schlachten sich an Weibern, Essen und Wein zu laben – und dann w?rden sie es am n?chsten Tag wieder tun, und auch am n?chsten. Volusia war mitten unter ihnen, nahm sich selbst ein paar M?nner und Wein, um anschlie?end ihre H?lse aufzuschlitzen und sie ihren G?ttern zu opfern. Sie hatte sich lang auf dieses brutale Fest gefreut. Doch zuerst musste sie eine letzte Sache tun. Die Menge verstummte, als Volusia auf den Sockel ihrer Statue kletterte, und sich ihren Untertanen zuwandte. Neben ihr stand Koolian, ein anderer vertrauter Ratgeber, ein finsterer Zauberer, gekleidet in einen schwarzen Mantel mit Kapuze, mit gr?nen Augen und einem Gesicht voller Warzen; er war die Kreatur, der ihr bei der Ermordung ihrer Mutter geholfen hatte. Koolian war es gewesen, der ihr geraten hatte, diese Statue von sich errichten zu lassen. Die Menschen starrten sie an. Es war so still, dass man eine Nadel fallen h?ren konnte. Sie wartete, genoss den dramatischen Moment. „Menschen von Volusia“, rief sie. „Ich ?bergebe euch die Statue eures neusten und h?chsten Gottes!“ Mit ausladender Geste zog Volusia an der Seide, begleitet vom Keuchen der Menge. „Eure neue G?ttin, die f?nfzehnte G?ttin, Volusia!“, rief Koolian. Die Menschen standen sprachlos da und starrten ehrf?rchtig in die H?he. Volusia blickte zur gl?nzenden goldenen Statue auf, die doppelt so gro? wie die anderen, und ein perfektes Abbild ihrer selbst war. Sie wartete gebannt, wie ihre Untertanen reagieren w?rden. Es war Jahrhunderte her gewesen, dass jemand zuletzt eine neue Gottheit eingef?hrt hatte, und sie wettete darauf, dass ihre Liebe zu ihr so stark war wie sie sein sollte. Sie wollte nicht nur, dass sie sie liebte, sie wollte, dass sie sie anbeteten. Zu ihrer gro?en Zufriedenheit verneigten sich ihre Untertanen und beteten ihre Statue an. „Volusia“, sangen sie immer wieder. „Volusia, Volusia.“ Volusia stand mit ausgestreckten Armen da, atmete tief durch, und nahm alle sin sich auf. Es war genug Anbetung, um jeden Menschen zu befriedigen. Jeden Herrscher. Jeden Gott. Doch ihr reichte es noch nicht. * Volusia ging durch den weiten Eingang ihres Schlosses, vorbei an drei?ig Meter hohen, marmornen S?ulen. Die G?nge so weit das Auge reichte gespickt mit Wachen, Empire-Kriegern, die in perfekter Haltung goldene Speere trugen. Sie ging langsam, begleitet von Koolian, dem Zauberer, zu ihrer Rechten, und Aksan, ihrem Assassinen, zu ihrer Linken. Neben ihm lief Soku, der Kommandant ihrer Armee. „Mylady, wenn ich kurz mit Euch sprechen d?rfte?“, bat Soku. Er hatte den ganzen Tag schon versucht, mit ihr zu reden, doch sie hatte ihn ignoriert. Seine ?ngste interessierten sie nicht, genauso wenige wie sein unertr?glicher Realismus. Sie hatte ihre eigene Realit?t, und sie w?rde sich ihm zuwenden, wenn es ihr passte. Volusia ging weiter, bis sie zum Eingang eines weiteren Flurs kamen, der mit einem Vorhang aus Smaragdperlenstr?ngen verschlossen war. Die Wachen beeilten sich, ihn beiseite zu schieben, damit sie hindurchgehen konnte. Als sie hindurchging, verklang der Gesang, der Jubel und die Feierlichkeiten der heiligen Zeremonien vor dem Schloss. Sie hatte einen langen Tag des Schlachtens, Trinkens und Feierns hinter sich, und Volusia wollte Zeit, um sich zu sammeln. Sie w?rde sich ausruhen, um dann f?r eine weitere Runde zur?ckzukehren. Volusia betrat den stillen Raum, der nur von wenigen Fackeln erleuchtet wurden. Das, was den Raum am meisten erhellte, war ein Schaft aus gr?nem Licht, der durch ein Rundfenster hoch oben in der Mitte der drei?ig Meter hohen Decke auf ein einziges Objekt herunterschien, das in der Mitte des Raumes stand. Der Smaragdspeer. Volusia ging ehrf?rchtig darauf zu. Er stand schon seit Jahrhunderten unver?ndert da, und wies direkt auf das Licht. Mit seinem Schaft aus Smaragden und der aus einem einzigen Smaragd geschliffenen Spitze, blitzte er im Licht und wies direkt zum Himmel hinauf, als ob er die G?tter herausfordern wollte. Er war schon immer ein heiliges Objekt f?r ihr Volk gewesen, sie glaubten, dass er die Stadt am Leben hielt. Sie stand ehrf?rchtig davor und beobachtete, wie der Staub im Licht umhertrieb. „Mylady“, Sokus leise Stimme hallte durch die Stille. „Darf ich sprechen?“ Volusia stand eine lange Zeit mit dem R?cken zu ihm und betrachtete den Speer, bewunderte die Handwerkskunst so wie sie es jeden Tag ihres Lebens getan hatte, bis sie schlie?lich bereit war, die Worte ihres Ratgebers zu h?ren. „Du darfst sprechen.“ „Mylady“, sagte er. „Ihr habt den Herrscher des Empire get?tet. Sicherlich hat sich die Nachricht schon verbreitet. Bald werden ganze Armeen auf Volusia zu marschieren. Riesige Armeen, viel zu stark, als dass wir sie abwehren k?nnten. Wir m?ssen uns vorbereiten. Was ist Eure Strategie?“ „Strategie?“, echote Volusia gereizt. Sie sah ihn noch immer nicht an. „Wie wollt Ihr einen Frieden aushandeln?“, wollte er wissen. „Wie werdet Ihr Euch ergeben?“ Sie drehte sich um und sah ihn mit kalten Augen an. „Es wird keinen Frieden geben“, sagte sie, „Bis ich ihre Kapitulation akzeptiert habe und sie mir den Treueeid geschworen haben.“ Er sah sie an. In seinem Gesicht stand nackte Angst. „Aber Mylady, sie haben hundert Mal so viele M?nner wie wir“, sagte er. „Wir k?nnen uns nicht gegen sie durchsetzen.“ Sie wandte sich wieder dem Speer zu, und er trat verzweifelt n?her. „Meine Kaiserin“, insistierte er. „Ich habt einen bemerkenswerten Sieg errungen, als Ihr Euch den Thron Eurer Mutter genommen habt. Sie war beim Volk lange nicht so beliebt wie Ihr es seid. Sie beten Euch an. Niemand wird es wagen, offen mit Euch zu sprechen. Darum muss ich es tun. Ihr umgebt Euch mit Menschen, die Euch genau das sagen, was Ihr h?ren wollt; Menschen, die Euch f?rchten. Doch ich muss Euch die Wahrheit sagen, Euch die Realit?t zeigen. Das Empire wird uns einkesseln. Wir werden vernichtet werden. Von uns und unserer glorreichen Stadt wird nichts mehr ?brig sein. Ihr m?sst etwas tun. Ihr m?sst einen Waffenstillstand aushandeln. Zahlt, welchen Preis auch immer sie verlangen, bevor sie uns alle t?ten.“ Volusia studierte l?chelnd den Speer. „Wei?t du, was sie ?ber meine Mutter gesagt haben?“, fragte sie. Soku starrte sie ausdruckslos an und sch?ttelte den Kopf. „Sie haben gesagt, dass sie die Auserw?hlte war. Sie haben gesagt, dass sie nie besiegt werden w?rde. Sie haben gesagt, dass sie niemals sterben w?rde. Wei?t du auch warum? Weil in den vergangenen sechs Jahrhunderten niemand diesen Speer hier gef?hrt hat. Und dann kam sie, und f?hrte ihn mit einer Hand. Sie nutzte ihn, um ihren Vater zu t?ten, und sich seinen Thron zu nehmen.“ Volusia wandte sich ihm mit gl?henden Augen zu. „Sie sagten, dass dieser Speer nur einmal benutzt werden kann. Von der Auserw?hlten. Sie sagten, dass meine Mutter ewig leben w?rde, dass der Thorn von Volusia auf ewig ihr geh?ren w?rde. Und wei?t du, was passiert ist? Ich selbst habe den Speer benutzt, um meine Mutter damit zu t?ten.“ Sie holte tief Luft. „Was sagt dir das, Kommandant?“ Er sah sie verwirrt an und sch?ttelte den Kopf. „Wir k?nnen entweder im Schatten der Legenden anderer leben“, sagte sie, „oder wir k?nnen unsere eigenen erschaffen.“ Sie sah ihn b?se an und lehnte sich vor, um in sein Ohr sprechen zu k?nnen. „Wenn ich das Empire zerst?rt habe“, sagte sie, „wenn jeder in diesem Universum vor mir auf die Knie geht, wenn es nicht einen Menschen mehr gibt, der beim Klang meines Namens schreit und weint, dann wirst du wissen, dass ich die einzige wahre Herrscherin bin – und das ich die einzige und wahre G?ttin bin. Ich bin die Auserw?hlte, weil ich mich selbst auserw?hlt habe!“ KAPITEL ZEHN Gwendolyn ging durch das Dorf, begleite von ihren Br?dern Kendrick und Godfrey sowie Sandara, Aberthol, Brandt und Atme, Hunderte ihrer Leute folgten ihr, als sie alle herzlich willkommen gehei?en wurden. Bokbu, der H?uptling des Dorfes, f?hrte sie, und Gwendolyn ging dankbar neben ihm her, als er ihr das Dorf zeigte. Seine Leute hatten sie aufgenommen, hatten ihnen Zuflucht gew?hrt, und der H?uptling war dabei kein geringes Risiko eingegangen, indem er gegen den Willen einiger der Dorfbewohner entschieden hatte. Er hatte sie alle gerettet, hatte sie alle von der Schwelle des Todes geholt. Gwendolyn wusste nicht, was sie sonst getan h?tten. Sie w?ren wahrscheinlich auf dem Meer gestorben. Gwendolyn f?hlte auch eine ?berw?ltigende Dankbarkeit Sandara gegen?ber, die f?r sie ein gutes Wort bei ihrem Volk eingelegt hatte, und die die Weisheit besessen hatte, sie hierher zu bringen. Gwendolyn sah sich um, beobachtete die Dorfbewohner, die sie umschw?rmten und ansahen, als w?ren sie Kuriosit?ten, und sie f?hlte sich wie ein Tier, das von allen angestarrt wurde. Gwendolyn sah die kleinen gem?tlichen Lehmh?user und die stolzen Menschen, die darin lebten. Es waren stolze Krieger mit g?tigen Augen. Offenbar hatten sie noch nie zuvor Menschen wie Gwendolyn und ihre Leute gesehen. Doch auch wenn sie neugierig waren, waren sie vorsichtig, und Gwendolyn konnte es ihnen nicht verdenken. Ein Leben in Sklaverei hatte sie Vorsicht gelehrt. Gwendolyn bemerkte die Lagerfeuer, die ?berall errichtet worden waren. „Wof?r sind all die Feuer?“, fragte sie. „Ihr seid an einem verhei?ungsvollen Tag gekommen“, sagte Bokbu. „Es ist unser Fest der Toten. Eine heilige Nacht, die nur einmal im Sonnenkreis vorkommt. Wir entz?nden Feuer um die G?tter und die Toten zu ehren, und man sagt, dass in dieser Nacht die G?tter zu uns sprechen, und uns wissen lassen, was die Zukunft bringt.“ „Es wird auch gesagt, dass an diesem Tag unser Retter zu uns kommen wird“, sagte eine Stimme. Gwendolyn sah sich um, und sah einen alten Mann um die Siebzig, der neben ihnen herlief. Er trug einen langen, gelben Stab und eine gelbe Robe. „Darf ich dir Kalo vorstellen“, sagte Bokbu, „unser Orakel.“ Gwendolyn nickte, und er nickte ausdruckslos zur?ck. „Euer Dorf ist sch?n“, bemerkte Gwendolyn. „Ich kann eure Liebe zur Familie sehen.“ Der H?uptling l?chelte. „Du bist jung f?r eine K?nigin, doch du bist weise und g?tig. Es ist wahr, was man von euch sagt, die ihr von der anderen Seite des Meers kommt. Ich w?nschte mir, dass du und deine Leute hier bei uns in unserem Dorf bleiben k?nntet; doch du musst verstehen, dass wir euch vor den Augen des Empire verstecken m?ssen. Ihr werdet ganz in der N?he bleiben, und dort wird eure neue Heimat sein.“ Gwendolyn folgte seinem Blick zu einem fernen Berg, der voller L?cher zu sein schien. „Die H?hle“, sagte er. „Dort werdet ihr sicher sein. Das Empire wird dort nicht nach euch suchen, und ihr k?nnt dort Feuer machen und euer Essen kochen und euch er erholen, bis es euch wieder gut geht.“ „Und dann?“, fragte Kendrick, der sich zu ihnen gesellte. Bokbu sah ihn an doch bevor er antworten konnte, blieb er stehen, als pl?tzlich vor ihm ein gro?er, muskul?ser Dorfbewohner mit einem Speer erschien, flankiert von einem Dutzend weiterer M?nner. Es war der Krieger vom Schiff, der schon bei ihrer Ankunft protestiert hatte – und er sah alles andere als freundlich aus. „Du bringst all unsere Leute in Gefahr, indem du den fremden erlaubst, hierher zu kommen“, knurrte er finster. „Du musst sie dorthin zur?ckschicken, wo sie hergekommen sind. Es ist nicht unsere Aufgabe jeden aufzunehmen, den die Str?mung hier ansp?lt.“ Bokbu sch?ttelte den Kopf und sah ihn an. „Deine Vorv?ter sch?men sich f?r dich“, sagte er. „Die Gesetze der Gastfreundschaft gelten f?r alle.“ „Und ist es die Aufgabe eines Sklaven, jemandem seine Gastfreundschaft anzubieten?“, gab er zur?ck. „Wenn wir nicht einmal f?r uns selbst einstehen k?nnen?“ „Wie man uns behandelt hat keinen Einfluss darauf wie wir andere behandeln“, erkl?rte der H?uptling. „Wir werden die, die uns brauchen, nicht davonschicken.“ Der Dorfbewohner warf Gwendolyn, Kendrick und den anderen einen b?sen Blick zu, dann wandte er sich wieder Bokbu zu. „Wir wollen sie nicht hier“, zischte er. „Die H?hlen sind nicht weit genug weg, und jeden Tag den sie dort sind, kommen wir dem Tod ein St?ck n?her.“ „Was nutzt uns das Leben, wenn wir nicht das Richtige tun?“, fragte der H?uptling. Der Mann starrte ihn lange an, bis er schlie?lich auf dem Absatz kehrt machte und davon st?rmte, dicht gefolgt von seinen M?nnern. Gwendolyn sah ihnen nach. „Vergiss ihn einfach“, sagte der H?uptling zu Gwendolyn w?hrend sie weitegingen. „Ich m?chte euch nicht zur Last fallen“, sagte sie. „Wir k?nnen gehen.“ Doch Bokbu sch?ttelte den Kopf. „Ihr werdet uns nicht verlassen“, sagte er. „Nicht solange ihr euch nicht erholt habt und bereit dazu seid. Es gibt andere Orte im Empire an die ihr gehen k?nnt, wenn ihr das m?chtet, Orte die auch gut versteckt sind. Doch sie sind weit weg von hier, und die Reise dorthin ist gef?hrlich. Ihr m?sst euch zuerst erholen, dann k?nnt ihr entscheiden, ob ihr gehen oder bleiben wollt. Ich bestehe darauf. F?r heute Nacht m?chte ich euch einladen, bei uns im Dorf zu bleiben und an unseren Feierlichkeiten teilzunehmen. Die Nacht bricht bereits herein – das Empire wird euch nicht sehen – und dies ist ein wichtiger Tag f?r uns. Es w?re mir eine Ehre, euch zu Gast zu haben.“ Gwendolyn bemerkte, dass es schnell dunkel wurde. Die Lagerfeuer wurden entfacht, und die Dorfbewohner sammelten sich darum herum. Gwendolyn h?rte, wie Trommeln leise und rhythmisch zu schlagen, dann setzte leiser Gesang ein. Sie sah die Kinder des Dorfes umherrennen, und kleine Leckereien naschen, die aussahen wie die S??igkeiten, die sie aus King’s Court kannte. Sie sah die M?nner, die Schalen aus Kokosn?ssen mit einem Getr?nk darin herumreichten, und sie roch das Fleisch der gro?en Tiere, die ?ber den Feuern gegrillt wurden. Gwendolyn gefiel der Gedanke, dass ihre Leute eine Gelegenheit bekommen sollten, sich bei einem guten Mahl zu erholen und zu st?rken, bevor sie in die abgelegenen H?hlen aufstiegen. Sie wandte sich Bokbu zu. „Danke, das freut mich“, sagte sie. „Wir nehmen dein Angebot sehr gerne an.“ Êîíåö îçíàêîìèòåëüíîãî ôðàãìåíòà. Òåêñò ïðåäîñòàâëåí ÎÎÎ «ËèòÐåñ». Ïðî÷èòàéòå ýòó êíèãó öåëèêîì, êóïèâ ïîëíóþ ëåãàëüíóþ âåðñèþ (https://www.litres.ru/pages/biblio_book/?art=43695415&lfrom=688855901) íà ËèòÐåñ. Áåçîïàñíî îïëàòèòü êíèãó ìîæíî áàíêîâñêîé êàðòîé Visa, MasterCard, Maestro, ñî ñ÷åòà ìîáèëüíîãî òåëåôîíà, ñ ïëàòåæíîãî òåðìèíàëà, â ñàëîíå ÌÒÑ èëè Ñâÿçíîé, ÷åðåç PayPal, WebMoney, ßíäåêñ.Äåíüãè, QIWI Êîøåëåê, áîíóñíûìè êàðòàìè èëè äðóãèì óäîáíûì Âàì ñïîñîáîì.
Íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë Ëó÷øåå ìåñòî äëÿ ðàçìåùåíèÿ ñâîèõ ïðîèçâåäåíèé ìîëîäûìè àâòîðàìè, ïîýòàìè; äëÿ ðåàëèçàöèè ñâîèõ òâîð÷åñêèõ èäåé è äëÿ òîãî, ÷òîáû âàøè ïðîèçâåäåíèÿ ñòàëè ïîïóëÿðíûìè è ÷èòàåìûìè. Åñëè âû, íåèçâåñòíûé ñîâðåìåííûé ïîýò èëè çàèíòåðåñîâàííûé ÷èòàòåëü - Âàñ æä¸ò íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë.