*** Ðûæàÿ, òåïëàÿ êîøêà  ñòàðîì ñàäó, ó ðó÷üÿ,  çàðîñëÿõ ìÿòû, ãîðîøêà. - ×üÿ òû, ñêàæè ìíå? - Íè÷üÿ. ß ìîëîêî íàëèâàþ. Ïüåò è ìóðëû÷åò â îòâåò. - Êàê òåáÿ çâàòü? - Äà íå çíàþ. Áóäåò ñåãîäíÿ îáåä? - ß íàçîâó òåáÿ Ëþñüêà! - Áóäåøü òåïåðü òû ìîÿ. Ìàìà ñìååòñÿ: - Ñîñåäñêàÿ Ìóñüêà, Âîäó ïèëà ó ðó÷üÿ.

Begehrt

Begehrt Morgan Rice Weg der Vampire #5 BEGEHRT ist Band #5 der Bestseller-Serie DER WEG DER VAMPIRE. Die Serie beginnt mit GEWANDELT (Band #1) ! In BEGEHRT (Band 5 der Weg der Vampire) erwacht Caitlin Paine, nur um festzustellen, dass sie einmal mehr in die Vergangenheit gereist ist. Diesmal ist sie im Paris des achtzehnten Jahrhunderts gelandet, einem Zeitalter von gro?er Opulenz, von K?nigen und K?niginnen – jedoch auch von Revolution. Wiedervereint mit ihrer wahren Liebe Caleb finden die beiden endlich die ruhige, romantische Zeit miteinander, die sie noch nie hatten. Sie verbringen idyllische Momente miteinander in Paris, besuchen seine romantischsten Orte, w?hrend ihre Liebe sich best?ndig vertieft. Caitlin beschlie?t, die Suche nach ihrem Vater aufzugeben, um diese Zeit und diesen Ort auszukosten und ihr Leben mit Caleb zu verbringen. Caleb nimmt sie mit zu seiner mittelalterlichen Burg am Meer, und Caitlin ist gl?cklicher, als sie es je ertr?umt hatte. Doch ihre Idylle ist nicht f?r die Ewigkeit bestimmt, und Ereignisse treten dazwischen, die die beiden auseinanderzwingen. Wieder einmal findet sich Caitlin mit Aiden und seinem Clan vereint, mit Polly und mit neuen Freunden, w?hrend sie sich erneut auf ihre Ausbildung konzentriert, und auf ihre Mission. Sie wird eingef?hrt in die prunkvolle Welt von Versailles, wo sie Kleidung und Opulenz vorfindet, die ?ber ihre k?hnsten Tr?ume hinausgehen. Mit seinen nie enden wollenden Festmahlen, Feiern und Konzerten ist Versailles eine Welt f?r sich. Sie ist gl?cklich wiedervereint mit ihrem Bruder Sam, der selbst in die Vergangenheit gereist ist und ebenfalls von ihrem Vater tr?umt. Doch alles ist nicht so gut, wie es scheint. Kyle ist auch in die Vergangenheit gekommen – diesmal mit seinem b?sen Handlanger Sergei – und ist entschlossener denn je, Caitlin zu t?ten. Und sowohl Sam als auch Polly verfallen zunehmend tiefer in toxische Beziehungen, die drohen, wom?glich alles um sie herum zu zerst?ren. Morgan Rice Begehrt (Band #5 Der Weg Der Vampire) AUSGEW?HLTE STIMMEN ZU DEN B?CHERN VON MORGAN RICE „Hat mich von Anfang an gefesselt und es h?rte nicht auf … Diese Geschichte ist ein erstaunliches Abenteuer, von Anfang an voller Tempo und Action. Nicht ein Moment Langeweile.“ –-Paranormal Romance Guild {?ber Turned} „Ein gro?artiger Plot und genau diese Art Buch, die man nachts nicht weglegen kann. Das Ende ist ein so spektakul?rer Cliffhanger, dass man sofort das n?chste Buch kaufen will, um herauszufinden, was als n?chstes passiert.“ –-The Dallas Examiner{?ber Loved} „Ein Buch, das Locker mit Bis(s) zum Morgengrauen und den Vampire Readings mithalten kann. Man will einfach bis zur letzten Seite weiterlesen! Wenn Sie Abenteuer, Liebe und Vampire lieben, ist dieses Buch das Richtige f?r Sie!“ –-vampirebooksite.com {regarding Turned} „Eine ideale Story f?r j?ngere Leser. Morgan Rice ist gut darin, einem Buch, was ein typisches Vampirm?rchen h?tte werden k?nnen, einen originellen Twist zu verleihen. Der erfrischende und einzigartige Roman hat die klassischen Elemente ?bernat?rlicher Storys f?r junge Erwachsene.“ –-The Romance Reviews {regarding Turned} „Rice ist einfach fantastisch darin, Dich von Anfang an in die Geschichte hineinzuziehen. Seine Beschreibungen gehen weit ?ber das blo?e Ausmalen von Szenen hinaus … Nett geschrieben und liest sich extrem schnell. Ein guter Anfang f?r eine neue Vampirserie, die sicher ein Hit bei allen Lesern wird, die leichte und zugleich unterhaltsame Kost m?gen.“ –-Black Lagoon Reviews {?ber Turned} „Voller Action, Romantik, Abenteuer und Spannung. Das Buch ist eine wundervolle Erg?nzung f?r die Serie. Man will sofort mehr von Morgan Rice lesen.“ –-vampirebooksite.com {?ber Loved} „Morgan Rice beweist sich wieder einmal als extrem talentierte Geschichtenerz?hlerin … Das Buch gef?llt sicher vielen Lesern, auch j?ngeren Fans des Vampir-/Fantasygenres. Der unerwartete Cliffhanger l?sst einen schockiert zur?ck.“ –-THE ROMANCE REVIEWS{?ber Loved} ?ber Morgan Rice Morgan Rice schrieb die Nr. 1 Bestseller Serie DER WEG DER VAMPIRE, eine elfteilige Serie f?r junge Leser. Ihrer Feder entstammt auch die Nr. 1 Bestseller Serie TRILOGIE DES ?BERLEBENS, eine post-apokalyptischer Thriller-Serie aus derzeit zwei B?chern (man darf auf das Dritte gespannt sein) und die epische Fantasy-Serie DER RING DER ZAUBEREI, das derzeit aus dreizehn B?chern besteht und die Bestsellerlisten anf?hrt. Morgans B?cher gibt es als Audio oder Print-Editionen die in vielen Sprachen erschienen sind: Deutsch, Franz?sisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Japanisch, Chinesisch, Schwedisch, Holl?ndisch, T?rkisch, Ungarisch, Tschechisch und Slowakisch – mehr Sprachen werden folgen. Morgan freut sich, von ihren Lesern zu h?ren, darum besuchen Sie bitte www.morganricebooks.com (http://www.morganricebooks.com/) um sich f?r Email-Updates zu registrieren. Erhalten sie ein kostenloses Buch, Geschenke, laden sie die kostenlose App herunter und erhalten sie exklusiv die neusten Nachrichten. Oder folgen Sie Morgan auf Facebook und Twitter. Morgan freut sich auf Ihren Besuch! B?cher von Morgan Rice DER RING DER ZAUBEREI QUESTE DER HELDEN (Band #1) MARSCH DER K?NIGE (Band #2) LOS DER DRACHEN (Band #3) RUF NACH EHRE (Band #4) SCHWUR DES RUHMS (Band #5) ANGRIFF DER TAPFERKEIT(Band #6) A RITE OF SWORDS – RITUS DER SCHWERTER (Band #7) demn?chst auf Deutsch erh?ltlich A GRANT OF ARMS – GEW?HR DER WAFFEN (Band #8) A SKY OF SPELLS – HIMMEL DER ZAUBER (Band #9) A SEA OF SHIELDS – MEER DER SCHILDE (Band #10) A REIGN OF STEEL – REGENTSCHAFT DES STAHLS (Band #11) A LAND OF FIRE – LAND DES FEUERS (BAND #12) A RULE OF QUEENS – DIE HERRSCHAFT DER K?NIGINNEN (BAND #13) DIE TRILOGIE DES ?BERLEBENS ARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (BAND #1) demn?chst auf Deutsch erh?ltlich ARENA TWO –  ARENA ZWEI (Band #2) DER WEG DER VAMPIRE GEWANDELT (Band #1 Der Weg Der Vampire) VERG?TTERT (Band #2 Der Weg Der Vampire) VERRATEN (Band #3 Der Weg Der Vampire) BESTIMMT (Band #4 Der Weg Der Vampire) BEGEHRT (Band #5 Der Weg Der Vampire) demn?chst auf Deutsch erh?ltlich BETROTHED – VERM?HLT (Band #6) VOWED – GELOBT (Band #7) FOUND  – GEFUNDEN (Band #8) RESURRECTED  – ERWECKT (Band #9) CRAVED  – ERSEHNT (Band #10) FATED  – BERUFEN (Band #11) H?ren (https://itunes.apple.com/de/artist/morgan-rice/id417552527?mt=11&uo=4) im Audiobuch-Format an! Copyright © 2014 von Morgan Rice Alle Rechte vorbehalten. Au?er entsprechend den Ausnahmen des U.S. Copyright Act von 1976 darf kein Teil dieser Ver?ffentlichung kopiert, vertrieben oder in irgendeiner Form oder durch irgendwelche Mittel ?bertragen werden, auch nicht in einer Datenbank oder in einem Datenabfragesystem gespeichert werden, ohne, das seine vorherige Erlaubnis durch den Autor vorliegt. Dieses Ebook ist nur f?r Ihren pers?nlichen Gebrauch lizensiert. Dieses Ebook darf nicht weiterverkauft oder an Dritte weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Ebook mit jemand anderem teilen m?chten, kaufen Sie bitte ein zus?tzliches Exemplar f?r jeden weiteren Leser. Wenn Sie dieses Buch lesen, obwohl Sie es nicht gekauft haben, oder es nicht ausschlie?lich f?r Ihren Gebrauch gekauft wurde, geben Sie es bitte zur?ck und erwerben ein eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren. Dieses Werk ist fiktional. Namen, Figuren, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorf?lle entstammen entweder der Imagination des Autors oder werden fiktional verwendet. Jede eventuelle ?hnlichkeit zu realen Personen, lebendig oder tot, ist rein zuf?llig. BAUMHAUS TASCHENBUCH Band 1015 Vollst?ndige Taschenbuchausgabe Baumhaus Taschenbuch in der Bastei L?bbe GmbH & Co. KG Deutsche Erstausgabe F?r die Originalausgabe: Copyright © 2011 by Morgan Rice Titel der amerikanischen Originalausgabe: „Destined – Book #4 in The Vampire Journals“ Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schl?ck GmbH, 30827 Garbsen F?r die deutschsprachige Ausgabe: Copyright © [Jahr] by Bastei L?bbe GmbH & Co. KG, K?ln Lektorat: Beate Christmann, Pulheim FAKT: Montmartre, Paris, ist ber?hmt f?r seine riesige Kirche, die Basilika Sacr?-C?ur, die im 19. Jahrhundert erbaut worden ist. Doch daneben, hoch oben auf einer H?gelkuppe, steht die wenig bekannte Kirche des heiligen Petrus. Diese kleine, obskure Kirche ist viel ?lter als ihr Nachbargeb?ude und l?sst sich ins 3. Jahrhundert zur?ckverfolgen. Ihre Bedeutung ist sogar noch gr??er: dies war der Ort, an dem die Gel?bde abgelegt wurden, die zur Gr?ndung der Gesellschaft Jesu f?hrten. FAKT: Sainte Chapelle, auf einer kleinen Insel im Zentrum von Paris gelegen (nicht weit entfernt von der ber?hmten Notre Dame), wurde im 13. Jahrhundert erbaut und beherbergte hunderte Jahre lang die wertvollsten Relikte des Christentums, darunter die Dornenkrone, die Heilige Lanze, sowie Bruchst?cke des Kreuzes, auf dem Jesus gekreuzigt worden war. Die Relikte wurden in einer gro?en, reich verzierten Silberb?chse aufbewahrt.... „Warum bist du noch so sch?n? Soll ich glauben, der unwesentliche Tod sey in dich verliebt worden, und das d?rre scheu?liche Ungeheuer unterhalte dich hier im Dunkeln, um seine Liebste zu seyn? Aus Furcht es m?chte so seyn, will ich immer bey dir bleiben, und von diesem Augenblik diesen Palast der d?stern Nacht nimmermehr verlassen…“     --William Shakespeare, Romeo und Julia     (Deutsch von A. W. von Schlegel) KAPITEL EINS Paris, Frankreich (Juli 1789) Caitlin Paine erwachte umh?llt von Finsternis. Die Luft war schwer, und als sie sich zu bewegen versuchte, hatte sie M?he, zu atmen. Sie lag auf dem R?cken, auf hartem Untergrund. Es war k?hl und feucht, und ein winzig schmaler Streifen Licht fiel auf sie, als sie hochblickte. Ihre Schultern waren zusammengedr?ckt, doch mit einiger Anstrengung schaffte sie es gerade so, hochzufassen. Sie streckte ihre Handfl?chen vor und f?hlte die Oberfl?che ?ber sich. Stein. Sie lie? ihre H?nde dar?ber gleiten, ersp?rte die Ma?e und erkannte, dass sie eingeschlossen war. In einem Sarg. Caitlins Herz begann zu pochen. Sie hasste enge R?ume, und ihr Atem wurde schwerer. Sie fragte sich, ob sie tr?umte, in einer Art gr?sslichem Limbus feststeckte, oder ob sie tats?chlich in einer anderen Zeit, an einem anderen Ort, aufgewacht war. Sie streckte erneut beide H?nde aus und dr?ckte mit all ihrer Kraft nach oben. Es bewegte sich den Bruchteil eines Zentimeters, gerade genug, dass sie einen Finger in die Ritze schieben konnte. Sie dr?ckte noch einmal mit aller Kraft, und der schwere Steindeckel bewegte sich weiter, mit dem Ger?usch von Stein, der ?ber Stein schabt. Sie dr?ckte noch mehr Finger in die breiter werdende Ritze und gab ihm mit all ihrer Kraft einen Ruck. Diesmal ?ffnete sich der Deckel. Caitlin setzte sich keuchend auf und blickte sich um. Ihre Lungen schnappten nach der frischen Luft, und sie wappnete sich gegen das Licht, hob ihre H?nde an ihre Augen. Wie lange hatte sie in dieser Finsternis verbracht? fragte sie sich. W?hrend sie so dasa? und ihre Augen abschirmte, lauschte sie, auf jedes Ger?usch vorbereitet, auf jede Bewegung. Sie erinnerte sich an ihr grobes Friedhofs-Erwachen in Italien, und diesmal wollte sie nichts dem Zufall ?berlassen. Sie war auf alles vorbereitet; gefasst, sich gegen jegliche Dorfbewohner, oder Vampire—oder Sonstiges— zu verteidigen, die in der N?he sein mochten. Doch diesmal herrschte Stille. Langsam zwang sie ihre Augenlider, sich zu ?ffnen, und sah, dass sie in der Tat alleine war. W?hrend sich ihre Augen an das Licht gew?hnten, wurde ihr bewusst, dass es hier drin gar nicht so hell war. Sie war in einer h?hlenartigen Kammer aus Stein mit gedrungenen, gew?lbten Decken. Es sah wie die Kellergew?lbe einer Kirche aus. Der Raum war nur von sp?rlich verteilten brennenden Kerzen erleuchtet. Es musste Nacht sein, erkannte sie. Nun, da ihre Augen sich angepasst hatten, blickte sie sich sorgf?ltig um. Sie hatte recht gehabt: sie war in einem Stein-Sarkophag gelegen, in der Ecke einer Steinkammer, die zur Gruft einer Kirche zu geh?ren schien. Der Raum war leer bis auf ein paar Steinstatuen und einige weitere Sarkophage. Caitlin stieg aus dem Sarkophag heraus. Sie streckte sich und pr?fte alle ihre Muskeln. Es f?hlte sich gut an, wieder zu stehen. Sie war dankbar, dass sie diesmal nicht in einer Schlacht erwacht war. Immerhin hatte sie so ein paar ruhige Momente, um sich zu sammeln. Doch sie war immer noch so desorientiert. Ihr Verstand f?hlte sich schwer an, als w?re sie gerade aus einem tausendj?hrigen Schlaf erwacht. Noch dazu versp?rte sie sofort einen stechenden Hunger. Wo war sie?, fragte sie sich erneut. Welches Jahr war es? Und, was noch wichtiger war, wo war Caleb? Sie war betr?bt dar?ber, dass er nicht an ihrer Seite war. Caitlin ?berpr?fte den Raum und suchte ?berall nach einem Anzeichen von ihm. Aber da war nichts. Die anderen Sarkophage waren alle offen und leer, und es gab sonst nirgends, wo er versteckt sein konnte. „Hallo?“, rief sie aus. „Caleb?“ Sie machte ein paar zaghafte Schritte in den Raum hinein und erblickte eine niedrige, gew?lbte T?r, die der einzige Ein- oder Ausgang war. Sie trat auf sie zu und probierte den Knauf aus. Die unverschlossene T?r schwang mit Leichtigkeit auf. Bevor sie den Raum verlie?, drehte sie sich herum und begutachtete ihre Umgebung, sicherstellend, dass sie nichts zur?cklassen w?rde, was sie brauchen k?nnte. Sie fasste an ihre Halskette, die immer noch um ihren Hals lag; sie fasste in ihre Taschen und war beruhigt, dort ihr Tagebuch und den einzelnen gro?en Schl?ssel vorzufinden. Das war alles, was ihr in dieser Welt noch blieb, und alles, was sie brauchte. Nachdem sie den Raum verlassen hatte, ging Caitlin einen langen, gew?lbten Steingang entlang. Sie konnte an nichts anderes denken, als Caleb zu finden. Bestimmt war er diesmal mit ihr gemeinsam zur?ckgegangen. Oder nicht? Und falls es so war, w?rde er sich diesmal an sie erinnern k?nnen? Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, all das noch einmal durchleben zu m?ssen; ihn suchen zu m?ssen, nur um festzustellen, dass er sie nicht erkannte. Nein. Sie betete, dass es diesmal anders sein w?rde. Er war am Leben, versicherte sie sich selbst, und sie waren gemeinsam zur?ckgegangen. Es musste einfach so sein. Doch als sie den Korridor entlang eilte, und eine kleine Steintreppe hinauf, merkte sie, wie sie an Tempo zulegte, und sp?rte das vertraute ungute Gef?hl in ihrer Brust, dass er nicht mit ihr zur?ckgekommen war. Immerhin war er nicht an ihrer Seite aufgewacht, ihre Hand haltend, war nicht da, um sie zu beruhigen. Hie? das, dass er die Reise zur?ck nicht geschafft hatte? Der Knoten in ihrem Magen wurde gr??er. Und was war mit Sam? Er war auch dagewesen. Warum gab es keine Spur von ihm? Schlie?lich kam Caitlin oben an der Treppe an, ?ffnete eine weitere T?r und stand von dem Anblick erstaunt da. Sie stand in der Hauptkapelle einer au?ergew?hnlichen Kirche. Sie hatte noch nie so hohe Decken gesehen, so viel Bleiglas, einen so enormen, aufw?ndig gearbeiteten Altar. Die Pultreihen erstreckten sich endlos und es sah aus, als f?nden an diesem Ort tausende Menschen Platz. Zum Gl?ck war er leer. ?berall brannten Kerzen, doch es war eindeutig sp?t. Dar?ber war sie dankbar: das Letzte, was sie wollte, war, inmitten einer Menge tausender Menschen zu treten, die sie anstarrten. Caitlin schritt bed?chtig den Mittelgang der Kirche entlang, auf den Ausgang zu. Sie hielt Ausschau nach Caleb, nach Sam, oder auch nur nach einem Priester. So jemand wie der Priester in Assisi, der sie Willkommen hei?en w?rde, ihr Dinge erkl?ren w?rde. Der ihr vielleicht sagen konnte, wer sie war, und wann, und warum. Doch da war niemand. Caitlin schien v?llig und absolut allein zu sein. Caitlin erreichte das riesige Fl?geltor und machte sich auf alles gefasst, was davor liegen konnte. Als sie es ?ffnete, schnappte sie nach Luft. Die Nacht war ?berall von Stra?enfackeln erhellt, und vor ihr stand eine gro?e Menschenmenge. Sie warteten nicht vor der Kirche, um einzutreten, sondern wimmelten vielmehr auf einem gro?en, offenen Dorfplatz. Es war eine gesch?ftige, festliche n?chtliche Szene, und als Caitlin die Hitze sp?rte, wusste sie, dass es Sommer war. Sie war schockiert vom Anblick all dieser Leute, von ihrer antiquierten Kleidung, ihrer F?rmlichkeit. Zum Gl?ck schien sie niemandem aufzufallen. Doch sie konnte den Blick nicht von ihnen wenden. Da waren hunderte Leute, die meisten von ihnen f?rmlich gekleidet, alle eindeutig aus einem anderen Jahrhundert. Unter ihnen waren Pferde, Kutschen, Stra?enh?ndler, K?nstler, S?nger. Es war ein gedr?ngtes Sommernachts-Treiben, und es war ?berw?ltigend. Sie fragte sich, welches Jahr es sein mochte, und an welchem Ort sie nur gelandet sein konnte. Wichtiger noch, w?hrend sie all die unbekannten und fremdl?ndischen Gesichter durchsuchte, fragte sie sich, ob Caleb unter ihnen warten w?rde. Verzweifelt suchte sie die Menge ab, hoffnungsvoll, und versuchte, sich zu ?berzeugen, dass Caleb, oder vielleicht Sam, unter ihnen sein k?nnte. Sie blickte sich in alle Richtungen um, doch nach einigen Minuten wurde ihr klar, dass sie schlicht und einfach nicht hier waren. Caitlin trat einige Schritte in den Platz hinein und wandte sich dann zur Kirche herum, in der Hoffnung, dass sie ihre Fassade vielleicht wiedererkennen w?rde, und dass ihr das einen Hinweis darauf liefern w?rde, wo sie war. Das tat es auch. Sie war kaum eine Expertin f?r Bauweise, oder Geschichte, oder Kirchen, doch ein paar Dinge wusste sie. Manche Orte waren so markant, so eingraviert in das allgemeine Bewusstsein, dass sie sicher sein konnte, sie wiedererkennen zu k?nnen. Und dies war einer davon. Sie stand vor der Notre Dame. Sie war in Paris. Es war ein Ort, der mit keinem anderen zu verwechseln war. Ihre drei riesigen Eingangstore, aufw?ndig geschnitzt; die Dutzenden kleiner Statuen dar?ber; ihre reich verzierte Fassade, die hunderte Meter in den Himmel ragte. Es war ein Ort mit einem der h?chsten Wiedererkennungswerte auf der Welt. Sie hatte ihn schon viele Male zuvor online gesehen. Sie konnte es nicht glauben: sie war tats?chlich in Paris. Caitlin hatte schon immer einmal nach Paris reisen wollen, ihre Mutter immer angebettelt, mit ihr hierher zu kommen. Als sie einmal einen Freund hatte, in der High School, hatte sie immer gehofft, er w?rde mit ihr hierherkommen. Es war immer schon ihr Traum gewesen, diesen Ort einmal zu besuchen, und es raubte ihr den Atem, dass sie tats?chlich hier war. Und in einem anderen Jahrhundert. Caitlin sp?rte, wie sie in der dichter werdenden Menge herumgeschubst wurde, und sie blickte pl?tzlich an sich hinunter und begutachtete ihre Kleidung. Mit Schrecken stellte sie fest, dass sie immer noch in die schlichte Gef?ngniskleidung geh?llt war, die Kyle ihr im Kolosseum in Rom gegeben hatte. Sie trug eine Leinentunika, die auf der Haut kratzte, grob geschnitten war, viel zu gro? f?r sie, mit einem St?ck Seil ?ber ihren Oberk?rper und ihre Beine gebunden. Ihr Haar war verfilzt, ungewaschen, klebte ihr im Gesicht. Sie sah aus wie ein Ausbrecher oder ein Landstreicher. Noch ?ngstlicher suchte Caitlin erneut nach Caleb, nach Sam, nach irgendwem, den sie kannte, irgendwem, der ihr helfen konnte. Noch nie hatte sie sich einsamer gef?hlt, und sie wollte nichts mehr, als sie zu erblicken, zu wissen, dass sie nicht allein an diesen Ort zur?ckgereist war; zu wissen, dass alles gut werden w?rde. Aber sie erkannte niemanden. Vielleicht bin ich die Einzige, dachte sie. Vielleicht bin ich wirklich wieder auf mich allein gestellt. Der Gedanke daran fuhr ihr wie ein Messer in den Magen. Sie wollte sich einrollen, zur?ck in die Kirche kriechen und sich verstecken, in eine andere Zeit geschickt werden, an einen anderen Ort—irgendwohin, wo sie aufwachen und jemanden sehen konnte, den sie kannte. Doch sie riss sich zusammen. Sie wusste, es gab keinen R?ckzug, keine andere M?glichkeit, als vorw?rts zu gehen. Sie musste nur tapfer sein, ihren Weg durch diese Zeit und diesen Ort suchen. Es gab schlicht und einfach keine andere Wahl. * Caitlin musste aus dieser Menschenmenge raus. Sie musste allein sein, sich ausruhen, Nahrung aufnehmen, nachdenken. Sie musste herausfinden, wohin sie gehen musste, wo sie nach Caleb suchen musste, und ob er ?berhaupt hier war. Was genauso wichtig war, sie musste herausfinden, warum sie in dieser Stadt und in dieser Zeit gelandet war. Sie wusste nicht einmal, welches Jahr es war. Jemand stie? sie im Vorbeigehen an, und Caitlin packte ihn am Arm, ?berw?ltigt von einem pl?tzlichen Bed?rfnis, es zu wissen. Er drehte sich zu ihr um und sah sie an, verdutzt davon, so abrupt angehalten worden zu sein. „Entschuldigen Sie“, sagte sie und sp?rte, wie trocken ihre Kehle war und wie heruntergekommen sie aussehen musste, w?hrend sie ihre ersten Worte so hervorstie?, „aber welches Jahr ist es?“ Es war ihr sofort peinlich, w?hrend sie noch fragte, als ihr klar wurde, dass sie verr?ckt erscheinen musste. „Jahr?“, fragte der verwirrte Mann im Gegenzug. „?h…es tut mir leid, aber ich kann mich irgendwie…nicht erinnern.“ Der Mann blickte an ihr hinunter, sch?ttelte dann langsam den Kopf, als w?rde er beschlie?en, dass mit ihr etwas nicht stimmte. „Es ist nat?rlich 1789. Und es ist nicht einmal fast Neujahr, also hast du wirklich keine Ausrede“, sagte er, sch?ttelte abf?llig den Kopf und marschierte davon. 1789. Die Realit?t dieser Zahl raste durch Caitlins Gedanken. Sie erinnerte sich daran, dass sie gerade erst im Jahr 1791 gewesen war. Zwei Jahre. Nicht so weit entfernt. Und doch, sie war jetzt in Paris, einer v?llig anderen Welt als Venedig. Warum hier? Warum jetzt? Sie zermarterte sich das Gehirn, versuchte verzweifelt, sich an ihren Geschichtsunterricht zu erinnern; daran, was 1789 in Frankreich vorgefallen war. Es war ihr peinlich, festzustellen, dass sie es nicht konnte. Sie gab sich wieder einmal einen inneren Tritt daf?r, in der Schule nicht besser aufgepasst zu haben. Wenn sie in der High School gewusst h?tte, dass sie eines Tages durch die Zeit reisen w?rde, h?tte sie die ganze Nacht lang Geschichte geb?ffelt und sich bem?ht, alles auswendig zu lernen. Das war jetzt belanglos, erkannte sie. Nun war sie Teil der Geschichte. Nun hatte sie eine Chance, sie zu ?ndern, und sich selbst zu ?ndern. Die Vergangenheit, so wurde ihr klar, konnte ge?ndert werden. Nur, weil gewisse Ereignisse in den Geschichtsb?chern passiert waren, hie? das nicht, dass sie, die Zeitreisende, sie nicht jetzt ?ndern konnte. Gewisserma?en hatte sie das bereits: ihr Erscheinen hier in dieser Zeit w?rde alles beeinflussen. Und das konnte wiederum auf seine eigene kleine Art den Lauf der Geschichte ?ndern. Die Bedeutsamkeit ihrer Handlungen wurde ihr nur noch st?rker bewusst. Es lag in ihrer Hand, die Vergangenheit neu zu erschaffen. Ihre elegante Umgebung auf sich wirken lassend, entspannte sich Caitlin ein wenig, und f?hlte sich sogar etwas ermutigt. Zumindest war sie an einem wundersch?nen Ort gelandet, einer wundersch?nen Stadt und zu einer wundersch?nen Zeit. Dies war immerhin wohl kaum die Steinzeit, und es war auch nicht so, dass sie mitten im Nirgendwo aufgetaucht war. Alles um sie herum sah makellos aus, und die Leute waren alle so fein gekleidet, und die gepflasterten Stra?en gl?nzten im Licht der Fackeln. Und das Eine, was ihr zu Paris im 18. Jahrhundert einfiel, war, dass es f?r Frankreich eine luxuri?se Zeit war, eine Zeit gro?en Wohlstandes, als noch K?nige und K?niginnen herrschten. Caitlin merkte, dass die Notre Dame auf einer kleinen Insel lag, und sie versp?rte das dringende Bed?rfnis, von ihr herunterzukommen. Es war hier einfach zu gedr?ngt, und sie brauchte etwas Frieden. Sie sah mehrere kleine Fu?br?cken, die von ihr herunterf?hrten, und machte sich auf den Weg zu einer davon. Sie lie? die Hoffnung zu, dass Calebs Pr?senz sie in eine bestimmte Richtung lotste. W?hrend sie den Fluss ?berquerte, stellte sie fest, wie wundersch?n die Nacht in Paris war, erleuchtet von den Fackeln entlang des gesamten Flusses, sowie vom vollen Mond. Sie dachte an Caleb und w?nschte, er w?rde an ihrer Seite sein und den Anblick mit ihr gemeinsam genie?en. Als sie ?ber die Br?cke ging und auf das Wasser hinunterblickte, wurde sie von Erinnerungen ?berrannt. Sie dachte an Pollepel, an den Hudson River bei Nacht, an die Art, wie der Mond den Fluss erleuchtete. Sie versp?rte das pl?tzliche Verlangen, von der Br?cke zu springen, ihre Fl?gel auszuprobieren, zu sehen, ob sie wieder fliegen konnte, und hoch ?ber ihr schweben. Doch sie f?hlte sich schwach, und hungrig, und wenn sie sich zur?cklehnte, konnte sie die Gegenwart ihrer Fl?gel gar nicht sp?ren. Sie machte sich Sorgen, dass ihre Zeitreise ihre F?higkeiten, ihre Kr?fte beeinflusst hatte. Sie f?hlte sich nicht ann?hernd so stark wie zuvor. Tats?chlich f?hlte sie sich beinahe menschlich. Zerbrechlich. Verwundbar. Das Gef?hl gefiel ihr gar nicht. Nachdem Caitlin den Fluss ?berquert hatte, ging sie durch Seitengassen, stundenlang umherirrend, hoffnungslos verlaufen. Sie ging durch gewundene Gassen, weiter und weiter vom Fluss weg, Richtung Norden. Sie war von der Stadt beeindruckt. In vieler Hinsicht f?hlte sie sich ?hnlich an wie Venedig und Florenz im Jahr 1791. So wie auch diese St?dte war Paris immer noch unver?ndert, genau wie es im 21. Jahrhundert noch erschien. Sie war noch nie zuvor hier gewesen, doch sie hatte Fotos gesehen und war verbl?fft, so viele Geb?ude und Denkm?ler wiederzuerkennen. Auch hier waren die Stra?en gro?teils gepflastert, voller Pferdekutschen oder gelegentlich einem Pferd mit einem einzelnen Reiter. Die Leute spazierten in aufw?ndigen Kost?men umher, gem?chlich schlendernd, mit aller Zeit der Welt. Wie in den anderen St?dten gab es auch hier keine Kanalisation, und Caitlin konnte nicht umhin, den Mist in den Stra?en zu bemerken und vor dem schrecklichen Gestank in der Sommerhitze zur?ckzuweichen. Sie w?nschte, sie h?tte einen der kleinen Potpourri-Beutel bei sich, die Polly ihr in Venedig gegeben hatte. Doch im Unterschied zu den anderen St?dten war Paris eine Welt f?r sich. Die Stra?en waren hier breiter, die Geb?ude niedriger, und sie waren h?bscher gestaltet. Die Stadt f?hlte sich ?lter an, wertvoller, sch?ner. Sie war auch weniger ?berf?llt: je weiter sie sich von Notre Dame entfernte, umso weniger Leute sah sie. Vielleicht lag es nur daran, dass es sp?t am Abend war, doch die Stra?en schienen fast leer. Sie ging weiter und weiter, ihre Beine und F??e wurden m?de, und sie suchte an jeder Ecke nach einem Anzeichen von Caleb, irgendeinem Hinweis, der sie in eine bestimmte Richtung weisen w?rde. Es gab nichts. Alle zwanzig Blocks oder so wandelte sich die Gegend, und wie sie sich anf?hlte, wandelte sich mit. Als sie weiter und weiter nach Norden zog, fand sie sich auf einem H?gel wieder, in einem neuen Bezirk, diesmal mit schmalen Gassen und mehreren Kneipen. Als sie an einer Eckkneipe vorbeikam, sah sie einen Mann, der betrunken und bewusstlos an der Wand lehnte. Die Stra?e war v?llig leer, und einen Augenblick lang ?berflog Caitlin der schlimmste Hungerschmerz. Es f?hlte sich an, als w?rde es ihr den Magen zerrei?en. Sie sah den Mann da liegen, ihr Blick richtete sich auf seinen Hals, und sie sah das Blut darin pulsieren. In jenem Augenblick wollte sie nichts mehr, als sich auf ihn zu st?rzen und zu trinken. Das Gef?hl war st?rker als ein Drang—es war vielmehr wie ein Befehl. Ihr K?rper schrie sie an, es zu tun. Es brauchte jeden Funken von Caitlins Willenskraft, wegzusehen. Sie w?rde eher verhungern, als einem weiteren Menschen Leid zuzuf?gen. Sie blickte sich um und fragte sich, ob es hier einen Wald gab, einen Ort, an dem sie jagen konnte. W?hrend ihr gelegentlich unbefestigte Pfade und Parks in der Stadt aufgefallen waren, hatte sie so etwas wie einen Wald nirgends gesehen. Genau in dem Moment flog die T?r zur Kneipe auf, und ein Mann stolperte heraus—wurde herausgeworfen, genauer gesagt—von einem der Bediensteten. Er fluchte und schrie sie an, eindeutig betrunken. Dann drehte er sich herum und nahm Caitlin ins Visier. Er war st?mmig und betrachtete Caitlin mit d?steren Absichten. Sie f?hlte, wie sie sich anspannte. Sie fragte sich erneut verzweifelt, ob sie noch ?ber irgendwelche ihrer Kr?fte verf?gte. Sie wandte sich ab und ging davon, ging schneller, doch sie konnte sp?ren, dass der Mann ihr folgte. Bevor sie um die Ecke biegen konnte, packte er sie eine Sekunde sp?ter von hinten und umklammerte sie. Er war schneller und kr?ftiger, als sie sich vorstellen konnte, und sie konnte seinen schrecklichen Atem ?ber ihre Schulter riechen. Aber der Mann war auch betrunken. Er taumelte, obwohl er sie festhielt, und Caitlin konzentrierte sich, dachte an ihr Training, trat zur Seite und warf ihn vorn?ber, mit einer der Kampftechniken, die Aiden ihr auf Pollepel beigebracht hatte. Der Mann flog durch die Luft und landete auf dem R?cken. Caitlin ?berkam ein pl?tzlicher Flashback nach Rom, dem Kolosseum, dem Kampf im Stadium, von mehreren K?mpfern attackiert. Es war so lebhaft, dass sie f?r einen Moment verga?, wo sie war. Sie schnappte gerade rechtzeitig wieder daraus hervor. Der Betrunkene stand auf, stolperte und ging noch einmal auf sie los. Caitlin wartete bis zur letzten Sekunde, dann machte sie einen Schritt zur Seite, und er flog direkt aufs Gesicht. Er war benommen, und bevor er sich wieder aufraffen konnte, eilte Caitlin davon. Sie war froh, dass sie ihn bew?ltigen konnte, doch der Vorfall ersch?tterte sie. Es bereitete ihr Sorgen, dass sie immer noch Flashbacks nach Rom hatte. Sie hatte auch ihre ?bernat?rliche St?rke noch nicht gesp?rt. Sie f?hlte sich immer noch so zerbrechlich wie ein Mensch. Der Gedanke daran be?ngstigte sie mehr als alles andere. Sie war nun wahrhaftig allein. Caitlin blickte um sich, wurde langsam hektisch vor Sorge dar?ber, wohin sie gehen sollte, was sie als n?chstes tun sollte. Ihre Beine schmerzten nach dem vielen Herumlaufen, und langsam ?berkam sie ein Gef?hl der Verzweiflung. Und da entdeckte sie es. Sie blickte hoch und sah vor sich einen riesigen H?gel. Auf seiner Spitze stand eine gro?e mittelalterliche Abtei. Aus einem unerkl?rlichen Grund f?hlte sie sich zu ihr hingezogen. Der H?gel wirkte entmutigend, doch sie sah nicht, welche andere Wahl sie hatte. Caitlin erklomm den gesamten H?gel, geradezu ersch?pfter als sie je gewesen war, und w?nschte, sie k?nnte fliegen. Endlich erreichte sie das Eingangstor zur Abtei und blickte zu den massiven Eichentoren hoch. Dieser Ort wirkte uralt. Sie bewunderte die Tatsache, dass diese Kirche schon seit anscheinend tausenden Jahren hier stand, obwohl es 1789 war. Sie wusste nicht warum, doch sie f?hlte sich an diesen Ort gezogen. Da es sonst nichts gab, wo sie hingehen konnte, fasste sie ihren Mut zusammen und klopfte sanft. Es kam keine Antwort. Caitlin probierte den T?rgriff und stellte erstaunt fest, dass sie offen war. Sie trat ein. Das uralte Tor ?chzte langsam auf, und es dauerte einen Moment, bis sich Caitlins Augen an die g?hnende, dunkle Kirche gew?hnt hatten. W?hrend sie sich umblickte, war sie beeindruckt von dem Ausma? und der Feierlichkeit dieses Ortes. Es war immer noch sp?t nachts, und diese schlichte, karg gehaltene Kirche, zur G?nze aus Stein erbaut, geschm?ckt mit Bleiglasfenstern, war ?berall von gro?en, heruntergebrannten Kerzen beleuchtet. Am anderen Ende stand ein schlichter Altar, um den herum ein weiteres Dutzend Kerzen standen. Ansonsten wirkte sie leer. Caitlin fragte sich einen Moment lang, was sie hier machte. Gab es einen besonderen Grund daf?r? Oder spielte ihr Verstand ihr nur Streiche? Pl?tzlich ?ffnete sich eine Seitent?r, und Caitlin wirbelte herum. Zu Caitlins ?berraschung kam eine Nonne auf sie zu—kleingewachsen, gebrechlich, in flie?ende wei?e Roben mit einer wei?en Kapuze gekleidet. Sie kam langsamen Schrittes direkt auf Caitlin zu. Sie zog sich die Kapuze vom Kopf, blickte zu ihr hoch und l?chelte. Sie hatte gro?e, leuchtend blaue Augen, und schien zu jung f?r eine Nonne zu sein. Ihr breites L?cheln lie? Caitlin eine W?rme versp?ren, die von ihr ausging. Sie sp?rte auch, dass sie eine von ihnen war: ein Vampir. „Schwester Paine“, sagte die Nonne sanft. „Es ist eine Ehre, dich hier zu haben.“ KAPITEL ZWEI Ihre Welt f?hlte sich surreal an, als die Nonne Caitlin einen langen Korridor entlang durch die Abtei f?hrte. Es war ein wundersch?ner Ort, und es war deutlich, dass er aktiv bewohnt war, voll umherziehender Nonnen in wei?en Roben, die sich, wie es schien, f?r den Morgengottesdienst fertig machten. Eine von ihnen schwang im Vorbeiziehen eine Karaffe und verbreitete so w?rzigen Weihrauch, w?hrend andere sanft Morgengebete sangen. Nach einigen Minuten schweigenden Dahingehens fragte sich Caitlin langsam, wohin die Nonne sie f?hren w?rde. Endlich blieben sie vor einer einzelnen T?r stehen. Die Nonne ?ffnete sie, und dahinter erschien ein kleines, bescheidenes Zimmerchen mit Blick ?ber Paris. Es erinnerte Caitlin an das Zimmer, in dem sie in dem Kloster in Siena gewohnt hatte. „Auf dem Bett findest du Kleidung, in die du dich umziehen kannst“, sagte die Nonne. „Es gibt einen Brunnen zum Baden in unserem Innenhof“, sagte sie. Sie streckte den Zeigefinger aus: „Und das dort ist f?r dich.“ Caitlin blickte an ihrem Zeigefinger entlang und erblickte ein kleines Steinpodest in einer Ecke des Zimmers, auf dem ein silberner Kelch stand, der mit einer wei?en Fl?ssigkeit gef?llt war. Die Nonne l?chelte zur?ck. „Du findest hier alles, was du f?r eine erfrischende Nachtruhe brauchst. Danach ist die Wahl dir ?berlassen.“ „Wahl?“, fragte Caitlin. „Mir wurde gesagt, du bist bereits in Besitz eines Schl?ssels. Du wirst die anderen drei finden m?ssen. Jedoch die Wahl, deine Mission zu erf?llen und deine Reise fortzusetzen, ist stets die Deine. Das hier ist f?r dich.“ Sie ?berreichte Caitlin einen Zylinder aus Silber, der mit Juwelen besetzt war. „Es ist ein Brief von deinem Vater. Nur f?r dich. Wir bewahren ihn schon seit Jahrhunderten auf. Er wurde noch nie ge?ffnet.“ Caitlin nahm ihn ehrf?rchtig an sich und f?hlte sein Gewicht in ihrer Hand. „Ich hoffe sehr, dass du deine Mission fortsetzt“, sagte sie sanft. „Wir brauchen dich, Caitlin.“ Pl?tzlich wandte sich die Nonne ab, um zu gehen. „Warte!“, rief Caitlin aus. Sie hielt an. „Ich bin in Paris, richtig? Im Jahr 1789?“ Die Frau l?chelte zur?ck. „Das ist korrekt.“ „Aber warum? Warum bin ich hier? Warum jetzt? Warum an diesem Ort?“ „Ich f?rchte, es liegt an dir, das herauszufinden. Ich bin nur eine einfache Dienerin.“ „Aber warum hat es mich zu dieser Kirche gezogen?“ „Du bist in der Abtei des Heiligen Petrus. In Montmartre“, sagte die Frau. „Sie befindet sich seit tausenden Jahren hier. Es ist ein ?u?erst heiliger Ort.“ „Warum?“, dr?ngte Caitlin. „An diesem Ort trafen alle zusammen, um ihre Gel?bde zur Gr?ndung der Gesellschaft Jesu abzulegen. Es ist der Ort, an dem das Christentum geboren wurde.“ Caitlin starrte die Nonne sprachlos an, die schlie?lich l?chelte. „Willkommen.“ Und damit verbeugte sie sich leicht und ging davon, die T?r hinter sich schlie?end. Caitlin blickte sich im Zimmer um. Sie war dankbar f?r die Gastfreundschaft, die frischen Kleider, die Gelegenheit, zu baden, das komfortable Bett, das sie in der Ecke stehen sah. Sie dachte nicht, dass sie noch einen weiteren Schritt gehen k?nnte. Tats?chlich war sie so m?de, dass sie das Gef?hl hatte, sie k?nnte ewig schlafen. Mit dem juwelenbesetzten Beh?lter in der Hand schritt sie zur Ecke des Zimmers hin?ber und setzte ihn ab. Die Schriftrolle konnte warten. Aber ihr Hunger konnte es nicht. Sie hob den ?bervollen Kelch und begutachtete ihn. Sie konnte bereits sp?ren, was er enthielt: wei?es Blut. Sie setzte ihn an die Lippen und trank. Es war s??er als rotes Blut und es fiel ihr leichter, es zu trinken—und es zog rascher durch ihre Adern. In wenigen Augenblicken f?hlte sie sich wie neugeboren, und st?rker als je zuvor. Sie h?tte ewig trinken k?nnen. Caitlin setzte schlie?lich den leeren Kelch ab und nahm den silbernen Beh?lter mit sich ins Bett. Sie legte sich hin und bemerkte, wie sehr ihr die Beine schmerzten. Es f?hlte sich so gut an, einfach nur dazuliegen. Sie lehnte sich zur?ck und legte ihren Kopf auf das schlichte kleine Kissen, und schloss die Augen f?r eine Sekunde. Sie nahm sich fest vor, sie in einem Augenblick wieder zu ?ffnen und den Brief ihres Vaters zu lesen. Doch in dem Moment, als sie die Augen schloss, ?berkam sie eine unglaubliche Ersch?pfung. Sie konnte sie nicht wieder ?ffnen, so sehr sie es versuchte. In wenigen Sekunden war sie fest eingeschlafen. * Caitlin stand inmitten des Kolosseum in Rom, in volle Kampfmontur ger?stet, ein Schwert in der Hand. Sie war bereit, jedem entgegenzutreten, der sie angreifen w?rde—versp?rte einen wahren Drang, zu k?mpfen. Doch als sie in alle Richtungen herumwirbelte, erkannte sie, dass das Stadium leer war. Sie blickte hoch zu den Sitzreihen und sah, dass der gesamte Ort menschenleer war. Caitlin blinzelte, und als sie die Augen ?ffnete, war sie nicht l?nger im Kolosseum, sondern im Vatikan, in der Sixtinischen Kapelle. Sie hielt immer noch ihr Schwert, doch war nun in Roben gekleidet. Sie blickte sich im Raum um und sah hunderte Vampire, ordentlich aufgereiht, in wei?e Roben gekleidet, mit leuchtend blauen Augen. Sie standen geduldig an der Wand, stumm, v?llig aufmerksam. Caitlin lie? ihr Schwert in der leeren Kammer fallen, und es landete mit einem Klirren. Langsam schritt sie auf den Oberpriester zu, streckte den Arm aus und nahm einen riesigen silbernen Kelch von ihm entgegen, der mit wei?em Blut gef?llt war. Sie trank, und der Trank floss ?ber und rann ?ber ihre Wangen. Pl?tzlich war Caitlin allein in der W?ste. Sie lief barfu? ?ber den ausgetrockneten Boden, die Sonne brannte auf sie herunter, und sie hielt einen gigantischen Schl?ssel in ihrer Hand. Doch der Schl?ssel war so gro?—unnat?rlich gro?—und sein Gewicht zog sie zu Boden. Sie wanderte und wanderte, schnappte in der Hitze nach Luft, bis sie endlich an einen riesigen Berg gelangte. Am Gipfel des Berges sah sie einen Mann stehen, der l?chelnd zu ihr hinunterblickte. Sie wusste, es war ihr Vater. Caitlin verfiel in einen Laufschritt, rannte so schnell sie konnte, versuchte, auf den Berg hinauf zu gelangen, ihm n?her und n?her zu kommen. W?hrenddessen stieg die Sonne h?her und hei?er am Himmel hoch, auf sie niederbrennend, scheinbar von direkt hinter ihrem Vater kommend. Es war, als w?re er die Sonne, und sie w?rde direkt in sie hineinlaufen. Ihr Aufstieg wurde immer hei?er, h?her, und sie schnappte nach Luft, als sie n?her kam. Er stand mit ausgebreiteten Armen da, darauf wartend, sie zu umarmen. Doch der H?gel wurde steiler, und sie war einfach zu m?de. Sie konnte nicht weiter. Sie brach auf der Stelle zusammen. Caitlin blinzelte, und als sie ihre Augen ?ffnete, sah sie ihren Vater ?ber sich stehen und sich mit einem warmen L?cheln auf dem Gesicht zu ihr hinunter beugen. „Caitlin“, sagte er. „Meine Tochter. Ich bin so stolz auf dich.“ Sie versuchte, die Hand auszustrecken, ihn festzuhalten, doch der Schl?ssel lag nun auf ihr und er war zu schwer, dr?ckte sie zu Boden. Sie blickte zu ihm hoch, versuchte zu sprechen, doch ihre Lippen waren aufgesprungen und ihre Kehle zu ausgetrocknet. „Caitlin?“ „Caitlin?“ Caitlin ?ffnete erschrocken die Augen, desorientiert. Sie blickte hoch und sah einen Mann an ihrem Bett sitzen, der l?chelnd auf sie hinunterblickte. Er strich ihr sanft das Haar aus dem Gesicht. War dies immer noch ein Traum? Sie sp?rte k?hlen Schwei? auf der Stirn, f?hlte seine Ber?hrung auf ihrem Handgelenk, und sie betete, dass es nicht so war. Denn da vor ihr, sie anl?chelnd, war die Liebe ihres Lebens. Caleb. KAPITEL DREI Sam ?ffnete erschrocken die Augen. Er starrte auf den Himmel hoch, den Stamm einer enormen Eiche entlang. Er zwinkerte mehrmals und fragte sich, wo er war. Er sp?rte etwas Weiches an seinem R?cken, und es f?hlte sich sehr bequem an; er stellte fest, dass er auf einem Flecken Moos am Waldboden lag. Er blickte wieder hoch und sah dutzende B?ume hoch ?ber sich, die sich im Wind wiegten. Er h?rte ein gurgelndes Ger?usch und blickte zu einem Bach hin?ber, der nur wenige Schritte von seinem Kopf hinweg vorbeirieselte. Sam stand auf und blickte sich in alle Richtungen um, seine Umgebung betrachtend. Er stand tief im Wald, allein, mit nur dem Licht, das durch die ?ste hindurchschien. Er sah sich an und stellte fest, dass er vollst?ndig bekleidet war, in der gleichen Kampfmontur, die er auch im Kolosseum getragen hatte. Es war still hier, einzig der Bach, die V?gel und einige entfernte Tiere waren zu h?ren. Sam stellte erleichtert fest, dass die Zeitreise funktioniert hatte. Er war eindeutig an einem anderen Ort und Zeitpunkt—obwohl er keine Ahnung hatte, wo und wann das war. Langsam ?berpr?fte Sam seinen K?rper und stellte fest, dass er keine gr?beren Verletzungen erlitten hatte und immer noch in einem St?ck war. Er sp?rte schrecklichen Hunger an seinem Magen zerren, doch damit konnte er leben. Zuerst musste er herausfinden, wo er war. Er klopfte sich ab, um zu sehen, ob er irgendwelche Waffen bei sich hatte. Ungl?cklicherweise hatte keine von ihnen die Reise mitgemacht. Er war wieder auf sich gestellt, auf seine blo?en H?nde angewiesen. Er fragte sich, ob er immer noch ?ber Vampirkr?fte verf?gte. Er konnte immer noch eine unnat?rliche St?rke durch seine Adern flie?en f?hlen und hatte den Eindruck, dass dem so war. Doch dann wiederum konnte er nicht sicher sein, bis die Zeit gekommen war. Und die Zeit kam schneller, als er dachte. Sam h?rte einen Zweig knacken und drehte sich herum, um einen gro?en B?ren zu sehen, der sich langsam und aggressiv ?ber ihm auft?rmte. Er erstarrte. Der B?r funkelte ihn an, hob die Hacken und knurrte. Eine Sekunde sp?ter setzte er sich in Bewegung und st?rmte direkt auf ihn zu. Sam blieb keine Zeit, davonzulaufen, und nirgends, wohin er h?tte laufen k?nnen. Er hatte keine Wahl, stellte er fest, als sich diesem Tier zu stellen. Doch seltsamerweise, anstatt sich von Angst ?berw?ltigt zu f?hlen, sp?rte Sam, wie eine Rage durch ihn floss. Er war auf das Tier w?tend. Er hasste es, angegriffen zu werden, besonders bevor er ?berhaupt noch Gelegenheit gehabt hatte, sich zu orientieren. Und so griff Sam ohne nachzudenken ebenfalls an, bereit, dem B?ren im Kampf gegen?berzutreten, genauso wie einem Menschen. Sam und der B?r trafen auf halbem Weg aufeinander. Der B?r warf sich ihm entgegen, und Sam warf sich im Gegenzug auf ihn. Sam sp?rte die Kraft durch seine Adern flie?en, sp?rte, wie sie ihm sagte, er sei unverwundbar. Als er mitten in der Luft auf den B?ren prallte, erkannte er, dass er recht hatte. Er packte den B?ren an den Schultern und schleuderte ihn zur Seite. Der B?r flog r?ckw?rts durch den Wald, mehrere Meter weit, und krachte in einen Baum. Sam stand da und br?llte dem B?ren entgegen, ein wildes Br?llen, lauter als das des Tieres. Er sp?rte, wie dabei die Muskeln und Adern in ihm anschwollen. Der B?r kam langsam und wackelig wieder auf die Beine, und sah Sam mit etwas wie Schock an. Er humpelte nun, und nach einigen z?gerlichen Schritten senkte er pl?tzlich den Kopf, drehte sich um und rannte davon. Doch Sam w?rde ihn nicht so leicht davonkommen lassen. Er war nun w?tend, und es f?hlte sich an, als w?rde nichts in der Welt seine Wut bes?nftigen k?nnen. Und er war hungrig. Der B?r w?rde bezahlen. Sam verfiel in einen Laufschritt und stellte erfreut fest, dass er schneller war als das Tier. In wenigen Momenten hatte er es eingeholt und mit einem einzelnen Satz landete er auf seinem R?cken. Er holte aus und versenkte seine Fangz?hne tief in seinem Hals. Der B?r heulte vor Schmerz, versuchte, ihn abzuwerfen, doch Sam hielt sich fest. Er versenkte seine Z?hne tiefer, und in wenigen Momenten sp?rte er, wie der B?r unter ihm in die Knie ging. Endlich h?rte er auf, sich zu bewegen. Sam lag auf ihm, trank, f?hlte, wie seine Lebenskraft durch seine Adern floss. Schlie?lich lehnte Sam sich zur?ck und leckte sich die Lippen, die vor Blut tropften. Er hatte sich noch nie so erfrischt gef?hlt. Es war genau die Mahlzeit, die er gebraucht hatte. Sam kam gerade wieder auf die Beine, als er einen weiteren Zweig knacken h?rte. Er blickte sich um, und da auf der Waldlichtung stand ein junges M?dchen, vielleicht 17, in d?nne, reinwei?e Stoffe geh?llt. Sie stand da, hielt einen Korb und starrte ihn schockiert an. Ihre Haut war durchscheinend wei?, und ihr langes, braunes Haar umrahmte ihre gro?en blauen Augen. Sie war wundersch?n. Sie starrte ebenso gebannt Sam an. Er erkannte, dass sie vor ihm Angst haben musste, Angst davor, dass er sie angreifen w?rde; er erkannte, dass er einen furchteinfl??enden Anblick bieten musste, auf dem R?cken eines B?ren, den Mund voll Blut. Er wollte sie nicht erschrecken. Also sprang er von dem Tier herunter und kam einige Schritte auf sie zu. Zu seinem Erstaunen zuckte sie nicht einmal zusammen oder versuchte, zur?ckzuweichen. Stattdessen starrte sie ihn einfach weiter an, furchtlos. „Keine Sorge“, sagte er. „Ich werde dir nichts tun.“ Sie l?chelte. Das ?berraschte ihn. Sie war nicht nur wundersch?n, sondern auch wahrhaft furchtlos. Wie konnte das sein? „Nat?rlich wirst du das nicht“, sagte sie. „Du bist einer von uns.“ Nun war Sam an der Reihe, geschockt zu sein. In dem Moment, als sie es sagte, wusste er, dass es wahr war. Er hatte etwas gesp?rt, als er sie erblickte, und nun wusste er es. Sie war von seiner Art. Ein Vampir. Deswegen hatte sie keine Angst. „Netter Abschuss“, sagte sie und deutete auf den B?ren. „Ein wenig unordentlich, w?rde ich sagen. Warum nicht lieber ein Reh?“ Sam l?chelte. Sie war nicht nur h?bsch—sondern auch lustig. „Vielleicht beim n?chsten Mal“, erwiderte er. Sie l?chelte. „W?rde es dir etwas ausmachen, mir zu verraten, welches Jahr wir haben?“, fragte er. „Oder zumindest, welches Jahrhundert?“ Sie l?chelte nur und sch?ttelte den Kopf. „Ich denke, das lasse ich dich selbst herausfinden. Wenn ich es dir sage, verdirbt das doch nur den Spa?, oder?“ Sie gefiel Sam. Sie hatte Feuer. Und er f?hlte sich in ihrer Gegenwart wohl, als w?rde er sie schon ewig kennen. Sie trat einen Schritt vor und streckte die Hand aus. Sam nahm sie und genoss, wie weich sich ihre durchscheinende Haut anf?hlte. „Ich bin Sam“, sagte er, sch?ttelte die Hand und hielt sie etwas zu lange fest. Sie l?chelte breiter. „Das wei? ich“, sagte sie. Sam war verbl?fft. Wie war es nur m?glich, dass sie das wusste? War er ihr schon einmal begegnet? Er konnte sich nicht entsinnen. „Ich wurde zu dir geschickt“, f?gte sie hinzu. Pl?tzlich wandte sie sich um und begann, einen Waldpfad entlang zu wandern. Sam eilte ihr nach, vermutend, dass sie wollte, dass er ihr folgte. Nicht darauf achtend, wohin er trat, stolperte er peinlicherweise ?ber einen Ast; er konnte sie dabei kichern h?ren. „Also?“, bohrte er nach. „Wirst du mir nicht verraten, wie du hei?t?“ Sie kicherte wieder. „Nun, ich habe einen offiziellen Namen, doch den verwende ich selten“, sagte sie. Dann wandte sie sich zu ihm und wartete, bis er sie eingeholt hatte. „Wenn du es wissen musst, alle nennen mich Polly.“ KAPITEL VIER Caleb hielt das riesige mittelalterliche Tor auf, und Caitlin trat aus der Abtei hinaus und tat ihre ersten Schritte in das fr?he Morgenlicht hinaus. Mit Caleb an ihrer Seite blickte sie ins Morgengrauen hinaus. Hoch hier oben auf dem H?gel von Montmartre konnte sie ganz Paris vor sich ausgebreitet sehen. Es war eine wundersch?ne, weitl?ufige Stadt, eine Mischung aus klassischer Architektur und schlichten H?usern, aus Kopfsteinpflaster-Stra?en und unbefestigten Wegen, aus B?umen und Urbanit?t. Am Himmel mischten sich Millionen sanfter Farbt?ne und brachten den Anblick der Stadt zum Leben. Es war zauberhaft. Noch zauberhafter war die Hand, die sie in ihrer sp?rte. Sie blickte zu Caleb hin?ber, der an ihrer Seite stand, den Ausblick mit ihr genoss, und sie konnte kaum glauben, dass es echt war. Sie konnte kaum glauben, dass es wirklich er war, dass sie wirklich hier waren. Zusammen. Dass er wusste, wer sie war. Dass er sich an sie erinnerte. Dass er sie gefunden hatte. Sie fragte sich erneut, ob sie wirklich aus dem Traum erwacht war oder doch immer noch schlief. Doch als sie dastand und seine Hand fester dr?ckte, wusste sie, dass sie wirklich wach war. Sie hatte sich noch nie so ?bergl?cklich gef?hlt. Sie war schon so lange gelaufen, war durch die Zeit gereist, all diese Jahrhunderte, so weit, nur um bei ihm zu sein. Nur um sich zu versichern, dass er wieder lebte. Als er sie in Italien nicht erkannt hatte, hatte sie das auf die Grundfesten ersch?ttert. Doch nun, da er hier war, und am Leben, und sich an sie erinnerte—und nun, da er ihr allein geh?rte, ledig, ohne Sera im Bilde—schwoll ihr Herz mit neuen Emotionen an, und mit neuer Hoffnung. Sie hatte sich in ihren wildesten Tr?umen nicht vorstellen k?nnen, dass alles am Ende so perfekt sein konnte, dass es tats?chlich wirklich funktionieren konnte. Sie war so ?berw?ltigt, dass sie gar nicht wusste, wo sie anfangen oder was sie sagen sollte. Bevor sie etwas sagen konnte, fing er an. „Paris“, sagte er und drehte sich breit l?chelnd zu ihr herum. „Es gibt wahrlich schlechtere Orte, an denen wir gemeinsam sein k?nnten.“ Sie l?chelte zur?ck. „Mein ganzes Leben lang habe ich es schon sehen wollen“, antwortete sie. Mit jemandem, den ich liebe, wollte sie hinzuf?gen, doch hielt sich zur?ck. Es f?hlte sich so lange an, seit sie an Calebs Seite gewesen war, dass sie tats?chlich wieder nerv?s wurde. Auf manche Art f?hlte es sich an, als w?re sie schon ewig mit ihm zusammen—l?nger als ewig—doch auf andere Art f?hlte es sich an, als w?rde sie ihm zum ersten Mal begegnen. Er streckte ihr die offene Hand entgegen. „W?rdest du es dir mit mir ansehen?“, fragte er. Sie legte ihre Hand in seine. „Der Weg hinunter ist lang“, sagte sie und blickte den steilen H?gel hinunter, der sich meilenweit hinunterzog und sich in Paris hineinschwenkte. „Ich habe mir etwas mit mehr Aussicht vorgestellt“, antwortete er. „Fliegen.“ Sie rollte ihre Schulterbl?tter nach hinten und versuchte, festzustellen, ob ihre Fl?gel betriebsbereit waren. Sie f?hlte sich so erfrischt, so erholt von dem Trunk wei?en Bluts—doch sie war sich immer noch nicht sicher, ob sie fliegen konnte. Und sie f?hlte sich nicht dazu bereit, einen Berg hinunter zu springen in der Hoffnung, dass ihre Fl?gel greifen w?rden. „Ich glaube, ich bin noch nicht soweit“, sagte sie. Er sah sie an und verstand. „Flieg mit mir“, sagte er, dann f?gte er l?chelnd hinzu: „Wie in alten Zeiten.“ Sie l?chelte, umarmte ihn von hinten und hielt sich an seinem R?cken und Schultern fest. Sein muskul?ser K?rper f?hlte sich in ihren Armen so gut an. Er sprang pl?tzlich in die Luft, so schnell, dass sie kaum Zeit hatte, sich gut festzuhalten. Bevor sie wusste, wie ihr geschah, flogen sie; sie klammerte sich an seinen R?cken, blickte hinunter, lehnte ihren Kopf gegen sein Schulterblatt. Sie sp?rte das vertraute Kribbeln in ihrem Magen, als sie sich nach unten st?rzten, tief hinunter, nahe an der Stadt, in den Sonnenaufgang hinein. Es war atemberaubend. Doch nichts davon war so atemberaubend wie die Tatsache, dass sie wieder in seinen Armen war, ihn festhielt, mit ihm zusammen war. Sie war kaum erst eine Stunde mit ihm zusammen, und jetzt schon betete sie, dass sie nie wieder getrennt sein w?rden. * Das Paris, ?ber das sie hinwegflogen, das Paris von 1789, war auf viele Arten ?hnlich den Bildern von Paris, die sie im 21. Jahrhundert gesehen hatte. Sie erkannte so viele der Geb?ude wieder, die Kirchen, die T?rme, die Denkm?ler. Obwohl es hunderte Jahre alt war, sah es fast wie genau die gleiche Stadt aus wie im 21. Jahrhundert. Genau wie Venedig oder Florenz hatte sich nur wenig in den paar hundert Jahren ver?ndert. Doch auf andere Weise war es sehr anders. Es war nicht ann?hernd so ausgebaut. Obwohl einige Stra?en mit Kopfstein gepflastert waren, waren viele unbefestigt. Es war nicht ann?hernd so dicht bebaut, und inzwischen der meisten Geb?ude standen immer noch kleine Baumgruppen, fast wie eine Stadt, die in einen hereinkriechenden Wald hineingebaut war. Anstatt von Autos gab es Pferde, Kutschen, Menschen, die im Staub zu Fu? gingen oder Karren schoben. Alles war langsamer, entspannter. Caleb sank tiefer, bis sie nur knapp ?ber den D?chern der Geb?ude dahinflogen. Als sie am letzten von ihnen vorbei waren, tat sich pl?tzlich der Himmel auf, und vor ihnen breitete sich die Seine aus, der Fluss, der sich seinen Weg mitten durch die Stadt bahnte. Sie schimmerte gelb im Licht des fr?hen Morgens, und es raubte ihr den Atem. Caleb sank tiefer, flog ?ber sie hinweg, und sie bestaunte die Sch?nheit der Stadt, wie romantisch sie war. Sie flogen ?ber die kleine Insel Ile de la Cite hinweg, und sie erkannte Notre Dame unter ihr, ihr hoher Kirchturm ?ber alles andere hinweg ragend. Caleb sank noch tiefer, direkt ?ber das Wasser, und die k?hle Luft am Fluss k?hlte sie an diesem hei?en Julimorgen ab. Caitlin blickte auf und sah Paris zu beiden Seiten des Flusses, w?hrend sie ?ber und unter den zahlreichen gew?lbten Fu?br?cken flogen, die eine Seite des Flusses mit der anderen verbanden. Dann stieg Caleb mit ihnen h?her und zu einer Seite des Flussufers, setzte sie sanft hinter einem gro?en Baum ab, verborgen vor jeglichen Passanten. Sie blickte sich um und sah, dass er sie zu einer ausladenden Park- und Gartenanlage gebracht hatte, die sich meilenweit entlang des Flusses auszudehnen schien. „Die Tuilerien“, sagte Caleb. „Genau der gleiche Garten wie im 21. Jahrhundert. Nichts hat sich ver?ndert. Es ist immer noch der romantischste Ort in ganz Paris.“ Mit einem L?cheln fasste er ihre Hand. Sie begannen, gemeinsam zu spazieren, einen Pfad entlang, der sich durch den Garten schl?ngelte. Sie hatte sich noch nie so gl?cklich gef?hlt. So viele Fragen brannten ihr auf der Zunge, so viele Dinge, die sie ihm unbedingt sagen wollte, dass sie gar nicht wusste, wo sie anfangen sollte. Doch sie musste irgendwo anfangen, also dachte sie sich, sie w?rde einfach mit dem beginnen, was ihr als erstes einfiel. „Danke“, sagte sie, „f?r Rom. F?r das Kolosseum. Daf?r, dass du mich gerettet hast“, sagte sie. „Wenn du nicht genau in dem Moment aufgetaucht w?rst, wei? ich nicht, was passiert w?re.“ Sie sah ihn an, pl?tzlich unsicher. „Erinnerst du dich?“, fragte sie besorgt. Er blickte sie an und nickte, und sie konnte sehen, dass er es tat. Sie war erleichtert. Zumindest waren sie endlich wieder am gleichen Punkt. Ihre Erinnerungen waren wieder da. Das allein bedeutete ihr die Welt. „Doch ich habe dich nicht gerettet“, sagte er. „Du hast dich ganz gut ohne mich geschlagen. Im Gegenteil, du hast mich gerettet. Allein mit dir zusammen zu sein—ich wei? nicht, was ich ohne dich tun w?rde“, sagte er. Als er ihre Hand dr?ckte, f?hlte sie, wie sich langsam ihre ganze Welt wieder in ihr geradebog. W?hrend sie durch die Garten schlenderten, betrachtete sie bewundernd all die verschiedenen Blumenarten, die Brunnen, die Statuen…es war einer der romantischsten Orte, an denen sie je gewesen war. „Und es tut mir leid“, f?gte sie hinzu. Er blickte sie an, und sie f?rchtete sich, es auszusprechen. „Um deinen Sohn.“ Sein Gesicht verfinsterte sich, und als er sich abwandte, sah sie wahre Trauer ?ber sein Gesicht blitzen. D?mlich, dachte sie. Warum musst du immer die Stimmung ruinieren? Warum hast du nicht auf einen anderen Zeitpunkt warten k?nnen? Caleb schluckte und nickte, zu ?berw?ltigt von Trauer, um ?berhaupt zu sprechen. „Und es tut mir leid um Sera“, f?gte Caitlin hinzu. „Ich hatte nie die Absicht, zwischen euch beide zu treten.“ „Es braucht dir nicht leid tun“, sagte er. „Es hat mit dir nichts zu tun. Das ist eine Sache zwischen ihr und mir. Wir waren nie dazu bestimmt, zusammenzusein. Es war von Anfang an ein Fehler.“ „Nun, und zum Abschluss wollte ich dir sagen, dass es mir leid tut, was in New York passiert ist“, f?gte sie hinzu und versp?rte die Erleichterung dar?ber, es sich von der Brust zu reden. „Ich h?tte nie zugestochen, wenn ich gewusst h?tte, dass du das warst. Ich schw?re, ich dachte, du w?rst jemand anders, der deine Gestalt angenommen hatte. In einer Million Jahren h?tte ich nicht gedacht, dass du das warst.“ Sie f?hlte, wie ihr beim Gedanken daran Tr?nen in die Augen stiegen. Er blieb stehen und sah sie an, und hielt sie an den Schultern fest. „Nichts davon ist jetzt von Bedeutung“, sagte er voll Ernst. „Du bist zur?ckgekommen, um mich zu retten. Und ich wei?, dass es dich viel gekostet hat. Es h?tte gut sein k?nnen, dass es nicht funktioniert. Und du hast dein Leben f?r mich riskiert. Und hast unser Kind f?r mich aufgegeben“, sagte er, vor Trauer noch einmal kurz den Blick senkend. „Ich liebe dich mehr, als ich sagen kann“, sagte er, immer noch zu Boden blickend. Er blickte sie mit feuchten Augen an. In dem Moment k?ssten sie sich. Sie f?hlte, wie sie in seinen Armen dahinschmolz, sp?rte, wie ihre ganze Welt sich entspannte, w?hrend sie sich eine gef?hlte Ewigkeit lang k?ssten. Es war der sch?nste Moment, den sie je mit ihm verbracht hatte, und auf manche Weise schien es ihr, als w?rde sie ihn zum ersten Mal kennenlernen. Endlich trennten sie sich langsam und blickten einander tief in die Augen. Dann wandten sie beide versch?mt den Blick ab, nahmen einander an der Hand und setzten ihren Spaziergang durch den Garten fort, am Fluss entlang. Sie sah, wie wundersch?n und romantisch Paris war, und in dem Moment wurde ihr bewusst, dass all ihre Tr?ume gerade wahr wurden. Das hier war alles, was sie sich vom Leben je gew?nscht hatte. Mit jemandem zusammen zu sein, der sie liebte—sie wirklich liebte. In einer so sch?nen Stadt zu sein, an einem so romantischen Ort. Sich zu f?hlen, als h?tte sie ein Leben vor sich. Caitlin f?hlte den juwelenbesetzten Beh?lter in ihrer Tasche und mochte ihn gar nicht. Sie wollte ihn nicht ?ffnen. Sie liebte ihren Vater sehr, doch sie wollte keinen Brief von ihm lesen. Sie wusste in dem Moment, dass sie ihre Mission nicht l?nger fortsetzen wollte. Sie wollte nicht riskieren, wieder in die Vergangenheit reisen zu m?ssen, oder noch irgendwelche Schl?ssel finden zu m?ssen. Sie wollte einfach nur hier sein, in dieser Zeit, an diesem Ort, mit Caleb. In Frieden. Sie wollte nicht, dass sich irgendetwas ?nderte. Sie war fest entschlossen, alles Notwendige zu tun, um ihre wertvolle Zeit zusammen zu bewahren, damit sie auch wirklich zusammen bleiben konnten. Und ein Teil von ihr sp?rte, dass dies bedeuten w?rde, die Mission aufzugeben. Sie wandte sich an ihn. Es machte sie nerv?s, es ihm zu sagen, doch sie hatte das Gef?hl, dass sie es tun musste. „Caleb“, sagte sie, „ich will nicht weiter suchen. Mir ist klar, dass ich eine besondere Mission habe, dass ich anderen helfen muss, dass ich das Schild finden muss. Und das h?rt sich vielleicht selbsts?chtig an, und es tut mir leid, wenn das so ist. Aber ich will einfach nur mit dir zusammen sein. Das ist mir jetzt am allerwichtigsten. In dieser Zeit und an diesem Ort zu bleiben. Ich habe das Gef?hl, dass, wenn wir weitersuchen, wir in einer anderen Zeit, an einem anderen Ort landen werden. Und dass wir beim n?chsten Mal vielleicht nicht zusammensein werden…“ Caitlin unterbrach sich und bemerkte, dass sie weinte. Sie holte in der Stille tief Luft. Sie fragte sich, was er von ihr dachte, und hoffte, dass er es nicht missbilligte. „Kannst du das verstehen?“, fragte sie z?gerlich. Er starrte auf den Horizont hinaus, blickte besorgt drein, dann wandte er sich endlich zu ihr. Ihre eigene Sorge stieg. „Ich will den Brief meines Vaters nicht lesen oder noch irgendwelche Hinweise finden. Ich will nur, dass wir beide zusammen sind. Ich will, dass die Dinge genau so bleiben, wie sie jetzt gerade sind. Ich will nicht, dass sie sich ?ndern. Ich hoffe, du hasst mich nicht daf?r.“ „Ich w?rde dich niemals hassen“, sagte er sanft. „Aber du findest es nicht gut?“, setzte sie nach. „Du denkst, dass ich die Mission fortsetzen sollte?“ Er wandte den Blick ab, aber sagte nichts. „Was ist los?“, fragte sie. „Machst du dir Sorgen um die anderen?“ „Ich denke, das sollte ich wohl“, sagte er. „Und das tue ich auch. Aber auch ich habe selbsts?chtige Gr?nde. Ich sch?tze…im Hinterkopf hatte ich gehofft, dass, wenn wir das Schild finden, es irgendwie helfen k?nnte, meinen Sohn zu mir zur?ck zu bringen. Jade.“ Caitlin versp?rte ein schreckliches Schuldgef?hl, als ihr bewusst wurde, dass er das Aufgeben der Mission damit gleichsetzte, seinen Sohn f?r immer aufzugeben. „Aber so ist es doch gar nicht“, sagte sie. „Wir wissen nicht, ob es ihn zur?ckbringen w?rde, wenn wir das Schild finden, falls es ?berhaupt existiert. Aber was wir wissen, ist, dass wir zusammensein k?nnen, wenn wir nicht suchen. Hier geht es um uns. Das ist es, was mir am wichtigsten ist.“ Sie hielt inne. „Ist das auch dir am wichtigsten?“ Er blickte auf den Horizont hinaus und nickte. Aber er sah sie nicht an. „Oder liebst du mich nur, weil ich dir helfen kann, das Schild zu finden?“, fragte sie. Sie war erschrocken ?ber sich selbst, dass sie tats?chlich den Mut gehabt hatte, diese Frage auszusprechen. Es war eine Frage, die in ihren Gedanken gebrannt hatte, seit sie ihn getroffen hatte. Liebte er sie nur f?r das, wohin sie ihn f?hren konnte? Oder liebte er sie um ihretwillen? Nun hatte sie die Frage endlich gestellt. Ihr Herz pochte, w?hrend sie auf Antwort wartete. Endlich drehte er sich herum und sah ihr tief in die Augen. Er hob die Hand und streichelte ihr langsam mit dem Handr?cken die Wange. „Ich liebe dich um deinetwillen“, sagte er. „Und das war schon immer so. Und wenn mit dir zusammenzusein bedeutet, die Suche nach dem Schild aufzugeben, dann werde ich genau das tun. Ich will auch hier mit dir zusammen sein. Ich will suchen, ja. Aber du bist mir jetzt viel wichtiger.“ Caitlin l?chelte und sp?rte in ihrem Herzen etwas, das sie schon ewig nicht mehr gesp?rt hatte. Ein Sinn von Frieden, Stabilit?t. Nichts konnte ihnen jetzt mehr im Weg stehen. Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht und l?chelte. „Es ist komisch“, sagte er. „Ich habe schon einmal hier gelebt. Vor Jahrhunderten. Nicht in Paris, aber in diesem Land. In einer kleinen Burg. Ich wei? nicht, ob sie noch existiert. Aber wir k?nnen suchen.“ Sie l?chelte, und er schlang sie sich pl?tzlich um die Schultern und sprang in die Luft. In wenigen Momenten flogen sie durch die Luft hoch ?ber Paris, hinaus aufs Land, um sein Zuhause zu suchen. Ihr Zuhause. Caitlin war noch nie so gl?cklich gewesen. KAPITEL F?NF Sam hatte M?he, mit Polly Schritt zu halten. Sie redete so schnell und schien nie eine Pause zu machen, raste von einem Gedanken zum n?chsten. Er war immer noch durcheinander von der Zeitreise, von diesem neuen Ort—er musste es alles erst verarbeiten. Doch sie waren schon fast eine halbe Stunde unterwegs, er ?ber Zweige stolpernd, w?hrend er ihr in ihrem z?gigen Tempo durch den Wald folgte, und sie hatte noch nicht zu reden aufgeh?rt. Er hatte kaum geschafft, selbst zu Wort zu kommen. Sie sprach immerzu von „dem Palast“ und „dem Hof“ und von ihren Clansmitgliedern und einem anstehenden Konzert, und einem Mann namens Aiden. Er hatte keine Ahnung, wovon sie sprach, oder warum sie nach ihm gesucht hatte—oder gar, wohin sie ihn f?hrte. Er war fest entschlossen, Antworten zu bekommen. „…nat?rlich ist es genau gesagt keine Tanzveranstaltung“, sagte Polly gerade, „aber trotzdem, es wird eine gro?artige Veranstaltung werden—aber ich bin nicht ganz sicher, was ich tragen werde. Es gibt so viel Auswahl, nicht genug f?r eine f?rmliche Veranstaltung wie diese—“ „Bitte!“, sagte Sam endlich, w?hrend sie fr?hlich durch den Wald h?pfte, „ich unterbreche nur ungern, aber ich habe Fragen an dich. Bitte. Ich brauche Antworten.“ Endlich h?rte sie zu reden auf, und er atmete erleichtert auf. Sie sah ihn mit so etwas wie Verwunderung an, als h?tte sie ?berhaupt nicht mitbekommen, dass sie die ganze Zeit ?ber geredet hatte. „Du brauchst nur fragen!“, sagte sie fr?hlich. Und dann, bevor er noch reagieren konnte, f?gte sie ungeduldig hinzu, „Also? Was gibt es?“ „Du sagtest, du wurdest nach mir geschickt“, sagte Sam. „Von wem?“ „Das ist einfach“, sagte sie. „Aiden.“ „Wer ist das?“, fragte Sam. Sie kicherte, „Du liebe Zeit, du hast wohl noch viel zu lernen, nicht wahr? Er ist nur schon seit tausenden Jahren der Mentor unseres Clans. Ich bin nicht sicher, warum er an dir interessiert ist, oder warum er mich an einem so sch?nen Tag den ganzen Weg durch den Wald schickt, um dich zu holen. Wie ich es sehe, h?ttest du den Weg auch selbst finden k?nnen, schlussendlich jedenfalls. Nicht zu vergessen, dass ich heute tausend Dinge zu tun gehabt h?tte, inklusive dieses neuen Kleids, und—“ „Bitte“, sagte Sam und versuchte, seine Gedanken festzuhalten, bevor sie sich wieder verfl?chtigten. „Ich sch?tze es wirklich sehr, dass du mich abgeholt hast und alles, und ich will nicht respektlos erscheinen“, sagte er, „aber wo auch immer du mich hinbringst, ich habe nicht wirklich Zeit daf?r. Siehst du, ich bin aus einem Grund hierher gekommen, an diesen Ort in dieser Zeit. Ich muss meiner Schwester helfen. Ich muss sie finden—und ich habe keine Zeit f?r Abstecher.“ „Nun, ich w?rde das wohl kaum einen Abstecher nennen“, sagte Polly. „Aiden ist der einflussreichste Mann am ganzen Hof. Wenn er Interesse an dir hat, ist das nicht etwas, das man verwirft“, sagte sie. „Und wer auch immer es ist, den du finden willst, wenn dir irgendwer den Weg weisen kann, dann w?re er das.“ „Und wohin gehen wir dann jetzt genau? Und wie weit ist es noch?“ Sie machte mehrere weitere Schritte durch den Wald, und er beeilte sich, ihr nachzukommen und fragte sich, ob sie je antworten w?rde, ihm je geradeheraus eine Antwort geben w?rde—als sich in dem Moment der Wald pl?tzlich lichtete. Sie hielt an und er blieb neben ihr stehen, in Ehrfurcht erstarrt. Vor ihm lag ein immenses offenes Feld, das in der Ferne zu einer makellosen Gartenanlage f?hrte, in deren Rasen kunstvolle Formen in allen Gr??en geschnitten worden waren. Es war wundersch?n, wie ein lebendiges Kunstwerk. Noch atemberaubender war, was direkt hinter den G?rten lag. Es war ein Palast, pr?chtiger als jedes Bauwerk, das Sam in seinem Leben gesehen hatte. Das gesamte Geb?ude war aus Marmor gebaut, und es erstreckte sich so weit das Auge reichte in alle Richtungen. Es war eine klassische Anlage mit dutzenden ?bergro?en Fenstern und einer breiten Marmortreppe, die zum Eingang hochf?hrte. Er wusste, dass er irgendwo Bilder von diesem Bauwerk gesehen hatte, doch er konnte sich nicht erinnern, was es war. „Versailles“, sagte Polly zur Antwort, als w?rde sie seine Gedanken lesen. Er sah sie an, und sie l?chelte zur?ck. „Hier leben wir. Du bist in Frankreich. Im Jahr 1789. Und ich bin sicher, dass Aiden erlauben wird, dass du dich zu uns gesellst, vorausgesetzt, Marie gestattet es.“ Sam blickte sie verwirrt an. „Marie?“, fragte er. Sie l?chelte breiter und sch?ttelte den Kopf. Sie wandte sich ab und h?pfte ?ber das Feld auf den Palast zu. Dabei rief sie ihm ?ber die Schulter hinweg zu. „Na Marie Antoinette nat?rlich!“ * Sam schritt an Pollys Seite die endlose Marmortreppe hoch, auf die Tore des Palasts zu. Unterwegs nahm er seine Umgebung in sich auf. Die Ausma?e und die Proportionen dieses Ortes waren gewaltig. ?berall um ihn herum spazierten Leute durch die Anlage, die wohl Adelige sein mussten, in die feinsten Gewandungen geh?llt, die er je gesehen hatte. Er konnte diesen Ort nicht fassen. Wenn ihm jemand gesagt h?tte, dass er tr?umte, h?tte er es geglaubt. Er war noch nie zuvor in der Gegenwart von Adel gewesen. Polly hatte nicht zu reden aufgeh?rt, und er zwang sich dazu, sich wieder auf ihre Worte zu konzentrieren. Er mochte ihre Gegenwart und genoss ihre Gesellschaft, selbst wenn es wirklich schwierig war, ihr gegen?ber aufmerksam zu bleiben. Er fand sie auch sehr h?bsch. Aber sie hatte etwas an sich, das ihn unsicher machte, ob er sich wirklich zu ihr hingezogen f?hlte, oder sie nur als Freund gern hatte. Mit seinen bisherigen Freundinnen war es Lust auf den ersten Blick gewesen. Bei Polly war es eher eine Art Kameradschaft. „Verstehst du, die k?nigliche Familie lebt hier“, sagte Polly, „aber wir wohnen auch hier. Sie m?chten das so, dass wir hier sind. Immerhin sind wir der beste Schutz, den sie haben. Wir leben zusammen in etwas, das du wohl freundschaftliche Harmonie nennen k?nntest. Es dient beiden Seiten. Mit diesem riesigen Wald haben wir unbegrenzte Jagdgr?nde, einen tollen Wohnort und tolle Gesellschaft. Und im Gegenzug helfen wir, die k?nigliche Familie zu besch?tzen. Nicht zu vergessen, dass einige von ihnen sowieso von unserer Art sind.“ Sam blickte sie ?berrascht an. „Marie Antoinette?“, fragte er. Polly nickte leicht, als w?rde sie es geheim halten wollen, aber es nicht schaffen. „Aber verrate es niemandem“, sagte sie. „Es gibt auch noch ein paar andere. Aber die meisten K?niglichen sind Menschen. Sie wollen zu uns geh?ren. Aber hier herrschen strikte Regeln, und es ist nicht erlaubt. Sie sind da und wir sind hier, und es ist uns nicht gestattet, diese Grenze zu ?berschreiten. Es gibt gewisse Mitglieder der k?niglichen Familie, von denen wir nicht wollen, dass sie zu viel Macht bekommen. Und auch Marie besteht darauf. Jedenfalls ist das hier einfach ein so fabelhafter Ort. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es jemals enden sollte. Es gibt ein Fest nach dem anderen, endlose T?nze, B?lle, Konzerte… diese Woche findet das allertollste davon statt. Eine Oper, genauergesagt. Ich habe mir schon ausgesucht, was ich tragen werde.“ Als sie den T?ren n?herkamen, huschten mehrere Diener hervor, um sie zu ?ffnen. Die goldenen T?ren waren riesig, und Sam blickte sie ehrf?rchtig an, w?hrend er hindurchschritt. Polly marschierte geradewegs einen riesigen Marmorkorridor hinunter, als w?rde er ihr geh?ren, und Sam eilte ihr nach. Unterwegs blickte sich Sam ?berall um, die Opulenz bestaunend. Sie liefen endlose Marmorkorridore entlang, mit enormen Kristallleuchtern, die tief herunterhingen und das Licht aus dutzenden goldgerahmten Spiegeln zur?ckwarfen. Die Sonne schien herein und reflektierte das Licht in alle Richtungen. Sie durchschritten eine T?r nach der anderen und betraten schlie?lich einen riesigen Salon, aus Marmor gebaut und von S?ulen eingefasst. Mehrere Wachen standen stramm, als Polly eintrat. Polly kicherte nur, anscheinend gegen sie immun. „Wir k?nnen hier auch trainieren“, sagte sie. „Ihre Ausstattung ist bestens. Aiden hat einen strengen Zeitplan f?r uns. Ich war ?berrascht, dass ich ?berhaupt eine Pause bekommen habe, um dich abzuholen. Du musst ganz sch?n wichtig sein.“ „Also wo ist er?“, fragte Sam. „Wann kann ich ihn sprechen?“ „Na du bist aber ungeduldig. Er ist ein vielbesch?ftigter Mann. Es kann gut sein, dass er dich eine Weile lang nicht treffen m?chte. Oder er l?sst dich sofort zu sich rufen. Keine Sorge, du wirst schon wissen, wann er dich sprechen will. Lass ihm Zeit. In der Zwischenzeit soll ich dir dein Zimmer zeigen.“ „Mein Zimmer?“, fragte Sam ?berrascht. „Warte mal eine Sekunde. Ich habe nicht gesagt, dass ich hier bleiben kann. Wie schon gesagt, ich muss wirklich meine Schwester finden“, fing Sam an, zu protestieren—doch in dem Moment ?ffnete sich ein riesiges Paar Fl?gelt?ren vor ihnen. Ein Gefolge von Adeligen trat pl?tzlich herein, eine Frau in der Mitte umringend, die sie auf einem k?niglichen Thron hereintrugen. Sie setzten sie ab, und Polly verbeugte sich tief und bedeutete Sam, es ihr gleichzutun. Er tat es. Eine Frau, bei der es sich nur um Marie Antoinette handeln konnte, stieg langsam herunter, machte einige Schritte auf sie zu und blieb direkt vor Sam stehen und deutete ihm, sich zu erheben. Er tat es. Sie blickte an Sam hoch und runter, als w?re er ein interessanter Gegenstand. „Du bist also der neue Junge“, sagte sie ausdruckslos. Ihre gr?nen Augen brannten mit einer Intensit?t, die er noch nie gesehen hatte, und er konnte in der Tat sp?ren, dass sie eine von ihnen war. Endlich, nach einer gef?hlten Ewigkeit, nickte sie. „Interessant.“ Mit diesen Worten schritt sie geradewegs an ihnen vorbei, rasch gefolgt von ihrer Gefolgschaft. Doch eine Person blieb zur?ck, eindeutig eine der Adeligen. Sie wirkte wie etwa 17 und war von Kopf bis Fu? in eine k?nigsblaue Samtrobe geh?llt. Sie hatte die hellste Haut, die Sam je gesehen hatte, und dazu lange blonde Locken und stechende meeresblaue Augen. Sie richtete ihren Blick direkt auf Sam und fing seinen Blick ein. Er f?hlte sich unter ihrem Blick hilflos, nicht in der Lage, woanders hinzusehen. Sie war das sch?nste M?dchen, das er je gesehen hatte. Nach mehreren Sekunden trat sie einen Schritt nach vorne und starrte ihm noch n?her in die Augen. Sie streckte die Hand aus, Handfl?che nach unten, eindeutig erwartend, dass er sie k?sste. Sie bewegte sich bed?chtig, stolz. Sam nahm ihre Hand und war elektrisiert von der Ber?hrung ihrer Haut. Er zog ihre Fingerspitzen heran und k?sste sie. „Polly?“, fragte das M?dchen. „Willst du uns einander nicht vorstellen?“ Es war keine Frage. Es war ein Befehl. Polly r?usperte sich widerwillig. „Kendra, Sam“, sagte sie. „Sam, Kendra.“ Kendra, dachte Sam, starrte ihr in die Augen und war verbl?fft dar?ber, mit welcher Aggressivit?t sie zur?ckstarrte; als w?re er jetzt schon ihr Besitztum. „Sam“, wiederholte sie l?chelnd. „Ein wenig schlicht. Aber mir gef?llt es.“ KAPITEL SECHS Kyle durchbrach den steinernen Sarg mit einem einzelnen Faustschlag. Er zersplitterte in eine Million St?cke, und er trat geradewegs aus dem aufrecht stehenden Sarg hervor, auf den Beinen und kampfbereit. Er wirbelte herum, bereit, jeden anzugreifen, der auf ihn zukommen sollte. Tats?chlich hoffte er, dass jemand zum K?mpfen auf ihn losging. Diese Zeitreise war besonders nervend gewesen, und er hatte Lust, seinen Zorn an jemandem auszulassen. Doch als er sich umblickte, sah er zu seiner Entt?uschung, dass die Kammer leer war. Da war nur er. Langsam k?hlte sein Zorn ab. Zumindest war er am richtigen Ort gelandet und, wie er jetzt schon sp?ren konnte, in der richtigen Zeit. Er wusste, dass er ge?bter im Zeitreisen war als Caitlin, und er konnte sich genauer platzieren. Er blickte sich um, und zu seiner Zufriedenheit sah er, dass er genau da war, wo er sein wollte: Les Invalides. Les Invalides war ein Ort, den er immer schon geliebt hatte, ein wichtiger Ort f?r jene seiner Art, die mehr dem B?sen geneigt waren. Ein Mausoleum tief unter der Erde, aus Marmor erbaut, wundersch?n verziert, mit Sarkophagen, die sich an den Mauern entlang reihten. Das Geb?ude hatte eine zylindrische Form, mit einer 30 Meter hoch aufragenden Decke, die in einer Kuppel endete. Es war ein Ort der Trauer, die perfekte Ruhest?tte f?r all die Elitesoldaten Frankreichs. Es war auch, wie Kyle wusste, der Ort, an dem Napoleon eines Tages bestattet sein w?rde. Doch noch nicht. Es war erst 1789, und Napoleon, der kleine Bastard, war noch am Leben. Eines von Kyles Lieblingsexemplaren ihrer Art. Er w?rde gerade um die 20 Jahre alt sein, erkannte Kyle, gerade am Anfang seiner Karriere. Er w?rde noch einige Zeit lang nicht hier begraben sein. Da nat?rlich Napoleon von seiner Art war, war das Begr?bnis eine reine Schau, rein dazu gedacht, die Massen der Menschen glauben zu lassen, er w?re einer von ihnen gewesen. Kyle l?chelte beim Gedanken daran. Hier war er nun, in Napoleons letzter Ruhest?tte, bevor Napoleon ?berhaupt „gestorben“ war. Er freute sich darauf, ihn wiederzusehen und in alten Zeiten zu schwelgen. Immerhin war er einer der wenigen seiner Art, f?r den Kyle zumindest halben Respekt ?brig hatte. Aber er war auch ein arroganter kleiner Bastard. Kyle w?rde ihn zurechtstutzen m?ssen. Kyle ?berquerte langsam mit hallenden Schritten den Marmorboden und sah sich an. Er hatte schon bessere Zeiten gesehen. Er hatte ein Auge an dieses gr?ssliche kleine Kind, Calebs Sohn, verloren, und sein Gesicht war immer noch entstellt von dem, was Rexius ihm in New York angetan hatte. Als w?re das nicht genug, hatte er nun eine gro?e Wunde an der Wange von dem Speer, den Sam im Kolosseum auf ihn geschleudert hatte. Er war ein Wrack, und das wusste er. Aber es gefiel ihm auch irgendwie. Er war ein ?berlebender. Er war am Leben, und niemand hatte es geschafft, ihn aufzuhalten. Und er war w?tender als je zuvor. Nicht nur war er entschlossen, Caitlin und Caleb davon abzuhalten, das Schild zu finden, doch nun war er auch fest entschlossen, sie beide bezahlen zu lassen. Sie leiden zu lassen, so wie er gelitten hatte. Sam stand auch auf seiner Liste. Sie alle drei—er w?rde vor nichts Halt machen, bevor er nicht jeden von ihnen gen?sslich gefoltert hatte. Mit wenigen Spr?ngen lief Kyle die Marmortreppe hoch und in das obere Geschoss des Grabmals. Er schlug einen Bogen zum Ende der Kapelle unter der riesigen Kuppel, und griff hinter den Altar. Er bef?hlte die Mauer aus Kalkstein, suchend. Endlich fand er, was er gesucht hatte. Er dr?ckte einen versteckten Riegel, und ein Geheimfach ?ffnete sich. Er griff hinein und zog ein langes, silbernes Schwert hervor, dessen Griff mit Juwelen besetzt war. Er hielt es gegen das Licht und begutachtete es zufrieden. Genau so, wie er es in Erinnerung hatte. Er warf es sich ?ber die Schulter, drehte sich um und machte sich auf den Weg den Korridor entlang zum Eingangstor. Er holte aus und mit einem m?chtigen Tritt flog die gro?e Eichent?r aus den Angeln. Der Krach hallte durch das leere Geb?ude. Kyle war zufrieden dar?ber, dass er seine volle Kraft bereits zur?ckhatte. Kyle sah, dass es eine ruhige Nacht war, und er entspannte sich. Wenn er wollte, konnte er durch die Nacht fliegen, direkt auf sein Ziel zu—doch er wollte seine Zeit genie?en. Das Paris von 1789 war ein besonderer Ort. Es war immer noch, erinnerte er sich, gespickt mit Huren, S?ufern, Spielern, Kriminellen. Hinter den sch?nen Fassaden und der Architektur lag ein ausgedehntes Nachtleben im Untergrund. Er liebte es. Die Stadt stand ihm zur vollen Verf?gung. Kyle hob das Kinn, lauschte, sp?rte, schloss die Augen. Er konnte Caitlins Pr?senz in der Stadt deutlich sp?ren. Und Calebs. Bei Sam war er sich nicht so sicher, aber er wusste, dass zumindest zwei von ihnen hier waren. Das war gut. Nun musste er sie nur noch finden. Er w?rde sie ?berrumpeln und, sch?tzte er, sie recht einfach beide umbringen k?nnen. Paris war ein viel simplerer Ort. Es gab keinen gro?en Rat der Vampire wie in Rom, dem er Rede und Antwort stehen musste. Noch besser, es gab hier einen starken b?sen Clan, gef?hrt von Napoleon. Und Napoleon war ihm was schuldig. Kyle beschloss, dass der erste Punkt auf seiner Tagesordnung sein w?rde, den verk?mmerten kleinen Kerl aufzusp?ren und ihn bezahlen zu lassen. Er w?rde von Napoleon alle seine M?nner einfordern, die tun sollten, was sie konnten, um Caitlin und Caleb aufzusp?ren. Er wusste, dass Napoleons M?nner n?tzlich sein w?rden, wenn er auf Widerstand sto?en sollte. Er w?rde diesmal nichts dem Zufall ?berlassen. Aber er hatte noch Zeit. Er konnte zuerst seinen Durst stillen und seine beiden F??e fest auf den Boden pflanzen. Au?erdem war sein Plan hier bereits in Bewegung gesetzt worden. Bevor er Rom verlassen hatte, hatte er seinen alten Handlanger Sergei aufgetrieben und ihn hierher vorausgeschickt. Wenn alles nach Plan verlaufen war, war Sergei bereits hier und hart an der Arbeit, ihre Mission zu erf?llen und Aidens Clan zu infiltrieren. Kyle grinste breit. Er liebte nichts mehr als einen Verr?ter, ein kleines Wiesel wie Sergei. Er hatte sich zu einem ?u?erst n?tzlichen Spielzeug entwickelt. Kyle sprang wie ein Schuljunge voll Freude die Treppen hinunter, bereit, sich direkt auf die Stadt zu st?rzen und sich zu nehmen, was immer er wollte. Als Kyle die Stra?e entlang lief, sprach ihn ein Stra?enk?nstler an, ihm Leinwand und Pinsel entgegenstreckend, ihm deutend, er m?ge ihm gestatten, ihn zu malen. Wenn Kyle eines hasste, dann war das jemand, der ihn malen wollte. Er hatte aber so gute Laune, dass er beschloss, den Mann am Leben zu lassen. Doch als der Mann nicht nachgab und Kyle aggressiv nachlief und ihm die Leinwand entgegenstie?, verspielte er sein Gl?ck. Kyle holte aus, packte seinen Pinsel und stie? ihm dem Mann direkt zwischen die Augen. Eine Sekunde sp?ter brach der Mann tot zusammen. Kyle nahm die Leinwand und zerfetzte sie ?ber der Leiche. Kyle setzte recht selbstzufrieden seinen Weg fort. Es war jetzt schon eine gro?artige Nacht. Als er in eine gepflasterte Gasse einbog, auf dem Weg in den Bezirk, an den er sich erinnerte, f?hlte sich alles langsam wieder vertraut an. Mehrere Huren s?umten die Stra?en und winkten ihn zu sich. Gleichzeitig stolperten zwei gro?e M?nner aus einer Kneipe hervor, eindeutig betrunken, und stie?en Kyle hart an, nicht darauf achtend, wohin sie gingen. „He, du Idiot!“, schrie ihn einer von ihnen an. Der andere wandte sich Kyle zu. „He, Einauge!“, schrie er. „Pass auf, wo du hinl?ufst!“ Der gro?e Mann hob die Arme, um Kyle einen kr?ftigen Sto? an die Brust zu versetzen. Doch seine Augen weiteten sich ?berrascht, als sein Sto? keine Wirkung zeigte. Kyle war nicht von der Stelle ger?ckt; es war, als h?tte er eine Steinmauer gesto?en. Kyle sch?ttelte langsam den Kopf, erstaunt ?ber die Dummheit dieser M?nner. Bevor sie reagieren konnten, griff er nach hinten ?ber seine Schulter, zog sein Schwert mit einem Klirren, und mit einer flie?enden Bewegung schwang er es und schlug ihnen beiden im Bruchteil einer Sekunde die K?pfe ab. Er sah zufrieden zu, wie ihre K?pfe davonrollten und beide K?rper zu Boden sackten. Er steckte sein Schwert weg, packte eine der kopflosen Leichen und zog sie zu sich. Er versenkte seine Fangz?hne direkt im offenen Hals und trank herzhaft, w?hrend das Blut herausspritzte. Kyle konnte die Schreie der Huren um ihn herum ausbrechen h?ren, als sie sahen, was geschah. Dem folgten die Ger?usche von T?ren und Fensterl?den, die zugeschlagen wurden. Die ganze Stadt hatte jetzt schon vor ihm Angst, erkannte er. Gut, dachte er sich. Das war eine Begr??ung, wie er sie gern hatte. KAPITEL SIEBEN Caitlin und Caleb flogen weg von Paris, bei Tagesanbruch ?ber die franz?sische Landschaft; sie klammerte sich fest an seinen R?cken, w?hrend er durch die Luft sauste. Sie f?hlte sich inzwischen st?rker und hatte das Gef?hl, wenn sie fliegen wollte, dann k?nnte sie dies nun. Doch sie wollte ihn nicht loslassen. Sie liebte es, wie sein K?rper sich anf?hlte. Sie wollte ihn einfach nur festhalten, sp?ren, wie es war, wieder zusammenzusein. Sie wusste, es war verr?ckt, aber nachdem sie so lange getrennt gewesen waren, hatte sie Angst, dass er f?r immer davonfliegen w?rde, wenn sie ihn nun loslie?. Unter ihnen ?nderte sich die Landschaft st?ndig. Recht bald verschwand die Stadt, und die Landschaft wurde zu dichten W?ldern und sanften H?geln. N?her an der Stadt lagen gelegentlich H?user, Bauernh?fe. Doch je weiter sie sich entfernten, umso offener wurde das Land. Sie kamen an einem Feld nach dem anderen vorbei, weitl?ufigen Wiesen, gelegentlichen Bauernh?fen, grasenden Schafen. Aus Schornsteinen stieg Rauch auf, und sie nahm an, dass Leute am Kochen waren. W?scheleinen spannten sich ?ber Rasen, und Laken hingen von ihnen herunter. Es war ein idyllischer Anblick, und die Juli-Temperaturen waren gerade genug gesunken, dass die k?hlere Luft, besonders so hoch hier oben, erfrischend war. Nach stundenlangem Fliegen machten sie eine Kurve, und der neue Ausblick raubte Caitlin den Atem: da am Horizont lag ein schimmerndes Meer, leuchtend blau, dessen Wellen gegen eine endlose, unber?hrte K?ste rauschten. Als sie n?herkamen, stieg das Land h?her an, und die sanften H?gel kamen direkt ans die K?ste heran. Eingebettet in die H?gel, inmitten des hohen Grases, sah sie ein vereinzeltes Geb?ude am Horizont stehen. Es war eine pr?chtige mittelalterliche Burg, aus antikem Kalkstein gestaltet, ?bers?t mit kunstvollen Skulpturen und Wasserspeiern. Sie lag hoch auf einem H?gel eingebettet, ?berblickte das Meer und war umringt von Feldern von Wildblumen, soweit das Auge reichte. Es war atemberaubend sch?n, und Caitlin f?hlte sich, als w?re sie in einer Postkarte gelandet. Caitlins Herz schlug vor Aufregung hoch, als sie sich fragte, ob dies, wie sie zu tr?umen wagte, Calebs Heim sein konnte. Irgendwie sp?rte sie, dass es das war. „Ja“, rief er ihr durch den Wind zu, wie immer ihre Gedanken lesend. „Hier ist es.“ Caitlins Herz pochte vor Entz?cken. Sie war so aufgeregt, und f?hlte sich so stark, dass sie bereit war, selbst zu fliegen. Sie sprang pl?tzlich von Calebs R?cken herunter und schwang sich durch die Luft. Einen Moment lang war sie entsetzt, unsicher, ob ihre Fl?gel hervortreten w?rden. Doch einen Moment sp?ter taten sie es und trugen sie durch die Luft. Sie liebte das Gef?hl, wie die Luft durch sie floss. Es f?hlte sich toll an, sie wiederzuhaben, unabh?ngig zu sein. Sie stieg und fiel, schoss in die H?he neben Caleb, der ihr L?cheln erwiderte. Sie st?rzten sich gemeinsam in die Tiefe, dann hoch, schwangen sich hin und her durch die Luftlinie des anderen, und manchmal ber?hrten sich ihre Fl?gelspitzen. Gemeinsam schwangen sie sich hinunter, auf die Burg zu. Sie sah uralt aus; sie wirkte abgenutzt, aber nicht auf schlechte Art. F?r Caitlin f?hlte sie sich jetzt schon an wie ein Zuhause. W?hrend sie alles in sich aufnahm, die Landschaft betrachtete, die sanften H?gel, den fernen Ozean, versp?rte sie das erste Mal seit sie sich erinnern konnte eine Art Frieden. Sie f?hlte sich, als w?re sie endlich zuhause. Sie konnte ihr gemeinsames Leben mit Caleb hier sehen, zusammenleben, vielleicht sogar noch einmal eine Familie gr?nden, wenn das m?glich war. Sie w?rde gl?cklich den Rest ihrer Tage hier mit ihm verbringen—und endlich, endlich, konnte sie nichts sehen, dass ihnen dazu im Weg stand. * Caitlin und Caleb landeten zusammen vor seiner Burg, und er nahm ihre Hand und f?hrte sie zum Eingangstor. Die Eichent?r war von einer dicken Schicht Staub und Meersalz ?berzogen und war eindeutig schon jahrelang nicht ge?ffnet worden. Er probierte den T?rknauf. Sie war verschlossen. „Es ist hunderte Jahre her“, sagte er. „Ich bin freudig ?berrascht, dass sie ?berhaupt noch hier ist, nicht von Vandalen zerst?rt—dass sie sogar immer noch verschlossen ist. Es gab da einen Schl?ssel…“ Er streckte die Hand hoch ?ber den T?rrahmen hinaus und f?hlte die Kerbe hinter dem Steinbogen. Er suchte sie mit den Fingern ab, und schlie?lich hielt er inne und holte einen langen silbernen Skelettschl?ssel hervor. Er schob ihn ins Schloss, und er passte perfekt. Mit einem Klicken drehte er ihn herum. Er l?chelte ihr zu und trat zur Seite. „Du hast die Ehre“, sagte er. Caitlin dr?ckte gegen die schwere mittelalterliche T?r, und sie ?ffnete sich langsam, kr?chzend, und Brocken von verkrustetem Salz fielen dabei von ihr ab. Gemeinsam gingen sie hinein. Der Eingangsraum war d?ster und von Spinnweben ?berzogen. Die Luft war abgestanden und feucht, und man konnte sp?ren, dass sie seit Jahrhunderten nicht mehr betreten worden war. Sie blickte an den hohen, gew?lbten Steinmauern hoch, an den steinernen Fu?b?den entlang. Alles war von mehreren Schichten Staub ?berzogen, auch die Glasfenster, und das blockierte das Licht und lie? es finsterer erschienen, als es war. „Hier entlang“, sagte Caleb. Er nahm ihre Hand und f?hrte sie einen engen Korridor hinunter, der am Ende in eine Festhalle f?hrte, mit hohen, gew?lbten Fenstern zu beiden Seiten. Hier drin war es wesentlich heller, selbst mit dem Staub. Hier drin standen auch noch einige ?brig gebliebene M?bel: eine lange, mittelalterliche Eichentafel, umringt von reich verzierten Holzst?hlen. Im Zentrum der Halle stand ein riesiger Marmorkamin, einer der gr??ten Kamine, die Caitlin je gesehen hatte. Es war unglaublich. Caitlin f?hlte sich, als w?re sie geradewegs wieder in die Cloisters marschiert. „Ich habe es im 12. Jahrhundert bauen lassen“, sagte er, w?hrend er sich umblickte. „Damals war das der g?ngige Stil.“ „Du hast hier gelebt?“, fragte Caitlin. Er nickte. „Wie lange?“ Er dachte nach. „Nicht l?nger als ein Jahrhundert“, sagte er. „Zwei vielleicht.“ Caitlin war wieder einmal erstaunt ?ber die riesigen Zeitschritte in der Welt der Vampire. Pl?tzlich wurde sie jedoch besorgt, als ihr etwas anderes einfiel: hatte er hier mit einer anderen Frau gelebt? Sie hatte Angst, zu fragen. Pl?tzlich wandte er sich zu ihr herum und sah sie an. „Nein, das habe ich nicht“, sagte er. „Ich habe hier allein gelebt. Das versichere ich dir. Du bist die erste Frau, die ich je hierher gebracht habe.“ Caitlin f?hlte sich erleichtert, aber auch besch?mt dar?ber, was er in ihren Gedanken gelesen hatte. „Komm mit“, sagte er. „Hier entlang.“ Er f?hrte sie eine steinerne Wendeltreppe hoch, die sie in den zweiten Stock f?hrte. Dieser Stock war viel heller, mit gro?en gew?lbten Fenstern in alle Richtungen, durch die das Sonnenlicht hereinfiel, das sich am fernen Meer spiegelte. Die Zimmer hier waren kleiner, intimer. Es gab weitere Marmorkamine, und als Caitlin von Zimmer zu Zimmer wanderte, sah sie ein riesiges Himmelbett, das eines von ihnen dominierte. Chaiselongues und dick gepolsterte Samtst?hle waren in den anderen Zimmern verteilt. Es gab keine Teppiche, nur den nackten Steinboden. Das wirkte sehr karg. Aber sch?n. Er f?hrte sie durch das Zimmer zu einem Paar riesiger Fl?gelt?ren. Sie waren mit so viel Staub bedeckt, dass sie nicht einmal gewusst hatte, dass sie da waren. Er trat auf sie zu und zerrte kr?ftig an den Schl?ssern und Schnallen, und endlich, mit einem Krachen und einer Staubwolke, ?ffneten sie sich. Er trat hinaus, und Caitlin folgte ihm. Sie traten auf eine riesige Steinterrasse hinaus, die von einer reich verzierten Br?stung aus Kalksteins?ulen ums?umt war. Gemeinsam traten sie bis an die Kante und blickten hinaus. Von hier hatten sie eine eindrucksvolle Aussicht ?ber die gesamte Gegend, ?ber das Meer. Caitlin konnte die Wellen rauschen h?ren und das Meer in der sanften Brise riechen. Sie f?hlte sich wie im Himmel. Wenn Caitlin sich je ein Traumhaus ausgemalt hatte, dann w?re es mit Sicherheit dieses. Es war staubig und brauchte einen weiblichen Touch, aber Caitlin wusste, dass sie es herrichten und in den Zustand zur?ckversetzen konnten, in dem es einmal gewesen war. Sie f?hlte, dass dies wahrhaft ein Ort sein k?nnte, den sie gemeinsam Zuhause nennen konnten. „Ich habe dar?ber nachgedacht, was du gesagt hast“, sagte er, „den ganzen Flug hierher ?ber. Dar?ber, ein Leben gemeinsam aufzubauen. Das w?rde mir sehr gefallen.“ Er legte einen Arm um sie. „Ich h?tte gerne, dass du hier mit mir lebst. Dass wir unser Leben von Neuem beginnen. Genau hier. Es ist hier ruhig, und sicher, und gesch?tzt. Niemand kennt diesen Ort. Niemand wird uns hier je finden. Ich sehe keinen Grund, warum wir unser Leben hier nicht als gew?hnliche Leute zu Ende leben k?nnen sollten“, sagte er. „Nat?rlich wird es viel Arbeit sein, es zu renovieren. Aber ich bin dabei, wenn du es bist.“ Er l?chelte sie an. Sie l?chelte zur?ck. Sie war noch nie zuvor in ihrem Leben mehr dabei gewesen. Mehr als das, f?hlte sie sich zutiefst ger?hrt davon, dass er sie eingeladen hatte, mit ihm zu leben. Nichts hatte ihr je mehr bedeutet. In Wahrheit h?tte sie egal wo mit ihm gelebt, und wenn es eine H?tte im Wald gewesen w?re. „Sehr gerne“, antwortete sie. „Ich will einfach nur mit dir zusammen sein.“ Ihr Herz pochte, als sie zu einem Kuss zusammentrafen, mit dem Wellenrauschen im Hintergrund, der Meeresbrise ?ber ihnen. Endlich war alles in ihrer Welt wieder perfekt. * Caitlin war noch nie so gl?cklich gewesen wie jetzt, als sie durch das Haus schlenderte, von Zimmer zu Zimmer, mit einem Putzlappen bewaffnet. Caleb war jagen gegangen, aufgeregt dar?ber, ihnen beiden das Abendessen nach Hause zu bringen. Sie war begeistert, weil ihr das etwas Zeit gab, alleine durch das Haus zu streifen, alles in Ruhe in sich aufzunehmen, es mit den Augen einer Frau anzusehen, um festzustellen, wie sie es herrichten und in ein Zuhause f?r sie beide verwandeln konnte. Sie ging durch die Zimmer, ?ffnete Fenster, lie? die Meeresluft herein. Sie hatte einen Eimer und Lappen gefunden und war zum Fluss hinuntergegangen, den sie durch den Hinterhof flie?en gesehen hatte, und mit einem ?bervollen Eimer Wasser zur?ckgekehrt. Sie hatte den Lappen im Fluss ausgesp?lt, bis er so sauber wie m?glich war. Sie hatte eine gro?e Kiste gefunden, auf der sie stehen konnte, und w?hrend sie eines nach dem anderen der riesigen, mittelalterlichen Fenster ?ffnete, stellte sie sich auf die Kiste und wischte jede Scheibe. Ein paar Fenster gab es, die einfach zu hoch f?r sie waren, um sie zu erreichen, und f?r diese aktivierte sie ihre Fl?gel, flatterte hoch in der Luft und schwebte vor den Fenstern, um sie zu reinigen. Sie erschrak ?ber den unmittelbaren Unterschied, den das machte. Das Zimmer verwandelte sich von dunkel zu v?llig von Licht ?berflutet. Es mussten hunderte Jahre Staub und Salz gewesen sein, die die Scheibe auf beiden Seiten ?berkrustet hatten. Tats?chlich war es eine Errungenschaft f?r sich, jedes Fenster ?berhaupt zu ?ffnen, und sie musste sie mit aller Kraft von Rost und Schutt freizerren. Caitlin sah sie sich sorgf?ltig an und war beeindruckt von der Handwerkskunst in jedem einzelnen Fenster. Jede Fensterscheibe war mehrere Finger breit und wundersch?n gestaltet. Manche der Scheiben waren gef?rbt, manche waren klar, und manche hatten den zartesten Hauch von Farbe. Als sie eine nach der anderen abwischte, f?hlte sie nahezu die Dankbarkeit des Hauses, das langsam, Zentimeter f?r Zentimeter, wieder zum Leben erwachte. Schlie?lich war Caitlin fertig und begutachtete es erneut. Sie war schockiert. Was zuvor eine dunkle, wenig einladende Kammer gewesen war, war nun ein unglaubliches, sonnen?berflutetes Zimmer mit Meeresblick. Caitlin wandte sich als N?chstes dem Fu?boden zu, ging auf alle Viere und schrubbte einen Meter nach dem anderen. Sie sah zufrieden zu, wie fingerdick der Dreck herunterkam und die wundersch?nen riesigen Steinplatten zum Vorschein kamen. Danach machte sie sich an die enorme Umfassung des Marmorkamins und wusch den Staub der Jahre herunter. Dann kam der riesige, reich verzierte Spiegel dar?ber an die Reihe, den sie abwischte, bis er strahlte. Sie fand es schade, dass sie ihr Spiegelbild immer noch nicht sehen konnte—aber sie wusste, dass es nicht viel gab, was sie dagegen tun konnte. Sie machte sich als N?chstes an den Kronleuchter, jeden seiner kristallbesetzten Kerzenhalter einzeln abwischend. Danach fasste sie das Himmelbett ins Auge. Sie wischte jeden Bettpfosten ab, dann den Rahmen, und brachte das uralte Holz langsam wieder zum Leben. Sie packte die alternden Decken und brachte sie zur Terrasse, um sie kr?ftig auszusch?tteln. Der Staub flog in Wolken in alle Richtungen. Caitlin kam zur?ck ins Zimmer, ihr k?nftiges Schlafzimmer, und begutachtete es: es war nun prachtvoll. Es strahlte so hell wie andere Zimmer in anderen Burgen. Es war immer noch mittelalterlich, doch zumindest war es nun frisch und einladend. Ihr Herz stieg h?her bei dem Gedanken, hier zu leben. Sie blickte hinunter und sah, dass das Wasser im Eimer komplett schwarz geworden war, und sprang die Treppen hinunter und zur T?r hinaus, um ihn im Fluss neu anzuf?llen. Caitlin l?chelte beim Gedanken an Calebs Reaktion, wenn er zur?ckkommen w?rde. Er w?rde so ?berrascht sein, dachte sie. Sie w?rde das Speisezimmer als N?chstes putzen. Sie w?rde versuchen, einen vertraulichen Rahmen f?r ihre erste Mahlzeit zusammen in ihrem neuen Zuhause zu schaffen—die erste, hoffte sie, von vielen. Als Caitlin am Flussufer ankam, im weichen Gras auf die Knie sank, den Eimer leerte und wieder auff?llte, sp?rte sie, wie ihre Sinne pl?tzlich in h?chster Alarmbereitschaft waren. Sie h?rte ein Rascheln in der N?he und sp?rte ein Tier, das auf sie zukam. Sie wirbelte herum und war davon ?berrascht, was sie vor sich sah. Langsam auf sie zukommend, nur wenige Schritte entfernt, war ein Wolfsjunges. Sein Fell war wei?, bis auf einen einzelnen grauen Streifen, der ihm ?ber Stirn und R?cken lief. Was Caitlin am meisten traf, waren die Augen: sie starrten Caitlin an, als w?rden sie sie kennen. Mehr noch: es waren dieselben Augen wie Rose. Caitlin sp?rte ihr Herz pochen. Sie f?hlte sich, als w?re Rose von den Toten zur?ckgekehrt, w?re in einem anderen Tier wiedergeboren worden. Dieser Ausdruck, dieses Gesicht. Die Farbe des Fells war anders, aber ansonsten h?tte dies genauso gut eine wiedergeborene Rose sein k?nnen. Das Wolfsjunge schien ebenso erschrocken dar?ber, Caitlin zu sehen. Es blieb stehen, starrte sie an und machte dann langsam, vorsichtig ein paar z?gerliche Schritte auf sie zu. Caitlin durchsuchte den Wald, um festzustellen, ob noch andere Welpen in der N?he waren, oder seine Mutter. Sie wollte nicht in einen Kampf verwickelt werden. Doch es war kein anderes Tier weit und breit zu sehen. Als Caitlin das Junge n?her untersuchte, konnte sie sehen, warum. Es hinkte stark, und seine Pfote blutete. Es sah verwundet aus. Es war wohl von seiner Mutter verlassen worden, erkannte Caitlin, um zu sterben. Das Wolfsjunge senkte den Kopf und ging langsam direkt auf Caitlin zu. Dann, zu Caitlins ?berraschung, legte es ihr den Kopf in den Scho? und winselte leise, w?hrend es die Augen schloss. Caitlins Herz machte einen Sprung. Sie hatte Rose so sehr vermisst, und nun f?hlte es sich an, als w?re sie zu ihr zur?ckgekehrt. Caitlin setzte den Eimer ab und nahm das Junge in die Arme. Sie dr?ckte es sich fest an die Brust, weinend, und erinnerte sich an all die Zeit, die sie mit Rose verbracht hatte. Sie konnte die Tr?nen nicht zur?ckhalten, die ihr ?ber die Wangen liefen. Als k?nnte es das sp?ren, blickte das Junge pl?tzlich hoch und leckte ihr die Tr?nen vom Gesicht. Caitlin beugte sich vor und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Sie hielt es fest und kuschelte es an ihre Brust. Es war ihr unm?glich, es loszulassen. Sie w?rde alles tun, was n?tig war, um ihm zu helfen, zu heilen und zum Leben zur?ckzukehren. Und, wenn der Wolf das wollte, w?rde sie ihn als Haustier behalten. „Wie soll ich dich nennen?“, fragte Caitlin. „Wir k?nnen nicht wieder Rose nehmen…wie w?r‘s mit…Ruth?“ Das Junge leckte Caitlin pl?tzlich ?ber die Wange, als w?rde es auf den Namen h?ren. Die Antwort war so deutlich, wie Caitlin es nur erwarten konnte. Und so blieb es bei Ruth. * Caitlin, Ruth neben ihr, war gerade damit fertig geworden, das Speisezimmer zu putzen, als sie etwas Interessantes an der Wand entdeckte. Neben dem Kamin standen zwei lange silberne Schwerter. Sie nahm eines davon hoch, staubte es ab und bewunderte den Griff, der mit Juwelen besetzt war. Es war eine wundersch?ne Waffe. Sie setzte den Eimer und Putzlappen ab und konnte nicht widerstehen, es auszuprobieren. Sie schwang das Schwert wild hin und her, lie? es links und rechts kreisen, wechselte die H?nde, quer durch das gro?e Zimmer. Es f?hlte sich gro?artig an. Sie fragte sich, wie viele Waffen Caleb hier hatte. Sie w?rde viel Spa? daran haben, mit ihnen zu trainieren. „Ich sehe, du hast die Waffen gefunden“, sagte Caleb, der pl?tzlich zur T?r hereinkam. Caitlin setzte sofort das Schwert ab, verlegen. „Tut mir leid, ich wollte nicht in deinen Sachen st?bern.“ Caleb lachte. „Mein Haus geh?rt dir?“, sagte er, w?hrend er mit zwei riesigen Rehen ?ber seiner Schulter ins Zimmer kam. „Was immer ich besitze, kannst du gerne verwenden. Au?erdem mag ich genau das an dir. Ich h?tte mich auch direkt auf die Schwerter gest?rzt“, sagte er mit einem Zwinkern. Er trug die Rehe weiter durch den Raum, dann hielt er pl?tzlich an und drehte sich um, und schaute zweimal. „Wow“, sagte er geschockt. „Sieht ja aus wie neu hier!“ Er stand da und starrte mit weiten Augen. Caitlin konnte sehen, wie beeindruckt er war, und sie f?hlte sich gl?cklich. Sie blickte sich selbst im Zimmer um und stellte fest, dass es wirklich wie verwandelt war. Sie hatten nun ein pr?chtiges Speisezimmer, komplett mit Tafel und St?hlen, f?r ihr erstes Mahl. Pl?tzlich winselte Ruth, und Caleb blickte hinunter und sah sie zum ersten Mal. Er schaute sogar noch ?berraschter drein. Caitlin hatte pl?tzlich Sorge, dass es ihm etwas ausmachen w?rde, sie hier zu haben. Doch sie stellte erleichtert fest, dass seine Augen sich vor Entz?cken weiteten. „Ich kann’s nicht glauben“, sagte Caleb und starrte, „diese Augen…sie sieht genau wie Rose aus.“ „K?nnen wir sie behalten?“, fragte Caitlin z?gerlich. „Sehr gerne sogar“, antwortete er. „Ich w?rde dich ja umarmen, aber meine H?nde sind voll.“ Caleb ging mit den Rehen weiter, durch das Zimmer und auf den Korridor hinaus. Caitlin und Ruth folgten ihm und sahen ihm zu, wie er das Wild in einem kleinen Nebenraum auf eine riesige Steinplatte legte. „Da wir nicht wirklich kochen“, sagte er, „dachte ich, ich w?rde das Blut f?r uns ablassen. Dann k?nnen wir zum Abendessen gemeinsam trinken. Ich dachte mir, ich sollte die Sauerei hier drin anrichten, damit wir einfach vor dem Kamin sitzen und stilvoll trinken k?nnen.“ „Das h?rt sich gut an“, sagte Caitlin. Ruth sa? zu Calebs Fersen und blickte hoch und winselte, als er aufschnitt. Er lachte, schnitt ein kleines St?ck f?r sie ab und streckte es ihr nach unten, um es ihr zu f?ttern. Sie schnappte es auf und winselte nach mehr. Caitlin machte sich zur?ck in den Essbereich und begann, die Kelche sauberzuwischen, die sie dort gesehen hatte. Vor dem Kamin lag ein Haufen Felle, und sie sammelte sie zusammen und brachte sie auf die Terrasse hinaus, um sie f?r sp?ter auszusch?tteln. W?hrend Caitlin darauf wartete, dass Caleb fertig wurde, blickte sie auf den Sonnenuntergang hinaus, der sich ?ber den Horizont breitete. Sie konnte die Wellen h?ren, atmete die salzige Luft und hatte sich noch nie so entspannt gef?hlt. Sie stand da und schloss die Augen, und sie wusste nicht einmal, wie viel Zeit vergangen war. Als Caitlin die Augen wieder ?ffnete, war es fast dunkel. „Caitlin?“, ert?nte die Stimme, die nach ihr rief. Sie beeilte sich wieder nach drinnen. Caleb war bereits im Zimmer, zwei riesige Silberkelche mit dem Wildblut in den H?nden. Er war gerade dabei, Kerzen anzuz?nden, ?berall im d?steren Zimmer verteilt. Sie gesellte sich zu ihm, die Felle wieder ablegend. In wenigen Momenten war das Zimmer komplett erleuchtet, in allen Richtungen mit Kerzenlicht erf?llt. Die beiden setzten sich zusammen auf die Felle vor dem Kamin, und Ruth kam gelaufen und setzte sich neben sie. Die Fenster standen offen und eine Brise wehte herein, und langsam wurde es recht k?hl hier drin. Die beiden sa?en nebeneinander und blickten einander in die Augen, als sie anstie?en. Der Trunk f?hlte sich so gut an. Sie trank und trank, wie er, und hatte sich noch nie so lebendig gef?hlt. Es war ein unglaublicher Rausch. Auch Caleb wirkte verj?ngt, seine Augen und seine Haut strahlten. Sie blickten einander an. Er streckte die Hand aus und ber?hrte langsam ihre Wange mit seinem Handr?cken. Caitlins Herz fing zu pochen an, und sie erkannte, dass sie nerv?s war. Es f?hlte sich wie eine Ewigkeit an, seit sie zuletzt mit ihm zusammen gewesen war. Sie hatte sich einen Moment wie diesen so lange ausgemalt, doch nun, da er gekommen war, f?hlte es sich an, als w?re es wieder das erste Mal mit ihm. Sie konnte sehen, dass seine Hand zitterte, und erkannte, dass auch er nerv?s war. Es gab noch so viele Dinge, die sie sagen wollte, so viele Fragen, die sie an ihn hatte, und sie konnte sehen, dass auch er vor Fragen fast ?berlief. Doch in diesem Moment traute sie sich nicht zu, zu sprechen. Und er anscheinend auch nicht. Die beiden k?ssten sich leidenschaftlich. Als seine Lippen auf ihre trafen, f?hlte sie sich von Gef?hlen f?r ihn ?bermannt. Sie schloss die Augen, als er n?herkam und sie einander leidenschaftlich in die Arme fielen. Sie rollten sich auf die Felle, und sie sp?rte ihr Herz vor Emotionen wogen. Endlich geh?rte er ihr. KAPITEL ACHT Polly schritt rasch durch die Korridore von Versailles, mit auf dem Marmorboden hallenden Abs?tzen, einen endlosen Korridor mit hohen Decken, Stuckverzierungen, Marmorkaminen, gewaltigen Spiegeln und tief h?ngenden Kerzenleuchtern entlang. Alles gl?nzte. Doch sie nahm es kaum wahr; f?r sie war es v?llig nat?rlich. Nach Jahren, die sie hier gewohnt hatte, konnte sie sich kaum eine andere Form der Existenz vorstellen. Was sie jedoch sehr wohl wahrnahm—und zwar sehr deutlich—war Sam. Ein Besucher wie er war ?berhaupt nicht Teil des Alltags—und war in Wahrheit ?u?erst ungew?hnlich. Sie hatten kaum jemals Vampire zu Besuch, besonders nicht aus einer anderen Zeit, und wenn sie welche hatten, war es Aiden ?blicherweise egal. Sam musste sehr wichtig sein, erkannte sie. Er faszinierte sie. Er schien etwas jung, und er schien etwas unbeholfen zu sein. Doch da war etwas an ihm, das sie nicht so richtig einordnen konnte. Sie f?hlte sich, als h?tte sie irgendwie eine besondere Verbindung zu ihm, dass sie einander schon einmal begegnet waren, oder dass er mit jemandem in Verbindung stand, der ihr wichtig war. Was so seltsam war, denn gerade in der Nacht zuvor hatte sie einen ?u?erst lebhaften Traum gehabt. ?ber ein Vampirm?dchen namens Caitlin. Sie konnte ihr Gesicht sehen, ihre Augen, ihr Haar, sogar jetzt noch. In ihrem Traum wurde ihr gesagt, dass dieses M?dchen ihre beste Freundin f?rs Leben gewesen war, und ?ber den ganzen Traum hinweg schien es, als w?ren sie Freunde f?r immer. Sie wachte mit dem Gef?hl auf, dass es so echt gewesen war, dass es mehr ein Treffen war als ein Traum. Sie konnte es nicht verstehen, doch als sie aufwachte, konnte sie sich an alles ?ber dieses M?dchen erinnern, all die Zeit, die sie miteinander verbracht hatten. Es schien keinen Sinn zu ergeben, da Polly wusste, dass sie noch nie an einem dieser Orte gewesen war. Sie fragte sich, ob sie vielleicht irgendwie die Zukunft gesehen hatte? Sie wusste, dass Vampire einander in Tr?umen besuchten, und dass sie gelegentlich die Kraft hatten, in die Zukunft und in die Vergangenheit zu blicken. Doch diese Kr?fte waren auch unberechenbar. Es konnte gut eine Welt der Illusionen sein. Man wusste nie: sah man die Zukunft, die Vergangenheit, oder tr?umte einfach nur? Nach dem Traum war Polly aufgewacht und hatte nach Caitlin gesucht, als kannte sie sie wirklich. Sie ertappte sich dabei, dass sie sie vermisste, w?hrend sie den Flur hinunterlief. Es war verr?ckt. Ein M?dchen vermissen, dem sie noch nicht einmal begegnet war. Und dann tauchte dieser Junge auf, Sam. Und aus irgendeinem verr?ckten Grund hatte Polly das Gef?hl, dass seine Energie mit ihrer verbunden war. Wie, das konnte sie beim besten Willen nicht wissen. Bildete sie sich das auch nur ein? Abgesehen von all dem f?hlte sie, dass sie Gef?hle f?r Sam entwickelt hatte. Sie w?rde nicht sagen, dass sie Hals ?ber Kopf in ihn verliebt war. Doch sie f?hlte sich schon zu ihm hingezogen. Er hatte etwas an sich. Es war nicht das Gef?hl, verliebt zu sein. Eher das Gef?hl…fasziniert zu sein. Mehr wissen zu wollen. Und deswegen regte es sie nur umso mehr auf, dass Kendra jetzt schon ihr Auge auf ihn geworfen hatte. Nicht unbedingt, dass sie ihn f?r sich haben wollte. Es war noch viel zu fr?h, als dass sie das wissen konnte. Sondern vielmehr deshalb, weil er so unschuldig, naiv, beeinflussbar wirkte. Und Kendra war ein Aasgeier. Sie war ein Mitglied der k?niglichen Familie, jemand, der noch nie in seinem Leben ein Nein zu h?ren bekommen hatte, und sie hatte eine magische Art, zu bekommen, was sie wollte, von wem auch immer sie es wollte. Polly hatte immer schon das Gef?hl gehabt, dass Kendra irgendwelche finsteren Absichten hatte. Seit Jahren versuchte sie schon, jeden Vampir in ihrem Clan zu ?berreden, sie zu verwandeln. Nat?rlich war das verboten, und niemand war noch ihrer Bitte nachgekommen. Doch nun, das konnte sie sehen, hatte sie Sam ins Visier genommen. Frischblut war eingetroffen, und sie war fest entschlossen, es erneut zu versuchen. Polly schauderte; ihr gefiel der Gedanke daran gar nicht, was Sam passieren k?nnte, wenn Kendra es sich in den Sinn gesetzt hatte. Êîíåö îçíàêîìèòåëüíîãî ôðàãìåíòà. Òåêñò ïðåäîñòàâëåí ÎÎÎ «ËèòÐåñ». Ïðî÷èòàéòå ýòó êíèãó öåëèêîì, êóïèâ ïîëíóþ ëåãàëüíóþ âåðñèþ (https://www.litres.ru/pages/biblio_book/?art=43691815&lfrom=688855901) íà ËèòÐåñ. Áåçîïàñíî îïëàòèòü êíèãó ìîæíî áàíêîâñêîé êàðòîé Visa, MasterCard, Maestro, ñî ñ÷åòà ìîáèëüíîãî òåëåôîíà, ñ ïëàòåæíîãî òåðìèíàëà, â ñàëîíå ÌÒÑ èëè Ñâÿçíîé, ÷åðåç PayPal, WebMoney, ßíäåêñ.Äåíüãè, QIWI Êîøåëåê, áîíóñíûìè êàðòàìè èëè äðóãèì óäîáíûì Âàì ñïîñîáîì.
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