Ðàññâåò ÷àðóþùèé è íåæíûé Êîñíóëñÿ áåëûõ îáëàêîâ, È íåáà îêåàí áåçáðåæíûé, Ñ âîñòîêà çàðåâîì öâåòîâ Ïóðïóðíûõ, ÿðêî - çîëîòèñòûõ, Âäðóã çàñèÿë. Ñêîëüçÿùèé ëó÷ Ïëÿñàë íà ãîðêàõ ñåðåáðèñòûõ… È ñîëíöà ëèê, ïàëÿùèé – æãó÷, Ïëûë íàä Çåìë¸é åù¸ ëåíèâîé, Îáúÿòîé íåãîé ñëàäêèõ ñíîâ… È ëèøü ïàñòóõ íåòîðîïëèâî Êíóòîì èãðàÿ, ãíàë êîðîâ Íà âûïàñ, ñî÷íûìè ë

Meer Der Schilde

Meer Der Schilde Morgan Rice Ring der Zauberei #10 In MEER DER SCHILDE (Buch #10 im Ring der Zauberei) bringt Gwendolyn ihr Kind mit Thorgrin begleitet von m?chtigen Omen auf die Welt. Mit der Geburt ihres Sohnes ?ndert sich das Leben von Gwendolyn und Thorgrin, und auch das Schicksal des Rings f?r immer. Thor soll die Legion wieder aufbauen. Er vertieft sein Training mit Argon und erh?lt eine Ehre, die er sich nie ertr?umt h?tte, als er in die Silver eingef?hrt und ein Ritter wird. Bevor er den Ring verl?sst, um seine Mutter zu finden, bereitet sich Thor f?r seine Hochzeit mit Gwendolyn vor. Doch es geschehen Dinge, die der Hochzeit in die Quere kommen k?nnten. Gwendolyn ist sichtlich mitgenommen von der Geburt ihres Sohnes, von der bevorstehenden Abreise ihres Gemahls und vom Tod ihrer Mutter. Der Ring versammelt sich zur k?niglichen Beisetzung, was die zerstrittenen Schwestern Luanda und Gwendolyn zu ihrer letzten Auseinandersetzung zusammenbringt, die schlimme Folgen haben wird. Argons Prophezeiungen klingen in Gwendolyns Ohren; sie f?hlt, wie Gefahr f?r den Ring aufzieht, und treibt ihren Plan, ihr gesamtes Volk vor der Katastrophe zu retten, voran. Erec erh?lt Nachricht von der Krankheit seines Vaters und wird zur?ck nach Hause auf die S?dlichen Inseln gerufen; Alistair begleitet ihn auf seiner Reise w?hrend ihre Hochzeitsvorbereitungen laufen. Kendrick sucht seine lange verlorengeglaubte Mutter und ist schockiert dar?ber, wen er findet. Conven kehrt nach Hause zur?ck, findet die Dinge nicht so vor, wie er sie erwartet hatte und f?llt in noch tiefere Trauer. Steffen begegnet unerwartet seiner Liebe w?hrend Sandara Kendrick damit ?berrascht, dass sie den Ring verlassen und in ihre Heimat im Empire zur?ckkehren m?chte. Reece verliebt sich in seine Cousine und als Tirus S?hne dies herausfinden, setzten sie einen ?blen Verrat in Gang. M E E R D E R S C H I L D E (BAND #10 IM RING DER ZAUBEREI) Morgan Rice Ausgew?hlte Kommentare zu Morgan Rices B?chern “DER RING DER ZAUBEREI hat alle Zutaten die f?r sofortigen Erfolg n?tig sind: Anschl?ge und Gegenanschl?ge, Mysterien, Edle Ritter und bl?hende Beziehungen die sich mit gebrochenen Herzen, T?uschung und Betrug abwechseln. Die Geschichten werden sie ?ber Stunden in ihrem Bann halten und sind f?r alle Altersstufen geeignet. Eine wunderbare Erg?nzung f?r das B?cherregal eines jeden Liebhabers von Fantasy Geschichten.” --Books and Movie Reviews, Roberto Mattos “Rice hat das Talent den Leser von der ersten Seite an in die Geschichte hineinzusaugen. Mit ihrer malerischen Sprache gelingt es ihr ein mehr als nur ein Bild zu malen – es l?uft ein Film vor dem inneren Auge ab. Gut geschrieben und von wahnsinnig schnellem Erz?hltempo.” --Black Lagoon Reviews (zu Verwandelt) “Eine ideale Geschichte f?r junge Leser. Morgan Rice hat gute Arbeit beim Schreiben einer interessanten Wendung geleistet. Erfrischend und einzigartig, mit klassischen Elementen, die in vielen ?bersinnlichen Geschichten f?r junge Erwachsene zu finden sind. Leicht zu lesen, aber von extrem schnellem Erz?hltempo... Empfehlenswert f?r alle, die ?bernat?rliche Romanzen m?gen.” --The Romance Reviews (zu Verwandelt) “Es packte meine Aufmerksamkeit von Anfang an und lie? nicht los…. Diese Geschichte ist ein erstaunliches Abenteuer voll rasanter Action ab der ersten Seite. Es gab nicht eine langweilige Seite.” --Paranormal Romance Guild (zu Verwandelt) “Voll gepackt mit Aktion, Romantik, Abenteuer und Spannung. Wer dieses Buch in die H?nde bekommt wird sich neu verlieben.” --vampirebooksite.com (zu Verwandelt) “Eine gro?artige Geschichte. Dieses Buch ist eines von der Art, das man auch nachts nicht beiseite legen m?chte. Das Ende war ein derart spannender Cliffhanger, dass man sofort das n?chste Buch kaufen m?chte um zu sehen, was passiert.“ --The Dallas Examiner (zu Geliebt) “Ein Buch das den Vergleich mit TWILIGHT und den VAMPIRE DIARIES nicht scheuen muss. Eines, das Sie dazu verleiten wird, ununterbrochen Seite um Seite bis zum Ende zu lesen! Wer Abenteuer, Liebesgeschichten und Vampire gerne mag, f?r den ist dieses Buch genau das Richtige!” --Vampirebooksite.com (zu Verwandelt) “Morgan Rice hat sich wieder einmal als extreme talentierte Geschichtenerz?hlern unter Beweis gestellt… Dieses Buch spricht ein breites Publikum an, auch die j?ngeren Fans des Vampir/Fantasy-Genres. Es endet mit einem unerwarteten Cliffhanger der den Leser geschockt zur?ckl?sst. --The Romance Reviews (zu Geliebt) ?ber Morgan Rice Morgan Rice schrieb die Nr. 1 Bestseller Serie DER WEG DER VAMPIRE, eine elfteilige Serie f?r junge Leser. Ihrer Feder entstammt auch die Nr. 1 Bestseller Serie TRILOGIE DES ?BERLEBENS, eine post-apokalyptischer Thriller-Serie aus derzeit zwei B?chern (man darf auf das Dritte gespannt sein) und die epische Fantasy-Serie DER RING DER ZAUBEREI, das derzeit aus dreizehn B?chern besteht und die Bestsellerlisten anf?hrt. Morgans B?cher gibt es als Audio oder Print-Editionen die in vielen Sprachen erschienen sind: Deutsch, Franz?sisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Japanisch, Chinesisch, Schwedisch, Holl?ndisch, T?rkisch, Ungarisch, Tschechisch und Slowakisch – mehr Sprachen werden folgen. Morgan freut sich, von ihren Lesern zu h?ren, darum besuchen Sie bitte www.morganricebooks.com (http://www.morganricebooks.com) um sich f?r Email-Updates zu registrieren. Erhalten sie ein kostenloses Buch, Geschenke, laden sie die kostenlose App herunter und erhalten sie exklusiv die neusten Nachrichten. Oder folgen Sie Morgan auf Facebook und Twitter. Morgan freut sich auf Ihren Besuch! B?cher von Morgan Rice DER RING DER ZAUBEREI QUESTE DER HELDEN (Band #1) MARSCH DER K?NIGE (Band #2) LOS DER DRACHEN (Band #3) RUF NACH EHRE (Band #4) SCHWUR DES RUHMS (Band #5) ANGRIFF DER TAPFERKEIT(Band #6) A RITE OF SWORDS – RITUS DER SCHWERTER (Band #7) A GRANT OF ARMS - GEW?HR DER WAFFEN (Band #8) A SKY OF SPELLS – HIMMEL DER ZAUBER (Band #9) A SEA OF SHIELDS – MEER DER SCHILDE (Band #10) demn?chst auf Deutsch erh?ltlich A REIGN OF STEEL – REGENTSCHAFT DES STAHLS (Band #11) A LAND OF FIRE – LAND DES FEUERS (BAND #12) A RULE OF QUEENS – DIE HERRSCHAFT DER K?NIGINNEN (BAND #13) DIE TRILOGIE DES ?BERLEBENS ARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (BAND #1) ARENA TWO -- ARENA ZWEI (Band #2) DER WEG DER VAMPIRE GEWANDELT (Band #1 Der Weg Der Vampire) VERG?TTERT (Band #2 Der Weg Der Vampire) VERRATEN (Band #3 Der Weg Der Vampire) BESTIMMT (Band #4 Der Weg Der Vampire) BEGEHRT (Band #5 Der Weg Der Vampire) BETROTHED -- VERM?HLT (Band #6) VOWED -- GELOBT (Band #7) demn?chst auf Deutsch erh?ltlich FOUND -- GEFUNDEN (Band #8) RESURRECTED – ERWECKT (Band #9) CRAVED – ERSEHNT (Band #10) FATED – BERUFEN (Band #11) (https://itunes.apple.com/de/artist/morgan-rice/id417552527?mt=11&uo=4) H?ren (https://itunes.apple.com/de/artist/morgan-rice/id417552527?mt=11&uo=4) im Audiobuch-Format an! Copyright © 2013 by Morgan Rice Alle Rechte vorbehalten. Mit den im U.S. Copyright Act von 1976 erlaubten Ausnahmen ist es nicht gestattet, jeglichen Teil dieser Publikation in jeglicher Form oder ?ber jegliche Mittel ohne die vorherige Erlaubnis des Autors zu vervielf?ltigen, zu verteilen oder zu ?bertragen, oder in einer Datenbank oder einem Abrufsystem zu speichern. Dieses E-Book ist ausschlie?lich f?r den pers?nlichen Gebrauch zugelassen. Dieses E-Book darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen m?chten, erwerben Sie bitte ein zus?tzliches Exemplar f?r jeden Empf?nger. Wenn Sie dieses Buch lesen und nicht gekauft haben, oder es nicht ausschlie?lich f?r Ihren Gebrauch gekauft wurde, geben Sie es bitte zur?ck und erwerben Sie Ihr eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren. Diese Geschichte ist frei erfunden. Namen, Figuren, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorf?lle sind entweder ein Produkt der Phantasie des Autors oder werden im fiktionalen Sinne verwendet. Jegliche ?hnlichkeit mit existierenden Personen, tot oder lebendig, ist rein zuf?llig. Titelbild Copyright Razzomgame, unter Lizenz von Shutterstock.com INHALT KAPITEL EINS (#u8f403b9f-99f3-52dd-9e80-dd4461f82948) KAPITEL ZWEI (#uc2e09e09-a115-535b-8432-639e1f4449eb) KAPITEL DREI (#ua8844589-d807-5e4b-9ab6-c5b0b8c3cf43) KAPITEL VIER (#u526abf81-32b0-5742-b194-b8e4112f3a18) KAPITEL F?NF (#u02ce09dd-c806-59c3-9f4f-4e8352d39559) KAPITEL SECHS (#u83136d03-1577-5577-83ed-67898aa06b0a) KAPITEL SIEBEN (#u4cf964ea-2788-5436-a991-aa62ad5c4f4a) KAPITEL ACHT (#u70f82012-2eca-5849-8ae7-5becb33e3395) KAPITEL NEUN (#ua7bf38af-b5cc-53cb-8772-634e9dd54ab3) KAPITEL ZEHN (#u1244e370-3117-5b78-86ea-d092c44b9ea2) KAPITEL ELF (#litres_trial_promo) KAPITEL ZW?LF (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHSUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWEIUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHSUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBENUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDVIERZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWEIUNDVIERZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIUNDVIERZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERUNDVIERZIG (#litres_trial_promo) Westmoreland. “O h?tten wir nun hier Nur ein Zehntausend von dem Volk in England…” K?nig Heinrich. “… Nein, bester Vetter: …Je klein're Zahl, je gr??res Ehrenteil. Wie Gott will! W?nsche nur nicht einen mehr!” --William Shakespeare Heinrich V KAPITEL EINS Gwendolyn schrie als der Schmerz sie f?rmlich zerriss. Sie lag auf dem R?cken im Wildblumenfeld. Ihr Bauch schmerzte noch mehr als sie sich das vorgestellt hatte. Sie wand sich und presste, versuchte das Baby zur Welt zu bringen. Innerlich flehte sie, dass der Schmerz aufh?ren m?ge, dass sie es irgendwohin unter Menschen schaffen konnte, bevor das Baby kam. Doch alles flehen half nichts, sie wusste, dass das Baby kam. Jetzt. Ob sie es wollte oder nicht. Bitte, Gott, nicht jetzt! betete sie. Gew?hre mir nur ein paar Stunden. Lass uns zuerst irgendwo in Sicherheit sein. Doch es sollte nicht so sein. Gwendolyn sp?rte, wie eine weitere Welle schrecklicher Schmerzen ihren K?rper durchflutete, und sie lehnte sich zur?ck als sie sp?rte, wie sich das Baby in ihr drehte. Nicht mehr lange. Sie wusste, dass es nicht mehr aufzuhalten war. Sie presste und zwang sich dazu zu atmen, wie es ihr die Hebammen beigebracht hatten. Sie wollte ihrem Baby helfen, doch es schien nicht zu funktionieren, und sie st?hnte vor Schmerzen. Als der Schmerz ein wenig nachlie?, setzte sie sich wieder auf und sah sich um. Kein Mensch war zu sehen. „HILFE!“, schrie sie so laut sie konnte. Doch niemand antwortete. Gwendolyn lag inmitten der sommerlichen Felder, weit weg von jeder Menschenseele, und ihren Schreien lauschten nur der Wind und die B?ume. Gwendolyn versuchte, wie immer stark zu bleiben, doch sie musste sich eingestehen, dass sie Angst hatte. Weniger um sich selbst als um ihr Baby. Was, wenn niemand sie finden w?rde? Selbst wenn sie es alleine zur Welt bringen konnte, wie sollte sie danach mit dem Baby nach Hause kommen? Sie bef?rchtete, dass das Baby und sie an diesem Ort sterben w?rden. Gwendolyn dachte zur?ck an das Reich der Toten, an den schicksalsschweren Augenblick mit Argon, als sie ihn befreit hatte, an die Wahl, die sie hatte treffen m?ssen. Das Opfer. Die unertr?gliche Entscheidung, die ihr aufgezwungen worden war, zwischen ihrem Baby und ihrem Mann zu w?hlen. Sie weinte, als sie an ihre Entscheidung dachte. Warum verlangte das Leben immer wieder Opfer von ihr? Gwendolyn hielt den Atem an, als das Baby sich pl?tzlich in ihr bewegte. Der Schmerz war so stark, dass er ihr vom Kopf bis zu den Zehen schoss. Sie f?hlte sich, als w?rde sich von innen heraus zerrissen. Gwendolyn bog ihre R?cken und st?hnte w?hrend sie zum Himmel aufblickte, und versuchte sich vorzustellen, dass sie an irgendeinem anderen Ort war. Egal wo, nur nicht hier. Sie versuchte, sich in Gedanken an etwas festzuklammern, etwas, das ihr einen Gewissen Frieden geben w?rde. Sie dachte an Thor. Sie sah sich mit ihm zusammen, als sie sich das erste Mal begegnet waren. Er hielt sie bei der Hand w?hrend sie ?ber genau diese Felder hier liefen. Krohn sprang um ihre Beine herum. Sie versuchte ein Bild in ihrem Kopf zum Leben zu erwecken und versuchte, sich auf die Details zu konzentrieren. Doch es funktionierte nicht. Sie riss die Augen weit auf, als der Schmerz sie pl?tzlich in die Realit?t zur?ckholte. Sie fragte sich, warum sie mutterseelenallein hier oben war – dann erinnerte sie sich an Aberthol, der ihr die Nachricht von ihrer sterbenden Mutter gebracht hatte, und dass sie sofort losgest?rmt war, um sie zu sehen. Musste sie etwa zur gleichen Zeit wie ihre Mutter sterben? Pl?tzlich schrie sie auf. Sie f?hlte sich, als w?re der Augenblick ihres Todes gekommen. Doch als sie nach unten blickte, sah sie, dass der Kopf ihres Babys hervortrat. Sie lehnte sich zur?ck und schrie w?hrend sie, schwitzend und mit rotem Gesicht, immer weiter presste. Mit einer letzten Anstrengung zerriss pl?tzlich ein weiterer Schrei die Luft. Der Schrei eines Babys. Pl?tzlich verdunkelte sich der Himmel. Gwendolyn blickte auf und sah mit Schrecken, wie der wundersch?ne Sommertag ohne Vorwarnung pl?tzlich zur finsteren Nacht wurde. Sie sah zu, wie beide Sonnen pl?tzlich von den Monden verdeckt wurden. Eine totale Sonnenfinsternis beider Sonnen. Gwendolyn konnte es kaum fassen: Sie wusste, dass das nur einmal alle zehntausend Jahre vorkam. Gwendolyn betrachtete voller Angst den Himmel. Pl?tzlich wurde die unheimliche Stille, die mit der Dunkelheit gekommen war, von Blitzen zerrissen, und Gwendolyn sp?rte Hagel auf ihrem K?rper. Sie wusste, dass es ein tiefgr?ndiges Omen war, dass all das genau in dem Augenblick der Geburt ihres Babys geschah. Sie blickte auf ihr Kind herab und wusste sofort, dass es weitaus m?chtiger war, als sie begreifen konnte. Er kam aus einem anderen Reich. Er weinte, und Gwendolyn griff instinktiv nach ihm und zog ihn auf ihre Brust und legte sch?tzend die Arme um ihn. Er begann zu wimmern, und in genau dem Augenblick begann die Erde zu beben. Sie sp?rte wie der Boden erzitterte, und in der Ferne konnte sie sehen, wie Felsbrocken die H?gel hinunterrutschten. Sie sp?rte die Macht des Kindes durch ihre Adern pulsieren, konnte f?hlen, dass er das ganze Universum ver?nderte. W?hrend sie ihn fest in den Armen hielt, f?hlte sie sich mit jedem Augenblick schw?cher; sie wusste, sie verlor zu viel Blut. Ihr wurde schwindelig, sie war zu schwach, sich zu bewegen, kaum stark genug, ihr Baby zu halten, das nicht aufh?ren wollte, an ihrer Brust zu weinen. Sie konnte ihre Beine kaum f?hlen. Gwendolyn hatte eine dunkle Vorahnung, dass sie hier, mitten auf dem Feld, sterben w?rde. Ihr war egal, was aus ihr wurde, doch sie konnte den Gedanken daran, dass auch ihr Baby sterben k?nnte, nicht ertragen. „NEIN!“ schrie sie, und kratzte das letzte Bisschen Kraft zusammen, um gen Himmel zu protestieren. Als Gwendolyn zur?ck zu Boden sank und flach auf dem R?cken lag, h?rte sie einen Schrei als Antwort. Kein menschlicher Schrei. Es war der Schrei eines uralten Wesens. Gwendolyn begann, das Bewusstsein zu verlieren. Mit flatternden Augenlidern blickte sie auf, und sah wie sich eine riesige Kreatur vom Himmel zu ihr hinab schwang. Da erkannte sie in der furchteinfl??enden Kreatur ein Wesen, das sie ?ber alles liebte. Es war Ralibar. Das letzte, was Gwendolyn sah, bevor ihre Augen ihr den Dienst versagten, war, dass sich ihr geliebter Ralibar mit gl?henden Augen vom Himmel hinabschwang und mit ausgefahrenen Krallen auf sie zuflog. KAPITEL ZWEI Luanda stand vor Schreck stocksteif da, w?hrend sie auf Koovias toten K?rper hinabblickte und noch immer den blutverschmierten Dolch in H?nden hielt. Sie konnte kaum fassen, was sie gerade getan hatte. Der ganze Festsaal verstummte und starrte sie verbl?fft an – niemand wagte es, sich zu bewegen. Sie alle starrten auf Koovias Leichnam zu ihren F?ssen, der unantastbare Koovia, der gro?e Krieger des McCloud’schen K?nigreichs, der Mann, der nur vom alten K?nig McCloud ?bertroffen wurde. Die Spannung war mehr als greifbar. Luanda war von allen am meisten geschockt. Ihre Hand, mit der sich noch immer den Dolch hielt, brannte; sie sp?rte, wie Hitze ihren K?rper durchstr?mte. Sie war freudig erregt und geschockt zugleich, dass sie gerade eben einen Mann get?tet hatte. Doch vor allem war sie stolz, dass sie es getan hatte, stolz, dass sie dieses Monster aufgehalten hatte, bevor er Hand an die Braut oder den Br?utigam legen konnte. Er hatte bekommen, was er verdient hatte. Alle McClouds waren Wilde. Ein Schrei hallte durch den Saal, und als Luanda aufblickte, sah sie Koovias engsten Vertrauten, der mit rachel?sternen Augen auf sie zust?rzte. Er hob sein Schwert und zielte auf ihre Brust. Luanda war noch immer viel zu benommen, um reagieren zu k?nnen, und der Mann war schnell. Sie wappnete sich, dann sie wusste, dass sie im n?chsten Moment sp?ren w?rde, wie harter, kalter Stahl ihr Herz durchbohrte. Doch Luanda war es egal. Was auch immer ihr jetzt zusto?en w?rde, war nicht mehr von Bedeutung, nicht nachdem sie diesen Mann get?tet hatte. Bereit zu sterben, schloss Luanda die Augen, als der Stahl auf sie herabfuhr – und war ?berrascht, als sie pl?tzlich das Klirren von Metall ?ber sich h?rte. Sie riss die Augen auf und sah Bronson, der den Schlag des Kriegers mit seinem Schwert abwehrte. Es ?berraschte sie; Luanda hatte nicht geglaubt, dass ihr Gemahl dazu f?hig war, und schon gar nicht, dass er in der Lage war, einen so m?chtigen Schlag mit nur einer Hand abzuwehren. Doch am allermeisten ber?hrte es sie, als sie erkannte, dass er sie immer noch genug liebte, um sein Leben f?r sie zu riskieren. Bronson schwang sein Schwert herum, und selbst mit nur einer Hand war er so geschickt und hatte so viel Kraft, dass er dem Krieger sein Schwert durchs Herz rammte und ihn auf der Stelle t?tete. Luanda konnte es kaum glauben. Bronson hatte zum wiederholten Male ihr Leben gerettet. Sie f?hlte sich tief in seiner Schuld, und eine ?berw?ltigende Welle der Zuneigung f?r ihn ?berrollte sie. Vielleicht war er tats?chlich st?rker, als sie gedacht hatte. Schreie erhoben sich auf beiden Seiten des Festsaals als sich McClouds und MacGils aufeinander st?rzten um einander zu t?ten. Alle Masken der vorgespiegelten H?flichkeit fielen, die sie w?hrend der Hochzeitsfeierlichkeiten am Tag und des Banketts m?hsam aufrechterhalten hatten. Es herrschte offener Krieg: Ein Krieger gegen den anderen, aufgeheizt durch Alkohol, angefacht durch Wut, von der Schande, dass die McClouds versucht hatten die Ehre der Braut zu verletzen. Die M?nner sprangen ?ber den massiven Holztisch, im Bestreben, sich gegenseitig zu t?ten. Sie stachen w?tend aufeinander ein, schlugen einander ins Gesicht, rangen miteinander, warfen Speisen und Wein vom Tisch. Der Saal war so beengt und voller Menschen, dass sie beinahe Schulter an Schulter k?mpften. Sie st?hnten und schrien w?hrend der Saal in ein heilloses, blutiges Chaos verfiel. Luanda versuchte, die Fassung wiederzugewinnen. Die K?mpfe waren so pl?tzlich und intensiv ausgebrochen, die M?nner so voller Blutdurst, so konzentriert darauf, einander zu t?ten, dass sie die einzige war, die sich umsah und beobachtete, was um sie herum geschah. Sie betrachtete alles wie aus einer entr?ckten Perspektive aus. Sie war die einzige, die bemerkte, wie die einige McClouds langsam eine T?re nach der anderen verbarrikadierten sich dabei hinaus schlichen. Luandas Nackenhaare stellten sich auf, als sie pl?tzlich erkannte, was geschah. Die McClouds schlossen alle im Saal ein – und flohen aus ganz bestimmtem Grund. Sie sah zu, wie sie die Fackeln von den W?nden nahmen, und riss in Panik ihre Augen auf. Mit Schrecken erkannte sie, dass die McClouds den Saal, und mit ihm alle, die darin gefangen waren, abbrennen wollten – selbst ihre eigenen Clansmitglieder. Luanda h?tte es wissen m?ssen. Die McClouds waren skrupellos, und bereit, alles zu tun, um zu siegen. Luanda sah sich um, und bemerkte, dass eine T?re noch nicht verschlossen war. Sie bahnte sich mit den Ellenbogen den Weg und rannte zur einzigen verbliebenen T?re. Sie sah, dass ein McCloud ebenfalls auf die T?re auf der anderen Seite des Raumes zu st?rmte, und sie rannte schneller bis ihre Lungen fast barsten, fest entschlossen, ihm zuvorzukommen. Der McCloud hatte Luanda nicht kommen sehen, als er an der T?r ankam, und griff den dicken, h?lzernen Riegel, um sie zu verbarrikadieren. Doch Luanda st?rzte sich von der Seite auf ihn, riss ihren Dolch hoch und rammte ihn ihm in den R?cken. Der McCloud schrie auf, b?umte sich auf, und fiel zu Boden. Luanda nahm den Riegel, riss ihn von der T?r, warf sie weit auf und rannte nach drau?en. Nachdem sich ihre Augen an die Dunkelheit drau?en gew?hnt hatten, sah sich Luanda um und sah, wie sich McClouds mit Fackeln drau?en vor dem Saal aufgestellt hatten und ihn in Brand setzten wollten. Luanda wurde von wilder Panik ?bermannt. Das durfte sie nicht zulassen. Sie fuhr herum, rannte zur?ck in den Saal, griff Bronson und zog ihn zur Seite. „Die McClouds!“, schrie sie eindringlich. „Sie wollen den Saal niederbrennen! Hilf mir alle rauszuholen! Mach schnell!“ Bronson verstand und riss seine Augen vor Angst weit auf, und ohne zu z?gern rannte er zu den Anf?hrern der MacGils hin?ber, riss sie aus dem Kampfgeschehen, schrie ihnen zu, was drau?en vor sich ging und gestikulierte in Richtung der T?r. Mit Schrecken in den Augen erkannten auch sie, was vor sich ging und br?llten ihren M?nnern Befehle zu. Sehr zu Luandas Zufriedenheit beobachtete sie, wie sich die MacGils pl?tzlich vom Kampfgeschehen l?sten und auf die rettende T?r zu rannten. W?hrend sie die Flucht organisierten, verloren Luanda und Bronson keine Zeit. Mit Schrecken sah sie, dass ein weiterer McCloud darauf zust?rmte, den Riegel aufhob, und versuchte abermals, die T?r zu verriegeln. Sie war sich sicher, dass sie ihn diesmal nicht rechtzeitig erreichen konnte. Diesmal reagierte Bronson; er riss sein Schwert hoch ?ber seinen Kopf, holte aus und warf es. Es flog in hohem Bogen durch die Luft bis es schlie?lich im R?cken des McCloud steckenblieb. Der Krieger schrie auf und ging zu Boden, w?hrend Bronson zur T?r st?rzte und sie gerade noch rechtzeitig weit aufriss. Dutzende von MacGils st?rmten durch die ge?ffnete T?r, dicht gefolgt von Luanda on Bronson, die gewartet hatten, bis auch der letzte MacGil den Saal verlassen hatte. Die McClouds im Saal sahen sich irritiert um, weshalb ihre Feinde so pl?tzlich den R?ckzug angetreten hatten. Als schlie?lich alle MacGils den Saal verlassen hatten, schlug Luanda die T?r zu, hob gemeinsam mit einigen anderen den Riegel auf und verbarrikadierte die T?r von au?en, sodass kein McCloud ihnen folgen konnte. Die McClouds drau?en begannen zu bemerken, was vor sich ging, lie?en ihre Fackeln fallen, zogen stattdessen ihre Schwerter und wollten sich auf die McClouds st?rzen. Doch Bronson und die anderen lie?en ihnen keine Zeit. Sie griffen die McClouds, die um das Geb?ude herum standen an, und t?ten die meisten von ihnen, w?hrend sie noch versuchten, ihre Waffen zu ziehen. Die meisten der McClouds waren noch immer im Inneren des Saals und die wenigen Dutzend drau?en konnten sich nicht der Welle der w?tenden MacGils erwehren, die sie schnell und brutal t?teten. Luanda stand mit Bronson an ihrer Seite neben den MacGils. Alle atmeten schwer, doch waren ?bergl?cklich, am Leben zu sein. W?hrend sie dastanden, begannen die McClouds drinnen, die T?ren zu rammen, im Versuch ihrerseits nach drau?en zu entkommen. Die MacGils wandten sich um, unsicher was zu tun war, und sahen Bronson an. „Du musst diese Rebellion ein f?r alle Mal beenden“, stellte Luanda nachdr?cklich fest. „Du musst ihnen mit der gleichen Brutalit?t begegnen, die sie dir angedeihen lassen wollten.“ Bronson sah sie z?gernd an, und sie konnte die Unsicherheit in seinen Augen sehen. „Ihr Plan ist nicht aufgegangen“, sagte er. „Sie sind im Saal gefangen. Wir werden sie unter Arrest stellen.“ Luanda sch?ttelte entschlossen den Kopf. „Nein!“ schrie sie. „Diese M?nner hier sehen zu dir auf. Sie brauchen einen Anf?hrer. Das ist der grausame Teil der Welt. Wir sind nicht in King’s Court. Hier regiert die Brutalit?t. Nur mit Gewalt gewinnst du Respekt. Diese M?nner da drin d?rfen nicht am Leben bleiben. Wir m?ssen ein Exempel statuieren!“ Bronson str?ubte sich entsetzt. „Was sagst du da?“, fragte er. „Dass wir sie bei lebendigem Leib verbrennen sollen? Dass wir sie mit derselben Gewalt behandeln sollen, die sie sonst gegen uns gerichtet h?tten?“ Luanda knirschte mit den Z?hnen. „Wenn du es nicht tust, merk dir meine Worte: Diese M?nner werden eines Tages dich t?ten.“ Die MacGils sammelten sich um sie herum und h?rten die Diskussion mit an. Luanda kochte vor Frustration. Sie liebte Bronson – schlie?lich war er es gewesen, der ihr Leben gerettet hatte. Und doch hasste sie, wie schwach, wie naiv er doch sein konnte. Luanda hatte genug von M?nnern, die beim Regieren falsche Entscheidungen f?llten. Sie sehnte sich danach, selbst zu regieren. Sie wusste, dass sie besser als jeder einzelne von ihnen war. Sie wusste, dass manchmal eine Frau die Welt der M?nner beherrschen musste. Luanda, die ihr ganzes Leben lang an den Rand gedr?ngt worden war, hatte das Gef?hl, dass sie nicht mehr einfach nur zusehen konnte. Schlie?lich waren diese M?nner hier nur dank ihr ?berhaupt am Leben. Sie war die Tochter eines K?nigs – und noch dazu die Erstgeborene. Bronson stand z?gernd da und starrte sie an, und Luanda konnte sehen, dass er nicht die Initiative ergreifen w?rde. Sie konnte es nicht l?nger ertragen. Luanda schrie frustriert auf, st?rmte los, riss einem der M?nner die Fackel aus der Hand, und w?hrend alle anderen M?nner ihr in fassungsloser Stille zusahen, st?rmte sie an ihnen vorbei und warf die Fackel. Die Fackel erhellte die Nacht w?hrend sie durch die Luft flog und auf dem strohgedeckten Dach des Festsaals landete. Zufrieden sah Luanda zu, wie sich die Flammen auszubreiten begannen. Die MacGils um sie herum jubelten auf und folgten ihrem Beispiel. Jeder von ihnen nahm eine Fackel und warf sie, und bald loderten die Flammen aus dem Dach und erhellten die Nacht. Bald stand der ganze Saal in Brand und die Hitze versengte ihre Gesichter. Die Schreie der McClouds, die im Inneren gefangen waren, hallten durch die Nacht, und w?hrend Bronson zur?ckwich stand Luanda mit in die H?ften gestemmten H?nden da: kalt, hart, erbarmungslos, und genoss jeden einzelnen Schrei. Sie wandte sich Bronson zu, der mit im Schock weit ge?ffnetem Mund dastand. „Das“, sagte sie trotzig, „nennt man regieren!“ KAPITEL DREI Reece lief Seite an Seite neben Stara her, immer wieder ber?hrten sich wie zuf?llig ihre H?nde, doch sie gingen nicht Hand in Hand. Sie liefen durch die endlosen, bunten Blumenwiesen hoch oben in den Bergen, von wo aus man einen wundersch?nen Ausblick ?ber die Oberen Inseln hatte. Sie wanderten stumm. Reece wurde von widerspr?chlichen Gef?hlen ?berw?ltigt und wusste nicht, was er sagen sollte. Reece dachte an jenen schicksalhaften Augenblick zur?ck, als sich ihre Blicke am Bergsee gekreuzt hatten. Er hatte seine Entourage fortgeschickt – er brauchte Zeit allein mit ihr. Sie hatten die beiden nur widerwillig allein gelassen – besonders Matus, der ihre Geschichte nur zu gut kannte, doch Reece hatte darauf bestanden. Stara war wie ein Magnet, der Reece anzog, und er wollte niemand anderen um sich haben. Er brauchte Zeit, um mit ihr zu sprechen, zu verstehen, warum sie ihn mit demselben liebevollen Blick ansah, den auch er f?r sie hatte; zu verstehen, ob all das real war, und was mit ihnen geschah. Reeces Herz pochte, w?hrend sie weiterliefen, und er war nicht sicher, was er als n?chstes tun oder sagen sollte. Sein Verstand schrie ihn an, sich umzudrehen und davonzulaufen, so viel Abstand wie m?glich zwischen sich und Stara zu bringen, das n?chste Schiff zur?ck zum Festland zu nehmen, und nie wieder an sie zu denken. Er sollte nach Hause zur?ckkehren, wo seine k?nftige Gemahlin treu auf ihn wartete. Schlie?lich liebte Selese ihn, und er liebte sie. Und ihre Hochzeit war nur noch wenige Tage entfernt. Reece wusste, dass dies die kluge Entscheidung gewesen w?re. Die richtige Entscheidung. Doch sein Verstand wurde ?berw?ltigt von einer Welle von Gef?hlen, von einer Leidenschaft, die er nicht beeinflussen konnte, die sich der Kontrolle seines rationalen Verstandes widersetzte. Die Leidenschaft zwang ihn, an Staras Seite zu bleiben, mit ihr durch diese Felder zu wandern. Es war der unkontrollierbare Teil seiner selbst, den er nie verstanden hatte, der ihn sein ganzes Leben lang angetrieben hatte, ?berst?rzte Entscheidungen zu treffen und seinem Herzen zu folgen. Er hatte ihn nicht immer die besten Entscheidungen treffen lassen. Doch Reeces leidenschaftliche Seite war stark, und er konnte sie nicht immer kontrollieren. W?hrend er neben Stara her ging, fragte er sich, ob sie genauso f?hlte wie er. Die R?ckseite ihrer Hand streifte immer wieder seine, und er glaubte, ein leises L?cheln auf ihren Lippen zu sehen. Doch er konnte sie schlecht lesen – das war schon immer so gewesen. Das erste Mal, als er ihr begegnet war – sie waren noch kleine Kinder gewesen – war er wie vom Donner ger?hrt dagestanden und hatte tagelang an nichts anderes mehr denken k?nnen. Da war etwas in ihren fast durchscheinenden Augen, etwas in ihrer Haltung, so stolz und edel, wie ein Wolf, der ihn ansah, das hypnotisierend auf ihn wirkte. Als Kinder hatten sie gewusst, dass eine Beziehung unter Verwandten verboten war. Doch das hatte ihnen nie wirklich etwas ausgemacht. Zwischen Ihnen gab es etwas, etwas, das so stark war, zu stark, das sie gegenseitig anzog, egal, was die Welt dar?ber dachte. Sie hatten als Kinder zusammen gespielt, waren sofort beste Freunde geworden und hatten ihre Gegenwart der ihrer anderen Cousins und Cousinen bevorzugt. Wann immer er die Oberen Inseln besuchte, verbrachte er jeden Augenblick mit ihre; sie hatte seine Gef?hle erwidert und hatte schon Tage vor seiner Ankunft am Ufer auf sein Schiff gewartet. Zuerst waren sie nur gute Freunde gewesen. Doch als sie ?lter wurden, hatte sich in einer schicksalhaften Nacht alles ge?ndert. Obwohl es verboten war, war ihre Freundschaft zu etwas St?rkerem geworden, und keiner von ihnen war in der Lage gewesen, zu widerstehen. Reece hatte die Oberen Inseln zwar wieder verlassen, war jedoch stets in seinen Tr?umen bei ihr, abgelenkt bis zur Schwermut und monatelang von Schlaflosigkeit geplagt. Jede Nacht, wenn er sich zum Schlafen hinlegte, sah er ihr Gesicht und w?nschte sich, dass weder der Ozean noch die Familie zwischen ihnen stehen w?rden. Reece wusste, dass sie das gleiche sp?rte; er hatte zahllose Briefe von ihr erhalten, in der sie ihre Liebe zu ihm in Worte gefasst, zu ihm ?ber das Meer gebracht von einem Heer von Falken. Er hatte zur?ckgeschrieben, doch seine Worte waren nicht so geschliffen gewesen wie ihre. Der Tag, an dem es zum Bruch zwischen ihren Familien gekommen war, war einer der schlimmsten Tage in Reeces Leben gewesen. Es war der Tag, an dem Tirus ?ltester Sohn gestorben war, vergiftet mit dem Gift, das Tirus f?r Reeces Vater vorgesehen hatte. Doch trotzdem hatte Tirus K?nig MacGil die Schuld gegeben. Das bedeutete den endg?ltigen Bruch und brach Reeces – und Staras – Herz. Sein Vater war genauso m?chtig wie Staras, und beide hatten ihnen verboten, mit den anderen MacGils zu kommunizieren. Sie waren nie wieder auf die Oberen Inseln gereist, und Reece hatte n?chtelang gelitten, wachgelegen, getr?umt und gehofft, dass er Stara wiedersehen k?nnte. Von ihren Briefen wusste er, dass sie genauso f?hlte. Doch eines Tages kamen keine Briefe mehr. Reece hatte den Verdacht, dass sie irgendwie abgefangen worden waren, doch er wusste es nie sicher. Er hatte den Verdacht, dass seine Briefe sie auch nicht mehr erreichten. Nach einer Weile musste Reece die schmerzvolle Entscheidung treffen, die Gedanken an sie aus seinem Herzen zu verdr?ngen. Die Erinnerung an Staras Gesicht flackerte zu den seltsamsten Zeiten auf, und er hatte nie aufgeh?rt sich zu fragen, was aus ihm geworden war. Dachte sie auch immer noch an ihn? Hatte sie einen anderen geheiratet? Sie heute wiederzusehen, hatte alles zur?ckgebracht. Reece erkannte, wie sehr die Wunde in seinem Herzen noch immer brannte, gerade so, als h?tte er sie gerade eben erst verlassen. Sie war ?lter, weiblicher, eine noch sch?nere Version ihrer selbst, wenn das ?berhaupt m?glich war. Sie war eine Frau. Und ihr Blick war noch hypnotisierender, als er es zuvor gewesen war. In ihrem Blick sah Reece ihre Liebe und er f?hlte sich besser zu wissen, dass auch sie noch dieselben Gef?hle f?r ihn empfand wie er f?r sie. Reece wollte an Selese denken. Soviel schuldete er ihr. Doch so sehr er sich auch bem?hte, es gelang ihm nicht. Reece wanderte mit Stara ?ber den Bergr?cken, beide schwiegen, keiner von ihnen wusste, was er sagen sollte. Wo sollten sie anfangen, die Leere der verlorenen Jahre zu f?llen? „Ich habe geh?rt, dass du bald heiraten wirst“, brach Stara schlie?lich das Schweigen. Reece sp?rte, wie sich sein Magen zusammenzog. Der Gedanke an seine Hochzeit mit Selese hatte ihn immer mit einer Welle von Liebe und freudiger Erregung erf?llt; doch jetzt, wo Stara ihn daran erinnerte, f?hlte er sich am Boden zerst?rt, als h?tte er sie betrogen. „Es tut mir leid“, antwortete Reece. Er wusste nicht, was er sonst h?tte sagen sollen. Er wollte sagen: Ich liebe sie nicht. Ich wei? nun, dass es ein Fehler war. Ich will alles ?ndern. Ich will stattdessen dich heiraten. Doch er liebte Selese. Soviel musste er sich eingestehen. Es war eine andere Art von Liebe, wenn auch nicht so intensiv wie die, die er f?r Stara empfand. Reece war verwirrt. Er wusste nicht, was er denken oder f?hlen sollte. Welche liebe war st?rker? Gab es ?berhaupt so etwas wie eine Rangstelle, wenn es um Liebe ging? Wenn man jemanden liebt, sollte das dann nicht hei?en, dass man denjenigen bedingungslos, ohne Wenn und Aber liebte? „Liebst du sie?“, fragte Stara. Reece holte tief Luft, f?hlte sich gefangen in einem Sturm der Gef?hle und wusste kaum, was er antworten sollte. Sie liefen f?r eine Weile stumm weiter. W?hrenddessen ordnete er seine Gedanken, bis er endlich antworten konnte. „Ja“, sagte er mit Schmerz im Blick. „Ich liebe sie. Ich kann nicht l?gen.“ Reece blieb stehen und ergriff zum ersten Mal Staras Hand. Sie sah ihn an. „Doch ich liebe dich auch“, f?gte er hinzu. Er sah, wie sich ihre Augen mit Hoffnung f?llten. „Liebst du mich mehr als sie?“, fragte sie leise, hoffnungsvoll. Reece ?berlegte. „Ich habe dich mein ganzes Leben lang geliebt“, sagte er schlie?lich. „Du wirst auf ewig das einzige Gesicht der Liebe sein, das ich kenne. Du bist f?r mich der Inbegriff von Liebe. Ich liebe Selese. Doch mit dir… ist es, als w?rst du ein Teil von mir. Wie ich selbst. Wie etwas, ohne dass ich nicht leben kann.“ Stara l?chelte. Sie hielt seine Hand und sie gingen mit einem L?cheln auf dem Gesicht weiter. „Du hast keine Ahnung wie viele N?chte ich geweint habe, weil ich dich vermisst habe“, gab sie zu und wandte den Blick ab. „Ich habe dir meine Worte mit den Falken geschickt – doch mein Vater hat sie abgefangen. Nach dem Bruch konnte ich dich nicht mehr erreichen. Ich habe sogar ein oder zweimal versucht, mich auf ein Schiff zum Festland zu schleichen – doch sie haben mich erwischt.“ Reece war ?berw?ltigt all das zu h?ren. Er hatte keine Ahnung gehabt. Er hatte sich immer gefragt wie Stara nach dem Bruch ihrer Familien ?ber ihn denken w?rde. Doch das zu h?ren, lie? ihn sich ihr nur noch n?her f?hlen. Er wusste nun, dass nicht nur er so f?hlte. Er kam sich nicht mehr ganz so verr?ckt vor. Was zwischen ihnen war, war tats?chlich real./ „Und ich habe nie aufgeh?rt, von dir zu tr?umen“, antwortete Reece. Schlie?lich erreichten sie den Gipfel des Gebirgszugs, und sie blieben Seite an Seite stehen um den Ausblick ?ber die Oberen Inseln zu genie?en. Von diesem Punkt aus, konnte man unendlich weit sehen, ?ber die Inselgruppe hinweg zum Ozean, den Nebel, der dar?ber hing, die Brandung, und hunderte von Schiffen der K?nigin, die entlang der K?ste vor Anker lagen. Sie standen eine Zeit lang still da, hielten einander an den H?nden und genossen den Augenblick; genossen es, zusammen zu sein, endlich, nach all diesen Jahren und all diesen Menschen und Ereignissen, die das Schicksal ihnen in den Weg gestellt hatte, um sie voneinander fern zu halten. „Endlich sind wir zusammen – und doch ironischerweise, bist du es nun der gebunden ist – deine Hochzeit ist in wenigen Tagen. Es scheint, als ob es uns bestimmt ist, dass immer etwas zwischen uns stehen soll.“ „Und doch bin ich heute hier“, antwortete Reece. „Vielleicht sagt uns das Schicksal ja damit etwas anderes?“ Sie dr?ckte seine Hand, und Reece erwiderte die Geste. W?hrend sie den Blick ?ber das Meer schweifen lie?en, pochte sein Herz, und er war so verwirrt wir nie zu vor. Sollte es etwa so sein? War es ihm vorherbestimmt gewesen, Stara hier zu begegnen, nur Tage vor seiner Hochzeit, um ihm davon abzuhalten, den Fehler zu begehen, jemand anderen zu heiraten? Hat das Schicksal sich nach all den Jahren doch dazu entschlossen, sie zusammen zu bringen? Reece konnte das Gef?hl nicht loswerden, dass dem so war. Er sp?rte, dass das Schicksal ihn hierher zu ihr gef?hrt hatte, um ihm vor seiner Hochzeit eine letzte Chance zu gew?hren. „Was das Schicksal vereint, kann kein Mensch trennen“, sagte Stara. Ihre Worte drangen tief in Reeces Gedanken ein und er sah in ihre hypnotischen Augen. „So viele Geschehnisses unseres Lebens haben versucht uns voneinander fern zu halten“, sagte Stara. „Unsere Clans. Unsere Heimat. Ein Ozean. Die Zeit selbst… Doch nichts konnte uns je wirklich trennen. So viele Jahre sind vergangen, und unsere Liebe ist so stark wie eh und je. Ist es ein Zufall, dass du genau jetzt hierhergekommen bist, so kurz vor deiner Hochzeit? Das Schicksal spricht zu uns. Es ist noch nicht zu sp?t.“ Reece sah sie mit klopfendem Herzen an. Sie blickte mit ihren durchdringenden Augen zur?ck. Der Himmel ?ber ihnen und der Ozean unter ihnen spiegelten sich darin, und lie?en ihre Liebe zu ihm sichtbar werden. Er war verwirrter denn je, und konnte keinen klaren Gedanken fassen. „Vielleicht sollte ich die Hochzeit absagen“, sagte er. „Ich kann das nicht f?r dich entscheiden.“, antwortete sie. „Dein Herz muss das entscheiden.“ „Jetzt, in diesem Augenblick, sagt mein Herz mir, dass du diejenige bist, die ich liebe. Ich habe dich immer geliebt.“, sagte er. Sie blickte ihm ernst in die Augen. „Und ich habe nie einen anderen geliebt.“ Reece konnte nicht anders. Er lehnte sich vor und seine Lippen trafen auf ihre. Die Welt um ihn herum schien zu schmelzen, er f?hlte sich von Wogen der Liebe getragen, als sie seinen Kuss erwiderte. Sie k?ssten sich, bis sie nicht mehr atmen konnten, und Reece erkannte, dass er, auch wenn alles in ihm schrie und protestierte, niemals jemand anderen als Stara heiraten k?nnte. . KAPITEL VIER Gwendolyn stand auf einer goldenen Br?cke. Sie hielt sich an der Br?stung fest und als sie ?ber den Rand blickte, sah sie einen rei?enden Fluss unter sich. Die Stromschnellen br?llten w?tend und das Wasser schien zu steigen, w?hrend sie zusah. Sie konnte das Stieben des Wassers sogar von hier sp?ren. „Gwendolyn meine Liebe!“ Gwen drehte sich um. Auf der anderen Seite, vielleicht sechs Meter entfernt, stand l?chelnd Thorgrin, der die Hand nach ihr ausstreckte. „Komm zu mir“, bat er sie. „?berquere den Fluss.“ Erleichtert ihn zu sehen, begann Gwen, auf ihn zuzulaufen – bis eine andere Stimme sie innehalten lie?. „Mutter“, h?rte sie eine leise Stimme sagen. Gwendolyn fuhr herum und sah einen Jungen auf der anderen Seite stehen, vielleicht zehn Jahre alt. Er war gro?, stolz, mit breiten Schultern, einem edlen Kinn, ausgepr?gtem Kiefer und glitzernden grauen Augen. Wie sein Vater. Er trug eine sch?ne gl?nzende R?stung aus einem Material, das sie nicht kannte, und trug die Waffen eines Kriegers am G?rtel. Sie konnte seine Macht von selbst von hier sp?ren. Eine unaufhaltsame Macht. „Mutter ich brauche dich“, sagte er. Der Junge streckte seine Hand aus und Gwendolyn ging auf ihn zu. Gwendolyn blieb stehen. Sie blickte zwischen Thor und ihrem Sohn hin und her, die beide eine Hand ausgestreckt hatten und f?hlte sich hin und her gerissen. Sie wusste nicht, wohin sie gehen sollte. Pl?tzlich gab die Br?cke unter ihr nach. Gwendolyn schrie, als sie auf die Stromschnellen zu fiel. Das eiskalte Wasser umgab sie und zog sie immer wieder nach unten. Keuchend nach Luft kam sie an die Oberfl?che und sah, wie ihr Gemahl und ihr Sohn an den gegen?berliegenden Ufern standen und beide ihre H?nde nach ihr ausstreckten. Beide brauchten sie. „Thorgrin!“, schrie sie. „Mein Sohn!“ Gwendolyn wollte beide erreichen – doch bald sp?rte sie, wie sie ?ber den Rand eines Wasserfalls gesp?lt wurde. Sie schrie. Gwendolyn erwachte schreiend. Mit kaltem Schwei? bedeckt sah sie sich verwirrt um und ?berlegte, wo sie war. Langsam erkannte sie, dass sie in einem Bett lag, in einer Kammer des Schlosses, die nur sp?rlich von ein paar Fackeln erleuchtet wurde. Sie blinzelte ein paarmal und versuchte, immer noch schwer atmend, zu verstehen, was geschehen war. Langsam erkannte sie, dass alles nur ein Traum gewesen war, ein furchtbarer Traum. Als sich Gwendolyns Augen an die Dunkelheit gew?hnt hatten, sah sie mehrere Diener, die im Raum herumstanden. Sie bemerkte, dass Illepra und Selese neben ihr standen und ihre Arme und Beine mit feuchten T?chern abtupften. Selese wischte ihr sanft ?ber die Stirn. „Schhh“, beruhigte sie sie. „Es war nur ein Traum, Mylady.“ Gwendolyn sp?rte, wie sie ihre Hand dr?ckte und sah sich um. Ihr Herz machte einen Sprung, als sie Thorgrin sah. Er kniete sich neben ihr Bett und hielt ihre Hand. Seine Augen strahlten vor Freude dar?ber, dass sie aufgewacht war. „Meine Liebste!“, sagte er. „Es geht dir besser!“ Gwendolyn blinzelte. Sie versuchte zu erkennen wo sie war, warum sie im Bett lag, und was all diese Menschen hier wollten. Dann pl?tzlich, als sie versuchte, sich zu bewegen, sp?rte sie einen schrecklichen Schmerz in ihrem Bauch – und erinnerte sich. „Mein Baby!“, rief sie, pl?tzlich aufgeregt. „Wo ist er? Ist er am Leben?“ Verzweifelt sah Gwendolyn von einem Gesicht zum anderen. Thor dr?ckte ihren Arm und l?chelte, und sie wusste, dass alles gut war. Sie f?hlte ihre ganze Existenz in diesem einen L?cheln best?tigt. „Ja er lebt“, antwortete Thor. „Wir m?ssen Gott daf?r danken. Und Ralibar. Ralibar hat euch beide gerade noch rechtzeitig hierher gebracht.“ „Er ist vollkommen gesund“, f?gte Selese, ebenfalls l?chelnd, hinzu. Pl?tzlich zerriss ein Schrei die Stille des Raumes und Gwendolyn sah sich um. Illepra trat mit einem B?ndel im Arm vor. Gwendolyn wurde von Erleichterung ?berw?ltigt, und brach in Tr?nen aus. Sie begann, hysterisch zu weinen als sie ihn sah. Sie war so erleichtert, dass die Freudentr?nen gar nicht mehr zu flie?en aufh?ren wollten. Ihr Baby lebte. Sie lebte. Sie hatten es geschafft. Irgendwie hatten sie den furchtbaren Alptraum ?berstanden. Nie zuvor in ihrem Leben war sie dankbarer gewesen. Illepra beugte sich ?ber sie und legte ihr das Baby in die Arme. Gwendolyn setzte sich auf und betrachtete ihn. Sie f?hlte sich wie neu geboren, als sie seine Haut ber?hrte, sein Gewicht in ihren Armen sp?rte, seinen Geruch wahrnahm, sein Aussehen. Sie wiegte ihn und hielt ihn fest. Gwendolyn sp?rte eine allumfassende Liebe f?r ihn und war unglaublich dankbar. Sie konnte es kaum glauben; sie hatte ein Baby. Sobald er in ihren Armen lag, h?rte er auf zu schreien. Er wurde ruhig, wandte ihr sein winziges Gesicht zu, ?ffnete die Augen und sah sie direkt an. Sie erschrak ein wenig, als sich ihre Blicke kreuzten. Das Baby hatte Thors Augen – graue, glitzernde Augen, die aus einer anderen Dimension zu kommen schienen. Es war, als w?rde er durch sie hindurch sehen. W?hrend sie ihn betrachtete, hatte Gwendolyn das Gef?hl, dass sie ihn aus einer anderen Zeit kannte. Aus der Ewigkeit. In diesem Augenblick sp?rte Gwendolyn ein st?rkeres Band zu ihm, als sie es je mit einem anderen Menschen gesp?rt hatte. Sie dr?ckte ihn an sich und schwor, ihn niemals im Stich zu lassen. Sie w?rde f?r ihn durchs Feuer gehen. „Er sieht aus wie du“, sagte Thor und l?chelte, w?hrend er sich zu ihr hinunterbeugte und ihn betrachtete. Gwendolyn l?chelte und Tr?nen liefen ihr ?ber das Gesicht. Sie war immer noch ?berw?ltigt von ihren Gef?hlen. Sie war in ihrem Leben noch nie so gl?cklich gewesen. Das war alles, was sie sich immer gew?nscht hatte: Mit Thorgrin und ihrem Kind zusammen zu sein. „Er hat deine Augen“, antwortete sie. „Alles was ihm jetzt noch fehlt ist ein Name“, stellte Thor fest. „Vielleicht sollten wir ihn nach dir benennen“, schlug Gwendolyn vor. Thor sch?ttelte entschieden den Kopf. „Nein. Er ist dein Sohn. Er sieht aus wie du. Ein wahrer Krieger sollte den Geist seiner Mutter und die F?higkeiten seines Vaters in sich tragen. Beides wird ihm gute Dienste leisten. Er wird meine F?higkeiten haben, darum sollten wir ihn nach dir benennen.“ „Was schl?gst du vor?“ Thor ?berlegte. „Sein Name sollten deinem ?hnlich sein. Gwendolyns Sohn sollte … Guwayne hei?en.“ Gwen l?chelte. Ihr gefiel der Klang des Namens sofort. „Guwayne“, sagte sie. „Gef?llt mir.“ Sie l?chelte und dr?ckte ihr Baby an sich. „Guwayne“, sagte sie zu ihm. Guwayne wandte ihr sein kleines Gesicht zu und ?ffnete seine Augen. Und als er wieder direkt in ihr Herz blickte, h?tte sie schw?ren k?nnen, ein L?cheln auf seinen Lippen gesehen zu haben. Sie wusste, dass er daf?r zu jung war, doch sie hatte ein Flackern gesehen, und sie war sich sicher, dass ihm der Name gefiel. Selese beugte sich ?ber Gwen, trug eine Salbe auf ihre Lippen auf und gab ihr etwas zu trinken, ein dickfl?ssiges, dunkelbraunes Gebr?u. Gwendolyn f?hlte sich sofort gest?rkt. Sie hatte das Gef?hl, dass sie langsam wieder zu sich kam. „Wie lange sind wir schon hier?“, fragte sie. „Du hast fast zwei Tage lang geschlafen, Mylady“, sagte Illepra. „Seit der gro?en Sonnenfinsternis.“ Gwendolyn schloss ihre Augen und erinnerte sich. Mit einem Mal fiel ihr alles wieder ein. Sie erinnerte sich an die Sonnenfinsternis, den Hagel, das Erdbeben… Sie hatte noch nie zuvor so etwas erlebt. „Unser Baby bringt bedeutende Omen mit sich“, sagte Thor. „Das gesamte K?nigreich ist Zeuge der Ereignisse geworden. Man spricht ?berall von seiner Geburt.“ W?hrend Gwen den Jungen fest in ihren Armen hielt sp?rte sie, wie sich eine W?rme in ihr ausbreitete, und ahnte, dass er etwas ganz besonderes war. Ihr ganzer K?rper prickelte und sie wusste, dass er kein normales Kind war. Sie fragte sich, welche Kr?fte in ihm schlummern mochten. Sie sah Thor an und ?berlegte. War ihr Baby auch ein Druide? „Warst du die ganze Zeit ?ber hier?“, fragte sie Thor. Sie sp?rte, dass dem so war und war ?berw?ltigt von Dankbarkeit. „Ja. Ich bin sofort gekommen, als ich es geh?rt habe. Au?er letzter Nacht. Ich habe die Nacht am Sorgensee verbracht und f?r deine Genesung gebetet.“ Wieder brach Gwen in Tr?nen aus. Sie war nie in ihrem Leben zufriedener gewesen; Ihr Kind in den Armen zu halten lie? sie sich in einer Weise vollkommen f?hlen, wie sie es nie f?r m?glich gehalten hatte. Trotz allem musste Gwendolyn an den schicksalhaften Moment im Reich der Toten denken, als sie gezwungen worden war, eine Wahl zu treffen. Sie dr?ckte Thors Hand und hielt das Baby fest. Sie wollte beide nah bei sich haben, wollte f?r immer mit beiden zusammen sein. Doch sie wusste, dass einer von ihnen sterben musste. Sie weinte. „Was ist los, meine Liebe?“, fragte Thor schlie?lich. Gwendolyn sch?ttelte den Kopf. Sie konnte es ihm nicht sagen. „Mach dir keine Sorgen“, sagte er. „Deine Mutter ist noch am Leben – falls das der Grund ist, weswegen du weinst.“ Pl?tzlich erinnerte Gwendolyn sich. „Sie ist sehr krank“, f?gte Thor hinzu. „Doch es ist noch Zeit, sie zu sehen.“ Gwendolyn wusste, dass sie gehen musste. „Ich muss sie sehen“, sagte sie. „Bring mich bitte zu ihr.“ „Bist du sicher?“, fragte Selese. „In deinem Zustand solltest du dich nicht bewegen“, f?gte Illepra hinzu. „Die Geburt war alles andere als normal, und du musst dich erholen. Du hast Gl?ck, dass du ?berhaupt am Leben bist!“ Gwendolyn sch?ttelte entschieden den Kopf. „Ich will meine Mutter sehen, bevor sie stirbt. Bringt mich zu ihr. Sofort.“ . KAPITEL F?NF Godfrey sa? in der Mitte eines langen Tisches in der Trinkhalle, ein Krug Bier in jeder Hand, umgeben von einer Menge McClouds und MacGils, sang und schlug mit den anderen die Kr?ge auf den Tisch. Sie schunkelten, und nach jedem Satz schlugen sie ihre Kr?ge auf den Tisch, wobei ihnen das Bier ?ber die H?nde und auf den Tisch lief. Doch Godfrey war das egal. Er hatte schon viel zu viel getrunken, wie jede Nacht diese Woche, und er f?hlte sich gut. Ihm gegen?ber sa?en Akorth und Fulton, uns als er sich umsah, sah er dutzende von MacGils und McClouds vereint um einen Tisch sitzen, ehemalige Feinde, die auf seine Einladung hin zum Trinken zusammengekommen waren. Godfrey hatte einige Tage lang die Highlands durchk?mmen m?ssen, um an diesen Punkt zu kommen. Zuerst waren die M?nner skeptisch gewesen, doch als Godfrey zun?chst die Bierf?sser und dann die Frauen hervorgeholt hatte, kamen sie. Es hatte mit ein paar wenigen M?nnern angefangen, die einander argw?hnisch be?ugten und auf ihrer Seite der Bierhalle blieben. Doch als es Godfrey gelungen war, die Halle zu f?llen, begannen die M?nner sich zu entspannen und miteinander zu interagieren. Es gab nichts, was M?nner besser zusammenbringen konnte als der Ruf des Biers. Was den letzten Ausschlag gegeben hatte, damit sie wie Br?der zusammen feierten, war, als Godfrey die Frauen hereingerufen hatte. Godfrey hatte seine zweifelhaften Verbindungen auf beiden Seiten der Highlands genutzt um Frauen aus Bordellen hierher zu holen, und hatte sie f?rstlich entlohnt. Nun sa? fast jede von ihnen auf dem Schoss eines Kriegers, und die Stimmung wurde gel?st und entspannt, seitdem sich die M?nner nicht mehr auf ihre Unterschiede konzentrierten, sondern auf das gemeinsame Trinken, die Frauen und das Singen. Zu fortgeschrittener Stunde bemerkte Godfrey, dass sich die ersten MacGils mit ein paar McClouds anfreundeten, und Pl?ne schmiedeten, k?nftig gemeinsam auf Patrouille zu gehen. Genau das war das Ziel gewesen, dass seine Schwester verfolgt hatte, als sie ihn hierher geschickt hatte, und Godfrey war m?chtig stolz auf das, was er schon erreicht hatte. Er hatte nat?rlich auch Spa? dabei gehabt: Seine Wangen waren rot vom vielen Bier. Das Bier, das die McClouds brauten, hatte es in sich; es war st?rker als das, was man auf der anderen Seite der Highlands trank und stieg einem sofort in den Kopf. Godfrey wusste, dass es viele Wege gab, eine Armee zu st?rken, Menschen zusammenzubringen, und zu regieren. Politik war der eine, F?hrung ein anderer und die Durchsetzung von Gesetzen ein Dritter. Doch keiner dieser Wege konnte die Herzen der M?nner erreichen. Godfrey, mit all seinen Fehlern, wusste, wie man die Herzen der einfachen M?nner erreicht. Er war ein einfacher Mann. Er mochte zwar von Geburt der k?niglichen Familie angeh?ren, doch sein Herz hatte immer dem Volk geh?rt. Er hatte eine gewisse Schl?ue, die von den Stra?en stammte, die all die Ritter in ihren gl?nzenden R?stungen niemals haben w?rden. Sie standen dar?ber. Und Godfrey bewunderte sie daf?r. Doch, wie Godfrey bemerkte, lag auch ein gewisser Vorteil darin, sich zu ihnen herabzulassen. Es gab ihm einen anderen Blickwinkel – und manchmal brauchte man beide Perspektiven um das Volk vollkommen verstehen zu k?nnen. Schlie?lich entstanden die gr??ten Fehler der Herrscher dadurch, dass sie den Bezug zum Volk verloren hatten. „Diese McClouds wissen, wie man trinkt!“, stellte Akorth fest. „Sie entt?uschen mich wahrlich nicht“, f?gte Fulton hinzu. Godfrey wurde geschubst und sah ein paar McClouds, die im Vollrausch zu sehr schunkelten und zu laut lachten w?hrend sie dir Frauen liebkosten. Godfrey hatte erkannt, dass die McClouds weitaus weniger geschliffen als die MacGils waren. Die Mac Gils waren harte Krieger, doch die McClouds hatten etwas an sich – das fast ein wenig unzivilisiert erschien. W?hrend er den Blick ?ber die M?nner schweifen lie?, sah er, dass die McClouds ihre Frauen ein wenig zu sehr an sich dr?ckten, ihre Kr?ge ein wenig zu hart auf den Tisch schlugen und recht roh miteinander umgingen. Diese M?nner hatten etwas an sich, das Godfrey selbst nach all den Tagen, den er mit ihnen verbracht hatte, immer noch nerv?s machte. Irgendwie konnte er diesen Leuten nicht voll vertrauen. Und je mehr Zeit er mit ihnen verbrachte, desto besser konnte er verstehen, warum die Clans nur schlecht miteinander auskamen. Er fragte sich, ob sie sich jemals wirklich vereinen lie?en. Das Gelage hatte seinen H?hepunkt erreicht und noch mehr Bierkr?ge wurden herumgereicht, doppelt so viele wie zuvor, und die McClouds schienen noch lange nicht mit dem Trinken fertig zu sein, so wie die Krieger der MacGils es normalerweise zu dieser Zeit waren. Stattdessen tranken sie immer mehr – viel zu viel. Godfrey machte das nerv?s. „Glaubst du, dass es beim Trinken ein ‚zu viel‘ gibt?“, fragte Godfrey Akorth. Akorth sah ihn ver?chtlich an. „Welch eine gottesl?sterliche Frage!", platzte er heraus. „Was ist nur in dich gefahren?“, fragte Fulton. Doch Godfrey beobachtete, wie ein McCloud, der so betrunken war, dass er kaum sehen konnte, in eine Gruppe von Stammesbr?dern taumelte und sie umriss. Einen Moment lang hielten alle im Raum inne und sahen zu den Kriegern auf dem Boden hin?ber. Doch sie rappelten sich wieder auf, br?llten und johlten vor Lachen und auch die anderen M?nner feierten weiter, sehr zu Godfreys Erleichterung. „W?rdest du nicht sagen, dass sie genug hatten?“ fragte Godfrey, der sich zu fragen begann, ob das Ganze nicht eine schlechte Idee gewesen war. Akorth sah in verst?ndnislos an. „Genug?“, fragte er. „Gibt es das ?berhaupt?“ Godfrey bemerkte, dass er selbst schon lallte, und dass sein Verstand nicht mehr so scharf funktionierte, wie er es gerne gehabt h?tte. Dennoch begann er zu sp?ren, dass die Stimmung im Raum umzuschlagen begann, als ob etwas nicht so war, wie es sein sollte. Es war alles zu viel, gerade so, als ob alle im Raum jegliche Zur?ckhaltung verloren hatten. „Fass sie nicht an!“, h?rte er pl?tzliche jemanden schreien. „Sie geh?rt mir!“ Der Tonfall war dunkel, gef?hrlich und schnitt in einer Weise durch die Luft, die Godfrey sich umsehen lie?. Am anderen Ende der Halle stand ein MacGil Krieger und stritt mit einem McCloud, der eine Frau vom Schoss des MacGil gezogen hatte, einen Arm um ihre Taille gelegt hatte, und sie mit sich zog. „Sie hat dir geh?rt. Jetzt geh?rt sie mir! Such dir eine andere!“ Der Ausdruck auf dem Gesicht des MacGil verfinsterte sich, und er zog sein Schwert. Der Klang hallte durch den Raum und zog die Aufmerksamkeit aller anderen auf sich. „Ich sagte sie geh?rt mir!“, bellte er. Sein Gesicht war puterrot, sein Haar verschwitzt, und der ganze Raum sah zu, gebannt von seinem Worten. Alle hielten abrupt inne und es wurde still, w?hrend beide Seiten wie angewurzelt stehenbleiben und gebannt zusahen. Der McCloud, ein gro?er, bulliger Mann, schnitt eine Grimasse, und warf sie grob zur Seite. Sie stolperte und fiel in die Menge. Die Frau war dem McCloud egal; es war offensichtlich, dass er ?ber alle Massen gereizt, und auf Blutvergie?en aus war. Er zog sein Schwert und stellte sich dem anderen. „Dein Leben f?r ihres!“, sagte der McCloud. Die M?nner um sie herum machten ihnen Platz und Godfrey sp?rte, dass die Anspannung stieg. Er wusste, dass er einschreiten musste, bevor das hier in einen Krieg ausartete. Godfrey sprang ?ber den Tisch, rutschte auf dem versch?tteten Bier aus, eilte ans andere Ende der Halle und stellte sich zwischen die beiden M?nner und streckte seine Arme aus. „M?nner!“, rief er. Er versuchte, sich zu konzentrieren, seinen Verstand dazu zu zwingen, klar zu denken, und jetzt er bereute zutiefst, dass er zuvor so viel getrunken hatte. „Wir sind alle M?nner hier!“, schrie er. „Wir sind alle ein Volk! Eine Arme! Es gibt keinen Grund zu k?mpfen! Hier gibt es mehr als genug Frauen f?r alle! Keiner von Euch hat es so gemeint!“ Godfrey wandte sich dem MacGil zu, der mit grimmigem Blick und gezogenem Schwert zu seiner Linken stand. „Wenn er sich entschuldigt, bin ich bereit, es zu akzeptieren.“ Der McCloud stand zun?chst verwirrt da, dann wurde der Ausdruck auf seinem Gesicht pl?tzlich weicher und er l?chelte. „Dann entschuldige ich mich!“, rief er und streckte seine linke Hand aus. Godfrey trat beiseite. Der MacGil sah ihn argw?hnisch an und griff nach der Hand. W?hrend sie die H?nde sch?ttelten, riss der McCloud den MacGil pl?tzlich zu sich heran und rammte ihm sein Schwert in die Brust. „Ich entschuldige mich“, f?gte er hinzu, „dass ich dich nicht schon fr?her umgebracht habe! Du Dreckskerl!“ Der MacGil sackte schlaff zusammen und sein Blut ergoss sich ?ber den Boden. Er war tot. Godfrey stand schockiert daneben. Er hatte die Szene genau beobachtet, und hatte das Gef?hl, dass alles seine Schuld war. Er hatte den MacGil dazu aufgefordert, die Hand zu akzeptieren, er war derjenige gewesen, der den Waffenstillstand verhandelt hatte. Der McCloud hatte ihn vor all seinen M?nnern betrogen. Godfrey konnte nicht klar denken, und angefacht durch den Alkohol, ging etwas mit ihm durch. Mit einer schnellen Bewegung b?ckte er sich, griff das Schwert des toten MacGil und rammte es dem McCloud durchs Herz. Godfrey blickte auf seine blutige Hand hinab und konnte nicht fassen, was er gerade getan hatte. Es war das erste Mal, dass er einen Mann in einer direkten Konfrontation get?tet hatte. Er h?tte nie geglaubt, dass er zu so etwas f?hig war. Godfrey hatte nicht vorgehabt, ihn zu t?ten, sein Verstand hatte einen Augenblick lang einfach nicht gearbeitet, und etwas aus seinem tiefsten Inneren hatte die Kontrolle ?bernommen, ein Teil von ihm, der Genugtuung f?r die Ungerechtigkeit verlangte. In der Halle brach pl?tzlich Chaos aus. ?berall schrien und griffen M?nner einander w?tend an. Schwerter wurden gezogen, und Godfrey sp?rte, wie Akorth ihn aus dem Weg schob, gerade rechtzeitig, bevor ein Schwert seinen Sch?del spalten konnte. Ein anderer Krieger – Godfrey konnte sich nicht erinnern wer oder warum – griff ihn und warf ihn ?ber den bierverschmierten Tisch. Das letzte, woran Godfrey sich erinnern konnte, war, dass er den h?lzernen Tisch entlangrutschte, sein Kopf gegen einen Bierkrug rammte, und er schlie?lich auf dem Boden landete und hart mit seinem Kopf aufschlug, wobei er sich w?nschte ?berall zu sein, nur nicht hier. KAPITEL SECHS Gwendolyn sa? mit Guwayne in ihren Armen in einem Rollstuhl und nahm alle ihre Kr?fte zusammen, als die Diener die T?r ?ffneten und Thor sie in die Kammer ihrer kranken Mutter schob. Die Wachen der K?niginmutter verneigten sich und traten beiseite, und Gwendolyn dr?ckte ihr Baby fester an sich, als sie die dunkle Kammer betraten. Die Kammer war ruhig, stickig und finster. Fackeln flackerten an den W?nden. Sie konnte den Tod sp?ren. Guwayne, dachte sie. Guwayne, Guwayne. Sie sagte immer und immer wieder seinen Namen still vor sich hin, im Versuch, sich auf etwas anderes zu konzentrieren, als ihre sterbende Mutter. So wie sie gehofft hatte, brachte ihr sein Name Trost und f?llte sie mit W?rme. Guwayne. Das Wunderkind. Sie liebte dieses Baby mehr, als sie in Worte zu fassen vermochte. Gwendolyn wollte, dass ihre Mutter ihn sah, bevor sie starb. Sie wollte, dass sie stolz auf sie war, w?nschte sich den Segen ihrer Mutter. Sie musste es zugeben: trotz ihrer schwierigen Vergangenheit, wollte Gwendolyn Frieden mit ihrer Mutter schlie?en, bevor sie starb. Sie war in einem verletzlichen Zustand, und die Tatsache, dass sie ihrer Mutter in den letzten Monaten n?her gekommen war, trug nur dazu bei, dass sie noch verzweifelter war. Gwendolyn sp?rte, wie sich ihr Herz zusammenzog, als sich die T?ren hinter ihr schlossen. Sie sah sich im Raum um und sah ein Dutzend Wachen um ihre Mutter herumstehen, Angeh?rige der alten Wache, die fr?her ihren Vater besch?tzt hatten. Der Raum war voller Menschen, die Totenwache hielten. Neben ihrer Mutter sa? nat?rlich Hafold, ihre treue Dienerin bis zum Ende, die ?ber sie wachte und niemanden an sie heranlies, so wie sie es ihr ganzes Leben lang getan hatte. Als Thor Gwendolyn an das Bett ihrer Mutter heranschob, wollte sie aufstehen und ihre Mutter umarmen. Doch sie hatte immer noch schreckliche Schmerzen und schaffte es nicht. Stattdessen griff sie die Hand ihrer Mutter. Sie war kalt. Im selben Augenblick, ?ffnete ihre Mutter langsam die Augen. Sie sah sie ?berrascht und erfreut an, und versuchte zu sprechen. Sie formte Worte mit ihren Lippen, schaffte es jedoch nicht, mehr als ein Keuchen hervorzubringen. Gwendolyn konnte nicht verstehen, was sie sagen wollte. Ihre Mutter hustete und winkte Hafold herbei. Hafold beugte sich sofort ?ber sie und hielt ihr Ohr dicht ?ber den Mund ihrer Herrin. „Ja, Mylady?“, fragte Hafold. „Schick alle hinaus. Ich m?chte mit meiner Tochter und Thorgrin alleine sein.“ Hafold sah die K?niginmutter kurz widerwillig an, doch dann antwortete sie, „Wie Ihr w?nscht, Mylady.“ Hafold scheuchte sofort alle anderen zur T?r und nahm schnell wieder ihren Platz an der Seite ihrer Herrin ein. „Alleine“, wiederholte die K?nigin und nickte Hafold zu. Hafold senkte ?berrascht den Kopf, warf Gwendolyn einen eifers?chtigen Blick zu, st?rmte aus dem Raum und zog die T?r fest hinter sich zu. Gwendolyn sa? mit Thor neben ihrer Mutter und war froh, dass sie alleine waren. Der Tod lag schwer in der Luft. Gwendolyn konnte es sp?ren – ihre Mutter w?rde nicht mehr lange bei ihr sein. Ihre Mutter dr?ckte Gwendolyns Hand und Gwen erwiderte die Geste. Die K?niginmutter l?chelte und eine Tr?ne rollte ?ber ihre Wange. „Ich freue mich, dich zu sehen“, sagte sie. Ihre Worte waren kaum mehr als ein Fl?stern. Gwendolyn kamen die Tr?nen, doch sie versuchte, stark zu sein und f?r ihre Mutter die Tr?nen zur?ckzuhalten. Doch sie schaffte es nicht, und die Tr?nen rollten unaufh?rlich ?ber ihre Wangen. „Mutter“, weinte sie. „Es tut mir Leid, so schrecklich leid!“ Gwendolyn war ?berw?ltigt vom Bedauern, dass sie sich ihr ganzes Leben lang nicht n?her gestanden waren. Sie hatten einander nie vollkommen verstanden. Ihre Pers?nlichkeiten waren immer in starkem Kontrast zueinander gestanden, sie hatten kaum jemals dieselben Ansichten vertreten. Gwendolyn tat es leid um ihre Beziehung, auch wenn sie nicht diejenige war, die sich die Schuld daf?r geben musste. R?ckblickend w?nschte sie sich, dass sie irgendetwas h?tte sagen oder tun k?nnen, um ihre Beziehung zu verbessern. Doch mit allem, was sie jeweils in ihren Leben getan hatten standen sie an unterschiedlichen Enden des Spektrums. Und es schein, als ob jegliche Anstrengung, das zu ?ndern, egal von welcher Seite sie kam, vergeben Liebesm?h war. Sie waren einfach zwei vollkommen verschiedene Menschen, die zuf?llig in dieselbe Familie hineingeboren worden waren, vom Schicksal in eine Mutter-Tochter-Beziehung geworfen. Gwendolyn war nie die Tochter gewesen, die ihre Mutter gewollt hatte, und die K?nigin war f?r Gwendolyn nie die Mutter gewesen, die sie sich gew?nscht h?tte. Gwendolyn fragte sich, warum das Schicksal sie zusammengebracht hatte. Die K?niginmutter nickte, und Gwen konnte sehen, dass sie sie verstanden hatte. „Nein, mir tut es leid“, antwortete sie. „Du bist eine ganz au?ergew?hnliche Tochter. Und eine au?ergew?hnliche K?nigin. Eine weitaus bessere K?nigin als ich es je gewesen bin. Und eine weitaus bessere Herrscherin, als es dein Vater jemals war. Er w?re stolz auf dich. Du hast eine bessere Mutter als mich verdient.“ Gwendolyn wischte ihre Tr?nen ab. „Du warst eine gute Mutter.“ Die alte Frau sch?ttelte den Kopf. „Ich war eine gute K?nigin. Und eine aufopferungsvolle Ehefrau. Doch ich war keine gute Mutter. Zumindest nicht f?r dich. Ich denke, ich habe zu viel von mir in dir gesehen. Das hat mir Angst gemacht.“ Gwendolyn dr?ckte ihre Hand, und w?hrend ihr wieder die Tr?nen ?ber die Wangen rollten, w?nschte sie sich, dass ihnen mehr Zeit bliebe und dass sie fr?her so miteinander gesprochen h?tten. Nun, wo sie selbst K?nigin war, nun, wo sie beide ?lter waren und sie selbst ein Kind hatte, wollte Gwendolyn ihre Mutter um sich haben. Sie w?nschte sich, sie um Rat fragen zu k?nnen. Doch ironischerweise wurde ihr das eine Mal in ihrem Leben, wo sie sie wirklich um sich haben wollte, dieser Wunsch nicht gew?hrt. „Mutter, ich m?chte, dass du mein Kind kennenlernst. Mein Sohn. Guwayne.“ Die K?niginmutter riss ?berrascht die Augen auf, hob ihren Kopf ein wenig von den Kissen und sah zum ersten Mal, dass Gwendolyn Guwayne in ihren Armen hielt. Die K?nigin keuchte, setzte sich weiter auf und begann zu schluchzen. „Oh Gwendolyn“, sagte sie. „Er ist das h?bscheste Baby, das ich je gesehen habe.“ Sanft strich sie Guwayne ?ber den Kopf, legte ihre Fingerspitzen auf seine Stirn und schluchzte noch mehr. Langsam wandte sie sich Thor zu. „Du wirst ein guter Vater sein“, sagte sie. „Mein Gemahl hat dich geliebt. Ich habe zwischenzeitlich auch verstanden, warum. Ich habe mich in dir get?uscht. Vergib mir. Ich bin froh, dass Gwendolyn dich hat.“ Thor nickte ernst und dr?ckte die Hand der K?niginmutter die sie ihm entgegenstreckte. Es gibt nicht zu vergeben“, sagte er. Die K?niginmutter wandte sich wieder Gwendolyn zu und ihre Augen wurden hart; es war, als ob sich pl?tzlich etwas in ihr ver?ndert hatte und die alte K?nigin wieder zum Leben erwacht war. „Du wirst dich von nun an vielen Pr?fungen stellen m?ssen“, sagte ihre Mutter. „Ich wei? alles, was im K?nigreich vor sich geht, ich habe immer noch treue Gefolgsleute, die mich auf dem Laufenden halten. Ich mache mir Sorgen um dich.“ Gwendolyn t?tschelte ihre Hand. „Mutter bitte sorg dich jetzt nicht um mich. Das ist nicht die Zeit f?r Staatsangelegenheiten.“ Doch sie sch?ttelte den Kopf. „Es ist immer Zeit f?r Staatsangelegenheiten. Und ganz besonders jetzt. Bestattungen sind Staatsangelegenheiten, das darfst du nicht bergessen. Es sind keine Familienangelegenheiten, sie sind hoch politisch.“ Ihre Mutter hustete und keuchte, dann holte sie tief Luft. „Mir bleibt nicht viel Zeit, darum h?r mir gut zu“, sagte sie, und ihre Stimme klang schw?cher. „Nimm dir meine Worte zu Herzen. Selbst wenn du sie nicht h?ren willst.“ Gwendolyn nickte ernst. „Was immer du sagst, Mutter.“ „Du darfst Tirus nicht vertrauen. Er wird dich betr?gen. Vertraue seinen Leuten nicht. Diese MacGils sind nicht wie wir. Alles, was wir gemeinsam haben, ist der Name. Vergiss das niemals.“ Sie r?chelte, und Gwendolyn versuchte die Bedeutung ihrer Worte zu verstehen. „Sorge daf?r, dass deine Armee stark ist und deine Verteidigungsanlagen noch st?rker. Je eher du verstehst, dass Frieden nur eine Illusion ist, desto besser wirst du den Frieden sichern.“ Einerseits dachte Gwen, dass das vielleicht nur die Worte einer sterbenden K?nigin waren, die abgestumpft war; doch andererseits erkannte sie, dass eine gewisse Weisheit in ihnen lag, auch wenn sie es nicht gerne zugab. Ihre Mutter ?ffnete wieder die Augen. „Deine Schwester, Luanda“, fl?sterte sie. „Ich m?chte, dass sie zu meiner Bestattung kommt. Sie ist meine Tochter. Meine Erstgeborene.“ Gwendolyn holte ?berrascht Luft. „Sie hat schlimme Dinge getan, f?r die sie das Exil verdient. Doch erlaube ihr dieses eine Mal, zur?ckzukehren. Ich m?chte, dass sie dabei ist. Bitte lehne die Bitte deiner sterbenden Mutter nicht ab.“ Gwendolyn seufzte. Sie war hin und her gerissen. Sie wollte ihrer Mutter eine Freude bereiten, doch sie wollte nicht, dass Luanda zur?ckkam. Nicht nach allem, was sie getan hatte. „Versprich es mir“, sagte ihre Mutter und dr?ckte fest Gwendolyns Hand. „Versprich es mir.“ Schlie?lich nickte Gwendolyn, als sie erkannte, dass sie ihr diese Bitte nicht abschlagen konnte. „Ich verspreche es dir Mutter.“ Ihre Mutter seufzte und nickte zufrieden. Dann lehnte sie sich zur?ck. „Mutter“, sagte Gwendolyn und r?usperte sich. „Ich w?nsche mir, dass du mein Kind segnest.“ Ihre Mutter ?ffnete schwach die Augen und sah sie an. Dann schloss sie sie wieder und sch?ttelte langsam den Kopf. „Dieses Baby hat bereits jeden Segen, den sich ein Kind w?nschen kann. Er hat meinen Segen – doch er braucht ihn nicht. Du wirst sehen, meine Tochter, dass dein Kind weitaus m?chtiger ist als du oder Thorgrin, oder irgendjemand anderer vor ihm oder nach ihm. Das ist schon vor Jahren prophezeit worden.“ Ihre Mutter r?chelte, und gerade als Gwendolyn dachte, dass sie nichts mehr zu sagen hatte und gehen wollte, schlug ihre Mutter ein letztes Mal die Augen auf. „Vergiss nicht, was dein Vater dir beigebracht hat, sagte sie mit einer Stimme, die so schwach war, dass Gwendolyn sie kaum h?ren konnte. „Manchmal herrscht der gr??te Frieden in einem K?nigreich, das sich im Krieg befindet.“ KAPITEL SIEBEN Steffen war schon seit Tagen auf der staubigen Stra?e gen Osten unterwegs, gefolgt von einem Dutzend Angeh?rigen der k?niglichen Wache. Er hatte sich geehrt gef?hlt, dass sie K?nigin ihn mit dieser Mission betraut hat, und war entschlossen, sie zu erf?llen. Steffen war seitdem von Ort zu Ort geritten, begleitet von einer Karawane von Kutschen – jede einzelne von ihnen voll beladen mit Gold und Silber, k?niglichen M?nzen, Mais, Getreide, Weizen und Baumaterialien aller Art. Die K?nigin war entschlossen, allen kleinen Ortschaften im Ring Hilfe zukommen zu lassen, ihnen beim Wiederaufbau zu helfen, und in Steffen hatte sie jemanden gefunden, der ihren Wunsch mit derselben Entschlossenheit umsetzte. Steffen hatte schon viele Orte besucht, hatte im Namen der K?nigin eine Menge Rohstoffe verteilt, und sie sorgf?ltig all jenen Orten und Familien zukommen lassen, die sie am meisten brauchten. Er war stolz, die Freude in ihren Gesichtern zu sehen, wenn er die Rohstoffe verteilte und ihnen Arbeitskr?fte zuteilte, die ihnen beim Aufbau helfen sollten. In einem Dorf nach dem anderen gelang es ihm, das Vertrauen in die K?nigin zu st?rken und dabei zu helfen, den Ring wieder aufzubauen. Zum ersten Mal in seinem Leben sahen die Menschen ?ber seine Erscheinung hinweg, und behandelten ihn mit demselben Respekt wie jeden anderen auch. Er liebte dieses Gef?hl. Die Menschen erkannten, dass sie unter der neuen K?nigin nicht in Vergessenheit geraten waren, und Steffen war gl?cklich, dazu beitragen zu d?rfen, dass sie sie liebten. Er konnte sich nichts vorstellen, was er lieber wollte. Wie das Schicksal es wollte, f?hrte der Weg ihn nach vielen anderen Orten auch in sein Dorf, dem Ort, an dem er aufgewachsen war. Steffen sp?rte eine gewisse Furcht, als er bemerkte, dass das n?chste Dorf seine alte Heimat war. Nur zu gerne h?tte er einen anderen Weg eingeschlagen, doch er wusste, dass das nicht m?glich war. Er hatte Gwendolyn geschworen, seine Aufgabe zu erf?llen und er konnte sie nicht entt?uschen, selbst wenn es bedeutete, dass er an den Ort zur?ckkehren sollte, der bis heute Gegenstand seiner Alptr?ume war. So viele Menschen, die schon hier gelebt hatten, als er hier aufgewachsen war, mussten noch hier sein – jene Menschen, die gro?en Gefallen daran gefunden hatten, ihn zu qu?len, und ihn wegen seiner Missbildung aufgezogen hatten. Jene Menschen, die ihm immer wieder eingeredet hatten, dass er sich f?r seine Erscheinung sch?men musste. Als er das Dorf damals verlassen hatte, hatte er geschworen, nie wieder zur?ckzukehren, und nie wieder ein Wort mit seiner Familie zu sprechen. Doch nun brachte ihn ironischerweise seine Mission hierher, und verlangte von ihm, dass er ihnen im Namen der K?nigin Rohstoffe zuteilte. Das Schicksal konnte grausam sein. Als sie auf einen H?gel kamen, sah Steffen zum ersten Mal sein Dorf. Sein Magen krampfte sich zusammen. Einzig und allein der Anblick lie? ihn sich klein und unbedeutend f?hlen. Er konnte sp?ren, wie er sich in sich zur?ckzog. Er hatte sie so gut gef?hlt, besser als je zuvor in seinem Leben, besonders mit seinem neuen Amt, seiner Entourage und der Tatsache, dass er nur der K?nigin selbst Rechenschaft schuldig war. Doch jetzt, wo er dieses Ort sah, st?rzten alle Erinnerungen wieder auf ihn ein, die Furch davor, wie die Menschen ihn wahrnahmen, ein Gef?hl, das er immer gehasst hatte. Er fragte sich, ob diese Menschen immer noch dort waren. Waren sie noch immer so grausam wie fr?her? Ob sie wohl stolz w?ren, wenn sie sahen, was er erreicht hatte? Er war einer der h?chsten Ratgeber der K?nigin, ein Mitglied des inneren K?niglichen Rats. Sie w?rden sprachlos sein, wenn sie h?rten, was der kleine, bucklige Junge erreicht hatte. Sie w?rden endlich zugeben m?ssen, dass sie sich in ihm get?uscht hatten. Dass er doch nicht wertlos war. Steffen hoffte, dass es so sein w?rde. Vielleicht w?rde seine Familie ihn endlich bewundern, und er w?rde eine gewisse Genugtuung erleben. Steffen und seine k?nigliche Karawane kamen zu den Toren des kleinen Ortes, und Steffen lie? sie anhalten. Er drehte sich um und sah seine M?nner an, ein Dutzend M?nner der K?niglichen Wache, die auf seinen Befehl warteten. „Wartet hier vor den Toren auf mich“, rief er. „Ich m?chte nicht, dass meine Leute euch schon sehen. Ich m?chte ihnen zuerst alleine begegnen.“ „Jawohl, Sire“, antworteten sie. Steffen sprang von seinem Pferd. Er wollte sein Dorf zu Fu? betreten. Vor allem jedoch wollte er nicht, dass seine Familie sein Pferd mit den k?niglichen Insignien oder seine Entourage sah. Er wollte sehen, wie sie auf ihn reagieren w?rden, so wie er war, ohne seinen Rang zu kennen. Er nahm sogar seine k?niglichen Abzeichen auf seinen neuen Kleidern ab und lie? sie in seiner Satteltasche. Steffen ging durch das Tor in die kleine, h?ssliche Ortschaft, an die er sich nur zu gut erinnerte. Es stank nach wilden Hunden, die H?hner rannten frei in den Stra?en umher, gejagt von alten Frauen und kleinen Kindern. Er ging an den H?usern vorbei. Wenige waren aus Stein gebaut, die meisten aus Lehm und Stroh. Die Stra?en waren in schlechtem Zustand, mit Schlagl?chern und voller Tierkot. Nichts hatte sich ge?ndert. Selbst nach all diesen Jahren schien alles unver?ndert zu sein. Schlie?lich erreichte Steffen das Ende der Stra?e und bog nach links ab. Sein Magen zog sich zusammen, als er das Haus seines Vaters sah. Es sah aus wie eh und je, ein kleines Holzhaus, mit steilem Dach und einer krummen Eingangst?r. Selbst der Stall im Garten, in dem Steffen hatte schlafen m?ssen stand noch. Der Anblick machte ihn w?tend. Er wollte ihn am liebsten abrei?en. Steffen ging zur T?r, die offen stand und sah hinein. Es nahm ihm den Atem, als er seine ganze Familie sah: Sein Vater und seine Mutter, all seine Schwestern und Br?der. Alle zusammengepfercht in dem engen Haus, wie es schon immer gewesen war. Sie sa?en um einen Tisch herum und lachten. Sie hatten nie mit Steffen gelacht, sondern immer nur ?ber ihn. Sie sahen nat?rlich ?lter aus, doch sonst waren sie unver?ndert. Er sah sie an und fragte sich: Stammte er wirklich aus dieser Familie? Steffens Mutter war die erste, die ihn sah. Sie drehte sich um und keuchte bei seinem Anblick. Ihr Teller zerschellte klirrend auf dem Boden. Als n?chster wandte sich ihm sein Vater zu, dann alle anderen, geschockt, ihn zu sehen. Sie sahen nicht erfreut aus, gerade so, als ob ein unerw?nschter Gast zu Besuch gekommen w?re. „Soso“, sagte sein Vater langsam mit b?sem Blick und kam um den Tisch herum auf ihn zu, wobei er mit bedrohlicher Geste seine Finger an seinem Taschentuch abwischte. „Bist du also doch zur?ckgekommen.“ Steffen erinnerte sich daran, dass sein Vater immer wieder einen Knoten in dieses Taschentuch gekn?pft, es nass gemacht, und ihn damit geschlagen hatte. „Was ist los?“, f?gte sein Vater mit einem finsteren Grinsen hinzu. „Hast es in der gro?en Stadt wohl doch zu nichts gebracht?“ „Er hat sich eingebildet, dass er zu gut f?r uns war. Und jetzt kommt er wie ein Hund zur?ck nach Hause gekrochen!“, rief einer seiner Br?der. „Wie ein Hund!“, echote einer seiner Schwestern. Steffen kochte innerlich. Er atmete tief durch und zwang sich, seine Zunge im Zaum zu halten und sich nicht auf ihr Niveau herabzulassen. Diese Leute waren D?rfler und voller Vorurteile; das war das Ergebnis eines Lebens eingesperrt in der Enge dieses kleinen Ortes. Er jedoch hatte die Welt gesehen, und hatte gelernt, anders zu denken. Seine Geschwister – in der Tat jeder im Raum – lachte ihn aus. Die einzige die nicht lachte, sondern ihn mit gro?en Augen ansah, war seine Mutter. Er fragte sich, ob sie vielleicht die einzige war, die ein wenig Verstand hatte. Er fragte sich, ob sie sich vielleicht freute, ihn zu sehen. Doch sie sch?ttelte nur langsam den Kopf. „Oh Steffen“, sagte sie. „Du h?ttest nicht hierher zur?ckkommen sollen. Du geh?rst nicht zu dieser Familie.“ Ihre Worte, so ruhig und ohne H?me ausgesprochen, taten Steffen am meisten weh. „Er hat nie dazugeh?rt. Er ist ein Tier. Was willst du hier, Junge? Almosen?“ Steffen antwortete nicht. Er besa? nicht die Gabe geschliffener Worte, schlauer, schlagfertiger Antworten, und schon gar nicht in einer Situation wie dieser. Er war so durcheinander, dass er kaum einen Satz bilden konnte. Es gab so vieles, was er ihnen sagen wollte, doch ihm fehlten die Worte. Stattdessen stand er kochend vor Wut vor ihnen und schwieg. „Hat die Katze etwa deine Zunge gefressen?“, h?hnte sein Vater. „Dann verschwinde, du verschwendest meine Zeit. Das ist unser gro?er Tag und wir lassen ihn uns von dir nicht ruinieren.“ Sein Vater schob Steffen zur Seite, eilte an ihm vorbei nach drau?en und sah sich um. Die ganze Familie wartete, bis der Vater entt?uscht grunzend zur?ckkam. „Sind sie schon da?“, fragte die Mutter hoffnungsvoll. Er sch?ttelte den Kopf. „Keine Ahnung wo sie bleiben“, sagte der Vater. Dann wandte er sich Steffen zu und wurde rot vor Wut. „Verschwinde endlich“, bellte er ihn an. „Wir warten auf einen wichtigen Mann, und du versperrst den Weg. Du willst wohl unsere gro?e Chance kaputtmachen, so wie du immer alles kaputt gemacht hast, nicht wahr? Was bildest du dir ein, in einem Moment wie diesem hier aufzutauchen? Der Gesandte der K?nigin kann jeden Augenblick hier eintreffen, um hier im Dorf Essen und Vorr?te zu verteilen. Das ist der Moment, in dem wir alles M?gliche von ihm erbitten k?nnen. Und schau dich nur an“, zischte sein Vater, „stehst herum und blockierst die T?r. Ein Blick auf dich und er wird unser Haus ignorieren. Er wird denken, dass wir ein Haus voller Abartiger sind!“ Seine Br?der und Schwestern brachen in Gel?chter aus. „Ein Haus voller Abartiger!“, echote einer. Steffen starrte seinen Vater an, der b?se auf ihn herabblickte, und wurde selbst rot. Steffen, immer noch nicht in der Lage zu antworten, drehte sich langsam um, sch?ttelte den Kopf und verlie? das Haus. Er lief hinaus auf die Stra?e und gab seinen M?nnern ein Zeichen. Pl?tzlich erschienen dutzende von gl?nzenden k?niglichen Pferdekutschen im Ort. „Sie kommen!“ schrie Steffens Vater. Steffens ganze Familie rannte aus dem Haus an Steffen vorbei und gafften die Kutschen und die K?niglichen Wachen an. Die Wachen sahen Steffen an. „Mylord“, sagte einer von ihnen. „Sollen wir hier etwas verteilen, oder weiterziehen?“ Steffen hatte die H?nde in die H?ften gestemmt und sah seine Familie an. Bei den Worten der Wache drehten sie sich sprachlos um und starrten Steffen an. Sie blickten zwischen der Wache und Steffen hin und her, vollkommen sprachlos, als ob sie nicht verstehen konnten, was sie sahen. Steffen ging langsam auf sein Pferd zu, schwang sich in den mit Gold und Silber beschlagenen Sattel und blickte auf seine Familie hinab. „Mylord?“ echote sein Vater. „Soll das ein Witz sein? Du? Der k?nigliche Gesandte?“ Steffen sa? lediglich da und sch?ttelte den Kopf w?hrend er auf seinen Vater hinabblickte. „So ist es Vater“, sagte er. „Ich bin der k?nigliche Gesandte.“ „Das kann nicht sein!“, entgegnete dieser. „Das kann nicht sein. Wie sollte ein Tier wie du von der K?nigin zu so etwas ausgew?hlt werden?“ Pl?tzlich stiegen zwei M?nner der K?niglichen Wache von ihren Pferden ab und eilten auf den Vater zu. Sie dr?ngten ihn zur?ck an die Wand des Hauses und dr?ckten die Spitzen ihrer Schwerter fest genug an seinen Hals, dass er entsetzt die Augen aufriss. „Einen Gesandten der K?nigin zu beleidigen ist eine Beleidigung f?r die K?nigin selbst“, knurrte einer der M?nner Steffens Vater an. Sein Vater schluckte schwer. Er hatte Angst. „Mylord. Sollen wir diesen Mann einsperren lassen?“ fragte die andere Wache Steffen. Steffen betrachtete seine Familie, sah den Schreck in ihren Gesichtern und ?berlegte. „Steffen!“, seine Mutter kam nach vorn gest?rmt, klammerte sich an seine Beine und bettelte: „Bitte! Lass deinen Vater nicht einsperren! Und bitte, gib uns Vorr?te! Wir brauchen sie dringend.“ „Das bist du uns schuldig!“, blaffte sein Vater. „Nach allem was ich dir dein Leben lang gegeben habe, bist du es uns schuldig!“ „Bitte!“, bettelte seine Mutter. „Wir hatten keine Ahnung. Wir wussten nicht, was aus dir geworden ist! Bitte tu deinem Vater nichts an!“ Sie fiel auf die Knie und begann zu weinen. Steffen sch?ttelte lediglich den Kopf ?ber diese l?genden, hinterlistigen Menschen. Menschen, die sein ganzes Leben lang immer nur grausam zu ihm waren. Nun, da sie erkannt hatten, dass etwas aus ihm geworden war, wollten sie etwas von ihm. Steffen entschied, dass sie nicht einmal eine Antwort verdient hatten. Er hatte noch etwas anderes erkannt: Sein ganzes Leben lang hatte er seine Familie in den Himmel gehoben. Gerade so, als ob sie die gro?artigen, beliebten und erfolgreichen w?ren, der er geworden war. Doch nun erkannte er, dass genau das Gegenteil der Fall war. Alles, was er von ihnen gehalten hatte, war eine einzige Illusion gewesen. Das hier waren erb?rmliche Gestalten. Trotz seiner Missbildung stand er weit ?ber ihnen. Zum ersten Mal in seinem Leben erkannte er das. Er blickte zu seinem Vater hinab, der immer noch von den beiden Wachen bedroht wurde, und tief im Inneren w?nschte er sich, ihm denselben Schmerz zuzuf?gen, den er ihm so lange zugef?gt hatte. Doch sein Verstand erkannte noch etwas: Sie verdienten nicht einmal seine Rache. Sie m?ssten ihm etwas bedeuten, um sie zu verdienen. Und f?r ihn existierten sie nicht mehr. Er wandte sich seinen M?nnern zu. „Ich denke, dass dieser Ort ganz gut ohne unsere Hilfe zurechtkommt.“ Er gab seinem Pferd die Sporen und ritt in einer dichten Staubwolke aus dem Dorf ohne sich auch nur einmal umzusehen. Er schwor sich, nie wieder hierher zur?ckzukehren. . KAPITEL ACHT Die Wachen warfen die alten Eichenholzt?ren auf um Reece Zuflucht vor dem ekelhaften Wetter in Srogs warmem und trockenem Kastell zu gew?hren. Er war nass bis auf die Haut vom peitschenden Wind und Regen der Oberen Inseln, und war froh, als die T?ren direkt hinter ihm wieder zugeschlagen wurden. Er trocknete sich das Gesicht und die Haare ab und als er aufblickte kam Srog schon auf ihn zugeeilt um ihn zu begr??en. Reece umarmte ihn herzlich. Er hatte Srog immer gern gemocht, diesen gro?en Krieger und Anf?hrer, der seine M?nner in Silesia so gut gef?hrt hatte, der seinem Vater gegen?ber immer loyal gewesen war, und f?r seine Schwester fast sein Leben gegeben h?tte. Srog mit seinem Stoppelbart, seinen breiten Schultern und dem warmherzigen L?cheln zu sehen, weckte in Reece Erinnerungen an seinen Vater, an die alte Garde. Srog klopfte Reece auf die Schulter. “Du siehst deinem Vater auch immer ?hnlicher!”, sagte er. „Ich hoffe, das ist gut.“ „Und ob“, antwortete Srog. „Es gab keinen besseren Mann als deinen Vater. Ich w?re f?r ihn durchs Feuer gegangen.“ Srog f?hrte Reece durch den Flur und seine M?nner folgten ihm in respektvollem Abstand. „Herzlich willkommen an diesem elenden Ort!“, sagte Srog. „Ich bin dankbar, dass deine Schwester dich geschickt hat.“ „Ich habe scheinbar keinen guten Tag f?r meinen Besuch gew?hlt“, sagte Reece, als sie ein offenes Fenster passierten vor dem der Regen peitschte. Srog l?chelte zerknirscht. „Hier ist jeder Tag ein schlechter Tag“, antwortete er. „Das Wetter kann hier ganz schnell umschlagen. Man sagt, dass man hier auf den Oberen Inseln alle vier Jahreszeiten an einem einzigen Tag erleben kann – und ich kann nur best?tigen, dass das stimmt.“ Reece blickte nach drau?en ?ber den kleinen, leeren Innenhof, umgeben von ein paar uralten, grauen Steinbauten, die im Grau des Regens fast verschwanden. Es waren nur wenige Leute drau?en, und die die es waren, huschten mit eingezogenen K?pfen von einem Geb?ude zum n?chsten. Diese Insel schien ein einsamer und ?der Ort zu sein. „Wo sind all die Menschen?“, fragte Reece. Srog seufzte. „Die Menschen hier bleiben drinnen. Sie sind Eigenbr?tler. Dieser Ort hier ist nicht wie Silesia oder King’s Court wo die Menschen gerne dicht beieinander leben. Hier leben sie ?ber die ganze Insel verteilt. Eine gr??ere Stadt gibt es hier nicht. Sie sind ein seltsames Volk, sehr zur?ckgezogen, stur und abgeh?rtet – wie das Wetter.“ Srog f?hrte Reece ?ber einen Flur und nach einer letzten Ecke betraten sie den gro?en Saal. Etwa ein Dutzend von Srogs M?nnern sa?en dort mit verdrie?licher Miene in voller R?stung an einem Tisch vor dem Kamin. Die Hunde kauerten dicht vor dem Feuer, und warteten darauf, dass vom Fleisch, das die M?nner a?en, etwas f?r sie abfiel. Sie sahen Reece an und knurrten. Srog f?hrte Reece zum Feuer. Er rieb seine H?nde ?ber den Flammen, dankbar f?r die W?rme. „Ich wei?, dass du nicht viel Zeit hast, bevor dein Schiff wieder ablegt“, sagte Srog. Doch ich wollte dich nicht gehen lassen, ohne dir eine Gelegenheit zu geben dich aufzuw?rmen und trockene Kleider anzuziehen.“ Ein Diener kam und brachte Reece trockene Kleider und ein Kettenhemd genau in seiner Gr??e. Reece blickte Srog ?berrascht und dankbar an w?hrend er seine nassen Kleider auszog und gegen die neuen tauschte. Srog l?chelte. „Wir behandeln unseresgleichen gut hier“, sagte er. „Ich dachte mir, dass du sie gut brauchen k?nntest.“ „Danke!“, sagte Reece und f?hlte sich schon deutlich w?rmer. „Genau, was ich gebraucht habe.“ Er hatte sich tats?chlich nicht sonderlich darauf gefreut in nassen Kleidern zur?ck zu segeln. Srog begann einen langen Monolog ?ber Politik und Reece nickte h?flich. Doch tief im Inneren war er viel zu abgelenkt, um ihm zuzuh?ren. Er war immer noch ?berw?ltigt von den Gedanken an Stara, die er nicht absch?tteln konnte. Er konnte nicht aufh?ren, an ihre Begegnung zu denken, und jedes Mal, wenn er an sie dachte, machte sein Herz einen Sprung. Es graute ihm bei dem Gedanken an die Aufgabe, die auf dem Festland vor ihm lag – n?mlich Selese und allen anderen zu sagen, dass die Hochzeit nicht stattfinden w?rde. Er wollte sie nicht verletzten, doch er hatte keine andere Wahl. „Reece?“, wiederholte Srog. Reece blinzelte und sah ihn an. „Hast du mich geh?rt?“, fragte er. „Entschuldigung“, sagte Reece. „Was hast du gesagt?“ „Ich fragte, ob deine Schwester meine Nachrichten erhalten hat?“, wiederholte er geduldig. Reece nickte und versuchte sich zu konzentrieren. „Das hat sie“, antwortete er. „Das war der Grund weshalb sie mich hierher geschickt hat. Sie hat mich gebeten, mich mit dir zu treffen, um aus erster Hand zu erfahren, was hier vor sich geht.“ Srog seufzte und starrte ins Feuer. „Ich bin nun seit sechs Monden hier“, sagte er. „Und ich kann dir sagen, dieses Inselvolk ist nicht wie wir. Sie sind nur dem Namen nach MacGils. Ihnen fehlen all die Qualit?ten deines Vaters. Sie sind nicht nur stur – man kann ihnen auch nicht vertrauen. Fast t?glich sabotieren sie die Schiffe der K?nigin; und wenn man es genau nimmt, sabotieren sie alles was wir tun. Sie wollen uns nicht hier haben. Sie wollen nichts mit dem Festland zu tun haben – au?er nat?rlich, wenn sie es ?berfallen. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ein harmonisches Zusammenleben einfach nicht ihrer Natur entspricht.“ Srog seufzte. „Wir verschwenden unsere Zeit hier. Deine Schwester sollte sich von hier zur?ckziehen und sie ihrem Schicksal ?berlassen.“ Reece nickte. Er rieb seine H?nde ?ber dem Feuer, als pl?tzlich die Sonne durch die Wolken brach und das finstere, regnerische Wetter einem strahlenden Sommertag Platz machte. In der Ferne ert?nte ein Horn. „Dein Schiff!“, rief Srog. „Wir m?ssen gehen. Ihr m?sst Segel setzen, bevor das schlechte Wetter zur?ckkehrt. Ich bringe dich zum Hafen.“ Srog f?hrte Reece durch ein Nebentor aus dem Kastell heraus, und erstaunt blinzelte er ins glei?ende Sonnenlicht. Ein perfekter Sommertag. Reece und Srog gingen schnell nebeneinander her, dicht gefolgt von mehreren von Srogs M?nnern. Kieselsteine knirschten unter ihren Stiefeln als sie durch die H?gel zum Hafen gingen. Sie kamen an grauen Felsbl?cken vorbei und H?geln auf denen Ziegen grasten. Als sie sich der K?ste n?herten, hallten Glocken ?ber die Bucht – eine Warnung f?r die Schiffe vor dem aufziehenden Nebel. „Die Lebensbedingungen hier sind wirklich nicht angenehm“, sagte Reece schlie?lich. „Du hast es nicht leicht hier. Du hast die Dinge hier viel L?nger im Zaum gehalten, als das anderen gelungen w?re, dessen bin ich mir sicher. Du hast gute Arbeit geleistet; das werde ich der K?nigin berichten“ Srog nickte dankend. „Ich wei? zu sch?tzen, dass du das sagst“ „Was ist die Quelle der Unzufriedenheit dieser Leute?“, fragte Reece. „Sie sind schlie?lich frei. Wir wollen ihnen nichts B?ses – im Gegenteil: Wir bringen Vorr?te und bieten ihnen Schutz.“ Srog sch?ttelte den Kopf. „Sie werden keine Ruhe geben, bis Tirus frei ist. Sie betrachten es als pers?nliche Beleidigung, dass ihr Anf?hrer im Kerker sitzt.“ „Sie sollten sich gl?cklich sch?tzen, dass er nur im Kerker sitzt, und nicht f?r seinen Verrat hingerichtet worden ist.“ Srog nickte. „Damit hast du vollkommen Recht. Doch diese Leute verstehen das nicht.“ „Und wenn wir ihn freilassen?“, fragte Reece. „W?rden sie dann Ruhe geben?“ Srog sch?ttelte den Kopf. „Ich bezweifle das. Ich glaube es w?rde sie nur ermutigen.“ „Was k?nnen wir dann tun?“, fragte Reece. Srog seufzte. „Diesen Ort aufgeben“, sagte er. „Und das, so schnell wie m?glich. Mir gef?llt nicht, was ich hier sehe. Ich sp?re, dass sich ein Aufstand zusammenbraut.“ „Dabei sind sie uns doch zahlenm??ig, was M?nner und Schiffe angeht weit unterlegen.“ Srog sch?ttelte den Kopf. „Das ist eine Illusion.“, sagte er. „Sie sind gut organisiert. Wir sind auf ihrem Feld. Sie haben unz?hlige M?glichkeiten uns zu sabotieren, die wir nicht einmal erahnen k?nnen. Wir sitzen hier in einer Schlangengrube.“ „Doch Matus ist nicht wie sie“, sagte Reece. „Das stimmt“, antwortete Srog. „Aber er ist der einzige.“ Es gibt noch jemanden, dachte Reece: Stara. Doch er behielt diesen Gedanken f?r sich. All das zu h?ren, weckte in ihm den Drang, Stara zu retten, sie so schnell wie m?glich von hier fort zu bringen. Er schwor, dass er genau das tun w?rde. Doch zuerst musste er zur?ck segeln und seine Angelegenheiten kl?ren. Dann konnte er zur?ckkehren um sie zu holen. Als sie zum Stand kamen, blickte Reece auf und fand sein Schiff bereit zum Ablegen. All seine M?nner waren bereits an Bord und warteten auf ihn. Er blieb vor dem Schiff stehen und Srog legte ihm die Hand auf die Schulter. „Ich werde Gwendolyn alles erz?hlen“, sagte Reece. „Ich werde sie wissen lassen, dass du Bedenken hast. Doch ich wei?, dass sie fest entschlossen ist, die Inseln zu halten. Sie sieht sie als einen Teil einer gr??eren Strategie f?r den Ring. F?r den Augenblick zumindest musst du versuchen, hier f?r Ruhe und Harmonie zu sorgen. Was immer auch dazu n?tig ist. Was brauchst du? Mehr Schiffe? Mehr M?nner?“ Srog sch?ttelte den Kopf. „Alle M?nner und Schiffe dieser Welt werden dieses Inselvolk nicht ?ndern. Nur die Klinge eines Schwertes vermag das.“ Reece sah ihn entsetzt an. „Gwendolyn w?rde niemals den Mord an unschuldigen gut hei?en“, sagte Reece. „Ich wei? das“, antwortete Srog. „Und genau das ist der Grund aus dem viele unserer M?nner sterben werden.“ KAPITEL NEUN Stara stand auf den Zinnen des Kastells ihrer Mutter, einer aus Stein gebauten, quadratischen Festungsanlage die so alt war wie die Insel selbst, dem Ort, an dem Stara lebte, seit ihre Mutter, gestorben war. Sie ging bis zum Rand, dankbar, dass die Sonne endlich hervorgekommen war, und blickte zum Horizont, wo sie Reeces Schiff in der Ferne sehen konnte. Sie sah zu, wie sich sein Schiff vom Rest der Flotte trennte und sah dem Schiff so lange sie konnte nach, das mit jeder Welle Reece weiter von ihr fort trug. Sie konnte Reeces Schiff noch den ganzen Tag lang sehen. Sie konnte es nicht ertragen, ihn gehen zu sehen. Sie f?hlte sich, als ob mit ihr ein Teil ihres Herzens, ein Teil von ihr selbst, die Insel verlassen hatte. Endlich, nach all diesen Jahren auf diesem furchtbaren, einsamen und kargen Eiland, f?hlte sich Stara von Freue ?berw?ltigt. Reece wiederzusehen hatte ihr neues Leben eingehaucht. Es hatte eine Leere in ihr ausgef?llt, von der sie nicht einmal gewusst hatte, dass sie all die Jahre an ihr genagt hatte. Nun, da sie wusste, dass Reece die Hochzeit absagen w?rde, dass er zu ihr zur?ckkehren w?rde, dass er sie, Stara, heiraten w?rde, hatte sie das Gef?hl, dass alles gut werden w?rde. All der Kummer, den sie in ihrem Leben ertragen hatte, w?rde endlich verschwinden. Sie musste nat?rlich zugeben, dass ihr Selese Leid tat. Stara hatte niemals jemanden verletzen wollen. Doch es ging um ihre Zukunft, ihren Gemahl – und sie hatte das Gef?hl, dass es nur fair war. Immerhin hatte sie, Stara, Reece ihr ganzes Leben lang gekannt, seit sie kleine Kinder waren. Sie war Reeces erste und einzige Liebe. Dieses neue M?dchen, Selese, kannte Reece kaum, und nur kurze Zeit. Sie konnte ihn nicht so gut kennen wie Stara es tat. Selese, w?rde irgendwann dar?ber hinwegkommen und jemand anderen finden. Doch Stara w?rde niemals dar?ber hinwegkommen, ihn zu verlieren. Reece war ihr Leben, ihr Schicksal. Sie waren f?reinander bestimmt. Reece geh?rte ihr, und so wie sie es sah, w?re es Selese, die ihn ihr wegnahm und nicht umgekehrt. Stara nahm sich nur das zur?ck, was rechtm??ig ihr geh?rte. Davon abgesehen, h?tte Stara auch keine andere Entscheidung treffen k?nnen, selbst wenn sie es versucht h?tte. Was auch immer ihr Verstand f?r richtig oder falsch erkl?rt hatte, sie w?re ihm nicht gefolgt. Ihr ganzes Leben lang hatten ihr alle um sie herum – und das schloss auch ihren Verstand ein – erkl?rt, dass es falsch war, einen Cousin zu lieben. Doch sie hatte nicht auf sie geh?rt. Sie liebte Reece und betete ihn an. Das war schon immer so gewesen. Und nichts was irgendjemand tun oder sagen w?rde, konnte das ?ndern. Sie musste mit ihm zusammen sein. F?r sie gab es keine andere Option. W?hrend Stara zusah, wie das Schiff am Horizont immer kleiner wurde, h?rte sie pl?tzlich Schritt hinter sich. Sie drehte sich um und sah ihren Bruder Matus auf sich zukommen. Wie immer freute sie sich, ihn zu sehen. Stara und Matus waren ihr ganzes Leben lang beste Freunde gewesen. Die Tatsache, dass sie vom Rest der Familie ausgeschlossen und den anderen Inselbewohnern waren, hatte sie zusammengeschwei?t. Beide verabscheuten sie ihre Br?der und ihren Vater. Stara hielt Matus genau wie sich selbst f?r kultivierter und edler, als die anderen; sie betrachtete ihre eigenen Familienmitglieder als verr?terische und nicht vertrauensw?rdige Wilde. Es war als ob Matus und sie eine Familie innerhalb der Familie waren. Stara und Matus lebten auf unterschiedlichen Stockwerken im Kastell ihrer Mutter anstatt bei ihren beiden Br?dern Karus und Falus im Schloss ihres Vaters zu leben. Nun, da ihr Vater im Kerker sa?, war die Familie gespalten. Ihre beiden ?lteren Br?der gaben ihnen die Schuld. Sie hatte Matus immer vertraut. Er hatte ihr immer den R?cken freigehalten, und sie war genauso f?r ihn dagewesen. Die beiden hatten oft und lange dar?ber gesprochen, die Oberen Inseln zu verlassen und auf das Festland zu gehen, um sich den anderen MacGils anzuschlie?en. Und nun, endlich, hatte sie das Gef?hl, dass all ihre Pl?ne wahr werden k?nnten, besonders nachdem die Inselbewohner wiederholt Gwendolyns Flotte sabotiert hatten. Stara konnte es nicht ertragen, l?nger hier zu leben. „Mein Bruder!“, begr??te Stara in fr?hlich. Doch der Ausdruck auf Matus Gesicht war ungew?hnlich finster, und sie konnte sofort sehen, dass ihn etwas bedr?ckte. „Was ist los?“, fragte sie. „Stimmt was nicht?“ Er sch?ttelte missbilligend den Kopf. „Ich wei? nicht was los ist, Stara.“, sagte er. „Unser Cousin. Reece. Was ist zwischen euch passiert?“ Stara wurde rot, wandte sich ab und blickte wieder aufs Meer hinaus. Sie bem?hte sich, Reeces Schiff in der Ferne auszumachen, doch es war fort. Eine Welle der Wut ?berkam sie; wegen Matus hatte sie den letzten Blick vers?umt. „Das geht dich nichts an“, schnappte sie. Matus war ihrer Beziehung zu ihrem Cousin schon immer ablehnend gegen?bergestanden, und sie hatte genug davon. Das war der eine Streitpunkt zwischen ihnen, und er bedrohte ihre enge Beziehung. Ihr war egal was Matus – oder irgendjemand anderes – dachte. Es ging sie nichts an. „Du wei?t, dass Reece bald heiraten wird?“, fragte Matus anklagend und trat neben sie.“ Stara sch?ttelte den Kopf, als ob sie diesen furchtbaren Gedanken aus ihrem Kopf vertreiben wollte. „Er wird sie nicht heiraten“, antwortete sie. Matus sah ?berrascht aus. „Und woher wei?t du das?“, wollte er wissen. Sie sah ihn entschlossen an. „Er hat es mir gesagt. Und Reece l?gt mich nicht an.“ Matus sah sie entsetzt an. Dann verdunkelte sich seine Miene. „Hast du ihn etwa umgestimmt?“ Sie sah ihn trotzig und b?se an. „Ich musste ihn nicht umstimmen“, sagte sie. „Er wollte es so. Er hat die Entscheidung getroffen. Er liebt mich – hat mich immer geliebt. Und ich liebe ihn.“ Matus runzelte die Stirn. „Und du f?hlst dich nicht schlecht dabei, einem M?dchen das Herz zu brechen? Wer auch immer sie sein mag?“ Sie sah ihn b?se an. So etwas wollte sie nicht h?ren. „Reece liebt mich schon viel l?nger als dieses neue M?dchen!“ Matus lie? nicht locker. „Und was wird aus all den Pl?nen f?r das K?nigreich? Du verstehst hoffentlich, dass es nicht einfach nur eine Hochzeit ist. Es ist politisches Theater. Ein Spektakel f?r die Massen. Gwendolyn ist die K?nigin und es ist auch ihre Hochzeit. Das ganze K?nigreich und Menschen aus allen m?glichen L?ndern werden da sein, um zuzusehen. Was wird passieren, wenn Reece so einfach absagt? Denkst du, die K?nigin wird das so einfach hinnehmen? Und die anderen MacGils? Du wirst den ganzen Ring in Unruhe st?rzen, sie gegen uns aufbringen. Ist dir deine Leidenschaft das Wert?“ Stara sah Matus kalt und hart an. „Unsere Liebe ist st?rker als irgendein Spektakel. Als jedes K?nigreich. Du kannst das nicht verstehen, du hast noch nie eine solche Liebe empfunden.“ Matus wurde rot. Er sch?ttelte w?tend den Kopf. „Du machst den gr??ten Fehler deines Lebens“, sagte er. „Und Reece auch. Du wirst alle mit dir zu Fall bringen. Das ist eine n?rrische, kindische und egoistische Entscheidung. Du h?ttest deine kindische Liebe in der Vergangenheit begraben sollen!“ Er seufzte gereizt. „Du wirst eine Nachricht schreiben und sie mit dem n?chsten Falken an Reece schicken. Du musst ihm sagen, dass du deine Meinung ge?ndert hast und er dieses M?dchen heiraten soll. Wer auch immer sie ist.“ Stara sp?rte eine unglaubliche Wut auf ihren Bruder in sich aufwallen, eine Wut, die gr?sser war, als alles, was sie je zuvor empfunden hatte. „H?te deine Zunge, Bruder!“, sagte sie. „Tu nicht so, als ob du mir einen Rat geben wolltest. Du bist nicht mein Vater. Du bist mein Bruder. Sprich noch einmal ?ber dieses Thema mit mir und es wird das letzte Mal sein, dass ich mit dir rede.“ Matus sah sie sprachlos an. Stara hatte noch nie so mit ihm gesprochen. Offensichtlich meinte sie, was sie sagte. Ihre Gef?hle f?r Reece waren tiefer, als das Band, das sie mit ihrem Bruder teilte. Viel tiefer. Matus war zutiefst getroffen. Er drehte sich um und verlie? ohne ein weiteres Wort das Dach. Stara lie? ihren Blick wieder ?ber das Meer schweifen, in der Hoffnung doch noch einen Blick auf Reeces Schiff erhaschen zu k?nnen. Doch sie wusste, dass es lange fort war. Reece, dachte sie. Ich liebe dich. Bleib auf Kurs. Welche Widerst?nden du auch immer begegnen wirst, bleib auf Kurs. Sei stark. Sag die Hochzeit ab. Tu es f?r mich, F?r uns. Stara schloss die Augen und ballte ihre H?nde zu F?usten. Sie bettelte und betete zu jedem Gott der ihr einfiel, dass Reece die St?rke haben w?rde, ihrem Plan treu zu bleiben. Dass er zu ihr zur?ckkommen w?rde. Dass sie endlich f?r immer vereint sein w?rden. Egal was es kosten w?rde. KAPITEL ZEHN Karus und Falus, Tirus S?hne, liefen schnell die steinerne Wendeltreppe hinunter, tiefer und tiefer hinab zum Kerker, in dem ihr Vater sa?. Sie verabscheuten die Dem?tigung, in den Kerker hinabsteigen zu m?ssen, um ihren Vater zu sehen, einen gro?en Krieger, der der rechtm??ige K?nig der Oberen Inseln war. Im Stillen schworen sie jedes Mal Rache daf?r. Doch dieses Mal brachten sie Neuigkeiten, die vielleicht alles ?ndern w?rden. Neuigkeiten, die ihnen endlich einen Grund zur Hoffnung gaben. Karus und Falus marschierten zu den Kriegern, die vor der T?r zu seinem Kerker Wache standen. M?nner, die der K?nigin treu ergeben waren, das wussten sie. Sie blieben vor ihnen stehen, rot vor Wut, dass sie immer wieder die Erniedrigung ertragen mussten, darum zu bitten, ihren Vater sehen zu d?rfen. Gwendolyns M?nner betrachteten sie, als ob sie ?berlegten, dann nickten sie einander zu und traten vor. „Streckt eure Arme aus“, befahlen sie Karus und Falus. Unwillig streckten sie ihre Arme aus und lie?en sich die Waffen abnehmen. Dann ?ffneten die M?nner das eiserne Tor und lie?en sie ein. Schnell wurde es wieder hinter ihnen zugeworfen und verschlossen. Karus und Falus wussten, dass sie nicht viel Zeit hatten; sie w?rden ihnen nicht erlauben, ihren Vater f?r mehr als ein paar Minuten zu sehen, und das einmal pro Woche, seit man ihn in den Kerker geworfen hatte. Bald w?rden Gwendolyns M?nner ihnen befehlen, zu gehen. Sie gingen zum Ende des langen Flurs. Alle anderen Zellen waren leer. Ihr Vater war der einzige, der hier im alten Kerker sa?. Schlie?lich erreichten sie die letzte Zelle hinten links, die nur schwach von einer flackernden Fackel erleuchtet war und lugten hinein. Langsam kam Tirus aus einer dunklen Ecke zum Gitter und sah sie an. Sein Gesicht war ausgemergelt, sein Bart ungepflegt, seine Miene grimmig. Er blickte sie mit dem hoffnungslosen Ausdruck eines Mannes an, der wusste, dass er nie wieder das Tageslicht sehen w?rde. Êîíåö îçíàêîìèòåëüíîãî ôðàãìåíòà. Òåêñò ïðåäîñòàâëåí ÎÎÎ «ËèòÐåñ». Ïðî÷èòàéòå ýòó êíèãó öåëèêîì, êóïèâ ïîëíóþ ëåãàëüíóþ âåðñèþ (https://www.litres.ru/pages/biblio_book/?art=43695391&lfrom=688855901) íà ËèòÐåñ. Áåçîïàñíî îïëàòèòü êíèãó ìîæíî áàíêîâñêîé êàðòîé Visa, MasterCard, Maestro, ñî ñ÷åòà ìîáèëüíîãî òåëåôîíà, ñ ïëàòåæíîãî òåðìèíàëà, â ñàëîíå ÌÒÑ èëè Ñâÿçíîé, ÷åðåç PayPal, WebMoney, ßíäåêñ.Äåíüãè, QIWI Êîøåëåê, áîíóñíûìè êàðòàìè èëè äðóãèì óäîáíûì Âàì ñïîñîáîì.
Íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë Ëó÷øåå ìåñòî äëÿ ðàçìåùåíèÿ ñâîèõ ïðîèçâåäåíèé ìîëîäûìè àâòîðàìè, ïîýòàìè; äëÿ ðåàëèçàöèè ñâîèõ òâîð÷åñêèõ èäåé è äëÿ òîãî, ÷òîáû âàøè ïðîèçâåäåíèÿ ñòàëè ïîïóëÿðíûìè è ÷èòàåìûìè. Åñëè âû, íåèçâåñòíûé ñîâðåìåííûé ïîýò èëè çàèíòåðåñîâàííûé ÷èòàòåëü - Âàñ æä¸ò íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë.