*** Òâîåé Ëóíû çåëåíûå öâåòû… Ìîåé Ëóíû áåñïå÷íûå ðóëàäû, Êàê ñâåòëÿ÷êè ãîðÿò èç òåìíîòû,  ëèñòàõ âèøíåâûõ ñóìðà÷íîãî ñàäà. Òâîåé Ëóíû ïå÷àëüíûé êàðàâàí, Áðåäóùèé â äàëü, òðîïîþ íåâåçåíüÿ. Ìîåé Ëóíû áåçäîííûé îêåàí, È Áðèãàíòèíà – âåðà è ñïàñåíüå. Òâîåé Ëóíû – ïå÷àëüíîå «Ïðîñòè» Ìîåé Ëóíû - äîâåð÷èâîå «Çäðàâñòâóé!» È íàøè ïàðàëëåëüíûå ïóòè… È Ç

Festmahl der Drachen

Festmahl der Drachen Morgan Rice Ring der Zauberei #3 FESTMAHL DER DRACHEN (Band 3 im Ring der Zauberei) entf?hrt uns tiefer in Thors epische Reise auf dem Weg, ein Krieger zu werden, als er ?ber die Feuersee reist, um die Insel der Nebel zu erreichen, die den Drachen geh?rt. An diesem gnadenlosen Ort, Heimat der h?chsten Elite an Kriegern auf der Welt, werden Thors Kr?fte und Fertigkeiten w?hrend seiner Ausbildung noch vertieft. Auch seine Freundschaften vertiefen sich, w?hrend sie zusammen Widrigkeiten trotzen, die weit ?ber ihre Vorstellungskraft hinausgehen. Doch w?hrend sie sich unvorstellbaren Monstern gegen?ber sehen, wandeln sich die Hundert schnell von einer Trainings?bung in eine Angelegenheit von Leben und Tod. Nicht alle werden ?berleben. Unterwegs werden Thors Tr?ume, zusammen mit seinen r?tselhaften Begegnungen mit Argon, ihn weiterhin plagen – ihn dazu dr?ngen, mehr dar?ber zu erfahren, wer er ist; wer seine Mutter ist; und was die Quelle seiner Kr?fte ist. Was ist sein Schicksal? Zuhause im Ring wird alles immer schlimmer. W?hrend Kendrick eingekerkert wird, findet Gwendolyn sich damit betraut, ihn zu retten – den Ring zu retten, indem sie ihren Bruder Gareth st?rtzt. Gemeinsam mit ihrem Bruder Godfrey jagt sie nach Hinweisen zum M?rder ihres Vaters, und unterwegs kommen sich die beiden viel n?her, verbunden in ihrer Aufgabe. Doch Gwendolyn findet sich in t?dlicher Gefahr wieder, als sie zu tief nachbohrt, und es kann sein, dass die Sache ihr ?ber den Kopf w?chst. F E S T M A H L D E R D R A C H E N (Band 3 im Ring der Zauberei) Morgan Rice ?ber Morgan Rice Morgan schrieb auch die Nr. 1 Bestseller Fantasy-Serie DER RING DER ZAUBEREI, die bisher aus zehn B?nden besteht und teilweise auch auf Deutsch erschienen ist. Morgan Rice schrieb die Nr. 1 Bestseller-Serie THE VAMPIRE JOURNALS, eine zehnteiligen Serie f?r Jugendliche, die bisher in sechs Sprachen ?bersetzt wurde und teilweise bereits auf Deutsch erh?ltlich ist. Morgan Rice schrieb auch die Nr. 1 Bestseller ARENA ONE und ARENA TWO, den ersten beiden Titeln der post-apokalyptischen SURVIVAL Action-Thriller-Trilogie, die in der Zukunft angesiedelt ist. S?mtliche B?cher von Morgan Rice werden demn?chst in deutscher Sprache erh?ltlich sein. Bitte besuchen Sie auch www.morganricebooks.com (http://www.morganricebooks.com). Morgan freut sich auf Ihren Besuch. Ausgew?hlte Kommentare zu Morgan Rice „Rice leistet gute Arbeit, den Leser von Beginn an in die Geschichte hineinzuziehen, mit wunderbaren Beschreibungen, die ?ber das reine Zeichnen des Hintergrundes hinausgehen....sch?n geschrieben und extrem schnell zu lesen.“ --Black Lagoon Reviews (?ber Turned - Verwandelt) „Eine ideale Geschichte f?r junge Leser. Morgan Rice leistet gute Arbeit, eine interessante Wendung herauszuarbeiten...erfrischend und ungew?hnlich, mit allen klassischen Elementen, die in vielen Serien paranormaler Geschichten f?r Jugendliche zu finden sind. Die Serie dreht sich um ein M?dchen...ein au?ergew?hnliches M?dchen!...Einfach zu lesen, doch extrem rasant...empfehlenswert f?r alle, die gerne paranormale Soft-Romanzen lesen. Bedingt jugendfrei.“ --The Romance Reviews (?ber Turned - Verwandelt) „Packte meine Aufmerksamkeit von Anfang an und lie? nicht locker... diese Geschichte ist ein fantastisches Abenteuer, von Beginn an rasant und actionreich. Es ist kein langweiliger Moment zu finden.“ --Paranormal Romance Guild {?ber Turned- Verwandelt} „Vollgepackt mit Action, Romantik, Abenteuer und Spannung. Lasst es euch nicht entgehen, und verliebt euch ganz von Neuem.“ --vampirebooksite.com (?ber Turned - Verwandelt) „Eine tolle Geschichte, und vor allem die Art von Buch, die man nachts nicht weglegen kann. Das Ende war ein Cliffhanger, der so spektakul?r war, dass man sofort das n?chste Buch kaufen m?chte, nur um herauszufinden, wie es weitergeht.“ --The Dallas Examiner {?ber Loved - Geliebt} „Ein Buch, das TWILIGHT und VAMPIRE DIARIES Konkurrenz macht, und dazu f?hren wird, dass man bis zur letzten Seite nicht genug davon bekommt! Wer Abenteuer, Liebe und Vampire mag, liegt mit diesem Buch genau richtig!“ --Vampirebooksite.com (?ber Turned - Verwandelt) „Morgan Rice erweist sich erneut als ?u?erst talentiert im Geschichtenerz?hlen...Dies wird eine gro?e Bandbreite an Lesern ansprechen, darunter die j?ngeren Fans des Vampir/Fantasy-Genres. Das Ende ist ein unerwarteter Cliffhanger, der Sie schockieren wird.“ --The Romance Reviews (?ber Loved - Geliebt) B?cher von Morgan Rice auf Deutsch erschienen DER RING DER ZAUBEREI QUESTE DER HELDEN (Band 1) MARSCH DER K?NIGE (Band 2) FESTMAHL DER DRACHEN (Band 3) schon bald auf Deutsch erh?ltlich A CLASH OF HONOR - KAMPF DER EHRE (Band 4) A VOW OF GLORY - SCHWUR DES RUHMS (Band 5) A CHARGE OF VALOR - ANGRIFF DER TAPFERKEIT (Band 4) A RITE OF SWORDS - RITUS DER SCHWERTER (Band 7) A GRANT OF ARMS - GEW?HR DER WAFFEN (Band 8) A SKY OF SPELLS - HIMMEL DER ZAUBER (Band 9) A SEA OF SHIELDS - MEER DER SCHILDE (Band 10) schon bald auf Deutsch erh?ltlich THE SURVIVAL TRILOGY ARENA ONE: SLAVERUNNERS (Band 1) ARENA TWO (Band 2) auf Deutsch erschienen THE VAMPIRE JOURNALS - VERWANDELT (Band 1) GELIEBT (Band 2) schon bald auf Deutsch erh?ltlich BETRAYED (Band 3) DESTINED (Band 4) DESIRED (Band 5) BETROTHED (Band 6) VOWED (Band 7) FOUND (Band 8) RESURRECTED (Band 9) CRAVED (Band 10) (http://www.amazon.com/Quest-Heroes-Book-Sorcerers-Ring/dp/B00F9VJRXG/ref=la_B004KYW5SW_1_13_title_0_main?s=books&ie=UTF8&qid=1379619328&sr=1-13) H?ren (http://www.amazon.com/Quest-Heroes-Book-Sorcerers-Ring/dp/B00F9VJRXG/ref=la_B004KYW5SW_1_13_title_0_main?s=books&ie=UTF8&qid=1379619328&sr=1-13) Sie sich die RING DER ZAUBEREI-Serie im H?rbuch-Format an! 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INHALT KAPITEL EINS (#u4ac7834b-7186-5f41-8f0a-0ac6397cc7b6) KAPITEL ZWEI (#ub00db656-709b-5368-bea9-ffd338fe0295) KAPITEL DREI (#u4bb8b59e-c2a7-5552-96b0-cd77690c89eb) KAPITEL VIER (#u9bc6cbad-b9eb-58a9-948c-2423b01085b3) KAPITEL F?NF (#ueec1e2ab-d6f7-554b-9c70-46de86cbc6d4) KAPITEL SECHS (#u569cc20b-5204-57b8-9e1a-ffe980f61eef) KAPITEL SIEBEN (#ue4ba0302-bc87-5a86-b0e9-1cf60c3da8b8) KAPITEL ACHT (#ua1201521-7d97-55d3-90e3-a56fc7756b49) KAPITEL NEUN (#ubc5ffa7e-a943-588b-8a40-64a3c35a0590) KAPITEL ZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ELF (#litres_trial_promo) KAPITEL ZW?LF (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNZEHN (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL VIERUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL F?NFUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SECHSUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL ACHTUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL NEUNUNDZWANZIG (#litres_trial_promo) KAPITEL DREISSIG (#litres_trial_promo) KAPITEL EINUNDDREISSIG (#litres_trial_promo) „Komm nicht dem Zorn des Drachens in die Quere.“ —William Shakespeare K?nig Lear KAPITEL EINS K?nig McCloud ritt ?ber den Abhang der Hochlande, an der Spitze des Sturmangriffs in die MacGil-H?lfte des Rings, mit hunderten Mann in seinem Gefolge; fest an sein Pferd geklammert galoppierte er den Berg hinunter. Er hob seine Peitsche und schnalzte sie dem Pferd kr?ftig aufs Leder: sein Pferd brauchte keinen Antrieb, aber es machte ihm Freude, es trotzdem zu peitschen. Er genoss es, Tieren Schmerz zuzuf?gen. McCloud sabberte geradezu, als er den Anblick vor ihm betrachtete: ein idyllisches MacGil-Dorf, die M?nner in den Feldern, unbewaffnet, die Frauen zuhause an den W?scheleinen, kaum bekleidet in dieser Sommerhitze. Die Haust?ren standen offen; H?hner liefen frei herum; Kessel brodelten bereits zum Abendessen. Er dachte an den Schaden, den er anrichten w?rde; die Beute, die er einholen w?rde; die Frauen, die er ruinieren w?rde—und sein L?cheln wurde breiter. Er konnte f?rmlich das Blut schmecken, das er gleich vergie?en w?rde. Sie st?rmten und st?rmten, die Pferde breiteten sich grollend wie Donner ?ber die Landschaft, und endlich wurden sie entdeckt: die Dorfwache, ein armseliger M?chtegern-Soldat, ein junger Bursche mit einem Speer, stand auf, als er etwas n?herkommen h?rte, und drehte sich zu ihnen herum. McCloud konnte deutlich das Wei?e in seinen Augen sehen, die Furcht und Panik in seinem Gesicht; an diesem verschlafenen Au?enposten hatte dieser Junge wahrscheinlich noch nie in seinem Leben eine Schlacht gesehen. Er war j?mmerlich unvorbereitet. McCloud verlor keine Zeit: er wollte das erste Todesopfer einfordern, wie in jeder Schlacht. Seine M?nner kannten ihn gut genug, um das ihm zu ?berlassen. Er peitschte sein Pferd erneut, bis es aufschrie und schneller wurde, den anderen immer weiter voraus. Er hob den Speer seiner Vorfahren, ein schweres Teil aus Eisen, holte aus und schleuderte ihn. Wie immer traf er in sein Ziel: der Junge hatte sich kaum ganz herumgedreht, als der Speer ihn im R?cken traf, direkt durch ihn hindurchfuhr und ihn mit einem Zischen an einen Baum heftete. Blut schoss aus seinem R?cken hervor, genug, um McCloud den Tag zu vers??en. McCloud stie? einen kurzen Jubelschrei aus, w?hrend sie den Sturmangriff fortsetzten, quer ?ber die erlesenen L?ndereien der MacGils, durch die gelben Getreidehalme, die sich im Wind bogen und seinem Pferd bis an die Schenkel reichten, und auf das Dorftor zu. Es war ein fast zu sch?ner Tag, ein zu sch?nes Bild f?r die Zerst?rung, die sie gleich anrichten w?rden. Sie preschten durch das ungesch?tzte Tor in das Dorf, diesen Ort, der so dumm war, an den Ausl?ufern des Rings zu liegen, so nah an den Hochlanden. Sie h?tten es besser wissen sollen, dachte McCloud ver?chtlich, w?hrend er seine Axt schwang und das Holzschild niederschnitt, das den Ort kennzeichnete. Er w?rde ihn schon bald umbenennen. Seine Mannen fielen in den Ort ein und ?berall um ihn herum erhoben sich die Schreie von Frauen, Kindern, alten M?nnern; jedem, der an diesem gottverlassenen Ort gerade zu Hause anzutreffen war. Es waren wahrscheinlich einhundert gottverlassene Seelen, und McCloud war fest entschlossen, jede einzelne von ihnen bezahlen zu lassen. Er hob seine Axt hoch ?ber den Kopf und nahm eine bestimmte Frau aufs Korn, die mit dem R?cken zu ihm um ihr Leben rannte, versuchte, die Sicherheit ihres Heims zu erreichen. Es sollte nicht sein. McClouds Axt traf sie in der Wade, wie er es beabsichtigt hatte, und sie ging mit einem Schrei zu Boden. Er hatte sie nicht t?ten wollen: nur verst?mmeln. Immerhin wollte er sie lebend, um sich sp?ter mit ihr zu vergn?gen. Er hatte sie gut ausgew?hlt: eine Frau mit langem, ungez?geltem blondem Haar und schmalen H?ften, kaum ?ber achtzehn. Sie w?rde ihm geh?ren. Und wenn er mit ihr fertig war, dann w?rde er sie vielleicht t?ten. Oder vielleicht auch nicht; vielleicht w?rde er sie als seine Sklavin behalten. Er jauchzte vor Freude, w?hrend er auf sie zuritt und neben ihr vom laufenden Pferd sprang, auf ihr landete und sie zu Boden riss. Er rollte mit ihr durch den Staub, f?hlte den Aufprall auf der Stra?e und l?chelte, w?hrend er das Gef?hl genoss, am Leben zu sein. Endlich hatte sein Leben wieder einen Zweck. KAPITEL ZWEI Kendrick stand im Auge des Sturms: im Waffensaal, flankiert von Dutzenden seiner Br?der, allesamt abgeh?rtete Mitglieder der Silbernen, und blickte ruhig auf Darloc, den Kommandanten der k?niglichen Garde, die auf diese ungl?ckselige Mission geschickt worden war. Was hatte sich Darloc dabei gedacht? Hatte er wirklich geglaubt, dass er in den Waffensaal spazieren und Kendrick, das beliebteste Mitglied der k?niglichen Familie, vor den Augen all seiner Waffenbr?der festnehmen konnte? Hatte er tats?chlich geglaubt, die anderen w?rden tatenlos danebenstehen und das zulassen? Er hatte die Loyalit?t der Silbernen zu Kendrick weit untersch?tzt. Selbst, wenn Darloc mit legitimen Gr?nden f?r seine Festnahme angekommen w?re—und das waren sie definitiv nicht—bezweifelte Kendrick stark, dass seine Br?der zulassen w?rden, dass er davongeschleppt w?rde. Sie waren loyale Freunde f?rs Leben, und loyal bis in den Tod. Das war das Credo der Silbernen. Er h?tte genauso reagiert, wenn irgendeiner seiner Br?der bedroht w?rde. Immerhin hatten sie alle gemeinsam trainiert, zusammen um ihr Leben gek?mpft. Kendrick konnte die Anspannung f?hlen, die in der schweren Stille hing, als die Silbernen ihre Waffen gegen das kleine Dutzend der K?niglichen Garde richteten, die von einem Fu? auf den anderen traten und mit jedem Moment betretener dreinblickten. Es muss ihnen klar gewesen sein, dass es in einem Massaker enden w?rde, wenn auch nur einer von ihnen zum Schwert griff—und sie waren weise genug, dass niemand es versuchte. Sie alle standen da und erwarteten den Befehl ihres Kommandanten Darloc. Darloc schluckte und blickte ?u?erst nerv?s drein. Er erkannte, dass sein Auftrag hoffnungslos war. „Es scheint, Ihr seid nicht mit ausreichend M?nnern gekommen“, erwiderte Kendrick ruhig und l?chelte. „Ein Dutzend der K?niglichen Garde gegen ein Hundert der Silbernen. Eure Sache ist hoffnungslos.“ Darloc wurde abwechselnd rot und bleich. Er r?usperte sich. „Mein Herr, wir alle dienen demselben K?nigreich. Es ist nicht mein Wunsch, Euch zu bek?mpfen. Ihr habt recht: dies ist ein Kampf, den wir nicht gewinnen k?nnen. So ihr es uns gebietet, werden wir diesen Ort verlassen und zum K?nig zur?ckkehren. Doch Ihr wisst, dass Gareth einfach nur mehr M?nner nach Euch senden w?rde. Andere M?nner. Und Ihr wisst, wohin dies f?hren w?rde. Ihr k?nntet sie alle t?ten—doch wollt Ihr wirklich das Blut Eurer Br?der an den H?nden haben? Wollt Ihr wirklich einen B?rgerkrieg anfachen? F?r Euch w?rden Eure M?nner ihr Leben riskieren, jeden t?ten. Doch ist das ihnen gegen?ber gerecht?“ Kendrick starrte zur?ck und dachte dar?ber nach. Darlocs Argumente waren gut. Er wollte nicht, dass auch nur einer seiner M?nner seinetwegen zu Schaden kam. Er versp?rte ein ?berm?chtiges Verlangen, sie alle vor jeglichem Blutvergie?en zu sch?tzen, egal, was das f?r ihn bedeuten w?rde. Und wie furchtbar sein Bruder Gareth auch war, und wie schlecht er auch als Herrscher war, wollte Kendrick keinen B?rgerkrieg—zumindest nicht um seinetwillen. Es gab andere Wege; direkte Konfrontation, so hatte er gelernt, war nicht immer der effektivste. Kendrick streckte die Hand aus und dr?ckte sanft das Schwert seines Freundes Atme zu Boden. Er wandte sich an die anderen Silbernen. Er war vor Dankbarkeit daf?r ?berw?ltigt, dass sie zu seiner Verteidigung gekommen waren. „Meine Gef?hrten der Silbernen“, verk?ndete er. „Ich bin geehrt von eurer Verteidigung, und ich versichere euch, sie ist nicht umsonst. Wie ihr mich alle kennt, hatte ich nichts mit dem Tod meines Vaters, unseres ehemaligen K?nigs, zu tun. Und sobald ich seinen wahren M?rder finde, wobei die Natur dieses Haftbefehls in mir schon einen Verdacht erweckt, werde ich der Erste sein, der Rache ?bt. Dies ist eine f?lschliche Beschuldigung. Andererseits m?chte ich nicht der Ansto? f?r einen B?rgerkrieg sein. Und so bitte ich euch, senkt eure Waffen. Ich werde ihnen gestatten, mich friedlich abzuf?hren, denn ein Bewohner des Rings soll einen anderen nie bek?mpfen. Wenn die Gerechtigkeit lebt, dann wird die Wahrheit zu Tage treten—und ich werde umgehend zu euch zur?ckkehren.“ Die Gruppe der Silbernen senkte langsam und z?gerlich die Waffen, w?hrend Kendrick sich zur?ck an Darloc wandte. Kendrick trat vor und ging an Darlocs Seite auf die T?re zu, umringt von der k?niglichen Garde. Kendrick schritt stolz und aufrecht in ihrer Mitte. Darloc versuchte nicht, ihm Fesseln anzulegen—vielleicht aus Respekt, oder aus Furcht, oder weil Darloc wusste, dass er unschuldig war. Kendrick w?rde sich selbst in sein neues Gef?ngnis f?hren. Doch er w?rde nicht klein beigeben. Irgendwie w?rde er seinen Namen reinwaschen, sich aus dem Kerker befreien—und den M?rder seines Vaters t?ten. Selbst, wenn es sein eigener Bruder war. KAPITEL DREI Gwendolyn stand in den Eingeweiden der Burg, ihr Bruder Godfrey neben ihr, und starrte Steffen an, der von einem Fu? auf den anderen trat und mit den H?nden rang. Er war ein seltsamer Vogel—nicht nur wegen seines verkr?mmten, buckeligen R?ckens, sondern auch, weil er von Nervosit?t erf?llt schien. Seine Augen zuckten immerzu hin und her, und seine H?nde packten einander, als w?re er vor Schuld geplagt. Er schaukelte im Stehen, trat von einem Fu? auf den anderen und summte mit tiefer Stimme vor sich hin. All die Jahre hier unten, dachte Gwen bei sich, all die Jahre der Isolation, hatten ihn offenbar zu einem Sonderling geformt. Gwen wartete gespannt darauf, dass er sich endlich ?ffnete und enth?llte, was ihrem Vater zugesto?en war. Doch Sekunden wurden zu Minuten, Schwei? sammelte sich auf Steffens Brauen, er schaukelte sich immer dramatischer hin und her, und nichts kam hervor. Das dichte, schwere Schweigen zog sich weiter in die L?nge, lediglich von seinen Summger?uschen durchbrochen. Gwen fing schon selbst an, hier unten zu schwitzen—die schwelenden Flammen von den Feuerstellen standen an diesem Sommertag zu nahe. Sie wollte, dass das hier ein Ende hatte, wollte diesen Ort verlassen und nie wieder zur?ckkehren. Sie betrachtete Steffen eingehend und versuchte, seinen Ausdruck zu entziffern; zu entschl?sseln, was ihm durch den Kopf ging. Er hatte versprochen, ihnen etwas zu erz?hlen, doch nun war er verstummt. W?hrend sie ihn betrachtete, schien es, als w?rde er es sich anders ?berlegen. Er hatte sichtlich Angst; er hatte etwas zu verbergen. Endlich r?usperte sich Steffen. „Etwas fiel in jener Nacht den Abfluss herunter, ich gebe es zu“, begann er, den Augenkontakt vermeidend und zu Boden blickend, „aber ich bin nicht sicher, was es war. Es war aus Metall. Wir trugen in jener Nacht den Nachttopf hinaus und ich h?rte, wie etwas im Fluss landete. Etwas, das anders war. Also“, sagte er, r?usperte sich mehrmals und rang weiter seine H?nde, „Ihr seht, was immer es war, es wurde von den Fluten davongesp?lt.“ „Bist du sicher?“, forderte Godfrey. Steffen nickte energisch. Gwen und Godfrey tauschten einen Blick aus. „Konntest du zumindest einen Blick darauf werfen?“, dr?ngte Godfrey. Steffen sch?ttelte den Kopf. „Aber du erw?hntest einen Dolch. Wie konntest du wissen, dass es ein Dolch war, wenn du es nicht sehen konntest?“, fragte Gwen. Sie war sicher, dass er log; sie wusste blo? nicht, warum. Steffen r?usperte sich. „Das sagte ich, weil ich einfach annahm, dass es ein Dolch war“, antwortete er. „Es war klein und aus Metall. Was sollte es sonst gewesen sein?“ „Aber hast du am Boden des Topfes nachgesehen?“ fragte Godfrey. „Nachdem du ihn entleert hast? Vielleicht ist es immer noch am Boden des Topfes.“ Steffen sch?ttelte den Kopf. „Ich habe den Boden ?berpr?ft“, sagte er. „Das tue ich immer. Da war nichts. Leer. Was immer es war, es wurde davongesp?lt. Ich sah, wie es davonschwamm.“ „Wenn es aus Metall war, wie konnte es dann schwimmen?“, fragte Gwen. Steffen r?usperte sich, dann zuckte er die Schultern. „Der Fluss ist geheimnisvoll“, antwortete er. „Die Fluten sind stark.“ Gwen warf Godfrey einen skeptischen Blick zu und konnte an seinem Ausdruck erkennen, dass er Steffen genauso wenig glaubte. Gwen wurde langsam ungeduldig. Und jetzt war sie auch ratlos. Noch vor wenigen Augenblicken wollte Steffen ihnen alles erz?hlen, wie er es versprochen hatte. Doch anscheinend hatte er es sich pl?tzlich anders ?berlegt. Gwen machte einen Schritt auf ihn zu und starrte ihn grimmig an; sie sp?rte, dass dieser Mann etwas zu verbergen hatte. Sie setzte ihre h?rteste Miene auf und f?hlte dabei die St?rke ihres Vaters durch sich flie?en. Sie war entschlossen, herauszubekommen, was er wusste—besonders, wenn es ihr helfen w?rde, den M?rder ihres Vaters zu finden. „Du l?gst“, sagte sie mit kalter, st?hlerner Stimme, und die Kraft, die darin lag, ?berraschte sie selbst. „Wei?t du, welche Strafe darauf steht, ein Mitglied der k?niglichen Familie anzul?gen?“ Steffen rang seine H?nde und h?pfte geradezu auf der Stelle auf und ab, blickte einen Moment zu ihr hoch und wandte rasch den Blick wieder ab. „Es tut mir leid“, sagte er. „Es tut mir leid. Bitte, ich habe nichts mehr zu sagen.“ „Du hast uns vorhin gefragt, ob du dem Gef?ngnis entgehen k?nntest, wenn du uns sagst, was du wei?t“, sagte sie. „Doch du hast uns gar nichts gesagt. Warum w?rdest du uns diese Frage stellen, wenn du uns nichts zu sagen hast?“ Steffen leckte sich ?ber die Lippen und blickte zu Boden. „Ich... ich... ?hm“, setzte er an, und stockte. Er r?usperte sich. „Ich war besorgt...dass ich in Schwierigkeiten geraten w?rde, dass ich nicht gemeldet habe, dass ein Gegenstand den Abfluss herunterkam. Das ist alles. Es tut mir leid. Ich wei? nicht, was es war. Es ist weg.“ Gwen kniff die Augen zusammen, starrte ihn an und versuchte, diesem seltsamen Gesch?pf auf den Grund zu gehen. „Was genau ist deinem Meister passiert?“, frage sie, nicht locker lassend. „Uns wurde gesagt, dass er vermisst wird. Und dass du etwas damit zu tun haben sollst.“ Steffen sch?ttelte wieder und wieder den Kopf. „Er ist fortgegangen“, antwortete Steffen. „Mehr wei? ich nicht. Es tut mir leid. Ich wei? nichts, dass Euch weiterhelfen k?nnte.“ Pl?tzlich ert?nte ein lautes, zischendes Ger?usch am anderen Ende des Raumes, und sie blickten sich um und sahen, wie Mist den Abfluss herunterkam und in den riesigen Nachttopf platschte. Steffen lief durch den Raum zum Topf hin?ber. Er stand daneben und sah zu, wie er sich mit Mist aus den oberen Gem?chern f?llte. Gwen blickte zu Godfrey, der ihren Blick erwiderte. Auch sein Gesichtsausdruck war ratlos. „Was er auch immer verbirgt“, sagte sie, „er wird es nicht preisgeben.“ „Wir k?nnten ihn einsperren lassen“, sagte Godfrey. „Das bringt ihn vielleicht zum Reden.“ Gwen sch?ttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht. Nicht bei dem da. Er hat offensichtlich enorme Angst. Ich denke, es hat etwas mit seinem Meister zu tun. Er ist eindeutig zwiegespalten von irgendetwas, und ich glaube nicht, dass es mit Vaters Tod zu tun hat. Ich denke, er wei? etwas, das uns weiterhelfen k?nnte—aber ich sp?re, dass er nur ganz zumachen wird, wenn wir ihn in die Ecke dr?ngen.“ „Also was sollen wir tun?“, fragte Godfrey. Gwen stand da und gr?belte. Sie erinnerte sich an eine Freundin aus ihrer Kindheit, die einmal beim L?gen erwischt wurde. Sie erinnerte sich, dass ihre Eltern sie von allen Seiten unter Druck setzten, die Wahrheit zu sagen, doch sie tat es nicht. Erst Wochen sp?ter, als alle sie endlich in Ruhe lie?en, trat sie freiwillig hervor und verriet alles. Gwen sp?rte die gleiche Stimmung von Steffen ausgehen; dass er nur noch verschlossener werden w?rde, wenn er in die Ecke gedr?ngt w?rde; dass er den Freiraum brauchte, aus eigenen St?cken mit der Wahrheit hervorzur?cken. „Geben wir ihm Zeit“, sagte sie. „Suchen wir woanders weiter. Sehen wir, was wir herausfinden k?nnen, und kommen wir auf ihn zur?ck, wenn wir mehr in der Hand haben. Ich denke, er wird sich ?ffnen. Er ist nur noch nicht so weit.“ Gwen beobachtete ihn am anderen Ende des Raumes, wie er den Mist begutachtete, der den Kessel f?llte. Sie f?hlte sich sicher, dass er sie zum M?rder ihres Vaters f?hren w?rde. Sie wusste nur nicht, wie. Sie fragte sich, welche Geheimnisse sich in den Tiefen seines Verstandes verbargen. Er war ein sehr eigenartiger Geselle, dachte Gwen. Wahrlich sehr eigenartig. KAPITEL VIER Thor versuchte, Luft zu holen und dem Wasser auszuweichen, das seine Augen, Nase und Mund bedeckte und von allen Seiten auf ihn herunterstr?mte. Nachdem er quer ?ber das ganze Schiff gerutscht war, hatte er es schlie?lich geschafft, die h?lzerne Reling zu packen und sich mit aller Kraft daran zu klammern, w?hrend das erbarmungslose Wasser sein Bestes gab, seinen Griff zu lockern. Jeder Muskel in seinem K?rper zitterte, und er wusste nicht, wie lange er sich noch festhalten konnte. Um ihn herum taten es ihm seine Br?der gleich, klammerten sich ums nackte Leben an alles, was sie fassen konnten, w?hrend das Wasser sie vom Schiff sp?len wollte. Irgendwie schafften sie es, durchzuhalten. Der L?rm war ohrenbet?ubend und er hatte Schwierigkeiten, mehr als ein paar Fu? weit zu sehen. Trotz des Sommertages war der Regen kalt, und das Wasser schickte ein Fr?steln durch seinen K?rper, das er nicht absch?tteln konnte. Kolk stand mit grimmiger Miene da, die H?nde in die H?ften gest?tzt, als w?re er immun gegen die Regenwand, und bellte um sich. „ZUR?CK AN EURE SITZE!“, schrie er. „RUDERT!“ Kolk selbst setzte sich hin und fing zu rudern an, und in wenigen Momenten rutschten und krochen die Jungen ?ber das Deck auf die B?nke zu. Thors Herz pochte, als er selbst loslie? und sich ?ber das Deck m?hte. In seinem Hemd winselte Krohn, als Thor ausrutschte und hart auf dem Deck aufschlug. Er kroch den Rest des Weges und war schon bald wieder an seinem Sitz. „BINDET EUCH FEST!“, schrie Kolk. Thor blickte nach unten auf die geknoteten Seile unter seiner Bank, und endlich verstand er, wof?r sie gut waren: er nahm eines auf und band es sich ums Handgelenk, somit fest mit der Bank und dem Ruder verbunden. Es funktionierte. Er rutschte nicht mehr. Und schon bald konnte er zu rudern beginnen. Um ihn herum fingen die Jungen wieder zu rudern an, Reece auf der Bank vor ihm, und Thor sp?rte, wie das Schiff sich in Bewegung setzte. Nach wenigen Minuten lichtete sich der Regenwall ?ber ihnen. W?hrend er ruderte und ruderte, seine Haut von diesem seltsamen Regen brannte und jeder Muskel in seinem K?rper schmerzte, lie? das Regenger?usch schlie?lich nach und Thor f?hlte immer weniger Wasser auf seinen Kopf niederprasseln. Nach wenigen weiteren Augenblicken kamen sie unter sonnenklaren Himmel. Thor blickte sich schockiert um: es war absolut trocken und hell. Etwas so Merkw?rdiges hatte er noch nie erlebt: die H?lfte des Schiffs stand unter einer trockenen, leuchtenden Sonne, w?hrend die andere noch begossen wurde, w?hrend sie aus dem Rest des Regenwalls hervorkam. Endlich lag das ganze Schiff unter dem klaren blauen und gelben Himmel, und die warme Sonne brannte auf sie herunter. Es war nun ruhig, der Regenwall verschwand rasch, und seine Waffenbr?der warfen einander verdutzte Blicke zu. Es war, als w?ren sie durch einen Vorhang in eine andere Welt gesegelt. „HALT!“, schrie Kolk. Um Thor herum lie?en die Jungen mit einem gemeinsamen Aufseufzen ihre Ruder fallen und schnappten nach Luft. Thor tat es ihnen gleich; er f?hlte jeden Muskel in seinem K?rper zittern und war dankbar f?r die Pause. Er lie? sich nach vorne fallen, schnappte nach Luft und versuchte, seine schmerzenden Muskel zu entspannen, w?hrend das Schiff durch diese neuen Gew?sser glitt. Endlich hatte Thor sich erholt und stand auf, um sich umzublicken. Er blickte auf das Wasser hinunter und sah, dass es die Farbe ge?ndert hatte: es war nun ein helles, leuchtendes Rot. Sie waren in einem anderen Ozean angelangt. „Die Drachensee“, sagte Reece neben ihm, der ebenso gebannt hinunterstarrte. „Man sagt, es ist rot vom Blut seiner Opfer.“ Thor betrachtete das Wasser. Es blubberte an manchen Stellen, und in der Ferne tauchten seltsame Gesch?pfe kurz aus den Fluten hoch, um wieder abzutauchen. Keine von ihnen blieb lange genug sichtbar, dass er einen guten Blick auf sie werfen konnte, doch er wollte sein Gl?ck nicht herausfordern, indem er sich weiter vorlehnte. Thor versuchte verwirrt, alles zu erfassen. Alles hier auf dieser Seite des Regenwalls schien so fremd, so anders. Es lag sogar ein leichter roter Nebel in der Luft, der tief ?ber dem Wasser schwebte. Er betrachtete den Horizont und sah dutzende kleiner Inseln, die wie Trittsteine ?ber den Horizont verteilt waren. Eine starke Brise kam auf und Kolk trat vor und bellte: „SETZT DIE SEGEL!“ Thor sprang gemeinsam mit den anderen Jungen in Aktion, packte Taue und zog an ihnen, um die Brise einzufangen. Die Segel f?llten sich und ein Windsto? trug sie vorw?rts. Thor sp?rte, wie das Schiff sich unter ihnen schneller bewegte als je zuvor, und sie fuhren auf die Inseln zu. Das Schiff schwankte ?ber riesige, sanfte Wellen, die aus dem Nichts aufkamen und sich sanft auf und ab bewegten. Thor spazierte zum Bug, lehnte sich gegen die Reling und hielt Ausschau. Reece tauchte neben ihm auf, und O’Connor auf seiner anderen Seite. Nebeneinander standen sie da, und Thor sah zu, wie die Inselkette rasch n?herkam. Sie standen lange Zeit schweigend da, und Thor genoss die feuchte Brise, w?hrend sein K?rper sich entspannte. Schlie?lich stellte Thor fest, dass sie auf eine bestimmte Insel zusteuerten. Sie wurde gr??er, und Thor fr?stelte, als er erkannte, dass sie das Ziel ihrer Reise war. „Die Insel der Nebel“, sagte Reece ehrf?rchtig. Thor betrachtete sie staunend. Langsam wurde ihre Gestalt erkennbar—sie war felsig und zerfurcht, karg, und erstreckte sich ?ber mehrere Meilen in beide Richtungen, lang und schmal, geformt wie ein Hufeisen. Riesige Wellen krachten gegen ihre K?ste, ihr Grollen sogar von hier zu h?ren, und warfen sich sch?umend gegen enorme Felsbrocken. Ein winziger Streifen Festland war hinter den Felsen zu sehen, und dahinter eine Klippenwand, die sich senkrecht hoch in die L?fte erhob. Thor konnte nichts sehen, wo ihr Schiff sicher anlegen konnte. Ein roter Nebel, der wie Tau ?ber der ganzen Insel hing und in der Sonne funkelte, trug zur Merkw?rdigkeit dieses Ortes bei. Er verlieh ihm eine Atmosph?re, die nicht ganz geheuer war. Thor konnte etwas Unmenschliches, Unirdisches an diesem Ort versp?ren. „Man sagt, sie hat Millionen Jahre ?berstanden“, f?gte O’Connor hinzu. „Sie ist ?lter als der Ring. Sogar ?lter als das Imperium.“ „Sie geh?rt den Drachen“, f?gte Elden hinzu, der sich neben Reece gesellt hatte. Thor sah zu, wie die zweite Sonne pl?tzlich am Himmel versank; in wenigen Momenten wandelte sich der Tag von sonnig und hell zu beinahe Sonnenuntergang, und der Himmel f?rbte sich rot und violett. Er konnte es nicht glauben: noch nie hatte er gesehen, dass die Sonne sich so schnell bewegte. Er fragte sich, was in diesem Teil der Welt sonst noch alles anders war. „Wird diese Insel von einem Drachen bewohnt?“, fragte Thor. Elden sch?ttelte den Kopf. „Nein. Ich habe geh?rt, dass er in der N?he lebt. Man sagt, der rote Nebel entsteht aus dem Atem des Drachen. Er atmet bei Nacht auf einer benachbarten Insel, und der Wind tr?gt es her?ber und bedeckt die Insel bei Tag.“ Thor h?rte ein pl?tzliches Ger?usch; zuerst klang es wie ein tiefes Grollen, wie Donner, lange und laut genug, um das Schiff zum Erbeben zu bringen. Krohn, der immer noch in seinem Hemd lag, duckte den Kopf und winselte. Die anderen wirbelten alle herum, und auch Thor drehte sich herum und hielt Ausschau; irgendwo am Horizont glaubte er, den blassen Umriss von Flammen erkennen zu k?nnen, die in den Sonnenuntergang flackerten und dann in einer Wolke schwarzen Rauchs verschwanden, wie der Ausbruch eines kleinen Vulkans. „Der Drache“, sagte Reece. „Wir sind nun in seinem Revier.“ Thor schluckte und staunte. „Aber wie k?nnen wir hier dann in Sicherheit sein?“, fragte O’Connor. „Ihr seit nirgendwo in Sicherheit“, ert?nte eine dr?hnende Stimme. Thor wirbelte herum und sah Kolk da stehen, H?nde in die H?ften gest?tzt und ?ber ihre Schultern hinweg den Horizont betrachtend. „Das ist der Zweck der Hundert: jeden Tag in Lebensgefahr zu verbringen. Dies ist keine ?bung. Der Drache lebt in der N?he, und es gibt nichts, was ihn davon abh?lt, anzugreifen. Es ist unwahrscheinlich, dass er es tun wird, da er habs?chtig den Schatz auf seiner eigenen Insel bewacht, und Drachen nicht gerne ihre Sch?tze unbewacht lassen. Doch ihr werdet ihn br?llen h?ren und bei Nacht seine Flammenst??e sehen. Und wenn wir ihn irgendwie erz?rnen, gibt es keine Gewissheit, was alles passieren kann.“ Thor h?rte ein weiteres tiefes Grollen, sah einen weiteren Flammensto? am Horizont und sah die Insel immer n?her kommen, umsp?lt von tosenden Wellen. Er blickte zu den steilen Klippen hoch, einer schieren Felswand, und fragte sich, wie sie jemals nach oben auf ihr flaches und trockenes Land gelangen w?rden. „Aber ich kann nirgends sehen, wo ein Schiff anlegen k?nnte“, sagte Thor. „Das w?re zu einfach“, schoss Kolk zur?ck. „Und wie kommen wir dann auf die Insel?“, fragte O’Connor. Kolk grinste auf sie hinunter; es war ein fieses Grinsen. „Ihr schwimmt“, sagte er. Einen Moment lang fragte sich Thor, ob er scherzte; doch dann erkannte er an seinem Gesichtsausdruck, dass es ihm ernst war. Thor schluckte. „Schwimmen?“, wiederholte Reece ungl?ubig. „Diese Wasser strotzen vor Ungeheuern!“, sagte Elden. „Oh, das ist das geringste Problem“, fuhr Kolk fort. „Diese Fluten sind t?ckisch; diese Wirbel k?nnen euch in die Tiefe rei?en; diese Wellen werden euch gegen diese scharfen Felsen schmettern; das Wasser ist hei?; und wenn ihr es an den Felsen vorbei geschafft habt, m?sst ihr einen Weg finden, diese Klippen hoch auf festen Boden zu klettern. Wenn die Meereskreaturen euch nicht vorher erwischen. Willkommen in eurem neuen Zuhause.“ Thor stand mit den anderen an der Reling und starte auf das sch?umende Meer hinunter. Das Wasser wirbelte unter ihm wie ein lebendiges Wesen, die Str?mungen wurden jede Sekunde st?rker, schaukelten das Boot und erschwerten es ihm, das Gleichgewicht zu halten. Unter ihm tosten die aufgew?hlten Fluten, ein helles Rot, das das Blut der H?lle selbst zu enthalten schien. Schlimmer noch: wie Thor bei n?herer Beobachtung feststellte, wurden diese Gew?sser alle paar Fu? getr?bt vom Auftauchen eines weiteren Seeungeheuers, das hervorkam, mit langen Z?hnen schnappte und wieder untertauchte. Ihr Schiff senkte pl?tzlich den Anker, weitab vom Ufer, und Thor schluckte. Er blickte zu den Felsen hoch, die die Insel umringten, und fragte sich, wie sie es von hier dorthin schaffen sollten. Das Tosen der Wellen kam jede Sekunde n?her, und die anderen mussten rufen, um geh?rt zu werden. Er sah zu, wie mehrere kleine Ruderboote zu Wasser gelassen und dann von den Kommandanten weit vom Schiff weggef?hrt wurden, gut drei?ig Schritt entfernt. Sie w?rden es ihnen nicht einfach machen: sie w?rden schwimmen m?ssen, um sie zu erreichen. Beim Gedanken daran wurde Thor flau im Magen. „SPRINGT!“, schrie Kolk. Zum ersten Mal versp?rte Thor Angst. Er fragte sich, ob ihn das zu einem geringeren Legion?r machte, einem geringeren Krieger. Er wusste, dass Krieger zu allen Zeiten furchtlos sein sollten, doch er musste sich eingestehen, dass er gerade Furcht versp?rte. Er hasste die Tatsache und w?nschte, es w?re anders. Doch so war es. Als Thor sich aber umblickte und um sich herum ver?ngstigte Gesichter sah, war er erleichtert. ?berall um ihn herum standen die Jungen starr vor Angst an der Reling und starrten auf das Wasser hinunter. Ein Junge war gar so eingesch?chtert, dass er bibberte. Es war der Junge, der an dem Tag mit dem Schild-Training so viel Angst gehabt hatte und gezwungen worden war, Runden zu laufen. Kolk musste das gesp?rt haben, denn er kam ?ber das Schiff auf ihn zu. Kolk schien unbeeindruckt, als der Wind sein Haar zur?ckwarf; mit finsterer Miene schritt er vorw?rts, als w?rde er die Natur selbst bezwingen wollen. Er kam neben ihm zu stehen und sein Gesicht verzog sich noch mehr. „SPRING!“, schrie Kolk. „Nein!“, antwortete der Junge. „Ich kann nicht! Ich tu’s nicht! Ich kann nicht schwimmen! Bringt mich nach Hause zur?ck!“ Kolk trat an den Jungen heran, als dieser von der Reling zur?ckwich, packte ihn hinten am Hemd und hob ihn in die Luft. „Dann wirst du das Schwimmen lernen!“, zischte Kolk und warf dann vor Thors ungl?ubigen Augen den Jungen ?ber Bord. Der Junge flog schreiend durch die Luft und st?rzte gut f?nfzehn Fu? tief auf die sch?umenden Fluten zu. Er landete mit einem Platschen und trieb dann mit zappelnden Armen an die Oberfl?che. „HILFE!“, schrie er. „Was ist das erste Gesetz der Legion?“, rief Kolk an die anderen Jungen an Bord gewandt, den Jungen im Wasser ignorierend. Thor war die richtige Antwort vage bewusst, doch er war zu abgelenkt vom Anblick des Jungen, der unter ihm ertrank, um zu antworten. „Einem anderen Legion?r in Not beizustehen!“, schrie Elden hervor. „Und ist er in Not?“, schrie Kolk und zeigte auf den Jungen hinunter. Der Junge hob die Arme, tauchte im Wasser auf und ab, und die anderen Jungen standen am Deck, starrten und hatten zu viel Angst, um hinunterzuspringen. In dem Moment geschah etwas Seltsames mit Thor. W?hrend er sich auf den ertrinkenden Jungen konzentrierte, wurde alles andere unwichtig. Thor dachte nicht l?nger an sich selbst. Der Gedanke, dass er ertrinken k?nnte, kam ihm gar nicht erst. Das Meer, die Ungeheuer, die Str?mung...all das verblasste. Das Einzige, woran er denken konnte, war, jemand anderen zu retten. Thor kletterte auf die breite Eichenreling, ging in die Knie, und ohne nachzudenken sprang er hoch in die Luft und st?rzte sich kopf?ber in das blubbernde Rot der Gew?sser unter ihm. KAPITEL F?NF Gareth sa? auf seines Vaters Thron im Gro?en Festsaal und lie? seine H?nde ?ber die glatten h?lzernen Armlehnen gleiten, w?hrend er die Szenerie vor ihm betrachtete: tausende seiner Untertanen waren in den Raum gepfercht; aus allen Ecken des Rings waren die Menschen angereist, um diesem einmaligen Ereignis beizuwohnen: zu sehen, ob er das Schicksalsschwert ziehen konnte. Zu sehen, ob er der Auserw?hlte war. Das Volk hatte seit den Jugendtagen seines Vaters keine Gelegenheit mehr gehabt, einer Schwertziehung beizuwohnen—und es schien, als ob niemand es verpassen wollte. Aufregung hing wie eine Wolke in der Luft. Gareth selbst war vor Anspannung ganz benommen. W?hrend er zusah, wie sich der Raum immer weiter f?llte, mehr und mehr Menschen sich hereindr?ngten, fragte er sich, ob die Ratgeber seines Vaters doch recht hatten; ob es eine schlechte Idee gewesen war, die Schwertziehung im Gro?en Festsaal abzuhalten und der ?ffentlichkeit zug?nglich zu machen. Sie hatten ihn beschworen, es in der kleinen, privaten Schwertkammer zu versuchen; sie argumentierten, dass es so weniger Zeugen geben w?rde, falls er scheitern sollte. Doch Gareth traute den Leuten seines Vaters nicht; er f?hlte sich seines Schicksals sicherer als die alte Garde seines Vaters, und er wollte, dass das gesamte K?nigreich seinem Triumph beiwohnen und miterleben konnte, dass er der Auserw?hlte war, w?hrend es passierte. Er wollte den Augenblick f?r alle Zeiten festgehalten haben. Der Augenblick, an dem sein Schicksal sich verwirklichte. Gareth war mit Flair in den Saal getreten, in Begleitung seiner Berater hindurchstolziert, best?ckt mit seiner Krone und seinem Mantel, das Zepter in der Hand—er wollte, dass ihnen allen bewusst war, dass er, nicht sein Vater, der wahre K?nig, der wahre MacGil war. Wie er es erwartet hatte, hatte es nicht lange gedauert, bis es sich f?r ihn so angef?hlt hatte, dass dies sein Schloss war, seine Untertanen. Er wollte, dass sein Volk es nun zu sp?ren bekam und diese Machtdemonstration weithin zu sehen war. Nach dem heutigen Tage w?rden sie mit Bestimmtheit wissen, dass er ihr einer und einziger wahrer K?nig war. Doch jetzt, da Gareth alleine auf dem Thron sa? und auf die leeren Eisenst?tzen in der Mitte des Saales blickte, in die das Schwert gelegt werden w?rde, beleuchtet von einem Sonnenstrahl, der durch die Decke hereinbrach, war er sich nicht mehr sicher. Die Schwere dessen, was er gleich tun w?rde, fing an, ihn zu bedr?cken; es w?rde ein nicht umkehrbarer Schritt sein, und es w?rde kein Zur?ck geben. Was, wenn er tats?chlich scheiterte? Er versuchte, es aus seinen Gedanken zu bannen. Am anderen Ende des Saals ?ffnete sich knarrend die riesige T?r, und mit einem aufgeregten Wispern legte sich langsam erwartungsvolles Schweigen ?ber den Raum. Herein marschierten ein Dutzend der st?rksten M?nner am Hof, die das Schwert zusammen geschultert hatten und allesamt unter seinem Gewicht ?chzten. Sechs M?nner standen zu beiden Seiten und trugen das Schwert in langsamem Marsch Schritt f?r Schritt seinem Liegeplatz entgegen. Gareths Herz schlug schneller, w?hrend er zusah, wie es n?herkam. F?r einen kurzen Augenblick flackerte Unsicherheit auf—wenn diese zw?lf M?nner, gr??er als alle, die er je gesehen hatte, es kaum tragen konnten, welche Chance hatte er dann? Doch er versuchte, diese Gedanken zur Seite zu schieben—immerhin ging es bei dem Schwert um Schicksal, nicht um Kraft. Und er zwang sich dazu, nicht zu vergessen, dass es sein Schicksal war, hier zu sein, der Erstgeborene der MacGils zu sein, K?nig zu sein. Er suchte in der Menge nach Argon; aus irgendeinem Grund versp?rte er pl?tzlich ein dringendes Bed?rfnis, seinen Rat einzuholen. Dies war der Moment, in dem er ihn am meisten brauchte. Aus irgendeinem Grund konnte er an niemand anderen denken. Doch nat?rlich war er nirgends zu finden. Endlich hatte das Dutzend M?nner die Mitte des Saales erreicht, trugen das Schwert in den Sonnenstrahl und platzierten es auf den eisernen St?tzen. Es landete mit einem schallenden Klirren, und der Klang breitete sich in Wellen durch den ganzen Saal. Im Saal herrschte absolute Stille. Instinktiv teilte sich die Menge, um Platz zu machen, damit Gareth heruntersteigen und versuchen konnte, es zu ziehen. Langsam erhob sich Gareth von seinem Thron und kostete den Moment aus, all diese Aufmerksamkeit. Er konnte sp?ren, wie alle Augen auf ihn gerichtet waren. Er wusste, ein Augenblick wie dieser w?rde nie wieder kommen, in dem das gesamte K?nigreich ihm so vollkommen gebannt zusah, so eingehend jede seiner Bewegungen analysierte. Er hatte diesen Moment in Gedanken so oft durchlebt, schon seit seiner Jugend, und nun war er gekommen. Er wollte, dass es langsam ging. Er stieg bed?chtig die Treppe vor dem Thron hinunter, Stufe f?r Stufe, jeden Schritt voll auskostend. Er schritt den roten Teppich entlang, f?hlte, wie weich er unter seinen F??en war, kam immer n?her an die Lichts?ule, an das Schwert. Es war, als w?rde er in einem Traum wandeln. Er f?hlte sich, als h?tte er seinen K?rper verlassen. Ein Teil von ihm f?hlte sich, als w?re er diesen Teppich schon viele Male entlanggeschritten; immerhin hatte er das Schwert im Traum schon eine Million Mal gezogen. Er f?hlte nur noch st?rker, dass es ihm bestimmt war, es zu ziehen; dass er seinem Schicksal entgegenschritt. In Gedanken konnte er schon sehen, wie es ablaufen w?rde: er w?rde tapfer vortreten, eine Hand ausstrecken, und w?hrend seine Untertanen sich gespannt vorbeugten, w?rde er es mit einem Ruck dramatisch hoch ?ber sein Haupt erheben. Sie alle w?rden den Atem anhalten und sich zu Boden werfen und ihn zum Auserw?hlten erkl?ren, dem bedeutendsten MacGil-K?nig, der je regierte, der Eine, dem es bestimmt war, auf immer zu regieren. Sie w?rden bei dem Anblick vor Freude weinen. Sie w?rden vor Furcht vor ihm zur?ckschrecken. Sie w?rden Gott danken, dass sie zu dieser Zeit am Leben waren, um dies zu erleben. Sie w?rden ihn als einen Gott anbeten. Gareth kam auf das Schwert zu, das nun wenige Fu? entfernt war, und er f?hlte, wie er innerlich bebte. Er trat in das Sonnenlicht, und obwohl er das Schwert schon viele Male zuvor gesehen hatte, war er von seiner Sch?nheit ?berw?ltigt. Es war ihm noch nie gestattet gewesen, ihm so nahe zu sein, und er war ?berrascht. Es war ein durchdringender Anblick. Mit einer langen, gl?nzenden Klinge, aus einem Material gefertigt, das noch niemand entschl?sselt hatte, hatte es den am aufw?ndigsten gearbeiteten Griff, den er je gesehen hatte; von feinem, seidenartigem Gewebe umh?llt, besetzt mit allen Arten von Edelsteinen, und gepr?gt mit dem Siegel des Falken. Als er einen Schritt n?hertrat und direkt ?ber ihm schwebte, sp?rte er die m?chtige Energie, die es verstr?mte. Es schien zu pulsieren. Er konnte kaum atmen. In nur einem Augenblick w?rde es in seiner Hand liegen. Hoch ?ber seinem Haupt. Im Sonnenlicht gl?nzen, vor den Augen der Welt. Er, Gareth, der Gro?e. Gareth streckte die rechte Hand nach vorne und legte sie auf den Griff. Langsam kr?mmte er die Finger herum, f?hlte jeden Edelstein, jeden Umriss, w?hrend er es elektrisiert fasste. Eine durchdringende Energie strahlte durch seine Handfl?che, seinen Arm hinauf, durch seinen K?rper. Er hatte so etwas noch nie gef?hlt. Dies war sein Augenblick. Sein Moment f?r die Ewigkeit. Gareth w?rde kein Risiko eingehen: er streckte auch die andere Hand aus und legte sie um den Griff. Er schloss die Augen, sein Atem wurde flach. So es die G?tter wollen, lasst zu, dass ich es ziehe. Gebt mir ein Zeichen. Zeigt mir, dass ich K?nig bin. Zeigt mir, dass ich zum Herrschen bestimmt bin. Gareth betete still, auf Antwort wartend, auf ein Zeichen, auf den perfekten Augenblick. Doch Sekunden verstrichen, ganze zehn Sekunden, vor den aufmerksamen Augen des gesamten K?nigreichs, und er konnte nichts vernehmen. Dann, pl?tzlich, sah er das Gesicht seines Vaters, das ihn w?tend anblickte. Gareth ?ffnete entsetzt die Augen und versuchte, das Bild aus seinen Gedanken zu bannen. Sein Herz pochte, und er f?hlte, dass dies ein furchtbares Omen war. Der Moment war gekommen, jetzt oder nie. Gareth lehnte sich vor, und mit all seiner Kraft setze er an, das Schwert zu ziehen. Er gab alles, was er hatte, bis sein gesamter K?rper sich vor Anstrengung verkrampfte. Das Schwert r?hrte sich nicht. Er h?tte genauso gut versuchen k?nnen, das Fundament der Welt zu bewegen. Gareth versuchte es noch st?rker, und weiter und weiter. Schlie?lich st?hnte und schrie er merklich. Augenblicke sp?ter brach er zusammen. Die Klinge hatte sich keinen Fingerbreit bewegt. Ein schockiertes Raunen breitete sich durch den Raum, als er am Boden aufschlug. Mehrere Berater eilten ihm zu Hilfe, um nachzusehen, ob es ihm gut ginge, und er stie? sie grob von sich. Besch?mt und verlegen richtete er sich aus eigener Kraft wieder auf die Beine. Gedem?tigt blickte sich Gareth unter seinen Untertanen um, um zu sehen, wie sie ihn nun betrachten w?rden. Sie hatten sich bereits abgewandt und verlie?en nach und nach den Saal. Gareth konnte die Entt?uschung in ihren Gesichtern erkennen; konnte sehen, dass er nur ein weiteres erfolgloses Spektakel in ihren Augen war. Nun wussten sie alle, jeder Einzelne von ihnen, dass er nicht ihr wahrer K?nig war. Er war nicht der bestimmte und auserw?hlte MacGil. Er war ein Nichts. Nur ein weiterer Prinz, der den Thron an sich gerissen hatte. Gareth f?hlte, wie er vor Scham brannte. Er hatte sich noch nie so alleine gef?hlt wie in diesem Moment. Alles, was er sich je ertr?umt hatte, seit seiner Kindheit, war eine L?ge gewesen. Eine Einbildung. Er hatte sein eigenes M?rchen geglaubt. Und es hatte ihn unter sich begraben. KAPITEL SECHS Gareth marschierte in seinem Gemach auf und ab. In seinem Kopf rasten die Gedanken. Er war fassungslos, dass er es nicht geschafft hatte, das Schwert zu ziehen, und versuchte, die Auswirkungen dessen zu erfassen. Er f?hlte sich wie bet?ubt. Er konnte kaum glauben, dass er d?mlich genug gewesen war, zu versuchen, das Schwert zu ziehen, das Schicksalsschwert, das die letzten sieben Generationen lang kein MacGil erfolgreich gezogen hatte. Wie war er auf die Idee gekommen, dass er besser sein w?rde als seine Vorfahren? Warum hatte er angenommen, dass es ihm anders ergehen w?rde? Er h?tte es wissen sollen. Er h?tte vorsichtig sein sollen, h?tte sich niemals selbst ?bersch?tzen sollen. Er h?tte sich damit zufriedengeben sollen, den Thron seines Vaters zu haben. Warum musste er es drauf ankommen lassen? Nun wusste jeder seiner Untertanen, dass er nicht der Auserw?hlte war; seine Herrschaft w?rde nun dadurch getr?bt sein; vielleicht w?rden sie nun auch mehr Gr?nde haben, ihn des Mordes an seinem Vater zu verd?chtigen. Er konnte jetzt schon sehen, dass sie ihn anders ansahen als zuvor, als w?re er ein wandelnder Geist, als w?rden sie sich bereits darauf vorbereiten, bald einen neuen K?nig zu haben. Schlimmer noch, zum ersten Mal in seinem Leben war sich Gareth seiner selbst nicht ganz sicher. Sein ganzes Leben lang hatte er sein Schicksal deutlich vor sich gesehen. Er war sich sicher gewesen, dass er dazu bestimmt war, den Platz seines Vaters einzunehmen, zu herrschen und das Schwert zu f?hren. Sein Selbstvertrauen war bis auf die Grundfesten ersch?ttert. Nun war er sich gar nichts mehr sicher. Was am schlimmsten war: er konnte nicht aufh?ren, dieses Bild vom Gesicht seines Vaters vor sich zu sehen, das ihm erschienen war, bevor er das Schwert zog. War dies seine Rache gewesen? „Bravo“, ert?nte eine langsame, sarkastische Stimme. Gareth wirbelte herum, erschrocken, dass noch jemand au?er ihm im Zimmer war. Er erkannte die Stimme sofort; es war eine Stimme, die ihm ?ber die Jahre zu vertraut geworden war, und die er gelernt hatte, zu verachten. Es war die Stimme seiner Gemahlin. Helena. Da stand sie, in einer entfernten Ecke des Raumes, und betrachtete ihn, w?hrend sie an ihrer Opium-Pfeife sog. Sie nahm einen tiefen Zug, hielt den Atem an und blies dann langsam aus. Ihre Augen waren blutunterlaufen und er konnte sehen, dass sie schon zu lange geraucht hatte. „Was tust du hier?“, fragte er. „Dies ist immerhin mein Brautgemach“, erwiderte sie. „Ich kann hier alles tun, was ich will. Ich bin deine Frau und deine K?nigin. Vergiss das nicht. Ich regiere dieses K?nigreich nicht weniger als du. Und nach deinem Debakel heute w?rde ich den Ausdruck regieren eher locker sehen.“ Gareths Gesicht brannte rot auf. Helena hatte schon immer eine Gabe besessen, ihn mit dem tiefsten Tiefschlag zu treffen, im unpassendsten Moment. Er hasste sie mehr als jede andere Frau in seinem Leben. Er konnte kaum fassen, dass er je eingewilligt hatte, sie zu heiraten. „Meinst du?“, zischte Gareth und marschierte wutentbrannt auf sie zu. „Du vergisst, dass ich K?nig bin, Weib, und dich einsperren lassen kann, genauso wie jeden anderen in meinem Reich, egal, ob du meine Frau bist oder nicht.“ Sie lachte ihn aus, ein sp?ttisches Schnauben. „Und weiter?“, fuhr sie zur?ck. „Sollen sich deine Untertanen dann ?ber deine sexuellen Vorlieben den Kopf zerbrechen? Nein, das bezweifle ich doch sehr stark. Nicht in der intriganten Welt von Gareth. Nicht im Kopf eines Mannes, dem es wichtiger ist als jedem anderen, was die anderen von ihm halten.“ Gareth blieb vor ihr stehen und erkannte, dass sie eine Art hatte, durch ihn durchzublicken, die ihn bis auf die Knochen nervte. Er verstand ihre Drohung und sah ein, dass es zwecklos war, mit ihr zu streiten. Und so stand er schweigend da, wartend, die H?nde zu F?usten geballt. „Was willst du von mir?“, sagte er langsam, versuchte, sich unter Kontrolle zu halten und nichts Un?berlegtes zu tun. „Du kommst doch nur dann zu mir, wenn du etwas willst.“ Sie lachte, trocken und sp?ttisch. „Wenn ich etwas will, dann nehme ich es mir. Ich bin nicht hier, um dich um etwas zu bitten. Sondern eher, um dir etwas zu sagen: dein gesamtes K?nigreich ist gerade Zeuge geworden, wie du versagt hast, das Schwert zu ziehen. Was bedeutet das f?r uns?“ „Was meinst du, uns?“, fragte er und war sich nicht sicher, worauf sie hinauswollte. „Dein Volk wei? nun, was ich immer schon gewusst habe: dass du ein Versager bist. Dass du nicht der Auserw?hlte bist. Herzlichen Gl?ckwunsch. Zumindest ist es hiermit offiziell.“ Er blickte sie erz?rnt an. „Mein Vater ist ebenso gescheitert, das Schwert zu ziehen. Das hielt ihn nicht davon ab, erfolgreich als K?nig zu regieren.“ „Aber es hat sich auf sein K?nigtum ausgewirkt“, schnappte sie zur?ck. „Auf jeden Augenblick davon.“ „Wenn du so ungl?cklich bist mit meinen Unf?higkeiten“, fauchte Gareth, „warum verschwindest du nicht einfach von hier? Verlass mich! Verlass unseren Scherz von einer Ehe. Ich bin jetzt K?nig. Ich brauche dich nicht l?nger.“ „Gut, dass du diesen Punkt zur Sprache bringst“, sagte sie, „denn genau das ist der Grund meines Besuches. Ich m?chte, dass du unsere Ehe offiziell beendest. Ich will eine Scheidung. Da ist ein Mann, den ich liebe. Ein richtiger Mann. Einer deiner Ritter, genauer gesagt. Er ist ein Krieger. Wir sind verliebt, es ist wahre Liebe. Anders als jede Liebe, die ich je kannte. Lass dich von mir scheiden, damit ich diese Aff?re nicht l?nger verheimlichen muss. Ich m?chte, dass unsere Liebe ?ffentlich sein kann. Und ich will mich mit ihm verheiraten.“ Gareth starrte sie schockiert an. Er f?hlte sich ausgeh?hlt, als w?re ein Dolch in sein Herz gesto?en worden. Warum musste Helena auftauchen? Warum ausgerechnet jetzt? Es war zu viel f?r ihn. Es f?hlte sich an, als w?rde die Welt ihn treten, w?hrend er am Boden lag. Zu seiner ?berraschung musste Gareth feststellen, dass er doch tiefe Gef?hle f?r Helena hegte, denn als er von ihren eigenen Lippen h?rte, dass sie eine Scheidung wollte, passierte etwas in ihm. Es st?rte ihn. Trotz allem wurde ihm dadurch klar, dass er keine Scheidung von ihr wollte. Wenn es von ihm ausging, war das eine Sache; doch wenn es von ihr ausging, war das etwas anderes. Er wollte nicht, dass sie bekam, was sie wollte, und schon gar nicht so einfach. Vor allem aber fragte er sich, wie eine Scheidung sein K?nigtum beeinflussen w?rde. Ein geschiedener K?nig w?rde zu viele Fragen aufwerfen. Und trotz allem versp?rte er Eifersucht gegen?ber diesem Ritter. Und war gekr?nkt dar?ber, wie sie ihm seine mangelnde M?nnlichkeit unter die Nase rieb. Er wollte Rache ?ben. An ihnen beiden. „Das kannst du nicht haben“, schnappte er. „Du bist an mich gebunden. Du steckst f?r immer fest als meine Ehefrau. Ich werde dich nie gehen lassen. Und sollte ich diesem Ritter je begegnen, mit dem du mich betr?gst, werde ich ihn foltern und hinrichten lassen.“ Helena fauchte ihn an. „Ich bin nicht deine Ehefrau! Du bist nicht mein Ehemann. Du bist kein Mann. Unsere Verbindung ist unheilig. Das war sie von dem Tag an, an dem sie gekn?pft wurde. Es war eine arrangierte Partnerschaft f?r Machtzwecke. Die ganze Sache ekelt mich an—hat sie schon immer. Und es hat meine einzige M?glichkeit ruiniert, wirklich verheiratet zu sein.“ Sie keuchte vor aufsteigender Wut. „Du wirst mir diese Scheidung geben, oder ich werde vor dem gesamten K?nigreich enth?llen, was f?r eine Art Mann du wirklich bist. Du entscheidest.“ Mit diesen Worten drehte ihm Helena den R?cken und marschierte durch den Raum und zur offen T?r hinaus, die sie einfach hinter sich offen stehen lie?. Gareth stand alleine in dem steinernen Gemach, lauschte dem Echo ihrer Schritte und sp?rte einen kalten Schauer durch seinen K?rper ziehen, den er nicht absch?tteln konnte. Gab es noch irgendetwas Handfestes, an das er sich halten konnte? W?hrend Gareth bebend dastand und die offene T?r anstarrte, kam zu seiner ?berraschung eine weitere Gestalt durch sie herein. Er hatte kaum Zeit gehabt, seine Unterhaltung mit Helena zu verdauen, alle ihre Drohungen zu verarbeiten, als ein allzu vertrautes Gesicht hereinspazierte. Firth. Der ?bliche Sprung in seinem Schritt fehlte, als er zaghaft ins Zimmer trat, mit einem schuldbewussten Ausdruck auf dem Gesicht. „Gareth?“, fragte er mit unsicherer Stimme. Firth starrte ihn mit weiten Augen an, und Gareth konnte sehen, wie schlecht er sich f?hlte. Er sollte sich auch schlecht f?hlen, dachte Gareth. Immerhin war es Firth gewesen, der es ihm in den Kopf gesetzt hatte, das Schwert zu ziehen; der ihn schlussendlich davon ?berzeugt hatte; der ihn glauben gemacht hatte, dass er mehr war, als er war. Ohne Firths Einfl?sterungen, wer wei?? Vielleicht h?tte Gareth nie versucht, es zu ziehen. Gareth wandte sich ihm brodelnd zu. In Firth hatte er endlich etwas gefunden, an dem er seine gesamte Wut auslassen konnte. Immerhin war Firth derjenige gewesen, der seinen Vater get?tet hatte. Es war Firth, dieser d?mliche Stalljunge, der ihn ?berhaupt in dieses ganze Schlamassel gebracht hatte. Nun war er nichts als ein weiterer gescheiterter Nachfolger in der MacGil-Linie. „Ich hasse dich“, brodelte Gareth. „Was habe ich jetzt von deinen Versprechungen? Was habe ich von deinem Vertrauen, dass ich das Schwert ziehen kann?“ Firth schluckte und blickte nerv?s drein. Er war sprachlos. Es war deutlich, dass er nichts zu sagen hatte. „Es tut mir leid, mein Herr“, sagte er. „Ich habe mich geirrt.“ „Du hast dich in vielen Dingen geirrt“, schnappte Gareth. In der Tat, je mehr Gareth dar?ber nachdachte, umso klarer wurde ihm, wie sehr sich Firth geirrt hatte. Tats?chlich, wenn Firth nicht gewesen w?re, w?re sein Vater heute noch am Leben—und Gareth w?rde nicht in diesem Schlamassel stecken. Das Gewicht des K?nigtums w?rde nicht auf seinem Haupt lasten, all diese Dinge w?rden nicht so schieflaufen. Gareth sehnte sich nach einfacheren Tagen, als er nicht K?nig war; als sein Vater noch lebte. Er versp?rte ein pl?tzliches Verlangen, dass alles wieder so w?re, wie es fr?her war. Aber das konnte er nicht. Und Firth war an allem schuld. „Was tust du hier?“, dr?ngte Gareth. Firth r?usperte sich, sichtlich nerv?s. „Ich h?rte...Ger?chte...Getuschel unter den Dienern. Mir ist zu Ohren gekommen, dass dein Bruder und deine Schwester Fragen stellen. Sie wurden im Dienstbotenquartier gesichtet. Wo sie den Abfluss nach der Mordwaffe durchsuchten. Dem Dolch, mit dem ich deinen Vater erstochen habe.“ Gareths K?rper wurde bei diesen Worten eiskalt. Er war vor Schock und Furcht erstarrt. Konnte dieser Tag noch schlimmer werden? Er r?usperte sich. „Und was haben sie gefunden?“, fragte er mit trockener Kehle, aus der er die Worte kaum herausbrachte. Firth sch?ttelte den Kopf. „Das wei? ich nicht, mein Herr. Ich wei? nur, dass sie etwas verd?chtig finden.“ Gareth versp?rte einen neu aufwallenden Hass auf Firth, von einer Kraft, die er nicht f?r m?glich gehalten hatte. Wenn er nicht so ein Tollpatsch w?re, wenn er die Waffe ordentlich entsorgt h?tte, w?re er jetzt nicht in dieser Lage. Firth hatte ihm eine Schwachstelle hinterlassen. „Ich werde dies nur einmal sagen“, sagte Gareth, n?herte sich Firth, bis sie Gesicht an Gesicht standen, und warf ihm den h?rtesten Blick zu, den er aufbringen konnte. „Ich will dein Gesicht nie wieder sehen. Verstehst du mich? Verlasse meine Gegenwart und komm nie wieder zur?ck. Ich werde dir einen Posten weit weg von hier zuweisen. Und wenn du je wieder einen Fu? in diese Burg setzt, versichere ich dir, ich werde dich verhaften lassen. UND JETZT RAUS!“, kreischte Gareth. Mit Tr?nen in den Augen rannte Firth aus dem Zimmer. Seine Schritte hallten ihm lange nach, als er durch den Korridor davonlief. Gareths Gedanken trieben zur?ck zum Schwert, zu seinem misslungenen Versuch. Er wurde das Gef?hl nicht los, dass er ein gro?es Ungl?ck f?r sich selbst in Bewegung gesetzt hatte. Er f?hlte sich, als h?tte er sich gerade selbst eine Klippe hinuntergesto?en und w?rde von diesem Zeitpunkt an nur seinen Fall vor Augen haben. Er stand wie mit dem Stein verwurzelt in der dr?hnenden Stille der Gem?cher seines Vaters, bebend, und fragte sich, was um alles in der Welt er da angezettelt hatte. Noch nie hatte er sich so allein gef?hlt, so von Selbstzweifeln geplagt. F?hlte sich so das K?nigsein an? * Gareth rannte die steinerne Wendeltreppe hinauf, ein Geschoss nach dem anderen, und eilte auf die ?u?erste Br?stung der Burg hinauf. Er brauchte Frischluft. Er brauchte Zeit und Platz zum Nachdenken. Er brauchte einen Blickpunkt ?ber sein K?nigreich, eine M?glichkeit, seinen Hof zu sehen, sein Volk, und sich daran zu erinnern, dass all das ihm geh?rte. Und dass, trotz all der alptraumhaften Ereignisse des Tages, er immer noch K?nig war. Gareth hatte seine Bediensteten fortgeschickt und war alleine hochgelaufen, eine Treppe nach der anderen, schwer keuchend. Er hielt an einem Treppenabsatz an, beugte sich vorn?ber und sch?pfte Luft. Tr?nen rannen seine Wangen hinunter. Er sah immerzu das Gesicht seines Vaters, das ihm an jeder Ecke vorwurfsvoll entgegenblickte. „Ich hasse dich!“, schrie er in die Leere. Er h?tte schw?ren k?nnen, dass er zur Antwort sp?ttisches Gel?chter h?ren konnte. Das Gel?chter seines Vaters. Gareth musste von hier weg. Er rannte weiter, so schnell er konnte, bis er endlich oben angekommen war. Er platzte durch die T?r, und die frische Sommerluft traf sein Gesicht. Er holte tief Luft, kam zu Atem, genoss den Sonnenschein in der warmen Brise. Er nahm seinen Mantel ab, den Mantel seines Vaters, und warf ihn zu Boden. Er war zu hei?—und er wollte ihn nicht l?nger tragen. Er eilte an den Rand der Br?stung und krallte sich an die Steinmauer, schwer atmend, auf seinen Hof hinunterblickend. Er konnte die nie enden wollende Menschenmenge sehen, die aus der Burg hervorsickerte. Sie verlie?en die Zeremonie. Seine Zeremonie. Er konnte ihre Entt?uschung von hier oben nahezu sp?ren. Sie sahen so klein aus. Er gr?belte dar?ber nach, dass sie alle unter seiner Herrschaft standen. Doch wie lange noch? „K?nigt?mer sind merkw?rdige Angelegenheiten“, ert?nte eine uralte Stimme. Gareth wirbelte herum und sah ?berrascht, dass Argon nur wenige Fu? von ihm entfernt stand, in einen wei?en Umhang mit Kapuze geh?llt, seinen Stab in der Hand. Er starrte auf ihn zur?ck und ein L?cheln umspielte seine Mundwinkel—doch seine Augen l?chelten nicht. Sie gl?hten, blickten geradewegs durch ihn durch, und sie machten Gareth nerv?s. Sie sahen zu viel. Es gab so viele Dinge, die Gareth Argon sagen wollte, ihn fragen wollte. Doch nun, da er bereits gescheitert war, das Schwert zu ziehen, fiel ihm nichts mehr davon ein. „Warum hast du es mir nicht gesagt?“, flehte Gareth mit Verzweiflung in der Stimme. „Du h?ttest mir sagen k?nnen, dass ich nicht dazu bestimmt war, es zu ziehen. Du h?ttest mir die Blamage ersparen k?nnen.“ „Und warum sollte ich das tun?“, fragte Argon. Gareth funkelte ihn an. „Du bist kein wahrer k?niglicher Ratgeber“, sagte er. „Du h?ttest meinem Vater aufrichtig Rat gegeben. Doch nicht mir.“ „Vielleicht war er aufrichtigen Rates w?rdig“, erwiderte Argon. Gareths Wut vertiefte sich. Er hasste diesen Mann. Und er gab ihm die Schuld. „Ich will dich nicht um mich haben“, sagte Gareth. „Ich wei? nicht, warum mein Vater dich angestellt hat, aber ich will dich nicht in K?nigshof haben.“ Argon lachte - ein hohler, be?ngstigender Laut. „Dein Vater hat mich nicht angestellt, n?rrischer Junge“, sagte er. „Noch sein Vater vor ihm. Es ist meine Bestimmung, hier zu sein. Tats?chlich kann man wohl sagen, ich h?tte sie angestellt.“ Argon trat pl?tzlich einen Schritt nach vor und es wirkte, als w?rde er in Gareths Seele starren. „Kann man dasselbe von dir behaupten?“, fragte Argon. „Ist es deine Bestimmung, hier zu sein?“ Seine Worte trafen Gareth, schickten einen Schauer durch ihn. Genau das war es, was Gareth sich selbst fragte. Gareth fragte sich, ob es eine Drohung war. „Wer durch Blut herrscht, wird mit Blut regieren“, verk?ndete Argon, und mit diesen Worten drehte er ihm flink den R?cken zu und zog von dannen. „Warte!“, schrie Gareth, der nicht l?nger wollte, dass er wegging; er brauchte Antworten. „Was meinst du damit?“ Gareth wurde das Gef?hl nicht los, dass Argon ihm die Botschaft ?bermittelte, dass er nicht lange regieren w?rde. Er musste wissen, ob er das damit gemeint hatte. Gareth rannte ihm nach, doch als er n?herkam, verschwand Argon vor seinen Augen. Gareth blickte sich in alle Richtungen um, doch er sah nichts. Er h?rte nur ein hohles Gel?chter irgendwo in den L?ften. „Argon!“, schrie Gareth. Er drehte sich erneut herum, dann blickte er in den Himmel hinauf, sank auf ein Knie und warf den Kopf in den Nacken. Er kreischte: „ARGON!“ KAPITEL SIEBEN Erec marschierte an der Seite des Herzogs mit Brandt und einem Dutzend der herzoglichen Gefolgschaft durch die engen Gassen von Savaria, eine wachsende Menschentraube hinter sich herziehend, dem Haus des Dienstm?dchens entgegen. Erec hatte darauf bestanden, dass er sie umgehend kennenlernen wollte, und der Herzog wollte ihm pers?nlich den Weg weisen. Und wo der Herzog hinging, folgte ihm jedermann. Erec warf einen Blick auf die gro?e und wachsende Gefolgschaft und war peinlich ber?hrt, als er feststellte, dass er die Wohnstatt dieses M?dchens mit dutzenden Leuten im Schlepptau erreichen w?rde. Seit er sie zum ersten Mal erblickt hatte, hatte Erec an nicht viel anderes denken k?nnen. Wer war dieses M?dchen, fragte er sich, die so nobel schien, und doch als Dienstmagd am Herzogshof arbeitete? Warum war sie so hastig vor ihm geflohen? Wie kam es, dass in all seinen Jahren, bei all den k?niglichen Damen, denen er begegnet war, diese die einzige war, die sein Herz ber?hrt hatte? Sein Leben lang von Adel umgeben, selbst der Sohn eines K?nigs, konnte Erec andere Adelige in einem Augenblick erkennen—und er sp?rte von dem Moment an, da er sie ersp?ht hatte, das sie von weitaus h?herem Stand war als dem, den sie derzeit einnahm. Er brannte vor Neugier darauf, zu wissen, wer sie war, woher sie kam und was sie hier machte. Er brauchte eine weitere Gelegenheit, sie zu Gesicht zu bekommen, um zu sehen, ob er es sich eingebildet hatte, oder ob seine Gef?hle gleichbleiben w?rden. „Meine Diener berichten, dass sie in den Vororten der Stadt lebt“, erkl?rte der Herzog unterwegs. W?hrend sie durch die Stra?en zogen, ?ffneten die Leute auf allen Seiten die Fensterl?den und blickten hinunter, erstaunt von der Anwesenheit des Herzogs und seines Gefolges in den Stra?en des gemeinen Volkes. „Scheinbar ist sie Dienstmagd bei einem Gastwirt. Niemand kennt ihren Ursprung, woher sie kommt. Man wei? nur, dass sie eines Tages in unsere Stadt kam und als Schuldmagd bei jenem Wirten anfing. Ihre Vergangenheit, so scheint es, ist ein Mysterium.“ Sie bogen in eine weitere Seitengasse, und die Pflastersteine unter ihnen wurden etwas unebener, die kleinen Behausungen r?ckten n?her zusammen und wurden bauf?lliger, je weiter sie gingen. Der Herzog r?usperte sich. „Ich nahm sie als Dienstmagd f?r besondere Anl?sse an den Hof auf. Sie ist ruhig, bleibt f?r sich. Niemand wei? viel ?ber sie. Erec“, sagte der Herzog schlie?lich und legte Erec eine Hand auf den Arm, „seid Ihr Euch ganz sicher? Diese Frau, wer immer sie ist, ist nur ein gew?hnliches Weib. Ihr habt die Wahl unter allen Frauen des K?nigreichs.“ Erec blickte ihn mit der gleichen Intensit?t an. „Ich muss dieses M?dchen wiedersehen. Mir ist egal, wer sie ist.“ Der Herzog sch?ttelte verst?ndnislos den Kopf und sie alle zogen weiter, bogen in eine Stra?e nach der anderen, passierten gewundene, enge Gassen. Je weiter sie kamen, wurde dieser Teil von Savaria immer sch?biger, die Stra?en mit Betrunkenen gef?llt, von Dreck ges?umt, voller H?hner und streunender Hunde. Sie passierten eine Taverne nach der anderen, und das Geschrei der Kundschaft war auf den Stra?en zu h?ren. Mehrere Betrunkene stolperten vor ihnen her, und als die Nacht hereinbrach, wurden die Stra?en mit Fackeln erleuchtet. „Macht Platz f?r den Herzog!“, rief sein Oberdiener aus, eilte vor ihm her und schob Trunkenbolde zur Seite. Die gesamte Stra?e entlang wichen zwielichtige Gestalten zur Seite und sahen staunend zu, wie der Herzog mit Erec an seiner Seite vorbeizog. Endlich erreichten sie ein kleines, bescheidenes Wirtshaus aus Stuck mit einem aufragenden Schindeldach. Es sah aus, als k?nnte es vielleicht 50 G?ste in der ebenerdigen Taverne fassen, mit ein paar G?stezimmern im oberen Stock. Die Vordert?r hing schief in der Angel, ein Fenster war zerbrochen, die Lampe am Eingang hing schief und die Flamme darin flackerte aus Mangel an Wachs. Das Geschrei von Betrunkenen quoll aus den Fenstern hervor, w?hrend sie sich alle vor der T?re versammelten. Wie konnte ein so feines M?dchen an solch einem Ort arbeiten?, wunderte sich Erec entsetzt, als er das Geschrei und Gegr?le von drinnen h?rte. Sein Herz brach beim Gedanken daran; an die Dem?tigungen, die sie an einem solchen Ort wohl erleiden musste. Es ist nicht gerecht, dachte er. Er f?hlte sich fest entschlossen, sie vor all dem zu retten. „Warum m?sst Ihr nur an den schlimmstm?glichen Ort kommen, um eine Braut zu w?hlen?“, fragte der Herzog, an Erec gewandt. Auch Brandt wandte sich an ihn. „Letzte Chance, mein Freund“, sagte Bandt. „Hinter uns wartet eine ganze Burg voll k?niglicher Damen.“ Doch Erec sch?ttelte entschlossen den Kopf. „?ffnet die T?r“, befahl er. Ein Diener des Herzogs eilte vor und riss sie auf. Der Gestank von abgestandenem Bier wogte hervor und lie? ihn angewidert zur?ckschrecken. Im Inneren hingen Betrunkene ?ber dem Tresen, sa?en an h?lzernen Tischen, schrien ?berm??ig laut, lachten, spotteten und stie?en einander herum. Es waren grobe Kerle, das konnte Erec auf den ersten Blick sehen, mit zu gro?en B?uchen, unrasierten Wangen und ungewaschener Kleidung. Keiner von ihnen ein Krieger. Erec machte mehrere Schritte hinein, den Raum nach ihr durchsuchend. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass eine Frau wie sie an so einem Ort arbeiten konnte. Er fragte sich, ob er vielleicht zur falschen Behausung gekommen war. „Entschuldigt, mein Herr, ich bin auf der Suche nach einer Dame“, sagte Erec zu dem Mann, der neben ihm stand, hoch und breit, mit gro?em Bauch und unrasiertem Gesicht. „Bist du das?“, rief der Mann spottend aus. „Nun, da bist du hier falsch! Dies ist kein Freudenhaus. Aber dort gegen?ber ist eins—und wie ich h?re, haben sie dort feine, runde Frauen!“ Der Mann lachte Erec ?berm??ig laut ins Gesicht, und einige seiner Kumpanen fielen mit ein. „Es ist kein Freudenhaus, nach dem ich suche“, erwiderte Erec wenig belustigt, „sondern eine einzelne Frau; eine, die hier arbeitet.“ „Du meinst wohl das Dienstm?del des Wirten“, rief ein anderer aus, ein weiterer gro?er, betrunkener Mann. „Sie ist wahrscheinlich hinten irgendwo und schrubbt den Boden. Zu schade—ich w?nschte, sie w?re hier oben, auf meinem Scho?!“ Die M?nner br?llten vor Lachen los, ?berw?ltigt von ihren eigenen Witzen, und Erec lief beim Gedanken daran rot an. Er sch?mte sich f?r sie. Daf?r, dass sie all diese Kerle bedienen musste—es war eine Erniedrigung, ?ber die er gar nicht nachdenken wollte. „Und du bist…?“, ert?nte eine neue Stimme. Ein Mann trat vor, noch breiter als die anderen, mit dunklem Bart und Augen, die Mundwinkel tief nach unten gezogen, einem breiten Kiefer, umringt von mehreren zwielichtigen Gesellen. Er hatte mehr Muskeln als Fett an sich, und er kam bedrohlich auf Erec zu, eindeutig sein Revier verteidigend. „Versuchst du, mein Dienstm?del zu klauen?“, forderte er. „In dem Fall, raus mit dir!“ Er trat vor und packte nach Erec. Doch Erec, von Jahren des Trainings abgeh?rtet, der gr??te Ritter des K?nigreichs, hatte Reflexe jenseits der Vorstellungskraft dieses Mannes. In dem Augenblick, als seine Hand Erec ber?hrte, sprang er in Aktion, packte sein Handgelenk, wirbelte ihn blitzschnell herum, packte ihn am Hemdr?cken und stie? ihn quer durch den Raum. Der gro?e Mann flog wie eine Kanonenkugel, und er riss mehrere M?nner mit sich zu Boden, wo sie in der kleinen Stube allesamt mit einem Krachen wie Kegel aufschlugen. Der ganze Raum verfiel in Schweigen, als jedermann stehen lie?, was er gerade tat, um zuzusehen. „K?MPFT! K?MPFT!“, riefen die M?nner im Chor. Der Wirt stolperte verwirrt auf die Beine, dann ging er mit einem Schrei auf Erec los. Diesmal wartete Erec nicht ab. Er trat vor, um seinem Angreifer entgegenzutreten, hob einen Arm und schlug dem Mann direkt mit dem Ellbogen ins Gesicht, was ihm die Nase brach. Der Wirt stolperte zur?ck, dann brach er zusammen und landete mit dem Hintern auf dem Boden. Erec trat vor, richtete ihn auf und hob ihn dann trotz seiner Gr??e hoch ?ber seinen Kopf. Er machte mehrere Schritte und warf den Mann von sich, der durch die Luft flog und den halben Raum mit sich zu Boden riss. Alle M?nner im Raum standen wie angewurzelt, stellten ihren Sprechchor ein, wurden still, erkannten langsam, dass unter ihnen jemand Besonderer war. Der Barmann aber kam pl?tzlich mit einer hoch erhobenen Glasflasche auf ihn zugest?rmt, die er auf Erec zielte. Erec hatte damit gerechnet und seine Hand lag schon am Schwert—doch bevor Erec es ziehen konnte, trat sein Freund Brandt neben ihm hervor, zog einen Dolch von seinem G?rtel und hielt dem Barmann dessen Spitze an die Kehle. Der Barmann lief geradewegs darauf zu und blieb wie angewurzelt stehen, als die Klinge kurz davor war, seine Haut zu durchsto?en. Er stand mit vor Angst weit aufgerissenen Augen da, schwitzte, die Flasche hing wie erstarrt in der Luft. Die Auseinandersetzung hatte den Raum so still werden lassen, dass man eine Stecknadel fallen h?ren konnte. „Fallenlassen“, befahl Brandt. Der Barmann tat es, und die Flasche zersprang am Boden. Erec zog sein Schwert mit einem hellen, metallischen Klirren, ging auf den Wirten zu, der ?chzend am Boden lag, und setzte es ihm an die Kehle. „Ich werde dies nur einmal sagen“, verk?ndete Erec. „Schmei? dieses gesamte Gesindel aus diesem Raum. Sofort. Ich verlange eine Audienz mit der Dame. Alleine.“ „Der Herzog!“, rief jemand aus. Der ganze Raum drehte sich herum und erkannte endlich den Herzog, der von seinen Leuten flankiert am Eingang stand. Sie alle beeilten sich, ihre Kappen zu ziehen und ihre K?pfe zu beugen. „Wenn der Raum nicht leer ist, wenn ich mit dem Sprechen fertig bin“, verk?ndete der Herzog, „werde ich jeden Einzelnen von euch hier umgehend einsperren lassen.“ Der Raum brach in Hektik aus, als alle M?nner darin sich aufmachten, hinauszuhuschen, am Herzog vorbei und bei der Vordert?r hinaus, ihre halbvollen Bierflaschen stehen lassend, wo sie waren. „Und raus mit dir genauso“, sagte Brandt zum Barmann, senkte den Dolch, packte ihn am Haar und schob ihn durch die T?r hinaus. Der Raum, in dem noch vor wenigen Augenblicken ein solch l?rmendes Chaos geherrscht hatte, stand nun leer und still, mit Ausnahme von Erec, Brandt, dem Herzog und ein Dutzend seiner engsten M?nner. Sie schlossen die T?r hinter sich mit einem heftigen Knall. Erec wandte sich an den Wirten, der immer noch benommen am Boden sa? und sich Blut von der Nase wischte. Erec packte ihn am Hemd, hob ihn mit beiden H?nden hoch und setzte ihn auf eine der leerstehenden B?nke. „Du hast mir das Gesch?ft f?r den ganzen Abend ruiniert“, beklagte sich der Wirt. „Daf?r wirst du bezahlen.“ Der Herzog trat vor und zog ihm den Handr?cken ?bers Gesicht. „Ich kann dich daf?r hinrichten lassen, dass du die Hand gegen diesen Mann erhoben hast“, schalt der Herzog. „Wei?t du nicht, wer er ist? Dies ist Erec, der beste Ritter des K?nigs, der K?mpe der Silbernen. Wenn er so will, kann er dich selbst t?ten, jetzt gleich.“ Der Wirt blickte zu Erec hoch, und zum ersten Mal zog echte Angst ?ber sein Gesicht. Er bebte nahezu auf seinem Sitz. „Ich hatte keine Ahnung. Ihr habt Euch nicht angek?ndigt.“ „Wo ist sie?“, forderte Erec ungeduldig. „Sie ist hinten und schrubbt die K?che. Was wollt Ihr von ihr? Hat sie etwas von Euch gestohlen? Sie ist nichts weiter als eine Schuldmagd, eine Dienerin.“ Erec zog seinen Dolch und hielt ihn dem Mann an die Kehle. „Nenne sie noch einmal ‚Dienerin‘“, warnte Erec, „und du kannst dir sicher sein, ich schneide dir die Kehle durch. Verstehst du das?“, fragte er hart, w?hrend er die Klinge in die Haut des Mannes dr?ckte. Die Augen des Mannes f?llten sich mit Tr?nen, und er nickte langsam. „Bring sie her, und mach schnell“, befahl Erec und riss ihn auf die Beine, und versetzte ihm einen Sto?, der ihn quer durch den Raum schubste, auf die Hintert?r zu. Als der Wirt drau?en war, h?rte man das Klirren von T?pfen hinter der T?r, ged?mpftes Schreien, und dann, wenige Augenblicke sp?ter, ?ffnete sich die T?r und heraus traten mehrere Frauen, in Lumpen, Kittel und Hauben gekleidet, von K?chenschmutz bedeckt. Es waren drei ?ltere Frauen um die sechzig, und f?r einen Moment fragte sich Erec, ob der Wirt wusste, von wem er gesprochen hatte. Und dann trat sie heraus—und Erecs Herz blieb ihm in der Brust stehen. Er konnte kaum atmen. Sie war es. Sie trug eine Sch?rze, die mit Fettflecken ?bers?t war, und hatte ihren Kopf tief gesenkt, zu besch?mt, um hochzublicken. Ihr Haar war hochgebunden, von einem Tuch bedeckt, ihre Wangen klebten vor Dreck—und doch war Erec von ihr absolut hingerissen. Ihre Haut war so jung, so perfekt. Sie hatte hohe, feine Wangenknochen, eine kleine, sommersprossige Nase und volle Lippen. Sie hatte eine hohe, adelige Stirn, und ihr wundersch?nes blondes Haar lugte unter der Haube hervor. Sie blickte zu ihm hoch, nur einen kurzen Augenblick lang, und ihre gro?en, wundersch?nen mandelgr?nen Augen, die mit dem Licht die Farbe ?nderten, erst kristallblau und dann wieder zur?ck, fesselten ihn an Ort und Stelle. Er stellte ?berrascht fest, dass er jetzt sogar noch faszinierter von ihr war als zuvor, als er ihr zum ersten Mal begegnete. Hinter ihr kam der Wirt hervor, m?rrisch, immer noch Blut von seiner Nase wischend. Das M?dchen trat zaghaft vor, umringt von diesen ?lteren Damen, auf Erec zu und knickste, als sie nahe war. Erec erhob sich vor ihr, und einige Gefolgsleute des Herzogs taten es ihm nach. „Mein Herr“, sagte sie mit sanfter, s??er Stimme, die Erecs Herz erf?llte. „Bitte sagt mir, was ich getan habe, um Euch zu kr?nken. Ich wei? nicht, was es ist, doch es tut mir leid; was immer ich getan habe, um das Erscheinen des Herzogshofs zu begr?nden.“ Erec l?chelte. Ihre Worte, ihre Sprache, der Klang ihrer Stimme—all das erfrischte ihn. Er wollte nicht, dass sie je wieder zu sprechen aufh?rte. Erec hob seine Hand, um ihr Kinn zu ber?hren und es hochzuheben, bis ihre sanften Augen die seinen trafen. Sein Herz raste, als er ihr in die Augen blickte. Es war, als w?rde er im tiefblauen Meer versinken. „Meine Dame, Ihr habt nichts Kr?nkendes getan. Ich glaube nicht, dass Ihr je in der Lage w?rt, zu kr?nken. Ich komme nicht im ?rger—sondern aus Liebe. Seit ich Euch erblickte, konnte ich an nichts anderes mehr denken.“ Das M?dchen wirkte aus der Fassung gebracht, und sie lie? augenblicklich ihren Blick zu Boden sinken und blinzelte einige Male. Sie rang ihre H?nde und sah nerv?s aus, ?berw?ltigt. Sie war eindeutig nicht an das hier gew?hnt. „Ich bitte Euch, meine Dame. Verratet mir Euren Namen.“ „Alistair“, antwortete sie dem?tig. „Alistair“, wiederholte Erec ?berw?ltigt. Es war der sch?nste Name, den er je vernommen hatte. „Doch wei? ich nicht, was es Euch n?tzt, ihn zu kennen“, f?gte sie leise hinzu, immer noch zu Boden blickend. „Ihr seid ein hoher Herr. Ich bin nichts als eine Dienstmagd.“ „Sie ist genauer gesagt meine Dienstmagd“, sagte der Wirt garstig, w?hrend er vortrat. „Sie steht in meiner Schuld. Sie hat vor Jahren den Vertrag unterschrieben. F?r sieben Jahre hat sie sich verpflichtet. Im Gegenzug gebe ich ihr Kost und Logis. Sie ist im dritten Jahr. Ihr seht also, dies ist alles Zeitverschwendung. Sie geh?rt mir. Sie ist mein Eigentum. Die hier nehmt Ihr nicht mit. Sie geh?rt mir. Versteht Ihr das?“ Erec versp?rte einen Hass auf diesen Wirten jenseits von allem, was er je f?r einen Menschen empfunden hatte. Er war beinahe geneigt, sein Schwert zu ziehen, ihn ins Herz zu stechen und es hinter sich zu bringen. Doch so sehr der Mann es auch vielleicht verdient h?tte, wollte Erec nicht das K?nigliche Recht brechen. Immerhin sprachen seine Handlungen direkt f?r den K?nig. „Das K?nigliche Recht ist das K?nigliche Recht“, sagte Erec mit fester Stimme zu dem Mann. „Ich habe nicht vor, es zu brechen. Wie dem auch sei, morgen beginnen die Turniere. Und ich bin berechtigt, wie jeder Mann, mir eine Braut zu w?hlen. Und es soll hier und jetzt bekannt sein, dass ich Alistair w?hle.“ Ein Raunen zog durch den Raum, w?hrend alle einander schockierte Blicke zuwarfen. „Das hei?t“, f?gte Erec hinzu, „wenn sie zustimmt.“ Erec blickte mit pochendem Herzen zu Alistair, die ihr Gesicht weiter zu Boden gesenkt hielt. Er konnte sehen, wie sie err?tete. „Stimmt Ihr zu, meine Dame?“, fragte er. Das Zimmer wurde still. „Mein Herr“, sagte sie leise, „Ihr wisst nichts dar?ber, wer ich bin, woher ich komme, warum ich hier bin. Und ich f?rchte, dies sind Dinge, die ich Euch nicht verraten kann.“ Erec starrte verwirrt zur?ck. „Warum k?nnt Ihr mir das nicht sagen?“ „Ich habe niemandem davon erz?hlt, seit meiner Ankunft. Ich legte einen Eid ab.“ „Aber warum?“, dr?ngte er, ?beraus neugierig. Doch Alistair hielt nur ihr Gesicht gesenkt und schwieg. „Es ist wahr“, f?gte eine der Dienerinnen hinzu. „Die da hat uns nie erz?hlt, wer sie ist. Oder warum sie hier ist. Sie weigert sich. Wir versuchen es seit Jahren.“ Erec fand sie zutiefst r?tselhaft—doch das machte sie nur umso geheimnisvoller. „Wenn ich nicht wissen darf, wer Ihr seid, so sei es“, sagte Erec. „Ich respektiere Euren Eid. Doch das wird meine Zuneigung zu Euch nicht ?ndern. Meine Dame, wer immer Ihr seid, sollte ich dieses Turnier gewinnen, so werde ich Euch als meinen Preis w?hlen. Euch, aus allen Frauen in diesem gesamten K?nigreich. Ich frage Euch erneut: stimmt Ihr zu?“ Alistair hielt ihren Blick fest zu Boden gerichtet, und Erec sah, wie Tr?nen ?ber ihre Wangen str?mten. Pl?tzlich kehrte sie um und rannte aus dem Zimmer hinaus, die T?r hinter sich zuziehend. Erec stand mit den anderen in verdutztem Schweigen. Er wusste kaum, wie er ihre Reaktion messen sollte. „Ihr seht also, Ihr verschwendet Eure Zeit, und meine“, sagte der Wirt. „Sie hat Nein gesagt. Also fort mit Euch.“ Erec verzog das Gesicht. „Sie hat nicht Nein gesagt“, warf Brandt ein. „Sie hat gar nicht geantwortet.“ „Es steht ihr zu, sich Zeit zu nehmen“, sagte Erec zu ihrer Verteidigung. „Immerhin gibt es einiges zu ?berlegen. Sie kennt mich ebenso wenig.“ Erec stand da und ?berlegte hin und her, was er tun sollte. „Ich werde die Nacht hier verbringen“, verk?ndete Erec schlie?lich. „Du wirst mir hier ein Zimmer geben, am anderen Ende von ihrem Flur. Am Morgen, bevor das Turnier beginnt, werde ich sie erneut fragen. Wenn sie zustimmt, und wenn ich gewinne, soll sie meine Braut sein. Wenn dies geschieht, werde ich sie aus ihrer Schuld bei dir freikaufen, und sie wird diesen Ort mit mir verlassen.“ Dem Wirten war es deutlich zuwider, Erec unter seinem Dach zu haben, doch er wagte nicht, zu widersprechen; so st?rmte er aus dem Zimmer und schlug die T?r hinter sich zu. „Seid Ihr sicher, dass Ihr hierzubleiben w?nscht?“, fragte der Herzog. „Kommt doch mit uns zur?ck zur Burg.“ Erec nickte ernsthaft. „Ich bin mir noch nie in meinem Leben einer Sache so sicher gewesen.“ KAPITEL ACHT Thor st?rzte durch die Luft und landete kopf?ber in den st?rmischen Fluten der Feuersee. Er tauchte ein und sank tiefer, und stellte ?berrascht fest, dass das Wasser hei? war. Unter der Oberfl?che ?ffnete Thor kurz die Augen—und w?nschte, er h?tte es nicht getan. Er bekam einen kurzen Blick auf alle Arten von fremden und h?sslichen Meeresbewohnern, klein und gro?, mit ungew?hnlichen und grotesken Gesichtern. Dieser Ozean wimmelte vor ihnen. Er betete, dass sie ihn nicht angreifen w?rden, bevor er sich auf das Ruderboot in Sicherheit bringen konnte. Thor tauchte nach Luft schnappend auf und fing sofort an, nach dem ertrinkenden Jungen zu suchen. Er bemerkte ihn gerade rechtzeitig: er zappelte mit den Armen, ging unter, und in nur wenigen weiteren Sekunden w?rde er mit Sicherheit ertrunken sein. Thor fasste um ihn herum, packte ihn am Schl?sselbein und fing an, mit ihm zu schwimmen, darauf achtend, ihrer beider K?pfe ?ber dem Wasser zu halten. Thor h?rte ein Jaulen und Winseln und sah schockiert Krohn hinter sich auf sie zukommen: er musste ihm ins Wasser nachgesprungen sein. Der Leopard paddelte auf Thor zu und winselte. Thor f?hlte sich furchtbar, Krohn so in Gefahr zu sehen—doch seine H?nde waren voll und es gab nicht viel, was er tun konnte. Thor versuchte, sich nicht umzusehen, nicht auf das wallende rote Wasser zu achten oder auf die merkw?rdigen Kreaturen, die um ihn herum auftauchten und wieder verschwanden. Eine h?sslich aussehende Kreatur, violett mit vier Armen und zwei K?pfen, tauchte in der N?he auf, fauchte ihn an und tauchte dann unter; Thor zuckte zusammen. Er sah sich um und entdeckte das Ruderboot etwa zwanzig Schritt weit entfernt, und schwamm hektisch darauf zu, mit einem Arm und beiden Beinen, w?hrend er den Jungen mit sich zog. Der Junge zappelte und schrie, leistete Widerstand, und Thor f?rchtete, er w?rde ihn mit sich mit in die Tiefe rei?en. „Halt still!“, schrie Thor unwirsch und hoffte, der Junge w?rde auf ihn h?ren. Endlich tat er das auch. Thor war kurz erleichtert—bis er ein Platschen neben sich h?rte und zur anderen Seite blickte: direkt neben ihm tauchte eine weitere Kreatur auf, klein mit gelbem Kopf und vier Tentakeln. Sie hatte einen kantigen Kopf und schwamm knurrend und zitternd auf ihn zu. Sie sah aus wie eine Klapperschlange, die im Meer lebt, nur dass ihr Kopf zu eckig war. Thor verkrampfte sich, als sie n?herkam, und rechnete fest damit, gebissen zu werden—doch dann riss sie pl?tzlich ihr Maul weit auf und spuckte ihm Meerwasser entgegen. Thor blinzelte und versuchte, es aus den Augen zu bekommen. Die Kreatur umkreiste sie schwimmend, wieder und wieder, und Thor verdoppelte seine M?hen, schwamm schneller, versuchte, zu entkommen. Thor kam gut voran, war dem Boot schon n?her, als pl?tzlich eine weitere Kreatur auf seiner anderen Seite auftauchte. Sie war lang, schmal und orange, mit zwei Klauen am Maul und dutzenden kleiner Beine. Sie hatte auch einen langen Schwanz, den sie in alle Richtungen peitschte. Sie ?hnelte einem aufrecht stehenden Hummer. Sie flitzte wie ein Wasserl?ufer auf der Wasseroberfl?che herum und summte immer n?her auf Thor zu, drehte sich zur Seite und peitschte mit ihrem Schwanz. Der Schwanz traf Thor am Arm und der Stich lie? ihn vor Schmerz aufschreien. Die Kreatur summte hin und her, griff wieder und wieder an. Thor w?nschte, er k?nnte sein Schwert ziehen und sie angreifen—doch er hatte nur eine Hand frei, und die brauchte er zum Schwimmen. Krohn, der neben ihm schwamm, drehte sich herum und knurrte die Kreatur an, ein haarstr?ubender Laut, und als Krohn furchtlos auf sie zuschwamm, bekam das Biest Angst und verschwand unter der Wasseroberfl?che. Thor seufzte erleichtert auf—bis die Kreatur pl?tzlich auf seiner anderen Seite wieder auftauchte und erneut auf ihn losging. Krohn drehte sich nach ihr um und jagte sie herum, versuchte, sie zu fangen, schnappte mit seinen Kiefern nach ihr, und verfehlte sie immer wieder. Thor schwamm um sein Leben, wohl wissend, dass der einzige Weg aus diesem Schlamassel war, diesem Meer zu entkommen. Nach einer gef?hlten Ewigkeit, in der er fester schwamm als je zuvor in seinem Leben, war er dem Ruderboot nahe, das heftig zwischen den Wellen schaukelte. Als er ankam, erwarteten ihn dort zwei Legion?re, um ihm zu helfen; ?ltere Jungen, die sonst nie mit Thor und seinen Klassenkameraden sprachen. Immerhin lehnten sie sich nun herunter und streckten ihm eine helfende Hand aus. Thor half zuerst, den Jungen aufs Boot zu hieven. Die ?lteren Jungen packten ihn an den Armen und zerrten ihn ins Boot. Dann packte Thor Krohn um den Bauch und warf ihm aus dem Wasser hoch und in das Boot. Krohn rutschte und schabte auf allen vier Pfoten ?ber die Holzplanken, klatschnass und zitternd. Er schlitterte ?ber den nassen Boden quer durchs Boot. Dann sprang er sofort wieder hoch, kehrte um und rannte zur?ck an die Kante, auf der Suche nach Thor. Dort stand er, blickte suchend aufs Wasser hinunter und winselte. Thor streckte die Hand aus und ergriff die Hand eines der Jungen, und zog sich gerade selbst aufs Boot, als er pl?tzlich sp?rte, wie sich etwas Starkes und Muskul?ses um seinen Fu? und seine Schenkel wickelte. Er blickte nach unten, und sein Herz erstarrte, als er eine giftgr?ne, tintenfischartige Kreatur sah, die einen Tentakel um sein Bein schlang. Thor schrie vor Schmerz auf, als er Stacheln sp?rte, die sich in sein Fleisch bohrten. Thor wurde klar, dass bald etwas geschehen musste, oder er war erledigt. Mit seiner freien Hand griff er an seinen G?rtel, zog einen kleinen Dolch, lehnte sich vor und schnitt nach dem Tentakel. Doch der Tentakel war so dick, dass der Dolch ihn nicht einmal durchsto?en konnte. Es machte das Vieh w?tend. Pl?tzlich kam der Kopf der Kreatur an die Oberfl?che—gr?n, augenlos, mit zwei Kiefern ?bereinander an seinem langen Hals—riss Reihen an rasiermesserscharfen Z?hnen auseinander und ging auf Thor los. Thor sp?rte, wie ihm das Blut im Bein abgeschnitten wurde, und wusste, er musste schnell handeln. Trotz der Bem?hungen des ?lteren Jungen, ihn festzuhalten, rutschte Thors Griff und er sank zur?ck ins Wasser. Krohn jaulte und jaulte, sein Fell str?ubte sich, und er beugte sich vor, als w?rde er ins Wasser springen wollen. Doch sogar Krohn musste eingesehen haben, dass es zwecklos sein w?rde, dieses Ding anzugreifen. Einer der ?lteren Jungen trat vor und schrie: „DUCK DICH!“ Thor zog den Kopf ein, und der Junge warf einen Speer. Er zischte durch die Luft, doch verfehlte, flog harmlos vorbei und versank im Wasser. Die Kreatur war zu schmal und zu schnell. Pl?tzlich sprang Krohn vom Boot und zur?ck ins Wasser, und landete mit offenem Maul und gefletschten scharfen Z?hnen am Hals der Kreatur. Krohn packte zu und schwang die Kreatur von einer Seite auf die andere, ohne loszulassen. Doch es war ein verlorener Kampf: die Haut der Kreatur war zu z?h, und sie war zu kr?ftig. Die Kreatur schleuderte Krohn von einer Seite zur anderen, bevor sie ihn schlie?lich ins Wasser bef?rderte. Inzwischen zog sich ihr Griff um Thors Bein fester; es war wie ein Schraubstock, und Thor f?hlte, wie er an Sauerstoff verlor. Die Tentakel brannten so schlimm, dass es sich f?r Thor anf?hlte, als w?rde sein Bein gleich vom K?rper gerissen werden. In einem letzten, verzweifelten Versuch lie? Thor die Hand des Jungen los und nutzte den Schwung, um nach dem Schwert an seinem G?rtel zu greifen. Doch er bekam es nicht rechtzeitig zu fassen; er rutschte aus, wirbelte herum und fiel mit dem Gesicht voran ins Wasser. Thor sp?rte, wie er davongeschleppt wurde, weg vom Boot, von der Kreatur ins Meer hinausgezogen. Sie schleppte ihn r?ckw?rts, schneller und schneller, und w?hrend er hilflos um sich herum griff, musste er zusehen, wie das Ruderboot vor ihm verschwand. Das N?chste, was er mitbekam, war, dass er hinunter unter die Wasseroberfl?che gezogen wurde, hinunter in die Tiefen der Feuersee. KAPITEL NEUN Gwendolyn rannte auf die offene Wiese, ihr Vater, K?nig MacGil, neben ihr. Sie war klein, vielleicht zehn Jahre alt, und auch ihr Vater war viel j?nger. Sein Bart war kurz, zeigte noch keine Anzeichen des Grau, das er sp?ter in seinem Leben tragen w?rde, und seine Haut war frei von Falten, jugendhaft, strahlend. Er war gl?cklich, sorglos, und lachte unbeschwert, w?hrend er sie an der Hand hielt und mit ihr durch die Wiese lief. Dies war der Vater, den sie in Erinnerung hatte; der Vater, den sie kannte. Er hob sie hoch und warf sie sich ?ber die Schulter, wirbelte sie herum, lachte immer lauter, und sie kicherte hysterisch. Sie f?hlte sich in seinen Armen so sicher, und sie wollte, dass diese Zeit zusammen nie enden w?rde. Doch als ihr Vater sie wieder absetzte, passierte etwas Seltsames. Urpl?tzlich legte sich die D?mmerung ?ber den sonnigen Nachmittag. Als Gwens F??e den Boden ber?hrten, standen sie nicht l?nger in Wiesenblumen, sondern steckten bis zu den Kn?cheln in Schlamm. Ihr Vater lag nun ein paar Fu? von ihr entfernt auf seinem R?cken im Schlamm—und war ?lter, viel ?lter, zu alt—und er steckte fest. Noch weiter entfernt lag seine Krone im Schlamm und funkelte. „Gwendolyn“, ?chzte er. „Meine Tochter. Hilf mir.“ Er hob eine Hand aus dem Schlamm hoch und streckte sie verzweifelt nach ihr aus. Sie wurde ?berw?ltigt von dem Drang, ihm zu helfen, und sie versuchte, zu ihm zu gelangen und seine Hand zu fassen. Doch ihre F??e r?hrten sich nicht. Sie blickte hinunter und sah, wie der Schlamm um sie herum fest wurde, trocknete, Risse bildete. Sie zappelte und strampelte und versuchte, freizukommen. Gwen blinzelte und stand pl?tzlich auf der Br?stung der Burg, auf K?nigshof hinunterblickend. Etwas stimmte nicht: unter ihr sah sie nicht die ?bliche Pracht und Festlichkeit, sondern einen ausgedehnten Friedhof. Wo einst der strahlende Glanz von K?nigshof lag, erstreckten sich nun frische Gr?ber, so weit das Auge reichte. Sie h?rte das Schlurfen von F??en, und ihr Herz blieb stehen, als sie sich umdrehte und einen Attent?ter, in einen schwarzen Umhang mit Kapuze geh?llt, auf sie zukommen sah. Er lief auf sie zu, zog die Kapuze vom Kopf und enth?llte ein groteskes Gesicht mit einem fehlenden Auge, eine dicke, gezackte Narbe ?ber der Augenh?hle. Er knurrte, hob die Hand und erhob einen gl?nzenden Dolch, dessen Griff rot leuchtete. Er bewegte sich zu schnell, und sie konnte nicht rechtzeitig reagieren. Sie machte sich gefasst; wusste, dass sie sogleich get?tet werden w?rde, wenn er den Dolch mit ganzer Kraft auf sie niedersausen lie?. Er hielt pl?tzlich inne, nur wenige Fingerbreit von ihrem Gesicht entfernt, und sie ?ffnete die Augen und sah ihren Vater da stehen, als Leichnam, der den Arm des Mannes in der Luft gefangen hielt. Er dr?ckte die Hand des Mannes zusammen, bis er den Dolch fallen lie?, dann hob er ihn ?ber die Schultern und warf ihn von der Br?stung. Gwen h?rte ihn schreien, als er ?ber die Kante in die Tiefe st?rzte. Ihr Vater drehte sich zu ihr um und starrte sie an; er packte sie fest mit seinen verwesenden H?nden an den Schultern und hatte einen gestrengen Ausdruck auf dem Gesicht. „Es ist hier nicht sicher f?r dich“, warnte er. „Du bist nicht sicher!“, schrie er, und seine Finger gruben sich viel zu fest in ihre Schultern, und sie schrie auf. Schreiend wachte Gwen auf. Sie sa? schnurgerade im Bett und blickte sich in ihrem Gemach um, ?berall einen Angreifer vermutend. Doch ihr begegnete nichts als Stille—die schwere, starre Stille vor dem Morgengrauen. Schwei?gebadet und keuchend sprang sie vom Bett, in ihr spitzenbesetztes Nachtgewand geh?llt, und schritt im Zimmer umher. Sie eilte zum kleinen Steinbecken hin?ber und klatschte sich Wasser ins Gesicht, wieder und wieder. Sie lehnte sich gegen die Wand, sp?rte den kalten Stein unter ihren nackten F??en an diesem warmen Sommermorgen, und versuchte, sich zusammenzunehmen. Der Traum hatte sich allzu echt angef?hlt. Sie sp?rte, dass es mehr war als nur ein Traum—eine aufrichtige Warnung ihres Vaters, eine Botschaft. Sie versp?rte den Drang, K?nigshof zu verlassen, jetzt gleich, und niemals zur?ckzukehren. Sie wusste, dass dies etwas war, was sie nicht tun konnte. Sie musste sich zusammenrei?en, ihre Gedanken sammeln. Doch mit jedem Blinzeln sah sie das Gesicht ihres Vaters, sp?rte seine Warnung. Sie musste etwas unternehmen, um den Traum abzusch?tteln. Gwen blickte hinaus und sah gerade die erste Sonne aufsteigen, und dann fiel ihr der einzige Ort ein, der ihr helfen konnte, ihre Fassung zur?ckzuerlangen. Der K?nigsfluss. Ja, dort musste sie hin. * Gwendolyn tauchte wieder und wieder in die eiskalten Fluten des K?nigsflusses, hielt sich die Nase zu und duckte ihren Kopf unter Wasser. Sie sa? in dem kleinen, nat?rlichen Becken, das sich in den Felsen geformt hatte und in den oberen Quellen versteckt lag, und das sie als Kind gefunden und seither oft besucht hatte. Sie hielt ihren Kopf unter Wasser und verweite dort, f?hlte den k?hlen Strom durch ihr Haar flie?en, ?ber ihre Kopfhaut, sp?rte, wie das Wasser ihren nackten K?rper umsp?lte und reinigte. Sie hatte diese verborgene Stelle eines Tages inmitten einer Ansammlung von B?umen hoch oben am Berg versteckt gefunden; eine kleine Flachstelle, wo der Strom des Flusses sich verlangsamte und ein Becken gebildet hatte, das tief und still war. ?ber ihr rann der Fluss herein, und unter ihr rann er weiter hinunter—doch hier auf diesem Plateau war nur eine ganz schwache Str?mung im Wasser. Das Becken war tief, die Felsen glatt, und der Ort so gut versteckt, dass sie unbeschwert nackt baden konnte. Sie kam im Sommer fast jeden Morgen hierher, wenn die Sonne aufging, um ihren Kopf freizubekommen. Besonders an Tagen wie heute, wenn sie wie so oft von Tr?umen geplagt war, war es ihr liebster Zufluchtsort. Es war so schwer f?r Gwen, zu wissen, ob es nur ein Traum war oder etwas mehr. Woher konnte sie wissen, wann ein Traum eine Botschaft war, ein Omen? Woher wissen, ob es nur ihr Verstand war, der ihr einen Streich spielte, oder ob ihr eine Chance gegeben wurde, zu handeln? Gwendolyn tauchte nach Luft auf, atmete den warmen Sommermorgen ein, h?rte die V?gel um sie herum in den B?umen zwitschern. Sie lehnte sich gegen den Felsen zur?ck, ihr K?rper bis zum Hals eingetaucht, und sa? auf einem nat?rlichen Vorsprung im Wasser und dachte nach. Sie hob die H?nde und klatschte sich Wasser ins Gesicht, dann lie? sie die Finger durch ihr langes, rotblondes Haar gleiten. Sie blickte auf die kristallklare Wasseroberfl?che hinunter, in der sich der Himmel spiegelte und die zweite Sonne, die bereits langsam aufstieg, die B?ume, die sich ?ber das Becken bogen, sowie ihr eigenes Gesicht. Ihre mandelf?rmigen Augen, leuchtend blau, blickten sie aus ihrem von Wellen bewegten Spiegelbild heraus an. Sie konnte etwas von ihrem Vater in ihnen erkennen. Sie wandte sich ab und dachte weiter ?ber ihren Traum nach. Sie wusste, es war gef?hrlich f?r sie, nach der Ermordung ihres Vaters in K?nigshof zu bleiben, mit all den Spionen und Intrigen—und besonders mit Gareth als K?nig. Ihr Bruder war unberechenbar. Rachs?chtig. Paranoid. Und sehr, sehr eifers?chtig. Er sah jeden als Bedrohung an—sie ganz besonders. Es konnte alles passieren. Sie wusste, dass sie hier nicht sicher war. Niemand war das. Doch sie war nicht jemand, der davonlief. Sie brauchte Gewissheit dar?ber, wer der M?rder ihres Vaters war, und wenn es Gareth war, konnte sie nicht davonlaufen, bevor nicht der Gerechtigkeit Gen?ge getan war. Sie wusste, dass der Geist ihres Vaters nicht ruhen w?rde, bis derjenige erwischt war, der ihn ermordet hatte. Gerechtigkeit war sein Leben lang sein Motto gewesen, und gerade er hatte es verdient, sie selbst in seinem Tod zu erfahren. Gwen dachte wieder an ihre und Godfreys Begegnung mit Steffen. Sie war sich sicher, dass Steffen etwas verbarg und fragte sich, was es war. Ein Teil von ihr f?hlte, dass er sich mit der Zeit von selbst ?ffnen w?rde. Doch was, wenn er das nicht tat? Sie versp?rte einen Drang, den M?rder ihres Vaters zu finden—doch sie wusste nicht, wo sie noch suchen sollte. Schlie?lich erhob sich Gwendolyn von ihrem Sitz unter dem Wasser, kletterte nackt ans Ufer, zitterte in der Morgenluft, versteckte sich hinter einem dicken Baum und holte ihr Handtuch von einem Ast, wie sie es immer tat. Doch als sie sich danach ausstreckte, stellte sie mit Schrecken fest, dass ihr Handtuch nicht da war. Nackt und nass stand sie da und verstand nicht, was vor sich ging. Sie war sich sicher, dass sie es dort aufgeh?ngt hatte, so wie immer. Als sie verdutzt und zitternd dastand und versuchte, zu begreifen, was passiert war, sp?rte sie eine Bewegung hinter sich. Es ging so schnell—ein Huschen—und einen Augenblick sp?ter stellte sie mit stockendem Herzen fest, dass ein Mann hinter ihr stand. Alles ging zu schnell. In wenigen Sekunden war der Mann, der wie in ihrem Traum in einen schwarzen Umhang mit Kapuze geh?llt war, hinter ihr. Er packte sie von hinten, streckte eine knochige Hand aus und hielt ihr damit den Mund zu, ihre Schreie erstickend, w?hrend er sie festhielt. Mit der anderen Hand fasste er um ihre Mitte, zog sie an sich heran und hob sie vom Boden hoch. Sie trat in die Luft und versuchte zu schreien, bis er sie absetzte, weiterhin fest in seinem Griff. Sie versuchte, aus seiner Umklammerung freizukommen, doch er war zu stark. Er holte aus und Gwen sah, dass er einen Dolch mit einem leuchtend roten Griff hielt—derselbe wie in ihrem Traum. Es war also doch eine Warnung gewesen. Sie sp?rte, wie die Klinge gegen ihre Kehle gepresst wurde, und er hielt sie so fest, dass jede Bewegung in alle Richtungen einen Schnitt durch den Hals zur Folge haben w?rde. Tr?nen flossen ?ber ihre Wangen, w?hrend ihr das Atmen schwer fiel. Sie war so w?tend auf sich selbst. Sie war so dumm gewesen. Sie h?tte achtsamer sein sollen. „Erkennst du mein Gesicht?“, fragte er. Er lehnte sich vorw?rts, und sie konnte seinen hei?en, schrecklichen Atem auf ihrer Wange sp?ren und sah sein Gesicht. Ihr Herz blieb stehen—es war der gleiche Mann wie in ihrem Traum, der Mann mit dem fehlenden Auge und der Narbe. „Ja“, antwortete sie mit zitternder Stimme. Es war ein Gesicht, das sie nur zu gut kannte. Sie kannte seinen Namen nicht, doch sie wusste, dass er ein Vollstrecker war. Ein niedertr?chtiger Kerl, einer von mehreren, die sich um Gareth herum scharten, seit er ein Kind war. Er war Gareths Bote. Gareth schickte ihn zu jedem, dem er einen Schrecken einjagen wollte—oder ihn foltern oder t?ten. „Du bist der K?ter meines Bruders“, zischte sie ihn trotzig an. Er l?chelte und entbl??te seine Zahnl?cken. „Ich bin sein Bote“, sagte er. „Und meine Botschaft kommt mit einer besonderen Waffe, damit du dich leichter daran erinnerst. Seine Botschaft an dich heute ist, dass du aufh?ren sollst, Fragen zu stellen. Du wirst sie besonders gut lernen, denn wenn ich mit dir fertig bin, wird die Narbe, die ich auf deinem Gesicht hinterlasse, dich dein ganzes Leben lang daran erinnern.“ Er schnaubte, dann hob er das Messer hoch und begann, es auf ihr Gesicht zuzuf?hren. „NEIN!“, kreischte Gwen. Sie machte sich gefasst auf den lebensver?ndernden Schnitt. Doch als die Klinge niederfuhr, passierte etwas. Pl?tzlich kr?chzte ein Vogel, st?rzte vom Himmel herunter und flog direkt auf den Mann zu. Sie blickte hoch und erkannte ihn im letzten Augenblick. Estopheles. Sie schwang sich Krallen voran herunter und zerkratzte dem Mann das Gesicht, als er den Dolch abw?rts zog. Die Klinge hatte gerade begonnen, Gwens Wange mit einem schmerzhaften Stechen aufzuschlitzen, als sich pl?tzlich ihre Richtung ?nderte; der Mann schrie auf, lie? die Klinge fallen und hob die Arme. Gwen sah ein wei?es Licht im Himmel aufblitzen, die Sonne hinter den ?sten hervorscheinen, und als Estopheles davonflog, wusste sie, wusste es einfach, dass ihr Vater den Falken geschickt hatte. Sie verschwendete keine Zeit. Sie wirbelte herum, holte aus, und wie ihre Lehrer ihr beigebracht hatten, trat sie dem Mann kr?ftig in die Magengrube, mit ihrem nackten Fu? perfekt ins Ziel treffend. Er kippte um, erfuhr die Kraft ihrer Beine, als sie ihren Tritt direkt durch ihn sandte. Es war ihr von klein auf eingebl?ut worden, dass sie nicht stark sein musste, um einen Angreifer abzuwehren. Sie musste nur ihre st?rksten Muskeln einsetzen—ihre Schenkel. Und genau zielen. Êîíåö îçíàêîìèòåëüíîãî ôðàãìåíòà. Òåêñò ïðåäîñòàâëåí ÎÎÎ «ËèòÐåñ». Ïðî÷èòàéòå ýòó êíèãó öåëèêîì, êóïèâ ïîëíóþ ëåãàëüíóþ âåðñèþ (https://www.litres.ru/pages/biblio_book/?art=43691599&lfrom=688855901) íà ËèòÐåñ. Áåçîïàñíî îïëàòèòü êíèãó ìîæíî áàíêîâñêîé êàðòîé Visa, MasterCard, Maestro, ñî ñ÷åòà ìîáèëüíîãî òåëåôîíà, ñ ïëàòåæíîãî òåðìèíàëà, â ñàëîíå ÌÒÑ èëè Ñâÿçíîé, ÷åðåç PayPal, WebMoney, ßíäåêñ.Äåíüãè, QIWI Êîøåëåê, áîíóñíûìè êàðòàìè èëè äðóãèì óäîáíûì Âàì ñïîñîáîì.
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