*** Òâîåé Ëóíû çåëåíûå öâåòû… Ìîåé Ëóíû áåñïå÷íûå ðóëàäû, Êàê ñâåòëÿ÷êè ãîðÿò èç òåìíîòû,  ëèñòàõ âèøíåâûõ ñóìðà÷íîãî ñàäà. Òâîåé Ëóíû ïå÷àëüíûé êàðàâàí, Áðåäóùèé â äàëü, òðîïîþ íåâåçåíüÿ. Ìîåé Ëóíû áåçäîííûé îêåàí, È Áðèãàíòèíà – âåðà è ñïàñåíüå. Òâîåé Ëóíû – ïå÷àëüíîå «Ïðîñòè» Ìîåé Ëóíû - äîâåð÷èâîå «Çäðàâñòâóé!» È íàøè ïàðàëëåëüíûå ïóòè… È Ç

Der Aufstand Der Tapferen

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Der Aufstand Der Tapferen Ìîðãàí Ðàéñ Von K?nigen Und Zauberern #2 Nach dem Angriff des Drachen wird Kyra auf eine dringende Mission geschickt: Escalon zu durchqueren und ihren Onkel im mysteri?sen Turm von Ur aufzusuchen. Die Zeit ist f?r Sie gekommen, zu erfahren, wer sie ist, wer ihre Mutter ist und zu trainieren, um ihre besonderen Kr?fte zu erschlie?en. F?r ein einsames M?dchen ist es eine Mission voller Gefahren, denn Escalon ist voller gef?hrlicher Kreaturen und M?nner – eine, die all ihre St?rke fordern wird, um zu ?berleben. Ihr Vater, Duncan, muss seine M?nner nach S?den f?hren, nach Esephus, der gro?en Stadt am Wasser, um zu versuchen, seine Landsleute aus dem eisernen Griff Pandesias zu befreien. Wenn er damit Erfolg hat, wird er zum gef?hrlichen Lake of Ire und zu den eisigen Gipfeln von Kos weiterziehen m?ssen, wo die h?rtesten Krieger Escalons leben, M?nner, die er braucht, wenn er auch nur den Hauch einer Chance haben will, die Hauptstadt zu erobern. Alex flieht mit Marco von den Flammen und gelangt auf der Flucht durch den Wald der Dornen, wo sie von exotischen Biestern gejagt werden. Es ist eine qualvolle Wanderung durch die Nacht auf dem Weg in sein Heimatdorf, wo er hofft, wieder mit seiner Familie vereint zu werden. Als er ankommt, ist er jedoch geschockt ?ber das, was er vorfindet. Trotz besseren Wissens kehrt Merk um, um dem M?dchen zu helfen und wird zum ersten Mal in seinem Leben in die Angelegenheiten einer Fremden hineingezogen. Doch er gibt seine Reise zum Turm von Ur nicht auf und leidet innerliche Qualen, als er erkennen muss, dass der Turm nicht das ist, was er erwartet hat. Vesuvius treibt w?hrend der unterirdischen Mission der Trolle den Riesen an, im Versucht, die Flammen zu umgehen, w?hrend Theos seine eigene Aufgabe in Escalon hat. Mit seiner starken Atmosph?re und komplexen Charakteren ist AUFSTAND DER TAPEREN eine mitrei?ende Saga von Rittern und Kriegern, von K?nigen und Lords, von Ehre und Heldenmut, Magie, Schicksal, Monstern und Drachen. Es ist eine Geschichte von Liebe und gebrochenen Herzen, von T?uschung, Ehrgeiz und Verrat. Die Geschichte ist Fantasy vom Feinsten, die uns in eine Welt einl?dt, die in uns auf ewig weiterleben und allen Altersgruppen und Geschlechtern zusagen wird. Morgan Rice Der Aufstand Der Tapferen (Von K?nigen Und Zauberern —Buch 2) “ Der Feige stirbt schon vielmal, eh er stirbt, Die Tapferen kosten einmal nur den Tod.”     --William Shakespeare     Julius Caesar Morgan Rice Morgan Rice ist die #1 Besteller- und USA Today Bestseller-Autorin der 17 B?nde umfassenden epischen Fantasy-Serie DER RING DER ZAUBEREI, der neuen #1 Bestseller Fantasy-Serie VON K?NIGEN  UND ZAUBERERN, der #1 Bestseller-Serie DER WEG DER VAMPIRE (bestehend aus derzeit 11 B?nden) und der #1 Bestseller-Serie DIE TRILOGIE DES ?BERLEBENS, eine post-apokalyptische Thriller-Serie. Morgans B?cher sind verf?gbar als H?rb?cher und Printeditionen und wurden bisher in mehr als 25 Sprachen ?bersetzt. GEWANDELT (Band #1 Der Weg Der Vampire), ARENA EINS (Band #1 Der Trilogie Des ?berlebens), DER AUFSTAND DER DRACHEN (Band #1 Der  Von K?nigen Und Zauberern), und QUESTE DER HELDEN (Band #1 im Ring der Zauberei) sind als kostenlose Downloads verf?gbar! Morgan freut sich, von Ihnen zu h?ren, darum z?gern Sie nicht und besuchen Sie www.morganricebooks.com, und melden Sie sich f?r den Email-Verteiler an. Erhalten Sie so Zugang zu kostenlosen Giveaways, der kostenlosen App und den neusten exklusiven Informationen. Folgen Sie Morgan auch auf Facebook und Twitter um nichts zu verpassen! Ausgew?hlte Kommentare zu Morgan Rices B?chern „„Wenn Sie gedacht haben, dass es nach dem Ende der Serie DER RING DER ZAUBEREI keinen Grund zum Leben mehr gibt, haben Sie sich get?uscht. Mit DER AUFSTAND DER DRACHEN, hat Morgan Rice den verhei?ungsvollen Auftakt einer weiteren brillanten Serie ver?ffentlicht, die uns in eine Welt der Trolle und Drachen, voller Heldenmut, Ehre, Tapferkeit, Magie, und dem Glauben an das Schicksal eintauchen l?sst. Morgan ist es wieder einmal gelungen starke Charaktere zu erschaffen, die wir nur zu gerne auf jeder Seite anfeuern… W?rmstens empfohlen f?r die Bibliothek aller Leser, die Fantasy-Geschichten lieben.“     --Books and Movie Reviews, Roberto Mattos “ DER AUFSTAND DER DRACHEN ist von Anfang an ein voller Erfolg…. Eine gro?artige Fantasy Geschichte… Sie beginnt, ganz wie es sein sollte, mit den Lebensqualen eines der Protagonisten und geht sch?n in einen weiteren Kreis von Rittern, Drachen, Magie, Monstern und Schicksal ?ber… Das Buch beinhaltet alles, was zu einer guten Fantasy-Geschichte geh?rt, von Kriegern und Schlachten bis zu Konfrontationen der Protagonisten mit sich selbst… Empfohlen f?r alle, die gerne epische Fantasy mit starken, glaubw?rdigen jungen Erwachsenen als Protagonisten.“     --Midwest Book Review, D. Donovan, eBook Reviewer “[ DER AUFSTAND DER DRACHEN] ist eine handlungsgetriebene Novelle, die leicht an einem Wochenende zu lesen ist… Ein guter Start f?r eine vielversprechende Serie.”     --San Francisco Book Review „Eine action-geladene Fantasy-Geschichte, die den Fans von Morgan Rices vorherigen B?chern und den Liebhabe von B?chern wie THE INHERITANCE CYCLE von Christopher Paolini gefallen d?rfte… Fans von Fantasy-Geschichten f?r junge Erwachsene werden dieses j?ngste Werk von Rice verschlingen und um mehr betteln.“     --The Wanderer, A Literary Journal (?ber Rise of the Dragons) “Eine Fantasievolle Fantasy-Geschichte, die Elemente von Mystik und Intrige in die Handlung einwebt. In Queste der Helden geht es um Mut und um das Erkennen des Sinns des Lebens, was zu Wachstum, Erwachsenwerden und Vortrefflichkeit f?hrt… F?r alle, die gehaltvolle Fantasy-Abenteuer suchen bieten die Hauptfiguren, ihre Waffen und die Handlung eine Reihe von Begegnungen, die sich auf Thor Entwicklung weg von einem vertr?umten Kind zu einem jungen Erwachsenen konzentrieren, bei denen er sich schier unl?sbaren Aufgaben gegen?ber findet… Das ist nur der Anfang von etwas, das verspricht, eine epische Serie f?r Junge erwachsene zu werden.”     --Midwest Book Review (D. Donovan, eBook Reviewer) “DER RING DER ZAUBEREI hat alle Zutaten die f?r sofortigen Erfolg n?tig sind: Anschl?ge und Gegenanschl?ge, Mysterien, edle Ritter und bl?hende Beziehungen die sich mit gebrochenen Herzen, T?uschung und Betrug abwechseln. Die Geschichten werden sie ?ber Stunden in ihrem Bann halten und sind f?r alle Altersstufen geeignet. Eine wunderbare Erg?nzung f?r das B?cherregal eines jeden Liebhabers von Fantasy Geschichten.”     --Books and Movie Reviews, Roberto Mattos „Mir gefiel besonders, wie Morgan Rice den Charakter von Thor aufgebaut hat und die Welt in der er lebte. Die Landschaft und die Kreaturen, die sie bev?lkerten waren sehr gut beschrieben… Ich mochte [die Handlung]. Sie war kurz und pr?gnant… Genau die richtige Menge von Nebenfiguren, damit es nicht verwirrend wird. Es gab Abenteuer und erschreckende Augenblicke, doch die dargestellte Action war nicht ?berm??ig grotesk. Das Buch ist perfekt f?r Leser im Teenager-Alter… Der Anfang von etwas Bemerkenswerten ist gemacht.“     --San Francisco Book Review sem aktionsgeladenen ersten Buch der epischen Fantasy-Serie Der Ring der Zauberei (die 17 B?cher umfasst) stellt Rice den Lesern den 14-jaehrigen Thorgrin „Thor“ McLeod vor, dessen Traum es ist, sich der Silver Legion anzuschlie?en, den Elite-Rittern, die dem K?nig dienen. Rices Schreibstil ist solide und die Geschichte fasziniert.“     --Publishers Weekly “[QUESTE DER HELDEN] ist schnell und leicht zu lesen. Die Enden de Kapitel sind so gestaltet, dass man weiterlesen muss, um zu erfahren, was als n?chstes passiert und Sie werden das Buch nicht beiseitelegen. (…) Das Ende des Buchs weckte den Wunsch in mir, sofort das n?chste Buch zu kaufen – was ich auch getan habe. Alle B?cher der Serie Der Ring der Zauberei sind derzeit im Kindle Store erh?ltlich und Queste der Helden ist aktuell als kostenloser Download verf?gbar, damit Sie sofort loslegen k?nnen! Wenn Sie nach einem Buch f?r den Urlaub suchen, das schnell zu lesen und unterhaltsam ist, haben Sie es gefunden.“     --FantasyOnline.net B?cher von Morgan Rice VON K?NIGEN UND ZAUBERERN DER AUFSTAND DER DRACHEN (BAND #1) DER AUFSTAND DER TAPFEREN (BAND #2) DER RING DER ZAUBEREI QUESTE DER HELDEN (BAND #1) MARSCH DER K?NIGE (BAND #2) LOS DER DRACHEN (BAND #3) RUF NACH EHRE (BAND #4) SCHWUR DES RUHMS (BAND #5) ANGRIFF DER TAPFERKEIT(BAND #6) RITUS DER SCHWERTER (BAND #7) GEW?HR DER WAFFEN (BAND #8) HIMMEL DER ZAUBER (BAND #9) MEER DER SCHILDE (BAND #10) REGENTSCHAFT DES STAHLS (BAND #11) LAND DES FEUERS (BAND #12) DIE HERRSCHAFT DER K?NIGINNEN (BAND #13) DER EID DER BR?DER (BAND #14) DER TRAUM DER STERBLICHEN(BAND #15) DAS TOURNIER DER RITTER (BAND #16) DAS GESCHENK DER SCHLACHT (BAND #17) DIE TRILOGIE DES ?BERLEBENS ARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (BAND #1) ARENA TWO –  ARENA ZWEI (BAND #2) DER WEG DER VAMPIRE GEWANDELT (BAND #1) VERG?TTERT (BAND #2) VERRATEN (BAND #3) BESTIMMT (BAND #4) BEGEHRT (BAND #5) VERM?HLT (BAND #6) GELOBT (BAND #7) GEFUNDEN (BAND #8) ERWECKT (BAND #9) ERSEHNT (BAND #10) BERUFEN (BAND #11) Registrieren Sie sich f?r Morgan Rices E-Mail Verteiler und erhalten Sie 4 kostenlose B?cher, 2 kostenlose Karten, 1 kostenlose App und exklusive Geschenke! Um sich zu registrieren, besuchen Sie bitte: www.morganricebooks.com (http://www.morganricebooks.com/) Copyright © 2015 by Morgan Rice Alle Rechte vorbehalten. Mit den im U.S. Copyright Act von 1976 erlaubten Ausnahmen ist es nicht gestattet, jeglichen Teil dieser Publikation in jeglicher Form oder ?ber jegliche Mittel ohne die vorherige Erlaubnis des Autors zu vervielf?ltigen, zu verteilen oder zu ?bertragen, oder in einer Datenbank oder einem Abrufsystem zu speichern. Dieses E-Book ist ausschlie?lich f?r den pers?nlichen Gebrauch zugelassen. Dieses E-Book darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen m?chten, erwerben Sie bitte ein zus?tzliches Exemplar f?r jeden Empf?nger. Wenn Sie dieses Buch lesen und nicht gekauft haben, oder es nicht ausschlie?lich f?r Ihren Gebrauch gekauft wurde, geben Sie es bitte zur?ck und erwerben Sie Ihr eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren. Diese Geschichte ist frei erfunden. Namen, Figuren, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorf?lle sind entweder ein Produkt der Phantasie des Autors oder werden im fiktionalen Sinne verwendet. Jegliche ?hnlichkeit mit existierenden Personen, tot oder lebendig, ist rein zuf?llig Copyright f?r das Bild auf dem Umschlag by St. Nick, unter Lizenz von Shutterstock.com. Kapitel Eins Langsam ging Kyra durch das Blutbad. Der Schnee knirschte unter ihren Stiefeln als sie die Zerst?rung betrachtete, die der Drache hinterlassen hatte. Sie war sprachlos. Tausende der M?nner des Lords, der am meisten gef?rchteten M?nner in Escalon, lagen tot vor ihr, ausgel?scht in einem einzigen Augenblick. Rauch stieg von verkohlten Leichen ?berall um sie herum auf, der Schnee unter ihnen geschmolzen, das, was von ihren Gesichtern ?brig war, schmerzverzerrt. Skelette, verdreht in unnat?rlichen Positionen, die immer noch ihre Waffen mit ihren knochigen Fingern umklammert hielten. Ein paar der Leichen standen aufrecht, wie angewurzelt, und starrten immer noch gen Himmel, als fragten sie sich, was sie get?tet hatte. Kyra blieb neben einer stehen und betrachtete sie staunend. Sie streckte die Hand aus und ber?hrte sie, doch als ihre Finger den Rippenbogen ber?hrten, beobachtete sie fasziniert, wie alles zerfiel und als H?ufchen Asche und Knochen auf den Boden fiel, das Schwert harmlos daneben. Als sie ein Kreischen ?ber sich h?rte, streckte sie den Hals, Theos kreiste ?ber ihr und atmete Feuer, als w?re er immer noch nicht zufrieden. Sie konnte f?hlen was er f?hlte, sp?rte die Wut, die in seinen Adern brannte, sein Verlangen ganz Pandesia zu zerst?ren – nein, die ganze Welt – wenn er nur konnte. Es war eine urspr?ngliche Wut, eine Wut, die keine Grenzen kannte. Das Ger?usch von Stiefeln im Schnee riss sie aus ihren Gedanken und Kyra drehte sich um und sah die M?nner ihres Vaters, Dutzende von ihnen, die ?ber das Schlachtfeld liefen und mit weit aufgerissenen Augen die Zerst?rung betrachteten. Diese kampferprobten M?nner hatten so etwas wie das hier noch nie gesehen; selbst ihr Vater, der ganz in der N?he mit Anvin, Arthfael und Vidar lief, schien mit den Nerven am Ende zu sein. Es war als lief man durch einen Alptraum. Kyra sah, dass die tapferen Krieger die Blicke vom Himmel zu ihr wandten und sie fragend ansahen. Es war als w?re sie diejenige, die all das getan hatte, als w?re sie selbst der Drache. Schlie?lich war nur sie in der Lage gewesen, ihn zu rufen. Sie wandte den Blick ab, f?hlte sich unbehaglich. Sie konnte nicht sagen, ob sie sie als Kriegern betrachteten, oder als Freak. Vielleicht wussten sie es selbst nicht. Kyra dachte an ihr Gebet zum Wintermond, ihren Wunsch zu wissen, ob sie etwas Besonderes war – ob ihre Kr?fte real waren. Nach dem heutigen Tag, nach dieser Schlacht, hatte sie keine Zweifel mehr. Sie hatte den Drachen gerufen. Sie hatte es selbst gesp?rt. Sie wusste nicht wie, doch jetzt wusste sie definitiv, dass sie anders war. Und sie konnte nicht umhin sich zu fragen, ob das bedeutete, dass die Prophezeiungen ?ber sie wahr waren. War es ihr wirklich bestimmt, eine gro?e Kriegerin zu werden? Eine gro?e Herrscherin? Gr??er noch als ihr Vater? W?rde sie wirklich ganze L?nder in die Schlacht f?hren? Lag das Schicksal von Escalon wirklich auf ihren Schultern? Kyra verstand nicht, wie das m?glich sein sollte. Vielleicht war Theos von selbst gekommen. Vielleicht hatte das, was er hier getan hatte, nichts mit ihr zu tun. Vielleicht war es Rache. Schlie?lich hatten die Pandesier ihn verletzt. Kyra war sich keiner Sache mehr sicher. Alles was sie wusste war, dass sie in diesem Augenblick die Kraft des Drachen in ihren Adern brennen sp?rte. W?hrend sie ?ber dieses Schlachtfeld ging und ihre gr??ten Feinde tot vor sich sah, hatte sie das Gef?hl, dass alles m?glich war. Sie wusste, dass sie keine F?nfzehnj?hrige mehr war, die auf Anerkennung in den Augen der M?nnern wartete. Sie war kein Spielzeug f?r den Lord Regenten mehr; sie war kein Besitz mehr, der verheiratet, misshandelt und gequ?lt werden konnte. Sie war erwachsen. Eine Kriegerin unter M?nnern – und eine, die man f?rchten musste. Kyra ging durch das Meer von Leichen, bis es schlie?lich endete und die Landschaft wieder in Schnee und Eis ?berging. Sie blieb neben ihrem Vater stehen und lie? den Blick ?ber das Tal unter ihnen schweifen. Dort lagen die weit offenen Tore von Argos, einer leeren Stadt. Die meisten der M?nner lagen tot, hier, in diesen H?geln. Es war gespenstisch, ein so gro?artiges Fort leer und unbewacht zu sehen. Die Tore  zu Pandesias wichtigster Festung standen weit offen – jeder konnte eintreten. Ihre gewaltigen Mauern aus dicken Steinen, ihre Garnison von Tausenden von M?nnern und verschiedenen Verteidigungsringen hatten jeden Gedanken an eine Revolte ausgeschlossen; ihre Existenz hatte Pandesia einen eiserne Kontrolle ?ber das gesamte nord?stliche Escalon erlaubt. Sie gingen alle den H?gel hinunter auf eine kurvige Stra?e, die zu den Stadttoren f?hrte. Sie waren siegreich doch ernst, denn auch die Stra?e war voller verkohlter Leichen, Nachz?gler, die der Drache ebenfalls nicht verschont hatte, Spuren auf dem Pfad der Verw?stung. Es war, als ginge man durch einen Friedhof. Als sie die riesigen Tore passierten, blieb Kyra an der Schwelle stehen, es nahm ihr den Atem: im Inneren lagen Tausende weitere Leichen, verkohlt, rauchend. Das war alles, was von den M?nnern des Lords ?brig war. Theos hatte keinen verschont; sein Zorn war selbst an den Mauern der Festung zu sehen, wo dicker Ru? zeigte, wo er Feuer gespien hatte. Als sie eintraten, fiel vor allem die Stille auf. Der leere Hof. Es war gespenstisch, eine solche Stadt so ohne jedes Leben zu sehen. Es war, als h?tte Gott es mit einem einzigen Atemzug eingesaugt. W?hrend die M?nner ihres Vaters vordrangen, begannen aufgeregte Stimmen, die Luft von den Mauern widerzuhallen und bald konnte Kyra verstehen warum. ?berall lagen zahllose Waffen herum, wie sie sie noch nie gesehen hatten. Dort, auf dem Boden des Hofs verteilt, lag ihre Kriegsbeute: Die feinsten Waffen, das feinste Stahl, die besten R?stungen, die sie je gesehen hatten, alle mit dem Wappen Pandesias verziert. Sogar S?cke mit Gold lagen verstreut herum. Und noch besser – am fernen Endes des Hofs stand ein gro?es Steingeb?ude, die Waffenkammer, deren Tore weit offen standen, da die M?nner in Eile gegangen waren und einen wahren Schatz preisgaben. ?berall an den W?nden waren Schwerter, Hellebarden, Piken, Beile, Speere, B?gen – alle aus dem besten Stahl gefertigt, das die Welt zu bieten hatte. Es waren genug Waffen, um halb Escalon zu bewaffnen. Kyra h?rte das Wiehern von Pferden und sah zur andern Seite des Hofs hin?ber wo eine Reihe von gemauerten St?llen war, in denen die besten Pferde des Feindes mit den Hufen scharrten, die alle vom Hauch des Drachen verschont geblieben waren. Genug Pferde f?r eine ganze Armee. Kyra sah die Hoffnung, die in den Augen ihres Vaters erwachte, einen Blick, den sie noch nie gesehen hatte, und sie wusste, was er dachte: Escalon konnte sich wieder erheben. Sie h?rte einen Schrei und als Kyra aufblickte, sah sie, dass Theos tiefer kreiste, die Krallen ausgestreckt. Er flog eine Siegesrunde ?ber der Stadt. Mit seinen leuchtend goldenen Augen sah er sie an, selbst aus der Ferne. Sie konnte den Blick nicht abwenden. Theos tauchte hinab und landete vor den Toren der Stadt. Er sa? stolz da und sah sie an, als ob er sie rief. Und sie sp?rte, wie er sie rief. Kyra sp?rte ein Prickeln auf ihrer Haut, eine Hitze, die in ihr aufstieg. Sie f?hlte eine intensive Verbindung mit der Kreatur und hatte keine Wahl, als zu ihm zu gehen. Als Kyra sich umdrehte und den Hof ?berquerte, zur?ck zu den Toren, konnte sie sp?ren, wie die Blicke der M?nner auf ihr lagen und zwischen dem Drachen und ihr hin und her wanderten. Sie ging allein zum Tor, der Schnee knirschte unter ihren Stiefeln und ihr Herz pochte. Pl?tzlich legte sich sanft eine Hand auf ihren Arm und hielt sie auf. Sie drehte sich um und sah den besorgten Blick ihres Vaters. „Sei vorsichtig“, warnte er. Kyra ging weiter. Sie empfand keine Angst, trotz des wilden Ausdrucks in den Augen des Drachen. Sie sp?rte nur das tiefe Band mit ihm, als ob er ein Teil von ihr war, ein Teil, ohne den sie nicht leben konnte. Sie war neugierig. Zahllose Fragen schwirrten ihr durch den Kopf. Wo war Theos hergekommen? Warum war er nach Escalon gekommen? Warum jetzt und nicht fr?her? Als Kyra durch die Tore von Argos ging und sich dem Drachen n?herte, wurden seine Ger?usche lauter, irgendetwas zwischen einem Schnurren und Fauchen, als wartete er auf sie mit sanft flatternden Fl?geln. Er ?ffnete sein Maul als wollte er Feuer speien und entbl??te seine riesigen Z?hne, jeder einzelne beinahe so gro? wie sie, so scharf wie ein Schwert. Einen Augenblick lang hatte sie Angst, denn seine Augen starrten sie mit einer Intensit?t an, die es ihr schwer machte, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Schlie?lich blieb Kyra ein paar Schritte vor ihm stehen und betrachtete ihn fasziniert. Theos war fantastisch. Er war gut zehn Meter hoch, mit dicken harten Schuppen. Der Boden um ihn herum bebte, wenn er rasselnd einatmete, und sie hatte das Gef?hl, ihm ausgeliefert zu sein. Sie standen schweigend da und betrachteten einander, w?hrend Kyras Herz in ihrer Brust raste und die Anspannung so greifbar in der Luft lag, dass sie kaum atmen konnte. Mit trockenem Mund brachte sie schlie?lich den Mut auf, zu sprechen. „Wer bist du?“, fragte sie mit einer Stimme, die kaum mehr als ein Fl?stern war. „Warum bist du zu mir gekommen? Was willst du von mir?“ Theos senkte den Kopf, brummend und beugte sich vor, so dicht, dass seine riesige Nase fast ihre Brust ber?hrt h?tte. Seine Augen, so gro?, leuchtend gelb, schienen direkt durch sie hindurchzusehen. Sie starrte hinein, jedes fast so gro? wie sie, und f?hlte sich verloren in einer anderen Welt, in einer anderen Zeit. Kyra wartete auf eine Antwort. Sie wartete darauf, dass ihr Verstand von seinen Gedanken erf?llt wurde, wie es schon einmal passiert war. Doch sie wartete und wartete und nichts geschah. Nicht ein Gedanke. Hatte Theos sich entschlossen, zu schweigen? Hatte sie ihre Verbindung zu ihm verloren? Kyra starrte ihn staunend an, dieser Drache war ein gr??eres Mysterium denn je. Pl?tzlich legte er sich ab, als ob er sie zu einem Ritt einladen wollte. Ihr Herz begann schneller zu schlagen, als sie sich vorstellte, auf seinem R?cken durch den Himmel zu fliegen. Langsam trat Kyra neben ihn, griff hoch nach seinen harten und rauen Schuppen und wollte hinaufklettern. Doch als sie ihn ber?hrte, bewegte er sich von ihr Weg und sie verlor den Halt. Sie stolperte; er flatterte schnell mit den Fl?geln und in einer schnellen Bewegung hob er ab, so abrupt, dass seine Schuppen ihre H?nde zerkratzten. Kyra stand da, erschrocken, sprachlos – doch viel mehr noch mit gebrochenem Herzen. Sie sah hilflos zu, wie sich die gigantische Kreatur gen Himmel erhob und h?her und immer h?her flog. So schnell, wie er gekommen war, verschwand Theos pl?tzlich wieder in den Wolken und hinterlie? nichts als Still. Kyra stand da, hohl, und f?hlte sich einsamer denn je. Als der letzte seiner Schreie verhallte wusste sie, dass Theos diesmal f?r immer gegangen war. Kapitel Zwei Alec rannte mitten in der Nacht durch den Wald, Marco an seiner Seite, und stolperte ?ber Wurzeln, die vom Schnee verdeckt waren und fragte sich, ob er mit dem Leben davonkommen w?rde. Sein Herz raste in seiner Brust, w?hrend er um sein Lebe rannte. Er rang keuchend nach Luft und wollte zu gerne stehenbleiben, doch er musste mit Marco mithalten. Wieder einmal blickte er ?ber seine Schulter zur?ck und sah das Leuchten der Flammen, das schw?cher wurde, je tiefer sie in den Wald rannten. Er kam an einer Gruppe dicker B?ume vorbei und bald war das Leuchten vollst?ndig verschwunden und beide von Finsternis umh?llt. Alec drehte sich um und tastete sich an den B?umen vor. Er stie? sich immer wieder, ?ste schlugen gegen seine Schultern und Zweige verkratzten seine Arme. Er sp?hte in die Schw?rze vor ihm und konnte gerade so den Weg sehen. Er versuchte, die unbekannten Ger?usche zu ignorieren, die ihn umgaben und an die Warnungen erinnerten. Man hatte ihnen gesagt, dass kein Fl?chtling je ?berlebte, und das ungute Gef?hl wuchs, je tiefer sie vordrangen. Er sp?rte die Gefahr hier, die b?sen Kreaturen, die ?berall lauerten in diesem Wald, der so dicht war, dass es schwer fiel sich zu orientieren. Mit jedem Schritt schien das Unterholz dichter zu werden und er fragte sich, ob es vielleicht besser gewesen w?re, bei den Flammen zu bleiben. „Hier entlang!“, zischte eine Stimme. Marco packte ihn an der Schulter und zog ihn mit sich nach rechts, zwischen zwei riesigen B?umen hindurch unter ihre knorrigen ?ste. Alec folgte ihm und schlitterte durch den Schnee, bis er sich auf einer Lichtung mitten in dem dichten Wald wiederfand, auf der das Licht des Mondes ihnen den Weg wies. Sie blieben stehen, beugten sich vor und rangen keuchend um Atem. Sie sahen einander an und Alec warf einen Blick zur?ck ?ber seine Schulter in den Wald. Er atmete schwer, seine brannten von der K?lte, seine Rippen schmerzten. „Warum folgen sie uns nicht?“, fragte Alec. Marco zuckte mit den Schultern. „Vielleicht gehen sie davon aus, dass der Wald ihre Arbeit erledigen wird.“ Alec lauschte nach den pandesischen Kriegern, denn er rechnete damit, dass sie verfolgt wurden – doch da war nichts. Stattdessen h?rte Alec ein anderes Ger?usch – wie ein leises, w?tendes Knurren. „Hast du das geh?rt“, fragte Alec, dessen Nackenhaare sich aufstellten. Marco sch?ttelte den Kopf. Alec stand da, wartete und fragte sich, ob sein Verstand ihm einen Streich gespielt hatte. Dann h?rte er es wieder. Es war ein fernes Ger?usch, ein leises Knurren, bedrohlich, etwas, was Alec noch nie geh?rt hatte. W?hrend er lauschte wurde es immer lauter, als n?herte es sich ihnen. Jetzt sah Marco ihn alarmiert an. „Deswegen sind sie uns nicht gefolgt“, fl?sterte Marco. Alec war verwirrt. „Was meinst du?“, fragte er. „Wilvox“, antwortete er und die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Sie haben sie freigelassen, damit sie uns folgen.“ Das Wort l?ste Angst und Schrecken in Alec aus. Er hatte als Kind von ihnen geh?rt, und er wusste, dass das Ger?cht ging, dass sie den Wald der Dornen bewohnten, doch er hatte immer angenommen, dass sie nicht mehr als eine Legende waren. Man sagte, dass sie die t?dlichsten Kreaturen der Nacht waren – alptraumhafte Wesen. Das Knurren wurde lauter und es klang, als w?ren es mehrere von ihnen. „Lauf!“, schrie Marco. Marco drehte sich um und Alec folgte ihm ?ber die Lichtung in den Wald. Adrenalin raste in seinen Adern w?hrend Alec rannte und seinen eigenen Herzschlag in seinen Ohren h?rte, der das Knirschen des Schnees unter seinen Stiefeln ?bert?nte. Doch bald h?rte er, dass die Kreaturen hinter ihnen n?her kamen und wusste, dass sie von Biestern gejagt wurden, denen sie nicht entkommen konnten. Alec stolperte ?ber eine Wurzel und st?rzte gegen einen Baum. Er schrie vor Schmerz auf, atemlos, dann rappelte er sich auf und rannte weiter. Er suchte den Wald nach irgendeiner Zuflucht ab, den er erkannte, dass ihnen nicht viel Zeit blieb – doch da war nichts. Das Knurren wurde lauter, und im Laufen warf Alec einen Blick ?ber seine Schulter – und w?nschte sich sofort, es nicht getan zu haben. Vier der wildesten Kreaturen, die er je gesehen hatte, waren ihnen dicht auf den Fersen. Die Wilvox ?hnelten W?lfen, doch sie waren doppelt so gro? mit kleinen spitzen H?rner, die aus ihren K?pfen ragten und einem einzelnen, roten Auge. Ihre Pranken waren so gro? wie die eines B?ren, mit langen, spitzen Krallen, und ihr Fell war glatt und schwarz wie die Nacht. Als er sie so nah sah, wusste Alec, dass er ein toter Mann war. Alec st?rmte mit letzter Kraft voran, seine H?nde schwitzten selbst in der Eisesk?lte schwitzten seine H?nde, sein Atem gefror in dicken wei?en Wolken vor ihm. Die Wilvox waren kaum mehr als zehn Meter entfernt und der gierige Blick in ihren Augen, der Sabber, der ihnen aus den M?ulern lief, sagte ihm, dass sie ihn in St?cke rei?en w?rden. Er sah keinen Ausweg. Er warf Marco einen Blick zu in der Hoffnung, dass er einen Plan hatte, doch er sah genauso verzweifelt aus. Auch er wusste nicht, was sie tun sollten. Alec schloss die Augen und tat etwas, was er noch nie zuvor getan hatte: er betete. Sein Leben lief vor seinen Augen ab, und es ver?nderte ihn – es lie? ihn erkennen, wie sehr er das Leben liebte und mehr denn je wollte er weiterleben. Bitte Gott, rette mich. Nach allem, was ich f?r meinen Bruder getan habe, bitte lass mich nicht hier sterben. Nicht an diesem Ort, nicht durch diese Kreaturen. Ich w?rde alles daf?r tun. Als Alec die Augen ?ffnete, hob er den Blick und bemerkte diesmal einen Baum, der ein wenig anders war als die anderen. Seine ?ste waren knorriger und hingen tiefer hinab, gerade tief genug, um einen im Sprung zu erreichen. Er hatte keine Ahnung, ob die Wilvox klettern konnten, doch er hatte keine andere Wahl. „Der Ast!“, schrie Alec Marco wild gestikulierend zu. Gemeinsam rannten sie zu dem Baum und als die Wilvox n?her kamen, nur wenige Meter entfernt, sprangen sie und zogen sich an dem Ast hoch. Alecs H?nde rutschten auf dem verschneiten Ast, doch es gelang ihm, sich festzuhalten und er zog sich hoch zum n?chsten Ast hoch, der ein paar Meter ?ber dem Boden war. Von dort sprang er sofort zum n?chsten Ast, immer h?her. So schnell war er noch nie in seinem Leben geklettert. Die Wilvox erreichten den Baum, sprangen hoch und hieben nach ihren Beinen. Alec sp?rte ihren hei?en Atem an seinen Fersen einen Augenblick bevor er sprang und ihre Kiefer verfehlten ihn um Zentimeter. Die Jungen kletterten weiter, angetrieben durch das Adrenalin, bis sie gut f?nf Meter ?ber dem Boden waren und so sicher, wie sie sein konnten. Alec hielt schlie?lich inne und klammerte sich mit aller Kraft an dem Ast fest. Schwei? brannte ihm in den Augen, w?hrend er langsam wieder zu Atem kam. Er sah nach unten und betete, dass die Wilvox nicht klettern konnten. Zu seiner Erleichterung waren sie immer noch am Boden; knurrend und schnappend sprangen sie am Baum hoch, doch offensichtlich unf?hig zu klettern. Sie kratzten w?tend an der Rinde des Baums, doch ohne Erfolg. Die beiden Jungen sa?en auf dem Ast und als sie begriffen, dass sie in Sicherheit waren, seufzten beide erleichtert. Marco lachte und Alec sah ihn ?berrascht an. Es war ein verr?cktes Lachen, ein Lachen der Erleichterung, das Lachen eines Mannes, dem es unerwartet gelungen war, dem Tod zu entkommen. Als Alec erkannte, wie knapp es gewesen war, konnte auch er ein Lachen nicht unterdr?cken. Er wusste, dass sie noch nicht in Sicherheit waren; er wusste, dass sie nicht vom Baum herunter konnten solange die Wilvox da unten waren und dass sie wom?glich trotz allem hier sterben w?rden, doch zumindest f?r den Augenblick waren sie sicher. „Sieht so aus, als w?re ich dir was schuldig“, sagte Marco. Alec sch?ttelte den Kopf. „Du solltest mir noch nicht danken“, erwiderte Alec. Die Wilvox knurrten w?tend und Alec blickte mit zitternden H?nden nach oben. Er wollte noch weiter von den Biestern weg und fragte sich, wie hoch sie klettern konnten, und ob es einen Ausweg aus der Situation gab. Pl?tzlich erstarrte er. Als er aufblickte, zuckte er zusammen, erfasst von einer Angst, wie er sie noch nie erlebt hatte. Von dort oben, aus den ?sten ?ber ihm, blickte die h?sslichste Kreatur auf ihn herab, die er je gesehen hatte. Mehr als zwei Meter lang, mit dem K?rper einer Schlange und zw?lf krallenbewehrten Beinen und einem Kopf wie dem eines Aals starrte sie ihn aus schmalen mattgelben Augen an. Nur ein paar Meter ?ber ihm zischte sie und riss das Maul auf. Alec erschrak dar?ber, wie weit sie es ?ffnen konnte – sie konnte ihn glatt im Ganzen verschlucken! Das rasseln ihres Schwanzes verriet ihm, dass sie im Begriff war anzugreifen und beide zu t?ten. Als sich ihr Maul in Richtung von Alecs Hals senkt, reagierte er instinktiv. Er schrie auf und wich zur?ck, wobei er seinen Halt verlor und an nichts anderes denken konnte, als ihren t?dlichen Fangz?hnen und dem sicheren Tod zu entkommen. Er dachte nicht einmal an das, was unter ihnen lauerte. Als er sp?rte, wie er vom Baum st?rzte, erkannte er zu sp?t, dass er vom Regen in die Traufe fl?chtete. Er blickte in die Tiefe und sah die sabbernden Wilvox, die ihre M?uler aufrissen und wusste, dass er nichts tun konnte, als sich f?r den Aufprall zu wappnen. Er hatte einen sicheren Tod gegen den anderen ausgetauscht. Kapitel Drei Als Kyra langsam durch die Tore von Argos zur?ckkam, lagen die Blicke der M?nner ihres Vaters auf ihr und die Scham brannte. Sie hatte ihre Beziehung zu Theos falsch verstanden. Dumm wie sie war hatte sie geglaubt, dass sie ihn kontrollieren konnte – doch stattdessen hatte er sie vor all diesen M?nnern verschm?ht. Alle hatten gesehen, dass sie schwach war und keine Macht ?ber den Drachen hatte. Sie war nur ein Krieger wie jeder andere auch – nicht einmal ein Krieger, sondern nur ein M?dchen, das ihr Volk in einen Krieg gest?rzt hatte, den sie ohne den Drachen nicht gewinnen konnten. Kyra trat durch die Tore von Argos, sp?rte die Blicke und die unbehagliche Stille. Was sie jetzt wohl von ihr dachten? Sie wusste nicht einmal, was sie selbst denken sollte. War Theos nicht wegen ihr gekommen? Hatte er die Schlacht aus eigenem Antrieb geschlagen? Hatte sie etwa doch keine besonderen Kr?fte? Kyra war erleichtert, als die M?nner ihre Aufmerksamkeit endlich von ihr abwandten und sich wieder damit besch?ftigten, Waffen zu sammeln und sich f?r den kommenden Krieg vorzubereiten. Sie eilten umher, sammelten die Reicht?mer ein, die die M?nner des Lords zur?ckgelassen hatten, f?llten Karren, f?hrten Pferde weg und das Klirren von Stahl war ?berall zu h?ren, als sie Berge von Schilden und R?stungen sammelten. Da es immer noch schneite und es langsam dunkel wurde, hatten sie keine Zeit zu verlieren. „Kyra“, h?rte sie eine bekannte Stimme. Sie drehte sich um und war froh, Anvins l?chelndes Gesicht zu sehen. Er sah sie mit Respekt an, mit der aufmunternden G?te und W?rme der Vaterfigur, die er immer f?r sie gewesen war. Er legte liebevoll einen Arm um ihre Schulter, l?chelte breit unter seinem Bart und hielt ihr ein gl?nzendes neues Schwert hin, dessen Schneide mit pandesischen Symbolen graviert war. „Der beste Stahl, den ich seit Jahren in H?nden gehalten habe“, bemerkte er mit breitem Grinsen. „Dank dir haben wir genug Waffen, um einen Krieg zu beginnen. Du hast uns st?rker gemacht.“ Kyra fand Trost in seinen Worten, so wie immer; doch es gelang ihr nicht, dieses Gef?hl der Niedergeschlagenheit und Verwirrung abzulegen, weil sie der Drache abgewiesen hatte. Sie zuckte mit den Schultern. „Ich war das nicht“, antwortete sie. „Das war Theos Werk.“ „Aber Theos ist f?r dich zur?ckgekommen“, antwortete er. Kyra blickte zum grauen Himmel hoch und fragte sich, ob er Recht hatte. „Ich bin mir nicht sicher.“ Beide betrachteten schweigend den Himmel und die Stille wurde nur vom Pfeifen des Windes gest?rt. „Dein Vater wartet auf dich“, sagte Anvin schlie?lich mit ernster Stimme. Kyra folgte Anvin. Schnee und Eis knirschten unter ihren Stiefeln, als sie durch den Hof und das Gewimmel der M?nner gingen. Sie gingen an Dutzenden der M?nner ihres Vaters vorbei, als sie durch die Stra?en von Argos gingen, M?nner ?berall, seit langer Zeit endlich wieder einmal entspannt. Sie sah sie lachen, trinken und miteinander Scherzen, w?hrend sie Waffen und Vorr?te einsammelten. Sie waren wie Kinder am Tag der Heiligen. Dutzende der M?nner ihres Vaters standen in einer Reihe und reichten s?ckeweise Getreide weiter, um es auf die Karren zu laden; ein weiterer Karren fuhr vorbei, auf dem die gestapelten Schilde klirrten. Er war so vollgeladen, dass ein paar ?ber den Rand fielen und die Krieger beeilten sich, sie wieder einzusammeln. ?berall um sie herum verlie?en Karren das Fort, einige zur?ck auf die Stra?e nach Volis, andere auf andere Stra?en zu den D?rfern, zu denen sie ihre Vater geschickt hatte, alle gef?llt bis an den Rand. Kyra fand Trost in diesem Anblick und f?hlte sich weniger schlecht wegen des Krieges, der wegen ihr ausgebrochen war. Sie kamen um eine Ecke und Kyra sah ihren Vater, umgeben von seinen M?nnern. Er war damit besch?ftigt Dutzende Schwerter und Speere zu inspizieren, die sie ihm entgegenhielten. Als sie sich n?herte, drehte er sich um und bedeutete seinen M?nnern, sie allein zu lassen. Ihr Vater sah Anvin an, und dieser stand einen Augenblick lang unsicher da, offensichtlich ?berrascht ?ber den Blick, mit dem er auch ihn zu gehen bat. Schlie?lich wandte er sich ab, ging zu den anderen und lie? Kyra allein mit ihm. Auch sie war ?berrascht – nie zuvor hatte er Anvin gebeten, zu gehen. Kyra blickte zu ihm auf, doch seine Miene war undurchdringlich wie immer. Er hatte das distanzierte Aussehen eines Anf?hrers unter seinen M?nnern, nicht das liebevolle Gesicht des Vaters, das sie so kannte und liebte. Er blickte auf sie herab und sie war nerv?s, da so viele Gedanken in ihrem Kopf umherschwirrten: War er stolz auf sie? War er b?se, weil sie sie in diesen Krieg gest?rzt hatte? War er entt?uscht, weil Theos sie abgewiesen und seine Armee verlassen hatte? Kyra wartete. Sie war sein langes Schweigen gewohnt, doch sie war unsicher, denn alles zwischen ihnen hatte sich so schnell ver?ndert. Sie hatte das Gef?hl, dass sie ?ber Nacht erwachsen geworden war, w?hrend er von den j?ngsten Ereignissen ver?ndert worden war; es war, als wussten beide nicht mehr, wie sie miteinander umgehen sollten. War er der noch der Vater, den sie immer geliebt hatte, der ihr bis sp?t in die Nacht Geschichten vorgelesen hatte? Oder war er jetzt ihr Kommandant? Er stand da und starrte sie an, und sie sp?rte, dass er nicht wusste, was er sagen sollte, w?hrend die Stille schwer zwischen ihnen hing. Schlie?lich konnte Kyra es nicht l?nger ertragen. „L?sst du all das nach Volis zur?ckbringen?“, fragte sie, als ein Wagen voller Schwerter an ihnen vorbeifuhr. Er drehte sich um und betrachtete den Wagen und es schien ihn aus seinem Tagtraum zu rei?en. Er wandte sich nicht wieder zu Kyra um, sondern beobachtete kopfsch?ttelnd den Wagen. „In Volis gibt es au?er dem Tod nichts mehr f?r uns“, sagte er mit tiefer, entschlossener Stimme. „Wir gehen nach S?den.“ Kyra war ?berrascht. „Nach S?den?“, fragte sie. Er nickte. „Esephus“, sagte er. Aufregung machte sich in Kyra breit, als sie sich ihre Reise nach Esephus vorstellte, dem alten Bollwerk am Meer, ihrem gr??ten Nachbarn im S?den. Sie wurde noch aufgeregter, als sie erkannte – wenn er dorthin ging, konnte es nur eines bedeuten: er bereitete sich auf den Krieg vor. Er nickte, als h?tte er ihre Gedanken gelesen. „Es gibt jetzt kein Zur?ck mehr“, sagte er. Kyra sah ihren Vater mit einem Gef?hl des Stolzes an, wie sie es schon seit Jahren nicht mehr empfunden hatte. Er war nicht mehr der selbstzufriedene Krieger, der seine besten Jahre in der Sicherheit einer kleinen Festung verbrachte, sondern der mutige Kommandant, den sie einst gekannt hatte, der bereit war, alles f?r die Freiheit zu riskieren. „Wann gehen wir los?“, fragte sie mit pochendem Herzen und freute sich auf die erste Schlacht. Sie war ?berrascht, als er den Kopf sch?ttelte. „Nicht wir“, korrigierte er. „Meine M?nner und ich. Nicht du.“ Kyra war schockiert, seine Worte waren wie ein Dolchsto? in ihr Herz. „Warum l?sst du mich zur?ck?“, stammelte sie. „Nach allem, was passiert ist? Was sonst muss ich tun, um mich dir zu beweisen?“ Er sch?ttelte entschieden den Kopf und als sie den Blick in seinen Augen sah, wusste sie, dass er sich nicht davon abbringen lassen w?rde. „Du gehst zu deinem Onkel“, sagte er. Es war keine Bitte, es war ein Befehl und mit diesen Worten wusste sie, wo sie stand: sie war einer seiner Krieger, nicht mehr seine Tochter und das tat ihr weh. Kyra atmete tief durch – sie w?rde nicht so schnell aufgeben. „Ich will an deiner Seite k?mpfen“, beharrte sie. „Ich kann dir helfen.“ „Du wirst mir helfen“, sagte er, „indem du dorthin gehst, wo du gebraucht wirst. Und ich brauche dich dort, bei ihm.“ Sie runzelte die Stirn und versuchte zu verstehen. „Aber warum?“, fragte sie. Er schwieg eine Weile bis er schlie?lich seufzte. „Du besitzt…“, begann er, „…F?higkeiten, die ich nicht verstehe. F?higkeiten die wir brauchen, um diesen Krieg zu gewinnen. Nur dein Onkel wei?, wie man diese F?higkeiten f?rdern kann.“ Er legte ihr bedeutungsvoll die Hand auf die Schulter. „Wenn du uns helfen willst“, f?gte er hinzu, „wenn du unserem Volk helfen willst, ist das der Ort, an dem du gebraucht wirst. Ich brauche nicht noch einen weiteren Krieger. Ich brauche die einzigartigen Talente, die du zu bieten hast. Die F?higkeiten, die niemand sonst besitzt.“ Sie sah den Ernst in seinen Augen und f?hlte sich schrecklich bei der Aussicht, nicht mit ihm gehen zu k?nnen, doch sie f?hlte ein wenig Best?tigung in seinen Worten und sie weckten ihre Neugier. Sie fragte sich, welche F?higkeiten er meinte und fragt sich, wer ihr Onkel war. „Geh und lerne, was ich dir nicht beibringen kann“, f?gte er hinzu. „Komm gest?rkt zur?ck und hilf mir zu siegen.“ Kyra sah ihm in die Augen und sie sp?rte den Respekt, die W?rme zur?ckkehren, die sie sich wieder ganz f?hlen lie?en. „Die Reise nach Ur ist lang“, sagte er. Ein Drei-Tages-Ritt nach Nordwesten. Du wirst Escalon allein durchqueren m?ssen. Du musst schnell reiten und dich versteckt halten. Meide die Stra?en. Bald wird sich die Kunde dessen verbreiten, was hier vorgefallen ist – und den Zorn der pandesischen Lords wecken. Die Stra?en werden gef?hrlich sein – du musst im Wald bleiben. Reite nach Norden, finde das Meer und bleib in Sichtweite. Es soll dein Wegweiser sein. Folge der K?ste und du wirst Ur finden. Halte dich von den D?rfern und den Leuten fern. Halte nicht an. Sag niemandem wohin du gehst und sprich mit niemandem.“ Er hielt sie fest an den Schultern und sein eindringlicher Blick machte ihr Angst. „Verstehst du mich?“, sagte er. „Es ist eine gef?hrliche Reise f?r einen Mann – und ganz besonders f?r ein einzelnes M?dchen. Ich kann niemanden entbehren, um dich zu begleiten. Du musst stark genug sein, es alleine zu tun. Bist du das?“ Sie konnte die Angst in seiner Stimme h?ren, die Liebe eines besorgten Vaters, der hin und hergerissen war, und sie nickte, stolz, dass ihr Vater ihr eine solche Mission zutraute. „Das bin ich, Vater“, sagte sie stolz. Er sah sie eindringlich an, dann nickte er schlie?lich zufrieden. Langsam f?llten sich seine Augen mit Tr?nen. „Von all meinen M?nnern“, sagte er, „von all diesen Kriegern, bis du diejenige, die ich am meisten brauche. Nicht deine Br?der, nicht einmal meine vertrautesten Krieger. Du bist die eine, die einzige, die diesen Krieg gewinnen kann. Kyra war verwirrt und ?berw?ltigt; sie verstand nicht, was er meinte. Sie wollte ihn fragen, als sie pl?tzlich eine Bewegung wahrnahm. Sie drehte sich um und sah Baylor, den Pferdemeister ihres Vaters, der sich ihnen wie immer l?chelnd n?herte. Ein kleiner, dicker Mann mit buschigen Brauen und d?nnem Haar, kam mit federndem Schritt und l?chelnd auf sie zu, dann sah er ihren Vater an, als ob er auf seine Zustimmung wartete. Ihr Vater nickte ihm zu und Kyra fragte sich, was vor sich ging, als Baylor sich ihr zuwandte. „Ich habe geh?rt, du wirst eine Reise machen“, n?selte Baylor. „Daf?r wirst du ein Pferd brauchen. Kyra runzelte die Stirn. „Ich habe ein Pferd“, antwortete sie und sah sich nach dem braven Pferd um, das sie im der Schlacht gegen die M?nner des Lords geritten hatte. Es stand auf der anderen Seite des Hofs an einen Pfosten gebunden. Baylor l?chelte. „Das ist kein Pferd“, sagte er. Baylor sah ihren Vater an und der nickte. „Folge mir“, sagte er, und drehte sich um, um in Richtung der Stallungen vorzugehen. Kyra sah ihm irritiert hinterher, dann sah sie ihren Vater an. Er nickte. „Folge ihm“, sagte er. „Du wirst es nicht bereuen.“ * * * Kyra folgte Baylor ?ber den verschneiten Hof, gefolgt von Anvin, Arthfael und Vidar zu den niedrigen Stallungen. Kyra fragte sich, was Baylor gemeint hatte und welches Pferd er f?r sie ausgew?hlt hatte. Ihrer Meinung nach gab es keine gro?en Unterschiede zwischen den Pferden. Als sie das weitl?ufige Geb?ude erreichten, das mindestens hundert Meter lang war, wandte sich Baylor zu ihr um. „Die Tochter unseres Lords wird ein feines Pferd brauchen, das sie hinbringt, wo auch immer sie hingehen wird.“ Kyras Herz schlug schneller. Sie hatte noch nie zuvor ein Pferd von Baylor bekommen, das war eine Ehre, die normalerweise verdienten Kriegern vorbehalten war. Sie hatte immer davon getr?umt, eines zu bekommen, wenn sie alt genug war und es sich verdient hatte. Es war eine Ehre, die bisher nicht einmal ihren ?lteren Br?dern zuteil geworden war. Anvin nickte stolz. „Du hast es verdient“, sagte er. „Wenn du mit einem Drachen umgehen kannst“, f?gte Arthfael mit einem L?cheln hinzu, „dann kannst du auch mit einem Schlachtross umgehen.“ Vor dem Stall sammelte sich eine kleine Menge, die ihnen gefolgt war. Die M?nner machten eine Pause, offensichtlich neugierig zu erfahren, wohin sie gef?hrt wurde. Ihre beiden ?lteren Br?der, Brandon und Braxton schlossen sich ihnen ebenfalls an und starrten wortlos in Kyras Richtung – mit Neid in den Augen. Schnell wandten sie den Blick ab, wie immer zu stolz, sie ?berhaupt zur Kenntnis zu nehmen von Lob ganz zu schweigen. Leider hatte sie von ihnen nichts anderes erwartet. Kyra h?rte Schritte und sah sich um, erfreut zu sehen, dass ihre Freundin Deirdre sich zu ihr gesellte. „Ich habe geh?rt, du verl?sst uns“, sagte sie, w?hrend sie neben ihr her ging. Kyra ging neben ihrer neuen Freundin und fand Trost in ihrer Gesellschaft. Sie dachte, an ihre gemeinsame Zeit in der Zelle des Lord Regenten, all das Leid, das sie ertragen hatten und ihre gemeinsame Flucht, und das Band, das sie zwischen ihnen sp?rte. Deirdre hatte viel Schlimmeres durchgemacht als sie, und als sie sie ansah und die dunklen Ringe unter ihren Augen sah, die Aura des Leids und der Traurigkeit, die sie noch immer umgab, fragte sie sich, was aus ihr werden w?rde. Sie konnte sie nicht einfach allein in diesem Fort zur?cklassen. Nachdem die Armee nach S?den zog, w?re Deirdre allein. „Ich k?nnte jemanden gebrauchen, der mich auf meiner Reise begleitete“, sagte Kyra und hatte eine Idee, als sie die Worte aussprach. Deirdre sah sie an, riss erfreut die Augen auf und l?chelte. Die dunkle Aura schwand. „Ich hatte gehofft, dass du fragen w?rdest.“ Anvin der zugeh?rt hatte, runzelte die Stirn. „Ich wei? nicht, ob dein Vater zustimmen w?rde. „Du hast eine ernste Aufgabe vor dir.“ „Ich werde mich nicht einmischen“, sagte Deirdre. „Wenn ich zur?ck zu meinem Vater will, muss ich Escalon sowieso durchqueren. Und wenn ich ehrlich bin, ist es mir lieber, wenn ich es nicht allein tun muss.“ Anvin rieb sich den Bart. „Deinem Vater w?rde das nicht gefallen“, sagte er zu Kyra. „Sie k?nnte eine Belastung werden.“ Kyra legte beruhigend die Hand auf Anvins Arm. Sie hatte ihren Entschluss gefasst. „Deirdre ist meine Freundin“, sagte sie. „Ich w?rde sie nie im Stich lassen, genauso wie du nie einen deiner M?nner im Stich lassen w?rdest. Was sagst du immer? Wir lassen niemanden zur?ck.“ Kyra seufzte. „Ich habe vielleicht geholfen, Deirdre aus dieser Zelle zu befreien“, f?gte sie hinzu, „doch sie hat genauso mir geholfen. Ich stehe in ihrer Schuld. Tut mir leid, doch was mein Vater denkt, interessiert mich nicht. Ich bin es, die Escalon allein durchqueren soll, nicht er. Sie kommt mit mir. Deirdre l?chelte und hakte sich bei Kyra unter, sichtlich stolz. Kyra f?hlte sich wohler bei dem Gedanken, sie auf ihrer Reise dabeizuhaben, und sie wusste, dass es die richtige Entscheidung war. Kyra bemerkte, dass ihre Br?der ganz in ihrer N?he gingen und sie konnte nicht umhin, eine gewisse Entt?uschung zu versp?ren, dass sie nicht besch?tzender waren, dass sie nicht einmal daran gedacht hatten, anzubieten, sie zu begleiten. Doch sie empfanden sie als Konkurrenz. Es machte sie traurig, dass ihre Beziehung so war, doch sie konnte andere nicht ?ndern. Ohne sie war sie sowieso besser aufgehoben. Sie waren gro?m?ulige Draufg?nger und sie h?tten sicher irgendetwas Dummes getan, das sie in Schwierigkeiten gebracht h?tte. „Ich w?rde dich auf gerne begleiten“, sagte Anvin, und man konnte den Selbstvorwurf in seiner Stimme h?ren. „Der Gedanke, dass du Escalon allein ?berqueren sollst, gef?llt mir nicht.“ Er seufzte. „Doch dein Vater braucht mich mehr denn je. Er hat mich gebeten, ihn in den S?den zu begleiten.“ „Auch ich, w?rde dich gerne begleiten“, f?gte Arthfael hinzu, „doch auch ich soll den M?nnern in den S?den folgen.“ „Und ich soll in seiner Abwesenheit ?ber Volis wachen“, f?gte Vidar hinzu. Kyra war ger?hrt von ihrer Unterst?tzung. „Macht euch keine Sorgen“, antwortete sie. „Es ist eine Reise von drei Tagen. Ich werde es schon schaffen.“ „Das wirst du“, stimmte Baylor ein. „Und dein neues Pferd wird daf?r sorgen.“ Damit stie? Baylor die T?r zu den Stallungen auf und sie folgen ihm in das Geb?ude, in dem der Geruch der Pferde schwer in der Luft lag. Kyras Augen gew?hnten sich langsam an das schwache Licht, als sie ihm hinein folgte. Die Luft war k?hl und feucht und erf?llt von dem nerv?sen Scharren der Pferde. Sie sah sich um und sah vor sich Reihen der sch?nsten Pferde, die sie je gesehen hatte – gro?e, starke, sch?ne Pferde, schwarz und braun, jedes einzelne ein Champion. Der Stall war eine wahre Schatztruhe. „Die M?nner des Lords haben die besten f?r sich beansprucht“, erkl?rte Baylor im Gehen. Er war ganz in seinem Element. Er streichelte ein Pferd hier, t?tschelte ein anderes dort und die Tiere schienen in seiner Gegenwart zum Leben zu erwachen. Kyra ging langsam und genoss den Anblick. Jedes dieser Pferde war wie ein Kunstwerk, gr??er als die meisten Pferde, die sie bisher gesehen hatte, voller Sch?nheit und Kraft. „Wir haben es dir und deinem Drachen zu verdanken, dass diese Pferde jetzt uns geh?ren“, sagte Baylor. „Da ist es passend, dass du dir eines aussuchst. Dein Vater hat mich angewiesen, dir die erste Wahl zu geben.“ Kyra war ?berw?ltigt. Als sie sich umsah, sp?rte sie die Last der Verantwortung, denn das war eine einmalige Auswahl. Sie ging langsam, strich ?ber ihre M?hnen, f?hlte, wie weich sie waren, wie stark, und wusste nicht, welches sie w?hlen sollte. „Wie soll ich meine Wahl treffen?“, fragte sie Baylor. Er l?chelte und sch?ttelte den Kopf. „Ich habe mein ganzes Leben lang Pferde trainiert“, antwortete er. „Ich habe sie auch gro?gezogen. Und wenn es eines gibt, das ich dabei gelernt habe, dann ist es, dass keine zwei Pferde sich gleichen. Manche sind auf Schnelligkeit gez?chtet, andere auf Ausdauer, andere auf St?rke, w?hrend wieder andere gez?chtet werden, um gro?e Lasten zu tragen. Manche sind zu stolz, irgendetwas zu tragen. Und wieder andere, ja, andere sind f?r den Krieg gemacht. Manche bl?hen im Einzelkampf auf, andere wollen einfach nur k?mpfen und andere sind geschaffen f?r einen endlosen Krieg. Manche werden dein bester Freund, andere wenden sich gegen dich. Deine Beziehung zu einem Pferd ist etwas Magisches. Sie m?ssen dich rufen, und du sie. W?hle gut, und du hast ein Pferd, das immer an deiner Seite sein wird, in Schlachten und Kriegen wie im Frieden. Kein guter Krieger ist vollkommen ohne sein Pferd.“ Kyra ging langsam mit vor Aufregung pochendem Herzen weiter, ging an einem Pferd nach dem anderen vorbei. Einige sahen sie an, andere wandten sich ab, einige wieherten und scharrten aufgeregt mit den Hufen, andere standen still. Sie wartete darauf, ein Band zu einem der Tiere zu sp?ren, doch nichts geschah. Sie war frustriert. Dann, pl?tzlich, bekam Kyra eine G?nsehaut und es schoss durch sie hindurch wie ein Blitz. Ein scharfer Klang hallte durch den Stall, ein Klang der ihr sagte, dass das ihr Pferd war. Es klang nicht wie ein normales Pferd – sondern viel dunkler, m?chtiger. Es drang durch das allgemeine Wiehern und Schnauben der anderen hindurch, wie ein wilder L?we, der versuchte, aus seinem K?fig auszubrechen. Es machte ihr Angst und zog sie an. Kyra wandte sich der Quelle am Ende des Stalls zu und in diesem Augenblick h?rte sie Holz splittern. Sie sah, wie ein Tor zerbrach und Holz ?berall hin flog, und ein Tumult brach aus, als mehrere M?nner hin?bereilten, und versuchten, dass zerbrochene Tor zu schlie?en, w?hrend ein Pferd weiter mit den Hufen dagegentrat. Kyra eilte auf den Tumult zu. „Wo gehst du hin?“, fragte Baylor. „Die guten Pferde sind hier.“ Doch Kyra ignorierte ihn und ging mit pochendem Herzen schneller auf das Pferd zu. Sie sp?rte, dass es sie rief. Baylor und die anderen folgten ihr, und als sie den Pferch erreichte, sah sie hinein und keuchte beim Anblick des Tiers. Es war ein Pferd, doch fast doppelt so gro? wie die anderen, mit Beinen so dick wie Baumst?mme. Es hatte zwei kleine, rasiermesserscharfe H?rner, die kaum sichtbar hinter seinen Ohren versteckt waren. Das Fell war nicht braun oder schwarz wie das der anderen Tiere, sondern tief scharlachrot und seine Augen glitzerten gr?n. Sie starrten sie an und ihre Intensit?t nahm ihr die Luft. Sie konnte sich nicht bewegen. Die Kreatur stie? etwas aus, was wie ein Knurren klang und entbl??te ihre Fangz?hne. „Was f?r ein Pferd ist das?“, fragte sie Baylor mit einer Stimme, die kaum lauter als ein Fl?stern war. Er sch?ttelte missbilligenden den Kopf. „Das ist kein Pferd“, sagte er. „Das ist ein wildes Biest. Eine Laune der Natur. Ausgesprochen selten. Man nennt sie Solzor, und sie stammen aus den fernsten Gegenden Pandesias. Der Lord Regent muss einen als Troph?e behalten haben. Er k?nnte diese Kreatur nicht reiten – niemand kann das. Solzors sind wilde Kreaturen, die man nicht z?hmen kann. Komm – du verschwendest kostbare Zeit. Zur?ck zu den Pferden. Doch Kyra stand wie angewurzelt da und konnte den Blick nicht abwenden. Ihr Herz pochte, denn sie wusste, was das bedeutete. „Ich w?hle ihn“, sagte sie zu Baylor. Baylor und die anderen keuchten und starrten sie an, als w?re sie verr?ckt geworden. Eine betretene Stille folgte. „Kyra“, begann Anvin, „dein Vater w?rde dir nie erlauben –“ „Es ist meine Entscheidung, oder nicht?“, beharrte sie. Er runzelte die Stirn und stemmte die H?nde in die H?ften. „Das ist kein Pferd“, betonte er. „Das ist ein wildes Tier.“ „Es w?rde dich umbringen“, f?gte Baylor hinzu. Lyra drehte sich zu ihm um. „Warst nicht du derjenige, der gesagt hat, ich soll meinen Instinkten vertrauen?“, fragte sie. „Genau hier haben sie mich hingef?hrt. Dieses Tier und ich – wir sind f?reinander bestimmt.“ Der Solzor stieg pl?tzlich auf und zertr?mmerte ein weiteres Holztor, und schickte alle M?nner unter dem Splitterregen in Deckung. Kyra war fasziniert. Er war wild und ungez?hmt und prachtvoll. Ein Tier das zu gro? war f?r den kleinen Pferch, zu gro? f?r die Gefangenschaft und den anderen weit ?berlegen. „Warum sollte sie ihn bekommen?“, sagte Brandon und stie? die anderen aus dem Weg. „Ich bin schlie?lich ?lter und ich will ihn haben.“ Bevor sie etwas erwidern konnte, st?rmte Brandon an ihr vorbei, um ihn f?r sich zu beanspruchen. Er wollte auf seinen R?cken springen, doch der Solzor buckelte wild und warf ihn ab. Er flog durch den Stall und schlug gegen eine Wand. Dann schob sich Braxton an allen vorbei, als ob er ihn auch f?r sich beanspruchen wollte, doch in diesem Augenblick wirbelte er seinen Kopf herum und schlitzte ihm mit seinen scharfen Z?hnen den Arm auf. Blutend und kreischend st?rmte Braxton aus dem Stall und hielt sich den Arm. Brandon rappelte sich auf und folgte ihm. Nur knapp entkam er dem Solzor, der ihn bei?en wollte. Kyra stand wie hypnotisiert da, doch aus irgendeinem Grund hatte sie keine Angst. Sie wusste, dass er f?r sie bestimmt hatte und dass er sich bei ihr anders verhalten w?rde. Sie sp?rte eine Bindung zu dem Tier, ?hnlich wie mit Theos. Pl?tzlich machte sie einen Schritt vor und trat vor das Tier, direkt in Reichweite seiner t?dlichen Fangz?hne. Sie wollte dem Solzor zeigen, dass sie ihm vertraute. „Kyra!“, stie? Anvin hervor. „Komm zur?ck.“ Doch Kyra ignorierte ihn und starrte dem Tier in die Augen. Leise knurrend erwiderte er ihren Blick, als ?berlegte er, was er tun sollte. Innerlich zitterte Kyra vor Angst, doch sie h?tte es den anderen nie gezeigt. Sie zwang sich, ihren Mut zu zeigen. Sie hob langsam die Hand und ber?hrte sein rotes Fell. Er knurrte lauter, entbl??te seine Z?hne, und sie konnte seine Wut und Frustration sp?ren. „Macht seine Ketten los“, befahl sie den anderen. „Was?!“, rief einer der M?nner. „Das ist keine gute Idee“, sagte Baylor mit Angst in der Stimme. „Tut was ich sage!“, beharrte sie und sp?rte eine Kraft in sich aufsteigen, als w?rde der Willen des Tiers durch sie hindurch str?men. Hinter ihre eilten ein paar Krieger mit Schl?sseln herbei, um seine Ketten zu l?sen. Die ganze Zeit ?ber wandte das Tier nicht seine w?tenden Augen von ihr ab und knurrte, als ob er sie bewertete, als ob er sie herausforderte. Sobald seine Ketten gel?st waren, stampfte er mit den Hufen, als drohte er anzugreifen. Doch seltsamerweise tat er es nicht. Stattdessen starrte er Kyra in die Augen und langsam schien seine Wut stiller Toleranz zu weichen, vielleicht sogar etwas wie Dankbarkeit. Er senkte kaum merklich den Kopf; es war eine Geste, die die meisten nicht einmal bemerkte, doch sie konnte sie verstehen. Kyra trat vor, hielt sich an seiner M?hne fest und stieg in einer schnellen Bewegung auf. Ein kollektives Keuchen erf?llte den Raum. Zuerst zitterte das Tier und wollte sich aufb?umen, doch Kyra sp?rte, dass es nur Show war. Er wollte sie nicht abwerfen – sondern nur seinen Trotz zur Schau stellen, zu zeigen, wer die Kontrolle hatte. Er wollte sie wissen lassen, dass er eine Kreatur der Wildnis war, ein Wesen, das sich von niemandem z?hmen lie?. Ich will dich nicht z?hmen, sagte sie stumm zu ihm. Ich m?chte nur dein Partner in der Schlacht werden. Der Solzor beruhigte sich, immer noch stampfend, doch nicht mehr so wild; es war, als h?tte er sie verstanden. Bald blieb er stehen und war vollkommen ruhig. Er knurrte die anderen an, als wollte er sie besch?tzen. Kyra sa? auf dem Solzor und sah auf die anderen herab. Ein Meer geschockter Gesichter mit offenen M?ndern starrte ihr entgegen. Kyra strahlte – erf?llt von einem Gef?hl des Triumpfs. „Das“, sagte sie, „ist meine Wahl; und sein Name ist Andor.“ * * * Kyra ritt Andor langsam ?ber den Hof von Argo, und alle M?nner ihres Vaters, kampferprobte Krieger blieben stehen und beobachteten sie staunend. So etwas hatten sie noch nie gesehen. Kyra hielt sich vorsichtig an seiner M?hne fest und versuchte, ihn zu beruhigen, als er die M?nner leise anknurrte und sie b?se anstarrte, als wollte er Rache nehmen daf?r, dass er eingesperrt gewesen war. Kyra rutschte auf dem neuen Sattel hin und her, bis sie ein bequeme Position gefunden hatte und versuchte, sich daran zu gew?hnen, so hoch zu sitzen. Mit diesem Tier unter sich, f?hlte sie sich m?chtiger als je zuvor. Deirdre ritt eine wundersch?ne Stute neben ihr her, eine, die Baylor f?r ist ausgesucht hatte und sie ritten durch den Schnee, bis Kyra ihren Vater in der Ferne am Tor stehen sah. Er wartete mit seinen M?nnern auf sie, um sie zu verabschieden, und auch sie sahen mit Angst und Staunen zu ihr empor, sprachlos, dass sie dieses Tier reiten konnte. Sie sah die Bewunderung in ihren Blicken und es machte ihr Mut f?r die Reise, die sie vor sich hatte. Wenn Theos nicht zu ihr zur?ckkehrte hatte sie zumindest diese wunderbare Kreatur unter sich. Kyra stieg ab, als sie ihren Vater erreichte und f?hrte Andor an seiner M?hne, als sie Sorge in den Augen ihres Vaters aufflackern sah. Sie wusste nicht, ob es wegen dem Tier war oder wegen der Reise, die sie vor sich hatte. Doch seine Besorgnis zeigte ihr, dass sie nicht die einzige war, die sich vor dem f?rchtete, was vor ihr lag, und dass er sich doch um sie sorgte. Einen kurzen Augenblick lang lie? er seinen Maske fallen und warf ihr einen Blick zu, den nur sie erkennen konnte – in ihm lag die Liebe eines Vaters. Sie sp?rte, dass es ihm nicht leicht fiel, sie auf diese Mission zu schicken. Sie blieb kurz vor ihm stehen und sah ihn an. Alle schwiegen und sammelten sich um sie herum, um den Austausch zu beobachten. Sie l?chelte ihn an. „Keine Sorge Vater“, sagte sie. „Du hast mich dazu erzogen, stark zu sein.“ Er nickte und tat so, als w?re er beruhigt, doch sie konnte sehen, dass er es nicht war. Er war immer noch mehr ihr Vater als ihr Kommandant. Er blickte auf und suchte den Himmel ab. „Wenn nur dein Drache jetzt hier w?re“, sagte er. „Du k?nntest Escalon in ein paar Minuten ?berqueren. Und besser noch – er k?nnte dich auf deiner Reise besch?tzen und zu Asche verbrennen, wer immer auch sich dir in den Weg stellt.“ Kyra l?chelte traurig. „Theos ist fort, Vater.“ Er sah sie fragend an. „F?r immer?“, fragte er, die Frage eines Kriegsherrn, der seine M?nner in die Schlacht f?hrte – eine Frage die er stellen musste, sie jedoch auszusprechen f?rchtete. Kyra schloss die Augen und versuchte eine Antwort zu erhalten. Sie bat Theos um eine Antwort. Doch es kam nichts als ohrenbet?ubende Stille. Sie fragte sich, ob sie je eine Verbindung zu Theos gehabt hatte, oder ob sie sich alles nur eingebildet hatte. „Ich wei? es nicht, Vater“, antwortete sie ehrlich. Er nickte und akzeptierte es mit der Miene eines Mannes der gelernt hatte, Dinge zu akzeptieren wie sie waren und sich nur auf sich selbst zu verlassen. „Erinnere dich an was ich –“, begann ihr Vater. „KYRA!“, hallte ein aufgeregter Schrei durch die Luft. Kyra drehte sich um als die M?nner Platz machten und ihr Herz machte einen Sprung, als sie Aidan sah, der mit Leo an seiner Seite durch das Stadttor gerannt kam. Er rannte auf sie zu und stolperte durch den Schnee, um Leo einzuholen, der viel schneller war und bereits Kyra angesprungen hatte. Kyra lachte, als Leo sie umwarf. Er stand auf ihrer Brust und leckte ununterbrochen ihr Gesicht. Andor knurrte hinter ihr, schon bereit, sie zu besch?tzen. Leo sprang auf und stellte sich ihm knurrend gegen?ber. Beide waren furchtlose Kreaturen, beide mit demselben Besch?tzerinstinkt, und Kyra f?hlte sich geehrt. Sie sprang auf und stellte sich zwischen sie, wobei sie Leo zur?ckhielt. „Es ist okay, Leo“, sagte sie. „Andor ist mein Freund. Und Andor“, sagte sie und drehte sich um. „Leo ist auch mein Freund.“ Leo zog sich widerwillig zur?ck, w?hrend Andor weiter knurrte, wenn auch leiser. „Kyra!“ Kyra drehte sich um, als Aidan ihr um den Hals fiel. Sie hielt ihn fest an sich gedr?ckt, w?hrend sich seine kleinen H?nde an ihren R?cken klammerten. Es f?hlte sich so gut an, ihren kleinen Bruder zu umarmen, denn sie war sich sicher, dass sie ihn nie wiedersehen w?rde. Er war das letzte bisschen, Normalit?t in dem Chaos, das aus ihrem Leben geworden war, das einzige, das sich nicht ver?ndert hatte. „Ich habe geh?rt, dass du hier bist“, sagte er eilig, „da bin ich ganz schnell gekommen. Ich bin so froh, dass du zur?ck bist.“ Sie l?chelte traurig. „Leider nicht f?r lange, kleiner Bruder“, sagte sie. Besorgnis huschte ?ber sein Gesicht. „Du gehst schon wieder?“, fragte er niedergeschlagen. Ihr Vater mischte sich ein. „Sie ist auf dem Weg zu ihrem Onkel“, erkl?rte er. „Lass sie gehen.“ Kyra bemerkte, dass ihr Vater zu ihrem Onkel gesagt hatte, nicht zu eurem Onkel, und fragte sich, warum. „Dann gehe ich mit ihr“, erkl?rte Aidan stolz. Ihr Vater sch?ttelte den Kopf. „Das wirst du nicht tun“, antwortete er. Kyra l?chelte auf ihren kleinen Bruder herab. Er war tapfer wie immer. „Vater braucht dich anderswo“, sagte sie. „An der Front?“, fragte Aidan und drehte sich hoffnungsvoll zu ihrem Vater um. „Du gehst nach Esephus“, sagte er eilig. „Ich habe es geh?rt! Ich will mit!“ Doch wieder sch?ttelte er den Kopf. „Du bleibst in Volis“, antwortete er. „Du wirst dort bleiben, besch?tzt von meinen M?nnern, die ich dort zur?cklasse. Die Front ist noch nichts f?r dich. Eines Tages…“ Aidan wurde rot vor Entt?uschung. „Aber ich will k?mpfen, Vater!“, protestierte er. „Ich muss nicht in einem leeren Fort mit Frauen und Kindern bleiben!“ Seine M?nner kicherten, doch ihr Vater blieb ernst. „Meine Entscheidung ist gefallen“, antwortete er kurz. Aidan verzog das Gesicht. „Ich darf Kyra nicht begleiten und ich kann nicht mit dir kommen“, beharrte er. „Was nutzt mir dann all der Unterricht ?ber Schlachten und in Waffenkunde? Wof?r war dann all mein Training?“ „Lass dir erst mal Haare auf der Brust wachsen, kleiner Bruder“, lachte Braxton, der mit Brandon an seiner Seite vortrat. Gel?chter ert?nte und Aidan wurde hochrot, da Braxton ihn offensichtlich vor allen anderen in Verlegenheit gebracht hatte. Kyra f?hlte sich schlecht f?r ihren kleinen Bruder. Sie kniete sich vor ihn, sah in an und legte eine Hand auf seine Wange. „Du wirst ein besserer Krieger werden als sie alle zusammen“, versicherte sie ihm leise, sodass nur er es h?ren konnte. „Sei geduldig, und pass in der Zwischenzeit auf Volis auf. Es braucht dich. Mach mich stolz. Ich werde zur?ckkehren, das verspreche ich, und eines Tages werden wir gro?e Schlachten zusammen schlagen.“ Aidan schien sich ein wenig zu entspannen, denn er lehnte sich vor und umarmte sie erneut. „Ich will nicht, dass du gehst“, sagte er leise. „Ich habe von dir getr?umt. Ich habe getr?umt…“ Er sah sie z?gernd mit ?ngstlichen Augen an. „…dass du da drau?en stirbst.“ Kyra erschrak bei seinen Worten, und besonders, als sie den Blick in seinen Augen sah. Er machte ihr Angst und sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Anvin trat neben sie und legte ein dickes, warmes Fell ?ber ihre Schulter, das sie w?rmte. Sie stand auf und f?hlte sich zehn Pfund schwerer, doch es hielt den Wind ab und sie fr?stelte nicht mehr. Er l?chelte. „Deine N?chte werden lang sein, und das n?chste Feuer vielleicht meilenweit weg“, sagte er und umarmte sie. Ihr Vater trat schnell vor und umarmte sie ebenfalls, es war die starke Umarmung eines Kriegsherrn. In seinen Armen f?hlte sie sich sicher und besch?tzt. „Du bist meine Tochter“, sagte er fest. „Vergiss das nicht.“ Dann senkte er seine Stimme, damit die anderen ihn nicht h?ren konnten, und f?gte hinzu, „Ich liebe dich.“ Sie war ?berw?ltigt von Gef?hlen, doch bevor sie antworten konnte, drehte er sich schnell um und eilt davon. Im selben Augenblick winselte Leo, sprang sie an und stupste mit seiner Nase gegen ihre Brust. „Er will mit dir kommen“, bemerkte Aidan. „Nimm ihn mit – du brauchst ihn viel mehr als ich, wenn ich in Volis eingepfercht bin. Er geh?rt sowieso dir.“ Kyra umarmte Leo. Sie konnte ohnehin nicht ablehnen, denn er weigerte sich, von ihrer Seite zu weichen. Der Gedanke, dass er sie begleiten w?rde, spendete ihr Trost, da sie ihn zutiefst vermisst hatte. Sie konnte ein weiteres Paar Augen und Ohren gut gebrauchen und niemand war treuer als Leo. Sie war bereit. Kyra kletterte in Andors Sattel und die M?nner ihres Vater machten Platz. Sie hielten als Zeichen des Respekt Fackeln entlang der Br?cke hoch, verscheuchten die Nacht und erleuchteten den Weg f?r sie. Sie blickte ?ber sie hinweg und sah den Himmel, der sich schnell verdunkelte, die Wildnis, die vor ihr lag. Sie sp?rte Aufregung, Angst, und ein Gef?hl der Pflicht, das alle anderen ?bertraf. Ein Zielbewusstsein. Vor ihr lag die wichtigste Aufgabe ihres Lebens, eine Mission, die sich nicht nur auf ihre Identit?t, sondern auf das Schicksal ganz Escalons auswirken w?rde. Der Einsatz h?tte nicht h?her sein k?nnen. Ihr Stab hing ?ber der einen Schulter, der Bogen ?ber der anderen, Leo und Deirdre an ihrer Seite, auf Andor sitzend unter den Blicken der M?nner ihres Vater ritt Kyra auf das Stadttor zu. Zuerst ritt sie langsam an den M?nnern mit den Fackeln vorbei, und hatte das Gef?hl in einen Traum zu reiten, in ihr Schicksal. Sie drehte sich nicht um, denn sie wollte ihre Entschlossenheit nicht verlieren. Ein leises Horn, das einer der M?nner ihres Vaters blies, war ein Segen f?r ihre Reise und Zeichen des Respekts. Sie wollte Andor antreiben, doch er hatte ihren Wunsch schon gesp?rt. Zuerst fiel er in einen Trab, dann in einen Galopp. Kurze Zeit sp?ter jagte Kyra durch den Schnee, durch die Tore von Argos, ?ber die Br?cke, auf das offene Feld, den kalten Wind in den Haare und vor ihr nichts als einer langen Stra?e, wilde Kreaturen und die aufziehende Dunkelheit der Nacht. Kapitel Vier Merk rannte durch den Walt, stolperte den H?gel hinunter und wand sich zwischen B?umen hindurch, w?hrend die Bl?tter von Whitewood unter seinen F??en knirschten, als er rannte, so schnell er konnte. Sein Blick war auf die fernen Rauchwolken am Horizont gerichtet, die vor dem blutroten Sonnenuntergang aufstiegen und er sp?rte ein Gef?hl der Dringlichkeit in sich wachsen. Er wusste, dass das M?dchen irgendwo da unten war. Vielleicht wurde sie in diesem Augenblick umgebracht und er konnte seine Beine nicht zwingen, schneller zu laufen. Das T?ten schien ihn zu finden; es erwartete ihn hinter jeder Kurve, scheinbar jeden Tag – so wie andere M?nner zum Abendessen gerufen wurden. Er hatte einen Termin mit dem Tod, pflegte seine Mutter zu sagen. Diese Worte hallten durch seinen Kopf; sie hatten ihn sein Leben lang verfolgt. War es eine selbsterf?llende Prophezeiung? Oder war er mit einem schwarzen Stern ?ber seinem Haupt geboren worden? Das T?ten war f?r Merk ein nat?rlicher Teil seines Lebens, wie atmen oder zu essen, ganz egal, f?r wen er es tat oder wie. Je mehr er dar?ber nachdachte, desto st?rker wurde seine Abscheu, als ob er sein ganzes Leben ausspeien wollte. Doch w?hrend alles in ihm ihn anschrie umzukehren, ein neues Leben anzufangen, seine Pilgerfahrt zum Turm von Ur fortzusetzen, konnte er es einfach nicht tun. Wieder einmal rief die Gewalt ihn, und jetzt war nicht die Zeit ihren Ruf zu ignorieren. Merk rannte, die dicken Rauchschwaden kamen n?her und erschwerten ihm das Atmen. Der Gestank des Rauchs brannte in seiner Nase und ein wohl bekanntes Gef?hl begann, von ihm Besitz zu ergreifen. Es war nicht Angst und nach all diesen Jahren auch keine Aufregung. Es war ein Gef?hl der Vertrautheit, des M?rders, der er geworden war. Das geschah immer, wenn er in die Schlacht zog – seinen eigene Schlacht. In seiner Version der Schlacht t?tet er seinen Gegner von Angesicht zu Angesicht; er musste sich nicht hinter einem Visier oder einer R?stung verstecken und brauchte auch nicht den Jubel der Menge wie diese eingebildeten Ritter. Seiner Ansicht nach war das die mutigste Schlacht von allen, die wahren Kriegern wie ihm vorbehalten war. Und doch f?hlte Merks sich heute anders. Normalerweise war es ihm egal, wer lebte oder starb; es war nur eine Mission. Damit konnte er einen klaren Kopf bewahren, frei von den Nebeln der Emotion. Doch diesmal war es anders. Zum ersten Mal solange er denken konnte, zahlte ihn niemand daf?r. Er ging aus eigenem Antrieb vor, nur aus Mitleid f?r das M?dchen wollte er Gerechtigkeit ?ben. Er war gef?hlsm??ig bei der Sache und es gefiel ihm nicht. Er bedauerte, dass er nicht fr?her gehandelt hatte. Wie hatte er sie nur fortschicken k?nnen? Merk rannte mit gleichm??iger Geschwindigkeit. Er trug keine Waffen bei sich und brauchte auch keine. Er hatte seinen Dolch in seinem G?rtel und das war genug. Vielleicht brauchte er nicht einmal den. Er bevorzugte es, sich ohne Waffen in die Schlacht zu st?rzen und seine Gegner zu ?berraschen. Davon abgesehen konnte er seinen Gegnern die Waffen abnehmen und sie gegen sie verwenden. Damit hatte er sofort ein Arsenal zur Verf?gung, ganz gleich wohin er ging. Merk st?rmte aus dem Wald hervor. Die B?ume wichen einer offenen Ebene mit sanften H?geln und die gro?e rote Sonne, die tief am Horizont hing, begr??te ihn. Das Tal erstreckte sich vor ihm, der Himmel dar?ber schwarz, als w?re er w?tend – voller Rauch und dann sah er die brennenden ?berreste der Farm des M?dchens. Merk konnte sie von hier aus h?ren, das Jubeln der M?nner, Verbrecher, deren Stimmen voller Blutdurst waren. Mit seinem ge?bten Auge betrachtete er die Szene und sah sie sofort: ein Dutzend M?nner, deren Gesichter von Fackeln erhellt wurden, als sie hierhin und dorthin rannten und alles in Brand setzten. Einige kamen von den Stallungen zum Haus, hielten Fackeln an die Strohd?cher, w?hrend andere die unschuldigen Tiere mit ?xten schlachten. Einer von ihnen zerrte einen K?rper an den Haaren ?ber den aufgeweichten Boden. Eine Frau. Merks Herz raste, als er sich fragte, ob das das M?dchen war – und ob sie tot war oder lebte. Der Mann zerrte sie zu einer Gruppen von Leuten, wahrscheinlich der Familie des M?dchens, die alle im Schuppen mit Seilen gefesselt waren. Dort waren der Vater und die Mutter und neben ihnen wahrscheinlich ihre Geschwister, kleiner, j?nger, beides M?dchen. Als eine Windb?e eine Wolke dunklen Rauchs fort blies, konnte Merk einen Blick auf die langen blonden Haare werfen, und wusste, dass es das M?dchen war. Merk sp?rte den Adrenalinsto? als er den H?gel hinunter rannte. Er st?rmte auf das schlammige Anwesen, rannte mitten in den Rauch hinein auf die Flammen zu, bis er endlich sehen konnte, was vor sich ging: die Familie des M?dchens, die alle an der Wand lehnten, waren bereits tot. Sie hatten ihnen die H?lse aufgeschlitzt. Eine Welle der Erleichterung erfasste ihn, als er sah, dass das M?dchen, das der Mann hinter sich her zerrte, noch am Leben war. Er sah einen Schurken, der mit einem Dolch auf sie wartete und wusste, dass sie die n?chste war. Er war zu sp?t gekommen, um ihre Familie zu retten, doch nicht zu sp?t f?r sie. Merk wusste, dass er die M?nner ?berraschen musste. Er ging langsamer und marschierte in aller Ruhe auf das Anwesen, als h?tte er alle Zeit der Welt und wartete darauf, dass sie ihn bemerkten. Er wollte sie verwirren. Bald sah der erste ihn. Der Schurke drehte sich sofort um, irritiert vom Anblick eines Mannes, der so ruhig durch dieses Blutbad wanderte und rief seinen Kumpanen zu. Merk sp?rte all die irritierten Blicke auf sich als er weiter lief und scheinbar entspannt auf das M?dchen zuging. Der Schurke, der sie hinter sich her zerrte, warf einen Blick ?ber seine Schulter und als auch er Merk sah, lie? er sie los und in den Schlamm fallen. Er wandte sich von ihr ab und ging mit den anderen auf Merk zu, bereit zu k?mpfen. „Was haben wir denn hier?“ rief der Mann, der ihr Anf?hrer zu sein schien. Es war derjenige, der das M?dchen fallengelassen hatte, und als er Merk sah, zog er ein Schwert von seinem G?rtel und n?herte sich ihm, als die anderen ihn umzingelten. Merk hatte nur Augen f?r das M?dchen; er wollte sich vergewissern dass sie am Leben und unverletzt war. Er war erleichtert, als er sah, wie sie den Kopf hob und ihn verwirrt ansah. Merk war erleichtert dass er zumindest nicht zu sp?t gekommen war um sie zu retten. Vielleicht war das der erste Schritt auf sehr langen Weg zur Erl?sung. Vielleicht sollte dieser Weg nicht am Turm anfangen, sondern genau hier. Als das M?dchen sich aufrappelte und sich ihre Blicke begegneten, sah er, wie sich ihre Augen mit Hoffnung f?llten. „T?te sie“, kreischte sie. Merk blieb ruhig und ging langsam auf sie zu, als bemerkte er die M?nner um ihn herum nicht einmal. „Dann kennst du also das M?dchen“, rief der Anf?hrer ihm zu. „Bist du etwa ihr Onkel?“, rief einer. „Ein lange verlorener Bruder?“, lachte ein anderer. „Bist du gekommen, um sie zu besch?tzen?“, h?hnte ein weiterer. Dia anderen lachten und n?herten sich ihm. Auch wenn er es nicht zeigte, nahm er im Stillen Bestand seiner Gegner auf und bewertete sie aus dem Augenwinkel, z?hlte, wie viele und wie gro? sie waren, wie schnell sie sich bewegten und welche Waffen sie trugen. Er analysierte, wie muskul?s oder fett sie waren, wie sie gekleidet waren, wie beweglich sie in ihren Kleidern waren und wie schnell. Er bemerkte die Waffen, die sie hielten – die primitiven Messer, die Dolche, die schlecht gesch?rften Schwerter – und er beobachtete, wie sie sie hielten, an der Seite oder vor sich und in welcher Hand. Er erkannte, dass die meisten blutige Amateure waren und keiner war wirklich Anlass zur Sorge f?r ihn – au?er einem: der Mann mit der Armbrust. Merk wurde ihn als erstes t?ten. Merk betrat eine andere Ebene, eine andere Denkweise, des Seins, die, die ihn nat?rlich erfasste, wann immer er in eine Auseinandersetzung geriet. Er tauchte ein in eine eigene Welt, eine Welt, auf die er keinen Einfluss hatte, eine Welt, in die er sich vollkommen ergab. Es war eine Welt, die ihm diktierte, wie viele M?nner er wie schnell t?ten konnte und wie effizient. Wie er den gr??ten Schaden mit der geringsten Anstrengung anrichten konnte. Er hatte beinahe Mitleid mit den M?nnern. Sie hatten keine Ahnung, auf was sie sich eingelassen hatten. „Hey! Ich rede mit dir!“, rief ihr Anf?hrer, kaum mehr als drei Meter entfernt und hielt mit b?sem Blick sein Schwert vor sich ausgestreckt, w?hrend er schnell n?her kam. Merk lie? sich nicht vom Weg abbringen und ging weiter, leise und ausdruckslos. Er blieb konzentriert und h?rte kaum auf die Worte ihres Anf?hrers, die nur ged?mpft in seinem Verstand ankamen. Er w?rde nicht rennen oder Zeichen von Aggression zeigen bis es an der Zeit war, und er konnte sp?ren, wie irritiert die M?nner ?ber seine Unt?tigkeit waren. „Hey du, wei?t du eigentlich, dass du gleich sterben wirst?“, rief der Anf?hrer. „H?rst du mir ?berhaupt zu?“ Doch Merk ging weiter ruhig weiter, w?hrend ihr Anf?hrer, rasend vor Wut, nicht l?nger warten wollte. Er schrie w?tend auf, hob sein Schwert und st?rmte auf Merk zu, bevor er nach seiner Schulter hieb. Merk lie? sich Zeit und reagierte nicht. Ruhig ging er weiter auf seinen Angreifer zu, wartete bis zur letzten Sekunde und zeigte nicht die geringste Spur von Anspannung oder Gegenwehr. Er wartete bis das Schwert seines Gegners den h?chsten Punkt erreicht hatte, hoch ?ber dem Kopf des Mannes, der Augenblick gr??ter Verletzlichkeit f?r einen Mann – das hatte er vor langer Zeit gelernt. Dann, schneller als sein Gegner damit rechnen konnte, schoss Merk vor wie eine Schlange und verwendete zwei Finger, um einen Druckpunkt unter der Achsel des Mannes zu treffen. Sein Angreifer, dessen Augen vor Schmerz und ?berraschung aus den H?hlen traten, lie? sofort das Schwert fallen. Merk zog ihn an sich und packte ihn in derselben Bewegung am Hinterkopf und riss ihn herum, um ihn als Schild zu benutzen. Denn Merk hatte keine Angst vor ihm, doch der Angreifer mit der Armbrust hinter ihm machte ihm Sorgen. Merk hatte den gro?m?uligen Idioten nur zuerst angegriffen, um ihn als Schild zu verwenden. Merk fuhr herum und sah den Mann mit dem Armbrust an, der wie erwartet bereits einen Pfeil auf ihn angelegt hatte. Einen Augenblick sp?ter h?rte er das Zischen des Pfeils und beobachtete, wie er direkt auf ihn zuflog und hielt sein menschliches Schild fest vor sich. Mit einem keuchenden Laut erschlaffte der Anf?hrer in seinen Armen. Er schrie vor Schmerzen auf und pl?tzlich sp?rte Merk selbst einen blitzartigen Schmerz, als w?re ein Messer in seinen Bauch eingedrungen. Zuerst war er verwirrt, dann erkannte er, dass der Pfeil durch den K?rper seines Schilds hindurch gedrungen war und auch ihn verletzt hatte. Es war nur ein Kratzer und nicht tief, keine ernstzunehmende Wunde, doch es brannte wie die H?lle. Er sch?tzte die Zeit, wie lange der Sch?tze brauchen w?rde, die Armbrust erneut zu spannen, lie? den Anf?hrer fallen, nahm ihm das Schwert aus der Hand und warf es. Es segelte auf den Mann mit der Armbrust zu und er schrie geschockt auf, als das Schwert seine Brust durchbohrte. Er lie? die Armbrust fallen und fiel leblos daneben. Merk drehte sich um und sah die anderen Schurken an, die offensichtlich schockiert waren, denn zwei ihrer besten M?nner waren tot und das verunsicherte sie. Sie warfen einander betreten schweigend Blicke zu. „Wer bist du?“, fragte einer schlie?lich nerv?s. Merk l?chelte, lie? seine Kn?chel knacken und freute sich auf den Kampf. „Ich“, antwortete er, „bin der Alptraum, der dich Nachts wach h?lt.“ Kapitel F?nf Duncan ritt mit seiner Armee durch die Nacht. Das Trappeln der Hufe von hunderten von Pferden hallte in seinen Ohren w?hrend es ihn nach S?den f?hrte, fort von Argos. Seine vertrauten Kommandanten waren an seiner Seite: Anvin auf der einen, Arthfael auf der anderen; nur Vidar war mit einer Einheit zum Schutz in Volis zur?ckgeblieben, w?hrend mehrere hundert M?nner Duncan folgten. Anders als andere Kriegsherrn ritt Duncan gerne Seite an Seite mit seinen M?nnern; er betrachtete sie nicht als Untergebene, sondern als Waffenbr?der. Sie ritten durch die Dunkelheit, den kalten Wind in den Haaren, den Schnee unter ihren F??en und es f?hlte sich gut an, in Bewegung zu sein, in die Schlacht zu ziehen, sich nicht l?nger hinter den Mauern von Volis zu verstecken, wie Duncan es sein halbes Leben lang getan hatte. Duncan blickte ?ber seine Schulter. Er sah seine S?hne Brandon und Braxton unter seinen M?nnern und war stolz, sie hier bei sich zu haben. Er machte sich jedoch weniger Sorgen um sie als um seine Tochter. Ohne es zu wollen sorgte er sich um sie, auch wenn er sich immer wieder einredete, dass es nicht n?tig war. Trotzdem kehrten seine n?chtlichen Gedanken immer wieder zu Kyra zur?ck. Er fragte sich, wo sie jetzt war. Er dachte daran, wie sie Escalon durchquerte nur mit Deirdre, Andor und Leo an ihrer Seite und sein Herz wurde schwer. Er wusste, dass er sie auf eine Reise geschickt hatte, die selbst f?r kampferprobte Krieger gef?hrlich war. Wenn sie sie ?berlebte, w?rde sie als gr??ere Kriegerin zur?ckkehren, als all die M?nner die mit ihm hier und heute ritten. Doch er k?nnte es nicht ertragen, wenn sie nicht zur?ckkehrte. Doch verzweifelte Zeiten verlangten verzweifelte Ma?nahmen, und mehr denn je betete er, dass sie diese Mission erf?llen konnte – er brauchte sie. Sie ?berwanden mehrere H?gel und als der Wind auffrischte, blickte Duncan hinaus in die Weite der Ebene, die sich vor ihnen im Mondlicht ausbreitete und dachte an ihr Ziel: Esephus. Das Bollwerk am Meer, die erste gro?e Hafenstadt und die Kreuzung aller Stra?en des Nordosten. Das Meer der Tr?nen lag auf der einen Seite, der Hafen auf der anderen und man sagte, wer immer Esephus kontrollierte, kontrollierte mehr als die H?lfte von Escalon. Das am n?chsten gelegte Fort war Argos und als wichtiger St?tzpunkt musste Esephus sein erster Halt sein. Duncan wusste, dass er diese einst so pr?chtige Stadt befreien musste, wenn er irgendeine Chance haben wollte, erfolgreich einen Aufstand zu f?hren. Er musste diese einst so gro?e Stadt befreien. Ihr Hafen, der einst voller stolzer Schiffe unter dem Banner von Escalon war, war jetzt voller pandesischer Schiffe, eine dem?tige Erinnerung an das, was einmal gewesen war. Duncan und Seevig, der lokale Machthaber von Esephus waren sich einmal sehr nah gestanden. Sie waren als Waffenbr?der zahllose Male in die Schlacht gezogen und Duncan war mit ihm mehr als einmal aufs Meer hinausgesegelt. Doch seit der Invasion hatten sie den Kontakt verloren. Seevig, der einst so stolze Kriegsherr, war nun ein gedem?tigter Krieger, der nicht mehr die Meere befahren, nicht mehr ?ber seine Stadt herrschen und die anderen Festungen nicht mehr besuchen konnte – genau wie alle anderen einstigen regionalen Machthaber. Sie h?tten ihn genauso gut einsperren k?nnen und ihn als das bezeichnen k?nnen was er wirklich war: ein Gefangener wie alle anderen Kriegsherren Escalons auch. Duncan ritt durch die Nacht, die H?gel nur erleuchtet von den Fackeln seiner M?nner; hunderte von Lichtfunken auf dem Weg nach S?den. Auf dem Weg schneite es weiter und der Wind tobte und ihre Fackeln k?mpften dagegen an, um weiter Licht geben zu k?nnen, w?hrend der Mond gegen die Wolken k?mpfte. Doch Duncans kleine Armee zog weiter. Seine M?nner w?ren ans Ende der Welt f?r ihn geritten. Duncan wusste, dass es ungew?hnlich war, mitten in der Nacht anzugreifen, und ganz besonders mitten in einem Schneegest?ber, doch Duncan war kein gew?hnlicher Krieger. Das hatte es ihm erm?glicht, sich hochzuarbeiten, der Kommandant des alten K?nigs zu werden und hatte dazu gef?hrt, dass er seine eigene Festung besa?. Und das war auch der Grund, warum er von all den verstreuten Kriegsherren respektiert wurde. Duncan hatte nie getan, was andere taten. Er hatte ein Motto, nach dem er zu leben versuchte: Tu was die anderen am wenigsten erwarten. Die Pandesier w?rden nie einen Angriff erwarten, denn die Nachricht von Duncans Aufstand konnte sich nicht so schnell nach S?den verbreitet haben – nicht wenn Duncan und seine M?nner weiter so gut vorankamen. Ganz besonders w?rden sie keinen Angriff mitten in der Nacht erwarten und schon gar nicht im Schnee. Sie kannten das Risiko, in der Nacht zur reiten, dass die Pferde sich die Beine brechen konnten und zahllose andere Probleme. Kriege, das wusste Duncan, wurden oft mehr durch das ?berraschungsmoment und Geschwindigkeit gewonnen, als durch eine ?berlegene Armee. Duncan hatte vor, die ganze Nacht hindurch zu reiten, bis er Esephus erreichen w?rde. Dort wollte er mit seinen paar hundert M?nnern versuchen, die riesige pandesische Besatzungsmacht zu ?berw?ltigen und diese gro?artige Stadt zur?ckerobern. Wenn es ihm gelang Esephus zu erobern, vielleicht – ja vielleicht konnte es ihm dann gelingen genug M?nner und Schwung zu mobilisieren, ganz Escalon zur?ckzuerobern. „Da unten!“, rief Anvin und deutete in das Schneegest?ber. Duncan blickte ins Tal und sah zwischen dem Schnee und dem Nebel ein paar kleine D?rfer, die in der Landschaft verteilt waren. Duncan wusste, dass in diesen D?rfern tapfere Krieger lebten, die Escalon gegen?ber loyal geblieben waren. Jeder von ihnen hatte nur eine Handvoll M?nner, doch jeder Mann z?hlte. Duncan rief ?ber den Wind hinweg. „Lasst die H?rner erklingen!“ Seine M?nner bliesen in die H?rner, ein paar kurze St??e nur, die den alten Ruf Escalons zu den Waffen repr?sentierten. Der Klang w?rmte sein Herz, denn er war in Escalon schon seit Jahren nicht mehr zu h?ren gewesen. Es war ein Klang, den seine Landsleute erkennen w?rden, ein Klang, der ihnen alles sagte, was sie wissen mussten. Wenn in diesen D?rfern gute M?nner lebten, w?rde dieser Klang sie rufen. Wieder hallten die H?rner und als sie n?her kamen, erhellten immer mehr Fackeln die D?rfer. Die Dorfbewohner, aufgeweckt von den H?rnern, begannen, sich mit Fackeln in den Stra?en zu sammeln. M?nner warfen sich schnell in ihre Kleider, nahmen die primitiven Waffen und das R?stzeug, die man ihnen gelassen hatte und eilten nach drau?en. Sie starrten den H?gel hinauf wo sie Duncan und seine M?nner sahen, die sich ihnen n?herten und staunten. Duncan konnte sich gut vorstellen, was f?r einen Anblick er und seine M?nner boten, wie sie mitten in einem Schneesturm durch die Nacht ritten und Fackeln die Landschaft erhellten. Duncan und seine M?nner ritten in das erste Dorf, wo ihre Fackeln hunderte von ver?ngstigten Gesichtern erhellten. Duncan blickte in die hoffnungsvollen Augen seiner Landsleute und w?nschte sich nichts mehr, als die M?nner zu inspirieren wie nie zuvor. „M?nner von Escalon!“, polterte er und sah die M?nner an, die sich um ihn scharten. „Wir haben viel zu lange unter der Unterdr?ckung Pandesias gelitten! Es ist eure Entscheidung: bleibt hier und lebt euer Leben in diesem Dorf und erinnert euch an das Escalon, das einmal war. Oder ihr k?nnt euch als freie M?nner erhaben und euch uns in unserem gro?en Krieg f?r die Freiheit anschlie?en!“ Die Dorfbewohner brachen in freudigen Jubel auf und st?rmten auf ihn zu. „Die Pandesier haben angefangen, unsere M?dchen zu verschleppen!“, rief einer der M?nner. „Wenn das die Freiheit sein soll, die sie uns versprochen haben, wei? ich nicht was Freiheit ist!“ Die Dorfbewohner jubelten. „Wir stehen auf deiner Seite, Duncan!“, rief ein anderer. „Wir sind bereit, mit dir in den Tod zu reiten!“ Mehr Jubel erhob sich, und die Dorfbewohner eilten zu ihren Pferden, um sich Duncans M?nnern anzuschlie?en. Zufrieden mit seiner wachsenden Armee, gab Duncan seinem Pferd die Sporen und ritt aus dem Dorf hinaus. Dabei begann er zu erkennen, wie lange ein Aufstand in Escalon ?berf?llig gewesen war. Bald erreichten sie ein weiteres Dorf. Die M?nner erwarteten sie bereits mit lodernden Fackeln. Sie hatten die H?rner geh?rt, die Schreie, sahen die wachsende Armee und wussten genau, was geschah. Sie riefen einander zu, erkannten einander und begriffen, was vor sich ging. Sie brauchten keine Ansprachen mehr. Duncan ritt durch die Ortschaft hindurch und die Bewohner brauchten keine ?berredung, sie sehnten sich nach der Freiheit, wollten ihre W?rde zur?ck, ihre Waffen ergreifen, auf ihre Pferde aufsteigen und sich Duncan anschlie?en, wo immer er sie auch hinf?hren w?rde. So ritt Duncan durch ein Dorf nach dem anderen, und erhellte trotzt Wind und Schnee die Nacht. Ihre Sehnsucht nach Freiheit war stark. Er erkannte, dass sie bereit waren, alles zu tun, die Nacht zu erhellen, bereit ihre Waffen zu nehmen, und ihre Leben zur?ckzufordern. * * * Duncan war die ganze Nacht lang geritten und f?hrte seine wachsende Armee gen S?den. Seine H?nde waren wund und kalt vom Halten der Z?gel. Je weiter sie nach S?den kamen, desto mehr begann sich die Landschaft zu ver?ndern; die trockene K?lte von Volis wich der feuchten K?lte von Esephus. Die Luft war schwer, so wie Duncan sie in Erinnerung hatte, mit der Feuchtigkeit und dem Salzgeruch des Meeres. Auch die B?ume waren anders hier, niedriger, vom Wind Ostwind verbogen, der hier nie aufh?rte zu wehen. Sie ?berwanden H?gel um H?gel. Die Wolken rissen auf; der Mond brach hindurch und erhellte ihnen den Weg. Sie ritten, Krieger gegen die Nacht, und es war eine Nacht, die Duncan f?r den Rest seines Lebens nicht vergessen w?rde – angenommen er ?berlebte sie. Von dieser Schlacht hing alles ab. Er dachte an Kyra, seine Familie sein Zuhause, und wollte sie nicht verlieren. Sein Leben stand auf dem Spiel genauso wie das aller die er kannte und liebte – heute Nacht w?rde er alles riskieren. Duncan blickte zur?ck ?ber seine Schulter und war ?bergl?cklich zu sehen, dass er mehrere hundert weiterer M?nner rekrutiert hatte, die ihm nun alle folgten. Er wusste, dass sie selbst jetzt noch in der Unterzahl waren und noch dazu eine professionellen Armee gegen?berstehen w?rden. Tausende von Pandesiern waren in Esephus stationiert. Duncan wusste, dass Seevig immer noch Hunderte von M?nnern treu waren, doch er konnte nicht wissen, ob alle von ihnen das Risiko eingehen w?rden, sich Duncan anzuschlie?en. Duncan musste davon ausgehen, dass sie es nicht tun w?rden. Bald ?berwanden sie den n?chsten H?gel und blieben ehrf?rchtig stehen. Denn dort, weit unter ihnen, breitete sich das Meer der Tr?nen aus, dessen Wellen an die K?ste brandeten, den gro?en Hafen und die alte Stadt Esephus, die sich daneben erhob. Die Stadt sah aus, als w?re sie ins Meer gebaut worden und die Wellen brachen sich an ihren dicken Mauern. Sie wirkte, als kehrte sie dem Land den R?cken, ihre Tore ?ffneten sich zur See hin, als scherte sie sich mehr um Schiffe als um Pferde. Duncan betrachtete den Hafen, die zahllosen Schiffe, die in ihm vor Anker lange und es verstimmte ihn, die Banner Pandesias an ihren Masten zu sehen, das Blau und Geld, das wie Stich in sein Herz ?ber den Schiffen wehte. Die Flagge Pandesias – ein Sch?del im Mail eines Adlers – machte Duncan krank. Eine solch gro?artige Stadt von Pandesia besetzt zu sehen besch?mte Duncan, und selbst im Dunkel der Nach waren seine ger?teten Wangen zu sehen. Die Schiffe lagen selbstgef?llig, sicher vert?ut und niemand rechnete mit einem Angriff. Nat?rlich. Wer sollte es auch wagen, sie anzugreifen? Und dann auch noch mitten in der Nacht w?hrend eines Schneesturms? Duncan sp?rte die Blicke seiner M?nner auf sich und er wusste, dass der Augenblick der Wahrheit gekommen war. Sie alle erwarteten seinen Befehl, jenen Befehl, der das Schicksal Escalons f?r immer ver?ndern w?rde, und hier sa? er auf seinem Pferd, umgeben vom heulenden Sturm und sp?rte, wie sein Schicksal in ihm aufwallte. Er wusste dass das einer der Augenblicke war, die sein Leben bestimmten – und das Leben all dieser M?nner. „VORAN!“, polterte er. Seine M?nner jubelten und st?rmten gemeinsam den H?gel hinunter auf den Hafen zu, der nur ein paar Hundert Meter vor ihnen lag. Sie hielten ihre Fackeln hoch erhoben und Duncan sp?rte, wie sein Herz in seiner Brust raste, w?hrend der Wind ihm ins Gesicht schlug. Er wusste, dass es Selbstmord war, doch er wusste auch, dass es verr?ckt genug war, um vielleicht doch erfolgreich zu sein. Sie st?rmten ?ber die Felder, ihre Pferde rasten so schnell, dass die kalte Luft ihnen fast den Atem nahm und als sie sich dem Hafen n?herten, war Duncan bereit f?r die Schlacht. „BOGENSCH?TZEN!“, rief er. Seine Bogensch?tzen, die in ordentlichen Reihen hinter ihm ritten, z?ndeten ihre Pfeile an und erwarteten seinen Befehl. Sie ritten mit donnernden Hufen weiter, doch die Pandesier waren sich immer noch nicht des Angriffs bewusst, der auf sie zukam. Duncan wartete, bis sie n?her kamen – vierzig Meter nur noch, dann drei?ig, dann zwanzig – und endlich war die Zeit gekommen. „SCHIESST!“ Die finstere Nacht wurde pl?tzlich erhellte von Tausenden brennender Pfeile, die in hohem Bogen durch die Luft flogen, durch den Schnee auf die pandesischen Schiffe zu, die im Hafen lagen. Ein Pfeil nach dem anderen, wie Gl?hw?rmchen in der Nacht, fand sein Ziel und landete in den Segeln der Schiffe. Es brauchte nicht lange, bis die Segel lichterloh brannten und sich das Feuer schnell im windigen Hafen ausbreiteten. „NOCH EINE SALVE!“, schrie Duncan. Salve um Salve folgte, in denen die brennenden Pfeile wie feuriger Regen auf die pandesische Flotte herabregneten. Zun?chst war alles totenstill, die Krieger schliefen arglos. Duncan erkannte, dass die Pandesier zu arrogant geworden waren um einen Angriff wie diesen zu erwarten. Duncan gab ihnen keine Zeit, sich zu sammeln; ermutigt ritt er voran und f?hrte seine M?nner zu den Mauern, die den Hafen umgaben. „FACKELN!“, rief er. Seine M?nner ritten ans Ufer, hoben ihre Fackeln und warfen sie Duncans Beispiel folgend mit lautem Geschrei auf die Schiffe vor ihnen. Die schweren Fackeln landeten wie Kn?ppel an Deck und setzten ein Dutzend weiterer Schiffe in Brand. Die wenigen pandesischen Krieger, die Wachdienst schoben, bemerkten zu sp?t was geschah und gefangen von einer Wand aus Flammen blieb ihnen nichts anderes ?brig, als schreiend ?ber Bord zu springen. Duncan wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die ?brigen Pandesier erwachten. „H?RNER!“, schrie er. Die H?rner erklangen mit dem alten Schlachtruf Escalons, kurze St??e, von denen er wusste, dass Seevig und seine M?nner sie erkennen w?rden. Er hoffte, dass sie sie wecken w?rden. Duncan sprang von seinem Pferd, zog sein Schwert und rannte auf die Hafenmauer zu. Ohne zu z?gern sprang er ?ber die niedrige Steinmauer auf ein brennendes Schiff und f?hrte seine M?nner in die Stadt. Er musste die Pandesier erledigen, bevor sie sich formieren konnten. Anvin und Arthfael an seiner Seite stie?en laute Schlachtschreie aus und die M?nner schlossen sich ihnen an, da sie wussten, dass sie ihr Leben in die Waagschale warfen. Nach so vielen Jahren der Unterdr?ckung war der Tag der Rache endlich gekommen. Schlie?lich erwachten die Pandesier. Krieger kamen aus den Unterdecks hervor wie Ameisen, husteten vom Rauch, verwirrt und benommen. Als sie Duncans M?nner sahen zogen sie ihre Schwerter und griffen an. Duncan wurde von einem Strom von M?nnern angegriffen – doch er wich nicht zur?ck; im Gegenteil, er griff seinerseits an. Duncan st?rmte voran und duckte sich, als der erste Mann mit dem Schwert nach seinem Kopf hieb, wirbelte herum und rammte dem Mann sein Schwert in den Bauch. Ein anderer schlug nach seinem R?cken, doch er fuhr herum und wehrte den Schlag ab, bevor er den Krieger entwaffnete und ihm das Schwert in die Brust rammte. Duncan k?mpfte heldenhaft, w?hrend er von allen Seiten angegriffen wurde und erinnerte sich dabei an die alten Zeiten, in denen er in der Schlacht gek?mpft hatte wie heute. Als die M?nner zu nah kamen, trat er um sich, um Platz zu schaffen f?r sein Schwert; oder er wirbelte herum und versetze seinen Gegnern St??e mit dem Ellbogen und k?mpfte mit blo?en H?nden wenn es n?tig war. M?nner fielen wie die Fliegen um ihn herum, doch keiner konnte ihm gef?hrlich werden. Bald kamen Anvin und Arthfael und Dutzende seiner M?nner zur Hilfe. Anvin wehrte den Schlag eines Kriegers ab, der Duncan von hinten angriff w?hrend Arthfael mit seinem Schwert eine Axt abwehrte, die Duncans Gesicht zum Ziel hatte. Zur gleichen Zeit trat Duncan vor und stach dem Mann in den Bauch, ganz in seinem Element. Sie k?mpften gut zusammen, eine wohl ge?lte Maschine waren sie, die  M?nner, die jahrelang gemeinsam gek?mpft hatten. Sie gaben einander Deckung und halfen einander aus als das Klirren von Schwertern und R?stungen die Nacht durchdrang. Um sich herum sah Duncan seine M?nner, die im ganzen Hafen Schiffe st?rmten und die Flacke angriffen. Pandesische Krieger st?rmten aus den Unterdecks hervor, einige brennend, andere hustend, und die Krieger Escalons k?mpften tapfer mitten unter den Flammen. Keiner wich zur?ck, so sehr die Feuer auch um sie herum w?teten. Duncan k?mpfte selbst, bis er seine Arme nicht mehr heben konnte. Er schwitzte, Rauch brannte in seinen Augen, Schwerter klirrten um ihn herum und f?llten einen Krieger nach dem anderen, der versuchte, ans Ufer zu entkommen. Schlie?lich wurden die Feuer zu hei?; pandesische Krieger in voller R?stung, sprangen von den Schiffen ins eiskalte Wasser und Duncan f?hrte seine M?nner ?ber die Mauern auf die Seite des Hafens. Er h?rte einen Schrei und sah hunderte von pandesischen Kriegern, die versuchten, ihnen zu folgen. Als auch der letzte seiner M?nner auf trockenem Boden stand, hob er sein Schwert und schlug die Seile durch, mit denen die Schiffe vert?ut waren. „DIE TAUE!“, schrie Duncan. ?berall im Hafen folgten die M?nner seinem Beispiel und durchtrennten die Seile, mit denen die Schiffe vert?ut waren. Als das dicke Tau vor ihm schlie?lich riss, schob Duncan das Schiff mit einem Tritt von der Mauer weg. Er st?hnte vor Anstrengung und Anvin, Arthfael und Dutzenden anderer eilten vor und halfen. Gemeinsam gelang es ihnen, das brennende Schiff von der Mauer abzusto?en. Das brennende Schiff, das voller kreischender Krieger war, trieb unaufhaltsam auf die anderen Schiffe zu und setzte auch sie in Brand. Hunderte M?nner sprangen verzweifelt in das schwarze Wasser, das sie gierig verschluckte. Duncan stand schwer atmend an Land und sah mit leuchtenden Augen zu, wie der Hafen bald zu einem einzigen riesigen Feuer wurde. Tausenden von Pandesiern, nun alle wach, kamen aus den Unterdecks der Schiffe hervor – doch es war zu sp?t. Sie wurden von einer Wand von Flammen begr??t und ihnen blieb nur die Wahl zu verbrennen, oder im eiskalten Wasser zu ertrinken, wof?r sich die meisten entschieden. Duncan sah zu, wie sich das Hafenbecken mit zahllosen M?nnern f?llte, die verzweifelt schrien, w?hrend sie versuchten, an Land zu schwimmen. „BOGENSCH?TZEN!“, rief Duncan. Seine Bogensch?tzen zielten und schossen eine Salve nach der anderen auf die schwimmenden Krieger ab. Ein Pfeil nach dem anderen fand sein Ziel und die Pandesier versanken im eisigen Nass. Ihr Blut f?rbte das Wasser rot und bald waren gr?ssliche Schreie zu h?ren, als gelbe Haie sich an den M?nnern im Hafenbecken zu laben begannen. Duncan sah sich um und bald realisierte er, was er getan hatte: die gesamte pandesische Flotte, die vor kaum mehr als ein paar Stunden so stolz im Hafenbecken gelegen war, ein Zeichen der pandesischen Eroberung, existierte nicht mehr. Hunderte von Schiffen waren zerst?rt und das Feuer, das sie n?hrten loderte als Zeichen von Duncans Sieg gen Himmel. Ihr ?berraschungsangriff hatte sich als erfolgreich erwiesen. Seine M?nner begannen zu jubeln und als Duncan sich umdrehte, sah er ihre vom Ru? geschw?rzten Gesichter, in denen die Ersch?pfung zu sehen war, nachdem sie die ganzen Nacht geritten und nun auch noch diese Schlacht geschlagen hatten – doch alle waren trunken vom Sieg. Es waren Schreie der Erleichterung, Schreie der Freiheit. Schreie, die ihnen Jahrelang auf den Lippen gelegen hatten. Doch kaum waren ihre Schreie verklungen – erf?llte ein weiterer Schrei die Nacht – ein viel unheilvollerer, gefolgt von einem Ger?usch, bei dem sich Duncans Nackenhaare aufstellten. Er drehte sich um und erschrak, als er sah, wie sich die Tore zu den steinernen Baracken langsam ?ffneten. Als sie aufschwangen, begr??te ihn ein erschreckender Anblick: Tausende von pandesischen Krieger in voller R?stung, in perfekten Reihen, eine professionelle Armee, die seinen M?nnern zehn zu eins ?berlegen war. Als sich die Tore ?ffnete, stie?en sie einen Schrei au und st?rmten auf sie zu. Sie hatten das Biest geweckt. Jetzt begann der wahre Krieg. Kapitel Sechs Kyra galoppierte an Andros M?hne geklammert durch die Nacht. Mit Deirdre an ihrer Seite, Leo zu ihren F??en jagten sie wie Diebe in der Nacht ?ber die verschneite Ebene westlich von Argos. Mit jeder Stunde, die sie ritten, das Donnern der Hufe in den Ohren verlor sich Kyra mehr in ihrer eigenen Welt. Sie stellte sich vor, was sie im Turm von Ur erwarten w?rde, wer ihr Onkel war und was er ihr ?ber sie und ihre Mutter zu sagen hatte, und konnte ihre Aufregung kaum beherrschen. Doch sie musste auch zugeben, dass sie Angst hatte. Es war eine lange Reise quer durch Escalon hindurch, eine wie sie sie noch nie zuvor gemacht hatte. Vor ihnen kam der Wald der Dornen in Sicht. Die offene Eben endete und bald w?rden sie in den bedr?ckenden Wald hineinreiten, der voller wilder Kreaturen war. Sie wusste, dass es keine Regeln mehr gab, wenn sie erst einmal die Baumgrenze ?berschritten hatten. Der Schnee schlug ihnen ins Gesicht und der Wind heulte ?ber die weite Ebene. Kyra, die erst jetzt bemerkt hatte, dass ihre Fackel schon lange verloschen war, warf sie in den Schnee. Sie ritt durch die Dunkelheit, in Gedanken versunken. Das einzige Ger?usch war das Donnern der Hufe der Pferde und Andors gelegentliches Knurren. Sie konnte seine Wut sp?ren, seine ungez?hmte Natur; er war anders als jedes andere Tier, auf dem sie je  geritten war. Es war, als h?tte Andor nicht nur keine Angst vor dem, was sie erwartete, nein, er schien auf eine Konfrontation zu hoffen. In ihre Felle geh?llt, sp?rte Kyra eine neue Welle von Hunger und als sie Leo winseln h?rte, wusste sie, dass sie den Hunger nicht mehr l?nger ignorieren konnte. Sie waren schon seit Stunden geritten und bemerkte erst jetzt – viel zu sp?t – dass sie nicht genug Vorr?te mitgenommen hatten. In dieser finsteren Nacht kam kein Wild aus seinem Versteck und das war kein gutes Zeichen. Sie w?rden bald anhalten m?ssen, um etwas essbares zu finden. Sie ritten langsamer, als sie sich dem Waldrand n?herten und Leo knurrte in Richtung der dunklen Waldgrenze. Kyra warf einen Blick zur?ck ?ber ihre Schulter auf die sanfte Ebene und den Himmel. Es war das letzte Mal f?r eine ganze Weile, dass sie offenen Himmel sehen sollten. Sie wandte sich wieder dem Wald zu und ein Teil von ihr hasste den Gedanken, weiterzugehen. Sie kannte die Geschichten ?ber den Wald der Dornen, und dies, das wusste sie, war der Punkt ohne Wiederkehr. „Bist du bereit?“, fragte sie Deirdre. Deirdre kam ihr jetzt wie ein anderes M?dchen vor als das, das sie im Kerker kennengelernt hatte. Sie war st?rker, entschlossener. Sie hatte in die Tiefen der H?lle geblickt und war bereit, sich allem zu stellen. „Ich habe bereits das Schlimmste erlebt, was einem zusto?en kann“, sagte Deirdre. Ihre Stimme war kalt und hart wie der Wald vor ihnen und wirkte viel ?lter als sie eigentlich war. Kyra nickte. Sie verstand sie –und gemeinsam ritten sie in den Wald hinein. Sofort sp?rte Kyra einen kalten Schauer, selbst in der K?lte dieser Nacht. Es war dunkler hier, bedr?ckender, ein Wald voller alter schwarzer B?ume mit knorrigen ?sten, die Dornen ?hnelten, und fleischigen, schwarzen Bl?ttern. Anders als andere W?lder strahlte dieser hier keinen Frieden aus; man konnte das B?se sp?ren. Sie ritten so schnell sie konnten zwischen den B?umen hindurch und Schnee und Eis knirschte unter ihren Tieren. Langsam begannen sie, die Schreie der Kreaturen des Waldes zu h?ren, die sich in den ?sten versteckten. Kyra drehte sich um und betrachtete die B?ume auf der Suche nach der Quelle der Schreie, konnte sie jedoch nicht finden. Sie hatte das Gef?hl, beobachtet zu werden. Sie ritten immer tiefer in den Wald hinein, wobei Kyra versuchte, sich in nordwestlicher Richtung zu orientieren, wie ihr Vater ihr gesagt hatte, bis sie das Meer erreichten. Sie war aufgeregt wegen ihrer Mission, doch sie sehnte sich danach, bei ihren Leuten zu sein, an ihrer Seite in dem Krieg zu k?mpfen, den sie begonnen hatte. Schon jetzt sp?rte sie den Drang, zur?ckzukehren. Stunde um Stunde verging und Kyra sp?hte in den Wald und fragte sich, wie weit es noch bis zum Meer war. Sie wusste, es war gef?hrlich in der Dunkelheit zu reiten- doch sie wusste auch, dass es gef?hrlicher war, hier drau?en ein Lager aufzuschlagen, besonders, als sie ein weiteres Ger?usch h?rte. „Wo ist das Meer?“, fragte Kyra schlie?lich Deirdre, haupts?chlich, um das Schweigen zu brechen. An Deirdres Gesichtsausdruck konnte sie erkennen, dass sie sie aus ihren Gedanken gerissen hatte; sie konnte nur ahnen, in welchen Albtr?umen sie verloren war. Deirdre sch?ttelte den Kopf. „Ich w?nschte, ich w?sste es“, antwortete sie mit trockener Stimme. Kyra war verwirrt. „Bist du nicht auf diesem Weg gekommen, als sie dich verschleppt haben?“, fragte sie. Deirdre zuckte mit den Schultern. „Ich war in einem K?fig auf einem Karren eingesperrt“, antwortete sie. „Die meiste Zeit ?ber war ich bewusstlos. Darum wei? ich nicht, welchen Weg wir genommen haben. Ich kenne diesen Wald nicht.“ Sie seufzte und sp?hte in die Dunkelheit. „Doch wenn wir Whitewood erreichen, sollte ich die Gegend besser kennen.“ Sie ritten in behaglichem Schweigen weiter, und Kyra dachte ?ber Deirdre und ihre Vergangenheit nach. Sie konnte ihre St?rke sp?ren, doch auch ihre tiefe Traurigkeit. Kyra bemerkte, wie dunkle Gedanken ?ber ihre weitere Reise sich bemerkbar machten, ?ber ihren Mangel an Essen, die bei?ende K?lte und die wilden Kreaturen, die sie erwarteten. Um sich abzulenken wandte sie sich Deirdre zu. „Erz?hl mir vom Turm von Ur“, sagte Kyra. „Wie ist er?“ Deirdre sah sie aus tiefliegenden Augen an und zuckte mit den Schultern. „Ich bin nie am Turm gewesen“, antwortete sie. „Ich bin aus der Stadt Ur und die liegt fast einen Tagesritt s?dlich vom Turm.“ „Dann erz?hl mir von deiner Stadt“, sagte Kyra. Sie wollte an alles denken, nur nicht diesen Wald hier. Deirdres Augen begannen zu leuchten. „Ur ist ein sch?ner Ort“, sagte sie mit Sehnsucht in der Stimme. „Eine Stadt am Meer.“ „Wir haben eine Stadt s?dlich von uns, die auch am Meer liegt“, sagte Kyra. „Esephus. Sie liegt einen Tagesritt von Volis entfernt. Mein Vater hat mich als Kind immer dorthin mitgenommen. Deirdre sch?ttelte den Kopf. „Das ist kein Meer“, antwortete sie. Kyra war verwirrt. „Was meinst du?“ „Das ist das Meer der Tr?nen“, antwortete Deirdre. „Ur liegt am Meer der Sorgen. Unser Meer ist viel gr??er. An eurer Ostk?ste sind die Gezeiten schwach; an der Westk?ste hat das Meer der Sorgen Wellen, die sieben Meter hoch sind, wenn sie sich an der K?ste brechen und bei Vollmond k?nnen die Gezeiten ein Schiff in einem einzigen Augenblick aufs Meer ziehen, von M?nnern ganz zu schweigen. Unsere Stadt ist die einzige Stadt in Escalon, wo sich die Klippen weit genug absenken, damit die Schiffe ans Ufer k?nnen. Wir haben den einzigen Strand in ganz Escalon. Darum ist Andros nur einen Tagesritt nach Osten entfernt von uns gebaut worden.“ Kyra dachte ?ber ihre Worte nach, froh, abgelenkt zu werden. Sie erinnerte sich an all das aus ihrem Unterricht als Kind, doch sie hatte nie genau dar?ber nachgedacht. „Und deine Leute?“, fragte Kyra. „Wie sind die?“ Kyra seufzte. „Wir sind ein stolzes Volk“, antwortete sie, „genau wie alle anderen in Escalon auch. Doch wir sind auch anders. Man sagt, dass die Menschen aus Ur ein Auge auf Escalon haben und das andere auf das Meer. Wir blicken zum Horizont. Wir sind weniger provinziell als andere – vielleicht weil so viele Fremde an unserer K?ste ankommen. Die M?nner von Ur waren einst ber?hmte Krieger, ganz besonders mein Vater. Jetzt sind wir Unterdr?ckte, wie alle anderen auch.“ Sie seufzte und schwieg eine ganze Weile, sodass Kyra ?berrascht war, als sie weitersprach. „Unsere Stadt ist durchzogen von Kan?len“, fuhr Deirdre fort. „Als ich dort aufgewachsen bin, habe ich oft auf dem Gipfel eines H?gels gesessen und stundenlang das Kommen und Gehen der Schiffe beobachtet, manchmal tagelang. Sie kommen aus der ganzen Welt zu uns unter allen m?glichen Bannern, mit Segeln in allen erdenklichen Farben. Sie bringen Gew?rze und Seide und Waffen und Delikatessen aller Art – manchmal sogar Tiere. Ich habe immer die Leute beobachtet und mich gefragt, wie sie wohl lebten. Ich wollte so gerne eine von ihnen sein.“ Sie l?chelte, ein ungew?hnlicher Anblick und ihre Augen leuchteten von den Erinnerungen. „Ich hatte immer einen Traum“, sagte Deirdre. „Ich habe immer gedacht, dass wenn ich alt genug w?re, auf einem dieser Schiffe in ein fremdes Land segeln und dort meinen Prinzen finden w?rde. Dann w?rden wir auf einer wundersch?nen Insel leben in einem gro?en Schloss. Egal wo, nur nicht in Escalon.“ Kyra sah Deirdre an, die immer noch l?chelte. „Und jetzt?“, fragte Kyra. Deirdres Gesicht wurde Ernst, als sie in den Schnee blickte und ihre Augen waren pl?tzlich traurig. Sie sch?ttelte nur den Kopf. „F?r mich ist es jetzt zu sp?t“, sagte Deirdre. „Nach allem, was sie mir angetan haben.“ „Es ist nie zu sp?t“, sagte Kyra, um sie aufzumuntern. Doch Deirdre sch?ttelte nur den Kopf. „Das waren die Tr?ume eines unschuldigen M?dchens“, sagte sie voller Bedauern. „Dieses M?dchen gibt es schon lange nicht mehr.“ Kyra empfand Mitleid und Trauer f?r ihre Freundin als sie schweigend weiterritten, tiefer und tiefer in den Wald hinein. Sie wollte ihr den Schmerz nehmen, doch sie wusste nicht wie. Sie dachte ?ber all das Leid nach, mit dem viele Menschen leben mussten. Was hatte ihr Vater einst gesagt? Lass dich nicht von Gesichtern t?uschen. Wir alle leben Leben voller stiller Verzweiflung. Manche verbergen es besser als andere. Empfinde Mitleid f?r alle, selbst wenn du keinen ?u?erlichen Grund dazu siehst. „Der schlimmste Tag in meinem Leben“, fuhr Deirdre fort, „war als mein Vater sich dem pandesischen Gesetz unterworfen hat, ihren Schiffen erlaubt hat, in unsere Kan?le zu fahren und seinen M?nner befohlen hat, unsere Banner einzuholen. Dieser Tag war sogar noch trauriger als der, an dem er ihnen erlaubt hat, mich mitzunehmen.“ Kyra verstand sie nur zu gut. Sie verstand den Schmerz, den Deirdre hatte ertragen m?ssen, das Gef?hl, verraten zu werden. „Und wenn du zur?ckkehrst?“, fragte Kyra. „Wirst du deinen Vater sehen?“ Deirdre blickte mit gequ?lter Miene zu Boden. Schlie?lich sagte sie, „Er ist immer noch mein Vater. Er hat einen Fehler gemacht und ich bin mir sicher, dass er nicht wusste, was sie mit mir tun w?rden. Ich denke er wird nie wieder derselbe sein, wenn er erf?hrt, was geschehen ist. Ich will es ihm sagen. Von Angesicht zu Angesicht. Ich will, dass er meinen Schmerz ?ber seinen Verrat versteht. Er muss begreifen, was passiert, wenn M?nner ?ber das Schicksal von Frauen entscheiden.“ Sie wischte eine Tr?ne fort. „Er ist einmal mein Held gewesen. Ich verstehe nicht, wie er mich an sie ?bergeben konnte.“ „Und jetzt?“, fragte Kyra. Deirdre sch?ttelte den Kopf. „Nicht mehr. Kein Mann wird je mehr mein Held sein. Ich werde andere Helden finden.“ „Was ist mit dir?“ Deirdre sah sie verwirrt an. „Was meinst du?“ „Warum f?ngst du nicht bei dir selbst an?“, fragte Kyra. „Kannst du nicht deine eigene Heldin sein?“ Deirdre schnaubte. „Warum sollte ich eine Heldin sein?“ „F?r mich bist du eine Heldin“, sagte Kyra. „Was du in dem Kerker erlitten hast – h?tte ich nicht ertragen k?nnen. Du hast ?berlebt. Mehr noch – du bist aufgestanden und bl?hst auf. Das ist es, was f?r mich eine Heldin ausmacht.“ Deirdre schien ?ber ihre Worte nachzudenken, w?hrend sie schweigend weiter ritten. „Und du, Kyra?“, fragte Deirdre schlie?lich. „Erz?hl mir von dir.“ Kyra zuckte mit den Schultern. „Was m?chtest du wissen?“ Deirdre r?usperte sich. „Erz?hl mir von dem Drachen. Was ist da passiert? Ich habe noch nie so etwas gesehen. Warum ist er zu dir gekommen?“ Sie z?gerte. „Wer bist du?“ Kyra war ?berrascht, Furcht in der Stimme ihrer Freundin zu sp?ren. Sie dachte ?ber ihre Worte nach, denn sie wollte so wahrheitsgetreu wie m?glich antworten – und w?nschte sich, sie h?tte eine Antwort. „Ich wei? es nicht“, sagte sie ehrlich. „Ich denke, das werde ich am Ende dieser Reise herausfinden.“ „Du wei?t es nicht?“, dr?ngte Deirdre. „Ein Drachen schie?t vom Himmel herab, um f?r dich zu k?mpfen, und du wei?t nicht warum?“ Kyra dachte dar?ber nach, wie verr?ckt das klang, doch sie konnte nur den Kopf sch?tteln. Instinktiv blickte sie zum Himmel auf, der durch die knorrigen ?ste zu sehen war und hoffte auf ein Zeichen von Theos. Doch sie sah nichts als bedr?ckende Finsternis. Sie h?rte ihn auch nicht und das Gef?hl der Isolation wurde st?rker. „Du wei?t, dass du anders bist, nicht wahr?“, fragte Deirdre. Kyra zuckte mit den Schultern. Ihre Wangen brannten und sie war unsicher. Sie fragte sich, ob ihre Freundin f?r eine Missgeburt hielt. „Ich war mir immer aller Dinge so sicher“, antwortete Kyra. „Doch jetzt… wei? ich gar nichts mehr.“ Sie fielen wieder in behagliches Schweigen und ritten stundenlang weiter. Manchmal, wenn der Wald sich lichtete, kamen sie schneller voran, und manchmal wurde er so dicht, dass sie absteigen und ihre Pferde f?hren mussten. Kyra war die ganze Zeit ?ber nerv?s und hatte das Gef?hl, dass sie jederzeit angegriffen werden k?nnten. Sie wusste nicht, was mehr schmerzte, die K?lte oder der Hunger. Ihre Muskeln brannten und sie konnte ihre Lippen nicht sp?ren. Sie war schrecklich ungl?cklich. Sie konnte kaum glauben, dass ihre Reise gerade erst begonnen hatte. Nach dem weitere Stunden vergangen waren, begann Leo zu wimmern. Es waren seltsame Laute, nicht sein normales Winseln, sondern die Laute, die er von sich gab, wenn er etwas zu essen Roch. Und pl?tzlich roch Kyra es auch und auch Deirdre wandte den Kopf. Kyra sp?hte durch den Wald, doch sie sah nichts. Als sie stehenblieben und lauschten, begann sie, etwas vor sich zu h?ren. Kyra war aufgeregt ?ber den Geruch und nerv?s ?ber das, was es bedeutete: andere waren hier mit ihnen im Wald. Sie erinnerte sich an die Warnung ihres Vaters und das letzte, was sie wollte war eine Konfrontation. Nicht hier und nicht jetzt. Deirdre sah sie an. „Ich bin am Verhungern“, sagte sie. Auch Kyra knurrte der Mangen. „Wer auch immer das ist“, sagte Kyra. „Ich f?rchte, dass niemand in einer Nacht wie dieser gerne teilen m?chte.“ „Wir haben jede  Menge Gold“, sagte Deirdre. „Vielleicht verkaufen sie uns ja was.“ Doch Kyra sch?ttelte den Kopf, denn sie hatte ein ungutes Gef?hl. Derweil wimmerte Leo und leckte sich die Lefzen. Auch er war offensichtlich hungrig. „Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist“, sagte Kyra trotz ihres schmerzenden Magens. „Wir sollten auf dem Weg bleiben.“ „Und wenn wir kein Essen finden“, beharrte Deirdre. „Wir k?nnten hier drau?en verhungern. Und unsere Pferde auch. Es k?nnte Tage so weitergehen und das ist vielleicht unsere einzige Chance. Davon abgesehen haben wir nichts zu bef?rchten. Du hast deine Waffen, ich habe meine und wir haben Leo und Andor. Du wei?t genau, dass du drei Pfeile auf einen Feind abschie?en kannst, bevor de auch nur mit der Wimper gezuckt hat.“ Kyra z?gerte. Sie war nicht ?berzeugt. „Davon abgesehen bezweifle ich, dass ein J?ger mit einem Braten ?ber dem Feuer uns irgendetwas antun w?rde. Kyra, die den Hunger ihrer Weggef?hrten sp?ren konnte, ihren Wunsch, den Duft zu folgen, konnte nicht l?nger widerstehen. „Mir gef?llt das nicht“, sagte sie. „Lass uns langsam gehen und sehen, wer das ist. Wenn wir irgendeine Gefahr sp?ren, musst du mir versprechen, zu gehen, bevor wir zu nah kommen.“ Deirdre nickte. „Ich verspreche es dir“, antwortete sie. Sie ritten langsam los. Als der Duft st?rker wurde, sah Kyra ein schwaches Leuchten vor sich, und als sie darauf zu ritten, schlug ihr Herz schneller, als sie ?berlegte, wer hier drau?en sein k?nnte. Sie ritten langsamer, als sie n?her kamen, und tasteten sich vorsichtig zwischen den B?umen vor. Das Leuchten wurde st?rker, die Ger?usche lauter, die Unruhe gr??er, und Kyra sp?rte, dass vor ihnen eine gro?e Gruppe von Menschen war. Deirdre war weniger vorsichtig und lie? sich vom Hunger dazu verleiten, schneller zu reiten und entfernte sich von Kyra. Êîíåö îçíàêîìèòåëüíîãî ôðàãìåíòà. Òåêñò ïðåäîñòàâëåí ÎÎÎ «ËèòÐåñ». Ïðî÷èòàéòå ýòó êíèãó öåëèêîì, êóïèâ ïîëíóþ ëåãàëüíóþ âåðñèþ (https://www.litres.ru/morgan-rice/der-aufstand-der-tapferen/?lfrom=688855901) íà ËèòÐåñ. Áåçîïàñíî îïëàòèòü êíèãó ìîæíî áàíêîâñêîé êàðòîé Visa, MasterCard, Maestro, ñî ñ÷åòà ìîáèëüíîãî òåëåôîíà, ñ ïëàòåæíîãî òåðìèíàëà, â ñàëîíå ÌÒÑ èëè Ñâÿçíîé, ÷åðåç PayPal, WebMoney, ßíäåêñ.Äåíüãè, QIWI Êîøåëåê, áîíóñíûìè êàðòàìè èëè äðóãèì óäîáíûì Âàì ñïîñîáîì.
Íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë Ëó÷øåå ìåñòî äëÿ ðàçìåùåíèÿ ñâîèõ ïðîèçâåäåíèé ìîëîäûìè àâòîðàìè, ïîýòàìè; äëÿ ðåàëèçàöèè ñâîèõ òâîð÷åñêèõ èäåé è äëÿ òîãî, ÷òîáû âàøè ïðîèçâåäåíèÿ ñòàëè ïîïóëÿðíûìè è ÷èòàåìûìè. Åñëè âû, íåèçâåñòíûé ñîâðåìåííûé ïîýò èëè çàèíòåðåñîâàííûé ÷èòàòåëü - Âàñ æä¸ò íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë.