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Eine Spur von Mord

Eine Spur von Mord Blake Pierce Keri Locke Mystery #2 Eine dynamische Story, die Sie vom ersten Kapitel an fesselt und nicht mehr losl?sst. Midwest Book Review, Diane Donovan (?ber Once Gone) Mystery und Spannung im neuen Meisterwerk vom #1 Bestseller-Autor Blake Pierce. EINE SPUR VON MORD (Buch #2 der Keri Locke Mystery-Serie) Keri Locke, Detective in der Einheit f?r Vermisste Personen des LAPD, wird noch immer von der Entf?hrung ihrer eigenen Tochter heimgesucht. Die erste neue Spur seit Jahren gibt Keri Kraft, die Suche wieder aufzunehmen, um endlich ihre Tochter zu retten. Gleichzeitig erreicht sie der verzweifelte Hilferuf eines ber?hmten Sch?nheitschirurgen aus Beverly Hills, dessen Frau seit zwei Tagen vermisst wird. Eine reiche Dame der Gesellschaft k?mpft vielleicht gerade um ihr Leben. Sie hat weder Feinde, noch einen Grund unterzutauchen. Keri ?bernimmt den Fall. Sie bekommt einen neuen Partner, den sie nicht ausstehen kann, weil Ray sich im Krankenhaus von seinen Verletzungen erholt. Ihre Untersuchung f?hrt sie in die elit?re Welt von Beverly Hills, die Welt der Sch?nen und Reichen, hinter deren Fassade sich einsame Hausfrauen, Kaufsucht und sinnentleerte Lebensl?ufe verbergen. Keri, die immer tiefer in diese Welt eintaucht, verliert schnell den ?berblick: Wurde diese Frau gestalkt? Was steckt hinter den Ger?chten ?ber ihre Vergangenheit? Ist sie untergetaucht? Wurde sie entf?hrt?Oder ist ihr vielleicht etwas viel Schrecklicheres zugesto?en?Ein d?sterer Psychothriller voller Spannung und Herzklopfen. EINE SPUR VON MORD ist Buch #2 der fesselnden neuen Serie – mit einer liebenswerten Hauptperson und dem Potenzial, Sie bis tief in die Nacht hinein wach zu halten. Ein Meisterwerk von Thriller! Der Autor erschafft gekonnt die Charaktere und deren Psyche und beschreibt sie so gut, dass man sich direkt in ihrer Gedankenwelt wiederfindet, ihre ?ngste miterlebt und auf ein Happy End hofft. Der intelligente Plot wird Sie bestens unterhalten und mit seinen unerwarteten Wendungen bis zur letzten Seite fesseln. Buch und Filmkritiker, Roberto Mattos (?ber Once Gone) Buch #3 der Keri Locke Reihe wird auch bald zu haben sein. Blake Pierce EINE SPUR VON MORD (KERI LOCKE MYSTERY—BUCH 2) Blake Pierce Blake Pierce ist der Autor der sechsteiligen RILEY PAGE Mystery-Bestsellerserie (Fortsetzung in Arbeit). Blake Pierce hat au?erdem die MACKENZIE WHITE Mystery-Serie, bestehend aus drei B?chern (Fortsetzung in Arbeit), die AVERY BLACK Mystery-Serie, bestehend aus drei B?chern (Fortsetzung in Arbeit) und die neue KERI LOCKE Mystery-Serie geschrieben. Der leidenschaftliche Leser und langj?hrige Fan von Mystery und Thriller-Romanen, Blake Pierce, freut sich von Ihnen zu h?ren. Besuchen Sie www.blakepierceauthor.com (http://www.blakepierceauthor.com/) f?r weitere Infos. Copyright © 2016 Blake Pierce. Alle Rechte vorbehalten. Au?er durch Genehmigung gem?? U.S. Copyright Act von 1976 darf kein Teil dieses Buches ohne ausdr?ckliche Genehmigung des Autors vervielf?ltigt, vertrieben oder in irgendeiner Form ?bermittelt oder in Datenbanken oder Abfragesystemen gespeichert werden. Dieses E-Book ist nur f?r ihren pers?nlichen Gebrauch lizenziert. Es darf nicht weiterverkauft oder an Dritte weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit anderen teilen m?chten, erwerben Sie bitte f?r jeden Empf?nger eine zus?tzliche Kopie. Wenn Sie dieses Buch lesen, aber nicht gekauft haben, oder es nicht f?r Sie gekauft wurde, geben Sie es bitte zur?ck und erwerben Sie eine eigene Kopie. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren. Dieses Buch ist Fiktion. Namen, Figuren, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorf?lle sind vom Autor frei erfunden oder werden fiktiv verwendet. ?hnlichkeiten mit echten Personen, lebendig oder verstorben, sind zuf?llig. Jacket Image Copyright PhotographyByMK, unter der Lizenz von Shutterstock.com. B?CHER VON BLAKE PIERCE RILEY PAIGE KRIMI SERIE VERSCHWUNDEN (Band #1) GEFESSELT (Band #2) ERSEHNT (Band #3) GEK?DERT (Band #4) GEJAGT (Band #5) VERZEHRT (Band #6) VERLASSEN (Band #7) ERKALTET (Band #8) MACKENZIE WHITE KRIMIREIHE BEVOR ER T?TET (Buch #1) BEVOR ER SIEHT (Buch #2) BEVOR ER BEGEHRT (Buch #3) AVERY BLACK MYSTERY SERIE DAS MOTIV (Buch Nr. 1) LAUF! (Buch Nr. 2) DAS VERSTECK (Buch Nr. 3) GR?NDE DER ANGST (Buch Nr. 4) KERI LOCKE MYSTERY-SERIE EINE SPUR VON TOD (Buch 1) EINE SPUR VON MORD (Buch 2) EINE SPUR VON SCHW?CHE (Buch 3) KAPITEL EINS Der Gang vor ihr war lang und dunkel.  Selbst mit Taschenlampe konnte Keri nur ein paar Meter weit sehen. Ein Gef?hl der Angst machte sich in ihr breit, aber sie ging unbeirrt weiter, Schritt f?r Schritt. Eine Hand umklammerte die Taschenlampe, in der anderen hielt sie ihre Waffe. Schlie?lich erreichte sie die Kellert?r. Sie war sich sicher, dass sie endlich den richtigen Ort gefunden hatte. Hier hatte man ihre kleine Evie festgehalten. Keri stie? die T?r auf und betrat die erste knarrende Stufe. Hier war die Dunkelheit noch ?berw?ltigender als im Gang. W?hrend sie langsam die Treppe herunter ging, fiel ihr wieder auf, wie selten ein Haus mit Keller mitten in S?dkalifornien ist. Dieses ist das erste, das sie je betreten hat. Pl?tzlich h?rte sie etwas. Es klang wie ein weinendes Kind  – ein M?dchen, vielleicht acht Jahre alt. Keri rief nach ihr und die Stimme rief zur?ck. „Mama!“ „Ganz ruhig, Evie, Mama ist hier!“, schrie sie und eilte die Stufen hinunter. Doch sie hatte ein merkw?rdiges Gef?hl. Irgendetwas stimmte nicht. Gerade als ihr Fu? an einer der Stufen h?ngen blieb und sie ins d?stere Nichts st?rzte, fiel ihr auf, was es war. Evie war seit f?nf Jahren verschwunden. Wie konnte sie immer noch genauso klingen wie damals? Es war zu sp?t. Sie wedelte mit den Armen in der Luft und suchte verzweifelt nach Halt. Gleich w?rde sie auf den Boden aufschlagen. Doch das geschah nicht. Voller Schrecken stellte sie fest, dass sie in eine scheinbar bodenlose Grube fiel. Die Luft wurde k?lter. Das Heulen wurde lauter. Sie hatte ihre Tochter auch diesmal nicht retten k?nnen. Keri schreckte aus dem Schlaf auf. Sie sa? in ihrem Auto und blickte sich orientierungslos um. Sie fiel nicht in diese endlose Grube. Und sie war auch nicht in dem d?steren Kellerloch. Sie sa? in ihrem heruntergekommenen Toyota Prius auf den Parkplatz vor der Polizeiwache, wo sie w?hrend des Mittagessens eingeschlafen war. Die k?hle Luft kam durch das offene Fenster, das Heulen ert?nte aus den Sirenen eines Polizeiautos, das gerade zu einem Einsatz losbrauste. Sie war schwei?nass und ihr Herz klopfte wild. Es war nur ein Alptraum. Ein weiterer schrecklicher, hoffnungsloser Alptraum. Von ihrer Tochter Evelyn gab es nach wie vor keine Spur. Keri sch?ttelte den Kopf und nahm einen Schluck aus ihrer Wasserflasche. Dann stieg sie aus dem Wagen und ging geradewegs in das Polizeigeb?ude. Sie war nicht mehr nur eine besorgte Mutter. Sie war ein Detective der LAPD, zust?ndig f?r Vermisste Personen. Ihre Verletzungen zwangen sie, langsam zu gehen. Ihre letzte Begegnung mit einem gewaltt?tigen Kindesentf?hrer war gerade zwei Wochen her. Pachanga, der Verbrecher, hatte wenigstens bekommen, was er verdient hat, nachdem Keri die Tochter eines US Senators aus seinen F?ngen befreit hatte. Dieser Gedanke machte die stechenden Schmerzen, die sie immer noch qu?lten, ein wenig ertr?glicher. Die ?rzte hatten ihr vor ein paar Tagen erlaubt, den Gesichtsschutz abzunehmen, nachdem sie sichergestellt hatten, dass ihr gebrochener Wangenknochen wie erwartet zu heilen begann. Ihr Arm lag immer noch in einer Schlinge, weil Pachanga auch ihr Schl?sselbein gebrochen hatte. Sie sollte sie noch mindestens eine Woche tragen, aber Keri spielte mit dem Gedanken, die beengende Schlinge einfach zum Teufel zu jagen. Ihre gebrochenen Rippen konnten nicht behandelt werden, daher trug Keri eine gew?hnliche Schutzweste unter dem Hemd. Auch die Weste st?rte Keri, weil sie sie um einiges plumper erscheinen lie?, als sie war. Keri war nicht eitel, aber mit ihren f?nfunddrei?ig Jahren verdrehte sie den M?nnern immer noch die K?pfe. Dank der gepolsterten Weste hatte sie allerdings weder Taille noch Rundungen, so dass sie sich damit wenig attraktiv f?hlte. Nach ein paar Tagen Erholung sahen ihre braunen Augen immerhin nicht so ersch?pft und blutunterlaufen aus, wie sonst. Ihr dunkelblondes Haar trug sie in einem lockeren Pferdeschwanz, der heute frisch gewaschen federte. Der gebrochene Wangenknochen zeigte noch immer die gelblichen ?berreste des H?matoms. Wahrscheinlich war es nicht der perfekte Zeitpunkt um auf ein romantisches Date zu gehen. Sie dachte an Ray. Seit einem Jahr arbeitete sie mit ihm zusammen, aber sie waren bereits seit sechs Jahren miteinander befreundet. Jetzt lag er noch im Krankenhaus und erholte sich von seiner Schutzverletzung, da Pachanga ihm in den Bauch geschossen hatte. Gl?cklicherweise gab es keine Komplikationen, so dass er vor kurzem aus der Intensivstation entlassen wurde und jetzt im Cedars-Sinai Medical Center in Beverly Hills lag. Von der Polizeistation war es nur zwanzig Minuten entfernt, daher konnte Keri ihn oft besuchen. Doch bei keinem dieser Besuche hatten sie ?ber die zunehmend romantischen Gef?hle geredet, die sie f?reinander empfanden. Keri atmete tief ein, bevor sie den bekannten, aber nervenaufreibenden Weg durch das Polizeirevier begann. Es kam ihr vor, als w?re es wieder ihr erster Tag. Alle sahen sie an. Immer wenn sie an den Tischen ihrer Kollegen vorbei ging, sp?rte sie ihre verstohlenen Blicke. Sie fragte sich, was in ihren K?pfen vorging. Halten sie sie f?r eine Wahnsinnige, die sich nicht an die Regeln halten kann? Oder hatte man Respekt vor ihr, weil sie einen Kindesentf?hrer und M?rder dingfest gemacht hatte? Wie lange w?rde sie sich noch als Au?enseiter f?hlen, weil sie die einzige Frau in ihrer Einheit war? Als sie nun im regen Treiben des Polizeialltags an ihnen vorbei ging und sich an ihrem Schreibtisch niederlie?, versuchte sie ihre Abneigung zu unterdr?cken und sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Wenigstens war wie immer viel los, in dieser Hinsicht hatte sich nichts ge?ndert, stellte sie zufrieden fest. ?berall redeten Leute, die kleine Delikte zur Anzeige brachten oder sich lautstark ?ber ihre Verhaftung beschwerten, sowie Kollegen, die am Telefon neuen Hinweisen nachgingen. Seit sie sich halbwegs erholt hatte und wieder zur Arbeit ging, hatte Keri leichtere Aufgaben am Schreibtisch erledigt. Auf ihrem Tisch stapelte sich der Papierkram. Dutzende von Berichten, Zeugenaussagen und Beweismittelprotokollen mussten ?berpr?ft werden. Sie hatte den Verdacht, dass ihre Kollegen alle l?stigen Aufgaben auf sie abschoben, weil sie noch nicht fit genug war um wieder auf Streife zu gehen. Gl?cklicherweise sollte es am n?chsten Tag endlich soweit sein, dass sie ihren ?blichen Dienst wieder ?bernehmen konnte. Insgeheim hatte es ihr nichts ausgemacht, Schreibarbeit zu erledigen. Der Grund war einfach: Pachangas Akte. Als sein Haus durchsucht worden war, wurde ein Laptop sichergestellt. Keri und Detective Kevin Edgerton, der IT-Spezialist, hatten Pachangas Passwort geknackt und so einen Einblick in seine Dateien bekommen. Sie hoffte, dass diese Dateien Hinweise auf andere F?lle von vermissten Kindern liefern w?rden, vielleicht konnte sie auf diese Art ihre Tochter finden. Zuerst sah es aus, als w?re der Fund eine wahre Goldgrube an Informationen, doch leider erwies es sich als ?u?erst schwierig, auf die Informationen zuzugreifen. Edgerton hatte ihr erkl?rt, dass die verschl?sselten Dateien nur mit einem bestimmten Code entschl?sselt werden konnten, den sie nat?rlich nicht hatten. Daher hatte Keri die vergangene Woche damit verbracht, m?glichst viel ?ber Pachanga herauszufinden und den Code zu entschl?sseln. Bisher war sie aber keinen Schritt weiter gekommen. Als sie sich jetzt ?ber die Akten beugte, wanderten ihre Gedanken wieder zu einem Thema, das sie schon die ganze Woche besch?ftigt hatte. Als Pachanga Ashley, die Tochter des US Senators Stafford, entf?hrt hatte, hatte er im Auftrag von Payton Penn gehandelt, dem Bruder des Senators. Die beiden M?nner hatten die Tat monatelang im Darknet geplant. Es ging Keri einfach nicht aus dem Kopf, wie der Bruder eines Senators mit einem professionellen Kidnapper in Kontakt treten konnte. Sie bewegten sich schlie?lich nicht gerade in denselben Kreisen. Eine Sache aber hatten sie gemeinsam. Beide M?nner wurden von einem Anwalt namens Jackson Cave vertreten. Caves Kanzlei befand sich in den oberen Stockwerken eines schicken Wolkenkratzers in der Innenstadt, wobei viele seiner Klienten solch luftige H?hen nicht gew?hnt waren und sich eher in der Unterwelt bewegten. Neben seiner Arbeit f?r die Kanzlei betreute Cave schon seit l?ngerer Zeit Vergewaltiger, Kidnapper und P?dophile. Keri h?tte es seiner Gier zuschreiben k?nnen, schlie?lich musste man f?r einen guten Anwalt eine Menge Geld hinbl?ttern, aber sie hatte einen anderen Verdacht. Sie wurde das Gef?hl nicht los, dass er gewisse Kontakte in diesem Teil der Gesellschaft pflegte. Welche der beiden Theorien auch zutreffen mochte, sie konnte ihn nicht ausstehen. Falls Jackson Cave wirklich zwischen Payton Penn und Alan Pachanga vermittelt hatte, dann war es m?glich, dass er wusste, wie man auf die verschl?sselten Dateien zugreifen konnte. Kerie war sich sicher, dass irgendwo in diesem himmelhohen Supergeb?ude der Schl?ssel zu ihrem Problem lag. Diesen Schl?ssel ben?tigte sie, um an die Informationen ?ber all die vermissten Kinder zu gelangen. Sie hatte beschlossen, dass sie sich irgendwie, legal oder nicht, Zutritt zu diesem B?ro verschaffen musste. W?hrend sie dar?ber nachgr?belte, wie sie das erreichen k?nnte, bemerkte Keri eine junge Polizistin, die gerade auf sie zukam. Keri begr??te sie. „Hallo, entschuldigen Sie, wie war Ihr Name?“, fragte Keri, unsicher, ob sie sich schon vorgestellt worden waren. „Officer Jamie Castillo“, antwortete die dunkelhaarige Frau. „Ich komme frisch aus der Akademie. Ich habe hier in der Woche angefangen, als Sie krankgeschrieben waren. Eigentlich sollte ich bei der West-LA Einheit anfangen.“ „Dann sind wir uns noch nicht vorgestellt worden?“ „Nein, Detective Locke“, sagte Castillo. Keri war beeindruckt von ihrer neuen Kollegin. Sie war selbstbewusst und ihre dunklen Augen leuchteten wachsam und intelligent. Au?erdem wirkte sie wie jemand, der gut auf sich selbst aufpassen kann. Sie war 1,70 Meter gro? und hatte eine sehnige, athletische Figur, die einen autorit?ren Eindruck machte. „Gut. Was kann ich f?r Sie tun?“, fragte Keri und hoffte, nicht abschreckend zu klingen. In der gesamten Pacific Einheit gab es nicht viele Frauen und Keri wollte keiner von ihnen auf die F??e treten. „Ich habe in den vergangenen Wochen die Hotline f?r Hinweise beantwortet. Wie Sie sich vorstellen k?nnen, gingen einige Anrufe nach dem Vorfall mit Alan Pachanga ein, auch bez?glich Ihres Aufrufs, dass Sie Ihre Tochter suchen.“ Keri nickte. Nachdem sie Ashley gerettet hatte, gab es eine gro?e Pressekonferenz, um den gl?cklichen Ausgang der tragischen Geschichte zu feiern. Damals hatte auch Keri sich ?ffentlich zu den Ereignissen ge?u?ert und ihre Chance genutzt, die ?ffentlichkeit um Hilfe bei der Suche nach ihrer Tochter zu bitten. Sie hatte ein Foto von Evie in die Kamera gehalten und um Hinweise gebeten, die bei der Suche  helfen k?nnten. Ihr Vorgesetzter, Lieutenant Cole Hillman, war sehr w?tend gewesen, dass sie den Triumph der Einheit f?r ihren pers?nlichen Kreuzzug missbraucht hatte. Am liebsten h?tte er sie direkt entlassen, aber da sie eine schwerverletzte Heldin war, die gerade eine Senatorentochter vor dem sicheren Tod gerettet hatte, konnte er es nicht. Bereits als sie noch im Krankenhaus lag, h?rte sie von den Kollegen, wie ver?rgert er war, dass jeden Tag so viele Anrufe eingingen. „Es tut mir leid, dass Sie sich damit herumschlagen mussten“, sagte Keri. „Ich wollte die Gelegenheit nutzen und habe nicht dar?ber nachgedacht, dass es zus?tzliche Arbeit f?r jemanden bedeutet. Ich nehme an, dass die Spuren nutzlos sind?“ Jamie Castillo z?gerte, als w?rde sie abw?gen, was sie darauf antworten sollte. Keri konnte sehen, wie ihr Verstand arbeitete. Sie beobachtete die junge Frau. Sie war ihr sympathisch. Sie kam ihr vor wie eine j?ngere Version von sich selbst. „Naja“, begann Castillo, „die meisten Anrufe konnten wir tats?chlich direkt streichen. Einige Quellen waren mehr als fragw?rdig, es gab sogar ein paar Telefonstreiche. Aber heute morgen ist ein Anruf eingegangen, der anders war. Die Angaben waren so konkret, dass man sie ernstnehmen muss.“ Keris Mund wurde trocken und ihr Herz begann ein wenig schneller zu schlagen. Ruhig bleiben, jetzt nur nicht ?berreagieren. Wahrscheinlich steckt nichts dahinter. „Kann ich mir den Anruf anh?ren?“, fragte sie ruhiger, als sie sich f?hlte. „Ich habe die Aufzeichnung bereits an Sie weitergeleitet“, sagte Castillo. Ein Blick auf ihr Telefon verriet   eine neue Nachricht hatte. Sie bem?hte sich, nicht allzu verzweifelt auszusehen und nahm den H?rer ab. Als sie die Nachricht abspielte, h?rte sie eine raue Stimme, die beinahe metallisch klang. Laute Schl?ge im Hintergrund machten es noch schwerer, sie zu verstehen. „Ich habe im Fernsehen gesehen, dass Sie Ihre Tochter suchen. Ich m?chte helfen. In Palms gibt es ein leerstehendes Lagerhaus, gegen?ber dem Piedmont Stadion. Sie sollten es sich ansehen.“ Das war alles. Eine verzerrte M?nnerstimme, die einen vagen Hinweis gab. Warum lie? das Adrenalin ihre H?nde zittern? Warum konnte sie nicht mehr schlucken? Warum hatte sie pl?tzlich Bilder im Kopf, wie ihre kleine Evie jetzt aussehen k?nnte? Vielleicht lag es daran, dass nichts an diesem Anruf darauf hinwies, dass man ihn nicht ernst nehmen konnte. Die Stimme versuchte nicht, besondere Aufmerksamkeit zu erregen, und genau das machte aufmerksam. Der Anrufer war knapp und geradeheraus. Keri sp?rte, wie ihr einpaar Schwei?tropfen ?ber den R?cken liefen. Castillo sah sie erwartungsvoll an. „Was halten Sie davon?“, fragte sie. „Schwer zu sagen“, antwortete Keri langsam, obwohl ihr Herz raste, w?hrend sie die angegebene Lagerhalle auf Google Maps heraussuchte. „Wir lassen die Techniker ?berpr?fen, woher der Anruf kam, und ob sie noch etwas ?ber die Stimme oder die Hintergrundger?usche herausfinden k?nnen. Allerdings bezweifle ich, dass dabei viel herauskommt. Der Anrufer war vorsichtig.“ „Das habe ich auch vermutet“, stimmte Castillo ihr zu. „Kein Name, leicht verfremdete Stimme, laute Hintergrundger?usche. Der Anruf war einfach…. anders als die anderen.“ Keri h?rte nur mit einem Ohr zu und studierte die Karte auf ihrem Bildschirm. Das Stadion befand sich auf dem National Boulevard, s?dlich des Freeway 10. Laut der Satellitenaufnahme gab es dort wirklich eine Lagerhalle. Ob sie leer stand, konnte Keri nicht sagen. Das werde ich bald herausfinden. Sie sah Castillo an und f?hlte Dankbarkeit und noch etwas anders, das sie lange nicht mehr f?r einen Kollegen empfunden hatte: Bewunderung. Sie hatte ein gutes Gef?hl und war froh, dass sie da war. „Gute Arbeit, Castillo“, sagte sie zu der jungen Frau, die ebenfalls den Bildschirm anstarrte. „So gut, dass ich glaube, ich sollte einen kleinen Ausflug machen.“ „Brauchen Sie vielleicht Verst?rkung?“, fragte Castillo hoffnungsvoll, als Keri aufstand und ihre Tasche in die Hand nahm, um sich auf den Weg zu machen. Bevor sie antworten konnte, steckte Hillman den Kopf aus seinem B?ro. „Locke, in mein B?ro! Sofort!“, Er sah sie herausfordernd an. „Wir haben einen neuen Fall!“ KAPITEL ZWEI Keri stand wie angewurzelt da. Eine Welle von Emotionen sp?lte sie fort. Technisch gesehen war es eine gute Nachricht. Man hatte sie scheinbar einen Tag fr?her wieder zu ihrer normalen Arbeit zugelassen, ein Zeichen, dass Hillman ihr trotz seiner Bedenken wieder zutraute, ihre gewohnte Verantwortung ?bernehmen zu k?nnen. Ein Teil von ihr wollte ihn aber am liebsten ignorieren und sofort zu dieser Lagerhalle aufbrechen. „Bitte heute noch“, rief Hillman und half ihrer Unentschlossenheit auf die Spr?nge. „Ich komme, Sir“, sagte sie. Dann wandte sie sich mit einem schwachen L?cheln an Castillo. „Fortsetzung folgt in K?rze.“ Als sie in Hillmans B?ro trat, bemerkte sie, dass die Falten auf seiner Stirn heute noch tiefer waren als sonst. Jedes einzelne seiner f?nfzig Jahre konnte man seinem Gesicht ansehen. Seine grauen Haare waren wie immer ein einziges Durcheinander. Keri konnte nie so genau sagen, ob er sie nicht bemerkte, oder ob ihm ihre Anwesenheit einfach egal war. Er trug ein Jackett, aber seine Krawatte hing locker ?ber sein Hemd, das an seinem Bauch spannte. In der Ecke seines B?ros stand ein abgenutzter, alter Zweisitzer, auf dem Detective Frank Brody sa?. Brody war neunundf?nfzig Jahre alt. In weniger als sechs Monaten w?rde er in Rente gehen. Alles an ihm strahlte Unzufriedenheit aus: Die halbherzigen Versuche, freundlich zu seinen Kollegen zu sein, das verwaschene, mit Ketchup-Flecken ?bers?te Hemd, dessen Kn?pfe in der H?ftregion jeden Augenblick abzuspringen drohten, bis hin zu seinen Halbschuhen, die am Saum bereits auseinanderfielen. Keri hatte ihn nie f?r einen besonders leidenschaftlichen Detective gehalten und besonders in letzter Zeit verwendete er mehr Zeit und Energie f?r seinen hei?geliebten Cadillac, als f?r seine ungel?sten F?lle. Normalerweise arbeitete er an Raub?berf?llen und Morden, aber da Keri und Ray ausgefallen waren, war er vor?bergehend der Einheit f?r Vermisste Personen zugeteilt worden. Diese Versetzung hatte nicht gerade zur Aufhellung seiner Laune beigetragen, und nun kam auch noch die verachtenswerte Aussicht hinzu, mit einer Frau zusammen zu arbeiten. Er geh?rte einer anderen Generation von Polizisten an. Einmal hatte Keri geh?rt, wie er mit einem Kollegen scherzte, „Lieber tote Leiber als keifende Weiber.“ F?r Keri beruhte dieses wenig schmeichelhafte Urteil auf Gegenseitigkeit, wenn auch aus unterschiedlichen Gr?nden. Jetzt wies Hillman auf den B?rostuhl an seinem Schreibtisch. Dann dr?ckte er die Lautsprechertaste auf seinem Telefon und begann zu sprechen. „Dr. Burlingame, bei mir sind zwei Kollegen, die ich zu Ihnen schicken werde: Detective Frank Brody und Detective Keri Locke. Detectives, wir haben es zu tun mit Dr. Jeremy Burlingame. Er macht sich Sorgen um seine Gattin, die er seit ?ber vierundzwanzig Stunden nicht erreichen kan. Dr. Burlingame, w?rden Sie bitte noch einmal wiederholen, was Sie mir gerade gesagt haben?“ Keri nahm Notizblock und Stift zur Hand. Ihre Aufmerksamkeit war geweckt. Bei vermissten Frauen wurde immer zuerst der Ehemann verd?chtigt, daher wollte sie sich vollkommen auf den Klang seiner Stimme konzentrieren, wenn er zum ersten Mal ?ber seine Frau sprach. „Nat?rlich“, sagte Dr. Burlingame. „Gestern fr?h bin ich nach San Diego gefahren, um bei einem medizinischen Eingriff zu assistieren. Bevor ich losgefahren bin, habe ich  Kendra zum letzten Mal gesprochen. Vergangene Nacht bin ich sehr sp?t nach Hause gekommen und habe mich in eines der G?stezimmer zur?ckgezogen, um sie nicht aufzuwecken. Da ich heute morgen keine Patienten hatte, habe ich mir erlaubt, auszuschlafen.“ Keri war nicht sicher, ob Hillman das Gespr?ch aufzeichnete, daher schrieb sie m?glichst viele Informationen auf. Dr. Burlingame redete weiter. „Als ich in unser Schlafzimmer ging, habe ich sofort bemerkt, dass sie nicht zu Hause war. Das Bett war gemacht, und daher habe ich angenommen, dass sie das Haus verlassen hat, bevor ich aufgewacht bin. Ich habe ihr eine Nachricht geschrieben. Sie hat jedoch nicht geantwortet – was nicht weiter au?ergew?hnlich w?re. Wir wohnen in Beverly Hills und meine Frau ist sehr engagiert. Sie ist bei mehreren Wohlt?tigkeitsvereinen aktiv und hat ihr Handy oft abgeschaltet. Manchmal vergisst sie auch, es hinterher wieder einzuschalten.“ Keri schrieb noch immer alles auf und bewertete insgeheim den Wahrheitsgehalt seiner Aussagen. Bisher schien ihr nichts verd?chtig, aber das hatte nicht viel zu bedeuten. Am Telefon lie? sich eine Menge verbergen. Sie wollte sehen, wie er sich verhielt, wenn Detectives des LAPD pers?nlich vor ihm standen. „Ich bin zur Arbeit gegangen und habe unterwegs versucht, sie anzurufen – doch sie antwortete wieder nicht“, fuhr er fort. „Zur Mittagszeit habe ich mir langsam Sorgen gemacht. Keine ihrer Freundinnen hatte von ihr geh?rt. Ich habe unser Dienstm?dchen Lupe angerufen, und sie sagte, dass sie Kendra weder heute noch gestern gesehen hat. Seitdem bin ich ernsthaft besorgt. Deswegen habe ich den Notruf angerufen.“ Frank Brody lehnte sich nach vorne und Keri wusste, dass er Dr. Burlingame gleich unterbrechen w?rde. Sie hielt das f?r keine gute Idee, aber sie konnte ihn nicht daran hindern. Im Normalfall war es das Beste, einen Anrufer alles sagen zu lassen, was sie bewegte. Manchmal wurden sie ihrer Sache zu sicher und machten Fehler. Brody hatte offensichtlich eine andere Vorgehensweise. „Dr. Burliungame, warum wurde Ihr Anruf nicht vom Beverly Hills Police Departement angenommen?“, fragte er. Sein ruppiger Tonfall klang nicht besonders einf?hlsam. F?r Keri klang er so, als w?rde er sich fragen, wieso man ihn mit diesem Fall bel?stigte. „Ich nehme an, weil ich aus meiner Praxis in Marina del Rey anrufe. Aber ist das denn wichtig?“, fragte er verwirrt. „Nat?rlich nicht“, beschwichtigte Hillman ihn. „Wir helfen Ihnen gerne. Das BHPD h?tte sich mit einer vermissten Person vermutlich ohnehin an uns gewandt. Machen Sie sich jetzt am besten auf den Heimweg, damit unsere Ermittler Sie dort um ein Uhr drei?ig treffen k?nnen. Wir haben Ihre Adresse.“ „Okay“, sagte Burlingame. „Ich werde sofort losfahren.“ Nachdem Hillman das Gespr?ch beendet hatte, sah er die beiden Detectives an. „Erste Eindr?cke?“, fragte er. „Wahrscheinlich ist sie mit einer Freundin auf Hawaii und hat vergessen, ihm Bescheid zu sagen“, redete Brody drauflos. „Oder er hat sie eigenh?ndig umgebracht, es ist doch immer der G?rtner oder der Ehemann.“ Dann sah Hillman Keri an. Sie dachte einen Moment nach, bevor sie etwas sagte. Irgendetwas sagte ihr, dass die ?blichen Regeln hier nicht zutrafen. Sie konnte aber noch nicht genau benennen, was es war. „Ich w?rde im Prinzip zustimmen, aber ich m?chte diesem Mann ins Gesicht blicken, bevor ich irgendwelche Schl?sse ziehe.“ „Nun, Sie werden Ihre Chance bekommen“, sagte Hillman. „Sie k?nnen alles vorbereiten, Frank, ich muss noch einen Augenblick mit Locke reden.“ Brody grinste sie hinterh?ltig an, als er das B?ro verlie?, als m?sste sie nachsitzen, w?hrend er mit einer Verwarnung davon gekommen war. Hillman schloss die T?r hinter ihm. Keri machte sich darauf gefasst, irgendeine Art von negativem Kommentar zu h?ren zu bekommen. „Es wird nicht lange dauern“, sagte er und klang dabei freundlicher, als sie erwartet hatte. „Ich wollte Sie nur an ein paar Dinge erinnern, bevor Sie losgehen. Erstens, ich nehme an, Sie wissen, dass ich nicht gerade erfreut war ?ber Ihren Alleingang auf der Pressekonferenz. Sie haben Ihre pers?nlichen Interessen ?ber die der Polizei gestellt. Sind wir uns soweit einig?“ Keri nickte. „Gut. Nachdem das gekl?rt ist, w?rde ich unsere Zusammenarbeit gerne noch einmal von ganz vorne beginnen. Mir ist klar, dass Sie nicht in der besten Verfassung waren und Ihre Chance gesehen haben, die Ermittlungen im Fall Ihrer vermissten Tochter wieder ins Rollen zu bringen. Das respektiere ich.“ „Vielen Dank, Sir“, sagt Keri einerseits erleichtert, andererseits misstrauisch, angesichts dessen, was wohl als n?chstes folgen w?rde. „Aber“, begann er, „nur weil die Presse Sie besonders mag, bedeutet das nicht, dass ich Sie nicht vor die T?r setzen kann, wenn Sie wieder ihre Einsamer-Wolf Nummer abziehen. Ist das klar?“ „Jawohl, Sir.“ „Gut. Letzter Punkt: Lassen Sie es langsam angehen. Sie sind erst vor einer Woche aus dem Krankenhaus entlassen worden. Passen Sie auf, dass Sie so schnell nicht wieder eingeliefert werden. Verstanden? Abtreten.“ Erstaunt verlie? sie das B?ro. Sie hatte erwartet, von ihm ermahnt zu werden, aber seine unterschwellige Sorge um ihr Wohlbefinden hatte sie ?berrascht. Sie sah sich nach Brody um und stellte fest, dass er bereits unterwegs sein musste. Offensichtlich wollte er nicht einmal den Dienstwagen mit einem weiblichen Kollegen teilen. Normalerweise w?re sie dar?ber ver?rgert, aber heute freute sie sich fast dar?ber. Auf dem Weg zum Auto musste sie grinsen. Ich darf wieder richtig arbeiten! Erst jetzt, als sie die Arbeit an einem neuen Fall aufnahm, fiel ihr auf, wie sehr sie ihre Arbeit vermisst hatte. Die ?bliche Vorfreude und leichte Anspannung stellte sich ein, so dass sie sogar den st?ndigen unterschwelligen Schmerz ihrer gebrochenen Rippen verga?. Ohne ihre Ermittlungen war Keri nur ein halber Mensch. Noch etwas anderes lie? sie grinsen. Insgeheim plante sie bereits, gegen zwei von Hillmans Ermahnung zu versto?en: Sie w?rde wieder im Alleingang arbeiten und es ganz sicher nicht langsam angehen lassen. Auf dem Weg zum Haus von Dr. Burlingame gab es noch etwas zu erledigen. Sie w?rde sich diese Lagerhalle aus der N?he ansehen. KAPITEL DREI Dank des Blaulichts auf ihrem alten Prius bahnte Keri sich m?helos ihren Weg durch den Stadtverkehr. Ihre Finger umklammerten das Steuerrad, Adrenalin pumpte durch ihren K?rper. Die Lagerhalle lag mehr oder weniger auf dem Weg nach Beverly Hills, weswegen sie die Suche nach ihrer Tochter, die seit genau f?nf Jahren verschwunden war, der Suche nach einer Frau, die gestern zuletzt gesehen wurde, in diesem Moment vorzog. Dennoch musste sie schnell sein. Brody war schon unterwegs und sie wollte nicht mit allzu gro?er Versp?tung beim Haus der Burlingames eintreffen, sonst w?rde Brody es mit Sicherheit br?hwarm an Hillman weitergeben. Keine Ausrede w?re ihm zu schade, damit er nicht mit ihr zusammen arbeiten musste. Es w?re genau sein Stil, sich wegen einer Versp?tung zu beschweren. Sie hatte also nur einpaar Minuten Zeit, sich die Lagerhalle anzusehen. Sie stellte ihr Auto an der Stra?e ab und ging direkt auf den Haupteingang zu. Die Lagerhalle stand zwischen einem Unternehmen f?r private Lagerpl?tze und einer Autovermietung. Das elektrische Summen eines gro?en Strommastes auf der gegen?berliegenden Stra?enseite war verst?rend laut. Keri hatte das Gef?hl, durch ihre blo?e Anwesenheit Krebs zu bekommen. Die Lagerhalle war mit billigem Maschendraht umz?unt, der wohl Obdachlose und Junkies abschrecken sollte, aber f?r Keri war es nicht schwer, durch eine L?cke hindurch zu schl?pfen. Als sie sich dem Eingang des Geb?udes n?herte, bemerkte sie das verstaubte Schild im Dreck liegen. Wir erhalten Ihre Kostbarkeiten. In der leerstehenden, halb eingefallenen Halle befand sich jedoch nichts Kostbares. Genau genommen befand sich dort gar nichts, au?er ein paar umgeworfene Klappst?hle und Brocken von eingerissenen Gipsw?nden. Die Halle war komplett ausger?umt. Keri ging durch den verlassenen Komplex und suchte nach irgendeinem Hinweis, der sie zu Evie f?hren k?nnte, doch es war vergeblich. Sie kniete sich auf den Boden. Vielleicht w?rde eine andere Perspektive helfen. Ihr fiel nichts Besonderes auf, aber etwas erschien ihr merkw?rdig am anderen Ende der Lagerhalle. Dort stand ein aufgestellter Klappstuhl, auf dem etwa einen halben Meter hoch unterschiedlich gro?e Tr?mmer aufgestapelt waren. Das war auf keinen Fall von selbst so heruntergefallen. Jemand hatte die Brocken dort aufgebaut. Keri ging n?her heran, um sich das Gebilde besser ansehen zu k?nnen. Sie hatte das Gef?hl, dass sie nach Verbindungen suchte, die es nicht gab. Sie bewegte den Stuhl ein wenig zur Seite. Die Tr?mmer gerieten dabei erst ins Wanken und st?rzten dann auf den Boden. Jetzt schlug ihr Herz schneller. Anstatt des erwarteten dumpfen Aufschlages verursachten die herabst?rzenden Brocken ein hohles Ger?usch, fast wie ein Echo. Keri schob die Tr?mmer zur Seite und stampfte mit dem Fu? auf die Stelle, wo sie gelandet waren – wieder ert?nte das Echo. Sie strich mit der Handfl?che ?ber den staubigen Boden und stellte fest, dass der Boden unter dem Klappstuhl nicht aus Beton war, wie der Rest der Halle, sondern aus grau lackiertem Holz. Sie bem?hte sich, weiterhin ruhig zu atmen und tastete mit den Fingern an der Kante des h?lzernen Vierecks entlang, bis sie eine leichte Erhebung sp?rte. Als sie vorsichtig Druck darauf aus?bte, ?ffnete sich ein Verschluss und ein kleiner Holzgriff schoss in die H?he. Sie legte ihre Finger um den Griff und zog das Holzst?ck, das eine Fallt?r zu sein schien, aus seinem Rahmen. Darunter war eine Grube, die keinen halben Meter tief war. Sie war leer. Keine Papiere, keine Werkzeuge, nichts. Sie war zu klein, als dass man einen Menschen darin h?tte verstecken k?nnen. Bestenfalls h?tte man einen kleinen Safe darin verstecken k?nnen. Keri tastete die Kanten ab, auf der Suche nach einer weiteren geheimen ?ffnung. Sie hatte keine Ahnung, was man hier verborgen hatte, aber jetzt war davon jedenfalls nichts zur?ck geblieben. Sie setzte sich auf den Betonboden und ?berlegte, was sie jetzt tun sollte. Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. Es war ein Uhr f?nfzehn. In einer viertel Stunde musste sie in Beverly Hills sein. Selbst wenn sie sich jetzt auf den Weg machte, w?rde die Zeit knapp werden. Frustriert r?ckte sie die Holzabdeckung wieder auf ihren Platz und stellte den Stuhl wieder darauf. Dann verlie? sie das Geb?ude. Dabei fiel ihr Blick noch einmal auf das Schild. Wir erhalten Ihre Kostbarkeiten. Ob das ein versteckter Hinweis sein sollte? Oder bin ich am Ende doch nur auf einen grausamen Scherz hereingefallen? Versucht jemand mir mitzuteilen, wie ich meine gr??te Kostbarkeit, meine gelliebte Evie, retten kann? Bei diesem letzten Gedanken wurde Keri von einer Welle der Hilflosigkeit erfasst. Sie sp?rte, wie ihre Knie pl?tzlich nachgaben und sie zu Boden st?rzte. Da ihr linker Arm noch in der Schlinge lag, fing sie den Sturz mit ihrer rechten Hand ab, so gut es ging. Um sie herum war eine dichte Staubwolke aufgewirbelt. Keri schloss die Augen und k?mpfte gegen die Finsternis an, die sie pl?tzlich zu umgeben schien. Vor ihrem inneren Auge erschien ihre kleine Evie. In dieser Vision war das M?dchen immer noch acht Jahre alt. Ihre blonden Z?pfchen tanzten um ihr schreckensbleiches Gesicht. Sie wurde von einem blonden Mann mit einem Tattoo an der linken Halsseite in einen wei?en Van geworfen. Keri h?rte das Krachen, das ihr kleiner K?rper an der Innenseite des Vans verursachte. Dann sah sie, wie der Mann einen Teenager erstach, der ihn aufhalten wollte. Sie sah, wie der Van vom Parkplatz fuhr und sich schnell von ihr entfernte, obwohl sie so schnell hinterher rannte, wie sie mit ihren nackten, blutig gelaufenen F??en nur konnte. Sie sah es so lebhaft vor sich, dass Keri die Tr?nen herunterschlucken musste. Sie versuchte, die Erinnerung zu vertreiben und sich wieder auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Nach ein paar Augenblicken hatte sie die Fassung wieder erlangt. Sie atmete ein paarmal tief durch. Sie konnte auch wieder klar sehen und stand langsam auf. Das war der erste Flashback seit Wochen. Seit ihrer Begegnung mit Pachanga hatte sie keine mehr gehabt. Sie hatte gehofft, dass sie nie zur?ckkommen w?rden, aber das Gl?ck blieb ihr verg?nnt. Ihr Schl?sselbein schmerzte und frustriert zog sie die Armschlinge ab. Sie behinderte sie mehr als sie half. Au?erdem wollte sie keinen schwachen Eindruck machen, wenn sie gleich Dr. Burlingame gegen?berstand. Das Treffen! Ich muss los! Vorsichtig humpelte sie zu ihrem Auto und reihte sich in den Verkehr ein. Blaulicht und Sirene lie? sie ausgeschaltet. Sie musste einen Anruf t?tigen und daf?r brauchte sie Ruhe. KAPITEL VIER Keri war etwas nerv?s, als sie die Nummer von Rays Krankenhauszimmer eingab und dem Klingeln lauschte. Eigentlich gab es keinen Grund f?r ihre Nervosit?t. Ray Sands war ein langj?hriger Freund und ihr Partner bei der LAPD Pacific. Als es weiter klingelte, dachte sie an der Zeit, bevor sie Polizistin geworden war. Sie war damals Professorin f?r Kriminologie an der Loyola Marymount University und hatte bei ein paar Vermisstenf?llen als Beraterin f?r die Einheit gedient. So hatte sie Ray kennengelernt. Sie waren von Anfang an gut miteinander ausgekommen und Ray hatte ein paar Gastvortr?ge in ihren Seminaren gehalten. Nachdem Evelyn entf?hrt wurde, war Keri in ein tiefes, schwarzes Loch gefallen. Ihre Ehe ging in die Br?che, sie begann zu trinken und ging mit einpaar Studenten ins Bett – bis sie schlie?lich gefeuert wurde. Sie war pleite und betrunken und sie lebte auf einem kaputten, alten Hausboot, als Ray sie wieder besuchte. Er hatte sie ?berredet, sich bei der Polizeiakademie einzuschreiben, so wie er es getan hatte, als sein Leben kaputt gegangen war. Ray hatte ihr damit einen Rettungsring zugeworfen und ihr einen Weg zur?ck ins Leben aufgezeigt. Keri hatte ihn angenommen. Sie schloss die Ausbildung rasch ab, durchlief ihre praktische Erfahrung als Officer und wurde zum Detective bef?rdert. Keri bewarb sich dann bei der Pacific Einheit, die insbesondere f?r West L.A. zust?ndig war. Ray hatte sie als Partnerin angefordert und sie hatten bereits ein Jahr zusammen gearbeitet, bevor Pachanga sie beide ins Krankenhaus gebracht hatte. Jetzt war sie nerv?s. Aber nicht, weil sie sich Sorgen um seine Genesung machte, sondern weil sich etwas an ihrem Verh?ltnis zueinander ver?ndert hatte. Im Laufe des vergangenen Jahres war ihre Freundschaft immer intensiver geworden. Doch sie arbeiteten Tag f?r Tag sehr eng zusammen, so dass keiner von beiden sich eingestehen wollte, dass zwischen ihnen mehr als nur Freundschaft war. Hin und wieder hatte eine Frau Rays Telefon beantwortet, wenn sie ihn in seiner Wohnung erreichen wollte. In diesen Momenten war Keri schrecklich eifers?chtig, obwohl er schon immer ein ber?chtigter Frauenheld gewesen ist. Sie hatte gegen die Eifersucht angek?mpft, aber sie konnte sie nicht unterdr?cken. Sie war sich sicher, dass er f?r sie ?hnliche Gef?hle hatte. Sie hatte seine Anspannung und das w?tende Funkeln in seinen Augen bemerkt, wenn ein anderer Mann sie anbaggerte. Selbst jetzt, nachdem er von einer Kugel lebensgef?hrlich verletzt worden war, mochte keiner von beiden aussprechen, was sie besch?ftigte. Keri hatte das Gef?hl, dass es nicht der richtige Zeitpunkt war, ?ber solch triviale Angelegenheiten zu reden, w?hrend er sich erholte. Doch vielleicht f?rchtete sie sich auch nur davor, wie sich ihr Verh?ltnis ver?ndern w?rde, wenn ihre Gef?hle offen auf dem Tisch lagen. Also ignorierte sie sie. Doch weder sie noch Ray waren es gewohnt, etwas vor dem anderen zu verheimlichen, deswegen war es zwischen ihnen merkw?rdig geworden. Keri lauschte weiter auf das Klingeln, hoffte einerseits, dass er antwortete, andererseits, dass er nicht abnahm. Sie musste mit ihm ?ber den anonymen Anruf reden, aber sie wusste nicht genau, wie sie das Gespr?ch beginnen sollte. Nach zehnmal klingeln beschloss sie, dass es nicht so wichtig war, und legte auf. Wahrscheinlich war er gerade nicht auf seinem Zimmer. Sie wollte es nicht auf seinem Handy versuchen, weil er wahrscheinlich gerade besch?ftigt war. Er wollte unbedingt schnell wieder auf die Beine kommen, und vor zwei Tagen hatte seine Therapie endlich begonnen. Ray war ein ehemaliger Profiboxer und Keri wusste, dass er jede freie Minute dazu nutzen w?rde, seinen K?rper fit zu halten. Ihre Gedanken kreisten weiter um ihren Partner, w?hrend sie sich bem?hte, nicht mehr an die Lagerhalle, sondern an ihren neuen Fall zu denken – die vermisste Kendra Burlingame. Sie konzentrierte sich jetzt auf den Verkehr und ihr Navi, und fand sich leicht in den gewundenen Stra?en von Beverly Hills zurecht. Sie kam zu einem abgelegenen Viertel, das hoch ?ber der Stadt lag. Je h?her sie kam, desto verwinkelter wurden die Stra?en und umso versteckter lagen die H?user. Unterwegs rekapitulierte sie noch einmal die wenigen Informationen, die ihr ?ber den Fall bisher bekannt waren. Jeremy Burlingame f?hrte – trotz seines Berufes und seines Einkommens – ein unauff?lliges Leben. Eine kurze Recherche hatte ergeben, dass er als Sch?nheitschirurg f?r die Sch?nen und Reichen t?tig war, aber auch ehrenamtlich Kinder mit Missbildungen im Gesichtsbereich behandelte. Kendra Burlingame, achtunddrei?ig Jahre alt, hatte vor einigen Jahren als Pressesprecherin der Gesellschaft von Hollywood gearbeitet, doch seit ihrer Hochzeit mit Jeremy steckte sie all ihre Energie in eine gemeinn?tzige Einrichtung namens All Smiles, die Spendengelder f?r behinderte Kinder sammelte und sich um ihre medizinische Versorgung k?mmerte. Sie waren seit sieben Jahren verheiratet. In den polizeilichen Akten waren beide unbeschriebene Bl?tter. Es gab weder Aufzeichnungen ?ber h?usliche Probleme, noch ?ber Alkohol- oder Drogenmissbrauch. Sie waren das perfekte Ehepaar. Zumindest auf dem Papier. Keri war misstrauisch. Nachdem sie doch in eine falsche Stra?e eingebogen war, erreichte sie schlie?lich das Haus am Ende der Tower Road. Es war 1:41 Uhr; sie war elf Minuten zu sp?t. Es war eigentlich auch kein Haus im klassischen Sinne. Es war eher eine Anlage, die sich ?ber mehr als einen Hektar zu erstrecken schien. Von hier oben konnte man ganz L.A. sehen. Keri nahm sich noch einen Augenblick Zeit, um etwas zu tun, das sie fast nie tat: Sie legte Makeup auf. Es half bereits, dass sie die Armschlinge nicht mehr trug, aber der gelbe Fleck auf ihrem Wangenknochen war immer noch zu sehen. Jetzt tupfte sie vorsichtig mit einem Abdeckstift dar?ber, bis der Fleck v?llig verschwunden war. Zufrieden dr?ckte sie auf die Klingel neben dem Sicherheitstor. W?hrend sie auf eine Antwort wartete, bemerkte sie den wei?en Cadillac von Detective Frank Brody, der vor dem Haus geparkt war. Eine Frauenstimme meldete sich an der Gegensprechanlage. „Detective Locke?“ „Ja.“ „Ich bin Lupe Veracruz, die Haush?lterin der Burlingames. Bitte fahren Sie direkt vor das Haus. Sie k?nnen neben Ihrem Partner parken. Ich werde Sie dort treffen und zu Dr. Burlingame bringen.“ Das Tor ?ffnete sich und Keri stellte ihren Wagen wie angewiesen neben Frank Brodys gepflegtem Fahrzeug ab. Der Caddy war sein Baby. Er war stolz auf seine altmodische Lackierung, seinen verschwenderischen Spritverbrauch und seine Form, die an einen gestrandeten Wal erinnerte. Was er klassisch nannte, kam Keri vor wie ein Dinosaurier. Als sie aus ihrem Wagen stieg, kam eine kleine, zierliche, etwa vierzig Jahre alte Hispanoamerikanerin auf sie zu. Keri beeilte sich, um den Wagen herumzukommen, damit die Frau nicht bemerkte, wie steif sie sich in dem engen Spalt zwischen den Fahrzeugen bewegte. Ab jetzt verhielt Keri sich, als w?re sie an einem potenziellen Tatort. Sie wollte auf keinen Fall Unsicherheit oder Schw?che ausstrahlen. „Hier entlang, Detective“, sagte Lupe, drehte sich um und f?hrte Keri den Kiespfad entlang zum Haus. Keri bewunderte die akribisch gepflegten Blumenbeete und achtete auf jeden einzelnen ihrer Schritte. Mit den Verletzungen an Auge, Schulter und Rippen f?hlte sie sich auf unebenem Boden immer noch unsicher. Sie gingen an einem riesigen Pool vorbei, und an einem Loch, das von einem kleinen Bagger ausgehoben worden war. Daneben war ein riesiger Haufen Erde. Lupe bemerkte Keris neugierige Blicke. „Die Burlingames lassen einen Jaccuzi einbauen, aber die marokkanischen Fliesen sind im Moment nicht lieferbar, deswegen liegt das Projekt auf Eis.“ „Das Problem habe ich auch“, scherzte Keri, aber Lupe lachte nicht. Nach einem kurzen Spaziergang erreichten sie einen Seiteneingang zum Haupthaus, der direkt in eine gro?e K?che f?hrte. Keri konnte M?nnerstimmen in der N?he reden h?ren. Detective Brody stand mit Blick zu ihr und redete mit einem Mann, der mit dem R?cken zu ihr stand. Der Mann schien ihre Anwesenheit zu sp?ren und drehte sich zu ihr um, noch bevor Lupe ihr Eintreffen ank?ndigen konnte. Keri konzentrierte sich auf seinen Gesichtsausdruck, als er sie zum ersten Mal ansah. Die Ermittlungen hatten f?r sie bereits begonnen. Ihr Gegen?ber hatte braune, warme Augen, die leicht ger?tet waren. Entweder hatte er Heuschnupfen oder er hatte vor kurzem geweint. Als guter Gastgeber bem?hte er sich um ein h?fliches L?cheln, obwohl ihm aufgrund der besorgniserregenden Situation offensichtlich nicht danach zumute war. Er sah nett aus, nicht direkt attraktiv, aber sein Gesicht war offen und freundlich, fast knabenhaft. Unter seinem Sakko hatte er eine sportliche Figur, zwar nicht ?berm??ig muskul?s, aber drahtig und athletisch, wie ein Marathonl?ufer. Er war durchschnittlich gro? und Keri sch?tzte ihn zwischen achtzig und neunzig Kilo. Sein braunes Haar war kurz geschnitten. Die ersten grauen Haare schimmerten im Licht. „Detective Locke, danke, dass Sie kommen konnten“, sagte er und streckte die Hand aus, als er auf sie zukam. „Ich habe mich gerade mit Ihrem Kollegen unterhalten.“ „Keri“, sagte Brody und nickte, „wir sind noch nicht dazu gekommen, die Einzelheiten zu besprechen. Ich wollte auf meinen Partner warten.“ Keri bemerkte die subtile Anspielung auf ihre Versp?tung, auch wenn er sie als professionelle H?flichkeit getarnt hatte. Keri tat, als h?tte sie es nicht bemerkt und konzentrierte sich weiterhin auf den Doktor. „Es freut mich, Sie kennen zu lernen, Dr. Burlingame, auch wenn es mir leid tut, dass es unter solch schwierigen Umst?nden ist. Lassen Sie uns direkt zur Sache kommen, wenn es Ihnen recht ist. Bei vermissten Personen kann es auf jede einzelne Minute ankommen.“ Aus dem Augenwinkel sah Keri, dass Brody ein m?rrisches Gesicht machte. Er war nicht gerade erfreut dar?ber, dass sie die Befragung ?bernommen hatte. Es war ihr egal. „Nat?rlich“, stimmte Burlingame zu. „Wo m?chten Sie beginnen?“ „Sie haben uns ja bereits am Telefon einen groben ?berblick ?ber den Ablauf gegeben, aber ich h?tte es gerne noch etwas ausf?hrlicher. Beginnen Sie doch damit, als Sie Ihre Frau zum letzten Mal gesehen haben.“ „Selbstverst?ndlich. Das war gestern fr?h, im Schlafzimmer.“ Keri unterbrach ihn. „K?nnen Sie uns vielleicht dorthin f?hren? Ich mache mir gerne ein m?glichst genaues Bild von Ihren Angaben.“ „Nat?rlich. Soll Lupe uns begleiten?“ „Wir werden sp?ter mit ihr alleine sprechen“, erwiderte Keri. Jeremy Burlingame nickte und brachte sie die Treppen hinauf zum Schlafzimmer. Keri beobachtete weiterhin jede seiner Bewegungen. Sie hatte ihn noch aus einem anderen Grund unterbrochen. Sie wollte abw?gen, wie ein angesehener, einflussreicher Arzt darauf reagiert, mehrfach von einer Unbekannten Anweisungen zu erhalten. Bisher schien er damit kein Problem zu haben. Er schien bereit zu sein, alles zu tun, um seine Frau zu finden. Auf dem Weg zum Schlafzimmer stellte sie ihm weitere Fragen. „Was w?rde Ihre Frau jetzt normalerweise tun?“ „Sie w?rde vermutlich hier zu Hause eine ihrer Spendenaktion vorbereiten.“ „Welche Art von Spendenaktionen organisiert sie denn?“, fragte Keri, als h?tte sie keine Ahnung. „Wir haben eine Stiftung f?r rekonstruktive Chirurgie gegr?ndet, haupts?chlich f?r Kinder mit Entstellungen im Gesichtsbereich, hin und wieder unterst?tzen wir aber auch junge Erwachsene mit Verbrennungen oder Narben. Kendra verwaltet die Einrichtung und organisiert zwei gro?e Galas pro Jahr. Eine sollte heute Abend im Peninsula Hotel stattfinden.“ „Steht ihr Auto in der Garage?“, fragte Brody, als sie oben an der Treppe ankamen. „Das wei? ich ehrlich gesagt nicht. Dass ich nicht fr?her darauf gekommen bin! Ich werde Lupe fragen.“ Er holte sein Handy aus der Hosentasche und dr?ckte eine Taste, die scheinbar interne Verbindungen aufbaute. „Lupe, wissen Sie vielleicht, ob Kendras Auto in der Garage steht?“ Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. „Nein, Dr. Burlingame. Ich habe vorhin nachgesehen. Es ist nicht da. Mir ist au?erdem aufgefallen, dass die kleine Reisetasche aus ihrem Schrank fehlt, als ich vorhin die frische W?sche einsortiert habe.“ Burlingame sah verbl?fft aus. „Das ist seltsam“, sagte er. „Was denn?“, fragte Keri. „Ich verstehe nicht, warum sie ihre Reisetasche benutzen sollte. Wenn Kendra zum Sport geht, nimmt sie nat?rlich ihre Sporttasche mit. Und wenn sie sich f?r die Gala umziehen wollte, h?tte sie einen Kleidersack mitgenommen. Ihre Reisetasche benutzt sie nur, wenn sie vorhat zu reisen.“ Sie gingen einen langen Flur hinunter und erreichten schlie?lich das Schlafzimmer. Brody war ein wenig au?er Atem geraten. Er stemmte die H?nde in die H?fte, streckte die Brust heraus und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass er nach Luft schnappte. Keri sah sich im Raum um. Er war au?ergew?hnlich gro?, gr??er als ihr gesamtes Hausboot. Das riesige Ehebett war ordentlich gemacht. Ein leichter, hauchd?nner Himmel lie? das Bett wirken wie eine Wolke. Durch die weit offenstehenden T?ren konnte man den gro?z?gigen Balkon sehen, der einen wunderbaren Blick auf den Pazifischen Ozean bot. Ein ?berdimensionaler Flachbildfernseher hing gegen?ber dem Bett an der Wand. Die andere Wand war mit geschmackvollen Gem?lden und Fotos von dem gl?cklichen Paar dekoriert. Keri ging etwas n?her heran. Sie sah sich ein Foto an, auf dem sie an einem tropischen Ort im Urlaub waren. Im Hintergrund war das Meer zu sehen. Jeremy trug darauf ein lockeres, pinkfarbenes Hemd mit karierten Shorts. Er l?chelte gestellt und etwas unbeholfen in die Kamera, wie man es oft bei M?nnern sieht, die nicht gern fotografiert werden. Kendra Burlingame trug ein t?rkisfarbenes Sommerkleid mit eleganten, hochhackigen Sandalen, deren Riemchen um ihre Kn?chel gewickelt waren. Sie hatte langes, schwarzes Haar, das zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war. Sie l?chelte ?ber das ganze Gesicht, als h?tte sie gerade herzlich gelacht. Sie hatte lange, schlanke Beine und war genauso gro? wie ihr Gatte, der seinen Arm locker um ihre H?fte gelegt hatte. Ihre blauen Augen hatten dieselbe Farbe wie das Meer hinter ihr. Sie war wirklich eine ausgesprochen h?bsche Frau. „Dann haben Sie Ihre Frau wann genau zuletzt gesehen?“, fragte sie noch einmal. Burlingame stand hinter ihr, doch sie konnte sein Spiegelbild im Bilderrahmen beobachten. „Gestern fr?h, genau hier“, sagte er. Er sah wirklich besorgt aus. „Wegen des Termins in San Diego musste ich fr?her los als sonst. Ich musste bei einem komplizierten Eingriff anwesend sein. Es war noch vor sieben Uhr; sie war noch im Bett, also habe ich ihr nur einen Abschiedskuss auf die Stirn gegeben.“ „War sie wach?“, fragte Brody. „Ja, sie hatte den Fernseher an. Sie hat sich gerade den Wetterbericht angesehen, wegen der Gala heute Abend.“ „Und seitdem haben Sie sie nicht mehr gesehen?“, fragte Keri zum dritten Mal. „Ja, Detective“, entgegnete er und klang zum ersten Mal leicht gereizt. „Das habe ich doch inzwischen mehrfach best?tigt. Darf ich Ihnen vielleicht auch eine Frage stellen?“ „Nat?rlich.“ „Ich wei?, dass Sie alles Schritt f?r Schritt untersuchen m?ssen, aber k?nnten Sie vielleicht veranlassen, dass Kendras Auto und Handy geortet werden? Vielleicht kann ich sie so finden.“ Keri hatte diese Frage erwartet. Hillman hatte den technischen Dienst nat?rlich l?ngst damit beauftragt, aber diese Information hatte sie bisher zur?ckgehalten. Sie war gespannt, wie er darauf reagieren w?rde. „Das ist eine sehr gute Idee, Dr. Burlingame“, sagte sie. „Deswegen haben wir es bereits ?berpr?ft.“ „Was haben Sie herausgefunden?“, fragte er hoffnungsvoll. „Nichts.“ „Nichts? Wie soll ich das verstehen?“ „Vermutlich wurde sowohl im Bordcomputer des Autos, als auch auf dem Handy Ihrer Frau das GPS-Signal deaktiviert“, sagte Keri und beobachtete ihn genau. Er starrte sie erstaunt an. „Deaktiviert? Wie ist das m?glich?“ „Jemand muss es absichtlich deaktivieret haben, damit man weder das Auto noch das Telefon orten kann.“ „Bedeutet das, dass jemand beides manipuliert und sie entf?hrt hat?“ „Das w?re denkbar“, mischte Brody sich ein. „Oder aber sie ist diejenige, die nicht gefunden werden m?chte.“ Burlingame sah jetzt nicht mehr erstaunt aus, sondern ungl?ubig. „Wollen Sie mir damit sagen, dass meine Frau mich verlassen hat und nicht gefunden werden will?“ „Sie w?re bestimmt nicht die erste“, sagte Brody. „Nein, das ergibt einfach keinen Sinn. Kendra w?rde das nicht machen. Sie hat auch gar keinen Grund dazu. Wir f?hren eine hervorragende Ehe. Wir lieben uns, und sie liebt ihre Arbeit und diese Kinder. Sie w?rde nicht einfach aufstehen und all das hinter sich lassen. Ich h?tte bemerkt, wenn sie unzufrieden gewesen w?re. Ich w?rde es wissen.“ In Keris Ohren klang es wie ein Flehen, wie ein Mann, der sich selbst ?berzeugen will. Er wirkte pl?tzlich schrecklich einsam. „Sind Sie sich ganz sicher, Dr. Burlingame?“, fragte sie. „Manchmal bewahrt man ein Geheimnis so gut, dass nicht einmal der engste Freund davon wei?. Da wir gerade dar?ber reden, hat Kenda au?er Ihnen noch andere vertraute Personen?“ Burlingame schien sie nicht zu h?ren. Er setzte sich auf das Bett und sch?ttelte langsam den Kopf, als k?nne er so den Zweifel absch?tteln. „Dr. Burlingame?“, fragte Keri sanft. „ Entschuldigen Sie. Ja. Ihre beste Freundin ist Becky Sampson. Sie kannten sich seit der High School. Sie sind vor ein paar Wochen gemeinsam zu einem Klassentreffen gegangen. Kendra war danach irgendwie durcheinander, aber sie wollte nicht sagen, warum. Becky wohnt in Robertson Street. Vielleicht hat Kendra ihr etwas anvertraut.“ „Sehr gut, wir werden sie kontaktieren“, versicherte Keri. „In der Zwischenzeit werden wir ein Team von der Spurensicherung zu Ihnen schicken, damit sie Ihr Haus genauer unter die Lupe nehmen. Wir beginnen ?blicherweise dort, wo die vermisste Person zuletzt gesehen wurde, bevor das GPS-Signal deaktiviert wurde. Haben Sie alles verstanden, Dr. Burlingame?“ Der Mann starrte jetzt ohne jede Regung geradeaus. Als sie seinen Namen sagte, schloss er die Augen einen Moment und sah sie dann lange an. „ Ja, Spurensicherung, ich verstehe.“ „Wir werden au?erdem die Angaben zu Ihrem Aufenthaltsort gestern ?berpr?fen m?ssen, einschlie?lich Ihrem Einsatz in San Diego“, erkl?rte Keri. „Wir werden jeden, mit dem Sie dort in Kontakt waren, kontaktieren m?ssen.“ „Das geh?rt zu unseren Aufgaben“, f?gte Brody betont diplomatisch hinzu. „Ich verstehe. Wahrscheinlich wird der Ehemann grunds?tzlich verd?chtigt, wenn eine Frau verschwindet. Ich werde eine Liste von Leuten und Telefonnummern erstellen, die ich gestern getroffen habe. Brauchen Sie die Liste sofort?“ „Je schneller desto besser“, sagte Keri. Ich m?chte nicht unh?flich sein, Doc, aber Sie haben recht – der Ehemann ist zu Beginn immer ein Hauptverd?chtiger. Und je schneller wir Sie als T?ter ausschlie?en k?nnen, desto schneller k?nnen wir uns auf andere Theorien konzentrieren. Ein paar Polizisten werden zu Ihnen kommen und die ganze Umgebung durchsuchen. Jetzt w?rde ich Sie und Lupe bitten, uns in den Hof zu unseren Fahrzeugen zu begleiten. Dort werden wir gemeinsam warten, bis die Teams eintreffen.“ Burlingame nickte und bewegte sich langsam aus dem Schlafzimmer. Pl?tzlich hob er den Kopf. „Aus Erfahrung gesprochen, Detective Locke, wie viel Zeit hat sie, wenn sie wirklich entf?hrt wurde? Ich wei?, dass bei solchen Vorf?llen die Uhr tickt. Wie viel Zeit hat sie realistisch gesehen?“ Keri sah ihn lange an. Er wirkte kein bisschen hinterlistig, sondern ernsthaft betroffen, als wollte er sich an etwas Rationalem festhalten. Das war eine gute Frage und sie w?sste selbst gerne die Antwort darauf. Sie rechnete still ein paar Zahlen zusammen, aber das Ergebnis war nicht gut. So offen konnte sie einfach nicht mit dem Mann eines potenziellen Opfers reden. Sie versuchte, ihr Kalkulation vorsichtig in Worte zu fassen. „Sehen Sie, Dr. Burlingame, ich m?chte ehrlich mit Ihnen sein. Jede Sekunde z?hlt. Aber wir haben vermutlich ein paar Tage, bevor die Spuren verwischen, und wir werden alle Hebel in Bewegung setzen, um Ihre Frau zu finden. Sie d?rfen die Hoffnung nicht aufgeben.“ Tats?chlich sah die Rechnung allerdings um einiges hoffnungsloser aus. Im Normalfall lag das Limit bei zweiundsiebzig Stunden. Wenn sie wirklich gestern Vormittag entf?hrt worden war, hatten sie jetzt noch knappe achtundvierzig Stunden um sie zu finden. Das war ein ziemlich optimistisch gesehener Zeitrahmen. KAPITEL F?NF Im Cedars-Sinai Medical Center ging Keri so schnell den Gang hinunter, wie ihre schmerzenden Knochen es zulie?en. Becky Smapsons Haus war nicht weit vom Krankenhaus entfernt, daher hatte Keri kein allzu schlechtes Gewissen, dass sie einen kurzen Besuch bei Ray einlegte. Sowie sie sich seinem Zimmer n?herte, machte sich wieder die Nervosit?t in ihr breit. Wie sollte es zwischen ihnen je wieder normal werden, wenn diese unausgesprochenen Gef?hle zwischen ihnen lagen? Als sie bei seinem Zimmer ankam, beschloss sie, sich zusammen zu nehmen. Die T?r stand einen spaltbreit offen und Keri konnte sehen, dass Ray schlief. Au?er ihm war niemand im Zimmer. Verwundete Polizisten bekamen, soweit verf?gbar, immer ein eigenes Zimmer. Mit einem Blick auf die H?gel von Hollywood und einem gro?en Fernseher hatte er es gut getroffen. Der Fernseher zeigte einen alten Sylvester Stallone Streifen, der Ton war abgeschaltet. Kein Wunder, dass er dabei eingeschlafen ist. Keri ging zu ihm und sah sich ihren Partner genauer an. In diesem Krankenhausbett mit dem lockeren Nachthemd wirkte er pl?tzlich viel gebrechlicher als sonst. Eigentlich war er ein ziemlich gro?er und einsch?chternder Bursche, Afroamerikaner, Glatze, ?ber zwei Meter gro?. Seinen Spitznamen „Big“ hat er mehr als verdient. Da seine Augen geschlossen waren, konnte man ihm nicht ansehen, dass sein rechtes Auge aus Glas war. Er hatte es vor ein paar Jahren bei einem Boxkampf verloren. Man w?rde nicht vermuten, dass dieser Mann, der neben seinem orangefarbenen Wackelpudding hier gerade im Krankenhausbett schlief, damals Ray „der Sandmann“ Sands war, olympischer Boxer und ungeschlagenes Schwergewicht, dem eine brillante Karriere prophezeit worden war. Seine Karriere war jedoch vor einem unerwarteten linken Haken seines Gegners, der sein Auge brutal zerst?rt hatte, mit nur achtundzwanzig Jahren vorzeitig beendet worden. Nachdem er in ein tiefes Loch gefallen war, hatte Ray seine Berufung als Polizist entdeckt, und hatte sich seitdem zu einem der angesehensten Ermittler der Einheit f?r Vermisste Personen hochgearbeitet. Da Brody bald in Rente gehen w?rde, wartete auf Ray eine leitende Position in der Einheit f?r Raub?berf?lle und Mord. Keri lie? ihren Blick aus dem Fenster und ?ber die H?gel schweifen. Sie fragte sich, wie ihr Verh?ltnis in sechs Monaten aussehen w?rde, wenn sie nicht mehr zusammen arbeiteten. Der Gedanke be?ngstigte sie. Seit man ihr Evie genommen hatte, war er die einzige stabile Person in ihrem Leben gewesen, und sie hatte gerne jeden einzelnen Tag mit ihm zusammen verbracht. Sie drehte sich wieder zu ihm und stellte fest, dass er sie schweigend ansah. „Wie geht’s, Schlumpfinchen?“, fragte er grinsend. Sie machten st?ndig Witze ?ber ihren gewaltigen Gr??enunterschied. „Wie geht es dir, Shrek?“ „Ehrlich gesagt bin ich ganz sch?n m?de. Ich habe heute schon Extremsport gemacht. Man hat mich den ganzen langen Gang einmal herunter und wieder herauf gejagt. Nimm dich in Acht, LeBron James, ich bin dir dicht auf den Fersen.” „Wei?t du schon, wann sie dich wieder frei lassen?“, fragte Keri. „Wenn ich weiterhin gute Fortschritte mache, darf ich vielleicht schon Ende der Woche gehen. Dann sind aber noch zwei Wochen Bettruhe angesagt, bevor ich wieder an den Schreibtisch darf – vorausgesetzt ich habe mich bis dahin nicht vor lauter Langeweile selbst erschossen.“ Keri sa? eine Weile still da. Sie wusste nicht recht, was sie sagen sollte. Eigentlich wollte sie ihm sagen, dass er sich Zeit nehmen sollte, dass seine Gesundheit wichtiger war, als die Arbeit. Andererseits w?re das ziemlich lachhaft, da sie selbst sich auch nicht daran hielt, und das w?rde er ihr auch unter die Nase reiben. Er war angeschossen worden, weil er ihr das Leben gerettet hatte. Sie f?hlte sich daf?r verantwortlich und sie f?hlte noch andere Dinge, ?ber die sie jetzt nicht nachdenken wollte. Schlie?lich beschloss sie, dass jetzt eher Ablenkung angebracht war als ein Vortrag ?ber Gesundheit. „Ich wollte dich nach deiner Meinung zu meinem neuen Fall fragen. Hast du Lust auf ein bisschen Psychoanalyse mit Wackelpudding?“, fragte sie. „Gratuliere, dann bist du also wieder offiziell einsatzbereit. Lass uns doch den Wackelpudding ?berspringen und direkt ans Eingemachte gehen.“ „Okay. Folgendes: Kendra Burlingame, Hausfrau eines ber?hmten Sch?nheitschirurgen in Beverly Hills, ist seit gestern fr?h spurlos verschwunden.“ „Welcher Tag war gestern nochmal?“, unterbrach Ray. „Sorry, aber die ewige Bettruhe, gemischt mit starken Medikamenten, hat mein Zeitgef?hl vollkommen durcheinander gebracht.“ „Gestern war Montag, Sherlock“, neckte Keri ihn. „Ihr ehrenwerter Gatte sagt, dass er sie gegen sechs Uhr f?nfundvierzig zum letzten Mal gesehen hat, bevor er f?r eine OP nach San Diego gefahren ist. Das hei?t, dass sie seit etwa zweiunddrei?ig Stunden vermisst wird.“ „Vorausgesetzt, er sagt die Wahrheit. Du wei?t genauso gut wie ich, dass der Ehemann immer der erste Verd?chtige ist.“ Keri war etwas genervt davon, dass jeder, einschlie?lich ihres scharfsinnigen Partners, sie darauf hinwies. Als sie antwortete, konnte sie einen gewissen Unterton nicht unterdr?cken. „Ach wirklich, Ray? Hast du sonst noch eine wunderbare Weisheit parat, gro?es Orakel? Vielleicht, dass die Sonne hei? ist, oder dass Gr?nkohl wie Alufolie schmeckt?“ „Ich meine ja nur…“ „Glaub mir, Ray. Das wei? ich selbst. Er ist unser Hauptverd?chtiger. Und vielleicht ist sie einfach abgehauen. Aber als professionelle Gesetzesh?ter sollten wir vielleicht nach weiteren Spuren suchen, findest du nicht?“ „Doch, sicher. Dann hast du noch ein zweites Standbein, wenn du ihn verhaftest.“ „Wunderbar.  Ganz die alte Sp?rnase, blo? keine unbegr?ndeten Schl?sse ziehen“, neckte sie ihn weiter und bem?hte sich, dabei ernst zu bleiben. „So bin ich eben. Was hast du noch?“ „Ich treffe gleich Kendras beste Freundin, sie wohnt hier ganz in der N?he. Ihr Mann sagte, dass Kendra seit einem Klassentreffen merkw?rdig drauf war.“ „Hast du jemanden nach San Diego geschickt um seine Story zu ?berpr?fen?“ „Brody ist in dieser Sekunde unterwegs.“ „Frank Brody ist dein neuer Partner?“, sagte Ray. Jetzt musste er sich bem?hen, nicht zu lachen. „Kein Wunder, dass du lieber im Krankenhaus herumh?ngst. Wie klappt es mit euch beiden?“ „Warum glaubst du, dass ich nichts dagegen hatte, als er angeboten hat, nach San Diego zu fahren? Die Kollegen vor Ort h?tten sich genauso gut um die Zeugen k?mmern k?nnen, aber er wollte unbedingt selbst fahren, und ich halte alles f?r eine gute Idee, was ihn und sein Ungeheuer von Auto weit weg von mir besch?ftigt,. ?brigens w?rde ich die Gesellschaft eines abgehalfterten, schlappen, bettl?gerigen Sackes wie dir Brody jederzeit vorziehen.“ Das scherzhafte Gepl?nkel hatte Keri so sehr entspannt, dass sie jetzt zu sp?t bemerkte, wie dieser letzte Kommentar sie wieder auf diese verkorkste emotionale Ebene bef?rdert hatte, die sie unbedingt hatte vermeiden wollen. Ray sagte zuerst gar nichts, aber als er den Mund ?ffnete, um etwas zu entgegnen, kam Keri ihm zuvor. „Ich muss los, sonst komme ich zu sp?t zu dem Treffen mit Kendras Freundin. Ich melde mich sp?ter wieder. ?bertreib es nicht mit deinem Sport. Versprochen?“ Ohne auf eine Antwort zu warten, verlie? sie das Zimmer. Als sie den Gang hinunter eilte um den Fahrstuhl zu erwischen, ging ihr ein Wort nicht mehr aus dem Kopf. Idiot. Idiot. Idiot. KAPITEL SECHS W?hrend Keri zu Becky Sampsons Haus fuhr, war ihr die Situation mit Ray noch immer peinlich. Sie sah ihr leicht ger?tetes Gesicht im R?ckspiegel und wendete schnell den Blick ab und zwang sich, an etwas anderes zu denken. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie ihm gar nichts von dem anonymen Hinweis zu Evies Verschwinden und ihrem Ausflug zu der verlassenen Lagerhalle erz?hlt hatte, weil sie so schnell gefl?chtet war. Der Fall, Keri! Du musst dich jetzt auf den Fall konzentrieren! Sie ?berlegte, ob sie Detective Edgerton anrufen sollte, der Kendras letzten GPS-Daten ?berpr?fte. Vielleicht hatte er inzwischen etwas herausgefunden. Auch wenn sie diese Informationen dringend brauchten, gefiel es ihr nicht, dass seine Arbeit an Pachangas Rechner davon unterbrochen wurde. Als sie zum ersten Mal Zugang zu seinen Dateien bekommen hatten, hatte Keri sich sehr gefreut, endlich mehr ?ber das Netzwerk der Kindesentf?hrer herausfinden zu k?nnen, doch die Freude war schnell in Frust umgeschlagen, als sich herausstellte, dass jede einzelne Datei zus?tzlich verschl?sselt war. Keri war sich sicher, dass sie den Schl?ssel bei einem ganz anderen finden w?rde – bei Pachangas Anwalt Jackson Cave. Heute w?rde sie Cave einen Besuch abstatten, auch wenn sie sich eigentlich auf den neuen Fall konzentrieren musste. Gerade als sie diesen Beschluss gefasst hatte, erreichte Keri Becky Sampsons Haus. Cave muss warten. Kendra Burlingame braucht mich jetzt. Reiss‘ dich zusammen, Keri! Sie stieg aus dem Wagen aus und musterte die Nachbarschaft, w?hrend sie zum Eingang ging. Becky Sampson wohnte in einem dreist?ckigen Wohnkomplex, das sich in die Reihe der ?bertrieben verzierten Geb?ude im North Stanley Drive bestens einf?gte. Dieser Teil von Beverly Hills, s?dlich von Cedars-Sinai und Burton Way und westlich des Robertson Boulevards, geh?rte technisch gesehen zwar noch zu Beverly Hills, doch er war umgeben von den Gewerbegebieten und Ausl?ufern der Stadt Los Angeles, weswegen die Miete dort um einiges erschwinglicher war. Dennoch rissen sich die Leute um Wohnungen und H?user hier, schlie?lich lautete die Adresse auf Beverly Hills. Keri klingelte und wurde sofort ins Haus gelassen. Ihr wurde schnell klar, dass die Postleitzahl den gr??ten Reiz dieser Gegend ausmachte. Als sie auf den Aufzug zuging, fiel ihr der dicke, abgelaufene Teppich und die rosafarbenen W?nde auf, die einen neuen Anstrich gut gebrauchen konnten. Auch der abgestandene Geruch wirkte wenig anziehend auf sie. Im Aufzug roch es, als h?tte es den einen oder anderen Vorfall mit gewissen Verdauungss?ften gegeben, was sich nun nicht mehr vertuschen lie?. Er fuhr stotternd hinauf in den dritten Stock, wo sich seine T?ren wackelnd ?ffneten. Keri stieg aus und schwor sich, auf dem R?ckweg die Treppen zu nehmen, auch wenn das f?r ihre gebrochenen Rippen vielleicht nicht die beste Wahl war. Sie klopfte an Appartement Nummer 323, l?ste die Lasche an ihrem Pistoleng?rtel und wartete. Sie h?rte, wie ein Haufen Geschirr unsanft in einem Sp?lbecken voller Wasser abgeladen, und ein paar herumliegende Dinge mit einem dumpfen Knall in einen Schrank geworfen wurden. Jetzt wirft sie noch einen Blick in den Spiegel neben der Wohnungst?r, schaut mich durch den Spion an und ?ffnet die T?r in drei, zwei, eins… Keri h?rte, wie die Sicherheitskette entfernt wurde. Die T?r ?ffnete sich und eine d?nne, verbittert aussehende Frau erschien. Sie musste so alt wie Kendra Burlingame sein, wenn sie zusammen zu diesem Klassentreffen gegangen waren, aber sie sah um die zehn Jahre ?lter aus. Ihr Haar war Mausgrau, die spr?den Spitzen verrieten, dass sie vor einiger Zeit gef?rbt worden waren, und ihre braunen Augen waren ebenso rot unterlaufen, wie Keris eigene Augen manchmal aussahen, wenn sie zu wenig Schlaf bekommen hatte. Das Attribut, das Keri sofort in den Sinn kam, war schreckhaft. „Becky Sampson?“, fragte Keri aus Routine, auch wenn sie die Frau aufgrund des F?hrerscheinlichtbildes, das ihr unterwegs zugeschickt worden war, zweifelsfrei identifizieren konnte. Ihre rechte Hand lag noch immer auf dem Pistoleng?rtel. „Ja. Detecive Locke? Kommen Sie bitte herein.“ Keri trat ein, achtete aber darauf, immer einen angemessenen Abstand zu Becky Sampson zu bewahren. Auch die unscheinbarsten Bewohner des sagenumwobenen Beverly Hills konnten einem ?rger machen, wenn man sich nicht vorsah. Die Luft in der Wohnung war muffig, so dass Keri sich zusammenrei?en musste, um nicht die Hand vor die Nase zu halten. „Kann ich Ihnen etwas anbieten?“, fragte Becky. „Vielen Dank, ein Glas Wasser w?re wunderbar“, sagte Keri, nicht weil sie durstig war, sondern weil es ihr die Gelegenheit gab, sich etwas genauer umzusehen, w?hrend die Gastgeberin in der K?che verschwand. Die geschlossenen Fenster und Gardinen wirkten erdr?ckend auf Keri. ?berall schien eine Staubschicht zu liegen, von den Beistelltischen, ?ber das B?cherregal bis hin zur Couch. Keri betrat das Wohnzimmer und stellte fest, dass sie sich geirrt hatte. Der Kaffeetisch zeigte kein einziges Staubk?rnchen, als w?re er in st?ndigem Gebrauch. Auf dem Boden vor dem Tisch bemerkte Keri wei?e Flecken. Sie kniete sich hin und ignorierte dabei den stechenden Schmerz in ihrer Brust. Es schien eine Art wei?en Pulver zu sein und unter dem Tisch entdeckte sie einen zusammengerollten Schein, der ebenfalls Reste des Pulvers aufwies. Sie h?rte, dass der Wasserhahn in der K?che abgedreht wurde und richtete sich schnell auf, bevor Becky Sampson mit zwei Gl?sern Wasser den Raum betrat. Sie sah erstaunt aus, dass ihr Gast sich so weit vom Eingang entfernt hatte und warf ihr einen argw?hnischen Blick zu, bevor sie unwillk?rlich auf die wei?e Stelle am Boden schielte. „Darf ich mich setzen?“, fragte Keri h?flich. „Ich habe eine gebrochene Rippe und kann daher nicht allzu lange stehen.“ „Bitte“, sagte die Frau beschwichtigend und wies auf die Couch. „Wie ist es denn passiert?“ „Ein Kindesentf?hrer hat mich verpr?gelt.“ Becky Sampsons Augen weiteten sich erschrocken. „Keine Sorge, ich habe ihn erschossen“, erkl?rte Keri. Jetzt war Keri sicher, dass ihr Gegen?ber ?berrascht war. Es war Zeit, loszulegen. „Also, ich habe Ihnen ja bereits am Telefon gesagt, dass ich mit Ihnen ?ber Kendra Burlingame reden muss. Sie wird vermisst. Haben Sie eine Ahnung, wo sie sich aufhalten k?nnte?“ Becky Sampsons Augen wurden noch gr??er, sofern das ?berhaupt noch m?glich war. „Was?“ „Seit gestern fr?h hat keiner mehr von ihr geh?rt. Wann haben Sie sie zuletzt gesprochen?“ Becky wollte gerade antworten, als sie pl?tzlich zu husten begann. Der Anfall dauerte ein paar Sekunden. Dann begann sie zu reden. „Samstagnachmittag waren wir zusammen einkaufen. Sie wollte sich ein neues Kleid f?r die Gala heute Abend kaufen. Sind Sie ganz sicher, dass sie verschwunden ist?“ „Wir sind sicher. Wie haben Sie sie am Samstag wahrgenommen? Kam sie Ihnen irgendwie beunruhigt vor?“ „Eigentlich nicht“, antwortete Becky. Sie nahm ein Taschentuch und putzte ihre Nase. „Soweit ich wei? gab es ein paar kleine Schwierigkeiten mit dem Catering f?r die Gala, aber es war nichts, das sie nicht schon hundertmal erlebt hatte. Sie schien nicht besonders beunruhigt deswegen.“ „Wie war es f?r Sie, mit anzuh?ren, wie sie all diese wichtigen Telefonate f?r die gro?e Gala f?hrte und ein weiteres teures Kleid kaufte?“ „Wie meinen Sie das?“ „Sie sind doch ihre beste Freundin, oder?“ Becky nickte. „Seit fast f?nfundzwanzig Jahren“, best?tigte sie. „Sie wohnt in diesem Schloss auf den H?geln und Sie wohnen in einer kleinen Einzimmer-Wohnung. Da k?nnte man doch neidisch werden, oder nicht?“ Keri beobachtete Becky Sampsons Reaktion genau. Sie nahm einen Schluck Wasser, bevor sie antwortete, doch sie begann wieder zu husten, als h?tte sie sich verschluckt. „Nun, manchmal bin ich schon ein bisschen neidisch, das muss ich zugeben. Aber es ist schlie?lich nicht Kendras Schuld, dass es das Schicksal mit mir nicht so gute gemeint hat, wie mit ihr. Ehrlich gesagt, kann man ihr gar nicht b?se sein. Sie ist der netteste Mensch, der mir je begegnet ist. Und glauben Sie mir, mir sind schon so einige… andere Menschen begegnet. Kendra war immer f?r mich da, wenn ich ein Problem hatte.“ Keri konnte sich vorstellen, welcher Art diese Probleme waren, aber sie sagte nichts. Becky redete weiter. „Au?erdem ist sie sehr gro?z?gig ohne ?berheblich zu sein. Das muss f?r sie manchmal ein ziemlicher Drahtseilakt sein. Sie hat mir ?brigens auch das Kleid gekauft, das ich heute Abend auf der Gala tragen werde. Vorausgesetzt, dass sie trotzdem stattfindet. Wissen Sie etwas dar?ber?“ „Leider nein“, antwortete Keri knapp. „Erz?hlen Sie mir etwas ?ber ihre Ehe mit Jeremy. Wie w?rden Sie die Beziehung beschreiben?“ „Gut. Sie sind gro?artige Partner, ein ausgezeichnetes Team.“ „Das klingt nicht besonders romantisch. Ist es eine Ehe oder ein B?ndnis?“ „Ich hatte nie den Eindruck, dass sie ein besonders leidenschaftliches Paar sind. Jeremy ist eher ein sachlicher Typ und Kendra hat ihre wilde Phase ausgelebt, als sie in ihren Zwanzigern war. Ich habe das Gef?hl, dass sie froh war, eine stabile, zuverl?ssige Beziehung zu haben. Ich wei?, dass sie ihn liebt. Aber sie sind nicht direkt Romeo und Julia, wenn sie das meinen.“ „Hat sie sich je nach mehr Leidenschaft gesehnt? Hat sie vielleicht danach gesucht, sagen wir auf diesem Klassentreffen?“ „Warum fragen Sie das?“ „Jeremy hat ausgesagt, dass sie nach dem Klassentreffen mit Ihnen irgendwie durcheinander wirkte.“ „Ach das“, sagte Becky und schniefte wieder, bevor sie einen weiten Hustenanfall bekam. W?hrend sie sich bem?hte, ihn unter Kontrolle zu bringen, bemerkte Keri eine Kakerlake auf dem Boden. Sie ignorierte sie und h?rte zu, was Becky zu sagen hatte. „Glauben Sie mir, sie hat sich absolut korrekt verhalten. Einer ihrer Exfreunde, Coy Brenner, hat immer wieder versucht, sich an sie heran zu machen. Sie wies ihn freundlich ab, aber er war ziemlich hartn?ckig.“ „Inwiefern?“ „Es war ihr offensichtlich unangenehm. Sie waren in der wilden Zeit zusammen, von der ich vorhin gesprochen habe. Er hat ihr nein einfach nicht akzeptiert. Am Ende hat er etwas gesagt, wie ‚Er wird sie bald wieder sehen“, oder so etwas. Ich glaube, das hat sie ziemlich verunsichert.“ „Wohnt er in der Gegend?“ „Er hat lange in Phoenix gelebt. Dort war auch das Klassentreffen. Wir sind dort gro? geworden. Aber er hat auch erw?hnt, dass er vor kurzem nach San Pedro gezogen ist, dass er dort am Hafen arbeitet.“ „Wie lange ist das Klassentreffen her?“ „Zwei Wochen“, sagte Becky. „Denken Sie, dass er etwas damit zu tun hat?“ „Ich wei? es nicht, aber wir werden ihn ?berpr?fen. Wo kann ich Sie finden, wenn ich mit Ihnen in Kontakt treten muss?“ „Ich arbeite bei einer Casting-Agentur in Robertson, gegen?ber von The Ivy. Es ist nicht weit von hier. Aber ich habe mein Handy immer bei mir. Rufen Sie einfach an, wenn Sie mich erreichen m?chten. Kendra ist wie eine Schwester f?r mich, bitte lassen Sie es mich wissen, wenn ich irgendwie helfen kann.“ Keri sah sie lange an und ?berlegte, ob sie ansprechen sollte, was auf der Hand lag. Das st?ndige Schniefen und Husten, das wei?e Puder, der zusammengerollte Schein – all das wies stark daraufhin, dass diese Frau ein Drogenproblem hatte. „Vielen Dank f?r Ihre Zeit“, sagte sie schlie?lich. Noch w?rde sie sie nicht darauf ansprechen. Vielleicht w?rde sich Beckys Problem noch als n?tzlich erweisen, daher wollte sie sie f?rs Erste in Ruhe lassen. Keri verlie? die Wohnung und ging trotz der Schmerzen in Schulter und Brust die Treppen hinunter zum Erdgeschoss. Es gefiel ihr eigentlich nicht, Beckys Drogensucht als potenzielles Ass gegen sie zu behalten, aber das schlechte Gewissen verfl?chtigte sich schnell, als sie vor die T?r trat und tief Luft holte. Sie war eine Polizistin, keine Therapeutin. Alles, was helfen w?rde, einen Fall zu l?sen, musste genutzt werden. Als sie losfuhr, rief sie ?ber die Freisprechanlage auf dem Revier an. Sie brauchte m?glichst viele Informationen ?ber Kendras penetranten Exfreund, Coy Brenner. Sie beschloss, ihm einen kleinen Besuch abzustatten. KAPITEL SIEBEN Keri versuchte ruhig zu bleiben, w?hrend ihr Blutdruck langsam stieg. Sie fuhr Richtung S?den auf der auf 110 zum Hafen von Los Angeles in San Pedro. Der Feierabendverkehr wurde immer dichter. Es war nach vier Uhr und sie kam trotz der Sirene nur schleppend voran. Schlie?lich fuhr sie vom Highway ab und folgte dem gewundenen Stra?enverlauf, bis sie bei einem Verwaltungsgeb?ude in der Palos Verdes Street ankam. Dort sollte sie ein paar Kollegen von der Hafenpolizei treffen, die mit ihr Brenner befragen sollten. Die Hafenpolizei musste konsultiert werden, da sie sich in ihrem Revier befand. Normalerweise scherte Keri sich nicht um solche b?rokratischen Regelungen, aber heute hatte sie nichts gegen ein bisschen Unterst?tzung einzuwenden. Eigentlich war sie im Umgang mit m?glichen Verd?chtigen sehr selbstbewusst. Sie war in Krav Maga, einer besonderen Selbstverteidigungstechnik, ausgebildet und Ray hatte ihr sogar ein paar Boxstunden gegeben. Aber mit ihrer angeknacksten Schulter und den gebrochenen Rippen f?hlte sie sich nicht so stark wie sonst und sie wusste nicht genau, was sie bei Brenner erwartete. Von Detective Manny Suarez hatte sie unterwegs per Telefon erfahren, dass Brenner scheinbar kein einfacher Mensch war. Er war in den vergangenen Jahren mehrfach verhaftet worden: Alkohol am Steuer, Diebstahl, t?tlicher ?bergriff mit K?rperverletzung und sogar Betrug, weswegen er sechs Monate hinter Gitter verbracht hatte. Das war vor vier Jahren, und da er eigentlich f?nf Jahre lang den Bundesstaat nicht verlassen durfte, hatte er technisch gesehen gegen seine Bew?hrungsauflagen versto?en. Jetzt arbeitete er hier im Hafen von San Pedro. Laut Becky Sampson hatte er behauptet, erst vor kurzem hierher gezogen zu sein, doch die Akten zeigten, dass er bereits seit ?ber drei Monaten in einer Wohnung in Long Beach wohnte. Als Keri eintraf, wartete Sergeant Mike Covey von der Hafenpolizei bereits mit zwei weiteren Beamten auf sie. Covey war Mitte vierzig, gro?, schlank und glatzk?pfig. Er strahlte Autorit?t aus. Sie hatte ihm telefonisch ?ber ihre Ermittlungen informiert und er hatte die Informationen scheinbar bereits an seine M?nner weitergegeben. „Brenners Schicht endet um vier Uhr drei?ig“, verk?ndete Covey, nachdem sie H?nde gesch?ttelt hatten. „Da es bereits nach vier ist, habe ich den Pier-Manager gebeten, die Crew heute nicht fr?her gehen zu lassen.“ „Sehr gut. Dann sollten wir uns am besten direkt auf den Weg machen. Ich m?chte ihn kurz in seiner vertrauten Umgebung sehen, bevor ich mit der Befragung beginne.“ „Einverstanden. Vielleicht sollten wir mit Ihrem Wagen fahren, um weniger Aufmerksamkeit zu erregen. Kuntsler und Rodriguez k?nnen im Dienstwagen nachkommen. Wir fahren in dieser Gegend regelm??ig Patrouille, der Wagen an sich wird nicht weiter auffallen. Es w?re etwas anderes, wenn sie eine fremde Person aus dem Wagen steigen sehen.“ „Alles klar“, best?tigte Keri und war erleichtert, dass sie mit kompetenten M?nnern zusammenarbeiten durfte, die ebenfalls keine gro?en Wellen schlagen wollten. Ihr Chef hasste schlechte Publicity, je diskreter die Polizei arbeitete, desto besser. Keri folgte Sergeant Coveys Anweisungen gem?? ?ber die Vincent Thomas Br?cke zum Besucherparkplatz von Pier 400. Die Fahrt dauerte l?nger, als Keri angenommen hatte. Sie erreichten ihr Ziel erst um 4 Uhr 28. Covey informierte den Pier-Manager ?ber Funk, dass er die Crew jetzt entlassen konnte. „Brenner m?sste jeden Moment hier vorbei kommen“, sagte er zu Keri. Der Dienstwagen der Hafenpolizei fuhr an ihnen vorbei und drehte eine langsame, gro?e Runde. Keiner beachtete sie. Keri beobachtete die Hafenarbeiter, die jetzt den Pier entlang kamen. Einer der M?nner bemerkte, dass er noch immer seinen Helm trug, und trabte zur?ck in die Halle, um ihn abzugeben. Zwei M?nner rannten um die Wette zu ihren Autos, der Rest ging gelassen in einer gro?en Gruppe. „Da ist er“, sagte Covey und wies mit dem Kinn auf einen Typen, der etwas abseits alleine ging. Coy Brenner hatte kaum ?hnlichkeit mit dem Mann in dreckigen Shorts, der vor vier Jahren in Arizona verhaftet wurde. Das Foto von damals zeigte einen durchtrieben und unruhig wirkenden Mann mit l?ngeren braunen Haaren und grauen Bartstoppeln. Der Mann, der jetzt ?ber den Parkplatz schlenderte, hatte bestimmt zwanzig Kilo mehr auf den Rippen. Seine Haare waren ordentlich kurz geschnitten und sein Bart war lang und dicht. Er trug Jeans und ein kariertes Baumwollhemd, sein Blick war auf den Boden gerichtet. Er sah ernst aus. Coy Brenner kam Keri auf den ersten Blick nicht unbedingt gl?cklich vor. „K?nnten Sie mir ein paar Minuten geben, Sergeant? Ich w?rde gerne herausfinden, wie er reagiert, wenn er von einer Polizistin konfrontiert wird.“ „Sicher. Ich werde eine kleine Runde drehen und meinen M?nnern Bescheid geben, sich f?rs erste ebenfalls zur?ckzuhalten. Geben Sie mir ein Zeichen, wenn wir kommen sollen.“ „Abgemacht.“ Keri stieg aus dem Wagen und zog ihren Blazer ?ber, um die Dienstwaffe zu verbergen. Dann ging sie mit ein wenig Abstand hinter Brenner her. Er schien in seinen eigenen Gedanken versunken und bemerkte sie nicht. Als er bei seinem alten Pickup Truck ankam, hatte sie ihn fast eingeholt. Gerade als sie ihn ansprechen wollte, vibrierte ihr Handy in der Hosentasche. Sie zuckte zusammen, doch er schien sie immer noch nicht zu bemerken. „Wie geht’s, Coy?“, fragte sie kokett. Er wirbelte ?berrascht herum. Keri nahm ihre Sonnenbrille ab, grinste ihn breit an und stemmte ihre Hand in die H?fte. „Hi?“, antwortete er, doch es klang eher wie eine Frage. „Sag blo?, du erinnerst dich nicht an mich. Es ist vielleicht f?nfzehn Jahre her. Du bist Coy Brenner aus Phoenix, richtig?“ „Ja. Sind wir zusammen zur Schule gegangen?“ „Das nicht gerade, aber wir haben eine Menge voneinander gelernt, wenn du das meinst. Du kannst mich doch nicht vergessen haben.“ Ob ich zu dick auftrage? Vielleicht sollte ich einen Gang zur?ck schalten. Doch Coys Gesicht entspannte sich und sie wusste, dass er angebissen hatte. „Sorry. Ich hatte einen langen Tag und es ist ja wirklich schon lange her“, sagte er entschuldigend. „Warum hilfst du mir nicht auf die Spr?nge? Verrate mir deinen Namen.“ Er schien wirklich ?berrascht zu sein. „Keri. Keri Locke.“ „Es tut mir wirklich leid, Keri Locke, aber ich kann dich immer noch nicht einordnen. Dabei bist du definitiv der Typ Frau, an den man sich erinnern w?rde. Was treibt dich hierher?“ „Ich hatte die Nase voll von der Hitze in Arizona. Jetzt arbeite ich f?r die Stadtverwaltung. Ich bearbeite F?lle – nichts Besonderes. Und du?“ „Das siehst du doch, ich arbeite am Hafen.“ „Ein Junge aus der W?ste, der jetzt am Hafen arbeitet. Wie ist es denn dazu gekommen? Wolltest du dein Gl?ck in Hollywood probieren? Oder Surfen lernen? Oder bist du wegen einer Frau hier?“ Sie sagte es ganz nebenbei, beobachtete seine Reaktion aber genau. Sein interessiertes und am?siertes Grinsen wich einem gewissen Misstrauen. „ich wei? immer noch nicht, wer du bist, Keri. Wo haben wir uns kennen gelernt?“ Sein Ton klang jetzt etwas sch?rfer als noch vor einer Minute. Keri sp?rte, dass ihre Deckung an ?berzeugungskraft eingeb??t hatte. Sie hatte nicht mehr viel Zeit und beschloss, etwas aggressiver vorzugehen. „Vielleicht erinnerst du dich nicht an mich, weil ich nicht aussehe wie Kendra. Ist das vielleicht das Problem, Coy? Hast du nur Augen f?r sie?“ Er sah jetzt ver?rgert aus und machte einen Schritt auf sie zu. Keri sah, wie es unwillk?rlich die Faust ballte. Sie blieb ganz ruhig. „Wer zum Teufel bist du?“, fragte er. „Was soll das?“ „Ich will mich nur mit dir unterhalten, Coy. Warum bist du pl?tzlich so angespannt?“ „Ich kenne dich nicht“, stellte er schlie?lich fest. Seine Stimme klang jetzt geradezu feindlich. „Wer hat dich geschickt? Ihr Mann? Bist du ein Privatdetektiv?“ „Was w?re, wenn? G?be es denn etwas herauszufinden? Willst du mir vielleicht etwas sagen?“ Er machte einen weiteren Schritt auf sie zu. Sein Gesicht war jetzt keinen halben Meter mehr von ihrem entfernt. Anstatt sich einsch?chtern zu lassen, spannte Keri die Schultern an und erhob ihr Kinn. „Ich glaube, es war ein gro?er Fehler, hierher zu kommen, kleine Lady“, knurrte Coy. Er stand mit dem R?cken zum Einsatzfahrzeug, das langsam hinter ihm herangerollt war und jetzt ein paar Meter entfernt stand. Aus dem Augenwinkel sah Keri, dass auch Sergeant Covy langsam auf sie zukam, ebenfalls darauf bedacht, nicht von Brenner entdeckt zu werden. Sie hatte pl?tzlich das starke Bed?rfnis, die M?nner heranzuwinken, aber sie unterdr?ckte es. Jetzt oder nie. „Was hast du mit Kendra gemacht, Coy?“, zischte sie. Nichts erinnerte mehr an das Katz und Maus-Spiel, mit dem sie begonnen hatte. Sie starrte ihn herausfordernd an und fuhr mit den Fingerspitzen ?ber ihren Pistoleng?rtel, bereit sich selbst zu verteidigen. Auf ihre Frage hin ver?nderte sich sein Blick jedoch wieder. Er war jetzt nicht mehr w?tend, sondern verwirrt. Er hatte offensichtlich keine Ahnung, worauf sie anspielte. Er machte einen Schritt zur?ck. „Was?“ Sie sp?rte, dass er nichts getan hatte, bohrte aber trotzdem nach. „Kendra Burlingame wurde als vermisst gemeldet und mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie ihr nachgestiegen sind. Wenn Sie ihr irgendetwas angetan haben, w?re jetzt der richtige Zeitpunkt, den Mund aufzumachen. Wenn Sie kooperieren, werde ich Ihnen helfen, ansonsten k?nnte es h?sslich f?r Sie werden.“ Er starrte sie weiterhin ungl?ubig an. Er schien nicht ganz zu begreifen, was sie gerade gesagt hatte. Sergeant Covey war nur noch wenige Schritte von ihm entfernt. Auch seine Hand ruhte auf seiner Waffe. „Kendra ist verschwunden?“, fragte Brenner und klang wie ein Kind, das gerade erfahren hat, dass sein Hund weggelaufen ist. „Wann haben Sie sie zuletzt gesehen, Coy?“ „Auf dem Klassentreffen. Ich habe ihr erz?hlt, dass ich jetzt in der N?he wohne und sie vielleicht mal besuchen w?rde. Aber sie hat mir ziemlich deutlich gezeigt, dass sie kein Interesse an meiner Gesellschaft hat. Ich glaube, ich war ihr peinlich. Das wollte ich wirklich nicht, also habe ich mich nicht mehr bei ihr gemeldet.“ „Wollten Sie sich nicht an ihr r?chen, weil sie Sie blamiert hat?“ „Sie hat mich nicht blamiert, ich habe mich ganz von alleine gesch?mt, dass ich jemandem so unangenehm sein kann. Ich habe mich durch ihre Augen gesehen und mir ist bewusst geworden, wie tief ich gefallen bin. Das hat mir die Augen ge?ffnet. Ich habe mir immer eingebildet, wie cool und wie taff ich bin. Erst durch Kendra ist mir klar geworden, dass ich eigentlich ein ziemlicher Verlierer bin.“ Er sah sie verzweifelt an, suchte nach Empathie in ihren Augen. Keri empfand aber nicht das Bed?rfnis, seine Gef?hlswelt zu erkunden. Sie hatte gen?gend eigene Probleme, um sich auch noch um die der anderen zu k?mmern. „Wo waren Sie gestern, Coy Brenner?“, fragte sie. Er akzeptierte, dass sie das Thema wechselte und nickte. „Ich war gestern den ganzen Tag hier. Mein Boss kann das best?tigen.“ „Das werden wir gleich ?berpr?fen“, sagte Sergeant Covey. Brenner zuckte zusammen. Dann drehte er sich zu Covey um und stellte erstaunt fest, dass nicht nur der Sergeant, sondern auch der Dienstwagen mit den anderen beiden Beamten hinter ihm stand. „Dann sind Sie also ein Cop“, bemerkte Brenner. „Ich arbeite f?r die LAPD, Einheit f?r Vermisste Personen.“ „Ich hoffe, Sie finden Kendra. Sie ist ein toller Mensch. Durch sie ist die Welt ein besserer Ort und sie hat es verdient, gl?cklich zu sein. Ich hatte schon immer eine Schw?che f?r sie, aber ich wei?, dass sie in einer anderen Liga spielt. Wenn ich irgendwie helfen kann, sagen Sie bitte Bescheid.“ „Detective Locke“, warf Sergeant Covey ein, „wenn Sie keine Fragen mehr haben, w?rde ich jetzt sein Alibi ?berpr?fen. Ich gehe davon aus, dass sie noch andere Dinge zu erledigen haben. Es gibt ohnehin noch einiges zu kl?ren. Mr. Brenner hat bei seiner Bewerbung ?ber seinen Bew?hrungsstatus geschwindelt. Das ist ein K?ndigungsgrund.“ Keri sah, wie Coy Brenners Gesicht noch l?nger wurde. Er gab wahrlich ein armseliges Bild ab, und jetzt war er auch noch arbeitslos. Sie versuchte das Gef?hl, dass sie daf?r mitverantwortlich war, abzusch?tteln. „Vielen Dank, Sergeant. Es sieht tats?chlich aus, als liefen meine Ermittlungen in eine Sackgasse. Ich sollte mich um andere Spuren k?mmern. Danke f?r Ihre Hilfe.“ Als Covey und die anderen Beamten Coy Brenner zum Verwaltungsgeb?ude brachten, stieg Keri in ihr Auto und las die Mitteilung, die zuvor auf ihrem Handy eingegangen war. Die Nachricht war von Brody. DIE GALA FINDET STATT, WIR SOLLTEN UNS DORT UMH?REN. ZIEH‘ WAS SCHICKES AN, KLEINES. WIR TREFFEN UNS DORT. Brody erstaunte sie immer wieder mit seinen unprofessionellen und sexistischen Spr?chen. Ihm fiel scheinbar auch nicht auf, dass eine Gala, deren Gastgeber verschwunden ist, vielleicht nicht der beste Ort ist, um Freunden und Bekannten der Vermissten auf den Zahn zu f?hlen. Abgesehen davon besitze ich gar nichts Schickes anzuziehen. Das war aber nicht der einzige Grund f?r ihre Abscheu. Keri musste zugeben, dass diese Veranstaltung sie an ihr altes Leben erinnerte, als sie noch eine hochgesch?tzte Professorin war, Frau eines erfolgreichen Talentscouts und Mutter eines bezaubernden kleinen M?dchens. Diese Gala w?re eine prunkvolle und schmerzhafte Erinnerung an ihr perfektes Leben, bevor sie Evie verloren hatte. Manchmal hasste sie diesen Job. KAPITEL ACHT Keri war schlecht vor Aufregung, als sie im Wartezimmer von Jackson Caves Anwaltskanzlei sa?. Er hatte sie bereits zwanzig Minuten warten lassen, lange genug, dass sie ihre Entscheidung zu ihm zu kommen bereits mehrfach in Frage gestellt hatte. Auf dem R?ckweg von San Pedro hatte sie kalkuliert, wie lange sie brauchen w?rde, um zu ihrem Hausboot zu fahren, sich f?r die Gala umzuziehen und dann nach Beverly Hills zu gelangen. Als dann aber die Wolkenkratzer von L.A. City in Sicht gekommen waren, hatte ein seltsamer innerer Drang sie in dem Anwalt fahren lassen. Ohne jeden Plan sa? sie nun in Caves Kanzlei. Unterwegs hatte sie noch Brody angerufen, um ihm mitzuteilen, was sie ?ber Coy Brenner herausgefunden hatte und um nach seinen Ergebnissen in San Diego zu fragen. „Jeremy Burlingames Alibi ist wasserdicht. Er war den ganzen Tag in dieser Praxis, um den anderen ?rzten eine neue Technik bei rekonstruktiven Eingriffen beizubringen.“ „Gut. Leider stecke ich hier noch eine Weile im Stau“, sagte Keri. Das stimmte nur zum Teil. Zu diesem Zeitpunkt war sie schlie?lich noch im Auto gesessen, aber es war auch eine Ausrede um Zeit f?r den Besuch bei Cave zu schinden. „Falls ich etwas sp?ter zu der Gala komme, warten Sie mit der Befragung bitte auf mich.“ „Wollen Sie mir sagen, wie ich meinen Job zu machen habe, Locke?“ „Nein Brody, aber ich halte es f?r kontraproduktiv diese Party zu st?rmen wie ein Elefant im Porzellanladen. Einige dieser vornehmen Damen w?rden sich vielleicht eher einer anderen Frau gegen?ber ?ffnen, als einem Mann, dessen innigstes Verh?ltnis zu seinem Auto besteht.“ „Zum Teufel, Locke, ich rede, mit wem ich will!“, sagte Brody entr?stet. Etwas in seiner Stimme verriet ihr aber, dass ihre Message angekommen war. „Wie Sie meinen. Wir sehen uns dort.“ Jetzt war es bereits 5 Uhr 30 und sie sa? noch immer im Wartezimmer bei Cave. Sie beschloss, sich bei dieser Gelegenheit etwas genauer umzusehen. Sie ging zum Empfang. „Wissen Sie, wie lange es bei Mr. Cave noch dauern wird?“, fragte sie die Sekret?rin, die nur entschuldigend den Kopf sch?ttelte. „Dann k?nnen Sie mir aber bestimmt sagen, wo ich eine Toilette finde.“ „Den Gang hinunter, letzte T?r links.“ Mit offenen Augen ging Keri durch die Kanzlei, in der Hoffnung irgendein hilfreiches Detail zu sehen. Direkt gegen?ber der Damentoilette befand sich ein Notausgang. Sie stie? die T?r einen Spalt auf und stellte fest, dass sie in dasselbe Treppenhaus f?hrte, durch das sie den Haupteingang betreten hatte. Sie sah sich um. Niemand war auf dem Gang zu sehen, also zog sie schnell ein Taschentuch aus ihrer Tasche und steckte es in die T?r, sodass sie zwar zufiel, aber nicht automatisch schloss. Dann ging sie kurz in die Toilette. Als sie wieder zum Wartezimmer ging, wartete bereits eine attraktive Frau in einem eleganten Anzug auf sie, um sie zu Jackson Caves B?ro zu f?hren. Als sie hinter ihr herging, bem?hte sie sich, ruhig zu bleiben. Gleich w?rde sie den Mann treffen, der vermutlich wichtige Informationen zu Evies Aufenthaltsort verheimlichte – und sie hatte keinen Schlachtplan. Keri war Cave bereits einmal begegnet, auf der Polizeistation einer Kleinstadt in den Bergen. Er war gekommen, um seinen Klienten Payton Penn, den Bruder des US Senators Stafford Penn, aus der Haft zu holen. Am Ende hat sich herausgestellt, dass Penn derjenige war, der Alan Pachanga damit beauftragt hatte, seine Nichte Ashley Penn zu entf?hren. Damals hatte Keri gewonnen, aber jetzt war sie auf feindlichem Gebiet, die Situation war eine ganz andere, das sp?rte Keri. Jackson Cave hatte einen stadtbekannten Ruf daf?r, dass er gro?e Haie aus der Wirtschaft vertrat. Bei der Polizei war er hingegen bekannt f?r seine Sozialf?lle – denn aus unerfindlichen Gr?nden vertrat er kostenlos Vergewaltiger, P?dophile und Kindesentf?hrer vor Gericht. Keri war von Anfang an misstrauisch gewesen. Es war eine Sache, jemanden zu verteidigen, der eine Bank ?berfallen hatte, um seine Familie durchzuf?ttern. Jedoch war es eine ganz andere Sache, einen Menschen zu verteidigen, der wegen Mordes zum Tod verurteilt werden k?nnte. Aber dass dieser Mann voller Enthusiasmus und beinahe ausschlie?lich die brutalsten T?ter von sexuellen Strafdelikten verteidigte, ging ?ber Keris Verst?ndnis von N?chstenliebe weit hinaus. Dennoch hoffte Keri, seine Arbeit zu ihrem Vorteil nutzen zu k?nnen. Sie wusste, dass Cave das Passwort zu Alan Pachangas Laptop besa?. Wenn sie es herausfinden konnte, w?rde sich der Polizei ein ganzes Netzwerk von Auftragst?tern er?ffnen. Vielleicht waren sogar Informationen ?ber den Mann dabei, der ihre Evie entf?hrt hatte, ein Mann, der sich hinter dem Decknamen „Der Sammler“ verbarg. Alles an Caves B?ro wirkte einsch?chternd. Wahrscheinlich sollte es das auch. Die Firma belegte das gesamte siebte Stockwerk des dreiundsiebzigst?ckigen US-Bank Towers. Die Au?enw?nde des Geb?udes waren verglast und boten einen atemberaubenden Blick auf Los Angeles. Teure Kunstwerke zierten die ?brigen W?nde. Die Einrichtung bestand beinahe ausschlie?lich aus Leder und Mahagoni. Am Ende des Ganges bogen sie schlie?lich in ein B?ro ohne Namensschild ein. Es war leer. Keri setzte sich auf einen Stuhl gegen?ber von Caves Schreibtisch, der makellos sauber und aufger?umt war. Als sie allein gelassen wurde, sah sie sich um. Sie hoffte anhand seiner Umgebung etwas Interessantes ?ber diesen Mann zu erfahren. Auf seinem Tisch befanden sich keinerlei pers?nliche Gegenst?nde, weder Fotos, noch Notizen. An der Wand hingen nur ein paar Fotos von Cave mit besonders wichtigen Menschen: Cave und der B?rgermeister, Cave und verschiedene Politiker, Cave und diverse Promis. Sein Diplom von College (USC) und Law School (Harvard) hingen ebenfalls gerahmt an der Wand. Bevor Keri sich weiter umsehen konnte, kam Jackson Cave zur T?r herein. Sie stand schnell auf. Er sah genauso aus, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Sein rabenschwarzes Haar war zur?ck gegelt, wie bei Gordon Gecko in Wall Street. Sein Mund war zu einem falschen L?cheln verzogen, das die blendend wei?en Z?hne zeigte. Die solariumgebr?unte Haut schimmerte unter dem k?nigsblauen Michael Kors Anzug. Seine stechend blauen Augen erinnerten Keri an einen gierigen Adler, der ?ber seiner Beute kreiste. Pl?tzlich war ihr vollkommen klar, wie sie vorzugehen hatte. Jackson Cave, mit seinen Fotos von einflussreichen Menschen und seinem perfektem Styling, war ein Mann, dem ein perfekter ?u?erer Eindruck besonders wichtig zu sein schien.  Er lebte davon, andere Menschen von sich zu ?berzeugen – Politiker, die Jury, die Medien. Keri wusste, dass er sie ebenso von sich ?berzeugen wollte. Das lag in seiner Natur. Das wird er niemals schaffen. Ich muss ihn schnell und hart anpacken, ihn ?berraschen und aus der Reserve locken. Ich kann diese Fassade nur durchbrechen, wenn ich ihn an verschiedenen Stellen gleichzeitig angreife. Vielleicht sagt er dann etwas Un?berlegtes, das mir das Passwort verr?t. Wenn sie es schaffen w?rde, dass er aufgebracht oder wenigstens genervt ist, dann w?rde er Fehler machen. Sie konnte ihn ohnehin nicht ausstehen, es w?rde ihr also nicht schwerfallen. Es ging nur noch darum, ihn  aus der Fassung zu bringen und seine wunden Punkte zu finden. Noch wusste sie nicht, wie diese aussehen k?nnten, aber wenn sie aufmerksam genug war, w?rde sie sicherlich etwas finden. „Detective Keri Locke“, sagte er und rauschte an ihr vorbei, um sich auf der anderen Seite des Tisches niederzulassen. „Das nenne ich eine unerwartete ?berraschung. Dabei haben wir uns erst vor ein paar Wochen in den herrlichen Bergen getroffen. Wie komme ich nun zu der Ehre, dass Sie mich hier im Gro?stadtdschungel aufsuchen?“ Keri antwortete nicht sofort, sondern ging zu einem der Fotos von Cave und einem einflussreichen Lokalpolitiker, sodass er hinter ihrem R?cken sa?. Einerseits machte diese Geste klar, dass sie die Regeln bestimmte, andererseits gefiel es ihm ganz sicher nicht, dass sie ihm nicht ins Gesicht sah. Der wichtigste Grund war jedoch, dass ihre Rippen sie qu?lten und sie wollte keinesfalls, dass er ihr die Qual ansah. Êîíåö îçíàêîìèòåëüíîãî ôðàãìåíòà. Òåêñò ïðåäîñòàâëåí ÎÎÎ «ËèòÐåñ». Ïðî÷èòàéòå ýòó êíèãó öåëèêîì, êóïèâ ïîëíóþ ëåãàëüíóþ âåðñèþ (https://www.litres.ru/pages/biblio_book/?art=43692919&lfrom=688855901) íà ËèòÐåñ. Áåçîïàñíî îïëàòèòü êíèãó ìîæíî áàíêîâñêîé êàðòîé Visa, MasterCard, Maestro, ñî ñ÷åòà ìîáèëüíîãî òåëåôîíà, ñ ïëàòåæíîãî òåðìèíàëà, â ñàëîíå ÌÒÑ èëè Ñâÿçíîé, ÷åðåç PayPal, WebMoney, ßíäåêñ.Äåíüãè, QIWI Êîøåëåê, áîíóñíûìè êàðòàìè èëè äðóãèì óäîáíûì Âàì ñïîñîáîì.
Íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë Ëó÷øåå ìåñòî äëÿ ðàçìåùåíèÿ ñâîèõ ïðîèçâåäåíèé ìîëîäûìè àâòîðàìè, ïîýòàìè; äëÿ ðåàëèçàöèè ñâîèõ òâîð÷åñêèõ èäåé è äëÿ òîãî, ÷òîáû âàøè ïðîèçâåäåíèÿ ñòàëè ïîïóëÿðíûìè è ÷èòàåìûìè. Åñëè âû, íåèçâåñòíûé ñîâðåìåííûé ïîýò èëè çàèíòåðåñîâàííûé ÷èòàòåëü - Âàñ æä¸ò íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë.