Íåäàâíî ÿ ïðîñíóëñÿ óòðîì òèõèì, À â ãîëîâå – íàñòîé÷èâàÿ ìûñëü: Îòíûíå äîëæåí ÿ ïèñàòü ñòèõè. È òàê íàïîëíèòü ñìûñëîì ñâîþ æèçíü! ß ïåðâûì äåëîì ê çåðêàëó ïîø¸ë, ×òîá óáåäèòüñÿ â âåðíîñòè ðåøåíüÿ. Âçãëÿä çàòóìàíåí.  ïðîôèëü – ïðÿì îðåë! Òèïè÷íûé âèä ïîýòà, áåç ñîìíåíüÿ. Òàê òùàòåëüíî òî÷èë êàðàíäàøè, Çàäóì÷èâî ñèäåë â êðàñèâîé ïîçå. Êîãäà äóøà

Das Geschenk der Schlacht

Das Geschenk der Schlacht Morgan Rice Ring der Zauberei #17 DER RING DER ZAUBEREI hat alle Zutaten die f?r sofortigen Erfolg n?tig sind: Anschl?ge und Gegenanschl?ge, Mysterien, edle Ritter und bl?hende Beziehungen die sich mit gebrochenen Herzen, T?uschung und Betrug abwechseln. Die Geschichten werden sie ?ber Stunden in ihrem Bann halten und sind f?r alle Altersstufen geeignet. Eine wunderbare Erg?nzung f?r das B?cherregal eines jeden Liebhabers von Fantasy Geschichten. – Books and Movie Reviews, Roberto Mattos. DAS GESCHENK DER SCHLACHT (Buch #17) ist das Finale der Bestseller-Serie DER RING DER ZAUBEREI, die mit QUESTE DER HELDEN (Buch #1) eingeleitet wurde! In DAS GESCHENK DER SCHLACHT, trifft Thor auf seine gr?sste und letzte Herausforderung, als er tiefer in das Land des Blutes vordringt, um zu versuchen, Guwayne zu retten. W?hrend er Feinden begegnet, die weitaus m?chtiger sind, als er es sich je vorgestellt hatte, bemerkt Thor bald, dass er einer Armee der Finsternis gegen?bersteht, der selbst seine Kr?fte nicht gewachsen sind. Als er erf?hrt, dass ein heiliges Objekt ihm die Kr?fte verleihen kann, die er braucht – ein Objekt, das ihm die ganze Zeit verborgen war – muss er sich auf eine letzte Reise geben, um es zu erlangen, bevor es zu sp?t ist, denn das Schicksal der ganzen Welt steht auf dem Spiel. Gwendolyn h?lt ihr Versprechen gegen?ber dem K?nig des Jochs, betritt den Turm und konfrontiert den Anf?hrer des Kults, um seine Geheimnisse zu erfahren. Das was sie erf?hrt, schockiert sie und die Enth?llung bringt sie zu Argon und letztendlich zu Argons Meister – wo sie das gr?sste aller Geheimnisse erf?hrt, eines das das Schicksal des Rings und ihrer Leute ?ndern wird. Als das Joch von der gr?ssten Armee angegriffen wird, die die Menschheit je gesehen hat, f?llt die Rolle, es zu verteidigen, Kendrick und den anderen zu – und Gwendolyn muss ihre Leute in einem letzten Massenexodus anf?hren. Thors Legionsbr?der sehen sich unvorstellbaren Risiken gegen?ber, als Angel an ihrem Aussatz stirbt. Portrait. Morgan Rice schrieb die Nr. 1 Bestseller Serie DER WEG DER VAMPIRE, eine elfteilige Serie f?r junge Leser. Ihrer Feder entstammt auch die Nr. 1 Bestseller Serie TRILOGIE DES ?BERLEBENS, eine post-apokalyptischer Thriller-Serie aus derzeit zwei B?chern (man darf auf das Dritte gespannt sein) und die epische Fantasy-Serie DER RING DER ZAUBEREI, das derzeit aus dreizehn B?chern besteht und die Bestsellerlisten anf?hrt. Morgans B?cher gibt es als Audio oder Print-Editionen die in vielen Sprachen erschienen sind: Deutsch, Franz?sisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Japanisch, Chinesisch, Schwedisch, Holl?ndisch, T?rkisch, Ungarisch, Tschechisch und Slowakisch – mehr Sprachen werden folgen. Morgan freut sich, von ihren Lesern zu h?ren, darum besuchen Sie bitte morganricebooks. com um sich f?r Email-Updates zu registrieren. Erhalten sie ein kostenloses Buch, Geschenke, laden sie die kostenlose App herunter und erhalten sie exklusiv die neusten Nachrichten. Oder folgen Sie Morgan auf Facebook und Twitter. Morgan freut sich auf Ihren Besuch! MORGAN RICE DAS GESCHENK DER SCHLACHT BUCH #17 IM RING DER ZAUBEREI Morgan Rice Morgan Rice ist die #1 Besteller- und USA Today Bestseller-Autorin der 17 B?nde umfassenden epischen Fantasy-Serie DER RING DER ZAUBEREI, der neuen #1 Bestseller Fantasy-Serie VON K?NIGEN UND ZAUBERERN, der #1 Bestseller-Serie DER WEG DER VAMPIRE (bestehend aus derzeit 11 B?nden) und der #1 Bestseller-Serie DIE TRILOGIE DES ?BERLEBENS, eine post-apokalyptische Thriller-Serie. Morgans B?cher sind verf?gbar als H?rb?cher und Printeditionen und wurden bisher in mehr als 25 Sprachen ?bersetzt. GEWANDELT (Buch #1 aus DER WEG DER VAMPIRE), ARENA EINS (Buch #1 aus der TRILOGIE DES ?BERLEBENS), und QUESTE DER HELDEN (Buch #1 im RING DER ZAUBEREI) sind als kostenlose Downloads auf Amazon verf?gbar! Das erste Buch aus Morgans neuer epischer Fantasy-Serie, DER AUFSTAND DER DRACHEN (VON K?NIGEN UND ZAUBERERN Buch #1) wurde gerade ver?ffentlicht! Morgan freut sich, von Ihnen zu h?ren, darum z?gern Sie nicht und besuchen Sie www.morganricebooks.com (http://www.morganricebooks.com/), und melden Sie sich f?r den Email-Verteiler an. Erhalten Sie so Zugang zu kostenlosen Giveaways, der kostenlosen App und den neusten exklusiven Informationen. Folgen Sie Morgan auch auf Facebook und Twitter um nichts zu verpassen! Ausgew?hlte Kommentare zu Morgan Rices B?chern “DER RING DER ZAUBEREI hat alle Zutaten die f?r sofortigen Erfolg n?tig sind: Anschl?ge und Gegenanschl?ge, Mysterien, edle Ritter und bl?hende Beziehungen die sich mit gebrochenen Herzen, T?uschung und Betrug abwechseln. Die Geschichten werden sie ?ber Stunden in ihrem Bann halten und sind f?r alle Altersstufen geeignet. Eine wunderbare Erg?nzung f?r das B?cherregal eines jeden Liebhabers von Fantasy Geschichten.” –-Books and Movie Reviews, Roberto Mattos “Rice hat das Talent den Leser von der ersten Seite an in die Geschichte hineinzusaugen. Mit ihrer malerischen Sprache gelingt es ihr ein mehr als nur ein Bild zu malen – es l?uft ein Film vor dem inneren Auge ab. Gut geschrieben und von wahnsinnig schnellem Erz?hltempo.” –-Black Lagoon Reviews (zu Verwandelt) “Eine ideale Geschichte f?r junge Leser. Morgan Rice hat gute Arbeit beim Schreiben einer interessanten Wendung geleistet. Erfrischend und einzigartig, mit klassischen Elementen, die in vielen ?bersinnlichen Geschichten f?r junge Erwachsene zu finden sind. Leicht zu lesen, aber von extrem schnellem Erz?hltempo… Empfehlenswert f?r alle, die ?bernat?rliche Romanzen m?gen.” –-The Romance Reviews (zu Verwandelt) “Es packte meine Aufmerksamkeit von Anfang an und lie? nicht los…. Diese Geschichte ist ein erstaunliches Abenteuer voll rasanter Action ab der ersten Seite. Es gab nicht eine langweilige Seite.” –-Paranormal Romance Guild (zu Verwandelt) “Vollgepackt mit Aktion, Romantik, Abenteuer und Spannung. Wer dieses Buch in die H?nde bekommt wird sich neu verlieben.” –-vampirebooksite.com (zu Verwandelt) “Eine gro?artige Geschichte. Dieses Buch ist eines von der Art, das man auch nachts nicht beiseitelegen m?chte. Das Ende war ein derart spannender Cliffhanger, dass man sofort das n?chste Buch kaufen m?chte um zu sehen, was passiert.“ –-The Dallas Examiner (zu Geliebt) “Ein Buch das den Vergleich mit TWILIGHT und den VAMPIRE DIARIES nicht scheuen muss. Eines, das Sie dazu verleiten wird, ununterbrochen Seite um Seite bis zum Ende zu lesen! Wer Abenteuer, Liebesgeschichten und Vampire gerne mag, f?r den ist dieses Buch genau das Richtige!” –-Vampirebooksite.com (zu Verwandelt) “Morgan Rice hat sich wieder einmal als extreme talentierte Geschichtenerz?hlern unter Beweis gestellt… Dieses Buch spricht ein breites Publikum an, auch die j?ngeren Fans des Vampir/Fantasy-Genres. Es endet mit einem unerwarteten Cliffhanger der den Leser geschockt zur?ckl?sst. –-The Romance Reviews (zu Geliebt) B?cher von Morgan Rice VON K?NIGEN UND ZAUBERERN DER AUFSTAND DER DRACHEN (BAND #1) DER RING DER ZAUBEREI QUESTE DER HELDEN (Band #1) MARSCH DER K?NIGE (Band #2) LOS DER DRACHEN (Band #3) RUF NACH EHRE (Band #4) SCHWUR DES RUHMS (Band #5) ANGRIFF DER TAPFERKEIT(Band #6) RITUS DER SCHWERTER (Band #7) GEW?HR DER WAFFEN (Band #8) HIMMEL DER ZAUBER (Band #9) MEER DER SCHILDE (Band #10) REGENTSCHAFT DES STAHLS (Band #11) LAND DES FEUERS (BAND #12) A RULE OF QUEENS – DIE HERRSCHAFT DER K?NIGINNEN (BAND #13) AN OATH OF BROTHERS – DER EID DER BR?DER (BAND #14) A DREAM OF MORTALS – DER TRAUM DER STERBLICHEN(BAND #15) A JOUST OF KNIGHTS – DAS TOURNIER DER RITTER (BAND #16) THE GIFT OF BATTLE – DAS GESCHENK DER SCHLACHT (BAND #17) DIE TRILOGIE DES ?BERLEBENS ARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (BAND #1) ARENA TWO – ARENA ZWEI (Band #2) DER WEG DER VAMPIRE GEWANDELT (Band #1 Der Weg Der Vampire) VERG?TTERT (Band #2 Der Weg Der Vampire) VERRATEN (Band #3 Der Weg Der Vampire) BESTIMMT (Band #4 Der Weg Der Vampire) BEGEHRT (Band #5 Der Weg Der Vampire) BETROTHED – VERM?HLT (Band #6) VOWED – GELOBT (Band #7) FOUND – GEFUNDEN (Band #8) RESURRECTED – ERWECKT (Band #9) CRAVED – ERSEHNT (Band #10) FATED – BERUFEN (Band #11) Laden Sie die B?cher von Morgan Rice jetzt herunter! H?ren Sie sich den Ring der Zauberei jetzt als H?rbuch an! Copyright © 2014 by Morgan Rice Alle Rechte vorbehalten. Mit den im U.S. Copyright Act von 1976 erlaubten Ausnahmen ist es nicht gestattet, jeglichen Teil dieser Publikation in jeglicher Form oder ?ber jegliche Mittel ohne die vorherige Erlaubnis des Autors zu vervielf?ltigen, zu verteilen oder zu ?bertragen, oder in einer Datenbank oder einem Abrufsystem zu speichern. Dieses E-Book ist ausschlie?lich f?r den pers?nlichen Gebrauch zugelassen. Dieses E-Book darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen m?chten, erwerben Sie bitte ein zus?tzliches Exemplar f?r jeden Empf?nger. Wenn Sie dieses Buch lesen und nicht gekauft haben, oder es nicht ausschlie?lich f?r Ihren Gebrauch gekauft wurde, geben Sie es bitte zur?ck und erwerben Sie Ihr eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren. Diese Geschichte ist frei erfunden. Namen, Figuren, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorf?lle sind entweder ein Produkt der Phantasie des Autors oder werden im fiktionalen Sinne verwendet. Jegliche ?hnlichkeit mit existierenden Personen, tot oder lebendig, ist rein zuf?llig Copyright f?r das Bild auf dem Umschlag by Photosani, unter Lizenz von Shutterstock.com. F?r Jake Maynard. Einen echten Krieger. “Du kommst zu mir mit Schwert, Spie? und Schild; ich aber komme zu dir im Namen des HERRN Zebaoth, des Gottes des Heeres Israels, das du geh?hnt hast.”     – David zu Goliath     I Samuel, 17:45 KAPITEL EINS Thorgrin, der auf dem heftig schaukelnden Schiff stand, starrte ins Leere und begriff langsam geschockt, was er gerade getan hatte. Er blickte erschrocken auf seine eigene Hand herab, die immer noch das Schwert der Toten umklammert hielt, dann sah er Reece, seinen besten Freund, an, der ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. Thors Hand bebte heftig als er begriff, dass er gerade seinen besten Freund das Schwert in die Brust gerammt hatte und zusah, wie er vor seinen Augen starb. Thor konnte nicht verstehen, was geschehen war. W?hrend das Schiff wild auf den Wellen hin und her geworfen wurde und die Str?mung sie durch die Stra?e des Wahnsinns trieb – bis sie endlich auf der anderen Seite herauskamen. Die Wellen beruhigten sich, das Schiff d?mpelte leise auf den sanften Wellen und die dicken Wolken l?sten sich auf. Im selben Augenblick lichtete sich der Nebel, der Thors Verstand umw?lkt hatte, und er hatte das Gef?hl, wieder er selbst zu sein, die Welt wieder klar zu sehen. Er sah Reece an, der vor ihm Stand und es brach ihm das Herz, keinen Feind vor sich zu sehen, sondern seinen besten Freund. Langsam begriff er, was er getan hatte, dass er von etwas besessen gewesen war, das st?rker als er war, einem Wahnsinn, den er nicht kontrollieren konnte, der ihn dazu gezwungen hatte, diese schreckliche Tat zu begehen. „NEIN!“, schrie Thorgrin, die Stimme gebrochen vor Schmerz. Er zog das Schwert aus der Brust seines Freundes, und im selben Augenblick keuchte Reece und brach zusammen. Thor warf das Schwert von sich, denn er wollte es nicht mehr sehen, und es landete mit einem hohlen Klirren an Deck, als Thor Reece auffing und ihn in seinen Armen hielt, wild entschlossen, ihn zu retten. „Reece!“, rief er, erdr?ckt von der Schuld. Thor presste seine Hand auf die Wunde und versuchte die Blutung zu stoppen. Doch er konnte sp?ren, wie das hei?e Blut ?ber seine Finger rann und wie Reeces Lebensenergie schwand, w?hrend er ihn in Armen hielt. Elden, Matus, Indra und Angel kamen angerannt, auch endlich frei vom Griff des Wahnsinns, und dr?ngten sich um sie. Thor schloss die Augen und betete inbr?nstig, dass sein Freund ?berleben w?rde und dass er, Thor, eine Chance bekam, diesen Fehler wiedergutzumachen. Thor h?rte Schritte und er blickte auf und sah Selese, die herbeigeeilt kam; ihre Haut war blasser denn je und ihre Augen schimmerten mit einem Leuchten, das nicht von dieser Welt war. Sie lie? sich vor Reece auf die Knie fallen, nahm ihn in die Arme, und als Thor ihn loslie?, sah er ein Leuchten, das sie umgab und erinnerte sich an ihre Kr?fte als Heilerin. Selese blickte mit loderndem Blick zu Thor auf. „Nur du kannst ihn retten“, sagte sie eindringlich. „Leg deine Hand auf seine Wunde!“ Thor legte seine Hand auf Reeces Brust und Selese legte ihre dar?ber. Er konnte die Hitze und die Kraft sp?ren, die von ihrer zarten Hand durch seine hindurch in Reeces Wunde floss. Sie schloss die Augen und begann zu summen und Thor sp?rte, wie der K?rper seines Freundes pl?tzlich ganz hei? wurde. Thor betete von ganzem Herzen, dass sein Freund zu ihm zur?ckkommen w?rde und dass er ihm vergeben w?rde, wozu der Wahnsinn ihn getrieben hatte. Zu Thors gro?er Erleichterung ?ffnete Reece seine Augen. Er blinzelte, blickte gen Himmel, und richtete sich langsam auf. Thor sah erstaunt zu, wie Reece ein paarmal blinzelte und seine Brust ansah: die Wunde war vollkommen geheilt. Thor war sprachlos, ?berw?ltigt und voller Ehrfurcht vor Seleses Macht. „Mein Bruder!“, rief Thor. Er zog ihn in seine Arme und Reece, noch immer desorientiert, erwiderte seine Umarmung w?hrend Thor ihm auf die Beine half. „Du lebst!“, rief Thor, der es kaum fassen konnte. Thor dachte an all die Schlachten, die sie gemeinsam geschlagen hatten, all die Abenteuer, und wusste, dass er es nicht h?tte ertragen k?nnen, seinen Freund zu verlieren. „Und warum sollte ich nicht leben?“, blinzelte Reece verwundert. Er sah die staunenden Gesichter der anderen und war irritiert. Auch die anderen umarmten ihn, einer nach dem anderen. Dabei sah Thor sich um und realisierte pl?tzlich, dass einer fehlte: O’Connor. Thor rannte an die Reling und suchte panisch das Wasser ab, als er sich erinnerte, dass O’Connor im Wahnsinn vom Schiff in die tosende Str?mung gesprungen war. „O’Connor!“, schrie er. Die anderen rannten herbei und suchten ebenfalls das Wasser ab. Thor starrte in die Tiefe und reckte den Hals, um zur?ck in die Meerenge zu blicken, in das tosende rote Wasser – und sah O’Connor, der um sich schlagend am Rand der Meerenge um sein Leben k?mpfte. Thor verschwendete keine Zeit. Er reagierte instinktiv und sprang ?ber die Reling ins Wasser. Beim Eintauchen in das erstaunlich warme Wasser, bemerkte Thor, wie dickfl?ssig es war, als w?rde er durch Blut schwimmen. Er richtete seinen Blick auf O’Connor, der immer wieder unterging, und konnte die Panik in dessen Augen sehen. Er konnte auch sehen, dass der Wahnsinn von O’Connor abfiel, als er ?ber die Schwelle der Meerenge ins offene Wasser getrieben wurde. Doch w?hrend er um sich schlug, begann er zu sinken, und Thor wusste, dass sein Freund auf den Grund des Meeres sinken w?rde, wenn er ihn nicht bald erreichte. Thor schwamm noch schneller und ?berwand dabei die schrecklichen Schmerzen und die Ersch?pfung, die er in seinen Schultern zu sp?ren begann. Und doch begann O’Connor unterzugehen, als er sich ihm n?herte. Thor sp?rte eine Welle Adrenalin durch seinen K?rper fluten, als er zusah, wie sein Freund unter die Oberfl?che sank, und wusste – jetzt oder nie. Er schoss voran, tauchte unter und starrte unter Wasser mit ge?ffneten Augen ins endlose Rot. Doch er konnte nichts sehen und es brannte zu sehr. Er schloss die Augen und lie? sich von seinen Instinkten leiten. Er rief etwas aus der Tiefe seines Seins zur Hilfe, das sehen konnte, ohne zu sehen. Mit einem weiteren verzweifelten Schwimmzug streckte Thor die Arme aus und tastete im Wasser vor sich, bis er etwas sp?rte: einen ?rmel. ?bergl?cklich packte er O’Connor und hielt ihm fest – erstaunt dar?ber, wie schwer er war. Thor zerrte an seinem Arm und schwamm mit aller Kraft zur?ck a die Oberfl?che. Er hatte f?rchterliche Schmerzen, jeder Muskel seines K?rpers protestierte, als er mit den F??en trat und nach oben schwamm. Das Wasser war so dickfl?ssig und f?hlte sich so schwer an, dass er das Gef?hl hatte, dass seine Lungen bersten wollten. Jeder Schwimmsto? f?hlt sich an, als zog er die Welt hinter sich her. Gerade als er dachte, dass er es nicht schaffen und mit O’Connor in die Tiefe sinken w?rde, brach Thor durch die Oberfl?che und war erleichtert zu sehen, dass er in offenem Gew?sser aufgetaucht war. Als er sah wie O’Connors Kopf an die Oberfl?che kam und auch er keuchte und nach Luft rang, war Thors Erleichterung vollkommen. Thor konnte sehen, wie der Wahnsinn von seinem Freund abfiel und seine Augen wieder klar wurden. O’Connor blinzelte ein paarmal, hustete und keuchte, dann sah er Thor fragend an. „Was tust du hier?“, fragte er verwirrt. „Wo sind wir?“ „Thorgrin!“, rief eine Stimme. Thor h?rte ein Platschen und als er sich umdrehte, sah er ein dickes Tau im Wasser neben sich. An der Reling des Schiffs standen Angel und die anderen, die zur?ckgekommen waren, um sie wieder an Bord zu holen. Thor nahm das Seil mit der einen Hand und hielt O’Connor mit der anderen fest, w?hrend Elden sie Zug um Zug an das Schiff heran zog. Die andern packten mit an und zogen sie langsam aus dem Wasser, bis sie aus eigener Kraft ?ber die Reling klettern konnten und sich an Deck fallen lie?en. Ersch?pft und au?er Atem und immer noch Wasser aushustend, lag Thor neben O’Connor; dieser drehte sich um und sah ihn genauso ersch?pft an, und Thor konnte die Dankbarkeit in seinem Blick sp?ren. Er sp?rte O’Connors Dank – Thor verstand ihn auch ohne Worte. Sie waren Legionsbr?der. Jeder w?rde sich ohne zu z?gern f?r den anderen opfern. Daf?r lebten sie. Pl?tzlich fing O’Connor an zu lachen. Zuerst war Thor besorgt, und fragte sich, ob der Wahnsinn zur?ckgekehrt war, doch dann sah er, dass O’Connor in Ordnung war. Er war wieder ganz der Alte und lachte erleichtert und aus Freude, am Leben zu sein. Auch Thor lachte, als die Anspannung von ihm abfiel, und auch die anderen stimmten ein. Alle waren am Leben – auch wenn es unm?glich erschienen war, sie waren alle am Leben. Die andern ergriffen Thors und O’Connors H?nde und halfen ihnen, aufzustehen. Sie umarmten sich gl?cklich – endlich war ihr Schiff in stillem Gew?sser angekommen und sie konnten sich entspannen. Thor sah sich um und sah erleichtert, dass sie immer weiter von der Meerenge fortgetrieben wurden und alle wieder bei klarem Verstand waren. Sie hatten es geschafft; sie hatten die Stra?e des Wahnsinns durchquert, auch wenn sie beinahe einen hohen Preis daf?r bezahlt h?tten. Thor glaubte jedoch nicht, dass sie es ein weiteres Mal ?berleben k?nnten. „Da!“, rief Matus. Thor drehte sich um und sah in die Richtung, in die Matus mit seinem Finger deutete. Er war sprachlos, als sich am Horizont vor ihm eine neue Landschaft im Land des Blutes auftat. Dicke Wolken hingen tief am Himmel, das Wasser war blutrot – und nun, wo sie n?her kamen, konnte er die K?ste besser erkennen. Das Ufer war schwarz, ohne jeden Baum oder auch nur das geringste Lebenszeichen, und sah aus, als best?nde es aus Asche und Schlamm. Thors Herz schlug schneller, als er in der Ferne im Inland ein schwarzes Schloss entdeckte, das und sich aus dem Boden erhob, als w?re es aus Asche und Schlamm gewachsen. Thor konnte das B?se sp?ren, das von ihm ausging. Ein enger Kanal f?hrte zum Schloss, dessen Ufer von Fackeln ges?umt war. Am Ende war er von einer Zugbr?cke blockiert. Thor sah, dass das Innere des Schlosses von Fackeln erhellt wurde, und pl?tzlich war er sich sicher: von ganzem Herzen wusste er, dass Guwayne in diesem Schloss war und war ihn wartete. „Setzt die Segel!“, rief er, und hatte endlich wieder das Gef?hl, die Kontrolle zu haben und eine neue Zielstrebigkeit in sich erwachen. Seine Br?der beeilten sich, die Segel zu setzen und bald bl?hten sie sich unter der starken Brise die sie vorantrieb. Zum ersten Mal, seitdem sie die Grenze zum Land des Blutes ?berschritten hatten, sp?rte Thor so etwas wie Optimismus und das Gef?hl, dass er wirklich seinen Sohn finden und retten konnte. „Ich bin so froh, dass du am Leben bist“, sagte eine Stimme. Thor drehte sich um und sah Angel, die zu ihm aufsah und ihn anl?chelte. Er l?chelte, kniete neben ihr nieder und umarmte sie. „Ich bin auch froh, Angel“, antwortete er. „Ich verstehe nicht, was passiert ist“, sagte sie. „Im einen Augenblick war ich noch ich selbst, und dann… war es, als kannte ich mich selbst nicht mehr.“ Thor sch?ttelte langsam den Kopf. Er wollte es vergessen. „Der Wahnsinn ist der schlimmste aller Feinde“, antwortete er. „Wir selbst sind der eine Feind, den wir nicht ?berwinden k?nnen.“ Sie legte besorgt die Stirn in Falten. „Wird das wieder passieren?“, fragte sie. „Gibt es hier noch mehr solcher Orte?“, fragte sie mit Angst in der Stimme, und studierte dabei den Horizont. Auch Thor blickte in diese Richtung und fragte sich dasselbe – als zu seinem gro?en Schrecken, die Antwort viel zu schnell kam. Mit lautem Platschen, das klang, als w?rde ein Wal vor ihnen auftauchen, erhob sich die h?sslichste Kreatur aus dem Wasser, die Thor je gesehen hatte. Sie sah aus wie ein riesiger Kalmar, fast zwanzig Meter gro?, leuchtend rot in der Farbe des Blutes, und ragte ?ber das Schiff, als er aus dem Wasser schoss. Seine Tentakel schienen nicht enden zu wollen und Dutzende breiteten sich in alle Richtungen auf dem Wasser aus. Mit wachsamen gelben Augen blickte er b?se auf sie herab, voller Zorn, und sein riesiges Maul voller spitzer gelber Z?hne ?ffnete sich, begleitet von einem grauenvollen Ger?usch. Die Kreatur verdunkelte den Himmel, stie? einen unheimlichen Schrei aus und senkte sich auf sie herab, die Tentakel ausgestreckt, bereit, dass ganze Schiff zu vertilgen. Thor stand wie gebannt im Schatten der Kreatur und wusste, dass sie einer Todesgefahr entgangen waren, nur jetzt dem sicheren Tod gegen?berzustehen. KAPITEL ZWEI Der Empire-Kommandant hieb immer wieder auf sein Zerta ein, als er durch die Gro?e W?ste ritt und der Spur folgte, wie er es schon seit Tagen getan hatte. Hinter ihm ritten seine M?nner, keuchend, am Rande des Zusammenbruchs, da er ihnen nicht einen Augenblick Pause geg?nnt hatte, seitdem sie losgeritten waren – selbst nicht in der Nacht. Er verlangte alles von seinem Zerta und auch von seinen M?nnern. Er kannte keine Gnade mit sich und schon gar nicht mit seinen M?nnern. Er wollte, dass sie unempfindlich waren gegen Ersch?pfung, Hitze und K?lte – besonders, wenn sie auf einer Mission waren, die so heilig war, wie diese. Wenn diese Spur sie tats?chlich dorthin f?hrte, wo er hoffte – zum legend?ren K?nigreich des Jochs – dann konnte das das Schicksal des ganzen Empire ver?ndern. Der Kommandant grub seine Fersen in die Flanken des Zertas bis es schrie und zwang es, immer schneller zu reiten, bis es beinahe gestolpert w?re. Er blinzelte in die Sonne und betrachtete die Spur. Er war sein Leben lang vielen Spuren gefolgt und hatte an ihrem Ende viele Menschen get?tet – doch er war nie einer faszinierenderen Spur gefolgt als dieser. Er konnte sp?ren, dass er der gr??ten Entdeckung in der Geschichte des Empire immer n?her kam. Sein Name w?rde geheiligt werden und man w?rde noch in Generationen von ihm singen. Sie kamen zu einer D?ne und er begann, ein leises Ger?usch zu h?ren, wie ein Sturm, der sich irgendwo ?ber der W?ste zusammenbraute; als sie sie erklommen hatten, sahen er sich um, und rechnete damit, einen Sandsturm zu sehen, der auf sie zukam – doch stattdessen sah er ein paar hundert Meter vor sich eine Wand aus Sand, die sich gen Himmel erhob. Der Sand wirbelte herum und zischte und heulte wie ein Sturm, der jedoch auf einen Ort beschr?nkt zu sein schien. Er blieb mit seinen M?nnern stehen und betrachtete neugierig den Sturm, der sich nicht zu bewegen schien. Er konnte es nicht verstehen. Es war ein w?tender Sandsturm, doch er bewegte sich nicht. Er fragte sich, was auf der anderen Seite lag und ahnte, dass es das Joch sein musste. „Deine Spur endet hier“, stellte einer seiner Krieger h?hnisch fest. „Wir k?nnen nicht durch diese Wand da gehen“, sagte ein anderer. „Du hast uns nur zu noch mehr Sand gef?hrt“, sagte ein weiterer. Langsam sch?ttelte der Kommandant den Kopf und sah sie ?berzeugt an. „Und was, wenn auf der anderen Seite ein Land liegt?“, gab er zur?ck. „Auf der andren Seite?“, fragte ein Krieger. „Du bist vollkommen verr?ckt. Da ist nichts au?er einer Wand aus Sand, und dahinter noch mehr Sand, eine endlose W?ste, wie die, die wir durchquert haben.“ „Gib zu, dass du versagt hast“, sagte ein anderer. „Kehr um – oder wir kehren ohne dich zur?ck.“ Der Kommandant drehte sich um und sah seine Krieger an, geschockt ?ber ihre Dreistigkeit; er sah Verachtung und Trotz in ihren Augen. Er wusste, dass er schnell handeln musste, wenn er eine Rebellion verhindern wollte. In einem pl?tzlichen Wutanfall zog er seinen Dolch aus dem G?rtel und rammte ihn in den Hals eines seiner M?nner. Der Krieger keuchte, dann viel er von seinem Zerta und blieb in einer Pf?tze frischen Blutes im Sand liege. Innerhalb von wenigen Augenblicken tauchten aus dem Nichts Insekten auf und nagten den K?rper bis auf die Knochen ab. Die anderen sahen ihren Kommandant mit Angst im Blick an. „Sonst noch jemand, der sich meinem Befehl widersetzen m?chte?“, fragte er. Die M?nner starrten ihn nerv?s an, doch keiner wagte sich, ein Wort zu sagen. „Entweder wird euch die W?ste t?ten, oder ich tue es“, sagte er. „Es ist eure Wahl.“ Er stie? einen Schrei aus und ritt mit gesenktem Kopf los, auf die Sandwand zu, und wusste, dass das sein Tod sein k?nnte. Er wusste, dass seine M?nner folgen w?rden, und einen Augenblick sp?ter, als er das Schnauben ihrer Zertas h?rte, l?chelte er zufrieden. Manchmal musste man ihnen einfach zeigen, wer das Sagen hatte. Er schrie, als er in den tosenden Sturm ritt. Es f?hlte sich an, als dr?ckten Tonnen von Sand ihn nieder; seine Haut wurde aus allen Richtungen aufgekratzt, als er weiter hineinritt. Es war unglaublich laut, wie ein gigantischer Hornissenschwarm in seinen Ohren und doch ritt er weiter, trat sein Zerta und zwang es, selbst als es sich str?ubte, immer weiter hinein. Er sp?rte, wie der Sand seinen K?rper, sein Gesicht und seine Augen zerkratzte, und hatte das Gef?hl, in St?cke gerissen zu werden. Doch er ritt weiter. Gerade als er sich fragte, ob seine M?nner Recht gehabt hatten, ob die Wand vielleicht doch ins Nichts f?hrte, brach er pl?tzlich auf der anderen Seite hinaus und stand im hellen Tageslicht. Kein Sand kratzte ihn mehr, kein Hornissenschwarm in seinen Ohren, nichts als freier Himmel. Noch nie war er so gl?cklich gewesen, den wolkenlosen Himmel ?ber sich zu sehen. Neben ihm brachen auch seine M?nner hindurch, alle von ihnen voller Kratzer und blutend wie er, alle eher tot als lebendig aussehen – doch alle hatten es geschafft. Als er sich umsah, begann das Herz des Kommandanten pl?tzlich zu rasen, als seine Augen an einem unglaublichen Anblick h?ngenblieben. Ihm stockte der Atem, als er den Blick ?ber die Landschaft schweifen lie? und sein Herz schwoll im pl?tzlichen Bewusstsein, dass er es gefunden hatte. Majest?tische H?gel erhoben sich gen Himmel und schienen eine kreisrunde Grenze zu bilden. Das konnte nur eines bedeuten: er hatte es gefunden – das K?nigreich des Jochs. Da lag es am Horizont vor ihm und erhob sich gen Himmel, wunderbar, riesengro? und schien kein Ende nehmen zu wollen. Und auf dem Gipfel des Plateaus sah er zu seiner ?berraschung Tausende von Kriegern, die in gl?nzenden R?stungen patrouillierten. Er hatte es gefunden. Er allein hatte es gefunden. Seine M?nner blieben abrupt neben ihm stehen und er konnte sehen, dass auch sie staunend mit aufgerissenen M?ndern in die H?he blickten. Er wusste, dass sie dasselbe dachten wie er: dieser Augenblick war Geschichte. Sie alle w?rden Helden sein, und man w?rde noch in vielen Generationen von ihnen erz?hlen. Mit breitem L?cheln drehte sich der Kommandant um und sah seine M?nner an, die ihn nun ehrf?rchtig ansahen. Dann riss er sein Zerta herum, bereit, zur?ck durch die Sandwand und zur?ck nach Hause zu reiten – den ganzen Weg, ohne Pause, bis er das n?chste Fort erreichte und den Rittern der Sieben berichten konnte, was er entdeckt hatte. Innerhalb von Tagen, das wusste er, w?rde die ganze Armee des Empire sich auf diesen Ort st?rzen, Millionen von M?nnern, die nur eines wollten – diesen Ort zu zerst?ren. Sie w?rden die Sandwand durchqueren, das Joch erklimmen, diese Ritter vernichten und das letzte verbliebene freie Land im Empire besetzen. „M?nner!“, rief er. „Unsere Zeit ist gekommen. Macht euch bereit, eure Namen in den Geschichtsb?chern zu lesen!“ KAPITEL DREI Kendrick, Brandt, Atme, Koldo und Ludvig wanderten durch die Gro?e W?ste auf die aufgehenden Sonnen des W?stenmorgens zu. Sie waren die ganze Nacht gewandert, entschlossen, den jungen Kaden zu retten. Sie waren in einen stummen Rhythmus verfallen; jeder von ihnen hatte die H?nde an den Waffen und alle hatten die Blicke gesenkt um den Spuren der Sandl?ufer zu folgen. Hunderte von Fu?abdr?cken f?hrten sie immer tiefer in die ?de Landschaft hinein. Kendrick begann sich zu fragen, ob es jemals enden w?rde. Er staunte dar?ber, dass er wieder in dieser Situation war, zur?ck in dieser W?ste, von der er geschworen hatte, sie nie wieder zu betreten – und ganz besonders nicht zu Fu?, ohne Pferde, ohne Vorr?te ohne zu wissen, wie er jemals zur?ckkommen sollte. Sie hatten ihr Vertrauen auf die anderen Ritter vom Joch gesetzt, in der Hoffnung, dass sie ihnen mit Pferden folgen w?rden – doch wenn sie es nicht taten, dann war dies eine Reise ohne Widerkehr. Doch genau das war es, was Tapferkeit und Ehre ausmachte, das wusste Kendrick. Kaden, ein feiner junger Krieger mit einem gossen Herzen, hatte Wache gestanden und war tapfer in die W?ste vorgedrungen, um sich zu beweisen – und war von diesen wilden Kreaturen entf?hrt worden. Koldo und Ludvig konnten ihren j?ngeren Bruder nicht im Stich lassen, egal wie schlecht die Chancen standen – und Kendrick, Brandt und Atme konnten sie nicht im Stich lassen; ihr Pflicht- und Ehrgef?hl trieben sie dazu, mit ihnen zu gehen. Diese feinen Ritter des Jochs hatten sie mit freundlich und gn?dig aufgenommen als sie ihre Hilfe gebraucht hatten – und nun war es an der Zeit, ihnen daf?r zu danken – koste es, was es wolle. Der Tod bedeutete ihnen nichts – doch Ehre bedeutete ihnen alles. „Erz?hl mir von Kaden“, sagte Kendrick Koldo zugewandt, um das Schweigen zu brechen. Koldo blickte auf und seufzte. „Er ist einer der besten jungen Krieger, die du dir vorstellen kannst“, sagte er. „Sein Herz und sein Mut waren schon immer weit seinem Alter voraus. Noch bevor er ?berhaupt ein Junge war, wollte er ein Manns ein, und wollte lernen, mit dem Schwert umzugehen, bevor er ?berhaupt eines halten konnte.“ Er sch?ttelte den Kopf. „Es ?berrascht mich nicht, dass er zu weit vorgedrungen ist, dass er derjenige ist, der auf einer Patrouille gefangen genommen wurde. Nichts war ihm zu schwer oder zu viel – besonders dann nicht, wenn es darum ging, andere zu besch?tzen.“ Ludvig mischte sich ein. „Wenn einer von uns entf?hrt worden w?re“, sagte er, „dann w?re unser kleiner Bruder der erste gewesen, der sich freiwillig gemeldet h?tte, demjenigen zu folgen. Er ist der j?ngste von uns, doch er repr?sentiert all unsere besten Eigenschaften.“ Kendrick hatte das schon angenommen, als er mit dem Jungen gesprochen hatte. Er hatte den Kriegergeist in ihm gesehen, selbst in seinem jungen Alter. Kendrick hatte schon immer gewusst, dass Alter nichts damit zu tun hatte, ob man ein Krieger war: man hatte den Geist eines Kriegers, oder man hatte ihn nicht. Dieser Geist konnte nicht l?gen. Sie marschierten weiter und verfielen wieder in Schweigen, als die Sonnen am Himmel emporkletterten, bis Brandt sich schlie?lich r?usperte. „Und was ist mit diesen Sandl?ufern?“, fragte Brandt. Koldo wandte sich ihm zu. „Eine Gruppe b?ser Nomaden“, antwortete er. „Mehr Tier als Mann. Sie sind daf?r bekannt, dass sie sich in der N?he der Sandwand herumtreiben.“ „Pl?nderer“, erkl?rte Ludvig. „Sie sind bekannt daf?r, dass sie ihre Opfer tief in die W?ste hinein verschleppen.“ „Wohin?“, wollte Atme wissen. Koldo und Ludvig tauschten einen vielsagenden Blick aus. „Wo immer sie sich auch sammeln – dort vollziehen sie ein grausames Ritual und rei?en ihre Opfer in St?cke.“ Kendrick zuckte zusammen, beim Gedanken an Kaden und das Schicksal, das ihn erwartete. „Dann haben wir keine Zeit zu verlieren“, sagte Kendrick. „Lasst und laufen!“ Sie sahen einander an, denn sie wussten, wie gro? die W?ste war und wie lang die Strecke war, die sie vor sich hatten – und in der Hitze des Tages und in voller R?stung war sie noch viel l?nger. Sie wussten, wie gef?hrlich es war, sich in dieser unwirtlichen Gegend zu ?berfordern. Doch sie z?gerten nicht; gemeinsam verfielen sie in einen Trag. Sie rannten ins Nichts, Schwei? lief ihnen ?ber das Gesicht, und sie wussten, dass die W?ste sie alle umbringen w?rde, wenn sie Kaden nicht bald fanden. * Kendrick rannte keuchend. Die zweite Sonne stand hoch am Himmel und ihr Licht blendete sie, die Hitze l?hmte sie, und doch rannten sie keuchend und mit klirrenden R?stungen weiter. Der Schwei? rann Kendrick ?ber das Gesicht und brannte so sehr in seinen Augen, dass er kaum sehen konnte. Seine Lungen schienen bersten zu wollen. Kendrick hatte nie eine schlimmere Hitze gesp?rt als hier in der W?ste, so intensiv, dass er das Gef?hl hatte, dass sie ihm die Haut verbrannte. Er wusste, dass sie dieses Tempo bei dieser Hitze nicht mehr lange durchhalten konnten; bald w?rden sie zusammenbrechen und zum Futter f?r die Insekten werden. Im Laufen h?rte Kendrick einen Schrei in der H?he, und als er aufblickte, sah er die Aasfresser ?ber sich kreisen, wie schon seit Stunden. Sie waren schlau: sie wussten genau, wenn der Tod nahte. Als Kendrick die Spuren der Sandl?ufer betrachtete, die sich immer noch am Horizont verloren, konnte er nicht verstehen, wie sie sich so schnell soweit fortbewegen konnten. Er betete nur, dass Kaden noch am Leben und dass alles nicht umsonst gewesen war. Doch er fragte sich, ob sie ihn jemals einholen w?rden. Es war, als wollten die Spuren niemals enden. Kendrick sah sich um und bemerkte, dass auch die anderen mehr stolperten, als dass sie liefen – doch alle waren genauso entschlossen wie er, nicht anzuhalten. Kendrick wusste – sie alle wussten – dass sie sterben w?rden, wenn sie anhielten. Kendrick wollte die Monotonie der Stille brechen, doch er war zu ersch?pft, um jetzt mit den anderen zu reden, und er zwang seine Beine weiterzugehen, wobei er sich f?hlte, als lastete das Gewicht der Welt auf ihm. Er wagte nicht, seine Kr?fte zu verschwenden um zu Horizont zu blicken, denn er wusste, dass er nichts finden w?rde, er wusste, dass er schlie?lich doch dazu verdammt war, her zu sterben. Stattdessen hatte er den Blick gesenkt, verfolgte die Spur und versuchte, mit dem bisschen kostbarer Energie, das er noch hatte, zu haushalten. Er h?rte ein Ger?usch, und zun?chst war er sich nicht sicher, ob er es sich nur eingebildet hatte; doch da war es wieder, ein fernes Ger?usch, wie das Summen von Bienen, und diesmal blickte er auf, auch wenn er wusste, dass es dumm war, dass da nichts sein konnte. Doch diesmal schlug sein Herz vor Aufregung schneller Angesichts des Anblicks, der sich ihm bot. Dort vor ihm, vielleicht hundert Meter weit entfernt war eine Ansammlung von Sandl?ufern. Kendrick stie? die anderen an, und auch sie blickten aus ihren Gedanken gerissen auf. Die Zeit zu k?mpfen war gekommen. Kendrick griff nach Hand und sp?rte die wohlbekannte Welle des Adrenalins durch seinen K?rper rauschen. Die Sandl?ufer, Dutzende von ihnen, drehten sich um und machten sich ebenso bereit, gegen sie zu k?mpfen. Sie kreischten und rannten los. Kendrick riss sein Schwert in die Hohe, stie? einen Kampfschrei aus, bereit, die Feinde zu t?ten oder beim Versuch zu sterben. KAPITEL VIER Gwendolyn ging ernst durch die Hauptstadt des K?nigreichs des Jochs. Krohn ging an ihrer Seite, Steffen folgte ihr, und in ihrem Kopf drehte sich alles, als sie ?ber Argons Worte nachdachte. Einerseits war sie ?bergl?cklich zu sehen, dass er wieder gesund war – doch seine folgenschwere Prophezeiung hallte in ihrem Kopf wie ein Fluch, wie eine Glocke, die ihren Tod verk?ndete. Seinen entsetzlichen, kryptischen Worten nach, klang es, als sollte sie nie wieder mit Thor vereint sein. Gwendolyn k?mpfte gegen die Tr?nen an w?hrend sie mit schnellen Schritten auf den Turm zuging. Sie versuchte seine Worte zu verdr?ngen, weigerte sich, ihr Leben von vagen Prophezeiungen bestimmen zu lassen. So war sie schon immer gewesen, und das brauchte sie jetzt auch, um stark zu bleiben. Die Zukunft mochte vielleicht irgendwo geschrieben stehen, doch sie hatte das Gef?hl, dass man sie trotzdem ?ndern konnte. Das Schicksal war formbar – das sp?rte sie. Man musste es nur genug wollen, bereit sein, genug aufzugeben. Das war so ein Moment. Gwendolyn weigerte sich, Thorgrin und Guwayne zu erlauben, ihr zu entgleiten, und eine wachsende Entschlossenheit stieg in ihr auf. Sie w?rde sich dem Schicksal widersetzen, egal was dazu n?tig war, opfern, was auch immer das Universum von ihr verlangte. Unter keinen Umst?nden w?rde sie durchs Leben gehen ohne Thor und Guwayne wiederzusehen. Als ob er ihre Gedanken sp?rte, winselte Krohn zu ihren F??en und rieb sich im Gehen an ihrem Bein. Aus ihren Gedanken gerissen blickte Gwendolyn auf und sah den Turm vor ihr; rund und rot erhob er sich im Zentrum der Hauptstadt, und sie erinnerte sich: der Kult. Sie hatte dem K?nig geschworen, dass sie in den Turm gehen und versuchen w?rde, seinen Sohn und seine Tochter aus den F?ngen des Kults zu befreien, den Anf?hrer wegen der alten B?cher zu konfrontieren und dem Geheimnis, das sie verbargen, das das Joch vor der Zerst?rung retten konnte. Gwendolyns Herz pochte, als sie sich dem Turm n?herte. Sie wollte dem K?nig und dem Joch helfen, doch viel mehr noch wollte sie es verlassen und nach Thor und Guwayne suchen, bevor es zu sp?t war. Wenn doch nur einen Drachen h?tte, so wie fr?her; wenn doch nur Ralibar zur?ckkehren und sie auf seinen Schwingen durch die L?fte tragen w?rde, weg von hier, weit weg von den Problemen des Empire auf die andere Seite der Welt, zur?ck zu Thorgrin und Guwayne. Wenn sie doch nur alle in den Ring zur?ckkehren und leben k?nnten, wie sie einst gelebt hatten. Doch sie wusste, dass das kindische Tr?ume waren. Der Ring war zerst?rt und das Joch war alles, was ihr geblieben war. Sie musste sich der Realit?t stellen und tun, was sie konnte, um diesen Ort zu retten. „Mylady, darf ich Euch in den Turm begleiten?“ Aus ihren Tagtr?umen gerissen, drehte sich Gwen zu der Stimme um, und war erleichtert, ihren alten Freund Steffen an ihrer Seite zu sehen, der mit einer Hand am Schwert neben ihr herging, immer bem?ht, sie zu besch?tzen. Er war der treuste Berater, den sie hatte. Dessen wurde sie sich bewusst, wenn sie an die langen Jahre dachte, die er an ihrer Seite war, und war ihm zutiefst dankbar daf?r. Als Gwendolyn vor der Zugbr?cke stehenblieb, die zum Turm f?hrte, starrte er ihn argw?hnisch an. „Ich traue diesen Leuten nicht“, sagte er. Beruhigend legte sie ihm eine Hand auf den Arm. „Du bist ein treuer Freund Steffen“, antwortete sie. „Ich wei? deine Freundschaft und Loyalit?t zu sch?tzen, doch das hier muss ich alleine tun. Ich muss so viel wie m?glich herausfinden, und wenn du mitkommst, d?rfte sie das argw?hnisch werden lassen. Davon abgesehen“, f?gte sie hinzu, als Krohn zu ihren F??en winselte, „habe ich ja Krohn.“ Gwendolyn sah ihn an und Krohn blickte erwartungsvoll zu ihr auf. Steffen nickte. „Dann werde ich hier auf Euch warten“, sagte er. „Ruft nach mir, wenn es irgendwelchen ?rger im Turm gibt, ich komme dann sofort.“ „Wenn ich nicht finde, was ich im Turm suche“, antwortete sie, „f?rchte ich, dass viel gr??erer ?rger auf uns alle zukommt.“ * Gwendolyn ging langsam mit Krohn ?ber die Zugbr?cke. Ihre Schritte hallten auf dem Holz der Br?cke, als sie das sanft pl?tschernde Wasser darunter ?berquerte. Dutzende von M?nchen in scharlachroten Roben standen auf der Br?cke als hielten sie stumm Wache; ihre H?nde waren in den ?rmeln versteckt und ihre Augen waren geschlossen. Das waren seltsame W?chter, unbewaffnet, mit geschlossenen Augen! Gwendolyn staunte ?ber ihre unglaubliche Loyalit?t und Zuneigung ihrem Anf?hrer gegen?ber, und sie begriff, dass es so sein musste, wie der K?nig gesagt hatte: sie verehrten sie als Gott. Sie fragte sich, auf was sie sich da eingelassen hatte. Als sie n?her kam, blickte Gwendolyn zu dem riesigen Eingangsportal vor ihr auf. Die T?r war aus Eiche gemacht und mit geschnitzten Symbolen verziert, die sie nicht verstand. Mehrere M?nche traten vor und zogen die Fl?gel der T?r f?r sie auf. Knarzend gaben sie den Blick frei auf das d?stere Innere, das nur von wenigen Fackeln erleuchtet wurde. Ein k?hler Windhauch traf sie, der leicht nach Weihrauch roch. Krohn neben ihr begann zu fauchen und nachdem sie eingetreten waren, wurden die T?ren wieder hinter ihnen zugeschlagen. Das Donnern der T?r hallte durch die Flure, und es dauerte einen Augenblick, bis Gwendolyn sich orientiert hatte. Im Inneren war es d?ster, und die W?nde wurden nur von ein paar Fackeln und dem ged?mpften Sonnenlicht erhellt, das durch Bleiglasfenster hoch oben einfiel. In der Luft lag etwas Heiliges und es still – sie hatte das Gef?hl, eine Kirche betreten zu haben. Gwendolyn blickte auf und sah, dass ein System von Rampen und Treppen nach oben f?hrte. Es gab so gut wie keine Fenster und von irgendwoher drang leiser Gesang an ihr Ohr. Der Duft von Weihrauch lag schwer in der Luft und M?nche huschten hin und her. Sie gingen wie in Trance von einer Kammer zur anderen. Manche von ihnen hielten Weihrauchgef??e in H?nden und sangen, w?hrend andere still und nachdenklich umherwanderten und sie nicht einmal wahrzunehmen schienen. Gwendolyn fragte sich, was es mit diesem Kult auf sich hatte. „Hat mein Vater dich geschickt?“, hallte eine Stimme durch den Turm. Erschrocken wirbelte Gwendolyn herum und sah einen Mann, der nur ein paar Meter von ihr entfernt stehengeblieben war. Er trug eine lange scharlachrote Kutte und l?chelte sie freundlich an. Sie konnte kaum fassen wie sehr er seinem Vater, dem K?nig, ?hnelte. „Ich wusste, dass er fr?her oder sp?ter jemanden schicken w?rde“, sagte Kristof. „Seine Bem?hungen, mich zur?ck unter seine Fittiche zu bekommen, sind schier endlos. Bitte, komm“, sagte er und machte eine einladende Geste. Gwendolyn schloss zu ihm auf und sie gingen einen Flur mit Gew?lbedecke entlang, eine Rampe hinauf, die auf zu den oberen Stockwerken des Turms f?hrte. Gwendolyn war ?berrascht; sie hatte einen verr?ckten M?nch erwartet, einen religi?sen Fanatiker, und war ?berrascht, einem liebenswerten und freundlichen Mann zu begegnen, der offensichtlich bei Verstand war. Kristof erschien ihr nicht wie der verlorene, verr?ckte junge Mann, als den sein Vater ihn beschrieben hatte. „Dein Vater hat mit mir gesprochen“, sagte sie schlie?lich, und brach das Schweigen, nachdem ein M?nch in die entgegengesetzte Richtung an ihnen vorbeigegangen war, und dabei nicht einmal den Blick gehoben hatte. „Er m?chte, dass ich dich nach Hause bringe.“ Kristof sch?ttelte den Kopf. „Das ist das Problem mit meinem Vater“, sagte er. „Er denkt, dass es nur ein Zuhause auf der Welt gibt. Doch ich habe etwas gelernt“, erkl?rte er und sah sie an, „es gibt mehr als nur ein wirkliches Zuhause auf dieser Welt.“ Als sie weitergingen seufzte er und Gwendolyn schwieg, da sie nicht zu sehr bohren wollte. „Mein Vater wird nie akzeptieren, wer ich bin“, f?gte er schlie?lich hinzu. „Er wird es niemals lernen. Er ist so festgefahren in seinem alten, beschr?nkten Glaubenssystem – und er will es mir aufzwingen. Doch ich bin nicht er – auch wenn er das nicht akzeptieren kann. „Vermisst du deine Familie nicht?“, fragte Gwen, ?berrascht, dass er sein Leben diesem Turm verschrieben hatte. „Das tue ich“, sagte er ehrlich und ?berraschte sie damit. „Sehr sogar. Meine Familie bedeutet mir alles – doch meine spirituelle Berufung ist mir wichtiger. Mein Zuhause ist jetzt hier“, sagte er und bog in einen anderen Flur ab. „Ich diene jetzt Eldof. Er ist meine Sonne. Wenn du ihn kennen w?rdest“, sagte er und sah Gwendolyn mit einer Intensit?t an, die ihr Angst machte, „dann w?re er auch deine Sonne.“ Gwendolyn wandte sich ab, denn der fanatische Blick in seinen Augen missfiel ihr. „Ich diene niemandem au?er mir selbst“, antwortete sie. Er l?chelte sie an. „Vielleicht ist das die Quelle all deiner irdischen Sorgen“, antwortete er. „Niemand kann in einer Welt leben, in der er niemand anderem dient. In diesem Augenblick dienst du nicht dir, sondern jemand anderem.“ Gwendolyn sah ihn argw?hnisch an. „Wie denn?“, fragte sie. „Selbst wenn du denkst, dass du dir selbst dienst“, antwortete er, „t?uscht du dich. Die Person, der du dienst, bist nicht du, sondern die Person, die deine Eltern geschaffen haben. Wenn wirst du mutig genug sein, ihren Glauben abzusch?tteln und dir selbst zu dienen?“ Gwendolyn runzelte die Stirn. Sie glaubte seiner Philosophie nicht. „Und wessen Glauben soll ich stattdessen annehmen“, fragte sie. „Eldofs?“ Er sch?ttelte den Kopf. „Eldof ist nur ein Kanal“, antwortete er. „Er hilft dir dabei, abzuwerfen, wer du warst. Er hilft dir dabei, dein wahres Selbst zu finden, das was du zu sein bestimmt bist. Diesem Selbst musst du dienen. Das ist die Person, die du niemals finden wirst, bis du dein falsches Selbst freil?sst. Das ist das, was Eldof tut: er befreit uns alle.“ Gwendolyn blickte in seine gl?nzenden Augen, und sie konnte sehen, wie treu ergeben er war – und diese Hingabe machte ihr Angst. Sie konnte sofort sehen, dass man nicht mit ihm diskutieren konnte – er w?rde diesen Ort nie verlassen. Das Netz, das Eldof gesponnen hatte, um all diese Menschen in seine Falle zu locken machte ihr Angst – eine billige Philosophie mit einer ganz eigenen Logik. Gwendolyn wollte nicht mehr h?ren; sie war fest entschlossen, dass sie sich nicht von diesem Netz einfangen lassen w?rde. Schaudern sch?ttelte sie das Gef?hl ab und ging weiter neben Kristof die Rampe hinauf; im Kreis um den Turm herum, immer h?her und h?her, wo immer sie auch hinf?hrte. „Ich bin nicht gekommen, um die Errungenschaften deines Kults zu diskutieren“, sagte Gwendolyn. „Ich wei?, dass ich dich nicht dazu bringen kann, zu deinem Vater zur?ckzukehren. Ich habe ihm versprochen, dich zu bitten, und das habe ich getan. Wenn dir deine Familie nichts bedeutet, kann ich dich nicht dazu zwingen.“ Kristof sah sie ernst an. „Und denkst du, dass meinem Vater seine Familie etwas bedeutet?“, fragte er. „Sehr viel sogar“, antwortete sie. „Zumindest, soweit ich es beurteilen kann.“ Kristof sch?ttelte den Kopf. „Lass mich dir etwas zeigen.“ Kristof hakte sie unter und f?hrte sie in einen Flur, der nach links abbog, dann eine Treppe hinauf, bevor sie vor einer dicken Eichenholzt?r stehenblieben. Er sah sie bedeutungsvoll an, dann ?ffnete er sie und gab den Blick auf eine Gittert?r frei. Gwendolyns Neugier war geweckt und sie fragte sich, was er ihr zeigen wollte; dann trat sie vor und warf einen Blick durch die Gitterst?be. Sie war geschockt, ein junges, wundersch?nes M?dchen alleine in der Zelle sitzen zu sehen, deren langes Haar ihr ins Gesicht viel. Auch wenn ihre Augen ge?ffnet waren, schien sie ihre Gegenwart nicht wahrzunehmen. „So k?mmert sich mein Vater um seine Familie“, sagte Kristof. Gwendolyn sah ihn fragend an. „Seine Familie?“, fragte Gwendolyn irritiert. Kristof nickte. „Kathryn. Seine andere Tochter. Die, die er vor der Welt versteckt. Sie ist hierher verbannt worden, in diese Zelle. Warum. Weil sie verwirrt ist. Weil sie nicht perfekt ist wie er. Weil er sich f?r sie sch?mt.“ Gwendolyn schwieg und ihr Magen zog sich zusammen, als sie traurig das M?dchen ansah; sie wollte ihr helfen. Sie begann sich zu fragen, ob alles so schwarz und wei? war, wie es der K?nig darstellte, und ob irgendetwas von dem, was Kristof gesagt hatte, wahr war. „Eldof misst Familie eine gro?e Bedeutung bei“, fuhr Kristof fort. „Er w?rde nie einen der Seinen im Stich lassen. Er wei? unser wahres Selbst zu sch?tzen. Niemand wird hier aus Scham abgewiesen. Das ist die Verkommenheit der Stolzen. Und jene, die verwirrt sind, sin ihrem wahren Selbst am n?chsten.“ Kristof seufzte. „Wenn du Eldof triffst“, sagte er, „wirst du es verstehen. Es gibt niemanden, der so ist wie er, und es wird auch niemals jemanden geben. Gwendolyn sah wieder den Fanatismus in seinen Augen aufflackern sehen und konnte sehen, wie sehr er sich an diesen Ort verloren hatte, an diesen Kult, und sie wusste, dass er viel zu weit entr?ckt war, um jemals wieder zum K?nig zur?ckzukehren. Sie wandte sich wieder der Tochter des K?nigs zu und empfand tiefe Trauer f?r sie, f?r diesen Ort, f?r die zerbrochene Familie. Ihr perfektes Bild des K?nigreichs, das der perfekten k?niglichen Familie, zerbr?ckelte. Dieser Ort hatte wie jeder andere eine dunkle Seite. Hier herrschte ein stiller Krieg des Glaubens. Es war ein Krieg von dem Gwendolyn wusste, dass sie ihn nicht gewinnen konnte, und sie sp?rte ein immer dringenderes Bed?rfnis ihren Gemahl und ihren Sohn zu retten. Ihre Gedanken drehten sich im Kreis, dieser Ort ?berforderte sie, und der Duft des Weihrauchs, der schwer in der Luft lag und das Fehlen von Fenstern lie? sie die Orientierung verlieren. Sie wollte so schnell wie m?glich finden, was sie brauchte und den Turm verlassen. Sie versuchte sich daran zu erinnern, weswegen sie ?berhaupt gekommen war, und es fiel ihr wieder ein: um das K?nigreich zu retten, so wie sie es dem K?nig versprochen hatte. „Dein Vater glaubt, dass hier im Turm ein Geheimnis verborgen liegt“, sagte Gwendolyn, „ein Geheimnis, dass das K?nigreich und das ganze Volk retten k?nnte.“ Kristof l?chelte und verschr?nkte die Finger. „Mein Vater und sein Glaube“, antwortete er. Gwendolyn legte die Stirn in Falten. „Willst du damit sagen, dass es nicht stimmt?“, fragte sie. „Dass es kein altes Buch gibt?“ Er hielt inne und wandte den Blick ab; dann seufzte er und schwieg eine ganze Weile. Schlie?lich fuhr er fort: „Was dir offenbart wird und wann“, sagte er, „liegt nicht in meinem Ermessen. Nur Eldof kann deine Fragen beantworten.“ Gwendolyn sp?rte, wie ein Gef?hl der Dringlichkeit in ihr aufstieg. „Kannst du mich zu ihm bringen?“ Kristof l?chelte, drehte sich um begann, den Flur hinunterzugehen. „So sicher“, sagte er im Gehen, ihr bereits ein paar Schritte voraus, „wie Licht die Motten anzieht.“ KAPITEL F?NF Stara stand auf der wackligen Plattform und versuchte dabei, nicht nach unten zu blicken, w?hrend sie immer weiter hochgezogen wurde. Mit jedem Zug am Seil konnte sie weiter sehen. Die Plattform hob sich immer h?her am Rand des Jochs entlang und Stara stand mit pochendem Herzen da, verkleidet, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, und der Schwei? lief ihr den R?cken hinunter , als sie sp?rte, wie die Hitze der W?ste um sie herum aufstieg. Sie war schon so hoch oben unangenehm, und der Tag war kaum angebrochen. Um sie herum h?rte sie die Taue knarzen und R?der quietschen, w?hrend die Krieger die an den Seilen zogen, und keiner von ihnen bemerkte, wer sie war. Bald blieb sie stehen und alles war still als sie die Hochebene des Jochs erreichte. Alles, was zu h?ren war, war das Heulen des Windes. Die Aussicht war atemberaubend und gab ihr das Gef?hl auf dem Gipfel der Welt zu stehen. Erinnerungen wurden wach. Stara erinnerte sich daran, wie sie im Joch angekommen war, frisch aus der Gro?en W?ste, gemeinsam mit Gwendolyn und Kendrick und all den anderen. Die meisten von ihnen waren mehr tot als lebendig gewesen. Sie wusste, wie viel Gl?ck sie gehabt hatte und zun?chst war der Anblick des Jochs ihr wie ein Gottesgeschenk erschienen. Und doch stand sie nun hier, bereit, es wieder zu verlassen und auf der anderen Seite abzusteigen, zur?ck hinaus in die Gro?e W?ste zu gehen, dort, wo der Tod unter jedem Stein lauerte. Ihr Pferd neben ihr schnaubte und scharrte mit den Hufen. Sie strich ihm beruhigend ?ber die M?hne. Das Pferd w?rde ihre Rettung sein, ihr Weg fort von hier; er w?rde sie ?ber die Gro?e W?ste bringen und diesmal w?rde alles ganz anders verlaufen. „Ich erinnere mich nicht an einen Befehl unseres Kommandanten f?r diesen Besuch“, h?rte sie die Stimme eines Kriegers. Stara stand vollkommen still, denn sie wusste, dass er mit ihr sprach. „Dann werde ich es mit deinem Kommandanten und meinem Cousin – dem K?nigs selbst – diskutieren“, antwortete Fithe, der neben ihr stand selbstbewusst. Stara wusste, dass er log, und sie wusste, was er f?r sie riskierte – und war ihm unendlich dankbar daf?r. Fithe hatte sie ?berrascht, als er sein Wort eingel?st hatte, indem er alles getan hatte, was in seiner Macht stand – ganz so wie er es versprochen hatte – um ihr zu helfen, das Joch zu verlassen, damit sie sich auf die Suche nach Reece machen konnte, dem Mann, den sie liebte. Reece. Staras Herz schmerzte beim Gedanken an ihn. Sie w?rde diesen Ort verlassen, egal wie sicher sie hier war, w?rde die Gro?e W?ste durchqueren, die Welt umrunden, allein f?r die Chance ihm sagen zu k?nnen, wie sehr sie ihn liebte. So sehr Stara es auch missfiel, Fithe in Gefahr zu bringen – sie brauchte ihn. Sie musste dieses Risiko eingehen um den Mann zu finden, den sie liebte. Sie konnte nicht einfach hier in Sicherheit herumsitzen, egal wie prachtvoll, wie reich und wie sicher das K?nigreich des Jochs war, bis sie wieder mit Reece vereint war. Das eiserne Tor der Plattform schwang quietschend auf; Fithe nahm sie am Arm und begleitete sie. Sie verlie?en die Plattform und betraten das Steinplateau des Jochs. Der Wind heulte, und eine B?e h?tte sie fast umgesto?en. Sie klammerte sich an die M?hne des Pferdes und lie? mit pochendem Herzen den Blick ?ber die endlose Weite schweifen. „Halt deinen Kopf gesenkt und zieh dir die Kapuze ins Gesicht“, zischte Fithe ihr zu. „Wenn sie dich sehen, wenn sie bemerken, dass du ein M?dchen bist, werden sie wissen, dass du nichts hier oben zu suchen hast. Sie werden dich zur?ckschicken. Warte, bis wir auf der anderen Seite des Plateaus sind. Da ist eine weitere Plattform, die dich auf der anderen Seite hinunterbringen wird. Sie wird nur dich transportieren.“ Staras Atem ging schneller, als die das breite Plateau ?berquerten und schnell an den Rittern vorbeigingen. Sara hielt den Kopf gesenkt und verbarg ihr Gesicht vor den neugierigen Blicken der Krieger. Schlie?lich blieben sie stehen und er fl?sterte: „Gut. Du kannst deinen Kopf heben.“ Als Stara die Kapuze zur?ck schob und sich die schwei?nassen Haare aus dem Gesicht wischte, war sie sprachlos ?ber den Anblick, der sich ihr bot: zwei riesengro?e, wundersch?ne Sonnen, noch immer rot, hoben sich ?ber die noch schlafende W?ste. Sie tauchten den Himmel in zahllose Schattierungen von Rosa und Violett. Es war als wurde die Welt neu geboren. Als sie sich umsah, sah sie die Gro?e W?ste, die vor ihr lag und sich bis ans Ende der Welt zu erstrecken schien. In der Ferne lag die tosende Sandwand, und ohne es zu wollen, blickte sie nach unten. Die H?he machte sie schwindelig und sie w?nschte sich sofort, dass sie es nicht getan hatte. Zu ihren F??en sah sie den steilen Abhang, der sich vom Boden der W?ste bis hoch zum Plateau erhob. Und vor ihr war die einsame Plattform, die auf sie wartete. Stara drehte sich um und blickte zu Fithe auf, der sie bedeutungsvoll ansah. „Bist du dir sicher?“, fragte er leise. Sie konnte sehen, dass er Angst um sie hatte. Stara sp?rte die Angst in sich aufsteigen, doch dann dachte sie an Reece und nickte. Er sah sie liebevoll an. „Danke“, sagte sie. „Ich wei?, dass ich dir das nie vergelten kann.“ Er l?chelte. „Finde den Mann, den du liebst“, antwortete er. „Wenn ich es schon nicht sein kann, dann will ich wenigstens, dass du den Mann findest, dem dein Herz geh?rt.“ Er nahm ihre Hand, k?sste sie, deutete eine Verbeugung an und ging. Stara sah zu, wie er sich entfernte und war voller Dankbarkeit f?r ihn. Wenn sie Reece nicht so lieben w?rde, w?re er vielleicht ein Mann, den sie lieben k?nnte. Stara drehte sich um, und machte den ersten Schritt auf die Plattform. Sie versuchte, nicht in die Gro?e W?ste hinauszublicken, nicht an die Reise zu denken, die wahrscheinlich ihren Tod bedeuten w?rde – doch es gelang ihr nicht. Die Seile knarzten, die Plattform schwankte, und als die Krieger sie langsam senkten, begann ihr Abstieg, ganz allein, ins Nichts. Reece, dachte sie, vielleicht sterbe ich dabei, doch f?r dich werde ich um die Welt reisen. KAPITEL SECHS Erec stand am Bug des Schiffs, Alistair und Strom an seiner Seite, und blickte hinab in das wilde Wasser des Flusses unter ihm. Er beobachtete, wie sich der w?tende Strom teilte und das Schiff nach links trieb, weg von dem Kanal, der sie nach Volusia zu Gwendolyn und den anderen gebracht h?tte – und er f?hlte sich hin und hergerissen. Nat?rlich wollte er Gwendolyn retten; und doch musste er auch seinem heiligen Eid folgen, den er diesen Dorfbewohnern geschworen hatte: ihr Nachbardorf zu befreien und den Standort des Empire in der N?he zu zerst?ren. Wenn er es nicht tat, w?rden die Empirekrieger bald das befreite Dorf ?berfallen und alle t?ten- und alle Bem?hungen, sie zu befreien, w?ren umsonst gewesen. Erec blickte auf und studierte den Horizont. Ihm war sehr wohl bewusst, dass jeder Augenblick der verstrich, jeder Windsto?, jeder Ruderschlag sie weiter von Gwendolyn und ihrer urspr?nglichen Mission wegbrachte; und doch wusste er, dass man manchmal von der Mission abweichen musste, um zu tun, was richtig und ehrenhaft war. Manchmal war die Mission etwas anderes, als er gedacht hatte. Manchmal ?nderte sie sich; manchmal war es nur ein Ausflug auf dem Weg, der zur wirklichen Mission wurde. Doch Erec war immer noch fest entschlossen den St?tzpunkt des Empire so schnell wie m?glich zu vernichten und wieder den Weg nach Volusia einschlagen, um Gwendolyn zu retten bevor es zu sp?t war. „Sir!“, rief eine Stimme. Erec blickte auf und sah einen seiner Krieger, hoch oben auf dem Mast, in Richtung Horizont deuten. Er drehte sich um, und als das Schiff um eine Biegung des Flusses kam und die Str?mung st?rker wurde, schlug Erecs Herz schneller, als er das Fort des Empire am Ufer sah, das von Kriegern nur so wimmelte. Es war ein tristes, niedriges Geb?ude aus Stein, um das Zuchtmeister des Empire aufgereiht waren – doch keiner von ihnen beobachtete den Fluss. Stattdessen sahen sie alle hinunter zum Sklavendorf, das voller Menschen war. Sie qu?lten sich in den Stra?en mit harter Arbeit ab, w?hrend die Krieger sich ?ber sie lustig machten. Erec wurde rot vor Emp?rung; diese Ungerechtigkeit brachte ihn zur Wei?glut. Er hatte das Gef?hl, dass seine Entscheidung, hierher zu kommen gerechtfertigt war, und war entschlossen, das Empire f?r alles bezahlen zu lassen. Vielleicht war es nur ein Tropfen auf den hei?en Stein f?r das Empire, doch man durfte nie untersch?tzen, was Freiheit bedeutete, selbst wenn sie nur f?r ein paar wenige Menschen erlangt werden konnte. Erec sah, dass das Ufer von Schiffen des Empire ges?umt war. Sie waren jedoch kaum bewacht, da niemand mit einem Angriff rechnete. Nat?rlich nicht: es gab hier keine feindlich Macht, die das Empire h?tte f?rchten m?ssen. Keine au?er Erecs. Erec wusste, dass sie, auch wenn er und seine M?nner in der Unterzahl wahren, immer noch den Vorteil des ?berraschungsmoments hatten. Wenn sie schnell genug zuschlagen konnten, k?nnten sie vielleicht alle t?ten. Erec wandte sich seinen M?nnern zu und auch Strom an seiner Seite erwartete voller Tatendrang seinen Befehl. „?bernimm das Kommando des Schiffs neben mir“, befahl Erec seinem j?ngeren Bruder. Dieser rannte sofort los, sprintete ?ber Deck und ?ber die Reling auf das Schiff neben Erecs. Dort ging er eilig zum Bug und ?bernahm das Kommando. Erec drehte sich wieder zu seinen Kriegern um, die sich um ihn dr?ngten und seinen Befehl erwarteten. „Ich will sie nicht zu fr?h alarmieren“, sagte er. „Wir m?ssen so nah wie m?glich an sie herankommen. Bogensch?tzen – macht euch bereit!“, rief er. „Und alle anderen – nehmt eure Speere und kniet nieder!“ Die Krieger nahmen ihre Positionen ein und gingen entlang der Reling in die Hocke, Reihe um Reihe, mit Speeren und B?gen bewaffnet, wohl diszipliniert und geduldig auf seinen Befehl wartend. Die Str?mung wurde st?rker. Erec sah das Fort n?herkommen, und sp?rte den wohlbekannten Rausch in seinen Adern: ein Kampf lag in der Luft. Sie kamen immer n?her, nun kaum mehr als hundert Meter entfernt, und Erecs Herz raste, in der Hoffnung, dass sie nicht entdeckt w?rden. Er sp?rte die Unruhe der M?nner um sich herum, die kaum abwarten konnten anzugreifen. Sie mussten nur in Reichweite ihrer Pfeile und Speere kommen. Komm schon, dachte Erec. Nur ein klein wenig n?her. Erec erschrak, als ein Empire-Krieger sich eher zuf?llig in Richtung Fluss umdrehte und verwirrt blinzelte. Er war im Begriff, sie zu entdecken – viel zu fr?h, denn sie waren noch nicht in Reichweite. Auch Alistair, die neben Erec stand, hatte ihn gesehen. Bevor Erec den Befehl geben konnte, den Angriff verfr?ht zu starten, hob sie mit einem ruhigen, selbstbewussten Ausdruck im Gesicht ihre rechte Hand und eine Kugel aus gelbem Licht materialisierte darin. Erec sah staunend zu, wie sich die Kugel in die Luft erhob und sich dann wie ein Regenbogen ?ber ihnen ergoss. Mit dem Regenbogen zog Nebel auf, der sie vor den Blicken des Empire sch?tzte. Der Krieger sp?hte nun irritiert in den Nebel und konnte nichts entdecken. Erec wandte sich um und l?chelte Alistair an. Wieder einmal wurde ihm bewusst, dass er ohne sie verloren w?re. Erecs Flotte segelte weiter, nun im Schutz des Nebels und er sah sie dankbar an. „Deine Hand ist st?rker als mein Schwert, Mylady“, sagte er und verneigte sich vor ihr. Sie l?chelte. „Es ist immer noch deine Aufgabe, den Kampf zu gewinnen“, antwortete sie. Der Wind trug sie weiter durch den Nebel und Erec konnte sehen, dass seine M?nner darauf brannten, loszuschlagen. Er verstand sie: auch er konnte es nicht erwarten. „Noch nicht“, fl?sterte er ihnen zu. Durch den Nebel konnte Erec die Empire-Krieger sehen: sie standen auf den W?llen und ihre muskul?sen K?rper gl?nzten in der Sonne w?hrend sie mit ihren Peitschen auf die Dorfbewohner einschlugen. Andere Krieger hatten sich dem Fluss zugewandt – offensichtlich herbeigerufen von dem Mann, der sie beinahe entdeckte h?tte. Argw?hnisch beobachteten sie den Nebel, als h?tten sie einen Verdacht. Erec war jetzt unglaublich nah. Seine Schiffe waren nicht mehr als drei?ig Meter vom Ufer entfernt, und sein Herz pochte in seinen Ohren. Alistairs Nebel begann sich aufzul?sen, und er wusste, dass die Zeit gekommen war. „Bogensch?tzen“, befahl Erec. „Feuer!“ Dutzende von Bogensch?tzen auf allen seinen Schiffen standen auf, zielten und schossen. Die Luft wurde erf?llt vom Ger?usch der Pfeile, die die Sehnen verlie?en. Sie verdunkelten den Himmel als sie in hohem Bogen aufstiegen und dann auf das Ufer zuflogen. Einen Augenblick sp?ter waren Schreie zu h?ren, als ein Regen t?dlicher Pfeile auf die Empire Krieger herniederging. Der Kampf hatte begonnen. H?rner erklangen als das ganze Fort alarmiert wurde und die M?nner sich sammelten, um es zu verteidigen. „SPEERE!“, rief Erec. Strom war der erste, der aufsprang und seinen Speer schleuderte, einen sch?n verzierten silbernen Speer, der pfeifend durch die Luft flog und einen ?berraschten Kommandanten er feindlichen Truppen ins Herz traf. Erec warf seinen goldenen Speer und t?tete damit einen anderen Kommandanten auf der anderen Seite der Festung. Seine M?nner auf allen Schiffen folgten seinem Beispiel und t?ten viele der ?berraschten Empire-Krieger, die kaum Gelegenheit hatten, sich zu sammeln. Dutzende von ihnen fielen und Erec sah, dass die erste Angriffswelle ein voller Erfolg war; doch es waren immer noch Hunderte von Kriegern ?brig, und als sein Schiff am Ufer anlegte, wusste er, dass die Zeit f?r den Kampf Mann gegen Mann gekommen war. „ANGRIFF!“, schrie er. Erec zog sein Schwert und schwang sich ?ber die Reling, die f?nf Meter hinab ans sandige Ufer. Mehrere hundert seiner M?nner folgten ihm, rannten ?ber das Ufer und wichen dabei Pfeilen und Speeren aus. Die Empire-Krieger sammelten sich hektisch und st?rmten ihnen entgegen. Erec wappnete sich, als ein riesiger Empire-Krieger direkt auf ihn zu gerannt kam. Br?llend riss er seine Axt in die H?he und schwang sie seitlich in Richtung von Erecs Kopf. Dieser wich aus, rammte ihm sein Schwert in die Eingeweide und rannte weiter. Erec, dessen Reflexe die Kontrolle ?bernahmen, stach einem weiteren Krieger ins Herz, wich dem Axthieb eines anderen aus und wirbelte herum, um ihm die Brust aufzuschlitzen. Ein weiterer Krieger griff ihn von hinten an, und ohne sich umzudrehen, rammte Erec ihm den Ellbogen in den Magen, sodass er vor Schmerzen auf die Knie fiel. Erec rannte durch die Reihen von Kriegern – schneller, beweglicher und st?rker als jeder andere auf dem Feld – und f?hrte seine M?nner, die auf dem Weg zum Fort einen Empire-Krieger nach dem anderen t?teten. Das Get?mmel wurde immer dichter, und die M?nner des Empire waren starke Gegner im Kampf Mann gegen Mann. Es brach Erec das Herz zu sehen, dass viele seiner M?nner beim Angriff starben. Doch Erec drang entschlossen weiter vor und wich blitzschnell immer wieder Hieben aus. Er st?rmte ?ber das Ufer wie ein D?mon, der aus der H?lle ausgebrochen war. Bald war niemand mehr ?brig. Alles war still am Ufer, das vom Blut rot gef?rbt wurde. Die meisten der Toten waren Empire-Krieger, doch unter ihnen waren auch zu viele seiner eigenen M?nner. Voller Zorn st?rmte Erec auf das Fort zu, in dem es immer noch von Kriegern wimmelte. Seinen M?nnern voran rannte er die steinernen Stufen am Rand entlang, und rammte dabei dem ersten Krieger, der ihn angriff, seinen Dolch ins Herz – gerade noch rechtzeitig bevor dieser seinen Kriegshammer auf seinen Kopf heruntersausen lassen konnte. Erec zog seinen Dolch heraus und der tote Krieger fiel neben ihm die Treppen hinunter. Ein weiterer Mann tauchte auf und hieb nach Erec, bevor dieser reagieren konnte. Doch Strom sprang dazwischen, und mit lautem Klirren und Funkenregen wehrte er den Hieb ab, bevor er seinen Bruder treffen konnte. Dann versetzte er dem Krieger einen Tritt, der ihn ?ber die Kante und in den Tod st?rzen lie?. Erec st?rmte vier Stufen auf einmal nehmend weiter, bis er den oberen Rand der Wehranlagen erreichte. Dutzende von Kriegern, die sich noch auf den Zinnen befanden waren jetzt, wo sie all ihre Br?der tot sahen – gel?hmt vor Angst. Beim Anblick von Erecs M?nnern, die die Wehrg?nge st?rmten, ergriffen sie die Flucht. Sie rannten die Stufen auf der gegen?berliegenden Seite der Festung hinunter in die Stra?en des Dorfes – und mussten dort eine ?berraschung erleben; die Dorfbewohner hatten durch den Angriff Mut gesch?pft. Ihre ver?ngstigten Mienen machten einem Ausdruck blinder Wut Platz und sie erhoben sich gegen ihre Peiniger. Sie rissen den Zuchtmeistern die Peitschen aus den H?nden und verfolgten die ?briggebliebenen Krieger. Die Empire-Krieger hatten nicht damit gerechnet und einer nach dem anderen fiel unter den Peitschenhieben der Sklaven. Auch wenn sie schon am Boden lagen schlugen die Sklaven weiter auf sie ein bis sie sich nicht mehr r?hrten. Der Gerechtigkeit war gen?ge getan. Schwer atmend stand Erec mit seinen M?nnern auf den Mauern des Forts und nahm schweigend Bestand auf. Der Kampf war vorbei. Unten brauchten die schockierten Dorfbewohner eine Weile, um zu begreifen, was geschehen war. Einer nach dem anderen begann zu jubeln bis sich der Jubel ?ber das ganze Dorf ausbreitete. Freudestrahlend begr??ten sie ihre neu gewonnene Freiheit. Erec wusste, dass es das wert gewesen war. Genau das war wahrer Heldenmut. KAPITEL SIEBEN Godfrey sa? am Boden der unterirdischen Kammer von Silis Palast. Akorth, Fulton, Ario und Merek sa?en neben ihm, Dray zu seinen F??en, w?hrend Silis und ihre M?nner ihnen gegen?ber sa?en. Alle waren niedergeschlagen und sa?en mit gesenkten K?pfen da, denn sie wussten, dass dies eine Totenwache war. Die Kammer bebte von der Verw?stung ?ber ihnen, der Invasion Volusias, und der Krach der Zerst?rung hallte in ihren Ohren. Sie alle sa?en wartend im Halbdunkel, w?hrend die Ritter der Sieben ?ber ihren K?pfen die Stadt in Grund und Boden stampften. Godfrey nahm einen langen Schluck aus seinem Weinschlauch, dem wohl letzten Weinschlauch, der in der ganzen Stadt ?brig war, um den Schmerz zu bet?uben, und die Gedanken an den sicheren Tod, der ihnen allen bevorstand. Er starrte seine F??e an und fragte sich, wie es dazu hatte kommen k?nnen. Vor wenigen Monden noch war er sicher im Ring gewesen, hatte getrunken und gefeiert, und keine anderen Sorgen gehabt, als sich zu entscheiden, welche Schenke oder welches Bordell er am n?chsten Abend aufsuchen sollte. Jetzt war er hier, auf der anderen Seite des Meeres, gefangen unter den Ruinen einer Stadt, wie in einem Sarg. Sein Kopf dr?hnte, und er versuchte sich zu konzentrieren. Er sp?rte, was seine Freunde dachten, konnte es in der Verachtung in ihren Blicken f?hlen: sie h?tten nie auf ihn h?ren sollen; sie h?tten fliehen sollen, als sie noch die Gelegenheit dazu gehabt hatten. Wenn sie nicht wegen Silis zur?ckgekehrt w?ren, hatten sie den Hafen erreichen und auf einem Schiff aus Volusia fliehen k?nnen. Godfrey versuchte in der Tatsache Trost zu finden, dass er damit seine Schuld beglichen und das Leben der Frau gerettet hatte. Wenn er sie nicht rechtzeitig erreicht h?tte, w?re sie jetzt wahrscheinlich schon tot. Das musste f?r etwas z?hlen, selbst, wenn es so gar nicht seiner Natur entsprach. „Und was jetzt?“, fragte Akorth. Godfrey wandte sich ihm zu und sah den anklagenden Blick, mit dem er die Frage stellte, die allen auf der Seele brannte. Godfrey sah sich in der kleinen, sp?rlich beleuchteten Kammer um. Sie hatten kaum Vorr?te und nicht mehr als ein kleines Fass Bier, das in einer Ecke stand. Es war eine Totenwache. Sie konnten immer noch den Krach der Schlacht ?ber sich h?ren, selbst durch diese dicken W?nde, und er fragte sich, wie lange sie hier unten ausharren konnten. Stunden? Tage? Wie lange, bis die Ritter der Sieben Volusia eingenommen hatten? W?rden sie sich damit zufrieden geben und wieder abziehen? „Sie sind nicht hinter uns her“, bemerkte Godfrey. „Hier k?mpft Empire gegen Empire. Sie sind auf einem Rachefeldzug gegen Volusia. Mit uns haben sie keinen Probleme.“ Silis sch?ttelte den Kopf. „Sie werden Volusia besetzen“, sagte sie ernst. „Die Ritter der Sieben ziehen sich nicht zur?ck.“ Schweigen. „Wie lange k?nnen wir dann hier unten ?berleben?“, fragte Merek. Silis betrachtete die Vorr?te. „Eine Woche vielleicht“, antwortete sie. Pl?tzlich war von oben ein lautes Rumpeln zu h?ren, und Godfrey zuckte zusammen, als der Boden unter seinen F??en bebte. Silis stand auf und ging nerv?s hin und her, wobei sie immer wieder einen Blick an die Decke warf, aus der der M?rtel zu regnen begann. Es klang, als ginge eine Ger?lllawine auf sie nieder, und sie beobachtete besorgt die W?nde. „Sie sind in meinen Palast eingedrungen“, sagte sie mehr zu sich selbst als zu den anderen. Godfrey sah den gequ?lten Ausdruck in ihrem Gesicht und er erkannte, dass das der Ausdruck eines Menschen war, der alles verlor, was er besessen hatte. Sie drehte sich um und sah Godfrey dankbar an. „Wenn du nicht gewesen w?rst, w?re ich jetzt da oben“, sagte sie. „Du hast unser aller Leben gerettet.“ „Und wozu?“, fragte er. „Was haben wir schon erreicht? Jetzt sitzen wir hier unten und warten auf den Tod.“ Silis sah niedergeschlagen aus. „Wenn wir hier bleiben“, fragte Merek, „werden wir dann alle sterben?“ Silis nickte beklommen. „Ja“, antwortete sie ehrlich. „Nicht heute oder morgen, doch in ein paar Tagen mit Sicherheit. Sie k?nnen nicht nach hier unten kommen – doch wir k?nnen auch nicht nach oben gehen. Bald werden uns die Vorr?te ausgehen.“ „Und was dann?“, fragte Ario. „Willst du etwa, hier unten zu sterben? Also ich f?r meinen Teil, habe das nicht vor.“ Silis ging mit gerunzelter Stirn hin und her, und Godfrey konnte sehen, dass sie angestrengt nachdachte. Dann blieb sie schlie?lich stehen. „Es gibt eine Chance“, sagte sie. „Es ist riskant, aber vielleicht funktioniert es ja.“ Sie sah sie an und Godfrey hielt voller Hoffnung erwartungsvoll den Atem an. „Zu Zeiten meines Vaters gab es einen unterirdischen Gang, der unter dem Palast hindurch f?hrte“, sagte sie. „Er f?hrt unter den Mauern hindurch. Wenn er noch existiert, k?nnen wir ihn finden, und im Schutz der Dunkelheit fliehen. Wir k?nnen versuchen, durch die Stadt zum Hafen zu kommen. Wenn noch eines meiner Schiffe ?brig ist, k?nnen wir damit fliehen.“ Eine lange, verunsicherte Stille legte sich ?ber den Raum. „Riskant“, sagte Merek schlie?lich mit ernster Stimme. „Die Stadt wird von Empire-Kriegern nur so wimmeln. Wie sollen wir da durchkommen, ohne get?tet zu werden?“ Silis zuckte mit den Schultern. „Stimmt“, antwortete sie. „Wenn sie uns erwischen, bringen sie uns um. Doch wenn wir warten, bis es dunkel genug ist, und jeden t?ten, der sich uns in den Weg stellt, k?nnen es vielleicht bis zum Hafen schaffen.“ „Und was, wenn wir den Geheimang finden und es bis zum Hafen schaffen, und deine Schiffe sind fort?“, fragte Ario. Sie wandte sich ihm zu. „Kein Plan ist vollkommen unfehlbar“, sagte sie. „Es ist durchaus wahrscheinlich, dass wir da drau?en sterben – genau wie hier.“ „Der Tod ist unausweichlich“, mischte Godfrey sich ein, in dem eine neue Zielstrebigkeit erwachte, als er aufstand und die anderen ansah. „Die Frage ist nur, wie wir sterben wollen; wollen wir uns hier unten verkriechen wie Ratten und darauf warten, dass der Tod uns holen kommen? Oder wollen wir rausgehen und versuchen, uns unsere Freiheit zur?ckzuholen?“ Langsam, einer nach dem anderen, standen alle anderen auf. Sie sahen ihn an und nickten ernst. In diesem Augenblick wusste er, dass sie einen Plan hatten. Heute Nacht w?rden sie fliehen. KAPITEL ACHT Loti und Loc gingen Seite an Seite unter der brennend hei?en W?stensonne. Sie waren aneinander gefesselt und wurden von einem peitschenschwingenden Zuchtmeister des Empire vorangetrieben. Als sie durch das ?dland wanderte, fragte sich Loti wieder einmal, warum ihr Bruder sich f?r diese gef?hrliche und anstrengende Arbeit freiwillig gemeldet hatte. War er verr?ckt geworden? „Was hast du dir nur dabei gedacht?“, fl?sterte sie ihm zu. Sie wurden von hinten angesto?en und als Loc das Gleichgewicht verlor und stolperte, fing Loti ihn an seinem gesunden Arm auf. „Warum hast du dich freiwillig gemeldet?“, f?gte sie hinzu. „Sieh dich um“, sagte er, w?hrend er sich wieder aufrappelte. „Was siehst du?“ Loti sah sich um und sah nichts au?er der Ein?de der W?ste vor ihnen. Sie war voller Sklaven, der Boden steinhart gebacken; dahinter lag eine Steigung zu einer Anh?he, auf der ein Dutzend weitere Sklaven arbeiteten. ?berall waren Zuchtmeister und das Knallen ihrer Peitschen hallte durch die Luft. „Ich sehe nichts“, antwortete sie ungeduldig. „Nur immer das gleiche: Sklaven, die von ihren Zuchtmeistern zu Tode geschunden werden.“ Pl?tzlich sp?rte Loti einen brennenden Schmerz quer ?ber ihrem R?cken und sie schrie auf, als die Peitsche ihre Haut aufriss. Sie drehte sich um und blickte in das b?se Gesicht des Zuchtmeisters hinter ihr. „Halt den Mund!“, befahl er. Loti war durch die Schmerzen zum Weinen zumute, doch sie biss sich auf die Zunge und lief weiter mit rasselnden Ketten neben Loc her. Sie schwor all diese Empire-Schergen zu t?ten, sobald sich die Gelegenheit dazu bot. Sie wanderten schweigend weiter und Loc kam dichter zu ihr heran. „Es ist nicht, was du siehst“, fl?sterte er. „Es ist, was du nicht siehst. Schau genau hin, da oben auf der Anh?he.“ Sie studierte die Landschaft, doch sie sah nichts. „Da oben ist nur ein Zuchtmeister. Ein einziger – f?r zwei Dutzend Sklaven. Sieh dich um und schau, wie viele hier unten sind.“ Loti warf unauff?llig einen Blick ?ber ihre Schulter und z?hlte Dutzende von Zuchtmeistern im Tal unter sich. Sie wandte ihren Blick wieder der Anh?he zu und begriff schlie?lich, was ihr Bruder vorhatte. Dort oben war nicht nur ein einziger Zuchtmeister, er hatte auch noch ein Zerta bei sich. Ein Fluchtmittel. Sie war beeindruckt und nickte „Das dort oben auf der Anh?he ist die gef?hrlichste Arbeit“, fl?sterte er. „Der hei?este und am meisten verabscheute Ort – f?r Sklaven genauso wie f?r Zuchtmeister. Doch das, liebe Schwester, ist unsere Chance.“ Loti wurde pl?tzlich in den R?cken getreten und als sie stolperte, zog sie Loc mit sich. Sie rappelten sich auf und gingen weiter die Anh?he hinauf. Sie keuchte unter der Hitze und Anstrengung des Aufstiegs. Doch als sie diesmal aufblickte, schwoll ihr Herz mit Optimismus und schlug schneller: endlich hatten sie einen Plan. Loti hatte nie gedacht, dass ihr Bruder so viel Mut aufbringen konnte und so sehr bereit war, ein Risiko einzugehen und sich dem Empire entgegen zu stellen. Doch wenn sie ihn ansah, sah sie die Verzweiflung in seinen Augen und sie konnte sehen, dass er endlich so dachte wie sie. Sie sah ihn in neuem Licht, und bewunderte ihn sehr. Dieser Plan h?tte auch von ihr stammen k?nnen. „Und was ist mit unseren Fesseln?“, fl?sterte sie, nachdem sie sich umgesehen hatte und sicher war, dass der Zuchtmeister au?er H?rweite war. Loc nickte mit dem Kopf in Richtung des Zertas. „Der Sattel“, antwortete er. „Schau genau hin.“ Loti warf einen Blick in Richtung des Sattels und sah, dass ein langes Schwert in einer Scheide steckte, die daran befestigt war: damit konnten sie ihre Ketten zerschlagen. Sie konnten es wirklich schaffen. Zum ersten Mal, seitdem ihre Mutter sie ausgeliefert hatte, sp?rte Loti, wie ihr Optimismus zur?ckkehrte. Sie betrachtete die Sklaven oben auf der Anh?he: sie waren alle gebrochene M?nner und Frauen, die gedankenverloren ihrer Arbeit nachgingen. Keiner von ihnen schien auch nur einen Funken Widerstand in den Augen ?brig zu haben, was Loti bewusst machte, dass ihnen niemand bei der Flucht helfen w?rde. Das st?rte sie jedoch nicht – sie brauchte ihre Hilfe nicht. Sie brauchten nur eine Gelegenheit, und hoffte, dass all die anderen Sklaven f?r genug Abwechslung sorgen w?rden. Loti bekam wieder einen Tritt in den R?cken und landete mit dem Gesicht voran im Dreck auf dem Gipfel der Anh?he. Grobe H?nde packten sie und zerrten sie auf die Beine, danach versetzte der Zuchtmeister ihr einen Sto? und ging wieder zur?ck ins Tal. „An die Arbeit!“, schrie der Zuchtmeister, der f?r die Sklaven auf der Anh?he zust?ndig war. Seine schwieligen H?nde packten sie am Nacken und schoben sie vor sich her; ihre Ketten rasselten als er sie vor sich her trieb und sie in das Arbeitsfeld mit den anderen Sklaven stolperte. Jemand reichte ihr eine lange Hacke mit einem eisernen Ende, und sie wurde mit einem letzten Sto? ihrer Arbeit ?berlassen. Loti drehte sich um und als sie sah, wie Loc ihr bedeutungsvoll zunickte, sp?rte, wie ein Feuer in ihren Adern brannte; jetzt oder nie. Sie stie? einen Schrei aus, hob die Hacke, schwang sie herum und schlug mit aller Kraft zu. Geschockt sah sie, wie das eiserne Ende im Hinterkopf des Zuchtmeisters stecken blieb. Loti hatte die Hacke so schnell herumgeschwungen, dass er sie nicht einmal hatte kommen sehen. Nat?rlich ging niemand davon aus, dass ein Sklave hier versuchen w?rde einen Zuchtmeister anzugreifen, geschweige denn davonzulaufen. Der Einschlag der Hacke vibrierte durch Lotis H?nde und Arme, und sie beobachtete erst geschockt, dann zufrieden, wie der W?chter zusammenbrach. Da ihr R?cken von dem Peitschenhieb des anderen immer noch brannte, sp?rte sie das s??e Gef?hl der Rache. Als der Zuchtmeister sich wieder aufrappeln wollte, trat Loc vor, hob seine eigene Hacke und schlug zu. Schlie?lich r?hrte sich der Mann nicht mehr. Schwer atmend, verschwitzt und mit pochendem Herzen lie? Loti ihre blutverschmierte Hacke fallen und tauschte einen Blick mit ihrem Bruder aus. Sie hatten es geschafft. Loti sp?rte die neugierigen Blicke der anderen Sklaven um sie herum. Als sie sich umdrehte sah sie, dass alle sie mit offenem Mund anstarrten. Niemand arbeitete mehr. Alle standen auf ihre Hacken gest?tzt da und starrten sie ungl?ubig an. Loti wusste, dass sie keine Zeit zu verlieren hatten. Gemeinsam mit Loc, der immer noch an sie gekettet war, rannte sie zum Zerta, zog das Schwert aus der Scheide, hob es hoch und drehte sich um. „Pass auf!“, rief sie. Loc hob sch?tzend die Arme vors Gesicht als sie es mit aller Kraft auf die Fu?fessel heruntersausen lie?, die sie verband. Zufrieden sah sie, wie die Kette unter heftigem Funkenregen brach. Sie wollte gerade auf das Zerta springen, als jemand schrie. „Und was ist mit uns?“ Sie sah, dass andere Sklaven angerannt kamen und ihr ihre Fesseln entgegenstreckten. Sie drehte sich nach dem wartenden Zerta um, und wusste, dass ihre Zeit kostbar war. Sie wollte so schnell wie m?glich nach Osten nach Volusia aufbrechen, dem Ort, an dem sie Darius vermutete. Vielleicht konnte sie ihn dort finden. Doch sie konnte es auch nicht ertragen, die anderen Sklaven gefesselt zu sehen. Loti begann, eine Kette nach der anderen zu zerschlagen, bis alle auf der Anh?he befreit waren. Sie wusste nicht, was sie tun und wo sie hingehen w?rden, nun, wo sie frei waren – doch zumindest waren sie frei und konnten tun, was sie wollten. Loti rannte zur?ck und sprang auf das Zerta, dann streckte sie Loc eine Hand entgegen und zog ihn hinauf. Mit einem heftigen Tritt in die Flanken lief das Zerta los. Als sie losritten, atmete Loti durch, hocherfreut ?ber ihre neu gewonnene Freiheit. In der Ferne konnte sie bereits die Schreie der anderen Zuchtmeister h?ren, die sie gesehen hatten. Doch sie hatte nicht vor, auf sie zu warten. Sie lenkte das Zerta auf der ihnen abgewandten Seite den Abhang hinunter und als sie unten angekommen waren, trat sie ihm in die Flanken und sie ritten im Galopp in die W?ste, von den Zuchtmeistern weg in die Freiheit. KAPITEL NEUN Darius blickte erschrocken auf und starrte dem Mann, der ?ber ihm kniete, in die Augen. Seinem Vater. W?hrend Darius ihm in die Augen sah, verlor er jedes Zeitgef?hl; sein ganzes Leben schien in diesem Augenblick zu erstarren. Pl?tzlich ergab alles einen Sinn: das Gef?hl, das Darius vom ersten Augenblick an gehabt hatte. Das vertraute Gesicht, dieses unbestimmte Gef?hl, das in seinem Unterbewusstsein genagt und ihn besch?ftigt hatte, seitdem er ihm das erste Mal begegnet war. Sein Vater. Das Wort erschien ihm surreal. Da war er und kniete ?ber ihm, nachdem er gerade eben Darius Leben gerettet hatte, indem er den t?dlichen Schlag abgewehrt hatte. Er hatte sein Leben riskiert, indem er in dem Augenblick, in dem Darius h?tte sterben sollen allein in die Arena gekommen war. Er hatte alles f?r ihn riskiert. F?r ihn, seinen Sohn. Doch warum> „Vater“, sagte Darius – doch es war eher ein ehrf?rchtiges Fl?stern. Darius sp?rte eine Welle des Stolzes in sich aufbranden, als er begriff, dass er mit diesem Mann, einem feinen Krieger, verwandt war. Er war vielleicht der beste Krieger, dem er je begegnet war. Es gab ihm Hoffnung, dass auch er eines Tages ein gro?er Krieger sein konnte. Sein Vater nahm mit festem Griff Darius Hand. Er half ihm auf die Beine und Darius f?hlte sich wie neu geboren. Jetzt hatte er einen Grund zu k?mpfen, einen Grund weiterzuleben. Sofort hob Darius sein Schwert vom Boden auf, dann drehte er sich um und gemeinsam mit seinem Vater stellte er sich der neuen Welle von Empire-Kriegern in der Arena. Da sein Vater all diese schrecklichen Kreaturen get?tet hatte, waren die H?rner erklungen und eine neue Welle von Angreifern in die Arena gest?rmt. Die Menge tobte, und Darius sah den widerlichen Fratzen der Empire-Krieger entgegen, die mit langen Speeren auf sie zu st?rzten. Darius konzentrierte sich, und er hatte das Gef?hl, dass die Zeit langsamer vor seinen Augen ablief, als er sich auf den Kampf um sein Leben vorbereitete. Ein Krieger warf einen Speer nach seinem Gesicht und Darius gelang es, ihm gerade noch rechtzeitig auszuweichen; dann wirbelte er herum und als der Krieger n?her kam, um ihn umzurei?en, rammte er ihm den Griff seines Schwertes gegen die Schl?fe. Darius duckte sich, um einem weiteren Angreifer auszuweichen, der mit seinem Schwert nach seinem Kopf schlug, dann hechtete er der Krieger entgegen und rammte ihm das Schwert in den Bauch. Ein weiterer Krieger griff von der Seite an und zielte mit seinem Speer nach Darius Rippen. Er bewegte sich jedoch viel zu schnell und Darius konnte nicht rechtzeitig reagieren; da h?rte er den Klang von Holz, das auf Metall traf und war dankbar seinen Vater zu sehen, der den Speer mit seinem Stab abwehrte, bevor er Darius treffen konnte. Dann rammte er dem Krieger den Speer zwischen die Augen und schlug ihn zu Boden. Darius Vater wirbelte seinen Stab herum und stellte sich der Gruppe von Angreifern. Das Schwirren des Stabs lag in der Luft als er einen Speer nach dem anderen wegschlug. Er tanzte zwischen den Kriegern hindurch wie eine Gazelle und es war unglaublich sch?n, zu sehen, wie er seinen Stab schwang, ihn herumwirbelte und den Kriegern meisterhafte Treffer zwischen die Augen, gegen die Kehle oder in die Magengrube versetzte. Wie der Blitz schlug er zwischen ihnen ein. Davon inspiriert k?mpfte Darius wie besessen an der Seite seines Vaters; er schlug, schlitzte und stie? zu und unter Funkenregen schlug sein Schwert gegen das anderer Krieger als er sich furchtlos in eine ganze Gruppe warf. Sie waren gr??er als er, doch Darius hatte die Inspiration – und anders als sie k?mpfte er um sein Leben – und f?r seinen Vater. Er wehrte mehr als nur einen Hieb ab, der f?r seinen Vater bestimmt war und rettete ihn vor dem Tod. Der letzte Empire-Krieger st?rmte auf Darius zu und riss sein Schwert mit beiden H?nden hoch ?ber seinen Kopf – als Darius einen Satz nach vorn machte, und ihm ins Herz stach. Der Mann riss die Augen auf und fiel unendlich langsam zu Boden. Darius stand schwer atmend R?cken an R?cken mit seinem Vater und betrachtete, was sie geleistet hatte. Um sie herum lagen alle Angreifer tot am Boden. Sie hatten gesiegt. Darius hatte das Gef?hl, dass er an der Seite seines Vaters in der Lage war, sich allem zu stellen, was die Welt ihm in den Weg werfen konnte. Gemeinsam waren sie eine unaufhaltsame Macht. Es war ein unwirkliches Gef?hl gemeinsam mit seinem Vater zu k?mpfen, seinem Vater von dem er immer getr?umt hatte, dass er ein gro?er Krieger war. Seinem Vater, der wirklich alles andere als ein normaler Sklave war. Ein Chor von H?rnern erklang und die Menge jubelte. Zuerst hatte Darius gehofft, dass sie ihren Sieg bejubelten, doch dann ?ffneten sich die riesigen eisernen Tore am anderen Ende der Arena und er wusste, dass das erst der Anfang gewesen war. Eine Trompete hallte durch die Arena, lauter als Darius je zuvor geh?rt hatte, und er brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, dass es nicht die Trompete eines Mannes war, sondern ein Elefant. Als er das Tor mit pochendem Herzen beobachtete, tauchten pl?tzlich zu seinem gro?en Schrecken zwei pechschwarze Elefanten mit leuchtend wei?en Sto?z?hnen auf, deren Gesichter sich w?tend verzerrten, als sie den Kopf in den Nacken warfen und trompeteten. Das Ger?usch lie? die Luft erzittern. Sie erhoben sich auf die Hinterbeine und lie?en sich donnernd wieder auf die Vorderbeine fallen, so hart, dass der Boden bebte und Darius und sein Vater das Gleichgewicht verloren. Auf den Elefanten ritten mit Schwertern und Speeren bewaffnete Empire-Krieger, die von Kopf bis Fu? in schwarzen R?stungen steckten. Als Darius sie betrachtete, wusste er, dass er und sein Vater unm?glich gegen sie gewinnen konnten. Doch als er sich umdrehte, sah er seinen Vater furchtlos wartend. Stoisch blickte er dem Tod ins Gesicht – und das gab Darius St?rke. „Wir k?nnen nicht siegen, Vater“, sagte Darius, als die Elefanten auf sie zu stampften. „Das haben wir schon, Sohn“, sagte sein Vater. „Indem wir hier stehen und uns ihnen stellen anstatt davonzulaufen, haben wir sie bereits besiegt. Unsere K?rper m?gen vielleicht heute sterben, doch die Erinnerung an uns wird weiterleben –wir werden mit Heldenmut sterben!“ Ohne ein weiteres Wort stie? sein Vater einen Schrei aus und rannte los. Darius, inspiriert, folgte ihm. Sie rannten den Elefanten ohne einen Augenblick zu z?gern entgegen. Der Zusammensto? jedoch war anders, als Darius es erwartet hatte. Er wich einem Speer aus, den der Krieger, der auf dem Elefanten sa?, nach ihm geworfen hatte, dann hob er sein Schwert und schlug auf das Bein des ersten Elefanten ein. Er wusste nicht, wie man einen Elefanten besiegen konnte oder ob der Treffer ?berhaupt eine Wirkung haben w?rde. Nat?rlich hatte er keine. Darius Hieb hinterlie? kaum einen Kratzer auf der Haut des Elefanten. W?tend schleuderte das riesige Tier seinen R?ssel und traf Darius gegen die Rippen. Dieser flog gut zehn Meter durch die Luft, und landete atemlos auf dem R?cken. Er rollte im Staub ab und versuchte zu Atem zu kommen, als er den ged?mpften Aufschrei der Menge h?rte. Er drehte sich besorgt um und versuchte, einen Blick auf seinen Vater zu erhaschen. Aus dem Augenwinkel sah er, wie er einen Speer in die H?he stie?, direkt in ein Auge des Elefanten; dann rollte er aus dem Weg. Es war ein perfekter Treffer. Der Speer drang tief in das Auge ein. Der Elefant warf seinen R?ssel in die H?he und trompetete, bevor seine Knie nachgaben, er zu Boden st?rzte und den anderen Elefanten in einer riesigen Staubwolke mit sich umriss. Darius sprang auf, inspiriert und entschlossen, und konzentrierte sich auf den einen Empire-Krieger, der vom Elefanten gest?rzt war. Der Mann rappelte sich auf die Knie auf, dann fuhr er herum und zielte mit seinem Speer auf den R?cken von Darius Vater. Arglos stand dieser da, und Darius wusste, dass er im n?chsten Augenblick sterben w?rde, wenn er nichts unternahm. Darius st?rmte los: er rannte auf den Krieger zu und schlug ihm mit seinem Schwert den Speer aus den H?nden – dann wirbelte er herum und enthauptete ihn. Die Menge johlte. Doch Darius konnte seinen Triumph nicht genie?en; er h?rte lautest Get?se und als er sich umdrehte sah er, dass der andere Elefant wieder aufgestanden war – und jetzt auf ihn zust?rmte. Da er nicht genug Zeit hatte, ihm auszuweichen, lie? Darius sich auf den R?cken fallen und hielt seinen Speer senkrecht in die H?he w?hrend sich der Fu? des Elefanten auf ihn herab senkte. Er wartete bis zum letzten Augenblick um aus dem Weg zu rollen, bevor der Elefant zutrat. Darius sp?rte den Wind, als der Fu? des Elefanten ihn um Zentimeter verfehlte; dann h?rte er den Schrei des Tiers, als sich der Speer in sein Fleisch bohrte. Der Speer bohrte sich tief in das Bein des Elefanten und das Tier b?umte sich auf und begann, wild im Kreis zu rennen. Dabei verlor der Krieger auf seinem R?cken die Balance, und brach sich beim Aufprall auf den Boden der Arena das Genick. Der Elefant, immer noch wahnsinnig vor Wut, versetzte Darius einen Schlag mit seinem R?ssel und warf ihn erneut durch die Luft, wobei er das Gef?hl hatte, dass alle seine Rippen brachen. Als Darius sich auf H?nde und Knie aufrappelte und versuchte, zu Atem zu kommen, blickte er auf und sah seinen Vater, der heldenhaft mit mehreren Empire-Kriegern k?mpfte, die unerwartet durch eines der Tore gekommen waren. Er wirbelte herum und schlug und stach mit seinem Stab auf sie ein, wobei er mehrere von ihnen zu Fall brachte. Der erste Elefant, der gest?rzt war, kam wieder auf die Beine – den Speer noch immer im Auge – angetrieben von einem Empire-Krieger, der auf seinen R?cken gesprungen war. Unter seiner F?hrung st?rmte der Elefant auf Darius Vater zu, der immer noch mit den anderen Kriegern besch?ftigt war. Darius sah hilflos zu, denn sein Vater war viel zu weit entfernt, als dass er ihn rechtzeitig erreichen konnte. Die Zeit schien langsamer zu flie?en, als er zusah, wie der Elefant auf ihn zusteuerte. „NEIN!“, schrie Darius. Mit Schrecken sah er zu, wie der Elefant auf seinen abgelenkten Vater zust?rmte. Darius st?rzte los, quer durch die Arena, doch er wusste, dass es umsonst war. Der Elefant senkte seine Sto?z?hne und durchbohrte den R?cken seines Vaters. Dieser schrie auf und Blut rann aus seinem Mund, als der Elefant ihn in die Luft hob. Darius sp?rte, wie sein eigenes Herz stockte, als er sah, wie sein Vater, der tapferste Krieger, dem er je begegnet war, von einem Sto?zahn aufgespie?t hoch in der Luft sterbend versuchte, sich zu befreien. „Vater!“, schrie Darius. KAPITEL ZEHN Thorgrin stand am Bug des Schiffes und umfasste den Griff seines Schwertes fester als er mit Schrecken zu dem riesigen Seeungeheuer aufblickte, das sich aus dem Wasser erhob. Es war genauso rot wie das Wasser, aus dem es kam, und als es sich immer h?her ?ber sie erhob, warf es einen Schatten ?ber das ohnehin schwache Licht im Land des Blutes. Es ?ffnete sein riesiges Maul und entbl??te dabei Dutzende Reihen scharfer Z?hne und lie? seine Tentakel in alle Richtungen wandern. Manche davon wanden sich um das Schiff, als ob eine Kreatur aus den Tiefen der H?lle sie umarmen wollte. Dann st?rzte es sich auf das Schiff, bereit, sie alle zu verschlingen. Neben Thorgrin standen Reece, Selese, O’Connor, Indra, Matus, Elden und Angel mit ihren Waffen und starrten dem Biest furchtlos ins Angesicht. Thors Entschlossenheit wuchs, als er das Schwert der Toten in seiner Hand vibrieren sp?rte, und er wusste, dass er handeln musste. Er musste Angel und die anderen sch?tzen und wusste, dass er nicht warten konnte, bis das Biest sie erreichte. Thorgrin sprang auf die Kreatur zu, auf die Reling und hob sein Schwert hoch ?ber seinen Kopf und als einer der Tentakel seitlich auf ihn zu schwang, wirbelte er herum und schlug ihn ab. Der riesige abgetrennte Tentakel fiel mit einem hohlen Schlag an Deck und lie? das Boot erzittern. Auch die anderen z?gerten nicht. O’Connor schoss eine ganze Salve von Pfeilen auf die Augen der Kreatur ab, w?hrend Reece einen Tentakel abschlug, der nach Selese greifen wollte. Indra warf ihren Speer in die Brust des Tiers und Matus schwang seinen Flegel, mit dem es ihm gelang einen weiteren Tentakel zu durchtrennen. Elden schaffte es sogar mit seiner Axt zwei in einem Hieb abzuhacken. Gemeinsam st?rzten sie sich auf die Kreatur wie eine fein abgestimmte Maschine. W?tend ?ber den Verlust von mehreren Tentakeln und durchbohrt von Pfeilen und Speeren schrie das Tier auf, sichtlich ?berrascht ?ber den wohlkoordinierten Gegenangriff. Sein erster Angriff war abgewehrt; frustriert kreischte es noch lauter und fuhr wieder hoch in die Luft, um dann so schnell wie es gekommen war mit gro?en Wellen wieder ins Wasser einzutauchen, die das Schiff heftig hin und her warfen. Thor starrte erstaunt in die pl?tzliche Stille, und einen Augenblick lang glaubte er, dass sich das Tier zur?ckgezogen hatte, dass sie es besiegt hatte, besonders als er sah, wie sein Blut an die Oberfl?che sprudelte. Doch dann hatte er das ungute Gef?hl, dass alles zu schnell zu still geworden war. Thor begriff zu sp?t, was das Tier im Begriff war zu tun. „FESTHALTEN!“, schrie er den anderen zu. Thor hatte das Wort kaum ausgesprochen, als er sp?rte, wie das Schiff hochgehoben wurde und immer h?her und h?her aufstieg und sah, dass die Tentakel das Schiff vom Bug bis zum Heck fest umschlungen hielten. Er wappnete sich f?r den Einschlag, der folgen w?rde. Das Biest warf das Schiff und es flog wie ein Kinderspielzeug durch die Luft, wobei alle an Bord sich verzweifelt irgendwo festklammerten, bis es schlie?lich wild schaukelnd wieder auf den Wellen landete. Thor und die anderen verloren de Halt und rutschten in alle Richtungen ?ber Deck. Thor sah Angel, die auf die Reling zu rutschte und f?rchtete, dass sie ?ber Bord gehen w?rde; es gelang ihm, ihre kleine Hand zu packen und sie festzuhalten, w?hrend sie ihn panisch ansah. Endlich richtete sich das Schiff wieder aus. Thor und die anderen rappelten sich auf und bereiteten sich auf den n?chsten Angriff vor. Bald sah er das Tier mit wild wedelnden Tentakeln wieder auf sie zu schwimmen. Es packte das Schiff von allen Seiten, und seine Tentakeln krochen ?ber Deck auf sie zu. Thor h?rte einen Schrei. Als er sich umsah, sah er Selese, die von einem Tentakel, der sich um ihren Kn?chel gewickelt hatte, ?ber Deck gezerrt wurde. Reece wirbelte herum und hackte den Tentakel ab, doch im selben Augenblick packte en weiterer Tentakel Reece am Arm. Immer mehr Tentakel krochen ?ber die Reling und als Thor einen an seiner Wade sp?rte, sah er, all seine Waffenbr?der wild um sich schlagen. Doch f?r jeden Tentakel, den sie Abschlugen, tauchten zwei mehr auf. Das ganze Schiff war voll davon und Thor wusste, dass sie alle in die Tiefe gerissen werden w?rden, wenn er nicht bald etwas unternahm. Er h?rte ein Kreischen hoch am Himmel und sah einen der D?monen, die aus der H?lle entlassen worden waren, der hoch ?ber ihren K?pfen vorbeiflog und h?hnisch auf sie hinabblickte. Thor schloss die Augen, denn er wusste, dass dies eine seiner Pr?fungen war – einer der monumentalen Augenblicke seines Lebens. Er versuchte, die Welt auszublenden, den Blick nach innen zu richten uns sich auf das Gelernte zu konzentrieren, auf Argon, seine Mutter, seine Kr?fte. Er war st?rker als das Universum, das wusste er. Tief in ihm lagen Kr?fte, die weitaus st?rker waren, als die physische Welt. Diese Kreatur war gigantisch, doch Thors Kr?fte waren st?rker. Er konnte die Macht der Natur zur Hilfe rufen, die Macht, die dieses Tier geschaffen hatte, und es in die H?lle zur?ckschicken, aus der es gekommen war. Thor sp?rte, wie die Zeit pl?tzlich langsamer ablief. Seine H?nde begannen zu gl?hen und die Hitze breitete sich prickelnd in seine Arme, Schultern und seinen R?cken aus. Thor f?hlte sich unbesiegbar, als er seine Augen ?ffnete. Er sp?rte die unglaubliche Macht, die aus ihnen schien, die Macht des Universums. Thor legte eine Hand auf einen Tentakel des Tiers und verbrannte ihn. Sofort zog es sich von seinem Bein zur?ck. Thor stand auf und sah, wie sich der Kopf der Kreatur ?ber den Rand des Schiffs erhob und sie das Maul ?ffnete, bereit sie alle zu verschlucken. Thor stie? einen wilden Schrei aus und st?rzte sich auf das Biest. Ohne sein Schwert st?rmte er an den anderen vorbei und streckte seine gl?henden Arme aus. Er packte das Gesicht der Kreatur und sp?rte, wie seine H?nde es verbrannten. Thor hielt sich fest, w?hrend das Biest kreischte und sich windend aus seinem Griff zu befreien versuchte. Einen Tentakel nach dem anderen begann es, das Boot loszulassen, w?hrend Thor sp?rte, wie die Macht in ihm aufstieg. Mit beiden H?nden hob er es in die H?he und sp?rte sein Gewicht, doch es st?rte ihn nicht. Bald schwebte es ?ber Thor, gehalten von seiner unglaublichen Macht. Dann, als das Biest gut zehn Meter ?ber ihm war, wandte Thor sich um und stie? es von sich. Die Kreatur flog ?ber das Schiff hinweg gut drei?ig Meter durch die Luft, bis es mit lautem Platschen ins Wasser fiel und unterging. Es war tot. Thor stand in der pl?tzlichen Stille; sein ganzer K?rper gl?hte noch, w?hrend sich die anderen langsam aufrappelten und irritiert auf das rote Wasser hinausblickten. Thor hatte seine Augen auf das schwarze Schloss am Horizont gerichtet. Er wusste, dass dort sein Sohn war. Die Zeit war gekommen. Nichts w?rde ihn mehr aufhalten und er w?rde endlich seinen Sohn zur?ckholen. KAPITEL ELF Volusia stand vor ihren vielen Beratern in den Stra?en der Hauptstadt des Empire und starrte schockiert in den Spiegel in ihrer Hand. Sie betrachtete ihr Gesicht von allen Seiten. Die eine H?lfte war sch?n wie eh und je, die andere entstellt, geschmolzen – und eine Welle der Abscheu stieg in ihr auf. Die Tatsache, dass eine Seite noch immer sch?n war, machte alles noch schlimmer. F?r sie w?re es einfacher gewesen, wenn sie vollkommen entstellt gewesen w?re – dann w?re sie nicht andauernd an ihre fr?here Sch?nheit erinnert worden. Volusia erinnerte sich an ihre atemberaubende Sch?nheit, die Wurzel ihrer Macht, die sie durch ihr ganzes Leben getragen hatte, die ihr erlaubt hatte, M?nner wie Frauen zu manipulieren und ihnen mit einem einzigen Blick die Knie weich werden zu lassen. All das war nun Vergangenheit. Nun war sie nicht mehr als jedes andere siebzehnj?hrige M?dchen – viel schlimmer noch, eine H?lfte von ihr sah aus wie ein Monster. Sie konnte den Anblick ihres eigenen Gesichts nicht ertragen. In einem Ausbruch von Wut und Verzweiflung zertr?mmerte sie den Spiegel. Ihre Berater standen schweigend mit gesenkten Blicken da. Sie alle wussten, dass es besser war, sie jetzt nicht anzusprechen. Als sie ihre Gesichter sah wurde ihr klar, dass sie sie nicht ansehen wollten, um dem Schrecken ihres neuen Anblicks zu entgehen. Volusia sah sich nach den Voks um, begierig, sie zu zerrei?en – doch sie waren schon fort. Sie waren in dem Augenblick verschwunden, in dem Vokin seinen schrecklichen Zauber ?ber sie gebracht hatte. Man hatte sie gewarnt, sich mit ihnen zu verb?nden, und nun erkannte sie, dass die Warner Recht behalten hatten. Sie hatten einen hohen Preis daf?r gezahlt. Einen Preis, den sie nie ungeschehen machen konnte. Volusia hatte das Bed?rfnis, ihren Zorn an jemandem auszulassen, und ihr Blick fiel auf Brin, ihrem neuen Kommandanten, einem statuesken Krieger, der nur wenige Jahre ?lter als sie war und ihr seit vielen Monden den Hof machte. Jung, gro?, muskul?s, sah er unglaublich gut aus und hatte seit ihrer ersten Begegnung nach ihr gegiert. Doch jetzt, in ihrem Zorn, konnte sie ihn nicht einmal ins Gesicht sehen. „Du!“, zischte sie ihn an, und konnte sich dabei kaum beherrschen. „Nicht einmal du willst mich mehr ansehen?“ Sie wurde rot als er aufblickte, dabei jedoch ihren Augen auswich. Das war nun ihr Schicksal – f?r den Rest ihres Lebens entstellt zu sein. „Findest du mich jetzt so absto?end?“, fragte sie mit vor Verzweiflung br?chiger Stimme. Er lie? den Kopf h?ngen, antwortete jedoch nicht. „Nun gut“, sagte sie schlie?lich nach langem Schweigen, entschlossen, an irgendjemandem Rache zu ?ben. „Dann befehle ich es dir: du wirst mir ins Gesicht sehen. Du wirst mir beweisen, dass ich sch?n bin, und mit mir schlafen!“ Der Kommandant hob den Blick und sah ihr das erste Mal in die Augen, und Angst und Schrecken lagen in seiner Miene. „Meine G?ttin?“, fragte er mit br?chiger Stimme, denn er wusste, dass sie ihn umbringen w?rde, wenn er sich ihrem Befehl widersetzte. Volusia l?chelte. Es bereitete ihr eine perverse Freude, als sie erkannte, dass das die perfekte Rache war: mit dem Mann zu schlafen der sie einst begehrt hatte und sie nun absto?end fand. „Nach dir“, sagte sie und machte eine einladende Geste in Richtung ihres Palasts. * Volusia stand vor dem hohen offenen Fenster im obersten Stockwerk ihres Palasts in der Hauptstadt des Empire. W?hrend die Sonne aufging und eine sanfte Brise die Vorh?nge in ihr Gesicht wehten, weinte sie stumm. Sie sp?rte, wie die Tr?nen ?ber die sch?ne Seite ihres Gesichts rollten, doch die andere Seite war taub. Leises Schnarchen drang an ihr Ohr. Volusia blickte ?ber die Schulter und sah Brin schlafend im Bett liegen. Auf seinem Gesicht zeichnete sich selbst im Schlaf noch immer ein angewiderter Ausdruck ab. Er hatte jeden Augenblick verabscheut, als er mit ihr geschlafen hatte, das wusste sie, und es hatte ihr zumindest ein leises Gef?hl der Genugtuung gegeben. Doch sie war noch nicht zufrieden. Sie konnte ihren Zorn nicht an den Voks auslassen, und ihr Bed?rfnis nach Rache war noch immer nicht gestillt. Ihre Rache war schwach und entsprach kaum der, nach der sie sich sehnte. Schlie?lich waren die Voks verschwunden, w?hrend sie am Morgen danach immer noch am Leben war, f?r immer in ihrem K?rper gefangen. Gefangen in diesem Gesicht, dessen Anblick sie nicht einmal selbst ertragen konnte. Volusia wischte die Tr?nen ab und blickte ?ber die Stadt und ihre Mauern hinweg zum Horizont. Als die Sonnen aufgingen, sah sie die ersten schwarzen Banner der Armee der Ritter der Sieben in der Ferne. Sie lagerten und sammelten sich dort. Sie umzingelten sie langsam, sammelten Millionen von M?nnern aus allen Ecken des Empire, und lie?en sich Zeit, einzumarschieren. Sie zu vernichten. Sie freute sich auf die Konfrontation. Sie wusste, dass sie die Voks nicht brauchte. Sie brauchte ihre M?nner nicht. Sie konnte sie ganz alleine t?ten. Schlie?lich war sie eine G?ttin. Sie hatte das Reich der Lebenden vor langer Zeit verlassen und war nun eine Legende, eine Legende, die niemand, keine Armee der Welt, aufhalten konnte. Sie w?rde sie alleine begr??en und sie w?rde sie alle t?ten. Dann endlich g?be es niemanden mehr, der ihr die Stirn bieten konnte. Dann h?tte sie die h?chste Macht erlangt. Volusia h?rte ein Rascheln hinter sich und nahm aus dem Augenwinkel Bewegung wahr. Sie sah, wie Brin sich aus dem Bett erhob und begann, sich anzuziehen. Sie sah, wie er vorsichtig umherschlich, und realisierte, dass er sich davonmachen wollte, bevor sie ihn sah – damit er ihr nicht wieder ins Gesicht blicken musste. Das machte alles nur noch schlimmer. „Oh, Kommandant“, sagte sie beil?ufig, und sah, wie er vor Angst erstarrte. Als er sich widerwillig zu ihr umdrehte, l?chelte sie ihn mit ihren grotesk geschmolzenen Lippen an und genoss es, ihn damit zu qu?len. „Komm her, Kommandant“, sagte sie. „Bevor du gehst, m?chte ich dir noch etwas zeigen.“ Langsam kam er zu ihr her?ber und wartete, ohne sie dabei anzusehen. „Hast du keinen s??en Abschiedskuss f?r mich?“, fragte sie. Sie konnte sehen, wie er kaum merklich zusammenzuckte, und der Zorn begann wieder in ihr zu brodeln. „Macht nichts“, f?gte sie hinzu, und ihre Miene verfinsterte sich. „Doch da ist etwas, was ich dir zumindest zeigen m?chte. Schau. Siehst du da drau?en am Horizont? Schau genau hin. Sag mir, was du siehst.“ Er trat ans Fenster und sie legte ihre Hand auf seine Schulter. Angestrengt betrachtete er den Horizont und legte seine Stirn dabei irritiert in Falten. „Ich kann nichts sehen, meine G?ttin“, sagte er. „Zumindest nichts Ungew?hnliches. Was meinst du?“ Volusia l?chelte ?ber das gesamte Gesicht, und sp?rte, wie ihre alte Rachgier wieder in ihr aufstieg, das alte Bed?rfnis nach Gewalt, nach Grausamkeit. „Schau genauer hin, Kommandant“, sagte sie. Er beugte sich ein wenig vor, und in einer schnellen Bewegung packte sie sein Hemd und warf ihn mit aller Kraft aus dem Fenster. Brin kreischte, als er um sich schlagend in die Tiefe st?rzte, bis er mit dem Kopf voran auf der Stra?e aufschlug. Sein Schrei hallte durch die sonst vollkommen stillen Stra?en. Volusia l?chelte breit und blickte auf den Leichnam hinab. „Dich, du Idiot“, antwortete sie. „Wer von uns ist jetzt der Groteskere?“ KAPITEL ZW?LF Gwendolyn wanderte durch die schwach beleuchteten Flure des Turms der Lichtsucher. Krohn wich nicht von ihrer Seite, als sie langsam die Rampe an den ?u?eren Mauern des Geb?udes hochging. Ihr Weg war ges?umt von Fackeln und Betenden, die schweigend dastanden, die H?nde in ihren Kutten verborgen. Gwendolyns Neugier wuchs, je weiter sie nach oben kam. Der Sohn des K?nigs, Kristof, hatte sie den halben Weg begleitet, danach war er umgekehrt und hatte ihr erkl?rt, dass sie alleine weitergehen musste, um Eldof zu sehen. Nur alleine durfte sie ihm gegen?bertreten. Er sprach von ihm, als w?re er ein Gott. Leiser Gesang klang durch die vom Weihrauch schwere Luft und Gwendolyn fragte sich, welches Geheimnis Eldof h?tete. W?rde er ihr das Wissen anvertrauen, das sie brauchte, um den K?nig und das K?nigreich zu retten? Konnte sie es jemals schaffen, die Familie des K?nigs aus diesem Turm zu befreien? Als Gwendolyn um eine Ecke bog, ?ffnete sich der Korridor pl?tzlich in einen riesigen Saal. Staunend betrat die den Raum mit der drei?ig Meter hohen Decke, dessen W?nde von oben bis unten aus Bleiglasfenstern bestanden. Ged?mpftes Licht fiel durch sie hinein, und lie? rote und violette Streifen durch den Raum wandern, was ihm eine ?therische Atmosph?re verlieh. Es gab dem Mann, der allein inmitten des Saals sa? und auf den eine glei?ende Lichtseite fiel ein fast surreales Aussehen. Eldof. Gwendolyns Herz pochte, als sie ihn sah. Im Lichtkegel sa? er da, wie ein Gott, der vom Himmel gefallen war. Er hatte seine H?nde in seiner gl?nzenden goldenen Kutte verborgen, sein Kopf war kahlgeschoren, und er sa? auf einem riesigen geschnitzten Thron aus Elfenbein, der von Fackeln auf beiden Seiten erleuchtet wurde. Diese Kammer, der Thron, und die Rampe, die zu ihm hinauff?hrte war ehrfurchtgebietender, als sich einem K?nig zu n?hern. Sie verstand sofort, warum sich der K?nig von Eldofs Gegenwart bedroht f?hlte. Alles, der Turm, diese Kammer, der Mann waren darauf ausgelegt, Ehrfurcht und Unterw?rfigkeit zu erwecken. Weder winkte sie nicht zu sich heran noch schien er ihre Anwesenheit wahrzunehmen, darum ging Gwendolyn, die nicht wusste, was sie sonst tun sollte, langsam die goldene Rampe zu seinem Thron hinauf. Als sie hinaufging bemerkte sie, dass er doch nicht allein war, denn im Schatten standen Reihen Anh?ngern im Schatten der Rampe Sie fragte sich, wie viele tausend Anh?nger er wohl hatte. Schlie?lich blieb sie wenige Meter vor dem Thron stehen und sah hinauf. Er blickte mit eisblau leuchtenden Augen auf sie herab, die ihr uralt erschienen, doch auch wenn er sie anl?chelte, lag keine W?rme in seinen Augen. Sie waren hypnotisch. Seine Pr?senz erinnerte sie an Argon. Sie wusste nicht was sie sagen sollte, als er sie anstarrte; es f?hlte sich an, als starrte er in ihre Seele. Schweigend stand sie vor ihm und wartete darauf, dass er bereit war. Krohn neben ihr war ebenso starr und nerv?s wie sie. „Gwendolyn aus dem Westlichen K?nigreich des Rings, Tochter von K?nig MacGil, letzte Hoffnung und Retterin ihres – und unseres – Volkes“, sagte er langsam, als ob er aus einer Schriftrolle vorlas. Seine Stimme war tief und klang, als spr?chen die Steine, aus denen der Turm erbaut war. Sein Blick bohrte sich in ihren, und seine Stimme hypnotisierte sie. W?hrend er sie ansah, verlor sie jegliches Zeitgef?hl und schon sp?rte Gwendolyn, wie sie von seiner Pers?nlichkeit in den Kult hineingesaugt wurde. Sie f?hlte sich wie in Trace und konnte den Blick nicht von ihm abwenden. Sofort hatte sie das Gef?hl, dass er das Zentrum ihrer Welt war, und sie verstand, wie es dazu kam, dass all diese Leute ihn verehrten und ihm folgten. Gwendolyn erwiderte sprachlos seinen Blick, etwas, was ihr selten passierte. Sie war noch nie auf Anhieb so sehr von jemandem fasziniert gewesen – und sie war schon vielen K?nigen und K?niginnen gegen?bergestanden; sie, die selbst eine K?nigin war; sie, die Tochter eines K?nigs. Dieser Mann hatte etwas an sich, das sie nicht beschreiben konnte; einen Augenblick lang hatte sie sogar vergessen, warum sie gekommen war. Schlie?lich erlangte sie lange genug die Kontrolle ?ber ihren Verstand zur?ck, um zu sprechen. „Ich bin gekommen“, begann sie, „weil…“ Er unterbrach sie mit einem Lachen. „Ich wei?, warum du gekommen bist“, sagte er. „Ich wusste es lange bevor du es wusstest. Ich wusste es von deiner Ankunft an diesem Ort, bevor du die Gro?e W?ste durchquert hast. Ich wusste von deiner Abreise aus dem Ring, deiner Reise zu den Oberen Inseln und von deiner Reise ?ber das Meer. Ich wei? von deinem Gemahl, Thorgrin, und deinem Sohn, Guwayne. Ich habe dich mit gro?em Interesse beobachtet, Gwendolyn, und das schon seit Jahrhunderten.“ Gwendolyn liefen bei seinen Worten kalte Schauer ?ber den R?cken. Ihr ganzer K?rper kribbelte, und sie fragte sich, woher er so viel ?ber sie wusste. Sie hatte das Gef?hl, dass er sie in seinen Bann zog. Wenn er sie einmal eingefangen h?tte, g?be es kein Entkommen mehr. „Woher wei?t du all das?“, fragte sie. Er l?chelte. „Ich bin Eldof. Ich bin der Anfang und das Ende allen Wissens.“ Er stand auf, und erschrocken bemerkte sie, dass er doppelt so gro? wie jeder andere Mann war, dem sie je begegnet war. Er ging auf sie zu und sein Blick war so fesselnd, dass Gwendolyn das Gef?hl hatte, sich in seiner Gegenwart nicht bewegen zu k?nnen. Es war so schwer, sich vor ihm zu konzentrieren und auch nur einen unabh?ngigen Gedanken zu fassen. Gwendolyn zwang sich, sich zu konzentrieren. „Dein K?nig braucht dich“, sagte sie. „Das K?nigreich braucht dich.“ Er lachte. „Mein K?nig?“ widerholte er voller Abscheu. Gwendolyn zwang sich, nicht nachzugeben. „Er glaubt, dass du das Wissen hast, das K?nigreich zu retten. Er glaubt, dass du ein Geheimnis vor ihm bewahrst, das diesen Ort und alle Menschen darin retten k?nnte.“ „Das tue ich“, antwortete er schlicht. „Das tust du?“, fragte sie irritiert. Er l?chelte, antwortete jedoch nicht. „Aber warum?“, fragte sie. „Warum willst du das Geheimnis nicht teilen?“ „Warum sollte ich?“, fragte er. „Warum?“, wiederholte sie sprachlos. „Nat?rlich um das K?nigreich und sein ganzes Volk zu retten.“ „Und warum sollte ich das tun?“ Gwendolyn kniff verwirrt ihre Augen zusammen; sie wusste nicht, was sie antworten sollte. Schlie?lich seufzte er. „Dein Problem ist“, sagte er, „dass du glaubst, dass alle gerettet werden sollten. Doch damit liegst du falsch. Du betrachtest die Zeit durch die Linse von Jahrzehnten; ich betrachte sie ?ber die Jahrhunderte. Du betrachtest Menschen als unverzichtbar; ich sehe sie lediglich als R?dchen im gro?en Rad des Schicksals und der Zeit.“ Er trat mit loderndem Blick n?her. „Manchen Menschen, Gwendolyn, ist es bestimmt, zu sterben. Manche Menschen m?ssen sterben.“ „M?ssen sterben?“, wiederholte sie schockiert. „Manche m?ssen sterben, um andere zu befreien“, sagte er. „Manche m?ssen fallen, damit sich andere erheben k?nnen. Was macht einen Menschen wichtiger als den anderen? Einen Ort wichtiger als den anderen?“ Sie dachte mit wachsender Verwirrung ?ber seine Worte nach. „Ohne Zerst?rung, ohne Verlust, kann es kein Wachstum geben. Ohne den leeren W?stensand g?be es kein Fundament, auf das man die gro?en St?dte bauen k?nnte. Was ist wichtiger: Die Zerst?rung, oder das Wachstum, das folgt? Kannst du es nicht verstehen? Was mehr ist Zerst?rung als ein Fundament?“ Gwendolyn war verwirrt und versuchte, ihn zu verstehen, doch seine Worte lie?en ihre Verwirrung nur noch wachsen. „Dann willst du zusehen wie das K?nigreich und sein Volk sterben?“, fragte sie. „Warum? Was bringt dir das?“ Er lachte. „Warum sollte es f?r alles immer einen Nutzen geben?“, fragte er. „Ich werde sie nicht retten, weil es ihnen nicht bestimmt ist, gerettet zu werden“, sagte er mitf?hlend. „Diesem Ort, dem K?nigreich des Jochs, ist es nicht bestimmt, gerettet zu werden. Ihm ist bestimmt, zerst?rt zu werden. Diesem K?nig ist es bestimm, zerst?rt zu werden. Und es ist nicht meine Aufgabe, mich dem Schicksal in den Weg zu stellen. Mir ist das Geschenk zuteil geworden, das ich in die Zukunft sehen kann – doch es ist ein Geschenk, das ich nicht missbrauchen darf. Ich darf nicht ?ndern, was ich sehe. Wer bin ich schon, dass ich mich dem Schicksal in den Weg stellen d?rfte?“ Gwendolyn konnte nicht umhin an Thorgrin und Guwayne zu denken. Eldof l?chelte. „Ah ja“, sagte er, und sah sie direkt an. „Dein Gemahl, dein Sohn.“ Gwendolyn sah ihn erschrocken an und fragte sich, wie er ihre Gedanken gelesen hatte. „Du willst sie unbedingt zur?ck“, f?gte er hinzu und sch?ttelte den Kopf. „Doch manchmal kannst du das Schicksal einfach nicht ?ndern.“ Sie wurde rot und sch?ttelte entschlossen seine Worte ab. „Ich werde das Schicksal ?ndern“, sagte sie entschlossen. „Egal was dazu n?tig ist. Selbst wenn ich meine Seele daf?r aufgeben m?sste.“ Eldof betrachtete sie lange und eingehend. „Ja“, sagte er. „Das w?rdest du, nicht wahr? Ich kann diese St?rke in dir sehen. Du hast den Geist eines Kriegers.“ Er musterte sie, und um ersten Mals sah sie so etwas wie Gewissheit in seinem Blick. „Ich habe nicht damit gerechnet, das in dir zu finden“, sagte er mit bescheidener Stimme. „Es gibt ein paar wenige Auserw?hlte wie dich, die die Macht haben, das Schicksal zu ?ndern. Doch der Preis den du daf?r zahlen musst, ist hoch.“ Er seufzte und sch?ttelte den Kopf, als wollte er eine Vision verscheuchen. „Jedenfalls“, fuhr er fort, „wirst du das Schicksal hier nicht ?ndern – nicht im Joch. Der Tod kommt hierher. Was sie brauchen ist keine Rettung – sie brauchen einen Exodus. Sie brauchen einen neuen Anf?hrer, der sie durch die Gro?e W?ste f?hren wird, und ich denke, du wei?t bereits, dass du dieser Anf?hrer bist.“ Gwendolyn schickten seine Worte kalte Schauer ?ber den R?cken. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie sie das alles noch einmal durchstehen sollte. „Wie kann ich sie f?hren?“, fragte sie, und als er sich umwandte und von ihr wegging, versp?rte sie pl?tzlich das brennende Bed?rfnis, mehr zu erfahren. „Sag es mir“, bat sie ihn und hielt ihn am Arm fest. Er drehte sich um und sah ihre Hand an, als ber?hrte ihn eine Schlange, bis sie sie schlie?lich zur?ckzog. Einige seiner M?nche waren aus dem Schatten getreten und warteten ganz in der N?he. Sie sahen sie b?se an bis Eldof ihnen zunickte und sie sich zur?ckzogen. „Sag mir“, sagte er zu ihr. „Ich werde dir nur einmal antworten, nur ein einziges Mal. Was ist es, das du wissen m?chtest?“ Gwendolyn atmete verzweifelt durch. „Guwayne“, sagte sie atemlos. „Mein Sohn. Wie bekomme ich ihn zur?ck? Wie ver?ndere ich mein Schicksal?“ Er sah sie lange an. „Die Antwort ist schon die ganze Zeit vor dir, doch du siehst sie nicht.“ Gwendolyn zermarterte sich das Gehirn. Sie wollte es unbedingt wissen, doch konnte nicht verstehen, was es war. „Argon“, sagte er. „Es gibt noch ein Geheimnis. Er f?rchtet sich, es dir zu verraten. Darin liegt deine Antwort.“ „Argon?“, fragte sie. „Argon wei? es?“ Eldof sch?ttelte den Kopf. „Er wei? es nicht. Sein Meister jedoch schon.“ In Gwendolyns Kopf drehte sich alles. „Sein Meister?“, fragte sie. Sie hatte nie in Betracht gezogen, dass Argon einen Meister hatte. Eldof nickte. „Verlange, dass er dich zu ihm bringt“, sagte er, und in seiner Stimme lag etwas Endg?ltiges. „Die Antworten die du er erhalten wirst, werden sogar dich ?berraschen.“ KAPITEL DREIZEHN Mardig marschierte entschieden durch die Flure des Schlosses. Sein Herz pochte, als er dar?ber nachdachte, was er im Begriff war zu tun. Er tastete mit feuchten H?nden nach dem Dolch, den er in den Falten seines Gewands verborgen trug. Er ging dieselben Flure entlang, durch die er schon zahllose Male gewandert war um seinen Vater zu sehen. Die Kammer des K?nigs war nicht mehr weit, und Mardig ging an den Wachen vorbei, die sich beim Anblick des Sohnes des K?nigs ehrf?rchtig verbeugten. Mardig f?rchtete sich nicht vor ihnen. Keiner hatte eine Ahnung, was er im Begriff war zu tun, und lange Zeit w?rde keiner herausfinden, was geschehen war – bis das K?nigreich ihm geh?rte. Mardig f?hlte einen Wirbelsturm gegens?tzlicher Emotionen, als er sich zwang, mit zitternden Knien weiterzugehen, und auszuf?hren, wor?ber er schon sein ganzes Leben lang nachgedacht hatte. Sein Vater war f?r ihn immer ein Unterdr?cker gewesen, hatte ihn immer abgelehnt, w?hrend er seine anderen S?hne, die Krieger, sch?tzte. Er sch?tzte sogar seine Tochter mehr als ihn. Und nur, weil er, Mardig, sich entschlossen hatte, nicht an dieser Kultur des Rittertums teilzunehmen, weil er lieber Wein und Frauen genoss, als andere M?nner umzubringen. In den Augen seines Vaters machte ihn das zum Versager. Sein Vater missbilligte alles, was Mardig tat; sein scheeler Blick folgte ihm ?berall hin, und Mardig hatte immer von einem Tag der Abrechnung getr?umt. Gleichzeitig konnte Mardig die Macht an sich rei?en. Jeder rechnete damit, dass der Thron einem seiner Br?der, Koldo, dem ?ltesten, zufallen w?rde, oder wenn schon nicht ihm, dann Mardigs Zwilling, Ludvig. Doch Mardig hatte andere Pl?ne. Als Mardig um die Ecke bog, verbeugten sich die Wachen und ?ffneten ihm ohne Fragen zu stellen die T?r. Doch pl?tzlich wandte sich einer von ihnen um und sah ihn an. „Mylord“, sagte er. „Der K?nig hat uns nicht gesagt, dass er heute Morgen Besucher erwartet.“ Mardigs Herz begann zu rasen, doch er zwang sich, seine selbstbewusste Erscheinung zu bewahren. Er drehte sich um und starrte den Krieger an, bis dieser schlie?lich verunsichert aussah. „Bin ich denn nicht mehr als nur ein einfacher Besucher?“, antwortete Mardig k?hl, und gab sich M?he, nicht nerv?s zu wirken. Der W?chter wich zur?ck und Mardig marschierte durch die T?r, die die W?chter hinter ihm wieder schlossen. Mardig marschierte in den Raum, und sah den ?berraschten Blick seines Vaters, der am Fenster stand und nachdenklich auf sein K?nigreich herabgeblickt hatte. Er sah ihn irritiert an. „Mardig“, sagte er. „Welchem Anlass habe ich diese Ehre zu verdanken? Ich habe dich nicht gerufen, noch hast du dir die M?he gemacht, mich in den vergangenen Monden zu besuchen – es sei denn du wolltest etwas.“ Mardigs Herz schlug ihm bis zum Hals. „Ich bin nicht gekommen, um dich um irgendetwas zu bitten“, antwortete Mardig. „Ich bin gekommen, um mir etwas zu nehmen.“ Sein Vater sah ihn verwirrt an. „Dir etwas zu nehmen?“, fragte er. „Mir zu nehmen, was mir geh?rt“, antwortete Mardig. Mardig ging mit gro?en Schritten durch die Kammer w?hrend sein Vater ihn irritiert ansah. „Und was hier geh?rt dir?“, fragte er. Mardig sp?rte, wie seine H?nde schwitzten. Er hielt den Dolch umklammert und wusste nicht, ob er es durchziehen konnte. „Nun, das K?nigreich“, sagte er. Mardig zog langsam den Dolch aus seinem G?rtel, wollte, dass sein Vater ihn sah, bevor er zustach, wollte, dass er sah, wie sehr er ihn hasste. Er wollte den Ausdruck von Angst, Schock und Wut in den Augen seines Vaters sehen. Doch als sein Vater den Blick senkte, war es nicht so, wie Mardig es erwartet hatte. Er hatte damit gerechnet, dass sein Vater sich wehren w?rde; doch stattdessen sah er ihm voller Trauer und Mitgef?hl an. „Mein Junge“, sagte er. „Du bist immer noch mein Sohn, trotz allem, und ich liebe dich. Ich wei?, dass du es tief in deinem Herzen nicht tun willst.“ Mardig kniff verwirrt die Augen zusammen. „Ich bin krank, mein Sohn“, fuhr der K?nig fort, „und werde ohnehin bald sterben. Und wenn es soweit ist, wird das K?nigreich an deine Br?der vererbt, nicht an dich. Selbst wenn du mich jetzt t?test, hast du nichts davon. Du bist immer noch der Dritte in der Thronfolge. Also leg deine Waffe nieder, und nimm mich in den Arm. Ich liebe dich immer noch, so wie jeder Vater es t?te.“ In einem pl?tzlichen Anflug von Zorn sprang er mit zitternden H?nden auf seinen Vater zu und rammte ihm den Dolch ins Herz. „Deine Krankheit hat dich schwach werden lassen, Vater“, sagte er. „Vor f?nf Jahren noch w?re das hier vollkommen unm?glich gewesen. Und ein K?nigreich hat keinen schwachen K?nig verdient. Ich wei?, dass du bald sterben wirst – doch das ist mir nicht schnell genug.“ Schlie?lich sank der K?nig zu Boden und blieb regungslos liegen. Er war tot. Mardig blickte schwer atmend auf ihn herab, immer noch schockiert ?ber das, was er gerade getan hatte. Er wischte seine Hand an seiner Robe ab und lie? das Messer fallen, das klappernd auf den steinernen Boden fiel. „Mach dir keine Sorgen ?ber meine Br?der, Vater“, f?gte er hinzu. „F?r sie habe ich auch schon Pl?ne.“ Danach stieg er ?ber den Leichnam seines Vaters und ging ans Fenster. Zufrieden lie? er den Blick ?ber die Hauptstadt gleiten. Seine Stadt. Jetzt geh?rte all das ihm. KAPITEL VIERZEHN Kendrick hob sein Schwert und wehrte den Hieb eines Sandl?ufers ab, der mit seinen messerscharfen Krallen nach seinem Gesicht schlug. Klirrend und funkenstiebend blockte er ihn und wich ihm aus, als die Kreatur ihre Krallen von seiner Klinge gleiten lie? und wieder nach seinem Kopf schlug. Kendrick wirbelte herum und schlug zu, doch die Kreatur war erstaunlich schnell. Sie wich zur?ck und Kendricks Schwert verfehlte sie knapp. Dann machte sie einen Satz nach vorn und sprang hoch in die Luft, um sich auf Kendrick zu st?rzen; doch diesmal war er wohl vorbereitet. Beim ersten Angriff hatte er ihre Geschwindigkeit untersch?tzt, doch diesen Fehler w?rde er kein zweites Mal machen. Er ging in die Hocke, hob sein Schwert senkrecht ?ber seinen Kopf – und sah zu, wie die Kreatur sich selbst aufspie?te. Nachdem er sie abgesch?ttelt hatte, ging er in die Knie und schwang sein Schwert auf niedriger H?he ?ber dem Boden. Dabei schlug er zwei Sandl?ufern gleichzeitig die Beine ab, die auf ihn zukamen; dann drehte er sich um und stie? sein Schwert nach hinten, wobei er dem einen in den Magen stach, bevor er auf seinem R?cken landen konnte. Die Kreaturen griffen ihn aus allen Richtungen an und Kendrick fand sich inmitten einer hei?en Schlacht wieder, Brandt und Atme auf der einen, Koldo und Ludvig auf der anderen Seite. Instinktiv kehrten die f?nf einander den R?cken zu und bildeten einen engen Kreis; R?cken an R?cken schlugen, stachen und traten sie, und hielten die Kreaturen auf Abstand w?hrend sie einander gegenseitig Deckung gaben. Im glei?enden Sonnenlicht k?mpften sie immer weiter. Kendricks Schultern schmerzten, und ?berall war Blut. Alle waren von der langen Wanderung und dem endlosen Kampf ersch?pft. Sie hatten keine Kraftreserven mehr, keinen Ort, an den sie fliehen konnten und k?mpften ums nackte ?berleben. Die w?tenden Schreie der Kreaturen hallten ?ber die Ebene w?hrend sie ?berall um die M?nner herum fielen. Kendrick wusste, dass sie vorsichtig sein mussten; es war ein langer Weg zur?ck, und wenn auch nur einer von ihnen verwundet werden w?rde, w?re das fatal. W?hrend er k?mpfte, konnte Kendrick in der Ferne einen Blick auf den jungen Kaden erhaschen, und war erleichtert zu sehen, dass er noch am Leben war. Er str?ubte sich an H?nden und F??en gefesselt und von mehreren Sandl?ufern festgehalten. Sein Anblick motivierte Kendrick und erinnerte ihn daran, wof?r sie ?berhaupt hierhergekommen waren. Er k?mpfte w?tend, verdoppelte seine Bem?hungen, und versuchte sich den Weg durch die Kreaturen zu bahnen, um zu Kaden zu gelangen. Es gefiel ihm nicht, wie sie mit ihm umgingen, und er wusste, dass er ihn erreichen musste, bevor sie ihm etwas Schreckliches antaten. Kendrick st?hnte vor Schmerzen, als er pl?tzlich einen Treffer an seinem Arm sp?rte. Er wirbelte herum und sah, wie die Kreatur wieder ausholte, diesmal direkt in Richtung seines Kopfes. Er konnte nicht rechtzeitig reagieren und wappnete sich f?r den Treffer, der ihm das Gesicht zerfetzen w?rde – als pl?tzlich Brandt dazwischen hechtete, sein Schwert in die Brust der Kreatur rammte und Kendrick im letzten Augenblick rettete. Gleichzeitig schlitzte Atme eine Kreatur auf, bevor sie ihre Fangz?hne in Brandts Hals bohren konnte. Dann wirbelte Kendrick herum und schlitzte zwei Kreaturen auf, bevor sie sich auf Atme st?rzen konnten. So ging es immer weiter, wirbelnd, sto?end, schlagend k?mpften sie gegen die Sandl?ufer. Die Kreaturen fielen zu ihren F??en und stapelten sich im Sand, der vom Blut rot gef?rbt wurde. Aus dem Augenwinkel sah Kendrick, dass ein paar der Sandl?ufer Kaden gepackt hatten und sich davonmachen wollten. Sein Herz raste; es war eine fast ausweglose Situation: wenn er sie aus den Augen verlor, w?rden sie in der W?ste verschwinden und sie w?rden Kaden niemals wiedersehen. Kendrick wusste, dass er ihnen folgen musste. Er trat einige Kreaturen aus dem Weg und rannte dem Jungen hinterher. Einige der Sandl?ufer folgten ihm, doch Kendrick wirbelte herum und trat und schlug auf sie ein. Kendrick hatte das Gef?hl, von allen Seiten zerkratzt zu werden, doch er blieb nicht stehen. Er musste Kaden erreichen. Er sah ihn und wusste, dass er sie aufhalten musste; er wusste, dass er der einzige war, der eine Chance dazu hatte. Kendrick griff an seinen G?rtel, nahm ein Messer und warf es. Es landete zielgenau im Hals einer Kreatur, gerade noch rechtzeitig, bevor sie ihre Fangz?hne in Kadens Hals graben konnte. Kendrick st?rmte auf ihn zu und rammte einem anderen sein Schwert in die Brust bevor er sich ?ber Kaden hermachen konnte. Kendrick baute sich ?ber Kaden auf, der gefesselt auf dem Boden lag. Immer mehr der Kreaturen, die ihm gefolgt waren erreichten sie und Kendrick musste ihre Angriffe aus allen Richtungen abwehren. Er war umzingelt, und schlug und hieb in alle Richtungen, fest entschlossen, Kaden zu retten. Er sah, dass die anderen selbst zu sehr besch?ftigt waren, um ihm zur Hilfe zu kommen. Kendrick schnitt mit seinem Schwert die Fesseln des Jungen durch. „Nimm das Schwert an meinem G?rtel!“, schrie Kendrick. Kaden ergriff das Kurzschwert, und stellte sich mit Kendrick den Kreaturen. Auch wenn er noch sehr jung war, konnte Kendrick sehen, dass der Junge schnell und tapfer war, und war dankbar, ihn im Kampf gegen die Sandl?ufer an seiner Seite zu haben. Sie k?mpften gut miteinander und t?teten die viele der Kreaturen um sie herum. Doch so sehr sie sich auch bem?hten, waren es einfach zu viele und bald waren sie von einer erdr?ckenden ?berzahl umzingelt. Kendrick hatte mit seinen m?den Schultern kaum noch Kraft, als sich pl?tzliche die Reihen zu lichten schienen. Hinter ihnen ert?nte gewaltiges Geschrei, und Kendrick war ?bergl?cklich zu sehen, wie Koldo, Ludvig, Brandt und Atme durch die Reihen brachen. Davon ermutigt k?mpfte Kendrick mit letzter Kraft an Kadens Seite. Gemeinsam k?mpfend waren die sechs M?nner unaufhaltsam und t?teten auch die letzte der Kreaturen. Kendrick stand schwer atmend in der pl?tzlichen Stille und sah sich um: er konnte kaum fassen, was sie gerade getan hatten. ?berall um sie herum t?rmten sich die toten K?rper der Kreaturen und f?rbten den Sand rot. Er und die anderen waren ?bers?t mit Wunden, verkratzt – doch alle hatten ?berlebt. Und Kaden, der ?ber das ganze Gesicht strahlte, war frei. Nacheinander umarmte er die M?nner und sah vor allem Kendrick bedeutungsvoll an. Seine letzte Umarmung galt Koldo, seinem ?ltesten Bruder. „Ich kann nicht glauben, dass ihr mir gefolgt seid!“, sagte Kaden. „Du bist mein Bruder“, sagte Koldo, „was h?tte ich sonst tun sollen?“ Kendrick h?rte ein Ger?usch und fuhr herum, um sechs Pferde zu finden, die von den Kreaturen entf?hrt worden waren. Er und die anderen tauschten wissende Blicke aus. Gemeinsam rannten sie zu ihnen hin?ber, sprangen in die S?ttel, und waren schon auf dem Weg zur?ck durch die W?ste in Richtung des Jochs – endlich nach Hause. KAPITEL F?NFZEHN Erec stand am Heck des Schiffes am Ende der Flotte und warf wieder einmal einen nerv?sen Blick ?ber seine Schulter. Einerseits war er froh, dass es ihnen gelungen war, den St?tzpunkt des Empire auszul?schen und sie zur?ck auf dem Weg nach Volusia waren; andererseits hatte er einen hohen Preis zahlen m?ssen, nicht nur dadurch, dass er gute M?nner verloren hatte, sondern durch den Verlust kostbarer Zeit – damit hatte er den Vorsprung verloren, den er auf die Empireflotte auf seinen Fersen gehabt hatte. Als er einen Blick hinter sich warf, sah er, wie sie ihm viel zu dicht flussaufw?rts folgten. Nur ein paar hundert Meter hinter sich sah er die schwarz-goldenen Banner des Empire. Er hatte den ganzen Vorsprung verloren und sie folgten ihm nun in Sichtweite, wie ein Hornissenschwarm, der seine Beute jagte. Ihre ?berlegenen Schiffe mit erfahrenen Seeleuten kamen mit jedem Windsto? n?her. Erec drehte sich um und betrachtete den Horizont. Durch seine Kundschafter wusste er, dass Volusia nicht mehr weit war – doch so schnell wie die Flotte des Empire aufholte, fragte er sich, ob er es noch rechtzeitig erreichen konnte. Langsam begriff er, dass sie sich ihren Verfolgern stellen mussten, wenn es ihnen nicht gelingen sollte, die Stadt rechtzeitig zu erreichen; und so derart in der Unterzahl konnten sie nicht gewinnen. Erec h?rte ein Ger?usch, das ihm die Nackenhaare zu Berge stehen lie?, und als er sich umdrehte sah er, dass das Empire die erste Salve von Pfeilen losgelassen hatte, die nun in ihre Richtung flogen. Erec sah erleichtert zu, wie die erste Salve im Wasser hinter ihm landete, vielleicht zwanzig Meter von seinem Schiff entfernt. „ACHTUNG PFEILE!“, schrie Erec um seine M?nner zu warnen. Die meisten gingen in Deckung und das keinen Augenblick zu fr?h. Eine weitere Salve folgte, diesmal von Armbr?sten abgeschossen, die eine gr??ere Reichweite hatten. Erec musste mit Schrecken zusehen, wie ein Pfeil tats?chlich sein Schiff erreichte und einer seiner M?nner aufschrie. Der Pfeil ragte aus dem Bein des Mannes, der sich vor Schmerzen am Boden wand. In Erec stieg eine Welle der Emp?rung und des Schocks auf. Das Empire war in Reichweite; bald w?rden sie sie eingeholt haben und sie hatten keine Chance, Tausende von Schiffen zu besiegen. Erec wusste, dass er sich schnell etwas einfallen lassen musste. Êîíåö îçíàêîìèòåëüíîãî ôðàãìåíòà. Òåêñò ïðåäîñòàâëåí ÎÎÎ «ËèòÐåñ». Ïðî÷èòàéòå ýòó êíèãó öåëèêîì, êóïèâ ïîëíóþ ëåãàëüíóþ âåðñèþ (https://www.litres.ru/pages/biblio_book/?art=43695375&lfrom=688855901) íà ËèòÐåñ. Áåçîïàñíî îïëàòèòü êíèãó ìîæíî áàíêîâñêîé êàðòîé Visa, MasterCard, Maestro, ñî ñ÷åòà ìîáèëüíîãî òåëåôîíà, ñ ïëàòåæíîãî òåðìèíàëà, â ñàëîíå ÌÒÑ èëè Ñâÿçíîé, ÷åðåç PayPal, WebMoney, ßíäåêñ.Äåíüãè, QIWI Êîøåëåê, áîíóñíûìè êàðòàìè èëè äðóãèì óäîáíûì Âàì ñïîñîáîì.
Íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë Ëó÷øåå ìåñòî äëÿ ðàçìåùåíèÿ ñâîèõ ïðîèçâåäåíèé ìîëîäûìè àâòîðàìè, ïîýòàìè; äëÿ ðåàëèçàöèè ñâîèõ òâîð÷åñêèõ èäåé è äëÿ òîãî, ÷òîáû âàøè ïðîèçâåäåíèÿ ñòàëè ïîïóëÿðíûìè è ÷èòàåìûìè. Åñëè âû, íåèçâåñòíûé ñîâðåìåííûé ïîýò èëè çàèíòåðåñîâàííûé ÷èòàòåëü - Âàñ æä¸ò íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë.