Ðàññâåò ÷àðóþùèé è íåæíûé Êîñíóëñÿ áåëûõ îáëàêîâ, È íåáà îêåàí áåçáðåæíûé, Ñ âîñòîêà çàðåâîì öâåòîâ Ïóðïóðíûõ, ÿðêî - çîëîòèñòûõ, Âäðóã çàñèÿë. Ñêîëüçÿùèé ëó÷ Ïëÿñàë íà ãîðêàõ ñåðåáðèñòûõ… È ñîëíöà ëèê, ïàëÿùèé – æãó÷, Ïëûë íàä Çåìë¸é åù¸ ëåíèâîé, Îáúÿòîé íåãîé ñëàäêèõ ñíîâ… È ëèøü ïàñòóõ íåòîðîïëèâî Êíóòîì èãðàÿ, ãíàë êîðîâ Íà âûïàñ, ñî÷íûìè ë

Sieger, Besiegter, Sohn

Sieger, Besiegter, Sohn Morgan Rice F?r Ruhm und Krone #8 Morgan Rice hat eine brillante neue Fantasy-Serie geschaffen, die uns in das Reich von Ehre, Mut und Magie entf?hren wird. Morgan ist es gelungen eine neue Generation von Charakteren zu schaffen, die uns auf jeder Seite in Atem halten wird.. Eine Empfehlung f?r alle Leser, die gut geschriebene Fantasy zu sch?tzen wissen. Books and Movie Reviews, Roberto Mattos (zu Aufstand der Drachen) Nach dem ersten Buch SKLAVIN, KRIEGERIN, K?NIGIN ist SIEGER, BESIEGTER, SOHN das achte und letzte Buch der Bestseller Fantasy-Reihe F?R RUHM UND KRONE von Morgan Rice. W?hrend Ceres in einem geheimnisvollen Land versucht ihre Kr?fte zur?ckzugewinnen – und ihr eigenes Leben zu retten – bereiten sich Thanos, Akila, Lord West und die anderen auf der Insel von Haylon auf ihre letzte Schlacht gegen die m?chtige Flotte von Felldust vor. Jeva versucht ihr Knochenvolk darauf einzuschw?ren, Thanos in der Schlacht von Haylon zu Hilfe zu eilen. Eine epische Schlacht entspinnt sich, die sie ohne Ceres’ Hilfe nicht werden gewinnen k?nnen. Stephania segelt nach Felldust, um den Zweiten Stein f?r sich einzunehmen und ihn zur?ck nach Delos zu bringen, wo er ihr helfen soll, das K?nigreich, das einst ihr geh?rte, zur?ckzuerobern. Doch die Spielregeln haben sich auf brutale Art und Weise ver?ndern und die Dinge entwickeln anders als von ihr vorhergesehen. Gest?rkt durch seinen Sieg im Norden b?ndelt Irrien die Kr?fte der gesamten Felldustflotte, um mit ihnen in die finale und todbringende Schlacht auf Haylon zu ziehen. Dabei setzt er auch auf eine ?berraschungswaffe – ein Monster von unglaublicher Kraft – um sicherzustellen, dass Ceres endg?ltig ausgel?scht wird. Unterdessen setzt der Zauberer Daskalos seine ultimative Waffe – Thanos’ und Stephanias Sohn – darauf an, seinen Vater zu t?ten. Das Finale der Serie wird mit den epischsten aller Kampfszenen aufwarten. Das Schicksal der Welt wird auf Messers schneide stehen. Wird Ceres am Leben bleiben? Wird Thanos am Leben bleiben? Was wird aus seinem Sohn werden? Wird die Freiheit jemals Einzug halten? Und werden Ceres und Thanos endlich zueinanderfinden?SIEGER, BESIEGTER, SOHN erz?hlt die epische Geschichte von tragischer Liebe, Rache, Verrat, Ehrgeiz und Schicksal. Dank seiner unvergesslichen Charaktere und der nervenzerrei?enden Action entf?hrt uns auch dieser Band in eine Welt, die wir nie wieder vergessen werden und durch die wir uns wieder neu in das Fantasy-Genre verlieben werden. Eine mit Spannung geladene Fantasy die mit Sicherheit Fans fr?herer Morgan Rice Romane sowie des Verm?chtnis-Zyklus von Christopher Paolini gefallen wird. Anh?nger der Jugendliteratur werden dieses neuste Werk von Rice verschlingen und nach mehr verlangen. The Wanderer, A Literary Journal (in Bezug auf Der Aufstand der Drachen) SIEGER, BESIEGTER, SOHN (F?R RUHM UND KRONE – BUCH 8) MORGAN RICE Morgan Rice Als Autorin von Fantasy-Epen wie der siebzehn-b?ndigen Reihe DER RING DER ZAUBEREI; der zw?lf-b?ndigen Bestseller Serie DER WEG DER VAMPIRE; der bisher zwei-b?ndigen post-apokalyptischen Bestseller Serie DIE TRILOGIE DES ?BERLEBENS; der sechs-b?ndigen epischen Fantasy Serie VON K?NIGEN UND ZAUBERERN und dem neuen Fantasy-Epos Serie F?R RUHM UND KRONE geh?rt Morgan Rice zu den Bestsellern in ihrem Genre. Morgans B?cher sind als H?r- und Printb?cher in mehr als 25 Sprachen erh?ltlich. Morgan w?rde sich freuen von Ihnen zu h?ren. Besuchen Sie deshalb gerne ihre Homepage www.morganricebooks.com (http://www.morganricebooks.com) und registrieren Sie sich f?r ihre E-Mail-Liste. Sie erhalten daf?r ein kostenloses Buch und Extra. Downloaden Sie auch die kostenlose App und erhalten Sie die neusten Neuigkeiten ?ber Facebook und Twitter! Ausgew?hlte Kritiken zu Morgan Rice „Wenn Sie geglaubt haben nach dem Ende von DER RING DER ZAUBEREI nicht weiterleben zu k?nnen, dann haben Sie sich geirrt. Mit DER AUFSTAND DER DRACHEN hat Morgan Rice eine brillante neue Serie geschaffen, die uns in das Reich von Trollen und Drachen, von Ehre, Mut und Magie entf?hren wird. Morgan ist es gelungen eine neue Generation von Charakteren zu schaffen, die uns auf jeder Seite in Atem halten wird... Eine Empfehlung f?r alle Leser, die gut geschriebene Fantasy zu sch?tzen wissen.“ --Books and Movie Reviews Roberto Mattos „Ein Action-geladenes Fantasy Abenteuer das nicht nur allen Morgan Rice Fans gefallen wird sondern auch Anh?ngern von Christopher Paolinis DAS VERM?CHTNIS DER DRACHENREITER... Fans von Fiction f?r Jugendliche werden dieses Werk von Rice verschlingen und um eine Fortsetzung betteln.“ --The Wanderer, A Literary Journal (bezugnehmend auf Der Aufstand der Drachen) „Ein lebhaftes Fantasy-Abenteuer das auch durch seine mysteri?sen Elemente und sein Intrigenspiel besticht. In QUESTE DER HELDEN geht es um Mut und darum einen Sinn im Leben zu finden. Die Helden und Heldinnen reifen, wachsen ?ber sich hinaus und leisten dabei Au?ergew?hnliches... Alle die ein bissiges Fantasy-Abenteuer suchen, werden bei diesen Protagonisten und dieser Action f?ndig werden. Vor einer lebhaften Kulisse w?chst das vertr?umte Kind Thor zu einem jungen Erwachsenen heran, das es mit lebensbedrohlichen Herausforderungen aufnehmen muss... Dieser Band verspricht der Anfang einer epischen Serie f?r Jugendliche zu werden.“ --Midwest Book Review (D. Donovan, eBook Reviewer) „DER RING DER ZAUBEREI hat alle Zutaten f?r einen Bestseller: die Handlung, die Gegenhandlung, viel Geheimnisvolles, wackere Ritter und sich entfaltende Beziehungen voll von Herzschmerz, Betrug und T?uschung. Es wird Ihnen sicherlich keine Minute langweilig sein. F?r jedes Alter geeignet, darf es in keiner Fantasy-Buchsammlung fehlen.” --Books and Movie Reviews, Roberto Mattos „In diesem Action-geladenen ersten Buch der epischen Fantasy-Reihe Der Ring der Zauberei – die momentan 14 B?nde umfasst – stellt Rice ihren Lesern den 14-j?hrigen Thorgin „Thor“ McLeod vor, dessen Traum es ist in die silberne Legion – der Eliteritter-Einheit des K?nigs – aufgenommen zu werden... Rices Schreibstil ist solide und ihre Handlung faszinierend.“ --Publishers Weekly Weitere Morgan Rice B?cher DER WEG DES STAHLS EHRE WEM EHRE GEB?HRT (Buch 1) F?R RUHM UND KRONE SLAVIN, KRIEGERIN, K?NIGIN (Buch 1) SCHURKIN, GEFANGENE, PRINZESSIN (Buch 2) RITTER, THRONFOLGER, PRINZ (Buch 3) REBELL, SCHACHFIGUR, K?NIG (Buch 4) SOLDAT, BRUDER, ZAUBERER (Buch 5) HELD, VERR?TER, TOCHTER (Buch 6) HERRSCHER, RIVALE, VERBANNTE (Buch 7) SIEGER, BESIEGTER, SOHN (Buch 8) VON K?NIGEN UND ZAUBERERN DER AUFSTAND DER DRACHEN (Buch 1) DER AUFSTAND DER TAPFEREN (Buch 2) DAS GEWICHT DER EHRE (Buch 3) DIE SCHMIEDE DES MUTS (Buch 4) EIN REICH DER SCHATTEN (Buch 5) DIE NACHT DER VERWEGENEN (Buch 6) DER RING DER ZAUBEREI QUESTE DER HELDEN (Buch 1) MARSCH DER K?NIGE (Buch 2) FESTMAHL DER DRACHEN (Buch 3) KAMPF DER EHRE (Buch 4) SCHWUR DES RUHMS (Buch 5) ANGRIFF DER TAPFERKEIT (Buch 6) RITUS DER SCHWERTER (Buch 7) GEW?HR DER WAFFEN (Buch 8) HIMMEL DER ZAUBER (Buch 9) MEER DER SCHILDE (Buch 10) REGENTSCHAFT DES STAHLS (Buch 11) LAND DES FEUERS (Buch 12) DIE HERRSCHAFT DER K?NIGINNEN (Buch 13) DER EID DER BR?DER (Buch 14) DER TRAUM DER STERBLICHEN (Buch 15) DAS TOURNIER DER RITTER (Buch 16) DAS GESCHENK DER SCHLACHT (Buch 17) DIE TRILOGIE DES ?BERLEBENS ARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (Buch 1) ARENA ZWEI (Buch 2) ARENA DREI (Buch 3) GEFALLENE VAMPIRE VOR DEM MORGENGRAUEN (Buch 1) DER WEG DER VAMPIRE GEWANDELT (Buch 1) VERG?TTERT (Buch 2) VERRATEN (Buch 3) BESTIMMT (Buch 4) BEGEHRT (Buch 5) VERM?HLT (Buch 6) GELOBT (Buch 7) GEFUNDEN (Buch 8) ERWECKT (Buch 9) ERSEHNT (Buch 10) BERUFEN (Buch 11) BESESSEN (Buch 12) Kostenfreie B?cher Registrieren Sie sich f?r die Morgan Rice E-mail-Liste und erhalten Sie kostenfrei 4 B?cher, 3 Karten, 1 App, 1 Spiel, 1 illustriertes Buch und weitere attraktive Extras! Registrieren Sie sich unter: www.morganricebooks.com (http://www.morganricebooks.com) Copyright © 2017 durch Morgan Rice. Alle Rechte vorbehalten. Au?er wie gem?? unter dem US Urheberrecht von 1976 ausdr?cklich gestattet, darf kein Teil dieser Ver?ffentlichung auf irgendwelche Weise oder in irgendeiner Form sei es elektronisch oder mechanisch kopiert, reproduziert, verteilt oder angezeigt werden ohne die ausdr?ckliche Erlaubnis des Autoren eingeholt zu haben. Dieses Ebook ist nur f?r den pers?nlichen Gebrauch bestimmt. Dieses Ebook darf kein zweites Mal verkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch an andere Personen weitergeben wollen, so erwerben Sie bitte f?r jeden Rezipienten ein zus?tzliches Exemplar. Wenn Sie dieses Buch lesen ohne es k?uflich erworben zu haben oder es nicht f?r Ihren alleinigen Gebrauch erworben wurde, so geben Sie es bitte zur?ck und erwerben Sie Ihr eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren. Es handelt sich um eine fiktive Handlung. Namen, Charaktere, Gesch?ftsangelegenheiten, Organisationen, Orte, Ereignisse und Zwischenf?lle entspringen der Fantasie der Autorin oder werden fiktional benutzt. ?hnlichkeiten mit tats?chlichen Personen, ob tot oder lebendig, sind zuf?lliger Natur. Die Bildrechte des Bildbandes liegen bei Captblack76 und werden unter der Lizenz istock.com verwendet. INHALTSVERZEICHNIS KAPITEL EINS (#uc41c4db6-7fc4-506d-9f18-87fa9b861308) KAPITEL ZWEI (#ue9716d86-6857-5562-94a8-8ad6a007ed27) KAPITEL DREI (#ue2218ca3-1831-5e55-8e4f-0072ead618ec) KAPITEL VIER (#u6ba8c72c-3e0a-5ee1-981f-d543aea62346) KAPITEL F?NF (#u3e737818-8076-5e0e-83c5-eb8cbb1b8378) KAPITEL SECHS (#u37e7d6ab-619b-5ba7-8a66-d1349282030f) KAPITEL SIEBEN (#uac191e18-d783-57e5-9067-698578a3d98f) KAPITEL ACHT (#ub85efc1b-68ad-55bb-9b9f-2c60fbad7b8d) KAPITEL NEUN (#ua06345f4-0b95-543d-bc1a-028388a8c3a7) KAPITEL ZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ELF (#litres_trial_promo) KAPITEL ZW?LF (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHSZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHSUNSZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWEIUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHSUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) EPILOG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINS Thanos duckte sich unter einem Pfeil hinweg. Er h?rte, wie er hinter ihm dumpf an der Steinmauer von einem der H?user Haylons zerbarst. Er eilte zur?ck durch die Stra?en, und als er eine Kreuzung erreichte, wirbelte er mit dem Schwert in der Hand herum. Von einer Seite kam ein halbes Dutzend ehemaliger M?nner Lord Wests auf ihn zu, von der anderen Seite n?herten sich ihm Reichssoldaten w?hrend die Soldaten der Insel aus den umliegenden H?usern traten. Sie kesselten die Soldaten von Felldust ein, dann begann auch Thanos sie anzugreifen. Thanos hieb ?ber den Schild eines Mannes hinweg, sprang herum und wehrte einen Schlag ab, der den Mann neben ihm getroffen h?tte. Dann versetzte er einem dritten Soldaten einen Tritt, w?hrend Sir Justin in die L?cke trat und einen weiteren Mann t?tete. „Es scheint zur Gewohnheit zu werden, dass Sie mich retten“, sagte Thanos gefangen im Eifer des Gefechts. „K?mpft einfach weiter und wir belassen es bei Gleichstand“, antwortete Justin. Zumindest das konnte Thanos versuchen. Er fing eine Axt mit seinem Schwert ab und lie? nicht los, bis ein Reichssoldat dem Gegner mit einem Schlag den Rest gab. Dann nahm er die Axt in seine noch freie Hand. Jetzt drangen noch mehr Feinde zu ihnen. Die Besatzer str?mten f?rmlich auf die Kreuzung, als sie erkannten, dass sie dort mit Widerstand zu rechnen hatten. Das bedeutete, dass sie sich langsam aus dem Staub machen mussten. „R?ckzug!“ schrie er, und die M?nner um ihn rannten in eines der H?user, um so auf die dahinterliegende Stra?e zu gelangen. Thanos war unter ihnen. Neben ihm rannte General Haven. Das Gesicht des alten Mannes war vor Anstrengung rot angelaufen. „Sollten Sie sich nicht eine weniger... aufgeladene Kampfst?tte suchen, General?“ fragte Thanos. Haven warf ihm einen finsteren Blick zu. „Ihr k?nnt mir nicht sagen, was ich zu tun und zu lassen habe, junger Mann! Ihr seid nicht mein Prinz!“ Seinen Einw?nden zum Trotz schien der alte General trotzdem zufrieden, an der Seite von Thanos und Justin k?mpfen zu d?rfen. Sie bahnten sich ihren Weg ?ber Steinstufen und eines der H?userd?cher der Stadt hinweg. Es schien unm?glich feststellbar, woher welche Soldaten gekommen waren; Thanos konnte jedoch sehen, dass die Verteidiger der Insel mit Mut und K?hnheit k?mpften. Von hier aus konnte er nun auch die Gr??e der die Insel angreifenden Flotte erkennen. Sie war nicht so gro? wie die Invasionsflotte, die nach Delos gefahren war, aber immer noch betr?chtlich. Sie bedeckte wie ein dunkler Fleck auf dem Wasser die Umgebung des Hafens, sodass dieser vor Schiffen, die immer mehr Soldaten auf Haylons Boden auszuspucken schienen, ?berzuquellen schien. Ihnen blieb nichts weiter ?brig als zuzuschlagen und gleich darauf davonzulaufen, denn so w?rden sich die Angreifer weiter verteilen. So w?rden sie sie ?berw?ltigen k?nnen, bevor sie selbst tiefer in die Stadt drangen. Die Bewohner von Haylon schienen mit derlei Taktiken vertraut, und Thanos war erstaunt, wie geschickt auch die Reichssoldaten sie anwendeten. Wahrscheinlich hatten sie ihr Wissen w?hrend der Zeit erlangt, in der sie in den H?geln der Insel gek?mpft hatten. „Hier lang“, sagte Haven. Thanos folgte ihm, denn er ging davon aus, dass der General die Insel von allen wahrscheinlich am besten kannte. Thanos ertappte sich, wie er sich w?nschte, dass Akila oder Iakos jetzt hier w?ren. Doch der stellvertretende Anf?hrer war tot, und Akila war zu ernsthaft verletzt, als dass er solche Man?ver h?tte anf?hren k?nnen. Thanos erblickte mehrere Stra?en, die er wiedererkannte und gab dem General ein Zeichen. „Hier“, rief er. „Die Gassen.“ Zu seiner ?berraschung folgten sie ihm. Sie rannten mehrere enge Gassen hinab und bogen schlie?lich erneut ab. Einige von Sir Justins M?nnern sahen so aus, als w?rden sie es am liebsten gleich mit den n?chsten Feinden aufnehmen wollen. Doch Thanos hob die Hand, um sie davon abzuhalten. „Wartet auf sie“, sagte Thanos. „Wir k?nnen von hieraus besser verteidigen, und... nun, schaut mal.“ Auch wenn sie ihn noch nicht lange kannten, harrten die M?nner weiter aus. Dann griffen Felldusts Soldaten an. In diesem Moment brachten die wartenden Inselbewohner die Mauern zu beiden Seiten zum Einsturz, sodass der Feind unter dem Ger?ll begraben wurde. „Iakos hat in der halben Stadt Fallen aufgestellt“, erkl?rte Thanos. Er atmete jetzt schwer und w?nschte nichts sehnlicher, als dass sie f?r einen Augenblick h?tten pausieren k?nnen. Doch in solch einer Schlacht gab es f?r so etwas keine Zeit. „Kommt, wir m?ssen weiter.“ Sie liefen weiter und w?hlten dieses Mal einen Weg, der den Feind auf die F?hrte von Stolperdraht und Fallgruben locken w?rde. „Das ist ein schmutziger Kampf“, sagte Sir Justin. Thanos legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er wusste, was der andere Mann damit meinte. Lord Wests war wahrscheinlich gro?angelegte Angriffsman?ver und sorgf?ltig geplante Duelle gewohnt und keine K?mpfe in Gassen mit anschlie?endem Davonlaufen. „Wir tun was wir tun m?ssen, um zu gewinnen“, sagte er. Thanos erinnerte sich noch an jene Zeit, in der er Acht gegeben hatte, keinen seiner Gegner zu t?ten, damals als er ehrenhaft gek?mpft hatte. Das schien jetzt eine lange Zeit her zu sein. „Wir versuchen nur unsere Familien und Freunde zu besch?tzen. Wir retten die Menschen von Haylon und das Reich.“ Er sah den Krieger nicken, und dann standen sie auch schon wieder vor den H?usern und rannten auf die vorr?ckenden Einheiten zu. Das war das Besorgniserregende dabei. Mit jeder Begegnung r?ckte der Feind weiter vor, denn sie waren nicht in der Lage, es mit dem ?berm?chtigen Gegner von Angesicht zu Angesicht aufzunehmen. Selbst jetzt, da Thanos erneut herumwirbelte, einen Speer zur Seite schlug, sodass er seine Klinge besser in dessen Tr?ger versenken konnte, bezweckte er damit lediglich, genug Zeit zu gewinnen, um von einer Position zur n?chsten zu rennen. Es kam ihm weniger so vor als w?rde er hier um den Sieg k?mpfen als um eine m?glichst lange Aufrechterhaltung ihrer Verteidigung. Thanos stand hinter einer Barrikade tiefer im Stadtinneren, als ein Bote durch eine der T?ren in seiner N?he gest?rmt kam. Thanos h?tte ihn beinahe instinktiv aufgespie?t, doch er schaffte es gerade noch rechtzeitig, sich zur?ckzuhalten. „Akila sagt, dass alle verbleibenden Leute aus der Stadt abgezogen werden sollen. Einer der Str?nde am anderen Ende der Insel ist in feindliche H?nde gefallen, und wir brauchen jeden Mann, um die P?sse zu verst?rken.“ Thanos nickte und versuchte, sich seine Entt?uschung angesichts dieser Worte nicht anmerken zu lassen. Er hatte gewusst, dass es so weit kommen w?rde, nachdem Felldusts Einheiten die Hafentore durchbrochen hatten. Insgeheim hatte er jedoch zu hoffen gewagt, dass ihnen dies nur gelungen war, weil sie alles daran gesetzt hatten, diesen Angriff zu einem Erfolg zu f?hren. Wenn sie im Stande waren auch die Str?nde der Insel unter ihre Kontrolle zu bringen, dann war die Lage aussichtsloser als er angenommen hatte. „Zieht euch in die H?gel zur?ck!“ schrie er, und die M?nner um ihn blickten ihn f?r einen Moment erstaunt an. Dann machten sie sich durch die Stadt in Richtung der Bergp?sse auf. General Havens M?nner standen den M?nnern von Haylon in Sachen Schnelligkeit in nichts nach und schienen durch ihre Zeit auf der Insel die Berge in und auswendig zu kennen. Lord Wests ehemalige M?nner folgten ihnen und schienen Thanos’ F?hrungsanspruch anzuerkennen. Er hoffte nur, dass er sie nicht in ihren Tod f?hrte. Sie erreichten die Felsenw?nde und P?sse am Rande der Stadt. Dort warteten M?nner mit Schmiedeh?mmern neben riesigen Keilen aus Holz. Thanos vermutete, dass diese Keile, wenn in die Felsenw?nde geschlagen, diese zum Einsturz bringen w?rden, um so eine nat?rliche Barrikade zu bilden. Thanos erkannte auch, dass, wenn die M?nner nicht sehr vorsichtig dabei vorgingen, sie riskieren w?rden, unter den Felsen begraben zu werden. Sie waren bereit, ihre Leben zu geben, um die Angreifer auszubremsen. Thanos durfte sie nicht alleine lassen. Er griff nach einem der H?mmer und ignorierte den erschrockenen Blick des Mannes w?hrend er sah, wie seine Truppen durch die Spalte drangen. Immer mehr Haylonkrieger drangen zu ihnen, doch jetzt konnte Thanos auch sehen, wie Felldustm?nner ihnen dicht auf den Fersen waren. Er musste an Ceres denken. Er hoffte, dass ihre Suche erfolgreicher verlief als ihre Unternehmungen auf der Insel. Er hatte so gro?e Pl?ne f?r sie gehabt, und wenn er jetzt hier starb, dann w?rde nichts davon jemals wahr werden. Doch konnte er auch nicht einfach daneben stehen und diese M?nner im Stich lassen. „Wir m?ssen es jetzt tun“, sagte einer der M?nner. Thanos sch?ttelte den Kopf. „Noch nicht. Noch mehr M?nner sind auf dem Weg.“ „Aber wenn Felldusts M?nner durch die...“ „Noch nicht“, wiederholte Thanos. Weitere Krieger kamen, und Thanos lie? so viele seiner eigenen M?nner passieren wie er nur konnte. Als der erste von Felldusts Kriegern auf ihn zukam, wehrte Thanos dessen Hieb mit dem Griff seines Hammers ab. Dann schlug er zur?ck und sp?rte, wie die Rippen seines Feindes unter der Wucht seines Hammers nachgaben. Ein zweiter kam auf ihn zugeeilt. Haven sprang dazwischen und schaltete ihn aus. „Das ist nicht der rechte Ort f?r Euch, mein Prinz“, sagte er. „Ich dachte, Sie h?tten gesagt, dass ich nicht Ihr Prinz sei“, bemerkte Thanos. Der h?rte den anderen Mann seufzen. „Das seid Ihr nicht, aber Ihr seid im Recht. Ich bin als Schl?chter auf diese Insel gekommen. Jetzt ist es Zeit, mehr als nur das zu sein.“ Er nickte, und Thanos sp?rte, wie sich starke H?nde um seine Arme schlossen. Zwei Reichssoldaten rissen ihn zur?ck w?hrend Haven nach dem Hammer griff, den Thanos gehalten hatte. „Haven, tun Sie das nicht“, sagte Thanos. Doch da war es schon zu sp?t. Der alte General und ein paar Auserw?hlte von Haylon holten mit ihren H?mmern aus. Er schwang den Hammer mit der St?rke eines viel j?ngeren Mannes. Die Hiebe trafen zielgenau die Keile und die Felsen begannen zu brechen. Als sie schlie?lich auseinanderbrachen schien die Welt unter dem donnernden Felsenregen zu verschwinden. General Haven verschwand unter der Lawine und hinterlie? nichts als eine massive Wand aus Felsen. Thanos starrte den Berg voller Erstaunen an. Er wusste dennoch, dass ihnen dieses Man?ver nur wenig Zeit verschaffen w?rde. Haylon war verloren. Er hoffte nur, dass Ceres es leichter hatte. KAPITEL ZWEI Ceres blickte aus dem Graben hinauf zu dem Kreis aus halbtoten Zauberern. Sie versuchte, ihre Angst zu verbergen. W?hrend sie beobachtete, wie sie sich dort oben formierten, schaffte sie es, ihre Fassung zur?ckzugewinnen und abwartend nach den Griffen ihrer beiden Schwerter zu greifen. Sie w?rde ihnen nicht die Genugtuung geben, sie eingesch?chtert zu sehen. „Du h?ttest uns befreien k?nnen“, sagte ihr Anf?hrer mit einer Stimme wie aus Schmirgelpapier. „Damit ihr Zerst?rung ?ber die Welt bringt“, rief Ceres zur?ck. „Niemals.“ „Dann nehmen wir dir dein Blut und werden zumindest f?r eine Weile wieder zu dem, was wir einst waren.“ Ceres machte sich bereit. Welcher von ihnen w?rde zuerst angreifen? W?rden sie einfach ihre Magie benutzen, um sie hier unten in dem Graben zu vernichten? Nein, das konnten sie nicht, oder? Nicht, wenn sie ihr Blut wollten. Dann hatte sie eine Idee, die ihr vielleicht einen Weg aus dem Graben bieten w?rde. Doch es w?re gef?hrlich. Sehr gef?hrlich. „Ihr denkt doch nicht etwa, dass ich Angst vor euch h?tte?“ fragte Ceres. „Ich habe schon oft in solchen Graben gek?mpft. Kommt nur alle her zu mir.“ Das w?rde nur funktionieren, wenn sie sie alle gleichzeitig angriffen. Dennoch erf?llte sie es mit Grauen, mitansehen zu m?ssen, wie einer nach dem anderen ger?uschlos in den Graben glitt und angriffslustig auf sie zuzueilen begann. Ceres schlug zu und rastete keine Sekunde. Der Graben bot so wenig Platz zum K?mpfen, dass sie riskierte, ?berrumpelt zu werden. Sie hackte eine Hand ab, die nach ihr griff und duckte sich unter greifenden Klauen hinweg, die nach ihrem Hals grabschten. Sie sp?rte, wie eine Hand sie an ihrer Seite erwischte und trat nach ihr, sodass einer der Zauberer zur?ckflog. Sie waren nicht mehr so stark, wie sie einst gewesen waren. Ceres vermutete, dass sie mehr Kraft hatten aufwenden m?ssen, als ihnen lieb gewesen war, als sie ihr mit ihren Zauberspr?chen nachgestellt hatten. Sie machte weiter und wich aus, wo sie nur konnte, w?hrend sie auf den Moment wartete, in dem sie sich so aufreihten, wie sie es wollte. Dann war der Moment gekommen und Ceres z?gerte keinen Moment. Vielleicht hatte sie nicht mehr die ?berm?chtige Kraft und Schnelligkeit ihres Blutes, doch war sie noch immer schnell und stark genug. Sie brachte einen dazu, vor ihr auf die Knie zu sinken, dann warf sie ihre Schwerter ?ber den Rand des Grabens und benutzte den R?cken jenes Zauberers als Sprungbrett, w?hrend dieser sich noch zu erholen versuchte. Sie sprang auf die Schultern des n?chststehenden Feindes und sprang mit aller ihr zur Verf?gung stehenden Kraft auf den Rand des Grabens. Wenn sie sich jetzt verrechnete, dann hatte sie die einzigen Waffen, die ihr jetzt noch zu ihrer Verteidigung blieben, weggeworfen. Sie prallte gegen den Felsen der Grabenmauer, ihre H?nde umklammerten den Rand des Grabens w?hrend sie versuchte, sich hinaufzuziehen. Ceres sp?rte, wie etwas an ihrem Bein zog und kickte instinktiv nach ihrem Feind. Sie sp?rte, wie der Sch?delknochen eines Zauberers unter ihrem Fu? zerbrach. Dieser Schwung war alles, was sie noch gebraucht hatte, und flugs kletterte Ceres ?ber den Rand des Grabens, in den sie gefallen war. Sie griff nach ihren Klingen und erhob sich, w?hrend die Zauberer unter ihr w?tend kreischten. „Wir kriegen dich!“ versprachen sie. Einer schickte w?tend br?llend ihr einen Zauberspruch hinterher. Ceres wich zur Seite aus. Doch er wirkte wie ein Signal f?r die anderen zum Angriff. Flammen und Blitze folgten ihr, als sie aus dem Raum floh, in dem der Graben lag. Ceres h?rte, wie die W?nde um sie herum einzust?rzen begannen. Erst kleine, dann gr??ere Felsen regneten auf sie nieder. Ceres rannte verzweifelt weiter, w?hrend Felsen auf dem Boden abprallten oder, im Falle der gr??eren Exemplare, ?ber ihn hinwegrollten. Sie warf sich nach vorne und rollte sich ab, sodass sie wieder auf den F??en landete. Der Tunnel hinter ihr war jetzt blockiert. W?rde es die fr?heren Zauberer aufhalten? Wahrscheinlich nicht ewig. Wenn sie nicht starben, dann w?rden sie sich irgendwann hindurchgegraben haben. Aber vorerst w?rden sie Ceres nicht nachjagen k?nnen. Vorerst w?rde sie in Sicherheit sein. Sie lief weiter durch die Tunnel ohne zu wissen, wohin sie laufen sollte. Sie vertraute instinktiv dem sanften Schein des H?hlenlichts. Ceres konnte sehen, wie sich der Tunnel vor ihr zu eine gr??eren H?hle ?ffnete, von deren Decke Stalaktiten hingen. Dort h?rte sie auch Wasser pl?tschern, und Ceres trat erstaunt an den breiten Strom, der durch ihre Mitte floss. Doch das war nicht alles. Dort gab es auch eine kleine Anlegestelle, an der ein Boot mit flachem Boden angebunden war. Ceres vermutete, dass dieses Boot dort schon viele Jahre lag und dennoch sah es nach wie vor robust aus. Stromabw?rts konnte Ceres ein Licht erkennen, das ihr im Rest der H?hle noch nicht untergekommen war, und sie wusste aus irgendeinem Grund, dass sie ihm w?rde folgen m?ssen. Sie kletterte in das Boot, l?ste den Knoten und ?berlie? dem Strom alles ?brige. Das Wasser schwappte an die Seiten des kleinen Kahns, und Ceres sp?rte Erwartung in sich aufsteigen je weiter sie fuhr. Zu jedem anderen Zeitpunkt h?tte solch ein Strom Bedenken in ihr geweckt, denn schlie?lich konnte er sie zu einem Wehr oder schlimmer noch zu einem Wasserfall f?hren. Jetzt hatte sie jedoch das Gef?hl, dass der Strom einen Zweck erf?llte, der so angelegt war, sie an ihr Ziel zu bringen. Das Boot f?hrte sie durch einen Tunnel, der so eng war, dass Ceres die W?nde zu beiden Seiten h?tte ber?hren k?nnen. Vor ihr schimmerte das Licht nach dem Halbdunkel der H?hlen glei?end hell. Der Tunnel wich einem Ort, der nicht aus Felsen oder Stein bestand. Anstatt, wie erwartet, eine weitere H?hle vorzufinden, befand sich Ceres jetzt inmitten einer idyllischen Landschaft. Ceres erkannte augenblicklich das Handwerk der Uralten wieder. Nur sie waren zu so etwas im Stande. Vielleicht hatten die Zauberer herausgefunden, wie sie eine vergleichbare Illusion heraufbeschworen, doch das hier f?hlte sich echt an; es roch sogar nach frischem Gras und Tautropfen. Das Boot stie? gegen das Ufer und Ceres erblickte vor sich eine weite Wiese gef?llt mit Wildblumen, deren Duft ihr leicht s??lich in die Nase stieg. Einige von ihnen schienen sich zu bewegen, als sie an ihnen vorbeilief, und Ceres sp?rte, wie sich Dornen in ihr Bein gruben und diese schmerzhaft blutig schrammten. Doch dann wichen sie zur?ck. Welche Verteidigungsfunktion sie auch immer erf?llten, sie waren nicht hier, um sie fernzuhalten. Ceres brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass der Ort, durch den sie gerade schritt, zwei seltsame Dinge barg. Nun, seltsamer noch als ein Landschaftsstreifen inmitten eines H?hlenkomplexes. Zun?chst einmal hatten die Visionen der Vergangenheit aufgeh?rt, in Erscheinung zu treten. In den H?hlen ?ber ihr waren sie immer wieder aufgetaucht und hatten ihr den finalen Angriff der Uralten auf das Heim der Zauberer vor Augen gef?hrt. Hier schien die Welt nicht zwischen zwei Zeitpunkten festzustecken. Hier war es so friedlich und eindeutig ohne die st?ndigen Verschiebungen, welche die restliche Insel heimsuchten. Das andere war der Lichtdom im Zentrum, der sich golden ?ber dem Gr?n seiner Umgebung erhob. Er war von der Gr??e eines enormen Hauses oder dem Zelt eines Nomadenherrn, doch er schien aus nichts als Energie zu bestehen. Zuerst dachte sie, es handelte sich bei ihm um einen Dom, der als eine Art Schild oder Wall fungierte, doch irgendwie wusste Ceres, dass er mehr als nur das war. Er war ein Ort gef?llt mit Leben, ein Zuhause. Er war auch der Ort, so vermutete sie, an dem sie finden w?rde, wonach sie suchte. Es war beinahe das erste Mal, seitdem sie ihren Fu? in das Heim der Zauberer gesetzt hatte, dass Ceres Hoffnung in sich aufkeimen sp?rte. Vielleicht w?rde sie hier ihre Kr?fte zur?ckgewinnen k?nnen. Vielleicht w?rde sie Haylon doch noch retten k?nnen. KAPITEL DREI Auf ihrem Weg zur Knochenk?ste Felldusts litt Jeva unter den seltsamsten Gef?hlsanwandlungen ihres Lebens: sie sorgte sich um ihr Leben. Das war ein neues Gef?hl f?r sie. Es war etwas, das ihr Volk normalerweise nicht empfand. Es war mit Sicherheit nichts, was sie gewollt hatte. Letztlich w?rde es wohl zu einer Art Irrlehre f?hren. Sie w?rde umherirren, die M?glichkeit sich zu den wartenden Toten zu gesellen greifbar und sich gleichzeitig um ihr Ableben sorgen. Ihresgleichen begr??ten den Tod, denn er bedeutete, dass sie eins wurden mit ihren Urahnen. ?ber die Gefahren machten sie sich dabei keine Sorgen. Doch genau das war es, was Jeva jetzt empfand, w?hrend sich Felldusts K?stenlinie am Horizont abzuzeichnen begann. Sie hatte Angst, dass man sie f?r das, was sie ihnen mitzuteilen hatte, t?ten w?rde. Sie f?rchtete, dass sie sie zu ihren Vorfahren schicken w?rden anstatt Haylon unter die Arme zu greifen. Sie fragte sich, was sie so ver?ndert hatte. Doch die Antwort darauf war nicht schwer: Thanos. Jeva musste an ihn denken, w?hrend sie in Richtung ihrer Heimat segelte. Sie beobachtete die Seev?gel, die in Scharen und auf die n?chste Beute wartend ?ber ihr kreisten. Bevor sie ihn getroffen hatte, war sie... nun, vielleicht nicht so wie alle gewesen, denn kaum jemand versp?rte den Drang, den ganzen Weg nach Port Leeward und noch weiter zu spazieren. Dennoch hatte sie sich als eine von ihnen begriffen, war eine von ihnen gewesen. Sie hatte mit Sicherheit keine Angst empfunden. Sie hatte nicht unbedingt Angst um sich selbst, auch wenn sie sehr genau wusste, dass ihr eigenes Leben hier auf dem Spiel stand. Sie machte sich gr??ere Sorgen um diejenigen, die sie auf Haylon zur?ckgelassen hatte, wenn sie es nicht zur?ckschaffte; zu Thanos. Das war ein weiterer Irrglaube. Die Lebenden hatten keinerlei Bedeutung, au?er sie erf?llten die W?nsche der Toten. Wenn eine ganze Insel unter einer Besatzungsmacht ausgel?scht wurde, dann war dies eine ruhmvolle Ehre und nicht als ein bevorstehendes Desaster anzusehen. Das Leben war dazu da, die W?nsche der Toten zu erf?llen und selbst ein Ende zu finden, das in angemessener Weise ruhmvoll war. Die Sprecher der Toten hatten das sehr deutlich gemacht. Jeva hatte sogar selbst das Fl?stern der Toten geh?rt, damals als der Rauch aus den Feuerst?tten gequollen war. Sie segelte weiter, dr?ngte diese Gedanken beiseite und sp?rte, wie die Wellen an dem Ruderbock rissen, mit dem sie das kleine Boot auf Heimatkurs hielt. Jetzt h?rte sie andere Stimmen. Stimmen, die um Mitgef?hl baten, darum Haylon zu retten und Thanos zu helfen. Sie hatte gesehen, wie er sein eigenes Leben aufs Spiel gesetzt hatte, um selbstlos anderen zu helfen. Als sie selbst wie eine Galionsfigur auf einem Felldustschiff festgebunden darauf gewartet hatte, ausgepeitscht zu werden, war er gekommen, um sie zu retten. Als sie Seite an Seite gek?mpft hatten, war sein Schild auf eine Weise, die ihr in ihrem Volk noch nie untergekommen war, auch das ihre gewesen. Sie hatte in Thanos etwas gesehen, das sie bewundern konnte. Vielleicht mehr als nur bewundern. Sie hatte in ihm jemanden gesehen, der in dieser Welt sein Bestes gab und nicht nur um eines ruhmvollen Todes willen. Die neuen Stimmen, die Jeva vernahm, sagten ihr, dass auch sie so Leben sollte und dass Haylon zu helfen, Teil davon sein w?rde. Das Problem war, dass Jeva wusste, dass diese Stimmen aus ihr selbst kamen. Sie h?tte nicht so sehr auf sie h?ren sollen. Ihr Volk h?tte das mit Sicherheit nicht getan. „Das, was von ihm ?brig ist“, sagte Jeva und der Wind trug ihre Worte davon. Das Dorf ihres Stammes gab es nicht mehr. Jetzt w?rde sie zu einem anderen Versammlungsort fahren, um einen anderen Teil ihres Volkes um ihre Leben zu bitten. Jeva hob den Blick und beobachtete, wie der Wind das kleine Segel des Boots aufbl?hte, dann blickte sie auf das Spiel des Schaums auf dem Meereswasser; sie versuchte sich abzulenken und nicht an das zu denken, was es sie kosten w?rde, um das zu erreichen, was sie erreichen wollte. Dennoch tauchten die Worte in ihrem Kopf auf als w?ren sie unausweichlich wie das Ende des Lebens. Sie w?rde behaupten m?ssen, im Namen der Toten zu sprechen. Es hatte der Worte der Toten bedurft, um sie nach Delos zu holen, auch wenn Jeva und Thanos nicht behauptet hatten, in ihrem Namen zu sprechen. Doch Jeva durfte es in diesem Fall nicht den Sprechern ?berlassen. Die Chance, dass sie nein sagen w?rden, war zu gro? und dann, was w?rde dann geschehen? Ihr Freund w?rde sterben. Das durfte sie nicht zulassen. Auch wenn es bedeutete, etwas Undenkbares zu tun. Jeva steuerte ihr Boot an Felsen und an den an ihnen zerschellten Wracks vorbei gen Ufer. Das war nicht der Strand in der N?he ihrer alten Heimat, sondern ein anderer gro?er Versammlungsort weiter die K?ste hinauf. Sie hatten sie Schiffswracks sorgf?ltig gepl?ndert. Jeva grinste. Das machte sie ein klein wenig stolz. Boote kamen ?ber das Wasser auf sie zu. Die meisten waren einfache Gef?hrte, Kanoes mit Auslegern, die gebaut worden waren, um diejenigen Schiffe abzufangen, die augenscheinlich nicht zur Flotte des Knochenvolks geh?rten. Wenn Jeva nicht offensichtlich eine von ihnen gewesen w?re, dann h?tte sie um ihr Leben bangen m?ssen. So scharrten sie sich um sie und lachten und scherzten auf eine Weise, die sie nicht an den Tag gelegt h?tten, wenn sie eine Fremde gewesen w?re. „Ein sch?nes Boot, Schwester. Wie viele M?nner musstest du daf?r t?ten?“ „T?ten?“ fragte ein anderer. „Bei ihrem Anblick sind sie wahrscheinlich aus Angst freiwillig abgetreten!“ „So h?sslich wie du bist, w?rden sie auch sofort abtreten“, schoss Jeva zur?ck und der Mann stimmte in ihr Lachen mit ein. So wurden die Dinge hier nun einmal getan. Wie die Dinge getan wurden, war ?u?erst wichtig. Au?enseitern mochte ihr Volk seltsam vorkommen, doch hatten sie ihre eigenen Regeln, ihren eigenen Verhaltenskodex. Jetzt war Jeva auf dem Weg zu ihnen, und wenn sie gleich behaupten w?rde, im Namen der Toten zu sprechen, dann w?rde sie eine der fundamentalsten dieser Regeln brechen. Sie riskierte damit aus der Gemeinschaft der Toten ausgeschlossen zu werden, get?tet zu werden, ohne dass ihre Asche in die Feuerst?tte gekippt wurde, um so aufgenommen zu werden. Sie steuerte ihr Boot ans Ufer, sprang heraus und zog es an den Strand. Dort warteten weitere Mitglieder ihres Volks. Ein M?dchen rannte mit einer Urne in der Hand auf sie zu und bot ihr eine Prise der Asche des Dorfes an. Jeva nahm davon und probierte. Symbolisch wurde sie so in die Dorfgemeinschaft, in die Gemeinschaft ihrer Ahnen aufgenommen. „Willkommen Priesterin“, sagte einer der M?nner am Strand. Er war ein alter Mann mit papierd?nner Haut und er begegnete Jeva wegen ihrer Male, die davon zeugten, dass sie den Ritus vollzogen hatte, mit Ehrerbietung. „Was f?hrt eine Sprecherin der Toten an unsere Ufer?“ Jeva stand da und dachte nach. Es schien so leicht, zu behaupten, dass sie im Namen jener sprach, die nicht mehr waren. Sie hatte ihren Teil der Visionen gesehen; als sie noch ein M?dchen gewesen war, hatte es jene gegeben, die ihr eine gro?e Zukunft als Sprecherin der Toten vorausgesagt hatten. Einer der ?lteren Sprecher hatte verk?ndet, dass sie Worte sagen w?rde, die ihr gesamtes Volk bewegen w?rde. Wenn sie behauptete, dass die Toten sie hierher gerufen hatten, um ihnen mitzuteilen, auf Haylon zu k?mpfen, dann w?rden sie es ohne zu z?gern glauben. Sie w?rden sich ihrer geliehenen Autorit?t unterordnen, wo sie sich doch sonst so selten unterordneten. Wenn sie es tat, dann w?rde sie Haylon vielleicht tats?chlich retten k?nnen. Vielleicht w?rden sie so eine Chance haben, den Angriff der Felldustflotte abzuwehren. Vielleicht w?rden sie den Verteidigern der Insel zumindest etwas Zeit verschaffen. Vorausgesetzt sie log. Doch das konnte Jeva nicht. Es ging dabei nicht nur um die eigentliche L?ge, auch wenn sie diese als ?beraus furchtbar empfand. Es war auch nicht die Tatsache, dass sie gegen all das verstie?, was ihrem Volk in dieser Welt etwas bedeutete. Nein, es war die Tatsache, dass Thanos nicht gewollt h?tte, dass sie so weit ging. Er h?tte nicht gewollt, dass andere Menschen in ihren Tod gelockt oder dazu gezwungen wurden, sich Felldust entgegenzustellen, ohne ?ber die wahren Beweggr?nde Bescheid zu wissen. „Priesterin?“ fragte der alte Mann. „Bist du gekommen, um im Namen der Toten zu sprechen?“ Was h?tte er sonst getan? Jeva kannte bereits die Antwort auf diese Frage, denn sie hatte gesehen, was er getan hatte als er das letzte Mal im Land ihres Volkes gewesen war. Und all das, was er seitdem getan hatte. „Nein“, sagte sie. „Ich bin nicht gekommen, um im Namen der Toten zu sprechen. Ich bin Jeva, und heute will ich im Namen der Lebenden sprechen.“ KAPITEL VIER Irrien lief an den Leichen gefallener Krieger vorbei. Er blickte ?ber das Blutbad, das seine Armeen angerichtet hatten, ohne die Zufriedenheit zu sp?ren, die er f?r gew?hnlich dabei empfand. Um ihn lagen die M?nner des Nordens tot oder im Sterben, besiegt durch seine Armeen und hingerichtet durch seine Henker. F?r Irrien h?tte dies ein Moment des Triumphs sein sollen. Er h?tte in gleichem Ma?e Freude empfinden sollen oder seine Macht, angesichts der abgeschlachteten Feinde, best?tigt sehen sollen. Doch er f?hlte sich vielmehr um seinen Sieg betrogen. Ein Mann in der schimmernden R?stung seiner Feinde st?hnte neben ihm im Matsch. Er klammerte sich trotz der ihm zugef?gten Wunden an sein Leben. Irrien zog den Speer aus einer anderen Leiche in seiner N?he und rammte ihn in den Mann. Selbst einen Schw?chling wie ihn zu t?ten, trug nichts zur Verbesserung seiner Stimmung bei. In Wahrheit war es schlicht zu einfach gewesen. Es waren zu wenige Feinde gewesen, als dass dieser Kampf es wert gewesen w?re. Sie waren ?ber den Norden hergefallen, waren mordend durch die D?rfer und kleinen Schl?sser gezogen und hatten Lord Wests ehemalige Festung zerst?rt. ?berall waren sie auf leere H?user und noch leerere Schl?sser gesto?en. Die Menschen hatten ihr Heim rechtzeitig verlassen, um den nahenden Horden zu entkommen. Das war nicht nur deshalb ern?chternd, weil es ihm wichtige Siege gekostet hatte, mit denen er gerechnet hatte. Es war vor allem ern?chternd, weil seine Feinde noch immer dort drau?en waren. Irrien wusste auch wo, weil der Feigling, der in Lord Wests Schloss zur?ckgeblieben war, es ihm gesagt hatte: sie waren auf Haylon und befestigten die Insel, die er nur mit einem Teil seiner Truppen hatte erobern wollen. Das f?hrte dazu, dass jeder Moment, den Irrien hier verbrachte, sich wie ein Kratzen an der Oberfl?che anf?hlte. Doch auch hier gab es noch Dinge, die erledigt werden mussten. Er blickte sich nach seinen M?nnern um, die neben den frisch gemachten Sklaven eines der Schl?sser niederrissen, die hier wie Pilze nach einem Regenfall aus dem Boden zu sprie?en schienen. Irrien w?rde solche Dinge nicht unerledigt zur?cklassen, denn das h?tte seinen Feinden die M?glichkeit gelassen, sich hier erneut zu versammeln. Au?erdem schienen seine M?nner mit dem leichten Sieg mehr als zufrieden zu sein. Irrien sah, wie einige, die nicht zur Arbeit eingeteilt worden waren, in der Sonne faulenzten, um geraubte M?nzen spielten oder Gefangene, die sie sich zu ihrer Unterhaltung geholt hatten, qu?lten. Nat?rlich gab es die typischen Mitl?ufer. Irgendjemand hatte ein Sklavenlager aufgemacht, das wie ein Schatten am Rand des Armeecamps lag. Seine W?gen und K?fige f?llten sich flink. In der Mitte gab es einen klar umgrenzten Platz, auf dem die Sklavenhalter um die besten und sch?nsten Sklaven feilschten, auch wenn sie in Wahrheit nahmen, was die Soldaten bereit waren, ihnen zu zahlen. Diese M?nner waren Pl?nderer, keine eigentlichen Krieger. Dann gab es da noch die Todespriester. Sie hatten ihre Alt?re in der Mitte des Schlachtfeldes aufgebaut, so wie sie es oft taten. Soldaten schleppten verwundete Feinde zu ihnen, damit man ihnen dort den Hals durchschnitt oder das Herz herausstach. Ihr Blut floss, und Irrien stellte sich vor, wie sehr das den G?ttern der Priester gefallen musste. Die Priester schienen zumindest davon ?berzeugt zu sein und ermahnten die Gl?ubigen, sich ganz dem Tode zu weihen, so als w?re es der einzige Weg, ihre Gunst zu erlangen. Einer der M?nner schien sie tats?chlich ernst zu nehmen. Er war in der Schlacht offenbar verwundet worden und zwar so ernsthaft, dass er die Hilfe seiner Gef?hrten ben?tigte, um zu der Totenbank zu gelangen. Irrien beobachtete, wie er hinauf kletterte und seine Brust entbl??te, sodass die Priester ihn mit einem Messer aus dunklem Obsidian erstechen konnten. Irrien pfiff auf einen Mann, der nicht willens war, sich seinen Weg zur?ck ins Leben zu erk?mpfen. Schlie?lich lie? auch Irrien sich nicht von seinen alten Wunden aufhalten, oder? Seine Schulter schmerzte bei jeder Bewegung, doch er bot sich nicht als Opfergabe an, um den Tod von anderen abzuwenden. Seiner Erfahrung nach wandte man den Tod am besten dadurch ab, indem man der st?rkere von zwei Kriegern war. St?rke bedeutete, dass man sich nehmen konnte, was man wollte, sei es das Land eines anderen, dessen Leben oder Frau. Irrien ?berlegte kurz, was die Todesg?tter der Priester dar?ber denken w?rden. Er betete sie nicht an au?er zu dem Zweck, seine M?nner zusammenzubringen. Er war sich nicht einmal sicher, ob sie ?berhaupt existierten au?er als Kontrollinstrument der Priester, die nicht genug eigene k?rperliche St?rke besa?en. Er vermutete, dass diese Zweifel den G?ttern nicht sonderlich gefielen, doch hatte Irrien nicht mehr M?nner, Frauen und Kinder ins Grab geschickt als jeder andere? Hatte nicht er ihnen gen?gend Opfer gebracht, ihre Priesterschaft gef?rdert und die Welt in einen Ort verwandelt, der ihnen gefallen w?rde? Irrien hatte es vielleicht nicht f?r sie getan, aber er hatte es dennoch getan. Er stand noch eine Weile da und lauschte den Worten des Priesters. „Br?der! Schwestern! Heute haben wir einen gro?en Sieg errungen. Heute haben wir viele durch die schwarze T?r in das Jenseits gesandt. Heute haben wir den G?ttern gefallen, sodass sie uns nicht schon morgen zu sich rufen werden. Der heutige Sieg – “ „Es war kein Sieg“, sagte Irrien und seine Stimme trug m?helos ?ber die des Priesters hinweg. „F?r einen Sieg muss es einen Kampf geben, der es wert ist, so genannt zu werden. Kann man es einen Sieg nennen, wenn man leerstehende H?user einnimmt? Wenn man die Idioten abschlachtetet, die zur?ckgeblieben sind, w?hrend andere genug Hirn hatten wegzulaufen?“ Irrien blickte sich um. „Wir haben heute get?tet, und das ist gut, aber es gibt noch sehr viel mehr zu tun. Heute werden wir die Sache hier zu einem Ende bringen. Wir werden ihre Schl?sser einrei?en und ihre Familien den Sklavenhaltern ?bergeben. Doch schon morgen werden wir zu einem Ort aufbrechen, an dem es einen Sieg zu erringen gibt. Zu einem Ort, an den ihre Krieger uns vorausgeeilt sind. Wir werden nach Haylon fahren!“ Er h?rte, wie seine M?nner zu jubeln begannen, ihre Lust zu k?mpfen war durch das T?ten heute wieder entfacht worden. Er wandte sich an den dort stehenden Priester. „Was sagst du? Ist es nicht der Wille der G?tter?“ Der Priester z?gerte nicht. Er nahm sein Messer und schlitzte die Leiche auf dem Altar auf. Er zog seine Eingeweide heraus und begann darin zu lesen. „So ist es, Lord Irrien. Ihr Wille folgt in diesem Fall dem Euren! Irrien! Ir-ri-en!“ „Ir-ri-en!“ skandierten die Soldaten. Der Mann wusste also, wo er hingeh?rte. Irrien grinste und mischte sich unter die Menge. Es ?berraschte ihn nicht besonders, als eine bem?ntelte Gestalt hinter ihm auftauchte und ihm im Gleichschritt folgte. Irrien zog einen Dolch, ohne zu wissen, ob er von ihm w?rde Gebrauch machen m?ssen. „Du hast nichts von dir h?ren lassen, seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben, N’cho“, sagte Irrien. „Ich warte nicht gerne.“ Der M?rder verneigte sich. „Ich habe Nachforschungen ?ber das, worum Ihr mich gebeten hattet, angestellt, Erster Stein. Ich habe andere Priester gefragt, verbotene Schriftrollen gelesen und jene gefoltert, die nicht reden wollten.“ Irrien war sich sicher, dass der Anf?hrer der Zw?lf Tode viel Spa? gehabt hatte. N’cho war schlie?lich der Einzige gewesen, der den Angriff auf Irrien ?berlebt hatte. Irrien begann sich zu fragen, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte. „Du hast geh?rt, was ich den M?nnern gesagt habe“, sagte Irrien. „Wir fahren nach Haylon. Das hei?t, dass wir es mit dem Kind der Uralten zu tun bekommen werden. Hast du eine Antwort f?r mich gefunden oder muss ich dich als n?chste Opfergabe dort hoch schleppen?“ Er sah, wie der andere Mann mit dem Kopf sch?ttelte. „Leider sind die G?tter nicht sonderlich erpicht darauf, mich kennenzulernen, Erster Stein.“ Irriens Augen verengten sich. „Das hei?t?“ N’cho trat zur?ck. „Ich glaube, dass ich gefunden habe, wonach Ihr gesucht habt.“ Irrien machte dem anderen Mann ein Zeichen, ihm zur?ck zu seinem Zelt zu folgen. Ein Blick gen?gte und die Wachen und Sklaven, die dort standen, eilten eilig davon, sodass die beiden ungest?rt sein w?rden. „Was hast du gefunden?“ fragte Irrien. „Es gab... Kreaturen, die im Krieg gegen die Uralten eingesetzt wurden“, sagte N’cho. „Die w?ren l?ngst alle tot“, wandte Irrien ein. N’cho sch?ttelte den Kopf. „Sie k?nnen noch immer erweckt werden, und ich glaube eine Stelle gefunden zu haben, wo das m?glich ist. Doch es wird viele Leben kosten.“ Irrien lachte. Das war ein Nichts, wenn das der Preis f?r Ceres’ Leben war. „Der Tod“, sagte er, „l?sst sich stets ohne gro?e M?he arrangieren.“ KAPITEL F?NF Stephania beobachtete Kapit?n Kang mit einem Blick, der einen Ekel verriet, der ihr bis in die Seele drang. Der massige K?rper bebte, w?hrend er schnarchte, und Stephania musste zur?ckweichen, als er im Schlaf versuchte, sie zu fassen zu bekommen. Schon im Wachzustand hatte er das viel zu h?ufig getan. Stephania hatte ihre Liebhaber immer m?helos dazu gebracht, nach ihrer Pfeife zu tanzen. Genau das hatte sie schlie?lich auch mit dem Zweiten Stein vor. Doch Kang war alles andere als ein sanfter Mann gewesen, und er schien Gefallen daran gefunden zu haben, Stephania immer wieder neuen Dem?tigungen auszusetzen. Er behandelte sie wie die Sklavin, die sie kurzzeitig unter Irrien gewesen war. Dabei hatte Stephania sich selbst geschworen, genau das nie wieder zu sein. Dann hatte sie das Gefl?ster der Mannschaft vernommen: dass sie vielleicht gar nicht sicher ankommen w?rden. Dass der Kapit?n alles behalten w?rde, was sie ihm gegeben hatte und sie sie letztlich doch als Sklavin verkaufen w?rden. Dass er doch zumindest so freigiebig sein sollte, sie mit ihnen zu teilen. Das w?rde Stephania nicht zulassen. Sie w?rde lieber sterben, doch es w?rde leichter sein anstatt sich selbst zu t?ten. Sie schl?pfte leise aus dem Bett und blickte durch eines der kleinen Fenster der Kapit?nskaj?te. Port Leeway war zum Greifen nah. Selbst in der Morgend?mmerung konnte sie erkennen, wie Staub von den Felsen auf die Stadt fiel. Die Stadt war h?sslich, zerfallen und ?berv?lkert. Selbst von hier konnte Stephania erkennen, wie gef?hrlich dieser Ort war. Kang hatte gesagt, dass er nicht wagte, nachts dort anzulegen. Stephania hatte vermutet, dass dies nur eine Ausrede gewesen war, um sie ein letztes Mal zu benutzen, aber vielleicht steckte auch mehr dahinter. Der Sklavenmarkt w?rde nachts schlie?lich nicht offen sein. Sie traf eine Entscheidung und kleidete sich leise an. Sie h?llte sich in ihren Umhang und griff in eine der Taschen. Eine kleine Flasche und ein wenig Gran kamen zum Vorschein, und sie handhabte sie mit der Geschicklichkeit einer Person, die genau wusste, was sie dort tat. Wenn sie jetzt einen Fehler machte, w?rde er ihren Tod bedeuten entweder durch Vergiftung oder durch den wach werdenden Kang. Stephania positionierte sich ?ber dem Bett und lie? den Faden so pr?zise wie m?glich ?ber Kangs Mund baumeln. Er warf sich im Schlaf hin und her, und Stephania folgte ihm in seinen Bewegungen stets darauf bedacht, ihn nicht zu ber?hren. Wenn er jetzt aufwachte, dann w?rde sie in seiner Reichweite stehen. Sie lie? das Gift tr?pfchenweise den Faden hinab rinnen und versuchte sich zu konzentrieren, w?hrend Kang etwas in seinem Schlaf murmelte. Ein Tropfen rann ?ber seine Lippen, dann ein zweiter. Stephania machte sich auf den Augenblick gefasst, in dem das Gift wirken und er nach Luft schnappend den letzten Atemzug aushauchen w?rde. Doch dann ?ffnete er seine Augen und starrte Stephania f?r einen Moment erst verwirrt, dann w?tend an. „Schlampe! Sklavin! Daf?r wirst du mit dem Leben bezahlen.“ Eine Sekunde sp?ter hatte er Stephania unter sich begraben und dr?ckte sie auf das Bett. Er schlug sie, dann sp?rte sie seine H?nde um ihren Hals, die sich wie eine Schlinge zuzogen. Nach Atem ringend begann Stephania um sich zu schlagen, um ihn von sich zu sto?en. Doch Kang erdr?ckte sie mit dem Gewicht seines K?rpers und nagelte Stephania so unter sich fest. Sie schlug um sich, doch er lachte nur und w?rgte sie weiter. Er lachte noch immer als Stephania ein Messer aus ihrem Umhang zog und nach ihm zu stechen begann. Er keuchte mit dem ersten Hieb, doch hatte Stephania nicht das Gef?hl, dass der Druck auf ihren Hals nachlie?. Langsam wurde ihr schwarz vor Augen, doch sie stach weiter wie mechanisch zu. Sie agierte blind, denn sie schien jetzt von einem undurchdringbaren Schleier umgeben zu sein. Dann lockerte sich der Griff um ihren Hals, und Stephania sp?rte, wie Kangs K?rper auf ihr erschlaffte. Es dauerte viel zu lange, unter seinem K?rper hervorzukriechen. Sie rang nach Atem und versuchte wieder voll zu Bewusstsein zu kommen. Sie fiel f?rmlich aus dem Bett. Doch dann stand sie auf und blickte angeekelt auf die ?berreste von Kangs leblosem K?rper. Sie musste praktisch denken. Sie hatte getan, was sie hatte tun wollen, wie schwierig es auch gewesen war. Jetzt w?rde sie sich noch um den Rest k?mmern. Sie drapierte die Laken so, dass es auf den ersten Blick so aussah, als w?rde er nur schlafen. Sie durchquerte seine Kabine schnellen Schrittes und griff nach dem kleinen K?stchen, in dem Kang sein Gold aufbewahrte. Stephania schl?pfte auf das Deck und lief mit aufgesetzter Kapuze auf das kleine Landungsboot am Heck des Schiffes zu. Stephania stieg hinein und begann es ins Wasser zu lassen. Die Seile ?chzten wie ein verrostetes Tor, und irgendwo ?ber ihr h?rte sie die Rufe von Matrosen, die wissen wollten, woher die Ger?usche kamen. Stephania z?gerte nicht. Sie zog ein Messer und begann an den Seilen, die das Boot hielten, zu s?gen. Schnell waren sie durchtrennt und ihr Boot plumpste den kurzen Weg hinab in die Wellen. Sie griff nach den Rudern und setzte ihr Boot in Bewegung. Sie steuerte bereits den Hafen an, als die Matrosen hinter ihr realisierten, dass sie keine M?glichkeit mehr hatten, ihr nachzufolgen. Stephania ruderte, bis sie gegen das Holz der Anlegestelle stie?. Sie kletterte hinaus und machte sich nicht einmal die M?he es festzubinden. Sie w?rde nicht auf diesem Wege zur?ckfahren. Felldusts Hauptstadt erf?llte, was sie vom Wasser aus versprochen hatte. Staub fiel in Wellen auf die Stadt nieder, w?hrend Gestalten mit omin?sen Absichten an ihr vorbeihuschten. Eine kam auf sie zu und Stephania z?ckte ein Messer, bis die Gestalt zur?ckwich. Sie lief tiefer in die Stadt hinein. Stephania wusste, dass Lucious hier gewesen war, und sie fragte sich, wie er sich dabei gef?hlt haben musste. Wahrscheinlich hilflos, denn Lucious wusste nicht, wie man sich Freunde machte. Er glaubte, dass er auf die Menschen zust?rmen und sie durch Drohungen und Einsch?chterungen dazu bringen konnte, das zu tun, was er wollte. Er war ein Idiot gewesen. Stephania w?rde nicht so dumm sein. Sie blickte sich um, bis sie diejenigen ausgemacht hatte, die die wichtigen Informationen haben w?rden: die Bettler und Prostituierten. Sie ging mit ihrem gestohlenen Gold zu ihnen und fragte ein ums andere Mal die gleiche Frage. „Erz?hlt mir etwas ?ber Ulren.“ Sie fragte in den Gassen und sie fragte in den Spielh?llen, wo die Eins?tze genauso oft mit Blut wie mit barer M?nze beglichen wurden. Sie fragte in Gesch?ften, die Schals gegen den Staub verkauften und sie fragte dort, wo Diebe sich im Dunkeln trafen. Sie w?hlte eine Gaststube und lie? sich nieder. Dann verbreitete sie in der Stadt die Kunde, dass es f?r diejenigen, die bereit waren, zu reden, bei ihr Gold zu holen gab. Sie kamen und erz?hlten ihr eine Mischung aus kleinen Anekdoten und Ger?chten, Klatsch und Tratsch und Geheimnissen, die Stephania nur allzu gut einzuordnen wusste. Es ?berraschte sie nicht, als zwei M?nner und eine Frau an sie herantraten. Sie trugen Gew?nder, die sie vor dem Staub sch?tzen sollten. Auf ihnen prangte das Emblem des Zweiten Steins. Sie sahen aus, als w?ren sie den Anblick von Gewalt gewohnt, auch wenn das auf beinahe jeden hier in Felldust zutraf. „Du stellst jede Menge Fragen“, sagte die Frau und lehnte sich ?ber den Tisch. Sie war Stephania jetzt so nah, dass sie ihr m?helos ein Messer in den Leib h?tte rammen k?nnen. So nah, dass man sie auf einem h?fischen Ball f?r l?sternde Vertraute h?tte halten k?nnen. Stephania grinste. „Das tue ich.“ „Dachtest du, dass dieses Fragenstellen keine Aufmerksamkeit wecken w?rde? Dass der Erste Stein keine Spione hat, die in den Schatten lauern?“ Daraufhin musste Stephania laut lachen. Glaubten sie, dass sie die M?glichkeit, dass Spione sie beobachteten, nicht in Erw?gung gezogen hatte? Sie hatte mehr als nur das getan; sie hatte darauf gesetzt. Sie hatte in der Stadt nach Antworten gesucht, doch in Wahrheit hatte sie nichts mehr gesucht als Aufmerksamkeit. Jeder Trottel konnte zu einem Tor laufen und dort abgewiesen werden. Eine kluge Frau brachte diejenigen, die drinnen sa?en dazu, zu ihr zu kommen. Noch mehr am?sierte Stephania der Gedanke, dass sich niemals nur die Frau in einer romantischen Beziehung auf die Jagd machen sollte. „Was ist bitte so lustig?“ fragte die Frau. „Bist du verr?ckt oder einfach nur dumm? Wer bist du ?berhaupt?“ Stephania zog ihre Kapuze zur?ck, sodass die andere Frau ihr Gesicht erkennen konnte. „Ich bin Stephania“, sagte sie. „Einst die Braut des Thronerben des Reichs, des ehemaligen Herrschers des Reichs. Ich habe den Fall von Delos ?berlebt und Irriens Versuche, mich zu t?ten. Ich denke, euer Herr wird sicherlich mit mir sprechen wollen, oder?“ Sie stand auf, w?hrend die anderen sich anblickten und offenbar zu entscheiden versuchten, was sie nun am besten tun sollten. Dann traf die Frau die Entscheidung. „Wir bringen sie hin.“ Sie nahmen Stephania zwischen sich, doch sie lief einen Schritt vor ihnen, sodass es eher so aussah, als eskortierten sie eine Adlige und nicht, als w?rden sie sie gefangen nehmen wollen. Sie streckte sogar ihre Hand aus, um sie sanft auf den Arm der Frau zu legen, so als w?rde sie mit einer Gef?hrtin durch einen Garten spazieren. Sie f?hrten sie durch die Stadt, und da der Staubsturm gerade einmal nicht ?ber die Kliffen blies, setzte Stephania erst gar nicht ihre Kapuze wieder auf. Die Menschen sollten sie sehen, denn sie wusste, dass sie so die Ger?chte ?ber ihre Identit?t und das, was sie hier vorhatte, in Gang setzen konnte. Nat?rlich war es noch immer kein wirklich angenehmer Gang, auch wenn sie es anders aussehen lie?. Sie wurde noch immer von M?rdern eskortiert, die sie ohne mit der Wimper zu zucken, ermorden w?rden, wenn Stephania ihnen Grund dazu gab. Als sie sich einem gro?en Geb?ude im Herzen der Stadt n?herten, sp?rte Stephania einen Knoten im Hals, den sie nur herunterschlucken konnte, indem sie sich entschlossen vergegenw?rtigte, warum sie nach Felldust gekommen war. Sie w?rde sich an Irrien r?chen. Sie w?rde dem Zauberer ihren Sohn wieder entrei?en. Sie f?hrten sie durch ein Geb?ude, vorbei an Arbeitssklaven und trainierenden Kriegern, an Statuen, die den jugendlichen Ulren ?ber den Leichen abgeschlachteter Feinde stehend abbildeten. Stephania hatte keinen Zweifel, dass er ein gef?hrlicher Mann war. Gleich an zweiter Stelle nach Irrien zu stehen, bedeutete, dass er sich seinen Weg an die Spitze eines der gef?hrlichsten Orte ?berhaupt erk?mpft hatte. Hier zu verlieren bedeutete zu sterben oder Schlimmeres, doch Stephania hatte nicht vor, zu verlieren. Sie hatte w?hrend der Besatzung und auch durch den misslungenen Versuch, Irrien zu kontrollieren, ihre Lektion gelernt. Dieses Mal hatte sie ihm etwas anzubieten. Ulren wollte das gleiche wie sie: Macht und den Tod des Ersten Steins. Stephania hatte schon von Leuten geh?rt, die ihre Ehen aus schlimmeren Gr?nden eingingen. KAPITEL SECHS Ceres trat aus dem kleinen Boot ans Ufer. Die Tatsache, dass solch ein Ort so tief unter der Erde existieren konnte, erf?llt sie mit Ehrfurcht. Sie wusste, dass die Kr?fte der Uralten im Spiel waren, aber sie konnte nicht verstehen, warum sie ihn geschaffen hatten. Warum w?rden sie einen Garten inmitten eines Alptraums bauen? Auch wenn sie nicht viel ?ber die Uralten wusste, so ?berraschte sie die Tatsache eigentlich nicht, dass ein Alptraum ein hinreichender Grund f?r sie war, einen solchen Garten zu schaffen. Dann gab es da noch den Dom, der aus einem g?ldenen Licht zu sein schien. Ceres n?herte sich ihm. Wenn es hier eine Antwort gab, dann w?rde sie sie irgendwo innerhalb des Doms finden. Das Licht wurde von einem feinen Regenmantel durchdrungen, und dahinter konnte Ceres zwei Gestalten erkennen. Sie hoffte, dass es nicht zwei weitere halbtote Zauberer sein w?rden. Ceres war sich nicht sicher, ob sie noch die Kraft besitzen w?rde, es mit ihnen aufzunehmen. Ceres trat in das Licht, und sie machte sich bereit, zur?ckgeschleudert zu werden. Doch sie sp?rte nur kurz einen Widerstand, und dann war sie auf der anderen Seite und blickte sich innerhalb des Domes um. Das Innere sah aus wie ein pr?chtiger Raum, mit Teppichen und Divans, Statuen und Ornamenten, die von der Decke des Doms zu h?ngen schienen. Dort fand sie auch anderes vor: Glaswaren und B?cher, die auf die Kunst eines Zauberers hindeuteten. Zwei Gestalten standen inmitten des Raums. Der Mann strahlte die gleiche Anmut und Friedseligkeit aus, die Ceres an ihrer Mutter beobachtet hatte, und er trug die blassen Gew?nder, die sie in den Erinnerungen an die Uralten gesehen hatte. Die Frau trug die dunklen Kleider eines Zauberers, doch im Gegensatz zu den anderen schien sie noch immer jung und ohne erkennbare Spuren der Zeit. Als Ceres sie ansah, bemerkte sie, dass ihre Erscheinungen so wie die Erinnerungen an die Vergangenheit leicht durchsichtig waren. „Sie sind nicht echt“, sagte sie. Der Mann lachte. „H?rst du das, Lin? Wir sind nicht echt.“ Die Frau griff nach seinem Arm. „Ein verst?ndliches Missverst?ndnis. Nach all der Zeit sehen wir wahrscheinlich nur noch wie blasse Schatten unserer Selbst aus.“ Das ?berraschte Ceres ein wenig. Wie automatisch streckte sie ihren Arm nach dem Mann aus. Ihre Hand glitt durch seine Brust hindurch. Da erkannte sie, was sie gerade getan hatte. „Tut mir leid“, sagte sie. „Schon gut“, sagte der Mann. „Ich kann mir vorstellen, dass das ein bisschen seltsam sein muss.“ „Was seid ihr?“ fragte sie. „Ich habe die Zauberer dort oben gesehen, und ihr seid nicht wie sie, ihr seid aber auch keine der Erinnerungen, denn die sind nichts als blo?e Bilder.“ „Wir sind etwas... anderes“, sagte die Frau. „Ich bin Lin, und das hier ist Alteus.“ „Ich bin Ceres.“ Ceres bemerkte, wie nah die beiden beieinander standen; wie Lins Hand auf Alteus’ Schulter ruhte. Die beiden sahen aus, als w?ren sie schwer verliebt. W?rden Thanos und sie jemals so enden? Wahrscheinlich zumindest nicht derart durchsichtig. „Die Schlacht tobte“, sagte Alteus, „und wir konnten sie nicht aufhalten. Was die Zauberer vorhatten, war falsch.“ „Einige von euch waren nicht besser“, sagte Lin mit leichtem L?cheln als h?tten sie diese Unterhaltung schon viele Male gehabt. „Es ist alles so schnell gegangen. Die Uralten haben die Zauberer so wie sie waren eingesperrt und ihre Magie hat Vergangenheit und Zukunft zu vermischen begonnen, und Alteus und ich...“ „Aus euch ist etwas anderes geworden“, endete Ceres. Empfindende Erinnerungen. Geister der Vergangenheit, die einander ber?hren konnten, wenn auch sonst nichts anderes. „Ich hab irgendwie das Gef?hl, dass du dir deinen Weg nicht bis hierher gebahnt hast, um etwas ?ber uns herauszufinden“, sagte Alteus. Ceres schluckte. Das hatte sie nicht erwartet. Sie hatte einen Gegenstand erwartet, vielleicht etwas wie einen Verbindungspunkt, der die Magie in den Gew?lben ?ber ihr am Leben hielt. Dennoch hatte der Uralte vor ihr Recht: sie war aus einem bestimmten Grund hierhergekommen. „In meinen Adern flie?t das Blut der Uralten“, sagte sie. Sie sah Alteus nicken. „Das kann ich sehen.“ „Aber etwas in ihr h?lt es zur?ck“, sagte Lin. „Schr?nkt es ein.“ „Jemand hat mich vergiftet“, sagte Ceres. „Sie hat mir meine Kr?fte genommen. Meine Mutter konnte sie f?r eine kurze Weile wiederherstellen, aber das hat nicht angehalten.“ „Daskalos’ Gift“, sagte Lin leicht angewidert. „Unheilvoll“, sagte Alteus. „Aber nicht unumkehrbar“, f?gte Lin hinzu. Sie blickte zu Ceres. „Wenn sie es wert ist. Es tut mir leid, aber dazu br?uchte man enorme Kr?fte. Wir haben gesehen, was es anrichten kann.“ „Und da wir nun mal sind wie wir sind, br?uchte es einiges, um die Wirkung r?ckg?ngig zu machen“, sagte Alteus. Lin griff nach seinem Arm. „Vielleicht ist es an der Zeit, etwas Neues zu entdecken. Wir sind schon seit Hunderten von Jahren hier. Auch wenn es uns hier an nichts fehlt, vielleicht sollten wir sehen, was als n?chstes kommt.“ Ceres starrte sie an, als sie das h?rte und vergegenw?rtigte sich, was diese Worte bedeuten w?rden. „Wartet, mich zu heilen, w?rde euch t?ten?“ Sie sch?ttelte den Kopf, doch dann tauchten Gedanken an Thanos vor ihrem inneren Auge auf und an die anderen auf Haylon. Wenn sie es nicht schaffte, dann w?rden auch sie sterben. „Ich wei? nicht, was ich dazu sagen soll“, gab sie zu. „Ich will nicht, dass jemand f?r mich stirbt, aber viele Menschen werden sterben, wenn ich meine Kr?fte nicht zur?ckgewinne.“ Sie sah, wie die beiden Geister sich ansahen. „Das ist doch ein guter Anfang“, sagte Alteus. „Denn er bedeutet, dass es einen Grund gibt. Erz?hl uns den Rest. Erz?hl uns alles, was dazu gef?hrt hat, dass du jetzt hier stehst.“ Ceres gab sich alle M?he. Sie berichtete ihnen von der Rebellion und dem Krieg. Von der Besatzung, die diesem gefolgt war und ihrer Hilflosigkeit. Von dem Angriff auf Haylon, der alle diejenigen, die sie liebte, in Gefahr brachte. „Ich verstehe“, sagte Lin und streckte ihre Hand nach Ceres aus. Zu Ceres’ ?berraschung konnte sie einen leichten Druck sp?ren. „Das erinnert mich ein klein wenig an unseren Krieg.“ „Die Vergangenheit hallt in der Gegenwart wieder“, sagte Alteus. „Aber es gibt so manchen Widerhall, der nicht wiederholt werden kann. Wir m?ssen wissen, ob sie das versteht.“ Ceres sah Lin nicken. „Das stimmt“, sagte der Geist. „Eine Frage also an dich Ceres. Mal sehen, ob du verstehst. Warum ist das alles noch immer hier? Warum sind die Zauberer hier noch immer gefangen? Warum haben die Uralten sie nicht zerst?rt?“ Diese Fragen f?hlten sich wie ein Test an, und Ceres hatte das Gef?hl, dass, wenn sie ihnen keine zufriedenstellende Antwort geben konnte, sie von ihrer Seite keine Hilfe empfangen w?rde. In Anbetracht dessen, was es sie kosten w?rde, war Ceres erstaunt, dass sie es ?berhaupt in Erw?gung zogen. „H?tten die Uralten sie denn ?berhaupt zerst?ren k?nnen?“ fragte Ceres. Alteus schwieg f?r einen Moment, und dann nickte er. „Das war es nicht. Denk mal ?ber die Welt nach.“ Ceres dachte nach. Sie dachte an die Auswirkungen des Kriegs. An die Verw?stung in Felldust und die der Insel ?ber ihr. Daran, wie wenige Uralte noch auf dieser Welt existierten. An die Besatzung und die Menschen, die im Kampf f?r das Reich ihr Leben gelassen hatten. „Ich denke, ihr habt sie nicht zerst?rt, weil es euch zu viel gekostet h?tte“, sagte Ceres. „Worin besteht der Sinn im Siegen, wenn danach nichts mehr ?brig ist?“ Sie vermutete, dass es jedoch mehr als nur das war. „Ich war Teil der Rebellion. Wir haben gegen etwas gek?mpft, das gro? und b?se war, das das Leben von Menschen zerst?rt hat, doch wie viele Menschen sind bei diesem Versuch gestorben? Es kann nicht die L?sung sein, jeden abzuschlachten.“ Sie sah, wie Lin und Alteus Blicke austauschten. Dann nickten sie. „Zuerst haben wir die Rebellion der Zauberer gew?hren lassen“, sagte Alteus. „Wir glaubten, dass sie zu nichts f?hren w?rde. Dann ist sie gr??er geworden, und wir haben zu k?mpfen begonnen, doch in diesem Kampf haben wir genauso viel Zerst?rung angerichtet wie sie. Wir hatten die Macht, ganze Landschaften zu verw?sten, und wir haben sie genutzt. Oh ja, und wie wir sie genutzt haben.“ „Du hast gesehen, was dieser Insel angetan worden ist“, sagte Lin. „Wenn ich dich heile, falls ich dich heile, dann wirst du diese Art von Kraft besitzen. Was wirst du mit ihr anstellen, Ceres?“ Es hatte eine Zeit gegeben, in der sie ihr eine eindeutige Antwort h?tte geben k?nnen. Das Reich zu Fall zu bringen. Sie h?tte den Adel zerst?rt. Jetzt wollte sie nur noch, dass die Menschen ein gl?ckliches Leben in Sicherheit leben konnten; das schien doch nicht zu viel verlangt. „Ich will einfach nur die Menschen retten, die ich liebe“, sagte sie. „Ich will niemanden zerst?ren. Doch vielleicht... muss ich das. Ich hasse es, ich will einfach nur Frieden.“ Ceres ?berraschte diese Antwort selbst. Sie wollte nicht noch mehr Gewalt. Sie musste es einfach tun, um zu verhindern, dass unschuldige Menschen hingerichtet w?rden. Das brachte ihr ein weiteres Kopfnicken ein. „Eine gute Antwort“, sagte Lin „Komm her.“ Die ehemalige Zauberin trat an die gl?sernen Phiolen und alchemistischen Ger?te heran. Auch sie schienen nur Illusionen zu sein. Sie hantierte mit ihnen herum, mischte und verschob eins um das andere. Alteus ging ihr zur Hand, und die beiden schienen in einer Art stillem Einverst?ndnis zusammenzuarbeiten, dass man nur beherrschte, wenn man viele Jahre zusammen verbracht hatte. Sie f?llten L?sungen in neue Beh?ltnisse, f?gten Zutaten hinzu und konsultierten verschiedene Schriften. Ceres beobachtete sie, und sie musste zugeben, dass sie nicht einmal die H?lfte von dem, was sie da taten, verstand. Als die schlie?lich mit einer Glasphiole vor ihr standen, dann schien ihr das beinahe unbefriedigend. „Trink das“, sagte Lin. Sie streckte sie Ceres entgegen. Sie schien keine Substanz zu haben und doch umfasste Ceres’ Hand solides Glas, als sie sie entgegennahm. Sie hielt sie in die H?he und sah, dass das Glitzern der goldenen Fl?ssigkeit dem Farbton des Doms, der sie umgab, entsprach. Ceres trank und es kam ihr vor, als w?rde sie Sternenlicht zu sich nehmen. Es schien sie zu durchfluten. Dort, wo es sich in ihr auszubreiten begann, entspannten sich ihre Muskeln, starben die Schmerzen, von denen sie nicht einmal gewusst hatte, dass sie da waren. Sie sp?rte auch, wie etwas in ihr zu wachsen begann. Es breitete sich wie ein Wurzelsystem in ihr aus, w?hrend sich die Kan?le, durch die ihre Kraft einst geflossen war, regenerierten. Ceres hatte sich seit Beginn der Invasion nicht mehr so gut gef?hlt. Es f?hlte sich an, als w?re eine tiefe Friedseligkeit in ihr eingekehrt. „War es das?“ fragte Ceres. Alteus und Lin nahmen sich bei den H?nden. „Noch nicht ganz“, sagte Alteus. Der Dom um Ceres schien zu implodieren und jeder Umriss schien sich dabei in reines Licht zu verwandeln. Das Licht schien sich an der Stelle zu konzentrieren, wo der Uralte und die Zauberin standen, bis Ceres auch sie nicht mehr ausmachen konnte. „Wir sind gespannt, wie es weitergehen wird“, sagte Lin. „Auf Wiedersehen, Ceres.“ Das Licht schoss auf sie zu, f?llte Ceres aus, sodass die Kan?le in ihrem K?rper wie frisch durchflutete Aquaedukte ?berzuflie?en schienen. Es floss immer weiter in sie hinein und f?llte sie immer mehr aus, sodass sich mehr Kraft in Ceres zu stauen begann als jemals zuvor. Zum ersten Mal verstand sie, wie tief die Kr?fte der Uralten wirklich reichten. Sie stand da, die Kraft pulsierte in ihr, und sie wusste, dass die Zeit gekommen war. Die Zeit des Krieges war gekommen. KAPITEL SIEBEN Jeva sp?rte, wie ihre Anspannung mit jedem Schritt, der sie der Versammlungshalle n?her brachte, wuchs. Die Menschen am Versammlungsort starrten sie auf eine Weise an, die sie sonst nur von fremden Menschen kannte, die ihresgleichen anstarrten: als w?re sie eine seltsame, fremde vielleicht sogar gef?hrliche Person. Das war kein Gef?hl, das Jeva mochte. Lag das nur daran, dass sie hier nur selten die Male der Priesterschaft zu Gesicht bekamen oder war es etwas anderes? Dann schallten ihr die ersten Beschimpfungen und Anschuldigungen der Menge entgegen, und Jeva begann zu verstehen. „Verr?terin!“ „Du hast deinen Stamm auf die Schlachtbank gef?hrt!“ Ein junger Mann trat mit einem Hochmut aus der Menge heraus, den man nur bei jungen M?nnern finden konnte. Er stolzierte umher als geh?rte ihm der Pfad, der zu dem Haus der Toten f?hrte. Als Jeva ihm auszuweichen versuchte, baute er sich vor ihr auf und blockierte den Weg. Jeva h?tte ihm daf?r eine verpassen k?nnen, aber sie hatte jetzt besseres zu tun. „Geh mir aus dem Weg“, sagte sie. „Ich bin nicht gekommen, um meine Kr?fte zu messen.“ „Sind dir die Gewohnheiten unseres Volkes denn vollkommen fremd geworden?“, fragte er. „Du hast deinen Stamm in den Tod nach Delos gelockt. Wie viele sind zur?ckgekehrt?“ Jeva konnte die Wut in seinen Worten h?ren. Es war die Art von Wut, die auch ihr Volk empfand, wenn sie jemanden verloren, der ihnen nahestand. Ihm zu antworten, dass sie sich auf den Weg zu den Ahnen gemacht hatte und er dar?ber gl?cklich sein sollte, w?rde nichts Gutes verhei?en. Jeva war sich auf jeden Fall nicht einmal mehr sicher, ob sie das noch glauben konnte. Sie hatte das sinnlose Sterben des Kriegs gesehen. „Aber du bist zur?ckgekommen“, sagte der junge Mann. „Du hast einen deiner St?mme zerst?rt, und dann bist du auch noch zur?ckgekehrt, du Feigling!“ An jedem anderen Tag h?tte Jeva ihn daf?r get?tet, doch in Wahrheit spielte das Qu?ken solch eines Idioten keine Rolle, nicht im Vergleich zu all dem, was gerade an anderer Stelle geschah. Sie versuchte erneut an ihm vorbeizugehen. Jeva hielt inne, als er ein Messer zog. „Das willst du nicht versuchen, Junge“, sagte sie. „Sag mir nicht, was ich will oder nicht!“ schrie er und griff sie an. Jeva wich dem Hieb instinktiv aus und brachte ihre Klingenkette zum Einsatz. Eine der Ketten wand sich um seinen Hals und zurrte sich fest als Jeva sich mit ge?bter Schnelligkeit fortzubewegen begann. Blut spritzte als der junge Mann nach seinen Wunden tastend auf die Knie fiel. „Verdammt“, sagte Jeva sanft. „Warum musst du mir das antun, du Trottel?“ Nat?rlich blieb keine Zeit f?r eine Antwort. Darauf gab es nie irgendeine Antwort. Jeva fl?sterte die Worte eines Gebets f?r die Toten ?ber den jungen Mann gebeugt, dann richtete sie sich auf und hob ihn hoch. Andere Dorfbewohner folgten ihr, als sie ihren Weg fortsetzte. Jeva konnte die Anspannung f?hlen, die an die Stelle der anf?nglichen Ausgelassenheit getreten war. Sie folgten ihr wie eine Ehrengarde oder das Geleit einer Gefangenen auf dem Weg zu ihrer Hinrichtung. Als sie das Haus der Toten erreichte, erwarteten sie dort bereits die ?ltesten. Jeva tapste barf??ig hinein, kniete vor dem ewigen Feuer nieder und warf die Leiche ihres Angreifers hinein. Sie stand da und sah zu, wie sie Feuer fing, w?hrend sie einen Blick auf diejenigen Leute warf, die sie zu ?berzeugen gekommen war. „Du bist mit Blut an deinen H?nden zu uns gekommen“, sagte einer der Sprecher der Toten. Er trat auf sie zu und wedelte dabei mit seinen Seilen umher. „Die Toten haben uns gesagt, dass jemand kommen w?rde, aber nicht, dass es auf diese Weise geschehen w?rde.“ Jeva blickte ihn an und fragte sich, ob er die Wahrheit sprach. Es hatte eine Zeit gegeben, in der sie das nicht in Frage gestellt h?tte. „Er hat mich angegriffen“, sagte Jeva. „Er war jedoch nicht so schnell, wie er geglaubt hatte.“ Die anderen nickten. Solche Dinge konnten in den rauen Gegenden dieser Welt geschehen. Jeva lie? sich nichts von dem Schuldgef?hl, das sie plagte, in ihrem Gesicht anmerken. „Du bist gekommen, um uns etwas zu fragen“, sagte der Sprecher. Jeva nickte. „Das bin ich.“ „Dann stell uns deine Frage.“ Jeva sammelte ihre Gedanken. „Ich bin gekommen, um euch f?r die Insel Haylon um Hilfe zu bitten. Eine gro?e Flotte wird sie auf Gehei? des Ersten Steins angreifen. Ich denke, dass unser Volk ihnen entscheidend zur Seite stehen kann.“ Ein Stimmengewirr brach aus. Fragen und Forderungen, Anschuldigungen und Meinungen schienen in einem gro?en Pulk zu verschwimmen. „Sie will, dass wir f?r sie sterben.“ „Das haben wir schon einmal geh?rt!“ „Warum sollten wir f?r Menschen k?mpfen, die wir gar nicht kennen?“ Jeva ertrug all das geduldig. Wenn sie es vermasselte, dann w?rde sie mit gro?er Wahrscheinlichkeit diesen Raum nicht lebendig wieder verlassen. Sie h?tte einen gewissen inneren Frieden dabei empfinden sollen, aber sie musste eben auch daran denken, wie Thanos sie unter Einsatz seines Lebens gerettet hatte und an all die Menschen, die auf Haylon festsa?en. Sie durfte sie nicht entt?uschen. „Wir sollten sie den Toten ?bergeben nach allem, was sie getan hat!“ rief einer. Der Sprecher der Toten stellte sich neben Jeva und hob die H?nde, um so um Ruhe zu bitten. „Wir wissen, worum uns unsere Schwester hier bittet“, sagte der Sprecher. „Es ist jetzt nicht an der Zeit, dar?ber zu sprechen. Wir sind nur die Lebenden. Jetzt sollten wir h?ren, was die Toten dazu zu sagen haben.“ Er griff sich an seinen G?rtel und zog ein T?schchen hervor, das eine Mischung aus heiligen Pulvern und der Asche der Ahnen enthielt. Er warf es in das Feuer und die Flammen loderten auf. „Atme Schwester“, sagte der Sprecher. „Atme und sieh.“ Jeva atmete den Rauch ein. Sie sog ihn tief in ihre Lungen ein. Die Flammen tanzten in dem Graben unter ihr, und Jeva erblickte zum ersten Mal in vielen Jahren die Toten. Zuerst erschien ihr der Geist des Mannes, den sie get?tet hatte. Er erhob sich aus seiner brennenden Leiche und lief durch die Flammen auf sie zu. „Du hast mich get?tet“, sagte er leicht erschrocken. „Du hast mich get?tet!“ Er schlug sie, und obwohl die Toten nicht in der Lage sein sollten, den Lebendigen etwas anzuhaben, sp?rte Jeva die volle Wucht seines Angriffs. Er schlug zu und trat erwartungsvoll dreinblickend zur?ck. Dann kamen die anderen Toten zu Jeva, und sie waren kaum freundlicher zu ihr als der junge Mann, den sie get?tet hatte. Sie waren alle dort: diejenigen, die sie selbst get?tet hatte und jene, die sie auf Haylon ihrem Tod ?berlassen hatte. Einer nach dem anderen trat an sie heran, und einer nach dem anderen schlug nach Jeva, sodass sie zu taumeln begann und sich schlie?lich flach auf dem Boden liegend wiederfand. Und sie sorgten daf?r, dass sie auch dort blieb. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bevor sie von ihr ablie?en, erst jetzt konnte Jeva wieder den Blick heben. Sie blickte auf Haylon, die Insel war von Schiffen umzingelt und die Schlacht tobte. Sie sah, wie die Schiffe des Knochenvolks die der Angreifer rammten, L?cher in sie schlugen, sodass ihre Krieger sich an das Ufer retten mussten. Sie sah sie k?mpfen und t?ten und sterben. Jeva sah, wie sie, so wie vor kurzem in Delos, wie die Fliegen starben. „Wenn du sie nach Haylon f?hrst, dann werden sie sterben“, sagte eine Stimme, die so klang als w?rde sie sich aus den Stimmen Tausender Ahnen zusammensetzen. „Sie werden sterben, so wie wir gestorben sind.“ „Werden sie gewinnen?“ fragte Jeva. Es gab eine kurze Pause bevor die Stimmen antworteten. „Es ist m?glich, dass die Insel gerettet werden kann.“ Es w?re also keine leere Geste. Es w?rde nicht so werden wie in Delos. „Es w?re das Ende unseres Volkes“, sagte die Stimme. „Einige werden ?berleben, aber unsere St?mme werden es nicht. Unsere Traditionen werden es nicht. So viele werden sich uns anschlie?en und dich im Tode erwarten.“ Das sch?rte Jevas Angst. Sie hatte die Wut, die Schl?ge derjenigen gesp?rt, die gestorben waren. War es das wert? Konnte sie es ihrem ganzen Volk antun? „Und du w?rdest sterben“, fuhr die Stimme fort. „K?nde das unserem Volk, und du wirst mit deinem Leben bezahlen.“ Langsam kam sie wieder zu Bewusstsein. Sie lag auf dem Boden vor dem Feuer. Jeva fasste sich mit einer Hand ins Gesicht und bemerkte Blut an ihren Fingern, auch wenn sie nicht wusste, ob es die Anstrengung ihrer Vision war oder das Resultat der Gewalt der Toten gegen sie. Sie zwang sich aufzustehen und ?ber die versammelte Menge zu blicken. „Erz?hl uns, was du gesehen hast, Schwester“, sagte der Sprecher der Toten. Jeva blickte ihn an und versuchte zu erahnen, wie viel, falls ?berhaupt, er gesehen haben musste. Konnte sie in diesem Moment l?gen? Konnte sie der versammelten Menge sagen, dass die Toten ihren Plan begr??ten? Jeva wusste, dass sie die L?gen nicht zu weit treiben durfte, auch nicht f?r Thanos. „Ich habe Tod gesehen“, „euren Tod, meinen Tod. Den Tod unseres gesamten Volkes, wenn wir in die Schlacht ziehen.“ Ein Murmeln griff um sich. Ihr Volk hatte keine Angst vor dem Tod, aber die Zerst?rung all ihrer Traditionen war etwas anderes. „Ihr habt mich gebeten, im Namen der Toten zu sprechen“, sagte Jeva, „und sie haben gesagt, dass durch die Leben unseres Stamms auf Haylon ein Sieg errungen werden kann.“ Sie atmete tief durch und ?berlegte, was Thanos jetzt getan h?tte. „Ich will nicht im Namen der Toten sprechen. Ich will im Namen der Lebenden sprechen.“ Das Gemurmel ver?nderte sich und wurde noch verworrener. Auch nahmen die Stimmen in einigen Ecken einen w?tenden Ton an. „Ich wei?, was ihr denkt“, sagte Jeva. „Ihr denkt, dass ich ein Sakrileg begehe. Aber dort drau?en wartet eine ganze Insel voller Menschen auf unsere Hilfe. Ich habe die Toten gesehen, und sie haben mich f?r ihren Tod verflucht. Wisst ihr, was mir das sagt? Dass das Leben wichtig ist! Dass die Leben all jener, die ohne unsere Hilfe sterben werden, wichtig sind. Wenn wir ihnen nicht helfen, dann lassen wir das B?se gew?hren. Wir lassen zu, dass friedfertige Menschen abgeschlachtet werden. Ich werde das nicht zulassen, nicht, weil die Toten es sagen, sondern die Lebenden!“ Das verursachte einen Aufruhr in der Halle. Der Sprecher der Toten blickte erst auf die Menge und dann zu Jeva. Er dr?ngte sie zur T?r. „Du solltest jetzt gehen“, sagte er. „Geh, bevor sie dich wegen Blasphemie t?ten.“ Doch Jeva blieb. Die Toten hatten ihr bereits gesagt, dass sie f?r diesen Versuch sterben w?rde. Wenn das der Preis f?r ihre Hilfe war, dann w?rde sie ihn bezahlen. Sie stand wie eine Insel der Ruhe inmitten des Tumults. Als ein Mann auf sie zugerannt kam, verpasste sie ihm einen Tritt. Sie blieb, wo sie war, denn mehr konnte sie in diesem Augenblick nicht tun. Sie wartete auf den Moment, in dem einer von ihnen sie schlie?lich t?ten w?rde. Jeva musste jedoch verwirrt erkennen, dass dies nicht geschah. Der L?rm im Raum lie? nach, und die Menschen blieben vor ihr stehen und blickten sie an. Einer nach dem anderen fiel auf die Knie. Dann trat der Sprecher der Toten vor. „Es sieht so aus, als w?rden wir mit dir nach Haylon ziehen, Schwester.“ Jeva blinzelte. „Ich... verstehe nicht.“ Sie h?tte l?ngst tot sein sollen. Die Toten hatten ihr gesagt, dass sie ihr Leben w?rde opfern m?ssen. „Hast du unsere Traditionen denn so v?llig vergessen?“ fragte der Priester. „Du hast uns einen Tod angeboten, der es wert sein wird. Wieso sollten wir das ablehnen?“ Jeva fiel neben den anderen auf die Knie. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie hatte den Tod erwartet und hatte das Leben bekommen. Jetzt musste es nur noch f?r etwas eingesetzt werden. „Wir kommen, Thanos“, versprach sie. KAPITEL ACHT Irrien ignorierte seine schmerzenden Wunden auf dem Ritt gen S?den. Die Wegstrecke hatte sich durch den Durchmarsch der Armee bereits in Schlamm verwandelt. Er zwang sich in seinem Sattel zu einem aufrechten Sitz, ohne sich die Qualen, die ihm zusetzten, anmerken zu lassen. Er verlor weder an Tempo noch hielt er an, ungeachtet der vielen Schnitte, Bandagen und geflickten Wunden. Das, was ihn am Ende dieser Reise erwartete, war zu wichtig, als das es h?tte warten k?nnen. Seine M?nner reisten mit ihm und schienen auf ihrem Weg zur?ck nach Delos noch schneller unterwegs zu sein als bei ihrem Angriff auf den Norden. Einige von ihnen hatten ihr Tempo gedrosselt, um ein Auge auf die Sklavenz?ge oder Wagen mit gepl?nderten G?tern zu haben. Doch die meisten ritten mit ihrem Herrn, bereit, in die bevorstehende Schlacht zu ziehen. „Du irrst dich besser nicht“, raunte Irrien N’cho zu. Der M?rder ritt mit der unersch?tterlichen Ruhe, die er wie immer ausstrahlte, neben ihm. Ihm schienen die vielen geschulten Krieger Irriens rein gar nichts auszumachen. „Wenn wir Delos erreichen, werdet Ihr es sehen, Erster Stein.“ Es dauerte nicht lange, und sie hatten Delos erreicht. Irriens Pferd keuchte schwer, und seine Flanken waren schwei?nass. Er folgte N’cho von der Stra?e zu einem Ort voll von Ruinen und Grabsteinen. Als er schlie?lich stehen blieb, blickte Irrien ihm wenig beeindruckt entgegen. „Das ist es?“ fragte er. „Das ist es“, versicherte ihm N’cho. „Ein Ort, ?ber den die Welt so wenig Macht hat, dass... andere Dinge herbeigerufen werden k?nnen. Dinge, die einen Uralten t?ten k?nnen.“ Irrien stieg ab. Er h?tte es mit Anmut und Leichtigkeit tun sollen, doch der Schmerz seiner Wunden verhinderte einen eleganten Abstieg. Es war eine Erinnerung an das, was der M?rder und seine Kumpanen ihm angetan hatten, eine Erinnerung, f?r die N’cho bezahlen w?rde, wenn er nicht liefern konnte, was er versprochen hatte. „Das sieht nach einem gew?hnlichen Friedhof aus“, blaffte Irrien ihn an. „Es ist ein Ort des Todes seit der Zeit der Uralten“, antwortete N’cho. „Dieser Ort hat so viel Tod gesehen, dass das Tor ins Jenseits sich nicht wieder vollkommen geschlossen hat. Man ben?tigt nur die richtigen Worte, die richtigen Symbole. Und nat?rlich, die richtigen Opfergaben.“ Diesen Teil h?tte Irrien angesichts des f?r einen Todespriester typischen Gewands, das der Mann trug, ahnen k?nnen. Doch wenn er ihm die Mittel an die Hand gab, das Kind der Uralten zu t?ten, war ihm jedes Mittel recht. „Man wird Sklaven herbringen“, versprach er. „Doch wenn du hier versagst, dann wirst du ihnen in den Tod folgen.“ Das Unheimliche daran war, dass der M?rder auf diese Drohung keinerlei Reaktion zeigte. Er behielt seine Ruhe bei, w?hrend er zu einer Stelle eilte, die wie die St?tte eines Massengrabs aussah. Er zog Pulver und W?sserchen aus seinem Gewand und begann Zeichen auf den Boden zu malen. Irrien wartete und sah ihm zu. Er sa? im Schatten eines Grabs und versuchte zu verbergen, wie sehr sein K?rper nach dem langen Ritt schmerzte. Er w?re zu gerne nach Delos geritten, um zu baden und seine Wunden zu versorgen und sich vielleicht ein wenig auszuruhen. Doch dann h?tten seine M?nner angefangen, Fragen ?ber seinen Verbleib zu stellen. Das h?tte ihn schwach aussehen lassen. Er sandte also ein paar seiner M?nner, damit sie Opfergaben und eine Reihe anderer Dinge, die N’cho ben?tigte, holten. Es dauerte mehr als eine Stunde bis sie aus der Stadt zur?ckgekehrt waren, und trotzdem wirkte die Zusammenstellung der Dinge, die er ihnen zu bringen aufgetragen hatte, ?beraus seltsam. Ein Dutzend Todespriester kam in Begleitung von Sklaven und brachten die gew?nschten Salben, Kerzen und Kohlenbecken. Irrien sah, wie N’cho mit einer Selbstzufriedenheit zu grinsen begann, die Irrien verriet, dass dies kein Trick sein konnte. „Sie wollen es sehen“, sagte er. „Sie wollen sehen, ob es m?glich ist. Sie glauben daran und k?nnen es doch nicht glauben.“ „Ich werde dir glauben, wenn ich erste Ergebnisse sehe“, sagte Irrien. Er ging zur?ck zu der Stelle, die er mit den Zeichen seiner Zunft markiert hatte. Er stellte einige Kerzen auf und z?ndete sie an. Er winkte, dass ihm ein paar Sklaven gebracht w?rden und einer nach dem anderen wurde an den am Rand des von ihm gezogenen Kreises angebrachten Stangen festgebunden. Dann salbte er sie mit ?len, was dazu f?hrte, dass sie zu betteln und sich zu winden begannen. Das war jedoch nichts im Vergleich zu den Schreien, als der M?rder sie in Brand setzte. Irrien konnte h?ren, wie einige seiner M?nner angesichts dieser rohen Brutalit?t keuchten oder sich ?ber die Verschwendung beschwerten. Irrien stand einfach nur da. Wenn das nicht funktionierte, dann w?rde er sp?ter noch genug Zeit haben, N’cho zu t?ten. Doch es funktionierte und auf eine Art und Weise, die Irrien nicht vorhergesehen hatte. Er sah, wie N’cho singend sich vom Kreis entfernte. W?hrend er sang, schien der Boden innerhalb des Kreises nachzugeben so wie eines der f?r den ?bersch?ssigen Staub bestimmten Senkl?cher, an die Irrien gew?hnt war. Die schreienden und brennenden Opfergaben st?rzten hinab w?hrend N’cho noch immer sang. Irrien h?rte, wie sich die Gr?ber krachend und ?chzend zu ?ffnen begannen. Die Erde eines Grabs in der N?he von Irrien riss auf, und Irrien sah, wie Knochen in einem Strudel zu tanzen begannen und von dem Loch im Boden verschlungen wurden, ohne dass eine Spur von ihnen zur?ckblieb. Weitere folgten ihnen nach und ergossen sich mit der Geschwindigkeit dr?hnender Wurfspie?e in die Kluft, als w?rden sie von ihr angezogen. Irrien sah, wie ein Mann von einem Oberschenkelknochen aufgespie?t und mit in die Grube hineingerissen wurde. Er kreischte und dann wurde es still. F?r mehrere Sekunden war alles ruhig. N’cho gab den Todespriestern ein Zeichen vorzutreten. Sie kamen und traten neben ihn, denn sie wollten sehen, was er dort tat. Irrien dachte, was f?r Idioten sie sein mussten, ihren Machthunger vor alles andere zu stellen, selbst vor ihr eigenes ?berleben. Irrien ahnte, was geschehen w?rde noch bevor die gro?e Klaue aus dem Loch, das sich ge?ffnet hatte, auftauchte und nach einem von ihnen griff. Seine Krallen durchbohrten den Priester, dann schliff er ihn hinab in das Loch, w?hrend sein Opfer um Gnade flehte. N’cho blieb, wo er war, w?hrend die Kreatur nach dem sterbenden Mann grabschte. Er wickelte eine leichte Silberkette um den Arm der Kreatur, so als w?rde er ein Pferd festbinden. Er ?berreichte die Kette einer Gruppe aus Soldaten, die sie nur z?gerlich festhielten, als w?rden sie erwarten, die n?chsten Opfer zu sein. „Zieht“, befahl er. „Zieht, als ginge es um euer Leben.“ Die M?nner blickten zu Irrien, und Irrien nickte. Wenn ihn das ein paar Leben kostete, dann w?rden sie es wert sein. Er sah zu, wie die M?nner zu ziehen begannen. Sie legten sich ins Zeug, als w?rden sie ein schweres Segel einholen. Sie schafften es nicht, das Biest aus seiner H?hle zu ziehen, doch sie schienen es so zu ?berzeugen, sich in Bewegung zu setzen. Die Kreatur kletterte mit seinen Krallenf??en aus dem Loch. Papierd?nne, lederartige Haut spannte ?ber seinen Knochen, die die K?rpergr??e eines jeden Mannes ?berstiegen. Einige der Knochen zeichneten sich wie speerspitzenlange Dornen unter der Haut ab. Aufgerichtet war es eine Schiffsl?nge gro? und sah m?chtig und unaufhaltbar aus. Sein Kopf glich dem eines Krokodils und war beschuppt, ein einziges gro?es Auge prangte in der Mitte seines Sch?dels in gallenartigem Gelb. N’cho hielt bereits weitere Ketten bereit. Er rannte um das Biest herum und dr?ckte sie weiteren M?nnern in die H?nde, sodass schnell eine ganze Kompanie aus Kriegern das Biest mit vollem K?rpereinsatz zu z?hmen versuchte. Auch so angekettet wirkte die Kreatur noch immer furchtbar gef?hrlich. Sie schien den Tod geradezu auszud?nsten, sodass das Gras um sie sich durch seine blo?e Gegenwart braun f?rbte. Irrien erhob sich. Er zog sein Schwert nicht, aber nur, weil das sinnlos gewesen w?re. Wie konnte man etwas t?ten, dass im herk?mmlichen Sinne nicht einmal wirklich am Leben war? Vielmehr noch, warum w?rde er etwas t?ten wollen, wenn es doch genau das war, was er brauchte, um mit den Kriegern auf Haylon fertig zu werden und mit dem M?dchen, das angeblich noch gef?hrlicher als alles andere war? „Wie versprochen, Erster Stein“, sagte N’cho mit der Geste eines Sklavenhalters, der einen besonders teuren Preis verlangte. „Eine Kreatur gef?hrlicher als jede andere.“ „Gef?hrlich genug einen Uralten zu t?ten?“ fragte Irrien. Er sah, wie der M?rder wie ein auf seine Kunst stolzer Schmied nickte. „Das ist eine Kreatur blanken Todes, Erster Stein“, sagte er. „Sie kann alles t?ten, was lebt. Ich gehe davon aus, dass sie Eure Erwartungen vollends erf?llt.“ Irrien beobachtete, wie die M?nner sich abm?hten, sie unter Kontrolle zu halten und versuchte, ihre St?rke zu ermessen. Er konnte sich nicht vorstellen, gegen dieses Biest zu k?mpfen. Es lag auch fern seiner Vorstellungskraft, wie irgendjemand eine seiner Attacken ?berleben sollte. Sein Auge kreuzte f?r einen kurzen Moment seinen Blick, und alles, was Irrien darin fand, war voll von Hass: ein tiefer, best?ndiger Hass auf alles, was lebte. „Wenn du es danach wieder wegsperren kannst“, sagte Irrien. „Ich habe keine Lust, dass es mich irgendwann zu jagen versucht.“ N’cho nickte. „Es ist kein Wesen, das auf dieser Welt existieren sollte, Erster Stein“, sagte er. „Die Kraft, die es zusammenh?lt, wird irgendwann erloschen sein.“ „Bringt es zu den Schiffen“, befahl Irrien. N’cho nickte, gab den M?nnern ein Zeichen und ordnete an, wie stark sie wo zu ziehen hatten. Irrien sah, wie einer der M?nner einen falschen Schritt machte und das Biest ihn auspeitschte und entzwei riss. Es gab nicht viel, wovor Irrien sich f?rchtete, aber dieses Ding z?hlte dazu. Doch das war etwas Gutes. Es bedeutete, dass es m?chtig war. M?chtig genug, seine Feinde zu besiegen. M?chtig genug, das Ganze ein f?r alle Mal zu einem Ende zu bringen. KAPITEL NEUN Stephania stand ungeduldig im Empfangszimmer von Ulrens weitr?umigem Haus. Ihr Gesicht hielt sie so ausdruckslos wie das einer der Statuen hier, ungeachtet der Angst, die sie empfand. Sie empfand Angst, auch wenn sie diesen Moment sorgsam geplant hatte und trotz allem, was sie getan hatte, um es bis hierher zu schaffen. Sie wusste aus ihrer Erfahrung mit Irrien, wie schrecklich schief so etwas gehen konnte. Ein falscher Zug und sie w?rde tot sein oder schlimmer noch als Objekt eines reichen Mannes verkauft werden. Hoffentlich w?rde der Zweite Stein leichter zu bezirzen sein als der Erste. Die Ganoven, die sie hergebracht hatten, waren noch immer da und trugen nicht gerade dazu bei, dass Stephania ihre Nerven besser in den Griff bekam. Sie sprachen kein Wort mit ihr und brachten ihr auch nicht die Ehrerbietung entgegen, die ihre Position eigentlich mit sich brachte. Die zwei M?nner standen eher wie Gef?ngnisw?rter neben der T?r w?hrend die Frau sich auf den Weg zu Ulren gemacht hatte, um ihn von Stephanias Besuch zu unterrichten. Stephania nutzte die Zeit, sich zu ?berlegen, wie sie sich ihm am besten pr?sentieren sollte. Sie w?hlte eine Couch in der Mitte des Raums und lehnte sich elegant vielleicht sogar ein wenig verf?hrerisch darauf zur?ck. Sie wollte, dass Ulren vom ersten Augenblick an klar war, weshalb sie gekommen war. Als der Zweite Stein mit der Ganovin in das Empfangszimmer trat, war es alles, was Stephania tun konnte, um nicht aufzustehen und aus dem Zimmer zu fliehen. Das L?cheln auf ihrem Gesicht nicht einzub??en, war sogar noch schwerer, doch Stephania besa? sehr viel ?bung, wenn es darum ging, das zu verstecken, was sie wirklich f?hlte. Die Statuen von Ulren mochten einen halbwegs attraktiven Mann in seiner Jugend zeigen, doch jetzt war die Erscheinung des Zweiten Steins Lichtjahre davon entfernt. Er war alt. Schlimmer noch, das Alter hatte es nicht gut mit ihm gemeint in Bezug auf seine Falten und Leberflecken, das ausged?nnte Haar und die Narben, die er im Laufe seines Lebens gesammelt hatte. Das war die Sorte Mann, ?ber die adlige M?dchen Witze machten und die die ?rmsten unter ihnen gegen Geld heiraten mussten. Niemand, den Stephania als potentiellen Ehemann in Betracht gezogen h?tte. „Erster Stein Ulren“, sagte Stephania l?chelnd und stand auf. „Es freut mich sehr, Euch endlich kennenzulernen.“ Sie log, denn hier ging es um etwas, das weitaus wichtiger war als jedes Geld der Welt. Dieser Mann konnte ihr ihr Reich zur?ckgeben. Er konnte ihr das geben, was man ihr genommen hatte und noch viel mehr. „Meine Dienerin hat mir gesagt, dass du Stephania, die Adlige, die kurzzeitig K?nigin des Reichs war, seist“, sagte Ulren. „Du hast Ger?chte gestreut, um meine Aufmerksamkeit zu erhaschen. Jetzt hast du sie. Ich hoffe, dass du das nicht bereuen wirst.“ Stephanias L?cheln wurde absichtlich noch breiter und sie griff nach seinem Arm. „Wie sollte ich es bereuen, den m?chtigsten Mann der Welt zu treffen? Vor allem, da ich ihm einen Vorschlag zu unterbreiten habe?“ Sie beobachtete Ulrens Gesicht und versuchte sich nicht vorzustellen, wie es sein w?rde, mit ihm das Bett teilen zu m?ssen. Dar?ber konnte sie sich sp?ter den Kopf zerbrechen, und Stephania w?rde in jedem Fall alles tun, was notwendig war. „Welche Art Vorschlag?“ fragte Ulren. Stephania konnte sehen, wie seine Blicke sie von oben bis unten hungrig verschlangen, so wie M?nner es immer taten, wenn sie sie ansahen. Sie versteckte ihren Ekel. „Einen Vorschlag“, sagte Stephania. „Wer w?rde au?erdem einen besseren Ehemann dort drau?en abgeben als Ihr?“ Ulren warf Stephania erneut einen Blick zu, dann schnipste er mit den Fingern. „Verstehe. Eine Adlige, die um Asyl bittet. Kettet sie an, zieht sie aus, brandmarkt sie und bringt sie in meine Gem?cher. Ich werde mich ein Weilchen mit ihr vergn?gen, bevor sie zu den Sklave umzieht.“ Stephania sah, wie die Ganoven auf sie zukamen, und f?r einen Augenblick musste sie daran denken, was Irrien ihr alles angetan hatte. Ulren hatte sie auch verachtet, doch wenigstens hatte er die St?rke besessen, sie f?r sich in Anspruch zu nehmen, und au?erdem befand Stephania sich dieses Mal nicht inmitten einer Besatzung. Die Frau kam auf sie zu. Die Ketten in ihrer Hand und ihr breites Grinsen verrieten, dass sie bereits mit diesem Ausgang gerechnet haben musste und sich darauf freute. Stephania schenkte ihr keine Beachtung und lief auf die anderen Wachen zu. „Glaub nicht, dass du mir davonkommst“, sagte die Frau. Die zwei Wachen versperrten Stephania den Weg. Sie r?ckten aufeinander zu und das war alles, was Stephania brauchte. Sie hob eine Hand und zog ein zusammengefaltetes Papier aus ihrem Mantel. Dann blies sie hinein. Ein Pulver flog durch die Luft. Damit hatten die Wachen nicht gerechnet. Stephania hielt zur Sicherheit die Luft an, doch sie brauchte sich keine Sorgen zu machen. Die Wachen keuchten, als sie das Pulver inhalierten. Der n?chste Atemzug verteilte das Pulver noch weiter in ihren Lungen. Einer griff sich an die Gurgel, als w?rde er sie so wieder ?ffnen k?nnen. Ein anderer suchte an der Wand Halt, um sich noch auf den Beinen zu halten. Êîíåö îçíàêîìèòåëüíîãî ôðàãìåíòà. Òåêñò ïðåäîñòàâëåí ÎÎÎ «ËèòÐåñ». Ïðî÷èòàéòå ýòó êíèãó öåëèêîì, êóïèâ ïîëíóþ ëåãàëüíóþ âåðñèþ (https://www.litres.ru/pages/biblio_book/?art=43695287&lfrom=688855901) íà ËèòÐåñ. Áåçîïàñíî îïëàòèòü êíèãó ìîæíî áàíêîâñêîé êàðòîé Visa, MasterCard, Maestro, ñî ñ÷åòà ìîáèëüíîãî òåëåôîíà, ñ ïëàòåæíîãî òåðìèíàëà, â ñàëîíå ÌÒÑ èëè Ñâÿçíîé, ÷åðåç PayPal, WebMoney, ßíäåêñ.Äåíüãè, QIWI Êîøåëåê, áîíóñíûìè êàðòàìè èëè äðóãèì óäîáíûì Âàì ñïîñîáîì.
Íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë Ëó÷øåå ìåñòî äëÿ ðàçìåùåíèÿ ñâîèõ ïðîèçâåäåíèé ìîëîäûìè àâòîðàìè, ïîýòàìè; äëÿ ðåàëèçàöèè ñâîèõ òâîð÷åñêèõ èäåé è äëÿ òîãî, ÷òîáû âàøè ïðîèçâåäåíèÿ ñòàëè ïîïóëÿðíûìè è ÷èòàåìûìè. Åñëè âû, íåèçâåñòíûé ñîâðåìåííûé ïîýò èëè çàèíòåðåñîâàííûé ÷èòàòåëü - Âàñ æä¸ò íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë.