Íåäàâíî ÿ ïðîñíóëñÿ óòðîì òèõèì, À â ãîëîâå – íàñòîé÷èâàÿ ìûñëü: Îòíûíå äîëæåí ÿ ïèñàòü ñòèõè. È òàê íàïîëíèòü ñìûñëîì ñâîþ æèçíü! ß ïåðâûì äåëîì ê çåðêàëó ïîø¸ë, ×òîá óáåäèòüñÿ â âåðíîñòè ðåøåíüÿ. Âçãëÿä çàòóìàíåí.  ïðîôèëü – ïðÿì îðåë! Òèïè÷íûé âèä ïîýòà, áåç ñîìíåíüÿ. Òàê òùàòåëüíî òî÷èë êàðàíäàøè, Çàäóì÷èâî ñèäåë â êðàñèâîé ïîçå. Êîãäà äóøà

Herrscher, Rivale, Verbannte

Herrscher, Rivale, Verbannte Morgan Rice F?r Ruhm und Krone #7 Morgan Rice hat eine brillante neue Fantasy-Serie geschaffen, die uns in das Reich von Ehre, Mut und Magie entf?hren wird. Morgan ist es gelungen eine neue Generation von Charakteren zu schaffen, die uns auf jeder Seite in Atem halten wird.. Eine Empfehlung f?r alle Leser, die gut geschriebene Fantasy zu sch?tzen wissen. Books and Movie Reviews, Roberto Mattos (zu Aufstand der Drachen) Nach dem ersten Buch SKLAVIN, KRIEGERIN, K?NIGIN, das als gratis Ebook erworben werden kann, ist HERRSCHER, RIVALE, VERBANNTE das siebte Buch der Bestseller Fantasy-Reihe F?R RUHM UND KRONE von Morgan Rice. Da Delos in Tr?mmern liegt, bleibt Ceres, Thanos und den anderen nur noch die Flucht zu dem letzten freien Winkel des Reichs: der Insel Haylon. Dort hoffen sie sich mit den verbliebenen Freiheitsk?mpfern zu verb?nden, die Inseln zu befestigen und in einer gro?angelegten Verteidigung die Horden von Felldust zu vertreiben. Ceres erkennt bald, dass, wenn sie weiterhin darauf hoffen wollen, die Insel verteidigen zu k?nnen, sie mehr als gew?hnliche Kr?fte braucht: sie muss den Bann des Zauberers brechen und die Kr?fte der Uralten zur?ckgewinnen. Dazu muss sie sich alleine auf eine Reise begeben, den Fluss des Blutes befahren, um zu der dunkelsten aller H?hlen zu gelangen, einem Ort an dem weder Leben noch Tod existieren und an dem sie wahrscheinlich ihr Leben verlieren wird. Der Erste Stein Irrien ist unterdessen entschlossen, Stephania als seine Sklavin zu halten und Delos zu unterdr?cken. Doch die anderen Steine von Felldust m?gen andere Pl?ne haben. HERRSCHER, RIVALE, VERBANNTE erz?hlt die epische Geschichte von tragischer Liebe, Rache, Verrat, Ehrgeiz und Schicksal. Dank seiner unvergesslichen Charaktere und der nervenzerrei?enden Action entf?hrt uns auch dieser Band in eine Welt, die wir nie wieder vergessen werden und durch die wir uns wieder neu in das Fantasy-Genre verlieben werden. Eine mit Spannung geladene Fantasy die mit Sicherheit Fans fr?herer Morgan Rice Romane sowie des Verm?chtnis-Zyklus von Christopher Paolini gefallen wird. Anh?nger der Jugendliteratur werden dieses neuste Werk von Rice verschlingen und nach mehr verlangen. The Wanderer, A Literary Journal (in Bezug auf Der Aufstand der Drachen) Buch 8 aus der F?R RUHM UND KRONE Reihe erscheint bald! HERRSCHER, RIVALE, VERBANNTE (F?R RUHM UND KRONE - BUCH 7) MORGAN RICE Morgan Rice Als Autorin von Fantasy-Epen wie der siebzehn-b?ndigen Reihe DER RING DER ZAUBEREI; der zw?lf-b?ndigen Bestseller Serie DER WEG DER VAMPIRE; der bisher zwei-b?ndigen post-apokalyptischen Bestseller Serie DIE TRILOGIE DES ?BERLEBENS; der sechs-b?ndigen epischen Fantasy Serie VON K?NIGEN UND ZAUBERERN und dem neuen Fantasy-Epos Serie F?R RUHM UND KRONE geh?rt Morgan Rice zu den Bestsellern in ihrem Genre. Morgans B?cher sind als H?r- und Printb?cher in mehr als 25 Sprachen erh?ltlich. Morgan w?rde sich freuen von Ihnen zu h?ren. Besuchen Sie deshalb gerne ihre Homepage www.morganricebooks.com (http://www.morganricebooks.com) und registrieren Sie sich f?r ihre E-Mail-Liste. Sie erhalten daf?r ein kostenloses Buch und Extra. Downloaden Sie auch die kostenlose App und erhalten Sie die neusten Neuigkeiten ?ber Facebook und Twitter! Ausgew?hlte Kritiken zu Morgan Rice „Wenn Sie geglaubt haben nach dem Ende von DER RING DER ZAUBEREI nicht weiterleben zu k?nnen, dann haben Sie sich geirrt. Mit DER AUFSTAND DER DRACHEN hat Morgan Rice eine brillante neue Serie geschaffen, die uns in das Reich von Trollen und Drachen, von Ehre, Mut und Magie entf?hren wird. Morgan ist es gelungen eine neue Generation von Charakteren zu schaffen, die uns auf jeder Seite in Atem halten wird... Eine Empfehlung f?r alle Leser, die gut geschriebene Fantasy zu sch?tzen wissen.“ --Books and Movie Reviews Roberto Mattos „Ein Action-geladenes Fantasy Abenteuer das nicht nur allen Morgan Rice Fans gefallen wird sondern auch Anh?ngern von Christopher Paolinis DAS VERM?CHTNIS DER DRACHENREITER... Fans von Fiction f?r Jugendliche werden dieses Werk von Rice verschlingen und um eine Fortsetzung betteln.“ --The Wanderer, A Literary Journal (bezugnehmend auf Der Aufstand der Drachen) „Ein lebhaftes Fantasy-Abenteuer das auch durch seine mysteri?sen Elemente und sein Intrigenspiel besticht. In QUESTE DER HELDEN geht es um Mut und darum einen Sinn im Leben zu finden. Die Helden und Heldinnen reifen, wachsen ?ber sich hinaus und leisten dabei Au?ergew?hnliches... Alle die ein bissiges Fantasy-Abenteuer suchen, werden bei diesen Protagonisten und dieser Action f?ndig werden. Vor einer lebhaften Kulisse w?chst das vertr?umte Kind Thor zu einem jungen Erwachsenen heran, das es mit lebensbedrohlichen Herausforderungen aufnehmen muss... Dieser Band verspricht der Anfang einer epischen Serie f?r Jugendliche zu werden.“ --Midwest Book Review (D. Donovan, eBook Reviewer) „DER RING DER ZAUBEREI hat alle Zutaten f?r einen Bestseller: die Handlung, die Gegenhandlung, viel Geheimnisvolles, wackere Ritter und sich entfaltende Beziehungen voll von Herzschmerz, Betrug und T?uschung. Es wird Ihnen sicherlich keine Minute langweilig sein. F?r jedes Alter geeignet, darf es in keiner Fantasy-Buchsammlung fehlen.” --Books and Movie Reviews, Roberto Mattos „In diesem Action-geladenen ersten Buch der epischen Fantasy-Reihe Der Ring der Zauberei – die momentan 14 B?nde umfasst – stellt Rice ihren Lesern den 14-j?hrigen Thorgin „Thor“ McLeod vor, dessen Traum es ist in die silberne Legion – der Eliteritter-Einheit des K?nigs – aufgenommen zu werden... Rices Schreibstil ist solide und ihre Handlung faszinierend.“ --Publishers Weekly Weitere Morgan Rice B?cher DER WEG DES STAHLS EHRE WEM EHRE GEB?HRT (Buch 1) F?R RUHM UND KRONE SLAVIN, KRIEGERIN, K?NIGIN (Buch 1) SCHURKIN, GEFANGENE, PRINZESSIN (Buch 2) RITTER, THRONFOLGER, PRINZ (Buch 3) REBELL, SCHACHFIGUR, K?NIG (Buch 4) SOLDAT, BRUDER, ZAUBERER (Buch 5) HELD, VERR?TER, TOCHTER (Buch 6) HERRSCHER, RIVALE, VERBANNTE (Buch 7) VON K?NIGEN UND ZAUBERERN DER AUFSTAND DER DRACHEN (Buch 1) DER AUFSTAND DER TAPFEREN (Buch 2) DAS GEWICHT DER EHRE (Buch 3) DIE SCHMIEDE DES MUTS (Buch 4) EIN REICH DER SCHATTEN (Buch 5) DIE NACHT DER VERWEGENEN (Buch 6) DER RING DER ZAUBEREI QUESTE DER HELDEN (Buch 1) MARSCH DER K?NIGE (Buch 2) FESTMAHL DER DRACHEN (Buch 3) KAMPF DER EHRE (Buch 4) SCHWUR DES RUHMS (Buch 5) ANGRIFF DER TAPFERKEIT (Buch 6) RITUS DER SCHWERTER (Buch 7) GEW?HR DER WAFFEN (Buch 8) HIMMEL DER ZAUBER (Buch 9) MEER DER SCHILDE (Buch 10) REGENTSCHAFT DES STAHLS (Buch 11) LAND DES FEUERS (Buch 12) DIE HERRSCHAFT DER K?NIGINNEN (Buch 13) DER EID DER BR?DER (Buch 14) DER TRAUM DER STERBLICHEN (Buch 15) DAS TOURNIER DER RITTER (Buch 16) DAS GESCHENK DER SCHLACHT (Buch 17) DIE TRILOGIE DES ?BERLEBENS ARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (Buch 1) ARENA ZWEI (Buch 2) ARENA DREI (Buch 3) GEFALLENE VAMPIRE VOR DEM MORGENGRAUEN (Buch 1) DER WEG DER VAMPIRE GEWANDELT (Buch 1) VERG?TTERT (Buch 2) VERRATEN (Buch 3) BESTIMMT (Buch 4) BEGEHRT (Buch 5) VERM?HLT (Buch 6) GELOBT (Buch 7) GEFUNDEN (Buch 8) ERWECKT (Buch 9) ERSEHNT (Buch 10) BERUFEN (Buch 11) BESESSEN (Buch 12) (http://www.amazon.com/Quest-Heroes-Book-Sorcerers-Ring/dp/B00F9VJRXG/ref=la_B004KYW5SW_1_13_title_0_main?s=books&ie=UTF8&qid=1379619328&sr=1-13) H?ren Sie die DER RING DER ZAUBEREI Reihe als H?rbuch! 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Au?er wie gem?? unter dem US Urheberrecht von 1976 ausdr?cklich gestattet, darf kein Teil dieser Ver?ffentlichung auf irgendwelche Weise oder in irgendeiner Form sei es elektronisch oder mechanisch kopiert, reproduziert, verteilt oder angezeigt werden ohne die ausdr?ckliche Erlaubnis des Autoren eingeholt zu haben. Dieses Ebook ist nur f?r den pers?nlichen Gebrauch bestimmt. Dieses Ebook darf kein zweites Mal verkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch an andere Personen weitergeben wollen, so erwerben Sie bitte f?r jeden Rezipienten ein zus?tzliches Exemplar. Wenn Sie dieses Buch lesen ohne es k?uflich erworben zu haben oder es nicht f?r Ihren alleinigen Gebrauch erworben wurde, so geben Sie es bitte zur?ck und erwerben Sie Ihr eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren. Es handelt sich um eine fiktive Handlung. Namen, Charaktere, Gesch?ftsangelegenheiten, Organisationen, Orte, Ereignisse und Zwischenf?lle entspringen der Fantasie der Autorin oder werden fiktional benutzt. ?hnlichkeiten mit tats?chlichen Personen, ob tot oder lebendig, sind zuf?lliger Natur. Die Bildrechte des Bildbandes liegen bei Leafsomen und werden unter der Lizenz istock.com verwendet. INHALTSVERZEICHNIS KAPITEL EINS (#u768613fe-f31b-5293-a8a0-8126edab3e6e) KAPITEL ZWEI (#u1cd21aac-9b96-5d25-9e51-4fd9c0338eb9) KAPITEL DREI (#ufe135812-bc8a-5058-aaef-277b0e4f9c08) KAPITEL VIER (#u12ff9101-825d-5fa9-acce-af9260523d77) KAPITEL F?NF (#ubcc5bf63-1c19-5a33-a034-9a9dba69f18e) KAPITEL SECHS (#ua431f30b-2ef0-53f3-99f2-9179b8eeed87) KAPITEL SIEBEN (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHT (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ELF (#litres_trial_promo) KAPITEL ZW?LF (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) In Erinnerung an Rebekah Barrett. Einer wunderbaren und liebenden Seele, die viel zu kurz auf dieser Erde verweilte – und einer wahren Kriegerin. M?ge Gott deiner Seele und der Shanias und der deiner wunderbaren Mutter Rhonia Frieden geben. KAPITEL EINS Irrien liebte das Hochgef?hl der Schlacht, das berauschende Gef?hl zu wissen, dass er st?rker als jeder Feind war – doch der Anblick des Schlachtfelds nach seiner Eroberung war noch viel besser. Er schritt durch die Ruinen von Delos, beobachtete die Pl?nderungen, und lauschte den Schreien der Schwachen, die von seinen M?nnern get?tet und ausgeraubt, vergewaltigt und zermalmt wurden. Neue Sklavenz?ge zogen sich wie F?den durch den Hafen, w?hrend bereits ein Markt f?r gepl?nderte G?ter und gefangengenommene Bauern auf dem dortigen Platz entstanden war. Er versuchte beim Gehen den Schmerz in seiner Schulter zu ignorieren. Er durfte vor seinen M?nnern keine Schw?che zeigen. Gro?e Teile der Stadt lagen jetzt in Tr?mmern, doch Irrien war das egal. Was zerbrochen war, konnte mit gen?gend Sklaven unter seiner Peitsche wieder aufgebaut werden. Es konnte so wieder aufgebaut werden, wie er es wollte. Nat?rlich gab es immer noch die W?nsche der anderen. Im Moment folgten sie ihm noch wie Haie einer Blutspur im Wasser oder wie Krieger oder Priester oder sonst jemand. Unter ihnen gab es auch Vertreter der anderen Steine aus Felldust. Sie plapperten ?ber die Rollen die ihre Herren bei den Pl?nderungen spielen w?rden. Dann gab es da noch die H?ndler, die sich gegenseitig in den besten Angeboten, Irriens Pl?nderungen zur?ck ins Land des ewigen Staubs zur?ckzuf?hren, zu ?bertreffen versuchten. Irrien versuchte, ihnen aus dem Weg zu gehen, doch immer wieder traten sie an ihn heran. „Erster Stein“, sagte eine Gestalt. Er trug ein Priestergewand, um das er einen G?rtel aus Fingerknochen gebunden hatte. In seinem Bart prangten heilige Symbole, die er mit silbernen Dr?hten befestigt hatte. Mehrere Amulette aus Blutsteinen wiesen ihn als einen der Rangh?chsten seiner Art aus. „Was kann ich f?r dich tun, Heiliger?“ fragte Irrien. Er rieb sich geistesabwesend die Schulter, w?hrend er sprach und hoffte, dass niemand den Grund f?r diese Handlung erriet. Der Priester breitete seine H?nde aus, auf denen bei jeder Bewegung seiner Fingerspitzen eint?towierte Runen zu tanzen begannen. „Nicht f?r mich aber f?r die G?tter. Sie haben uns den Sieg geschenkt. Wir sollten ihnen mit einer angemessenen Opfergabe danken.“ „Meinst du etwa, dass der Sieg nicht durch die Kraft meines Armes errungen wurde?“ fragte Irrien. Seine Stimme hatte etwas Drohendes. Er benutzte die Priester, wenn es ihm genehm war, aber w?rde sich nicht von ihnen kontrollieren lassen. „Selbst die St?rksten m?ssen die Gunst der G?tter anerkennen.“ „Ich werde dar?ber nachdenken“, sagte Irrien, wie auf so viele andere Anfragen, die ihm heute gestellt worden waren. Fragen nur um Aufmerksamkeit zu kriegen, Fragen nach Materialien und Fragen eines ganzen Aufgebots an Leuten, die ihren Teil an dem, was er errungen hatte, einforderten. Das war der Fluch eines jeden Anf?hrers und gleichzeitig das Symbol seiner Macht. Jeder starke Mann, der zu ihm kam und ihn anbettelte war ein Eingest?ndnis, dass er sich nicht einfach nehmen durfte, was er wollte. Sie begaben sich jetzt auf den Weg zur?ck zum Schloss. Irrien ging im Kopf durch, was jetzt zu tun sein w?rde, er ?berlegte, wo Reparaturen vonn?ten sein w?rden und wo Monumente seiner Macht aufgestellt werden konnten. In Felldust w?rde eine Statue gestohlen oder zerst?rt werden, bevor sie vollendet werden konnte. Doch hier w?rde sie in Erinnerung an seinen Sieg f?r alle Zeiten stehen bleiben. Wenn er genesen war, w?rde es viel zu tun geben. Er blickte zu der Verteidigungsanlage des Schlosses, als er und seine Leute sich ihr n?herten. Sie war stark, stark genug, um gegen die gesamte Welt zu bestehen. Wenn nicht jemand seinen Leuten Einlass gew?hrt h?tte, dann h?tte die Verteidigung tats?chlich seine Armee verzweifeln lassen, was unausweichlich zu Konflikten unter seinen M?nnern gef?hrt h?tte. Er schnipste mit den Fingern nach einem Diener. „Ich will, dass jeder Tunnel da unten zugemacht wird. Mir ist es egal, wie viele Sklaven dabei draufgehen. Wenn ihr damit fertig seid, k?mmert euch um die Tunnel unter der Stadt. Ich habe keine Lust auf ein M?uselabyrinth, in dem Leute ohne mein Wissen umherschleichen k?nnen.“ „Ja, Erster Stein.“ Er lief weiter ins Schloss. Dort wuselten bereits Diener in den Farben von Felldust umher. Doch andere schienen seine Nachricht noch nicht erhalten zu haben. Drei seiner M?nner rissen an den Tapeten, brachen Steine aus den Augen von Statuen und stopften sich die Taschen voll. Irrien trat zu ihnen, und er sah die Ehrerbietung, die er seinen M?nnern einzufl??en suchte, in ihren Augen. „Was macht ihr da?“ fragte er. „Wir treiben die Pl?nderung der Stadt weiter voran, Erster Stein“, antwortete einer. Er war j?nger als die anderen zwei. Irrien vermutete, dass er sich erst k?rzlich den Truppen angeschlossen hatte, aus Abenteuerlust. So wie so viele andere. „Und hat euer Hauptmann euch gesagt, dass ihr mit den Raubz?gen im Schloss fortfahren sollt?“ fragte Irrien. „Seid ihr hierher beordert worden?“ Ihre Gesichter verrieten ihm alles, was er wissen musste. Er hatte seinen M?nnern befohlen, die Pl?nderung der Stadt systematisch anzugehen, aber das hier widersprach dieser Logik. Er erwartete von seinen Kriegern Disziplin und was diese M?nner hier an den Tag legten, war keine Disziplin. „Ihr dachtet wohl, ihr k?nntet euch einfach alles, was ihr wollt, unter den Nagel rei?en“, sagte Irrien. „So l?uft das eben in Felldust!“ protestierte einer der M?nner. „Ja“, stimmte Irrien zu. „Die Starken bedienen sich bei den Schwachen. Deshalb habe ich dieses Schloss eingenommen. Gerade versucht ihr, mich zu bestehlen. Glaubt ihr etwa ich sei schwach?“ Er war nicht l?nger im Besitz seines gro?en Schwerts – und selbst wenn er es gehabt h?tte – bereitete seine Schulter ihm immer noch zu gro?e Schmerzen, als dass er es h?tte heben k?nnen – und so zog er stattdessen ein langes Messer hervor. Sein erster Hieb durchtrennte den Kieferknochen und dann den restlichen Sch?del des J?ngsten unter den dreien. Er raste herum und stie? den zweiten gegen die Wand, noch bevor dieser nach seinen eigenen Waffen greifen konnte. Irrien parierte einen Schwerthieb des Letzten und schlitzte ihm zur?ckschwingend m?helos die Kehle auf. Er stie? ihn von sich, als er zu Boden ging. Derjenige, den er davor zur?ckgesto?en hatte, stand nun mit erhobenen H?nden da. „Bitte, Stein Irrien. Es war ein Fehler. Wir haben nicht nachgedacht.“ Irrien trat auf ihn zu und stach ohne ein weiteres Wort zu. Immer und immer wieder lie? er sein Messer in ihn dringen. Dabei hielt er den Schw?chling aufrecht, sodass er nicht zu schnell zu Boden sinken konnte. Er scherte sich nicht darum, dass seine eigene Wunde dabei wieder zu schmerzen begann. Das hier war nicht nur eine Hinrichtung, es war ein Exempel. Schlie?lich lie? er den Mann zusammenbrechen. Irrien wandte sich mit ausgebreiteten H?nden herausfordernd den anderen zu. „Glaubt hier irgendjemand, dass ich so schwach bin, dass ihr einfach irgendetwas von mir fordern k?nnt? Glaubt hier irgendjemand, mich einfach bestehlen zu k?nnen?“ Sie blieben nat?rlich stumm. Irrien ?berlie? sie ihrem Entsetzen und machte sich auf den Weg zum Thronsaal. Seinem Thronsaal. Wo just diesem Moment sein Preis ihn erwarten w?rde. * Stephania zuckte zusammen, als Irrien den Thronsaal betrat. Sie hasste sich daf?r. Sie kniete neben demselben Thron, den sie selbst noch vor kurzer Zeit besetzt hatte. Goldene Ketten hielten sie gefangen. Sie hatte an ihnen ger?ttelt, als niemand im Saal gewesen war, doch vergebens. Irrien kam auf sie zu, und Stephania zwang sich, ihre Angst hinunterzuschlucken. Er hatte sie geschlagen, ihr Ketten angelegt und dennoch hatte sie die Wahl. Sie konnte sich brechen lassen oder die Situation zu ihrem Vorteil wenden. Selbst in ihrer Lage w?rde sie einen Weg finden. Neben Irriens Thron festgekettet zu sein, hatte schlie?lich seine Vorz?ge. Es bedeutete, dass er vorhatte, sie zu behalten. Es bedeutete, dass seine M?nner sie in Ruhe lassen w?rden, auch wenn sie Stephanias Zofen und Diener zu ihrem eigenen Vergn?gen davongeschleppt hatten. Es bedeutete, dass sie sich noch immer im Zentrum des Geschehens befand, auch wenn sie dar?ber keine Kontrolle mehr hatte. Noch nicht. Stephania beobachtete, wie Irrien sich setzte. Sie betrachtete ihn wie ein J?ger den Lebensraum seiner Beute ansieht. Es stand au?er Zweifel, dass er sie begehrte, warum sonst w?rde er sie hierbehalten und nicht in die Sklavengr?ben schicken? Damit konnte Stephania etwas anfangen. Er mochte denken, dass sie ihm geh?rte, doch schon bald w?rde er tun, was sie ihm riet. Sie w?rde die Rolle der unterw?rfigen Gespielin geben, und sie w?rde sich das zur?ckerobern, was sie sich so schwer erarbeitet hatte. Sie wartete und lauschte, wie Irrien Vorkommnisse in der Stadt besprach. Das meiste davon war banal. Wie viel sie sich unter den Nagel gerissen hatten. Wie viel sie noch an sich rei?en wollten. Wie viele Wachen sie brauchen w?rden, um die Mauern zu sichern, und wie der Nachschub an Nahrung gew?hrleistet werden konnte. „Wir haben ein Angebot von einem H?ndler, der unsere Truppen versorgen w?rde“, sagte einer der H?flinge. „Ein Mann namens Grathir.“ Stephania schnaubte, woraufhin Irrien sich ihr zuwandte. „Willst du irgendetwas dazu sagen, Sklavin?“ Sie musste sich zusammenrei?en, ihm darauf keine schnippische Antwort zu geben. „Nur dass Garthir daf?r bekannt ist, mit G?tern von mangelnder Qualit?t zu handeln. Sein fr?herer Gesch?ftspartner ist jedoch bereit, sein Gesch?ft zu ?bernehmen. Wenn Ihr ihn unterst?tzt, werdet ihr kriegen, was Ihr w?nscht.“ Irrien starrte sie ruhig an. „Und warum erz?hlst du mir das?“ Stephania wusste, dass ihre Gelegenheit gekommen war, doch sie musste sie weise nutzen. „Ich will dir zeigen, dass ich von Nutzen sein kann.“ Er gab ihr keine Antwort und wandte sich erneut seinen M?nnern zu. „Ich werde es in Betracht ziehen. Was steht als n?chstes an?“ Als n?chstes ging es um die Forderungen einiger Vertreter der anderen Herrscher aus Felldust. „Der Zweite Stein will wissen, wann Ihr vorhabt, nach Felldust zur?ckzukehren“, sagte einer der Vertreter. „Es gibt dringende Angelegenheiten, die die Anwesenheit aller f?nf Steine erfordern.“ „Der Vierte Stein Vexa ben?tigt mehr Platz f?r ihre Flotte.“ „Der Dritte Stein Kas sendet seine Gl?ckw?nsche zum gemeinsam errungenen Sieg.“ Stephania ging die Namen der anderen Steine von Felldust durch. Cunning, Ulren, Kas, Forkbeard, Vexa, der einzige weibliche Stein, und Borion der Fatzke. Ihre Namen waren nichts im Vergleich zu Irriens und doch waren sie in der Theorie alle gleichrangig. Allein die Tatsache, dass sie nicht hier waren, gab Irrien so viel Macht. Neben den Namen erinnerte sich Stephania auch an ihre Interessen, Schwachstellen und Ziele. Ulren wurde langsam in Irriens Schatten alt und h?tte wohl den Sitz des Ersten Steins f?r sich beansprucht, w?re ihm der Kriegsherr nicht in die Quere gekommen. Kas war vorsichtiger, entstammte einer Familie aus H?ndlern und drehte jede M?nze zwei Mal um, bevor er sie ausgab. Vexa besa? ein Haus vor den Toren der Stadt. Es gab Ger?chte, dass ihre Diener keine Zungen mehr hatten, sodass sie niemandem erz?hlen konnten, was sie dort zu sehen bekamen. Borion war der Schw?chste unter ihnen und w?rde am wahrscheinlichsten seinen Sitz an einen Herausforderer verlieren. W?hrend sie ?ber die Lage in Felldust nachdachte, legte Stephania sanft ihre Hand auf Irriens Arm. Sie fuhr mit ihren Fingern sanft und kaum sp?rbar ?ber seinen Arm. Sie hatte ihre Verf?hrungsk?nste vor vielen Jahren erlernt und sie an einer ganzen Reihe von Liebhabern vervollkommnet. Schlie?lich hatte sie auch Thanos rumgekriegt, oder? W?rde Irrien schwerer zu ?berzeugen sein? Dann sp?rte sie, wie sein K?rper sich anspannte. „Was machst du da?“ fragte er. „Ihr wirkt angespannt nach all dem Gerede“, sagte Stephania. „Ich dachte, ich k?nnte Euch ein wenig Entspannung verschaffen... auf andere Art und Weise?“ Sie durfte den Bogen nicht ?berspannen. Sie durfte andeuten und anbieten, aber niemals geradewegs einfordern. Stephania setzte ihren unschuldigsten Blick auf und blickte Irrien in die Augen... dann schrie sie auf, als er sie wie beil?ufig ohrfeigte. Wut machte sich in ihr breit. Stephanias Stolz sagte ihr, dass sie ihn eines Tages f?r diese Ohrfeige w?rde bezahlen lassen, dass sie sich an ihm r?chen w?rde. „Ah, das ist die wahre Stephania“, sagte Irrien. „Glaubst du, ich lasse mich von deinen Spielchen, eine unterw?rfige Sklavin zu sein, einlullen? Glaubst du, dass ich so dumm w?re zu glauben, dass man dich mit einer einzigen Tracht Pr?gel brechen k?nnte?“ Angst nahm erneut von Stephania Besitz. Sie konnte sich nur zu gut an das Zischen der Peitsche, die Irrien gegen sie erhoben hatte, erinnern. Ihr R?cken erinnerte sie schmerzlich an die Hiebe. Es hatte eine Zeit gegeben, in der sie es genossen hatte diejenigen Diener, die es verdienten, zu bestrafen. Jetzt brachte die Erinnerung daran nichts als den Schmerz zur?ck. Doch wenn es sein musste, w?rde sie den Schmerz f?r ihre Sache benutzen. „Nein, aber ich bin mir sicher, dass das nicht alles war, was du zu bieten hast“, sagte Stephania. Dieses Mal versuchte sie es erst gar nicht mit ihrer Unschuldsmasche. „Du wirst es genauso sehr genie?en, mich zu brechen, wie ich es genie?en werde, mit dir zu spielen w?hrend du es versuchst. Ist das nicht Teil des ganzen Spa?es?“ Irrien schlug sie ein zweites Mal. Stephania hatte ihm einen Einblick in ihre wahren Absichten gew?hrt. Es war klar, was er wollte. Sie w?rde alles Notwendige tun, um Irrien an sie zu binden. Wenn sie das einmal geschafft h?tte, dann w?rde es keine Rolle mehr spielen, wie sehr sie auf dem Weg dorthin gelitten hatte. „Du h?ltst dich f?r etwas ganz besonderes, oder?“ sagte Irrien. „Dabei bist du nichts als eine Sklavin.“ „Eine Sklavin, die du an deinen Thron festgekettet hast“, hob Stephania in ihrer schmeichlerischsten Stimme hervor. „Eine Sklavin, die du gerne ins Bett kriegen w?rdest. Eine Sklavin, die so viel mehr sein k?nnte. Eine Partnerin. Ich kenne Delos wie keine zweite. Warum gibst du es nicht einfach zu?“ Daraufhin erhob sich Irrien. „Du hast Recht. Ich habe einen Fehler gemacht.“ Er streckte die Hand nach ihren Ketten aus und l?ste sie von seinem Thron. Stephania glaubte sich schon triumphierend am Ziel, als er sie an ihren Ketten nach oben zog. Auch wenn er ihr gegen?ber jetzt grausam sein sollte, sie in seine Gem?cher schleppte und sich ihr aufzwingen w?rde, w?rde sie das immer noch als Fortschritt verbuchen k?nnen. Doch dann tat er etwas f?r sie Unerwartetes. Er warf sie auf den kalten Marmor und sie sp?rte die H?rte des Steins unter ihren Knien als sie ?ber den Boden schlitterte, bevor sie vor einer der dortigen Figuren zum Stillstand kam. Der Schock traf sie mehr als der k?rperliche Schmerz. Wie konnte Irrien so etwas tun? War sie denn nicht alles, was er sich w?nschte? Stephania blickte auf und sah diesen Mann in seinen schwarzen Kleidern mit offenkundiger Verachtung zu ihr hinabblicken. „Ich habe den Fehler begangen zu glauben, dass du meiner w?rdig seist“, sagte Irrien. „Du willst eine Opfergabe Priester? Nimm sie. Schneide das Kind aus ihrem Leib und biete es den G?ttern in meinem Namen als Opfer an. Ich werde nicht dulden, dass irgendeine pl?rrende Missgeburt mir das Recht auf den Thron streitig macht. Wenn ihr mit ihr fertig seid, werft das, was von ihr noch ?brig sein wird, den Vagabunden zum Fra? vor.“ Stephania starrte den Priester voller Entsetzen an. Dann blickte sie Irrien an, kaum in der Lage, etwas hervorzubringen. Das konnte nicht geschehen. Das konnte es einfach nicht. Das w?rde sie nicht zulassen. „Bitte“, sagte sie. „Das w?re nicht klug. Ich k?nnte so viel mehr f?r dich tun!“ Doch das schien ihm egal zu sein. Panik ?berkam sie, als sie entsetzt erkannte, dass er es wirklich ernst meinte. Sie hatten wirklich vor, ihren Worten Taten folgen zu lassen. Nein. Nein, das konnte sie nicht! Sie schrie, als der Priester ihre Arme griff. Ein anderer griff sie bei den Beinen und sie trugen sie, die sich verzweifelt zu befreien versuchte, zwischen ihnen davon. Irrien und die anderen folgten ihnen nach. Doch die waren Stephania egal. Nur eine Sache z?hlte jetzt noch f?r sie. Sie w?rden ihr Baby t?ten. KAPITEL ZWEI Ceres konnte noch immer nicht glauben, dass sie entkommen waren. Sie lag an Deck des kleinen Bootes, das sie gestohlen hatten, und es schien ihr unm?glich zu glauben, dass sie sich gerade hier befand und nicht in irgendeinem Kampfgraben unter dem Schloss ihrem Tod entgegensah. Nicht, dass sie hier in Sicherheit waren. Der Pfeilregen ?ber ihr machte das mehr als deutlich. Ceres blickte ?ber die Reling des Bootes und versuchte herauszufinden, ob es etwas gab, das sie tun konnte. Bogensch?tzen feuerten ihre Geschosse vom Ufer aus ab. Der Gro?teil ihrer Geschosse landete im Wasser und nur wenige donnerten in das Holz ihres Gef?hrts, wo schwingend ihre Energie verpuffte. „Wir m?ssen einen Zahn zulegen“, sagte Thanos neben ihr. Er griff eilig eines der Segel. „Hilf mir, das Segel zu hissen.“ „Noch... nicht“, kr?chzte eine Stimme von der anderen Seite des Decks. Akila lag ausgestreckt dort. In Ceres’ Augen machte er einen besorgniserregenden Eindruck. Das Schwert des Ersten Steins hatte noch vor wenigen Minuten in ihm gesteckt, und jetzt da Ceres es herausgezogen hatte, verlor er immer mehr Blut. Dennoch schaffte er es, den Kopf zu heben und sie mit einer Dringlichkeit anzublicken, die sie schlecht ignorieren konnten. „Noch nicht“, wiederholte er. „Die Schiffe im Hafen vereinnahmen den gesamten Wind f?r sich. Das Segel jetzt zu hissen macht aus uns nur unn?tig ein Ziel. Nehmt die Ruder.“ Ceres nickte und zog Thanos dorthin, wo die Kampfherren, die sie gerettet hatten, an den Rudern sa?en. Es war nicht gerade leicht, neben den muskelbepackten M?nnern genug Platz zu finden. Doch sie quetschte sich neben einen und unterst?tzte ihre Bem?hungen mit letzter Kraft. Sie ruderten in den Schatten einer ankernden Galeere und der Pfeilregen lie? augenblicklich nach. „Wir d?rfen jetzt keinen Fehler machen“, sagte Ceres. „Sie k?nnen uns nicht t?ten, wenn sie uns nicht finden.“ Sie lie? ihr Ruder los und die anderen taten es f?r einen kurzen Augenblick in gleicher Weise. So folgte ihr Boot der Str?mung eines gr??eren Schiffes, sodass sie unm?glich vom Ufer aus gesehen werden konnten. Das verschaffte ihr einen kurzen Augenblick, nach Akila zu sehen. Ceres hatte ihn nur fl?chtig kennengelernt, und doch gab sie sich f?r das, was ihm widerfahren war, die Schuld. Er hatte f?r ihre Sache gek?mpft, als ihm diese Wunde an seiner Seite, die noch immer wie ein gieriger Mund aufklaffte, zugef?gt worden war. Sartes und Leyana knieten sich neben ihn und versuchten, die Blutung zu stillen. Ceres stellte erstaunt fest, wie gut ihnen das gelang. Sie vermutete, dass der Krieg die Menschen gezwungen hatte, sich F?higkeiten anzueignen, die sie sonst niemals erlernt h?tten. „Wird er es schaffen?“ fragte Ceres ihren Bruder. Sartes blickte zu ihr auf. Seine H?nde waren voller Blut. Leyana neben ihm sah bleich aus. „Ich wei? es nicht“, sagte Sartes. „Ich habe schon viele Schwertwunden gesehen, und wenn ich das richtig sehe, hat das Schwert bei ihm alle wichtigen Organe verfehlt. Aber das vermute ich nur, weil er noch nicht gestorben ist.“ „Du machst das sehr gut“, sagte Leyana und legte ihre Hand auf Sartes’. „Auf einem Boot sind die Optionen immer beschr?nkt. Wir brauchen eigentlich einen echten Heiler.“ Ceres war froh, dass sie da war. Ihrem ersten Eindruck von dem M?dchen nach, schienen Leyana und ihr Bruder gut zusammenzupassen. Mit Sicherheit versuchten sie alles, um Akila gemeinsam am Leben zu halten. „Wir werden dich zu einem Heiler bringen“, versprach Ceres, auch wenn sie sich nicht sicher war, wie sie dieses Versprechen w?rde einhalten k?nnen. „Irgendwie.“ Thanos befand sich jetzt am Bug des Boots. Ceres ging in der Hoffnung zu ihm, dass er mehr als sie selbst eine Idee hatte, wie sie von hier entkommen konnten. Der Hafen war gerade voller Schiffe und die Flotte der Besatzer trieb wie eine schwimmende Stadt neben der eigentlichen im Wasser. „In Felldust war es noch schlimmer“, sagte Thanos. „Das hier ist die Hauptflotte. Mehr Schiffe sind auf dem Weg.“ „Um das Reich auseinanderzunehmen“, vermutete Ceres. Sie war sich nicht sicher, was sie davon halten sollte. Sie hatte das Reich in die Knie zwingen wollen, aber das hier... jetzt wurde nur noch mehr Menschen Leid zugef?gt. Gew?hnliche Menschen und Adlige w?rden von den Besatzern gleicherma?en versklavt, wenn man sie nicht gleich t?tete. Mittlerweile mussten sie auch Stephania gefunden haben. Ceres h?tte wahrscheinlich irgendeine Form von Genugtuung bei diesem Gedanken sp?ren sollen. Tats?chlich war sie jedoch in erster Linie erleichtert, dass sie nun aus ihrem Leben verschwunden war. „Bereust du es, Stephania zur?ckgelassen zu haben?“ fragte Ceres Thanos. Er legte einen Arm um sie. „Ich bedaure, dass es so weit kommen musste“, sagte er. „Aber nach allem, was sie getan hat... nein, ich bereue es nicht. Sie verdient es. Das und noch viel mehr.“ Er klang aufrichtig, aber Ceres wusste auch, wie schwierig die Dinge werden konnten, wenn es um Stephania ging. Wie es auch gewesen war, jetzt war sie weg und h?chstwahrscheinlich sogar tot. Sie hingegen waren frei. Oder w?rde es zumindest sein, wenn sie es lebendig aus dem Hafen schafften. Sie sah, wie ihr Vater nickte und auf etwas deutete. „Dort, seht ihr diese Schiffe? Sie sehen so aus als w?rden sie aufbrechen.“ Es stimmte, dort waren einige Galeeren und Koggen, die den Hafen im Pulk verlie?en. Sie fuhren dichtgedr?ngt im Pulk davon, so als h?tten sie Angst, dass ihnen jemand all das wegn?hme, was sie mit sich nahmen. So wie sie Felldust kannte, w?rde genau das wahrscheinlich passieren. „Was sind das?“ fragte Ceres. „Handelsschiffe?“ „Ein paar bestimmt“, antwortete ihr Vater. „Gef?llt mit Raubgut aus den Eroberungen. Ich w?rde vermuten, dass einige von ihnen Sklavenhalter sind.“ Bei dieser Vorstellung wurde Ceres schlecht. Dass es dort vor ihr Schiffe gab, die die Menschen ihrer Stadt verschleppten, um ihnen ein Leben in Ketten aufzuzwingen, erf?llte sie mit einer solchen Wut, dass sie diese Schiffe am liebsten mit ihren blo?en H?nde in St?cke gerissen h?tte. Doch das konnte sie nicht. Sie waren nur ein einzelnes Boot. Ihrem ?rger zum Trotz konnte Ceres sehen, dass sich ihnen hier eine Gelegenheit bot. „Wenn wir es dort r?ber schaffen, wird sich niemand wundern, dass wir den Hafen verlassen“, sagte sie. „Wir m?ssen es immer noch erst einmal dorthin schaffen“, bemerkte Thanos. Doch Ceres konnte sehen, dass er bereits versuchte, eine Route zu finden. Die vollbeladenen Schiffe trieben so nah beieinander, dass es ihnen so vorkam als man?vrierten sie ihr Boot eher durch eine Reihe von Kan?len als ?ber ein offenes Gew?sser. Sie bahnten sich mit Hilfe ihrer Ruder ihren Weg an den zusammengepferchten Schiffen vorbei und versuchten, keine Aufmerksamkeit zu wecken. Jetzt da sie es aus der Reichweite der Soldaten am Ufer geschafft hatten, w?rde niemand Verdacht sch?pfen, dass sie hier nicht hingeh?rten. Sie konnten in der gro?en Masse der Felldustflotte untertauchen und sie als Tarnung nutzen, auch wenn einige unter den Besatzern noch immer auf der Jagd nach ihnen waren. Ceres umklammerte das Schwert, das sie aus Akilas Leib gezogen hatte. Es war so gro?, dass sie es kaum hochheben konnte, doch wenn sich ihr jemand in den Weg stellte, w?rde dieser schnell erkennen m?ssen, wie gut sie damit umgehen konnte. Vielleicht w?rde sich ihr sogar eines Tages die Gelegenheit bieten, es seinem Besitzer zur?ckzugeben, mit der Spitze zuerst in das Herz der Ersten Steins. Doch vorerst konnten sie sich keinen Kampf erlauben. Es w?rde sie als Fremde enttarnen und ihnen jedes Boot in ihrer Umgebung auf den Hals jagen. So wartete Ceres ab. Sie sp?rte ihre eigene Anspannung, als sie an der bunt durchmischten Landungsflotte vorbeiglitten, an den Wracks ausgebrannter Schiffe und an jenen Schiffen, denen noch Schlimmeres angetan worden war. Ceres sah ein Boot, in dem Menschen wie Vieh gebrandmarkt worden waren, eines, in dem zwei M?nner sich unter dem Jubel von Matrosen zu Tode pr?gelten, eines, in dem – „Ceres, sieh“, sagte Thanos und deutete auf ein Schiff in ihrer N?he. Ceres blickte auf und sah ein weiteres Beispiel des Grauens um sie. Eine seltsam aussehende Frau, deren Gesicht von etwas ascheartigem bedeckt war, hatte man wie eine Galionsfigur an den Bug eines Schiffes gebunden. Zwei Soldaten peitschten sie abwechselnd aus, sodass sich ihre Haut langsam abzul?sen schien. „Es gibt nichts, was wir tun k?nnten“, sagte Ceres’ Vater. „Wir k?nnen es nicht mit allen gleichzeitig aufnehmen.“ Ceres verstand, was er meinte, und dennoch war ihr die Vorstellung, nur daneben zu stehen, w?hrend jemand gefoltert wurde, ein Graus. „Aber das ist Jeva“, antwortete Thanos. Er fing Ceres’ verwirrten Blick ein. „Sie hat mich zum Knochenvolk gef?hrt, das die Flotte angegriffen hat, damit ich in die Stadt entwischen kann. Es ist meine Schuld, dass das hier geschieht.“ Bei diesen Worten zog sich Ceres’ Herz zusammen, denn Thanos war nur ihretwegen zur?ck in die Stadt gekommen. „Trotzdem“, sagte ihr Vater, „wenn wir versuchen, ihr zu helfen, bringen wir uns alle in Gefahr.“ Ceres konnte seine Bedenken nachvollziehen, und trotzdem wollte sie helfen. Thanos schien ihr einen Schritt voraus zu sein. „Wir m?ssen ihr helfen“, sagte Thanos. „Tut mir leid.“ Ihr Vater streckte seine Hand nach Thanos aus, doch der war schneller. Er sprang ins Wasser und begann auf das Schiff zu zu schwimmen. M?gliche Gefahren die im Wasser lauerten, schien er dabei vollkommen zu ignorieren. Ceres w?gte noch einen kurzen Moment lang ab... und dann warf sie sich ihm folgend ebenso in das Nass. Es war schwer, mit dem schweren Schwert, das sie gestohlen hatte, zu schwimmen. Doch sie w?rde jede Waffe brauchen k?nnen. Sie tauchte in die k?hlen Wellen ein und hoffte, dass die Haie sich an den Gefallenen der Schlacht sattgefressen hatten und dass sie der Dreck, den so viele Schiffe ?ber Bord warfen, nicht t?ten w?rde. Ihre H?nde schlossen sich um die Seile einer ankernden Galeere. Ceres begann hinaufzuklettern. Es war nicht leicht. Die Schiffseite war glitschig und ihre Klettertour w?re auch ohne, dass Ceres unter Stephanias H?nden viele Tage ausgelaugt worden w?re, beschwerlich gewesen. Irgendwie gelang es ihr dennoch, sich auf das Deck zu hieven. Sie warf das gro?e Schwert vor sich auf den Boden als w?re sie ein Taucher, der gerade ein Netz mit Muscheln aus dem Wasser zog. Sie kam rechtzeitig wieder zum Stehen, um einen Matrosen auf sich zurennen zu sehen. Ceres griff mit beiden H?nden nach ihrem gestohlenen Schwert, zog daran und schwang es in die Luft. Sie schnitt mit ihm in einem Halbbogen durch die Luft und machte den Matrosen einen Kopf k?rzer. Dann blickte sie sich nach der n?chsten Bedrohung um. Thanos rang bereits mit einem der Matrosen, der sich an der Frau aus dem Knochenvolk ergangen hatte. Ceres rannte ihm zu Hilfe. Sie schlitze dem Matrosen den R?cken auf, und Thanos warf den sterbenden Mann dem n?chsten Matrosen entgegen. „Mach sie frei“, sagte Ceres. „Ich halte sie solange auf.“ Sie schwang ihre Klinge in B?gen umher und hielt so die Matrosen auf Abstand, w?hrend Thanos an der Befreiung von Jeva arbeitete. Aus der N?he sah sie noch seltsamer aus als aus der Ferne. Ihre weiche dunkle Haut war durchzogen von blauen Kreisen und Mustern, die wie qualmende Tentakel auch ihren kahl geschorenen Sch?del bedeckten. Teile von Knochen baumelten an ihren sonst seidenen Kleidern, w?hrend ihre Augen angesichts ihrer Notlage herausfordernd funkelten. Ceres blieb keine Zeit Thanos zuzusehen, wie er sie befreite, denn sie musste sich darauf konzentrieren, die Matrosen zur?ckzuhalten. Einer hackte mit einer Axt nach ihr. Die Axt schwang ?ber ihre Hand hinweg. Ceres nutzte den Raum, der durch diesen Angriff entstanden war. Sie erledigte ihren Gegner im Vorbeigehen und schwang das Schwert in einem Kreis, um andere so zur?ckzudr?ngen. Sie ?ffnete das Bein eines Mannes und versetzte diesem einen Tritt gegen seinen Kieferknochen. „Ich hab sie“, sagte Thanos. Als sich Ceres zu ihm umdrehte, konnte sie sehen, dass er die Frau aus dem Knochenvolk tats?chlich befreit hatte. Diese sauste schon an ihr vorbei und griff nach dem Messer eines gefallenen Mannes. Sie bewegte sich wie ein todbringender Wirbelwind durch die Menge der Matrosen. Ceres blickte sich nach Thanos um, bevor sie versuchte, der Frau, die sie eigentlich hatte retten wollen, nachzufolgen. Sie sah, wie Thanos einen Hieb abwehrte und zur?ckschlug. Doch Ceres bekam es in diesem Moment mit einem anderen K?mpfer zu tun. Die drei k?mpften gemeinsam und wechselten ihre Positionen, als tanzten sie einen dieser Standardt?nze, in dem sie es mit einem scheinbar nie endenden Strom aus Tanzpartnern zu tun hatten. Im Unterschied zu solchen waren diese Gegen?ber jedoch bewaffnet, sodass jeder Fehltritt t?dlich enden konnte. Sie k?mpften mit aller Kraft, und Ceres schrie ihnen jedes Mal herausfordernd entgegen, wenn sie sie angriffen. Sie schlug zu und sprang herum, dann schlug sie wieder zu. Sie sah, wie Thanos gegen die kantigen Umrisse eines Adligen k?mpfte, w?hrend neben ihm die Frau aus dem Knochenvolk in teuflischer Aggression um sich schlug. Dann tauchten die Kampfherren neben ihnen auf, und Ceres wusste, dass es Zeit war zu gehen. „?ber die Seite!“ schrie sie und rannte auf die Reling zu. Sie tauchte in das Hafenbecken und sp?rte erneut die K?hle des Wassers. Sie schwamm auf das Boot zu und zog sich in sein Inneres hinein. Ihr Vater zog sie an Bord, dann half sie den anderen hinein. „Was hast du dir dabei gedacht?“ fragte ihr Vater, als sie wieder auf dem Deck sa?en. „Ich dachte, dass ich nicht einfach zusehen kann“, antwortete Thanos. Ceres wollte Einwand erheben, doch sie wusste, dass dies Teil von Thanos’ Pers?nlichkeit war. Es war ein Grund, weshalb sie ihn liebte. „Dummheit“, sagte die Frau aus dem Knochenvolk mit einem Grinsen. „Eine wunderbare Dummheit. Danke.“ Ceres blickte sich nach den Booten in ihrer N?he um. Sie waren jetzt in Alarmbereitschaft und viele der Matrosen liefen herum, um ihre Waffen zu holen. Ein Pfeil sauste in ihrer N?he ins Wasser, dann ein zweiter. „Rudert!“ schrie sie den Kampfherren zu, aber wohin sollten sie rudern? Sie konnte schon jetzt sehen, wie die anderen Schiffe sie abfangen w?rden. Schon bald w?rde es f?r sie keinen Ausweg mehr geben. Es war eine jener Situationen, in denen sie von ihren Kr?ften Gebrauch gemacht h?tte, aber ?ber diese verf?gte sie jetzt nicht mehr. Bitte, Mutter, bat sie stillschweigend, du hast mir schon einmal geholfen. Hilf mir auch jetzt. Sie sp?rte die Gegenwart ihrer Mutter irgendwo fl?chtig und ruhig am Rande ihres Seins. Sie sp?rte, wie sie die Aufmerksamkeit ihrer Mutter geweckt hatte, die jetzt durch sie hindurch sehen konnte und versuchte, herauszufinden, was ihr widerfahren war. „Was haben sie dir angetan?“ fl?sterte die Stimme ihrer Mutter. „Das ist das Werk des Zauberers.“ „Bitte“, sagte Ceres. „Ich fordere nicht meine Kr?fte zur?ck, aber ich brauche jetzt irgendeine Hilfe.“ In der Stille, die folgte, flog Ceres ein Pfeil zwischen die F??e. Sie kamen ihnen immer n?her. „Ich kann das Getane nicht ungeschehen machen“, sagte ihre Mutter. „Aber ich kann dir dieses eine Mal eine andere Gabe leihen. Es wird jedoch nur dieses eine Mal sein. Ich glaube nicht, dass dein K?rper mehr aushalten k?nnte.“ Das war Ceres egal, solange sie dadurch entkommen konnten. Die Schiffe hatten bereits begonnen, sie einzukesseln. Sie brauchte das. „Ber?hr das Wasser, Ceres, und vergib mir, denn es wird wehtun.“ Ceres stellte keine weiteren Fragen. Sie legte ihre Hand auf das Wasser und sp?rte, wie das Nass ?ber ihre Haut sp?lte. Sie machte sich bereit... ... und konnte kaum an sich halten, als etwas sie zu durchstr?men begann. Es schimmerte ?ber dem Wasser und breitete sich in der Luft aus. Es schien ihr, als h?tte jemand einen Schleier ?ber die Welt gelegt. Ceres konnte dennoch sehen, wie sich Bogensch?tzen und Krieger entsetzt umblickten. Sie konnte die Verwunderung in ihren Stimmen h?ren, auch wenn ihr Rufen wie durch einen Schalld?mpfer zu kommen schien. „Sie k?nnen nichts sehen“, sagte Jeva. „Sie sagen, es sei dunkle Magie.“ Sie blickte Ceres mit einer gewissen Ehrfurcht an. „Mir scheint, Thanos hat im Hinblick auf dich nicht ?bertrieben.“ Da war sich Ceres nicht sicher. Den Schmerz zu ertragen war ihr eine gr??ere Last, als sie glauben mochte. Sie war sich nicht sicher, wie lange sie ihn noch w?rde aushalten k?nnen. „Rudert“, sagte sie. „Rudert bevor es nachl?sst!“ KAPITEL DREI In den hohen Gew?lben des Schlosstempels beobachtete Irrien unger?hrt, wie Stephania von den Priestern f?r die Opferung vorbereitet wurde. Er r?hrte sich nicht vom Fleck w?hrend sie umherhuschten, um die schreiende und sich windende Stephania auf dem Altar festzubinden. Normalerweise hatte Irrien wenig Zeit f?r solcherlei Dinge. Die Priester waren ein Haufen blutr?nstiger Narren, die glaubten, dass man den Tod auf diesem Wege beschwichtigen konnte. Als k?nnte irgendjemand den Tod aufhalten als wenn nicht durch die St?rke des eigenen Arms. Betteln n?tzte nichts, nicht bei den G?ttern und nicht bei ihm, wie Delos’ kurzzeitige Herrscherin bald erfahren w?rde. „Bitte Irrien, ich werde alles tun, was du von mir verlangst! Willst du, dass ich vor dir niederknie? Bitte!“ Irrien stand immer noch wie versteinert da und ignorierte sie so wie er die Schmerzen seiner Wunde ignorierte. Gaffende Adlige und Krieger umringten ihn. Sie zusehen zu lassen, war von ebenso gro?em Wert wie den Priestern ihre Opferung zu gew?hren. Ihre Gunst war letztlich eine weitere Quelle der Macht, die er anzapfen konnte, und Irrien w?rde nicht so dumm sein, sich diese M?glichkeit durch die Lappen gehen zu lassen. „Begehrst du mich denn nicht?“ bettelte Stephania. „Ich dachte, du wolltest mich zu deiner Gespielin machen.“ Auch gegen Stephanias Charme konnte sich Irrien nicht v?llig erwehren. Das war Teil des Problems. Als ihre Hand auf seinem Arm gelegen hatte, hatte er etwas gesp?rt, das sich von den gew?hnlichen Regungen, die er f?r andere sch?ne Sklavinnen empfand, unterschied. Das w?rde er nicht zulassen. Das konnte er nicht zulassen. Niemand w?rde Macht ?ber ihn haben, selbst nicht, wenn diese Macht ihren Ursprung in ihm selbst hatte. Er blickte ?ber die Menge. Dort gab es gen?gend sch?ne Frauen. Stephanias ehemalige Zofen knieten dort angekettet. Einige weinten angesichts dessen, was ihrer fr?heren Herrscherin gleich bevorstehen w?rde. Er w?rde sich schon bald mit ihnen ablenken. Jetzt musste er sich erst einmal von Stephania und der Bedrohung, die durch das, was er f?r sie f?hlte, von ihr ausging, befreien. Der Rangh?chste unter den Priestern trat zu ihm. Das Gold und Silber in seinem Bart klirrte, w?hrend er sich bewegte. „Alles ist bereitet, gn?diger Herr“, sagte er. „Wir werden das Kind aus dem Mutterleib schneiden und es dann in traditioneller Weise auf dem Altar opfern.“ „Und euren G?ttern wird das gefallen?“ fragte Irrien. Wenn der Priester den feinen Spott in seinen Worten wahrgenommen hatte, so wagte er nicht, es sich anmerken zu lassen. „Es wird ihnen gefallen, Erster Stein. Sogar sehr.“ Irrien nickte. „Dann soll es geschehen, wie du gesagt hast. Allerdings werde ich derjenige sein, der das Kind t?ten wird.“ „Ihr, Erster Stein?“ fragte der Priester. Er klang ?berrascht. „Aber warum?“ Weil es sein Sieg war, nicht der des Priesters. Weil Irrien derjenige gewesen war, der sich seinen Weg durch die Stadt gek?mpft hatte, w?hrend diese Priester aller Wahrscheinlichkeit irgendwo auf einem Schiff in Sicherheit gesessen hatten. Weil er derjenige gewesen war, der daf?r eine Wunde davongetragen hatte. Weil sich Irrien gerne selbst um die durch ihn zum Tode Geweihten k?mmerte anstatt sie M?nnern von niedrigerem Rang zu ?berlassen. Er w?rde ihnen jedoch diese Erkl?rung schuldig bleiben. Er schuldete solchen Menschen keine Erkl?rungen. „Weil ich es so will“, sagte er. „Hast du irgendwelche Einw?nde?“ „Nein, Erster Stein, ich habe keine Einw?nde.“ Irrien bemerkte zufrieden die in diesen Worten mitschwingende Furcht, nicht um ihrer selbst willen, sondern weil sie ein Beweis seiner Macht war. Alles das hier waren Beweise seiner Macht. Es war zu gleichen Teilen eine Siegeserkl?rung wie eine Danksagung an die schaulustigen G?tter. Auf diesem Weg konnte er zeigen, dass er diesen Ort f?r sich beanspruchte, w?hrend er gleichzeitig sich ein Kind vom Halse schaffte, dass, wenn es alt genug w?re, Anspruch auf seinen Thron erheben k?nnte. Weil es ein Beweis seiner Macht war stand er hier und beobachtete die Menge w?hrend die Priester begannen, ihr Blutbad in die Wege zu leiten. In ordentlichen Reihen aufgestellt knieten sie sich hin, die Krieger und Sklaven, H?ndler und jene die von sich behaupteten von adligem Blut zu sein. Er konnte ihre Angst riechen, ihre Tr?nen und ihre Abscheu. Hinter ihm sangen sie Priester in einer alten Sprache, die ihnen angeblich von den G?ttern selbst gegeben worden war. Irrien blickte sich um und sah, dass der h?chste der Priester eine Klinge ?ber Stephanias entbl??ten Bauch hielt. Die Klinge setzte an, w?hrend Stephania sich noch immer zu wehren versuchte. Irrien wendete sich wieder den Zuschauern zu. Hier ging es um sie und nicht um Stephania. Er sah ihr Entsetzen als sich hinter ihm Stephanias Bitten in Schreie verwandelten. So konnte er ihre Reaktionen sehen, die Ehrfurcht, die Angst, den stillen Hass und jene, die das Spektakel zu genie?en schienen. Er sah auch, wie eine der Zofen beim Anblick dessen, was dort hinter ihm vor sich ging, ohnm?chtig wurde, und er nahm sich vor, sie daf?r zu bestrafen. Eine andere weinte so sehr, dass eine andere sie festhalten musste. Irrien fand, dass diese Beobachtungen ihm mehr ?ber jene, die ihm dienten, verriet als irgendeine Loyalit?tsbekundung es vermocht h?tte. Schweigend machte er jene unter den Sklaven aus, die noch immer noch vollends gebrochen worden waren und jene unter den Adligen, die ihn mit zu gro?em Neid ansahen. Die Aufmerksamkeit eines klugen Mannes lie? auch im Augenblick des Sieges nicht nach. Stephanias Schreie wurden einen Moment lang noch greller. Sie schienen sich zu einem Crescendo zu steigern, das sich mit den Ges?ngen der Priester in perfekter Weise erg?nzte. Es folgte ein Wimmern. Irrien bezweifelte, dass sie das ?berleben w?rde. Doch das war ihm gerade egal. Sie erf?llte ihren Zweck, indem sie der Welt zeigte, wer hier der Herrscher war. Alles andere war unn?tig. Beinahe geschmacklos. Irgendwo inmitten dieses L?rms mischte sich ein neues Geschrei, das des Neugeborenen, unter das von Delos’ sch?nster Adliger. Irrien trat wieder an den Altar und breitete seine Arme aus, um so die Aufmerksamkeit der Zuschauenden zu gewinnen. „Wir sind hergekommen und das Reich war schwach. Also haben wir es eingenommen. Ich habe es eingenommen. Die Schwachen sollen dienen oder sterben und ich bestimme, welches Schicksal ihnen geh?rt.“ Er wandte sich dem Altar zu, auf dem Stephania lag. Ihr Kleid war zerschnitten worden und so kleidete sie jetzt zu gleichen Teilen Blut und Ged?rme wie Samt und Seide. Sie atmete noch immer, doch unregelm??ig. Solch eine Wunde w?rde eine schwache Person wie sie es war nicht einfach wegstecken k?nnen. Irrien blickte die Priester an und nickte in Richtung von Stephanias ausgestrecktem Leib. „Schafft das weg.“ Sie beeilten sich, ihm zu gehorchen und trugen sie davon, nachdem einer der Priester ihm das Kind wie ein Geschenk von gr??tem Wert ?berreicht hatte. Irrien starrte es an. Es kam ihm komisch vor, dass ein solch kleines und schwaches Ding eine Gefahr f?r jemanden wie ihn darstellte, doch Irrien war kein Dummkopf, ein solches Risiko einzugehen. Eines Tages w?rde der Junge zu einem Mann herangewachsen sein, und Irrien hatte mehrfach erfahren m?ssen, was geschah, wenn ein Mann nicht das bekam, was er glaubte zu verdienen. In seiner Zeit als Erster Stein hatte er mehrere Male t?ten m?ssen. Er legte das Kind auf den Altar und wandte sich erneut an das Publikum w?hrend er sein Messer zog. „Seht alle her“, befahl er. „Seht her und vergesst nie, was ihr gesehen habt. Die anderen Steine sind nicht hier, um diesen Sieg zu vollziehen. Ich aber bin es.“ Er drehte sich wieder zum Altar und wusste in der selben Sekunde, dass etwas nicht stimmte. Dort stand eine Gestalt, ein jungaussehender Mann mit knochenwei?er Haut, hellem Haar und Augen von einem dunklen Bernsteinton, der Irrien an den von Katzen erinnerte. Er trug ein Gewand, das an den Stellen hell war, wo das der Priester dunkel war. Er zog ohne Ekel sondern eher mit einem gewissen Interesse seinen Finger durch das Blut auf dem Altar. „Ah, Lady Stephania“, sagte er mit einer Stimme, die ausgeglichen und angenehm und wahrscheinlich falsch war. „Ich habe ihr angeboten, meine Sch?lerin zu werden. Sie h?tte mein Angebot annehmen sollen.“ „Wer bist du?“ fragte Irrien. Er ver?nderte seinen Griff um das Messer von einem zum Hinrichten zu einem zum K?mpfen geeigneten. „Wie kannst du es wagen, meinen Sieg zu st?ren?“ Der andere Mann breitete seine H?nde aus. „Ich will dich nicht st?ren, Erster Stein, aber du wolltest gerade etwas zerst?ren, das mir geh?rt.“ „Etwas...“ Irrien erkannte erstaunt, was der Fremde meinte. „Nein, du bist nicht der Vater des Kindes. Der ist ein Prinz dieses Landes.“ „Das habe ich auch nicht behauptet“, sagte der andere Mann. „Aber mir wurde das Kind als Bezahlung angeboten, und ich bin gekommen, um diese Schuld einzutreiben.“ Irrien konnte sp?ren, wie er w?tend wurde. Er umklammerte den Griff seines Messers noch st?rker. Er drehte sich zu seinen Wachen, um ihnen zu befehlen, den Narren festzunehmen. Erst jetzt bemerkte er, dass die Anderen sich nicht mehr bewegten. Sie standen wie hypnotisiert da. „Ich sollte dir wohl meinen Gl?ckwunsch aussprechen, Erster Stein“, sagte der Fremde. „Wie ich feststellen musste, haben die meisten M?nner, die von sich behaupten, m?chtig zu sein, eigentlich einen schwachen Willen, aber du scheinst nicht einmal meinen... kleinen Trick bemerkt zu haben.“ Irrien drehte sich erneut zu ihm. Er hielt jetzt Stephanias Kind in seinen Armen und wiegte es in einer erstaunlich f?rsorglich anmutenden Weise. „Wer bist du?“ fragte Irrien. „Sag es mir, damit ich es auf deinen Grabstein schreiben lassen kann.“ Der andere Mann hob nicht einmal seinen Blick. „Er hat die Augen seiner Mutter, oder was meinst du? Bei den Eltern wird er zu einem starken und gutaussehenden Mann heranwachsen. Ich werde ihn nat?rlich ausbilden. Er wird ein gef?rchteter und todbringender K?mpfer werden.“ Irrien machte ein w?tendes Ger?usch, das tief aus seiner Kehle zu kommen schien. „Wer bist du? Was bist du?“ Jetzt blickte der andere Mann zu ihm auf, und dieses Mal schienen seine Augen voll von Feuer und Hitze zu sein. „Es gibt jene, die mich Daskalos nennen“, sagte er. „Aber es gibt auch jene, die mir viele andere Namen gegeben haben. Zauberer, nat?rlich. M?rder der Uralten. Schattenweber. Gerade bin ich ein Mann, der seine Schulden eintreibt. Gew?hre mir das und ich werde dich in Frieden lassen.“ „Die Mutter dieses Kinds ist meine Sklavin“, sagte Irrien. „Sie hat nicht das Recht, ihr Kind zu verschenken.“ Daraufhin h?rte er den anderen Mann lachen. „Es ist dir wichtig, nicht wahr?“ sagte Daskalos. „Du musst gewinnen, weil du der St?rkste sein musst. Vielleicht ist das meine Lektion an dich, Irrien: es gibt immer jemanden, der st?rker ist.“ Irrien hatte genug von ihm Zauberer hin oder her. Er hatte schon zuvor M?nner und Frauen getroffen, die behauptet hatten, magische Kr?fte zu besitzen. Einige von ihnen waren sogar f?hig gewesen, Dinge zu tun, die Irrien nicht erkl?ren konnte. Doch nichts davon hatte ihnen im Kampf gegen ihn gen?tzt. Wenn man es mit Magie zu tun hatte, musste man einfach so schnell und brutal angreifen wie man konnte. Er sprang nach vorne und stie? dem jungen Mann das Messer in seiner Hand in die Brust. Daskalos blickte an sich hinab. Dann trat er so ruhig und gelassen einen Schritt zur?ck, als h?tte Irrien nichts weiter getan als sein Gewand zu streifen. „Lady Stephania hat etwas ?hnliches versucht, nachdem ich ihr vorgeschlagen hatte, ihr Kind zu nehmen“, sagte Daskalos leicht am?siert. „Ich werde dir jetzt sagen, was ich ihr gesagt habe: es gibt einen Preis den man zahlt, wenn man versucht, mich anzugreifen. Vielleicht werde ich sogar den Jungen auf dich ansetzten.“ Irrien warf sich ein zweites Mal auf ihn und versuchte sich dieses Mal an dem Hals des Fremden, um diesen zum Schweigen zu bringen. Er stolperte an dem Altar vorbei und verlor beinahe das Gleichgewicht. Der Zauberer war verschwunden. Irrien blinzelte und blickte sich um. Er konnte kein Anzeichen von ihm mehr entdecken. „Nein!“ br?llte Irrien. „Ich werde dich daf?r t?ten. Ich werde dich jagen!“ „Erster Stein?“ sagte einer der Priester. „Geht es euch gut?“ Irrien schlug ihm mit der R?ckseite seiner Hand ins Gesicht, sodass der Mann krachend zu Boden ging. Er h?rte, wie die Menge erschrocken die Luft anhielt. Anscheinend lag der Bann des Zauberers nicht l?nger auf ihnen. „Lord Irrien“, sagte der h?chste der Priester. „Ich muss protestieren. Einen Priester zu schlagen, wird Euch den Zorn der G?tter zuziehen.“ „Den Zorn der G?tter?“ wiederholte Irrien. Er baute sich vor ihm auf, doch das schien dem alten Narren vor lauter Selbstgerechtigkeit gar nicht aufzufallen. „Ihr solltet das ernst nehmen, Erster Stein“, sagte der Mann. „Und wo ist die Opfergabe?“ „Verschwunden“, sagte Irrien. Aus dem Augenwinkel konnte er sehen, wie einige der dortigen Zuschauer sich unruhig hin und her bewegten. Wenigstens sie schienen die Gefahr, die von seiner Wut ausging, zu erkennen. Der Priester schien zu sehr von sich eingenommen, als es zu bemerken. „Den G?ttern muss f?r diesen Sieg gedankt werden oder ihr lauft Gefahr, dass es keine weiteren Siege mehr geben wird. Vielleicht seid ihr der m?chtigste Mann von allen, aber die G?tter – “ Irrien zog den Mann zu sich heran und bohrte ein Messer in sein Herz. Der Zauberer hatte ihn schwach aussehen lassen. Er durfte nicht zulassen, dass der Priester das Gleiche tat. Irrien verlagerte das Gewicht des alten Mannes nach hinten bis er auf dem Altar lag, beinahe auf derselben Stelle wie zuvor Stephania. „Ich habe diesen Sieg errungen, weil ich es wollte“, sagte Irrien. „Glaubt hier irgendjemand st?rker als ich zu sein? Glaubt hier irgendjemand, dass ihm die G?tter die Kraft geben k?nnen, sich das zu nehmen, was mir geh?rt? Gibt es irgendjemanden?“ Er blickte sich still und herausfordernd um, blickte in Augenpaare, merkte sich, wer den Blick abwandte, und wenn sie es taten, wie schnell und wie ?ngstlich. Er w?hlte einen anderen unter den Priestern aus. Er war j?nger als der tote. „Du, wie hei?t du?“ „Antillion, Erster Stein.“ Irrien konnte die Furcht in seiner Stimme h?ren. Gut. Ein Mann sollte wissen, wer ihm sein Leben nehmen kann. „Du bist nun der h?chste Priester von Delos. Du unterstehst mir. Verstehen wir uns?“ Der junge Mann verbeugte sich. „Ja, Erster Stein. Was kann ich f?r Euch tun?“ Irrien blickte sich um und versuchte seine ?ble Laune wieder unter Kontrolle zu bringen. Wut konnte in der richtigen Dosierung jenen Angst einfl?ssen, die man in die Knie zu zwingen suchte, doch unkontrollierte Wut war nichts weiter als eine Schw?che. Sie best?rkte Dissens und ermutigte diejenigen, die sie als Dummheit missverstanden. „K?mmere dich um das, so wie du dich um die erste Opferung gek?mmert hast“, antwortete Irrien und deutete auf den toten Priester. „Sp?ter wirst du zu mir in die k?niglichen Gem?cher kommen.“ Er lief zu den knienden Sklaven und erw?hlte unter ihnen zwei von Stephanias ehemaligen Zofen. Sie waren beinahe von ebenso gro?er Sch?nheit wie ihre verstorbene Herrin, besa?en jedoch ein weitaus angemesseneres Ma? an Ehrfurcht. Er zog sie auf die F??e. „Sp?ter“, sagte Irrien. Wie zuf?llig stie? er eine der beiden in Richtung des Priesters. „Ich werde mir nicht nachsagen lassen, dass ich die G?tter nicht respektieren w?rde. Aber mir erteilt niemand irgendwelche Befehle. Nimm die hier und opfere sie. Ich nehme an, dass das ihnen gefallen wird?“ Der Priester verbeugte sich erneut tief. „Was immer Euch gef?llt, Erster Stein, wird auch den G?ttern gefallen.“ Das war eine gute Antwort. Sie war beinahe gut genug, Irrien wieder aufzuheitern. Seine Hand umschloss den Unterarm der zweiten Frau. Sie blickte erschrocken ins Leere, da sie offenbar erkannte, wie knapp sie dem Tod von der Schippe gesprungen war. Die andere begann zu schreien, als sie sie zum Altar zerrten. Irrien k?mmerte sich nicht darum. Er scherte sich fast genauso wenig um die Sklavin, die er nun hinter sich her zog. Die Schwachen hatten keinerlei Bedeutung. Von Bedeutung war hingegen der Zauberer, der sich in seine Angelegenheiten eingemischt hatte. Irrien wusste nicht, was das zu bedeuten hatte, und es st?rte ihn, dass er nicht absehen konnte, was dieser Daskalos vorhatte. Er brauchte fast den gesamten Weg bis zu den k?niglichen Gem?chern, um sich selbst davon zu ?berzeugen, dass es keine Rolle spielte. Wer w?rde schon verstehen k?nnen, was in dem Kopf eines solch st?mperhaften Magiers vor sich ging? Es z?hlte nur, dass Irrien seine eigenen Pl?ne f?r das Reich hatte und soweit lief alles genau nach Plan. Was ihm jetzt bevorstand, w?rde sogar alles Bisherige ?bertreffen, auch wenn ein Wermutstropfen dabei war. Was wollte der Zauberer mit dem Jungen? Was hatte er gemeint, als er sagte, dass er ihn in eine Waffe verwandeln w?rde? Allein der Gedanke daran lie? Irrien erschaudern und das war etwas, das Irrien verabscheute. Er behauptete, niemanden zu f?rchten, doch dieser Daskalos... Vor ihm hatte er m?chtige Angst. KAPITEL VIER Thanos wusste, dass er besser den Horizont h?tte beobachten sollen, doch er konnte nichts, als Ceres mit einer Mischung aus Stolz, Liebe und Faszination anzublicken. Sie stand am Bug ihres kleinen Bootes und hielt ihre Hand in das Wasser, w?hrend sie vom Hafen aus auf das offene Wasser zusteuerten. Die Luft um sie schwirrte noch immer w?hrend der Dunst, der sie in Unsichtbarkeit h?llte, das Licht, das durch ihn drang, zu brechen schien. Thanos wusste, dass er sie eines Tages heiraten w?rde. „Ich denke, das reicht“, sagte Thanos sanft. Er konnte die Anstrengung in ihrem Gesicht sehen. Ihre Kr?fte forderten offensichtlich ihren Tribut. „Nur... noch ein bisschen... weiter.“ Thanos legte eine Hand auf ihre Schulter. Irgendwo hinter ihm h?rte er Jeva keuchen, so als w?rde die Frau aus dem Knochenvolk erwarten, dass ihre Kr?fte ihn zur?ckschleudern w?rden. Thanos wusste, dass Ceres ihm das niemals antun w?rde. „Wir sind in Sicherheit“, sagte er. „Niemand folgt uns.“ Er sah Ceres’ ?berraschten Blick, als diese sich erstaunt umblickend erkannte, dass sie sich bereits in tieferen Gew?ssern befanden. Hatte es sie so viel Konzentration gekostet, ihre Kr?fte zu benutzen? Wie dem auch war, niemand war jetzt mehr hinter ihnen, nur ein leerer Ozean. Ceres zog ihre Hand aus dem Wasser. Sie wankte leicht. Thanos fing sie auf und hielt sie aufrecht. Nach allem, was sie durchgestanden hatte, konnte er kaum glauben, dass sie noch einmal diese Kraft hatte aufbringen k?nnen. Er wollte jetzt f?r sie da sein. Nicht nur ab und zu sondern immer. „Es geht mir gut“, sagte Ceres. „Nicht nur das“, versicherte ihr Thanos. „Du bist unglaublich.“ So unglaublich wie er niemals f?r m?glich gehalten hatte. Ceres war nicht einfach nur sch?n, klug und stark. Sie besa? nicht nur diese Kr?fte und dachte zuerst immer an die anderen und dann an sich selbst. Es waren alle diese Dinge zusammen, und doch hatte sie auch noch etwas Besonderes, das sich diesen Beschreibungen entzog. Sie war die Frau, die er liebte und nach allem, was in der Stadt geschehen war, war sie die einzige Frau, die er liebte. Thanos dachte dar?ber nach, was das bedeutete. Jetzt konnten sie endlich zusammen sein. Sie w?rden zusammen sein. Sie blickt zu ihm auf und zog ihn zu sich hinab, um ihn zu k?ssen. Es war ein sanfter, liebevoller Augenblick voll von Z?rtlichkeit. Thanos w?nschte, dass dieser Moment von der gesamten Welt Besitz ergriffe und dass es nichts anderes mehr g?be, um das sie sich k?mmern mussten. „Du hast dich f?r mich entschieden“, sagte Ceres und ber?hrte sein Gesicht, als er sich wieder aufrichtete. „Ich w?rde mich immer wieder f?r dich entscheiden“, sagte Thanos. „Ich werde jetzt immer f?r dich da sein.“ Diese Worte zauberten ein L?cheln auf Ceres’ Lippen. Doch konnte Thanos auch die latente Unsicherheit in ihrem Ausdruck sehen. Wie h?tte es auch anders sein k?nnen und doch w?nschte er sich, dass es diesen Zweifel nicht geben w?rde. Er h?tte ihn ihr gerne ausgetrieben, sodass zwischen ihnen alles wieder gut gewesen w?re. Er wollte sie noch andere Dinge fragen, doch er wusste auch, dass er nichts ?berst?rzen sollte. „Ich w?rde mich auch immer wieder f?r dich entscheiden“, versicherte Ceres ihm und lehnte sich zur?ck. „Ich sollte mich jetzt mal mit meinem Vater und meinem Bruder kurzschlie?en.“ Sie trat zu Berin, der neben Sartes und Leyana stand. Eine gl?cklich aussehende Familie. Ein Teil von Thanos sehnte sich danach, sich zu ihnen zu gesellen, um ein Teil dieser Familie zu werden. Er wollte zu Ceres’ Leben dazugeh?ren, und er vermutete, dass auch sie das wollte, doch Thanos wusste, dass die Dinge zwischen ihnen Zeit brauchen w?rden, um zu heilen. Aus diesem Grunde blieb er, wo er war und widmete sich den ?brigen Mitreisenden ihres Bootes. F?r die Gr??e des Bootes waren es recht viele. Die drei Kampfherren, die Ceres gerettet hatte, ?bernahmen den Gro?teil der Ruderarbeit. Jetzt, da sie den Hafen hinter sich gelassen hatten, w?rden sie auch das kleine Segel setzen k?nnen. Akila lag auf der Seite, ein Rekrut, den Sartes befreit hatte, k?mmert sich um seine Wunde. Jeva stellte sich zu ihm. „Du bist ein Schwachkopf, wenn du sie gehen l?sst“, sagte Jeva. „Ein Schwachkopf?“ konterte Thanos. „Ist das der Dank daf?r, dass ich dir gerade das Leben gerettet habe?“ Er sah, wie die Frau aus dem Knochenvolk mit den Schultern zuckte. „Auch das war schwachsinnig. Sein Leben f?r ein anderes aufs Spiel zu setzen, ist dumm.“ Thanos legte seinen Kopf auf die Seite. Er w?rde sie wohl nie ganz verstehen k?nnen. Mit einem Blick auf Ceres gestand er sich ein, dass sich dies wohl nicht nur auf die Frau aus dem Knochenvolk beschr?nkte. „F?r seine Freunde setzt man auch sein Leben aufs Spiel“, sagte Thanos. Jeva sch?ttelte den Kopf. „Ich h?tte mein Leben nicht f?r dich riskiert. Wenn die Zeit gekommen ist, sich mit den Geistern der Urahnen zu vereinen, dann ist die Zeit eben gekommen. Das ist vielmehr eine Ehre.“ Thanos wusste nicht, wie er das verstehen sollte. Meinte sie das ernst? Wenn das so war, dann kam es ihm ein wenig undankbar vor angesichts dessen, was Ceres und er bereit gewesen waren, f?r ihre Rettung zu riskieren. „Wenn ich geahnt h?tte, welche Ehre es ist, als Galionsfigur an einem der Schiffe des Ersten Steins zu baumeln, dann h?tte ich dich nat?rlich deinem Schicksal ?berlassen“, sagte Thanos. Jeva blickte ihn leicht ver?rgert an. Jetzt war sie an der Reihe, herauszufinden, wie ernst er diese Aussage gemeint hatte. „Du machst Witze“, sagte sie, „und trotzdem h?ttest du mich nicht retten sollen. Ich hab dir doch gesagt, nur ein Narr riskiert sein Leben f?r andere.“ Diese Einstellung konnte Thanos nicht teilen. „Nun“, sagte er. „Ich bin zumindest froh, dass du noch am Leben bist.“ Jeva schien einen Moment lang nachzudenken. „Ich bin auch froh, was komisch ist. Den Toten wird das nicht gefallen. Vielleicht habe ich noch immer etwas zu tun. Ich werde dir folgen, bis ich herausgefunden habe, was das sein k?nnte.“ Sie sagte es so als w?re es schon beschlossene Sache, ohne dass Thanos ein W?rtchen h?tte mitreden k?nnen. Er frage sich, wie es sein musste, wenn man mit der Gewissheit, dass die Toten ?ber alles bestimmten, durch die Welt ging. „Ist es nicht seltsam?“ fragte er sie. „Was ist seltsam?“ antwortete Jeva. „Anzunehmen, dass alle Entscheidungen im Leben von den Toten gemacht werden.“ Sie sch?ttelte den Kopf. „Nicht alle Entscheidungen. Sie wissen nur mehr als wir. Sie sind viel mehr als wir hier. Wenn sie sprechen, sollten wir ihnen zuh?ren. Sieh dich doch mal an.“ Thanos musste die Stirn runzeln. Er geh?rte nicht zum Knochenvolk und w?rde auch keine Anweisungen von einem Stellvertreter der Toten entgegennehmen. „Mich?“ „W?rst du jetzt etwa hier, wenn deine Eltern und deren Eltern nicht bestimmte Entscheidungen getroffen h?tten?“ fragte Jeva. „Du bist ein Prinz. Deine gesamte Macht basiert auf den Toten.“ Da hatte sie Recht, doch Thanos war sich unsicher, ob das das Gleiche war. „Ich entscheide ?ber die Lebenden nicht die Toten“, sagte er. Jeva lachte als w?re es ein besonders lustiger Scherz. Dann verengte sie ihre Augen zu Schlitzen. „Oh, du meinst das ernst. Auch unter uns gibt es Menschen, die das behaupten. Meistens sind sie verr?ckt. Naja, letztlich leben wir in einer verr?ckten Welt, also warum sollte ich dich verurteilen? Wohin werden wir als n?chstes fahren? Darauf hatte Thanos keine Antwort. „Ich bin mir nicht sicher“, gab er zu. „Mein Vater hat mir gesagt, wo ich meine wahre Mutter finden kann, und dann hat die K?nigin mir etwas anderes erz?hlt.“ „Na dann“, sagte Jeva. „Wir sollten dorthin fahren. Nachrichten von Toten sollten niemals ignoriert werden. Oder wir kehren in das Land meiner Leute zur?ck. Wir m?ssen ihnen noch berichten, was aus unserer Flotte geworden ist.“ Die Aussicht ihrem Volk die Nachricht so vieler Tode zu ?berbringen, schien sie nicht zu bek?mmern. Auch schien sie Ceres immer wieder ehrfurchtsvolle Blicke zuzuwerfen. „Sie ist genau so, wie du sie beschrieben hast. Was auch immer zwischen euch steht, r?um’ es aus dem Weg.“ Aus ihrem Mund klang das so einfach als w?re es eine Leichtigkeit, diesen Worten Taten folgen zu lassen. Thanos bezweifelte, dass die Dinge so einfach waren. „Ich versuche es.“ „Dann gib dir mehr M?he“, sagte sie. Nichts lieber wollte Thanos. Er wollte Ceres seine Liebe gestehen. Mehr noch, er wollte sie fragen, ob sie sein werden wollte. Es schien als warteten sie schon eine Ewigkeit darauf. Sie winkte ab. „Geh, geh zu ihr.“ Thanos war sich nicht sicher, ob es ihm gefiel, so sehr gedr?ngt zu werden, und doch musste er zugeben, dass Jeva Recht hatte, wenn es darum ging, an Ceres dran zu bleiben. Er ging zu ihr und den anderen hin?ber. Ihr Gesichtsausdruck war ernster, als er erwartet hatte. Ihr Vater drehte sich um und griff Thanos’ Hand. „Sch?n dich wieder hier zu haben, Junge“, sagte er. „Die Dinge w?ren ohne dich weitaus komplizierter.“ „Ihr h?ttet schon einen Weg gefunden“, wehrte Thanos ab. „Jetzt m?ssen wir unseren Weg erst einmal finden“, antwortete Berin. „Ich habe den Eindruck, dass jeder irgendwo anders hin will.“ Thanos sah Ceres nicken. „Die Kampfherren meinen, wir sollten uns dort drau?en als S?ldner anbieten“, sagte sie. „Sartes zieht es auf das Land in der N?he des Reichs, und ich habe dar?ber nachgedacht, zur Insel jenseits des Nebels zur?ckzufahren.“ „Jeva will zu ihrem Volk zur?ckfahren“, sagte Thanos. „Und du?“ fragte Ceres. Er wollte ihr ?ber die Lande der Wolkenberge erz?hlen, ?ber seine vermisste Mutter und die M?glichkeit, sie dort zu finden. Mit Ceres h?tte er ?berall leben k?nnen. Doch dann blickte er zu Akila. „Ich gehe dorthin, wo du hingehst“, sagte er, „allerdings glaube ich nicht, dass Akila eine lange Reise ?berleben w?rde.“ „Das glaube ich auch nicht“, sagte Ceres. Thanos kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie sich bereits ein Ziel in den Kopf gesetzt hatte. Thanos war ?berrascht, dass sie noch nicht das Ruder ?bernommen hatte. Er konnte sich jedoch vorstellen, warum das so war. Als sie das letzte Mal das Kommando ?bernommen hatte, war Delos erst Stephania und dann den Besatzern in die H?nde gefallen. „Keine Sorge“, sagte Thanos und ergriff ihren Arm. „Ich vertraue dir. Was immer du entscheidest, ich werde dir folgen.“ Er vermutete, dass er damit nicht allein sein w?rde. Auch Ceres’ Familie w?rde ihr nicht von der Seite weichen und die Kampfherren hatten ihr ihre Treue geschworen, auch wenn sie davon sprachen, zu neuen Abenteuern aufbrechen zu wollen. Was Jeva anging... nun, Thanos h?tte nicht von sich behauptet, dass er sie gut genug kannte, um zu wissen, was sie tun wollte, doch konnten sie sie immer noch irgendwo absetzen, wenn es das war, was sie wollte. „Das Schmugglerboot das dich nach Delos gebracht hat, werden wir nicht einholen k?nnen“, sagte Ceres. „Selbst wenn wir w?ssten, wo es sich gerade befindet, werden wir mit diesem kleinen Boot nicht schnell genug sein. Und wenn wir uns zu viel vornehmen... dann, denke ich, wird Akila es nicht schaffen.“ Thanos nickte. Er hatte die Wunde, die der Erste Stein ihrem Freund zugef?gt hatte, gesehen. Dass Akila ?berhaupt noch lebte, war vor allem seiner Willenskraft geschuldet. Jetzt w?rde er jedoch einen echten Heiler brauchen. „Wohin dann?“ fragte Thanos. Ceres blickte erst ihn und dann die anderen an. Sie schien beinahe ?ngstlich das auszusprechen, was ihr in den Sinn gekommen war. „Dann gibt es nur noch einen Ort“, sagte Ceres. Sie hob ihre Stimme so, dass das ganze Schiff sie vernehmen konnte. „Wir m?ssen nach Haylon fahren.“ Ihr Vater und ihr Bruder fingen gleichzeitig an die K?pfe zu sch?tteln. Selbst einige der Kampfherren schienen nicht sonderlich gl?cklich mit dieser Entscheidung. „Haylon wird kein sicherer Ort sein“, sagte Berin. „Jetzt da Delos gefallen ist, wird Haylon das n?chste Ziel sein.“ „Dann m?ssen wir ihnen helfen, es zu verteidigen“, sagte Ceres. „Vielleicht f?llt uns dieses Mal wenigstens niemand in den R?cken.“ Damit hatte sie nat?rlich Recht. Delos hatten sie aus vielen verschiedenen Gr?nden verloren: die schiere Gr??e der Felldustflotte, die St?dter, die geflohen waren anstatt zu k?mpfen, und die fehlende Stabilit?t, die Stephanias Coup in die H?nde gespielt hatte. Vielleicht w?rde es auf Haylon anders werden. „Sie haben keine Flotte mehr“, hob Thanos hervor. „Ich musste sie ?berzeugen, Delos zu helfen.“ Er f?hlte sich schuldig. Wenn er Akila nicht ?berredet h?tte, dann w?ren viele gute Leute jetzt noch am Leben, und Haylon k?nnte sich jetzt selbst verteidigen. Sein Freund w?rde nicht verwundet auf ihrem Boot liegen und Hilfe ben?tigen. „Wir haben entschieden... nach Delos zu fahren“, brachte Akila heraus. „Und wenn sie keine Flotte haben, dann m?ssen wir ihnen erst recht helfen“, sagte Ceres. „Denk doch mal nach, Haylon ist der einzige uns nicht feindliche gesinnte Ort in unserer N?he. Haylon hat das Reich besiegt als dieses noch so stark war, dass Felldust nicht gewagt hat, es anzugreifen. Sie brauchen unsere Hilfe. Genauso wie Akila. Wir werden nach Haylon fahren.“ Gegen keines dieser Argumente konnte Thanos etwas einwenden. Nicht nur das, er konnte sehen, wie die anderen ihre Meinung ?nderten. Ceres hatte schon immer diese F?higkeit besessen. Es war ihr Name gewesen und nicht seiner, der das Knochenvolk ?berzeugt hatte. Sie war es gewesen, die Lord Wests M?nner und die Rebellion ?berzeugt hatte. Mit jedem Mal war seine Bewunderung f?r sie gewachsen. Es gen?gte, dass Thanos ihr ?berall hin gefolgte w?re, ob nach Haylon oder noch weiter. Er w?rde die Suche nach seinen Eltern vorerst auf Eis legen. Ceres war jetzt wichtiger; Ceres und den Schaden in Schach zu halten, den Felldust verursachen w?rde, wenn es sich einmal ?ber Delos hinaus ausbreitete. Er hatte es im Hafen von Port Leyward geh?rt: es w?rde kein schneller Beutezug werden. „Es gibt da nur ein einziges Problem“, hob Sartes hervor. „Wenn wir nach Haylon wollen, wird sicherlich eine Flotte von Felldust an uns vorbeikommen. Sie kamen doch aus dieser Richtung oder? Und ich glaube nicht, dass sie alle in Delos’ Hafen rumsitzen werden.“ „Mit Sicherheit nicht“, stimmte Thanos zu und dachte an das, was er zuvor in Felldust gesehen hatte. Mehrere kleine Flotten waren noch gar nicht zum Reich aufgebrochen; die Schiffe der anderen Steine trieben im Hafenbecken und wartetet ab, oder sie verluden Vorr?te, um sich an den Pl?nderungen zu beteiligen. Sie w?rden zu einer echten Gefahr, wenn ihr kleines Boot versuchen w?rde, auf direkter Route nach Haylon zu segeln. Ob sie auf ihrem Weg an Feinden vorbeikommen w?rden, w?re mit einem Gl?cksspiel zu vergleichen, und Thanos war sich nicht sicher, ob Ceres noch einmal in der Lage sein w?rde, ihren Trick, sie verschwinden zu lassen, anzuwenden. „Wir m?ssen sie umschiffen“, sagte er. „Wir meiden die K?ste, bis wir alle Routen kennen, die sie nehmen k?nnten. Dann k?nnen wir uns Haylon von der ihnen abgewandten Seite n?hern.“ Er konnte sehen, dass den anderen diese Idee nicht sonderlich gefiel, und Thanos vermutete, dass das nicht nur an dem zus?tzlichen Zeitaufwand lag. Er wusste, was sie dieser Weg kosten w?rde. Jeva war schlie?lich diejenige, die es aussprach. „Wenn wir diesen Weg wirklich einschlagen, dann m?ssen wir durch den Pass der Ungeheuer“, sagte sie. „Vielleicht sollten wir doch besser versuchen, es mit Felldust aufzunehmen.“ Thanos sch?ttelte den Kopf. „Wir werden in der Falle sitzen, wenn sie uns bemerken. Auf diesem Weg haben wir wenigstens eine Chance, keine Aufmerksamkeit zu erwecken.“ „Daf?r werden wir vielleicht auch aufgefressen“, bemerkte die Frau aus dem Knochenvolk. Thanos zuckte die Schultern. Er sah keine anderen Optionen. Ihnen blieb keine Zeit, irgendwo anders hinzufahren, und letztlich gab es keine andere Route als diese. Sie konnten es riskieren oder hier herumsitzen und Akila beim Sterben zusehen. Thanos konnte seinen Freund nicht so im Stich lassen. Ceres schien das genauso zu sehen. „Der Pass der Ungeheuer also. Lasst uns die Segel setzen!“ KAPITEL F?NF Ulren, der Zweite Stein, n?herte sich dem f?nfeckigen Turm mit der ruhigen Entschlossenheit eines Mannes, der glaubte, alle F?den in der Hand zu halten. Um ihn wirbelte der Staub in seinem gewohnt endlosen Tanz, der ihn husten lie?, wenn er seinen Mund nicht mit einem Tuch bedeckte. Ulren jedoch tat weder das eine noch das andere. Er musste jetzt stark erscheinen. Vor den T?ren standen wie immer Wachen. Offiziell wurden sie von allen f?nf Steinen bezahlt, tats?chlich waren sie jedoch Irriens M?nner. Aus diesem Grund kreuzten sie ihre Speere, denn so erinnerten sie jeden niedriger gestellten Stein an seinen Stand. „Wer da?“ rief einer. Ulren grinste. „Der neue Erste Stein von Felldust.“ Er genoss den Anblick ihrer erschrockenen Blicke, bevor seine M?nner mit erhobenen Armbr?sten aus dem Staub traten. Er besa? nicht die gleiche physische St?rke wie Irrien oder die durchtriebenen Spione von Vexa, den Reichtum von Kas oder die blaubl?tigen Freunde von Borion, aber er besa? von jeder dieser St?rken ein wenig. Jetzt hatte er endlich den Mut gefasst, diese St?rken auch auszuspielen. Er weidete sich am Anblick der befederten Pfeile in den Brustk?rben der W?chter, die ihn so viele Male abgewiesen hatten. Es war belanglos, aber diesem Moment geb?hrte ein gewisses Ma? an Belanglosigkeit. Das war der Moment, in dem er alles das bekam, was er schon immer gewollt hatte. Er ?ffnete mit seinem Schl?ssel die T?r und trat hinein in das Licht des Turms. Was sagte es ?ber die Stadt, dass die vom Rauch der Lampen erf?llte Luft hier drinnen noch immer besser war als die vor der T?r? Doch selbst das war etwas, das er heute in vollen Z?gen genoss. „Z?gig“, rief er den M?nnern und Frauen zu, die ihm folgten. „Schlagt schnell zu.“ Sie schw?rmten aus und der Glanz ihrer Waffen ermattete unter dem Ru? der Lampen. Als aus einem der Korridore Wachen kamen, schlugen sie ger?uschlos zu. Ulren wandte seinen Blick nicht von dem Blutbad ab. All das spielte jetzt keine Rolle mehr. Er machte sich ?ber die scheinbar endlosen Treppenaufg?nge auf den Weg zu den ganz oben gelegenen R?umlichkeiten. Unz?hlige Male war er schon hier hinauf gestiegen immer in dem Bewusstsein der Minderwertigkeit oder Zweit- oder Drittklassigkeit in einer Stadt, in der allein der erste von f?nfen das Sagen hatte. Das war in Ulrens Augen die Ironie dieser Stadt. Jeder k?mpfte, um ganz oben zu stehen, f?nf arbeiteten zusammen und doch war der Erste Stein der st?rkste unter ihnen. Ulren strebte schon so lange danach, die Nummer Eins zu sein, dass er sich nicht mehr daran erinnern konnte, jemals etwas anderes gewollt zu haben. Er war vorsichtig gewesen, auch wenn diese Position schon immer die seine h?tte sein sollen. Er hatte sich seine Machtposition schwer erarbeitet, angefangen mit den L?ndereien seiner Familie. Er hatte seine ihm zur Verf?gung stehenden Mittel gepflegt, wie ein G?rtner seine Pflanzen pflegt. Er war geduldig gewesen, so geduldig. Dann hatte er kurz vor der Ergreifung des Sitzes des Ersten Steins gestanden. Dann war Irrien ihm in die Quere gekommen, und er hatte sich wieder in Geduld ?ben m?ssen. Das Morden unter ihm nahm weiter seinen Lauf. Diener, in den Farben des Ersten Steins gekleidet, wurden von seinen M?nnern niedergemetzelt. Ohne Gnade, ohne Gewissen. Felldust war ein Land, in dem selbst ein unschuldig aussehender Sklave ein Messer hinter dem R?cken bereithielt, um es zu z?cken. Ein Soldat griff ihn aus dem Schatten heraus an. Ulren rang mit ihm und versuchte die Oberhand zu gewinnen. Der Mann war stark, oder er hatte schlicht das Alter nicht mehr auf seiner Seite. Ulren hatte sich eingestehen m?ssen, dass das h?usliche Training seinem K?rper Schmerzen bereitete. Die Sklavenm?dchen, die einst gerne zu ihm gekommen waren, mussten jetzt ihren Ekel und ?berdruss verbergen. Es gab Tage, an denen er einen Raum betrat und sich fragte, warum ihn das jemals gest?rt hatte. Doch hatte er nichts von seiner Durchtriebenheit eingeb??t. Er nahm den Schwung des anderen Angreifers auf, hakte seinen Fu? hinter dessen Bein und zog mit der ganzen ihm noch zur Verf?gung stehenden Kraft daran. Der Soldat kam ins Stolpern und st?rzte schlie?lich Hals ?ber Kopf die Wendeltreppe hinab. Ulren ?berlie? es seinen Kriegern, ihm den Rest zu geben. Es gen?gte, dass er keine Schw?che gezeigt hatte. „Ist in der Stadt alles bereit?“ fragte er Travlen, einen Priester, der seine Berufung aufgegeben hatte, um ihm zur Seite zu stehen. „Ja, gn?diger Herr. Eure Krieger k?mmern sich in diesem Moment um all jene von Irriens Leuten, die sich noch in der Stadt befinden. Mehrere seiner Gesch?ftspartner haben angeboten die Seiten zu wechseln. Und was alle anderen angeht so wurde mir gesagt, dass sie als Opfergaben den G?ttern gro?e Freude bereiten werden.“ Ulren nickte. „Das ist gut. Nehmt jeden, der sich uns anschlie?en will und findet f?higen Ersatz f?r alle anderen. Ich habe keine Zeit f?r Verr?ter.“ „Ja, gn?diger Herr.“ „Bei den G?ttern“, sagte Ulren, „nehmen diese Stufen denn nie ein Ende?“ Ein anderer h?tte vermutlich Felldusts Machtzentrum an einen anderen Ort verlegt, doch Ulren hatte eine bessere Idee. In einem Land wie diesem konnten Traditionen eine weitere wichtige Kontrollinstanz darstellen. Sie erreichten das oberste Geschoss. Diener und Sklaven schnitten dort frisches Obst und trugen Wasserkr?ge umher, w?hrend sie auf Befehle der anderen Steine warteten. Ulren blieb von seinen K?mpfern umringt stehen. „Gibt es hier irgendwelche Sklaven oder Diener des Ersten Steins?“ fragte er. Einige traten vor. Wie konnten sie nur so dumm sein? Irrien hatte sie hier zur?ckgelassen. Vielleicht wollte er sie bei seiner R?ckkehr vor Ort haben. Vielleicht waren sie ihm auch einfach egal. Ulren betrachtete die M?nner und Frauen, die dort standen. Er stellte sich vor, wie Irrien die Angst in ihren Gesichtern genossen h?tte. Er hatte genug Zeit mit dem Ersten Stein verbracht, um zu wissen, wie sein Erzrivale tickte. Ulren war das alles egal. „Von diesem Moment an seid ihr alle meine Sklaven. Meine M?nner werde feststellen, wer von euch es wert ist, zu uns zu geh?ren und wer an die Tempel als Opfergabe verschenkt wird.“ „Aber ich bin ein freier Mann“, beschwerte sich einer der Diener. Ulren stellte sich vor ihn und stach ihm einen gezackten Dolch so tief in das Brustbein, dass seine Spitze auf seinem R?cken wieder zum Vorschein kam. „Ein freier Mann, der die falsche Seite gew?hlt hat. W?nscht sonst noch irgendjemand zu sterben?“ Doch sie knieten nieder. Ulren schenkte ihnen keine weitere Beachtung. Er ging zu der gro?en T?r mit Doppelfl?geln, die den Haupteingang zum Versammlungsraum markierte. Es gab weitere Eing?nge, einen f?r jeden der Steine. Sie sollten ihre Eigenst?ndigkeit symbolisieren. Letztlich konnten sie sich so im Notfall schnell aus dem Staub machen. Doch er ging nicht davon aus, dass sie gleich davonlaufen w?rden. Nicht, wenn er es richtig anstellte. Ulren gab seinen Leuten ein Zeichen, sich zur?ckzuhalten und abzuwarten. Hierf?r gab es andere Wege und Mittel. Das war etwas, das Irrien als Barbar aus dem Staub nie verstanden hatte. Das war auch der einzige Vorzug, den der Zweite Stein gegen?ber dem Ersten besa? und er wollte ihn so gut wie m?glich nutzen. Er streckte seine Hand aus, und einer seiner Diener reichte ihm sein dunkles Amtsgewand. Ulren schlang es um sich ohne die Kapuze ?berzustreifen und ging auf die T?ren zu. Das blutbefleckte Schwert hielt er noch immer in der Hand. Es w?rde besser sein, klarzumachen, worum es hier ging. Er trat an eines der hohen Fenster und blickte ?ber die Stadt. Der Staub erschwerte ihm die Sicht, doch er konnte sich ausmalen, was dort unten vor sich ging. Krieger z?gen durch die Stra?en und verfolgten jene, die Irrien zur?ckgelassen hatte. Kundschafter w?rden ihnen folgen, um die Neuigkeiten zu verk?nden. Ganoven w?rden anfangen den H?ndlern zu erz?hlen, wem sie jetzt ihre Steuern schuldeten. Die Stadt unter dem Staub ver?nderte sich, und Ulren hatte daf?r gesorgt, dass sie sich so ver?nderte, wie er es wollte. Dennoch war er vorsichtig. Er war schon einmal bereit gewesen, den Sitz des Ersten Steins zu ?bernehmen. Er hatte die st?rksten S?ldner auf seiner Seite gehabt, hatte sich Zugang zu einer Unmenge an Geheimnachrichten verschafft, nur um einem Anf?nger den Thron zu ?berlassen. Wer war damals der Erste Stein gewesen? Maxim? Thessa? Er konnte sich kaum erinnern, so oft hatten sich die Herrschaftsverh?ltnisse in den letzten Jahren ver?ndert. Wichtig war nur, dass Irrien sich dazwischengedr?ngt hatte und ihm das genommen hatte, was ihm geh?rt h?tte. Ulren war am Leben geblieben, weil er es hingenommen hatte. Jetzt hatte der Erste Stein es zu weit getrieben und es war Zeit, etwas zu unternehmen. Er betrat den Raum, in dem die f?nf Steine ihre Entscheidungen f?llten. Die anderen waren bereits eingetroffen, so wie er es gehofft hatte. Kas strich sich besorgt seinen spitzen Bart. Vexa war in einen Bericht vertieft. Borion war draufg?ngerisch genug, um zu riechen, dass etwas in der Luft lag. „Was ist los?“ fragte er. Ulren verschwendete keine Zeit mit Nettigkeiten. „Ich habe beschlossen, Irrien herauszufordern.“ Er beobachtete die Reaktionen der anderen. Kas strich weiter ?ber seinen Bart. Vexa hob eine Augenbraue. Borion zeigte die st?rkste Reaktion, das hatte Ulren auch erwartet. Wie oft hatte Irrien ihn vor anderen Herausforderern gewarnt? Wie oft hatte er ihm geholfen, seine Spielschulden zu begleichen? „Irrien ist nicht hier und kann nicht herausgefordert werden“, bemerkte Borion. Als h?tte es eine ?hnliche Situation nicht schon einmal gegeben. Glaubte er, dass Ulren nicht jede Neubesetzung des Rates in seiner Zeit als einer der Steine bemerkt hatte? „Das sollte es vereinfachen, nicht wahr?“ sagte Ulren. Er ging auf Irriens Stuhl zu. Zu seiner ?berraschung stellte sich Borion ihm in den Weg und zog ein schlankes Schwert. „Und du glaubst, dass du dich jetzt einfach selbst zum Ersten Stein machst?“ fragte er. „Ein alter Mann, der seine Position schon so lange besetzt, dass sich niemand mehr an seine Ernennung erinnern kann? Einer, der die Position des Zweiten Steins nur deshalb beh?lt, weil Irrien St?rungen vermeiden will?“ Ulren bewegte sich zu einer freien Stell im Raum, legte seine formale Robe ab und legte sie sich ?ber der Arm. „Glaubst du, dass ich deshalb daran festhalte?“ sagte er. „Willst du mich wirklich herausfordern, Junge?“ „Ich habe es jahrelang gewollt, aber Irrien hat es mir immer und immer wieder verwehrt“, sagte Borion. Er hob seine Klinge und brachte sich f?r ein Duell in Stellung. Ulren musste grinsen. „Das ist deine letzte Chance, am Leben zu bleiben“, sagte Ulren, obwohl sich Borion diese Chance bereits in jenem Moment verspielt hatte, als er seine Klinge gegen ihn gehoben hatte. „Wie du sehen kannst, besitzen Kas und Vexa genug Verstand, um mich nicht herauszufordern. Leg deine Waffe nieder und setz dich hin. Auch du wirst einen Rang hinzugewinnen.“ „Warum sollte ich mich damit begn?gen, wenn ich einen alten Mann t?ten und mich selbst an die Spitze setzen kann?“ konterte Borion. Er sprang nach vorne, und Ulren musste zugeben, dass der Junge schnell war. Ulren war in seiner Jugend sicherlich genauso schnell gewesen, aber das war nun schon lange her. Er hatte jedoch in den vielen Jahren Kampff?higkeiten erlernt, sodass er nicht unbedingt schnell sein musste, solange er die Distanz richtig einzusch?tzen wusste. Er schleuderte sein zusammengelegtes Gewand herum, um damit Borions Schwert zu fassen zu bekommen. „Ist das alles, was du zu bieten hast, alter Mann?“ fragte der f?nfte Stein. „Irgendwelche Kniffe?“ Ulren lachte und noch w?hrend er das tat, griff er an. Borion war schnell genug, um zur?ckzuspringen, trotzdem streifte Ulrens Klinge seine Brust. „Du solltest diese Kniffe nicht untersch?tzen, Junge“, sagte Ulren. „Einem Mann ist jedes Mittel recht, um am Leben zu bleiben.“ Er trat zur?ck und wartete ab. Borion st?rmte auf ihn zu. Nat?rlich tat er das. Die Jungen reagierten und wurden zum Sklaven ihren Emotionen. Sie vers?umten es, nachzudenken. Oder ausreichend nachzudenken. Borion versuchte es mit einigen hinterh?ltigen Tricks und T?uschungsman?vern, die Ulren alle bereits hunderte Male zuvor gesehen hatte. Darin lag die Gefahr, wenn man jung war: man glaubte, auf Ideen gekommen zu sein, die schon vor dir viele M?nner das Leben gekostet hatten. Ulren trat zur Seite und warf sein Gewand ?ber den jungen Mann als dieser mit seinem angriffslustigen Schwert an ihm vorbeist?rmte. Borion kam unter dem Stoff ins Straucheln und versuchte, sich davon zu befreien. In diesem Moment schlug Ulren zu. Er trat nahe an Borion heran und griff dessen Arm, sodass dieser sein Schwert nicht l?nger zum Einsatz bringen konnte. Dann begann er, auf ihn einzustechen. Er ging systematisch und konsequent vor mit all der Geduld die er sich in den Jahren als Krieger zugelegt hatte. Ulren konnte sehen, wie Blutflecken sich auf dem Umhang abzuzeichnen begannen, je mehr der Stoff sich um Borion schlang. Doch er hielt nicht inne, bis der andere Mann zu Boden ging. Er hatte M?nner gesehen, die auch nach den schlimmsten Verletzungen wieder aufgestanden waren. Das w?rde er nicht riskieren. Er stand schwer atmend da. Es war schwer genug gewesen, all die Stufen hinaufzusteigen. Seine Lungen schienen unter der Anstrengung, diesen Mann zu t?ten, zu platzen, doch Ulren w?rde sich keine Bl??e geben. Er ging hin?ber zu Irriens Stuhl und positionierte sich zun?chst dahinter. „Hat sonst noch irgendjemand Einw?nde vorzubringen?“ fragte er Kas und Vexa. „Nur was die Unordnung anbelangt“, sagte Kas. „Aber daf?r gibt es Sklaven, wie ich annehme.“ „Gegr??t sei der Erste Stein“, sagte Vexa ohne besondere Begeisterung. Es war ein Moment des Triumphes. Es war ein Moment, auf den Ulren viele Jahre hingearbeitet hatte. Jetzt, da er gekommen war, f?hlte es sich seltsam an, sich auf das Granit des Stuhls des Ersten Steins niederzulassen. „Ich habe mir bereits Irriens Belange zu eigen gemacht“, sagte Ulren. Er deutete mit einer Hand in Borions Richtung. „Bedient euch an denen des Jungen, wenn ihr wollt.“ Das w?rden sie. Ulren hatte keinerlei Zweifel, dass sie das w?rden. Schlie?lich ging es in dieser Stadt um nichts anderes. „Und selbstverst?ndlich werden wir einen neuen F?nften und Vierten Stein brauchen“, sagte Ulren. Das w?re f?r sie das Stichwort gewesen, einen Sitz aufzur?cken. Doch keiner von beiden r?hrte sich. Sie blieben auf den St?hlen sitzen, f?r die sie gek?mpft hatten und lie?en den Stuhl des Zweiten Steins unbesetzt. Ulren war sich nicht sicher, ob ihm das gefiel, auch wenn er ihre Angst verstehen konnte. Dass sie sich nicht r?hrten, war ein Zeichen, dass dieser Kampf noch nicht ausgefochten war und dass sie sich der neuen Ordnung nicht einfach unterordnen w?rden. Sie hielten sich zur?ck, so wie sie sich zur?ckgehalten hatten, als Irrien die Macht ergriffen hatte. Mehr noch, sie verhielten sich als w?re das letzte Wort noch nicht gesprochen. KAPITEL SECHS Stephania erwachte in einem Zustand gr??ter Schmerzen. Das gesamte Universum schien sich zu einem Kn?ul aus Schmerzen verdichtet und in ihrem Bauch eingenistet zu haben. Sie hatte das Gef?hl gehabt, in St?cke gerissen zu werden... doch hatte man sie tats?chlich aufgeschnitten. Bei dieser Vorstellung entwich ihr ein weiterer Schrei. Dieses Mal gab es jedoch keine Priester oder Krieger, die zu Zeugen ihrer Qualen wurden, nur der offene Himmel, den sie durch ihren Tr?nenschleier ?ber ihr erkennen konnte. Sie hatten sie nach drau?en geschleppt, um sie dem Tod zu ?berlassen. Sie musste ihre gesamte Kraft zusammennehmen, um nur den Kopf zu heben und sich umzublicken. Noch im selben Moment w?nschte sie sich, es nicht getan zu haben. Soweit das Auge reichte, war sie von M?llbergen umgeben. Zertr?mmertes Geschirr, Tierkadaver, Glass und vieles mehr. Die Tr?mmer des Stadtlebens schienen sich in einer endlosen Landschaft der Verzweiflung um sie auszubreiten. Gleichzeitig stieg von ihr ?bler Gestank in die Nase, ?berm?chtig und faulig schien er den gesamten Raum um sie auszuf?llen. Auch ein Gestank des Todes mischte sich in ihn und da erblickte Stephania die Leichen, die man hier zur?ckgelassen hatte, als w?ren sie nichts. In der Ferne glaubte sie das Feuer einer Bestattung zu sehen, doch dann bezweifelte sie, dass es sich dabei um jene vornehmen Feuerbestattungen handelte. Es waren sicherlich einfach nur Gr?ben, die darauf warteten, immer mehr Leichen zu verschlingen. Stephania wusste nun, wo sie sich befand, in der M?lldeponie der Stadt, in der tausende ihren M?ll zur?cklie?en und die ?rmsten der Armen nach brauchbaren ?berresten gruben. Normalerweise wurden nur jene Toten hergebracht, deren Familien sich kein Grab leisten konnte oder die als Opfer von Gewaltt?tern im Sterben verlassen worden waren. Stephania sank f?r eine scheinbare Ewigkeit zur?ck auf den Boden, der Himmel schwamm in Wellen ?ber ihr. Nur ihre Willenskraft bewahrte sie davor, der Schw?rze, die sie zu verzehren suchte, nachzugeben. Sie zwang sich erneut, den Kopf zu heben, ohne dem Schmerz Beachtung zu schenken. Dort liefen einige Gestalten ?ber die M?llberge. Sie trugen Lumpen und ihre Gesichter waren dreckverschmiert. Viele von ihnen waren kaum ?lter als Kinder. Ihre F??e hatten sie in Lumpen gewickelt, um sich so vor scharfen Kanten zu sch?tzen. „Hilfe... helft mir“, rief Stephania. Es war nicht so, dass sie gro?en Glauben an den Edelmut anderer besa?. Sie hatte schlicht keine andere Wahl. Nach allem, was ihr widerfahren war, w?rde sie ohne Hilfe nicht ?berleben. Sie hatten das Kind aus ihrem Leib geschnitten, um es zu opfern. Sie hatten ihn ihr gestohlen! Als h?tte dieser Gedanke es heraufbeschworen, schoss ein hei?er Schmerz ihr in den Bauch, und Stephania schrie auf. Ihr Hilferuf hatte die Lumpensammler nicht erreicht, doch ihr Schrei tat es nun. Sie stiegen vorsichtig ?ber die Berge aus zerbrochenem M?ll und schienen sicher, dass es sich hierbei um eine Falle handeln musste. Sie sahen jedoch nicht wie Menschen aus Felldust aus. Die allerniedrigsten R?nge schienen selbst einen Krieg zu ?berleben, ohne dass sich etwas ?nderte. Stephania w?nschte auch ihr Leben w?re von einer solchen Stabilit?t bestimmt. Sie war sich so sicher gewesen, die Geschehnisse in der Stadt kontrollieren zu k?nnen; die Belagerung aussitzen zu k?nnen und zu einem Arrangement mit Irrien zu gelangen. Jetzt lag sie wie ausrangiert auf einer M?lldeponie und hatte kaum genug Kraft, weiter zu atmen. Êîíåö îçíàêîìèòåëüíîãî ôðàãìåíòà. Òåêñò ïðåäîñòàâëåí ÎÎÎ «ËèòÐåñ». Ïðî÷èòàéòå ýòó êíèãó öåëèêîì, êóïèâ ïîëíóþ ëåãàëüíóþ âåðñèþ (https://www.litres.ru/pages/biblio_book/?art=43695335&lfrom=688855901) íà ËèòÐåñ. Áåçîïàñíî îïëàòèòü êíèãó ìîæíî áàíêîâñêîé êàðòîé Visa, MasterCard, Maestro, ñî ñ÷åòà ìîáèëüíîãî òåëåôîíà, ñ ïëàòåæíîãî òåðìèíàëà, â ñàëîíå ÌÒÑ èëè Ñâÿçíîé, ÷åðåç PayPal, WebMoney, ßíäåêñ.Äåíüãè, QIWI Êîøåëåê, áîíóñíûìè êàðòàìè èëè äðóãèì óäîáíûì Âàì ñïîñîáîì.
Íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë Ëó÷øåå ìåñòî äëÿ ðàçìåùåíèÿ ñâîèõ ïðîèçâåäåíèé ìîëîäûìè àâòîðàìè, ïîýòàìè; äëÿ ðåàëèçàöèè ñâîèõ òâîð÷åñêèõ èäåé è äëÿ òîãî, ÷òîáû âàøè ïðîèçâåäåíèÿ ñòàëè ïîïóëÿðíûìè è ÷èòàåìûìè. Åñëè âû, íåèçâåñòíûé ñîâðåìåííûé ïîýò èëè çàèíòåðåñîâàííûé ÷èòàòåëü - Âàñ æä¸ò íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë.