Äûøó îãí¸ì, ïèòàþñü ïåïëîì. ×òî ñãîðåëî, ýòî – ìíå. ß òåáÿ ñïàñëà ïåêëîì, Æãëà ìîëèòâû â òåìíîòå. Çàïàõ æàðêîãî ñàíäàëà, Èñêðû ì÷àòñÿ ñòàåé ñòðåë. Òû ñìîòðåë êàê ÿ ïëÿñàëà. ß ñìîòðåëà êàê òû òëåë. Òåíè âüþòñÿ â òàíöå ñâåòëîì, Ìåòêî â ñåðäöå, êàê êîïü¸. ß äàâíî ïèòàþñü ïåïëîì. ×òî ñãîðåëî – âñ¸ ìî¸.

Ritter Gluck und andere geschichten

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Òèï:Êíèãà
Öåíà:149.00 ðóá.
Èçäàòåëüñòâî: T8RUGRAM / Original
Ãîä èçäàíèÿ: 2018
ßçûê: Íåìåöêèé
Ïðîñìîòðû: 396
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ÊÓÏÈÒÜ È ÑÊÀ×ÀÒÜ ÇÀ: 149.00 ðóá. ×ÒÎ ÊÀ×ÀÒÜ è ÊÀÊ ×ÈÒÀÒÜ
Ritter Gluck und andere geschichten Ýðíñò Òåîäîð Àìàäåé Ãîôìàí Ernst Theodor Amadeus (E. T. A.) Hofrmann ist ein beruhmter deutscher Schriftsteller, in dessen Werken gehen die Geisterwelt, Kriminalgeschichten und ungewohnliche Abenteuer unvermittelt ineinander uber.In diesen Sammelband wurden seine bekanntesten Werke aufgenommen: "Ritter Gluck", "Der goldene Topf", "Der Sandmann" und andere. Den Leser erwarten spannende Sujets, pragnante Gestalten, die sich einem tief einpragen. Ernst Theodor Amadeus Hoffmann Ritter Gluck und Andere Geschichten © T8RUGRAM, 2018 Der Goldene Topf Erste Vigilie Am Himmelfahrtstage, Nachmittags um drei Uhr rannte ein junger Mensch in Dresden durchs schwarze Tor und geradezu in einen Korb mit ?pfeln und Kuchen hinein, die ein altes h??liches Weib feilbot, so da? Alles, was der Quetschung gl?cklich entgangen, hinausgeschleudert wurde, und die Stra?enjungen sich lustig in die Beute teilten, die ihnen der hastige Herr zugeworfen. Auf das Zetergeschrei, das die Alte erhob, verlie?en die Gevatterinnen ihre Kuchen- und Branntweintische, umringten den jungen Menschen und schimpften mit p?belhaftem Ungest?m auf ihn hinein, so da? er, vor ?rger und Scham verstummend, nur seinen kleinen nicht eben besonders gef?llten Geldbeutel hinhielt, den die Alte begierig ergriff und schnell einsteckte. Nun ?ffnete sich der festgeschlossene Kreis, aber indem der junge Mensch hinausscho?, rief ihm die Alte nach: Ja, renne – renne nur zu, Satanskindins Kristall bald Dein Fall – ins Kristall! – Die gellende, kr?chzende Stimme des Weibes hatte etwas Entsetzliches, so da? die Spazierg?nger verwundert still standen, und das Lachen, das sich erst verbreitet, mit einem Mal verstummte. – Der Student Anselmus (niemand anders war der junge Mensch) f?hlte sich, unerachtet er des Weibes sonderbare Worte durchaus nicht verstand, von einem unwillk?rlichen Grausen ergriffen, und er befl?gelte noch mehr seine Schritte, um sich den auf ihn gerichteten Blicken der neugierigen Menge zu entziehen. Wie er sich nun durch das Gew?hl geputzter Menschen durcharbeitete, h?rte er ?berall murmeln: "Der arme junge Mann – ei! ?ber das verdammte Weib!" – Auf ganz sonderbare Weise hatten die geheimnisvollen Worte der Alten dem l?cherlichen Abenteuer eine gewisse tragische Wendung gegeben, so da? man dem vorhin ganz Unbemerkten jetzt teilnehmend nachsah. Die Frauenzimmer verziehen dem wohlgebildeten Gesichte, dessen Ausdruck die Glut des innern Grimms noch erh?hte, so wie dem kr?ftigen Wuchse des J?nglings alles Ungeschick, so wie den ganz au?er dem Gebiete aller Mode liegenden Anzug. Sein hechtgrauer Frack war n?mlich so zugeschnitten, als habe der Schneider, der ihn gearbeitet, die moderne Form nur vom H?rensagen gekannt, und das schwarzatlasne wohlgeschonte Unterkleid gab dem Ganzen einen gewissen magisterm??igen Stil, dem sich nun wieder Gang und Stellung durchaus nicht f?gen wollte. – Als der Student schon beinahe das Ende der Allee erreicht, die nach dem Linkschen Bade f?hrt, wollte ihm beinahe der Atem ausgehen. Er war gen?tigt langsamer zu wandeln; aber kaum wagte er den Blick in die H?he zu richten, denn noch immer sah er die ?pfel und Kuchen um sich tanzen, und jeder freundliche Blick dieses oder jenes M?dchens war ihm nur der Reflex des schadenfrohen Gel?chters am schwarzen Tor. So war er bis an den Eingang des Linkschen Bades gekommen; eine Reihe festlich gekleideter Menschen nach der andern zog herein. Musik von Blasinstrumenten ert?nte von innen, und immer lauter und lauter wurde das Gew?hl der lustigen G?ste. Die Tr?nen w?ren dem armen Studenten Anselmus beinahe in die Augen getreten; denn auch er hatte, da der Himmelfahrtstag immer ein besonderes Familienfest f?r ihn gewesen, an der Gl?ckseligkeit des Linkschen Paradieses teilnehmen, ja er hatte es bis zu einer halben Portion Kaffee mit Rum und einer Bouteille Doppelbier treiben wollen, und um so recht schlampampen zu k?nnen, mehr Geld eingesteckt, als eigentlich erlaubt und tunlich war. Und nun hatte ihn der fatale Tritt in den ?pfelkorb um alles gebracht, was er bei sich getragen. An Kaffee, an Doppelbier, an Musik, an den Anblick der geputzten M?dchen – kurz – an alle getr?umten Gen?sse war nicht zu denken; er schlich langsam vorbei und schlug endlich den Weg an der Elbe ein, der gerade ganz einsam war. Unter einem Holunderbaume, der aus der Mauer hervorgesprossen, fand er ein freundliches Rasenpl?tzchen; da setzte er sich hin und stopfte eine Pfeife von dem Sanit?tsknaster, den ihm sein Freund, der Konrektor Paulmann, geschenkt. – Dicht vor ihm pl?tscherten und rauschten die goldgelben Wellen des sch?nen Elbstroms; hinter demselben streckte das herrliche Dresden k?hn und stolz seine lichten T?rme empor in den duftigen Himmelsgrund, der sich hinabsenkte auf die blumigen Wiesen und frisch gr?nenden W?lder, und aus tiefer D?mmerung gaben die zackichten Gebirge Kunde vom fernen B?hmerland. Aber finster vor sich hinblickend blies der Student Anselmus die Dampfwolken in die Luft, und sein Unmut wurde endlich laut, indem er sprach: "Wahr ist es doch, ich bin zu allem m?glichen Kreuz und Elend geboren! – Da? ich niemals Bohnenk?nig geworden, da? ich im Paar oder Unpaar immer falsch geraten, da? mein Butterbrot immer auf die fette Seite gefallen, von allem diesen Jammer will ich gar nicht reden: aber ist es nicht ein schreckliches Verh?ngnis, da? ich, als ich denn doch nun dem Satan zum Trotz Student geworden war, ein K?mmelt?rke sein und bleiben mu?te? – Ziehe ich wohl je einen neuen Rock an, ohne gleich das erstemal einen Talgfleck hineinzubringen, oder mir an einem ?beleingeschlagenen Nagel ein verw?nschtes Loch hineinzurei?en? Gr??e ich wohl je einen Herrn Hofrat oder eine Dame, ohne den Hut weit von mir zu schleudern, oder gar auf dem glatten Boden auszugleiten und sch?ndlich umzust?lpen? Hatte ich nicht schon in Halle jeden Markttag eine bestimmte Ausgabe von drei bis vier Groschen f?r zertretene T?pfe, weil mir der Teufel in den Kopf setzt, meinen Gang geradeaus zu nehmen, wie die Laminge? Bin ich denn ein einziges Mal ins Kollegium, oder wo man mich sonst hinbeschieden, zu rechter Zeit gekommen? Was half es, da? ich eine halbe Stunde vorher ausging und mich vor die T?r hinstellte, den Dr?cker in der Hand? denn so wie ich mit dem Glockenschlage aufdr?cken wollte, go? mir der Satan ein Waschbecken ?ber den Kopf, oder lie? mich mit einem Heraustretenden zusammenrennen, da? ich in tausend H?ndel verwickelt wurde und dar?ber Alles vers?umte. – Ach! ach! wo seid ihr hin, ihr seligen Tr?ume k?nftigen Gl?cks, wie ich stolz w?hnte, ich k?nne es wohl hier noch bis zum geheimen Sekret?r bringen! Aber hat mir mein Unstern nicht die besten G?nner verfeindet? – Ich wei?, da? der geheime Rat, an den ich empfohlen bin, verschnittenes Haar nicht leiden mag; mit M?he befestigt der Friseur einen kleinen Zopf an meinem Hinterhaupt, aber bei der ersten Verbeugung springt die ungl?ckselige Schnur, und ein munterer Mops, der mich umschn?ffelt, apportiert im Jubel das Z?pfchen dem geheimen Rate. Ich springe erschrocken nach und st?rze ?ber den Tisch, an dem er fr?hst?ckend gearbeitet hat, so da? Tassen, Teller, Tintenfa?, Sandb?chse klirrend herabst?rzen, und der Strom von Schokolade und Tinte sich ?ber die eben geschriebene Relation ergie?t. Herr, sind Sie des Teufels? br?llt der erz?rnte geheime Rat und schiebt mich zur T?r hinaus. – Was hilft es, da? mir der Konrektor Paulmann Hoffnung zu einem Schreiberdienste gemacht hat? Wird es denn mein Unstern zulassen, der mich ?berall verfolgt? – Nur noch heute! – Ich wollte den lieben Himmelfahrtstag recht in der Gem?tlichkeit feiern, ich wollte ordentlich was daraufgehen lassen. Ich h?tte eben so gut wie jeder andre Gast in Linkes Bade stolz rufen k?nnen: Marqueur – eine Flasche Doppelbier – aber vom besten bitte ich! – Ich h?tte bis sp?t Abends sitzen k?nnen, und noch dazu ganz nahe bei dieser oder jener Gesellschaft herrlich geputzter sch?ner M?dchen. Ich wei? es schon, der Mut w?re mir gekommen, ich w?re ein ganz anderer Mensch geworden; ja, ich h?tte es so weit gebracht, da? wenn diese oder jene gefragt: wie sp?t mag es wohl jetzt sein? oder: was ist denn das, was sie spielen? da w?re ich mit leichtem Anstande aufgesprungen, ohne mein Glas umzuwerfen, oder ?ber die Bank zu stolpern; mich in gebeugter Stellung anderthalb Schritte vorw?rts bewegend, h?tte ich gesagt: Erlauben Sie, Mademoiselle, Ihnen zu dienen, es ist die Ouvert?re aus dem Donauweibchen, oder: es wird gleich sechs Uhr schlagen. – H?tte mir das ein Mensch in der Welt ?bel deuten k?nnen? – Nein! sage ich, die M?dchen h?tten sich so schalkhaft l?chelnd angesehen, wie es wohl zu geschehen pflegt, wenn ich mich ermutige zu zeigen, da? ich mich auch wohl auf den leichten Weltton verstehe und mit Damen umzugehen wei?. Aber da f?hrt mich der Satan in den verw?nschten ?pfelkorb, und nun mu? ich in der Einsamkeit meinen Sanit?tsknaster – " Hier wurde der Student Anselmus in seinem Selbstgespr?che durch ein sonderbares Rieseln und Rascheln unterbrochen, das sich dicht neben ihm im Grase erhob, bald aber in die Zweige und Bl?tter des Holunderbaumes hinaufglitt, der sich ?ber seinem Haupte w?lbte. Bald war es, als sch?ttle der Abendwind die Bl?tter, bald als kosten V?glein in den Zweigen, die kleinen Fittiche im mutwilligen Hin- und Herflattern r?hrend. Da fing es an zu fl?stern und zu lispeln, und es war als ert?nten die Bl?ten wie aufgehangene Kristallgl?ckchen. Anselmus horchte und horchte. Da wurde, er wu?te selbst nicht wie, das Gelispel und Gefl?ster und Geklingel zu leisen halbverwehten Worten: Zwischen durch – zwischen ein – zwischen Zweigen, zwischen schwellenden Bl?ten, schwingen, schl?ngeln, schlingen wir uns – Schwesterlein – Schwesterlein, schwinge dich im Schimmer – schnell, schnell herauf – herab – Abendsonne schie?t Strahlen, zischelt der Abendwind – raschelt der Abendwind – raschelt der Tau – Bl?ten singen – r?hren wie Z?nglein, singen wir mit Bl?ten und Zweigen – Sterne bald gl?nzen – m?ssen herab – zwischen durch, zwischen ein schl?ngeln, schlingen, schwingen wir uns Schwesterlein. – So ging es fort im Sinne verwirrender Rede. Der Student Anselmus dachte: das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verst?ndlichen Worten fl?stert. – Aber in dem Augenblick ert?nte es ?ber seinem Haupte wie ein Dreiklang heller Kristallglocken; er schaute hinauf und erblickte drei in gr?nem Gold ergl?nzende Schl?nglein, die sich um die Zweige gewickelt hatten und die K?pfchen der Abendsonne entgegenstreckten. Da fl?sterte und lispelte es von neuem in jenen Worten, und die Schl?nglein schl?pften und kosten auf und nieder durch die Bl?tter und Zweige; und wie sie sich so schnell r?hrten, da war es als streue der Holunderbusch tausend funkelnde Smaragde durch seine dunklen Bl?tter. Das ist die Abendsonne, die so in dem Holunderbusch spielt, dachte der Student Anselmus: aber da ert?nten die Glocken wieder und Anselmus sah, wie eine Schlange ihr K?pfchen nach ihm herabstreckte. Durch alle Glieder fuhr es ihm wie ein elektrischer Schlag, er erbebte im Innersten – er starrte hinauf, und ein Paar herrliche dunkelblaue Augen blickten ihn an mit unaussprechlicher Sehnsucht, so da? ein nie gekanntes Gef?hl der h?chsten Seligkeit und des tiefsten Schmerzes seine Brust zersprengen wollte. Und wie er voll hei?en Verlangens immer in die holdseligen Augen schaute, da ert?nten st?rker in lieblichen Akkorden die Kristallglocken, und die funkelnden Smaragde fielen auf ihn herab und umspannen ihn, in tausend Fl?mmchen um ihn herflackernd und spielend mit schimmernden Goldfaden. Der Holunderbusch r?hrte sich und sprach: "Du lagst in meinem Schatten, mein Duft umflo? Dich, aber Du verstandest mich nicht: der Duft ist meine Sprache, wenn ihn die Liebe entz?ndet." Der Abendwind strich vor?ber und sprach: "Ich umspielte Deine Schl?fe, aber Du verstandest mich nicht: der Hauch ist meine Sprache, wenn ihn die Liebe entz?ndet." Die Sonnenstrahlen brachen durch das Gew?lk und der Schein brannte wie in Worten: "Ich umgo? Dich mit gl?hendem Gold, aber Du verstandest mich nicht: Glut ist meine Sprache, wenn sie die Liebe entz?ndet." Und immer inniger und inniger versunken in den Blick des herrlichen Augenpaars, wurde hei?er die Sehnsucht, gl?hender das Verlangen. Da regte und bewegte sich alles, wie zum frohen Leben erwacht. Blumen und Bl?ten dufteten um ihn her, und ihr Duft war wie herrlicher Gesang von tausend Fl?tenstimmen; und was sie gesungen, trugen im Widerhall die goldenen vor?berfliehenden Abendwolken in ferne Lande. Aber als der letzte Strahl der Sonne schnell hinter den Bergen verschwand und nun die D?mmerung ihren Flor ?ber die Gegend warf, da rief, wie aus weiter Ferne, eine rauhe tiefe Stimme: Hei, hei! was ist das f?r ein Gemunkel und Gefl?ster da dr?ben? – Hei, hei! wer sucht mir doch den Strahl hinter den Bergen! genug gesonnt, genug gesungen. – Hei, hei! durch Busch und Gras – durch Gras und Strom! – Hei, – hei – Her u – u – u nter – Her u – u – u nter! So verschwand die Stimme wie im Murmeln eines fernen Donners, aber die Kristallglocken zerbrachen im schneidenden Mi?ton. Alles war verstummt, und Anselmus sah, wie die drei Schlangen schimmernd und blinkend durch das Gras nach dem Strome schl?pften; rischelnd und raschelnd st?rzten sie sich in die Elbe, und ?ber den Wogen, wo sie verschwunden, knisterte ein gr?nes Feuer empor, das in schiefer Richtung nach der Stadt zu leuchtend verdampfte. Zweite Vigilie "Der Herr ist wohl nicht recht bei Troste", sagte eine ehrbare B?rgersfrau, die vom Spaziergange mit der Familie heimkehrend, still stand und mit ?bereinandergeschlagenen Armen dem tollen Treiben des Studenten Anselmus zusah. Der hatte n?mlich den Stamm des Holunderbaumes umfa?t und rief unaufh?rlich in die Zweige und Bl?tter hinein: "O nur noch einmal blinket und leuchtet, ihr lieblichen goldnen Schl?nglein, nur noch einmal la?t eure Glockenstimmchen h?ren! Nur noch einmal blicket mich an, ihr holdseligen blauen Augen, nur noch einmal, ich mu? ja sonst vergehen in Schmerz und hei?er Sehnsucht!" Und dabei seufzte und ?chzte er aus der tiefsten Brust recht kl?glich, und sch?ttelte vor Verlangen und Ungeduld den Holunderbaum, der aber statt aller Antwort nur ganz dumpf und unvernehmlich mit den Bl?ttern rauschte, und so den Schmerz des Studenten Anselmus ordentlich zu verh?hnen schien. – "Der Herr ist wohl nicht recht bei Troste," sagte die B?rgersfrau, und dem Anselmus war es so, als w?rde er aus einem tiefen Traum ger?ttelt oder gar mit eiskaltem Wasser begossen, um ja recht j?hling zu erwachen. Nun sah er erst wieder deutlich, wo er war, und besann sich, wie ein sonderbarer Spuk ihn geneckt und gar dazu getrieben habe, ganz allein f?r sich selbst in laute Worte auszubrechen. Best?rzt blickte er die B?rgersfrau an und griff endlich nach dem Hute, der zur Erde gefallen, um davon zu eilen. Der Familienvater war unterdessen auch herangekommen und hatte, nachdem er das Kleine, das er auf dem Arm getragen, ins Gras gesetzt, auf seinen Stock sich st?tzend mit Verwunderung dem Studenten zugeh?rt und zugeschaut. Er hob jetzt Pfeife und Tabaksbeutel auf, die der Student fallen lassen, und sprach, beides ihm hinreichend: "Lamentier’ der Herr nicht so schrecklich in der Finsternis, und vexier’ Er nicht die Leute, wenn ihm sonst nichts fehlt, als da? Er zu viel ins Gl?schen geguckt – geh’ Er fein ordentlich zu Hause und leg’ Er sich aufs Ohr!" Der Student Anselmus sch?mte sich sehr, er stie? ein weinerliches Ach! aus. – "Nun, nun", fuhr der B?rgersmann fort, "la? es der Herr nur gut sein, so was geschieht dem Besten, und am lieben Himmelfahrtstage kann man wohl in der Freude seines Herzens ein Schl?ckchen ?ber den Durst tun. Das passiert auch wohl einem Manne Gottes – der Herr ist ja doch wohl ein Kandidat. – Aber wenn es der Herr erlaubt, stopf’ ich mir ein Pfeifchen von seinem Tabak, meiner ist mir da droben ausgegangen." Dies sagte der B?rger, als der Student Anselmus schon Pfeife und Beutel einstecken wollte, und nun reinigte der B?rger langsam und bed?chtig seine Pfeife, und fing eben so langsam an zu stopfen. Mehrere B?rgerm?dchen waren dazugetreten, die sprachen heimlich mit der Frau und kicherten mit einander, indem sie den Anselmus ansahen. Dem war es, als st?nde er auf lauter spitzigen Dornen und gl?henden Nadeln. So wie er nur Pfeife und Tabaksbeutel erhalten, rannte er spornstreichs davon. Alles was er Wunderbares gesehen, war ihm rein aus dem Ged?chtnis geschwunden, und er besann sich nur, da? er unter dem Holunderbaum allerlei tolles Zeug ganz laut geschwatzt, was ihm denn um so entsetzlicher war, als er von jeher einen innerlichen Abscheu gegen alle Selbstredner gehegt. Der Satan schwatzt aus ihnen, sagte sein Rektor, und daran glaubte er auch in der Tat. F?r einen am Himmelfahrtstage betrunkenen Candidatus theologiae gehalten zu werden, der Gedanke war ihm unertr?glich. Schon wollte er in die Pappelallee bei dem Koselschen Garten einbiegen, als eine Stimme hinter ihm her rief: Herr Anselmus! Herr Anselmus! wo rennen Sie denn um tausend Himmelswillen hin in solcher Hast? Der Student blieb wie in den Boden gewurzelt stehen, denn er war ?berzeugt, da? nun gleich ein neues Ungl?ck auf ihn einbrechen werde. Die Stimme lie? sich wieder h?ren: Herr Anselmus, so kommen Sie doch zur?ck, wir warten hier am Wasser! – Nun vernahm der Student erst, da? es sein Freund, der Konrektor Paulmann war, der ihn rief; er ging zur?ck an die Elbe und fand den Konrektor mit seinen beiden T?chtern, sowie den Registrator Heerbrand, wie sie eben im Begriff waren in eine Gondel zu steigen. Der Konrektor Paulmann lud den Studenten ein, mit ihm ?ber die Elbe zu fahren und dann in seiner, auf der Pirnaer Vorstadt gelegenen Wohnung Abends ?ber bei ihm zu bleiben. Student Anselmus nahm das recht gern an, weil er denn doch so dem b?sen Verh?ngnis, das heute ?ber ihn walte, zu entrinnen glaubte. Als sie nun ?ber den Strom fuhren, begab es sich, da? auf dem jenseitigen Ufer bei dem Antonschen Garten ein Feuerwerk abgebrannt wurde. Prasselnd und zischend fuhren die Raketen in die H?he und die leuchtenden Sterne zersprangen in den L?ften, tausend knisternde Strahlen und Flammen um sich spr?hend. Der Student Anselmus sa? in sich gekehrt bei dem rudernden Schiffer; als er nun aber im Wasser den Widerschein der in der Luft herumspr?henden und knisternden Funken und Flammen erblickte, da war es ihm als z?gen die goldnen Schl?nglein durch die Flut. Alles, was er unter dem Holunderbaum Seltsames geschaut, trat wieder lebendig in Sinn und Gedanken, und aufs neue ergriff ihn die unaussprechliche Sehnsucht, das gl?hende Verlangen, welches dort seine Brust in krampfhaft schmerzvollem Entz?cken ersch?ttert. "Ach, seid ihr es denn wieder, ihr goldenen Schl?nglein, singt nur, singt! In eurem Gesange erscheinen ja wieder die holden lieblichen dunkelblauen Augen – ach, seid ihr denn unter den Fluten!" – So rief der Student Anselmus und machte dabei eine heftige Bewegung, als wolle er sich gleich aus der Gondel in die Flut st?rzen. "Ist der Herr des Teufels?" rief der Schiffer, und erwischte ihn beim Rockscho?. Die M?dchen, welche bei ihm gesessen, schrieen im Schreck auf und fl?chteten auf die andere Seite der Gondel! der Registrator Heerbrand sagte dem Konrektor Paulmann etwas ins Ohr, worauf dieser mehreres antwortete, wovon der Student Anselmus aber nur die Worte verstand: "Dergleichen Anf?lle – noch nicht bemerkt?" – Gleich nachher stand auch der Konrektor Paulmann auf und setzte sich mit einer gewissen ernsten gravit?tischen Amtsmiene zu dem Studenten Anselmus, seine Hand nehmend und sprechend: Wie ist Ihnen, Herr Anselmus? Dem Studenten Anselmus vergingen beinahe die Sinne, denn in seinem Innern erhob sich ein toller Zwiespalt, den er vergebens beschwichtigen wollte. Er sah nun wohl deutlich, da? das, was er f?r das Leuchten der goldenen Schl?nglein gehalten, nur der Widerschein des Feuerwerks bei Antons Garten war; aber ein nie gekanntes Gef?hl, er wu?te selbst nicht, ob Wonne, ob Schmerz, zog krampfhaft seine Brust zusammen, und wenn der Schiffer nun so mit dem Ruder ins Wasser hineinschlug, da? es wie im Zorn sich emporkr?uselnd pl?tscherte und rauschte, da vernahm er in dem Get?se ein heimliches Lispeln und Fl?stern: Anselmus! Anselmus! siehst Du nicht, wie wir stets vor Dir herziehen? – Schwesterlein blickt Dich wohl wieder an – glaube – glaube – glaube an uns! – Und es war ihm, als s?h er im Widerschein drei gr?ngl?hende Streifen. Aber als er dann recht wehm?tig ins Wasser hineinblickte, ob nun nicht die holdseligen Augen aus der Flut herausschauen w?rden, da gewahrte er wohl, da? der Schein nur von den erleuchteten Fenstern der nahen H?user herr?hrte. Schweigend sa? er da und im Innern mit sich k?mpfend; aber der Konrektor Paulmann sprach noch heftiger: Wie ist Ihnen, Herr Anselmus? Ganz kleinm?tig antwortete der Student: Ach, lieber Herr Konrektor, wenn Sie w??ten, was ich eben unter dem Holunderbaum bei der Linkeschen Gartenmauer ganz wachend mit offnen Augen f?r ganz besondere Dinge getr?umt habe, ach, Sie w?rden mir es gar nicht verdenken, da? ich so gleichsam abwesend – Ei, ei, Herr Anselmus, fiel der Konrektor Paulmann ein, ich habe Sie immer f?r einen soliden jungen Mann gehalten, – aber tr?umen – mit hellen offenen Augen tr?umen, und dann mit einem Mal ins Wasser springen wollen, das – verzeihen Sie mir, k?nnen nur Wahnwitzige oder Narren! – Der Student Anselmus wurde ganz betr?bt ?ber seines Freundes harte Rede; da sagte Paulmanns ?lteste Tochter Veronika, ein recht h?bsches bl?hendes M?dchen von sechzehn Jahren: Aber, lieber Vater, es mu? dem Herrn Anselmus doch was Besonderes begegnet sein, und er glaubt vielleicht nur, da? er gewacht habe, unerachtet er unter dem Holunderbaum wirklich geschlafen und ihm allerlei n?rrisches Zeug vorgekommen, was ihm noch in Gedanken liegt. – Und, teuerste Mademoiselle, werter Konrektor, nahm der Registrator Heerbrand das Wort, sollte man denn nicht auch wachend in einen gewissen tr?umerischen Zustand versinken k?nnen? So ist mir in der Tat selbst einmal Nachmittags beim Kaffee in einem solchen Hinbr?ten, dem eigentlichen Moment k?rperlicher und geistiger Verdauung, die Lage eines verlornen Aktenst?cks wie durch Inspiration eingefallen, und nur noch gestern tanzte auf gleiche Weise eine herrliche gro?e lateinische Frakturschrift vor meinen hellen offenen Augen umher. Ach, geehrtester Registrator, erwiderte der Konrektor Paulmann, Sie haben immer solch einen Hang zu den Poeticis gehabt, und da verf?llt man leicht in das Phantastische und Romanhafte. Aber dem Studenten Anselmus tat es wohl, da? man sich seiner in der h?chst betr?bten Lage, f?r betrunken oder wahnwitzig gehalten zu werden, annahm; und unerachtet es ziemlich finster geworden, glaubte er doch zum erstenmale zu bemerken, wie Veronika recht sch?ne dunkelblaue Augen habe, ohne da? ihm jedoch jenes wunderbare Augenpaar, das er in dem Holunderbaum geschaut, in die Gedanken kam. ?berhaupt war dem Studenten Anselmus mit einem Mal nun wieder das Abenteuer unter dem Holunderbaum ganz verschwunden; er f?hlte sich so leicht und froh, ja er trieb es wie im lustigen ?bermute so weit, da? er bei dem Heraussteigen aus der Gondel seiner Schutzrednerin Veronika die h?lfreiche Hand bot, und ohne weiteres, als sie ihren Arm in den seinigen hing, sie mit so vieler Geschicklichkeit und so vielem Gl?ck zu Hause f?hrte, da? er nur ein einziges Mal ausglitt und, da es gerade der einzige schmutzige Fleck auf dem ganzen Wege war, Veronikas wei?es Kleid nur ganz wenig bespritzte. Dem Konrektor Paulmann entging die gl?ckliche ?nderung des Studenten Anselmus nicht, er gewann ihn wieder lieb und bat ihn der harten Worte wegen, die er vorhin gegen ihn fallen lassen, um Verzeihung. Ja, f?gte er hinzu, man hat wohl Beispiele, da? oft gewisse Phantasmata dem Menschen vorkommen und ihn ordentlich ?ngstigen und qu?len k?nnen; das ist aber k?rperliche Krankheit, und es helfen Blutigel, die man, salva venia, dem Hintern appliziert, wie ein ber?hmter bereits verstorbener Gelehrter bewiesen. Der Student Anselmus wu?te nun in der Tat selbst nicht, ob er betrunken, wahnwitzig oder krank gewesen; auf jeden Fall schienen ihm aber die Blutigel ganz unn?tz, da die etwaigen Phantasmata g?nzlich verschwunden und er sich immer heiterer f?hlte, je mehr es ihm gelang sich in allerlei Artigkeiten um die h?bsche Veronika zu bem?hen. Es wurde wie gew?hnlich nach der frugalen Mahlzeit Musik gemacht; der Student Anselmus mu?te sich ans Klavier setzen und Veronika lie? ihre helle klare Stimme h?ren. – Werte Mademoiselle, sagte der Registrator Heerbrand, Sie haben eine Stimme wie eine Kristallglocke! – "Das nun wohl nicht!" fuhr es dem Studenten heraus, er wu?te selbst nicht wie, und alle sahen ihn verwundert und betroffen an. – "Kristallglocken t?nen in Holunderb?umen wunderbar! wunderbar!" fuhr der Student Anselmus halbleise murmelnd fort. Da legte Veronika ihre Hand auf seine Schulter und sagte: Was sprechen Sie denn da, Herr Anselmus? Gleich wurde der Student wieder ganz munter und fing an zu spielen. Der Konrektor Paulmann sah ihn finster an, aber der Registrator Heerbrand legte ein Notenblatt auf das Pult und sang zum Entz?cken eine Bravourarie vom Kapellmeister Graun. Der Student Anselmus akkompagnierte noch manches, und ein fugiertes Duett, das er mit Veronika vortrug und das der Konrektor Paulmann selbst komponiert, setzte alles in die fr?hlichste Stimmung. Es war ziemlich sp?t worden und der Registrator Heerbrand griff nach Hut und Stock, da trat der Konrektor Paulmann geheimnisvoll zu ihm hin und sprach: Ei, wollten Sie nicht, geehrter Registrator, dem guten Herrn Anselmus selbst – nun! wovon wir vorhin sprachen – Mit tausend Freuden, erwiderte der Registrator Heerbrand, und begann, nachdem sie sich im Kreise gesetzt, ohne weiteres in folgender Art: "Es ist hier im Orte ein alter wunderlicher merkw?rdiger Mann, man sagt, er treibe allerlei geheime Wissenschaften; da es nun eigentlich dergleichen gar nicht gibt, so halte ich ihn eher f?r einen forschenden Antiquar, auch wohl nebenher f?r einen experimentierenden Chemiker. Ich meine niemand andern als unsern geheimen Archivarius Lindhorst. Er lebt, wie Sie wissen, einsam in seinem entlegenen alten Hause, und wenn ihn der Dienst nicht besch?ftigt, findet man ihn in seiner Bibliothek oder in seinem chemischen Laboratorio, wo er aber niemanden hineinl??t. Er besitzt au?er vielen seltenen B?chern eine Anzahl zum Teil arabischer, koptischer, und gar in sonderbaren Zeichen, die keiner bekannten Sprache angeh?ren, geschriebene Manuskripte. Diese will er auf geschickte Weise kopieren lassen, und es bedarf dazu eines Mannes, der sich darauf versteht mit der Feder zu zeichnen, um mit der gr??ten Genauigkeit und Treue alle Zeichen auf Pergament und zwar mit Tusche ?bertragen zu k?nnen. Er l??t in einem besondern Zimmer seines Hauses unter seiner Aufsicht arbeiten, bezahlt au?er dem freien Tisch w?hrend der Arbeit jeden Tag einen Speziestaler, und verspricht noch ein ansehnliches Geschenk, wenn die Abschriften gl?cklich beendet. Die Zeit der Arbeit ist t?glich von zw?lf bis sechs Uhr. Von drei bis vier Uhr wird geruht und gegessen. Da er schon mit ein paar jungen Leuten vergeblich den Versuch gemacht hat, jene Manuskripte kopieren zu lassen, so hat er sich endlich an mich gewendet, ihm einen geschickten Zeichner zuzuweisen; da habe ich an Sie gedacht, lieber Herr Anselmus, denn ich wei?, da? Sie sowohl sehr sauber schreiben, als auch mit der Feder sehr zierlich und rein zeichnen. Wollen Sie daher in dieser schlechten Zeit und bis zu Ihrer etwanigen [etwaigen] Anstellung den Speziestaler t?glich verdienen und das Geschenk obendrein, so bem?hen Sie sich morgen Punkt zw?lf Uhr zu dem Herrn Archivarius, dessen Wohnung Ihnen bekannt sein wird. Aber h?ten Sie sich ja vor jedem Tintenflecken; f?llt er auf die Abschrift, so m?ssen Sie ohne Gnade von vorn anfangen, f?llt er auf das Original, so ist der Herr Archivarius imstande Sie zum Fenster hinauszuwerfen, denn es ist ein zorniger Mann." – Der Student Anselmus war voll inniger Freude ?ber den Antrag des Registrators Heerbrand: denn nicht allein, da? er sauber schrieb und mit der Feder zeichnete, so war es auch seine wahre Passion, mit m?hsamem kalligraphischem Aufwande abzuschreiben; er dankte daher seinen G?nnern in den verbindlichsten Ausdr?cken und versprach die morgende Mittagsstunde nicht zu vers?umen. In der Nacht sah der Student Anselmus nichts als blanke Speziestaler und h?rte ihren lieblichen Klang. – Wer mag das dem Armen verargen, der um so manche Hoffnung durch ein launisches Mi?geschick betrogen, jeden Heller zu Rate halten und manchem Genu?, den jugendliche Lebenslust forderte, entsagen mu?te. Schon am fr?hen Morgen suchte er seine Bleistifte, seine Rabenfedern, seine chinesische Tusche zusammen; denn besser, dachte er, kann der Herr Archivarius keine Materialien erfinden. Vor allen Dingen musterte und ordnete er seine kalligraphischen Meisterst?cke und seine Zeichnungen, um sie dem Archivarius, zum Beweis seiner F?higkeit das Verlangte zu erf?llen, aufzuweisen. Alles ging gl?cklich von statten, ein besonderer Gl?cksstern schien ?ber ihn zu walten, die Halsbinde sa? gleich beim ersten Umkn?pfen wie sie sollte, keine Naht platzte, keine Masche zerri? in den schwarzseidenen Str?mpfen, der Hut fiel nicht noch einmal in den Staub, als er schon sauber abgeb?rstet. – Kurz! – Punkt halb zw?lf Uhr stand der Student Anselmus in seinem hechtgrauen Frack und seinen schwarzatlasnen Unterkleidern, eine Rolle Sch?nschriften und Federzeichnungen in der Tasche, schon auf der Schlo?gasse in Conradis Laden und trank – eins – zwei Gl?schen des besten Magenlik?rs; denn hier, dachte er, indem er auf die annoch leere Tasche schlug, werden bald Speziestaler erklingen. Unerachtet des weiten Weges bis in die einsame Stra?e, in der sich das uralte Haus des Archivarius Lindhorst befand, war der Student Anselmus doch vor zw?lf Uhr an der Haust?r. Da stand er und schaute den gro?en bronzenen T?rklopfer an; aber als er nun auf den letzten die Luft mit m?chtigem Klange durchbebenden Schlag der Turmuhr an der Kreuzkirche den T?rklopfer ergreifen wollte, da verzog sich das metallene Gesicht im ekelhaften Spiel blaugl?hender Lichtblicke zum grinsenden L?cheln. Ach! es war ja das ?pfelweib vom schwarzen Tor. Die spitzigen Z?hne klappten in dem schlaffen Maule zusammen, und in dem Klappern schnarrte es: "Du Narre – Narre – Narre – warte, warte! warum warst hinausgerannt! Narr!" – Entsetzt taumelte der Student Anselmus zur?ck, er wollte den T?rpfosten ergreifen, aber seine Hand erfa?te die Klingelschnur und zog sie an, da l?utete es st?rker und st?rker in gellenden Mi?t?nen, und durch das ganze ?de Haus rief und spottete der Widerhall: Bald Dein Fall ins Kristall! – Den Studenten Anselmus ergriff ein Grausen, das im krampfhaften Fieberfrost durch alle Glieder bebte. Die Klingelschnur senkte sich hinab und wurde zur wei?en durchsichtigen Riesenschlange, die umwand und dr?ckte ihn, fester und fester ihr Gewinde schn?rend, zusammen, da? die m?rben zermalmten Glieder knackend zerbr?ckelten und sein Blut aus den Adern spritzte, eindringend in den durchsichtigen Leib der Schlange und ihn rot f?rbend. – T?te mich, t?te mich! wollte er schreien in der entsetzlichen Angst, aber sein Geschrei war nur ein dumpfes R?cheln. – Die Schlange erhob ihr Haupt und legte die lange spitzige Zunge von gl?hendem Erz auf die Brust des Anselmus, da zerri? ein schneidender Schmerz j?hlings die Pulsader des Lebens und es vergingen ihm die Gedanken. – Als er wieder zu sich selbst kam, lag er auf seinem d?rftigen Bettlein, vor ihm stand aber der Konrektor Paulmann und sprach: Was treiben Sie denn um des Himmels Willen f?r tolles Zeug, lieber Herr Anselmus! Dritte Vigilie Der Geist schaute auf das Wasser, da bewegte es sich und brauste in sch?umenden Wogen und st?rzte sich donnernd in die Abgr?nde, die ihre schwarzen Rachen aufsperrten, es gierig zu verschlingen. Wie triumphierende Sieger hoben die Granitfelsen ihre zackicht gekr?nten H?upter empor, das Tal sch?tzend, bis es die Sonne in ihren m?tterlichen Scho? nahm und es umfassend mit ihren Strahlen wie mit gl?henden Armen pflegte und w?rmte. Da erwachten tausend Keime, die unter dem ?den Sande geschlummert, aus dem tiefen Schlafe und streckten ihre gr?nen Bl?ttlein und Halme zum Angesicht der Mutter hinauf, und wie l?chelnde Kinder in gr?ner Wiege, ruhten in den Bl?ten und Knospen Bl?mlein, bis auch sie von der Mutter geweckt erwachten und sich schm?ckten mit den Lichtern, die die Mutter ihnen zur Freude auf tausendfache Weise bunt gef?rbt. Aber in der Mitte des Tals war ein schwarzer H?gel, der hob sich auf und nieder wie die Brust des Menschen, wenn gl?hende Sehnsucht sie schwellt. – Aus den Abgr?nden rollten die D?nste empor, und sich zusammenballend in gewaltige Massen, strebten sie das Angesicht der Mutter feindlich zu verh?llen; die rief aber den Sturm herbei, der fuhr zerst?ubend unter sie; und als der reine Strahl wieder den schwarzen H?gel ber?hrte, da brach im ?berma? des Entz?ckens eine herrliche Feuerlilie hervor, die sch?nen Bl?tter wie holdselige Lippen ?ffnend, der Mutter s??e K?sse zu empfangen. – Nun schritt ein gl?nzendes Leuchten in das Tal! es war der J?ngling Phosphorus, den sah die Feuerlilie und flehte von hei?er, sehns?chtiger Liebe befangen: sei doch mein ewiglich, Du sch?ner J?ngling! denn ich liebe Dich und mu? vergehen, wenn Du mich verlassest. Da sprach der J?ngling Phosphorus: ich will Dein sein, Du sch?ne Blume, aber dann wirst Du, wie ein entartet Kind, Vater und Mutter verlassen, Du wirst Deine Gespielen nicht mehr kennen, Du wirst gr??er und m?chtiger sein wollen als alles, was sich jetzt als Deinesgleichen mit Dir freut. Die Sehnsucht, die jetzt Dein ganzes Wesen wohlt?tig erw?rmt, wird in hundert Strahlen zerspaltet Dich qu?len und martern; denn der Sinn wird die Sinne geb?ren, und die h?chste Wonne, die der Funke entz?ndet, den ich in Dich hineinwerfe, ist der hoffnungslose Schmerz, in dem Du untergehst, um aufs neue fremdartig emporzukeimen. – Dieser Funke ist der Gedanke! – Ach! klagte die Lilie, kann ich denn nicht in der Glut, wie sie jetzt in mir brennt, Dein sein? Kann ich Dich denn mehr lieben als jetzt, und kann ich Dich denn schauen wie jetzt, wenn Du mich vernichtest? Da k??te sie der J?ngling Phosphorus, und wie vom Lichte durchstrahlt loderte sie auf in Flammen, aus denen ein fremdes Wesen hervorbrach, das schnell dem Tale entfliehend im unendlichen Raume herumschw?rmte, sich nicht k?mmernd um die Gespielen der Jugend und um den geliebten J?ngling. Der klagte um die verlorne Geliebte, denn auch ihn brachte ja nur die unendliche Liebe zu der sch?nen Lilie in das einsame Tal, und die Granitfelsen neigten ihre H?upter teilnehmend vor dem Jammer des J?nglings. Aber einer ?ffnete seinen Scho? und es kam ein schwarzer gefl?gelter Drache rauschend herausgeflattert und sprach: meine Br?der, die Metalle schlafen da drinnen, aber ich bin stets munter und wach und will dir helfen. Sich auf- und niederschwingend erhaschte endlich der Drache das Wesen, das der Lilie entsprossen, trug es auf den H?gel und umschlo? es mit seinem Fittich; da war es wieder die Lilie, aber der bleibende Gedanke zerri? ihr Innerstes und die Liebe zu dem J?ngling Phosphorus war ein schneidender Jammer, vor dem, von giftigen D?nsten angehaucht, die Bl?mlein, die sonst sich ihres Blickes gefreut, verwelkten und starben. Der J?ngling Phosphorus legte eine gl?nzende R?stung an, die in tausendfarbigen Strahlen spielte, und k?mpfte mit dem Drachen, der mit seinem schwarzen Fittich an den Panzer schlug, da? er hell erklang; und von dem m?chtigen Klange lebten die Bl?mlein wieder auf und umflatterten wie bunte V?gel den Drachen, dessen Kr?fte schwanden und der besiegt sich in der Tiefe der Erde verbarg. Die Lilie war befreit, der J?ngling Phosphorus umschlang sie voll gl?henden Verlangens himmlischer Liebe, und im hochjubelnden Hymnus huldigten ihr die Blumen, die V?gel, ja selbst die hohen Granitfelsen als K?nigin des Tals. – Erlauben Sie, das ist orientalischer Schwulst, werter Herr Archivarius! sagte der Registrator Heerbrand, und wir baten denn doch, Sie sollten, wie Sie sonst wohl zu tun pflegen, uns etwas aus Ihrem h?chst merkw?rdigen Leben, etwa von Ihren Reiseabenteuern und zwar etwas Wahrhaftiges erz?hlen. – Nun was denn? erwiderte der Archivarius Lindhorst, das was ich soeben erz?hlt, ist das Wahrhaftigste, was ich Euch auftischen kann, Ihr Leute, und geh?rt in gewisser Art auch zu meinem Leben. Denn ich stamme eben aus jenem Tale her, und die Feuerlilie, die zuletzt als K?nigin herrschte, ist meine Ur-ur-ur-ur-Gro?mutter, weshalb ich denn auch eigentlich ein Prinz bin. – Alle brachen in ein schallendes Gel?chter aus. – Ja lacht nur recht herzlich, fuhr der Archivarius Lindhorst fort, Euch mag wohl das, was ich freilich nur in ganz d?rftigen Z?gen erz?hlt habe, unsinnig und toll vorkommen, aber es ist dessen unerachtet nichts weniger als ungereimt oder auch nur allegorisch gemeint, sondern buchst?blich wahr. H?tte ich aber gewu?t, da? Euch die herrliche Liebesgeschichte, der auch ich meine Entstehung zu verdanken habe, so wenig gefallen w?rde, so h?tte ich lieber manches Neue mitgeteilt, das mir mein Bruder beim gestrigen Besuch mitbrachte. – "Ei, wie das? Haben Sie denn einen Bruder, Herr Archivarius? – Wo ist er denn – wo lebt er denn? Auch in k?niglichen Diensten, oder vielleicht ein privatisierender Gelehrter?" So fragte man von allen Seiten. – "Nein!" erwiderte der Archivarius, ganz kalt und gelassen eine Prise nehmend, "er hat sich auf die schlechte Seite gelegt und ist unter die Drachen gegangen." – "Wie beliebten Sie doch zu sagen, wertester Archivarius," nahm der Registrator Heerbrand das Wort, "unter die Drachen?" – "Unter die Drachen?" hallte es von allen Seiten wie ein Echo nach. – "Ja, unter die Drachen", fuhr der Archivarius Lindhorst fort, eigentlich war es Desperation. Sie wissen, meine Heren [Herren], da? mein Vater vor ganz kurzer Zeit starb, es sind nur h?chstens dreihundertf?nfundachtzig Jahre her, weshalb ich auch noch Trauer trage; der hatte mir, dem Liebling, einen pr?chtigen Onyx vermacht, den durchaus mein Bruder haben wollte. Wir zankten uns bei der Leiche des Vaters dar?ber auf eine ungeb?hrliche Weise, bis der Selige, der die Geduld verlor, aufsprang und den b?sen Bruder die Treppe hinunterwarf. Das wurmte meinen Bruder, und er ging stehenden Fu?es unter die Drachen. Jetzt h?lt er sich in einem Cypressenwalde dicht bei Tunis auf, dort hat er einen ber?hmten mystischen Karfunkel zu bewachen, dem ein Teufelskerl von Nekromant, der ein Sommerlogis in Lappland bezogen, nachstellt, weshalb er denn nur auf ein Viertelst?ndchen, wenn gerade der Nekromant im Garten seine Salamanderbeete besorgt, abkommen kann, um mir in der Geschwindigkeit zu erz?hlen, was es gutes Neues an den Quellen des Nils gibt." – Zum zweiten Male brachen die Anwesenden in ein schallendes Gel?chter aus, aber dem Studenten Anselmus wurde ganz unheimlich zu Mute, und er konnte den Archivarius Lindhorst kaum in die starren, ernsten Augen sehen, ohne innerlich auf eine ihm selbst unbegreifliche Weise zu erbeben. Zumal hatte die rauhe, aber sonderbar metallartig t?nende Stimme des Archivarius Lindhorst f?r ihn etwas geheimnisvoll Eindringendes, da? er Mark und Bein erzittern f?hlte. Der eigentliche Zweck, weshalb ihn der Registrator Heerbrand mit in das Kaffeehaus genommen hatte, schien heute nicht erreichbar zu sein. Nach jenem Vorfalle vor dem Hause des Archivarius Lindhorst war n?mlich der Student Anselmus nicht dahin zu verm?gen gewesen, den Besuch zum zweiten Male zu wagen; denn nach seiner innigsten ?berzeugung hatte nur der Zufall ihn, wo nicht vom Tode, doch von der Gefahr, wahnsinnig zu werden befreit. Der Konrektor Paulmann war eben durch die Stra?e gegangen, als er ganz von Sinnen vor der Haust?r lag, und ein altes Weib, die ihren Kuchen- und ?pfelkorb bei Seite gesetzt, um ihn besch?ftigt war. Der Konrektor Paulmann hatte sogleich eine Portechaise herbeigerufen und ihn so nach Hause transportiert. "Man mag von mir denken, was man will", sagte der Student Anselmus, "man mag mich f?r einen Narren halten oder nicht – genug! – an dem T?rklopfer grinste mir das vermaledeite Gesicht der Hexe vom schwarzen Tore entgegen; was nachher geschah, davon will ich lieber gar nicht reden; aber w?re ich aus meiner Ohnmacht erwacht und h?tte das verw?nschte ?pfelweib vor mir gesehen (denn niemand anders war doch das alte um mich besch?ftigte Weib), mich h?tte augenblicklich der Schlag ger?hrt, oder ich w?re wahnsinnig geworden." Alles Zureden, alle vern?nftigen Vorstellungen des Konrektors Paulmann und des Registrators Heerbrand fruchteten gar nichts, und selbst die blau?ugige Veronika vermochte nicht, ihn aus einem gewissen tiefsinnigen Zustande zu rei?en, in den er versunken. Man hielt ihn nun in der Tat f?r seelenkrank und sann auf Mittel, ihn zu zerstreuen, worauf der Registrator Heerbrand meinte, da? nichts dazu dienlicher sein k?nne als die Besch?ftigung bei dem Archivarius Lindhorst, n?mlich das Nachmalen der Manuskripte. Es kam nur darauf an, den Studenten Anselmus auf gute Art dem Archivarius Lindhorst bekannt zu machen, und da der Registrator Heerbrand wu?te, da? dieser beinahe jeden Abend ein gewisses bekanntes Kaffeehaus besuchte, so lud er den Studenten Anselmus ein, jeden Abend so lange auf seine, des Registrators Kosten in jenem Kaffeehause ein Glas Bier zu trinken und eine Pfeife zu rauchen, bis er auf diese oder jene Art dem Archivarius bekannt und mit ihm ?ber das Gesch?ft des Abschreibens der Manuskripte einig geworden, welches der Student Anselmus dankbarlichst annahm. "Sie verdienen Gottes Lohn, werter Registrator, wenn Sie den jungen Menschen zur Raison bringen," sagte der Konrektor Paulmann. – "Gottes Lohn!" wiederholte Veronika, indem sie die Augen fromm zum Himmel erhob und lebhaft daran dachte, wie der Student Anselmus schon jetzt ein recht artiger junger Mann sei, auch ohne Raison! – Als der Archivarius Lindhorst eben mit Hut und Stock zur T?r hinausschreiten wollte, da ergriff der Registrator Heerbrand den Studenten Anselmus rasch bei der Hand, und mit ihm dem Archivarius den Weg vertretend, sprach er: "Gesch?tztester Herr geheimer Archivarius, hier ist der Student Anselmus, der, ungemein geschickt im Sch?nschreiben und Zeichnen, Ihre seltenen Manuskripte kopieren will." – "Das ist mir ganz ungemein lieb," erwiderte der Archivarius Lindhorst rasch, warf den dreieckigen soldatischen Hut auf den Kopf und eilte, den Registrator Heerbrand und den Studenten Anselmus bei Seite schiebend, mit vielem Ger?usch die Treppe hinab, so da? beide ganz verbl?fft dastanden und die Stubent?r anguckten, die er dicht vor ihnen zugeschlagen, da? die Angeln klirrten. "Das ist ja ein ganz wunderlicher alter Mann," sagte der Registrator Heerbrand, – "Wunderlicher alter Mann," stotterte der Student Anselmus nach, f?hlend, wie ein Eisstrom ihm durch alle Adern fr?stelte, da? er beinahe zur starren Bilds?ule geworden. Aber alle G?ste lachten und sagten: "Der Archivarius war heute einmal wieder in seiner besonderen Laune, morgen ist er gewi? sanftm?tig und spricht kein Wort, sondern sieht in die Dampfwirbel seiner Pfeife oder liest Zeitungen; man mu? sich daran gar nicht kehren." – "Das ist auch wahr" dachte der Student Anselmus, "wer wird sich an so etwas kehren! Hat der Herr Archivarius nicht gesagt, es sei ihm ganz ungemein lieb, da? ich seine Manuskripte kopieren wolle? – Und warum vertrat ihm auch der Registrator Heerbrand den Weg, als er gerade nach Hause gehen wollte? – Nein, nein, es ist ein lieber Mann, im Grunde genommen, der Herr geheime Archivarius Lindhorst, und liberal erstaunlich – nur kurios in absonderlichen Redensarten. – Allein was schadet das mir? – Morgen gehe ich hin Punkt zw?lf Uhr, und setzten sich hundert bronzierte ?pfelweiber dagegen." Vierte Vigilie Wohl darf ich geradezu Dich selbst, g?nstiger Leser, fragen, ob Du in Deinem Leben nicht Stunden, ja Tage und Wochen hattest, in denen Dir all’ Dein gew?hnliches Tun und Treiben ein recht qu?lendes Mi?behagen erregte, und in denen Dir, alles was Dir sonst recht wichtig und wert in Sinn und Gedanken zu tragen vorkam, nun l?ppisch und nichtsw?rdig erschien. Du wu?test dann selbst nicht, was Du tun und wohin Du Dich wenden solltest. Ein dunkles Gef?hl, es m?sse irgendwo und zu irgend einer Zeit ein hoher, den Kreis alles irdischen Genusses ?berschreitender Wunsch erf?llt werden, den der Geist, wie ein strenggehaltenes furchtsames Kind gar nicht auszusprechen wage, erhob Deine Brust, und in dieser Sehnsucht nach dem unbekannten Etwas, das Dich ?berall, wo Du gingst und standest, wie ein duftiger Traum mit durchsichtigen, vor dem sch?rferen Blick zerflie?enden Gestalten umschwebte, verstummtest Du f?r alles was Dich hier umgab. Du schlichst mit tr?bem Blick umher wie ein hoffnungslos Liebender, und alles, was Du die Menschen auf allerlei Weise im bunten Gew?hl durcheinander treiben sahst, erregte Dir keinen Schmerz und keine Freude, als geh?rtest Du nicht mehr dieser Welt an. Ist Dir, g?nstiger Leser, jemals so zu Mute gewesen, so kennst Du selbst aus eigener Erfahrung den Zustand, in dem sich der Student Anselmus befand. ?berhaupt w?nschte ich, es w?re mir schon jetzt gelungen, Dir, geneigter Leser, den Studenten Anselmus recht lebhaft vor Augen zu bringen. Denn in der Tat, ich habe in den Nachtwachen, die ich dazu verwende, seine h?chst sonderbare Geschichte aufzuschreiben, noch so viel Wunderliches, das wie eine spukhafte Erscheinung das allt?gliche Leben ganz gew?hnlicher Menschen ins Blaue hinausr?ckte, zu erz?hlen, da? mir bange ist, Du werdest am Ende weder an den Studenten Anselmus noch an den Archivarius Lindhorst glauben, ja wohl gar einige ungerechte Zweifel gegen den Konrektor Paulmann und den Registrator Heerbrand hegen, unerachtet wenigstens die letztgenannten achtbaren M?nner noch jetzt in Dresden umherwandeln. Versuche es, geneigter Leser, in dem feenhaften Reiche voll herrlicher Wunder, die die h?chste Wonne, sowie das tiefste Entsetzen in gewaltigen Schl?gen hervorrufen, ja, wo die ernste G?ttin ihren Schleier l?ftet, da? wir ihr Antlitz zu schauen w?hnen – aber ein L?cheln schimmert oft aus dem ernsten Blick, und das ist der neckhafte Scherz, der in allerlei verwirrendem Zauber mit uns spielt, so wie die Mutter oft mit ihren liebsten Kindern t?ndelt – ja, in diesem Reiche, das uns der Geist so oft, wenigstens im Traume aufschlie?t, versuche es, geneigter Leser, die bekannten Gestalten, wie sie t?glich, wie man zu sagen pflegt, im gemeinen Leben, um Dich herwandeln, wiederzuerkennen. Du wirst dann glauben, da? Dir jenes herrliche Reich viel n?her liege, als Du sonst wohl meintest, welches ich nun eben recht herzlich w?nsche, und Dir in der seltsamen Geschichte des Studenten Anselmus anzudeuten strebe. – Also, wie gesagt, der Student Anselmus geriet seit jenem Abende, als er den Archivarius Lindhorst gesehen, in ein tr?umerisches Hinbr?ten, da? [das] ihn f?r jede ?u?ere Ber?hrung des gew?hnlichen Lebens unempfindlich machte. Er f?hlte, wie ein unbekanntes Etwas in seinem Innersten sich regte und ihm jenen wonnevollen Schmerz verursachte, der eben die Sehnsucht ist, welche dem Menschen ein anderes, h?heres Sein verhei?t. Am liebsten war es ihm, wenn er allein durch Wiesen und W?lder schweifen und wie losgel?st von allem, was ihn an sein d?rftiges Leben fesselte, nur im Anschauen der mannigfachen Bilder, die aus seinem Innern stiegen, sich gleichsam selbst wiederfinden konnte. So kam es denn, da? er einst, von einem weiten Spaziergange heimkehrend, bei jenem merkw?rdigen Holunderbusch vor?berschritt, unter dem er damals wie von Feerei befangen, so viel Seltsames sah; er f?hlte sich wunderbarlich von dem gr?nen heimatlichen Rasenfleck angezogen, aber kaum hatte er sich daselbst niedergelassen, als alles, was er damals wie in einer himmlischen Verz?ckung geschaut, und das wie von einer fremden Gewalt aus seiner Seele verdr?ngt worden, ihm wieder in den lebhaftesten Farben vorschwebte, als s?he er es zum zweiten Mal. Ja, noch deutlicher als damals war es ihm, da? die holdseligen blauen Augen der goldgr?nen Schlange angeh?ren, die in der Mitte des Holunderbaumes sich emporwand, und da? in den Windungen des schlanken Leibes all’ die herrlichen Krystall-Glockent?ne hervorblitzen mu?ten, die ihn mit Wonne und Entz?cken erf?llten. So wie damals am Himmelfahrtstage, umfa?te er den Holunderbaum und rief in die Zweige und Bl?tter hinein: "Ach nur noch einmal schl?ngle und schlinge und winde Dich, Du holdes gr?nes Schl?nglein, in den Zweigen, da? ich Dich schauen mag! Nur noch einmal blicke mich an mit Deinen holdseligen Augen! Ach ich liebe Dich ja und mu? in Trauer und Schmerz vergehen, wenn Du nicht wiederkehrst!" Alles blieb jedoch stumm und still, und wie damals rauschte der Holunderbaum nur ganz unvernehmlich mit seinen Zweigen und Bl?ttern. Aber dem Studenten Anselmus war es als wisse er nun, was sich in seinem Innern so rege und bewege, ja was seine Brust so im Schmerz einer unendlichen Sehnsucht zerrei?e. "Ist es denn etwas anderes," sprach er, "als da? ich Dich so ganz mit voller Seele bis zum Tode liebe, Du herrliches goldenes Schl?ngelein, ja da? ich ohne Dich nicht zu leben vermag und vergehen mu? in hoffnungsloser Not, wenn ich Dich nicht wiedersehe, Dich nicht habe wie die Geliebte meines Herzens – aber ich wei? es, Du wirst mein und dann alles, was herrliche Tr?ume aus einer andern h?hern Welt mir verhei?en, erf?llt sein." – Nun ging der Student Anselmus jeden Abend, wenn die Sonne nur noch in die Spitzen der B?ume ihr funkelndes Gold streute, unter den Holunderbaum und rief aus tiefer Brust mit ganz kl?glichen T?nen in die Bl?tter und Zweige hinein nach der holden Geliebten, dem goldgr?nen Schl?nglein. Als er dieses wieder einmal nach gew?hnlicher Weise trieb, stand pl?tzlich ein langer hagerer Mann in einem weiten lichtgrauen ?berrock geh?llt und rief, indem er ihn mit seinen gro?en feurigen Augen anblitzte: "Hei, hei, was klagt und winselt denn da? – Hei, hei, das ist ja Herr Anselmus, der meine Manuskripte kopieren will." Der Student Anselmus erschrak nicht wenig vor der gewaltigen Stimme; denn es war ja dieselbe, die damals am Himmelfahrtstage gerufen: Hei, hei! was ist das f?r ein Gemunkel und Gefl?ster usw. Er konnte vor Staunen und Schreck kein Wort herausbringen. – "Nun, was ist Ihnen denn, Herr Anselmus?" fuhr der Archivarius Lindhorst fort (niemand anders war der Mann im wei?grauen ?berrock), "was wollen Sie von dem Holunderbaum und warum sind Sie denn nicht zu mir gekommen, um Ihre Arbeit anzufangen?" – Wirklich hatte der Student Anselmus es noch nicht ?ber sich vermocht, den Archivarius Lindhorst wieder in seinem Hause aufzusuchen, unerachtet er sich jenen Abend ganz dazu ermutigt; in diesem Augenblick aber, als er seine sch?nen Tr?ume und noch dazu durch dieselbe feindselige Stimme, die schon damals ihm die Geliebte geraubt, zerrissen sah, erfa?te ihn eine Art Verzweiflung und er brach ungest?m los: "Sie m?gen mich nun f?r wahnsinnig halten oder nicht, Herr Archivarius, das gilt mir ganz gleich, aber hier auf diesem Baume erblickte ich am Himmelfahrtstage die goldgr?ne Schlange – ach! die ewig Geliebte meiner Seele und sie sprach zu mir in herrlichen Kristallt?nen, aber Sie – Sie, Herr Archivarius, schrieen und riefen so schrecklich ?bers Wasser her." – "Wie das, mein G?nner?" unterbrach ihn der Archivarius Lindhorst, indem er ganz sonderbar l?chelnd eine Prise nahm. – Der Student Anselmus f?hlte, wie seine Brust sich erleichterte, als es ihm nur gelungen, von jenem wunderbaren Abenteuer anzufangen und es war ihm als sei es schon ganz recht, da? er den Archivarius geradezu beschuldigt: er sei es gewesen, der so aus der Ferne gedonnert. Er nahm sich zusammen, sprechend: "Nun, so will ich denn alles erz?hlen, was mir an dem Himmelfahrtsabende Verh?ngnisvolles begegnet und dann m?gen Sie reden und tun und ?berhaupt denken ?ber mich was Sie wollen." – Er erz?hlte nun wirklich die ganze wunderliche Begebenheit von dem ungl?cklichen Tritt in den ?pfelkorb an, bis zum Entfliehen der drei goldgr?nen Schlangen ?bers Wasser und wie ihn nun die Menschen f?r betrunken oder wahnsinnig gehalten. "Das alles," schlo? der Student Anselmus, "habe ich wirklich gesehen und tief in der Brust ert?nen noch im hellen Nachklange die lieblichen Stimmen, die zu mir sprachen; es war keineswegs ein Traum und soll ich nicht vor Liebe und Sehnsucht sterben, so mu? ich an die goldgr?nen Schlangen glauben, unerachtet ich an Ihrem L?cheln, werter Herr Archivarius, wahrnehme, da? Sie eben diese Schlangen nur f?r ein Erzeugnis meiner erhitzten, ?berspannten Einbildungskraft halten." – "Mit nichten," erwiderte der Archivarius in der gr??ten Ruhe und Gelassenheit, "die goldgr?nen Schlangen, die Sie, Herr Anselmus, in dem Holunderbusch gesehen, waren nun eben meine drei T?chter, und da? Sie sich in die blauen Augen der j?ngsten, Serpentina genannt, gar sehr verliebt, das ist nun wohl klar. Ich wu?te es ?brigens schon am Himmelfahrtstage und da mir zu Hause, am Arbeitstisch sitzend, des Gemunkels und Geklingels zuviel wurde, rief ich den losen Dirnen zu, da? es Zeit sei nach Hause zu eilen; denn die Sonne ging schon unter und sie hatten sich genug mit Singen und Strahlentrinken erlustigt!" – Dem Studenten Anselmus war es als w?rde ihm nur etwas mit deutlichen Worten gesagt, was er l?ngst geahnt; und ob er gleich zu bemerken glaubte, da? sich Holunderbusch, Mauer, Rasenboden und alle Gegenst?nde rings umher leise zu drehen anfingen, so raffte er sich doch zusammen und wollte etwas reden; aber der Archivarius lie? ihn nicht zu Worte kommen, sondern zog schnell den Handschuh von der linken Hand, und indem er den in wunderbaren Funken und Flammen blitzenden Stein eines Ringes dem Studenten vor die Augen hielt, sprach er: Schauen Sie her, werter Herr Anselmus, Sie k?nnen dar?ber, was Sie erblicken, eine Freude haben. Der Student Anselmus schaute hin, und, o Wunder! Der Stein warf wie aus einem brennenden Fokus Strahlen rings herum, und die Strahlen verspannen sich zum hellen, leuchtenden Kristallspiegel, in dem in mancherlei Windungen, bald einander fliehend, bald sich in einander schlingend, die drei goldgr?nen Schl?nglein tanzten und h?pften. Und wenn die schlanken in tausend Funken blitzenden Leiber sich ber?hrten, da erklangen herrliche Akkorde wie Kristallglocken und die mittelste streckte wie voll Sehnsucht und Verlangen das K?pfchen zum Spiegel heraus und die dunkelblauen Augen sprachen: Kennst Du mich denn – glaubst Du denn an mich, Anselmus? – nur in dem Glauben ist Liebe – kannst Du denn lieben? – O Serpentina, Serpentina! schrie der Student Anselmus in wahnsinnigem Entz?cken; aber der Archivarius Lindhorst hauchte schnell auf den Spiegel, da fuhren in elektrischem Geknister die Strahlen in den Fokus zur?ck, und an der Hand blitzte nur wieder ein kleiner Smaragd, ?ber den der Archivarius den Handschuh zog. Haben Sie die goldnen Schl?nglein gesehen, Herr Anselmus? fragte der Archivarius Lindhorst. Ach Gott, ja! erwiderte der Student, und die holde liebliche Serpentina. Still! fuhr der Archivarius Lindhorst fort, genug f?r heute! ?brigens k?nnen Sie ja, wenn Sie sich entschlie?en wollen bei mir zu arbeiten, meine T?chter oft genug sehen, oder vielmehr, ich will Ihnen das wahrhaftige Vergn?gen verschaffen, wenn Sie sich bei der Arbeit recht brav halten, das hei?t: mit der gr??ten Genauigkeit und Reinheit jedes Zeichen kopieren. Aber Sie kommen ja gar nicht zu mir, unerachtet mir der Registrator Heerbrand versicherte, Sie w?rden sich n?chstens einfinden und ich deshalb mehrere Tage vergebens gewartet. – Sowie der Archivarius Lindhorst den Namen Heerbrand nannte, war es dem Studenten Anselmus erst wieder, als stehe er wirklich mit beiden F??en auf der Erde und er w?re wirklich der Student Anselmus, und der vor ihm stehende Mann der Archivarius Lindhorst. Der gleichg?ltige Ton, in dem dieser sprach, hatte im grellen Kontrast mit den wunderbaren Erscheinungen, die er wie ein wahrhafter Nekromant hervorrief, etwas Grauenhaftes, das durch den stechenden Blick der funkelnden Augen, die aus den kn?chernen H?hlen des magern, runzligen Gesichts wie aus einem Geh?use hervorstrahlten, noch erh?ht wurde, und den Studenten ergriff mit Macht dasselbe unheimliche Gef?hl, welches sich seiner schon auf dem Kaffeehause bemeisterte, als der Archivarius so viel Abenteuerliches erz?hlte. Nur mit M?he fa?te er sich, und als der Archivarius nochmals fragte: nun, warum sind Sie denn nicht zu mir gekommen? da erhielt er es ?ber sich, alles zu erz?hlen, was ihm an der Haust?r begegnet. Lieber Herr Anselmus, sagte der Archivarius, als der Student seine Erz?hlung geendet, lieber Herr Anselmus, ich kenne wohl das ?pfelweib, von dem Sie zu sprechen belieben; es ist eine fatale Kreatur, die mir allerhand Possen spielt, und da? sie sich hat bronzieren lassen, um als T?rklopfer die mir angenehmen Besuche zu verscheuchen, das ist in der Tat sehr arg und nicht zu leiden. Wollten Sie doch, werter Herr Anselmus, wenn Sie morgen um zw?lf Uhr zu mir kommen und wieder etwas von dem Angrinsen und Anschnarren vermerken, ihr gef?lligst etwas Weniges von diesem Lik?r auf die Nase tr?pfeln; dann wird sich sogleich alles geben. Und nun Adieu! lieber Herr Anselmus, ich gehe etwas rasch, deshalb will ich Ihnen nicht zumuten, mit mir nach der Stadt zur?ckzukehren. Adieu! auf Wiedersehen, morgen um zw?lf Uhr. – Der Archivarius hatte dem Studenten Anselmus ein kleines Fl?schchen mit einem goldgelben Lik?r gegeben und nun schritt er rasch von dannen, so da? er in der tiefen D?mmerung, die unterdessen eingebrochen, mehr in das Tal hinabzuschweben als zu gehen schien. Schon war er in der N?he des Koselschen Gartens, da setzte sich der Wind in den weiten ?berrock und trieb die Sch??e auseinander, da? sie wie ein Paar gro?e Fl?gel in den L?ften flatterten und es dem Studenten Anselmus, der verwunderungsvoll dem Archivarius nachsah, vorkam, als breite ein gro?er Vogel die Fittiche aus zum raschen Fluge. – Wie der Student nun so in die D?mmerung hineinstarrte, da erhob sich mit kr?chzendem Geschrei ein wei?grauer Geier hoch in die L?fte und er merkte nun wohl, da? das wei?e Geflatter, das er noch immer f?r den davonschreitenden Archivarius gehalten, schon eben der Geier gewesen sein m?sse, unerachtet er nicht begreifen konnte, wo denn der Archivarius mit einem Male hingeschwunden. "Er kann aber auch selbst in Person davongeflogen sein, der Herr Archivarius Lindhorst," sprach der Student Anselmus zu sich selbst; "denn ich sehe und f?hle nun wohl, da? alle die fremden Gestalten aus einer fernen wundervollen Welt, die ich sonst nur in ganz besondern merkw?rdigen Tr?umen schaute, jetzt in mein waches reges Leben geschritten sind und ihr Spiel mit mir treiben. – Dem sei aber wie ihm wolle! Du lebst und gl?hst in meiner Brust, holde, liebliche Serpentina, nur Du kannst die unendliche Sehnsucht stillen, die mein Innerstes zerrei?t. Ach, wann werde ich in Dein holdseliges Auge blicken, liebe, liebe Serpentina!" – So rief der Student Anselmus ganz laut. – "Das ist ein schn?der unchristlicher Name," murmelte eine Ba?stimme neben ihm, die einem heimkehrenden Spazierg?nger geh?rte. Der Student Anselmus, zu rechter Zeit erinnert wo er war, eilte raschen Schrittes von dannen, indem er bei sich selbst dachte: w?re es nicht ein rechtes Ungl?ck, wenn mir jetzt der Konrektor Paulmann oder der Registrator Heerbrand begegnete! – Aber er begegnete keinem von beiden. F?nfte Vigilie Mit dem Anselmus ist nun einmal in der Welt nichts anzufangen, sagte der Konrektor Paulmann, alle meine guten Lehren, alle meine Ermahnungen sind fruchtlos, er will sich ja zu gar nichts applizieren, unerachtet er die besten Schulstudia besitzt, die denn doch die Grundlage von allem sind. Aber der Registrator Heerbrand erwiderte schlau und geheimnisvoll l?chelnd: Lassen Sie dem Anselmus doch nur Raum und Zeit, wertester Konrektor, das ist ein kurioses Subjekt, aber es steckt viel in ihm und wenn ich sage: viel, so hei?t das: ein geheimer Sekret?r, oder wohl gar ein Hofrat. – Hof – fing der Konrektor im gr??ten Erstaunen an, das Wort blieb ihm stecken. – Still, still, fuhr der Registrator Heerbrand fort, ich wei?, was ich wei?! Schon seit zwei Tagen sitzt er bei dem Archivarius Lindhorst und kopiert, und der Archivarius sagte gestern Abend auf dem Kaffeehause zu mir: Sie haben mir einen wackern Mann empfohlen, Verehrter; aus dem wird was; – und nun bedenken Sie des Archivarii Konnexionen – still – still – sprechen wir uns ?bers Jahr! – Mit diesen Worten ging der Registrator in fortw?hrendem schlauem L?cheln zur T?r hinaus und lie? den vor Erstaunen und Neugier verstummten Konrektor im Stuhle festgebannt sitzen. Aber auf Veronika hatte das Gespr?ch einen ganz eignen Eindruck gemacht. Habe ich’s denn nicht schon immer gewu?t, dachte sie, da? der Herr Anselmus ein recht gescheiter, liebensw?rdiger junger Mann ist, aus dem noch was Gro?es wird? Wenn ich nur w??te, ob er mir wirklich gut ist! – Aber hat er mir nicht jenen Abend, als wir ?ber die Elbe fuhren, zweimal die Hand gedr?ckt? Hat er mich nicht im Duett angesehen mit solchen ganz sonderbaren Blicken, die bis ins Herz drangen? Ja, ja, er ist mir wirklich gut – und ich – Veronika ?berlie? sich ganz, wie junge M?dchen wohl pflegen, den s??en Tr?umen von einer heitern Zukunft. Sie war Frau Hofr?tin, bewohnte ein sch?nes Logis in der Schlo?gasse oder auf dem Neumarkt, oder auf der Moritzstra?e – der moderne Hut, der neue t?rkische Schal stand ihr vortrefflich – sie fr?hst?ckte im eleganten Negligee im Erker, der K?chin die n?tigen Befehle f?r den Tag erteilend. "Aber da? Sie mir die Sch?ssel nicht verdirbt, es ist des Herrn Hofrats Leibessen!" – Vor?bergehende Elegants schielen herauf, sie h?rt deutlich: "Es ist doch eine g?ttliche Frau, die Hofr?tin, wie ihr das Spitzenh?ubchen so allerliebst steht!" – Die geheime R?tin Ypsilon schickt den Bedienten und l??t fragen, ob es der Frau Hofr?tin gef?llig w?re, heute ins Linkesche Bad zu fahren? – "Viel Empfehlungen, es t?te mir unendlich leid, ich sei schon engagiert zum Tee bei der Pr?sidentin Tz." – Da kommt der Hofrat Anselmus, der schon fr?h in Gesch?ften ausgegangen, zur?ck; er ist nach der letzten Mode gekleidet; "wahrhaftig schon zehn," ruft er, indem er die goldne Uhr repetieren l??t und der jungen Frau einen Ku? gibt: "wie geht’s, liebes Weibchen, wei?t Du auch, was ich f?r Dich habe?" f?hrt er sch?kernd fort und zieht ein Paar herrliche, nach der neuesten Art gefa?te Ohrringe aus der Westentasche, die er ihr statt der sonst getragenen gew?hnlichen einh?ngt. "Ach, die sch?nen niedlichen Ohrringe!" ruft Veronika ganz laut und springt, die Arbeit wegwerfend, vom Stuhl auf, um in dem Spiegel die Ohrringe wirklich zu beschauen. "Nun, was soll denn das sein?" sagte der Konrektor Paulmann, der, eben in Cicero de officiis vertieft, beinahe das Buch fallen gelassen, "man hat ja Anf?lle wie der Anselmus." Aber da trat der Student Anselmus, der wider seine Gewohnheit sich mehrere Tage nicht hatte sehen lassen ins Zimmer, zu Veronikas Schreck und Erstaunen, denn in der Tat war er in seinem ganzen Wesen ver?ndert. Mit einer gewissen Bestimmtheit, die ihm sonst gar nicht eigen, sprach er von ganz andern Tendenzen seines Lebens, die ihm klar geworden, von den herrlichen Aussichten, die sich ihm ge?ffnet, die mancher aber gar nicht zu schauen verm?chte. Der Konrektor Paulmann wurde, der geheimnisvollen Rede des Registrators Heerbrand gedenkend, noch mehr betroffen und konnte kaum eine Silbe hervorbringen, als der Student Anselmus, nachdem er einige Worte von dringender Arbeit bei dem Archivarius Lindhorst fallen gelassen und der Veronika mit eleganter Gewandtheit die Hand gek??t, schon die Treppe hinunter, auf und von dannen war. "Das war ja schon der Hofrat," murmelte Veronika in sich hinein, "und er hat mir die Hand gek??t, ohne dabei auszugleiten oder mir auf den Fu? zu treten, wie sonst! – er hat mir einen recht z?rtlichen Blick zugeworfen – er ist mir wohl in der Tat gut." – Veronika ?berlie? sich aufs neue jener Tr?umerei, indessen war es als tr?te immer eine feindselige Gestalt unter die lieblichen Erscheinungen, wie sie aus dem k?nftigen h?uslichen Leben als Frau Hofr?tin hervorgingen, und die Gestalt lachte recht h?hnisch und sprach: "das ist ja alles recht dummes ordin?res Zeug und noch dazu erlogen, denn der Anselmus wird nimmermehr Hofrat und Dein Mann; er liebt Dich ja nicht, unerachtet Du blaue Augen hast und einen schlanken Wuchs und eine feine Hand." – Da go? sich ein Eisstrom durch Veronikas Inneres und ein tiefes Entsetzen vernichtete die Behaglichkeit, mit der sie sich nur noch erst im Spitzenh?ubchen und den eleganten Ohrringen gesehen. Die Tr?nen w?ren ihr beinahe aus den Augen gest?rzt und sie sprach laut: "Ach, es ist ja wahr, er liebt mich nicht und ich werde nimmermehr Frau Hofr?tin!" "Romanstreiche, Romanstreiche!" schrie der Konrektor Paulmann, nahm Hut und Stock und eilte zornig von dannen. – Das fehlte noch, seufzte Veronika und ?rgerte sich recht ?ber die zw?lfj?hrige Schwester, welche, teilnahmslos an ihrem Rahmen sitzend, fortgestickt hatte. Unterdessen war es beinahe drei Uhr geworden und nun gerade Zeit das Zimmer aufzur?umen und den Kaffeetisch zu ordnen; denn die Mesdemoiselles Oster hatten sich bei der Freundin ansagen lassen. Aber hinter jedem Schr?nkchen, das Veronika wegr?ckte, hinter den Notenb?chern, die sie vom Klavier, hinter jeder Tasse, hinter der Kaffeekanne, die sie aus dem Schrank nahm, sprang jene Gestalt wie ein Alr?unchen hervor und lachte h?hnisch und schlug mit den kleinen Spinnenfingern Schnippchen und schrie: er wird doch nicht Dein Mann, er wird doch nicht Dein Mann! Und dann, wenn sie alles stehen und liegen lie? und in die Mitte des Zimmers fl?chtete, sah es mit langer Nase riesengro? hinter dem Ofen hervor und knurrte und schnurrte: er wird doch nicht Dein Mann! "H?rst Du denn nichts, siehst Du denn nichts, Schwester?" rief Veronika, die vor Furcht und Zittern gar nichts mehr anr?hren mochte. Fr?nzchen stand ganz ernsthaft und ruhig von ihrem Stickrahmen auf und sagte: "Was ist Dir denn heute, Schwester? Du wirfst ja alles durcheinander, da? es klippert und klappert, ich mu? Dir nur helfen." Aber da traten schon die muntern M?dchen in vollem Lachen herein und in dem Augenblick wurde nun auch Veronika gewahr, da? sie den Ofenaufsatz f?r eine Gestalt und das Knarren der ?bel verschlossenen Ofent?r f?r die feindseligen Worte gehalten hatte. Von einem innern Entsetzen gewaltsam ergriffen, konnte sie sich aber nicht so schnell erholen, da? die Freundinnen nicht ihre ungew?hnliche Spannung, die selbst ihre Bl?sse, ihr verst?rtes Gesicht verriet, h?tten bemerken sollen. Als sie schnell abbrechend von all dem Lustigen, das sie eben erz?hlen wollten, in die Freundin drangen, was ihr denn um des Himmels willen widerfahren, mu?te Veronika eingestehen, wie sie sich ganz besondern Gedanken hingegeben und pl?tzlich am hellen Tage von einer sonderbaren Gespensterfurcht, die ihr sonst gar nicht eigen, ?bermannt worden. Nun erz?hlte sie so lebhaft, wie aus allen Winkeln des Zimmers ein kleines graues M?nnchen sie geneckt und geh?hnt habe, da? die Mesdemoiselles Oster sich sch?chtern nach allen Seiten umsahen und ihnen bald gar unheimlich und grausig zu Mute wurde. Da trat Fr?nzchen mit dem dampfenden Kaffee herein, und alle drei sich besinnend, lachten ?ber ihre eigene Albernheit. Angelika, so hie? die ?lteste Oster, war mit einem Offizier versprochen, der bei der Armee stand und von dem die Nachrichten solange ausgeblieben, da? man an seinem Tode, oder wenigstens an seiner schweren Verwundung kaum zweifeln konnte. Dies hatte Angelika in die tiefste Betr?bnis gest?rzt, aber heute war sie fr?hlich bis zur Ausgelassenheit, wor?ber Veronika sich nicht wenig wunderte und es ihr unverhohlen ?u?erte. "Liebes M?dchen", sagte Angelika, "glaubst Du denn nicht, da? ich meinen Viktor immerdar im Herzen, in Sinn und Gedanken trage? aber eben deshalb bin ich so heiter! – ach Gott! – so gl?cklich, so selig in meinem ganzen Gem?te! denn mein Viktor ist wohl, und ich sehe ihn in weniger Zeit als Rittmeister, geschm?ckt mit den Ehrenzeichen, die ihm seine unbegrenzte Tapferkeit erwarben, wieder. Eine starke, aber durchaus nicht gef?hrliche Verwundung des rechten Arms, und zwar durch den S?belhieb eines feindlichen Husaren, verhindert ihn zu schreiben, und der schnelle Wechsel seines Aufenthaltes, da er durchaus sein Regiment nicht verlassen will, macht es auch noch immer unm?glich mir Nachricht zu geben; aber heute Abend erh?lt er die bestimmte Weisung, sich erst ganz heilen zu lassen. Er reiset morgen ab, um herzukommen, und indem er in den Wagen steigen will, erf?hrt er seine Ernennung zum Rittmeister," – "Aber liebe Angelika," fiel Veronika ein, "das wei?t Du jetzt schon alles?" – "Lache mich nicht aus, liebe Freundin," fuhr Angelika fort, "aber Du wirst es nicht, denn k?nnte nicht Dir zur Strafe gleich das kleine graue M?nnchen dort hinter dem Spiegel hervorgucken? – Genug, ich kann mich von dem Glauben an gewisse geheimnisvolle Dinge nicht losmachen, weil sie oft genug ganz sichtbarlich und handgreiflich, m?cht’ ich sagen, in mein Leben getreten. Vorz?glich kommt es mir nun garnicht einmal so wunderbar und unglaublich vor, als manchem andern, da? es Leute geben kann, denen eine gewisse Sehergabe eigen, die sie durch ihnen bekannte untr?gliche Mittel in Bewegung zu setzen wissen. Es ist hier am Orte eine alte Frau, die diese Gabe besonders besitzt. Nicht sowie andere ihres Gelichters, prophezeit sie aus Karten, gegossenem Blei oder aus dem Kaffeesatze, sondern nach gewissen Vorbereitungen, an denen die fragende Person teilnimmt, erscheint in einem hellpolierten Metallspiegel ein wunderliches Gemisch von allerlei Figuren und Gestalten, welche die Alte deutet und aus ihnen die Antwort auf die Frage sch?pft. Ich war gestern Abend bei ihr und erhielt jene Nachrichten von meinem Viktor, an deren Wahrheit ich nicht einen Augenblick zweifle." – Angelika’s Erz?hlung warf einen Funken in Veronika’s Gem?t, der schnell den Gedanken entz?ndete, die Alte ?ber den Anselmus und ?ber ihre Hoffnungen zu befragen. Sie erfuhr, da? die alte [Alte] Frau Rauerin hie?e, in einer entlegenen Stra?e vor dem Seetor wohne, durchaus nur Dienstags, Mittwochs und Freitags von sieben Uhr abends, dann aber die ganze Nacht hindurch bis zum Sonnen-Aufgang zu treffen sei und es gern sehe, wenn man allein komme. – Es war eben Mittwoch, und Veronika beschlo?, unter dem Vorwande die Osters nach Hause zu begleiten, die Alte aufzusuchen, welches sie denn auch in der Tat ausf?hrte. Kaum hatte sie n?mlich von den Freundinnen, die in der Neustadt wohnten, vor der Elbbr?cke Abschied genommen, als sie gefl?gelten Schrittes vor das Seetor eilte und sich bald in der beschriebenen abgelegenen engen Stra?e befand, an deren Ende sie das kleine rote H?uschen erblickte, in welchem die Frau Rauerin wohnen sollte. Sie konnte sich eines gewissen unheimlichen Gef?hls, ja eines innern Erbebens nicht erwehren, als sie vor der Haust?r stand. Endlich raffte sie sich, des innern Widerstrebens unerachtet, zusammen, und zog an der Klingel, worauf sich die T?r ?ffnete und sie durch den finstern Gang nach der Treppe tappte, die zum obern Stock f?hrte, wie es Angelika beschrieben. "Wohnt hier nicht die Frau Rauerin?" rief sie in den ?den Hausflur hinein, als sich niemand zeigte; da erscholl statt der Antwort ein langes klares Miau, und ein gro?er schwarzer Kater schritt mit hochgekr?mmtem R?cken, den Schweif in Wellenringeln hin- und herdrehend, gravit?tisch vor ihr her bis an die Stubent?r, die auf ein zweites Miau ge?ffnet wurde. "Ach sieh da, T?chterchen, bist Du schon hier? komm herein – herein!" So rief die heraustretende Gestalt, deren Anblick Veronika an den Boden festbannte. Ein langes, hagres, in schwarze Lumpen geh?lltes Weib! indem sie sprach, wackelte das hervorragende spitze Kinn, verzog sich das zahnlose Maul, von der kn?chernen Habichtsnase beschattet, zum grinsenden L?cheln, und leuchtende Katzenaugen flackerten Funken werfend durch die gro?e Brille. Aus dem bunten um den Kopf gewickelten Tuche starrten schwarze borstige Haare hervor, aber zum Gr??lichen erhoben das ekle Antlitz zwei gro?e Brandflecke, die sich von der linken Backe ?ber die Nase wegzogen. – Veronika’s Atem stockte, und der Schrei, der der gepre?ten Brust Luft machen sollte, wurde zum tiefen Seufzer, als der Hexe Knochenhand sie ergriff und in das Zimmer hineinzog. Drinnen regte und bewegte sich alles, es war ein Sinne verwirrendes Quieken und Miauen und Gekr?chze und Gepiepe durcheinander. Die Alte schlug mit der Faust auf den Tisch und schrie: Still da, ihr Gesindel! Und die Meerkatzen kletterten winselnd auf das hohe Himmelbett, und die Meerschweinchen liefen unter den Ofen und der Rabe flatterte auf den runden Spiegel; nur der schwarze Kater, als gingen ihn die Scheltworte nichts an, blieb ruhig auf dem gro?en Polsterstuhl sitzen, auf den er gleich nach dem Eintritt gesprungen. – Sowie es still wurde, ermutigte sich Veronika; es war ihr nicht so unheimlich als drau?en auf dem Flur, ja selbst das Weib schien ihr nicht mehr so scheu?lich. Jetzt erst blickte sie im Zimmer umher. – Allerhand h??liche ausgestopfte Tiere hingen von der Decke herab, unbekanntes seltsames Ger?te lag durcheinander auf dem Boden, und in dem Kamin brannte ein blaues sparsames Feuer, das nur dann und wann in gelben Funken emporknisterte; aber dann rauschte es von oben herab, und ekelhafte Flederm?use wie mit verzerrten lachenden Menschengesichtern schwangen sich hin und her, und zuweilen leckte die Flamme herauf an der ru?igen Mauer, und dann erklangen schneidende, heulende Jammert?ne, da? Veronika von Angst und Grausen ergriffen wurde. "Mit Verlaub, Mamsellchen," sagte die Alte schmunzelnd, erfa?te einen gro?en Wedel und besprengte, nachdem sie ihn in einen kupfernen Kessel getaucht, den Kamin. Da erlosch das Feuer, und wie von dickem Rauch erf?llt, wurde es stockfinster in der Stube, aber bald trat die Alte, die in ein K?mmerchen gegangen, mit einem angez?ndeten Licht wieder herein, und Veronika erblickte nichts mehr von den Tieren, von den Ger?tschaften, es war eine gew?hnliche ?rmlich ausstaffierte Stube. Die Alte trat ihr n?her und sagte mit schnarrender Stimme: "Ich wei? wohl, was Du bei mir willst, mein T?chterchen: was gilt es, Du m?chtest erfahren, ob Du den Anselmus heiraten wirst, wenn er Hofrat worden!" – Veronika erstarrte vor Staunen und Schreck, aber die Alte fuhr fort: "Du hast mir ja alles gesagt zu Hause beim Papa, als die Kaffeekanne vor Dir stand, ich war ja die Kaffeekanne, hast Du mich denn nicht gekannt? T?chterchen, h?re! La? ab, la? ab, von dem Anselmus, das ist ein garstiger Mensch, der hat meinen S?hnlein ins Gesicht getreten, meinen lieben S?hnlein, den ?pfelchen mit den roten Backen, die, wenn sie die Leute gekauft haben, ihnen wieder aus den Taschen in meinen Korb zur?ckrollen. Er h?lt’s mit dem Alten; er hat mir vorgestern den verdammten Auripigment ins Gesicht gegossen, da? ich beinahe dar?ber erblindet, Du kannst noch die Brandflecken sehen, T?chterchen! La? ab von ihm, la? ab! – Er liebt Dich nicht: denn er liebt die goldgr?ne Schlange, er wird niemals Hofrat werden, weil er sich bei den Salamandern hat anstellen lassen, und er will die gr?ne Schlange heiraten, la? ab von ihm, la? ab!" – Veronika, die eigentlich ein festes standhaftes Gem?t hatte und m?dchenhaften Schreck bald zu ?berwinden wu?te, trat einen Schritt zur?ck und sprach mit ernsthaftem gefa?tem Ton: "Alte! ich habe von Eurer Gabe in die Zukunft zu blicken geh?rt und wollte darum, vielleicht zu neugierig und voreilig, von Euch wissen, ob wohl Anselmus, den ich liebe und hoch sch?tze, jemals mein werden w?rde. Wollt Ihr mich daher, statt meinen Wunsch zu erf?llen, mit Eurem tollen unsinnigen Geschw?tze necken, so tut Ihr Unrecht; denn ich habe nur gewollt, was Ihr Andern, wie ich wei?, gew?hrtet. Da Ihr, wie es scheint, meine innigsten Gedanken wisset, so w?re es Euch vielleicht ein Leichtes gewesen, mir manches zu enth?llen, was mich jetzt qu?lt und ?ngstigt, aber nach Euern albernen Verleumdungen des guten Anselmus mag ich von Euch weiter nichts erfahren. Gute Nacht!" – Veronika wollte davoneilen, da fiel die Alte weinend und jammernd auf die Knie nieder und rief das M?dchen am Kleide festhaltend: "Veronikchen, kennst Du denn die alte Lise nicht mehr, die Dich so oft auf den Armen getragen und gepflegt und geh?tschelt?" Veronika traute kaum ihren Augen; denn sie erkannte ihre, freilich nur durch hohes Alter und vorz?glich durch die Brandflecke entstellte ehemalige W?rterin, die vor mehreren Jahren aus des Konrektor Paulmann’s Hause verschwand. Die Alte sah auch nun ganz anders aus, sie hatte statt des h??lichen buntgefleckten Tuches, eine ehrbare Haube, und statt der schwarzen Lumpen eine gro?blumige Jacke an, wie sie sonst wohl gekleidet gegangen. Sie stand vom Boden auf und fuhr, Veronika in ihre Arme nehmend, fort: es mag Dir alles, was ich Dir gesagt, wohl recht toll vorkommen, aber es ist dem leider so. Der Anselmus hat mir viel zu Leide getan, doch wider seinen Willen; er ist dem Archivarius Lindhorst in die H?nde gefallen, und der will ihn mit seiner Tochter verheiraten. Der Archivarius ist mein gr??ter Feind, und ich k?nnte Dir allerlei Dinge von ihm sagen, die w?rdest Du aber nicht verstehen, oder Dich doch sehr entsetzen. Er ist der weise Mann, aber ich bin die weise Frau – es mag darum sein! – Ich merke nun wohl, da? Du den Anselmus recht lieb hast, und ich will Dir mit allen Kr?ften beistehen, da? Du recht gl?cklich werden und fein ins Ehebett kommen sollst, wie Du es w?nschest." – "Aber sage Sie mir um des Himmels willen, Lise!" fiel Veronika ein – Still, Kind – still! unterbrach sie die Alte, ich wei? was Du sagen willst, ich bin das worden, was ich bin, weil ich es werden mu?te, ich konnte nicht anders. Nun also! – ich kenne das Mittel, das den Anselmus von der t?richten Liebe zur gr?nen Schlange heilt und ihn als den liebensw?rdigsten Hofrat in Deine Arme f?hrt; aber Du mu?t helfen! – "Sage es nur gerade heraus, Lise! ich will ja alles tun; denn ich liebe den Anselmus sehr!" lispelte Veronika kaum h?rbar. – Ich kenne Dich, fuhr die Alte fort, als ein beherztes Kind, vergebens habe ich Dich mit dem Wauwau zum Schlaf treiben wollen: denn gerade alsdann ?ffnetest Du die Augen, um den Wauwau zu sehen; Du gingst ohne Licht in die hinterste Stube und erschrecktest oft in des Vaters Pudermantel des Nachbars Kinder. Nun also! – ist’s Dir Ernst, durch meine Kunst den Archivarius Lindhorst und die gr?ne Schlange zu ?berwinden, ist’s Dir Ernst, den Anselmus als Hofrat Deinen Mann zu nennen, so schleiche Dich in der k?nftigen Tag- und Nachtgleiche nachts um elf Uhr aus des Vaters Hause und komme zu mir; ich werde dann mit Dir auf den Kreuzweg gehen, der unfern das Feld durchschneidet, wir bereiten das n?tige, und alles wunderliche was Du vielleicht erblicken wirst, soll Dich nicht anfechten. Und nun, T?chterchen, gute, Nacht, der Papa wartet schon mit der Suppe. – Veronika eilte von dannen, fest stand bei ihr der Entschlu?, die Nacht des ?quinoktiums nicht zu vers?umen, denn, dachte sie, die Lise hat Recht, der Anselmus ist verstrickt in wunderliche Bande, aber ich erl?se ihn daraus und nenne ihn mein immerdar und ewiglich, mein ist und bleibt er, der Hofrat Anselmus. Sechste Vigilie Es kann aber auch sein, sprach der Student Anselmus zu sich selbst, da? der superfeine starke Magenlik?r, den ich bei dem Monsieur Conradi etwas begierig genossen, alle die tollen Phantasmata geschaffen, die mich vor der Haust?r des Archivarius Lindhorst ?ngsteten. Deshalb bleibe ich heute ganz n?chtern und will nun wohl allem weitern Ungemach, das mir begegnen k?nnte, Trotz bieten. – Sowie damals, als er sich zum ersten Besuch bei dem Archivarius Lindhorst r?stete, steckte er seine Federzeichnungen und kalligraphischen Kunstwerke, seine Tuschstangen, seine wohlgespitzten Rabenfedern ein, und schon wollte er zur T?r hinausschreiten, als ihm das Fl?schchen mit dem gelben Lik?r in die Augen fiel, das er von dem Archivarius Lindhorst erhalten. Da gingen ihm wieder all’ die seltsamen Abenteuer, welche er erlebt, mit gl?henden Farben durch den Sinn, und ein namenloses Gef?hl von Wonne und Schmerz durchschnitt seine Brust. Unwillk?rlich rief er mit recht kl?glicher Stimme aus: "Ach, gehe ich denn nicht zum Archivarius, nur um Dich zu sehen, Du holde liebliche Serpentina?" – Es war ihm in dem Augenblick so, als k?nne Serpentina’s Liebe der Preis einer m?hevollen gef?hrlichen Arbeit sein, die er unternehmen m??te, und diese Arbeit sei keine andere, als das Kopieren der Lindhorstischen Manuskripte. – Da? ihm schon beim Eintritt ins Haus, oder vielmehr noch vor demselben allerlei wunderliches begegnen k?nne, wie neulich, davon war er ?berzeugt. Er dachte nicht mehr an Conradi’s Magenwasser, sondern steckte schnell den Lik?r in die Westentasche, um ganz nach des Archivarius Vorschrift zu verfahren, wenn das bronzierte ?pfelweib sich unterstehen sollte ihn anzugrinsen. – Erhob sich denn nicht auch wirklich gleich die spitze Nase; funkelten nicht die Katzenaugen aus dem T?rdr?cker, als er ihn auf den Schlag zw?lf Uhr ergreifen wollte? – Da spritzte er, ohne sich weiter zu bedenken, den Lik?r in das fatale Gesicht hinein, und es gl?ttete und pl?ttete sich augenblicklich aus zum gl?nzenden kugelrunden T?rklopfer. Die T?r ging auf, die Glocken l?uteten gar lieblich durch das ganze Haus: klingling – J?ngling – flink – flink – spring – spring – klingling. – Er stieg getrost die sch?ne breite Treppe hinauf und weidete sich an dem Duft des seltenen R?ucherwerks, der durch das Haus flo?. Ungewi? blieb er auf dem Flur stehen, denn er wu?te nicht, an welche der vielen sch?nen T?ren er wohl pochen sollte; da trat der Archivarius Lindhorst in einem weiten damastenen Schlafrock heraus und rief: "Nun es freut mich, Herr Anselmus, da? Sie endlich Wort halten, kommen Sie mir nur nach, denn ich mu? Sie ja doch wohl gleich ins Laboratorium f?hren." Damit schritt er schnell den langen Flur hinauf und ?ffnete eine kleine Seitent?r, die in einen Korridor f?hrte. Anselmus schritt getrost hinter dem Archivarius her; sie kamen aus dem Korridor in einen Saal oder vielmehr in ein herrliches Gew?chshaus, denn von beiden Seiten bis an die Decke hinauf standen allerlei seltene wunderbare Blumen, ja gro?e B?ume mit sonderbar gestalteten Bl?ttern und Bl?ten. Ein magisches blendendes Licht verbreitete sich ?berall, ohne da? man bemerken konnte, wo es herkam, da durchaus kein Fenster zu sehen war. So wie der Student Anselmus in die B?sche und B?ume hineinblickte, schienen lange G?nge sich in weiter Ferne auszudehnen. – Im tiefen Dunkel dicker Zypressenstauden schimmerten Marmorbecken, aus denen sich wunderliche Figuren erhoben, Kristallstrahlen hervorspritzend, die pl?tschernd niederfielen in leuchtende Lilienkelche; seltsame Stimmen rauschten und s?uselten durch den Wald der wunderbaren Gew?chse, und herrliche D?fte str?mten auf und nieder. Der Archivarius war verschwunden und Anselmus erblickte nur einen riesenhaften Busch gl?hender Feuerlilien vor sich. Von dem Anblick, von den s??en D?ften des Feengartens berauscht, blieb Anselmus festgezaubert stehen. Da fing es ?berall an zu kichern und zu lachen und feine Stimmchen neckten und h?hnten: Herr Studiosus, Herr Studiosus! wo kommen sie denn her? warum haben Sie sich denn so sch?n geputzt, Herr Anselmus? – Wollen Sie eins mit uns plappern, wie die Gro?mutter das Ei mit dem Stei? zerdr?ckte und der Junker einen Klecks auf die Sonntagsweste bekam? K?nnen Sie die neue Arie schon auswendig, die Sie vom Papa Starmatz gelernt, Herr Anselmus? – Sie sehen recht possierlich aus in der gl?sernen Per?cke und dem [den] postpapiernen St?lpstiefeln! – So rief und kicherte und neckte es aus allen Winkeln hervor, ja dicht neben dem Studenten, der nun erst wahrnahm, wie allerlei bunte V?gel ihn umflatterten und ihn so in vollem Gel?chter aush?hnten. – In dem Augenblick schritt der Feuerlilienbusch auf ihn zu, – und er sah, da? es der Archivarius Lindhorst war, dessen blumigter in gelb und rot gl?nzender Schlafrock ihn nur get?uscht hatte. "Verzeihen Sie, werter Herr Anselmus," sagte der Archivarius, "da? ich Sie stehn lie?, aber vor?bergehend sah ich nur nach meinem sch?nen Kaktus, der diese Nacht seine Bl?ten aufschlie?en wird – aber wie gef?llt Ihnen denn mein kleiner Hausgarten?" – "Ach Gott, ?ber alle Ma?en sch?n ist es hier, gesch?tztester Herr Archivarius," erwiderte der Student, "aber die bunten V?gel moquieren sich ?ber meine Wenigkeit gar zu sehr!" – "Was ist denn das f?r ein Gew?sche?" rief der Archivarius zornig in die B?sche hinein. Da flatterte ein gro?er grauer Papagei hervor, und sich neben dem Archivarius auf einen Myrtenast setzend und ihn ungemein ernsthaft und gravit?tisch durch eine Brille, die auf dem krummen Schnabel sa?, anblickend, schnarrte er: Nehmen Sie es nicht ?bel, Herr Archivarius, meine mutwilligen Buben sind einmal wieder recht ausgelassen, aber der Herr Studiosus sind selbst daran schuld, denn – "Still da! still da!" unterbrach der Archivarius den Alten, "ich kenne die Schelme, aber Er sollte sie besser in Zucht halten, mein Freund! – gehen wir weiter, Herr Anselmus!" – Noch durch manches fremdartig aufgeputzte Gemach schritt der Archivarius, so da? der Student ihm kaum folgen und einen Blick auf all’ die gl?nzenden sonderbar geformten Mobilien und andere unbekannte Sachen werfen konnte, womit alles ?berf?llt war. Endlich traten sie in ein gro?es Gemach, in dem der Archivarius, den Blick in die H?he gerichtet, stehen blieb, und Anselmus Zeit gewann, sich an dem herrlichen Anblick, den der einfache Schmuck dieses Saals gew?hrte, zu weiden. Aus den azurblauen W?nden traten die goldbronzenen St?mme hoher Palmb?ume hervor, welche ihre kolossalen, wie funkelnde Smaragde gl?nzenden Bl?tter oben zur Decke w?lbten; in der Mitte des Zimmers ruhte auf drei aus dunkler Bronze gegossenen ?gyptischen L?wen eine Porphyrplatte, auf welcher ein einfacher goldener Topf stand, von dem, als er ihn erblickte, Anselmus nun gar nicht mehr die Augen wegwenden konnte. Es war als spielten in tausend schimmernden Reflexen allerlei Gestalten auf dem strahlend polierten Golde – manchmal sah er sich selbst mit sehns?chtig ausgebreiteten Armen – ach! neben dem Holunderbusch – Serpentina schl?ngelte sich auf und nieder, ihn anblickend mit den holdseligen Augen. Anselmus war au?er sich vor wahnsinnigem Entz?cken. "Serpentina! – Serpentina!" schrie er laut auf, da wandte sich der Archivarius Lindhorst schnell um und sprach: "Was meinen Sie, werter Herr Anselmus? – Ich glaube, Sie belieben meine Tochter zu rufen, die ist aber ganz auf der andern Seite meines Hauses in ihrem Zimmer und hat soeben Klavierstunde; kommen Sie nur weiter!" Anselmus folgte beinahe besinnungslos dem davonschreitenden Archivarius, er sah und h?rte nichts mehr, bis ihn der Archivarius heftig bei der Hand ergriff und sprach: "Nun sind wir an Ort und Stelle!" Anselmus erwachte wie aus einem Traum und bemerkte nun, da? er sich in einem hohen, rings mit B?cherschr?nken umstellten Zimmer befand, welches sich in keiner Art von gew?hnlichen Bibliothek- und Studierzimmern unterschied. In der Mitte stand ein gro?er Arbeitstisch und ein gepolsterter Lehnstuhl vor demselben. "Dieses," sagte der Archivarius Lindhorst, ist vor der Hand Ihr Arbeitszimmer; ob Sie k?nftig auch in dem andern blauen Bibliotheksaal, in dem Sie so pl?tzlich meiner Tochter Namen riefen, arbeiten werden, wei? ich noch nicht; – aber nun w?nschte ich mich erst von Ihrer F?higkeit, die Ihnen zugedachte Arbeit wirklich meinem Wunsch und Bed?rfnis gem?? auszuf?hren, zu ?berzeugen." Der Student Anselmus ermutigte sich nun ganz und gar, und zog nicht ohne innere Selbstzufriedenheit und in der ?berzeugung, den Archivarius durch sein ungew?hnliches Talent h?chlich zu erfreuen, seine Zeichnungen und Schreibereien aus der Tasche. Der Archivarius hatte kaum das erste Blatt, eine Handschrift in der elegantesten englischen Schreibmanier, erblickt, als er recht sonderbar l?chelte und mit dem Kopfe sch?ttelte. Das wiederholte er bei jedem folgenden Blatte, so da? dem Studenten Anselmus das Blut in den Kopf stieg und er, als das L?cheln zuletzt recht h?hnisch und ver?chtlich wurde, in vollem Unmute losbrach: "Der Herr Archivarius scheinen mit meinen geringen Talenten nicht ganz zufrieden?" – "Lieber Herr Anselmus," sagte der Archivarius Lindhorst, "Sie haben f?r die Kunst des Sch?nschreibens wirklich treffliche Anlagen, aber vor der Hand, sehe ich wohl, mu? ich mehr auf Ihren Flei?, auf Ihren guten Willen rechnen, als auf Ihre Fertigkeit. Es mag auch wohl an den schlechten Materialien liegen, die Sie verwandt." – Der Student Anselmus sprach viel von seiner sonst anerkannten Kunstfertigkeit, von chinesischer Tusche und ganz auserlesenen Rabenfedern. Da reichte ihm der Archivarius Lindhorst das englische Blatt hin und sprach: "Urteilen Sie selbst!" – Anselmus wurde wie vom Blitz getroffen, als ihm seine Handschrift so h?chst miserabel vorkam. Da war keine R?nde in den Z?gen, kein Druck richtig, kein Verh?ltnis der gro?en und kleinen Buchstaben; ja, sch?lerm??ige schn?de Hahnenf??e verdarben oft die sonst ziemlich geratene Zeile. "Und dann," fuhr der Archivarius Lindhorst fort, "ist Ihre Tusche auch nicht haltbar." Er tunkte den Finger in ein mit Wasser gef?lltes Glas, und indem er nur leicht auf die Buchstaben tupfte, war alles spurlos verschwunden. Dem Studenten Anselmus war es, als schn?re ein Unget?m ihm die Kehle zusammen, er konnte kein Wort herausbringen. So stand er da, das ungl?ckliche Blatt in der Hand, aber der Archivarius Lindhorst lachte laut auf und sagte: "Lassen Sie sich das nicht anfechten, wertester Herr Anselmus; was Sie bisher nicht vollbringen konnten, wird hier bei mir vielleicht besser sich f?gen; ohnedies finden Sie ein besseres Material, als Ihnen sonst wohl zu Gebote stand. Fangen Sie nur getrost an!" – Der Archivarius Lindhorst holte erst eine fl?ssige schwarze Masse, die einen ganz eigent?mlichen Geruch verbreitete, sonderbar gef?rbte, scharf zugespitzte Federn und ein Blatt von besonderer Wei?e und Gl?tte, dann aber ein arabisches Manuskript aus einem verschlossenen Schranke herbei, und so wie Anselmus sich zur Arbeit gesetzt, verlie? er das Zimmer. Der Student Anselmus hatte schon ?fters arabische Schrift kopiert, die erste Aufgabe schien ihm daher nicht so schwer zu l?sen. "Wie die Hahnenf??e in meine sch?ne englische Kursivschrift gekommen, mag Gott und der Archivarius Lindhorst wissen," sprach er, "aber da? sie nicht von meiner Hand sind, darauf will ich sterben." – Mit jedem Worte, das nun wohlgelungen auf dem Pergamente stand, wuchs sein Mut und mit ihm seine Geschicklichkeit. In der Tat schrieb es sich mit den Federn ganz herrlich, und die geheimnisvolle Tinte flo? rabenschwarz und gef?gig auf das blendend wei?e Pergament. Als er nun so emsig und mit angestrengter Aufmerksamkeit arbeitete, wurde es ihm immer heimlicher in dem einsamen Zimmer, und er hatte sich schon ganz in das Gesch?ft, welches er gl?cklich zu vollenden hoffte, geschickt, als auf den Schlag drei Uhr ihn der Archivarius in das Nebenzimmer zu dem wohlbereiteten Mittagsmahl rief. Bei Tische war der Archivarius Lindhorst bei ganz besonderer heiterer Laune; er erkundigte sich nach des Studenten Anselmus Freunden, dem Konrektor Paulmann und dem Registrator Heerbrand und wu?te vorz?glich von dem letztern recht viel Erg?tzliches zu erz?hlen. Der gute alte Rheinwein schmeckte dem Anselmus gar sehr und machte ihn gespr?chiger, als er wohl sonst zu sein pflegte. Auf den Schlag vier Uhr stand er auf, um an seine Arbeit zu gehen, und diese P?nktlichkeit schien dem Archivarius Lindhorst wohl zu gefallen. War ihm schon vor dem Essen das Kopieren der arabischen Zeichen gegl?ckt, so ging die Arbeit jetzt noch viel besser vonstatten, ja er konnte selbst die Schnelle und Leichtigkeit nicht begreifen, womit er die krausen Z?ge der fremden Schrift nachzumalen vermochte. – Aber es war als fl?sterte aus dem innersten Gem?te eine Stimme in vernehmlichen Worten: ach! k?nntest du denn das vollbringen, wenn du sie nicht in Sinn und Gedanken tr?gest, wenn du nicht an sie, an ihre Liebe glaubtest? – Da wehte es wie in leisen, leisen, lispelnden Kristallkl?ngen durch das Zimmer: Ich bin Dir nahe – nahe – nahe! – ich helfe Dir – sei mutig – sei standhaft, lieber Anselmus! – ich m?he mich mit Dir, damit Du mein werdest! Und so wie er voll inneren Entz?ckens die T?ne vernahm, wurden ihm immer verst?ndlicher die unbekannten Zeichen – er durfte kaum mehr hineinblicken in das Original – ja es war, als st?nden schon wie in blasser Schrift die Zeichen auf dem Pergament, und er d?rfe sie nur mit ge?bter Hand schwarz ?berziehen. So arbeitete er fort von lieblichen tr?stenden Kl?ngen, wie von s??em zartem Hauch umflossen, bis die Glocke sechs Uhr schlug und der Archivarius Lindhorst in das Zimmer trat. Er ging sonderbar l?chelnd an den Tisch, Anselmus stand schweigend auf, der Archivarius sah ihn noch immer so wie in h?hnendem Spott l?cheld [l?chelnd] an; kaum hatte er aber in die Abschrift geblickt, als das L?cheln in dem tiefen feierlichen Ernst unterging, zu dem sich alle Muskeln des Gesichts verzogen. – Bald schien er nicht mehr derselbe. Die Augen, welche sonst funkelndes Feuer strahlten, blickten jetzt mit unbeschreiblicher Milde den Anselmus an, eine sanfte R?te f?rbte die bleichen Wangen, und statt der Ironie, die sonst den Mund zusammenpre?te, schienen die weichgeformten anmutigen Lippen sich zu ?ffnen zur weisheitvollen ins Gem?t dringenden Rede. Die ganze Gestalt war h?her, w?rdevoller; der weite Schlafrock legte sich wie ein K?nigsmantel in breiten Falten um Brust und Schultern, und durch die wei?en L?ckchen, welche an der hohen offenen Stirn lagen, schlang sich ein schmaler goldner Reif. "Junger Mensch," fing der Archivarius an im feierlichen Ton, "junger Mensch, ich habe noch ehe Du es ahntest, all’ die geheimen Beziehungen erkannt, die Dich an mein Liebstes, Heiligstes fesseln! – Serpentina liebt Dich, und ein seltsames Geschick, dessen verh?ngnisvollen Faden feindliche M?chte spannen, ist erf?llt, wenn sie Dein wird, und wenn Du als notwendige Mitgift den goldnen Topf erh?ltst, der ihr Eigentum ist. Aber nur dem Kampfe entsprie?t Dein Gl?ck im h?heren Leben. Feindliche Prinzipe fallen Dich an, und nur die innere Kraft, mit der Du den Anfechtungen widerstehst, kann Dich retten von Schmach und Verderben. Indem Du hier arbeitest, ?berstehst Du Deine Lehrzeit; Glauben und Erkenntnis f?hren Dich zum nahen Ziele, wenn Du festh?ltst an dem, was Du beginnen mu?test. Trage sie recht getreulich im Gem?te, sie, die Dich liebt, und Du wirst die herrlichen Wunder des goldnen Topfs schauen und gl?cklich sein immerdar. – Gehab Dich wohl! Der Archivarius Lindhorst erwartet Dich morgen um zw?lf Uhr in Deinem Kabinet! – Gehab Dich wohl!" – Der Archivarius schob den Studenten Anselmus sanft zur T?r hinaus, die er dann verschlo?, und er befand sich in dem Zimmer, in welchem er gespeist, dessen einzige T?r auf den Flur f?hrte. Ganz bet?ubt von den wunderbaren Erscheinungen blieb er vor der Haust?r stehen, da wurde ?ber ihm ein Fenster ge?ffnet, er schaute hinauf, es war der Archivarius Lindhorst; ganz der Alte im wei?grauen Rocke, wie er ihn sonst gesehen. – Er rief ihm zu: "Ei, werter Herr Anselmus, wor?ber sinnen Sie denn so, was gilt’s, das Arabische geht Ihnen nicht aus dem Kopf? Gr??en Sie doch den Herrn Konrektor Paulmann, wenn Sie etwa zu ihm gehen, und kommen Sie morgen Punkt zw?lf Uhr wieder. Das Honorar f?r heute steckt bereits in Ihrer rechten Westentasche." – Der Student Anselmus fand wirklich den blanken Speziestaler in der bezeichneten Tasche, aber er freute sich gar nicht dar?ber. – "Was aus dem allen werden wird, wei? ich nicht," sprach er zu sich selbst; "umf?ngt mich aber auch nur ein toller Wahn und Spuk, so lebt und webt doch in meinem Innern die liebliche Serpentina, und ich will, ehe ich von ihr lasse, lieber untergehen ganz und gar, denn ich wei? doch, da? der Gedanke in mir ewig ist, und kein feindliches Prinzip kann ihn vernichten; aber ist der Gedanke denn was anderes als Serpentina’s Liebe?" Siebente Vigilie Endlich klopfte der Konrektor Paulmann die Pfeife aus, sprechend: Nun ist es doch wohl Zeit, sich zur Ruhe zu begeben. – "Ja wohl," erwiderte die durch des Vaters l?ngeres Aufbleiben be?ngstete Veronika, "denn es schlug l?ngst zehn Uhr." Kaum war nun der Konrektor in sein Studier- und Schlafzimmer gegangen, kaum hatten Fr?nzchens schwerere Atemz?ge kundgetan, da? sie wirklich fest eingeschlafen, als Veronika, die sich zum Schein auch ins Bett gelegt, leise, leise wieder aufstand, sich anzog, den Mantel umwarf und zum Hause hinausschl?pfte. – Seit dem Augenblick, als Veronika die alte Lise verlassen, stand ihr unaufh?rlich der Anselmus vor Augen, und sie wu?te selbst nicht, welch eine fremde Stimme im Innern ihr immer und ewig wiederholte, da? sein Widerstreben von einer ihr feindlichen Person herr?hre, die ihn in Banden halte, welche Veronika durch geheimnisvolle Mittel der magischen Kunst zerrei?en k?nne. Ihr Vertrauen zu der alten Lise wuchs mit jedem Tage, und selbst der Eindruck des Unheimlichen, Grausigen stumpfte sich ab, so da? alles Wunderliche, Seltsame ihres Verh?ltnisses mit der Alten ihr nur im Schimmer des Ungew?hnlichen, Romanhaften erschien, wovon sie eben recht angezogen wurde. Deshalb stand auch der Vorsatz bei ihr fest, selbst mit Gefahr, vermi?t zu werden und in tausend Unannehmlichkeiten zu geraten, das Abenteuer der Tag- und Nachtgleiche zu bestehen. – Endlich war nun die verh?ngnisvolle Nacht des ?quinoktiums, in der ihr die alte Lise H?lfe und Trost verhei?en, eingetreten, und Veronika, mit dem Gedanken der n?chtlichen Wanderung l?ngst vertraut geworden, f?hlte sich ganz ermutigt. Pfeilschnell flog sie durch die einsamen Stra?en, des Sturmes nicht achtend, der durch die L?fte brauste und ihr die dicken Regentropfen ins Gesicht warf. Mit dumpf dr?hnendem Klange schlug die Glocke des Kreuzturmes elf Uhr, als Veronika ganz durchn??t vor dem Hause der Alten stand. "Ei, Liebchen, Liebchen, schon da! – nun warte, warte!" – rief es von oben herab – und gleich darauf stand auch die Alte, mit einem Korbe beladen und von ihrem Kater begleitet, vor der T?r. "So wollen wir denn gehen und tun und treiben, was ziemlich ist und gedeiht in der Nacht, die dem Werke g?nstig." Dies sprechend ergriff die Alte mit kalter Hand die zitternde Veronika, welcher sie den schweren Korb zu tragen gab, w?hrend sie selbst einen Kessel, Dreifu? und Spaten auspackte. Als sie ins Freie kamen, regnete es nicht mehr, aber der Sturm war st?rker geworden; tausendstimmig heulte es in den L?ften. Ein entsetzlicher herzzerschneidender Jammer t?nte herab aus den schwarzen Wolken, die sich in schneller Flucht zusammenballten und alles einh?llten in dicke Finsternis. Aber die Alte schritt rasch fort, mit gellender Stimme rufend: "leuchte – leuchte, mein Junge!" Da schl?ngelten und kreuzten sich blaue Blitze vor ihnen her, und Veronika wurde inne, da? der Kater knisternde Funken spr?hend und leuchtend vor ihnen herumsprang, und dessen ?ngstliches grausiges Zetergeschrei sie vernahm, wenn der Sturm nur einen Augenblick schwieg. – Ihr wollte der Atem vergehen, es war als griffen eiskalte Krallen in ihr Inneres, aber gewaltsam raffte sie sich zusammen, und sich fester an die Alte klammernd sprach sie: "Nun mu? alles vollbracht werden, und es mag geschehen was da will!" – "Recht so, mein T?chterchen!" erwiderte die Alte, "bleibe fein standhaft, und ich schenke Dir was Sch?nes und dem Anselmus obendrein!" Endlich stand die Alte still und sprach: "Nun sind wir an Ort und Stelle!" Sie grub ein Loch in die Erde, sch?ttete Kohlen hinein und stellte den Dreifu? dar?ber, auf den sie den Kessel setzte. Alles dieses begleitete sie mit seltsamen Geb?rden, w?hrend der Kater sie umkreiste. Aus seinem Schweif spr?hten Funken, die einen Feuerreif bildeten. Bald fingen die Kohlen an zu gl?hen, und endlich schlugen blaue Flammen unter dem Dreifu? hervor. Veronika mu?te Mantel und Schleier ablegen und sich bei der Alten niederkauern, die ihre H?nde ergriff und fest dr?ckte, mit den funkelnden Augen das M?dchen anstarrend. Nun fingen die sonderbaren Massen – waren es Blumen – Metalle – Kr?uter – Tiere, man konnte es nicht unterscheiden – die die Alte aus dem Korbe genommen und in den Kessel geworfen, an zu sieden und zu brausen. Die Alte lie? Veronika los, sie ergriff einen eisernen L?ffel, mit dem sie in die gl?hende Masse hineinfuhr und darin r?hrte, w?hrend Veronika auf ihr Gehei? festen Blickes in den Kessel hineinschauen und ihre Gedanken auf den Anselmus richten mu?te. Nun warf die Alte aufs neue blinkende Metalle und auch eine Haarlocke, die sich Veronika vom Kopfwirbel geschnitten, sowie einen kleinen Ring, den sie lange getragen, in den Kessel, indem sie unverst?ndliche, durch die Nacht grausig gellende T?ne ausstie?, und der Kater im unaufh?rlichen Rennen winselte und ?chzte. – Ich wollte, da? Du, g?nstiger Leser, am dreiundzwanzigsten September auf der Reise nach Dresden begriffen gewesen w?rest; vergebens suchte man, als der sp?te Abend hereinbrach, Dich auf der letzten Station aufzuhalten; der freundliche Wirt stellte Dir vor, es st?rme und regne doch gar zu sehr und ?berhaupt sei es auch nicht geheuer in der ?quinoktialnacht so ins Dunkle hineinzufahren; aber Du achtetest dessen nicht, indem Du ganz richtig annahmst: ich zahle dem Postillon einen ganzen Taler Trinkgeld und bin sp?testens um ein Uhr in Dresden, wo mich im goldenen Engel oder im Helm oder in der Stadt Naumburg ein gut zugerichtetes Abendessen und ein weiches Bett erwartet. Wie Du nun so in der Finsternis daherf?hrst, siehst Du pl?tzlich in der Ferne ein ganz seltsames flackerndes Leuchten. N?her gekommen erblickst Du einen Feuerreif, in dessen Mitte bei einem Kessel, aus dem dicker Qualm und blitzende rote Strahlen und Funken emporschie?en, zwei Gestalten sitzen. Gerade durch das Feuer geht der Weg, aber die Pferde prusten und stampfen und b?umen sich – der Postillon flucht und betet – und peitscht auf die Pferde hinein – sie gehen nicht von der Stelle. – Unwillk?rlich springst Du aus dem Wagen und rennst einige Schritte vorw?rts. Nun siehst Du deutlich das schlanke holde M?dchen, die im wei?en d?nnen Nachtgewande bei dem Kessel kniet. Der Sturm hat die Flechten aufgel?st und das lange kastanienbraune Haar flattert frei in den L?ften. Ganz im blendenden Feuer der unter dem Dreifu? emporflackernden Flammen steht das engelsch?ne Gesicht, aber in dem Entsetzen, das seinen Eisstrom dar?ber go?, ist es erstarrt zur Totenbleiche, und in dem stieren Blick, in den hinaufgezogenen Augenbrauen, in dem Munde, der sich vergebens dem Schrei der Todesangst ?ffnet, welcher sich nicht der von namenloser Folter gepre?ten Brust entwinden kann, siehst Du ihr Grausen, ihr Entsetzen; die kleinen H?ndchen h?lt sie krampfhaft zusammengefaltet in die H?he, als riefe sie betend die Schutzengel herbei, sie zu schirmen vor den Unget?men der H?lle, die, dem m?chtigen Zauber gehorchend, nun gleich erscheinen werden. – So kniet sie da, unbeweglich wie ein Marmorbild. Ihr gegen?ber sitzt auf dem Boden niedergekauert ein langes, hageres, kupfergelbes Weib mit spitzer Habichtsnase und funkelnden Katzenaugen; aus dem schwarzen Mantel, den sie umgeworfen, starren die nackten kn?chernen Arme hervor, und r?hrend in dem H?llensud lacht und ruft sie mit kr?chzender Stimme durch den brausenden tosenden Sturm. – Ich glaube wohl, da? Dir, g?nstiger Leser, kenntest du auch sonst keine Furcht und Scheu, sich doch bei dem Anblick dieses Rembrandtschen oder H?llen-Breughelschen Gem?ldes, das nun ins Leben getreten, vor Grausen die Haare auf dem Kopfe gestr?ubt h?tten. Aber Dein Blick konnte nicht loskommen von dem im h?llischen Treiben befangenen M?dchen, und der elektrische Schlag, der durch alle Deine Fibern und Nerven zitterte, entz?ndete mit der Schnelligkeit des Blitzes in Dir den mutigen Gedanken, Trotz zu bieten den geheimnisvollen M?chten des Feuerkreises; in ihm ging Dein Grausen unter, ja der Gedanke selbst keimte auf in diesem Grausen und Entsetzen als dessen Erzeugnis. Es war Dir, als seist Du selbst der Schutzengel einer, zu denen das zum Tode ge?ngstigte M?dchen flehte, ja als m??test Du nur gleich Dein Taschenpistol hervorziehen und die Alte ohne weiteres totschie?en! Aber, indem Du das lebhaft dachtest, schriest Du laut auf: Heda! oder: was gibt es dorten? oder: was treibt ihr da? – Der Postillon stie? schmetternd in sein Horn, die Alte kugelte um in ihren Sud hinein, und alles war mit einem Mal verschwunden in dickem Qualm. – Ob Du das M?dchen, das Du nun mit recht innigem Verlangen in der Finsternis suchtest, gefunden h?ttest, mag ich nicht behaupten, aber den Spuk des alten Weibes hattest Du zerst?rt, und den Bann des magischen Kreises, in den sich Veronika leichtsinnig begeben, gel?st. – Weder Du, g?nstiger Leser, noch sonst jemand, fuhr oder ging aber am dreiundzwanzigsten September in der st?rmischen den Hexenk?nsten g?nstigen Nacht des Weges, und Veronika mu?te ausharren am Kessel in t?dlicher Angst, bis das Werk der Vollendung nahe. – Sie vernahm wohl, wie es um sie her heulte und brauste, wie allerlei widrige Stimmen durcheinander bl?kten und schnatterten, aber sie schlug die Augen nicht auf, denn sie f?hlte, wie der Anblick des Gr??lichen, des Ensetzlichen [Entsetzlichen], von dem sie umgeben, sie in unheilbaren zerst?renden Wahnsinn st?rzen k?nne. Die Alte hatte aufgeh?rt im Kessel zu r?hren, immer schw?cher und schw?cher wurde der Qualm und zuletzt brannte nur eine leichte Spiritusflamme im Boden des Kessels. Da rief die Alte: Veronika, mein Kind! mein Liebchen! schau hinein in den Grund! was siehst Du denn – was siehst Du denn? – Aber Veronika vermochte nicht zu antworten, unerachtet es ihr schien, als drehten sich allerlei verworrene Figuren im Kessel durcheinander; immer deutlicher und deutlicher gingen Gestalten hervor, und mit einem Mal trat, sie freundlich anblickend und die Hand ihr reichend, der Student Anselmus aus der Tiefe des Kessels. Da rief sie laut: Ach, der Anselmus! – der Anselmus! – Rasch ?ffnete die Alte den am Kessel befindlichen Hahn, und gl?hendes Metall str?mte zischend und prasselnd in eine kleine Form, die sie daneben gestellt. Nun sprang das Weib auf und kreischte, mit wilder gr??licher Geb?rde sich herumschwingend: Vollendet ist das Werk – Dank Dir, mein Junge! – hast Wache gehalten – Hui – Hui – er kommt! – bei? ihn tot, bei? ihn tot! Aber da brauste es m?chtig durch die L?fte, es war als rausche ein ungeheurer Adler herab, mit den Fittichen um sich schlagend, und es rief mit entsetzlicher Stimme: "Hei, hei! – ihr Gesindel! nun ist’s aus – nun ist’s aus – fort zu Haus!" Die Alte st?rzte heulend nieder, aber der Veronika vergingen Sinn und Gedanken. – Als sie wieder zu sich selbst kam, war es heller Tag geworden, sie lag in ihrem Bette und Fr?nzchen stand mit einer Tasse dampfenden Tees vor ihr, sprechend: Aber sage mir nur, Schwester, was Dir ist! da stehe ich nun schon eine Stunde oder l?nger vor Dir, und Du liegst wie in der Fieberhitze besinnungslos da und st?hnest und ?chzest, da? uns angst und bange wird. Der Vater ist Deinetwegen heute nicht in die Klasse gegangen und wird gleich mit dem Herrn Doktor hereinkommen. – Veronika nahm schweigend den Tee; indem sie ihn hinunterschl?rfte, traten ihr die gr??lichen Bilder der Nacht lebhaft vor Augen. "So war denn wohl alles nur ein ?ngstlicher Traum, der mich gequ?lt hat? – Aber ich bin doch gestern Abend wirklich zur Alten gegangen, es war ja der dreiundzwanzigste September? – Doch bin ich wohl schon gestern recht krank geworden und habe mir das alles nur eingebildet, und nichts hat mich krank gemacht, als das ewige Denken an den Anselmus und an die wunderliche alte Frau, die sich f?r die Lise ausgab und mich wohl nur damit geneckt hat." – Fr?nzchen, die hinausgegangen, trat wieder herein mit Veronika’s ganz durchn??tem Mantel in der Hand. "Sieh nur, Schwester!" sagte sie, "wie es Deinem Mantel ergangen ist; da hat der Sturm in der Nacht das Fenster aufgerissen und den Stuhl, auf dem der Mantel lag, umgeworfen, da hat es nun wohl hineingeregnet, denn der Mantel ist ganz na?." – Das fiel der Veronika schwer aufs Herz, denn sie merkte nun wohl, da? nicht ein Traum sie gequ?lt, sondern da? sie wirklich bei der Alten gewesen. Da ergriff sie Angst und Grausen und ein Fieberfrost zitterte durch alle Glieder. Im krampfhaften Erbeben zog sie die Bettdecke fest ?ber sich; aber da f?hlte sie, da? etwas Hartes ihre Brust dr?ckte, und als sie mit der Hand danach fa?te, schien es ein Medaillon zu sein; sie zog es hervor, als Fr?nzchen mit dem Mantel fortgegangen, und es war ein kleiner runder hellpolierter Metallspiegel. "Das ist ein Geschenk der Alten[,]" rief sie lebhaft, und es war als sch?ssen feurige Strahlen aus dem Spiegel, die in ihr Innerstes drangen und es wohltuend erw?rmten; der Fieberfrost war vor?ber und es durchstr?mte sie ein unbeschreibliches Gef?hl von Behaglichkeit und Wohlsein. An den Anselmus mu?te sie denken, und als sie immer fester und fester den Gedanken auf ihn richtete, da l?chelte er ihr freundlich aus dem Spiegel entgegen wie ein lebhaftes Miniaturportr?t. Aber bald war es ihr, als s?he sie nicht mehr das Bild – nein! – sondern den Studenten Anselmus selbst leibhaftig. Er sa? in einem hohen seltsam ausstaffierten Zimmer und schrieb emsig. Veronika wollte zu ihm hintreten, ihn auf die Schulter klopfen und sprechen: Herr Anselmus, schauen Sie doch um sich, ich bin ja da! Aber das ging durchaus nicht an, denn es war als umgebe ihn ein leuchtender Feuerstrom, und wenn Veronika recht genau hinsah, waren es doch nur gro?e B?cher mit vergoldetem Schnitt. Aber endlich gelang es der Veronika, den Anselmus ins Auge zu fassen, da war es als m?sse er im Anschauen sich erst auf sie besinnen, doch endlich l?chelte er und sprach: Ach! – sind Sie es, liebe Mademoiselle Paulmann? Aber warum belieben Sie sich denn zuweilen als Schl?nglein zu geb?rden? Veronika mu?te ?ber diese seltsamen Worte laut auflachen; dar?ber erwachte sie wie aus einem tiefen Traume, und sie verbarg schnell den kleinen Spiegel, als die T?r aufging und der Konrektor Paulmann mit dem Doktor Eckstein ins Zimmer kam. Der Doktor Eckstein ging sogleich ans Bett, fa?te lange in tiefem Nachdenken versunken Veronika’s Puls und sagte dann: Ei! Ei! Hierauf schrieb er ein Rezept, fa?te noch einmal den Puls, sagte wiederum: Ei! Ei! und verlie? die Patientin. Aus diesen ?u?erungen des Doktors Eckstein konnte aber der Konrektor Paulmann nicht recht deutlich entnehmen, was der Veronika denn wohl eigentlich fehlen m?ge. Achte Vigilie Die Bibliothek der Palmb?ume. – Schicksale eines ungl?cklichen Salamanders. – Wie die schwarze Feder eine Runkelr?be liebkoste und der Registrator Heerbrand sich sehr betrank. Der Student Anselmus hatte nun schon mehrere Tage bei dem Archivarius Lindhorst gearbeitet; diese Arbeitsstunden waren f?r ihn die gl?cklichsten seines Lebens, denn immer von lieblichen Kl?ngen von Serpentina’s tr?stenden Worten umflossen, ja oft von einem vor?bergleitenden Hauche leise ber?hrt, durchstr?mte ihn eine nie gef?hlte Behaglichkeit, die oft bis zur h?chsten Wonne stieg. Jede Not, jede kleinliche Sorge seiner d?rftigen Existenz war ihm aus Sinn und Gedanken entschwunden, und in dem neuen Leben, das ihm wie im hellen Sonnenglanze aufgegangen, begriff er alle Wunder einer h?heren Welt, die ihn sonst mit Staunen, ja mit Grausen erf?llt hatten. Mit dem Abschreiben ging es sehr schnell, indem es ihm immer mehr d?nkte, er schreibe nur l?ngst gekannte Z?ge auf das Pergament hin und d?rfe kaum nach dem Original sehen, um alles mit der gr??ten Genauigkeit nachzumalen. – Au?er der Tischzeit lie? sich der Archivarius Lindhorst nur dann und wann sehen, aber jedesmal erschien er genau in dem Augenblick, wenn Anselmus eben die letzten Zeichen einer Handschrift vollendet hatte, und gab ihm dann eine andere, verlie? ihn aber gleich wieder schweigend, nachdem er nur mit einem schwarzen St?bchen die Tinte umger?hrt und die gebrauchten Federn mit neuen, sch?rfer gespitzten vertauscht hatte. Eines Tages, als Anselmus mit dem Glockenschlag zw?lf bereits die Treppe hinaufgestiegen, fand er die T?r, durch die er gew?hnlich hineingegangen, verschlossen, und der Archivarius Lindhorst erschien in seinem wunderlichen wie mit gl?nzenden Blumen bestreuten Schlafrock von der andern Seite. Er rief laut: "Heute kommen Sie nur hier herein, werter Anselmus, denn wir m?ssen in das Zimmer, wo Bhogovotgita’s Meister unsrer warten." Er schritt durch den Korridor und f?hrte Anselmus durch dieselben Gem?cher und S?le, wie das erste Mal. Der Student Anselmus erstaunte auf’s neue ?ber die wunderbare Herrlichkeit des Gartens, aber er sah nun deutlich, da? manche seltsame Bl?ten, die an den dunklen B?schen hingen, eigentlich in gl?nzenden Farben prunkende Insekten waren, die mit den Fl?glein auf und nieder schlugen und durcheinander tanzend und wirbelnd sich mit ihren Saugr?sseln zu liebkosen schienen. Dagegen waren wieder die rosenfarbenen und himmelblauen V?gel duftende Blumen, und der Geruch, den sie verbreiteten, stieg aus ihren Kelchen empor in leisen lieblichen T?nen, die sich mit dem Gepl?tscher der fernen Brunnen, mit dem S?useln der hohen Stauden und B?ume zu geheimnisvollen Akkorden einer tiefklagenden Sehnsucht vermischten. Die Spottv?gel, die ihn das erste Mal so geneckt und geh?hnt, flatterten ihm wieder um den Kopf und schrieen mit ihren feinen Stimmchen unaufh?rlich: "Herr Studiosus, Herr Studiosus, eilen Sie nicht so – gucken Sie nicht so in die Wolken – Sie k?nnten auf die Nase fallen. – He, he! Herr Studiosus – nehmen Sie den Pudermantel um – Gevatter Schuhu soll Ihnen den Toupet frisieren." So ging es fort in allerlei dummem Geschw?tz, bis Anselmus den Garten verlassen. Der Archivarius Lindhorst trat endlich in das azurblaue Zimmer; der Porphyr mit dem goldnen Topf war verschwunden, statt dessen stand ein mit violettem Samt behangener Tisch, auf dem die dem Anselmus bekannten Schreibmaterialien befindlich, in der Mitte des Zimmers und ein ebenso beschlagener Lehnstuhl stand vor demselben. "Lieber Herr Anselmus," sagte der Archivarius Lindhorst, "Sie haben nun schon manches Manuskript schnell und richtig zu meiner Zufriedenheit kopiert, Sie haben sich mein Zutrauen erworben; das Wichtigste bleibt aber noch zu tun ?brig, und das ist das Abschreiben oder vielmehr Nachmalen gewisser in besonderen Zeichen geschriebener Werke, die ich hier in diesem Zimmer aufbewahre und die nur an Ort und Stelle kopiert werden k?nnen. Sie werden daher k?nftig hier arbeiten, aber ich mu? Ihnen die gr??te Vorsicht und Aufmerksamkeit empfehlen; ein falscher Strich, oder was der Himmel verh?ten m?ge, ein Tintenfleck auf das Original gespritzt, st?rzt Sie ins Ungl?ck." – Anselmus bemerkte, da? aus den goldnen St?mmen der Palmb?ume kleine smaragdgr?ne Bl?tter herausragten; eins dieser Bl?tter erfa?te der Archivarius, und Anselmus wurde gewahr, da? das Blatt eigentlich in einer Pergamentrolle bestand, die der Archivarius aufwickelte und vor ihm auf den Tisch breitete. Anselmus wunderte sich nicht wenig ?ber die seltsam verschlungenen Zeichen, und bei dem Anblick der vielen P?nktchen, Striche und Z?ge und Schn?rkel, die bald Pflanzen, bald Moose, bald Tiergestalten darzustellen schienen, wollte ihm beinahe der Mut sinken, alles so genau nachmalen zu k?nnen. Er geriet dar?ber in tiefe Gedanken. "Mut gefa?t, junger Mensch!" rief der Archivarius, "hast Du bew?hrten Glauben und wahre Liebe, so hilft Dir Serpentina!" Seine Stimme t?nte wie klingendes Metall, und als Anselmus in j?hem Schreck aufblickte, stand der Archivarius Lindhorst in der k?niglichen Gestalt vor ihm, wie er ihm bei dem ersten Besuch im Bibliothekzimmer erschienen. Es war dem Anselmus, als m?sse er von Ehrfurcht durchdrungen auf die Knie sinken, aber da stieg der Archivarius Lindhorst an dem Stamm eines Palmbaums in die H?he und verschwand in den smaragdnen Bl?ttern. – Der Student Anselmus begriff, da? der Geisterf?rst mit ihm gesprochen und nun in sein Studierzimmer hinaufgestiegen, um vielleicht mit den Strahlen, die einige Planeten als Gesandte zu ihm geschickt, R?cksprache zu halten, was nun mit ihm und der holden Serpentina geschehen solle. – Auch kann es sein, dachte er ferner, da? ihn Neues von den Quellen des Nils erwartet, oder da? ein Magus aus Lappland ihn besucht – mir geziemt es nun, emsig an die Arbeit zu gehen. – Und damit fing er an die fremden Zeichen der Pergamentrolle zu studieren. – Die wunderbare Musik des Gartens t?nte zu ihm her?ber und umgab ihn mit s??en lieblichen D?ften, auch h?rte er wohl die Spottv?gel kickern, doch verstand er ihre Worte nicht, was ihm auch recht lieb war. Zuweilen war es auch als rauschten die smaragdenen Bl?tter der Palmb?ume und als strahlten dann die holden Kristallkl?nge, welche Anselmus an jenem verh?ngnisvollen Himmelfahrtstage unter dem Holunderbusch h?rte, durch das Zimmer. Der Student Anselmus, wunderbar gest?rkt durch dies T?nen und Leuchten, richtete immer fester und fester Sinn und Gedanken auf die ?berschrift der Pergamentrolle, und bald f?hlte er wie aus dem Innersten heraus, da? die Zeichen nichts anders bedeuten k?nnten, als die Worte: Von der Verm?hlung des Salamanders mit der gr?nen Schlange. – Da ert?nte ein starker Dreiklang heller Kristallglocken. – "Anselmus, lieber Anselmus," wehte es ihm zu aus den Bl?ttern, und o Wunder! an dem Stamm des Palmbaums schl?ngelte sich die gr?ne Schlange herab. – "Serpentina! holde Serpentina!" rief Anselmus wie im Wahnsinn des h?chsten Entz?ckens, denn so wie er sch?rfer hinblickte, da war es ja ein liebliches herrliches M?dchen, die mit den dunkelblauen Augen, wie sie in seinem Innern lebten, voll unaussprechlicher Sehnsucht ihn anschauend, ihm entgegenschwebte. Die Bl?tter schienen sich herabzulassen und auszudehnen, ?berall spro?ten Stacheln aus den St?mmen, aber Serpentina wand und schl?ngelte sich geschickt durch, indem sie ihr flatterndes, wie in schillernden Farben gl?nzendes Gewand nach sich zog, so da? es sich dem schlanken K?rper anschmiegend nirgends h?ngen blieb an den hervorragenden Spitzen und Stacheln der Palmb?ume. Sie setzte sich neben dem Anselmus auf denselben Stuhl, ihn mit dem Arm umschlingend und an sich dr?ckend, so da? er den Hauch, der von ihren Lippen str?mte, die elektrische W?rme ihres K?rpers f?hlte. "Lieber Anselmus!" fing Serpentina an, "nun bist Du bald ganz mein, durch Deinen Glauben, durch Deine Liebe erringst Du mich, und ich bringe Dir den goldnen Topf, der uns beide begl?ckt immerdar." – "O Du holde, liebe Serpentina," sagte Anselmus, "wenn ich nur Dich habe, was k?mmert mich sonst alles ?brige? Wenn Du nur mein bist, so will ich gern untergehen in all’ dem Wunderbaren und Seltsamen, was mich bef?ngt seit dem Augenblick, als ich Dich sah." – "Ich wei? wohl," fuhr Serpentina fort, "da? das Unbekannte und Wunderbare, womit mein Vater oft nur zum Spiel seiner Laune Dich umfangen, Grausen und Entsetzen in Dir erregt hat, aber jetzt soll es, wie ich hoffe, nicht wieder geschehen, denn ich bin in diesem Augenblick nur da, um Dir, mein lieber Anselmus, alles und jedes aus tiefem Gem?te, aus tiefer Seele haarklein zu erz?hlen, was Dir zu wissen n?tig, um meinen Vater ganz zu kennen und ?berhaupt recht deutlich einzusehen, was es mit ihm und mit mir f?r eine Bewandtnis hat." Dem Anselmus war es, als sei er von der holden lieblichen Gestalt so ganz und gar umschlungen und umwunden, da? er sich nur mit ihr regen und bewegen k?nne, und als sei es nur der Schlag ihres Pulses, der durch seine Fibern und Nerven zitterte; er horchte auf jedes ihrer Worte, das bis in sein Innerstes erklang und wie ein leuchtender Strahl die Wonne des Himmels in ihm entz?ndete. Er hatte den Arm um ihren schlanker als schlanken Leib gelegt, aber der schillernde gl?nzende Stoff ihres Gewandes war so glatt, so schl?pfrig, da? es ihm schien, als k?nne sie, sich ihm schnell entwindend, unaufhaltsam entschl?pfen, und er erbebte bei dem Gedanken. "Ach, verla? mich nicht, holde Serpentina!" rief er unwillk?rlich aus, "nur Du bist mein Leben!" – "Nicht eher heute," sagte Serpentina, "als bis ich alles erz?hlt habe, was Du in Deiner Liebe zu mir begreifen kannst. – Wisse also, Geliebter, da? mein Vater aus dem wunderbaren Geschlecht der Salamander abstammt, und da? ich mein Dasein seiner Liebe zur gr?nen Schlange verdanke. In uralter Zeit herrschte in dem Wunderlande Atlantis der m?chtige Geisterf?rst Phosphorus, dem die Elementargeister dienten. Einst ging der Salamander, den er vor allen liebte (es war mein Vater), in dem pr?chtigen Garten, den des Phosphorus Mutter mit ihren sch?nsten Gaben auf das herrlichste geschm?ckt hatte, umher und h?rte, wie eine hohe Lilie in leisen T?nen sang: "Dr?cke fest die ?uglein zu, bis mein Geliebter, der Morgenwind, Dich weckt." Er trat hinzu; von seinem gl?henden Hauch ber?hrt, erschlo? die Lilie ihre Bl?tter und er erblickte der Lilie Tochter, die gr?ne Schlange, welche in dem Kelch schlummerte. Da wurde der Salamander von hei?er Liebe zu der sch?nen Schlange ergriffen, und er raubte sie der Lilie, deren D?fte in namenloser Klage vergebens im ganzen Garten nach der geliebten Tochter riefen. Denn der Salamander hatte sie in das Schlo? des Phosphorus getragen und bat ihn: verm?hle mich mit der Geliebten, denn sie soll mein eigen sein immerdar. T?richter, was verlangst du! sprach der Geisterf?rst, wisse, da? einst die Lilie meine Geliebte war und mit mir herrschte; aber der Funke, den ich in sie warf, drohte sie zu vernichten und nur der Sieg ?ber den schwarzen Drachen, den jetzt die Erdgeister in Ketten gebunden halten, erhielt die Lilie, da? ihre Bl?tter stark genug blieben, den Funken in sich zu schlie?en und zu bewahren. Aber, wenn Du die gr?ne Schlange umarmst, wird Deine Glut den K?rper verzehren und ein neues Wesen schnell emporkeimend sich Dir entschwingen. Der Salamander achtete der Warnung des Geisterf?rsten nicht; voll gl?henden Verlangens schlo? er die gr?ne Schlange in seine Arme, sie zerfiel in Asche und ein gefl?geltes Wesen aus der Asche geboren rauschte fort durch die L?fte. Da ergriff den Salamander der Wahnsinn der Verzweiflung und er rannte Feuer und Flammen spr?hend durch den Garten und verheerte ihn in wilder Wut, da? die sch?nsten Blumen und Bl?ten verbrannt niedersanken und ihr Jammer die Luft erf?llte. Der hocherz?rnte Geisterf?rst erfa?te im Grimm den Salamander und sprach: Ausgeraset hat Dein Feuer – erloschen sind Deine Flammen, erblindet Deine Strahlen – sinke hinab zu den Erdgeistern, die m?gen Dich necken und h?hnen und gefangen halten, bis der Feuerstoff sich wieder entz?ndet und mit Dir als einem neuen Wesen aus der Erde emporstrahlt. Êîíåö îçíàêîìèòåëüíîãî ôðàãìåíòà. Òåêñò ïðåäîñòàâëåí ÎÎÎ «ËèòÐåñ». Ïðî÷èòàéòå ýòó êíèãó öåëèêîì, êóïèâ ïîëíóþ ëåãàëüíóþ âåðñèþ (https://www.litres.ru/ernst-gofman/ritter-gluck-und-andere-geschichten/?lfrom=688855901) íà ËèòÐåñ. Áåçîïàñíî îïëàòèòü êíèãó ìîæíî áàíêîâñêîé êàðòîé Visa, MasterCard, Maestro, ñî ñ÷åòà ìîáèëüíîãî òåëåôîíà, ñ ïëàòåæíîãî òåðìèíàëà, â ñàëîíå ÌÒÑ èëè Ñâÿçíîé, ÷åðåç PayPal, WebMoney, ßíäåêñ.Äåíüãè, QIWI Êîøåëåê, áîíóñíûìè êàðòàìè èëè äðóãèì óäîáíûì Âàì ñïîñîáîì.
Íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë Ëó÷øåå ìåñòî äëÿ ðàçìåùåíèÿ ñâîèõ ïðîèçâåäåíèé ìîëîäûìè àâòîðàìè, ïîýòàìè; äëÿ ðåàëèçàöèè ñâîèõ òâîð÷åñêèõ èäåé è äëÿ òîãî, ÷òîáû âàøè ïðîèçâåäåíèÿ ñòàëè ïîïóëÿðíûìè è ÷èòàåìûìè. Åñëè âû, íåèçâåñòíûé ñîâðåìåííûé ïîýò èëè çàèíòåðåñîâàííûé ÷èòàòåëü - Âàñ æä¸ò íàø ëèòåðàòóðíûé æóðíàë.