Что же есть у меня? Дыры в драных карманах, Три морщины на лбу, Да истёртый пятак... Но не жалко ни дня- Мне судьбою приданных, Хоть порой я живу Поподая в просак. Всё что есть у меня: Совесть, честь и уменье. Я отдам не скупясь- Просто так за пустяк. За постель у огня, Доброту без стесненья. И за то, что простясь, Не забыть мне ни как... Всё ч

Gejagt

Gejagt Blake Pierce Ein Riley Paige Krimi #5 Ein Meisterwerk der Spannung! Die Autorin schafft es auf hervorragende Weise, den Charakteren eine psychologische Seite zu geben, die so gut beschrieben ist, dass wir uns in ihre K?pfe versetzt f?hlen, ihren ?ngsten folgen und ?ber ihren Erfolg jubeln. Die Handlung ist sehr intelligent und wird Sie das ganze Buch hindurch unterhalten. Voller Wendungen wird Sie dieses Buch bis zur letzten Seite wach halten. Books and Movie Reviews, Roberto Mattos (zu Verschwunden) GEJAGT ist Band #5 in der Bestseller Riley Paige Krimi Serie, die mit dem #1 Bestseller VERSCHWUNDEN (Band 1) beginnt! Ein Ausbruch aus einem Hochsicherheitsgef?ngnis. Hektische Anrufe vom FBI. Spezialagentin Riley Paiges schlimmster Albtraum ist Wirklichkeit geworden: ein Serienm?rder, den sie vor Jahren hinter Gittern brachte, ist auf freiem Fu?. Und sie ist sein gr??tes Ziel. Riley ist es gewohnt, diejenige zu sein, die Verbrecher jagt, aber zum ersten Mal findet sie sich selbst - und ihre Familie - im Kreuzfeuer eines J?gers wieder. W?hrend der M?rder sie verfolgt, beginnt er au?erdem wahllos zu t?ten und Riley muss ihn stoppen, bevor es zu sp?t ist - f?r die anderen Opfer, und f?r sich selbst. Aber er ist kein gew?hnlicher M?rder. Er ist zu clever, sein Katz-und-Maus-Spiel zu verdreht, und er schafft es immer wieder, ihr zu entkommen und einen Schritt voraus zu sein. Verzweifelt bem?ht ihn aufzuhalten, wei? Riley, dass es nur einen Weg gibt: sie muss sich in die Vergangenheit begeben, in den verdrehten Verstand des M?rders, seinen alten Fall untersuchen und herausfinden, was ihn antreibt. Der einzige Weg ihn aufzuhalten, ist sich der Dunkelheit zu stellen, von der sie gehofft hatte, sie h?tte sie bereits hinter sich gelassen. Ein dunkler Psychothriller, der Herzklopfen bereitet. GEJAGT ist Band #5 einer fesselnden neuen Serie - mit einem geliebten neuen Charakters - der Sie bis sp?t in die Nacht wach halten wird. Band #6 in der Riley Paige Serie bald erh?ltlich. G E J A G T (EIN RILEY PAIGE KRIMI – BAND #5) B L A K E P I E R C E Blake Pierce Blake Pierce ist die Autorin der Bestseller Riley Paige Krimi Serie, die bisher die spannungsgeladenen Thriller VERSCHWUNDEN (Band #1), GEFESSELT (Band #2), ERSEHNT (Band #3) und GEK?DERT (Band #4) umfasst. Blake Pierce ist au?erdem auch die Autorin der MACKENZIE WHITE Krimi Serie und der AVERY BLACK Krimi Serie. Blake Pierce ist eine begeisterte Leserin und schon ihr ganzes Leben lang ein Fan des Krimi und Thriller Genres. Blake liebt es von Ihnen zu h?ren, also besuchen Sie www.blakepierceauthor.com (http://www.blakepierceauthor.com) und bleiben Sie in Kontakt! Copyright © 2016 Blake Pierce Aus dem Englischen von Marina Sun Alle Rechte vorbehalten. Au?er durch eine Genehmigung nach dem U.S. Copyright Act von 1976, darf kein Teil dieses Buches ohne ausdr?ckliche Genehmigung der Autorin vervielf?ltigt, vertrieben oder in irgendeiner Form ?bermittelt, in Datenbanken oder Abfragesystemen gespeichert werden. Dieses E–Book ist nur f?r ihren pers?nlichen Gebrauch lizenziert. Es darf nicht weiterverkauft oder an Dritte weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit anderen teilen m?chten, erwerben Sie bitte f?r jeden Empf?nger eine zus?tzliche Kopie. Wenn Sie dieses Buch lesen, aber nicht gekauft haben, oder es nicht f?r Sie gekauft wurde, geben Sie es bitte zur?ck und erwerben Sie eine eigene Kopie. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit der Autorin respektieren. Dieses Buch ist eine fiktive Geschichte. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorf?lle sind von der Autorin frei erfunden oder werden fiktiv verwendet. ?hnlichkeiten mit echten Personen, lebendig oder verstorben, sind zuf?llig. Copyright Umschlagsbild GongTo, genutzt unter der Lizenz von Shutterstock.com B?CHER VON BLAKE PIERCE RILEY PAIGE KRIMI SERIE VERSCHWUNDEN (Band #1) GEFESSELT (Band #2) ERSEHNT (Band #3) GEK?DERT (Band #4) GEJAGT (Band #5) VERZEHRT (Band #6) MACKENZIE WHITE KRIMI SERIE BEVOR ER T?TET (Band #1) BEVOR ER SIEHT (Band #2) BEVOR ER BEGEHRT (Band #3) AVERY BLACK KRIMI SERIE GRUND ZU T?TEN (Band #1) GRUND ZU FL?CHTEN (Band #2) Inhalt PROLOG (#u5c7d5abc-a260-5872-a52f-f3e95ddc873b) KAPITEL EINS (#u85097ef9-3ffa-5bd7-8e7c-ab418d66a752) KAPITEL ZWEI (#u2eee6701-a7ce-5ac5-a3da-e5a3763226f4) KAPITEL DREI (#u85c7c1fc-29a6-5c5c-a3f5-7263faabb612) KAPITEL VIER (#u8bfb8745-e2ae-546a-90f4-1e518d45b9e9) KAPITEL F?NF (#u47f71b67-046a-5f5d-b529-069ed2f5765a) KAPITEL SECHS (#u46fe9dc6-0d1f-584d-9f50-a3ff85a988e2) KAPITEL SIEBEN (#u2aa565c3-cbf7-5335-9660-ee0fd396a5bc) KAPITEL ACHT (#udb318d48-0b98-5746-86ab-3ef3c12a7a5d) KAPITEL NEUN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ELF (#litres_trial_promo) KAPITEL ZW?LF (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHSUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREI?IG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDDREI?IG (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWEIUNDDREI?IG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIUNDDREI?IG (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERUNDDREI?IG (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFUNDDREI?IG (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHSUNDDREI?IG (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBENUNDDREI?IG (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTUNDDREI?IG (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNUNDDREI?IG (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDVIERZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWEIUNDVIERZIG (#litres_trial_promo) PROLOG Das Ger?usch von Riley Paiges dahinjagendem Wagen zerriss die Stille in den dunklen Stra?en von Fredericksburg. Ihre f?nfzehnj?hrige Tochter wurde vermisst, aber Riley war eher w?tend, als besorgt. Sie hatte eine Ahnung, wo sie April finden w?rde – bei ihrem neuen Freund, dem siebzehnj?hrigen Schulabbrecher Joel Lambert. Riley hatte ihr bestes versucht, um die Beziehung zu beenden, aber war dabei nicht erfolgreich gewesen. Das ?ndert sich jetzt, dachte sie entschlossen. Sie hielt vor Joels Haus, einer heruntergekommenen H?tte in einer zwielichtigen Nachbarschaft. Sie war schon einmal hier gewesen und hatte von Joel verlangt, dass er sich von ihrer Tochter verh?lt. Er hatte sie ganz offensichtlich ignoriert. Im Haus war kein Licht zu sehen. Vielleicht war niemand zu Hause. Oder vielleicht w?rde Riley mehr finden, als sie w?rde verkraften k?nnen. Es war ihr egal. Sie h?mmerte mit der Faust gegen die Haust?r. "Joel Lambert! Aufmachen!" rief sie. Keine Antwort. Riley schlug wieder gegen die T?r. Diesmal h?rte sie gemurmeltes Fluchen im Inneren des Hauses. Das Licht auf der Veranda ging an. Mit der Sicherheitskette noch verriegelt, ?ffnete sich die Haust?r einen Spalt. Im ged?mpften Licht konnte Riley ein unbekanntes Gesicht ausmachen. Es war ein b?rtiger Mann von etwa neunzehn oder zwanzig Jahren, der stark drogenabh?ngig aussah. "Was wollen Sie?" fragte er benommen. "Meine Tochter", antwortete Riley knapp. Der Mann sah sie verwirrt an. "Sie haben sich in der T?r vertan, Lady." Er versuchte die T?r zu schlie?en, aber Riley trat so fest dagegen, dass die Sicherheitskette riss und die T?r aufflog. "Hey!" rief der Mann. Riley st?rmte ins Innere. Das Haus sah so aus, wie bei ihrem letzten Besuch – ein heilloses Durcheinander, vervollst?ndigt von verd?chtigen Ger?chen. Der junge Mann war gro? und drahtig. Riley erkannte eine leichte Familien?hnlichkeit zu Joel. Aber er war nicht alt genug, um Joels Vater zu sein. "Wer sind Sie?" fragte sie. "Ich bin Guy Lambert", erwiderte er. "Joels Bruder?" riet Riley. "Ja. Wer zum Teufel sind Sie?" Riley zog ihre Marke aus der Tasche. "Spezialagentin Riley Paige, FBI." Die Augen des Mannes wurden gro?. "FBI? Hey, da muss eine Verwechslung vorliegen." "Sind Ihre Eltern hier?" fragte Riley. Guy Lambert zuckte mit den Achseln. "Eltern? Welche Eltern? Joel und ich leben hier alleine." Riley war nicht ?berrascht. Das letzte Mal, als sie hier gewesen war, hatte sie so etwas schon vermutet. Sie wollte nicht wissen, was mit ihnen geschehen war. "Wo ist meine Tochter?" verlangte Riley. "Lady, ich kenne Ihre Tochter nicht einmal." Riley machte einen Schritt auf die n?chstgelegene T?r zu. Guy Lambert versuchte ihr den Weg zu versperren. "Hey, m?ssen Sie f?r so etwas nicht einen Durchsuchungsbefehl haben?" fragte er. Riley stie? ihn zur Seite. "Ich mache hier die Regeln", knurrte sie. Riley ging durch die T?r in das unordentliche Schlafzimmer. Niemand war dort. Sie ging weiter durch eine andere T?r in ein dreckiges Badezimmer und durch eine dritte T?r in ein zweites Schlafzimmer. Immer noch niemand. Sie h?rte eine Stimme aus dem Wohnzimmer. "Bleiben Sie, wo Sie sind!" Sie eilte zur?ck ins Wohnzimmer. Ihr Partner, Bill Jeffreys, stand in der Eingangst?r. Sie hatte ihn um Hilfe gerufen, als sie ihr Haus verlie?. Guy Lambert sa? zusammengesunken auf dem Sofa und sah niedergeschlagen aus. "Der Typ hier wollte sich gerade aus dem Staub machen", erkl?rte Bill. "Ich habe ihm nur klar gemacht, dass er auf dich warten sollte." "Wo sind sie?" herrschte Riley Lambert an. "Wo sind Ihr Bruder und meine Tochter?" "Ich habe keine Ahnung." Riley packte ihn am T–Shirt und riss ihn auf die F??e. "Wo sind Ihr Bruder und meine Tochter?" wiederholte sie. Als er, "Ich wei? es nicht", antwortete, schlug sie ihn gegen die Wand. Sie h?rte Bill missbilligend schnauben. Zweifellos war er besorgt, dass Riley sich vergessen k?nnte. Es war ihr egal. Vollkommen panisch stie? Guy Lambert jetzt eine Antwort hervor. "Sie sind in einem Haus die Stra?e runter. Dreizehn vierunddrei?ig." Riley lie? ihn los. Ohne ein weiteres Wort st?rmte sie aus dem Haus und Bill folgte ihr. Riley hatte ihre Taschenlampe herausgenommen und suchte nach der passenden Hausnummer. "Hier entlang", sagte sie. "Wir sollten das jemandem melden", sagte Bill. "Wir brauchen keine Verst?rkung", rief Riley, w?hrend sie den B?rgersteig entlanglief. "Das ist nicht, was mir Sorgen macht", murmelte Bill, folgte ihr aber trotzdem. Nach wenigen Minuten stand Riley im Garten eines zweist?ckigen Geb?udes. Es war heruntergekommen und offensichtlich abbruchreif, mit leeren Grundst?cken zu beiden Seiten – eine typische "Fixerstube" f?r Heroinabh?ngige. Es erinnerte sie an das Haus, in dem der sadistische Psychopath Peterson sie gefangen gehalten hatte. Er hatte sie in einen K?fig gesperrt und sie mit einer Propangasfackel gefoltert, bis sie entkommen war und das Haus mit seinen eigenen Propanvorr?ten in die Luft gejagt hatte. F?r eine Sekunde z?gerte sie, aufgew?hlt durch die Erinnerung. Aber sie ermahnte sich selbst: April ist da drin. "Mach dich bereit", sagte sie zu Bill. Bill z?ckte seine Waffe und Taschenlampe und zusammen bewegten sie sich auf das Haus zu. Auf der Veranda konnte sie sehen, dass die Fenster des Hauses zugenagelt waren. Sie hatte nicht die Absicht diesmal h?flich zu klopfen. Sie wollte weder Joel noch irgendjemandem sonst eine Warnung geben. Sie versuchte die T?rklinke. Sie lie? sich herunterdr?cken. Aber die T?r war von innen verriegelt. Sie zog ihre Waffe und zerschoss den Riegel. Sie stie? die T?r auf. Obwohl es drau?en dunkel war, mussten sich ihre Augen erst an die innen herrschende Dunkelheit gew?hnen, als sie und Bill in das Wohnzimmer traten. Das einzige Licht kam von wenigen, verstreuten Kerzen. Sie erleuchteten einen gr?sslichen Anblick von M?ll und Schutt, der leere Heroint?tchen, Nadeln und sonstige Drogenutensilien beinhaltete. Etwa sieben Leute waren sichtbar – zwei oder drei standen wankend auf, nach dem L?rm, den Riley verursacht hatte, der Rest lag schlaff auf dem Boden oder lag zusammengerollt im Drogenrausch auf St?hlen. Sie alle sahen verh?rmt und krank aus, ihre Kleidung dreckig und zerrissen. Riley steckte ihre Waffe weg. Sie w?rde sie nicht brauchen – noch nicht. "Wo ist April?" rief sie. "Wo ist Joel Lambert?" Ein Mann, der gerade aufgestanden war, sagte mit benommener Stimme, "Oben." Bill hinter sich, bahnte Riley sich ihren Weg nach oben, ihre Taschenlampe im Anschlag. Sie konnte f?hlen, wie die verrottenden Stufen unter ihrem Gewicht nachgaben. Sie und Bill traten in den Flur am Ende der Treppe. Drei Durchg?nge, einer davon zu einem ?bel riechenden Badezimmer, hatten keine T?ren mehr und waren sichtbar leer. Der vierte Durchgang hatte noch eine T?r, und sie war geschlossen. Riley machte einen Schritt auf die T?r zu, aber Bill hielt sie zur?ck. "Lass mich vorgehen", sagte er. Riley ignorierte ihn, ?ffnete die T?r und trat ein. Ihre Beine drohten unter ihr nachzugeben, als sie sah, was sich innen abspielte. April lag auf einer nackten Matratze und murmelte immer wieder "Nein, nein, nein." Sie wand sich kraftlos, w?hrend Joel bem?ht war, ihr die Kleidung auszuziehen. Ein ?bergewichtiger, unansehnlicher Mann wartete neben ihm darauf, dass Joel seine Aufgabe beendete. Eine Nadel und ein L?ffel lagen neben einer Kerze auf dem Nachtschr?nkchen. Riley verstand sofort. Joel hatte April unter Drogen gesetzt, bis sie kaum noch ansprechbar war, und bot sie als sexuelle Gef?lligkeit dem widerw?rtigen Mann an – sei es f?r Geld oder etwas anderes. Sie zog ihre Waffe und richtete sie auf Joel. Sie musste all ihre Kraft aufbringen, um ihn nicht an Ort und Stelle zu erschie?en. "Weg von ihr", sagte sie. Joel verstand offensichtlich, was in ihr vorging. Er hob sofort die H?nde und entfernte sich mit eiligen Schritten r?ckw?rts vom Bett. In Richtung des anderen Mannes nickend sagte Riley zu Bill, "Leg dem Bastard Handschellen an. Bring ihn zur?ck zum Wagen. Jetzt kannst du Verst?rkung rufen." "Riley, h?r zu …" Bills Stimme verlor sich. Riley wusste, was Bill ungesagt lie?. Er verstand sehr wohl, dass Riley nur ein paar Minuten alleine mit Joel sein wollte. Und er war nicht gewillt, das zuzulassen. Immer noch ihre Waffe auf Joel gerichtet, warf Riley Bill einen eindringlichen Blick zu. Bill nickte langsam, ging zu dem Mann, las ihm seine Rechte vor, legte ihm Handschellen an und brachte ihn nach drau?en. Riley schloss die T?r hinter ihnen. Dann stand sie mit gehobener Waffe Joel Lambert gegen?ber. Das war der Junge, in den April sich verliebt hatte. Aber er war kein normaler Teenager. Er war tief in den Drogenhandel verstrickt. Er hatte diese Drogen bei ihrer Tochter genutzt und offensichtlich vorgehabt, Aprils K?rper zu verkaufen. Das war kein Mensch, der f?hig war, zu lieben. "Was willst du jetzt machen, Bulle?" fragte er h?misch. "Ich habe meine Rechte." Er zeigte das gleiche sp?ttische L?cheln, das sie schon von ihrem letzten Zusammentreffen kannte. Die Waffe zitterte leicht in Rileys H?nden. Sie war versucht, den Abzug zu bet?tigen und diesen Abschaum wegzublasen. Aber sie konnte sich nicht dazu bringen. Sie bemerkte, dass Joel sich langsam auf einen Tisch zu bewegte. Er war muskul?s und ein wenig gr??er als Riley. Offenbar versuchte er, zu dem Baseballschl?ger zu kommen, der an den Tisch gelehnt war. Riley unterdr?ckte ein Grinsen. Es sah so aus, als w?rde er genau das tun, was sie von ihm wollte. "Du bist verhaftet", sagte sie. Sie steckte ihre Waffe weg und griff nach den Handschellen an ihrem G?rtel. Genau wie sie gehofft hatte, sprang Joel auf den Baseballschl?ger zu, hob ihn auf und schwang ihn in Richtung Riley. Sie wich dem Schlag aus und bereitete sich auf den n?chsten vor. Diesmal hob Joel den Schl?ger senkrecht in die Luft und plante scheinbar, ihn auf ihren Kopf niedersausen zu lassen. Aber als er den Schlag auszuf?hren versuchte, duckte Riley sich weg und griff nach dem schmalen Ende des Schl?gers. Sie packte ihn und riss ihm den Schl?ger aus den H?nden. Sie genoss den ?berraschten Ausdruck auf seinem Gesicht, als er das Gleichgewicht verlor. Joel streckte sich nach dem Tisch aus, um seinen Fall zu stoppen. Als seine Hand auf dem Tisch lag, lie? Riley den Baseballschl?ger darauf krachen. Sie konnte die Knochen brechen h?ren. Joel entfuhr ein armseliger Schrei und er fiel zu Boden. "Du dumme Schlampe!" rief er. "Du hast mir die Hand gebrochen." Au?er Atem z?ckte Riley ihre Handschellen. "Konnte nichts dagegen machen", sagte sie. "Du hast dich widersetzt und ich habe versehentlich deine Hand in der T?r eingeklemmt. Sorry." Riley fesselte ihn mit der unverletzten Hand an einen Bettpfosten. Dann trat sie auf seine gebrochene Hand und verlagerte ihr Gewicht darauf. Joel schrie und wand sich. Seine F??e strampelten hilflos umher. "Nein, nein, nein!" schrie er. Immer noch mit ihrem Fu? auf seiner Hand, beugte Riley sich zu ihm hinunter. Sp?ttisch sagte sie, "'Nein, nein, nein!' Wo habe ich diese Worte denn schon einmal geh?rt? Vielleicht in den letzten paar Minuten?" Joel heulte vor Panik und Angst. Riley legte noch einmal ihr ganzes Gewicht auf den Fu?. "Wer hat es gesagt?" verlangte sie. "Deine Tochter … sie hat es gesagt", wimmerte er. "Was gesagt?" "'Nein, nein, nein …'" Riley nahm ein wenig Druck von seiner Hand. "Und warum hat meine Tochter das gesagt?" fragte sie gef?hrlich leise. Joel konnte durch seine heftigen Schluchzer kaum sprechen. "Weil … sie war hilflos … und hatte Schmerzen. Ich verstehe es. Ich verstehe es." Riley nahm ihren Fu? von seiner Hand. Sie nahm an, dass die Nachricht angekommen war – vorerst zumindest, wenn auch wahrscheinlich nicht langanhaltend. Aber es war das Beste – oder Schlimmste – was sie jetzt tun konnte. Er verdiente den Tod oder eine noch h?rtere Strafe. Aber sie konnte sich nicht dazu bringen, sie auszuf?hren. Zumindest w?rde er nie wieder seine Hand problemlos nutzen k?nnen. Riley lie? Joel liegen, gefesselt und heulend, und eilte zu ihrer Tochter. Aprils Pupillen waren stark geweitet und Riley wusste, dass sie Schwierigkeiten haben w?rde, sie zu sehen. "Mom?" wimmerte April leise. Der Klang dieses einen Wortes l?ste einen qualvollen Schmerz in Riley aus. Sie brach in Tr?nen aus und half April ihre Kleidung wieder anzuziehen. "Ich bringe dich hier raus", versprach sie durch ihre eigenen Schluchzer. "Alles kommt wieder in Ordnung." Doch w?hrend sie die Worte sprach, konnte Riley nur beten, dass sie sich bewahrheiten w?rden. KAPITEL EINS Riley kroch durch den Dreck in einem feuchten Kriechkeller unter dem Haus. Vollkommene Dunkelheit umgab sie. Sie fragte sich, warum sie ihre Taschenlampe nicht mitgebracht hatte. Schlie?lich war sie schon einmal an diesem schrecklichen Ort gewesen. Wieder h?rte sie Aprils Stimme durch die Dunkelheit hallen. "Mom, wo bist du?" Verzweiflung erf?llte Rileys Herz. Sie wusste, dass April irgendwo in der Finsternis gefangen gehalten wurde. Sie wurde von einem seelenlosen Monster gefoltert. "Ich bin hier" rief Riley. "Ich komme. Sprich weiter mit mir, damit ich dich finden kann." "Ich bin hier dr?ben", rief April. Riley kroch in die Richtung aus der die Stimme gekommen war, aber nur Augenblicke sp?ter h?rte sie Aprils Ruf aus einer anderen Ecke kommen. "Ich bin hier dr?ben." Die Stimme hallte weiter durch die Dunkelheit. "Ich bin hier … Ich bin hier … Ich bin hier …" Es war nicht nur eine Stimme, und es war nicht nur ein M?dchen. Viele M?dchen riefen um Hilfe. Und sie hatte keine Ahnung, wie sie zu ihnen kommen sollte. Riley erwachte von ihrem Albtraum, da jemand ihre Hand dr?ckte. Sie war Aprils Hand haltend eingeschlafen und April schien nun aufzuwachen. Riley setzte sich gerader auf und sah auf ihre Tochter, die ihm Bett lag. Aprils Gesicht sah noch immer blass und fahl aus, aber ihre Hand war kr?ftiger und nicht mehr so kalt. Sie sah schon viel besser aus, als am Tag zuvor. Die Nacht im Krankenhaus hatte ihr gut getan. April schaffte es, ihre Augen auf Riley zu richten. Dann kamen die Tr?nen. "Mom, was, wenn du nicht gekommen w?rst?" fragte April mit erstickter Stimme. Riley brannten ihre eigenen Tr?nen in den Augen. April hatte diese Frage nun schon unz?hlige Male gestellt. Riley konnte es nicht ertragen, sich die Antwort vorzustellen, geschweige denn, sie auszusprechen. Rileys Handy klingelte. Sie sah, dass der Anruf von Mike Nevins kam, dem forensischen Psychiater, der ebenfalls ein guter Freund von ihr war. Er hatte Riley durch viele pers?nliche Krisen geholfen und sich sofort bereit erkl?rt, auch bei dieser an ihrer Seite zu stehen. "Ich wollte nur h?ren, wie es aussieht", sagte Mike. "Ich hoffe, ich st?re nicht." Riley war froh, Mikes freundliche Stimme zu h?ren. "Ganz und gar nicht, Mike. Danke f?r deinen Anruf." "Wie geht es ihr?" "Besser, glaube ich." Riley wusste nicht, was sie ohne Mikes Hilfe getan h?tte. Nachdem Riley April von Joel gerettet hatte, war der gestrige Tag ein Wirbel aus ?rztlichem Rettungsdienst, medizinischer Versorgung und Polizeiberichten gewesen. Gestern Abend hatte Mike daf?r gesorgt, dass April hier, in das Corcoran Hill Health and Rehab Center eingewiesen wurde. Es war sehr viel sch?ner, als das Krankenhaus. Selbst mit all den notwendigen Ger?ten, sah der Raum ansprechend und gem?tlich aus. Durch das Fenster konnte Riley auf die B?ume des gepflegten Anwesens sehen. In diesem Moment trat Aprils Arzt in den Raum. Sie beendete den Anruf, als Dr. Ellis Spears, ein freundlich aussehender Mann mit einem jungen Gesicht, trotz der grauen Str?hnen, an Aprils Bett trat. Er nahm ihre Hand und fragte, "Wie geht es dir?" "Nicht gut", erwiderte sie. "Nun, du musst dir selber ein wenig Zeit geben", sagte er. "Du wirst schon wieder. Mrs. Paige, kann ich kurz mit Ihnen sprechen?" Riley nickte und folgte ihm auf den Flur. Dr. Spears warf einen Blick auf die Informationen auf seinem Klemmbrett. "Das Heroin hat ihr System fast vollst?ndig verlassen", begann er. "Der Junge hat ihr eine gef?hrliche Dosis verabreicht. Gl?cklicherweise verl?sst es den Blutkreislauf sehr schnell. Sie wird vermutlich keine weiteren physischen Entzugserscheinungen haben. Was sie gerade durchmacht ist eher emotional als physisch bedingt." "Wird sie …?" Riley konnte sich nicht dazu bringen die Frage auszusprechen. Gl?cklicherweise verstand der Arzt, was sie wissen wollte. "Zur?ckfallen oder Verlangen danach haben? Das ist schwer zu sagen. Der erste Heroingebrauch kann sich wundervoll anf?hlen – wie nichts sonst auf der Welt. Sie ist noch nicht abh?ngig, aber sie wird dieses Gef?hl nicht vergessen. Es besteht immer die Gefahr, dass sie sich zu dem Gl?hen gezogen f?hlen wird, dass es ihr gegeben hat." Riley verstand, was der Arzt ihr sagen wollte. Ab jetzt w?rde es dringend notwendig sein, April von jedem m?glichen Drogenmissbrauch fernzuhalten. Es war eine Aussicht, die ihr Angst machte. April hatte zugegeben, dass sie Marihuana geraucht und Pillen genommen hatte – einige davon offensichtlich verschreibungspflichtige Schmerzmittel, sehr gef?hrliche Opiate. "Dr. Spears, ich–" Riley fiel es schwer die Frage zu formulieren, die ihr durch den Kopf ging. "Ich verstehe nicht, was passiert ist", sagte sie. "Warum hat sie so etwas getan?" Der Arzt l?chelte sie mitf?hlend an. Riley nahm an, dass ihm diese Frage oft gestellt wurde. "Flucht", sagte er. "Aber ich rede nicht von einer vollst?ndigen Flucht vor dem Leben. Sie ist nicht diese Art von Drogennutzer. Tats?chlich glaube ich, dass sie von Natur aus nicht in dieser Hinsicht gef?hrdet ist. Wie alle Teenager hat sie eine schwache Impulskontrolle. Das liegt schlicht und ergreifend an einem unreifen Gehirn. Sie mochte das kurzfristige High, das die Drogen ihr gegeben haben. Gl?cklicherweise hat sie nicht genug genutzt, um einen langfristigen Schaden anzurichten." Dr. Spears hielt einen Moment inne. "Ihre Erfahrung war ungew?hnlich traumatisch", sagte er. "Ich meine die Tatsache, dass der Junge versucht hat, sie sexuell auszubeuten. Diese Erinnerung alleine k?nnte daf?r sorgen, dass sie sich von Drogen fernh?lt. Aber es ist auch m?glich, dass emotionaler Stress ein gef?hrlicher Trigger wird." Rileys Mut sank. Emotionaler Stress schien gerade ein unvermeidbarer Teil ihres Familienlebens zu sein. "Wir m?ssen sie f?r ein paar Tage beobachten", sagte Dr. Spears. "Danach wird sie viel Ruhe, Pflege, und Hilfe mit einer Selbstanalyse brauchen." Der Doktor verabschiedete sich und setzte seine Runde fort. Riley stand im Flur, alleine und beunruhigt. Ist das Gleiche mit Jilly passiert? fragte sie sich. H?tte April wie eines dieser verzweifelten Kinder enden k?nnen? Vor zwei Monaten hatte Riley in Phoenix, Arizona, ein M?dchen vor der Prostitution gerettet, das sogar j?nger als April gewesen war. Eine seltsame emotionale Verbindung hatte sich zwischen ihnen entwickelt und Riley hatte versucht, mit ihr in Kontakt zu bleiben, nachdem sie sie zu einer Einrichtung f?r Teenager gebracht hatte. Aber vor ein paar Tagen war Riley informiert worden, dass Jilly ausgerissen war. Nicht in der Lage nach Phoenix zur?ckzukehren, hatte Riley einen FBI Agenten um Hilfe gebeten. Sie wusste, dass der Mann sich ihr verpflichtet f?hlte, und sie erwartete heute von ihm zu h?ren. W?hrenddessen war Riley wenigstens wo sie sein musste, um April zu helfen. Sie wollte gerade zur?ck in das Zimmer ihrer Tochter gehen, als sie h?rte, wie ihr Name vom anderen Ende des Flures gerufen wurde. Sie drehte sich um und sah das besorgte Gesicht ihres Exmannes, Ryan, auf sie zukommen. Als sie ihn am Tag zuvor angerufen und ?ber die Ereignisse informiert hatte, war er f?r einen Gerichtsfall in Minneapolis gewesen. Riley war ?berrascht ihn zu sehen. Ryans Tochter stand normalerweise weit unten auf seiner Priorit?tenliste – tiefer als sein Beruf als Anwalt und sehr viel tiefer als die Freiheit, die er jetzt als Single genoss. Sie hatte nicht erwartet, dass er auftauchen w?rde. Aber jetzt kam er auf Riley zugelaufen, umarmte sie und sah sie voller Sorge an. "Wie geht es ihr? Wie geht es ihr?" Ryan wiederholte die Frage immer wieder, was es Riley erschwerte zu Wort zu kommen. "Sie kommt wieder in Ordnung", erwiderte sie. Ryan zog sich aus der Umarmung zur?ck und sah sie gequ?lt an. "Es tut mir leid", sagte er. "Es tut mir so, so leid. Du hast mir gesagt, dass April Probleme hat, aber ich habe nicht zugeh?rt. Ich h?tte f?r euch beide da sein sollen." Riley wusste nicht, was sie sagen sollte. Entschuldigungen waren nicht Ryans Art. Tats?chlich hatte sie erwartet, dass er ihr die Schuld f?r das gab, was geschehen war. So war er bisher immer mit Familienkrisen umgegangen. Offensichtlich war der jetzige Vorfall schlimm genug, um ihn tats?chlich zu ber?hren. Er hatte vermutlich mit ihrem Arzt gesprochen und die ganze schreckliche Geschichte geh?rt. Er nickte zur T?r. "Kann ich sie sehen?" fragte er. "Nat?rlich", sagte Riley. Riley stand in der T?r und sah zu, wie Ryan an Aprils Bett eilte und sie in die Arme nahm. Er hielt seine Tochter f?r einige Momente fest an sich gedr?ckt. Riley sah, wie sein Hinterkopf mit unterdr?ckten Schluchzern zuckte. Dann setzte er sich neben April und hielt ihre Hand. April weinte wieder. "Oh, Daddy, ich habe wirklich Mist gebaut", sagte sie. "Wei?t du, ich war mit diesem Jungen zusammen–" Ryan hielt ihr einen Finger an die Lippen. "Schhh. Du brauchst mir nichts erkl?ren. Es ist alles gut." Riley sp?rte einen Klo? in ihrem Hals. Pl?tzlich, zum ersten Mal in einer sehr langen Zeit, hatte sie das Gef?hl, als w?ren sie drei eine Familie. War das gut oder schlecht? War es ein Zeichen daf?r, dass es besser werden w?rde, oder wieder einmal das Vorspiel zu Entt?uschung und Kummer? Sie wusste es nicht. Riley sah von der T?r aus zu, wie Ryan liebevoll ?ber das Haar seiner Tochter strich und April entspannt ihre Augen schloss. Es war ein bewegender Anblick. Wann hat es angefangen so schief zu laufen? fragte sie sich. Sie w?nschte sich, sie k?nnte die Zeit zur?ckdrehen, an einen ganz bestimmten Punkt, an dem sie einen schrecklichen Fehler gemacht hatte, und genau das Gegenteil zu tun, damit all dies niemals geschah. Sie war sich sicher, dass Ryan etwas ?hnliches dachte. Es war ein ironischer Gedanke, und sie wusste es. Der M?rder, den sie vorgestern geschnappt hatte, war von Uhren besessen gewesen und hatte seine Opfer so positioniert, dass sie wie die Zeiger auf einem Ziffernblatt aussahen. Und hier war sie nun, mit ihren eigenen Wunschvorstellungen ?ber die Zeit. Wenn ich nur Peterson von ihr h?tte fernhalten k?nnen, dachte sie mit einem Schaudern. Wie Riley, war auch April von dem sadistischen Monster eingesperrt und mit seiner Propangasfackel gefoltert worden. Das arme M?dchen hatte seitdem mit ihren eigenen Anf?llen von PTBS zu k?mpfen. Aber Riley wusste, dass das Problem sehr viel weiter zur?ckging. Vielleicht, wenn Ryan und ich uns nie h?tten scheiden lassen, ?berlegte sie. Aber wie h?tte sie das verhindern sollen? Ryan war k?hl und distanziert gewesen, nicht nur als Ehemann, sondern auch als Vater. Ganz abgesehen einmal von seinen Seitenspr?ngen. Nicht, dass sie ihm alleine die Schuld gab. Sie selbst hatte auch Fehler gemacht. Sie hatte nie das richtige Gleichgewicht zwischen ihrer Arbeit beim FBI und dem Muttersein gefunden. Und sie hatte die Warnzeichen gesehen, die ihr sagten, dass April auf Schwierigkeiten zusteuerte. Ihre Traurigkeit nahm zu. Nein, ihr fiel nicht ein besonderer Moment ein, an dem sie alles h?tte ?ndern k?nnen. Ihr Leben war so voller Fehler und verpasster Gelegenheiten. Au?erdem wusste sie, dass sie die Zeit nicht zur?ckdrehen konnte. Es hatte keinen Sinn, sich das Unm?gliche zu w?nschen. Ihr Telefon klingelte und sie trat auf den Flur. Ihr Herz schlug schneller, als sie sah, dass der Anruf von Garrett Holbrook kam, dem FBI Agenten, der nach Jilly suchte. "Garrett!" sagte sie, als sie abnahm. "Wie sieht es aus?" Garrett antwortete in seiner typischen monotonen Stimme. "Ich habe gute Neuigkeiten." Riley merkte sofort, wie ihr angespannter Atem ruhiger wurde. "Die Polizei hat sie eingesammelt", sagte Garrett. "Sie war die ganze Nacht auf der Stra?e, ohne Geld und ohne einen Ort, an den sie gehen konnte. Sie wurde beim Klauen in einem Supermarkt erwischt. Ich bin gerade mit ihr auf dem Polizeirevier. Ich werde die Kaution stellen, aber …" Garrett hielt inne. Riley gefiel der Klang dieses "aber" ganz und gar nicht. "Vielleicht sollte ich euch reden lassen", sagte er. Einige Sekunden sp?ter h?rte Riley den vertrauten Klang von Jillys Stimme. "Hey, Riley." Als Rileys Panik langsam nachlie?, wallte ?rger in ihr auf. "Nichts mit 'hey.' Was hast du dir dabei gedacht, einfach so wegzulaufen?" "Ich gehe nicht wieder zur?ck", sagte Jilly. "Doch, das tust du." "Bitte, zwing mich nicht dazu zur?ckzugehen." Riley schwieg f?r einen Augenblick. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Die Einrichtung, in der Jilly gelebt hatte, war ein guter Ort. Riley hatte einige vom Personal kennengelernt, die sehr hilfreich gewesen waren. Aber Riley verstand auch, wie Jilly sich f?hlte. Das letzte Mal, als sie zusammen sprachen, hatte Jilly sich beschwert, dass niemand sie wollte, dass Pflegeeltern sie immer ?bergangen. "Sie m?gen meine Vergangenheit nicht", hatte sie gesagt. Diese Unterhaltung hatte damit geendet, dass Jilly Riley unter Tr?nen gebeten hatte, sie zu adoptieren. Riley war nicht in der Lage gewesen, die tausenden Gr?nde zu erkl?ren, die dagegen sprachen. Sie hoffte, dass dieses Gespr?ch nicht ?hnlich enden w?rde. Bevor Riley etwas erwidern konnte, sagte Jilly, "Dein Freund will mit dir reden." Riley h?rte wieder Garrett Holbrooks Stimme. "Sie sagt immer wieder, dass sie nicht zur?ckgeht. Aber ich habe eine Idee. Eine meiner Schwestern, Bonnie, denkt dar?ber nach zu adoptieren. Ich bin sicher, dass sie und ihr Mann Jilly liebend gerne bei sich haben w?rden. Das hei?t, falls Jilly–" Er wurde von Freudenjauchzern unterbrochen, als Jilly immer wieder "Ja, ja, ja!" rief. Riley l?chelte. Das war genau das, was sie gerade brauchte. "Das klingt nach einem guten Plan, Garrett", sagte sie. "Lass mich wissen, wie es l?uft. Vielen Dank f?r Ihre Hilfe." "Jederzeit", erwiderte Garrett. Sie beendeten den Anruf. Riley ging zur?ck ins Zimmer und sah, dass Ryan und April in eine scheinbar ungezwungene Unterhaltung vertieft waren. Die Dinge schienen pl?tzlich so viel besser zu sein. Trotz all ihrer Fehler, und denen von Ryan, hatte sie April ein besseres Leben geboten, als es viele andere Kinder hatten. Da f?hlte sie eine Hand auf ihrer Schulter und h?rte eine vertraute Stimme. "Riley." Sie drehte sich um und sah in Bills freundliches Gesicht. Als sie zur?ck in den Flur trat, konnte sie nicht verhindern, dass ihr Blick zwischen ihrem Exmann und ihrem langj?hrigen Partner hin und her wanderte. Selbst in seiner Sorge sah Ryan wie der erfolgreiche Anwalt aus, der er war. Sein blondgelocktes gutes Aussehen und sein poliertes Auftreten ?ffneten ihm alle T?re. Bill, wie ihr wieder einmal auffiel, sah eher aus, wie sie selbst. Sein dunkles Haar zeigte graue Str?hnen und er war massiver und deutlich zerknitterter als Ryan. Aber Bill war kompetent in seinem Fachgebiet und er war in ihrem Leben sehr viel verl?sslicher gewesen. "Wir geht es ihr?" fragte Bill. "Besser. Was ist mit Joel Lambert?" Bill sch?ttelte den Kopf. "Der kleine Verbrecher ist eine Nummer f?r sich", sagte er. "Er redet aber. Er sagt, er kennt einige Kerle, die viel Geld mit jungen M?dchen gemacht haben und er dachte, er versucht es selber mal. Kein Anzeichen von Reue, ein Soziopath bis auf die Knochen. Wie auch immer, er wird zweifellos verurteilt und bekommt ein paar Jahre im Gef?ngnis. Auch wenn er vermutlich einen Deal mit der Staatsanwaltschaft macht." Riley runzelte die Stirn. Sie hasste diese Deals. Und dieser war besonders verst?rend. "Ich wei?, wie du dar?ber denkst", sagte Bill. "Aber ich nehme an, dass er uns alles sagen wird, was er wei? und wir werden eine Menge Bastarde ausschalten k?nnen. Das ist eine gute Sache." Riley nickte. Es half zu wissen, dass diese schreckliche Situation auch etwas Gutes haben w?rde. Aber es gab noch etwas, ?ber das sie mit Bill reden musste. Auch wenn sie sich nicht sicher war, wie sie es sagen sollte. "Bill, wegen meiner R?ckkehr zur Arbeit …" Bill klopfte ihr auf die Schulter. "Du musst mir nichts sagen", winkte er ab. "Du kannst eine Weile keine F?lle ?bernehmen. Du brauchst Zeit. Keine Sorge, das verstehe ich. Und das wird auch jeder in Quantico. Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst." Er sah auf seine Uhr. "Es tut mir leid so schnell wieder zu gehen, aber–" "Geh", sagte Riley. "Und danke f?r alles." Sie umarmte Bill und er ging. Riley stand im Flur und dachte ?ber die Zukunft nach. "Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst", hatte Bill gesagt. Das k?nnte nicht so einfach sein. Was April zugesto?en war, diente als eindringliche Erinnerung daran, wie viel ?bel in der Welt war. Es war ihre Aufgabe so viel davon zu stoppen, wie sie konnte. Und wenn sie eines gelernt hatte, dann, dass das B?se niemals ausruhte. KAPITEL ZWEI Sieben Wochen sp?ter. Als Riley das B?ro der Therapeutin erreichte, fand sie Ryan alleine im Warteraum sitzen. "Wo ist April?" fragte sie. Ryan nickte zur geschlossenen T?r. "Sie ist bei Dr. Sloat", sagte er und klang unsicher. "Sie hatten etwas, ?ber das sie alleine reden m?ssen. Danach sollen wir dazukommen." Riley seufzte und setzte sich in einen der St?hle. Sie, Ryan und April hatten in den letzten Wochen viele emotional erm?dende Stunden hier verbracht. Das w?rde ihre letzte Sitzung mit der Therapeutin sein, bevor sie alle eine Pause f?r die Weihnachtsferien machten. Dr. Sloat hatte darauf bestanden, dass die ganze Familie sich an Aprils Genesung beteiligte. Es war f?r alle harte Arbeit gewesen. Aber zu Rileys Erleichterung hatte sich Ryan ohne Vorbehalte in den Prozess eingebracht. Er war zu allen Sitzungen gekommen, die er mit seinem Kalender vereinbaren konnte und er hatte sogar seine Arbeit zur?ckgestellt, um mehr Zeit zu haben. Heute hatte er April von der Schule aus hergebracht. Riley betrachtete nachdenklich das Gesicht ihres Exmannes, der auf die T?r starrte. In vielerlei Hinsicht schien er ein ver?nderter Mann zu sein. Vor gar nicht allzu langer Zeit, war er in seiner Rolle als Vater so nachl?ssig gewesen, dass es an Pflichtvergessenheit grenzte. Er hatte immer darauf bestanden, dass Aprils Probleme Rileys Schuld waren. Aber Aprils Drogenmissbrauch und ihre um Haaresbreite vereitelte Erfahrung der Zwangsprostitution, hatten etwas in Ryan ver?ndert. Nach ihrem Aufenthalt in der Entziehungsklinik, war April nun schon seit sechs Wochen mit Riley zu Hause. Ryan war oft zu Besuch gewesen und hatte sogar mit ihnen Thanksgiving gefeiert. Manchmal wirkte es fast so, als w?ren sie eine normale Familie. Aber Riley erinnerte sich immer wieder selbst daran, dass sie noch nie eine normale Familie gewesen waren. Kann sich das jetzt ?ndern? fragte sie sich. Will ich, dass sich das ?ndert? Riley war zwiegespalten und f?hlte sich ein wenig schuldig. Sie hatte seit Langem versucht zu akzeptieren, dass Ryan kein Teil ihrer Zukunft sein w?rde. Vielleicht w?rde es sogar einen anderen Mann in ihrem Leben geben. Zwischen ihr und Bill hatte es immer eine Anziehungskraft gegeben. Aber sie hatten auch gestritten und waren unterschiedlicher Meinung gewesen. Au?erdem war ihre professionelle Beziehung anstrengend genug, ohne noch weitere Komplikationen in den Mix zu werfen. Ihr freundlicher und attraktiver Nachbar Blaine schien eine weitaus bessere Wahl zu sein, vor allem da seine Tochter, Crystal, Aprils beste Freundin war. Und dennoch, bei Gelegenheiten wie dieser, schien Ryan wieder der Mann zu sein, in den sie sich vor all den Jahren verliebt hatte. Wie w?rden die Dinge weitergehen? Sie wusste es nicht. Die T?r ?ffnete sich und Dr. Lesley Sloat trat heraus. "Sie k?nnen jetzt hereinkommen", sagte sie mit einem L?cheln. Riley war die kleine, st?mmige, fr?hliche Therapeutin von Anfang an sympathisch gewesen und April mochte sie ebenfalls. Riley und Ryan gingen in das B?ro und setzten sich auf ein paar bequeme Polstersessel. Sie sa?en April gegen?ber, die mit Dr. Sloat auf einer Couch sa?. April l?chelte schwach. Dr. Sloat nickte ihr aufmunternd zu. "Diese Woche ist etwas passiert", sagte April. "Es ist etwas, das ich geh?rt habe …" Riley fiel es schwer zu atmen und ihr Herz schlug schneller. "Es hat mit Gabriela zu tun", sagte April. "Vielleicht sollte sie auch heute hier sein, um dar?ber zu reden, aber das ist sie nicht, also …" April brach ab. Riley sah sie ?berrascht an. Gabriela war seit Jahren ihre Haush?lterin und hatte einen beruhigenden Einfluss auf ihre Familie. Sie war bei Riley und April eingezogen und war eher eine Art Familienmitglied. April holte tief Luft und sprach weiter, "Vor ein paar Tagen hat sie mir etwas gesagt, dass ich euch nicht erz?hlen soll. Aber ich denke, dass ihr es wissen solltet. Gabriela hat gesagt, dass sie gehen muss." "Warum?" keuchte Riley erschrocken. Ryan sah ebenfalls verwirrt aus. "Bezahlst du ihr nicht genug?" fragte er an Riley gewandt. "Es ist meinetwegen", sagte April. "Sie hat gesagt, sie kann nicht so weitermachen. Sie hat gesagt, dass es eine zu gro?e Verantwortung ist, mich davon abzuhalten mich zu verletzen oder get?tet zu werden." April hielt inne. Tr?nen sammelten sich in ihren Augen. "Sie hat gesagt, dass es zu einfach f?r mich ist wegzulaufen, ohne dass sie es merkt. Sie kann nachts nicht schlafen und fragt sich, ob ich mich gerade selber in Gefahr bringe. Sie hat gesagt, dass sie jetzt, wo ich wieder gesund bin, sofort ausziehen wird." Riley konnte nicht fassen, was sie da h?rte. Sie hatte nicht die leiseste Ahnung gehabt, dass Gabriela so dachte. "Ich habe sie angebettelt, nicht zu gehen", sagte April. "Ich habe geweint und sie auch. Aber ich konnte ihre Meinung nicht ?ndern und es hat mir solche Angst gemacht." April versuchte ihre Schluchzer zu unterdr?cken und wischte sich die Augen mit einem Taschentuch. "Mom", sagte April, "Ich bin sogar auf die Knie gegangen. Ich habe versprochen ihr niemals wieder so ein Gef?hl zu geben. Dann … dann hat sie mich endlich umarmt und gesagt, dass sie nicht geht, solange ich mein Versprechen halte. Und das werde ich. Das werde ich wirklich. Mom, Dad, ich werde daf?r sorgen, dass Gabriela oder irgendjemandem sonst sich nie wieder Sorgen um mich machen muss." Dr. Sloat t?tschelte Aprils Hand und l?chelte Riley und Ryan zu. Sie sagte, "Was April sagen will ist, dass sie ?ber den Berg ist." Riley sah, wie Ryan ein Taschentuch nahm und sich die Augen tupfte. Sie hatte ihn selten weinen sehen. Aber sie verstand, wie er sich f?hlte. Sie selbst hatte einen dicken Klo? im Hals. Es war Gabriela – nicht Riley oder Ryan – die April geholfen hatte, das Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Trotzdem war Riley unsagbar dankbar, dass ihre Familie gemeinsam Weihnachten verbringen w?rde. Sie ignorierte das schreckliche Gef?hl tief in sich, dass ihr sagte, dass die Monster in ihrem Leben ihr die Feiertage nehmen w?rden. KAPITEL DREI Als Shane Hatcher am Weihnachtmorgen in die Gef?ngnisb?cherei kam, zeigte die Uhr, dass es zwei Minuten vor der vollen Stunde war. Perfektes Timing, dachte er. In wenigen Minuten w?rde er ausbrechen. Es am?sierte ihn, dass ?berall Weihnachtsdekorationen angebracht waren – alle aus Styropor nat?rlich, nichts Hartes, keine Ecken, nichts, was man als Seil verwenden k?nnte. Hatcher hatte viele Weihachten in Sing Sing verbracht und der Versuch hier ein Gef?hl von Weihnachtsfeierlichkeit zu vermitteln, erschien ihm absurd. Er musste fast laut lachen, als er Freddy sah, den wortkargen Bibliothekar, der eine rote Nikolausm?tze trug. An seinem Schreibtisch sitzend drehte Freddy sich zu ihm und warf ihm ein verzerrtes Grinsen zu. Das Grinsen verriet Hatcher, dass alles nach Plan verlief. Hatcher nickte stumm und erwiderte das L?cheln. Dann ging Hatcher zwischen zwei Regale und wartete. Als die Uhr die volle Stunde anzeigte, h?rte Hatcher, wie sich die Ladet?r am anderen Ende der B?cherei ?ffnete. Kurz darauf schob der Fahrer eine gro?e Plastikwanne auf R?dern in den Raum. Die T?r schloss sich lautstark hinter ihm. "Was hast du heute f?r mich, Bader?" fragte Freddy. "Was denkst du, was ich habe?" erwiderte der Fahrer. "B?cher, B?cher, B?cher." Der Fahrer warf Hatcher einen schnellen Blick zu und drehte sich dann weg. Der Fahrer war nat?rlich eingeweiht. Ab diesem Moment taten Freddy und der Fahrer so, als w?re er nicht da. Ausgezeichnet, dachte Hatcher. Zusammen entluden Freddy und Bader die B?cher auf einen Metalltisch. "Wie w?re es mit einer Tasse Kaffee dr?ben in der Kantine?" sagte Freddy den Fahrer. "Oder vielleicht sogar einen hei?en Eierpunsch? Den haben sie gerade f?r die Feiertage." "Klingt gut." Die beiden M?nner unterhielten sich w?hrend sie durch die beiden Schwingt?ren der B?cherei verschwanden. Hatcher stand unbeweglich zwischen den Regalen und kontrollierte die Position der Plastikwanne. Er hatte einen W?rter bestochen, um die ?berwachungskamera ?ber die letzten Tage St?ck f?r St?ck zu bewegen, bis ein toter Winkel in der B?cherei entstand – einer, der dem W?rter, der die Monitore ?berwachte, bisher nicht aufgefallen war. Es sah so aus, als h?tte der Fahrer die exakte Position gefunden. Hatcher trat zwischen den Regalen hervor und stieg in die Plastikwanne. Der Fahrer hatte eine grobe Wolldecke auf den Boden der Wanne gelegt. Hatcher zog sie ?ber sich. Jetzt kam es zu der einzigen Phase in Hatchers Plan, in der m?glicherweise etwas schief gehen k?nnte. Aber selbst wenn jemand in die B?cherei kam, bezweifelte er, dass dieser jemand in die Plastikwanne gucken w?rde. Andere, die normalerweise den B?cherwagen genau untersuchen w?rden, wenn er das Gel?nde verlie?, waren ebenfalls bestochen worden. Nicht, dass er sich Sorgen machte oder nerv?s war. Solche Emotionen f?hlte er schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Ein Mann, der nichts zu verlieren hatte, konnte mit solchen Emotionen nichts anfangen. Das Einzige, was sein Interesse wecken konnte, war das Ungewisse. Er lag unter der Decke und lauschte aufmerksam. Er h?rte, wie die Minuten langsam dahin tickten. Noch f?nf Minuten, dachte er. Das war der Plan. Diese f?nf Minuten w?rden es Freddy erm?glichen, Wissen ?ber den Plan abzustreiten. Er konnte wahrheitsgetreu sagen, dass er nicht gesehen hatte, wie Hatcher in die Wanne stieg. Er konnte sagen, dass er geglaubt habe, Hatcher h?tte die B?cherei bereits davor verlassen. Nach den f?nf Minuten w?rden Freddy und der Fahrer zur?ckkommen und Hatcher w?rde aus der B?cherei gerollt und aus dem Gef?ngnis gefahren werden. Hatcher erlaubte seinen Gedanken auf Wanderschaft zu gehen. Er fragte sich, was er mit seiner Freiheit anfangen w?rde. Er hatte k?rzlich Informationen erhalten, die das Risiko lohnenswert, sogar interessant machten. Hatcher l?chelte, als er an eine andere Person dachte, die zweifellos Interesse an seinem Ausbruch haben w?rde. Er w?nschte, er k?nnte das Gesicht von Riley Paige sehen, wenn sie herausfand, dass er ausgebrochen war. Er lachte leise. Es w?rde interessant sein, sie wiederzusehen. KAPITEL VIER Riley sah zu, wie April das Weihnachtsgeschenk auspackte, das Ryan f?r sie gekauft hatte. Sie fragte sich, wie gut Ryan den Geschmack seiner Tochter kannte. April l?chelte, als sie ein Armband herausnahm. "Es ist wundersch?n!" sagte sie und gab ihm einen Kuss auf die Wange. "Ich habe geh?rt, dass die gerade recht beliebt sind", sagte Ryan l?chelnd. "Das sind sie!" erwiderte April. "Danke!" Dann zwinkerte sie Riley kaum merkbar zu. Riley musste ein Lachen unterdr?cken. Erst vor ein paar Tagen hatte April Riley erz?hlt, wie sehr sie diese albernen Armb?ndchen verabscheute, die jetzt alle M?dchen trugen. Trotzdem hatte April es geschafft, ?berzeugend enthusiastisch zu klingen. Nat?rlich war es nicht vollkommen geheuchelt. Sie konnte sehen, dass April sich ?ber die M?he freute, die ihr Vater sich gegeben hatte, um ihr ein Weihnachtsgeschenk zu kaufen. Riley hatte bei dem Anblick der teuren Handtasche, die Ryan ihr geschenkt hatte, das gleiche gef?hlt. Es war nicht ihr Stil und vermutlich w?rde sie sie nicht nutzen – es sei denn, sie wusste, dass Ryan kommt. Und soweit sie wusste, f?hlte Ryan ?hnlich ?ber das Portemonnaie, das Riley und April ihm ausgesucht hatten. Wir versuchen wieder eine Familie zu sein, dachte Riley. Und f?r den Moment, schienen sie erfolgreich zu sein. Es war der Weihnachtmorgen und Ryan war gerade zu Besuch gekommen, um Zeit mit ihnen zu verbringen. Riley, April, Ryan, und Gabriela sa?en neben dem knisternden Kamin und tranken hei?e Schokolade. Der k?stliche Geruch von Gabrielas Weihnachtsessen lag in der Luft. Riley, April, und Ryan trugen die Schals, die Gabriela f?r sie gestrickt hatte und Gabrielas F??e steckten in den kuscheligen Hausschuhen, die April und Riley f?r sie gekauft hatten. Es klingelte an der T?r und Riley ging, um sie aufzumachen. Ihr Nachbar, Blaine, und seine Tochter, Crystal, standen davor. Riley war gleichzeitig erfreut und beunruhigt. In der Vergangenheit hatte Ryan eifers?chtig auf Blaine reagiert – und nicht ohne Grund, wie Riley zugeben musste. Wenn sie ehrlich war, dann fand sie ihn ?u?erst attraktiv. Riley verglich ihn in Gedanken mit Bill und Ryan. Blaine war einige Jahre j?nger als sie, schlank und fit, und sie mochte es, dass er nicht eitel genug war, um seine Geheimratsecken zu verstecken. "Kommt rein!" sagte Riley. "Tut mir leid, ich kann nicht", erwiderte Blaine. "Ich muss zum Restaurant. Aber ich habe Crystal vorbeigebracht." Blaine geh?rte ein beliebtes Restaurant in der Altstadt. Riley h?tte es nicht wundern sollen, dass es auch an Weihnachten ge?ffnet war. Das heutige Weihnachtsessen bei Blaine's Grill war vermutlich k?stlich. Crystal eilte ins Wohnzimmer und gesellte sich zu der Gruppe am Kamin. Kichernd rissen sie und April gleich das Papier von den Geschenken, die sie sich gegenseitig ?berreicht hatten. Riley und Blaine tauschten ebenfalls diskret Weihnachtskarten aus, bevor Blaine sich auf den Weg machte. Als Riley sich wieder vor dem Kamin einfand, sah Ryan leicht anges?uert aus. Riley steckte die Karte weg, ohne sie zu lesen. Sie w?rde warten, bis Ryan wieder nach Hause fuhr. Mein Leben ist wahrlich kompliziert, dachte sie. Aber es fing an, sich wie ein beinahe normales Leben anzuf?hlen; eine Version ihres Lebens, die sie genie?en konnte. * Rileys Schritte hallten durch den gro?en dunklen Raum. Pl?tzlich h?rte sie das Knacken des Lichtschalters. Das Licht ging an und blendete sie f?r einen Augenblick. Riley fand sich in einem Korridor wieder, der zu einem Wachsmuseum zu geh?ren schien, das nur grausige Ausstellungsst?cke zeigte. Zu ihrer Rechten war die nackte Leiche einer Frau wie eine Puppe vor einen Baum drapiert. Zu ihrer Linken hing eine tote Frau, in Ketten gewickelt, von einem Laternenpfahl. Das n?chste Ausstellungsst?ck zeigte mehrere Frauenleichen mit ihren Armen hinter den R?cken gebunden. Dahinter waren ausgehungerte K?rper, deren Arme auf groteske Weise abstanden. Riley erkannte jede Szene wieder. Es waren alles F?lle, die sie in der Vergangenheit bearbeitet hatte. Sie stand in ihrer ganz pers?nlichen Kammer des Schreckens. Aber was tat sie hier? Pl?tzlich h?rte sie eine junge Stimme voller Angst nach ihr rufen. "Riley, hilf mir!" Sie sah zu dem Ursprung der Stimme, der Silhouette eines jungen M?dchens, das die Arme verzweifelt nach ihr ausstreckte. Es sah aus wie Jilly. Sie war wieder in Schwierigkeiten. Riley lief ihr entgegen. Aber dann ging ein weiteres Licht an und zeigte ihr, dass die Silhouette nicht Jilly war. Es war ein kauziger alter Mann, der die volle Uniform eines Marine Obersts trug. Es war Rileys Vater. Und er lachte ?ber Rileys Fehler. "Du hast doch nicht erwartet, hier jemanden noch lebend zu finden, oder?" sagte er. "Du nutzt keinem was, es sei denn, sie sind tot. Wie oft muss ich dir das noch sagen?" Riley war verwirrt. Ihr Vater war vor Monaten gestorben. Sie hatte ihn nicht vermisst. Sie hatte sich eher die gr??te M?he gegeben, nicht an ihn zu denken. Er war immer ein harter Mann gewesen und hatte ihr nichts als Schmerz bereitet. "Was machst du hier?" fragte Riley. "Nur auf der Durchreise." kicherte er. "Wollte nur sehen, wie du jetzt wieder dein Leben versaust. Alles wie immer, wie ich sehe." Riley wollte sich auf ihn st?rzen. Sie wollte ihn so hart schlagen, wie sie nur konnte. Aber sie konnte sich nicht von der Stelle bewegen. Dann h?rte sie ein lautes Summen. "W?nschte wir k?nnten uns unterhalten", sagte er. "Aber du hast was anderes zu tun." Das Summen wurde lauter und lauter. Ihr Vater drehte sich um und ging davon. "Du warst nie f?r irgendjemanden gut", sagte er. "Nicht einmal f?r dich selbst." Riley riss die Augen auf. Ihr wurde klar, dass das Summen ihr Telefon war. Die Uhr zeigte sechs Uhr morgens. Der Anruf kam von Quantico. Um diese Zeit konnte das nichts Gutes bedeuten. Sie nahm ab und h?rte die ernste Stimme ihres Teamchefs, Spezialagent Brent Meredith. "Agentin Paige, ich brauche Sie sofort in meinem B?ro", sagte er. "Das ist ein Befehl." Riley rieb sich die Augen. "Worum geht es?" fragte sie. Am anderen Ende entstand eine kurze Pause. "Das m?ssen wir pers?nlich besprechen", sagte er. Dann legte er auf. F?r einen Moment fragte Riley sich, ob sie f?r ihr Verhalten abgemahnt werden w?rde. Aber nein, sie war seit Monaten beurlaubt. Ein Anruf von Meredith konnte nur eines bedeuten. Ein neuer Fall, dachte Riley. Er w?rde sie w?hrend der Feiertage aus keinem anderen Grund anrufen. Und dem Ton in Merediths Stimme nach zu urteilen, war es etwas Gro?es – m?glicherweise Lebensver?nderndes. KAPITEL F?NF Rileys ungutes Gef?hl nahm zu, als sie das BAU Geb?ude betrat. Ihr Chef wartete auf sie in seinem B?ro. Ein gro?er, muskul?ser Mann mit kantigen Gesichtsz?gen, war Meredith immer eine imposante Erscheinung. Jetzt sah er sie besorgt an. Bill war ebenfalls da. Riley konnte an seinem Gesichtsausdruck sehen, dass er nicht wusste, um was es bei dem Gespr?ch ging. "Setzen Sie sich, Agentin Paige", sagte Meredith. Riley nahm ihm gegen?ber Platz. "Es tut mir leid, Ihre Feiertage zu st?ren", sagte Meredith zu Riley. "Es ist eine Weile her, dass wir gesprochen haben. Wie geht es Ihnen?" Riley wusste nicht, was sie davon halten sollte. Es war nicht Merediths Art ein Meeting mit einer Entschuldigung und Erkundigungen nach ihrem Befinden zu beginnen. Normalerweise kam er direkt auf den Punkt. Nat?rlich wusste er, dass sie wegen Aprils Krise beurlaubt war. Riley verstand, dass Meredith ernsthaft besorgt war. Trotzdem kam es ihr seltsam vor. "Es geht mir besser, danke", sagte sie. "Und Ihre Tochter?" hakte Meredith nach. "Sie erholt sich, danke", erwiderte Riley. Meredith sah sie aufmerksam an. "Ich hoffe, dass Sie bereit sind, Ihre Arbeit wieder aufzunehmen", sagte Meredith. "Denn wir haben Sie noch nie dringender an einem Fall gebraucht." In Rileys Kopf rasten die Gedanken, w?hrend sie darauf wartete, dass er sich erkl?rte. Schlie?lich sagte Meredith, "Shane Hatcher ist aus Sing Sing geflohen." Seine Worte trafen sie wie eine Tonne Ziegelsteine. Riley war froh, dass sie sa?. "Mein Gott", entfuhr es Bill, der gleicherma?en entsetzt war. Riley kannte Shane Hatcher gut – zu gut, wenn es nach ihr ging. Seit Jahrzehnten sa? er nun als lebensl?nglicher Gefangener im Gef?ngnis. W?hrend seiner Zeit im Gef?ngnis war er ein Experte der Kriminologie geworden. Er hatte Artikel in Fachmagazinen ver?ffentlicht und sogar eine Klasse in dem akademischen Programm des Gef?ngnisses unterrichtet. Riley hatte ihn einige Male in Sing Sing besucht, um seinen Rat bez?glich eines aktuellen Falles zu bekommen. Ihre Besuche waren immer verst?rend gewesen. Hatcher schien eine besondere Affinit?t ihr gegen?ber zu sp?ren. Und Riley wusste, tief in sich, dass sie faszinierter von ihm war, als sie sein sollte. Sie dachte, dass er wahrscheinlich der intelligenteste Mann war, den sie getroffen hatte – und wahrscheinlich auch der gef?hrlichste. Sie hatte sich geschworen, dass sie ihn nie wieder besuchen w?rde. Jetzt erinnerte sie sich nur zu gut an das letzte Mal, als sie sich unterhalten hatten. "Ich werde nicht noch einmal hierher kommen", hatte sie ihm gesagt. "Vielleicht m?ssen sie gar nicht herkommen, um mich zu sehen", war seine Antwort gewesen. Jetzt erschienen ihr diese Worte verst?rend vorausschauend. "Wie ist er entkommen?" fragte Riley Meredith. "Ich habe noch nicht sehr viele Details", erwiderte Meredith. "Aber wie Sie wahrscheinlich wissen, hat er viel Zeit in der Gef?ngnisb?cherei verbracht und dort oft als Assistent gearbeitet. Gestern war er dort, als die B?cher angeliefert wurden. Er muss sich in den Truck geschlichen haben und ist so entkommen. Der Truck wurde sp?t gestern Abend einige Meilen au?erhalb von Ossining gefunden, etwa zur gleichen Zeit, zu der die W?rter seine Abwesenheit bemerkt haben. Von dem Fahrer fehlt jede Spur." Meredith verfiel wieder in Schweigen. Riley konnte sich gut vorstellen, dass Hatcher einen solch riskanten Ausbruchsversuch unternahm. Was den Fahrer anging, wollte Riley lieber nicht dar?ber nachdenken, was mit ihm passiert war. Meredith lehnte sich ?ber den Tisch zu Riley. "Agentin Paige, sie kennen Hatcher besser als jeder sonst. Was k?nnen Sie uns ?ber ihn sagen?" Riley holte tief Luft. Sie war noch immer von den Neuigkeiten ersch?ttert. "In seiner Jugend war Hatcher ein Gangmitglied in Syracuse. Er war au?ergew?hnlich brutal, selbst f?r einen abgeh?rteten Kriminellen. Man hat ihn 'Shane the Chain' genannt, weil er rivalisierende Bandenmitglieder gerne mit Reifenketten zu Tode gepr?gelt hat." Riley hielt inne und erinnerte sich an etwas, das Hatcher ihr erz?hlt hatte. "Ein Streifenpolizist hat es sich zur Aufgabe gemacht, Hatcher das Handwerk zu legen. Hatcher hat zur?ckgeschlagen, indem er ihn mit einer Reifenkette bis zur Unkenntlichkeit entstellt und get?tet hat. Seine blutige Leiche hat er auf die Veranda gelegt, damit sie von der Familie gefunden wird. Danach wurde Hatcher geschnappt. Er ist jetzt seit etwa drei?ig Jahren im Gef?ngnis. Er h?tte niemals herauskommen sollen." Schweigen senkte sich ?ber den Raum. "Er ist jetzt f?nfundf?nfzig", sagte Meredith z?gernd. "Ich w?rde denken, dass er nach drei?ig Jahren im Gef?ngnis nicht mehr so gef?hrlich ist, wie in seiner Jugend." Riley sch?ttelte den Kopf. "Da denken Sie falsch. Damals war er nur ein dummer Junge. Er hatte keine Ahnung von seinem eigenen Potenzial. Aber ?ber die Jahre hat er sich gro?es Wissen angeeignet. Er wei?, dass er ein Genie ist. Und er hat nie wirklich Reue gezeigt. Oh, und er hat ?ber die Jahre eine sehr polierte ?u?ere Erscheinung entwickelt. Und er hat sich im Gef?ngnis benommen – das hat ihm Privilegien eingebracht, wenn auch keine Verk?rzung seines Urteils. Ich bin mir sicher, dass er brutaler und gef?hrlicher ist, als je zuvor." Riley dachte einen Moment nach. Etwas st?rte sie. Sie konnte nur nicht genau den Finger darauf legen. "Wei? jemand, warum?" fragte sie. "Warum was?" entgegnete Bill. "Warum er ausgebrochen ist." Bill und Meredith tauschten verwirrte Blicke. "Warum bricht jemand aus dem Gef?ngnis aus?" fragte Bill. Riley verstand, wie seltsam ihre Frage klang. Sie erinnerte sich daran, dass Bill einmal bei einem Gespr?ch mit Hatcher dabei gewesen war. "Bill, du hast ihn getroffen", sagte sie. "Erschien er dir als – nun ja, unzufrieden? Rastlos?" Bill zog nachdenklich die Brauen zusammen. "Nein, tats?chlich war er …" Seine Stimme verlor sich. "Fast gl?cklich, vielleicht?" beendete Riley seinen Gedanken. "Gef?ngnis scheint ihm zu liegen. Ich habe nie das Gef?hl gehabt, dass er seine Freiheit ?berhaupt will. Da ist fast etwas Zen–m??iges an ihm, eine Losl?sung von allem im Leben. Er hat keine Begierden oder Verlangen, von denen ich w?sste. Freiheit hat ihm nichts zu bieten. Und jetzt ist er auf der Flucht, ein gesuchter Mann. Also, warum hat er sich entschieden, auszubrechen? Und warum jetzt?" Meredith trommelte mit den Fingern auf seinen Schreibtisch. "Wie hat ihr letztes Gespr?ch mit ihm geendet?" fragte er. "Einvernehmlich?" Riley konnte ein ironisches Grinsen kaum unterdr?cken. "Nichts zwischen uns war je einvernehmlich", sagte sie. Dann, nach einer kurzen Pause, f?gte sie hinzu, "Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen. Sie fragen sich, ob ich sein Ziel bin." "Ist das m?glich?" fragte Bill. Riley antwortete nicht. Wieder erinnerte sie sich an Hatchers Worte. "Vielleicht m?ssen sie gar nicht hierher kommen, um mich zu sehen". Waren sie eine Drohung gewesen? Riley wusste es nicht. Meredith sagte, "Agentin Paige, Ich muss Ihnen nicht sagen, dass dies ein hoch priorisierter Fall sein wird, bei dem wir unter extremem Druck stehen. W?hrend wir uns hier unterhalten, gehen die Nachrichten an die Medien. Ein Gef?ngnisausbruch ist immer eine gro?e Sache. Er kann sogar Panik in der ?ffentlichkeit ausl?sen. Was auch immer er vorhat, wir m?ssen ihn schnell stoppen. Ich w?nschte, Sie m?ssten nicht mit einem so harten und gef?hrlichen Fall wieder in die Arbeit einsteigen. Sind Sie bereit? Denken Sie, Sie werden das schaffen?" Riley f?hlte ein seltsames Kribbeln bei dieser Frage. Es war ein Gef?hl, das sie selten, wenn ?berhaupt vor einem Fall sp?rte. Sie brauchte einen Moment um zu begreifen, dass das Gef?hl schlicht und einfach Angst war. Aber es war nicht die Angst um ihre eigene Sicherheit. Es war etwas anderes. Etwas Unaussprechliches und Irrationales. Vielleicht lag es daran, dass Hatcher sie so gut kannte. Ihrer Erfahrung nach wollten alle H?ftlinge etwas im Austausch f?r Informationen. Aber Hatcher war nicht an den ?blichen Dingen, wie Whiskey oder Zigaretten interessiert gewesen. Sein eigenes Quidproquo war sowohl einfach, als auch verst?rend gewesen. Er wollte, dass sie ihm etwas ?ber sich erz?hlte. "Etwas, von dem Sie nicht wollen, dass andere es wissen", hatte er gesagt. "Etwas, von dem Niemand etwas wissen soll." Riley hatte zu bereitwillig nachgegeben. Jetzt wusste Hatcher alles M?gliche ?ber sie – dass sie eine Mutter mit Fehlern war, dass sie ihren Vater gehasst hatte und nicht zu seiner Beerdigung gegangen war, dass es sexuelle Spannungen zwischen ihr und Bill gab, und dass sie manchmal – genau wie Hatcher selbst – Freude an Gewalt und dem T?ten fand. Sie erinnerte sich an das, was er w?hrend ihres letzten Gespr?chs gesagt hatte. "Ich kenne Sie. Auf eine Art kenne ich Sie besser, als Sie sich selbst." Konnte sie wirklich ihren Verstand mit einem Mann wie diesem messen? Meredith sa? hinter seinem Schreibtisch und wartete geduldig auf eine Antwort. "Ich bin so bereit, wie ich nur sein kann", sagte sie und versuchte dabei zuversichtlicher zu klingen, als sie war. "Gut", sagte Meredith. "Wie sollen wir vorgehen?" Riley dachte einen Moment nach. "Bill und ich m?ssen alle Informationen durchgehen, die das B?ro ?ber Shane Hatcher hat", sagte sie dann. Meredith nickte. "Ich habe Sam Flores bereits gebeten, alles bereit zu machen." * Wenige Minuten sp?ter sa?en Riley, Bill, und Meredith im BAU Konferenzraum vor dem gro?en Display, auf dem der Labortechniker Sam Flores Informationen zusammengefasst hatte. "Ich denke, dass ich alles zusammen habe, was Sie sehen wollen", sagte er. "Geburtsurkunde, Strafregister, Gerichtsmitschriften, etc." Riley nickte Flores anerkennend zu. Die Informationen lie?en nichts zu w?nschen ?brig. Unter anderem sah sie einige grausige Fotos von Shane Hatchers Opfern, darunter auch die blutige Leiche des Polizisten auf seiner Veranda. "Welche Informationen haben wir ?ber den Polizisten, den Hatcher get?tet hat?" fragte Bill. Flores rief eine Reihe von Fotos auf, die einen herzlich aussehenden Polizisten zeigten. "Officer Lucien Wayles, bei seinem Tod 1986 sechsundvierzig Jahre alt", berichtete Flores. "Er war verheiratet, drei Kinder, mit der Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet, ?berall beliebt und respektiert. Das FBI hat sich mit der ?rtlichen Polizei zusammengetan und Hatcher innerhalb von Tagen nach Wayles Tod festgenommen. Was mich erstaunt ist, dass sie Hatcher nicht an Ort und Stelle zu Brei geschlagen haben." Bei dieser letzten Bemerkung schnaubte Bill beif?llig. Riley war jedoch am meisten getroffen von den Fotos, die Hatcher selbst zeigten. Sie erkannte ihn kaum. Obwohl der Mann, den sie kannte, einsch?chternd sein konnte, schaffte er es ein respektables ?u?eres zu pr?sentieren, sogar auf seine Weise akademisch auszusehen, mit seiner Lesebrille, die immer auf seiner Nasenspitze sa?. Der junge Afroamerikaner auf dem Fahndungsbild von 1986 hatte ein schmales, hartes Gesicht und einen grausamen, leeren Blick. Riley konnte kaum glauben, dass es sich um die gleiche Person handelte. So detailliert und vollst?ndig die Pr?sentation auch war, Riley war unzufrieden. Sie hatte selber geglaubt, dass sie Shane Hatcher besser kannte, als sonst jemand. Aber diesen Shane Hatcher kannte sie nicht – das brutale junge Gangmitglied 'Shane the Chain.' Ich muss ihn kennen lernen, dachte sie. Sie bezweifelte, dass sie sonst in der Lage sein w?rde ihn zu fassen. Sie hatte ein Gef?hl, als w?rde das kalte, digitale Display gegen sie arbeiten. Sie brauchte etwas Handfesteres – tats?chliche Fotos mit Knicken und ausgefransten Ecken, vergilbte Berichte und Dokumente. Sie fragte Flores, "K?nnte ich mir die Originaldokumente ansehen?" Flores schnaubte ungl?ubig. "Sorry, Agentin Paige – keine Chance. Das FBI hat all seine Papierunterlagen 2014 geschreddert. Jetzt ist alles gescannt und digitalisiert. Was Sie hier sehen, ist alles, was wir haben." Riley seufzte entt?uscht. Ja, sie erinnerte sich daran, dass Millionen von Papierakten geschreddert wurden. Andere Agenten hatten sich beschwert, aber damals war ihr das nicht als problematisch erschienen. Jetzt sehnte sie sich geradezu nach altmodischen Akten. Aber jetzt war das Wichtigste, herauszufinden, was Hatchers n?chster Zug sein w?rde. Ihr kam eine Idee. "Wer war der Polizist, der Hatcher schlie?lich festgenommen hat?" fragte sie. "Wenn er noch lebt, dann k?nnte das Hatchers erstes Ziel sein." "Es war kein ?rtlicher Polizist", sagte Flores. "Und es war kein 'er.'" Er rief ein altes Foto von einer Agentin auf. "Ihr Name ist Kelsey Sprigge. Sie war eine FBI Agentin im Syracuse B?ro – damals f?nfunddrei?ig Jahre alt. Sie ist jetzt siebzig und lebt als Rentnerin in Searcy, einer Stadt in der N?he von Syracuse." Riley war ?berrascht zu h?ren, das Sprigge eine Frau war. "Sie muss zum FBI gekommen sein–" fing Riley an. Flores f?hrte ihren Gedanken aus. "1972, als J. Edgars Leiche noch kaum kalt war. Damals wurde es Frauen endlich erlaubt, sich als Agenten zu bewerben. Vorher war sie bei der Polizei." Riley war beeindruckt. Kelsey Sprigge hatte viel Geschichte durchlebt. "Was k?nnen Sie mir ?ber sie erz?hlen?" fragte Riley Flores. "Nun, sie ist eine Witwe mit drei Kindern und drei Enkeln." "Rufen Sie im Syracuse B?ro an und sagen Sie ihnen, dass sie alles tun sollen, um Sprigge zu besch?tzen", sagte Riley. "Sie ist in ernster Gefahr." Flores nickte. Dann wandte sie sich an Meredith. "Sir, ich brauche ein Flugzeug." "Warum?" fragte er verwirrt. Sie holte tief Luft. "Shane ist m?glicherweise auf dem Weg, um Sprigge zu t?ten", sagte sie. "Und ich will zuerst mit ihr sprechen." KAPITEL SECHS Als der FBI Jet auf der Landebahn des Syracuse Hancock International Airport aufsetzte, erinnerte sie sich an etwas, das ihr Vater ihr im Traum gesagt hatte. "Du nutzt keinem was, es sei denn, sie sind tot." Riley sah die Ironie. Das hier war vermutlich der erste Fall, bei dem noch niemand ermordet worden war, bevor sie ihn bekam. Aber das wird sich wahrscheinlich bald ?ndern, dachte sie. Sie war insbesondere um Kelsey Sprigge besorgt. Sie wollte die Frau pers?nlich treffen und sich davon ?berzeugen, dass es ihr gut ging. Dann l?ge es an Riley und Bill daf?r zu sorgen, dass es auch so blieb und Shane Hatcher wieder hinter Gittern landete. W?hrend das Flugzeug auf das Gate zurollte, sah Riley, dass sie in einer wahren Winterwelt angekommen waren. Auch wenn die Landebahn frei war, zeigten die riesigen Schneeberge daneben, wie viel Aufwand das gekostet hatte. Es war eine Abwechslung von der Szenerie in Virginia – und eine willkommene. Riley wurde klar, wie sehr sie eine neue Herausforderung brauchte. Sie hatte Gabriela von Quantico aus angerufen und erkl?rt, dass sie auf dem Weg war, einen Fall zu l?sen. Gabriela hatte sich f?r sie gefreut und ihr versichert, dass sie sich um April k?mmern w?rde. Als das Flugzeug seine Endposition erreicht hatte, schnappten Riley und Bill sich ihr Gep?ck und kletterten die Stufen hinunter auf die vereiste Rollbahn. Riley f?hlte den eisigen Wind auf ihrem Gesicht und war froh, dass sie in Quantico mit einer dicken Kapuzenjacke ausgestattet worden war. Zwei M?nner eilten auf sie zu und stellten sich als Agenten McGill und Newton vom FBI B?ro in Syracuse vor. "Wir sind hier, um zu helfen, wo wir k?nnen", sagte McGill zu Bill und Riley, w?hrend sie das Terminal betraten. Riley stellte die erste Frage, die ihr in den Sinn kam. "Beobachten Ihre Leute Kelsey Sprigge? Ist sie sicher?" "Eine Polizeieskorte ist vor ihrem Haus in Searcy positioniert", sagte Newton. "Wir sind sicher, dass es ihr gut geht." Riley w?nschte sich, sie k?nnte diese Zuversicht teilen. Bill sagte, "Okay. Dann brauchen wir jetzt nur etwas, das uns nach Searcy bringt." McGill sagte, "Searcy ist nicht weit von Syracuse, und die Stra?en sind frei. Wir haben einen SUV mitgebracht, den Sie nutzen k?nnen, aber … ?hm, sind Sie es gewohnt in n?rdlichem Winterwetter zu fahren?" "Wissen Sie, Syracuse gewinnt immer die Goldene Schneeball Auszeichnung", f?gte Newton mit verschmitztem Stolz hinzu. "Goldener Schneeball?" fragte Riley. "Das ist der New York State Preis f?r den meisten Schnee", erkl?rte McGill. "Wir sind die Gewinner. Haben sogar eine Troph?e, um es zu beweisen." "Vielleicht sollte einer von uns fahren", schlug Newton unsicher vor. Bill lachte leise. "Danke, aber ich denke, dass bekommen wir hin. Vor ein paar Jahren war ich in North Dakota f?r den Winter. Da habe ich eine gute Dosis Fahren im Winter bekommen." Auch wenn sie es nicht sagte, f?hlte Riley sich ebenso qualifiziert in dieser Art des Fahrens. Sie hatte in den Bergen von Virginia gelernt zu fahren. Der Schnee war nie so hoch wie hier, aber die Landstra?en wurden nie sehr schnell freiger?umt. Sie hatte vermutlich genauso viel Zeit auf vereisten Stra?en verbracht, wie die Leute hier. Aber sie ?berlie? Bill nur zu gerne das Fahren. Ihre Gedanken drehten sich gerade nur um die Sicherheit von Kelsey Sprigge. Bill nahm die Schl?ssel und sie machten sich auf den Weg. "Ich muss schon sagen, es f?hlt sich gut an, wieder zusammen zu arbeiten", sagte Bill w?hrend er fuhr. "Es ist selbsts?chtig, nehme ich an. Ich mag es, mit Lucy zu arbeiten, aber es ist nicht dasselbe." Riley l?chelte. Sie f?hlte sich ebenfalls gut dabei, wieder mit Bill zu arbeiten. "Trotzdem w?nscht sich ein Teil von mir, du w?rdest nicht zu diesem Fall zur?ckkommen", f?gte er hinzu. "Warum nicht?" fragte Riley ?berrascht. Bill sch?ttelte den Kopf. "Ich habe ein ungutes Gef?hl dabei", sagte er. "Denk daran, ich habe Hatcher auch getroffen. Es braucht einiges, um mir Angst zu machen, aber … nun ja, er ist eine Klasse f?r sich." Riley antwortete nicht, aber sie musste ihm insgeheim zustimmen. Sie wusste, dass Hatcher Bill bei ihrem Besuch manipuliert hatte. Mit untr?glichen Instinkten hatte der Gefangene scharfsinnige Bemerkungen ?ber Bills Privatleben gemacht. Riley erinnerte sich, wie Hatcher auf Bills Ehering gezeigt und gesagt hatte: "Vergessen Sie Ihre Versuche, das mit Ihrer Frau wieder geradezubiegen. Das wird nicht passieren." Hatcher hatte Recht gehabt und jetzt steckte Bill inmitten eines h?sslichen Scheidungskampfes. Am Ende des gleichen Besuchs hatte er etwas zu Riley gesagt, das sie immer noch verfolgte. "H?ren Sie auf, sich dagegen zu wehren." Bis zu diesem Tag war sie sich nicht sicher, was Hatcher damit gemeint hatte. Aber sie sp?rte ein unerkl?rliches Grauen, dass sie es eines Tages herausfinden w?rde. * Kurze Zeit sp?ter parkte Bill neben den gro?en aufgesch?tteten Schneehaufen vor Kelsey Sprigges Haus in Searcy. Riley sah einen Streifenwagen mit zwei uniformierten Polizisten in der N?he. Aber zwei Polizisten in einem Wagen reichten nicht aus, um sie zu beruhigen. Der brutale und brillante Kriminelle, der aus Sing Sing ausgebrochen war, k?nnte kurzen Prozess mit ihnen machen, sollte ihm der Sinn danach stehen. Bill und Riley stiegen aus dem Wagen und hielten ihre Marken in Richtung des Polizeiwagens. Dann gingen sie den ger?umten B?rgersteig entlang zum Haus. Es war ein traditionelles zweist?ckiges Geb?ude mit einem hohen Dach und einer Veranda, die mit Weihnachtslichtern geschm?ckt war. Riley klingelte. Eine Frau ?ffnete ihnen mit einem freundlichen L?cheln die T?r. Sie war schlank und fit und trug einen Jogging Anzug. Ihr Gesichtsausdruck war heiter und fr?hlich. "Sie m?ssen die Agenten Jeffreys und Paige sein", sagte sie. "Ich bin Kelsey Sprigge. Kommen Sie rein, dort drau?en ist es furchtbar kalt." Kelsey Sprigge f?hrte Riley und Bill in ein gem?tliches Wohnzimmer mit einem knisternden Feuer im Kamin. "M?chten Sie etwas trinken?" fragte sie. "Nat?rlich sind Sie im Dienst. Ich hole Ihnen einen Kaffee." Sie ging in die K?che, w?hrend Bill und Riley sich setzten. Riley besah sich die Weihnachtsdekoration und die vielen Fotos, die an den W?nden hingen und auf Kommoden standen. Sie zeigten Kelsey Sprigge in allen Stadien ihres Lebens, von Kindern und Enkeln umgeben. In vielen der Bilder stand ein l?chelnder Mann an ihrer Seite. Riley erinnerte sich, dass Flores gesagt hatte, sie sei Witwe. Den Fotos nach zu urteilen, war es eine lange und gl?ckliche Ehe gewesen. Kelsey Sprigge schien etwas geschafft zu haben, das Riley nicht fertigbrachte. Sie hatte ein erf?lltes, liebevolles Familienleben, w?hrend sie als FBI Agent arbeitete. Riley brannte es unter den N?geln zu fragen, wie sie das geschafft hatte. Aber nat?rlich war das jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Die Frau kam zur?ck und trug ein Tablett mit zwei Bechern Kaffee, Milch und Zucker, und – zu Rileys ?berraschung – ein Scotch on the Rocks f?r sich selbst. Riley mochte Kelsey auf Anhieb. F?r eine Frau von siebzig Jahren, war sie noch erstaunlich lebhaft und energetisch, und z?her als die meisten Frauen, die sie getroffen hatte. Auf eine seltsame Weise hatte Riley das Gef?hl, sich selbst in einer Art Vorschau zu sehen. "Nun dann", sagte Kelsey und l?chelte. "Ich w?nschte unser Wetter w?re angenehmer." Riley war von der ungezwungenen Gastfreundschaft ?berrascht. Unter den Umst?nden hatte sie eine zutiefst beunruhigte oder sogar ver?ngstigte Frau erwartet. "Ms. Sprigge–", fing Bill an. "Kelsey, bitte", unterbrach die Frau. "Und ich wei? warum Sie hier sind. Sie denken, dass Shane Hatcher mich vielleicht zu seinem ersten Ziel machen k?nnte. Sie denken, er wird versuchen mich zu ermorden." Riley und Bill sahen sich unsicher an. "Und nat?rlich ist deshalb auch die Polizei drau?en", sagte Kelsey, die immer noch freundlich l?chelte. "Ich habe sie gefragt, ob sie hereinkommen und sich aufw?rmen wollen, aber davon wollten sie nichts wissen. Sie wollten mir nicht einmal mein Jogging am Nachmittag erlauben! Sehr schade, ich liebe es einfach bei diesem klaren, kalten Wetter zu Laufen. Nun, ich mache mir keine Sorgen, dass ich ermordet werden k?nnte, und ich denke, das sollten sie auch nicht. Ich denke wirklich nicht, dass Shane Hatcher so etwas vorhat." Riley platzte fast heraus, "Warum nicht?" Stattdessen sagte sie vorsichtig, "Kelsey, Sie haben ihn verhaftet. Sie haben ihn vor Gericht gebracht. Er verbringt sein Leben im Gef?ngnis, Ihretwegen. Sie k?nnten der Grund sein, warum er ausgebrochen ist." Kelsey schwieg einen Moment nachdenklich. Sie blickte auf die Waffe, die Riley im Holster trug. "Was f?r eine Waffe tragen sie, meine Liebe?" fragte sie. "Eine Glock, Kaliber vierzig", sagte Riley. "Sch?n!" sagte Kelsey. "Darf ich sie mir angucken?" Riley reichte Kelsey die Waffe. Kelsey nahm das Magazin heraus und besah sich die Waffe genauer. Sie behandelte sie mit der Anerkennung eines Genie?ers. "Glocks kamen f?r mich ein wenig zu sp?t, um sie im Einsatz zu nutzen", sagte sie. "Ich mag sie aber. Der Polymer Rahmen f?hlt sich gut an – sehr leicht, gut ausbalanciert. Eine sehr beeindruckende Waffe." Sie lud das Magazin wieder und reichte Riley ihre Waffe zur?ck. Dann ging sie zu einem Schreibtisch. Sie nahm eine halbautomatische Pistole heraus. "Ich habe Shane Hatcher mit diesem Baby hier geschnappt", sagte sie l?chelnd. Sie reichte Riley die Pistole und setzte sich wieder. "Eine Smith and Wesson Modell 459. Ich habe ihn verwundet und entwaffnet. Mein Partner wollte ihn auf der Stelle t?ten – Rache f?r den Polizisten, den er ermordet hat. Aber da habe ich nicht mitgemacht. Ich habe ihm gesagt, sollte er Hatcher t?ten, dann w?rde es mehr als eine Leiche zu begraben geben." Kelsey err?tete leicht. "Meine G?te", sagte sie. "Ich w?rde es vorziehen, wenn diese Geschichte nicht die Runde macht. Bitte erz?hlen Sie das keinem." Riley gab ihr die Waffe zur?ck. "Wie auch immer, ich konnte sehen, dass ich Hatchers Zustimmung bekam", sagte Kelsey. "Wissen Sie, er hat einen sehr strikten Kodex, selbst als Gangmitglied. Er wusste, dass ich nur meinen Job mache. Ich denke, das hat er respektiert. Und er war auch dankbar. Jedenfalls hat er nie Interesse an mir gezeigt. Ich habe ihm sogar einige Briefe geschrieben, aber er hat nie geantwortet. Er erinnert sich vermutlich nicht einmal an meinen Namen. Nein, ich bin mir sicher, dass er mich nicht t?ten will." Kelsey warf Riley einen interessierten Blick zu. "Aber Riley – ist es okay, wenn ich Sie Riley nenne? – Sie haben mir am Telefon gesagt, dass sie ihn tats?chlich getroffen und ein wenig kennengelernt haben. Er muss recht faszinierend sein." Riley dachte, dass sie so etwas wie Neid in der Stimme der Frau entdeckte. Kelsey erhob sich aus ihrem Stuhl. "Aber h?ren Sie sich mein Geplapper an, w?hrend sie einen B?sewicht zu fangen haben! Und wer wei?, was er gerade vorhat w?hrend wir uns hier unterhalten. Ich habe einige Informationen, die Ihnen wom?glich helfen k?nnen. Kommen Sie, ich zeige Ihnen, was ich habe." Sie f?hrte Riley und Bill durch den Flur zu einer Kellert?r. Rileys Herzschlag wurde schneller. Warum muss es in einem Keller sein? dachte sie. Riley k?mpfte nun schon seit geraumer Zeit mit einer irrationalen Angst vor Kellern – ein ?berbleibsel ihrer PTBS, ausgel?st durch die Gefangenschaft in Petersons Kriechkeller und noch einmal verst?rkt durch einen nicht lange zur?ckliegenden Fall, der in einem vollkommen verdunkelten Keller geendet hatte. Aber als sie Kelsey die Stufen nach unten folgten, sah Riley nichts Verd?chtiges. Der Keller war so gem?tlich wie ein Freizeitraum. In einer Ecke war ein gut beleuchteter B?robereich mit einem Schreibtisch, auf dem verschiedene Akten lagen, sowie Fotos und Zeitungsausschnitte. "Hier ist es – alles Wissenswerte ?ber 'Shane the Chain', seine Karriere und sein Ende", sagte Kelsey. "Nur zu. Fragen Sie, wenn Sie eine Erkl?rung zu etwas ben?tigen." Riley und Bill sahen durch die Akten. Riley war ?berrascht und erfreut. Es war eine faszinierende Sammlung von Informationen und vieles davon war niemals in die FBI Datenbank gescannt worden. Der Ordner, in dem sie gerade las, war vollgestopft mit scheinbar unwichtigen Informationen, wie Restaurantservietten mit handgeschriebenen Notizen und Skizzen zum Fall. Sie ?ffnete einen anderen Order, der photokopierte Berichte und andere Dokumente enthielt. Riley bemerkte am?siert, dass Kelsey sicherlich diese Akten nicht h?tte kopieren oder behalten d?rfen. Die Originale waren vermutlich schon vor einiger Zeit gescannt und geschreddert worden. W?hrend Bill und Riley durch die Dokumente sahen, sagte Kelsey, "Ich nehmen an, sie wundern sich, warum ich diesen Fall nicht ruhen lassen kann. Manchmal frage ich mich das selbst." Sie dachte einen Moment nach. "Shane Hatcher war meine eine Begegnung mit wahrem B?sen", sagte sie. "W?hrend meiner ersten vierzehn Jahre im B?ro, war ich nicht mehr als eine Schaufensterausstellung hier in Syracuse – die Quotenfrau. Aber ich habe von Anfang an an diesem Fall gearbeitet, mit den Gangmitgliedern auf der Stra?e geredet, das Team geleitet. Niemand dachte, dass ich Hatcher festnehmen k?nnte. Tats?chlich war sich niemand sicher, dass es ?berhaupt jemand konnte. Aber ich habe es geschafft." Jetzt sah Riley durch einen Ordner mit Fotos schlechter Qualit?t, bei denen sich das B?ro vermutlich nicht die M?he gemacht hatte, sie einzuscannen. Kelsey hatte sie offensichtlich f?r wichtig genug gehalten, sie nicht wegzuschmei?en. Eins zeigte einen Polizisten, der in einem Caf? mit einem Gangmitglied redete. Riley erkannte den jungen Mann sofort als Shane Hatcher. Es dauerte einen Moment, bis sie den Polizisten erkannte. "Das ist der Polizist, den Hatcher get?tet hat, nicht wahr? sagte Riley. Kelsey nickte. "Officer Lucien Wayles", sagte sie. "Ich habe das Foto selbst geschossen." "Warum spricht er hier mit Hatcher?" Kelsey l?chelte wissend. "Nun, das ist recht interessant", sagte sie. "Ich nehme an, sie haben geh?rt, dass Officer Wayles ein aufrechter, dekorierter Polizist war. Das ist es, was die ?rtliche Polizei immer noch alle glauben machen will. Tats?chlich war er korrupt bis auf die Knochen. In diesem Foto traf er sich mit Hatcher, in der Hoffnung einen Deal mit ihm zu machen – einen Anteil an den Drogenprofiten, im Austausch daf?r, dass er Hatcher in Ruhe l?sst. Hatcher hat nein gesagt. Daraufhin hat Wayles entschieden Hatcher das Handwerk zu legen." Kelsey zog das Foto von Wayles zerschundener Leiche heraus. "Wie Sie wahrscheinlich wissen, hat das f?r Officer Wayles nicht allzu gut geendet", sagte sie. Riley sp?rte wie sich langsam die Puzzleteile zusammensetzten. Das war genau das Material, nach dem sie gesucht hatte. Es brachte ihr ein besseres Verst?ndnis f?r die Gedanken eines jungen Shane Hatcher. W?hrend sie das Foto von Hatcher und dem Polizisten betrachtete, versuchte Riley sich in den Verstand des jungen Mannes zu versetzen. Sie stellte sich vor, was Hatchers Gedanken und Gef?hle in genau diesem Moment gewesen waren. Sie erinnerte sich au?erdem an etwas, das Kelsey gerade gesagt hatte. "Wissen Sie, er hat einen sehr strikten Kodex, selbst als Gangmitglied." Aus ihren eigenen Unterredungen mit Hatcher wusste Riley, dass das auch heute noch so war. Wenn sie sich jetzt das Foto besah, dann konnte sie Hatchers Abscheu bei Wayles' Vorschlag f?hlen. Es hat ihn vor den Kopf gesto?en, dachte Riley. Es f?hlte sich wie eine Beleidigung an. Kein Wunder, dass Hatcher dem Polizisten ein so grausames Ende bereitet hatte. Nach Hatchers verdrehtem Kodex, war das die moralisch richtige Antwort. Als Riley durch weitere Fotos bl?tterte, fand sie das Fahndungsfoto eines anderen Gangmitglieds. "Wer ist das?" fragte Riley. "Smokey Moran", antwortete Kelsey. "Shane the Chains rechte Hand – bis ich ihn wegen Drogenhandel festgenommen habe. Ihm drohte eine lange Haftstrafe, also hatte ich keine Probleme damit, ihn als Zeugen gegen Hatcher zu gewinnen, im Austausch f?r eine mildere Strafe. So haben wir Hatcher schlie?lich bekommen." Rileys Haut fing an zu prickeln, als sie das Foto in den H?nden hielt. "Was ist aus Moran geworden?" fragte sie. Kelsey sch?ttelte missbilligend den Kopf. "Er ist immer noch da drau?en", sagte sie. "Ich habe mir oft gew?nscht, wir h?tten diesen Deal nicht gemacht. Seit Jahren leitet er jetzt schon alle m?glichen Gangaktivit?ten. Die jungen Gangmitglieder sehen zu ihm auf und bewundern ihn. Er ist clever und schwer zu fassen. Die ?rtliche Polizei und das B?ro waren nicht in der Lage, ihm das Handwerk zu legen." Das prickelnde Gef?hl nahm zu. Riley fand sich in Hatchers Gedanken wieder, wie er jahrzehntelang im Gef?ngnis ?ber Morans Verrat nachgegr?belt hatte. In Hatchers moralischem Universum verdiente so ein Mann es nicht, zu leben. Und Gerechtigkeit war lange ?berf?llig. "Haben Sie eine aktuelle Adresse f?r ihn?" fragte Riley Kelsey. "Nein, aber ich bin sicher, dass das B?ro sie hat. Warum?" Riley atmete tief durch. "Weil Shane Hatcher dort hingeht, um ihn zu t?ten." KAPITEL SIEBEN Riley wusste, dass Smokey Moran sich in gro?er Gefahr befand. Doch wenn sie ehrlich war, dann k?mmerte sie das Schicksal des Karriereverbrechers nicht wirklich. Es ging um Shane Hatcher. Ihre Mission war es, ihn wieder hinter Gitter zu bringen. Falls sie ihn fingen, bevor er Moran f?r seinen damaligen Verrat t?tete, gut f?r ihn. Sie und Bill w?rden zu Morans Adresse fahren, ohne ihn vorzuwarnen. Das ?rtliche B?ro konnte ihnen Leute zur Verst?rkung dorthin schicken. Die Fahrt von Kelsey Sprigges Mittelklasse-Haus in Searcy bis in die finstere, von Gangs kontrollierte Nachbarschaft in Syracuse, w?rde etwa eine halbe Stunde dauern. Der Himmel zeigte sich bew?lkt, aber es fiel noch kein Schnee und der Verkehr bewegte sie fl?ssig auf den gut ger?umten Stra?en. W?hrend Bill fuhr, loggte Riley sich mit ihrem Handy in die FBI Datenbank ein und stellte ein paar schnelle Nachforschungen an. Sie sah, dass die Gang Situation vor Ort bedenklich war. Gangs hatten sich seit den fr?hen 1980er Jahren hier gebildet und zusammengeschlossen. Zu Zeiten von 'Shane the Chain' waren es haupts?chlich Einheimische gewesen. Seit dem hatten sich Gangs aus dem ganzen Land eingefunden und sorgten f?r gr??ere Gewalt. Die Drogen, die die Gewalt durch ihre Profite antrieben, waren seltsamer und gef?hrlicher geworden. Unter anderem umfassten sie Zigaretten, die in Einbalsamierungsfl?ssigkeit getunkt waren und Kristalle, genannt 'Badesalz', die Paranoia ausl?sten. Wer wusste, welche noch t?dlichere Substanz bald um die Ecke kommen w?rde? Als Bill vor dem heruntergekommenen Geb?ude hielt, in dem Moran lebte, sah Riley zwei M?nner mit FBI Jacken aus einem anderen Wagen steigen – Agenten McGill und Newton, die sie am Flughafen abgeholt hatten. Sie konnte an der Form ihrer Jacken sehen, dass sie schusssichere Westen darunter trugen. Beide hielten Remington Scharfsch?tzengewehre. "Moran wohnt im dritten Stock", sagte Riley. Als die Gruppe von Agenten durch die Eingangst?r des Geb?udes ging, trafen sie auf mehrere M?nner, die in dem kalten und sch?bigen Foyer standen und nach Gang–Mitgliedern aussahen. Sie standen einfach da, mit den H?nden tief in den Taschen ihrer Kapuzenpullover vergraben, und schienen die bewaffneten Beamten gar nicht zu beachten. Morans Bodyguards? Sie dachte nicht, dass sie versuchen w?rden sie aufzuhalten, aber wom?glich w?rden sie Moran signalisieren, dass sie auf dem Weg zu ihm waren. McGill und Newton schienen die jungen M?nner zu kennen. Die Agenten tasteten sie schnell ab. "Wir sind hier, um Smokey Moran zu sehen", sagte Riley. Keiner der M?nner antwortete. Sie starrten die Agenten nur mit einem seltsamen, leeren Blick an. Das erschien Riley mehr als verd?chtig. "Raus", befahl Newton und die M?nner nickten, bevor sie das Geb?ude verlie?en. Von Riley angef?hrt, st?rmten die Agenten die drei Stockwerke nach oben. McGill und Newton kontrollierten sorgf?ltig jeden Flur. Im dritten Stock hielten sie vor Morans Wohnung. Riley klopfte laut an die T?r. Als niemand antwortete, rief sie: "Smokey Moran, hier ist FBI Agentin Riley Paige. Meine Kollegen und ich m?ssen mit Ihnen reden. Wir haben nicht vor, Sie zu verletzen. Wir sind nicht hier, um Sie zu verhaften." Wieder keine Antwort. "Wir haben Grund zu der Annahme, dass Ihr Leben in Gefahr ist", rief Riley. Immer noch keine Antwort. Riley dr?ckte die Klinke herunter. Zu ihrer ?berraschung war die T?r nicht verschlossen und schwang auf. Die Agenten traten in ein ordentliches, nichtssagendes Apartment, mit so gut wie keinem Dekor. Es gab keinen Fernseher, keine elektronischen Ger?te, kein Anzeichen von einem Computer. Riley wurde klar, dass Moran es schaffte, einen bedeuteten Einfluss auf die kriminelle Unterwelt auszu?ben einfach indem er Befehle von Angesicht zu Angesicht gab. Ohne jemals online zu gehen oder ein Telefon zu benutzen, blieb er unter dem Radar der Strafverfolger. Definitiv ein kluger Kerl, dachte Riley. Manchmal ist der altmodische Weg eben der Beste. Aber er war nicht zu Hause. Die beiden ?rtlichen Beamten kontrollierten schnell alle R?ume und Schr?nke. Niemand war in der Wohnung. Sie gingen zur?ck ins Erdgeschoss. Als sie das Foyer erreichten, hoben McGill und Newton schussbereit ihre Gewehre. Die jungen Gang–Mitglieder warteten am Ende der Treppe auf sie. Riley sah sie sich genauer an. Ihr wurde klar, dass sie offensichtlich die Anweisung gehabt hatten, Riley und ihre Kollegen die leere Wohnung durchsuchen zu lassen. Jetzt hatten sie etwas zu sagen. "Smokey hat uns gesagt, dass Sie kommen w?rden", sagte einer von ihnen. "Er hat eine Nachricht f?r Sie", sagte ein anderer. "Suchen Sie dr?ben im alten Buschnell Lagerhaus an der Dolliver Street", sagte ein Dritter. Dann, ohne ein weiteres Wort, traten sie einen Schritt zur Seite und machten den Agenten den Weg frei. "War er alleine?" fragte Riley. "War er, als er hier losgegangen ist", antwortete einer der jungen M?nner. Eine Art bedr?ckende Vorahnung hing in der Luft. Riley wusste nicht, was sie davon halten sollte. McGill und Newton behielten die M?nner im Auge, w?hrend die Agenten das Geb?ude verlie?en. Wieder auf der Stra?e, sagte Newton, "Ich wei?, wo das Lagerhaus ist." "Ich auch", nickte McGill. "Das ist nur ein paar Blocks von hier. Ist verlassen und steht zum Verkauf. Angeblich soll ein teures Wohnhaus daraus werden. Aber mir gef?llt das Ganze nicht. Das ist der perfekte Ort f?r eine Falle." Er nahm sein Telefon und rief weitere Verst?rkung, die sie dort treffen sollte. "Wir m?ssen vorsichtig sein", sagte auch Riley. "Zeigen Sie uns den Weg." Bill fuhr, dem SUV folgend. Beide Wagen hielten vor einem vierst?ckigen Backsteingeb?ude mit einer abbr?ckelnden Fassade und zerbrochenen Fenstern. Vor ihnen hielt ein weiterer FBI Wagen. Riley verstand, warum McGill mehr Verst?rkung angefordert hatte. Das Geb?ude war riesig und heruntergekommen, mit drei dunklen Stockwerken voller dunkler und zerbrochener Fenster. Jedes dieser Fenster konnte m?helos einen Scharfsch?tzen verstecken. Die ?rtlichen Beamten hatten alle Gewehre dabei, aber sie und Bill trugen nur ihre Pistolen. Sie k?nnten leicht in einen Hinterhalt geraten. Trotzdem ergab eine Falle f?r sie keinen Sinn. Nachdem er seit drei Jahrzehnten erfolgreich dem Gesetz ein Schnippchen geschlagen hatte, warum sollte ein so kluger Kerl wie Smokey Moran einen Schusswechsel mit dem FBI anzetteln? Riley nahm das Funkger?t. "Tragt ihr noch die Kevlars?" fragte sie. "Ja", kam die Antwort. "Gut. Bleiben Sie ihm Auto, bis ich Ihnen sage, dass Sie aussteigen sollen." Bill hatte sich bereits in den gut ausgestatteten Kofferraum des SUV gebeugt und dort zwei Kevlarwesten f?r sie gefunden. Er und Riley zogen sie schnell ?ber. Dann fand Riley ein Megafon. Sie rollte das Fenster nach unten und rief in Richtung des Geb?udes. "Smokey Moran, wir sind das FBI. Wir haben Ihre Nachricht bekommen. Wir sind hier, um mit Ihnen zu sprechen. Wir sind nicht hier, um Sie zu verhaften. Kommen Sie mit gehobenen H?nden aus dem Geb?ude und wir k?nnen uns unterhalten." Sie wartete eine Minute ab. Nichts geschah. Riley sprach wieder ?ber das Funkger?t mit Newton und McGill. "Agent Jeffreys und Ich steigen aus. Wenn wir drau?en sind, kommen sie nach – mit gezogenen Waffen. Wir treffen uns alle am Eingang. Halten Sie den Blick nach oben. Wenn Sie irgendeine Bewegung sehen, gehen Sie sofort in Deckung." Riley und Bill stiegen aus dem SUV und Newton und McGill taten es ihnen gleich. Drei weitere, schwer bewaffnete FBI Agenten stiegen aus dem anderen Wagen und kamen ebenfalls zu ihnen. Die Agenten bewegten sich vorsichtig auf das Geb?ude zu, die Augen auf die Fenster gerichtet, die Waffen im Anschlag. Schlie?lich erreichten sie die relative Sicherheit der riesigen Eingangst?r. "Was ist der Plan?" fragte McGill, der h?rbar nerv?s war. "Shane Hatcher verhaften, wenn er hier ist", sagte Riley. "Ihn t?ten, falls n?tig. Und Smokey Moran finden." Bill f?gte hinzu, "Wir m?ssen das gesamte Geb?ude durchsuchen." Riley konnte an ihren Gesichtern ablesen, dass den anderen Agenten dieser Plan nicht gefiel. Sie konnte ihnen keinen Vorwurf machen. "McGill", sagte sie, "fangen Sie im Erdgeschoss an und machen Ihren Weg nach oben. Jeffreys und ich gehen nach ganz oben und arbeiten uns nach unten durch. Wir treffen uns in der Mitte." McGill nickte. Riley konnte Erleichterung ?ber sein Gesicht flackern sehen. Sie wussten, dass die Gefahr mit gro?er Wahrscheinlichkeit nicht im unteren Teil des Geb?udes lag. Bill und Riley w?rden das gr??ere Risiko ?bernehmen. Newton sagte, "Ich gehe mit Ihnen mit." Sie sah seinen entschlossenen Gesichtsausdruck und erhob keine Einw?nde. Bill dr?ckte die T?ren auf und sie betraten nacheinander das Geb?ude. Eisiger Wind pfiff durch die Fenster im Erdgeschoss, das haupts?chlich aus leerer Fl?che bestand, mit einigen Pfeilern und T?ren zu Nebenr?umen. Riley und Bill ?berlie?en McGill und den drei anderen Agenten das Feld und bewegten sich zu der nach oben f?hrenden Treppe. Newton folgte dicht hinter ihnen. Trotz der K?lte konnte sie Schwei? in ihren Handschuhen und auf ihrer Stirn f?hlen. Sie sp?rte ihr Herz hart gegen die Brust schlagen und bem?hte sich, ihren Atem unter Kontrolle zu halten. Egal wie oft sie so etwas tat, sie w?rde sich nie daran gew?hnen. Das konnte niemand. Endlich erreichten sie das oberste Stockwerk. Die Leiche war das Erste, was Riley ins Auge fiel. Sie war mit Klebeband an einen Pfeiler gefesselt und so schlimm zugerichtet, dass sie kaum noch menschlich aussah. Reifenketten hingen um ihren Hals. Hatchers bevorzugte Waffe, erinnerte sich Riley. "Das muss Moran sein", sagte Newton. Riley und Bill tauchten einen Blick aus. Sie wussten, dass sie ihre Waffen noch nicht wegstecken durften – noch nicht. Die Leiche k?nnte ein Trick von Hatcher sein, um sie aus der Deckung zu locken. Als sie auf die Leiche zugingen, blieb Newton einige Schritte zur?ck, das Gewehr bereit. Gefrierende Blutlachen blieben an Rileys Schuhsohlen kleben, als sie sich der Leiche n?herte. Das Gesicht war bis zur Unkenntlichkeit zerschlagen und es w?rde DNA oder Zahnabdr?cke ben?tigen, um sie klar zu identifizieren. Aber Riley zweifelte nicht daran, dass Newton Recht hatte; das hier musste Smokey Moran sein. Groteskerweise waren seine Augen immer noch weit offen und der Kopf so an den Pfeiler geklebt, dass er geradewegs auf Riley zu starren schien. Riley sah sich um. "Hatcher ist nicht hier", sagte sie und steckte ihre Waffe weg. Bill folgte ihrem Beispiel und trat dann ebenfalls zur Leiche. Newton blieb wachsam, hielt das Gewehr schussbereit und drehte sich immer wieder in alle Richtungen. "Was ist das?" sagte Bill und zeigte auf ein gefaltetes St?ck Papier, das aus der Jackentasche des Opfers ragte. Riley nahm das Papier heraus. Darauf stand: "Ein Pferd ist an einer sieben Meter langen Kette und isst einen Apfel, der acht Meter entfernt ist. Wie ist das Pferd an den Apfel gekommen?" Riley hatte eine dunkle Vorahnung. Es ?berraschte sie nicht, dass Shane nur ein R?tsel hinterlassen hatte. Sie reichte Bill das Papier. Bill las es und sah Riley dann verwirrt an. "Die Kette ist nirgendwo befestigt", sagte Riley. Bill nickte. Riley wusste, dass er die Bedeutung des R?tsels verstand: Shane the Chain war entfesselt. Und er fing gerade erst an, seine Freiheit zu genie?en. KAPITEL ACHT Als sie an diesem Abend mit Bill an der Hotelbar sa?, konnte Riley das Bild der zerschundenen Leiche nicht aus ihrem Kopf verbannen. Weder sie noch Bill hatten verstehen k?nnen, was passiert war. Sie konnte nicht glauben, dass Hatcher nur aus dem Gef?ngnis ausgebrochen war, um Smokey Moran zu t?ten. Aber es gab keinen Zweifel daran, dass er es getan hatte. Die Weihnachtsbeleuchtung der Bar wirkte in ihrer Stimmung aufdringlich und grell statt festlich. Sie hielt dem Barkeeper ihr leeres Glas entgegen. "Noch einen f?r mich", sagte sie und reichte ihm das Glas. Riley bemerkte aus den Augenwinkeln, dass Bill sie unbehaglich ansah. Sie wusste, warum. Das war bereits der zweite Bourbon on the Rocks heute Abend. Bill kannte Rileys Verh?ltnis zu Alkohol, das nicht immer sch?n war. "Mach dir keine Sorgen", beruhigte sie ihn. "Das ist der letzte f?r heute." Sie hatte nicht vor, sich zu betrinken. Aber sie brauchte ein wenig Entspannung. Das erste Glas hatte nicht geholfen und sie bezweifelte, dass es das zweite tun w?rde. Riley und Bill hatten den Rest des Tages mit den Nachwirkungen von Smokey Morans Tod verbracht. W?hrend sie und Bill mit der ?rtlichen Polizei und dem Team des Gerichtsmediziners am Tatort gearbeitet hatten, waren die Agenten McGill und Newton zur?ck zu Morans Wohnung gefahren. Sie hatten mit den jungen M?nnern reden sollen, die dort zuvor im Foyer Wache standen. Aber die waren nirgendwo zu finden. Morans Wohnung blieb ungesch?tzt und unverschlossen. Als der Barkeeper ihr den Whiskey auf die Bar stellte, erinnerte sich Riley an das, was die M?nner zu ihnen gesagt hatten. "Smokey hat uns gesagt, dass Sie kommen w?rden." "Er hat eine Nachricht f?r Sie." Dann hatten sie ihnen gesagt, wo sie Smokey Moran finden w?rden. Riley sch?ttelte den Kopf, w?hrend sie den Augenblick noch einmal in Gedanken abspielte. "Wir h?tten mit ihnen reden sollen, als wir die M?glichkeit dazu hatten", sagte sie zu Bill. "Wir h?tten Fragen stellen sollen." Bill zuckte mit den Achseln. "Wor?ber?" fragte er. "Was h?tten sie uns sagen k?nnen?" Riley antwortete nicht. In Wahrheit wusste sie es auch nicht. Aber es kam ihr seltsam vor. Sie erinnerte sich an die Gesichter der Gang-Mitglieder – ernst, d?ster, sogar traurig. Es war fast so, als w?ssten sie, dass ihr Anf?hrer in seinen Tod gegangen ist, und das Betrauern bereits begonnen h?tte. Die Tatsache, dass sie ihre Posten bereits verlassen hatten, schien das zu best?tigen. Also was hatte Moran ihnen gesagt, bevor er gegangen war? Dass er zur?ckkommen w?rde? Riley verstand nicht, was er sich dabei gedacht hatte. W?rde ein kluger, abgeh?rteter Krimineller wie Moran der Gefahr nicht aus dem Weg gehen? Warum war er ?berhaupt zu dem Lagerhaus gegangen, wenn er wusste, was dort auf ihn wartete. Rileys Gedanken unterbrechend fragte Bill, "Was glaubst du, wird Hatcher als n?chstes tun?" "Ich wei? es nicht", sagte Riley. Es war schwer das zuzugeben, aber die Wahrheit. Erfahrene Agenten bewachten Kelsey Sprigges Haus, f?r den Fall, dass sie Hatchers n?chstes Ziel war. Aber Riley dachte nicht, dass das der Fall war. Kelsey hatte Recht. Hatcher w?rde die Frau nicht daf?r t?ten, dass sie vor all den Jahren ihren Job gemacht hatte, vor allem, da sie sein Leben gerettet hatte. Конец ознакомительного фрагмента. Текст предоставлен ООО «ЛитРес». Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию (https://www.litres.ru/pages/biblio_book/?art=43691759&lfrom=688855901) на ЛитРес. Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.
Наш литературный журнал Лучшее место для размещения своих произведений молодыми авторами, поэтами; для реализации своих творческих идей и для того, чтобы ваши произведения стали популярными и читаемыми. Если вы, неизвестный современный поэт или заинтересованный читатель - Вас ждёт наш литературный журнал.