*** Òâîåé Ëóíû çåëåíûå öâåòû… Ìîåé Ëóíû áåñïå÷íûå ðóëàäû, Êàê ñâåòëÿ÷êè ãîðÿò èç òåìíîòû,  ëèñòàõ âèøíåâûõ ñóìðà÷íîãî ñàäà. Òâîåé Ëóíû ïå÷àëüíûé êàðàâàí, Áðåäóùèé â äàëü, òðîïîþ íåâåçåíüÿ. Ìîåé Ëóíû áåçäîííûé îêåàí, È Áðèãàíòèíà – âåðà è ñïàñåíüå. Òâîåé Ëóíû – ïå÷àëüíîå «Ïðîñòè» Ìîåé Ëóíû - äîâåð÷èâîå «Çäðàâñòâóé!» È íàøè ïàðàëëåëüíûå ïóòè… È Ç

Die L?ge eines Nachbarn

Die L?ge eines Nachbarn Blake Pierce Ein Chloe Fine Suspense Psycho-Thriller #2 Ein Meisterwerk der Spannung! Blake Pierce ist es auf hervorragende Weise gelungen, Charaktere mit einer psychologischen Seite zu entwickeln, die so gut beschrieben sind, dass wir uns in ihren K?pfen f?hlen, ihren ?ngsten folgen und ihren Erfolg bejubeln. Voller Wendungen wird Sie dieses Buch bis zur letzten Seite wach halten. Books and Movie Reviews, Roberto Mattos (zu Verschwunden) Die L?ge eines Nachbarns (Ein Chloe Fine Psycho-Thriller) ist das zweite Buch einer neuen psychologischen Thriller-Serie von Nr. 1 Bestseller-Autorin Blake Pierce, deren kostenloser Bestseller Verschwunden (Buch 1 der Railey Paige Krimi-Serie) ?ber 1. 000 F?nf-Sterne-Bewertungen erhalten hat. W?hrend sie sich immer noch mit den Geheimnissen ihrer Vergangenheit konfrontiert sieht, st?rzt sich Cloe Fine, die 27-j?hrige Agentin des FBI Spurensicherungs-Teams, in ihren ersten Fall: der Aufkl?rung des Mordes an einem Kinderm?dchen in einer scheinbar perfekten Vorstadt. W?hrend sie immer tiefer in eine Welt voller Geheimnisse, Untreue, T?uschung und Falschheit eintaucht, erkennt Chloe schnell, dass jeder von ihnen schuldig sein k?nnte. Doch in Anbetracht der Tatsache, dass ihr eigener Vater immer noch im Gef?ngnis ist, muss sie auch ihre eigenen D?monen bek?mpfen und ihre pers?nlichen Geheimnisse l?ften, die drohen, sie zu Fall bringen, bevor ihre Karriere ?berhaupt richtig begonnen hat. DIE L?GE EINES NACHBARN ist ein emotional gepr?gter Psycho-Thriller mit vielschichtigen Charakteren, kleinst?dtischem Ambiente und atemberaubender Spannung. DIE L?GE EINES NACHBARN ist das zweite Buch einer fesselnden neuen Serie, die Sie bis sp?t in die Nacht wach halten wird. Buch 3 der CHLOE FINE Reihe wird demn?chst erscheinen. d i e l ? g e e i n e s N a c h b a r n (ein spannender Chloe Fine Psycho-Thriller—Buch 2) b l a k e p i e r c e Blake Pierce Blake Pierce ist der Autor der meistverkauften RILEY PAGE Krimi-Serie, die 13 B?cher umfasst (und weitere in Arbeit). Blake Pierce ist ebenfalls der Autor der MACKENZIE WHITE Krimi-Serie, die neun B?cher umfasst (und weitere in Arbeit); der AVERY BLACK Mystery-Serie, bestehend aus sechs B?chern; der KERI LOCKE Mystery-Serie, bestehend aus f?nf B?chern; der Serie DAS MAKING OF RILEY PAIGE, bestehend aus drei B?chern (und weitere in Arbeit); der KATE WISE Mystery-Serie, bestehend aus zwei B?chern (und weitere in Arbeit); der spannenden CHLOE FINE Psycho-Thriller-Serie, bestehend aus drei B?chern (und weitere in Arbeit); und der spannenden JESSE HUNT Psycho-Thriller-Serie, bestehend aus drei B?chern (und weitere in Arbeit). Als begeisterter Leser und lebenslanger Fan der Mystery- und Thriller-Genres liebt Blake es, von seinen Lesern zu h?ren. Bitte besuchen Sie www.blakepierceauthor.com (http://www.blakepierceauthor.com/), um mehr zu erfahren und in Kontakt zu bleiben. Copyright © 2018 by Blake Pierce. Alle Rechte vorbehalten. Deutsche ?bersetzung: Franziska Humphrey. Au?er wie im US Copyright Act von 1976 erlaubt, darf kein Teil dieser Publikation ohne vorherige Genehmigung des Autors in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln reproduziert, verteilt oder ?bertragen oder in einer Datenbank oder einem Abfragesystem gespeichert werden. Dieses E-Book ist nur f?r Ihren pers?nlichen Gebrauch lizenziert. Dieses E-Book darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen m?chten, erwerben Sie bitte eine zus?tzliche Kopie f?r jeden Empf?nger. Wenn Sie dieses Buch lesen und es nicht gekauft haben oder es nicht f?r Sie gekauft wurde, senden Sie es bitte zur?ck und kaufen Sie Ihre eigene Kopie. Danke, dass Sie die harte Arbeit dieses Autors respektieren. Dieses Werk ist Fiktion. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Zwischenf?lle sind entweder das Produkt der Phantasie des Autors oder werden fiktional verwendet. Jede ?hnlichkeit mit lebenden oder toten Personen ist v?llig zuf?llig. Copyright Umschlagfoto: emin kuliyev, unter Lizenz von Shutterstock.com (http://Shutterstock.com). DEUTSCHE B?CHER VON BLAKE PIERCE JESSIE HUNT PSYCHO-THRILLER SERIE DIE PERFEKTE FRAU (Buch 1) DER PERFEKTE BLOCK (Buch 2) CHLOE FINE PSYCHO-THRILLER-SERIE NEBENAN (Buch 1) DIE L?GE EINES NACHBARN (Buch 2) SACKGASSE (Buch 3) KATE WISE MYSTERY-SERIE WENN SIE W?SSTE (Buch 1) WENN SIE S?HE (Buch 2) DAS MAKING OF RILEY PAIGE MYSTERY-SERIE BEOBACHTET (Buch 1) WARTET (Buch 2) LOCKT (Buch 3) RILEY PAIGE MYSTERY-SERIE VERSCHWUNDEN (Buch 1) GEFESSELT (Buch 2) ERSEHNT (Buch 3) GEK?DERT (Buch 4) GEJAGT (Buch 5) VERZEHRT (Buch 6) VERLASSEN (Buch 7) ERKALTET (Buch 8) VERFOLGT (Buch 9) VERLOREN (Buch 10) BEGRABEN (Buch 11) ?BERFAHREN (Buch 12) GEFANGEN (Buch 13) RUHEND (Buch 14) MACKENZIE WHITE MYSTERY-SERIE BEVOR ER T?TET (Buch 1) BEVOR ER SIEHT (Buch 2) BEVOR ER BEGEHRT (Buch 3) BEVOR ER NIMMT (Buch 4) BEVOR ER BRAUCHT (Buch 5) EHE ER F?HLT (Buch 6) EHE ER S?NDIGT (Buch 7) BEVOR ER JAGT (Buch 8) VORHER PL?NDERT ER (Buch 9) VORHER SEHNT ER SICH (Buch 10) AVERY BLACK MYSTERY-SERIE DAS MOTIV (Buch 1) LAUF (Buch 2) VERBORGEN (Buch 3) GR?NDE DER ANGST (Buch 4) RETTE MICH (Buch 5) ANGST (Buch 6) KERI LOCKE MYSTERY-SERIE EINE SPUR VON TOD (Buch 1) EINE SPUR VON MORD (Buch 2) EINE SPUR VON SCHW?CHE (Buch 3) EINE SPUR VON VERBRECHEN (Buch 4) EINE SPUR VON HOFFNUNG (Buch 5) INHALT PROLOG KAPITEL EINS KAPITEL ZWEI KAPITEL DREI KAPITEL VIER KAPITEL F?NF KAPITEL SECHS KAPITEL SIEBEN KAPITEL ACHT KAPITEL NEUN KAPITEL ZEHN KAPITEL ELF KAPITEL ZW?LF KAPITEL DREIZEHN KAPITEL VIERZEHN KAPITEL F?NFZEHN KAPITEL SECHZEHN KAPITEL SIEBZEHN KAPITEL ACHTZEHN KAPITEL NEUNZEHN KAPITEL ZWANZIG KAPITEL EINUNDZWANZIG KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG KAPITEL DREIUNDZWANZIG KAPITEL VIERUNDZWANZIG KAPITEL F?NFUNDZWANZIG KAPITEL SECHSUNDZWANZIG KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG KAPITEL ACHTUNDZWANZIG KAPITEL NEUNUNDZWANZIG KAPITEL DREISSIG KAPITEL EINUNDDREISSIG PROLOG Als Kinderm?dchen zu arbeiten, war nicht ganz das Leben, was sich Kim Wielding f?r sich selbst vorgestellt hatte, aber es machte eigentlich Spa?. Was etwas ?berraschend war, wenn man in Betracht zog, dass sie in ihren fr?hen Zwanzigern eine Karriere in Washington, DC verfolgen wollte, sich in den Wahlkampf st?rzte und Reden f?r Underdog-Kandidaten schrieb. Sie h?tte den Job fast bekommen. Fast. Das Leben verlief manchmal auf seltsame Weise. Jetzt, im Alter von sechsunddrei?ig Jahren, waren diese Tr?ume von der Arbeit in DC l?ngst verschwunden. Sie hatte sie durch einen anderen Traum ersetzt: sie wollte in ihrer Freizeit als Kinderm?dchen einen gro?en amerikanischen Roman schreiben. Sie war irgendwie in den Job hineingestolpert, nachdem ein vielversprechender Kandidat, f?r den sie gearbeitet hatte, elendig besiegt worden war. Das war es gewesen, was dazu gef?hrt hatte, dass sie f?r eine Weile in den Hintergrund getreten war. Und w?hrend sie wartete, war ihr eine sehr einfache Besch?ftigungsm?glichkeit in den Scho? gefallen. Sie hatte noch nicht einmal dar?ber nachgedacht, in irgendeiner Form auf Kinder aufzupassen, aber es lag ihr. Kim erinnerte sich an ihren ersten Job als Kinderm?dchen, w?hrend sie in der K?che des Hauses von Bill und Sandra Carver sa?. Es war schwer zu glauben, dass es bereits etwas ?ber zehn Jahre her war. Eine Zeitspanne, in der die Erinnerungen an ihre Arbeit in DC verschwommen waren. Das Schreiben von Reden, voll von Hoffnung und einem kleinen St?ckchen Unwahrheit. Ihr Laptop stand vor ihr. Sie hatte vierzigtausend W?rter in ihrem Buch erreicht. Sie dachte, dass dies ungef?hr die H?lfte sein w?rde. Vielleicht w?re sie in etwa sechs Monaten oder so fertig. Es hing alles davon ab, in welche Richtung sich die Leben der drei Carver Kinder entwickelten. Das ?lteste Kind, Zack, war dieses Jahr in der neunten Klasse und sein liebster Zeitvertreib war es, Football zu spielen. Das mittlere Kind, Declan, spielte Fu?ball. Und wenn die j?ngste, Madeline, beim Turnen blieb, w?rde Kim in den n?chsten Monaten wie wild hin und her hetzen m?ssen. Sie schloss den Deckel ihres Laptops und sah sich in der K?che um. Sie taute zum Abendessen ein H?hnchen auf. Die Arbeitsplatten waren bereits abgewischt, das Geschirr gesp?lt und die vierte Ladung W?sche befand sich in der Waschmaschine. Bis die Kinder nach Hause kamen, hatte sie nichts weiter zu tun. So hatte sie die letzten f?nfundvierzig Minuten an ihrem Buch arbeiten k?nnen. Sie warf einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass sich der Tag von ihr davongeschlichen hatte – etwas was, wie sie allm?hlich zu verstehen begann, Kinderm?dchen h?ufig passierte. In f?nfzehn Minuten w?rde sie losgehen m?ssen, um die Kinder von der Schule abzuholen … und das war keine kleine Leistung, da die Carver-Kinder verschiedene Altersstufen hatten, die j?ngste in der Grundschule, das mittlere Kind in der Mittelschule und das ?lteste Kind in der High-School. Alles in allem war es mehr als eine Stunde Fahrt- und Verkehrszeit, um sie alle von der Schule abzuholen und mit ihnen nach Hause zur?ckzukehren. Es klang aber schlimmer, als es war, da Kim vor kurzem entdeckt hatte, wie wundervoll H?rb?cher sein k?nnen, um die Zeit im Auto zu ?berbr?cken. Sie stand auf und pr?fte das H?hnchen, das nun fast vollst?ndig aufgetaut in der Sp?le lag. Dann nahm sie die W?sche aus der Maschine und stopfte sie in den Trockner. Sie holte alle Gew?rze heraus, die sie f?r das Abendessen brauchen w?rde. Als sie das Paprikagew?rz auf die Arbeitsplatte stellte, klopfte jemand an die Haust?r. Dies kam im Hause der Carvers sehr h?ufig vor. Sandra Carver war ein Amazon-Junkie und Bill Carver hatte immer Baupl?ne und Entw?rfe, die per FedEx zu ihm geschickt wurden. Kim griff nach ihrer Handtasche und dachte, dass sie, nachdem sie die Pakete ins Haus gebracht hatte, losgehen w?rde, um die Kinder abzuholen. Sie ?ffnete die T?r und richtete ihren Blick sofort auf den Fu?boden der Veranda, um nach dem Amazon-Paket zu suchen. Deshalb brauchte ihr Gehirn auch eine ganze Sekunde, um zu verstehen, dass dort eine Person vor ihr stand. Als sie aufschaute, um das Gesicht zu sehen, wurde ihr Blickfeld durch – etwas – blockiert. Was auch immer es war, es schlug gegen ihren Kopf. Es traf sie genau zwischen den Augen, am oberen Ende des Nasenr?ckens. Das schmetternde Ger?usch in ihrem Sch?del war ohrenbet?ubend, aber sie hatte kaum Zeit, es zu bemerken, bevor das Gef?hl des Fallens alles andere ?berkam. Als sie r?ckw?rts auf den Parkettboden der Carvers fiel, schlug ihr Hinterkopf heftig auf. Sie sp?rte, wie Blut aus ihrer Nase floss, als sie versuchte, r?ckw?rts zu krabbeln. Die Person auf der Veranda kam herein. Sie schloss l?ssig die T?r hinter sich. Kim versuchte zu schreien, aber in ihrer Nase war zu viel Blut, das in ihren Rachen und Mund hinunterlief. Sie hustete und w?rgte fast, als die Person einen gro?en Schritt vorw?rts trat. Sie hob den dumpfen Gegenstand wieder hoch – ein Rohr, dachte Kim vage, als der Schmerz wie ein Orkan durch sie hindurchfegte – und dies war das Letzte, was sie sah. Kurz vor diesem letzten Schlag hatte sie einen wirklich seltsamen Gedanken. Kim Wielding starb, als sie sich fragte, was wohl mit dem H?hnchen passieren w?rde, das noch immer in der Sp?le der Carvers auftaute. KAPITEL EINS Wegen der Art und Weise, wie ihr Leben begonnen hatte – mit einer toten Mutter, einem inhaftierten Vater und Gro?eltern, die ihr immer im Nacken sa?en – bevorzugte es Chloe Fine oft, Dinge alleine zu machen. Viele Leute bezeichneten sie als extrem introvertiert und was sie anging, war das v?llig in Ordnung. Es war diese Pers?nlichkeit, die sie dazu getrieben hatte, in der Schule au?ergew?hnlich gute Schulnoten zu bekommen und die ihr geholfen hatte, ihr Studium und das Training an der FBI-Akademie zu bew?ltigen. Aber es war auch diese gleiche Pers?nlichkeit, die sie dazu veranlasst hatte, in ihre neue Wohnung einzuziehen, ohne dass sie eine einzige Person hatte, die ihr dabei half. Sicher, sie h?tte eine Umzugsfirma anheuern k?nnen, aber ihre Gro?eltern hatten sie den Wert des Geldes gelehrt. Und da sie starke Arme, einen starken R?cken und einen sturen Kopf besa?, entschied sie sich, alleine umzuziehen. Schlie?lich hatte sie nur zwei schwere M?belst?cke. Alles andere sollte eine Kleinigkeit sein. Wie sich herausstellte, war dies nicht der Fall, als es ihr schlie?lich gelang, ihre Kommode die Treppe hinauf zu hieven – mithilfe einer Sackkarre, mehrerer Zurrgurte und einer gl?cklicherweise breiten Treppe, die zu ihrer Wohnung in den zweiten Stock f?hrte. Ja, sie hatte es geschafft, aber sie war sich ziemlich sicher, dass sie dabei ein oder zwei Muskeln in ihrem R?cken gezerrt hatte. Sie hatte die Kommode bis zum Schluss gelassen, da ihr bewusst war, dass dies der schwierigste Teil des Umzugs sein w?rde. Sie hatte absichtlich alle Kisten nur leicht gepackt, da sie wusste, dass es ein Ein-Frauen-Job werden w?rde. Vermutlich h?tte sie Danielle anrufen k?nnen und sie h?tte geholfen, aber Chloe war nie der Typ gewesen, der die Familie um Gef?lligkeiten bat. Chloe wich ein paar Kisten mit B?chern und Heften aus und lie? sich in den Sessel fallen, den sie schon seit ihrem zweiten Jahr im Studium hatte. Der Gedanke, Danielle hier bei sich zu haben, um alle ihre Sachen zu sortieren und die Wohnung einzurichten, war verlockend. Die Dinge zwischen ihnen beiden waren nicht mehr ganz so angespannt, seit Chloe die Wahrheit dar?ber herausgefunden hatte, was zwischen ihren Eltern passiert war, als sie junge M?dchen waren, aber da war definitiv noch etwas anderes. Sie waren sich der Last ihres Vaters, die auf ihren Schultern ruhte, beide sehr bewusst – die Wahrheit ?ber das, was er getan hatte und die Geheimnisse, die er verborgen hatte. Chloe hatte das Gef?hl, dass sie beide mit diesen Geheimnissen auf ihre eigene Art und Weise umgingen und sie wusste auf eine fast hellseherische Art, wie sie nur nahe Geschwister teilen konnten, dass sich ihre Meinungen dazu sehr unterschieden. Was sie Danielle gegen?ber nie zugeben w?rde, war, wie sehr sie ihren Vater vermisste. Danielle hatte es ihm immer ?belgenommen, nachdem er ins Gef?ngnis gesteckt worden war. Aber Chloe war diejenige gewesen, die diese Vaterfigur in ihrem Leben vermisst hatte. Sie war immer diejenige gewesen, die gewagt hatte zu hoffen, dass die Polizei vielleicht etwas falsch gemacht hatte – dass ihr Vater auf gar keinen Fall ihre Mutter get?tet hatte. Und es war diese Hoffnung und dieser Glaube gewesen, der zu dem kleinen Abenteuer f?hrte, das sie gemeinsam unternommen hatten und welches in der Festnahme von Ruthanne Carwile und einem v?llig neuen Blickwinkel auf den Fall Aiden Fine resultierte. Das, was f?r Chloe irgendwie nach hinten losgegangen war, war jedoch die Tatsache, dass sie ihn durch die Aufdeckung dieser kleinen Geheimnisse nur noch mehr zu vermissen begann. Und sie wusste, dass Danielle das schrecklich und auf eine Art vielleicht sogar masochistisch finden w?rde. Trotzdem wollte sie Danielle anrufen, um ihren kleinen und doch hart erarbeiteten Sieg des Umzugs in ihr neues zu Hause zu feiern. Es handelte sich nur um ein kleines Zwei-Zimmer-Apartment im Stadtteil Mount Pleasant in Washington, DC – klein, kaum erschwinglich, aber genau das, wonach sie gesucht hatte. Es war ungef?hr zwei Monate her, seit sie das letzte Mal Zeit miteinander verbracht hatten – was seltsam war, wenn man bedachte, was sie bei ihrem letzten Zusammentreffen gemeinsam durchgemacht hatten. Sie hatten ein paar Mal miteinander telefoniert und obwohl es angenehm war, war es doch sehr oberfl?chlich gewesen. Und Oberfl?chlichkeit lag Chloe nicht besonders. Schei? drauf, dachte sie und griff nach ihrem Handy. Was sollte schon passieren? Als sie nach Danielles Nummer suchte, wurde ihr die Realit?t der Situation bewusst. Sicher, es waren nur zwei Monate gewesen, seit alles passiert war, aber sie waren jetzt andere Menschen. Danielle hatte begonnen, ihr Leben in den Griff zu kriegen. Sie hatte einen Job, der potenziell gut bezahlt werden k?nnte – eine Rolle als Barkeeperin und stellvertretende Managerin in einer gehobenen Bar in Reston, Virginia. Chloe selbst war noch immer dabei, sich daran zu gew?hnen, von k?rzlich verlobt zu alleinstehend ?berzugehen und sie schien au?erdem v?llig vergessen zu haben, wie man einen potenziellen Partner fand. Du kannst so etwas nicht erzwingen, dachte sie. Besonders nicht mit Danielle. Mit klopfendem Herzen w?hlte sie die Nummer. Sie erwartete ehrlich, dass der Anruf zur Mailbox geleitet werden w?rde. Als das Telefon dann nach dem zweiten Klingelton von einer quietschfidel klingenden Danielle beantwortet wurde, brauchte Chloe einen Moment, um zu reagieren. „Hallo Danielle.“ „Chloe, wie geht es dir?“, fragte sie. Es war so seltsam Danielles Stimme mit einem Hauch von Fr?hlichkeit zu h?ren. „Ziemlich gut. Ich bin heute in die Wohnung eingezogen. Ich habe gedacht, es w?re sch?n mit dir zu feiern. Wenn du mich besuchst, k?nnten wir eine Flasche Wein trinken und wirklich ungesunde Sachen essen. Aber dann ist mir wieder eingefallen, dass du ja einen neuen Job hast.“ „Ja, Arbeit macht das Leben s??“, sagte Danielle mit einem Lachen. „Magst du den Job?“ „Chloe, ich liebe ihn. Ich meine, sicher, es sind erst drei Wochen, aber es f?hlt sich so an, als w?re ich daf?r geboren. Ich wei?, es ist blo? Barkeepern, aber …“ „Nun, du bist aber auch stellvertretende Managerin, oder?“ „Ja. Ein Titel, der mir noch immer Angst macht.“ „Es freut mich, dass es dir gef?llt.“ „Und wie geht es dir? Wie ist die Wohnung? Wie war der Umzug?“ Sie wollte nicht, dass Danielle wusste, dass sie alles alleine transportiert hatte, also antwortete sie ihr nur vage – was sie hasste. „Ganz gut. Ich muss noch alles auspacken, aber bin froh, dass ich jetzt in der Wohnung bin, wei?t du?“ „Ich werde dich aber definitiv bald auf ein Glas Wein und das fettige Essen besuchen kommen. Wie l?uft es sonst so?“ „Ehrlich?“ Danielle war f?r einen Moment still, bevor sie antwortete: „Oh-oh.“ „Ich habe ?ber Dad nachgedacht. Dar?ber ihn zu besuchen.“ „Und warum in Gottes Namen w?rdest du das tun?“ „Ich w?nschte, ich h?tte eine gute Antwort f?r dich“, sagte Chloe. „Nach allem was passiert ist, habe ich das Gef?hl, dass ich es muss. Ich muss alles verstehen.“ „Meine G?te, Chloe. Lass es ruhen. Sollte dich dein neuer Job nicht genug damit auslasten, andere Verbrechen aufzukl?ren? Man … und ich dachte immer, ich w?re diejenige, die ihr ganzes Leben in der Vergangenheit verbringt.“ „Warum ?rgert es dich so sehr?“, fragte Chloe. „Dass ich ihn sehen will …“ „Weil ich denke, wir haben ihm beide schon genug unserer Lebenszeit gewidmet. Und ich wei?, wenn du ihn besuchst, wird mein Name aus einem eurer M?nder kommen und ich w?rde es bevorzugen, wenn dies nicht passiert. Ich bin fertig mit ihm, Chloe. Ich w?nschte, du w?rst es auch.“ Ja, das w?nschte ich auch, dachte Chloe, behielt den Kommentar aber f?r sich. „Chloe, ich liebe dich, aber wenn du planst, dich f?r den Rest unserer Unterhaltung ?ber ihn auszutauschen, werde ich mich jetzt verabschieden.“ „Wann arbeitest du wieder?“, fragte Chloe. „Diese Woche jeden Abend au?er Samstag.“ „Vielleicht komme ich am Freitagnachmittag vorbei. Und ich erwarte, dass du mir das Getr?nk servierst, das du f?r deine Spezialit?t h?ltst.“ „Dann plane lieber nicht mit dem Auto nach Hause zu fahren“, sagte Danielle. „Ist notiert.“ „Und bei dir? Wann beginnt dein neuer Job?“ „Morgen fr?h.“ „Mitten in der Woche?“, fragte Danielle. „Es ist eine Art Orientierung. Haupts?chlich Meetings und solche Sachen f?r die ersten paar Tage.“ „Ich freue mich f?r dich“, sagte Danielle. „Ich wei?, wie sehr du dir dies gew?nscht hast.“ Es war sch?n, dass Danielle etwas Nettes ?ber ihre Arbeit sagte. Nicht nur das, sondern ?berhaupt so zu tun, als w?rde es sie interessieren. F?r einen Moment herrschte eine tiefe Stille zwischen ihnen, die Danielle barmherzig beendete, indem sie etwas eher Untypisches sagte: „Pass auf dich auf, Chloe. Bei der Arbeit … mit Dad … und allem anderen.“ „Das werde ich“, sagte Chloe, die der Kommentar etwas ?berraschte. Danielle beendete das Gespr?ch und Chloe sah sich im Wohnbereich ihres neuen Apartments um. Es war schwierig bei all der Unordnung, die Gesamtheit der Wohnung zu sehen, aber sie f?hlte sich an diesem Ort bereits zu Hause. Es gab nichts Besseres, als ein merkw?rdiges Gespr?ch mit Danielle, damit sich ein Ort wie zu Hause anf?hlte, dachte sie dann. Langsam streckte sie ihren R?cken aus, erhob sich aus dem Sessel und bewegte sich zur n?chsten Kiste. Sie begann sie auszupacken und bekam langsam ein Gef?hl daf?r, wie ihr Leben aussehen w?rde, wenn sie es nicht schaffen w?rde, Beziehungen aufrechtzuerhalten. Sei es mit ihrer Schwester, ihrem Vater oder ihrem Ex-Verlobten, sie hatte nicht die beste Erfolgsbilanz, wenn es darum ging, Menschen nahe bei sich zu behalten. Beim Gedanken an ihren Ex-Verlobten stie? sie auf mehrere gerahmte Bilder, die unten in der ersten Kiste lagen. Es gab insgesamt drei Bilder; Fotos von ihr und Steven. Zwei waren aus fr?heren Tagen, als sie nur miteinander ausgegangen waren. Aber das dritte war ein Foto von ihnen, nachdem er ihr einen Antrag gemacht hatte … nachdem sie Ja gesagt hatte und fast begonnen hatte zu weinen. Sie nahm die Bilder aus der Kiste und stellte sie auf die K?chentheke. Sie kramte herum und fand ihren M?lleimer auf der anderen Seite des Zimmers neben ihrer Matratze. Dann holte sie die Bilder und lie? sie in den M?lleimer fallen. Das Ger?usch des zerbrechenden Glases in den Bilderrahmen war ein bisschen zu entz?ckend. Ganz einfach, dachte sie. Ich kann es kaum erwarten, dieses Debakel hinter mir zu lassen. Warum kannst du dich nicht genauso leicht von dem Unsinn mit deinem Vater l?sen? Sie hatte darauf keine Antwort. Und die Sache, die sie am meisten erschreckte, war, dass sie glaubte, die Antwort k?nnte sich in einem Gespr?ch mit ihm zeigen. Bei diesem Gedanken schien die Wohnung leerer zu sein als zuvor und Chloe f?hlte sich pl?tzlich sehr einsam. Der blo?e Gedanke daran brachte sie dazu, zum K?hlschrank zu gehen und den Sechserpack Bier zu ?ffnen, den sie fr?her am Morgen gekauft hatte. Sie ?ffnete die erste Flasche und war ein wenig alarmiert dar?ber, wie gut ihr der erste Schluck schmeckte. Sie tat ihr Bestes, um sich an diesem Nachmittag bis in die Nacht hinein zu besch?ftigen, nicht mit Auspacken, sondern, indem sie langsam durch die Kisten ging und versuchte zu entscheiden, ob sie jeden einzelnen Gegenstand wirklich brauchte. Die Troph?e, die sie beim Debattier-Club in der High-School gewonnen hatte, fand ihren Weg in den M?lleimer. Die Fiona Apple CD, die sie geh?rt hatte, als sie in ihrem zweiten Jahr an der High-School ihre Jungfr?ulichkeit verlor, behielt sie. Alle Bilder ihres Vaters wanderten in den M?ll. Zuerst tat es ihr weh, dies zu tun, aber als sie an ihrer vierten Flasche Bier war, ging es leichter. Sie schaffte es, sich durch zwei Kisten zu arbeiten … Und sie h?tte wahrscheinlich noch mindestens eine weitere Kiste geschafft, wenn sie nicht zum K?hlschrank gegangen w?re und festgestellt h?tte, dass sie irgendwie den ganzen Sechserpack ausgetrunken hatte. Sie schaute auf die Uhr am Herd und schnappte nach Luft, als sie die Uhrzeit sah. Es war 0:45 Uhr in der Nacht. So viel zum Thema vor meinem ersten Arbeitstag ausreichend Schlaf zu bekommen, dachte sie. Was ihr jedoch noch mehr Sorgen bereitete, als der m?glicherweise m?de Morgen an ihrem ersten Tag beim FBI, war die Tatsache, dass sie einen ganzen Sechserpack getrunken hatte. Nachdem sie ihre Z?hne geputzt hatte, fiel sie ersch?pft ins Bett. Der Raum um sie herum drehte sich ein wenig, als sie realisierte, dass sie sich an diesem Abend wirklich sehr darum bem?ht hatte, alle Erinnerungen an ihren Vater zu l?schen. KAPITEL ZWEI Chloe war sich nicht sicher gewesen, was sie erwarten sollte, als sie am n?chsten Morgen beim FBI-Hauptquartier ankam. Aber was sie mit Sicherheit nicht erwartet hatte, war, von einem ?lteren Agenten im Eingangsbereich empfangen zu werden. Sie sah ihn, als er sie entdeckte und war sich nicht ganz sicher, was sie machen sollte, als er direkt auf sie zuging. F?r einen Moment dachte sie, der Mann w?re Agent Greene, der Mann, der f?r sie als Ausbilder und Partner in ihrem Fall fungiert hatte, der dazu f?hrte, die Wahrheit ?ber ihren Vater aufzudecken. Aber als sie sein Gesicht besser erkennen konnte, sah sie, dass es sich um einen v?llig anderen Mann handelte. Er wirkte hart, so als w?re er aus Stein. Sein Mund bildete eine gerade Linie in seinem Gesicht. „Chloe Fine?“, fragte der Agent. „Ja?“ „Director Johnson m?chte vor der Orientierung mit Ihnen sprechen.“ Sie war aufgeregt und ?ngstlich zugleich. Director Johnson hatte Ausnahmen f?r sie gemacht, als sie mit Greene zusammengearbeitet hatte. Hatte er vielleicht irgendwelche Zweifel? Hatten ihn ihre Handlungen im letzten Fall vielleicht in irgendwelche Schwierigkeiten gebracht? War sie so weit gekommen, nur um ihre Tr?ume am ersten Tag zerst?rt zu sehen? „Weswegen?“, fragte Chloe. Der Agent zuckte mit den Schultern, als ob es ihm wirklich egal w?re. „Hier entlang, bitte“, sagte er. Er f?hrte sie zu den Aufz?gen und f?r einen Moment f?hlte sich Chloe, als w?rde sie in die Vergangenheit zur?ckversetzt werden. Sie konnte sich selbst vor zwei Monaten sehen, wie sie in diesen gleichen Aufzug stieg, mit genau derselben Sorge im Bauch und dem Wissen, dass sie Director Johnson treffen w?rde. Und genau wie beim letzten Mal wurde der Knoten der Sorge in ihrem K?rper noch gr??er, als sich der Aufzug nach oben bewegte. Der versteinert wirkende Agent f?hrte sie aus dem Aufzug, als er in der zweiten Etage anhielt. Sie gingen an mehreren B?ros und R?umen vorbei, bevor der Agent au?erhalb Johnsons R?umlichkeiten stehenblieb. Die Sekret?rin an ihrem Schreibtisch nickte h?flich und sagte: „Sie k?nnen hineingehen. Er erwartet Sie.“ Der steinerne Agent nickte ihr ?hnlich zu – allerdings nicht ann?hernd so h?flich – und deutete auf die B?rot?r. Es schien klar, dass er nicht hineingehen w?rde. Chloe bem?hte sich, ruhig und zur?ckhaltend zu wirken, als sie zur T?r von Director Johnsons B?ro ging. Wovor habe ich solche Angst?, fragte sie sich. Als ich das letzte Mal in sein B?ro gerufen wurde, erhielt ich Verantwortlichkeiten und Pflichten, die die meisten neuen Agenten in meiner Situation nicht bekommen. Das stimmte, aber es beruhigte ihre Nerven nicht. Director Johnson sa? an seinem Schreibtisch und las aufmerksam etwas an seinem Laptop, als sie das B?ro betrat. Als er aufblickte, richtete er seine gesamte Aufmerksamkeit auf sie; er schloss sogar den Deckel des Laptops. „Agentin Fine“, sagte er. „Danke, dass Sie hergekommen sind. Es wird nur eine Sekunde dauern. Ich m?chte nicht, dass Sie etwas von der Orientierung verpassen – die, wie ich Ihnen jetzt schon sagen kann – ziemlich kurz und schmerzlos sein wird.“ Agentin Fine genannt zu werden, war f?r Chloe noch immer seltsam, aber sie versuchte es nicht zu zeigen. Sie setzte sich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch und l?chelte, so ruhig sie konnte. „Kein Problem“, sagte sie. „Bin ich … nun, stimmt etwas nicht?“ „Nein, nein, nichts dergleichen“, sagte er. „Ich m?chte Ihnen eine Option bez?glich Ihrer beruflichen Pflichten unterbreiten. Ich sehe, dass Sie eine Karriere beim Team f?r Beweissicherung anstreben. Ist das etwas, was Sie schon immer machen wollten?“ „Ja, Sir. Ich habe ein gutes Auge f?rs Detail.“ „Ja, das habe ich geh?rt. Agent Greene hat Sie sehr gelobt. Und abgesehen von einigen kleinen Schwierigkeiten bei den Ereignissen von vor zwei Monaten muss ich zugeben, dass auch ich sehr beeindruckt war. Sie haben eine Selbstsicherheit und unbeirrte Gewissheit, die bei neuen Agenten sehr selten ist. Aus diesem Grund und wegen des Feedbacks, das ich von Agent Greene und einigen Ihrer Dozenten an der Akademie erhalten habe, m?chte ich Sie bitten, Ihre Wahl der Abteilung zu ?berdenken.“ „Gibt es eine bestimmte Abteilung, an die Sie gedacht haben?“, fragte Chloe. „Kennen Sie das ViCAP-Programm?“ „Das Programm gegen Gewaltkriminalit?t? Ja, ich wei? ein bisschen dar?ber.“ „Der Titel ist ziemlich selbsterkl?rend, aber ich denke, das Programm ist sehr gut f?r Ihr Talent der Beweisf?hrung geeignet. Wenn ich ehrlich bin, hat das Team f?r Beweissicherung dieses Mal eine recht gro?e Gruppe von Agenten im ersten Jahr. Anstatt sich dort in der Menge zu verlieren, denke ich, dass Sie gut ins ViCAP-Team passen k?nnten. Ist das etwas, was Sie interessieren k?nnte?“ „Wenn ich ehrlich bin, wei? ich es nicht. Ich habe nie wirklich dar?ber nachgedacht.“ Johnson nickte, aber Chloe war sich ziemlich sicher, dass er sich bereits entschieden hatte. „Wenn Sie Lust dazu haben, m?chte ich, dass Sie es ausprobieren. Wenn Sie nach ein paar Tagen feststellen, dass es nicht zu Ihnen passt, werde ich mich pers?nlich darum k?mmern, dass Sie nahtlos wieder ins Team f?r Beweissicherung an Ihre bisherige Stelle zur?ckversetzt werden.“ Ehrlich gesagt, war sie sich nicht sicher, was sie sagen oder tun sollte. Was sie jedoch wusste, war, dass sie sich recht erfolgreich und stolz f?hlte, dass ihr Director sie ausschlie?lich aufgrund ihrer F?higkeiten und dem positiven Feedback ihrer Kollegen in einer bestimmten Abteilung einsetzen wollte. „Ja, damit kann ich arbeiten“, sagte sie schlie?lich. „Fantastisch. Es gibt bereits einen Fall, in dem ich Sie einsetzen m?chte. Sie werden morgen fr?h damit anfangen. Bisher hat ihn die Polizei in Maryland bearbeitet, aber heute Morgen haben sie um unsere Unterst?tzung gebeten. Ich werde Sie neben einer anderen Agentin einsetzen, die keinen Partner hat. Der, der ihr zugeteilt worden war, hielt dem Druck nicht stand und hat gestern gek?ndigt.“ „Darf ich fragen warum?“ „Beim Programm gegen Gewaltkriminalit?t sind einige der Verbrechen ziemlich grausam. Es passiert einigen neuen Rekruten … sie schaffen es durch das Training, sehen die Fallbeispiele und sogar die echten Szenarien. Aber am Ende wird ihnen klar, dass dies ihr Leben sein wird … und f?r manche ist das zu viel.“ Chloe sagte nichts. Sie versuchte sich vorzustellen, eine solche Entscheidung treffen zu m?ssen, konnte es aber nicht. Solange sie sich erinnern konnte, hatte sie immer einen Job wie diesen gewollt – bereits seit sie den Unterschied zwischen richtig und falsch kannte. „Werde ich zus?tzliches Training brauchen?“ „Ich w?rde mehr Feuerwaffen-Training empfehlen“, sagte Johnson. „Ich werde sicherstellen, dass dies alles f?r Sie arrangiert wird. Ihre bisherigen Ergebnisse im Bezug auf Schusswaffen f?r Ihre Einschreibung beim Team zur Beweissicherung sehen ziemlich gut aus, aber Sie m?chten vielleicht ein paar zus?tzliche F?higkeiten in diesem Bereich haben, wenn Sie richtig im Bereich ViCAP einsteigen – sollten Sie sich entscheiden, weiterzumachen.“ „Ich verstehe.“ „Nun, es sei denn, Sie haben irgendwelche Fragen, w?rde ich sagen, Sie k?nnen mit der Orientierung unten beginnen. Sie haben noch drei Minuten, bevor es losgeht.“ „Keine weiteren Fragen. Ich danke Ihnen f?r die Gelegenheit. Und f?r Ihr Vertrauen.“ „Selbstverst?ndlich. Ich erledige den gesamten Papierkram und jemand wird Sie wegen Ihrer Aufgabe bis zum Ende des Tages anrufen. Und Agentin Fine … ich habe ein gutes Gef?hl dabei. Ich denke, Sie werden eine bemerkenswerte Bereicherung f?r ViCAP sein.“ Als sie aufstand, um sein B?ro zu verlassen, realisierte sie, dass sie nie besonders gut darin gewesen war, Komplimente anzunehmen. Vielleicht lag es daran, dass sie in ihren j?ngeren Jahren nie sehr viele davon erhalten hatte. Jetzt l?chelte sie nur unbeholfen und verlie? das B?ro. Der nerv?se Knoten, der sich in ihrer Magengrube befunden hatte, war nun verschwunden und wurde durch ein Gef?hl des Schwebens ersetzt, dass sich so anf?hlte, als w?rden ihre F??e nicht einmal mehr den Boden ber?hren, w?hrend sie in Richtung Aufzug ging. *** Die Orientierung war genau, was sie erwartet hatte. Sie bestand aus einer Liste von Dingen, die sie tun und lassen sollten, die von einer Reihe erfahrener Agenten vermittelt wurde. Es gab Beispiele f?r F?lle, in denen Fehler aufgetreten waren, F?lle, ?ber die Agenten in der Vergangenheit gek?ndigt hatten oder sogar Selbstmord begingen. Die Ausbilder erz?hlten traurige Geschichten von ermordeten Kindern und Serienvergewaltigern, die bis heute noch nicht festgenommen worden waren. Als diese Geschichten erz?hlt wurden, h?rte Chloe in der Menge das Gemurmel angespannter Gespr?che. Zwei Sitze zu ihrer Linken h?rte sie eine Frau zu dem Mann neben sich fl?stern. „Anscheinend hat mein Partner diese Geschichten vor uns geh?rt. Vielleicht hat er deshalb gek?ndigt.“ Sie sagte es auf eine zickige Art und Weise, wie ein gemeines M?dchen, was Chloe augenblicklich nervte. Bei meinem Gl?ck ist das die Agentin ohne Partner, mit der Johnson mich zusammenbringen m?chte, dachte Chloe. Die Sitzung endete schlie?lich zur Mittagspause. Die Ausbilder auf der B?hne teilten die Menge in Gruppen nach den einzelnen Abteilungen ein. Als Chloe h?rte, wie das Team f?r Beweissicherung aufgerufen wurde, versp?rte sie ein klein wenig Kummer. Sie sah dabei zu, wie etwa zwanzig Rekruten auf die B?hne gingen und sich auf der rechten Seite versammelten. Zu wissen, dass sie vor weniger als drei Stunden zu ihren Mitgliedern geh?rt hatte, lie? sie etwas isoliert f?hlen, vor allem als sie sah, dass einige der Agenten bereits Freundschaften geschlossen hatten. Als die Agenten f?r das Programm gegen Gewaltkriminalit?t aufgerufen wurden, stand sie auf und ging zur B?hne. Die Gruppe war wesentlich kleiner, als die des Teams f?r Beweissicherung. Einschlie?lich ihrer selbst z?hlte sie nur neun. Und eine von ihnen war tats?chlich die Frau, die die Bemerkung gemacht hatte, dass ihr Partner gek?ndigt hatte. Sie konzentrierte sich so sehr auf diese Frau, dass sie den Mann nicht bemerkte, der neben ihr lief, als sie zur B?hne gingen. „Ich wei? ja nicht, wie es Ihnen geht“, sagte er, „aber ich habe das Gef?hl, dass ich mein Gesicht verstecken sollte. Teil eines Programms zu sein, in dem das Wort Gewalt vorkommt, … l?sst mich glauben, dass die Leute mich verurteilen.“ „Ich glaube nicht, dass ich es je auf diese Weise betrachtet habe“, sagte Chloe. „Nun, neigen Sie denn zur Gewalt?“ Er sagte es mit einem Grinsen und es war dieses Grinsen, was dazu f?hrte, dass sie erkannte, dass dieser Mann extrem gutaussehend war. Die Bemerkung ?ber seine Tendenz zur Gewalt machte dies aber ein wenig zunichte. „Nicht, dass ich w?sste“, antwortete sie unbeholfen, als sie die B?hne erreichten, wo sich ihre Gruppe versammelt hatte. „Okay“, sagte der Ausbilder, ein ?lterer Herr in Jeans und einem schwarzen T-Shirt. „Zuerst Mittagessen, danach treffen wir uns im Konferenzraum drei, um einige Details zu besprechen und Fragen und Antworten durchzugehen. Vorher jedoch eine Sache …“ Er machte eine Pause und schaute auf ein Blatt Papier, w?hrend er mit einem Finger darauf suchte. „Gibt es hier eine Chloe Fine?“ „Das bin ich“, sagte Chloe, die fast in Schwei? ausbrach, da sie vor dieser Gruppe von Leuten, die sie nicht kannte, herausgezogen wurde. „Ich muss bitte kurz mit Ihnen sprechen.“ Chloe ging auf den Ausbilder zu und sah, dass er auch noch eine andere Agentin nach vorne winkte. „Agentin Fine, ich sehe hier, dass Sie eine neue Erg?nzung zum ViCAP-Team sind, direkt der Empfehlung von Director Johnson folgend.“ „Das ist richtig.“ „Es ist sch?n, Sie bei uns zu haben. Ich m?chte Sie mit Ihrer Partnerin, Agentin Nikki Rhodes, bekannt machen.“ Er deutete auf die andere Agentin, die er zu sich gebeten hatte. Und siehe da, es war die zickige Frau von vorher. Nikki Rhodes l?chelte Chloe auf eine Weise an, die deutlich machte, dass sie wusste, wie sch?n sie war. Und sogar Chloe musste es zugeben. Gro?, perfekt gebr?unte Haut, funkelnde blaue Augen, beneidenswert glattes blondes Haar. „Sch?n Sie kennenzulernen“, sagte Rhodes. „Gleichfalls“, sagte Chloe. „Gehen Sie beide und genie?en das Mittagessen“, sagte der Ausbilder. „Soweit ich geh?rt habe, werden Sie morgen fr?h einen gemeinsamen Fall ?bernehmen. Sie waren beide Klassenbeste. Ich erwarte also, ein paar gro?artige Dinge ?ber Sie zu h?ren.“ Rhodes l?chelte sie an und Chloe sp?rte, dass es falsch war. Sie hasste es, automatisch davon auszugehen, dass jemand kein aufrichtiger oder authentischer Mensch war, aber bei solchen Dingen hatte ihr Bauchgef?hl schon immer recht gehabt. Der Ausbilder hatte sich umgedreht und dem Rest der Gruppe zugewandt und lie? die beiden Frauen alleine. Als Rhodes bemerkte, dass die Augen des Vorgesetzten nicht mehr auf ihr ruhten, drehte sie sich um und ging los, ohne noch irgendetwas zu sagen. Chloe blieb kurz hinter dem Rest der Gruppe zur?ck und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Heute Morgen war sie aufgewacht und hatte sich darauf gefreut, ihre Karriere als Mitglied des Teams f?r Beweissicherung zu beginnen. F?r die absehbare Zukunft war im Wesentlichen alles geplant gewesen. Und jetzt war sie hier in einer Abteilung, mit der sie nicht vertraut war und einer Partnerin, die einen Stock im Arsch hatte. „Sie scheint nicht gerade ein Menschenfreund zu sein, nicht wahr?“, sagte jemand hinter ihr. Sie drehte sich um und sah den Mann, der mit ihr gemeinsam zur B?hne gelaufen war – der Gutaussehende, der sie gefragt hatte, ob sie irgendwelche gewaltt?tigen Tendenzen hatte. „Nein, es scheint nicht so.“ „Stellen Sie sich vor, Sie h?tten die meisten Ihrer Kurse in der Akademie mit ihr gehabt“, sagte er. „Es war elendig. Apropos … ich kann mich nicht daran erinnern, dass Sie in einem meiner Kurse oder Module gewesen sind.“ „Ja … ich bin sozusagen neu. Ich wurde heute Morgen in diese Abteilung gesteckt.“ Ein leichter Ausdruck von Schock zeigte sich auf seinem Gesicht. „Oh, in Ordnung. Willkommen bei ViCAP. Ich bin Kyle Moulton und wenn Ihre neue Partnerin nicht mit Ihnen Mittagessen m?chte, w?rde ich gern ihren Platz einnehmen.“ „Nur zu“, sagte Chloe und schloss sich schlie?lich dem Rest der Gruppe an. „Es passt zum Rest meines Tages, um es milde auszudr?cken.“ „Wieso das?“ „Weil auch sonst nichts wie geplant verlaufen ist.“ Moulton nickte nur, als sie gemeinsam das Auditorium verlie?en. Obwohl Moulton ein Fremder war (wenn auch ein H?bscher), war es sch?n, ihn an ihrer Seite zu haben, als sie zum Mittagessen gingen, welches woanders im Geb?ude f?r sie bereitstand. Sie hatte Angst, sie k?nnte sich alles noch einmal anders ?berlegen, m?sste sie allein in diese ungewisse Zukunft treten. „Pl?ne werden sowieso ?berbewertet“, sagte Moulton. „Nicht f?r mich. Pl?ne bedeuten Struktur. Pl?ne bedeuten Vorhersehbarkeit.“ „Ich glaube nicht, dass Vorhersehbarkeit in der Stellenbeschreibung unserer Positionen genannt wurde“, witzelte Moulton. Chloe l?chelte und nickte, hatte es aber nie so gesehen. Genau genommen, machte es ihr ein bisschen Angst. Was wirklich keinen Sinn ergab. Denn ihr ganzes Leben war nie mehr als ein unvorhersehbarer Haufen v?lligen Mists gewesen, also warum sollte ihre Karriere anders sein? Gl?cklicherweise hatte sie gelernt, die Dinge so zu nehmen, wie sie kamen. Und wenn ihr eine eingebildete Zicke wie Nikki Rhodes begegnete und den Weg versperrte, konnte sich Rhodes entweder ?ndern oder verdammt noch mal Platz machen. KAPITEL DREI Am n?chsten Morgen wurde Chloe unangenehm daran erinnert, wie der Rest ihrer Karriere strukturiert sein w?rde. Ihr Telefon klingelte um 5:45 Uhr. Der Anruf kam von einer der F?hrungskr?fte, die unter Director Johnson arbeiteten. Sie hatte es kaum geschafft, ein heiseres „Hallo?“ zu kr?chzen, bevor der Mann am anderen Ende zu sprechen begann. „Hier spricht Assistant-Director Garcia. Spreche ich mit Agentin Chloe Fine?“ „Ja, das bin ich.“ Sie setzte sich im Bett auf und ihr Herz h?mmerte laut, als sie von einem Adrenalinsto? durchflutet und der Rest des Schlafs abgesch?ttelt wurde. „Sie werden Agentin Rhodes um sieben Uhr in Bethesda treffen. Sie werden gemeinsam an einem, wie wir glauben, so gut wie gel?sten Fall von Bandengewalt arbeiten. Wahrscheinlich war es MS-13. Fragen sollten direkt unter dieser Nummer an mich gerichtet werden. Agentin Rhodes erh?lt genau dieselben Informationen. Nach diesem Anruf wird die Adresse per Textnachricht an Ihr Telefon gesendet. Haben Sie irgendwelche Fragen, Agentin Fine?“ Chloe war sich sicher, dass sie einige Fragen hatte, aber sie fielen ihr auf die Schnelle nicht ein. „Nein, Sir.“ „Gut. Seien Sie vorsichtig und klug dort drau?en, Agentin Fine.“ Und das war es. So hatte sie ihren ersten Auftrag erhalten. Sie wusste, dass sie in der Zukunft nicht so kommen w?rden; so viel wurde ihnen gestern bei der Orientierung gesagt. Trotzdem war es eine effektive Art ihren ersten Arbeitstag zu beginnen. Sie hatte bereits am Vorabend ihre Kleidung bereitgelegt und geduscht und alles getan, um sicherzustellen, dass sie an ihrem ersten Tag nicht zu sp?t kam, zu was auch immer sie erwarteten w?rde. Sie zog sich an, schnappte sich einen Bagel mit Frischk?se und goss sich eine Thermoskanne Kaffee ein. Gestern Abend hatte sie die Kaffeemaschine auf 5:00 Uhr morgens programmiert. W?hrenddessen erreichte sie die Textnachricht von Assistant-Director Garcia mit der Adresse in Bethesda. Als Chloe zu ihrem Auto ging, waren seit dem Anruf nur f?nfzehn Minuten vergangen. Sie war schon mehrmals in Bethesda, Maryland, gewesen und wusste deshalb, dass es sich lediglich um eine kurze Fahrt handelte – etwas weniger als eine halbe Stunde, vor allem, weil sie so fr?h losgefahren war und den elendigen morgendlichen Pendlerverkehr vermied. Sobald sie die Stra?en von DC verlassen hatte, gab sie die Adresse in ihr GPS-Ger?t ein und sah, dass sie tats?chlich nur zweiundzwanzig Minuten entfernt war. Sie wollte Danielle anrufen. Sie hatte das Gef?hl, auf einen der denkw?rdigsten und bedeutungsvollsten Momente in ihrem Leben zuzusteuern und hatte das Bed?rfnis, es mit jemandem zu teilen. Aber sie wusste, dass Danielle noch schlafen w?rde und dass sie ihre Aufregung wahrscheinlich auch nicht verstehen k?nnte. Und das war f?r Chloe in Ordnung. Sie hatten verschiedene Interessen und Leidenschaften und keine von ihnen war je besonders gut darin gewesen, ihren Enthusiasmus vorzut?uschen. Sie erreichte die Adresse zwei Minuten vor dem Zeitpunkt, den ihr das GPS genannt hatte. Es war ein heruntergekommenes, einst?ckiges Apartmentgeb?ude, die Art, wie sie jedes Wochenende mindestens ein Dutzend Mal von der Polizei wegen Gewalt, Drogen, sexuellen ?bergriffen und allen anderen nur vorstellbaren Dingen besucht wurde. Sie hatte erwartet, vor Rhodes da zu sein, aber war ein wenig niedergeschlagen zu sehen, dass die andere Agentin nicht nur bereits dort war, sondern auch schon die Verandatreppe hinauf zum Tatort ging. Genervt parkte sie am Stra?enrand und eilte den B?rgersteig entlang. Sie schaffte es auf die Veranda genau in dem Moment, als Rhodes die T?r ?ffnete, um hineinzugehen. „Guten Morgen“, sagte Rhodes, aber es war klar, dass sie es nicht meinte. „Guten Morgen. Was haben Sie gemacht … sind Sie hierher geflogen?“ Rhodes zuckte nur mit den Schultern. „Ich brauche nicht sehr lange, um mich morgens fertigzumachen. Es ist okay, Agentin Fine. Es ist kein Wettrennen.“ Als sie eintraten, sahen sie einen Mann in der Mitte eines kleinen, vollgestopften Wohnzimmers stehen. Er drehte sich zu ihnen um und seine Augen blieben f?r einen Moment an Agentin Rhodes h?ngen. Sie trug eine schlichte schwarze Hose und ein konservatives wei?es Oberteil. Ihre Haare waren gegl?ttet worden und obwohl sie behauptet hatte, sie brauche sehr wenig Zeit, um sich fertigzumachen, war es offensichtlich, dass sie an diesem Morgen Make-up aufgelegt hatte. „Sind Sie vom FBI?“, fragte der Mann. „Ja“, sagte Chloe schnell, als ob sie sicherstellen wollte, dass der Mann wusste, dass hier zwei Agentinnen anwesend waren, nicht nur eine gro?e Blonde. „Agentin Rhodes und Fine“, sagte Rhodes. „Und Sie sind?“ „Inspektor Ralph Palace, Mordabteilung Maryland. Ich mache nur ein paar letzte Notizen, denn soweit ich es verstehe, ist dies jetzt Ihr Fall.“ „Was k?nnen Sie uns bereits ?ber den Fall sagen?“, fragte Chloe. „Es ist ziemlich simpel. Ein Mord mit Bandenzusammenhang. MS-13 ist in dieser Gegend weit verbreitet, also denken wir, sie waren es. Die Leichen eines Mannes, seiner Frau und ihres 13-j?hrigen Sohnes wurden gestern Nachmittag von hier entfernt, ungef?hr sieben Stunden nachdem wir den Anruf erhalten hatten. Es gab Berichte ?ber Sch?sse und dann sah dieser Ort so aus.“ Er wedelte mit den Armen und deutete auf das Durcheinander in der Wohnung. „Ein paar schlichte polizeiliche Nachforschungen ergaben, dass der Vater einst Verbindungen zu einer rivalisierenden Bande hatte, den Binzos.“ „Wenn die MS-13 involviert ist, warum ist dann die Einwanderungsbeh?rde nicht alarmiert worden?“, fragte Chloe. „Weil es noch nicht bewiesen ist“, sagte Palace. „Bei Bandenverbrechen mit Migrationshintergrund m?ssen wir uns ziemlich sicher sein. Ansonsten k?nnen wir Klagen und Missst?nde wegen der ungerechten Behandlung ethnischer Gruppen erwarten.“ Er sch?ttelte seinen Kopf und seufzte. „Wenn Sie es also auf die eine oder andere Art beweisen k?nnten, w?re das gro?artig.“ Er ging zur Haust?r und nahm dabei eine Visitenkarte aus seiner Brieftasche. Es war keine ?berraschung, dass er sie direkt an Rhodes reichte. „Rufen Sie mich an, wenn Sie noch irgendetwas brauchen.“ Rhodes machte sich nicht die M?he zu antworten, als sie die Karte einsteckte. Chloe nahm an, dass sie die Art M?dchen an der High-School und an der Uni gewesen war, die sich daran gew?hnt hatte, dass sie die ganze Zeit von Jungs angegafft wurde. Diese Begegnung mit Inspektor Palace war zweifellos nur ein weiterer dieser langweiligen Momente gewesen. Chloe nahm sich einen Moment Zeit, um sich umzusehen. Der Couchtisch vor dem Sofa war umgest?rzt worden. Etwas – es sah aus wie eine dunkle Limonade – war w?hrend des Gerangels vom Tisch umgekippt. Die dunkle Fl?ssigkeit hatte sich mit etwas, das ganz deutlich getrocknetes Blut war, auf dem blassen zotteligen Teppich, der vom Wohnzimmer bis hin zur angrenzenden K?che reichte, vermischt. An den W?nden waren noch mehr Blutspritzer. Auch in der K?che war Blut auf dem Linoleumfu?boden verschmiert. „Wie wollen Sie es aufteilen?“, fragte Rhodes. „Ich wei? es nicht. Wenn Sch?sse abgefeuert wurden, besteht eine gute Chance, dass einer in eine Wand oder den Boden ging. Und der Unordnung nach zu urteilen, war es keine einfache Schie?erei. Es gab einen Kampf. Und das sagt mir, dass es auch irgendwo Fingerabdr?cke gibt.“ Rhodes nickte. „Wir m?ssen auch herausfinden, wie der M?rder hereingekommen ist. Haben Sie einen Blick auf die Haust?r geworfen? Es gibt keine Anzeichen von gewaltsamem Eindringen. Das bedeutet also, eines der Familienmitglieder hat den Kerl hineingelassen – vielleicht jemand, den sie gut kannten und dem sie vertrauten.“ Chloe stimmte zu und war beeindruckt von Rhodes und der Art, wie sie die T?r bereits gepr?ft hatte, noch bevor sie hineingegangen waren. „Warum sehen Sie sich nicht drau?en um und suchen nach Anzeichen f?r gewaltsames Eindringen?“, schlug Rhodes vor. „Ich werde nachsehen, ob ich Anzeichen finden kann, welche Art Waffen hier benutzt wurden … sehen, ob es irgendwelche Kugelfragmente oder ?hnliches gibt.“ Chloe nickte zustimmend, konnte aber bereits sp?ren, dass Rhodes versuchte, sich als Leiterin der Ermittlungen zu positionieren. Aber Chloe nahm es in Kauf. Auf der Grundlage dessen, was Palace ihnen erz?hlt hatte – und der Tatsache, dass dieser Fall zwei brandneuen Agenten unter Aufsicht eines Vorgesetzten zugewiesen worden war – wusste sie, dass dies nur eine kleine Aufgabe im gro?en Ganzen sein w?rde. Wenn Rhodes also bereits jetzt eine Art Machtspiel beginnen wollte, war dies nichts, weshalb sie sich irgendwie verbiegen w?rde. Zumindest noch nicht. Chloe ging zur?ck nach drau?en und lie? sich das Szenario durch den Kopf gehen. Wenn der M?rder jemand war, der die Familie kannte, warum gab es dann einen Kampf? Wenn der M?rder eine Waffe benutzt hatte, h?tten drei Sch?sse direkt hintereinander nicht viel Zeit f?r irgendeinen Kampf gelassen. Aber an der T?r gab es tats?chlich keine Anzeichen darauf, dass sie aufgedr?ckt wurde. Also war eine Art gewaltsames Eindringen wahrscheinlicher, als dass der M?rder einfach hereingelassen wurde. Aber wenn nicht an der Haust?r, wo dann? Sie ging langsam um das Geb?ude herum und bemerkte, dass man es wirklich kaum als Apartmentgeb?ude bezeichnen konnte. Sie war sich ziemlich sicher, dass es mehr so etwas wie sozialer Wohnungsbau war, m?glicherweise als staatliche Hilfe angeboten. Das Geb?ude befand sich am Rande einer Gruppe von vier identischen H?usern, die durch einen Streifen von ?berwiegend totem Gras voneinander getrennt wurden. Auf der linken Seite gab es nichts. Mit Ausnahme eines kleinen Gastanks und eines kaputten Wasserhahns, neben dem ein Wasserschlauch nutzlos auf dem Boden aufgewickelt lag, war sie ohne weitere Merkmale. Aber als sie an die Hinterseite gelangte, sah sie gleich mehrere M?glichkeiten. Zuerst einmal gab es drei Fenster. Eines schaute in die K?che und die anderen beiden in Schlafzimmer. Es gab au?erdem ein paar Betonstufen, die zu einer Hintert?r hinauff?hrten. Sie pr?fte die T?r und fand sie unverschlossen vor. Sie ?ffnete sich in einen sehr kleinen Raum, der wie ein Hauswirtschaftsraum aussah. Es gab ein paar dreckige Schuhe auf dem Fu?boden und ein zerrissener schmutziger Mantel hing an einem Haken an der Wand. Sie ?berpr?fte die T?r und den Rahmen und stellte fest, dass alles in Ordnung war. Aus ihrer Sicht konnte sie nicht erkennen, dass diese T?r zu irgendeinem Zeitpunkt in j?ngster Vergangenheit aufgezwungen worden war. Sie ging zu jedem Fenster, suchte nach etwas Verd?chtigem und wurde nicht entt?uscht. Am dritten Fenster, hinter welchem sie das Hauptschlafzimmer vermutete, waren zwei kleine Holzst?ckchen aus dem Rahmen entfernt worden. Sie waren grob herausgebrochen, so, als w?ren sie abgeschlagen worden. Eins befand sich am unteren Rand, dort wo der Rahmen um die Kante der Scheibe lag. Das andere war am oberen Rand des unteren Teils des Rahmens. Was auch immer passiert war, um das Holz herauszubrechen, es hatte au?erdem einen Riss im Glas verursacht, der jedoch nicht stark genug war, um es zu zerbrechen. Sie wollte nichts anfassen, aus Angst, irgendwelche zur?ckgebliebenen Fingerabdr?cke zu besch?digen. Aber als sie sich auf die Zehenspitzen stellte, konnte sie sehen, dass aufgrund dieser fehlenden Holzst?ckchen, jemand von drau?en in der Lage gewesen w?re, das Schloss am Fenster zu ?ffnen. Sie ging durch die Hintert?r zur?ck ins Haus und begab sich ins Hauptschlafzimmer. Es gab keinen eindeutigen Hinweis darauf, dass jemand durch das Fenster geklettert war. Sie wusste aber auch, dass gr?ndliches Abstauben eine andere Geschichte erz?hlen k?nnte. „Was machen Sie da?“ Sie drehte sich um und sah Rhodes in der T?r zum Schlafzimmer stehen. Sie hatte einen skeptischen Ausdruck auf ihrem Gesicht, als sie Chloe beobachtete. „Dieses Fenster wurde von au?en manipuliert“, sagte Chloe. „Wir m?ssen Abdr?cke sammeln.“ „Haben Sie Beweishandschuhe?“, fragte Rhodes. „Nein“, sagte Chloe. Sie fand es ironisch; h?tte sie ihren Tag als Mitglied des Teams f?r Beweissicherung begonnen, wie es urspr?nglich geplant gewesen war, h?tte sie sie heute bei sich gehabt. Aber nachdem Johnson gestern ihre Abteilung gewechselt hatte, hatte sie nicht daran gedacht, Beweissicherungsausr?stung mitzubringen. „Ich habe welche in meinem Auto“, sagte sie. Dann warf sie Chloe mit einem genervten Blick ihre Schl?ssel zu. „Im Handschuhfach. Und bitte schlie?en Sie das Auto wieder ab, wenn Sie fertig sind.“ Chloe murmelte ein ged?mpftes „Danke“, als sie an Rhodes vorbeiging, um den Raum zu verlassen. Sie fragte sich, warum Rhodes Beweishandschuhe in ihrem Auto aufbewahren w?rde. Wenn sie selbst, Chloe, es richtig verstanden hatte, w?rde jeder Agent vom FBI mit den f?r den jeweiligen Fall ben?tigten Materialien und der entsprechenden Ausr?stung versorgt. Hatte Rhodes die richtigen Materialien erhalten? War ihre sp?te Erg?nzung zum ViCAP-Programm bereits zur?ckgekommen, um sie in den Arsch zu bei?en? Sie ging hinaus und fand eine Schachtel mit Latexhandschuhen in Rhodes Handschuhfach. Sie hatte auch ein kleines Spurensicherungsset, das sie ebenfalls herausnahm. Es war eine kleine Notfallausr?stung, aber besser als nichts. Und obwohl es zeigte, dass Rhodes vorbereitet war, deutete es ebenfalls an, dass sie sich nicht sonderlich bem?hen w?rde, Chloe zu helfen. Warum w?rde sie ein Geheimnis darum machen, dass sie Handschuhe und Spurensicherungsausr?stung in ihrem Handschuhfach hatte, es sei denn, sie wollte sie f?r sich selbst behalten? Entschlossen, sich nicht zu sehr von solchen Details aufreiben zu lassen, zog Chloe die Handschuhe an, w?hrend sie zur?ck ins Haus ging. Als sie wieder an Rhodes vorbeikam, reichte Chloe ihr das Spurensicherungsset. „Ich dachte, das k?nnten wir auch gebrauchen.“ Rhodes sah sie bissig an, als Chloe zum Fenster zur?ckkehrte. Sie ?berpr?fte die abgeplatzten St?cke vom Rahmen und stellte fest, dass ihre Vermutung richtig gewesen war. Es w?rde jemandem von au?erhalb erlauben, genug Druck auf das Schloss auszu?ben, damit es aufsprang. „Agentin Fine?“, sagte Rhodes. „Ja?“ „Ich wei?, dass wir uns nicht sehr gut kennen, also werde ich dies so h?flich sagen, wie ich kann: K?nnen Sie bitte darauf achten, was zum Teufel Sie tun?“ Chloe drehte sich zu Rhodes um und sah sie trotzig an. „Entschuldigen Sie bitte?“ „Um Himmels willen! Schauen Sie auf den Teppich unter Ihren F??en!“ Chloe sah nach unten und ihr Herz wurde schwer. Dort befand sich ein Fu?abdruck, nur ein Teil, aber eindeutig die obere H?lfte eines Fu?abdrucks. Er bestand aus Staub und Dreck. Und sie war darauf getreten. Schei?e … Schnell trat sie einen Schritt zur?ck. Rhodes nahm ihren Platz am Fenster ein und kniete sich hin, um sich den Abdruck anzuschauen. „Hoffentlich haben Sie ihn nicht so sehr ruiniert, dass er unbrauchbar ist“, spie sie. Chloe biss sich auf die Zunge, um nicht gereizt zu antworten. Schlie?lich hatte Rhodes recht. Aus irgendeinem Grund hatte sie etwas so Auff?lliges wie einen Fu?abdruck ?bersehen. Ich bin einfach zu sehr mit mir besch?ftigt, dachte sie. Vielleicht hat Johnsons Wechsel der Abteilungen mehr Auswirkungen auf mich, als ich dachte. Aber sie wusste, dass es eine schlechte Ausrede war. Denn bisher war dieser Tatort im Wesentlichen nichts anderes, als das Sammeln von Beweisen – und das war es ja, was sie von Anfang an machen wollte. Mit einem verlegenen und w?tenden Gef?hl verlie? Chloe den Raum, um wieder zu Atem zu kommen und ihre Gedanken zu sammeln. „Gro?er Gott“, sagte Rhodes, als sie den Fu?abdruck untersuchte. „Fine … warum schauen Sie sich nicht dort drau?en um und sehen, ob Sie etwas N?tzliches finden k?nnen? Es gibt Einschussl?cher in der K?chenwand, die ich mir noch nicht anschauen konnte, als sie drau?en waren. Ich werde das hier zu Ende bringen …, wenn es ?berhaupt zu retten ist.“ Wieder musste Chloe einige abscheuliche Kommentare herunterschlucken. Sie war hier im Unrecht und das bedeutete, dass sie dar?ber hinwegsehen musste, dass Rhodes sich wie eine Zicke benahm. Also blieb sie ruhig und ging zur?ck in den zentralen Bereich der Wohnung, in der Hoffnung, einen Weg zu finden, es wiedergutzumachen. Sie ging in die K?che und sah die Einschussl?cher, die Rhodes erw?hnt hatte. Sie sah die Geh?use in jedem Loch, mehrere Zentimeter tief im Gips. Sie war sich sicher, dass sie nur darauf basierend bereits herausfinden konnten, um welche Art Waffe es sich gehandelt hatte. Soweit es Chloe betraf, waren die Einschussl?cher ein Selbstl?ufer – ein einfacher Hinweis, der ihnen gerade genug Information liefern w?rde, um den Fall weiterlaufen zu lassen. Vielleicht gibt es ja noch etwas anderes, dachte sie. Sie ging zur?ck zum Flur und blieb dort stehen, wo der Flur mit dem Wohnbereich verbunden war. Wenn der M?rder tats?chlich durch das Fenster im Schlafzimmer hereingekommen war, war dies h?chstwahrscheinlich der Standort, von dem die Schie?erei begonnen hatte. Der Mangel an Blut oder Chaos im Schlafzimmer deutete darauf hin, dass dort nichts Gewaltt?tiges passiert war. Sie schaute zur Couch und sah die Blutspritzer auf dem Boden davor. Wahrscheinlich der erste Schuss, dachte sie. Sie sah sich die Szene genau an und konnte sich alles in ihrem Kopf vorstellen. Der erste Schuss hatte jemanden auf der Couch get?tet. Das h?tte bewirkt, dass jeder andere auf der Couch schnell aufgesprungen war und vielleicht dabei den Couchtisch umgesto?en hatte. Vielleicht war derjenige dar?ber gestolpert oder hatte versucht, dar?ber zu springen. Unabh?ngig davon zeigte das Blut und die versch?ttete Limonade auf der anderen Seite des umgest?rzten Couchtisches, dass diese Person es nicht nach drau?en geschafft hatte. Es wunderte sie trotzdem. Sie ging langsam durchs Wohnzimmer und folgte dem Weg, den die Kugeln vermutlich geflogen waren. Die Menge an getrocknetem Blut auf der R?ckseite der Couch gab ihr genug Anzeichen daf?r, zu schlussfolgern, dass die dort sitzende Person sofort gestorben war. Sie konnte in der Couch kein Einschussloch sehen, was bedeutete, dass das Opfer irgendwo am Kopf getroffen wurde. Chloe konnte leicht zwei Einschussl?cher in der K?chenwand sehen, etwa drei Zentimeter voneinander entfernt. Sie konnte sie von der Couch aus sehen. Aber wenn es dort zwei verirrte Sch?sse gab, gab es vielleicht noch mehr woanders. Wenn es noch mehr gab, w?rde ihr das vielleicht erlauben, auf eine genauere Abfolge der Ereignisse in der gesamten Szene zu schlie?en. Sie ging zum Couchtisch und hockte sich hin. Wenn hier jemand gestolpert w?re, bevor er erschossen wurde, h?tte der M?rder nach unten gezielt. Sie sah sich nach anderen verirrten Sch?ssen um und fand keine. Der M?rder hatte offenbar sein Ziel getroffen. Sie sah jedoch etwas anderes, nachdem sie nicht einmal gesucht hatte. Rechts von ihr stand ein kleiner Schreibtisch an der Wand. Auf ihm standen eine dekorative Sch?ssel und ein gerahmtes Bild. Zwischen die Tischbeine gedr?ckt, gab es einen verschlissenen Weidenkorb mit alter Post und B?chern. Zwischen diesem Korb und den hinteren Beinen des Tisches befand sich ein Handy. Sie hob es auf und sah, dass es ein iPhone war. Sie dr?ckte auf die Einschalttaste und der Bildschirm wurde erleuchtet. Das Hintergrundbild war eine Abbildung von Black Panther. Sie dr?ckte die Home-Taste und erwartete, dass der Sperrbildschirm angezeigt werden w?rde. Als dies nicht der Fall war, war sie ?berrascht. Stattdessen ?ffnete es sich ohne Probleme. Es war wohl das Telefon des Sohns, dachte sie. Und vielleicht haben es die Eltern so eingestellt, dass es keine Ger?tekennung gab, sodass sie jederzeit Zugriff darauf hatten. Sie brauchte einen Moment, um zu verstehen, was sie sah. Sie sah das Gesicht eines kleinen Jungen mit seltsamen zombie-?hnlichen Merkmalen. Sie pr?fte den Rand des Bildschirms und sah dann die verr?terischen Anzeichen von Snap-Chat. Vor sich sah sie ein Video (oder einen „Schnappschuss“), der noch nicht gesendet worden war. „Heilige Schei?e“, fl?sterte sie. Dann bemerkte sie, wie warm sich das Telefon anf?hlte. Sie sah auf die Batterieanzeige in der oberen rechten Ecke und stellte fest, dass sie rot war. Sie rannte mit dem Telefon in der Hand in Richtung Flur. „Rhodes, sehen Sie ein Ladeger?t dort drinnen?“, schrie sie. Es gab eine kleine Pause, bevor Rhodes antwortete. „Ja. Auf dem Nachttisch.“ Als sie die Worte vollst?ndig ausgesprochen hatte, war Chloe bereits im Raum angekommen. Sie sah das Ladeger?t, von dem Rhodes sprach und rannte sofort darauf zu. „Was ist es?“, fragte Rhodes. Chloe kam nicht umhin zu denken: Das m?chten Sie gerne wissen, Sie Zicke? Aber sie blieb ruhig, bis sie das Telefon ans Ladeger?t angeschlossen hatte. „Ich glaube, der Sohn war auf Snap-Chat, als der M?rder hereinkam. Und ich glaube, er wollte einen Schnappschuss an einen Freund senden. Nur, dass er nie die Chance dazu bekommen hat, ihn abzuschicken.“ Sie spielte das Video ab, das auf dem Bildschirm angezeigt wurde, als sie das Telefon gefunden hatte. Darauf war ein kleiner Junge, vielleicht zw?lf oder dreizehn Jahre alt. Er streckte die Zunge heraus, sein Gesicht wurde vom Filter mit der zombie-?hnlichen Animation bedeckt. Innerhalb von zwei Sekunden ert?nte der erste Schuss. Das Telefon wackelte und dann ert?nte ein zweiter Schuss. Der Junge schien auf den Boden zu fallen, das Telefon ruckelte wieder herum und dann wurde der Bildschirm schwarz – wahrscheinlich landete es dort, wo sie es sp?ter hinter dem kleinen Schreibtisch gefunden hatte. Damit endete der Schnappschuss. Die ganze Aufnahme war ungef?hr 5 Sekunden lang. „Spielen Sie es noch einmal ab“, sagte Rhodes. Chloe lie? das Video nochmals laufen und achtete dabei auf die verwackelten Momente. Etwa eine Viertelsekunde lang hatte sich im Flur eine Gestalt gebildet, die ins Wohnzimmer kam. Es war kurz, aber es war da. Und weil das Telefon relativ neu war, war das Bild trotz der hektischen Bewegungen relativ klar. Chloe konnte mit ihrem unge?bten Auge kein Gesicht erkennen, aber sie wusste, dass das FBI kein Problem haben w?rde, eine Bild-f?r-Bild-Analyse durchzuf?hren und das Filmmaterial zu verbessern. „Das ist buchst?blich die rauchende Pistole“, sagte Rhodes. „Wo haben Sie das Telefon gefunden?“ „Unter dem Schreibtisch im Wohnzimmer, gegen die Wand gedr?ckt.“ Chloe konnte sehen, dass Rhodes von dem Fund begeistert war, ihr aber nicht zu viel Anerkennung schenken wollte. Stattdessen nickte sie zustimmend und machte sich wieder an die Arbeit, die Fu?abdr?cke unter dem Fenster abzustauben. Sie beide hatten das Gef?hl, dass Dank des Snap-Chat-Videos ihre Arbeit hier fast erledigt war. Sie hatten das perfekte Beweisst?ck und alles, was sie danach tun w?rden, w?re aufgrund von Methodik und Routine. Chloe dachte, sie k?nnte genauso gut mitspielen und keine weitere Spannung zwischen ihnen beiden verursachen. Sie nahm das Telefon mit sich zur?ck ins Wohnzimmer. Sie ging dann in die K?che und begann, die Kugeln aus der Wand zu graben. Aber sie wusste, dass der Schl?ssel zu dem Fall in dem Telefon lag, dass sie bei sich trug. Es w?rde den M?rder dieser Familie vor Gericht bringen. Und in ihrem Hinterkopf konnte sie nicht anders, als das Gef?hl zu haben, dass dies zu einfach gewesen war. Sie war sich sicher, dass Rhodes ?ber dasselbe nachdenken w?rde – und dar?ber, wie sie es f?r Chloe vielleicht nach hinten losgehen lassen k?nnte. KAPITEL VIER Zwei Stunden sp?ter kehrten sie zum FBI-Hauptquartier zur?ck und Chloe war sich sicher, dass sie mehr als genug Beweise hatten, um bis zum Ende des Tages einen Verd?chtigen verhaften zu k?nnen. Das Snap-Chat Video war das aussagekr?ftigste Beweisst?ck, was sie gefunden hatten, aber sie hatten auch zwei gute Fingerabdr?cke entdeckt, den Fu?abdruck auf dem Schlafzimmerteppich und zwei Haare, die am unteren Rand des Schlafzimmerfensters feststeckten. Sie pr?sentierten Assistant-Director Garcia ihre Funde, als sie sich um einen winzigen Konferenztisch im hinteren Teil seines B?ros zusammengesetzt hatten. Als Chloe ihm zeigte, was sie auf dem Telefon gefunden hatte, konnte sie sehen, wie er versuchte, ein zufriedenes L?cheln zu unterdr?cken. Er war au?erdem erfreut dar?ber zu sehen, wie professionell und nach Vorschrift Rhodes alle Beweise, die sie gefunden hatten, zusammengetragen und katalogisiert hatte. Vielleicht sollte sie auch die Abteilung wechseln, dachte Chloe etwas giftig. „Das ist unglaubliche Arbeit“, sagte Garcia, als er vom Tisch aufstand und sie betrachtete, als w?ren sie preisgekr?nte Sch?ler. „Sie haben schnell und gr?ndlich gearbeitet und ich kann keinen Grund sehen, warum wir aufgrund dieser Beweise keine solide Verhaftung erreichen sollten.“ Beide Agenten bedankten sich. Chloe f?hlte sich ein wenig besser, als sie bemerkte, dass Rhodes Komplimente genauso unangenehm fand, wie sie selbst. „Nun, Agentin Fine, ich habe kurz vor Ihrer Ankunft hier einen Anruf von Director Johnson erhalten. Er m?chte sich in etwa f?nfzehn Minuten mit Ihnen treffen. Agentin Rhodes, warum gehen Sie nicht hinunter ins Labor, um zu sehen, was mit all den Beweismitteln passiert, wenn sie hergebracht werden?“ Rhodes nickte und spielte noch immer die Rolle der guten Sch?lerin. Chloe jedoch f?hlte sich wieder in Panik versetzt. Als sie Johnson gestern besucht hatte, hatte er sie ziemlich ?berrumpelt. Was plante er denn jetzt? Sie behielt ihre Fragen f?r sich und ging den Flur entlang zu seinem B?ro. Als sie den kleinen Empfangsbereich betrat, sah sie, dass seine T?r geschlossen war. Seine Sekret?rin deutete auf einen der St?hle an der Wand, w?hrend sie mit jemandem am Telefon sprach. Chloe setzte sich und nahm sich endlich einen Moment Zeit, um dar?ber nachzudenken, was der heutige Tag f?r sie und f?r ihre Karriere bedeutet hatte. Einerseits hatte sie ein signifikantes Beweisst?ck entdeckt, welches wahrscheinlich zur Verhaftung eines Bandenmitglieds f?hren w?rde, das eine ganze Familie get?tet hatte. Im selben Moment hatte sie jedoch auch einen Anf?ngerfehler begangen, als sie einen m?glicherweise ziemlich guten Fu?abdruck besch?digt hatte. Sie dachte, dass auf lange Sicht gesehen, der Fu?abdruck dank der Snap-Chat-Beweise keine Rolle spielen w?rde. Trotzdem war es ihr unglaublich peinlich gewesen, so von Rhodes zurechtgewiesen zu werden. Sie dachte, im g?nstigsten Fall w?rden sich die Dinge miteinander aufheben – ihr fantastischer Fund und ihr idiotischer Fehler. Als sich die T?r zu Johnsons B?ro ?ffnete, wurden ihre Gedanken unterbrochen. Sie blickte zur T?r und sah, wie Johnson seinen Kopf herausstreckte. Er sah sie an, sagte aber nichts. Er winkte sie nur zu sich in sein B?ro. Es war unm?glich zu sagen, ob dies ein Ausdruck von Eile oder ?rger war. Sie betrat sein B?ro und als er die T?r hinter ihr geschlossen hatte, deutete er auf den Stuhl auf der anderen Seite seines Schreibtischs – ein Platz, der Chloe immer vertrauter wurde. Als er sich hinter seinem Schreibtisch gesetzt hatte, dachte Chloe, sie k?nnte seinen Gesichtsausdruck endlich lesen. Sie war sich ziemlich sicher, dass er irgendwie irritiert war. „Sie sollten wissen“, sagte er, „dass ich gerade mit Agentin Rhodes telefoniert habe. Sie hat mir erz?hlt, wie Sie am Tatort einen Fu?abdruck praktisch mit Ihren F??en zertrampelt haben.“ „Das ist richtig.“ Er nickte entt?uscht. „Ich bin hin- und hergerissen, weil sie einerseits genauso neu ist wie Sie selbst. Und anzurufen, nur um Sie anzuschw?rzen, kotzt mich an. Aber im selben Moment bin ich froh, dass sie es mir erz?hlt hat. Auch wenn dies Ihr erster Tag ist, ist es wichtig, diese Art von Dingen im Auge zu behalten. Sie verstehen nat?rlich, dass ich nicht jeden Agenten, der einen Fehler gemacht hatten, in mein B?ro rufe, um ihn danach zu fragen. Aber bei Ihnen dachte ich, ich sollte mal nachhaken, da ich Sie sozusagen in letzter Minute ziemlich ?berrumpelt habe. Haben Sie das Gef?hl, dass Sie das etwas aus der Bahn geworfen hat?“ „Nein. Ich habe es einfach ?bersehen. Ich war extrem auf das Fenster fixiert und habe den Abdruck nicht einmal gesehen.“ „Das ist verst?ndlich, wenn auch ein wenig unbeholfen. Assistant-Director Garcia sagte mir jedoch, dass Sie Beweise gefunden haben, die direkt zu einer Festnahme f?hren sollten – ein Mobiltelefon mit einem offenen Snap-Chat-Fenster. Richtig?“ „Ja, Sir.“ Und aus Gr?nden, die sie selbst nicht verstand, hatte sie das Gef?hl, sie wollte hinzuf?gen: Aber jeder h?tte es finden k?nnen. Es war pures Gl?ck. „Ich halte mich f?r einen relativ verzeihenden Mann“, sagte er. „Aber ich m?chte, dass Sie wissen, dass viele weitere Fehler, wie der mit dem Fu?abdruck, einige ziemlich ernsthafte Folgen haben k?nnen. Im Moment m?chte ich Sie und Rhodes mit einem anderen Fall beauftragen. Oder haben Sie ein Problem mit ihr zu arbeiten?“ Das Wort Ja lag auf ihren Lippen, aber sie wollte nicht kleinlich wirken. „Nein, ich denke, das kriege ich hin.“ „Ich habe mir ihre Akte angesehen. Ihre Lehrer sagen, dass sie sehr scharfsinnig ist, aber die Tendenz hat, Dinge alleine zu machen. Mein Rat an Sie w?re also, sie nicht die volle Kontrolle ?ber einen Fall ?bernehmen zu lassen.“ Ja, das habe ich auch schon bemerkt, dachte Chloe. „Und um fair zu sein, ich habe sie deswegen gewarnt“, fuhr er fort. „Ich sagte ihr auch, dass ich es nicht sch?tze, wenn brandneue Agenten versuchen, andere unter den Bus zu werfen. Ich erwarte also, dass sie sich beim n?chsten Fall anders verh?lt. Assistant-Director Garcia und ich werden von hier an alles beaufsichtigen, nur um sicherzustellen, dass alles nach Vorschrift erledigt wird.“ „In Ordnung. Ich wei? das zu sch?tzen.“ „Abgesehen von der Beinahe-Zerst?rung eines Abdrucks denke ich, dass Sie heute gute Arbeit geleistet haben. Ich m?chte, dass Sie den Rest des Tages damit verbringen, einen Bericht ?ber den Tatort und Ihre Interaktion mit Agentin Rhodes zu verfassen.“ „Ja, Sir. Noch etwas?“ „Das ist alles f?r den Moment. Nur … wie gesagt …, wenn Sie beginnen, das Gef?hl zu haben, dass meine kurzfristige ?nderung Ihrer Pl?ne Ihre Arbeit beeintr?chtigt, lassen Sie es mich wissen.“ Sie nickte, als sie aufstand. Als sie das B?ro verlie?, f?hlte sie sich, als w?re sie gerade noch einmal davongekommen – wie ein Kind, das in das B?ro des Schuldirektors gerufen worden war und lediglich mit einem Schlag aufs Handgelenk entlassen wurde. Und dass Johnson das meiste ihrer Arbeit des heutigen Tages gepriesen hatte, beruhigte sie. Sie ging zur?ck zu ihrem kleinen Arbeitsplatz – der mehr wie eine glorifizierte Arbeitsnische war – und ihre Gedanken wirrten umher. Sie fragte sich, ob es jemals einen neuen Agenten gegeben hatte, der gleich zweimal in weniger als achtundvierzig Stunden in das B?ro des Directors gerufen worden war. Sie f?hlte sich deshalb sowohl begeistert, als auch gleichzeitig irgendwie sehr ?berwacht. Als sie auf den Fahrstuhl wartete, sah sie einen anderen Agenten um die Ecke kommen. Chloe erinnerte sich vage an sein Gesicht von der kleinen Gruppe von Agenten, die am Vortag in die ViCAP-Gruppe aufgenommen worden waren. „Sie sind Agentin Fine, nicht wahr?“, sagte er mit einem L?cheln. „Das bin ich“, antwortete sie und wusste nicht, wohin das Gespr?ch f?hren sollte. „Ich bin Michael Riggins. Ich habe gerade von dem Fall geh?rt, der Ihnen und Rhodes zugewiesen wurde. Bandenbedingter Familienmord. Soweit ich geh?rt habe, steht bereits eine Verhaftung an. Das muss eine Art Rekord sein, oder?“ „Ich habe keine Ahnung“, sagte sie, obwohl auch sie das Gef?hl hatte, dass alles sehr schnell gegangen war. „Hey, wissen Sie, nicht alle neuen Agenten sind heute ins Feld hinausgegangen“, sagte Riggins. „Einige steckten in Recherchen oder Papierkram. Ich habe geh?rt, dass einige von uns heute nach der Arbeit gemeinsam etwas trinken gehen. Sie sollten vorbeikommen. Es ist das Lokal zwei Blocks entfernt, Reed’s Bar. Wir k?nnten eine echte Erfolgsgeschichte brauchen, um unsere Stimmung zu heben. Aber vielleicht laden Sie Rhodes nicht ein. Alle … nun, niemand scheint sich wirklich f?r sie zu interessieren.“ Chloe wusste, dass es gemein war, aber sie konnte nicht anders, als bei dem Kommentar zu l?cheln. „Vielleicht komme ich“, sagte sie. Es war die beste Antwort, die sie geben konnte … viel besser, als zu erkl?ren, dass sie sehr introvertiert war und nicht der Typ, der sich einfach mit Leuten, die sie nicht kannte, in einer Bar aufhielt. Der Aufzug kam an und die T?ren ?ffneten sich. Chloe stieg ein und Riggins winkte ihr zum Abschied zu. Es war bizarr, jemanden zu haben, der neidisch auf ihre Situation war, besonders nach dem Gespr?ch, das sie gerade mit Johnson gef?hrt hatte. Es war ein Gef?hl, was sie irgendwie dazu trieb, in die Bar gehen zu wollen, auch wenn es nur f?r ein einziges Getr?nk und eine halbe Stunde ihrer Zeit war. Die Alternative war, zur?ck in ihre Wohnung zu gehen und weiter auszupacken. Und das war nicht gerade etwas, was ihren Geist befl?gelte. Der Fahrstuhl brachte sie in die dritte Etage, wo sich ihr Arbeitsplatz, gemeinsam mit denen anderer Agenten, befand. Als sie den Flur entlang ging, kam sie an Rhodes vorbei. Sie dachte daran Hallo zu sagen oder ihr ganz sarkastisch f?r das unverhoffte Treffen mit Johnson zu danken. Aber am Ende entschied sie sich, dar?ber hinwegzusehen. Sie w?rde nicht auf Rhodes kleine Spielchen hereinfallen. Und doch war es genug f?r Chloe, der Frau nur im Flur zu begegnen und b?se Blicke auszutauschen: Ja, sie w?rde heute Abend in die Bar gehen. Und sollte sich ihr Tag nicht drastisch ?ndern, w?rde sie wahrscheinlich auch mehr als nur ein Getr?nk trinken. Das scheint in letzter Zeit ?fter zu passieren, sagte sie sich. Es war ein Gedanke, der sie den Rest des Tages weiterverfolgte, aber genauso wie die wiederkehrenden Gedanken an ihren Vater, gelang es ihr, ihn in die dunklen Ecken ihres Bewusstseins zu verbannen. KAPITEL F?NF Als sie um 18:45 Uhr in der Bar ankam, war es ziemlich genau, was sie erwartet hatte. Sie sah mehrere bekannte Gesichter, aber niemanden, den sie gut kannte. Und das lag daran, dass sie ?berhaupt keinen von ihnen gut kannte. Ein weiterer Nachteil des kurzfristigen Wechsels der Abteilungen durch Johnson war, dass es nur sehr wenige Personen in der ViCAP-Gruppe gab, die die gleichen Kurse oder Schulungsmodule besucht hatten, wie sie selbst. Die zwei Gesichter, die sie am ehesten erkannte, waren beide m?nnlich. Der Erste war Riggins. Er sa? mit einem anderen m?nnlichen Agenten zusammen und unterhielt sich lebhaft ?ber etwas. Und dann war dort auch noch Kyle Moulton, der gutaussehende Agent, der angeboten hatte, nach der ersten Orientierung mit ihr zum Mittagessen zu gehen – der Mann, der er ihr dadurch aufgefallen war, weil er sie gefragt hatte, ob sie irgendwelche gewaltt?tigen Tendenzen h?tte. Sie war etwas entmutigt, als sie sah, dass er mit zwei anderen Frauen sprach. Es war allerdings keine ?berraschung. Moulton war unglaublich gutaussehend. Er sah ein bisschen wie Brad Pitt in seinen fr?heren Jahren aus. Sie beschloss, ihn nicht zu unterbrechen und sich stattdessen bei Riggins hinzusetzen. So eingebildet es auch klingen mochte, sie fand es gut, mit jemandem Zeit zu verbringen, der ihre Leistung vom Morgen als etwas Bewundernswertes angesehen hatte. „Ist dieser Platz frei?“, fragte sie, als sie sich neben ihn auf den Stuhl setzte. „Selbstverst?ndlich“, sagte Riggins. Er schien sich wirklich zu freuen, sie zu sehen. Seine leicht pummeligen Wangen wurden von seinem L?cheln breiter. „Ich bin froh, dass Sie sich entschieden haben, herzukommen. Kann ich Ihnen ein Getr?nk ausgeben?“ „Sicher. Nur ein Bier. F?r den Moment.“ Riggins winkte dem Barkeeper zu und bat ihn, Chloes ersten Drink auf seine Rechnung zu schreiben. Riggins selbst trank Rum und Cola, wovon er noch ein zweites Glas bestellte, als er nach Chloes Getr?nk fragte. „Wie war Ihr erster Tag?“, fragte Chloe. „Es war okay. Die meiste Zeit meines Tages habe ich mit Nachforschungen verbracht – f?r einen Fall, bei dem ein zwischenstaatlicher Drogenkurier beteiligt war. Es klingt langweilig, aber es hat mir tats?chlich Spa? gemacht. Wie war ein ganzer Tag mit Rhodes an Ihrer Seite?“, fragte Riggins. „Sicher war es gro?artig, den Fall gleich zu l?sen, aber sie hat bereits einen Ruf, dass sie schwer zu handhaben ist.“ „Es war ziemlich angespannt. Sie ist eine gro?artige Agentin, aber …“ „Sagen Sie es“, sagte Riggins. „Ich kann sie keine Zicke nennen, weil ich es nicht mag, eine Frau vor einer anderen Frau als zickig zu bezeichnen.“ „Sie ist keine Zicke“, sagte Chloe. „Sie ist nur sehr direkt und gr?ndlich.“ Ihr Gespr?ch dauerte noch ein wenig an und es war alles sehr zwanglos. Chloe warf einen Blick hin?ber zu Agent Moulton. Eine der Frauen war gegangen und nun sprach er nur noch mit der Anderen. Er lehnte sich dicht vor und l?chelte. Chloe tendierte dazu, wenn es um Beziehungen ging, etwas naiv zu sein, aber sie war sich ziemlich sicher, dass Moulton in diese Frau verliebt war. Dies entt?uschte sie auf eine Weise, die sie nicht erwartet hatte. Es war erst zwei Monate her, seit sie und Steven sich getrennt hatten. Sie nahm an, dass sie sich nur f?r Moulton interessierte, weil er das erste freundliche Gesicht gewesen war, das mit ihr gesprochen hatte, nachdem ihr Johnson den Teppich unter den F??en weggezogen hatte. Das, und au?erdem war der Gedanke ganz alleine zur?ck in ihre neue Wohnung zu gehen, nicht sonderlich ansprechend. Die Tatsache, dass er unglaublich gutaussehend war, spielte auch eine Rolle. Ja, es war ein Fehler gewesen, hierherzukommen. Ich kann zu Hause viel billiger trinken. „Sind Sie in Ordnung?“, fragte Riggins. „Ja, ich glaube schon. Es war nur ein langer Tag. Und so wie es aussieht, wird morgen genauso lang werden.“ „Fahren Sie oder laufen Sie nach Hause?“ „Ich fahre.“ „Oh … dann biete ich Ihnen lieber nicht an, Ihnen noch ein weiteres Getr?nk zu kaufen, oder?“ Chloe l?chelte trotzdem. „Das ist sehr verantwortungsbewusst von Ihnen.“ Sie warf einen kurzen Blick zur?ck zu Moulton und der Frau, mit der er gesprochen hatte. Sie waren beide gerade dabei aufzustehen. Als sie auf dem Weg zur T?r waren, legte Moulton sanft seine Hand um den unteren R?cken der Frau. „Kann ich fragen, warum Sie einen Weg gegangen sind, der zu einer Karriere wie dieser gef?hrt hat?“, fragte Riggins. Sie l?chelte nerv?s und trank ihr Bier aus. „Familienangelegenheiten“, antwortete sie. „Danke, dass Sie mich eingeladen haben, Riggins. Aber ich muss jetzt nach Hause gehen.“ Er nickte, als w?rde er verstehen. Sie bemerkte auch, dass er sich langsam in der Bar umsah und feststellte, dass er der Einzige war, der noch ?brigbleiben w?rde. Irgendwie kam ihr dabei der Gedanke, dass Riggins m?glicherweise auch seine eigenen Geister hatte, mit denen er zu k?mpfen hatte. „Passen Sie auf sich auf, Agentin Fine. M?ge der morgige Tag genauso erfolgreich sein wie der heutige.“ Sie machte sich auf den Weg und dachte bereits dar?ber nach, wie sie ihren Abend beenden wollte. Sie hatte noch immer Kisten zum Auspacken, ein Bettgestell zum Aufstellen und eine Menge W?sche und K?chenutensilien, die verstaut werden mussten. Nicht ganz das aufregende Leben, das ich erwartet hatte, dachte sie mit etwas Sarkasmus. Als sie auf dem Weg zu ihrem Auto war, das noch immer in der Tiefgarage unter dem FBI-Hauptquartier geparkt war, klingelte ihr Telefon. Als sie den Namen auf dem Bildschirm sah, wurde sie von Wut durchstr?mt und h?tte es fast v?llig ignoriert. Steven. Sie hatte keine Ahnung, warum er sie anrufen w?rde. Und deshalb entschied sie sich, zu antworten. Sie wusste, wenn sie es nicht t?te, w?rde sie das Mysterium darum verr?ckt machen. Sie beantwortete den Anruf und mochte es ?berhaupt nicht, wie nerv?s sie sich augenblicklich f?hlte. „Hallo Steven.“ „Chloe. Hallo.“ Sie wartete und hoffte, dass er ihr mitteilen w?rde, warum er angerufen hatte. Aber es war noch nie seine Art gewesen, gleich auf den Punkt zu kommen. „Ist alles in Ordnung?“, fragte sie. „Ja, alles ist gut. Entschuldigung … ich habe ?berhaupt nicht dar?ber nachgedacht, was du denken w?rdest, wenn ich dich anrufe …“ Er verstummte und erinnerte Chloe damit an eine der vielen kleinen nervenden Eigenschaften, die er nie an sich selbst bemerkt hatte. „Was willst du, Steven?“ „Ich m?chte mich mit dir treffen; zum Reden“, sagte er. „Nur um uns mal wieder zu sehen und zu h?ren, wie es uns so geht, wei?t du?“ „Ich glaube nicht. Das w?re nicht die beste Idee.“ „Ich habe keine Hintergedanken“, sagte er. „Das verspreche ich. Ich habe nur … irgendwie das Gef?hl, dass es Dinge gibt, f?r die ich mich entschuldigen muss. Und ich brauche … nun, ich denke, wir brauchen einen Abschluss, wei?t du?“ „Sprich f?r dich selbst. Die Dinge sind f?r mich ziemlich abgeschlossen. Kein Abschluss n?tig.“ „Gut. Dann betrachte es als einen Gefallen. Ich m?chte nur eine halbe Stunde. Es gibt einige Dinge, die ich gerne loswerden m?chte. Und wenn ich ehrlich bin … w?rde ich dich einfach gerne noch einmal sehen.“ „Steven … ich bin besch?ftigt. Mein Leben ist im Moment verr?ckt und …“ Sie hielt inne und wusste nicht einmal, was sie noch sagen sollte. Und in Wirklichkeit war es ja nicht so, als h?tte sie einen vollen Kalender mit sozialen Terminen, der sie daran hindern w?rde, ihn zu sehen. Sie wusste, dass es f?r Steven eine riesige Sache war, einen solchen Anruf zu t?tigen. Er musste sich dem?tigen, was etwas war, das ihm noch nie leichtgefallen war. „Chloe …“ „Gut. Eine halbe Stunde. Aber ich komme nicht zu dir. Wenn du mich sehen willst, musst du nach DC kommen. Die Dinge hier sind im Moment verr?ckt und ich kann nicht …“ „Das kann ich machen. Wann passt es dir am besten?“ „Samstag. Zur Mittagszeit. Ich schicke dir eine Nachricht mit einem Ort, wo wir essen k?nnen.“ „H?rt sich gut an. Vielen Dank, Chloe.“ „Gern geschehen.“ Sie hatte das Gef?hl, dass sie noch mehr sagen sollte, irgendetwas, um die Anspannung zu l?sen. Aber am Ende sagte sie nur: „Tsch?ss, Steven.“ Sie beendete das Gespr?ch und steckte ihr Handy in die Tasche. Sie kam nicht umhin, sich zu fragen, ob sie nur nachgegeben hatte, weil sie sich in einer ziemlich einsamen Position befand. Sie dachte an Agent Moulton und fragte sich, wo er und seine Freundin wohl hingegangen waren. Aber noch mehr als das, fragte sie sich, warum ihr das so viel ausmachte. Sie erreichte ihr Auto und fuhr nach Hause, als sich die Stra?en von DC langsam im Sonnenuntergang verdunkelten. Es war eine bemerkenswerte Stadt. Trotz der ewigen Staus und der seltsamen Mischung aus Geschichte und Handel war sie irgendwie wundersch?n. Es versetzte sie in einen melancholischen Zustand, als sie zu ihrer Wohnung fuhr – eine leere neue Wohnung an einem Ort, von dem sie sich gl?cklich sch?tzte, ihn gefunden zu haben, der sich jetzt aber wie eine isolierte einsame Insel anf?hlte. *** Als ihr Telefon sie am n?chsten Morgen aus dem Schlaf riss, unterbrach es sie mitten in einem Traum. Sie versuchte, sich schnell daran zu erinnern, als er ihr entglitt, stoppte sich dann aber und fragte sich, ob es sich ?berhaupt lohnte. Die einzigen Tr?ume, die sie in der letzten Zeit gehabt hatte, betrafen ihren Vater, gestrandet und allein im Gef?ngnis. Sie dachte manchmal, sie k?nnte sogar seine Stimme h?ren, wie er eine alte Johnny Cash Melodie summte, die er oft in ihrer Wohnung gesungen hatte, als sie ein kleines M?dchen gewesen war. „A Boy Named Sue“, dachte sie. Oder vielleicht nicht. Alle diese Songs begannen langsam gleich f?r sie zu klingen. Trotzdem war „A Boy Named Sue“ in ihrem Kopf, als sie auf ihrem Nachttisch nach ihrem Telefon suchte. Als sie ihr Handy aus dem Ladeger?t zog, sah sie, dass es 6:05 Uhr morgens war – nur f?nfundzwanzig Minuten fr?her, als sie ihren Wecker gestellt hatte. „Hier ist Agentin Fine“, antwortete sie. „Agentin Fine, es ist Assistant-Director Garcia. Ich brauche Sie sofort in meinem B?ro. Versuchen Sie es innerhalb der n?chsten Stunde. Ich habe heute Morgen einen dringenden Fall, auf den ich Sie und Agentin Rhodes so schnell wie m?glich ansetzen m?chte.“ „Ja, Sir“, sagte sie, als sie sich aufsetzte. „Ich bin sofort unterwegs.“ Im Moment war es ihr egal, dass es ein weiterer Tag mit Rhodes war. Alles, was sie interessierte, war, dass es bisher mit den F?llen 1:0 f?r sie stand und sie bestrebt war, diesen Rekord noch auszubauen. KAPITEL SECHS Drei?ig Minuten sp?ter traf Chloe im B?ro von Assistant-Director Garcia ein. Er sa? an dem kleinen Konferenztisch im hinteren Teil seines B?ros und sah sich einige Papiere an. Sie sah, dass er bereits zwei Tassen Kaffee, dampfend und schwarz, auf beiden Seiten des Tisches f?r sie bereitgestellt hatte. „Guten Morgen, Agentin Fine“, sagte er, als sie eintrat. „Haben Sie Agentin Rhodes gesehen oder mit ihr gesprochen?“ „Sie kam gerade an, als ich in den Aufzug stieg.“ Garcia schien einen Moment lang dar?ber nachzudenken, vielleicht verwirrt, warum sie nicht einfach am Aufzug gewartet hatte, wenn sie Rhodes doch gesehen hatte. Dann fragte sie sich, wie viel Johnson ihm von dem kleinen Machtkampf in ihrer Partnerschaft erz?hlt hatte. Sie hatte im Auto bereits ihren eigenen Kaffee getrunken, also setzte sich Chloe vor eine der Tassen und nahm nur einen Schluck davon. Sie bevorzugte ein bisschen Sahne und etwas Zucker, wollte aber nicht schwierig wirken. Gerade als sie anfing zu nippen, betrat Rhodes den Raum. Das Erste, was sie tat, war, Chloe einen ?rgerlichen Blick zuzuwerfen. Dann setzte sie sich vor die andere Tasse Kaffee. Garcia be?ugte sie beide und schien die Spannung zu sp?ren, zuckte dann aber mit den Schultern. „Wir haben einen Mord in Landover, Maryland. Es ist ein Fall, der auf den ersten Blick ziemlich normal erschien. Bis jetzt hat ihn die Polizei von Maryland bearbeitet, aber sie haben um unsere Hilfe gebeten. Erw?hnenswert ist auch, dass Jacob Ketterman aus dem Bereich der ?ffentlichkeitsarbeit im Wei?en Haus das Opfer kannte. Er hat fr?her mit ihr zusammengearbeitet. Er hat darum gebeten, dass wir uns den Fall ansehen, sozusagen als einen Gefallen. Und wenn es um das Wei?e Haus geht, versuchen wir die Dinge geheim zu halten. Dieser Fall sollte einfach sein. Es ist ein ziemlich simpler Mord, so wie es aussieht. Das ist einer der Gr?nde, warum wir neue Agenten einsetzen. Es wird ein guter Test sein und es scheint keinen dringenden Zeitplan zu geben, obwohl wir den Fall nat?rlich gerne so schnell wie m?glich kl?ren m?chten.“ Dann schob er ihnen zwei Exemplare seines Berichts zu. Die Details waren kurz und auf den Punkt gebracht. Als Chloe den Bericht las, rezitierte Garcia, was er bereits wusste. „Das Opfer ist die 36-j?hrige Kim Wielding. Sie arbeitete als Kinderm?dchen f?r Familie Carver, als sie get?tet wurde. Soweit wir es beurteilen k?nnen, ist jemand ins Haus gekommen und hat sie get?tet. Sie wurde zweimal mit etwas sehr Hartem am Kopf getroffen und dann erw?rgt. Es gibt zwei ziemlich ?ble Einschl?ge an ihrem Kopf. Es muss noch gekl?rt werden, welches dieser Dinge sie get?tet hat. Sie beide m?ssen f?r uns herausfinden, wer es getan hat.“ „War der Mord der einzige Grund, warum der M?rder ins Haus gekommen ist?“, fragte Chloe. „Es scheint so. Nichts wurde als gestohlen gemeldet. Das Haus schien genauso auszusehen, wie die Carvers es zuletzt gesehen hatten … mit Ausnahme ihres toten Kinderm?dchens. Die Adresse befindet sich in Ihren Unterlagen“, fuhr Garcia fort. „Ich habe gerade mit dem Sheriff in Landover telefoniert. Das Ehepaar Carver und ihre drei Kinder halten sich seit dem Mord vor zwei Tagen in einem Motel auf. Aber sie werden Sie heute Vormittag am Haus treffen, um alle Ihre Fragen zu beantworten. Und das ist alles, Agentinnen. Gehen Sie los und bringen Sie noch einen Gewinn f?r uns nach Hause. Gehen Sie zuerst runter zur Personalabteilung und lassen Sie sich ein Auto zuteilen. Sind Sie mit dem Prozess vertraut?“ Chloe war es nicht, nickte aber trotzdem. Sie nahm an, dass Rhodes die Feinheiten bereits kannte. So wie gestern alles gelaufen war, ging Chloe davon aus, dass Rhodes so ziemlich jede Information kannte, dar?ber wie das FBI funktionierte. Sowohl Chloe als auch Rhodes standen vom Tisch auf. Chloe nahm noch einen letzten Schluck von ihrem Kaffee, bevor sie Garcias B?ro verlie?. Sie gingen den Flur entlang zum Aufzug, ohne dass ein Wort zwischen ihnen fiel. Dies wird ein ziemlich langer Tag, wenn wir diese dummen Rivalit?ten nicht ?berwinden, dachte Chloe. Als Chloe auf den Pfeil nach unten dr?ckte, wandte sie sich an Rhodes und tat ihr Bestes, um das Eis nicht nur zu brechen – sie wollte es vernichten. „Agentin Rhodes, lassen Sie uns einfach dar?ber sprechen. Haben Sie ein Problem mit mir?“ Rhodes grinste und dachte einen Moment ?ber ihre Antwort nach. „Nein“, sagte sie schlie?lich. „Ich habe kein Problem mit Ihnen, Agentin Fine. Ich bin jedoch etwas z?gerlich, mit jemandem zusammenzuarbeiten, der in letzter Minute in das ViCAP-Programm aufgenommen wurde. Ich frage mich, ob jemand Ihnen einen Gefallen tut – einen Gefallen, der anderen Agenten gegen?ber unfair ist, die Unglaubliches leisten mussten, um Teil dieser Gruppe zu werden.“ „Nicht, dass es Sie etwas angeht, aber ich wurde gebeten, an diesem Programm teilzunehmen. Ich war mehr als zufrieden damit, meinen Platz im Team f?r Beweissicherung zu behalten.“ Rhodes zuckte mit den Schultern, als sich die T?ren zum Fahrstuhl ?ffneten. „Ich bin mir nicht so sicher, dass die Beweissicherung so begeistert gewesen w?re, wie Sie gestern diesen Fu?abdruck zertrampelt haben.“ Dazu schwieg Chloe. Sie k?nnte diesen kleinen Wortkrieg mit Rhodes fortsetzen, aber es w?rde ihre Arbeitsbeziehung mit ihr noch schlimmer machen, als sie es bereits war. Wenn sie es stoppen wollte, m?sste sie sich Rhodes eben beweisen. Au?erdem hatte sie gestern einen Fehler gemacht. Und der einzige Weg, den zu beheben, bestand darin, sich mit diesem neuen Fall zu beweisen. *** Als Rhodes beschloss, ohne jegliche Art von Unterhaltung zum Tatort zu fahren, belie? Chloe es dabei. Es lohnte sich nicht, sich dar?ber zu ?rgern. Auf dem Weg nach Landover begann Chloe sich zu fragen, ob irgendwann in Rhodes Laufbahn etwas passiert war, dass Rhodes an den Ort gebracht hatte, an dem sie heute war – etwas, das sie veranlasst hatte, rechthaberisch zu sein und zu ?berkompensieren. Sie hatte w?hrend der halbst?ndigen Fahrt nach Landover viel Zeit, dar?ber nachzudenken, denn Rhodes machte sich noch immer keine M?he, sich mit ihr zu unterhalten. Sie kamen um 8:05 Uhr am Haus der Carvers an. Es war ein wundersch?nes Haus in einer sehr wohlhabenden Gegend. Die Art Residenz, mit perfekt eingefassten Rasenfl?chen, um die perfekten R?nder der Gehwege anzuzeigen. Vor der Garage parkte ein neuerer Kleinbus in der Einfahrt. Rhodes parkte dahinter und stellte den Motor ab. Dann sah sie hin?ber zu Chloe und fragte: „Alles in Ordnung?“ „Ich glaube nicht, aber das spielt keine Rolle. Lassen Sie uns einfach auf den Fall konzentrieren.“ „Das habe ich gemeint“, spie Rhodes, als sie die T?r ?ffnete und ausstieg. Chloe gesellte sich zu ihr und im selben Augenblick stiegen ein Mann und eine Frau aus dem Kleinbus aus – die Carvers, wie sie vermutete. Eine kurze Vorstellungsrunde best?tigte, dass dies tats?chlich die Carvers waren, Bill und Sandra. Bill sah aus wie ein Typ, der nie wirklich viel Schlaf bekam, dem es damit aber trotzdem gutging. Sandra war sehr h?bsch, die Art Frau, die sich wahrscheinlich nie viel M?he geben musste. Aber sie sah auch m?de aus, besonders wenn sie zum Haus hin?bersah. „Wenn ich es richtig verstehe, wohnen Sie derzeitig in einem Motel?“, fragte Chloe. „Ja“, sagte Sandra. „Als es passierte, war Bill gesch?ftlich unterwegs. Die Polizisten sind immer wieder im Haus ein und aus gegangen und dort war … nun, es war einfach ?berall so viel Blut. Ich habe die Kinder aus der Schule abgeholt, bin mit ihnen Abendessen gegangen und habe sie dann in ein Motel gebracht. Ich erz?hlte ihnen, was passiert war und es schien einfach zu morbide zu sein, wieder hierherzukommen.“ „Ich bin gestern Morgen nach Hause gekommen“, sagte Bill. „Gestern gegen Mittag hat uns die Polizei erlaubt, ins Haus zur?ckzukehren. Aber die Kinder und Sandra waren einfach noch zu ver?ngstigt.“ „Das ist wahrscheinlich das Beste“, sagte Rhodes. „Wir m?chten gerne einen Blick auf den Tatort werfen, wenn das in Ordnung ist.“ „Ja, der Sheriff hat uns gesagt, dass Sie kommen w?rden“, sagte Sandra. „Er hat uns angewiesen, Sie wissen zu lassen, dass sich auf dem K?chentisch eine Akte mit allen Informationen befindet.“ „Bevor wir hineingehen“, sagte Chloe. „Ich habe mich gefragt, ob Sie uns etwas ?ber Kim erz?hlen m?chten?“ „Sie war so gutherzig“, sagte Sandra. „Und gro?artig mit den Kindern“, sagte Bill. Als er es sagte, schwankte seine Stimme ein wenig. Es war, als w?rde das gesamte Ausma? dessen, was geschehen war, ihn erst jetzt treffen. „Wissen Sie, ob Sie mit irgendjemandem Feindseligkeiten hatte?“, fragte Chloe. „Nicht, dass wir w?ssten“, sagte Sandra. „Wir haben uns die letzten zwei Tage dasselbe gefragt. Es ist einfach … es ergibt einfach absolut keinen Sinn.“ „Irgendwelche gescheiterten Beziehungen?“, fragte Rhodes. „Vielleicht ein Ex-Freund, mit dem sie zerstritten war oder sowas?“ „Sie hatte einen Ex, sicher“, sagte Bill. „Aber sie hat ihn selten erw?hnt.“ „Aber sie hat ihn erw?hnt?“, fragte Chloe. In Sandras Augen blitzte etwas auf, das wie Erkenntnis aussah. „Wissen Sie, sie hat gesagt, dass es etwas war, dem sie entfliehen musste. Und ich glaube nicht, dass es ein Witz war. Ich meine … sie hat wirklich nie ?ber ihm gesprochen.“ „Kennen Sie seinen Namen?“, fragte Rhodes. „Nein“, sagte Sandra. Dann sah sie Bill fragend an, aber auch er sch?ttelte nur seinen Kopf. „Hat Kim jemals hier ?bernachtet?“, fragte Rhodes. „Ja. Wenn Bill und ich einen Kurzurlaub machten, w?rde sie hierbleiben. Wir haben ein G?stezimmer, von dem wir immer scherzten, dass es Kims Zimmer sei. Manchmal blieb sie auch einfach an Tagen, an denen die Kinder wirklich sehr mit ihren Hausaufgaben oder Schulsachen zu k?mpfen hatten.“ „Welches Schlafzimmer ist das?“, fragte Rhodes. „Obergeschoss, das Erste auf der linken Seite“, sagte Bill. „W?rde es Ihnen etwas ausmachen, eine Weile hier zu warten, falls wir noch einmal mit Ihnen sprechen m?ssen, nachdem wir uns im Inneren umgesehen haben?“, fragte Chloe. „Wir m?ssen aber nicht mit hineinkommen, oder?“, fragte Sandra. „Nein“, sagte Rhodes. „Sie k?nnen gerne einfach hier drau?en bleiben.“ Sandra schien dar?ber erleichtert zu sein. Sie sah das Haus trotzdem noch an, als w?rde sie erwarten, es k?nne jeden Moment ein Axtm?rder aus der T?r st?rmen. Das Ehepaar Carver blieb in der Einfahrt, w?hrend Chloe und Rhodes auf die Veranda zusteuerten. Die Veranda umgab das ganze Haus und hatte sogar eine Hollywoodschaukel und zwei Schaukelst?hle. Chloe ?ffnete die Haust?r und sie traten ein. Nach den Angaben von Garcia hatten die ?rtliche und staatliche Polizei die Aufr?umarbeiten durchgef?hrt. Und soweit Chloe es beurteilen konnte, hatten sie gro?artige Arbeit geleistet. Nat?rlich w?re es sehr viel einfacher gewesen, den Tatort zu lesen, wenn die Beweise noch vorhanden w?ren – einschlie?lich des Bluts, das vergossen worden war. Wer auch immer das FBI beauftragt hatte, diesen Fall anzunehmen, hatte offensichtlich keine Ahnung, wie Forensik oder Beweissicherung durchgef?hrt wurden. Auf der K?chentheke sah Chloe eine Mappe liegen – der Bericht und die Akten des Sheriffs, vermutete sie. Sie ging durch den Eingangsbereich und durch das Wohnzimmer, um die Akten zu holen. Sie ?ffnete sie, bl?tterte durch den Report und suchte nach den Tatortfotos. Sie ging zur?ck zur Eingangst?r, um sie Rhodes zu zeigen und gemeinsam studierten sie die f?nf Bilder und verglichen sie mit der jetzt makellos sauberen Szene. Auf den Bildern sah man Blut ?berall im Eingangsbereich, bis hin zum T?rrahmen. Die Leiche von Kim Wielding lag ausgestreckt auf dem Boden. Ihr linker Fu? war nicht weiter als f?nfzehn Zentimeter von der Haust?r entfernt. Auf dem zweiten Foto war es sehr deutlich zu erkennen, dass sie mit einem dumpfen Gegenstand ins Gesicht geschlagen worden war. Ihre Nase war teilweise eingedr?ckt und die untere H?lfte ihres Gesichts war blut?berstr?mt. „Wir k?nnen uns sicher sein, dass sie die T?r ge?ffnet hat“, sagte Rhodes. „Was bedeutet, dass sie die Person kannte“, f?gte Chloe hinzu. „Oder, dass sie jemanden erwartet hat.“ Rhodes nahm die Bilder aus dem Ordner, sie riss sie nicht wirklich heraus, war aber auch nicht sonderlich vorsichtig damit. „Das kotzt mich an.“ „Was genau?“, fragte Chloe. „Dieser Fall. Ein einzelner Mord in einer gehobenen Nachbarschaft. Was k?nnen wir verdammt nochmal mit einem ges?uberten Mordtatort und ohne direkte Hilfe der ?rtlichen Polizei wohl tun?“ Êîíåö îçíàêîìèòåëüíîãî ôðàãìåíòà. Òåêñò ïðåäîñòàâëåí ÎÎÎ «ËèòÐåñ». Ïðî÷èòàéòå ýòó êíèãó öåëèêîì, êóïèâ ïîëíóþ ëåãàëüíóþ âåðñèþ (https://www.litres.ru/pages/biblio_book/?art=43692687&lfrom=688855901) íà ËèòÐåñ. Áåçîïàñíî îïëàòèòü êíèãó ìîæíî áàíêîâñêîé êàðòîé Visa, MasterCard, Maestro, ñî ñ÷åòà ìîáèëüíîãî òåëåôîíà, ñ ïëàòåæíîãî òåðìèíàëà, â ñàëîíå ÌÒÑ èëè Ñâÿçíîé, ÷åðåç PayPal, WebMoney, ßíäåêñ.Äåíüãè, QIWI Êîøåëåê, áîíóñíûìè êàðòàìè èëè äðóãèì óäîáíûì Âàì ñïîñîáîì.
Íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë Ëó÷øåå ìåñòî äëÿ ðàçìåùåíèÿ ñâîèõ ïðîèçâåäåíèé ìîëîäûìè àâòîðàìè, ïîýòàìè; äëÿ ðåàëèçàöèè ñâîèõ òâîð÷åñêèõ èäåé è äëÿ òîãî, ÷òîáû âàøè ïðîèçâåäåíèÿ ñòàëè ïîïóëÿðíûìè è ÷èòàåìûìè. Åñëè âû, íåèçâåñòíûé ñîâðåìåííûé ïîýò èëè çàèíòåðåñîâàííûé ÷èòàòåëü - Âàñ æä¸ò íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë.